® Ti er Ihre is aktuell TIERGESUNDHEIT a r z tr-eP r a x 2|3 aktuell TIERGESUNDHEIT SCHWEIN Atemwegserkrankungen kommen häufig vor und zählen zu den wichtigsten Kostenverursachern in der Schweinehaltung. Die Intensivierung der Schweineproduktion erhöht zwangsläufig den Infektionsdruck in Großbeständen. Suboptimale Haltungsbedingungen sowie der zunehmend unterschiedliche Immunstatus der Tiere durch verschiedene Tierherkünfte sind ebenfalls Wegbereiter für Infektionserkrankungen. Zusätzlich beeinflussen gerade bei Atemwegserkrankungen neue Faktorenkrankheiten wie PRRS (Porzines reproduktives und respiratorisches Syndrom) und PMWS (Postweaning multisystemic wasting Syndrom) die Widerstandsfähigkeit der Tiere. Hier kommen verschiedene Infektionserreger zusammen, wodurch ein neues Krankheitsbild entsteht. Begünstigt werden Infektionen durch viele Umweltfaktoren, wie beispielsweise durch Tiertransporte, schlechtes Stallklima (u.a. Unterkühlung, Zugluft, zu hohe/ niedrige Luftfeuchtigkeit, Schadgase wie z.B. Ammoniak), Fütterungsfehler sowie Parasitosen. Empfindlichere, gestresste Schweine reagieren stärker auf Umwelteinflüsse, so dass diese Stressfaktoren für eine Belastung des Immunsystems sorgen, welches dann gegen Infektionserreger nicht mehr gewappnet ist. Wie infizieren sich die Schweine? Viren fungieren als „Wegbereiter“ Immunologisch geschwächte Tiere sind besonders empfänglich für eine Vielzahl von Krankheitserregern. Insbesondere der Respirationstrakt ist durch seinen stetigen Austausch mit der Umwelt gefährdet. Viele Erreger werden über die Luft übertragen. Die Tiere nehmen die Erreger oral auf, entweder über Aufnahme von Nasensekret beim Beschnüffeln, aber auch über das Einatmen von schwebenden, keimhaltigen Tröpfchen. In Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass nasskalte Witterung ein verstärktes Infektionsrisiko darstellt, weil die keimhaltigen Tröpfchen dann häufiger vorkommen und über weite Strecken übertragen werden können. Betriebe in Ebenen mit viel Nebel z.B. haben daher ein besonders hohes Infektionsrisiko, wenn in der näheren Umgebung Atemwegserkrankungen ausbrechen. Es gibt durch Viren und durch Bakterien bzw. Mykoplasmen verursachte Atemwegserkrankungen (siehe Tabelle). Oftmals kommen Mischinfektionen vor: Viren verursachen erste Schädigungen an den Atmungsorganen, die sich dann durch bakterielle Sekundärinfektionen erst richtig ausprägen. Zu den Atemwegserkrankungen, die durch Viren ausgelöst werden, zählen Schweineinfluenza (Influenza-A-(Ortho-myxo)Virus), Porzines reproduktives und respiratorisches Syndrom (PRRS-Virus) sowie das respiratorische Coronavirus (PRC-Virus). Zu den bakteriell bedingten Atemwegserkrankungen zählen die Bordetella-bronchiseptica-Pneumonie, die Pasteurellose und die Actinobacillus-Pleuropneumonie (APP). Als dritte bedeutsame Erkrankung der Atemwege ist die Mykoplasmen- oder enzootische Pneumonie (EP) zu nennen. Die Infektionen verlaufen je nach Anfälligkeit der Tiere unterschiedlich schwer: Im harmlosesten Fall liegt eine Bronchitis vor, das ist eine Entzündung der luftführenden Wege ohne eitrige Beteiligung. Hier ist der Krankheitsverlauf meistens kurz, der Hustenschleim bleibt wässrig, Fieber und Abgeschlagenheit treten nur selten auf. Im schlimmsten Fall erkrankt das Schwein an einer Pneumonie, also einer schweren, eitrigen Lungenentzündung. Auf die für die Schweineproduktion wichtigsten Erkrankungen wird im Folgenden näher eingegangen. Betriebe in Hügellage dagegen sind durch den vermehrten Luftaustausch besser geschützt. Gelangen Partikel wie Viren oder Bakterien mit der Atemluft in den Atmungsapparat, treffen sie auf verschiedene Barrieren wie Schleimhaut und Flimmerhärchen. Größere Partikel werden meistens schon im Nasen-Rachenraum zurückgehalten. Unmittelbar nach dem Einatmen von Störstoffen oder Schadgasen kommt es zur Abwehrreaktion des Tieres: Durch Husten und Niesen befördert es unlösliche Fremdkörper mit hoher Luftgeschwindigkeit wieder hinaus. Bakterien und Viren aber haften an der Schleimhaut, die bei der Abwehr eine sehr wichtige Funktion erfüllt: Sofern ihre immunologische Schutzfunktion intakt ist, bewirkt sie eine Abtötung bzw. Bindung der Erreger und anderer Partikel. Schweineinfluenza Die Influenza ist eine seit langem bekannte virale, akut verlaufende, hoch ansteckende Erkrankung der Atmungsorgane. Sie besitzt auch eine Bedeutung für die Gesundheit des Menschen, da der Erreger durch Rekombination auf den Menschen übergehen kann. Andersherum können Schweine aber auch durch ein menschliches Influenzavirus infiziert werden. Schweineinfluenzaviren werden den Subtypen H1N1 und H3N2 zugeordnet. Zwei bis vier Tage nach der Infektion sind erste Symptome wie Depression, Appetitlosigkeit, hohes Fieber sowie Muskelschwäche und -schmerzen zu beobachten. Das sehr plötzliche Auftreten sowie die schnelle Erkrankung fast aller Tiere des Bestandes sind typisch. Als respiratorische Kernsymptome sind Atemnot und ein krampfhafter trockener Husten auffällig. Auf Grund des sehr hohen Fiebers kann es bei Sauen zu Aborten und Fruchtbarkeitsstörungen kommen. Saugferkel erkranken in der Regel nicht. Bei unkompliziertem Verlauf und sehr guten hygienischen Verhältnissen sowie guter Konstitution der Tiere genesen diese innerhalb von vier bis sechs Tagen. Meist aber treten durch Bakterien (z.B. Pasteurellen, Actinobacillus) Sekundärinfektionen auf, was den Krankheitsverlauf bestandsspezifisch sehr verlängern kann. PRRS Das PPRS-Virus zeichnet für zwei Krankheitskomplexe verantwortlich: Während es bei Sauen vermehrte Frühgeburten toter Ferkel („seuchenhafter Spätabort“) sowie hohe Saugferkelverluste auslöst, verursacht es bei Läuferschweinen Atemwegserkrankungen (Chronisch rezidivierende Pneumonie unter Beteiligung des PRRS-Virus). Das Virus vermehrt sich vorwiegend in Lungenmakrophagen und wird vom zweiten Tage nach Infektion mit allen Körpersekreten ausgeschieden. 4|5 aktuell TIERGESUNDHEIT SCHWEIN und jeweils in verschiedenen Ländern vorkommen. Die Erkrankung führt zur Zerstörung von Abwehrzellen des Tieres in der Lunge und der roten Blutkörperchen. Meistens sind Tiere im Alter zwischen der 9. und 16. Lebenswoche betroffen. Erste Symptome nach Infektion treten bereits nach ein bis fünf Tagen auf. Der Verlauf der Erkrankung hängt stark vom gleichzeitigen Auftreten anderer Erreger ab (PRRS, Pasteurellen, Influenza, Mykoplasmen). Es wird zwischen einer perakuten, akuten und chronischen Verlaufsform unterschieden. Die Symptome der perakuten Form sind hohes Fieber (bis 42,5° C), Futterverweigerung, stark gestörtes Allgemeinbefinden, Maulund Schnappatmung, blaurote Verfärbung der Ohren sowie der Haut und Rüsselscheibe als Zeichen einer ausgeprägten Kreislaufschwäche. Bei schwerst erkrankten Tieren ist der Nasenausfluss blutig-schaumig. Der Tod kann innerhalb von einem Tag eintreten (plötzliche Todesfälle). Die Erkrankung breitet sich sprunghaft im Bestand aus. Die akute Form verläuft auch schnell und heftig, aber etwas weniger ausgeprägt als bei der perakuten Form. Ohne Behandlung verenden diese Tiere aber ebenfalls innerhalb von ein bis zwei Tagen. Die Symptome der chronischen Form sind weniger stark, Fieber kann auftreten, auch vereinzeltes Husten, vor allem nach Bewegung, Fressunlust und ein steigender Anteil von Kümmerern. Bordetellose und Pasteurellose Bordetellen sind Bakterien, weit verbreitet und daher häufig an Sekundärinfektionen beteiligt. Ihr Krankheitsbild nennt sich Bordetella-bronchiseptica-Pneumonie. Vor allem bei wenige Tage bis vier Wochen alten Saugferkeln tritt eine dem Keuchhusten ähnliche Erkrankung auf (trockener Husten), von der angenommen wird, dass sie primär durch Bordetella bronchoseptica ausgelöst wird. Die Ferkel kümmern, haben Atemnot, zeigen vermehrtes Niesen. Die Diagnose ist schwierig, weil die Symptome anderen Atemwegserkankungen wie z.B. der EP sehr ähnlich sind. Der klinische Verdacht einer Beteiligung des PRRS-Virus an gehäuften Lungenentzündungen unter Läuferschweinen ergibt sich, wenn Tiere Fieber haben und trotz antibiotischer Behandlung wenige Tage später erneut erkranken. Geschwollene Augenlider und seröser Augenausfluss sind ebenfalls ein Hinweis. Nach einem wechselnden Krankheitsgeschehen über drei bis fünf Wochen sind relativ plötzlich fast alle Tiere wieder fieberfrei. Durch die Erkrankung befinden sie sich allerdings in einem schlechten Ernährungszustand, was das eigentliche wirtschaftliche Problem ausmacht. Die PRRS-Infektion kann erlöschen, wenn in Beständen mit durchseuchten Sauen die gegenseitige Infektion der Jungtiere unterbunden wird. ActinobacillusPleuropneumonie (APP) Diese Erkrankung ist weltweit verbreitet und hat bei Schweinen eine ähnlich große Bedeutung wie die Enzootische Pneumonie (EP). Früher wurde sie auch HämophilusPleuropneumonie (HPP) genannt. Insbesondere in Kombination mit anderen Sekundärerregern kann sie zu starken direkten und indirekten Verlusten führen. Der Erreger der APP ist Actinobacillus pleuropneumoniae, der hoch virulent und an das Schwein adaptiert ist. Er unterteilt sich in zwei Stämme und 12 verschiedene Serotypen, die unterschiedlich stark krankmachend sind Die umgangsprachlich auch „Schnüffelkrankheit“ genannte Progressive Rhinitis atropicans ist eine Entzündung der Nasenschleimhaut, die bei jungen Schweinen und chronischem Verlauf zu Knochenverformungen führt. Die Erkrankung ist weltweit verbreitet. Der Erreger heißt Pasteurella multocida und bildet ein Toxin, welches die Knorpelzellen in der Nasenscheidewand der Ferkel schädigt, so dass es nachfolgend zu einer Verkürzung und Verkrümmung des Rüssels bei den Tieren kommt. Diese klinischen Erscheinungen führen neben Nasenausfluss auch zu starken Wachstumsdepressionen, weil die Tiere bei extremer Verkrümmung nicht mehr in der Lage sind, genügend Futter aufzunehmen. Zudem wird durch die Verformung der Nase der spiralige Luftfilter zerstört. Ohne diesen können Staubpartikel und bakterielle Erreger ungehindert in die Lunge gelangen und damit Atemwegsinfektionen begünstigen. Mykoplasmen- oder Enzootische Pneumonie (EP) Die enzootische Pneumonie (EP), umgangssprachlich auch Ferkelgrippe genannt, führt in der Schweineproduktion immer noch zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten. Der ursächliche Erreger ist Mycoplasma hyopneumoniae. Er ist weltweit verbreitet und kommt mehr oder weniger latent in den Schweinebeständen vor. Die EP kann sehr unterschiedlich verlaufen, von subklinisch bis akut. Die Infektion ist sowohl vertikal von der Sau auf das Ferkel als auch horizontal bei direktem Kontakt und Übertragung über die Luft bei Tierzusammenstellung möglich. Durch seine initiale Schädigung der Atemwegsschleimhaut übt der Erreger eine „Wegbereiterfunktion“ für Sekundärinfektionen aus, z.B. mit Pasteurella multocida, Hämophilus parasuis, Actinobacillus pleuropneumoniae und Bortedella bronchiseptica. Erst diese Sekundärinfektionen führen zur eigentlichen schwerwiegenden Erkrankung mit Fieber und Atemnot. Die Symptome sind aufgrund dieser Sekundärinfektionen sehr variabel, aber ganz charakteristisch ist ein lang andauernder, trockener Husten. Erste Symptome werden in der Regel nach Stresssituationen beobachtet. z.B. bei Einstallungen in Flatdeck oder Mast. Diagnose, Therapie und Vorbeugung Im Schweinebestand kann bei Atemwegserkrankungen anhand der klinischen Symptome nur eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Sektionen und Schlachtbefunde sind daher zur Diagnosestellung sehr wichtig. Der direkte Erregernachweis im Labor ist für die richtige Therapie und für die Wahl des Antibiotikums entscheidend, da oftmals mehrere Erreger am Krankheitsbild beteiligt sind. Die Therapie akut erkrankter Tiere erfolgt bei bakteriellen Erkrankungen mit Antibiotika. Da die virusbedingten Infektionen meistens mit bakteriellen Sekundärinfektionen einhergehen, wird auch hier im akuten Fall mit Antibiotika behandelt. Zusätzlich können schleimlösende und fiebersenkende Präparate verabreicht werden. Zur Vorbeugung stehen für APP, EP, Influenza sowie PRRS Impfstoffe zur Verfügung. Der Einsatz sollte immer einer Kosten-Nutzen-Analyse unterzogen werden. Abgesehen davon sollte der Tierhalter zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen verschiedene Maßnahmen treffen: Neben einer Verbesserung des Stallklimas (Staub, Schadgase, Temperatur, Lüftung), der Fütterung sowie optimaler Haltung, die Stress vermeidet, kann eine sinnvolle Unterteilung des Stallraumes vorgenommen werden. Die Abteile sollten im Rein-Raus-Verfahren mit entsprechender Reinigung und Desinfektion nach jedem Ausstallen mit Tieren möglichst homogener Herkunft belegt werden. So werden Infektionsketten unterbrochen und bei einem Krankheitsausbruch infiziert sich durch die Abteilbildung nicht der gesamte Bestand, Schäden können so erheblich vermindert werden. Ein Quarantänestall sollte eingerichtet werden. Fazit Atemwegserkrankungen beim Schwein kommen gerade jetzt im Winter häufig vor. Sie führen zu hohen direkten und indirekten Verlusten, die sich in einer schlechten Futterverwertung, Kümmern, Konditionsschwäche und einem damit verbundenen geringerem Wachstum („Auseinanderwachsen“) der Tiere äußern. Auch der erhöhte Medikamentenaufwand stellt zum Teil erhebliche Kosten dar. Deswegen sollten alle Möglichkeiten der Vorbeugung sinnvoll ausgeschöpft werden, damit die Erreger erst gar keine Chance haben. ¢ Dr. Heike Engels 6|7 aktuell TIERGESUNDHEIT SCHWEIN Die Infektionsquellen der Salmonellenerkrankungen des Menschen Andere Serovare, die in den Statistiken als eher „seltene Serovare“ auftauchen, können, wie S. Goldcoast oder S. Bovimorbificans, aber auch jeder andere seltene Typ, durchaus in Form von größeren Ausbrüchen von temporärer Bedeutung sein. Seit mehreren Jahren veröffentlicht die Europäische Kommission jährlich den so genannten „Zoonosenreport der EU“. Der derzeit aktuellste ist der Bericht von 2004. Obwohl die Datenerfassung in den einzelnen Ländern der EU bisher ausschließlich auf der Zusammenführung von vorhandenen Daten (Informationen aus amtlichen Meldesystemen und Labordaten) beruhte, und der Vergleich solcher „passiver“ Daten ohne eine Standardisierung bei der Datenerhebung nur sehr bedingt zuverlässige Aussagen zulässt, sind die Angaben der „Zoonosenreporte“ die zur Zeit verlässlichste Grundlage für eine Einschätzung der Salmonellensituation in der EU (seit 2005 bemüht sich die EFSA um eine schrittweise Standardisierung der Datenerfassung in den EU-25 Ländern, so dass in Zukunft eine immer bessere Vergleichbarkeit der Angaben zwischen den EU-Mitgliedsstaaten zu erwarten ist). Die Anzahl der in den EU-15 Ländern gemeldeten Salmonellosefälle beim Menschen wurde im „EU-Zoonosenbericht 2004“ mit ca. 136.000 angegeben, als geschätzte Anzahl der gemeldeten Salmonellenerkrankungen in der EU-25 muss mindestens 200.000 angenommen werden. Die Zahl der in den EU-15 Ländern durch Salmonelleninfektionen des Menschen aufgetretenen Todesfälle ist mit 60 zwar nicht mehr so hoch wie in den Jahren zuvor, aber es sind natürlich immer noch 60 Todesfälle zu viel. Ganz allgemein kann den letzten Zoonosenreports der EU entnommen werden, dass in allen Ländern der EU (wie auch in den meisten anderen Regionen der Welt) Salmonella (S.) Enteritidis als Ursache für menschliche Salmonellenerkrankungen führt, wobei unbestritten ist, dass die wichtigste Infektionsquelle für Erkrankungen des Menschen mit dieser Salmonellen-Serovarietät (= „Serovar“) kontaminierte Lebensmittel vom Geflügel (Eier und Geflügelfleisch) sind. Die Reihenfolge der danach am häufigsten beim Menschen auftretenden Serovare ist: S. Typhimurium, S. Virchow, S. Infantis, und S. Hadar. Zur realistischen Einschätzung der tatsächlichen Anzahl von Infektionen beim Menschen, gibt der „Zoonosenbericht 2004“ folgende Berechnungsgrundlage an: zur Schätzung der Anzahl von Menschen, die an einer Salmonelleninfektion erkrankt sind und einen Arzt aufgesucht haben, sollte die Zahl der Meldungen mit dem Faktor 2,5, und zur Schätzung der Anzahl aller durch Salmonellen bedingten Erkrankungen, d.h. mit und ohne ärztlicher Konsultation, mit dem Faktor 14,5 multipliziert werden. Die exakte Ermittlung der jeweiligen Infektionsquelle (also welches kontaminierte Lebensmittel die Erkrankung verursacht hat) ist durch unsere meistens sehr komplexen Speisen nicht immer einfach. Dennoch besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass etwa 50-60 % der Salmonellenerkrankungen des Menschen auf vom Geflügel, etwa 20-30 % auf von Schweinen und etwa 10-20 % auf vom Rind (plus Schaf und Ziege) gewonnene Lebensmittel zurückzuführen sind. Nationale Unterschiede im Salmonellenvorkommen Während trotz nationaler Unterschiede in der Serovarenzusammensetzung der Erkrankungen (insbesondere bedingt durch unterschiedliche Verzehrsgewohnheiten) in den mittel- und südeuropäischen Ländern der EU quantitativ eine vergleichbare Salmonellenbelastung zu verzeichnen ist, fallen Schweden, Finnland (auch das nicht EULand Norwegen) und Dänemark „aus dem Rahmen“. Schweden, Finnland und Norwegen verweisen seit Jahren auf die Ergebnisse ihrer sehr stringenten und transparenten Monitoringprogramme, die Futter, Tierbestände, Schlachthöfe und die Lebensmittelproduktion gleichermaßen erfassen, und belegen damit, dass die Lebensmittelketten in diesen Ländern weniger als 10 % der Salmonellenbelastung der übrigen EU-Länder aufweisen. Von den signifikant weniger vorkommenden Salmonellenerkrankungen in den skandinavischen Ländern sind nach den Angaben ihrer Gesundheitsstatistiken etwa 90 % der Salmonelleninfektionen in Schweden, Finnland und Norwegen so genannte „importierte Infektionen“ (Reiserückkehrer und Infektionen durch importierte Lebensmittel). Dänemark hat ebenfalls eine von den anderen EU-Ländern abweichende Salmonellensituation aufzuweisen: insbesondere beim Schwein kann man davon ausgehen, dass das seit 1994 in der Schweinefleischproduktionskette durchgeführte Salmonellenbekämpfungsprogramm zu einer Senkung der Salmonellenbelastung des Schweinefleisches auf unter 50 % der Belastung der anderen Länder geführt hat. Die Ursachen der nationalen Unterschiede Die auffallend günstige Salmonellensituation in Schweden, Finnland und Norwegen ist weder Zufall, noch durch die klimatischen Bedingungen (wie manche annehmen) entstanden. Der Grund dafür ist ein in Schweden zu Ende der 50er Jahre eingeführtes, alle Stufen der Lebensmittelkette einbeziehendes System der Salmonellenüberwachung (bakteriologische Stichprobenuntersuchung aller Zwischenprodukte einschließlich der Tierbestände) und der konsequenten Salmonellenbekämpfung in allen Produktionsbereichen, die als salmonellenkontaminiert identifiziert wurden. Auslöser dafür war ein Salmonella-TyphimuriumAusbruch in Schweden im Jahre 1956 (ein in Malmö geschlachtetes Kalb führte damals zu einer landesweiten Infektion von Hunderten von Menschen und einer hohen Zahl von Sterbefällen), der die Implementierung eines damals vom schwedischen Staat in toto bezahlten Salmonellen-Bekämpfungsprogramms zur Folge hatte, welches auch heute noch konsequent weitergeführt wird, aber von den Produktionsbeteiligten finanziert wird. Der Erfolg dieses Vorgehens ist unübersehbar: 1) hat seit 1995 (seit dem Beitritt von Schweden und Finnland zur EU) die EUKommission Schweden und Finnland das Recht eingeräumt, bei Lebensmittelimporten aus anderen EU-Ländern eine Salmonellenfreiheitsbescheinigung zu fordern und im Falle des Nachweises von Salmonellen bei Eingangskontrollen, Regressforderungen an den Lieferanten zu stellen; und 2) in dem EFSA-Report an die EU-Kommission vom März 2006 „Risk Assessment and Mitigation Options of Salmonella in Pigs“ werden Schweden, Finnland (und Norwegen) mehr oder weniger offiziell als so genannte „Low Prevalence“ Länder eingestuft, während Dänemark als „Medium Prevalence“ und alle anderen EU-Länder als „Higher Prevalence“ Länder bezeichnet werden. Dass diese Einteilung auch für das Geflügel gültig ist, hat das Ergebnis der erst kürzlich abgeschlossenen „Europäischen Prävalenzstudie bei Legehennen“ gezeigt: Die Bestandsprävalenz (5 Einstreuproben und 2 Staubproben pro Bestand) bei Legehennen rangiert in den EU-25 Ländern von 0 % bis fast 80 %, wobei erwartungsgemäß die niedrigsten Prävalenzen in den skandinavischen Ländern gefunden wurden und Deutschland mit rund 30 % der Bestände mit positiven Salmonellenbefunden im Mittelfeld liegt. Es wäre ungerecht, die Chronologie der Bekämpfung mit der Beschreibung des skandinavischen Erfolges enden zu lassen, denn auch in anderen Ländern sind in den letzten Jahren vermehrt Anstrengungen unternommen worden, die chronologisch angeordnet folgende Maßnahmen umfassen: n Dänemark: ein bereits deutliche Ergebnisse zeitigendes Programm ist das seit 1994 mehr als 95 % der Schweinehalter einbeziehende Salmonellenbekämpfungsprogramm in der Schweinefleischproduktion. n Deutschland: aufbauend auf dem Salmonellen-VO-Entwurf von 1996 und auf insbesondere niedersächsischen Erfahrungen ist die Teilnahme am so genannten „Salmonellenmonitoringund reduzierungsprogramm“ im QSSystem seit 2002 für alle Schweinehalter und Schlachthöfe, die am QS-System teilnehmen, verpflichtend - zur Zeit sind nahezu 80 % der deutschen Schweinefleischproduktion über das Programm erfasst. n Großbritannien: seit 2003 wurde an britischen Schlachthäusern, die an einem Qualitätssicherungssystem teilnehmen, der „Zoonosis Action Plan“ (ZAP) eingeführt; wie in Dänemark und in Deutschland basiert das Programm auf einem serologischen Monitoring zur Risikoklassifizierung der teilnehmenden Schweinebestände Ziel ist die Senkung der Salmonellen-Antikörperprävalenz beim Schlachtschwein bis 2010 auf 50 % der heutigen Prävalenz zu senken. n Irland: 2004 wurde ein staatliches Programm implementiert, das ebenfalls auf der serologischen Untersuchung von Fleischsaftproben mit einer Kategorisierung der Bestände aufgebaut ist die Kategorie wird dem Landwirt laufend mitgeteilt, die Kategorie-3-Bestände werden separat geschlachtet und das Fleisch dieser Bestände wird in die Verarbeitung mit dekontaminierenden Arbeitsschritten geleitet. n Die Niederlande: dem Beispiel der bisher genanten Länder folgend, hat die niederländische Produktschap voor Vee, Vlees un Eieren seit 2005 ein für alle Schweinehalter verbindliches Programm initiiert, das ebenfalls auf einem serologischen Monitoring basiert, und derzeit die mit den anderen Ländern vergleichbare Risiko-Kategorisierung aller Schweinebestände vornimmt. In allen anderen EU-Mitgliedsländern gibt es bisher, außer regionalen Pilotprojekten (z.B. Österreich) oder wissenschaftlichen Untersuchungen (z.B. Belgien und Frankreich) keine strategisch geplanten und systematisch durchgeführten Programme. 8|9 aktuell TIERGESUNDHEIT SCHWEIN n Konsequente Umsetzung aller bekannten Maßnahmen zur Reduzierung der Kreuzkontamination von Tieren und Schlachtkörpern während des Transportes der Schweine zum Schlachthof, im Wartestall der Schlachthöfe und während der Schlachtung der Tiere. Fazit Abschließend bleibt festzustellen, dass, abgesehen von Schweden, Finnland, Norwegen und Dänemark, Deutschland durch das mittlerweile gut etablierte QS-Salmonellenmonitoring- und -reduzierungsprogramm mit seiner zentralen Salmonellendatenbank von allen „Higher Prevalence“ Ländern der EU am besten aufgestellt ist, die Anforderungen der EU-Gesetzgebung zur kontinuierlichen Senkung der Gesundheitsgefährdung des Verbrauchers durch lebensmittelassoziierte Zoonosen zu erfüllen. Je besser die Tierärzteschaft vorbereitet ist, die in naher Zukunft im Rahmen der Zoonosenbekämpfung steigende Nachfrage von Landwirten nach Konzepten zur Senkung einer hohen Salmonellenbelastung ihrer Bestände nachzukommen, umso besser wird es gelingen, den Lebensmittelerzeugern und den Verbrauchern (d.h. der Öffentlichkeit) den hohen Stellenwert des Tierarztes im modernen System der Lebensmittelsicherheit zu verdeutlichen. ¢ Prof. Dr. Thomas Blaha, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover Die zu bewältigenden Aufgaben Die RL 2003/99/EC („Zoonosenüberwachung“) schreibt für die Produktionskette Schweinefleisch vor, dass im Oktober 2006 eine so genannte „Baseline“ zur Einschätzung des Salmonelleneintrags in die Schweinefleischproduktion durch Schlachtschweine und Schlachtschweinekörper (die „Europäische Prävalenzstudie“ für Schlachtschweine) in allen EU-25 Ländern begonnen wird. Dazu hat die EFSA im Anhang zum bereits erwähnten Report an die EU-Kommission („Risk Assessment and Mitigation Options of Salmonella in Pigs“) folgendes vorgeschlagen: es sollen pro Land von 2400 Schlachtschweinen j jeweils 25 g Lymphknotengewebe aus der Ileozaekalregion des Darmkonvolutes, und k Oberflächenwischproben der dazugehörigen Schlachtkörper bakteriologisch auf Salmonellen untersucht werden. Die Häufigkeit der positiven Lymphknoten wird dann eine Aussage zur Salmonellenbelastung der Schlachtschweine, und die Häufigkeit der positiven Oberflächenwischproben der dazugehörigen Schlachtkörper eine Aussage zur Intensität der Kreuzkontamination während des Schlachtprozesses ermöglichen. Die pro EU-Mitgliedsland ermittelte „Baseline“ wird dann die Grundlage werden für die pro Land mit der EU-Kommission abzustimmende Zielstellung der ab 2008 zu beginnenden Salmonellenreduzierung (VO [EC] 2160/2003) sein. Um diesen Anforderungen der seit 2003 in Kraft befindlichen gesetzlichen Regelungen der EU gerecht zu werden, sind folgende Maßnahmen unverzichtbar: n Erläuterung der RL 2003/99/EC, der VO (EC) 2160/2003 sowie der Zielstellung und Methodik der „Europäischen Prävalenzstudie“ allen an der Schweinefleischproduktion Beteiligten (Schweinehalter, Schlachthofbetreiber und Probennehmer), aber auch Verbraucheraktivisten und Journalisten, um eine höhere Akzeptanz der Maßnahmen zu erreichen und um falschen Deutungen der Ergebnisse der Prävalenzstudie vorzubeugen. n Intensivierung der Information der praktizierenden Tierärzte über die Ursachen der Salmonellenbelastung von Schweinebeständen und über die Möglichkeiten der Reduzierung des Salmonellenvorkommens auf Bestandsebene. Aufgrund der Probenergebnisse erfolgt nach dem Eintragsrisiko von Salmonellen in die Fleischverarbeitungskette eine Einstufung des Betriebes durch die Salmonellendatenbank, auch Kategorisierung genannt. Ist der Betrieb in die Kategorie III eingestuft worden, sind in einem zweiten Schritt Maßnahmen zur Senkung der Belastung durch Salmonellen im landwirtschaftlichen Betrieb einzuleiten. Dabei geben der Hoftierarzt oder auch der zuständige Schweinegesundheitsdienst Hilfestellung. Praktisch ist dabei das Beratungsmodul innerhalb des Salmonellenmonitorings, welches anhand von Checklisten eine systematische Analyse des Betriebs ermöglicht. Die Kategorisierung wird in jedem Liefer-Quartal anhand der Untersuchungsergebnisse aktualisiert. Der Begriff QS-System steht für Qualitätssicherung über alle Stufen der Lebensmittelkette. Im Jahr 2001 gegründet, haben sich bis heute schon über 90.000 Betriebe im In- und Ausland dem freiwilligen Qualitätsund Sicherungssystem angeschlossen. Mittlerweile hat sich QS weltweit zum bedeutendsten System der Qualitätssicherung bei Lebensmitteln entwickelt. Im Bereich Fleisch schließt dieses System die Stufen von der Futtermittelherstellung über die Landwirtschaft, Schlachtung und Zerlegung, Verarbeitung bis zum Verkauf ein. Alle im QS-System angemeldeten Schweinemastbetriebe nehmen am QS-Salmonellenmonitoring teil, was bedeutet, dass sie nach einem jeweils betriebsindividuellen Plan Proben entnehmen und auf Salmonellenantikörper untersuchen lassen. Dieser erste Schritt dient der Identifikation der Schweinemastbetriebe, die Schweine mit einem erhöhten Eintragsrisiko von Salmonellen in die Fleischproduktionskette halten. Zur Abwicklung des Monitorings wurde eine zentrale Salmonellendatenbank (Qualiproof) gegründet. In dieser Datenbank werden alle Probendaten erfasst und ausgewertet, die Einstufung in die Salmonellenkategorie vorgenommen sowie ein betriebsindividueller Beprobungsplan errechnet. Landwirte erhalten einen Zugang zur Datenbank und können die Daten jederzeit einsehen. Die Verteilung der Proben muss gleichmäßig über die im 12-MonatsZeitraum zu schlachtenden Partien erfolgen. Die Proben können entweder als Fleischsaftproben im Schlachtbetrieb gezogen werden oder als Blutproben im landwirtschaftlichen Betrieb (durch den Tierarzt, frühestens zwei Wochen vor der Schlachtung). Aktuell sind 18.360 Schweinemastbetriebe im QS-System aktiv, davon konnten 10.187 Betriebe bereits kategorisiert werden. Zur Zeit sind 83,1 % der bisher kategorisierten Bestände Kategorie I, 12,5 % haben Kategorie II und 4,4 % Kategorie III (Stand Februar 2007). Die Salmonellenverordnung, die voraussichtlich im Frühjahr 2007 verabschiedet werden soll, entspricht im Wesentlichen der Vorgehensweise des QS-Salmonellenmonitorings. ¢ Weitere Informationen zu QS gibt es im Internet unter: www.q-s.info oder www.cma.de. Dr. Heike Engels aktuell 10 | 11 TIERGESUNDHEIT SCHWEIN Mit der Umwandlung der bisher bestehenden Genehmigungspflicht für die Abgabe von Tierimpfstoffen durch den Tierarzt an den Landwirt in eine einfache Anzeigepflicht wird eine Menge Bürokratie und auch Unmut abgebaut. die Abgabe von Impfstoffen an den Tierhalter war nicht erlaubt. Aber auch die Tierimpfstoff-VO hatte wie so viele Verordnungen ihre Ausnahmen. In besonderen Fällen war es doch möglich, den Impfstoff direkt an den Tierhalter abzugeben. erteilte. So kam es zu regional gänzlich unterschiedlichen Abgaberegelungen: Während es in dem einen Landkreis für die Tierärzte sehr einfach war, Impfstoffe an den Tierhalter abzugeben, hatten Antragsteller in anderen Kreisen das Nachsehen. Zum Hintergrund: Nach der alten Tierimpfstoff-VO galt das Impfen eindeutig als ärztliche Handlung, demzufolge durfte nur durch den Tierarzt geimpft werden und Dieser Vorgang bedurfte einer speziellen Genehmigung, die auf Antrag die zuständige Veterinärbehörde der unteren Ebene (Kreisveterinärämter) nach eigenem Ermessen Die länder- oder gar kreisspezifische Regelung hat mit der neuen Tierimpfstoff-VO nun ein Ende, das neue Recht gilt bundesweit. Abgabe an Landwirte neu geregelt Mit der neuen Tierimpfstoff-Verordnung ist jetzt die Abgabe von Impfstoffen an den Tierhalter erlaubt, allerdings mit strengen Auflagen. Die wichtigsten sind hier aufgelistet: n Nur der behandelnde Tierarzt darf die Impfstoffe abgeben. Die Abgabe muss bei der zuständigen Veterinärbehörde angezeigt werden. n Nur der Halter eines gut geführten geschlossenen Bestandes darf Impfstoffe erhalten. n Der Tierarzt muss sich von der Sachkunde des Anwenders überzeugen und ihn unter Umständen einweisen. n Der Impfstoff darf nur in der benötigten Menge abgegeben werden, eine Vorratshaltung durch den Tierhalter ist verboten. n Im Rahmen einer Voruntersuchung muss der Tierarzt vor der Erstbehandlung den Gesundheitsstatus des Bestandes feststellen und sich von der Impffähigkeit der Tiere überzeugen. Dies ist zu dokumentieren. n Mit der Abgabe des Impfstoffes muss ein Impfprogramm schriftlich aufgestellt werden mit allen wichtigen Informationen zum Impfstoff, seiner Anwendung sowie der richtigen Lagerung. Der Tierarzt kann in diesem Impfprogramm Abgabemenge und Kontrollintervalle erreger- und bestandsspezifisch festlegen. Einmal im Jahr muss dieses Programm bei der zuständigen Kontrollbehörde eingereicht werden. n Es besteht eine Dokumentationspflicht durch den Tierhalter, so dass im Fall einer behördlichen Prüfung alle Impfmaßnahmen nachvollzogen werden können. n Der Tierarzt muss den Impferfolg mittels Überwachung der Gesundheitsdaten (Serologie etc.) kontrollieren. Wie viel Dokumentation muss sein? Natürlich besteht für den Tierhalter eine Dokumentationspflicht für alle Impfmaßnahmen in seinem Betrieb. Dazu führt er neben dem Impfprogramm ein Impfbuch (in der Art des Bestandsbuches), in das der Impfstoff, die Chargennummer, die Menge der Impfstoffs zum Zeitpunkt der Anwendung, Datum der Impfung sowie Anzahl und Identität der geimpften Tiere einzutragen sind. Die Aufzeichnungen können wie beim Arzneimittel-Anwendungs- und Abgabebeleg automatisiert erfolgen, sofern immer ein aktueller Ausdruck möglich ist. Das gemeinsam mit dem Tierarzt erstellte Impfprogramm muss drei Jahre, das Impfbuch fünf Jahre aufbewahrt werden. Was bedeutet „nötige Sachkunde“? Tierhalter dürfen nur selber impfen, wenn sie die nötige Sachkunde im Umgang mit den Impfstoffen haben. Grundsätzlich sollten nur gesunde Tiere geimpft werden. Dies stellt sicher, dass das Immunsystem in der gewünschten Weise auf die Impfung reagieren kann. Es sollte so früh wie möglich geimpft werden, um die Tiere früh vor den Erregern zu schützen, doch zu früh ist auch nicht ratsam. Direkt nach der Geburt sind die Tiere in der Regel noch gut mit den maternalen Antikörpern in der Biestmilch versorgt. Diese Antikörper können die Wirksamkeit von Impfungen wesentlich beeinflussen. Mögliche Nebenwirkungen der Impfstoffe können bei sehr jungen Tieren verstärkt auftreten. Deswegen ist jeder Impfstoff erst ab einem bestimmten Lebensalter zugelassen, der Anwender sollte sich an die Herstellerangaben halten. Kleine Impfstoffkunde Es gibt Lebend- und Totimpfstoffe. Lebendimpfstoffe bestehen aus lebenden Erregern, die über unterschiedliche Methoden in ihrer krankmachenden Wirkung abgeschwächt werden. Das Immunsystem kann seine Abwehr jedoch in allen Phasen der Infektion trainieren, weil der Impferreger sich wie der Felderreger verhält. 12 aktuell TIERGESUNDHEIT SCHWEIN Anders bei Totimpfstoffen: Hier sind die Erreger abgetötet, das Immunsystem lernt nur die Oberfläche des Erregers, nicht aber seine Vermehrungsstrategien kennen. Impfstoffe werden in der Regel kühl, also zwischen 2 bis 8°C, gelagert, die Herstellerangaben sind unbedingt zu beachten. Unmittelbar vor Gebrauch sollte der Impfstoff allerdings mindestens Raumtemperatur haben, dadurch verteilt sich der Impfstoff besser im Muskel und die Impfung ist weniger schmerzhaft. Bei unsachgemäßer Lagerung bspw. auf der sonnigen Fensterbank verliert der Impfstoff seine Wirksamkeit. Impfstoffflaschen sollten nur mit sterilen Nadeln angestochen werden und wenn sie angebrochen sind, sollten sie schnellstmöglich verbraucht werden. Impfungen können subkutan, also unter die Haut, oder intramuskulär,verabreicht werden, wobei die Praxis zeigt, dass bei Injektion in den Muskel die immunologische Antwort wesentlich besser ist. Zur Vermeidung einer ungewollten Übertragung von Erregern sollte die Injektionsnadel nach jedem Wurf bzw. jeder Bucht gewechselt werden. Nach jeder Impfung sollte die Spritze, wenn sie mehrfach verwendet wird, gereinigt und desinfiziert werden. Alternativ können einige moderne Impfstoffe über einen Drencher direkt ins Maul oder über das Trinkwasser verabreicht werden. Bei der oralen Impfstoffapplikation von Lebendimpfstoff ist zu beachten, dass drei Tage vor und drei Tage nach der Impfung keinerlei Antibiotika gegeben werden, da diese den Impfstoff unwirksam machen. Im Trinkwasser muss für den Impfzeitraum auf Chlorzusätze verzichtet werden. Jeder Impfstoff kann nur richtig wirken, wenn er in der vom Hersteller empfohlenen Dosis verabreicht wird. Der Impfschutz ist dann über einen bestimmten Zeitraum sichergestellt, nach Ablauf dieser Frist muss nachgeimpft werden. Deshalb ist die Einhaltung der Zeiträume zwischen den Wiederholungsimpfungen wichtig. Auf dieser Internetseite kann die aktuelle Tierimpfstoff-VO eingesehen werden: http://bundesrecht.juris.de//aktuDienst.html Dr. Heike Engels Impressum Herausgeber VetM GmbH & Co. KG Am Stadion 2 - 4 26871 Papenburg Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17 Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26 E-Mail : [email protected] Redaktion VetM GmbH & Co. KG Am Stadion 2 - 4 26871 Papenburg Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17 Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26 E-Mail : [email protected] Realisation VetM GmbH & Co. KG Am Stadion 2 - 4 26871 Papenburg Tel: 0 49 61 - 9 82 88 - 17 Fax: 0 49 61 - 9 82 88 - 26 E-Mail : [email protected]