Geschichte Schleswig-Holsteins: Der Gottorfer Globus Der Gottorfer Riesenglobus war ein im Garten des Gottorfer Schlosses bei Schleswig aufgestellter begehbarer Hohlglobus mit einem Durchmesser von drei Metern, der zwischen 1650 und 1664 vom Hofgelehrten und Bibliothekar Adam Olearius im Auftrag Herzog Friedrichs III. von Gottorf entworfen und europaweit berühmt wurde. Der Originalglobus wurde 1713 von Zar Peter dem Großen (einem Bewunderer dieses technischen und wissenschaftlichen Meisterwerks) als Kriegsbeute bzw. erzwungenes Staatspräsent nach Russland gebracht und befindet sich immer noch in der Kunstkammer in Sankt Petersburg. Heute kann man einen originalgetreuen Nachbau im Globushaus im Garten von Schloss Gottorf besichtigen; weltweit sind nur drei weitere solcher Hohlgloben bekannt. Der Nachbau des Globus steht im Globushaus in Gottorf. Man kann das Innere begehen und dort sitzen und einen künstlichen, maßstabsgetreuen Sternenhimmel und die Bahnen der Gestirne betrachten. Schleswig erlebte um 1650 eine wissenschaftliche Blütezeit; in diese Zeit fällt auch die Gründung der Christian-Albrechts-Universität im Jahr 1665. Die CAU feiert also 2015 ihr 350-jähriges Bestehen. Universität zu Lübeck / UK S-H Campus Lübeck: Organisation der Radiologie Klinik für Radiologie & Nuklearmedizin Prof. J. Barkhausen Sektion Nuklearmedizin Frau PD I. Buchmann Institut für Neuroradiologie Prof. Schramm Klinik für Strahlentherapie Prof. J. Dunst Prof. G. Kovacs Prof. D. Rades Ltd. Physiker Dr. Nadrowitz Radiologische Disziplinen Radiologische Diagnostik Untersuchung mit konv. Röntgen, CT, MR, Ultraschall Interventionelle Radiologie (Stents, Dilatationen, Neurolyse) Weiterbildungszeit: 5 Jahre Strahlentherapie/Radioonkologie Therapie mit Röntgenstrahlen (Linearbeschleuniger) Therapie mit umschlossenen Nukliden (Brachytherapie, Ir-192) Medikamentöse Tumortherapie, Palliativmedizin Weiterbildungszeit 5 Jahre (3-5 J Strahlentherapie, fakultativ 1 Jahr int. Onkologie, 1 Jahr Rad. Diagnostik) Nuklearmedizin Diagnostik mit offenen Nukliden (Szintigraphie) Therapie mit offenen Nukliden (Radiojodtherapie) Weiterbildungszeit 5 Jahre Strahlenbiologie Medizinische Physik Tätigkeitsfelder einer typischen radioonkologischen Klinik 1200 Patienten / Jahr (600 – 2500) 100 Patienten mit Zweitbestrahlung 100 Patienten mit gutartigen Erkrankungen 10-40 Bestrahlungssitzungen (Fraktionen) Komplizierte Techniken 2-10 Fraktionen einfach 1000 neue Patienten mit Tumoren 85% der Patienten einer Strahlenklinik haben Krebs 95% der Bestrahlungen erfolgen wegen Krebs Tätigkeitsfelder einer typischen radioonkologischen Klinik 1200 Patienten / Jahr (600 – 2500) 100 Patienten mit Zweitbestrahlung 1000 neue Patienten mit Tumoren • • • • • 100 Patienten mit gutartigen Erkrankungen Ossifikationsprophylaxe nach TEP (40) Endokrine Orbitopathie (10) schmerzhafte Arthosen (40) „Entzündungsbestrahlungen“ andere Tätigkeitsfelder einer typischen radioonkologischen Klinik 1200 Patienten / Jahr (600 – 2500) 1000 neue Patienten mit Tumoren • • • • • • • • 100 Patienten mit Zweitbestrahlung 100 Patienten mit gutartigen Erkrankungen Nachbestrahlung bei Brustkrebs (200) def. RT bei Prostata-Ca (100) def./post RT/RCT bei HNO-Tumoren (150) def./post RT/RCT bei gyn. Tumoren (100) Prä-/postoperative Bestrahlung bei Darmkrebs (100) Hirntumoren (50), Lungenkrebs (50), Leukämien/Lymphome (50) Krebs bei Kindern (50) Metastasen (100), andere Brusterhaltende Therapie Wie kann man das örtliche Rückfallrisiko verringern? Annahme: 45-jährige Patientin, Tumor wurde entfernt, aktuell gesund, Stadium pT1 pN1 M0 Rückfallrisiko in der Brust/ an der Brustwand innerhalb von 10 Jahren Keine weitere lokale Therapie ca. 30% Chemo- oder Hormontherapie ca. 25% Brustamputation ca. 10% Nachbestrahlung ca. 4% (+ Systemtherapie) Fazit: nach Tumorentfernung ist Bestrahlung gleichwertig wie Radikal-OP Organerhaltende Krebsbehandlung: kleine Operation + Bestrahlung ersetzt Radikal-OP Beispiel Brustkrebs Rhabdomyosarkom der Orbita 3D-CRT- Planung MRT coronar Isodosenplot coronar in Rekonstruktion Rhabdomyosarkom der Orbita 07.01.2003 16.02.2004 Multiple Hirnmetastasen bei Bronchialkarzinom. Metastasen= Absiedlungen (Kolonien). Fernmetastasen in anderen Organen (außer Lymphknoten in Tumornähe) gelten als ein Zeichen für aggressive Erkrankung und bedeuten Unheilbarkeit Prinzip der externen Bestrahlung mit Linearbeschleuniger Fokus Raumlaser Isozentrum • Gerät (bzw. schwenkbarer Teil= Gantry) dreht sich um einen virtuellen Punkt im Raum (Isozentrum). • Isozentrum ist 1000mm vom Fokus (Strahlerzeugung) entfernt • Isozentrum ist durch Lasersysteme im Raum markiert. • Patient wird auf dem Bestrahlungstisch so gelagert, dass der geometrische Mittelpunkt des Zielvolumens im Isozentrum liegt. • Das Gerät (bzw. der Strahl) „schaut“ immer auf den Mittelpunkt des Zielvolumens („Beam´s eye view“), auch wenn Gerät oder Tisch gedreht werden. Primärblendensystem (fokussiert Strahl auf max. 40x40cm² in 100cm Abstand vom Fokus) Multi-Leaf-Kollimator MLC (gibt dem Feld die individuelle Form, 80-120 computergesteuerte Miniblenden) MLC Ionisierende Strahlung (Brems- bzw. Elektronenstrahlung) Wie wird Krebs geheilt ? Welche Verfahren haben welchen Anteil an den Krebsheilungen ? Eingesetzte Verfahren: Operation allein: OP + RT/RCT: RT/ RCT: Chemo-/Hormontherapie: ca. 30% ca. 40% ca. 20% ca. 10% Anteil der Verfahren an Heilungen: Operation: ca. 55% RT/RCT: ca. 30% Chemo-/Hormontherapie: ca. 15% Wie wird Krebs geheilt ? Welche Verfahren haben welchen Anteil an den Krebsheilungen ? Eingesetzte Verfahren: Operation allein: OP + RT/RCT: RT/ RCT: Chemo-/Hormontherapie: ca. 30% ca. 40% ca. 20% ca. 10% Anteil der Verfahren an Heilungen: Operation: ca. 55% RT/RCT: ca. 30% Chemo-/Hormontherapie: ca. 15% Tumorbehandlungen an einem Klinikum der Maximalversorgung Chirurgie Gyn HNO Andere Urologie Pädiatrie NC Innere Hämatologie Radioonkologie Uniklinik Halle 2000 Schätzungen anhand Klinischem Krebsregister Wie gefährlich ist Krebs ? Überlebensrate nach 5-10 Jahren im Vgl. zur Normalbevölkerung 100% 80% Krebs bei Kindern 60% 40% 20% Brustkrebs T4 N2 0% Frühfall Prostata-Ca M.Hodgkin, Hoden-Ca Mamma-Ca T1 alle Krebspatienten Lungenkrebs Metastasen Wie effektiv ist die Krebstherapie ? 60% 40% 20% ohne moderne med. Therapie 80% ohne moderne med. Therapie 100% ohne moderne med. Therapie Heilungsrate 0% Pneumonie Herzinfarkt Krebs Tumorbehandlungen an einem Klinikum der Maximalversorgung Chirurgie Gyn HNO Andere Urologie Pädiatrie NC Innere Hämatologie Radioonkologie Uniklinik Halle 2000 Schätzungen anhand Klinischem Krebsregister Normale Zelle Krebsentstehung aus einer normalen Zelle Dysplasie spontan rückbildungsfähig Schwere Dysplasie Bösartige Krebszelle In-situ-Karzinom Invasives Karzinom nicht mehr spontan rückbildungsfähig Spontane Rückbildung oder Heilung von Krebs ist extrem selten. Ausnahme: Neuroblastom bei Babys (2 Fälle/a in D) Verlauf von Krankheiten Verschlechterung schwere Lungenentzündung Krebs Rückenprobleme, Bluthochdruck Zeit Knochentumoren im Kindes- und Jugendalter Ereignisfreies Überleben (EFS) und Gesamtüberleben (OAS) sind fast identisch: Die Primärtherapie entscheidet über Leben und Tod oder: Das Rezidiv ist meistens tödlich Daten der deutschen Ewing-Sarkom-Studien, Behandlungszeitraum 1981-1999 0.61±0.04 0.57±0.04 PP (no pMet) Wo wirkt Röntgenstrahlung in der Zelle ? Membranschäden >30Gy Proteinschäden >50Gy DNS-Schäden Zelltod: >1Gy Mutationen: keine Grenze Wirkungsweise der Strahlentherapie subzellulär Target: DNS Direkte Strahlenwirkung & indirekte (über Wechselwirkung mit Wasser und Radikalbildung) Abbildungen aus: Kaufmann/Moser/Sauer: Radiologie Reparatur von DNS-Schäden: schnell und effizient Nach Bestrahlung mit nur 1 Gy entstehen an der DNA in jeder Zelle: • etwa 3000 Basenschäden • 1000 Einzelstrangbrüche • 40 Doppelstranbrüche Die Reparatur erfolgt enzymvermittelt innerhalb von Minuten bis wenigen Stunden (Halbwertzeit der Reparatur: 2030 min) und hinterläßt überwiegend ein vollkommen schadenfreie DNA. Auch Doppelstrang-brüche werden entgegen früherer Meinungen überwiegend (in ca. 95%) korrekt reparariert. Abbildung aus: Kaufmann/Moser/Sauer: Radiologie Brusterhaltende Therapie Wie kann man das Rückfallrisiko verringern? Annahme: 45-jährige Patientin, kleiner Brustkrebs (18mm), 1 Lymphknoten befallen, Stadium pT1 pN1 M0 Rückfallrisiko in der Brust/ an der Brustwand Keine weitere lokale Therapie 30-40% Brustamputation 5-10% Nachbestrahlung 2-5% Tumorzellen können wandern und breiten sich mikroskopisch (mit bloßem Auge unsichtbar) in die Umgebung aus mikroskopische Ausdehnung sichtbarer Tumor Nach Operation können mikroskopisch kleine Reste in der Umgebung des ehemaligen Tumors zurück geblieben sein mikroskopische Ausdehnung sichtbarer Tumor Tumorreste nach OP können weiter wachsen und einen örtlichen Rückfall verursachen (Lokalrezidiv) mikroskopische Ausdehnung Brusterhaltende Therapie Tumorektomie + Strahlentherapie Standard: 1. Ganze Brust 50Gy in 5 Wochen 2. Narbe/ehem. Tumorregion Boost 10-16Gy in 1-1,5 Wo. Tumorgröße und notwendige Strahlendosis mikroskopische Ausdehnung sichtbarer Tumor 80Gy 70Gy 60Gy 50Gy 40Gy Dosis für Tumorkontrolle Gesundes Gewebe Überlebende Zellen in % (logarithmisch) SF 100% Gewebe mit geringer Strahlenempfindlichkeit z.B. ZNS, Niere, kritische Organe, „strahlenunempfindliche“ Tumoren /= 2-3Gy SF = e 10% Gewebe mit hoher Strahlenempfindlichkeit z.B. Knochenmark, Hoden, strahlenempfindliche Tumoren /= 10 (-20)Gy 1% –(D + D2) =1/Gy; = 1/Gy2 / = Gy Überlebensfraktion bei 2Gy: ca. 50% 0 2 4 6 Strahlendosis D in Gray (Gy)(linear) Überlebende Zellen in % (logarithmisch) 100% 1x 6Gy 3x 2Gy Erholung/Reparatur zwischen 2 Fraktionen Halbwertszeit der Reparatur: ca. 30min Zeitintervall für vollständige Erholung: 6h 60% 22% 10% 1,25% 1% 0 2 Überlebensfraktion (SF) bei 1x 2Gy: 60% (in diesem Beispiel) 3x 2Gy: 22% 1x 6Gy: 1% 4 6 Strahlendosis in Gray (Gy)(linear) Linear-quadratisches Modell (Isoeffekt-Formel) Überlebende Zellen in % (logarithmisch) SF 100% Gewebe mit geringer Strahlenempfindlichkeit z.B. ZNS, Niere, kritische Organe, „strahlenunempfindliche“ Tumoren /= 2-3Gy SF = e 10% Gewebe mit hoher Strahlenempfindlichkeit z.B. Knochenmark, Hoden, strahlenempfindliche Tumoren /= 10 (-20)Gy –(D + D2) =1/Gy; = 1/Gy2 / = Gy 1% 0 2 4 6 Strahlendosis D in Gray (Gy)(linear) Warum Fraktionierung in der Strahlentherapie ? • Tumoren breiten sich mikroskopisch in die Umgebung aus. Wie bei einer Krebsoperation (Resektion „weit im Gesunden“ nötig) muss deshalb auch bei einer Strahlentherapie das gesund erscheinende Gewebe in der Tumorumgebung mitbehandelt werden. • Gesundes Gewebe kann Strahlenschäden an der DNA besser reparieren als die meisten Tumoren. Deshalb Bestrahlung mit niedriger Dosis pro Tag (ca. 1,8-2,0Gy) an fünf Wochentagen (konventionelle Fraktionierung) • Bei schnell wachsenden Tumoren ggf. Verkürzung der Gesamtbehandlungszeit (z.B. durch Bestrahlung 2x am Tag oder am Wochenende), sog. akzelerierte Fraktionierung • bei kritischen Organen ist oft Reduktion der Einzeldosis und entsprechende Erhöhung der Fraktionszahl (sog. Hyperfraktionierung) sinnvoll. • In der Praxis werden oft Kombinationen beider Verfahren verwendet: hyperfraktioniert-akzelerierte Bestrahlung Definitionen: Fraktionierung Konventionelle Fraktionierung 5x wöchentlich, 1,8 bis 2,0Gy pro Fraktion Hyperfraktionierung mehr Fraktionen („hyper“) Einzeldosis ≤1,6Gy Hypofraktionierung weniger Fraktionen („hypo“) Einzeldosis >>2Gy pro Fraktion Akzelerierung Verkürzung der Gesamtbehandlungszeit um ≥ 1Woche gegenüber konv. Fraktionierung Kurative Fraktionierungsschemata Konv. Fraktionierung 5x wöch. 1,8 – 2,0Gy (z.B. 30x 2Gy) Gesamtdosis ca. 50-60Gy für Karzinome (20Gy Seminom/NHL) Dauer ca. 5-8 Wochen Hyperfraktionierung, Einzeldosis <1,8Gy (z.B. 40x 1,6Gy), Gesamtdosis höher, Dauer länger Akzelerierte Fraktionierung Einzeldosis 1,8 – 2,0Gy, Gesamtbehandlungszeit verkürzt, z.B. Bestrahlung am Wochenende Hyperfraktioniert-akzelerierte Bestrahlung Definitionen: Fraktionierung Prinzip Vorteile und Nachteile Konventionelle Fraktionierung 5x wöchentlich, 1,8 bis 2,0Gy • Gutes Mittelmaß, bekannte Wirkung Hyperfraktionierung mehr Fraktionen Einzeldosis ≤1,6Gy • Schont Organe mit hoher Reparaturleistung, z.B. Gehirn, Rückenmark. • Vorteile bei geringer Toleranz, z.B. bei vorbelasteten Geweben (Re-Bestrahlung). • Größerer Aufwand Hypofraktionierung weniger Fraktionen Einzeldosis >>2Gy • Kurze Behandlungszeit (bei palliativer RT). • Höhere Wirkung bei strahlenresistenten Tumoren • Nachteilig an Organen mit geringer Toleranz oder hoher Reparaturleistung Verkürzung der Gesamtbehandlungszeit um ≥ 1Woche gegenüber konv. Fraktionierung • Höhere Wirkung an schnell proliferierenden Tumoren durch kurze Behandlungszeit, z.B. Pharynxtumoren • Stärkere akute Nebenwirkungen, Risiko von Spätfolgen Einzeldosis ≤1,6Gy und kürzere Gesamtbehandlungszeit • Höhere Wirkung an schnell proliferierenden Tumoren durch kurze Behandlungszeit, z.B. Pharynxtumoren • Stärkere akute Nebenwirkungen Akzelerierung Hyperfraktioniertakzelerierte Bestrahlung Strahlenresistenz Resistenzgrund Genaue Ursache Gegenmaßnahmen Primäre Strahlenresistenz Zellen reagieren wenig auf Bestrahlung Es gibt keine absolute Strahlenresistenz!! Tumorvolumen Je mehr Zellen, desto • Höhere Dosis der höher ist die zur Strahlentherapie Tumorkontrolle notwendige Dosis Proliferation Zellen vermehren sich während der Behandlungszeit • Verkürzung der Behandlungszeit Hypoxie Sekundäre Resistenz durch O2-Mangel • Höhere Gesamtdosis • Sim. Chemotherapie zur Strahlenverstärkung Tumoren sind schlechter oxygeniert als Normalgewebe Anteil pO2 <5mm Hg (%) Medianer pO2 (mm Hg) 133 Patienten mit HNO-Tumoren, pO2-Messung im Tumor und Normalgewebe (M.sternocleidomast.), MLU Halle / TU München, Becker et al., Int J Radiat. Oncol. Biol. Phys. 2000 O2-Partialdruck und Radiosensibilität: Sauerstoff-Effekt typ. medianer pO2 im Normalgewebe typ. medianer pO2 in Tumoren Detektion von Tumorhypoxie mit 18 FDG-PET Hypoxie anaerobe Glykolyse (Diffusionsradius Glucose > O2) Hochregulierung membranöser Glucose-Transporter Patientin mit Z.n. Mamma-Ca und SCLC, mediastinales Staging Dicht ionisierende Strahlung mit hohem LET hat größere biologische Wirkung RBW (rel. Biologische Wirksamkeit) von Neutronen und schweren Ionen (z.B. C-14) im Vergleich zu Röntgenstrahlen: im Strahlenschutz: 10-20 in der Strahlentherapie: 2-4 Mögliche Vorteile von Schwerionen (Partikeltherapie) bei der Behandlung von „strahlenresistenten“ Tumoren Abbildung aus: Kaufmann/Moser/Sauer: Radiologie Kurative Fraktionierungsschemata Konv. Fraktionierung 5x wöch. 1,8 – 2,0Gy (z.B. 30x 2Gy) Gesamtdosis ca. 50-70Gy für die meisten Karzinome (Dauer ca. 5-8 Wochen) Typische postoperative (adjuvante) Bestrahlung, z.B. Nachbestrahlung der Brust nach brusterhaltender OP oder bei langsam wachsenden Tumoren (Prostata-Ca, Darmkrebs), z.T. in Kombination mit Chemotherapie Hyperfraktioniert-akzelerierte Bestrahlung: ab der 2. oder 3. Woche Bestrahlung mit 2x täglich ca. 1,6Gy, dadurch 74Gy in 5 Wochen möglich Typische Bestrahlung bei schnell wachsenden Tumoren (z.B. HNO), oft mit gleichzeitiger Chemotherapie Kursus Bildgebende Verfahren/Strahlenbehandlung/Strahlenschutz Vorlesung Strahlentherapie Radiochemotherapie Synergismus von Strahlen- und Chemo- oder antihormoneller Therapie Beispiel Brustkrebs Therapie Patientinnen mit pN0-Status Patientinnen mit pN+-Status Brusterhaltende Operation Brusterhaltende Operation Radiotherapie der Brust Rezidivrate in der Brust + Brusterhaltende OP + Chemother. oder antihormonelle Therapie Brusterhaltende OP + Chemother. oder antihormonelle Therapie + Radiotherapie der Brust 30% 8% 40% 2% Daten der NSABP-B06-Studie, Fisher et al., N Engl J Med 1989 Fazit: Bei Patientinnen, die eine Chemotherapie oder Hormontherapie bekommen hatten, wirkte die Radiotherapie besser als bei Patientinnen, die nach der OP nur Bestrahlung bekamen. Strahlenbiologische Modelle zum Synergismus von Radio- und Chemotherapie Räumliche Kooperation XRT CTX Lokale Wirkungsverstärkung (Radiosensibilisierung) („1 + 1 = 2,5“ ) XRT CTX „Systemische“ Tumoren: Lokalisierte solide Tumoren: NHL, SCLC, adj. Mamma-Ca H&N, Zervix, Harnblase, Anus Chemo-Radiotherapie-Sequenzen Adjuvante Chemotherapie (nach RT oder OP) Radiother. neoadjuvante Chemotherapie CT (vor RT oder OP) simultane Radiochemotherapie (Chemotherapie während RT) Ziel: Strahlensensibilisierung CT CT CT Radiother. CT CT CT CT CT CT Radiother. Präoperative Radiochemotherapie bei Rektum-Ca Bestrahlung: 5x wö. 1,8Gy bis 45/50,4Gy Simultane Chemotherapie: Dauerinfusion von 5-FU über 120h in der 1. und 5. Woche Hinweise: • Strahlentherapie ambulant (10min/Tag) • Chemotherapie meist stationär (jeweils ca. 1 Woche) • identisches Regime auch bei postoperativer Radiochemotherapie 5-FU-Dauerinfusion mit portablen Pumpen via Port-System PORT: subcutaner venöser Zugang für Dauerinfusionen oder längerfristige Infusionsbehandlung (z.B. Chemotherapie) Präoperative Radiochemotherapie beim Rektumkarzinom Radiotherapie: 50.4 Gy 28 x 1.8 Gy Chemotherapie: 5-FU (1000 mg/m²/24) d1-5 d 29 - 33 d1 d8 1 2 d 22 d 29 4 5 Oxaliplatin 50 mg/m²/d Woche 3 6 Rödel C et al., J Clin Oncol 2003 NSCLC Stadium III: Strahlentherapie + Chemotherapie Wang et al, 2009 Fazit: Beim inoperablen nicht-kleinzelligen Lungenkrebs (NSCLC) wird die mediane Überlebenszeit bestrahlter Patienten durch Chemotherapie verlängert, unabhängig, ob Chemotherapie vor (sequential) oder während (concurrent) der Bestrahlung erfolgt. Die Heilungsrate nach 3-5 Jahren wird aber nur dann relevant verbessert, wenn die Chemotherapie gleichzeitig mit der Bestrahlung (simultane Radiochemotherapie, concurrent chemoradiation) erfolgt. Kursus Bildgebende Verfahren/Strahlenbehandlung/Strahlenschutz Vorlesung Strahlentherapie Nebenwirkungen Wahrscheinlichkeit für Tumorkontrolle & Nebenwirkungen Strahlensensibilisierung (funktioniert, z.B. durch simultane Chemotherapie) Radioprotektion des gesunden Gewebes (durch opt. Bestrahlung) Strahlendosis Verlauf von akuten und chronischen Strahlenreaktionen während/nach Strahlentherapie Schweregrad der Strahlenreaktion akute Strahlenreaktion (oft unvermeidlich) Radiotherapie Dauer ca. 6 Wochen chronische Strahlenreaktion (möglichst verhindern) Zeit Postmenopausale Patientinnen (>50 Jahre) mit brusterhaltender Therapie + TAM + Ganzbrust-RT • Studie von 1992 bis Juni 2000 • 769 Patientinnen > 50 Jahre mit BET • pT1-2, R0-Resektion, pN0, ER pos. oder unbekannt • Randomisation: Tam (20mg/d über 5 Jahre) versus TAM + RT • Radiotherapie: Innerhalb von 12 Wochen nach OP Ganze Brust 40Gy (16 x 2,5Gy, 5F/Woche, Ontario-Trial) 4-6MV oder Telekobalt Boost (Elektronen oder Photonen) Ergebnisse: • hochsignifikanter Effekt der RT auf lokale Kontrolle in der Brust • weniger axilläre Rezidive nach RT (0,5% vs. 2,55, p<0,05) • keine signifikanten Unterschiede in den Nebenwirkungen • Hauptnebenwirkung: Hitzewallungen durch Tam (53/69 Grad 3-NW) Fyles et al., N Engl J Med 351: 963-970, 2004 Oropharynx-Ca cT3 N2 M0 • OP (Resektion, mod. ND) + adj. Radiochemotherapie (66Gy + Cispl.) • primäre Radiochemotherapie (70Gy + Cisplatin) + ggf. selektive ND Gelegentlich sind Nebenwirkungen unvermeidlich: Korrelation von akuter Toxizität (Mukositis) und Überleben bei HNO-Tumoren Mukositis Grad 3-4 (PEG nötig) 60% 40% RT / RCT in rand. ARO-Studien Wendt, JCO 1998 (3J) 20% Budach, DEGRO 2001 (2J) Staar, IJROBP 2001 (2J.) Halle, Cis/Taxol (3J.) 0% 20% 40% 60% 3J-ÜLR REUTERS Der an Kehlkopfkrebs erkrankte US-Schauspieler Michael Douglas ist offenbar genesen. In einem Fernsehinterview erklärte er, dass der Tumor verschwunden sei. Die Freude in der Familie ist groß, das Fazit nüchtern: "Es war kein Spaß. Ist es bis heute nicht." New York - "Nach allem, was ich über diese besondere Krebsart weiß, habe ich den Tumor besiegt", sagte Michael Douglas dem Moderator Matt Lauer in einem Gespräch, ….. Im August 2010 hatte Douglas, der mit der Schauspielerin Catherine Zeta-Jones verheiratet ist und zwei Kinder hat, bekanntgegeben, dass man bei ihm Kehlkopfkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert habe. Er unterzog sich einer Strahlen- und Chemotherapie und nahm fast 15 Kilogramm ab. Noch nicht einmal seine Kinder habe man rausgehalten. Die nahmen dem Schauspieler zufolge regen Anteil an seiner Krebsbehandlung. Manchmal habe er sie mit zur Strahlentherapie genommen. "In diesem Alter war das gut für sie. Sie fanden das cool. Und es hat sie ein bisschen für die Zeit entschädigt, in der ihr Vater immer auf dem Sofa lag und nicht aufstehen konnte." Nachdem klar war, dass der Tumor weg sei, sei die Erleichterung groß gewesen. "Wir haben in den letzten Tagen eine große Party gefeiert." Aus: Spiegel online Patient mit M.Hodgkin, akute Hautreaktion bei Ende der Mantelfeld-RT mit 40Gy Verlauf einer akuten Strahlenreaktion Verlauf von akuten und chronischen Strahlenreaktionen während/nach Strahlentherapie Schweregrad der Strahlenreaktion akute Strahlenreaktion Idealer OP-Zeitpunkt etwa 6 Wochen nach Ende der Radiotherapie chronische Strahlenreaktion Radiotherapie Dauer ca. 6 Wochen Zeit Nebenwirkungen nach Strahlentherapie (Spätfolgen) Spätfolgen (>90d nach Strahlentherapie), z.B. Haut: Unterhautfibrose, Teleangiektasien HNO-Bereich: Xerostomie, Osteoradionekrose der Mandibula Becken: Darmstenose, radiogene Proktitis, Schrumpfblase Gehirn: Hirnnekrose, HVL-Insuffizienz, Querschnittslähmung Risiko: leichte Formen (Grad 1) rel. häufig (5-20%), schwere Nebenwirkungen (Grad 3-4) sollen je nach Situation 0-1% bis maximal 5-10% betragen Sekundärmalignom-Risiko: Krebsentstehung durch Strahlen- (oder Chemo-)therapie: 2-5% nach 20 Jahren Sonderfall: Bestrahlung bei Kindern Wachstumsstörungen (Knochen, Brustdrüse) Sekundärmalignomrisiko besonders hoch, deshalb strenge Indikationsstellung Chronische Strahlenfolge an der Haut nach Röntgentherapie in Siebtechnik Strahlenspätfolge: Hautreaktion Grad 1, Teleangiektasien submammär nach Brust-RT Spätfolgen nach perkutaner Strahlentherapie im Halsbereich im frühen Kindesalter: verkürzter Hals, Atrophie der Muskulatur, Fibrose, Teleangiektasien. Patient klinisch beschwerdefrei Spätfolgen nach perkutaner Strahlentherapie (craniospinale Bestrahlung) wegen Medulloblastom: der 1 Jahr ältere Bruder wurde 6 Jahre zuvor bestrahlt und ist jetzt kleiner als sein jüngerer Bruder; Folge von Hormondefizit (Hypophysenbestrahlung) und vermindertem Wachstum speziell der Wirbelsäule. Außerdem verminderter Haarwuchs nach Schädelbestrahlung. Patient geheilt und klinisch beschwerdefrei. Heilung dieser Erkrankung ist ohne Strahlentherapie praktisch nie möglich. Patientin mit RT wegen Mamma-Ca, massive akute Hautreaktion bei 50Gy, V.a. genetisch bedingte Überempfindlichkeit (z.B. Nijmegen-BreakageSyndrom), genetische Testung von der Patientin abgelehnt 65-jähriger Radiologe (Aufnahme 1986): chronische Strahlenschäden an der Hand, die jahrelang bei Röntgenuntersuchungen im Strahlenfeld war. 2.Finger wurde vor 5 Jahren wegen Synovialsarkom (radiogener Tumor) amputiert. Sonderfall von Strahlenspätfolgen: Malignominduktion Beispiel: Lungenkrebs nach Brustbestrahlung mit Bestrahlung: 2,5% ohne Bestrahlung: 1% (Deutsch et al., Cancer 2003) Daten der US-amerikanischen Studiengruppe NSABP. Patientinnen wurden nach Operation wegen Brustkrebs bestrahlt oder nicht. Nach 25 Jahren betrug die Rate von Lungenkrebs bei dann noch lebenden Patientinnen etwa 1% ohne Bestrahlung und 2,5% nach Bestrahlung. Das Risiko für Lungenkrebs wurde also durch die Bestrahlung (und die damit verbundene Strahlenbelastung der Lunge) mehr als verdoppelt, war aber absolut gering (ca. 1,0 bis 1,5%) Strahlenchirurgie Begriffsdefinitionen Radiochirurgie (Strahlenchirurgie) Präzisionsbestrahlung von kleinen Tumoren bis etwa 3cm Größe Früher vor allem Hirntumoren, zunehmend auch andere Tumoren, vor allem Lebertumoren und Lungentumoren und Metastasen Besonders aufwändige Technik mit hoher Präzision Einmalige Bestrahlung mit ca. 25Gy (sehr hohe Erfolgsquote) Steiler Abfall der Strahlendosis in der Umgebung, daher kaum Nebenwirkungen Die Entwicklung der Radiochirurgie ca. 1985: der schwedische Neurochirurg Lars Leksell führt Strahlentherapie als Ersatz für Operation bei unzugänglichen Hirntumoren ein. Sein dafür entwickeltes Kobaltgerät nennt er Gamma-Knife. ca. 1990: stereotaktische Strahlenchirurgie am Linearbeschleuniger am DKFZ (Kimmig), Mini-Multi-Leaf-Kollimator von Brainlab, Lars Leksell (1907-1986) ab 1993 kommerziell verfügbar. • ca. 1998: Cyberknife, Roboter für Strahlenchirurgie • ca. 2005: bildgeführte Strahlentherapie am Linac Radiochirurgie: Bildfusion (CT – MR) und Zielvolumendefinition Strahlenchirurgie bei singulärer Hirnmetastase Zeit 1.Tag 2.Tag ca. 8.00h ca. 15.00h Maßnahme Dauer Beratung, Untersuchung, Aufklärung ca. 1h MRT ca. 1h Ankunft (nüchtern), Maske Planungs-CT mit KM 45min 30min Berechnung, Programmierung des Geräts, QA („Quality assurance“) ca. 3 Stunden Bestrahlung Abschlussgespräch, Entlassung ca. 45min ca. 20 min Hochpräzisionsbestrahlung („Strahlenchirurgie“) ist besser als OP bei Hirnmetastasen OP RS Rezidive an behandelter Stelle treten nach Strahlenchirurgie (RS) nur halb so oft auf wie nach OP EORTC 22952-Studie, Kocher et al., J Clin Oncol 2011 Fraktionierungs-Regime extrem hohe biologische Wirkung einer Einzeitbestrahlung /=3Gy /=2Gy 1x 25Gy 140Gy 168Gy 3x 10Gy 78Gy 90Gy 5x 2x5Gy 80Gy 87Gy 37x 2Gy 74Gy 74Gy Hochpräzisionsbestrahlung mit ExacTrac-Positionierungssystem (500 T€, 3 Systeme in Norddeutschland, eines an der Uni Lübeck) • Infrarot-Positionierungssystem an der Decke plus • stereotaktische Röntgenröhren am Boden erlaubt Kontrolle der Position und Bewegung des Patienten vor und während der Bestrahlung Radiochirurgie bei atembeweglichen Tumoren: Technische Möglichkeiten • Bestrahlung in Atemstillstand (Narkose mit Jet-Ventilation, ab ca. 2000) • Bestrahlung des gesamten von der Atemexkursion betroffenen Volumens (4D-CT) • Gating: Bestrahlung nur in einer bestimmten Atemphase (Gerät wird durch Atemzyklus des Patienten an- und abgeschaltet) • Tracking: aktive Nachführung des Strahls (aktuell am CyberKnife) CyberKnife (Linearbeschleuniger am Roboterarm Roboter von KuKa aus Augsburg, Linac aus USA,, Software für Tracking von Prof. Achim Schweikard, Institut für Robotik, Uni Lübeck) Partikeltherapie Strahlentherapie mit Protonen und Kohlenstoffionen Physikalische (und mögliche biologische) Vorteile von Protonen/Ionen Depth of tumor • • • • • • geringe Eintrittsdosis hohe Dosis erst in definierter Eindringtiefe (sog. „Bragg-Peak“) dahinter steiler Dosisabfall dadurch sehr präzise Dosisverteilungen möglich geringste Umgebungsbelastung im Verhältnis zu konventionellen Bestrahlungstechniken mit Photonen bei schweren Ionen (z.B. Kohlenstoff)-Ionen höhere Effektivität wegen hohem RBE im Bereich des BraggPeaks; dadurch Behandlung von relativ strahlenunempfindlichen Tumoren möglich Fig. 1 adjuvante RT beim Rektum-Ca: Vorteile von PT vs. 3D-CRT/IMRT Dynamische IMRT Wolff et al., Radiother Oncol 2012 Senkung des Risikos für Sekundärmalignome: es kommt auf die Integraldosis an! Photonen Protonen M.Herbst, RPTC RT-Technik und Risiko für Sekundärmalignome (berechnet) Bei einer normalen Lebenserwartung lag das absolute Risiko bei 55% (Rapid Arc ), 31%(3D CRT) und 4 % (IMPT, Protonentherapie mit Scanning) N.P.Brodin et al. Acta Oncol, 2011 Die schönste Insel Deutschlands: Trave-Insel mit Lübecker Altstadt (UNESCO-Welterbe)