Entwicklungs-Begleitung bei Entwicklungs

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Entwicklungs-Begleitung
bei EntwicklungsStörungen
 Allgemeines zu leibseelischen Entwicklungs-Störungen
 Allgemein förderliches Vorgehen bei Entwicklungs-Störungen
 Klassifikation leibseelischer Störungen (ICD 10)
 Störung leibseelischer Elementar-Funktionen
 Suizidalität
 Menschen mit Depressions-Störungen
 Menschen mit Angst- und Zwangs-Störungen
 Menschen mit Anpassungs-, Belastungs- und dissoziativen Störungen
 Menschen mit somatoformen Störungen
 Haltung, Ernährung, verspannte Regionen und Psychosomatik
 Schutz- und Abwehr-Mechanismen
 Persönlichkeits- oder Charakter-Typologien
 Menschen mit Persönlichkeits-Störungen
Allgemeines zu leibseelischen
Entwicklungs-Störungen (LS)
 Psychische Störungen als Beziehungs-Störungen
 Psychische Störungen und Körper-Erleben
 Störungs-Struktur und Körper-Erleben
 Emotionen und seelische Störungen
 Störungen der Körper-Erlebens
Psychische Störungen als Beziehungs-Störungen
LS
 Das Selbst gründet auf Körper-Erfahrungen und gestaltet sich in einem kognitiv-affektivmotorischen Austausch zwischen Subjekt und Subjekt sowie Subjekt und Objekt.
 Das Selbst wird in interaktiven Sequenzen kreativer Abstimmung von Individuum und
Mitwelt (Personen, Lebewesen und Dinge) erzeugt.
 Beziehungs-Erfahrungen sind immer kognitiv-emotional-motorische Erfahrungen,
werden in und mit der Leib-Seele gesammelt.
Erinnerungen werden multisensorisch gespeichert und bleiben in Form von Bildern,
Empfindungen, Affekt-Zuständen, und sensomotorischen Prozeduren erhalten, auch
wenn sie nicht bewusst reproduziert werden können.
 Frühe Beziehungs-Erfahrungen werden dynamisch in körperliche Strukturen und
psychosomatische Muster des Erlebens und Verhaltens eingeschrieben.
 Ein interpersonelles Selbst entsteht, wenn ein Kind kognitiv fähig ist, die Perspektive einer
anderen Person einzunehmen.
Die Fähigkeit des Kindes, Annahmen über die Absichten anderer Personen zu bilden, wird als
Mentalisierung bezeichnet.
Die kognitive Fähigkeit, sich selbst innere Zustände zuzuschreiben und auf innere Zustände
anderer zu schließen, wird als Theory of Mind bezeichnet.
 Das interpersonelle Selbst ist aber nicht nur das Ergebnis reflexiver Interaktionen, sondern das
Kind lebt den interpersonalen Bezug auch ohne ein Bewusstsein dessen, dass es selbst und die
andere Person unterschiedliche Perspektiven auf die Welt einnehmen können.
 Man kann ein Beziehungs-Wesen sein, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass man
ein Beziehungs-Wesen ist.
 Psychische Störungen entstehen, erhalten und wandeln sich einschließlich ihrer Heilung
weitgehend in einem Feld zwischenmenschlicher Kommunikation.
Zwischenmenschliche Beziehungen oder der Beziehungs-Mangel und ihre Spuren im
Körper-Geist-Gedächtnis sind also der wichtigste Nährboden für psychische Störungen.
Psychische Störungen und Körper-Erleben
LS
Psychische Krankheit ist immer auch eine Entfremdung vom lebendigen Körper.
Störungen des Körper-Erlebens sind ein entscheidender Hinweis auf die Art einer
psychischen Störung.
 Magersüchtige haben ein negatives und verzerrtes Bild ihres Körpers.
 Bulimikerinnen machen den Körper zu Ort ihrer Kontrolle.
 Fibromyalgie-Patienten fehlt das Gefühl, den Körper in Besitzt zu nehmen.
 Infolge von Traumatisierung können Menschen im Körper tote Zonen verspüren, ihn
als fragmentiert, entgrenzt, vom Ich getrennt oder gespalten erleben und ihn zum
Objekt der Entwertung oder Verletzung machen.
 Borderline-Patienten tragen häufig ihre Spannungen am (selbstverletzendes
Verhalten) und mit dem Körper aus.
 Schizophrene können abnorme Körper-Gefühle haben (coenästhetische
Empfindungen), klammern ihren Körper aus dem Erleben aus oder nehmen ihn verzerrt
wahr.
 Menschen mit somatoformen Störungen zeigen eine Präsenz des Schmerzes bei
Absenz des Körpers und aller wohltuenden Formen körperlicher Lebendigkeit.
 Bei Depressionen und Angst-Erkrankungen wird der Körper selbst Träger des
Leidens. Depressive erleben ihre Krankheit im Körper. Der Körper kann als eigen und
zu einem gehörig oder fremd und objekthaft, ganzheitlich oder zerfallen erlebt werden.
Störungs-Struktur und Körper-Erleben
flüchtiger Leib
LS
 Bei sehr schweren psychischen Störungen auf psychotischem
Niveau geht der Bezug zum Körper-Selbst verloren.
Der Körper wird nicht mehr als mein Körper erlebt oder die
Grenze zwischen Ich und Außen löst sich auf.
Der Leib der Psychotiker ist flüchtig. Das Ich ist wenig verkörpert.
instrumentalisierter  Auf der Ebene schwerer struktureller Störungen geht das Erleben
verloren, die eigenen Handlungen, körperlichen Impulse (wie ein
Leib
Sklave dieser Impulse handeln) oder Gefühle (von ihnen
Bei Persönlichkeitsgetrieben oder bedroht werden) kontrollieren zu können. Man fühlt
Störungen wird der
sich nicht identisch mit dem Körper oder erlebt seine Körper als
Körper als Mittel der
Fremd-Körper.
Selbst-Darstellung
oder als Ort der der
 Bei einem mittleren Struktur-Niveau mit mäßiger Integration
Affekt-Abfuhr
finden sich situative Entfremdung vom Körper oder eine icheingesetzt.
dystone Beschreibung des Körper-Erlebens, bei der ich und mein
Körper getrennt werden.
lastender Leib
Das Leid wird bei
Depression, Angst
oder Schmerz der
somatoformen
Störung im Körper
lastend erlebt .
 Bei einem höheren Struktur-Niveau erlebt der Mensch sich als er
selbst in seinem Körper, der etwas empfindet (Meinigkeit) oder tut
(Selbst-Wirksamkeit).
Auf der körperlichen Ebene kann es kommen
 zur Vermeidung der Wahrnehmung,
 zur Verleugnung von Erfahrungen oder
 zur Hemmung von Handlungen.
Emotionen und seelische Störungen
Emotionen
nicht
wahrnehmen
können
Von
Emotionen
überflutet
werden
 Seelische Störungen haben immer mit intra- und
intersubjektiver Regulation von Emotionen zu tun.
 Seelisch gestört ist ein Mensch, wenn er
Emotionen
falsch
zuordnen
 Emotionen nicht wahrnehmen kann, weil sie durch
Verschiebung in den Körper (Atem-Reduzierung
und/oder Verspannung, Muskel-Panzerung –
Hypertonie oder Muskel-Erschlaffung – Hypotonie)
zum Schweigen gebracht wurden (Affekt-Sperre),
 falsch zuordnet, was er als Emotionen spürt
(Fehlattributierungen als Ersatz- oder DeckGefühle),
seelische
Störung
Keine
Verbindung
von Gefühle
und AuslöseSituation
LS
 von Gefühls-Erregungen überflutet wird und diese
nicht mehr kontrollieren und aushalten kann,
Gefühle nicht
situationsangemessen
ausdrücken
können
 zwischen Gefühlen und Auslöse-Situation keine
Verbindungen herstellen kann und
 Schwierigkeiten hat, Gefühle situationsangemessen
zum Ausdruck zu bringen.
 Daher bildet die Arbeit mit den Emotionen und den
affektmotorischen Schemata oder Mustern, die die
Emotionen bedingen, das Zentrum der KörperPsychotherapie.
Störungen des Körper-Erlebens
LS
Begriff
Inhalt/Funktion
Störungen
KörperSchema
Sensomotorische Repräsentation des
Körpers
Funktion: Steuerung von Handlungen
Repräsentations-Komponenten:
 somatosensorisch
 Körper-Form und –Größe
 Haltung und Position des Körpers
im Raum
Autotopagnosie (Störung der Lokalisation von KörperTeilen im Verhältnis zum Körper)
Asomatognosie (Ausfall der Bewusstheit von KörperTeilen)
Apraxie (Störung willkürlicher AusdrucksBewegungen)
Ataxie (Störung der Bewegungs-Steuerung)
Anosognosie (Nicht-Erkennen körperlicher Ausfälle)
KörperBild
Körper-Bild im engeren Sinne:
Inneres Bild vom Körper,
Metaphern, Fantasien, Konzepte,
Wissen um den Körper
Körperdysmorphe Störung
Body Integrity Identity Disorder, verzerrtes Bild, z. B.
bei Magersucht
Körper-Empfinden/ KörperWahrnehmung:
sensomotorisch-visuell
Beschreibung der Beziehung von
Körperteilen zueinander
Einschätzung der Größen-Verhältnisse
Unfähigkeit, die Beziehung der Körperteile zueinander
richtig zu beschreiben;
Neglect-Syndrom (Ausfall von Körper-Bildern bei
Hirn-Schädigung)
Verzerrte Wahrnehmung von Körper-Umfang und
Körper-Ausdehnung bei Magersucht
Körper-Affekt /Körper-Kathexis:
Inneres Erleben des Körpers,
Besetzung des Körpers mit
psychischer Energie
Affektive Körper-Bewertung
Ablehnung des eigenen Körpers
Narzisstische Aufwertung des Körpers
hypochondrische Beschäftigung mit dem Körper
hysterische Störungen des Körper-Erlebens
Mangelndes Erleben von Körper-Grenzen bei
selbstverletzendem Verhalten
Allgemein förderliches
Vorgehen (afV) bei
Entwicklungs-Störungen
 10 Vorgehens-Prinzipien der
Körper-Psychotherapie
 Interventions-Gruppen
 Körperpsychotherapeutische
Methoden 1
 Körperpsychotherapeutische
Methoden 2
 Vorgehens-Schritte Kurzfassung
 Vorgehens-Schritte –
ausführliche Version
10 Vorgehens-Prinzipien
der Körper-Psychotherapie
nach U. Geuter
1.
Wahrnehmen und Spüren
2.
Gewahrsein und Präsenz
3.
Erkunden und Entdecken
4.
Aktivieren und Ausdrücken
5.
Regulieren und Modulieren
6.
Zentrieren und Erden
7.
Berühren und Halten
8.
Inszenieren und Interagieren
9.
Verkörpern und Handeln
10. Reorganisieren und Transformieren
afV
Interventions-Gruppen (IG)
nach M. Thielen
Körper-Übungen ohne
Berührung
Tiefen- oder dynamische
Entspannung
Entladungs-Techniken
dialogische Inszenierungen
(Biodrama)
Halt gebende Interventionen
afV
Körper-Übungen ohne Berührung
 Funktion:
Wahrnehmung der Körper-Signale, des Körper-Empfindens,
der Körper-Grenzen, der Affekte und Emotionen
 Interventionen:
Übungen zur Körper-Selbst-Wahrnehmung
Übungen zur Achtsamkeit
Übungen zur Erdung (Grounding)
Übungen zur Zentrierung
Atem-Übungen
IG
Entspannungs-Techniken
 Funktion:
Tiefen-Entspannung
Aktivierung des Körper-Gedächtnisses einschließlich der
Erinnerungen aus früher Kindheit
 Interventionen:
biodynamische Massagen
Fantasie-Reisen
Körper-Reisen
Imaginationen
Atem-Techniken
IG
Entladungs-Techniken
 Funktion:
körperlichen, affektiven und emotionalen Ausdruck fördern
Katharsis
 Interventionen:
vegetotherapeutische, bioenergetische, biodynamische
Übungen und Techniken
IG
Halt gebende Interventionen
 Funktion:
Herunterregulierung zu starker Affekte und Emotionen
Aufbau und Festigung von „Containment“
 Interventionen:
direkte Berührung, z. B. Hand der therapierenden Person auf
dem Rücken oder auf dem Bauch der Rat suchenden Person
Kopf-Halten
biodynamische Massagen
IG
Körperorientierte dialogische Inszenierungen
 Funktion:
in Kontakt mit unausgedrückten früheren Affekten und
Emotionen kommen
Erleben alternativer Handlungs-Weisen
Systemisches Verstehen
 Interventionen:
Reinszenierung von Schlüssel-Szenen aus der Biografie mit
besonderer Fokussierung auf Körper-Prozesse
IG
Körperpsychotherapeutische Methoden 1
afV
In der Körper-Psychotherapie arbeiten wir immer mit der gesamten Lebens-Geschichte
eines Menschen.
Der Zugang zum Menschen über den Körper hilft, jene Schichten präverbaler Prägung zu
erschließen, die im Bereich der Sprache oft schwer oder nicht zu erreichen sind.
Körper-Erleben wird als der zentrale Zugang zum Selbst-Erleben gesehen.
Deshalb werden folgende Methoden in der Körper-Psychotherapie ergänzend zu bewährten
Konzepten aus anderen Therapie-Ansätzen eingesetzt:
1. Der Mensch erlebt sich in seinem ganzen Sein psychisch und körperlich, entdeckt sich,
findet zu sich selbst und lernt sich selbst, seine Bedürfnisse und Emotionen besser zu
regulieren, indem er all das spürt, was in ihm vorgeht.
2. Seelisches Erleben wird über die Eigenwahrnehmung des Körpers spürend erschlossen,
wobei Erleben immer ganzheitliches Erleben körperlicher und seelischer Prozesse ist.
3. Affekte werden auch über die sensorischen und motorischen Komponenten erfasst, wenn
diese abgespalten oder fragmentiert im Körper existieren.
4. Körper-Wahrnehmung als Schärfung der Aufmerksamkeit für körperliche Empfindungen
und Untersuchung auf einen zu spürenden Sinn, auf eine sich herausschälende
Bedeutung hin
5. Körper-Ausdruck, unter anderem Körper-Sprache als Ausdruck von ÜbertragungsGefühlen gegenüber den Therapierenden
6. Wahrnehmung und Regulation der Atmung
7. Körperliche Regulation von Spannungs-Zuständen als Aktivitäts-Steigerung bei Hypotonie
und Entspannung bei Hypertonie und Übererregung
8. Halt und Berührung einschließlich Massage
9. Erkundung körpersprachlicher Inszenierungen (Bio-Drama)
Körperpsychotherapeutische Methoden 2
afV
1. Körper-Wahrnehmung
2. Wahrnehmung und Regulation des Atems
3. Klärung des Bedeutungs-Gehaltes der Körper-Sprache
4. Förderung des körperlichen Ausdrucks und der Affekt-Sprache des Körpers
5. Somatopsychische Regulation dysregulierter emotionaler Prozesse
6. Handlungsdialogische Erkundung, sog. Enactments
7. Erkundung und Veränderung affektmotorischer Muster
8. Stabilisierung durch Grounding und Holding
9. Aktivierung und Harmonisierung psycho-physischer Prozesse einschließlich einer
psycho-physiologischen Ebene der Stress-Regulation
10. Erschließung der Ressourcen über körperlich spürbare Potenziale
Vorgehens-Schritte - Kurzfassung
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
afV
Kooperative Erkundung des Themas, der emotionalen Inhalte, Focusing, Empathie und
andere gesprächstherapeutische Konzepte,
Beziehungs-Ebene thematisieren (Kontakt, Übertragung, Abwehr, Widerstand):
Wie geht es dir heute mit mir?
Einbeziehung des Körper-Empfindens: Wo spürst du das Gesagte im Körper?
Von der Empfindung zum Affekt hin zur Emotion.
Körper-Reaktionen spiegeln: Was wollen deine Hände (Füße etc.) ausdrücken?
Welches Symptom ist heute im Vordergrund?
Welches körperliche Erleben steht im Mittelpunkt?
Aufmerksamkeit ins Symptom durch Reinatmen, Verstärken, Be- oder Entschleunigen etc.
Ausdruck für das Symptom finden: „Ich Rücken-Schmerz tue dir weh, weil…“
Gefühl in dem Symptom zu fassen kriegen.
Biografischen Bezug herstellen (vom Aktual-Konflikt zum Grund-Konflikt):
Woher kennst du das von früher? Wohin gehört das?
In welcher Kindheits-Phase ist das wohl entstanden?
Reinszenierung der Schlüssel-Szene unter Einbeziehung des Körpers (symbolische
Bewegungen, Empfindungen):


Szene mit Frustration und Enttäuschung
Emotional korrigierte heilende Erfahrung (positive Eltern)
9. Reflexion:
 Introjekte (Was wurde - von den Eltern – verinnerlicht?)
 Autonomie/Wahl-Freiheit (Welcher Schritt steht an?)
 Positive Basis-Sätze
10. Neuorientierung: Handlungsorientierte Alternativen entwickeln und Transfer in die Praxis
Vorgehens-Schritte – ausführliche Version




















Entwicklungs-Begleit-Vertrag klären
Beziehung und Vertrauen aufbauen 1
Beziehung und Vertrauen aufbauen 2
Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 1
Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 2
Kern-Probleme finden 1
Kern-Probleme finden 2
Probleme eingrenzend klären
Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 1
Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 2
Veränderungs-Ziele herausarbeiten und Einvernehmen darüber erzielen
Ideen zur Problem-Lösung sammeln
Auf den künftigen Lösungs-Zustand einstellen
In die Problem-Bewältigung einsteigen
Körper und Bewegung einbeziehen
Regression im Dienste der Progression
Den Veränderungs-Impuls dämpfen und mögliche Rückschritte voraussagen
Erzielte Erfolge verstärken
Umgang mit Widerstand und Rückmeldung über Begleit-Verlauf
Abschluss der Entwicklungs-Begleitung
afV
Entwicklungs-Begleit-Vertrag klären
VS2
Den Vertrag zur Entwicklungs-Begleitung zu klären bedeutet:
 Ich prüfe als begleitende Person die Voraussetzungen für Beratung/Begleitung.
Hat sich die Rat, Unterstützung und Entwicklung suchende Person freiwillig für
Entwicklungs-Begleitung entschieden?
Entstehen ihr keine Nachteile durch Teilnahme oder Nicht-Teilnahme an der
Entwicklungs-Begleitung?
 Ich gebe als entwicklungsbegleitende Person die notwendigen Informationen über
Verlauf (Zeiträume, Häufigkeit der Sitzungs-Abfolge), Vorgehen (Methoden asl
Angebote, Ablehnungs-Recht) und Bedingungen (Raum, Geld, Geheimhaltungs-Pflicht
etc.) und prüfe das Einverständnis der Rat suchenden Person.
Gefällt dir die Vorgehens-Methode?
Wobei entstanden Anflüge von Angst und Scham?
 Ich verdeutliche, ob ich als Begleit-Person für die Begleitung des anstehenden
Problems kompetent und zuständig bin:
 Was erhoffst du dir sich von dieser Begleit-Situation?
 Was möchtest du am Ende der Begleit-Zeit erreicht haben?
 Wie würde Ihnen dieses Treffen am meisten nützen?
 Passen die Problem-Stellungen und Handlungs-Felder der Rat suchenden Person
und ihre Erwartungs-Haltung zu den Möglichkeiten der Begleitperson?
 Kann ich das, was du von mir erwartest, überhaupt kompetent erfüllen?
 Oder gibt es besser ausgebildete Personen, die erreichbar sind?
Beziehung und Vertrauen aufbauen 1
VS2
 Es wird geklärt, in welcher Beziehung Begleitende und Rat-Suchende zueinander
stehen:
 Passt die Konstellation? Sind wir kompatibel in wesentlichen Werten und in der
Grundhaltung zu Menschen und Beziehungen?
 Ist die Beziehung belastbar oder schon belastet?
 Was will ich mir, was darf ich dir zumuten?
 Ist Offenheit möglich? Ist der Raum, die Situation für Begleitung geschützt?
 Ist Vertrauen schon da oder ist Vertrauen möglich?
 Vier Beziehungs-Ebenen sind zu beachten:
1. Ich-Du-Beziehung: Zwei Menschen begegnen sich auf Augen-Höhe.
2. Vertrags-Beziehung: Entwicklungs-Begleitende und Entwicklung suchenden
Personen stehen in einem komplementären Verhältnis zueinander, definiert durch
den Unterstützungs-Auftrag und die Experten-Rolle.
3. Übertragungs-Gegenübertragungs-Beziehung: Bedingt durch die Erwartungen der
Unterstützung suchenden Person und die damit vermachte Komplementarität der
Beziehung, durch die Art der Themen und durch viele weitere Faktoren entstehen
wechselseitige Übertragungen, die teils stillschweigend genutzt werden können, teils
– insbesondere wenn der Entwicklungs-Prozess dadurch blockiert wird – geklärt
werden müssen.
4. Somatisch-vegetative Resonanz: In der Körper-Psychotherapie wird diese Ebene der
wechselseitigen „leiblichen Einfühlung“ besonders beachtet und nicht der
Übertragungs-Gegenübertragungs-Dynamik untergeordnet. Diese Resonanz kann
Grundlage für körperpsychotherapeutische Angebote sein.
Beziehung und Vertrauen aufbauen 2
VS2
Begleitende stellen sich auf die Rat suchende Person ein, stellen durch zuhören,
präsent sein und schauen den Kontakt her und kommen den Rat-Suchenden aktiv
entgegen, vermeiden zugleich Widerstand und Distanz, indem sie
 einen „Schutz-Raum“ für Ehrlichkeit und Vertrauen errichten,
 Klagen, Anklagen und Beschwerden, auch für diejenigen, die gegen die beratende
Person vorgebracht werden, akzeptieren - nicht:
„Sie haben recht“, sondern:
„Ich respektiere die Sichtweise dieses Menschen auf die Sachverhalte seines
Lebens.“
 offensichtliche und formulierte Leistungen der Ratsuchenden, insbesondere
interaktionelle Leistungen bezogen auf das, was die ratsuchende Person geäußert
hat, anerkennen:
„Ich finde es toll, dass Sie sich so ernst nehmen und zu mir gekommen sind, um
sich in dieser für Sie schwierigen Situation Rat zu holen.“
 sich an den Interaktions- und Atem-Rhythmus und an die Repräsentations-Systeme
der Ratsuchenden angleichen
 mitgehen (pacing), unterstützen, die Gefühle klären und zu deren Ausdruck
ermuntern (Verbalisierung emotionaler Erlebens-Inhalte) und insgesamt einen
tragfähigen Beziehungs-Gefühls-Zustand aufbauen:
„Diese Entwicklungs-Begleit-Person kann mir weiterhelfen.“
Selbst-Wert-Gefühl und
Positiv-Erwartungen stärken 1
Vorgebrachte Probleme, Krisen, Konflikte mit entsprechenden Symptomen,
Beschwerden und zu Tage tretenden Verhaltens-Auffälligkeiten werden positiv
umgedeutet durch:
 Positiv-Orientierung:
Die Begleit-Person stimmt nicht in die Mängel-Feststellung ein, so dass diese
negative Sicht-Weise der Rat suchenden Person auf sich nicht weiter bestärkt
wird.
 Beziehungs-Muster-Erkennung:
Die Begleit-Person arbeitet zusammen mit der Rat suchenden Person die der
Entstehung der zu verändernden Erlebens- und Verhaltens-Weisen
zugrundeliegenden Beziehungs-Muster heraus.
 Verständnis-Angebote:
Die Begleit-Person bietet weitere mentale Modelle an, mit denen die bestehende
Problem-Situation besser verstanden und eingeordnet werden kann.
 Wert-Erhalt:
Die Begleit-Person arbeitet eventuell Situationen heraus, in denen es auch
gegenwärtig angemessen wäre, sich entsprechend zu verhalten.
VS2
Selbst-Wert-Gefühl und
Positiv-Erwartungen stärken 2
 Biografie-Einordnung:
Die Begleit-Person ordnet kooperativ das Erlebens- und Verhaltens-Problem
entwicklungspsychologisch ein:
Das Verhalten oder die Beschwerden werden als für die damalige Situation
durchaus gut begründet angesehen, vielleicht sogar als beste Lösung im
Sinne einer Anpassungs-Leistung (adaptive Bedeutung) im Sinne einer
Überlebens-Schlussfolgerung unter den vorgefundenen Umständen:
„Das hat sicher seinen guten Grund, dass du depressiv geworden bist!“ „Du
wirst sicher Erfahrungen gemacht haben, die...“.
Diese Feststellung gegenüber der Rat suchenden Person beinhaltet, dass
neue Erfahrungen und damit eine Veränderung der Symptomatik
(Besserungs-Erwartung) möglich sind.
Durch positive Umdeutung im Sinne eines ehemaligen Nutzens wird eine
Auflösung der Übertragung bewirkt und eine Verantwortungs-Delegation an
die Begleit-Person eher verhindert.
Dadurch und durch Symptom-Verschreibung wird die Gegenübertragungs-,
Konfluenz- oder Ohnmachts-Falle vermieden:
„Ich bin verantwortlich, den Rat-Suchenden die Symptome wegzumachen,
weiß aber nicht, wie.“
VS2
Kern-Probleme finden 1
VS2
Abklärungs-Aspekte in der Anfangs-Phase:
 Anamnese als Biografie-Erkundung
 Problem-Fokussierung
 Ressourcen-Aktivierung
 Abklärung der Symptome
 Thematisierung der biografischen Grund-Konflikte
 Abklärung der Dynamik in der Herkunfts-Familie
 Abklärung des gegenwärtigen sozialen Bezugs-Systems
Körperpsychotherapeutisch wird ein besonderer Wert auf die Beachtung der
nonverbalen Botschaften, der körpersprachlichen Signale gelegt.
Dazu wird bewusst die Möglichkeit der somatisch-vegetativen Resonanz, u. a. durch parallele
Einnahme bestimmter Haltungen (Vorsicht vor Beschämung).
 Wann, wo und wie fließt oder stockt, verflacht oder vertieft sich die Atmung?
 Wie ist der Gesichts-Ausdruck? Wie ist die Gesichts- und Haut-Farbe?
Wie ist die Gestik? Sind Worte, Mimik und Gestik kongruent oder widersprüchlich?
 Wo erscheinen Bewegungs-Impulse? Wo scheinen Bewegungs-Impulse unterdrückt zu
werden? Wie ist der Gang? Wie ist der Hände-Druck bei Begrüßung/Verabschiedung?
 Wo und wie erscheinen Gefühle? Wo scheinen welche Gefühle vermieden zu werden?
 Wie ist die Körper-Haltung? Wie ist das Erregungs-Niveau im Körper? Wie ist der vitale
Gesamtendruck?
 Sind Abspaltungs-Prozesse im Körper zu erkennen, z. B. Kopf und Körper, Oberleib und
Unterleib?
 Wie verkörpert sich das Problem?
Kern-Probleme finden 2
VS2
 Erforderlich ist eine offene Suchhaltung mit aktivem Zuhören, Verbalisierung
emotionaler Erlebens-Inhalte, vertrauensfördernder Anteilnahme und präzisierenden, aber nicht bohrenden Fragen und Bedeutungs-Klärungen:
„ Was macht das Ihnen aus?
„Welchen Wert hat das für Sie?“
„Wieso kränkt sie das so sehr?“.
 Die Rat-Suchenden werden darin unterstützt, ihre Probleme, Schwierigkeiten,
Störungen „wahr“-zunehmen, sie einzusehen, dazu zu stehen: „So ist es“, sie zu
akzeptieren.
 Die Begleitenden stellen einen echten Kontakt und eine Vertrauens-Basis zum/zur
Rat-Suchenden her.
 Sie unterstützen, fördern das „Aussprechen“ des Problems.
 Sie geben Gelegenheit zur agierenden Darstellung der Problem-Situation (z. B. in
szenisch-dialogischen Arrangements).
 Sie hören aufmerksam und verständnisvoll zu.
 Sie decken Widersprüche auf und konfrontieren liebevoll, ohne dabei
besserwisserisch und parteiisch zu wirken und ohne unnötig Scham-Gefühle zu
aktivieren..
 Selbstblockierungen (mit einem Fuß auf dem Gas, mit dem anderen auf der Bremse),
Destruktivität, Resignation, Beharren auf Defiziten und andere veränderbare SelbstBegrenzungen werden behutsam angesprochen.
 Begleitende führen keine Monologe und stellen Fragen - wenn überhaupt - als offene
Probleme und begründen ihre Fragestellung.
Probleme eingrenzend klären
 Wesentliche Problem-Punkte werden gemeinsam zusammengefasst.
Eventuell wird die Problem-Vielfalt auf einen oder wenige wichtige,
bearbeitbare Problem-Bereiche begrenzt.
Die Rat-Suchenden wählen das gegenwärtig für sie bedeutsamste oder,
falls dieses zu ängstigend erscheint, das gegenwärtig schon zu
bearbeitende Problem aus, um es gründlich zu analysieren.
 Gegebenenfalls wird an dieser Stelle der/die Rat-Suchende an andere
Zuständige weitergeleitet.
 Die Begleitenden helfen, das ausgewählte Problem zu klären,
 indem sie sachlogische und psychologische Seiten des Problems
auseinanderhalten.
 indem sie Tatsachen und Meinungen trennen.
 indem zusammen mit dem/der Betroffenen seine/ihre Motive des
(Re-) Agierens auf die Beteiligten erforschen.
 indem sie dem/der Rat-Suchenden zu einer Gewichtung der
Problem-Faktoren verhelfen.
VS2
Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 1

VS2
Evtl. wird die Symptomatik unter variierten, bewusst gestalteten Umständen
verschrieben
 Die Symptomatik (Zwang, Angst, Depression, Lern-Schwierigkeit, VerhaltensAuffälligkeit) sitzt bei der Rat suchenden Person im Vordergrund.
Die Rat suchende Person möchte in der Regel durch die Begleit-Person von ihrer
Symptomatik befreit werden:
„Machen Sie mir meine Angst, meine Lern-Störung, mein Sucht-Problem weg.“
 Fallen Begleitende in der Gegenübertragung auf dieses Allmachts-Angebot herein,
dann bildet sich parallel das druckmachende Ohnmachts-Erleben:
„Ich fühle mich von den Anliegen überfordert, weil ich ohne tätige Mitarbeit der RatSuchenden sowieso nichts ändern kann.“
 Registriert die Rat suchende Person diesen unbehaglichen Druck, so ist zu ihrer
Entlastung eine Verschreibung des Symptoms angesagt.
Durch seine Verschreibung kann das Symptom in den Hintergrund treten.
Die Begleit-Person wird frei, den aktuellen und vergangenen interaktionellen Kontext
der Beschwerden mit der Rat suchenden Person herauszuarbeiten.
 Drei Stufen des Umgangs mit der Symptomatik:
1.
2.
3.
Akzeptieren, dass Rat-Suchende Dinge nicht tun können, vor denen sie Angst haben.
Wollen Rat-Suchende etwas ändern, was sie nicht können, geraten sie in die „Ja-aber-Falle“.
Dadurch, dass die Rat-Suchenden aufgefordert werden, ihre Symptomatik nur bewusster
wahrzunehmen (Verschreibung), deren Funktion nur zu verstehen zu versuchen, sie nicht aber zu
unterdrücken oder zu verändern, schafft man die Voraussetzung für die Erfahrung der RatSuchenden, dass sie etwas tun können mit der Symptomatik. Sie werden auf diesem Weg in ein
aktives, verantwortliches Verhältnis zur Symptomatik hineingeführt.
Erst später können Aufgaben an die Rat-Suchenden gestellt werden, trotz und mit der Angst etwas
zu tun.
Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 2
VS2
 Bei diesem Vorgehen der Symptom-Verschreibung wird anerkannt, dass die Symptomatik
eine wichtige Funktion im Leben der Ratsuchenden hat oder hatte.
Und derartige Funktionen sollte man nicht leichtfertig ändern.
Man sollte Einstellungen und Verhaltensweisen erst dann aufgeben, wenn man wirklich
davon überzeugt ist, dass etwas anderes für die Bewältigung gegenwärtiger
Lebensaufgaben besser ist:
„Im Augenblick sehe ich nicht, was sie anderes tun könnten, als sich genau anzusehen,
wann genau das Symptom auftritt, wann es stärker und wann es schwächer in
Erscheinung tritt.“
 Durch Verschreibung wird bislang spontanes Verhalten unter die Kontrolle der Rat
suchenden Person gestellt.
Wenn bislang scheinbar unkontrollierbar ablaufendes Verhalten unter die Kontrolle des
Bewusstseins (des Ich) gestellt wird und wenn von der Rat suchenden Person
Unterschiede in der Symptom-Intensität festgestellt werden können, sind die Grundlagen
für Veränderung in Richtung auf Selbst-Unterstützung als Voraussetzung für Gesundung
gelegt.
 Beispielsweise kann häufiges Streiten von Partnern durch Verschreibung fester StreitTermine, in denen Unterschiede offen ausgetragen werden, in sinnvolle regelmäßige
Aussprache-Rituale verwandelt werden.
Die jeweiligen Verschreibungs-Aufgaben müssen passen, plausibel begründet sein, und
es muss gewährleistet sein, dass sie auch erledigt werden:
„Was ist gegenwärtig möglich für dich/euch?“
Veränderungs-Ziele herausarbeiten und
Einvernehmen darüber erzielen
VS2
Menschen können sich nur verändern, wenn sie wissen, wohin sie gehen wollen und
wenn sowohl Richtung als auch Ziel attraktiv erscheinen.
 Der Blick der Rat-Suchenden muss dazu von den Symptomen weg, von der Besetzung
(Präokkupation) durch das Negative auf Interaktionelles (Umgang mit sich selbst oder mit
anderen) und Dialoge gelenkt werden.
Dazu kann genutzt werden, dass die Symptomatik in ihrer Ausprägung Schwankungen
unterworfen ist: „Mit den Beschwerden verhält es sich sicherlich manchmal besser und
manchmal schlechter? In welchen Situationen genau geht es dir besser?“
 Die Zielsetzung sollte möglichst konkret und spezifisch sein und sich auf das beziehen,
was die Rat suchende Person selbst für sich tun kann.
 Die Ziele sollten so sinnlich-konkret (optisch, akustisch, Gefühle und Empfindungen,
Geruch und Geschmack) herausgearbeitet werden, dass sie schon als realisiert
erscheinen.
 Die Ziel- und Qualitäts-Kriterien sollten kontrollierbar formuliert werden, indem sie auf der
Verhaltensebene durch andere registrierbar sind: „Woran würdest du oder die Menschen
in deiner Umgebung merken, dass du dein Ziel erreicht hast?“
 Diese Zielfindung übt eine organisierende Wirkung auf Veränderungs-Prozesse aus.
Wenn man weiß, was man verändern muss und dies auch will, kann man ein Ziel
erreichen.
Ideen zur Problem-Lösung sammeln
VS2
 In dieser Phase des Begleit-Prozesses ist es wichtig, dass die Rat suchende Person ihre
Wahl-Möglichkeiten erlebt.
 Begleitende unterstützen, die Initiative bei den Rat-Suchenden lassend, behutsam
 bei der Klärung des Problem-Lösungs-Ziels,
 bei der Sammlung der ersten Vorschläge zur Problem-Bearbeitung aus der Sicht
des/der Rat-Suchenden,
 bei der Ausweitung des Lösungsspektrums bei zu geringer Wahlmöglichkeit und
 bei der Eingrenzung auf akzeptable Lösungswege.
 Indem die Rat-Suchenden mit Unterstützung der Begleitenden vorschnelle Urteile und
Bewertungen der Lösungs-Ideen zurückstellen, können sie sich für neue, fremdartige,
aber dennoch innerhalb ihrer Möglichkeiten liegende Lösungs-Wege öffnen.
 Wichtig ist es, in dieser Phase nicht gegen die Veränderungs-Widerstände anzugehen,
sondern diese zu „umtanzen“, mit ihnen frei und durchaus humorvoll, nicht aber witzig zu
spielen.
 Die Begleitenden
 lassen die Rat-Suchenden ihre Ziele und Lösungs-Möglichkeiten weitgehend selbst
finden,
 fordern sie zur Selbst-Beurteilung und Selbst-Entscheidung in Bezug auf die Ziel- und
Lösungs-Auswahl auf,
 geben Hilfen zur Selbst-Hilfe des/der Betroffenen.
Auf den künftigen Lösungs-Zustand einstellen
VS2
 Die Rat-Suchenden werden auf die Lösung Ihres Problems eingestellt, indem ihnen durch
entsprechende Fragen eine konkrete Gesundungs- bzw. Problemlösungs-Fantasie
induziert wird.
Durch Einbeziehen anderer im Zusammenhang mit den Störungen oder Beschwerden als
wichtig erscheinender Menschen (Familie, Freunde, Kolleg/-innen im Betrieb usw.) wird
das Symptom in einen interaktionellen Kontext gestellt: „Was würden wichtige andere
sagen, wenn sich dein Problem/Symptom/Verhalten verändert?“
 Dadurch dass die Rat-Suchenden in einen Zustand der konkreten Vorwegnahme
(Antizipation) der Problem- oder Symptom-Freiheit (morgen, in zwei oder fünf Jahren)
versetzt werden, kann die Besetzung durch das ungelöste Problem oder Symptom
beiseite gestellt werden.
 Beantwortung der „Wunder-Frage“ durch die Rat suchende Person:
„Stell dir vor, du wachst morgen früh auf und deine Beschwerden sind weg, deine
Probleme sind gelöst: Woran würden das die (wichtigen) Menschen in deiner Umgebung
merken? Was wäre in deren Augen in deinem Aussehen und Auftreten anders? Wie sähe
dein Tag ganz konkret anders aus? Wie anders würdest du dich gegenüber anderen
verhalten?“
 Hineinversetzen in die vorstellbare Zukunft:
„Du triffst diesen Menschen nach fünf Jahren wieder. Du hast inzwischen deine Probleme
geklärt und gelöst und bist wieder gesund und gut drauf. Was würde der Mensch von dir
halten und zu dir sagen?“
In die Problem-Bewältigung einsteigen
VS2
 Zum Einstieg in die Problem-Bewältigung kann ein Diskrepanz-Erleben in den Bereichen
Verstand, Gefühl und Körper-Empfinden aufgebaut werden.
Dazu fordert die Begleit-Person die Rat suchende Person auf, nach Ausnahme-Situationen im
Hinblick auf das Problem oder die Beschwerden jetzt und früher zu suchen: „Wann sind Ihre
Probleme oder Symptome etwas weniger, wann sogar gar nicht?“
 Der Blick wird auf die kleinen (positiven) Veränderungen gerichtet, indem die Rat-Suchenden
aufgefordert werden zu beobachten, welche Situationen ihnen gut tun:
„Wann gab es eine im Zusammenhang mit ihrer Problem-Situation gute Situationen, von der
Sie dachten: ‘Das sollte häufiger mal so sein?‘ “
 An diese vergleichsweise positiven Erfahrungen wird angeknüpft und der Transfer in die
gegenwärtige Alltags-Situation gefördert:
„Was könnten Sie tun, um wieder in den Zustand zu kommen, in dem Sie neulich waren, als es
Ihnen leichter von der Hand und besser ging?“
 Die Begleitenden unterstützen die Rat-Suchenden bei der Formulierung persönlicher Ziele und
Visionen und dabei, Zugang zu ihrer Intuition und Kreativität zu finden.
 Erste konkrete Handlungs-Schritte auf dem Weg zur Problem-Bewältigung werden ausgewählt
und möglicherweise in szenisch-dialogischen Arrangements geprobt und verändert.
 Rat-Suchende begreifen den Lösungs-Weg als Prozess des Umlernens oder Neulernens in
konkreten kleinen Handlungen.
Sie planen die Reihenfolge dieser ersten Veränderungs-Schritte und deren (Selbst-) Kontrolle.
 Begleitende unterstützen insbesondere dabei, die Veränderungs-Schritte klein und konkret zu
halten, damit Erfolgs-Erleben möglich werden.
 Begleitende treffen mit Rat-Suchenden möglichst konkrete Ziel-, Qualitäts- und KontrollVereinbarungen und vereinbaren Unterstützung und bestimmte Kontroll-Schritte in Hinblick auf
Problem-Bewältigung.
Körper und Bewegung einbeziehen
VS2
 Das Problem, der Konflikt kann möglicherweise im Körper gespürt werden:
„Wo genau im Körper zeigt sich das Problem wie?“
 Das Körper-Erleben, z. B. eines Symptoms, kann durch Bewusstheit („Spür da mal
hin.“), verbunden mit Intensivierung und/oder Verlangsamung der sich andeutenden
Bewegung, mit Grounding-Übungen, mit Vertiefung der Atmung, möglicherweise über
Massage intensiviert werden. Möglich ist auch eine Identifizierung mit dem betroffenen
Symptom („Lass die Enge in der Brust zu dir sprechen. Was sagt sie dir?“) oder dem
sich bewegenden Körperteil („ Was sagen deine Hände?“).
 Von der Taubheits-, Druck-, Spannungs- oder Bewegungs-Impuls-Empfindung
(Empfindungen sind Signale für Gefühle) geht es zum Gefühl, weiter zum GefühlsAusdruck („Was wollen deine Hände machen? Finde Töne oder Worte zur Bewegung
deiner Hände.“) und schließlich zur Herstellung eines biografischen Bezuges zwischen
Gefühl und Bezugs-Personen („Wem gelten diese Bewegungen deiner Hände? An wen
richten sich deine Worte?“).
 Aus dem biografischen Bezug können Schlüssel-Szenen herausdestilliert werden.
(„Wie war das damals, als du am liebsten diese Worte an deinen Vater gerichtet hättest,
es aber nicht konntest und durftest, weil du klein und abhängig warst? Wann war das?
Wo war das? Wer war beteiligt?“) Diese Schlüssel-Szenen können unter Bezug auf den
Körper (Biodrama) reinszeniert werden, wobei eine Retraumatisierung verhindert
werden sollte („Sag stopp oder geh aus der Szene, wenn es dir zu viel wird.“).
Konstruktive, heilsame Alternativen zum Erleben und Verhalten in der Schlüssel-Szene
sollten für eine bessere Zukunft erarbeitet werden.
Regression im Dienste der Progression
BeziehungsErfahrungen des
inneren Kindes
Was
war
und ist
einschränkend?
Was
war
und ist
förderlich?
BeziehungsErleben und –
Verhalten in der
Gegenwart als
Erwachsener
VS2
 Es geht um die Unterscheidung zwischen dem, was das innere
Kind in der Vergangenheit an Beziehungs-Erfahrungen im Kontext
seines Herkunfts-(Familien-) Systems gewonnen hat, und dem,
was heute für den erwachsenen Menschen ein sinnvolles,
nützliches, Beziehungen stiftendes Erleben und Verhalten wäre.
 In das Erleben des inneren Kindes kann mit Hilfe sanfter gebundener
Atmung (Rebirthing-Atmung) und Suggestionen (Hypno-Therapie)
hineingeführt werden.
 Es geht darum, die kindlichen Anteile und die einst in Kontakt mit den
primären Bezugs-Personen implizit und meist schon vorsprachlich
erlernten und deshalb vom Bewusstsein abgetrennten ReaktionsMuster (affektmotorische Schemata, Mikropraktiken) kennenzulernen,
um sie in einem experimentellen Prozess schrittweise verändern zu
können.
 Die frühe frustrierende, verletzende Erfahrung (Mikro- und
Makrotraumata) muss in den meisten Fällen durch erlaubende,
nachnährende und Halt gebende neue Erfahrungen (z. B. Kopf halten
oder sanfte Kontur gebende Massagen) mit alternativen BezugsPersonen („guter Vater“ und „gute Mutter“) korrigiert werden im Sinne
von alternativen Lebens-Entwürfen.
Kindliche Erfahrungen gilt es zu verstehen und zu verarbeiten, um
erwachsen im Sinne von Selbst-Verantwortung werden zu können.
Den Veränderungs-Impuls dämpfen und
mögliche Rückfälle voraussagen
 Es geht wiederum um das Veränderungs-Paradox:
Weil man schnelle Änderungen haben will, muss man Geduld induzieren:
„Dein Symptom ist zwar schlimm und anstrengend für dich, aber
Veränderung braucht Zeit.“
 Die Rückfall-Vorhersage ist erforderlich, damit die ratsuchende Person
nicht erschrickt, wenn die Symptome wieder auftreten.
Die Ratsuchenden müssen lernen, aufmerksam und gelassen mit den
Symptomen umzugehen.
Die Erfahrung des Abklingens der Symptome muss sich erst im
Bewusstsein stabilisieren.
Hoffnung kann gelernt werden.
 Die Symptome, die störenden Erlebens- und Verhaltens-Weisen werden
ständig im Repertoire der Person bleiben, denn im Seelischen geht nichts
unter:
„Du kannst dir die Beschwerden oder Störungen machen, wenn du sie
brauchst.
Die Beschwerden kannst du auch als ein Signal ansehen, dass irgendetwas
an deiner Lebens-Führung nicht in Ordnung ist.“
VS2
Erzielte Erfolge verstärken
 Die erreichten kleinen Veränderungs-Schritte müssen
gesichert, das Erreichte muss gewürdigt werden.
Das oft vor den Rat-Suchenden verborgene Lösungs-Muster
sollte herausgearbeitet werden:
„Wie hast du das geschafft, dass du in der letzten Woche in
den und den Zeiträumen weniger Beschwerden
(Lernprobleme) hattest? Wie waren die besonderen
Umstände? Welche Personen waren beteiligt? Was genau
hast du getan oder im Unterschied zu sonst unterlassen?“
„Wie du geschildert hast, ist es dir gelungen, an zwei Tagen in
der letzten Woche weniger Beschwerden zu haben, und zwar
waren das Situationen, in denen du offensichtlich ...“
 Verhaltens-Aufgaben können diesen Schritt abrunden:
„Versuch doch mal, in der nächsten Woche mehr von diesem
und weniger von jenem zu zeigen.“
VS2
Umgang mit Widerstand und
Rückmeldungen zum Begleit-Verlauf
VS2
 Kommt es zu Blockierungen im Prozess der Entwicklungs-Begleitung, ist MetaKommunikation erforderlich:
 Wie erlebe ich mich/dich gerade? Wie geht es mir/dir gerade?
Wie habe ich mich/dich während der Sitzung(en) erlebt?
 Wie geht es uns miteinander?
 Inwieweit und an welchen Stellen, bei welchen Angeboten ging es dir gut mit
mir (positive Erfahrungen und Übertragungen)?
 Inwieweit und an welchen Stellen, bei welchen Angeboten ging hattest du
Schwierigkeiten mit mir (negative Erfahrungen und Übertragungen)?
 Es kann erforderlich sein, mehr Wertschätzungen ausdrücken:
 Es freut mich, dass du meine Angebote positiv erlebt hast.
 Es freut mich, dass ich dich unterstützen konnte.
 Bitte beachte, was du heute für dich getan und geleistet hast.
 Widerstand und Abwehr sind nach Möglichkeit als Ressourcen zu deuten und
so für den Prozess zur Verfügung zu stellen.
Es gilt, die unterschiedlichen psycho-sozialen und körperlichen Abwehr-Phänomene
zu beachten und durch Angebote der Psychoedukation, der Bewegungs- und KontaktExperimente, der Selbst-Erkundung etc. Aufzulösen.
 Mögliche negative Übertragungen sollten im Hier-und-Jetzt geklärt werden.
Abschluss der Entwicklungs-Begleitung
Möglichst ein separates Treffen:
 Besprechung des gesamten Begleit-Verlaufes,
 Reflexion der Veränderungen und der Ziel-Umsetzung.
 Gegebenenfalls Transfer-Vertrag:
Welche Maßnahmen werden von der Rat suchenden Person
weiter allein umgesetzt?
Wann erfolgt ein einzelner weiterer Termin? (z. B. in einem
halben Jahr)
VS2
Klassifikation leibseelischer
Störungen (ICD 10)
 F0
Organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen
 F1
Störungen durch psychotrope Substanzen
 F2
Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen
 F3
Affektive Störungen
 F4
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 1
 F4
Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 2
 F5
Verhaltens-Auffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren
 F6
Persönlichkeits- und Verhaltens-Störungen
 F7
Intelligenz-Störung
 F8
Entwicklungs-Störungen
 F9
Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
 Zeit-Kriterium
Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter GesundheitsProbleme (ICD, englisch International Statistical Classification of Diseases and Related Health
Problems) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Diagnose-Klassifikations-System, von der WeltGesundheits-Organisation (WHO) herausgegeben. Einteilungs-Kriterien wechseln zwischen Ätiologie
(Entstehungs-Bedingungen, Ursachen) und Pathologie (Krankheits-Symptome, Syndrome).
F0 Organische einschließlich symptomatischer
psychischer Störungen
ICD
 F00 Demenz bei Alzheimer-Krankheit
 F01 Vaskuläre Demenz
 F02 Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten wie Morbus Pick, CreutzfeldtJakob-Krankheit, Chorea Huntington, primäres Parkinson-Syndrom, multiple Sklerose,
Vitamin-B12 Mangel, Epilepsie, erworbene Hypothyreose, Neurosyphilis, chronische
Intoxikationen, Hyperkalziämie, Lupus, zerebraler Lipid- (Blutfett) Stoffwechselstörung,
HIV - unbehandelt
 F04 Organisches amnestisches Syndrom, nicht durch Alkohol oder andere Drogen
bedingt (Korsakow-Syndrom)
 F05 Delir, nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingt
 F06 Andere Psychische Störungen aufgrund einer Schädigung oder
Funktionsstörung des Gehirns wie
 F06.0 Organische Halluzinose
 F06.1 organische katatone Störung
 F06.2 organische wahnhafte (schizophrenoforme) Störung
 F06.3 organische affektive Störung
 F06.4 organische Angststörung
 F06.5 organische dissoziative Störung,
 F06.6 organische emotional labile (asthenische) Störung
 F06.7 leichte kognitive Störung
 F07 Persönlichkeits- und Verhaltensstörung aufgrund Krankheit, Schädigung oder
Funktionsstörung des Gehirns
 F07.0 organische Persönlichkeitsstörung
 F07.1 postenzephalitisches Syndrom
 F07.2 organisches Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma
F1 Störungen durch psychotrope Substanzen
ICD
 F10 Alkohol (Unterteilung in der vierten Stelle von .0 bis .7 gilt auch für die anderen
Substanz-Gruppen)
 F10.0 Akute Intoxikation (akuter Rausch inkl. pathologischen Rauschs)
 F10.1 Schädlicher Gebrauch
 F10.2 Abhängigkeitssyndrom
 F10.3 Entzugssyndrom
 F10.4 Entzugssyndrom mit Delir
 F10.5 Psychotische Störung (z. B. Halluzinose)
 F10.6 Amnestisches Syndrom (Korsakow-Syndrom)
 F10.7 Restzustand (Residualzustand) und verzögert (protrahiert) auftretende
psychische Störung
 F11
Opioide
 F12
Cannabinoide
 F13
Sedativa und Hypnotika
 F14
Kokain
 F15
Stimulanzien incl. Koffein
 F16
Halluzinogene
 F17
Tabak
 F18
Flüchtige Lösungsmittel
F2 Schizophrenie, schizotype und
wahnhafte Störungen
 F20







ICD
Schizophrenie
F20.0
F20.1
F20.2
F20.3
F20.4
F20.5
F20.6
paranoide Schizophrenie
hebephrene Schizophrenie
katatone Schizophrenie
Undifferenzierte Schizophrenie
Postschizophrene Depression
Schizophrenes Residuum
Schizophrenia simplex
 F21
Schizotype Störung (zählt auch zu den Persönlichkeits-Störungen wie unter F6)
 F22
Anhaltende wahnhafte Störungen
 F22.0 Wahnhafte Störung zu den Persönlichkeits-Störungen (wie unter F6)
 F22.8 sonstige anhaltende wahnhafte Störungen (z. B. Involutions-Störungen,
Querulantenwahn, Dysmorphophobie)
 F23
Akute vorübergehende psychotische Störungen
 F24
Induzierte wahnhafte Störung (folie à deux)
 F25
Schizoaffektive Störungen als
 F25.0
 F25.1
 F25.2
gegenwärtig manisch,
gegenwärtig depressiv
gemischt (zyklische Schizophrenie)
F3 Affektive Störungen
 F30
Manische Episode
 F30.0
 F30.1
 F30.2


F31 bipolare affektive Störung/Psychose gegenwärtig








F31.0
F31.1
F31.2
F31.3
F31.4
F31.5
F31.6
F31.7
hypomanische Episode
manische Episode ohne psychotische Symptome
manische Episode mit psychotischen Symptomen
leichte oder mittelgradige depressive Episode
schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
gemischte Episode
remittierend
F32 Depressive Episode





 F33






Hypomanie
Manie ohne psychotische Symptome
Manie mit psychotischen Symptomen
F32.0
F32.1
F32.2
F32.3
F32.8
leicht
mittelgradig
schwer ohne psychotische Symptome
schwer mit psychotischen Symptomen
sonstige inkl. somatische (larvierte) Depression
Rezidivierende depressive Störung gegenwärtig
F33.0
F33.1
F33.2
F33.3
F33.4
leichte Episode
mittelgradige Episode
schwere Episode ohne psychotische Symptome
schwere Episode mit psychotischen Symptomen
remittierend
F34 Anhaltende affektive Störungen
 F34.0
 F34.1
Zyklothymia
Dysthymia (zählt auch zu den Persönlichkeits-Störungen wie unter F6)
ICD
F4 Neurotische, Belastungs- und
somatoforme Störungen 1
 F40





 F41
Phobische Störungen
F40.0
F40.00
F40.01
F40.1
F40.2
Andere Angststörungen
 F41.0
 F41.1
 F41.2
 F42
Panik-Störung (episodisch paroxysmale Angst)
Generalisierte Angst-Störung
Angst und depressive Störung, gemischt
Zwangsstörung
 F42.0
 F42.1

Agoraphobie
ohne Panikstörung
mit Panikstörung
soziale Phobien
Spezifische isolierte Phobien (Akro-Phobie, Klaustro-Phobie, Tier-Phobien)
Vorwiegend Zwangs-Gedanken oder Grübel-Zwang
Vorwiegend Zwangs-Handlungen (Zwangs-Rituale)
F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungs-Störungen








F43.0
F43.1
F43.2
F43.20
F43.21
F43.22
F43.23
F43.24
Akute Belastungs-Reaktion
Posttraumatische Belastungs-Störung
Anpassungs-Störungen
mit kurzer depressiver Reaktion
mit längerer depressiver Reaktion
Angst und depressive Gefühle gemischt
Beeinträchtigung von anderen Gefühlen, z. B. Trauer
Sozialverhalten beeinträchtigt
ICD
F4 Neurotische, Belastungs- und
somatoforme Störungen 2
 F44









ICD
Dissoziative Störungen (Konversions-Störungen)
F44.0
F44.1
F44.2
F44.3
F44.4
F44.5
F44.6
F44.81
Dissoziative Amnesie
Dissoziative Fugue
Dissoziativer Stupor
Trance und Besessenheits-Zustände
Dissoziative Bewegungs-Störungen
Dissoziative Krampf-Anfälle
Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungs-Störungen
multiple Persönlichkeit(s-Störung)
F45 Somatoforme Störungen




F45.0 Somatisierungs-Störung
F45.1 undifferenzierte Somatisierungs-Störung
F45.2 hypochondrische Störung
F45.3 somatoforme autonome Funktions-Störung (z. B. Da-Costa-Syndrom, Herz- und
Magen-Neurose)
 F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerz-Störung
 F45.5 Sonstige somatoforme Störungen (z. B. Zähne-Knirschen, globus hystericus als Kloß
im Hals)
 F48
andere neurotische Störungen
 F48.0 Neurasthenie (Ermüdungs-Syndrom)
 F48.1 Depersonalisations- und Derealisations-Syndrom (nicht schizophren, depressiv,
phobisch oder Zwang)
F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen
Störungen und Faktoren
 F50






 F51






Essstörungen
F50.0 Anorexia nervosa
F50.1 atypische Anorexia nervosa
F50.2 Bulimia nervosa
F50.3 atypische Bulimia nervosa
F50.4 Essattacken bei anderen psychischen Störungen
F50.5 Erbrechen bei anderen psychischen Störungen
Nichtorganische Schlafstörungen
F51.0
F51.1
F51.2
F51.3
F51.4
F51.5
Nichtorganische Insomnie
Nichtorganische Hypersomnie
Nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
Schlafwandeln (Somnambulismus)
Pavor nocturnus
Alpträume (Angstträume)
 F52 Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische
Störung oder Krankheit
 F53 Psychische oder Verhaltens-Störungen im Wochen-Bett, anderenorts nicht
klassifiziert
 F54 Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts
klassifizierten Krankheiten (z. B. Asthma, colitis ulcerosa, Dermatitis, Magen-Ulkus)
 F55
Schädlicher Gebrauch von nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen
ICD
F6 Persönlichkeits- und Verhaltens-Störungen
 F60










ICD
Spezifische Persönlichkeits-Störungen
F60.0 Paranoide Persönlichkeits-Störung
F60.1 Schizoide Persönlichkeits-Störung
F60.2 Dissoziale Persönlichkeits-Störung
F60.3 Emotional instabile Persönlichkeits-Störung: F60.30 Impulsiver Typ und F60.31 BorderlineTyp
F60.4 Histrionische Persönlichkeits-Störung
F60.5 Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeits-Störung
F60.6 Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeits-Störung
F60.7 Abhängige (asthenische) Persönlichkeits-Störung
F60.8 Sonstige spezifische Persönlichkeits-Störungen (z. B. exzentrisch, haltlos, narzisstisch,
passiv-aggressiv, unreif)
F61
Kombinierte und andere Persönlichkeits-Störungen
 F62 Andauernde Persönlichkeitsänderungen, nicht Folge einer Schädigung oder
Krankheit des Gehirns




 F63




F62.0
F62.1
F62.8
F62.80
Andauernde Persönlichkeits-Änderung nach Extrem-Belastung
Andauernde Persönlichkeits-Änderung nach psychischer Krankheit
sonstige andauernde Persönlichkeits-Veränderungen
andauernde Persönlichkeits-Veränderung bei chronischem Schmerz-Syndrom
Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle
F63.0
F63.1
F63.2
F63.3
Pathologisches Spielen
Pathologische Brandstiftung (Pyromanie)
Pathologisches Stehlen (Kleptomanie)
Trichotillomanie
 F64 Störungen der Geschlechtsidentität
 F65 Störungen der Sexualpräferenz
 F66 Psychische und Verhaltens-Störungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung
und Orientierung
 F68 Andere Persönlichkeits- und Verhaltens-Störungen (z. B. Renten-Neurose,
Münchhausen-Syndrom)
F7 Intelligenz-Störung
 .0
Keine oder geringfügige Verhaltensstörung
 .1
Deutliche Verhaltensstörung, die Beobachtung und Behandlung erfordert
 F70
Leichte Intelligenzminderung (Debilität)
 F71
Mittelgradige Intelligenzminderung
 F72
Schwere Intelligenzminderung
 F73
Schwerste Intelligenzminderung
 F74
Dissoziierte Intelligenz
ICD
F8 Entwicklungs-Störungen
 F80







Umschriebene Entwicklungs-Störungen des Sprechens und der Sprache
F80.0
F80.1
F80.2
F80.3
F80.8
Artikulations-Störung
Expressive Sprach-Störung
Rezeptive Sprach-Störung
Erworbene Aphasie mit Epilepsie (Landau-Kleffner-Syndrom)
sonstige Entwicklungs-Störungen des Sprechens und der Sprache (z. B. Lispeln)
F81 Umschriebene Entwicklungs-Störungen schulischer Fertigkeiten




F81.0
F81.1
F81.2
F81.3
Lese- und Rechtschreib-Störung
Isolierte Rechtschreib-Störung
Rechen-Störung
Kombinierte Störungen schulischer Fertigkeiten
F82 Umschriebene Entwicklungs-Störung der motorischen Funktionen
 F83
Kombinierte umschriebene Entwicklungs-Störungen
 F84
Tief greifende Entwicklungs-Störungen






ICD
F84.0
F84.1
F84.2
F84.3
F84.4
F84.5
Frühkindlicher Autismus
Atypischer Autismus
Rett-Syndrom
Andere Desintegrative Störung des Kindesalters (z. B. dementia infantilis)
überaktive Störung mit Intelligenz-Minderung und Bewegungs-Stereotypien
Asberger-Syndrom
F9 Verhaltens- und emotionale Störungen
mit Beginn in der Kindheit und Jugend







F90


F91




F92


F93





F94



F95



F98








Hyperkinetische Störungen
F90.0
F90.1
Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung
Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens
Störungen des Sozialverhaltens
F91.0
F91.1
F91.2
F91.3
Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens
bei fehlenden sozialen Bindungen
bei vorhandenen sozialen Bindungen
mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten
Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen
F92.0
F92.1
mit depressiver Störung
sonstige kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen
Emotionale Störungen des Kindesalters
F93.0
F93.1
F93.2
F93.3
F93.4
mit Trennungsangst des Kindesalters
Phobische Störung des Kindesalters
mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters
mit Geschwisterrivalität
sonstige Emotionale Störungen des Kindesalters (z. B: Identitätsstörung, Überängstlichkeit)
Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
F94.0
F94.1
F94.2
Elektiver Mutismus
Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters
Bindungsstörungen des Kindesalters mit Enthemmung
Ticstörungen
F95.0
F95.1
F95.2
Vorübergehende Ticstörung (weniger als 12 Monate)
Chronische motorische oder vokale Ticstörung
Kombinierte vokale und multiple motorische Tics (Tourette-Syndrom)
Andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend
F98.0
F98.1
F98.2
F98.3
F98.4
F98.5
F98.6
F98.8
Nichtorganische Enuresis
Nichtorganische Enkopresis
Fütterstörung im frühen Kindesalter
Pica im Kindesalter
Stereotype Bewegungsstörungen
Stottern (Stammeln)
Poltern
sonstige wie Daumenlutschen, Nägelkauen, Nasebohren, exzessive Masturbation
ICD
Zeit-Kriterium 1
Plötzlicher Beginn – oft nur Minuten,
manchmal länger, wiederkehrend
Direkte Reaktion auf ein Ereignis,
innerhalb von Stunden oder Tagen abklingend
Plötzlicher Beginn innerhalb von Stunden oder
wenigen Tagen
2 bis 7 Tage
Nur wenige Tage, gelegentlich auch lange
Zeiträume
Nach 8 Stunden, Höhepunkt nach 24 bis 48
Stunden, Abklingen bis zu 2 Wochen
bis 10 Tage
1. oder 2. Woche des Wochenbettes Beginn
und Dauer bis zu einem Jahr
länger als 2 Wochen an den meisten Tagen
Zwangs-Gedanken oder -Handlungen
länger als 2 Wochen herabgestimmt
3 bis 4 Wochen,
nicht länger als 4 Monate
Mindestens 3 Mal pro Woche innerhalb eines
Monats
täglich mindestens 1 Monat lang
Unter einem Monat
Symptome fast ständig während eines Monats
oder länger deutlich vorhanden
ICD
Attacken im Rahmen der Panikstörung (F41.0)
akute Belastungs-Reaktion (F43.0)
Manie (F30)
Alkohol-Delir (Intoxikation F10.0 / Entzug F10.4)
dissoziative Fugue (F44.1)
Opium-Entzug (F11.3)
Entzugs-Delir bei Barbituraten und
Benzodiazepin-Tranquilizern (F13.3)
psychische oder Verhaltens-Störungen im Wochenbett
(F53)
Zwangs-Störung (F42)
depressive Episode (F31.3 – F31.5, F32 und F33)
Einnahme von Barbituraten,
Benzodiazepin-Tranquilizern
nichtorganische Insomnie (F51.0)
nichtorganische Hypersomnie (F51.1), nichtorganische
Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (F51.2)
akute schizophrenoforme Störung
Gruppe 1 - 4 min. ein deutliches Symptom, min 2
Symptome der Gruppen 5 – 8
Schizophrenie (F20)
Zeit-Kriterium 2
Innerhalb eines Monats nach Beginn der
Belastungssituation und nicht länger als 6
Monate
nicht länger als 1 Monat
Latenzzeit von Wochen bis Monaten,
spätestens bis Monate nach Trauma
wenige Wochen bis Monate
wenige Wochen bis viele Monate
Mindestens mehrere Wochen, meist mehrere
Monate die meisten Stunden am Tag
länger als 3 Monate und eindeutig auf die
Person bezogen, kein subkulturelles Phänomen
4 bis 12 Monate
bis zu 6 Monaten
ohne Bewusstseinsstörung als
mit Bewusstseinsstörung als
länger als 6 Monate
länger als 6 Monate
ICD
Anpassungs-Störungen (F43.2)
Anpassungs-Störung mit kurzer depressiver Reaktion
(F43.20)
posttraumatische Belastungs-Störung (F43.1)
Alkoholhalluzinose (F10.5)
rezidivierende depressive Störung (F33)
generalisierte Angststörung (F41.1)
anhaltende wahnhafte Störung (F22)
unbehandelte depressive (F32) und manische (F30)
Episoden (manische meist kürzer)
akutes organisches Psychosyndrom (meist reversibel)
Durchgangssyndrome wie das organisch amnestische
Syndrom (F04), organische Halluzinose (F06.0), organisch
katatone Störung (F061), organisch wahnhafte Störung
(F06.2), organisch manisches oder depressives Syndrom
Delir, nicht durch Alkohol und Substanzen bedingt (F05),
amentielles Syndrom (Verwirrtheit), Dämmerzustand
Pseudoneurasthenisches Syndrom (Erschöpfung),
organische Persönlichkeits-Veränderung bis hin zur
Demenz (chronisches hirnorganisches Psychosyndrom)
(F00 – F02)
anhaltende somatoforme Schmerz-Störung (F45.4)
Zeit-Kriterium 3
länger als 1 Monat, aber nicht länger als 2
Jahre
länger als 2 Jahre
3 bis 5 Jahre
kurz bis 30 Jahre
60 Stunden
24 Stunden
langjährig bis lebenslang
ICD
Anpassungs-Störung mit längerer depressiver Reaktion
(F43.21)
Zyklothymia (F34.0)
Dysthymia (F34.1)
Somatisierungs-Störung (F45.0)
Zyklen der affektiven Psychosen
Suizid-Erwägung
Ambivalenzphase bei Suizid
Finale Entschlussphase bei Suizid
spezifische Persönlichkeits-Störungen (F60)
Störung leibseelischer
Elementar-Funktionen (EF)
 Formale Denk-Störungen
 Inhaltliche Denk-Störungen
 Wahrnehmungs-Störungen
 Ich-Erleben und Ich-Störungen
 Störungen der Affektivität
 Störungen des Antriebs und der Psychomotorik
 Bewusstseins- und Orientierungs-Störungen
 Aufmerksamkeits- und Gedächtnis-Störungen
Formale Denk-Störungen (FDS)
 Definitionen
 Psychosen und Depression
 Schizophrenie 1
 Schizophrenie 2
 Manie
EF
Definitionen
FDS
 Definition von Denken:
Zentrale Ich-Funktion im Zusammenhang mit vorstellen und urteilen.
Denken äußert sich in Sprache und Schrift (nur darin beurteilbar!), wird gesteuert
von Wahrnehmungen, Assoziationen und Denk-Zielen und setzt die Verfügung über
Gesprächs-Inhalte voraus.
 Störungen des Denkens:
Störungen des Denkens sind
 einerseits in Bezug auf den formalen Denk-Vorgang möglich, also auf das „Wie"
des Denkens (formale Denk-Störung),
 anderseits auf den Gedanken-Inhalt, also auf das „Was" (inhaltliche DenkStörung).
 Definition der formalen Denk-Störung:
Subjektive (also nur vom Betroffenen erlebt) oder objektiv (also messbare bzw. von
anderen wahrnehmbare) Veränderungen und Abwandlungen des normalen DenkVorgangs.
Formale Denk-Störungen sind nicht krankheitsspezifisch.
Psychosen und Depression
FDS
 Hemmung des Denkens/gehemmtes Denken:
Der Betroffene empfindet sein Denken als erschwert hinsichtlich des Tempos, des
Inhalts und der Zielsetzung. Er erlebt einen Mangel an Einfällen, eine Einengung.
Auch durch offensichtliches bemühen wird es nicht besser.
 Verlangsamung des Denkens:
Der Denk-Ablauf ist objektiv verzögert.
Der Gedanken-Gang ist mühsam und schleppend.
Das Gegenteil wäre eine Beschleunigung des Denkens
 eingeengtes Denken
auf wenige Themen beschränkt
 Perseveration/Haften:
Die betroffene Person „klebt" am Thema (eher bei organischen Psychosen), ohne
dies jedoch zu bemerken.
 Umständlichkeit weitschweifiges, umständliches Denken:
Mangelnde Abstraktions-Fähigkeit. Der Betroffene kann Wesentliches von
Nebensächliches nicht trennen. Er verliert sich in Einzelheiten, ohne jedoch vom Ziel
gänzlich abzukommen (eher bei organischen Psychosen)
 Vorbeireden (Danebenreden):
Obwohl der Betroffene die Frage verstanden hat (das ist aus seiner Antwort und/oder
der Situation ersichtlich), antwortet er an der gestellten Frage unabsichtlich (!) vorbei.
 Ständiges Grübeln (unangenehme Gedanken aus der Lebens-Situation)
Schizophrenie 1
FDS
 Zerfahrenheit:
Zusammenhangloses sprunghaftes und unlogisches Denken; heißt auch DenkDissoziation.
Ein Satz z. B. zerfällt evtl. bis zu Unzusammenhängenden Wörtern und Silben, die
ohne grammatische Ordnung sinnlos aneinandergereiht werden: Wortsalat.
Ist für Außenstehende nicht mehr verstehbar, hat aber für den Betroffenen
(Schizophrenen – F20) einen Sinn, nämlich innerhalb seines psychotischen Erlebens.
Beschäftigt man sich eingehend mit dem Kranken, lässt sich das zerfahrene Denken
zumindest teilweise erfassen.
 Inkohärenz:
Verwirrtheit des Denkens. Steigerung der Zerfahrenheit.
Denken absolut zusammenhanglos, die einzelnen Bruchstücke haben keine
Beziehung mehr zueinander. Keine Ordnung des Gedanken-Ablaufs mehr.
 Begriffs-Zerfall (gelockertes Denken):
Begriffe verlieren ihre exakte Bedeutung und ihre scharfe Abgrenzung gegenüber
anderen Begriffen („der Bundestag ist ein elektrischer Funke"), Gegensätzliches und
widersprüchliches wird (evtl. nach rein formalen oder phonetischen Gesichtspunkten)
gleichgesetzt oder miteinander verbunden („Autoschaukel").
 Begriffs-Verdichtung /Begriffs-Kontamination:
Unterschiedliche, zum Teil logische unvereinbare Bedeutungen werden miteinander
verquickt (verknüpft, verbunden) („Auto-Schaukel").
Schizophrenie 2
FDS
 Wort-Neubildungen / Neologismen):
Hier bildet der Betroffene völlig neue Wörter: „die Angst fümt auf zu Bastur".
 Sperrung des Denkens oder Gedanken-Abreißen:
Plötzlicher Abbruch eines zunächst flüssigen Gedankengangs, zuweilen mitten im
Satz, ohne erkennbaren Grund; unter Umständen Themenwechsel. Die
Gedankensperrung erlebt die Person subjektiv, das Gedankenabreißen beobachtet
man objektiv.
 Begriffsverschiebung in zwei Formen
 Konkretismus:
Der Betroffene versteht Begriffe nur noch wörtlich, nicht mehr im metaphorischen
(= übertragenen) Sinn. Man testet das mit Sprichwörtern wie "der Apfel fällt nicht
weit vom Stamm".
 Symbol-Denken:
Hier versteht der Betroffene Begriffe nur im übertragenen (= metaphorischen)
Sinn; er denkt in Symbolen, die für Erlebnis-Komplexe stehen; er denkt nicht mehr
in abstrakten Begriffen.
Beispiel: Eine Patientin hört in ihrem Leib den Storch klappern - sie will damit
ausdrücken, dass sie sich schwanger glaubt.
Manie
FDS
 Ideen-Flucht auch ideenflüchtiges, sprunghaftes Denken:
Die betroffene Person kann unmöglich einen etwas längeren Gedanken-Gang zu
Ende führen. Das Denken ist krankhaft beschleunigt. Ständig neue Assoziationen
und Einfälle.
Ihr Denken wird nicht mehr von einer Zielvorstellung geführt.
Sie gerät „vom Hundertsten in Tausendste". der innere Zusammenhang ist
aufgelockert.
 Logorrhoe:
Unkontrollierter Rede-Fluss. Sprachliche Hemmung. Übermäßig schnelles,
pausenloses Reden bis zur Geschwätzigkeit. Vorkommen: Auch bei Demenz,
aber auch gelegentlich im Zustand besonderer Angeregtheit.
 Gedanken-Drängen: Die betroffene Person fühlt sich unter dem übermäßigen
Druck vieler Einfälle oder auch ständig wiederkehrender Gedanken stehend.
Inhaltliche Denk-Störungen (IDS)
 Störungen des Realitäts-Urteils
 Wahn
 Wahn-Formen und –Inhalte
 Wahn bei Schizophrenie 1
 Wahn bei Schizophrenie 2
 Wahn bei Schizophrenie und Manie
 Wahn bei endogener Depression
 Wahn-Sonderformen
 Zwang 1
 Zwang 2
EF
Störungen des Realitäts-Urteils
 Überwertige Ideen
Nichtwahnhafte, aber gefühlsmäßig stark besetzte ErlebensInhalte, die das Denken stark beherrschen und unter
Umständen korrigierbar sind
 Wahn
Krankhafte, nicht korrigierbare, falsche Beurteilung der
Realität.
 Zwang
Zwanghaft sich immer wieder aufdrängende Denk-Inhalte, die
nicht unbedingt unsinnig sein müssen, deren Persistenz
jedoch als unsinnig oder ungerechtfertigt empfunden wird.
 Phobie
Phobien können unter Einbeziehung des psychodynamischen
Vorgangs der Verschiebung (Abwehr-Mechanismus) als
inhaltliche Denk-Störung gewertet werden.
IDS
Wahn
IDS
 Wahn: Unkorrigierbar falsche Beurteilung der Realität aus krankhafter Ursache.
Er tritt unabhängig von Erfahrungen auf.
An der Beurteilung wird mit subjektiver Gewissheit festgehalten, trotz des
Widerspruches zur Realität.
Die betroffene Person hat kein Bedürfnis nach Begründung oder Überprüfung.
Wahn kann einen bestimmten zeitlichen Verlauf haben.
 Wahn-Themen und – Inhalte lassen sich oft aus der Lebens-Geschichte erklären
 Paranoia oder wahnhafte Störung (F22.0) als Persönlichkeits-Störung, d. h.
Wahn-Inhalte können ein Leben lang bestehen blieben, wobei Wahn-Inhalte meist als
sensitiver Beziehungs-Wahn, auch speziell als Beeinträchtigungs-Wahn auftreten
 Merkmale
 Krankhafter Ich-Bezug mit Überzeugung der Richtigkeit, subjektiver Gewissheit,
unverstehbar, unkorrigierbar, nicht beweisbedürftig,
 Kann bei Neurosen und Psychosen auftreten, häufig im Zusammenhang mit
Halluzinationen, geringe affektive Resonanz bezogen auf die Wahnthemen
Wahn-Formen und -Inhalte
IDS
Man unterscheidet verschiedene Wahn-Formen und -Inhalte:
 Wahn-Gedanken (Wahn-Idee, Wahn-Vorstellung, Wahn-Einfall): Sie gehören nur der
Vorstellungs-Welt des Kranken an: "Gestern ist mir aufgegangen, dass ich den
Friedens-Nobelpreis erhalte, weil ich Supermächte telepatisch ausgesöhnt habe." (2.
Rang für Schizophrenie bei Schneider)
 Wahn-Wahrnehmung: Hier misst der Betroffene einer realen Sinnes-Wahrnehmung
eine abnorme wahnhafte Bedeutung bei: "Dass der Arzt mit dem Kopf nickte, als er mir
zum Abschied die Hand gab, bedeutet, dass ich Krebs habe."
(1. Rang für Schizophrenie bei Schneider)
 Wahn-Stimmung (Wahn-Spannung): Mit dieser unbestimmten Stimmung mit
Unheimlichkeit, Ratlosigkeit, Misstrauen beginnt oft ein Wahn.
 Wahn-Gewissheit: (manifester Wahn) Entwickelt sich aus der Wahn-Stimmung/WahnSpannung.
 Erklärungs-Wahn: dient zur Erklärung von psychotischen Symptomen wie
Halluzinationen.
 Wahn-Erinnerung: Früheres Erleben aus gesunden Zeiten wird wahnhaft umgedeutet.
 Wahnhafte Personen-Verkennung: Bekannte Personen werden wahnhaft als andere
verkannt.
 Systematisierter Wahn: (Wahn-Gebäude) In der Wahn-Arbeit werden einzelne WahnErlebnisse systematisch ausgestaltet zu einen zusammenhängenden „Wahn-System“.
Kommt gern zu Beginn paranoider und psychotischer Erkrankungen vor.
 Residualwahn: Rest-Wahn, der übrig bleibt, nachdem die akuten heftigen WahnSymptome abgeklungen sind.
Wahn bei Schizophrenie 1
IDS
 Wahn zusammen mit Halluzination und Katatonie-Symptomen das dritte
Nebensymptom bei Bleuler – (Hauptsymptome: Störung der Assoziation und der
Affekte, Ambivalenz und Autismus).
 Bei Schneider gehören Wahn-Wahrnehmungen zu den Erstrang-Symptomen neben
Ich-Störungen als Beeinflussungs-Erleben, Gedanken-Lautwerden und GedankenEingebung sowie Stimmen in Form von Rede und Gegenrede und
Wahn-Gedanken gehören zu den Zweitrang-Symptomen neben Halluzinationen,
Gefühls-Verarmung und Verstimmungen
 Häufig ist der sensitive Beziehungs-Wahn:
Häufigstes Wahn-Thema überhaupt.
Ohne weitere Symptome ist es wahnhafte Störung oder Paranoia (F22.0) oder es leitet
eine Schizophrenie ein.
Durch wahnhafte Eigenbeziehung ist der Betroffene davon überzeugt, dass er
bestimmte Ereignisse in seiner Umgebung nur seinetwegen geschehen bzw. dass ihm
damit etwas bedeutet werden soll.
Abnormes Bedeutungs-Bewusstsein, wahnhafte Einbeziehung. Verborgene Mitteilung
an ihn. Hinter zufälligen Gegebenheiten erkennt man Botschaften höherer Mächte.
Totale Selbst-Bezogenheit.
Wahn-Ideen allgemein um ein Thema konzentriert, das mit einer psychischen (wenn
auch nur vermeintlichen) Niederlage zu tun hat. Dies erfolgt nach psychoanalytischer
Theorie durch erhöhte Triebhaftigkeit bei gleichzeitiger starker Trieb-Hemmung.
Berufliches Versagen bei überzogenen Ansprüchen, Seitensprung, VertrauensMissbrauch etc. Negativ-Variante des Größenwahns.
Wahn bei Schizophrenie 2
IDS
 Entsteht häufig in einem kleinbürgerlichen Milieu, d. h. Umgebungs-Faktoren haben
Einfluss auf die Art des Wahns.
Konflikte werden nicht verdrängt (sonst Neurose), sondern Konflikte werden zur
überwertigen Idee (Kann man niemandem anvertrauen). Der Wahn ist in der Regel
systematisiert und isoliert. Wird lange vor der Umwelt verborgen. Expositions-Alter der
ersten auffallenden Symptome dieser Wahn-Art liegt zwischen 35 und 45.
Gefahr von Kurzschluss-Handlungen mit Eigen- und Fremdgefährdung ist groß.
Kurzschluss-Handlungen kommen oft für die Umgebung überraschend.
 Beeinträchtigungs-Wahn: Ist eine Sonderform des Beziehungs-Wahns. Der
Betroffene sieht Ereignisse nicht nur auf sich bezogen, sondern auch gegen sich
gerichtet. Sonderformen:
 Verfolgungs-Wahn: Steigerung des Beeinträchtigungs-Wahns. Harmlose
Ereignisse in der Umgebung werden als Anzeichen der Bedrohung und Verfolgung
empfunden. Häufigster Wahn!
 Vergiftungs-Wahn: oft einhergehend mit olfaktorischen und gustatorischen
Halluzinationen
 Kontroll-Wahn: Die Gedanken sind anderen bekannt. Gefühl von Überwachung
und allgegenwärtige Kontrolle durch bestimmte Menschen, Institutionen,
Organisationen (wie Beeinträchtigungs-Wahn nach ICD - 10 typisch für
Schizophrenie).
Wahn bei Schizophrenie und Manie
IDS
Häufig bei Schizophrenie (F20) und Manie (F30)
 Größen-Wahn (Megalomanie):
Expansives (ausgebreitetes/ausgedehntes) Erleben mit wahnhafter SelbstÜberschätzung bis zu enormer Selbst-Erhöhung; verstiegene Vorstellung von
ungeheurer Macht, revolutionärer Welt-Verbesserung und umwälzenden Erfindungen.
Zum Größen-Wahn zählen der "Wahn hoher Abstammung" („Ich bin mit dem Zaren
verwandt"), "Erfindungs-Wahn", "religiöser Wahn" (Kommunikation mit Gott),
„Sendungs-Wahn“ (Ich bin der Messias).
Aber - überwertige Idee:
Nicht wahnhafte, aber inhaltlich als komplex fest miteinander verbundene Gedanken,
die in unangemessener Weise die Person beherrschen.
Beispiel: Jemand verschreibt sich voll und ganz der Idee der „Gerechtigkeit" und kommt
zu nichts anderem mehr.
 Querulanten-Wahn: (rechthaberisch, unbelehrbar, verbissen, verbohrt, humorlos)
Aus einer oft tatsächlich erfolgten Kränkung und der zunächst überwertigen Idee,
dieses Unrecht nicht auf sich beruhen lassen zu können.
Der Betroffene kämpft absolut uneinsichtig und selbstgerecht um sein Recht.
Der Kampf weitet sich allmählich vom ursprünglichen Gegner auf die ganze
Gesellschaft aus (klassisches Literatur-Beispiel eines Rechts-Paranoikers "Michael
Kohlhaas" von Heinrich von Kleist).
Wahn bei endogener Depression
Häufig bei endogener Depression (F31.4 und F31.5, F32.2. und F32.3, F33.2 und
F33.3)
 Schuld-Wahn und Versündigungs-Wahn:
Betroffener wähnt, gegen Gott, höhere sittliche Instanzen oder Gesetze verstoßen,
Vertrauen missbraucht zu haben, kommt ebenso wie Hypochondrischer Wahn:
Betroffener wähnt alle möglichen Krankheiten bei sich.
Häufig bei affektiven Psychosen.
 Kleinheits-Wahn bis nihilistischer Wahn von unwichtig bis nicht existent
 Hypochondrischer Wahn:
gesund, aber überzeugt, AIDS oder Krebs zu haben.(auch F45.2 – hypochondrische
Störung)
 Dysmorphopobie: Glaube, einen Körper-Fehler zu haben
 Verarmungs-Wahn auch bei Arteriosklerose
IDS
Wahn-Sonderformen
IDS
 Eifersuchts-Wahn: „Wahn ehelicher Untreue", Wahn vom Partner hintergangen zu
werden.
Mögliche Aggressionen richten sich vor allem auf den Partner, nicht auf den
Nebenbuhler. Kommt bei Alkohol-Krankheit vor (Libido, aber keine Potenz).
 Liebes-Wahn: Er liebt mich, kann es aber nicht zugeben. Nähe-Phantasien.
 Wahn bei Schwerhörigen
 Induzierte wahnhafte Störung (Folie a deux) (F24): Symbiontischer oder induzierter
Wahn (bei pathologisch enger Verbindung wird der Wahn des einen vom anderen
übernommen)
 (Prä-)Seniler Beeinträchtigungs-Wahn/ Kontakt-Mangel-Paranoid: Häufig im
Zusammenhang mit hirnorganischem Abbau, aber auch bei vereinsamten Personen
nach Verlust des Kontaktes zur Umgebung.
 Wahn-Entwicklung bei Schwerhörigen oder in sprachfremder Umgebung: ähnlich
den Kontakt-Mangel-Paranoiden. Misstrauen, das sich bis zum Verfolgungs-Wahn
steigern kann.
 Eigengeruchs-Paranoia: Eingebildete Wahn-Wahrnehmung von unangenehmem
Eigengeruch.
 Dermatozoen-Wahn (chronisch taktile Halluzinose)
Zwang 1
IDS
 Die betroffene Person hat Vorstellungen und Handlungs-Impulse, die sie als ihrer
Person zugehörig, aber ich-fremd erlebt, die Meinhaftigkeit ist erhalten – die Person
weiß, dass sie die Gedanken hat.
 Kann die Gedanken nicht unterdrücken trotz ihres als unsinnig erkannten
Charakters. Keine willentliche Beeinflussung möglich. Gedanken und HandlungsImpulse drängen sich immer wieder auf, obwohl man Unsinnigkeit einsieht und
erkennt. Handeln gegen die Überzeugung, Einsehen der Unsinnigkeit. Diese Kritik an
den eigenen Gedanken ist ein charakteristischer Unterschied zu Wahn-Störungen.
 Patient empfindet Zwangs-Gedanken (F42.0) und Zwangs-Handlungen (F42.1) als
quälend. Kommen sich blöd dabei vor und haben einen hohen Leidens-Druck.
Deshalb treten Zwangs-Störungen häufig in Verbindung mit Depressionen auf.
 Bei Unterdrückung des Zwangs tritt Angst auf. Angst entsteht, wenn man Zwang
nicht nachkommt
 Der Patient erlebt die Handlung oft als Vorbeugung gegen ein objektiv
unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er selbst
Unheil anrichten könne. Zwangs-Gedanken und Zwangs-Handlungen bieten so einen
bedingten Schutz vor Kurzschluss-Handlungen (wie z. B: Suizid).
Ein Zwang strukturiert die Gewissens-Ängste, die pathologischen Schuld-Gefühle und
die verdrängten aggressiven (auch selbstaggressiven) Impulse.
 Wenn ein Zwangs-Patient seine Zwangs-Handlungen aufgibt, muss er lernen, mit
seinen Ängsten und Aggressionen umzugehen (Gefahr des Suizids in der Zeit höher).
Zwang 2
IDS
 Zwänge sind ein sehr häufiges Symptom. Ein Zwang ist etwas Unspezifisches, d. h.
eine Zwangssymptomatik weist nicht auf eine bestimmte Krankheit hin.
 Zwänge können auftreten bei




Ermüdungs- und Erschöpfungs-Zuständen – Neurasthenie (F48.0)
Zwangs-Störung (F42)
Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeits-Störung (F60.5) – aber nur geringe Korrelation
In Gefolge von Psychosen, z. B. bei
 endogener Depression (F 31.4 und F31.5 sowie F32.2. und F32.3)
 organischer Psychose (F05 – F07) in Folge einer multiplen Sklerose oder Encephalitis.
Dann ist Zwang Symptom der Psychose.
 Zwangs-Gedanken als Zwangs-Grübeln, -vorstellungen, -erinnerungen, befürchtungen, Zweifel (F42.0): Zwanghaft bestehen bleibende Denk-Inhalte, die nicht
unsinnig sein müssen, deren bestehen bleiben jedoch als unsinnig oder
ungerechtfertigt empfunden wird. Charakteristisch ist das Sich-Aufdrängen von
abgelehnten Vorstellungen und Angst vor abgewehrten Fehlhandlungen (gleich werde
ich mich versprechen).
 Zwangs-Handlungen (F42.1): Meist aufgrund von Zwangs-Gedanken oder ZwangsBefürchtungen stereotyp wiederholte Handlungen (Zwangs-Rituale), z. B.: KontrollZwang, Wasch-Zwang, Wiederhol-Zwang. Der Patient erlebt die Handlung oft als
Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen
oder bei dem er selbst Unheil anrichten könnte.
 Zwangs-Impulse: Sich zwanghaft aufdrängende innere Antriebe, als sinnlos oder
gefährlich empfundene Handlungen immer wieder durchzuführen, obwohl diese als
unsinnig erkannt wird: jemanden umzubringen, selbst aus dem Fenster zu springen,
während eines Konzertes obszöne Worte zu rufen, (Zwangs-Impulse werden zum
Glück fast nie (selten) realisiert!).
Wahrnehmungs-Störungen (WS)
 Quantitativ
 Qualitativ
 Formen der Halluzination 1
 Formen der Halluzination 2
EF
Quantitativ
WS
 Wahrnehmung: Sinnliche Wahrnehmung von Objekten aufgrund von ErinnerungsBildern als Gestalt (als Ganzheiten). Wahrnehmung geht von außen nach innen.
Voraussetzung: Sinnes-Organe funktionieren!
 Wahrnehmungs-Störung als Falsche Wahrnehmung im Sinne von lückenhafter
oder verminderter Wahrnehmung.
 Erscheinungs-Bild:
 Ausweitung und Beschleunigung,
 Fragmentierung oder Einengung sowie
 Fehler der Wahrnehmung aufgrund der Aufmerksamkeits-, Auffassungs- oder
Konzentrations-Störungen.
 Anmerkung/Hinweis:
Man sieht hieran, wie eng verschiedene Grundfunktionen und ihre Störung
miteinander verbunden sind.
Dennoch muss man sich um größtmögliche Differenzierung und Genauigkeit in der
Beschreibung bemühen!
 Vorkommen:
Körperlich bedingte psychische Störungen, zerebrovaskuläre Erkrankung (Störung
der Blut-Versorgung im Gehirn) visueller Hemineglect (Vernachlässigung der
Wahrnehmung in einer Gesichts-Feld-Hälfte), tritt häufig auf bei Apoplex
(Schlaganfall)
Qualitativ
WS
 Einfache Wahrnehmungs-Veränderungen, bei denen Realität zwar richtig erkennt,
jedoch hinsichtlich Intensität und Qualität verändert




Wahrnehmungs-Intensität (farblos unlebendig vs. farbiger lebendiger)
Mikropsie: Gegenstände kleiner wahrgenommen, als sie wirklich sind.
Makropsie: Gegenstände größer wahrgenommen, als sie wirklich sind.
Metamorphopsie: Gegenstände verzerrt wahrgenommen.
 Veränderte Wahrnehmungen bei verändertem Realitäts-Erleben oder WahrnehmungsErleben ohne entsprechende Sinnes-Reize.
 Illusionen oder illusionäre Verkennungen (auch: Affekt-Illusionen)
 Etwas ist da, verfälschte Wahrnehmung/Fehldeutung.
 Eine wirkliche sinnliche Wahrnehmung wird falsch interpretiert.
 Etwas wirklich gegenständlich Vorhandenes wird für etwas anderes gehalten, als es
tatsächlich ist, z. B. illusionäre Personenverkennung, bei der etwa eine Altenpflegerin für eine
Verwandte gehalten wird.
Durch Anspannung oder Übermüdung begünstigt.
 Pseudohalluzination: Entsprechen Halluzinationen mit dem Unterschied, dass das RealitätsUrteil erhalten ist. Man weiß, dass man halluziniert, z. B. bei Alkohol-Entzug. Auftreten
unabhängig vom Willen.
 Halluzinationen (Trug-Wahrnehmung, Sinnes-Täuschungen)
 Haben Realitäts-Charakter. Sachverhalte sind nicht da (im Unterschied zur Illusion, wo
Vorhandenes umgedeutet wird).
 Wahrnehmungs-Erleben ohne objektiv gegebenen, äußeren Sinnes-Reiz (sonst: Illusion).
 Für alle Sinnes-Modalitäten möglich, also im Bereich des Hörens, Sehens, Riechens,
Schmeckens, des Tast-Sinns, Temperatur-Sinns, der Schmerz-Wahrnehmung, des
Bewegungs-Gefühls (kinästhetische Halluzination).
 Die betroffene Person ist von der Realität der Halluzination überzeugt, das heißt sein
Realitäts-Urteil ist gestört bzw. aufgehoben.
Formen der Halluzination 1
WS
grobe Differentialdiagnose: akustisch eher Schizophrenie, optisch eher organische
Hirnschäden
 akustisch:
Stimmenhören als
 imperative (sprechen den Betroffenen teils direkt an),
 kommentierende (teils begleiten sie seine Handlungen kommentierend) oder
 dialogische Stimmen (zum Teil werden sie als Rede und Gerede empfunden Erstrang-Symptom bei Schneider).
 grenzwertig als Gedanken-Lautwerden und
 sonstige elementare, unausgeformte halluzinierte Geräusche
(Akoasmen – wie z.B. Pfeifen, Klopfen, Musik-Fetzen, Schritte, Donnern, Schlagen
einer Uhr, Knallen, Schüsse, Zischen, Marsch-Musik).
Vorkommen: z. B. Schizophrenie, Alkohol-Delir (Akoasmen) und Alkohol-Halluzinose
(imperative Stimmen), epileptische Aura (Missempfindungen, die großem Anfall
vorausgehen).
 optisch:
Der Betroffene nimmt einzelne Szenen wahr oder kleine Gegenstände, Figuren, Tiere.
Vorkommen: z. B. beim Alkohol-Delir, eitriger Meningitis, Hirn-Kontusion (Schädel-HirnTrauma), Medikamenten-Delir.
Formen der Halluzination 2
WS
 olfaktorisch (riechen) und gustatorisch (schmecken):
Treten oft gemeinsam auf oder gehen ineinander über.
Vorkommen: Während der epileptischen Aura, manchmal auch zu Beginn einer
Schizophrenie, auch im Zusammenhang mit Vergiftungs-Wahn.
 haptisch/taktil:
Wahrnehmung im Bereich der Haut oder Schleimhaut, z. B. als Dermatozoenwahn (der
Betreffende erwähnt kleine Tiere auf seiner Haut).
Vorkommen: Delir, Kokain-Psychose
 kinästhetisch:
Störung der Lage-Empfindung, Verlust des Gleichgewichts
 Leib-Halluzination:
Die betreffende Person erlebt leibliche Beeinflussungen (zugleich: Ich-Störung – ErstrangSymptom für Schizophrenie bei Schneider) von außen durch Hypnose, Apparate oder
Strahlung. Die Leib-Halluzinationen haben den Charakter des von außen „Gemachten":
Veränderungen an den Sexualorganen, elektrisches Ziehen, Druck-Gefühle.
Dazu gehören auch Halluzinationen des Tast-Sinns und der Körper-Oberfläche (siehe
oben), sofern sie von außen „gemacht" sind. Vorkommen: Schizophrenie
 Zoenästhesien (Koenästhesien):
Abstruse leibliche Empfindungen eigenartige Körper-Gefühls-Störung unterschiedlichster
Qualität ohne den Charakter des Gemachten, z. B. Ring-Gefühl, Brennen, Bohren,
Verlaufen, Levitationen (das Gefühl zu schweben).
Vorkommen: Zoenästhetische Schizophrenie, gelegentlich auch bei Depressionen
Ich-Erleben und Ich-Störungen (IS)
 Formen
 Vorkommen 1
 Vorkommen 2
EF
Formen
IS
 Ich-Erleben: Erleben der personalen Identität (der Meinhaftigkeit) im Zeitverlauf und
in der Abgrenzung zu den anderen Personen (Ich–Umwelt-Grenze).
 Ich-Störungen: Störungen des Einheitserlebens des Ichs (der Meinhaftigkeit) im
aktuellen Augenblick; Veränderung der Ich-Umwelt-Grenze: größere Durchlässigkeit
bis hin zu Verlust.
Gegenteil (meist sekundär): Autismus (Abschottung).
Ich-Störungen
Beeinflussungs-Erleben
Entfremdungs-Erleben
Depersonalisation
 Als Entfremdungs-Erleben im Sinne des
Selbst-Wandels. „Ich bin mir fremd“
 abnorme Gefühle der Veränderung des
Körpers oder einzelner Körper-Teile
 Störung des Einheits-Erlebens oder des
Vorhandenseins der Person im Augenblick
oder der Identität im Zeit-Verlauf
(Kohärenz)
 die Gefühle werden als unlebendig,
das Handeln als mechanisch oder
automatenhaft erlebt.
Derealisation
Als Entfremdungserleben im Sinne
des MitweltWandels.
Erlebnis der
abnorm
veränderten
Umwelt. „Alles ist
mir so fremd“
 Gedanken-Ausbreitung (andere
wissen, was man denkt)
 Gedanken-Entzug (andere
nehmen Gedanken)
 Gedanken-Eingebung
 Gedanken-Lautwerden (auch
akustische Halluzination)
 Fremdbeeinflussungs-Erleben
 Leibliche Beeinflussung
(Zoenästhesien, LeibHalluzinationen)
Vorkommen 1
IS
 Ich-Störungen kommen vor bei:










Übermüdung
Schizophrenie (F20)
Depressionen (F32) (Depersonalisation bis hin zum Kleinheits- oder Nihilismus-Wahn)
Zwangs-Störungen (F42)
Panik-Störungen (F41.0)
Schweren Neurosen und Psychopathien (Charakter-Neurosen/Persönlichkeits-Störungen) wie
anhaltende wahnhafte (paranoide) Persönlichkeits-Störung (F60.0), emotional instabile
Persönlichkeits-Störung vom Borderline-Typ (60.31)
Toxischen Psychosen, z. B. nach LSD-Konsum (F16.5)
Wochenbett-Psychosen (F53)
Epileptischen Dämmer-Zuständen
In solchen Fällen sollte die Diagnose der im Vordergrund stehenden Störung gestellt werden.
 Depersonalisations- und Derealisations-Syndrom (F48.1)
 Definition: Eine seltene neurotische Störung, bei der ein Patient spontan beklagt, das
seine geistige Aktivität, sein Körper oder die Umgebung sich in ihrer Qualität verändert
haben, und unwirklich, wie in weiter Ferne oder automatisiert erlebt werden.
 Neben vielen anderen Phänomenen und Symptomen klagen die Patienten am
häufigsten




über den Verlust von Emotionen,
über Entfremdung und Loslösung vom eigenen Denken,
vom Körper oder
von der umgebenden realen Welt.
 Trotz der dramatischen Form dieser Erfahrungen ist sich der betreffende Patient der
Unwirklichkeit dieser Veränderung bewusst. Das Sensorium ist normal, die
Möglichkeiten des emotionalen Ausdrucks intakt.
Vorkommen 2
IS
 Gedanken- und Willens-Beeinflussung als
 Allgemeine Beeinflussungs-Erlebnisse (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider – auch
Halluzinationen)
 Gedanken-Eingebung (Gedanken gehören mir nicht, werden aber durch ein dämonisches
Spiel in meinen Kopf eingehämmert) (1 Rang für Schizophrenie bei Schneider), aber auch
 Gedanken-Lautwerden (hier inkl. akustischer Halluzination)
 Gedanken-Ausbreiten und Gedanken-Entzug (Schizophrenie – nicht direkt ausgewiesen),
 Stimmen in Form von Rede und Gegenrede (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider – auch
akustische Halluzination)
 leibliche Beeinflussungs-Erlebnisse
Gefühle, dass das erleben von außen „gemacht " wird;
Gefühle des Gelenkt - und Beeinflusstwerdens von Hypnose und Bestrahlung (1. Rang
für Schizophrenie bei Schneider)
 Autismus
Hauptsymptom für Schizophrenie bei Bleuler neben Störungen der Assoziationen und
der Affekte sowie Ambivalenz
Isolierung des Ichs, Sich-zurück-Ziehen in eine eigene innere Welt.
 Transitismus (Folie a deux)
Projektion (übertragen) eigenen Krankseins auf andere.
 Doppelte Persönlichkeit (doppeltes Bewusstsein) – auch multiple
Persönlichkeiten (F44.81) mit hintereinander auftretenden Zuständen
unterschiedlichen Bewusstseins - im Allgemeinen ohne Kenntnis der einen Form von
der anderen
(Literarisches Beispiel: " Dr. Jekyll and Mr. Hyde " von R. L. Stevenson). F
Störungen der Affektivität (AS)
 Affektivität
 Gefühls-Unklarheit und
Gefühls-Schwankungen
 Hoch- und Tief-Gefühle
EF
Affektivität
AS
Zusammenfassende Bezeichnung für Gefühle, Affekte und Stimmungen.
Wir sprechen auch von Gefühls-Leben der Emotionalität, dem Gemüt.
Die Affektivität bestimmt unsere Persönlichkeit in starkem Maß.
Spezielle Leib-Wahrnehmungen wie Hunger, Schmerz, sexuelle Erregung (lokal und auch
ganzheitlich empfunden) sowie allgemeine Leib-Wahrnehmungen (die sogenannten Gemeinoder Vital-Gefühle) bestimmen unsere Befindlichkeit und tragen die Stimmung.
Es bedeutet:
 Stimmung: Gesamtlage des Gefühls-Zustands über längere Zeit. Die Stimmung bestimmt
Empfindungen, Denken und Handeln. Ist ein langfristiger Gefühls-Zustand.
 Affekte: Kurzdauernde, umschreibende Gefühls-Abläufe; Gefühls-Wallungen wie Wut,
Ärger, Verzweiflung, Freude.
 Gefühle (Emotionen): Zahlreiche einzelne elementare und höhere Gefühle wie Liebe,
Freude, Trauer, Zuneigung, religiöse Verehrung; auch Vitalgefühle wie Spann-Kraft,
Wohlbehagen, Abgespanntheit, Erschöpfungs-Gefühl.
 Affektivitäts-Störungen: In Verbindung mit diesen Störungen der Stimmung, der Gefühle
und der Affekte treten häufig Minderwertigkeits-Gefühle (Insuffizienz-Gefühle) und zur
Stimmung passende Wahn-Inhalte wie Verarmungs-Wahn, Schuld-Wahn oder auch
Größen-Wahn auf.
Bei Schizophrenie:
 Störung der Affekte Hauptsymptom bei Bleuler neben Störung der Assoziationen,
Ambivalenz und Autismus
 Verstimmung und Gefühls-Verarmung als 2. Rang nach Schneider neben Wahn-Gedanken
und Halluzinationen
Gefühls-Unklarheit und Gefühls-Schwankungen
 Alexitymie
Unfähigkeit, eigene Gefühle angemessen wahrzunehmen
 Affekt-Labilität
Rasche Wechsel von Affekten, die meist von kurzer Dauer sind und vielfachen
Schwankungen unterliegen.
 Stimmungs-Labilität
Beeinflussbarkeit, Wechsel der Stimmung je nach Denkinhalt.
 Affekt-Inkontinenz
Fehlende Beherrschung von Affekt-Äußerungen, mangelnde Affekt-Steuerung (vor
allem bei zerebralen Abbau-Prozessen).
 Parathymie (inadäquate Affekte)
Gefühls-Verkehrung, paradoxer Affekt, Gefühls-Ausdruck und Erlebnis - bzw.
Gedanken-Inhalt stimmen nicht überein (affektiv inadäquat).
Synthymie = passende Affekte
 Ambivalenz
Koexistenz (gleichzeitiges auftreten) gegensätzlicher Gefühle, meist als quälend
empfunden.
Hauptsymptom für Schizophrenie bei Bleuler neben Störung der Assoziationen und
der Affekte sowie Autismus
Im ICD10 zu den Affektivitäts-Störungen als Zweitrang-Symptome.
AS
Hoch- und Tief-Gefühle
AS
Hochgefühle
 Euphorie, Hypomanie, Manie: Unterschiedliche Grade gehobener Stimmung, am stärksten
ausgeprägt bei manischer Stimmung.
 Gesteigerte Selbstwert-Gefühle: Das Gefühl, besonders wichtig, wertvoll, tüchtig zu sein [z.
B. bei Manie (F30)].
Tiefgefühle und Gefühls-Verlust
 Dysphorie: Gereizte Verstimmtheit. Missmutige Stimmungs-Lage
 Affekt-Verflachung (Gefühls-Verarmung, Affekt-Armut): Mangelnde Ansprechbarkeit des
Gefühls, fehlende Schwingungs-Fähigkeit, oft "läppisches" Verhalten [häufig bei Hebephrenie
(F20.1) und bei Schizophrenia simplex (F0.69)]
(2. Rang für Schizophrenie nach Schneider neben Verstimmungen, Halluzinationen und
Wahngedanken)
 Läppischer Affekt: Sehr einfältige, alberne und unreife leere Heiterkeit [z. B. bei Hebephrenie
(F20.1)].
 Affekt-Starrheit: Völlig unabhängig von der äußeren Situation verharrt die betroffene Person
in bestimmten Stimmungen oder Affekten. Verlust der affektiven Modulationsfähigkeit.
 Apathie: Gefühllosigkeit, Teilnahmslosigkeit.
 Depressivität/Deprimiertheit: Niedergeschlagene Stimmung.
 Gefühl der Gefühlslosigkeit: Verlust von affektiver Schwingungsfähigkeit; stattdessen
Gefühls-Leere und -Öde; Gefühle wie ausgestorben; qualvolles Erleben [z. B. bei schweren
Depressionen (F31.4 und F31.5 sowie F32.2 und F32.3. sowie F33.12 und F33.3)]
 Insuffizienz-Gefühle: Sich nichts wert, unfähig oder untüchtig fühlen
 Vitalstörungen (Störung der Vitalgefühle): Darniederliegen der allgemeinen Leib-Gefühle
(Gemeingefühle), fehlende körperlich - seelischen Frische und Spannkraft; Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, körperliches Unbehagen; oft begleitet von Druck auf der Brust
Störungen des Antriebs und
der Psychomotorik (PMS)
 Begrifflichkeit
 Psychomotorische Störungen
als Hypokinese
 Psychomotorische Störungen
als Hyperkinese 1
 Psychomotorische Störungen
als Hyperkinese 2
 Gang-Unsicherheiten
EF
Begrifflichkeit
PMS
 Katatonie: Störungen der Motorik und des Antriebes
(Katatonie-Symptome als Nebensymptome für Schizophrenie bei Bleuler neben Wahn
und Halluzinationen)
Auch Symptom für schwere Depression.
 Psychomotorik: Störung der Bewegungen, die durch psychische Vorgänge gesteuert
sind.
 Psychomotorik-Störungen: Desintegration von psychischen und motorischen
Funktionen.
Es gibt Plus - und Minusformen.
 Antriebs-Störungen: Die wirkende Persönlichkeits-Kraft ist gesteigert, vermindert oder
verändert. Vom Willen nicht zu steuern.
 Antrieb: Eine vom Willen weitgehend unabhängig wirkende Kraft; sie ist verantwortlich für
die Bewegung aller seelischen Leistungen hinsichtlich Tempo, Intensität und Ausdauer.
Der Antrieb unterhält Lebendigkeit, Initiative, Aufmerksamkeit, Tatkraft. Vor allem am
Ausdrucksverhalten und an der Psychomotorik zu erkennen.
 Trieb: vitale Lebensbedürfnisse wie Nahrungsantrieb, Sexualtrieb, . kann nur indirekt aus
Handlungen und Äußerungen erschlossen werden („Triebhandlung " ist die auf Erreichen
eines bestimmten Triebziels gerichtete Handlung).
 Drang: Unbestimmtes, ungerichtetes, nach Entladung drängendes Gefühl innerer Unruhe
(„blinde Dranghandlung")
 Impuls-Handlung: oft gibt es planlos aus dem Drang entstehende Handlungen wie Poriooder Dromomanie (dissoziative Fugue, Weglaufen – F44.1), Pyromanie (F63.1),
Kleptomanie (F63.2); oft auch bei zerebral geschädigten (z. B. Anfallskranke).
Psychomotorische Störungen als Hypokinese
PMS
 Mangel an Bewegung/Bewegungslosigkeit [z. B. bei schwerer Depressionen (F31.4
und F31.5 sowie F32.2 und F32.3. sowie F33.12 und F33.3), aber auch bei Morbus
Parkinson und katatoner Schizophrenie (F20.2)].
 Antriebs-Schwäche – Mangel: Es fehlt der Spontanantrieb. Der Betroffene ist
träge, leistungsgemindert, er ist gleichgültig bis zur Stumpfheit.
 Antriebs-Hemmung: Verringerung des Vorbestehenden Antriebs; besonders bei
Depressionen.
 Mutismus: Nichtsprechen über längere Zeit, bei intakten Sprech-Organen und
Sprech-Fähigkeit.
 Katalepsie: Starres Verharren in einmal eingenommenen Körper-Haltungen (bei
Schizophrenie).
(wird selten in der Praxis gesehen, da es meist mit Medikamenten unterdrückt wird).
 Stupor (Starre/Estarren): Relative Bewegungslosigkeit mit Einschränkung der ReizAufnahme und Reaktion.
Vorkommen: psychogen, bei Depressionen, bei körperlich bedingten psychischen
 Rigor: Toten-Strarre
Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 1
PMS
 Bewegungsunruhe von impulsivem Charakter (oft bei Kindern mit Hirnschädigung,
auch bei der Chorea Huntington – Erb-Kranklheit im Gehirn).
Steigerung der Motorik bei Psychosen.
 Antriebs-Steigerung bis zur Antriebs-Enthemmung (Beschäftigungs-Drang):
Erhöhte Aktivität, starker Bewegungs-Drang, unermüdliche Betriebsamkeit (z. B. bei
Manie). Motorische Unruhe mit scheinbar gerichteten, oft aber sinnlosen Tätigkeiten,
z. B. im „Beschäftigungs-Delir" Geld sammeln, Flocken wegwischen [z. B. im
Alkohol-Delir (F10.4)]
 Logorrhoe:
Übermäßiger Rede-Drang, Enthemmung des Sprach-Flusses. Häufig in Verbindung
mit Ideen-Flucht (Formale Denk-Störung)
 Stereotypie:
Ständige Wiederholung der gleichen Bewegungen. Sinnlos wirkende Äußerungen,
mimisch, gestisch, sprachlich.
 Manierismen (Manieriertheit):
Sonderbares verschrobenes Ausdrucks-Verhalten in Gestik (z. B. ständiges Reiben
an der Wange) und Mimik (z. B. Grimassieren). Stelzen-Sprache
Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 2
PMS
 Tics:
Gleichförmig wiederkehrende, meist rasche , unwillkürliche Muskel-Zuckungen
[insbesondere bei Tic-Störungen (F95)]
 Automatismen
als nicht-intendierte Handlungen [oft bei katatoner Schizophrenie (F20.2)] unterteilt
in
 Negativismus:
automatisches Gegenteil von dem im Äußeren Geforderten
 Befehls-Automatie:
Befehle werden automatenhaft befolgt
 Echolalie:
das Gehörte wird nachgesprochen
 Echopraxie:
das Gesehene wird nachgemacht
 Faxen (Syndrom):
Albern wirkendes Grimassen-Schneiden.
 Raptus:
Ungeordneter Bewegungs-Sturm; plötzliches Auftreten bei unterschiedlichen
Störungen aus einem Zustand der Ruhe heraus (bei katatoner Erregung).
Gang-Unsicherheiten
 Innenohr-Erkrankungen
 Morbus Parkinson
 Multiple Sklerose
 Hirn-Tumor
 Hirn-Kontusion
 Polyneuropathie
 Hysterische Neurose/Dissoziative
Störungen/Konversions-Störungen (F44)
PMS
Bewusstseins- und
Orientierungs-Störungen (BOS)
 Quantitative Bewusstseins-Störungen
 Qualitative Bewusstseins-Störungen 1
 Qualitative Bewusstseins-Störungen 2
 Orientierungs-Störungen
EF
Quantitative Bewusstseins-Störungen
BOS
Wir gehen davon aus, dass diese Elementar-Funktionen von Bewusstsein und Wachsamkeit
(Vigilanz) etwas typisch Menschliches sind und bei allen Menschen vorkommen.
Quantitativer Aspekt: Bewusstsein im Sinn von Schlaf - und Wachbewusstsein.
„Schlaf - Wachschaltung" ist organisch im Gehirn verankert (unter anderem in der Medulla
oblongata). Auch bei Tieren vorhanden.
Vigilanz-Störungen sind immer ein Hinweis auf eine organische Ätiologie.
Spontan bewusstloser Patient
 Diagnose durch Ansprechen, Kontrolle der Atmung am unteren Thorax, Puls an Hals oder Herz
 Vitalfunktionen sichern mit Notfall ABC (Atem-Wege frei machen (kopf überstrecken, Mund frei
räumen), Beatmung (Mund zu Nase, Mund zu Mund), Circulation Herzdruck-Massage (bei
120x pro Minute 30x drücken und 2x beatmen)
Formen:
 Desorientiertheit (Zeit, Ort, Situation, Person) – Leitsymptom für exogene Psychosen
 Benommenheit: leichterer Grad von Vigilanzstörung, Dösigkeit, Auffassungsstörung,
Verlangsamung des Denken
 Somnolenz (Som = Schlaf): Abnorme Schläfrigkeit, Patient ist schläfrig - benommen, stark
verlangsamt, ratlos, Spontanäußerungen fehlen, ist aber weckbar, z. B. durch lauten Anruf,
befolgt einfache Aufgaben, häufig verwirrt
 Sopor (Betäubung): todesähnlicher Schlaf, tiefschlafähnlicher Zustand, nur durch starke
Schmerzreize kurzzeitig (er) weckbar, macht auf Schmerzreize hin Abwehrreaktionen
 Koma: nicht zu unterbrechende Bewusstlosigkeit, nicht weckbar, je nach tiefe auf Schmerzreize
hin noch (ungeordnete) Abwehrreaktionen, die dann aber auch aufhören,
Vorkommen: bei hirnorganischen Störungen, Vergiftungen (Intoxikationen), schweren
Allgemeinerkrankungen, leichtere Formen auch bei körperlicher Erschöpfung, schwerere Form
von Schädel-Hirn-Trauma (SHT), Stoffwechsel-Störungen (diabetisches Koma) sowie kurz vor
dem Tod (präfinal)
Qualitative Bewusstseins-Störungen 1
BOS
Qualitativer Aspekt als reflektierendes Bewusstsein:
Hier geht es um die Eigenschaften und Beschaffenheit des Bewusstseins.
Bei diesen Störungen ist das Bewusstsein verändert, nicht vermindert.
Ich weiß um mich selbst.
Ich kann geistige und seelische Zustände wahrnehmen.
Ich weiß etwas über diese Zustände und kann über sie nachdenken.
Ich kann Beziehungen herstellen zwischen meinem Bewusstseinsinhalten (z. B. Erleben,
Erinnern, Vorstellung, Denken) und meinem Ich, dem etwas bewusst ist (Philosophie).
Diesen qualitativen Aspekten kann man nur indirekt prüfen durch beobachten der
Aufmerksamkeit, Konzentration, Merk-, Denk- und Gedächtnis-Fähigkeit, Urteils-Fähigkeit,
Formen:
 Bewusstseins-Eintrübung:
Denken und Handeln sind verwirrt,
das Erleben ist mangelhaft klar in Bezug auf Ich und Umwelt,
das Bewusstsein ist zerstückelt, das heißt zusammenhanglos,
das Denken ist verlangsamt und zusammenhanglos,
die Merkfähigkeit ist gestört,
der Betroffene ist oft desorientiert.
Vorkommen bei Delir (F05 und F10.4 – F18.4), bei zerebrovaskulären
(hirngefäßbedingten) Erkrankungen, schweren paranoid-halluzinatorischen Psychosen
(F20.0).
Qualitative Bewusstseins-Störungen 2
BOS
 Bewusstseins-Einengung:
Hier ist das Bewusstseins-Feld verkleinert. Der Zustand wirkt traumartig.
Einengung von Denk-Inhalten und Vorstellungen, Erlebnissen und Handlungs-Weisen,
verminderte Ansprechbarkeit auf Außenreize, Aufmerksamkeit scheint mehr nach innen
gerichtet, Handlungs-Fähigkeit bleibt weitgehend erhalten, es sind sogar komplizierte
Handlungen möglich, gelegentlich treten illusionäre Verkennungen und Halluzinationen
auf, für den Zustand der Bewusstseins-Einengung besteht meist eine Amnesie
Vorkommen als Dämmer-Zustand bei Epilepsie, Zustand bei pathologischen Rausch
(F10.0 – F18.0), bei Intoxikationen (Vergiftungen), nach Hirntraumen, bei Enzephalitis
(Hirn-Entzündung), gelegentlich bei starken Affektdruck (Panik – F41.0), hysterischer
Dämmer-Zustand (F44.3) als Trance und Besessenheit, bei Somnambulismus (SchlafWandeln) (F51.3)
 Bewusstseins-Verschiebungen/-Erweiterung:
Der Betroffene hat das Gefühl, dass sich sein Bewusstsein verglichen mit dem TagesBewusstsein verändert hat. Er empfindet eine gesteigerte Intensität und Helligkeit seines
Bewusstseins.
Er hat das Gefühl, dass sich sein Bewusstseins-Raum vergrößert hat.
Er fühlt sich ungewöhnlich wach, dabei kann seine Reaktions-Zeit verkürzt sein, er kann
aber auch in seiner Wahrnehmungs- und Koordinations-Fähigkeit eingeschränkt und
unruhig sein
Vorkommen bei Intoxikation (vor allem mit Psychostimulanzien und Halluzinogenen –
F16.0), bei beginnender endogener Psychosen (z. B. Manie – F30) im Zustand von
Meditation und Ekstasen
Orientierungs-Störungen
BOS
Orientierung: Fähigkeit, sich zur Zeit, Situation, Ort und auch bezüglich der eigenen Person
(ZSOP – Reihenfolge des Abbaus) zurechtzufinden und entsprechende Angaben zu machen.
Bei einer Orientierungsstörung kann er dies nur eingeschränkt oder gar nicht und wirkt
unsicher bis desorientiert.
Voraussetzung: Keine bedeutende Störung der Vigilanz, keine ausgeprägte Auffassungsoder Merkfähigkeitsstörung.
 (Z) Zeitliche Orientierungs-Störung:
Man fragt den Betroffenen nach Tageszeit, Wochentag, Jahreszeit, Monat, Jahr, Datum.
Dabei fällt die Desorientierung auf.
 (S) Situative Orientierungs-Störung:
Der Betroffene hat keinen Überblick über die Situation, in der er sich befindet, (z. B.
Untersuchung). Prüfung: fragen.
 (O) Örtliche Orientierungs-Störung:
Der Betroffene weiß nicht, wo er ist. Voraussetzung: er müsste die Möglichkeit haben,
sich zu orientieren. Auch hier: fragen
 (P) Orientierungs-Störung zur Person:
Das Wissen um die eigene Person und persönliche lebensgeschichtliche Gegebenheiten
sind gestört. Prüfung durch Fragen nach Name, Geburtstag, Beruf, Familienstand.
Aufmerksamkeits- und
Gedächtnis-Störungen (AGS)
 Aufmerksamkeits- und Konzentrations-Störung
 Auffassungs-Störung
 Merk-Fähigkeits- und Gedächtnis-Störung
 Amnesie
EF
Aufmerksamkeits- und Konzentrations-Störung
 Unfähigkeit zur Ausrichtung, Sammlung und Hinordnung auf einen
Gegenstand,
 der Betroffene kann nicht „bei der Sache" bleiben,
 er kann seine Aufmerksamkeit nicht ausdauernd einer bestimmten
Tätigkeit oder einen bestimmten Gegenstand zuwenden
Vorkommen bei physiologischer Müdigkeit, bei hirnorganischen
Veränderungen (hirnorganisches Psycho-Syndrom [HOPS]).
Prüfung in klinischen Gespräch: kann der Betroffene folgen?
Testaufgabe: z. B. von 100 immer 7 abziehen lassen, d2Belastungstest
AGS
Auffassungs-Störung
 Fähigkeit, Wahrnehmungs-Erlebnisse in ihrer Bedeutung zu
begreifen, sie sinnvoll miteinander zu verbinden und mit früheren
Erfahrungen zu verknüpfen, ist gestört.
 Die Auffassung kann falsch oder verlangsamt sein oder fehlen.
 Der Betreffende deutet Wahrgenommenes fehl (aber nicht wahnhaft
wie bei einer Psychose) bei einer (Hirn) organischen Störung ist er
auch verlangsamt
 Vorkommen bei Aphasien (Sprach-Störungen),
exogenen (von außen bedingten) Psychosen (F06.0 – F06.3).
Prüfung: Man lässt kleine Fabeln oder Geschichten nacherzählen.
AGS
Merk-Fähigkeits-und Gedächtnis-Störung
AGS
 Langzeit-Gedächtnis: Alt - bzw. biographisches Gedächtnis (Erinnerungs-Fähigkeit)
Neugedächtnis (letzter Tag und Woche)
Kurzzeit-Gedächtnis: (bis zu 10 Minuten)
Ultrakurzzeit- oder Immediatgedächtnis: Arbeits-GHedächtnis, Auffassung
 Bei einer Merkfähigkeits-Störung ist die Fähigkeit, sich neue Eindrücke über eine Zeit von
ca. 10 Minuten zu merken und ins Gedächtnis einzuprägen, herabgesetzt bis aufgehoben.
Also Einschränkung des Kurzzeit-Gedächtnisses.
 Von einer Gedächtnis-Störung oder Störung der Erinnerungs-Fähigkeit reden wir, wenn
die Fähigkeit herabgesetzt oder aufgehoben ist, länger als 10 Minuten zurückliegende
Eindrücke im Gedächtnis zu behalten bzw. abzurufen.
Zustand z. B. nach Schlaganfall.
Prüfung: Ähnlich wie oben: Abfragen von entsprechenden Gedächtnis-Inhalten aus dem
Arbeits-, Kurzzeit- oder Neuzeit-Gedächtnis. Bei Bedarf auch aus dem Altgedächtnis.
 Zerstreutheit und Vergesslichkeit wegen z. B. Depression (F32 und F33), Hypothyreose
(Schilddrüsen-Unterfunktion), Arteriosklerose
 Korsakow-Syndrom zählt in der akuten Form zu den amnestischen Durchgangssyndromen
(F04) und gilt dann als prinzipiell reversibel.
Hat auch eine chronische Form, z. B. nach jahrelangem Alkohol-Missbrauch, nach einem
oder mehreren Schädel-Hirn-Traumata (wie beim Boxen), nach schweren
Infektionskrankheiten, die aufs Gehirn schlagen, nach Vergiftungen, also nach organischen
Störungen mit (MOK)
 (M) Merkfähigkeits-Störungen,
 (O) Orientierungs-Störungen und
 (K) Konfabulationen damit werden Gedächtnis-Lücken überspielt – nie um etwas verlegen,
euphorisch, kritiklos, sorglos.
Amnesie
AGS
Eine Amnesie ist eine inhaltlich oder zeitlich begrenzte Erinnerungs-Lücke / GedächtnisLücke / Erinnerungslosigkeit speziell als
 retrograde Amnesie: Erinnerungslosigkeit für die vor einem bestimmten Ereignis (meist
mit Bewusstlosigkeit) liegende Zeit, z. B. Verkehrsunfall
 anterograde Amnesie: Erinnerungslosigkeit für die nach einem bestimmten Ereignis
(meist mit Bewusstlosigkeit) liegende Zeit, z. B. Verkehrsunfall.
 kongrade Amnesie: Erinnerungslosigkeit im Zeitraum während dem schädigendem
Ereignis, z. B. der Bewusstlosigkeit
 Transitorisch globale Amnesie: vorübergehender, 3-5 Stunden dauernder GedächtnisVerlust. Nach Abklingen verbleibt eine Gedächtnis-Lücke.
 Zeitgitterstörung: Biographische Ereignisse können nur mangelhaft zeitlich zugeordnet
werden.
 Konfabulation: Der Patient füllt Erinnerungs-Lücken mit Phantasien und Einfällen, die er
selber für Erinnerungen hält (Er ist von der Realität der Konfabulationen überzeugt).
 Paramnesien: So werden Erinnerungs-Täuschungen bis Gedächtnis-Illusionen und
Halluzinationen genannt (Trug-Erinnerungen, Umänderung der Erinnerung im Sinne des
Wahns).
 Dejá - vu: (frz., wörtlich: „das schon einmal Gesehene"). Der Betroffene glaubt meist
(kurzzeitig) eine Situation sei ihm bekannt, er habe sie schon einmal erlebt, ohne dass er
dies aus dem Gedächtnis belegen kann.
Kommt z. B. vor zum Beginn einer Psychose, bei Intoxikationen (Vergiftung) während des
„Aura" genannten Vorposten-Symptomen (Prodromal-Symptom) einer Epilepsie, bei
Erschöpfung, im Traum, häufig auch bei gesunden als flüchtiges Erleben.
 Ekmnesie: Störung des Zeiterlebens. Vergangenheit wird als Gegenwart erlebt.
 Hypermnesie: Gesteigerte Erinnerungs-Fähigkeit, z. B. bei Autisten (F84.0)
Suizidalität (SU)
 Allgemein
 Arten
 Gründe
 Suizid-Risiko-Gruppen 1
 Suizid-Risiko-Gruppen 2
 Suizid-Risiko-Gruppen 3
 Phasen und Methoden
 Präsuizidales und suizidales Achsen-Syndrom
 Fragebogen zur Suizid-Gefahr
 Therapie
Allgemein
SU
 Unter Suizidalität (Selbst-Tötung besser als Selbst-Mord) versteht man die Summe aller
Kräfte eines Menschen, die in Richtung Selbst-Vernichtung gehen, also Gedanken oder
Handlungen, die darauf abzielen, das eigene Leben zu beenden.
 Eine suizidale Handlung ist eine bewusste, selbst durchgeführte und beabsichtigte
(nicht aus Versehen) Handlung, die Selbst-Tötung anstrebt bzw. zum Tode führt.
 Parasuizidale Handlungen sind angelegt wie suizidale Handlungen, jedoch mit dem
Wissen, dass sie nicht zum Tode führen, und mit der Absicht, im Leben Veränderungen
zu erzielen.
 Als parasuizidale Geste: Die Appell-Funktion steht im Vordergrund und wird oft sehr
deutlich.
 Als parasuizidale Pause: Das Bedürfnis nach Ruhe steht im Vordergrund. So überlastet,
dass sie einfach abschalten wollen.
 Suizid-Ideen benennen die gedankliche Auseinandersetzung mit der Selbst-TötungsMöglichkeit.
 Jeder Parasuizid und jede Ankündigung sollte ernst genommen werden: inadäquate
Problem-Lösungs-Strategie.
 Der Suizid rangiert in den meisten europäischen Ländern und in den USA unter den zehn
häufigsten Todes-Ursachen.
 Viele Betroffene haben innerhalb des letzten Monats vor dem vollzogenen Suizid einen
Arzt aufgesucht.
 Suizid zählt bei den jungen Menschen zu den häufigsten Todes-Ursachen.
Arten
 Suizid-Versuche: häufiger bei Frauen als bei Männern
 vollendete Suizide: Verhältnis Männer zu Frauen wie 1: 10
 erweiterter oder Mitnahme-Suizid: andere Personen ohne deren
Einverständnis einbeziehen
 gemeinsamer Suizid als Doppelsuizid (freiwillig mit Partner) oder
Massensuizid, z. B. bei religiösen Gruppen und bei Flüchtlingen nach
Vertreibung
 Bilanz-Suizid: Rational durchgeplante und überlegte Handlung, die in einer als
aussichtslos erlebten Situation zum Suizid führt , z. B. bei Sterbe-Hilfe.
Die Menschen Leben eigentlich ganz gern, ziehen aber Bilanz, dass sich der
Rest des Lebens nicht mehr lohnt wg. Schmerzen oder anderen massiven
Einschränkungen. Kaum zu therapieren.
 Larvierter, nicht erkannter Suizide: hohe Dunkelziffer bei Verkehrs-Unfällen (u.
U. nach Einnahme einer hohen Dosis von Tabletten), Drogen-Missbrauch
(bewusst gesetzter goldener Schuss) und anderen unklaren Todes-Ursachen
 Chronischer oder protrahierter (verzögerter) Suizid: Selbst-Tötung auf Raten.
Etappenweise und bewusste Schädigung bzw. unnötige Inkaufnahme von
Risiken, z. B. Alkohol- oder Nikotin-Abusus, riskantes Auto-Fahren
Trauen sich nicht an richtigen Suizid heran, haben aber Absicht, Autoaggression
(möglich auch bei Anorexie (F50.0))
 Nachahmungs-Suizid (Werther-Effekt)
SU
Gründe
 Wunsch nach Veränderung im Leben,
Wunsch nach Ablösung und Trennung
 Andere manipulieren oder Hilfe-Ruf:
Appell an die Umwelt: ich komme mit der Situation nicht mehr
klar (Suizid-Versuche vorbewusst als kleinere Erpressungen,
aber Vorsicht vor Fehlinterpretation)
 Wunsch nach Ruhe, Wunsch, Schwierigkeiten (Probleme,
Krisen) zu beenden: beruflich, finanziell, beziehungsmäßig
 Rache und Wut wg. Enttäuschung, Schuld-Gefühle oder
psychotische Motivation (imperative Stimmen)
SU
Suizid-Risiko-Gruppen 1
SU
Risiko-Gruppen sind alle Personen, die allein, vereinsamt oder
existenziell bedroht sind (8% Prävalenz-Rate)
Personen mit
SuizidAnkündigung
Menschen in
belastenden
LebensSituationen
Schwer
körperlich oder
psychisch
Kranke
Sucht-Erkrankte
Städter
Männer
Hoffnungslose
Menschen in
Psychotherapie
(Beginn)
Einsame
RückfallGefährdete
alte Menschen
Angehörige der
Helfer-Berufe
Nachahmende
inkl. Herkunft
Suizid-Risiko-Gruppen 2
SU
 Menschen in belastenden Lebens-Situationen (größte Gruppe) Verfügen nur über
unzureichende Bewältigungs-Strategien Reagieren mit einer Kurzschluss-Handlung

Personen mit Suizid-Ankündigung: etwa 80 % mit Ankündigung, 50 % waren
vorher bei Arzt oder Therapeut
Jeder 5. bis 10. stirbt später an Suizid
 Schwer körperlich und psychisch Kranke: 98 % der Suizidanten sind
 psychisch krank - wichtigste Ursache – ca. 90 % insb. Psychosen und inkl. Neurosen.
Menschen mit Psychosen am stärksten gefährdet, allem voran die endogene Depression (F33.2
und F33.3.) und die Schizophrenie (F20) mit 50%
auch ältere Schizophrene mit depressiven Komponenten (aber aufzuheitern) bei raschen
Stimmungs-Schwankungen
15% Suizid-Rate bei Dysthymia (F34.1), Menschen mit narzisstischen Beschwerde-Bild (F60.8)
haben eine besondere Affinität zur Selbst-Tötung
 körperlich Krank: insb. mit Diagnose einer chronischen oder unheilbaren körperlichen
Erkrankung,
 suchterkrankt: Medikamenten- und Drogen-Abhängige (insb. Opiate), Alkoholiker
 Männer: Bei Männern ist die Suizid-Rate deutlich höher als bei Frauen (Verhältnis 3:1).
Schizophrene und junge Männer: erhöhtes Risiko
 Menschen in (Psycho-) und Pharmakotherapie: nach Beginn einer Therapie (Wegfall
der Antriebshemmung durch Therapie oder Antidepressiva, deshalb anfangs auch
handlungshemmende Medikamente)
Suizid-Risiko-Gruppen 3
SU
 Alte Menschen: die hohe Multimorbidität ist ein erschwerender Faktor für
Psychotherapie, die häufigsten psychischen Störungen bei über 65-Jährigen sind
demenzielle und depressive Symptome, Depressionen im Alter gehen oft mit
somatischen Beschwerden einher.
In Deutschland Suizid-Rate ansteigend mit höherem Alter. Ältere Männer oft langfristig
geplant. Jüngere Frauen oftmals spontan,
 Angehörige der Helfer-Berufe, insb. Ärzte (viermal höher): Psychiater (9 Mal), gefolgt
von Anästhesist
 Einsame: Vereinsamte (insbesondere Männer), Inhaftierte, kinderlose Alleinstehende
und Ledige, Verwitwete, Geschiedene, nach Verlust (Tod, Unfall, Scheidung) einer
nahestehende Person (besonders wenn unerwartet), Soziale Isolation, Entwurzelung,
Verlust zwischenmenschlicher Kontakte (auch Liebes-Enttäuschung)
 Städter: Menschen in der Stadt (Anonymität) häufiger als auf dem Land
 Hoffnungslose: z. B. Arbeitslosigkeit ohne Hoffnung auf Besserung, Fehlen einer
Aufgabe, eines Zieles im Leben
 Rückfall-Gefährdete: Menschen, die einen Suizid angekündigt oder bereits mehrere
Versuche hinter sich haben (Folgesuizid mit 20 % Wahrscheinlichkeit, 30 % RückfallGefahr innerhalb des ersten Jahres – Suizid-Versuche in der Vergangenheit = größeres
Risiko gegenwärtig
 Nachahmende: Nachahmungs-Effekt/Imitations-Suizid (Werther-Effekt), Angehörige und
Freunde von Menschen, die Suizid oder Suizid-Versuch unternommen haben. Vorbilder,
auch Lebens-Partner incl. familiärer Häufung der Suizide.
Phasen und Methoden
SU
 Phasen
 Erwägung (Möglichkeit): denkt an Suizid (kurz bis 30 Jahre) und denkt
zunehmend ich-bezogen daran
 Ambivalenz: Stimmungs- und Gefühls-Schwankungen zum Thema. Starker
innerer Kampf. Geht auf Umwelt zu, Appell und Hilferuf (diffus). Auch Alibi: guck,
keiner hilft mir. (kurz – ca. 60 Stunden)
Ventilfunktion, weil Überlebenstrieb sich nach konkret gewordenen Entschluss
meldet.
 Entschluss: ruhig, gelassen, sicher (Ruhe vor Sturm) – Qual der Entscheidung
ist vorbei. Erleichterung. Kontakt mit anderen nur noch als Verabschiedung,
Ordnung. Treffen ruhig ihre Vorbereitungen. Sind oft heiter und gelassen.
 Bei Psychosen allerdings auch ganz plötzlich (raptusartig)
 Arten – Hitliste in Deutschland (Männer mehr aggressive Methoden, Frauen eher
sanft mit Psychopharmaka):
 Vergiftung mit Medikamenten (Schlaf-Mittel/Hypnotika) an erster Stelle (Patient
will seine ewige Ruhe haben)
 Schnitt-Verletzungen
 Erhängen
 Hinunterstürzen
 Absichtliche Verursachung von Verkehrs-Unfällen (Dunkelziffer)
Präsuizidales und suizidales Achsen-Syndrom
Präsuizidales Syndrom nach Ringel:
 Zunehmende Einengung der sozialen und psychischen Lebens-Bereiche:




situative Einengung als Tunnel-Blick,
einseitige Ausrichtung von Assoziationen und Verhaltens-Mustern
Einengung sozialer Beziehungen (Rückzug)
Enge Werte-Welt, in der das Problem immer zentraler wird
 Suizid-Phantasien und Todes-Phantasien
 vage Ideen zu konkretem Plan, Vorstellung, tot zu sein oder Selbst-Tötung zu begehen
bis konkrete Handlungs-Planung
 sich passiv aufdrängend - Vorsicht, wenn die sich von selbst aufdrängen.
Zwangs-Gedanke (F42.0) - kann nicht mehr an was anderes denken.
Kommen in der Regel allein aus den Gedanken nicht mehr raus und brauchen Hilfe.
 Aggressions-Hemmung als Aggressions-Stau und Aggressions-Umkehr Wendung der Aggression gegen die eigene Person zusammen mit Schuld- und
Selbst-Bestrafungs-Ideen
Suizidales Achsen-Syndrom nach Mitterauer:
Erhöhtes Suizid-Risiko durch
 Psychose als endogene affektive Psychose (F3) oder aus dem schizophrenen
Formenkreis (F20) oder als organische/exogene Psychose (F0) diagnostiziert
(ca. 15% der Patienten mit endogener Psychose versterben an Suizid)
 Ankündigung eines Suizids (offene oder versteckte Suizidalität – siehe oben
die Ambivalenz-Phase)
 suizidpositive Familien-Anamnese
SU
Fragebogen zur Suizid-Gefahr
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
SU
Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, sich das Leben zu nehmen?
( ja)
Haben Sie häufig daran denken müssen?
(ja)
Haben sie an Selbst-Tötung denken müssen, ohne es zu wollen?
(ja)
Haben Sie konkrete Ideen, wie Sie es machen würden?
(ja)
Haben Sie Vorbereitungen getroffen?
(ja)
Haben Sie schon zu jemandem über Ihre Selbst-Tötungs-Absichten gesprochen?
(ja)
Haben Sie einmal einen Selbst-Tötungs-Versuch unternommen?
(ja)
Hat sich in der Familie oder im Bekannten-Kreis schon jemand das Leben genommen? (ja)
Halten Sie Ihre Situation für aussichts- und hoffnungslos?
(ja)
Fällt es Ihnen schwer, an etwas anderes als an Ihre Probleme zu denken?
(ja)
Haben Sie in letzter Zeit weniger Kontakte zu Verwandten, Bekannten und Freunden? (ja)
Haben Sie noch Interesse daran, was im Beruf/Hobby, in Ihrer Umgebung vorgeht? (nein)
Ist da wer, mit dem Sie offen/vertraulich über Ihre Probleme sprechen können?
(nein)
Wohnen Sie zusammen mit Familienmitgliedern oder Bekannten?
(nein)
Fühlen Sie sich unter starken familiären oder beruflichen Verpflichtungen stehend? (nein)
Fühlen Sie sich in einer religiösen bzw. weltanschaulichen Gemeinschaft verwurzelt? (nein)
Therapie
SU
 Klient/-innen Gefühl vermitteln, er/sie kann mit Therapeuten über alles reden
(Suizid meist Verzweiflungs-Tat aus Mangel an Alternativen)
 Ansprechen (Enttabuisieren) – dadurch verringert sich Suizid-Gefahr
 Begründung, warum er/sie sich nicht umbringt: Ich würde mich nie umbringen,
weil…
 Nicht-Suizid-Pakt (Versprechen, sich bis zur nächsten Sitzung nicht umzubringen)
 Bei endogener Depression sind Antidepressiva indiziert
 ggf. Unterbringungs-Gesetz (bei Eigen- oder Fremd-Gefährdung)
 Risiko-Verringerung
 durch tragfähige religiöse/ soziale Bindungen (vor allem bei depressiven
Patienten).
 Aufbau von Lebens-Zielen
Menschen mit DepressionsStörungen (F32)
 Differenzial-Diagnose
 Unterscheidungen
 Sonderformen
 Depressive Episode: Symptome
 Leicht bis schwer
 Laviert (somatisches Syndrom)
 Rezidivierend (F33)
 Dysthymia (34.1.)
 Therapie
Differenzial-Diagnose
F32
Es gibt fließende Übergänge zwischen
 Endogener Depression (als schwere Episode bei unipolarer rezidivierender depressiven
Störung (F33.2 und F33.3) - oder bei bipolarer affektiver Störung (F31.4 und F31.5)
Affekt-Psychose, immer auch Medikamente)
 Depression als leichte oder mittelgradige Episode bei unipolarer Depression (F33.0 und
F33.1) oder bei bipolarer Depression (F31.3)
 Neurotischer Depression als Dysthymia (F34.1) (habitualisierte Fehlhaltung mit oraler
Fixierung)
 Reaktiver Depression (mit konkreten Anlass, aber im Ausmaß überzogen) bei schweren
Belastungen und Anpassungs-Störungen (F43 und F62.0)
 Im Zusammenhang mit anderen Störungen wie z. B. Angst-Störungen (F40 und F41) und
Zwangs-Störungen (F42)
 Momentan depressive Verstimmung (mit konkretem Anlass)
psychogene, reaktive Depression als
posttraumatische Belastungs-Störung
(F43.1) oder Anpassungs-Störung
(F43.2) beide bis 6 Monate max., ab
dann andauernde PersönlichkeitsVeränderung nach Extrembelastung
(F62.0), Dysthymia (F34.1) – ab 2
Jahren
endogen
(schwer,
rezidivierende und
phasische Episoden)
Einschlaf-Störung
Abend-Tief
andere beschuldigen
Durchschlaf-Störung
Morgen-Tief
Selbst-Anklage





Exogene, körperlich begründbare
Depressionen in Folge von
pharmakologischen Wirkungen
hormonellen Störungen (z. B. Schilddrüse)
Tumoren
Infektions-Krankheiten
degenerativen Erkrankungen wie Demenz
vom Alzheimer-Typ
Unterscheidungen
F32
Phänomenologisch lassen sich endogene Depressionen in erster Linie wie folgt
unterschieden:




Gehemmte Depression, wenn Antriebs-Hemmung im Vordergrund steht
Ängstlich-agitierte Depression („Jammerdepression“) mit ängstlicher Getriebenheit, Unruhe,
hektischen Bewegungen, Lamentieren, Jammern
Larvierte (versteckte) Depression (auch maskierte, vitalisierte oder somatisierte Depression –
F32.8) Die depressive Verstimmung ist nur im Hintergrund vorhanden.
Es dominieren Körper-Symptome wie Kopf-Schmerzen, Rücken-Schmerzen, Atem-Beschwerden,
Herz-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden und Unterleibs-Schmerzen
Psychotische Depression (F31.5, F32.3 und F33.3), wenn stimmungskongruente Denk-Inhalte
(Verarmungs-, Versündigungs-, Schuld-, nihilistischer Wahn) die Depression begleiten. In
seltenen Fällen auch Halluzinationen (anklagende oder zum Suizid auffordernde Stimmen) oder
depressiver Stupor.
Zusätzlich lassen sich unterscheiden




Vitale Depression, wenn Traurigkeit leiblich erlebt wird, z. B. als Druck-Gefühl in Brust oder
Magen-Gegend, Reifengefühl um den Kopf und dem Betroffenen die Depression bewusst ist
Zoenästhetische Depression, wenn qualitativ eigenartige, sehr bizarr anmutende KörperMissempfindungen ganz im Vordergrund der Symptomatik stehen, z. B. Eisenring um Herz
Entfremdungs-Depression, wenn Entfremdungs-Erleben (Depersonalisation und Derealisation)
deutlich im Vordergrund der Symptomatik stehen. Die differentialdiagnostische Abgrenzung zur
Schizophrenie (F20) und zu verschiedenen Formen der Neurose kann sich schwierig gestalten.
Auch bei Dysthymia (F34.1) lässt sich Entfremdungs-Erleben beobachten.
SAD (saisonal abhängige Depression) – Herbst und Winter – zu rezidivierende depressive
Störung (F33)
Sonderformen
F32
 Involutions- (Spät-) Depression, wenn Ersterkrankung nach dem 45. Lebens-Jahr
liegt. Nicht selten mit protrahierter (verlängerter) Phasendauer mit ChronifizierungsTendenz, Therapie-Resistenz und erhöhtem Suizid-Risiko. Häufig dabei ängstliche
Agitiertheit mit paranoiden und hypochondrischen Denk-Inhalten.
 Altersdepression, wenn der Beginn der Ersterkrankung nach Beginn des Seniums
(60 oder 65) liegt.
 Wochenbett-Depression (F53) – meist kurz nach der Entbindung. Abzugrenzen von
Verstimmungs-Zuständen im Wochenbett.
 Reaktive Depression: depressive Verstimmung aufgrund eines belastenden
Ereignisses, das schon länger zurück liegt [F43.1 (PTBS), F43.2 AnpassungsStörung]
 Erschöpfungs-Depression mit endogenen und reaktiven Anteilen offenbar aus dem
Zusammenspiel von Veranlagung und psychosozialen Einflüssen. Tritt nach
langjähriger affektiver Dauerbelastung oder wiederholten schweren Psychotraumen
auf. Siehe auch: andauernde Persönlichkeits- Änderung nach Extrembelastung
(F62.0)
 Rapid-Cycling, wenn mehr als 4 depressive und/oder manische Phasen pro Jahr
auftreten.
Depressive Episode: Symptome
F32
Definition: Bei den typischen leichten (F32.0), mittelgradigen
(F32.1) oder schweren (F32.2 und F32.3) Episoden
(mindestens 2 Wochen) leidet die betroffene Person unter
StimmungsStörungen
1. gedrückter Stimmung (depressive Verstimmung) mit
Anhedonie, d. h. vermindert ist die Fähigkeit zu Freude,
Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Leere-Gefühl,
Angst, Versteinerung, Unlebendigkeit, Verlust der
emotionalen Schwingungs-Fähigkeit bis hin zum Gefühl der
Gefühllosigkeit
PsychomotorikStörungen
2. Verminderung von Antrieb und Aktivität (Hemmung der
Psychomotorik) mit Verminderung der Entschluss- und
Handlungs-Fähigkeit, Initiativlosigkeit, ausgeprägter
Müdigkeit, die nach jeder Anstrengung auftreten kann, jede
Tätigkeit wird zur Qual, Verlangsamung aller BewegungsAbläufe bis hin zur annähernden Bewegungslosigkeit
(depressiver Stupor)
DenkStörungen
3. Verlangsamung des Gedanken-Ablaufs mit eingeengtem
Denken, Einsilbigkeit, Entschlusslosigkeit, GedankenSperrung, Denk-Hemmung, Grübel-Neigung bis GrübelZwang verbunden mit verminderter Konzentrations- und
Aufnahme-Fähigkeit,
Depressive Episode: Symptome
vegetative
Störungen
Selbst-WertStörungen
F32
4. Vitalsymptomen und vegetativen Störungen mit SchlafStörungen (Abendtief und Einschlaf-Störungen bei Dysthymia,
Durchschlafstörungen und Früherwachen mit Morgentief bei
endogener Depression – zirkadiane Befindungs-Schwankungen), Appetit- und Libido-Verlust, Gewichts-Verlust, Obstipation
(Verstopfung) und zahlreiche Leib-Gefühls-Störungen wie
Druck-Gefühl auf Brust- und Bauch-Raum, ein Kopf wie Blei,
Zugeschnürter Hals, Reifen-Gefühl um den Kopf.
Die endogene Depression ist die leibnächste Psychose.
5. beeinträchtigtem Selbst-Wert-Gefühl und Selbst-Vertrauen
mit Schuld-Gefühlen und Gedanken über eigene Wertlosigkeit
Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig,
reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten
„somatischen" Symptomen (somatisches Syndrom bei depressiver
Episode (F32.8) – auch larvierte Deprtession) begleitet werden.
 Dauer: Herabgestimmtheit über mindestens 2 Wochen.
 Inkl.: Einzelne Episoden von: depressiver Reaktion,
psychogener Depression, reaktiver Depression (F32.0, F32.1,
F32.2)
 Exkl.: Anpassungs-Störungen (F43.2) depressive Episode in
Verbindung mit Störungen des Sozialverhaltens (F91.-, F92.0)
rezidivierende depressive Störung (F33.-)
Leicht bis schwer
F32
 F32.0 Leichte depressive Episode
Definition: Gewöhnlich sind mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome
vorhanden. Der betroffene Patient ist im Allgemeinen davon beeinträchtigt, aber oft in der Lage,
die meisten Aktivitäten fortzusetzen.
 F32.1 Mittelgradige depressive Episode
Definition: Gewöhnlich sind vier oder mehr der oben angegebenen Symptome vorhanden, und
der betroffene Patient hat meist große Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen.
 F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
Definition: Eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen, quälenden Symptomen.
Typischerweise bestehen ein Verlust des Selbst-Wert-Gefühls und Gefühle von Wertlosigkeit und
Schuld. Suizid-Gedanken und -Handlungen sind häufig, und meist liegen einige somatische
Symptome vor.
Inkl.: Einzelne Episode einer agitierten Depression (Unruhe-Zustände) , einzelne Episode einer
majoren Depression [major depression] ohne psychotische Symptome, einzelne Episode einer
vitalen Depression ohne psychotische Symptome
 F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen
Definition: Eine schwere
depressive Episode, wie unter F32.2 beschrieben, bei der aber Halluzinationen, Wahn-Ideen,
psychomotorische Hemmung oder ein Stupor so schwer ausgeprägt sind, dass alltägliche
soziale Aktivitäten unmöglich sind und Lebens-Gefahr durch Suizid und mangelhafte
Flüssigkeits- und Nahrungs-Aufnahme bestehen kann.
Halluzinationen und Wahn können, müssen aber nicht, synthym sein.
Inkl.: Einzelne Episoden: majore Depression [major depression] mit psychotischen Symptomen,
psychogene depressive Psychose, psychotische Depression, reaktive depressive Psychose
Laviert (somatisches Syndrom)
F32
 Eine besondere Erscheinungs-Form einer Depression (zu den endogenen
Depressionen) kann sich durch das überwiegende Auftreten von (scheinbar)
körperlichen Beschwerden zeigen.
 Man spricht von einem somatischen Syndrom bei depressiver Episode, wenn
mindestens vier der folgenden Kriterien erfüllt sind:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
Auf jeden Fall ein Morgentief auch im Hinblick auf körperliche Symptome, die deutlicher im
Vordergrund stehen, unter anderem
Schlaf-Störungen (Frühes Erwachen; >2 Stunden früher als üblich)
Früherwachen und Morgen-Tief (Tageszeitliche Schwankungen der Beschwerden)
Appetitlosigkeit (Gewichtsabnahme über 5% in einem Monat)
Obstipation
Schwitzen
Herz-Rhythmus-Störungen
Schmerzen bei der Atmung
Kopfweh
Interessen-Verlust oder Verlust der Freude (Anhedonie)
Fehlende emotionale Reaktions-Fähigkeit auf normale positive wie negative Erlebnisse
deutliche psychomotorische Einschränkung (Gehemmtheit) oder Unruhe (Agitiertheit)
Verlust von sexuellen Bedürfnissen (Libido)
aber auch Suizid-Gefährdung wie bei anderen Formen der endogenen Psychose
Abklärung der körperlichen Symptome (gründliche körperliche Untersuchung) wie bei
allen psychosomatischen Krankheiten beim Facharzt.
Rezidivierend (F33)
F32
 Definition: Hierbei handelt es sich um eine Störung, die durch wiederholte
depressive Episoden (F32.-) charakterisiert ist.
In der Anamnese finden sich dabei keine unabhängigen Episoden mit gehobener
Stimmung und vermehrtem Antrieb (Manie). Kurze Episoden von leicht gehobener
Stimmung und Überaktivität (Hypomanie) können allerdings unmittelbar nach einer
depressiven Episode, manchmal durch eine antidepressive Behandlung mitbedingt,
aufgetreten sein (hypomanische Nachschwankungen).
 Die schwereren Formen der rezidivierenden depressiven Störung (F33.2 und .3)
haben viel mit den früheren Konzepten der manisch-depressiven Krankheit, der
Melancholie, der vitalen Depression und der endogenen Depression gemeinsam.
Das Risiko, dass ein Patient mit rezidivierender depressiver Störung eine manische
Episode entwickelt, wird niemals vollständig aufgehoben, gleichgültig, wie viele
depressive Episoden aufgetreten sind. Bei Auftreten einer manischen Episode ist die
Diagnose in bipolare affektive Störung zu ändern (F31.-).
 Die erste Episode kann in jedem Alter zwischen Kindheit und Senium auftreten,
der Beginn kann akut oder schleichend sein.
 Dauer: Wenige Wochen bis viele Monate.
 Inkl.: Rezidivierende Episoden (F33.0 oder F33.1): depressive Reaktion,
psychogene Depression, reaktive Depression, Saisonale depressive Störung
 Exkl.: Rezidivierende kurze depressive Episoden (F38.1)
Dysthymia (F34.1)
F32
 Hierbei handelt es sich um eine chronische, mehrere Jahre (wenigstens 2 Jahre)
andauernde depressive Verstimmung, aber nicht psychotisch, die weder schwer
noch hinsichtlich einzelner Episoden anhaltend genug ist, um die Kriterien einer
schweren, mittelgradigen oder leichten rezidivierenden depressiven Störung (F33.-)
zu erfüllen.
 Prävalenz: 6 %, Frauen deutlich häufiger
 Inkl.: Anhaltende ängstliche Depression, Depressiv: Neurose,
Persönlichkeit(sstörung), neurotische Depression
 Exkl.: Ängstliche Depression (leicht, aber nicht anhaltend) (F41.2)
Therapie

F32
Antidepressiva
 Schlaf-Entzug
REM-Schlaf in der zweiten Nacht-Hälfte, also Morgen-Schlaf vermeiden durch frühes
Aufstehen
 Kognitive Verhaltenstherapie nach Beck (siehe dazu auch Abschnitt 10.2.7) und
Schematherapie nach Young
 Lichttherapie
2 Mal pro Tag morgens und abends je eine Stunde vor helle Lichtwand (Sonnenlicht
ähnlich), besonders bei Herbst-Depressionen
 Johanniskraut
aber Vorsicht bei Kombination mit Antidepressiva
 Bei schweren, schlecht behandelbaren Depressionen auch Elektrokrampf-Therapie
Künstlich in Krampfanfall schicken
5- 10 Behandlungen in 2 Wochen, 10 Minuten Vollnarkose
bei schwerer Depression (mit Wahn, hohe Suizidalität, depressiver Stupor, wenn
andere Medikamente nicht anschlagen)
Menschen mit Angst- und
Zwangs-Störungen (AZ)
 Phobische Störungen (F40)
 Andere Angst-Störungen (F41)
 Zwangs-Störungen
Phobische Störungen (F40)
 Allgemein
 Agoraphobie (F40.0)
 Soziale Phobie (F40.1)
 Spezifische (isolierte) Phobien (F40.2)
 Häufige spezifische Phobien
 Seltene spezifische Phobien
 Therapie
AZ
Allgemein
F40
 Definition: Eine Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschließlich oder
überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen
hervorgerufen wird.
In der Folge werden diese Situationen typischerweise
 vermieden oder
 mit Furcht ertragen.
 Die Befürchtungen des Patienten können sich beziehen auf
 Einzelsymptome wie Herz-Klopfen oder Schwäche-Gefühl,
 häufig gemeinsam mit sekundären Ängsten vor dem Sterben, Kontroll-Verlust
oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden.
 Allein die Vorstellung, dass die phobische Situation eintreten könnte, erzeugt meist
schon Erwartungs-Angst.
 Phobische Angst tritt häufig gleichzeitig mit Depression auf.

Ob zwei Diagnosen, phobische Störung und depressive Episode, erforderlich sind,
richtet sich nach dem zeitlichen Verlauf beider Zustands-Bilder und nach
therapeutischen Erwägungen zum Zeitpunkt der Konsultation.
Agoraphobie (F40.0)
 Definition: Eine relativ gut definierte Gruppe von Phobien, mit Befürchtungen,
 das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, in Menschen-Mengen und auf
öffentlichen Plätzen zu sein,
 alleine mit Bahn, Bus oder Flugzeug zu reisen.
 Die Vermeidung der phobischen Situation steht oft im Vordergrund, und einige
Agoraphobiker erleben nur wenig Angst, da sie die phobischen Situationen meiden
können.
 Prävalenz: Überwiegend sind Frauen betroffen.
 Komorbidität: Depressive und zwanghafte Symptome sowie soziale Phobien sind
als zusätzliche Merkmale gleichfalls häufig vorhanden.
 Prognose: Ohne effektive Behandlung wird die Agoraphobie häufig chronisch.
 F40.00 Ohne Angabe einer Panik-Störung
 F40.01 Mit Panik-Störung
 Eine Panik-Störung kommt als häufiges Merkmal bei gegenwärtigen oder
zurückliegenden Episoden vor.
F40
Soziale Phobie (F40.1)
F40
 Definition: Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen, die zu
Vermeidung sozialer Situationen führt.
Umfassendere soziale Phobien sind in der Regel mit niedrigem Selbst-Wert-Gefühl und
Furcht vor Kritik verbunden.
 Deutliche Furcht, sich in sozialen Situationen auf peinliche und erniedrigende Weise zu
verhalten.
 Ausgeprägte, anhaltende Angst vor sozialen oder Leistungs-Situationen, in denen die Person
 mit Unbekannten konfrontiert ist oder
 von anderen beurteilt werden könnte.
 Unmittelbare Angstreaktion bei Konfrontation.
 Die Ängste in sozialen Situationen werden jedoch auch als übertrieben bzw. unvernünftig und
unbegründet erlebt.
 Vermeidungs-Verhalten
 Beeinträchtigung der normalen Lebens-Führung
 Die psychischen, Verhaltens- oder vegetativen Symptome sind primäre Manifestationen der Angst.
 Die Angst muss auf bestimmte soziale Situationen beschränkt sein und darin überwiegen.
 Sie können sich in Beschwerden äußern wie




Erröten,
Hände-Zittern,
Übelkeit (Angst vor Erbrechen) oder
Drang zum Wasser-Lassen.
 Dabei meint die betreffende Person manchmal, dass eine dieser sekundären
Manifestationen der Angst das primäre Problem darstellt. Die Symptome können sich bis
zu Panik-Attacken steigern.
 Inkl.: Anthropophobie, soziale Neurose
Spezifische (isolierte) Phobien 1 (F40.2)
F40
 Definition: Phobien, die auf eng umschriebene Situationen wie Nähe von bestimmten
Tieren, Höhen, Donner, Dunkelheit, Fliegen, geschlossene Räume, Urinieren oder
Defäkieren auf öffentlichen Toiletten, Genuss bestimmter Speisen, Zahnarzt-Besuch oder
auf den Anblick von Blut oder Verletzungen beschränkt sind.
 Obwohl die auslösende Situation streng begrenzt ist, kann sie Panik-Zustände wie bei
Agoraphobie oder sozialer Phobie hervorrufen.





Ausgeprägte Angst vor einem spezifischen Objekt, einer spezifischen Situation
Konfrontation mit phobischen Reiz ruft unmittelbare Angst-Reaktion hervor
Person erkennt, dass Angst unbegründet oder übertrieben ist
Die phobischen Situationen werden gemieden
Phobie beeinträchtigt Lebens-Führung oder verursacht erhebliches Leiden
 Primär-Störungen: „Unangemessene" Angst/Furcht vor bestimmten Personen, Tieren,
Gegenständen oder Situationen
 Sekundär-Störungen: aus Angst Vermeidungs-Reaktionen
 Inkl.: Akrophobie (Höhen- oder Tiefen-Angst), einfache Phobie, Klaustrophobie, TierPhobien
 Exkl.: Dysmorphophobie (nicht wahnhaft) (F45.2) Nosophobie (Angst vor Krankheiten)
(F45.2 – hypochondrische Störung)
Häufige spezifische Phobien
 Erythophobie (Errötungs-Furcht)
 Zoophobie (bezogen auf zahlreiche Tierarten)
 Akrophobie (Höhen-Angst; akron = gr. Spitze, Gipfel oder Tiefen-Angst)
 Agoraphobie (agora = gr. Marktplatz) (in Situationen kommen, in denen man nicht
fliehen kann)
 Klaustophobie (claustrum = lat. Verschlossener Raum)
 Nosophobie (Krankheits-Furcht) als
 Aids-Phobie
 Karzinophobie (Angst vor Krebs-Erkrankungen)
 Algophobie (algos = gr. Schmerz)
 Phobophobie (Furcht vor Angst-Anfällen )
 Arachnophobie (Angst vor Spinnen)
F40
Seltene spezifische Phobien
 Paruresis: BlasenEntleerungs-Störung,
Angst, in der
Gegenstände
 Gerontophobie: Furcht vor
Öffentlichkeit zu
alten Menschen oder
pinkeln
Ailurophobie: Katzen
krankhafte Furcht, selbst zu  Prüfungs-Angst
Akarophobie: Insekten
altern
 SchwangerschaftsAnthophobie: Blumen
 Gymnophobie: Nacktheit
Phobie: auch vor
Anthropophobie:
Geburt
 Gynophobie: Frauen
Menschen-Scheu
 Halitophobie: Mund-Geruch  Sitophobie: Nahrung
Aquaphobie oder
 Taphephobie: Als

Herpetophobie:
Reptilien,
Hydrophobie: Wasser
Scheintoter lebendig
Schlangen
begraben werden
Arbeitsplatz-Phobie
 Hoplophobie: Schuss-Waffen  Tetraphobie:
Blut-Phobie
oder bewaffnete Personen
abergläubische Angst
Canophobie: Hunde
vor der Zahl vier
 Logophobie: Sprech-Angst
Coulrophobie: Clowns
 Triskaidekaphobie:
 Mysophobie: Kontakt mit
abergläubische Angst
Emetophobie: Erbrechen
Schmutz oder Ansteckung
vor der Zahl dreizehn
durch
Bakterien,
Viren
Enochlophobie:
 Trypanophobie: Angst
Menschen-Massen
 Oralphobie oder
vor Spritzen/
(zerquetscht werden)
Odontophobie: ZahnInjektionen
Behandlungs-Phobie
Fahr- und Flug-Angst
 Achluophobie: Dunkelheit  Gelotophobie: ausgelacht
werden
 Aichmophobie: Spitze












F40
Therapie
 Kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung einer AngstStörung, wenn identifizierbare Angst-Auslöser vorhanden sind und
der Patient Vermeidungs-Verhalten zeigt:
 Reiz-Konfrontation (systematische Desensibilisierung oder
Exposition)
 Vermittlung eines Erklärungs-Modelles (Psychoedukation) für
Phobie (primär) und Vermeidungs-Verhalten (sekundär)
F40
Andere Angststörungen (F41)
 Allgemein
 Panik-Störung: Kennzeichen (F41.0)
 Panik-Störung (F41.0)
 Generalisierte Angst-Störung (F41.1)
AZ
Allgemein (A)
 Angst-Störungen
 Begleit-Erkrankungen (Komorbidität)
 Angst-Ursachen
 Kognitive Schemata und Sozialkompetenz
 Entwicklungs-Modelle
 Lerntheoretische Modelle
 Psychodynamische Modelle 1
 Psychodynamische Modelle 2
 Psychodynamische Modelle 3
 (Neuro-) Biologische Modelle 1
 (Neuro-) Biologische Modelle 2
F41
Angst-Störungen
 Angst: Begleit-Symptom vieler körperlicher Erkrankungen (z. B. Hyperthyreose, HerzRhythmus-Störungen)
 Angst auch bei:
 Intoxikation durch psychotrope Substanzen (F10.0-F18.0) oder Entzug (F10.3-F18.3 und
F10.4-F18.4)
 PTBS (F43.1), Anpassungsstörungen (F43.2), andauernder Persönlichkeitsveränderung nach
Extrembelastung (F62.0)
 viele Persönlichkeitsstörungen, z. B. ängstliche (vermeidende) (F60.6), abhängige
(asthenische) (F60.7)
 Zwangsstörung (F42)
 beginnender Psychose, als Prodromalphase der Schizophrenie (F20) oder der depressiven
Episode (F31-F33)
 Angst: Als frei flottierende (umherschweifende) unbestimmte Angst und als anfallartig
auftretende Panik; verbunden mit vegetativen Symptomen. Nach Psychoanalyse ist
Angst eine frei flottierende Triebenergie
 Definition der Angst-Störungen: Bei diesen Störungen stellen Manifestationen der
Angst die Hauptsymptome dar, ohne auf eine bestimmte Umgebungs-Situation
bezogen zu sein.
 Depressive und Zwangs-Symptome, sogar einige Elemente phobischer Angst können
vorhanden sein, vorausgesetzt, sie sind eindeutig sekundär oder weniger ausgeprägt.
 Prävalenz: Etwa 10% der Bevölkerung leiden im Lauf ihres Lebens unter
behandlungsbedürftiger Angst.
A
Begleit-Erkrankungen (Komorbidität)
Angst-Störungen weisen eine hohe Komorbidität sowohl untereinander, als auch zu
Depressionen, somatoformen Störungen und Substanz-Störungen (intrapersonal
gesteuerter Gebrauch von psychotropen Stoffen) auf.
Die Wahrscheinlichkeit, eine komorbide Störung zu entwickeln, ist bei Panik-Störungen
und Agoraphobie am höchsten.
Sekundäre Depressionen sind am häufigsten bei Panik-Störungen, gefolgt von der
Generalisierten Angst-Störung und der Agoraphobie.
Substanz-Störungen als Folge einer Angst-Störung werden als Versuch der SelbstMedikation betrachtet.
Angst bei Depressionen
 Episode (F32)
 Rezidivierend (F33)
 Dysthymia (F34.1) min 2
Jahre
 andauernde
PersönlichkeitsVeränderung nach
Extrembelastung (F62.0)
Angst bei anderen Störungen
 Phobische Störungen (F40), Panik-Störungen (F41.0) und
Generalisierte Angst-Störung (F41.1)
 Posttraumatische Belastungs-Störung (PTBS) (F43.1) nach einem
Monat bis 6 Monate
 Anpassungs-Störung (reaktive Depression) (F43.2) mit kurzer
(F43.20) oder längerer depressiver Reaktion (F43.21) Angst und
depressive Gefühle gemischt (F43.22)
Beeinträchtigung von anderen Gefühlen, z. B. Trauer (F43.23)
Sozialverhalten beeinträchtigt (F43.24) aber nicht länger als 6
Monate sonst (F62.0)
 Zwangs-Störungen (F42) (Angst, wenn Ritual unterbrochen)
 Persönlichkeits-Störungen als Borderline (F60.31), ängstlich
(vermeidend) (F60.6) oder abhängig (asthenisch) (F60.7)
A
Angst-Ursachen
A
 Wie bei den meisten psychischen Störungen gibt es auch bei der generalisierten
Angst-Störung, bei sozialen Ängsten, Panik-Attacken und Phobien nicht die eine
bekannte Ursache.
 Stattdessen geht man auch hier von einer Vielzahl verursachender oder auslösender
Faktoren aus, die erst im Zusammen- und Wechsel-Wirken den tatsächlichen
Ausbruch der Störung bewirken.
 Je nach psychiatrischer oder psychotherapeutischer Schule werden naturgemäß
andere Ursachen in den Blick genommen und gegebenenfalls weiter erforscht.
So tragen alle in der Fachwelt anerkannten theoretischen Ausrichtungen aus ihrem
speziellen Blickwinkel zur Erforschung von Ursache und Entstehung (Entwicklung)
dieser Störungen bei.
 Psychologische Erklärungs-Modelle der Angst unterscheiden zunächst zwischen Angst
als Zustand und Angst als Persönlichkeits-Eigenschaft.
 Es gibt bereits einige Versuche, Angst oder Ängstlichkeit als PersönlichkeitsEigenschaft aufzufassen. Hierbei hat sich ein dimensionaler Ansatz im Gegensatz zu
einer Kategorisierung bewährt. Persönlichkeits-Modelle der Psychologie, die
dimensional konzipiert sind, zeigen im Wesentlichen eine Übereinstimmung in der
Annahme, dass es eine Art genetischer Disposition zur „Ängstlichkeit“ gibt, die bei
starker Ausprägung (Dimensionierung) eine Schwachstelle (vulnerabler Bereich) in der
psychischen Konstitution darstellt und dann in der späteren Entwicklung zum
Kristallisations-Punkt einer Angst-Störung werden kann.
Kognitive Schemata und Sozialkompetenz
 Es ist unbestritten, dass Menschen, die unter vermehrten Ängsten leiden, die
Welt anders und teilweise verzerrt wahrnehmen.
 Auf Dauer gesehen wird aus dieser verzerrten Wahrnehmung dann eine falsche
„Bewertung“ der äußeren Welt.
Man spricht in der kognitiven Therapie von der Entwicklung und Einnistung
sogenannter „maladaptiver kognitiver Schemata“, also einer Art
verinnerlichter „Vorurteile“ oder zumindest „Fehlurteile“ über die Gefährlichkeit
der Welt.
 In einem weiteren Schritt kommt es dann zu einem unangemessen starken
„Vermeidungs-Verhalten“, um diesen vermeintlich drohenden Gefahren
auszuweichen.
 Dieses „Vermeidungs-Verhalten“ wiederum führt zu einer mehr oder weniger
starken, oft fortschreitenden Einengung des Aktions-Radius und der Aktivitäten
überhaupt, im weiteren Schritt oft zu Rückzug und Isolation.
Der Betreffende bleibt in der Regel mehr oder weniger weit hinter seiner
eigentlichen gesellschaftlichen Leistungs-Fähigkeit zurück.
Der Erwerb einer verlässlichen Sozialkompetenz wird dadurch erschwert oder
sogar verhindert.
A
Entwicklungs-Modelle
A
Aus der Entwicklungs-Psychologie und aus der täglichen Erfahrung mit Kindern ist
bekannt, dass es gewisse „typische“ und „altersgebundene“ Ängste gibt, z. B. das
„Fremdeln“, die „Trennungs-Angst“, die „Schul-Angst“, „Tier-Ängste“.
Er weist darauf hin, dass Zusammenhänge bestehen zwischen
 dem späteren Auftreten von Panik-Störung oder Agoraphobie einerseits und
frühkindlichen Trennungs-Ängsten bzw. Trennungs-Ängsten und Schul-Phobie
andererseits
 dem späteren Auftreten einer generalisierten Angst-Störung einerseits und frühen
familiären Traumatisierungen „(Konflikte zwischen den Eltern, Konflikte mit den
Eltern, sexuelle Traumatisierungen, mangelhafte Aufmerksamkeit, niedriges Prestige
der Familie, stärkere körperliche Züchtigungen)“ resp. Aufwachsen in einer
Alkoholiker-Familie andererseits
 dem späteren Auftreten von Phobien einerseits und kindlicher Angst vor Beschämung
bei hohen elterlichen Ansprüchen ,sozialphobischem Vorbild-Verhalten der Mütter
oder übertriebener Besorgnis der Eltern vor Kritik durch Außenstehende
andererseits.
Lerntheoretische Modelle
A
 Der lerntheoretische Ansatz geht davon aus, dass Ängste durch (klassische und
operante) „Konditionierung“ entstehen im Sinne von pathologischen (=krankhaften,
unangemessenen) Angst-Reaktionen auf ursprünglich neutrale Stimuli, die durch
zeitliche und/oder räumliche Kontingenz zu einer realen angstauslösenden Situation im
Rahmen von Lern-Erfahrungen zu einem konditionierten Angst-Stimulus werden.
Durch Vermeiden dieser Situation wird der Stimulus vermieden und damit auch die
Angst reduziert. Das führt zu einer negativen Verstärkung des Vermeidungs-Verhaltens,
d. h. der Betreffende „lernt“, dass das Vermeiden gut für ihn ist, indem es ihn vor
aufkommenden Ängsten schützt.
 Wie bei den kognitiven Schemata handelt es sich um ein fehladaptiertes, d. h. nicht
wirklichkeitsgerechtes Lernen, bei dem zwischen der eigentlichen Angst-Quelle und dem
symbolischen Stimulus nicht mehr unterschieden werden kann. Aufgrund der
anhaltenden Vermeidung bleibt eine korrigierende Lern-Erfahrung aus, sodass sich
pathologische Angst-Reaktion „etabliert“.
 Bei der Panik-Störung spielt eine positive Rückkopplung „zwischen körperlichen
Sensationen (z. B. wahrgenommene Veränderung der Herz-Rate) und kognitiven
Bewertungs-Vorgängen als Gefahr (z. B. „drohender Herz-Infarkt“) mit einer hieraus
resultierenden eskalierenden Angst-Reaktion“ eine große Rolle.
 Eine wichtige Bedeutung insbesondere bei der Entstehung einer generalisierten
Angststörung, aber auch einer Panik-Störung kommen schwerwiegenden, negativen
(und traumatisierenden) Lebens-Ereignissen (sogenannte „life events“) zu.
Psychodynamische Modelle 1
A
 Die unmotivierte, nicht objektgebundene Angst kann als existentielle Angst (UntergrundAngst) im normalen und nichtneurotischen Seelen-Leben als allgemeine Grunderfahrung
des Menschen vorkommen.
Sie kann aber bei der Angst-Neurose auch Leit-Symptom einer neurotischen
Entwicklung sein; doch muss hier stets vorrangig eine endogene, schizophrene oder
zyklothyme Erkrankung ausgeschlossen werden.
 Bei der Angst-Neurose tritt die Angst bei den hilflos-anklammernd erscheinenden
Patienten als mit vegetativen Symptomen einhergehender Angst-Anfall (der
phänomenologisch der „neurotischen Herz-Phobie“ und den „dysästhetischen Krisen“
bei endogenen Psychosen entsprechen kann) oder als nicht auf ein bestimmtes Objekt
bezogenes, frei flottierendes, intensives, länger anhaltendes Angst-Syndrom auftritt.
 Freud nahm ursprünglich als Ursache einen aktuellen Konflikt in Form sexueller
Frustration mit Umsetzung verdrängter Libido in einen Angst-Affekt an, z. B. bei Coitus
interruptus oder Aufgabe von Ipsation (Onanie).
Später und bis heute denkt man mehr an Trennungs-Ängste (Verlassen-Werden und
dadurch bedingte Hilflosigkeit) bei Menschen, die in der Biographie Züge von
Trennungs-Empfindlichkeit (angstneurotische Familien-Konstellation) zeigen und stark
von Schutz-Figuren abhängig sind; ähnlich wie bei der Herz-Phobie kann die
Anwesenheit von Schutz-Figuren, z. B. eines Arztes, das Symptom beheben.
Psychodynamische Modelle 2
A
 Angstneurotische Symptome kommen für sich allein oder kombiniert mit anderen
neurotischen Erscheinungen, z. B. auch mit – lokalisierten – Phobien vor.
Übereinstimmung besteht darin, dass Angst-Neurosen wie Phobien Ausdruck ungelöster
Konflikte sind, wobei besonders die unbewusste Angst, Zuwendung zu verlieren,
alleingelassen zu werden, Aggressions-Hemmung und Verkehrung ins Gegenteil eine
Rolle spielen.
 Sigmund Freud kannte das Phänomen Angst in zwei Zusammenhängen:
 als Ausdruck bzw. als Folge eines innerpsychischen Konfliktes, etwa zwischen
einem verbotenen triebhaften Impuls und einem strengen Gewissen. Angst resultiert
hiernach durch die unvollständige Unterdrückung einer Wunschregung, z. B. eines
sexuellen Verlangens und der Angst vor Bestrafung, sie ist Ergebnis eines
Abwehrvorganges.
 als Signal-Angst. In dieser Funktion signalisiert die Angst dem Ich das
Vorhandensein einer inneren Bedrohung, z. B. durch ähnliche Konflikte wie oben
genannt. Sie steht dann am Beginn einer Schutz-Maßnahme durch das Ich und ist
somit Initiator eines Abwehr-Vorganges.
 Nach psychoanalytischem Verständnis handelt es sich bei der Ausbildung einer Phobie
in allererster Linie um eine aktive psychische Leistung und zwar im Besonderen um das
Ergebnis einer intrapsychischen Abwehr: angsterregende Bewusstseinsinhalte werden
verdrängt, wobei an die Stelle der ursprünglichen Inhalte (es kann sich um Vorstellungen
oder Gefühle handeln) belanglose äußere Situationen gesetzt werden.
Psychodynamische Modelle 3
A
 Die Angst wird also an einen anderen „harmlosen“ Ort verschoben, dem der „eigentliche
(verbotene und deshalb angstbesetzte und verdrängte) Inhalt“ nicht mehr angesehen
und zugeordnet werden kann.
Die Verschiebung ist selbst für den Betreffenden selber nicht mehr bewusst, auch er
staunt, wo die Angst herkommt. Es ist zu beachten, dass die Phobie mehr als einfache
Verdrängung ist. Diese würde zu einer akzeptablen Lösung nicht ausreichen.
 Durch die Verdrängung des spezifischen Vorstellungs-Inhaltes erfährt nämlich die vorher
gebundene und gerichtete Furcht eine Regression zu einer ungebundenen
entdifferenzierten diffusen Angst, die wegen des freien Flottierens äußerst schlecht zu
ertragen ist. In einer zweiten Phase muss daher der Hauptabwehr-Mechanismus des
phobischen Modus, nämlich die Verschiebung, zum Einsatz kommen, wodurch
„künstlich“ die Bindung an einen neuen Inhalt erreicht wird.
Eine Form der Angst wird als Abwehr gegen eine andere Angst benutzt.
 Der Vorteil des Verschiebungs-Mechanismus liegt darin, dass aus der ursprünglichen
inneren Gefahr eine äußere konstruiert wird: eine äußere Gefahr hat den „Vorteil“, dass
sie leichter vermieden werden kann als eine innere.
 Wie bei allen neurotischen Lösungs-Versuchen handelt es sich auch bei der Phobie um
einen Kompromiss, der darin besteht, dass auf der einen Seite die verbotenen Wünsche
und Strebungen unbewusst bleiben können und nicht wirksam werden, auf eine
verzerrte Weise, nämlich als phobische Reaktion, aber dennoch partiell ausgelebt
werden können.
(Neuro-) Biologische Modelle 1
 Schilddrüsen-Fehlfunktionen: Sowohl eine Überfunktion (Ursache: meist
Morbus Basedow oder Schilddrüsen-Autonomie) als auch eine Unterfunktion
(Ursache: meist Hashimoto-Thyreoiditis) der Schilddrüse können zu Angst
und Panikattacken führen. Dies kann bei Hashimoto auch im AnfangsStadium vorkommen, wenn die Labor-Werte noch unauffällig sind.
 Das neuroanatomische Modell:
Bei der Angstregulation sind vor allem
 der Hirnstamm (Locus caeruleus, Raphe-Kerne, Nucleus
paragigantocellularis)
→ Regelung des Niveaus des Arousals (der Erregung)
 das sogenannte „limbische System“ aus Amygdala (Angst-Entstehung),
Hippocampus, Nuclei septi und Hypothalamus
→ Induktion und Modifikation von Angst
 der präfrontale Cortex
→ Integration von Informationen aus verschiedenen Hirn-Arealen,
Bewertung, Planung beteiligt.
A
(Neuro-) Biologische Modelle 2
Das Neurotransmitter-/Rezeptor-Modell:
In der Pathophysiologie von Ängsten wird die Rolle verschiedenster NeurotransmitterSysteme (chemische Botenstoff-Systeme) diskutiert. Es handelt sich dabei um
 das GABA-System: Der GABA-Rezeptor ist sehr weit im Gehirn und Rückenmark verbreitet
und der wichtigste inhibitorische (hemmende) Rezeptor im ZNS. Im Thalamus wirkt GABA an
der Einleitung und Aufrechterhaltung des Schlafs. Die inhibitorische Gamma-AminoButtersäure (GABA) ist der am meisten mit Angst-Störungen und deren medikamentöser
Behandlung in Verbindung gebrachte Transmitter. Die Substanz-Gruppe der „Benzodiazepine“
setzt mehrheitlich am sogenannten GABA-A-Rezeptor-Komplex an, bewirkt dort über die
Freisetzung von Chloridionen eine Hyperpolarisation der Rezeptor-Membran, was zu einer
Verstärkung der gaba-ergen Hemmung der Ansprechbarkeit des Rezeptors gegenüber
erregenden Impulsen führt. Dieser indirekte Effekt der Verstärkung einer gaba-ergen
Hemmung durch Benzodiazepine führt klinisch zur Reduktion der Angst-Symptomatik.
 das serotonerge System: Verschiedene Serotonin-Rezeptoren (5-HT1A-Rezeptor sowie 5HT2- und 5-HT1C) des serotonergen Systems sind ebenfalls an der Angst-Modulation
beteiligt. Deshalb wirken folgende Substanzen angstlösend (anxiolytisch)
 Buspiron
 Imipramin, MAO-Hemmer, Trazodon
 SSRI, MAO-Hemmer
 das noradrenerge System ist wesentlich für die körperlichen Begleit-Symptome bei AngstZuständen verantwortlich und wird über postsynaptische ß1-Rezeptoren vermittelt.
 sogenannte exzitatorische (=Rezeptor-anregende) Aminosäuren
 andere Neurotransmitter.
A
Therapie der Angst (TdA)
 Tiefen-Psychologie
 Verhaltens-Therapie
 Medikamente
A
Tiefen-Psychologie
 Psychoanalytische und tiefenpsychologische BehandlungsMethoden basieren auf den theoretischen Grundannahmen der
Psychoanalyse, denen zufolge die Angst-Symptomatik Ausdruck eines
unbewussten Konfliktes mit misslungener Kompromiss-Lösung ist.
 Die Aufdeckung dieses Konfliktes und das „Durcharbeiten“ unter
Reaktivierung der ursprünglichen Affekte soll den Angst-Affekt dann
überflüssig machen und wieder zum Verschwinden bringen.
TdA
Verhaltens-Therapie
TdA
 Bei der Verhaltens-Therapie der Phobien, Angst- und Panik-Störungen geht es v. a.
darum, sich den Ängsten und angstbesetzten Situationen gezielt und in zunehmender
Dosis auszusetzen, bis alle zuvor gemiedenen Situationen wieder in Besitz genommen
und in das normale Leben integriert werden können.
Man bedient sich hierzu der Reiz-Konfrontation, die in zwei Formen ablaufen kann.
 Reiz-Überflutung („flooding“):
Es erfolgt unter paralleler therapeutischer Begleitung eine Konfrontation mit einer
maximal angstauslösenden Situation, die solange ausgehalten werden muss, bis eine
physiologische Gewöhnung eintritt und der Patient lernt, dass die gefürchteten
katastrophalen Folgen ausbleiben.
Auf dieses Verfahren wird im deutschsprachigen Raum inzwischen wegen ethischer
Bedenken weitgehend verzichtet.
 Abgestufte Reiz-Exposition: systematische Desensibilisierung durch stufenweise
gesteigerte Reizexposition, bis alle Hierarchie-Stufen bis zum Maximum durchlaufen
wurden.
 Bei der Kognitiven Therapie, die häufig mit klassischen verhaltenstherapeutischen
Verfahren kombiniert wird, soll der Patient seinen Denk- und Bewertungs-Stil ändern.
Theoretische Grundlage ist die Annahme, dass vor allem eine „Fehlbewertung“ der
angstauslösenden Situation die heftige Angst und Vermeidungs-Reaktion hervorruft und
immer weiter verstärkt.
Dabei kann die Frage nach der Finalität der Angst sehr hilfreich sein:
Was möchte der Patient mit seiner Angst (unbewusst) erreichen.
Medikamente
TdA
 Meist werden zunächst Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) angewandt,
welche die höchste Wirksamkeit bewiesen haben.
Bei Nichtansprechen kann man auch Buspiron, trizyklische Antidepressiva oder
MAO-Hemmer versuchen.
Vielfach werden auch Benzodiazepine verwendet, die anfangs gut wirken, aber zur
Gewöhnung führen können und schon nach wenigen Wochen die Gefahr einer
Abhängigkeit beinhalten.
Generell sind die Erfolgs-Aussichten für eine medikamentöse Behandlung
schlechter als bei Depressionen oder Schizophrenien.
Die Gefahr des Wiederauftretens von Symptomen nach Absetzen der Medikamente
ist hoch.
 Zum Einsatz kommen:








Antidepressiva
SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer)
SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer)
trizyklische Antidepressiva, z. B. Imipramin oder Clomipramin
reversibler MAO-Hemmer Moclobemid
irreversibler MAO-Hemmer Phenelzin
Buspiron
kurzzeitig: Benzodiazepine, z. B. Alprazolam, Clonazepam und Lorazepam
 Um das Abhängigkeits-Risiko auf ein Minimum zu reduzieren, sollten
Benzodiazepine nur nach sorgfältiger Prüfung der Indikation verschrieben und über
möglichst kurze Dauer eingenommen werden.
Ob eine Weiterführung der Behandlung notwendig ist, muss regelmäßig überprüft
werden.
Panik-Störung: Kennzeichen (F41.0)
F41
 Wiederkehrende, unerwartete, plötzliche, anfallsweise schwere Angst-Attacken
(Panik), die nach 10 bis 30 Minuten wieder abnehmen
(Sie beschränken sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände,
treten also in unterschiedlichen Situationen und unter unterschiedlichen Umständen
auf.)
 ausgeprägte körperliche/vegetative Symptome wie








Atem-Not (Erstickungs-Gefühle) und Beklemmungs-Gefühl in der Brust (Brust-Schmerz)
Schwindel als Unsicherheits- und Ohnmachts-Gefühl,
plötzlich auftretendes Herz-Klopfen
Schwitzen (kalter Schweiß),
Zittern,
Magen-Darm-Beschwerden (Brech-Reiz, Übelkeit, Durchfälle, Darm-Krämpfe etc.),
Entfremdungs-Gefühle als Depersonalisation und Derealisation,
Furcht zu sterben (Hirn-Schlag oder Herz-Infarkt), vor Kontroll-Verlust oder die Angst,
wahnsinnig zu werden
 Bei mindestens einer Attacke folgt ein Monat lang mindestens ein Symptom, z. B.
 Besorgnis über weitere Attacken: Person entwickelt Erwartungs-Angst (Angst vor
der Angst), wodurch nächste Attacke gebahnt wird
 Sorgen über Bedeutung der Attacken
 Deutliche Verhaltens-Änderungen infolge der Attacken
 Orte, an denen die Attacke aufgetreten ist, werden gemieden (zusätzlich etwa
Agoraphobie)
Panik-Störung (F41.0)
F41
 Prävalenz:
 Angst- und Panik-Störung circa 2 - 3 %
(inkl. Herz-Phobie – Männer im mittleren Alter)
 Circa 10% einzelne Attacken
 Erstmanifestation oft im 3. Lebens-Jahrzehnt (vor dem 30. Lebens-Jahr)
 Prognose: Nimmt unbehandelt einen chronischen Verlauf
 Die Panik-Störung soll nicht als Hauptdiagnose verwendet werden, wenn der Betroffene
bei Beginn der Panik-Attacken an einer depressiven Störung leidet.
Unter diesen Umständen sind die Panik-Attacken wahrscheinlich sekundäre Folge der
Depression.
 Inkl.: Panik-Attacke, Panik-Zustand
Exkl.: Panik-Störung mit Agoraphobie (F40.01)
 Panik-Störung mit Agoraphobie (F40.01)
 Symptome der Panik-Störung
 Angst an Orten oder in Situationen zu sein,
 von denen eine Flucht schwierig oder peinlich sein könnte oder
 wo im Falle einer Panik-Attacke keine Hilfe verfügbar wäre
 Die Situationen werden
 gemieden oder
 nur mit deutlichem Unbehagen durchgestanden oder
 nur in Begleitung aufgesucht
 Prävalenz: Panik mit Agoraphobie bei Frauen doppelt so häufig wie bei Männern
Generalisierte Angst-Störung (F41.1)
F41
 frei flottierende Angst (generalisiert, nicht auf bestimmte Umgebungs-Bedingungen
beschränkt oder auch nur besonders betont in solchen Situationen)
 Angst ist ständig da und hält über 6 Monate an
 Schwierigkeiten mit der Kontrolle von Sorgen (Man macht sich über alles Mögliche
Sorgen. Häufig wird die Befürchtung geäußert, der Patient selbst oder ein Angehöriger
könnten demnächst erkranken oder einen Unfall haben.)
 auch durchsetzt mit Panikattacken = unerwartet, ohne Zusammenhang zur
angstauslösenden Situation
 Bedeutsame Beeinträchtigung beruflich oder privat
 Mindestens 3 der Symptome:






Konzentrations-Schwierigkeiten
Muskel-Anspannung
Schlaf-Störungen
Ruhelosigkeit
Ermüdbarkeit
Reizbarkeit







ständige Nervosität,
Zittern,
Schwitzen,
Benommenheit,
Herzklopfen,
Schwindelgefühle oder
Oberbauchbeschwerden.
 einhergehend mit starken körperlichen Symptomen, wobei die wesentlichen
Symptome variabel sind. Beschwerden gehören zu diesem Bild wie
 Inkl.: Angst-Neurose, Angst-Reaktion, Angst-Zustand
 Prävalenz: 8,5 %
Zwangs-Störungen (F42)
 Allgemein
 Vorwiegend Zwangs-Gedanken (F42.0)
 Vorwiegend Zwangs-Handlungen (F42.1)
 Differentialdiagnose
 Komorbiditäten
 Zwänge als Symptom anderer Erkrankungen
 Zwangs-Ursachen
 Verhaltenstherapeutische Modelle 1
 Verhaltenstherapeutische Modelle 2
 Tiefenpsychologische Modelle
 Biologische Modelle 1
 Biologische Modelle 2
 Verhaltens-Therapie
 Psychopharmakotherapie
 Kombinations-Therapie
 Unterstützende Maßnahmen
AZ
Allgemein
F42
 Wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende Zwangs-Gedanken und ZwangsHandlungen.
Prävalenz: 2%
 Zwangs-Gedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Patienten
immer wieder stereotyp beschäftigen. Sie sind fast immer quälend, der Patient
versucht häufig erfolglos, Widerstand zu leisten. Die Gedanken werden als zur
eigenen Person gehörig erlebt, selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig
abstoßend empfunden werden.
Sie werden von den Betroffenen meist als sinnlos erlebt.
 Zwangs-Handlungen oder Zwangs-Rituale sind Stereotypien, die ständig wiederholt
werden. Sie werden weder als angenehm empfunden, noch dienen sie dazu, an sich
nützliche Aufgaben zu erfüllen. Der Patient erlebt sie oft als Vorbeugung gegen ein
objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er
selbst Unheil anrichten könnte. Beim Versuch, Zwangs-Handlungen zu unterlassen,
treten innere Anspannung und Angst auf. Im Allgemeinen wird dieses Verhalten als
sinnlos und ineffektiv erlebt, es wird immer wieder versucht, dagegen anzugehen.
Angst ist meist ständig vorhanden. Werden Zwangs-Handlungen unterdrückt,
verstärkt sich die Angst deutlich. Zwangs-Handlungen können im Zusammenhang mit
postpartalen Depressionen und /oder postpartalen Psychosen auftreten.
 Inkl.: Anankastische Neurose, Zwangs-Neurose
Exkl.: Zwangs-Persönlichkeit(sstörung) (F60.5)
Vorwiegend Zwangs-Gedanken (F42.0)
F42
 Definition: Diese können die Form von zwanghaften Ideen, bildhaften Vorstellungen
oder Zwangs-Impulsen annehmen, die fast immer für die betreffende Person quälend
sind. Manchmal sind diese Ideen eine endlose Überlegung unwägbarer Alternativen,
häufig verbunden mit der Unfähigkeit, einfache, aber notwendige Entscheidungen des
täglichen Lebens zu treffen.
 Die Beziehung zwischen Grübel-Zwängen und Depression ist besonders eng.
 Eine Zwangs-Störung ist nur dann zu diagnostizieren, wenn der Grübel-Zwang nicht
während einer depressiven Episode auftritt und anhält.
 Zwangs-Gedanken: In einer Untersuchung wurden die Themen der Zwangs-Gedanken
von Betroffenen erfragt. Am häufigsten wurden dabei genannt:
 Schmutz oder Verseuchung (menschliche o. a. Exkremente, Schmutz, Staub,
Samen, Menstruations-Blut, Keime, Infektionen)
 Gewalt und Aggression (körperlicher oder verbaler Angriff auf sich selbst oder
andere Personen; Unfälle, Missgeschick, Krieg, Katastrophen, Tod)
 Ordnung (Ordentlichkeit, Symmetrie-Bestrebungen in der Ausrichtung von
Gegenständen usw.)
 Religion (Existenz Gottes, religiöse Praktiken und Rituale, Glaubens-Sätze,
moralische Einstellungen) oder Magie
 Sexualität (sexuelle Handlungen an sich oder anderen, inzestuöse Impulse,
sexuelle Leistungs-Fähigkeit)
Vorwiegend Zwangs-Handlungen (F42.1)
F42
Definition: Die meisten Zwangshandlungen (Zwangs-Rituale) beziehen sich auf Reinlichkeit
(besonders Hände-Waschen), wiederholte Kontrollen, die garantieren, dass sich eine
möglicherweise gefährliche Situation nicht entwickeln kann, auf Themen wie Schmutz und
Ordnung wie Waschzwang, Kontrollzwang, Zählzwang und Putzzwang und andere Formen
übertriebener Ordnung und Sauberkeit.
Diesem Verhalten liegt die Furcht vor einer Gefahr zugrunde, die den Patienten bedroht
oder von ihm ausgeht; das Ritual ist ein wirkungsloser oder symbolischer Versuch, diese
Gefahr abzuwenden.
Zwangs-Impulse selbst- und fremdschädigender Art werden durch Rituale
reguliert/unterdrückt.
 Ein Zwangs-Neurotiker hat pathologische Schuld-Gefühle.
Nach Freud Ursprung in der analen Phase (oral, anal, phallisch-ödipal, latenz, genital)
 Auftreten in der Adoleszenz – 90 % vor dem 40-sten Lebensjahr
 Impulse, Gedanken, Handlungen drängen sich auf – charakteristischerweise von
Patienten als unsinnig apostrophiert
 Die Zeangs-Handlung wird als unangenehm erlebt
 Mindestens zwei Wochen anhaltende Störung (an den meisten Tagen)
 Bei Unterlassen/Nichtausführung unerträgliche, starke Ängste.
 Angst muss in ein Ritual gepackt werden
Differentialdiagnose
F42
 Gelegentliche Panik-Attacken oder leichte phobische Symptome sind mit der Diagnose
vereinbar. Obwohl bei den Zwangs-Störungen auch Ängste eine Rolle spielen, zählen sie nicht
zu den Angst-Störungen im engeren Sinne.
 Abgrenzung zur Schizophrenie: Patienten mit Zwängen haben kein erhöhtes Risiko
gegenüber der Allgemein-Bevölkerung, an einer Schizophrenie zu erkranken. Allerdings treten
Zwänge auch im Rahmen von Schizophrenien auf. Bei Patienten, die an einer Schizophrenie
leiden, scheint das Vorliegen von Zwangs-Symptomen die Prognose hinsichtlich LebensQualität und Arbeits-Fähigkeit zu verschlechtern.
 Abgrenzung zur zwanghaften Persönlichkeits-Störung: Es besteht kein nachweisbarer
Zusammenhang zwischen einer symptomatischen Zwangs-Störung und einer zwanghaften
Persönlichkeits-Störung. Während die Zwanghaftigkeit im Rahmen der zwanghaften/
anankastischen Persönlichkeits-Störung vom Betroffenen als „ich-synton“, also als mit seiner
Person vereinbar empfunden wird, wird die symptomatische Zwangs-Störung vom Betroffenen
als „ich-dyston“, also als ich-fremd und der Person nicht zugehörig empfunden.
 Zwangs-Symptome bei einer Tic-Störung (F95), beim Gilles-de-la-Tourette-Syndrom
(F95.2)und bei organischen psychischen Störungen (F06) werden nicht als Zwangs-Störung
diagnostiziert, sondern als Teil der entsprechenden Störungs-Bilder betrachtet.
Ebenso führen Tic-Symptome im Rahmen einer Zwangs-Störung nicht zwangsläufig zu einer
Diagnose des Tourette-Syndroms, da auch im Rahmen einer Zwangs-Störung Tic-Symptome
auftreten können.
 Des Weiteren sind Stereotypien bei Autismus (F84.0) zu unterscheiden.
 Reine Zwangs-Gedanken können auch in Zusammenhang mit postpartalen Depressionen
(F53) und/oder postpartalen Psychosen auftreten. In der Regel fürchtet die Mutter, sie könne
das Neugeborene schädigen.
Komorbiditäten
F42
 Wie auch bei anderen Angst-Störungen ist bei der Zwangs-Störung zu beobachten, dass sie
häufig gemeinsam mit anderen affektiven Störungen und Angst-Störungen auftritt.
Die Zwangs-Störung tritt am häufigsten in Kombination mit Depression (F32), Panik-Störung
(F41.0) und sozialer Phobie (F40.1) auf. Rund 80 Prozent der Betroffenen weisen
depressive Symptome auf, die aber nicht immer die Diagnose „Depressionen“ rechtfertigen.
Ein gutes Drittel leidet mindestens einmal im Leben an einer Depression. Bei 12 % der
Kranken tritt die körperdysmorphe Störung auf.
 Bei 50 Prozent der Betroffenen liegt gleichzeitig eine Persönlichkeits-Störung vor.
Die unter den Erkrankten am häufigsten auftretenden Persönlichkeits-Störungen sind die
abhängige (asthenische) (F60.7) und die selbstunsicher-vermeidende (F60.6).
Eine komorbide zwanghafte Persönlichkeits-Störung liegt dagegen deutlich seltener vor.
Generell weisen Zwangs-Kranke häufig problematische Interaktions-Muster bzw.
Persönlichkeits-Züge auf.
 Tic-Symptome (F95) treten auch im Rahmen von Zwangs-Störungen bisweilen auf.
Diese können je nach Art und Ausprägung der Zwangs-Störung selber zugeordnet oder als
separate Tic-Störung bzw. als Tourette-Syndrom (F95.2) diagnostiziert werden.
 Vor allem im angelsächsischen Wissenschafts-Betrieb wird zudem seit einigen Jahren das
Konzept des „Zwangs-Spektrums“ diskutiert.
Dabei wird postuliert, dass gewisse Erkrankungen, die sowohl in der DSM-IV als auch in der
ICD-10 zumeist anderen Kategorien zugeordnet werden, aufgrund ihrer Charakteristika auch
als Ausprägungen eines Spektrums von zwangsähnlichen Erkrankungen angesehen werden
können. Hierzu zählen insbesondere: bestimmte Formen der Hypochondrie mit
körperdysmorpher Störung (F45.2), Anorexia nervosa (F50.0), Depersonalisations-Störung
(F48.1), Tourette-Syndrom (F95.2), Trichotillomanie (F63.3), Hoarding (Tierhortung, MessieSyndrom) und pathologisches Spielen (F63.0).
Zwänge als Symptom anderer Erkrankungen
 Das Vorhandensein von Zwangs-Symptomen muss nicht gleich das
Vorhandensein einer Zwangs-Störung bedeuten.
Zwangs-Gedanken und Zwangs-Handlungen können unabhängig
von der klassischen Zwangs-Störung auch als Symptome im
Rahmen anderer neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen
vorkommen.
 In der englischsprachigen Wissenschafts-Literatur ist in diesem Fall
von „Obsessive Compulsive Symptoms“ bzw. „OCS“ die Rede.
Unter anderem ist dies der Fall im Rahmen
 des Tourette-Syndroms (F95.2),
 des Autismus (F84.0),
 bei Hirnschäden,
 bei Schizophrenie (F20) sowie
 bei neuropsychiatrischen Symptomen wie PANS/PANDAS
(Streptokokken-Infektion).
In der Regel sprechen die Zwangs-Symptome in diesen Fällen auf
eine Behandlung der verursachenden Grunderkrankung an.
F42
Zwangs-Ursachen
Hirn-StoffwechselStörung
ZwangsStörung
genetische
Veranlagung
F42
 Bis in die 1960-er Jahre beherrschten
psychoanalytische Erklärungs-Modelle das Bild der
Zwangs-Störung.
Nach der Entwicklung verhaltenstherapeutischer
Entstehungs-Theorien in der zweiten Hälfte des
zurückliegenden Jahrhunderts stehen, einhergehend
mit der medizintechnischen Entwicklung, in den letzten
Jahren v. a. die genetischen und neurophysiologischen
Zusammenhänge (Physiologische Grundlagen der
Zwangsstörung) im Fokus der Forschung.
 Der aktuelle Forschungs-Stand legt nahe, dass ein
individuell unterschiedliches Zusammenwirken aus
psychische
genetischer Veranlagung, Hirn-Stoffwechsel-Störung
Ursachen
und psychischen Ursachen (z. B. biographische
Faktoren oder Stress) der Grund für die Entwicklung
einer Zwangs-Erkrankung ist.
Eine einzige isolierte Ursache kennt man bis heute
nicht.
Verhaltenstherapeutische Modelle 1
F42
 In der Verhaltens-Therapie erklärt man die Entstehung von Zwangs-Symptomen über
das lerntheoretische Modell und die Begriffe des klassischen und operanten
Konditionierens.
 Ein ursprünglich neutraler Reiz, z. B. Schmutz, wird durch Kopplung an einen
angstbesetzten Stimulus zu einem stellvertretenden Auslöser für die Empfindung von
Angst oder Abneigung.
 Als Folge treten Zwangs-Handlungen (oder auch Zwangs-Gedanken) auf, um die
Angst zu reduzieren/neutralisieren.
 Durch die damit verbundene negative Verstärkung werden aber gerade diese
Zwangs-Handlungen operant konditioniert, d. h. sie werden verstärkt.
 Dieser Erklärungs-Ansatz entspricht der sog. Two-Factory-Theorie von Mowrer und
erklärt auf lerntheoretischer Basis die Entstehung und Aufrechterhaltung von
Zwängen und Ängsten.
Verhaltenstherapeutische Modelle 2
F42
 Eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Theorie geht davon aus, dass ZwangsStörungen durch die negative Bewertung von sich aufdrängenden Gedanken, die auch
bei gesunden Menschen von Zeit zu Zeit auftreten, und deren (anschließende)
Vermeidung entstehen. Die Vermeidung der auftretenden Gedanken kann kognitiv oder
auf Verhaltens-Ebene geschehen: Entweder wird versucht, die Gedanken zu
unterdrücken oder sie durch Handlungen zu „neutralisieren“ (bspw. bei Angst vor
Kontaminationen durch Hände-Waschen). Beide Vermeidungs-Reaktionen führen
jedoch nicht zu den erwünschten Effekten: Die Neutralisierungs-Handlung führt nur
kurzfristig zu einer Erleichterung, da sich die Gedanken, die das Verhalten ausgelöst
haben, weiterhin aufdrängen. Jedoch hat die Person gelernt, dass sie sich durch die
Handlung, wenn auch nur kurzfristig, Erleichterung verschaffen kann. Das Verhalten wird
somit negativ verstärkt. Gedankliches Unterdrücken hat andererseits einen paradoxen
Effekt: Durch aktives Unterdrücken verstärken sich Gedanken noch („rebound effect“).
 Die kognitionspsychologische Forschung identifizierte mehrere Faktoren, warum
„normale“ Gedanken von Menschen mit Zwangs-Störungen als so störend empfunden
werden:
 Depressive Stimmung: Stärkere depressive Stimmung bei diesen Menschen führt zu einer
Erhöhung in der Anzahl und Stärke von unerwünschten Gedanken.
 Strenger Verhaltens-Kodex: Außerordentlich hohe Moral-Maßstäbe tragen dazu bei, dass
insbesondere sexuelle und aggressive Gedanken viel weniger akzeptiert werden können.
 Dysfunktionale Überzeugungen von Verantwortlichkeit und Schaden: Menschen mit
Zwangs-Störungen glauben, dass ihre störenden negativen – vollkommen normalen –
Gedanken sie selbst oder andere schädigen könnten.
 Dysfunktionale Überzeugungen und Gedanken-Muster: Menschen mit Zwangs-Störungen
haben fehlangepasste Vorstellungen darüber, wie das menschliche Denken funktioniert, da sie
annehmen, sie könnten unangenehme Gedanken kontrollieren.
Tiefenpsychologische Modelle
F42
 Psychoanalytiker gehen davon aus, dass sich Zwangs-Störungen dann entwickeln, wenn
Kinder ihre eigenen Es-Impulse zu fürchten beginnen und Abwehr-Mechanismen einsetzen,
um die resultierende Angst zu verringern. Der Kampf zwischen Es-Impulsen und Angst wird
auf bewusster Ebene ausgetragen. Die Es-Impulse erscheinen gewöhnlich als ZwangsGedanken, die Abwehr-Mechanismen als Gegengedanken oder Zwangs-Handlungen.
 Freud postulierte, dass manche Kinder in der sogenannten analen Phase (mit etwa zwei
Jahren) intensive Wut und Scham empfinden. Diese Gefühle heizen den Kampf zwischen Es
und Ich an und stellen die Weichen für Zwangs-Störungen. In diesem Lebens-Abschnitt ist
Freud zufolge die psychosexuelle Lust der Kinder an die Ausscheidungs-Funktion gebunden,
während zugleich die Eltern mit der Sauberkeits-Erziehung beginnen und von den Kindern
analen Befriedigungs-Aufschub fordern. Wenn die Sauberkeits-Erziehung zu früh einsetzt
oder zu streng ist, kann dies bei den Kindern Wut auslösen und zur Entwicklung aggressiver
Es-Impulse führen – antisozialer Impulse, die immer wieder nach Ausdruck drängen. Die
Kinder beschmutzen vielleicht ihre Kleidung erst recht und werden allgemein destruktiver,
schlampig oder dickköpfig. Wenn die Eltern diese Aggressivität unterdrücken, kann das Kind
auch Scham- und Schuld-Gefühle sowie das Gefühl, schmutzig zu sein, entwickeln. Gegen
die aggressiven Impulse des Kindes stellt sich jetzt ein starker Wunsch, diese Impulse zu
beherrschen. Dieser heftige Konflikt zwischen Es und Ich kann sich das ganze Leben lang
fortsetzen und sich schließlich zu einer Zwangs-Störung auswachsen.
 Zahlreiche Ich-Psychologen wandten sich von Freud ab und führten die aggressiven Impulse
nicht auf die strenge Sauberkeits-Erziehung zurück, sondern auf ein unbefriedigtes Verlangen
nach Ausdruck des eigenen Selbst oder auf Versuche, Gefühle wie Angst vor Verwundbarkeit
oder Unsicherheit zu überwinden. Sie stimmen mit Freud aber darin überein, dass Menschen
mit einer Zwangs-Störung starke aggressive Impulse sowie ein konkurrierendes KontrollBedürfnis gegenüber diesen Impulsen besitzen.
Biologische Modelle 1
F42
 Serotonin-Hypothese: Verschiedene neurochemische Untersuchungen sowie die
guten Erfolge mit serotonergen Medikamenten verweisen auf einen Zusammenhang
zwischen dem Serotonin-Stoffwechsel im Hirn und dem Auftreten von ZwangsStörungen. Offenbar handelt es sich allerdings um ein zwar therapeutischmedikamentös zugängliches, aber um ein Begleitphänomen einer primären Störung
des orbitofronto/zingulostriatalen Projektionssystems, weshalb die Medikamentengabe nicht wirklich heilend ist. Stattdessen kommt es nach Absetzen der
Medikation zu einem Rückfall in die Symptomatik.
 Dopamin-Hypothese: Vor allem bei den Zwangsstörungen der an Tic-Syndromen
oder am Gilles-de-la-Tourette-Syndrom erkrankten Patienten spielt wahrscheinlich
auch das Dopamin bzw. das dopaminerge Transmitter-System eine bedeutsame
Rolle. Es gibt Hinweise, dass die Transmitter-Störungen nicht Ursache der ZwangsErkrankung sind, sondern Begleit-Erscheinung von primären Störungen im
orbitofronto/zingulostriatalen Projektions-System, das das Verhalten an eine sich
verändernde äußere Umwelt und innere emotionale Zustände anpasst und auf die
monoaminergen Kerne des Mittel-Hirns zurückwirft.
 Basalganglien-Hypothese: Es liegen Funktions-Störungen in bestimmten HirnRegionen vor, nämlich im Cortex orbitofrontalis und im Nucleus caudatus (Teil der
Basalganglien).
Diese Befunde werden von der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gestützt.
In positronen-emissions-computertomographischen Studien fand sich sowohl im
Bereich des Cortex orbitofrontalis, der beiden Nuclei caudati sowie des Gyrus cinguli
ein erhöhter Glucose-Umsatz („erhöhte Glucose-Utilisation“). Gleichzeitig war in
diesen Hirn-Arealen die Durchblutung reduziert.
Biologische Modelle 2
F42
 Immunologische Erklärungs-Ansätze: Eine weitere Entdeckung der vergangenen
Jahrzehnte war die Auslösung von Zwangssymptomen durch infektiöse bzw.
immunologische Faktoren wie Streptokokken-Infektionen im Kindesalter (PANDASyndrom) bzw. durch andere Erreger (PANS/PITAND Syndrom).
In eine neue Richtung weisen Forschungen, die die Frage aufwerfen, ob auch Tic- und
Zwangs-Störungen des Erwachsenen-Alters durch Reaktionen auf körpereigene
Antikörper ausgelöst werden können. Langzeit-Untersuchungen wiesen eine anhaltende
und langfristige Besserung des klinischen Bildes durch die antibiotische Prophylaxe und
durch die Prävention von Streptokokken-Infektionen nach. Gegenwärtig gibt es jedoch
noch keine Empfehlung zur immunmodulatorischen Therapie bei Zwangs-Erkrankungen.
In einer Untersuchung fand sich bei Patienten mit Zwangs-Störung, vergleichbar zur
Chorea Sydenham, eine erhöhte Inzidenz von Anti-Basalganglien-Antikörpern.
Dies spricht für die Hypothese der Zwangs-Spektrums-Erkrankungen als Folge einer
autoimmunen Erkrankung, zumindest bei einer Subgruppe von Patienten.
 Genetische Faktoren: Zahlreiche Studien konnten inzwischen zeigen, dass die
Zwangs-Störung moderat erblich ist bzw. dass bestimmte genetische Konstellationen die
Entstehung der Erkrankung wahrscheinlicher machen.
Dies erklärt auch ein bisweilen zu beobachtendes familiär gehäuftes Auftreten von
Erkrankungen aus dem Zwangs-Spektrum.
Allerdings konnten die relevanten Gen-Abschnitte bisher nicht zweifelsfrei identifiziert
werden.
Verhaltens-Therapie
F42
Mit der Verhaltens-Therapie steht ein effektives Vorgehen zur Verfügung.
Eine frühe Behandlung sollte nicht verzögert werden, weil eine Behandlung zu Beginn der
Störung erfolgversprechender ist. Für Verhaltens-Therapie (VT), Kognitive Therapie (KT)
und Kognitive Verhaltens-Therapie (KVT) haben sich weder in der Wirksamkeit noch in der
praktischen Durchführung Unterschiede ergeben.
 Konfrontation und Reaktions-Verhinderung: Bei dieser inzwischen gut erforschten
Methode werden Patienten wiederholt mit Gegenständen oder Situationen konfrontiert,
die normalerweise Angst, zwanghafte Befürchtungen und Zwangs-Handlungen
auslösten. Dabei sollen die Zwangs-Patienten jedoch keine der Zwangs-Handlungen
ausführen.
Weil dies den Klienten sehr schwer fällt, führt der Therapeut das Verhalten ggf.
anfangs modellhaft vor (Modell-Lernen). Konfrontation und Reaktions-Verhinderung
wird sowohl in Einzel- als auch in Gruppen-Therapie durchgeführt.
 Habituations-Training: Diese Technik wird bei isolierten Zwangs-Gedanken
eingesetzt. Die Klienten erhalten die Anweisung, sich den Zwangs-Gedanken oder die
Zwangs-Vorstellung ins Bewusstsein zu rufen und eine längere Zeit gegenwärtig zu
halten. Bei einer anderen Form konfrontieren sich die Patienten mit den belastenden
Zwangs-Gedanken durch das Anhören entsprechender sich wiederholender SprachAufnahmen.
 Assoziations-Spaltung ist ein derzeit in der Entwicklung befindliches Modell für
Betroffene, die unter Zwangs-Gedanken leiden, welche sie in Worte fassen können.
Die Methode baut parallel zu den negativen, quälenden Assoziationen neue neutrale
oder positive Verknüpfungen auf. Dadurch werden auf physiologischer Ebene
alternative neuronale Bahnungen (Assoziationen) belebt. Die Methode ist als
Selbsthilfe-Technik anwendbar.
Psychopharmakotherapie
F42
Zur Behandlung der Zwangs-Störung kommen primär Arznei-Stoffe aus dem Bereich der
Psychopharmaka zum Einsatz. Häufig werden mehrere Medikamente kombiniert und es
kann einige Zeit in Anspruch nehmen, bis ein Patient wirksam eingestellt ist.
 Antidepressiva: Als wirksam zur Behandlung der Zwangsstörung haben sich in
mehreren kontrollierten Studien diejenigen Antidepressiva erwiesen, die überwiegend
oder selektiv eine Hemmung der Wiederaufnahme des Botenstoffs Serotonin bewirken.
Für die medikamentöse Therapie der Zwangs-Störung gelten einige Besonderheiten:




Es sind meist höhere Dosen als in der Behandlung einer Depression notwendig;
ein Therapieerfolg stellt sich oft erst nach einer Latenz-Zeit von zwei bis drei Monaten ein.
Meist werden nur Besserungen um 40-50 % erreicht;
es ist eine längerfristige medikamentöse Erhaltungstherapie (mindestens 12-24 Monate)
erforderlich.
 Bei alleiniger medikamentöser Therapie ist nach dem Absetzen des Antidepressivums
in etwa 90 % der Fälle mit einem Rückfall zu rechnen.
Absetzen der Medikamente sollte daher langsam ausschleichend und möglichst nur
nach einer parallel durchgeführten Verhaltens-Therapie erfolgen.
Eine alleinige medikamentöse Therapie ist indiziert, wenn eine geeignete VerhaltensTherapie nicht zur Verfügung steht bzw. eine lange Warte-Zeit erfordert oder wenn eine
Motivation für eine Verhaltens-Therapie nicht vorhanden ist.
 Neuroleptika: Bei ausbleibendem oder unzureichendem Ansprechen auf SSRI und
Clomipramin und insbesondere bei gleichzeitigem Vorliegen von Tic-Störungen, kann
als Ergänzung eine zusätzliche Therapie mit den Antipsychotika versucht werden.
Bei der Behandlung mit Neuroleptika können Nebenwirkungen auftreten.
Kombinations-Therapie
F42
 Die aktuelle deutsche Leitlinie zur Zwangs-Störung empfiehlt Patienten mit einer
Zwangs-Störung eine störungsspezifische Kognitive Verhaltens-Therapie (KVT)
einschließlich Exposition und Reaktions-Management als Psychotherapie der ersten
Wahl anzubieten und dass eine medikamentöse Therapie einer Zwangs-Störung mit
Verhaltens-Therapie kombiniert werden soll.
 Eine Monotherapie mit Medikamenten (ausschließlich Medikamente ohne begleitende
Psychotherapie) sei nur indiziert, wenn




Kognitive Verhaltens-Therapie (KVT) abgelehnt wird oder
wegen der Schwere der Symptomatik keine KVT durchgeführt werden kann.
KVT wegen langer Warte-Zeiten oder mangelnder Ressourcen nicht zur Verfügung steht oder
damit die Bereitschaft des Patienten, sich auf weitere Therapie-Maßnahmen (KVT) einzulassen,
erhöht werden kann.
 Der Hauptnachteil einer rein medikamentösen Behandlung von Zwangs-Störungen ist,
dass die Rückfall-Raten nach dem Absetzen der Medikamente sehr hoch sind und bis
zu 90 Prozent betragen können.
Allerdings weisen auch ca. 20% der Patienten nach Verhaltens-Therapien Rückfälle auf.
 Bei optimaler Therapie ist eine Besserung der Beschwerden und des Verlaufs in den
meisten Fällen zu erwarten.
 Eine vollständige Heilung ist nur in Ausnahme-Fällen zu erreichen, eine Remission ist
jedoch bei konsequenter Behandlung möglich. Besonders bei abruptem Absetzen der
Medikation und ungenügender Begleitung ist eine Verschlechterung der Symptomatik
wahrscheinlich.
Unterstützende Maßnahmen
F42
Neben der direkten Behandlung einer Zwangs-Störung kann es sich als hilfreich erweisen,
wenn begleitende Hilfsmaßnahmen z. B. das nähere soziale Umfeld einbinden.
Dies kann durch eine Familien-Therapie, Ehe-Beratung oder Maßnahmen der sozialen
Arbeit geschehen.
Von besonderer Bedeutung sind zudem folgende Interventionen:
 Psychoedukation: Darunter versteht man die Schulung und Unterweisung von
Erkrankten und/oder ihren Angehörigen bzw. Bezugspersonen, um besser mit den
Konsequenzen einer Zwangserkrankung umgehen zu können. Das Verständnis für die
Ursachen und Auswirkungen der Krankheit kann sich auf die Behandlung des
Erkrankten ebenso positiv auswirken wie auf seine sozialen Beziehungen.
Auch der im Falle einer Zwangs-Erkrankung bestehenden Gefahr einer sozialen
Stigmatisierung kann mit psychoedukativen Verfahren begegnet werden.
 Selbst-Hilfe: Angesichts der großen Behandlungs-Lücke bei Zwang gewinnt die
effektive Selbst-Hilfe zunehmend an Bedeutung: nur 40 % bis 60 % der Betroffenen
suchen therapeutische Hilfe auf. Die wenigen bisher durchgeführten Effektivitäts-Studien
sprechen für den Nutzen von Selbsthilfe bei Zwang. In allen bisherigen Studien zu
Selbsthilfe bei Zwang war jedoch wenigstens ein marginaler direkter TherapeutenKontakt vorgesehen, was die Übertragbarkeit der erzielten Ergebnisse auf reine SelbstAnwendung einschränkt. Im deutschen Sprach-Raum liegen eine Reihe von SelbstHilfe-Büchern vor.
Menschen mit Anpassungs-,
Belastungs- und dissoziativen
Störungen (F43 und F44)
 Disstress und Psychotraumata
 Schwere Belastungen oder besondere Veränderungen
 Akute Krisen- oder Belastungs-Situationen 1 (F43.0)
 Akute Krisen- oder Belastungs-Situationen 2 (F43.0)
 Posttraumatische Belastungs-Störung 1 (F43.1)
 Posttraumatische Belastungs-Störung 2 (F43.1)
 Posttraumatische Belastungs-Störung 3 (F43.1)
 Anpassungs-Störung 1 (F43.2)
 Anpassungs-Störung 2 (F43.2)
 Dissoziative Störungen (F44)
 Trauma-Induktion durch Mind-Mapping
 Begleitung bei Disstress und Psychotraumata
Disstress und Psychotraumata (DP)
 Psychotrauma
 Psychotrauma und Gedanken-Welt
 Stress- und Trauma-Kontinuum (Grafik)
 Stress- und Trauma-Kontinuum (Tabelle)
 Bindung und Erregung
 Sicherheit, Bedrohung, Bindung
 Erstarrung (Immobilisierung-Reaktion)
 Bindungs-Unsicherheit und Trauma
 Schreck-Reflex: Vegetativum
 Dissoziation als Trauma-Abwehr
 Traumatischer Stress
 Zentrales Problem bei PTBS
 Psychotraumata und Emotionen
 Problem-Verhaltens-Weisen
 Typische Disstress-Muster
F43
Psychotrauma
DP
 ICD 10 (International Classification of Deseases):
Ein Trauma ist ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher
Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes (kurz oder lang anhaltend), die bei fast
jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. (WHO, 2000)
 Ein Trauma ist also ein Erleben, das die individuellen Bewältigungs-Möglichkeiten
übersteigt und das daher nicht psychisch und körperlich integriert werden kann.
Etwas wird umso eher als traumatisch erlebt
 je belasteter die vorherige Situation ist,
 je jünger der erlebende Mensch ist,
 je enger die erlebende Person mit Bindungs-Personen verknüpft ist,
 je körpernäher das Erleben ist.
 je weniger soziale Unterstützung im nachhinein gegeben wird.
 Körperlich gesehen ist ein Trauma eine biologisch unvollständige Antwort des Körpers
auf eine als lebensbedrohlich erfahrene Situation.
Die ursprünglichen Reaktionen – Flucht, Kampf, Erstarrung – auf das Erleben akuter
Lebens-Gefahr werden als natürlich und ihrem Sinne nach überlebenssichernd gesehen.
Problematisch ist nur ihr unvollständiger Abbau nach dem traumatischen Erlebnis.
Alle Symptome entwickeln sich aus der unvollendeten und unabgeschlossenen Antwort
auf eine bedrohliche Erfahrung.
Psychotrauma und Gedanken-Welt
Ein psychisches Trauma ist ein DiskrepanzErlebnis zwischen bedrohlichen SituationsFaktoren und den individuellen BewältigungsMöglichkeiten, das mit Gefühlen von
Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe
einhergeht und so eine dauerhafte
Erschütterung von Selbst- und WeltVerständnis bewirkt.
Durch das Psychotrauma verletzte
Grundannahmen:
 Meine Seele, mein Inneres, mein Ich ist
unverwundbar
 vorher: Mir passiert so etwas nicht.
 nachher: Es kann jederzeit wieder
geschehen.
 Die Welt hat eine verstehbare Ordnung
 vorher: Meine Welt ist kontrollierbar,
vorhersagbar und gerecht.
 nachher: Mein Welt-Bild ist zerstört.
Die Welt ist chaotisch.
DP
 Mein Selbst ist wertvoll
 vorher: Ich verdiene Achtung. Ich
kann mich schützen.
 nachher: Ich muss mich schämen.
Ich bin schwach und hilflos.
 Vertrauen in andere
 vorher: Ich kann anderen Menschen
trauen.
 nachher: Ich kann niemandem
trauen.
Andere ungünstige Gedanken zur
 Aufrechterhaltung des Traumas:
 Ich habe es verdient.
 Ich bin widerwärtig
 Ich hätte mich wehren müssen.
 Es ist passiert, weil…
 Verhinderung neuer Übergriffe:
 Ich darf niemandem vertrauen.
 Ich muss immer auf der Hut sein.
 Nähe bedeutet Gefahr.
 Alle Männer sind gefährlich.
Reaktions-Möglichkeit
Stress- und Trauma-Kontinuum (Grafik)
DP
bestmögliche Reaktion
Stress =
StressBewältigungsFähigkeit
(coping)
Aktivierung
innerer und
äußerer
Ressourcen
Erregung
(arousel)
Entspannung
kontrollierbarer
Stress
Stress < Bewältigung
herausfordernder Stress
unkontrollierbarer
Stress
Stress > Bewältigung
Lebensbedrohlicher,
traumatischer Stress
oder Schock
Aktivierung des
VerteidigungSystems:
Sympathicus mit
Flucht und Kampf
Immobilisierung:
dorsaler Zweig des
Parasympathikus mit
Erstarren und
Zusammenbrechen
kein oder wenig Stress
Aktivierungs-Niveau
Stress- und Trauma-Kontinuum (Tabelle)
Stress
Trauma
Schock
Ängstlich, doch aktiv
Hyperaktiv ineffizient
Passiv erleidend
Umgang damit (cope)
Flucht (flee) oder
Kampf (fight)
Erstarrung (freeze)
und Zusammenbruch
(collapse)
Neocortex
Limbisches System
Gehirnstamm
willkürliche Aktivierung
innerer und äußerer
(Sozial-Beziehung)
Ressourcen
Hier und Jetzt
unwillkürliche Reaktion unwillkürliche Reaktion
des sympathisches
des dorsalen Vagus
Nervensystems
Vergangenheit
Dissoziation
DP
Bindung und Erregung
DP
Bindung
Erregung
ÜberlebensStrategie
HirnRegion
Psychotherapie
sicher
Soziales
Engagement
(ventraler Vagus)
bewältigen
(to cope)
Kortex
unsicherambivalent
sympathische
Mobilisierung
fliehen und
sich schützen
oder kämpfen
(to fight or flee)
Limbisches
System
Selbst-Regulierung
verstärkende Interaktionen;
Kontakt zum „felt sense“
aufbauen;
Ressourcen stärken, um zur
inneren Ruhe
zurückzufinden
unsichervermeidend
Parasympathische
Immobilisierung
(dorsaler Vagus)
erstarren oder
zusammenbrechen
(to freeze or to
collapse)
Hirnstamm
Körper-Wahrnehmung
wiederherstellen;
Bewegung stimulieren;
Energie aktivieren;
Ressourcen stärken, um zur
eigenen Kraft
zurückzufinden
Sicherheit, Bedrohung und Bindung
Situationen der Bedrohung
Situationen der Sicherheit
primär
parasympathische
Aktivität
Immobilisierung
Erholung
Gleichgewicht von
parasympathischer und
sympathischer (ventrale
vagale) Aktivität
Auseinandersetzung
mit einer Herausforderung
im Zustand des Flow
primär
sympathische
Aktivität
Mobilisierung
von Kampf- und FluchtReaktionen
unsicher-vermeidende
Bindung
desorganisierte Bindung
Emotionale Präsenz,
Aufmerksamkeit, Bindung
sichere Bindung
Wachsamkeit (Vigilanz)
Erregte Aufmerksamkeit
unsicher-ambivalente
Bindung
Für den Organismus günstige Zustände, die wir in der Therapie fördern, sind
Erholung, Präsenz und Auseinandersetzung im Zustand des Flow, in dem man ganz
in der gegenwärtigen Aktivität aufgeht.
DP
Erstarrung (Immobilisierungs-Reaktion)
 Bei Aktivierung des dorsalen Vagus erlebt sich der betroffene Mensch getrennt
(dissoziiert, abgespalten, fragmentiert) von seinem Körper oder verliert das
Bewusstsein.
 Endorphine zur Schmerz-Betäubung und Aufhellung werden ausgeschüttet.
Nerven-Verbindungen zum Neocortex werden unterbrochen.
Das führt zur Trennung des Selbst-Gefühls von dem im Körper vorhandenen
Schmerzen und zu einem Gefühl des Getrenntseins vom eigenen Körper.
 Wenn der Mensch in diesem Zustand verharrt, geht das kohärente Körper-Gefühl
teilweise oder ganz verloren.
Das ist die physiologische Entsprechung von dissoziativen Prozessen.
Deren Ausprägung kann variieren vom Empfinden psychischer und physischer
Taubheit bis zur multiplen dissoziativen Aufspaltung der Persönlichkeit.
 Aus den mit der traumatischen Erfahrung verbundenen körperlichen ErregungsMuster können sich vielfältige Symptome entwickeln, z. B. Ängste, Übererregbarkeit,
Depression, Bindungs-Unfähigkeit, chronische Schmerzen, Migräne, in denen die
Erinnerung an den erlebten Schrecken mit sein er immensen Erregung aufbewahrt
wird, oft verbunden mit der Überzeugung, nichts dagegen machen zu können.
Kontakt zum Körper kann als bedrohlich und beängstigend empfunden werden.
 Drogen, Süchte und Selbst-Verletzungen mögen dann Versuche sein, unerträgliche,
nicht verstehbare und unkontrollierbare körperliche Empfindungen und Gefühle nicht
zu spüren, sondern zu betäuben.
DP
Bindungs-Unsicherheit und Trauma
Bindungs-Unsicherheit auf Seiten von Eltern wie von Kindern löst eher einen
Stress-Traumatisierungs-Teufels-Kreis aus.
30% Prozent der Eltern isolieren ihre Kinder
15% sprechen zur Strafe nicht mit ihnen
14% prügeln ihre Kinder, 2-3% prügeln schon Babys
3% misshandeln ihre Kinder schwer
1% misshandeln schon Babys (ca. 7000 pro Jahr)
DP
Schreck-Reflex: Vegetativum
Sympathische Phase (Erregung)
 Verstärkung der Einatmung: Brust-Atmung
dominiert
 Anspannung des Zwerchfells
 Erweiterung der Atem-Wege
 Erhöhung des Herz-Schlages
 Erweiterung der Blut-Gefäße im KreislaufSystem
 Verengung der Blut-Gefäße in Haut,
Schleimhaut, Magen-Darm, Hirn
 Hemmung der Nieren-Tätigkeit
 Erweiterung der Pupillen
 Aufstellen der Körper-Haare
 Erhöhung der nach außen gerichteten SinnesTätigkeit
 Hemmung der Tränen-Drüsen
 Verdickung des Schleims in den SpeichelDrüsen und in den Verdauungs-Organen
 Anregung der Schweiß-Drüsen (kalter Schweiß)
 Anspannung der Beuge-Muskeln
 Entspannung der Streck-Muskeln
 Anspannung des gr. Schließ-Muskels
 Erschlaffung der Magen-Darm-Muskulatur:
Stilllegung der Peristaltik
 Einsparung von Energie in den erholenden
Systemen
DP
Parasympathische Phase (Beruhigung)
 Verstärkung der Ausatmung: Bauch-Atmung
dominiert
 Entspannung des Zwerchfells
 Verengung der Atem-Wege
 Sinken des Herz-Schlages
 Verengung der Blut-Gefäße im KreislaufSystem
 Erweiterung der Blutgefäße in Haut,
Schleimhaut, Magen-Darm, Hirn
 Verstärkung der Nieren-Tätigkeit
 Verengung der Pupillen
 Anlegen der Körper-Haare
 Erhöhung der nach innen gerichteten SinnesTätigkeit
 Anregung der Tränen-Drüsen
 Verflüssigung des Schleims in den SpeichelDrüsen und in den Verdauungs-Organen
 Verflüssigung und Abtransport in den SchweißDrüsen (warmer Schweiß)
 Entspannung der Beuge-Muskeln
 Guter Tonus in den Streck-Muskeln
 Entspannung des gr. Schließ-Muskels
 Anregung der Magen-Darm-Muskulatur und
der Peristaltik
 Verteilung der gesparten Energie im Körper
 Abbau der Rest-Spannung
Dissoziation als Trauma-Abwehr
DP
 Opfer von sexueller oder körperlicher Gewalt und traumatisierender Vernachlässigung
sind insgesamt immer wieder starken Affekt-Schwankungen mit einem Wechsel von
Extremen der Überflutung und der Gefühllosigkeit ausgesetzt.
 Diese Gefühllosigkeit kann sich bis zur „emotionalen Anästhesie“ steigern.
Diese Art der Dissoziation kann dann als Schutz-Mechanismus verstanden werden, zwar
anwesend, sich seiner selbst und seiner Umgebung aber nicht voll bewusst zu sein.
 Aggressiv oder sexuell misshandelte Kinder können häufig DepersonalisierungsZustände induzieren, um dadurch Demütigung, Kränkung, Hass und vor allem Scham
zu bewältigen und abzuwehren. Ein Teil des Selbst, das in Kontakt mit der
traumatischen Erfahrung ist, wird in diesem Sinne abgespalten, um die
funktionstüchtigen Teile zu schützen und Überleben zu sichern.
 Dissoziation ist ein physiologisch-psychologischer Selbst-Schutz- oder AbwehrMechanismus, mit der ein Rückzug vor bedrohlichen äußeren Reizen und vor AffektÜberflutung bewirkt wird, wodurch psychische Inhalte als solche nicht anerkannt werden,
sondern eine Entfremdung von Aspekten des Selbst stattfindet, die unvereinbar mit der
Erfahrung von „mir selbst“ zu einem bestimmten Moment sind.
Dissoziation funktioniert, weil der Konflikt in der Psyche nicht aushaltbar ist.
 Die Erfahrung von Scham im Zusammenhang mit Traumatisierungen ist der
machtvollste Affekt, den eine Person nur unzureichend modellieren kann.
Die Person fühlt sich nicht nur überschwemmt vom Durchleben traumatischer Affekte
der Vergangenheit wie Wut, Angst, Trauer, Sinnlosigkeit, sondern auch von einer
„dissoziierten Hier-und-Jetzt-Scham-Erfahrung“.
Traumatischer Stress (TS)
 Stressbeteiligte Hirn-Areale
 Stress-Prozess im Gehirn 1
 Stress-Prozess im Gehirn 2
 Polyvagaltheorie
 Dorsaler Vagus und Dissoziation
DP
TS
Stressbeteiligte Hirn-Areale
 Traumatischer Stress ist eine intensive und anhaltende psychophysische
Erregung infolge eines traumatischen Ereignisses oder einer traumatisierenden
Ereignis-Kette.
 Die ansonsten funktionierende Abwehr wird durchbrochen.
 Ein existenzielles Gefühl von Kontroll-Verlust und Wirkungslosigkeit stellt sich ein.
sensorische und
kognitive
Integration im
frontalen Kortex
kognitive Welt-Karte
im Hippocampus
Amygdala erzeugt
die emotionale
Bedeutung,
Zuordnung von
Signifikanz
Thalamus als
Filter für
sensorische
Information
Psychotrauma
Stress-Prozess im Gehirn 1
TS
 Bei Gefahr wird über die Sinne die Amygdala im limbischen Gehirn
alarmiert.
Die Mandel-Kerne sind ein emotionales Gedächtnis-System, Teil des
impliziten (unbewussten, nonverbalen) Gedächtnis, was v. a. alarmiert
bei Gefahr und auf die Speicherung emotionaler und gefährlicher
Vorerfahrungen spezialisiert ist.
 Die Amygdala aktiviert bei Gefahr ohne Einbeziehung der
langsameren höheren Gehirn-Teile, blitzschnell die Alarm-Zentren des
Gehirns - Hypothalamus und Hirn-Stamm - und damit das Autonome
Nerven-System (ANS) mit Sympathikus und Parasympathikus und
das System der Stress-Hormone (u. a. Noradrenalin, Acetylcholin und
Cortisol).
Dadurch wird der Organismus in die Lage versetzt, mit Kampf oder
Flucht zu reagieren und das Überleben zu sichern.
 Normalerweise überprüfen beim Erwachsenen die höheren Zentren, vor
allem der Hippocampus und Bereiche des Neocortex, anhand von
Gedächtnis-Inhalten des expliziten ( bewussten) Gedächtnis, ob die
Gefahr wirklich real ist oder ob es ein Fehlalarm ist.
Wird die Bedrohung aufgrund von vorhandenen Erfahrungen als
bewältigbar eingeschätzt, erfolgt über den Hippocampus eine
Verknüpfung mit unserem Wort- und Symbol-Speicher im Großhirn
(Versprachlichung), sowie der Einordnung in eine Zeit-Matrix.
Stress-Prozess im Gehirn 2
TS
 Wenn die Erregung durch die Amygdala-Alarm-Signale jedoch über
ein bestimmtes Maß ansteigt oder die auslösende Situation lange
andauert und nicht zu bewältigen ist, kann der Hippocampus diese
ordnende Aufgabe nicht erfüllen.
 Die ausgeschütteten Stresshormone blockieren den Hippocampus in
seiner Funktion des Einordnens und Abspeicherns.
Dadurch werden nur Bruchstücke gespeichert und zwar im impliziten
und unbewussten Gedächtnis. Die Erinnerungen bleiben
desorganisiert, lückenhaft und fragmentiert.
 Die einzelnen hoch geladenen Erfahrungs-Elemente der
traumatischen Situation werden dabei dissoziativ voneinander
getrennt und unbewusst, unzusammenhängend und unverarbeitet in
Gehirn, Muskeln, Gefühl und Körper-Wahrnehmung gespeichert. Sie
können jederzeit unbewusst durch ähnliche Wahrnehmungen im
aktuellen Erleben getriggert werden.
 Je häufiger und früher die Traumatisierung stattfindet, desto sensibler
wird die Amygdala und desto mehr wird auch der Hippocampus in
seiner Reifung geschädigt.
 Aus den mit der traumatischen Erfahrung verbundenen körperlichen
Erregungsmustern können sich vielfältige Symptome entwickeln, die
dem traumatischen Geschehen unter Umständen nicht mehr
zugeordnet werden können.
Polyvagaltheorie
TS
Stress-Zunahme
Parasympathikus,
ventraler Vagus
= Beruhigung
 Die Polyvagal-Theorie (Porges, 2010) beschreibt das Autonome
Nerven-System (ANS) nicht mehr als duales System von
Parasympathikus und Sympathikus, sondern als drei hierarchisch
entstandene Kreis-Läufe, die den Kontakt mit der Außenwelt
regulieren und die physiologischen Zustände entsprechend
modulieren.
Sympathikus
= Kampf oder
Flucht und
Schutz-Suche
 Solange wir uns sicher fühlen, ist der phylogenetisch jüngste
ventral-vagale Zweig des Parasympathikus aktiv, der vor allem
durch Blick-Kontakt, freundliche Mimik und angenehmen Ton-Fall
aktiviert wird.
Parasympathikus,
dorsaler Vagus
= Erstarrung
 Wenn Gefahr droht, dominiert das sympathische System und
wir reagieren mit zwei ganz instinktiv ablaufenden VerhaltensWeisen: Wir versuchen zu fliehen und suchen Schutz oder wir
kämpfen.
 Wenn das nicht gelingt, kommt es über die Aktivierung des
ältesten Teils des ANS, dem dorsal-vagalen Zweig des
Parasympathikus, zu einem Zustand der Erstarrung bis hin zum
völligen Abschalten durch den Totstell-Reflex.
Der Organismus reagiert so aus Selbst-Schutz, der betroffene
Mensch erlebt sich getrennt von seinem Körper oder verliert das
Bewusstsein. Endorphine zur Schmerz-Betäubung werden
ausgeschüttet, Nerven-Verbindungen zum Neocortex werden
unterbrochen.
Dorsaler Vagus und Dissoziation
TS
 Das führt zur Trennung des Selbst-Gefühls von den im Körper
vorhandenen Schmerzen und zu einem Gefühl des Getrenntseins
vom eigenen Körper. Wenn der Mensch in diesem Zustand bleibt,
geht das Körper-Gefühl teilweise oder vollständig verloren.
Sympathikus
= Kampf oder
Flucht und
Schutz-Suche
Parasympathikus,
dorsaler Vagus
= Erstarrung
 Das ist die physiologische Entsprechung von dissoziativen
Prozessen, deren Ausprägung variieren kann in dem großen
Spektrum zwischen dem Empfinden psychischer und physischer
Taubheit einerseits und der multiplen dissoziativen Aufspaltung der
Persönlichkeit andererseits.
 Jede Dissoziation bis hin zu schweren dissoziativen Störungen hat
eine physiologische Grundlage und spiegelt sich auch wieder im
Verlust eines kohärenten Körper-Gefühls.
 Später ist es oft schwierig, die traumabedingten körperlichen
Prozesse von Aktivierung einerseits (Sympathikus) und
Erstarrung/Dissoziation andererseits (dorsaler Vagus des
Parasympathikus) wiederzuerkennen und zu regulieren.
 In Trauma-Symptomen (z.B. Ängste, Übererregbarkeit, Depression,
Bindungsunfähigkeit, chronische Schmerzen, Migräne u.v.m.) wird
gleichsam die Erinnerung an den erlebten Schrecken mit seiner
immensen Erregung aufbewahrt, oft verbunden mit der Überzeugung,
nichts dagegen machen zu können.
Zentrales Problem bei PTBS
Auslöser/
Stimulus:
Trauma
primäre
Emotion:
Schrecken
VermeidungsStrategien
Erinnerungen
traumaassoziiertes
emotionales
Netzwerk
Flucht-Strategien (escape)
Gedanken
GegenwartsBezug?
DP
Psychotraumata und Emotionen (PuE)
 Bestandteile des emotionalen Netzwerks
 Gefühle rund um eine Traumatisierung
 Entwicklung von Scham-Gefühl
 Scham-Netzwerk
 Trauma, Hirn und Scham-Erleben
 Grundthema: Selbst-Wert-Gefühl
 Entwicklung pathologischer Schuld
 Schuld-Netzwerk
 Grundthema: Verantwortlichkeit und Schuld
 Analyse der dysfunktionalen Grundannahme: „Ich bin schuld.“
 Angst-Netzwerk
 Grundthema: Sicherheit und Überleben
 Ekel-Netzwerk
 Ärger- und Wut-Netzwerk
 Grundthema: Wahl-Möglichkeiten
 Trauer-Netzwerk
DP
Bestandteile des emotionalen Netzwerks
Gedanken
(kognitive
Bewertung)
physiologische
Erregung
Emotion
Wahrnehmung
HandlungsImpulse
PuE
Gefühle rund um eine Traumatisierung
Angst
Schuld
Trauer
Trauma
Ekel
Scham
Wut / Ärger
PuE
Entwicklung von Scham-Gefühl
Erfahrung von Demütigung
Scham
Entwicklung von
kognitiver Diskrepanz:
„Ich habe nichts mit mir zu tun:“
Negatives Selbts-Konzept
Unterwerfung,
Aggressions-Hemmung,
Autodestruktion,
Suizidalität
PuE
Scham-Netzwerk
PuE
 Gedanken:
 Jemand sieht eine intime Schwäche.
 Ich habe mich blamiert.
 Ich habe mich lächerlich gemacht.
 Ich erfülle nicht einmal die eigenen Wert-Vorstellungen.
 Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck:
 Erröten
 Blick abwenden
 Verschränken der Beine
 Sprach-Störungen
 Wahrnehmung:
 Fokus auf eigene Schwächen
 Erinnerung an frühere Demütigungen
 Hyperfokussierung auf soziale Abwertung
 Handlungs-Impuls:
 Aus dem Blick-Feld gehen
 Sich isolieren
 Sich verbergen
 Sich selbst abwerten
 Abschwächung:
 entgegengesetzt handeln: sich zeigen, Auftritte suchen
 entgegengesetzt denken: positive Eigenschaften und Erfolge hervorheben
 entgegengesetzte Körper-Haltung: Atmung tief, Hände in die Hüften, Kopf hoch
Trauma, Hirn und Scham-Erleben
PuE
 Die frühe Beziehungs-Traumatisierung (kumulative Mikrotraumata) oder
Traumatisierung durch körperliche oder sexuelle Gewalt (Makrotraumatisierung)
schlägt sich insbesondere in Defiziten der rechten Hirn-Hemisphäre nieder.
Die rechte Hirn-Hemisphäre, das biologische Substrat des menschlichen Unbewussten,
generiert nicht nur intensive Affekt-Zustände, sondern auch die sich früh entwickelnde
Abwehr, die mit diesen Zuständen assoziiert ist.
Die rechte Hirn-Hemisphäre erkennt dabei Emotionen im mimischen Gesichts-Ausdruck
und ist auf „implizites Lernen“ spezialisiert.
 Traumatisierte Menschen erleben aktuelle Stressoren mit einer gefühlsmäßigen
Intensität, die in die Vergangenheit gehört und in der Gegenwart wenig von Nutzen ist,
da ihre eigenen Affekt-Stürme sowie die emotionalen Reaktionen anderer als
retraumatisierend erlebt werden.
 Bei der Entwicklungs-Begleitung mit Unterstützung suchenden Personen mit einem
frühen (Bindungs-) Trauma sollte die begleitende Person ihre Aufmerksamkeit auf die
dysregulierten rechtshemisphärischen „primitiven Affekte“ wie Ekel, Schrecken,
Wut, hoffnungslose Verzweiflung und vor allem Scham legen.
 Diese Gefühle manifestieren sich in der therapeutischen Dyade besonders in
Enactments, das heißt im Sinne einer intersubjektiven unbewussten Kommunikation.
Es entsteht dabei gleichsam eine Kommunikation zwischen zwei limbischen Systemen.
Enactment besagt, dass die frühen Beziehungs-Muster in der therapeutischen
Beziehung in Szene gesetzt werden, es zu einer „gemeinsamen Inszenierung“
zwischen Unterstützung suchenden und begleitenden Personen kommt.
Grundthema: Selbst-Wert-Gefühl
PuE
ja ja
Ich bin nicht gut genug.
Ich bin gut genug.
Ich bin ein Versager.
Ich kann es schaffen.
Ich bin dumm.
Ich bin klug.
Ich bin wert- und nutzlos.
Ich bin wertvoll.
Ich bin schwach.
Ich bin stark.
Ich bin unwichtig.
Ich bin wichtig.
Ich verdiene keine Liebe.
Ich verdiene Liebe.
Ich bin nicht liebenswert.
Ich bin liebenswert.
Ich verdiene es nicht…
Ich darf ab jetzt.
Ich bin ein schlechter Mensch.
Ich bin ein guter, liebender Mensch.
Ich bin schrecklich.
Ich bin in Ordnung, wie ich bin.
Ich muss mich schämen.
Ich darf mich achten.
Ich muss perfekt sein, allen
gefallen.
Ich kann ich selbst sein und darf Fehler
machen.
Ich verdiene nur Schlechtes.
Ich verdiene Gutes.
Ich bin (mein Körper ist) hässlich.
Ich bin in Ordnung (attraktiv, liebenswert).
Ich kann mir selbst nicht trauen.
Ich kann lernen. Mir selbst zu vertrauen.
Entwicklung pathologischer Schuld
PuE
Erfahrung unkontrollierbarer
existenzieller Bedrohung
Ohnmacht/
Hilflosigkeit
Entwicklung pseudokausaler
Erklärungs-Modelle zur (Wieder-)
Herstellung der Selbst-WirksamkeitsIllusion (Kontroll-Bedürfnis)
Selbst-Vorwürfe,
Unterwerfung,
Opfer-Bereitschaft
Funktion von
Schuld-Gefühlen:
 sozial
Schutz vor
sozialem
Ausschluss
 individuell
Schutz vor
Ohnmacht
Schuld-Netzwerk
 Gedanken:
 Einen Fehler machen
 Gegen eine Norm handeln.
 Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck:
 Unspezifisch
 Kloß im Hals
 Enge in der Brust
 Erröten
 Verkrampfung
 Wahrnehmung:
 Fokus auf eigene Verantwortlichkeit
 Andere sehen, dass man versagt hat
 Man fühlt sich durchschaut und gejagt
 Handlungs-Impuls:
 Sühne leisten
 Sich unterwerfen
 Selbst-Bestrafung
 Abschwächung:
 Gedanken durch kognitive Interventionen hinterfragen
 Funktion von Schuld verstehen
PuE
Grundthema: Verantwortlichkeit und Schuld
ja
PuE
ja
Ich bin schuld.
Ich hätte was tun müssen.
Ich habe damals getan, was sich
konnte.
Ich habe etwas verkehrt
gemacht.
Ich habe es meine Fehlern gelernt.
Ich kann aus Fehlern lernen.
Ich bin nicht vertrauenswürdig.
Ich bin vertrauenswürdig.
Ich kann mir selbst vertrauen.
Ich kann meinem Urteil nicht
trauen.
Ich kann meinem Urteil trauen.
Ich habe aus Fehl-Urteilen eine
Menge gelernt.
Analyse der dysfunktionalen Grundannahme:
„Ich bin schuld.“
kurzfristig positiv
kurzfristig negativ
Dieser Satz hat mir erklärt, warum die
anderen mich so schlecht behandelt
und verletzt haben.
Sonst wäre es für mich nicht fassbar
gewesen, so behandelt zu werden.
Ich habe keine Rücksicht auf meinen
Körper genommen
(Alkohol- und Tabletten-Missbrauch,
Selbst-Verletzungen)
langfristig positiv
langfristig negativ
Ich durfte meinen Vater (die mich
schlecht behandelnde Person) weiter
lieben… und die Bindung zur HerkunftsFamilie aufrechterhalten.
Ich hatte so das Gefühl von Kontrolle.
Ein Großteil meines SelbstBewusstseins ist stark eingeschränkt.
Ich gehe das Risiko ein, erneut Opfer
von Übergriffen und schlechten
Behandlungen zu werden.
PuE
Angst-Netzwerk
 Gedanken:
 Gefahr
 Bedrohung
 Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck:
 Herz-Klopfen
 Beschleunigung der Atmung
 Durchfall
 Harn-Drang
 Verkrampfung der Muskulatur
 Wahrnehmung:
 Konzentration auf Gefahren-Signale
 Bei Dissoziation vor allem Depersonalisation, Derealisation und reduzierte
Schmerz-Erfahrung
 Handlungs-Impuls:
 Flucht
 Angriff
 Hilfe suchen
 Abschwächung:
 Durchatmen
 Das ist eine Erinnerung: Ich bin hier sicher
 Unterschiede beachten
 hinschauen
 bleiben
PuE
Grundthema: Sicherheit und Überleben
ja
PuE
ja
Ich sterbe jetzt.
Es ist vorbei. Ich habe überlebt.
Ich habe keine Kontrolle.
Ich habe jetzt (wieder) Kontrolle.
Ich bin hilflos.
Ich kann heute etwas tun.
Ich kann mich nicht schützen.
Ich kann lernen, mich zu schützen.
Ekel-Netzwerk
 Gedanken:
 Etwas als schädlich einschätzen
 Generalisation (Prinzip der Konformität und der Ähnlichkeit)
 Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck:
 Übelkeit
 Speichel-Sekretion
 Würg- und Brech-Reiz
 Gefühl von Kranksein
 Schnelle Atmung
 Gerümpfte Nase und hochgezogene Oberlippe, Mundwinkel nach unten, Kopf
zurückziehen, Zunge herausstrecken, Hände schützend heben
 Handlungs-Impuls:
 Vermeiden
 Abkehr
 Flucht
 Übergeben
 Waschen
PuE
Ärger- und Wut-Netzwerk
 Gedanken:
 ungerecht
 unfair
 Es sollte anders sein
 Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck:
 Anspannung (Oberschenkel, Kiefer-Gelenk - Mahlen des Kiefers
 Ballen der Fäuste
 Anspannung von Mund und Schultern
 Kreislauf-Aktivierung
 Wahrnehmung:
 Man ist sehr auf sich selbst konzentriert und bereit, jemanden zu verletzen
 Man sucht Bestätigung für seine eigene Wahrnehmung (Recht haben wollen)
 Man rechtfertigt die Impulse
 Handlungs-Impuls:
 Verbaler und/oder physischer Angriff
 Gegenstände werfen
 Abschwächung:
 Funktion sehen
 Nachteile erkennen
 Entscheidungen treffen
 Entgegengesetzte Körper-Haltung einnehmen
 Bis 10 zählen
 Akzeptanz üben
PuE
Grundthema: Wahl-Möglichkeiten
ja
ja
Ich bin gefangen.
Ich bin frei.
Ich kann nicht kriegen, was ich
will.
Ich kann erreichen, was ich will.
Ich habe keine Chance.
Ich habe eine Chance.
Ich kann niemandem vertrauen.
Ich kann wählen, wem ich
vertraue.
Ich kann es nicht aushalten.
Ich kann damit umgehen.
Ich bin allein und verlassen.
Ich kann Freunde finden.
PuE
Trauer-Netzwerk
 Gedanken:
 Ich habe jemanden oder etwas, der oder was mir wichtig ist, für immer oder für
lange Zeit verloren
 Es ist zum Verzweifeln
 Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck:
 Erschöpfungs-Gefühl
 Müdigkeit
 Schmerz oder Leere in Brust oder Darm
 Schluck-Probleme, Atem-Not, Schwindel
 weinen, klagen, schleppender Gang, hängende Schultern, starre Mimik,
heruntergezogene Mund-Winkel, monotone Stimme
 Wahrnehmung:
 Fokus auf Verlust
 Später Leere und Sinnlosigkeit
 Unfähigkeit, schöne Dinge wahrzunehmen
 Alles wirkt fahl, leer, abgestorben
 Handlungs-Impuls:
 einerseits Rückzug (sich verkriechen, nichts tun und grübeln)
 andererseits Signale an die Mitwelt: kümmert euch um mich, tröstet mich
 Abschwächung:
 Trauer begrenzen (zeitlich und einen Ort finden)
 Fokus auf das Vorhandene
PuE
Problem-Verhaltens-Weisen
 Aufbauen von Stress
 Aufsuchen von stressigen Situationen
 Suizid-Versuch
 Aggression
 Selbst-Verletzung
 Fress-Anfälle (gestörtes Ess-Verhalten)
 Alkohol-, Medikamenten- und anderer Drogen-Missbrauch
 Extremsport
 Hochrisiko-Verhalten (z.B. ohne zu Schauen über die Straße gehen)
 Therapie zerstörendes Verhalten
 Promiskes Verhalten
 Dissoziation
 gestörter Schlaf
DP
Typische Disstress-Muster (tDM)
Sozial-Engagementoder Resilienz-Typ
Kampf-Typ
Flucht-Typ
Schreck-Typ
DP
Sozial-Engagement- oder Resilienz-Typ
 Eigenschaften






Widerstands-Kraft
Zuversicht
Realistische Selbst-Einschätzung
Leben ist Entwicklung
Wachsen an Herausforderungen
Konflikt-Bewältigungs-Kompetenzen
 Ursachen in der Entwicklung
 Wärme, Unterstützung, Sicherheit (sichere Bindung) und Geborgenheit bei
den Eltern (bei primären Bezugs-Personen)
 Erfahrung von Selbst-Wirksamkeit
 Gute Anbindung an sich selbst, d. h. guter Kontakt zu eigenen Körper, zu
den Gefühlen und zur Lebens-Geschichte
 Erfahrung von Stimmigkeit (Kohärenz) bei Körper-Empfinden, Gefühlen und
Gedanken (kaum Fragmentierungen und Abspaltungen)
 Adäquate dialogische Stress-Regulierung, die verinnerlicht wird
 Dynamische, situationsgerechte Beziehung zwischen Exploration und
sicherer Bindung
 Sätze:





Ein Konflikt haut mich nicht so leicht um.
Das bekomme ich schon hin.
Konflikte sind meist zu bewältigen.
Ich muss nicht alles allein bewältigen.
Bekomme ich es nicht hin, kann ich mir Unterstützung holen.
tDM
Kampf-Typ
 Eigenschaften








Verbissenheit
Konkurrenz-Denken
Überaktivität
Gereiztheit
„Leben ist Kampf“
Leistungs-Druck
Perfektionismus
Starkes Kontroll-Bedürfnis
 Ursachen in der Entwicklung




Überbewertung von Leistung
Kämpferische Haltung der Eltern
„Machen“
Kind bekommt Zuwendung und Anerkennung für kämpferisches Verhalten
 Sätze:
 Lass dir nichts gefallen.
 Angriff ist die beste Verteidigung.
 Von nichts kommt nichts.
 Lernthemen





Es ist in Ordnung, Fehler zu machen.
Mehr aus Freude als aus dem Bedürfnis nach Anerkennung handeln.
Aktiv entspannen, sich selbst genießen
Neues Zeit-Management
Delegieren von Aufgaben, Loslassen von Kontrolle
tDM
Flucht-Typ
 Eigenschaften








Rückzug
Abschalten
Ausweichen
In Träumereien, beim Fernsehen, in Büchern versinken
Unangenehme Situationen meiden
Sich sehr anpassen
Sich betäuben (Drogen)
Teilweise Antriebs-Armut
 Ursachen in der Entwicklung




Eltern sehr angepasst
Konflikte werden nicht angesprochen, sondern durch Flucht oder Rückzug gelöst
Unbehagen bei Nähe
Schwierigkeiten in sozialen Kontakten
 Sätze:
 Bloß weg hier.
 Mach, dass du wegkommst.
 Erst mal abwarten.
 Lernthemen





Man kann über Konflikte reden und sie klären.
Wünsche formulieren
Weniger angepasst sein
Ausweich-Tendenz erkennen und üben, sich anders zu verhalten
Sich um intensive Kontakte bemühen
tDM
Schreck-Typ
 Eigenschaften









Viele Schuld-Gefühle
Wenig Selbst-Wert-Gefühl
Negative Einstellung zu sich selbst
Hilflosigkeit
Resignation
Ängste verschiedener Art
Denk-Blockaden
Resignation und Pessimismus
Sich ausnutzen lassen
 Ursachen in der Entwicklung





Ständiges Kritisieren
Unberechenbarkeit der Eltern
Überbehütung
Starke Angst vor Liebes-Verlust
Auch einmaliges schwer traumatisierendes Erlebnis
 Sätze:
 Komm sofort her.
 Rühr dich nicht von der Stelle.
 Halt still, dann hört es von selbst wieder auf.
 Lernthemen





Durch Erkenntnis Selbst-Wert-Gefühl aufbauen.
Negativität abbauen
Aktives Verhalten nach und nach verstärken
Abbau der kritischen Selbst-Beobachtung
Mehr Körper-Spannung aufbauen und Bewegung als Befreiung erleben
tDM
Schwere Belastungen oder
besondere Veränderungen
F43
 Die Störungen dieses Abschnittes unterscheiden sich von den übrigen nicht nur
aufgrund der Symptomatologie und des Verlaufs, sondern auch durch die Angabe von
ein oder zwei ursächlichen Faktoren:
 ein außergewöhnlich belastendes Lebens-Ereignis, das eine akute Belastungs-Reaktion
hervorruft, oder
 eine besondere Veränderung im Leben, die zu einer anhaltend unangenehmen Situation
geführt hat und eine Anpassungs-Störung hervorruft.
 Obwohl weniger schwere psychosoziale Belastungen („life events") den Beginn und das
Erscheinungs-Bild auch zahlreicher anderer Störungen dieses Kapitels auslösen und
beeinflussen können, ist ihre ätiologische Bedeutung doch nicht immer ganz klar.
 In jedem Fall hängt sie zusammen mit der individuellen, häufig idiosynkratischen
(eigentümlichen) Vulnerabilität, das heißt, die Lebens-Ereignisse sind weder notwendig
noch ausreichend, um das Auftreten und die Art der Krankheit zu erklären.
 Im Gegensatz dazu entstehen die hier aufgeführten Störungen immer als direkte
Folge der akuten schweren Belastung oder des kontinuierlichen Traumas.
Das belastende Ereignis oder die andauernden, unangenehmen Umstände sind
primäre und ausschlaggebende Kausalfaktoren, und die Störung wäre ohne ihre
Einwirkung nicht entstanden.
 Diese Störungen können insofern als Anpassungs-Störungen bei schwerer oder
kontinuierlicher Belastung angesehen werden, als sie erfolgreiche BewältigungsStrategien behindern und darum zu Problemen der sozialen Funktions-Fähigkeit führen.
Akute Krisen- oder Belastungs-Situation 1 (F43.0)
F43
 Eine akute Krisen- oder Belastungs-Situation ist eine vorübergehende Störung, die sich
bei einem psychisch nicht manifest gestörten Menschen als Reaktion auf eine
außergewöhnliche physische oder psychische Belastung entwickelt, und die im
Allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt.
 Diese Symptome sind eine Schutzreaktion auf den massiven Stress , sie sind eine
„normale Reaktion auf eine unnormale Situation“.
 Die akute Belastungs-Störung tritt unmittelbar nach dem Schock auf und kann Tage und
bis zu ca. vier Wochen nach dem traumatischen Erlebnis andauern.
Erst wenn die Symptome länger bestehen bleiben oder sich ausweiten, spricht man von
einer Posttraumatischen Belastungsstörung.
 Die individuelle Vulnerabilität und die zur Verfügung stehenden BewältigungsMechanismen (Coping-Strategien) spielen bei Auftreten und Schwere-Grad der akuten
Belastungs-Reaktionen eine Rolle.
 Die Symptomatik zeigt typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild,
 beginnend mit einer Art von „Betäubung",
 mit einer gewissen Bewusstseins-Einengung und
 eingeschränkten Aufmerksamkeit,
 einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten und
 Desorientiertheit.
Akute Krisen- oder Belastungs-Situation 2 (F43.0)
F43
 Diesem Zustand kann
ein weiteres Sich-Zurückziehen aus der Umwelt-Situation folgen (bis hin zu dissoziativem
Stupor (F44.2),
oder aber ein Unruhezustand und Überaktivität (wie Flucht-Reaktion oder Fugue
(F44.1)).
Vegetative Zeichen panischer Angst wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten treten
zumeist auf.
Die Symptome erscheinen im Allgemeinen innerhalb von Minuten nach dem belastenden
Ereignis und gehen innerhalb von zwei oder drei Tagen, oft innerhalb von Stunden
zurück.
Teilweise oder vollständige Amnesie (siehe F44.0) bezüglich dieser Episode kann
vorkommen.
Wenn die Symptome andauern, sollte eine Änderung der Diagnose in Erwägung
gezogen werden.
 Inkl.: Akut: Belastungs-Reaktion, Krisen-Reaktion, Kriegs-Neurose, Krisen-Zustand,
psychischer Schock, Nerven-Zusammenbruch (eine Art Betäubung, Depersonalisation,
diverse vegetative Symptome)
Posttraumatische Belastungs-Störung 1 (F43.1)
F43
 Diese PTBS (auch traumatische Neurose) entsteht als eine verzögerte oder protrahierte
Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine belastende, extrem bedrohliche
Lebens-Situation kürzerer oder längerer Dauer, die über das zu Erwartende hinausgeht
wie berufliche Misserfolge, Auseinanderbrechen der Partnerschaft, Tod eines nahen
Angehörigen, Kriege, Terror, Unfall, Opfer von Verbrechen und Natur-Katastrophen und
die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde.
 Die komplexe PTBS entwickelt sich nach dem Erleben eines Belastungs-Ereignisses,
das typischerweise extremer und langandauernder Art ist und aus dem eine Flucht
schwierig oder unmöglich ist (Krieg, Gefangenschaft, Folter, jahrelange Gewalterfahrung,
Bindungstraumata und sexuelle Gewalt).
Die komplexe PTBS ist u.a. gekennzeichnet durch:
Schwierigkeiten in der Gefühls-Regulation, Suizidalität, exzessives Risiko-Verhalten,
ausgeprägte Gefühle von Schuld und Scham, resignierte Lebens-Haltung, geänderte
Lebens-Einstellungen, starkes Misstrauen, Vermeidung sozialer Kontakte , Gefühle der
Wertlosigkeit, Somatisierung, Amnesie, Dissoziation bis hin zur multiplen Aufspaltung der
Persönlichkeit.
 Komorbidität: Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und
Merkmalen assoziiert und oft Sucht und Suizid-Gefährdung (Suizid-Gedanken sind
nicht selten).
 Verlauf: Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz von Wochen bis 6 Monaten
Länger als 6 Monate Wechsel zur andauernden Persönlichkeits-Störung nach ExtremBelastungen (F 62.0).
Posttraumatische Belastungs-Störung 2 (F43.1)
F43
 Typische Merkmale 1:
a. Persönlichkeit war vor dem Trauma unauffällig, keine Störung der PrimärPersönlichkeit wie bei den sonstigen Neurosen
(Prädisponierende Faktoren wie bestimmte, z. B. zwanghafte (F60.5) oder
asthenische (abhängige) (F60.7) Persönlichkeits-Züge oder neurotische Krankheiten
in der Vorgeschichte können die Schwelle für die Entwicklung dieses Syndroms
senken und seinen Verlauf erschweren, aber die letztgenannten Faktoren sind weder
notwendig noch ausreichend, um das Auftreten der Störung zu erklären.)
b. Reaktion auf wiederholtes Erleben des Traumas, Intrusion in sich spontan
aufdrängenden Erinnerungen als Nachhall-Erinnerungen (Flashbacks als
unkontrollierbares Wiedererleben des traumatischen Ereignisses in Form von
Bildern, Gedanken, Wahrnehmungen, Träumen; ein Handeln und Fühlen, als ob das
traumatische Ereignis wiederkehrt), die zu ähnlichen psychischen Reaktionen führen
wie das Ereignis selbst, Träumen oder Alpträumen
c. vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls
 von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit,
 Gleichgültigkeit,
 Interessen-Verlust,
 Rückzugs-Verhalten gegenüber Menschen,
 Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber,
 Freudlosigkeit (Anhedonie, Verlust der Lebens-Freude)
Posttraumatische Belastungs-Störung 3 (F43.1)
F43
 Typische Merkmale 2:
d. mit Dissoziation von Erinnerungen (Amnesie …)
e. Bewusste und unbewusste Vermeidung und Betäubung von Reizen, die mit dem
Trauma verbunden sind, z.B. Orte, Aktivitäten, Personen, Gedanken, Gefühle,
Körper-Zustände, von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma
wachrufen könnten.
f. Meist tritt ein Zustand auf von vegetativer Übererregtheit mit
 Vigilanz-Steigerung,
 übermäßiger Schreckhaftigkeit,
 Angespanntheit,
 Schlaf-Störung,
 Störungen der Konzentrations-Fähigkeit,
 Reizbarkeit und Wut-Ausbrüchen.
Anpassungs-Störung 1 (F43.2)
 Hierbei handelt es sich um Zustände von subjektiver Bedrängnis und emotionaler
Beeinträchtigung, die im Allgemeinen soziale Funktionen und Leistungen behindern
und auftreten während des Anpassungs-Prozesses nach einer entscheidenden
Lebens-Veränderung oder belastenden Lebens-Ereignissen, im engeren Sinne
bei Änderung des sozialen Gefüges (z. B. Tod eines Partners – abnorme TrauerReaktion).
 Die Belastung kann
 das soziale Netz des Betroffenen beschädigt haben (wie bei einem Trauer-Fall
oder Trennungs-Erlebnissen) oder
 das weitere Umfeld sozialer Unterstützung oder
 soziale Werte (wie bei Emigration oder nach Flucht).
Sie kann auch in einem größeren Entwicklungs-Schritt oder einer Krise bestehen
(wie Schul-Besuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles und
Ruhestand).
Inkl.: Hospitalismus bei Kindern, Kultur-Schock
Exkl.: Trennungs-Angst in der Kindheit (F93.0)
F43
Anpassungs-Störung 2 (F43.2)
 Verlauf: Die Störung beginnt im Allgemeinen innerhalb eines Monats nach dem
belastenden Ereignis oder der Lebens-Veränderung.
Dauer max. 6 Monate.
Danach Wechsel zu Persönlichkeits-Störung nach Extrem-Belastungen (F 62.0)
 Die individuelle Prädisposition oder Vulnerabilität spielt bei dem möglichen Auftreten
und bei der Form der Anpassungsstörung eine bedeutsame Rolle.
Es ist aber dennoch davon auszugehen, dass das Krankheits-Bild ohne die
Belastung nicht entstanden wäre.
Die Anzeichen sind unterschiedlich und umfassen
 depressive Stimmung,
 Angst oder
 Sorge
 oder eine Mischung von diesen.
 Störungen des Sozialverhaltens (F91) können insbesondere bei Jugendlichen ein
zusätzliches Symptom sein.
 Hervorstechendes Merkmal kann eine kurze oder längere depressive Reaktion oder
eine Störung anderer Gefühle und des Sozialverhaltens sein.
 Außerdem kann ein Gefühl bestehen, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht
zurechtzukommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können.
F43
Dissoziative Störungen (F44)
 Allgemein 1
 Allgemein 2
 Allgemein 3
 Dissoziative Amnesie (F44.0)
 Andere dissoziative Störungen 1
 Andere dissoziative Störungen 2
F43
Allgemein 1
F44
 Eine dissoziative Störung besteht aus einer Unterbrechung und/oder fehlenden
Kontinuität in der normalen Integrations-Fähigkeit von
 Bewusstsein (Denken),
 Gedächtnis,
 Identität,
 Emotionen,
 Wahrnehmung,
 Körper-Vorstellung,
 motorischer Kontrolle und
 Verhalten.
 Eine Dissoziation der Persönlichkeit vollzieht sich, wenn das Individuum nicht über die
Fähigkeit verfügt, belastende Lebens-Ereignisse teilweise oder in Gänze zu integrieren.
 Das allgemeine Kennzeichen der dissoziativen oder Konversions-Störungen (Konversion
als Übertragung von Affekten wie Angst, Aggression, Wut, Ärger, Schuld, sexuelle TriebWünsche usw. auf Organe ist ein Abwehr-Mechanismus) besteht in teilweisem oder
völligem Verlust der normalen Integration
 der Erinnerung an die Vergangenheit,
 des Identitäts-Bewusstseins,
 der Wahrnehmung unmittelbarer Empfindungen sowie
 der Kontrolle von Körper-Bewegungen.
 dissoziiert: auf sich selbst von außen sehen, sich von sich selbst entfremden
assoziiert: durch die eigenen Augen sehen, mit den eigenen Ohren hören, im eigenen
Körper empfinden und fühlen
Allgemein 2
F44
 Es findet eine Entkoppelung u. a. zwischen körperlichen und psychischen Funktionen
im engeren Sinne als eine Dissoziation von Psyche und Leib statt (Freud sprach früher
von Hysterie).
 Im Unterschied zu Organ-Psychosen behalten körperliche Störungen AusdrucksCharakter (einem wird übel, wenn man eine Situation zum Kotzen findet) für die
zugrunde liegende psychische Störung (kein echter organischer Befund zu erheben).
Möglich sind:
 Blindheit (man will was nicht sehen),
 Lähmungen (das will ich nicht spüren),
 Taubheit (das will ich nicht hören),
 Zittern (das macht mir Angst),
 Schmerzen (das tat meiner Seele weh) und
 Gedächtnisstörungen (Amnesie – das will ich nicht mehr wissen)
 Nur Störungen der körperlichen Funktionen, die normalerweise unter willentlicher
Kontrolle stehen, und Verlust der sinnlichen Wahrnehmung sind hier eingeschlossen.
 Alle dissoziativen Störungen neigen nach einigen Wochen oder Monaten zur
Remission, besonders wenn der Beginn mit einem traumatisierenden Lebensereignis
verbunden ist.
Allgemein 3
F44
 Eher chronische Störungen, besonders Lähmungen und Gefühls-Störungen, entwickeln
sich, wenn der Beginn mit unlösbaren Problemen oder interpersonalen Schwierigkeiten
verbunden ist. Diese Störungen wurden früher als verschiedene Formen der
„Konversions-Neurose oder Hysterie" klassifiziert.
Sie werden als ursächlich psychogen angesehen, in enger zeitlicher Verbindung mit
traumatisierenden Ereignissen, unlösbaren oder unerträglichen Konflikten oder
gestörten Beziehungen.
 Die Symptome verkörpern häufig das Konzept der betroffenen Person, wie sich eine körperliche
Krankheit manifestieren müsste.
 Körperliche Ursache muss ausgeschlossen sein.
 Körperliche Untersuchung und Befragungen geben keinen Hinweis auf eine bekannte
somatische oder neurologische Krankheit.
 Zusätzlich ist der Funktions-Verlust offensichtlich Ausdruck emotionaler Konflikte oder
Bedürfnisse.
 Die Symptome können sich in enger Beziehung zu psychischer Belastung entwickeln und
erscheinen oft plötzlich.
 Störungen mit Schmerz und anderen komplexen körperlichen Empfindungen, die durch
das vegetative Nervensystem vermittelt werden, sind unter SomatisierungsStörungen (F45.0) zu klassifizieren.
 Die Möglichkeit eines späteren Auftretens ernsthafter körperlicher oder psychiatrischer
Störungen muss immer mitbedacht werden.
 Inkl.: Hysterie, hysterische Psychose, Konversions-Hysterie, Konversions-Reaktion
Exkl.: Simulation [bewusste Simulation] (Z76.8)
Dissoziative Amnesie (F44.0)
F44
 Das wichtigste Kennzeichen ist der Verlust der Erinnerung (Amnesie) für meist
wichtige aktuelle Ereignisse, die nicht durch eine organische psychische Störung
bedingt ist und für den eine übliche Vergesslichkeit oder Ermüdung als Erklärung nicht
ausreicht. Die Amnesie bezieht sich meist auf traumatische Ereignisse wie Unfälle oder
unerwartete Trauerfälle und ist in der Regel unvollständig und selektiv.
 Eine vollständige und generalisierte Amnesie ist selten, dann gewöhnlich Symptom
einer Fugue (F44.1) und auch als solche zu klassifizieren. Die Diagnose sollte nicht bei
hirnorganischen Störungen, Intoxikationen oder extremer Erschöpfung gestellt werden.
 Exkl.:Alkohol- oder sonstige substanzbedingte amnestische Störung (F10-F19, vierte
Stelle .6) Amnesie: anterograd (R41.1)
 retrograd (R41.2) Nicht alkoholbedingtes organisches amnestisches Syndrom (F04)
Postiktale Amnesie bei Epilepsie (G40.-)
 psychogener Dämmer-Zustand –
 Es treten Orientierungs-Störungen auf, Bewusstsein ist getrübt oder eingeengt, aber einfache
und gewohnte Tätigkeiten können verrichtet werden
 Psychogene Reaktion, keine medizinischen Befunde
 es werden in der Regel traumatisierende Ereignisse ausgeblendet
 also begrenzt auf bestimmte Inhalte und Zeit-Abschnitte im Leben
 Nur noch bruchstückhafte Erinnerung,
retrograd: vor einem Ereignis, anterograd: nach einem Ereignis
 Außerhalb des verdrängten Bereiches: Fähigkeit zum normalen Verhalten (Einkaufen, Essen
machen)
Andere dissoziative Störungen 1
F44
 Dissoziative Fugue (F44.1)
Eine dissoziative Fugue ist eine zielgerichtete Orts-Veränderung, die über die
gewöhnliche Alltags-Mobilität hinausgeht. Darüber hinaus zeigt sie alle Kennzeichen einer
dissoziativen Amnesie (F44.0). Die Person geht von Zuhause weg und nimmt eine frühere
Identität an.
Obwohl für die Zeit der Fugue eine Amnesie besteht, kann das Verhalten des Patienten
während dieser Zeit auf unabhängige Beobachter vollständig normal wirken.
Exkl.: Postiktale Fugue bei Epilepsie (G40.-)
 Dissoziativer Stupor (F44.2)
Dissoziativer Stupor wird aufgrund einer beträchtlichen Verringerung oder des Fehlens
von willkürlichen Bewegungen und normalen Reaktionen auf äußere Reize wie Licht,
Geräusche oder Berührung diagnostiziert. Dabei lassen Befragung und Untersuchung
keinen Anhalt für eine körperliche Ursache erkennen. Zusätzliche Hinweise auf die
psychogene Verursachung geben kurz vorhergegangene belastende Ereignisse oder
Probleme. Verlangsamung bis Erstarrung, Patient bewegt sich kaum mehr
Exkl.: Organische katatone Störung (F06.1) Stupor:depressiv (F31-F33) kataton (F20.2)
manisch (F30.2)
 Trance- und Besessenheits-Zustände (F44.3)
Bei diesen Störungen tritt ein zeitweiliger Verlust der persönlichen Identität und der
vollständigen Wahrnehmung der Umgebung auf. Hier sind nur Trance-Zustände zu
klassifizieren, die unfreiwillig oder ungewollt sind, und die außerhalb von religiösen oder
kulturell akzeptierten Situationen auftreten.
Exkl.: Zustandsbilder bei: Intoxikation mit psychotropen Substanzen (F10-F19, vierte
Stelle .0) organischem Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma (F07.2) organischer
Persönlichkeits-Störung (F07.0) Schizophrenie (F20.-) vorübergehenden akuten
psychotischen Störungen (F23.-)
Andere dissoziative Störungen 2
F44
 Dissoziative Bewegungs-Störungen (F44.4)
Die häufigsten Formen zeigen den vollständigen oder teilweisen Verlust der BewegungsFähigkeit eines oder mehrerer Körper-Glieder. Sie haben große Ähnlichkeit mit fast jeder
Form von Ataxie, Apraxie, Akinesie, Aphonie, Dysarthrie, Dyskinesie, Anfällen oder
Lähmungen.
Inkl.: Psychogen: Aphonie, Dysphonie
 Dissoziative Krampf-Anfälle (F44.5)
Sie können epileptischen Anfällen bezüglich ihrer Bewegungen sehr stark ähneln.
Zungen-Biss, Verletzungen beim Sturz oder Urin-Inkontinenz sind jedoch selten.
Ein Bewusstseins-Verlust fehlt oder es findet sich stattdessen ein stupor- oder
tranceähnlicher Zustand.
 Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungs-Störungen (F44.6)
Die Grenzen anästhetischer Haut-Areale entsprechen oft eher den Vorstellungen des
Patienten über Körper-Funktionen als medizinischen Tatsachen. Es kann auch
unterschiedliche Ausfälle der sensorischen Modalitäten geben, die nicht Folge einer
neurologischen Läsion sein können. Sensorische Ausfälle können von Klagen über
Parästhesien begleitet sein. Vollständige Seh- oder Hör-Verluste bei dissoziativen
Störungen sind selten.
Inkl.: Psychogene Schwerhörigkeit oder Taubheit
 Multiple Persönlichkeits-Störung (F44.81)
auch hier eine Form der Dissoziation in Teilpersönlichkeiten auch bei Borderline
Trauma-Induktion durch Mindmapping (MM)
(Kartografierung des Geistes)
 Prosoziales und antisoziales Mindmapping
 Entstehung und Merkmale
 Mindmasking und traumatisches Mindmapping
 Therapie bei traumatischem Mindmapping
 Realer und mentaler Inzest
 Psychogene Amnesie
F43
Prosoziales und antisoziales Mindmapping
mitfühlen
verstehen
prosoziale
Empathie
Mindmapping
antisoziale
Empathie
lügen
MM
manipulieren
jemandem
etwas
weißmachen
täuschen
Irrglauben
unterjubeln
SchadenFreude
 Das Gehirn ist eine Maschine, auf die grundlegende
Funktion ausgerichtet, das Verlangen anderer
Menschen zu erkennen.
 Verlangen (Bedürfnisse) ist grundlegender als
Emotionen.
Verlangen ist das erste, was ein Kind erlebt, versteht
und zum Ausdruck bringt.
 Unser Geist schreibt, da unsere Hirn-Funktionen für
unser Überleben sorgen, den Regungen und Aktionen
anderer Menschen permanent Bedeutung zu.
 Mindmapping ist die im Gehirn angelegte ÜberlebensStrategie, sich eine Landkarte der inneren Vorgänge
bei anderen Menschen anzulegen, um so das
Verhalten von Menschen voraussagen und sich, wenn
erforderlich, besser schützen zu können.
 Dementsprechend findet Mindmapping als
interpersoneller Prozess fortwährend und auch
unbemerkt von der mappenden (also
kartographierenden) Person statt.
Mindmapping: Entstehung und Merkmale
MM
 Mindmapping
 beginnt mit ca. 3 Monaten (Augen-Bewegungen verfolgen)
 wird mit ca. einem Jahr zur geteilten Aufmerksamkeit (soziales Zeigen)
 führt mit etwa ab 4 Jahren zur Entdeckung, dass Erwachsene/Eltern sich irren und
darum auch getäuscht werden können und manchmal auch Schlechtes mit dem
Kind vorhaben bzw. ihnen nicht das Beste geben, was sie ihnen geben könnten
(Straßen-Engel – Haus-Teufel)
 führt mit ca. 6 Jahren dazu, dass das Kind weiß, was antisozial ist und den
Unterschied zwischen Lügen und Vortäuschen erfassen kann.
 wechselt ab ca. 11 Jahren in die erwachsene Form über, d. h. auch Sarkasmus
und Ironie als Abkopplung von Realität werden verstanden.
 Es gibt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Mindmapping.
 Mindmapping gelingt eher bei anderen als bei sich selbst, so dass man im Hinblick auf
das, was im Partner geschieht, richtig und bei sich selbst komplett daneben liegen
kann. Die Vorstellung, dass wir Experten in Introspektion sind, ist falsch.
 Mindmapping gelingt nicht
 bei einigen Formen der Schizophrenie (z. b. katatone Form)
 bei einigen Formen des Autismus und des Asperger-Syndroms
 wenn das, was durch Mindmapping wahrgenommen wird, traumatisierend wirkt.
Mindmasking und traumatisches Mindmapping
MM
 Der Geist ist in der Lage, die Wirklichkeit zu verzerren.
 Traumatisches Mindmapping meint, dass wir uns durch Dissoziation,
durch Desintegration des Gehirns blind machen, damit wir nicht
unter den Konsequenzen leiden müssen, die wir hätten, wenn wir
das zulassen würden, was wir mappend erlebt haben.
So entstehen autobiografische Lücken oder systematische
Unterbrechungen in der Mindmapping-Fähigkeit.
Mindmasking
Mindmapping
traumatisches
Mindmapping
 Das Gehirn bewahrt Informationen von Ereignissen in
unterschiedlichen Arealen des Gehirns auf.
Wörter werden an anderer Stelle abgelegt als Bilder.
Informationen werden an anderer Stelle aufbewahrt als sie
hervorgerufen werden.
So ist es möglich, dass man sich an Situationen erinnert, jedoch den
Zusammenhang zu den beteiligten Personen nicht mehr parat hat.
Man weiß nicht mehr, was die Beteiligten Personen gedacht und
gefühlt haben.
Es kommt zu Erinnerungen ohne Mindmapping.
 Menschen haben auch die Fähigkeit, sich vor dem Mindmapping
durch andere abzuschirmen.
Auch das sog. Mindmasking ist eine Überlebens-Strategie unter
schwierigen sozialen Bedingungen (gewalttätige Eltern, Folter etc.).
Therapie bei traumatischem Mindmapping
MM
 Therapeut/-innen
 vermuten oft, dass antisoziale Menschen keine Fähigkeiten zur
Empathie haben, und nehmen die vermeintliche
Empathielosigkeit als Grund für das destruktive Verhalten
(entschuldigend) an,
 übersehen oft wirklich destruktive Erziehung und
 weigern sich oft, Grausamkeiten (von Eltern gegenüber ihren
Kindern oder von Paaren untereinander) zu erkennen, weil sie
Angst davor haben, sie anzusprechen und nicht wissen, wie sie
konstruktiv damit umgehen können.
 weigern sich oft, anzuerkennen, dass manche Menschen
gemeine, fiese, schädliche, antisoziale, feindliche Dinge tun, weil
sie sie tun wollen.
 kokonstruieren dadurch mit den Klient-/innen eine Realität, die
nicht heilsam ist.
•
Reaktivierung von Erinnerungen erfolgt über Vervollständigung von szenischen BildProzessen (rechtshemisphärisch).
Was ist real in den Beziehungen geschehen? Wer hat was gesehen/erlebt, was er nicht
sehen/erleben wollte, weil (damals) die Konsequenzen unerträglich waren?
•
Es geht darum, die getilgten Situationen ins Bewusstsein zurückzurufen, so dass die damit
verbundenen Löschungen, Sicht-Weisen und Entscheidungen verändert werden können
Realer und mentaler Inzest
Fantasie
real
Übergriff
Lust
Trauma
GrenzVerlust
Angst
Wut
Scham
SchuldGefühl
MM
Beispiel für die „energetische“ Bedeutung des traumatischen Mind-Mapping bei
Rosenberg S. 308f:
 Viel ausschlaggebender als der sexuelle Akt an sich ist, dass das Kind die
Energie der Erregung, die von der belästigenden Person ausgeht, nicht
halten kann. Allein schon die Stärke dieser Energie kann ein Kind in Panik
versetzen.
 Inzest bedeutet ein gewaltsames Überschreiten sowohl der energetischen
(oder mentalen) als auch körperlichen Grenzen des Kindes.
Es muss nicht einmal eine tatsächliche physische Belästigung stattgefunden
haben. Sie ist vielleicht nur auf der Energie-Ebene (im Mind-Mapping) erfolgt.
Es ist egal, ob der Vorfall wirklich oder nur in der Vorstellung stattgefunden
hat: Das Gefühl, überfallen worden zu sein, und die Panzerung im Körper
sind real.
 Vater oder Mutter oder das Geschwister-Kind sind in der Erregung gefangen
und von ihrer normalen Art, sich auf das Kind zu beziehen, völlig getrennt.
Das bedeutet, dass das Kind nicht nur von der eindringenden Energie
überwältigt wird, sondern außerdem von einem Menschen abgeschnitten ist,
der ihm sonst nährenden Halt gibt.
Das macht das Erlebnis zu einer ebenso einsamen wie schrecklichen
Erfahrung. Sie isoliert das Kind, weil es sich niemandem mitteilen kann.
 Der Grund, warum viele Leute nicht über Inzest-Vorfälle sprechen wollen, ist
häufig der, dass sie die damit verbundenen Gefühle abgespalten haben.
MM
Psychogene Amnesie
Arthur P. Moves: Modern Clinical
Psychiatry, 1934
 Bei der psychogenen Amnesie ist das Fehlen von Erinnerungen ein aktivere
Selbst-Schutz-Prozess; der Patient weigert sich zu erinnern…
Das Bewusstsein wird vor unangenehmen und unbequemen Erinnerungen
geschützt.
 Ein solcher Gedächtnis-Schwund weist auf eine unbewusste RealitätsVerleugnung hin.
Diese Schlussfolgerung wird von der Beobachtung gestützt, dass viele
Patienten solange behaupten, ihre Kindheit sei eine glückliche Zeit gewesen,
bis durch die Analyse enthüllt wird, dass ihre Eltern gleichgültig, grob und
manchmal sogar grausam waren.
 Menschen haben ihre Erinnerungen an diese frühe Zeit blockiert, weil sie zu
schmerzlich und angsterregend sind, um akzeptiert werden zu können.
Aber wenn die Kindheit dem reifen Bewusstsein verloren geht, geschieht das
gleiche mit der offenen und ganzherzigen Liebe des Kleinkindes und der
Unschuld des Kindes.
 Tatsächlich aber sind weder die Entwicklungs-Stufen noch die Erinnerungen
daran verlorengegangen.
Sie wurden zurückgezogen und verkapselt.
Trauma-Entstehung (TE)
 Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 1
 Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 2
 Hauptquellen für Traumata
 Trauma-Auswirkungen
 Frühe Schock- und Trauma-Erlebnisse
 Traumatisierungs-Prozess
 Störung der Selbst-Regulation
 Traumatisierungs-Symptome 1
 Traumatisierungs-Symptome 2
 Symptom-Liste 1
 Symptom-Liste 2
 4 Haupt-Symptome für Traumata
 Schutz- und Verteidigungs-Strategien 1
 Schutz- und Verteidigungs-Strategien 2
 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 1
 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 2
 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 3
 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 4
F43
Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 1
TE
 Intimität mit uns selbst und damit mit dem großen Ganzen zu finden,
verlangt ernsthafte Hingabe und Wissen, was uns durch Prozesse
hindurchhelfen kann, uns mit dem zu verbinden, was wir wirklich sind:
verkörperte Prozesse.
Wir sind als Menschen keine Persönlichkeiten, sondern dynamische, sich
selbst erhaltende und organisierende Prozesse, die sich jede Minute
unseres Lebens entfalten.
Wir müssen uns als laufenden, sich entwickelnden Prozess verstehen und
nicht als festgelegten Charakter.
 Der Preis, den wir für die Vermeidung der persönlichen Themen um Leben
und Tod, Selbst-Erforschung und Selbst-Verwirklichung bezahlen, wir immer
höher.
Es ist dringend notwendig, in einem Meer von Eventualitäten und
Unsicherheit mit der richtunggebenden Erfahrung des Selbst verbunden zu
bleiben.
 Veränderung ist im Grund Verwandlung unserer inneren WahrnehmungsStruktur. Wenn wir anders wahrnehmen, verändert sich die Welt um uns.
Unsere innere Struktur hat zuallererst damit zu tun, wie wir unseren Körper
erleben, wie wir „eingekörpert“ (embodied) sind.
Die Art, wie wir unseren Körper erleben und empfinden, und zwar
besonders die vier großen Körper-Höhlen – Kopf, Brust-Korb, Bauch-Höhle
und Becken – bestimmte die Art und Weise, wie wir Welt erleben und
empfinden.
Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 2
TE
 Es gilt, zu verstehen, dass wir uns als grundsätzlich spirituelle Wesen mit dem
vordringlichen Wunsch nach leibender Verbundenheit erleben werden, wenn wir
lernen, tiefe Wertschätzung für die zu fühlen, die wir sind, und wenn wir zu den
Wurzeln unseres Seins zurückkehren.
 Wir müssen verstehen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Art besteht,
wie wir unseren Körper erleben, und der Art, wie wir die Welt erleben.
Unsere Erfahrung und Wahrnehmung von Eigenprozessen und der Welt ist tief in
unserer Physiologie verwurzelt.
Die Art unseres Verhältnisses zum Körper, diesem somatischen Sammel-Behälter
unserer frühesten Erfahrungen, bestimmt darüber,
 in welche Beziehung wir zur Welt und zu unserer Umgebung treten können,
 wie wir uns mit anderen in intimen Beziehungen verbinden können und
 welchen Zugang wir zu einer geerdeten Spiritualität haben.
 Ich habe es aufgegeben, den Menschen als Zusammensetzung bestimmter
Charakter-Strukturen oder anderer klassifizierter Typologien zu betrachten.
Ich sehe jeden Menschen als in der Tiefe gesundes Wesen, das um des eigenen
Überlebens willen in einen bestimmten Prozess hat eintreten müssen.
Diese eigen-artige Weise des Prozessierens erhält in jedem Augenblick die
Stabilität und Funktions-Fähigkeit des Lebens einer bestimmten Person aufrecht,
denn sie ist ihre spezielle Form der Verbindung zur Quelle.
Hauptquellen für Traumata
Person wird in ihren
Grenzen verletzt, also
in ihrer Integrität nicht
anerkannt, muss sich
folglich, um sozial und
emotionale zu
überleben, tief und
wiederholt verleugnen
Trauma
TE
 Haupt-Quellen für Traumata sind Schock und Überwältigung
im Verbund mit der Verletzung persönlicher Grenzen oder
tiefer und wiederholter Verleugnung der Person.
Ein wesentlicher Teil von Trauma ist, dass die betroffene Person in
ihrer Integrität nicht anerkannt und der Körper auf physiologischer
Ebene überwältigt wird.
 Die Auswirkung eines traumatischen Ereignisses oder einer Folge
traumatisierender Ereignisse ist nicht abhängig von den
Ereignissen als solchen, sondern von der Empfindsamkeit des
empfangenden Organismus.
 Tatsächlich kann also das traumatisierende Ereignis eine
scheinbare „Kleinigkeit“ gewesen sein, beispielsweise




eine Spritze bekommen zu haben,
gefallen zu sein,
sich verlassen gefühlt zu haben,
vernachlässigt oder schlecht behandelt worden zu sein.
Andere Beispiele dramatischerer Dimension sind
Der Körper wird auf
physiologischer
Ebene geschockt und
überwältigt






Stürze, Unfälle, Erkrankungen,
Operationen intrauterin und in der Kindheit mit Anästhesie,
Vergiftungen im Uterus und in der Kindheit,
Erfahrungen des Ertrinkens und Erstickens,
Impfungen,
unangenehme vorgeburtliche Erfahrungen und Geburts-Trauma mit
Sauerstoff-Mangel,
 Angriffe und Bisse durch Tiere
Trauma-Auswirkungen
TE
 Wenn wir überwältigende Erfahrungen in unserem frühen Lebens-Zeitraum, d. h. von
der Konzeption bis hin zum 3. Lebens-Jahr, mache, so wird unsere gesamte Sicht der
Welt, unsere Art, die Umwelt wahrzunehmen, und unsere Weise, in Kontakt zu gehen
(oder auch nicht), von unserem Körper-Gedächtnis oder – einfacher gesagt – von
unserem physiologischen Zustand beherrscht. Die Trauma-Spuren sind im Körper
grundgelegt und beginnen, ein Eigenleben zu führen.
 Viele von uns hatten früh im Leben Operationen, fühlten sich verzweifelt und hilflos
angesichts elterlicher Belastungen oder wurden durch andere Ereignisse geschockt, die
in Kinder-Augen extrem dramatisch erschienen.
Ertrinken, Fallen oder andere stresshafte Erlebnisse und unbemerkte Reiz-Überflutung
geschehen häufiger, als man denken möchte.
Tatsächlich ist der nachgeburtliche Schock in unserer „medizinisierten“ Gesellschaft so
alltäglich, dass wir kaum noch oder immer noch nicht einen gesunden Bezugs-Rahmen
für die normale Entwicklung von Kindern haben.
 Durch schützende Dissoziation früh abgespaltene Körper-Teile sind unfähig, Beiträge
zum erwachsenen Leben zu leisten. Vielmehr führen sie ein betäubtes, gelähmtes und
isoliertes Eigenleben in unserem Körper.
Ihre Aktivitäten stören unser reifes alltägliches Funktionieren und beeinträchtigen die
Kontinuität unserer Wahrnehmungs-Kohärenz.
 Was hier auf der Körper-Bühne gespielt wird, hat seine äußerliche Entsprechung in
Beziehungs-Problemen, Gefühlen der Entfremdung und der Abkehr von gewöhnlichen
und zugleich freudvollen Erfahrungen wie Menschen zu begegnen, Intimität zu
genießen oder sich eines Kontaktes zu erfreuen.
Frühe Schock- und Trauma-Erlebnisse
TE
 Frühe Schock- und Trauma-Erlebnisse treffen auf einen in Formung begriffenen
Organismus. Seine Abwehr-Reaktionen sind sehr begrenzt.
 Am Anfang des Lebens verfügen wir nur über rudimentäre Verteidigungs-Reaktionen.
Embryonale Abwehr-Mechanismen bestehen aus Bewegungen im Rumpf als PendelBewegungen entlang unserer Längsachse, deren Zentrum in der Wirbel-Säule liegt.
Sobald der Embryo einen unangenehmen Reiz erlebt, der ihn zu sehr stört, setzen
die Pendel-Bewegungen ein, mit denen er zu entkommen versucht.
 Die hochgradige Hilflosigkeit des sich entwickelnden kleinen Menschen lässt die
Bedrohung zur gefühlten potenziellen Vernichtung seiner Existenz werden –
mit strukturellen Folgen für das spätere Erleben der Welt. Da wir die TraumaErfahrungen in präverbaler Zeit gemacht haben, können wir aktuell ablaufende
somatische Fehl-Regulationen nicht in Verbindung mit frühen Traumata bringen.
 Da die Pendel-Bewegungen den angestrebten Schutz nicht schaffen können, muss
der Embryo eine Methode finden, sich gegen Gefährdung abzuschirmen.
Häufig besteht die einzige Art, mit einer solchen Verletzung umzugehen, in GewebeKontraktion, um die gefährdete Oberfläche zu verkleinern.
Er kann seinen Körper in einer Art energetischer und emotionaler Abwehr hart
machen, um sich gegen weitere unangenehme Gefühle zu schützen.
Diese Kontraktion kann sehr intensiv geschehen und sich anfühlen wie eine komplette
Erstarrung des Körpers.
 Später kann sich dieser Vorgang auf die Verdauung auswirken und möglicherweise
sogar zur Verschiebung emotionaler Themen in andere Organe führen.
Traumatisierungs-Prozess
TE
SauerstoffGehalt
steigt an
unangenehmer
Reiz
 Wenn all diese Verteidigungs-Versuche gegen den
überwältigenden Vorgang scheitern, kann der Embryo
schließlich die Verbindung zur Umwelt durch die NabelSchnur über den hypogastrischen Plexus unterbrechen.
NabelSchnurÖffnung
Pendeln
 Durch die Verbindungs-Unterbrechung erhält der Körper
des Embryos zu wenig Sauerstoff. Der CO²-Gehalt des
Blutes steigt an und löst eine heftige Not-Reaktion aus.
GewebeKontraktionen
KontrollVerlust
Zu wenig
Sauerstoff und
zu viel CO²
PanikSteigerung
GefahrWahrnehmung
 Der Embryo gerät in Panik und versucht, die NabelSchnur noch dichter zu verschließen.
NabelEine positive Rückkoppelungs-Schleife wird in Gang
Schnurgesetzt. Je höher der CO²-Gehalt des Blutes, desto
Verschluss
stärker schließt sich die Nabel-Schnur, desto mehr
steigert sich die Panik, desto mehr Gefahr nimmt der
Embryo im Körper wahr, desto stärker gerät er in einen
Dissoziation
dissoziativen Prozess.
vom Körper
als Träger  Am Ende steht ein körperlicher Kollaps, der für den
der SinnesEmbryo Kontroll-Verlust bedeutet und letztendlich die
Erfahrung
Nabel-Schnur wieder öffnet.
und erlebter
Gefahren-  Später im Leben kann diese früh geprägte VerteidigungsReaktion zu einem Gewohnheits-Muster werden, mit dem
Quelle
die Person Herausforderungen begegnet.
Störung der Selbst-Regulation
TE
 Die Übertretung persönlicher Grenzen ist immer ein Angriff auf unsere IdentitätsWahrnehmung, unser Kohärenz-Gefühl und unsere Würde.
Die Tatsache, dass viele Menschen die Heftigkeit der traumatischen Auswirkungen
leugnen, kann als Versuch gewertet werden, den eigenen Sinn für Integrität, Würde und
Ganzheit aufrecht zu erhalten.
 Es gibt viele Arten von Schock-Erleben, auf die der Körper mit plötzlicher
physiologischer Erregung und einer Anzahl automatischer Verteidigungs-Reaktionen
antwortet.
Der Körper wird in einen nervlichen und hormonellen Alarm-Zustand versetzt, der erhöhte
Energie für reflexartiges Körper-Verhalten wie Kampf- und Flucht-Reaktionen und andere
Formen des Selbst-Schutzes bereitstellt.
Wenn diese Energie nicht im sofortigen Handeln verbraucht werden kann, ergibt sich ein
Energie-Überschuss, der nicht weiß, wohin und was er tun soll.
 Findet Energie-Entladung im Körper nicht statt, wird die reibungslose Selbst-Regulation
gestört. Wir werden den Körper so wahrnehmen, als führe er ein selbstständiges Leben.
Tatsächlich führt der Körper die ganze Zeit ein physiologisch eigenständiges Leben.
Nun aber erfahren wir Abweichungen von den normalen Funktionen in Form von
Symptomen des autonomen Nerven-Systems, wie z. B. Zittern, Herz-Rasen, SchweißAusbrüche.
 Die Folge sind übertriebene physiologische Reaktionen auf unwichtige Reize, die nach
alltäglicher Einschätzung weder überwältigend noch lebensbedrohlich sind.
Diese Reaktionen stören den Lauf unserer Alltags-Erfahrung und Alltags-Anpassung.
Traumatisierungs-Symptome 1
TE
 Ein eher unscheinbarer Auslöser, der in irgendeiner Weise mit der Trauma-Erfahrung
verkoppelt ist, setzt die energetisch überladenen Nerven-Zyklen in Gang, die dann
Reaktionen hervorbringen, die eigentlich eine physiologische Erinnerung an die
Vergangenheit darstellen.
 Wir beziehen uns nicht mehr frei auf die äußere Wirklichkeit, sondern wir werden von
diesem aktivierten Energie-Zyklus und der Übererregung in unserem Körper beherrscht.
Solche Reaktionen sind beispielsweise






Erröten,
erhöhte Herz-Frequenz,
Ängstlich prüfendes Umherblicken,
Konzentrations-Schwierigkeiten,
Probleme beim Zuhören und bei der Informations-Aufnahme sowie
mangelndes Einfühlungs-Vermögen.
 Symptome für Traumatisierungen können erst Jahre später auftauchen und als bleibende
Variante der Körper-Funktion wahrgenommen werden, die scheinbar in keinem
Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Lebens-Verlauf steht.
Manchmal werden diese Symptome erst nach Jahrzehnten erlebt, wenn unsere KörperKraft altersgemäß abnimmt und wir nicht mehr so intensiv an den Körper gebunden sind.
Da wir meist keinerlei Verbindungen zu relevanten Erlebnissen in der Vergangenheit
herstellen können, führt das
 zu Verwirrung, Ratlosigkeit und Unverständnis
 manchmal zu Angst und
 in Einzelfällen sogar zur Angst vor dem Verrückt-Werden.
Traumatisierungs-Symptome 2
TE
 Es ist nicht leicht, ein kohärentes Gefühl* innerhalb dieser Form der Regulation, der
autonomen Fehl-Regulation herzustellen.
 Wenn wir eine frühkindliche Traumatisierung erlebt haben, haben wir manchmal keine
bessere Lösung, als Rückmeldung von außen als Hinweis dafür zu nutzen, wie wir in der
Welt sind.
 Wir finden unsere Nervosität normal.
 Wir verkennen unsere Ruhelosigkeit als Charakter-Eigenschaft.
 Wir verstehen plötzliche Starre und Rückzug aus Kontakt als Schüchternheit.
 Da es gewöhnlich der betroffenen Person gar nicht einfällt, dass sie sich in einem
physiologischen Trauma-Zustand befindet, verbringt sie viel Zeit damit
 ihre Symptome zu behandeln und/oder
 über ihre Lage zu sprechen,
 anstatt zum physiologischen Kern des Trauma-Zustandes vorzudringen.
* Kohärenz ist ein Ausdruck von Gesundheit und beschreibt die Wiedererlangung der KörperRhythmen als eine Art synergistischer Koordination in den Rhythmen.
Kohärenz ist die Synchronisierung der Funktionen verschiedener Körper-Systeme.
Kohärenz beschreibt nicht nur die Koppelung der verschiedenen physiologischen Körper-Rhythmen
wie Atmung, Herz-Schlag oder Flüssigkeits-Resonanzen, sondern sie zeigt sich auch in der
Geschmeidigkeit von Körper-Bewegungen und in der Weichheit eines natürlichen und leichten KörperAusdrucks.
Kohärenz ist insofern wichtig, als sie die Grundlage für jegliche Resonanz mit der Welt und den
Menschen um uns herum bildet.
Sie ist daher die notwendige Vorbedingung für unsere Beziehungs-Fähigkeit.
Symptom-Liste 1
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
TE
Bedürfnis, sich ständig zu überarbeiten und ständiges Überanstrengungs-Gefühl
Drastisch verminderte Stress-Toleranz
Schlaf-Schwierigkeiten, Schlaf-Störungen und Schlaflosigkeit
Verlust der situativen Anpassungs-Fähigkeit und mangelnde Stress-Resistenz
Starre-Phänomene und Versteifungs-Muster in der physischen Organisation des
Körpers wie Zustände körperlicher Starre, die mit Gefühlen der äußersten Hilflosigkeit,
Verletzlichkeit und Ausgesetztsein einhergehen, Taubheits-Gefühl, Mangel an
Beweglichkeit, chronische Erschöpfung und andere Arten, mit denen wir die lauernde
Energie in unserem Körper unten halten können
Dissoziation von gegenwärtigen Situationen und Körper-Empfindungen, z. B.
fehlendes Gespür für bestimmte Körper-Regionen oder Auflösung des Ich-Gefühls
Leugnung jeglicher körperlicher oder geistiger Funktions-Beeinträchtigung
Isolations- und Ausgeschlossenheits-Gefühle, ständige Scham, verwirrt und
orientierungslos sein und sich nicht gesehen fühlen
Verhaltens- und Bindungs-Störungen als Unfähigkeit, sich festzulegen und nahe
Beziehungen oder sogar nur gemäßigte Interaktionen aufrechtzuerhalten
Unfähigkeit, Hilfe anzunehmen und andere soziale Störungen
Stimmungs-Schwankungen und ständige Ruhelosigkeit
Anspannung und Verkrampfung im Zwerchfell und anderen Körper-Geweben
Spannung an der Schädel-Basis und am Kreuzbein
Ein geschädigtes (soziales) Nerven-System (ventraler Vagus)
Symptom-Liste 2
TE
15. Plötzliche Übererregungs-Zustände und generelle Unfähigkeit, mit ErregungsZuständen umzugehen
16. Emotionale Auffälligkeiten wie übertriebene Todes-Angst, häufiges Weinen, WutAusbrüche, Alpträume, heftige Flashbacks
17. Angst-Störungen unter anderem als Angst, wahnsinnig zu werden oder zu sterben, als
Phobien, Panik-Attacken oder Zwangs-Störungen, als Möglichkeiten, die innere
Gefährdung des überspannten Körpers quasi dissoziiert im Außen zu erleben, und
hypochondrische Ängste
18. Betäubung der inneren Regulation durch Alkohol-Konsum und andere Arten der
Sinnes-Dämpfung
19. Eingeschränkte Atmung
20. Chronische Erschöpfung und sehr niedrige physische Energie
21. Immunsystems- und endokrinologische Probleme
22. Psychosomatische Erkrankungen, insbesondere Kopf-Schmerzen, Nacken und
Rücken-Probleme, Asthma, Reizdarm, schweres prämenstruelles Syndrom
23. eine Amygdala, die immer noch auf äußersten Not-Alarm eingestellt ist
24. Depression und Katastrophen-Fantasien in Verbindung mit einer gestörten inneren
Regulation des Körpers
Gemeinsamer Nenner all dieser Symptome ist der Mangel an innerer Regulation,
die dem Individuum erlauben würde, physiologisch und damit psychologisch auf die
gegenwärtige Situation zu reagieren.
Vier Haupt-Symptome für Traumata (4HS)
 Übererregung
 Dissoziation 1
 Dissoziation 2
 Anspannung und Verkrampfung
 Immobilisierung
TE
Übererregung
 Übererregung bezeichnet den Tatbestand, dass wir bereits durch kleine
Ereignisse aktiviert, erregt und angetrieben werden können.
 Übererregung stimuliert uns so stark, dass wir uns in unserem eigenen Körper
nicht mehr sicher fühlen und dazu neigen, die angenommene Gefahr nach
außen zu projizieren, statt sie mit unserem inneren Zustand in Verbindung zu
bringen.
 Möglicherweise fangen wir auf eine Weise an zu schwitzen und zu zittern, die
für andere nicht unbedingt erkennbar ist. Diese Situation nimmt jedoch unsere
Aufmerksamkeit so gefangen, dass die Aufnehme von Außeninformation
schwierig oder gar unmöglich wird.
 Erinnerungs-Verlust, Konzentrations-Mangel und das Fehlen von gefühltem
Kontakt begleiten die Übererregung.
 Die oft ängstlichen und feindseligen Emotionen werden durch den Grad der
inneren Erregung übermäßig verstärkt, so dass wir emotional unangemessen
reagieren.
 Wir können keinen gefühlten Kontakt mehr zum Körper halten, da es in vielen
Fällen beängstigend ist, mit diesem eigensinnig gewordenen Körper in
Beziehung zu treten.
 Unser Geist beschleunigt sich und unsere kreisenden und rasenden Gedanken
dienen verzweifelt dem Zweck, unsere unangenehmen Körper-Empfindungen
zu kontrollieren.
Dieses Denken bringt jedoch nichts Vernünftiges und Funktionales hervor.
4HS
Dissoziation 1
4HS
 Der Begriff der Dissoziation ist als eine mehr oder weniger ausgeprägte Partialisierung
und Fragmentierung der Wahrnehmungs-Kohärenz zu verstehen.
 Es gibt nicht nur eine bestimmte Dissoziation, sondern eine ganze Palette dissoziativer
Erfahrungen, die von Tag-Träumen über Freud‘sche Versprecher, Orientierungs- und
Koordinations-Mangel bis hin zu Symptomen wie geringer Aufmerksamkeits-Spanne, in
die Leere starren, Gedächtnis-Verlust, Halluzinationen, Depersonifizierung,
Derealisierung, Zwangs- oder dissoziativer Identitäts-Störung reichen.
 Wenn die Situation zu heftig wird und das Energie-Niveau vom Körper nicht länger
gehalten werden kann, muss unser Wahrnehmung schließlich in Stücke und Fragmente
zerbersten.
Wir verlieren den Sinn für Zusammenhang, Integrität und Ganzheit.
 Eine Lösung aus der unerträglichen Situation der Übererregung besteht darin zu
dissoziieren und dadurch unsere Aufmerksamkeit von der Körper-Wahrnehmung zu
trennen.
Unsere Aufmerksamkeit lässt sich leicht von der Quelle der Aufregung fortbewegen.
Wir driften weg.
 Der Sprung in den dissoziativen Selbst-Schutz ist in der Regel an einen Verlust von
Verteidigungs-Reaktionen wie Kampf-oder-Flucht und anderem aggressivem oder
selbstsicherem Verhalten gekoppelt.
Er geht einher mit einer Bewegung in Richtung Erstarrung und Immobilisierung.
Dissoziation 2
4HS
 Diese Abkopplung bringt vorübergehende Erleichterung und tut darum gut.
Wir machen „die Luken dicht“, was zur Illusion eines neuerlichen Gleichgewichts führt.
Wir scheinen „hier“ zu sein, sind aber nicht wirklich anwesend, denn ein wichtiger Teil
unserer Aufmerksamkeit hat sich der unmittelbaren Situation entzogen.
Nicht bei sich zu Hause zu sein, macht das Leben vorübergehend leichter, aber auf
Dauer unerfüllt und leer.
 Die Allgegenwärtigkeit von Teil-Dissoziationen zeigt, wie ungewöhnlich es für uns ist,
mit all unseren Sinnen in der Gegenwart zu weilen.
 Da Dissoziation ein gewohnheitsmäßiger Bezugs-Rahmen werden kann, fühlen wir sie
nicht mehr und betrachten wir sie als die normale Art, die Welt zu erleben.
Wir wissen oft nicht, wie abgetrennt wir tatsächlich sind.
 Weil Dissoziation vorübergehend als Ressource dienen kann, um eine unerträgliche
Situation zu überstehen, und sie sich grundsätzlich gut anfühlt, besteht nicht immer
eine direkt spürbare Notwendigkeit, voll in den Körper zurückzukehren.
Doch auf Dauer fühlen sich Menschen einsam und empfinden ihr ständiges
Getrenntsein vom bereichernden, sinnlichen Genuss des Lebens als unangenehm.
 Die Rückkehr aus dieser dissoziativen Einsamkeit verlangt jedoch eine durch die
begleitende Person vermittelte Behutsamkeit, Sicherheit und vorsichtige Freisetzung
der Energie, die wir im Alltag in aller Regel nicht bereitstellen können, solange wir von
unserem Erleben getrennt sind.
Anspannung und Verkrampfung
 Dissoziation, dieses „Sich-Abtrennen“ tritt wahrscheinlicher auf, wenn
unser Körper – gleich aus welchem Grund – im Zustand der Konstriktion,
der Anspannung und Verkrampfung ist.
Dann ist es beinahe unmöglich, mit unserem Körper und damit der
Sinnes-Grundlage all unseres Erlebens in Beziehung zu sein.
 Wir gehen in den Kopf uns kontrollieren unser Leben von dort aus, völlig
abgetrennt von mitschwingender emotionaler Resonanz.
Aus der relativen Sicherheit unseres Kopfes heraus überlassen wir uns
intellektuellem Räsonieren als Mittel der Aufrechterhaltung
anästhetischer Sicherheit.
Wir erleben die Welt aus der Position der Abgehobenheit und
Getrenntheit.
4HS
Immobilisierung
 Immobilisierung ist der grundlegendste Schutz-Modus des
Körpers, um sein Überleben in lebensbedrohlichen
Situationen zu sichern.
 Das Erleben von Immobilisierung ist eine der
schwierigsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann.
Es wird begleitet von Gefühlen höchster Verletzbarkeit,
schrecklicher Hilflosigkeit und Exponiertheit.
 All diese Reiz-Antworten sind jedoch natürliche,
angeborene Reaktionen des Körpers, die ursprünglich in
überwältigenden und bedrohlichen Situationen für Schutz
sorgten.
4HS
Schutz- und Verteidigungs-Strategien 1
TE
 Die Funktion unseres Körpers hängt nicht davon ab, ob wir sie verstehen.
Sie braucht nicht einmal unser Bewusstsein oder unsere Aufmerksamkeit.
Das Leben hält sich selbst ohne unser bewusstes Eingreifen aufrecht.
Unsere Lebendigkeit hat es schon gegeben, bevor wir bewusst genug wurden, um sie
wahrzunehmen.
Es ist die Aufgabe des autonomen Nerven-Systems, die körperlichen ÜberlebensParameter ständig im Gleichgewicht zu halten.
Das autonome Nerven-System stellt in seiner komplexen Vernetzung die regulierende
Überlebens-Funktion dar.
Die kardiovaskulären, respiratorischen, digestiven, urologischen und reproduktiven
Funktionen werden in ihrer Tätigkeit vom autonomen Nerven-System harmonisch
aufeinander abgestimmt.
 Der Sympathikus aktiviert den Körper, macht ihn zu aktivem Verteidigungs-Verhalten wie
der Kampf-oder-Flucht-Reaktion fähig und erhöht Stoffwechsel sowie mentale Wachheit.
 Der Parasympathikus innerviert die inneren Organe und reguliert die Erholungs- und RuheReaktionen. Der Vagus-Nerv mit seinem dorsalen und ventralen Komplex leitet rund 75 %
der parasympathischen Erregung und stellt daher einen zentralen Funktions-Teil des
parasympathischen Zweigs des autonomen Nerven-Systems dar.
 Ohne intakte und wirksame Ausstattung mit lebenserhaltenden Schutz- und VerteidigungsStrategien fühlt sich ein Mensch in seinem Körper nicht sicher.
 Eine gestaffelte Abfolge von Schutz-Mechanismen ermöglichst es uns, auf
unterschiedliche Gefährdung von außen differenziert zu reagieren.
Schutz- und Verteidigungs-Strategien 2
Soll der
festgefahrene
Funktions-Modus
im Körper befreit
werden, muss der
Übergang von
Immobilisierung
über Kampf-oderFlucht zu
Sozialkontakt
ermöglicht
werden.
Dies ist der Weg
der TraumaHeilung.
Umwelt
Das Anspringen
des ventralen
Vagus blockiert
automatisch die
Aktivierung des
sympathischen
Systems und der
Funktionen des
dorsalen Vagus.
Spontaner Sozialkontakt zu
anderen
Augen-Kontakt, Mimik und Prosodie
(Stimm-Klang) unterstützen die
viszerale Homöostase
[ventraler, myelinisierter VagusKomplex des Parasympathikus mit
Struktur: Kopf und
Funktion: soziale Kommunikation,
Selbst-Beruhigung]
* Neurozeption
außerhalb des Körper
innerhalb des Körpers
Nerven-System
Neurozeption*
LebensGefahr
Sicherheit
TE
bezeichnet die
Tatsache, dass das
autonome NervenSystem den Reiz
unabhängig von
und zeitlich
gesehen vor dem
Willkür-Bewusstsein
wahrnimmt und auf
diesen Input
autonom reagiert.
Gefahr
Verteidigungs-Strategien
Verteidigungs-Strategien
Kampf- und Flucht-Verhalten,
Mobilisierung
[Sympathikus mit
Struktur: Glieder und
Funktion: Bewegung als aktive
Vermeidung]
extreme Furcht und Panik,
Totstellen, Immobilisierung
[dorsaler, unmyelinisierter
Vagus-Komplex des
Parasympathikus mit
Struktur: Eingeweide und
Funktion: Erstarrung als
passive Vermeidung]
Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 1
TE
 Wenn die innere Regulation ständig auf die vergangene Gefährdungs-Situation
eingestellt ist, dann sprechen wir von Trauma.
Krankheit entsteht häufig aus unserer Unfähigkeit, angemessen auf Neues
reagieren zu können.
 Das bekannte oder unbekannte Vorliegen eines Traumas zieht die Fähigkeit einer Person
aufs Äußerste in Mitleidenschaft,
 offen zu sein, frei zu kommunizieren und
 die subtilen Nuancen auszusenden und wahrzunehmen, die unser Gegenüber zu
einem verlässlichen Partner für uns werden lassen.
 Der Bezugs-Rahmen unserer Gesellschaft hat sich stark verschoben, weil wir uns so
sehr an die einschränkende Wirkung traumatischer Überladung gewöhnt haben,
geschädigtes Interaktions-Verhalten als normal zu betrachten.
Es ist aber nicht normal.
 Die Fähigkeit, in einer aufkommenden Aktivierungs-Situation Aufmerksamkeit frei zu
lenken, ist ein Zeichen von Gesundheit.
Gesundheit und Wahl-Freiheit in Beziehungen können nur Platz finden, wenn unser
Körper-Gefäß durchlässig wird und wenig Widerstand gegen das leistet, was energetisch
auf uns zukommt, so dass wir uns der Schönheit der Welt aussetzen können.
 Wenn wir in einer nicht überfordernden Situation sind, arbeitet unser Gehirn mit seinen
drei wesentlichen Teilen, dem Hirnstamm, dem limbischen Gehirn und dem Großhirn,
selbstregulativ mit dem Autonomen Nervensystem (ANS) und unserem Körper
zusammen.
Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 2
TE
Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 3
 Nur mit einem feinfühlig regulierenden Nerven-System, das mit Leichtigkeit
zwischen den Zuständen von Immobilisierung, Kampf-oder-Flucht und sozialem
Kontakt hin und her wechselt, fühlen wir uns gesund und lebendig.
Nur mit einer regulationsfähigen „vagalen Bremse*“ können wir AlltagsSituationen angemessen begegnen und mit ihnen umgehen.
 Das angemessene Funktionieren unserer inneren Regulation entscheidet darüber,
 ob wir uns auf der Welt sicher oder unsicher fühlen,
 ob wir flexibel sind im Umgang mit äußeren Herausforderungen, mit Neuem,
mit Konflikten und
 ob wir eine lebenswerte Zukunft erleben.
 Sobald unsere Aufmerksamkeit erstarrt, überfokussiert, gebannt oder gefesselt
wird von einer einzigen Erfahrung,
 sinkt unsere Lebens-Qualität,
 schwindet unser Unabhängigkeits-Gefühl und
 schränkt sich die Reaktions-Fähigkeit ein.
* Wenn das soziale Nerven-System (ventraler Vagus) voll anspringt, erleben wir eine natürliche
Leichtigkeit in der Kommunikation und eine angenehme Beruhigung in unserem Inneren.
Dieses sanfte Regulieren innerer Aufregung nennt Porges die vagale Bremse.
TE
Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 4
TE
Da die innere Anpassungs-Fähigkeit und Regulation bei vielen von uns eingeschränkt ist,
müssen wir ständig äußere Regulations-Hilfen in Anspruch nehmen, um uns in
angenehme Zustände zu versetzen.
 Alkohol, Nikotin, Fernsehen, Computer-Spiele und andere Ablenkungen und
Stimulantien sind nur einige der Möglichkeiten.
 Abgesehen von Körper-Verspannungen ist unsere unregulierte Gefühls-Lage ein
weiterer Aspekt der Dysregulation.
Neben unberechenbaren Körper-Symptomen sehen wir uns Schlaflosigkeit,
Flashbacks, Alpträumen, dissoziativen Erfahrungen, Panik-Attacken, Phobien und
anderen Angst-Störungen gegenüber.
All diese Phänomene sind dabei nicht einmal an einen spezifischen Reiz, an ein
erkennbares Ereignis gebunden, was sie zu einer beängstigenden Erfahrung werden
lassen.
 In extremen Fällen zeigt unser Verhalten zwanghafte Züge als äußerliches Mittel,
innere Instabilität auszugleichen.
Mit dieser Blockade der neurozeptiven Reaktions-Fähigkeit können wir unser volles
Potenzial weder erleben noch entwickeln und in der Folge auch das nicht genießen,
was uns im Leben wahrhaft nährt.
Wir organisieren das, was wir für unser Selbst halten, um einen Schutz-Prozess
herum, den wir intuitiv nicht als unser wirkliches Selbst wahrnehmen.
Diese Schutz-Funktion stellt eine wichtige Einschränkung auf unserem Weg dahin dar,
ein resonanzfähiges Gefäß zu werden, das frei und ungehindert mit seiner Umwelt in
Kontakt treten kann.
Begleitung bei Disstress und
Psychotraumata (BDP)
 Trauma-Therapie-Pyramide
 Somatic Experiencing
 Psychodynamisch Imaginative Trauma-Therapie
 Ego-State-Therapie
 EMDR
 Drei Phasen der Trauma-Therapie
 Trauma-Heilung
F43
Trauma-Therapie-Pyramide
Integration
Trauma-Konfrontation
innere Sicherheit
tragfähige therapeutische Beziehung
äußere Sicherheit
BDP
Somatic Experiencing
BDP
 Bei Somatic Experiencing und anderen körperorientierten Ansätzen wird mit den Folgen
des überwältigenden Ereignisses im Körper gearbeitet.
 Überlebens-Reaktionen wie Kampf, Flucht und Erstarrung, die vom Körper instinktiv
vorbereitet wurden, konnten durch das überwältigende Geschehen nicht erfolgreich
abgeschlossen werden.
 Im Pendeln zwischen den traumatischen Erfahrungen und den vorhandenen
Ressourcen wird die immense als Symptom im Körper zurückgebliebene, teilweise in
Erstarrungs-Prozessen dissoziierte „Überlebens-Energie“ abreagiert und verarbeitet.
 Sich in der Therapie dem Körper wieder zuzuwenden, der die traumatischen
Erinnerungen trägt, kann zu Beginn der Entwicklungs-Begleitung beunruhigend oder
noch nicht möglich sein.
Es erfordert Zeit, Geduld, Herz, Kreativität, Achtsamkeit und auch den Einsatz anderer,
nicht körperorientierter Methoden, um die Basis für wirksames, aber möglicherweise
auch ängstigendes körperorientiertes Vorgehen zu schaffen.
 Je abhängiger der Mensch von seinen traumatisierenden Bindungs-Personen ist, je
früher und häufiger die verletzenden Erfahrungen gemacht werden, desto katastrophaler
sind die Auswirkungen auf die
 Gehirn-Reifung,
 Entwicklung eines (Körper-) Selbst,
 Emotions-Entwicklung sowie
 Bindungs- und Beziehungs-Fähigkeit.
Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie
 Die Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie (PITT), von Luise
Reddemann entwickelt, ist ein tiefenpsychologisch fundierter Ansatz mit
Resilienz-und Ressourcen-Orientierung und nutzt Imagination als heilsame
Kraft.
 Durch kreativen Umgang mit Imaginations-Übungen und Arbeit mit Ego-States
wird versucht, Möglichkeiten von besserer Selbst-Regulation einzuüben und
ein Gegengewicht zum Schrecken zu entwickeln.
 Heilsame Bilder sowie Distanzierungs- und Beruhigungs-Techniken („Tresor“,
„sicherer Ort“) werden als Gegengewicht zu den Bildern des Traumas
entwickelt.
BDP
Ego-State-Therapie
 Als Schutz-Reaktion in einer überwältigenden Situation werden die mit der
traumatischen Verletzung verbundenen intensiven Gefühle wie Angst, Wut,
Scham usw. dissoziiert.
 Diese dissoziierten und oft fragmentierten Gefühle und Ich-Anteile (Ego
States) können wie „eigene Persönlichkeiten“ ein Eigenleben entfalten, mit
„eigenem“ Willen, „eigenen“ Gedanken und Gefühlen.
 Die Ego-State-Therapie hilft den Betroffenen, diese Ich-Anteile wieder besser
in Richtung einer ganzheitlichen Persönlichkeit zu integrieren und miteinander
zu verbinden.
BDP
EMDR
BDP
 Entweder durch Augen-Bewegung, Fokus auf eine Licht-Quelle, Berührung oder
durch Geräusche und gleichzeitiger Vorstellung der Trauma-Situation wird eine
rechts-links Stimulierung der Gehirn-Hälften und damit eine beschleunigte
Verarbeitung des Traumas im Gehirn angeregt.
 Im EMDR-Prozess können Gefühle, Gedanken, Erinnerungen oder
Erinnerungs-Fragmente, Empfindungen und Körper-Reaktionen auftauchen, die
mit den traumatischen Erfahrungen verknüpft sind.
 Der Fokus auf Finger-Bewegungen, Tapping etc. hält den Gegenwarts-Bezug
aufrecht.
So können die auftauchenden furchterregenden Gefühle und Körper-Reaktionen
kleinschrittig zugelassen und der Vergangenheit zugordnet werden, ohne dass
es erneut zur Dissoziation kommt.
Drei Phasen der Trauma-Therapie (3P)
 Spiraliges Vorgehen
 Grundsätzliches zum Vorgehen
 Phase 1: Stabilisierung
 Phase 2: Trauma-Konfrontation
 Phase 3: Trauma-Verarbeitung
 Zyklus der Trauma-Verarbeitung
BDP
Spiraliges Vorgehen
3P
1. Stabilisierung
1a. Stabilisierung
3a. Verarbeitung
2a. Konfrontation
2. TraumaKonfrontation
3. Verarbeitung
Traumatische Erfahrungen im Erwachsenen-Alter werden oft nur implizit gespeichert, vor
allem dann, wenn ein Trauma-Opfer aufgrund der Überwältigung in der traumatischen
Situation die explizite von der impliziten Verarbeitung des Geschehens dissoziiert.
Erinnerungen wirken dann wie zeitlos im Erleben und Verhalten nach, ohne Teil der
Narration des Lebens zu werden.
Das Geschehene bricht in Form von Bildern, Empfindungen und Gefühlen in die
Gegenwart des Erlebens und Verhaltens ein.
Intrusion tritt an die Stelle von expliziter Erinnerung.
Die kinästhetischen oder sensorischen Gedächtnis-Speicher öffnen sich bei
traumatischen Flashbacks von selbst.
Grundsätzliches zum Vorgehen
 Das Erlebte darf, muss aber nicht erzählt werden
 Grenzen respektieren
(Traumatisierung hieß zumeist Grenz-Überschreitung)
 Vorsicht mit Körper-Kontakt
(Auch hier können verletzte Grenzen berührt werden)
 Die eigene Möglichkeiten als Entwicklung begleitende Person und die Grenzen der
Einflussnahme deutlich aufzeigen
 Sicherheit und Ruhe vermitteln (Setting, Raum etc.)
 Unterstützungs-Angebote unterbreiten, aber nicht aufzwingen
 Termine und Absprachen zuverlässig einhalten
 Die betroffenen Personen in Überlegungen/Schritte einbeziehen (Transparenz)
 Verwicklungen vermeiden
 Misstrauen des Gegenübers aushalten
 Wenn belastende Gefühle beim Betroffenen aufkommen:
Orientierung & Wahrnehmung auf die Gegenwart fokussieren (Zeit, Ort etc.)
P1
Phase 1: Stabilisierung (P1)
 Umgang mit Menschen in dieser Phase 1
 Umgang mit Menschen in dieser Phase 2
 Umgang mit Menschen in dieser Phase 3
 Ressourcen-Aktivierung 1
 Ressourcen-Aktivierung 2
 Ressourcen-Aktivierung 3
 Ein Dutzend Resilienz-Faktoren
 Stärkung der Aspekte von Resilienz
 Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 1
 Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 2
3P
Umgang mit Menschen in dieser Phase 1
 In der ersten, der Stabilisierung gewidmeten Phase geht es darum, in einer Situation
relativer Sicherheit Stabilisierung auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene zu
erkunden.
 Umgang mit traumatisierten Menschen in dieser Phase:
1. Widerstands-Kräfte und körperlicher Gesundheit (Resilienz) stärken
Die Wirkung eines Ereignisses hängt von der Resilienz einer Person ab.
2. (Körper-) Ressourcen finden
Alle Fähigkeiten, Stärken, Beziehungen, Lebensumstände, die trotz oder auch
wegen schlimmer Erlebnisse das Leben bereichern und erleichtern, werden als
Ressourcen wertgeschätzt und anerkannt. Je mehr Ressourcen ein Mensch in
seinem Leben hatte und hat, desto resilienter ist er oder sie.
Wenn dissoziative Prozesse es erlauben, wenn die Annäherung an den Körper
schon möglich ist, kann die Ressourcen-Aktivierung auch körperlich erfahren und
verankert werden.
Das wiederholte und übende Erspüren und Erleben von Körper-Ressourcen wie
Kraft, Erdung, Grenzen und Zentrierung, die Verbesserung der KörperWahrnehmung zu allem, was sich schon im und mit dem Körper gut anfühlt, kann
eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung von mehr Stabilität und Sicherheit
sein.
Durch die Hinwendung zu der Ebene der Körper-Empfindung und der KörperWahrnehmung kann sich hier bereits eine Achtsamkeit für die durch die
Notfallreaktion des Körpers bedingten Über- oder Untererregung entwickeln.
P1
Umgang mit Menschen in dieser Phase 2
Übererregung
(Flucht und Kampf)
gestaltbare
Erregungs-Zone
mit optimaler
Interaktion und
Selbst-Reflexion
P1
Über den körperlichen Zugang können EntwicklungsBegleitende in dieser Phase beginnen, mit der
Regulation dieser Erregungs-Muster zu arbeiten.
Das Nerven-System lernt dabei, sich wieder flexibler
zwischen Übererregung und Untererregung zu bewegen
und sich innerhalb einer Zone mittlerer Erregung, dem
„Toleranz-Fenster“, einzupendeln.
Das subjektive Toleranz-Fenster vergrößert sich
dadurch.
3. Stabile & tragfähige Beziehung zur Begleit-Person
aufbauen
Ganz besonders wichtig ist die Entwicklung der sicheren
therapeutischen Beziehung als wesentliche Ressource.
Untererregung
(Erstarrung und
Totstellen)
4. soziale Unterstützung organisieren
5. berufliche Perspektiven entwickeln
6. Gegenwarts-Bezug stärken
7. Täter-Kontakt vermeiden
8. Psycho-Edukation zur Traumatisierung und zur
Trauma-Therapie einbringen
Hilfreich ist hier auch Psycho-Edukation, um das eigene
bedrohliche innere Erleben verstehen zu können.
Umgang mit Menschen in dieser Phase 3
Kraft-Quellen
(Ressourcen)
emotionale
und mentale
Stabilität
sichere
therapeutische
Beziehung
positivere KörperWahrnehmung
(Empfindungen,
Bewegungen,
felt sense)
P1
9. traumbedingte Erregungs-Muster (Über- oder
Untererregung = window of tolerance) regulieren
Der Prozess findet innerhalb des tolerablen ErregungsNiveaus statt
10. Methoden zur Distanzierung von bedrohlichen inneren
Prozessen erwerben
Entwicklung eines beobachtenden Bewusstseins (z. B.
sicherer Ort, Tresor, inneres Team, Bildschirm-Technik,
Verletztes in Sicherheit bringen)
 Insgesamt in einer Situation größtmöglicher Sicherheit
(Bedrohung muss real vorüber sein) trotz oder wegen der
schlimmen Erlebnisse im Leben Ressourcen der Stabilisierung
erkunden, anerkennen und wertschätzen auf Ebenen
 Körpers, wenn dissoziative Prozesse es erlauben, also
Annäherung an den Körper schon möglich ist (Wo ist der
sichere Ort in deinem Körper? Wo könnte er sein? Wo fühlt es
sich in deinem Körper gut und sicher an?) auf Basis der
Erfahrung von Empfindungen (Spür-Bewusstsein), Kraft,
Erdung, Grenzen und Zentrierung,
 der Ressourcen (Fähigkeiten, Stärken)
 der Gefühle (Regulierung der Kern-Affekte und der
kategorialen Emotionen),
 der Mentalität (Psychoedukation, um das eigene bedrohliche
Erleben verstehen zu können) und
 des Sozialen (Beziehungen, die das Leben bereichern und
erleichtern, u. a. sichere therapeutische Beziehung).
Ressourcen-Aktivierung 1
P1
Stabilisierung im Rahmen von Entwicklungs-Begleitung bei Disstress und Psychotraumata
bedeutet eine Vermehrung der Ressourcen, über die die Entwicklung suchende Person
verfügen kann.
innen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
hypnoimaginative Übungen
sicherer Ort im Körper
Reframing der Symptome
Coping-Strategien
Was soll bleiben, wie es ist?
Information über Symptome
Erwerb der Fähigkeit zur Kontrolle der eigenen Emotionen und Impulse
Ich- und Selbst-Wert-Stärkung
Erleben von Kompetenz und Selbst-Wirksamkeit
Vergangenheit
•
•
Kompetenzen, die vor
dem Trauma zur
Verfügung standen
Ausnahmen vom
Problem-Erleben
Gegenwart
•
•
•
•
•
•
•
•
äußere Sicherheit gewährleisten
5-4-3-2-1-Technik (sehen, hören, spüren)
Achtsamkeits-Übungen
Grounding-Übungen
andere positive Körper-Erfahrungen
soziale Ressourcen aktivieren
Erfolgs-Erleben ermöglichen
wohltuende Aktivitäten (Genuss-Fähigkeit)
außen
Zukunft
•
•
•
Entwicklung positiver
Zukunfts-Visionen
Wunder-Frage
Gegenwart von der
Zukunft her betrachten
Ressourcen-Aktivierung 2
P1
Ressourcen-Sammlung:
 Besondere körperliche, handwerkliche, emotionale, soziale, geistige und künstlerische
Fähigkeiten und Begabungen
 Glückliche Momente, heilsame Ereignisse und Momente, in denen man sich besonders
wertgeschätzt gefühlt und Herausforderungen gemeistert hat
 Hilfreiche Personen, positive Vorbilder als Menschen, die man kannte oder noch kennt
(Auch fiktive Charaktere), deren Fähigkeiten und Eigenschaften man gern erlangen
möchte und hilfreiche Haustiere
 Wissen darum, für jemanden besonders wichtig (gewesen) zu sein
 Positive, heilsame Erfahrungen mit und in der Natur, aus Träumen und WeisheitsGeschichten und mit Imaginationen, mit Kunst (Bilder, Musik) und mit Spiritualität
 Spirituelle Symbole und Erfahrungen
 Günstige äußere Voraussetzungen
Fragen:
 Was läuft gut bei dir? Wo liegen deine Stärken? Was kann bei dir vorerst so bleiben, wie
es ist?
 Wofür wirst du von anderen Menschen wertgeschätzt?
 Welche Fähigkeiten, über die du bereits verfügst könnten dir helfen, die aktuelle
Problematik zu klären und zu lösen?
 Was könntest du Gutes für dich tun? (Selbstfürsorge, Selbstberuhigung)
 Wie hast du ähnliche Probleme in anderen Situationen schon zufriedenstellend und
erfolgreich gelöst/bewältigt?
 Wie könnte ich dich bei der Lösung deiner Probleme unterstützen?
Ressourcen-Aktivierung 3
Wege zu Ressourcen:
 Freude-Lebens-Lauf und Freude- und Erfolgs-Tagebuch
(Was hält mich im Leben? Was ist mit bisher gut gelungen? Woran erfreue ich mich?
Worauf freue ich mich?)
 Übungen der Dankbarkeit
(Bin ich dankbar für all die kleinen Gegebenheiten des Alltags, in denen ich mich wohl
fühle und in denen mir etwas gelingt?)
 Gute Körper-Erfahrungen
(Inwiefern kann ich mich auf meinen Körper verlassen? Gibt es Momente, in denen ich
mich in und mit meinem Körper wohl gefühlt habe oder wohl fühle?)
 Notfall-Koffer
(Worauf kann ich zurückgreifen, was kann ich zur Hilfe nehmen, wenn es mir schlecht
geht? Was packe ich in diesen virtuellen oder realen Koffer?)
 Fähigkeiten und Tugenden, Rituale
(Worin bestehen meine Fähigkeiten und Stärken?)
 Lesen von Bilder- und Kinder-Büchern
(Es geht um Einfachheit und Gefühle.)
 Achtsamkeits-Übungen
(Ich lassen mich atmen und folge meinem verlässlichen Atem.)
 Kontemplation
(Ich versenke mich in ein Thema, dass für mich Bedeutung hat.)
 Flow-Zustände ermöglichen
(Flow ist der Geistes- und Gemütszustand, in den wir eintreten, wenn wir
selbstvergessen ganz in unserem Tun aufgehen wie einst im Kinder-Spiel.)
P1
Ein Dutzend Resilienz-Faktoren
P1
1. In der Kindheit mindestens auf eine feinfühlige, beantwortende und fürsorgliche BezugsPerson zurückgreifen können
2. Hohe Selbst-Wirksamkeits-Erwartung durch häufige Selbst-Wirksamkeits-Erfahrung
(Ich kann und will auf viele Situationen im Leben Einfluss nehmen.)
3. Hohe Emotional- und Sozialkompetenz zusammen mit intra- und interpsychischer
Intelligenz (Ich ahne, was in mir und in anderen vorgeht.)
4. Bei anderen Unterstützung mobilisieren, sich Hilfe organisieren können
(Ich kann um Hilfe bitten und Hilfe ohne Selbst-Wert-Einbuße akzeptieren.)
5. Denken, lachen, hoffen, sich freuen, sich begeistern und dankbar sein
6. Dem Leben einen eigenen Sinn verleihen
(Ich weiß, was mich erfüllt und befriedigt.)
7. Experimentell, kreativ und flexibel handeln
8. Das eigene Verhalten unterbrechen und reflektieren (evtl. mutige Metakommunikation),
wenn es nicht mehr zu passen scheint
9. Auf Gelegenheiten flexibel reagieren und sich Optionen (Plänen B und C) schaffen
10. Erfahrungen und Beziehungen suchen, die für die Entwicklung gesund sind
(Was tut mir im Leben gut?)
11. Überzeugung, dass Veränderungen eine willkommene Herausforderung und
Entwicklungs-Chance bedeuten
12. Charakter-Stärken und Tugenden aufrechterhalten und entwickeln
Stärkung der Aspekte von Resilienz
P1
1.
1Du bist an Neuem interessiert, stellst Fragen, willst wissen, wie Menschen ticken und Dinge
funktionieren und experimentierst mit sozialen, technischen und natürlichen Prozessen, passt dich
schnell an möglicherweise nutzbringende Veränderungen an, bleibst lernbereit und hoch flexibel.
2.
Du lernst fortwährend aus deinen Erfahrungen einschließlich der Fehler, Unfälle, misslungenen
Experimente und problematischen Erlebens-Situationen und aus denen anderer Menschen.
3.
Du brauchst es und erwartest, dass Dinge für dich und andere gut laufen, gehst liebevoll mit dir um,
passt gut auf dich auf, spielst mit neuen Entwicklungen, findest Freude und Leichtigkeit, kannst über
dich selbst lachen (Humor) und verwandelst, wo irgend möglich, Unglück in Glück.
4.
Du ahnst Probleme, Konflikte, Krisen und Entwicklungs-Fallen im Voraus und meidest präventiv,
auch durch beratende Unterstützung durch erfahrene andere, unnötige Schwierigkeiten.
5.
Du beachtest dein Selbst-Bewusstsein, Integrität, innere Stimmigkeit, Selbst-Wirksamkeit, SelbstVerantwortung und Selbst-Wert-Gefühl und entwickelst dich darin achtsam weiter.
6.
Du interessiert dich für andere, auch dir vorerst fremd und schwierig erscheinende Menschen,
suchst mit Empathie einen verständnisvollen Zugang zu ihnen und hörst ihnen aufmerksam zu.
7.
Du denkst dir kreative Lösungen für Herausforderungen aus, erfindest neue Wege der ProblemLösung und vertraust dabei deiner Intuition und deinem Herzen.
8.
Du beachtest bei Bewältigung von Abschieden und Verlusten auch die emotionalen Aspekte,
erlaubst dir zu trauern, würdigst das Gewesene und lässt die Vergangenheit los.
9.
Du erwartest, dass schwierige Situationen sich schließlich gut entwickeln und machst mit dem
weiter, was gut tut und dir hilfreich und entwicklungsförderlich erscheint.
1
0.
Du unterstützt andere in ihrer psychischen und sozialen Entwicklung und bringst Stabilität,
Zuversicht und Handlungs-Ideen in Zeiten von Unsicherheit und Aufruhr ein.
Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 1
P1
Offene, einladende Fragen, Anregungen und Erlaubnisse:
 Was spürst du in deinem Körper?
 Wo spürst du das?
 Was erlebst du gerade?
 Was bemerkst du noch?
 Würdest du bei dem Gefühl/der Empfindung bleiben wollen und spüren, was geschieht?
 Welche Eigenschaften hat diese Empfindung?
Hat sie eine Größe, Form, Material, Farbe, ein Gewicht, eine Bewegung und Richtung?
(Geht der Druck/Schmerz/die Wärme oder Kälte von innen nach außen oder umgekehrt?
Kannst du einen Mittelpunkt und/oder eine Grenze feststellen?)
 Wenn du in dies Gefühl/diese Empfindung hineinspürst, was geschieht dabei in deinem
übrigen Körper?
 Wenn du dieses… in deinem… spürst, welche Auswirkungen hat das im Moment auf
deinen…?
 Was passiert als Nächstes?
 Wo geht die Empfindung hin, wenn du ihr folgst? Wie verändert sie sich?
 Worauf bewegt sie sich zu oder wovon bewegt sie sich weg (wenn sie könnte)?
 Wie sieht die Bewegung aus? Wie kannst du sie körperlich ausdrücken?
 Was geschieht, wenn du die Bewegung verlangsamst oder beschleunigst, sie größer oder
kleiner werden lässt?
 Wenn du es magst, kannst du die Empfindung auskosten und vertiefen.
Erlaube dir, diese angenehme Empfindung sich in deinem Körper ausdehnen zu lassen
und zu genießen?
Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 2
P1
Worte:
 klamm, kalt, eiskalt, kühl, frostig, eisig, Gänsehaut, trocken, vertrocknet, verwelkt
 warm, heiß, schwitzig, feurig, brennend, feucht
 wacklig, zitternd, bebend, erregt, zuckend, vibrierend, pulsierend, flatterig
 schneidend, beißend, ziehend, stechend, juckend, pochend, hämmernd, klopfend, würgend
 schief, krumm, einseitig, unbalanciert, unausgewogen, aus dem Lot
 entspannt, ruhig, friedlich, sanft, seidig, angenehm, harmonisch, ausgewogen
 schwindlig, undeutlich, verschwommen, verwischt, vernebelt, trübe, diffus, leicht, federleicht,
mühelos, schmetterlingsgleich, offen, frei, schwebend
 weich, elastisch, beweglich, strömend, weit, sich weitend, Raum gebend, sich öffnend,
wellenförmig, wohlig, munter, rund, fließend
 schwer, kantig, träge, zäh, beengend, müde, todmüde, teigig, klebrig, geleeartig, klumpig
 plump, stockend, stecken geblieben, verhärtet, sich zusammenziehend, angespannt,
verspannt, verhakt, verschroben, verschoben
 stark, fest, gespannt, wach, wie aufgeweckt, kräftig,
 schwach, gefühllos, starr, dumpf, wie betäubt, mürbe, leblos, prickelnd, kribbelnd, wund, lahm,
einschlafend
 wie abgetrennt, losgelöst, wie fortgespült, wie nicht zu mir gehörig, fern, fremd, mich hinfort
treibend
 aufsteigend, absteigend, nach innen, nach außen, nach vorn, nach hinten, vordringend,
zurückweichend
 weh, aua, schmerzhaft, weinerlich, belämmert
Phase 2: Trauma-Konfrontation (P2)
 Ziel-Setzungen in dieser Phase 1
 Ziel-Setzungen in dieser Phase 2
 Erregungs-Modulation
 Interventionen zur kognitiven Neuorientierung
 Interventionen zur emotionalen Neuorientierung
 Interventionen zur Selbst-Wert-Erhöhung
3P
Zielsetzungen in dieser Phase 1
 In der Phase 2, der Trauma-Konfrontation, entwickelt die Unterstützung
suchende Person in der sicheren Begleitbeziehung auf Grundlage
 größerer Stabilität,
 wiederentdeckter oder neu gefundener Ressourcen und
 einer verbesserten Körper-Wahrnehmung
die Fähigkeit zur Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen oder den
Symptomen, die darauf hinweisen.
 Körperliches Erleben von
 lustvoller Kraft und Energie,
 Lebendigkeit einschließlich Aggression,
 Stand-Vermögen und Beweglichkeit,
 Lachen und Freude,
 Spiel und Tanzen
 angstfreier Kontakt,
 Entspannen, Wohlgefühl und befreites Atmen
 Das Nerven-System soll
 aus traumabedingter Starre herausfinden,
 ständige Kampf- und Flucht-Bereitschaft ablegen,
 Über- und Untererregung regulieren können und
 wieder zu größerer Flexibilität finden.
P2
Zielsetzungen in dieser Phase 2
anscheinend
normale
Person
dissoziierte
Anteile
emotionaler
PersönlichkeitsAnteil =
verletzte
Person,
meist
kindliche
Anteile
TäterIntrojekte
= verletzende
Anteile,
meist
enge
BezugsPersonen
 Konfrontation mit traumatischen Erinnerungen oder
Symptomen, die darauf hinweisen, u. a. TäterIntrojekte und verletzte kindliche Anteile
 Traumatischen Stress (sich zeigend in MuskelSpannungen) über Empfindungen und Bewegungen
(bottom up von der Körper-Ebene her) verlangsamt
und Überforderung vermeidend selbstgesteuert
spüren, beruhigen und entladen:
„Seien Sie sich Ihrer Körper-Teile bewusst, die
bereits entspannt sind.
Nun spüren sie in die verspannten Stellen und
nehmen sie die kleinsten Veränderungen wahr.
Achten Sie darauf, welche Bewegung in dieser
Spannung steckt, welche Bewegung ihr Körper
machen will.“
 Unterbrochene Abwehr-Bewegungen (Herausfinden
aus der Immobilisation, unvollendete Kampf- und
Flucht-Impulse) entdecken und Mobilisierung für
neue, effektive Abwehr-Bewegungen (im Sinne des
Überlebens bei Gefahr reagieren können durch
schützen, kämpfen, fliehen)
P2
Erregungs-Modulation
P2
Sich in der Therapie dem Körper zuzuwenden, der die traumatischen Erinnerungen trägt,
kann zu Beginn beunruhigend oder gar unmöglich sein.
Das Braucht Zeit, Geduld, Herz, Kreativität, Achtsamkeit und den Einsatz andere, nicht
körperorientierte Methoden.
1.
Bei parasympathischer Immobilisierung durch Schock-Erleben, chronische
Vernachlässigung und chronischen Missbrauch (entleertes, erstarrtes, implodiertes
Selbst im Zustand einer parasympathischen - dorsaler Vagus - Übererregung):
a.
b.
c.
d.
Sicherheit einer Bindung herstellen (ventralen Vagus als Bindungs- oder Sozial-EngagementSystem aktivieren)
Bindungs-Erfahrungen sind entscheidende psychobiologische Schutz-Mechanismen.
Menschen beruhigen (Atmung und Kontakt – sicherer Ort – regulieren und modulieren)
Lähmung auflösen (Zentrierung, Erdung und sanfte Massage)
Ressourcen einer sympathisch innervierten Fähigkeit zu Flucht und Kampf zurückgewinnen
2. Bei sympathikotoner chronischer Übererregung infolge andauernder oder blockierter
Angst oder von Wut
a.
b.
c.
Sicherheit einer Bindung herstellen
Spannung befreien (in sehr dosierter Form, um Retraumatisierung zu verhindern)
stressphysiologischen Ausgleich durch Förderung parasympathischer Zustände herbeiführen
3. Bei Einschränkung der ventralen vagalen parasympathische Aktivität:
a.
b.
Gefühl sicherer Bindung aufbauen
Herausforderungen aus dem sozialen Getragensein (z. B. andere um Unterstützung bitten)
heraus bewältigen
Interventionen zur kognitiven
Neuorientierung
Sicherheit
 „Kann die Person dich heute noch verletzen?“
 „Bist du hier in Sicherheit?“
Verantwortung und Schuld
 „Wie alt warst du damals?“
 „Wenn es dein Kind wäre, würdest du es dafür verantwortlich machen?“
Entscheidungs-Freiheit
 „Welche Wahl hast du heute?“
 „Was kannst du heute tun, um dich sicherer zu fühlen?“
Selbst-Wert
 Nicht deine Reaktionen sind unnormal, sondern das Erlebte ist unnormal.
 „Wie kann du heute besser, freundlicher mit dir umgehen?“
 „Was denkst du über dich?
Wie kannst du selbstabwertendes Denken verändern?“
P2
Interventionen zur emotionalen
Neuorientierung
Wut
 Wenn angemessen, dann ausdrücken
 Wenn unangemessen, dann blockieren und primäre Gefühle herausarbeiten
Ekel
 „Was ist heute noch an dir ekelig?“
Ohnmacht, Wut, Schuld
 „Was möchtest du heute dem Täter gern sagen oder tun?“
 „Was geschieht, wenn du als Erwachsener die Szene betrittst?“
 „Was möchtest du gern für dich tun und dir selbst sagen?“
Scham
 „Wer müsste sich eigentlich schämen?“
Schuld
 „Warum hast du damals so gehandelt, wie du gehandelt hast?“
 „Wer war vor dem Gesetzt schuldig?“
 „Wie würdest du bei jemandem anderen darüber denken?“
Angst, Ohnmacht
 „Was weißt du heute?“
 „Was könntest du heute tun?“
P2
Interventionen zur Selbst-Wert-Erhöhung
 Zu hohe, zu strenge Wert-Maßstäbe sind oft die Grundlage für ein negatives
Urteil über sich selbst.
 Welche Vergleich stellen sie bei sich an?
Wie wirkt sich das aus?
 Ziele:
 Immer seltener selbstabwertend mit sich umgehen.
 Immer häufiger das Positive bei sich wertschätzen.
 Fair zu sich selbst sein.
 „Waffen-Stillstand“ mit sich schließen.
 Es sich manchmal leichter machen.
 Sich Fehler erlauben.
 Qualitäts- und Quantitäts-Ansprüche reduzieren.
 Nicht immer alles allein machen.
 Sich selbst loben und ermutigen.
 Ein Symbol finden für den liebevollen Begleiter.
Es soll daran erinnern, fürsorglicher mit sich selbst umzugehen.
Der Begleiter erlaubt einem, Dinge zu tun, die angenehm sind oder gut
tun.
 Lernen, dem inneren Kritiker Widerworte zu entgegnen, ihm pfiffig, frech,
unverschämt und selbstbewusst das Wort abzuschneiden.
P2
Phase 3: Trauma-Verarbeitung
 Traumatische Erfahrung gilt es zu verarbeiten (Hippocampus und Neocortex), also die
fragmentierten, abgespaltenen Erinnerungs-Stücke zusammenzufügen (körperlich,
sprachlich, zeitlich – es ist vorbei)
 In dieser dritten Phase der Trauma-Verarbeitung geht es um Betrauern der VerlustErfahrungen und der Schmerzen, Neugestaltung und Sinn-Suche.








Wie kann ich meine negativen Überzeugungen verändern/aufgeben?
Wie kann ich meine Scham- und Schuld-Gefühle verarbeiten?
Wie gehe ich künftig mit Wut und Verzweiflung um?
Wie will ich künftig leben und arbeiten?
Wie will ich fürsorglicher mit meinem Körper umgehen?
Was habe ich aus dem belastenden Erfahrungen für mein Leben gelernt?
Wie gehe ich konstruktiv mit meiner eigenen Lebens-Geschichte um?
Was sonst ist mir wichtig?
 Es kann sehr schmerzhaft sein





sich an traumatische Erfahrungen zu erinnern,
anzuerkennen, was passiert ist,
Scham- und Schuld-Gefühle zu verarbeiten,
die traumatisch bedingten Verluste zu betrauern und
mit Sinnfragen, Wut und Verzweiflung umzugehen.
 Die therapeutische Beziehung kann Übungs-Feld sein für





Erfahren eines positiven Körper-Gefühls,
Experimente mit Gefühls-Ausdruck und Aggression,
Einüben von Nähe-Herstellung und Distanzierung/Grenz-Ziehung,
Austragen von Konflikten
Einüben neuer Handlungs-Möglichkeiten
3P
Zyklus der Trauma-Verarbeitung
3P
Abwehr
traumatische
Situation
Schreck,
Entsetzen,
Aufschrei,
emotionale
Überflutung
I
Relativer
Abschluss des
Zyklusses
Vermeidung,
Verleugnung,
Abstumpfung
II
IV III Intrusion als
Durcharbeiten
sich aufdrängende Bilder,
Gefühle,
Gedanken
kontrolliertes
Wiedererleben
Lockerung,
Schwächung
der Abwehr
Trauma-Heilung (TH)
BDP
Exzerpt aus: Johannes B. Schmidt: „Der Körper kennt den Weg – Trauma-Heilung und persönliche Transformation“, 2008
 Entwicklung, Körper-Arbeit und Trauma-Heilung
 Ziel-Setzungen und Haltungen für EntwicklungsBegleitung
 Fähigkeiten der Entwicklung-Suchenden
 Gesundung und spirituelle Integration 1
 Gesundung und spirituelle Integration 2
 Ressourcen
 Pendeln
 Distanzierung
 Grenzen schaffen
 Kontrolle aufgeben
 Auf das Herz hören
 Selbst-Erforschung
 Von Immobilisierung zu Kampf-und-Flucht
 Von Kampf-und-Flucht zu Sozialkontakt
 Aufstellungs-Prozess-Arbeit
Entwicklung, Körper-Arbeit und Trauma-Heilung
TH
 Der Schlüssel, um eine Veränderung unserer dynamischen Körper-Struktur einzuleiten,
ist die Art, wie wir mit dem kostbaren Gut Aufmerksamkeit umgehen.
 Die Tatsache, dass uns alles, was wir von der Empfängnis bis etwa zum Alter von
drei Jahren, also in der präverbalen Phase unseres Lebens, erfahren, weder sprachlich
noch bewusst zugänglich ist, verschleiert und verdunkelt diesen extrem wichtigen Teil
unseres Lebens und macht ihn für unsere gewohnten rationalen Problemlöse-Strategien
unzugänglich.
 Menschliches Verhalten ist in weiten Teilen besser aus der physiologischen
neurozeptiven Regulation als aus dem beobachtbaren Willkür-Verhalten zu verstehen.
Trauma-Heilung wird zur Herausforderung, unsere heiß geliebte kognitive Kontrolle,
unser Verstehen und Erklären zu Gunsten von direktem Erleben zurückzustellen.
Wir müssen uns an eine Haltung des Lauschens, der Beobachtung und Teilhabe sowie
des Vertrauens in die bevorstehenden autonomen, physiologisch angetriebenen SelbstHeilungs-Prozesse gewöhnen.
 Die meisten Menschen, die Überwältigung und Grenz-Verletzung erlebt haben, entfernen
sich mit ihrer Aufmerksamkeit von sich selbst und versetzen sich ins gegenüber, um
Bedrohung, Gefahr oder anderen Reaktionen vorwegnehmend zu begegnen. Es ist
schwierig für sie, die überwachende Kontrolle aufzugeben. Aus diesem Zustand
übersteigerter Wachsamkeit und erhöhter Empfindsamkeit überprüfen sie ihre Umwelt
und durchschauen sie die Entwicklungs-Begleitenden. Sie brauchen die Authentizität,
Stimmigkeit, Wahrhaftigkeit und Verletzlichkeit der Begleitenden, um sich auf das
Risiko einzulassen, ihre eigene Verletzlichkeit zu zeigen.
Ziel-Setzungen und Haltungen (ZuH)
für Entwicklungs-Begleitung
 Ziele und Haltungen 1
 Ziele und Haltungen 2
 Ziele und Haltungen 3
 Ziele und Haltungen 4
 Ziele und Haltungen 5
 Ziele und Haltungen 6
 Ziele und Haltungen 7
 Ziele und Haltungen 8
 Ziele und Haltungen 9
 Ziele und Haltungen 10
TH
Ziele und Haltungen 1
ZuH
Wir müssen
 sehr offen und aufmerksam bleiben, ohne absichtsvoll zu agieren.
Die Dissoziation der Entwicklung suchenden Person ist dann oft nicht mehr
notwendig, wenn der Raum von Aufmerksamkeit und Absicht befreit und für deren
forschenden Achtsamkeit verfügbar ist.
Mit der Zeit und einiger Erfahrung wird die Begleit-Person lernen, wohin sie ihre
Aufmerksamkeit bringen muss, um die Fähigkeit der Entwicklung suchenden Person
zu entwickeln, anwesend zu bleiben.
Unsere Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu lenken und abzuziehen, ist ein wesentlicher
Faktor bei der Bereitstellung eines heilenden Raumes für die EntwicklungSuchenden.
Es geht darum, dass die Entwicklung suchende Person erfährt, von einer milden,
sanften Präsenz eingehüllt zu sein, die tröstend auf unsere Seele, beruhigend auf
unseren Geist und wärmend auf unser Herz wirkt.
 einladen, anerkennen, Zeuge sein, beobachten, beruhigen und die Wirklichkeit der
sich entfaltenden Erfahrung bestätigen.
Begegnet die Begleit-Person der Entwicklung suchenden Person aus einer Position
des Inneren Raumes, aus der Haltung des Zeugen und der Akzeptanz heraus, so teilt
sich das nonverbal per Resonanz den Entwicklung-Suchenden mit.
 eine Beobachter-Position erlangen, die Fähigkeit, uns von der unmittelbaren
Erfahrung zu distanzieren, um vom „erlebenden Selbst“ zum „beobachtenden Selbst“
zu gehen, das über mehr Sicherheit verfügt.
Ziele und Haltungen 2
ZuH
Wir müssen
 Kontakt halten zu unserem eigenen Prozess und zu dem umgebenden größeren Feld.
 der Entwicklung suchenden Person mit der Qualität unserer Präsenz helfen, in ihren
eigenen Zustand innerer Teilhabe zu gelangen und dadurch ihr eigenes Heilwerden
einladen.
Es ist eine Kunst, mit der eigenen inneren Präsenz zu arbeiten und durch die eigene
Aufmerksamkeit gesunde Zustände in der Entwicklung suchenden Person zu
unterstützen, indem wir eine sichere und liebevolle Umgebung zur Verfügung stellen und
sie halten, ganz gleich, was geschieht.
Es ist eine Kunst, von Wesen zu Wesen, von Herz zu Herz zu arbeiten.
Es ist eine Kunst, mit dem in Kontakt zu sein, was letztendlich über den Trauma-Kontext
hinausgeht und was beide, die Entwicklung suchende wie die begleitende Person, mit
den größeren nährenden Kräften eines weiteren Feldes in Verbindung bringt.
 lernen, wie wir Zeuge dieses ewig ablaufenden Prozesses des Lebens sein können als
ersten Schritt beim Ausbruch aus den sich ständig wiederholenden Zyklen eng
begrenzter Selbst-Regulation.
 unsere Aufmerksamkeit auf die körperlichen Empfindungen und Reaktionen richten, die
unseren wiederkehrenden Erfahrungs-Mustern zugrunde liegen.
 die von Natur aus gesunden Körper-Prozesse einladen, indem wir günstige soziale und
räumliche Bedingungen für achtsame Wahrnehmung dieser Prozesse schaffen. So
erreichen wir mehr Stimmigkeit und Flexibilität im Umgang mit inneren Eigenzuständen.
Ziele und Haltungen 3
ZuH
Wir müssen
 unsere körperliche Regulations-Fähigkeit wieder herstellen, um in jedem Moment
unseres Lebens die Frische der Sinnes-Wahrnehmung wiederzuerlangen.
Das erhöht unsere Lebens-Qualität enorm.
Trauma oder geschwächte Präsenz ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass wir zu eng
mit einer bestimmten Erfahrung und gleichzeitig auch mit der begleitenden Menge an
Emotionen verbunden sind.
In der Lage zu sein, unseren Körper vom Zustand der Alarm-Bereitschaft und
Übererregung zu befreien, der nicht mehr aktuell ist, da die Quelle der Bedrohung nicht
mehr existiert, klärt unsere Physiologie zugunsten der Fähigkeit, ganz und gar präsent
zu sein.
 gut für den eigenen Körper sorgen
 uns informieren, uns aktuelles Fach-Wissen aneignen
 eigene Grenzen wahrnehmen und setzen
 zu einer guten Balance von Nähe und Distanz zu anderen Menschen finden
 die eigenen Ressourcen kennen und nutzen,
 uns körperlichen und seelischen Ausgleich schaffen
 Kollegiale Fall-Beratung (Intervision) und Supervision wahrnehmen und uns rechtzeitig
Unterstützung bei schwierigen Fällen organisieren
 eigene Verletzungen heilen
Ziele und Haltungen 4
ZuH
Interventions-Erfolg hängen ab vom inneren Zustand der Person, die interveniert.
Insgesamt ist eine einladende, respektvolle und achtsame Haltung ohne übergriffige
oder gar heilend wollende Absichten anzustreben.
Beobachter-Haltung, Zuhören sowie das Anbieten von Raum und Zeit sind
ausschlaggebend für die Entwicklung eines nach innen gerichteten LösungsProzesses, der auf scheinbar spektakuläres Ausagieren verzichten kann.
 Es geht um den Aufbau eines sicheren Beziehungs-Feldes zwischen Entwicklung
begleitenden und Entwicklung suchenden Person.
Die Person muss gehört werden.
 Es ist die höchste Verantwortung der Entwicklungs-Begleitenden, ihren eigenen sich
entfaltenden Prozess gut genug kennenzulernen, um flexible Zuhörer für die
persönlichen Prozesse anderer zu werden.
 Zeit und Raum, Ruhe und respektvolle Aufmerksamkeit für die Ausdrucks-Fülle der
Entwicklung-Suchenden werden bereit gestellt, ohne ihnen zu erlauben, nochmals in die
vegetative und emotionale Überwältigung der Schock- und Trauma-Situation
einzutreten.
Ein traumatisierendes Überwältigungs-Erlebnis ist als Verletzung des persönlichen
Raumes und der als gegeben angenommenen persönlichen Grenzen zu sehen.
Die Wiedereinführung von Raum stellt die erste Vorbedingung dafür dar, dass die
Entwicklung suchende Person im Hier und Jetzt verweilen kann, ohne übermäßig auf
der Hut zu sein.
Ziele und Haltungen 5
ZuH
 Als Begleitende dürfen wir den sich entfaltenden autonomen Prozessen nicht im Weg
stehen, sondern müssen Hüter der inneren Räume und eines sicheren ProzessRahmens sein.
Es geht um den Erwerb einer zuhörenden Haltung, die zurückhaltend ist,
gewaltlos, respektvoll, wertschätzend und einladend.
Dies erlaubt den autonomen Prozessen, aufzutauchen und sich in ihrer eigenen weisen
Form zu entfalten.
Unterbrechen, Bedrängen, Antreiben oder Besserwissen führen zu Störungen.
Ziel ist eine unparteiische, mitfühlende Beobachter-Haltung der Entwicklung
begleitenden Person, die auf absichtsvollen Zugriff, Änderungs- und Heilungs-Intention
verzichtet.
Als Entwicklungs-Begleitende ist es in diesem Zusammenhang wichtig, unsere invasive
Aufmerksamkeit als Neugier, Hilfs-Bereitschaft und mitfühlendes Nachfragen im Zaum
zu halten.
Diese Zurückhaltung ist die grundsätzliche Vorbedingung, wenn wir mit traumatisierten
Menschen arbeiten.
 Es geht um des Erwerb eines tiefen Wissens darum, dass keine die Entwicklung
begleitende Person – kein Berater, kein Arzt, kein Psychotherapeut – heilen kann.
Die Klarheit darüber, dass Heilung anderswo herkommt und dass sie sich in einem
heilenden und manchmal heiligen Raum durch den innere Behandlungs-Plan des
Körpers manifestiert.
Dies verlangt eine demütige Präsenz, die auf die Anzeichen von Gesundheit lauscht, wo
immer die anzutreffen sind.
Ziele und Haltungen 6
ZuH
 Entwicklungs-Begleitende entwickeln in sich eine intakte innere Navigation,
d. h. sie erwerben Fähigkeit zur aufmerksamen Verfolgung der wirkenden Kräfte im
eigenen und im Körper der Entwicklung suchenden Person während des Prozesses.
Diesen Kräften folgen und vertrauen sie, auch wenn der Verstand es in diesem
Augenblick nicht versteht.
„Nach-Denken“ kommt später.
 Es geht um den Erwerb der Fähigkeit, die Geschwindigkeit des inneren Prozesses bei
der Entwicklung suchenden Person durch „Niederlassen im eigenen Körper“ zu
verlangsamen.
 Wirksame Begleit-Prozesse hängen im Wesentlichen davon ab, dass ein sicherer, nicht
beurteilender Rahmen geschaffen wird, in dem ein Mensch einfach sein und so sich
selbst begegnen kann.
 Aufgabe der Entwicklungs-Begleitenden ist die respektvolle und behutsame
Führung der Personen zu dem Punkt, an dem sie die Kontrolle über den Körper
aufgeben können, und zwar auf regulierte, sichere und gehaltene Art und Weise.
 Es ist unsere Aufgabe als Entwicklungs-Helfer, fließendes Prozess-Vermögen und ein
gefühltes Verständnis für innere Wirklichkeiten zu entwickeln und dabei zu helfen, die
Entstehung des Prozesses einer Person einzuladen, ohne im Weg zu stehen.
 Es bedarf der echten Wertschätzung seitens der Begleitenden für die
uneingestandenen Gefühle der Entwicklung suchenden Person als wesentliche
Bestätigung der Wirklichkeit der traumatisierenden Ereignisse bzw. der Ereignis-Abfolgen
und ihrer Wirkung auf diese Person.
Ziele und Haltungen 7
ZuH
 Ich nehme keine überlegene Haltung denen gegenüber ein, die Selbst-Erforschung
suchen.
Bedingungslose Akzeptanz und tiefe Liebe zum Menschsein bilden die unverzichtbare
Grundlage für die Möglichkeit von Heilung.
 Erforderlich ist eine gute Verwurzelung im Hier und Jetzt verbunden mit der
Bereitschaft, das Wahrnehmungs-Feld im Sinne der Bedürfnisse der inneren
Situation der Entwicklung suchenden Person zu erweitern und anzupassen.
 Ich muss als die Entwicklung anderer begleitende Person mehr ich selbst sein, um
anderen dabei helfen zu können, herauszufinden, wer sie sind, welche Resonanz meine
Gegenwart in ihnen auslöst und ihre Präsenz in mir.
Ich muss authentischer sein, kongruenter und in Verbindung mit meiner SeinsNatur, um die Menschen zu ermutigen, ebenfalls auf stimmigere Weise sie selbst zu
werden.
 Ich muss als Entwicklung begleitende Person lernen, auf einer ständig tiefer werdenden
Ebene mich meiner eigenen Scheu, Verletzlichkeit und Zurückhaltung zu stellen
und sie als Teil von mir anzuerkennen und in Besitz zu nehmen.
Ich zeige mich und mache mich als Person, die ich bin, verletzlicher.
 Es bedarf der Fähigkeit, sich der eigenen Hilflosigkeit zuzuwenden und zu erkennen,
dass die Entwicklung begleitende Person auf Achtsamkeit, Verbindung zu einer
spirituellen Quelle und manchmal dem demütigen Gefühl von Ohnmacht, Hilflosigkeit und
Gnade angewiesen ist, um tiefste Verwundung anderer halten zu können.
Ziele und Haltungen 8
ZuH
 Wir müssen als Begleitende verstehen und darüber staunen, dass autonome
Veränderungs-Prozesse von innen heraus angestoßen werden, ohne dass wir aktiv
eingreifen.
Diese Prozesse wollen nicht von außen durch ständige Aktion und Manipulation
angeordnet, sondern angehört und eingeladen werden.
 Als Entwicklung begleitende Person diene ich als Katalysator und Werkzeug, das
innere Tor zu finden, um Kongruenz, Stimmigkeit und eine Beziehung zur umgebenden
Umwelt zu finden, die in Resonanz ist mit Ganzheit, Gesundheit, Lebens-Sinn.
 Entwicklungs-Begleitende sind bereit, professionell „nackt“ zu sein, d. h. jegliche
professionelle Überlegenheit loszulassen und der Entwicklung suchenden Person von
Wesen zu Wesen zu begegnen.
Es ist eine Kunst, von Wesen zu Wesen und von Herz zu Herz zu arbeiten.
Diese Kunst bedarf eines intimen Vertrautseins mit den Bedingungen des Mensch-Seins
und einer Weisheit, die Kommunikation auf Denk-Ebene zugunsten einer Kommunikation
von Herz zu Verstand oder von Herz zu Herz aufgeben kann.
 Es ist eine Kunst, mit der eigenen inneren Präsenz zu arbeiten und durch die
eigenen Aufmerksamkeit gesunde Zustände in der Entwicklung suchenden Person zu
unterstützen, indem wir eine sichere und liebevolle Umgebung zur Verfügung stellen und
sie halten, ganz gleich, was geschieht.
 Es ist eine Kunst, mit dem in Kontakt zu sein, was letztendlich über den Trauma-Kontext
hinausgeht und was beide, die Entwicklung begleitende und die Entwicklung suchende
Person, mit den größeren nährenden Kräften eines weiteren Feldes in Verbindung bringt.
Ziele und Haltungen 9
ZuH
 Ziel der Entwicklungs-Begleitung ist es, Menschen zu helfen, neue Quellen der
Einsicht, Gesundheit und körperlichen Neuordnung nutzbar zu machen: ihren FeltSense, ihre Intuition und unmittelbare Sinnes-Erfahrung und darüber hinaus die Realität
eines fühlenden Herzens und eines Gehaltenseins in einem größeren Ganzen
 Begleit-Personen in Trauma-Heilungs-Prozessen müssen so in sich selbst zentriert sein,
dass ihre Haltung durch Resonanz das Auftauchen eines verteidigungslosen
Zustandes bei der Entwicklung suchenden Person begünstigt.
Ein solches respektvolles und achtsames Mit-sich-selbst-Sein bildet einen energetischen
Raum, der die aufmerksame, beobachtende Selbst-Erforschung ermöglicht.
 Begleit-Personen brauchen einen breiten Hintergrund eigener Heilung.
Entwicklungs-Begleitende sollten den Schrecken von Trauma und die Heiligkeit ihres
eigenen Heilungs-Prozesses erlebt haben.
Auflösung freigesetzter Trauma-Energien in eine kohärente, mitschwingende Welle aus
Fluss und Flexibilität sollte nicht Lehrbuch-Wissen, sondern direkte Erfahrung sein.
 Das Angebot physischen, energetischen, emotionalen und sprachlichen Raums
durch Entwicklungs-Begleitende ist insofern wichtig, als es die Entwicklung suchenden
Personen sich auf vielen Ebenen ihrer Persönlichkeit und ihres Sein ausdehnen lässt.
Nur sehr wenige Menschen schienen mit dieser Art des Angebots vertraut zu sein.
 Die Entwicklung begleitende Person nimmt eine Haltung ein, die „mit dem ganzen
Körper zuhört“, und ist ihrem eigenen innere Zustand gegenüber aufmerksam.
Durch Resonanz übermittelt sich der innere Zustand der Entwicklung suchenden Person
häufig an die Begleitenden und wird dort lesbar, ohne den Personen eine aufdringliche
Aufmerksamkeit zu zollen.
Ziele und Haltungen 10
ZuH
 Es ist nicht unsere Aufgabe, der Entwicklung suchenden Person eine Lösung ihrer
Probleme zu servieren.
Unsere therapeutische Ausrichtung mit Blick auf Lösung, Entwicklung und Evolution kann
sich als Falle erweisen.
Nichts von dem, was wir anzubieten haben, ist wirklich wichtig.
Das, was wirklich wichtig ist, ist, der Entwicklung suchenden Person auf der Ebene
seines grundlegenden Seins zu begegnen.
Es ist unsere Aufgabe, der Person dort zu begegnen, wo sie ist.
 Es ist unsere Aufgabe, Wahl-Möglichkeiten, Optionen und Einladungen anzubieten, um
das verengte, begrenzte Wahrnehmungs-Feld der Entwicklung suchenden Personen
erweitern zu helfen. In der Qualität unserer Präsenz sind wir Einladende.
Das gilt es von Tag zu Tag tiefer zu verstehen.
 Es ist unsere ansprechendste Aufgabe, die Entwicklung suchende Person an ihre
Möglichkeit zur Entscheidung zu erinnern, anders zu sein, zu handeln und sich zu
verhalten. Und es ist auch unsere Aufgabe, einer Entscheidung der Person, nicht zu
handeln, mit größtem Respekt zu begegnen.
 Die Fähigkeit, die innere Realität der Entwicklung suchenden Person über unseren
eigenen Körper zu lesen, ist der zentrale Schlüssel zu lohnenden und dienlichen
Ergebnissen.
 Unsere Beziehungs-Fertigkeiten sind für die erfolgreiche Vollendung der Prozesse
unserer Entwicklung suchenden Personen entscheidende.
 Unser Heilsein wird gebraucht.
Fähigkeiten der Entwicklung-Suchenden
TH
 Die Entwicklung begleitende Person muss einschätzen können, wie bereit und fähig eine
Entwicklung suchende Person ist, Kontakt mit ihrem Schock- und Trauma-Erlebnis
aufzunehmen.
 Wichtige Fähigkeits-Kriterien sind unter anderem:
 Die Fähigkeit zu Körper-Bewusstsein.
„Richtet sich die Aufmerksamkeit der Person in den Körper oder nach außen?“
 Die Fähigkeit, starke Emotionen auszuhalten.
 Die Fähigkeit, Grenzen zu wahren, indem die Person nicht vorzeitig tiefere Themen angeht.
 Das emotionale Alter, aus der die Entwicklung suchende Person heraus agiert.
 Die bewusste Verfügbarkeit des beobachtenden Selbst der Person:
„Hat sie eine Beziehung zwischen der Situation und einem innere neutralen Beobachter oder
Zeugen aufgebaut?“
 Mit sich selbst in Verbindung zu sein, das wahre Selbst als sinnliche, physische Realität
des eigenen Körpers zu fühlen, ist Vorbedingung für die Fähigkeit, sich mit der Realität
einer Aufstellungs-Arbeit oder des Lebens selbst zu verbinden.
 Wir müssen eine gesunde Balance dafür finden, unsere Verletzlichkeit zu zeigen und
gleichzeitig Zugriff auf unsere natürlichen Abwehr-Reaktionen zu haben. Ohne
verlässliche und intakte persönliche Verteidigungs-Reaktionen können wir unmöglich
unser Leben leben.
In Kontakt zur eigenen Aggression zu kommen und sie als angemessene VerteidigungsReaktion zu integrieren, trägt eine Menge zur Lebens-Qualität bei.
Gerade die Balance zwischen der Fähigkeit, verletzlich zu sein einerseits und der
Fähigkeit zur Selbst-Sicherheit andererseits führt zur gesunden Integrität des Selbst
und zu einem voll gelebten Leben.
Gesundung und spirituelle Integration 1
TH
Um heil zu werden, müssen wir unser Verständnis von Realität und Selbst verändern.
 Wahrnehmung ist – phänomenologisch betrachtet – von Natur aus teilnehmend.
Wahrnehmung beinhaltet immer auf der intimsten Ebene die Erfahrung des aktiven
wechselseitigen Zusammenspiels oder Kontakt zwischen dem wahrnehmenden Körper
und dem Wahrgenommenen.
 Wir Menschen bilden und sind ein Organismus-Mitwelt-Feld. Unser individuelles Sein ist
nicht unabhängig von dem uns stets umgebenden sozialen, kulturellen und natürlichen
Feldern zu verstehen. Unsere eigene angenommene Identität ist von dem BeziehungsFeld geformt, von dem wir ein Teil sind.
 Gesundheit kommt von außen und wird über den Köper innerlich erfahrbar. Wir können
uns nur durch die Risiko-Bereitschaft zum Empfinden, Erspüren und Erfühlen der Realität
wandeln. Veränderung ist Veränderung und nicht Diskussion über Veränderung.
 Gesundheit ist wissendes Bewusstsein außerhalb unseres Nervensystems.
Gesundheit ist Kontakt und Erhaltung der Verbindung zu den Quellen der Gesundheit, die
nicht nur in unseren Körpern, sondern auch außerhalb der Begrenztheit des KörperGefäßes zu finden sind.
 Wir sollten uns gewahr sein, dass es eine Intelligenz gibt, die den Körper und seine
Verbindung zu größeren gefühlten Realitäten mit einbezieht. Wir handeln aus einer
Position von Verbundenheit, Wechselseitigkeit und Teilnehme heraus und erhalten
gleichzeitig unsere Einzigartigkeit und Integrität. Wir wehren uns weniger gegen die auf
uns zukommende und uns verändernde heilende Liebe. Wir lassen uns verändern ohne
Angst, Gegenwehr oder Scheu.
Gesundung und spirituelle Integration 2
TH
 Gesund zu werden bedeutet, uns wieder mit den embryonalen Form-Kräften zu
verbinden, die einst die Entfaltung unserer menschlichen Form und beseelten Natur
hervorgebracht haben. Persönliche Erneuerung, tiefe Veränderung und profunde
Transformation sind mit einem Zurückgehen zu diesen frühen Kräften verbunden,
die uns von innen heraus neu erschaffen. Diese Beziehung zu unserer embryonalen
Umwelt ist eine archetypische, die wesentlich unser späteres Erleben formt. Heilung ist
Wiederverbindung mit den spirituellen Kräften, die uns im Mutter-Leib geformt haben.
 Die tiefste Traurigkeit ist die Trauer um das Getrenntsein von der grundlegenden
Spiritualität, die unser Leben durchdringt.
Gesundheit und die Synchronisierung mit dem, was wir sind, sind abhängig von der
Erkenntnis, dass die Grundquelle der Gesundheit nicht in erster Linie im Körper zu finden
ist, obwohl unser Körper das einzige Medium ist, über das wir die Wirkung des MitweltFeldes erfahren können.
 Es ist unsere Beziehung zur umgebenden Matrix, zum spirituellen Zytoplasma, für das wir
rezeptiv und sensibel werden müssen, um wieder zu den tiefen spirituellen Erfahrungen
kommen zu können, ohne die es keine Gesundheit gibt.
 Körperliche Ertüchtigung ohne spirituellen Verbundenheit ist buchstäblich „arm-selig“ bzw.
wir landen dann beim Orthopäden und einem anderen Sportarzt.
 Wir erfahren den Grund unseres Seins durch das Prisma unseres Selbst-Prozesses als
Emanzipation in ein verbundenes, ganzheitliches Selbst-Sein.
Selbst-Werdung heißt, die Verbindung zur inspirierende Quelle wiederzufinden.
Wir entdecken unsere Teilnahme am Seins-Grund und bleiben dennoch einzigartig in
unserer Erlebens-, Verhaltens- und Seins-Ausprägung.
Ressourcen
TH
 Es ist eine Tatsache, dass wir in jedem Moment unseres Lebens mehr oder minder
bewusst eine Vielzahl von Ressourcen anzapfen.
 Oft ist es eine verblüffende Frage für einen Menschen, wenn er gefragt wird:
„Was hat dich überleben lassen?“ Genauer gefasst: „Was hat dein Überleben im äußeren
Umfeld und in deiner inneren Realität unterstützt?“
Er braucht eine Weile, bis der Mensch herausfindet, was ihm geholfen hat, mit
schwierigen oder sogar lebensbedrohlichen Situationen bis heute fertigzuwerden.
 Oft tragen uns die scheinbar einfache Dinge im Leben und bringen uns mit der nährenden
Grundlage unseres Seins in Kontakt.
Allein die Beschreibung der unterschiedlichen Ressourcen und das Vergegenwärtigen in
unserer Aufmerksamkeit verändern das Körper-Gefühl.
Diese gefühlte Veränderung, diese innerlich gespürte Qualität bildet den Beginn
von Sicherheit, wie es für spätere Trauma-Bearbeitung und -Heilung unabdingbare
Voraussetzung ist.
 Das waren ganz sicher nicht nur äußere Ressourcen wie Sozial-Kontakte, Zugehörigkeit,
Freundschaften, Partner, Bildungs-Erfahrungen, intime und mitfühlende Begegnungen
und wesentliche Gespräche, Nahrung, frische Luft, Wasser, Wärme, Obdach, Arbeit,
Geld, Hobbys, Singen und Tanzen oder Urlaub.
Auch Hoffnungen, Träume, Wünsche, Momente von Glück und andere Gefühle, vielleicht
von außen durch Dinge wie Musik, gute Bücher, Filme, schöne Dinge, Blumen, Tiere,
Farben, Natur-Eindrücke oder Ähnliches angeregt, wirken als starke Überlebens-Kräfte.
Auch unsere Fähigkeit, in einer Situation aktiv zu werden, und das Wissen darum, wann
es gut ist, sich aus einer Situation zu lösen, spielen eine Rolle.
Pendeln
TH
 Das Entscheidende für Trauma-Heilung ist nicht so sehr die Schwere der Erfahrung,
sondern die Möglichkeit, sich Zugang zu innerlich gefühlten Ressourcen zu verschaffen.
 Die die Entwicklung begleitende Person muss einen Heilungs-Container oder einen
sicheren Rahmen aufbauen, in dem die Trauma-Erregung umgebaut werden kann.
 Es ist wichtig, dass die Entwicklung suchende Person nicht in erinnerte oder gefühlte
Schrecknisse der Vergangenheit hineingerissen wird, sondern dass sie eine „RettungsLeine“ zur Gegenwart und die Verbindung zu Ressourcen-Erfahrungen halten kann.
Der Aufbau gefühlter Ressourcen als sinnlicher Stabilisierung während der Traumaverarbeitung ist eine unerlässliche Voraussetzung für alle weiteren Trauma-HeilungsSchritte.
 Jegliche eilige Bewegung in die Trauma-Situation hinein, jegliche Ungeduld aufseiten eines
„Teils“ der Entwicklung suchenden Person ist bereits ein Nachgebe an den ständigen
physiologischen Trauma-Sog in Richtung autonomer Übererregung.
 Der gefühlte ressourcenreiche Zustand ist die reorganisierende Gegenkraft, die wir
brauchen, um uns von einem Wirbel aktivierender Trauma-Energie hin zu einer autonomen
Reaktion des Körpers zu bewegen, die der des sich abschüttelnden Tieres gleicht.
 Im Kontext von Trauma-Heilung bringen wir Ressourcen-Gefühl und physiologische
Erregung behutsam in Kontakt. Die Fähigkeit, diese Verbindung herzustellen oder
manchmal einzuladen, ist der Schlüssel zur Heilung vom Trauma.
Zwischen einer Region traumatischer Energie-Dichte und einer körperlich
ressourcenreichen Region der Helligkeit und Leichtigkeit hin und her zu wandern, kann
helfen, die verdichtete Energie in der Trauma-Region freizusetzen.
Distanzierung
TH
 Die Fähigkeit, Aufmerksamkeit von einer bestimmten Erfahrung abzuziehen und diese
aus einiger Entfernung zu betrachten, ist eine Schlüssel-Ressource für den Prozess der
Trauma-Verarbeitung.
 In einer Situation schonungsloser Gefühls-Überwältigung ist es notwendig, sich
innerlich von der Sturz-Flut an Eindrücken zu distanzieren.
Ohne innerliche Distanzierung von Innenwelt- und Umwelt-Reizen könnten wir uns auf
keine Aufgabe konzentrieren, könnten wir keinen Umlernprozess einleiten.
 Es geht darum zu vermitteln, dass wir nicht Inhalt unserer Wahrnehmung sind:
 Wir arbeiten mit der menschlichen reflexiven Fähigkeit eines inneren Beobachters
oder des „beobachtenden Selbst“ im Gegensatz zum „erlebenden Selbst“.
 Gelegentlich hilft die Vorstellung des „verletzten Kindes“ neben dem „kompetenten
Erwachsenen“ sehr gut dabei, Kontakt zum verletzten, sensiblen Teil in uns
aufzunehmen.
beobachtendes Selbst
erlebendes Selbst
kompetenter Erwachsener
verletztes Kind
Dirigent
emotionales Orchester
innerer Zeuge
Handelnder Akteur
wahres Selbst
zu schützendes oder Schutz
suchendes (protektives) Selbst
Grenzen schaffen
TH
 Der Trauma-Heilungs-Prozess bewegt sich um verschiedene Verhandlungs-Prozesse
herum, die dazu dienen, einen Felt-Sense der persönlichen Grenzen zu entwickeln.
Grenzen sind Orte und Linien, die nicht nur trennen sondern an denen Kontakt,
Verbindung und Begegnung möglich ist und wir uns koordinieren, harmonisieren und
synchronisieren, um unsere Felder in Resonanz zu bringen.
 Die Befriedigung und verständliche Äußerung von Bedürfnissen bedarf der gefühlten
Integrität. Diese Integrität intakter Grenzen erlaubt uns, unsere Bedürfnisse zu spüren und
sie als real zu betrachten. So können wir unser inneres Erleben fühlen und halten und auf
klare und verlässliche Weise bei uns bleiben.
 Ziel ist, funktionierende Grenzen zu schaffen, die sich flexibel an die reale LebensSituation anpassen können und dadurch ihren Zweck erfüllen, Kontakt,
zwischenmenschliche Verbindung, aufmerksame Verbindlichkeit und Anerkennung der
gegenseitigen Existenz zu ermöglichen.
 Es ist eine eindrückliche Lern-Aufgabe, die somatische Reaktions-Fähigkeit und feine
Empfindsamkeit unseres Körpers an seinen Grenzen zu erfahren.
 Das Kommunizieren klarer Grenzen, der respektvolle Umgang damit und die sensible
Entscheidung darüber, wie die Kontakt-Aufnahme zum Gegenüber sich gestalten soll,
sind höchst bedeutende und wesentliche Lern-Inhalte sowohl in der Trauma-Arbeit als
auch in Intimbeziehungen.
Wir können nur dann Respekt für andere empfinden, wenn wir mit der Welt in Verbindung
sind, die sich in uns entfaltet. Wirkliches Mitgefühl hat immer damit zu tun, den anderen in
seinem Potenzial und seinen Möglichkeiten wahrzunehmen – auch und gerade in
Anbetracht seiner Grenzen und Begrenzungen.
Kontrolle aufgeben
TH
 Die Entwicklung begleitende Person muss ihre Aufmerksamkeit eher von der Entwicklung
suchenden Person abziehen als zu ihr hinlenken.
Zugleich muss die begleitende Person innerlich sehr offen und aufmerksam bleiben, den
Kontakt zum eigenen Prozess und zu dem umgebenden größeren Feld halten, ohne
absichtsvoll zu agieren. Stattdessen muss sie einladen, anerkennen, Zeuge sein,
beobachten, beruhigen und die Wirklichkeit der sich entfaltenden Erfahrung bestätigen.
 Die Dissoziation der Entwicklung suchenden Personen ist dann oft nicht mehr notwendig,
wenn der Raum von fremder Aufmerksamkeit und Absicht befreit ist und der Person für
die eigene forschende Achtsamkeit zur Verfügung steht.
Wir helfen den Personen mit der Qualität unserer Präsenz, in seinen eigenen Zustand
innerer Teilhabe zu gelangen und dadurch sein eigenes Heilwerden einzuladen.
 Sobald wir die kognitive Kontrolle über die Mitwelt-Einflüsse und den eigenen Körper in
einem gesicherten Raum in einer behutsam regulierten Art und Weise aufgeben und
allmählich die volle Entwicklung der Wiederverbindung mit dem Selbst zulassen,
verschmilzt der Beobachter des Selbst-Prozesses mit dem, was er beobachtet.
Wir sind eins mit dem, was da ist.
 Unser tiefstes Selbst ist kein Selbst mehr, da ein beobachtendes Selbst nicht mehr
existiert, es lässt sich nicht benennen, sondern allenfalls in so unklaren Begriffen wie
„mystische Partizipation“ oder „Leere“ oder „reine Präsenz“ oder „universelles
Bewusstsein“ beschreiben.
 Mir ist keine mächtigere Heil-Kraft bekannt als das Gefühl, von einer milden, sanften
Präsenz eingehüllt zu sein, die tröstend auf unsere Seele, beruhigend auf unseren Geist
und wärmend auf unser Herz wirkt.
Auf das Herz hören
TH
 Wir können der Realität des Moments lauschen, ohne uns hineinziehen zu lassen.
 Wir bleiben auch dann neutral, wenn wir Gefühls-Hinweise über die Realität des
Moments erhalten.
 Wir können unsere Aufmerksamkeit lenken, ohne beurteilend zu sein oder vorschnelle
Schlüsse zu ziehen.
 Wir können eine Situation aufnahmebereit offen halten.
 Wir verengen nicht unsere Wahrnehmung durch Fixierung mit unseren Augen.
 Wir bleiben dadurch offen, dass wir nach innen und nach außen lauschen.
 Wir nehmen uns Zeit, um die Botschaften des Körpers zu spüren, zu lesen und
aufzunehmen.
 Wir belieben uns auf defokussierte, aufmerksame und absichtslose Weise verschiedener
Aspekte einer sozialen Situation bewusst.
Dies ist genau das Gegenteil von dem, was in der traumatischen Überflutung passiert, in
der sich unsere Sinne auf einen bestimmte Wahrnehmung verengen und daraus die
einzig stattfindende Realität machen.
 Wir warten darauf, dass das Außen, die Realität einer Situation zu uns spricht.
 Wir lassen die Information auf uns zukommen und sich in unserer Präsenz entfalten.
 Wir erweitern unser Wahrnehmungs-Feld, um zu einer ganzheitlichen Einschätzung
eines Moments zu gelangen
 Wir hören auf unser Herz, das integrative somatische Gehirn, das seine Information so
freigiebig mitteilt, wenn wir uns ihm freundlich zuwenden.
Selbst-Erforschung
TH
 Vieleicht müssen wir akzeptieren, dass unsere tiefste Sehnsucht nicht durch Menschen
gestillt werden kann. Das ist vermutlich eine ernüchternde Einsicht in die Natur
persönlicher Beziehungen.
 Wir müssen einen noch tieferen Weg finden, um uns selbst zu begegnen. Dieser Weg
erfordert, dass wir in die Selbst-Erforschung eintreten, d. h. dass wir die Aufmerksamkeit
auf unseren inneren Selbst-Prozess lenken und uns mit der Frage beschäftigen: „Wie
erschaffen wir uns selbst?“ oder mit anderen Worten: „Wie müssen wir sein, um die
verlorene Verbindung zur größeren Realität, zur Quelle oder zum allumfassenden
Eingebettet-Sein zu fühlen?“
 Veränderung hin zum wahren Selbst zeigt sich in der Veränderung von GefühlsQualitäten in Richtung auf mehr Wärme, mehr Gegenseitigkeit und mehr Mitgefühl in
Bezug auf sich selbst und auf andere.
 Weisheit besteht darin, sich andauernd mit Loslassen zu beschäftigen und die
Virtualität oder Zerbrechlichkeit des Selbst sich manifestieren zu lassen.
 Wir beginnen, uns mehr um die Bedürfnisse der wahren Person zu kümmern als um
emotional geladene Reaktionen, die häufig nicht aus gegenwärtigen, sondern aus
früheren Erfahrungen heraus entstehen. In einen Selbst-Prozess einzutreten, der uns
verlässliches inneres Navigieren einbringt, verlangt von uns, die Identifikation mit dem,
was wir zu sein glauben, aufzugeben. Der Verlust unserer Identifikation mit den
Wahrnehmungs-Inhalten erfordert, aufmerksamer zu verfolgen, wie wir
wahrnehmen und wie sich uns Information übermittelt.
 Auf Basis einer erweiterten integrativen Wahrnehmung in einem größeren Realitäts-Feld
entwickeln wir Felt-Sense und eine verlässliche innere Orientierung.
Von Immobilisierung zu Kampf-und-Flucht
TH
1. Die Entwicklung suchende Person darin unterstützen, von der Erstarrung zu defokussieren
und ihre Aufmerksamkeit auf eine (oder alle) der identifizierbare „Rest-Bewegungen“ im
Körper zu lenken wie unter einem Vergrößerungs-Glas.
Diese Aufmerksamkeits-Verschiebung energetisiert den Prozess in Richtung Mobilität,
lässt die Bewegung(en) sich entwickeln, verstärkt und vergrößert sie oder bringt weitere
Bewegungs-Möglichkeiten in anderen Körper-Teilen hervor.
Oft möchte der Körper das abgebrochene – aber noch energetisierte – Bewegungs-Muster
ausführen, das durch das Trauma-Ereignis unterbrochen wurde.
Es geht darum, dem Körper zu erlauben, einen aktuellen Weg zur eigenen Deblockierung
der Energie zu finden.
2. Alternativ kann es nützlich sein, durch Aufmerksamkeits-Steuerung ein Gefühl der
Kohärenz zwischen den verschiedentlich auftauchenden Bewegungs-Teilen zu entwickeln
und diese Bewegungen sich in einem kohärenten Fluss einer Gesamtbewegung
koordinieren zu lassen. Das kann zu einer kleinschrittigen, autonomen Freisetzung der
blockierten Trauma-Energie führen.
3. Ein anderer Weg ist der, der Immobilisierung zu erlauben zu sein und den BeobachtungsProzess der Entwicklung suchenden Person bis zu ruhiger Aufmerksamkeit und gleichsam
zum Stillstand der Bewegung zu verlangsamen. Die Person macht die Felt-SenseErfahrung dieses äußerst stillen Zustandes ohne einzugreifen und sich abzulenken.
Wenn die Person dort mit ihrer Aufmerksamkeit verweilen kann, ohne getrieben,
herausgefordert oder anderweitig gestört zu werden – mit Ausnahme der Aufrechterhaltung
eines sicheren Kontaktes zur Begleit-Person – wird der Organismus seinen ihm
innewohnenden Behandlungs-Plan in Gang setzen.
Von Kampf-und-Flucht zu Sozialkontakt
TH
 Aus einer Beobachter-Position heraus betrachtet die Entwicklung suchende Person die
physiologischen Begleiterscheinungen ihrer aggressiven Reaktionen oder Gedanken.
 Aus dieser Position doppelter Aufmerksamkeit, d. h. als gleichzeitig beobachtende und
erlebende Person, lädt die Entwicklung suchende Personen ihren Körper ein,
selbstheilende Körper-Reaktionen durchzuführen.
Dies können autonome Reaktionen sein wie z. B. Schwitzen, Zittern, Schütteln oder die
Vervollständigung von Bewegungs-Mustern neben weiteren autonomen EntladungsReaktionen.
Es reicht, den autonomen Reaktionen nicht im Wege zu stehen, sondern sie kontrolliert,
begrenzt und achtsam ablaufen zu lassen.
Auch darf die begleitende Person den Prozess nicht durch aufgesetzte Interventionen
oder kopfige Fragen unterbrechen.
 Nach der Entladung bzw. inneren Restrukturierung erfolgt eine Reorientierung im
aktuellen Prozess. Dazu wird die Sinnes-Wahrnehmung vom inneren Prozess abgezogen
und auf die äußere Wirklichkeit gelenkt.
Die Begleit-Person nutzt den Sozialkontakt zur Aktivierung des sozialen Nerven-Systems,
um die neue innere Körper-Organisation zu integrieren. Regulations-Hilfe besteht in
respektvollen, nicht-intrusivem, nicht-forderndem Augen- und Gesichts-Kontakt
(anschauen beim Sprechen), Körper-Kontakt (Streicheln, Berühren, Halten),
Aufforderung zu experimentell-sanfter Bewegung, dem Erklingen einer menschlichen
Stimme (summen oder leise, weich und zart sprechen) und ruhiger Präsenz.
Viele Bewegungen wie Kopf-Drehen, Orientieren, Lachen, Lächeln, Sprechen, Hören etc.
werden unter Umständen als neu erlebt.
Aufstellungs-Prozess-Arbeit (APA)
 Nutzen der Aufstellungs-Prozess-Arbeit
 Sicherheit durch Wahl-Möglichkeit
 Aufstellung als inneres Geschehen
TH
Nutzen der Aufstellungs-Prozess-Arbeit
 Es könnte vielen Menschen helfen, schneller und effektiver zu verstehen,
was sie brauchen, um sich von ihrem Leiden am Leben zu befreien und ihrer
Erfüllung näher zu komme wenn die innere Entfaltung nicht nur kognitivbewusst, sondern sichtbar, greifbar und anschaulicher gemacht werden
könnte.
 Das ist der beispiellose Nutzen systemischer Aufstellungs-Prozess-Arbeit.
 Das Plus, das systemische Aufstellungs-Prozess-Arbeit dem Gebiet der
Trauma-Heilung und der persönlichen Entwicklung bringt, ist die Möglichkeit,
die treibenden Kräfte unseres inneren Prozesses in einer deutlichen,
systemischen, dreidimensionalen Orchestrierung aus miteinander
verbundenen Teilen zu differenzieren.
 Aufstellung dient dazu, den nächsten Schritt in Richtung einer Lösung
einzuleiten oder manchmal auch nur zu zeigen, worum es in der
vorliegenden Situation geht.
APA
Sicherheit durch Wahl-Möglichkeit
APA
 Traumatisierte Menschen
 ängstigen sich leicht, geraten grundlos in Panik, sind routinemäßig gestresst, auch
wenn kein erkennbarer Grund besteht.
 brauchen eine gefühlte, sichere Grundlage sinnlicher Verlässlichkeit, die einen
soliden Ausgangs-Punkt dafür bildet, sich aufs Gebiet der Heilung und der TraumaLösung zu wagen.
 brauchen nicht noch mehr Dynamisierung ihrer inneren Vorgänge, sondern eine
wirksame Unterstützung darin, innerlich zu verlangsamen und ihre gefühlte Realität
zu rekonstruieren und zugänglich zu machen.
 Der Entwicklung suchenden Person zu helfen, sich von seiner Verstrickung mit dem
traumatischen Prozess und seiner zudringlichen Bilder-Sprache, seinen beunruhigend
vorherrschenden Emotionen und scheinbar unkontrollierbaren Übererregungs-Zuständen
zu trennen, ist ein wesentlicher Schritt dahin, sicheren Boden zu fühlen, von dem aus der
innere Prozess moderiert werden kann.
 Es ist einer der Kern-Prozesse des Selbst, dass wir die Freiheit haben, unseren
Aufmerksamkeits-Fokus bewusst zu lenken, und so die Möglichkeit besitzen,
Wahrnehmung zu selektieren.
Sobald diese Wahl-Freiheit von einer Überkopplung mit einem bestimmten traumatischen
Inhalt überlagert ist, erleben wir keine Freiheit mehr.
 Die Externalisierung einer Wahrnehmungs-Komponente im Aufstellungs-Prozess ist eine
Hilfe-Stellung, um innerliche Ablösung durch äußerliche Aktion zu ermöglichen.
Aufstellung als inneres Geschehen
APA
 Ein Aufstellungs-Prozess ist die Darstellung eines inneren Bildes, das seine Wurzeln im
Felt-Sense der Entwicklung suchenden Person hat.
Die Realität des Felt-Sens ist Grundlage unserer Entscheidungs-Findung.
Jedoch lässt sich aus einer Aufstellung innerer Prozesse kein konkretes Handeln ableiten,
weil wir durch sie nicht ermitteln können, ob Schritte im wirklichen Leben richtig oder
falsch, möglich oder unmöglich sind.
 Aufstellung als inneres Geschehen, als innere Struktur der Selbst-Organisation wurde
häufig zu wenig verstanden. Die Einsicht, dass wir unser gesamtes Familien-System als
Erlebens-Qualitäten in uns tragen, hat uns bewogen, statt familiärer Verstrickungen lieber
intrapsychische System aufzustellen.
Die Unmittelbarkeit der innerpsychische Aufstellung geht über die Familien-Situation
hinaus und bietet mehr Gelegenheit, die Entwicklung suchenden Personen bei der
Kontakt-Aufnahme mit ihrer tatsächlichen inneren Prozess-Struktur zu unterstützen.
 Man betrachtet den inneren Prozess bei seiner Entfaltung in dem betreffenden Menschen
in diesem Moment des Aufstellungs-Vorgangs.
Die Kontakt-Aufnahme mit inneren Prozessen bietet reichhaltiges introspektives Material
zur Reorganisation von innen heraus.
Sie fördert Verantwortlichkeit und Selbst-Aktualisierung, statt auf die anderen zu schauen
und Erwartungen nach außen zu richten.
 Den inneren Teil zu sehen und zu erleben macht uns deutlich, mit welcher Art der
Aufmerksamkeit wir uns selbst begegnen müssen, um die Hinbewegung zu Gesundheit
und persönlicher Integration zu unterstützen.
Menschen mit somatoformen
Störungen (F45)
 Allgemein
 Somatisierungs-Störung (F45.0)
 Undifferenzierte Somatisierungs-Störung (F45.1)
 Hypochondrische Störung (F45.2)
 Somatoforme autonome Funktions-Störung (F45.3)
 Herz und Kreislauf-System (F45.30)
 Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 1
 Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 2
 Atmungs-System (F45.33)
 Somatoforme anhaltende Schmerz-Störungen (F45.4)
 Anhaltende somatoforme Schmerz-Störung (F45.40)
 Chronische Schmerz-Störung mit somatischen und
psychischen Faktoren (F45.41)
 Sonstige somatoforme Störungen (F45.8)
 Erschöpfungs-Syndrom (F48)
Allgemein
F45
 Das Charakteristikum ist die wiederholte Darbietung körperlicher Symptome in
Verbindung mit hartnäckigen Forderungen nach medizinischen Untersuchungen trotz
wiederholter negativer Ergebnisse und Versicherung der Ärzte, dass die Symptome
nicht körperlich begründbar sind.
Auch konversionsneurotisches Syndrom genannt. Emotionale Erkrankungen mit
körperlichem Ausdruck (Konversion = körperlicher Ausdruck einer psychischen Störung),
häufig zusammengefasst als vegetative Dystonie.
Wenn somatische Störungen vorhanden sind, erklären sie nicht die Art und das Ausmaß
der Symptome, das Leiden und die innerliche Beteiligung des Patienten.
Exkl.: Ausreißen der Haare (F98.4) Daumenlutschen (F98.8) Dissoziative Störungen (F44.-) Lallen
(F80.0) Lispeln (F80.8). Nägel-Kauen (F98.8) Psychologische oder Verhaltens-Faktoren bei
anderenorts klassifizierten Störungen und Krankheiten (F54) , sexuelle Funktions-Störungen, nicht
verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit (F52.-), Tic-Störungen (im Kindes- und
Jugendalter) (F95.-), Tourette-Syndrom (F95.2), Trichotillomanie (F63.3)
 Generell gilt:
 organische Befunde müssen ausgeschlossen sein,
 erst, wenn alle internistischen diagnostischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kann man als
Ausschlussdiagnose von einer psychosomatischen Krankheit sprechen.
 Zum Beispiel können Schwindel (Kleinhirn-Störung, Hirn-Tumoren, Kreislauf-RegulationsStörungen), Übelkeit und Erbrechen (Hirnhaut-Reizung z. B. bei eitriger Meningitis,
Intoxikationen, pernizitöse Katatonie als Unterform der Schizophrenie – Vermutung einer
Gehirn-Entzündung) auf eine allgemeine Unsicherheit (Störung, Neurose) verweisen oder aber
auf eine Fehlfunktion im Hirn hinweisen.
 Primärer Krankheits-Gewinn: Durch die körperlichen Krankheits-Symptome kommt
es zu einer psychischen Entlastung.
Sekundärer Krankheits-Gewinn: Aus Krankheit resultieren positive soziale Folgen.
Somatisierungs-Störung (F45.0)
F45
 Charakteristisch sind multiple Symptom-Bereiche: wiederholt auftretende und
häufig wechselnde körperliche Symptome, die wenigstens 2 Jahre bestehen.
Es findet sich keine ausreichende somatische Erklärung für die Symptome




Reizbarkeit
Hautbrennen
Jucken
Magen- und DarmBeschwerden
 Übelkeit und
Erbrechen
 Schwindel
 Diarrhoe
 Brust- und OberbauchBeschwerden
 Kreuz- und RückenSchmerzen
 Innere Unruhe
 Müdigkeit
 Herz-Schmerzen
 KonzentrationsMangel
 Depressive
Verstimmungen
 Leistungs-Abfall
 KreislaufBeschwerden
 Schweiß-Ausbrüche
 Die meisten Patienten haben eine lange und komplizierte Patienten-Karriere hinter
sich, sowohl in der Primärversorgung als auch in spezialisierten medizinischen
Einrichtungen, wo viele negative Untersuchungen und ergebnislose explorative
Operationen durchgeführt sein können.
Die Symptome können sich auf jeden Körper-Teil oder jedes System des Körpers
beziehen, dies im Unterschied zu dissoziativen Störungen (F44), die sich aufs ZNSBereiche des Bewusstseins beziehen.
Der Verlauf der Störung ist chronisch und fluktuierend und häufig mit langdauernder
Störung des sozialen, interpersonalen und familiären Verhaltens verbunden.
Inkl.: Briquet-Syndrom (polysymptomatische Hysterie – alter Begriff), multiple
psychosomatische Störung
Exkl.: Simulation [bewusste Simulation] (Z76.8)
Undifferenzierte Somatisierungs-Störung (F45.1.)
F45
 Eine kurzdauernde (weniger als zwei Jahre) und weniger auffallende Symptomatik
als bei F45.0 wird besser unter F45.1 klassifiziert (undifferenzierte
Somatisierungsstörung).
 Wenn die körperlichen Beschwerden zahlreich, unterschiedlich und hartnäckig sind,
aber das vollständige und typische klinische Bild einer Somatisierungs-Störung nicht
erfüllt ist, ist die Diagnose undifferenzierte Somatisierungs-Störung zu erwägen.
 Inkl.: Undifferenzierte psychosomatische Störung
Hypochondrische Störung (F45.2)
F45
 Vorherrschendes Kennzeichen ist eine beharrliche Beschäftigung mit der Möglichkeit,
an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu
leiden.
 Die Patienten manifestieren anhaltende körperliche Beschwerden oder anhaltende
Beschäftigung mit ihren körperlichen Phänomenen.
 Normale oder allgemeine Körper-Wahrnehmungen und Symptome werden von dem
betreffenden Patienten oft als abnorm und belastend interpretiert und die
Aufmerksamkeit meist auf nur ein oder zwei Organe oder Organ-Systeme des
Körpers fokussiert.
 Depression und Angst finden sich häufig und können dann zusätzliche Diagnosen
rechtfertigen.
 Inkl.: Dysmorphophobie (Körper-Schema-Störung - nicht wahnhaft), Hypochondrie,
hypochondrische Neurose, körperdysmorphophobe Störung, Nosophobie (Angst vor
Krankheiten)
 Exkl.: Auf körperliche Funktionen oder Körperform fixierte Wahn-Phänomene (F22.-)
Wahnhafte Dysmorphophobie (F22.8)
Somatoforme autonome
Funktions-Störung (F45.3.)
F45
Die Symptome werden vom Patienten so geschildert, als beruhten sie auf der körperlichen
Krankheit eines Systems oder eines Organs, das weitgehend oder vollständig vegetativ
innerviert und kontrolliert wird, so etwa des kardiovaskulären, des gastrointestinalen, des
respiratorischen oder des urogenitalen Systems.
Es finden sich meist zwei Symptom-Gruppen, die beide nicht auf eine körperliche Krankheit
des betreffenden Organs oder Systems hinweisen.
1. Beschwerden, die auf objektivierbaren Symptomen der vegetativen Stimulation beruhen
wie etwa Herzklopfen, Schwitzen, Erröten, Zittern.
Sie sind Ausdruck der Furcht vor und Beeinträchtigung durch eine(r) somatische(n)
Störung.
2. Subjektive Beschwerden unspezifischer und wechselnder Natur, die vom Patienten einem
spezifischen Organ oder System zugeordnet werden, wie





flüchtige Schmerzen,
Brennen,
Schwere,
Enge und
Gefühle, aufgebläht oder auseinander gezogen zu werden,
 Inkl.: Da-Costa-Syndrom (Herz-Beschwerden ohne organische Ursache), Herz-Neurose,
Magen-Neurose, neurozirkulatorische Asthenie, Psychogene Formen: Aerophagie, Colon
irritabile , Diarrhoe, Dyspepsie, Dysurie, erhöhte Miktionshäufigkeit, Flatulenz, Husten,
Hyperventilation, Pylorospasmen, Singultus
Exkl.: Psychische und Verhaltens-Einflüsse bei anderenorts klassifizierten Störungen
oder Krankheiten (F54)
Herz- und Kreislauf-System (F45.30)
F45
 Herz-Neurose/Herz-Phobie
 anfallsweise Angst-Zustände
 Todes-Angst, rufen um Hilfe, Furcht vor Herz-Stillstand, meist jüngere Männer,
 Angst meist mit Übelkeit, Schwindel, Dyspnoe, Schweiß-Ausbruch, OhnmachtsErwartung,
 Verlassenheits-Angst aufgrund ambivalenter Mutter-Bindung
 Anfall bis zu zwei Stunden
 Herz-Rhythmus-Störungen
 Herz-Infarkt-Patient
 Harte und fleißige Arbeiter, die hohe Anforderungen an sich selbst stellen.
 Strebt nach Anerkennung seiner Leistungen.
 Wettbewerbsorientiert, ständig am kämpfen, erfolgreich zu sein.
 Rastloser Tätigkeitsdrang, andauernd unter Zeit-Druck, ständig Listen
abarbeiten.
 Neigung, körperliche Beschwerden zu bagatellisieren.
 Der Herz-Infarkt meistens dann, wenn es soziale Konflikte gibt und das
Dominanz-Streben nicht mehr ausgelebt werden kann (Depression oder vitale
Erschöpfung).
Oberes (F45.31) und unteres (F45.32)
Verdauungs-System 1
F45
 Magen-Neurosen/Magen-Ulkus (Magen-Geschwür)
Vermehrte Magen-Säure-Sekretion und verminderte Produktion des schützenden Schleims
Heliobakter Pylori (Bakterie)
Allgemein bei Ulcus-Patienten:
 Ambivalenz gegenüber den mütterlichen Instanzen,
 pseudounabhängig - auf der einen Seite Verbundenheits-Sehnsüchte (Schutz, Zuwendung,
Belohnung, einfach Kind sein), auf der anderen Seite besonders Ehrgeizig und selbständig
erscheinen wollen (gibt sich selbstgenügsam, bescheiden, stark, ist es aber nicht wirklich)
 unterdrückte Aggressionen (höflich, unaufdringlich, sehr fleißig, anspruchslos)
 neigen zur Verharmlosung der Beschwerden
 Bei wirklicher Verantwortlichkeits-Anforderung (Reife, Erwachsensein) brechen KompensationsMechanismen zusammen
 Ulcus duodeni (Zwölffingerdarm-Geschwür)
Wenn soziale Einbettung nicht mehr funktioniert (Herausfallen aus dem sozialen Netz)
Krisen-Punkte sind Trennungs-Erlebnisse (Scheidung, Berufs-Wechsel)
 spastische Obstipation/Verstopfung oder Durchfall
Obstipierte sind besonders sauber, ordentlich, gewissenhaft, können kaum schenken oder
Geschenke annehmen (anale Trias mit Eigensinn, Ordnungs-Liebe, Sparsamkeit)
Obstipation (Stuhlgewicht unter 50 g pro Tag, Entleerungs-Frequenz unter 3 mal die
Woche) findet sich bei







Darmkrebs
Gutartigen Tumoren
Entzündungen
Infolge von Morphin-Einnahme
Entleerungs-Schmerzen
Habituelle Obstipation: Funktionelle Störung der Darm-Entleerung
Viele psychosomatische oder psychischen Erkrankungen (z. B. larvierte Depression) – Rückzug –
also auch Hinweis auf Depression
Oberes (F45.31) und unteres (F45.32)
Verdauungs-System 2
F45
 Colitis ulcerosa
Ulcerationen = Geschwür-Bildungen, hier speziell im Dickdarm mit Blutungen (blutigschleimige Durchfälle) und Bauch-Schmerzen.
Genetische Disposition
Auslöser können Überreaktionen des Immun-Systems sein, also allergische
Reaktionen auf Milch-Protein, Bakterielle Infektionen, Nahrungs-Bestandteile oder
autoimmune Reaktions-Weisen
Betrifft meist jüngere Frauen, die zu lieb und nett sind (Unterwürfigkeit).
Aggressionen werden auf den Dickdarm projiziert.
Mutter-Fixierung – Abhängigkeit von dominierenden und Liebe versagenden BezugsPersonen – Erziehung beherrschend, überfürsorglich, wenig emotional, mehr
Dressur (vermeidende Bindungs-Störung)
 Reizdarm, Morbus Crohn
 Schwindel, Übelkeit und Erbrechen
Können als konversionsneurotisches Symptom auftreten oder ernsten somatischen
Krankheits-Wert besitzen bei
 Hirn-Tumoren (auch Lähmungen, Sensibilitäts-Störungen, Sprach-Störungen) und
gesteigertem Hirndruck
 Kreislauf-Regulations-Störungen (insb. niedriger Blut-Druck mit Schwindel)
 Intoxikationen mit psychotropen Substanzen
 Schizophrenie (perniziöse (schädliche) Katatonie mit lebensgefährlichen vegetativen
Entgleisungen)
 eitrige Meningitis
Atmungs-System (F45.33)
F45
 Asthma bronchiale
Akute Atem-Störung als Leit-Symptom, die z. T. lebensbedrohliche Ausmaße annehmen
kann. Dazu





Nervöse Ängstlichkeit
Obstruktive Atem-Beschwerden (Erstickungs-Gefühl)
Ärgerliche Gereiztheit
Hyperventilation
Müdigkeit
Ätiologie:
 Grundkonflikt in der ambivalent-unsicheren Mutter-Beziehung (zwischen Liebe und Hass, Halten
und Wegstoßen).
 Überzogene Anforderungen an das Kind und Überfürsorglichkeit.
 Ambivalenzen im Kind zwischen Anklammerungs-Tendenz und Unabhängigkeits-Streben
(Trennungs-Ambivalenz)
 Gestörtes Urvertrauen
 Anfall als Schrei oder Weinen nach der Mutter bei gleichzeitigem Sich-Wehren gegen diese
 Entstehung im ersten Lebens-Jahr (Freud)
 Hyperventilations-Tetanie
Angst-Neurose, von der hauptsächlich jüngere Frauen betroffen.
Zur Angst-Abwehr Polypnoe und Hyperventilation, die aber nicht bewusst wird.
Wird mit Angst vor Dyspnoe und Angst, zu ersticken in Verbindung gebracht.
In Plastik-Tüte atmen lassen, um CO²-Gehalt zu erhöhen, bzw. Abbau der
Hypocalciämie.
Tetanie als Absterben der Finger (Krampf der Finger-Beuger), Kraftlosigkeit, Fisch-Maul
(tonische Kontraktion der mimischen Muskulatur) taube Lippen, trockener Mund, HerzKlopfen, Patienten stehen neben sich mit Gefühl der Unwirklichkeit
 Heuschnupfen und Allergien
Somatoforme anhaltende SchmerzStörungen inkl. Kopf-Schmerzen (F 45.4)
F45
 Schmerz-Zustände mit vermutlich psychogenem Ursprung, die im Verlauf
depressiver Störungen oder einer Schizophrenie auftreten, sollten hier nicht
berücksichtigt werden.
 Exkl.: Rückenschmerzen o. n. A. (M54.9-) Schmerz: akut (R52.0) chronisch (R52.2)
therapieresistent (R52.1)
Anhaltende somatoforme Schmerz-Störung
(F45.40)
F45
 Die vorherrschende Beschwerde ist ein andauernder, schwerer und quälender Schmerz, der
durch einen physiologischen Prozess oder eine körperliche Störung nicht hinreichend erklärt
werden kann.
Der Schmerz tritt in Verbindung mit emotionalen Konflikten oder psychosozialen Belastungen
auf, denen die Hauptrolle für Beginn, Schwere-Grad, Exazerbation (Verschlechterung) oder
Aufrechterhaltung der Schmerzen zukommt.
Die Folge ist meist eine beträchtlich gesteigerte persönliche oder medizinische Hilfe und
Unterstützung.
Mindestens 6 Monate.
 Inkl.: Psychalgie, Psychogen: Kopfschmerz, Rücken-Schmerz, somatoforme SchmerzStörung
 Exkl.: Spannungs-Kopf-Schmerz (G44.2)
 Kopf-Schmerzen sind das häufigste Gesundheits-Problem (Kosten in Deutschland ca. 7
Milliarden € pro Jahr).
Prävalenz: Episodische Kopf-Schmerzen vom Spannungs-Typ 70 %, bei Migräne 15%
(Erstmanifestation meist nach 40. LJ)
 Unterteilung in
 idiopathische (Migräne, Spannungs-Typ, Cluster). Mehr als 90% aller Kopf-Schmerzen sind idiopathischen
Ursprungs, also ohne erkennbare somatische Ursache.
 symptomatische Kopf-Schmerzen (Kopf- oder HWS-Trauma, Gefäß-Störungen in Kopf und Hals, Substanz
und deren Entzug, Infektion, Stoffwechsel-Erkrankung, Schädel-Erkrankung, kraniale Neuralgien). KopfSchmerzen können also auch Leit-Symptom einer potenziell gefährlichen Krankheit sein. Symptom
Kopfschmerz bedarf besonderer Abklärung. Bei Verdacht auf symptomatischen Kopfschmerz sind fachärztliche
Untersuchungen zu veranlassen. Plötzliches Auftreten stärkster Hinter-Kopf-Schmerzen mit Erbrechen kann auf
eine Hirn-Blutung (Schädel-Trauma – 4%) hinweisen. Massive Kopfschmerzen mit Übelkeit und Rötung des
Auges können für einen Glaukom-Anfall (Grüner Star) sprechen. Knochen-Metastasen im Bereich des
Schädel-Daches. Hypertonie. Bei Infektionen oder Fieber (häufig – 63%). Stoffwechsel-Störungen (22%).
Vorsicht vor Hirn-Tumor bei Kopfschmerz und Migräne.
 psychiatrische Störungen als Somatisierungs-Störungen (F45.4) und psychotische Störungen (F20 und F30)
Chronische Schmerz-Störung mit somatischen
und psychischen Faktoren (F45.41)
F45
 Im Vordergrund des klinischen Bildes stehen seit mindestens 6 Monaten bestehende
Schmerzen in einer oder mehreren anatomischen Regionen, die ihren AusgangsPunkt in einem physiologischen Prozess oder einer körperlichen Störung haben.
Psychischen Faktoren wird eine wichtige Rolle für Schwere-Grad, Exazerbation
(deutliche Verschlechterung) oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen,
jedoch nicht die ursächliche Rolle für deren Beginn.
 Der Schmerz verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden und
Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen FunktionsBereichen.
 Der Schmerz wird nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht (wie bei der
vorgetäuschten Störung oder Simulation).
 Schmerz-Störungen insbesondere im Zusammenhang mit einer affektiven, Angst-,
Somatisierungs- oder psychotischen Störung sollen hier nicht berücksichtigt werden.
 Exkl.: Andauernde Persönlichkeits-Änderung bei chronischem Schmerz-Syndrom
(F62.80) Psychologische Faktoren oder Verhaltens-Faktoren bei anderenorts
klassifizierten Krankheiten (F54)
Sonstige Somatoforme Störungen (F45.8)
 Hier sollten alle anderen Störungen der Wahrnehmung, der Körper-Funktion und
des Krankheits-Verhaltens klassifiziert werden, die nicht durch das vegetative
Nerven-System vermittelt werden, die auf spezifische Teile oder Systeme des
Körpers begrenzt sind und mit belastenden Ereignissen oder Problemen eng in
Verbindung stehen.

Inkl.: Psychogen: Dysmenorrhoe (Regel-Schmerzen), Dysphagie (SchluckStörungen), "Globus hystericus„ (Kloß im Hals), Pruritus (Juckreiz), Tortikollis
(Schiefhals), Zähne-Knirschen
F45
Erschöpfungs-Syndrom (F48)
F45
 Im Erscheinungs-Bild zeigen sich beträchtliche kulturelle Unterschiede.
Zwei Hauptformen überschneiden sich beträchtlich.
 Bei einer Form ist das Haupt-Charakteristikum die Klage über vermehrte Müdigkeit
nach geistigen Anstrengungen, häufig verbunden mit abnehmender Arbeits-Leistung
oder Effektivität bei der Bewältigung täglicher Aufgaben.
Die geistige Ermüdbarkeit wird typischerweise als unangenehmes Eindringen
ablenkender Assoziationen oder Erinnerungen beschrieben, als KonzentrationsSchwäche und allgemein ineffektives Denken.
 Bei der anderen Form liegt das Schwergewicht auf Gefühlen körperlicher Schwäche
und Erschöpfung nach nur geringer Anstrengung, begleitet von muskulären und
anderen Schmerzen und der Unfähigkeit, sich zu entspannen.
Bei beiden Formen finden sich eine ganze Reihe von anderen unangenehmen
körperlichen Empfindungen wie
 Schwindel-Gefühl,
 Spannungs-Kopf-Schmerz und
 allgemeine Unsicherheit.
Sorge über abnehmendes geistiges und körperliches Wohlbefinden, Reizbarkeit,
Freudlosigkeit, Depression und Angst sind häufig.
Der Schlaf ist oft in der ersten und mittleren Phase gestört, es kann aber auch
Hypersomnie im Vordergrund stehen.
 Inkl.: Ermüdungs-Syndrom
 Exkl.: Asthenie o. n. A. (R53) Benigne myalgische Enzephalomyelitis [postvirales
Müdigkeits-Syndrom] (G93.3) Burn-out-Syndrom (Z73) Psychasthenie (F48.8)
Unwohlsein und Ermüdung (R53)
Haltung, Ernährung, verspannte
Regionen (VR) und Psychosomatik
Die Texte in diesem Abschnitt basieren
• zum einen auf dem Buch von Helga Pohl: „Unerklärliche Beschwerden? Chronische Schmerzen und
andere Leiden körpertherapeutische verstehen und behandeln“ aus dem Jahr 2010
• zum anderen aus Mitteilungen und schriftlichen Informationen von Ebba Boyesen (Biodynamik)
 Verspannungen als Dauer-Kontraktionen
 Körper-Haltungen
 Körper-Segmente und EntwicklungsHypothesen (Biodynamik)
 Bereiche des Körpers
 Wege aus der Verspannung
Verspannungen (V) als Dauer-Kontraktionen




















Allgemein
Somatosensorik – der Spürsinn
Psychosomatische Missempfindungen
Sensomotorik und Gefühle 1
Sensomotorik und Gefühle 2
Sensomotorik und Gefühle 3
Sensomotorik und Gefühle 4
Verspannungs-Ursachen im Zusammenhang
Verletzungen und anderen Traumata
Dumme Angewohnheiten
Äußere Faktoren
Emotionale Dauer-Belastungen
Imitation verspannter Vorbilder
Antreiber, Dauer-Stress und Leistungs-Druck
Bewegungs-Mangel
Ungesunde Sport-Arten
Biochemische Faktoren
Folgen der Verspannung 1
Folgen der Verspannung 2
Folgen der Verspannung 3
VR
Allgemein
V
 Alle funktionellen Bewegungs-Einschränkungen funktionieren nach dem gleichen
Prinzip:
 Kann sich jemand nicht nach vorn beugen, werden seine verspannten, verkürzten
Rücken-Muskeln nicht lang genug.
 Kann jemand seinen Arm seitlich nicht vom Körper wegheben, sind Muskeln
verspannt, die den Arm zum Körper hingezogen halten.
 Kann jemand das Knie nicht voll beugen, sind die Muskeln verkürzt und verspannt,
die das Knie strecken.
 Kann jemand sein Bein nicht voll strecken, müssen die Beuger oder das
Bindegewebe auf ihnen dauerhaft verkürzt sein.
 Bei allem Schädlichen und Bedrohlichen verschließt sich der Organismus und zieht sich
zusammen und zurück (Schreck-Reflex). Er zieht sich zusammen, wenn er via SinnesOrgan etwas negativ erlebt oder auch nur zu erleben erwartet.
Zu den negativen Reizen zählen Verletzung, Lärm, Kälte, starke Hitze, ein Knall, grelles
Licht, Gleichgewichts-Verlust, ein abscheulicher Anblick, ekelhafte Gerüche und
Geschmacks-Empfindungen, plötzliche Bewegungen gegen die verspannte Muskulatur,
ein Schlag, etwas, das auf uns zu rast, atmosphärische Störungen, schlimme
Nachrichten, bedrohliche und belastende Ereignisse – plötzlich und langfristig.
Wir empfinden Entsetzen, Erstarren, Schmerz, Angst, Ärger, Ekel, inneren Widerwillen,
Kälte, Übelkeit, Bedrückung, Spannungs-Gefühle und trennen nicht zwischen Körper
und Seele.
 Alle positiven Sinnes-Eindrücke wie Wärme, Licht, melodiöse Laute, Düfte,
Wohlgeschmack, sanfte Berührung sind mit Entspannung, Wohlgefühl und lockerer
harmonischer Bewegung verbunden.
Somatosensorik – der Spürsinn
V
 Unsere vielfältigste, aber am wenigsten bewusste Sinnes-Empfindung ist die
Somatosensorik, der Spürsinn.
Jedoch ist der Spürsinn bei den meisten Menschen längst nicht so geschult und
differenziert wie die anderen Sinnes-Wahrnehmungen. Wir überspüren viel mehr als wir
überhören oder übersehen.
So setzen wir z. B. Essen, Nikotin oder Alkohol zur Spannungs-Reduktion ein, nehmen
aber die vorangegangene körperliche Anspannung, gegen die wir diese Stoffe einsetzen,
gar nicht klar wahr.
 Spürrezeptoren sitzen im Bindegewebe, in den Muskeln und in der Haut.
Sie sind Mess-Fühler für Druck-, Zug- und Temperatur-Unterschiede.
Vor allem informieren sie uns als Propriozeption, als Eigenwahrnehmung.
 Man kann die eigene Bewegung in allen Variationen und an allen Körper-Teilen
ebenso spüren wie die Position des Körpers und seiner Teile im Raum, das
Zugehörigkeits-Gefühl der einzelnen Körper-Teile zum eigenen Körper sowie das
Gewicht der eigenen Körperteile und der Dinge, die man hebt oder schiebt.
 Wir empfinden Oberflächen-Strukturen wie rauh, glatt, weich. Hart, Anspannung und
Entspannung, Kälte und Wärme, Konturen und Richtungen.
 Wir spüren Hunger und Schmerz, sexuelle Empfindungen, Berührtwerden und
Berühren, Zärtlichkeit und Geborgenheit, Vertrauen und Alarmiertsein, Müdigkeit und
Wachheit, Schwere und Leichtigkeit, Jucken und Kratzen, Anstrengung, Mühsal.
Leichtigkeit und eigene Kompetenz, Angst, Bedrückung, Freude, Glück und viele
andere Emotionen.
Psychosomatische Missempfindungen
V
Viele psychosomatische Missempfindungen haben ihren Ursprung in Verspannungen des
Bindegewebes. Bindegewebe kann, wenn es fest ist, Bewegung verhindern. Es ist, als
stecke der betroffene Körper-Teil in einer zu engen Folie.
Dazu gehören unter anderem
 diffuse Spannungs-Gefühle
 chronische Übelkeits-, Völle-, Leere- und Angst-Gefühle
 Entfremdungs- und Unwirklichkeits-Gefühle
(gegenüber der Welt, der eigenen Person, einzelnen Körper-Teilen)
 Kitzel- und Juck-Gefühle (im Hals, im Knie usw.)
 inadäquate Gefühle von Dicksein (wie bei Magersucht)
 Fremdkörper-Gefühle (im Hals, im Ohr, unter der Fuß-Sohle, im Anus usw.)
 Temperatur-Überempfindlichkeit (Kälte, seltener Hitze, wird als quälend oder schmerzhaft
empfunden)
 inadäquate Kälte- und Hitze-Gefühle an Körper-Teilen
 Berührungs-Empfindlichkeit (fast schmerzhaftes Spüren leichtester Berührungs-Reize)
 Brennen (z. B. des Rückens, der Fuß-Sohlen, der Harn-Röhre)
Den Schmerz aus dem Bindegewebe erkennt man daran, das er flächig und oft quer zum
Muskel-Verlauf gezeigt wird. Er ist diffuser, oft „hell“, brennend und „nervend“.
Man findet verspannte Partien durch Anschauen (Haut oft unregelmäßig, eingezogen, spannt
und bildet Dellen) und Ertasten sowie durch Nachahmung von Bewegung und Haltung.
Sensomotorik und Gefühle 1
V
 Sensorik und Motorik sind zwei Seiten des gleichen Lebens-Vorgangs.
Bewegung und Sinnes-Empfindung steuern sich wechselseitig.
Zusammen bilden sie ein System, das alle unsere willkürlichen und unwillkürlichen
Aktionen und Reaktionen beinhaltet.
Systemische Beziehungen sind keine Ursache-Wirkungs-Beziehungen, sondern
bestehen als Rückkoppelungs-Systeme, Kries- und Spiral-Prozesse:
Die Bewegung dient der Sinnes-Wahrnehmung.
Die Sinnes-Wahrnehmung dient der Bewegung.
Je differenzierter ein Lebewesen, desto differenzierter ist seine Sensomotorik.
 An uns selbst können wir unterschiedliche Spannungs- und Lockerungs-Muster als
Gefühle und Handlungs-Motivationen registrieren.
Gefühle sind gespürte Bewegungen bzw. Bewegungs-Einschränkungen, mit denen
wir auf unsere äußere Welt reagieren.
 Was wir spüren, beeinflusst wiederum unsere Bewegungs-Richtung – zur Welt hin
oder von der Welt weg.
 In Erwartung negativer Erfahrungen wappnen wir uns muskulär.
Bleibende Anspannung ist als Starr- und Eng-Werden mit einem unangenehmen
Gefühl und Rückzugs-Verhalten verbunden.
 Entspannung hingegen lässt Menschen weit werden. Der Körper lockert sich.
Beatmung und Durchblutung werden besser. Man öffnet sich und ist zugewandt.
 Aus positiv wie aus negativ empfundenen Sinnes-Eindrücken lernt der
Organismus, indem er auf neuromuskulärer Grundlage Erwartungen und
Handlungs-Bereitschaften für die Zukunft ausbildet.
 Sensomotorik verbindet Körper und Seele miteinander.
Sensomotorik und Gefühle 2
 Sensomotorik verbindet Körper und Seele miteinander.
Kein Mensch kann sich nur mit seiner Seele verhalten.
Er braucht den Körper, er braucht die Bewegung dazu – immer und unter allen
Umständen.
 Umgekehrt wäre natürlich unser Körper ohne unsere psychischen OrganisationsFormen wie Intentionen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, ohne Planung, Koordination und
Kognition, ohne strukturierende Gefühls-Bewegungen, ohne gelernten Umgang mit der
Schwerkraft nur ein hilflos zuckendes Bündel Fleisch, das nicht die simpelste
Handlung zuwege brächte.
 Alles, was wir mit unserer Muskulatur tun, hat eine Rückkopplung auf unser Befinden.
Nichts ist schlimmer, als mit starren, unbeweglichen Muskeln verharren zu müssen
(Immobilisierungs-Reaktion des dorsalen Vagus).
Sobald wir mit bewegter Muskulatur aktiv Einfluss nehmen können (Flucht oder Kampf
auf Basis des Sympathikus), fühlen wir uns besser.
 Wir bewegen uns nicht nur so, wie wir uns fühlen, sondern wir fühlen uns auch so, wie
wir uns bewegen.
Anspannung
Entspannung
hohes Erregungs-Niveau
Angst, Aufgeregtheit,
Nervosität, Gefühl, platzen zu
müssen
Freude, angenehmes
Aufgekratztsein, Energie,
Taten-Drang
geringes Erregungs-Niveau
Bleierne Müdigkeit,
Erschöpfung, Depression
Innerer Frieden. Heiterkeit, in
sich ruhen, wohlige Müdigkeit
V
Sensomotorik und Gefühle 3
V
 Unsere Gefühle basieren auf Körper-Sinnes-Empfindungen.
Wenn wir auf sie achten, können wir daher ohne Weiteres sagen, wo
im Körper wir Angst, Bedrückung, Schmerz oder Freude empfinden.
Gehirn
Sensorik
Motorik
Körper
 Schmerz ist nie nur körperlich. Er trifft uns als Person.
Die Inselrinde im Hirn macht keinerlei Unterschied zwischen Körper
und Seele. „Seelischer Schmerz“ nach Zurückweisung wird in dieser
Hirn-Region genauso registriert wie körperlicher Schmerz.
Die Unterscheidung in Körper und Seele ist damit auch
neurobiologisch hinfällig.
Angst ist nie nur seelisch. Sie trifft den ganzen Organismus.
Angst ist genauso körperlich wie Schmerz. Schmerz ist genauso
emotionale wie Angst. Wir halten Schmerz nur deshalb eher für
körperlich, weil seine Lokalisation in der Regel präziser ist. „Achtung,
genau an dieser Stelle ist die Gefahr“, sagt der Schmerz.
Angst warnt allgemeiner, dass Gefahr im Verzug ist.
Bei Schmerz-Angst trifft beides zu.
 Sieht man Gefühle als kreisförmigen Informations-Fluss zwischen
Körper und Gehirn, zwischen Sensorik und Motorik, gehen die
beiden konträr gedachten Sicht-Weisen („Der Körper fühlt.“ versus
„Das Gehirn fühlt“) darin auf.
 Bei der Verbindung Körper-Gehirn-Gefühl spielen auch chemische
Prozesse ein Rolle. Darauf beruht die Wirkung von Schmerz-Mitteln
und Psychopharmaka.
Sensomotorik und Gefühle 4
V
 Positive Gefühle sind flüchtig, denn sie sind an Bewegung gebunden.
Eine chronische Freude gibt es nicht.
 Auch negative Gefühle können flüchtig sein, wenn die Spannung in der Muskulatur und im
Bindegewebe einschließlich der chemischen Prozesse mit der momentanen Gefahr
vorübergeht.
 Negative Gefühle können sich aber auch festsetzen.
Wenn Schädigung, Bedrohung oder Belastung zu stark sind, zu lange dauern, sich zu oft
wiederholen, sich nicht abstellen lassen, wenn wir dauernd gegen die Schwerkraft
ankämpfen müssen, können wir nicht anders, als unsere Muskulatur in dauernder
Anspannung zu halten.
 Die Chronizität von Schmerz, ängstlicher Grundstimmung und Niedergeschlagenheit liegt
an der Dauerhaftigkeit der Anspannung.
 Der Prozess der Erstarrung geschieht allerdings meist schleichend, so dass er sich
dem Bewusstsein entzieht.
 Die Anspannung wird allmählich zur unwillkürlichen Gewohnheit, die in tieferen
unbewussten Gehirn-Teilen gespeichert wird.
 Schließlich kommt es zu strukturellen Verfestigungen, Verhärtungen in der Muskulatur
und im Bindegewebe, die dadurch schlechter durchblutet, durchlympht, schlechter
ernährt und weniger von Abbau-Produkten des Stoff-Wechsels gereinigt werden
 So entstehen im eigentlichen Wort-Sinne eingefleischte Gewohnheiten, die wir mit
unserem Bewusstsein nicht mehr erreichen können.
Die unwillkürliche Verspannung ist – im Unterschied zur momentanen Anspannung –
willkürlich nicht mehr zu lösen. Da hilft kein bewusstes Lockerlassen mehr.
Verspannungs-Ursachen im Zusammenhang
Verletzungen und
andere Traumata
dumme
Angewohnheiten
äußere Faktoren
emotionale
Dauerbelastungen
Imitation verspannter
Vorbilder
Antreiber, Dauerstress
und Leistungs-Druck
Bewegungs-Mangel
ungesunde Sport-Arten
biochemische Faktoren
V
 Für Dauerkontraktionen und daraus resultierenden
Beschwerden gibt es in aller Regel nicht eine einzige Ursache,
sondern ein ganzes Bündel.
 Je länger wir leben, desto mehr Gelegenheit haben wir zu
Unfällen, Operationen, psychischen Belastungs-Situationen,
Fehlhaltungen, zur Entwicklung dummer Angewohnheiten,
Bewegungs-Mangel usw.
Aus diesem Grund sind alte Menschen im Allgemeinen
verspannter als junge und haben folglich auch mehr
Beschwerden.
Nicht das Alter als solches führt dazu, sondern das, was das
Leben an genutzten Verspannungs-Möglichkeiten so mit sich
bringt.
 Die gleichen Beschwerden – z. B. Nacken-Schmerzen –
können unterschiedlich entstanden sein: durch falsche SitzPosition, eine ständige ängstliche Erwartung, ein SchleuderTrauma oder eine schreckliche Kindheits-Erfahrung.
 Das Resultat ist eine Verspannung, d. h. eine eingefleischte
Gewohnheit, die sich willkürlich nicht mehr einfach ändern
lässt.
 Klärung der Einzelheiten der Entstehungs-Geschichte ist
dann nicht notwendig, wenn die Auflösung der psychophysischen Dauerkontraktion in der Gegenwart reicht.
Verletzungen und andere Traumata
V
 Sehr häufig entstehen Verspannungen im Anschluss an psychophysische Traumata, in
erster Linie als Folge von Verletzungen.
Manche machen sich erst Monate oder Jahre später bemerkbar, da das Gewebe der
verletzten Stelle mit der Zeit immer verhärteter, immer undurchlässiger wird.
Zu solchen Verletzungen zählen auch offene Wunden, die zu Narben führen.
Oft gibt es im Gebiet der Narben Schmerzen und andere Missempfindungen, die vor
allem vom Bindegewebe ausgehen.
Häufig entstehen Dauerkontraktionen auch aus Prellungen.
Zerrungen führen nicht zum „Ausleiern“ der Muskeln, sondern zu deren Verspannung,
denn der Organismus verhindert, dass er auseinandergezerrt wird, indem er alarmiert,
wie bei jeder Bedrohung, die Muskeln sofort gewaltig anzieht.
Auch Operationen registriert der Organismus als Verletzungen und die dafür
erforderlichen Lagerungen als Zerrungen.
 Zu den Verletzungen, die häufig bleibende Verspannungen hinterlassen, zählen die
Schleudertraumata, auch Knalltraumata z. B. durch Explosionen und Kältetraumata
durch lange intensive Unterkühlungen.
 Da wir auf andere Menschen besonders stark reagieren, reagieren wir auch auf von
anderen zugefügte Verletzungen besonders nachhaltig, z. B. auf Überfälle,
Vergewaltigungen, Folter, schwer und häufige Schläge und sonstige Misshandlungen.
 Auch bei rein psychisch geltenden Traumata (z. B. wenn man mit ansehen muss, wie
eine geliebte Person verunglückt, misshandelt oder getötet wird) ziehen sich die Muskeln
bleibend zusammen. Es entsteht eine Schreck-Starre.
Betroffen vor allem die Atem-Muskulatur und die Augen.
Dumme Angewohnheiten
 Häufig entstehen Dauer-Kontraktionen durch dumme
Angewohnheiten wie einseitiges Tragen oder Hochziehen der
Schulter, wenn man mit der Hand etwas zu tun hat, durch Stehen mit
Standbein und Spielbein oder das Tragen von Kleinkindern auf einer
Hüfte.
 Diese Gewohnheiten werden so unbewusst, dass sie sich willentlich
nicht mehr abstellen lassen. Sie schleifen sich ein, weil Muskeln und
Bindegewebe immer mehr in einem bestimmten Spannungs-Muster
bleiben.
V
Äußere Faktoren
 Da wir uns mit unserem Körper in einer physikalischen Welt bewegen, spielen
äußere Faktoren für die Entstehung von Dauerkontraktionen und Fehlhaltungen
eine wichtige Rolle.
 Hierzu zählen z. B.
 zu hohe oder zu niedrige Arbeits-Platten und Sitzgelegenheiten
 zu enge Kleidung
 die Körper-Größe in Relation zur Umgebung,
 wobei für große Menschen vieles zu niedrig ist.
Sie sind besonders gefährdet in Bezug auf Muskel-Spannungen durch
vorgebeugte Haltung.
 wobei für kleine Menschen vieles zu hoch ist.
Sie sind eher in Richtung Überaufrichtung und Hohlkreuz gefährdet.
 Wenn wir unseren Körper stundenlang in eine bestimmte Haltung zwingen, in der
wir uns mit abgespannten Muskeln gegen die Schwerkraft behaupten müssen, z.
B. am Schreibtisch, programmieren wir Hirn und Körper diesen SpannungsZustand ein.
 Schließlich müssen wir auch in der Freizeit in diesem Spannungs-Muster
verharren und fühlen uns entsprechend unwohl.
 Diese Ursachen offenbaren sich nicht im Röntgen-Bild und nicht in der KindheitsAnamnese.
Sie lassen sich nur durch Eigenbeobachtung feststellen.
V
Emotionale Dauerbelastungen
zunehmend
geduckte
Haltung
Befreiung von
DauerKontraktionen
V
 Auch unter dauerhaft belastenden Lebens-Umständen ohne
Möglichkeit der aktiven Veränderung kommen wir nicht mehr
aus der Spannung heraus. Dazu zählen z. B. LangzeitArbeitslosigkeit, drohender Job-Verlust oder drohende
Abschiebung.
Unter diesen Umständen bleiben die meisten in ständiger
ängstlicher Erwartung vor allem auf der Vorderseite
zusammengezogen und entwickeln Magen- und BauchBeschwerden, Kraftlosigkeit und depressive Gefühle.
 Und wieder beginnt der Teufels-Kreis: Je länger wir in der
geduckten Haltung verharren, desto negativer sehen wir die
Lebens-Umstände und desto weniger ergreifen wir aktive
Maßnahmen zur Veränderung.
 Doch andersherum gilt auch: Je mehr wir uns aus den DauerKontraktionen befreien können, desto gelassener werden wir
und desto eher finden wir Lösungs-Wege.
 Alle negativen Faktoren wie Vernachlässigung, Aggressionen,
bedrohliche Kriegs-Atmosphäre wirken in der frühen Kindheit
besonders intensiv.
Die resultierenden Verspannungen können sich im Laufe des
Lebens immer mehr einspuren. Man braucht nicht immer die
Entstehungs-Geschichte aufzurollen. Oft reicht es, die damals
entstandene Dauer-Kontraktion heute zu lösen.
Imitation verspannter Vorbilder
V
 Da der Mensch bevorzugt auf andere Menschen reagiert
und ganz besonders auf Haltung und Bewegung, haben
oft ganze Familien die gleich krummbucklige Haltung.
 Da die Nachahmung unbewusst geschieht, denken viele,
die Haltung sei in ihrer Familie genetisch bedingt, und
ergeben sich in ihr Schicksal.
 Bei Menschen, die sich nahestehen oder auch nur nahe
sind, synchronisieren sich unbemerkt Atmung und
Stimmung.
Besonders Depressionen wirken ansteckend, nicht nur,
weil man mit einem depressiven Partner selbst nicht viel
zu lachen hat, sondern auch, weil man geradezu ein
schlechtes Gewissen entwickelt, es sich selbst gutgehen
zu lassen, wenn es dem anderen offensichtlich schlecht
geht.
Also ahmt man ich körperlich nach und fühlt sich bald
ähnlich.
 Die Erfahrung zeigt, dass das Wissen um diese
imitativen Vorgänge bei sich selbst allein nicht ausreicht,
um sich von den schädlichen Verspannungen zu
befreien.
Man muss sie körperlich lösen.
Antreiber, Dauerstress und Leistungs-Druck
 Antreiber-Sätze:
 Streng dich an!
 Reiß dich zusammen!
 Sei Tapfer!
 Halte durch!




Beiß die Zähne zusammen!
Lass dir nichts anmerken!
Sei stark!
Halte dich gerade!
 Durch die Koppelung von Vorstellung und Muskulatur führen diese inneren Formeln zu
unbemerkten Dauerkontraktionen.
 Besonders bei unlösbar erscheinenden Aufgaben löst sich die Anspannung nicht mehr.
Häufig drosseln wir dabei unwillkürlich muskulär die Atem-Zufuhr. Durch reduzierte
Atmung werden wir weniger leistungsfähig, empfinden alles als anstrengen und sind
schließlich völlig erschöpft. Der klassische Weg zum Burnout.
 Bemerken die Betroffenen das damit einhergehende Anstrengungs-Gefühl noch, halten
sie es meist für positiv, den eigenen Werten entsprechend für eine Charakter-Stärke,
um die man sich bemühen muss.
Das Gefühl von dauerndem Leistungs-Druck geht häufig mit diesen AnstrengungsFormeln einher.
Wir erzeugen einen inneren Druck, indem wir die Muskeln mehr als nötig anspannen,
weil wir alles auf einmal tun wollen, uns hetzen, nie Pausen machen, überhöhte Ziele
haben usw.
 Nach einer Weile spüren sie die Anstrengung nicht mehr. Dann reicht das
Bewusstmachen der inneren Formeln zur Spannungs-Lösung nicht mehr aus.
Es bedarf der ergänzenden Körper-Arbeit.
V
Bewegungs-Mangel
 Nicht nur, dass unser Muskel-Masse schwindet, wenn wir uns wenig
bewegen, nein, sie versteift auch, was gesundheitlich gravierender ist.
 Jede Art von Ruhigstellung ist gesundheitsschädlich, auch die
verordnete.
Daher sind orthopädische Korsetts, Geradehalter und Schanz‘sche
Kragen bei der Behandlung von Spannungs-Krankheiten besser zu
vermeiden.
 Deutlich sichtbar ist die Auswirkung von Ruhigstellung an Gliedmaßen,
die längere Zeit eingegipst waren.
Die unbewegten, verkümmerten Muskeln sind starr und verhärtet.
Und genauso fühlt sich das Bindegewebe an.
Durch die verletzungsbedingte Fehlhaltung setzt sich die
Dauerkontraktion in den übrigen Körper fort.
Daher sollte man selbst nach Knochen-Brüchen den betroffenen
Körper-Teil nur so lange wie unbedingt nötig an der Bewegung
hindern.
 Ruhigstellen und Schonen ist auch für ältere Menschen Gift.
Einem alten Menschen alles abzunehmen, was er noch irgendwie
selbst tun könnte („Ach lass man, ich mach das schon.“), ist von der
Wirkung her Einspuren von Behinderung.
Der alte Mensch wird dadurch steifer, unbeweglicher, weniger
selbstbewusst und schließlich krank.
V
Ungesunde Sport-Arten
V
 In unserer Kultur haben viele eine ziemlich gewalttätige Vorstellung
von Bewegung.
Die normale Alltags-Bewegung zählt nicht dazu.
 Als Sport gilt nur das, was möglichst schnell, möglichst heftig,
möglichst anstrengend, möglichst schweißtreibend und möglichst
lang andauernd durchgeführt wird.
Der Körper muss beherrscht werden, hat zu gehorchen, wird
abgerichtet – Verspannung inklusive.
falsches
Training
 Tragischerweise leiden diejenigen, die sich so sehr in FitnessCentern um Gesundheit, Fitness und Aussehen bemüht haben,
jetzt unter chronischen Schmerzen, Atmen-Störungen, Magen- und
Bauch-Beschwerden, Depressionen und Angst-Zuständen.
Häufig sind diese Menschen in einen Teufels-Kreis geraten: je
unfitter sie durch falsches Training wurden, desto mehr versuchten
sie dagegen anzutrainieren.
 Zuweilen wird auch bei den meist harmloseren Sport-Varianten der
Frauen eine Dauerspannung propagiert. Im Namen der Schönheit
soll Bauch- und Gesäß-Muskulatur ständig angespannt gehalten
werden (Pilatis).
Durch dieses unsinnige Starrhalten von Bauch, Rücken und Gesäß
trainiert man sich Bewegungs- und Atem-Einschränkungen an.
Das ist das Gegenteil von Fitness, Gesundheit und guter Laune.
Biochemische Faktoren
 Biochemische Faktoren wie Bakterien-Toxine,
Hormone und Nahrungs-Stoffe (bekanntestes
Beispiel: Magnesium) beeinflussen ebenfalls den
Spannungs-Zustand von Muskulatur und
Bindegewebe.
 Daher können auch Infektionen oder bakterielle
Blasen- und Prostata-Entzündungen zum Auslöser
späterer Verspannungen werden.
 Sind bereits Dauerkontraktionen vorhanden,
können Fehlernährung und Infektionen zum
Überschreiten der Schmerz-Schwelle führen.
Das macht sich dann z. B. als Glieder-Schmerzen
bei Grippe bemerkbar.
 Weil unter Erhöhung oder Erniedrigung bestimmter
Stoffe individuelle Dauerkontraktionen schmerzhaft
hervortreten, gibt es auch so unterschiedliche
Menstruations-Beschwerden.
Sie alle können verschwinden, wenn man die
betroffenen Stellen körpertherapeutisch entspannt
– trotz veränderter hormoneller Lage.
V
Folgen der Verspannung 1
Dauerkontraktion
Depression
Schmerz
Missempfindung
Angst
Zusammenziehen
und SpannungsErhöhung
Betroffener
Muskel
Antagonisten
Synergisten
Schonhaltung
V
 Dauerkontraktionen breiten sich mit der Zeit aus und
verschlimmern sich.
 Jeder stärke Schmerz, jede stärkere Missempfindung lässt
uns insgesamt zusammenziehen und führt damit
automatisch zur Spannungs-Erhöhung und Minderung der
Beweglichkeit des ganzen Körpers.
Wir legen nicht nur den betroffenen Muskel still, sondern
auch all seine Antagonisten und Synergisten und verbiegen
unseren Körper so, wie wir es noch am ehesten aushalten.
Es entsteht eine Schonhaltung, in der wir gegen die
Schwerkraft bestehen müssen.
Daraus können neue Beschwerden resultieren.
 Da bei reaktivem Zusammenziehen immer auch die AtemMuskulatur betroffen ist, wird man bei starken anhaltenden
Schmerzen – gleich welcher Herkunft – unweigerlich
depressiv.
 Weil nicht nur Schmerz, sondern auch Missempfindungen
auf Verspannungen beruhen, treten chronische Angst,
Depression und Schmerz häufig zusammen auf, das eine
im Gefolge des anderen.
Folgen der Verspannung 2
Verspannungen
Angstund
SchmerzVermeidung
Verstärkung der
Überempfindlichkeit
SchmerzAngst
V
 Verspannte Muskeln und verspanntes Bindegewebe
reagieren überempfindlich auf alle negativ empfundenen
Sinnes-Wahrnehmungen: Kälte, Lärm, bestimmte Gerüche,
aggressive Laute usw.
Schon geringe negative Reize lösen an Stellen, wo bereits
Übernegative Erfahrungen stattgefunden haben, starke SchmerzempfindSensationen aus.
lichkeit
Ein verspannter Nacken reagiert jetzt empfindlich auf einen
Wind-Zug, einen Wetter-Wechsel, Ärger usw.. Er zieht sich
stärker zusammen und schmerzt dann umso heftiger.
Verstär-  Durch Schmerz-Erfahrungen entwickeln sich Schmerzkung der
Ängste.
VerspanDann können schon die Erwartung und Vorstellung von
nungen
Bewegungen oder Berührungen an bestimmten Stellen mit
Angst verbunden sein.
Wir werden hypersensibel und schalten blitzartig auf
SchmerzVermeidung.
Erfah Es entsteht ein negativer Kreis-Prozess, eine Art
rungen
dynamisches Körper-Gedächtnis für Negatives.
SchmerzErwartung
Aus den Verspannungen gehen in Rücken-Mark und Gehirn
laufend Informationen über etwas Unangenehmes,
Negatives ein, gegen das wir uns wappnen müssen.
Folgen der Verspannung 3
Vermeiden
V
 Genauso wie Menschen bei Phobien ihren Angst-Auslösern
ausweichen, versucht jede schmerzgeplagte Person, alle Druckund Zug-Verlagerungen zu umgehen, die durch die
Überempfindlichkeit die Schmerzen hervorrufen und verstärken
könnten,
 Durch das Vermeiden von Bewegungen geraten sie in einen
Teufels-Kreis von immer größerer Versteifung, was wiederum
Empfindlichkeit verstärkt und den Bewegungs-Radius verringert.
VerspannungsLösung
 Kälte verstärkt bei vielen die Beschwerden.
Sie werden insgesamt verfrorener, vor allem am bestimmten
Stellen.
Sie haben gelernt, Verschlimmerungen durch geringfügige
Unterkühlung zu vermeiden.
 Die Überempfindlichkeit und Überreaktion verspannten Gewebes
dürfte der Geruchs- und Lärm-Empfindlichkeit bei Migräne
ebenso zugrunde liegen wie der Überreaktion bei Allergien, z. B.
Heuschnupfen.
 Insgesamt ist der Organismus ständig auf der Hut, um weitere
Traumata dieser Art zu verhindern.
 Die Betroffenen werden übersensibel und zucken schon bei
Reizen zusammen, die nur entfernt an das ursprüngliche Trauma
erinnern.
Körper-Haltungen (KH)
 Stopp-Haltung
 Start-Haltung
 Start- und/oder Stopp-Haltung
 Schiefhaltung
 Hüft-Beugung
 Hohlkreuz von unten
VR
Stopp-Haltung (Sto)
 Schreck und Defensive
 Akut oder chronisch
 Ursachen für Stopp-Muster
 Erscheinung des Stopp-Musters
 Experiment: Stopp-Muster
 Erleben und Wirkung im Stopp-Muster
 Beschwerden auf der Vorderseite
KH
Schreck und Defensive
Sto
 Die Ausdrücke Stopp-Haltung, "red light reflex", Stopp-Muster oder Rückzugs-Reaktion
bezeichnen ein Spannungs-Muster, das uns nach vorn zusammenzieht und beugt.
Wie eine rote Ampel unterbricht es alle Handlungs-Intentionen.
Diese Stopp-Haltung ist Ausdruck der Körper-Scham, der Angst und des passiven
Rückzuges.
 Mit eingezogener Vorderseite geht der ganze Mensch in die Defensive.
Er verschließt sich und zieht sich in sich zurück.
 Zentrum der Reaktion ist der gerade Bauch-Muskel.
Aber auch die Brust-Muskeln, die Iliopsoas-Muskeln im Bauch, die Adduktoren auf der
Innenseite der Beine, die Nacken- und Schulter-Muskeln geraten in Spannung.
 Als unwillkürliche Schutz-Reaktion ist das Muster offensichtlich biologisch vorgegeben,
früh in der Evolution entstanden und tief in alten Schichten des Gehirns verankert.
Als Schreck-Reflex ist diese Reaktion schon bei Säuglingen auslösbar, wenn man ihnen
den tragenden Untergrund entzieht.
 Tritt das Stopp-Muster akut auf, das uns z. B. ein Schreck durchfährt,
 halten wir die Luft an,
 es zieht uns blitzartig den Rumpf vorn zusammen,
 Arme und Beide bewegen sich zum Körper hin,
 der Kopf wird in den Nacken genommen.
 Für den Moment sind wir wie gelähmt und rühren uns nicht mehr.
Akut oder chronisch
 Später tritt das Stopp-Muster akut bei allen negativen Sinnes-Reizen oder als
negativ bewerteten Informationen auf, wie z. B.





bei plötzlichen lauten Geräuschen
bei einem grässlichen Anblick,
bei einem plötzlichen starken Schmerz,
bei Kälte und Nässe, manchmal auch bei starker Hitze,
bei Anpassung an bestimmte physikalische Umgebungs-Bedingungen,
z. B. zu niedrige Sitz-Möbel oder Arbeit-Platten,
 bei schlechten Erlebnissen und Nachrichten, die zum Beispiel führen zu
 Trauer und Enttäuschung,
 Schuld- und Scham-Reaktionen,
 Gefühlen der Demütigung und Unterlegenheit und
 seelisch empfundenem Schmerz (sich missachtet, verlassen oder betrogen fühlen).
 Normalerweise ist das Muster so vorübergehend wie die Ereignisse, die es
auslösen.
Erkenne wir nach dem Schreck, dass die Gefahr gebannt ist, richten wir uns auf
uns atmen wieder normal.
 Bei schwerwiegende traumatischen Erlebnissen und anhaltenden negativen
Umständen aber kann sich das Muster festsetzen und zur unwillkürlichen,
gewohnheitsmäßigen Anspannung und Haltung werden. Die betreffenden Muskeln
sind dann in Dauer-Kontraktion, die sich willentlich nicht mehr lösen lässt.
 Hält dieser Zustand an, empfinden wir die Enge vorn als Druck, als Platte auf dem
Magen oder Stein auf der Brust, als Reifen um den Brust-Korb, als seelischen
Schmerz, als Trauer, Bedrückung, Beklemmung.
Sto
Ursachen für Stopp-Muster
Sto
Faktoren, die ein Stopp-Muster hervorrufen können, sind:
 Traumata auf der Vorderseite des Körpers oder des Becken-Bodens wie




Verletzungen
Bauch-Operationen
Vergewaltigungen
starke oder lang andauernde Kälte-Einwirkungen
 anhaltende, als bedrohlich erlebte Situationen, Vorstellungen und Erwartungen
(z. B. Gefährdung des Arbeits-Platzes oder ständige Angriffe, denen man sich
ausgeliefert fühlt)
 dauernde Reiz-Überflutung (z. B. im Straßen-Verehr oder am Arbeits-Platz)
 traumatische Belastung mit negativen Sinnes-Eindrücken (z. B. mit ansehen
müssen, wie nahestehende Menschen verunglücken, misshandelt oder getötet
werden)
 chronische Schmerzen
 dumme Angewohnheiten wie Bauch-Einziehen
 lang anhaltende physikalische Bedingungen, die eine vorgebeugte Haltung
erzwingen
 unwillkürliches Imitieren von nach vorn gebeugten Mitmenschen (manchmal sind
ganze Familien über Generationen krumm und bucklig)
Erscheinung des Stopp-Musters
Je belastender die
Lebens-Umstände,
desto mehr ziehen
wir uns auf der
Vorderseite
zusammen.
Je mehr wir auf der
Vorderseite zusammengezogen sind,
als desto belastender
Erleben wir die
Lebens-Umstände.
Extremes Stopp-Muster im Alter:


Durch Vorbeugung des Oberkörpers
abstützen auf einem Stock.
Durch gebeugte Hüft-Gelenke
kleinschrittiger Gang mit dünnen Waden,
weil Fußgelenke nicht mehr abrollen.
Stopp-Muster von der Seite:
 Der Oberkörper befindet sich vor der
senkrechten Linie.
 Der Oberbauch ist eingezogen und verkürzt.
 Das drückt den Unterbauch heraus und ergibt
einen Rundrücken (Buckel).
 Die Schultern sind nach vorn und oben
gezogen, der Kopf nach vorn und in den
Nacken.
 Hüft-Gelenke und Knie sind leicht gebeugt.
 Das Gewicht ruht auf Ballen und Zehen.
Stopp-Muster von vorn:
 Der Oberkörper ist verkürzt.
 Der Kopf scheint aus dem
Körper herauszuwachsen.
 Die Schultern sind hoch und
nach vorn gezogen.
 Die Hände zeigen mit dem
Handrücken nach vorn.
 Die Beine stehen eng
zusammen.
Sto
Experiment: Stopp-Muster
Sto
 Anleitung zur Selbst-Herstellung des Stopp-Musters:
 Ziehen sie den Bauch ein, vor allem den Oberbauch, und beugen Sie sich damit nach vorn
(gerader Bauchmuskel).
 Legen die den nach vorn gezogenen Kopf in den Nacken (Nacken-Muskeln).
 Ziehen Sie die Schultern nach vorn (kleine Brust-Muskeln) und in Richtung Ohren nach oben
(oberer Trapez-Muskel und Schulter-Blatt-Heber).
 Drehen Sie die Arme nach innen und bringen Sie sie nah an den Körper, so dass sie vor
statt neben dem Körper hängen (große Brust-Muskeln).
 Die Beine stellen Sie eng nebeneinander (Adduktoren) und beugen sie leicht in den HüftGelenken und damit auch in den Knien (Iliopsoas-Muskeln).
 Gehen Sie in dieser Haltung eine Weile umher. Sie werden merken, dass
 Ihr Gesichts-Feld eingeengt ist und Sie nur noch eingeschränkt atmen,
 Ihr Rumpf steif ist und Ihre Schultern unbeweglich sind,
 eine expressive Gestik der Arme nicht mehr möglich ist und man sich nicht mehr
ausgelassen freuen kann,
 alles, was ein Heben der Arme über den Kopf erfordert, zum mühsamen Unterfangen wird,
 durch den angespannten Bauch Ihre Stimme verhalten, weniger kräftig und überzeugend
wirkt,
 Sie sich durch den gesenkten Kopf und Blick dem Kontakt entziehen,
 sich Ihre ganze Bewegung verlangsamt, Ihre Schritte klein werden und sich Ihre Füße beim
Gehen kaum mehr bewegen,
 Ihr Gang auch deswegen unsicher wird, weil sie zu wenig breitbeinig gehen,
 im Schneider-Sitz Ihre Beine kaum noch nach außen gehen (Adduktoren),
 sich alles schwer und mühsam anfühlt und das Ihnen wahrscheinlich auf die Stimmung
schlägt
 Gehen Sie aktiv aus diesem Muster heraus.
Erleben und Wirkung im Stopp-Muster
Sto
 Der vorgebeugte Mensch ist nicht hinten zu schwach, sondern vorne zu
kurz.
 Eine vorgebeugte Haltung beeinflusst unsere körperliche und seelische
Gesundheit. Sie färbt auf unser ganzes Wesen ab.
 Auch wenn das Stopp-Muster als Schutz-Reaktion entsteht, fühlt man
sich auf Dauer in ihm nicht sicher, sondern unsicher, unwohl, deprimiert,
unterlegen und schutzbedürftig,
 Wähnt man sich angegriffen, gestresst und bedroht, dann reagiert die
ohnehin empfindliche Körper-Region noch stärker: es zieht sich einem
der Magen zusammen, das Herz klopft aufgeregt und man spürt einen
Kloß im Bauch.
 Man bleibt auf der Hut, kann missmutig, ängstlich und misstrauisch
werden, alles negativ sehen und sich nichts mehr zutrauen.
 Der einzige Schutz, den diese Haltung auf Dauer gewährt, besteht darin,
dass man nichts mehr riskiert, denn die Überempfindlichkeit der
angespannten Muskeln der Vorderseite wirkt wie ein Frühwarn-System,
und die Beschränkung der Atem-Muskulatur führt zur Lethargie.
 Insgesamt wirken Menschen im Stopp-Muster eher zurückgezogen,
unterwürfig, interesselos, introvertiert, abgeschaltet, leidend, gebrochen,
wenig selbstbewusst, hilflos, wehrlos und werden eher übersehen und
übergangen.
Das Stopp-Muster ist die Opfer-Haltung par excellence.
Beschwerden auf der Vorderseite
Sto
 Fast alle Menschen mit Beschwerden an der Vorderseite sind im Stopp-Muster.
Für bleibende Erfolge muss das ganze Muster behandelt werden.
 Vorn gibt es seltener Schmerzen als im Rücken, dafür aber häufiger Missempfindungen
wie Übelkeit, Völle-Gefühl, Angst und Bedrückung.
 Wie immer gehen die Missempfindungen mit Bewegungs-Störungen einher, hier in
erster Linie mit Atem-Einschränkungen.
Das bedeutet: Nicht nur die eigentlichen Atem-Störungen, sondern auch alle Herz- und
Magen-Beschwerden, alle Bauch-Schmerzen, alle Druck-Gefühle vorn, jede chronische
Übelkeit, Ängste und Depressionen sind stets mit Verspannungen in oder auf der AtemMuskulatur verbunden.
 Brust-Korb und Bauch bewegen sich da am wenigsten, wo die Angst, die Übelkeit usw.
innen empfunden werden. Einteilung der Ängste in Phobien, Panik-Attacken,
generalisierte Angststörung usw. interessiert weniger. Wir fragen die Entspannung
suchenden Personen, wo sie ihre Angst spüren und was genau sie da spüren.
Dahinter steckt die Überzeugung, dass die Personen eigentlich nicht vor Hunden,
Spinnen, der Höhe, anderen Menschen, dem Leben usw. Angst haben, sondern
vor ihren unerträglichen körperlichen Reaktionen darauf.
 Wegen der engen Wechsel-Wirkung von Atmung und Gefühl ist immer auch die
Stimmung beeinträchtigt.
Das Wichtigste bei der körpertherapeutischen Behandlung depressiver Personen ist die
Befreiung der Atem-Muskulatur und der gesamten Vorderseite. Zur Befreiung von
schwarzen Gedanken müssen außerdem oft der Nacken und die Ansätze der NackenMuskeln am Kopf entspannt werden.
Start-Haltung (Sta)
 Start-Muster-Fehlhaltung
 Experiment: Start-Muster
 Erleben und Wirkung im Start-Muster
 Ursachen für Start-Muster 1
 Ursachen für Start-Muster 2
 Ursachen für Start-Muster 3
 Schmerzen und Bewegungs-Einschränkungen
KH
Start-Muster-Fehlhaltung
Sta
 Die Start-Muster-Fehlhaltung ist sehr verbreitet, besonders unter
Männern.
 Sie ist eine überaufgerichtete Hohlkreuz-Haltung, bei der durch
Dauerspannung der meisten Rücken-Muskeln der Oberkörper nach hinten
gezogen ist.
 Sie ist Hauptursache für Schmerzen im unteren Rücken.
 Folgende Haltungs-Charakteristika:
 Man steht zurückgelehnt (lange und kurze Rücken-Strecker, breite
Rücken-Muskeln, große Gesäß-Muskeln)
Dadurch






ist die Lenden-Wirbel-Säule stärker als normal konkav nach vorn gebogen,
ist ein Hohlkreuz sichtbar,
befindet sich die Mitte der Schulter weiter hinten als die Hopsen-Naht,
steht der Bauch heraus,
liegt das Gewicht auf den Fersen,
ist der ganze Rücken starr.
 Die Schultern sind nach hinten gezogen (Trapez-Muskeln)
 Bauch und Brust-Korb sind nach vorn herausgestreckt
 Die Hüft-Gelenke sind gestreckt und die Po-Backen angespannt
(große Gesäß-Muskeln)
 Der Stand ist breitbeinig, die Beine sind außenrotiert, zeigen mit den
Fußspitzen nach außen (Außenrotatoren der Beine im Gesäß)
 Die Knie sind durchgedrückt (Quadrizeps am Oberschenkel vorn)
Experiment: Start-Muster
Sta
 Anleitung zur Selbst-Herstellung des Start-Musters:
 Lehnen Sie den Oberkörper mitsamt Kopf zurück.
 Ziehen sie die Schulter-Blätter nach hinten Richtung Wirbel-Säule
 Spannen Sie die Gesäß-Muskeln an
 Drehen Sie die Beide so, dass die Füße im Winkel von 45 Grad oder mehr
nach außen stehen
 Drücken Sie die Knie durch
 Gehen Sie so ein bisschen herum.
Dabei kommen Sie sich möglicherweise steif vor. Das merken Sie aber
nicht, wenn das Ihre übliche Haltung ist.
 Überprüfen Sie:
Wenn sie im Hohlkreuz stehen, sind Sie von anderen sehr viel leichter
wegzudrücken und aus der Balance zu bringen, als wenn Sie entspannt
aufrecht stehen.
Erleben und Wirkung im Start-Muster
Sta
 Die zurückgebeugte Haltung fällt in unserer Gesellschaft viel weniger
auf als die vorgebeugte. Sie ist eher kulturkonform.
 Wie das Stopp-Muster hat auch das Start-Muster einen AusdrucksCharakter.
 Je nach Situation wirkt man in der überaufgerichteten Haltung auf
andere präsent, leistungsorientiert, in Habacht-Stellung, erfolgreich,
angestrengt, diszipliniert, nicht locker, dominant, Vertrauen einflößend,
arrogant, beherrscht, imposant, selbstbewusst, unbeugsam,
unnachgiebig, unflexibel, starr, stur wie ein Panzer.
 Man präsentiert sich mutig, gebieterisch und kämpferisch.
Man beweist Rückgrat und kann anderen beeindrucken.
 Betroffene empfinden das Start-Muster als Position der Stärke.
Ein Irrglaube, denn entspannt, zentriert und aufrecht ist man viel stärker.
 Dem Start-Muster wohnt oft ein Element des Erzwingens inne.
Zwang ist die Übernehme von Fremd-Motivation mit gleichzeitigem
inneren Widerstand.
Dadurch entsteht das Gefühl der Anstrengung, das unbemerkt zum
Bestandteil der Haltung selbst wird.
Je stärker der Wille, desto schlechter der Rücken (hartnäckig,
unbeugsam).
Ursachen für Start-Muster 1
Sta
Eine chronisch zurückgebeugte Haltung, die wie das Stopp-Muster eine Form der
Zurückhaltung ist, kann entstehen
 als Verfestigung emotionaler Reaktionen
Als emotionale Reaktion kann man ein kurzfristiges Innehalten beim
Rückwärtsbeugen des Oberkörpers beobachten





bei Perplexsein, äußerstem Erstaunen und Schreck,
bei Ekel, Abscheu und schlechtem Geruch,
bei Skepsis und Widerwillen,
bei Empörung, Verachtung und Wut
bei Hochmut und Arroganz (wenn gleichzeitig der Kopf in den Nacken gelegt, die
Nase also hoch getragen wird)
 als Droh- und Einschüchterungs-Gebärde, um sich Autorität zu verschaffen,
 als Bereitstellungs-Aktion für eine Kampf-Handlung
 durch dumme Angewohnheiten, wenn man, dabei ins Hohlkreuz gehend,




sich immer bewusst „gerade“ hinsetzt,
militärisch strammsteht,
zivil „Haltung bewahrt“
männliches Imponier-Gehabe und weibliches Posieren entwickelt.
 durch falsche Aufrichtungs-Versuche, wenn man sich z. B. gerade Halten
will bei angespannten Bauch-und Brustmuskeln, was nicht aufrecht ist,
sondern nur so ähnlich aussieht.
 nach Traumata, z. B. als Folge von Unfällen, bei denen es einen nach hinten
reißt oder wenn man sich den Kopf vorn hart stößt.
Ursachen für Start-Muster 2
Sta
 Eine chronische Anspannung der Rücken-Muskeln entsteht häufig als
permanente Leistungs-Reaktion auf ständige Anforderungen und unter
unangenehmen Umständen, denen man mit Durchhalten, passivem
Widerstand oder einer Verweigerungs-Haltung begegnet.
 Auch bei forcierter Selbst-Behauptung stemmt man sich gegen etwas nach
hinten, während gesundes Selbst-Bewusstsein sich gegen niemanden richtet
und sich in der Vertikalen abspielt.
 In unserer zivilisierten Welt werden Kämpfe kaum mehr körperlich
ausgetragen, so dass die Bereitstellungs-Reaktion zwar noch stattfindet, die
Bewegung zum Lösen der Spannung aber ausbleibt.
 Das Muster wird auch chronisch, wenn ein Mensch, z. B. viele Lehrende,
ständig die „Löwenbändiger-Positur“ einnimmt, um einer Bedrohung durch das
Publikum etwas entgegenzusetzen.
 Unter all diesen Umständen hält man die Bewegung nach vorn zurück.
Wird die Reaktion längere Zeit beibehalten oder häufig weiderholt, kann man
allmählich in einer gewohnheitsmäßigen Hohlkreuz-Haltung erstarren.
Vor allem, wenn die negativen Einflüsse, auf die man reagiert, nicht
verschwinden, kann sich das Start-Muster als geronnene Stress-Situation
festsetzen.
Ursachen für Start-Muster 3
Sta
Als äußere Faktoren, die zum Star-Muster führen können, kommen in Betracht:
 Stehen oder sitzen am Arbeits-Platz mit einer Arbeit zu dicht vor sich
 Viele Musiker, die ein Instrument vor sich halten, lehnen sich beim Spielen
zurück.
Auch bei Dirigenten ist die Haltung häufig.
 Unkorrigierte Weitsichtigkeit führt ebenfalls dazu, dass man mit Kopf und
Oberkörper auf Abstand geht, d. h. sich im unteren Rücken zurückbeugt.
 Auch größere Bäuche mit Übergewicht nach vorn infolge von Überernährung
oder Schwangerschaft veranlassen viele, den Oberkörper nach hinten zu
schieben.
Allerding steht der Bauch dadurch noch weiter hervor.
Kreuz-Schmerzen sind die Folge.
 Kleine Menschen sind besonders gefährdet, da sie sich mit ihren Versuchen,
größer und damit wichtiger zu wirken, aufplustern müssen.
Schon der ständige Umgang mit großen Menschen genügt, um die Kleinen ins
Start-Muster zu bringen, denn sie müssen sich beim Blick-Kontakt ständig
zurücklegen.
Schmerzen und Bewegungs-Einschränkungen
Sta
 Am häufigsten sind Schmerzen im unteren Rücken.
Wird der Schmerz im unteren Rücken quer gezeigt, kommen die
Schmerzen vor allem aus dem Bindegewebe.
Die Kreuz-Schmerzen verstärken sich oft bei längeren Stehen, aber
auch nach langsamen, häufig unterbrochenem Gehen wie beim
Einkaufs-Bummel oder im Museum.
 Außerdem gibt es





Gesäß-Schmerzen,
Kreuz-Bein-Schmerzen,
Schmerzen an den Iliosakralgelenken,
Schmerzen an der Lenden-Wirbel-Säule und
Schmerzen zwischen den Schulter-Blättern.
 An Bewegungs-Einschränkungen gibt es vor allem eine allgemeine
Steifigkeit. Außerdem sind Vorwärts-Beugung, Rumpf-Drehung und
Knie-Beugung nur begrenzt möglich.
 Besonders schmerzhaft ist meist das Vorbeugen im Oberkörper,
wenn der untere Rücken unter Dehnspannung gerät.
Schaukelt sich der Schmerz im unteren Rücken allmählich in die
Höhe, tut schließlich jede Rumpf-Bewegung weh, selbst die kleinste
Vibration im Auto.
 Durch die außenrotierten Beine und die durchgedrückten Knie führt
ein Start-Muster häufig zu Knie-Schmerzen, OberschenkelSchmerzen vorn, Waden-Schmerzen, Achilles-Sehnen-Schmerzen,
Fersen-Schmerzen und Schmerzen an den Großzehen-Ballen.
Start- und/oder Stopp-Haltung
Stopp-Haltung
Start-Haltung
Sich wegducken
Rückgrat beweisen
Flucht
Kampf
Rückzug
Standhalten
 Sehr oft ist eine vorgebeugte Stopp-Haltung Auslöser für frühe
Erziehungs- und spätere Selbst-Erziehungs-Maßnahmen („Lass
dich nicht so gehen.“ „Halte dich gerade.“), die zu einer
Dauerkontraktion der Rücken-Muskeln führen.
In falschen Aufrichtungs-Versuchen zieht man Oberkörper und
Schultern nach hinten.
 Weil die vorgebeugte Haltung aber kein Sich-gehen-Lassen ist,
sondern eine Verspannung der Vorderseite, löst sich der
Rundrücken durch Anspannen der Rückseite nicht. Man schiebt
ihn nur nach hinten und bekommt zusätzlich ein Hohlkreuz.
Der Kopf ist weiterhin vorn. Der Bauch bleibt angespannt.
Die Schultern sind schmal. Der untere Rücken ist stärker als
normale gebogen.
 Man hat eine doppelte Fehlhaltung: Stopp- und Start-Muster in
einem.
Das ist die häufigste Fehlhaltung überhaupt.
KH
Schiefhaltung
KH
 Wenn durch eine Verletzung das Auftreten auf einer
Seite schmerzhaft wird oder eine Seite unsicherer und
wackliger ist, kann der ganze Mensch schief werden.
Schiefhaltung von
oben als Folge von
Arm- und SchulterProblemen.
 Automatisch tun wir alles, um die Gewichts-Belastung
auf der betroffenen Seite so gering wie möglich zu
halten.
Humpeln wird zur Schutz–Maßnahme, die wir mit Hilfe
der Rumpf-Muskulatur ausführen.
Diese Schon-Haltung behalten wird auch dann noch bei,
wenn die Bein-Verletzung längst abgeheilt ist.
 Durch Verkürzung der seitlichen Taillen-Muskulatur
entstehen automatisch:
 ein Becken-Schiefstand,
 eine Pseudo-Bein-Verkürzung (zu kurze Beine werden
hochgezogen gehalten) und
 eine Skoliose (Wirbel-Säulen-Verkrümmung), also eine
seitliche Verbiegung der Wirbel-Säule.
 Eine solche Schiefhaltung kann durch die simple
Angewohnheit entstehen, immer auf dieselbe Weise mit
Stand- und Spiel-Bein zu stehen (Einbein-Steher).
Schiefhaltung von
unten als Folge
einbeinigen
Stehens.
 Frauen bekommen solche Schiefhaltung durch
einseitiges Tragen der Kleinkinder auf der Hüfte meist
auf der linken Seite, damit die Rechte Hand zum
Arbeiten frei bleibt.
Schmerzen am
unteren Rücken
treten oft bei
Schiefhaltungen
durch einseitige
Verkürzung des
quadratischen
Lenden-Muskels,
der seitlichen
schrägen BauchMuskeln und der
kleinen schrägen
Muskeln an der
Wirbelsäule auf.
Hüft-Beugung
 Bei der Haltung mit gebeugten Hüft-Gelenken sind
die Hüft-Beuger in Dauer-Kontraktion, vor allem die
Iliopsoas-Muskel.
 Die Fehlhaltung entsteht, wenn man ständig in den
Hüft-Gelenken nach vorn gebeugt steht oder sitzt,
was meist beruflich bedingt ist.
 Im Stehen und Gehen lastet bei dieser unten nach
vorn gebeugten Haltung das Gewicht auf dem
vorderen Fuß und den Zehen.
 Mit gebeugten Hüft-Gelenken kann man nur kleine
Schritte machen.
Vor allem kann man die Beine nicht nach hinten
bewegen, denn dafür müsste man die Hüft-Gelenke
strecken.
KH
Hohlkreuz von unten
KH
 Von der Seite sieht man einen EntenHintern, d. h. das Gesäß wird wie ein
Enten-Bürzel herausgestreckt.
Vorn gibt es eine Hüft-Beugung.
Der Bauch ist herausgedrückt.
Das Becken ist mit dem oberen Teil
nach vorn gekippt.
 Mit den Rücken-Muskeln wird dagegen
gehalten.
 Beides verursacht Schmerz im unteren
Rücken.
 Häufig sitzen die Betroffenen in dieser
Position.
Sie machen sozusagen ein Hohlkreuz
von unten her.
 Diese Haltung ist typisch für eine
Verspannung der Iliopsoas-Muskeln, die
innen an der Lenden-Wirbel-Säule
ansetzen.
Entsprechend muss man diesen KreuzSchmerz von den Iliopsoas-Muskeln,
also vom Bauch her behandeln.
Körper-Segmente (KS) und
Entwicklungs-Hypothesen (Biodynamik)
Mögliche affektmotorische Bedeutungen zu zwölf Segmenten
nach dem Konzept der Biodynamik (Ebba Boyesen):
1. Augen- und Gehirn-Segment
I = drittes Auge
2. Geruchs- und Gehör-Segment
3. Mund-Segment
4. Hals-Segment mit den innere Flexoren der Arme und
Hände
5. Brust-Segment in Verbindung mit zugreifenden HandBewegungen
6. Zwerchfell-Segment
III = Solar Plexus
7. Bauch-Segment
8. Becken-Segment
9. Oberschenkel-Segment
10. Knie-Segment
11. Waden-Segment
12. Knöchel-Segment und Fuß-Segment
VR
Augen- und Gehirn-Segment
KS
auch bei W. Reich
schließt Schädel, Stirn und Brauen ein
 Steht in Verbindung mit dem Ausdruck von Schreck und Trauer
 In diesem Segment manifestiert sich u. a. die Erstarrung früherer
Traumatisierungen
 Ein glasiger oder toter Blick kann da Abschalten des Organismus
angesichts transmarginalen Stresses anzeigen,
ein starrer Blick eine Unnahbarkeit
 Wut kann an weit geöffneten Augen und zusammengezogenen
Brauen erkannt werden
 Kontroll-Zentrum von Ich und Über-Ich
 Affektive Verwirrung in Verbindung mit dem ödipalen Konflikt:
Du sagst, du liebst mich. Aber du handelst anders.
 Die Person versucht zu verstehen.
 Eine angespannte Stirn weist u. a. hin auf Sorgen, Bestürzung,
Zweifel und Verzweiflung, jede Form des Nachdenkens und
Erstickungs-Gefühle.
 Gefühle, die hauptsächlich in den Augen offen oder unterdrückt zum
Ausdruck kommen, sind Leibe, Freude, Scham, Wut, Angst und
Traurigkeit.
 Da die Augen das Hauptaffekt-Organ sind, kommt es hier am
ehesten wieder zu ein er Blockierung. Darum ist es unerlässlich, sich
immer wieder mit ihnen zu befassen.
Geruchs- und Gehör-Segment
 Der Geruch ist mit dem Instinkt verbunden
 Eine neurotische Person tendiert dazu, mit dem Geruch zu
kompensieren, was sie nicht zu fühlen wagt.
 In den Ohren ist Selbst-Kritik enthalten.
 Die Ohren möchten gern etwas Nettes hören.
 Hinter den Ohren sitzt Scham.
KS
KS
Mund-Segment und Kehle
auch bei W. Reich
Mit Mund, Kiefer, Kinn, Schlund, Kehle (Biodynamik) und oberen
Nacken
 Ort für Ausdrucks-Bewegungen des Weinens, Saugens, Würgens,
Beißens oder Brüllens
 Aufsteigende Affekte werden bisweilen im Hals heruntergewürgt
 Der Mund ist am Ausdruck aller Emotionen, aber auch von
Wünschen und Gelüsten beteiligt.
 Zu den mit dem Mund verbundenen Ausdrucks-Funktionen gehören
Sprechen, Lachen, Weinen, Lächeln. Außerdem wird er zum
Beißen, Spucken, Würgen, Schlucken und Saugen benutzt.
Einige der damit verbundenen Einstellungen sind Aggressivität,
Hilflosigkeit, Abhängigkeit, Festhalten und sexuelle Gefühle.
 Mund und Kiefer enthalten vielfach verdrängte Wut
 Kiefer-Spannungen können auch Unsicherheit, Schüchternheit oder
Trauer binden
 Hier werden Verlust, Frust und Ärger gehalten.
 Die Kehle ist oft geschwollen vor Bitterkeit.
 Bitterkeit wird kompensiert durch zu viel Essen.
 Die Zähne aufeinander zu beißen, ist ein häufiger Mechanismus
der Gefühls-Unterdrückung. Er kann zu chronischer Verspannung
der Kiefer-Muskulatur führen (Knirschen als nächtliche Abfuhr von
Spannungen wie bei Beißkindern).
KS
Hals-Segment mit Innenarmen
auch bei W. Reich
Das bei Reich Kehle und Nacken einschließt
 Durch den Hals laufen lebenswichtige Gefäße und Nerven, die
das Gehirn und die anderen Körper-Teile miteinander verbinden
Daher ist die Hals-Nacken-Region einerseits eine sehr
verletzliche Region, andererseits eine bevorzugte Stelle für
Verspannungen
 Angst wird im Nacken festgehalten
 Hier liegt auch der Trapezius-Muskel, der oft zu viel Last tragen
muss.
 Viele Konflikte liegen hier: sowohl Stärke als auch Verletzbarkeit
 Die zwei schwarzen Dreiecke sind Angst-Punkte
 Arme und Hände stehen für den emotionalen Bezug zwischen
dem Ich und dem anderen
 In den Armen und Händen liegt zugreifen, bekommen und
nehmen, was die Person braucht oder was sie haben möchte.
 Hier liegt auch die Fähigkeit, das zurück zu stoßen, was man
nicht braucht oder nicht will.
Brust-Segment mit Außenarmen
KS
auch bei W. Reich
Mit den großen Brust-Muskeln (Pectoralis), den Schultern-Muskeln, den
Muskeln zwischen den Schulter-Blättern, den Interkostal-Muskeln
 Dient als Resonanz- und Klang-Raum für Stimme und Gefühle
 Ist Sitz zwischenmenschlicher, leidenschaftlicher, weicher,
hingebender, vertrauensvoller, freudiger, mitfühlender, herzlicher und
liebevoller Gefühle
 Kann auch Traurigkeit, Sehnsucht, Bedauern, Schmerz und Leid
beherbergen
 Hier liegt im Pectoralis-Muskel die Angst, zuzugreifen.
 Hier liegt auch beschützen und beschützt werden.
 Hier liegt die Angst, zu berühren, ohne vorsichtig sein zu müssen.
 Angst vor Freiheit.
 Spannungen können eine generelle Selbst-Beherrschung, ein An-sichHalten, Angst, Härte oder Unnahbarkeit anzeigen
 Brust wie ein Fass als Ausdruck von Macht oder gebremster Macht
 Da die Brust das Herz enthält, ist sie – psychologisch gesehen – der
Sitz zwischenmenschlicher, leidenschaftlicher, weicher, hingebender,
vertrauensvoller, freudiger, mitfühlender, herzlicher und liebevoller
Gefühle. Ein gekränktes oder „gebrochenes“ Herz kann auch
Traurigkeit, Sehnsucht, Bedauern, Schmerz und Leid beherbergen.
 Brust, Arme und Hände drücken diese Gefühle aus.
Zwerchfell-Segment
KS
auch bei W. Reich
umfasst neben dem Zwerchfell als dem wichtigsten Muskel für die Einund Ruhe-Atmung auch die oberen Bauch-Organe und die unteren
Rücken-Muskeln
 Da das Zwerchfell an der Lenden-Wirbelsäule verankert ist, wirkt
seine Verspannung auf die Wirbelsäule und beeinträchtigt die
Einheit von Atem und Bewegung.
 Beteiligt an der Körper-Abwehr „Atem-Reduktion“
 Das Zwerchfell kann spastisch sein.
 Zwerchfell-Spannungen begrenzen den Austausch zwischen
aggressiven und sexuellen Gefühlen (Unterbauch und Rücken) und
den Gefühlen im Brust- und Herz-Bereich
 Die Person hat ein „Loch“ im Körper, kann nicht für sich einstehen.
 Sie versteckt ein regressives orales Bedürfnis danach, klein und
abhängig zu sein oder kämpft dagegen an.
 Auch das emotionale Zentrum.
 Der Raum zum Atmen … muss geschlossen werden, um die eigene
Stärke halten zu können.
 Das gesunde Funktionieren von Brust-Korb- und Bauch-Segment
hängt von der uneingeschränkten Beweglichkeit des Zwerchfells ab.
Bauch-Segment
KS
auch bei W. Reich
Umfasst die Muskeln, die durch den unteren Bauch und entlang der
Wirbelsäule verlaufen (auch Iliopsoas, den Lendenmuskel)
 Der Iliopsoas wird auch als Trauma-Muskel angesehen, denn er
kontrahiert bei Schreck und zieht den Oberschenkel bei SchreckReflex Richtung Rumpf. Aber er aktiviert auch die Lauf-Bewegung.
Um den Psoas zu bewegen, muss man als Hebel-Kraft seine Füße
einsetzen.
 Hara oder das untere Dantian (TCM) ist das Energie-Zentrum des
Körpers.
 Chronische Kontraktion hier kann starke Emotionen betäuben.
 Entspannte Bauch-Atmung hat oft eine befreiende Wirkung.
Das Bauch-Gefühle wird befreit.
 Zentrum für Bedürfnis und Gier
 Kann die Stelle der Balance im Körper sein mit guter Kraft.
 Kann aber auch das kompensierte orale Baby verstecken:
Ich will es und ich will es jetzt gleich.
 Könnte eine viszerale Panzerung beinhalten oder ein
Ungleichgewicht, verursacht von der Angst loszulassen.
 Der wichtigste Effekt bei der Entspannung des Bauchs ist, dass die
Person von zurückgehaltenen Gefühlen überflutet wird, die
normalerweise in Form von Schluchzen und einem tiefen
kleinkindlichen Weinen zum Ausdruck kommen. Der Bauch zuckt
dabei krampartig.
KS
Becken-Segment
auch bei W. Reich
Becken-Boden, Genitalien, Uterus und Eierstöcke, After, BeckenMuskulatur
 Spannungen können sich in Störungen der Sexualität oder der
Ausscheidung äußern.
 Ist das Becken nicht durchlässig für Lust, kann „Becken-Angst oder –
Wut“ entstehen.
 Verwurzelung des Menschen in sich selbst:
Ruhen den Körpers im Becken als Schwerpunkt
 Verwurzelung des Menschen in der Welt:
Fester stand mit den Füßen auf der Erde (Grounding, Erdung)
Spannungen entfremden Menschen von dem Gefühl, gegründet zu
sein.
 Becken-Gürtel mit dem Zentrum des orgastischen Reflexes
 Angst, spontane Bewegungen zuzulassen
 Ort der Lust-Angst, aber auch der geerdeten Sexualität
 Wichtig, darauf zu schauen, ob das Becken eher in einer
„hysterischen“ Position nach hinten gezogen wird oder eher
„phallisch“ nach innen vorn gedrückt wird in einer anal-repressiven
Position.
 Die Entspannung der Kehle durch Saugen erlaubt es dem Becken,
sich zu öffnen.
Oberschenkel-Segment
KS
 Muskeln der Oberschenkel werden gebraucht, um aufrecht zu
stehen und geerdet zu sein.
 Bei Frauen gibt es die Tendenz, die sog. postödipalen
Reiterhosen zu entwickeln.
Dort wird sexuelle Ladung gehalten, die nicht fließen kann.
 Männer sind dort oft überdehnt.
 Bei Frauen sitzen dort die sog. „Jungfrauen-Muskeln“, um die
Beine zusammen zu halten und den Verlust von Kontrolle zu
verhindern.
Knie-Segment
KS
 Das Knie-Segment verbindet die Waden mit dem
Oberschenkel..
 Man muss sehen, in welchem Alter die Person begonnen hat zu
laufen.
 Der Punkt VI sagt, wenn er sehr gepolstert ist, etwas über eine
mögliche Identifikation einer Frau mit der negativen Haltung der
Mutter gegenüber Sexualität und Männern
Waden-Segment
 Die Waden halten das Gefühl für und das Bedürfnis nach
Unabhängigkeit, auf etwas zuzugehen oder wegzugehen
Knöchel- und Fuß-Segment
 Wenn die Knöchel (und oft auch die Waden) geschwollen
sind, deutet das auf eine Repression in der Sexualität und
der Freiheit hin
Bereiche des Körpers (BK)
 Gesichts-Bereich
 Hals-Bereich
 Brust-Bereich
 Bauch-Bereich
 Becken-Bereich
 Rücken- und Gesäß-Bereich
 Bereich der Schultern, Arme und Hände
 Bereich der Hüften, Beine und Füße
VR
Gesichts-Bereich
 h
BK
Hals-Bereich
 h
BK
Brust-Bereich
 h
BK
Bauch-Bereich
 h
BK
Becken-Bereich
 h
BK
Rücken- und Gesäß-Bereich
 h
BK
Bereich der Schultern, Arme und Hände
 h
BK
Bereich der Becken, Beine und Füße
 h
BK
Wege aus der Verspannung (WV)
 Allgemein
 Weg über Worte und Denken
 Weg über Bewegung
 Weg über Sinnes-Organe und
Vorstellung
 Direkter Weg über den Körper
 Der Weg über alle Kanäle
VR
Allgemein
WV
 Anspannung wird als unbewusste Gewohnheit längst nicht mehr von den Teilen
des Gehirns gesteuert, die für bewusste Bewegung zuständig sind, sondern von
unteren Schichten, die dem Bewusstsein nicht zugänglich sind.
 Anspannung hat sich strukturell in Muskulatur und Bindegewebe verfestigt.
Man kann nicht mehr bewusst locker lassen.
Oft begreift eine verspannte Person nicht einmal, was Entwicklungs-Begleitende
meinen, wenn sie über deren Verspannungen sprechen.
Durch sensomotorische Amnesie spürt die Person ihre Verspannungen nicht mehr.
Sie „kennt“ die betroffenen Muskel-Gruppen nicht mehr.
 Aus ihrer Fehlhaltung herauszugehen, ist anstrengend, schmerzhaft oder einfach
nicht möglich.
 Der direkte Zugang ist der betroffenen Person wie den Entwicklungs-Begleitenden
versperrt.
 Da aber Spüren und Bewegen, Vorstellen, Denken und Fühlen verschiedenen
Aspekte des gleichen Vorgangs sind und einen Zugang zu den unbewussten HirnSchichten haben, kann man verschiedene Wege nutzen, um die Teufels-Kreise
der Verspannung in der Gegenwart zu unterbrechen.
Weg über Worte und Denken
WV
 Eine Aufklärung und schlüssige Erklärung der Beschwerden einer somatoform
gestörten und Entspannung brauchenden Person kann diese aus ihrer AngstGedanken-Spirale herausholen, an einer unbekannten, schweren Krankheit zu leiden.
Dies lässt auch die aktuellen Anspannung sinken.
 Gespräch und Reflexion helfen, wenn erhöhte muskuläre Spannungs-Zustände durch
bestimmte Wert-Haltungen, z. B. einem Leistungs-Perfektionismus, aufrechterhalten
werden.
 Versuche, die Einstellung und inneren Formeln (Einschärfungen, Antreiber, Gebote,
Verbote usw.) von Entspannung suchenden Personen durch rationale Argumente zu
ändern, scheitern dagegen fast immer.
Aufforderungen zum positiven Denken, zum Lockerlassen, zur Stress-Reduktion helfen
nicht, solange die Dauerkontraktionen in der Muskulatur aufrechterhalten bleiben.
 Erst mit einer veränderten muskulären Situation kann man wieder bewusst
lockerlassen, wenn man im Alltag unwillkürlich anspannt.
 Deswegen beziehen heute viele Psychotherapeuten die körperliche Ebene mit ein.
Dabei spielt auch das Auftreten der Begleit-Person, das sich körperlich auf die
Entspannung suchenden Personen übertragen kann, eine wichtige Rolle im
Entspannungs-Prozess:
 eine ruhige Stimme
 eigene Beweglichkeit und Beschwerde-Freiheit
 Sicherheit im Beziehungs-Aufbau
Weg über Bewegung
 Bewegung wirkt sich bei den meisten Krankheiten positiv aus, vor allem bei
Verspannungs-Krankheiten.
 Durch Schmerz und eingeschränkte Atmung kann sich alles im Körper lahm
anfühlen, so dass es eine Riesenüberwindung kostet, sich zu einer Bewegung
aufzuraffen.
Oft scheitern gute Bewegungs-Vorsätze an solchem Anfangs-Widerstand.
Überwinden wir diesen Widerstand, sind Ganzkörper-Bewegungen wie Gehen,
Joggen, Schwimmen, Berg-Wandern, Tanzen, Ski-Langlaufen am besten.
Alles Schnell, was Spaß macht und leicht geht, wirkt zumeist entspannend.
 Alle langsamen, sanften Bewegungs-Formen wie Yoga, Tai-Chi, Qigong, die
Feldenkrais-Methode „Bewusstheit durch Bewegung“ sind Möglichkeiten, um
aus Verspannung und Hektik in einen ruhigen Bewegungs-Fluss zu kommen.
 Im Alltag kommt es darauf an, den ganzen Körper bei den Tätigkeiten ruhig und
rhythmisch mitzubewegen: kein Staubsaugen mit steifem Rücken, kein Kochen
mit starr nach vorn gebeugtem Kopf, kein Putzen ohne Schulter-Bewegung usw.
 Lachen, Weinen und Singen könne die Atmen- und Gefühls-Muskulatur aus der
Erstarrung lösen.
 Durch sensomotorische Amnesie kann man die verspannten Bereiche auch bei
den besten Übungen angespannt lasen, ohne es zu merken.
WV
Weg über Sinnes-Organe
und Vorstellung
 Den gleichen Entspannungs- und Beruhigungs-Effekt wie langsame, achtsam
ausgeführte Bewegungen kann in leichteren Fällen auch das Aufgehen in der
Tätigkeit haben.
Wir konzentrieren uns auf unsere Sinnes-Eindrücke und passen die Bewegungen
ganz der Aufgabe an, anstatt mit Ehrgeiz, Selbst-Zwang und einem Zuviel an
Muskel-Anspannung an die Tätigkeit heranzugehen.
Das Fehlen von überflüssiger Anspannung erkennt man an der Leichtigkeit und
Anmut der Bewegung.
 Bei der Hingabe an eine Tätigkeit fließt der Atem. Es entsteht „Flow“.
Auf diese Weise kann sinnerfüllte Arbeit entspannend wirken.
 Konzentrieren wir uns dagegen kämpferisch oder ängstlich auf negative SinnesEindrücke, verstärken diese sich noch, denn wir verspannen immer mehr.
Nichts ist schlimmer, als einen Schmerz zu belauern.
 Positive Achtsamkeit, Akzeptanz oder die Konzentration auf positive SinnesEindrücke im Hier und Jetzt holen aus der Defensive und entspannen.
 Über die Sinnes-Organe wirken Licht-Therapie, Musik- und Klag-Therapie, Düfte
und Wärme-Anwendungen.
 Weil das sensomotorische System schon in der Vorstellung anspringt, kann man
auch mit autogenem Training, Visualisierungs-Übungen, Phantasie-Reisen u. Ä.
Entspannungs-Reaktionen hervorrufen.
WV
Direkter Weg über den Körper
 Vielleicht noch wirksamer sind manuelle Verfahren, mit denen die
Entspannungs-Begleitenden auf verschiedene Arten direkt an Muskeln
und Binde-Gewebe arbeiten, um sie in ihrem funktionellen
Zusammenhang zu lockern und wieder in Bewegung zu bringen.
 Dazu gehören:
 Feldenkrais' Funktionale Integration
 Osteopathie
 Rolfing
 Trager-Arbeit
 Bodymind-Balancing
 Bowen-Technik
 Atmen-Therapien
 bestimmte Massage-Techniken u.v.a.m.
 Statt Entspannung suchende Personen mechanisch durchzuwalken,
lenkt man dabei ihre Aufmerksamkeit auf die Körper-Wahrnehmung.
 Diese passiven Verfahren sollten durch aktive ergänzt oder sogar
ersetzt werden, um die Entspannungs-Erfolge noch dauerhafter zu
machen.
 Vor allem geht es darum, dass die Person verstehen lernt, was ihre
Beschwerden mit ihrem Alltags-Verhalten zu tun haben und wie sie
selbst vorbeugen kann.
WV
Der Weg über alle Kanäle (AK)
 Allgemein
 Körper-Bewusstseins-Training
 Pandiculations
 Trigger-Punkt-Behandlung mit Bewegung
 Manuelle Bindegewebs-Behandlung der Haut
und Unterhaut
 Sensomotorische Übungen
WV
Allgemein
KörperBewusstseinsTraining
Pandiculations
Trigger-PunktBehandlung mit
Bewegung
BindegewebsBehandlung
sensomotorische
Übungen
AK
 Als psychologisch ausgerichtet Behandler ist man geneigt, sich auf
das Körper-Bewusstseins-Training zu beschränken.
Aber infolge der sensomotorischen Amnesie, die in verspannten
Personen herrscht, greift das mentale Verfahren erst nach
Anwendung der anderen Methoden.
 Erst wenn das Eingefleischte der Verspannungs-Gewohnheit durch
die anderen Verfahren schon überwunden ist, können Menschen
wieder bewusst spüren, was sie tun, und bewusst etwas anderes tun
als zuvor.
Das Verstehen mit dem Körper kann erst gelingen, wenn man die
betreffende Region wieder zu bewegen und zu spüren beginnt.
Erst dann können die Entspannung suchenden Personen ihr
individuelles Spannungs-Muster auch bei komplexen AlltagsBewegungen und schließlich auch in Belastungs-Situationen
erkennen und ablegen.
 Dabei hilft oft, das Spannungs-Muster absichtlich herzustellen und es
dann wieder bleiben zu lassen.
Durch vergleichendes Spüren wird der Unterschied klar.
Allmählich können sie bereits die ersten Anzeichen unnötiger MuskelKontraktionen wahrnehmen, wenn sie in alte Gewohnheiten
zurückfallen.
Körper-Bewusstseins-Training
AK
 Körper-Bewusstseins-Training stellt das Kernstück der sensomotorischen KörperTherapie dar. Es beginnt bei Erstkontakt und zieht sich als roter Faden durch den
gesamten Entspannungs-Prozess.
 Mit Körper-Bewusstseins-Training kann man erkennen,
 auf welche Probleme man eventuell noch mit verstärkten Spannungen reagiert,
 mit welchen Wert-Haltungen diese in Verbindung stehen und
 welche lebensgeschichtlichen Bezüge die Spannungen haben.
 Ohne Körper-Bewusstseins-Training bliebe die Entspannung suchende Person von der
Entwicklungs-Begleitenden abhängig, würde leicht wieder in die alten Gewohnheiten
rutschen und litte bald wieder unter den gleichen Beschwerden.
 Die Entspannungs-Suchenden werden zu aufmerksamen, aktiven und mündigen
Menschen, die selbst für sich sorgen können.
 Am Anfang könne die Heilung suchenden Personen noch nicht spüren, dass sie ihre Muskeln
ständig kontrahieren.
 Sie können aber das Ergebnis ihrer Fehlhaltungen sehen, wenn wir sie detailliert mit Fotos, vor
dem Spiegel oder durch vormachen der Haltung darauf hinweisen.
 Wir machen sie auf ihre mit Verspannung verbundenen Bewegungs- und HaltungsGewohnheiten aufmerksam.
 Zum Vergleich machen wir Bewegungen ohne Anspannung und erklären genau, was wir dabei
anders machen.
 Wir zeigen die Muskeln auch auf Abbildungen, erklären ihre Funktion, lassen sie am eigenen
Körper finden und ihre Verspannung mit den Händen spüren.
 Bei und nach manuellen Behandlungen lenken wir die Aufmerksamkeit der EntspannungSuchenden auf ihre Körper-Wahrnehmung: „Wie fühlt sich … jetzt an?“ „Merken sie eine
Veränderung in der …?“
Pandiculations
AK
 Beispiel: chronisch hochgezogene Schultern, die nicht mehr schräg nach außen abfallen,
sondern zu Hals und Arm hin rechte Winkel bilden und eng gezogen sind. Von außen
fühlen sie sich an der Oberseite hart an. Das sind die verspannten, verkürzten oberen
Trapez-Muskeln und Schulter-Blatt-Heber, die die Schultern hochgezogen halten.
Den Betroffenen gelingt nicht, die Schultern locker fallen zu lassen. Ihr Gehirn hat
vergessen, wie das geht.
 Um Menschen wieder einen bewussten Zugang auf die chronisch verspannten und mit
sensomotorischer Amnesie belegten Muskeln zu ermöglichen, streichen wir als erstes mit
der Hand darüber: „Sieh mal, Hirn. Da ist etwas, was dich interessieren könnte.“
 Dann bewegen wir die Schulter mehrfach zuerst weiter nach oben, also in die Fehlhaltung
hinein. Die Aufwärts-Bewegung geht mit der unwillkürlichen Anspannung, nicht dagegen.
Der Körper hat keinen Grund – anders als beim abrupten Dehnen – sich gegen die
Bewegung zu sperren.
 Anschließend bewegen wir die Schulter wieder nach unten, aber nur bis zur AusgangsStellung. Das sensorische Feedback ist für das Gehirn etwas Neues, Interessantes, was
es schon lange nicht mehr gespürt hat.
 Nun zieht die Entspannung suchende Person absichtlich noch stärker nach oben, und
zwar gegen unsere Hände, die auf der Schulter einen Gegendruck nach unten in FaserRichtung des gemeinten Muskels ausüben.
Dann reduziert die Person den Druck allmählich und wir nehmen selbst den Druck
entsprechend zurück. Dies wird mehrmals wiederholt, bis die Schultern unten
angekommen ist.
 Dann erst lassen wir den Ellbogen dieser Seite kurz nach unten in unsere Hand drücken,
die einen orientierungsfördernden Gegendruck gibt.
Trigger-Punkt-Behandlung mit Bewegung
 Trigger-Punkte oder Myogelosen sind punktuelle
Verspannungen der Muskeln, die sich als feste
Knötchen unterschiedlicher Form und Größe (1 mm bis
1 cm) von außen tasten lassen.
 Wir behandeln sie mit gezieltem Finger-Druck und
lasen die Person gleichzeitig den zugehörigen Muskel
leicht bewegen.
 Durch die erhöhte Druck-Empfindlichkeit ist das am
Anfang schmerzhaft, was sich durch aktives Bewegen
aber rasch mildert.
 Sobald der Trigger-Punkt unter dem Finger weicher
wird, wird der Muskel für die Person spürbarer,
präsenter und in seiner Funktion verstehbarer.
 Körper-Bewusstsein und Beweglichkeit stiegen
innerhalb von Minuten beträchtlich.
 Dieses Verfahren zeigen wir den Personen auch zur
Selbst-Behandlung.
AK
Manuelle Bindegewebs-Behandlung der
Haut und Unterhaut
 Verfestigtes Bindegewebe auf den Muskeln bearbeiten wir
extrem langsam, um Schmerzen zu deduzieren, mit kleinen
drückenden und rollenden Bewegungen zwischen den
Fingern.
 Durch das Langsame wir bei beiden Beteiligten die Atmung
ruhiger und die Stimmen gelassener.
 Vor allen Körper-Gefühls-Störungen verschwinden.
AK
Sensomotorische Übungen
 Nach den manuellen Behandlungen zeigen wir den
Personen speziell auf sie zugeschnittene Übungen, die sie
sehr langsam mit genauem Hinspüren auf die einzelnen
Muskeln durchführen sollen - in einer Art Andacht.
 Bei den meisten Übungen spannt man die verspannten
Muskeln zunächst noch stärker an und nimmt dann die
Spannung allmählich zurück.
 Immer bewegt man zuerst in die Richtung, in der es leicht
geht, anstatt mit Anstrengung etwas zu erzwingen.
 Mit diesen Übungen wird man lockerer und beweglicher
und lernt außerdem eine achtsame Art des Umgang mit
sich selbst.
Das färbt auf den Alltag ab.
 Leichtere Störungen lassen sich manchmal allein durch
diese Übungen beheben.
AK
Schutz- und Abwehr-Mechanismen (AM)
 Abwehr- und Widerstands-Mechanismen
 Definitionen für Abwehr-Mechanismen
 Abwehr-Entstehung
 Angst, Abwehr und Widerstand
 Abwehr und Entwicklungs-Begleitung
 Schutz und Abwehr durch psychosoziale
Mechanismen
 Mechanismen der Körper-Abwehr
Abwehr- und Widerstands-Mechanismen
AM
 Abwehr und Widerstand nähren sich von der Angst, der Sorge, der Befürchtung, dass im
Gefolge einer Öffnung für das Neue, Fremde, Risikobehaftete, Ungewohnte, Unbekannte,
Unberechenbare oder auch nur Unbequeme eine Katastrophe geschehen könnte.
Deutlich werdende Formen der Abwehr und des Widerstandes deuten so zugleich auf die
Sehnsucht nach Veränderung hin.
 Wir klemmen häufig buchstäblich fest zwischen der Sehnsucht nach und der Furcht vor
Veränderung. Die Unberechenbarkeit des Neuen lässt uns am Alten festhalten, obwohl es
schon lange dysfunktional geworden ist.
 Mit Abwehr und Widerstand verfügt jeder Mensch über ein raffiniertes SchutzInstrumentarium, sich den Zumutungen der Gegenwart, der Realität zu entziehen.
Tragischerweise geschieht diese Realitäts-Flucht in den meisten Fällen auch gegen den
eigenen Willen, weil beide Sabotage-Strategien zum Teil unbewusst, unbemerkt wirken.
 Abwehr und Widerstand können jedoch auch Strategien zur Selbst-Behauptung sein.
Diese Tatsache muss besonders in hierarchisch strukturierten Beziehungen beachtet
werden.
Häufig dienen Abwehr und Widerstände jedoch nur scheinbar der Selbst-Behauptung,
wenn sie zur Sabotage innerer Entwicklung eingesetzt werden.
Diese Selbst-Behauptung mag früher einmal aus der Not geboren worden sein, die eigene
Haut zu retten, um einen Hauch von Autonomie gegenüber den Manipulations-Versuchen
der primären Bezugs-Personen zu bewahren.
Inzwischen haben sich jedoch die Verhältnisse geändert, ohne dass Abwehr und
Widerstand gelockert wurden.
 Grob gesehen dienen die Abwehr-Mechanismen der Vermeidung von Angst und die
Formen des Widerstands zur Vermeidung von Veränderung.
Definitionen für Abwehr-Mechanismen
AM
Abwehr-Mechanismen
 sind Maßnahmen tätiger Anpassung an widrige Bedingungen.
 helfen Menschen, ihr Leben so zu leben, wie sie es leben.
 hindern Menschen daran, ihr Leben so zu leben, wie sie es möchten.
 dienen dazu, konflikthafte Vorstellungen, Wünsche, Gefühle oder Impulse nicht zu erleben
und die damit verbundenen Spannungen zu bewältigen.
 sind Verteidigungs-Muster gegen Überforderung.
 können im Rahmen einer Theorie des Erlebens und der Erfahrung verstanden werden als
Mittel und Strategien zu Vermeidung von Vorstellungen, Gefühlen oder HandlungsImpulsen.
 schützen vor Erfahrungen im Angesicht eines Inkongruenz-Erlebens.
 sind kognitive Operationen gegen Vorstellungen und Affekte, z. B. Verdrängung,
Verleugnung, Identifikation, Rationalisierung, Spaltung (Dissoziation) oder Projektion.
 sind Operation gegen Vorstellungen und Affekte auf der Ebene des Handelns, wie z. B.
die Reaktions-Bildung (sch…freundlich statt wütend).
Die Abwehr von Erfahrungen und Affekten ist ein ganzheitlicher Vorgang, an dem der Körper
beteiligt bist.
In muskulären und vegetativen Veränderungen wird die Abwehr auch körperlich
aufrechterhalten
Abwehr-Entstehung
AM
Menschen, die in einem Persönlichkeits-Muster festgefahren, erstarrt sind, ringen mit den
Folgen einer Vergangenheit, in der sie gelernt haben, Mängel oder Konflikte während der
Befriedigung oder Nicht-Befriedigung ihrer Bedürfnisse mithilfe von Abwehr-Strategien oder
Kompromiss-Bildungen auszugleichen.
Psycho-somatische Störungen oder „Entwicklung-Themen“ ergeben sich entsprechend aus
dem Wechselspiel zwischen den fundamentalen Bedürfnissen des (kleinen) Kindes und den
Fähigkeiten seiner Mitwelt, diese angemessen zu erfüllen.
1. Das Kind äußert Bedürfnisse
2. Die Mitwelt (Bezugs-Personen) reagiert zurückweisend oder mangelhaft
3. Das Kind empfindet Frustration mit Wut, Schrecken oder Schmerz
4. Um seine Beziehung zu den Bezugs-Personen nicht zu gefährden, verneint das Kind sich
selbst und nimmt seine Impulse mittels Kontraktion der Muskulatur zurück
5. Der kindliche Organismus ist jetzt im Konflikt mit sich selbst. Es bauen sich defensive
Muster auf, die die Wiederkehr der Zurückweisung oder des Traumas verhindern sollen.
6. Es werden nur noch Bedürfnisse und damit zusammenhängende Gefühle geäußert, die
in der Außenwelt (bei den Bezugs-Personen) eine positive Resonanz auslösen.
7. Durch diese Anpassung findet das Kind einen Kompromiss zwischen Wunsch/Bedürfnis
und Abwehr, der jedoch mit zunehmenden Alter zu Lebens-Einschränkungen führt.
Angst, Abwehr und Widerstand
Das Trauma ist die Folge
eines ungelösten
Konfliktes.
ungelöster bedeutsamer Konflikt
als Einzel- oder Dauer-Konflikt
Es verdeckt durch seine
emotionale Aufladung die
Konflikt-Hintergründe.
Trauma auch als kumulatives
Trauma
Die Abwehr-Mechanismen
dienen der Vermeidung
der aus traumatischen
Konflikt-Situationen
gespeisten Angst.
Angst
Abwehr
Widerstand
Die Rat suchende Person
begegnet der Entwicklung
begleitenden Person mit
dem Wunsch, die
Störungs-Symptome
beseitigt zu bekommen.
Symptom/Störung
Die Entwicklung begleitende
Personen (Psychotherapeut/innen, Berater/-innen, Coaches)
AM
Bedeutsam sind alle
Konflikte, die die
Entwicklung von SelbstWert-Gefühl in
Verbindung mit
Mitgefühl unterminieren.
Angst ist eine Reaktion
der Rat-Suchenden, die
die Zusammenhänge
zwischen Konflikt und
Trauma verwirrt.
Da die Symptome
Ausdruck verdrängter
Angst sind, wird
unbewusst gegen die
Versuche der
Begleitenden,
symptomerzeugende
angstbesetzte
Situationen
aufzudecken,
Widerstand geleistet.
Möglichkeiten der Realitäts-Flucht
AM
 Man kann unangenehme, unbequeme, ängstigende Teile der Wirklichkeit ausblenden,
verleugnen, für nicht existent erklären („Das gibt es doch gar nicht, das kann doch nicht
wahr sein, so geht das aber nicht, das glaube ich einfach nicht.“).
 Man kann sich Illusionen über die Wirklichkeit machen, kann sich eine rosarote Brille
aufsetzen, sich einreden, dass eine halbvolle Flasche voll sei („Wer wirklich will, der
kriegt einen passenden Arbeitsplatz!“).
 Man kann sich angesichts der Wirklichkeit in eine ebenso unrealistische Position der
Resignation, der Ohnmacht zurückziehen („Da kann man gar nichts machen, wir kleinen
Leute haben nichts zu melden.“).
 Man kann ebenso gut überwertige Ideen entwickeln, kann sich in weltfremden AllmachtsFantasien suhlen („Ich habe alles im Griff. Alles läuft, wie ich es will.“).
 Schließlich kann man aus der Realität fliehen durch vorübergehende Halluzinationen
(„Mit oder ohne Drogen ausgelöst.“) oder durch dauerhafte Wahn-Vorstellungen (z. B.
Schizophrenie).
Verleugnung
Halluzinationen
Realitäts-Flucht durch:
überwertige Ideen
Illusionen
Resignation
Abwehr und Entwicklungs-Begleitung
 Das Entwicklungs-Ziel ist nicht, Abwehr-Mechanismen gänzlich auszuschalten.
Sie hatten einst und haben vielleicht noch in bestimmten Lebens-Situationen
eine psychosozial schützende Funktion.
 Sie werden hochkommen, wenn sie in bedrohlichen Situationen gebraucht
werden.
Aber wenn die Gefahr vorbei ist, kann sich der gesunde Körper wieder
entspannen.
 Darin liegt der Unterschied zu chronischer psychosozialer Abwehr und
chronischer Leib-Panzerung, die starr sind und sich nicht auflösen lassen und
den Menschen in einen Zustand chronischer Anspannung, chronischen
Stresses versetzten..
 Das Ziel der Therapie ist also, Flexibilität zu erzeugen und Wahl-Möglichkeiten
zu schaffen.
Defensive und starre charakterliche und muskuläre Begrenzungen sollen durch
flexible Selbst-Grenzen ersetzt werden, die das Identitäts- und StimmigkeitsGefühl des einzelnen zum Ausdruck bringen.
AM
Schutz und Abwehr durch
psychosoziale Mechanismen (AP)
 Introjektion oder Inkorporation 1
 Introjektion oder Inkorporation 2
 Introjektion oder Inkorporation 3
 Verdrängung
 Dauerregression oder OhnmachtsErklärung
 Reaktions-Bildung oder Verkehrung
ins Gegenteil
 Vermeidung und
Ungeschehenmachen
 Rationalisierung und Egotismus
 Betäubung und Abschirmung
 Isolierung und Konfluenz
 Rollen-Spiel 1
 Projektion 1
 Rollen-Spiel 2
 Projektion 2
 Gefühls-Panzerung
 Retroflexion
 Verschiebung
 Sublimierung
AM
Introjektion oder Inkorporation 1
 Introjektion und Inkorporation (Einverleibung), SelbstEinschärfung und Identifikation (Wunsch, gleich oder das
Gegenteil der Bezugs-Personen zu sein):
„Ich habe dich zum Fressen gern.“ „Du bist mein, ich bin dein. Wir
beide sind ein Herz und eine Seele.“ „Auf ewig ungeteilt.“ „So wie
du will ich auch einmal sein.“ „So wie du bin ich schon lange.“ „So
wie du will ich nie und nimmer sein.“
 Es geht bei dieser Form der Abwehr von Wirklichkeit um den
Versuch, jemand anders zu sein, als man ist:
 Ich identifiziere mich unhinterfragt mit dem, was mir von
wichtigen Personen gesagt oder vorgelebt wurde oder wird.
 Ich übernehme ohne Kritik die vorgegebenen Normen der
Eltern, der Lehrer, des Kulturkreises:
Man tut eben dies, jenes jedoch nicht.
 Ich gebe meine eigene Identität auf, um so wie du zu sein.
 Du bist so groß, schön, mächtig, bedeutend, dass ich
dagegen unbedeutend erscheine und mich entsprechend
fühle.
 Mein gesamtes Streben zielt darauf hin, dich zu
vereinnahmen, dir gleich zu werden.
 Wir beide bilden eine untrennbare Einheit.
AP
Introjektion oder Inkorporation 2
 Der Vorteil dieser Haltung der Übernahme fremder
Anschauungen und Haltungen ist, dass man mit
einem System scheinbarer Sicherheiten der realen
Ungesichertheit des Lebens zu entkommen hofft.
 Der Nachteil ist, dass man nicht weiß, wer man
wirklich ist, was man eigenständig denkt, fühlt und
will.
Was andere denken, fühlen, wollen könnten, stellt
man sich umso lebhafter vor.
 Man investiert alle seine Energie,
 den anderen zu gleichen (angepasstes Kind),
oder
 man rebelliert gegen die anderen, um ja nicht
so zu werden, wie die sind, und hängt dabei
durch den Zwang des Gegenteils mit den
anderen verkettet weiter an deren Rockzipfel
(rebellisches Kind).
AP
Introjektion oder Inkorporation 3
AP
Transformation:
Ich werde mir meiner inneren und äußeren Abhängigkeiten und Entscheidungsfreiheiten, meiner Grenzen und Möglichkeiten jeden Tag ein wenig bewusster.
 Es ist gesünder für mich, wenn ich nicht alles fraglos hinnehme, was mir von Eltern,
Lehrern, Vorgesetzten, aus Büchern oder von anderen „Autoritäten“ vorgesetzt wird,
sondern wenn ich die Dinge gründlich auf ihre Bedeutung für mich, für meine
Selbstverwirklichung untersuche.
 Ich untersuche alle Qualitäts- oder Gütekriterien - gerade die von anderen
übernommenen – daraufhin, ob sie für die Gestaltung meines Lebens als
Lern/Entwicklungsprozess nützlich oder hinderlich sind.
 Gegen Menschen oder Umstände, die mich in meiner Entwicklung einschränken, ist es
besser zu protestieren als vor ihnen zu kuschen. Wenn ich phantasievoll und
unverkrampft Widerstand gegen unterdrückende Autoritäten und Normen leisten kann,
brauche ich Ungutes nicht mehr nur hinzunehmen und zu schlucken.
 Mein Leben ist mein Leben. Meine Gefühle sind meine Gefühle. Meine Gedanken sind
meine Gedanken.
 Ich akzeptiere, dass ich einzigartig und zugleich einsam bin. Individualität, Persönlichkeit
entsteht in einem - meist schmerzhaften - Trennungsprozess von den „geschluckten“
(introjizierten, inkorporierten, vereinnahmten) Eltern und anderen Autoritätspersonen.
 Ich akzeptiere, dass die ersten Schritte in die Selbständigkeit unsicher und wacklig sind,
dass ich Umwege machen muss, um meinen Weg zu finden.
Verdrängung
AP
 Anscheinend nicht erfüllbare Wünsche, unangenehme
Erfahrungen und Vorstellungen werden aus dem Bewusstsein
abgeschoben, wenig bewusst, aber aktiv vergessen verdrängt.
 Indem ich meinen Kopf in den Sand stecke, habe ich scheinbar
- also nicht wirklich - Ruhe vor diesen unangenehmen
Situationen, die mit der Erinnerung verbunden wären.
 Was ich nicht - mehr - weiß, macht mich nicht heiß.
 Mein schlechtes Gedächtnis liefert mir ein Alibi und ist zugleich
eine Illusion.
Denn Verdrängtes arbeitet im Untergrund weiter, erzeugt
Schuld-Gefühle oder psychosomatische Symptome wie
Verspannungen, Magen-Schmerzen, Kreuz-Leiden
u. v. a. m.
Transformation
Ich werde mir darüber klar, dass jeder Mensch mehr oder weniger Erfahrungen von
Ohnmacht und Verletzt-Werden in sich trägt und dass es in jedem Menschen Wünsche gibt,
die in unserem Kultur-Kreis als nicht schicklich angesehen werden, - auch in mir.
Ich brauche ein großes Stück Mut und Wachheit, um meine „Macken“, meine AlltagsNeurosen einzugestehen, sie bewusst mit freundlicher Aufmerksamkeit anzunehmen.
Dauerregression oder Ohnmachts-Erklärung 1
AP
 Wenn ich im Leben nicht mehr klarkomme, fliehe ich ins
Paradies einer Kindheit, Krankheit oder Demenz ohne
Verantwortung und Schuld.
 Die Welt ist so bedrohlich, das Leben ist so schwer.
Da ist es besser, klein und abhängig zu bleiben.
Dann muss man sich den Schwierigkeiten und Verantwortungen
des Daseins nicht stellen, kann anderen die Verantwortung für
mein Wohlergehen und die Schuld für mein Elend zuschieben:
„Sorg du gefälligst für mich, denn ich bin klein und machtlos.“
„Da kann man nichts machen, das ist eben so.“
„Die da oben machen sowieso, was sie wollen.“,
das sind zwei der Standardausreden, mit der die meisten
Menschen Probleme und die Verantwortung für ihre Lösung von
sich wegschieben.
Durch die Einnahme der Ohnmachtsposition wird das Gewissen
beruhigt.
 Die psychischen Probleme und die sie mitverursachenden
gesellschaftlichen Bedingungen werden jedoch so nicht aus der
Welt geschafft, sondern können sich unbehelligt weiter
ausbreiten, denn ohne Aktivität ändert sich nichts.
Manipulierbarkeit und Fremdbestimmung der Menschen
nehmen dann eher noch zu.
Dauerregression oder Ohnmachts-Erklärung 2
AP
Transformation
Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Gedanken, Gefühle und Handlungen.
 Weder die Gesellschaft noch die Eltern sind schuld daran, was ich heute tue oder
unterlasse.
 Mag sein, dass gesellschaftliche Umstände und ein persönliches Schicksal dazu geführt
haben, dass mir gewisse Handlungen schwerer fallen als andere, dass bestimmte
Gefühle leichter erfahrbar sind als andere, jedoch trage ich für all mein Denken, Fühlen
und Handeln heute die volle Verantwortung, weil ich mich frei entscheiden kann.
 Ich setze Vertrauen auf meine eigene Kraft und weigere mich, mich einzulullen oder
einlullen zu lassen, z. B. durch Werbung und andere Manipulationsversuche, um mich
von meinen entwicklungsfördernden Echtgefühlen und Willensentscheidungen
abzubringen.
 Ich beschließe ich, ab heute auf das mehr zu achten, was ich (schon) kann, wo ich mich
sicher und kompetent fühle. Je genauer ich in diese Richtung sehe, desto mehr werde
ich auch finden.
 Bevor ich andere um Hilfe bitte, achte ich darauf, wie ich mir selbst helfen kann.
Isolierung und Konfluenz
AP
 Das Herz weiß nicht, was die Hand tut. Nicht einmal die rechte Hand weiß, was
die linke tut. Ich merke es nicht, ob es mein Herz oder dein Herz ist, was da so
laut klopft. Es gibt keine Zusammenhänge und Verbindungen (Isolierung) oder
keine Unterschiede und Trennungen (Konfluenz).
 Die Welt ist voller Widersprüche, mein Erleben und Handeln ist voller
Widersprüche und Ungereimtheiten. Das ist für mich unerträglich.
Deshalb teile ich die Welt in verdaubare, weil getrennte Happen auf oder ich
mache keine Unterschiede mehr zwischen der Welt und mir.
 Wenn ich keine Zusammenhänge mehr erkenne oder alles untrennbar
miteinander zusammenhängt, vermeide ich leidvolle, bedrückende Erkenntnisse
über mein und anderer Menschen Leben.
Transformation:
Ich achte auch auf meine inneren Widersprüche und meine Unterschiede zu
anderen.
 Ich gehe davon aus, dass es ein mühsamer Weg ist, sich in den Gegensätzen,
Polaritäten, Unvereinbarkeiten des Lebens zurechtzufinden und in einer
Wirtschaftsordnung, deren Grundlage unter anderem der (Be-) Trug - der
Warenscheins, das uneingelöste Tauschwert-Versprechen, der innere KonsumZwang - ist, „anständig“ und autonom zu bleiben.
 Ich weiß um die Spannungen und Grundkonflikte, um die grundsätzliche
Einsamkeit, die Bestandteil meines Lebens, jedes menschlichen Lebens sind.
 Ich bin gewährend gegenüber meinem „Versagen“, meinen Fehlern, Mängeln
und Schwächen angesichts der Schwierigkeiten, die anscheinenden oder
scheinbaren Widersprüche auszuhalten oder zu überwinden.
 Das Leben ist schön und schwer zugleich.
Projektion 1
AP
 Projektion allgemein ist alles, was man in andere hineinsieht, hinein denkt, hinein
fühlt, was nicht unmittelbar und direkt wahrnehmbar ist.
 Positiv an Projektion ist, dass sie die Grundlage für eben diese indirekte,
intuitive, die Gesamterfahrung des Lebens einbeziehende Menschen-Kenntnis
und intensive Erfassung der - häufig verborgenen - Gesamtpersönlichkeit eines
Menschen ist, wenn man gelernt hat, sich selbst anzu-„erkennen“, mit allen
Stärken und Schwächen.
 Negativ an Projektion ist, dass sie zugleich Grundlage für Fehlurteile über
Menschen und für Umgehung der Auseinandersetzung mit sich selbst, mit den
eigenen Wünschen und Schatten-Seiten, ist.
 Zwei Arten der Projektion:
 Eine von mir ersehnte Fähigkeit bewundere ich bei dir (Wunsch-Projektion).
Ich gestehe mir meine Wünsche und Sehnsüchte nicht ein und reagiere auf
Menschen in zweierlei Weise:
Entweder bin ich neidisch, dass sie das tun, was ich mir noch nicht einmal
eingestehe, tun zu wollen, und bekämpfe sie dafür, z. B. mit Moral.
Oder ich wähle mir andere Menschen aus, z. B. meine Kinder, die meine
ungelebten Sehnsüchte statt meiner leben sollen: „Du sollst es einmal besser
haben als ich.“ Kurz: Ich sehe den Entwurf von mir in dir und lasse andere mein
- gedachtes - Leben leben.
 Transformation:
Wenn ich mir merkwürdige, verrückte, absonderliche, unerfüllbare, utopische,
übertriebene und sonstige geheime Wünsche eingestehe, wenn ich ehrlich zu
mir bin und mir zugleich erlaube, zu spinnen und zu träumen, ohne jeden Traum
gleich Wirklichkeit werden zu lassen, bin ich nahezu gegen WunschProjektionen gefeit.
Projektion 2
AP
 Meine eigenen verpönten Seiten greife ich bei dir an (Schatten-Projektion).
Ich gestehe mir meine eigenen Fehler und Schwächen, meine
Schattenseiten, nicht ein, sondern benutze andere Menschen als Leinwand,
auf die ich meine mir unangenehmen Züge projiziere. Ich sehe also in dich
hinein oder höre bei dir heraus, was ich bei mir oder von mir nicht sehen und
nicht hören will. Ich muss den Splitter im eigenen Auge nicht sehen und
kritisiere stattdessen den Balken im Auge der Mitmenschen. In der
Außenwelt werden also die eigenen Unzulänglichkeiten heftig bekämpft,
ohne sich selbst direkt dabei weh zu tun. Kurz: Ich sehe mich in dir und
lehne dich dafür ab.
 Transformation:
Wenn ich mir selbstkritisch zubillige, nicht perfekt, sondern mit Fehlern
behaftet zu sein, brauche ich die anderen nicht mehr als Prügelknaben.
Wenn ich meine Fehler und Schwächen akzeptiere, habe ich es leichter mit
mir und bin für andere liebenswürdiger und erreichbarer.
 Ein Spezialfall der Projektion ist die sogenannte Übertragung.
Dabei sieht, denkt, fühlt man Persönlichkeits-Merkmale, Eigenschaften und
Verhaltens-Muster in andere hinein, schreibt sie anderen zu, die diese so nicht z. B. nicht in der vermuteten Ausprägung - haben. Dies geschieht mir. Ich tue es
deshalb, weil irgendetwas an den anderen - und sei es nur eine Kleinigkeit - mich
an jemanden erinnert, der/die für mich in der Vergangenheit im positiven oder
negativen Sinne sehr bedeutsam und wichtig war.
Retroflexion
AP
 (Rückwendung gegen sich) und Symptom-Bildung (psychosomatische
Reaktionen):
 Weil ich mich nicht traue, dich anzugreifen, greife ich mich selbst an. Was
gegen dich gerichtet ist, wende ich gegen meine eigene Person.
 Auf die Enttäuschungen, Frustrationen, die ein Mensch erlebt, kann er nicht
mit Ärger und Wut reagieren, weil er von den Personen, die ihn enttäuscht
haben, abhängig ist oder Schuld-Gefühle empfindet, wenn er seine Wut an
anderen Unschuldigen auslässt.
Deshalb wendet die Person ihre aus Frustration entstandenen Aggressionen
gegen sich selbst und bildet dabei
 Verhaltens-Auffälligkeiten (Nägel-Kauen, Kratzen zum Beispiel),
 körperliche Krankheits-Symptome (alle sogenannten psychosomatischen
Krankheiten) oder
 seelische Krankheiten (sog. Neurosen = Angst-Krankheiten).
 Die wohl deutlichste Form, Aggressionen gegen sich zu wenden, finden wir bei der
Selbst-Tötung, beim Suizid.
 Transformation:
Es gehört eine gehörige Portion Mut dazu, seine Enttäuschungen und
Verletzungen den Personen zurückzugeben, die diese mit verursacht haben.
Dazu ist es nützlich, ein neues Verständnis von Aggression zu entwickeln,
denn aggressiv zu sein bedeutet nichts anderes, als an eine Sache
heranzugehen. So gibt es konstruktive und destruktive Aggressionen: Wenn
ich meinen Frust nach innen fresse, dann ist das für mich eine destruktive
Aggression. Wenn ich mich in meiner Not wehre, nach außen gegen die
Mitverantwortlichen für mein Leiden aktiv werde, dann ist das konstruktive
Aggressivität.
Verschiebung
 Die Verschiebung dient der
Vereinfachung der Aggressions-Abfuhr.
 Was mir angetan wurde, gebe ich an
dich weiter, denn du bist schwächer als
ich und zudem noch von mir abhängig.
 Die Verschiebung ist eine
vergleichsweise „gesündere“ AbwehrTechnik, da die aus Enttäuschung
entstandene Wut nicht mehr nach innen
gewendet wird, sondern sich
unsozialerweise auf unschuldige,
unbeteiligte Dritte richtet.
 Die Aggressionen werden also nicht
gegen die Personen oder Bedingungen
gewendet, die mitverantwortlich für die
vorangegangenen Enttäuschungen sind,
sondern zumeist gegen abhängige und
schwächere Personen oder Tiere.
AP
Sublimierung
AP
 Ich zivilisiere kriminelle Energie, werde Polizist(in), Krimi-Autor(in), Richter(in) oder…
Ich kultiviere meine Macht-Gelüste, meinen Sadismus und werde professionelle(r)
Helfer(in): Lehrer(in), Sozialarbeiter(in) oder...
 Die Sublimierung funktioniert ähnlich wie die Verschiebung, nur dass hier am Ende
gesellschaftlich anerkannte Umgangsformen stehen.
Aggressivität wird in sportliche Leistung umgesetzt und Sehnsucht nach Liebe und
Körperlichkeit wird ersatzweise im Beruf der Kranken-Schwester oder des Lehrers
ausgelebt. Im Lehrer-Beruf kann zudem noch das Macht-Streben einen Ersatz-Raum
bekommen.
 Schädlich ist das ganze anscheinend nicht mehr für andere oder die Gesellschaft.
Jedoch bei genauerem Hinsehen merkt man,
 dass die Aggression abgezogen und verlagert wird, also nicht mehr als Kraft zur
Veränderung bereitsteht, und
 dass die fehlende Sinnlichkeit sich für die einzelne Person irgendwann negativ auswirken
muss, denn ewig lässt sich keiner überlisten, schon gar nicht der eigene Körper.
 Transformation:
Ich überprüfe meine Einstellung zur Aggression, zur Sexualität, zur Macht usw.
Wenn ich diesen Bereichen nichts Wichtiges und Positives abgewinnen kann, sollte
ich sehr skeptisch werden.
 Aggression beispielsweise hat einen konstruktiven Pol als Mut, Wehrhaftigkeit oder
Zivilcourage.
 Auch Sexualität ist im Zusammenhang mit Verständnis und Zärtlichkeit als lebensnotwendig
anzusehen. Erotik ist ein zentrales Agens im Lehr-Lern-Prozess.
 Ebenso hat Macht einerseits einen negativen Pol als Herrschaft, autoritäres Verhalten und
Unterdrückung, andererseits einen positiven Pol als aktiv-gestaltende Anteil- und
Einflussnahme für eine menschlichere Gesellschaft und Umwelt.
Reaktions-Bildung oder
Verkehrung ins Gegenteil
AP
 Man verkehrt seine ursprünglichen Gefühle ins Gegenteil.
Man reagiert kühl sachlich, wo man eigentlich emotional betroffen sein
müsste. Obwohl ich innerlich vor Ärger und Enttäuschung fast platze, bin
ich oberflächlich freundlich.
Weil ich klammheimlich gerne Pornofilme sehe, zensiere ich
jugendgefährdende Filme und entsetze mich offiziell darüber.
 Man belügt sich, indem man sich und anderen etwas vorspielt, vortäuscht.
 Die Reaktions-Bildung
 dient der Verleugnung eines vorhandenen Gefühls, vor dem oder vor
dessen Äußerung man Angst hat.
 verhindert so eine ehrliche, offene und klärende Auseinandersetzung
mit den Mitmenschen.
 verhindert durch Entpolarisierung der Gefühle und Gedanken eine
personale Integration.
 Transformation:
Es gibt einen einfachen Test, zu überprüfen, ob man zur Reaktions-Bildung
neigt.
Ich untersuche, ob mir die gesamte Gefühls-Palette zur Verfügung steht:
 Habe ich gegebenenfalls alle Grundgefühle zur Verfügung: von Liebe, Lust,
Freude bis hin zu Wut, Trauer, Hass und Angst?
 Was sind meine wahren Gefühle und Meinungen in dieser Situation?
 Was fühlen und denken andere, die mutiger und gefühlsbetonter als ich sind?
Vermeidung und Ungeschehenmachen
AP
 Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen. Nach einem gemeinen Gedanken,
nach einer bösen Tat spende ich fünfzig Mark für den Klingelbeutel.
 Wer Initiative und Konflikte vermeidet, zieht sich zurück, umgeht jede Anstrengung
und jedes Risiko, auch auf die Gefahr hin, dass man ihn als faul und träge
bezeichnet und dass er faul und träge wird.
Diese Gefahren werden lieber hingenommen, als sich den eigenen Ängsten,
beispielsweise vor einer schlechten Leistung in einer Aufgabe, bei der man sich
angestrengt hat, zu stellen.
 Der Schutz-Schirm „Wenn ich wollte, könnte ich...“ ist aber nicht sehr haltbar, denn
viele Lern-Inhalte kann man sich nur mit experimentieren, anstrengen und üben
aneignen. Lernen erfordert fast immer Aktivität.
Nur durch passives Zuschauen und Zuhören stellt sich ein sehr begrenzter Erfolg
ein.
 Wer etwas ungeschehen machen will, vermeidet die tiefere Auseinandersetzung,
die Verarbeitung der Gedanken, Gefühle und Handlungen, kann letztendlich nichts
daraus lernen. Er lässt sich Absolution erteilen und kann getrost auf die nächste
Gemeinheit zusteuern.
Die Verantwortung für die Tat wird an Gott, den Priester und andere delegiert.
 Transformation:
Wieder überprüfe ich, ob mein Handeln eher in einem Tun oder Unterlassen
besteht. Ich nehme mir vor, pro Tag eine experimentelle - eine riskante, eine neue,
eine ungewohnte - Situation herzustellen. Ich achte in jeder Woche auf einen
Kompetenz-Bereich.
Rationalisierung und Egotismus
AP
 Ich muss alles jederzeit im Griff haben.
 Vernünftigerweise ... .
 Gefühlsgesteuertes Handeln mit gelockerter Selbst-Kontrolle wird als
irrational abgetan.
 Es werden „vernünftige“ Gründe vorgeschoben, um das wahre eigene
Handlungs-Motiv zu verschleiern.
 Auf diese Art hofft man, sich vor Außenkritik zu schützen.
 In Wirklichkeit wird jedoch durch diesen Selbst-Rechtfertigungs-Zwang,
der aus Angst vor Kritik erwachsen ist, eine sachlich-konstruktive
Auseinandersetzung mit Problemen, die die sowieso vorhandenen
Gefühle notwendigerweise einbezieht, verhindert.
 Transformation:
Erforderlich wird ein Einhalt, eine Besinnung:
 Was will ich eigentlich? Was bewegt mich im Innersten?
 Der kritisch-wertende, die Gefühle abwertende Verstand, die Rationalität
gehört für eine Weile auf die Reservebank.
 Eine seine Stelle tritt das Eingeständnis wahrer, gefühlsgetönter Meinungen,
Wünsche und Bedürfnisse.
Betäubung und Abschirmung
AP
 Ich setze mir eine rosarote Brille auf. Durch Betäubung mit Alkohol und Drogen verlieren die von
Enttäuschungen, Ängsten und Schuld-Gefühlen begleiteten biopsychosozialen Konflikte
vorübergehend an Macht. Die Betäubung der ängstigenden Wirklichkeit schafft eine
vorübergehende Entlastung. Alkohol- und Drogen-Missbrauch führt jedoch in eine
psychophysische Abhängigkeits-Spirale hinein. Chemische Prozesse im Körper verändern die
gesunde organische Struktur und führen in die Krankheit. Sucht führt zudem psycho-sozial
gesehen in die Einsamkeit, aus der man zumeist mit Hilfe der Drogen entkommen wollte.
 Lieber viele wirkungslose Pillen mit vielen Nebenwirkungen als eine wirkungsvolle Therapie der
Seele. Die medikamentöse Abschirmung mit Hilfe von Psychopharmaka gegenüber Realitäten,
die ängstigen, beunruhigen oder nervös machen, hat den Vorteil, dass Personen weiter
arbeitsfähig, ehefähig und fügsam bleibt. Psychopharmaka stellen die Patienten ruhig, verhelfen
den Ärzten und der Pharmaindustrie zu leichtem Geld und erhalten die gesellschaftliche Ruhe.
Der Protest des Körpers und der Seele wird zudeckt, schlummert weiter im Verborgenen. Die ihm
zugrundeliegenden Konflikte werden jedoch nicht durch Ausdruck, Verarbeitung und
Psychotherapie gelöst. Die Zeitbombe tickt weiter.
 Transformation:
Ich fange gleich morgen mit einem Experiment gegen Selbst-Zerstörung an:
 Ich nehme vorerst zwei Wochen lang keinen Alkohol und keine sonstigen Drogen zu mir. Ich reduziere meinen Kaffee- und Zigaretten-Konsum für diesen Zeit-Raum oder stelle ihn auch ganz ein.
 Ich registriere während der Zeit meine Stimmungen, meine (Sehn-)Süchte, meine Ausrichtung auf SuchtGewohnheiten. Ich beachte auch den Druck, den ich mir mache oder der von anderen ausgeht: „Trink doch
einen mit, rauch doch eine mit.“
 Ich bin besonders wach in den Situationen, in denen mein Bedürfnis nach Sucht-Mitteln sich besonders
stark meldet. Was wollte ich bisher durch den Griff nach der Flasche, den Griff nach dem Glimmstengel
vermeiden? So analysiere ich, was konkret mich in meiner Umwelt ängstigt, kränkt und frustriert.
 Ich beschließe, auf die Minimaldosis der mir verordneten Medikamente herunterzugehen oder ein milderes
Ersatzpräparat zu nehmen, wenn es gar nicht ohne geht. Zugleich suche ich professionelle Berater/-innen
auf und nehme vorerst fünf Beratungs-Stunden, nach denen gemeinsam über die Weiterarbeit entschieden
werden soll.
Rollen-Spiel 1
AP
 Ich mache dir und mir was vor.
Ich stelle mir vor, wie man in dieser Position zu sein hat, und versuche, mich
entsprechend zu verhalten, ob es mir nun gefällt oder nicht.
 Menschen wachsen von früh auf an in ganz bestimmte gesellschaftliche
Erwartungs-Muster, Rollen genannt, hinein.
 Da steht am Anfang die Kind-Rolle im Unterschied zur Erwachsenen-Rolle, für
die man lernt, was sich „gehört“ und was nicht.
Wenn ich mich rollenkonform verhalte, erfährt das Kind, dann geschieht mir
am wenigsten, aber leider geschieht dann auch am wenigsten.
 Darauf folgen die Geschlechts-Rollen, dann die Berufs- und die Status-Rollen.
Wie starr die Rollen-Hülsen in unserer Gesellschaft zugeschnitten sind, erfährt
man immer dann, wenn man sich über die Rollen-Klischees hinwegsetzt.
Sofort erfährt man die Schwierigkeiten, ein(e) Spiel-Verderber(in) zu sein mit
entsprechenden Status-Konsequenzen.
Rollen-Spiel 2
 Das Zurückziehen auf die eigenen Rollen-Muster und auf das damit verbundene
Rollen-Spiel im Kontakt mit den Mitmenschen gibt Sicherheit.
 So kann die Rolle leicht zur Zwangs-Jacke werden, aus der es kein Entrinnen
gibt. Wenn diese Zwangs-Jacke schließlich in Fleisch und Blut übergeht, ist der
Mensch seiner freien Handlungs-Weise beraubt und wird zum RollenAutomaten.
 Das Problem bei allen diesen Rollen-Übernahmen und Rollen-Zuschreibungen
ist, dass einseitige „Stärken“ oder „Schwächen“ fortgeschrieben werden. Mit
jeder Übernahme starrer Rollen wird ein Lern-Prozess blockiert, eine LernChance in Richtung auf ganzheitlicheres Erleben vertan.
 Transformation:
Ich nehme mir heraus, nicht so zu funktionieren, wie es von mir erwartet wird.
Dabei achte ich darauf, nicht im Trotz, in der Rebellion, also im genauen
Gegenteil steckenzubleiben, sondern mit Kopf, Herz und Hand meinen
besonderen Weg zu finden. Ich habe den Mut, ein(e) Spielverderber(in) zu sein.
AP
Gefühls-Panzerung
AP
 Wer seine Gefühle nicht mehr merkt, kann auch nicht unter ihnen leiden.
 Nach außen wird eine emotionslose, sachliche, „vernünftige“ Maske zur
Schau gestellt.
Man gibt sich den Anschein der Gefühllosigkeit und seelischen
Unverletzlichkeit.
 Dieser Gefühls-Panzer will keine Gefühle heraus- und keine hineinlassen.
 Mit der Ausklammerung der Gefühle wird auch die Lebendigkeit
ausgeklammert.
 Der zwischenmenschliche Kontakt verarmt, und die unterdrückten
Gefühls-Regungen legen sich auf die Organe und Muskeln.
 Wer nicht emotional sein darf, der verhärtet, wird körperlich und
psychisch krank.
 Transformation:
Ich mache mich täglich durchlässiger für Gefühle, die aus mir
herauswollen und die in mich hineinwollen. Ich benutze meinen Verstand
dazu, mehr fühlen zu können. Ich verbiete meinem Verstand, Gefühle als
Gefühlsduselei und Unsachlichkeit abzuwerten. Ich führe täglich
Wahrnehmungs-Übungen durch, insbesondere spüre ich dem
Zusammenhang von besonderen Situationen und körperlichen
Empfindungen nach.
Mechanismen der Körper-Abwehr (MKA)
 Überblick-Grafik
 Körper-Abwehr allgemein
 Atem-Reduktion
 Gegenmobilisierung
 Muskel-Versteifung (chronische Hypertonie)
 Deaktivierung (chronische Hypotonie)
 Unentwickelte affekt-motorische Schemata
 Überentwickelte oder defensiv verzerrte
affekt-motorische Schemata
 Kinästhetische Vermeidung
 Kinästhetische Hyperkonzentration
 Visuelle Körper-Bild-Konstruktion
 Körper-Spaltung
 Müdigkeit und Einschlafen
AM
Überblick-Grafik
Atem-Reduktion
Gegenmobilisierung
Muskel-Versteifung
(chronische Hypertonie)
Deaktivierung
Deaktivierung /
Muskel-Erschlaffung
(chronische Hypotonie)
unentwickelte affektmotorische Schemata
MKA
Müdigkeit und
Einschlafen
Abspaltung von
Körper-Regionen
KörperAbwehr
allgemein
visuelle KörperBild-Konstruktion
kinästhetische
Hyperkonzentration
kinästhetische
Vermeidung
überentwickelte oder
defensiv verzerrte affektmotorische Schemata
Körperbezogene Arbeit an einer Abwehr-Struktur richtet sich darauf, die zu ihr gehörenden
körperlichen, affektmotorischen Hemmungen zu lösen, damit die Abwehr-Haltung aufgegeben
werden kann. Dadurch werden, wie gewünscht, zurückgedrängte Affekte hervorgerufen. Dies
wiederum kann Ängste freisetzen, ohne deren Überwindung keine Veränderung möglich ist.
Körper-Abwehr allgemein
MKA
 Allgemein sind Abwehr-Vorgänge Schutz- und Regulations-Vorgänge, die auf der
psychosozialen, motorischen und vegetativen Ebene zu beobachten und mit
physischen Prozessen auf diesen Ebenen verbunden sind.
 Körper-Abwehr ist der Begriff für Abwehr-Prozesse, bei denen der physische Körper
selbst oder die Wahrnehmung des Körpers eingesetzt wird, um sich vor etwas zu
schützen, das man nicht wahrhaben, fühlen oder tun will.
 Körper-Abwehr wird vor allem dann benutzt, wenn nicht nur Vorstellungen, sondern
insbesondere ungewollte Affekte (auch unbewusst) verhindert werden sollen, also z. B.




schmerzhafte Erinnerungen,
verbotene Wünsche/Bedürfnisse und die dazugehörigen Gefühle,
bedrohliche Formen des Kontaktes mit anderen Menschen sowie
ungewollte Formen körperlicher Erregung und Aktivierung, die vielleicht zugleich gewünscht
und gewollt sind, was dann Konflikte erzeugt.
 Die Körper-Abwehr ist zwar mit Abwehr-Mechanismen wie Verdrängung, Hemmung,
Reaktionsbildung, Ungeschehenmachen, Affekt-Isolierung oder Wendung gegen die
eigene Person (Retroflexion) verbunden, aber bei ihr sorgt in erster Linie der Körper
für die Kontrolle des Unerwünschten und dadurch für mögliche Anpassung an die
Realität.
 Möglicherweise beschreibt der Begriff der Erlebens-Vermeidung (experiential
avoidance) diese Prozesse der körperlichen Verarbeitung, Bewältigung und Regulation
von Erfahrung besser als der Begriff der Abwehr.
Atem-Reduktion
MKA
 Als körperliches Mittel der Gefühls-Regulation ist der Atem vor allem deswegen so
geeignet, weil er sowohl autonom als auch willkürlich innerviert wird.
Die Atem-Reduktion stellt den häufigsten Mechanismus der Körper-Abwehr und
Gefühls-Unterdrückung dar. Bei der Körper-Abwehr wird der Atem meist unbewusst
mithilfe der Willkür-Muskulatur verändert, um Emotionen und Vorstellungen zu
regulieren. Atem-Reduktion ist häufig mit anderen Abwehr-Formen kombiniert.
 Über Einschränkung der Atmung lässt sich affektive Erregung begrenzen.
Da wir bei stärkeren Emotionen stärker atmen, kann man durch Flachhalten der Atmung
und Volumen-Begrenzung Gefühle unterdrücken. Wege der Atem-Reduktion:
 Atem-Fluss (auch nur kurzzeitig) unterbrechen.
 Wenig Energie für das Einatmen aufbringen (bei schizoider Störung)
Einatmung festhalten (Im Schreck erstarrt der Atem im Einatmen, was das Ausatmen erschwert.
 Es gibt auch eine parasympathische Erstarrung nach dem Ausatmen, bei der das Einatmen
gehemmt wird.
 Störung der Flexibilität und des Flusses der Atmung.
 Störung der Verteilung zwischen Brust- und Bauch-Atmung
 Störung des Übergangs von der Aus- zur Einatmung
 Bei paradoxer Atmung wird im Einatmen unter starkem Muskel-Einsatz das Zwerchfell nach
oben gehoben.
 Die Beachtung dieser Aspekte des Atems ist für die körperpsychotherapeutische
Behandlungs-Technik zentral. Behandlungs-Ziel ist „Befreiung des Atems“ mit Hilfe
unterschiedlicher Atem-Techniken in Kombination mit beziehungs-biografischen
Analysen und Neuorientierungen hin zu einer autonom durch den Körper fließenden
Welle tiefer Atmung in Bauch und Brust (von W. Reich als „Orgasmus-Reflex“ benannt).
Gegenmobilisierung
 Gegenmobilisierung, auch Impuls-Unterdrückung genannt, ist eine Form
der Körper-Abwehr, bei der eine Bewegung gegen einen ihr
vorausgegangenen Bewegungs-Impuls eingesetzt und dieser
ursprüngliche, spontane Impuls damit unterdrückt wird.
Es wird ein Gefühls- oder Handlungs-Impuls zurückgehalten.
Beispiele:
 Ein Kind streckt zum Beispiel die Arme nach der Mutter aus und zieht sie
sogleich zurück, weil es weiß, dass es die Zuwendung der Mutter nicht
bekommt.
Hat eine Vorstellung (Mutters Nähe erreichen) die Handlung gebahnt (Arme
ausstrecken) und wird dies dann unterbrochen (Arme zurückziehen), wird die
auslösende Vorstellung mit verdrängt.
Die Gegenmobilisierung auf der körperlichen Ebene entspricht so dem AbwehrMechanismus der Reaktions-Bildung (Verkehrung ins Gegenteil) auf der
psycho-sozialen Ebene.
Die mit dem Handlungs-Impuls verbundene Erregung einer Emotion wird so
verhindert.
 Statt dass ein Mensch seiner Wut oder seiner Traurigkeit durch Schreien oder
Weinen Ausdruck verleiht, spürt er einen Kloß im Hals. Wut, Traurigkeit oder
andere als negativ bewertete Gefühle werden in ihrem Ausdruck behindert,
heruntergewürgt.
 Einige Wege aus der Gegenmobilisierung:




Verbundene (Rebirthing-) Atmung,
Tönen bei der Ausatmung (bei Kloß im Hals) oder (ins Kissen) Schreien
Provoziertes Erbrechen (Introjekte auskotzen)
Die zurückhaltenden Körper-Teile sprechen lassen („Was sagt dir dein Kloß?“)
MKA
Muskel-Versteifung (chronische Hypertonie)
MKA
 Die chronische Hypertonie der versteiften Muskulatur (von Reich Muskel-Panzer, eine Art
eingefrorener Zurückhaltung, genannt) ist neben der Atem-Reduktion die am häufigsten
beschriebene Form der Körper-Abwehr. Auf der psychosozialen Ebene entspricht dem der
Abwehr-Mechanismus der Retroflexion.
 Indem die gefühlsbeteiligten Muskeln kontrahiert werden, können unangenehme oder
verbotene Gedanken und Gefühle abgewehrt werden.
Generell verweist entsprechend die psychomotorische Funktion der jeweils verspannten
Muskeln auf die mögliche Bedeutung einer Spannung, z. B.
 wird die Brust wird hart gemacht, um eine emotionale Berührung abzuwehren,
 werden Schultern und Nacken versteift, um eine Wut im Zaum zu halten.
 können in der Spannung der Becken-Muskulatur aggressive oder sexuelle Impulse gebunden
sein.
 Wird so eine Form der Muskel-Abwehr chronisch, kann es zur chronischen MuskelVersteifung kommen.
 Bei der chronischen Hypertonie bildet sich eine überbegrenzte Struktur heraus.
Man kann bei einer zu starken Abwehr auch von einer überkontrollierten Persönlichkeit und einer
Überregulation von Affekten sprechen.
 Dauerkontraktion verweisen nicht nur auf Abwehr-Vorgänge, sondern können selbst zur
wesentlichen Symptomatik werden, wenn aus ihnen chronische Schmerzen entstehen.
Die Störung schlägt sich dann in den Muskeln oder im Bindegewebe (Faszien) selbst nieder und
muss auch von dort ausgehend behandelt werden.
 Bei einer hypertonen Überregulation geht es therapeutisch um
 Aktivieren und Ausdrücken von Affekten (z. B. durch biodramatische Inszenierungen).
 Verstärkung der Ausatmung (des Loslassens)
 Bewusstmachung einer körperlichen „Gegen-Haltung“, eines alternativen Bewegungs-Impulses
Deaktivierung (chronische Hypotonie) 1
 Während in der Gegenmobilisierung Muskulatur aktiviert wird, wird bei
der Deaktivierung die Muskulatur in einen Hypotonus versetzt.
Deaktivierung kann zu einer chronischen Hypotonie führen.
Chronische Hypotonie stellt eine resignative Reaktion auf der Ebene
der Muskulatur dar.
 Eine körperliche Deaktivierung ist ein Mechanismus der Vermeidung
sowohl der kernaffektiven Erregung als auch von Emotionen.
Menschen mindern auf diesem Weg den Ausschlag ihrer Gefühle.
 Sie verfallen in einen neutralen Fluss der Bewegung, in dem es kaum
Variationen der Spannung gibt.
Depressive Menschen sind oft hypoton, manchmal jedoch auch
hyperton.
 Die parasympathische Deaktivierung kann sich auch auf andere
Körper-Systeme als die Muskulatur beziehen.
Zum Beispiel verkleinert sich bei Angst und Trauer der messbare
Körper-Umfang aufgrund von Veränderungen im Bindegewebe.
 Bei der Auflösung der Deaktivierung geht es um
 Über biodramatische (Fokussierung bei dialogischer Inszenierung auf den
Körper) Inszenierungen die ehemaligen Deaktivierer konfrontieren und
alternative Beziehungs-Konzepte erfahren
 Aufladungs-Übungen (Stress-Position aus dem Grounding heraus, z. B.
kleiner Bogen, Elefant und Hocke an der Wand)
MKA
Deaktivierung (chronische Hypotonie) 2
 Gibt eine Person chronisch Verletzungen nach, hört sie auf, sich
zu wehren, bildet sich eine unterbegrenzte Struktur heraus.
In diesem Fall zeigt die betreffende Person wahrscheinlich ein
affektmotorisches Muster, sich bei eigener Besorgnis andere
Menschen als Halt näherbringen zu wollen.
 Chronische Hypotonie kann ein Zeichen zu schwacher Abwehr
sein, die einen Menschen der Gefahr preisgibt, Affekten
ausgeliefert zu sein oder intensive negative Affekte nicht
regulieren zu können.
Unterregulation der Affekte kann zu einer Affekt-Überflutung
führen.
 Ist eine Hypotonie so stark wie nach dem aus der TraumaPhysiologie bekannten Punkt des Abschaltens (parasympathische
Starre), zeigt sie eine Abstumpfung gegenüber allen potenziell
erregenden Vorstellungen, Gefühlen, Wünschen und Impulsen an.
In diesem Falle kommt es zu einer Immobilisierung ohne
Bereitschafts-Spannung.
 Chronische Hypotonie findet man auch bei einer frühkindlichen
Abwehr jeder Bewegungs-Aktivität, mit der Kinder auf eine
umfassende Frustration ihrer Bedürfnisse reagieren.
MKA
Unentwickelte
affekt-motorische Schemata
MKA
 Durch frühe Erfahrungen entwickeln sich Formen der affekt-motorischen Beziehung zu den
Dingen wie zu den Menschen.
 Im Umgang mit der dinglichen Welt bilden sich in einer Verknüpfung von motorischen und
kognitiven Prozessen motorische Überzeugungen aus.
 In der zwischenmenschlichen Interaktion treten zu den motorischen und kognitiven Mustern
affektive Färbungen hinzu.
 In Bezug auf die Theorie der affektmotorischen Schemata werden unentwickelte Schemata
als Zeichen eines Defizits oder Entwicklungs-Stillstandes gewertet.
 Dieser Stillstand, dieser blinde Fleck im Affekt-Bereich dient insofern zur Abwehr, als er hilft, sich
den Spannungen nicht auszusetzen, die mit der Entfaltung oder Erprobung eines anderen
Schemas, eines anderen Gefühls oder Gefühls-Bereiches verbunden wären.
 Die Abwehr-Aktivität besteht darin, dass jemand unbewusst im alten Schema verweilt, obwohl er
inzwischen über neue Bewältigung-Möglichkeiten von Spannungen verfügt bzw. verfügen könnte.
 Beispiele: körperlich schüchterne Zurückhaltung, um sich Zurückweisung und Verletzung zu
ersparen; aggressiv-gehemmte Unterwürfigkeit, um der Auseinandersetzung mit eigenen
Wünschen auszuweichen; kein Schreien, Greifen, Zupacken, Festhalten, Strampeln, Schlagen,
Zubeißen, Wegstoßen, Stoppen, Kämpfen, Weglaufen
 Unentwickelt sind meist
 aggressive Affekt-Bereiche wie Ärger, Wut, Zorn
Abhilfe schaffen sorgsame Wahrnehmung der Körper-Empfindungen bei intensiver Atmung,
bioenergetische Übungen, Visualisierungen und Inszenierungen
 Abhängigkeit aufzeigende Affekt-Bereiche wie Traurigkeit, Schmerz, Bedürftigkeit, Hilflosigkeit
Abhilfe schaffen Augenkontakt, sanfte (Kussmund-) Atmung, biodynamische Massage, HerzBerührung, Becken-Schaukel, Musik, Filme, die traurig machen
Überentwickelte oder defensiv verzerrte
affekt-motorische Schemata
MKA
 Überentwickelte affekt-motorische Schemata werden auch defensiv verzerrte Schemata
genannt. Reizen wird grundsätzlich mit einer überzogenen Reaktion begegnet.
4. AusdrucksBlockade
AusdrucksSchwelle
5. Übererregung
und chronifizierter
Ausdruck
Intensität
der
Erregung
RuheZustand
3. Begrenzung
der Erregung
6. Begrenzung
der Entspannung
 Nach dem Modell des affektiven Zyklus wären dies
Menschen, die in der fünften Blockade eines
persistierenden Affekt-Ausdrucks festhängen, z. B.
gegenüber jedem neuen herausfordernden Reiz mit
einer beharrlichen kämpferischen Aggressivität
(chronischer Trotz, engl: spite) reagieren, mit dem sie
ein Gefühl der Demütigung oder des Versagens oder
auch Nähe und Intimität abwehren.
 Anstelle der Echt-Gefühle treten so ErsatzGefühle, z. B. Traurigkeit statt Wut oder Ärger und
Kampf statt Traurigkeit, Unverschämtheit statt
Scham, Waghalsigkeit statt Angst
 Entzerrung der Gefühle kann gefördert
werden durch
2. Verhinderung
von Erregung
1. WahrnehmungsBlockade
7. Blockade
von Einsicht
und Erholung
 Atem-Übungen, um zu dem Gefühl unter
dem Deck-Gefühl zu kommen
 Rückmeldungen zum situativen GefühlsErleben („Passt der Gefühls-Ausdruck zur
Situation/zum Ereignis?“)
Kinästhetische Vermeidung
MKA
 Aufmerksamkeit wird aus einem kinästhetischen Bereich
abgezogen.
Auf Bewegungen bezogene Wahrnehmungen werden
auszublenden versucht.
 Ein Mensch „vergisst“, wie sich Muskeln anfühlen und
bewegen lassen.
 Im Rahmen dieser Abwehr-Strategie kann der BewegungsRaum (die Kinesphäre)
 eingeschränkt sein bei Menschen, die wie bei Missbrauch
die Verletzung des eigenen Raumes erleben mussten
oder die aus Angst versuchen, sich unsichtbar zu machen
oder
 unangemessen weit sein bei Menschen mit einer
narzisstischen Problematik, wenn sie viel Raum
einnehmen, um Nähe zu vermeiden.
 Heilsam können sein




Achtsamkeits-Übungen
Spüren der Körper-Grenzen (Abklopfen)
Alle Formen der Erdung
Massagen, die das Körper-Schema und die Propriozeption
bewusst machen
Kinästhetische Hyperkonzentration
 Ein besonderer Aspekt oder Bereich des
Körpers, z. B. der schmerzvolle Bereich, erhält
extrem viel kinästhetische Aufmerksamkeit,
während der übrige Körper vermieden wird.
 Beispielweise können sich Tänzerinnen ganz
auf die Funktion ihrer Körper-Bewegungen
konzentrieren, dabei aber KörperEmpfindungen vermeiden.
 Abhilfe könnte erfolgen über
 Arbeit mit dem sicheren Ort
 Arbeit mit Bereichen des Wohl-Gefühls als
Kontrast-Programm zu den Schmerz-Regionen
 Massagen
MKA
Visuelle Körper-Bild-Konstruktion
 Visuelle Körper-Bild-Konstruktionen
werden an die Stelle eines empfindenden
Bezuges zum eigenen Körper gesetzt.
Damit wird das Erleben des gelebten
Körpers abgewehrt.
 Beispiel: Fetischisten
MKA
Körper-Spaltung
MKA
 Eine Abspaltung (Dissoziation) einzelner Teile des Körpers vom Rest
wird als Abwehr-Mechanismus eingesetzt.
 Beispiele:
 Es können expansive Handlungs-Impulse abgespalten werden,
indem das Gefühl für die handelnde Arme verhindert wird.
 Angst vor einer Anerkennung der Realität kann durch eine
fehlende körperliche Besetzung der Beine bewältigt werden mit
der Folge gering entwickelter Beine.
 Häufig finden sich Spaltungen zwischen Kopf und Rumpf, etwa
um Körper-Empfindungen von der bewussten Wahrnehmung
fernzuhalten.
 Oder es kommt zu Spaltungen zwischen oben und unten im
Bereich der Taille, um Kraft und Durchsetzungs-Vermögen zu
vermeiden.
 Abhilfe könnte geschaffen werden durch





(biodynamische) Massagen
Body-Scannen
Wahrnehmung somatischer Marker
Exploration der Trennungs-Bereiche
Nutzung der Atemrolle
Müdigkeit und Einschlafen
MKA
 Diesem Abwehr-Phänomen begegnet man vor allem in
Selbsterfahrungs-Gruppen oder bei
körperpsychotherapeutischer Atem-Arbeit oder MassageArbeit im Sitzen oder Liegen – mit oder ohne suggestive
Elemente.
 Menschen in diesen Gruppen erfasst bei bestimmten
Themen, die von anderen bearbeitet werden und die auf
eigene unbewältigte Konflikte in der Kindheit hinweisen
könnten, eine bleierne Müdigkeit.
Sie schlafen ein, bis die entsprechende therapeutische
Situation sich aufhellt oder beendet ist.
 Personen, die mit dem Atem oder bei der Massage in
bestimmten Körper-Regionen an abgespaltene,
ängstigende, unbekannte oder traumatisierende KörperEmpfindungen oder Gefühls-Zustände herankommen,
schlafen einfach ein, um die entsprechenden – meist durch
frühe Bezugs-Personen oder im Zusammenhang mit
traumatischen Erfahrungen – als „negativ“ bewerteten
Empfindungen und Gefühle zu vermeiden.
Persönlichkeits- oder
Charakter-Typologien (PT)
 Allgemeines zur Typen-Lehre
 Typologie
Allgemeines zur Typen-Lehre
 Weg von der Pathologisierung
 Zweck der Typologisierung
 Persönlichkeits-Strukturen als
Bewältigungs-Muster
 Persönlichkeits-Struktur und
Entwicklungs-Begleitung
 Persönlichkeits-Typ als…
 Affektmotorische Strukturen oder
Charakter
 Persönlichkeits-Bausteine
PT
Weg von der Pathologisierung
PT
 Die Ausgestaltung des individuellen Gefühls-, Symbolisierungs- und Verhaltens-Repertoires
wird – vor allem in der körpertherapeutischen Literatur – „Charakter“ genannt.
Charakter ist das wiedererkennbare Persönlichkeits-Gebäude mit seiner inneren Dynamik
und seinen Verarbeitungs-Mechanismen einschließlich des Körpers in seiner Entwicklung,
Selbst-Organisation und Struktur.
 Auseinandersetzungen mit ähnlichen Bedingungen in der Umgebung eines Kindes können
immer wieder vergleichbare Verarbeitungs-Mechanismen hervorrufen, die das Erleben und
Verhalten von Personen bis zu einem gewissen Grade vorhersagbar, verstehbar und
behandelbar machen.
 Es besteht in der Diagnostik die Möglichkeit, pathologische und normale Entwicklung über
weite Strecken als lediglich graduell unterschiedlich zu betrachten und anzunehmen, dass
die gleichen Mechanismen und verarbeiteten Themen nach ähnlichen Prinzipien bei
„gesunder“ wie „gestörter“ Entwicklung im Menschen spuren hinterlassen.
 Anders als in der gebräuchlichen Diagnostik, die sich traditionell als „Heilungs-Zwecken“ auf
die pathologischen Ausformungen von Charakter-Entwicklungen bezieht, ließe sich
betonen, was uns Menschen „gemeinsam“ ist und wie dieses Gemeinsame extreme
Formen annehmen und besondere Zustände auslösen kann.
 Man könnte feststellen, dass jeder Mensch im Laufe seiner Entwicklung in eine Reihe
verschiedener themenbezogener Lösungs-Versuche, z. B. Sicherheit, Abhängigkeit,
Freiheit, Authentizität und Wert, verwickelt ist und all möglichen damit verbundenen
Strategien gleichzeitig oder nacheinander anwendet, wobei sich besondere Stil-Elemente
der Problem-Bewältigung herausschälen.
Zweck der Typologisierung
PT
 Jedes Individuum ist eine Ausnahme von der Typen-Charakterisierung.
C. - G. Jung schrieb dazu (GW VI, §895): „Die Konformität des Menschen ist nur seine eine Seite, die
Einzigartigkeit aber seine andere. Durch Klassifikation ist die individuelle Seite nicht erklärt. Immerhin
ist durch das Verständnis der psychologischen Typen ein Weg eröffnet zu einem besseren
Verständnis der menschlichen Psychologie überhaupt.“
 Den eigenen Typus zu kennen, kann nützlich sein und dabei helfen, die persönliche
Sicht-Weise, mit der man an eine Situation oder an andere Menschen herangeht, in
einem gewissen Maße zu korrigieren.
Typus bedeutet das relative und durchgängige Überwiegen eines PersönlichkeitsAspektes oder mehrerer bestimmter Persönlichkeits-Anteile.
 Typologisierung hat vor allem den Zweck, noch nicht entwickelte Anteile der
Persönlichkeit zu entdecken und damit seiner Weiterentwicklung Richtung und
Ziel zu geben.
Ziel ist allgemein Integrität als ausgewogene und Wahl-Freiheit ermöglichende
Ganzheitlichkeit.
Theoretisch stehen unserem Selbst alle typologischen Möglichkeiten zur Verfügung.
Deshalb kann es hilfreich sein festzustellen, welche Aspekte man in den eigenen
Lebens-Entwurf zur Bestimmung des eigenen Lebens-Weges einbezieht und welche
man aus welchem Grunde bisher außen vor gelassen hat.
So gesehen wirkt die Kenntnis des derzeitigen Typus nicht einengend, sondern
befreiend, da sie neue Möglichkeiten eröffnet, durchs Leben zu steuern, deren Existenz
man sonst vielleicht nie entdeckt hätte.
Persönlichkeits-Strukturen
als Bewältigungs-Muster
PT
 Persönlichkeits- oder Charakter-Strukturen kann man als Prototypen von
Bewältigungs-Mustern, als Beschreibungs- und Entwicklungs-Konstrukte
verstehen, die einen Mangel und eine Möglichkeit zugleich offenbaren.
Im Kind sind nicht nur Spannungen, sondern auch Fähigkeiten verkörpert, die es in der
Phase entwickelt hat, in der die Persönlichkeits-Struktur vor allem entsteht.
Da Charakter-Strukturen aus Beziehungs-Erfahrungen stammen, sind sie immer auch
als Muster der Beziehungs-Gestaltung wirksam und erkennbar.
 Persönlichkeits-Strukturen sind also Antwort-Muster, sind Stile des Umgangs
mit Erfahrungen, die nicht per se pathologisch sind, sondern eine schützende
Reaktions-Tendenz darstellen, die dann zu Einschränkungen des Erlebens und
Verhaltens führt, wenn sie sich verfestigt.
Chronifizierte Muster schützen um den Preis, auf expansive Lebens-Bewegungen oder
das Anmelden von Bedürfnissen überhaupt zu verzichten.
In den Spannungs-Mustern des Körpers offenbart sich die Persönlichkeit als erstarrte
Geschichte des Menschen mit sichtbaren Hypertrophien (Größenzunahmen) und
Haltungs-Anomalien.
 In dieser Dynamik ähneln Persönlichkeits- oder Charakter-Strukturen den
Bindungs-Typen, die ebenfalls als Reaktion auf Beziehungs-Erfahrungen
entstehen.
Wie Ausprägungen von Bindungs-Typen zu Bindungs-Pathologien werden können, so
kann eine seelische Problematik darin bestehen, einem charakterlichen Muster zu
stark anzuhaften.
Persönlichkeits-Struktur
und Entwicklungs-Begleitung
 Ein Mensch ist gesund, wenn er nicht mehr zwanghaft an eine ihn
begrenzende innere psychische, geistige oder leibliche Struktur gebunden ist.
Eine seelische wie körperliche Durchlässigkeit und Beweglichkeit ist die
Voraussetzung für Selbst-Regulation und kann das gegenwärtige Funktionieren vom
Einfluss der beschränkenden Vergangenheit befreien.
 Die Ziele der Entwicklungs-Begleitung sind
 eine relative Freiheit als Auflösung von Begrenzungen durch vorgegebene
Strukturen und größtmögliche Lebendigkeit zu entfalten
 eine Mitte zwischen den Polaritäten der Psyche, z. B. eine Selbst-Sicherheit
zwischen vollkommen unsicher und übertrieben selbstsicher, zu finden
 einem Menschen die bewusste Wahl darüber (zurück) zu geben, wann, wo und
wie er sich selbst beschützt, so dass er durch seine Abwehr nicht in Situationen
behindert wird, die ihn nicht bedrohen.
 nicht, Charakter-Strukturen aufzulösen, da sie immer auch die Fähigkeit eines
Menschen beinhalten, sich zu schützen.
 Das Ziel größtmöglicher Lebendigkeit kann nur erreicht werden, wenn
 sowohl die psychosozialen oder affektmotorischen Abwehr-Muster verstanden
werden
 als auch die emotionalen, sozialen und körperlichen Spannungen gelockert
werden, die das Persönlichkeits-Muster aufrechterhalten.
PT
Persönlichkeits-Typ als…
PT
verfestigte Abwehr
(Tableau der genutzten AbwehrMechanismen)
Antwort- und
Bewältigungs-Muster
Ergebnis von BeziehungsErfahrungen
mit denen sich ein Mensch
schützt
heilsam, nützlich und
schädigend
Gewohnheits-Muster
funktional und
dysfunktional
Bedürfnis
Versagen
des
Bedürfnisses
durch die
Mitwelt
(BeziehungsErfahrungen)
Abwehr des
Bedürfnisses
durch
bestimmte
affektmotorische
Schemata
Ausformung
einer affektmotorischen
Struktur
(Charakter)
Affektmotorische Strukturen
oder Charakter
 Als Ergebnis basaler Versuche, Vorstellungen, Gefühle oder
Impulse abzuwehren und Emotionen zu regulieren, die mit der
Versagung von Wünschen/Bedürfnissen zusammenhängen,
kommt es häufig zu spezifischen Mustern der Abwehr und der
Bewältigung konflikthafter, defizitärer oder traumatischer
Erfahrungen.
In der Entwicklungs-Begleitung werden sie als ich-syntone
Kompromiss-Bildungen verstanden und als affektmotorische
Strukturen entwicklungsgenetisch erklärt.
Diese Strukturen resultieren aus einer verfestigten Abwehr oder
infolge eines Mangels an Abwehr-Fähigkeiten, beides als
Versuche, sich an die Mitwelt anzupassen, die die Erfüllung der
Bedürfnisse versagt.
 Charakter meint (nach Reich und Lowen) eine Struktur, die
Pathologien erzeugen kann und dadurch entsteht, dass
bestimmte Entwicklungs-Konflikte, die ein Kind nicht im Einklang
mit seinen Bedürfnissen bewältigen kann, bestimmte Formen
von Lösungen erzeugen.
Charakter ist eine Reaktions-Weise des Ich auf Grundlage einer
Abwehr-Theorie.
PT
Persönlichkeits-Bausteine
PT
Das Modell der Persönlichkeits-, Charakter- oder affektmotorischen Strukturen kann den
Blick für manche typische psychische Probleme öffnen und auch in einer erlebens- und leibbezogenen Entwicklungs-Begleitung seinen Platz haben, wenn
• man es von seinem triebtheoretischen Hintergrund, seiner energietheoretischen
Metaphorik und seiner Pathologisierung löst und
• es an eine Theorie von Entwicklungs-Bedürfnissen anbindet und
• Charakter-Strukturen als sich aus Beziehungs-Erfahrungen ergebende Kern-Themen
versteht.
affektmotorische Struktur / affektmotorisches Muster
(Persönlichkeits-Struktur, Charakter, Habitus)
affektmotorisches Schema 1
Mikropraktik A
(Element der individuellen
Körper-Sprache)
sensorisch
kognitiv
motorisch
affektiv
Mikropraktik
B
Mikropraktik
C
affektmotorisches
Schema 2
affektmotorisches
Schema 3
affektmotorisches
Schema 4
affektmotorisches
Schema 5
Typologie (T)
 Charakter-Struktur-Modelle im Vergleich
 Kommunikations-Typen nach V. Satir
 Charakter-Theorie nach Reich
 Typen nach Sinnes-Bevorzugungen
 Struktur-Prototypen nach Geuter
 Typen nach Kontakt-Funktionen
(Gestalt-Therapie)
 Charakter-Strukturen und HakomiMethode nach R. Kurtz
PT
 Kontakt-Funktionen
 Energie-Fluss und Charakter-Strukturen
nach A. Lowen
 Sozialtypen 1 (Psychoanalyse)
 Charakter-Theorie nach Keleman
 Sozialtypen 2 (Psychoanalyse und TA)
 Entwicklungs-Themen der Biodynamik
 Neurose-Typen nach K. Horney
 Typen nach eher männlichen und weiblichen
Kommunikations-Orientierungen
 Psychologische Typen nach C. - G. Jung
 Typen nach Sicherheit und Bejahung
 Acht Grundüberzeugungen 1
 Typen nach Zuwendung und Angst-Umgang
 Acht Grundüberzeugungen 2
 Typen nach Handlungs-Richtung
 Polarität und Integration der Sozialtypen 1
 Typen nach Gemeinschafts-Funktionen
 Orientierung im Selbst- und Sozial-Feld 1
 Orientierung im Selbst- und Sozial-Feld 2
Charakter-Struktur-Modelle im Vergleich
T
Schultz-Hencke
Riemann
Schultz von
Thun
König
Reich –
Vegetotherapie
Lowen Bioenergetik
Kurtz –
Hakomi
schizoid
(Distanz-Typ)
schizoid
schizoid
schizoid
schizoid
depressiv
(Nähe-Typ)
depressiv
- oral
- oral kompensiert
- oral
- oral kompensiert
zwanghaft
(Dauer-Typ)
zwanghaft
masochistisch
masochistisch
masochistisch
hysterisch
rigide:
- hysterisch
- phallischnarzisstisch
- passiv-feminin
-
hysterisch
phallisch
narzisstisch
phallischnarzisstisch
psychopathisch/
narzisstisch
-
psychopathisch 1
psychopathisch 2
borderline
triebhaft
hysterisch
(Wechsel-Typ)
hysterisch
zwanghaft
phobisch
Charakter-Theorie nach Reich (CT)
 Zwangscharakter
 Masochistischer
Charakter
 Phallischnarzisstischer
Charakter
 Hysterischer
Charakter
T
Zwangscharakter
 Alle Muskeln des Körpers sind angespannt,
besonders aber die des Becken-Bodens,
des Beckens, der Schultern und des
Gesichts.
 Maskenartige, harte Physiognomie
 Ungelenkigkeit
 Pedantischer Ordnungs-Sinn
 Hang zum umständlichen, grüblerischen
Denken
CT
Masochistischer Charakter
 Neigung zum Klagen
 Subjektiv immer das Gefühl zu leiden
 Ungeschicktes Verhalten im Umgang mit
Menschen
 „Seht, wie unglücklich, verlassen und allein ich
bin.“
 Chronische Neigung zur Selbst-Schädigung
und Selbst -Erniedrigung
CT
Phallisch-narzisstischer Charakter
 Athletischer Körper-Bau
 Gesichts-Züge sind geprägt von harten,
scharfen, männlichen Linien
 Auftreten ist selbstsicher, arrogant, elastisch,
kräftig, oft imponierend.
CT
Hysterischer Charakter
 Verhüllte und unverhüllte Koketterie in Gang,
Blick und Sprache, vor allem bei der Frau
 Weichheit und Überhöflichkeit, femininer
Gesichts-Ausdruck bei Männern
 Bewegung ist weich, wiegend, sexuell
provozierend
 Unbeständigkeit in den Reaktionen
 Starke Neigung zur Suggestibilität, gepaart mit
starken Enttäuschungs-Reaktionen
 Neigung zum Phantasieren
CT
Struktur-Prototypen nach Geuter (SP)
Die Struktur-Prototypen beziehen sich auf das Buch von
U. Geuter: „Körperpsychotherapie“ von 2015, S. 216 ff
schizoid
oral-dependent
kompensiert oral
narzisstisch
hysterisch
zwanghaft
masochistisch
T
schizoid
 Grund-Erfahrung:
Ablehnung, unerwünscht sein,
frühes Alleinsein,
früher kalter Kontakt
 Konflikt oder Defizit:
Vertrauen vs. Misstrauen
 Grundgefühl, Angst:
Vernichtet werden,
nicht hergehören und Angst vor Nähe,
nicht im Körper sein
 Entscheidung:
Für Existenz und gegen Gefühle und Bedürfnisse,
Isolation statt Nähe
 Strategie, Art der Bindung:
Impulse unterdrücken und Erstarren,
Rückzug nach innen,
übermäßiges Kontrollieren
 Körperlichkeit:
zusammengehalten,
versteift und eingefroren,
körperliche Spaltungen,
starrer Blick
SP
oral-dependent
 Grund-Erfahrung:
Mangel,
ungestillte Bedürfnisse
 Konflikt oder Defizit:
Versorgen vs. Versorgt-Werden,
Abhängigkeit vs. Autonomie
 Grundgefühl, Angst:
Nicht genug bekommen,
niemanden haben,
Angst vor Trennung und Eigenständigkeit
 Entscheidung:
Für Bedürfnisse und Abhängigkeit und gegen
Unabhängigkeit
 Strategie, Art der Bindung:
Hilfe suchen,
flehen,
sich abhängig machen
 Körperlichkeit:
sich festhaltend und anklammernd,
kollabiert und eingeknickt,
kraftlos,
suchend
SP
kompensiert-oral
 Grund-Erfahrung:
Mangel,
ungestillte Bedürfnisse
 Konflikt oder Defizit:
Versorgen vs. Versorgt-Werden,
Abhängigkeit vs. Autonomie
 Grundgefühl, Angst:
Brauche niemanden,
mache alles allein
 Entscheidung:
Scheinbare Unabhängigkeit bei ungestillten
Bedürfnissen
 Strategie, Art der Bindung:
Hilfe ablehnen, aber Hilfe wollen
 Körperlichkeit:
Höherer Tonus als beim Oralen-Dependenten
SP
narzisstisch
 Grund-Erfahrung:
Unterdrückung der Identität,
unterlegen und unwichtig sein,
nicht ernst genommen oder manipuliert werden
 Konflikt oder Defizit:
Sein-sollen vs. Sein-wollen,
mangelnde Achtung als eigenständiges Wesen
 Grundgefühl, Angst:
Niemanden heranlassen,
niemandem Verletzlichkeit zeigen,
Angst vor Nähe und Manipulation
 Entscheidung:
Für Unabhängigkeit statt Geborgenheit,
selbst in die Position des Stärkeren gehen
 Strategie, Art der Bindung:
Durchsetzung und Behauptung oder Verführung,
dem anderen nahe sein, indem man ihn lenkt und es ihm zeigt
 Körperlichkeit:
sich oben haltend und Kopf nach oben
aufgeblasen und stark,
unproportional mit stärkerem Oberkörper
SP
masochistisch
 Grund-Erfahrung:
Unterdrückung der Kraft und Wut,
Liebe gepaart mit Druck und Unterwerfung
 Konflikt oder Defizit:
Selbstständigkeit vs. Unterwerfung
 Grundgefühl, Angst:
Durch Selbstständigkeit schuldig und schlecht sein,
erstickte Wut mit Explosions-Gefahr,
Erniedrigung
 Entscheidung:
Für Geborgenheit statt Freiheit
Unterwerfung statt Selbstständigkeit
 Strategie, Art der Bindung:
negative Gefühle ersticken,
warten, zögern, gehorchen,
sich unterwerfen, um Nähe zu bekommen
 Körperlichkeit:
sich in sich selbst festhaltend,
gedrungen und gepresst,
muskulös kompakt,
Gesäß eingezogen
SP
zwanghaft
 Grund-Erfahrung:
Disziplin und Unterdrückung der Lust
 Konflikt oder Defizit:
Kontrolle vs. Kontroll-Aufgabe
 Grundgefühl, Angst:
Sicherheit brauchen,
Nicht können, wie man möchte
Angst vor Veränderung und Risiko
Aggressivität
 Entscheidung:
Für Selbstständigkeit durch äußere Regeln statt Fluss
 Strategie, Art der Bindung:
Starre,
Perfektion
Realität vor Gefühl,
Gefühle kontrollieren
 Körperlichkeit:
sich fest machend
starr,
angespannt,
festes Kinn
SP
hysterisch
 Grund-Erfahrung:
Mangel an Aufmerksamkeit,
Unterdrückung der Liebe,
sich als sexuelles Wesen empfinden
 Konflikt oder Defizit:
Unabhängigkeit vs. Bindung
 Grundgefühl, Angst:
Angewiesen sein auf Bestätigung,
Angst vor Einschränkung, Festlegen, Liebe
 Entscheidung:
Für Freiheit statt Hingabe,
Realitäten nicht wahrnehmen
 Strategie, Art der Bindung:
Aufmerksamkeit erregen,
Gefühle inszenieren, aber sich nicht von Herzen einlassen
 Körperlichkeit:
wohlproportioniert,
muskuläre Hypertonie,
beckenbetont
SP
Charakter-Strukturen und Hakomi-Methode
nach R. Kurtz (CSK)
Ron Kurtz: Körperzentrierte Psychotherapie – Die Hakomi-Methode, 1985
und
Halko Weiss: Die existenzielle Dimension der großen Charakterthemen,
in: Marlock/Weiss: Handbuch der Körperpsychotherapie, 2006
 Vorgehen in der Entwicklungs-Begleitung
 Charakter
1. Schizoid: feinnervig/analysierend
2. Oral: abhängig/gewinnend
3. Kompensiert-oral: unabhängig/selbstversorgend
4. Psychopath Typ I: hart/großzügig
5. Psychopath Typ II: gefällig/einschmeichelnd
6. Masochist: belastet/duldend
7. Hysteriker: ausdrucksvoll/klammernd
8. Phalliker: unermüdlich/übergründlich
T
Vorgehen (V) in der Entwicklungs-Begleitung
 Sinn von Entwicklungs-Begleitung
 Vorgehens-Prinzipien
 Vorgehens-Ziele
 Annahmen über Menschen und
Informations-Prozesse 1
 Annahmen über Menschen und
Informations-Prozesse 2
 Körper und mentales Leben
 Phasen des Begleit-Prozesses
 Sonden
 Übernehmen
 Sensibilitäts-Kreis
 Transformation
 Integration
 Abschluss
CSK
Sinn von Entwicklungs-Begleitung
 Der ganze Sinn von Entwicklungs-Begleitung ist Veränderung, und zwar
Veränderung der Bedeutung von Erleben und Erfahrung.
 Wir verwenden Erleben und Erfahrung, um die Selbst-Gestaltung zu
erforschen und Zugang zu dem den Charakter formenden Kern-Material
zu finden, indem wir von Gefühlen, Empfindungen und MuskelSpannungen zur Bedeutung dieser Erlebens- und Ausdrucks-Formen
und Spannungen gelangen.
 Der Sinn von Entwicklungs-Begleitung besteht darin, Zugang zu finden
und die symbolische Welt zu verändern, die alle Erfahrung formt.
 Das langfristige Ziel dieser Suche nach Bedeutung ist das (Wieder-)
Erlangen der Fähigkeit, Gefühle und Erfahrungen ohne Unterbrechung
vollständig zu erleben und sogar gleichzeitig nach ihrer Bedeutung zu
suchen.
Langfristig sind Bedeutung und Erleben eins und werden als solche
Einheit gespürt.
 Nur weil einige Erfahrungen verstümmelt, schmerzhaft, verwirrend oder
sonstwie ohne klare Bedeutung sind, müssen wir überhaupt auf die
Suche gehen.
Diese Anstrengungen unternehmen wir, weil wir die Freiheit, einfach zu
sein, die Wahl-Freiheit, uns entscheiden zu können, und das LebensGefühl von Freude und Liebe, von Stimmigkeit, Einssein und
Einverstanden-Sein so hoch schätzen.
V
Vorgehens-Prinzipien
V
 Das Einheits-Prinzip umfasst alles – nur kein fragmentiertes Universum. Es ist ein
holistisches und systemisches Modell.
 Das Prinzip der inneren Achtsamkeit weist von der Energie- und vom Gesprächs-Ansatz
weg auf den Informations-Fluss und die Gestaltung von Erfahrung.
 Es geht nicht nur darum, in der Erfahrung zu sein, sondern vor allem darum zu
beobachten, wie wir unsere Erfahrungen gestalten. Wir versuchen, die Art kennenzulernen
und schließlich zu verändern, in der wir unsere Erfahrungen zusammensetzen.
Wir tun es planvoll, bewusst und mit innerer Achtsamkeit.
Das ist das Ziel des Vorgehens.
Die Veränderung liegt auf der Ebene des Stils, in der man Dinge tut.
Sie liegt auf der Ebene des Charakters. Darum arbeiten wir mit dem symbolischen KernMaterial.
 Im Prinzip des Nichtzwingens oder der Gewaltlosigkeit liegt die nicht-autoritäre Beziehung
zwischen Entwicklungs-Begleitenden und Entwicklung suchenden Personen begründet.
Dies spiegelt ein tiefes Vertrauen in die Heil-Kraft der Entwicklung-Suchenden, die
wiederum Teil der großen Kraft und Harmonie der Natur ist.
 Hakomi-Therapie arbeitet körperzentriert. Wir schaffen Zugang zum Kern-Material, indem
wir mit dem Körper arbeiten. Wir treten für einen Holismus von Körper und Geist und die
Existenz einer Interaktion dieser beiden Teile ein und versuchen daher, die Spaltung von
Körper und Geist zu heilen.
 Wir arbeiten präventologisch, konzentrieren uns also auf das Gesundbleiben und stellen
den ganzen Menschen in den Mittelpunkt unserer Arbeit.
Aus-dem-System-Springen 1
V
 Entwicklungs-Begleitung ist eine Interaktion zwischen Entwicklung suchenden
Personen und den die Entwicklung begleitenden Personen.
Diese Interaktion ist darauf angelegt, mit dem Charakter der Entwicklung-Suchenden
zu arbeiten, also mit den körperlichen, emotionalen und mentalen Mustern, die ihren
Selbst-Begrenzungen zugrunde liegen.
 Charakter-Prozesse sind als Gewohnheits-Prozesse mechanisch, zwanghaft und
unbewusst, werden also vom impliziten Gedächtnis gesteuert, das immer zugleich auch
Körper-Gedächtnis ist.
Charakter ist Gewohnheit und Muster und unbewusste Struktur, ist eine geistlose
Wiederholung der Art, Dinge zu tun, auf Bildern und Überzeugungen gegründet, die
selten die Oberfläche erreichen.
 Die Entwicklung suchende Person bemerkt oder verwendet die gesündere Option nicht.
Gewöhnlich versteht sie die Grundlage dieses schmerzhaften, frustrierenden,
vergeblichen, wenig lohnenden Musters nicht. Sie neigt dazu, die EntwicklungsBegleitenden und alle anderen in Interaktionen hereinzuziehen, die auf ihrem Charakter
begründet sind.
 Ein zentraler Teil der Arbeit Entwicklungs-Begleitender besteht darin, die mit dem
Charakter-System der Entwicklungs-Suchenden verbundenen Einschränkungen zu
spüren, die Natur des Systems zu erkennen und Wege zum Herausspringen zu finden.
 Achtsamkeit, zum Teil auch Humor liefern die Sprung-Kraft.
In dem Maße, in dem wir achtsam sind, können wir das Mechanische unseres Denkens
und Verhaltens sehen und es daher auch ändern.
Aus-dem-System-Springen 2
 Aus dem System zu springen meint, auf ein höheres Niveau mit weniger
Beschränkungen zu gehen, z. B.
 von der Kommunikation zur Metakommunikation,
 vom Einfachen zum Komplexen,
 von auslassungsbedingten Ergänzungen zur bewussten Wahl,
 vom Mechanischen zum Organischen,
 vom Ich zum Gewahrsein,
 vom Inhalt (Was wir tun) zur Form (Wie wir es tun),
 von der Aussage zur Annahme,
 von der Oberflächen-Struktur zur Erfahrungs-Basis,
 von der Erfahrung zur Bedeutung,
 vom Gedanken zum Denkenden,
 vom Teil zum Muster,
 vom Charakter zum Kern-Material.
V
Erfahrung und deren Bedeutung
V
 Charakter wird nicht nur um Erfahrung organisiert.
Er wird auch um die Bedeutung von Erfahrung gestaltet.
 Sehr wenig von dem, was wir tun, geschieht aufgrund körperlicher Bedürfnisse und
Impulse.
Viel mehr wird getan, weil wir es „sollten“, „mussten“, weil es „richtig“ und „gut“ ist.
Wir handeln aus Plänen und Ziele heraus, die alle von Gedanken und Vorstellungen
geformt sind, nicht aus dem gegenwärtigen Erleben.
 Der größte Teil unseres Verhaltens wird nach der Transformation der frühen Kindheit, die
zur Sprache führte, von Symbolen kontrolliert.
Die Macht der Symbole ist so groß, dass wir, ihre Verwender, das Lebens-Gleichgewicht
auf der Erde in einem Bruchteil einer evolutionären Sekunde verändert haben.
 Aus diesem Grunde beschäftigen wir uns in der Entwicklungs-Begleitung mit Bedeutung
und nicht bloß mit Erleben.
Der Mystiker versucht, über die symbolischen Konstruktionen, mit deren Schaffung wir
unser Leben verbringen, hinauszugehen.
Der Gelehrte versucht ihr Herr, nicht ihr Sklave zu sein.
Wenn solche Menschen Erfolg haben, sind sie frei, das zu sein, was sie wirklich sind.
Sie können die Welt sowohl in ihrer Bedeutung als auch in ihrem Geheimnis erfahren.
 Es bedeutet harte Arbeit, Menschen, die wir kennen, ohne Etiketten zu sehen, sie in
unserem Herzen und in unserem geist frisch zu erhalten, immer wieder aus der AlltagsTrance heraus und in etwas Lebendes und Wirkliches und den gegenwärtigen Moment
hineinzuspringen.
Verhalten
Wahrnehmungen
Arbeit mit dem Kern-Material 1
Benutzung
des Körpers
Werte und
Urteile
KernMaterial
V
 Das symbolische Kern-Material eines Menschen besteht hauptsächlich aus
früh erworbenen Überzeugungen – ganz besonders über das Selbst und über
andere.
Es besteht aus Erinnerungen und den dazugehörenden zentralen Bildern
sowie vielen ebenfalls früh erworbenen unüberprüften Annahmen,
Einstellungen und Gewohnheiten.
 Hakomi-Therapie wirkt am effektivsten bei jenen symbolischen Strukturen,





die auf schmerzhaften Kindheits-Situationen beruhen,
die unsere Freiheit begrenzen,
die Wirksamkeit und Freude beschränken, die wir am Leben und aneinander haben,
die Vertrauen, Gefühl und Klarheit verhindern, mit der wir uns erkennen, und
die unsere Beziehungen und unsere Welt einengen.
 Die Menschen gestalten ihr Verhalten, ihre Wahrnehmungen, Werte, Urteile
und die Art und Weise, wie sie ihren Körper benutzen, unter dem Einfluss des
Kern-Materials.
 In der Hakomi-Therapie sind wir besonders an dem Kern-Material
interessiert, das Schlüssel-Fragen des Lebens und des Aufwachsens
reflektiert:




Zugehörigkeit
Unterstützung, Liebe und Zuwendung erhalten
ungefährdet, frei und verantwortlich sein
wissen, verstehen und die sozialen und kulturellen Regeln befolgen
 Wir versuchen, dieses Material hervorzulocken und den Entwicklung
suchenden Personen Gelegenheit zu geben, den Einfluss dieses Materials
auf ihr Leben zu ändern.
Arbeit mit dem Kern-Material 2
V
 Informationen, die wir in der Psychotherapie suchen, sind solche Überzeugungen,
Gewohnheiten und Erinnerungen, die die Reaktionen der Entwicklung suchenden Personen
motivieren und gestalten – das Kern-Material.
Der Kern trägt zur Gestaltung der Bewusstseins-Inhalte bei, während er selbst außerhalb
des Bewusstseins bleibt.
Gerade schmerzhaftes Material kann mit Hilfe starker Gewohnheiten unbewusst gehalten
und systematisch vermieden werden.
Dennoch formen diese Informationen unser emotionales Leben und verleihen ihm einen
bestimmten Sinn-Gehalt.
 Der Hakomi-Prozess ist ein Weg, den Entwicklung suchenden Personen zu helfen, mit den
Quellen ihres Charakters in Berührung zu kommen.
Die Ziele der Hakomi-Therapie sind,
1. die Entwicklung-Suchenden in gefühlsmäßigen Kontakt mit Kern-Material, insbesondere mit
Überzeugungen zu bringen;
2. Klarheit über diese Material und die Gegebenheiten, die es geformt haben, zu schaffen;
3. neue Handlungs-Möglichkeiten auf der Basis von veränderten Überzeugungen zu präsentieren;
4. die Optionen in einer sicheren und unterstützenden Therapie-Atmosphäre auszuprobieren.
 Zu den tiefsten intuitiven Überzeugungen, den mächtigsten Motivationen des Verhaltens,
den persönlichen „Lebens-Mythen“, die wir meist nicht bewusst kennen, wollen wir Zugang
finden. Diese Mythen sind meist nicht klar verbalisiert worden und können deshalb nicht
hinterfragt oder bezweifelt werden. Und was nicht bezweifelt werden kann, steht auch nicht
zur Veränderung zur Verfügung. Nur Worte können bezweifelt werden. Deshalb müssen
diese Überzeugungen ins Bewusstsein gebracht und verbalisiert werden. Anders ändern sie
sich nicht.
Vorgehens-Ziele
V
Wir erhoffen als Ergebnis unserer Interventions-Angebote, die Entwicklung suchenden
Personen darin zu unterstützen,
1. organischen Prozessen als Gesundung, emotionalem Ausdruck und dem Bedürfnis nach
Selbst-Regulation zu folgen.
2. sich auf der Ebene von Charakter, von Haltungen und Überzeugungen zu verändern,
indem sie
 emotional geladenes, schmerzhaftes Kern-Material zu verstehen und freizusetzen lernen und
 die von diesem Material beeinflussten zentralen Lebens-Funktionen zu aktivieren und zu
integrieren lernen.
3. einen konstruktiveren Umgang mit den Konflikten des Geistes, mit Spaltungen von
„Schatten und Persona“ zu finden.
4. Ihre Erlebens-Fähigkeit und Lebens-Freude (wieder-) zu entdecken.
5. sich dem hinzuwenden, Intuitionen, Gefühle und körperliche Interaktionen als Teile des
täglichen Lebens zu benutzen.
6. das Vermögen zu entwickeln, zu fühlen und ihre Gefühle auszudrücken.
7. ein besseres Verständnis für sich selbst und für andere zu bekommen.
8. mehr von ihren natürlichen Gaben nutzen zu können, die ihr Körper hervorzubringen in der
Lage ist,
9. zu einer kräftigeren, aufrechten Haltung zu finden.
10. eine bessere Haut und Haut-Farbe zu bekommen.
11. Entspannung zu erreichen und Spannung abzulegen.
12. mehr Energie und Freiheit in den Bewegungen zu erreichen.
13. allgemein ein besseres Gleichgewicht und mehr Harmonie zu erlangen.
14. ihr Körper-Gewicht in Richtung auf eine Normalisierung zu verändern.
Annahmen über Menschen und
Informations-Prozesse 1
V
1. Menschen als besondere lebende Systeme: Wir sehen den Menschen nicht nur als
informationsverarbeitendes, sondern auch als lebendes System. Menschen sind einzigartig
in ihren symbolischen und kulturellen Eigenschaften. Folglich ist die Begleit-Methode nicht
nur körper- und geistzentriert, sondern vor allem mensch- und lebenszentriert.
2. Zugang zu Unterstützungs-Strukturen: Jedes Erleben, jede Erfahrung enthält ZugangsWege zu den sie unterstützenden biologischen und symbolischen Strukturen. Diese Wege
nehmen ihren Anfang in Aspekten der Erfahrung selbst.
Wesentliche Unterstützungs-Strukturen sind:





Gedanken, Überzeugungen einschließlich falscher Annahmen usw.
Gefühle, Verstärker, Absichten, Motivationen usw.
Sensomotorische Mechanismen, Empfindungen, Körper-Haltung, Sinne usw.
Kern-Material, Gewohnheiten, Routinen usw.
Diese Unterstützungs-Strukturen gestalten Erleben und Erfahrung, während zu zumeist außerhalb
des Bewusstseins bleiben.
3. Akkumulation erlebensbezogener Informationen: Wenn man bei einem bestimmten
Erleben bleibt und immer mehr Erfahrungen sammelt, indem, man das Erleben lebendig
hält und ihre gegenwärtigen größtenteils körperlichen Aspekte erforscht, berührt man
schließlich automatisch die Unterstützungs-Strukturen und macht sie zugänglich.
Der Informations-Gehalt kann auf zwei Weisen erhöht werden:
a.
b.
indem mehr Zeit im Erlebens-Zustand von innerer Achtsamkeit verbracht wird.
indem unsere Sensibilität auf ein hohes Niveau gebracht und dort gehalten durch Senkung des
„Hintergrund-Rauschens“
Annahmen über Menschen und
Informations-Prozesse 2
V
4. Radar-Netz unterlaufen: Um Kern-Material zugänglich zu machen und mit ihm zu
arbeiten, umgehen wir die Gewohnheiten, die die Unterstützungs-Strukturen aus den
willentlich-bewussten Operationen heraushalten.
Strukturstützende Information ist normalerweise unbewusst (implizit), um der bewussten
(expliziten) Wahrnehmung die Teilnahme an dem Erleben selbst zu ermöglichen.
So beeinflussen Herz-Schlag, Atmung und die Regeln der Satz-Struktur die Sprache.
Aber das geschieht unbewusst. Diese Hintergrund-Prozesse bleiben zum größten Teil
unbemerkt.
Die Mechanismen, die Kern-Material aus dem Bewusstsein fernhalten, funktionieren
ähnlich mit dem Unterschied, dass sie „vorsätzlich“ Material vom Bewusstwerden
fernhalten können. Sie werden Abwehr-Mechanismen genannt.
Anstatt diese Abwehr-Mechanismen direkt anzugehen und zu versuchen, Kern-Material ins
Bewusstsein zu zwingen, vereinigt die Hakomi-Methode in sich Prinzipien und Techniken,
die die Entwicklungs-Begleitenden darin unterstützen, Kern-Material ohne Auslösung der
Abwehr-Mechanismen bewusst zu machen.
Dies geschieht, indem wir in erster Linie die ganze Person einschließlich der AbwehrSysteme unterstützen und dadurch das Hintergrund-Rauschen senken.
5. Wirkung von bewusster Wahrnehmung: Die achtsame Bewusstmachung des KernMaterials erlaubt dessen Wandlung. Wenn derartiges Material im Bewusstsein ist, wenn
sein schmerzhafter emotionaler Inhalt freigesetzt werden kann, kann es geklärt und sein
Einfluss auf alle Aspekte des Verhaltens durch Hinterfragen, Umbauen und PerspektivWechsel geändert werden.
Körper und mentales Leben
V
 Wir arbeiten häufig auf langsame und gezielte Weise mit dem Körper, um die Bedeutung
einer bestimmten Haltung, Geste oder Struktur zu entdecken.
 Das Vorgehen soll die Begleitung suchenden Personen in gefühlsmäßigen Kontakt mit den
Überzeugungs-Systemen und Erinnerungen bringen, die seinen Körper formen.
Der Prozess, der den Weg für solche Entdeckungen eröffnet und das Kern-Material
verfügbar macht, wird „Zugang-Finden“ (Accessing) genannt.
 Der Begriff „Kern-Material“ bezieht sich auf diejenigen Anschauungen, Gefühle,
Erinnerungen und Bilder, die einen starken gestaltenden Einfluss auf Körper und Verhalten
haben.
 Wir verfolgen fortwährend die „Spuren des Körpers“, achten auf Wechsel im GesichtsAusdruck und Gesten, Abweichungen in der Haltung, Veränderungen im Klang der Stimme
und folgen ihnen.
 Der Gebrauch von Berührung ist ein Ausdruck der Akzeptanz nicht nur der Person,
sondern auch des Körpers an sich als einen wichtigen und bedeutungsvollen Teil dieser
Person. Durch Berührungen zeigen wir unsere Sorge für den Körper und wie wir ihn in der
Entwicklungs-Begleitung gebrauchen.
Durch Berührung, durch die direkte Einbeziehung des Körpers in unsere Interaktion, helfen
wir, die Spaltung von Körper und geist zu heilen.
 Aber der wichtigste Nutzen von Berührung liegt in der Suche nach Bedeutung.
 Wir fordern die Entwicklung suchenden Personen dazu auf, als Teil der Suche nach
Bedeutung und nach den lebensgestaltenden Überzeugungs-Systemen die
Aufmerksamkeit, die innere Achtsamkeit auf die Auswirkungen der Berührungen zu richten.
Phasen des Begleit-Prozesses (BP)
 Übersichts-Grafik: Begleit-Prozess
 Kontakt herstellen
 Interaktions-Aspekte
 Bewusstsein-Zustände
 Transformation
 Integration 1
 Integration 2
 Abschluss
V
Übersichts-Grafik: Begleit-Prozesses
Kontakt herstellen
AlltagsBewusstsein
Spontanes Verhalten
und autonome
Körper-Reaktionen
unterstützen
Zugang zur inneren
Achtsamkeit finden
Durcharbeiten im
Zustand innerer
Achtsamkeit
Stromschnellen
Innere
Achtsamkeit
Zugang finden und
Arbeit mit dem
inneren Kind
BP
Das
innere
Kind
AlltagsBewusstsein
Transformation unter
sicheren Bedingungen
und im Zustand innerer
Achtsamkeit
Integration und
Abschluss
Kontakt herstellen
BP
 Kontakt bedeutet, mit dem in Berührung zu sein, was bei der anderen Person genau jetzt,
genau hier passiert. Kontakt geht über den schlichten Austausch von Informationen
hinaus.
Es geht darum, Gefühle, Stimmungen, Erregungs-Niveaus und anderen Dinge
aufzugreifen.
Kontakt bedeutet, mit jemandem zu sein, zuzuhören und sich selbst berühren zu lassen.
All dies dient dem Rapport, dem Zustand verbaler und nonverbaler Bezogenheit von
Menschen aufeinander.
 Wenn die Begleit-Person eine einfache direkte Aussage über das gegenwärtige Erleben
der Entwicklung suchenden Person anbietet, ohne zu interpretieren, dann ist dies eine
Kontakt-Aussage: „Traurig, hm?“
Die Aussage muss in der Weise getroffen werden, dass der Entwicklung suchenden
Person genügend Raum zum Nein-Sagen bleibt. Die Begleit-Person muss – dies als
wichtige Bedingung für eine Kontakt-Aussage – bereit sein, sich zu irren.
Kontakt-Aussagen machen einen Zwei-Personen-Prozess aus zwei Menschen, sie
erlauben der Begleit-Person, in die Welt der Entwicklung suchenden Personen einzutreten
und daran teilzuhaben.
Kontakt-Aussagen werden auch verwendet, um die Entwicklungs-Suchenden mit dem in
Berührung zu bringen, was außerhalb ihres Gewahrseins vor sich geht.
Die Traurigkeit, die die Begleit-Person bemerkt und erwähnt, könnte bisher nur an der
Peripherie des Bewusstsein gelegen haben.
Interaktions-Aspekte
BP
Beim Kontakt werden folgende acht wichtigen Aspekte der therapeutischen Interaktion
eingeführt:
1. Validierung und Unterstützung: Indem man anzeigt, dass man zuhört, validiert man den
anderen. Man sagt mit seiner Aufmerksamkeit, dass man bereit ist, ihm Raum zu geben,
alles über sich herauszufinden, indem er der Begleit-Person Teile von sich zeigt.
2. Selbst-Regulation: Indem man mit allem mitgeht, was beim Gegenüber passiert, indem
man ihn so sein lässt, wie er ist, indem man ihn unterstützt, dass er die Führung
übernimmt, wenn er will, vermittelt man, dass es in Ordnung ist, dass er sein eigenes
Leben lebt und beginnt, Vertrauen in sich selbst aufzubauen.
3. Sicherheit und Schutz: Da die Entwicklung suchende Person in der EntwicklungsBegleitung die Aufgabe hat, tief in sich hineinzugehen und den Kern ihres Selbst zu finden,
besteht ein großer Teil der Aufgabe der Entwicklungs-Begleitenden darin, der Person die
dafür nötige Sicherheit zu bieten. Die höchste Verantwortung Begleitender heißt: „Schütze
die Seele!“ Die Regel ist: Sicherheit zuerst und keine Gewalt gegen Körper und Geist.
4. Der Körper als Teil des Begleit-Prozesses: Idem wir über den Körper sprechen und ihn
anschauen, beginnen wir, ihm einen Platz im Begleit-Prozess einzuräumen.
5. Die Rolle der Begleit-Person: Unterschiede in den Rollen-Erwartungen können
aufgegriffen und besprochen werden.
6. Berührung: Es ist wichtig, frühzeitig klarzumachen, dass Berührung in Ordnung ist, und
von vornherein soviel wie möglich durch Berührung auszudrücken.
7. Verwendung der inneren Achtsamkeit: Oft lautet die erste Aufgabe an die Entwicklung –
Suchenden: „Was erlebst du, wenn…?“
8. Ausdruck von Gefühlen: Es wird vermittelt, dass es in Ordnung ist, starke Gefühle zu
haben und auszudrücken, insbesondere die als schlecht betrachteten wie Ärger, Hass usw.
Bewusstseins-Zustände (BZ)
 Übersichts-Grafik:
Bewusstseins-Zustände
 Alltags-Bewusstsein
 Innere Achtsamkeit
 Das innere Kind
 Die Stromschnellen
BP
Übersichts-Grafik: Bewusstseins-Zustände
Die Stromschnellen
Verlust innerer
Achtsamkeit,
unkontrollierbare
emotionale
Freisetzung,
spontane
Bewegungen und
Spannungen,
Gefühls- und
Erinnerungs-Wellen,
Verwendung von
Spannung und
Haltung zur
Kontrolle des
GefühlsFlusses
Alltags-Bewusstsein
Gewohnheiten, schnelles
Tempo, zielorientiert.,
Orientierung nach außen, enger
Aufmerksamkeits-Fokus,
Gewahrsein von Raum und Zeit
Innere Achtsamkeit
Lernen, langsam,
erforschend, nach innen
gerichtete Orientierung,
offener AufmerksamkeitsFokus, kein Gewahrsein
von Raum, Zeit und
Kontext
Das innere
Kind
Doppelbewusstsein,
klare frühe
Erinnerunge
n, kindhaftes
Gefühl,
kindhafte
Sprache,
schmerzliche
Gefühle oder
Verwirrung
BZ
Alltags-Bewusstsein
BZ
 Alltags-Bewusstsein zeichnet sich durch Ziel-Orientiertheit aus.
Die Aufmerksamkeit ist darauf ausgerichtet, etwas zu tun.
Sie beschäftigt uns.
 Alltagsbewusstsein wandert schnell von einer Sache zur anderen.
Es hängt eng mit Gewohnheit und einem Gefühl für Raum und Zeit zusammen.
 Alltags-Bewusstsein ist eher eng fokussiert auf äußere Gegebenheiten gerichtet.
 Ziel-Orientierungen und Gebundenheit in Raum und Zeit und der Praktischen Welt
bewirken im Alltags-Bewusstsein einen Handlungs-Stil und ein Tempo, die mit einer
sorgfältigen Selbst-Erforschung und signifikanter Veränderung nicht vereinbar sind.
Lernen und Verändern geschehen besser in anderen Zuständen.
 In der Hakomi-Therapie verwenden wir das Alltags-Bewusstsein nur als Ausgangs-Punkt,
zu dem wir immer wieder zurückkehren können.
 Äußere Anzeichen:
 Entwicklung suchende und Entwicklung begleitende Person unterhalten sich.
 Die Entwicklung suchende Person schaut auf die begleitende Person, wenn diese spricht, und
wartet darauf zu antworten.
 Ihre Augen sind offen.
 Der Klang der Stimme ist wie im normalen Gespräch, geschäftsmäßig oder mit wenig Emotionen.
 Die Interaktion verläuft im normalen, für Erwachsene typischen Tempo.
Innere Achtsamkeit (IA)
 Ausdruck bei innerer Achtsamkeit
 Zugang zur inneren Achtsamkeit
finden
 Vier Prinzipien des Zugang-Findens
 Durcharbeiten im Zustand innerer
Achtsamkeit
 Sonden und innere Achtsamkeit
 Reaktion oder Antwort
 Übernehmen und innere Achtsamkeit
 Suche nach Bedeutung
 Sensibilitäts-Kreis
BZ
Ausdruck bei innerer Achtsamkeit
IA
 Innere Achtsamkeit ist durch „gewollte Passivität“ charakterisiert.
Dies bedeutet, sorgfältig zu beobachten, ohne einzugreifen.
 Innerer Aufmerksamkeit fehlt die Orientierung in einem Kontext von Raum und Zeit.
Sie bewegt sich langsam und ist in der Lage, die Gestaltung der Gewohnheiten selbst zu
beobachten.
 Innere Achtsamkeit konzentriert sich unbeengt auf die innere Erfahrung.
Statt tätig und zielgerichtet zu sein, nimmt sich innere Achtsamkeit die Zeit zu studieren,
was sie beobachtet.
 Innere Achtsamkeit ist ein Zustand, in dem die Person beobachtet und gleichzeitig die
Entstehung neuer Orientierung zulässt.
Es ist ein Zustand der Reorientierung.
Er ist ruhiger als das Alltags-Bewusstsein, langsamer und nach innen gerichtet.
 Äußere Anzeichen:
 Die Entwicklung suchende Person schließt gern die Augen.
 Die Sprache wird weich und langsam.
 Wenn die Begleit-Person Fragen stellt, bleibt die andere Person ruhig, hält die Augen geschlossen
und antwortet langsam.
 Die Augen können unter den Augen-Lidern auf- und abwärts flattern.
 Achtsamkeit ist ruhig und beobachtend.
 Die Atmung ist leicht.
Zugang zur inneren Achtsamkeit finden
 Keine Information, die eine bestimmte Operation kontrolliert, kann geändert werden,
während diese Operation im Gang ist.
Du kannst keinen Zugang zu Menschen finden, wenn wie beschäftigt sind.
Der beschäftigte Geist erlaubt keinen Zugang zu seinen Annahmen und
Überzeugungen.
 Um zu Charakter-Informationen Zugang zu finden, müssen wir wenigsten für den
Augenblick aufhören, uns charakteristisch zu verhalten.
 Bewusstseins-Zustände wie Staunen oder Achtsamkeit sind nicht intellektuell geprägt.
Es sind Zustände, in denen unser Kontakt mit der reinen Erfahrung, mit dem
unmittelbaren Erleben sehr stark ist.
Unsere lebensgestaltenden Überzeugungen sind dann für uns sehr real.
Genau das ist der Punkt, an dem sie zur Verfügung stehen:
wenn sie als real gefühlt werden, wenn sie gefühlte Realität (felt sense) sind.
 Die Zugangs-Techniken, die im Hakomi verwendet werden, enthalten als wesentliche
Eigenschaften die Aufrechterhaltung des bewussten Gewahrseins und der Erinnerung.
Sie bewegen sich immer innerhalb eines Rahmen, den die Entwicklung suchende
Person selbst festlegt und der ihr Wahl-Möglichkeiten lässt. Diese Eigenschaften
stimmen mit dem Prinzip der inneren Achtsamkeit und der Gewaltlosigkeit überein, die
den Prozess übergreifend vor und nach der Zugangs-Phase leiten.
 Wenn die innere Achtsamkeit sich einstellt, so geschieht das als Antwort auf die
Instruktionen der Begleit-Person, einfach dessen gewahr zu sein, was geschieht, wenn
sie eine Sonde gibt, etwas übernimmt oder die Person auffordert, etwas zu tun.
IA
Vier Prinzipien des Zugang-Findens
IA
1. Sicherheit schaffen: Die Entwicklung suchende Person muss sich sicher genug fühlen,
um Ziel-Gerichtetheit, den Ablauf der Zeit und die bewusste Wahrnehmung der
Umgebung loszulassen und nach innen zu gehen.
Die Person bekommt Raum, daran zu arbeiten , sich wohler zu fühlen.
Frage: „Gibt es irgend etwas, womit du dich besser fühlen würdest?“
2. Gegenwärtiges Erleben erfragen: Hilf den Entwicklung-Suchenden, die
Aufmerksamkeit auf das gegenwärtige Erleben zu lenken und dabei zu bleiben.
Gefühlte Realitäten sind Gefühle, Stimmungen, Gedanken und Muskel-Anspannungen,
die eben jetzt passieren.
Stelle Fragen nach konkretem Erleben, die nur beantwortet werden können, wenn die
Person im gegenwärtigen Erleben bleibt, z. B.: „Was für eine Traurigkeit ist das?“.
Dann geht die Person tiefer in die Traurigkeit hinein. Nur so wird die Trauer informativ.
Es geht darum, alles, was die Person sagt und tut, auf gegenwärtiges Erleben hinwenden
zu können.
3. Langsam vorgehen: Geh langsam vor. Wenn du zu schnell machst, können die
Personen nur reagieren, während sie versuchen, mit dir Schritt zu halten.
Die Neuronen, die innere Achtsamkeit vermitteln, sind komplexer geschaltet und viel
langsamer als jene, die Alltags-Bewusstsein vermitteln.
4. Sanft sein: Du darfst nicht gewaltsam vorgehen. Gewaltlosigkeit und Achtsamkeit sind
der Weg zur Erkenntnis des höheren Selbst. Sei bei der Arbeit immer dem anderen
zugewandt, immer mitfühlend. Arbeite niemals gegen jemandes Willen und Wünsche
oder mit Plänen, Wertungen, Ratschlägen, Vorbehalten, Arroganz.
Du musst vermeiden, die Abwehr-Systeme auszulösen.
Durcharbeiten im Zustand innerer Achtsamkeit
IA
 Zugänglichmachen bringt die Entwicklung suchende Person in den Zustand innerer
Achtsamkeit.
 Die Entwicklung suchende Person sollte alle Anzeichen der inneren Achtsamkeit zeigen:
1.
2.
3.
4.
die Langsamkeit und Weichheit der Sprache
die geduldige Konzentration
meist Schließen der Augen
die Bericht-Erstattung über gegenwärtiges Erleben in der Gegenwart-Form ohne die Augen zu
öffnen und ohne aus dem Zustand innerer Achtsamkeit herauszukommen
 Sobald dies geschehen ist, besteht das Ziel darin, diesen Zustand zu stabilisieren und
zunächst zu vertiefen und dann mit seiner Hilfe Kern-Material zu erschließen.
 Die Vertiefung verläuft allgemein von gegenwärtigem Erleben als Gedanken,
Vorstellungen, Körper-Empfindungen als Spannungen, Gefühlen zu Überzeugungen,
Erinnerungs-Bruchstücken und Bilder bis hin zu ganzen Erinnerungen, Erfahrungen und
Einsichten, die Teil der verborgenen und schmerzhaften Vergangenheit sind.
In Kontakt mit diesen alten Vorgängen zu kommen, erscheint wie eine Heimkehr zum
Selbst, zu dem Erleben, sich endlich wirklich und wesentlich zu kennen, um neu zu
entscheiden, wer man sein will.
Es findet ebenfalls ein Wechsel von örtlichen Empfindungen, Spannungen und Gefühlen zu
globaleren, auf den ganzen Körper bezogenen Vorgängen statt.
Wir versuchen oft, ans Kern-Material heranzukommen, indem wir nach der Bedeutung
irgendeinen körperlichen Vorgangs, z. B. als Antwort auf eine Sonde, fragen:
„Was scheint dir dein Körper mit diesem Spannungs-Muster zu sagen?“
Sonden und innere Achtsamkeit
IA
 Eine Sonde ist ein Experiment im Rahmen der Entwicklungs-Begleitung, das innere
Achtsamkeit ausnutzt, das darauf angelegt ist, etwas Automatisches und Unbewusstes ins
Bewusstsein zu bringen, etwas auf das gegenwärtige Erleben konzentriert aus dem
Inneren zu entdecken, um neue, alternative Informationen zu sammeln und in das Denk-,
Fühl- und Leib-Empfindungs-System der Menschen zu implantieren.
 Es gibt zwei Arten von Sonden:
 Verbale Sonden mit einer definierten Form:
Wenn die Rat suchende Person bereit ist, stellt man die Frage:
„Was passiert/geschieht/erlebst du/wie ist es für dich, wenn du hörst…?“
(Nicht: „Was denkst/fühlst/empfindest du?“)
Danach wird mit der beobachteten Antwort und dem Bericht darüber weitergearbeitet.
Diese verbalen Sonden erzeugen oft Körper-Empfindungen, Spannungen,
Bewegungen usw.
 Nonverbale Sonden verwenden statt des Satzes eine Handlung, meist eine sanfte
Berührung, oder man lässt die Person etwas tun, z. B. eine leichte Veränderung der
Haltung herbeiführen.
Diese nonverbalen Sonden produzieren oft Gedanken, Erinnerungen, Bilder oder
Ähnliches.
 Sonden werden nicht im Zustand hoher emotionaler Erregung und bei der Arbeit mit dem
inneren Kind verwendet, um die Personen nicht aus dem Erleben herauszubringen.
 Wenn man Sonden verwendet, wird die Schnitt-Stelle zwischen Geist und Körper
angesprochen. Auf diese Weise wird das Erleben der Rat-Suchenden gestärkt, ein
integriertes, ganzheitliches Wesen zu sein.
Reaktion oder Antwort
IA
 Entwicklungs-Begleitung ist keine Konversation. Die Begleit-Person muss schnell aus
einem Interventions-Reaktions-Muster herausspringen, um zur Achtsamkeit zu gelangen.
 Reaktionen sind automatisch, unbewusst, schnell und systemimmanent.
Ein wichtiger Zeit-Punkt, um Reaktionen von Antworten zu unterscheiden, ist nach einer
Sonde. Eine Sonde weckt Achtsamkeit: „Nimm einfach wahr, was geschieht, wenn…“ Nur
wahrnehmen, beobachten. Eine Sonde ist eine Frage. Sie will eine Antwort in Form eines
Berichtes: „Als du das sagtest, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf, die sagte…“.
Oder: „Meine Brust entspannte sich, meine Hände fühlten sich warm an…“
 Eine Entwicklung suchende Person, die beobachtet und berichtet, ist im Zustand innerer
Achtsamkeit. Sie hat genug Distanz zu dem, was vor sich geht, um einen ReaktionsImpuls zu bemerken, ihn aufzuschieben und über in zu berichten.
So entsteht eine Antwort: beobachten, aufschieben und des Erleben in Worte fassen.
 Wenn die Entwicklung suchende Person auf die Sonde reagiert, ist das kein Bericht.
Die Person reagiert, als ob die Sonde nur Teil der normalen Unterhaltung wäre, als ob die
Sonde keine Sonde gewesen wäre, sondern irgendetwas, was die Begleit-Person fragt.
Zum Beispiel fragt sie: „Was passiert, wenn du die Worte hörst: Ich werde immer für dich
da sein?“
Die Entwicklung-Suchende reagiert mit: „Das bist du niemals für mich gewesen. Niemand
ist das jemals gewesen.“
Sehr oft tritt die Reaktion einfach auf, schnell und ohne die Überlegung, die in eine Antwort
einfließen würde. Diese Reaktion ist kein Bericht.
Es mangelt ihr an innerer Achtsamkeit. Sie bleibt Teil des Alltags-Bewusstseins.
Übernehmen und innere Achtsamkeit
IA
 Übernehmen meint, für die Rat suchende Person etwas zu tun, was diese gewöhnlich
selbst macht, vor allem im Bereich der Selbst-Unterstützung und Selbst-Kontrolle.
 Zum Beispiel kann man
 körperlich übernehmen (Muskel-Spannungen, blockierten Ausdruck, Bewegungen,
Impulse, Selbst-Unterstützung), etwa das Gewicht des Kopfes der Rat-Suchenden
abnehmen, nachdem dieser sich langsam nach vorn und unten gesenkt hat, etwa im
Verlaufe einer immer größer werdenden Traurigkeit. Die durch das Absenken
entstandene Anspannung blockiert nämlich die Erfahrung.
 verbal übernehmen (Gedanken und Überzeugungen), etwa falls die Rat suchende
Person auf eine Sonde mit einer innere Stimme reagiert, können wir diese Stimme
übernehmen, und das, was sie sagt, für die Person aussprechen.
 Übernehmen ist ein Unterstützungs-Angebot, Dinge leichter zu machen, einen Teil der
Anstrengung abzunehmen, dies insbesondere an den Barrieren im Sensibilitäts-Kreis.
Gleichzeitig ist es Einladung, unterstützende, nicht einengende Beziehungen einzugehen.
 Übernehmen




vermindert die innere Ablenkung von den bedeutsamen Kern-Prozessen.
erhöht die Sensibilität für innere Vorgänge.
erleichtert die Arbeit der Selbst-Entdeckung, macht diese sicherer und klarer.
erlaubt dem Gewahrsein, von defensiven Aufgaben (Abwehr) zu den abgewehrten Gefühlen und
Erinnerungen - auch des Kindes - vorzudringen.
 Die Kombination von Sensibilität und Sicherheit erlaubt den Rat-Suchenden, ihre
Identifikation mit dem Abwehr-Bewusstsein auf den Kontakt mit Erinnerungen und
Gefühlen zu verlegen, gegen die die Abwehr errichtet worden ist.
Suche nach Bedeutung
IA
 Entwicklungs-Begleitung endet nicht, wenn die Entwicklung suchende Person mit ihrer
Erfahrung in Kontakt ist. An dieser Stelle beginnt sie erst.
 Entwicklungs-Begleitende müssen sowohl wissen,
 wie sie den Entwicklung-Suchenden helfen können, in die Erfahrung zu gelangen und
bei ihr zu bleiben,
 als auch, was man mit der Erfahrung anfängt, wenn sie da ist.
 Am wichtigsten ist, den Personen zu helfen, diese Erfahrung auf eigene Weise zu
verstehen.
 Allgemeine Bedeutung entspringt den theoretischen Hintergründen der Entwicklung
begleitenden Person, der Begegnung und Erfahrung mit Dutzenden EntwicklungsSuchenden.
Die spezifische Bedeutung in Bezug auf die jeweilige Person entstammt einer Reihe von
Ereignissen, die die persönliche Erfahrung der Entwicklung-Suchenden von EntwicklungsBegleitung repräsentieren.
 Es ist schwieriger, besondere Bedeutung zu erhalten als allgemeine. Ersteres erfordert
mehr Zeit, Intelligenz und Mitgefühl von Seiten der Entwicklungs-Begleitenden.
Aber für das Wohlbefinden der Entwicklung-Suchenden ist die Erarbeitung spezifischer
Bedeutungen entscheidend. Es ist viel wirksamer, einfach nur die Bühne aufzubauen, die
Situation sicher zu machen, beim Zugang-Finden zu helfen und die Achtsamkeit zu
unterstützen. Dieser Prozess wird zur Entdeckung führen, ohne der Entwicklung
suchenden Person die eigene Leistung der Selbst-Entdeckung und Veränderung durch
harte und oft schmerzhafte Anstrengung wegzunehmen.
Sensibilitäts-Kreis (SK)
 Grafik zum Sensibilitäts-Kreis
 Tabelle zu zentralen Lebens-Funktionen
 Einsichts-Barriere
 Handlungs-Barriere
 Stärkungs-Barriere
 Abschluss-Barriere
 Intervention an den Barrieren: allgemein
 Intervention an den Barrieren: Gefühle
 Intervention an den Barrieren: Worte 1
 Intervention an den Barrieren: Worte 2
 Intervention an den Barrieren: Erinnerung
 Intervention an den Barrieren: Körper
 Intervention an den Barrieren: Impulse
IA
Grafik zum Sensibilitäts-Kreis
InformationsSammlung zwischen
Kontakt
(fehlende
Distanz)
+
EinsichtsBarriere
SK
Ausdruck zwischen
Handlung
Rückzug
Orientierung
und Klarheit
(fehlende
Nähe)
(fehlende
Kontrolle)
+
Verzögerung
(fehlender
Impuls)
HandlungsBarriere
Entspannung,
Loslassen und
Neuorientierung
Wirksames
Handeln
AbschlussBarriere
Abschließen
zwischen
klammern
+
abbrechen
Unfähigkeit zur
Bewertung als
Bewertung und
Befriedigung
Barriere
gegen
Stärkung
StärkungsBarriere
+
fehlender
Widerstand
gegen
Toxisches
Tabelle zu zentralen Lebens-Funktionen
SK
Abschnitt
Funktionen
Ziel
Polaritäten
Gute Integration
Fehlintegration mit
Disposition
Orientierung
InformationsSammlung,
Distanzierung
Klarheit
und
Einsicht
Kontakt 
Rückzug,
absorbiert
 objektiv
gute Ausnutzung von
Informations-Quellen
(innen und außen)
zu Rückzug oder
Klammern,
zu objektiv oder zu
absorbiert
Handeln
Timing,
Kontrolle,
Ausdruck
wirksam
handeln
und
reagieren
impulsiv
gehemmt,
übereilt 
verzögernd
Gutes Timing, hohe
Wirksamkeit und
Präzision,
ausgeglichener Sinn
für Verantwortung
zum Reagieren oder
Verzögern, zu Impulsivität
und Unverantwortlichkeit,
zu Festsitzen und Schuld
Bewertung
Feedback,
Einschätzung
Befriedigung und
Stärkung
toxisch 
stärkend,
Akzeptanz
 Zurückweisung,
Erfolg 
Fehlschlag
Befriedigung,
Wachstum,
Integration,
Stimmigkeit,
Gewinne,
Gesundheit,
Stärke
zu kurzfristiger Stärke
und plötzlichem oder
langfristiger Schwäche
und langsamen
Zusammenbruch,
Verlust von Stärkung,
Unterstützung, Reserven
Neuorientierung
Abschluss,
Abbruch,
Organisation
der WunschHierarchie
Entspannung,
Abschluss
und
Neuorientierung
Ausdauer
 Wechsel,
Perseveration 
Abbruch
Ausgeglichener
Überblick und
Fähigkeit, sich um
mehrere Bedürfnisse,
Aktivitäten oder
Projekte gleichzeitig
kümmern zu können
zu Durchhalten oder
Abbruch, das eine zu viel
zu tun, während das
andere vernachlässigt
wird, Unfähigkeit zu
Abschluss oder zum
Durchhalten
Barrieren
 Wenn man versucht, Kern-Material zugänglich zu machen, schlüpfen
unterbrechende Gewohnheiten in den Prozess, mit denen wir Ängste und
Schmerz vermeiden.
Barrieren bilden Punkte im Prozess, an denen Rat-Suchende hängenbleiben,
ausweichen, abwehren und versuchen, sich an den Druck und Stress, der auf
ihnen lastet, anzupassen.
 Barrieren bestehen aus Gewohnheiten, mit deren Hilfe wir uns daran hindern
1.
2.
3.
4.
sensitiver zu werden und uns dem Kern zu nähern (Einsichts-Barriere),
uns angemessen handelnd auszudrücken (Handlungs-Barriere),
die Stärkungs-Möglichkeiten zu erkennen, die uns zur Verfügung stehen, und
zurückzuweisen, was uns schadet und vermeiden werden muss (Stärkungs-Barriere),
Die Vergangenheit loszulassen, das Geschehene würdevoll hinter sich zu lassen und
weiterzugehen (Abschluss-Barriere).
 Hinweise, dass sich die Rat suchende Person einer Barriere nähert und es ihr
schwer fällt weiterzugehen, sind:
a.
b.
c.
d.
e.
Eine starke negative Antwort auf eine Sonde.
Die Begleit-Person sagt: „Du bist okay so wie du bist.“
Die Rat suchende Person hört eine laute innere Stimme: „Nein, das bin ich nicht.“
Die Begleit-Person bietet Unterstützung an und die Rat suchende Person schient sie
nicht annehmen zu können.
Die Rat suchende Person verliert sich im Geschehen, wird verwirrt, fährt sich fest oder
springt von einem Problem zum anderen.
Der ganze Prozess schein in irgendeiner Weise festzusitzen.
Die Begleit-Person hört viel „Ich kann nicht“ und „Ich verstehe nicht“
SK
Einsichts-Barriere
SK
 Mit genügend Informationen werden die Optionen klar.
 An der Einsichts-Barriere blockieren Gewohnheiten die Sammlung von Informationen auf
1. sensorischen Niveau (Rückzug vom Kontakt mir der eigenen Körper-Erfahrung) und
2. Einsichts- und Verständnis-Niveau,
dies in Bezug auf sich selbst und im Bezug auf die Mitwelt (Rückzug aus Sozialkontakten).
Manche Leute wollen bestimmte Dinge nicht sehen und verstehen.
Sie ziehen es vor, nicht im Kontakt zu sein.
 Die Einsichts-Barriere findet sich besonders bei Menschen mit schizoidem CharakterProzess. Deren Leben ist hart und voller Gefahr.
Einige Erfahrungen waren zu überwältigend. Die wollen sie nicht noch einmal haben.
Sie wollen nicht daran erinnert werden und anerkennen, wie ungeliebt und ungewollt sie
waren, wie hart ihre Mutter oder ihr Vater sie behandelt hat.
 Schmerzhafte Erinnerungen sollten so lange weggeschlossen bleiben, bis die Personen bereit
sind, sie zu sehen und zu verstehen.
Es gilt, diesen Personen zu erleichtern, den Kampf gegen diese Einsichten aufzugeben, die
Einsichten zu absorbieren und zu integrieren.
 Wenn dieser lange Kampf vorbei ist, haben die Menschen endlich die Freiheit, sich zu
kennen, ganz zu leben und hier in dieser Welt zu sein – im Kontakt mit sich und mit anderen.
 Auch der hysterische Charakter-Prozess zeigt Aspekte der Einsichts-Barriere in der
Weigerung, Veränderung, Abschluss und Trennung zu akzeptieren.
Die Person produziert „emotionales Rauschen“ als Starke Gefühle, um Kontakt-Abbruch zu
vermeiden und die Gründe dafür zu überdecken.
Handlungs-Barriere
SK
 Man kann offen für Informationen und Einsicht sein, aber an der nächsten Barriere
blockieren, die das Handeln verhindert, wenn es darum geht, Verantwortung zu
übernehmen.
 Es gibt Menschen, denen in Bezug auf Handeln Angst (Nimm dich in Acht), Vorwürfe
und Schuld-Gefühle gemacht wurde.
Sie fühlen, dass sie festsitzen, dass sie andere verletzt haben und ass allas, was sie
tun, alles nur noch schlimmer machen wird.
Ihre beste Reaktion bestand dann darin, nicht zu reagieren. Sie lernten, dass es
klüger ist, zu warten, wurden Experten im Verzögern und Dulden.
Solche Gewohnheiten gehören zum masochistischen Charakter-Prozess.
Sie fühlen, dass sie zwar handeln wollen, aber nicht können. Tatsächlich wollen sie
die Verantwortung nicht. Sie ziehen Gewinn aus der Opfer-Rolle. Ihrer eigenen Ziele
scheinen sie sich nicht bewusst zu sein.
 Diese Menschen brauchen Unterstützung darin zu realisieren, dass es okay ist,
direkt und aggressiv zu sein, besonders wenn sie ärgerlich sind oder andere
kritisieren.
Sie brauchen Unterstützung dabei, einen Geschmack der Freiheit zu bekommen
und zu spüren, dass die Verantwortung die Mühe wert ist.
 Es geht nicht darum, sie dazu zu bringen, irgendetwas zu tun.
Hier wäre es sogar sinnvoll, sie tatkräftig zurückzuhalten.
Sondern es geht darum, dass sie jenen Teil des Selbst zu aktivieren lernen, der
eigene Motive hat und kennt.
Stärkungs-Barriere
SK
 Es gibt Menschen, die sich dem einsamen Weg verschreiben
haben, die glauben, alles selbst machen zu müssen.
Sie sind der Ansicht, dass dies eine leere Welt ist, in der man auf
niemanden zählen kann.
Sehnsucht nach
Unterstützung
 In der Befriedigung-Phase stoßen einige Menschen die
vorhandene Unterstützung und Stärkung zurück, obwohl sie
diese eigentlich wollen.
Sie fürchten sich davor, dass ihnen die Stärkung entzogen wird
und sie fürchten sich vor ihrer eigenen Sehnsucht.
Unterstützung
suchen
 Dieser Teufels-Kreis ist Haupt-Bestandteil des oralen CharakterProzesses und führt auf lange Sicht zu Depressionen.
Unterstützung
zurückweisen
 Die Gewohnheit, nicht an Stärkung zu glauben und diese
zurückzuweisen, führt zu Schwäche und Zusammenbruch auf
der emotionalen Ebene.
Angst vor Alleingelassenwerden
 Diese Menschen müssen lernen, anzunehmen und zu
verwenden, was ihnen zur Verfügung steht.
Für sie gilt es, den Teufels-Kreis zu erkennen, in dem sie
gefangen sind.
Sie bekommen nur so viel Stärkung, wie sie verarbeiten können.
Abschluss-Barriere
 An der Abschluss-Barriere behindern gewohnheitsmäßige Verhaltens-Weisen die
Beendigung des einen und das flüssige Beginnen eines anderen Prozesses.
 Die Abschluss-Barriere offenbart die Schwierigkeit, Ideen und Pläne, Situationen,
Gedanken, Gefühle, Beziehungen, Aufgaben, Loyalität oder anderes loszulassen,
diese Dinge sich vollständig abschließen zu lassen.
 Menschen mit einem rigiden Charakter-Prozess (Hysteriker, Phalliker) haben
es schwer, sich zu entspannen.
Wenn Emotionen für sie zu stark werden, nehmen sie im Handeln Zuflucht.
Solange sie beschäftigt sind, vermeiden sie ihre Bedürfnisse, Wünsche und
Schmerzen stärker zu fühlen.
 Diese Menschen werden für Ausdauer belohnt, sowohl durch die äußere
Belohnung in Gestalt des Eltern-Lobes (Eltern liebten nicht auf die
voraussetzungslose Art, was das eigentliche Grundrecht der Kinder ist) als auch
durch die innerliche Form der Erhöhung des Selbst-Wertes (leistungsabhängiger
Selbst-Wert).
 Menschen mit einer Abschluss-Barriere brauchen Unterstützung dabei zu lernen,
sich zu entspannen und ihr Herz im Vertrauen zu öffnen, dass es liebevoll
angenommen wird.
Sie brauchen Hilfe dabei, einen Selbst-Wert zu finden, der nicht von Leistung
abhängig ist.
Sie brauchen Unterstützung dabei, die lange frustrierte Suche nach Liebe des
einen Eltern-Teils abzuschließen, die allzu menschliche Grenzen hatte.
SK
Interventionen an den Barrieren: allgemein
An den Barrieren sind prinzipiell drei Arten von Interventionen möglich:
1. Eine Intervention besteht darin, das Weitermachen ungefährlicher zu machen.
Das beinhaltet zu entdecken, was die Widerstände gegen das Weitermachen sind,
und Möglichkeiten zu finden, mit diesen Widerständen umzugehen.
2. Das zweite, was Begleitende an der Barriere tun können, ist, die Situation zu klären.
Dazu verwendet man Sonden oder andere Techniken, um den EntwicklungsSuchenden dabei zu helfen, an diesem Punkt des Prozesses mehr über sein Erleben
zu entdecken.
Hier verlässt man sich auf die innere Achtsamkeit der Entwicklung-Suchenden. Dazu
werden Fragen gestellt und andere Interventionen benutzt, um die Person in der
Gegenwart und am Thema zu halten.
In der Erfahrung bleiben und die Informationen zu sammeln, die sich nur das das
Dabeibleiben ergeben – das bringt Klarheit.
3. Die dritte Art von Interventionen an der Barriere besteht darin – und das ist das Ziel
des ganzen Prozesses -, Kern-Material direkt ohne den Weg über UngefährlichMachen und Klärung zugänglich zu machen.
Kern-Material ins Bewusstsein zu bringen, hängt von der Mithilfe und Kooperation des
Bewusstseins und der Unterbewusstseins der Entwicklung suchenden Person ab.
Man kann subtil und gekonnt mit Sonden und Ähnlichem Gefühle und Erinnerungen
hervorrufen, die sonst nicht aufgestiegen wären.
Doch zugleich darf man nicht drängen. Keine Gewalt. Keine Provokation.
Damit erzeugt man nur Widerstand.
SK
Interventionen an den Barrieren: Gefühle
 Mach Kontakt: „Du fühlst dich traurig?“
 Verzögern der Erklärung: Halte die Entwicklung suchende Person in dem
Erleben: „Erzähl mir nicht jetzt sofort davon. Bleibe einfach dabei und
beobachte, was du über dieses Gefühl erfahren kannst.“
 Vertiefen: „Was für eine Traurigkeit ist das? Was kann und will dir diese
Traurigkeit über dich selbst sagen?“
 Mach das innere Kind zugänglich: „Wer ist es, der sich da traurig fühlt?
Wie sieht dieser Teil von dir aus?“
 Finde Zugang zum Körper: „Wo sitzt dieses Gefühl in deinem Körper?
Wie nimmt dein Körper an dieser Traurigkeit teil?“
 Stärkung: „Was braucht diese Traurigkeit?“
 Distanzierung: „Schau dir das Gefühl aus einer Distanz an. Setz diese
Traurigkeit dort drüben hin. Was sagt sie dir?“
SK
Interventionen an den Barrieren: Worte 1
SK
 Klärung: Finde heraus, wie diese Worte auftauchen: „Ist das eine Gedanke? Hast du
eine Stimme gehört, die das sagte?“
 Informations-Sammlung: „Wer sagt das? Was für eine Stimme ist das? Wie ist die
Qualität dieser Stimme – ängstlich, traurig usw.?“
 Übernehmen: Die Begleit-Person übernimmt die Stimme und imitiert präzise die
genauen Worte, das Sprechtempo und die Betonung.
 Positions-Wechsel: Die Entwicklung suchende Person gibt der Begleit-Person die
Sonde vor und die Begleit-Person ahmt die Antwort nach.
 Übersetzung: „Was hast du gehört in dem, was ich gesagt habe?“
Diese erscheint nützlich, wenn die Begleit-Person eine ungewöhnliche Antwort auf ihre
Sonde hin erhält, die darauf hinweist, dass die Sonde eine besondere Bedeutung für die
Entwicklungs-Suchende hat.
 Differenzierung: „Ich bin nicht deine Mutter. Ich bin… und ich akzeptiere dich, wie du
bist.“ Dies ist nützlich, wenn die Entwicklung suchende Person nicht zwischen der
Begleit-Person und jemand anderem zu unterscheiden scheint.
 Häppchen schneiden: Verringere die angebotene Stärkung auf eine Dosis, die die
Entwicklung suchende Person annehmen kann: „Du könntest jetzt während der nächsten
60 Sekunden entspannen.“
 Achtsamer Widerspruch: Gib die Sonde und lass die Entwicklung suchende Person mit
dir streiten. Dann vertausche die Positionen. Das hilft dabei, zunächst die Kontrolle über
die unbewusste Antwort zu übernehmen, und lässt den Teil hervorkommen, der die
Stärkung annehmen möchte.
Interventionen an den Barrieren: Worte 2
SK
 Muster durchbrechen: Trenne Stimme, Körper und Gefühl und lass diese Teile von
der Entwicklung suchenden Person auf eine neue Weise zusammensetzen. Die
Person sagt zum Beispiel in einer stolzen, selbstsicheren Stimme und KörperHaltung: „Ich bin ein schrecklicher Mensch.“
 Dämonen vertreiben: Die Person hört eine Stimme, die sagt: „Das kannst du nicht
tun.“ Oder die Person bietet eine sehr negative Wertung oder Selbst-Bewertung an.
Dann forderst du die Person auf, dir das zu sagen, und streckst die Zunge heraus
oder schneidest eine Grimasse. Dadurch wird das internalisierte Verbot entschärft.
 Präzisere Sonde: Manchmal wird weitere Information gebraucht, wenn zum
Beispiel die Sonde. „Du bist okay.“ die Antwort hervorbringt: „Ich bin zu fett.“ Dann
könnte die nächste Sonde lauten: „Dein Körper ist okay, so wie er ist.“
 Klärung der Abwehr: „Was macht dir das so unmöglich?“ Achte sorgfältig darauf,
keine Theorie als Antwort zu bekommen – halte die Entwicklung suchende Person in
innerer Achtsamkeit.
 Finde Zugang zum Körper: „wie nimmt dein Körper an dieser Aussage teil?“
 Andere-Person-Technik: Lass die Entwicklung suchende Person jemanden
beobachten, der die stärkende Sonde annimmt, die die Person selbst
zurückgewiesen hat.
Interventionen an den Barrieren: Erinnerung
 Halte die Entwicklung suchende Person in der Erinnerung: Stelle
Informationen sammelnde Fragen: „Welche Farbe haben die Wände um
dich herum? Wer ist mit dabei?“
 Mach das innere Kind zugänglich: „Wie alt bist du?“
 Mach Gefühle zugänglich: „Was fühlt diese Person im Inneren?“
 Stärkung: „Was braucht oder will diese Person?“
 Gestalt: Unterhalte dich mit dem Bild.
SK
Interventionen an den Barrieren: Körper
 Vertiefen: Verschaffe spezifische Informationen: „Welche Muskeln haben
daran teilgenommen? Wie haben sie sich angespannt?“
 Bedeutung: Finde heraus, ob die Entwicklung suchende Person die
körperliche Antwort auf die Sonde willkürlich nachvollziehen kann.
Wenn ja, lass sie die Antwort leicht übertreiben und Worte dafür finden, was
der Körper sagt.
 Übernehmen: Aktives oder passives Übernehmen.
 Positions-Wechsel: Lass die Person beobachten, wie du als BegleitPerson dich auf dieselbe Weise anspannst.
 Hemmung: Wiederhole die Sonde und lass die Person die Antwort
willkürlich unterdrücken. Dies ist besonders effektiv an der AbschlussBarriere.
 Wiederholung: Die Entwicklung suchende Person wiederholt die
eingetretene Veränderung mehrmals.
 Handlungs-Impuls: Lass die Person herausfinden, was die Spannung
oder Empfindung tun will.
SK
Interventionen an den Barrieren: Impulse
 Blockierung: Lass die Entwicklung suchende Person die Bewegung
anfangen und unterbricht sie körperlich, bevor sie vollendet ist. Dann wird
sie oft klar.
 Zeit-Lupe: Die Person wiederholt die Geste in Zeit-Lupe, um mehr
Informationen zu erhalten und Feinheiten zu bemerken.
 Aufschaukeln: Erst versucht die Person zum Beispiel zu schlagen und die
Begleit-Person hält sie zurück (aktives Übernehmen).
Dann hält die Person zurück, während die Begleit-Person versucht, ihn zum
Schlagen zu bringen (passives Übernehmen).
 Umgekehrtes Kämpfen: Die Entwicklung suchende Person hält die
Begleit-Person zurück.
 Suche nach Bedeutung: Die Person wiederholt und übertreibt die
Bewegung, um zu entdecken, was sie aussagen will.
 Stärkung: „Was würde es diesem Impuls erleichtern, herauszukommen?“
SK
Das innere Kind (IK)
 Ausdruck des inneren Kindes
 Kontakt mit dem inneren Kind
aufnehmen
 Doppelbewusstsein im InnerenKind-Zustand
 Zugang zum inneren Kind
 Was das innere Kind will
 Interventionen zum inneren Kind
BZ
Ausdruck des inneren Kindes
IK
 Der Kind-Zustand wird durch das überraschend lebhafte Gefühl charakterisiert, das Kind
zu sein, was man einst war, und die Erfahrung dieses Kindes gerade jetzt wieder zu
erleben, während man zur selben Zeit weiß, wo man ist, und im Zusammenhang des Hier
und Jetzt steht.
Diese Dualität kennzeichnet am deutlichsten den Bewusstseins-Zustand des Kindes.
 Zuerst muss man sie vielleicht auf diese Aspekte ihres Verhaltens aufmerksam machen,
aber danach ist das Gefühl, das Kind zu sein, völlig präsent.
 Wenn der Kind-Zustand auftritt, findet man eine Reduzierung der Komplexität
symbolischer Strukturen.
 Während der Kind-Zustand spontan und ohne offensichtlichen Zusammenhang
auftauchen kann, ist die Person häufiger auch im lebhaften Kontakt mit einer bestimmten
Erinnerung. Diese klare frühe Erinnerung ist mit Verwirrung, Schmerz oder mit beidem
verbunden. Sehr wahrscheinlich besitzt sie eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung
einer wichtigen lebensgestaltenden Überzeugung, entweder hinsichtlich deren Entstehung
oder hinsichtlich deren Aufrechterhaltung.
Dieser intime Kontakt mit den Schlüssel-Ereignissen, die den Charakter formten, macht
diesen Bewusstseins-Zustand zum produktivsten für therapeutische Veränderung.
 Äußere Anzeichen:
 Die Stimme wird kindlich und die ganze Sprachweise einfacher.
 Gesicht und Körper nehmen Ausdruck und Gesten einer viel jüngeren Person an.
 Schüchternheit und Erstaunen treten auf.
Kontakt mit dem inneren Kind aufnehmen
IK
 Während des Durcharbeitens im Zustand innerer Achtsamkeit ergibt sich häufig die
Gelegenheit, das innere Kind zugänglich zu machen und mit ihm zu arbeiten.
 Kinder werden von Ereignissen berührt und geformt, die auf Erwachsene keine Wirkung
haben, weil Kinder noch zum größten Teil ungeformt sind.
Das Kind ist offen und noch im Lernen begriffen. Es baut seine Abwehr-Systeme erst auf.
Es lernt, seine Erfahrungen zu gestalten, und entwickelt grundlegende Seins- und
Verhaltens-Weisen. Das Kind lebt im Kern. Es hat den Charakter geschaffen.
Wenn wir als Entwicklungs-Begleitende also auf Erleben, Erfahrungen, Abwehr-Systeme,
Stil und Kern-Material fokussieren, sind wir dem Bereich des Kindes sehr nah.
 Da unser implizites Gedächtnis zustandsspezifisch ist, hilft es sowohl beim Lernen als
auch beim Erinnern im selben Zustand zu sein.
Das Kind, das jene frühen Erfahrungen machte, war in einem ganz anderen
Bewusstseins-Zustand als der Erwachsene, zu dem er wurde.
Manche Erinnerungen sind für einen bestimmten Bewusstseins-Zustand spezifisch und
können nur schwer von einem andern Bewusstseins-Zustand aus zugänglich gemacht
werden.
 Das Kind und seine Erfahrungen bauen die Welt-Sicht und das selbst-Bild auf.
Das Kind hat die Land-Karte gezeichnet.
Indem du mit dem inneren Kind Kontakt aufnimmst, schaffst du die Möglichkeit, die
Person zu ändern.
Du brauchst nur mit dem Kind zusammen zu sein, mit ihm zu sprechen, es zu halten,
sorgfältig, besorgt und geduldig zu sein. Das genügt, um die Art zu verändern, in der das
Kind sich selbst und die Welt erfährt.
Doppelbewusstsein im Inneren-Kind-Zustand
IK
 Eine Entwicklung suchende Person im Kind-Zustand weiß dabei, wer sie ist.
Sie weiß genau, dass sie in der Praxis sitzt und du der Entwicklungs-Begleiter bist.
Ihr reales Erwachsenen-Leben geht weiter.
Zur selben Zeit ist aber auch das Kind da, ein sehr lebendiges, reales Kind, das sich
selbst und seine Welt in diesem Moment erfährt.
 Das Kind kehrt lebhaft zurück.
Es bringt dieselben Bilder und Vorstellungen mit, die es damals hatte, und es erfährt die
Dinge in derselben Art wie damals auch.
Es handelt sich hier nicht um eingebildete Ereignisse, sondern um wichtige Teile
unerledigter Geschäfte, die noch in der Erinnerung verweilen, eben weil sie unerledigt, als
Gestalt nicht abgeschlossen sind.
 Das gleichzeitige Vorhandensein von Kind und Erwachsenen macht Integrations-Arbeit
sehr gut möglich.
Das klare Doppelbewusstsein erlaubt den Entwicklung suchenden Personen,
schmerzhafte Erfahrungen noch einmal zu erleben und sie gleichzeitig gleichsam als
Zeuge zu beobachten.
Es ist eine große Chance für das Verständnis der eigenen Geschichte, die emotionale
Intensität der Kindheit mit den symbolischen Fähigkeiten eines Erwachsenen zu
kombinieren.
Es ist das Beste aus beiden Welten.
Zugang zum inneren Kind
IK
Bei der Arbeit mit dem inneren Kind muss man in erster Linie Kontakt machen. Im
Wesentlichen geschieht das dadurch, dass die Begleit-Person ihr Verhalten und den Klang
ihrer Stimme (Prosodie) verändert. Man beginnt zu reden, als wenn man mit einem Kind
spricht. Damit das Kind angesprochen wird, werden Sonden auch in einer sehr einfachen
Sprache gegeben.
Manchmal
 stellt sich ein Bild ein, in dem die Entwicklung suchende Person sich selbst als Kind sieht.
 fühlt sich die Person wie ein Kind in einer bestimmten Situation.
 kommt der Kind-Zustand komplett mit Szenen und Ereignissen von Anfang an.
 beginnt der Kind-Zustand langsam mit irgendeiner gefühlsmäßigen Wahrnehmung.
 erscheint der Kind-Zustand nur als ein kindlicher Interaktions-Stil mit der Begleit-Person.
 kann man das Kind mit Bedacht hervorrufen, indem man als Begleit-Person kindgerechte
Sprach- und Verhaltens-Muster verwendet.
 taucht das Kind in einiger Distanz auf. Es kommt als Bild des Kindes. Die Entwicklung
suchende Person sieht, was das Kind im Abstand tut. Manchmal kann man dann die
Person als Erwachsenen ansprechen: „Willst du mit dem Kind für mich sprechen?“
So benutzt man den Erwachsenen als Vermittler.
Man kann sich jedoch auch um eine Widervereinigung von Erwachsenen und Kind
bemühen, z. B. indem man den Erwachsenen-Anteil bittet, die Hand nach dem Kind
auszustrecken.
 erscheint nur ein kindlicher Gesichts-Ausdruck, von der betroffenen Person unbemerkt.
Dann kann man fragen: „Was passiert gerade?“ „Wie alt fühlst du dich jetzt?“ „Wie nennen
dich die Leute?“
Was das innere Kind will
IK
Was müssen Entwicklungs-Begleitende tun, wenn das innere Kind erscheint?
Wie möchte es behandelt werden?
Das Kind will meist einfache Dinge.
 Es braucht deine Anwesenheit und Zeit als Person, die es begleitet.
 Es braucht einen mitfühlenden Erwachsenen.
 Es braucht Freundlichkeit und Geduld.
 Es möchte, dass ihm jemand wirklich zuhört und für es sorgt, dem es sagen kann, was es
bekümmert, z. B.: „Das hat dich wirklich erschreckt, ja?“ „Es hat dir sehr weh getan.“
 Es braucht Trost.
 Es möchte in den Armen gehalten werden.
 Es möchte die Tränen getrocknet und ein Taschentuch gereicht bekommen, um sich die
Nase zu putzen.
 Es möchte geliebt werden.
 Es möchte hören, sehen und spüren, dass eine erwachsene Person mit ihm in Kontakt ist.
 Es möchte jemanden, mit dem es spielen kann.
 Es möchte eine Geschichte erzählt bekommen.
 Es will nicht all diese dummen erwachsenen Dinge tun müssen, bevor es alt genug dafür
ist.
 Es kennt zwar die Worte nicht, aber es will seine Recht geschützt und seinen SelbstRespekt unangetastet wissen.
 Es braucht Unterstützung und einfache Erklärungen, damit es verstehen kann und
jemandem verzeihen kann.
 Es braucht alles, was ihm helfen kann, ein negatives Selbst-Bild zu verändern.
Interventionen zum inneren Kind
IK
Das Kind taucht auf:
 Vertiefung und Stabilisierung: Lass die Entwicklung suchende Person über das Kind
sprechen, besonders über die Gefühle des Kindes.
 Kontakt: Wenn das Kind auftaucht, kann es präverbal sein und daher viel Kontakt
brauchen.
Verändere deine Stimme und dein Verhalten auf eine einem Kind angemessene Weise.
 Wiedervereinigung: Lass die Person mit dem inneren Kind sprechen, es berühren und
trösten.
 Magischer Fremder: Sprich zu den Kind wie ein mitfühlender Erwachsener, nicht wie ein
Therapeut.
 Körperliche Unterstützung: Unterstütze die Person körperlich, wie du ein Kind
unterstützen würdest: Wisch die Tränen ab, putz die Nase, verwende viel Berührung
 Sonde für das Kind: „Was passiert mit dem Kind, wenn ich sage…?“
 Suche nach Stärkung: „Was braucht oder will das Kind?“
Das Kind erscheint in der Distanz:
 Führe die Person durch eine Phantasie über ein anderes Kind mit ähnlichen
Eigenschaften oder in einer ähnlichen Situation und lass sie ihre Reaktionen auf dieses
Kind beobachten.
 Dieses indirekte Vorgehen ist dann nützlich, wenn die Person ihr Kind nicht akzeptiert
oder Angst hat, es anzuschauen.
Die Stromschnellen (SS)
 Ausdruck während der
Stromschnellen
 Bedeutung des
emotionalen Ausdrucks
 Begleitung durch die
Stromschnellen
BZ
Ausdruck während der Stromschnellen
SS
 In jeder Entwicklungs-Begleitung, die sich mit tiefsitzenden Überzeugungen und
schmerzhaften Erinnerungen befasst, sind starke Gefühle und das Bedürfnis, diese
Gefühle auszudrücken, unvermeidlich.
 Unter den richtigen Bedingungen wie Sicherheit und Unterstützung erlebt die Entwicklung
suchende Person – oft zum ersten Mal seit seiner Kindheit – eine vollständige, spontane
emotionale Freisetzung.
Eine solche emotionale Freisetzung trägt sich einmal begonnen als starkes organisches
Bedürfnis selbst weiter.
Emotion strömt heraus, nur eingefasst durch die kundige und fürsorgliche Unterstützung
der Begleit-Person. Das Erregungs-Niveau steigt stark an. Es fühlt sich an, als ob man
über Stromschnellen reitet.
Stromschnellen sind ein Bewusstseins-Zustand, der charakterisiert wird von
1.
2.
3.
intensiven Gefühlen und ihrem Ausdruck,
dem Auftreten von muskulären Spannungen und Haltungen, um Gefühle und deren Ausdruck zu
lenken, und fast immer von
Wellen von Erinnerungen im Zusammenhang mit diesen Gefühlen.
 Als Bewusstseins-Zustand sind die Stromschnellen gänzlich unvereinbar mit innerer
Achtsamkeit, obwohl Momente von Klarheit und relativer Ruhe in schneller Abwechslung
alle 10 oder 15 Sekunden auftauchen können.
 Äußere Anzeichen:
 Die Entwicklung suchende Person zeigt Erregung und Gefühl,
 wellenartige Bewegungen des Körpers und
 angestrengte Atmung.
Bedeutung des emotionalen Ausdrucks
 Wir versuchen nicht , Gefühle zu provozieren, erniedrigen oder programmieren die
Entwicklung-Suchenden nicht und versuchen auch nicht auf irgendeine Weise, zum
Beispiel durch Isolation oder Stress, sein Abwehrsystem zu erschöpfen.
Wir helfen der Person, die Flut der Gefühle im Griff zu behalten, wenn sie auftreten,
indem wir es so ungefährlich wie möglich machen, sie ihren eigenen Verlauf
nehmen zu lassen.
 Emotionale Freisetzung oder Katharsis ist aus verschiedenen Gründen im
allgemeinen Prozess nötig:
1. Es müssen hochgeladene Gefühle geklärt werden, damit die Entwicklung
suchende Person erleichtert wird.
Blockierte Gefühle verbrauchen Energie und erzeugen Spannung.
Wer Gefühle zurückhält, muss sich stärker kontrollieren und ist weniger frei für
Spontaneität, Flexibilität und Offenheit.
2. Unser allgemeines Ziel besteht darin, die Achtsamkeit auf die Gestaltung
unserer Erfahrung und der symbolischen Welt zu lenken, die wir geschaffen
haben und in der wir leben.
Das bedingt eine ruhige und reine Aufmerksamkeit und einige emotionale
Distanz und bedarf eines Bewusstseins, das unbelastet von starken Gefühlen
ist.
Also arbeiten wir die Gefühle durch, um den Weg für die innere Achtsamkeit
freizumachen.
SS
Begleitung durch die Stromschnellen
SS
 Als Bewusstseins-Zustand sind die Stromschnellen durch intensive Emotionen und deren
Ausdruck gekennzeichnet.
Explosive Wut, tiefes Schluchzen, die furchtbaren Schmerzen der Zurückweisung und
Einsamkeit, diese und andere Gefühle erfüllen das Bewusstsein.
Meistens werden die Gefühle als schmerzhaft erlebt.
Die Anstrengung, sie zu kontrollieren und die Angst vor ihren Konsequenzen bilden eine
wesentliche Komponente dieses Schmerzes.
 Wenn eine Person in emotionales Durcharbeiten einsteigt, fragen wir nicht nach
Achtsamkeit, vergessen wir Sonden usw. und begnügen uns mit so einfachen Dingen wie
 die Person zu halten,
 etwas Kontakt zu machen oder
 stärkende Aussagen anzubieten.
 Es gibt keine Unterhaltung und fast keine Fragen mehr. Der Dialog verläuft auf der Ebenen
von Bewegung und Körper-Kontakt, während die Begleit-Person Spannungen und
Ausdruck der Entwicklung suchenden Person unterstützt.
 Hauptaufgabe der Begleit-Person ist es, die Situation sicher zu machen.
 Die Begleit-Person sollte ein ruhiges, mitfühlendes und selbstverständliches Verhalten ausdrücken:
„Du bist okay. Was hier passiert, ist völlig natürlich. Es ist zwar sehr intensiv, aber verständlich. Du
brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin ganz für dich da und schütze dich.“
 Die Begleit-Person hilft der Person, sich sicherer zu fühlen, indem sie Begrenzen und Schützen
unterstützt. Die Körperliche Kontakt-Aussage heißt: „Ich unterstütze und akzeptiere dich. Ich bin
bereits, dir zu helfen und das zu tun, was du tun willst oder tun zu müssen glaubst. Ich habe
Geduld. Ich folge dem, was geschieht. Ich bin bei dir und es ist deine Prozess.“
 Der Prozess wird unterstützt, indem so viel Spannungen wie möglich übernommen werden.
Transformation
BP
 In dieser Phase des Prozesses probiert die Entwicklung suchende Person zum
ersten Mal ein neues Verhalten aus.
1. Sie nimmt entweder eine neue Überzeugung an, z. B.: „Du bist so, wie du
bist, okay.“
2. Oder sie drückt ein Gefühl wie Ärger oder Liebe aus, dass sie immer
heruntergeschluckt hatte.
 Man experimentiert mit den neuen Optionen und Untersucht sie in einer sicheren
und angenehmen Umgebung. Sie werden mit Achtsamkeit und ihre Wirkungen hin
studiert.
Sie sind nur in dem Sinne neu, als dass die Person sie nicht als eigen anerkannte
oder akzeptierte. Sie waren schon immer in der Nähe eingebettet in ihr Gegenteil
verborgen.
 Das Ziel der Entwicklungs-Begleitung ist es, neue Optionen anzubieten und mit
ihnen zu experimentieren.
Durch Auskosten, Anpassung und Erweiterung lernt die Entwicklung suchende
Person sie kennen und ihnen den Vorzug vor seinen alten Verhaltens-Weisen zu
geben. So werden sich neue Seins-Weisen angeeignet und integriert.
 Nach der Transformation müssen Begleitenden den Entwicklung-Suchenden
helfen, die neuen Verhaltens-Möglichkeiten zu stabilisieren und zu integrieren.
Man sollte ihnen, wenn sie es möchten, Zeit und Raum dafür im Gespräch geben,
die Folgen ihrer Entdeckungen zu erforschen.
Integration 1
BP
 Nach der Transformation müssen wir den Entwicklung suchenden Personen helfen, die
neue Verhaltens-Möglichkeit zu stabilisieren und zu integrieren.
 Es geschieht natürlich auch dadurch etwas unbewusste Integrations-Arbeit, dass das
Thema angesprochen und zu einem positiven Abschluss gebracht worden ist.
 Bestands-Aufnahme: Während jeder Sitzung gibt es Momente, in denen die BegleitPerson ein Feedback darüber braucht, wie die Sitzung bis zu diesem Zeitpunkt verlaufen
ist. Diese Abstimmung auf der Metaebene der allgemeinen Sitzung und die abstrakte
Zusammenfassung des Geschehens aus Sicht der Begleit-Person kann integrativ wirken.
Da der Haupt-Prozess im Wesentlichen in nichtalltäglichen Bewusstseins-Zuständen
stattfindet, wirkt eine Rekapitulation der Vorgänge im Normal-Bewusstsein integrierend.
Die besten Zeit-Punkte für eine solche Unterbrechung des fortlaufenden Prozesses sind
die,
 wenn die Person von selbst an einen Ruhe-Punkt angekommen zu sein scheint,
 wenn sich die Begleit-Person unklar darüber ist, was tatsächlich geschieht, oder
 wenn die Begleit-Person eine Spannung oder Belastung zwischen sich und der Entwicklung
suchenden Person vermutet.
 Die Optionen auskosten: Man kann als Begleit-Person die Entwicklung suchende
Person, nachdem sie eine stärkende Überzeugung akzeptiert und zum ersten Mal
ausprobiert hat, dazu veranlassen, diese Erfahrung, insbesondere die Gefühle, die dabei
entstehen, zu genießen. Das bedeutet, beim neuen Zustand zu bleiben und ihm Zeit zu
geben. Insbesondere die körperlichen Aspekte der Erfahrung sollten einbezogen
werden: „Lass deinen Körper sich erinnern…“
 Wie kann die Stärkung noch besser und befriedigender gemacht werden?
 Wenn Arbeit mit dem inneren Kind: „Stelle dir vor, dein Kind zu halten und zu stärken.“
Integration 2
BP
 Förderung der inneren Achtsamkeit: Auch die Gewohnheiten, die sich um die
Annahme und Ablehnung von Stärkung gebildet haben, können mit Achtsamkeit
untersucht werden. Die Entwicklung suchende Person kann sich z. B. experimentell
bewusst gegen die Annahme einer stärkenden Berührung verschließen und sie dann
annehmen und genießen.
 Wertschätzung des inneren Kindes: Leute sind oft wütend auf sich, dass sie mit
negativen Überzeugungen leben. Sie müssen verstehen lernen, dass in der Welt des
Kindes jene alten Überzeugungen überlebensnotwendige Strategien darstellten. Sie
müssen die Kreativität und Ressourcen des Kindes wertschätzen und verstehen. Zu
diesem Zweck können wir darüber sprechen, unsere eigene Wertschätzung für das Kind
zeigen oder eine Gesichte erzählen, die indirekt demonstriert, wie kompetent Kinder
trotz ihrer Not sind.
 Übergang in den Alltag: Gib nach der Sitzung Zeit, die Erfahrungen allein zu
absorbieren, sich auszuruhen und darüber nachzudenken.
Die Entwicklung suchende Person experimentiert mit der Veränderung der KörperHaltung, die sich beim Übergang von alten Überzeugungen auf neue Ergeben.
Man bespricht den Übergang in den Alltag, die erforderlichen Informationen an wichtige
Personen und deren mögliche Reaktionen und stellt diese szenisch-dialogisch dar
 Haus-Aufgaben: Wir bitten die Entwicklung suchende Person, die alten
Überzeugungen, die Art und wie der Körper teilnimmt, und die sie auslösenden
Umstände einfach nur mit freundlicher Achtsamkeit zu beobachten.
Abschluss
BP
 Manchmal fällt es besonders Menschen mit Hysterischen, phallischen oder oralen
Prozessen schwer, eine Situation zu beenden. Beendigung einer Sitzung fühlt sich
für sie zuweilen wie eine Trennung oder ein Verlust an.
 Weise auf das Abschluss-Problem hin und fordere sie auf, wenn sie sich gut
gefühlt haben, herauszufinden, ob sie dieses gute Gefühl auch über den
Abschied hinaus behalten können.
 Formuliere einige Zeit vor Abschluss eine Aussage, aus der indirekt
hervorgeht, dass die Sitzung bald zu Ende sein wird.
 Zeige dein eigenes Bedürfnis an: „Ich möchte jetzt Schluss machen.“
 Manchmal hilft nach einer intensiven Sitzung reines Reden bei einer Tasse
Tee.
 Manchmal muss man Menschen am Ende der Sitzung von der
überzeichneten Einsicht in eine neue Überzeugung wegholen, damit sie nicht
ins Gegenteil zurückschlägt.
 Wenn man mit dem inneren Kind gearbeitet hat, möchte das Kind oft die Situation
verlängern.
Man kann das Kind fragen, ob das für jetzt genug ist oder was es braucht, um
jetzt Schluss zu machen, oder was wir tun können, um jetzt aufzuhören:
„Was können wir jetzt noch tun, bevor wir aufhören?“
Diese Art von Fragen helfen dem Kind zu verstehen, dass ein Abschluss
bevorsteht.
Charakter (C)
 Charakter-Prozesse 1
 Charakter-Prozesse 2
 Charakter-Prozesse 3
 Charakter-Prozesse 4
 Charakter-Prozesse 5
 Charakter-Dimensionen
 Charakter aus verstümmelten Funktionen
 Charakter aus Informations-Überlastung
 Kortikale Kontrolle
 Stoffwechsel-Typen
 Charakter-Herleitung
 Charakter-Dimensionen im Zusammenhang
CSK
Charakter-Prozesse 1
 Charakter-Lehre darf nicht als Versuch verstanden werden, Menschen zu
kategorisieren.
 Man kann sich Charakter vorstellen als das Ergebnis einer Interaktion des WachstumsProzesses des Kindes mit seiner Mitwelt.
 Der sich daraus ergebend Charakter lässt sich als zu Strategien verdichtete
Eigenschaften mit Überlebens-Wert betrachten, aufgrund derer das Kind in seiner
Kindheits-Situation zurechtkommt.
 In diesem Licht erscheint Charakter der Kindheits-Situation angemessen.
Charakter lässt sich so eher als Funktion als als Fehlfunktion sehen.
 Charakter als Funktion lässt sich am besten als Strategie und Handlungs-Präferenz
verstehen.
 Aber eine Stärke, die so weit übertrieben ist, dass sie ein Ungleichgewicht herstellt,
bildet in einem anderen Kontext eine Schwäche.
Jede Funktion, die nur in eine Richtung entwickelt ist, hält die andere Polarität
unterdrückt.
 Fehlfunktionen als unterbrochenes Wachstum und Informations-Überlastung sind in
diesem Sinne die Kehrseiten der Charakter-Stärken.
Charakter ist demnach eine Beschränkung, eine Inflexibilität.
 Beispiel: Die Fähigkeit des Masochisten, unter schwierigen Bedingungen auszuhalten,
belastet dieselbe Person mit einer Langsamkeit und Ernsthaftigkeit, die seine
Entscheidungen lähmt und normale Gefühle von Freude und Leichtigkeit sogar in
solchen Fällen unterdrückt, in denen sie angemessen wären.
C
Charakter-Prozesse 2
 Charakter ist nicht nur eine Überzeugung, die Verhalten und Ansichten formt, sondern
auch die Form, die der Körper annimmt, um diesen Standpunkt zu porträtieren.
Interne Information gestaltet die äußere Erscheinung.
Man bildet seinen Körper in der Form aus, die es am ehesten erlaubt, die eigene
Daseins-Strategie auszuagieren.
Wer immer man im Inneren ist: der Körper beschreibt es und hält es aufrecht.
Dies ist die Grundlage aller körperzentrierten Psychotherapien.
 Charakter ist eine Verhaltens-Möglichkeit, die eine Person auf der Grundlage aller
Informationen, die ihr zur Zeit zur Verfügung stehen, gewählt hat.
Deshalb gibt es keine schlechten Charaktere, nur schlecht informierte.
 Charakter ist nicht die Person, sondern nur eine Strategie, die angenommen wurde, um
mit bestimmten Situationen fertig zu werden. Man kann nicht über Charakter sprechen,
ohne über die Situation zu sprechen, in der dieser Charakter funktioniert.
 Wenn man Charakter-Typen aus 15 verschiedenen Perspektiven kennt, dann braucht
man nicht lange, bevor man eine klare Vorstellung davon hat, was vor sich geht. Diese
Art Reichtum und diese Art Flexibilität machen einen Therapeuten aus.
 Man erzeugt schon dadurch eine Welt-Sicht, dass man da ist.
Man ist Haltung, man ist Stimme, alles an uns sagt etwas über die Art aus, wie unsere
Welt ist.
Und die Rat suchende Person nimmt des auf.
Und das steht oft in Konflikt mit ihrer Welt-Sicht.
So treten zwei Menschen in eine Diskussion gegenseitiger Beeinflussung.
Was immer dabei ist, ist schon in Ordnung.
C
Leib-Empfinden
Charakter-Prozesse 3
mentales
Leben 
Haltung
und
KörperStruktur
C
 Der Körper ist ein Ausdruck von Charakter.
Langfristige Spannungs- und Gebrauchs-Muster der Muskulatur und des
Bindegewebes formen den Körper am nachhaltigsten.
Die oft übersehenen Schöpfer dieser Muster sind Einstellungen, Gefühle
und Überzeugungen.
Da die Muskeln fast ausschließlich das ausführen, was das Nerven-System
ihnen aufträgt, bildet dieses System die Hauptquelle gewohnheitsmäßiger
Muster des Muskel-Gebrauchs. Die höchste Instanz, alle anderen Instanzen
beeinflussend, wird Geist genannt.
Haltung und Körper-Struktur reflektieren das mentale Leben.
 Mentales Leben bedeutet nicht nur das Bewusstsein und seine Inhalte –
Körper-Empfindungen, Gedanken und Gefühle usw. – sondern wichtiger
noch die Einstellungen, Überzeugungen und Gewohnheiten, die die
Persönlichkeit und den Charakter ausmachen.
 Insbesondere die lebensgestaltenden Überzeugungs-Systeme, die sich aus
frühen schmerzhaften Ereignissen herleiten lassen, formen die KörperStruktur als Teil einer ganzheitlichen Antwort auf diese Ereignisse.
Strukturelle Eigenschaften spiegeln die am tiefsten sitzenden Gefühle und
Überzeugungs-Systeme.
 Eine charakteristische Haltung kann ebenso enthüllend sein wie die KörperStruktur. Die Haltung – gemeint als Körper-Haltung und Einstellung reflektiert jedoch häufiger vorübergehende Zustände wie Müdigkeit und
Ungeduld. Dennoch ist sie ein guter Indikator für mentale Vorgänge.
Charakter-Prozesse 4
 Die Entwicklung von Charakter, der eine Begrenzung des Selbst-Bildes und des SelbstAusdrucks darstellt, bezieht den Körper mit ein, um unsere Erfahrungen zu reduzieren,
zu blockieren, abzumildern oder abzuschneiden.
 Wir unterdrücken Gefühle und wenden uns gewohnheitsmäßig von schmerzhaften und
angsterregenden Situationen ab.
 Wir haben Gewohnheiten und eine Denk-Weise entwickelt, die uns von der sofortigen
Erkenntnis trennt, die durch bewusstes körperliches Erleben vermittelt wird.
 Unser Charakter ist das Ergebnis von bestimmten Schlüssel-Erlebnissen und der um
sie herum gestalteten Überzeugungs-Systeme.
 Wenn wir uns auf dieser Ebene ändern wollen, müssen wir uns um weniger
schmerzvolle und einengende Sicht-Weisen des Selbst, der anderen und der Welt neu
organisieren.
 An der Entwicklung von Charakter-Mustern sind zwei Gruppen von InformationsProzessen beteiligt,
1. von denen eine Gruppe die biologische Organisation aufrechterhält und
unterstützt,
2. Während die andere dasselbe für die symbolische Gestaltung leistet einschließlich
Sprache, Selbst-Bild und kulturellen Einflüssen.
Die Interaktion dieser beiden Systeme – Körper und Geist – wird von einer Gruppe
von Prozessen geschaffen, die wir Charakter nennen.
Daher fokussieren wir auf Informationen, die wir an der Schnitt-Stelle von Körper und
geist gewinnen können, wo symbolische und biologische Prozesse integriert werden.
C
Charakter-Prozesse 5
C
 Unser Charakter ist das Ergebnis von bestimmten Schlüssel-Erlebnissen und der um sie
herum gestalteten Überzeugungs-Systeme.
Wenn wir uns auf dieser Ebene ändern wollen, müssen wir uns um weniger schmerzvolle
und einengende Sichtweisen des Selbst, der anderen und der Welt neu organisieren.
 Charakter-Prozesse werden durch Gewohnheiten beschützt, die auch das Kern-Material
außerhalb des Bewusstseins halten, indem sie die Art kontrollieren, in der die KernInformationen verarbeitet werden.
Alle Charakter-Prozesse beinhalten also Gewohnheiten, die die Entwicklung suchenden
Personen davon abhalten, für ihren inneren Prozess zu sensibel zu werden.
 Solche Gewohnheiten schaffen ein „Hintergrund-Rauschen“ in Form von Fixierungen und
Ablenkungen, indem sie Spannungen aufrechterhalten, die Erleben und Erfahrungen
maskieren und die allgemeine Sensitivität vermindern und so die Erinnerung an
Ereignisse mit überwältigendem emotionalem Inhalt wie Grauen, Schrecken, Wut, Angst
oder starkem körperlichen oder emotionalen Schmerz blockieren.
Die Hakomi-Methode versucht, diese gewohnheitsmäßigen Mechanismen zu umgehen,
die die Charakter-Prozesse schützen und stabilisieren, um das Kern-Material zugänglich
zu machen.
 Ein Großteil des Charakter-Verhaltens formt sich um auslassungsbedingte Ergänzungen
eines Ereignisses, also um falsche Annahmen (default assumptions) im Zusammenhang
mit einer Situation, die ein Mensch aus seiner Erfahrung schöpft.
So handeln Menschen oft so, als ob sie im Leben nicht wirklich willkommen wären.
Und diese Vorstellung gelangt niemals ins Bewusstsein.
Charakter-Dimensionen
AufmerksamkeitsFokus / Stil
Pol 1

C
Pol 2
intern / extern
Interne Vorgänge – introvertierter
Typ, z. B. Hysteriker und Oraler

Äußere Vorgänge – extravertierter
Typ, z. B. Phalliker
eng / weit
Global, offen für neue Informationen, weitschweifend und flexibel
in der Informations-Auswahl, z. B.
Hysteriker

Detailliert, verengt und pointiert, bei
der Sache bleibend, keine neuen
Informationen zulassend, z. B.
paranoider Denkstil
distanziert / absorbiert
Ideal der Objektivität, Betrachtung
der Mitwelt mit kühlen Augen z. B.
sympathikotone Menschen wie
Schizoide, Phalliker, Hysteriker

Konfluenz (Verschmelzung) und
Absorption durch die Situation, z. B.
parasympathikotone Menschen wie
Oraler, Psychopath, Masochist
analytischer / impressionistischer Denk-Stil
Beim analytischen Denkstil geht die
praktische, umfassende Bedeutung
der Dinge leicht verloren

Beim impressionistischen, intuitiven
Denkstil werden Einzelheiten
unwichtig und gehen verloren
kontrollierter / spontaner Handlungs-Stil
Handeln ist überkontrolliert,
geplant, vorbedacht und genau
umschrieben, steht unter dem
Einfluss kortikaler Hemmung, z. B.
Masochist

Handeln ist hochimpulsiv, völlig
spontan, ungeplant, im Augenblick
geboren, unerwartet, mit geringer
kortikaler Kontrolle, z. B.
Schizophrene
geichberechtigter /
hierarchischer
Beziehungs-Stil
Geteilte Verantwortlichkeit einer
gleichberechtigten Position, z. B.
Schizoide, Hysteriker, Phalliker

Unterlegenheit, z. B. Orale und
Masochisten
Überlegenheit, z. B. Psychopathen 1
Charakter aus verstümmelten Funktionen
C
Verstümmelte Funktion
Charakter
Normale Entwicklung der Funktionen
Zugehörigkeit
Schizoide
Zugehörigkeit entwickelt sich aus EinpassungsLernen, wenn sich das Kind an die sozialen und
sonstigen Inputs aus der Mitwelt anpasst, während
zugleich die Mitwelt auf die Bedürfnisse des Kindes
reagiert.
Selbst-Unterstützung
Orale
Wechselseitige
Unterstützung,
Abhängigkeit
KompensiertOrale
Unterstützungs-Funktionen entwickeln sich, wenn
sich das Kind darauf verlassen kann, das andere für
Nahrung, Wärme und körperliches Wohlbefinden
sorgen (Stärkungs-Quellen). So werden Experimente
zur Selbst-Versorgung und gegenseitige
Unterstützung gefördert.
Ehrlich in Bedürfnissen
und Schwächen
Psychopathen
1
Ehrlich in Intentionen und
Gefühlen
Psychopathen
2
Verantwortlichkeit, Freiheit
Masochisten
Verantwortlichkeit und Freiheit lernt ein Kind, wenn es
sich aus den Zentren der Kontrolle und Überwachung
in Bereiche der Selbst-Entscheidung begeben kann.
Sich geliebt und beachtet
fühlen
Hysteriker
Entspannung, Loslassen
Phalliker
Sein ohne tun und leisten zu müssen kann das Kind,
wenn sich eine schlichte und enge Beziehung zu den
Eltern entwickelt hat und diese das Kind schon um
seiner bloßen Anwesenheit willen schätzen.
Sozial-Funktionen entwickeln sich, wenn das Kind die
Regeln eines konstruktiven sozialen Lebens als
Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Offenheit kennenlernt
und sich auf sie verlassen kann, weil es nicht
getäuscht und irritiert wird.
Charakter aus Informations-Überlastung
Strategien gegen
InformationsÜberlastung
Charakter-Typen
Fehler machen
Informationen nicht richtig
zuordnen und nutzen
weglassen
Einen Teil der Informationen
ausblenden
Warteliste
Informationen in eine Art
Wartestellung schieben
Masochisten
Filtern
Eine Sorte von Botschaften
annehmen und eine andere
nicht
Phalliker
Abstrahieren
Details auslassen, Regeln
folgen, anstatt sich mit jedem
Moment zu befassen
Schizoide
Ersatz-Kanäle
Jemanden dazu bringen, einen
Teil der Last zu übernehmen
Orale
Psychopathen
Flucht
Sich der Informations-Situation
entziehen
Schizoide
Hysteriker
Block-Bildung
Die Informationen in kompakter
Form zusammenfassen und
kodieren
C
Kortikale Kontrolle
Zerebraler
Kortex
Zwischenhirn
 Unser Gehirn besteht grundsätzlich aus drei Schichten
1. Sowohl körperlich als auch evolutionsmäßig zuunterst liegt das
Zwischenhirn.
Dieses niedere Hirn-Zentrum kontrolliert unsere automatischen
biologischen Bedürfnisse wie Atmung, Verdauung,
Ausscheidung, Drüsen-Sekretion usw.
2. Über diesem Reiz-reaktions-Zentrum liegt das limbische System,
das für höhere tierische Funktionen wie Instinkt, Impuls und
Gefühl verantwortlich ist.
3. Schließlich finden wir bei manchen Lebewesen an der Spitze der
Evolutions-Parade den zerebralen Kortex, der den Rest des
Gehirns wie eine Rinde (daher der Name) umschließt.
Eine der erstaunlichsten Eigenschaften des Kortex ist seine
Fähigkeit, den Einfluss der niederen Gehirn-Zellen zu hemmen.
Hemmung
Limbisches
System
C
 Diese Fähigkeit des Kortex, die Impulse limbischen Systems
und des Mittelhirns zu hemmen, wird kortikale Kontrolle
genannt.
 Menschen mit großer kortikaler Kontrolle werden als übergebunden
(overbounded) oder gehemmt bezeichent.
Menschen mit geringer kortiklaler Kontrolle werden als
untergebunden (underbounded) oder impulsiv bezeichnet.
 Die Stärke der Gebundenheit disponiert Menschen für bestimmte
Charakter-Strategien.
Stoffwechsel-Typen
Die Aktivierung
einer SystemGruppe
schaltet die
andere ab.
C
Parasympathisches Nerven-System
(dorsaler und ventraler Vagus)
Sympathisches NervenSystem
Erstarrung oder Sozialverhalten samt
Ruhe- und Erholungs-Mechanismus
Kampf- oder FluchtMechanismus
eher passiv
eher aktiv
Verdauung, Ausscheidung,
Immunsystem
Skelett und Muskulatur, HerzKreislauf-, Zentralnerven- und
Hormon-Systeme
Eine Erhöhung des Basen-gehalts
stimuliert den parasympathikotonen
Zweig.
Eine Erhöhung des SäureGehalts im Körper stimuliert den
sympathikotonen Zweig.
Parasympathikotone sind auf
längerfristige Handlungen disponiert,
auf eine Politik der kleinen Schritte
und haben typischerweise
Eigenschaften wie Charme, Intuition,
Gefälligkeit, schlechte Konzentration
und viel Durchhalte-Vermögen.
Sympathikotone neigen zu
Leistung, Aggression,
Motivation, Sorgen, Nervosität,
Übungen, Entschiedenheit usw.
Charakter-Herleitung
Reaktion auf
die
Schwerkraft
sympathikoton
parasympathikoton
aufwärts
aufwärts
Reaktions-Weise
des autonomen
Nervensystems
C
Kortikale
Kontrolle
Charakter-Typ
niedrig
schizophren
hoch
paranoid/schizoid
EntwicklungsPhase
taktil
abwärts
abwärts
niedrig
oral
hoch
Psychopath 1
niedrig
Psychopath 2
hoch
Masochist
niedrig
Hysteriker
hoch
Phalliker
oral
anal
genital
Kortikale
Kontrolle
+
Charakter-Dimensionen im Zusammenhang
Parasympathikoton
(passiv)
Gleichgewicht
sympathikoton
(aktiv)
C
Kortikale
Kontrolle
-
Charakter und
existenzielle Entwicklungs-Themen (ET)
 Charakter und Lebens-Themen
 Entwicklungs-Themen und ihre Polaritäten
 Lebens-Thema: Sicherheit
 Lebens-Thema: Abhängigkeit
 Lebens-Thema: Freiheit
 Lebens-Thema: Authentizität
 Lebens-Thema: Wert
C
Charakter und Lebens-Themen
ET
In der
 Die Charakter-Kunde der körperpsychotherapeutischen Traditionen kann
Charakterauf fünf existenzielle Grundthemen reduziert werden, mit denen sich
Kunde sind
jeder Mensch in seinem Entwicklungs-Prozess auseinandersetzen muss.
existenzielle
Als Hauptbegriffe für diese Themen wurden in der Hakomi-Methode
Lebens-Themen
Sicherheit, Abhängigkeit, Freiheit, Authentizität und Wert
enthalten,
ausgewählt.
die jedem
Da es sich um komplexe Thematiken handelt, sind diese Begriffe als
Menschen
Orientierungs-Marken zu verstehen.
begegnen und
mehr oder
 Bedeutsam ist dabei die Annahme, dass im Laufe einer Entwicklungsweniger Spuren
Begleitung ja nach Stand der Verarbeitung neue und andere Themen im
in Leib und
Leben und während der Sitzungen auftauchen werden, die das im
Seele
Nachhinein entstehende Bild der Charakterlichkeit der Entwicklung
hinterlassen
suchenden Person überraschend und differenzierter aussehen lässt als
können:
anfangs sichtbar war.
In der Regel werden mehrere große Themen berührt:
 Es wird also beispielsweise nicht mit einem psychopathischen Typ gearbeitet,
Sicherheit
Abhängigkeit
Freiheit
Authentizität
Wert
sondern mit einem Menschen, der zu Beginn der Entwicklungs-Begleitung
viele psychopathische Stil-Elemente mitbrachte einschließlich der Themen, die
damit zusammenhängen.
 Später werden aber höchstwahrscheinlich eine Reihe anderer Themen und
Stil-Elemente berührt und durchgearbeitet.
 Daraus ergibt sich ein Loslassen klarer Zuordnungen von EntwicklungSuchenden und Entwicklungs-Störung hin zu einer Offenheit, jeden Menschen
im Prinzip mit allen Lebens-Themen in Verbindung zu sehen.
Entwicklungs-Themen und ihre Polaritäten
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0,5
0,6
0,7
0,8
0,9
ET
1
Sicherheit (schizoid)
verbunden
isoliert
(eingebunden, vertraut,
sicher)
(fremd, bedroht, unsicher,
abgekapselt)
Abhängigkeit (oral, kompensiert oral)
Im Austausch
Im Mangel
(unterstützt, versorgt,
in Körper-Kontakt)
(vernachlässigt, allein, unterernährt oder unabhängig)
Freiheit (masochistisch)
frei
fremdbestimmt
(spontan, kreativ, im Kern
gut)
(gefangen, unspontan,
festgefahren, falsch)
Authentizität (psychopathisch 1 und 2)
wirklich
unwirklich
(wahr, verletzlich, echt,
(fehlerlos, unecht,
unverwundbar)
authentisch, mit Fehlern o.k.)
Wert (phallisch-rigide, hysterisch)
Im Sein
Im Tun
(gut genug, zentriert, im
inneren Frieden)
(immer mobilisiert,
angestrengt)
Wohin auf der Strecke zwischen den Polaritäten gehöre ich?
Wie ist es im Moment? Wie ist es generell?
Wie ist es in verschiedenen Situationen mit unterschiedlichen Menschen?
Lebens-Thema: Sicherheit
ET
 Auf dieser Dimension stellt sich die Form und Intensität dar, mit der sich ein Mensch mit
der Welt in Kontakt fühlen kann.
Hier spiegelt sich die Fragen des Lebens wider:
 Inwieweit können wir es uns leisten, uns der Mitwelt ganz anzuvertrauen?
 Mussten wir deutliche und durchschlagende Erfahrungen verarbeiten, die uns nahe
legten, uns zurückzuziehen und Distanz zur Welt und zu den durch sie verursachten
Erfahrungen zu wahren?
 Die Dimension „Sicherheit“ spiegelt die Verarbeitung all jener Erfahrungen wider, die
Sicherheit und Zugehörigkeit betreffen. Wenn es überwiegend positive Erfahrungen sind,
mag ein Mensch sich tief in Kontakt zur Welt hineintrauen und wird nur dann mit Angst
und Rückzug (Kontakt-Unterbrechung) reagieren, wenn tatsächliche akute Bedrohungen
entsprechende Schutz-Mechanismen auslösen.
 Gezeichnet von diesem Thema ist ein Mensch dann, wenn überwiegend traumatisierende,
besonders eindringliche oder sich ständig wiederholende Erfahrungen den Schutz durch
Kontakt-Unterbrechung als überdauernde, unbewusste Lösung nahelegen.
 Harte Umstände in der Schwangerschaft und bei der Geburt, Ablehnung durch die Mutter,
frühe Erfahrungen von Krieg, Hunger, Vertreibung, Krankenhaus-Aufenthalten etc. lösen
der Charakter-Theorie entsprechend unbewusste und unwillkürliche Bewegungen von der
Welt weg aus.
Kontakt zur Welt durch die Sinne beispielsweise, aber auch der Kontakt zu den eigenen
Empfindungen wird unterbrochen, vermindert oder abgespalten.
 Korrespondierender Charakter-Prozess: schizoid
(ausdrucksarm, sozial unsicher, fester, kontrahierter Körper, flache Atmung, Blockierung
im Augen-Segment)
Lebens-Thema: Abhängigkeit
ET
 Diese Dimension erfasst die Stärke und Verarbeitung all jener Themen, die mit der
existenziellen Tatsache unserer Abhängigkeit von anderen Menschen
zusammenhängen.
 Sind diese Erfahrungen, die schon sehr früh gemacht werden, überwiegend von
Mangel in der Bedürfnis-Befriedigung geprägt, weil das Baby z. B. wenig gehalten,
schlecht versorgt und wenig im Entfaltungs-Zusammenspiel gefördert wird, wird das
Kind entsprechende Abwehr-Mechanismen entwickeln.
Die sich dann entwickelnde Selbst-Organisation ist dadurch gekennzeichnet, dass das
Kind lernt, sich mit den tiefsten Ebenen seines Bedürfnisses nicht mehr auszuliefern
„Ausgeliefert sein - nie wieder!“).
Durch diesen Grundschutz wird es zwar weniger verletzbar, aber auch zugleich
unernährbar.
 Korrespondierender Charakter-Prozess: oral
Es wird immer weiter nach Unterstützung gesucht, aber das Ersehnte kann nicht
angenommen werden, so dass ein großes Mangel-Erleben bleibt.
(eine eher energielose Form des Seins, suchend, bittend, eher zusammengesunkener
Körper, durchgedrückte Knie, gekipptes Becken)
 Korrespondierender Charakter-Prozess: oral-kompensiert
Die Person versucht, falls sie genug Kraft hat, sich unabhängig und stark zu machen.
Sie bemerkt in diesem Zustand kaum, wenn sie auch mal etwas brauchen oder
annehmen könnte.
(aufgerichtete, energetisierte Körper-Organisation)
Lebens-Thema: Freiheit
 Erst in einer Zeit, in der das Kind anfängt, autonome Erfahrungen machen zu
können, wenn also die Motorik so weit entwickelt ist, dass den eigene Impulsen
gefolgt werden und damit sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen per
Versuch und Irrtum gemacht werden können, werden auch Grunderfahrungen
zum Thema „Freiheit“ möglich.
 Das Kind lernt, ob es in Ordnung ist, seinen eigenen Weg zu suchen,
auszuprobieren, seiner Spontaneität zu folgen, akzeptiert zu sein, wenn etwas
schief geht, und seinen eigenen Willen darüber zu entwickeln, was es als
wünschenswert erachtet und was nicht.
 Wenn die Eltern viel Freiraum bieten, wird ein Kind dieses Erfahrungen mit
experimenteller Welt-Erkundung in seine intuitiven Sicht-Weisen auf die Welt
einbauen.
 Wenn die Eltern sehr dominierend oder autoritär sind, entsteht nicht viel
Freiheits-Raum und eine Revolte endet möglicherweise in einer völligen
Niederlage mit Schuld-Gefühlen und Liebes-Entzug.
Es entwickeln sich eher Gefühle des Widerstandes, der Wut und der eigenen
Schlechtheit.
 Korrespondierender Charakter-Prozess: masochistisch
(der Körper formt sich kompakt, ist nach unten kontrahiert, eingezogenes
Gesäß, muskulöser oberer Rücken, oft hängende Schultern, gebremst gehalten)
ET
Lebens-Thema: Authentizität
ET
 Es herrscht durch die Mitwelt immer ein leichter oder stärkerer sozialer Druck, in
bestimmten Weisen zu sein oder nicht zu sein.
 Im weiteren Verlauf des Lebens ungefähr mit drei Jahren und in dem Maße, wie ein
Kind seine Individualität entwickelt und spüren kann, wird die Frage unvermeidlich, ob
seine Eigenheiten, auch seine „Schwächen“ verschiedenster Art, tragbar und
willkommen sind.
 In einer offenen, toleranten, interessierten Umgebung kann es sich das Kind leisten,
sich zu offenbaren und sich selbst anzunehmen.
 Empfängt ein Kind jedoch viele und starke Botschaften, dass es nicht annehmbar ist
und anders sein müsste, entwickelt es Maßnahmen, sich selbst zu verstecken und zu
verleugnen sowie eine idealere Person zu spielen.
 In diesem „narzisstischen“ Spannungs-Feld zwischen dem Erwünschten und dem
Wirklichen steht jeder Menschen zu unterschiedlichen Zeiten mehr oder weniger.
Niemand ist immer authentisch, wahr und sichtbar.
 Im Extremfall kann das zu einer totalen Beschämung des authentischen Ichs führen.
Eine Maske entsteht, mit der sich der Mensch später identifiziert.
 Korrespondierender Charakter-Prozess: psychopathisch 1
Sehr dominante, kontrollierende Formen
(Körper oben aufgebläht, Augen intensiv, Kinn hoch etc.)
 Korrespondierender Charakter-Prozess: psychopathisch 2
Eher weiche, sich anpassende, „chamäleonhafte“ Formen
(Köper hyperflexibel)
Lebens-Thema: Wert
ET
 Schließlich stellt sich jedem Menschen - bewusst oder unbewusst – die Frage,
welchen Wert er in der Gemeinschaft besitzt, zu der er gehört oder gehören möchte.
Biologisch und psychisch sind wir sehr eng mit unserer sozialen Mitwelt vernetzt.
So ist es auch eine existenzielle Frage, ob ein Mensch einen angemessenen Platz in
einer Gemeinschaft einnehmen kann.
Oder fällt er heraus, wird nicht anerkannt, ist nichts wert?
 Korrespondierender Charakter-Prozess: phallisch-rigide
Das Thema, einen Wert für die Gemeinschaft durch „Leistung“ erwerben zu müssen,
treibt diese Menschen an.
 Korrespondierender Charakter-Prozess: hysterisch
Diese Menschen stehen unter Spannung, ihren Wert konstruieren zu müssen, indem
sie für andere interessant erscheinen.
 Beide Typen fühlen sich angetrieben, sind oft hochenergetisch, unaufhörlich unter
Druck.
Sie verlieren die intuitive Gewissheit, allein durch ihre Existenz Wert zu haben, können
deshalb sehr gestresst und überlastet sein.
Ihre Körper zeigen daher unter anderem einen hohen Tonus und viel Bewegung.
Sie sind oft athletisch mit durchgedrücktem Rücken und Schultern.
In schwierigen Phasen droht Zusammenbruch.
schizoid (s):
feinnervig/analysierend
 Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Strategie: feinnervig/analysierend
 Überzeugungen und Eigenschaften
 Strategie-Komponenten
 Körper-Struktur
 Ausrichtung
 Therapeutisches Vorgehen 1
 Therapeutisches Vorgehen 2
CSK
Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Entwicklungs-Phase: taktil (sensorisch)
 Entstehung vor, während oder direkt nach der Geburt.
Das Kind differenziert noch nicht zwischen selbst und Mutter.
Kind
 fühlt sich abgelehnt.
 ist nicht willkommen.
 kann viel allein gelassen oder missbraucht worden sein.
 ist äußerst sensibel, während seine Umwelt rau ist.
Mutter:
 behandelt Kind nicht sanft und liebevoll, sondern hart und kalt.
 bestrafte die Lebens-Energie des Kindes.
 ist abweisend und hasserfüllt. Entweder hasst die Mutter das Kind vor der Geburt oder
die Geburt ist traumatisch und wird nicht von Mutter-Liebe gefolgt.
 ist unsensibel für die Bedürfnisse des Kindes.
s
Strategie: feinnervig/analysierend
 Vermeide soweit wie möglich Selbst-Ausdruck und emotionalen
Kontakt mit anderen.
 Diese Strategie wird von Menschen verwendet, die als feinnervig und
analysierend beschrieben werden können.
Sie sind sich grundsätzlich darüber unsicher, ob sie ein Recht haben, hier zu
sein, und ob sie willkommen sind und hierher gehören.
Sie fühlen sich wie Fremde in einem fremden Land.
Sie schränken daher den Selbst-Ausdruck und den Kontakt mit anderen sehr
stark ein.
 Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche
Menschen:
 Sie sind zurückgezogen, scheu und bevorzugen die Isolation.
 Sie lieben es, zu denken, zu theoretisieren, zu phantasieren und in ihren
Vorstellungen zu leben.
 Sie können kalt, emotionslos und unfreundlich aussehen.
 Ihre Bewegungen können steif und unbeholfen sein.
 Hinter einem ruhigen Äußeren verbirgt sich oft eine starke Spannung.
s
Überzeugungen und Eigenschaften
 Neigt zur Trennung von Denken und
Fühlen.
 Das Verhalten passt nicht zum Gefühl.
 „Als-Ob“-Verhalten
 Fühlt sich fremd und isoliert.
 Unechtes Verhalten mit gelegentlichen
Ausbrüchen kurzlebiger Aggression.
 Keine überzeugende Handlungen.
 Schwierigkeiten, sich dem Leben zu
stellen.
 Überfokussiert und überkontrolliert
Eigenschaften:
 Kann nicht unter Druck funktionieren.
 Energie erreicht nicht die Körper Spaltet Körper und Geist, Selbst und
Oberfläche.
Welt.
 Das Kind unterdrückt die Lebens-Energie  Nicht im Kontakt mit sich selbst und
und zieht sich nach innen.
der Welt.
 Es bestraft die eigene Lebens-Energie,
 Fixiert sich auf eine abstrakte Welt.
um der Vernichtung zu entgehen.
 Kann keinen Kontakt zu seinen
 Hält sich gegen das drohende
Gefühlen aufnehmen.
Auseinanderfallen zusammen.
 Entwickelt nie ein Gefühls-Leben.
 Das Gefühl für das Selbst ist verwundet.  Angst, dass die Lebens-Energie
Behandelt das Selbst mechanisch.
explodiert.
 Das Kind kann autistische Tendenzen
 Hass der Mutter führt zur Angst,
haben.
vernichtet zu werden.
Kern-Überzeugungen:
 Ich kann existieren, wenn ich keine
Bedürfnisse habe.
 Mit mir ist etwas verkehrt.
 Wenn ich meine Lebens-Kraft zeige,
werde ich vernichtet.
 Ich lebe auf dem falschen Planeten.
 Ich kann meinem Körper nicht vertrauen.
 Ich gehöre nicht hierher.
 Ich bin hier nicht willkommen.
s
Strategie-Komponenten
Fundamentale Unsicherheit
Zugehörigkeit
Grund-Strategie
Unterdrückung von Impulsen
Disposition
Denken, Phantasieren
Teufels-Kreis
Rückzug  Verwirrung  Panik  Rückzug
Selbstkontrolle
überkontrolliert
Position in Beziehungen
gleich
Problematische zentrale Lebens-Funktionen
Distanzierung, Orientierung
Barrieren
Einsichts-Barriere
Fundamentale Stärken
Theoretisches und analytisches Denken, Vorstellungs-Kraft
Reagiert empfindlich auf
Informations-Überladung, Unterbrechungen, soziale
Situationen, emotionale Nähe, Berührung
Andere reagieren mit
Verwirrung/Sanftheit
In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit
dem Gefühl, dass andere sie um sich haben wollen
In Beziehung brauchen sie
das Gefühl, dass sie dazugehören
Vorstellung von der Außenwelt
unausweichliche Gefahr
Vorstellung von der Innenwelt
Bedürfnis nach Unterdrückung von Ausdruck, Furcht und
Panik
Vorstellung vom eigenen Handeln
Eindämmung des Selbst-Ausdruck, Gefrieren, Kontrolle
s
Körper-Struktur
Sinn der Körper-Struktur
Hals



Allgemeine Spannung hindert innere Impulse am
Herauskommen und äußere Reize am
Hereinkommen.
Körper









geladen
schmal, zusammengezogen
unkoordiniert, unintegriert
Rumpf, Kopf und beine stehen im Winkel
zueinander
kühle Haut
gerötete, gespannte Gelenke
Rückgrat dreht sich nicht frei
linke und rechte Hand passen nicht zusammen
Sehr starke Spannung an der Schädel-Basis
Kopf






versucht, sich abzuwenden
bleibt unverbunden mit dem Körper
steht vom Körper abgewinkelt
Spannung an der Schädel-Basis
Gesicht manchmal maskenhaft, „teuflisch“
Mund kann asymmetrisch sein
Augen



starke Spannung um die Augen
macht nicht wirklich Kontakt, vermeidet AugenKontakt
blank, leer
lang, eng,
oft schlank
Schultern


nach innen „festgenagelt“
klein, ineffektiv
Arme


lang
hängen und schwingen nicht
Brust


zusammengehalten von „Ringen“
fest zusammengeschnürt
Bauchdecke

schwere Spannung, die vertikale Spannung
erzeugt
Becken


zusammengezogen
Hüften sind „festgenagelt“
Beine





lang, oft spillerig
hohe Fuß-Bögen
oft nach außen gedreht
zusammengezogen
kalt
Rücken

Rückgrat kann verdreht sein
s
Ausrichtung
Kräfte
 Nach außen gerichteter innerer Druck
Reaktion
 Körper zieht sich von der Peripherie
zurück und nach innen zusammen.
Atmen
 Paradoxes Atem-Muster (Bauch
einziehen beim Einatmen)
Energie-Fluss
 Energie ist im Kern gefroren
 Explosive Ladung
Bewegung
 mechanisch
 abgerissen
 unharmonisch
 Kann einseitig gehen
Schwerkraft-Mechanismus
 Aufwärts
Stoffwechsel-Typ
 Hoch sympathikoton
Stimme
 mechanisch
 unbeteiligt
 verwirrend
 Wort-Salat
 Manchmal „teuflisches“ Lachen
s
Therapeutisches Vorgehen 1

















Gib viel Raum zur Orientierung.
Bemühe dich um Verständnis.
Diskutiere Vorstellungen.
Bleib zunächst distanziert.
Reaktiviere den Lebens-Impuls.
Konzentriere dich auf Kontakt.
Integriere Kontakt und Rückzug.
Hol die Person da ab, wo sie ist.
Arbeite in ihrem Tempo.
Gehe langsam und feinfühlig vor, da
sie zum Rückzug neigt.
Zu schnelles Arbeiten kann ein
Zerbrechen auslösen.
Konzentriere dich auf die Akzeptanz
der Person, so wie sie ist.
Hilf der Person, sich zu definieren.
Gib ihr Grenzen.
Decke keine tiefen Probleme auf,
bevor die Person alles hat, um mit
ihnen zurechtzukommen.
Vermindere Stress und Erregung.
Verstärke langsam die Identifikation
mit den Gefühlen.
s
 Hilf der Person zu lernen, Berichte zu
geben, während sie innen ist.
 Stell nicht zu viele Fragen.
 Sage: Ich würde gern wissen, ob…
 Berühre sie um ihretwillen, nicht um
deinetwillen.
 Verstärke die Einheit des Systems, indem
du die Kommunikation der Teile verbesserst.
 Sei aufrichtig und echt.
Körperbezogen
 Erdungs-Übungen
 Körper ausrichten
 Körper-Teile miteinander kommunizieren
lassen
 Kontakt-Improvisationen
 Ganzkörper-Massage
 Arbeit an den Füßen und Gelenken
 Bringe die Energie in die Extremitäten
 Schwimmen
 Feldenkrais-Arbeit
Therapeutisches Vorgehen 2
Sonden
 Alles an dir ist menschlich.
 Du bist hier sehr willkommen.
 Alles, was du fühlst, ist natürlich.
 Du brauchst vor nichts in dir Angst zu
haben.
 Du gehörst hierher.
 Es gibt nichts in dir, was mich
erschreckt.
 Es ist okay zu fühlen.
 Ich möchte, dass du gut zu dir bist.
 Ich möchte, dass du dich selbst wie
jedes menschliche Wesen behandelst.
 Mit dir ist nichts verkehrt.
 Es ist völlig natürlich, wenn du… willst.
s
Übernehmen
 Übernimm das Engsein
 Mund zuhalten und schreien lassen
 Ausstrecken und Sichzusammenziehen
 Lass sie die Regie übernehmen
 Übernimm den Rückzug
Kreatives Kämpfen
 Widerstand gegen spontane Bewegungen
 Zusammenhalten und herauskommen
lassen
 Bei tiefem Atem Brust zusammendrücken
 Kopf ausgestreckt festhalten und einziehen
lassen
Suche nach Bedeutung
 Gehen
 Spaltung zwischen links und rechts
 Ihnen zeigen, wie sie mit sich kämpfen
 Abwenden des Kopfes, Wegschauen
 Bedecke die Augen
oral (o):
abhängig/gewinnend
 Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Strategie: abhängig/gewinnend
 Überzeugungen und Eigenschaften
 Strategie-Komponenten
 Körper-Struktur
 Ausrichtung
 Therapeutisches Vorgehen 1
 Therapeutisches Vorgehen 2
CSK
Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Entwicklungs-Phase: oral
 Während der ersten beiden Jahre
 Sehnsucht nach der Mutter wird unterdrückt, bevor die Bedürfnisse befriedigt sind
Kind
 erhält nicht genug Körper-Kontakt, Aufmerksamkeit, Nahrung und Unterstützung.
 fühlt die Entbehrung.
 entwickelt kein Vertrauen.
 gibt auf, wenn die Mutter seine Bedürfnisse nicht erfüllt.
Mutter:
 lehnt die Bedürfnisse des Kindes ab.
 ist unsensibel für die Bedürfnisse des Kindes.
 ist nicht unterstützend und nicht nährend.
 will nicht für das Kind sorgen.
 ärgert sich darüber, wenn das Kind weint.
 steht aus irgendeinem Grund für die Versorgung des Kindes nicht zur Verfügung.
o
Strategie: abhängig/gewinnend
 Suche Unterstützung durch kindliches und bedürftiges Aussehen und
Handeln.
 Diese Strategie wird von Menschen verwendet, die man als abhängig und
gewinnend beschreiben kann.
Die Grundunsicherheit besteht darin, ob sie es allein schaffen können oder
nicht.
Sie fühlen sich in einem tragischen Mangel, der sie unfähig macht, für sich
selbst zu sorgen.
Sie können sich auch sehr wertlos und schwach fühlen.
 Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche
Menschen:
 Sie müssen mit Menschen zusammen sein.
 Sie können jung und hilflos tun
 Sie sehen liebenswert oder traurig aus.
 Sie neigen leicht zum Aufgeben und suchen oft Hilfe.
 Sie wollen umsorgt werden und mögen es, dass andere ihnen zuhören,
das sie gern reden, wenn sie sich gut fühlen.
 Unter Stress suchen sie Unterstützung von außen.
 Dies sind die Vorboten von Depression.
Dieser Typ gerät besonders leicht in einen solchen schmerzhaften
Zustand.
o
Überzeugungen und Eigenschaften
Kern-Überzeugungen:
 Ich kann Bedürfnisse haben, wenn ich
nicht unabhängig bin.
 Es ist niemand für mich da.
 Alle werden mich verlassen.
 Ich bin ganz allein.
 Ich kann keine Unterstützung
bekommen.
 Ich fühle mich gewogen und für zu leicht
befunden.
 Ich kann nie genug bekommen.
Eigenschaften:
 Innere Leere und Unsicherheit
 Unfähigkeit, allein zu sein
 Sucht Stärkung, kann sie aber nicht
annehmen
 Neigt zur Abhängigkeit
 Düstere Zukunfts-Sicht
 Sucht nach anderen, die ihn/sie
versorgen
 Hat Probleme, in der Erwachsenen-Welt
zurechtzukommen
 Leicht entmutigt







Bricht ab, wenn es schwer wird
Oft ermüdet
Neigt zu Depression
Will Aufmerksamkeit
Kann Stärkung nicht entdecken
Entbehrung führt zu Schwäche-Gefühl
Furcht, verlassen und allein gelassen
zu werden
 Unterkontrolliert und hilflos
 Abwehr gegen drohendes
Verlassenwerden und den Schmerz
der Isolation
o
Strategie-Komponenten
Fundamentale Unsicherheit
Unterstützung aus dem Selbst
Grund-Strategie
Hilfe holen
Disposition
Aufgeben, Trauer
Teufels-Kreis
Zusammenbruch  keine Stärkung  Schwäche 
Zusammenbruch
Selbstkontrolle
niedrig
Position in Beziehungen
unterlegen
Problematische zentrale Lebens-Funktionen
Bewertung, Ausdauer
Barrieren
Stärkungs-Barriere
Fundamentale Stärken
Ausnutzung aller Energie-Quellen
Reagiert empfindlich auf
Alleinsein, Ausgeschlossensein, eigene Kompetenz
Andere reagieren mit
Fürsorge und Unterstützung oder Ablehnung
In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit
vollwertiger Partnerschaftlichkeit
In Beziehung brauchen sie
Fürsorge
Vorstellung von der Außenwelt
Leere, Abwesenheit von Menschen und Fürsorge
Vorstellung von der Innenwelt
Hunger, Einsamkeit, Schwäche, Leere
Vorstellung vom eigenen Handeln
Zusammenbruch, Energie sparen, Aufgeben
o
Körper-Struktur
Sinn der Körper-Struktur
Hals


Der Körper erscheint kindlich und bedürftig,
damit andere die Person nicht verlassen,
sondern für sie sorgen.
Körper










sinkt nach unten
sieht abhängig aus
dünn
Muskulatur schwach, schlaff und unterentwickelt
blass
ohne Energie
verringerte genitale Erregungs-Fähigkeit
wenig Körperbehaarung
kleine Hände und Füße
kindlicher Körper
Kopf





vorgeschoben
ausgestreckt
großer Mund
große, volle Lippen
kindliches Aussehen
Augen




fragend
bittend
schwach
Tendenz zur Kurzsichtigkeit
vorgestreckt
Schultern

nach vorn gerundet
Arme



schwach
schlapp
machtlos
Brust


hat eine Senke
insgesamt eingesunken
Bauchdecke

vorgewölbt
Becken




klein
vom Rückgrat abgewinkelt
nach vorn gekippt
Druck auf Kreuz und Rückgrat
Beine



lang
durchgedrückte Knie
flache, zusammengefallene Füße
Rücken

alle Biegungen sind übertrieben
o
Ausrichtung
Kräfte
 „Werde erwachsen und stehe auf
eigenen Beinen.“
Reaktion
 bricht zusammen
Energie-Fluss
 untergeladen
 rasch verströmende, niedrige Energie
 schwacher Fluss zur Peripherie
Schwerkraft-Mechanismus
 Aufwärts
Stimme
 schwach
 traurig
 kindlich
Atmen
 flach
 kann nicht genug Luft kriegen
 kann nicht hereinnehmen
Bewegung
 zusammengebrochen
 energielos
 besiegt
 müde
Stoffwechsel-Typ
 mäßig parasympathikoton
 uneffizient
o
Therapeutisches Vorgehen 1
 Biete Nähe an und gib viel Zeit.
 Erreiche und kläre die StärkungsBarrieren.
 Hilf ihr, Stärkung zu entdecken.
 Sei unterstützend, ähre und hilf der
Person, die Stärkung anzunehmen
 Biete Wärme, Trost und Nähe an
 Unterstütze Bemühungen,
Selbstverantwortung zu übernehmen
 Die Person muss üben, vertrauenswürdig, selbstunterstützend und
verlässlich zu sein
 Hilf ihr sehen, dass Menschen für sie
da sind, damit sie ihre eigene Stärke
kennenlernen kann.
 Arbeite an den Themen, sicher zu
sein, und an dem Gefühl von Verlust.
 Hilf ihr zu lernen, die Hände
auszustrecken und Befriedigung zu
erhalten.
 Hilf ihr, mit dem Ärger in Kontakt zu
kommen.
 Beschäftige die Person mit dem
Alleinsein.
 Zeige Vertrauen in ihre Fähigkeiten.
 Mach Kontakt mit ihren Sorgen.
Körperbezogen
 Ermutige zur Körper-Ertüchtigung
 Laufen ist gut
 Arbeit an Beinen, Fuß-Gelenken und
Füßen
 Gewicht-Heben
 Karate, Tanzen
 Ermutige tiefes, energetisierendes
Atmen (Luft hereinnehmen)
 Gewahrsein der Haltung
 Brust erweitern
o
Therapeutisches Vorgehen 2
Sonden
 Ich bin jetzt für dich da.
 Ich werde dich unterstützen.
 Du kannst haben, was du brauchst.
 Ich helfe dir, einen Weg zu finden.
Übernehmen
 Übernimm das Gewicht des Körpers.
 Übernimm das Ausstrecken der Arme.
 Halte die Knie durchgedrückt.
 Drücke die Brust ein.
 Halte den Kopf vorgestreckt.
o
Kreatives Kämpfen
 Arme festhalten und ausstrecken lassen
 Halte die Person am Boden – sie versucht,
wegzukommen und du sagst: „Es lohnt sich
nicht. Es kümmert sowieso niemanden usw.“
 Drücke die Brust bei tiefem Ausatmen ein
und halte sie in eingesunkener Position fest.
Suche nach Bedeutung
 Kopf senkrecht über die Schultern bringen
 Knie loslassen und gebeugt halten
 Körper ausrichten
 Lippen ausstrecken
 Lenden-Wirbel strecken
 Hand auf dem Herzen
 Bedeutung dessen erfahren lassen, wenn
man die Kopf auf die Brust sinken lässt.
kompensiert-oral (k):
unabhängig/selbstversorgend
 Strategie: unabhängig/selbstversorgend
 Überzeugungen und Eigenschaften
 Strategie-Komponenten
 Körper-Struktur
 Sonden und anderes
CSK
Strategie: unabhängig/selbstversorgend
 Mobilisiere Selbst-Unterstützung und beweise die Fähigkeit zur SelbstVersorgung.
 Die Grundunsicherheit bei dieser Strategie hat mit äußerer Unterstützung zu
tun: „Kann ich auf andere zählen?“
Üblicherweise wird diese Frage verneint.
Sie erleben das Leben als eine Aneinanderreihung von Herausforderungen,
für deren Bewältigung sie vorbereitet sein müssen.
Sie fühlen sich wie einsame Wölfe in schwierigen Situationen.
 Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche
Menschen:
 Unter Stress suchen sie oft Isolation.
 Sie lieben es, allein zu arbeiten, Herausforderungen anzunehmen,
selbst-Versorgung und Selbst-Genügsamkeit unter schwierigen
Bedingungen zu beweisen.
 Der Held ist hier der Cowboy, insbesondere der einsame Revolver-Held.
k
Überzeugungen und Eigenschaften
Kern-Überzeugungen:
 Ich brauche niemanden.
 Ich kann es allein schaffen.
 Ich brauche keine Unterstützung.
Eigenschaften:
 Angst, andere für sich sorgen zu lassen.
 Versucht, körperlich stark zu sein und für sich
selbst zu sorgen.
 Übertriebene Unabhängigkeit, die unter Stress
zusammenbricht.
 Muss Schwierigkeiten sehen und sie bewältigen.
 Abwehr gegen Schmerz der Verweigerung von
Unterstützung und Hilfe
Vor dem Hintergrund dieser Überzeugungen und
Eigenschaften sind die psychosozialen Funktionen,
sich in Abhängigkeit zu begeben und sich
gegenseitig Unterstützung angedeihen zu lassen,
unterentwickelt.
k
Strategie-Komponenten
Fundamentale Unsicherheit
Unterstützung von anderen
Grund-Strategie
Selbermachen
Disposition
Sich für eine Aufgabe zusammennehmen
Teufels-Kreis
Selbermachen  keine Unterstützung  Alleinfühlen 
Selbermachen
Selbstkontrolle
hoch
Position in Beziehungen
gleich, getrennt
Problematische zentrale Lebens-Funktionen
Bewertung, Neuorientierung
Barrieren
Stärkungs- und Abschluss-Barriere
Fundamentale Stärken
Findigkeit
Reagiert empfindlich auf
abhängig von anderen sein
Andere reagieren mit
Bewunderung, Vertrauen
In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit
sich auf andere verlassen können
In Beziehung brauchen sie
Bedürfnis nach Isolation
Vorstellung von der Außenwelt
Herausforderung, Verantwortung
Vorstellung von der Innenwelt
Alleinsein, Bedürfnis, für sich selbst zu sorgen
Vorstellung vom eigenen Handeln
Vorbereitung auf Herausforderungen, Bereitsein
k
Körper-Struktur




„Revolver-Helden“-Körper
Nicht zusammengesunken
Kann eher phallisch aussehen
drahtig
k
Sonden und anderes




Es ist okay, Bedürfnisse zu haben.
Du brauchst nicht alles allein zu machen.
Ich helfe dir, stark zu sein.
Es ist okay, Unterstützung anzunehmen.
Gib Raum, damit die Person Dinge auf ihre
Weise tun kann.
Vermeide zu helfen.
Respektiere ihr Bedürfnis nach Distanz und
Eigenständigkeit.
Für den kompensierten oralen Charakter geht
es darum, seine Schwäche anzuerkennen und
so seine Kompensierung zu überwinden.
Dann gilt für ihn das gleiche Vorgehen in der
Entwicklungs-Begleitung wie für den oralen
Charakter.
k
psychopathisch I (p1):
hart/großzügig
 Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Strategie: hart/großzügig
 Überzeugungen und Eigenschaften
 Strategie-Komponenten
 Körper-Struktur
 Ausrichtung
 Therapeutisches Vorgehen 1
 Therapeutisches Vorgehen 2
CSK
Entstehungs-Zeit und Ätiologie
p1
 Entwicklungs-Phase: oral
 Entstehung vor dem Alter von 4 Jahren.
Kind
 entwickelt Autonomie, will aber noch Hilfe.
 hat keine Macht und fühlt sich machtlos.
 wird von externen Kräfte herumgestoßen.
 fühlt sich überwältigt, klein und schwach.
 wird schwach gehalten und darf keinen Beitrag leisten.
Mutter:
 ist übermächtig.
 setzt das Kind herab, manchmal überwältigend.
 kann gegenüber dem Kind verführerisch manipulativ agieren, um es an sich zu binden.
 befriedigt im Kontakt mit dem Kind ihre Bedürfnisse, nicht die des Kindes.
 behandelt das Kind, also ob es unwichtig sein.
 nimmt das Kind nicht ernst.
Strategie: hart/großzügig
 Erscheine unangreifbar, demonstriere Wichtigsein und übernimm die
Kontrolle.
 Menschen mit dieser Strategie sind oft auch großzügig.
Aber diese Großzügigkeit ist patronisierend und wird eingesetzt, um in einer
autoritären Position sein zu können.
Die Grundunsicherheit besteht darin, on sie anderen vertrauen können, wenn
sie ihr wirkliches und verletzliches Selbst zeigen.
Sie haben Angst, ausgenutzt und als schwach un d unwichtig behandelt zu
werden.
Ihre Kultur-Helden sind der berühmte General, der „starke Mann“ oder das
(zuweilen kriminelle) Genie.
 Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche
Menschen:
 Diese Menschen verwenden Täuschung oder manchmal Charme, um
sich in Macht-Stellung und Autoritäts-Position zu platzieren.
 Sie lieben es, an der Spitze zu stehen, der Führer zu sein.
 Sie sind bereit, andere zu unterstützen, und die sind großzügig.
 Sie wollen ernst genommen und mit Respekt und Bewunderung
behandelt werden und zögern, sich offen und gleichberechtigt anderen
mitzuteilen.
p1
Überzeugungen und Eigenschaften
Kern-Überzeugungen:
 Ich kann unabhängig sein, wenn ich
die Kontrolle nicht aufgebe, jemandem
zu nahe zu kommen.
 Dräng mir nichts auf.
 Komm mir nicht zu nahe.
 Du kannst mich nicht verletzen.
 Ich werde es ihnen zeigen.
 Du kannst mir nahe sein, solange du
zu mir aufschaust.
 Ich brauche niemanden.
 Ich werde niemals jemandem zeigen,
wie verletzt ich bin.
Eigenschaften:
 Die Person reagiert mit DruckAusübung und missbräuchlicher
Verwendung von Macht.
 Sie verleugnet Gefühle.
 Sie neigt zur Ignorierung eigener wie
fremder Gefühle.
 Sie verringert weitgehend die Gefahr,
überwältigt zu werden.
 Sie versucht, Menschen fernzuhalten.
 Sie passt ihren Stil der Situation an.
p1
 Sie verhält sich indirekt, opportunistisch
und täuschend.
 Sie ist impulsiv und kaum zukunftsorientiert.
 Sie verkauft ein Bild von sich als
Wirklichkeit.
 Sie hat Probleme mit ihrem Status und will
Respekt.
 Sie kann asozial und unzuverlässig sein.
 Sie fühlt sich in andere nicht ein und kann
keine engen Beziehungen eingehen.
 Sie muss alle Beziehungen kontrollieren und
dominieren.
 Sie verleugnet Gefühle, insbesondere ihre
Verletzlichkeit.
 Sie fühlt sich unwichtig.
 Sie befürchtet, überwältigt zu werden.
 Sie fühlt sich von anderen entfremdet und
sehnt sich nach Nähe.
 Sie ist überkontrolliert.
 Sie versucht, gefährlich und wichtig
auszusehen.
 Sie täuscht sich und andere.
Strategie-Komponenten
p1
Fundamentale Unsicherheit
Selbst-Behauptung, Kontrolle
Grund-Strategie
Irreführung über eigene Kraft
Disposition
Unangreifbar aussehen, Problem-Verleugnung
Teufels-Kreis
Täuschung  Verleugnung von Gefühlen  Zwang zur
Aufrechterhaltung des Bildes  Täuschung
Selbstkontrolle
niedrig
Position in Beziehungen
überlegen
Problematische zentrale Lebens-Funktionen
Bewertung, rechtzeitiges Handeln
Barrieren
Stärkungs- und Abschluss-Barriere
Fundamentale Stärken
Kreativität, Abenteuer-Lust
Reagiert empfindlich auf
Benutzt werden, als klein oder dumm behandelt werden,
erniedrigt werden, Routine, Langeweile
Andere reagieren mit
Aufgabe von Führung und Kontrolle
In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit
die realen Folgen ihrer Handlungen einzusehen,
gleichberechtigt und offen zu sein
In Beziehung brauchen sie
Distanz
Vorstellung von der Außenwelt
Möglichkeiten des Gewinns, Gefahren für Status und oder
Besitz
Vorstellung von der Innenwelt
Schwäche, geringe Ressourcen
Vorstellung vom eigenen Handeln
Ein Bild von Größe und Stärke aufrechterhalten
Körper-Struktur
Sinn der Körper-Struktur
Hals



Die Mobilisierung nach oben täuscht andere,
lässt sie stärker und mächtiger aussehen, als sie
sind.
Körper




aufwärts mobilisiert
sieht vor Stolz oder Wut aufgeblasen aus
kann steif sein
Untere Körper-Hälfte ist dünn
Kopf




Kann im Verhältnis zum Körper groß sein
übergeladen
festgehalten
Schädel-Basis gespannt
Augen



wachsam
misstrauisch
manchmal stechend
blockiert
unterbricht den Energie-Fluss
Schultern


breit
stark
Arme


vorn weg getragen
können groß sein
Brust

aufgeblasen
Bauchdecke



Eingeengt
Bauch drängt nach oben
Kann sich oben vorwölben
Becken




Kann dünn und schmal sein
kalt
untergeladen
fest
Beine



dünn
kalt
Füße sehen aus, als ob sie schweben
Rücken

mächtig
p1
Ausrichtung
Kräfte
 klein machen
 zerdrücken
Reaktion
 Körper schwillt an.
Energie-Fluss
 Energie nach oben verschoben
 Wenig Energie in der unteren KörperHälfte
Schwerkraft-Mechanismus
 aufwärts
Stimme
 weich
 angenehm
 verführerisch
 manchmal nuschelnd
Atmen
 Atmet in die Brust
 Kann die Brust aufblasen und so
halten
Bewegung
 Kann gehen, als ob er jemanden
umbringen wollte
 ärgerlich
Stoffwechsel-Typ
 parasympathisch
p1
Therapeutisches Vorgehen 1
 Gestehe den Personen Macht zu.
 Respektiere ihren Raum und ihre
eigenes Tempo.
 Respektiere kreative Beiträge, Pläne und
Ideen und mach Kontakt damit.
 Vermeide, Autorität zu sein.
 Mach es sicher, die Wahrheit zu sagen.
 Hilf, mit der Schwäche in Kontakt zu
kommen.
 Arbeit mit dem Macht-Problem.
 Hilf der Person, eine ausgeglichene
Sicht-Weise vom Macht zu lernen.
 Unterstütze Prozesse, die Gefühle
vertiefen.
 Bringe sie in Berührung mit ihrem
inneren Mörder.
 Ermuntere die Entwicklung eines
wirklichen ängstlichen Selbst.
 Hilf ihr, Nähe zu zulassen ohne die
Angst, ausgenutzt zu werden.
 Konfrontiere Übertreibungen,
Drohungen, Verzerrungen.
 Gib keine Versprechen.
 Sei klar.
p1
Körperbezogen:
 TaiChi
 Rolfing
 Feldenkrais-Beckenarbeit
 Erdungs-Übungen
 Bei Körper-Arbeit liegt der
Schwerpunkt auf Entspannung der
Beine, dann des ganzen Körpers,
ebenso Gesicht, Kopf und Hals
 Vermeide bewusstseinserweiternde
Drogen
 Drücke den Körper nach unten
 Drücke die Füße auf den Boden
 Halte Arme und Schultern zurück
 Sich erheben
 Was bedeutet es, die Arme zu heben
und sich aufzublasen
 Welche Bedeutung hat das
verführerische Verhalten
Therapeutisches Vorgehen 2
Sonden
 Du bist wichtig.
 Du kannst die Distanz zwischen uns
bestimmen.
 Es ist okay, verletzt zu sein.
 Du brauchst mich nicht zu
beeindrucken.
 Du bist ein guter Mensch.
 Ich schätze dich.
 Es ist okay, für dich selbst zu sorgen.
 Ich will keine Macht über dich.
 Deine Bedürfnisse sind wichtig.
 Ich werde dich nicht benutzen oder
ausnutzen.
p1
Übernehmen
 Halte Körper und Schultern hoch.
 Halte Leute fern und sage: „Lasst ihn in
Ruhe.“
 Halte die Arme nach vorne.
 Übernimm die Spannung am Zwerchfell.
 Dämme den Körper ein, damit mörderische
Gefühle herauskommen können.
Kreatives Kämpfen
 Nach unten Drücken
 Arme oder Schultern zurückhalten
 Füße auf den Boden drücken
Suche nach Bedeutung
 Sich erheben
 Arme heben
 Sich aufblasen
 Stimme
 Berührung
 Gang
 Verführerisches Verhalten
 Atem-Muster
psychopathisch II (p2):
gefällig/einschmeichelnd
 Strategie: gefällig/einschmeichelnd
 Eigenschaften
 Strategie-Komponenten
 Körper-Struktur
 Ausrichtung
 Therapeutisches Vorgehen
CSK
Strategie: gefällig/einschmeichelnd
 Sei liebenswürdig un d verführe die anderen dazu, dir zu geben, was du
brauchst.
 Menschen, die diese Strategie verwenden, gleichen dem harten und großzügigen
Typ darin, dass sie etwas vortäuschen, in diesem Fall allerdings Bewunderung und
Zuwendung und nicht Stärke und Macht.
Beide Typen versuchen, andere zu kontrollieren und zu manipulieren, aber der eine
verwendet Macht und Großzügigkeit, während der Verführer-Typ sexuelle
Untertöne und Liebenswürdigkeit einsetzt.
Die Grundunsicherheit besteht darin, ob man die Befriedigung sein er Bedürfnisse
erlangen kann, wenn man sie direkt ausdrückt.
Sie erwarten, dass die anderen die Bedürfnisse und Verletzlichkeiten ausnutzen.
Und natürlich entsteht Stress aus der Furcht vor Entlarvung.
Wie der „starke Mann“ fühlt sich auch dieser Typ unecht und falsch.
 Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen:
 Diese Menschen sind attraktiv, ein bisschen „ölig“, haben verführerische
Bewegungen und eine Menge wirklichen Charme und Liebenswürdigkeit.
 Oft hat ihr Verhalten starke sexuelle Untertöne und ihre sexuellen Aktivitäten
umfassen einen weiteren Bereich als bei Durchschnitts-Menschen.
 Es kann einige Verwirrung hinsichtlich ihrer Geschlechts-Identität oder ihrer
Umkehrung vorkommen.
 Sie haben eine Vorliebe für Bequemlichkeit und Sinnlichkeit.
 Sie sind nicht sonderlich ehrgeizig.
p2
Eigenschaften
 Die Person blockiert die Macht-Frage,
indem sie sich nett und freundlich verhält
und den „inneren Mörder“ versteckt.
 sanfte Art
 zuvorkommend
 überhöflich
 kooperativ
 umgänglich
 raffiniert
 verführerisch
 manipulativ
 untergräbt andere
 oberflächliche Unterwerfung
 indirekt
p2
Strategie-Komponenten
p2
Fundamentale Unsicherheit
Kollision von Bedürfnissen
Grund-Strategie
Irreführung über Absichten
Disposition
Verführen, charmant sein, Manipulation, Misstrauen
Teufels-Kreis
Täuschung  Verleugnung von Gefühlen  Zwang zur
Aufrechterhaltung der Bilder  Täuschung
Selbstkontrolle
unsicher
Position in Beziehungen
unsicher
Problematische zentrale Lebens-Funktionen
Rechtzeitiges Handeln
Barrieren
Handlungs-Barriere
Fundamentale Stärken
Für andere etwas tun, Unterhaltsamkeit
Reagiert empfindlich auf
Unbefriedigt bleiben, nicht die eigenen Bedürfnisse erfüllt
bekommen, Bedürfnis nach Ehrlichkeit
Andere reagieren mit
Nachgeben, Aufhören
In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit
Frustration mit anderen sowie Unbehagen über
Manipulation und Verführung auszudrücken,
In Beziehung brauchen sie
Vorstellung von der Außenwelt
Befriedigungs-Möglichkeiten und deren Verhinderung
Vorstellung von der Innenwelt
Hunger nach sinnlicher Befriedigung
Vorstellung vom eigenen Handeln
Orientierung auf Lust aufrechterhalten
Körper-Struktur
Sinn der Körper-Struktur
Hals



Der recht symmetrische Körper zieht
Aufmerksamkeit auf sich und reflektiert die
Neigung zum Verführen.
Körper




regelmäßig
Verführerisch rund oder V-Form
Oberflächen-Muskulatur weich
tiefe Muskulatur gespannt
Kopf


ohne Linien im Gesicht
weicher „Plastik“-Ausdruck
Augen


weich
verführerisch
blockiert
unterbricht den Energie-Fluss
Schultern


breit
stark
Arme

weiche, schwache Hände
Brust

weniger aufgeblasen, aber fest
Bauchdecke



eingeengt
Bauch drängt nach oben
kann sich oben vorwölben
Becken


übergeladen
nicht verbunden
Beine



dünn
kalt
Füße sehen aus, als ob sie schweben
Rücken

hyperflexibel
p2
Ausrichtung
Kräfte
 Klein machen. zerdrücken
Reaktion
 Körper schwillt auf.
Energie-Fluss
 Energie nach oben verschoben
 Bei Ärger rötet sich das Gesicht, der
Körper bleibt jedoch ruhig
Schwerkraft-Mechanismus
 Aufwärts
Stimme
 weich
 angenehm
 verführerisch
 manchmal nuschelnd
Atmen
 Atmet in die Brust
 Kann die Brust aufblasen und so
halten
Bewegung
 verführerischer Gang
Stoffwechsel-Typ
 parasympathisch
p2
Therapeutisches Vorgehen
 Bring sie dazu sich einzulassen (sie können
überkooperativ sein, aber nicht wirklich in die
Therapie engagiert)
 Dann verfahre wie bei Typ 1
 Erkenne Bedürfnisse an.
 Sei klar mit Abmachungen.
 Nimm dir Zeit, dich unterhalten zu lassen.
 Mache Kontakt mit Gefühlen, Vorlieben und
Abneigungen.
p2
masochistisch (m):
belastet/duldend
 Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Strategie: belastet/duldend
 Überzeugungen und Eigenschaften
 Strategie-Komponenten
 Körper-Struktur
 Ausrichtung
 Therapeutisches Vorgehen 1
 Therapeutisches Vorgehen 2
CSK
Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Entwicklungs-Phase: anal
 Entstehung in dem Alter, in dem das Kind lernt zulaufen, sich frei zu bewegen, sich
selbst zu behaupten
Kind
 fühlt sich unter Druck.
 darf nicht frei und spontan sein.
 hat Trotz-Anfälle und Jähzorn.
Mutter:
 ist über fürsorglich.
 ist liebevoll, aber dominierend.
 kann das Kind erniedrigen.
 schubst das Kind herum und nörgelt.
 macht Liebe von Gehorsam abhängig.
 betont Essen und Ausscheidung stark.
 ist ehrgeizig.
 will, dass das Kind erfolgreich ist.
 setzt Schuld-Gefühle ein: „Sieh, wie du mir wehtust.“
 erstickt alle Widerstands-Versuche des Kindes im Keim.
 betont die materiellen Bedürfnisse des Kindes.
 verneint die spirituellen Bedürfnisses des Kindes.
Vater
 ist unterwürfig
m
Strategie: belastet/duldend
 Halte aus und warte, bis sich der Sturm gelegt hat.
 Menschen mit dieser Strategie übernehmen Lasten, ohne eine ernsthafte Anstrengung
zu machen, die Dinge zu ändern.
Ihre Hauptstrategie besteht darin auszuhalten, die Situationen einfach zu überdauern.
Die Grundunsicherheit ist, wie effektiv sie sein könnten, wie gut sie Dinge bewältigen
könnten, ohne etwas kaputt zu machen oder andere Menschen dabei zu verletzen.
Sie fürchten sich davor zu handeln und wollen Verantwortung nicht.
Sie fühlen sich eingeklemmt, impotent, inkompetent und nicht so attraktiv und effektiv
wie andere Menschen.
 Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen:
 Unter Stress werden diese Menschen trotzig und langsam und bereiten sich auf
das Schlimmste vor.
 Mit ihren Verzögerungs-Taktiken können sie andere aus der Haut fahren lassen.
 Sie können unglaublich geduldig sein und jahrelang an derselben langweiligen
Arbeits-Stelle arbeiten.
 Sie handeln, als seien sie anderen unterlegen und nicht so wichtig, und erwarten,
dass sie so behandelt werden.
 Sie sehen sich in der unterlegenen Position.
 Sie können trotzig und sehr hartnäckig sein und dabei höchst effektiv und kreativ
Dinge verschieben, die getan werden müssten.
 Sie meiden Verantwortung und melden sich nie freiwillig.
 Sie sind ruhig, Felsen in der Brandung und können in dieser Rolle ganz
heldenmütig sein.
m
Überzeugungen und Eigenschaften
Kern-Überzeugungen:
 Ich kann nah sein, wenn ich nicht frei bin.
 Ich bin ein schlechter Mensch.
 Ich mache alles falsch.
 Es ist hoffnungslos.
 Sieh nur, wie schlecht es mir geht –
darum bitte liebe mich.
 Ich muss anderen gehorchen, um geliebt
zu werden.
 Es ist nicht okay, Spaß zu haben.
Eigenschaften:
 Bleibt unterwürfig als Preis für Intimität.
 Äußerlich verdächtig unterwürfig.
 Unterdrückte Verachtung und Wut.
 Festgefahren in seinen GewohnheitsMustern.
 Schwierigkeiten, Energien in Fluss zu
bringen.
 Schwierigkeiten, Emotionen
auszudrücken und sich selbst zu
behaupten.
 Probleme, sich zu entladen und
loszulassen.
 Furcht vor Risiko















m
Indirekter Ausdruck von Ärger
Bestraft mit Schweigen
Ewiges „Nein“
Die Person kann nicht sehen, dass sie
die Last abwerfen und Spaß haben
kann.
Sie wendet ihre Impulse nach innen
statt nach außen.
Sie beschwert sich ständig.
Sie versucht, aggressiv zu sein, aber
ohne Erfolg.
Die Würde ist beschädigt.
Die Person ist hartnäckig.
Sie versucht, Zustimmung durch ihr
Bemühen zu erreichen.
Sie übernimmt die Rolle des
unschuldigen Opfers.
Sie zeigt ihre Freude nicht offen.
Gefühle von Hoffnungslosigkeit,
Festgefahrenheit, Niederlagen und
Verlust.
Trotz, Verachtung und viel aufgestaute
Wut.
Starke Schuld-Gefühle.
Strategie-Komponenten
m
Fundamentale Unsicherheit
Wirkung seiner Handlungen auf andere
Grund-Strategie
abwarten, verzögern
Disposition
Übernahme von Belastung, Vermeidung von
Verantwortlichkeit
Teufels-Kreis
Widerstand  Widerspenstigkeit  Gefühle von
Gedrängtwerden  Widerstand
Selbstkontrolle
überkontrolliert
Position in Beziehungen
unterlegen
Problematische zentrale Lebens-Funktionen
rechtzeitiges Handeln
Barrieren
Handlungs-Barriere
Fundamentale Stärken
Loyalität, Ausdauer, Resistenz gegen Beeinflussung
Reagiert empfindlich auf
angetrieben, geschubst, gedrängt werden; Verantwortung
übernehmen sollen; gemocht werden
Andere reagieren mit
Frustration über Langsamkeit und Verzögerungen
In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit
Andere werden durch Fehler, Verzögerungen und
Abschieben von Verantwortung frustriert
Vorstellung von der Außenwelt
Schwierigkeiten, mögliche Fehler und negative Ergebnisse
Vorstellung von der Innenwelt
Bedürfnis nach Stärke und Verwendung von Ressourcen
zum Überdauern
Vorstellung vom eigenen Handeln
Vorbereitung auf eine Belastung oder Anstrengung mit
Verausgabung
Körper-Struktur
Sinn der Körper-Struktur
Hals



Der Körper quetscht nach unten, um den SelbstAusdruck zu unterdrücken.
Die Person sagt mit dem Körper „Nein“.
Körper










ist zusammengepresst, vorn kurz und dick.
muskulös.
strebt abwärts und nach hinten.
widersteht einem Schubs nach hinten.
sieht aus wie von einer Zange gehalten.
gespannt
neigt zu Übergewicht.
Haut ist dunkel, bräunlich, großporig
Viel Körper-Behaarung
Haut-Spannung ist in den Flexoren.
Kopf




duckt sich, als ob er einen Schlag von hinten
erwartet.
scheint in den Schulter-Gürtel eingezogen zu
sein.
Unterkiefer ist dick und gespannt.
Gesicht hat einen unschuldigen Ausdruck: „Wer
– ich?“
Augen



weich
traurig
leidend
tiefsitzend
kurz, dick
Schultern



vornüber gerollt
schwer gebaut
Anschein von Niederlage
Arme

stark
Brust


zusammengestaucht
zusammengepresst
Bauchdecke


fest
Taille kurz und dick
Becken


flaches Gesäß
Becken eingezogen (Schwanz einziehen)
Beine

Schenkel sind vorn schwer und hinten
gespannt
Rücken

sieht belastet, besiegt aus
m
Ausrichtung
Kräfte
 Von hinten geschubst
Atmen
 Kann viel seufzen
Reaktion
 Klammert sich zusammen
 Klebt am Boden.
Energie-Fluss
 Voll geladen, aber festgehalten und
festgefahren
 Energie hat sich in Masse verwandelt
Bewegung
 mühsam
 entmutigt
 langsam
 bedächtig
 schwer
 oft unterbrochen
Schwerkraft-Mechanismus
 abwärts
Stoffwechsel-Typ
 Hoch parasympathisch
Stimme
 jammernd
 irritierend
m
Therapeutisches Vorgehen 1
 Treibe sie niemals an oder mahne zur
Eile
 Biete „Zurückhalten“ an
 Sei geduldig, freundlich und nicht
vorwurfsvoll
 Mache Kontakt mit den Gefühlen von
Belastung und Unbeweglichkeit
 Mache die Person auf Versuche
Aufmerksam, die Therapie zu
sabotieren.
 Bring sie in Berührung mit
automatischen Negationen.
 Lass dich nicht auf Spiele ein, bei der
die Person sich deinetwegen besser
fühlt.
 Bring sie in Berührung mit ihrem Ärger.
 Lass sie wissen , dass du ihren Ärger
akzeptierst.
 Bring sie dazu, mit dir zu kämpfen.
 Unterstütze Ausdruck und SelbstBehauptung.
 Lass die Gefühle frei fließen.
 Vermeide, heruntergezogen zu
werden.
 Necke, scherze und hilf ihr, über sich
selbst zu lachen.
 Mach langsam.
 Erarbeite den Ärger Stück für Stück.
 Warte immer, bis sich die Person
bereit fühlt, das nächste zu tun.
 Verstärke das Gefühle, reagieren zu
können.
Körperbezogen
 Jede Bewegungs-Arbeit ist gut.
 Tanzen
 Spielen
 Rolfing und Ähnliches zur Erhöhung
der Flexibilität
 Stretching
 Aerobic
 Arbeit an den Beinen
m
Therapeutisches Vorgehen 2
Sonden
 Du bist ein guter Mensch.
 Nimm dir Zeit.
 Es gibt Hoffnung.
 Du bist liebenswert.
 Ich werde dich nicht verletzen.
 Es ist okay, ärgerlich zu sein.
 Du brauchst nicht unglücklich zu sein,
damit ich dich liebe.
 Du kannst dich verändern
 Dein Leben gehört dir.
 Es ist okay, deine Gefühle
auszudrücken.
 Du kannst tun, was du willst, und ich
werde dich trotzdem lieben.
m
Übernehmen
 Schultern niederdrücken
 Schultern zusammendrücken
 Mund zuhalten und schreien lassen.
 Halte den Kopf direkt nach unten.
 Übernimm negative Stimmen.
Kreatives Kämpfen:
 Im Allgemeinen viel kämpfen
 Schubs von hinten
 Arme und Beine festhalten
 Stoßen lassen mit den Beinen
 Niederhalten und kämpfen lassen
 Öffnen lassen gegen Druck von außen
 (erfolgreich) ausbrechen lassen
 Schenkel zusammenpressen
 Lass die Person deine Vorwärts-Bewegung
mit ihrem Körper blockieren
 Schneller Schlag auf „Nein“
Suche nach Bedeutung
 Sich verkürzen
 Sich selbst zerdrücken
 Die Arme um Hilfe ausstrecken
hysterisch (h):
ausdrucksvoll/klammernd
 Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Strategie: ausdrucksvoll/klammernd
 Überzeugungen und Eigenschaften
 Strategie-Komponenten
 Körper-Struktur
 Ausrichtung
 Therapeutisches Vorgehen 1
 Therapeutisches Vorgehen 2
CSK
Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Entwicklungs-Phase: genital
 Entstehung wenn das Kind alt genug ist, sexueller Unterschiede gewahr zu werden
 In unserer Kultur ist dieser Typ meist weiblich.
Kind
 muss seine Laut-Stärke erhöhen, damit es gehört wird
Eltern:
 behandeln das Kind nicht als eigenständige Person
 achten nicht auf das Kind
 nehmen seine Gefühle nicht ernst
 Hören nicht zu
Vater
 kann vor seinen eigenen sexuellen Gefühlen gegenüber dem Kind Angst haben
 war zu zunächst liebevoll, erstarrt dann aber vor der Sexualität des Kindes
 stößt das Kind weg
 in frühen Jahren zugewandt, dann zurückgezogen
 nicht interessiert am Kind
 reagiert möglicherweise nur, wenn das Kind aufgeregt ist
h
Strategie: ausdrucksvoll/klammernd
 Erringe Aufmerksamkeit und vermeide Trennung.
 Menschen mit dieser Strategie sind erregbar und überschwänglich.
Sie neigen zum Selbst-Ausdruck und können gut andere in ihren Bann
ziehen und halten.
Die Grundunsicherheit besteht darin, geliebt und geschätzt zu werden und
die Zeit und Aufmerksamkeit von den geliebten Personen zu bekommen, die
man braucht und will.
Sie fürchten sich davor, weggestoßen zu werden, auch zugunsten eines
anderen.
 Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche
Menschen:
 Sie schlagen unter Stress oft Krach, können laut und emotional sein
und sich leicht aufregen.
 Sie können sehr fürsorgend, mütterlich oder auf eine auffallende,
Aufmerksamkeit erregende Weise verführerisch sein oder auch
mädchenhaft und unschuldig, wenn das die Dinge am Laufen hält.
 Menschen dieses Typs vermeiden Trennungen aller Art und haben
Schwierigkeiten damit, eine Unterhaltung oder eine Beziehung
abzuschließen.‘
Sie fühlen sich ängstlich oder empfindsam.
h
Überzeugungen und Eigenschaften
Kern-Überzeugungen
 Ich kann frei sein, wenn ich keine
Wünsche habe.
 Niemand hört mir zu und versteht mich.
 Meine Gefühle sind nicht akzeptierbar.
 Ich werde meinen Herz-Gefühlen nicht
nachgeben.
 Ich kann das Herz nicht öffnen.
 Du kannst mich nicht verletzen.
 Ich kann nicht die Aufmerksamkeit
bekommen, die ich brauche.
Eigenschaften
 klammert sich an das Kindsein und an
elterlichen Schutz.
 sehnt sich nach Schutz und Liebe
 überreaktiv, leicht erregt und nervös
 dramatisch und theatralisch
 übertreibt Gefühle
 bemüht sich nicht um intellektuelles
Verständnis von Details
 sensibel und weint leicht
 tiefes Gefühl von Enttäuschung,
Verletzung und Verrat
 fühlt sich nicht beachtet und verloren















Unterkontrolliert, neigt zur Zerstreutheit
hat Probleme zu fokussieren
noch suggestibel
inkonsistent
neigt zu unerwartetem oder
ungewolltem Verhalten oder GefühlsWechselbädern
Tendenz zu Enttäuschung-Reaktionen
Furcht, für seine Rechte einzutreten
Angst, direkte Forderungen zu stellen
fühlt sich unfähig, auf gleicher Basis
mitzuhalten
kann sexuelle Aktivitäten als Abwehr
gegen tiefes Einlassen einsetzen, vor
dem die Person sich fürchtet
kann promiskuitiv sein
kann Sexualität mit dem einen,
Herzens-Gefühle mit dem anderen
haben
weigert sich, Veränderungen zu
akzeptieren
will Nähe
produziert Emotionen, um KontaktAbbruch zu vermeiden
h
Strategie-Komponenten
Fundamentale Unsicherheit
Interesse der anderen
Grund-Strategie
Aufmerksamkeit erregen
Disposition
Übertreibung aller Gefühle, Kontakt aufrechterhalten
Teufels-Kreis
Reagieren  keine Befriedigung  Frustration 
Reagieren
Selbstkontrolle
niedrig
Position in Beziehungen
gleich
Problematische zentrale Lebens-Funktionen
Orientierung, Distanz-Setzung, Neuorientierung
Barrieren
Einsichts- und Abschluss-Barriere
Fundamentale Stärken
Lebendigkeit, Attraktivität, künstlerische Fähigkeiten,
Loyalität
Reagiert empfindlich auf
zurückgewiesen, nicht gehört oder nicht verstanden
werden
Andere reagieren mit
Ablehnung der Gefühls-Intensität und des Drängens nach
Nähe
In Beziehung brauchen sie
Aufmerksamkeit, müssen sich gemocht und verstanden
fühlen
Vorstellung von der Außenwelt
Möglichkeiten für Verlust und Kontakt
Vorstellung von der Innenwelt
Erregung, Sehnsucht, Bedürfnis nach Berührung
Vorstellung vom eigenen Handeln
zeige Erregung, bekomme Aufmerksamkeit, ziehe andere
an
h
Körper-Struktur
Sinn der Körper-Struktur



Kind-Frau
sehr geeignet für Lockung und Verführung
schützt das Herz durch den engen Brust-Korb
Körper





Verführerischer Körper
Spaltung zwischen oben und unten
Kinder-Rumpf auf einem fraulichen Becken
Oberteil starr und festhaltend
Unterteil weich und nachgebend
Kopf




hochgehalten
fester, energischer Unterkiefer
Gesicht kann rot wirken
stolze Kopf-Haltung
Augen


erschreckt
aufgerissen
Hals


schmal
steif
Schultern




eng
knochig
schmal
manchmal abfallend
Arme



uneffektiv
schwach
dünn
Brust



schmal
eng
oft kleine Brüste
Bauchdecke


weich
rund
Becken



breit
oft schlaff
ausladend
Beine


starr
schwer
Rücken



unbeugsam
steif
Hohlkreuz
h
Ausrichtung
Kräfte
 wegstoßen
Atmen
 atmet nicht vollständig aus
Reaktion
 verengt die Brust und kompensiert mit
dem Becken
Bewegung
 rollend
 weich
 verführerisch
Energie-Fluss
 gute Energie, aber explosiv,
ungleichmäßig
 neigt zu plötzlichen Energie-Erhöhungen
Schwerkraft-Mechanismus
 abwärts
Stimme
 übermäßig ausdrucksvoll
 kann schrill sein
 kann schnell sprechen
Stoffwechsel-Typ
 mäßig sympathikoton
h
Therapeutisches Vorgehen 1
 Suche nach den bestimmenden
Faktoren einer Situation und der
Bedeutung.
 Unterstütze die Achtsamkeit
 Fordere Bericht aus dem Zustand
innerer Achtsamkeit
 Bemühe dich um Klarheit
 Lass die Person nicht mit ihren
Gefühlen wegrennnen
 Sie braucht das Gefühl, gehört zu
werden, also dass jemand ihr zuhört.
 Unterstütze das angenehme Gefühl,
bei der Sache zu bleiben.
 Hilf ihr, ein Gefühl für die eigene
Stärke und Wirkung aufzubauen.
 Unterstütze den Ausdruck von
Aggression.
 Selbst-Behauptungs-Training kann gut
sein.
 Vermeide, ihre Mutter-Qualitäten
auszunutzen.
 Lass dich nicht von kindlichem oder
verführerischen Verhalten
manipulieren.
 Unterstütze den Abschluss.
 Erlaube ihr nicht, herumzuspringen
oder sich dauernd aufzuregen.
 Nimm Kontakt mit ihren Gefühlen auf.
 Vermeide eigene Gefühle.
 Vermeide, mit ihr zu lachen.
 Arbeite mit dem Kind.
 Verwende eindrucksorientierte
Sprache.
Körperbezogen:
 Wettkampf-Sport-Arten
 Judo
 Aikido
 Karate
 Rolfing
 Alles, was Energie und Handeln
fordert
 Stärkung der Arme (Holzhacken)
 Fördere entspanntes Atmen
 Übertriebene Ausatmung
h
Therapeutisches Vorgehen 2
Sonden
 Alles, was du fühlst, ist okay.
 Ich werde dich nicht wegstoßen
 Es ist okay zu fordern, was du wirklich
willst.
 Du bist so liebenswert, wie du bist.
 Ich höre dir zu.
 Ich sorge mich um dich.
 Du bist ein wertvoller Mensch.
 Ich weiß, dass du etwas anzubieten
hast.
 Ich werde dich schützen.
 Ich werde dich nicht verletzen.
 Du kannst soviel Aufmerksamkeit
haben, wie du willst.
 Ich habe Zeit für dich.
Übernehmen
 die Enge in der Brust
 Das Gewicht des Kopfes
 Hände, die das Herz umschließen
 alle unfreiwilligen und hysterischen
Bewegungen
 Armen ausstrecken
Kreatives Kämpfen
 Arme beim Schlagen oder Ausstrecken
festhalten
 Zurückstoßen beim Sichnähern
 Zurückhalten beim Sichnähern
 Beine offenhalten
Suche nach Bedeutung
 erhobener Kopf
 Unterkiefer
 Kokettes Gehen und Verhalten
 Hysterisches Verhalten
 Hand auf dem herzen
h
phallisch-rigide (p):
unermüdlich/übergründlich
 Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Strategie: unermüdlich/übergründlich
 Überzeugungen und Eigenschaften
 Strategie-Komponenten
 Körper-Struktur
 Ausrichtung
 Therapeutisches Vorgehen 1
 Therapeutisches Vorgehen 2
CSK
Entstehungs-Zeit und Ätiologie
 Entwicklungs-Phase: genital
 Entstehung, wenn das Kind alt genug ist, sexueller Unterschiede gewahr zu werden.
Das Kind fühlt sich abgelehnt.
 Haupt-Problem ist der Vater
Kind
 kämpft um den Erwachsenen-Status.
 Darf kein Kind sein.
 ist nicht gut genug
 fühlt, dass es verraten wird, wenn es Liebe frei ausdrückt.
 ist frustriert beim Versuch, Lust zu gewinnen.
 wächst zu schnell auf.
 übernimmt zu früh Verantwortung.
 wird dazu angetrieben, ein „kleiner Mann“ oder eine „kleine Dame“ zu sein, bevor es
dazu bereit ist.
Vater
 weist das Kind zurück und zieht sich von ihm zurück.
 akzeptiert das Kind nicht, wie es ist.
 macht seine Liebe zum Kind von dessen Leistung abhängig.
 ist fordernd und will mehr von dem Kind, als dies ihm bieten kann.
 ist immer enttäuscht.
p
Strategie: unermüdlich/übergründlich
 Arbeite hart, gib nicht auf und lass dich nicht ablenken.
 Menschen mit dieser Strategie sind zum Beispiel die arbeitssüchtigen,
überernsthaften Personen, die nur daran interessiert sind, ihre Arbeit richtig
hinzukriegen und dann den nächsten Job noch besser zu machen.
Die Grundunsicherheit besteht über ihren Wert in den Augen anderer
Personen.
Sie fühlen sich ungeschätzt und unter Leistungs-Druck.
Wie der ausdrucksvoll/klammernde Typ haben sie Schwierigkeiten, Arbeiten
und Beziehungen abzuschließen, sind aber andererseits gefasst und
ausdruckslos.
 Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche
Menschen:
 Sie sind hartnäckig und unemotional.
 Sie halten Frustration und Ärger zurück, werden wunderbare FamilienVersorger und sind perfektionistisch.
 Sie können anderen als kalt und zu geschäftsmäßig erscheinen.
 Unter Stress treiben sie sich noch mehr an und arbeiten noch härter.
 Sie lieben die Aktivität.
 Ihre Helden sind Leute, die große Leistungen vollbringen.
p
Überzeugungen und Eigenschaften
Kern-Überzeugungen:
 Ich kann frei sein, wenn ich keine Wünsche
habe.
 Ich muss hart arbeiten, um okay zu sein.
 Es gibt immer noch etwas zu tun.
 Ich muss aufpassen, sonst werde ich
verletzt oder benutzt.
 Ich kann mich nicht entspannen oder
nachgeben.
 Ich muss immer etwas leisten.
Eigenschaften:
 stärkere Erregung
 strebt nach Perfektion
 Leistungs-Bedürfnis
 Bedürfnis nach Bewunderung für
Leistungen
 ausdauernd
 wettbewerbsorientiert
 unflexibel
 nachdrücklich
 nimmt Zuflucht zum Handeln
 kann arbeitssüchtig sein
 versucht sehnsuchtsvoll, Zustimmung und
Liebe des Vaters zu gewinnen
 hat Probleme, sich zu entspannen


















beschäftigt sich mit Details
logisch, ernst und rational
ärgert sich leicht
hat Probleme mit sanften, weichen
Gefühlen
Angst vor Nachgeben
hält Gefühle zurück
dauernd wachsam
häufig Sex, aber keine Befriedigung
akzeptiert keine Fehlschläge
liebt Herausforderungen
produktiv
betrachtet Passivität als Verletzlichkeit
fürchtet sich vor Spontaneität
betrachtet das Leben als Problem, das
gelöst werden muss
kann das Herz nicht öffnen
Furcht vor Kontroll-Verlust, Frustration,
Nicht-Akzeptiert-Werden, einer
Verletzung des Herzens und sich nicht
beweisen zu können
fühlt sich gefordert und behindert
ist überkontrolliert
p
Strategie-Komponenten
Fundamentale Unsicherheit
Selbst-Wert, Wert-Schätzung der anderen
Grund-Strategie
Anstrengungen verstärken
Disposition
Handeln, Kräfte aufbieten, Gefühl von Unter-Druck-Stehen
Teufels-Kreis
Aktivität  keine Befriedigung  Frustration  Aktivität
Selbstkontrolle
hoch
Position in Beziehungen
gleich
Problematische zentrale Lebens-Funktionen
Neuorientierung
Barrieren
Abschluss-Barriere
Fundamentale Stärken
Produktivität, Ausdauer, Loyalität
Reagiert empfindlich auf
Frustration aufgrund von Verzögerungen, LeistungsMängel, Erwachsenen-Status, Gleichheit
Andere reagieren mit
Energie und Fleiß oder mit Langeweile
In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit
sie sind zu beschäftigt, kühl, unpersönlich
In Beziehung brauchen sie
Wertschätzung
Vorstellung von der Außenwelt
Dinge, die man tun kann; Arbeit, die erledigt werden muss;
Leistungs-Möglichkeiten
Vorstellung von der Innenwelt
Bedürfnis nach Handeln, Verwendung von Energie und
Muskulatur
Vorstellung vom eigenen Handeln
Sei bereit, bleibe beschäftigt und konzentriert
p
Körper-Struktur
Sinn der Körper-Struktur


Allgemeine Spannung kontrolliert Gefühle,
schützt vor äußerer Gefahr.
Körper ist für gute Leistung aktiviert.
Körper













proportioniert
integriert
gut koordiniert
lebendige Qualität
Bogen gespannt
bereit
steif
Hab-acht-Stellung
In schweren Fällen reduzierte Beweglichkeit und
Anmut
Für Herausforderungen vorbereitet
kurz im Rücken
Besonders die Strecker sind dauernd leicht
gespannt
„Ketten-Hemd“-Panzerung
Kopf




Hochgehalten
Spannung auf der Stirn
Unterkiefer ist vorspringend, stark
Feine Linien
Augen


hell
In Problem-Fällen kurzsichtig
Hals

steif
Schultern




manchmal breit
zurückgezogen und hoch
„Soldaten-Schultern“
Sieht verantwortlich aus
Arme


ansehnlich
wohlgeformt
Brust

Wohlgeformt, aber fest
Bauchdecke


Im Allgemeinen flach
Guter Tonus
Becken





Geladen, aber „spastisch“
Schmal
Manchmal nach hinten und oben gezogen
Revolver-Hahn-Spannung
Hintern oft wohlgerundet
Beine




Stark
Manchmal gebogen
Rückseiten der Beine sind gespannt
Gut proportioniert
Rücken



Hohlkreuz
Fest Strecker
Zusammengezogene Schulter-Blätter
p
Ausrichtung
Kräfte
 Von vorne blockiert
Atmen
 Neigt zur Bauchatmung
Reaktion
 Spannt den Rücken und lehnt sich
vorwärts
Bewegung
 bestimmt
 energisch
 schnell
Energie-Fluss
 Gute hohe Energie
 Aber kein spontaner Fluss
Schwerkraft-Mechanismus
 abwärts
Stimme
 stark
 fest
 manchmal tief
 spricht schnell
Stoffwechsel-Typ
 mäßig sympathikoton
p
Therapeutisches Vorgehen 1
 Gestehe den Leistungs-Druck zu und
unterstütze das Bedürfnis nach
Anerkennung.
 Sein ernsthaft, erwachsen,
arbeitsorientiert.
 Arbeite langsam auf Entspannung und
Kontakt mit den Gefühlen hin.
 Zeige Wertschätzung für Leistungen.
 Unterstütze Berichte aus dem Gefühl
heraus.
 Vermeide Diskussionen.
 Hilf der Person, ihre Gefühle und
Bedürfnisse direkt auszudrücken.
 Unterstütze den Ausdruck von
Sehnsucht und Weinen.
 Gehe sanft vor.
 Schmelze das Herz.
 Unterstütze, sich mit weichen
Gefühlen gut zu fühlen.
 Unterstütze Sanftheit und Fürsorge.
 Unterstütze Entspannung.
 Unterstütze ein langsames Vorgehen,
da ein hohes Tempo zu Frustration
führt.
 Hilf der Person, bei der Freude zu
bleiben.
 Sie akzeptiert Erklärungen.
 Gleiche Aktivsein und Passivsein aus.
 Vermeide Problem-Lösen, Pläne,
Programme.
 Geh weg von Worten und verwende
Berührung.
Körperbezogen:
 Tiefe Entspannung
 Meditation
 Yoga
 reichianische Massage
 Feldenkrais
 Brust-Atmung
 keine anstrengenden Aktivitäten
p
Therapeutisches Vorgehen 2
Sonden
 Ich bin auf deiner Seite.
 Du brauchst mir nichts zu beweisen.
 Du bist okay, wie du bist.
 Du brauchst nichts zu tun.
 Ich kann dich so lieben, wie du bist.
 Es ist okay, zu berühren und berührt
zu werden.
 Ich unterstütze dich, wenn du etwas
willst.
 Du brauchst mich nicht
zufriedenzustellen.
 Es ist okay, Fehler zu machen.
 Du brauchst nichts zu tun, um geliebt
zu werden.
 Es ist okay auszuruhen.
Übernehmen
 Die Person liegt am Boden. Du
versuchst, sie durch Zerren und
Aufforderungen zum Handeln zu
bringen.
 Übernimm das Zusammenziehen der
Brust.
p
 Unterstütze das Hohlkreuz.
 Hände von vorn und hinten über das Herz.
 Sag ihr, dass sie gute Arbeit leistet und
übernimm den Widerspruch.
Kreatives Kämpfen
 Allgemein ist Kämpfen nicht gut
 Offenhalten, während die Person versucht,
sich zu schließen
 Aktivität zurückhalten
 Stoß von vorn oder hinten
 Kopf hochhalten
Suche nach Bedeutung
 Ausrichtung nach oben und vorwärts
 Der „Soldat“
 Straffe Schultern
 Vorgeschobener Unterkiefer
 Steif halten
 Hand auf dem Herzen oder der Schulter
 Kampf-Stellung
Energie-Fluss und Charakter-Strukturen (CSL)
nach A. Lowen
 Hauptmedien für Kontakt mit der Außenwelt
 schizoide Charakter-Struktur
 orale Charakter-Struktur
 psychopathische Charakter-Struktur
 masochistische Charakter-Struktur
 rigide Charakter-Struktur
 Schrecken, Panik und Charakter-Struktur
T
Hauptmedien für Kontakt zur Außenwelt
1
Kopf-Ich
intellektuelle
Aktivitäten
2
Hand
soziale
Aktivitäten
3
Hand
Kern
6
Genitalien
körperlich-sexuelle
Aktivitäten
 Der menschliche Körper hat sechs
Hauptmedien, die den Kontakt zur
Außenwelt herstellen:
schöpferischproduktive
Aktivitäten
5
Fuß
4
Fuß
CSL
1. Der Kopf als Sitz der Ich-Funktionen und
das Gesicht mit seinen Sinnes-Organen für
Hören, Sehen, Schmecken und Riechen
2. + 3. Die beiden Hände, die die Umwelt
berühren und handhaben
4. + 5. die beiden Füße, die den
lebenswichtigen Kontakt mit dem Boden
liefern
6. das Geschlechts-Organ als Werkzeug
für den intimen Kontakt
 Bei einer expansiven oder
lustverschaffenden Reaktion fließt
Ladung vom Kern zu allen sechs
Punkten. Bei einem starken Kontakt
mit der Mitwelt ist die energetische
Wechselwirkung an diesen Punkten
sehr intensiv.
schizoide Charakter-Struktur
CSL
 Personen dieses Typs tendieren dazu, zu
dissoziieren, beispielsweise Denken vom Fühlen
und Verhalten zu trennen.
 Der Rückzug nach innen führt zur Unterbrechung
des Kontaktes zur Außenwelt oder Realität.
Kern
 Die doppelten Linien markieren die
zusammengezogene – also nach innen verlegte –
Energie-Grenze des schizoiden Charakters.
 Die unterbrochenen Linien bezeichnen den
Ladungs-Mangel in den äußeren Organen und
Körper-Teilen und deren mangelhafte Verbindung
zum Kern.
 Die unterbrochene Linie in der Mitte der schizoiden
Körper-Struktur bezeichnet die Spaltung der
beiden Körper-Hälften in der Taillen-Gegend.
 Ein begrenztes Selbst-Gefühl, ein schwaches Ich
und ein stark reduzierter Kontakt zum Körper und
essen Gefühlen.
 Entstehung und Folgen:
Frühzeitig von der Mutter feindselig (offen oder
verdeckt) zurückgewiesen oder vernachlässigt,
was als Bedrohung der Existenz erlebt wurde.
Dadurch Mangel an jedem positiven Gefühl der
Sicherheit oder Freude.
Häufig nächtliche Alpträume und Angst-Zustände.
Lösen von der Realität (ausgeprägte Fantasie) und
Abkapselung vom Körper (abstrakte Intelligenz).
 Der schizoide Charakter meidet intime Nähe.
Existenz versus Bedürfnis:
Ich kann existieren, sofern ich keine Intimität brauche.
orale Charakter-Struktur
Ke
rn
CSL
 Die Persönlichkeit weit viel Züge auf, die für die orale
Lebens-Phase, das Baby-Alter, typisch sind:
mangelnde Selbstständigkeit
Neigung, sich an andere zu klammern
verminderte Aggressivität
Gefühl, man müsse gehalten und behütet werden
inneres Gefühl der Leere
 Dem oralen Charakter fällt es wörtlich und im
übertragenen Sinne schwer, auf eigenen Beinen zu
stehen.
 Entstehung und Folgen:
Fehlende Befriedigung im Baby-Alter.
frühzeitiger Entzug (Mutter-Mangel)
Enttäuschungs- und Frustrations-Erlebnisse
Dadurch Fixierung auf jene Entwicklungs-Stufe
 Bei manchen Menschen werden diese Züge durch
bewusst eingenommene kompensatorische Haltungen
kaschiert (übertrieben selbstständig).
 Die Energie fließt zur Peripherie des
Körpers, aber nur schwach
(gestrichelte Pfeile).
 Das Längen-Wachstum ist betont.
 Der orale Charakter kann nur in infantiler Form Nähe auf
Basis seines Bedürfnisses nach Wärme und Halt
herstellen.
Bedürfnis versus Unabhängigkeit:
Wenn ich unabhängig und selbstständig bin, muss ich auf Halt
und Wärme verzichten.
psychopathische Charakter-Struktur
CSL
 Kennzeichnend für die psychopathische Haltung
ist das Leugnen von Gefühlen. Das Ich wendet
sich gegen den Körper und seine Gefühle.
Das Streben nach Lust wird untergraben.
 Drang nach Macht und das Bedürfnis, andere
Menschen zu steuern oder zu beherrschen.
1.
2.
 Bild vom tyrannischen Typ 1.
 Es strömt viel Energie zum Kopf-Ende des
Körpers, wodurch die untere Körper-Hälfte nur
mangelhaft geladen wird.
 Der Kopf ist energetisch zu stark geladen, was zur
Hypererregung des geistigen Systems führt.
 Beide Körper-Hälften stehen im auffallenden
Missverhältnis zueinander: die obere ist besser
entwickelt und beherrscht das Erscheinungs-Bild.
 Gewöhnlich Verkrampfungen in der Zwerchfellund Taillen-Gegend.
Einerseits durch Einschüchtern und Tyrannisieren.
Andererseits durch Einschleichen ins Vertrauen
und Verführung.
 Entstehung und Folgen:
Ein sexuelle verführender Elternteil, wobei
Verführung oft unterschwellig erfolgt und die
narzisstischen Bedürfnisse des Eltern-Teils
befriedigen soll. Verführung heißt
Zurückweisung, was die kindlichen Bedürfnisse
nach Halt und körperlichen Kontakt betrifft.
 Der psychopathische Charakter kann nur zu
den Menschen eine Beziehung aufbauen, die
ihn brauchen.
Unabhängigkeit versus Nähe (Geborgenheit):
Du darfst mir nahe sein, solange du zu mir aufblickst.
masochistische Charakter-Struktur
K
e
r
n
 Die masochistische Struktur ist stark
aufgeladen.
Diese Ladung ist zwar nicht eingefroren, wird
aber mit allen Mitteln zurückgehalten oder
eingedämmt.
 Wegen der starken Eindämmung sind die
äußeren Organe und Körperteile ungenügend
geladen, was eine wirksame Entladung und
Entspannung unmöglich macht.
 Die körperliche Entwicklung oder Ausdehnung
ist ängstlich beeinträchtigt.
CSL
 Mit dem Terminus masochistische Charakter-Struktur
bezeichnet man Menschen, die leiden und klagen,
aber unterwürfig bleiben. Unterwürfigkeit ist die
beherrschende masochistische Tendenz.
 Auf der tieferen emotionalen Ebene hat er
ausgeprägte Hass-, Negativismus-, Feindseligkeitsund Überlegenheits-Gefühle. Diese Gefühle werden
jedoch von der Furcht blockiert, er könnte in
gewalttätiges Verhalten ausbrechen. Diese
Explosions-Gefahr bekämpft er mit einer starken
eindämmenden Muskel-Struktur, die die direkte
Selbst-Behauptung blockiert.
 Entstehung und Folgen: Diese Struktur entwickelt
sich in einer Familie, in der Liebe und Anerkennung
mit starken Druck einhergehen. Die dominierende,
sich aufopfernde Mutter erstickt das Kind förmlich.
Selbstständigkeit des Kindes geht mit SchuldGefühlen einher.
 Der masochistische Charakter ist zwar fähig, eine
enge Beziehung herzustellen, aber nur auf der
Grundlage einer unterwürfigen Haltung.
Nähe (Geborgenheit) versus Freiheit:
Ich will dir gehorchen, und du wirst mich dafür lieben.
rigide Charakter-Struktur
CSL
 Der Begriff Rigidität oder Starrheit geht auf die
Tendenz der betreffenden Menschen zurück, sich steif
zu halten – aus Stolz oder Unnahbarkeit.
K
e
r
n
 Die äußeren Kontakt-Gebiete mit der
Umwelt sind ziemlich stark geladen, was
die Fähigkeit verbessert, die Realität zu
prüfen, bevor man handelt.
 Das Eindämmen geschieht an der
Peripherie des Körpers. Das Gefühl kann
also fließen, wird aber nur beschränkt
ausgedrückt.
 Hauptspannungs-Gebiete sind die langen
Muskeln im Körper.
 Rigidität wird zum Abwehr-Mechanismus, der eine
unterschwellige masochistische Tendenz bekämpfen
soll.
 Entstehung und Folgen:
Das bezeichnende Trauma ist das Frustrations- oder
Versagungs-Erlebnis beim Streben nach erotischer
Befriedigung, besonders auf der genitalen Ebene.
Das Kind betrachtet die Zurückweisung seines
Strebens nach erotischer und sexueller Lust als
Schlag gegen sein Liebes-Bedürfnis.
Wegen seiner starken Ich-Entwicklung hat der rigide
Charakter dieses Bewusstsein nicht unterdrückt oder
verdrängt.
 Der rigide Charakter knüpft ziemlich enge
Beziehungen, bleibt dabei jedoch ständig auf der Hut.
Freiheit versus Kapitulation vor der Liebe:
Ich kann frei sein, wenn die Liebe nicht zu stark wir und ich
nicht den Kopf verliere und nicht vor der Liebe kapituliere,
mich ihr unterwerfe.
Schrecken, Panik und Charakter-Struktur
starke Aufladung an der
Oberfläche und starke
Aggression
Schrecken ist eine andere Art der Angst als Panik.
feste
Grenze
HerzAspekt
Ich-Aspekt
Ich-Aspekt
HerzAspekt
schwache Aufladung an
der Oberfläche
CSL
unterschwellige
Panik
 Panik spricht den Sympathikus kann.
Es kommt zu Kampf oder Flucht.
Die Wirkung von häufiger Panik auf den Körper ist
Rigidität, Hypertonie und ein aufgeblähter Brustkorb.
Man begegnet einer Persönlichkeit mit einem großen
Anteil an Aggressivität.
Es entsteht die rigide oder narzisstische
Persönlichkeit.
 Schrecken spricht den dorsalen Vagus an.
Es kommt zu einer Erstarrung.
schwache
Grenze
Kinder, deren Eltern ihnen Schrecken einflößen,
verlieren die Fähigkeit, sich zu verteidigen, und sie
können sich der Situation nur hilflos unterwerfen. Sie
fühlen nichts mehr, weil alle spontanen Bewegungen
auf die Eltern zu oder von ihnen weg aufhören.
Tendenz
zum
Die Wirkung häufigen Schreckens auf den Körper ist
Rückzug
Neigung zu Schlaffheit, Hypotonie und ein
zusammengedrückter Brustkorb.
Man begegnet einer Persönlichkeit mit einem großen
unterAnteil an Passivität.
schwelliges
Erschrecken
Es entsteht die orale oder schizoide Persönlichkeit.
Charakter-Theorie nach Keleman (CTK)
 Die verdichtete Struktur
 Die kollabierte Struktur
 Die aufgeschwollene Struktur
 Die rigide Struktur
T
Die verdichtete Struktur
 Haltung gegen die Schwerkraft dicht nach
unten gezogen
 kompakt
 niedergedrückt
 überfest
 unter Druck stehend
 verhält sich skeptisch, abgesondert,
apathisch
 lebt in Phantasien
CTK
Die kollabierte Struktur
 kollabiert
 zurückgezogen
 eingesunken
 resigniert
 schrumpfend
 kaum geformt
 unfähig, sich zu versteifen
 Leere
 Verzweiflung
 Nachgiebigkeit und Unterwerfung
CTK
Die aufgeschwollene Struktur
 geschwollen
 aufgebläht
 überschwemmend
 ballonartig aufgeblasen
 manipulierend
 einverleibend
 Besitz ergreifend
 gebraucht andere, um sich selbst wirklicher
zu machen
CTK
Die rigide Struktur
 hoch- und zurückgezogen
 eingefroren
 angespannt-spröde
 ausdauernd
 durchdringend
 gehemmt
 hart
 eingeengt
 unfähig, weicher zu werden
 macht sich selbst größer, andere kleiner
 hält Gefühle unter Verschluss
CTK
Entwicklungs-Themen der Biodynamik (ETB)
 Existenz
 Bedürftigkeit
 Autonomie
 Willen
 Liebe-Sexualität
 Meinungs-Bildung
 Solidarität – Leistungs-Geltung
T
Existenz
 Zeit-Raum: Embryo bis 1. Lebens-Monat
 Verbleiben in der Frühprägung:
 Augen-Ausdruck in die Ferne
 Gelenke verdreht
 Körper-Energie zieht sich in die Knochen zurück
 Verbleiben in der Spätprägung:
 Augen-Ausdruck gleichzeitig auf Vorder- und Hintergrund
fokussiert
 Horizontal-segmentäre Energie-Spaltung
ETB
Bedürftigkeit
 Zeit-Raum: bis 1,5 Jahre
 Verbleiben in der Frühprägung:
 Augen-Ausdruck verzweifelt, sehnsüchtig
 Kollabierte Brust
 Hängender Bauch
 Die Knie überstreckt
 Verbleiben in der Spätprägung:
 Augen-Ausdruck misstrauisch
 Ähnliche Körper-Position wie bei der Frühprägung
ETB
Autonomie
 Zeit-Raum: 8. Lebens-Monat bis 2,5 Jahre
 Verbleiben in der Frühprägung:
 Augen-Ausdruck leer, naiv, verführend
 Torso-Energie wie ein Dreieck mit der Spitze nach oben
 Die Füße nach außen gedreht
 Verbleiben in der Spätprägung:
 Augen-Ausdruck charismatisch, kontrollierend
 Torso-Energie wie ein Dreieck mit der Spitze nach unten
ETB
Willen
 Zeit-Raum: 2 – 4 Jahre
 Verbleiben in der Frühprägung:
 Augen-Ausdruck aufopfernd, entschuldigend
 Die Schultern wie eine schwere Last tragend
 Gesäß eingezogen
 Verbleiben in der Spätprägung:
 Augen-Ausdruck verurteilend
 Stier-Nacken
 Körper-Haltung wie oben, nur mehr aufrecht gehalten
ETB
Liebe - Sexualität
 Zeit-Raum: 3 – 6 Jahre
 Verbleiben in der Frühprägung:
 Augen-Ausdruck flirtend
 Wespen-Taille
 Die Genitalien versteckt
 Den Kopf hoch tragend
(erhobenen Hauptes stehen/gehen, verletzter Stolz)
 Verbleiben in der Spätprägung:
 Augen-Ausdruck sexuell, aggressiv, verführerisch
 Die Genitalien nach vorne geschoben
 Nacken gerade (festgehalten)
 Stolz
ETB
Meinungs-Bildung
 Zeit-Raum: 5 – 9 Jahre
 Verbleiben in der Frühprägung:
 Augen-Ausdruck unterstellend, passiv (träge)
 Alleswisser
 Rotiert den Torso nicht vom Rückgrat aus
 Verbleiben in der Spätprägung:
 Augen-Ausdruck: „Ich besteht darauf.“, bereit zum Kampf
 Bewegt den Körper vor- und rückwärts bei MeinungsÄußerungen
ETB
Solidarität – Leistungs-Geltung
 Zeit-Raum: 7 – 12 Jahre
 Verbleiben in der Frühprägung:
 Augen-Ausdruck suchend und weich
 Ständig wechselnder Muskel-Tonus (feine Koordination bis
zappelnd)
 ausgleichend
 Verbleiben in der Spätprägung:
 Augen-Ausdruck hart und zielgerichtet, leistungsorientiert
 Rigider, steifer, festgehaltener Körper
ETB
Neurose-Typen nach K. Horney (TKH)
Die folgenden Texte beziehen sich auf das Buch von Karen Horney:
„Neurose und menschliches Wachstum“ von 1950
 Typologisierungen: Vorbehalte und Einschränkungen
 Expansive Lösungen 1
 Expansive Lösungen 2
 Expansive Lösungen 3
 Formen expansiver Lösungen
 Expansiv narzisstischer Typ
 Expansiv perfektionistischer Typ
 Expansiv arrogant-rachsüchtiger Typ
 Selbstverleugnende Lösungen 1
 Selbstverleugnende Lösungen 2
 Selbstverleugnende Lösungen 3
 Resignative Lösungen 1
 Resignative Lösungen 2
T
Typologisierungen*:
Vorbehalte und Einschränkungen
TKH
* Es wäre korrekter, von Entwicklungs-Richtungen statt
von Typen zu sprechen.
Neurotische Hauptlösungen für intrapsychische Konflikte scheinen die angemessene
Basis zu sein, Neurose-Typen festzulegen.
Wenngleich dieses Kriterium umfassender ist als viele andere, die in Typologien verwandt
werden, ist seine Nützlichkeit dennoch wegen der vielen Vorbehalte und
Einschränkungen, die wir machen müssen, begrenzt.
1. Zunächst einmal können Neurotiker, die der gleichen Hauptlösung zuneigen und
charakteristische Ähnlichkeiten zeigen, hinsichtlich ihrer menschlichen Qualitäten
trotzdem grundverschieden sein.
2. Was wir als „Typen“ ansehen, sind in Wirklichkeit Querschnitte von Persönlichkeiten,
bei denen der neurotische Prozess zu recht extremen Entwicklungen mit deutlich
ausgeprägten Charakteristika geführt hat.
3. Es gibt immer einen unbestimmten Bereich von Zwischenstrukturen, die sich jeder
präzisen Klassifizierung entziehen.
4. Selbst in extremen Fällen ist wegen des Prozesses der psychischen Fragmentierung
oft mehr als eine Hauptlösung vorhanden. Die meisten Fälle sind gemischte Fälle.
Expansive Lösungen 1
TKH
 Bei den expansiven Lösungen identifiziert sich der Neurotiker hauptsächlich mit
seinem glorifizierten Selbst.
 Das Gefühl der Erhabenheit, das zu dieser Lösung gehört, ist nicht zwangsläufig
bewusst, bestimmt aber größtenteils – bewusst oder unbewusst – das Verhalten, das
Streben und die Einstellung gegenüber dem Leben im Allgemeinen.
 Alle expansiven Lösungen dienen dem Zweck, das Leben zu meistern.
Sie stehen für die Art, in der diese Neurotiker Angst und Furcht überwinden.
Hierdurch bekommt ihr Leben einen Sinn und hierdurch erlangen sie eine gewisse
Lebens-Freude.
 Diese Menschen wollen ihr Leben meistern, darin besteht dessen Reiz, indem sie
 sich selbst bewundern und ihren Charme spielen lassen
(narzisstischer Typ),
 das Schicksal durch Erhabenheit ihrer Maßstäbe bezwingen
(perfektionistischer Typ) oder
 unbesiegbar sind und das Leben im Geist eines rachsüchtigen Trumpfes besiegen
(arrogant-rachsüchtiger Typ).
 Die Starrheit, mit denen diese Menschen an ihren expansiven Neigungen festhalten, ist
nicht allein auf den zwanghaften Charakter dieser Tendenzen zurückzuführen, sondern
ergibt sich aus der Notwendigkeit, jegliche Spur von Selbst-Anklagen, Selbst-Zweifeln
und Selbst-Verachtung aus dem Bewusstsein zu verbannen.
Nur auf diese Weise können sie die subjektive Überzeugung von ihrer Erhabenheit und
Meisterschaft aufrechterhalten.
Expansive Lösungen 2
TKH
 Was glorifiziert ein Neurotiker dieses Typs in sich? Was kultiviert er in sich?
Er glorifiziert alles, was Meisterschaft bedeutet. Meisterschaft im Hinblick auf andere
bedingt das Bedürfnis, sich auszuzeichnen und in irgendeiner Form überlegen zu sein.
Er neigt dazu, andere Menschen zu manipulieren oder zu beherrschen und die von sich
abhängig zu machen. Als Verhalten ihm gegenüber erwartet er Bewunderung, Respekt
und/oder Anerkennung. Ihm liegt daran, dass andere sich ihm unterordnen und zu ihm
aufschauen.
Meisterschaft in Bezug auf sich selbst heißt, dass er ein idealisiertes stolzes Selbst ist.
Mit Hilfe von Willenskraft und Vernunft ist er Herr seiner Seele.
 Was hasst und verachtet er? Was unterdrückt er?
Die Vorstellung, er könnte nachgiebig, friedliebend oder abhängig sein, ist für ihn
unerträglich.
Nur widerstrebend anerkennt er Kräfte in sich, die unbewusst sind, d. h. seiner
bewussten Kontrolle nicht unterliegen.
Es stört ihn außerordentlich, in sich einen Konflikt oder irgendein Problem zu entdecken,
dass er nicht sofort lösen (meistern) kann.
Leiden wird als Schande empfunden, die verheimlicht werden muss.
Dieser Mensch hat keine Schwierigkeiten, seinen Stolz zu erkennen, ist aber nicht
gewillt, jenen Aspekt seiner Solls zu sehen, der ihm zeigt, wie er von ihnen
herumgeschoben wird.
Gegenüber irgendetwas in seinem Inneren hilflos zu sein, ist für ihn genauso schrecklich
oder noch schrecklicher, als irgendeinem äußeren Faktor gegenüber hilflos zu sein.
Expansive Lösungen 3
TKH
 Der Gefahren-Punkt bei der Neigung zu expansiven Konflikt-Lösungen ist das
Bewusstwerden unerfüllter Solls.
Dies würde ein Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit hervorrufen.
Da aber niemand in Wirklichkeit seinen Solls entsprechen kann, ist es für einen solchen
Menschen unerlässlich, alle Verfügbaren Mittel einzusetzen, um sein „Versagen“ vor
sich selbst zu leugnen.
Diese Leugnung und damit die Aufrechterhaltung eines Selbst-Bildes, auf das er stolz
sein kann, erfolgt durch Phantasie, Herausstreichen „guter“ Eigenschaften und
Auslöschen anderer nicht so guter, Perfektion des Verhaltens und Projektion.
 In seinen Beziehungen zu anderen Menschen kann jeweils das eine von zwei
Gefühlen vorherrschen:
1. Er kann – bewusst oder unbewusst – überaus stolz auf seine Fähigkeiten
sein, andere zu täuschen.
In seiner Arroganz und Verachtung für andere glaubt er sogar, dass ihm dies
wirklich gelingt.
2. Andererseits fürchtet er sich maßlos davor, selbst getäuscht zu werden.
Er kann es als tiefe Demütigung empfinden, wenn es wirklich geschieht.
Oder er kann von einer ständig lauernden Furcht besessen sein, er sei nur ein
Bluffer, und zwar in weit höherem Maß, als es bei anderen neurotischen Typen der
Fall ist.
Formen expansiver Lösungen
TKH
Es können drei Arten der expansiven Lösungen und entsprechende Charakter-Typen
unterschieden werden:
expansiv narzisstischer
Typ:
expansiv
perfektionistischer Typ:
expansiv arrogantrachsüchtiger Typ:
 Dieser Typ ist in sein
idealisiertes VorstellungsBild verliebt, betet sein
idealisiertes Selbst an.
 Dieser Typ ist, der
dem Perfektionismus
zustrebt, identifiziert
sich mit seinen
Maßstäben.
 Dieser Typ, dessen Weg
zu arroganter Rachsucht
führt, identifiziert sich mit
seinem Stolz.
 Er kann aus dem Gefühl
des Überflusses heraus
freundlich und großzügig
sein, obwohl dies Gefühl
einer unechten Quelle
entspringt.
 Feindseligkeit kann durch
Großzügigkeit überspielt
werden.
 Bedürfnis nach
Ergebenheit und
Bewunderung
 Er kann deshalb
Freundlichkeit zeigen,
weil er freundlich sein
sollte.
 Feindseligkeit wird
dadurch
niedergehalten, das
man nicht feindselig
sein sollte.
 Bedürfnis nach
Respekt
 Er neigt dazu,
freundliche Gefühle zu
verschmähen und zu
zerstören.
 Feindseligkeit tritt
offener zutage und ist
potenziell zerstörerischer
als bei den beiden
andern Typen.
 Bedürfnis nach
Gehorsam
Expansiv narzisstischer Typ
TKH
 Die Solls des narzisstischen Typen sind nicht weniger unerbittlich als bei den
anderen Formen der Neurose.
Für ihn ist es jedoch charakteristisch, dass er ihnen mit Hilfe eines „Zauber-Stabes“
begegnet. Seine Fähigkeit, Mängel zu übersehen oder sie in Tugenden zu
verwandeln, scheint grenzenlos zu sein.
 Die Schwierigkeiten des narzisstischen Typs treten sowohl in seinen Beziehungen
als auch in seiner Arbeit zutage.
Dass er im Grunde keinen Kontakt zu anderen Menschen hat, zeigt sich
zwangsläufig in engen Beziehungen.
Die Situation,
 dass andere ihre eigenen Wünsche und Meinungen haben,
 dass sie ihn kritisch anschauen und gegen seine Unzulänglichkeiten etwas
einwenden könnten,
 dass sie etwas von ihm erwarten
wird als gemeine Demütigung empfunden und erregt einen schwelenden Groll.
 Am Maßstab der Unendlichkeit oder des Erlangens phantastischer Glückseligkeit
gemessen kann er nicht umhin, eine schmerzhafte Diskrepanz in seinem Leben zu
spüren. Diese Diskrepanz liegt aber nicht in ihm, sondern im Leben als solchem.
Folglich kann er eine Tragik im Leben sehen, aber nicht die Tragik, die wirklich
existiert, sondern jene, die er dem Leben gibt.
Expansiv perfektionistischer Typ
TKH
 Dieser Typ fühlt sich wegen seiner hohen Maßstäbe, der moralischen und
intellektuellen, überlegen und schaut von dieser Basis auf andere herab.
Seine arrogante Verachtung anderer ist allerdings – auch vor ihm selbst – hinter
höflicher Freundlichkeit verborgen, weil gerade seine Maßstäbe solche – irregulären –
Gefühle verbieten.
 Im Gegensatz zum narzisstischen Typ macht er wirklich große Anstrengungen, seinen
Solls gerecht zu werden, indem er seine Pflichten und Verpflichtungen erfüllt, sich höflich
und ordentlich benimmt, keine offensichtlichen Lügen erzählt usw.
 Worauf es ihm wirklich ankommt, ist die makellose Vortrefflichkeit der gesamten
Lebens-Führung.
Da der Betreffende aber höchstens eine Perfektion des Verhaltens erreichen kann, ist
noch eine andere Maßnahme notwendig:
die Gleichsetzung von Maßstäben und Wirklichkeiten in seiner Vorstellung.
Von moralischen Werten wissen und ein guter Mensch sein ist somit ein und
dasselbe.
 Seine Ansprüche an andere basieren auf einem „Handel“, den er insgeheim mit dem
Leben geschlossen hat: Weil er fair, gerecht und pflichtbewusst ist, hat er einen
Anspruch darauf, von den anderen und dem Leben fair behandelt zu werden.
Diese Überzeugung, dass im Leben eine unfehlbare Gerechtigkeit waltet, gibt ihm ein
Gefühl von Meisterschaft. Seine Perfektion ist daher nicht nur Mittel, Erhabenheit zu
erlangen, sondern auch ein Mittel zur Beherrschung des Lebens.
Expansiv arrogant-rachsüchtiger Typ
TKH
 Wenn auch bei anderen Menschen die Macht des Bedürfnisses nach Rache und
Triumpf quälend sein kann, wird dieses Bedürfnis doch meistens durch drei Faktoren in
Schach gehalten: durch Liebe, Furcht und Selbst-Erhaltungs-Trieb.
Nur wenn diese Kontroll-Funktionen zeitweise oder dauernd fehlgesteuert werden, kann
die Rachsucht die Gesamtpersönlichkeit durchdringen.
Sie wird damit eine Art integrierende Kraft, die den Menschen ausschließlich auf die den
Menschen ausschließlich auf die Bahn von Rache und Trumpf lenkt.
 Das zwingende Bedürfnis nach Triumpf lässt diesen Typ Neurotiker dauernd auf
Konkurrenz-Kampf eingestellt sein.
Er kann tatsächlich niemanden tolerieren, der mehr weiß oder erreicht als er selbst, der
mehr Macht besitzt oder in irgendeiner Form seine Überlegenheit in Fragen stellt.
Zwanghaft muss er seine Rivalen herabsetzen oder besiegen.
 Werden seine Ansprüche an andere nicht erfüllt, die umgekehrt nicht für ihn gelten,
erwächst daraus strafende Rachsucht von Reizbarkeit über Beleidigtsein mit
Aufzwingen von Schuld-Gefühlen bis hin zur offenen Wut.
 Wichtiger als die immerhin seltenen Ausbrüche wilder Wut als Zeichen rachsüchtiger
Leidenschaft ist die permanente Rachsucht, die die gesamte Haltung eines solchen
Neurotikers gegenüber seinen Mitmenschen durchzieht.
Er ist im Grunde davon überzeugt,
 dass alle anderen Menschen im Grunde böswillig und unehrlich sind,
 dass freundliche Gesten Heuchelei darstellen und
 dass es nur klug ist, jedem mit Misstrauen zu begegnen, solange er sich nicht als
ehrlich erweisen hat.
Quellen der Rachsucht
TKH
 Wie jede neurotische Entwicklung hat auch diese mit der Kindheit begonnen – mit
besonders schlechten mitmenschlichen Erfahrungen und wenigen oder gar keinen
versöhnenden Faktoren: Brutalität, Demütigungen, Spott und Hohn, Vernachlässigung
und offenen Heuchelei regneten auf ein Kind von besonders großer Empfindsamkeit
herab.
 Solch ein Kind geht durch einen seelischen Härtungs-Prozess. Um überleben zu
können. Es macht vielleicht einige kümmerliche erfolglose Versuche, Sympathie,
Interesse oder Zuneigung zu gewinnen, unterdrückt aber schließlich alle zarten
Bedürfnisse. Nach und nach „kommt es zu dem Schluss“, dass echte Zuneigung nicht
nur nicht erreichbar ist, sondern überhaupt nicht existiert. Am Ende will es gar keine
Zuneigung mehr und verschämt sie sogar.
 Dieser Schritt hat jedoch ernsthafte Folgen, weil das Bedürfnis nach Zuneigung, nach
menschlicher Wärme und Nähe ein starker Anreiz dafür ist, jene Qualitäten zu
entwickeln, die uns liebenswert machen. Das Gefühl, geliebt zu werden und – mehr
noch – liebenswert zu sein, ist vielleicht einer der größten Werte im Leben.
Dementsprechend kann das Gefühl, nicht liebenswert zu sein, eine Quelle tiefer
Verzweiflung sein.
 Der Wunsch des Menschen nach menschlicher Wärme und Zuneigung (im Geben wie
im Nehmen), der zunächst durch die Mitwelt unterdrückt und dann dem Bedürfnis nach
Triumpf geopfert wurde, wird schließlich durch das Urteil des Selbst-Hasses, der ihn als
nicht liebenswert abstempelt, eingefroren.
Selbstverleugnende Lösungen 1
TKH
Die zweite Hauptlösung innerer Konflikte ist Selbst-Verleugnung. Sie stellt eine Entwicklung in
eine Richtung dar, die in wesentlichen Punkten der expansiven Lösung entgegengesetzt ist:
1. Ein solcher Neurotiker darf sich nicht bewusst anderen überlegen fühlen oder solche
Gefühle in seinem Verhalten zeigen.
2. Er neigt dazu, sich anderen unterzuordnen, von ihnen abhängig zu sein, sie zu
beschwichtigen.
Zustände von Hilflosigkeit und Leiden schrecken ihn keineswegs ab, sondern er kultiviert
und übertreibt sie unwissentlich.
3. Wonach er sich sehnt, ist Schutz, Hilfe und hingebende Liebe.
4. Er lebt in einem diffusen Gefühl des Versagens (seinen Solls zu entsprechen) und neigt
deshalb dazu, sich schuldig, minderwertig und verachtenswert zu fühlen.
Selbst-Hass und Selbst-Verachtung werden passiv projiziert:
Andere klagen ihn an oder verachten ihn.
5. Er neigt dazu, eigene expansive Gefühle zu leugnen und auszulöschen, so z. B. SelbstGlorifizierung, Stolz, Arroganz. Alles ist Tabu, was er für vermessen, egoistisch oder
aggressiv hält.
6. Angst, sich lächerlich zu machen, weist besonders stark auf selbstverleugnende
Tendenzen hin.
7. Er fühlt sich nicht nur klein und hilflos, sondern auch schulbewusst, unerwünscht, nicht
liebenswert, dumm und unfähig.
8. Er ist der Unterlegene und identifiziert sich leicht mit anderen, die unterdrückt werden.
Daher gehört der Ausschluss von Stolz aus dem Bewusstsein zu seiner Methode, den
inneren Konflikt zu lösen.
Selbstverleugnende Lösungen 2
TKH
 Während dem selbstverleugnenden Neurotiker bei der Verfolgung eigener Ziele enge
Grenzen gesetzt sind, muss er gegenüber anderen ein Höchstmaß an Hilfs-Bereitschaft,
Großzügigkeit, Rücksichtnahme, Verständnis, Sympathie, Liebe und Opfer-Bereitschaft
aufbringen. Alles sollte für die Liebe geopfert werden - Liebe ist Opfer.
 Liebe ist nicht nur ein Mittel, Angst abzuwehren.
Ohne Liebe sind er und sein Leben wertlos und sinnlos.
Liebe ist deshalb ein wesentlicher Bestandteil der selbstverleugnenden Lösung.
 Je mehr der Betreffende von seinen Mitmenschen erwartet, desto mehr neigt er dazu, sie
zu idealisieren.
Er hat daher keinen wahren Glauben an die Menschheit, sondern einen kindlich-sonnigen,
übertriebenen und indifferenten Optimismus, der unvermeidlich viele Enttäuschungen mit
sich bringt und ihn anderen Menschen gegenüber unsicher macht.
 Da dieser Mensch unter seiner erzwungenen Bescheidenheit leidet, ist es durchaus
verständlich, dass er bei anderen die aggressiven Eigenschaften bewundert, die ihm
fehlen oder die für ihn unerreichbar sind.
 Er versucht, wohlwollende Bestätigung dadurch zu erlangen, dass er sich entschuldigend
verhält, Reue zeigt und Selbst-Vorwürfe äußert.
„Du hast ganz recht.“ „Ich tauge sowieso nichts.“ „Es ist alles meine Schuld.“
 Dieses Ableugnen des eigenen Stolzes und der eigenen Aggressivität bei gleichzeitiger
Bewunderung solcher Züge in anderen spielt eine große Rolle in seiner krankhaften
Abhängigkeit.
Selbstverleugnende Lösungen 3
TKH
Entstehung
 Menschen , die später zur selbstverleugnenden Lösung neigen, haben meistens ihre
frühen Konflikte mit der mitmenschlichen Umwelt dadurch gelöst, dass sie sich „auf sie zu
bewegt“ haben.
 Der selbstverleugnende Typ wuchs im Schatten irgendeines Menschen auf:
 eines bevorzugten Bruders oder einer bevorzugten Schwester, die im familiären
Mittelpunkt standen und deren Zuneigung und Schutz nur durch Gefälligkeiten und
Beschwichtigungen erlangt werden konnten.
 eines Elternteils, der allgemein (von Außenstehenden) bewundert wurde,
 einer schönen Mutter oder eines wohlwollend-despotischen Vaters, die nur dann
großzügig sein konnten, wenn sie blind bewundert wurden.
 Es könnte z. B. eine leidende Mutter gegeben haben, die in ihrem Kind SchuldGefühle weckte, sooft dieses versäumte, ihr absolute Liebe und Aufmerksamkeit zu
schenken.
 Diese prekären Situationen musste zwangsläufig Angst auslösen.
Zuneigung war zwar erreichbar, aber gegen Entgelt.
Und dieses Entgelt war unterordnenden Hingabe.
 Nach einigen Jahren, in denen sich der Wunsch nach Rebellion im Herzen des Kindes mit
seinem Bedürfnis nach Zuneigung stritt, unterdrückte das Kind seine Feinseligkeit, gab
sein kämpferischer Geist auf, und das Bedürfnis nach Zuneigung hatte gesiegt.
Trotz-Ausbrüche hörten auf. Das Kind wurde nachgiebig. Es lernte, alle Menschen gern
zu haben und sich mit hilfloser Bewunderung gerade an jene anzulehnen, die es am
meisten fürchtete.
Resignative Lösungen 1
TKH
 Die dritte Hauptlösung intrapsychischer Konflikte besteht im Wesentlichen darin, dass
sich der Neurotiker von seinem inneren Schlacht-Feld zurückzieht und sich für
unbeteiligt erklärt.
 Wenn er eine gleichgültige Haltung aufbringen und diese aufrechterhalten kann, fühlt er
sich von seinen inneren Konflikten weniger gequält und kann eine Art inneren Frieden
erreichen. Da dies aber nur möglich ist, wenn er sich resigniert vom aktiven Leben
zurückzieht, scheint „Resignation“ die adäquate Bezeichnung für diese Lösung zu sein.
 Resignation kann durchaus eine konstruktive Bedeutung haben.
Wir brauchen nur an die vielen älteren Menschen zu denken,
 die die eigentliche Sinnlosigkeit von Erfolg und Ehrgeiz erkannt haben,
 die milder geworden sind, weil sie weniger erwarten und verlangen, und
 die weiser geworden sind, weil sie dem Unwesentlichen entsagt haben.
 Bei der neurotischen Lösung, um die es hier geht, heißt Resignation jedoch:
 Man findet sich mit einem Frieden ab, der lediglich das Nichtvorhandensein von
Konflikten bedeutet.
 Man riskiert ein Schrumpfen, eine Einengung und Beeinträchtigung des Lebens und
seiner Entfaltung.
 Man umgibt seinen Alltag mit einer Aura von Restriktionen, von etwas, das
vermieden wird, das nicht gewünscht und nicht getan wird.
 Es zeigt sich das Bild eines Lebens bei dauerndem Tiefstand, ohne Schmerz oder
Reibung, aber auch ohne Lust.
 Der Kern der Resignation ist die Einschränkung der Wünsche.
Resignative Lösungen 2
TKH
Aus diesem Grund-Prozess der Resignation resultieren drei verschiedene Lebens-Formen:
1. Verfestigte Resignation:
In der ersten Gruppe wird die Resignation und alles, was damit zusammenhängt, fast
dauernd aufrechterhalten.
Viele Eigenschaften des resignierten Typs finden sich hier zusammen: sein inneres
Verbot gegen Streben und Erwartungen an das Leben, seine Aversion gegen Wandel
und inneren Kampf und seine Fähigkeit, sich mit allem abzufinden.
Gegen all dies spricht jedoch ein beunruhigendes Element: der Reiz der Freiheit.
2. Rebellion:
In der zweiten Gruppe verwandelt der Reiz der Freiheit die passive Resistenz in aktivere
Rebellion. In Wirklichkeit ist der resignierte Mensch ein unterdrückter Rebell.
3. Oberflächlichkeit:
In der dritten Gruppe herrschen Entartungs-Prozess vor, dass sich Menschen an die
Peripherie des Lebens begeben und ein oberflächliches Leben führen.
Wenn Menschen den Blick für die Tiefe und die Autonomie des eigenen Lebens
verlieren, bleiben die negativen Eigenschaften der Resignation, während die positiven
verlöschen. Erst dann wird ihr Leben hoffnungslos. Unbeteiligtsein entartet in
Beziehungslosigkeit. Gleichermaßen werden Vergnügungen oberflächlich: Sexuelle
Erlebnisse, Essen, Trinken, Klatsch, Plaudern über Theater oder Politik machen den
Haupt-Inhalt des Lebens aus. Dieser Mensch verliert den Sinn für das Wesentliche.
Drei Formen können unterschieden werden:
a.
b.
c.
Bei der ersten Form liegt der Hauptakzent auf Vergnügen, auf Spaß.
In der zweiten Gruppe geht es um Prestige oder opportunistisch errungenen Erfolg.
Die dritte Erscheinungsform ist der gut angepasste Automat.
Psychologische Typen nach Jung (CGJ)
T
8 Typen aus zwei Einstellungen und vier Funktionen
introvertierter
DenkTyp
introvertierter
FühlTyp
extravertierter
FühlTyp
extravertierter
DenkTyp
introvertierte Einstellung
(ausgerichtet auf das
innere Erleben)
rationale
Funktionen
nichtrationale
Funktionen
denken
empfinden
fühlend
bewerten
intuieren
extravertierte Einstellung
(orientiert an den
Ereignissen der äußeren
Welt)
introvertierter
EmpfindungsTyp
introvertierter
IntuitionsTyp
extravertierter
IntuitionsTyp
extravertierter
EmpfindungsTyp
 In der Regel
entwickeln
Menschen zwei
Funktionen, eine
rationale und eine
nichtrationale, wobei
die ausgeprägtere
die Haupt-Funktion
und die weniger
ausgeprägte die
Hilfs-Funktion bildet.
 Die beiden anderen
Funktionen bleiben
relativ unbewusst
und mit dem
Schatten
verbunden, wobei
die unbewusstere
davon die
minderwertige
Funktion genannt
wird.
Extravertierter Empfindungs-Typ
CGJ
 Menschen dieses Typs beschäftigen sich überwogend mit der objektiven
Wirklichkeit
 Sie stehen mit beiden Beinen im Leben, sind praktisch veranlagt, sind eher an
Fakten interessiert, haben ein Auge fürs Detail und wenig Geduld für Abstraktes,
für Werte oder Sinn-Fragen.
 Sie suchen den Nerven-Kitzel gefährlicher Sport-Arten und tendieren dazu,
Lebemenschen zu sein, die den Augenblick genießen und wenig an die Zukunft
denken.
 Aber die können auch oberflächlich und seelenlos wirken.
 Schatten: Ihre minderwertige Funktion ist die introvertierte Intuition, ausgelöst von
innere Ereignissen und nicht auf äußere Gegebenheiten bezogen.
Introvertierter Empfindungs-Typ
CGJ
 Der introvertierte Mensch orientiert sich an der Intensität des durch einen äußeren
Reiz ausgelösten subjektiven Empfindungs-Anteil.
Es zählt nicht so sehr der Ausdruck, sondern der Eindruck, den ein Geschehen
auslöst.
 Solche Menschen haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis für visuelle Eindrücke,
Farben, ganze Abschnitte aus Büchern, Töne, Gespräche, Gerüche,
Geschmäcker, taktile Empfindungen usw.
 Schatten: Ihre minderwertige Funktion ist die extravertierte Intuition.
Wenn sie aktiviert wird, dann mit einem Hang zum Negativen, weil sie dann
überall Unheil wittern und das Haar in der Suppe finden.
So werden diese Menschen, wenn sie einen Zusammenbruch erleiden, häufig
paranoid.
Extravertierter Denk-Typ
 Menschen dieses Typs stützen ihr Handeln auf intellektuelle Überlegungen und
orientieren sich an äußeren Kriterien. Ihre stärke liegt in der Analyse und Lösung
von Problemen, in der Reorganisation von Geschäften und allgemein darin, die
Spreu vom Weizen zu trennen.
 Sie beschäftigen sich fast ausschließlich mit äußeren Gegebenheiten und kaum
mit Theorien und Ideen. Sie lieben Faustregeln, die sie in jeder Lebens-Lage
anzuwenden suchen.
 Da sie das Gefühl dem Denken unterordnen, können sie kühl und verschlossen
erscheinen.
 Schatten: introvertiertes Fühlen
Das führt zu undifferenzierten, unangemessenen und unklar ausgedrückten
Gefühlen und Wert-Urteilen.
Sie sind sich oft der Gefühle der Menschen in ihrer Umgebung nicht bewusst.
CGJ
Introvertierter Denk-Typ
CGJ
 Dieser Typus stützt seine Handlungen ebenfalls auf intellektuelle Überlegungen,
die sich aber an inneren Kriterien orientieren.
 Introvertierte Denk-Typen bekunden wenig Interesse an den Vorgängen der
äußeren Welt und sind fast ausschließlich mit Theorien und Ideen beschäftigt.
 Da sie lieber mit ihren Gedanken allein gelassen werden, ziehen Menschen
solchen Typs oft die Einsamkeit der Gesellschaft anderer Menschen vor.
 Schatten: extravertiertes Fühlen
Für den introvertierten Denker ist es sehr schwierig, ihre Gefühle wahrzunehmen
und mit anderen zu teilen.
Da das Fühlen unentwickelt und größtenteils unbewusst ist, kann es in grotesker
und unberechenbarer Weise zum Ausdruck kommen.
Extravertierter Fühl-Typ
 Das Fühlen, Bewerten und Urteilen dieses Typs ist meist konventionell und in
Übereinstimmung mit dem jener Menschen, mit denen er häufig verkehrt.
Das macht solche Menschen umgänglich. Man kommt gut mit ihnen aus.
 Sie sind nicht gern allein und finden Introspektion morbide und deprimierend.
 Man kann sich darauf verlassen, dass sie, wenn nötig, zur Stelle sind.
 Schatten: introvertiertes Denken
Solche Denken ist engstirnig, archaisch, infantil, negativ, grob und zynisch.
Es kann in Schein-Argumenten zur Rechtfertigung des momentanen GefühlsZustandes zu Tage treten, eine Verhaltensweise, die extravierte Denker auf die
Palme bringt.
Extravierte Fühl-Typen neigen zu Fanatismus, wenn sie sich mit einem
intellektuellen System auseinandersetzen, weil sie unfähig sind, es zu
durchdenken.
 Bei einem Zusammenbruch entwickelt solch Typ meist Hysterie oder Manie.
CGJ
Introvertierter Fühl-Typ
CGJ
 Menschen dieses Typs verfügen über ein äußerst differenziertes Werte-System,
das sie in der Regel für sich behalten.
 Dank der Maßstäbe, die sie mit ihrer Lebens-Führung verkörpern, sind sie jedoch
in der Lage, auf die Menschen in ihrer Umgebung einen unmerklichen Einfluss
auszuüben. Sie können einer Gruppe durch ihre Anwesenheit moralischen
Rückhalt bieten.
 Schatten: extraviertes Denken
Wie bei den extravertierten Fühl-Typen ist dieses Denken gegenständlich und
primitiv. Aber da es extravertiert ist, hat es einen Hangt, sich sklavisch an Fakten
zu klammern. Wenn diese Menschen versuchen, ihre Denk-Funktion zu benutzen,
verlieren sie sich eher in Details und sind unfähig den Wald vor lauter Bäumen zu
sehen.
 Ein Zusammenbruch führt meist zu Depression.
Extravertierter Intuitions-Typ
CGJ
 Menschen dieses Typs benutzen meist ihre Intuition für den Umgang mit der
äußeren Wirklichkeit.
 Im Gegensatz zu den Empfindungs-Typen interessiert Intuitive an den Dingen
nicht, wie sie wirklich sind, sondern was man mit ihnen tun könnte.
 Intuition ist nicht bloß eine Wahrnehmung, ein bloßes Anschauen, sondern ein
aktiver, schöpferischer Vorgang, der ebenso viel in das Objekt hineinbildet wie er
davon herausnimmt
 Extravertiert Intuitive erfassen rasch das einer beliebigen Situation innewohnende
Potenzial und sind gut im Vorhersagen künftiger Entwicklungen.
 Schatten: Introvertierte Empfindung
Häufig ist die Empfindung vollkommen unbewusst.
Wenn er empfindet, richtet er sich eher nicht danach. Empfindungen sind oft nur
Anhalts-Punkte für Anschauungen.
Es kann passieren, dass dieser Typ nicht merkt, wann er müde, unterkühlt oder
hungrig ist.
Falls seine introvertierte Empfindung aktiviert ist, kann das dazu führen, dass er
Signale seiner Sinnes-Organe falsch interpretiert mit dem Ergebnis, dass er zum
Hypochonder wird oder auf jeder Diät- und Gymnastik-Welle mitreitet.
Introvertierter Intuitions-Typ
CGJ
 Die introvertierte Intuition hält sich nicht bei den äußeren Möglichkeiten auf,
sondern verweilt bei dem, was durch das Äußere innerlich ausgelöst wurde.
 Menschen dieses Typs bedienen sich häufig des MUS DER Reifikation, d.h. sie
behandeln Bilder, Ideen oder Einsichten so, als ob sie reale Dinge wären.
 Diese Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Ideen einfach und in strukturierter
Form zu vermitteln, da sie sich von Bild zu Bild, von Idee zu Idee bewegen,
während die gewöhnlich die persönlichen Auswirkungen dieser Ideen übersehen.
 Schatten: extravertierte Empfindung
Da diese zum überwiegenden Teil unbewusst ist, sind Menschen dieses Typus
ständig in der Gefahr, den Kontakt zur äußeren Wirklichkeit zu verlieren.
Sie haben ein vages Verhältnis zu praktischen Details und eine schlechte
Orientierung in Raum und Zeit.
 Im Falle des Zusammenbruchs werden sie schizophren.
 Ihre sexuelle Einstellung kann roh und unangemessen sein. Sie sind häufig
schlechte Liebhaber, da sie keine Ahnung haben, was in ihrem Körper oder in dem
des Partners oder der Partnerin vorgeht.
Acht Grundüberzeugungen 1
 Überzeugungen, wer wir sind, wie wir gemeint sind, wozu wir hier
sind, was unsere Möglichkeiten und Grenzen sind, steuern –
zum größten Teil unbewusst, aber durchaus bewusst zu machen
– unsere Reaktionen in bestimmten Situationen (Szenen) mit
bestimmten Menschen (Dialogen).
 Immer, wenn wir glauben, nur in einer bestimmten Weise
reagieren zu können, wenn wir überhaupt das Gefühl haben, nur
zu reagieren und nicht zu agieren, sind wir durch irgendeine
Überzeugung, durch ein bestimmtes Selbst-Bild gebunden.
 Wer reagiert, ist unfrei.
 Freie Menschen erleben ausschließlich Aktionen, die entkoppelt
sind von der vorgängigen Situation.
 Bewusstes Handeln ist immer entschiedenes Handeln.
 Zwischen einer Fremdaktion, hier insbesondere abgestimmt auf
soziale Interaktionen, und der eigenen Aktion kann fast immer
eine Phase der Entscheidung geschoben werden.
Entschiedenes Handeln jedoch ist niemals reaktiv, sondern
immer nur aktiv.
Acht Grundüberzeugungen 2
1. Mangelnde ExistenzBerechtigung
Interventionen:
Geborgenheit ermöglichen
Du gehörst zu uns
Wir verstehen deine Angst
Deine Kritik ist willkommen
Überforderung akzeptieren
2. Maßlosigkeit
Interventionen
Liebevoll klare Grenzen setzen
Abgrenzung und Ärger erlauben
Selbstverantwortung
3. Rückzug und
Genügsamkeit
Interventionen
Trotz ansprechen
Für Genuss Erlaubnis geben
Erlaubnis geben Hilfe
anzunehmen
Darin bestärken, dass die
eigenen Bedürfnisse
berücksichtigt werden
4. Verführung
Interventionen:
Die Sachebene ist
okay
Es muss niemand
beeindruckt werden
Liebevoll spiegeln
Nein-Sagen einladen
5. Macht und
Kontrolle
Interventionen:
Macht ist ein alter
Schutz
Verletzlichkeit
einladen und
wahrnehmen
Kontakt ist auch
ohne Kontrolle
möglich
Schwache Seite
einladen und
erlauben
6. Schuld
Interventionen:
Schuldgefühl ist nicht Schuld
Zeigen von Ärger ist erlaubt
Spaß haben ist erlaubt
Kleinmachen ist nicht nötig
7. Verwirrung
Interventionen:
Grenzen sind okay
Unterstützung beim Ringen
um Klarheit
Nein ist erlaubt
Stopp den Ausnutzern
8. Leistung und Perfektion
Interventionen:
Ausruhen ist okay
Fehler sind menschlich
Erlaubnis nicht immer der/die
Beste sein zu müssen
Kommunikations-Typen nach Satir (KTS)
 Übersicht-Grafik
 Beschwichtigende
 Anklagende
 Computer
 Ablenkende
 Kommunikations-Typen im Zusammenhang 1
 Kommunikations-Typen im Zusammenhang 2
 Kommunikations-Typen im Zusammenhang 3
 Kommunikations-Typen im Zusammenhang 4
 Kommunikations-Typen im Zusammenhang 5
T
Übersicht-Grafik
Beschwichtigende
Computer
Anklagende
Ablenkende
KTS
Beschwichtigende
Fühltyp (kinästhetisch)
Entsteht bis Trotz-Alter (2. LJ)
Personen fühlen sich als Kind, das
geführt werden muss.
Ein anderer soll beraten und befehlen.
Nicht direktiv
Stellt viele Fragen-Serien und viele
Fragen machen klein.
Ich Botschaften: Ich möchte, ich tue,
ich wünsche.
Ja-Sage-Typ
Beschwichtiger-Sätze
„Keine Ahnung, kannst du mir nicht
sagen, wie…?“
„Ich möchte auch mal ein bisschen…“
Auswege
Sich durch Ausdrucks- und KörperArbeit ins außen bringen: Gewicht und
Kopf nach vorn verlagern, Nacken kurz
und mit dem Zeige-Finger energisch
auf einen Mangel oder Fehler
hinweisen
Ziel: gutes Pacing, zu sich stehen
(So will ich das. Ich bleibe dabei.)
Gelassenheit und Biss
KTS
Anklagende
KTS
visueller Typ (Beobachter)
Entsteht ab ca. 3. LJ
Fehler-Finden im außen bei anderen
getrieben
Schaut hin und verurteilt
Teilt aus, verliert nicht gern,
macht Schuld-Gefühle
Handelt für eine gute Sache
Du-Botschaften: Du sollst, du musst, du
darfst nicht.
Negativ-Sprache: Nein-Sage-Typ
Ankläger-Sätze
„Du bist so…“
„Wieso verstehst du das nicht?“
„Warum bist du so faul?“
„Tu das!“
Auswege
Sich durch Atem-Arbeit in den GefühlsAusdruck bringen. Den Herz-Raum für
sich und andere öffnen.
Ziel: Es gibt keine Lösung ohne Herz,
denn Macht ist ein schlechtes BindeMittel.
Perspektiv-Wechsel und Mitgefühl.
Genuss, spielen, Pausen, sich erlauben,
Fehler zu machen
Computer
KTS
Wort-Typ (hören-sprechen, auditiv)
Entsteht im Schul-Alter ab ca. 6 LJ
Spricht in Haupt-Wörtern
Ich und Du werden durch man ersetzt
Menschen und Tätigkeiten werden
ausgeblendet
Verhält sich neutral
kein wirklicher Kontakt
Tut sich wichtig, redet, ohne was zu
sagen
Computer-Sätze
„Ich wünsche mir einen Partner, der
mich wirklich versteht.“
„Ich hatte mit einer Katze ein Erlebnis.“
Auswege
Sich vom Abstrakten zum Konkreten
anleiten durch Antwort: Wer, was,
warum und wozu, wie, wann, wo und
womit genau?
Ziel: Vom Reden zur Poesie und Musik.
Vom Geräusch ohne Sinn zur Stille.
Ablenkende
KTS
Wechsel-Typen (kinästhetisch, visuell
und auditiv)
Entsteht in der Schul-Zeit
Benutzt jedes Mittel, um auf sich
aufmerksam zu machen und im KurzKontakt zu bleiben (kein echter Kontakt)
Häufiger Themen-Wechsel, Wort-Witz,
Auslassungen, unvollendete Sätze
Erlebt wird innere Verwirrung
Vielseitig und erfolgreich
Ablenker-Sätze
Unvollendete Sätze sichern das
Mitdenken und die Mitarbeit der
anderen
„Wie bekomme ich…?“
Auswege
Entschleunigen
Bei der Sache bleiben
In die Tiefe gehen
Ziel: Klarheit und Kontinuität
Kommunikations-Typen im Zusammenhang 1
Bevorzugtes
Repräsentations-System
Kinästhetisch
Nahsinn: Fühltyp
GefühlsAufmerksamkeit
Defizit-Name
Entstehung
Beschwichtiger
Ca. vom 2. Jahr an
bis zum 3. Jahr
PersonenForm, SichtWeise,
Zentrum und
unterrepräsentierter Sinn
Energie nach innen.
ICH-Sätze
Der emotionale
Mittelpunkt ist in
mir.
Ich möchte, dass es
mir gut geht.
Aufmerksamkeit ist
wenig draußen.
Das Gegenüber
wird nicht reflektiert.
Aufmerksamkeit ist
wenig draußen.
Hat seine Bilderwelt
weitgehend
verdrängt.
Visuell
Fernsinn: Sehtyp
Aufmerksamkeit auf
äußere
Erscheinungen
Auditiv
Fernsinn: Hör- und
Sprechtyp
Lebt im Reich der
Worte und
Gedanken
Ankläger
Computer
Ca. ab 3 Jahren
Erfahrung von Anerkennung im Vor- und
Grundschulalter
Energie nach außen. ES-Sätze
DU-Sätze
ICH- und DU-Sätze
Der emotionale
sind getilgt.
Mittelpunkt ist von
Der emotionale
ihm weg bei anderen Mittelpunkt sind
oder in der Zukunft.
Worte, ist das
Gefühle werden
Verständnis, nicht
wenig wahrgenomdas Berühren oder
men.
In-die-Welt-hinausHat weitgehend
Gehen.
abgewählt, was der
Gefühle und Bilder
Beschwichtiger kann, fehlen weitgehend.
nämlich
 Fehler machen
 spielen
 genießen
KTS
Wechsel der
Sinnesmodalitäten sowohl visuell als
auch auditiv als
auch kinästhetisch
Ablenker
Erfahrung von
Langeweile im Vorund Grundschulalter
Rascher,
unvorhersehbarer,
unstetiger Wechsel
zwischen ICH, DU
und ES-Erleben.
Häufiger Wechsel
zwischen Sinnen und
Themen.
Hat keinen emotionalen Mittelpunkt,
weil er sich und
andere verwirrt.
Kommunikations-Typen im Zusammenhang 2
Defizit-Name
Beschwichtiger
Ankläger
Computer
Macht














unterlegen
Diener
Glaubt, dass er
Führung
braucht.
Wartet auf
Anweisungen,
Befehle,
Ratschläge.
Ist leicht zu
fordern.
Es ist leicht,
ihm nein zu
sagen.
Stecken viele
Verletzungen
und Neins ein.
Fühlt sich
geführt bis in
die Religionen:
Dein Wille
geschehe.
Nehmen passiv
Einfluss und
handeln wenig.



überlegen
König
Weiß bescheid
Fühlt sich von
einer guten
Sache getrieben.
Handelt im Sinne
der guten Sache.
Fordert,
beauftragt,
befiehlt
Solange nicht
alles in Ordnung
ist, muss er
sagen, was getan
werden muss.




Hält sich aus dem
Macht-Kampf
raus.
Beschwichtiger
sind ihm zu
kindisch.
Ankläger sind ihm
zu autoritär.
Ist vernünftiger.
Spürt nicht und
attackiert nicht.
Ablenker
KTS
Kommunikations-Typen im Zusammenhang 3
KTS
Defizit-Name
Beschwichtiger
Ankläger
Computer
Ablenker
Tendenz
Ja-Sager
Alles ist zunächst
einmal in Ordnung.
Dennoch:
Ich kann nicht.
Nein-Sager
Ist Fehlersucher,
entdeckt alles, was
nicht in Ordnung ist.
Ich sage dir, was du
sollst.
Nichts-Sager
Ich bin klug.
Ich gebe nur intelligente Worte von mir.
Alles-Sager
Was interessiert mich
mein Geschwätz von
vorhin.
Chakra,
KörperHaltung und
Atem



Hat einen Spazierstock im Kreuz.
Blick vor sich und
nach oben ins Land
der Worte.
Spürt seine Impulse
nicht.
Lebt im KehlkopfChakra und im Kopf.



Lebt im Hara
Spürt meist mit
weichem Bauch
nach innen.
Ausatmer
atmet bei Erschrecken
kaum
hält bei Gefahr
den Körper still
oder spannt
sich an



Lebt im PowerChakra
(Solarplexus)
Ihm täte ein
Wechsel zum
Herz-Chakra gut
Blickt mit engem
Hals, Gewicht
nach vorn, damit
er nicht bei sich
ist.
Einatmer
Kommunikations-Typen im Zusammenhang 4
KTS
Name
Beschwichtiger
Ankläger
Computer
Ablenker
KommunikationsStil und
-Inhalte
samt
Schwächen
Ist langsam.
Stellt sich in Frage und
Fragenserien:
„Habe ich mich deutlich genug
ausgedrückt.“
Formuliert nicht direkt, nicht
befehlend.
Wirbt für sich.
Holt sich Aufmerksamkeit.
Breitet Schwierigkeiten aus.
Benutzt Worte des inneren
Tuns.
Ich möchte. Ich fühle mich.
Ich wünsche mir. Ich muss.
Schwächen Forderungen ab:
Ich bräuchte auch mal ein
wenig Urlaub, wenn es denn
passen sollte.
Schaut anderen ins Gehirn
und weiß, was sie von ihm
denken.
generell Probleme mit dem
Außen, mit Akzeptiert-Werden
und Fordern
Es ist nicht intim, jemand
ständig mit seinem
Innenleben zu belatschern.
Ist schnell.
Weist auf
Versäumnisse und
Defizite hin,
Klagt an:
Wieso bist du
so faul?
Tritt in den
IntimitätsRaum der
anderen
hinein,
Verursacht so
SchuldGefühle,
Zwingt
andere in
eine VerteidigungsHaltung
Denkt, bedenkt.
Wirkt ausdruckslos, ruhig,
kühl und versammelt.
Hält still.
Hat Mimik und Gestik unter
Kontrolle (wird kein Italiener)
Viele abstrakte Hauptworte.
Reichtum, Zufriedenheit,
Erleuchtung, Glück
Produziert sprachlich viel
heiße Luft.
Redet und redet ohne
Beispiele.
Man, es, wir, alle
Formuliert Alternativen, ohne
zu Entscheidung und
Handlung zu kommen.
Unspezifische, nicht sinnliche
Verben, also nicht sehen,
sondern wahrnehmen
Verliert sich in Abstraktionen
(unbestimmte Haupt-Wörter,
Verben, Nebensätze)
Seele ist nicht genährt.
Unbewusstes wird nicht
genutzt.
Spezialist für Kurzkontakte
Bewegt sich viel beim
Sprechen und weicht
seitlich in parallel Themen
aus
Denkt assoziativ und
sprunghaft
Macht kaum etwas fertig
Lässt Sätze unvollendet
oder hat Auslassungen in
Sätzen
Präsentiert seine
Kommunikations-Inhalte
lebendig, aber mit wenig
Kontakt
Kann haarscharf an der
Situation vorbeireden.
Wirkt immer eher fröhlich
bis aufgedreht
Jedes Erlebnis wird über
den Klee gelobt oder mit
Metaphern überkleistert
Logik und Folgerichtigkeit
sind nicht so wichtig
Kommunikations-Typen im Zusammenhang 5
Name
Beschwichtiger
Kommuni
kation:
Stärken und 
erlöste Form




Kennt sich gut mit
Wünschen aus
Der einzige Typ, der
sich Zeit nimmt, seine
Gefühle zu bemerken
Kann die Erfahrung
des Gefühls-Blizz
machen
Verteidigt sich nicht,
sondern bleibt bei
Wunsch und Gefühl
Erkennt die Impulse
auf andere zu
Öffnet sich für das Du
Ankläger
Computer








Guter Beobachter
Ist initiativ.
Geht voran, erteilt
aber keine Befehle,
sondern macht
Vorschläge.
Aktiviert das innere
Auge.
Spürt mehr nach
innen.
ErleuchtungsErlebnisse


Horcht nach innen.
Aktiviert das innere
Ohr.
Findet zu einer
sinnlichen Sprache
und zur Poesie.
Findet in die Stille
jenseits der Worte.
KTS
Ablenker
Typen nach Sinnes-Bevorzugungen (TSB)
auditives
RepräsentationsSystem
visuelles
RepräsentationsSystem
kinästhetisches
RepräsentationsSystem
T
auditiv
 erklären sprechen fragen klagen schweigen murmeln plappern
quasseln erwähnen laut
 lärmend Nachahmung stottern stammeln weinen schreien
brummen mündlich
 auf den Mund gefallen redselig bitten äußern
 hervorbringen schweigend still
 stumm kreischen melodisch Aufschrei erwidern Geschrei rufen
 gesungen plaudern gurgeln schrill
 übersetzen vorlesen jubeln Erzählung diskutieren
argumentieren jammern Seufzer nörgeln murren Gehorsam
leise
 verhören beschimpfen Beleidigung meckern ankündigen
ertönen
TSB
visuell
 beobachten aufpassen hell wachen gaffen anstarren prüfen
ansehen schauen erblicken
 entblößen enthüllen aufdecken bloßstellen
 Hoffnungsschimmer strahlen blinken funkeln oberflächlich
attraktiv leuchten erröten vorhersehen
 vorausschauen glotzen große Augen machen das Nachsehen
haben staunen
 dunkel düster finster unklar undeutlich trübe verschwommen
obskur schwarz sehen
 alt aussehen versteckt verborgen sorgfältig erspähen unter die
Lupe nehmen ein wachsames Auge haben erscheinen
 auftauchen sich zeigen beurteilen scheinen wolkig glänzend
klar freudestrahlend widerspiegeln leer sehen dunkel
TSB
kinästhetisch
 schwitzen raufen frieren laufen
 festgefahren spüren fühlen erleben empfinden unterstützen
üppig
 teilnehmen wehtun verletzen abrutschen zittern schlüpfrig
pressen schleimig besorgen eilig
 untergehen gebrochen überleben zurückweisen abspringen
berühren rührselig sentimental
 unterdrücken aufgeben betrügen an sich reißen Beleidigung
einengen absichern Nase rümpfen aufräumen sanft
 gemütlich zärtlich umarmen toben
 schmeicheln schwach grob
 Verbeugen das passt mir ducken stark leidend dick Mut weich
solide
TSB
Typen nach Kontakt-Funktionen
(Gestalt-Therapie)
Viel Mitwelt im Inneren
Introjektions-Typ
Identifiziert mit Geboten und Verboten
Grenzen zur Mitwelt
eher undurchlässig
Retroflexions-Typ
Grenzen zur Mitwelt
eher durchlässig
Konfluenz-Typ
Viel Inneres in der Mitwelt
Projektions-Typ
Eigenes ging an die anderen verloren
T
Kontakt-Funktionen
T
Kontakt geschieht immer an Grenzen, dort, wo wir aneinander angrenzen.
 Konfluenz: Die eigenen Grenzen sind zu durchlässig, zu diffus. Man kann seine
Grenzen nicht hinreichend wahrnehmen, weiß dann nicht, wo das Eigene aufhört und
das Fremde beginnt. Eigenes und Fremdes können ineinander verschwimmen.
Unklarheit ist die Folge. Positiv ist Konfluenz die Grundlage für Einfühlungs-Vermögen.
 Retroflexion: Die eigenen Grenzen sind zu dick und starr, zu undurchlässig. Dadurch
bleibt man in sich gefangen, macht den Kontakt, der nach außen gehört, in sich ab.
Fremdes wird zum Eigenen gemacht. Man brät im eigenen Saft.
Positiv ist Retroflexion die Grundlage für Denk-, Fühl- und Verhaltens-Souveränität.
 Introjektion: Die Grenzen sind zu weit nach innen verlagert. Fremdes kann dort
festsetzen, wo eigentlich das Eigene hingehören sollte. Man entfremdet sich von sich,
lebt nach fremden Regeln und Normen, weiß nicht, was man für sich braucht.
Positiv ist Introjektion die Grundlage für identifikatorisches Modell-Lernen.
 Projektion: Die Grenzen sind zu weit nach außen verlagert. Das Eigene spiegelt sich im
Fremden und wird nicht mehr als das Eigene erkannt. Man sieht im anderen, was man
bei sich selbst nicht erkennen kann.
Positiv dient auch Projektion wie Konfluenz der Einfühlung und damit dem Verständnis
anderer Menschen.
Ziel der Arbeit mit diesen Kontakt-Funktionen ist einen Zustand zu erreichen, in dem die
eigenen Grenzen sowohl deutlich und zugleich durchlässig als auch weder zu weit innen
noch zu weit außen sind, so dass Einfühlung und Mitgefühl in Verbindung mit SelbstBewusstheit als Grundlage für Kontakt und Resonanz möglich werden.
Sozialtypen 1 (ST1) (Psychoanalyse)
Eigenständig bis selbstherrlich
schizoid
Distanz-Typ
Rückzugs-Tendenz/Bindungs-Angst
ordentlich bis
pedantisch
zwanghaft
Dauer-Typ
Zuverlässigkeit/
Angst vor Chaos
freiheitlich bis
unzuverlässig
Hysterisch
Wechsel-Typ
Spontaneität/
Angst vor
Vereinnahmung
zugewandt bis unselbstständig
depressiv
Nähe-Typ
Kontakt-Bereitschaft/Trennungs-Angst
T
ST1
eigenständig
a. Stärken
b. leicht übertrieben
c. übersteigert
1
selbstsicher
auf andere kaum angewiesen
gleichgültig gegen andere,
überheblich
2
konsequent
lässt nicht mit sich handeln, will nichts ändern
unnachgiebig, kompromisslos
3
distanzierungsfähig
weniger kontaktaufgeschlossen
kontaktschwach
4
entscheidungsfreudig
entscheidet sich lieber unabhängig von anderen
einsame Beschlüsse
5
unbeirrbar
nicht leicht zu überzeugen
störrisch
6
kritisch
weniger vertrauensvoll
misstrauisch, argwöhnisch
7
eigenständig
eigenbrötlerisch, selbstherrlich
8
skeptisch
geht gern seine eigenen Wege, von sich
überzeugt
sieht in anderen leicht Gegner
9
zielstrebig
weniger sensibel für andere
rücksichtslos
10
unabhängig
isoliert sich leicht
einsam
menschenfeindlich,
Verfolgungswahn
ST1
zugewandt
a. Stärken
b. leicht übertrieben
c. übersteigert
1
einfühlsam
etwas nachgiebig
nachgiebig, konturenlos
2
kameradschaftlich
zuvorkommend
kumpelhaft, anbiedernd
3
hilfs- und
verantwortungsbereit
bietet sich immer wieder mit Hilfe an, fühlt sich
oft stark von den anderen gefordert
drängt Hilfe auf - auch bei
Überforderung dabei, opfert
sich für andere auf
4
anhänglich,
zugewandt
anspruchsvoll, sehr anhänglich
lästig, klettenhaft
5
beratend, sich
zurücknehmend
hat es schwer, einen eigenen Standpunkt zu
beziehen, eher reaktiv
entscheidungsschwach
6
verstehend
etwas zu verständnisvoll
kann sich nicht abgrenzen
7
empfindsam
beeindruckbar und etwas zu dünnhäutig
empfindlich
8
kooperativ
weniger eigenständig
unselbständig
9
Kompromissbereit
lässt einen festen Standpunkt nicht erkennen
resignierend, gibt manchmal
zu schnell nach und auf
10
offen
vertrauensvoll
vertrauensselig
ST1
ordentlich
a. Stärken
b. leicht übertrieben
c. übersteigert
1
genau
etwas pingelig
formalistisch
2
pünktlich, korrekt
hält Richtlinien und Regeln buchstabengetreu
ein, hält an Grundsätzen fest
pedantisch, doktrinär
3
systematisch
überwiegend an Strukturen orientiert
starr
4
ausdauernd,
beharrlich
lässt nicht locker, hält eisern am Vorhaben fest
verbissen
5
fleißig
sehr viel persönlicher Ehrgeiz
streberhaft
6
zuverlässig,
verlässlich
wenig spontan, etwas uninteressant
langweilig, bieder
7
sauber
etwas übertrieben ordnungsliebend
putzwütig
8
planend
wenig improvisierend, keine Abweichungen
unflexibel
9
vorsichtig
auf Sicherheit bedacht
kleinlich, ängstlich
ST1
freiheitlich
a. Stärken
b. leicht übertrieben
c. übersteigert
1
wendig
rasch anders interessiert
unstet
2
spontan
etwas zu unruhig, zu bewegt
chaotisch
3
gewandt
weniger Tiefgang und Intensität
oberflächlich
4
flexibel
etwas wechselhaft
sprunghaft
5
innovativ
weniger beständig
unrealistisch, Traumtänzer
6
beweglich,
mitreißend
etwas schnell, impulsiv
flatterhaft, launisch
7
großzügig
an der großen Linie interessiert und im Detail
weniger genau
unzuverlässig, mangelnde
Sorgfalt
8
agil, aktiv
rasch
hektisch, flüchtig
9
risiko- und abenteuerfreudig
manchmal etwas zu unbedacht und
unvorsichtig, weniger bodenständig und
bindungsfähig
leichtsinnig, tollkühn
10
reaktionsschnell
reagierend ohne Auswahl-Gesichtspunkte und
Schwerpunkte
ablenkbar
Polarität und Integration der Sozial-Typen 1
Freiheit in Geborgenheit
(fähig zu bedürfnisgerechtem Rückzug oder Kontakt,
Bindungs- und Trennungs-Fähigkeit)
Pol: Freiheitlichkeit
NegativAusprägung:
Isolationismus
Pol: Bindungs-Fähigkeit
PositivAusprägung:
Selbständigkeit
PositivAusprägung:
Geselligkeit
NegativAusprägung:
Abhängigkeit
Distanz-Typ (schizoid)
Nähe-Typ (depressiv)
Dauer-Typ (zwanghaft)
Wechsel-Typ (hysterisch)
NegativAusprägung:
Starrheit
PositivAusprägung:
Strukturiertheit
PositivAusprägung:
Kreativität
Pol: Festhalten
NegativAusprägung:
Beliebigkeit
Pol: Loslassen
Flexibilität
(fähig zu situationsgerechtem Erleben, Entscheiden und Handeln,
Gestaltung- und Erhaltungs-Fähigkeit)
T
Sozialtypen 2
(Psychoanalyse und Transaktions-Analyse)
Übersicherheit/Überordnung/AllmachtsPhantasien
aktive Konfluenz (passe dich an)
männlicher Narzissmus
herrschen
Aktivität/Initiative
Täter-Status
Herrschen durch
Stärke
Passivität/Reaktivität
Opfer-Status
Herrschen durch
Schwäche
Untersicherheit/Unterordnung/OhnmachtsPhantasien
Passive Konfluenz (ich passe mich an)
weiblicher Narzissmus
dienen
T
Typen nach Wahrnehmungs-Arten (WA)
In Anlehnung an Tabi Kahler: „Process Therapie Model“, Verlag Kahler Communication – KCG, Weilheim,
der seine Typologie abgelehnt an die Transaktions-Analyse (E. Berne) entwickelte
 Einführung 1
 Einführung 2
 Einführung 3
 Tabelle 1
 Tabelle 2
 Tabelle 3
 Tabelle 4
 Tabelle 5
 Tabelle 6
 Tabelle 7
 Tabelle 8
 Tabelle 9
 Tabelle 10
 Tabelle 11
 Persönlichkeits-Anteile 1
 Persönlichkeits-Anteile 2
T
Einführung 1
WA
 Jeder Mensch hat eine bevorzugte Wahrnehmungs-Art.
 Diese Wahrnehmungs-Art funktioniert wie ein Filter und zeigt sich in der Wortwahl.
 Um guten Kontakt aufzunehmen, sollte die bevorzugte Wahrnehmungs-Art des
Gegenübers benutzt werden.
 Kahlers Persönlichkeits-Architektur/-Struktur, die jedem Menschen innewohnt,
setzt sich aus 6 Persönlichkeits-Typen zusammen, die in einer Person
zusammenwirken.
Logiker
Bewerter (Beharrer)
Einfühler (Emphatiker)
Umsetzender (Macher)
Wählender (Rebell)
Nachdenklicher (Träumer)
 Der Persönlichkeits-Typ, aus dem am meisten die Welt wahrgenommen und mit der Welt
in Interaktion getreten wird, ist der Basis-Persönlichkeits-Typ.
 Der Basis-Persönlichkeits-Typ der Persönlichkeits-Architektur ist angeboren oder entwickelt sich
in den frühen Jahren der Kindheit.
 Die anderen Persönlichkeits-Typen werden auch häufig, etwas oder weniger benutzt (hierarchisch
auf dem Basis-Persönlichkeits-Typ aufgebaut.)
 Die Stärke eines jeden Persönlichkeit-Typs innerhalb der Persönlichkeits-Architektur/-Struktur
bestimmt, wie viel Energie (oder Ausdrucks- bzw. Handlungs-Bandbreite) dieser Mensch zur
Verfügung hat, um die Welt aus dieser Etage seiner Persönlichkeits-Architektur zu erfahren.
 Wird jemand eingeladen oder aufgefordert, aus einer Etage über der des Basis-Typs zu
kommunizieren oder zu agieren, steht ihm dort nur eine begrenzte Energie-Menge zur Verfügung.
 Jeder Basis-Typ hat eine Tür, die aus der Persönlichkeits-Architektur und damit aus der OKHaltung heraus und zum Distress führt.
Einführung 2
WA
 Kommunikations-Kanäle:
 Kanäle sind Transaktionen zwischen zwei Menschen, die beide in der OK – OK Position in einer Etage
ihrer Persönlichkeitsarchitektur sind
 Wenn Menschen effektiv kommunizieren, dann „bewegen“ sie sich in einem von 5 Kanälen
 Der Kanal besteht aus einem Kommunikations-A
 ngebot einer Person und der Reaktion einer anderen Person
 Kommunikation findet statt, wenn Angebot und Annahme im gleichen Kanal sind (= gleiche Frequenz)
 Der Persönlichkeitsanteil, der die Interaktion beginnt, bestimmt das Angebot
 Die Annahme erfolgt, indem aus dem entsprechenden Persönlichkeits-Anteil geantwortet wird
 Jede andere Reaktion bedeutet einen bestimmten Grad an Misskommunikation und leitet meistens
Distress ein
 Der intervenierende Kanal gilt für alle Typen, während der direktive Kanal, der informative Kanal,
der fürsorgliche Kanal und der spielerische Kanal typspezifisch sind.
 Auf einer Skala von 0 -100 ist jeder Kanal ca. ab 40 offen und mit Energie versorgt.
6
5
Persönlichkeits-Typen
Typ, noch seltener
Typ, seltener
4
Typ, selten
3
Typ, noch häufig benutzt
2
Typ, auch häufig benutzt
1
Basis-Typ
bis 10 20
30
40
50
60
70
80
90
100
 Im Kanal des Basis-Persönlichkeit-Typs mit einem Richtwert von 100 hat ein Mensch die
meiste Energie zur Verfügung.
Einführung 3
WA
 Ab dem zugeordneten Wert 40 bis 100 ist der Kommunikations- bzw. InteraktionsKanal des Persönlichkeit-Typs offen.
 Unter 40 ist der Kanal verschlossen. Das bedeutet die Person, die auf diesem Typ
angesprochen wird kann die Energie nicht halten und geht aus dem Kontakt. Um den
Kontakt zu halten sollte eine Person in dem Basis-Persönlichkeits-Typ angesprochen
werden.

Beispiel einer Persönlichkeits-Architektur einer Person
Persönlichkeits-Typen
6
Typ, noch seltener:
Umsetzer
5
Typ, seltener: Logiker
4
Typ, selten: Nachdenklicher
3
Typ, noch häufig benutzt:
Bewerter
2
Typ, auch häufig benutzt:
Wählender
1
Basis-Typ: Einfühlender
bis
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Tabelle 1
Logiker
Persönlichkeits-Anteil
KommunikationsKanal
WahrnehmungsArt
DatenVerarbeiter:
Infos, um zu
organisieren
u. weiter zu
geben
Informativ
Denken
(identifi zieren und kategorisieren)
Stärken und Logik
Qualitäten
verantwortungsbewusst
gut organisiert
Bewertender
(Beharrer)
DatenVerarbeiter:
Infos, um Werte
zu begründen
und sie
weiterzugeben
Informativ
Meinungen
(beurteilen mit
WerteSystemen)
Werte
engagiert
guter
Beobachter
gewissenhaft
Einfühlender Nachdenklicher Wählender
(Empathiker)
(Träumer)
(Rebellen)
Unterstützer
DatenEmotioVerarbeiter:
nalität
Infos, um
Visionen zu
entwickeln und
zur Introspektion
fürsorglich
direktiv als
spielerisch
Empfänger,
sendet aus einem
anderen Typ
Gefühle/
Filtern durch
Reaktionen
Emotionen
Inaktionen
(Vorlieben
(Situationen
(Reflektionen,
und Abneierfühlen)
denkt nach)
gungen)
Mitgefühl
Fantasie
Humor
sensibel
ruhig
spontan
warmherzig
fantasievoll
kreativ
nachdenklich
verspielt
WA
Umsetzender
(Macher)
Direktivität
direktiv
Aktionen
(in Gang
bringen und
erleben)
Charme
Anpassungsfähig
überzeugend
charmant
Tabelle 2
Logiker
Erfolg
und
Zufriedenheit
harte Arbeit
klares,
logisches
Denken
ZeitEinteilung
Wichtig
Fakten
Daten
Infos
PersoSpok
nenDecartes
Beispiele
WA
Bewertender
(Beharrer)
Regeln
befolgen
gewissenhaft
sein
richtige Wertmaßstäbe
haben
Einfühlender
(Empathiker)
lieben
geben
mitfühlend sein
Menschen
bedingungslos
akzeptieren
Nachdenklicher
(Träumer)
Nachdenken
und sich nicht
aufregen
Jeden Tag Zeit
für sich nehmen
Über alles und
sich nachdenken
Wählender
(Rebellen)
Spaß haben
kreativ sein
Man selbst
sein
Den eigenen
Weg gehen.
Loyalität
Engagement
Beziehungen
Freunde
Familie
Privatsphäre
Raum für sich
Will geführt
werden
Spaß
Spontaneität
Kreativität
Martin Luther
King
Superman
Dr. McCoy
Hoss
Cartwright
Albert Einstein
Forrest Gump
Charlie Brown
James Dean
Robin
Williams in
Mrs.
Doubtfire
Umsetzender
(Macher)
Aufregende
Dinge tun
Charmant
sein
andere
mitreißen
Vor allem
aufpassen,
dass man
selbst nicht zu
kurz kommt
Autonomie
Anpassungsfähigkeit
Initiative
James Bond
Richard
Gere: in
Offizier &
Gentleman
Tabelle 3
Logiker
Sprache
Bedürfnisse
und
Phasen
Antreiber
(Distress)
1. Grad
WA
Bewertender
(Beharrer)
Ich denke..
Ich bin der
Welche
Meinung.
Optionen…
Man sollte…
Bedeutet
Ich bin davon
das…
überzeugt…
Wer? Was?
Respekt…
Wann? Wo? Werte…
Fakten,
Bewunderung
Daten,
Engagement…
InformaErwartet
tionen
Vertrauen
Anerkennung Anerkennung
der Leistung der Überund
zeugungen und
Zeit-Struktur der Leistung
Einfühlender
(Empathiker)
Ich fühle
mich…wohl
Ich bin….
Das liegt mir
am Herzen
Ich habe…lieb
…nahe
…glücklich
Nachdenklicher
(Träumer)
Da möchte ich
noch darüber
nachdenken
Anweisungen
abwarten…
Erst mal
abwarten…
…ganz ruhig
Raum für
mich…
Wählender
(Rebellen)
Wow…
Das mag
ich…
Das mag ich
nicht…
Hab keine
Lust…
Umsetzender
(Macher)
Brings in
Gang
Haupttreffer
Packs an
Genug
Gerede
…ans
Eingemachte
Anerkennung
als Person
und sinnliche
Anregung
Alleinsein
Kontakt
Aufregung
Ich muss
perfekt sein
(für dich).
Erwartet von
sich selbst
Perfektion,
kann schlecht
delegieren:
Ich muss es
recht
machen.
Erwartet von
sich selbst, es
anderen recht
zu machen.
Ich muss stark
sein.
Erwartet von
sich selbst,
stark zu sein.
Ist distanziert.
Ich muss
mich
anstrengen.
Erwartet von
sich, dass er
sich Mühe
gibt.
Du musst
stark sein.
Erwartet von
anderen,
dass sie
keine Unterstützung
brauchen.
Du musst
perfekt sein.
Erwartet von
anderen
Perfektion.
Konzentriert
sich auf das,
was falsch ist.,
Tabelle 4
Logiker
Bewertender
(Beharrer)
Schwierige
Wörter, wenn
einfache das
gleiche sagen
würden.
Überqualifizieren
Überdetaillieren
Hinterfragen
präzise
Worte
Überflüssige
Qualifikation:
für mich
persönlich
Tonfall
kontrolliert
Gesten
Betont
absichtsvoll
Aussagen mit
Fingern oder
Handzeichen
KörperHaltung
Gemessen
roboterhaft
Rigide
Steif
Von oben
herab
WA
Einfühlender Nachdenklicher Wählender
(Empathiker)
(Träumer)
(Rebellen)
Vielleicht
Der Gedanke ist Kann ich
Irgendwie
mir gekommen nicht
Du weißt
Es fiel mir ein
Äh
schon
Das macht
Fragt nicht
mich…
direkt
Weiß nicht
Umsetzender
(Macher)
Was hat dich
auf die Idee
gebracht
Du oder man
anstatt ich
Welche
Gefühle hat
er dir
gemacht?
Weinerlich
monoton
Am Satz-Ende
höherer
Tonfall
Nicken bei
keine
gesenktem
Kopf
Angestrengt
gepresst
Entschlossen, um
Eindruck zu
machen
übertrieben
Schultern
eingezogen
Kopf nach
vorn
Nach vorn
gelehnt,
gebückt
Kopf nach
oben
Steif
erstarrt
hilflos
imposant
Tabelle 5
Logiker
Bewertender
(Beharrer)
GesichtsAusdruck
angespannt
Hochgereckter
Kopf
Bohrender
Blick
Abwehr
Rationalisieren
Misserfolg
durch
WarnSignale
Einfühlender Nachdenklicher
(Empathiker)
(Träumer)
WA
Wählender
(Rebellen)
Umsetzender
(Macher)
maskenhaft
kalt
ausdruckslos
Geplagt
Verzieht das
Gesicht
Falten
Zuversicht
vermittelnd
wenige LidSchläge
Projektion
Hochgezogene AugenBrauen
MäuschenBlick
aufschauend
Introjektion
Dissoziation
Substitution
Verführung
Übermäßige
Kontrolle
Predigt seine
Überzeugungen
Macht
„dumme“
Fehler
Unangemessener Rückzug
SchuldManipulation
Zuweisungen
Frustration,
weil Leute
nicht denken
und sich nicht
an Regeln
halten oder
Fehler
machen.
Kritisch
Frustration,
weil Leute nicht
die gleichen
Überzeugungen haben.
Vergibt keine
Fehler.
Ist extrem
misstrauisch.
Stempelt
andere ab.
Lädt zur Kritik
ein.
Zeigt SelbstZweifel und
wertet sich
selbst ab.
Übertreibt
Gefühle.
Dramatisiert
sich selbst.
Wartet passiv
ab. Beginnt
Projekte und
führt sie nicht zu
Ende.
Vermeidet
körperliche und
emotionale
Nähe. Hat kaum
Freunde.
Ist negativ
und beklagt
sich. Hat
selbst nie
Schuld.
Gibt anderen
die Schuld.
Stur, trotzig,
feindselig.
Verschiebt
auf später
und vergisst.
Stachelt
andere zum
Streit an.
Inszeniert
negatives
Drama.
Übertritt
Gesetze.
Tabelle 6
Logiker
Bewertender
(Beharrer)
Einfühlender Nachdenklicher
(Empathiker)
(Träumer)
WA
Wählender
(Rebellen)
Umsetzende
r
(Macher)
Weil du mich
Ich kann dir
(traurig etc.)
ein schlechgemacht hast, tes Gefühl
mache ich dich machen.
jetzt auch
(traurig etc.)
Mythos
Ich kann dir
ein
schlechtes
Gefühl
machen.
Ich kann dir ein
schlechtes
Gefühl
machen.
Du kannst
mir ein
schlechtes
Gefühl
machen.
Du kannst mir
ein schlechtes
Gefühl machen.
Maske
Angreifer
(Ich ok – du
nicht ok)
Du bist
dermaßen
dumm.
Angreifer:
Du solltest dich
schämen.
Sowas tut man
einfach nicht.
Jammerer
(Ich nicht ok
– du ok)
Ach, wie
dumm von
mir
Jammerer
Zieht sich
zurück
Position
Ich bin OK.
Du bist nicht
OK.
Verfolger auf
der Suche
nach dem
Opfer
Ich bin OK.
Du bist nicht
OK.
Verfolger auf
der Suche
nach dem
Opfer
Ich bin nicht
OK.
Du bist OK.
Opfer auf der
Suche nach
dem
Verfolger
Ich bin nicht OK. Ich bin OK.
Du bist OK.
Du bist nicht
OK.
Opfer auf der
Verfolger auf
Suche nach
der Suche
dem Verfolger
nach dem
Opfer.
Jetzt hab ich
dich, du
Schweinehund
Aufruhr
Schweinehund.
Warum
versuchst du
nicht…
Schlag mich.
Ich
Dummchen.
Rolle
Spiele
Schuldzuweise
r
(Ich ok – du
nicht ok)
Ja… aber…
Wegen dir
Ja, aber.
Schau, was du
getan hast.
Zwickmühle,
Schlemihl
SchuldZuweiser
Das wirst du
dir doch
nicht etwa
gefallen
lassen?
Ich bin OK.
Du bist nicht
OK.
Verfolger auf
der Suche
nach dem
Opfer.
Jetzt streitet
mal miteinander. Hilfe,
Vergewaltigung
Tabelle 7
Logiker
Interventionen
beim
2. Grad
Distress
Bewertender
(Beharrer)
Sagen Sie:
Sagen Sie:
Gute Arbeit.
Gute Arbeit.
Nennen Sie
Fragen Sie
klare
ihn/sie nach
Termine.
seiner/ihrer
Gehen Sie
Meinung.
systematisch Hören Sie
vor.
aufmerksam
Teilen Sie
zu, wenn er/sie
Daten und
Meinungen
Fakten mit – äußert.
argumenHören Sie
tieren Sie
immer
logisch.
aufmerksam
Verhalten Sie zu.
sich
Zeigen Sie
verantwortun Respekt.
gsvoll.
Sagen Sie,
Anerkennen
dass sie
Sie ihre/seine sein/ihr
Leistungen.
Engagement/
Geben Sie
GewissenBelohnungen haftigkeit
und begrün
schätzen.
den Sie
diese.
Einfühlender
(Empathiker)
Sagen Sie
ihm/ihr, dass
er/sie Ihnen
am Herzen
liegt.
Erkundigen
Sie sich nach
Familie und
Freunden.
Seien Sie
sensibel.
Geben Sie
ihm/ihr ehrlich
gemeinte
Komplimente.
Schenken Sie
kleine
Überraschung
en. Hören Sie
ihm/ihr
aufmerksam
zu, wenn
er/sie über
das spricht,
worüber er/sie
sprechen will.
Nachdenklicher
(Träumer)
Geben Sie
Richtlinien.
Erlauben Sie
persönlichen
Raum für
Sie/ihn.
Beschränken
Sie die
Aufgaben auf
ein
überschaubares
, klar definiertes
Maß.
Setzen Sie klare
Prioritäten.
Lassen Sie
ihn/sie selbst
aussuchen, wo
sie arbeiten
wollen.
Geben Sie
ihm/ihr Zeit zum
Nachdenken,
bevor Sie eine
Antwort
verlangen.
WA
Wählender
(Rebellen)
Seien Sie
spontan.
Geben Sie
kreative
Aufgaben.
Räumen Sie
Zeit ein für
Spaß und
Humor.
Geben Sie
die
Möglichkeit
für
individuelle
Gestaltung
seiner/ihrer
Umgebung.
Musik
Verspielte
Sachen,
Spielzeug
Umsetzender
(Macher)
Handeln Sie
etwas mit
ihm/ihr aus.
Übergeben
Sie ihm/ihr
die Führung
eines
Projektes.
Unterstützen
Sie ihn/sie
dabei, das
nötige Maß
an Aktion zu
bekommen.
Übertragen
Sie Aufgaben, die mit
Menschen zu
tun haben.
Stellen Sie
ihn/sie vor
Herausforder
ungen.
Tabelle 8
Logiker
WA
Bewertender
(Beharrer)
Vertraue nicht.
Einfühlender Nachdenklicher Wählender
(Empathiker)
(Träumer)
(Rebellen)
Fühle keinen
Schaff‘s nicht.
Werde nicht
Ärger.
erwachsen
Primäre
Einschär
fung
Sekundäre
Einschär
fung
Fühle keine
Trauer
Habe keinen
Spaß. Sei
nicht nahe.
Genieße
nicht.
Sei nicht nahe.
Genieße nicht.
Gehör nicht
dazu.
Sei nicht
wichtig.
Werde nicht
erwachsen.
Script
Erst wenn
(Hinausschieben)
Erst wenn
(Hinausschieben)
Anpassu
ngsform
Psychische
Bedürfnisse
zwanghaft
paranoid
Anerkennung
der Leistung
und
Zeitstruktur
Unerledigtes
Verlust als
Thema.
Anerkennung
der Leistung
und der
Überzeugungen
Angst als
Thema.
Danach
(Schlimmes
wird passieren, self
fulfilling
prophecy)
hysterisch,
hystrionisch
Anerkennung
als Person
und sinnliche
Anregung
Ärger als
Thema.
Umsetzender
(Macher)
Sei nicht
nahe.
Gehör nicht
dazu. Habe
keinen Spaß.
Sei nicht nahe.
Sei nicht
wichtig.
Niemals
(Entscheidungsund AbschlussProbleme)
Schaff`s nicht Vertraue
Sei nicht
nicht.
nahe.
Schaff`s
nicht. Gehör
nicht dazu.
schizoid
passivaggressiv
Spielerischer
Kontakt
antisozial
Verantwortung als
Thema.
Bindung als
Thema.
Alleinsein
Autonomie
Thema.
Immer
(In die Enge
getrieben,
warten auf
den Retter)
Aufregung
Tabelle 9
Logiker
Distress
3. Grad
Erlebt negative Anerkennung seiner
Leistung und
seiner Ideen.
Endaus- Depressiv
zahlung
und wertlos
Wehren
Ich werde für
gegen … dich perfekt
im
sein und das
Antreiber Denken
übernehmen,
damit nichts
Schlimmes
passiert.
Wehren
im Untergeschoss
Ich werde dir
sagen, wie
dumm du
bist, damit du
klar denkst.
Bewertender
(Beharrer)
Erlebt negative
Anerkennung
seiner Überzeugungen
Einfühlender
(Empathiker)
Erlebt
bedingungslose
Ablehnung als
Person.
Depressiv und Depressiv und
hoffnungslos ungeliebt.
Ich erwarte von Ich werde es
dir, dass du
dir recht
perfekt bist.
machen und
Deshalb weise mich
ich dich auf
übermäßig
deine Fehler
anpassen,
hin, damit du
damit du mich
nicht
nicht
scheiterst.
zurückweist.
Ich halte dir
ewige Predigten, um dich
sogar mit Drohungen davon
zu überzeugen,
wie wichtig ist,
was ich sage.
Ich werde
mich herabsetzen, Fehler machen,
um deine
Aufmerksamkeit zu
bekommen.
WA
Nachdenklicher Wählender
(Träumer)
(Rebellen)
Erlebt negative Erlebt
Einsamkeit.
negativen
Kontakt.
Umsetzender
(Macher)
Erlebt
negative
Abenteuer
und Dramen.
Depressiv und
apathisch.
Ich werde stark
sein und für
mich selbst
weder denken
noch fühlen,
damit du nicht
von mir erwartest, dass ich
Entscheidungen
treffe.
Ich werde mich
abkapseln oder
zurückziehen,
damit du mir
sagen musst,
was ich zu tun
habe.
Depressiv u.
verlassen.
Ich erwarte
von dir, dass
du stark bist
und dich
selber um
dich kümmerst, damit
du nicht von
mir abhängig
bist.
Ich werde
BeziehungsRegeln ändern und dich
damit wegstoßen, bevor
du mich verlässt.
Depressiv
und hilflos.
Ich werde
mich anstrengen, damit du
für mich das
Denken
übernimmst
und mich
nicht zu Verantwortung
ziehst.
Ich weise
jede Schuld
von mir, damit ich nie für
Fehler verantwortlich
bin.
Tabelle 10
Logiker
Wahrscheinliche
frühe
Entscheidung:
Bewertender
(Beharrer)
Wenn ich
Wenn ich nicht
nicht für dich dafür sorge,
das Denken
dass du die
übernehme,
richtigen
dann wird
Überzeugunetwas
gen hast und
Schlimmes
das Richtige
passieren.
tust, dann wird
Deshalb
etwas Schlimwerde ich
mes passieren.
perfekt sein
Deshalb erwarund keine
te ich von dir,
Fehler
dass du keine
machen.
Fehler machst.
Solange ich
Solange ich dir
dich kritisiere, Predigten
weil du nicht halte, kann ich
klar denkst,
es vermeiden,
kann ich
meine Angst zu
meine Trauer fühlen.
vermeiden.
Einfühlender Nachdenklicher Wählender
(Empathiker)
(Träumer)
(Rebellen)
Wenn ich dir
Sachen und
Ich fühle
zeige, dass
Menschen
mich
ich ärgerlich
können dich … schlecht.
bin, dann
(wütend, traurig Solange ich
verletze ich
etc, schlechte
dir dafür
dich und dann Gefühle)
Schuld
wirst du mich machen.
geben kann,
ablehnen.
Deshalb muss
kann ich es
Deshalb
ich stark sein
vermeiden,
werde ich es
und mich
für mich
dir Recht
zurück-ziehen
selbst Vermachen und
und in der
antwortung
meinen Ärger Passi-vität für
zu überin mir
mich
nehmen,
verschließen. vermeiden,
mich selbst
Entscheidungen zu lieben und
zu treffen.
dafür zu
sorgen, dass
es mir gut
geht.
WA
Umsetzender
(Macher)
Sachen und
Menschen
können mich
… (wütend,
traurig etc,
schlechte
Gefühle)
machen.
Deshalb
muss ich
jeden
verlassen,
der mir zu
nahe
kommen
könnte.
Solange ich
dich verlasse,
kann ich es
vermeiden,
dir nahe zu
sein und mit
dir eine
Bindung
einzugehen.
Tabelle 11
Logiker
Echtgefühl
Trauer
Bewertender
(Beharrer)
Angst
Deckgefühle
Frustration,
Schuld-Gefühle, frustrierter Ärger
Loslösung
Selbstgerechter Ärger,
misstrauisch,
eifersüchtig
Vertrauen
Trauer,
Verwirrung,
verletzt,
ungeliebt
Beziehung
Bedeutungslosigkeit,
Unangemessenheit
Abhängigkeit
Frühes Kleinkindalter
(18 – 24
Monate)
Bin ich es
wert?
Vorschulalter
(48 – 60
Monate)
Säuglingsalter
(Geburt bis 9
Monate)
Bin ich
liebenswert?
Bin ich
erwünscht?
Stufe
Alter
Spätes Kleinkindalter
(24 – 36
Monate)
Existenzi Bin ich
elle
vorbereitet?
Frage
WA
Einfühlender Nachdenklicher Wählender
(Empathiker)
(Träumer)
(Rebellen)
Ärger
Eigene Potenz Echtes
Bedauern
Umsetzender
(Macher)
Nähe
Rachsüchtig
(impulsiv),
gelangweilt
Rache,
reuelos
Unabhängigkeit
Kindergartenalter
(36 – 48
Monate)
Bin ich
akzeptiert?
Verbindung
Spätes Säuglingsalter
(9 - 18
Monate)
Lebe ich?
Persönlichkeits-Anteile 1
WA
(bezogen auf die Ich-Zustände von E. Berne)
Die Verhaltens-Muster zeigen sich auf 5 Weisen: Wortwahl, Tonfall, Gesten, Körper-Haltung,
Gesichts-Ausdruck. Um authentisch zu sein, müssen 3 von 5 Weisen gezeigt werden.
Persön- Wortwahl:
lichkeitsanteil:
BeJede Art von
schützer Anweisung,
die sich an
die 5 Sinne
richtet
Datenverarbeiter
Tonfall:
Gesten:
KörperHaltung:
GesichtsAusdruck:
Aktivierungs-Möglichkeiten:
bestimmt
beschützend
wertschätzend
ruhig
Hände und
Arme ausgestreckt,
als ab ein
kleines
Kind
gehalten
werden
würde
Entspannt,
aber
stabil
Appelle an die Sinne ohne
Aggression, Bedrohung und
Ärger:
Atme tief ein…
Beruhige dich…
Hör mir zu…
Schau mich an…
Wenige,
wenn
überhaupt
aufrecht
Stabil
nicht kritisierend,
of- fen
Vertrauen
schaffender
Blick
leichtes
Nicken, dass
alles in
Ordnung ist
ausdruckslos
Was…?
monoton
Wird das…?
Ist das…?
Wie…?
emotionslos,
nicht kritisierend Infos
abfragen oder
mitteilen
Es werden Fragen gestellt
z. B. Welche Optionen stehen
dir zur Verfügung?
Was ist danach passiert?
Was möchtest du erreichen?
keine Emotionen
keine Direktiven,
keine Befehle
keine Anweisungen
Persönlichkeits-Anteile 2
WA
Persönlichkeitsanteil:
Direktiver
Wortwahl:
Tonfall:
Gesten:
KörperHaltung:
GesichtsAusdruck:
Erzähle…!
Sage…
bestimmt,
nicht
kritisierend
nicht
drohend
weinige,
wenn
überhaupt
aufrecht
Unterstützer
Ich mag dich.
Du bist mir
wichtig.
Ich freue
mich, dass du
da bist.
weich
sanft
tröstend
fürsorglich
warm
Handentflächen
spannt
nach oben offen
zugewandt
Emotionaler
Spitze machst
du das.
Boah,
fantastisch.
Jetzt hast du
es gepackt.
Wow!
energiegeladen
verspielt
abwechslungsreich
klingend
enthusiastisch
lebhaft
ausdrucksstark
ausdrucklos Anweisungen, Befehle, die
sich an den denkenden Teil
des Menschen richten.
kein Ärger,
keine Aggression,
keine Bedrohung
annehmend An den kindlichen Teil des
warm
Gegenübers gerichtet.
sanft
Vermittelt, dass der andere
lächelnd
umsorgt wird.
weich
Keine Infos für Menschen,
deren Gefühle wahrgenommen
werden sollten.
augenNatürlicher OK-Gefühlsteil:
zwinkernd
Nicht veräppelnd
lebhaft
Nicht trotzig
natürlich
Nicht rachsüchtig
kindliches
Spielt keine Streiche
Lächeln
Nicht herabsetzend
Ist verspielt u. teilt seine
positiven u. negativen Gefühle
mit
locker
offen
fließend
flexibel
entspannt
elastisch
Aktivierungs-Möglichkeiten:
Typen nach eher
männlichen und weiblichen
Kommunikations-Orientierungen
Inhalts-Orientierung
Was?
ProzessOrientierung
ErgebnisOrientierung
Beziehungs-Orientierung
Wie?
T
Typen nach Sicherheit und Bejahung
T
Bejahung/Optimismus/Plus-Typ
Ressourcen-Orientierung
Stärken im Vordergrund
Schwächen werden eher übersehen
Antworten/
Ausrufe-ZeichenMenschen
übersicher
Aktionismus im
Vordergrund
Vorsichts-Mangel
Fragen/
Frage-ZeichenMenschen
untersicher
Bedenken/Zweifel
im Vordergrund
Risiko-Mangel
Verneinung/Pessimismus/Minus-Typ
Defizit-Orientierung
Schwächen im Vordergrund
Stärken werden eher übersehen
!
Typen nach Zuwendung
und Angst-Umgang
Innenwendung/Introversion
Rückzug aus Kontakt
Intrapsychische-Intelligenz
Weiß viel über sich
Fähigkeit zum
Umgang mit
Erregung/
Angst-Integration
Umsicht/Vorsicht
differenzierte
Gefühls-Welt
Unfähigkeit im
Umgang mit
Erregung/
Angst-Abspaltung
Gefahren-Sucher
oder Angst-Hase
Arme, lückenhafte
und undifferenzierte
Gefühls-Welt
Außenwendung/Extraversion
Viel Außen-Kontakt/ wenig Selbst-Kontakt
Interpsychische Intelligenz
Weiß viel über andere
T
Typen nach Handlungs-Richtung
MessieGefahr!
Nehmen/Empfangen
Zuhören
Eindruck
Loslassen/
Aussortieren/
sich von Dingen
trennen
sein wollen
Festhalten/
Sammeln/
Aufbewahren/
Haben-Wollen
Geben/Austeilen
Sprechen
Ausdruck
T
Typen nach Gemeinschafts-Funktionen
T
Gemeinsamkeit-Beachtung/
Kollektivität
Was verbindet uns?
Mehrheits-Entscheidungen
VerantwortungsÜbernahme bis
Macht-An-sich-Reißen/
Angst vor
Statuslosigkeit
und
Funktions-Verlust
VerantwortungsZurückhaltung bis –
Verweigerung/
Angst vor
Übernahme von
FührungsFunktionen
Unterschieds-Beachtung/
Individualität/Diversität
Was trennt uns?
Minderheiten-Voten
Orientierung im Selbst- und Sozial-Feld 1
Wie orientiere ich mich und wie orientieren m e e
sich andere im sozialen Mitwelt-Feld
e h h
tendenziell bis überwiegend?
i e e
s r r
t
Nähe: Ich brauche und suche gern und häufig
die Annäherung an andere Menschen?
Dauer: Für mich sind Durchhalten, Kontinuität
und Verlässlichkeit hohe Werte.
Überordnung: Mir liegt es und fällt es leicht,
die Regie in Situationen zu übernehmen und
zu bestimmen.
Aktivität: Mir gefällt es, initiativ zu sein, zu
entscheiden und anzupacken.
Bejahung: Ich sehe gern auf das, was da ist
und versuche das Beste daraus zu machen.
Übersicherheit: Ich gehe davon aus, dass ich
mit Herausforderungen des Lebens besser
klar komme als viele andere.
Innenwendung: Mir ist meine Innenwelt mit
Gedanken, Gefühle und Körper-Empfindungen
ein vertrauter Rückzugs-Ort.
Angst-Integration: Ich nehme viele meiner
Ängste wahr und kann mit ihnen zumeist
konstruktiv umgehen.
m Die Aussagen sind nur beispielhaft gemeint
e und eher sinngemäß als wörtlich zu
i interpretieren.
s
t
Distanz: Ich brauche regelmäßig hinreichend
Zeit und Raum für mich allein und Abstand von
anderen.
Wechsel: Ich brauche Veränderung und Neues,
um mich wohl zu fühlen.
Unterordnung: Es fällt mir leicht, mich nach
dem zu richten, was mir andere vorgeben.
Passivität: Ich warte gern ab und lasse die
Dinge auf mich zukommen.
Verneinung: Mir fallen eher Fehler und Mängel
auf und ich finde schnell ein Haar in der Suppe.
Untersicherheit: Ich habe des Öfteren das
Gefühl, den Herausforderungen des Lebens
nicht gewachsen zu sein.
Außenwendung: Mir fällt es leicht, SozialKontakte aufzunehmen und ich fühle mich
wohl, wenn ich mich zeigen kann.
Angst-Abspaltung: Mir machen meine Ängste
angst. Darum möchte ich mit ihnen möglichst
nichts zu tun haben.
T
Orientierung im Selbst- und Sozial-Feld 2
++ + +
T
++
Inhalts-Orientierung: Mich interessiert in erster
Linie, was Menschen zu sagen haben, wenn
ich mit ihnen zusammen bin.
Beziehungs-Orientierung: Mich interessiert
mehr, wie Menschen sich im Zusammensein zu
mir in Beziehung setzen.
Prozess-Orientierung: Spannend ist für mich,
wie sich eine Situation entwickelt hat und wie
sie sich wohl weiter entwickelt.
Ergebnis-Orientierung: Ich achte im
Wesentlichen darauf, was bei einer Aktion am
Ende herauskommt.
viel Mitwelt im Inneren: Mir ist es wichtig, was
andere von mir halten und dass ich mich an
vorgegebene Regeln halte.
viel Inneres in der Mitwelt: Ich kann bei
anderen Ablehnungs- oder BewunderungsWürdiges leichter sehen als bei mir.
Grenzen durchlässig: Ich kann mich in andere
so gut einfühlen, dass ich mich selbst kaum
noch erleben kann.
Nehmen: Mir fällt es leicht, von anderen
Geschenke, Unterstützung, Gefälligkeiten und
Zuwendung anzunehmen.
Grenzen undurchlässig: Ich mache viele Dinge
in mir selbst aus, die eigentlich mit anderen
geklärt werden sollten.
Geben: Mir fällt es leicht, anderen Geschenke,
Unterstützung, Gefälligkeiten und Zuwendung
zukommen zu lassen.
Festhalten: Ich sammle und behalte gern alte
Sachen und Erinnerungen, denn man kann nie
wissen, wann man sie braucht.
Loslassen: Ich habe es gern, wenn ich Ballast
an Dingen und Gedanken abwerfen kann, um
frei und leicht zu sein.
Gemeinsamkeits-Beachtung: Ich achte eher
darauf, was wir miteinander an
Übereinstimmendem haben.
Unterschieds-Beachtung: Mir ist es wichtig,
dass unsere Unterschiedlich-keit im
Miteinander genügend Platz bekommt.
Verantwortungs-Übernahme: Mir fällt es leicht,
für mich und für andere verantwortlich zu sein.
Verantwortungs-Zurückweisung: Ich neige
dazu, Verantwortlichkeiten von mir abzuwälzen.
Menschen mit PersönlichkeitsStörungen (F60)
 Allgemein
 Paranoide Persönlichkeits-Störung (F60.0)
 Schizotypische Persönlichkeits-Störung (F21)
 Schizoide Persönlichkeits-Störung (F60.1)
 Dissoziale Persönlichkeits-Störung (F60.2)
 Borderline Persönlichkeits-Störung (F60.31) 1
 Borderline Persönlichkeits-Störung (F60.31) 2
 Histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4) 1
 Histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4) 2
 Anankastische Persönlichkeits-Störung (F60.5)
 Sensitive Persönlichkeits-Störung (F60.6)
 Asthenische Persönlichkeits-Störung (F60.7)
 Narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8) 1
 Narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8) 2
 Passiv-aggressive Persönlichkeits-Störung (F60.8)
Allgemein (A)
 Kategorisierung
 Entstehung (Ätiologie): Psychodynamik 1
 Entstehung (Ätiologie): Psychodynamik 2
 Unterscheidung
 Störungs-Grundmuster(dreidimensional)
 Definition der Persönlichkeits-Störung 1
 Definition der Persönlichkeits-Störung 2
 Auslöser und Ursachen
 Phasen der Libido-Orientierung (PD)
 Therapie
 Kritik am Begriff der Persönlichkeits-Störung
F60
Kategorisierung
Negative Auswirkungen von Persönlichkeits-Störungen, Charakter-Strukturen oder
Charakter-Neurosen werden auf der Basis störungsspezifischer Zusatz-Qualifikationen
abgeschwächt vor dem Hintergrund der Bearbeitung von
 Bindungs-Störungen und
 anderen leibseelischer Entwicklungs-Defiziten.
Kategorisierung
Cluster A
sonderbar,
exzentrisch
paranoide PS
schizoide PS
schizotypische PS (F21)
Cluster B
dramatisch,
emotional
antisoziale PS (F60.2)
Borderline-PS (F60.31)
histrionische PS (F60.4)
narzisstische PS (F60.8)
Cluster C
ängstlich,
vermeidend
depressive PS (Dysthymia) (F34.1)
selbstunsichere PS (F60.6)
dependente PS (F60.7)
zwanghafte PS (F60.5)
passiv-aggressive PS (F60.8)
A
Entstehung (Ätiologie): Psychodynamik 1
Aus psychodynamischer Sicht können Persönlichkeits-Störungen in ihrer Entstehung
(Ätiologie) insbesondere den ersten drei Phasen der psychosexuellen Entwicklung
zugeordnet werden:
 Orale Phase im ersten Lebens-Jahr:
Die absoluten Grundbedürfnisse, Nahrung und Liebe, wollen befriedigt werden.
Es entwickelt sich hier Urvertrauen oder Urmisstrauen.
Krankheits-Bilder im Zusammenhang mit dieser Phase:











paranoide Persönlichkeits-Störung (F60.0)
schizoide Persönlichkeits-Störung (F60.1)
depressive Persönlichkeits-Störung/Dysthymia (F34.1)
passiv-aggressive Persönlichkeits-Störung (F60.8)
abhängige (asthenische) Persönlichkeits-Störung (F60.7)
Borderline-Persönlichkeits-Störung (F60.31)
Sucht/Abhängigkeit (psychotrope Substanzen F10.2 – F18.2, Ess-Störungen F50,
schädlicher Gebrauch nichtabhängigkeitserzeugender Substanzen F55 und pathologisches
Spielen F63.0, weiterhin Arbeits-Sucht, Sammel-Sucht (Messie), Kleptomanie/pathologische
Stehlen F63.2, Poriomanie (Wandertrieb) auch als dissoziative Fugue F44.1,
Pyromanie/pathologische Brandstiftung F63.1
narzisstische Persönlichkeits-Störungen (F60.8)
Angst-Neurosen (phobische Störungen F40, Panik-Störungen F41.0, generalisierte AngstStörung F41.1)
Sexual-Störungen (sexuelle Funktions-Störungen F52, Störungen der Geschlechts-Identität
F64, Störungen der Sexual-Präferenz F65, psychische und Verhaltens-Störungen in
Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung F66)
psychosomatische Erkrankungen (F54)
A
Entstehung (Ätiologie): Psychodynamik 2
 Anale Phase im zweiten bis dritten Lebens-Jahr:
In dieser sozialen Übungs-Phase werden unsere Grenzen erkundet.
Reinlichkeits-Erziehung steht auf dem Programm.
Es geht um Kontrolle und Autonomie, Ordnung und Unordnung, Behalten und
Hergeben, Macht und Ohnmacht, Aggressions- und Abhängigkeits-Konflikte.
Krankheits-Bilder im Zusammenhang mit dieser Phase:
zwanghafte (anankastische) Persönlichkeits-Störung (F60.5)
 Phallisch-ödipale Phase im vierten bis fünften Lebens-Jahr:
Die geschlechtsspezifische Identität bildet sich heraus.
Neben der Rivalität zum gleichgeschlechtlichen Eltern-Teil geht es zugleich um
dessen Akzeptanz und um die Identifikation mit ihm.
Hierher gehören soziale Konkurrenz und Rivalität.
Krankheitsbilder im Zusammenhang mit dieser Phase:
 Histrionische (hysterische) Persönlichkeits-Störung F60.4
 phobische Störungen (F40)
 Dissoziative Störungen (Konversions-Symptome) F44 (Symptom-Sprache ist eine Art von
Körper-Sprache)
 Sexualstörungen (sexuelle Funktions-Störungen F52,
 Störungen der Geschlechts-Identität F64,
 Störungen der Sexual-Präferenz F65,
 psychische und Verhaltens-Störungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und
Orientierung F66)
A
Unterscheidung
 Reaktion auf Spättrauma:
Die abnorme Erlebnis-Reaktion als unangemessenes Verhalten auf BelastungsSituationen hin
Beispiele:
 abnorm lange Trauer-Phase (F43.23),
 Posttraumatische Belastungs-Störung (PTBS) (F43.1)
 Reaktion auf Frühtrauma:
Die abnorme seelische Entwicklung (Neurose im engeren Sinne), bei der ein
frühkindliches Trauma vorliegt mit einem Trieb- oder Abwehr-Konflikt
Beispiele:





Sucht (F10.2 bis F18.2)
Phobien (F40)
Angst-Neurosen oder generalisierte Angst-Störungen (F41),
Zwangs-Neurosen (F42)
alle psychosomatischen Erkrankungen wie Somatisierungs-Störung (F45.0),
hypochondrische Störung (F45.2), somatoforme autonome Funktionsstörung (F45.3) oder
Schmerzstörung (F45.4)
 Persönlichkeits-Störung oder Charakter-Neurose:
Beispiele:








depressive Persönlichkeits-Störung als Dysthymia (F34.1),
schizoide Persönlichkeits-Störung (F60.1)
dissoziale Persönlichkeits-Störung (F60.2)
hysterische oder neuerdings histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4),
zwanghafte oder anankastische Persönlichkeits-Störung (F60.5)
sensitive oder ängstlich (vermeidende) Persönlichkeits-Störung (F60.6)
abhängige (asthenische) Persönlichkeits-Störung (F60.7),
narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8)
A
Störungs-Grundmuster (dreidimensional)
F60.8
und
F60.2
F34.1
Nähe
A
Überordnung
F60.4
Dauer
Wechsel
F60.5
Unterordnung
Distanz
F60.1
F60.6
und
F60.7
Definition der Persönlichkeits-Störung 1
1. Es handelt sich um schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens
der betroffenen Person, die nicht direkt auf eine Hirn-Schädigung oder -Krankheit
oder auf eine andere psychiatrische Störung zurückzuführen sind.
2. Sie entstehen aus Trieb-Abwehr-Konflikten und Ambivalenzen (dysfunktionale
Lern-Vorgänge, genetisch mitbestimmt bei Depression, Phobien und AngstNeurosen)
3. Einige dieser Zustands-Bilder und Verhaltens-Muster entstehen als Folge
konstitutioneller Faktoren und sozialer Erfahrungen schon früh im Verlauf der
individuellen Entwicklung, während andere erst später im Leben erworben
werden.
4. Organische Ursachen (Erkrankungen oder Verletzungen) müssen
ausgeschlossen sein.
5. Sie erfassen verschiedene Persönlichkeits-Bereiche und gehen beinahe immer
mit persönlichen und sozialen Beeinträchtigungen einher (Kriterium ist hier
jedoch das subjektive Leiden).
6. Die Personen weichen von der Mehrzahl der Bevölkerung ab
 in der Selbst-Wahrnehmung,
 in ihrer Kontakt-Aufnahme und
 in ihren Beziehungen zu anderen.
7. Die Störungen sind häufig mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und
sozialen Leistungs-Fähigkeit verbunden.
A
Definition der Persönlichkeits-Störung 2
8. Häufig gehen sie mit einem unterschiedlichen Ausmaß persönlichen Leidens und
gestörter sozialer Funktions-Fähigkeit einher.
9. Persönlichkeits-Störungen treten meist (in der Regel) in der Kindheit oder in der
Adoleszenz in Erscheinung und bestehen während des Erwachsenen-Alters
weiter.
10. Meist länger anhaltende Zustands-Bildern und Verhaltens-Muster.
Sie sind Ausdruck des charakteristischen, individuellen Lebens-Stils, des
Verhältnisses zur eigenen Person und zu anderen Menschen.
11. Das abnorme Verhaltens-Muster ist andauernd und nicht auf Episoden
psychischer Krankheiten begrenzt.
12. Verhaltens-Auffälligkeiten bestehen in den Bereichen wie







Kognition,
Affektivität,
Antrieb,
Wahrnehmung,
Denken,
Impuls-Kontrolle und
soziale Beziehungen.
13. Die Persönlichkeits-Züge sind unflexibel und wenig angepasst.
14. Persönlichkeits-Störungen können mit anderen psychischen Störungen
einhergehen.
A
Auslöser und Ursachen
Auslöser:
 Inadäquate Belastungen
 Inadäquate Entlastungen
 Bestimmte Konstitutionen
(Angst-Neurosen, soziale Phobien, depressive Reaktion)
 Hormonelle Veränderungen
(Pubertät, Wochenbett, Klimakterium)
 Hirn-Traumata
Ätiologie (Ursachen):
 Es existiert keine einheitliche Vorstellung über die Ursachen oder die Entstehung
von Persönlichkeits-Störungen.
 Die Entwicklung der gesunden und gestörten Persönlichkeit wird als Ergebnis
komplexer Wechsel-Wirkungen aus Umwelt-Faktoren (Eltern, soziales Umfeld)
und Anlage-Faktoren (genetisch) gesehen.
 Die verschiedenen Erklärungs-Ansätze der Psychologie bewerten einzelne
Aspekte stärker als andere, ergänzen sich jedoch im Großen und Ganzen.
 Aus Sicht der Tiefen-Psychologie werden Störungen in der kindlichen
Entwicklung als ursächlich oder begünstigend für die Ausbildung von
Persönlichkeits-Störungen angenommen.
 Beispielsweise werden ein dysfunktionales soziales Umfeld und eventuelle
traumatische Erlebnisse als belastende Faktoren angesehen.
 Die klassische Psychoanalyse wertet die Prozesse der Identitäts-Entwicklung
stärker.
A
Phasen der Libido-Orientierung (PD)
A
 Oral: (1. Lebens-Jahr) Befriedigung der Grundbedürfnisse, Nahrung und Liebe.
Dazu Nutzung des Mundes zum Saugen, Anklammern und Körper-Haut-Kontakt –
Entwicklung von Urvertrauen oder Urmisstrauen (von Pessimismus über Depression bis
Hospitalismus)
Pathologische Entwicklungen (Krankheits-Bilder) im Zusammenhang mit dieser Phase:
paranoide (F60.0), schizoide (F60.1), depressive (F34.1), passiv-aggressive (F60.8), abhängige
(F60.7), narzisstische (F60.8), Borderline (F60.31) Persönlichkeits-Störungen
Sucht/Abhängigkeits-Syndrom (F10.2 bis F18.2), Angst-Neurosen (F40 und F41),
Sexual-Störungen (F52, F64 bis F66), psychosomatische Erkrankungen (F44 und F45)
 Anal: (2. bis 3. LJ) Ausscheidung – Reinlichkeit und Toiletten-Training – Entwicklung von
Ordnung und Sauberkeit, Geben und Nehmen, Behalten und Hergeben, Kontrolle und
Autonomie, Ordnung und Unordnung, Selbst-Bestimmung und Fremd-Beherrschung,
Macht und Ohnmacht – Aggressions- und Abhängigkeits-Konflikte mit erster Trotz-Phase
Pathologische Entwicklungen: zwanghafte (anankastische) Persönlichkeits-Störung (F60.5)
 Phallisch-ödipal: (4. bis 5. LJ) Erlernen der Geschlechter-Rolle. Geschlechtsspezifische
Identität bildet sich heraus.– bei Störungen Mädchen eher Hysterie und Jungen eher
waghalsiger Ehrgeiz und legen sich mit Autoritäts-Personen an - Ödipus- und später (z.
B. in der Pubertät) Kastrations-Komplex bei Jungen, Konkurrenz und Rivalität
Pathologische Entwicklungen: histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4)
phobische Störungen (F40), dissoziative Störungen (Konversions-Störungen) (F44), Sexual-Störungen
(F52, F64 bis F66)
 Latenz: (6. LJ bis Pubertät (ca. 11 LJ)) Weiterentwicklung der Ich-Fähigkeiten
einschließlich der Ausbildung von Sozialkompetenz (zweite Sozialisation)
 Genital: (12. bis 16./18. LJ) In der Pubertäts-Phase (Zeit der Geschlechts-Reife) und
Adoleszenz-Phase (Heranwachsen, Jugend-Alter) entwickelt sich die ErwachsenenSexualität. Identitäts-Suche steht im Mittelpunkt.
Therapie
A
 Bei Persönlichkeits-Störungen sollte zu Beginn mehr stützend und ich-stärkend als
aufdeckend gearbeitet werden.
 Oftmals fehlt Therapie-Motivation.
 Die Behandlung von Persönlichkeits-Störungen erfolgt in erster Linie mit
psychotherapeutischen Verfahren, wie
 psychoanalytischer oder tiefenpsychologischer (nach Peter Fonagy oder Otto F. Kernberg)
Therapie sowie mit
 kognitiver Verhaltens-Therapie (nach Aaron T. Beck oder Marsha M. Linehan).
 Auch kommen in einigen Fällen Medikamente, meist Psychopharmaka, zum Einsatz.
Diese bewirken jedoch nur eine Abmilderung von Symptomen; so können beispielsweise
einige Antidepressiva, Antipsychotika bzw. Neuroleptika impulsive Handlungen oder
selbstverletzende Handlungen reduzieren.
Bei gleichzeitig bestehenden anderen psychiatrischen Erkrankungen, wie zum Beispiel
Depressionen, sollten diese mit behandelt werden. Hier sind antidepressiv wirksame
Medikamente durchaus indiziert.
 Je nach Ausgangs-Lage können sich Therapien über Jahre hinziehen und stellen somit
große Ansprüche an die Therapeuten wie auch die Patienten. In einigen Fällen treten





Suizidalität und/oder selbstverletzendes Verhalten auf,
bei anderen die Tendenz zu Drogen-Missbrauch,
oder Delinquenz und Gewalt-Tätigkeit.
Sehr häufig kommt es im Rahmen einer Persönlichkeits-Störung zu Depressionen,
seltener sind psychotische Symptome.
 All diese Faktoren erschweren die therapeutische Arbeit.
Kritik am Begriff der Persönlichkeits-Störung
A
 Die Festschreibung einer gesamten Persönlichkeit als „gestört“ ist ethisch zweifelhaft.
Erst auf der Ebene des zwischenmenschlichen Verhaltens tritt die Störung meist zu Tage.
Die Betroffenen selbst empfinden sich als Person oft nicht als gestört (Ich-Syntonie).
Somit erfolgt durch die „Diagnose“ einer Persönlichkeits-Störung eine Umdeutung des
Geschehens durch den „gesunden“ Interaktions-Partner, und zwar derart, dass der
abweichende Interaktions-Partner per „Charakter-Diagnose“ allein verantwortlich für die
Störung gemacht wird.
Diese Umdeutung des Geschehens stellt letztlich eine Pseudoerklärung dar:
 Die Person in ihrer Gesamtheit ist gestört und die Person ist das Störende, die
Ursache der Störung.
 Mögliche Störungen des sozialen Systems, der Interaktion, der Gesellschaft geraten
so aus dem Blickfeld.
 Verhaltenstherapeutisch orientierte Klinische Psychologen betrachten PersönlichkeitsStörungen primär als „Interaktions-Störungen“.
 Im englischen Sprachraum verstehen z. B. Beck, Freeman et al PersönlichkeitsStörungen als eine Kombination von
 grundlegenden Gedanken über sich selbst (z. B.: „Ich bin hilflos.“) und
 entsprechenden interaktionellen Verhaltens-Strategien (z. B. Anhänglichkeit),
 die in charakteristischer und unflexibler Weise die soziale Interaktion bestimmen und
somit
 zu Folge-Problemen führen können.
Paranoide Persönlichkeits-Störung (F60.0)
F60
 Diese Persönlichkeits-Störung ist gekennzeichnet durch










übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung,
Nachtragen von Kränkungen,
Misstrauen, sowie eine
Neigung, Erlebtes zu verdrehen, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als
feindlich oder verächtlich missdeutet werden, Motive der anderen werden als bösartig ausgelegt
wiederkehrende unberechtigte Verdächtigungen hinsichtlich der sexuellen Treue des Ehegatten
oder Sexualpartners,
streitsüchtiges und beharrliches Bestehen auf eigenen Rechten. (Querulatorische
Persönlichkeiten: Rechthaberisch, unbelehrbar, halsstarrig, meist überwertige Ideen, kaum zu
therapieren)
Misstrauen und empfindlich (bis hin zur häufigen Annahme von Verschwörungen, um Ereignisse
zu erklären),
Streitsucht, dauernder Groll,
Häufige, starke, übertriebene Selbstbezogenheit.
überhöhtes Selbstwertgefühl
 Inkl.: Persönlichkeit(s-Störung): expansiv-paranoid, fanatisch, paranoid, querulatorisch,
sensitiv paranoid
Exkl.: Paranoia (F22.0) Paranoia querulans (F22.8) Paranoid:Psychose (F22.0)
Schizophrenie (F20.0) Zustand (F22.0)
 Prävalenz: 0,5 – 2,5 % der Erwachsenen, mehr Männer als Frauen
 Komorbidität: Mehr als drei Viertel der Menschen mit einer paranoiden Persönlichkeit
haben weitere Störungen. Die höchsten Kodiagnosen lassen sich mit der
schizotypischen Persönlichkeits-Störung (F21) finden. Weitere häufige
Komorbiditäten sind die narzisstische (F60.8), die selbstunsichere, ängstlich
vermeidende (F60.6), die Borderline- (F60.31) und die passiv-aggressive
Persönlichkeits-Störung (F60.8).
Schizotypische Persönlichkeits-Störung (F21)
F60
 Die schizotypische Persönlichkeitsstörung oder schizotype Störung (nicht zu
verwechseln mit der schizoiden Persönlichkeitsstörung) zeichnet sich aus durch ein
tiefgreifendes Verhaltens-Defizit im zwischenmenschlichen oder
psychosozialen Bereich.
Dies äußert sich in Verhaltenseigentümlichkeiten, mangelnder Fähigkeit zu engen
persönlichen Beziehungen und Verzerrungen in Denken und Wahrnehmung
(Beziehungsideen).
Das Auftreten ist oft schrullig und exzentrisch mit magischem Denken und sozialer
Isolierung.
 Im ICD-10 wird diese Störung den „schizophrenen und wahnhaften Störungen“
(F21) zugeordnet, im DSM-IV den Persönlichkeits-Störungen, wo sie zusammen mit
der paranoiden Persönlichkeits-Störung (F60.0) und der schizoiden PersönlichkeitsStörung (F60.1) dem „schizophrenen Spektrum“ zugeordnet wird.
Schizoide Persönlichkeits-Störung (F60.1)
F60
 Die schizotypische Persönlichkeitsstörung oder schizotype Störung (nicht zu
verwechseln mit der schizoiden Persönlichkeitsstörung) zeichnet sich aus durch ein
tiefgreifendes Verhaltens-Defizit im zwischenmenschlichen oder
psychosozialen Bereich.
Dies äußert sich in Verhaltenseigentümlichkeiten, mangelnder Fähigkeit zu engen
persönlichen Beziehungen und Verzerrungen in Denken und Wahrnehmung
(Beziehungsideen).
Das Auftreten ist oft schrullig und exzentrisch mit magischem Denken und sozialer
Isolierung.
 Im ICD-10 wird diese Störung den „schizophrenen und wahnhaften Störungen“
(F21) zugeordnet, im DSM-IV den Persönlichkeits-Störungen, wo sie zusammen mit
der paranoiden Persönlichkeits-Störung (F60.0) und der schizoiden PersönlichkeitsStörung (F60.1) dem „schizophrenen Spektrum“ zugeordnet wird.
Dissoziale Persönlichkeits-Störung (F60.2)
F60
 Eine Persönlichkeits-Störung, die gekennzeichnet ist durch
 Missachtung sozialer Verpflichtungen (verantwortungsloses antisoziales Verhalten)
 der Rechte anderer (kommen häufiger als im Bevölkerungs-Durchschnitt mit dem Gesetz in
Konflikt) und
 herzloses Unbeteiligtsein an Gefühlen für andere (kaum Empathie)
 Zwischen dem Verhalten und den herrschenden sozialen Normen besteht eine
erhebliche Diskrepanz.
 Das Verhalten erscheint durch nachteilige Erlebnisse, einschließlich Bestrafung, nicht
änderungsfähig (kaum zu therapieren)
 Es besteht






eine geringe Frustrations-Toleranz und
eine niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten,
eine Reiz- und Risiko-Suche
eine Neigung, andere zu beschuldigen
ein gutes Durchsetzungs-Vermögen bis über Leichen gehen,
die Tendenz, vordergründige Rationalisierungen für das Verhalten anzubieten, durch das die
betreffende Person in einen Konflikt mit der Gesellschaft geraten ist.
 Beziehungen zu anderen Menschen werden eingegangen, sind jedoch nicht stabil.
 Inkl.: Persönlichkeit(s-Störung): amoralisch, antisozial, asozial, gemütsarm,
psychopathisch, soziopathisch (Der ältere Begriff Psychopathie für diese Störung wird in
der aktuellen deutschsprachigen Literatur nicht mehr verwendet.)
Exkl.: Emotional instabile Persönlichkeit(s-Störung) (F60.3-), Störungen des
Sozialverhaltens (F91.-)
 Prävalenz: ca. 3% der Erwachsenen, Männer 4x so oft wie Frauen, Suizid-Rate Männer
zu Frauen wie 3 zu 1
Emotional instabile Persönlichkeits-Störung
(F60.3)
F60
 Eine Persönlichkeits-Störung mit deutlicher Tendenz, Impulse ohne Berücksichtigung
von Konsequenzen auszuagieren, verbunden mit unvorhersehbarer und launenhafter
Stimmung.
 Es besteht eine Neigung zu emotionalen Ausbrüchen und eine Unfähigkeit,
impulshaftes Verhalten zu kontrollieren.
 Ferner besteht eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und zu Konflikten mit
anderen, insbesondere wenn impulsive Handlungen durchkreuzt oder behindert
werden.
 Zwei Erscheinungsformen können unterschieden werden:
 Ein impulsiver Typus (F60.30), vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale
Instabilität und mangelnde Impuls-Kontrolle;
 und ein Borderline-Typus (F60.31), zusätzlich gekennzeichnet durch Störungen
des Selbst-Bildes, der Ziele und der inneren Präferenzen, durch ein chronisches
Gefühl von Leere, durch intensive, aber unbeständige Beziehungen und eine
Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten mit parasuizidalen Handlungen und
Suizid-Versuchen.
 Exkl.: Dissoziale Persönlichkeits-Störung (F60.2)
Borderline Persönlichkeits-Störung (F60.31) 1
F60
 Psychische Störung, die sowohl Elemente der Neurose als auch der schizophrenen
Psychose aufweist (Begriffs-Prägung durch O. Kernberg und Rhode-Dachser)
 Psychodynamisch: Unvermögen, Dinge adäquat zu verdrängen. Überladung mit Infos
von außen, reaktiv. Chronische Ängste als Ausdruck der inadäquaten Grenze
zwischen Ich und Mitwelt.
Favorisierte wenig entwickelte Abwehr-Mechanismen: Isolierung, Identifikation,
Verleugnung, Abwertung und Idealisierung
 Prävalenz: 2%, Frauen sind 3x so häufig von der Störung betroffen wie Männer,
Männer flüchten häufig in Alkohol, was dann die Störung überdeckt
 5 von 8 Merkmalen nach ICD 10
1. Partner idealisieren und abwerten
Neigung zu intensiven und instabilen Beziehungen mit polymorph perverser
Sexualität, oft mit der Folge emotionaler Krisen
2. Identitäts-Störung
Stabile Instabilität und diffuses Selbst-Bild,
Störungen und Unsicherheit bezüglich des Selbst-Bildes, Zielen, der ZukunftsPlanung, der Wert-Vorstellungen und inneren Präferenzen;
Widersprüchlich in Gefühls-Beziehungen und bzgl. ihrer Identität,
Dissoziative Reaktionen mit multiplen Persönlichkeiten.
Die sexuelle Identität ist oft gestört.
Borderline Persönlichkeits-Störung (F60.31) 2
F60
3. Stimmungs-Schwankungen
launenhaft, häufig und unvorhersehbar; impulsive Gefühls-Ausbrüche mit SuchtEntwicklungen, kippt von einem Extrem ins andere, die bei Stress und
Überforderung in Verstimmungen münden und sogar Wahn- und Zwangs-Aspekte
beinhalten können
4. Leere und Langeweile – anhaltend mit Depressivität
5. Alleinsein verhindern
Ein wichtiges Kennzeichen dieser Störung ist die große Angst vor dem Alleinsein.
Menschen mit dieser Erkrankung haben gelegentlich ausgeprägte Trennungs- und
Verlust-Ängste oder Angst vor Isolation, obwohl kein konkreter Grund dazu
gegeben ist.
6. Wut – übermäßig und schwer zu kontrollieren (unmotivierte Wut- und Hass-Anfälle
gegen sich und andere, heftige Zornes-Ausbrüche mit teilweise gewalttätigem
Verhalten gegen andere oder gegen sich selbst:
Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und Konflikten mit anderen, insbesondere,
wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden.)
7. Impulsiv und selbstschädigend
Impuls-Kontroll-Störungen, die ein überdauerndes Erlebens- und VerhaltensMuster darstellen, impulsive Handlungen ohne Berücksichtigung der
Konsequenzen, z. B. bei Substanz-Gebrauch oder als Diebstahl, und
autoaggressives, selbstverletzendes Verhalten wie Schnitt-Verletzungen.
8. Suizid-Drohungen und Versuche (Trennungen wie Nähe können bedrohlich erlebt
werden und zu suizidalen Krisen führen).
Histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4) 1
F60
 Eine Persönlichkeits-Störung, die durch oberflächliche und labile Affektivität,
Dramatisierung, einen theatralischen, übertriebenen Ausdruck von Gefühlen, durch
Suggestibilität, Egozentrik, Genuss-Sucht, Mangel an Rücksichtnahme, erhöhte
Kränkbarkeit und ein dauerndes Verlangen nach Anerkennung, äußeren Reizen und
Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist.
 Kennzeichnend für die histrionische Persönlichkeits-Störung sind
 Erlebnis-Unfähigkeit bei gleichzeitigem Erlebnis-Hunger (erlebnissüchtig)
 Übertreibung (übermäßige Emotionalität),
 theatralisches Verhalten (Tendenz zur Dramatisierung)
Personen mit dieser Struktur verfügen oftmals über hohes schauspielerisches Talent, sie
schreiben sich für viele Lebens-Lagen eigene Rollen zu, die sie perfekt inszenieren.
 dauerndes Verlangen nach Lob und Anerkennung (geltungssüchtig)
 Wunsch, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen
Falls sie in Situationen, denen sie Bedeutung beimessen, nicht die gewünschte
Aufmerksamkeit bekommen, kann dies eine bedrohliche Situation darstellen, in der sie sich
hilflos und ausgeschlossen fühlen.
Besonders in größerer Gesellschaft kann dies verheerende Reaktionen hervorrufen, denn
oftmals greifen diese Persönlichkeiten zu drastischen, schockierenden Mitteln, die in ihrer
Abartigkeit gefährlich werden können.
 Oberflächlichkeit, labile Stimmungs-Lage, erhöhte Kränkbarkeit und gesteigerte
Beeinflussbarkeit,
 starkes Kontakt-Bedürfnis und übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität.
 Tendenz zu lügen
Wunsch-Bild der Person aufbauen, erfinden besonders extreme Geschichten oder selbst
erlebte Abenteuer, um die Aufmerksamkeit anderer zu erzwingen.
Von ihrem Umfeld werden diese Persönlichkeiten häufig als unglaubwürdig eingeschätzt.
Histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4) 2
F60
 Symptome körperlicher (bei körperlichen Symptomen kein pathologischer organischer
Befund, somatische Beschwerden haben Ausdruckscharakter) und psychischer (meist
Verdrängung sexueller Impulse) Natur
 Psychosomatische (Mode-) Krankheiten wie [siehe auch dissoziative oder
Konversions-Störungen (F44)]
 Gang-Störungen
 Psychogene Blindheit
 Lähmung
 Schmerz-Symptomatiken
 Pseudodemenz
 Inkl.: Persönlichkeit(s-Störung): hysterisch, infantil, hyperthyme Persönlichkeiten:
witzig, redselig, aufgekratzt oder geltungsbedürftig, mittelpunktsüchtig, streitsüchtig,
unverträglich
 Prävalenz: 2 - 3 %, Männer = Frauen
Anankastische Persönlichkeits-Störung (F60.5)
F60
 Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die
Schwere einer Zwangs-Störung erreichen.
Inkl.: Zwanghafte Persönlichkeit(s-Störung), Zwangs-Persönlichkeit(s-Störung)
Exkl.: Zwangs-Störung (F42.-)
Keine Komorbidität: Aus einer zwanghaften Persönlichkeits-Störung (F60.5) entwickelt
sich selten eine Zwangsstörung (F42).
 Die anankastische (zwanghafte) Persönlichkeits-Störung ist gekennzeichnet durch
 übertriebene Gewissenhaftigkeit, Leistungs-Orientierung und Halsstarrigkeit.
Eigene Prinzipien- und Normen-Treue wird von anderen erwartet.
Es findet eine übermäßige Beschäftigung mit Details und Regeln statt, so dass die eigentliche
Aktivität oftmals in den Hintergrund tritt. Im Arbeits-Leben sind diese Menschen fleißig und
übergenau, wobei überstrenger Perfektionismus die Aufgaben-Erfüllung mitunter verhindert.)
 allgemein große Vorsicht mit Gefühlen von Zweifel, verbunden mit ständigen Kontrollen (Ihre
Angst vor Fehlern behindert die Entscheidungs-Fähigkeit der Betroffenen.)
 Starrheit in Denken und Handeln, die sich als Unflexibilität, Pedanterie und Steifheit zeigt.
 Fähigkeit zum Ausdruck von Gefühlen ist häufig vermindert. (Die Anpassungs-Fähigkeit an die
Gewohnheiten und Eigenheiten der Mitmenschen ist eingeschränkt. In zwischenmenschlichen
Beziehungen wirken Betroffene dementsprechend kühl und rational.)
 Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die
Schwere einer Zwangs-Störung erreichen. Vorstellungen (Zwangs-Gedanken) und HandlungsImpulse (Zwangs-Impulse) drängen sich auf und werden als unsinnig empfunden. ZwangsHandlungen zeigen sich z. B. als:
 Übergenauigkeit/Pedanterie,
 Sparsamkeit bis Geiz,
 starre Regeln,
 hohe Normen
 Prävalenz: Etwa 1 %, Männer 2x mehr als Frauen
Sensitive Persönlichkeits-Störung (F60.6)
F60
 Kennzeichen der sensitiven oder ängstlich-vermeidenden oder selbstunischeren
Persönlichkeiten´:
 Gefühle von Anspannung und Besorgtheit, Unsicherheit und Minderwertigkeit
 Andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und Akzeptiertwerden,
 Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung, Ablehnung und Kritik mit
eingeschränkter Beziehungs-Fähigkeit. Angst vor negativer Beurteilung
 übermäßige Sorge bis hin zur Überzeugung, abgelehnt zu werden, unattraktiv
oder minderwertig zu sein (Unzulänglichkeits-Gefühle).
 Überbetonung potentieller Gefahren oder Risiken alltäglicher Situationen bis zur
Vermeidung bestimmter Aktivitäten.
Der Lebens-Stil ist wegen des starken Bedürfnisses nach Sicherheit starken
Einschränkungen unterworfen
 Es fehlt Durchsetzungs-Vermögen, es fehlt Selbst-Bewusstsein, schüchtern
 Aggressionen werden runtergeschluckt (Aggressions-Hemmung und unmotivierte
Wut-Ausbrüche)
 Schwierigkeiten, sich abzugrenzen,
 leicht beeindruckbar und manipulierbar
 Prävalenz: 0,5 – 1 %, Männer häufiger als Frauen
Asthenische Persönlichkeits-Störung (F60.7)
F60
 Personen mit dieser Persönlichkeits-Störung verlassen sich bei kleineren oder
größeren Lebens-Entscheidungen passiv auf andere Menschen.
 Die Störung ist ferner gekennzeichnet durch
 große Trennungs-Angst
mit anklammerndem Verhalten und Angst, von einer nahestehenden Person
verlassen zu werden.
 Gefühle von Hilflosigkeit und Inkompetenz (Angst, nicht für sich selbst sorgen
zu können. Mangelnde Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen. Ständiges
Appellieren an die Hilfe anderer. Übermäßiges Bedürfnis nach Umsorgtwerden.)
 Unterordnungs-Neigung
Unterwürfigkeit, Abhängigkeit von und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit
gegenüber anderen.
Sich den Wünschen älterer und anderer unterordnen.
Bei Schwierigkeiten besteht die Tendenz, die Verantwortung anderen
zuzuschieben.
 Versagen gegenüber den Anforderungen des täglichen Lebens
Leicht ermüdbar, immer erschöpft und überfordert, vegetative Dysregulationen.
Die Kraftlosigkeit kann sich im intellektuellen und emotionalen Bereich zeigen.
 Inkl.: Persönlichkeit(s-Störung): asthenisch, inadäquat, passiv, dependent, abhängig,
selbstschädigend, weiblicher Narzissmus
 Prävalenz: ca. 2%, Männer = Frauen
Narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8) 1
F60
 Die narzisstische Persönlichkeits-Störung zeichnet sich aus
1. durch ein gesteigertes Verlangen nach Anerkennung und Überschätzung der
eigenen Fähigkeiten.
2. Da Betroffene oftmals extrem unsicher sind, bauen sie ein Größen-Selbst auf
und suchen ständig neue Bestätigung, um ihr Selbst-Wert-Gefühl weiter zu
stärken.
3. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeits-Störung werden oftmals als
arrogant, überheblich, snobistisch oder herablassend beschrieben.
4. Sie besitzen einen Blick für das Besondere, können leistungsstark (in Schule,
Beruf, Hobby) sein und haben oft gepflegte und statusbewusste UmgangsFormen.
5. Daher sind Betroffene immer auf der Suche nach Bewunderung und
Anerkennung, wobei sie anderen Menschen wenig echte Aufmerksamkeit
schenken.
6. Es fällt ihnen schwer, auf die Bedürfnisse anderer Menschen einzugehen und sie
verfügen über ein unrealistisches Selbst-Bild, wodurch sie unfähig sind, sich
anzunehmen.
7. Sie haben ein übertriebenes Gefühl von Wichtigkeit, hoffen eine Sonderstellung
einzunehmen und zu verdienen.
Betroffene sind häufig sehr stolz und besitzen eine hohe Anspruchs-Haltung an
sich selbst.
8. Betroffene zeigen ein meist ausbeutendes Verhalten und einen Mangel an
Empathie.
9. Es können wahnhafte Störungen mit Größen-Ideen auftreten.
10. Die Betroffenen überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten und zerstören aus
Missgunst, was andere aufgebaut haben.
Narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8) 2
F60
11. Zudem zeigen Betroffene eine auffällige Empfindlichkeit gegenüber negativer
Kritik, die sie oft global verstehen, was in ihnen Gefühle der Wut, Scham oder
Demütigung hervorruft.
12. Die Wahrnehmung für tatsächliche Begebenheiten ist zudem oft stark
verschwommen und wird zugunsten der narzisstischen Persönlichkeit entweder
geschönt oder es werden Teile der Realität bewusst verfälscht oder
weggelassen, um das Ziel der Anerkennung wiederherzustellen, die deren
Meinung nach ins Wanken geraten ist oder sein könnte. Häufig wird hier auch
mit großem Selbst-Mitleid gearbeitet und ein Jammern und Flehen eingeflochten,
um die Fürsorge der Mitmenschen zu wecken und die „Unschuld“ zu bekräftigen.
13. Ein Hang zur Mythomanie (Lügensucht) ist fließend.
Für Außenstehende ist es sehr schwer, die Wahrheit innerhalb der Intrigen zu
erkennen, da bei der narzisstischen Persönlichkeit meist eine ausgefeilte und
sehr subtile Lebens-Taktik dahinter steht, die hart erarbeitet wurde.
14. Erhalten Betroffene genug Selbst-Vertrauen durch ihre Umwelt, sind sie in der
Lage, große Erfolge zu erzielen.
15. Üben Narzissten eine leitende Funktion aus, leiden die Betroffenen sehr.
Wenn möglich, entziehen sie sich ihrem Einfluss.
16. Die ideale Vorstellung von sich selbst ist mit dem realen Selbst in gewisser
Weise verschmolzen. Weiter ist das Selbst gespalten in Ideal-Selbst und
entwertetes Selbst. Diese Selbst-Repräsentanzen werden auf äußere Objekte
projiziert.
 Prävalenz: etwa 1,0 %, wobei beachtet werden muss, dass verschiedene
Klassifizierungs-Verfahren und unterschiedliche Diagnosen diesen Wert zwischen 0,5
und 2,5 Prozent schwanken lassen. Männer zu Frauen = 3 zu 1
Passiv-aggressive
Persönlichkeits-Störung (F60.8)
F60
 Die passiv-aggressive Persönlichkeits-Störung ist gekennzeichnet durch ein
tiefgreifendes Muster negativistischer Einstellungen und passiven
Widerstandes gegenüber Anregungen und Leistungs-Anforderungen, die
von anderen Menschen kommen.
 Sie fällt insbesondere durch passive Widerstände gegenüber Anforderungen
im sozialen und beruflichen Bereich auf und durch die häufig
ungerechtfertigte Annahme, missverstanden, ungerecht behandelt oder
übermäßig in die Pflicht genommen zu werden.
Das war‘s
Vielen Dank.
Viel Erfolg.
Viel Glück.
Viel Liebe.
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