Hypereosinophiles Syndrom (HES) mit multiplen Organbeteiligungen Kratzsch A., Atmeh, B., Schmidt, E.-W. Klinik für Innere Medizin IV, Klinikum Chemnitz gGmbH Fallbeispiel: 36jährige Frau mit seit 4 Jahren bekanntem allerg. Asthma bronchiale, unter inhalativer Therapie gut eingestellt. Die stationäre Aufnahme im Nachbarkrankenhaus erfolgte wegen Abgeschlagenheit, Dyspnoe und schmerzhafter Schwellung des linken Armes. Diagnosen: Armvenenthrombose links, V. a. Pneumonie wegen pulmonaler Infiltrate. Ausschluß parasitärer Infektion wegen erhöhter Eosinophilen, lungen-szintigraphisch kein Anhalt für Lungenembolie, kein Nachweis eines malignen Geschehens. Therapie: antibiotisch und antikoagulatorisch. Erneute stationäre Aufnahme 2 Monate später wegen AZ-Verschlechterung und zunehmender Dyspnoe. Während des stationären Aufenthaltes traten nachts plötzlich eine Gesichtsfeldeinschränkung, Koordinationsstörungen und Armparese rechts auf. Daraufhin Verlegung in unsere Klinik. Diagnostik: Röntgen: Zunehmende pulmonale Infiltrate beidseits (siehe Abbildung 1). Pathologisches Labor: Leukozyten 15,6 Gpt/l (4,4 – 11,3), Eosinophile 59,7% (<7%), Lymphozyten 8,8% (20,5 – 51,1%), Troponin T 0,27 μg/l (<0,01), CRP 8,8 mg/l (<5,0). BGA ohne O2: pH 7,39, pO2 6,8 kPa, pCO2 5,13 kPa, SO2 85%. Lungenfunktion: Leichtgradiger Restriktion und schwerer Diffusionseinschränkung. 6-min-Gehtest: GST 600 m mit signifikantem pO2-Abfall unter Belastung. CT Thorax: Irregulär begrenzte, weichteildichte Infiltrate in beiden Ober- und Unterlappen (siehe Abbildung 2) Echokardiographie: Apikale Hypokinesie des linken Ventrikels, Perikarderguß. Bronchoskopie: Bild der geringen akuten Bronchitis. Keine direkten und indirekten Tumorzeichen. BAL: Zellzahl 300000/ml (<100000), Monozyten/Makro-phagen 33% (>80), Eosinophile 33%. Knochenmarkpunktion: Histologie: Ausgeprägte Vermehrung der eosinophilen Granulopoese. Zytologie: Deutliche Eosinophilie (30%). Zytogenetik: Kein Hinweis auf Translokation in PDGFRA oder PDGFRB (platelet-derived growth factor receptor). MRT Schädel: Zahlreiche Entmarkungsherde bds. periventrikulär, DD Ischämie (Embolie?) (siehe Abbildung 3). Zusätzliche klinische Befunde: Hautveränderungen der Ellenbogen ähnlich Exanthem, Fingernagelveränderungen (siehe Abbildung 4). Abbildung 1 Abbildung 2 Diagnose: In Zusammenschau der Befunde Hypereosinophiles Syndrom mit multipler Organbeteiligung (pulmonal, vaskulär, kardial, ZNS, Haut, Knochenmark). Abbildung 3 Abbildung 4 Therapie und Verlauf: Prednisolontherapie, zu Beginn mit 1mg/kg KG. Dosisreduktion im Verlauf je nach Symptomen und Eosinophilenanzahl im Blutbild. Wegen fehlender Mutation des PDGFRA-Gens keine Indikation für Tyrosinkinaseinhibitor. Unter der Prednisolontherapie rasche klinische Besserung. Ebenso Normalisierung der BGA und vollständige Regredienz der kardialen, Haut- und Fingernagelveränderungen sowie Bluteosinophilie. In der Verlaufskontrolle nach 3 Monaten deutlich regrediente pulmonale Infiltrate mit geringem Restbefund, normale Lungenfunktion und Beschwerdefreiheit. Definition Hypereosinophiles Syndrom (HES): Das HES ist definiert als Eosinophilie im Blut von ≥ 1500/µl über > 6 Monate verbunden mit Zeichen und Symptomen einer Organbeteiligung. Wichtig: Eine sekundären Eosinophilie (z.B. Parasitose, Allergie) muß ausgeschlossen werden. Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Leipzig und Dresden Mitglied im Deutschen Netz Gesundheitsfördernder Krankenhäuser Zertifiziert nach Joint Commission International www.klinikum-chemnitz.de