AIDS - Die Pest des 21. Jahrhunderts Wir schreiben das Jahr 1981: Einige US-amerikanische Hospitäler stehen Kopf; Seit längerer Zeit werden immer öfter Patienten eingeliefert, die alle an einer bisher unbekannten Infektion erkrankt zu sein scheinen. „Schwulenseuche“, wird sie genannt - Grund: Die meisten Betroffenen sind homosexuelle Männer. Es handelt sich um eine besondere, seltene Form der Lungenentzündung, so stellt M. Gottlieb erstmals in dem medizinischen Datenregister „Morbidity and Mortality Weekly Report“ fest, die ausschließlich Personen mit sehr schwachem Immunsystem befällt. Nach diesem Startschuss melden sich immer mehr amerikanische Ärzte und Wissenschaftler, mit ähnlichen Krankheitsbildern, und deren allumfassender Gemeinsamkeit, dass alle Infizierten ein ausgeprägt schwaches Immunsystem aufweisen. Zwei Jahre später nennen die Virologen Luc Montagnier und Robert Gallo - getrennt, aber zur gleichen Zeit - den Auslöser der seltsamen Seuche: Das HI-Virus. Der Vernichter besetzt Zellen des Immunsystems und regt diese zur Produktion neuer Krankheitserreger an. Montagnier erhält hieraufhin im Jahr 2008 den Nobelpreis. 1987 wird das Medikament „Retrovir“ auf den Markt gebracht. Doch die Pillen zögern das Lebensende der Infizierten nur heraus, die Vernichtung des HI-Virus bleibt unmöglich. In den folgenden Jahren vermehren sich die Unterstützungen und Forschungen rund um AIDS und parallel dazu die Anzahl der Infizierten. Mittlerweile müssen über 34 Millionen Menschen weltweit mit der Infektion/Krankheit umgehen, in Deutschland rund 73.000 - Höchstwerte in der AIDS-Chronik. Und dennoch: Die intensive Arbeit der letzten Jahrzehnte um die Bekämpfung der Krankheit hat sich gelohnt, so meint der Münchner HIV- und AIDS-Spezialist Dr. Stefan Zippel. „Wenn man die Situation 1981 mit heute vergleicht, wird man große Fortschritte feststellen. Allein die Tatsache, dass man 1996 durch die Kombinationstherapien viele Betroffene bis heute am Leben erhalten konnte, von denen man damals gesagt hat: ››Die werden ´97 nicht mehr erleben.‹‹, ist ein Riesenschritt in der AIDS-Forschung.“ Und das, obwohl ein endgültiges Entfernen der Erreger aus dem Körper der Leidenden bis jetzt undenkbar bleibt. Die im Moment verwendeten Therapien verlängern und vereinfachen das Leben der Erkrankten, mehr nicht. „Sobald sich ein Mensch mit HIV infiziert, setzen sich die Viren auch in den Gedächtniszellen fest“, so Zippel. „Und wo die sitzen, das wissen wir überhaupt nicht.“ Deshalb ist der Experte einer endgültigen Heilung auch in Zukunft eher skeptisch gegenüber eingestellt. Was aber gelingt ist die Verhinderung von Ansteckungen, zum Beispiel für Kinder im Mutterleib HIV-infizierter Frauen. Viel problematischer als in den sichereren Ländern wie Deutschland sei und werde die Situation in Regionen wie den osteuropäischen Ländern erklärt der AIDS-Fachmann der LMU; zum einen, da die Medikamente, die in der heute gängigen AIDS-Therapie „HAART“ (hochaktive antiretrovirale Therapie) kombiniert werden müssen, zu teuer sind, und zum anderen, da die Regierungen sich hierin als extrem intolerant erweisen. „In 10 Jahren werden wir in manchen Gebieten der Welt wesentlich größere Probleme haben.“, befürchtet Zippel.“ „Und zwar nicht nur in Afrika, wo die Problematik ohnehin schon bekannt ist, sondern auch in anderen Regionen wie Osteuropa und Südostasien.“ Dies müsse ein weiteres Ziel des zukünftigen Umgangs mit AIDS darstellen: Die internationale Zusammenarbeit, medizinische Vereinigungen zur Bekämpfung der Krankheit in Problem-Ländern. Doch das erfordert eben jene fehlende Toleranz der jeweiligen Staaten. „Der Leidensdruck muss groß genug werden, damit die Gefahr vom Osten ernst genommen wird.“ Sowohl im Osten als auch in den „sicheren“ Ländern wie Deutschland und den USA tut sich neben den gesundheitlichen Leiden der Infizierten noch ein zweites Manko auf: Das gesellschaftliche Tabu. „Ein psychologisches Leiden der AIDS-Kranken ist dieses Werte-Gefühl: ››Ich bin nicht mehr auf der gleichen Stufe wie alle anderen‹‹. „Dies sorgt dafür, dass weniger Tests gemacht werden und Menschen erkranken, da sie sich und besonders ihrem Partner nicht eingestehen wollen, wo sie stehen. „Wir brauchen mehr Präventionen, mehr Aufklärung, damit man auch manchen Schutz, wie Kondome, ernster nimmt.“ Auch dass die meisten HIV-Infizierten in Deutschland homosexuell sind, stärkt den gesellschaftlichen Ausschluss. Fest steht: Auch in Zukunft wird AIDS ein großes, vielleicht noch stärkeres Problem sein. Es geht hierbei nicht nur um die medizinische Hilfe, sondern besonders um die Unterstützung der Umgebung. „Den Patienten ist viel geholfen, wenn sie angstfrei reden können“, schließt Stefan Zippel ab, der selbst Betroffene psychologisch unterstützt. Im Moment können sie das in Gruppen, in kleinen Vereinen; aber mit Sicherheit wäre sowohl den Infizierten als auch der Sorge um Neuinfektionen sehr viel mehr geholfen, wenn offener und klarer darüber gesprochen würde. Fabio Starck (Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/AIDS http://www.wdr.de/wissen/wdr_wissen/themen/gesundheitmedizin/krankheiten/aids/aids_geschichte.php5 http://www.aids-infos.de.tl/AIDS-Geschichte.htm Persönliches Gespräch mit Dr. Stefan Zippel)