Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter Tagesheilige 7.9.: vom Vater enthauptet Regina von Burgund Gedenktag katholisch: 7. September Name bedeutet: die Königin (latein.) Märtyrerin * in Alesia *, heute Alise-Sainte-Reine in Frankreich † um 300 (?) daselbst Studientag Firmung Entwicklungspsychologische Aspekte Paderborn, 07.09.2013 Dr. Gottfried Maria Barth, M.A: Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie Tübingen Barth Regina wurde der Legende zufolge in den Verfolgungen unter Kaiser Maximianus Herkulis gefangen genommen, weil sie Christin war. Im Kerker ist ihr demnach das Kreuz Christi erschienen - von der Erde bis zum Himmel reichend - und eine Taube darauf verhieß ihr die himmlische Märtyrerkrone. Ihr eigener heidnischer Vater veranlasste das Todesurteil, die Enthauptung. Schon um 620 wurde Regina nachweislich verehrt, aufgrund vieler Wunder gab es große Wallfahrten zu ihrem Grab, über dem im 7. Jahrhundert eine Basilika gebaut wurde. Attribute: Taube Patronin der Zimmerleute; gegen Krätze, Räude und Geschlechtskrankheiten Bauernregel: "Ist Regine warm und wonnig, / bleibt das Wetter lange sonnig." Barth 2013 2 Die Psychiatrie in Tübingen Barth 2012 3 Francisco Pacheco (Sanlucar de Barrameda): Regina, 1604, im Musée Goya in Castres im Département Tarn Therapie Barth 2013 4 Stationen Barth 2013 Freizeit Barth 2013 5 6 Schule Alle Schulformen bis einschließlich 11. Klasse Gymnasium kleinste Berufsschule: BVJ für schwache Schüler Ggf. öffentliche Schule Hölderlinturm: Beziehung und Pflege statt Therapie Barth 2013 7 Barth 2013 8 Warum ist Psychiatrie fragwürdig Festlegung auf Diagnosen Unterliegt „Moden“ Unterscheidung: krank-gesund Sokrates statt dimensionalem Denken: Aristoteles Platon Kontinuum zwischen extremen Ausformungen Epikur Anpassung an gesellschaftliche Forderungen: in den eigenen Werten und Zielen Pythagoras Heraklit Diogenes der Patienten: Herstellung des Funktionierens stark an bewussten Denkprozessen orientiert wenig Zeit für Entwicklungsprozesse Barth 2013 9 Warum ist Psychiatrie fragwürdig Festlegung auf Diagnosen Unterliegt „Moden“ Unterscheidung: krank-gesund statt dimensionalem Denken: Kontinuum zwischen extremen Ausformungen Anpassung an gesellschaftliche Forderungen: in den eigenen Werten und Zielen der Patienten: Herstellung des Funktionierens stark an bewussten Denkprozessen orientiert wenig Zeit für Entwicklungsprozesse Barth 2013 11 Mythen und Wissenschaft Es gibt also keinen klar formulierbaren Unterschied zwischen Mythen und wissenschaftlichen Theorien. Die Wissenschaft ist eine der vielen Lebensformen, die die Menschen entwickelt haben, und nicht unbedingt die beste. Sie ist laut, frech, teuer und fällt auf. Grundsätzlich überlegen ist sie aber nur in den Augen derer, die bereits eine gewisse Position bezogen haben oder die die Wissenschaften akzeptieren, ohne jemals ihre Vorzüge und Schwächen geprüft haben. Und da das Annehmen und Ablehnen von Positionen dem einzelnen oder, in einer Demokratie, demokratischen Ausschüssen überlassen werden sollte, so folgt, daß die Trennung von Staat und Kirche durch die Trennung von Staat und Wissenschaft zu ergänzen ist. Barth 2013 12 Paul Feyerabend: Wider den Methodenzwang, 1982 Wissen um Fremdpsychisches Wichtigkeit der Diagnose Thomas Nagel: Gefahr langdauernden Leidens auf Seiten des Patienten und seiner Umwelt sekundäre Psychopathologie Teufelskreis der Fehldiagnose: verstärkt sekundäre Psychopathologie diese verstärkt Fehldiagnose … Barth 2013 13 Barth 2013 15 15 Barth 2013 14 Barth 2013 16 16 Reizworte? Geschichte? Oder Tragen Psychiatrie: Kinder haben von klein auf damit zu tun Wir Noch Heute Psychopharmaka: Das wir nehmen mehr davon zu uns als wir denken Erbe In Uns? Barth 2013 17 Die Bürde unseres Erziehens Barth 2013 18 Erziehung? Viele unserer Vorstellungen sind weniger vom Entwicklungsgedanken als von Dressur geprägt. BErziehung Darin versteckt sich häufig noch ein gewichtiges Erbe aus der NSIdeologie oder aus DDR-Erfahrungen. Also Ziehen? Dies führt häufig zu sadistisch geprägten Situationen. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht … Die Verhaltenstherapie hat diese Vorstellungen zwar modernisiert aber nicht ersetzt. Im Grunde versteckt sich ein Kulturkampf darin: sollen unsere Kinder funktionieren oder wollen wir Entwicklung zu reifen Persönlichkeiten Wer erzieht Wen Wohin? Oder Es gibt vorbildliche Persönlichkeiten, die hier eindeutig Stellung bezogen haben: BErziehung Erzieher z.B. Martin Buber die Entwicklung ermöglicht Barth 2013 19 Barth 2013 20 Entwicklungsgedanke in der Psychiatrie Dimensional statt Kategorial Statt Pathologisierung: Entwicklungslinien der Kinder und Jugendlichen gesund ? krank ?? z.B. Autismus Entwicklung der psychiatrischen Einschätzung Therapie als Förderung der Entwicklung Zahl bzw. Schwere der Symptome ? Schwere der Erkrankung ? Barth 2013 Bäume und andere Pflanzen haben in sich den vollkommenen Bauplan widrige Bedingungen machen sie oft interessant 22 Dualismus oder Physikalismus? Körperliche (physikalische) Entwicklung und psychische (psychosoziale, geistige) Entwicklung verlaufen nach unterschiedlichen Gesetzen Sie benötigen unterschiedliche Verstehensmodelle Den Sprung von organischen Substraten zu geistigpsychischen Inhalten können wir nicht erklären Die Wertkategorien für Ziele und Ergebnisse der Entwicklung sind nicht festgelegt Kinder haben einen vollständigen körperlichen Bauplan aber keinen fertigen sozialen oder emotionalen Bauplan. Widrige Bedingungen können ihre Entwicklung verhindern. Barth 2013 23 Barth 2013 24 Grundzüge kindlicher Entwicklung Die Entwicklung eines differenzierten emotionalen Bewusstseins ist ein Entwicklungsprozess der von der frühesten Kindheit bis ins Erwachsenenalter andauert (mit entsprechender Reifung der präfrontalen Hirnrinde) Die Integration von anspruchsvollen Aufgaben und körperlichen Veränderungen ruft oft erhebliche Spannungen hervor. Unausgereifte oder verzögerte emotionale Entwicklung behindert die Bewältigung affektiver Spannungen und zugrunde liegender zwischenmenschlicher Konflikte. Die Entwicklung zur Autonomie mit schmerzhaften Ablösungsprozessen kann oft nur mit Hilfe von aggressiver Abgrenzung vollzogen werden. Warum hat Kindheit und Jugendzeit so große Bedeutung? Weitgehende körperliche und seelische Abhängigkeit von Umwelt Ungefilterte Wahrnehmung Kind hat noch keinen eigenen Bezugsrahmen Kind kann die Erfahrungen noch nicht verdauen Kind ist der Umwelt ohne eigenen Wahrnehmungsschutz ausgeliefert Gehirn in besonders sensibler Entwicklungsphase Unterschied wachsender Baum – Kind Baum wächst ohne Beeinflussung zu vollkommener Form Kindesentwicklung bricht ohne Beeinflussung ab: Ohne Pflege und Erziehung folgt psychische Desorganisation und Auflösung Barth 2013 25 Patientin: Sali 16 Jahre Barth 2013 27 Barth 2013 26 Patientin: Sali 16 Jahre Barth 2013 28 Patientin: Sali 16 Jahre tiefe Beziehungsunsicherheit Patientin: Sali 16 Jahre Angst vor Nähe beim Therapeuten sollte überwunden werden Angst um Eltern Vertrauen in Therapeutin Barth 2013 29 Patientin: Sali 16 Jahre Barth 2013 31 Barth 2013 30 Patientin: Sali 16 Jahre Barth 2013 32 Was will Therapie erreichen? unterscheidet sich nicht grundsätzlich von Zielen pädagogischer Arbeit mit Kindern hängt aber von therapeutischer Schule, Werthaltungen von Therapeuten und Patienten und dem Verständnis für Entwicklungsgedanken ab reine Symptomreduzierung oder … Barth 2013 33 Entwicklungspsychologie Piagets Stufen kognitiver Entwicklung Man kann den Schwerpunkt auf die Entwicklung der einzelnen Bereiche legen Stufe Oder kann vor allem bestimmte Lebensspannen im Auge haben Sensomotorisch Geburt – 2 Jahre Denken und körperliche Einwirkung auf Umwelt sind nicht getrennt Präoperational Verwendung von Symbolen Kontinuität oder Diskontinuität zugrundeliegende Modelle Psychoanalyse behavioristisch/lerntheoretisch Piaget evolutionspsychologisch Informationsverarbeitung soziales bzw. ökologisches System … Barth 2013 35 Konkret operational Formal operational Barth 2013 36 Entwicklungszeitraum 2-7 Jahre 7-11 Jahre 11 Jahre u. älter Beschreibung Prälogisch, Konstanz trotz veränderter Escheinung, … Abstraktion und formales Denken Freuds psychosexuelle Entwicklungsstufen Psychosexuelle Stufe Entwicklungs -zeitraum Oral Geburt – Auf Mutterbrust oder Flasche orientiert. Bei Mangel Fixierung auf 1 Jahr Beschreibung solche Objekte. Anal Phallisch 1-3 Jahre Festhalten – Loslassen. Sauberkeitserziehung. Aggression, Zwanghaftigkeit, Unsauberkeit. 3-6 Jahre Erste Genitale Stimulation. Ödipusund Elektrakomplex. Übernahme nichtsexueller Wertvorstellungen des gleichgeschlechtlichen Elternteils. Über-Ich. Latenz 6-11 Jahre Verdrängung sexueller Triebe. Weitere Über-Ich-Entwicklung. Genital Adoleszenz Partnerschaft. Reife Sexualität. Barth 2013 Theorie Autor Beschreibung Integration von Objekt und Ich Klein Paranoid-schizoide Position Depressive Position Übergangsobjekt Winnicott Ermöglicht Ausgang aus Symbiose und Trennung Selbstpsychologie Kohut Unterstützung durch reale Selbstobjekte notwendig Objektumwandlung Balint Umwandlung destruktiver Energie in gute Objekte Barth 2013 37 Eriksons Phasen der psychosozialen Entwicklung und psychosexuelen Phasen Psychosoziale Phase Objektbeziehungstheorien Entwicklungszeitraum Urvertrauen – Misstrauen Geburt – 38 Religiöse und ethische Entwicklung Beschreibung Entwicklung von Vertrauen und Sicherheit Seit alters her Thema: z.B. Platon, Aristoteles, … 1-3 Jahre Entscheidungsraum ohne Zwang oder Beschämung an Piagets Stufen angelehnt Initiative – Schuld (phallisch) 3-6 Jahre Ehrgeiz und Verantwortung. Cave zu hohe Selbstkontrolle Fleiß – Minderwertigkeit (Latenz) 6-11 Jahre Arbeits- und Kooperationsfähigkeit Identität – Rollendiffusion (genital) Adoleszenz Selbstgewählte Wertvorstellungen und berufliche Perspektiven Identität - Isolierung Frühes Erwachsenenalter Enge intime Beziehungen Generativität - Stagnation Mittleres Erwachsenenalter Investieren in folgende Generation Ich-Integration Verzweiflung Alter Wert eigenes Lebens (oral) 1 Jahr Autonomie – Scham und Selbstzweifel (anal) Barth 2013 39 Barth 2013 40 Entwicklungskonzepte religiöser und moralischer Entwicklung emotionale Entwicklung lange vernachlässigte Frage heute Boom der „Intuition“ bzw. der „emotionalen Intelligenz“ dennoch seltene Frage nach den Bedingungen der natürlichen emotionalen Entwicklung bewusste und unbewusste Emotionen sind von hoher Bedeutung für unser Denken und Handeln (Damasio, Freud …) Barth 2013 41 Markus Wrobel, Florian Ermann, 2004 Levels of emotional awareness Stufen der Gefühlswahrnehmung Barth 2013 42 Notwendige Voraussetzung Geborgenheit und Einfühlungsvermögen Notwendige Getrenntheit (sonst fehlt Verarbeitung des Gegenüber und Entwicklung einer eigenen Gefühlswahrnehmung) Fehlen von bewußten Gefühlen oder nur körperliches Fühlen Allgemeine Gefühle und Wahrnehmen von Handeln Fähigkeit des Gegenüber zu Gefühlserleben Gefühle von nur einer Qualität Fähigkeit des Gegenüber, Gefühle auszuhalten Verschiedenartige Gefühle bei sich selbst Verschiedenartige Gefühle bei sich und anderen = Psychische Geburt des Menschen (Mahler) Die wichtige Rolle des Vaters (3. Person) liegt in der Unterstützung der Mutter (primäre Bezugsperson) und in der Einführung der Getrenntheit (Triangulierung) Barth 2013 43 Barth 2013 44 Gefühle bestehen aus Körperlicher Reaktion Mimischem Ausdruck Was sind Gefühle und Emotionen? bewusste und unbewusste Emotionen? Subjektivem Befinden objektgerichtete Emotionen und unspezifische affektive Erregung Selbstwahrnehmung Emotionen beinhalten Gedanklicher Symbolisierung Erlebensaspekt physiologischer Aspekt Verhaltensaspekt Handlungsbereitschaft Begriffe: Barth 2013 Stimmung Affekt Emotion Gefühl Ausdrucksaspekt Handlungsaspekt geben Informationen über die soziale Situation (“Sozialer Sinn“) Fördern die Speicherung im Kurzzeitgedächtnis Barth 2013 45 46 Warum sind Gefühle, Emotionen, Affekte wichtig Gefühle bilden für den Menschen die Grundlage eines inneren Erlebens die fundamentale Ausdrucksmöglichkeit die Möglichkeit des Erlebens anderer die wesentliche Entscheidungsgrundlage Gefühle sind unser sozialer Sinn also Gefühle sind die Grundlage aller Selbstwahrnehmung Kommunikation Entscheidung und Handlung Ich-Entwicklung Barth 2013 47 Barth 2013 48 Interpersonelle Funktion Emotionen - Gefühle Gefühle sind die wichtigste Informationsquelle um etwas über den anderen erfahren zu können: Gefühlsäußerungen sind nur die Spitze des Eisbergs ich nehme die Gefühle des anderen wahr und interpretiere sie die Gefühle des anderen schlagen sich auf meine Gefühle nieder und ich kann sie darin wahrnehmen und interpretieren diese Vorgänge sind häufig nicht bewusst nicht bewusste Emotionen spielen in allem unserem Denken und Handeln eine große und oft entscheidende Rolle Barth 2013 Barth 2013 49 50 Hierarchie des Denkens und Fühlens Kind Erwachsene Bewusstsein Höhere Denkprozesse Bewußtsein: Semantischer Gehalt der Sprache bewusste Symbolik Bewusstsein Gefühle Vorbewusstes Nicht bewußt: Vorbewusstes Emotionen Unbewusstes Komplexe Reaktionsmuster Sekundäre Emotionen primäre Emotionen Hintergrundemotionen (Stoffwechsel, basale Lebensregulation Reaktionsmuster Reflexe, … = biologische Grundlage von Emotionen) Damasio: Der Großteil der Kommunikation ist nicht bewusst! 51 Sensorische Muster signalisieren Schmerz, Lust, Emotionen – werden zu Vorstellungen Einfache stereotypisierte Unbewusstes Nicht bewusste Symbolik nicht bewusster semantischer Gehalt Konnotationen Fehler scheinbar bedeutungslose Alltäglichkeiten Barth 2013 Komplexe individuell zugeschnittene Vorstellungen „Ich fühle also bin ich“ Barth 2013 52 Auswirkungen des Denkens und Fühlens Gefühle sind angeboren und gelernt bestimmte Grundemotionen sind angeboren Wenig Einfluß auf Befinden, Handeln und sichtbare Symptome leicht zugänglich: •Selbstbeschreibung •Exploration hohes Maß an Objektivität •Fragebogen die meisten Gefühle sind in ihrer Qualität und Quantität erlernt schwer zugänglich: Starker Einfluß auf Befinden, Handeln und sichtbare Symptome •Interpretation subjektiv •projektive Tests geringe Objektivität •Langdauernde psychoanalytische Arbeit Barth 2013 Körperliche Auswirkungen Objektive Marker der Subjektivität Ausdruck in Mimik, Gestik, Stimmung, … Grundlegende soziale Kommunikation Barth 2013 53 Mentalisierung Kind Entwicklung von Denken und Verstehen bewusst: symbolische Repräsentanz: „Gefühle“ - Sprache unbewusst: undifferenzierte Affekte quälende Beunruhigung Barth 2013 55 der Zeitpunkt des Erlernens von Gefühlen hängt vom Alter und von den Umgebungsbedingungen ab 54 Wege des Verstehens Gegenüber Wahrnehmen: Sprache Aussage Stimme, Sprachfluß Mimik Gestik Handeln Kreative Ausdrucksformen Körperliche Reaktionen (z.B. Einnässen) Verarbeitung im Denken und Fühlen Aufnahme der quälenden Beunruhigunng Eigene Gefühle Eigene Reaktionen Barth 2013 56 Wege des Verstehens Umgang mit Gefühlen Interpretation: Unmittelbare Reaktion innerhalb von Sekunden ist die wirkungsvollste = Erkennen bzw. Anerkennen von Bedeutung Reaktionen dürfen bei normalen Gefühlen reflexartig erfolgen „Nachfühlen“ Differenzieren von Gefühlen Reaktionen sollten bei exzessiven Gefühlen bedacht sein Gefühlserleben dem anderen zuschreiben Barth 2013 Verbinden der Gefühle mit Situationen zuerst gedankliches Verdauen erkennbare Reaktion auf die wahrgenommen Gefühle und dann Reaktion (sonst droht Teufelskreis) Barth 2013 57 Umgang mit Gefühlen Unterscheidung ob adäquate oder übertriebene Gefühle 58 Organisationsprinzip cortical / subcortical Hirnentwicklung: Immer mehr cortikale Kontrolle über die Amygdala und andere subcortikale Zentren des „emotional processing“ adäquate Gefühle bestärken übertriebene Gefühle einschränken Gilt für alle Gefühlsqualitäten Amygdalaaktivität steigt, wenn cortikale Kontrolle fehlt Balance ist gestört (Regression ?) „Kleines Kind ist wieder da“ (G. Roth) Barth 2013 59 Barth 2013 60 Herz als Teil der emotionalen Entwicklung Verschiedene Organisationsstufen mentaler Tätigkeit tiefgreifende überdauernde affektive Zustände: z.B. Amygdala, limbisches System Entwickelte aushaltende differenzierte Gefühle und kontrollierendes Denken teils bewusste differenzierte cortikale Gefühle: präfrontaler Kortex Präfrontaler Cortex reift bis ins junge Erwachsenenalter (Präfontale Hirnrinde) Hemmung von Amygdala und limbischem System durch präfrontalen Cortex Drängende basale Gefühle (limbisches System) Hüther 2003 Hüther 2004 Präfrontale Entwicklungsrückstände bedeuten eine ungenügende Dämpfung und ein Ausgeliefertsein an tiefe innere Beunruhigung und führen zu affektiven Durchbrüchen. Barth 2013 61 61 16,11 Jahre alter männlicher Patient mit Störung des Sozialverhaltens (Delinquenz), keine Medikamente 16,0 Jahre alter männlicher Patient mit schizophrener Psychose unter Medikation mit Taxilan 8,4 Jahre alter männlicher Patient mit ADHD, keine Medikamente Steuerung des Herzens u.a. aus limbischem System aber auch direkt aus dem präfrontalen Cortex Herzfrequenzvariabilität korreliert mit emotionaler Reagibilität und Copingfähigkeiten (?) Barth 2013 62 Sitz der Beziehung im Herzen? „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944) (Werk: Der Kleine Prinz) „Logik des Herzens“ Sehr regelmäßiges EKG. Völlig regelmäßiges EKG. Sehr unregelmäßiges EKG. Geringe Differenzen der R-R-Strecken. Wenig periodische Schwankungen der Herzfrequenz. Lediglich deutliche low-frequency Komponente (grün). Wenig Streuung im Poincaré-Plot. Kaum Differenzen der R-R-Strecken. Kaum periodische Schwankungen der Herzfrequenz. Minimale Streuung im Poincaré-Plot. Große Differenzen der R-R-Strecken. Große periodische Schwankungen der Herzfrequenz, vor allem der high-frequency Komponente. Sehr ausgeprägte Streuung im Poincaré-Plot. hoher sympathischer Tonus 63 Barth 2013 Blockierung des Parasympathikus, kein erhöhter sympathischer Tonus hoher parasympathischer Tonus Blaise Pascal (1623-1662) (Werk: Pensées Barth 2013 64 Reagibilität auf Stress / Belastungen Stress Persönliche Faktoren z.B. Resilienz, Coping beeinflusst durch aktuelle Beziehungen zu den Eltern frühe Beziehungserfahrungen, lebenslange Reagibilität auf Stress Bindung, Regulationsstörungen … UmgebungsFaktoren z.B. Vorbilder, Belastungen, Traumatisierung Barth 2013 65 Akuter und kontrollierbarer Streß fördert Synaptogenese und adaptives Verhalten psychische Störungen Beziehungsstörungen Chronischer und unkontrollierbarer Streß Synapsenauflösung Substanzmissbrauch Transmitter-Depot-Entleerung Altersabbau Schrumpfung des Hippocampus (u.a. Zelltod) Barth 2013 66 Barth 2013 68 Andreas Bourani: Nur in meinem Kopf Barth 2013 67 Also brauchen Jugendliche Umgang mit Jugendlichen Berk 2005 Ersatz fehlender Selbstkontrolle durch z.B. Eltern Persönliche Kontakte zur emotionalen Differenzierung des Frontalhirns Ermutigung zum Lernen: Bessere Lernen durch Belohnung als durch Bestrafung „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“ Barth 2013 69 Triangulierung Barth 2013 Regeln Beziehung Konsequenzen Wertschätzung 70 überforderte Emotionsregulation in Kindheit und Jugend Frühe Mutter-Kind-Einheit (bzw. primäre Bezugsperson und Kind) reaktive Bindungsstörung Schlafstörungen (F51) Dritte Person bleibt immer ausgeschlossen Vater (zweite Bezugsperson) kommt dazu und läßt sich nicht ausschließen emotionale Störung des Kindesalters (F93, F3) wirkt sich aus als ADHS (F90) Störung der Emotionen und des Sozialverhaltens (F92) Impulskontrollstörung (F63) tritt in Beziehung zum Kind Borderline (F60.3) ist in Beziehung zur Mutter Anorexie (F50) Trennung des Kindes von der Mutter fördert psychosomatische Störungen (F45) Sprachentwicklung Belastungsstörung, dissoziative Störung, Zwang, … (F4) Denken / Symbolisierung Störungen des Verhaltens, sozialer Funktionen, Tics, …(F94, F95, F98) Trennung ist kein tödlicher Verlust Asperger / Autismus (F84) … Dreierbeziehung wird möglich Barth 2013 71 psychische Störungen im Wochenbett (F53) Barth 2013 72 Entwicklungspsychologische Grundtatsachen Situation der Kinder und Jugendlichen Herausforderungen Psychopathologie benötigt Anfälligkeit und belastete Entwicklungsbedingungen Produktive und gesunde Entwicklung: Steigende Kompetenzen Aggressionen Mobbing Gewalt virtuell und real wachsen in sehr komplexe Welt hinein Autonomieentwicklung häufig verunsicherte Eltern Soziale Integration kaum allgemein gültige Orientierungshilfen zentrale Werte sind Profit, Leistung, Konkurrenz aber auch gedankenloser Konsum etc. von Eltern … Barth 2013 73 Barth 2013 74 Barth 2013 75 Barth 2013 76 Entwicklungslinien der Adoleszenzentwicklung Entwicklungsaufgaben des Adoleszenzalters Körperliche Entwicklung – Veränderung des Körperschemas Problem der körperlichen Akzeleration und psychosozialen Retardierung Formaloperationales statt konkret anschauliches Denken Veränderung bisheriger Orientierungssysteme Selbstreflexion Zunehmende Kritikfähigkeit Identität Identifikation Selbstwert Individualität Intimität Selbstbehauptung Neue Rollen des Erwachsenenalters Übernahme von Verantwortlichkeit Weichenstellung Barth 2013 Barth 2013 77 Entwicklungsaufgaben und Krisen des Adoleszenzalters 78 Aufgaben der Adoleszenz 1. Ablösung Identität Identitätskrisen Depersonalisation Identifikation Rollenkonfusion Selbstwert Narzißtische Krisen Individualität Ablösungskrisen Intimität Selbstbehauptung zwischen Individualitätsentwicklung, sozialen Verpflichtungen Objektverlusten mit Trauer Rückhalt in idealisierten Gefühlen oder Beziehungen Beziehungskrisen Rivalitätskrisen Autoritätskrisen 2. Umformung des Körperbildes Erwachen der Sexualität Wachstumsschub und Kraftzunahme Versuch und Zusammenbruch der Abwehr (Askese, Sport, Nahrungsverweigerung, Fressen) Hypochondrie 3. eigene Wertesetzung eigene Normen statt elterlicher Gebote 4. Änderung der Beziehungen zu den Gleichaltrigen außerfamiliäre Beziehungen bekommen mehr Gewicht Elternbeziehungen verlieren an Wichtigkeit 5. sozioökonomischer Status als Erwachsener in vielen Kulturen durch Rituale vollzogen bei uns Rituale von der tatsächlichen sozioökonomischen Unabhängigkeit getrennt (z.B. durch lange Ausbildung, Studium, ...) Barth 2013 79 Barth 2013 80 Adoleszenz als physiologische Krisensituation Risikoentwicklungen in der Adoleszenz Autoritätskrise Schul- und Arbeitsverweigerung Weglaufen demonstrativ: - um gesucht und gefunden zu werden Gefühl des um sich Kümmerns, Heimweh internalisierende Störungen Depression Ess-Störungen Suizidalität Selbstverletzungen Ausweichen vor belastender unerträglicher Situation expansives Ausleben, Lust zu Streunen Affektkrise aggressive Erregungszustände ängstliche Erregungszustände Dissozialität Normenkonflikte bis hin zu eruptiver Gewalt Verwahrlosung kriminelle Handlungen externalisierende Störungen Störung des Sozialverhaltens Delinqunez Drogen Suizidversuch häufiger bei Mädchen vollendeter Sucid bei Knaben häufiger Identitätskrise depressive Verstimmungen psychogene Anfälle (z.B. Stupor) Entfremdungserlebnisse Depersonalisation Derealisation Gemischte Störungen Rauchen, Alkohol, Drogen, Risikoverhalten Störungen der psychosexuellen Entwicklung (z.B. Perversionen) Inzest, sexueller Mißbrauch, sexuelle Gewalterfahrung Barth 2013 Barth 2013 81 Psychopathologie der Adoleszenz Es können alle Symptomatiken wie im Erwachsenenalter auftreten (ab 10 bis 12 Jahren) 82 Einige häufige unzweckmäßige Bewältigungsversuche Unkontrollierbares Schicksal Kontrollversuche Es können noch kindliche Bilder auftreten (z.B. körperbezogen) Deutlicher in den Vordergrund treten Selbstverletzung Substanzmißbrauch Suizidalität Klassische psychiatrische Bilder (Schizophrenie, Depression, …) Barth 2013 83 Rückzug (depressiv, autistisch, …) Selbstverletzungen, Suizid Manische Aktivität Zwänge Nahrungskontrolle Dissozial (Lügen, Diebstahl, …) Alkohol und Drogen Unruhe (Hyperaktivität) Leistungsfixierung Paranoider Familienzusammenhalt Barth 2013 84 12 Jahre, psychosenahe Impulsdurchbrüche Familie: Familienzusammenhalt bei paranoid erlebter Umwelt Keine Kritik an bedrohlichen Eltern möglich. Risikoverhaltensweisen in der Adoleszenz Alkohol- und Drogeneinnahme Delinquenz Abnahme der Leistungsmotivation Keine Annahme von Hilfe möglich. Aggressive Interaktionen Rückzug, Kontaktabbruch Änderung von Lebensstil und Lebensrhythmus Verschränkung mit psychopathologischen Symptomen Barth 2013 85 Coping Barth 2013 86 Psychische Symptome bei Kindern und Jugendlichen Wie kann der einzelne Jugendliche mit Belastungen umgehen? Internalisierend Externalisierend Hängt ab u.a. von seinem Selbstwert und seiner tiefen Emotionalität Entwicklungsrückstände bei Mädchen bei Jungen Barth 2013 87 Barth 2013 88 Essstörungen: geschlechtsspezifisch Psychische Symptome (bzw. Diagnosen) bei Kindern und Jugendlichen Altersentwicklung der Essstörungen geschlechtsabhängig Mädchen Internalisierend Jungen Anorexie Depression Selbstverletzungen Suizidales Verhalten Somatoforme Störungen Zwang Borderline Hysterie Externalisierend Barth 2013 89 Suizid ADHD Sozialverhaltensstörung Der Vergleich mit den anderen Vergleich mit anderen führt zu Unzufriedenheit mit dem Aussehen Sowohl Mädchen als auch Jungen vergleichen sich Jungen möchten genau so gut aussehen wie die attraktiven anderen Barth 2013 Die Welt im Kopf entscheidet nicht das tatsächliche Gewicht, sondern die Vorstellung, übergewichtig zu sein bewirkt die Vulnerabilität für Essstörungen negatives Körperbild korreliert mit niedrigerem Selbstwert und weniger empfundene Akzeptanz durch Gleichaltrige Mädchen haben im Vergleich zu Jungen den größeren Druck des Vergleichens mit peers und der Gewichtsregulation, eine höhere körperliche Unzufriedenheit, eine höhere Internalisierung soziokultureller Einstellungen und vermehrtes gestörtes Essverhalten Mädchen wollen besser aussehen als attraktive Peers Selbstwert und Selbstkonzept hängen bei Mädchen enger mit der selbst eingeschätzten körperlichen Attraktivität zusammen als bei Jungen Barth 2013 91 90 diese Einstellungen bleiben im Alterbereich 11-16 Jahre konstant Barth 2013 92 psychosoziale Einflussfaktoren „männliche“ Sozialisation Mädchen: Schönheitsideal überwiegend asketisch Bis zur weiterführenden Schule Dominanz weiblicher Betreuung Aufgabenvielfalt für die erwachsene Frau bedeutet nicht automatisch Einschränkung der Aktivität und Entfaltung von Jungen! biologische Veränderungen o Schule stellt jedoch stark „weibliche“ Anforderungen Jungen: sportlich – athletischer Körperbau o in den ersten 10 Lebensjahren haben es die affektive Entlastung über Aktivität aktiven Jungen schwer („ADHS“) o danach werden die ruhigen Jungen den „männlichen“ Anforderungen nicht gerecht. (z.B. Anorexie) Barth 2013 Barth 2013 93 Unterschiedliche Ideale Aggressives Verhalten ♀ ♂ Körper „nicht passend“ „nicht passend“ Körperideal Schönheit, Schlanksein, Gewichtsverlust Athletisch muskulös Gewichtsveränderug abnehmen zunehmen > abnehmen Nahrungsrestriktion „Lebenshaltung“ bei Übergewicht abnehmen Fettreduktion zunehmen Muskelaufbau Sport Barth 2013 95 94 Aggressives Verhalten lässt sich in physische Aggression (schlagen, beißen, stoßen), verbale Aggression (schimpfen, Gerüchte verbreiten, lästern) oder in Rückzug (schmollen) unterteilen. Aggressive Handlungen haben meist die Intention, andere zu schädigen oder manipulieren zu wollen. Werden andere aus Versehen geschädigt, da das Kind so unruhig ist und sich selbst schwer kontrollieren kann, geht man eher von einer Hyperaktivität aus. Schon früh kann sich die Disposition zu aggressivem Verhalten zeigen. Barth 2013 96 Typen von aggressivem Verhalten Fremdaggression oder Selbstaggression Fremdaggression: instrumentell – dissozial impulsiv – feindselig ängstlich – depressiv Barth 2013 Barth 2013 97 Suizide von Kindern und Jugendlichen 98 Geschlechtsverteilung von Suiziden und Suizidversuchen Suizidversuch - Mädchen: „Jeder Suizid eines Kindes oder eines Jugendlichen ist ein missglückter Suizidversuch“ Gerd Biermann Interpretationsmöglichkeiten: appellativer Charakter von Suizidversuchen konkretistisches Handeln aus Symbolisierungsschwäche ohne definitive Todesabsicht hohes Risiko auch offensichtlich appellativer Suizidversuche Verstehen der insuffizienten Sprache als Prophylaxe des Suizid Barth 2013 99 Symbolisierungsversuch mit zweifelhaften Mitteln Mädchen ist die Symbolisierung zugänglicher auch bei noch mangelhafter Integration der differenzierten Gefühle (einschließlich Scham und Schuld) typisch internalisierende Lösung (zumindest scheinbar) Suizid - Jungen: Zusammenbruch aller Symbolisierung liegt Jungs mit ihrem schwächeren Zugang zu Emotionen näher Suizid typisch externalisierend? hormonell bedingte heftigere Aktivität? Barth 2013 100 Formen von Selbstverletzendem Verhalten Selbstverletzungen sind weit verbreitet Selbstverletzendes Verhalten Es gibt eine „Szene“, in der eine Mode / ein Kult des Selbstverletzenden Verhaltens gepflegt wird: Jugendliche mit relativ typischen Formen der Selbstverletzung Offene Selbstbeschädigung z.B. psychiatrische Erkrankungen Können sich gegenseitig anstecken z.B. Geistige Behinderung Sind im Internet vernetzt Heimliche Selbstbeschädigung Stellen nur einen Ausschnitt des Spektrums dar z.B. Handgelenke und Unterarme nicht voreilig aus dem Symptom auf die Befindlichkeit / Situation schließen z.B. Haare ausreißen Vorgetäuschte Erkrankung z.B. Krankheitsgewinn z.B. Ausweichen aus Haftbedingungen „zufällige“ Selbstverletzungen z.B. Extremsportarten z.B. gefährlicher Fahrstil Barth 2013 101 Barth 2012 102 102 Selbstverletzendes Verhalten Internetseiten Von was reden wir? Synonyme: Selbstdestruktion Selbstbestrafung Autoaggression Automutilation Selbstverstümmelung Masochistisches Verhalten dermatitis fatitia Para-Artefakte Selbstbeschreibung SVV = selbstverletzendes Verhalten Ritzen, Cutten, Schneiden, Schnibbeln … engl.: self-injury, SI, self-harm, self-mutilation, automutilation, self-inflicted violence Barth 2013 103 Barth 2012 104 Authentisch? Subkulturen im Internet Essstörungen (pro ana, …) Selbstaggressionen Es gibt eine „Szene“, in der eine Mode / ein Kult des Selbstverletzenden Verhaltens gepflegt wird: Jugendliche mit relativ typischen Formen der Selbstverletzung Können sich gegenseitig anstecken Sind im Internet vernetzt Suizidverabredungen Drogenbeschaffung … Barth 2013 105 Barth 2013 106 Risiken in Chats / sozialen Netzwerken Skalen zum Erleben von Emotionen SEE-Auswertung Verabredung pathologischer Inhalte (Suizidalität, Magersucht, Selbstverletzungen etc.) Beschimpfungen und Beleidigungen Sexuelle Belästigung bis zur Anbahnung eines Missbrauchs Anfrage nach Bildern oder anderem Übergriffe per Mail, Telefon oder Handy Übergriffe über Instant Messenger in chats besteht meisten eine Moderation = Überwachung in instant messenger kann der direkte Kontakt nicht überwacht werden Barth 2013 107 Barth 2013 108 Beziehungen und Internet ? Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen! Bisher keine digital demente Patienten Barth 2013 109 Was ist besser? Bei Jugendlichen überwiegend getrennte Welten Barth 2013 110 Beispiele für Techniken zur Bewältigung der Adoleszenzaufgaben Jugendsprache Schaffung neuer sozialer Zusammenhänge z.T. mit Benutzung provozierender Ausdrücke als Bestandteile der Jugendsprache politisches und religiöses Engagement sofern nicht auf Ausgrenzung beruhend berufliche Zielstrebigkeit und Leistungsorientierung Unabhängigkeit von bisheriger Versorgung durch eigene Leistung ohne Leistungsfixierung sportliches Training erreichbare Zielsetzungen und Erfolge Körpergefühl kreative Betätigung eigene Identitätsfindung soziale Anerkennung Subkulturen und Rückzugswelten Anerkennung und sozialer Kontakt Barth 2013 111 Sanders et al in Spitzer 2000 Barth 2013 112 Wie geschieht Containment wahrnehmen: z.B. Angst spüren nicht verleugnen, darauf eingehen Probleme für die Eltern und Umgebung Kränkung Trauer nicht zerbrechen Ausstoßungsreaktionen sich selbst containen lassen Angst vor Verwahrlosung (aber nicht vom Kind!) Letzte Gelegenheit zum Eingreifen verdauen dosiert zurückgeben Problem: kann nicht angelernt werden, muß selbst entwickelt werden! Barth 2013 113 Barth 2013 114 Resilienz = Widerstandsfähigkeit Förderung der adoleszenten Entwicklung Echte und verläßliche Beziehung Keine “antlitzlose Fürsorge“ (M.Buber) Ermöglichen aller Gefühlszustände Bereitschaft auch zu heftigen Gefühlen Verstehen und Aushalten des Jugendlichen Hilfegebende Grenzen nicht vorenthalten Raum zur Selbsterprobung eröffnen Getrenntheit aushalten und ermöglichen Stabile Vorbildfunktion und Sinnangebote Kontinuierliche Wertschätzung Barth 2013 115 Protektive Faktoren Elterliche Kontrolle, die vor schädlichen Umgebungseinflüssen schützt Soziale Netzwerke (auch subkulturelle) Religiöse Eingebundenheit und Glauben Gute zwischenmenschliche Bewusstheit, Empathiefähigkeit und Gefühl für Humor Sichere Bindung an die Mutter in den ersten 2 Lebensjahren Positive eigene Einstellung der Erwachsenen zur Familie und Fähigkeit zur Selbstreflexion Funktionalität der Familie im Sinne der Modulation von Verhaltensauffälligkeiten der Kinder Funktionale (d.h. auch interkulturelle) Peergroup-Beziehungen Barth 2013 116 gesellschaftliche Dimension Adoleszenz und Bindung Druck auf Eltern hoch Sichere Bindung: von Kindern geforderte Bewältigungskompetenz hoch genügend Freiraum für die körperliche und emotionale Versorgung und Erziehung von Kindern politische Dimension psychische Dimension: schwierige Distanzierung zu häufig internalisiertem Leistungsdruck nicht als Kritik an der Politik sondern als Aufgabe Lösungen nicht einfach Ärzte und Pädagogen sind nicht automatisch bessere Politiker Barth 2013 117 Mehr Autonomie Mehr Verbundenheit Offenerer nonverbaler Gefühlsausdruck Mehr der Mutter zugewandt Expressiverer Gesichtsausdruck Gelungenere Anpassung Bessere Bewältigung von Entwicklungsaufgaben Flexible realistische Bewertung von Situationen Stabiles Freundschaftsnetz mit regelmäßigen Kontakten Erleben von Akzeptanz und Wohlbefinden Angemessene Handlungsaktivierung Kohärenz und Integration Barth 2013 118 Adoleszenz und Bindung Coping = Bewältigung Unsichere Bindung: Bewältigungsstrategien bei sicherer Bindung: Rigide, schematische oder widersprüchliche Bewertungen Wechsel zwischen Emotionslosigkeit und intensivem negativem Gefühl Ängstlicher und feindseliger Geringe Aktiviertheit mit unflexibler Handlungsweise Vermeidende und problemleugnende Bewältigungsstrategien Starke Aktiviertheit ohne Realitätsorientierung Inkohärente Bewertung Ungenügende Integration Barth 2013 119 Selbstöffnung Resilienz Kohärenz psychobiologischer Faktoren Ich-Flexibilität Flexibilität der Verhaltensstrategien Suche nach sozialer Unterstützung Zufriedenheit mit sozialer Unterstützung Barth 2013 120 Coping = Bewältigung Mißglückte Adoleszenzentwicklung Bewältigungsstrategien bei sicherer Bindung: ambivalenter / vermeidender Bindung: Verbleiben in regressiver Abhängigkeit Selbstöffnung • Aufmerksamkeitszuwendung Aggresionsbereitschaft • Repressive Defensivität dissoziale Entwicklung • Defensiv gegen Angst Regression in Abhängigkeit von Substanzen • Hohe Bedrohungseinschätzung Leistungsfixierung Resilienz Kohärenz psychobiologisch er Faktoren Ich-Flexibilität Flexibilität der Verhaltensstrate gien • z.T. hohe Bedrohungskontrolle Suche nach sozialer Unterstützung • Emotionale Reaktionen Zufriedenheit mit sozialer Unterstützung • Vigilanz und kognitive Vermeidung • Vermeidende Reaktionen „Hypernormalität“ Selbstverletzendes Verhalten Suicidalität • Selbstkritik und Selbstbeschuldigung Barth 2013 121 Barth 2013 122 Mißglückte Adoleszenzentwicklung I Verbleiben in regressiver Abhängigkeit Regression in psychische Erkrankung depressiv unbewußte Wendung gegen die eigene Person psychotisch Abwehr der Realität, Aufbau eigener Realitäten zwanghaft Aufbau stützender Strukturen ängstlich und phobisch tiefe innere Konflikte lösen Panik aus, können durch Vermeidungsverhalten ausgehalten werden eßgestört orale Gier mit Freßanfällen oder Beherrschung der Gier durch Nahrungsverweigerung expansiv Ausleben eigenes Verletztseins Provokation von Reaktionen = Gehaltensein autoaggressiv (z.B. Hautritzen, Anorexie, ..) Mißglückte Adoleszenzentwicklung II Aggressionsbereitschaft eigenes Verletztsein wird nach außen projiziert in ein Angegriffenwerden, gegen das man sich verteidigen kann Identifikation mit dem Angreifer: das Angegriffenwerden wird durch eigene Aggression provoziert, die dem Angegriffenwerden zuvorkommen muß. Es besteht ein dauerndes Bedrohungsgefühl, das nur durch real erfahrende Verletzung Entlastung erfährt. dissoziale Entwicklung regressive Verweigerung der Anforderungen Regression in Abhängigkeit von Substanzen Probierer: Dazugehörenwollen bei sozialer Ausgrenzung Anerkennung unter anderen Abhängigen Flucht aus unerträglicher Realität in drogeninduzierten Zustand Leistungsfixierung (z.B. bei Anorexie) „Hypernormalität“ Verteidigung ausgrenzender starrer Normen z.B. ausländerfeindliche Parolen und Ideologien (wenn verbunden mit unbewußter Identifikation mit den Eltern oder Großeltern regressive Lösung des Adoleszenzproblems) humanistische und religiöse Ideale, die vorübergehend zur Abwehr innerseelischer Konflikte benutzt werden Selbstverletzendes Verhalten Suicidalität Barth 2013 123 Barth 2013 124 Maßnahmen bei Krisensituationen in der Adoleszenz 1. Einschätzung der aktuellen Situation vor allem der familiären Beziehungsdynamik Stellung in der Gleichaltrigengruppe Probleme der Partnerbeziehungen äußere Zwänge (in Beziehungen, durch Drogen- und andere Kriminalität) 2. Krisenintervention Teil-Übernahme der Verantwortung durch den „Krisenmanager“ Professionelle (psychiatrische) Hilfe Maßnahmen bei Krisensituationen in der Adoleszenz 1. Einschätzung der aktuellen Situation vor allem der familiären Beziehungsdynamik Stellung in der Gleichaltrigengruppe Probleme der Partnerbeziehungen äußere Zwänge (in Beziehungen, durch Drogen- und andere Kriminalität) 2. Krisenintervention Teil-Übernahme der Verantwortung durch den „Krisenmanager“ Professionelle (psychiatrische) Hilfe bei fraglicher oder sicherer Suicidalität bei zerstörerischer Aggression bei psychotischer oder anderer Dekompensation, die vom Umfeld nicht mehr mitgetragen werden kann 3. Frage chronischer psychischer und sozialer Probleme ggf. Hinführung zu psychotherapeutischer Behandlung, evtl. Familientherapie, Hilfe durch Sozialarbeit ggf. Fremdplazierung dazu notwendig: - Freiwilligkeit - Kooperation zwischen Jugendamt, Jugendpsychiatrie und wenn möglich - gute Übergabe an Sozialarbeiter, Therapeuten, Heim etc. bei fraglicher oder sicherer Suicidalität bei zerstörerischer Aggression bei psychotischer oder anderer Dekompensation, die vom Umfeld nicht mehr mitgetragen werden kann Barth 2013 125 Zentrale Aufgabe der Adoleszenz Probleme der Fremdplazierung: Barth 2013 126 Loyalitätskonflikt der Jugendlichen Entfernung aus der peer group Versagensgefühlen Konkurrenz Eltern - Helfer gefährdeter Zusammenhalt der Eltern Hinter der Symptomatik Differenzierung der Symbolisierungsfähigkeit und damit der Gefühlswahrnehmung Gefühle sind unterschieden von affektiven Zuständen Gefühle sind unser zentraler sozialer Sinn Es gibt keine guten oder schlechten Gefühle Gefühle sind verbunden mit Sprachlichkeit Gefühle bestimmen unser Denken, Entscheiden und Handeln Gefühle wirken sich massiv auf unser körperliches Befinden aus Religion trägt zur Symbolisierungsfähigkeit bei Barth 2013 127 - Barth 2013 128 Eltern Religiöse Sprache Religiöse Sprache Gefühlsdifferenzierung Grundbefindlichkeit des Menschen Barth 2013 129 Religion Nicht mehr Gut und Böse: Barth 2013 130 Mißglückte Adoleszenzentwicklung Verbleiben in regressiver Abhängigkeit Aggresionsbereitschaft dissoziale Entwicklung Regression in Abhängigkeit von Substanzen Leistungsfixierung „Hypernormalität“ Selbstverletzendes Verhalten Suicidalität Barth 2013 131 Barth 2013 132 Hilfe zu belastbarer psychischer Entwicklung Entwicklung einer eigenen Gefühlswelt: Fähigkeit zu Angst, Trauer, …. Möglichkeit des eigenen Lebens = Getrenntheit möglich also keine Vernachlässigung und Risikoentwicklungen Gefährdete Kompetenz- und Autonomieentwicklung geht einher mit Selbstablehnung und Selbstzerstörung = internalisierende Problemverarbeitung Gefährdete soziale Integration geht einher mit Störung und Zerstörung der sozialen Lebenszusammenhänge = externalisierende Problemverarbeitung keine Überbehütung Barth 2013 133 Barth 2013 134 Förderung der adoleszenten Entwicklung Echte und verläßliche Beziehung Keine “antlitzlose Fürsorge“ (M.Buber) Ermöglichen aller Gefühlszustände Bereitschaft auch zu heftigen Gefühlen Verstehen und Aushalten des Jugendlichen Hilfegebende Grenzen nicht vorenthalten Raum zur Selbsterprobung eröffnen Getrenntheit aushalten und ermöglichen Stabile Vorbildfunktion und Sinnangebote Kontinuierliche Wertschätzung Barth 2012 135 Barth 2013 136 Wie unterstützt man Kinder und Jugendliche Beziehungsangebot Möglichkeit, dass sich Kind ausdrücken kann (verbal, spielerisch, malen, ...) Kind soll sich ernstgenommen fühlen Kinder und Jugendliche brauchen einen festen Rahmen um neue sinnvolle Erinnerungen aufzubauen Kinder muß auch Getrenntheit, Unterschied zugemutet bzw. gewährt werden Emotionen des Kindes / Jugendlichen müssen ausgehalten werden Hüther 2004 Wiederholtes Gesprächsangebot ohne Bedrängen Barth 2013 137 Barth 2012 138 Barth 2012 140 Barth 2012 141 Barth 2012 142 Kommunikationstraining „Du hörst dir nie an was ich zu sagen habe“ Kommunikationstraining „Wenn ich mit dir rede, habe ich das Gefühl du hörst mir nicht zu, dass macht mich traurig“ „Du machst mir nur Vorwürfe“ Verbal, nonverbal Tonfall Übermittelte Nachricht (Inhalt) Wortwahl, Aufforderung… (Form) Verbal, nonverbal Tonfall Übermittelte Nachricht (Inhalt) Wortwahl, Aufforderung… (Form) Barth 2013 143 „Das habe ich nicht gewusst, wie können wir dies ändern?“ Barth 2013 144 Welches Spiel spielt man gerne? Mein Apfelbäumchen: Lied „Zeugnistag“ Apfelbäumchen tut es nicht gut, zu früh Früchte zu tragen. Was erwarten wir von unseren Kindern und Jugendlichen heute? Barth 2013 145 Barth 2013 146 unsere heutige Jugend … … ist vielleicht die beste, die wir je hatten JIM-Studie 2012 (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest) Tel. Befragung 1201 Jugendlicher von 12 bis 19 Jahre in der BRD die Schlagzeilen geben ein falsches Bild: Komasaufen Aggressionsausbrüche Computersucht schlechte Schulleistungen … die positiven Seiten geben keine Schlagzeilen weniger Alkoholkonsum große Anpassungsfähigkeit EDV-Fertigkeiten klaglose Performance bei G8 … Barth 2013 147 Barth 2013 148 Pseudogefühle Handywelt Vermittlung von Pseudogefühlen durch eingeschränkte Kommunikation Fernsehen - anfällig für falsche Vorbilder Umwelt: „Jugendnormen“ Werbung Kultur - z.B. Trinken wird zelebriert Internet - Verabredungen - Foren mit zweifelhaften Idealen Barth 2013 149 Gefühllosigkeit Missbrauch der Möglichkeiten (z.B. „Schluss machen“ per SMS) Gefahren der Foto- und Videofunktion Gefahren der Funkübertragung (bluetooth) Barth 2013 150 Fernsehwelt Prophylaxe Gewalt als Normalität Erziehung nicht in einer Pseudowelt … - Virtuelle Welt Dauererregung eigene Kreativität beeinträchtigt Zeitvernichtung Überforderung von Inhalten … sondern mit echten Beziehungen, die authentische Gefühle vermitteln - Kinder nehmen anders wahr Kinder entwickeln erst Verarbeitungskapazität Altersempfehlungen sind fundiert Barth 2012 151 Fernsehen, Werbungs-Welt, Internet, … Anpassungsforderung ohne Freiräume Fixierung auf Leistung und Konsum … Barth 2013 152 keine Scheu vor heftigen Gefühlen (ohne Gewalt) keine Besserwisserei kein angstvoller Orientierungsentzug … Was braucht biologische Entwicklung: Nähe Kinder brauchen Kontakt und Schutz durch … Katzen als Einzelgän ger suchen als Kinder die Nähe Eltern Lehrer speziell Suchtpräventionslehrer professionelle Unterstützer der Schulen Therapeuten/Ärzte andere Barth 2013 153 Frans de Waal Barth 2013 154 gesellschaftliche Dimension „Nicht traumatisierende Eltern Tiere sind nicht nur sozial, sondern moralisch. sind nicht von dieser Welt“ Menschliche Moralität hat eine emotionale und intuitive Grundlage. Druck auf Eltern hoch Bei Primaten zeigen sich viele der Tendenzen, in denen sich menschliche Moralität verkörpert. genügend Freiraum für die körperliche und emotionale Versorgung und Erziehung von Kindern Jaques Bernard von Kindern geforderte Bewältigungskompetenz hoch politische Dimension psychische Dimension: schwierige Distanzierung zu häufig internalisiertem Leistungsdruck nicht als Kritik an der Politik sondern als Aufgabe Lösungen nicht einfach Ärzte und Pädagogen sind nicht automatisch bessere Politiker Barth 2013 155 Barth 2013 156 Problemfelder: eine Frage der Perspektive Faktoren zur Entstehung psychischer Symptome äußere Problemfelder: Familie, Schule, … Genetische Disposition Umwelt Problematisches Denken und Verhalten Frühe Beziehungserfahrungen Seelische Bedingungen Barth 2013 157 Barth 2013 158 unbewusste Gefühle können zerstören Barth 2013 159 … oder eine sichere Basis bilden Barth 2013 160 10-jähriger Junge: autistische emotionale Retardierung und kognitive Überfunktion Emotionale und Kognitive Empathie Emotionale Empathie: primär Kognitive Empathie: sekundär entwickelt. wird in TOM gemessen ASS Emotionale Empathie: ASS oder Autisten leben ICH-DU, weniger ICH-ES. Sie sind im Sinne von Martin Buber damit mehr in der unmittelbaren Begegnung Barth 2013 161 Barth 2013 162 Jugendpsychiatrischer Patient Leb wohl, du altes Elternhaus, Ihr werft mit Schande mich hinaus, Ade, ihr Lieben (?) groß und klein, Von neuem bin ich jetzt allein! Leb wohl, du Gott der ganzen Welt Dem man den Bügel dienend hält, Vom Dienen bin ich dunpf und matt, Das Dienen hab ich lange satt. Zum Teufel geht die Freiheit auch, Sie war ja immer höchstens Rauch, Ich wird’ ins Irrenhaus geschickt, Wer weiß – ich bin wohl gar verrückt. Barth 2013 163 Barth: Was können Kinder und Jugendliche bewältigen – 23.11.2004 163 (21. August 1892) Barth 2012 164 Jugendpsychiatrischer Patient Nobelpreis Auch ich hab einst nach dem Glücke gestrebt, Auch ich bin nicht lächelnd durchs Leben geschwebt, Doch alles ist lange verflogen, Verflogen der Traum von Freude und Scherz, Erfroren, erstarrt das glühende Herz, Und die kindliche Unschuld betrogen. Die Kindheit, sie ist so schnell verschäumt Und der Traum der Liebe so schnell verträumt, Verklungen die heiteren Lieder, Und der Glaube, der frohe hoffende Sinn, Mit Lenz und Tugend ist lange dahin Und nimmer kehret er wieder. (20. Juni 1892, erster Tag in Stetten) „Behandlung fand bisher keine statt. Schwer zu behandeln; leidet an Größenwahn, fühlt sich zu Großem berufen, träumt von großen dichterischen Erfolgen. Ideal: Zeitungsredakteur. Will nicht arbeiten. Schickt sich in die Ordnung, lernt arbeiten, ist aber oft verdrossen, lebensüberdrüssig. So sehr er mir folgt, so verb. ist er gegen die seinigen.“ Barth 2012 165 Barth 2012 166 Mit 2 Jahren das erste wörtliche Zitat von Hermann Hesse: er wolle in diesem Jahr zum lieben Heiland gehen. Weitere eineinhalb Jahre später wissen sich die Eltern schließlich nicht mehr anders zu helfen als den Jungen vom 21. Januar bis 5. Juni vollstationär in das Internat für Missionarskinder zu geben und ihn nur noch Sonntags bei sich zu haben. Mit knapp 4 Jahren legte sich Hermann Hesse anlässlich des Begrabens einer Maus in ein von ihm gegrabenes größeres Loch. Und die Mutter beschreibt den Vierjährigen als enorm willensstark sehr intelligent, tyrannisch und von heftigen Emotionen, der nur durch Gott geleitet werden könne. Barth 2012 167 Nach dem 5. Geburtstag ist eine regressive Reaktion von Hermann berichtet, dass er nur noch aus der Babyflasche trinken wollte. Als Reaktion sei der Junge blass, dünn und depressiv zurückgekommen, doch er sei viel besser zu betreuen gewesen. Barth 2012 168 Barth 2012 169 Barth 2012 170 Barth 2012 171 Barth 2012 172 Barth 2012 173 Barth 2012 174 Bedeutung der Schule zentraler Lebensraum der Jugendlichen zunehmende zeitliche Beanspruchung durch Schule dauerhafte soziale Beziehungen prägende Erfahrungen frühe Ausrichtung des Lebenswegs Ort, wo Jugendliche erreichbar sind Zeit wichtiger Entwicklungsaufgaben Differenzierung des emotionalen Erlebens wirksame Identifizierungen Erwerb autonomer Handlungsmuster Auf dem Papier … “Suchtvorbeugung geht also weit über die Wissensvermittlung in den einschlägigen Unterrichtsfächern hinaus. Suchtvorbeugend ist jede Erziehung, die darauf ausgerichtet ist, lebensbejahende, selbstbewusste, selbstständige und belastbare junge Menschen heranzubilden und ihnen über positive Grundeinstellungen den Weg in die Zukunft zu bahnen. Suchtvorbeugung ist somit eine Aufgabe für jeden Lehrer. Das Kultusministerium bemüht sich deshalb im Zusammenwirken mit anderen verantwortlichen Stellen, den Schulen für die dringend gebotenen Präventionsaufgaben und insbesondere ihre pädagogischen Möglichkeiten Hilfen zu geben.” (aus: Verwaltungsvorschrift vom 1. Dezember 2000 des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg) Barth 2013 175 Barth 2013 176 Bildungsplan 2004 (schulartübergreifend) Jeden Bildungsplan wird man künftig daran messen, ob die ihm zugrunde liegenden Vorstellungen und die von ihm veranlassten Maßnahmen geeignet sind, in der gegenwärtigen Welt die Zuversicht junger Menschen, ihr Selbstbewusstsein und ihre Verständigungsbereitschaft zu erhöhen, sie zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben, Pflichten und Rechte als Bürgerinnen und Bürger anzuleiten, sie in der Urteilsfähigkeit zu üben, die die veränderlichen, komplexen und abstrakten Sachverhalte unseres Lebens fordern, ihnen die Kenntnisse zu erschließen, die zum Verstehen der Welt notwendig sind, sie Freude am Lernen und an guter Leistung empfinden zu lassen, ihnen Unterschiede verständlich zu machen und die Notwendigkeit, diese unterschiedlich zu behandeln: die einen zu bejahen, die anderen auszugleichen. Dies alles sollte in Formen geschehen, die auch den Lehrerinnen und Lehrern, Erziehern und Erzieherinnen bekömmlich sind. Barth 2013 177 Barth 2012 178 Beziehung Beziehung in der Psychotherapie Ist nicht gleich Verschmelzen, Hineinschlüpfen Empirische Wissenschaft versucht von der Therapeutenperson und damit von wirklicher Beziehung zu abstrahieren. Die Andersheit setzt Getrenntheit voraus. Erfordert Herangehen = Aggredere Kann Festhalten erfordern: als Schutz nicht als therapeutisches Prinzip Halt kann bedeuten: ich muß es kontrollieren können (aus Sicht des Kindes) In der modernen Psychoanalyse wird Beziehung heute primär als Übertragungs-Beziehung gesehen. Die Analyse von Übertragung und Gegenübertragung ist im Buberschen Sinn „ICH-ES“. Das Auftreten von Übertragung und Gegenübertragung ist unabhängig von der bewussten Analyse und geschieht in der unmittelbaren Begegnung: es hat Anteile von ICH-ES und ICH-DU Bubersches ES ist etwas anderes als Freudsches ES Barth 2013 179 Barth 2013 180 Authentische Beziehung jenseits der psychischen Erfahrung oder des Wissens Martin Buber: Ich und Du, 1923 Ich-Du der Begegnung Das Antlitz des Anderen Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Ich-Es des Wissens zwingt mich ihm zu helfen Ich werde am Du; Ich werdend spreche ich Du. Das Grundwort kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden; wer sich drangibt, darf von sich nichts vorenthalten. Das Du begegnet mir von Gnaden – durch Suchen wird es nicht gefunden. Die Beziehung zum Du ist unmittelbar. Zwischen Ich und Du steht keine Begrifflichkeit, kein Vorwissen und keine Phantasie. Martin Buber Emmanuel Levinas Barth 2013 181 Beziehung kann bestehen, auch wenn der Mensch, zu dem ich Du sage, in seiner Erfahrung es nicht vernimmt. Denn Du ist mehr, als Es weiß. Du tut mehr, und ihm widerfährt mehr, als Es weiß. Hierher langt kein Trug: Hier ist die Wiege des Wirklichen Lebens. Barth 2013 182 Papst Franziskus 31.5.2013 Papst Franziskus Papst beendet Marienmonat Mai „Ich will mir den Schrei zu eigen machen, der mit wachsender Sorge aus jedem Teil der Erde, aus jedem Volk, aus dem Herzen eines jeden aufsteigt, aus der ganzen Menschheitsfamilie: Das ist der Schrei nach Frieden! Wir wollen eine Welt des Friedens, wir wollen Männer und Frauen des Friedens sein, wir wollen, dass in dieser unserer Gesellschaft, die von Spaltungen und Konflikten durchzogen wird, der Friede ausbreche! Nie wieder Krieg! Nie wieder Krieg!“ Mit einem Wortgottesdienst und einer Meditation hat Papst Franziskus am Freitagabend auf dem Petersplatz den Marienmonat Mai beendet. Vor mehreren Zehntausend Gläubigen rief er dazu auf, dem „Wort Christi und nicht den tausend Worten dieser Welt zu folgen“. Maria habe gewusst, „wie man Gott zuhört“: „Da geht es nicht um ein einfaches, oberflächliches Hinhören, sondern um ein aufmerksames, bereites Zuhören. Nicht zerstreut, wie wir das manchmal sind, sondern aufmerksam für Gott. Maria hört auch die Fakten, das heißt: sie liest die Ereignisse ihres Lebens, sie ist aufmerksam für die konkrete Wirklichkeit und bleibt nicht an der Oberfläche. Auch für unser Leben gilt das: Hinhören auf Gott, Hinsehen auf die konkrete Realität. Der Herr klopft auf vielerlei Weise bei uns an, er legt uns Spuren auf den Weg, und er gibt uns die Fähigkeit, sie zu sehen.“ Aber Maria sei nicht nur die „Frau des Zuhörens“, sondern auch „die Frau der Entschiedenheit“. „Im Leben ist es schwierig, Entscheidungen zu treffen; oft versuchen wir sie aufzuschieben oder auf andere abzuwälzen, den Moden des Moments zu folgen. Manchmal wissen wir ganz genau, was zu tun wäre, aber haben nicht den Mut dazu, oder die Sache kommt uns zu schwierig vor, weil sie auf Widerstand stoßen könnte. Barth 2013 183 Papst Franziskus lädt Sie ein, speziell am heutigen Samstag für Frieden in den Krisenregionen der Welt zu beten und zu fasten.. Am heutigen Abend findet auf dem Petersplatz eine große Gebetsvigil mit Papst Franziskus statt. Diese können Sie z.B. über kath.net live mitbegleiten. Barth 2013 184