2 Sehr geehrte Patientinnen und Patienten, sehr geehrte Angehörige, mit dieser Broschüre möchten wir Sie in der Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie des Bonifatius Hospitals Lingen begrüßen. Wir versuchen, Ihnen nicht nur unsere Abteilung vorzustellen, sondern auch die wichtigsten Operationen anschaulich und verständlich zu erklären. Unser Ziel ist es, Sie nach besten Kräften und den Erkenntnissen der modernen Medizin zu behandeln. Wir möchten Ihnen dabei Ihren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Bitte zögern Sie nicht, bei Fragen oder Wünschen, aber auch bei Kritik sich an mich persönlich oder meine Mitarbeiter zu wenden. Vielen Dank für Ihr Vertrauen und alle guten Wünsche für Ihre baldige Genesung Dr. Christoph M. Seidlmayer Chefarzt 3 Inhalt Wir stellen uns vor 5 Koloproktologie Speiseröhre, Magen, Galle, Bauchspeicheldrüse, Leber endokrine Chirurgie Hernien Adipositas-Chirurgie Port Wundversorgung und Stomatherapie Laparoskopie 8 11 14 18 21 24 27 28 Ihre Mitarbeit ist unverzichtbar 31 akutes Abdomen - der „Notfall im Bauch“ 34 Qualiätssicherung 35 ambulante Operationen 36 Sprechstunden / Kontakt 39 4 Wir stellen uns vor „Viszeralchirurgie“ ist das Spezialgebiet der Chirurgie, das sich mit den Operationen an Magen und Speiseröhre (oberer Gastrointestinaltrakt), an Galle, Leber, Milz und Bauchspeicheldrüse („hepato-biliäre-pankreatische Chirurgie“), an Dünn- Dick- und Enddarm (unterer Gastrointestinaltrakt), am Darmausgang (Proktologie), an Schilddrüse, Nebenschilddrüse und Nebennieren („endokrine Chirurgie“), der Bauchwand sowie mit Operationen bei krankhaftem Übergewicht (bariatrische Chirurgie) beschäftigt. Wir sind stolz darauf, als Kompetenzzentrum für chirurgische Koloproktologie, für Adipositaschirurgie wie auch für minimal-invasive Chirurgie zertifiziert zu sein und die geforderte Mindestzahlen großer Pankreas- und Speiseröhrenoperationen zu erreichen, was nur große Kliniken schaffen. Wir sind wichtigerTeil des von der deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten „Darmkrebszentrums Lingen“. Unsere Erfahrung zeigt sich auch in dem hohen Anteil von Tumoroperationen und daran, daß mehr als die Hälfte der (auch der großen) Operationen im Bauchraum endoskopisch durchgeführt werden. Alle unsere Operationssäle sind mit hochauflösender Videotechnik (HDTV) ausgestattet. Außerhalb der Viszeralchirurgie („Allgemeinchirurgie“) behandeln wir Erkrankungen der Körperoberfläche (z.B. Entzündungen und Tumoren), chronische Wunden (z.B. Dekubitus), die wir, wenn notwendig, auch mit plastischen Operationen verschließen. Portimplantationen z.B. für eine Chemotherapie und bestimmte Operationen an der Lunge, z.B. beim Pneumothorax runden unser Spektrum ab. Unsere Partner: Der wichtigste Partner sind... SIE! Um Sie als Zentrum soll sich die gesamte medizinische Kompetenz der Klinik zusammenfinden. Interdisziplinarität! Alle komplizierten Krankheitsbilder fordern heute die Zusammenarbeit der verschiedenen Fachrichtungen. So legen wir gemeinsam mit unseren gastroenterologischen Partnern die jeweils beste individuelle Behandlung in Anlehnung an die Leitlinien fest. Auch bei Notfällen („akutes Abdomen“) arbeiten wir eng zusammen. Wöchentlich treffen wir uns in der Tumorkonferenz mit allen an der Behandlung Krebskranker beteiligten Fachkollegen, insbesondere den Onkologen, Pathologen und Strahlentherapeuten. Gemeinsam wird auf dieser Konferenz das für den jeweiligen Patienten beste Vorgehen festgelegt. Auch mit den anderen Abteilungen unseres Klinikums pflegen wir eine enge Zusammenarbeit und natürlich ganz besonders mit den Kollegen der Anästhesieabteilung und Intensivmedizin, ohne die wir nicht operieren könnten und mit denen wir die Pa- 5 tienten auf der Intensivstation gemeinsam betreuen. „Last but not least“: die enge Zusammenarbeit mit Ihrem Hausarzt! In der Regel weist Sie Ihr Hausarzt uns zu. Mit dieser „Einweisung“ können Sie oder Ihr Hausarzt einen Termin in der Sprechstunde vereinbaren. Für bestimmte ambulante Behandlungen, z.B. in der Proktologie, bei Erkrankungen der Haut usw. benötigen Sie eine „Überweisung“ von einem Chirurgen oder Orthopäden, in anderen Fällen, z.B. bei „speziellen gastrointestinalen Krankheitsbildern“, zur Nachbehandlung nach großen Operationen, aber auch bei krankhaftem Übergewicht kann auch Ihr Hausarzt diese Überweisung ausstellen. In den ersten zwei Wochen nach einer stationären Behandlung benötigen Sie keine Überweisung („nachstationäre Behandlung“) ambulant und stationär In unserer Sprechstunde wird die Operationsindikation geprüft und entschieden, ob eine ambulante Operation möglich oder eine stationäre Behandlung erforderlich ist. In der Sprechstunde werden dann auch die Termine vereinbart. Im Notfall sind wir selbstverständlich jederzeit in der „Zentralen Notaufnahme“ für Sie da. Ambulant führen wir kleine Operationen an der Körperoberfläche (z.B. Haut, Schleimbeutel, Abszesse, kleine Tumoren etc.), Portimplantationen, viele proktologische Eingriffe und den Verschluß kleiner Hernien bei Kindern und Erwachsenen durch. Nach der ambulanten Operation werden Sie nicht gleich „weggeschickt“ sondern ausreichend lange überwacht. Bei vielen Operationen, die eine stationäre Überwachung benötigen, kann die Operationsvorbereitung ambulant in der „vor-stationären Sprechstunde“ erfolgen, so daß der Eingriff dann gleich nach der Aufnahme möglich ist. Dies ist die Regel bei Gallen-, Schilddrüsen-, Hernien- und ähnlichen Operationen. Die Entlassung wird dann meist 2-3 Tage später möglich. Bei noch unklaren Krankheitsbildern und vor großen Operationen sind in der Regel noch weitere Untersuchungen notwendig, so daß dann die Patienten ein oder zwei Tage vorher aufgenommen werden. Die stationäre Behandlung erfolgt auf Station 6, bei Wahlleistungspatienten auf Station 26; nach größeren Eingriffen oder schweren Erkrankungen werden Sie auf der Intensivstation betreut. Kinder bekommen ein Bett in der Kinderklinik. In der „nach-stationären Sprechstunde“ kann die Behandlung, wenn notwendig, ambulant fortgesetzt werden, und so kann der Krankenhausaufenthalt weiter verkürzt werden. (Niemand wird aber „zu früh“ entlassen!) 6 Nach großen Operationen bieten wir eine Reha-Behandlung, z.B. in unserer Geriatrie an. Unser Team Die Ärzte und das Pflegepersonal engagieren sich gemeinsam für Sie, Ihre Genesung und Ihr seelisches und körperliches Wohlbefinden. Medizin ist nicht alles, aber... Im Ärzteteam finden sich erfahrene Fachärztinnen und Fachärzte, die so immer den „Facharzt-Standard“ gewährleisten. Im Stationssekretariat werden unter anderem Termine z.B. für Untersuchungen organisiert und Befunde dokumentiert. So wird den Ärzt(inn)en „der Rücken freigehalten“, so daß diese sich ganz auf ihre „Kernaufgabe“, nämlich Ihre Behandlung konzentrieren können. Im Chefarzt-Sekretariat laufen alle Stränge bei Frau Leerhoff zusammen. Hier können Sie oder Ihr Hausarzt Termine für die Sprechstunde und die stationäre Aufnahme vereinbaren. Frau Silke Leerhoff Der Chefarzt Dr. Ch. M. Seidlmayer ist Facharzt für Chirurgie, Facharzt für Viszeralchirurgie und spezielle Viszeralchirurgie, Proktologe und von der Fachgesellschaft DGAV zertifizierter „minimal invasiver Chirurg“. 7 Koloproktologie Operationen bei gut- und bösartigen Erkrankungen des Dickdarmes und des Darmausganges Darmkrebs ist in Deutschland die zweithäufigste Krebserkrankung, er macht bei Frauen wie bei Männern ungefähr 15% der Krebsneuerkrankungen aus. Das Krebsregister Niedersachsen gibt an, daß von 100.000 Einwohnern unseres Landkreises jedes Jahr ungefähr 47 Frauen und 130 Männer neu an Darmkrebs erkranken. Früherkennung ist „überlebenswichtig“. Eine Heilung ist nur durch eine Operation zu erreichen; unsere Abteilung hat bei der Behandlung dieser Erkrankung große Erfahrung und gute Ergebnisse, wie unsere fortlaufende Dokumentation zur Qualitätssicherung zeigt. Wir führen die Behandlung streng nach den gültigen interdisziplinären Leitlinien („S3-Leitlinien“) als Partner des von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Darmkrebszentrums Lingen durch. Unsere Abteilung ist auch als „kolo-proktologisches Kompetenzzentrum“ durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie zertifiziert. Viele Betroffene fürchten immer noch, dass bei der Operation ein künstlicher Darmausgang notwendig wird, ein dauerhafter künstlicher Darmausgang ist glücklicherweise nur noch in ganz wenigen Fällen unvermeidlich, dann nämlich, wenn die Geschwulst direkt in den Schließmuskel eingewachsen ist. Nach der Entfernung des erkrankten Darmabschnittes mitsamt der Lymphknoten werden die Darmenden wieder aneinander genäht („anastomosiert“), was mit Hilfe spezieller Klammergeräte auch ganz nahe am Darmausgang möglich ist. Bei bestimmten Frühstadien ist es auch möglich, den Darm innerhalb des Schließmuskels zu entfernen (sog. „intersphinktere“ Resektion) oder auch durch den Darmausgang hindurch den Tumor aus der Darmwand herauszuschneiden. Bei den ganz nah am Schließmuskel angelegten Darmnähten kann allerdings zum Schutz der Wundheilung für wenige Wochen ein Stoma notwendig sein – so wie man nach einem Knochenbruch auch erst einmal mit Gehstützen laufen muß, bis der Knochen wieder belastbar ist. Bei bestimmten Tumoren im Enddarm kann das Ergebnis durch eine Bestrahlung mit Chemotherapie vor der Operation verbessert werden, dieses Vorgehen ist heute Standard. Standard ist auch die Chemotherapie nach der Operation beim Befall der Lymphknoten. Hierfür arbeiten wir eng mit unserer Onkologie und einer Praxis für 8 Strahlentherapie zusammen. Alle diese Fälle werden auf der Tumorkonferenz gemeinsam besprochen. Gleich nach der Operation dürfen die Patienten in der Regel wieder trinken und nach wenigen Tagen wieder essen. Das lange Fasten wie früher ist heute dank schonender Operations- und Narkosetechnik nicht mehr nötig („fast track“). siehe Seite 31 Darmentfernungen können auch bei gutartigen Erkrankungen wie bei der Divertikelentzündung („Divertikulitis“) aber auch anderen Entzündungen notwendig sein. Auch Notfalleingriffe mit Darmentfernungen z.B. beim Darmverschluß („Ileus“) sind nicht ganz selten. Oft führen wir die beschriebenen Operationen bei gut- wie bösartigen Erkrankungen auch laparoskopisch („per Bauchspiegelung“) durch, wodurch sich die Erholung nach der Operation weiter verkürzt. Auch bei solchen „Schlüssellochoperationen“ sind wir besonders erfahren. (siehe das Kapitel über endoskopische Operationen Seite 28) Erkrankungen des Darmausganges sind meist unangenehm, oft schmerzhaft und bekanntlich sehr häufig. Aus Scham, aber auch aus Furcht vor weiteren Schmerzen stellen sich viele Patienten mit proktologischen Erkrankungen erst nach einer längeren Leidenszeit zur Behandlung vor. Glücklicherweise sind die Erkrankungen meist nicht gefährlich, allerdings muß immer ein bösartiger Tumor ausgeschlossen werden. Ein besonderer Schwerpunkt unserer Abteilung ist die operative Behandlung der Erkrankungen des Darmausganges, also die chirurgische Proktologie. Gerne werden alle Beschwerden am Darmausgang auf „Hämorrhoiden“ zurückgeführt, insbesondere alle schmerzhaften. Hämorrhoiden sind aber in der Regel schmerzlos, es handelt sich um den Vorfall der „Abdichtungspolster“ des Darmausganges nach außen. Daher machen sie sich als „Knoten“ bemerkbar, die Verlagerung der Schleimhaut führt zu den bekannten Beschwerden wie Juckreiz und Brennen. Bei fortgeschrittenen Hämorrhoiden hilft nur die Operation. In den meisten Fällen führen wir dann den Eingriff „im Inneren“ des Darmes aus, dort wo das Gewebe weitgehend schmerzlos ist. Die vorgefallene Schleimhaut wird nach Entfernung des überschüssigen Gewebes mit Klämmerchen befestigt (sog. „Staplerhämorrhoidektomie“). Vor- ©Ethicon 9 teilhaft an diesem Vorgehen sind der wesentlich geringere Schmerz und die Vermeidung jeder von außen sicht- und spürbaren Wunde. Bei weniger weit fortgeschittenen Hämorrhoiden führen wir unter anderem auch die „doppler-gesteuerte Hämorrhoidalarterienligatur“ durch, bei der die zu den Hämorrhoiden führende Blutgefäße durch eine Ultraschallsonde aufgesucht und gezielt unterbunden werden. Schmerzhafte plötzlich auftretende Knoten können Blutgerinnsel sein (sog. „Perianalthrombose“). Diese Knoten können dann genauso wie überschüssige Hautfalten („Marisken“) meist ambulant und in örtlicher Betäubung abgetragen werden. Besonders schmerzhaft sind Schleimhauteinrisse („Fissuren“) und abgekapselte Eiterungen („Abszeß“). Ein Abszeß ist immer ein Notfall. Meist geht die Entzündung von einer Fistel aus, nach der immer gesucht werden muss. Oft muss eine solche Fistel zunächst mit einem Gummiband versehen werden, die endgültige Sanierung ist erst nach Abklingen der akuten Entzündung gefahrlos, denn der Schließmuskel darf ja auf gar keinen Fall verletzt werden! Bei älteren Menschen, vor allem Frauen, ist die Prolapserkrankung häufig. Beim „inneren Prolaps“ steht die Behinderung der Stuhlentleerung im Vordergrund, der „äußere Prolaps“ stört durch den oft weit vorgefallenen Darm und führt zwangsläufig zur Inkontinenz. Für beide Prolapsformen stehen wirkungsvolle und schonende Operationen durch den Darmausgang zur Verfügung, die auch bei hochbetagten Patienten durchführbar sind. Manchmal muss auch der vorgefallene Darm „von innen“ über eine Bauchspiegelung befestigt werden. Bei Stuhl-Inkontinenz steht je nach Ursache und Schweregrad die Rekonstruktion des Schließmuskels, aber auch die Stimulation der Beckenbodenmuskulatur durch eine Art „Schrittmacher“ (Sakralnervenstimulation) zur Verfügung. 10 Speiseröhre, Magen, Galle, Bauchspeicheldrüse, Leber Operationen bei gut- und bösartigen Erkrankungen Die Refluxkrankheit ist eine „Volkskrankheit“. Häufigstes Symptom ist Sodbrennen, verursacht durch das Hochlaufen („Reflux“) von saurem Magensaft in die Speiseröhre. Meist kann die Krankheit medikamentös beherrscht werden, in manchen Fällen ist aber der Reflux so stark, daß Säureblocker nicht mehr ausreichen, weil vor allem nachts der Mageninhalt bis in den Mund „hochläuft“ und so nicht nur den Schlaf stört sondern auch in die Lunge gelangen kann. Solche Aspirationen können lebensgefährlich sein. Ursache ist ein Zwerchfellbruch, der das „Ventil“ am Übergang von der Speiseröhre zum Magen wirkungslos macht. Die Operation erfolgt laparoskopisch als Bauchspiegelung. Der „hochgerutschte“ Magenanteil wird wieder in die Bauchhöhle verlagert und die Lücke im Zwerchfell wird mit Nähten soweit eingeengt, dass nur noch die Speiseröhre hindurch paßt. Je nach Befund wird diese Naht am Zwerchfell noch durch weitere Nähte zwischen dem Magen und dem Zwerchfell verstärkt oder wird eine Manschette aus Magenwand um die Speiseröhre genäht. Auch Divertikel der Speiseröhre („Aussackungen“) und gutartige Tumoren vor der Einmündung in den Magen lassen sich auf diesem Weg minimal invasiv abtragen. Divertikel der Speiseröhre am Hals („Zenker-Divertikel“) führen immer zu Schluckstörungen und zu hoher Aspirationsgefahr. Sie lassen sich auch bei hochbetagten Menschen durch einen kleinen Eingriff am Hals risikoarm beseitigen. Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre („Ulkus“) müssen heute nur noch operiert werden, wenn sie Komplikationen verursachen. Häufig sind Durchbrüche („Perforationen“) solcher Ulcera, hier muß notfallmäßig operiert werden („akutes Abdomen“): Meist reicht es, das Loch wieder zu vernähen, wir machen das laparoskopisch. Blutungen aus Geschwüren können fast immer durch eine Magenspiegelung beherrscht werden, manchmal ist aber schließlich doch eine Operation zur Blutstillung notwendig, dann erfolgt meist wie bei der narbigen Einengung des Magenausgangs die Teilresektion des Magens. Immer öfter kommen Tumoren der tieferen Schichten der Magenwand vor. Diese können in der Regel laparoskopisch durch begrenzte Resektionen entfernt werden, es ist hier nicht notwendig, den ganzen Magen zu entfernen, wie beim Magenkrebs, der 11 glücklicherweise immer seltener wird. Bei bösartigen Tumoren der Speiseröhre und bei Tumoren, die vom Magen in die Speiseröhre hochwachsen, ist oft ein Zugang über die rechte Brusthöhle erforderlich, die unteren Anteile der Speiseröhre lassen sich aber auch von der Bauchhöhle her erreichen. Unsere Klinik gehört zu den wenigen Abteilungen, die die vorgeschriebene Mindestmenge für Speiseröhrenoperationen regelmäßig erfüllt, diesen Eingriff also durchführen darf! (Zur Minderung des Risikos braucht man Erfahrung, daher diese Regelung). Die Furcht, nach der Entfernung des Magens oder von Teilen der Speiseröhre nicht mehr essen zu können, ist unbegründet. Unsere Ernährungsberatung hilft in der Übergangszeit. Durch große Fortschritte in der Operations- und Narkosetechnik sind auch große Tumoroperationen sicher und mit geringen Komplikationsraten möglich. Eine Chemotherapie z. T. mit Betrahlung vor der Operation, verbessert in vielen Fällen die Chance auf dauerhafte Heilung. Die Entfernung der Gallenblase wegen Steinen oder Entzündungen ist eine der häufigsten Operationen. Der Eingriff ist fast immer laparoskopisch möglich, auch nach Voroperationen. Bei bestimmten Patienten führen wir die laparoskopische Operation über einen einzigen knapp 2 cm kleinen Schnitt am Nabel durch. („single port laparoscopy = SILS). Die Gallenflüssigkeit wird in der Leber gebildet und fließt auch nach der Entfernung der Gallenblase durch den Hauptgallengang in den Zwölffingerdarm. Eine Diät ist nach der Entfernung der Gallenblase nicht notwendig! Gallensteine aus unserer Sammlung 12 Gelbsucht als Folge einer Störung des Gallenabflusses („Verschlußikterus“) kann durch Steine oder Tumoren verursacht sein. Eine Abklärung durch eine endoskopische Ultraschalluntersuchung oder eine Gallengangsspiegelung („ERCP“) ist oft notwendig, Steine lassen sich dann auch im gleichen Arbeitsgang aus dem Gallengang herausholen. Bei Tumoren sind weitere Untersuchungen notwendig, auch hier setzen wir auf enge Kooperation mit unseren internistischen Kollegen! Oft ist ein Tumor der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) Ursache des Gallengangsverschlusses, weil der letzte Abschnitt des Gallenganges durch das Pankreas verläuft. Hier ist dann oft die „Whipple’sche Operation“ indiziert. Bei diesem großen Eingriff werden Teile der Bauchspeicheldrüse, der Zwölffingerdarm, die Gallenblase, Teile des Gallenganges und selten Teile des Magens entfernt. Danach erfolgt dann die Rekonstruktion durch Nähte von Pankreasrest, Gallengang und Magen an den Dünndarm. Auch bei den Operationen der Bauchspeicheldrüse gehören wir zu den wenigen Kliniken, die die vorgeschriebene Mindestmenge erreichen und daher diese Operationen überhaupt durchführen dürfen. Auch bei Entzündungen der Bauchspeicheldrüse können Operationen notwendig werden, bei der „akuten Pankreatitis“ müssen manchmal abgestorbene Bauchspeicheldrüsenteile („Nekrosen“) entfernt werden, bei der chronischen Pankreatitis kann sich durch Vernarbung ebenfalls ein Gallengangsverschluß entwickeln, außerdem können auch die chronischen Schmerzen zur Operation zwingen. Bei der Pankreatitis stehen möglichst organerhaltende Techniken ganz im Vordergrund, um so einen postoperativen Diabetes (Insulin wird im Pankreas gebildet!) zu vermeiden. Tumoren der Leber sind oft Metastasen anderer Geschwülste, aber es gibt auch primäre Lebertumoren. Oft können Lebertumoren mit guten Aussichten auf eine Heilung entfernt werden . Bei großen Metastasen muss oft ein großer Leberteil entfernt werden, das ist möglich, weil die Leber über große Reserven verfügt und sich rasch regeneriert. Kleinere Herde, vor allem am Rand, gutartige Tumoren, Zysten usw. werden bei uns laparoskopisch entfernt. 13 endokrine Chirurgie Schilddrüse, Nebenschilddrüsen und Nebennieren Die Schilddrüse regelt – vereinfacht gesagt – durch ihre Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) den Energiehaushalt des Körpers. Die Symptome einer Überfunktion (Hyperthyreose) sind Herzrasen, hoher Blutdruck, Nervosität, Durchfall und Hitzegefühl, die Unterfunktion (Hypothyreose) zeigt sich an Müdigkeit, Verstopfung und der Verlangsamung aller Stoffwechselvorgänge. Die wichtige Hormondrüse („endokrine Drüse“) sitzt am Hals beidseits vor der Luftröhre und unmittelbar unterhalb des Kehlkopfes. Bei ihrer Vergrößerung kann sie so als „Kropf“ tast- und sichtbar werden. Bei vielen Erkrankungen der Schilddrüse kann eine Operation notwendig werden: • Knotenstruma (Struma nodosa) • Überfunktion bei Autoimmunthyreopathie (Morbus Basedow) • kalte Knoten und Tumoren Die Knotenstruma ist die häufigste Erkrankung der Schilddrüse. Sie ist die Folge eines Jodmangels in der Nahrung, daher ist auch die Jodierung des Speisesalzes so wichtig. Beim Versuch, doch noch genug Jod – den wichtigsten Baustein der Schilddrüsenhormone – aufnehmen zu können, vergrößert sich die Schilddrüse. Bei diesem Wachstum wandelt sich das Gewebe zunehmend in Knoten um. Ab diesem Zeitpunkt kann die Erkrankung auch durch Jodzufuhr nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Schilddrüse kann schließlich so groß werden, dass Druckerscheinungen an den umliegenden Organen (Luftröhre, Speiseröhre) mit entsprechenden Beschwerden (Luftnot, Schluckbeschwerden, Druckgefühl) auftreten. Auch können die Knoten „autonom“ werden, also als „heiße“ Knoten vermehrt Hormone ausschütten und so eine Schilddrüsenüberfunktion verursachen. Beim Morbus Basedow handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung („Autoimmunthyreopathie“), das Immunsystem des Körpers richtet sich also gegen die eigenen 14 Schilddrüsenzellen. Die Folge ist eine Vergrößerung der Schilddrüse ohne Knoten („diffuse Struma“) mit oft erheblicher Überfunktion. Hinter einem „kalten Knoten“ kann sich ein Tumor verbergen. Hier besteht immer eine dringliche OP-Indikation. Die meisten Schilddrüsenkarzinome (papilläre und follikuläre Karzinome) lassen sich durch Operation und nachfolgende Radio-Jod-Therapie mit sehr guten Ergebnissen behandeln – viel besser als Tumoren anderer Organe. Für die richtige Diagnose sind Ultraschall, Szintigramm und die Bestimmung der Hormonwerte notwendig, manchmal auch eine Punktion mit Zelluntersuchung oder andere (Blut)untersuchungen. Die Ultraschalluntersuchung zeigt Größe und Form der Schilddrüse, also auch die Größe, Lage und Zahl der Knoten. Das Szintigramm zeigt den Funktionszustand des kalter Knoten heißer Knoten Gewebes und kann damit zwischen „warmen“ und „kalten“ Knoten unterscheiden. Es wird ein jodähnlicher schwach radioaktiver Stoff (Technetium) gespritzt und dann wird seine Ansammlung über der Schilddrüse gemessen. Bei einem „kalten Knoten“ ist keine Anreicherung feststellbar, obwohl ein Knoten im Ultraschall darstellbar oder sogar tastbar ist, bei einem „heißen Knoten“ eine besonders starke, oft auch mit Unterdrückung (Suppression) der übrigen Schilddrüse. Das Ausmaß der Operation richtet sich nach der Erkrankung. Bei der Knotenstruma kommt es darauf an, wirklich alle Knoten zu entfernen, was oft die Entfernung der ganzen Schilddrüse oder des betroffenen Lappens, aber auch nur die Entfernung einzelner Knoten bedeuten kann. Nur so kann ein Rezidiv sicher vermieden werden. Eine Gewebsuntersuchung während der Operation („Schnellschnittuntersuchung“) zur Klärung der Frage, ob ein bösartiger Tumor vorhanden ist, ist bei möglichen Schilddrüsentumoren nicht verläßlich. Bei Tumorverdacht, also bei kalten Knoten, ist es daher die Regel, durch die Entfernung der ganzen betroffenen Seite eine für den Stimmbandnerv besonders risikoreiche Nachresektion einige Tage später vermeiden zu können. 15 Sollte sich dann der Tumor bestätigen, muss nur noch die andere unberührte Seite ohne erhöhtes Risiko entfernt werden. Vor einer Schilddrüsenoperation muss eine eventuell vorhandene Überfunktion durch Medikamente ausgeglichen sein. Außerdem ist eine hals-nasen-ohren-ärztliche Untersuchung (Stimmbandnerv) notwendig. Die Operation erfolgt auch bei großen Strumen durch einen recht kleinen Schnitt am Halsansatz. Die Wunde wird „von innen“ mit einem Faden, der sich selbst auflöst, vernäht, es müssen also keine Fäden gezogen werden und die Narbe ist später kaum sichtbar. Um eine Verletzung der Stimmbandnerven, die auf beiden Seiten hinter der Schilddrüse verlaufen, zu vermeiden, muß der erfahrene Chirurg den genauen Verlauf dieser Nerven kennen und kann sie so schonen. Zur besonderen Sicherheit führen wir regelmäßig eine elektrische Testung der Nerven („Neuro-Monitoring“) während der Operation durch. So kann der Nerv zunächst sicher identifiziert werden, schließlich kann seine Funktionstüchtigkeit bestätigt werden. So sind auch ausgedehnte Resektionen risikoarm möglich. Wenn es in seltenen Fällen doch zu einem Nervenschaden (Heiserkeit, schwache Stimme) kommt, erholt sich die Nervenfunktion in den meisten Fällen innerhalb einiger Monate wieder. Nach der Operation geht die Erholung meist schnell, so dass die Entlassung schon am 2. Tag nach der Operation möglich wird. Manchmal vorhandenes Kribbeln in den Fingern kommt von einer vorübergehenden Nebenschilddrüsenunterfunktion und kann mit Kalzium behandelt werden. Diese Beschwerden klingen rasch ab. Die zwangsläufige Folge der Entfernung größerer Schilddrüsenanteile ist eine Unterfunktion, die durch Hormongaben (Tabletten) ausgeglichen werden muß. Keineswegs aber müssen solche Hormone nach jeder Operation verordnet werden. Ob und in welcher Dosierung, sollte 4-6 Wochen nach der Operation anhand der Hormonwerte (insbesondere „schilddrüsen-stimulierendes Hormon“ TSH) entschieden werden. Die Nebenschilddrüsen liegen nicht „neben“ sondern „hinter“ der Schilddrüse. Die vier stecknadelkopfgroßen Drüsen spielen eine wichtige Rolle im Kalziumstoffwechsel. Ihre Überfunktion („Hyperparathyreoidismus“) kann durch gutartige Tumoren an einer der Drüsen, aber auch durch die Vergrößerung („Hyperplasie“) aller vier Drüsen z.B. bei Nierenerkrankungen verursacht sein. Zur Vermeidung schwerwiegender Folgeerkrankungen (Knochen, Bauchspeicheldrüse, Nieren, …) ist dann die Operation notwendig – die Entfernung des einzelnen Knotens oder aller vier Nebenschilddrüsen (dann mit Replantation von Gewebe in den Arm). 16 Auch eine stark vergrößerte Nebenschilddrüse ist oft nur erbsgroß und so ist eine (unsere) ganz besondere Erfahrung bei solchen Operationen die Voraussetzung für den Erfolg. Die Nebennieren liegen zwar „neben den Nieren“, haben aber sonst gar nichts mit ihnen zu tun! Operationen an diesen wichtigen Hormondrüsen sind eher selten. Die Indikation sind rechts Nebeniere links oft Tumoren, meist gutartig. Solche Tumoren werden oft „zufällig“ bei Untersuchungen aus anderer Fragestellung entdeckt (sog. „Inzidentalome“). Manche Nebennierentumoren können zu Bluthochdruck führen und müssen dann (nach medikamentöser Vorbehandlung) entfernt werden, auch andere Überfunktionszustände können eine Operationsindikation darstellen. Die immer notwendige hormonelle Abklärung liegt in der Hand des Endokrinologen (Spezialist für Hormondrüsen). Trotz der versteckten Lage der Nebennieren hinter Darm, Bauchspeicheldrüse und den großen Blutgefäßen ist bei uns fast immer die laparoskopische Operation möglich. 17 Hernien Leisten- und Bauchwandbrüche Die häufigste Operation in der Allgemeinchirurgie nicht nur bei uns ist die Versorgung von Hernien, also der Verschluß von Leisten-, Nabel- und Bauchwandbrüchen. Anders als die Bezeichnung „Bruch“ denken läßt, handelt es sich bei Hernien nicht um einen „Riß“ im Gewebe, der an einen Knochen-„bruch“ erinnern könnte. Eine Hernie entsteht dort, wo das Gewebe an einer Schwachstelle „ausgeleiert“ ist und sich allmählich ein Defekt, also ein „Loch“ ausbildet. Eine Hernie entsteht so gut wie nie durch ein akutes Ereignis, auch wenn man sie manchmal „plötzlich“ nach Belastungen zum ersten Mal bemerkt. Häufigste Lokalisationen für Hernien sind die Leistenregion, der Nabel, aber auch Operationsnarben. Hier kann das Gewebe unter ständiger Belastung wie schwerer Arbeit, Husten, Pressen usw. am ehesten nachgeben. Der Bruchsack läßt sich meist zurückdrücken („reponieren“), meist tritt der Bruch dann aber rasch wieder aus. Wenn sich aber die im Bruchsack liegenden Organe, z.B. der Darm einklemmen, kann sich ein lebensbedrohlicher Notfall entwickeln, weil die Durchblutung des Darmes abgeklemmt werden kann und auch ein Darmverschluß entsteht. Um einer solchen Einklemmung vorzubeugen, ist in der Regel eine Operation zum Verschluß der Bruchpforte sinnvoll und notwendig. Die Bruchpforte kann durch Nähte, Kunststoffnetze oder die Kombination aus beiden verschlossen werden. Fast immer ist es möglich, die Operation endoskopisch, also durch eine Bauchspiegelung durchzuführen. Ein „offener Zugang“ ist nur noch in besonders schwierigen Situationen (z.B. bei besonders großen Brüchen oder Voroperationen) notwendig. Bei den meisten Nabelbrüchen „lohnt sich“ eine Bauchspiegelung nicht, weil die kleine Öffnung über einen Mini-Zugang vernäht werden kann. Durch die Verwendung der Kunststoffnetze wird die Bruchpforte nicht nur verschlossen, es wird die geschwächte Bauchwand verstärkt. Damit wird die Gefahr eines Rückfalles (Rezidiv) der Hernie gegenüber dem einfachen Nahtverschluß deutlich verringert, obwohl sich die Patienten schon wenige Tage nach der Operation wieder voll belasten dürfen. Große Bauchwandhernien haben überhaupt erst seit Einführung der Netze Aussichten auf eine erfolgreiche Operation. Der endoskopische Zugang minimiert die Schmerzen nicht nur 18 in den ersten Tagen nach der Operation, das Risiko von chronischen Schmerzen z.B. in der empfindlichen Leiste ist deutlich geringer als beim offenen Zugang, wie Studien gezeigt haben. Nach der Operation großer Bauchwandbrüche treten manchmal vorübergehende Schmerzen an den unvermeidlichen Befestigungspunkten des Netzes an der Bauchwand auf, die verschwinden, sobald das Netz fest in die Bauchdecke eingewachsen ist. Durch Schmerzarmut und frühe Belastbarkeit ist die Arbeitsfähigkeit meist auch nach kurzer Zeit wieder erreicht. Die Entlassung ist in der Regel nach wenigen Tagen möglich, wenn nicht sowieso ambulant operiert wurde. Wir empfehlen noch einige Tage Schonung und nach dem baldigen Rückgang der Wundschmerzen (meist nur gering) die „schmerzadaptierte Belastung“ nach dem Motto: „Was nicht weh tut, ist erlaubt.“ Nach der Operation großer Bauchwandbrüche verordnen wir nicht nur zur Stützung der Bauchdecke eine elastische Bauchbinde, die 6 Wochen lang getragen werden sollte, sondern empfehlen körperliche Schonung über 6-8 Wochen („sicher ist sicher“). Blutgefäße Bruchpforte des Hodens Leistenhernien verlaufen durch einen Kanal in der Bauchwand, durch den bei Männern die Blutgefäße zum Hoden ziehen, bzw. bei Frauen ein Halteband der Gebärmutter verläuft. Bei Männern muß dieser Kanal mehr Platz bieten, daher kommen Leistenbrüche zu 90% bei Männern vor. Der Bruchsack Bruchsack verläuft entlang der Blutgefäße, die zum Hoden ziehen und so ist verständlich, daß sich große Leistenbrüche bis in den Hodensack ausbreiten können. Bei der endoskopischen Operation wird der Bruchsack nach innen gezogen und von den Blutgefäßen des Hodens gelöst. Dann wird in den Raum vor dem Bauchfell das weiche Kunststoffnetz eingelegt, das durch den Druck der Bauchorgane ohne Nähte festsitzt und schnell fest wächst. Beidseitige Hernien lassen sich ohne zusätzliche Zugänge „in einem Arbeitsgang“ versorgen. Besonders große Leistenbrüche, Verwachsungen nach Netz anderen Operationen oder auch fehlende Narkosefähigkeit wären ein Grund für eine „offene“ (= nicht-endoskopische) Operation. „Offen“ kann, nämlich auch in Spinalanästhesie („Rückenbetäubung“) operiert werden. Auch hier werden in der Regel Netze eingesetzt (Technik nach Lichtenstein), um die Vorteile der raschen Belastbarkeit und der Verstärkung der Bauchwand nutzen zu können. 19 Bauchwandhernien entstehen meist in Bereich einer Operationsnarbe, die immer eine Schwachstelle darstellt, können aber auch am Nabel oder oberhalb des Nabels als sog. epigastrische Hernien auftreten. Bei einer „Rektusdiastase“ sind die beiden geraden Bauchwandmuskeln im Oberbauch auseinander gewichen. Dies führt zwar manchmal zu einer eindrucksvollen Vorwölbung der Bauchwand, ist aber keine Hernie, sondern eine harmlose Normvariante ohne Krankheitswert. Es findet sich ja kein „Loch“ sondern nur eine Vorwölbung der Bauchwand. Eine Rektusdiastase darf also nicht mit einer Hernie verwechselt werden! Nur kleine Nabelbrüche können durch Naht verschlossen werden, bei größeren Brüchen und bei allen Narbenhernien werden Netze eingesetzt, meist ist das endoskopisch möglich. Da das Netz hier in der Bauchhöhle liegt, trägt es eine besondere Beschichtung, um Verwachsungen mit dem Darm zu vermeiden. Ein solches Netz muss befestigt werden, dies geschieht mit resorbierbaren „Schrauben“. Da der Bruchsack belassen wird, kann sich der Hohlraum mit Flüssigkeit füllen, die sich erst allmählich resorbiert. Man darf dies nicht mit einem neuen Bruch („Rezidiv“) verwechseln! 20 Adipositas-Chirurgie chirurgische Eingriffe zur dauerhaften Gewichtsreduktion bei krankhaftem Übergewicht Übergewicht ist eine Volkskrankheit! Bedingt durch unseren hohen Lebensstandard haben in Deutschland fast 20% aller Menschen einen Body-Mass-Index von mehr als 30, sind damit krankhaft übergewichtig, und das mit immer weiter steigender Tendenz. Krankhaftes Übergewicht verursacht viele Folgeerkrankungen u.a. Typ 2 – Diabetes, Bluthochdruck, Arteriosklerose, Herzerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen, Gelenkverschleiß Gicht, Luftnot, Schlafapnoe, verringerte Leistungsfähigkeit, psychische und soziale Probleme und ist so nach dem Rauchen die wichtigste vermeidbare Ursache für vorzeitigen Tod. Weniger bekannt ist, dass übergewichtige Menschen häufiger bösartige Tumoren bekommen, ein erhöhtes Unfallrisiko haben und bei Erkrankungen und Operationen deutlich mehr Komplikationen erleiden. Übergewicht muss also als eine schwere Erkrankung ernst genommen werden, es geht nicht so sehr um ein „kosmetisches Problem“! Immer besteht bei Übergewicht ein Mißverhältnis zwischen Energiezufuhr und –verbrauch, also zwischen Essen und Bewegung, auch dann, wenn zusätzlich noch andere Erkrankungen wie hormonelle Störungen vorhanden sind. Die Basistherapie besteht also in jedem Fall in der Umstellung der Ernährung und des Lebensstils. Die Betroffenen benötigen die dauerhafte Unterstützung durch Therapeuten und Selbsthilfegruppen, denn „der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ und Mißerfolge („Jo-Jo-Effekt“) sind bekanntlich häufig. Bei extremem Übergewicht läßt sich der lebensnotwendige dauerhafte Erfolg nur durch chirurgische Hilfe erreichen. Das Maß für das Übergewicht ist der „Body-Mass-Index“ (BMI): Körpergewicht in kg zweimal geteilt durch die Körpergröße in m (Gewicht/Größe2). Chirurgische Eingriffe können ab einem BMI von über 40 (bei schweren Folgeerkrankungen über 35) zusätzlich zur konservativen Basistherapie indiziert sein. Allerdings müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein, insbesondere die Bereitschaft und Fähigkeit, dauerhaft Beschränkungen einzuhalten und an der Nachsorge teilzunehmen. Denn auch nach einer Operation geht die Gewichtsabnahme nicht „von selber“ und setzt unbedingt Disziplin und Mitarbeit voraus! Zu Recht prüfen daher die Krankenkassen jeden Einzelfall. Voraussetzung für eine Operation ist also auch ein Antrag der/s Betroffenen bei der Krankenversicherung auf Kostenübernahme. 21 Die Wirksamkeit der verschiedenen Operationsverfahren ist mittlerweile in großen Studien belegt, die Folgeerkrankungen, gerade der Diabetes bessern sich schon vor der sichtbaren Gewichtsabnahme! Seit dem Jahr 2001 führen wir in Lingen adipositaschirurgische Eingriffe durch. Wir haben schon mehrere hundert Patienten so versorgt. Seit 2015 sind wir als Kompetenzzentrum für Adipositaschirurgie zertifiziert. Regelmäßig erfolgt die Operation laparoskopisch, also als schonende Bauchspiegelung, so dass der Krankenhausaufenthalt nur wenige Tage dauert. Selbstverständlich kümmern wir uns auch um das „Drumherum“: Vorbereitung auf die Operation, Unterstützung bei der Antragsstellung und die Nachsorge. Wir arbeiten auch eng mit der Adipositas-Selbsthilfegruppe Lingen zusammen. Auch die Ernährungsberatung vor und nach einer OP wird bei uns von einer besonders geschulten Ernährungsberaterin sichergestellt (während der stationären Behandlung, davor und danach). Wirkprinzip der verschiedenen OP-Verfahren sind die Verkleinerung des Magens, die Umleitung der Verdauungssäfte, um damit die Verdauungsleistung herabzusetzen oder die Kombination aus beidem. Das „richtige“ Verfahren muß individuell für die/den jeweilige(n) Patientin/en ausgewählt werden. Magen-Bypass • „Standard“ bei großem Übergewicht • Magenverkleinerung und Einschränkung der Verdauungsleistung kombiniert • Gefahr von Mangelerscheinungen (lebenslange Substitution!) • hilft gut gegen Sodbrennen • Endoskopie des ausgeschalteten Magens und der Gallengänge (ERCP) nicht mehr möglich • nicht für alle Patienten geeignet Schlauchmagen - „Sleeve“ • Verkleinerung des Magen durch Umwandlung zu einem Schlauch • Entfernung des Magenanteils, in dem das Hungerhormon gebildet wird • kaum Mangelerscheinungen - Endoskopie weiterhin möglich • risikoarmer Ersteingriff bei extremem Übergewicht später gelegentlich Umleitung der Verdauungssäfte zur Verbesserung der Wirkung notwendig (zweiter Eingriff) 22 • Ausweichverfahren, wenn ein Magen-Bypass wegen Erkrankungen/Voroperationen nicht durchführbar ist andere Verfahren Das früher sehr häufig eingesetzte Magenband wir heute bei uns wie auch an anderen Zentren nur noch im Ausnahmefall eingesetzt. Das Magenband hat sich in zu vielen Fällen als nicht ausreichend wirksam gezeigt gerade im Langzeitverlauf, auch hat das Implantat immer wieder zu Komplikationen geführt. Gelegentlich sind auch Nachoperationen notwendig, z.B. wenn sich der verkleinerte Magen wieder ausgedehnt hat, oder nach einer Sleeve-Operation die Gewichtsabnahme stagniert. In solchen Situationen sind immer individuelle Entscheidungen gefragt. Auch bei solchen Revisionen haben wir inzwischen große Erfahrung. Bei extremem Übergewicht kann es ratsam sein, zunächst einen Magenballon einsetzen zu lassen, um damit eine erste Gewichtsabnahme zu ermöglichen, dann ist die Operation risikoärmer. Als Dauerlösung kommt der Magenballon aber nicht in Frage, da er bereits nach spätestens 6 Monaten wieder entfernt werden muß. 23 Port sicherer Gefäßzugang für eine Chemotherapie Der „Port“ hilft dabei, dass die Medikamente für die Chemotherapie sicher und einigermaßen angenehm gegeben werden können. So bleiben häufige Venenpunktionen und Entzündungen der Gefäße und des umgebenden Gewebes als häufige Folge der Reizwirkung der Medikamente den Patienten erspart. Durch den Port gelangen die Medikamente in die große Vene direkt vor dem Herzen und werden so durch das Blut sofort verdünnt, so dass die gefürchteten Gewebsreizungen sicher vermieden werden können. Der Port besteht aus zwei Teilen: Der Kammer und dem Katheter. Der Katheter wird in die oberflächliche Vene an der Innenseite des Oberarmes an der Schulter („Vena cephalica“) eingeführt, seine Spitze wird dann unter Röntgenkontrolle über die Armvene („Vena subclavia“) bis in die große Vene vor dem Herzen („Vena cava superior“ = obere Hohlvene) vorgeschoben. Wenn die Vena cephalica durch Blutgerinnsel verschlossen oder zu dünn ist, muß der Katheter manchmal auch über andere Venen, z.B. am Halsansatz eingeführt werden, manchmal auch durch direkte Punktion der Vene unter dem Schlüsselbein. Der Katheter wird dann festgenäht, der Schlauch wird soweit notwendig gekürzt, schließlich wird die Kammer angeschlossen. A Portkammer B Katheter C Armvene D Vena cava superior (obere Hohlvene) E Lungenvene F Aorta (Hauptschlagader) G Herz Die Kammer wird in eine Gewebs- „Tasche“ auf dem Brustmuskel geschoben und dort mit Nähten befestigt, so dass sie nicht verrutschen oder sich verdrehen kann. Die Haut wird mit unsichtbaren Fäden, die sich auflösen, also auch nicht gezogen werden müssen, verschlossen. 24 Das gesamte System liegt also im Inneren des Körpers, keine Teile treten durch die Haut nach außen. Der Port kann damit ohne Infektionsgefahr Monate bis Jahre belassen werden. Die Portkammer bleibt als kleine Verdickung tastbar, das muss auch so sein, denn die Kammer muss ja für die Punktion erreichbar bleiben. Allerdings stört die Kammer kaum, die Arme und Schultern bleiben voll einsatzfähig. Je nach Dicke des Unterhautgewebes gibt es verschieden große Portkammern, so kann den individuellen Gegebenheiten am besten Rechnung getragen werden. Bei besonders adipösen Menschen kann es sogar besser sein, die Kammer direkt auf das Brustbein zu setzen, weil hier das Unterhautfettgewebe immer recht dünn ist. Bei der Punktion geht die Nadel durch die Haut und die Silikonmembran des Ports in das Innere der Kammer, von dort gelangen die Medikamente in den angeschlossenen Katheter und dann in die Blutbahn. Es muß eine spezielle Nadel („Hubernadel“) verwendet werden. Während normale Kanülen Löcher in die Membran bohren würden, durchdringt der besondere Schliff der Nadelspitze die Membran „verdrängend“, nur so können Beschädigungen und Undichtigkeiten vermieden werden. Nach jedem Einsatz muss das System mit Heparinlösung gespült werden, um Verstopfungen des Katheters durch Blutgerinnsel vorzubeugen. Es ist möglich, den Port je nach Wunsch rechts oder links einzusetzen. Bei Patientinnen mit einem Tumor an der Brust sollte immer die gesunde Seite verwendet werden. Meist führen wir die kleine Operation ambulant und in örtlicher Betäubung durch, auf Wunsch natürlich auch in Narkose. 25 Wenn der Port nicht mehr benötigt wird, kann er ganz einfach in örtlicher Betäubung herausgezogen werden. Die wichtigsten Fakten zusammengefaßt: • • • • • • • • • • • • • • • 26 Port = Voraussetzung für sichere und komfortable Chemotherapie kleiner Eingriff ambulante Operation (außer bei schon stationären Patienten örtliche Betäubung (auf Wunsch Narkose) Kontrolluntersuchung am Tag nach der Operation, meist ist die „chirurgische Behandlung“ damit beendet. Nach dem Eingriff bleiben Sie zu Ihrer Sicherheit mehrere Stunden unter Kontrolle. Sie bekommen Schmerzmittel mit nach Hause. Bei unvorhersehbaren Problemen steht Ihnen die Klinik Tag und Nacht zur Verfügung. Nach dem Eingriff dürfen Sie kein Fahrzeug steuern! keine Fädenentfernung (selbstauflösende Fäden) Duschen ist ab dem Tag nach der OP erlaubt Komplikationen sind sehr selten. (Blutergüsse, Wundheilungsstörungen, Undichtigkeiten, Katheterverstopfung, Verdrehung der Kammer, Verlagerung des Katheters, Venenthrombosen, Infekte) Die Portkammer bleibt tastbar, stört aber nicht. Punktion gleich nach der Operation erlaubt nach jeder Punktion Spülung mit Heparin! Wundversorgung und Stomatherapie Auch wenn wir einen künstlichen Darmausgang (Stoma) möglichst vermeiden wollen, ist es manchmal doch notwendig, zumindest vorübergehend ein solches Stoma anzulegen. Die Versorgung eines künstlichen Darmausganges mit Klebebeuteln ist nicht so schwierig, wie viele Menschen befürchten, will aber gelernt sein. Patienten mit künstlichen Darmausgängen werden bei uns von Stomaspezialisten geschult. Unsere Stomatherapeuten werden Sie bei Bedarf auch zu Hause betreuen und auch bei Problemen immer für Sie da sein. Nicht alle Wunden heilen problemlos. Die Abheilung benötigt manchmal viel Zeit. Wenn möglich, können Sie auch mit einer noch nicht abgeheilten Wunde entlassen werden. Bei Bedarf kann auch eine Wundversorgung durch uns zu Hause erfolgen, so dass Sie nicht mehr so oft in die Sprechstunden kommen müssen. Für die Anleitung der Stomapatienten auf der Station 6 und 26 ist der Pflegerische Leiter der Station 6, Herr Bernd Immken (ausgebildeteter Wundmanager nach ICW) zuständig. Er arbeitet eng mit den Ärzten zusammen, so daß Sie immer in Sicherheit sind. 27 Laparoskopie schonende Operationen durchs Schlüsselloch Schon immer war es der Traum von Chirurgen und Patienten, durch die Körperoberfläche hindurch ins Innere des Körpers zu sehen und dort schonende Eingriffe durchzuführen. Erste Endoskope wurden bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konstruiert, die stürmische Entwicklung der endoskopischen Chirurgie war aber erst möglich, nachdem die Fortschritte der Technik die Voraussetzungen dafür geschaffen hatten. Es mussten ja leistungsfähige Optiken und Videosysteme, aber auch für die besonderen Verhältnisse angepaßte Arbeitsinstrumente zur Verfügung stehen. 1989 war es dann so weit, dass in Deutschland die erste Gallenblasenentfernung über eine Bauchspiegelung durchgeführt wurde; damals eine Sensation, heute alltägliche Routine. Seither hat sich die endoskopische Technik ständig weiterentwickelt, und es gibt kaum mehr eine Operation, die nicht, zumindest prinzipiell „durchs Schlüsselloch“ möglich wäre. Bitte keine Mißverständnisse! Auch eine laparoskopische Operation ist eine „richtige“ Operation! Anders ist „nur“ der schonende kleine Zugang durch die Bauchdecke, im Inneren gleicht die Operation im Wesentlichen dem konventionellen Vorgehen. Die Vorteile sind aber eindeutig nachweisbar: • weniger Schmerzen • schnellere Erholung • kürzere Arbeitsunfähigkeit • weniger Wundinfekte • weniger Narbenbrüche • bei bestimmten Operationen auch: exaktere Durchführbarkeit der Operation • bessere Kosmetik Es gibt keinen „natürlichen“ Zugang zur Bauchhöhle, es muß also „geschnitten“ werden, um „hineinzukommen“. Die Bauchhöhle wird mit CO2-Gas „aufgeblasen“, um so Platz zu erhalten, um sehen und arbeiten zu können. 28 An die Optik, die in die Bauchhöhle eingeführt wird, ist eine Videokamera angeschlossen, die das Bild auf einen Bildschirm überträgt. Wir verfügen über modernste „high definition“-Videotechnik (HDTV), die durch eine hohe Bildauflösung eine optimale Darstellung garantiert und damit komplizierte Operationen überhaupt erst ermöglicht. Die Arbeits-Instrumente werden über weitere kleine Schnitte eingeführt. Zum optimalen Sehen und Arbeiten ist ein größerer Abstand der Zugänge vom Operationsgebiet und von einander notwendig, z.B. auf der anderen Bauchseite. Derzeit werden Zugänge über natürliche Körperöffnungen, z.B. den Mund, die Scheide oder den Darmausgang entwickelt. Diese Methoden sind noch nicht reif für den klinischen Einsatz, weil noch viele Probleme (Verschluß der Darmöffnung, Instrumente) ungelöst sind. Neuerdings führen wir bei geeigneten Patienten Operationen wie z.B. Gallenblasenentfernungen über nur einen kleinen Schnitt im Nabel durch („single port laparoscopy = SILS“). endoskopische Schere Die Instrumente sind für den speziellen Einsatz angepaßt, entsprechen aber prinzipiell den „Klassikern“. Für die Nahtverbindung (Anastomose), aber auch für die Durchtrennung und den Verschluß von Magen und Darm „in einem Arbeitsgang“ gibt es spezielle Klammergeräte („Stapler“), die auch abgewinkelt werden können. Für den sicheren Verschluß von Blutgefäßen, aber auch Gallengängen gibt es Clips, die mit speziellen Zangen gesetzt werden. Sicheres Operieren setzt die rasche Durchtrennung des Gewebes ohne Blutung voraus. Das Hochfrequenz-Gefäßversiegelungsinstrument „Ligasure®“ ist hierfür bei uns unverzichtbar. Das Gewebe, auch kleinere Blutgefäße wird „verschweißtes“ zunächst „verschweißt“ und dann mit Ligasure einem eingebauten Messer durchtrennt. Blutgefäß Trotz der Hilfe dieser Apparate muß der endoskopische Chirurg bei bestimmten Operationen (z.B. Zwerchfellbrüchen, Magenbypass) immer noch „mit Nadel und Faden“ nähen – im Inneren des Körpers unter Kamerasicht, was eine ganz besondere Fingerfertigkeit voraussetzt! 29 Zur Verstärkung der Bauchwand bei Hernienoperationen („Brüchen“) werden Kunststoffnetze verwendet. Bei Leistenbrüchen wird das Netz vor das Bauchfell gelegt, bei Bauchwandbrüchen meist unter das Bauchfell. Um Verwachsungen zu vermeiden, sind diese Netze speziell beschichtet. Bis das Netz an der Bauchwand festgewachsen ist, wird es von resorbierbaren Stiften gehalten. Manchmal kann das entfernte Organ (z.B. die Milz) so zerkleinert werden, dass es trotz ihrer Größe ohne einen Bauchschnitt aus dem Körper herausgeholt werden kann, in den meisten Fällen aber verbietet sich dieses Vorgehen, auch weil dann eine feingewebliche Beurteilung, z.B. bei Tumoren nicht mehr möglich ist. Für die Bergung (z.B. von Darm) muss schließlich ein kleiner Bauchschnitt angelegt werden, oft in der Mitte des Unterbauches oberhalb des Beckenknochens. Bei aller Technik: Nicht alles ist laparoskopisch möglich! Manchmal zeigt es sich auch erst während der Operation, daß z.B. wegen Verwachsungen aber auch schweren Entzündungen oder anderer Schwierigkeiten auf einen Bauchschnitt „umgestiegen“ werden muß. Hier geht die Sicherheit immer vor! Folgende Operationen werden bei uns regelmäßig endoskopisch durchgeführt: • Entfernung des Wurmfortsatzes • Dickdarmresektion •Enddarmresektion • Darmfixation bei Prolaps (Vorfall) • künstlicher Darmausgang • Dünndarmdivertikel • Entfernung der Gallenblase • Leberresektion (Cysten, kleine Tumoren) • Verschluß von perforierten Magengeschwüren • Magenwandresektion • Zwerchfellbrüche • Magenband • Magenbypass • Schlauchmagen • Entfernung von Speiseröhrendivertikeln (Aussackungen) • Ernährungsfisteln • Milzentfernung • Entfernung von Nebennieren • Leisten- und Schenkelhernien (-brüchen) • Bauchwandbrüchen • Lungenresektion bei Pneumothorax • Diagnostik • Lösung von Verwachsungen 30 Ihre Mitarbeit ist unverzichtbar! Große Operationen bedeuteten noch vor wenigen Jahren Bettruhe, das mehrtägige Verbot der Nahrungsaufnahme, Infusionen, außerdem starke Schmerzen. Durch die Fortschritte der Operations- und Narkosetechnik ist heute möglich, diese Beeinträchtigungen zu minimieren und damit die Genesung wesentlich zu beschleunigen. Unter dem Begriff „fast track“, also „schneller Weg“ haben sich solche Konzepte immer mehr durchgesetzt. Im Mittelpunkt stehen SIE, die/der Patient(in)! Es geht nicht darum, durch eine Beschleunigung der Behandlung „Geld zu sparen“ (im Gegenteil: vieles ist schneller, aber auch aufwendiger geworden!) Es geht darum, Ihre Beeinträchtigung durch ein große Bauchoperation auf das absolut unvermeidliche Maß zu beschränken und so Ihre Genesung optimal zu fördern. Die Zeit steht überhaupt nicht im Vordergrund. Die Beschleunigung ergibt sich vielmehr „von selbst“ aus der raschen Erholung! Natürlich bekommt jede(r) die Zeit, die sie/er braucht, niemand muß befürchten, „zu früh“ entlassen werden zu müssen! Jeder Mensch, aber auch jede Operation ist „besonders“. Für ein optimales Ergebnis müssen alle Beteiligten eng zusammenarbeiten: • Chirurg • Anästhesie • Pflege Die Hauptperson aber sind SIE selbst und daher kommt es auch ganz besonders auf IHRE Mitarbeit an! Grundlage ist eine schonende Operations- und Narkosetechnik, denn auch durch einen großen Eingriff soll das Gleichgewicht der Körperfunktionen möglichst wenig gestört werden. Blutverluste können auch bei ganz großen Operationen minimiert werden, so daß z.B. auch bei Leber- oder Pankreasoperationen Bluttransfusionen nicht die Regel sind. Die endoskopische Operationsmethode verringert den postoperativen Schmerz erheblich und fördert so die rasche Erholung. Wärmeverluste während der Operation führen nachgewiesenermaßen zu Blutgerinnungsstörungen, Wundheilungsstörungen und verzögerter Erholung. Daher legen wir großen Wert auf die Aufwärmung der Patienten während der OP durch Warmluftmatten und –decken. Die optimierte Flüssigkeitszufuhr während Narkose („nicht zu viel, nicht zu wenig“) trägt auch ganz wesentlich zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes bei. 31 Doch schon vor der Operation werden wichtige Voraussetzungen für eine ungestörte Erholung geschaffen: Störungen der Atmung kann durch Atemgymnastik schon vor der Operation vorgebeugt werden. Raucher sollten wenigstens einige Tage vor einer geplanten Operation auf das Rauchen verzichten – vielleicht kann die OP der Anlaß sein, ganz mit dem Rauchen aufzuhören! Rauchen führt auch nachweislich zu einem deutlich erhöhten Risiko von Wundheilungsstörungen aller Art, weil die Durchblutung verschlechtert wird. „Darmspülungen“ sind auch vor den meisten großen Darmoperationen nicht notwendig, neue Studien zeigen sogar, daß Darmnähte ohne Spülung sogar sicherer abheilen. Schmerzen und Brechreiz können die Erholung nach der Operation empfindlich beeinträchtigen. Daher steht die vorbeugende Behandlung dieser beiden „Übel“ nach der Operation ganz im Vordergrund. Wichtigste Stütze der Schmerzbehandlung ist der „Periduralkatheter“, den der Anästhesist bei der Narkoseeinleitung in den Rücken legt. Bei der Schmerztherapie mit dem Periduralkatheter werden Schmerzmittel, die zu Übelkeit, Müdigkeit und Darmträgheit führen, z.B. Opiate fast ganz überflüssig. Auch endoskopische Zugänge, der weitgehende Verzicht auf Drainagen und Sonden trägt zur Schmerzprophylaxe und zum Wohlbefinden bei. Ohne Schläuche haben Sie auch volle Bewegungsfreiheit. Wenn Sie nicht unter Übelkeit leiden, können Sie oft schon ab dem OP-Tag trinken und nach wenigen Tagen feste Kost essen (wenn Sie abgeführt haben). Darmnähte werden dadurch, wie man heute weiß, nicht überlastet. Infusionen werden so oft überflüssig. Unter diesem Regime setzt auch das erste Abführen von Stuhl früher ein, wir fördern dies in den ersten Tagen durch die Gabe von milden Abführmitteln. „Wer rastet, der rostet!“ Frühmobilisation, am besten schon am Abend des OP-Tages, unbedingt aber ab dem nächsten Tag fördert Ihre Genesung! Das Thromboserisiko wird durch Bewegung gemindert, wer sich bewegt, atmet besser durch, und auch die Darmfunktion wird durch Bewegung gefördert. Auch wenn es am Anfang sehr mühevoll erscheint, Sie werden den Effekt spüren! Natürlich bekommen Sie dafür jede Unterstützung! Da Sie nach der Operation trinken und aufstehen sollen, müssen Sie auch richtig „wach“ sein. Die Anästhesisten berücksichtigen dies und verzichten sowohl bei der Narkose selbst wie auch bei der Vorbereitung („Prämedikation“) auf lang nachwirkende Medikamente. Ein kleiner Nachteil des Periduralkatheters soll nicht verschwiegen werden: Durch ihn wird die „untere Körperhälfte“ regelrecht betäubt, so dass nicht nur Kribbeln oder 32 Schwäche in den Beinen möglich ist (läßt sich durch Anpassung der Dosierung beheben), manchmal wirkt sich diese „Betäubung“ auch auf die Harnblase aus, so dass vorübergehend ein Katheter (meist durch die Bauchdecke) notwendig wird. Die Schmerzbehandlung ist postoperativ der „Dreh- und Angelpunkt überhaupt: Wer unter Schmerzen leidet, bewegt sich nicht, atmet nicht tief durch, fühlt sich schlecht und erholt sich so verzögert. Es treten mehr Komplikationen wie Lungenentzündungen, Thrombosen, Darmverschlüsse auf. Schmerzfreiheit ist vor allem aber ein Gebot der Menschlichkeit und unseres christlichen Leitbildes! Auch bei schonendster Operation und Narkose kann die zugrunde liegende Erkrankung, z.B. ein fortgeschrittener Darmverschluß das „Körpergleichgewicht“ empfindlich stören. Dann wird z.B. die Nahrungszufuhr nicht so schnell möglich sein. „Alles hängt mit allem zusammen“ und bedingt sich in dem komplexen System des menschlichen Körpers gegenseitig. Natürlich ist alles noch viel komplizierter als hier dargestellt werden konnte, vieles ist auch noch nicht erforscht. Aber es funktioniert – mit IHRER Hilfe jeden Tag. Was erwartet mich - was kann ich tun? Vor der Operation: • • • • • lassen Sie sich von den Ärzten und den Pflegenden ausführlich informieren! fragen Sie! Wer weiß, was auf einen zukommt, kann viel besser „mitmachen“. verzichten Sie aufs Rauchen, schon vor der OP machen Sie Atemgymnastik lassen Sie sich zur Narkoseeinleitung einen Periduralkatheter legen, dieser wird nach der Operation die Hauptsäule Ihrer Schmerzbehandlung sein Thromboseprophylaxe: Heparinspritzen, Kompressionsstrümpfe schon vor der OP 33 nach der Operation: • • • • • • • • Frühmobilisation! am besten schon am Abend des OP-Tages wenigstens „auf die Bettkante“. Bitte ab dem ersten Tag nach der OP über einige Stunden das Bett verlassen. Aller Anfang ist schwer. Wir helfen Ihnen! Trinken ist fast bei allen „großen“ OPs schon am Nachmittag/ Abend des OPTages erlaubt, selten muss noch eine Magensonde belassen werden. Nach allen anderen OPs dürfen Sie gleich essen. fragen Sie, wie es bei „ihrer“ OP ist informieren Sie uns über alle Vorkommnisse, auch Übelkeit, Schluckauf usw., aber auch wenn die erste Luft oder der erste Stuhl über den Darm ausgeschieden werden Duschen ist erlaubt Thromboseprophylaxe, Atemgymnastik bis zur Entlassung Akutes Abdomen - der „Notfall im Bauch“ Akute Entzündungen zum Beispiel des Blinddarmes, der Gallenblase, des Dickdarmes, oder anderer Bauchorgane können zu einer lebensbedrohlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis) und Sepsis („Blutvergiftung“) führen, wenn sie nicht rasch behandelt werden. Auch der Durchbruch (Perforation) z. B. eines Magengeschwüres oder Durchblutungsstörungen des Darmes verursachen eine solche Bauchfellentzündung und brauchen eine schnelle Hilfe. Darmverschlüsse, z.B. durch Verwachsungen, Verdrehungen des Darmes, Tumoren oder viele andere Ursachen benötigen ebenfalls eine rasche und wirkungsvolle Behandlung, es geht dabei nicht nur darum, den Darm wieder durchgängig zu machen, sondern auch die Auswirkungen des Darmverschlusses auf den ganzen Stoffwechsel möglichst rasch zu beheben. Blutungen im Inneren von Magen und Darm können meist endoskopisch durch unsere gastroenterologischen Kollegen gestillt werden, müssen aber manchmal doch als Notfall operiert werden – Blutungen außerhalb von Magen und Darm, z.B. nach Verletzungen sowieso. Die zeitgerechte Erkennung, Diagnostik und operative Behandlung aller dieser Erkrankungen ist eine der Kernkompetenzen unserer viszeralchirurgischen Abteilung. Wir arbeiten dabei selbstverständlich mit dem Team der zentralen Notaufnahme, der 34 Röntgenabteilung, der Gastroenterologie, der Anästhesieabteilung und der Intensivstation eng und vertrauensvoll zusammen – Interdisziplinarität ist angesagt. Entsprechend der Dringlichkeit steht ein Facharzt für Viszeralchirurgie täglich 24 Stunden zur Verfügung, so daß eine notwendige Operation auch „mitten in der Nacht am Wochende“ erfolgen kann. Als Zentrum für minimal-invasive Chirurgie sind bei uns viele Notfalleingriffe oft auch laparoskopisch (Bauchspiegelung, „Schlüssellochchirurgie“) möglich, z.B. die Entfernung eines entzündeten Blinddarmes oder der Gallenblase, der Verschluß eines perforierten Magengeschwürs oder die Entfernung entzündeter Darmanteile oder Lösung von Verwachsungssträngen, die einen Darmverschluß verursachen. Qualitätssicherung Wir sind nicht nur an der Operation interessiert, sondern selbstverständlich auch am Ergebnis, denn das ist es ja, was für Sie als Patienten zählt. Natürlich ist auch die rasche Abheilung nach der Operation wichtig, entscheidend ist aber der weitere Verlauf über die Jahre. Damit wir erfahren können, wie es Ihnen in der Zeit nach der Operation geht, werden wir Sie nach bestimmten Eingriffen zu Kontrolluntersuchungen einbestellen oder, wenn Sie nicht kommen wollen oder können, Sie bitten, uns telefonisch, per e-mail oder über einen Fragebogen (frankierter Rückumschlag liegt bei) Auskunft über Ihr Befinden zu geben. Schon vor der Operation bitten wir Sie um die Erlaubnis, Daten über die Operation und die Erkrankung in eine Datenbank zur Qualitätssicherung einzugeben, genauso wie dann auch die Ergebnisse der Nachsorge. Sie können sich selbstverständlich darauf verlassen, dass die Daten, die meist sowieso anonymisiert werden, absolut vertraulich behandelt werden! Natürlich dürfen Sie auch ablehnen. Zur Zeit führen wir eine solche Qualitätskontrolle bei allen Hernienoperationen, Tumoroperationen, insbesondere am Dick- und Enddarm, bei Operationen wegen Divertikelkrankheit und wegen Übergewicht durch. Während wir diese Dokumentation freiwillig dürchführen, sind wir gesetzlich gezwungen, alle Gallenblasenentfernungen für die Krankenkassen zu erfassen. 35 ambulante Operationen unser Spektrum ambulanter Operationen Onkologie • Portimplantation Hernien („Brüche“) • Leistenbrüche bei Kindern • Nabelbrüche bei Kindern • Nabelbrüche und andere kleine Hernien bei Erwachsenen • bestimmte Leistenbrüche bei Erwachsenen Proktologie (Darmausgang) • Analfisteln • Analfissuren • Marisken • Perianalthrombosen („äußere Hämorrhoiden“) • kleinere einzelne Hämorrhoiden • oberflächliche Abszesse am Darmausgang Haut und Körperoberfläche • Warzen • Hauttumoren • Narbenkorrekturen • Schleimbeutel • Tumoren an der Körperoberfläche (z.B. Lipome) • oberflächliche Abszesse • kleinere Hämatome • Gewebsproben weitere Eingriffe Voraussetzungen für eine ambulante Operation Eine ambulante Operation ist aus Gründen der Sicherheit nicht bei jedem Patienten möglich. Auch wenn die Operation grundsätzlich ambulant durchgeführt werden kann, können Begleiterkrankungen das individuelle Risiko erhöhen, so dass die Behandlung 36 dann besser stationär erfolgen sollte. Auch setzt eine ambulante Operation voraus, dass der/die Patient(in) bei Problemen jederzeit die Klinik erreichen kann. Ist das nicht möglich, z.B. wegen großer Entfernung der Wohnung zur Klinik, geht die Sicherheit vor. Auch soziale Umstände, wenn z.B. keine Angehörigen verfügbar sind, die im Notfall Hilfe holen können, müssen berücksichtigt werden. Ganz selten ergibt sich erst während der ursprünglich ambulant geplanten Operation, dass es besser wäre, nicht gleich nach Hause zu gehen, z.B. wegen Problemen bei der Narkose, bei Blutungen oder unerwarteten Befunden. vor der Operation Die Operationsindikation wird in unserer Sprechstunde bestätigt, dort werden Sie über die Risiken aufgeklärt und erteilen Ihre Einwilligung in Operation und Narkose. Sie erhalten dann den Termin für den Eingriff. Die genaue Uhrzeit wird Ihnen meistens am Vortag telefonisch mitgeteilt. am Operationstag Sie melden sich zur vereinbarten Zeit in unserem ambulanten Operationszentrum. Bitte seien Sie nüchtern, wenn die OP in Narkose geplant ist. Bei Operationen in örtlicher Betäubung ist ein kleines Frühstück gestattet, Sie sollen aber nicht einen übervollen Magen haben. Bitte entleeren Sie die Blase vor der Operation. Nach der Operation werden Sie im Aufwachraum überwacht. Bitte rechnen Sie damit, nach der Operation erst in ein bis zwei Stunden evtl. auch später entlassen zu werden. Vor der Entlassung wird Ihr Befinden sowohl vom Chirurgen wie auch vom Narkosearzt überprüft, das dient Ihrer Sicherheit. Sie erhalten bei der Entlassung Schmerzmittel, ein Merkblatt über Verhaltensregeln nach der OP und den Termin für die obligatorische Kontrolluntersuchung. Nach der Operation sind Sie in keinen Fall verkehrstüchtig, d.h. Sie dürfen kein Fahrzeug steuern und sollten sicherheitshalber auch keine wichtigen Geschäfte tätigen. nach der Operation Bitte kommen Sie zu dem vereinbarten Kontrolltermin. Bei Problemen sind wir jederzeit für Sie da, Sie können dann auch ohne Anmeldung kommen. Außerhalb der üblichen Arbeitszeit steht die Zentrale Notaufnahme 24 Stunden/365 Tage für Sie bereit. Wir fühlen uns bis zur vollständigen Abheilung für Sie zuständig. 37 38 Sprechstunden OP-Indikation | nachstationäre Sprechstunde | Proktologie | Adipositaschirurgie Montag, Dienstag, Donnerstag: 14.00 - 15.00 Uhr Mittwoch und Freitag: 11.00 - 13.00 Uhr Erreichbarkeit des Sekretariats zur Anmeldung Montag, Dienstag, Donnerstag: 8.00 - 16.00 Uhr Mittwoch und Freitag: 8.00 - 13.00 Uhr Telefon 0591 910-1301 Fax 0591 910-971303 [email protected] www.bonifatius-hospital-lingen.de Quellennachweis: Ethicon Netter-Atlas Anatomieatlas Sobotta-Becher Kremer, Chirurgische Operationslehre Covidien Procompliance Jurowich, Der Chirurg 2012 Dahlhausen Verantwortlich für Text und Inhalt: Dr. med. Christoph M. Seidlmayer Gestaltung: michaelferdinandwagner | st. bonifatius hospitalgesellschaft 2. aktualisierte Auflage 2016 39