Seminar zum Praktikum Chemie für Physiker Praktikumsleitung: Prof. Dr. J. Plank Organisation und Seminare: Dipl.-Chem. Mirko Gruber Raum 57228 Tel. 13219 E-mail: [email protected] Saalassistent Fatima Bilic, Christof Schröfl 1 Terminplan für das Praktikum Do 25.9 Fr 26.9 Mo 29.9 Di 30.9 Mi 01.10 Do 2.10 Mo 6.10 Di 7.10 Mi 8.10 Seminar PT 4 Seminar PT 5 Seminar PT 6 Seminar PT 7 Seminar PT 8+9 Seminar PT 10 Klausur PT 8+9 PT 10, Platzüber gabe 10.0011.00 11.0012.00 Einführung und Sicherheitsbelehrung Seminar PT 2+3 11.3012.00 12.0017.00 2 Mittagspause Platzüber nahme PT 1 PT 2 PT 3 PT 4 PT 5 PT 6 PT 7 Übersicht 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 3 Einführung (25.9.06) Sicherheitsbelehrung (25.9.06) Übernahme der Ausrüstung (25.9.06) Seminartermine: Mo 25.9-Fr 29.9, Mo 2.10, Mi 4.10-Fr 6.10 Seminare zu den Praktikumstagen - Eine Gruppe stellt jeweils kurz die wichtigsten Ergebnisse des Vortages vor - Jeder rechnet und erklärt eine Probeaufgabe der Klausur Klausur zum Praktikum (Termin ?) Abgabe der Ausrüstung (Fr. 6.10.06, ab 12.00 Uhr) Einführung Voraussetzungen zur Teilnahme am Praktikum • Teilnahme an der Sicherheitsbelehrung • Abschluss einer Laborhaftpflichtversicherung (z. B. Fachschaft Chemie) • Manuskript zum Praktikum (6,50 €) • Schutzbrille • Laborkittel wird empfohlen 4 Arbeits- und Sicherheitsvorschriften 1. Den Sicherheitsanweisungen der Saalaufsicht ist in jedem Fall Folge zu leisten. 2. Die Saalaufsicht steht für alle Fragen zur Verfügung. Sie ist zu informieren bei: a) Laborunfällen (Verätzungen, Schnitte, Verbrennungen etc.) b) Glasbruch und Glasschäden (außer Reagenzgläser u. Pipetten) c) defekten Abzügen d) Kontaminierungen des Peleusballes e) Verschütten von Chemikalien auf den Fußboden 3. Schwangere dürfen aus rechtlichen Gründen nicht am Praktikum teilnehmen. 4. Essen, Trinken und Rauchen sind im Labor nicht erlaubt. 5. Das Betreten der Laborräume ist nur beim Tragen einer geeigneten Schutzbrille gestattet (ggf. Spezialbrille über optischer Brille). 6. Während der Laborarbeiten sind feste Schuhe und Laborkittel zu tragen. 5 Arbeits- und Sicherheitsvorschriften 7. Geraten Chemikalien auf die Haut oder Kleidungsstücke, so ist gründlich mit Wasser zu waschen. Die Kleidungsstücke dürfen im Zweifelsfall nicht weiter getragen werden. 8. Versuche, bei denen gefährliche Gase entstehen können, sind unter den Abzügen durchzuführen. 9. Lange Haare dürfen nicht offen getragen werden. Es wird empfohlen, während der Laborarbeit Uhren, Ringe und Armbänder abzulegen. 10. Die Mengenangaben- und Verhältnisse sind einzuhalten. Arbeiten Sie allenfalls mit kleineren, nicht mit größeren Mengen. 11. Es darf nie direkt aus Vorratsflaschen pipettiert werden (Kontamination). Zur Entnahme ist ein Teil der Lösung in ein geeignetes Gefäß umzufüllen, aus der die Lösung pipettiert werden kann. 12. Konzentrierte Säuren und Basen sind vorsichtig zu verdünnen, wobei die konzentrierte Lösung zum Wasser gegeben wird. ! Erst das Wasser, dann die Säure, sonst passiert das ungeheure ! 6 Arbeits- und Sicherheitsvorschriften 13. Zur Herstellung von Lösungen wird grundsätzlich demineralisiertes Wasser verwendet. Auch die Spritzflaschen sind ausschließlich mit demineralisiertem Wasser zu füllen. 14. Nach Gebrauch sind alle Gefäße gründlich zu reinigen. Kann Schmutz nicht mit der Reagenzglasbürste entfernt werden, so ist konz. HCl oder konz. HNO3 zu verwenden, dabei keine Reagenzglasbürste einsetzen! Zum Schluss erst mit Leitungswasser und anschließend mit demineralisiertem Wasser spülen. 15. Undichte oder verstopfte Büretten sind zu reinigen und von der Saalaufsicht zu fetten. 16. Büretten werden vor dem Gebrauch erst mit demineralisiertem Wasser und dann mit der Maßlösung gespült. Bei der endgültigen Füllung wird über die Eichmarke aufgefüllt und dann der Nullpunkt durch Ablassen von Lösung eingestellt. 7 Arbeits- und Sicherheitsvorschriften 17. Reaktionsgemische mit giftigen Chemikalien werden in Sondermüllbehältern gesammelt. Analysen mit sondermüllpflichtigen Chemikalien sind mit „SM“ gekennzeichnet. 18. Glasbruch wird in einem speziellen Behälter gesammelt. 19. Sparsamer Reagenz- und Indikatorverbrauch sollte selbstverständlich sein. 8 einige Gegenstände der Platzausstattung Peleus-Ball Messzylinder Bechergläser Erlenmeyerkolben 9 Vollpipette 1. Kurstag 10 1. Kurstag – Massenwirkungsgesetz Chemisches Gleichgewicht αA + βB γC + δD Die Geschwindigkeit der Hin- und Rückreaktion hängt von der Konzentration der Reaktionspartner ab: α β v H ≈ c (A) ⋅ c (B) γ δ v R ≈ c ( C) ⋅ c ( D ) v H = k H ⋅ cα (A) ⋅ cβ (B) v R = k H ⋅ c γ ( C) ⋅ c δ ( D ) Im Gleichgewichtszustand sind Hin- und Rückreaktion gleich schnell: vH = vR k H ⋅ cα (A) ⋅ cβ (B) = k R ⋅ c γ (C) ⋅ cδ (D) Damit gilt: k H c γ ( C) ⋅ c δ ( D ) Kc = = α k R c (A) ⋅ cβ (B) Kc= Gleichgewichtskonstante Massenwirkungsgesetz (MWG): Im Gleichgewichtszustand eines chem. Systems besitzt der Quotient aus dem Produkt der Konzentrationen der Reaktionsprodukte und dem Produkt der Konzentrationen der Edukte für eine gegebene Temperatur einen charakteristischen Wert. (Anwendung siehe pH-Wert, Fällungsreaktion) 11 1. Kurstag – Säuren und Basen Säure-Base-Theorie nach Arrhenius: Arrhenius-Säuren bilden in Wasser H+-Ionen. Arrhenius-Basen bilden in Wasser OH--Ionen. Æ Neutralisation: H+(aq) + OH-(aq) Æ H2O Säure-Base-Theorie nach Brönsted: - Brönsted-Säuren sind Verbindungen oder Ionen, die Protonen abspalten können (Protonendonatoren). - Brönsted-Basen sind Verbindungen oder Ionen, die Protonen aufnehmen können (Protonenakzeptoren). Æ Brönsted-Basen besitzen mindestens ein freies Elektronenpaar (zur Aufnahme von Protonen) 12 1. Kurstag – Säuren und Basen Jede Säure geht bei Protonenabgabe in die korrespondierende Base über, aus der durch Protonenaufnahme die korrespondierende Säure zurückgebildet werden kann. Säure HCl H2SO4 HSO4NH4+ CH3COOH Base ClHSO4 SO42NH3 CH3COO- + H+ + H+ + H+ + H+ + H+ + H+ H +H O H Wasser 13 H -H O H H Oxonium-Kation 1. Kurstag – Säuren und Basen -H Cl H Cl +H Chlorwasserstoffsäure (Salzsäure) H Chlorid-Anion H -H H N H H Ammonium-Kation 14 +H N H H Ammoniak 1. Kurstag – Säuren und Basen H H -H O H C O C H H O H C +H C O H Essigsäure Acetat-Anion O O O -H H O S O -H O H S O H +H O Schwefelsäure 15 O S O +H O Hydrogensulfat-Anion O Sulfat-Anion 1. Kurstag – Säuren und Basen Amphotere Moleküle Æ können sowohl als Säuren wie auch als Basen auftreten, z.B. amphotere Spezies Säure- Base-Paar Säure Base H2O H2O H3O+ OH H2O NH3 NH3 NH4+ NH2NH3 HSO4- HSO4H2SO4 SO42HSO4 H O +H+ + 16 H H O H +H+ H H O -H+ -H H +H+ N H + -H H N H H + +H H + -H H N H H 1. Kurstag – Säuren und Basen Stärke von Säuren und Basen (Dissoziation/ Protolyse) Starke Säuren/Basen Æ liegen in wässriger Lösung vollständig dissoziiert vor HA + H2O A- + H3O+ B + H2O BH+ + OH- Beispiel: Säuren Æ Salzsäure (HCl), Salpetersäure (HNO3), Schwefelsäure (H2SO4) Basen Æ Natronlauge (NaOH), Kalilauge (KOH), Calciumhydroxid (Ca(OH)2) Schwache Säuren/Basen Æ liegen in wässriger Lösung nur unvollständig dissoziiert vor HA + H2O A- + H3O+ B BH+ + OH- + H2O Beispiel: Säuren Æ Kohlensäure (H2CO3), Hydrogenphosphationen (H2PO4- und HPO42-), viele organische Säuren wie Essigsäure (CH3COOH), Milchsäure (CH3-CH(OH)-COOH) Basen Æ Ammoniak (NH3), Amine, z.B. (RNH2), viele Metallhydroxyde, z. B. (Fe(OH)2, Al(OH)3) 17 1. Kurstag – Säuren und Basen Æ Je stärker eine Säure, desto schwächer ist ihre korrespondierende Base. Umgekehrt gilt: Je stärker eine Base, desto schwächer ist ihre konjugierte Säure. Stärke von Säuren und Basen 18 1. Kurstag – Säuren und Basen Säure-Base-Theorie nach Lewis: Lewis-Säuren sind Elektronenpaar-Akzeptoren. Lewis-Basen sind Elektronenpaar-Donatoren. Beispiele: F F B F Säure H + N H H Base AlCl3 + Cl- Æ AlCl4S + SO32- Æ S2O32- 19 F F H B N F H H 1. Kurstag – Säuren und Basen Autoprotolyse des Wassers (teilweise Selbstzersetzung) H2O + H2O H3O + OH Im chemischen Gleichgewicht (Hinreaktion genauso schnell wie Rückreaktion) gilt: c(H 3O + ) ⋅ c(OH − ) =K 2 c (H 2 O) Gleichung 1 In reinem Wasser und in verd. Lösungen ist die Konz. der H2O-Moleküle praktisch konstant: 1000 g/l c(H 2 O) = = 55,55 mol/l 18 g/mol + + Da c(H2O)= konstant und c(H3O )=c(H ) gilt nach Gleichung 1: c(H+)·c(OH-) = K ·c2(H2O) = Kw Gleichung 2 In reinem Wasser gilt: + -14 2 2 Kw = c(H ) · c(OH ) = 1,0 · 10 mol /l => Ionenprodukt des Wassers 20 1. Kurstag – Säuren und Basen Um nicht immer mit Potenzzahlen umgehen zu müssen, werden die logarithmischen Größen eingeführt: c(H + ) pH = −log mol/l c(OH − ) pOH = −log mol/l Reines Wasser: pH = 7, saure Lösungen: pH < 7, basische Lösungen: pH > 7 Für das Ioneprodukt des Wasser KW gilt damit: pH + pOH = pK W = 14 21 1. Kurstag – Säuren und Basen Beispiele: Berechne c(H+), c(OH-), pH und pOH einer Salzsäure, die 0,005 mol/l HCl enthält. HCl ist starker Elektrolyt und somit gilt: c(H+) = c(HCl) = 0,005 mol/l => pH = - log (5*10-3) = 2,3 K w = c(H + ) ⋅ c(OH − ) Kw 10 −14 mol 2 /l 2 −12 c(OH ) = = = 2 ⋅ 10 mol/l + −3 2 2 c(H ) 5 ⋅10 mol /l − Æ pOH = - log (2*10-12) = 11,7 Aufgaben: Berechne c(H+), c(OH-), pH und pOH von: a) b) c) 22 Einer Natronlauge (NaOH) mit 0,04 mol/l Einer Salpetersäure (HNO3) mit 0,000002 mol/l Einer Schwefelsäure (H2SO4) mit 0,005 mol/l 1. Kurstag – Säuren und Basen pH-Wert verschiedener Lösungen im Alltag Substanz pH Substanz pH 1 m HCl 0 Milch 6,4-6,7 Magensaft 0,9-2,3 Wasser (chemisch rein, 25°C) 7,0 Zitronensaft 2,0 7,4 Haushaltsessig 2,5-3,0 Seifenlauge 8,2-8,7 Wein 3,5 Lösung von Backpulver 8,5 Regen BRD (Mittel) 4,1 Kalkwasser, gesättigt 12,5 Saure Milch 4,4 Zementleim alkaliarm 12,5-13,0 Bohnenkaffe 5,0 Zementleim alkalireich 13,5-14,0 Unbelastetes Regenwasser 5,6 1 M NaOH 14 Blut Säure-Base-Indikatoren: Organische Farbstoffe, die selbst schwach sauer oder basisch sind und deren Säure eine andere Farbe aufweist als die korrespondierende Base. Beispiel Lackmus: 23 HInd + H2O rot Ind- + H3O+ blau 1. Kurstag – Säuren und Basen Titration von 100 ml HCl c = 0,1 mol/l mit NaOH c = 0,1 mol/l 14 12 101 ml pH-Wert 10 8 100 ml 6 99,99 ml 4 99 ml 2 0 0 20 40 60 80 100 Zugabe NaOH [ml] 24 120 140 160 180 200 1. Kurstag – Säuren und Basen Umschlagbereich verschiedener pH-Indikatoren 25 1. Kurstag – schwache Elektrolyte Schwache Säuren und Basen sind nicht vollständig dissoziiert. Ihr Dissoziationsgrad wird mit a angegeben. Die Angabe erfolgt häufig in %. c( X − ) α= c0 (HX) In Analogie zum Massenwirkungsgesetz kann für die Dissoziation von Säure in Wasser eine Säuredissoziationskonstante angegeben werden. Beispiel Essigsäure: H2O + H3C COOH c(H 3O + ) ⋅ c(CH 3COO − ) = K; c(H 2 O) ⋅ c(CH 3 COOH) H3O + H3C c(H 2 O) = konstant c(H 3O + ) ⋅ c(CH 3COO − ) = K ⋅ c( H 2 O ) = K S c(CH 3 COOH) 26 COO Säuredissoziationskonstante 1. Kurstag – schwache Elektrolyte Aufgabe: Eine wässrige Lösung 0,100 mol/l Essigsäure dissoziiert zu 1,34 %. Wie groß ist die Dissoziationskonstante KS von Essigsäure? CH3COOH CH3COO- + H+ c0(CH3COOH)= 0,100 mol/l; a= 0,0134 c(CH3COO-)= c(H+)= 0,100 mol/l · 0,0134= 0,00134 mol/l c(CH3COOH)= c0(CH3COOH) - c(CH3COO-)= 0,1 mol/l - 0,00134 mol/l= 0,0987 mol/l c(H + ) ⋅ c(CH 3COO − ) c 2 (H + ) 0,00134 2 mol2 /l 2 KS = = = = 1,8 ⋅10 −5 mol/l c(CH 3COOH) c(CH 3COOH) 0,0987 mol/l pK S = −log 1,8 ⋅10 −5 = 4,74 27 1. Kurstag – schwache Elektrolyte Für wässrige Systeme gilt: pKS + pKB = pKW = 14 pH-Wert einer schwachen Säure (Näherung): pH ≈ 1/2 (pKS -log c0/(mol/l) pOH-Wert einer schwachen Base (Näherung): pOH ≈ 1/2 (pKB -log c0/(mol/l) 28 2. Kurstag 29 2. Kurstag – Grundbegriffe Mol Das Mol ist die Stoffmenge eines Systems (Atome, Moleküle, Ionen etc.), das aus ebensoviel Einzelteilchen besteht, wie Atome in 0,012 Kilogramm des 12 Kohlenstoffisotops 6 C enthalten sind. Avogadrosche Konstante (NA) = 6,022 * 1023 mol-1 Molekülmasse M = Summe der Atommassen einer Verbindung M = ∑A 30 m M= n m = Masse [kg] n = Stoffmenge [mol] M = molare Masse [g/mol] 2. Kurstag – Grundbegriffe 31 2. Kurstag – Grundbegriffe Stoffmenge: m n= M m = Masse [g] n = Stoffmenge [mol] M = molare Masse [g/mol] Beispiel: Wie viel g Wasser müssen zu 100 g CaO gegeben werden, damit gleiche Stoffmengen vorhanden sind? CaO + H 2 O ⎯ ⎯→ Ca (OH) 2 n (CaO) = m(CaO) 100g = = 1,786 mol M (CaO) 56 g mol m(H 2 O) = n (CaO) ⋅ M (H 2 O) = 1,786 mol ⋅18 32 g = 32,148 g mol 2. Kurstag – Grundbegriffe Konzentration: n c= V c = Stoffmengenkonzentration [mol/l] n = Stoffmenge [mol] V = Volumen [l] Beispiel: Auf welches Volumen müssen 20g NaOH mit Wasser aufgefüllt werden, um eine Lösung mit 0,1 mol/l zu erhalten? 20g m(NaOH) M(NaOH) 40 g/mol V(Lsg.) = = = 5l c(NaOH) 0,1 mol/l 33 2. Kurstag – Pufferlösungen Wozu Pufferlösungen? z. B. Reaktionen bei definiertem pH-Wert Æ ohne Puffer bleibt pH-Wert nicht stabil (Aufnahme von CO2 aus Luft, Herauslösen von Alkalien aus Gläsern etc.) Æ Pufferlösungen halten pH-Wert weitgehend konstant, auch wenn begrenzt Säuren oder Basen zugesetzt werden Zusammensetzung von Pufferlösungen: konjugiertes Säure-Base-Paar bei relativ hoher Konzentration saurer Puffer: schwache Säure und deren Salz, z. B. Essigsäure/ Natriumacetat basischer Puffer: schwache Base und deren Salz, z. B. Ammoniak/ Ammoniumchlorid Puffersysteme sind sehr wichtig in der Natur, z.B. im Blut: H2CO3 / HCO3- - Puffer, pH (Blut) = 7,5 ± 0,1. 34 2. Kurstag – Pufferlösungen pH-Wert einer Pufferlösung Beispiel: x mol/l Essigsäure + x mol/l Acetat CH 3CO 2 H H + + CH 3CO −2 c(H + ) ⋅ c(CH 3COO − ) x mol/l + = c(H ) ⋅ c(CH 3COOH) x mol/l = K S = 1,8 ⋅10 −5 mol/l pH = pK S = −log(1,8 ⋅10 −5 ) = 4,74 Für eine schwache Säure die ihre konjugierte Base im Stoffmengenverhältnis 1:1 enthält, gilt immer: pH = pKS pH-Wert einer Pufferlösung: (Henderson-Hasselbach-Gleichung): c(HA) pH = pK S − log c(A − ) 35 2. Kurstag – Pufferlösungen Zusammensetzung von Pufferlösung: Für wirksame Pufferlösungen sollte das Stoffmengenverhältnis c(HA)/c(A-) zwischen 1/10 und 10/1 liegen. Aufgabe: Aus Cyansäure (HOCN) und Kaliumcyanat (KOCN) soll eine Pufferlösung mit einem pH-Wert von 3,5 hergestellt werden. Welches Stoffmengenverhältnis wird benötigt? (pKS(HOCN)= 3,92). Lösung: pH = pK S − log c(HOCN) c(NCO − ) c(HOCN) = pK S − pH = 3,92 − 3,50 = 0,42 c(NCO − ) c(HOCN) = 100, 42 = 2,63 − c(NCO ) log 36 2. Kurstag – Titration pH-Wert-Bestimmung zweier starker Elektrolyten Titration: Neutralisationsreaktion bis zum Farbumschlag am Äquivalenzpunkt H + + Cl − + Na + + OH − ⎯ ⎯→ Cl − + Na + + H 2 O Titrationskurve bei Titration von 50 ml HCl (0,1 mol/l) mit NaOH (0,1 mol/l) 37 2. Kurstag – Titration pH-Wert-Bestimmung eines schwachen mit einem starken Elektrolyten Titration: Neutralisationsreaktion bis Indikatorumschlag am Äquivalenzpunkt Titrationskurve bei Titration von 50 ml Essigsäure (0,1 mol/l) mit NaOH (0,1 mol/l) 38 3. Kurstag – Fällungs- und Lösungsreaktionen 39 3. Kurstag – Fällungs- und Lösungsreaktionen Ca2+ + SO42- CaSO4 (Kristall) Massenwirkungsgesetz: 2− k H c(Ca 2+ ) ∗ c(SO 4 ) Kc = = k R c(CaSO 4 , Kristall) Konzentration in einem Kristall ist konstant Î KL(CaSO4)= c(Ca2+) * c(SO42-) Löslichkeitsprodukt Zur besseren Handhabbarkeit: Auflösen eines Salzes in Wasser Æ Gleichgewicht zwischen lösen und kristalliesieren= Sättigungskonzentration 40 pKL= – log KL Die Umkehrung der Lösungsreaktion ist die Fällung. Es gilt: KF= 1/KL; pKF= -pKL 3. Kurstag – Fällungs- und Lösungsreaktionen 41 3. Kurstag – Fällungs- und Lösungsreaktionen Aufgabe 1: Eine Wasserprobe enthält 200 mg Ca2+/l. Wie viel H2SO4 kann höchstens in 1 l Wasser gegeben werden, ohne dass CaSO4 (KL= 2*10-5 mol2/l2) ausfällt? Lösung 1: 0,004 mol H2SO4 Aufgabe 2: Wie viel mg HgS (KL= 2*10-54 mol2/l2) können in einem Schwimmbecken von 20m*50m*2m gelöst werden? Lösung 2: 6,6 * 10-16 mg HgS können gelöst werden. Aufgabe 3: Ab welchem pH-Wert fällt aus einer Lösung mit 400 mg Mg2+/l das Hydroxid aus (KL= 1*10-12 mol3/l3)? Lösung 3: Ab pH 8,89 fällt Mg(OH)2 aus. 42 3. Kurstag – Fällungs- und Lösungsreaktionen Keimbildung 43 3. Kurstag – Fällungs- und Lösungsreaktionen Möglichkeiten zur Abtrennung von Niederschlägen 44 3. Kurstag – Fällungs- und Lösungsreaktionen Temperaturabhängigkeit der Löslichkeit 45 3. Kurstag – Fällungs- und Lösungsreaktionen Beispiele für Fällungsreaktionen Reaktion von Ca(OH)2 mit CO2: Ca(OH)2 + CO2 Æ CaCO3 + H2O Reaktion von CrCl3 mit NaOH: CrCl3 + 3 NaOH Æ Cr(OH)3 + 3 NaCl Reaktion von FeCl3 mit NaOH: FeCl3 + 3 NaOH Æ Fe(OH)3 + 3 NaCl 46 3. Kurstag – Fällungs- und Lösungsreaktionen Übungsaufgaben: 1. Wie viel Wasser wird benötigt, um 1,0 g Cr(OH)3 vollständig zu lösen? KL(Cr(OH)3 = 6,7·10-31 mol4/l4) 2. Ist es möglich 1,0 g Fe(OH)3 in einem Schwimmbecken mit 10.000 m³ Wasser zu lösen? KL(Fe(OH)3 = 3,8·10-38 mol4/l4) 3. Berechne die Löslichkeit von CaSO4 in reinem Wasser und in einer Schwefelsäure mit 0,1 mol/l (die SO42-Konzentration aus dem gelösten Gips kann gegenüber der Schwefelsäure vernachlässigt werden) KL(CaSO4)= -5 2 2 2,4·10 mol /l 4. Wie hoch ist die Löslichkeit von CaCO3 in einer gesättigten Lösung von Ca(OH)2, KL(Ca(OH)2)= 3,9·10-6mol3/l3, KL(CaCO3)= 4,8·10-9 mol2/l2 (die Calciumkonzentration aus dem gelöstenCaCO3 kann vernachlässigt werden). 47 4. Kurstag – Komplexe Komplexe: Bei Komplexbildung gruppieren sich eine bestimmte Anzahl von Molekülen oder Ionen in definierter geometrischer Anordnung um ein zentrales Metallatom oder –ion. Es entsteht eine komplexe Baugruppe, die auch bei Dissoziation der Verbindung als solche erhalten bleibt. FeCl2 + Wasser Æ + CN- = Ligandenaustausch Spektrochemische Reihe der Ligandenfeldaufspaltung (experimentell ermittelt): starke Wechselwirkung schwache Wechselwirkung CO > CN- > en > NH3 > EDTA > H2O > OH- > F- > Cl- > -SCN- > Br48 4. Kurstag – Komplexe Valenzbindungs-Theorie: Bindung durch Überlappung eines gefüllten Ligandenorbitals mit einem leeren Orbital des Zentralatoms. Geometrie aus Hybridisierung Zentralatom: sp3 tetraedrisch dsp2 quadratisch planar d2sp3 oktaedrisch 49 Æ Erklärt Geometrie und Magnetismus, nicht jedoch Spektren der Komplexe 4. Kurstag – Komplexe Magnetismus: Diamagnetismus Æ Atome, Ionen und Moleküle mit abgeschlossenen Schalen Î Stoff wird im Magnetfeld abgestoßen Paramagnetismus Æ Substanzen mit ungepaarten Elektronen Î Stoff wird im Magnetfeld angezogen 50 4. Kurstag – Komplexe 51 4. Kurstag – Komplexe Energie im oktaedrischen Ligandenfeld (Kristallfeld- bzw. Ligandenfeld-Theorie) Komplex mit Zentralatom Mn+ räumliche Anordnung s-Orbital räumliche Anordnung d-Orbitale 52 4. Kurstag – Komplexe 53 4. Kurstag – Komplexe Ligandenfeldaufspaltung stark schwach CO > CN- > en > NH3 > EDTA > H2O > OH- > F- > Cl- > -SCN- > Br- Geringe Ligandenfeldaufspaltung starke Ligandenfeldaufspaltung Farbe von Komplexen 54 4. Kurstag – Komplexe Übergangsmetallionen mit 4-7 Elektronen im oktaedrischen Feld: Je nach Aufspaltung gibt es jeweils zwei unterschiedliche Elektronenanordnungen. 55 4. Kurstag – Komplexe MO-Theorie (Molekülorbital-Theorie): Energieniveauschema für das gesamte Molekül als Kombination der Atomorbitale der Einzelmoleküle 56 4. Kurstag – Komplexe Molekülorbitale aus der Kombination von p-Atomorbitalen 57 MO-Schema für F2 4. Kurstag – Komplexe 58 4. Kurstag – Komplexe Kombination der Ligandenorbitale mit Sigma-Orbitalen des Zentralatoms 59 Zentralatom Liganden 4. Kurstag – Komplexe 60 MO-Schema oktaedrischer Komplex (nur Sigma-Bindungen berücksichtigt) 4. Kurstag – Komplexe Überlagerung des dxz-Orbitals mit vier pLigandenorbitalen Dative π-Bindung L Æ M 61 4. Kurstag – Komplexe Benennung von anionischen Komplexen, z. B. Na[Ag(CN)2] Beispiele für die Bezeichnung von Liganden (bei mehreren Liganden Reihenfolge alphabetisch) Ffluoro H2O aqua Cl- chloro NH3 amin CO carbonyl OH- hydroxo CN- cyano Beispiele K2[CoCl4] Na[Al(OH)4] K4[Fe(CN)6] Li[Cr(H2O)4Cl2] 62 Kalium-tetrachlorokobaltat(II) Natrium-tetrahydroxoaluminat Kalium-hexacyanoferrat(II) Lithium-tetraaquadichlorochromat(III) 4. Kurstag – Komplexe Komplexe entstehen durch stufenweise Anlagerung von Liganden L an das Zentralatom Me: 63 4. Kurstag – Komplexe 64 4. Kurstag – Komplexe Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA)= sechszähliger Ligand 65 5. Kurstag – Komplexometrie 66 6. Kurstag – Redoxreaktionen Oxidationszahl: Fiktive Ladung eines Atoms, wenn die Elektronenpaare der kovalenten Bindungen dem jeweils elektronegativeren Reaktionspartner zugeordnet werden. 67 6. Kurstag – Redoxreaktionen Kurzregeln zur Ermittlung von Oxidationszahlen (OZ): - elementar vorliegende Stoffe haben die OZ 0 - Fluor hat immer die Oxidationszahl -I - Sauerstoff hat fast immer die Oxidationszahl -II Ausnahmen: -O-O-Bindungen und -O-F-Bindungen - Wasserstoff hat mit Nichtmetallen die Oxidationszahl +I, mit Metallhydriden die Oxidationszahl –I - Alkalien: +I, Erdalkalien: +II - in neutralen Verbindungen muss die Summe der Oxidationszahlen Null ergeben Beispiele: 68 Welche Oxidationszahl hat P in H3PO4? 3*(OZ H) + (OZ P) + 4*(OZ O) = 0 3*(+I) + (OZ P) + 4*(-II) = 0 OZ P = +V 6. Kurstag – Redoxreaktionen Beispiele Oxidationszahl O +IV C O -II O S O H C +IV +VI O +I O -II -II O H -II O H +I H -I -III H C C H H +I -II +I O H Übung 1: Welche OZ hat Mn in KMnO4? Übung 2: Welche OZ hat Cl in NaClO4, NaClO3 und NaCl? Übung 3: Welche OZ hat Cr in Cr2O72- ? Übung 4: Welche OZ haben die Atome im CH3-COOH? Übung 6: Welche OZ haben die Atome im Thiosulfat S2O32-? Übung 7: Welche OZ haben die Atome in der Peroxomonoschwefelsäure H2SO5? 69 6. Kurstag – Redoxreaktionen Oxidation: Erhöhung der Oxidationszahl eines Atoms (Entzug von Elektronen) Reduktion:Erniedrigung der Oxidationszahl eines Atoms (Zufuhr von Elektronen) Aufstellen von Redoxreaktionen Oxidation 2 Mg + O2 2 M gO Reduktion Oxidation Mg 1/2 O2 + 2e 70 Reduktion - Reduktion Oxidation Mg2+ + 2eO2- 6. Kurstag – Redoxreaktionen Aufstellen von Redoxreaktionen • Edukte und Produkte angeben und OZ ermitteln • Teilgleichungen für Oxidation und Reduktion aufstellen; Zahlenverhältnis in dem Oxidationsmittel und Reduktionsmittel miteinander reagieren wird aus OZ-Zunahmen und OZ-Abnahme balanciert • Ausgleich von Ionen und anderer Atome; in wässriger Lösung werden Ionenladungen durch H+ und OH- ausgeglichen 71 6. Kurstag – Redoxreaktionen Formulierung Redoxreaktion: Auflösen von Kupfer in Salpetersäure 1. Edukte und Produkte aufschreiben Cu + NO3- + H3O+ Cu2+ + NO + H2O 2. Formulierung der Teilgleichungen, Ermittlung der Oxidationszahlen 0 Ox.: Cu +V Red.: NO3- + 3 e- +II Cu2+ + 2e+II NO + 2 O2- 3. O2- ist in wässriger Lsg. nicht stabil und bildet mit H3O+ der Säure Wasser 4. Kombination beider Redoxprozesse, Multiplikation mit kleinstem gemeinsamen Vielfachen der Elektronenaufnahme/ -abgabe 72 Red.: NO3-+3e-+4H3O+ Cu NO3-+3e-+4H3O+ 3Cu + 2NO3-+ 8H3O+ NO + 6 H2O Cu2+ + 2e(*3) NO + 6 H2O (*2) 3Cu2++2NO+12H2O 6. Kurstag – Redoxreaktionen Redoxreaktion: Reaktion von Permanganat (MnO4-) mit Mn2+ im basischen 1. Edukte und Produkte aufschreiben 2. Formulierung der Teilgleichungen, Ermittlung der Oxidationszahlen 3. O2- ist in wässriger Lsg. nicht stabil, Ausgleich mit H2O und OH- 4. Kombination beider Redoxprozesse, Multiplikation mit kleinstem gemeinsamen Vielfachen der Elektronenaufnahme/ -abgabe 73 MnO4-+Mn2++OH- +II Ox.: Mn2+ +4OH+VII Red.: MnO4-+ 3e- Red.: MnO4-+3e-+2H2O Mn2+ +4OHMnO4-+3e-+2H2O 3Mn2++2MnO4-+12OH-+4H2O MnO2 + H2O +IV MnO2 + 2e- + 2H2O +IV MnO2 + 2O2- MnO2+4OH- MnO2 + 2e-+ 2H2O (*3) MnO2+4OH(*2) 5MnO2+6H2O+8OH- 6. Kurstag – Redoxreaktionen Aufgaben: 1. 2. 3. 4. 5. 74 Formulieren Sie die Auflösung von Zink durch Salzsäure (Produkte ZnCl2 und H2) Formulieren Sie die Reaktion von Natrium mit Wasser (Produkte NaOH und H2) Formulieren Sie die Oxidation von Eisen mit Sauerstoff zu Fe2O3 Formulieren Sie die Reduktion von Eisenerz (Fe2O3) mit Kohlenmonoxid (CO) im Hochofenprozess Formulieren Sie die Bildung von Eisen aus Fe2O3 und Aluminiumpulver 6. Kurstag – Redoxreaktionen Ein galvanisches Element erhält man aus zwei Halbelementen, von denen jedes ein getrenntes Redoxsystem darstellt. Der Stromfluss kann mit einem Voltmeter gemessen werden. Wichtig: Man benötigt eine Elektrolytbrücke („Stromschlüssel“) zum Ausgleich der in beiden Halbelementen sich gegenläufig ändernden Anionenkonzentration. Da für eine Redoxreaktion stets zwei Redoxsysteme erforderlich sind, lassen sich keine Einzelpotentiale E Ox/Red bestimmen, sondern nur Potentialdifferenzen EOx1/Red1 - EOx2/Red2 = ΔE. Als Bezugssystem dient das Redoxsystem 2H+ + 2e- ' H2, dem man bei 298 K, 1,013 bar und c = 1 mol/L das Potential 0,00 V zuordnet (Normalwasserstoffelektrode). 75 6. Kurstag – Redoxreaktionen Galvanisches Element e- *„Stromschlüssel“ (elektrolytisch leitende Verbindung zum Ausgleich der Anionen) Metall Zn Halbelement Redoxpaar I Cu/Cu2+ Metall Cu K2SO4-Lösung* CuSO4-Lsg. Cu2+ x2- ZnSO4-Lsg. Zn2+ x2- + Pol Halbelement Redoxpaar II Zn/Zn2+ - Pol Beobachtung: Redoxreaktion, Stromfluss Zn → Zn2+ + 2eCu2+ + 2e- → Cu Gesamtreaktion (Zellenreaktion): Cu2+ + Zn → Cu + Zn2+ 76 6. Kurstag – Redoxreaktionen Elektrochemische Spannungsreihe 77 6. Kurstag – Redoxreaktionen Elektrochemische Spannungsreihe 78 7. Kurstag – Manganometrie 79 8. Kurstag – Anionenanalyse 80 9. Kurstag – Kationenanalyse/ Kationentrennungsgang 81 10. Kurstag – Physikalische Chemie Ionenaustauscher: Ein Kationenaustauscher hat eine anionische Gerüststruktur und bewegliche Kationen, die gegen andere Kationen ausgetauscht werden können. Bei einem Anionenaustauscher ist es umgekehrt. Ionenaustauscher +M+ +H+ Kationenaustauscher: - SO3H + M+ + H2O - SO3M + H3O+ Anionenaustauscher: - N(CH3)3OH + X82 - N(CH3)3X + OH- 10. Kurstag – Physikalische Chemie Beispiele für synthetische Ionenaustauscher 83 10. Kurstag – Physikalische Chemie Kationen-Austauscher: Festionen Polymerkette Austauschermatrix Polymergerüst mit poröser, schwammartiger Struktur SO3H SO3H SO3H SO3H SO3H H 2O H2 O GegenH 2O ionen + H2O H3O H2O SO3 H2O H3O+ H2O SO3 H2O H3O+ H O SO3 H2O H O+ 2 3 H2O SO3 H2O H O+ 3 H2 O O H2 H2O H 2O SO3 Sulfonsäuregruppe H2O Quellung Das weitgehend vernetzte organische Kunststoffgerüst quillt in Anwesenheit von H2O ⇒ Bildung von solvatisierten H3O+-Ionen. Gegenionen (mobil) und Festionen (stationär) bleiben innerhalb der durch Quellung erweiterten Matrix gekoppelt. 84 10. Kurstag – Physikalische Chemie Bringt man die gequollene Matrix in eine Lösung mit anderen Gegenionen, so stellt sich durch Diffusion zwischen den Matrix-Hohlräumen und der äußeren Lösung ein Austauschgleichgewicht der Gegenionen ein. H 2O SO3 H2 O H2O H 2O H3O+ SO3 H2O H O+ 3 H2O SO3 H2O H3O+ SO3 H2O H O+ 3 H2O SO3 H2O H O+ 3 O H2 H2O H 2O Na+ SO3 Na+ Na+ SO3 Austausch durch Diffusion SO3 Na+ Lösung mit Na+-Ionen H2 O H 2O H2O Na+ H2O H3O+ H2O H2O Na+ H 2O H2O H2O H3O+ Na+ H3O+ Na+ H2O H3O+ SO3 H2O SO3 Diffusion 85 H 2O Na+ H3O+ Na+ H 2O Gleichgewichtszustand 10. Kurstag – Physikalische Chemie Ionenaustauscher zur Wasserenthärtung Å Gerüststruktur von Faujasit (ein Zeolith); an jedem Eckpunkt befindet sich ein Si- oder AlAtom, in der Mitte jeder Kante ein O-Atom. Bewegliche Kationen und Wassermoleküle befinden sich in den Hohlräumen. Wasserenthärtung: Regeneriertes Zeolith enthält Na+ in den Hohlräumen. Im Wasser gelöstes Ca2+ (verursacht die Wasserhärte) kann gegen Na+ ausgetauscht werden. Ist der Vorrat an Na+ erschöpft, kann der Ionenaustauscher durch NaCl-Lösung regeneriert werden. 86 10. Kurstag – Physikalische Chemie Atomspektroskopie Atomspektren: Energieaufnahme bzw. -abgabe verbunden mit der Änderung mindestens einer der vier Quantenzahlen. Erster angeregter Zustand Zufuhr von ΔE (z. B. thermisch oder Strahlung) Relaxation ΔE = h ⋅ ν ΔE = h ⋅ ν Grundzustand 87 10. Kurstag – Physikalische Chemie Elektromagnetisches Spektrum Beschreibung einer Welle: λ·ν=c c = 2,998 · 108 ms-1 λ Wellenlänge ν Frequenz (ν~ Wellenzahl (1/λ) [m] [s-1] [m-1]) Strahlungsenergie: - Direkt proportional zur Frequenz ν: - Umgekehrt proportional zur Wellenlänge λ E=h·ν=h·c/λ 88 Plancksche Konstante h = 6,626 · 1034 Js 10. Kurstag – Physikalische Chemie Röntgenfluoreszenzanalyse: Elektronenübergänge der inneren Schalen • Anregung: durch Elektronen oder Röntgenstrahlung • Energieabgabe: Wiederbesetzung der inneren Schale durch Elektronen der äußeren Schale 89 10. Kurstag – Physikalische Chemie Elektromagnetisches Spektrum 750 nm rot orange gelb grün blau violett 380 nm AAS/ OES 90 RFA 10. Kurstag – Physikalische Chemie Atomares Energieschema für das Natriumatom Termschema Na: 1s2 2s2 2p6 3s1 Absorptionspektrum Natrium ~ 590 nm Energie Wellenlänge 91 10. Kurstag – Physikalische Chemie Vorgänge in der Flamme • verdampfen und atomisieren • Ionisation bereits gebildeter Atome • Bildung von neuen Verbindungen unerwünscht Anforderungen an die Flamme: • hohe Temperatur, keine Ionisation der Atome • optische Transparenz • keine Eigenemission im betrachteten Bereich • Langsame Brenngeschwindigkeit (Laminarbrenner) Verschiedene Flammentypen, z. B. • Leuchtgas/Luft (T= 1800 °C) • Acetylen/Luft (T = 2300 °C) • Acetylen/Lachgas (T = 2750 °C) 92 10. Kurstag – Physikalische Chemie Elektronenübergänge im Wasserstoff-Atom und Linien im Spektrum 93 Lyman-Serie: anger. Zustand Æ Grundzustand n=1 Balmer-Serie: anger. Zustand Æ anger. Zustand n=2 Paschen-Serie: anger. Zustand Æ anger. Zustand n=3 => UV-Bereich => VIS => IR-Bereich 10. Kurstag – Physikalische Chemie Anregung der Emissionsspektroskopie: • Flammen • Plasmen • Funken, Lichtbogen, Laser (wenig Bedeutung) Anregung durch Flammen Vorgänge in der Flamme 1. Trocknung (Verd. Lösungsmittel) 2. Verdampfen der Verbindung 3. Dissoziation 4. Anregung 5. Ionisation z. B.: NaCl(Lsg) Æ NaCl(s) Æ NaCl(g) Æ Na(g) + Cl(g) Ein Teil der gasförmigen Atome wird angeregt: Na(g) Æ Na(g)* Bei Rückkehr von e- in Grundzustand erfolgt Emission von Licht: Na(g)* Æ Na(g) + h*ν Nebenreaktion Ionisation (verringern Anzahl freier Atome): Na(g) Æ Na(g)+ 94 10. Kurstag – Physikalische Chemie Qualitative Spektralanalyse: Handspektroskop (Taschen-PrismenSpektrometer) 95 10. Kurstag – Physikalische Chemie Qualitative Spektralanalyse der Elementen mit einem Handspektroskop 96 10. Kurstag – Physikalische Chemie Prinzip des Spektralphotometers zur qualitativen oder quantitativen Spektralanalyse (Flammenphotometrie) Bei Emissionsspektroskopie: Lichtquelle= Flamme + Probe 97 Entfällt bei Emissionsspektroskopie! 10. Kurstag – Physikalische Chemie Simultanspektrometer für Multielementanalysen 98 Klausur Themenumfang der Klausur - Praktikumsskript - Seminar zum Praktikum - Grundlagen der Chemie 99 Sicherheitsbelehrung Vorarbeiten zum Praktikum 10 • • • • • • • Kostenstelle, Karte und Budget für Praktikum Kontrolle der Augenduschen und Notfallduschen Vollständigkeit des Verbandskastens prüfen. Versorgungsbuch? Feuerlöscher, Löschdecken, Löschsand vorhanden? Glasgeräte und Lösungen aufstellen. Filterpapier, pH-Papier bereitstellen Preis für Skript und Brillen • 1. Tag: - Plätze einnehmen und Ausrüstung kontrollieren - Chemikalien aufstellen