Kritische Fragen zur HPV-Impfung Kritische Fragen Antworten Der Impfstoff beugt Krebsvorstufen vor. Wird die Impfung langfristig auch Krebserkrankungen und Todesfälle verhindern? Bisher wurde tatsächlich nicht gezeigt, dass dank der Impfung weniger Frauen an Gebärmutterhalskrebs erkranken und sterben. Dieser Nachweis war zum jetzigen Zeitpunkt auch gar nicht zu erwarten: einerseits war die Beobachtungsdauer dafür zu kurz, andererseits wurden die Frauen in der Studie engmaschig kontrolliert und beim Auftreten von Krebsvorstufen behandelt. Es wäre aus ethischen Gründen nicht vertretbar, den Frauen eine Behandlung vorzuenthalten und abzuwarten, ob sich ein Krebs entwickelt oder nicht. Die Statistiken zeigen, dass der Gebärmutterhalskrebs seltener auftritt, seit der Krebsabstrich grossflächig durchgeführt wird und Vorstufen behandelt werden. Dies ist ein Hinweis darauf, dass Krebserkrankungen verhindert werden können, wenn die Krebsvorstufen verhindert werden. Die Annahme, dass nicht nur die Krebsvorstufen, sondern auch die Krebserkrankungen durch die Impfung deutlich reduziert werden können, scheint daher plausibel. Im Weiteren kann auch das Verhindern von risikoreichen Krebsvorstufen als Erfolg gewertet werden. Die Behandlung dieser Veränderungen entfällt, womit auch die möglichen Komplikationen dieser Eingriffe (wie beispielsweise ein erhöhtes Risiko von Frühgeburten) nicht auftreten. Auch gutartige Genitalwarzen treten nach der Impfung seltener auf. Wie lange hält der Impfschutz an? Hinweise zur «lebenslangen» Immunität liefert keine der Studien. Bis jetzt konnte gezeigt werden, dass der Impfschutz mindestens zehn Jahre andauert. Sollten die laufenden Studien zeigen, dass der Impfschutz danach nicht mehr gewährleistet ist, müsste gegebenenfalls eine Auffrisch-Impfung empfohlen werden. Kann die Impfung die natürliche Immunität beeinflussen? Weder die bisher verfügbaren Daten noch die theoretischen Kenntnisse über die Funktionsweise des Immunsystems geben Anlass zu entsprechenden Befürchtungen. Die Studien, in denen der Schutz vor schweren Krebsvorstufen nachgewiesen Die HPV-Impfung wirkt dann, wenn die geimpfte Person nicht mit den entsprechenden HPV-Stämmen infiziert ist. Da eine Ansteckung mit HPV schon beim Seite 1 von 3 wurde, sind bei 16- bis 24jährigen Frauen durchgeführt worden. Wieso wird die Impfung den 11- bis 14-jährigen Mädchen empfohlen? ersten Sexualkontakt stattfinden kann, wird die Impfung den 11- bis 14-jährigen Mädchen empfohlen. Im Alter von 15 Jahren haben 7% der Mädchen bereits Geschlechtsverkehr gehabt. Untersuchungen haben gezeigt, dass die jüngeren Mädchen auf die Impfung nicht weniger Antikörper entwickeln als die älteren Mädchen und jungen Frauen; sie entwickeln tendenziell sogar mehr Antikörper. Deshalb geht man davon aus, dass die Impfung bei ihnen den gleichen Schutz gewährt. Die laufenden Studien werden zeigen, ob allenfalls eine Auffrisch-Impfung notwendig ist. Werden geimpfte Frauen wie empfohlen an den Vorsorgeuntersuchungen (PapAbstrich) teilnehmen? Es besteht die Möglichkeit, dass geimpfte Frauen seltener an Früherkennungsuntersuchungen teilnehmen, weil sie sich geschützt fühlen. Die Notwendigkeit der Vorsorgeuntersuchungen auch für geimpfte Frauen muss daher betont werden. Andererseits kann man auch argumentieren, dass Frauen durch die Diskussionen um HPV und Gebärmutterhalskrebs bezüglich Wichtigkeit der Früherkennungsuntersuchungen eher sensibilisiert werden. Welchen Einfluss hat die Impfung auf die Häufigkeit anderer HPV-Stämme, die ebenfalls krebsinduzierend wirken können? Langzeitstudien werden dies zeigen. Wie ist der Einfluss der Impfung auf das Sexualverhalten der Mädchen? Auch bei der Einführung der Hepatitis B-Impfung wurden Befürchtungen laut, dass sich das Sexualverhalten der Jugendlichen verändern könnte. Hepatitis B kann auch, wie die HPV-Infektion, durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Nach Einführung der Hepatitis B-Impfung wurden keine Veränderungen des Alters beim ersten Sexualkontakt oder der Anzahl der Partner beobachtet. Es gibt noch keine Langzeitstudien. Sollte mit den Impfprogrammen nicht noch zugewartet werden? Die bisherigen Studien haben gezeigt, dass die Impfung vor Krebsvorstufen schützt. Deshalb geht man davon aus, dass dank der Impfung längerfristig auch weniger Frauen an Gebärmutterhalskrebs In den bisher durchgeführten Studien traten durch andere Virentypen hervorgerufene Veränderungen tendenziell häufiger auf, der Unterschied war allerdings statistisch nicht signifikant. Andererseits gibt es Hinweise, dass die Gewebeveränderungen, die bei einer Infektion mit HPV 16 oder 18 entstehen, Infektionen mit anderen Virentypen begünstigen. Durch die Impfung könnte demnach ein Teil dieser Mischinfektionen verhindert werden. Seite 2 von 3 erkranken oder sogar sterben. Würde man mit der Lancierung von Programmen länger zuwarten, würde der Nutzen der Impfung vielen Mädchen vorenthalten. Mittlerweile sind mehrere Millionen Dosen verabreicht worden. Die Erfahrungen zeigen, dass der Impfstoff gut verträglich ist. Die Impfung löst weder eine Infektion noch eine Krebserkrankung aus. Die Impfung ist sehr teuer. Wie ist das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen der Impfung? Die HPV-Impfung kostet deutlich mehr als andere Impfungen. Studien, in denen das Verhältnis zwischen den Kosten der Impfung und deren Nutzen untersucht wurde, haben zur Schlussfolgerung geführt, dass es sich bei der HPV-Impfung um eine kosteneffiziente Massnahme handelt. Solche Untersuchungen gehen aber immer von Annahmen aus, welche kritisch hinterfragt und allenfalls korrigiert werden müssen. Quellen: Bundesamt für Gesundheit, Eidgenössische Kommission für Impffragen, Arbeitsgruppe HPVImpfung. Impfung gegen humane Papillomaviren, die Zervixkarzinome verursachen: Besteht Diskussionsbedarf? Schweiz. Ärztezeitung 2008; 89: 1988-91 Haug CJ. Human papillomavirus vaccination – reasons for caution. N Engl J Med 2008; 359: 861-2 Wissenschaftler/innen fordern Neubewertung der HPV-Impfung und ein Ende der irreführenden Informationen. Aus: http://www.unibielefeld.de/gesundhw/ag3/downloads/Stellungnahme_Wirksamkeit_HPV-Impfung.pdf, 17.12.2008 Bundesamt für Gesundheit, Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF), Arbeitsgruppe HPV-Impfung. Empfehlungen zur Impfung gegen humane Papillomaviren (HPV). Richtlinien und Empfehlungen. Bern: Bundesamt für Gesundheit, 2008. unter: http://www.bag.admin.ch/themen/medizin/00682/00684/02535/index.html?lang=de Seite 3 von 3