Kerstin Behnke – Biographisches Kerstin Behnke arbeitet als Chor- und Orchesterdirigentin in Berlin, wird international als Gastdirigentin engagiert und ist Dozentin für Chorleitung an der Musikhochschule Lübeck und folgt im Sommersemester 2017 dem Ruf auf eine Professur für Chor- und Ensembleleitung an die Musikhochschule Weimar. Neben ihren eigenen Ensembles – dem LandesJugendChor Saar, dem Kammerchor TONIKUM und der Berliner Cappella sowie bis zum Wintersemester 2016/17 den Hochschulchören der MH-Lübeck - arbeitete sie mit Ensembles wie dem RIAS-Kammerchor, dem Kammerchor und Orchester der Philharmonie Novosibirsk, dem neuen barockorchester berlin, der Nordwestdeutschen Philharmonie und dem Konzerthausorchester Berlin. Ihr Repertoire umfasst die bekannten chorsymphonischen Werke, ein umfangreiches A-Cappella-Repertoire ebenso wie ungewöhnliche Entdeckungen aller Epochen. Kerstin Behnke studierte zunächst in ihrer Heimatstadt Hamburg Schulmusik, bevor sie ihr Dirigierstudium an der UdK Berlin bei Prof. Mathias Husmann absolvierte. Während ihres Studiums war sie Assistentin des UMD der Humboldt Universität, Prof. Constantin Alex und leitete Konzerte der Universitätsorchester und -chöre. Mit dem LandesJugendChors Saar erarbeitet Kerstin Behnke ein weit gefächertes Repertoire aller Epochen. Ein Schwerpunkt im Jahr 2017 ist die zeitgenössische Chormusik. So sang der Chor auf Einladung des upgrade-festival im März in Donaueschingen und wird als Gast bei der ChorCom mit einem Konzert und Workshop im September vertreten sein. Kerstin Behnke leitet den vom Berliner Kultursenat geförderten Konzertchor Berliner Cappella, der regelmäßig in den großen Konzerthäusern Berlins auftritt. Im Jahr 2003 rief sie den Kompositionspreis der Berliner Cappella ins Leben, der jährlich für ein Chorwerk vergeben wird. Ein zentrales Kriterium der Preisvergabe ist eine avancierte musikalische Sprache, die zugleich die technischen Möglichkeiten eines Laienchores berücksichtigt. Preisträger sind u.a. Charlotte Seither, Martin Wistinghaus, Jason Haney und Julia Deppert. Kerstin Behnke dirigiert regelmäßig Musik des 20. und 21. Jahrhunderts darunter die Uraufführung der Kantate Jagd im Winter von Ernst Krenek und die Wiederaufführung der Kantate Die Erde ist des Herrn von Hans Krása. Im Oktober 2014 erklang in der Berliner Philharmonie die «Begegnung der Propheten», eine muslimische Kantate von Erhan Sanri, die sie mit der Berliner Cappella in Auftrag gegeben hat, im Herbst 2017 wird sie die deutsche Erstaufführung von Henryk Mikołaj Góreckis «Sanctus Adalbertus» Opus 72 mit dem KonzerthausOrchester Berlin leiten. 2009 initiierte sie das Jugendprojekt Erhebe Deine Stimme. Das mit dem Junge Ohren Preis ausgezeichnete erste Konzert trug den Titel «Oratorium zur Deutschen Einheit». Die Jugendlichen erstellten im Laufe eines Schuljahres unter Anleitung von Kerstin Behnke und Knut Remond ein Libretto. Auf dessen Grundlage schufen sie ein Werk für Chor und Tonband, das am Tag der deutschen Einheit 2010 in der Philharmonie Berlin uraufgeführt wurde. Unter den Folgeprojekten waren zwei „Mitsinge-Konzerte“, in denen Joseph Haydns Schöpfung und Echnaton von Philipp Glass aufgeführt wurden; hierfür entwickelte Kerstin Behnke ein ProbenFormat auf der Internet-Plattform Youtube. Im jüngsten Projekt, «Dialog mit der Winterreise», setzten sich Schülerinnen und Schüler mit dem Liederzyklus von Müller/Schubert auseinander. Angeleitet durch die Literatin Laura Lichtblau und den Komponisten Oliver Korte dichteten sie eigene Texte und komponierten Chorwerke, die alternierend mit den Originalkompositionen im Kammermusiksaal der Philharmonie aufgeführt wurden. Das Projekt wurde unterstützt von der Schering-Stiftung und der PwC-Stiftung. 1997 gründete sie den Kammerchor TONIKUM, den sie bis heute leitet. TONIKUM hat sich insbesondere durch innovative Konzertkonzepte einen Namen gemacht, die anspruchsvolle Chormusik auf unterschiedlichen Ebenen erfahrbar machen. Im Projekt «UNFROZEN» entwickelte Kerstin Behnke gemeinsam mit der Schweizer Regisseurin Julie Beauvais das Konzept des «kinetischen Chorkonzerts», in dem die Bewegung des singenden Körpers im Mittelpunkt steht. In Kerstin Behnkes Arrangement der Händel-Oper Acis und Galathea entschlüpft der Chor seiner traditionellen Rolle als undifferenzierte Masse, die Protagonisten hingegen werden zu Puppen in seinen Händen. Es stellt sich die Frage nach dem Verhältnis von Masse und Macht, Konformismus und Abweichung, individueller und kollektiver Verantwortung. Wiederum mit der Regisseurin Julie Beauvais, der Videokünstlerin Brigitte Lustenberger und den Solisten Sandrine Piau, Kristina Hammarström, Delphine Galou und Lisandro Abadie erarbeitete Kerstin Behnke 2013 die Installation Krasis, bei der Barockarien in Bild und Ton monumental vergrößert in den urbanen Raum projiziert werden. Im August 2016 leitet sie das Studio klassische Chormusik im Rahmen von «Sing along» Berlin, bei dem Bewegung und Gesang zusammengebracht und im Berliner Hauptbahnhof präsentiert werden. Kerstin Behnke ist es ein besonderes Anliegen, Werke vergessener Komponistinnen unter dem Motto «Berühmte Männer – Starke Frauen» in ihre Konzertprogramme zu integrieren. Oftmals erklangen diese Werke zum ersten Mal nach der Uraufführung, darunter die Oper «Der Wald» von Ethel Smyth und «Les Argonautes» von Augusta Holmès. Sie veranlasste die Rekonstruktion der Orchesterfassung (aus einer noch vorhandenen Partiturseite) der «Hymne au soleil» für Chor und Orchester von Lili Boulanger durch Oliver Korte, die sie mit dem Konzerthausorchester uraufführte. Zahlreiche Stücke hat sie neu ediert, so die Faust-Ouvertüre von Emilie Mayer, die seitdem von einer ganzen Reihe von Orchestern nachgespielt, vom WDR produziert und wiederholt gesendet wurde. Kerstin Behnke wird international als Gastdirigentin engagiert. 2009 leitete sie die größte Aufführung von Beethovens Neunter Sinfonie in Tokio mit 5000 Sängerinnen und Sängern und dem New Japan Philharmonic Orchestra. Sie dirigierte Musiktheaterproduktionen unter anderem Verdis «Rigoletto» am Theater Brandenburg, die «Himmelfahrt-Radio-Show« des Hamburger Komponisten Jan Dvořák am Hebbeltheater Berlin und Händels Oper «Radamisto» an der Züricher HDK. Sie ist regelmäßig engagiert als Dirigentin beim Kammer-chor- und Orchester der Staatlichen Philharmonie Novosibirsk und der Philharmonia Pomorska, Bydgoszcz. Kerstin Behnke setzt ihre Erfahrungen im Chorbereich auch kompositorisch ein. So hat sie im Auftrag des Deutschen Bundestages eine Motette über Lieder aus Ost und West geschrieben, die zur Feier anlässlich des 25. Jahrestag der Deutschen Einheit vor dem Reichstag vom Deutschen JugendKammerchor uraufgeführt wurde. Kerstin Behnke hat den Fachbereich Chorleitung an der Musikhochschule Lübeck in den vergangenen sieben Semestern maßgeblich geprägt. Neben der Neugründung des HochschulKammerchors und der engen Zusammenarbeit mit der Kompositionsklasse hat sie das Angebot durch Kooperationen mit verschiedenen Chören und Meisterkursen mit renommierten Chordirigenten erweitert. So konnte sie bereits Philipp Ahmann und Ton Koopman für die Arbeit mit den Studierenden gewinnen. Über ihre Lehrtätigkeit an der Musikhochschule hinaus, ist sie als Jurorin für den Deutschen Chorverband gefragt und hält Vorträge und Meisterklassen.