Herstellung von π-Josephson-Kontakten mit Supraleiter/Ferromagnet/Supraleiter Schichtsystemen Bernhard Huber Diplomarbeit Advisor: Prof. Dr. R. Gross 2. Februar 2006 Walther-Meissner-Institut Bayerische Akademie der Wissenschaften Walther-Meissner-Str. 8 85748 Garching, GERMANY iv INHALTSVERZEICHNIS Teil I Einleitung 1 Teil II Theorie 5 1. Supraleitung . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Die makroskopische Wellenfunktion 1.2 Die London-Gleichungen . . . . . . 1.3 Flussquantisierung . . . . . . . . . 1.4 Mikroskopische Theorie . . . . . . 1.5 Der Proximity Effekt . . . . . . . . 1.5.1 An einer SN-Grenzfläche . . 1.5.2 An einer SF-Grenzfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 8 9 10 11 14 14 16 2. Der Josephson-Effekt . . . . . . . 2.1 Tunnelkontakte (SIS) . . . . . 2.2 Andreev gebundene Zustände . 2.2.1 In SNS-Kontakten . . 2.2.2 In SFS-Kontakten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 22 25 25 27 . . . . . . . . . . . . . . . 3. Superconducting Quantum Interference Device (SQUID) . . . . . . . . . . 31 3.1 dc-SQUID . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 3.2 SQUIDs mit pi-Kontakten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Teil III Experiment 39 4. Probenherstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.1 Lithographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 4.2 Verwendeter Ex-Situ Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 5. Messanordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5.1 Kryostat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 5.2 Stromquelle und Ausleseverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 6. Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 vi Teil IV Inhaltsverzeichnis Zusammenfassung 51 ZUSAMMENFASSUNG kommt noch viii Zusammenfassung DANKSAGUNG Zuallererst möchte ich Prof. Dr. R. Gross, dem Direktor des WMI für das Betreuen meiner Diplomarbeit danken, wodurch er mir die Möglichkeit eröffnete an topaktueller Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Quanteninformationsverarbeitung teilzunehmen. Als nächstes danke ich Dr. A. Marx, der stets bereit war mir zu helfen, wenn ich Fragen zur Physik der Supraleiter hatte, es Probleme bei der Herstellung meiner Kontakte gab oder es darum ging Messungen durchzuführen. Besonders möchte ich mich auch bei dem Doktoranden G. Wild bedanken. Meine gesamte Arbeit lief in enger Zusammenarbeit mit ihm ab. Vom Belacken der Substrate bis hin zur Durchführung der Messungen stand er mir immer mit Rat und Tat zur Seite. Ohne seine Anleitung wäre ich oft nicht weitergekommen. Dankbar für seine Hilfsbereitschaft und seine Unterstützung bei der Lithographie bin ich dem Doktoranden T. Heimbeck. Die Werkstudenten L. Klam und W. Kaiser führten Untersuchungen durch, die wichtig waren für Optimierung der Sputterparameter. x Zusammenfassung Teil I EINLEITUNG 3 Supraleiter und Ferromagneten zeichnen sich beide durch die starke Wechselwirkung ihrer Elektronen aus. Während jedoch ein herkömmlicher Supraleiter die Spins seiner Elektronen je Paarweise entgegengesetzt zueinander einstellt, bevorzugt ein Ferromagnet eine parallele Ausrichtung. Die beiden Systeme bedienen sich zweier inkompatibler Formen der Ordnung und doch können beide Phänomene, wenn sie in Kontakt zueinander gebraucht werden, in einem schmalen Bereich um die Grenzfläche koexistieren. Wählt man bei der Herstellung eines SFS-Sandwiches die Schichtdicke des Ferromagneten klein genug, so kann durch diesen hindurch sogar ein Suprastrom fließen. Dabei tritt ein Interessanter neuer Effekt zutage: Bei einer bestimmten Dicke der ferromagnetischen Schicht erhält man einen Josephson-Kontakt mit einer intrinsischen Phasenverschiebung von π. Das heisst, dass die Phasen der Cooper-Paare auf beiden Seiten des Kontakts im stromlosen Zustand eine Differenz von π aufweisen. Durch die Untersuchung des Wechselspiels zwischen Supraleitern und Ferromagneten lässt sich viel über die Natur der Supraleitung lernen. Ein solcher Kontakt ist unter anderem für die Herstellung supraleitender Quanten-Bits von Interesse. Ein solches besteht aus einer supraleitenden Leiterschleife mit einer ungeraden Anzahl an Josephson-Kontakten. Um Quanteninformationsverarbeitung damit betreiben zu können muss das Qubit zuerst in den Entartungspunkt gebracht werden. Dieser ist genau dann erreicht, wenn im Ring eine zusätzliche Phasendifferenz von π auftritt, die durch einen Ringstrom kompensiert werden muss. Bewirken kann man das zum Beispiel durch ein äußeres Magnetfeld das einen magnetischen Fluss in Höhe eines halben Flussquants durch den Ring bewirkt. Es sind recht hohe Flussdichten und eine genaue Kalibration nötig um das Qubit optimal betreiben zu können. Mit einem pi-Josephson-Kontakt im Ring hingegen hat man die benötigte Phasendifferenz schon eingebaut und kann auf zusätzliche Magnetfelder, die Rauschquellen darstellen und sich somit negativ auf die Kohärenzzeit auswirken können, verzichten. Das Ziel dieser Arbeit war es einen Prozess zur Herstellung mikrostrukturierter SFSKontakte zu entwickeln. Hierzu wurden aus verschiedenen Gründen Niob, Aluminiumoxid und Nickel/Palladium als Materialkomponenten für das Schichtsystem gewählt. Zum einen eignet sich Niob zusammen mit Aluminiumoxid sehr gut für die Produktion hochwertiger Tunnel-Kontakte. Desweiteren ist es anderen Gruppen bereits gelungen π-Kontakte aus diesen Komponenten herzustellen. Man weiß also, dass die Materialien geeignet sind. Auch die relativ hohe Sprungtemperatur des Niob kommt einem zugute, da sie den kryotechnischen Aufwand, der betrieben muss um die Proben zu messen in Grenzen hält. Die im Institut etablierten Lithographie-Prozesse sollten auf die neue Nb-Al2 O3 -Ni/PdNb-Technologie angepasst und optimiert werden. Es mussten neue Masken entwickelt werden, um dem Problem angepasste Strukturen schreiben zu können. Um die Kontakte zu charakterisieren musste desweiteren 3 He-Kryostat modifiziert und Messprogramme geschrieben zum Auslesen der Daten geschrieben werden. 4 Teil II THEORIE Kapitel 1 SUPRALEITUNG Im ersten Kapitel des Theorieteils meiner Arbeit sollen grundlegende Modelle zum Thema Supraleitung vorgestellt werden. Die namensgebende Eigenschaft eines Supraleiters ist das Verschwinden des elektrischen Widerstands unterhalb einer kritischen Temperatur Tc . Ein Supraleiter ist jedoch weit mehr als ein idealer Leiter. Eine Entdeckung von enormer Wichtigkeit für das Verständnis der Supraleitung war der MeissnerOchsenfeld Effekt. Dieser besagt, dass das Magnetfeld im Inneren eines Supraleiters unterhalb Tc und bis zu einer kritischen Feldstärke stets Null ist und zwar unabhängig von dessen Vorgeschichte. Ein idealer Leiter würde das Magnetfeld konservieren. Dies klassifiziert die Supraleitung als thermodynamische Phase. Um das Phänomen der Supraleitung zu beschreiben reicht es nicht aus klassische Ansätze zu verwenden. Der erste, der diese Erkenntnis umsetzen konnte, war F. London. Mit dem Ansatz die Supraleitung als makroskopisches Quanten-Phänomen (1.1, 1.2) zu betrachten gelang es ihm viele der bis dahin bekannten experimentellen Tatsachen, wie zum Beispiel die Flussquantisierung (1.3), mit einem einzigen theoretischen Ansatz zu beschreiben. Für die Erklärung des Isotopeneffekts reichte die London-Theorie allerdings nicht aus. Es waren Bardeen, Cooper und Schrieffer, denen es gelang eine mikroskopische Theorie der Supraleitung (1.4) aufzustellen. Mit Hilfe dieser gelang es viele bis dahin unbeantwortete Fragen zu beantworten. Unter anderem den Proximity-Effekt (1.5) an der Grenzfläche zwischen einem Supraleiter und einem Normalleiter. 8 Kapitel 1. Supraleitung 1.1 Die makroskopische Wellenfunktion Nach Entdeckung der Supraleitung wurde intensiv geforscht mit dem Ziel den Ursprung dieses merkwürdigen Phänomens zu finden. Rein klassische Ansätze waren von vornherein zum Scheitern verurteilt, da es sich bei der Supraleitung um ein kohärentes quantenmechanisches Phänomen handelt, das sich auf makroskopischen Skalen bemerkbar macht. Der erste Etappensieg wurde durch die Einführung einer makroskopischen Wellenfunktion erreicht. Also einer Wellenfunktion, die für die Gesamtheit der supraleitenden Elektronen gilt. Die Ladungsträger im Supraleiter, die den Suprastrom tragen, zeigen im Gegensatz zum Normalleiter kohärentes Verhalten (bei diesen Ladungsträgern handelt es sich, wie wir im Abschnitt 1.4 noch sehen werden, um Elektronenpaare nicht um einzelne Elektronen). Ausgehend von dieser Beobachtung stellen wir folgende Hypothese auf: Die Gesamtheit der supraleitenden Ladungsträger kann mit einer Wellenfunktion p (1.1) Ψ(~r,t) = ns (~r,t)eiθ (~r,t) beschrieben werden. Die Wellenfunktion Ψ(~r,t) ist, da sie alle supraleitenden Elektronen beinhalten soll, nicht auf eins sondern auf die Anzahl der supraleitenden Ladungsträger normiert. Z Ψ∗ (~r,t)Ψ(~r,t)dV = Ns , (1.2) |Ψ(~r,t)|2 = Ψ∗ (~r,t)Ψ(~r,t) = ns (~r,t). (1.3) Hierbei ist ns die lokale Dichte und Ns die Gesamtzahl der Ladungsträger im supraleitenden Zustand. Wir verwenden in den folgenden Überlegungen das Zwei-Flüssigkeits-Modell. Analog zur Fluiddynamik betrachten wir die Veränderung der lokalen Dichte der supraleitenden Ladung um Rückschlüsse auf Ströme zu ziehen. Die zweite Flüssigkeit stellen die normalleitenden Elektronen mit ihrer lokalen Dichte nn und Gesamtzahl Nn dar. Für die Gesamtdichte der Elektronen gilt n = 2ns + nn . Der Faktor zwei bei ns kommt daher, dass sich ns nicht auf einzelne Elektronen sondern auf Paare bezieht. In einem elektromagnetischen Feld gehorcht die Wellenfunktion folgender, der SchrödingerGleichung ähnlichen Gleichung: 1 ∂ Ψ(~r,t) = ih̄ ∂t 2ms h̄~ ∇ − qs~A i 2 Ψ(~r,t) + qs φ Ψ(~r,t) (1.4) Die Größen qs und ms sind Ladung und Masse der Paare. Für den Fall ns = konst. nimmt die Gleichung die Form − h̄ 2 ∂ θ (~r,t) 1 ~ = h̄∇θ − qs~A + qs φ ∂t 2ms (1.5) 1.2. Die London-Gleichungen 9 an. Aus Gleichung 1.5 ergibt sich die Suprastromdichte in einem elektromagnetischen Feld zu q h̄ s ~ ~Js = qs ns (~r,t) ∇θ (~r,t) − ~A(~r,t) . (1.6) ms ms Mit dem London-Koeffizienten Λ= ms ns (qs )2 lassen sich die Gleichungen (1.5) und (1.6) umschreiben in ∂ θ (~r,t) 1 ~ = ∇ ΛJs2 + qs φ ∂t 2ns (1.7) h̄ Λ~Js = ~∇θ (~r,t) − ~A(~r,t) qs (1.8) − h̄ 1.2 Die London-Gleichungen Gehen wir von einem einfachen Fall eines Supraleiters in einem elektromagnetischen Feld aus. Die Dichte ns sei konstant über den gesamten Supraleiter und sowohl das elektrische als auch das magnetische Feld schwach genug um keine wesentlichen Einflüsse auf die Eigenschaften des Supraleiters zu haben. Für ein solches Szenario geben die London-Gleichungen den Zusammenhang zwischen Suprastrom und elektrischem bzw. magnetischem Feld an. Die erste London-Gleichung erhalten wir, wenn wir die zeitliche Ableitung der Suprastromdichte betrachten ! h̄ ∂ ~∇θ (~r,t) ∂ ~A(~r,t) ∂ ~ ΛJs = − . (1.9) ∂t qs ∂t ∂t Diese Gleichung wird unter Verwendung von Gleichung (1.7) und ~E = −∂ ~A/∂t − ~∇φ zur ersten London-Gleichung ∂ ~ ~ 1 ~ 1 2 ΛJs = E − ∇ ΛJ . (1.10) ∂t ns qs 2 s Der zweite Term auf der rechten Seite enthält die kinetische Energie der Elektronenpaare und wird in der Literatur üblicherweise weggelassen. Die zweite London-Gleichung erhält man aus der Rotation der Gleichung (1.8) ~∇ × Λ~Js = h̄ ~∇ × ~∇θ − ~∇ × ~A = −~B. qs (1.11) 10 Kapitel 1. Supraleitung Diese Gleichung beschreibt den Zusammenhang zwischen dem Suprastrom und einem Magnetfeld. Tief im Inneren des Supraleiters ist das Magnetfeld Null. Was passiert aber am Rand? Hierfür betrachten wir einen Supraleiter, der den gesamten Halbraum x > 0 ausfüllt. Mit Hilfe der Maxwell-Gleichungen ~∇~B = 0 und ~∇ × ~B = µ0~Js und der Relation ~∇ × ~∇ × ~B = ~∇(~∇~B) − ∆~B bringen wir Gleichung (1.11) auf die Form µ0 ∆~B − ~B = 0. Λ (1.12) In unserem speziellen Fall reduziert sich das auf ∂ 2 ~ µ0 ~ B − B = 0. ∂ x2 Λ (1.13) Die Lösung dieser Differenzialgleichung ist ein exponentieller Abfall des B-Feldes im Supraleiter. Die charakteristische Länge auf der ~B abklingt ist die London’sche Eindringtiefe λL . Nach Lösung von Gleichung (1.13) erhält man für sie den Ausdruck r ms (1.14) λL = µ0 ns q2s 1.3 Flussquantisierung Wie am Anfang dieses Kapitel bereits gesagt wurde, verdrängt ein Supraleiter jegliches Feld aus seinem Inneren. Doch wie sieht es mit folgender Situation aus: An einen Ring aus supraleitendem Material wird bei einer Temperatur T > Tc ein Magnetfeld parallel zur Achse des Rings angelegt. Als nächstes kühlt man den Ring unter Tc und schaltet dann das äußere Magnetfeld ab. Klassisch würde man nun das Verhalten eines idealen Leiters erwarten. Der magnetische Fluss durch den Ring sollte konstant bleiben. Aufgrund der quantenmechanischen Natur der Supraleitung sind an diesen stationären Zustand allerdings gewisse Anforderungen gestellt. Die Wellenfunktion der Elektronenpaare darf nicht destruktiv mit sich selbst Interferieren. Hat also die Phase der Paare an einem bestimmten Punkt des Ringes den Wert θ1 und einen Umlauf um den Ring am selben Ort den Wert θ2 , so muss für die Differenz der Phase θ2 − θ1 = 2πn gelten, mit der ganzen Zahl n. Integrieren wir nun den Ausdruck für die Stromdichte auf einem Weg C einmal um den Ring I I h̄ ~∇θ − ~A d~l. ~ ~ (1.15) ΛJs d l = qs C C 1.4. Mikroskopische Theorie 11 Der Integrationsweg sei so gewählt, daß er ausreichend tief im Supraleiter liegt. Dann gilt dort ~B = 0 und damit auch ~Js = 0. Ausserdem wenden wir auf den Term mit ~A den Satz von Stokes an und erhalten den Fluss durch den Ring I ~Ad~l = C Z Z ~∇ × ~A d~s = ~Bd~s = Φ, S (1.16) S mit S, der von C eingeschlossenen Fläche. So ergibt sich I h̄ ~ ~ Φ= ∇θ d l. qs C (1.17) Das Integral über den Phasengradienten ergibt die bereits besprochene Differenz der Phasen θ2 und θ1 . Als Ergebnis erhalten wir Φ0 2πn = nΦ0 , 2π (1.18) h h = 2, 067 × 10−15V s. = qs 2e (1.19) Φ= mit dem Flussquant Φ0 = Der magnetische Fluss durch eine supraleitende Leiterschleife darf also nur ganzzahlige Vielfache des Flussquants Φ0 annehmen. 1.4 Mikroskopische Theorie Laut der BCS-Theorie[1], benannt nach den Herren Bardeen, Cooper und Schrieffer, beruht der Mechanismus der in konventionellen Supraleitern die Supraleitung hervorruft auf einer attraktiven, durch Phononen vermittelten Elektron-Elektron Wechselwirkung. Der erste Hinweis auf einen Zusammenhang zwischen den Schwingungen des Kristallgitters und der Supraleitung war die Entdeckung des Isotopeneffekts. Wie man herausfand, zeigen verschiedene Isotope des selben supraleitenden Materials unterschiedliche kritische Temperaturen Tc . Man kann sich das ganze so vorstellen: Ein Elektron in einem Gitter aus positiv geladenen Ionen zieht zieht diese aufgrund der Coulomb-Wechselwirkung an. Das Gitter wird polarisiert. Im stationären Fall reicht das nicht aus, um die negative Ladung des Elektrons zu überdecken. Bewegt sich das Elektron aber durch ein Gitter so werden die Gitteratome ausgelenkt und fangen an zu schwingen. Bei resonanter Anregung ist die Polarisation des Kristalls so groß, dass ein zweites Elektron statt der negativen Ladung des Ersten eine positive Ladungswolke sieht. Die so veränderte Potentiallandschaft kann es zwei Elektronen ermöglichen eine Bindung einzugehen und ein Cooper-Paar zu bilden. Die größte Energie, die bei einer solchen Wechselwirkung zwischen zwei 12 Kapitel 1. Supraleitung Elektronen über Phononen ausgetauscht werden kann ist h̄ωD . Die Debye’sche Grenzfrequenz ωD ist die höchste mögliche Frequenz die eine Gitterschwingung aufgrund des Atomabstands besitzen kann. Sehen wir uns diese Wechselwirkung nun genauer an. Nehmen wir an, wir hätten ein Metall bei einer Temperatur T = 0. Bis zur Fermienergie εF sind alle ElektronenZustände gefüllt, oberhalb von εF alle frei. Alle Phononen sind bei dieser Temperatur ausgefroren. Ein freies Elektron mit dem Wellenvektor ~k1 bewegt sich durch den Festkörper und regt zu einem bestimmten Zeitpunkt ein Phonon an. Es geht dabei in den Zustand ~k10 über. Fast zur gleichen Zeit absorbiert ein zweites Elektron dieses Phonon und vollzieht einen Übergang vom Zustand ~k2 nach ~k20 . Bei diesem Streuvorgang muß die Impulserhaltung ~k1 +~k2 =~k10 +~k20 gelten. Soll ein Elektron im Zustand ~k in den Zustand ~k0 gestreut werden muss, um das Pauli-Prinzip nicht zu verletzen, ~k0 vor dem Streuvorgang leer gewesen sein. Nach der Streuung ist ~k leer und ~k0 besetzt. Mit dieser Überlegung ist sofort klar, dass ein solcher Prozess nur in der Nähe der Fermi-Kante stattfinden kann. Die BCS-Theorie geht von einem kleinen attraktiven Potential aus, das auf Elektronen wirkt, deren Energie sich um nicht mehr als h̄ωD von der Fermienergie unterscheidet. Die Energie dieser Wechselwirkung sei -V für Elektronen innerhalb des Energieintervalls und 0 außerhalb. Dieses Potential erlaubt es den Elektronen einen neuen Zustand zu bilden, bestehend aus zwei Elektronen mit entgegengesetzten Spin und Impuls (~k ↑, −~k ↓). Der Grundzustand des Supraleiters In einem normalen Metall bei T = 0 ist der Zustand niedrigster Energie der, bei dem innerhalb der Fermi-Kugel alle Elektron Zustände besetzt und alle außerhalb frei sind. Mit der Wechselwirkung, die eben besprochen wurde, kann die Gesamtenergie des Systems weiter abgesenkt werden. Möglich ist dies aber nur, wenn vom Zustand (~k1 , ~k2 ) in den Zustand (~k0 , ~k0 ) gestreut werden kann, sprich (~k1 , ~k2 ) besetzt und (~k0 , ~k0 ) 1 2 1 2 frei ist. Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß das passieren kann, wird beschrieben durch 2 die Funktionen v~k , die Wahrscheinlichkeit ein Paar im Zustand (~k ↑, −~k ↓) zu fin 2 den, und u~k , die Wahrscheinlichkeit daß (~k ↑, −~k ↓) frei ist. Zwischen ihnen gilt der 2 2 Zusammenhang u~k = 1 − v~k . Mit diesen Funktionen kann die Wechselwirkungswahrscheinlichkeit geschrieben werden als v~k u~k0 . 1.4. Mikroskopische Theorie 13 Aus der Schrödinger-Gleichung des Systems erhält man für v~k und u~k 3 2 1 ε v~ = 1 − q ~k k 2 2 2 |∆| + ε~ k 2 1 ε~k u~ = 1 + q k 2 2 2 |∆| + ε (1.20) (1.21) ~k Hierbei ist ε~k die Energie eines Elektrons im Zustand ~k von der Fermi-Energie gemessen, und der Ordnungsparameter ∆0 ist gegeben durch (1.22) ∆0 = −V ∑ u~∗k v~k = −Veiθ ∑ u~∗k v~k . ~k ~k Die Summe geht über alle ~k deren Energie sich um nicht mehr als h̄ωD von der FermiEnergie unterscheidet. Der Betrag des Ordnungsparameters ist die Paarbindungsenergie pro Elektron. Am größten ist diese, wenn alle Paare die gleiche Phase θ besitzen und sich so optimal aufsummieren können. Durch die Phasenkohärenz der Paare maximiert der Supraleiter seinen Gewinn an potentieller Energie. Dieser beträgt 1 ∆E = − N(0) |∆0 |2 2 (1.23) mit der Zustandsdichte an der Fermi-Energie N(0). Somit ist das Betragsquadrat des Ordnungsparameters proportional zur Anzahl der Paare im Kondensat bzw. proportional zur Paardichte ns . 2 2 Abbildung 1.1 zeigt die Abhängigkeit von v~k und u~k von εk . Nur in einem kleinen Intervall der Breite ∆0 um εk = 0 nimmt u~k v~k von Null verschiedene Werte an. 2 Wie v~k zeigt, sind im Gegensatz zum Normalleiter im Supraleiter auch bei T = 0 Zustände oberhalb der Fermi-Kante besetzt. Elementare Anregungen: Quasi-Elektronen und -Löcher Die elementare Anregung der Cooper-Paare ist das Aufbrechen der Paarbindung. Dabei entstehen zwei unabhängige Quasiteilchen mit einer Mindestenergie von je |∆0 |. Um ein Paar aus dem Grundzustand zu holen ist also mindestens eine Energie in Höhe der doppelten Paarbindungsenergie erforderlich. Das hat zur Folge, daß in der Quasiteilchen-Zustandsdichte eine Energielücke der Breite 2 |∆0 | um die Fermi-Energie entsteht. Hieraus erklärt sich das Verschwinden des Widerstands im Supraleiter, da elektrischer Widerstand auf der Streuung von Elektronen beruht. 14 Kapitel 1. Supraleitung 2 2 Abb. 1.1: Die Wahrscheinlichkeiten v~k und u~k als Funktion von εk Betrachtet man die Änderung der Gesamtenergie und -ladung des Systems bei hinzufügen eines Quasiteilchens, so erhält man für Energie EQuasi und Ladung qQuasi der Anregung im Zustand ~k die Ausdrücke16 q EQuasi = ε~2 + |∆0 |2 (1.24) k qQuasi = ε~k EQuasi e= q ε~k ε~2 + |∆0 |2 e, (1.25) k mit der Elektronenladung e. Quasiteilchen-Energie und -Ladung sind in Abbildung 1.2 dargestellt. Das Vorzeichen der Ladung von Anregungen mit k > kF ist gleich dem der Ladung von Elektronen. Sie werden als Quasi-Elektronen bezeichnet. Entsprechend sind Anregungen mit k < kF Quasi-Löcher. 1.5 Der Proximity Effekt 1.5.1 An einer SN-Grenzfläche Ist ein Supraleiter in gutem elektrischem Kontakt mit einem Normalleiter so verändert das die Eigenschaften beider Materialien in der Nähe der Grenzfläche. Zum Einen dringen Cooper-Paare aus dem Supraleiter bis in eine gewisse Tiefe in den Normalleiter 1.5. Der Proximity Effekt 15 Abb. 1.2: Energie und Ladung der Quasiteilchen als Funktion des Wellenvektors k. ein. Die charakteristische Längenskala hierfür ist die Kohärenzlänge ξN . Im diffusen Grenzfall beträgt diese2, 5 r h̄D ξN = . (1.26) 2πkB T Hierbei ist 1 D = vF l. 3 die Diffusionskonstante, mit der mittleren freien Weglänge l der Elektronen. Eine dünne, aus normalleitendem Metall bestehende Schicht im Kontakt zu einem Supraleiter wird also auch supraleitend. Das nennt man den Proximity-Effekt. Zum Anderen fehlen die Cooper-Paare im Supraleiter. Mit der Paardichte verkleinert sich auch der Ordnungsparameter. Der Verlauf des Ordnungsparameters an einer NS-Grenzfläche ist in Abbildung 1.3 gezeigt. Die mikroskopische Erklärung dieses Verhaltens liefert die Andreev-Reflektion. Nehmen wir an, ein Elektron läuft im Normalleiter auf einen Supraleiter zu. Wir betrachten den eindimensionalen Fall. Ist die Energie des Elektrons kleiner als die Energielücke des Supraleiters, kann es nicht direkt in den Supraleiter eintreten, sondern bedarf eines zweiten Elektrons mit entgegengesetztem Spin und Impuls. Dabei bleibt im Normalleiter ein Loch zurück, das sich vom Supraleiter entfernt (siehe Abb. 1.4). Dieser Prozess läuft kohärent ab. Das Loch trägt also die Phaseninformation des Elektrons und des Ordnungsparameters des Supraleiters. Ein Elektron mit Energie εk , Impuls kF + δ k 16 Kapitel 1. Supraleitung Abb. 1.3: Der Ordnungsparameter in der Nähe einer NS-Grenzfläche. In N fällt der Ordnungsparameter exponentiell mit ξN ab. Der Sprung bei x = 0 kommt durch den Einfluss der Grenzfläche zustande. und Spin ↑ wird als Loch mit Energie −εk , Impuls kF − δ k und Spin ↓ reflektiert. Dabei wird im Supraleiter ein Cooper-Paar mit Ladung 2e und Impuls 2δ k erzeugt. Durch das Andreev-reflektierte Loch wird also die Leitfähigkeit der N/S-Grenzfläche um den Faktor 2 gegenüber einer N/N-Grenzfläche erhöht. 1.5.2 An einer SF-Grenzfläche Befindet sich der Supraleiter in Kontakt mit einem Ferromagneten, so verändert sich die Situation im Vergleich zum vorherigen Abschnitt ein wenig. Stellen wir uns vor, dass ein Cooper-Paar adiabatisch von einem Supraleiter in einen Ferromagneten transportiert wird. Der Einfachheit halber gehen wir davon aus, dass keine Spin-BahnWechselwirkung auftritt. Die Impulse der Elektronen seien senkrecht zur Grenzfläche. Sobald das Paar den Ferromagneten erreicht, wird seine Amplitude exponentiell abfallen, da der Cooper-Paar-Zustand, wie auch im Normleiter, hier kein Eigenzustand ist. Die Längenskala ist die Kohärenzlänge im Ferromagneten ξF . Aufgrund des Austausch-Feldes Eex ist diese allerdings komplexwertig und kleiner als in normalen Metallen. Im diffusen Grenzfall beträgt diese12 13 s 1 h̄D = ξF = 1 , (1.27) 1 2 (πkB T + iEex ) + iξ ξ F1 F2 1.5. Der Proximity Effekt 17 Abb. 1.4: Schematische Darstellung einer Andreev-Reflektion. Ein Elektron mit der Energie εk kommt aus Richtung Normalleiter an der NS-Grenzfläche an und wird als Loch mit der Energie −εk reflektiert. mit v u u ξF1,2 = t q h̄D 2 ± πk T (πkB T )2 + Eex B r ≈ πkB T h̄D 1∓ Eex 2Eex (1.28) Der Ausdruck ganz rechts in Gleichung (1.28) ist eine Näherung für den Fall Eex >> kB T . Das Paar besteht aus einem Spin ↑ und einem Spin ↓ Elektron, die unterschiedlich auf das intrinsische Magnetfeld des Ferromagneten reagieren. Das Spin ↑ Elektron senkt seine potentielle Energie um Eex . Aus Gründen der Energieerhaltung muss sich also seine kinetische Energie um den selben Betrag anheben. Im Gegensatz dazu steigt die potentielle Energie des Spin ↓ um Eex und seine kinetische Energie sinkt entsprechend. Als Folge davon nimmt der Schwerpunktsimpuls des Paares um Q = 2Eex /h̄vF zu. Bei einem Paar mit vertauschten Spins ändert sich der Schwerpunktsimpuls um −Q6 . Während in einem normalen Metall die Dekohärenz eines Andreev-reflektiertes ElektronLoch Paars nur von der Energie ε der Quasiteilchen abhängt, findet man in einer ferromagnetischen Schicht zusätzlich einen starken Einfluss der Austausch-Energie Eex auf die Kohärenzlänge. 18 Kapitel 1. Supraleitung Abb. 1.5: Andreev-Reflektion: Ein einlaufendes Elektron wird kontinuierlich in ein Loch umgewandelt und so reflektiert. Dabei entsteht im Supraleiter ein Cooper-Paar 1.5. Der Proximity Effekt Abb. 1.6: Ein Cooper-Paar im Supraleiter und im Ferromagneten. ∆p = Eex /vF 19 20 Kapitel 1. Supraleitung Kapitel 2 DER JOSEPHSON-EFFEKT Trennt man zwei supraleitende Elektroden durch eine isolierende Schicht (Supraleiter / Isolator / Supraleiter), so kann man ein interessantes Phänomen beobachten: den Josephson-Effekt. Benannt ist dieser nach Brian D. Josephson, der ihn im Jahr 1962 im Rahmen einer theoretischen Arbeit über supraleitende Tunnelkontakte (2.1) vorhersagte10 . Diese sogenannten Josephson-Kontakte spielen heutzutage eine wichtige Rolle in Anwendungen der Supraleitung, unter anderem als schnelle Schaltelemente oder in hochempfindlichen Magnetfelddetektoren. Wie sich schnell heraustellte existiert der JosephsonEffekt nicht nur in Tunnelkontakten sondern auch in anderen Kontakten bei der die Verbindung zwischen den supraleitenden Elektroden durch einen Bereich mit stark unterdrücktem kritischem Strom hergestellt wird, sogenannten „weak links“7, 16 . Beispiele für „weak links“ sind neben SIS-Kontakten Punkt-Kontakte und Sandwiches mit normalleitender (Supraleiter / Normalleiter / Supraleiter) (2.2.1) oder ferromagnetischer Zwischenschicht (Supraleiter / Ferromagnet / Supraleiter) (2.2.2). Der Strom über einen Josephson-Kontakt hängt von der Differenz der Phasen φ = θ1 − θ2 der Ordnungsparameter der beiden Supraleiter ab. Diese Relation ist auch bekannt als die Strom-Phasen-Beziehung. Im folgenden Kapitel werde ich diese und weitere Zusammenhänge für verschiedene Typen von Josephson-Kontakten besprechen. 22 Kapitel 2. Der Josephson-Effekt 2.1 Tunnelkontakte (SIS) Der einfachste Fall eines Josephson-Kontaktes ist der zweier supraleitender Elektroden aus gleichem Material getrennt durch eine homogene isolierende Schicht. Bei der Temperatur T = 0 sind im Supraleiter keine Quasiteilchen vorhanden. Oberhalb der Energielücke sind alle Zustände frei und unterhalb alle Zustände besetzt. Einzelne Elektronen können also bei einer zwischen den Elektroden angelegten Spannung V < 2 |∆0 | /e die Barriere nicht überwinden. In diesem Zustand wird der Strom durch die Barriere allein von kohärent tunnelnden Cooper-Paaren getragen und es fällt keine Spannung über den Kontakt ab. Es fließt ein Suprastrom Is durch die Barriere. Bis zu einer kritischen Stromstärke Ic kann der Strom über den Kontakt durch den Suprastrom getragen werden. Die Strom-Phasen-Beziehung, auch als die erste JosephsonGleichung bekannt, für diesen Fall lautet7 Is (φ ) = Ic sin(φ ). (2.1) Betrachten wir als nächstes die Kopplungsenergie eines Josephson-Kontaktes. Solange der Strom Ic nicht überschreitet können die Cooper-Paare zwar über den Kontakt fließen ohne Widerstand zu verursachen, um den Strom aber auf einen gewissen Wert hochzufahren, müssen jedoch Cooper-Paare beschleunigt werden8 . Die Energie , die auf diese Weise in dem Kontakt gespeichert ist, erhält aus dem Integral des Stroms Is (φ ) über die Phasendifferenz φ 7 . Aus Gleichung (2.1) erhält man für die Kopplungsenergie EJ den Ausdruck EJ (φ ) = Φ0 Ic (1 − cosφ ) = EJ0 (1 − cosφ ) 2π (2.2) Diese Gleichung wird auch die Energie-Phasen-Beziehung genannt. Abbildung 2.1 zeigt Strom und Kopplungsenergie in Abhängigkeit von φ . Betrachten wir nun die Reaktion eines Josephson-Kontaktes auf ein Magentfeld. Gehen wir von einem Schichtpaket aus, wie es in Abbildung 2.2 gezeigt ist: Zwei supraleitende Elektroden S1 und S2 der Dicke t1 und t2 getrennt von einer dünnen Schicht der Dicke d mit Grenzflächen parallel zur yz-Ebene. Die Fläche des Kontaktes beträgt L ·W mit L,W > > d. Strom fließt in x-Richtung. Die Elektroden sollen dabei sehr viel dicker sein als die London’schen Eindringtiefen λ1 und λ2 der Materialien von S1 und S2 . Nun wenden wir ein Magnetfeld der Flussdichte B~ext = (0, By , 0) auf den Kontakt an. Unter Berücksichtigung der Eindringtiefen definieren wir eine magnetische Dicke8 tB = d + λ1 + λ2 . (2.3) Damit ergibt sich für den Fluss durch die Fläche des Kontaktes Φ = BytB L. (2.4) 2.1. Tunnelkontakte (SIS) Abb. 2.1: Strom- und Energie-Phasen-Beziehung eines SIS-Kontaktes Abb. 2.2: Schematische Darstellung eines SIS-Kontaktes im Magnetfeld8 . 23 24 Kapitel 2. Der Josephson-Effekt An dieser Stelle muss man unterscheiden, ob man es mit einem kleinen oder einem großen Josephson-Kontakt zu tun hat. Bei einem kleinen Josephson-Kontakt sind die Abmessungen der Kontaktfläche kleiner als die Josephson-Eindringtiefe. Das durch den Josephson-Strom erzeugte Magnetfeld ist hier vernachlässigbar gegenüber dem externen Magnetfeld. Bei einem großen Kontakt ist die räumliche Ausdehnung des Kontakts größer als die Josephson Eindringtiefe und damit das durch den JosephsonStrom erzeugte Magnetfeld nicht mehr vernachlässigbar8 . Zunächst wollen wir uns mit kleinen Kontakten beschäftigen. Die Josephson Eindringtiefe ist gegeben durch s Φ0 LW λJ = (2.5) 2π µ0tB Ic Eine Integration der Phase entlang des rot markierten Wegs in Abbildung 2.2 und das ganze Integriert über die Fläche des Kontakts ergibt die Abhängigkeit des kritischen Stroms Icm vom magnetischen Fluss Φ durch den Kontakt. Diese entspricht einem Fraunhofer Beugungsbild (siehe Abb. 2.3) an einem Spalt der Breite L sin πtB L B sin πΦ Φ0 y Φ0 m (2.6) Ic = Ic πtB L = Ic πΦ . B y Φ0 Φ0 Bei großen Kontakten ist die Sache etwas komplizierter und die Magnetfeld-Abhängigkeit des kritischen Stroms muss in den meisten Fällen numerisch berechnet werden. Der Grund dafür ist, dass ein großer Kontakt genügend Strom tragen kann, um kleine Magnetfelder einfach abzuschirmen. 2.2. Andreev gebundene Zustände 25 Abb. 2.3: Kritischer Strom Icm eines kleinen Josephson-Kontakts über den magnetischen Fluss senkrecht zur Kontaktfläche. 2.2 Andreev gebundene Zustände 2.2.1 In SNS-Kontakten Die Andreev-Reflektionen an den Grenzflächen eines normalleitenden Metalls zwischen zwei Supraleitern erzeugen diskrete gebundene Zustände der Elektron-LochPaare im Normalleiter. Für eine Energie εn der Andreev gebundenen Zustände gilt 0 < εn < ∆. An den Grenzflächen entspricht die Phase der Elektron-Loch-Paare φeh = φe − φh der Phase der Cooper-Paare im Supraleiter θ1 / θ2 plus einem zusätzlichen Term −/ + arccos (εn /∆). Der zusätzliche Term stammt vom abklingenden Teil der Wellenfunktion des Zustandes im Supraleiter. Im ballistischen, ein-dimensionalen Fall hat der Schwerpunktsimpuls der Elektron-Loch-Paare im Normalleiter eine Phasenverschiebung von ∆ϕ = 2δ k d über den Kontakt zur Folge, wobei d die Dicke des Normalleiters ist und δ k = ε/h̄vF . Gebundene Zustände bilden sich bei den Energien, aus bei denen die Phasendifferenz ∆ϕ über den Kontakt gleich der Phasendifferenz φ = θ1 − θ2 an den Grenzflächen plus ein ganzzahliges Vielfaches von 2π ist. Es muss die Gleichung ε εn n ∆ϕ = 2 = ±φ + 2 arccos + 2πn (2.7) ET h ∆ gelten, wobei ET h = h̄vF /d die Thouless-Energie ist. Der Abstand zweier aufeinander folgender Niveaus für ε << ∆ beträgt πET h . 26 Kapitel 2. Der Josephson-Effekt Abb. 2.4: Diskretes Spektrum der Andreev-gebundenen Zustände in einem langen ein-dimensionalen ballistischen SNS-Kontaktes15 Das (+) auf der rechten Seite von Gleichung (2.7) steht für einen Zustand bei dem der Strom über den Kontakt das selbe Vorzeichen wie die Phasendifferenz aufweist. Das (−) bezeichnet hingegen einen Zustand der Ladung entgegen der von der Phasendifferenz angegebenen Richtung transportiert. Der Zustand kleinster Energie ist der am meisten bevölkerte und gibt somit die Richtung des resultierenden Stroms an. Bei φ = 0 sind die Energien der (+)- und (−)Zustände gleich und der resultierende Strom ist null. Mit wachsender Phasendifferenz φ verringert sich die Energie des untersten (+)-Niveaus, während die Energie des (−)-Niveaus steigt. Dadurch nimmt der Strom zu. Der maximale Strom fließt, wenn die Phasendifferenz φ den Wert π erreicht und die Energie des untersten Niveaus null wird (siehe Abb. 2.4). Überschreitet die Phasendifferenz gerade den Wert π, so entsteht bei der Energie ε = 0 ein neues (−)-Niveau. In diesem Moment fließt wieder der maximale Strom allerdings in die entgegengesetzte Richtung. Das Ergebnis ist die in Abb. 2.5 gezeigte 2π-periodische Sägezahnform der Strom-Phase-Beziehung. Daraus ergibt sich nach dE Φ0 Is = dφ 2π eine quadratische Energie-Phasen-Beziehung (siehe Abb. 2.5). 2.2. Andreev gebundene Zustände 27 Abb. 2.5: Strom-Phasen- und Energie-Phasen-Beziehung eines SNS-Kontaktes. 2.2.2 In SFS-Kontakten Bei ferromagnetischen Kontakten enthält die Phasendifferenz ∆ϕ zusätzlich den Term ±Qd = ±φex , da der Schwerpunktsimpuls durch die Austausch-Energie beeinflusst wird. Aus Gleichung (2.7) wird ε εn ± Eex n ∆ϕ = 2 = ±φ + 2 arccos + 2πn ET h ∆ (2.8) Ein (↑↓) Elektron-Loch-Paar (Elektron ↑, Loch ↓) erfährt eine positive Phasenverschiebung. Die Energie des zugehörigen Zustands sinkt. Entsprechend steigt die Energie eines (↓↑)-Paares. Dadurch spalten die einzelnen Energieniveaus in zwei SpinKomponenten auf. Die genauen Auswirkungen dieses Effekts auf die Strom-Phasen-Beziehung hängen vom Wert von φex = 2Eex /ET h ab. Im Folgenden sollen zwei Spezialfälle betrachtet werden: Zum Einen der Fall φex = π und zum anderen kurz der Fall φex = π/2. Ist φex = π und damit Eex = (π/2)ET h , so ist das unterste (↑↓)-Niveau für φ = 0 von der Energie ε = (π/2)ET h auf null verschoben. Der (+)-Zustand verschwindet sobald sich die Phasendifferenz erhöht und die Energie des (−) steigt. Dieser stellt nun das unterste Niveau dar und bestimmt somit die Richtung in der Strom fließt. Die Vorzeichen von Strom und Phase sind also entgegengesetzt. Bei Betrachtung der Strom-PhasenBeziehung und Energie-Phasen-Beziehung stellt man fest, dass diese die gleiche Form 28 Kapitel 2. Der Josephson-Effekt haben, wie die eines SNS-Kontaktes, aber um π phasenverschoben sind. Das Minimum der Energie, welches den Grundzustand des Kontaktes kennzeichnet, liegt bei φgs = π statt wie im Normalfall bei null. Ein Josephson-Kontakt mit dieser Eigenschaft heißt auch π-Kontakt. Beträgt die Austausch-Energie Eex = (π/4)ET h , so liegt eine Kreuzung zwischen 0- Abb. 2.6: Strom-Phasen- und Energie-Phasen-Beziehung eines SFS-Kontaktes mit Eex = (π/2)ET h und π-Zustand vor. Die (↑↓)- und (↓↑)-Niveaus liegen nicht mehr übereinander, sondern wechseln sich in Intervallen von (π/4)ET h ab. Die Abstände benachbarter Niveaus sind nur noch halb so groß wie bei einem SNS-Kontakt, was zu einer Halbierung der Periode der Strom-Phasen-Beziehung führt. 0- und π-Zustand sind entartet. 2.2. Andreev gebundene Zustände 29 Abb. 2.7: Strom-Phasen- und Energie-Phasen-Beziehung eines SFS-Kontaktes mit Eex = (π/4)ET h 30 Kapitel 2. Der Josephson-Effekt Kapitel 3 SUPERCONDUCTING QUANTUM INTERFERENCE DEVICE (SQUID) 3.1 dc-SQUID Zwei parallel geschaltene Josephson-Kontakte verbunden durch eine supraleitende Schleife ergeben eine Schaltung, die als „direct current superconducting interference device“ (dc-SQUID) bekannt ist. Es kann unter anderem zur Messung sehr kleiner Magnetfelder eingesetzt werden. Bei der Betrachtung wird der Einfachheit halber davon ausgegangen, dass die beiden Josephson-Kontakte exakt gleich sind. Fließt ein Strom über die Parallelschaltung (vgl. Abbildung 3.1), so gilt für diesen folgende Gleichung: φ1 − φ2 φ1 + φ2 Is = Ic1 sin(φ1 ) + Ic2 sin(φ2 ) = 2Ic cos sin (3.1) 2 2 32 Kapitel 3. Superconducting Quantum Interference Device (SQUID) Abb. 3.1: dc-SQUID Einer ähnlichen Argumentation wie im Abschnitt 1.3 über Flussqantisierung folgend erhält man für die Phase und den magnetischen Fluss im supraleitenden Ring Φ φ2 − φ1 = 2π n + . (3.2) Φ0 Die Schleife des SQUIDs versucht wie ein supraleitender Ring den magnetischen Fluss durch seine Fläche auf ein ganzzahliges Vielfaches eines Flussquants zu bringen. Damit lässt sich Gleichung (3.1) umschreiben in Φ Φ Is = 2Ic cos π sin φ1 + π . (3.3) Φ0 Φ0 Der maximale Suprastrom durch das SQUID beträgt also Φ m Ic = 2Ic cos π . Φ0 3.2 (3.4) SQUIDs mit pi-Kontakten Da man die Phasendifferenz über einen Josephson-Kontakt nicht direkt messen kann, ist es nicht ganz leicht die π-Phasenverschiebung eines π-Kontakts nachzuweisen und 3.2. SQUIDs mit pi-Kontakten 33 Abb. 3.2: Maximaler Suprastrom über ein SQUID in Abhängigkeit vom Magnetfeld durch die SQUID-Schleife diesen so als π-Kontakt zu identifizieren. Man kann diesen Nachweis aber mit Hilfe von SQUIDs führen. Im Folgenden möchte ich nun zwei mögliche Schaltungen hierfür vorstellen. Die erste Methode verwendet dc-SQUIDs mit unterschiedlichen Josephson-Kontakten und prüft ihre Phase anhand des Verhaltens der SQUIDs im Magnetfeld9 . Nehmen wir hierzu an Kontakt 1 aus Abbildung 3.1 sei ein herkömmlicher Josephson-Kontakt und Nummer 2 ein π-Kontakt. Die Phasendifferenz über Kontakt 2 lautet dann φ2 + π. Gleichung (3.2) wird zu 1 Φ , (3.5) φ2 − φ1 = 2π n − + 2 Φ0 und Gleichung (3.4) zu Icm Φ + Φ0 /2 = 2Ic cos π . Φ0 (3.6) Gegenüber einem herkömmlichen dc-SQUID ist die Kennlinie also um Φ0 /2 verschoben. Handelt es sich nicht nur bei Kontakt 2 um einen pi-Kontakt sondern auch bei Kontakt 1, dann kompensieren sich die zusätzliche Phasenverschiebung von 1 und 2 gegenseitig und man erhält den selben Zusammenhang wie für ein normales dcSQUID. Um Unterscheiden zu können, misst man also die Reaktion auf ein äußeres Magnetfeld von SQUIDs, die nahe genug nebeneinander liegen um das gleiche 34 Kapitel 3. Superconducting Quantum Interference Device (SQUID) Magnetfeld zu spüren. Abbildung 3.3 zeigt die Kennlinien von SQUIDs mit zwei 0Kontakten, zwei π-Kontakten und solchen mit einem 0- und einem π-Kontakt. 3.2. SQUIDs mit pi-Kontakten 35 Abb. 3.3: Modulation des kritischen Stroms von verschiedenen SQUIDs. In einem Feld dargestellte Kurven wurden zur gleichen Zeit aufgenommen. Man sieht die erwartete Verschiebung der Kurve des 0 − π-SQUIDs zu den beiden anderen Typen. Die Messungen wurden von W.Guichard et al. durchgeführt und in [9] veröffentlicht. 36 Kapitel 3. Superconducting Quantum Interference Device (SQUID) Die zweite Methode verwendet eine Anordnung von zwei SQUID-Schleifen mit je drei gleichen Kontakten, von denen einer zu beiden Schleifen gehört. Die gesamte Phasendifferenz muss in beiden Schleifen jeweils ein ganzzahliges Vielfaches von 2π ergeben. Handelt es sich bei den Kontakten um 0-Kontakte, so ergibt sich daraus kein Problem. Hat man es aber mit π-Kontakten zu tun, so muss ohne angelegtes Magnetfeld ein Ringstrom nahe dem kritischen Strom der Kontakte fließen um die ungerade Zahl an π-Phasendifferenzen in jeder der inneren Schleifen durch eine zusätzliche Verschiebung um 2 · π/2 auszugleichen. Damit befindet sich der kritische Strom der beiden SQUIDs in einem Minimum und die Magnetfeldabhängigkeit weist eine Verschiebung um Φ0 /2 gegenüber den fünf 0-Kontakten auf. Der Vorteile dieser Anordnung gegenüber der vorherigen ist, dass sie leichter herzustellen ist. Wie oben bedarf es allerdings wieder einer Vergleichsmessung um die Verschiebung nachzuweisen (siehe Abb. 3.5). Abb. 3.4: Schematische Darstellung eines Netzwerks mit 5 Josephson-Kontakten zum Nachweis von π-Kontakten14 . 3.2. SQUIDs mit pi-Kontakten 37 Abb. 3.5: Abhängigkeit des kritischen Transportstroms einer wie der in Abbildung 3.4 gezeigten Struktur. Bei a) befinden sich die Kontakte im 0-Zustand und bei b) im π-Zustand14 38 Kapitel 3. Superconducting Quantum Interference Device (SQUID) Teil III EXPERIMENT Kapitel 4 PROBENHERSTELLUNG 4.1 Lithographie Naßprozesse Spin coating T-Profil Belichten und Entwickeln AZ 5114E Der Begriff Naßprozess umfasst alle Prozesschritte, die mit der Bearbeitung des Lack zusammenhängen. Dauer (min) 8 8 2 5 2 Chemikalie Temperatur (◦ C) Stufe Ultraschallbad Aceton(techn.) 117 Aceton(techn.) 117 danach Aceton(techn.) Zimmertemp. 1 Aceton(techn.) 117 Isopropanol p.A. Zimmertemp. umgehend mit N2 trockenblasen Tab. 4.1: Lift-off-Prozess Sputtern Der Prozess des Sputterns kann definiert werden als Ausstoß von Teilchen aus einem Festkörper, dem Sputter-Target, durch Beschuss mit beschleunigten Teilchen. In einer gängigen und auch von dem mir zur Verfügung stehendem Gerät verwendeten Methode wird eine Vakuumkammer mit einem konstantem Strom an Argon-Gas versorgt. Das Argon wird ionisiert und mittels eines elektrischen Feldes auf das Target beschleunigt. Die beim Aufprall der Argon-Ionen freigesetzten Target-Teilchen füllen zusammen mit dem Argon das Innere der Vakuumkammer. Wenn sie auf eine Oberfläche, zum Beispiel die des Substrats, treffen, können sie sich dort anlagern und dort beginnt ein Film zu wachsen. Einer der großen Vorteile des Sputterns ist seine universelle Einsetzbarkeit. Da die Target-Teilchen durch einen Stoßprozess aus der Oberfläche gelöst werden, kann nahezu jedes Material verwendet werden. Desweiteren eignet sich die Methode auch zum Auftragen von Legierungen, da die Zusammensetzung des TargetMaterials beim Sputtern unter gewissen Voraussetzungen erhalten bleibt4 . 42 Kapitel 4. Probenherstellung Abb. 4.1: Blick durch auf ein Sputter-Target Als Target-Materialien verwendete ich Niob als Supraleiter, eine Nickel/PalladiumLegierung mit einem Nickelanteil von 12% wie sie auch von T. Kontos11 verwendet wurde als Ferromagnet und Aluminium zur Herstellung einer Oxidbarriere. Das Schichtwachstum der einzelnen Materialien wurde linear in der Zeit angenommen. 4.2 Verwendeter Ex-Situ Prozess Prozesschritte verwendete Masken Der von mir verwendete Ex-Situ-Prozess ist ein sehr einfach konzipiertes Verfahren zur Herstellung Josephson-Kontakten. Im ersten Schritt wird ein Waver mit dem T-Profil-Prozess belackt und am Mask-Aligner mit Zuleitungsstrukturen versehen. Um die Zuleitungen im Mikroskop der optischen Bank sehen zu können muss man die Probe nun für 50-60 s in den Entwickler tauchen. Kapitel 5 MESSANORDNUNG 5.1 Kryostat verwendeter Kryostat Temperaturmessung Heizwiderstände Probenhalter mit Spulen (Magnetfeld) 5.2 Stromquelle und Ausleseverfahren Stromquelle Vorverstärker Messprogramme 44 Kapitel 5. Messanordnung Kapitel 6 ERGEBNISSE Naßprozesse Bilder von Lackprofil Fehler beim Entwickeln/Lift-off Sputterparameter des Niob-Target Die ersten Versuche Josephson-Kontakte mit einem Nb-Ni/Pd-Nb-Schichtsystem herzustellen schlugen fehl: Im Rahmen der Genauigkeit der Messapparatur lies sich bei einer Temperatur von 4,2 K kein Suprastrom über das Niob feststellen. Eine genauere Untersuchung des elektrischen Widerstands eines Niob-Films ergab mit 0.5 kΩ zwischen zwei 4 mm voneinander entfernten Aluminium-Bonds einen für ein Metall viel zu hohen Wert. Auch der Kontaktwiderstand der Al-Bonds lag mit 15-25 kΩ viel zu hoch. Eine Analyse der Schichtdicke mit Röntgen-Reflektometrie war ebenfalls nicht möglich, da die Messungen keine für einen Fit tauglichen Oszillationen aufwiesen. Eine Verfärbung des Probenträgers aus Edelstahl wies auf hohe Temperaturen während des Sputtervorgangs hin. Ein Blick auf das Thornton-Diagramm4 lies die Schlussfolgerung zu, dass das Niob bei dem verwendeten Druck und der geschätzten Temperatur in zur Oberfläche spitz zulaufenden durch Leerräume getrennte Türmchen (Zone I) aufgewachsen war. Die Überlegung, die zur Lösung führte war folgende: Durch den hohen Prozessdruck kam es zu einem großen Wärmeübertrag vom Plasma zu Probe und -träger, der nicht über Kühlung verfügt. Wenn man den Druck senken würde würde sich die Probe weniger erhitzen und sollte dem Thornton-Diagramm folgende in Zone T landen. Ich startete einen neuen, diesmal von Erfolg gekrönten Versuch mit einem Prozessdruck knapp über dem kleinsten Druck, bei bei das Plasma gerade noch zündete. Dieser war in etwa einen Faktor 10 kleiner, als der alte. Zur Bestimmung der Wachstumsrate des Films wurden Substrate besputtert und die Dicke der aufgebrachten Schicht mittels Röntgen-Reflektometrie bestimmt. Das Ergebnis war eine Sputterrate für Niob von 0.154±0.001 nm/s für eine Armposition von 180◦ Longitudinal, 199◦ Rotation und eine Leistung von 50 W. Diese Rate erwies sich im gewünschten Druckbereich (4-5 · 10−3 mbar) als nicht vom Druck abhängig (siehe Abb.6.1). Druckschwankungen im Bereich 1 · 10−3 mbar sollten also keine Auswirkungen haben. Es stellte sich allerdings heraus, dass die vertikale Entfernung des Substrats von der Mitte des Targets einen gewissen Einfluss auf die Dicke der gewachsenen Schicht hat. 46 Kapitel 6. Ergebnisse Prozessdauer (s) 300 300 300 570 Prozessdruck (µbar) Schichtdicke (nm) 2,72 46,88 4,58 46,52 5,01 46,4 4,7 86,5 Rauhigkeit (nm) 0,6 0,6 0,31 0,75 Tab. 6.1: Daten zur Bestimmung der Wachstumsrate von Niob-Filmen. Schichtdicke und Rauhigkeit wurden mit Hilfe einer Röntgen-Reflektometrie-Messung bestimmt. Abb. 6.1: Wachstumsrate eines Nb-Films über dem Druck in der Sputterkammer. Die Linie stellt die errechnete Sputterrate und die Kreuze die Datenpunkte aus Tabelle 6.1 dar. Im verwendeten Druckbereich ist das Wachstum unabhängig vom Druck. 47 Abb. 6.2: Foto des Probenträgers, mit dem der Zusammenhang zwischen der Sputterrate und dem vertikalen Abstand zur Target-Mitte untersucht wurde. Das auf dem Bild unterste Substrat befand sich genau vor der Target-Mitte. Die Substrate wurden bei einem Druck von 5,0 · 10−3 mbar, einer Leistung von 50 W einer Armposition von 180◦ Longitudinal, 199◦ Rotation für 480 s besputtert. Über eine Distanz von 22 mm (nicht ganz 1’) variierte die Schichtdicke um nm was % der Schicht des mittleren Substrats ausmachte. Zur Bestimmung von Sputterraten wurden die Substrate stets mittig platziert. Position oberhalb Target-Mitte (mm) 0 11 22 Schichtdicke (nm) Rauhigkeit (nm) 46,88 0,6 46,52 0,6 46,4 0,31 Tab. 6.2: Abhängigkeit der Sputterrate des Nb von der Höhe Sputterparameter des Nickel/Palladium-Target Für die Sputterrate des Ni/Pd-Targets ergab sich ein Wert von 0,44±0,02 nm/s bei einer Armposition von 275◦ Longitudinal, 204◦ Rotation, einem Prozessdruck von 20,4 · 10−3 mbar und einer Leistung von 50 W. Sputterparameter des Aluminium-Target Das Al-Target wies eine Sputterrate von 0,15 nm/s auf. Die Position des Arms betrug 40◦ Longitudinal, 204◦ Rotation, der Prozessdruck 20 · 10−3 mbar und die Leistung 97 48 Kapitel 6. Ergebnisse Zeit (s) 15 60 60 Prozessdruck (µbar) 20,03 20,46 20,45 Schichtdicke (nm) 7,04 26 28,86 Rauhigkeit (nm) 0,39 0,3 0,61 Tab. 6.3: Daten zur Bestimmen der Sputterate von Ni/Pd Abb. 6.3: Schichtdicke Ni/Pd über der Sputterdauer W. Eine von L. Klam und W. Kaiser durchgeführte Untersuchung der Druckabhängigkeit der Sputterrate ergab den in Abbildung 6.4 dargestellten Verlauf.. Bei diesen Messungen war die Position des Arms 40◦ Longitudinal, 204◦ Rotation. Al2O3-Barriere Widerstand in Abh. von Oxidschicht Messungen UI-Kennlinien Ic(B) Ic(T) M(T) -> BO12 + Ni/Pd 49 Druck (µbar) 2,5 3,8 8,4 15 20 30 Sputterrate (nm/s) 0,66 0,52 0,29 0,19 0,15 0.10 Zeit (s) 15 30 300 300 300 300 Dicke (nm) Rauhigkeit (nm) 9,95 1,24 15,5 86 3,9 58,3 4,4 45,7 3,7 29,5 4,9 Tab. 6.4: Daten zur Druckabhängigkeit der Sputterrate bei Al. Dicke Al (nm) 2,3 2,3 2,3 2,3 2,3 45 18 18 18 Druck O2 (µbar) 29,7 0,7 10 5,1 2,3 4,8 5,1 5,4 5,4 Zeit O2 (s) 300 30 120 60 60 60 60 60 60 Dicke Ni/Pd (nm) 4,4 4,4 4,4 4,4 4,4 4,4 4,4 4,4 6,6 8,8 Widerstand(Ω) 0,013-0,055 0,26-3,3 0,013-0,023 0,003-0,006 0,1-0,17 0,007 0,15 0,04-0,06 0,07-0,23 120 Tab. 6.5: Einfluss der Al2 O3 -Barriere auf den normalleitenden Widerstand der Kontakte 50 Kapitel 6. Ergebnisse Abb. 6.4: Druckabhängigkeit der Sputterrate bei Al Teil IV ZUSAMMENFASSUNG 53 Im Rahmen dieser Arbeit sollte ein Prozess zur Herstellung von pi-Kontakten aus SFS-Schichtsystemen entwickelt werden. Die Erforschung von SFS-Kontakten ist zum Einen wichtig um ein tieferes Verständnis der Physik der Supraleitung zu erhalten. Die Wechselwirkung der Cooper-Paare mit dem Austauschfeld des Ferromagneten erlaubt es einem die Beschaffenheit der Paarbindung zu untersuchen. Zum anderen sind πKontakte ein möglicher Schlüssel für die Entwicklung des Quantencomputers. Die Verwendung von π-Kontakten erlaubt es einem Qubits ohne die Verwendung eines konstanten äußeren Magnetfelds zu betreiben. Dadurch schaltet man eine der Rauschquellen aus und verbessert dadurch eine für Qubits sehr wichtige Eigenschaft: die Kohärenzzeit. Die Aufgabenstellung sah vor Nb-Al2 O3 -Ni/Pd-Nb Schichtsysteme zu verwenden. Dafür gab es mehrere Gründe: Die mit T = 9,25 K für konventionelle Supraleiter recht Hohe Sprungtemperatur von Niob verringert die kryotechnischen Anforderungen, die an die Messapparatur gestellt werden. Außerdem ist es mit Nb-Al2 O3 -Nb Kontakten möglich hochwertige Josephson-Kontakte herzustellen. Die negative Grenzflächenenergie zwischen Nb und Al verbessert die Oberflächenrauhigkeit und sorgt dafür, dass die untere Nb-Elektrode vollständig mit Al bedeckt und damit nach der Oxidation gut von der Oberen isoliert ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass es anderen Gruppen bereits gelungen ist mit Schichtpaketen der Form Nb-Al2 O3 -Ni/Pd-Nb π-Kontakte herzustellen. Man weiß also, dass das Schichtpaket geeignet ist. 54 LITERATURVERZEICHNIS [1] J. Bardeen, L. N. Cooper, and J. R. Schrieffer. Theory of superconductivity. Phys. Rev., 108(5):1175–1204, December 1957. [2] A. Bauer. Spontaneous Magnetic Flux Induced by Ferromagnetic π-Junctions. Naturwissenschaftliche Fakultät II - Physik, Universität Regensburg, Januar 2005. Doktorarbeit. [3] G. E. Blonder, M. Tinkham, and T. M. Klapwijk. Transition from metallic to tunneling regimes in superconducting microconstrictions: Excess current, charge imbalance, and supercurrent conversion. Phys. Rev. B, 25(7):4515–4532, April 1982. [4] Rointan F. Bunshan. HANDBOOK OF DEPOSITION TECHNOLOGIES FOR FILMS AND COATINGS, Second Edition. Noyes Publications, Westwood, New Jersey, U.S.A., 1994. [5] A. I. Buzdin. 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