Prof. Dr. med. Peter Joraschky - Psychotherapie in Deutschland

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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Psychotherapie
in Deutschland
- etwas Besonderes?
Prof. Dr. med. Peter Joraschky, Dresden
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
1. Der deutsche Sonderweg
2. Historische Entwicklung
3. Psychosomatische Medizin
4. Stationäre, störungsorientierte Psychotherapie
5. Versorgungsforschung ambulanter
Psychotherapie
6. Von der verfahrensbezogenen zur
multimodularen und modularen Psychotherapie
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Psychotherapie in Deutschland
– etwas Besonderes?
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Ja!
Deutschland ist Weltmarktführer
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Dank
Kostenträger Kosten-Nutzen-Analysen
Konkurrenz
Kompetenz
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Kampf um Monopole
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Der ökonomische Nutzen von
Psychotherapie
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Kosten-Nutzen-Aspekt
(Zielke 1999)
2 Euro eingesparte Folgekosten
1 Euro für die
stationäre Psychotherapie
Verminderung von Krankheitsfolgelasten durch verhaltensmedizinische
Interventionen in einzelnen Kostenbereichen pro Jahr bei Neurosen,
funktionellen Störungen und depressiven Zuständen (Zielke, 1999)
Krankheitsfolgeleistungen:
EUR 0,665 Mrd.
Behandlungsausgaben:
EUR 0,574 Mrd.
ambulante Behandlung
BU-/EU- Renten
144
stationäre Behandlung
Im Akutkrankenhaus
312
Gesamt:
EUR 1,239 Mrd.
229
181
84
Arzneien
117
sonst. med. Rehabilitationsleistungen
Prof. Dr. med. Peter Joraschky
sonst. Einkommensleistungen
172
Entgeltfortzahlung Arbeitgeber
Universitätsklinik für Psychotherapie und Psychosomatik, TU Dresden
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• 1967 kassenärztliche Abrechnung der TP und der
analytischen PT dank der ambulanten Berliner
Versorgungsstudien (Dührssen)
• 2010 Nutzen von 2-4 Euro pro investiertem Euro
(Albani)
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Gesellschaftliche Herausforderungen
Epidemiologie
25-30% der erwachsenen Bevölkerung (18,5% Kinder und
Jugendliche) sind von einer psychischen oder psychosomatischen
Störung betroffen
Anpassungsstörungen
14,5%
Depressive Störungen
Somatoforme Störungen
Schmerzstörungen
11,9%
11%
8,9%
steigende AU-Zahlen wegen psychischer Erkrankungen
Frühberentungen: 40% psych. Erkrankungen
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Sozialer, technologischer und demographischer
Wandel als Herausforderung
• Anforderungen an Mobilität, Flexibilität und sozialinteraktionelle Fähigkeiten als Arbeitnehmer
• Verdichtete Arbeitsprozesse
• Verschiebung des Belastungsspektrums der Arbeitstätigkeit
von physischer auf psychomentale Beanspruchung
• psycho-somatische Wechselwirkungen unter Stressbelastung
(kardiovaskuläre, gastrointestinale, muskuloskeletale
Erkrankungen
gefordert: betriebsmedizinische Primär- und Sekundärprävention
von stressassoziierten Erkrankungen
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1. Konkurrenz
„Der deutsche Sonderweg“
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Berufsgruppen in der psychotherapeutischen
Versorgung (KBV 2009)
n=2508
n=2176 Zusatztitel
PSO
KJP
n=2987
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n=1917 ohne
Nervenärzte
PSY
Psychol
n=13 023
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Entwicklung
• Zweigleisigkeit
• Wechselwirkung vs.
• Dialogfähigkeit
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Parallelentwicklung
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
2. Historisch
Die besonderen
Entwicklungsbedingungen der
Psychotherapie in Deutschland
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Historisch
Etablierung der Psychotherapie
1. Freud führte Ende des 19. Jahrhunderts ein
psychogenetisches, psychodynamisches
Verständnis bestimmter Störungen ein. Ablehnung
durch die deutsche Hochschulpsychiatrie.
2. 2. Weltkrieg Vertreibung jüdischer Analytiker aus
Deutschland und Österreich
3. Nach dem 2. Weltkrieg Integration des
analytischen Ansatzes in die Psychosomatische
Medizin, vorrangig durch Internisten bestimmt
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Psychotherapeutische Organisationen
1910
Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (DPG)
1926/27 Allgemeine ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie (AÄGP)
1947
Neukonstituierung der AÄGP
1946
Zentralinstitut für psychogene Erkrankungen
AOK-Ambulanz Berlin (Schultz-Hencke)
1949
Deutsche Gesellschaft für Psychotherapie,
Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT)
1950
Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV)
Zweig der IPV
1957
Zusatzbezeichnung Psychotherapie für
Ärzte aller Fachgebiete einschließlich
Psychiatrie
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1967 Richtlinien Psychotherapie (tiefenpsychologisch
fundierte Psychotherapie, analytische Psychotherapie)
1967 Gründung des Arbeitskreises für Gruppenpsychotherapie
und Gruppendynamik (DAGG) (Heigl-Evers, Enke u. a.)
1970 Zweitfacharzt Psychotherapie in der DDR
1970 Ärztliche Approbationsordnung, Einführung der
Fächer Medizinische Psychologie, Medizinische
Soziologie, Praktikum für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie, Entwicklung von
Universitätsabteilungen und Lehrstühlen
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1973
Gründung des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische
Medizin (Th. v. Uexküll)
Integrativer, holistischer Ansatz in der
psychosomatischen Medizin
1975
Enquète-Bericht der Bundesregierung beharrt auf einem
zweiteiligen Versorgungsstrang
- einem psychiatrischen
- und einem psychotherapeutischenpsychosomatischen
Die Geburtsstunde eines anhaltenden Konflikts.
1978
Einführung der Zusatzbezeichnung Psychoanalyse
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
1984
Konzeptualisierung der psychosomatischen
Grundversorgung
1987
Integration der Verhaltenstherapie in die RichtlinienPsychotherapie
Etablierung der Verhaltensmedizin
1991
Forschungsgutachten zum Psychotherapeutengesetz
1998
Psychotherapeutengesetz
Psychologischer Psychotherapeut
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1992 -2012
Dt. Ärztetag Mai 1992:
Dreistufiges Versorgungskonzept der Psychosomatischen Medizin
 Psychosomatische Grundversorgung
 Fachgebundene Psychotherapie des somatisch tätigen Arztes
 Gebietsbezeichnung Psychotherapeutische Medizin
2003:
FA für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
FA für Psychiatrie und Psychotherapie
FA für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
1991
Forschungsgutachten für ein Psychotherapeutengesetz
(Meyer et al. 1971)
ca. 4000 Ärzte mit Zusatztitel (PT/PSM) waren ausschließlich
psychotherapeutisch tätig
1992 Eigenständiges Gebiet mit tiefenpsychologischer und/oder
verhaltenstherapeutischer Ausrichtung
mehr psychosomatischinternistisch
mehr neurosenpsychologisch-psychotherapeutisch
Ehem. DDR : Facharzt für Psychotherapie
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Facharzt für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie (2003)
Dieser wird folgendermaßen definiert:
Die psychotherapeutische Medizin umfasst die Erkennung,
psychotherapeutische Behandlung, Prävention und
Rehabilitation von Krankheiten
und Leidenszuständen, an deren subjektiver Verarbeitung
psychosoziale Faktoren und/oder körperlich-seelische
Wechselwirkung maßgeblich beteiligt sind.
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Aufgabenprofil des Facharztes Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie

Vermittler:
Schnittstelle zwischen dem somatischen und psychosomatischpsychotherapeutischen Versorgungssystem. Niederschwelliger Zugang.

Diagnostiker:
biopsychosoziale Diagnose: Neben Symptomatik (ICD.10)
Verständnis der Entwicklung der Symptomatik im Rahmen
sozialer, interpersoneller, biographischer, persönlichkeitsstruktureller, intrapsychischer Bedingungen sowie der
Lerngeschichte.

Behandlungsplaner:
Einbezug psychosomatischer, psychotherapeutischer und
pharmakologischer Behandlungen im Rahmen eines „informed consent“ mit
dem Patienten
Kooperation mit Psychologischen Psychotherapeuten und
Psychiater.
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
Therapeut:
Die therapeutischen Aufgaben gehen weit über die Durchführung
der Richtlinien-Therapie hinaus. Sie umfassen Motivationsarbeit
zur Psychotherapie, den Aufbau eines psychosomatischen
Krankheitsverständnisses mit den Patienten sowie die Durchführung von kurzen psychoedukativen Interventionen. Auf dem
Boden des erlernten Grundverfahrens wendet der Facharzt flexibel
störungsorientierte und störungsübergreifende Techniken und
Methoden an. So führt er störungsorientierte Therapie in der
Schmerztherapie, Psychoonkologie, Psychokardiologie,
Traumatherapie etc. durch sowie kurze oder nieder-frequente
supportive Therapien, Kurzzeittherapie, Richtlinientherapie im
Einzel- oder Gruppensetting und Paar- und Familientherapien.
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3. Psychosomatische Medizin
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Geschichte der Psychosomatischen
Medizin und Psychotherapie vor 1945
• Als Gegenbewegung zur naturwissenschaftlichen
dominierenden Medizin
• Die psychosomatische Gegenbewegung gründet auf
drei Traditionen:
- die holistische
- die psychogenetische
- die psychophysiologische
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Holistischer Ansatz
• Psychosomatik als Grundlagenfach aller Ärzte unter
Berücksichtigung der psychosozialen Faktoren neben den
biologischen bei allen Krankheiten
• Nicht Krankheiten, sondern Kranke werden behandelt (Weiss
u. a. English, 1941)
• Die Einführung des Subjekts in die Medizin (V. v.
Weizsäcker)
Arzt-Patient-Beziehung (M. Balint)
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Integrierte oder holistische Tradition
V.v. Weizsäcker, T. v. Uexküll
• bei allen Krankheiten geht es darum, das Gesamtbild von
biologischen, psychischen und sozialen Bedingungen
des Krankseins und Gesundwerdens zu erfassen und zu
behandeln
• Herstellung einer Beziehung, die der Sprache und
Wahrnehmung den Raum öffnet
• Überzogene Vision eines „kompletten Arztes“ mit
spezialisierter somatischer und psychotherapeutischer
Kompetenz
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Die psychogenetische Psychosomatik
• Berücksichtigung der subjektiven Innenwelt des Patienten
(S. Freud) und seine Interaktion mit dem Therapeuten
• Konversionsmodell
• (Groddeck 1917, F. Deutsch 1922, F. Alexander 1950)
• (L. Kreil, G. v. Bergmann) Einführung des internistischpsychoanalytischen Gedankenguts in die Innere Medizin
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holistischer
Ansatz
psychogenetischer
Ansatz
Facharzt für
Psychotherapeutische Medizin
1992
bio-psycho-sozial
biologische
Plastizität des
Gehirns
Epigenetik
Stressresistenz
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psychol.
Entideologisierung
der PT-Verfahren
Stressresistenz
Sozial neue
gesellschaftliche
Herausforderungen
z.B. Mobilität,
24- Std. Arbeit
Psyche
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SOZIAL
Soma
Bild: Deutscheswww.psychosomatik-ukd.de
Ärzteblatt 100, 06.01.2003
„The most powerful
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
therapeutic tool
you´ll ever have
is your own personality“
David Sackett –
Stammvater der
Evidenzbasierten Medizin
Deutscher Ärztetag 2006 Astrid Bühren
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Ein bio-psycho-soziales ganzheitliches
ärztliches Handeln bedeutet umfassende
Vorteile für alle Beteiligte
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PatientInnen:
Wünsche+Erwartung
Effizienz ärztlicher
Behandlung
Arbeitszufriedenheit
Ärzte und Ärztinnen
Deutscher Ärztetag 2006 Astrid Bühren
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Allensbach-Umfrage Dez. 2005:
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Das ist mir bei einem Arzt besonders wichtig:
Menschlich, sollte auf seine Patienten eingehen
78%
Vertrauen erweckend, sollte seinen Beruf verstehen 78%
Medizinisch auf dem neuesten Stand, sollte
die modernen Behandlungsmethoden kennen
76%
Sollte sich für seine Patienten viel Zeit nehmen
………….
………….
74%
MLP Gesundheitsreport 2006 – Auszug - Basis: Bundesrepublik Deutschland,
Bevölkerung ab 16 Jahre. Quelle: IfD-Allensbach Umfrage 7083, Dezember
2005
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Deutscher Ärztetag 2006 Astrid Bühren
Inanspruchnahme komplementärer/
alternativ-medizinischer Massnahmen
Ein-Jahres-Prävalenz
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70
* In Deutschland
21.000 Heilpraktiker !
60
50
40
30
20
10
0
Deutschland
Kanada
Frankreich
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Deutscher Ärztetag 2006 Astrid Bühren
USA
Schweiz
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Fazit
Psychische und psychosomatische
Erkrankungen sind zu einem zentralen
Problem des Gesundheitswesens geworden.
Deutscher Ärztetag 2006 Astrid Bühren
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4. Stationäre Psychotherapie
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Persönlicher Nutzen
für die Patienten
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100%
80%
Rating des Psychischen Wohlbefindens
38,9
43,7
Frage an die Therapeuten:
Wie hat sich das psychische Befinden (psychische
Symptomatik) des/der Patienten/Patientin verändert?
Frage an den Patienten:
Wie hat sich die Störung Ihres seelischen
Befindens (psychische Symptomatik) verändert?
60%
40%
42,2
40
20%
10
11,2
0%
2,3
2,6
0,2%
kein Problem
Therapeuten
3,1
2,2
3,5
Patienten
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deutlich verbessert
etwas verbessert
unverändert
etwas verschlechtert
deutlich verschlechtert
kein Problem
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Wie hat sich die Störung Ihres seelischen Befindens (psychische Symptomatik) verändert?
3,5
2,2
3,1
%
10
42,2
38,9
0
10
20
30
40
50
Wie hat sich Ihr Selbstwerterleben, Ihre Selbstannahme verändert?
Mögen Sie sich jetzt mehr oder eher weniger?
1,6
7,6
1
%
1,9
16,1
39,5
32,3
0
10
deutlich gebessert
etwas verschlechtert
nicht beurteilbar
20
30
etwas verbessert
deutlich verschlechtert
40
50
unverändert
kein Problem
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Wie hat sich Ihr Krankheitsverständnis geändert? Spüren Sie Fähigkeit, in Ihrem Leben
durch eigene Aktivitäten Veränderungen herbeiführen zu können, weil Sie verstanden haben,
worunter Sie leiden bzw. welches Ihre Probleme sind?
13
43,6
43,4
0
10
20
30
40
50
Wie hat sich Ihr allgemeines seelisches Wohlbefinden verändert?
2,8
2,2
4,2
10,8
42,7
37,3
0
10
1,6
1 1,9
20
deutlich gebessert
etwas verschlechtert
nicht beurteilbar
16,1
32,3
39,5
30
etwas verbessert
deutlich verschlechtert
40
50
unverändert
kein Problem
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Zur Wirksamkeit stationärer
Psychotherapie störungsspezifische Verläufe
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Stationäre Behandlung
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Station 1
10 Betten
Station 2
10 Betten
Station 3
10 Betten
einzeltherapeutischer
Schwerpunkt
gruppentherapeutischer Schwerpunkt
einzeltherapeutischer
Schwerpunkt
Störungsspezifische
Schwerpunkte
Störungsspezifische
Schwerpunkte
Störungsspezifische
Schwerpunkte
• Somatoforme
Störungen
• Panik / Agoraphobie
• Posttraumatische
Belastungsstörung
• Sozialphobie
• Somatoforme
Schmerzstörungen
• Dysthymie
• Essstörungen
• Sexualstörungen
• Zwangsstörungen
Krisenbehandlung
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• Dissoziative
Störungen
• Persönlichkeitsstörungen
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Störungsspezifischer Verlauf
AN
M
EN
M
EN + 1J
M
SD
SD
SD
23.69
13.02
12.64
9.96
10.91
11.15
20.57
13.33
11.48
10.69
13.35
12.84
20.63
11.50
20.63
9.26
7.69
15.43
Belastungsstörung
14.00
7.27
7.55
8.25
5.75
5.61
Trauma &
Dissoziative St.
23.11
14.39
18.44
9.83
12.15
17.05
24.82
17.82
21.71
12.53
9.57
12.47
25.59
17.86
14.86
11.07
13.38
14.22
BDI
Affektive Störung
Angst
Zwang
Somatof. Störung
Essstörung
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AN-EN
d
ANEN + 1J
d
1.02
1.05
0.60
0.77
1.08
-
0.96
0.93
0.79
0.35
0.63
-
0.63
0.85
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Wie gut werden Therapieempfehlungen
befolgt?
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Compliance mit Therapieempfehlungen
Entlassung Therapeut
Katamnese Patient
Psychotherapie
empfohlen
psychotherapeutische
Behandlung
n
%
ja
ja
95
57
ja
nein
39
23
nein
nein
15
9
nein
ja
18
11
valid
 Etwa ein Viertel der Patienten führt trotz Empfehlung die psychotherapeutische Behandlung nicht fort
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Grund für die Verzögerung der
Weiterbehandlung (n = 59)
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100
wollte keine
Weiterbehandlung
90
80
43
70
60
7
50
keine Kraft zu
suchen
Therapeut
unsympathisch
4
6
40
keine
Kostenübernahme
12
30
Warteliste
20
28
10
0
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kein Therapieplatz
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5. Versorgungsforschung
ambulanter Psychotherapie
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Von 3000 befragten Bundesbürgern würden sich im Falle einer
Depression an folgende Therapeuten wenden:
76,7%
Hausarzt
25,6%
FA für Psychosom. Med. und PT
23,8
FA für Psychiatrie und PT
15,3%
Psychologische Psychotherapeuten
35%
48,2%
Ausschließlich durch Hausarzt
Spezialisierte PT Mitbehandlung
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Bei funktionellen Schmerzen:
69,4%
Hausarzt
23%
FA für Psychomsom. Med. und PT
14,6
FA für Psychiatrie und PT
9,7%
Psychologische Psychotherapeuten
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Versorgungsprofile der drei PT-Säulen
Schnittstellen und Zugangswege sind zu optimieren:
• 35%-50% der Personen mit psychischen Störungen
erhalten keine professionelle Hilfe (Jacobi et al. 2004)
• Hausärzte
Überweisung
33.5% amb. PT
• Psychiater
Überweisung
8,9% amb. PT
(Zapf 2003; Albani et al. 2012)
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Komplexe Patienten in der Versorgung
Durchschnittlich 5,1 Beschwerden führen in PT:
neben Depressionen, Ängsten, psychosomatischen
Störungen (54%), Essstörungen (26%),
Unterstützung bei der Bewältigung chronischer
körperlicher Erkrankungen (30%) (Albani et al. 2010)
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
PT-Patienten sind YARVIS-Patienten?
(young, attractive, rich, verbal, intelligent, successful)
• Anteil Arbeitsloser höher als in der
Allgemeinbevölkerung
• Mehr als die Hälfte der Pat. hat ein monatl.
Nettoeinkommen unter 1000 Euro pro Person im
Haushalt (Kruse u. Herzog 2012)
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Effizienz der ambulanten psychotherapeutischen und
psychotherapeutischen Versorgung (Albani et al. 2010)
• Ca. 70% der Pat. berichten über positive Effekte auf
die Selbsteinschätzung, Symptomatik,
Arbeitsfähigkeit, Arbeitsproduktivität
• Symptomreduktion nach einer PT, Effektstärke 1,0
(Stabile Ein-Jahres-Katamnese)
• Kosten-Nutzen-Analyse: Nutzen von 2-4 Euro pro
investiertem Euro
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Problembereiche
Resultate aus Diskussionen zwischen Hausärzten und Psychotherapeuten
•
Psychotherapeuten geben keine Rückmeldung über angenommene Therapien
•
Es ist schwierig, Psychotherapeuten telefonisch zu erreichen.
•
Informationsdefizite über Qualifikation und Ausrichtung des Psychotherapeuten
•
Kein psychotherapeutische Ansprechpartner in Krisensituationen
•
Informationsaustausch nach der Überweisung ist schlecht
•
Kritik der Psychotherapeuten an der Zurückhaltung der Hausärzte beim
Ansprechen psychischer Probleme: „z.B. durch Blutdruckmessung und EKG wird
eine Distanz hergestellt und vom eigentlich Behandlungsanlass abgelenkt.“
•
Es fehlt eine gemeinsame Sprache, die eine Verständigung über den jeweiligen
Arbeitsbereich und die Patientenprobleme ermöglicht.
•
Die Patienten sind häufig entweder nur beim Hausarzt oder in der
Psychotherapie. Gemeinsames Behandeln findet kaum statt.
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Seite 57
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
6. Von der verfahrensbezogenen
Psychotherapie zur
multimodalen Psychotherapie
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Psychotherapeutische Verfahren (KV Daten 2004)
Ärzte
59%
tiefenpsychologisch fundierte PT
16%
tiefenpsychologisch fundierte und analytische PT
13%
12%
Verhaltenstherapie
analytische Psychotherapie
Psychologen
46%
35%
10%
9%
Verhaltenstherapie
tiefenpsychologisch fundierte PT
analytische Psychotherapie
tiefenpsychologisch fundierte und analytische PT
Richtlinienverfahren genützt von 700.000 Patienten/Jahr
2000-2012 Verdoppelung der Genehmigungen
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Multimodale Psychotherapie
psychodynamische
Einzeltherapie
Psychodynamische
Gruppentherapie
Paar- und Familientherapie
Kunsttherapie
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Kognitiv-behaviorale
Therapie
analytische
Körpertherapie
Psychopharmakotherapie
Musiktherapie
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Multimodale Psychotherapie
Im Zentrum der psychosomatisch-psychotherapeutischen
Komplexbehandlung steht die kurativ ausgerichtete
Intensivpsychotherapie.
Ziel der Behandlung ist nicht nur die Besserung oder
Heilung einer krankheitswertigen Symptomatik. Über die
Symptombesserung hinaus wird eine Verbesserung der
persönlichen Beziehungsgestaltung, der Mentalisierungsfähigkeit, der Selbstwertregulation und anderer
persönlichkeitsstruktureller Aspekte mit dem Ziel
angestrebt, eine nachhaltige Veränderung zu erreichen.
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Kategorie der Modularen Psychotherapie (Ebene 1)
Modulare Psychotherapie
Theorie
Basis-Kompetenzen
und Strategien
Therapeutische
Interventionen
Störungsspezifische
Kompetenzen
Behandlungsheurismen
Evaluative
Kompetenzen
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Zukunftsherausforderungen
psychosomatischer Medizin
• generalisierte ärztliche Grundhaltung und
Psychotherapie in der Hausarztpraxis
• Weiterentwicklung der Psychosomatischen
Grundversorgung
• Weiterentwicklung der fachbezogenen
Psychotherapie
• stepped-care Modelle
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Zukunftsherausforderungen Psychotherapie
• Multimodale und multimodulare Ansätze in der
Langzeitbehandlung
• Behandlungskontinuität stationär-ambulant,
Schnittstellenarbeit
• Störungsspezialisierung und Vernetzung
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KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit.
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Prof. Dr. med. Peter Joraschky
Tel.: (0351) 458 7085
www.uniklinikum-dresden.de
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Seite 65
KLINIK UND POLIKLINIK FÜR PSYCHOTHERAPIE UND PSYCHOSOMATIK
Anhang
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Prof. Dr. med. Peter Joraschky
Entwicklung der
Psychosomatik
Historisch
1.
Freud führte Ende des 19. Jahrhunderts ein
psychogenetisches, psychodynamisches Verständnis
bestimmter Störungen ein. Ablehnung durch die
deutsche Hochschulpsychiatrie.
2. 2. Weltkrieg Vertreibung jüdischer Analytiker aus
Deutschland und Österreich
3. Nach dem 2. Weltkrieg Integration des analytischen
Ansatzes in die Psychosomatische Medizin, vorrangig
durch Internisten bestimmt
4. Victor v. Weizsäcker (1886 – 1957)
Thure v. Uexküll (1908 – 2004)
Systematische Berücksichtigung der Arzt-PatientBeziehung: Michael Balint (1896 – 1970)
1992 -2012
Dt. Ärztetag Mai 1992:
Dreistufiges Versorgungskonzept der Psychosomatischen
Medizin
 Psychosomatische Grundversorgung
 Fachgebundene Psychotherapie des somatisch tätigen
Arztes
 Gebietsbezeichnung Psychotherapeutische Medizin
2003:
FA für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
FA für Psychiatrie und Psychotherapie
FA für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Facharzt für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie (2003)
Dieser wird folgendermaßen definiert:
Die psychotherapeutische Medizin umfasst die
Erkennung, psychotherapeutische Behandlung,
Prävention und Rehabilitation von Krankheiten
und Leidenszuständen, an deren subjektiver
Verarbeitung psychosoziale Faktoren und/oder
körperlich-seelische Wechselwirkung maßgeblich
beteiligt sind.
Einrichtung psychosomatischer Abteilungen
Psychosomatische Einrichtungen der ersten Jahre
o 1946 an der internistischen Klinik in Lübeck
o 1949 eine psychosomatisch-psychotherapeutische Station
in dem niedersächsischen Landeskrankenhaus in
Tiefenbrunn (Kühnel/Schwidder)
o 1948 die Wiegmann-Klinik für psychogene Störungen in
Berlin
o 1949 in München (Seitz)
o 1950 in Heidelberg eine psychotherapeutisch-psychosomatische Klinik (von Weizsäcker/Mitscherlich)
o 1950 Psychosomatische Klinik Wittgenstein in Bad Berleburg
o 1957 in Freiburg (Heilmeyer)
o 1959 an der Universität Hamburg eine psychosomatische
Abteilung an der Klinik für Innere Medizin (Jores)
Psychotherapeutische Organisationen
o 1910
Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft (DPG)
o 1926/27 Allgemeine ärztliche Gesellschaft für Psychotherapie (AÄGP)
o 1947
Neukonstituierung der AÄGP
o 1946
Zentralinstitut für psychogene Erkrankungen
AOK-Ambulanz Berlin (Schultz-Hencke)
o 1949
Deutsche Gesellschaft für Psychotherapie,
Psychosomatik und Tiefenpsychologie (DGPT)
o 1950
Deutsche Psychoanalytische Vereinigung (DPV)
Zweig der IPV
o 1957
Zusatzbezeichnung Psychotherapie für
Ärzte aller Fachgebiete einschließlich
Psychiatrie
o 1967 Richtlinien Psychotherapie (tiefenpsychologisch
fundierte Psychotherapie, analytische Psychotherapie)
o 1967 Gründung des Arbeitskreises für
Gruppenpsychotherapie
und Gruppendynamik (DAGG)
(Heigl-Evers, Enke u. a.
o 1970 Zweitfacharzt Psychotherapie in der DDR
o 1970 Ärztliche Approbationsordnung, Einführung der
Fächer Medizinische Psychologie, Medizinische
Soziologie, Praktikum für Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie, Entwicklung von
Universitätsabteilungen und Lehrstühlen
o 1973 Gründung des Deutschen Kollegiums für
Psychosomatische Medizin (Th. v. Uexküll)
Integrativer, holistischer Ansatz in der
psychosomatischen Medizin
o 1975 Enquète-Bericht
der Bundesregierung beharrt auf einem
zweiteiligen Versorgungsstrang
- einem psychiatrischen
- und einem psychotherapeutischenpsychosomatischen
Die Geburtsstunde eines anhaltenden Konflikts.
o 1978 Einführung der Zusatzbezeichnung Psychoanalyse
o 1987 Integration der Verhaltenstherapie in
die Richtlinien-Psychotherapie
Etablierung der Verhaltensmedizin
o 1984 Konzeptualisierung der psychosomatischen Grundversorgung
o 1991 Forschungsgutachten zum Psychotherapeutengesetz
o 1998 Psychotherapeutengesetz
Psychologischer Psychotherapeut
Geschichte der Psychosomatischen Medizin
und Psychotherapie vor 1945
als
Gegenbewegung
zur
naturwissenschaftlichen
dominierenden
Medizin
Die
psychosomatische
Gegenbewegung
gründet auf drei Traditionen:
- die holistische
- die psychogenetische
- die psychophysiologische
Holistischer Ansatz
 Psychosomatik als Grundlagenfach aller Ärzte unter
Berücksichtigung der psychosozialen Faktoren neben
den biologischen bei allen Krankheiten
 Nicht Krankheiten, sondern Kranke werden behandelt
(Weiss u. a. English, 1941)
 Die Einführung des Subjekts in die Medizin (V. v.
Weizsäcker)
 Arzt-Patient-Beziehung (M. Balint)
Die psychogenetische Psychosomatik




Berücksichtigung
der
subjektiven
Innenwelt des Patienten (S. Freud) und
seine Interaktion mit dem Therapeuten
Konversionsmodell
(Groddeck 1917, F. Deutsch 1922,
F. Alexander 1950)
(L. Kreil, G. v. Bergmann) Einführung des
internistisch-psychoanalytischen
Gedankenguts in die Innere Medizin
1946 Zusatzbezeichnung Psychotherapie
1970 Approbationsordnung
„Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie“
Aufbau universitärer Kliniken und
Abteilungen
Wissenschaftstheoretische Grundlagen der
Psychosomatik
zwei methodische Wege der Erkenntnis vom Menschen
lebensgeschichtliche,
psychosoziale Situation des
Subjekts einschließlich der
Bedeutung des Körpers für
das Subjekt
Naturwissenschaftliche
Gesetzmäßigkeit der
körperlichen Erkrankungen
Bericht der Bundesregierung zur Lage
der Psychiatrie in Deutschland 1975
Zwei Versorgungsstränge:
 psychiatrisch
 psychosomatisch
Geburtsstunde eines anhaltenden Konflikts
1991 Forschungsgutachten für ein Psychotherapeutengesetz
(Meyer et al. 1971)
ca. 4000 Ärzte mit Zusatztitel (PT/PSM) waren ausschließlich
psychotherapeutisch tätig
1992 Eigenständiges Gebiet mit tiefenpsychologischer und/oder
verhaltenstherapeutischer Ausrichtung
mehr psychosomatischinternistisch
mehr neurosenpsychologisch-psychotherapeutisch
Ehem. DDR : Facharzt für Psychotherapie
Funktionskreismodell von Jakob von Uexküll
Epigenetisches Modell der psycho-somatischen Störungen (1)
Frühkindlich unzureichende/schädigende
Eltern-Kind-Interaktion:
- Sozioemotionale Irritationen und
Deprivation
- traumatische Belastungsstörungen
Limbisches System, Synapsenstörungen,
dejustierte Funktionen, strukturelle Defekte
durch Epigenese:
De/Methylierungen von Genen des
stressmodulierenden Systems
- Genexpression und –suppression durch
sozio-emotionale Interaktionen
Konflikthafte Erziehungsstile
Epigenetisches Modell der psycho-somatischen Störungen (2)
Abnorme Affektentwicklung behinderte
Versprachlichung/Symbolisierung der
Gefühle
Somatoforme (psychophysiologische
Störungen), Alexithymie, Dysphorie,
Unsicher/desorganisierte Bindungsmuster,
mangelhafte Mentalisierung
Lern- und Verhaltensstörungen
pathologische Psychodynamik
psychosoziale Fehlinterpretationen,
Verzerrung der „subjektiven Sinnentnahme“
Epigenetisches Modell der psycho-somatischen Störungen (3)
Zyklisch-maladaptive Interaktionsmuster
mit selbstbezüglicher und
zwischenmenschlicher Destruktivität.
Negative Lebensereignisse, chroinscher
innerer und äußerer Stress, bio-psychosoziale Syndrombildungen.
Pathologisches gesundheitliches
Risikoverhalten zur Selbstberuhigung
(Stressreduktion) bei chronischer Dysphorie.
Chronische Erkrankungen, Invalidität,
vorzeitiger Tod
Gesellschaftliche
Rahmenbedingungen,
Normen, Werte
Multimodale Psychotherapie
Im Zentrum der psychosomatisch-psychotherapeutischen
Komplexbehandlung steht die kurativ ausgerichtete
Intensivpsychotherapie.
Ziel der Behandlung ist nicht nur die Besserung oder
Heilung einer krankheitswertigen Symptomatik. Über die
Symptombesserung hinaus wird eine Verbesserung der
persönlichen Beziehungsgestaltung, der Mentalisierungsfähigkeit, der Selbstwertregulation und anderer
persönlichkeitsstruktureller Aspekte mit dem Ziel
angestrebt, eine nachhaltige Veränderung zu erreichen.
Mittels verbaler, nonverbal erlebnisorientierter,
übender und interaktionszentrierter Interventionen
werden Veränderungen der Konflikt- und
Strukturpathologie psychosomatisch Kranker
eingeleitet, die die Grundlage weiterführender
ambulanter psychotherapeutischer Behandlung
bilden. Dadurch unterscheidet sich die Arbeit von
psychiatrischen Einrichtungen, die eher auf
Stabilisierung und soziale Reintegration
ausgerichtet und symptombezogen,
neurobiologisch (psychopharmakologisch) und
system- und verhaltenstherapeutisch orientiert
sind.
Eine wissenschaftlich und klinisch fundierte
Indikation für oder gegen eine Psychotherapie oder
eine stationäre psychosomatische Komplexbehandlung ergibt sich nicht allein aus der
Diagnose, sondern muss u. a. die
Entstehungsbedingungen, die
Schwere der Störung, die
Komorbidität, die
Therapieziele, die
Behandlungsmotivation, die
Persönlichkeitsstruktur und den
Behandlungswunsch des Patienten einbeziehen.
Kliniken für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie behandeln die nachfolgend
aufgeführten Störungen:
- somatopsychische Störungen: Störungen der
Krankheitsverarbeitung, z. B. bei Krebserkrankung,
Transplantation, Dialyse, chronisch somatischen
Erkrankungen
- psychosomatische Krankheiten im engeren Sinne,
d. h. mit Beteiligung psychosozialer Faktoren bei
somatischen Erkrankungen, z. B. Herzinfarkt,
Hypertonus, Colitis
- Somatoforme autonome Funktionsstörungen
(z. B. des Herzens, des Magen-Darm-Trakts, der
Atmung, des Urogenitalsystems)
- Somatoforme Schmerzstörungen
- Störungen des Essverhaltens
- Konversionssymptome und dissoziative Störungen
- Störungen der sexuellen Entwicklung/Identität
- Posttraumatische Belastungsstörungen, akute
und chronische Belastungsreaktionen, Anpassungsstörungen
- Depression, Angst und Zwang in Verbindung mit
körperlichen Funktionsstörungen und früher Stressbelastung
- artifizielle Störungen
- Persönlichkeitsstörungen, insbesondere bei
somatischer Komborbidität
Affektive Störungen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen fallen sowohl in den Indikationsbereich des
Fachgebiets Psychosomatische Medizin und Psychotherapie als
auch des Fachgebiets Psychiatrie und Psychotherapie.
Aufgabenprofil des Facharztes Psychosomatische
Medizin und Psychotherapie

Vermittler:
Schnittstelle zwischen dem somatischen und psychosomatischpsychotherapeutischen Versorgungssystem. Niederschwelliger
Zugang.
 Diagnostiker:
biopsychosoziale Diagnose: Neben Symptomatik (ICD.10)
Verständnis der Entwicklung der Symptomatik im Rahmen
sozialer, interpersoneller, biographischer, persönlichkeitsstruktureller, intrapsychischer Bedingungen sowie der
Lerngeschichte.
 Behandlungsplaner:
Einbezug psychosomatischer, psychotherapeutischer und
pharmakologischer Behandlungen im Rahmen eines „informed
consent“ mit dem Patienten
Kooperation mit Psychologischen Psychotherapeuten und
Psychiater.
 Therapeut:
Die therapeutischen Aufgaben gehen weit über die
Durchführung der Richtlinien-Therapie hinaus.
Sie umfassen Motivationsarbeit zur Psychotherapie,
den Aufbau eines psychosomatischen Krankheitsverständnisses mit den Patienten sowie die Durchführung von kurzen psychoedukativen Interventionen.
Auf dem Boden des erlernten Grundverfahrens wendet
der Facharzt flexibel störungsorientierte und
störungsübergreifende Techniken und Methoden an.
So führt er störungsorientierte Therapie in der
Schmerztherapie, Psychoonkologie, Psychokardiologie,
Traumatherapie etc. durch sowie kurze oder niederfrequente supportive Therapien, Kurzzeittherapie,
Richtlinientherapie im Einzel- oder Gruppensetting
und Paar- und Familientherapien.
Psychotherapie in der Versorgung
Der Facharzt für Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie arbeitet in einem dreigliedrigen
ambulanten Versorgungssystem, das sich in
Deutschland exemplarisch entwickelt hat. Dieses
setzt sich zusammen aus

der ärztlich psychosomatisch-psychotherapeutischen
Versorgung:
› Hausärzte/Fachärzte tragen in der psychosomatischen
Grundversorgung die psychosomatische
Basisversorgung (65000)
› 2200 somatische Fachärzte mit Zusatzbezeichnung
Psychotherapie/Psychoanalyse leisten eine vertiefte
psychotherapeutisch-psychosomatische Versorgung
bei Patienten aus ihrem Fachgebiet.
› Ca. 3000 Fachärzte für Psychosomatische Medizin
und Psychotherapie arbeiten als Spezialisten in
diesem Bereich mit einem Schwerpunkt in der
Psychotherapie.
 der ärztlich psychiatrisch-psychotherapeutischen
Versorgung und
 der Versorgung durch Psychologische Psychotherapeuten.
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