Entwicklungs-Begleitung bei EntwicklungsStörungen Allgemeines zu leibseelischen Entwicklungs-Störungen Allgemein förderliches Vorgehen bei Entwicklungs-Störungen Klassifikation leibseelischer Störungen (ICD 10) Störung leibseelischer Elementar-Funktionen Suizidalität Menschen mit Depressions-Störungen Menschen mit Angst- und Zwangs-Störungen Menschen mit Anpassungs-, Belastungs- und dissoziativen Störungen Menschen mit somatoformen Störungen Haltung, Ernährung, verspannte Regionen und Psychosomatik Schutz- und Abwehr-Mechanismen Persönlichkeits- oder Charakter-Typologien Menschen mit Persönlichkeits-Störungen Allgemeines zu leibseelischen Entwicklungs-Störungen (LS) Psychische Störungen als Beziehungs-Störungen Psychische Störungen und Körper-Erleben Störungs-Struktur und Körper-Erleben Emotionen und seelische Störungen Störungen der Körper-Erlebens Psychische Störungen als Beziehungs-Störungen LS Das Selbst gründet auf Körper-Erfahrungen und gestaltet sich in einem kognitiv-affektivmotorischen Austausch zwischen Subjekt und Subjekt sowie Subjekt und Objekt. Das Selbst wird in interaktiven Sequenzen kreativer Abstimmung von Individuum und Mitwelt (Personen, Lebewesen und Dinge) erzeugt. Beziehungs-Erfahrungen sind immer kognitiv-emotional-motorische Erfahrungen, werden in und mit der Leib-Seele gesammelt. Erinnerungen werden multisensorisch gespeichert und bleiben in Form von Bildern, Empfindungen, Affekt-Zuständen, und sensomotorischen Prozeduren erhalten, auch wenn sie nicht bewusst reproduziert werden können. Frühe Beziehungs-Erfahrungen werden dynamisch in körperliche Strukturen und psychosomatische Muster des Erlebens und Verhaltens eingeschrieben. Ein interpersonelles Selbst entsteht, wenn ein Kind kognitiv fähig ist, die Perspektive einer anderen Person einzunehmen. Die Fähigkeit des Kindes, Annahmen über die Absichten anderer Personen zu bilden, wird als Mentalisierung bezeichnet. Die kognitive Fähigkeit, sich selbst innere Zustände zuzuschreiben und auf innere Zustände anderer zu schließen, wird als Theory of Mind bezeichnet. Das interpersonelle Selbst ist aber nicht nur das Ergebnis reflexiver Interaktionen, sondern das Kind lebt den interpersonalen Bezug auch ohne ein Bewusstsein dessen, dass es selbst und die andere Person unterschiedliche Perspektiven auf die Welt einnehmen können. Man kann ein Beziehungs-Wesen sein, ohne sich dessen bewusst zu sein, dass man ein Beziehungs-Wesen ist. Psychische Störungen entstehen, erhalten und wandeln sich einschließlich ihrer Heilung weitgehend in einem Feld zwischenmenschlicher Kommunikation. Zwischenmenschliche Beziehungen oder der Beziehungs-Mangel und ihre Spuren im Körper-Geist-Gedächtnis sind also der wichtigste Nährboden für psychische Störungen. Psychische Störungen und Körper-Erleben LS Psychische Krankheit ist immer auch eine Entfremdung vom lebendigen Körper. Störungen des Körper-Erlebens sind ein entscheidender Hinweis auf die Art einer psychischen Störung. Magersüchtige haben ein negatives und verzerrtes Bild ihres Körpers. Bulimikerinnen machen den Körper zu Ort ihrer Kontrolle. Fibromyalgie-Patienten fehlt das Gefühl, den Körper in Besitzt zu nehmen. Infolge von Traumatisierung können Menschen im Körper tote Zonen verspüren, ihn als fragmentiert, entgrenzt, vom Ich getrennt oder gespalten erleben und ihn zum Objekt der Entwertung oder Verletzung machen. Borderline-Patienten tragen häufig ihre Spannungen am (selbstverletzendes Verhalten) und mit dem Körper aus. Schizophrene können abnorme Körper-Gefühle haben (coenästhetische Empfindungen), klammern ihren Körper aus dem Erleben aus oder nehmen ihn verzerrt wahr. Menschen mit somatoformen Störungen zeigen eine Präsenz des Schmerzes bei Absenz des Körpers und aller wohltuenden Formen körperlicher Lebendigkeit. Bei Depressionen und Angst-Erkrankungen wird der Körper selbst Träger des Leidens. Depressive erleben ihre Krankheit im Körper. Der Körper kann als eigen und zu einem gehörig oder fremd und objekthaft, ganzheitlich oder zerfallen erlebt werden. Störungs-Struktur und Körper-Erleben flüchtiger Leib LS Bei sehr schweren psychischen Störungen auf psychotischem Niveau geht der Bezug zum Körper-Selbst verloren. Der Körper wird nicht mehr als mein Körper erlebt oder die Grenze zwischen Ich und Außen löst sich auf. Der Leib der Psychotiker ist flüchtig. Das Ich ist wenig verkörpert. instrumentalisierter Auf der Ebene schwerer struktureller Störungen geht das Erleben verloren, die eigenen Handlungen, körperlichen Impulse (wie ein Leib Sklave dieser Impulse handeln) oder Gefühle (von ihnen Bei Persönlichkeitsgetrieben oder bedroht werden) kontrollieren zu können. Man fühlt Störungen wird der sich nicht identisch mit dem Körper oder erlebt seine Körper als Körper als Mittel der Fremd-Körper. Selbst-Darstellung oder als Ort der der Bei einem mittleren Struktur-Niveau mit mäßiger Integration Affekt-Abfuhr finden sich situative Entfremdung vom Körper oder eine icheingesetzt. dystone Beschreibung des Körper-Erlebens, bei der ich und mein Körper getrennt werden. lastender Leib Das Leid wird bei Depression, Angst oder Schmerz der somatoformen Störung im Körper lastend erlebt . Bei einem höheren Struktur-Niveau erlebt der Mensch sich als er selbst in seinem Körper, der etwas empfindet (Meinigkeit) oder tut (Selbst-Wirksamkeit). Auf der körperlichen Ebene kann es kommen zur Vermeidung der Wahrnehmung, zur Verleugnung von Erfahrungen oder zur Hemmung von Handlungen. Emotionen und seelische Störungen Emotionen nicht wahrnehmen können Von Emotionen überflutet werden Seelische Störungen haben immer mit intra- und intersubjektiver Regulation von Emotionen zu tun. Seelisch gestört ist ein Mensch, wenn er Emotionen falsch zuordnen Emotionen nicht wahrnehmen kann, weil sie durch Verschiebung in den Körper (Atem-Reduzierung und/oder Verspannung, Muskel-Panzerung – Hypertonie oder Muskel-Erschlaffung – Hypotonie) zum Schweigen gebracht wurden (Affekt-Sperre), falsch zuordnet, was er als Emotionen spürt (Fehlattributierungen als Ersatz- oder DeckGefühle), seelische Störung Keine Verbindung von Gefühle und AuslöseSituation LS von Gefühls-Erregungen überflutet wird und diese nicht mehr kontrollieren und aushalten kann, Gefühle nicht situationsangemessen ausdrücken können zwischen Gefühlen und Auslöse-Situation keine Verbindungen herstellen kann und Schwierigkeiten hat, Gefühle situationsangemessen zum Ausdruck zu bringen. Daher bildet die Arbeit mit den Emotionen und den affektmotorischen Schemata oder Mustern, die die Emotionen bedingen, das Zentrum der KörperPsychotherapie. Störungen des Körper-Erlebens LS Begriff Inhalt/Funktion Störungen KörperSchema Sensomotorische Repräsentation des Körpers Funktion: Steuerung von Handlungen Repräsentations-Komponenten: somatosensorisch Körper-Form und –Größe Haltung und Position des Körpers im Raum Autotopagnosie (Störung der Lokalisation von KörperTeilen im Verhältnis zum Körper) Asomatognosie (Ausfall der Bewusstheit von KörperTeilen) Apraxie (Störung willkürlicher AusdrucksBewegungen) Ataxie (Störung der Bewegungs-Steuerung) Anosognosie (Nicht-Erkennen körperlicher Ausfälle) KörperBild Körper-Bild im engeren Sinne: Inneres Bild vom Körper, Metaphern, Fantasien, Konzepte, Wissen um den Körper Körperdysmorphe Störung Body Integrity Identity Disorder, verzerrtes Bild, z. B. bei Magersucht Körper-Empfinden/ KörperWahrnehmung: sensomotorisch-visuell Beschreibung der Beziehung von Körperteilen zueinander Einschätzung der Größen-Verhältnisse Unfähigkeit, die Beziehung der Körperteile zueinander richtig zu beschreiben; Neglect-Syndrom (Ausfall von Körper-Bildern bei Hirn-Schädigung) Verzerrte Wahrnehmung von Körper-Umfang und Körper-Ausdehnung bei Magersucht Körper-Affekt /Körper-Kathexis: Inneres Erleben des Körpers, Besetzung des Körpers mit psychischer Energie Affektive Körper-Bewertung Ablehnung des eigenen Körpers Narzisstische Aufwertung des Körpers hypochondrische Beschäftigung mit dem Körper hysterische Störungen des Körper-Erlebens Mangelndes Erleben von Körper-Grenzen bei selbstverletzendem Verhalten Allgemein förderliches Vorgehen (afV) bei Entwicklungs-Störungen 10 Vorgehens-Prinzipien der Körper-Psychotherapie Interventions-Gruppen Körperpsychotherapeutische Methoden 1 Körperpsychotherapeutische Methoden 2 Vorgehens-Schritte Kurzfassung Vorgehens-Schritte – ausführliche Version 10 Vorgehens-Prinzipien der Körper-Psychotherapie nach U. Geuter 1. Wahrnehmen und Spüren 2. Gewahrsein und Präsenz 3. Erkunden und Entdecken 4. Aktivieren und Ausdrücken 5. Regulieren und Modulieren 6. Zentrieren und Erden 7. Berühren und Halten 8. Inszenieren und Interagieren 9. Verkörpern und Handeln 10. Reorganisieren und Transformieren afV Interventions-Gruppen (IG) nach M. Thielen Körper-Übungen ohne Berührung Tiefen- oder dynamische Entspannung Entladungs-Techniken dialogische Inszenierungen (Biodrama) Halt gebende Interventionen afV Körper-Übungen ohne Berührung Funktion: Wahrnehmung der Körper-Signale, des Körper-Empfindens, der Körper-Grenzen, der Affekte und Emotionen Interventionen: Übungen zur Körper-Selbst-Wahrnehmung Übungen zur Achtsamkeit Übungen zur Erdung (Grounding) Übungen zur Zentrierung Atem-Übungen IG Entspannungs-Techniken Funktion: Tiefen-Entspannung Aktivierung des Körper-Gedächtnisses einschließlich der Erinnerungen aus früher Kindheit Interventionen: biodynamische Massagen Fantasie-Reisen Körper-Reisen Imaginationen Atem-Techniken IG Entladungs-Techniken Funktion: körperlichen, affektiven und emotionalen Ausdruck fördern Katharsis Interventionen: vegetotherapeutische, bioenergetische, biodynamische Übungen und Techniken IG Halt gebende Interventionen Funktion: Herunterregulierung zu starker Affekte und Emotionen Aufbau und Festigung von „Containment“ Interventionen: direkte Berührung, z. B. Hand der therapierenden Person auf dem Rücken oder auf dem Bauch der Rat suchenden Person Kopf-Halten biodynamische Massagen IG Körperorientierte dialogische Inszenierungen Funktion: in Kontakt mit unausgedrückten früheren Affekten und Emotionen kommen Erleben alternativer Handlungs-Weisen Systemisches Verstehen Interventionen: Reinszenierung von Schlüssel-Szenen aus der Biografie mit besonderer Fokussierung auf Körper-Prozesse IG Körperpsychotherapeutische Methoden 1 afV In der Körper-Psychotherapie arbeiten wir immer mit der gesamten Lebens-Geschichte eines Menschen. Der Zugang zum Menschen über den Körper hilft, jene Schichten präverbaler Prägung zu erschließen, die im Bereich der Sprache oft schwer oder nicht zu erreichen sind. Körper-Erleben wird als der zentrale Zugang zum Selbst-Erleben gesehen. Deshalb werden folgende Methoden in der Körper-Psychotherapie ergänzend zu bewährten Konzepten aus anderen Therapie-Ansätzen eingesetzt: 1. Der Mensch erlebt sich in seinem ganzen Sein psychisch und körperlich, entdeckt sich, findet zu sich selbst und lernt sich selbst, seine Bedürfnisse und Emotionen besser zu regulieren, indem er all das spürt, was in ihm vorgeht. 2. Seelisches Erleben wird über die Eigenwahrnehmung des Körpers spürend erschlossen, wobei Erleben immer ganzheitliches Erleben körperlicher und seelischer Prozesse ist. 3. Affekte werden auch über die sensorischen und motorischen Komponenten erfasst, wenn diese abgespalten oder fragmentiert im Körper existieren. 4. Körper-Wahrnehmung als Schärfung der Aufmerksamkeit für körperliche Empfindungen und Untersuchung auf einen zu spürenden Sinn, auf eine sich herausschälende Bedeutung hin 5. Körper-Ausdruck, unter anderem Körper-Sprache als Ausdruck von ÜbertragungsGefühlen gegenüber den Therapierenden 6. Wahrnehmung und Regulation der Atmung 7. Körperliche Regulation von Spannungs-Zuständen als Aktivitäts-Steigerung bei Hypotonie und Entspannung bei Hypertonie und Übererregung 8. Halt und Berührung einschließlich Massage 9. Erkundung körpersprachlicher Inszenierungen (Bio-Drama) Körperpsychotherapeutische Methoden 2 afV 1. Körper-Wahrnehmung 2. Wahrnehmung und Regulation des Atems 3. Klärung des Bedeutungs-Gehaltes der Körper-Sprache 4. Förderung des körperlichen Ausdrucks und der Affekt-Sprache des Körpers 5. Somatopsychische Regulation dysregulierter emotionaler Prozesse 6. Handlungsdialogische Erkundung, sog. Enactments 7. Erkundung und Veränderung affektmotorischer Muster 8. Stabilisierung durch Grounding und Holding 9. Aktivierung und Harmonisierung psycho-physischer Prozesse einschließlich einer psycho-physiologischen Ebene der Stress-Regulation 10. Erschließung der Ressourcen über körperlich spürbare Potenziale Vorgehens-Schritte - Kurzfassung 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. afV Kooperative Erkundung des Themas, der emotionalen Inhalte, Focusing, Empathie und andere gesprächstherapeutische Konzepte, Beziehungs-Ebene thematisieren (Kontakt, Übertragung, Abwehr, Widerstand): Wie geht es dir heute mit mir? Einbeziehung des Körper-Empfindens: Wo spürst du das Gesagte im Körper? Von der Empfindung zum Affekt hin zur Emotion. Körper-Reaktionen spiegeln: Was wollen deine Hände (Füße etc.) ausdrücken? Welches Symptom ist heute im Vordergrund? Welches körperliche Erleben steht im Mittelpunkt? Aufmerksamkeit ins Symptom durch Reinatmen, Verstärken, Be- oder Entschleunigen etc. Ausdruck für das Symptom finden: „Ich Rücken-Schmerz tue dir weh, weil…“ Gefühl in dem Symptom zu fassen kriegen. Biografischen Bezug herstellen (vom Aktual-Konflikt zum Grund-Konflikt): Woher kennst du das von früher? Wohin gehört das? In welcher Kindheits-Phase ist das wohl entstanden? Reinszenierung der Schlüssel-Szene unter Einbeziehung des Körpers (symbolische Bewegungen, Empfindungen): Szene mit Frustration und Enttäuschung Emotional korrigierte heilende Erfahrung (positive Eltern) 9. Reflexion: Introjekte (Was wurde - von den Eltern – verinnerlicht?) Autonomie/Wahl-Freiheit (Welcher Schritt steht an?) Positive Basis-Sätze 10. Neuorientierung: Handlungsorientierte Alternativen entwickeln und Transfer in die Praxis Vorgehens-Schritte – ausführliche Version Entwicklungs-Begleit-Vertrag klären Beziehung und Vertrauen aufbauen 1 Beziehung und Vertrauen aufbauen 2 Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 1 Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 2 Kern-Probleme finden 1 Kern-Probleme finden 2 Probleme eingrenzend klären Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 1 Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 2 Veränderungs-Ziele herausarbeiten und Einvernehmen darüber erzielen Ideen zur Problem-Lösung sammeln Auf den künftigen Lösungs-Zustand einstellen In die Problem-Bewältigung einsteigen Körper und Bewegung einbeziehen Regression im Dienste der Progression Den Veränderungs-Impuls dämpfen und mögliche Rückschritte voraussagen Erzielte Erfolge verstärken Umgang mit Widerstand und Rückmeldung über Begleit-Verlauf Abschluss der Entwicklungs-Begleitung afV Entwicklungs-Begleit-Vertrag klären VS2 Den Vertrag zur Entwicklungs-Begleitung zu klären bedeutet: Ich prüfe als begleitende Person die Voraussetzungen für Beratung/Begleitung. Hat sich die Rat, Unterstützung und Entwicklung suchende Person freiwillig für Entwicklungs-Begleitung entschieden? Entstehen ihr keine Nachteile durch Teilnahme oder Nicht-Teilnahme an der Entwicklungs-Begleitung? Ich gebe als entwicklungsbegleitende Person die notwendigen Informationen über Verlauf (Zeiträume, Häufigkeit der Sitzungs-Abfolge), Vorgehen (Methoden asl Angebote, Ablehnungs-Recht) und Bedingungen (Raum, Geld, Geheimhaltungs-Pflicht etc.) und prüfe das Einverständnis der Rat suchenden Person. Gefällt dir die Vorgehens-Methode? Wobei entstanden Anflüge von Angst und Scham? Ich verdeutliche, ob ich als Begleit-Person für die Begleitung des anstehenden Problems kompetent und zuständig bin: Was erhoffst du dir sich von dieser Begleit-Situation? Was möchtest du am Ende der Begleit-Zeit erreicht haben? Wie würde Ihnen dieses Treffen am meisten nützen? Passen die Problem-Stellungen und Handlungs-Felder der Rat suchenden Person und ihre Erwartungs-Haltung zu den Möglichkeiten der Begleitperson? Kann ich das, was du von mir erwartest, überhaupt kompetent erfüllen? Oder gibt es besser ausgebildete Personen, die erreichbar sind? Beziehung und Vertrauen aufbauen 1 VS2 Es wird geklärt, in welcher Beziehung Begleitende und Rat-Suchende zueinander stehen: Passt die Konstellation? Sind wir kompatibel in wesentlichen Werten und in der Grundhaltung zu Menschen und Beziehungen? Ist die Beziehung belastbar oder schon belastet? Was will ich mir, was darf ich dir zumuten? Ist Offenheit möglich? Ist der Raum, die Situation für Begleitung geschützt? Ist Vertrauen schon da oder ist Vertrauen möglich? Vier Beziehungs-Ebenen sind zu beachten: 1. Ich-Du-Beziehung: Zwei Menschen begegnen sich auf Augen-Höhe. 2. Vertrags-Beziehung: Entwicklungs-Begleitende und Entwicklung suchenden Personen stehen in einem komplementären Verhältnis zueinander, definiert durch den Unterstützungs-Auftrag und die Experten-Rolle. 3. Übertragungs-Gegenübertragungs-Beziehung: Bedingt durch die Erwartungen der Unterstützung suchenden Person und die damit vermachte Komplementarität der Beziehung, durch die Art der Themen und durch viele weitere Faktoren entstehen wechselseitige Übertragungen, die teils stillschweigend genutzt werden können, teils – insbesondere wenn der Entwicklungs-Prozess dadurch blockiert wird – geklärt werden müssen. 4. Somatisch-vegetative Resonanz: In der Körper-Psychotherapie wird diese Ebene der wechselseitigen „leiblichen Einfühlung“ besonders beachtet und nicht der Übertragungs-Gegenübertragungs-Dynamik untergeordnet. Diese Resonanz kann Grundlage für körperpsychotherapeutische Angebote sein. Beziehung und Vertrauen aufbauen 2 VS2 Begleitende stellen sich auf die Rat suchende Person ein, stellen durch zuhören, präsent sein und schauen den Kontakt her und kommen den Rat-Suchenden aktiv entgegen, vermeiden zugleich Widerstand und Distanz, indem sie einen „Schutz-Raum“ für Ehrlichkeit und Vertrauen errichten, Klagen, Anklagen und Beschwerden, auch für diejenigen, die gegen die beratende Person vorgebracht werden, akzeptieren - nicht: „Sie haben recht“, sondern: „Ich respektiere die Sichtweise dieses Menschen auf die Sachverhalte seines Lebens.“ offensichtliche und formulierte Leistungen der Ratsuchenden, insbesondere interaktionelle Leistungen bezogen auf das, was die ratsuchende Person geäußert hat, anerkennen: „Ich finde es toll, dass Sie sich so ernst nehmen und zu mir gekommen sind, um sich in dieser für Sie schwierigen Situation Rat zu holen.“ sich an den Interaktions- und Atem-Rhythmus und an die Repräsentations-Systeme der Ratsuchenden angleichen mitgehen (pacing), unterstützen, die Gefühle klären und zu deren Ausdruck ermuntern (Verbalisierung emotionaler Erlebens-Inhalte) und insgesamt einen tragfähigen Beziehungs-Gefühls-Zustand aufbauen: „Diese Entwicklungs-Begleit-Person kann mir weiterhelfen.“ Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 1 Vorgebrachte Probleme, Krisen, Konflikte mit entsprechenden Symptomen, Beschwerden und zu Tage tretenden Verhaltens-Auffälligkeiten werden positiv umgedeutet durch: Positiv-Orientierung: Die Begleit-Person stimmt nicht in die Mängel-Feststellung ein, so dass diese negative Sicht-Weise der Rat suchenden Person auf sich nicht weiter bestärkt wird. Beziehungs-Muster-Erkennung: Die Begleit-Person arbeitet zusammen mit der Rat suchenden Person die der Entstehung der zu verändernden Erlebens- und Verhaltens-Weisen zugrundeliegenden Beziehungs-Muster heraus. Verständnis-Angebote: Die Begleit-Person bietet weitere mentale Modelle an, mit denen die bestehende Problem-Situation besser verstanden und eingeordnet werden kann. Wert-Erhalt: Die Begleit-Person arbeitet eventuell Situationen heraus, in denen es auch gegenwärtig angemessen wäre, sich entsprechend zu verhalten. VS2 Selbst-Wert-Gefühl und Positiv-Erwartungen stärken 2 Biografie-Einordnung: Die Begleit-Person ordnet kooperativ das Erlebens- und Verhaltens-Problem entwicklungspsychologisch ein: Das Verhalten oder die Beschwerden werden als für die damalige Situation durchaus gut begründet angesehen, vielleicht sogar als beste Lösung im Sinne einer Anpassungs-Leistung (adaptive Bedeutung) im Sinne einer Überlebens-Schlussfolgerung unter den vorgefundenen Umständen: „Das hat sicher seinen guten Grund, dass du depressiv geworden bist!“ „Du wirst sicher Erfahrungen gemacht haben, die...“. Diese Feststellung gegenüber der Rat suchenden Person beinhaltet, dass neue Erfahrungen und damit eine Veränderung der Symptomatik (Besserungs-Erwartung) möglich sind. Durch positive Umdeutung im Sinne eines ehemaligen Nutzens wird eine Auflösung der Übertragung bewirkt und eine Verantwortungs-Delegation an die Begleit-Person eher verhindert. Dadurch und durch Symptom-Verschreibung wird die Gegenübertragungs-, Konfluenz- oder Ohnmachts-Falle vermieden: „Ich bin verantwortlich, den Rat-Suchenden die Symptome wegzumachen, weiß aber nicht, wie.“ VS2 Kern-Probleme finden 1 VS2 Abklärungs-Aspekte in der Anfangs-Phase: Anamnese als Biografie-Erkundung Problem-Fokussierung Ressourcen-Aktivierung Abklärung der Symptome Thematisierung der biografischen Grund-Konflikte Abklärung der Dynamik in der Herkunfts-Familie Abklärung des gegenwärtigen sozialen Bezugs-Systems Körperpsychotherapeutisch wird ein besonderer Wert auf die Beachtung der nonverbalen Botschaften, der körpersprachlichen Signale gelegt. Dazu wird bewusst die Möglichkeit der somatisch-vegetativen Resonanz, u. a. durch parallele Einnahme bestimmter Haltungen (Vorsicht vor Beschämung). Wann, wo und wie fließt oder stockt, verflacht oder vertieft sich die Atmung? Wie ist der Gesichts-Ausdruck? Wie ist die Gesichts- und Haut-Farbe? Wie ist die Gestik? Sind Worte, Mimik und Gestik kongruent oder widersprüchlich? Wo erscheinen Bewegungs-Impulse? Wo scheinen Bewegungs-Impulse unterdrückt zu werden? Wie ist der Gang? Wie ist der Hände-Druck bei Begrüßung/Verabschiedung? Wo und wie erscheinen Gefühle? Wo scheinen welche Gefühle vermieden zu werden? Wie ist die Körper-Haltung? Wie ist das Erregungs-Niveau im Körper? Wie ist der vitale Gesamtendruck? Sind Abspaltungs-Prozesse im Körper zu erkennen, z. B. Kopf und Körper, Oberleib und Unterleib? Wie verkörpert sich das Problem? Kern-Probleme finden 2 VS2 Erforderlich ist eine offene Suchhaltung mit aktivem Zuhören, Verbalisierung emotionaler Erlebens-Inhalte, vertrauensfördernder Anteilnahme und präzisierenden, aber nicht bohrenden Fragen und Bedeutungs-Klärungen: „ Was macht das Ihnen aus? „Welchen Wert hat das für Sie?“ „Wieso kränkt sie das so sehr?“. Die Rat-Suchenden werden darin unterstützt, ihre Probleme, Schwierigkeiten, Störungen „wahr“-zunehmen, sie einzusehen, dazu zu stehen: „So ist es“, sie zu akzeptieren. Die Begleitenden stellen einen echten Kontakt und eine Vertrauens-Basis zum/zur Rat-Suchenden her. Sie unterstützen, fördern das „Aussprechen“ des Problems. Sie geben Gelegenheit zur agierenden Darstellung der Problem-Situation (z. B. in szenisch-dialogischen Arrangements). Sie hören aufmerksam und verständnisvoll zu. Sie decken Widersprüche auf und konfrontieren liebevoll, ohne dabei besserwisserisch und parteiisch zu wirken und ohne unnötig Scham-Gefühle zu aktivieren.. Selbstblockierungen (mit einem Fuß auf dem Gas, mit dem anderen auf der Bremse), Destruktivität, Resignation, Beharren auf Defiziten und andere veränderbare SelbstBegrenzungen werden behutsam angesprochen. Begleitende führen keine Monologe und stellen Fragen - wenn überhaupt - als offene Probleme und begründen ihre Fragestellung. Probleme eingrenzend klären Wesentliche Problem-Punkte werden gemeinsam zusammengefasst. Eventuell wird die Problem-Vielfalt auf einen oder wenige wichtige, bearbeitbare Problem-Bereiche begrenzt. Die Rat-Suchenden wählen das gegenwärtig für sie bedeutsamste oder, falls dieses zu ängstigend erscheint, das gegenwärtig schon zu bearbeitende Problem aus, um es gründlich zu analysieren. Gegebenenfalls wird an dieser Stelle der/die Rat-Suchende an andere Zuständige weitergeleitet. Die Begleitenden helfen, das ausgewählte Problem zu klären, indem sie sachlogische und psychologische Seiten des Problems auseinanderhalten. indem sie Tatsachen und Meinungen trennen. indem zusammen mit dem/der Betroffenen seine/ihre Motive des (Re-) Agierens auf die Beteiligten erforschen. indem sie dem/der Rat-Suchenden zu einer Gewichtung der Problem-Faktoren verhelfen. VS2 Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 1 VS2 Evtl. wird die Symptomatik unter variierten, bewusst gestalteten Umständen verschrieben Die Symptomatik (Zwang, Angst, Depression, Lern-Schwierigkeit, VerhaltensAuffälligkeit) sitzt bei der Rat suchenden Person im Vordergrund. Die Rat suchende Person möchte in der Regel durch die Begleit-Person von ihrer Symptomatik befreit werden: „Machen Sie mir meine Angst, meine Lern-Störung, mein Sucht-Problem weg.“ Fallen Begleitende in der Gegenübertragung auf dieses Allmachts-Angebot herein, dann bildet sich parallel das druckmachende Ohnmachts-Erleben: „Ich fühle mich von den Anliegen überfordert, weil ich ohne tätige Mitarbeit der RatSuchenden sowieso nichts ändern kann.“ Registriert die Rat suchende Person diesen unbehaglichen Druck, so ist zu ihrer Entlastung eine Verschreibung des Symptoms angesagt. Durch seine Verschreibung kann das Symptom in den Hintergrund treten. Die Begleit-Person wird frei, den aktuellen und vergangenen interaktionellen Kontext der Beschwerden mit der Rat suchenden Person herauszuarbeiten. Drei Stufen des Umgangs mit der Symptomatik: 1. 2. 3. Akzeptieren, dass Rat-Suchende Dinge nicht tun können, vor denen sie Angst haben. Wollen Rat-Suchende etwas ändern, was sie nicht können, geraten sie in die „Ja-aber-Falle“. Dadurch, dass die Rat-Suchenden aufgefordert werden, ihre Symptomatik nur bewusster wahrzunehmen (Verschreibung), deren Funktion nur zu verstehen zu versuchen, sie nicht aber zu unterdrücken oder zu verändern, schafft man die Voraussetzung für die Erfahrung der RatSuchenden, dass sie etwas tun können mit der Symptomatik. Sie werden auf diesem Weg in ein aktives, verantwortliches Verhältnis zur Symptomatik hineingeführt. Erst später können Aufgaben an die Rat-Suchenden gestellt werden, trotz und mit der Angst etwas zu tun. Konstruktiver Umgang mit der Symptomatik 2 VS2 Bei diesem Vorgehen der Symptom-Verschreibung wird anerkannt, dass die Symptomatik eine wichtige Funktion im Leben der Ratsuchenden hat oder hatte. Und derartige Funktionen sollte man nicht leichtfertig ändern. Man sollte Einstellungen und Verhaltensweisen erst dann aufgeben, wenn man wirklich davon überzeugt ist, dass etwas anderes für die Bewältigung gegenwärtiger Lebensaufgaben besser ist: „Im Augenblick sehe ich nicht, was sie anderes tun könnten, als sich genau anzusehen, wann genau das Symptom auftritt, wann es stärker und wann es schwächer in Erscheinung tritt.“ Durch Verschreibung wird bislang spontanes Verhalten unter die Kontrolle der Rat suchenden Person gestellt. Wenn bislang scheinbar unkontrollierbar ablaufendes Verhalten unter die Kontrolle des Bewusstseins (des Ich) gestellt wird und wenn von der Rat suchenden Person Unterschiede in der Symptom-Intensität festgestellt werden können, sind die Grundlagen für Veränderung in Richtung auf Selbst-Unterstützung als Voraussetzung für Gesundung gelegt. Beispielsweise kann häufiges Streiten von Partnern durch Verschreibung fester StreitTermine, in denen Unterschiede offen ausgetragen werden, in sinnvolle regelmäßige Aussprache-Rituale verwandelt werden. Die jeweiligen Verschreibungs-Aufgaben müssen passen, plausibel begründet sein, und es muss gewährleistet sein, dass sie auch erledigt werden: „Was ist gegenwärtig möglich für dich/euch?“ Veränderungs-Ziele herausarbeiten und Einvernehmen darüber erzielen VS2 Menschen können sich nur verändern, wenn sie wissen, wohin sie gehen wollen und wenn sowohl Richtung als auch Ziel attraktiv erscheinen. Der Blick der Rat-Suchenden muss dazu von den Symptomen weg, von der Besetzung (Präokkupation) durch das Negative auf Interaktionelles (Umgang mit sich selbst oder mit anderen) und Dialoge gelenkt werden. Dazu kann genutzt werden, dass die Symptomatik in ihrer Ausprägung Schwankungen unterworfen ist: „Mit den Beschwerden verhält es sich sicherlich manchmal besser und manchmal schlechter? In welchen Situationen genau geht es dir besser?“ Die Zielsetzung sollte möglichst konkret und spezifisch sein und sich auf das beziehen, was die Rat suchende Person selbst für sich tun kann. Die Ziele sollten so sinnlich-konkret (optisch, akustisch, Gefühle und Empfindungen, Geruch und Geschmack) herausgearbeitet werden, dass sie schon als realisiert erscheinen. Die Ziel- und Qualitäts-Kriterien sollten kontrollierbar formuliert werden, indem sie auf der Verhaltensebene durch andere registrierbar sind: „Woran würdest du oder die Menschen in deiner Umgebung merken, dass du dein Ziel erreicht hast?“ Diese Zielfindung übt eine organisierende Wirkung auf Veränderungs-Prozesse aus. Wenn man weiß, was man verändern muss und dies auch will, kann man ein Ziel erreichen. Ideen zur Problem-Lösung sammeln VS2 In dieser Phase des Begleit-Prozesses ist es wichtig, dass die Rat suchende Person ihre Wahl-Möglichkeiten erlebt. Begleitende unterstützen, die Initiative bei den Rat-Suchenden lassend, behutsam bei der Klärung des Problem-Lösungs-Ziels, bei der Sammlung der ersten Vorschläge zur Problem-Bearbeitung aus der Sicht des/der Rat-Suchenden, bei der Ausweitung des Lösungsspektrums bei zu geringer Wahlmöglichkeit und bei der Eingrenzung auf akzeptable Lösungswege. Indem die Rat-Suchenden mit Unterstützung der Begleitenden vorschnelle Urteile und Bewertungen der Lösungs-Ideen zurückstellen, können sie sich für neue, fremdartige, aber dennoch innerhalb ihrer Möglichkeiten liegende Lösungs-Wege öffnen. Wichtig ist es, in dieser Phase nicht gegen die Veränderungs-Widerstände anzugehen, sondern diese zu „umtanzen“, mit ihnen frei und durchaus humorvoll, nicht aber witzig zu spielen. Die Begleitenden lassen die Rat-Suchenden ihre Ziele und Lösungs-Möglichkeiten weitgehend selbst finden, fordern sie zur Selbst-Beurteilung und Selbst-Entscheidung in Bezug auf die Ziel- und Lösungs-Auswahl auf, geben Hilfen zur Selbst-Hilfe des/der Betroffenen. Auf den künftigen Lösungs-Zustand einstellen VS2 Die Rat-Suchenden werden auf die Lösung Ihres Problems eingestellt, indem ihnen durch entsprechende Fragen eine konkrete Gesundungs- bzw. Problemlösungs-Fantasie induziert wird. Durch Einbeziehen anderer im Zusammenhang mit den Störungen oder Beschwerden als wichtig erscheinender Menschen (Familie, Freunde, Kolleg/-innen im Betrieb usw.) wird das Symptom in einen interaktionellen Kontext gestellt: „Was würden wichtige andere sagen, wenn sich dein Problem/Symptom/Verhalten verändert?“ Dadurch dass die Rat-Suchenden in einen Zustand der konkreten Vorwegnahme (Antizipation) der Problem- oder Symptom-Freiheit (morgen, in zwei oder fünf Jahren) versetzt werden, kann die Besetzung durch das ungelöste Problem oder Symptom beiseite gestellt werden. Beantwortung der „Wunder-Frage“ durch die Rat suchende Person: „Stell dir vor, du wachst morgen früh auf und deine Beschwerden sind weg, deine Probleme sind gelöst: Woran würden das die (wichtigen) Menschen in deiner Umgebung merken? Was wäre in deren Augen in deinem Aussehen und Auftreten anders? Wie sähe dein Tag ganz konkret anders aus? Wie anders würdest du dich gegenüber anderen verhalten?“ Hineinversetzen in die vorstellbare Zukunft: „Du triffst diesen Menschen nach fünf Jahren wieder. Du hast inzwischen deine Probleme geklärt und gelöst und bist wieder gesund und gut drauf. Was würde der Mensch von dir halten und zu dir sagen?“ In die Problem-Bewältigung einsteigen VS2 Zum Einstieg in die Problem-Bewältigung kann ein Diskrepanz-Erleben in den Bereichen Verstand, Gefühl und Körper-Empfinden aufgebaut werden. Dazu fordert die Begleit-Person die Rat suchende Person auf, nach Ausnahme-Situationen im Hinblick auf das Problem oder die Beschwerden jetzt und früher zu suchen: „Wann sind Ihre Probleme oder Symptome etwas weniger, wann sogar gar nicht?“ Der Blick wird auf die kleinen (positiven) Veränderungen gerichtet, indem die Rat-Suchenden aufgefordert werden zu beobachten, welche Situationen ihnen gut tun: „Wann gab es eine im Zusammenhang mit ihrer Problem-Situation gute Situationen, von der Sie dachten: ‘Das sollte häufiger mal so sein?‘ “ An diese vergleichsweise positiven Erfahrungen wird angeknüpft und der Transfer in die gegenwärtige Alltags-Situation gefördert: „Was könnten Sie tun, um wieder in den Zustand zu kommen, in dem Sie neulich waren, als es Ihnen leichter von der Hand und besser ging?“ Die Begleitenden unterstützen die Rat-Suchenden bei der Formulierung persönlicher Ziele und Visionen und dabei, Zugang zu ihrer Intuition und Kreativität zu finden. Erste konkrete Handlungs-Schritte auf dem Weg zur Problem-Bewältigung werden ausgewählt und möglicherweise in szenisch-dialogischen Arrangements geprobt und verändert. Rat-Suchende begreifen den Lösungs-Weg als Prozess des Umlernens oder Neulernens in konkreten kleinen Handlungen. Sie planen die Reihenfolge dieser ersten Veränderungs-Schritte und deren (Selbst-) Kontrolle. Begleitende unterstützen insbesondere dabei, die Veränderungs-Schritte klein und konkret zu halten, damit Erfolgs-Erleben möglich werden. Begleitende treffen mit Rat-Suchenden möglichst konkrete Ziel-, Qualitäts- und KontrollVereinbarungen und vereinbaren Unterstützung und bestimmte Kontroll-Schritte in Hinblick auf Problem-Bewältigung. Körper und Bewegung einbeziehen VS2 Das Problem, der Konflikt kann möglicherweise im Körper gespürt werden: „Wo genau im Körper zeigt sich das Problem wie?“ Das Körper-Erleben, z. B. eines Symptoms, kann durch Bewusstheit („Spür da mal hin.“), verbunden mit Intensivierung und/oder Verlangsamung der sich andeutenden Bewegung, mit Grounding-Übungen, mit Vertiefung der Atmung, möglicherweise über Massage intensiviert werden. Möglich ist auch eine Identifizierung mit dem betroffenen Symptom („Lass die Enge in der Brust zu dir sprechen. Was sagt sie dir?“) oder dem sich bewegenden Körperteil („ Was sagen deine Hände?“). Von der Taubheits-, Druck-, Spannungs- oder Bewegungs-Impuls-Empfindung (Empfindungen sind Signale für Gefühle) geht es zum Gefühl, weiter zum GefühlsAusdruck („Was wollen deine Hände machen? Finde Töne oder Worte zur Bewegung deiner Hände.“) und schließlich zur Herstellung eines biografischen Bezuges zwischen Gefühl und Bezugs-Personen („Wem gelten diese Bewegungen deiner Hände? An wen richten sich deine Worte?“). Aus dem biografischen Bezug können Schlüssel-Szenen herausdestilliert werden. („Wie war das damals, als du am liebsten diese Worte an deinen Vater gerichtet hättest, es aber nicht konntest und durftest, weil du klein und abhängig warst? Wann war das? Wo war das? Wer war beteiligt?“) Diese Schlüssel-Szenen können unter Bezug auf den Körper (Biodrama) reinszeniert werden, wobei eine Retraumatisierung verhindert werden sollte („Sag stopp oder geh aus der Szene, wenn es dir zu viel wird.“). Konstruktive, heilsame Alternativen zum Erleben und Verhalten in der Schlüssel-Szene sollten für eine bessere Zukunft erarbeitet werden. Regression im Dienste der Progression BeziehungsErfahrungen des inneren Kindes Was war und ist einschränkend? Was war und ist förderlich? BeziehungsErleben und – Verhalten in der Gegenwart als Erwachsener VS2 Es geht um die Unterscheidung zwischen dem, was das innere Kind in der Vergangenheit an Beziehungs-Erfahrungen im Kontext seines Herkunfts-(Familien-) Systems gewonnen hat, und dem, was heute für den erwachsenen Menschen ein sinnvolles, nützliches, Beziehungen stiftendes Erleben und Verhalten wäre. In das Erleben des inneren Kindes kann mit Hilfe sanfter gebundener Atmung (Rebirthing-Atmung) und Suggestionen (Hypno-Therapie) hineingeführt werden. Es geht darum, die kindlichen Anteile und die einst in Kontakt mit den primären Bezugs-Personen implizit und meist schon vorsprachlich erlernten und deshalb vom Bewusstsein abgetrennten ReaktionsMuster (affektmotorische Schemata, Mikropraktiken) kennenzulernen, um sie in einem experimentellen Prozess schrittweise verändern zu können. Die frühe frustrierende, verletzende Erfahrung (Mikro- und Makrotraumata) muss in den meisten Fällen durch erlaubende, nachnährende und Halt gebende neue Erfahrungen (z. B. Kopf halten oder sanfte Kontur gebende Massagen) mit alternativen BezugsPersonen („guter Vater“ und „gute Mutter“) korrigiert werden im Sinne von alternativen Lebens-Entwürfen. Kindliche Erfahrungen gilt es zu verstehen und zu verarbeiten, um erwachsen im Sinne von Selbst-Verantwortung werden zu können. Den Veränderungs-Impuls dämpfen und mögliche Rückfälle voraussagen Es geht wiederum um das Veränderungs-Paradox: Weil man schnelle Änderungen haben will, muss man Geduld induzieren: „Dein Symptom ist zwar schlimm und anstrengend für dich, aber Veränderung braucht Zeit.“ Die Rückfall-Vorhersage ist erforderlich, damit die ratsuchende Person nicht erschrickt, wenn die Symptome wieder auftreten. Die Ratsuchenden müssen lernen, aufmerksam und gelassen mit den Symptomen umzugehen. Die Erfahrung des Abklingens der Symptome muss sich erst im Bewusstsein stabilisieren. Hoffnung kann gelernt werden. Die Symptome, die störenden Erlebens- und Verhaltens-Weisen werden ständig im Repertoire der Person bleiben, denn im Seelischen geht nichts unter: „Du kannst dir die Beschwerden oder Störungen machen, wenn du sie brauchst. Die Beschwerden kannst du auch als ein Signal ansehen, dass irgendetwas an deiner Lebens-Führung nicht in Ordnung ist.“ VS2 Erzielte Erfolge verstärken Die erreichten kleinen Veränderungs-Schritte müssen gesichert, das Erreichte muss gewürdigt werden. Das oft vor den Rat-Suchenden verborgene Lösungs-Muster sollte herausgearbeitet werden: „Wie hast du das geschafft, dass du in der letzten Woche in den und den Zeiträumen weniger Beschwerden (Lernprobleme) hattest? Wie waren die besonderen Umstände? Welche Personen waren beteiligt? Was genau hast du getan oder im Unterschied zu sonst unterlassen?“ „Wie du geschildert hast, ist es dir gelungen, an zwei Tagen in der letzten Woche weniger Beschwerden zu haben, und zwar waren das Situationen, in denen du offensichtlich ...“ Verhaltens-Aufgaben können diesen Schritt abrunden: „Versuch doch mal, in der nächsten Woche mehr von diesem und weniger von jenem zu zeigen.“ VS2 Umgang mit Widerstand und Rückmeldungen zum Begleit-Verlauf VS2 Kommt es zu Blockierungen im Prozess der Entwicklungs-Begleitung, ist MetaKommunikation erforderlich: Wie erlebe ich mich/dich gerade? Wie geht es mir/dir gerade? Wie habe ich mich/dich während der Sitzung(en) erlebt? Wie geht es uns miteinander? Inwieweit und an welchen Stellen, bei welchen Angeboten ging es dir gut mit mir (positive Erfahrungen und Übertragungen)? Inwieweit und an welchen Stellen, bei welchen Angeboten ging hattest du Schwierigkeiten mit mir (negative Erfahrungen und Übertragungen)? Es kann erforderlich sein, mehr Wertschätzungen ausdrücken: Es freut mich, dass du meine Angebote positiv erlebt hast. Es freut mich, dass ich dich unterstützen konnte. Bitte beachte, was du heute für dich getan und geleistet hast. Widerstand und Abwehr sind nach Möglichkeit als Ressourcen zu deuten und so für den Prozess zur Verfügung zu stellen. Es gilt, die unterschiedlichen psycho-sozialen und körperlichen Abwehr-Phänomene zu beachten und durch Angebote der Psychoedukation, der Bewegungs- und KontaktExperimente, der Selbst-Erkundung etc. Aufzulösen. Mögliche negative Übertragungen sollten im Hier-und-Jetzt geklärt werden. Abschluss der Entwicklungs-Begleitung Möglichst ein separates Treffen: Besprechung des gesamten Begleit-Verlaufes, Reflexion der Veränderungen und der Ziel-Umsetzung. Gegebenenfalls Transfer-Vertrag: Welche Maßnahmen werden von der Rat suchenden Person weiter allein umgesetzt? Wann erfolgt ein einzelner weiterer Termin? (z. B. in einem halben Jahr) VS2 Klassifikation leibseelischer Störungen (ICD 10) F0 Organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen F1 Störungen durch psychotrope Substanzen F2 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen F3 Affektive Störungen F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 1 F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 2 F5 Verhaltens-Auffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren F6 Persönlichkeits- und Verhaltens-Störungen F7 Intelligenz-Störung F8 Entwicklungs-Störungen F9 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend Zeit-Kriterium Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter GesundheitsProbleme (ICD, englisch International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems) ist das wichtigste, weltweit anerkannte Diagnose-Klassifikations-System, von der WeltGesundheits-Organisation (WHO) herausgegeben. Einteilungs-Kriterien wechseln zwischen Ätiologie (Entstehungs-Bedingungen, Ursachen) und Pathologie (Krankheits-Symptome, Syndrome). F0 Organische einschließlich symptomatischer psychischer Störungen ICD F00 Demenz bei Alzheimer-Krankheit F01 Vaskuläre Demenz F02 Demenz bei anderenorts klassifizierten Krankheiten wie Morbus Pick, CreutzfeldtJakob-Krankheit, Chorea Huntington, primäres Parkinson-Syndrom, multiple Sklerose, Vitamin-B12 Mangel, Epilepsie, erworbene Hypothyreose, Neurosyphilis, chronische Intoxikationen, Hyperkalziämie, Lupus, zerebraler Lipid- (Blutfett) Stoffwechselstörung, HIV - unbehandelt F04 Organisches amnestisches Syndrom, nicht durch Alkohol oder andere Drogen bedingt (Korsakow-Syndrom) F05 Delir, nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen bedingt F06 Andere Psychische Störungen aufgrund einer Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns wie F06.0 Organische Halluzinose F06.1 organische katatone Störung F06.2 organische wahnhafte (schizophrenoforme) Störung F06.3 organische affektive Störung F06.4 organische Angststörung F06.5 organische dissoziative Störung, F06.6 organische emotional labile (asthenische) Störung F06.7 leichte kognitive Störung F07 Persönlichkeits- und Verhaltensstörung aufgrund Krankheit, Schädigung oder Funktionsstörung des Gehirns F07.0 organische Persönlichkeitsstörung F07.1 postenzephalitisches Syndrom F07.2 organisches Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma F1 Störungen durch psychotrope Substanzen ICD F10 Alkohol (Unterteilung in der vierten Stelle von .0 bis .7 gilt auch für die anderen Substanz-Gruppen) F10.0 Akute Intoxikation (akuter Rausch inkl. pathologischen Rauschs) F10.1 Schädlicher Gebrauch F10.2 Abhängigkeitssyndrom F10.3 Entzugssyndrom F10.4 Entzugssyndrom mit Delir F10.5 Psychotische Störung (z. B. Halluzinose) F10.6 Amnestisches Syndrom (Korsakow-Syndrom) F10.7 Restzustand (Residualzustand) und verzögert (protrahiert) auftretende psychische Störung F11 Opioide F12 Cannabinoide F13 Sedativa und Hypnotika F14 Kokain F15 Stimulanzien incl. Koffein F16 Halluzinogene F17 Tabak F18 Flüchtige Lösungsmittel F2 Schizophrenie, schizotype und wahnhafte Störungen F20 ICD Schizophrenie F20.0 F20.1 F20.2 F20.3 F20.4 F20.5 F20.6 paranoide Schizophrenie hebephrene Schizophrenie katatone Schizophrenie Undifferenzierte Schizophrenie Postschizophrene Depression Schizophrenes Residuum Schizophrenia simplex F21 Schizotype Störung (zählt auch zu den Persönlichkeits-Störungen wie unter F6) F22 Anhaltende wahnhafte Störungen F22.0 Wahnhafte Störung zu den Persönlichkeits-Störungen (wie unter F6) F22.8 sonstige anhaltende wahnhafte Störungen (z. B. Involutions-Störungen, Querulantenwahn, Dysmorphophobie) F23 Akute vorübergehende psychotische Störungen F24 Induzierte wahnhafte Störung (folie à deux) F25 Schizoaffektive Störungen als F25.0 F25.1 F25.2 gegenwärtig manisch, gegenwärtig depressiv gemischt (zyklische Schizophrenie) F3 Affektive Störungen F30 Manische Episode F30.0 F30.1 F30.2 F31 bipolare affektive Störung/Psychose gegenwärtig F31.0 F31.1 F31.2 F31.3 F31.4 F31.5 F31.6 F31.7 hypomanische Episode manische Episode ohne psychotische Symptome manische Episode mit psychotischen Symptomen leichte oder mittelgradige depressive Episode schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen gemischte Episode remittierend F32 Depressive Episode F33 Hypomanie Manie ohne psychotische Symptome Manie mit psychotischen Symptomen F32.0 F32.1 F32.2 F32.3 F32.8 leicht mittelgradig schwer ohne psychotische Symptome schwer mit psychotischen Symptomen sonstige inkl. somatische (larvierte) Depression Rezidivierende depressive Störung gegenwärtig F33.0 F33.1 F33.2 F33.3 F33.4 leichte Episode mittelgradige Episode schwere Episode ohne psychotische Symptome schwere Episode mit psychotischen Symptomen remittierend F34 Anhaltende affektive Störungen F34.0 F34.1 Zyklothymia Dysthymia (zählt auch zu den Persönlichkeits-Störungen wie unter F6) ICD F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 1 F40 F41 Phobische Störungen F40.0 F40.00 F40.01 F40.1 F40.2 Andere Angststörungen F41.0 F41.1 F41.2 F42 Panik-Störung (episodisch paroxysmale Angst) Generalisierte Angst-Störung Angst und depressive Störung, gemischt Zwangsstörung F42.0 F42.1 Agoraphobie ohne Panikstörung mit Panikstörung soziale Phobien Spezifische isolierte Phobien (Akro-Phobie, Klaustro-Phobie, Tier-Phobien) Vorwiegend Zwangs-Gedanken oder Grübel-Zwang Vorwiegend Zwangs-Handlungen (Zwangs-Rituale) F43 Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungs-Störungen F43.0 F43.1 F43.2 F43.20 F43.21 F43.22 F43.23 F43.24 Akute Belastungs-Reaktion Posttraumatische Belastungs-Störung Anpassungs-Störungen mit kurzer depressiver Reaktion mit längerer depressiver Reaktion Angst und depressive Gefühle gemischt Beeinträchtigung von anderen Gefühlen, z. B. Trauer Sozialverhalten beeinträchtigt ICD F4 Neurotische, Belastungs- und somatoforme Störungen 2 F44 ICD Dissoziative Störungen (Konversions-Störungen) F44.0 F44.1 F44.2 F44.3 F44.4 F44.5 F44.6 F44.81 Dissoziative Amnesie Dissoziative Fugue Dissoziativer Stupor Trance und Besessenheits-Zustände Dissoziative Bewegungs-Störungen Dissoziative Krampf-Anfälle Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungs-Störungen multiple Persönlichkeit(s-Störung) F45 Somatoforme Störungen F45.0 Somatisierungs-Störung F45.1 undifferenzierte Somatisierungs-Störung F45.2 hypochondrische Störung F45.3 somatoforme autonome Funktions-Störung (z. B. Da-Costa-Syndrom, Herz- und Magen-Neurose) F45.4 Anhaltende somatoforme Schmerz-Störung F45.5 Sonstige somatoforme Störungen (z. B. Zähne-Knirschen, globus hystericus als Kloß im Hals) F48 andere neurotische Störungen F48.0 Neurasthenie (Ermüdungs-Syndrom) F48.1 Depersonalisations- und Derealisations-Syndrom (nicht schizophren, depressiv, phobisch oder Zwang) F5 Verhaltensauffälligkeiten mit körperlichen Störungen und Faktoren F50 F51 Essstörungen F50.0 Anorexia nervosa F50.1 atypische Anorexia nervosa F50.2 Bulimia nervosa F50.3 atypische Bulimia nervosa F50.4 Essattacken bei anderen psychischen Störungen F50.5 Erbrechen bei anderen psychischen Störungen Nichtorganische Schlafstörungen F51.0 F51.1 F51.2 F51.3 F51.4 F51.5 Nichtorganische Insomnie Nichtorganische Hypersomnie Nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus Schlafwandeln (Somnambulismus) Pavor nocturnus Alpträume (Angstträume) F52 Sexuelle Funktionsstörungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit F53 Psychische oder Verhaltens-Störungen im Wochen-Bett, anderenorts nicht klassifiziert F54 Psychologische Faktoren oder Verhaltensfaktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten (z. B. Asthma, colitis ulcerosa, Dermatitis, Magen-Ulkus) F55 Schädlicher Gebrauch von nichtabhängigkeitserzeugenden Substanzen ICD F6 Persönlichkeits- und Verhaltens-Störungen F60 ICD Spezifische Persönlichkeits-Störungen F60.0 Paranoide Persönlichkeits-Störung F60.1 Schizoide Persönlichkeits-Störung F60.2 Dissoziale Persönlichkeits-Störung F60.3 Emotional instabile Persönlichkeits-Störung: F60.30 Impulsiver Typ und F60.31 BorderlineTyp F60.4 Histrionische Persönlichkeits-Störung F60.5 Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeits-Störung F60.6 Ängstliche (vermeidende) Persönlichkeits-Störung F60.7 Abhängige (asthenische) Persönlichkeits-Störung F60.8 Sonstige spezifische Persönlichkeits-Störungen (z. B. exzentrisch, haltlos, narzisstisch, passiv-aggressiv, unreif) F61 Kombinierte und andere Persönlichkeits-Störungen F62 Andauernde Persönlichkeitsänderungen, nicht Folge einer Schädigung oder Krankheit des Gehirns F63 F62.0 F62.1 F62.8 F62.80 Andauernde Persönlichkeits-Änderung nach Extrem-Belastung Andauernde Persönlichkeits-Änderung nach psychischer Krankheit sonstige andauernde Persönlichkeits-Veränderungen andauernde Persönlichkeits-Veränderung bei chronischem Schmerz-Syndrom Abnorme Gewohnheiten und Störungen der Impulskontrolle F63.0 F63.1 F63.2 F63.3 Pathologisches Spielen Pathologische Brandstiftung (Pyromanie) Pathologisches Stehlen (Kleptomanie) Trichotillomanie F64 Störungen der Geschlechtsidentität F65 Störungen der Sexualpräferenz F66 Psychische und Verhaltens-Störungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung F68 Andere Persönlichkeits- und Verhaltens-Störungen (z. B. Renten-Neurose, Münchhausen-Syndrom) F7 Intelligenz-Störung .0 Keine oder geringfügige Verhaltensstörung .1 Deutliche Verhaltensstörung, die Beobachtung und Behandlung erfordert F70 Leichte Intelligenzminderung (Debilität) F71 Mittelgradige Intelligenzminderung F72 Schwere Intelligenzminderung F73 Schwerste Intelligenzminderung F74 Dissoziierte Intelligenz ICD F8 Entwicklungs-Störungen F80 Umschriebene Entwicklungs-Störungen des Sprechens und der Sprache F80.0 F80.1 F80.2 F80.3 F80.8 Artikulations-Störung Expressive Sprach-Störung Rezeptive Sprach-Störung Erworbene Aphasie mit Epilepsie (Landau-Kleffner-Syndrom) sonstige Entwicklungs-Störungen des Sprechens und der Sprache (z. B. Lispeln) F81 Umschriebene Entwicklungs-Störungen schulischer Fertigkeiten F81.0 F81.1 F81.2 F81.3 Lese- und Rechtschreib-Störung Isolierte Rechtschreib-Störung Rechen-Störung Kombinierte Störungen schulischer Fertigkeiten F82 Umschriebene Entwicklungs-Störung der motorischen Funktionen F83 Kombinierte umschriebene Entwicklungs-Störungen F84 Tief greifende Entwicklungs-Störungen ICD F84.0 F84.1 F84.2 F84.3 F84.4 F84.5 Frühkindlicher Autismus Atypischer Autismus Rett-Syndrom Andere Desintegrative Störung des Kindesalters (z. B. dementia infantilis) überaktive Störung mit Intelligenz-Minderung und Bewegungs-Stereotypien Asberger-Syndrom F9 Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F90 F91 F92 F93 F94 F95 F98 Hyperkinetische Störungen F90.0 F90.1 Einfache Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung Hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens Störungen des Sozialverhaltens F91.0 F91.1 F91.2 F91.3 Auf den familiären Rahmen beschränkte Störung des Sozialverhaltens bei fehlenden sozialen Bindungen bei vorhandenen sozialen Bindungen mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten Kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen F92.0 F92.1 mit depressiver Störung sonstige kombinierte Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen Emotionale Störungen des Kindesalters F93.0 F93.1 F93.2 F93.3 F93.4 mit Trennungsangst des Kindesalters Phobische Störung des Kindesalters mit sozialer Ängstlichkeit des Kindesalters mit Geschwisterrivalität sonstige Emotionale Störungen des Kindesalters (z. B: Identitätsstörung, Überängstlichkeit) Störungen sozialer Funktionen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F94.0 F94.1 F94.2 Elektiver Mutismus Reaktive Bindungsstörung des Kindesalters Bindungsstörungen des Kindesalters mit Enthemmung Ticstörungen F95.0 F95.1 F95.2 Vorübergehende Ticstörung (weniger als 12 Monate) Chronische motorische oder vokale Ticstörung Kombinierte vokale und multiple motorische Tics (Tourette-Syndrom) Andere Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend F98.0 F98.1 F98.2 F98.3 F98.4 F98.5 F98.6 F98.8 Nichtorganische Enuresis Nichtorganische Enkopresis Fütterstörung im frühen Kindesalter Pica im Kindesalter Stereotype Bewegungsstörungen Stottern (Stammeln) Poltern sonstige wie Daumenlutschen, Nägelkauen, Nasebohren, exzessive Masturbation ICD Zeit-Kriterium 1 Plötzlicher Beginn – oft nur Minuten, manchmal länger, wiederkehrend Direkte Reaktion auf ein Ereignis, innerhalb von Stunden oder Tagen abklingend Plötzlicher Beginn innerhalb von Stunden oder wenigen Tagen 2 bis 7 Tage Nur wenige Tage, gelegentlich auch lange Zeiträume Nach 8 Stunden, Höhepunkt nach 24 bis 48 Stunden, Abklingen bis zu 2 Wochen bis 10 Tage 1. oder 2. Woche des Wochenbettes Beginn und Dauer bis zu einem Jahr länger als 2 Wochen an den meisten Tagen Zwangs-Gedanken oder -Handlungen länger als 2 Wochen herabgestimmt 3 bis 4 Wochen, nicht länger als 4 Monate Mindestens 3 Mal pro Woche innerhalb eines Monats täglich mindestens 1 Monat lang Unter einem Monat Symptome fast ständig während eines Monats oder länger deutlich vorhanden ICD Attacken im Rahmen der Panikstörung (F41.0) akute Belastungs-Reaktion (F43.0) Manie (F30) Alkohol-Delir (Intoxikation F10.0 / Entzug F10.4) dissoziative Fugue (F44.1) Opium-Entzug (F11.3) Entzugs-Delir bei Barbituraten und Benzodiazepin-Tranquilizern (F13.3) psychische oder Verhaltens-Störungen im Wochenbett (F53) Zwangs-Störung (F42) depressive Episode (F31.3 – F31.5, F32 und F33) Einnahme von Barbituraten, Benzodiazepin-Tranquilizern nichtorganische Insomnie (F51.0) nichtorganische Hypersomnie (F51.1), nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus (F51.2) akute schizophrenoforme Störung Gruppe 1 - 4 min. ein deutliches Symptom, min 2 Symptome der Gruppen 5 – 8 Schizophrenie (F20) Zeit-Kriterium 2 Innerhalb eines Monats nach Beginn der Belastungssituation und nicht länger als 6 Monate nicht länger als 1 Monat Latenzzeit von Wochen bis Monaten, spätestens bis Monate nach Trauma wenige Wochen bis Monate wenige Wochen bis viele Monate Mindestens mehrere Wochen, meist mehrere Monate die meisten Stunden am Tag länger als 3 Monate und eindeutig auf die Person bezogen, kein subkulturelles Phänomen 4 bis 12 Monate bis zu 6 Monaten ohne Bewusstseinsstörung als mit Bewusstseinsstörung als länger als 6 Monate länger als 6 Monate ICD Anpassungs-Störungen (F43.2) Anpassungs-Störung mit kurzer depressiver Reaktion (F43.20) posttraumatische Belastungs-Störung (F43.1) Alkoholhalluzinose (F10.5) rezidivierende depressive Störung (F33) generalisierte Angststörung (F41.1) anhaltende wahnhafte Störung (F22) unbehandelte depressive (F32) und manische (F30) Episoden (manische meist kürzer) akutes organisches Psychosyndrom (meist reversibel) Durchgangssyndrome wie das organisch amnestische Syndrom (F04), organische Halluzinose (F06.0), organisch katatone Störung (F061), organisch wahnhafte Störung (F06.2), organisch manisches oder depressives Syndrom Delir, nicht durch Alkohol und Substanzen bedingt (F05), amentielles Syndrom (Verwirrtheit), Dämmerzustand Pseudoneurasthenisches Syndrom (Erschöpfung), organische Persönlichkeits-Veränderung bis hin zur Demenz (chronisches hirnorganisches Psychosyndrom) (F00 – F02) anhaltende somatoforme Schmerz-Störung (F45.4) Zeit-Kriterium 3 länger als 1 Monat, aber nicht länger als 2 Jahre länger als 2 Jahre 3 bis 5 Jahre kurz bis 30 Jahre 60 Stunden 24 Stunden langjährig bis lebenslang ICD Anpassungs-Störung mit längerer depressiver Reaktion (F43.21) Zyklothymia (F34.0) Dysthymia (F34.1) Somatisierungs-Störung (F45.0) Zyklen der affektiven Psychosen Suizid-Erwägung Ambivalenzphase bei Suizid Finale Entschlussphase bei Suizid spezifische Persönlichkeits-Störungen (F60) Störung leibseelischer Elementar-Funktionen (EF) Formale Denk-Störungen Inhaltliche Denk-Störungen Wahrnehmungs-Störungen Ich-Erleben und Ich-Störungen Störungen der Affektivität Störungen des Antriebs und der Psychomotorik Bewusstseins- und Orientierungs-Störungen Aufmerksamkeits- und Gedächtnis-Störungen Formale Denk-Störungen (FDS) Definitionen Psychosen und Depression Schizophrenie 1 Schizophrenie 2 Manie EF Definitionen FDS Definition von Denken: Zentrale Ich-Funktion im Zusammenhang mit vorstellen und urteilen. Denken äußert sich in Sprache und Schrift (nur darin beurteilbar!), wird gesteuert von Wahrnehmungen, Assoziationen und Denk-Zielen und setzt die Verfügung über Gesprächs-Inhalte voraus. Störungen des Denkens: Störungen des Denkens sind einerseits in Bezug auf den formalen Denk-Vorgang möglich, also auf das „Wie" des Denkens (formale Denk-Störung), anderseits auf den Gedanken-Inhalt, also auf das „Was" (inhaltliche DenkStörung). Definition der formalen Denk-Störung: Subjektive (also nur vom Betroffenen erlebt) oder objektiv (also messbare bzw. von anderen wahrnehmbare) Veränderungen und Abwandlungen des normalen DenkVorgangs. Formale Denk-Störungen sind nicht krankheitsspezifisch. Psychosen und Depression FDS Hemmung des Denkens/gehemmtes Denken: Der Betroffene empfindet sein Denken als erschwert hinsichtlich des Tempos, des Inhalts und der Zielsetzung. Er erlebt einen Mangel an Einfällen, eine Einengung. Auch durch offensichtliches bemühen wird es nicht besser. Verlangsamung des Denkens: Der Denk-Ablauf ist objektiv verzögert. Der Gedanken-Gang ist mühsam und schleppend. Das Gegenteil wäre eine Beschleunigung des Denkens eingeengtes Denken auf wenige Themen beschränkt Perseveration/Haften: Die betroffene Person „klebt" am Thema (eher bei organischen Psychosen), ohne dies jedoch zu bemerken. Umständlichkeit weitschweifiges, umständliches Denken: Mangelnde Abstraktions-Fähigkeit. Der Betroffene kann Wesentliches von Nebensächliches nicht trennen. Er verliert sich in Einzelheiten, ohne jedoch vom Ziel gänzlich abzukommen (eher bei organischen Psychosen) Vorbeireden (Danebenreden): Obwohl der Betroffene die Frage verstanden hat (das ist aus seiner Antwort und/oder der Situation ersichtlich), antwortet er an der gestellten Frage unabsichtlich (!) vorbei. Ständiges Grübeln (unangenehme Gedanken aus der Lebens-Situation) Schizophrenie 1 FDS Zerfahrenheit: Zusammenhangloses sprunghaftes und unlogisches Denken; heißt auch DenkDissoziation. Ein Satz z. B. zerfällt evtl. bis zu Unzusammenhängenden Wörtern und Silben, die ohne grammatische Ordnung sinnlos aneinandergereiht werden: Wortsalat. Ist für Außenstehende nicht mehr verstehbar, hat aber für den Betroffenen (Schizophrenen – F20) einen Sinn, nämlich innerhalb seines psychotischen Erlebens. Beschäftigt man sich eingehend mit dem Kranken, lässt sich das zerfahrene Denken zumindest teilweise erfassen. Inkohärenz: Verwirrtheit des Denkens. Steigerung der Zerfahrenheit. Denken absolut zusammenhanglos, die einzelnen Bruchstücke haben keine Beziehung mehr zueinander. Keine Ordnung des Gedanken-Ablaufs mehr. Begriffs-Zerfall (gelockertes Denken): Begriffe verlieren ihre exakte Bedeutung und ihre scharfe Abgrenzung gegenüber anderen Begriffen („der Bundestag ist ein elektrischer Funke"), Gegensätzliches und widersprüchliches wird (evtl. nach rein formalen oder phonetischen Gesichtspunkten) gleichgesetzt oder miteinander verbunden („Autoschaukel"). Begriffs-Verdichtung /Begriffs-Kontamination: Unterschiedliche, zum Teil logische unvereinbare Bedeutungen werden miteinander verquickt (verknüpft, verbunden) („Auto-Schaukel"). Schizophrenie 2 FDS Wort-Neubildungen / Neologismen): Hier bildet der Betroffene völlig neue Wörter: „die Angst fümt auf zu Bastur". Sperrung des Denkens oder Gedanken-Abreißen: Plötzlicher Abbruch eines zunächst flüssigen Gedankengangs, zuweilen mitten im Satz, ohne erkennbaren Grund; unter Umständen Themenwechsel. Die Gedankensperrung erlebt die Person subjektiv, das Gedankenabreißen beobachtet man objektiv. Begriffsverschiebung in zwei Formen Konkretismus: Der Betroffene versteht Begriffe nur noch wörtlich, nicht mehr im metaphorischen (= übertragenen) Sinn. Man testet das mit Sprichwörtern wie "der Apfel fällt nicht weit vom Stamm". Symbol-Denken: Hier versteht der Betroffene Begriffe nur im übertragenen (= metaphorischen) Sinn; er denkt in Symbolen, die für Erlebnis-Komplexe stehen; er denkt nicht mehr in abstrakten Begriffen. Beispiel: Eine Patientin hört in ihrem Leib den Storch klappern - sie will damit ausdrücken, dass sie sich schwanger glaubt. Manie FDS Ideen-Flucht auch ideenflüchtiges, sprunghaftes Denken: Die betroffene Person kann unmöglich einen etwas längeren Gedanken-Gang zu Ende führen. Das Denken ist krankhaft beschleunigt. Ständig neue Assoziationen und Einfälle. Ihr Denken wird nicht mehr von einer Zielvorstellung geführt. Sie gerät „vom Hundertsten in Tausendste". der innere Zusammenhang ist aufgelockert. Logorrhoe: Unkontrollierter Rede-Fluss. Sprachliche Hemmung. Übermäßig schnelles, pausenloses Reden bis zur Geschwätzigkeit. Vorkommen: Auch bei Demenz, aber auch gelegentlich im Zustand besonderer Angeregtheit. Gedanken-Drängen: Die betroffene Person fühlt sich unter dem übermäßigen Druck vieler Einfälle oder auch ständig wiederkehrender Gedanken stehend. Inhaltliche Denk-Störungen (IDS) Störungen des Realitäts-Urteils Wahn Wahn-Formen und –Inhalte Wahn bei Schizophrenie 1 Wahn bei Schizophrenie 2 Wahn bei Schizophrenie und Manie Wahn bei endogener Depression Wahn-Sonderformen Zwang 1 Zwang 2 EF Störungen des Realitäts-Urteils Überwertige Ideen Nichtwahnhafte, aber gefühlsmäßig stark besetzte ErlebensInhalte, die das Denken stark beherrschen und unter Umständen korrigierbar sind Wahn Krankhafte, nicht korrigierbare, falsche Beurteilung der Realität. Zwang Zwanghaft sich immer wieder aufdrängende Denk-Inhalte, die nicht unbedingt unsinnig sein müssen, deren Persistenz jedoch als unsinnig oder ungerechtfertigt empfunden wird. Phobie Phobien können unter Einbeziehung des psychodynamischen Vorgangs der Verschiebung (Abwehr-Mechanismus) als inhaltliche Denk-Störung gewertet werden. IDS Wahn IDS Wahn: Unkorrigierbar falsche Beurteilung der Realität aus krankhafter Ursache. Er tritt unabhängig von Erfahrungen auf. An der Beurteilung wird mit subjektiver Gewissheit festgehalten, trotz des Widerspruches zur Realität. Die betroffene Person hat kein Bedürfnis nach Begründung oder Überprüfung. Wahn kann einen bestimmten zeitlichen Verlauf haben. Wahn-Themen und – Inhalte lassen sich oft aus der Lebens-Geschichte erklären Paranoia oder wahnhafte Störung (F22.0) als Persönlichkeits-Störung, d. h. Wahn-Inhalte können ein Leben lang bestehen blieben, wobei Wahn-Inhalte meist als sensitiver Beziehungs-Wahn, auch speziell als Beeinträchtigungs-Wahn auftreten Merkmale Krankhafter Ich-Bezug mit Überzeugung der Richtigkeit, subjektiver Gewissheit, unverstehbar, unkorrigierbar, nicht beweisbedürftig, Kann bei Neurosen und Psychosen auftreten, häufig im Zusammenhang mit Halluzinationen, geringe affektive Resonanz bezogen auf die Wahnthemen Wahn-Formen und -Inhalte IDS Man unterscheidet verschiedene Wahn-Formen und -Inhalte: Wahn-Gedanken (Wahn-Idee, Wahn-Vorstellung, Wahn-Einfall): Sie gehören nur der Vorstellungs-Welt des Kranken an: "Gestern ist mir aufgegangen, dass ich den Friedens-Nobelpreis erhalte, weil ich Supermächte telepatisch ausgesöhnt habe." (2. Rang für Schizophrenie bei Schneider) Wahn-Wahrnehmung: Hier misst der Betroffene einer realen Sinnes-Wahrnehmung eine abnorme wahnhafte Bedeutung bei: "Dass der Arzt mit dem Kopf nickte, als er mir zum Abschied die Hand gab, bedeutet, dass ich Krebs habe." (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider) Wahn-Stimmung (Wahn-Spannung): Mit dieser unbestimmten Stimmung mit Unheimlichkeit, Ratlosigkeit, Misstrauen beginnt oft ein Wahn. Wahn-Gewissheit: (manifester Wahn) Entwickelt sich aus der Wahn-Stimmung/WahnSpannung. Erklärungs-Wahn: dient zur Erklärung von psychotischen Symptomen wie Halluzinationen. Wahn-Erinnerung: Früheres Erleben aus gesunden Zeiten wird wahnhaft umgedeutet. Wahnhafte Personen-Verkennung: Bekannte Personen werden wahnhaft als andere verkannt. Systematisierter Wahn: (Wahn-Gebäude) In der Wahn-Arbeit werden einzelne WahnErlebnisse systematisch ausgestaltet zu einen zusammenhängenden „Wahn-System“. Kommt gern zu Beginn paranoider und psychotischer Erkrankungen vor. Residualwahn: Rest-Wahn, der übrig bleibt, nachdem die akuten heftigen WahnSymptome abgeklungen sind. Wahn bei Schizophrenie 1 IDS Wahn zusammen mit Halluzination und Katatonie-Symptomen das dritte Nebensymptom bei Bleuler – (Hauptsymptome: Störung der Assoziation und der Affekte, Ambivalenz und Autismus). Bei Schneider gehören Wahn-Wahrnehmungen zu den Erstrang-Symptomen neben Ich-Störungen als Beeinflussungs-Erleben, Gedanken-Lautwerden und GedankenEingebung sowie Stimmen in Form von Rede und Gegenrede und Wahn-Gedanken gehören zu den Zweitrang-Symptomen neben Halluzinationen, Gefühls-Verarmung und Verstimmungen Häufig ist der sensitive Beziehungs-Wahn: Häufigstes Wahn-Thema überhaupt. Ohne weitere Symptome ist es wahnhafte Störung oder Paranoia (F22.0) oder es leitet eine Schizophrenie ein. Durch wahnhafte Eigenbeziehung ist der Betroffene davon überzeugt, dass er bestimmte Ereignisse in seiner Umgebung nur seinetwegen geschehen bzw. dass ihm damit etwas bedeutet werden soll. Abnormes Bedeutungs-Bewusstsein, wahnhafte Einbeziehung. Verborgene Mitteilung an ihn. Hinter zufälligen Gegebenheiten erkennt man Botschaften höherer Mächte. Totale Selbst-Bezogenheit. Wahn-Ideen allgemein um ein Thema konzentriert, das mit einer psychischen (wenn auch nur vermeintlichen) Niederlage zu tun hat. Dies erfolgt nach psychoanalytischer Theorie durch erhöhte Triebhaftigkeit bei gleichzeitiger starker Trieb-Hemmung. Berufliches Versagen bei überzogenen Ansprüchen, Seitensprung, VertrauensMissbrauch etc. Negativ-Variante des Größenwahns. Wahn bei Schizophrenie 2 IDS Entsteht häufig in einem kleinbürgerlichen Milieu, d. h. Umgebungs-Faktoren haben Einfluss auf die Art des Wahns. Konflikte werden nicht verdrängt (sonst Neurose), sondern Konflikte werden zur überwertigen Idee (Kann man niemandem anvertrauen). Der Wahn ist in der Regel systematisiert und isoliert. Wird lange vor der Umwelt verborgen. Expositions-Alter der ersten auffallenden Symptome dieser Wahn-Art liegt zwischen 35 und 45. Gefahr von Kurzschluss-Handlungen mit Eigen- und Fremdgefährdung ist groß. Kurzschluss-Handlungen kommen oft für die Umgebung überraschend. Beeinträchtigungs-Wahn: Ist eine Sonderform des Beziehungs-Wahns. Der Betroffene sieht Ereignisse nicht nur auf sich bezogen, sondern auch gegen sich gerichtet. Sonderformen: Verfolgungs-Wahn: Steigerung des Beeinträchtigungs-Wahns. Harmlose Ereignisse in der Umgebung werden als Anzeichen der Bedrohung und Verfolgung empfunden. Häufigster Wahn! Vergiftungs-Wahn: oft einhergehend mit olfaktorischen und gustatorischen Halluzinationen Kontroll-Wahn: Die Gedanken sind anderen bekannt. Gefühl von Überwachung und allgegenwärtige Kontrolle durch bestimmte Menschen, Institutionen, Organisationen (wie Beeinträchtigungs-Wahn nach ICD - 10 typisch für Schizophrenie). Wahn bei Schizophrenie und Manie IDS Häufig bei Schizophrenie (F20) und Manie (F30) Größen-Wahn (Megalomanie): Expansives (ausgebreitetes/ausgedehntes) Erleben mit wahnhafter SelbstÜberschätzung bis zu enormer Selbst-Erhöhung; verstiegene Vorstellung von ungeheurer Macht, revolutionärer Welt-Verbesserung und umwälzenden Erfindungen. Zum Größen-Wahn zählen der "Wahn hoher Abstammung" („Ich bin mit dem Zaren verwandt"), "Erfindungs-Wahn", "religiöser Wahn" (Kommunikation mit Gott), „Sendungs-Wahn“ (Ich bin der Messias). Aber - überwertige Idee: Nicht wahnhafte, aber inhaltlich als komplex fest miteinander verbundene Gedanken, die in unangemessener Weise die Person beherrschen. Beispiel: Jemand verschreibt sich voll und ganz der Idee der „Gerechtigkeit" und kommt zu nichts anderem mehr. Querulanten-Wahn: (rechthaberisch, unbelehrbar, verbissen, verbohrt, humorlos) Aus einer oft tatsächlich erfolgten Kränkung und der zunächst überwertigen Idee, dieses Unrecht nicht auf sich beruhen lassen zu können. Der Betroffene kämpft absolut uneinsichtig und selbstgerecht um sein Recht. Der Kampf weitet sich allmählich vom ursprünglichen Gegner auf die ganze Gesellschaft aus (klassisches Literatur-Beispiel eines Rechts-Paranoikers "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist). Wahn bei endogener Depression Häufig bei endogener Depression (F31.4 und F31.5, F32.2. und F32.3, F33.2 und F33.3) Schuld-Wahn und Versündigungs-Wahn: Betroffener wähnt, gegen Gott, höhere sittliche Instanzen oder Gesetze verstoßen, Vertrauen missbraucht zu haben, kommt ebenso wie Hypochondrischer Wahn: Betroffener wähnt alle möglichen Krankheiten bei sich. Häufig bei affektiven Psychosen. Kleinheits-Wahn bis nihilistischer Wahn von unwichtig bis nicht existent Hypochondrischer Wahn: gesund, aber überzeugt, AIDS oder Krebs zu haben.(auch F45.2 – hypochondrische Störung) Dysmorphopobie: Glaube, einen Körper-Fehler zu haben Verarmungs-Wahn auch bei Arteriosklerose IDS Wahn-Sonderformen IDS Eifersuchts-Wahn: „Wahn ehelicher Untreue", Wahn vom Partner hintergangen zu werden. Mögliche Aggressionen richten sich vor allem auf den Partner, nicht auf den Nebenbuhler. Kommt bei Alkohol-Krankheit vor (Libido, aber keine Potenz). Liebes-Wahn: Er liebt mich, kann es aber nicht zugeben. Nähe-Phantasien. Wahn bei Schwerhörigen Induzierte wahnhafte Störung (Folie a deux) (F24): Symbiontischer oder induzierter Wahn (bei pathologisch enger Verbindung wird der Wahn des einen vom anderen übernommen) (Prä-)Seniler Beeinträchtigungs-Wahn/ Kontakt-Mangel-Paranoid: Häufig im Zusammenhang mit hirnorganischem Abbau, aber auch bei vereinsamten Personen nach Verlust des Kontaktes zur Umgebung. Wahn-Entwicklung bei Schwerhörigen oder in sprachfremder Umgebung: ähnlich den Kontakt-Mangel-Paranoiden. Misstrauen, das sich bis zum Verfolgungs-Wahn steigern kann. Eigengeruchs-Paranoia: Eingebildete Wahn-Wahrnehmung von unangenehmem Eigengeruch. Dermatozoen-Wahn (chronisch taktile Halluzinose) Zwang 1 IDS Die betroffene Person hat Vorstellungen und Handlungs-Impulse, die sie als ihrer Person zugehörig, aber ich-fremd erlebt, die Meinhaftigkeit ist erhalten – die Person weiß, dass sie die Gedanken hat. Kann die Gedanken nicht unterdrücken trotz ihres als unsinnig erkannten Charakters. Keine willentliche Beeinflussung möglich. Gedanken und HandlungsImpulse drängen sich immer wieder auf, obwohl man Unsinnigkeit einsieht und erkennt. Handeln gegen die Überzeugung, Einsehen der Unsinnigkeit. Diese Kritik an den eigenen Gedanken ist ein charakteristischer Unterschied zu Wahn-Störungen. Patient empfindet Zwangs-Gedanken (F42.0) und Zwangs-Handlungen (F42.1) als quälend. Kommen sich blöd dabei vor und haben einen hohen Leidens-Druck. Deshalb treten Zwangs-Störungen häufig in Verbindung mit Depressionen auf. Bei Unterdrückung des Zwangs tritt Angst auf. Angst entsteht, wenn man Zwang nicht nachkommt Der Patient erlebt die Handlung oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er selbst Unheil anrichten könne. Zwangs-Gedanken und Zwangs-Handlungen bieten so einen bedingten Schutz vor Kurzschluss-Handlungen (wie z. B: Suizid). Ein Zwang strukturiert die Gewissens-Ängste, die pathologischen Schuld-Gefühle und die verdrängten aggressiven (auch selbstaggressiven) Impulse. Wenn ein Zwangs-Patient seine Zwangs-Handlungen aufgibt, muss er lernen, mit seinen Ängsten und Aggressionen umzugehen (Gefahr des Suizids in der Zeit höher). Zwang 2 IDS Zwänge sind ein sehr häufiges Symptom. Ein Zwang ist etwas Unspezifisches, d. h. eine Zwangssymptomatik weist nicht auf eine bestimmte Krankheit hin. Zwänge können auftreten bei Ermüdungs- und Erschöpfungs-Zuständen – Neurasthenie (F48.0) Zwangs-Störung (F42) Anankastische (zwanghafte) Persönlichkeits-Störung (F60.5) – aber nur geringe Korrelation In Gefolge von Psychosen, z. B. bei endogener Depression (F 31.4 und F31.5 sowie F32.2. und F32.3) organischer Psychose (F05 – F07) in Folge einer multiplen Sklerose oder Encephalitis. Dann ist Zwang Symptom der Psychose. Zwangs-Gedanken als Zwangs-Grübeln, -vorstellungen, -erinnerungen, befürchtungen, Zweifel (F42.0): Zwanghaft bestehen bleibende Denk-Inhalte, die nicht unsinnig sein müssen, deren bestehen bleiben jedoch als unsinnig oder ungerechtfertigt empfunden wird. Charakteristisch ist das Sich-Aufdrängen von abgelehnten Vorstellungen und Angst vor abgewehrten Fehlhandlungen (gleich werde ich mich versprechen). Zwangs-Handlungen (F42.1): Meist aufgrund von Zwangs-Gedanken oder ZwangsBefürchtungen stereotyp wiederholte Handlungen (Zwangs-Rituale), z. B.: KontrollZwang, Wasch-Zwang, Wiederhol-Zwang. Der Patient erlebt die Handlung oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er selbst Unheil anrichten könnte. Zwangs-Impulse: Sich zwanghaft aufdrängende innere Antriebe, als sinnlos oder gefährlich empfundene Handlungen immer wieder durchzuführen, obwohl diese als unsinnig erkannt wird: jemanden umzubringen, selbst aus dem Fenster zu springen, während eines Konzertes obszöne Worte zu rufen, (Zwangs-Impulse werden zum Glück fast nie (selten) realisiert!). Wahrnehmungs-Störungen (WS) Quantitativ Qualitativ Formen der Halluzination 1 Formen der Halluzination 2 EF Quantitativ WS Wahrnehmung: Sinnliche Wahrnehmung von Objekten aufgrund von ErinnerungsBildern als Gestalt (als Ganzheiten). Wahrnehmung geht von außen nach innen. Voraussetzung: Sinnes-Organe funktionieren! Wahrnehmungs-Störung als Falsche Wahrnehmung im Sinne von lückenhafter oder verminderter Wahrnehmung. Erscheinungs-Bild: Ausweitung und Beschleunigung, Fragmentierung oder Einengung sowie Fehler der Wahrnehmung aufgrund der Aufmerksamkeits-, Auffassungs- oder Konzentrations-Störungen. Anmerkung/Hinweis: Man sieht hieran, wie eng verschiedene Grundfunktionen und ihre Störung miteinander verbunden sind. Dennoch muss man sich um größtmögliche Differenzierung und Genauigkeit in der Beschreibung bemühen! Vorkommen: Körperlich bedingte psychische Störungen, zerebrovaskuläre Erkrankung (Störung der Blut-Versorgung im Gehirn) visueller Hemineglect (Vernachlässigung der Wahrnehmung in einer Gesichts-Feld-Hälfte), tritt häufig auf bei Apoplex (Schlaganfall) Qualitativ WS Einfache Wahrnehmungs-Veränderungen, bei denen Realität zwar richtig erkennt, jedoch hinsichtlich Intensität und Qualität verändert Wahrnehmungs-Intensität (farblos unlebendig vs. farbiger lebendiger) Mikropsie: Gegenstände kleiner wahrgenommen, als sie wirklich sind. Makropsie: Gegenstände größer wahrgenommen, als sie wirklich sind. Metamorphopsie: Gegenstände verzerrt wahrgenommen. Veränderte Wahrnehmungen bei verändertem Realitäts-Erleben oder WahrnehmungsErleben ohne entsprechende Sinnes-Reize. Illusionen oder illusionäre Verkennungen (auch: Affekt-Illusionen) Etwas ist da, verfälschte Wahrnehmung/Fehldeutung. Eine wirkliche sinnliche Wahrnehmung wird falsch interpretiert. Etwas wirklich gegenständlich Vorhandenes wird für etwas anderes gehalten, als es tatsächlich ist, z. B. illusionäre Personenverkennung, bei der etwa eine Altenpflegerin für eine Verwandte gehalten wird. Durch Anspannung oder Übermüdung begünstigt. Pseudohalluzination: Entsprechen Halluzinationen mit dem Unterschied, dass das RealitätsUrteil erhalten ist. Man weiß, dass man halluziniert, z. B. bei Alkohol-Entzug. Auftreten unabhängig vom Willen. Halluzinationen (Trug-Wahrnehmung, Sinnes-Täuschungen) Haben Realitäts-Charakter. Sachverhalte sind nicht da (im Unterschied zur Illusion, wo Vorhandenes umgedeutet wird). Wahrnehmungs-Erleben ohne objektiv gegebenen, äußeren Sinnes-Reiz (sonst: Illusion). Für alle Sinnes-Modalitäten möglich, also im Bereich des Hörens, Sehens, Riechens, Schmeckens, des Tast-Sinns, Temperatur-Sinns, der Schmerz-Wahrnehmung, des Bewegungs-Gefühls (kinästhetische Halluzination). Die betroffene Person ist von der Realität der Halluzination überzeugt, das heißt sein Realitäts-Urteil ist gestört bzw. aufgehoben. Formen der Halluzination 1 WS grobe Differentialdiagnose: akustisch eher Schizophrenie, optisch eher organische Hirnschäden akustisch: Stimmenhören als imperative (sprechen den Betroffenen teils direkt an), kommentierende (teils begleiten sie seine Handlungen kommentierend) oder dialogische Stimmen (zum Teil werden sie als Rede und Gerede empfunden Erstrang-Symptom bei Schneider). grenzwertig als Gedanken-Lautwerden und sonstige elementare, unausgeformte halluzinierte Geräusche (Akoasmen – wie z.B. Pfeifen, Klopfen, Musik-Fetzen, Schritte, Donnern, Schlagen einer Uhr, Knallen, Schüsse, Zischen, Marsch-Musik). Vorkommen: z. B. Schizophrenie, Alkohol-Delir (Akoasmen) und Alkohol-Halluzinose (imperative Stimmen), epileptische Aura (Missempfindungen, die großem Anfall vorausgehen). optisch: Der Betroffene nimmt einzelne Szenen wahr oder kleine Gegenstände, Figuren, Tiere. Vorkommen: z. B. beim Alkohol-Delir, eitriger Meningitis, Hirn-Kontusion (Schädel-HirnTrauma), Medikamenten-Delir. Formen der Halluzination 2 WS olfaktorisch (riechen) und gustatorisch (schmecken): Treten oft gemeinsam auf oder gehen ineinander über. Vorkommen: Während der epileptischen Aura, manchmal auch zu Beginn einer Schizophrenie, auch im Zusammenhang mit Vergiftungs-Wahn. haptisch/taktil: Wahrnehmung im Bereich der Haut oder Schleimhaut, z. B. als Dermatozoenwahn (der Betreffende erwähnt kleine Tiere auf seiner Haut). Vorkommen: Delir, Kokain-Psychose kinästhetisch: Störung der Lage-Empfindung, Verlust des Gleichgewichts Leib-Halluzination: Die betreffende Person erlebt leibliche Beeinflussungen (zugleich: Ich-Störung – ErstrangSymptom für Schizophrenie bei Schneider) von außen durch Hypnose, Apparate oder Strahlung. Die Leib-Halluzinationen haben den Charakter des von außen „Gemachten": Veränderungen an den Sexualorganen, elektrisches Ziehen, Druck-Gefühle. Dazu gehören auch Halluzinationen des Tast-Sinns und der Körper-Oberfläche (siehe oben), sofern sie von außen „gemacht" sind. Vorkommen: Schizophrenie Zoenästhesien (Koenästhesien): Abstruse leibliche Empfindungen eigenartige Körper-Gefühls-Störung unterschiedlichster Qualität ohne den Charakter des Gemachten, z. B. Ring-Gefühl, Brennen, Bohren, Verlaufen, Levitationen (das Gefühl zu schweben). Vorkommen: Zoenästhetische Schizophrenie, gelegentlich auch bei Depressionen Ich-Erleben und Ich-Störungen (IS) Formen Vorkommen 1 Vorkommen 2 EF Formen IS Ich-Erleben: Erleben der personalen Identität (der Meinhaftigkeit) im Zeitverlauf und in der Abgrenzung zu den anderen Personen (Ich–Umwelt-Grenze). Ich-Störungen: Störungen des Einheitserlebens des Ichs (der Meinhaftigkeit) im aktuellen Augenblick; Veränderung der Ich-Umwelt-Grenze: größere Durchlässigkeit bis hin zu Verlust. Gegenteil (meist sekundär): Autismus (Abschottung). Ich-Störungen Beeinflussungs-Erleben Entfremdungs-Erleben Depersonalisation Als Entfremdungs-Erleben im Sinne des Selbst-Wandels. „Ich bin mir fremd“ abnorme Gefühle der Veränderung des Körpers oder einzelner Körper-Teile Störung des Einheits-Erlebens oder des Vorhandenseins der Person im Augenblick oder der Identität im Zeit-Verlauf (Kohärenz) die Gefühle werden als unlebendig, das Handeln als mechanisch oder automatenhaft erlebt. Derealisation Als Entfremdungserleben im Sinne des MitweltWandels. Erlebnis der abnorm veränderten Umwelt. „Alles ist mir so fremd“ Gedanken-Ausbreitung (andere wissen, was man denkt) Gedanken-Entzug (andere nehmen Gedanken) Gedanken-Eingebung Gedanken-Lautwerden (auch akustische Halluzination) Fremdbeeinflussungs-Erleben Leibliche Beeinflussung (Zoenästhesien, LeibHalluzinationen) Vorkommen 1 IS Ich-Störungen kommen vor bei: Übermüdung Schizophrenie (F20) Depressionen (F32) (Depersonalisation bis hin zum Kleinheits- oder Nihilismus-Wahn) Zwangs-Störungen (F42) Panik-Störungen (F41.0) Schweren Neurosen und Psychopathien (Charakter-Neurosen/Persönlichkeits-Störungen) wie anhaltende wahnhafte (paranoide) Persönlichkeits-Störung (F60.0), emotional instabile Persönlichkeits-Störung vom Borderline-Typ (60.31) Toxischen Psychosen, z. B. nach LSD-Konsum (F16.5) Wochenbett-Psychosen (F53) Epileptischen Dämmer-Zuständen In solchen Fällen sollte die Diagnose der im Vordergrund stehenden Störung gestellt werden. Depersonalisations- und Derealisations-Syndrom (F48.1) Definition: Eine seltene neurotische Störung, bei der ein Patient spontan beklagt, das seine geistige Aktivität, sein Körper oder die Umgebung sich in ihrer Qualität verändert haben, und unwirklich, wie in weiter Ferne oder automatisiert erlebt werden. Neben vielen anderen Phänomenen und Symptomen klagen die Patienten am häufigsten über den Verlust von Emotionen, über Entfremdung und Loslösung vom eigenen Denken, vom Körper oder von der umgebenden realen Welt. Trotz der dramatischen Form dieser Erfahrungen ist sich der betreffende Patient der Unwirklichkeit dieser Veränderung bewusst. Das Sensorium ist normal, die Möglichkeiten des emotionalen Ausdrucks intakt. Vorkommen 2 IS Gedanken- und Willens-Beeinflussung als Allgemeine Beeinflussungs-Erlebnisse (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider – auch Halluzinationen) Gedanken-Eingebung (Gedanken gehören mir nicht, werden aber durch ein dämonisches Spiel in meinen Kopf eingehämmert) (1 Rang für Schizophrenie bei Schneider), aber auch Gedanken-Lautwerden (hier inkl. akustischer Halluzination) Gedanken-Ausbreiten und Gedanken-Entzug (Schizophrenie – nicht direkt ausgewiesen), Stimmen in Form von Rede und Gegenrede (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider – auch akustische Halluzination) leibliche Beeinflussungs-Erlebnisse Gefühle, dass das erleben von außen „gemacht " wird; Gefühle des Gelenkt - und Beeinflusstwerdens von Hypnose und Bestrahlung (1. Rang für Schizophrenie bei Schneider) Autismus Hauptsymptom für Schizophrenie bei Bleuler neben Störungen der Assoziationen und der Affekte sowie Ambivalenz Isolierung des Ichs, Sich-zurück-Ziehen in eine eigene innere Welt. Transitismus (Folie a deux) Projektion (übertragen) eigenen Krankseins auf andere. Doppelte Persönlichkeit (doppeltes Bewusstsein) – auch multiple Persönlichkeiten (F44.81) mit hintereinander auftretenden Zuständen unterschiedlichen Bewusstseins - im Allgemeinen ohne Kenntnis der einen Form von der anderen (Literarisches Beispiel: " Dr. Jekyll and Mr. Hyde " von R. L. Stevenson). F Störungen der Affektivität (AS) Affektivität Gefühls-Unklarheit und Gefühls-Schwankungen Hoch- und Tief-Gefühle EF Affektivität AS Zusammenfassende Bezeichnung für Gefühle, Affekte und Stimmungen. Wir sprechen auch von Gefühls-Leben der Emotionalität, dem Gemüt. Die Affektivität bestimmt unsere Persönlichkeit in starkem Maß. Spezielle Leib-Wahrnehmungen wie Hunger, Schmerz, sexuelle Erregung (lokal und auch ganzheitlich empfunden) sowie allgemeine Leib-Wahrnehmungen (die sogenannten Gemeinoder Vital-Gefühle) bestimmen unsere Befindlichkeit und tragen die Stimmung. Es bedeutet: Stimmung: Gesamtlage des Gefühls-Zustands über längere Zeit. Die Stimmung bestimmt Empfindungen, Denken und Handeln. Ist ein langfristiger Gefühls-Zustand. Affekte: Kurzdauernde, umschreibende Gefühls-Abläufe; Gefühls-Wallungen wie Wut, Ärger, Verzweiflung, Freude. Gefühle (Emotionen): Zahlreiche einzelne elementare und höhere Gefühle wie Liebe, Freude, Trauer, Zuneigung, religiöse Verehrung; auch Vitalgefühle wie Spann-Kraft, Wohlbehagen, Abgespanntheit, Erschöpfungs-Gefühl. Affektivitäts-Störungen: In Verbindung mit diesen Störungen der Stimmung, der Gefühle und der Affekte treten häufig Minderwertigkeits-Gefühle (Insuffizienz-Gefühle) und zur Stimmung passende Wahn-Inhalte wie Verarmungs-Wahn, Schuld-Wahn oder auch Größen-Wahn auf. Bei Schizophrenie: Störung der Affekte Hauptsymptom bei Bleuler neben Störung der Assoziationen, Ambivalenz und Autismus Verstimmung und Gefühls-Verarmung als 2. Rang nach Schneider neben Wahn-Gedanken und Halluzinationen Gefühls-Unklarheit und Gefühls-Schwankungen Alexitymie Unfähigkeit, eigene Gefühle angemessen wahrzunehmen Affekt-Labilität Rasche Wechsel von Affekten, die meist von kurzer Dauer sind und vielfachen Schwankungen unterliegen. Stimmungs-Labilität Beeinflussbarkeit, Wechsel der Stimmung je nach Denkinhalt. Affekt-Inkontinenz Fehlende Beherrschung von Affekt-Äußerungen, mangelnde Affekt-Steuerung (vor allem bei zerebralen Abbau-Prozessen). Parathymie (inadäquate Affekte) Gefühls-Verkehrung, paradoxer Affekt, Gefühls-Ausdruck und Erlebnis - bzw. Gedanken-Inhalt stimmen nicht überein (affektiv inadäquat). Synthymie = passende Affekte Ambivalenz Koexistenz (gleichzeitiges auftreten) gegensätzlicher Gefühle, meist als quälend empfunden. Hauptsymptom für Schizophrenie bei Bleuler neben Störung der Assoziationen und der Affekte sowie Autismus Im ICD10 zu den Affektivitäts-Störungen als Zweitrang-Symptome. AS Hoch- und Tief-Gefühle AS Hochgefühle Euphorie, Hypomanie, Manie: Unterschiedliche Grade gehobener Stimmung, am stärksten ausgeprägt bei manischer Stimmung. Gesteigerte Selbstwert-Gefühle: Das Gefühl, besonders wichtig, wertvoll, tüchtig zu sein [z. B. bei Manie (F30)]. Tiefgefühle und Gefühls-Verlust Dysphorie: Gereizte Verstimmtheit. Missmutige Stimmungs-Lage Affekt-Verflachung (Gefühls-Verarmung, Affekt-Armut): Mangelnde Ansprechbarkeit des Gefühls, fehlende Schwingungs-Fähigkeit, oft "läppisches" Verhalten [häufig bei Hebephrenie (F20.1) und bei Schizophrenia simplex (F0.69)] (2. Rang für Schizophrenie nach Schneider neben Verstimmungen, Halluzinationen und Wahngedanken) Läppischer Affekt: Sehr einfältige, alberne und unreife leere Heiterkeit [z. B. bei Hebephrenie (F20.1)]. Affekt-Starrheit: Völlig unabhängig von der äußeren Situation verharrt die betroffene Person in bestimmten Stimmungen oder Affekten. Verlust der affektiven Modulationsfähigkeit. Apathie: Gefühllosigkeit, Teilnahmslosigkeit. Depressivität/Deprimiertheit: Niedergeschlagene Stimmung. Gefühl der Gefühlslosigkeit: Verlust von affektiver Schwingungsfähigkeit; stattdessen Gefühls-Leere und -Öde; Gefühle wie ausgestorben; qualvolles Erleben [z. B. bei schweren Depressionen (F31.4 und F31.5 sowie F32.2 und F32.3. sowie F33.12 und F33.3)] Insuffizienz-Gefühle: Sich nichts wert, unfähig oder untüchtig fühlen Vitalstörungen (Störung der Vitalgefühle): Darniederliegen der allgemeinen Leib-Gefühle (Gemeingefühle), fehlende körperlich - seelischen Frische und Spannkraft; Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, körperliches Unbehagen; oft begleitet von Druck auf der Brust Störungen des Antriebs und der Psychomotorik (PMS) Begrifflichkeit Psychomotorische Störungen als Hypokinese Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 1 Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 2 Gang-Unsicherheiten EF Begrifflichkeit PMS Katatonie: Störungen der Motorik und des Antriebes (Katatonie-Symptome als Nebensymptome für Schizophrenie bei Bleuler neben Wahn und Halluzinationen) Auch Symptom für schwere Depression. Psychomotorik: Störung der Bewegungen, die durch psychische Vorgänge gesteuert sind. Psychomotorik-Störungen: Desintegration von psychischen und motorischen Funktionen. Es gibt Plus - und Minusformen. Antriebs-Störungen: Die wirkende Persönlichkeits-Kraft ist gesteigert, vermindert oder verändert. Vom Willen nicht zu steuern. Antrieb: Eine vom Willen weitgehend unabhängig wirkende Kraft; sie ist verantwortlich für die Bewegung aller seelischen Leistungen hinsichtlich Tempo, Intensität und Ausdauer. Der Antrieb unterhält Lebendigkeit, Initiative, Aufmerksamkeit, Tatkraft. Vor allem am Ausdrucksverhalten und an der Psychomotorik zu erkennen. Trieb: vitale Lebensbedürfnisse wie Nahrungsantrieb, Sexualtrieb, . kann nur indirekt aus Handlungen und Äußerungen erschlossen werden („Triebhandlung " ist die auf Erreichen eines bestimmten Triebziels gerichtete Handlung). Drang: Unbestimmtes, ungerichtetes, nach Entladung drängendes Gefühl innerer Unruhe („blinde Dranghandlung") Impuls-Handlung: oft gibt es planlos aus dem Drang entstehende Handlungen wie Poriooder Dromomanie (dissoziative Fugue, Weglaufen – F44.1), Pyromanie (F63.1), Kleptomanie (F63.2); oft auch bei zerebral geschädigten (z. B. Anfallskranke). Psychomotorische Störungen als Hypokinese PMS Mangel an Bewegung/Bewegungslosigkeit [z. B. bei schwerer Depressionen (F31.4 und F31.5 sowie F32.2 und F32.3. sowie F33.12 und F33.3), aber auch bei Morbus Parkinson und katatoner Schizophrenie (F20.2)]. Antriebs-Schwäche – Mangel: Es fehlt der Spontanantrieb. Der Betroffene ist träge, leistungsgemindert, er ist gleichgültig bis zur Stumpfheit. Antriebs-Hemmung: Verringerung des Vorbestehenden Antriebs; besonders bei Depressionen. Mutismus: Nichtsprechen über längere Zeit, bei intakten Sprech-Organen und Sprech-Fähigkeit. Katalepsie: Starres Verharren in einmal eingenommenen Körper-Haltungen (bei Schizophrenie). (wird selten in der Praxis gesehen, da es meist mit Medikamenten unterdrückt wird). Stupor (Starre/Estarren): Relative Bewegungslosigkeit mit Einschränkung der ReizAufnahme und Reaktion. Vorkommen: psychogen, bei Depressionen, bei körperlich bedingten psychischen Rigor: Toten-Strarre Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 1 PMS Bewegungsunruhe von impulsivem Charakter (oft bei Kindern mit Hirnschädigung, auch bei der Chorea Huntington – Erb-Kranklheit im Gehirn). Steigerung der Motorik bei Psychosen. Antriebs-Steigerung bis zur Antriebs-Enthemmung (Beschäftigungs-Drang): Erhöhte Aktivität, starker Bewegungs-Drang, unermüdliche Betriebsamkeit (z. B. bei Manie). Motorische Unruhe mit scheinbar gerichteten, oft aber sinnlosen Tätigkeiten, z. B. im „Beschäftigungs-Delir" Geld sammeln, Flocken wegwischen [z. B. im Alkohol-Delir (F10.4)] Logorrhoe: Übermäßiger Rede-Drang, Enthemmung des Sprach-Flusses. Häufig in Verbindung mit Ideen-Flucht (Formale Denk-Störung) Stereotypie: Ständige Wiederholung der gleichen Bewegungen. Sinnlos wirkende Äußerungen, mimisch, gestisch, sprachlich. Manierismen (Manieriertheit): Sonderbares verschrobenes Ausdrucks-Verhalten in Gestik (z. B. ständiges Reiben an der Wange) und Mimik (z. B. Grimassieren). Stelzen-Sprache Psychomotorische Störungen als Hyperkinese 2 PMS Tics: Gleichförmig wiederkehrende, meist rasche , unwillkürliche Muskel-Zuckungen [insbesondere bei Tic-Störungen (F95)] Automatismen als nicht-intendierte Handlungen [oft bei katatoner Schizophrenie (F20.2)] unterteilt in Negativismus: automatisches Gegenteil von dem im Äußeren Geforderten Befehls-Automatie: Befehle werden automatenhaft befolgt Echolalie: das Gehörte wird nachgesprochen Echopraxie: das Gesehene wird nachgemacht Faxen (Syndrom): Albern wirkendes Grimassen-Schneiden. Raptus: Ungeordneter Bewegungs-Sturm; plötzliches Auftreten bei unterschiedlichen Störungen aus einem Zustand der Ruhe heraus (bei katatoner Erregung). Gang-Unsicherheiten Innenohr-Erkrankungen Morbus Parkinson Multiple Sklerose Hirn-Tumor Hirn-Kontusion Polyneuropathie Hysterische Neurose/Dissoziative Störungen/Konversions-Störungen (F44) PMS Bewusstseins- und Orientierungs-Störungen (BOS) Quantitative Bewusstseins-Störungen Qualitative Bewusstseins-Störungen 1 Qualitative Bewusstseins-Störungen 2 Orientierungs-Störungen EF Quantitative Bewusstseins-Störungen BOS Wir gehen davon aus, dass diese Elementar-Funktionen von Bewusstsein und Wachsamkeit (Vigilanz) etwas typisch Menschliches sind und bei allen Menschen vorkommen. Quantitativer Aspekt: Bewusstsein im Sinn von Schlaf - und Wachbewusstsein. „Schlaf - Wachschaltung" ist organisch im Gehirn verankert (unter anderem in der Medulla oblongata). Auch bei Tieren vorhanden. Vigilanz-Störungen sind immer ein Hinweis auf eine organische Ätiologie. Spontan bewusstloser Patient Diagnose durch Ansprechen, Kontrolle der Atmung am unteren Thorax, Puls an Hals oder Herz Vitalfunktionen sichern mit Notfall ABC (Atem-Wege frei machen (kopf überstrecken, Mund frei räumen), Beatmung (Mund zu Nase, Mund zu Mund), Circulation Herzdruck-Massage (bei 120x pro Minute 30x drücken und 2x beatmen) Formen: Desorientiertheit (Zeit, Ort, Situation, Person) – Leitsymptom für exogene Psychosen Benommenheit: leichterer Grad von Vigilanzstörung, Dösigkeit, Auffassungsstörung, Verlangsamung des Denken Somnolenz (Som = Schlaf): Abnorme Schläfrigkeit, Patient ist schläfrig - benommen, stark verlangsamt, ratlos, Spontanäußerungen fehlen, ist aber weckbar, z. B. durch lauten Anruf, befolgt einfache Aufgaben, häufig verwirrt Sopor (Betäubung): todesähnlicher Schlaf, tiefschlafähnlicher Zustand, nur durch starke Schmerzreize kurzzeitig (er) weckbar, macht auf Schmerzreize hin Abwehrreaktionen Koma: nicht zu unterbrechende Bewusstlosigkeit, nicht weckbar, je nach tiefe auf Schmerzreize hin noch (ungeordnete) Abwehrreaktionen, die dann aber auch aufhören, Vorkommen: bei hirnorganischen Störungen, Vergiftungen (Intoxikationen), schweren Allgemeinerkrankungen, leichtere Formen auch bei körperlicher Erschöpfung, schwerere Form von Schädel-Hirn-Trauma (SHT), Stoffwechsel-Störungen (diabetisches Koma) sowie kurz vor dem Tod (präfinal) Qualitative Bewusstseins-Störungen 1 BOS Qualitativer Aspekt als reflektierendes Bewusstsein: Hier geht es um die Eigenschaften und Beschaffenheit des Bewusstseins. Bei diesen Störungen ist das Bewusstsein verändert, nicht vermindert. Ich weiß um mich selbst. Ich kann geistige und seelische Zustände wahrnehmen. Ich weiß etwas über diese Zustände und kann über sie nachdenken. Ich kann Beziehungen herstellen zwischen meinem Bewusstseinsinhalten (z. B. Erleben, Erinnern, Vorstellung, Denken) und meinem Ich, dem etwas bewusst ist (Philosophie). Diesen qualitativen Aspekten kann man nur indirekt prüfen durch beobachten der Aufmerksamkeit, Konzentration, Merk-, Denk- und Gedächtnis-Fähigkeit, Urteils-Fähigkeit, Formen: Bewusstseins-Eintrübung: Denken und Handeln sind verwirrt, das Erleben ist mangelhaft klar in Bezug auf Ich und Umwelt, das Bewusstsein ist zerstückelt, das heißt zusammenhanglos, das Denken ist verlangsamt und zusammenhanglos, die Merkfähigkeit ist gestört, der Betroffene ist oft desorientiert. Vorkommen bei Delir (F05 und F10.4 – F18.4), bei zerebrovaskulären (hirngefäßbedingten) Erkrankungen, schweren paranoid-halluzinatorischen Psychosen (F20.0). Qualitative Bewusstseins-Störungen 2 BOS Bewusstseins-Einengung: Hier ist das Bewusstseins-Feld verkleinert. Der Zustand wirkt traumartig. Einengung von Denk-Inhalten und Vorstellungen, Erlebnissen und Handlungs-Weisen, verminderte Ansprechbarkeit auf Außenreize, Aufmerksamkeit scheint mehr nach innen gerichtet, Handlungs-Fähigkeit bleibt weitgehend erhalten, es sind sogar komplizierte Handlungen möglich, gelegentlich treten illusionäre Verkennungen und Halluzinationen auf, für den Zustand der Bewusstseins-Einengung besteht meist eine Amnesie Vorkommen als Dämmer-Zustand bei Epilepsie, Zustand bei pathologischen Rausch (F10.0 – F18.0), bei Intoxikationen (Vergiftungen), nach Hirntraumen, bei Enzephalitis (Hirn-Entzündung), gelegentlich bei starken Affektdruck (Panik – F41.0), hysterischer Dämmer-Zustand (F44.3) als Trance und Besessenheit, bei Somnambulismus (SchlafWandeln) (F51.3) Bewusstseins-Verschiebungen/-Erweiterung: Der Betroffene hat das Gefühl, dass sich sein Bewusstsein verglichen mit dem TagesBewusstsein verändert hat. Er empfindet eine gesteigerte Intensität und Helligkeit seines Bewusstseins. Er hat das Gefühl, dass sich sein Bewusstseins-Raum vergrößert hat. Er fühlt sich ungewöhnlich wach, dabei kann seine Reaktions-Zeit verkürzt sein, er kann aber auch in seiner Wahrnehmungs- und Koordinations-Fähigkeit eingeschränkt und unruhig sein Vorkommen bei Intoxikation (vor allem mit Psychostimulanzien und Halluzinogenen – F16.0), bei beginnender endogener Psychosen (z. B. Manie – F30) im Zustand von Meditation und Ekstasen Orientierungs-Störungen BOS Orientierung: Fähigkeit, sich zur Zeit, Situation, Ort und auch bezüglich der eigenen Person (ZSOP – Reihenfolge des Abbaus) zurechtzufinden und entsprechende Angaben zu machen. Bei einer Orientierungsstörung kann er dies nur eingeschränkt oder gar nicht und wirkt unsicher bis desorientiert. Voraussetzung: Keine bedeutende Störung der Vigilanz, keine ausgeprägte Auffassungsoder Merkfähigkeitsstörung. (Z) Zeitliche Orientierungs-Störung: Man fragt den Betroffenen nach Tageszeit, Wochentag, Jahreszeit, Monat, Jahr, Datum. Dabei fällt die Desorientierung auf. (S) Situative Orientierungs-Störung: Der Betroffene hat keinen Überblick über die Situation, in der er sich befindet, (z. B. Untersuchung). Prüfung: fragen. (O) Örtliche Orientierungs-Störung: Der Betroffene weiß nicht, wo er ist. Voraussetzung: er müsste die Möglichkeit haben, sich zu orientieren. Auch hier: fragen (P) Orientierungs-Störung zur Person: Das Wissen um die eigene Person und persönliche lebensgeschichtliche Gegebenheiten sind gestört. Prüfung durch Fragen nach Name, Geburtstag, Beruf, Familienstand. Aufmerksamkeits- und Gedächtnis-Störungen (AGS) Aufmerksamkeits- und Konzentrations-Störung Auffassungs-Störung Merk-Fähigkeits- und Gedächtnis-Störung Amnesie EF Aufmerksamkeits- und Konzentrations-Störung Unfähigkeit zur Ausrichtung, Sammlung und Hinordnung auf einen Gegenstand, der Betroffene kann nicht „bei der Sache" bleiben, er kann seine Aufmerksamkeit nicht ausdauernd einer bestimmten Tätigkeit oder einen bestimmten Gegenstand zuwenden Vorkommen bei physiologischer Müdigkeit, bei hirnorganischen Veränderungen (hirnorganisches Psycho-Syndrom [HOPS]). Prüfung in klinischen Gespräch: kann der Betroffene folgen? Testaufgabe: z. B. von 100 immer 7 abziehen lassen, d2Belastungstest AGS Auffassungs-Störung Fähigkeit, Wahrnehmungs-Erlebnisse in ihrer Bedeutung zu begreifen, sie sinnvoll miteinander zu verbinden und mit früheren Erfahrungen zu verknüpfen, ist gestört. Die Auffassung kann falsch oder verlangsamt sein oder fehlen. Der Betreffende deutet Wahrgenommenes fehl (aber nicht wahnhaft wie bei einer Psychose) bei einer (Hirn) organischen Störung ist er auch verlangsamt Vorkommen bei Aphasien (Sprach-Störungen), exogenen (von außen bedingten) Psychosen (F06.0 – F06.3). Prüfung: Man lässt kleine Fabeln oder Geschichten nacherzählen. AGS Merk-Fähigkeits-und Gedächtnis-Störung AGS Langzeit-Gedächtnis: Alt - bzw. biographisches Gedächtnis (Erinnerungs-Fähigkeit) Neugedächtnis (letzter Tag und Woche) Kurzzeit-Gedächtnis: (bis zu 10 Minuten) Ultrakurzzeit- oder Immediatgedächtnis: Arbeits-GHedächtnis, Auffassung Bei einer Merkfähigkeits-Störung ist die Fähigkeit, sich neue Eindrücke über eine Zeit von ca. 10 Minuten zu merken und ins Gedächtnis einzuprägen, herabgesetzt bis aufgehoben. Also Einschränkung des Kurzzeit-Gedächtnisses. Von einer Gedächtnis-Störung oder Störung der Erinnerungs-Fähigkeit reden wir, wenn die Fähigkeit herabgesetzt oder aufgehoben ist, länger als 10 Minuten zurückliegende Eindrücke im Gedächtnis zu behalten bzw. abzurufen. Zustand z. B. nach Schlaganfall. Prüfung: Ähnlich wie oben: Abfragen von entsprechenden Gedächtnis-Inhalten aus dem Arbeits-, Kurzzeit- oder Neuzeit-Gedächtnis. Bei Bedarf auch aus dem Altgedächtnis. Zerstreutheit und Vergesslichkeit wegen z. B. Depression (F32 und F33), Hypothyreose (Schilddrüsen-Unterfunktion), Arteriosklerose Korsakow-Syndrom zählt in der akuten Form zu den amnestischen Durchgangssyndromen (F04) und gilt dann als prinzipiell reversibel. Hat auch eine chronische Form, z. B. nach jahrelangem Alkohol-Missbrauch, nach einem oder mehreren Schädel-Hirn-Traumata (wie beim Boxen), nach schweren Infektionskrankheiten, die aufs Gehirn schlagen, nach Vergiftungen, also nach organischen Störungen mit (MOK) (M) Merkfähigkeits-Störungen, (O) Orientierungs-Störungen und (K) Konfabulationen damit werden Gedächtnis-Lücken überspielt – nie um etwas verlegen, euphorisch, kritiklos, sorglos. Amnesie AGS Eine Amnesie ist eine inhaltlich oder zeitlich begrenzte Erinnerungs-Lücke / GedächtnisLücke / Erinnerungslosigkeit speziell als retrograde Amnesie: Erinnerungslosigkeit für die vor einem bestimmten Ereignis (meist mit Bewusstlosigkeit) liegende Zeit, z. B. Verkehrsunfall anterograde Amnesie: Erinnerungslosigkeit für die nach einem bestimmten Ereignis (meist mit Bewusstlosigkeit) liegende Zeit, z. B. Verkehrsunfall. kongrade Amnesie: Erinnerungslosigkeit im Zeitraum während dem schädigendem Ereignis, z. B. der Bewusstlosigkeit Transitorisch globale Amnesie: vorübergehender, 3-5 Stunden dauernder GedächtnisVerlust. Nach Abklingen verbleibt eine Gedächtnis-Lücke. Zeitgitterstörung: Biographische Ereignisse können nur mangelhaft zeitlich zugeordnet werden. Konfabulation: Der Patient füllt Erinnerungs-Lücken mit Phantasien und Einfällen, die er selber für Erinnerungen hält (Er ist von der Realität der Konfabulationen überzeugt). Paramnesien: So werden Erinnerungs-Täuschungen bis Gedächtnis-Illusionen und Halluzinationen genannt (Trug-Erinnerungen, Umänderung der Erinnerung im Sinne des Wahns). Dejá - vu: (frz., wörtlich: „das schon einmal Gesehene"). Der Betroffene glaubt meist (kurzzeitig) eine Situation sei ihm bekannt, er habe sie schon einmal erlebt, ohne dass er dies aus dem Gedächtnis belegen kann. Kommt z. B. vor zum Beginn einer Psychose, bei Intoxikationen (Vergiftung) während des „Aura" genannten Vorposten-Symptomen (Prodromal-Symptom) einer Epilepsie, bei Erschöpfung, im Traum, häufig auch bei gesunden als flüchtiges Erleben. Ekmnesie: Störung des Zeiterlebens. Vergangenheit wird als Gegenwart erlebt. Hypermnesie: Gesteigerte Erinnerungs-Fähigkeit, z. B. bei Autisten (F84.0) Suizidalität (SU) Allgemein Arten Gründe Suizid-Risiko-Gruppen 1 Suizid-Risiko-Gruppen 2 Suizid-Risiko-Gruppen 3 Phasen und Methoden Präsuizidales und suizidales Achsen-Syndrom Fragebogen zur Suizid-Gefahr Therapie Allgemein SU Unter Suizidalität (Selbst-Tötung besser als Selbst-Mord) versteht man die Summe aller Kräfte eines Menschen, die in Richtung Selbst-Vernichtung gehen, also Gedanken oder Handlungen, die darauf abzielen, das eigene Leben zu beenden. Eine suizidale Handlung ist eine bewusste, selbst durchgeführte und beabsichtigte (nicht aus Versehen) Handlung, die Selbst-Tötung anstrebt bzw. zum Tode führt. Parasuizidale Handlungen sind angelegt wie suizidale Handlungen, jedoch mit dem Wissen, dass sie nicht zum Tode führen, und mit der Absicht, im Leben Veränderungen zu erzielen. Als parasuizidale Geste: Die Appell-Funktion steht im Vordergrund und wird oft sehr deutlich. Als parasuizidale Pause: Das Bedürfnis nach Ruhe steht im Vordergrund. So überlastet, dass sie einfach abschalten wollen. Suizid-Ideen benennen die gedankliche Auseinandersetzung mit der Selbst-TötungsMöglichkeit. Jeder Parasuizid und jede Ankündigung sollte ernst genommen werden: inadäquate Problem-Lösungs-Strategie. Der Suizid rangiert in den meisten europäischen Ländern und in den USA unter den zehn häufigsten Todes-Ursachen. Viele Betroffene haben innerhalb des letzten Monats vor dem vollzogenen Suizid einen Arzt aufgesucht. Suizid zählt bei den jungen Menschen zu den häufigsten Todes-Ursachen. Arten Suizid-Versuche: häufiger bei Frauen als bei Männern vollendete Suizide: Verhältnis Männer zu Frauen wie 1: 10 erweiterter oder Mitnahme-Suizid: andere Personen ohne deren Einverständnis einbeziehen gemeinsamer Suizid als Doppelsuizid (freiwillig mit Partner) oder Massensuizid, z. B. bei religiösen Gruppen und bei Flüchtlingen nach Vertreibung Bilanz-Suizid: Rational durchgeplante und überlegte Handlung, die in einer als aussichtslos erlebten Situation zum Suizid führt , z. B. bei Sterbe-Hilfe. Die Menschen Leben eigentlich ganz gern, ziehen aber Bilanz, dass sich der Rest des Lebens nicht mehr lohnt wg. Schmerzen oder anderen massiven Einschränkungen. Kaum zu therapieren. Larvierter, nicht erkannter Suizide: hohe Dunkelziffer bei Verkehrs-Unfällen (u. U. nach Einnahme einer hohen Dosis von Tabletten), Drogen-Missbrauch (bewusst gesetzter goldener Schuss) und anderen unklaren Todes-Ursachen Chronischer oder protrahierter (verzögerter) Suizid: Selbst-Tötung auf Raten. Etappenweise und bewusste Schädigung bzw. unnötige Inkaufnahme von Risiken, z. B. Alkohol- oder Nikotin-Abusus, riskantes Auto-Fahren Trauen sich nicht an richtigen Suizid heran, haben aber Absicht, Autoaggression (möglich auch bei Anorexie (F50.0)) Nachahmungs-Suizid (Werther-Effekt) SU Gründe Wunsch nach Veränderung im Leben, Wunsch nach Ablösung und Trennung Andere manipulieren oder Hilfe-Ruf: Appell an die Umwelt: ich komme mit der Situation nicht mehr klar (Suizid-Versuche vorbewusst als kleinere Erpressungen, aber Vorsicht vor Fehlinterpretation) Wunsch nach Ruhe, Wunsch, Schwierigkeiten (Probleme, Krisen) zu beenden: beruflich, finanziell, beziehungsmäßig Rache und Wut wg. Enttäuschung, Schuld-Gefühle oder psychotische Motivation (imperative Stimmen) SU Suizid-Risiko-Gruppen 1 SU Risiko-Gruppen sind alle Personen, die allein, vereinsamt oder existenziell bedroht sind (8% Prävalenz-Rate) Personen mit SuizidAnkündigung Menschen in belastenden LebensSituationen Schwer körperlich oder psychisch Kranke Sucht-Erkrankte Städter Männer Hoffnungslose Menschen in Psychotherapie (Beginn) Einsame RückfallGefährdete alte Menschen Angehörige der Helfer-Berufe Nachahmende inkl. Herkunft Suizid-Risiko-Gruppen 2 SU Menschen in belastenden Lebens-Situationen (größte Gruppe) Verfügen nur über unzureichende Bewältigungs-Strategien Reagieren mit einer Kurzschluss-Handlung Personen mit Suizid-Ankündigung: etwa 80 % mit Ankündigung, 50 % waren vorher bei Arzt oder Therapeut Jeder 5. bis 10. stirbt später an Suizid Schwer körperlich und psychisch Kranke: 98 % der Suizidanten sind psychisch krank - wichtigste Ursache – ca. 90 % insb. Psychosen und inkl. Neurosen. Menschen mit Psychosen am stärksten gefährdet, allem voran die endogene Depression (F33.2 und F33.3.) und die Schizophrenie (F20) mit 50% auch ältere Schizophrene mit depressiven Komponenten (aber aufzuheitern) bei raschen Stimmungs-Schwankungen 15% Suizid-Rate bei Dysthymia (F34.1), Menschen mit narzisstischen Beschwerde-Bild (F60.8) haben eine besondere Affinität zur Selbst-Tötung körperlich Krank: insb. mit Diagnose einer chronischen oder unheilbaren körperlichen Erkrankung, suchterkrankt: Medikamenten- und Drogen-Abhängige (insb. Opiate), Alkoholiker Männer: Bei Männern ist die Suizid-Rate deutlich höher als bei Frauen (Verhältnis 3:1). Schizophrene und junge Männer: erhöhtes Risiko Menschen in (Psycho-) und Pharmakotherapie: nach Beginn einer Therapie (Wegfall der Antriebshemmung durch Therapie oder Antidepressiva, deshalb anfangs auch handlungshemmende Medikamente) Suizid-Risiko-Gruppen 3 SU Alte Menschen: die hohe Multimorbidität ist ein erschwerender Faktor für Psychotherapie, die häufigsten psychischen Störungen bei über 65-Jährigen sind demenzielle und depressive Symptome, Depressionen im Alter gehen oft mit somatischen Beschwerden einher. In Deutschland Suizid-Rate ansteigend mit höherem Alter. Ältere Männer oft langfristig geplant. Jüngere Frauen oftmals spontan, Angehörige der Helfer-Berufe, insb. Ärzte (viermal höher): Psychiater (9 Mal), gefolgt von Anästhesist Einsame: Vereinsamte (insbesondere Männer), Inhaftierte, kinderlose Alleinstehende und Ledige, Verwitwete, Geschiedene, nach Verlust (Tod, Unfall, Scheidung) einer nahestehende Person (besonders wenn unerwartet), Soziale Isolation, Entwurzelung, Verlust zwischenmenschlicher Kontakte (auch Liebes-Enttäuschung) Städter: Menschen in der Stadt (Anonymität) häufiger als auf dem Land Hoffnungslose: z. B. Arbeitslosigkeit ohne Hoffnung auf Besserung, Fehlen einer Aufgabe, eines Zieles im Leben Rückfall-Gefährdete: Menschen, die einen Suizid angekündigt oder bereits mehrere Versuche hinter sich haben (Folgesuizid mit 20 % Wahrscheinlichkeit, 30 % RückfallGefahr innerhalb des ersten Jahres – Suizid-Versuche in der Vergangenheit = größeres Risiko gegenwärtig Nachahmende: Nachahmungs-Effekt/Imitations-Suizid (Werther-Effekt), Angehörige und Freunde von Menschen, die Suizid oder Suizid-Versuch unternommen haben. Vorbilder, auch Lebens-Partner incl. familiärer Häufung der Suizide. Phasen und Methoden SU Phasen Erwägung (Möglichkeit): denkt an Suizid (kurz bis 30 Jahre) und denkt zunehmend ich-bezogen daran Ambivalenz: Stimmungs- und Gefühls-Schwankungen zum Thema. Starker innerer Kampf. Geht auf Umwelt zu, Appell und Hilferuf (diffus). Auch Alibi: guck, keiner hilft mir. (kurz – ca. 60 Stunden) Ventilfunktion, weil Überlebenstrieb sich nach konkret gewordenen Entschluss meldet. Entschluss: ruhig, gelassen, sicher (Ruhe vor Sturm) – Qual der Entscheidung ist vorbei. Erleichterung. Kontakt mit anderen nur noch als Verabschiedung, Ordnung. Treffen ruhig ihre Vorbereitungen. Sind oft heiter und gelassen. Bei Psychosen allerdings auch ganz plötzlich (raptusartig) Arten – Hitliste in Deutschland (Männer mehr aggressive Methoden, Frauen eher sanft mit Psychopharmaka): Vergiftung mit Medikamenten (Schlaf-Mittel/Hypnotika) an erster Stelle (Patient will seine ewige Ruhe haben) Schnitt-Verletzungen Erhängen Hinunterstürzen Absichtliche Verursachung von Verkehrs-Unfällen (Dunkelziffer) Präsuizidales und suizidales Achsen-Syndrom Präsuizidales Syndrom nach Ringel: Zunehmende Einengung der sozialen und psychischen Lebens-Bereiche: situative Einengung als Tunnel-Blick, einseitige Ausrichtung von Assoziationen und Verhaltens-Mustern Einengung sozialer Beziehungen (Rückzug) Enge Werte-Welt, in der das Problem immer zentraler wird Suizid-Phantasien und Todes-Phantasien vage Ideen zu konkretem Plan, Vorstellung, tot zu sein oder Selbst-Tötung zu begehen bis konkrete Handlungs-Planung sich passiv aufdrängend - Vorsicht, wenn die sich von selbst aufdrängen. Zwangs-Gedanke (F42.0) - kann nicht mehr an was anderes denken. Kommen in der Regel allein aus den Gedanken nicht mehr raus und brauchen Hilfe. Aggressions-Hemmung als Aggressions-Stau und Aggressions-Umkehr Wendung der Aggression gegen die eigene Person zusammen mit Schuld- und Selbst-Bestrafungs-Ideen Suizidales Achsen-Syndrom nach Mitterauer: Erhöhtes Suizid-Risiko durch Psychose als endogene affektive Psychose (F3) oder aus dem schizophrenen Formenkreis (F20) oder als organische/exogene Psychose (F0) diagnostiziert (ca. 15% der Patienten mit endogener Psychose versterben an Suizid) Ankündigung eines Suizids (offene oder versteckte Suizidalität – siehe oben die Ambivalenz-Phase) suizidpositive Familien-Anamnese SU Fragebogen zur Suizid-Gefahr 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. SU Haben Sie in letzter Zeit daran denken müssen, sich das Leben zu nehmen? ( ja) Haben Sie häufig daran denken müssen? (ja) Haben sie an Selbst-Tötung denken müssen, ohne es zu wollen? (ja) Haben Sie konkrete Ideen, wie Sie es machen würden? (ja) Haben Sie Vorbereitungen getroffen? (ja) Haben Sie schon zu jemandem über Ihre Selbst-Tötungs-Absichten gesprochen? (ja) Haben Sie einmal einen Selbst-Tötungs-Versuch unternommen? (ja) Hat sich in der Familie oder im Bekannten-Kreis schon jemand das Leben genommen? (ja) Halten Sie Ihre Situation für aussichts- und hoffnungslos? (ja) Fällt es Ihnen schwer, an etwas anderes als an Ihre Probleme zu denken? (ja) Haben Sie in letzter Zeit weniger Kontakte zu Verwandten, Bekannten und Freunden? (ja) Haben Sie noch Interesse daran, was im Beruf/Hobby, in Ihrer Umgebung vorgeht? (nein) Ist da wer, mit dem Sie offen/vertraulich über Ihre Probleme sprechen können? (nein) Wohnen Sie zusammen mit Familienmitgliedern oder Bekannten? (nein) Fühlen Sie sich unter starken familiären oder beruflichen Verpflichtungen stehend? (nein) Fühlen Sie sich in einer religiösen bzw. weltanschaulichen Gemeinschaft verwurzelt? (nein) Therapie SU Klient/-innen Gefühl vermitteln, er/sie kann mit Therapeuten über alles reden (Suizid meist Verzweiflungs-Tat aus Mangel an Alternativen) Ansprechen (Enttabuisieren) – dadurch verringert sich Suizid-Gefahr Begründung, warum er/sie sich nicht umbringt: Ich würde mich nie umbringen, weil… Nicht-Suizid-Pakt (Versprechen, sich bis zur nächsten Sitzung nicht umzubringen) Bei endogener Depression sind Antidepressiva indiziert ggf. Unterbringungs-Gesetz (bei Eigen- oder Fremd-Gefährdung) Risiko-Verringerung durch tragfähige religiöse/ soziale Bindungen (vor allem bei depressiven Patienten). Aufbau von Lebens-Zielen Menschen mit DepressionsStörungen (F32) Differenzial-Diagnose Unterscheidungen Sonderformen Depressive Episode: Symptome Leicht bis schwer Laviert (somatisches Syndrom) Rezidivierend (F33) Dysthymia (34.1.) Therapie Differenzial-Diagnose F32 Es gibt fließende Übergänge zwischen Endogener Depression (als schwere Episode bei unipolarer rezidivierender depressiven Störung (F33.2 und F33.3) - oder bei bipolarer affektiver Störung (F31.4 und F31.5) Affekt-Psychose, immer auch Medikamente) Depression als leichte oder mittelgradige Episode bei unipolarer Depression (F33.0 und F33.1) oder bei bipolarer Depression (F31.3) Neurotischer Depression als Dysthymia (F34.1) (habitualisierte Fehlhaltung mit oraler Fixierung) Reaktiver Depression (mit konkreten Anlass, aber im Ausmaß überzogen) bei schweren Belastungen und Anpassungs-Störungen (F43 und F62.0) Im Zusammenhang mit anderen Störungen wie z. B. Angst-Störungen (F40 und F41) und Zwangs-Störungen (F42) Momentan depressive Verstimmung (mit konkretem Anlass) psychogene, reaktive Depression als posttraumatische Belastungs-Störung (F43.1) oder Anpassungs-Störung (F43.2) beide bis 6 Monate max., ab dann andauernde PersönlichkeitsVeränderung nach Extrembelastung (F62.0), Dysthymia (F34.1) – ab 2 Jahren endogen (schwer, rezidivierende und phasische Episoden) Einschlaf-Störung Abend-Tief andere beschuldigen Durchschlaf-Störung Morgen-Tief Selbst-Anklage Exogene, körperlich begründbare Depressionen in Folge von pharmakologischen Wirkungen hormonellen Störungen (z. B. Schilddrüse) Tumoren Infektions-Krankheiten degenerativen Erkrankungen wie Demenz vom Alzheimer-Typ Unterscheidungen F32 Phänomenologisch lassen sich endogene Depressionen in erster Linie wie folgt unterschieden: Gehemmte Depression, wenn Antriebs-Hemmung im Vordergrund steht Ängstlich-agitierte Depression („Jammerdepression“) mit ängstlicher Getriebenheit, Unruhe, hektischen Bewegungen, Lamentieren, Jammern Larvierte (versteckte) Depression (auch maskierte, vitalisierte oder somatisierte Depression – F32.8) Die depressive Verstimmung ist nur im Hintergrund vorhanden. Es dominieren Körper-Symptome wie Kopf-Schmerzen, Rücken-Schmerzen, Atem-Beschwerden, Herz-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden und Unterleibs-Schmerzen Psychotische Depression (F31.5, F32.3 und F33.3), wenn stimmungskongruente Denk-Inhalte (Verarmungs-, Versündigungs-, Schuld-, nihilistischer Wahn) die Depression begleiten. In seltenen Fällen auch Halluzinationen (anklagende oder zum Suizid auffordernde Stimmen) oder depressiver Stupor. Zusätzlich lassen sich unterscheiden Vitale Depression, wenn Traurigkeit leiblich erlebt wird, z. B. als Druck-Gefühl in Brust oder Magen-Gegend, Reifengefühl um den Kopf und dem Betroffenen die Depression bewusst ist Zoenästhetische Depression, wenn qualitativ eigenartige, sehr bizarr anmutende KörperMissempfindungen ganz im Vordergrund der Symptomatik stehen, z. B. Eisenring um Herz Entfremdungs-Depression, wenn Entfremdungs-Erleben (Depersonalisation und Derealisation) deutlich im Vordergrund der Symptomatik stehen. Die differentialdiagnostische Abgrenzung zur Schizophrenie (F20) und zu verschiedenen Formen der Neurose kann sich schwierig gestalten. Auch bei Dysthymia (F34.1) lässt sich Entfremdungs-Erleben beobachten. SAD (saisonal abhängige Depression) – Herbst und Winter – zu rezidivierende depressive Störung (F33) Sonderformen F32 Involutions- (Spät-) Depression, wenn Ersterkrankung nach dem 45. Lebens-Jahr liegt. Nicht selten mit protrahierter (verlängerter) Phasendauer mit ChronifizierungsTendenz, Therapie-Resistenz und erhöhtem Suizid-Risiko. Häufig dabei ängstliche Agitiertheit mit paranoiden und hypochondrischen Denk-Inhalten. Altersdepression, wenn der Beginn der Ersterkrankung nach Beginn des Seniums (60 oder 65) liegt. Wochenbett-Depression (F53) – meist kurz nach der Entbindung. Abzugrenzen von Verstimmungs-Zuständen im Wochenbett. Reaktive Depression: depressive Verstimmung aufgrund eines belastenden Ereignisses, das schon länger zurück liegt [F43.1 (PTBS), F43.2 AnpassungsStörung] Erschöpfungs-Depression mit endogenen und reaktiven Anteilen offenbar aus dem Zusammenspiel von Veranlagung und psychosozialen Einflüssen. Tritt nach langjähriger affektiver Dauerbelastung oder wiederholten schweren Psychotraumen auf. Siehe auch: andauernde Persönlichkeits- Änderung nach Extrembelastung (F62.0) Rapid-Cycling, wenn mehr als 4 depressive und/oder manische Phasen pro Jahr auftreten. Depressive Episode: Symptome F32 Definition: Bei den typischen leichten (F32.0), mittelgradigen (F32.1) oder schweren (F32.2 und F32.3) Episoden (mindestens 2 Wochen) leidet die betroffene Person unter StimmungsStörungen 1. gedrückter Stimmung (depressive Verstimmung) mit Anhedonie, d. h. vermindert ist die Fähigkeit zu Freude, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit, Leere-Gefühl, Angst, Versteinerung, Unlebendigkeit, Verlust der emotionalen Schwingungs-Fähigkeit bis hin zum Gefühl der Gefühllosigkeit PsychomotorikStörungen 2. Verminderung von Antrieb und Aktivität (Hemmung der Psychomotorik) mit Verminderung der Entschluss- und Handlungs-Fähigkeit, Initiativlosigkeit, ausgeprägter Müdigkeit, die nach jeder Anstrengung auftreten kann, jede Tätigkeit wird zur Qual, Verlangsamung aller BewegungsAbläufe bis hin zur annähernden Bewegungslosigkeit (depressiver Stupor) DenkStörungen 3. Verlangsamung des Gedanken-Ablaufs mit eingeengtem Denken, Einsilbigkeit, Entschlusslosigkeit, GedankenSperrung, Denk-Hemmung, Grübel-Neigung bis GrübelZwang verbunden mit verminderter Konzentrations- und Aufnahme-Fähigkeit, Depressive Episode: Symptome vegetative Störungen Selbst-WertStörungen F32 4. Vitalsymptomen und vegetativen Störungen mit SchlafStörungen (Abendtief und Einschlaf-Störungen bei Dysthymia, Durchschlafstörungen und Früherwachen mit Morgentief bei endogener Depression – zirkadiane Befindungs-Schwankungen), Appetit- und Libido-Verlust, Gewichts-Verlust, Obstipation (Verstopfung) und zahlreiche Leib-Gefühls-Störungen wie Druck-Gefühl auf Brust- und Bauch-Raum, ein Kopf wie Blei, Zugeschnürter Hals, Reifen-Gefühl um den Kopf. Die endogene Depression ist die leibnächste Psychose. 5. beeinträchtigtem Selbst-Wert-Gefühl und Selbst-Vertrauen mit Schuld-Gefühlen und Gedanken über eigene Wertlosigkeit Die gedrückte Stimmung verändert sich von Tag zu Tag wenig, reagiert nicht auf Lebensumstände und kann von so genannten „somatischen" Symptomen (somatisches Syndrom bei depressiver Episode (F32.8) – auch larvierte Deprtession) begleitet werden. Dauer: Herabgestimmtheit über mindestens 2 Wochen. Inkl.: Einzelne Episoden von: depressiver Reaktion, psychogener Depression, reaktiver Depression (F32.0, F32.1, F32.2) Exkl.: Anpassungs-Störungen (F43.2) depressive Episode in Verbindung mit Störungen des Sozialverhaltens (F91.-, F92.0) rezidivierende depressive Störung (F33.-) Leicht bis schwer F32 F32.0 Leichte depressive Episode Definition: Gewöhnlich sind mindestens zwei oder drei der oben angegebenen Symptome vorhanden. Der betroffene Patient ist im Allgemeinen davon beeinträchtigt, aber oft in der Lage, die meisten Aktivitäten fortzusetzen. F32.1 Mittelgradige depressive Episode Definition: Gewöhnlich sind vier oder mehr der oben angegebenen Symptome vorhanden, und der betroffene Patient hat meist große Schwierigkeiten, alltägliche Aktivitäten fortzusetzen. F32.2 Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome Definition: Eine depressive Episode mit mehreren oben angegebenen, quälenden Symptomen. Typischerweise bestehen ein Verlust des Selbst-Wert-Gefühls und Gefühle von Wertlosigkeit und Schuld. Suizid-Gedanken und -Handlungen sind häufig, und meist liegen einige somatische Symptome vor. Inkl.: Einzelne Episode einer agitierten Depression (Unruhe-Zustände) , einzelne Episode einer majoren Depression [major depression] ohne psychotische Symptome, einzelne Episode einer vitalen Depression ohne psychotische Symptome F32.3 Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen Definition: Eine schwere depressive Episode, wie unter F32.2 beschrieben, bei der aber Halluzinationen, Wahn-Ideen, psychomotorische Hemmung oder ein Stupor so schwer ausgeprägt sind, dass alltägliche soziale Aktivitäten unmöglich sind und Lebens-Gefahr durch Suizid und mangelhafte Flüssigkeits- und Nahrungs-Aufnahme bestehen kann. Halluzinationen und Wahn können, müssen aber nicht, synthym sein. Inkl.: Einzelne Episoden: majore Depression [major depression] mit psychotischen Symptomen, psychogene depressive Psychose, psychotische Depression, reaktive depressive Psychose Laviert (somatisches Syndrom) F32 Eine besondere Erscheinungs-Form einer Depression (zu den endogenen Depressionen) kann sich durch das überwiegende Auftreten von (scheinbar) körperlichen Beschwerden zeigen. Man spricht von einem somatischen Syndrom bei depressiver Episode, wenn mindestens vier der folgenden Kriterien erfüllt sind: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Auf jeden Fall ein Morgentief auch im Hinblick auf körperliche Symptome, die deutlicher im Vordergrund stehen, unter anderem Schlaf-Störungen (Frühes Erwachen; >2 Stunden früher als üblich) Früherwachen und Morgen-Tief (Tageszeitliche Schwankungen der Beschwerden) Appetitlosigkeit (Gewichtsabnahme über 5% in einem Monat) Obstipation Schwitzen Herz-Rhythmus-Störungen Schmerzen bei der Atmung Kopfweh Interessen-Verlust oder Verlust der Freude (Anhedonie) Fehlende emotionale Reaktions-Fähigkeit auf normale positive wie negative Erlebnisse deutliche psychomotorische Einschränkung (Gehemmtheit) oder Unruhe (Agitiertheit) Verlust von sexuellen Bedürfnissen (Libido) aber auch Suizid-Gefährdung wie bei anderen Formen der endogenen Psychose Abklärung der körperlichen Symptome (gründliche körperliche Untersuchung) wie bei allen psychosomatischen Krankheiten beim Facharzt. Rezidivierend (F33) F32 Definition: Hierbei handelt es sich um eine Störung, die durch wiederholte depressive Episoden (F32.-) charakterisiert ist. In der Anamnese finden sich dabei keine unabhängigen Episoden mit gehobener Stimmung und vermehrtem Antrieb (Manie). Kurze Episoden von leicht gehobener Stimmung und Überaktivität (Hypomanie) können allerdings unmittelbar nach einer depressiven Episode, manchmal durch eine antidepressive Behandlung mitbedingt, aufgetreten sein (hypomanische Nachschwankungen). Die schwereren Formen der rezidivierenden depressiven Störung (F33.2 und .3) haben viel mit den früheren Konzepten der manisch-depressiven Krankheit, der Melancholie, der vitalen Depression und der endogenen Depression gemeinsam. Das Risiko, dass ein Patient mit rezidivierender depressiver Störung eine manische Episode entwickelt, wird niemals vollständig aufgehoben, gleichgültig, wie viele depressive Episoden aufgetreten sind. Bei Auftreten einer manischen Episode ist die Diagnose in bipolare affektive Störung zu ändern (F31.-). Die erste Episode kann in jedem Alter zwischen Kindheit und Senium auftreten, der Beginn kann akut oder schleichend sein. Dauer: Wenige Wochen bis viele Monate. Inkl.: Rezidivierende Episoden (F33.0 oder F33.1): depressive Reaktion, psychogene Depression, reaktive Depression, Saisonale depressive Störung Exkl.: Rezidivierende kurze depressive Episoden (F38.1) Dysthymia (F34.1) F32 Hierbei handelt es sich um eine chronische, mehrere Jahre (wenigstens 2 Jahre) andauernde depressive Verstimmung, aber nicht psychotisch, die weder schwer noch hinsichtlich einzelner Episoden anhaltend genug ist, um die Kriterien einer schweren, mittelgradigen oder leichten rezidivierenden depressiven Störung (F33.-) zu erfüllen. Prävalenz: 6 %, Frauen deutlich häufiger Inkl.: Anhaltende ängstliche Depression, Depressiv: Neurose, Persönlichkeit(sstörung), neurotische Depression Exkl.: Ängstliche Depression (leicht, aber nicht anhaltend) (F41.2) Therapie F32 Antidepressiva Schlaf-Entzug REM-Schlaf in der zweiten Nacht-Hälfte, also Morgen-Schlaf vermeiden durch frühes Aufstehen Kognitive Verhaltenstherapie nach Beck (siehe dazu auch Abschnitt 10.2.7) und Schematherapie nach Young Lichttherapie 2 Mal pro Tag morgens und abends je eine Stunde vor helle Lichtwand (Sonnenlicht ähnlich), besonders bei Herbst-Depressionen Johanniskraut aber Vorsicht bei Kombination mit Antidepressiva Bei schweren, schlecht behandelbaren Depressionen auch Elektrokrampf-Therapie Künstlich in Krampfanfall schicken 5- 10 Behandlungen in 2 Wochen, 10 Minuten Vollnarkose bei schwerer Depression (mit Wahn, hohe Suizidalität, depressiver Stupor, wenn andere Medikamente nicht anschlagen) Menschen mit Angst- und Zwangs-Störungen (AZ) Phobische Störungen (F40) Andere Angst-Störungen (F41) Zwangs-Störungen Phobische Störungen (F40) Allgemein Agoraphobie (F40.0) Soziale Phobie (F40.1) Spezifische (isolierte) Phobien (F40.2) Häufige spezifische Phobien Seltene spezifische Phobien Therapie AZ Allgemein F40 Definition: Eine Gruppe von Störungen, bei der Angst ausschließlich oder überwiegend durch eindeutig definierte, eigentlich ungefährliche Situationen hervorgerufen wird. In der Folge werden diese Situationen typischerweise vermieden oder mit Furcht ertragen. Die Befürchtungen des Patienten können sich beziehen auf Einzelsymptome wie Herz-Klopfen oder Schwäche-Gefühl, häufig gemeinsam mit sekundären Ängsten vor dem Sterben, Kontroll-Verlust oder dem Gefühl, wahnsinnig zu werden. Allein die Vorstellung, dass die phobische Situation eintreten könnte, erzeugt meist schon Erwartungs-Angst. Phobische Angst tritt häufig gleichzeitig mit Depression auf. Ob zwei Diagnosen, phobische Störung und depressive Episode, erforderlich sind, richtet sich nach dem zeitlichen Verlauf beider Zustands-Bilder und nach therapeutischen Erwägungen zum Zeitpunkt der Konsultation. Agoraphobie (F40.0) Definition: Eine relativ gut definierte Gruppe von Phobien, mit Befürchtungen, das Haus zu verlassen, Geschäfte zu betreten, in Menschen-Mengen und auf öffentlichen Plätzen zu sein, alleine mit Bahn, Bus oder Flugzeug zu reisen. Die Vermeidung der phobischen Situation steht oft im Vordergrund, und einige Agoraphobiker erleben nur wenig Angst, da sie die phobischen Situationen meiden können. Prävalenz: Überwiegend sind Frauen betroffen. Komorbidität: Depressive und zwanghafte Symptome sowie soziale Phobien sind als zusätzliche Merkmale gleichfalls häufig vorhanden. Prognose: Ohne effektive Behandlung wird die Agoraphobie häufig chronisch. F40.00 Ohne Angabe einer Panik-Störung F40.01 Mit Panik-Störung Eine Panik-Störung kommt als häufiges Merkmal bei gegenwärtigen oder zurückliegenden Episoden vor. F40 Soziale Phobie (F40.1) F40 Definition: Furcht vor prüfender Betrachtung durch andere Menschen, die zu Vermeidung sozialer Situationen führt. Umfassendere soziale Phobien sind in der Regel mit niedrigem Selbst-Wert-Gefühl und Furcht vor Kritik verbunden. Deutliche Furcht, sich in sozialen Situationen auf peinliche und erniedrigende Weise zu verhalten. Ausgeprägte, anhaltende Angst vor sozialen oder Leistungs-Situationen, in denen die Person mit Unbekannten konfrontiert ist oder von anderen beurteilt werden könnte. Unmittelbare Angstreaktion bei Konfrontation. Die Ängste in sozialen Situationen werden jedoch auch als übertrieben bzw. unvernünftig und unbegründet erlebt. Vermeidungs-Verhalten Beeinträchtigung der normalen Lebens-Führung Die psychischen, Verhaltens- oder vegetativen Symptome sind primäre Manifestationen der Angst. Die Angst muss auf bestimmte soziale Situationen beschränkt sein und darin überwiegen. Sie können sich in Beschwerden äußern wie Erröten, Hände-Zittern, Übelkeit (Angst vor Erbrechen) oder Drang zum Wasser-Lassen. Dabei meint die betreffende Person manchmal, dass eine dieser sekundären Manifestationen der Angst das primäre Problem darstellt. Die Symptome können sich bis zu Panik-Attacken steigern. Inkl.: Anthropophobie, soziale Neurose Spezifische (isolierte) Phobien 1 (F40.2) F40 Definition: Phobien, die auf eng umschriebene Situationen wie Nähe von bestimmten Tieren, Höhen, Donner, Dunkelheit, Fliegen, geschlossene Räume, Urinieren oder Defäkieren auf öffentlichen Toiletten, Genuss bestimmter Speisen, Zahnarzt-Besuch oder auf den Anblick von Blut oder Verletzungen beschränkt sind. Obwohl die auslösende Situation streng begrenzt ist, kann sie Panik-Zustände wie bei Agoraphobie oder sozialer Phobie hervorrufen. Ausgeprägte Angst vor einem spezifischen Objekt, einer spezifischen Situation Konfrontation mit phobischen Reiz ruft unmittelbare Angst-Reaktion hervor Person erkennt, dass Angst unbegründet oder übertrieben ist Die phobischen Situationen werden gemieden Phobie beeinträchtigt Lebens-Führung oder verursacht erhebliches Leiden Primär-Störungen: „Unangemessene" Angst/Furcht vor bestimmten Personen, Tieren, Gegenständen oder Situationen Sekundär-Störungen: aus Angst Vermeidungs-Reaktionen Inkl.: Akrophobie (Höhen- oder Tiefen-Angst), einfache Phobie, Klaustrophobie, TierPhobien Exkl.: Dysmorphophobie (nicht wahnhaft) (F45.2) Nosophobie (Angst vor Krankheiten) (F45.2 – hypochondrische Störung) Häufige spezifische Phobien Erythophobie (Errötungs-Furcht) Zoophobie (bezogen auf zahlreiche Tierarten) Akrophobie (Höhen-Angst; akron = gr. Spitze, Gipfel oder Tiefen-Angst) Agoraphobie (agora = gr. Marktplatz) (in Situationen kommen, in denen man nicht fliehen kann) Klaustophobie (claustrum = lat. Verschlossener Raum) Nosophobie (Krankheits-Furcht) als Aids-Phobie Karzinophobie (Angst vor Krebs-Erkrankungen) Algophobie (algos = gr. Schmerz) Phobophobie (Furcht vor Angst-Anfällen ) Arachnophobie (Angst vor Spinnen) F40 Seltene spezifische Phobien Paruresis: BlasenEntleerungs-Störung, Angst, in der Gegenstände Gerontophobie: Furcht vor Öffentlichkeit zu alten Menschen oder pinkeln Ailurophobie: Katzen krankhafte Furcht, selbst zu Prüfungs-Angst Akarophobie: Insekten altern SchwangerschaftsAnthophobie: Blumen Gymnophobie: Nacktheit Phobie: auch vor Anthropophobie: Geburt Gynophobie: Frauen Menschen-Scheu Halitophobie: Mund-Geruch Sitophobie: Nahrung Aquaphobie oder Taphephobie: Als Herpetophobie: Reptilien, Hydrophobie: Wasser Scheintoter lebendig Schlangen begraben werden Arbeitsplatz-Phobie Hoplophobie: Schuss-Waffen Tetraphobie: Blut-Phobie oder bewaffnete Personen abergläubische Angst Canophobie: Hunde vor der Zahl vier Logophobie: Sprech-Angst Coulrophobie: Clowns Triskaidekaphobie: Mysophobie: Kontakt mit abergläubische Angst Emetophobie: Erbrechen Schmutz oder Ansteckung vor der Zahl dreizehn durch Bakterien, Viren Enochlophobie: Trypanophobie: Angst Menschen-Massen Oralphobie oder vor Spritzen/ (zerquetscht werden) Odontophobie: ZahnInjektionen Behandlungs-Phobie Fahr- und Flug-Angst Achluophobie: Dunkelheit Gelotophobie: ausgelacht werden Aichmophobie: Spitze F40 Therapie Kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung einer AngstStörung, wenn identifizierbare Angst-Auslöser vorhanden sind und der Patient Vermeidungs-Verhalten zeigt: Reiz-Konfrontation (systematische Desensibilisierung oder Exposition) Vermittlung eines Erklärungs-Modelles (Psychoedukation) für Phobie (primär) und Vermeidungs-Verhalten (sekundär) F40 Andere Angststörungen (F41) Allgemein Panik-Störung: Kennzeichen (F41.0) Panik-Störung (F41.0) Generalisierte Angst-Störung (F41.1) AZ Allgemein (A) Angst-Störungen Begleit-Erkrankungen (Komorbidität) Angst-Ursachen Kognitive Schemata und Sozialkompetenz Entwicklungs-Modelle Lerntheoretische Modelle Psychodynamische Modelle 1 Psychodynamische Modelle 2 Psychodynamische Modelle 3 (Neuro-) Biologische Modelle 1 (Neuro-) Biologische Modelle 2 F41 Angst-Störungen Angst: Begleit-Symptom vieler körperlicher Erkrankungen (z. B. Hyperthyreose, HerzRhythmus-Störungen) Angst auch bei: Intoxikation durch psychotrope Substanzen (F10.0-F18.0) oder Entzug (F10.3-F18.3 und F10.4-F18.4) PTBS (F43.1), Anpassungsstörungen (F43.2), andauernder Persönlichkeitsveränderung nach Extrembelastung (F62.0) viele Persönlichkeitsstörungen, z. B. ängstliche (vermeidende) (F60.6), abhängige (asthenische) (F60.7) Zwangsstörung (F42) beginnender Psychose, als Prodromalphase der Schizophrenie (F20) oder der depressiven Episode (F31-F33) Angst: Als frei flottierende (umherschweifende) unbestimmte Angst und als anfallartig auftretende Panik; verbunden mit vegetativen Symptomen. Nach Psychoanalyse ist Angst eine frei flottierende Triebenergie Definition der Angst-Störungen: Bei diesen Störungen stellen Manifestationen der Angst die Hauptsymptome dar, ohne auf eine bestimmte Umgebungs-Situation bezogen zu sein. Depressive und Zwangs-Symptome, sogar einige Elemente phobischer Angst können vorhanden sein, vorausgesetzt, sie sind eindeutig sekundär oder weniger ausgeprägt. Prävalenz: Etwa 10% der Bevölkerung leiden im Lauf ihres Lebens unter behandlungsbedürftiger Angst. A Begleit-Erkrankungen (Komorbidität) Angst-Störungen weisen eine hohe Komorbidität sowohl untereinander, als auch zu Depressionen, somatoformen Störungen und Substanz-Störungen (intrapersonal gesteuerter Gebrauch von psychotropen Stoffen) auf. Die Wahrscheinlichkeit, eine komorbide Störung zu entwickeln, ist bei Panik-Störungen und Agoraphobie am höchsten. Sekundäre Depressionen sind am häufigsten bei Panik-Störungen, gefolgt von der Generalisierten Angst-Störung und der Agoraphobie. Substanz-Störungen als Folge einer Angst-Störung werden als Versuch der SelbstMedikation betrachtet. Angst bei Depressionen Episode (F32) Rezidivierend (F33) Dysthymia (F34.1) min 2 Jahre andauernde PersönlichkeitsVeränderung nach Extrembelastung (F62.0) Angst bei anderen Störungen Phobische Störungen (F40), Panik-Störungen (F41.0) und Generalisierte Angst-Störung (F41.1) Posttraumatische Belastungs-Störung (PTBS) (F43.1) nach einem Monat bis 6 Monate Anpassungs-Störung (reaktive Depression) (F43.2) mit kurzer (F43.20) oder längerer depressiver Reaktion (F43.21) Angst und depressive Gefühle gemischt (F43.22) Beeinträchtigung von anderen Gefühlen, z. B. Trauer (F43.23) Sozialverhalten beeinträchtigt (F43.24) aber nicht länger als 6 Monate sonst (F62.0) Zwangs-Störungen (F42) (Angst, wenn Ritual unterbrochen) Persönlichkeits-Störungen als Borderline (F60.31), ängstlich (vermeidend) (F60.6) oder abhängig (asthenisch) (F60.7) A Angst-Ursachen A Wie bei den meisten psychischen Störungen gibt es auch bei der generalisierten Angst-Störung, bei sozialen Ängsten, Panik-Attacken und Phobien nicht die eine bekannte Ursache. Stattdessen geht man auch hier von einer Vielzahl verursachender oder auslösender Faktoren aus, die erst im Zusammen- und Wechsel-Wirken den tatsächlichen Ausbruch der Störung bewirken. Je nach psychiatrischer oder psychotherapeutischer Schule werden naturgemäß andere Ursachen in den Blick genommen und gegebenenfalls weiter erforscht. So tragen alle in der Fachwelt anerkannten theoretischen Ausrichtungen aus ihrem speziellen Blickwinkel zur Erforschung von Ursache und Entstehung (Entwicklung) dieser Störungen bei. Psychologische Erklärungs-Modelle der Angst unterscheiden zunächst zwischen Angst als Zustand und Angst als Persönlichkeits-Eigenschaft. Es gibt bereits einige Versuche, Angst oder Ängstlichkeit als PersönlichkeitsEigenschaft aufzufassen. Hierbei hat sich ein dimensionaler Ansatz im Gegensatz zu einer Kategorisierung bewährt. Persönlichkeits-Modelle der Psychologie, die dimensional konzipiert sind, zeigen im Wesentlichen eine Übereinstimmung in der Annahme, dass es eine Art genetischer Disposition zur „Ängstlichkeit“ gibt, die bei starker Ausprägung (Dimensionierung) eine Schwachstelle (vulnerabler Bereich) in der psychischen Konstitution darstellt und dann in der späteren Entwicklung zum Kristallisations-Punkt einer Angst-Störung werden kann. Kognitive Schemata und Sozialkompetenz Es ist unbestritten, dass Menschen, die unter vermehrten Ängsten leiden, die Welt anders und teilweise verzerrt wahrnehmen. Auf Dauer gesehen wird aus dieser verzerrten Wahrnehmung dann eine falsche „Bewertung“ der äußeren Welt. Man spricht in der kognitiven Therapie von der Entwicklung und Einnistung sogenannter „maladaptiver kognitiver Schemata“, also einer Art verinnerlichter „Vorurteile“ oder zumindest „Fehlurteile“ über die Gefährlichkeit der Welt. In einem weiteren Schritt kommt es dann zu einem unangemessen starken „Vermeidungs-Verhalten“, um diesen vermeintlich drohenden Gefahren auszuweichen. Dieses „Vermeidungs-Verhalten“ wiederum führt zu einer mehr oder weniger starken, oft fortschreitenden Einengung des Aktions-Radius und der Aktivitäten überhaupt, im weiteren Schritt oft zu Rückzug und Isolation. Der Betreffende bleibt in der Regel mehr oder weniger weit hinter seiner eigentlichen gesellschaftlichen Leistungs-Fähigkeit zurück. Der Erwerb einer verlässlichen Sozialkompetenz wird dadurch erschwert oder sogar verhindert. A Entwicklungs-Modelle A Aus der Entwicklungs-Psychologie und aus der täglichen Erfahrung mit Kindern ist bekannt, dass es gewisse „typische“ und „altersgebundene“ Ängste gibt, z. B. das „Fremdeln“, die „Trennungs-Angst“, die „Schul-Angst“, „Tier-Ängste“. Er weist darauf hin, dass Zusammenhänge bestehen zwischen dem späteren Auftreten von Panik-Störung oder Agoraphobie einerseits und frühkindlichen Trennungs-Ängsten bzw. Trennungs-Ängsten und Schul-Phobie andererseits dem späteren Auftreten einer generalisierten Angst-Störung einerseits und frühen familiären Traumatisierungen „(Konflikte zwischen den Eltern, Konflikte mit den Eltern, sexuelle Traumatisierungen, mangelhafte Aufmerksamkeit, niedriges Prestige der Familie, stärkere körperliche Züchtigungen)“ resp. Aufwachsen in einer Alkoholiker-Familie andererseits dem späteren Auftreten von Phobien einerseits und kindlicher Angst vor Beschämung bei hohen elterlichen Ansprüchen ,sozialphobischem Vorbild-Verhalten der Mütter oder übertriebener Besorgnis der Eltern vor Kritik durch Außenstehende andererseits. Lerntheoretische Modelle A Der lerntheoretische Ansatz geht davon aus, dass Ängste durch (klassische und operante) „Konditionierung“ entstehen im Sinne von pathologischen (=krankhaften, unangemessenen) Angst-Reaktionen auf ursprünglich neutrale Stimuli, die durch zeitliche und/oder räumliche Kontingenz zu einer realen angstauslösenden Situation im Rahmen von Lern-Erfahrungen zu einem konditionierten Angst-Stimulus werden. Durch Vermeiden dieser Situation wird der Stimulus vermieden und damit auch die Angst reduziert. Das führt zu einer negativen Verstärkung des Vermeidungs-Verhaltens, d. h. der Betreffende „lernt“, dass das Vermeiden gut für ihn ist, indem es ihn vor aufkommenden Ängsten schützt. Wie bei den kognitiven Schemata handelt es sich um ein fehladaptiertes, d. h. nicht wirklichkeitsgerechtes Lernen, bei dem zwischen der eigentlichen Angst-Quelle und dem symbolischen Stimulus nicht mehr unterschieden werden kann. Aufgrund der anhaltenden Vermeidung bleibt eine korrigierende Lern-Erfahrung aus, sodass sich pathologische Angst-Reaktion „etabliert“. Bei der Panik-Störung spielt eine positive Rückkopplung „zwischen körperlichen Sensationen (z. B. wahrgenommene Veränderung der Herz-Rate) und kognitiven Bewertungs-Vorgängen als Gefahr (z. B. „drohender Herz-Infarkt“) mit einer hieraus resultierenden eskalierenden Angst-Reaktion“ eine große Rolle. Eine wichtige Bedeutung insbesondere bei der Entstehung einer generalisierten Angststörung, aber auch einer Panik-Störung kommen schwerwiegenden, negativen (und traumatisierenden) Lebens-Ereignissen (sogenannte „life events“) zu. Psychodynamische Modelle 1 A Die unmotivierte, nicht objektgebundene Angst kann als existentielle Angst (UntergrundAngst) im normalen und nichtneurotischen Seelen-Leben als allgemeine Grunderfahrung des Menschen vorkommen. Sie kann aber bei der Angst-Neurose auch Leit-Symptom einer neurotischen Entwicklung sein; doch muss hier stets vorrangig eine endogene, schizophrene oder zyklothyme Erkrankung ausgeschlossen werden. Bei der Angst-Neurose tritt die Angst bei den hilflos-anklammernd erscheinenden Patienten als mit vegetativen Symptomen einhergehender Angst-Anfall (der phänomenologisch der „neurotischen Herz-Phobie“ und den „dysästhetischen Krisen“ bei endogenen Psychosen entsprechen kann) oder als nicht auf ein bestimmtes Objekt bezogenes, frei flottierendes, intensives, länger anhaltendes Angst-Syndrom auftritt. Freud nahm ursprünglich als Ursache einen aktuellen Konflikt in Form sexueller Frustration mit Umsetzung verdrängter Libido in einen Angst-Affekt an, z. B. bei Coitus interruptus oder Aufgabe von Ipsation (Onanie). Später und bis heute denkt man mehr an Trennungs-Ängste (Verlassen-Werden und dadurch bedingte Hilflosigkeit) bei Menschen, die in der Biographie Züge von Trennungs-Empfindlichkeit (angstneurotische Familien-Konstellation) zeigen und stark von Schutz-Figuren abhängig sind; ähnlich wie bei der Herz-Phobie kann die Anwesenheit von Schutz-Figuren, z. B. eines Arztes, das Symptom beheben. Psychodynamische Modelle 2 A Angstneurotische Symptome kommen für sich allein oder kombiniert mit anderen neurotischen Erscheinungen, z. B. auch mit – lokalisierten – Phobien vor. Übereinstimmung besteht darin, dass Angst-Neurosen wie Phobien Ausdruck ungelöster Konflikte sind, wobei besonders die unbewusste Angst, Zuwendung zu verlieren, alleingelassen zu werden, Aggressions-Hemmung und Verkehrung ins Gegenteil eine Rolle spielen. Sigmund Freud kannte das Phänomen Angst in zwei Zusammenhängen: als Ausdruck bzw. als Folge eines innerpsychischen Konfliktes, etwa zwischen einem verbotenen triebhaften Impuls und einem strengen Gewissen. Angst resultiert hiernach durch die unvollständige Unterdrückung einer Wunschregung, z. B. eines sexuellen Verlangens und der Angst vor Bestrafung, sie ist Ergebnis eines Abwehrvorganges. als Signal-Angst. In dieser Funktion signalisiert die Angst dem Ich das Vorhandensein einer inneren Bedrohung, z. B. durch ähnliche Konflikte wie oben genannt. Sie steht dann am Beginn einer Schutz-Maßnahme durch das Ich und ist somit Initiator eines Abwehr-Vorganges. Nach psychoanalytischem Verständnis handelt es sich bei der Ausbildung einer Phobie in allererster Linie um eine aktive psychische Leistung und zwar im Besonderen um das Ergebnis einer intrapsychischen Abwehr: angsterregende Bewusstseinsinhalte werden verdrängt, wobei an die Stelle der ursprünglichen Inhalte (es kann sich um Vorstellungen oder Gefühle handeln) belanglose äußere Situationen gesetzt werden. Psychodynamische Modelle 3 A Die Angst wird also an einen anderen „harmlosen“ Ort verschoben, dem der „eigentliche (verbotene und deshalb angstbesetzte und verdrängte) Inhalt“ nicht mehr angesehen und zugeordnet werden kann. Die Verschiebung ist selbst für den Betreffenden selber nicht mehr bewusst, auch er staunt, wo die Angst herkommt. Es ist zu beachten, dass die Phobie mehr als einfache Verdrängung ist. Diese würde zu einer akzeptablen Lösung nicht ausreichen. Durch die Verdrängung des spezifischen Vorstellungs-Inhaltes erfährt nämlich die vorher gebundene und gerichtete Furcht eine Regression zu einer ungebundenen entdifferenzierten diffusen Angst, die wegen des freien Flottierens äußerst schlecht zu ertragen ist. In einer zweiten Phase muss daher der Hauptabwehr-Mechanismus des phobischen Modus, nämlich die Verschiebung, zum Einsatz kommen, wodurch „künstlich“ die Bindung an einen neuen Inhalt erreicht wird. Eine Form der Angst wird als Abwehr gegen eine andere Angst benutzt. Der Vorteil des Verschiebungs-Mechanismus liegt darin, dass aus der ursprünglichen inneren Gefahr eine äußere konstruiert wird: eine äußere Gefahr hat den „Vorteil“, dass sie leichter vermieden werden kann als eine innere. Wie bei allen neurotischen Lösungs-Versuchen handelt es sich auch bei der Phobie um einen Kompromiss, der darin besteht, dass auf der einen Seite die verbotenen Wünsche und Strebungen unbewusst bleiben können und nicht wirksam werden, auf eine verzerrte Weise, nämlich als phobische Reaktion, aber dennoch partiell ausgelebt werden können. (Neuro-) Biologische Modelle 1 Schilddrüsen-Fehlfunktionen: Sowohl eine Überfunktion (Ursache: meist Morbus Basedow oder Schilddrüsen-Autonomie) als auch eine Unterfunktion (Ursache: meist Hashimoto-Thyreoiditis) der Schilddrüse können zu Angst und Panikattacken führen. Dies kann bei Hashimoto auch im AnfangsStadium vorkommen, wenn die Labor-Werte noch unauffällig sind. Das neuroanatomische Modell: Bei der Angstregulation sind vor allem der Hirnstamm (Locus caeruleus, Raphe-Kerne, Nucleus paragigantocellularis) → Regelung des Niveaus des Arousals (der Erregung) das sogenannte „limbische System“ aus Amygdala (Angst-Entstehung), Hippocampus, Nuclei septi und Hypothalamus → Induktion und Modifikation von Angst der präfrontale Cortex → Integration von Informationen aus verschiedenen Hirn-Arealen, Bewertung, Planung beteiligt. A (Neuro-) Biologische Modelle 2 Das Neurotransmitter-/Rezeptor-Modell: In der Pathophysiologie von Ängsten wird die Rolle verschiedenster NeurotransmitterSysteme (chemische Botenstoff-Systeme) diskutiert. Es handelt sich dabei um das GABA-System: Der GABA-Rezeptor ist sehr weit im Gehirn und Rückenmark verbreitet und der wichtigste inhibitorische (hemmende) Rezeptor im ZNS. Im Thalamus wirkt GABA an der Einleitung und Aufrechterhaltung des Schlafs. Die inhibitorische Gamma-AminoButtersäure (GABA) ist der am meisten mit Angst-Störungen und deren medikamentöser Behandlung in Verbindung gebrachte Transmitter. Die Substanz-Gruppe der „Benzodiazepine“ setzt mehrheitlich am sogenannten GABA-A-Rezeptor-Komplex an, bewirkt dort über die Freisetzung von Chloridionen eine Hyperpolarisation der Rezeptor-Membran, was zu einer Verstärkung der gaba-ergen Hemmung der Ansprechbarkeit des Rezeptors gegenüber erregenden Impulsen führt. Dieser indirekte Effekt der Verstärkung einer gaba-ergen Hemmung durch Benzodiazepine führt klinisch zur Reduktion der Angst-Symptomatik. das serotonerge System: Verschiedene Serotonin-Rezeptoren (5-HT1A-Rezeptor sowie 5HT2- und 5-HT1C) des serotonergen Systems sind ebenfalls an der Angst-Modulation beteiligt. Deshalb wirken folgende Substanzen angstlösend (anxiolytisch) Buspiron Imipramin, MAO-Hemmer, Trazodon SSRI, MAO-Hemmer das noradrenerge System ist wesentlich für die körperlichen Begleit-Symptome bei AngstZuständen verantwortlich und wird über postsynaptische ß1-Rezeptoren vermittelt. sogenannte exzitatorische (=Rezeptor-anregende) Aminosäuren andere Neurotransmitter. A Therapie der Angst (TdA) Tiefen-Psychologie Verhaltens-Therapie Medikamente A Tiefen-Psychologie Psychoanalytische und tiefenpsychologische BehandlungsMethoden basieren auf den theoretischen Grundannahmen der Psychoanalyse, denen zufolge die Angst-Symptomatik Ausdruck eines unbewussten Konfliktes mit misslungener Kompromiss-Lösung ist. Die Aufdeckung dieses Konfliktes und das „Durcharbeiten“ unter Reaktivierung der ursprünglichen Affekte soll den Angst-Affekt dann überflüssig machen und wieder zum Verschwinden bringen. TdA Verhaltens-Therapie TdA Bei der Verhaltens-Therapie der Phobien, Angst- und Panik-Störungen geht es v. a. darum, sich den Ängsten und angstbesetzten Situationen gezielt und in zunehmender Dosis auszusetzen, bis alle zuvor gemiedenen Situationen wieder in Besitz genommen und in das normale Leben integriert werden können. Man bedient sich hierzu der Reiz-Konfrontation, die in zwei Formen ablaufen kann. Reiz-Überflutung („flooding“): Es erfolgt unter paralleler therapeutischer Begleitung eine Konfrontation mit einer maximal angstauslösenden Situation, die solange ausgehalten werden muss, bis eine physiologische Gewöhnung eintritt und der Patient lernt, dass die gefürchteten katastrophalen Folgen ausbleiben. Auf dieses Verfahren wird im deutschsprachigen Raum inzwischen wegen ethischer Bedenken weitgehend verzichtet. Abgestufte Reiz-Exposition: systematische Desensibilisierung durch stufenweise gesteigerte Reizexposition, bis alle Hierarchie-Stufen bis zum Maximum durchlaufen wurden. Bei der Kognitiven Therapie, die häufig mit klassischen verhaltenstherapeutischen Verfahren kombiniert wird, soll der Patient seinen Denk- und Bewertungs-Stil ändern. Theoretische Grundlage ist die Annahme, dass vor allem eine „Fehlbewertung“ der angstauslösenden Situation die heftige Angst und Vermeidungs-Reaktion hervorruft und immer weiter verstärkt. Dabei kann die Frage nach der Finalität der Angst sehr hilfreich sein: Was möchte der Patient mit seiner Angst (unbewusst) erreichen. Medikamente TdA Meist werden zunächst Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) angewandt, welche die höchste Wirksamkeit bewiesen haben. Bei Nichtansprechen kann man auch Buspiron, trizyklische Antidepressiva oder MAO-Hemmer versuchen. Vielfach werden auch Benzodiazepine verwendet, die anfangs gut wirken, aber zur Gewöhnung führen können und schon nach wenigen Wochen die Gefahr einer Abhängigkeit beinhalten. Generell sind die Erfolgs-Aussichten für eine medikamentöse Behandlung schlechter als bei Depressionen oder Schizophrenien. Die Gefahr des Wiederauftretens von Symptomen nach Absetzen der Medikamente ist hoch. Zum Einsatz kommen: Antidepressiva SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer) SNRI (Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer) trizyklische Antidepressiva, z. B. Imipramin oder Clomipramin reversibler MAO-Hemmer Moclobemid irreversibler MAO-Hemmer Phenelzin Buspiron kurzzeitig: Benzodiazepine, z. B. Alprazolam, Clonazepam und Lorazepam Um das Abhängigkeits-Risiko auf ein Minimum zu reduzieren, sollten Benzodiazepine nur nach sorgfältiger Prüfung der Indikation verschrieben und über möglichst kurze Dauer eingenommen werden. Ob eine Weiterführung der Behandlung notwendig ist, muss regelmäßig überprüft werden. Panik-Störung: Kennzeichen (F41.0) F41 Wiederkehrende, unerwartete, plötzliche, anfallsweise schwere Angst-Attacken (Panik), die nach 10 bis 30 Minuten wieder abnehmen (Sie beschränken sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände, treten also in unterschiedlichen Situationen und unter unterschiedlichen Umständen auf.) ausgeprägte körperliche/vegetative Symptome wie Atem-Not (Erstickungs-Gefühle) und Beklemmungs-Gefühl in der Brust (Brust-Schmerz) Schwindel als Unsicherheits- und Ohnmachts-Gefühl, plötzlich auftretendes Herz-Klopfen Schwitzen (kalter Schweiß), Zittern, Magen-Darm-Beschwerden (Brech-Reiz, Übelkeit, Durchfälle, Darm-Krämpfe etc.), Entfremdungs-Gefühle als Depersonalisation und Derealisation, Furcht zu sterben (Hirn-Schlag oder Herz-Infarkt), vor Kontroll-Verlust oder die Angst, wahnsinnig zu werden Bei mindestens einer Attacke folgt ein Monat lang mindestens ein Symptom, z. B. Besorgnis über weitere Attacken: Person entwickelt Erwartungs-Angst (Angst vor der Angst), wodurch nächste Attacke gebahnt wird Sorgen über Bedeutung der Attacken Deutliche Verhaltens-Änderungen infolge der Attacken Orte, an denen die Attacke aufgetreten ist, werden gemieden (zusätzlich etwa Agoraphobie) Panik-Störung (F41.0) F41 Prävalenz: Angst- und Panik-Störung circa 2 - 3 % (inkl. Herz-Phobie – Männer im mittleren Alter) Circa 10% einzelne Attacken Erstmanifestation oft im 3. Lebens-Jahrzehnt (vor dem 30. Lebens-Jahr) Prognose: Nimmt unbehandelt einen chronischen Verlauf Die Panik-Störung soll nicht als Hauptdiagnose verwendet werden, wenn der Betroffene bei Beginn der Panik-Attacken an einer depressiven Störung leidet. Unter diesen Umständen sind die Panik-Attacken wahrscheinlich sekundäre Folge der Depression. Inkl.: Panik-Attacke, Panik-Zustand Exkl.: Panik-Störung mit Agoraphobie (F40.01) Panik-Störung mit Agoraphobie (F40.01) Symptome der Panik-Störung Angst an Orten oder in Situationen zu sein, von denen eine Flucht schwierig oder peinlich sein könnte oder wo im Falle einer Panik-Attacke keine Hilfe verfügbar wäre Die Situationen werden gemieden oder nur mit deutlichem Unbehagen durchgestanden oder nur in Begleitung aufgesucht Prävalenz: Panik mit Agoraphobie bei Frauen doppelt so häufig wie bei Männern Generalisierte Angst-Störung (F41.1) F41 frei flottierende Angst (generalisiert, nicht auf bestimmte Umgebungs-Bedingungen beschränkt oder auch nur besonders betont in solchen Situationen) Angst ist ständig da und hält über 6 Monate an Schwierigkeiten mit der Kontrolle von Sorgen (Man macht sich über alles Mögliche Sorgen. Häufig wird die Befürchtung geäußert, der Patient selbst oder ein Angehöriger könnten demnächst erkranken oder einen Unfall haben.) auch durchsetzt mit Panikattacken = unerwartet, ohne Zusammenhang zur angstauslösenden Situation Bedeutsame Beeinträchtigung beruflich oder privat Mindestens 3 der Symptome: Konzentrations-Schwierigkeiten Muskel-Anspannung Schlaf-Störungen Ruhelosigkeit Ermüdbarkeit Reizbarkeit ständige Nervosität, Zittern, Schwitzen, Benommenheit, Herzklopfen, Schwindelgefühle oder Oberbauchbeschwerden. einhergehend mit starken körperlichen Symptomen, wobei die wesentlichen Symptome variabel sind. Beschwerden gehören zu diesem Bild wie Inkl.: Angst-Neurose, Angst-Reaktion, Angst-Zustand Prävalenz: 8,5 % Zwangs-Störungen (F42) Allgemein Vorwiegend Zwangs-Gedanken (F42.0) Vorwiegend Zwangs-Handlungen (F42.1) Differentialdiagnose Komorbiditäten Zwänge als Symptom anderer Erkrankungen Zwangs-Ursachen Verhaltenstherapeutische Modelle 1 Verhaltenstherapeutische Modelle 2 Tiefenpsychologische Modelle Biologische Modelle 1 Biologische Modelle 2 Verhaltens-Therapie Psychopharmakotherapie Kombinations-Therapie Unterstützende Maßnahmen AZ Allgemein F42 Wesentliche Kennzeichen sind wiederkehrende Zwangs-Gedanken und ZwangsHandlungen. Prävalenz: 2% Zwangs-Gedanken sind Ideen, Vorstellungen oder Impulse, die den Patienten immer wieder stereotyp beschäftigen. Sie sind fast immer quälend, der Patient versucht häufig erfolglos, Widerstand zu leisten. Die Gedanken werden als zur eigenen Person gehörig erlebt, selbst wenn sie als unwillkürlich und häufig abstoßend empfunden werden. Sie werden von den Betroffenen meist als sinnlos erlebt. Zwangs-Handlungen oder Zwangs-Rituale sind Stereotypien, die ständig wiederholt werden. Sie werden weder als angenehm empfunden, noch dienen sie dazu, an sich nützliche Aufgaben zu erfüllen. Der Patient erlebt sie oft als Vorbeugung gegen ein objektiv unwahrscheinliches Ereignis, das ihm Schaden bringen oder bei dem er selbst Unheil anrichten könnte. Beim Versuch, Zwangs-Handlungen zu unterlassen, treten innere Anspannung und Angst auf. Im Allgemeinen wird dieses Verhalten als sinnlos und ineffektiv erlebt, es wird immer wieder versucht, dagegen anzugehen. Angst ist meist ständig vorhanden. Werden Zwangs-Handlungen unterdrückt, verstärkt sich die Angst deutlich. Zwangs-Handlungen können im Zusammenhang mit postpartalen Depressionen und /oder postpartalen Psychosen auftreten. Inkl.: Anankastische Neurose, Zwangs-Neurose Exkl.: Zwangs-Persönlichkeit(sstörung) (F60.5) Vorwiegend Zwangs-Gedanken (F42.0) F42 Definition: Diese können die Form von zwanghaften Ideen, bildhaften Vorstellungen oder Zwangs-Impulsen annehmen, die fast immer für die betreffende Person quälend sind. Manchmal sind diese Ideen eine endlose Überlegung unwägbarer Alternativen, häufig verbunden mit der Unfähigkeit, einfache, aber notwendige Entscheidungen des täglichen Lebens zu treffen. Die Beziehung zwischen Grübel-Zwängen und Depression ist besonders eng. Eine Zwangs-Störung ist nur dann zu diagnostizieren, wenn der Grübel-Zwang nicht während einer depressiven Episode auftritt und anhält. Zwangs-Gedanken: In einer Untersuchung wurden die Themen der Zwangs-Gedanken von Betroffenen erfragt. Am häufigsten wurden dabei genannt: Schmutz oder Verseuchung (menschliche o. a. Exkremente, Schmutz, Staub, Samen, Menstruations-Blut, Keime, Infektionen) Gewalt und Aggression (körperlicher oder verbaler Angriff auf sich selbst oder andere Personen; Unfälle, Missgeschick, Krieg, Katastrophen, Tod) Ordnung (Ordentlichkeit, Symmetrie-Bestrebungen in der Ausrichtung von Gegenständen usw.) Religion (Existenz Gottes, religiöse Praktiken und Rituale, Glaubens-Sätze, moralische Einstellungen) oder Magie Sexualität (sexuelle Handlungen an sich oder anderen, inzestuöse Impulse, sexuelle Leistungs-Fähigkeit) Vorwiegend Zwangs-Handlungen (F42.1) F42 Definition: Die meisten Zwangshandlungen (Zwangs-Rituale) beziehen sich auf Reinlichkeit (besonders Hände-Waschen), wiederholte Kontrollen, die garantieren, dass sich eine möglicherweise gefährliche Situation nicht entwickeln kann, auf Themen wie Schmutz und Ordnung wie Waschzwang, Kontrollzwang, Zählzwang und Putzzwang und andere Formen übertriebener Ordnung und Sauberkeit. Diesem Verhalten liegt die Furcht vor einer Gefahr zugrunde, die den Patienten bedroht oder von ihm ausgeht; das Ritual ist ein wirkungsloser oder symbolischer Versuch, diese Gefahr abzuwenden. Zwangs-Impulse selbst- und fremdschädigender Art werden durch Rituale reguliert/unterdrückt. Ein Zwangs-Neurotiker hat pathologische Schuld-Gefühle. Nach Freud Ursprung in der analen Phase (oral, anal, phallisch-ödipal, latenz, genital) Auftreten in der Adoleszenz – 90 % vor dem 40-sten Lebensjahr Impulse, Gedanken, Handlungen drängen sich auf – charakteristischerweise von Patienten als unsinnig apostrophiert Die Zeangs-Handlung wird als unangenehm erlebt Mindestens zwei Wochen anhaltende Störung (an den meisten Tagen) Bei Unterlassen/Nichtausführung unerträgliche, starke Ängste. Angst muss in ein Ritual gepackt werden Differentialdiagnose F42 Gelegentliche Panik-Attacken oder leichte phobische Symptome sind mit der Diagnose vereinbar. Obwohl bei den Zwangs-Störungen auch Ängste eine Rolle spielen, zählen sie nicht zu den Angst-Störungen im engeren Sinne. Abgrenzung zur Schizophrenie: Patienten mit Zwängen haben kein erhöhtes Risiko gegenüber der Allgemein-Bevölkerung, an einer Schizophrenie zu erkranken. Allerdings treten Zwänge auch im Rahmen von Schizophrenien auf. Bei Patienten, die an einer Schizophrenie leiden, scheint das Vorliegen von Zwangs-Symptomen die Prognose hinsichtlich LebensQualität und Arbeits-Fähigkeit zu verschlechtern. Abgrenzung zur zwanghaften Persönlichkeits-Störung: Es besteht kein nachweisbarer Zusammenhang zwischen einer symptomatischen Zwangs-Störung und einer zwanghaften Persönlichkeits-Störung. Während die Zwanghaftigkeit im Rahmen der zwanghaften/ anankastischen Persönlichkeits-Störung vom Betroffenen als „ich-synton“, also als mit seiner Person vereinbar empfunden wird, wird die symptomatische Zwangs-Störung vom Betroffenen als „ich-dyston“, also als ich-fremd und der Person nicht zugehörig empfunden. Zwangs-Symptome bei einer Tic-Störung (F95), beim Gilles-de-la-Tourette-Syndrom (F95.2)und bei organischen psychischen Störungen (F06) werden nicht als Zwangs-Störung diagnostiziert, sondern als Teil der entsprechenden Störungs-Bilder betrachtet. Ebenso führen Tic-Symptome im Rahmen einer Zwangs-Störung nicht zwangsläufig zu einer Diagnose des Tourette-Syndroms, da auch im Rahmen einer Zwangs-Störung Tic-Symptome auftreten können. Des Weiteren sind Stereotypien bei Autismus (F84.0) zu unterscheiden. Reine Zwangs-Gedanken können auch in Zusammenhang mit postpartalen Depressionen (F53) und/oder postpartalen Psychosen auftreten. In der Regel fürchtet die Mutter, sie könne das Neugeborene schädigen. Komorbiditäten F42 Wie auch bei anderen Angst-Störungen ist bei der Zwangs-Störung zu beobachten, dass sie häufig gemeinsam mit anderen affektiven Störungen und Angst-Störungen auftritt. Die Zwangs-Störung tritt am häufigsten in Kombination mit Depression (F32), Panik-Störung (F41.0) und sozialer Phobie (F40.1) auf. Rund 80 Prozent der Betroffenen weisen depressive Symptome auf, die aber nicht immer die Diagnose „Depressionen“ rechtfertigen. Ein gutes Drittel leidet mindestens einmal im Leben an einer Depression. Bei 12 % der Kranken tritt die körperdysmorphe Störung auf. Bei 50 Prozent der Betroffenen liegt gleichzeitig eine Persönlichkeits-Störung vor. Die unter den Erkrankten am häufigsten auftretenden Persönlichkeits-Störungen sind die abhängige (asthenische) (F60.7) und die selbstunsicher-vermeidende (F60.6). Eine komorbide zwanghafte Persönlichkeits-Störung liegt dagegen deutlich seltener vor. Generell weisen Zwangs-Kranke häufig problematische Interaktions-Muster bzw. Persönlichkeits-Züge auf. Tic-Symptome (F95) treten auch im Rahmen von Zwangs-Störungen bisweilen auf. Diese können je nach Art und Ausprägung der Zwangs-Störung selber zugeordnet oder als separate Tic-Störung bzw. als Tourette-Syndrom (F95.2) diagnostiziert werden. Vor allem im angelsächsischen Wissenschafts-Betrieb wird zudem seit einigen Jahren das Konzept des „Zwangs-Spektrums“ diskutiert. Dabei wird postuliert, dass gewisse Erkrankungen, die sowohl in der DSM-IV als auch in der ICD-10 zumeist anderen Kategorien zugeordnet werden, aufgrund ihrer Charakteristika auch als Ausprägungen eines Spektrums von zwangsähnlichen Erkrankungen angesehen werden können. Hierzu zählen insbesondere: bestimmte Formen der Hypochondrie mit körperdysmorpher Störung (F45.2), Anorexia nervosa (F50.0), Depersonalisations-Störung (F48.1), Tourette-Syndrom (F95.2), Trichotillomanie (F63.3), Hoarding (Tierhortung, MessieSyndrom) und pathologisches Spielen (F63.0). Zwänge als Symptom anderer Erkrankungen Das Vorhandensein von Zwangs-Symptomen muss nicht gleich das Vorhandensein einer Zwangs-Störung bedeuten. Zwangs-Gedanken und Zwangs-Handlungen können unabhängig von der klassischen Zwangs-Störung auch als Symptome im Rahmen anderer neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen vorkommen. In der englischsprachigen Wissenschafts-Literatur ist in diesem Fall von „Obsessive Compulsive Symptoms“ bzw. „OCS“ die Rede. Unter anderem ist dies der Fall im Rahmen des Tourette-Syndroms (F95.2), des Autismus (F84.0), bei Hirnschäden, bei Schizophrenie (F20) sowie bei neuropsychiatrischen Symptomen wie PANS/PANDAS (Streptokokken-Infektion). In der Regel sprechen die Zwangs-Symptome in diesen Fällen auf eine Behandlung der verursachenden Grunderkrankung an. F42 Zwangs-Ursachen Hirn-StoffwechselStörung ZwangsStörung genetische Veranlagung F42 Bis in die 1960-er Jahre beherrschten psychoanalytische Erklärungs-Modelle das Bild der Zwangs-Störung. Nach der Entwicklung verhaltenstherapeutischer Entstehungs-Theorien in der zweiten Hälfte des zurückliegenden Jahrhunderts stehen, einhergehend mit der medizintechnischen Entwicklung, in den letzten Jahren v. a. die genetischen und neurophysiologischen Zusammenhänge (Physiologische Grundlagen der Zwangsstörung) im Fokus der Forschung. Der aktuelle Forschungs-Stand legt nahe, dass ein individuell unterschiedliches Zusammenwirken aus psychische genetischer Veranlagung, Hirn-Stoffwechsel-Störung Ursachen und psychischen Ursachen (z. B. biographische Faktoren oder Stress) der Grund für die Entwicklung einer Zwangs-Erkrankung ist. Eine einzige isolierte Ursache kennt man bis heute nicht. Verhaltenstherapeutische Modelle 1 F42 In der Verhaltens-Therapie erklärt man die Entstehung von Zwangs-Symptomen über das lerntheoretische Modell und die Begriffe des klassischen und operanten Konditionierens. Ein ursprünglich neutraler Reiz, z. B. Schmutz, wird durch Kopplung an einen angstbesetzten Stimulus zu einem stellvertretenden Auslöser für die Empfindung von Angst oder Abneigung. Als Folge treten Zwangs-Handlungen (oder auch Zwangs-Gedanken) auf, um die Angst zu reduzieren/neutralisieren. Durch die damit verbundene negative Verstärkung werden aber gerade diese Zwangs-Handlungen operant konditioniert, d. h. sie werden verstärkt. Dieser Erklärungs-Ansatz entspricht der sog. Two-Factory-Theorie von Mowrer und erklärt auf lerntheoretischer Basis die Entstehung und Aufrechterhaltung von Zwängen und Ängsten. Verhaltenstherapeutische Modelle 2 F42 Eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Theorie geht davon aus, dass ZwangsStörungen durch die negative Bewertung von sich aufdrängenden Gedanken, die auch bei gesunden Menschen von Zeit zu Zeit auftreten, und deren (anschließende) Vermeidung entstehen. Die Vermeidung der auftretenden Gedanken kann kognitiv oder auf Verhaltens-Ebene geschehen: Entweder wird versucht, die Gedanken zu unterdrücken oder sie durch Handlungen zu „neutralisieren“ (bspw. bei Angst vor Kontaminationen durch Hände-Waschen). Beide Vermeidungs-Reaktionen führen jedoch nicht zu den erwünschten Effekten: Die Neutralisierungs-Handlung führt nur kurzfristig zu einer Erleichterung, da sich die Gedanken, die das Verhalten ausgelöst haben, weiterhin aufdrängen. Jedoch hat die Person gelernt, dass sie sich durch die Handlung, wenn auch nur kurzfristig, Erleichterung verschaffen kann. Das Verhalten wird somit negativ verstärkt. Gedankliches Unterdrücken hat andererseits einen paradoxen Effekt: Durch aktives Unterdrücken verstärken sich Gedanken noch („rebound effect“). Die kognitionspsychologische Forschung identifizierte mehrere Faktoren, warum „normale“ Gedanken von Menschen mit Zwangs-Störungen als so störend empfunden werden: Depressive Stimmung: Stärkere depressive Stimmung bei diesen Menschen führt zu einer Erhöhung in der Anzahl und Stärke von unerwünschten Gedanken. Strenger Verhaltens-Kodex: Außerordentlich hohe Moral-Maßstäbe tragen dazu bei, dass insbesondere sexuelle und aggressive Gedanken viel weniger akzeptiert werden können. Dysfunktionale Überzeugungen von Verantwortlichkeit und Schaden: Menschen mit Zwangs-Störungen glauben, dass ihre störenden negativen – vollkommen normalen – Gedanken sie selbst oder andere schädigen könnten. Dysfunktionale Überzeugungen und Gedanken-Muster: Menschen mit Zwangs-Störungen haben fehlangepasste Vorstellungen darüber, wie das menschliche Denken funktioniert, da sie annehmen, sie könnten unangenehme Gedanken kontrollieren. Tiefenpsychologische Modelle F42 Psychoanalytiker gehen davon aus, dass sich Zwangs-Störungen dann entwickeln, wenn Kinder ihre eigenen Es-Impulse zu fürchten beginnen und Abwehr-Mechanismen einsetzen, um die resultierende Angst zu verringern. Der Kampf zwischen Es-Impulsen und Angst wird auf bewusster Ebene ausgetragen. Die Es-Impulse erscheinen gewöhnlich als ZwangsGedanken, die Abwehr-Mechanismen als Gegengedanken oder Zwangs-Handlungen. Freud postulierte, dass manche Kinder in der sogenannten analen Phase (mit etwa zwei Jahren) intensive Wut und Scham empfinden. Diese Gefühle heizen den Kampf zwischen Es und Ich an und stellen die Weichen für Zwangs-Störungen. In diesem Lebens-Abschnitt ist Freud zufolge die psychosexuelle Lust der Kinder an die Ausscheidungs-Funktion gebunden, während zugleich die Eltern mit der Sauberkeits-Erziehung beginnen und von den Kindern analen Befriedigungs-Aufschub fordern. Wenn die Sauberkeits-Erziehung zu früh einsetzt oder zu streng ist, kann dies bei den Kindern Wut auslösen und zur Entwicklung aggressiver Es-Impulse führen – antisozialer Impulse, die immer wieder nach Ausdruck drängen. Die Kinder beschmutzen vielleicht ihre Kleidung erst recht und werden allgemein destruktiver, schlampig oder dickköpfig. Wenn die Eltern diese Aggressivität unterdrücken, kann das Kind auch Scham- und Schuld-Gefühle sowie das Gefühl, schmutzig zu sein, entwickeln. Gegen die aggressiven Impulse des Kindes stellt sich jetzt ein starker Wunsch, diese Impulse zu beherrschen. Dieser heftige Konflikt zwischen Es und Ich kann sich das ganze Leben lang fortsetzen und sich schließlich zu einer Zwangs-Störung auswachsen. Zahlreiche Ich-Psychologen wandten sich von Freud ab und führten die aggressiven Impulse nicht auf die strenge Sauberkeits-Erziehung zurück, sondern auf ein unbefriedigtes Verlangen nach Ausdruck des eigenen Selbst oder auf Versuche, Gefühle wie Angst vor Verwundbarkeit oder Unsicherheit zu überwinden. Sie stimmen mit Freud aber darin überein, dass Menschen mit einer Zwangs-Störung starke aggressive Impulse sowie ein konkurrierendes KontrollBedürfnis gegenüber diesen Impulsen besitzen. Biologische Modelle 1 F42 Serotonin-Hypothese: Verschiedene neurochemische Untersuchungen sowie die guten Erfolge mit serotonergen Medikamenten verweisen auf einen Zusammenhang zwischen dem Serotonin-Stoffwechsel im Hirn und dem Auftreten von ZwangsStörungen. Offenbar handelt es sich allerdings um ein zwar therapeutischmedikamentös zugängliches, aber um ein Begleitphänomen einer primären Störung des orbitofronto/zingulostriatalen Projektionssystems, weshalb die Medikamentengabe nicht wirklich heilend ist. Stattdessen kommt es nach Absetzen der Medikation zu einem Rückfall in die Symptomatik. Dopamin-Hypothese: Vor allem bei den Zwangsstörungen der an Tic-Syndromen oder am Gilles-de-la-Tourette-Syndrom erkrankten Patienten spielt wahrscheinlich auch das Dopamin bzw. das dopaminerge Transmitter-System eine bedeutsame Rolle. Es gibt Hinweise, dass die Transmitter-Störungen nicht Ursache der ZwangsErkrankung sind, sondern Begleit-Erscheinung von primären Störungen im orbitofronto/zingulostriatalen Projektions-System, das das Verhalten an eine sich verändernde äußere Umwelt und innere emotionale Zustände anpasst und auf die monoaminergen Kerne des Mittel-Hirns zurückwirft. Basalganglien-Hypothese: Es liegen Funktions-Störungen in bestimmten HirnRegionen vor, nämlich im Cortex orbitofrontalis und im Nucleus caudatus (Teil der Basalganglien). Diese Befunde werden von der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gestützt. In positronen-emissions-computertomographischen Studien fand sich sowohl im Bereich des Cortex orbitofrontalis, der beiden Nuclei caudati sowie des Gyrus cinguli ein erhöhter Glucose-Umsatz („erhöhte Glucose-Utilisation“). Gleichzeitig war in diesen Hirn-Arealen die Durchblutung reduziert. Biologische Modelle 2 F42 Immunologische Erklärungs-Ansätze: Eine weitere Entdeckung der vergangenen Jahrzehnte war die Auslösung von Zwangssymptomen durch infektiöse bzw. immunologische Faktoren wie Streptokokken-Infektionen im Kindesalter (PANDASyndrom) bzw. durch andere Erreger (PANS/PITAND Syndrom). In eine neue Richtung weisen Forschungen, die die Frage aufwerfen, ob auch Tic- und Zwangs-Störungen des Erwachsenen-Alters durch Reaktionen auf körpereigene Antikörper ausgelöst werden können. Langzeit-Untersuchungen wiesen eine anhaltende und langfristige Besserung des klinischen Bildes durch die antibiotische Prophylaxe und durch die Prävention von Streptokokken-Infektionen nach. Gegenwärtig gibt es jedoch noch keine Empfehlung zur immunmodulatorischen Therapie bei Zwangs-Erkrankungen. In einer Untersuchung fand sich bei Patienten mit Zwangs-Störung, vergleichbar zur Chorea Sydenham, eine erhöhte Inzidenz von Anti-Basalganglien-Antikörpern. Dies spricht für die Hypothese der Zwangs-Spektrums-Erkrankungen als Folge einer autoimmunen Erkrankung, zumindest bei einer Subgruppe von Patienten. Genetische Faktoren: Zahlreiche Studien konnten inzwischen zeigen, dass die Zwangs-Störung moderat erblich ist bzw. dass bestimmte genetische Konstellationen die Entstehung der Erkrankung wahrscheinlicher machen. Dies erklärt auch ein bisweilen zu beobachtendes familiär gehäuftes Auftreten von Erkrankungen aus dem Zwangs-Spektrum. Allerdings konnten die relevanten Gen-Abschnitte bisher nicht zweifelsfrei identifiziert werden. Verhaltens-Therapie F42 Mit der Verhaltens-Therapie steht ein effektives Vorgehen zur Verfügung. Eine frühe Behandlung sollte nicht verzögert werden, weil eine Behandlung zu Beginn der Störung erfolgversprechender ist. Für Verhaltens-Therapie (VT), Kognitive Therapie (KT) und Kognitive Verhaltens-Therapie (KVT) haben sich weder in der Wirksamkeit noch in der praktischen Durchführung Unterschiede ergeben. Konfrontation und Reaktions-Verhinderung: Bei dieser inzwischen gut erforschten Methode werden Patienten wiederholt mit Gegenständen oder Situationen konfrontiert, die normalerweise Angst, zwanghafte Befürchtungen und Zwangs-Handlungen auslösten. Dabei sollen die Zwangs-Patienten jedoch keine der Zwangs-Handlungen ausführen. Weil dies den Klienten sehr schwer fällt, führt der Therapeut das Verhalten ggf. anfangs modellhaft vor (Modell-Lernen). Konfrontation und Reaktions-Verhinderung wird sowohl in Einzel- als auch in Gruppen-Therapie durchgeführt. Habituations-Training: Diese Technik wird bei isolierten Zwangs-Gedanken eingesetzt. Die Klienten erhalten die Anweisung, sich den Zwangs-Gedanken oder die Zwangs-Vorstellung ins Bewusstsein zu rufen und eine längere Zeit gegenwärtig zu halten. Bei einer anderen Form konfrontieren sich die Patienten mit den belastenden Zwangs-Gedanken durch das Anhören entsprechender sich wiederholender SprachAufnahmen. Assoziations-Spaltung ist ein derzeit in der Entwicklung befindliches Modell für Betroffene, die unter Zwangs-Gedanken leiden, welche sie in Worte fassen können. Die Methode baut parallel zu den negativen, quälenden Assoziationen neue neutrale oder positive Verknüpfungen auf. Dadurch werden auf physiologischer Ebene alternative neuronale Bahnungen (Assoziationen) belebt. Die Methode ist als Selbsthilfe-Technik anwendbar. Psychopharmakotherapie F42 Zur Behandlung der Zwangs-Störung kommen primär Arznei-Stoffe aus dem Bereich der Psychopharmaka zum Einsatz. Häufig werden mehrere Medikamente kombiniert und es kann einige Zeit in Anspruch nehmen, bis ein Patient wirksam eingestellt ist. Antidepressiva: Als wirksam zur Behandlung der Zwangsstörung haben sich in mehreren kontrollierten Studien diejenigen Antidepressiva erwiesen, die überwiegend oder selektiv eine Hemmung der Wiederaufnahme des Botenstoffs Serotonin bewirken. Für die medikamentöse Therapie der Zwangs-Störung gelten einige Besonderheiten: Es sind meist höhere Dosen als in der Behandlung einer Depression notwendig; ein Therapieerfolg stellt sich oft erst nach einer Latenz-Zeit von zwei bis drei Monaten ein. Meist werden nur Besserungen um 40-50 % erreicht; es ist eine längerfristige medikamentöse Erhaltungstherapie (mindestens 12-24 Monate) erforderlich. Bei alleiniger medikamentöser Therapie ist nach dem Absetzen des Antidepressivums in etwa 90 % der Fälle mit einem Rückfall zu rechnen. Absetzen der Medikamente sollte daher langsam ausschleichend und möglichst nur nach einer parallel durchgeführten Verhaltens-Therapie erfolgen. Eine alleinige medikamentöse Therapie ist indiziert, wenn eine geeignete VerhaltensTherapie nicht zur Verfügung steht bzw. eine lange Warte-Zeit erfordert oder wenn eine Motivation für eine Verhaltens-Therapie nicht vorhanden ist. Neuroleptika: Bei ausbleibendem oder unzureichendem Ansprechen auf SSRI und Clomipramin und insbesondere bei gleichzeitigem Vorliegen von Tic-Störungen, kann als Ergänzung eine zusätzliche Therapie mit den Antipsychotika versucht werden. Bei der Behandlung mit Neuroleptika können Nebenwirkungen auftreten. Kombinations-Therapie F42 Die aktuelle deutsche Leitlinie zur Zwangs-Störung empfiehlt Patienten mit einer Zwangs-Störung eine störungsspezifische Kognitive Verhaltens-Therapie (KVT) einschließlich Exposition und Reaktions-Management als Psychotherapie der ersten Wahl anzubieten und dass eine medikamentöse Therapie einer Zwangs-Störung mit Verhaltens-Therapie kombiniert werden soll. Eine Monotherapie mit Medikamenten (ausschließlich Medikamente ohne begleitende Psychotherapie) sei nur indiziert, wenn Kognitive Verhaltens-Therapie (KVT) abgelehnt wird oder wegen der Schwere der Symptomatik keine KVT durchgeführt werden kann. KVT wegen langer Warte-Zeiten oder mangelnder Ressourcen nicht zur Verfügung steht oder damit die Bereitschaft des Patienten, sich auf weitere Therapie-Maßnahmen (KVT) einzulassen, erhöht werden kann. Der Hauptnachteil einer rein medikamentösen Behandlung von Zwangs-Störungen ist, dass die Rückfall-Raten nach dem Absetzen der Medikamente sehr hoch sind und bis zu 90 Prozent betragen können. Allerdings weisen auch ca. 20% der Patienten nach Verhaltens-Therapien Rückfälle auf. Bei optimaler Therapie ist eine Besserung der Beschwerden und des Verlaufs in den meisten Fällen zu erwarten. Eine vollständige Heilung ist nur in Ausnahme-Fällen zu erreichen, eine Remission ist jedoch bei konsequenter Behandlung möglich. Besonders bei abruptem Absetzen der Medikation und ungenügender Begleitung ist eine Verschlechterung der Symptomatik wahrscheinlich. Unterstützende Maßnahmen F42 Neben der direkten Behandlung einer Zwangs-Störung kann es sich als hilfreich erweisen, wenn begleitende Hilfsmaßnahmen z. B. das nähere soziale Umfeld einbinden. Dies kann durch eine Familien-Therapie, Ehe-Beratung oder Maßnahmen der sozialen Arbeit geschehen. Von besonderer Bedeutung sind zudem folgende Interventionen: Psychoedukation: Darunter versteht man die Schulung und Unterweisung von Erkrankten und/oder ihren Angehörigen bzw. Bezugspersonen, um besser mit den Konsequenzen einer Zwangserkrankung umgehen zu können. Das Verständnis für die Ursachen und Auswirkungen der Krankheit kann sich auf die Behandlung des Erkrankten ebenso positiv auswirken wie auf seine sozialen Beziehungen. Auch der im Falle einer Zwangs-Erkrankung bestehenden Gefahr einer sozialen Stigmatisierung kann mit psychoedukativen Verfahren begegnet werden. Selbst-Hilfe: Angesichts der großen Behandlungs-Lücke bei Zwang gewinnt die effektive Selbst-Hilfe zunehmend an Bedeutung: nur 40 % bis 60 % der Betroffenen suchen therapeutische Hilfe auf. Die wenigen bisher durchgeführten Effektivitäts-Studien sprechen für den Nutzen von Selbsthilfe bei Zwang. In allen bisherigen Studien zu Selbsthilfe bei Zwang war jedoch wenigstens ein marginaler direkter TherapeutenKontakt vorgesehen, was die Übertragbarkeit der erzielten Ergebnisse auf reine SelbstAnwendung einschränkt. Im deutschen Sprach-Raum liegen eine Reihe von SelbstHilfe-Büchern vor. Menschen mit Anpassungs-, Belastungs- und dissoziativen Störungen (F43 und F44) Disstress und Psychotraumata Schwere Belastungen oder besondere Veränderungen Akute Krisen- oder Belastungs-Situationen 1 (F43.0) Akute Krisen- oder Belastungs-Situationen 2 (F43.0) Posttraumatische Belastungs-Störung 1 (F43.1) Posttraumatische Belastungs-Störung 2 (F43.1) Posttraumatische Belastungs-Störung 3 (F43.1) Anpassungs-Störung 1 (F43.2) Anpassungs-Störung 2 (F43.2) Dissoziative Störungen (F44) Trauma-Induktion durch Mind-Mapping Begleitung bei Disstress und Psychotraumata Disstress und Psychotraumata (DP) Psychotrauma Psychotrauma und Gedanken-Welt Stress- und Trauma-Kontinuum (Grafik) Stress- und Trauma-Kontinuum (Tabelle) Bindung und Erregung Sicherheit, Bedrohung, Bindung Erstarrung (Immobilisierung-Reaktion) Bindungs-Unsicherheit und Trauma Schreck-Reflex: Vegetativum Dissoziation als Trauma-Abwehr Traumatischer Stress Zentrales Problem bei PTBS Psychotraumata und Emotionen Problem-Verhaltens-Weisen Typische Disstress-Muster F43 Psychotrauma DP ICD 10 (International Classification of Deseases): Ein Trauma ist ein belastendes Ereignis oder eine Situation außergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigen Ausmaßes (kurz oder lang anhaltend), die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. (WHO, 2000) Ein Trauma ist also ein Erleben, das die individuellen Bewältigungs-Möglichkeiten übersteigt und das daher nicht psychisch und körperlich integriert werden kann. Etwas wird umso eher als traumatisch erlebt je belasteter die vorherige Situation ist, je jünger der erlebende Mensch ist, je enger die erlebende Person mit Bindungs-Personen verknüpft ist, je körpernäher das Erleben ist. je weniger soziale Unterstützung im nachhinein gegeben wird. Körperlich gesehen ist ein Trauma eine biologisch unvollständige Antwort des Körpers auf eine als lebensbedrohlich erfahrene Situation. Die ursprünglichen Reaktionen – Flucht, Kampf, Erstarrung – auf das Erleben akuter Lebens-Gefahr werden als natürlich und ihrem Sinne nach überlebenssichernd gesehen. Problematisch ist nur ihr unvollständiger Abbau nach dem traumatischen Erlebnis. Alle Symptome entwickeln sich aus der unvollendeten und unabgeschlossenen Antwort auf eine bedrohliche Erfahrung. Psychotrauma und Gedanken-Welt Ein psychisches Trauma ist ein DiskrepanzErlebnis zwischen bedrohlichen SituationsFaktoren und den individuellen BewältigungsMöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und WeltVerständnis bewirkt. Durch das Psychotrauma verletzte Grundannahmen: Meine Seele, mein Inneres, mein Ich ist unverwundbar vorher: Mir passiert so etwas nicht. nachher: Es kann jederzeit wieder geschehen. Die Welt hat eine verstehbare Ordnung vorher: Meine Welt ist kontrollierbar, vorhersagbar und gerecht. nachher: Mein Welt-Bild ist zerstört. Die Welt ist chaotisch. DP Mein Selbst ist wertvoll vorher: Ich verdiene Achtung. Ich kann mich schützen. nachher: Ich muss mich schämen. Ich bin schwach und hilflos. Vertrauen in andere vorher: Ich kann anderen Menschen trauen. nachher: Ich kann niemandem trauen. Andere ungünstige Gedanken zur Aufrechterhaltung des Traumas: Ich habe es verdient. Ich bin widerwärtig Ich hätte mich wehren müssen. Es ist passiert, weil… Verhinderung neuer Übergriffe: Ich darf niemandem vertrauen. Ich muss immer auf der Hut sein. Nähe bedeutet Gefahr. Alle Männer sind gefährlich. Reaktions-Möglichkeit Stress- und Trauma-Kontinuum (Grafik) DP bestmögliche Reaktion Stress = StressBewältigungsFähigkeit (coping) Aktivierung innerer und äußerer Ressourcen Erregung (arousel) Entspannung kontrollierbarer Stress Stress < Bewältigung herausfordernder Stress unkontrollierbarer Stress Stress > Bewältigung Lebensbedrohlicher, traumatischer Stress oder Schock Aktivierung des VerteidigungSystems: Sympathicus mit Flucht und Kampf Immobilisierung: dorsaler Zweig des Parasympathikus mit Erstarren und Zusammenbrechen kein oder wenig Stress Aktivierungs-Niveau Stress- und Trauma-Kontinuum (Tabelle) Stress Trauma Schock Ängstlich, doch aktiv Hyperaktiv ineffizient Passiv erleidend Umgang damit (cope) Flucht (flee) oder Kampf (fight) Erstarrung (freeze) und Zusammenbruch (collapse) Neocortex Limbisches System Gehirnstamm willkürliche Aktivierung innerer und äußerer (Sozial-Beziehung) Ressourcen Hier und Jetzt unwillkürliche Reaktion unwillkürliche Reaktion des sympathisches des dorsalen Vagus Nervensystems Vergangenheit Dissoziation DP Bindung und Erregung DP Bindung Erregung ÜberlebensStrategie HirnRegion Psychotherapie sicher Soziales Engagement (ventraler Vagus) bewältigen (to cope) Kortex unsicherambivalent sympathische Mobilisierung fliehen und sich schützen oder kämpfen (to fight or flee) Limbisches System Selbst-Regulierung verstärkende Interaktionen; Kontakt zum „felt sense“ aufbauen; Ressourcen stärken, um zur inneren Ruhe zurückzufinden unsichervermeidend Parasympathische Immobilisierung (dorsaler Vagus) erstarren oder zusammenbrechen (to freeze or to collapse) Hirnstamm Körper-Wahrnehmung wiederherstellen; Bewegung stimulieren; Energie aktivieren; Ressourcen stärken, um zur eigenen Kraft zurückzufinden Sicherheit, Bedrohung und Bindung Situationen der Bedrohung Situationen der Sicherheit primär parasympathische Aktivität Immobilisierung Erholung Gleichgewicht von parasympathischer und sympathischer (ventrale vagale) Aktivität Auseinandersetzung mit einer Herausforderung im Zustand des Flow primär sympathische Aktivität Mobilisierung von Kampf- und FluchtReaktionen unsicher-vermeidende Bindung desorganisierte Bindung Emotionale Präsenz, Aufmerksamkeit, Bindung sichere Bindung Wachsamkeit (Vigilanz) Erregte Aufmerksamkeit unsicher-ambivalente Bindung Für den Organismus günstige Zustände, die wir in der Therapie fördern, sind Erholung, Präsenz und Auseinandersetzung im Zustand des Flow, in dem man ganz in der gegenwärtigen Aktivität aufgeht. DP Erstarrung (Immobilisierungs-Reaktion) Bei Aktivierung des dorsalen Vagus erlebt sich der betroffene Mensch getrennt (dissoziiert, abgespalten, fragmentiert) von seinem Körper oder verliert das Bewusstsein. Endorphine zur Schmerz-Betäubung und Aufhellung werden ausgeschüttet. Nerven-Verbindungen zum Neocortex werden unterbrochen. Das führt zur Trennung des Selbst-Gefühls von dem im Körper vorhandenen Schmerzen und zu einem Gefühl des Getrenntseins vom eigenen Körper. Wenn der Mensch in diesem Zustand verharrt, geht das kohärente Körper-Gefühl teilweise oder ganz verloren. Das ist die physiologische Entsprechung von dissoziativen Prozessen. Deren Ausprägung kann variieren vom Empfinden psychischer und physischer Taubheit bis zur multiplen dissoziativen Aufspaltung der Persönlichkeit. Aus den mit der traumatischen Erfahrung verbundenen körperlichen ErregungsMuster können sich vielfältige Symptome entwickeln, z. B. Ängste, Übererregbarkeit, Depression, Bindungs-Unfähigkeit, chronische Schmerzen, Migräne, in denen die Erinnerung an den erlebten Schrecken mit sein er immensen Erregung aufbewahrt wird, oft verbunden mit der Überzeugung, nichts dagegen machen zu können. Kontakt zum Körper kann als bedrohlich und beängstigend empfunden werden. Drogen, Süchte und Selbst-Verletzungen mögen dann Versuche sein, unerträgliche, nicht verstehbare und unkontrollierbare körperliche Empfindungen und Gefühle nicht zu spüren, sondern zu betäuben. DP Bindungs-Unsicherheit und Trauma Bindungs-Unsicherheit auf Seiten von Eltern wie von Kindern löst eher einen Stress-Traumatisierungs-Teufels-Kreis aus. 30% Prozent der Eltern isolieren ihre Kinder 15% sprechen zur Strafe nicht mit ihnen 14% prügeln ihre Kinder, 2-3% prügeln schon Babys 3% misshandeln ihre Kinder schwer 1% misshandeln schon Babys (ca. 7000 pro Jahr) DP Schreck-Reflex: Vegetativum Sympathische Phase (Erregung) Verstärkung der Einatmung: Brust-Atmung dominiert Anspannung des Zwerchfells Erweiterung der Atem-Wege Erhöhung des Herz-Schlages Erweiterung der Blut-Gefäße im KreislaufSystem Verengung der Blut-Gefäße in Haut, Schleimhaut, Magen-Darm, Hirn Hemmung der Nieren-Tätigkeit Erweiterung der Pupillen Aufstellen der Körper-Haare Erhöhung der nach außen gerichteten SinnesTätigkeit Hemmung der Tränen-Drüsen Verdickung des Schleims in den SpeichelDrüsen und in den Verdauungs-Organen Anregung der Schweiß-Drüsen (kalter Schweiß) Anspannung der Beuge-Muskeln Entspannung der Streck-Muskeln Anspannung des gr. Schließ-Muskels Erschlaffung der Magen-Darm-Muskulatur: Stilllegung der Peristaltik Einsparung von Energie in den erholenden Systemen DP Parasympathische Phase (Beruhigung) Verstärkung der Ausatmung: Bauch-Atmung dominiert Entspannung des Zwerchfells Verengung der Atem-Wege Sinken des Herz-Schlages Verengung der Blut-Gefäße im KreislaufSystem Erweiterung der Blutgefäße in Haut, Schleimhaut, Magen-Darm, Hirn Verstärkung der Nieren-Tätigkeit Verengung der Pupillen Anlegen der Körper-Haare Erhöhung der nach innen gerichteten SinnesTätigkeit Anregung der Tränen-Drüsen Verflüssigung des Schleims in den SpeichelDrüsen und in den Verdauungs-Organen Verflüssigung und Abtransport in den SchweißDrüsen (warmer Schweiß) Entspannung der Beuge-Muskeln Guter Tonus in den Streck-Muskeln Entspannung des gr. Schließ-Muskels Anregung der Magen-Darm-Muskulatur und der Peristaltik Verteilung der gesparten Energie im Körper Abbau der Rest-Spannung Dissoziation als Trauma-Abwehr DP Opfer von sexueller oder körperlicher Gewalt und traumatisierender Vernachlässigung sind insgesamt immer wieder starken Affekt-Schwankungen mit einem Wechsel von Extremen der Überflutung und der Gefühllosigkeit ausgesetzt. Diese Gefühllosigkeit kann sich bis zur „emotionalen Anästhesie“ steigern. Diese Art der Dissoziation kann dann als Schutz-Mechanismus verstanden werden, zwar anwesend, sich seiner selbst und seiner Umgebung aber nicht voll bewusst zu sein. Aggressiv oder sexuell misshandelte Kinder können häufig DepersonalisierungsZustände induzieren, um dadurch Demütigung, Kränkung, Hass und vor allem Scham zu bewältigen und abzuwehren. Ein Teil des Selbst, das in Kontakt mit der traumatischen Erfahrung ist, wird in diesem Sinne abgespalten, um die funktionstüchtigen Teile zu schützen und Überleben zu sichern. Dissoziation ist ein physiologisch-psychologischer Selbst-Schutz- oder AbwehrMechanismus, mit der ein Rückzug vor bedrohlichen äußeren Reizen und vor AffektÜberflutung bewirkt wird, wodurch psychische Inhalte als solche nicht anerkannt werden, sondern eine Entfremdung von Aspekten des Selbst stattfindet, die unvereinbar mit der Erfahrung von „mir selbst“ zu einem bestimmten Moment sind. Dissoziation funktioniert, weil der Konflikt in der Psyche nicht aushaltbar ist. Die Erfahrung von Scham im Zusammenhang mit Traumatisierungen ist der machtvollste Affekt, den eine Person nur unzureichend modellieren kann. Die Person fühlt sich nicht nur überschwemmt vom Durchleben traumatischer Affekte der Vergangenheit wie Wut, Angst, Trauer, Sinnlosigkeit, sondern auch von einer „dissoziierten Hier-und-Jetzt-Scham-Erfahrung“. Traumatischer Stress (TS) Stressbeteiligte Hirn-Areale Stress-Prozess im Gehirn 1 Stress-Prozess im Gehirn 2 Polyvagaltheorie Dorsaler Vagus und Dissoziation DP TS Stressbeteiligte Hirn-Areale Traumatischer Stress ist eine intensive und anhaltende psychophysische Erregung infolge eines traumatischen Ereignisses oder einer traumatisierenden Ereignis-Kette. Die ansonsten funktionierende Abwehr wird durchbrochen. Ein existenzielles Gefühl von Kontroll-Verlust und Wirkungslosigkeit stellt sich ein. sensorische und kognitive Integration im frontalen Kortex kognitive Welt-Karte im Hippocampus Amygdala erzeugt die emotionale Bedeutung, Zuordnung von Signifikanz Thalamus als Filter für sensorische Information Psychotrauma Stress-Prozess im Gehirn 1 TS Bei Gefahr wird über die Sinne die Amygdala im limbischen Gehirn alarmiert. Die Mandel-Kerne sind ein emotionales Gedächtnis-System, Teil des impliziten (unbewussten, nonverbalen) Gedächtnis, was v. a. alarmiert bei Gefahr und auf die Speicherung emotionaler und gefährlicher Vorerfahrungen spezialisiert ist. Die Amygdala aktiviert bei Gefahr ohne Einbeziehung der langsameren höheren Gehirn-Teile, blitzschnell die Alarm-Zentren des Gehirns - Hypothalamus und Hirn-Stamm - und damit das Autonome Nerven-System (ANS) mit Sympathikus und Parasympathikus und das System der Stress-Hormone (u. a. Noradrenalin, Acetylcholin und Cortisol). Dadurch wird der Organismus in die Lage versetzt, mit Kampf oder Flucht zu reagieren und das Überleben zu sichern. Normalerweise überprüfen beim Erwachsenen die höheren Zentren, vor allem der Hippocampus und Bereiche des Neocortex, anhand von Gedächtnis-Inhalten des expliziten ( bewussten) Gedächtnis, ob die Gefahr wirklich real ist oder ob es ein Fehlalarm ist. Wird die Bedrohung aufgrund von vorhandenen Erfahrungen als bewältigbar eingeschätzt, erfolgt über den Hippocampus eine Verknüpfung mit unserem Wort- und Symbol-Speicher im Großhirn (Versprachlichung), sowie der Einordnung in eine Zeit-Matrix. Stress-Prozess im Gehirn 2 TS Wenn die Erregung durch die Amygdala-Alarm-Signale jedoch über ein bestimmtes Maß ansteigt oder die auslösende Situation lange andauert und nicht zu bewältigen ist, kann der Hippocampus diese ordnende Aufgabe nicht erfüllen. Die ausgeschütteten Stresshormone blockieren den Hippocampus in seiner Funktion des Einordnens und Abspeicherns. Dadurch werden nur Bruchstücke gespeichert und zwar im impliziten und unbewussten Gedächtnis. Die Erinnerungen bleiben desorganisiert, lückenhaft und fragmentiert. Die einzelnen hoch geladenen Erfahrungs-Elemente der traumatischen Situation werden dabei dissoziativ voneinander getrennt und unbewusst, unzusammenhängend und unverarbeitet in Gehirn, Muskeln, Gefühl und Körper-Wahrnehmung gespeichert. Sie können jederzeit unbewusst durch ähnliche Wahrnehmungen im aktuellen Erleben getriggert werden. Je häufiger und früher die Traumatisierung stattfindet, desto sensibler wird die Amygdala und desto mehr wird auch der Hippocampus in seiner Reifung geschädigt. Aus den mit der traumatischen Erfahrung verbundenen körperlichen Erregungsmustern können sich vielfältige Symptome entwickeln, die dem traumatischen Geschehen unter Umständen nicht mehr zugeordnet werden können. Polyvagaltheorie TS Stress-Zunahme Parasympathikus, ventraler Vagus = Beruhigung Die Polyvagal-Theorie (Porges, 2010) beschreibt das Autonome Nerven-System (ANS) nicht mehr als duales System von Parasympathikus und Sympathikus, sondern als drei hierarchisch entstandene Kreis-Läufe, die den Kontakt mit der Außenwelt regulieren und die physiologischen Zustände entsprechend modulieren. Sympathikus = Kampf oder Flucht und Schutz-Suche Solange wir uns sicher fühlen, ist der phylogenetisch jüngste ventral-vagale Zweig des Parasympathikus aktiv, der vor allem durch Blick-Kontakt, freundliche Mimik und angenehmen Ton-Fall aktiviert wird. Parasympathikus, dorsaler Vagus = Erstarrung Wenn Gefahr droht, dominiert das sympathische System und wir reagieren mit zwei ganz instinktiv ablaufenden VerhaltensWeisen: Wir versuchen zu fliehen und suchen Schutz oder wir kämpfen. Wenn das nicht gelingt, kommt es über die Aktivierung des ältesten Teils des ANS, dem dorsal-vagalen Zweig des Parasympathikus, zu einem Zustand der Erstarrung bis hin zum völligen Abschalten durch den Totstell-Reflex. Der Organismus reagiert so aus Selbst-Schutz, der betroffene Mensch erlebt sich getrennt von seinem Körper oder verliert das Bewusstsein. Endorphine zur Schmerz-Betäubung werden ausgeschüttet, Nerven-Verbindungen zum Neocortex werden unterbrochen. Dorsaler Vagus und Dissoziation TS Das führt zur Trennung des Selbst-Gefühls von den im Körper vorhandenen Schmerzen und zu einem Gefühl des Getrenntseins vom eigenen Körper. Wenn der Mensch in diesem Zustand bleibt, geht das Körper-Gefühl teilweise oder vollständig verloren. Sympathikus = Kampf oder Flucht und Schutz-Suche Parasympathikus, dorsaler Vagus = Erstarrung Das ist die physiologische Entsprechung von dissoziativen Prozessen, deren Ausprägung variieren kann in dem großen Spektrum zwischen dem Empfinden psychischer und physischer Taubheit einerseits und der multiplen dissoziativen Aufspaltung der Persönlichkeit andererseits. Jede Dissoziation bis hin zu schweren dissoziativen Störungen hat eine physiologische Grundlage und spiegelt sich auch wieder im Verlust eines kohärenten Körper-Gefühls. Später ist es oft schwierig, die traumabedingten körperlichen Prozesse von Aktivierung einerseits (Sympathikus) und Erstarrung/Dissoziation andererseits (dorsaler Vagus des Parasympathikus) wiederzuerkennen und zu regulieren. In Trauma-Symptomen (z.B. Ängste, Übererregbarkeit, Depression, Bindungsunfähigkeit, chronische Schmerzen, Migräne u.v.m.) wird gleichsam die Erinnerung an den erlebten Schrecken mit seiner immensen Erregung aufbewahrt, oft verbunden mit der Überzeugung, nichts dagegen machen zu können. Zentrales Problem bei PTBS Auslöser/ Stimulus: Trauma primäre Emotion: Schrecken VermeidungsStrategien Erinnerungen traumaassoziiertes emotionales Netzwerk Flucht-Strategien (escape) Gedanken GegenwartsBezug? DP Psychotraumata und Emotionen (PuE) Bestandteile des emotionalen Netzwerks Gefühle rund um eine Traumatisierung Entwicklung von Scham-Gefühl Scham-Netzwerk Trauma, Hirn und Scham-Erleben Grundthema: Selbst-Wert-Gefühl Entwicklung pathologischer Schuld Schuld-Netzwerk Grundthema: Verantwortlichkeit und Schuld Analyse der dysfunktionalen Grundannahme: „Ich bin schuld.“ Angst-Netzwerk Grundthema: Sicherheit und Überleben Ekel-Netzwerk Ärger- und Wut-Netzwerk Grundthema: Wahl-Möglichkeiten Trauer-Netzwerk DP Bestandteile des emotionalen Netzwerks Gedanken (kognitive Bewertung) physiologische Erregung Emotion Wahrnehmung HandlungsImpulse PuE Gefühle rund um eine Traumatisierung Angst Schuld Trauer Trauma Ekel Scham Wut / Ärger PuE Entwicklung von Scham-Gefühl Erfahrung von Demütigung Scham Entwicklung von kognitiver Diskrepanz: „Ich habe nichts mit mir zu tun:“ Negatives Selbts-Konzept Unterwerfung, Aggressions-Hemmung, Autodestruktion, Suizidalität PuE Scham-Netzwerk PuE Gedanken: Jemand sieht eine intime Schwäche. Ich habe mich blamiert. Ich habe mich lächerlich gemacht. Ich erfülle nicht einmal die eigenen Wert-Vorstellungen. Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Erröten Blick abwenden Verschränken der Beine Sprach-Störungen Wahrnehmung: Fokus auf eigene Schwächen Erinnerung an frühere Demütigungen Hyperfokussierung auf soziale Abwertung Handlungs-Impuls: Aus dem Blick-Feld gehen Sich isolieren Sich verbergen Sich selbst abwerten Abschwächung: entgegengesetzt handeln: sich zeigen, Auftritte suchen entgegengesetzt denken: positive Eigenschaften und Erfolge hervorheben entgegengesetzte Körper-Haltung: Atmung tief, Hände in die Hüften, Kopf hoch Trauma, Hirn und Scham-Erleben PuE Die frühe Beziehungs-Traumatisierung (kumulative Mikrotraumata) oder Traumatisierung durch körperliche oder sexuelle Gewalt (Makrotraumatisierung) schlägt sich insbesondere in Defiziten der rechten Hirn-Hemisphäre nieder. Die rechte Hirn-Hemisphäre, das biologische Substrat des menschlichen Unbewussten, generiert nicht nur intensive Affekt-Zustände, sondern auch die sich früh entwickelnde Abwehr, die mit diesen Zuständen assoziiert ist. Die rechte Hirn-Hemisphäre erkennt dabei Emotionen im mimischen Gesichts-Ausdruck und ist auf „implizites Lernen“ spezialisiert. Traumatisierte Menschen erleben aktuelle Stressoren mit einer gefühlsmäßigen Intensität, die in die Vergangenheit gehört und in der Gegenwart wenig von Nutzen ist, da ihre eigenen Affekt-Stürme sowie die emotionalen Reaktionen anderer als retraumatisierend erlebt werden. Bei der Entwicklungs-Begleitung mit Unterstützung suchenden Personen mit einem frühen (Bindungs-) Trauma sollte die begleitende Person ihre Aufmerksamkeit auf die dysregulierten rechtshemisphärischen „primitiven Affekte“ wie Ekel, Schrecken, Wut, hoffnungslose Verzweiflung und vor allem Scham legen. Diese Gefühle manifestieren sich in der therapeutischen Dyade besonders in Enactments, das heißt im Sinne einer intersubjektiven unbewussten Kommunikation. Es entsteht dabei gleichsam eine Kommunikation zwischen zwei limbischen Systemen. Enactment besagt, dass die frühen Beziehungs-Muster in der therapeutischen Beziehung in Szene gesetzt werden, es zu einer „gemeinsamen Inszenierung“ zwischen Unterstützung suchenden und begleitenden Personen kommt. Grundthema: Selbst-Wert-Gefühl PuE ja ja Ich bin nicht gut genug. Ich bin gut genug. Ich bin ein Versager. Ich kann es schaffen. Ich bin dumm. Ich bin klug. Ich bin wert- und nutzlos. Ich bin wertvoll. Ich bin schwach. Ich bin stark. Ich bin unwichtig. Ich bin wichtig. Ich verdiene keine Liebe. Ich verdiene Liebe. Ich bin nicht liebenswert. Ich bin liebenswert. Ich verdiene es nicht… Ich darf ab jetzt. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich bin ein guter, liebender Mensch. Ich bin schrecklich. Ich bin in Ordnung, wie ich bin. Ich muss mich schämen. Ich darf mich achten. Ich muss perfekt sein, allen gefallen. Ich kann ich selbst sein und darf Fehler machen. Ich verdiene nur Schlechtes. Ich verdiene Gutes. Ich bin (mein Körper ist) hässlich. Ich bin in Ordnung (attraktiv, liebenswert). Ich kann mir selbst nicht trauen. Ich kann lernen. Mir selbst zu vertrauen. Entwicklung pathologischer Schuld PuE Erfahrung unkontrollierbarer existenzieller Bedrohung Ohnmacht/ Hilflosigkeit Entwicklung pseudokausaler Erklärungs-Modelle zur (Wieder-) Herstellung der Selbst-WirksamkeitsIllusion (Kontroll-Bedürfnis) Selbst-Vorwürfe, Unterwerfung, Opfer-Bereitschaft Funktion von Schuld-Gefühlen: sozial Schutz vor sozialem Ausschluss individuell Schutz vor Ohnmacht Schuld-Netzwerk Gedanken: Einen Fehler machen Gegen eine Norm handeln. Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Unspezifisch Kloß im Hals Enge in der Brust Erröten Verkrampfung Wahrnehmung: Fokus auf eigene Verantwortlichkeit Andere sehen, dass man versagt hat Man fühlt sich durchschaut und gejagt Handlungs-Impuls: Sühne leisten Sich unterwerfen Selbst-Bestrafung Abschwächung: Gedanken durch kognitive Interventionen hinterfragen Funktion von Schuld verstehen PuE Grundthema: Verantwortlichkeit und Schuld ja PuE ja Ich bin schuld. Ich hätte was tun müssen. Ich habe damals getan, was sich konnte. Ich habe etwas verkehrt gemacht. Ich habe es meine Fehlern gelernt. Ich kann aus Fehlern lernen. Ich bin nicht vertrauenswürdig. Ich bin vertrauenswürdig. Ich kann mir selbst vertrauen. Ich kann meinem Urteil nicht trauen. Ich kann meinem Urteil trauen. Ich habe aus Fehl-Urteilen eine Menge gelernt. Analyse der dysfunktionalen Grundannahme: „Ich bin schuld.“ kurzfristig positiv kurzfristig negativ Dieser Satz hat mir erklärt, warum die anderen mich so schlecht behandelt und verletzt haben. Sonst wäre es für mich nicht fassbar gewesen, so behandelt zu werden. Ich habe keine Rücksicht auf meinen Körper genommen (Alkohol- und Tabletten-Missbrauch, Selbst-Verletzungen) langfristig positiv langfristig negativ Ich durfte meinen Vater (die mich schlecht behandelnde Person) weiter lieben… und die Bindung zur HerkunftsFamilie aufrechterhalten. Ich hatte so das Gefühl von Kontrolle. Ein Großteil meines SelbstBewusstseins ist stark eingeschränkt. Ich gehe das Risiko ein, erneut Opfer von Übergriffen und schlechten Behandlungen zu werden. PuE Angst-Netzwerk Gedanken: Gefahr Bedrohung Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Herz-Klopfen Beschleunigung der Atmung Durchfall Harn-Drang Verkrampfung der Muskulatur Wahrnehmung: Konzentration auf Gefahren-Signale Bei Dissoziation vor allem Depersonalisation, Derealisation und reduzierte Schmerz-Erfahrung Handlungs-Impuls: Flucht Angriff Hilfe suchen Abschwächung: Durchatmen Das ist eine Erinnerung: Ich bin hier sicher Unterschiede beachten hinschauen bleiben PuE Grundthema: Sicherheit und Überleben ja PuE ja Ich sterbe jetzt. Es ist vorbei. Ich habe überlebt. Ich habe keine Kontrolle. Ich habe jetzt (wieder) Kontrolle. Ich bin hilflos. Ich kann heute etwas tun. Ich kann mich nicht schützen. Ich kann lernen, mich zu schützen. Ekel-Netzwerk Gedanken: Etwas als schädlich einschätzen Generalisation (Prinzip der Konformität und der Ähnlichkeit) Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Übelkeit Speichel-Sekretion Würg- und Brech-Reiz Gefühl von Kranksein Schnelle Atmung Gerümpfte Nase und hochgezogene Oberlippe, Mundwinkel nach unten, Kopf zurückziehen, Zunge herausstrecken, Hände schützend heben Handlungs-Impuls: Vermeiden Abkehr Flucht Übergeben Waschen PuE Ärger- und Wut-Netzwerk Gedanken: ungerecht unfair Es sollte anders sein Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Anspannung (Oberschenkel, Kiefer-Gelenk - Mahlen des Kiefers Ballen der Fäuste Anspannung von Mund und Schultern Kreislauf-Aktivierung Wahrnehmung: Man ist sehr auf sich selbst konzentriert und bereit, jemanden zu verletzen Man sucht Bestätigung für seine eigene Wahrnehmung (Recht haben wollen) Man rechtfertigt die Impulse Handlungs-Impuls: Verbaler und/oder physischer Angriff Gegenstände werfen Abschwächung: Funktion sehen Nachteile erkennen Entscheidungen treffen Entgegengesetzte Körper-Haltung einnehmen Bis 10 zählen Akzeptanz üben PuE Grundthema: Wahl-Möglichkeiten ja ja Ich bin gefangen. Ich bin frei. Ich kann nicht kriegen, was ich will. Ich kann erreichen, was ich will. Ich habe keine Chance. Ich habe eine Chance. Ich kann niemandem vertrauen. Ich kann wählen, wem ich vertraue. Ich kann es nicht aushalten. Ich kann damit umgehen. Ich bin allein und verlassen. Ich kann Freunde finden. PuE Trauer-Netzwerk Gedanken: Ich habe jemanden oder etwas, der oder was mir wichtig ist, für immer oder für lange Zeit verloren Es ist zum Verzweifeln Körper-Reaktionen und Körper-Ausdruck: Erschöpfungs-Gefühl Müdigkeit Schmerz oder Leere in Brust oder Darm Schluck-Probleme, Atem-Not, Schwindel weinen, klagen, schleppender Gang, hängende Schultern, starre Mimik, heruntergezogene Mund-Winkel, monotone Stimme Wahrnehmung: Fokus auf Verlust Später Leere und Sinnlosigkeit Unfähigkeit, schöne Dinge wahrzunehmen Alles wirkt fahl, leer, abgestorben Handlungs-Impuls: einerseits Rückzug (sich verkriechen, nichts tun und grübeln) andererseits Signale an die Mitwelt: kümmert euch um mich, tröstet mich Abschwächung: Trauer begrenzen (zeitlich und einen Ort finden) Fokus auf das Vorhandene PuE Problem-Verhaltens-Weisen Aufbauen von Stress Aufsuchen von stressigen Situationen Suizid-Versuch Aggression Selbst-Verletzung Fress-Anfälle (gestörtes Ess-Verhalten) Alkohol-, Medikamenten- und anderer Drogen-Missbrauch Extremsport Hochrisiko-Verhalten (z.B. ohne zu Schauen über die Straße gehen) Therapie zerstörendes Verhalten Promiskes Verhalten Dissoziation gestörter Schlaf DP Typische Disstress-Muster (tDM) Sozial-Engagementoder Resilienz-Typ Kampf-Typ Flucht-Typ Schreck-Typ DP Sozial-Engagement- oder Resilienz-Typ Eigenschaften Widerstands-Kraft Zuversicht Realistische Selbst-Einschätzung Leben ist Entwicklung Wachsen an Herausforderungen Konflikt-Bewältigungs-Kompetenzen Ursachen in der Entwicklung Wärme, Unterstützung, Sicherheit (sichere Bindung) und Geborgenheit bei den Eltern (bei primären Bezugs-Personen) Erfahrung von Selbst-Wirksamkeit Gute Anbindung an sich selbst, d. h. guter Kontakt zu eigenen Körper, zu den Gefühlen und zur Lebens-Geschichte Erfahrung von Stimmigkeit (Kohärenz) bei Körper-Empfinden, Gefühlen und Gedanken (kaum Fragmentierungen und Abspaltungen) Adäquate dialogische Stress-Regulierung, die verinnerlicht wird Dynamische, situationsgerechte Beziehung zwischen Exploration und sicherer Bindung Sätze: Ein Konflikt haut mich nicht so leicht um. Das bekomme ich schon hin. Konflikte sind meist zu bewältigen. Ich muss nicht alles allein bewältigen. Bekomme ich es nicht hin, kann ich mir Unterstützung holen. tDM Kampf-Typ Eigenschaften Verbissenheit Konkurrenz-Denken Überaktivität Gereiztheit „Leben ist Kampf“ Leistungs-Druck Perfektionismus Starkes Kontroll-Bedürfnis Ursachen in der Entwicklung Überbewertung von Leistung Kämpferische Haltung der Eltern „Machen“ Kind bekommt Zuwendung und Anerkennung für kämpferisches Verhalten Sätze: Lass dir nichts gefallen. Angriff ist die beste Verteidigung. Von nichts kommt nichts. Lernthemen Es ist in Ordnung, Fehler zu machen. Mehr aus Freude als aus dem Bedürfnis nach Anerkennung handeln. Aktiv entspannen, sich selbst genießen Neues Zeit-Management Delegieren von Aufgaben, Loslassen von Kontrolle tDM Flucht-Typ Eigenschaften Rückzug Abschalten Ausweichen In Träumereien, beim Fernsehen, in Büchern versinken Unangenehme Situationen meiden Sich sehr anpassen Sich betäuben (Drogen) Teilweise Antriebs-Armut Ursachen in der Entwicklung Eltern sehr angepasst Konflikte werden nicht angesprochen, sondern durch Flucht oder Rückzug gelöst Unbehagen bei Nähe Schwierigkeiten in sozialen Kontakten Sätze: Bloß weg hier. Mach, dass du wegkommst. Erst mal abwarten. Lernthemen Man kann über Konflikte reden und sie klären. Wünsche formulieren Weniger angepasst sein Ausweich-Tendenz erkennen und üben, sich anders zu verhalten Sich um intensive Kontakte bemühen tDM Schreck-Typ Eigenschaften Viele Schuld-Gefühle Wenig Selbst-Wert-Gefühl Negative Einstellung zu sich selbst Hilflosigkeit Resignation Ängste verschiedener Art Denk-Blockaden Resignation und Pessimismus Sich ausnutzen lassen Ursachen in der Entwicklung Ständiges Kritisieren Unberechenbarkeit der Eltern Überbehütung Starke Angst vor Liebes-Verlust Auch einmaliges schwer traumatisierendes Erlebnis Sätze: Komm sofort her. Rühr dich nicht von der Stelle. Halt still, dann hört es von selbst wieder auf. Lernthemen Durch Erkenntnis Selbst-Wert-Gefühl aufbauen. Negativität abbauen Aktives Verhalten nach und nach verstärken Abbau der kritischen Selbst-Beobachtung Mehr Körper-Spannung aufbauen und Bewegung als Befreiung erleben tDM Schwere Belastungen oder besondere Veränderungen F43 Die Störungen dieses Abschnittes unterscheiden sich von den übrigen nicht nur aufgrund der Symptomatologie und des Verlaufs, sondern auch durch die Angabe von ein oder zwei ursächlichen Faktoren: ein außergewöhnlich belastendes Lebens-Ereignis, das eine akute Belastungs-Reaktion hervorruft, oder eine besondere Veränderung im Leben, die zu einer anhaltend unangenehmen Situation geführt hat und eine Anpassungs-Störung hervorruft. Obwohl weniger schwere psychosoziale Belastungen („life events") den Beginn und das Erscheinungs-Bild auch zahlreicher anderer Störungen dieses Kapitels auslösen und beeinflussen können, ist ihre ätiologische Bedeutung doch nicht immer ganz klar. In jedem Fall hängt sie zusammen mit der individuellen, häufig idiosynkratischen (eigentümlichen) Vulnerabilität, das heißt, die Lebens-Ereignisse sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten und die Art der Krankheit zu erklären. Im Gegensatz dazu entstehen die hier aufgeführten Störungen immer als direkte Folge der akuten schweren Belastung oder des kontinuierlichen Traumas. Das belastende Ereignis oder die andauernden, unangenehmen Umstände sind primäre und ausschlaggebende Kausalfaktoren, und die Störung wäre ohne ihre Einwirkung nicht entstanden. Diese Störungen können insofern als Anpassungs-Störungen bei schwerer oder kontinuierlicher Belastung angesehen werden, als sie erfolgreiche BewältigungsStrategien behindern und darum zu Problemen der sozialen Funktions-Fähigkeit führen. Akute Krisen- oder Belastungs-Situation 1 (F43.0) F43 Eine akute Krisen- oder Belastungs-Situation ist eine vorübergehende Störung, die sich bei einem psychisch nicht manifest gestörten Menschen als Reaktion auf eine außergewöhnliche physische oder psychische Belastung entwickelt, und die im Allgemeinen innerhalb von Stunden oder Tagen abklingt. Diese Symptome sind eine Schutzreaktion auf den massiven Stress , sie sind eine „normale Reaktion auf eine unnormale Situation“. Die akute Belastungs-Störung tritt unmittelbar nach dem Schock auf und kann Tage und bis zu ca. vier Wochen nach dem traumatischen Erlebnis andauern. Erst wenn die Symptome länger bestehen bleiben oder sich ausweiten, spricht man von einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Die individuelle Vulnerabilität und die zur Verfügung stehenden BewältigungsMechanismen (Coping-Strategien) spielen bei Auftreten und Schwere-Grad der akuten Belastungs-Reaktionen eine Rolle. Die Symptomatik zeigt typischerweise ein gemischtes und wechselndes Bild, beginnend mit einer Art von „Betäubung", mit einer gewissen Bewusstseins-Einengung und eingeschränkten Aufmerksamkeit, einer Unfähigkeit, Reize zu verarbeiten und Desorientiertheit. Akute Krisen- oder Belastungs-Situation 2 (F43.0) F43 Diesem Zustand kann ein weiteres Sich-Zurückziehen aus der Umwelt-Situation folgen (bis hin zu dissoziativem Stupor (F44.2), oder aber ein Unruhezustand und Überaktivität (wie Flucht-Reaktion oder Fugue (F44.1)). Vegetative Zeichen panischer Angst wie Tachykardie, Schwitzen und Erröten treten zumeist auf. Die Symptome erscheinen im Allgemeinen innerhalb von Minuten nach dem belastenden Ereignis und gehen innerhalb von zwei oder drei Tagen, oft innerhalb von Stunden zurück. Teilweise oder vollständige Amnesie (siehe F44.0) bezüglich dieser Episode kann vorkommen. Wenn die Symptome andauern, sollte eine Änderung der Diagnose in Erwägung gezogen werden. Inkl.: Akut: Belastungs-Reaktion, Krisen-Reaktion, Kriegs-Neurose, Krisen-Zustand, psychischer Schock, Nerven-Zusammenbruch (eine Art Betäubung, Depersonalisation, diverse vegetative Symptome) Posttraumatische Belastungs-Störung 1 (F43.1) F43 Diese PTBS (auch traumatische Neurose) entsteht als eine verzögerte oder protrahierte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine belastende, extrem bedrohliche Lebens-Situation kürzerer oder längerer Dauer, die über das zu Erwartende hinausgeht wie berufliche Misserfolge, Auseinanderbrechen der Partnerschaft, Tod eines nahen Angehörigen, Kriege, Terror, Unfall, Opfer von Verbrechen und Natur-Katastrophen und die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung hervorrufen würde. Die komplexe PTBS entwickelt sich nach dem Erleben eines Belastungs-Ereignisses, das typischerweise extremer und langandauernder Art ist und aus dem eine Flucht schwierig oder unmöglich ist (Krieg, Gefangenschaft, Folter, jahrelange Gewalterfahrung, Bindungstraumata und sexuelle Gewalt). Die komplexe PTBS ist u.a. gekennzeichnet durch: Schwierigkeiten in der Gefühls-Regulation, Suizidalität, exzessives Risiko-Verhalten, ausgeprägte Gefühle von Schuld und Scham, resignierte Lebens-Haltung, geänderte Lebens-Einstellungen, starkes Misstrauen, Vermeidung sozialer Kontakte , Gefühle der Wertlosigkeit, Somatisierung, Amnesie, Dissoziation bis hin zur multiplen Aufspaltung der Persönlichkeit. Komorbidität: Angst und Depression sind häufig mit den genannten Symptomen und Merkmalen assoziiert und oft Sucht und Suizid-Gefährdung (Suizid-Gedanken sind nicht selten). Verlauf: Der Beginn folgt dem Trauma mit einer Latenz von Wochen bis 6 Monaten Länger als 6 Monate Wechsel zur andauernden Persönlichkeits-Störung nach ExtremBelastungen (F 62.0). Posttraumatische Belastungs-Störung 2 (F43.1) F43 Typische Merkmale 1: a. Persönlichkeit war vor dem Trauma unauffällig, keine Störung der PrimärPersönlichkeit wie bei den sonstigen Neurosen (Prädisponierende Faktoren wie bestimmte, z. B. zwanghafte (F60.5) oder asthenische (abhängige) (F60.7) Persönlichkeits-Züge oder neurotische Krankheiten in der Vorgeschichte können die Schwelle für die Entwicklung dieses Syndroms senken und seinen Verlauf erschweren, aber die letztgenannten Faktoren sind weder notwendig noch ausreichend, um das Auftreten der Störung zu erklären.) b. Reaktion auf wiederholtes Erleben des Traumas, Intrusion in sich spontan aufdrängenden Erinnerungen als Nachhall-Erinnerungen (Flashbacks als unkontrollierbares Wiedererleben des traumatischen Ereignisses in Form von Bildern, Gedanken, Wahrnehmungen, Träumen; ein Handeln und Fühlen, als ob das traumatische Ereignis wiederkehrt), die zu ähnlichen psychischen Reaktionen führen wie das Ereignis selbst, Träumen oder Alpträumen c. vor dem Hintergrund eines andauernden Gefühls von Betäubtsein und emotionaler Stumpfheit, Gleichgültigkeit, Interessen-Verlust, Rückzugs-Verhalten gegenüber Menschen, Teilnahmslosigkeit der Umgebung gegenüber, Freudlosigkeit (Anhedonie, Verlust der Lebens-Freude) Posttraumatische Belastungs-Störung 3 (F43.1) F43 Typische Merkmale 2: d. mit Dissoziation von Erinnerungen (Amnesie …) e. Bewusste und unbewusste Vermeidung und Betäubung von Reizen, die mit dem Trauma verbunden sind, z.B. Orte, Aktivitäten, Personen, Gedanken, Gefühle, Körper-Zustände, von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten. f. Meist tritt ein Zustand auf von vegetativer Übererregtheit mit Vigilanz-Steigerung, übermäßiger Schreckhaftigkeit, Angespanntheit, Schlaf-Störung, Störungen der Konzentrations-Fähigkeit, Reizbarkeit und Wut-Ausbrüchen. Anpassungs-Störung 1 (F43.2) Hierbei handelt es sich um Zustände von subjektiver Bedrängnis und emotionaler Beeinträchtigung, die im Allgemeinen soziale Funktionen und Leistungen behindern und auftreten während des Anpassungs-Prozesses nach einer entscheidenden Lebens-Veränderung oder belastenden Lebens-Ereignissen, im engeren Sinne bei Änderung des sozialen Gefüges (z. B. Tod eines Partners – abnorme TrauerReaktion). Die Belastung kann das soziale Netz des Betroffenen beschädigt haben (wie bei einem Trauer-Fall oder Trennungs-Erlebnissen) oder das weitere Umfeld sozialer Unterstützung oder soziale Werte (wie bei Emigration oder nach Flucht). Sie kann auch in einem größeren Entwicklungs-Schritt oder einer Krise bestehen (wie Schul-Besuch, Elternschaft, Misserfolg, Erreichen eines ersehnten Zieles und Ruhestand). Inkl.: Hospitalismus bei Kindern, Kultur-Schock Exkl.: Trennungs-Angst in der Kindheit (F93.0) F43 Anpassungs-Störung 2 (F43.2) Verlauf: Die Störung beginnt im Allgemeinen innerhalb eines Monats nach dem belastenden Ereignis oder der Lebens-Veränderung. Dauer max. 6 Monate. Danach Wechsel zu Persönlichkeits-Störung nach Extrem-Belastungen (F 62.0) Die individuelle Prädisposition oder Vulnerabilität spielt bei dem möglichen Auftreten und bei der Form der Anpassungsstörung eine bedeutsame Rolle. Es ist aber dennoch davon auszugehen, dass das Krankheits-Bild ohne die Belastung nicht entstanden wäre. Die Anzeichen sind unterschiedlich und umfassen depressive Stimmung, Angst oder Sorge oder eine Mischung von diesen. Störungen des Sozialverhaltens (F91) können insbesondere bei Jugendlichen ein zusätzliches Symptom sein. Hervorstechendes Merkmal kann eine kurze oder längere depressive Reaktion oder eine Störung anderer Gefühle und des Sozialverhaltens sein. Außerdem kann ein Gefühl bestehen, mit den alltäglichen Gegebenheiten nicht zurechtzukommen, diese nicht vorausplanen oder fortsetzen zu können. F43 Dissoziative Störungen (F44) Allgemein 1 Allgemein 2 Allgemein 3 Dissoziative Amnesie (F44.0) Andere dissoziative Störungen 1 Andere dissoziative Störungen 2 F43 Allgemein 1 F44 Eine dissoziative Störung besteht aus einer Unterbrechung und/oder fehlenden Kontinuität in der normalen Integrations-Fähigkeit von Bewusstsein (Denken), Gedächtnis, Identität, Emotionen, Wahrnehmung, Körper-Vorstellung, motorischer Kontrolle und Verhalten. Eine Dissoziation der Persönlichkeit vollzieht sich, wenn das Individuum nicht über die Fähigkeit verfügt, belastende Lebens-Ereignisse teilweise oder in Gänze zu integrieren. Das allgemeine Kennzeichen der dissoziativen oder Konversions-Störungen (Konversion als Übertragung von Affekten wie Angst, Aggression, Wut, Ärger, Schuld, sexuelle TriebWünsche usw. auf Organe ist ein Abwehr-Mechanismus) besteht in teilweisem oder völligem Verlust der normalen Integration der Erinnerung an die Vergangenheit, des Identitäts-Bewusstseins, der Wahrnehmung unmittelbarer Empfindungen sowie der Kontrolle von Körper-Bewegungen. dissoziiert: auf sich selbst von außen sehen, sich von sich selbst entfremden assoziiert: durch die eigenen Augen sehen, mit den eigenen Ohren hören, im eigenen Körper empfinden und fühlen Allgemein 2 F44 Es findet eine Entkoppelung u. a. zwischen körperlichen und psychischen Funktionen im engeren Sinne als eine Dissoziation von Psyche und Leib statt (Freud sprach früher von Hysterie). Im Unterschied zu Organ-Psychosen behalten körperliche Störungen AusdrucksCharakter (einem wird übel, wenn man eine Situation zum Kotzen findet) für die zugrunde liegende psychische Störung (kein echter organischer Befund zu erheben). Möglich sind: Blindheit (man will was nicht sehen), Lähmungen (das will ich nicht spüren), Taubheit (das will ich nicht hören), Zittern (das macht mir Angst), Schmerzen (das tat meiner Seele weh) und Gedächtnisstörungen (Amnesie – das will ich nicht mehr wissen) Nur Störungen der körperlichen Funktionen, die normalerweise unter willentlicher Kontrolle stehen, und Verlust der sinnlichen Wahrnehmung sind hier eingeschlossen. Alle dissoziativen Störungen neigen nach einigen Wochen oder Monaten zur Remission, besonders wenn der Beginn mit einem traumatisierenden Lebensereignis verbunden ist. Allgemein 3 F44 Eher chronische Störungen, besonders Lähmungen und Gefühls-Störungen, entwickeln sich, wenn der Beginn mit unlösbaren Problemen oder interpersonalen Schwierigkeiten verbunden ist. Diese Störungen wurden früher als verschiedene Formen der „Konversions-Neurose oder Hysterie" klassifiziert. Sie werden als ursächlich psychogen angesehen, in enger zeitlicher Verbindung mit traumatisierenden Ereignissen, unlösbaren oder unerträglichen Konflikten oder gestörten Beziehungen. Die Symptome verkörpern häufig das Konzept der betroffenen Person, wie sich eine körperliche Krankheit manifestieren müsste. Körperliche Ursache muss ausgeschlossen sein. Körperliche Untersuchung und Befragungen geben keinen Hinweis auf eine bekannte somatische oder neurologische Krankheit. Zusätzlich ist der Funktions-Verlust offensichtlich Ausdruck emotionaler Konflikte oder Bedürfnisse. Die Symptome können sich in enger Beziehung zu psychischer Belastung entwickeln und erscheinen oft plötzlich. Störungen mit Schmerz und anderen komplexen körperlichen Empfindungen, die durch das vegetative Nervensystem vermittelt werden, sind unter SomatisierungsStörungen (F45.0) zu klassifizieren. Die Möglichkeit eines späteren Auftretens ernsthafter körperlicher oder psychiatrischer Störungen muss immer mitbedacht werden. Inkl.: Hysterie, hysterische Psychose, Konversions-Hysterie, Konversions-Reaktion Exkl.: Simulation [bewusste Simulation] (Z76.8) Dissoziative Amnesie (F44.0) F44 Das wichtigste Kennzeichen ist der Verlust der Erinnerung (Amnesie) für meist wichtige aktuelle Ereignisse, die nicht durch eine organische psychische Störung bedingt ist und für den eine übliche Vergesslichkeit oder Ermüdung als Erklärung nicht ausreicht. Die Amnesie bezieht sich meist auf traumatische Ereignisse wie Unfälle oder unerwartete Trauerfälle und ist in der Regel unvollständig und selektiv. Eine vollständige und generalisierte Amnesie ist selten, dann gewöhnlich Symptom einer Fugue (F44.1) und auch als solche zu klassifizieren. Die Diagnose sollte nicht bei hirnorganischen Störungen, Intoxikationen oder extremer Erschöpfung gestellt werden. Exkl.:Alkohol- oder sonstige substanzbedingte amnestische Störung (F10-F19, vierte Stelle .6) Amnesie: anterograd (R41.1) retrograd (R41.2) Nicht alkoholbedingtes organisches amnestisches Syndrom (F04) Postiktale Amnesie bei Epilepsie (G40.-) psychogener Dämmer-Zustand – Es treten Orientierungs-Störungen auf, Bewusstsein ist getrübt oder eingeengt, aber einfache und gewohnte Tätigkeiten können verrichtet werden Psychogene Reaktion, keine medizinischen Befunde es werden in der Regel traumatisierende Ereignisse ausgeblendet also begrenzt auf bestimmte Inhalte und Zeit-Abschnitte im Leben Nur noch bruchstückhafte Erinnerung, retrograd: vor einem Ereignis, anterograd: nach einem Ereignis Außerhalb des verdrängten Bereiches: Fähigkeit zum normalen Verhalten (Einkaufen, Essen machen) Andere dissoziative Störungen 1 F44 Dissoziative Fugue (F44.1) Eine dissoziative Fugue ist eine zielgerichtete Orts-Veränderung, die über die gewöhnliche Alltags-Mobilität hinausgeht. Darüber hinaus zeigt sie alle Kennzeichen einer dissoziativen Amnesie (F44.0). Die Person geht von Zuhause weg und nimmt eine frühere Identität an. Obwohl für die Zeit der Fugue eine Amnesie besteht, kann das Verhalten des Patienten während dieser Zeit auf unabhängige Beobachter vollständig normal wirken. Exkl.: Postiktale Fugue bei Epilepsie (G40.-) Dissoziativer Stupor (F44.2) Dissoziativer Stupor wird aufgrund einer beträchtlichen Verringerung oder des Fehlens von willkürlichen Bewegungen und normalen Reaktionen auf äußere Reize wie Licht, Geräusche oder Berührung diagnostiziert. Dabei lassen Befragung und Untersuchung keinen Anhalt für eine körperliche Ursache erkennen. Zusätzliche Hinweise auf die psychogene Verursachung geben kurz vorhergegangene belastende Ereignisse oder Probleme. Verlangsamung bis Erstarrung, Patient bewegt sich kaum mehr Exkl.: Organische katatone Störung (F06.1) Stupor:depressiv (F31-F33) kataton (F20.2) manisch (F30.2) Trance- und Besessenheits-Zustände (F44.3) Bei diesen Störungen tritt ein zeitweiliger Verlust der persönlichen Identität und der vollständigen Wahrnehmung der Umgebung auf. Hier sind nur Trance-Zustände zu klassifizieren, die unfreiwillig oder ungewollt sind, und die außerhalb von religiösen oder kulturell akzeptierten Situationen auftreten. Exkl.: Zustandsbilder bei: Intoxikation mit psychotropen Substanzen (F10-F19, vierte Stelle .0) organischem Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma (F07.2) organischer Persönlichkeits-Störung (F07.0) Schizophrenie (F20.-) vorübergehenden akuten psychotischen Störungen (F23.-) Andere dissoziative Störungen 2 F44 Dissoziative Bewegungs-Störungen (F44.4) Die häufigsten Formen zeigen den vollständigen oder teilweisen Verlust der BewegungsFähigkeit eines oder mehrerer Körper-Glieder. Sie haben große Ähnlichkeit mit fast jeder Form von Ataxie, Apraxie, Akinesie, Aphonie, Dysarthrie, Dyskinesie, Anfällen oder Lähmungen. Inkl.: Psychogen: Aphonie, Dysphonie Dissoziative Krampf-Anfälle (F44.5) Sie können epileptischen Anfällen bezüglich ihrer Bewegungen sehr stark ähneln. Zungen-Biss, Verletzungen beim Sturz oder Urin-Inkontinenz sind jedoch selten. Ein Bewusstseins-Verlust fehlt oder es findet sich stattdessen ein stupor- oder tranceähnlicher Zustand. Dissoziative Sensibilitäts- und Empfindungs-Störungen (F44.6) Die Grenzen anästhetischer Haut-Areale entsprechen oft eher den Vorstellungen des Patienten über Körper-Funktionen als medizinischen Tatsachen. Es kann auch unterschiedliche Ausfälle der sensorischen Modalitäten geben, die nicht Folge einer neurologischen Läsion sein können. Sensorische Ausfälle können von Klagen über Parästhesien begleitet sein. Vollständige Seh- oder Hör-Verluste bei dissoziativen Störungen sind selten. Inkl.: Psychogene Schwerhörigkeit oder Taubheit Multiple Persönlichkeits-Störung (F44.81) auch hier eine Form der Dissoziation in Teilpersönlichkeiten auch bei Borderline Trauma-Induktion durch Mindmapping (MM) (Kartografierung des Geistes) Prosoziales und antisoziales Mindmapping Entstehung und Merkmale Mindmasking und traumatisches Mindmapping Therapie bei traumatischem Mindmapping Realer und mentaler Inzest Psychogene Amnesie F43 Prosoziales und antisoziales Mindmapping mitfühlen verstehen prosoziale Empathie Mindmapping antisoziale Empathie lügen MM manipulieren jemandem etwas weißmachen täuschen Irrglauben unterjubeln SchadenFreude Das Gehirn ist eine Maschine, auf die grundlegende Funktion ausgerichtet, das Verlangen anderer Menschen zu erkennen. Verlangen (Bedürfnisse) ist grundlegender als Emotionen. Verlangen ist das erste, was ein Kind erlebt, versteht und zum Ausdruck bringt. Unser Geist schreibt, da unsere Hirn-Funktionen für unser Überleben sorgen, den Regungen und Aktionen anderer Menschen permanent Bedeutung zu. Mindmapping ist die im Gehirn angelegte ÜberlebensStrategie, sich eine Landkarte der inneren Vorgänge bei anderen Menschen anzulegen, um so das Verhalten von Menschen voraussagen und sich, wenn erforderlich, besser schützen zu können. Dementsprechend findet Mindmapping als interpersoneller Prozess fortwährend und auch unbemerkt von der mappenden (also kartographierenden) Person statt. Mindmapping: Entstehung und Merkmale MM Mindmapping beginnt mit ca. 3 Monaten (Augen-Bewegungen verfolgen) wird mit ca. einem Jahr zur geteilten Aufmerksamkeit (soziales Zeigen) führt mit etwa ab 4 Jahren zur Entdeckung, dass Erwachsene/Eltern sich irren und darum auch getäuscht werden können und manchmal auch Schlechtes mit dem Kind vorhaben bzw. ihnen nicht das Beste geben, was sie ihnen geben könnten (Straßen-Engel – Haus-Teufel) führt mit ca. 6 Jahren dazu, dass das Kind weiß, was antisozial ist und den Unterschied zwischen Lügen und Vortäuschen erfassen kann. wechselt ab ca. 11 Jahren in die erwachsene Form über, d. h. auch Sarkasmus und Ironie als Abkopplung von Realität werden verstanden. Es gibt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Mindmapping. Mindmapping gelingt eher bei anderen als bei sich selbst, so dass man im Hinblick auf das, was im Partner geschieht, richtig und bei sich selbst komplett daneben liegen kann. Die Vorstellung, dass wir Experten in Introspektion sind, ist falsch. Mindmapping gelingt nicht bei einigen Formen der Schizophrenie (z. b. katatone Form) bei einigen Formen des Autismus und des Asperger-Syndroms wenn das, was durch Mindmapping wahrgenommen wird, traumatisierend wirkt. Mindmasking und traumatisches Mindmapping MM Der Geist ist in der Lage, die Wirklichkeit zu verzerren. Traumatisches Mindmapping meint, dass wir uns durch Dissoziation, durch Desintegration des Gehirns blind machen, damit wir nicht unter den Konsequenzen leiden müssen, die wir hätten, wenn wir das zulassen würden, was wir mappend erlebt haben. So entstehen autobiografische Lücken oder systematische Unterbrechungen in der Mindmapping-Fähigkeit. Mindmasking Mindmapping traumatisches Mindmapping Das Gehirn bewahrt Informationen von Ereignissen in unterschiedlichen Arealen des Gehirns auf. Wörter werden an anderer Stelle abgelegt als Bilder. Informationen werden an anderer Stelle aufbewahrt als sie hervorgerufen werden. So ist es möglich, dass man sich an Situationen erinnert, jedoch den Zusammenhang zu den beteiligten Personen nicht mehr parat hat. Man weiß nicht mehr, was die Beteiligten Personen gedacht und gefühlt haben. Es kommt zu Erinnerungen ohne Mindmapping. Menschen haben auch die Fähigkeit, sich vor dem Mindmapping durch andere abzuschirmen. Auch das sog. Mindmasking ist eine Überlebens-Strategie unter schwierigen sozialen Bedingungen (gewalttätige Eltern, Folter etc.). Therapie bei traumatischem Mindmapping MM Therapeut/-innen vermuten oft, dass antisoziale Menschen keine Fähigkeiten zur Empathie haben, und nehmen die vermeintliche Empathielosigkeit als Grund für das destruktive Verhalten (entschuldigend) an, übersehen oft wirklich destruktive Erziehung und weigern sich oft, Grausamkeiten (von Eltern gegenüber ihren Kindern oder von Paaren untereinander) zu erkennen, weil sie Angst davor haben, sie anzusprechen und nicht wissen, wie sie konstruktiv damit umgehen können. weigern sich oft, anzuerkennen, dass manche Menschen gemeine, fiese, schädliche, antisoziale, feindliche Dinge tun, weil sie sie tun wollen. kokonstruieren dadurch mit den Klient-/innen eine Realität, die nicht heilsam ist. • Reaktivierung von Erinnerungen erfolgt über Vervollständigung von szenischen BildProzessen (rechtshemisphärisch). Was ist real in den Beziehungen geschehen? Wer hat was gesehen/erlebt, was er nicht sehen/erleben wollte, weil (damals) die Konsequenzen unerträglich waren? • Es geht darum, die getilgten Situationen ins Bewusstsein zurückzurufen, so dass die damit verbundenen Löschungen, Sicht-Weisen und Entscheidungen verändert werden können Realer und mentaler Inzest Fantasie real Übergriff Lust Trauma GrenzVerlust Angst Wut Scham SchuldGefühl MM Beispiel für die „energetische“ Bedeutung des traumatischen Mind-Mapping bei Rosenberg S. 308f: Viel ausschlaggebender als der sexuelle Akt an sich ist, dass das Kind die Energie der Erregung, die von der belästigenden Person ausgeht, nicht halten kann. Allein schon die Stärke dieser Energie kann ein Kind in Panik versetzen. Inzest bedeutet ein gewaltsames Überschreiten sowohl der energetischen (oder mentalen) als auch körperlichen Grenzen des Kindes. Es muss nicht einmal eine tatsächliche physische Belästigung stattgefunden haben. Sie ist vielleicht nur auf der Energie-Ebene (im Mind-Mapping) erfolgt. Es ist egal, ob der Vorfall wirklich oder nur in der Vorstellung stattgefunden hat: Das Gefühl, überfallen worden zu sein, und die Panzerung im Körper sind real. Vater oder Mutter oder das Geschwister-Kind sind in der Erregung gefangen und von ihrer normalen Art, sich auf das Kind zu beziehen, völlig getrennt. Das bedeutet, dass das Kind nicht nur von der eindringenden Energie überwältigt wird, sondern außerdem von einem Menschen abgeschnitten ist, der ihm sonst nährenden Halt gibt. Das macht das Erlebnis zu einer ebenso einsamen wie schrecklichen Erfahrung. Sie isoliert das Kind, weil es sich niemandem mitteilen kann. Der Grund, warum viele Leute nicht über Inzest-Vorfälle sprechen wollen, ist häufig der, dass sie die damit verbundenen Gefühle abgespalten haben. MM Psychogene Amnesie Arthur P. Moves: Modern Clinical Psychiatry, 1934 Bei der psychogenen Amnesie ist das Fehlen von Erinnerungen ein aktivere Selbst-Schutz-Prozess; der Patient weigert sich zu erinnern… Das Bewusstsein wird vor unangenehmen und unbequemen Erinnerungen geschützt. Ein solcher Gedächtnis-Schwund weist auf eine unbewusste RealitätsVerleugnung hin. Diese Schlussfolgerung wird von der Beobachtung gestützt, dass viele Patienten solange behaupten, ihre Kindheit sei eine glückliche Zeit gewesen, bis durch die Analyse enthüllt wird, dass ihre Eltern gleichgültig, grob und manchmal sogar grausam waren. Menschen haben ihre Erinnerungen an diese frühe Zeit blockiert, weil sie zu schmerzlich und angsterregend sind, um akzeptiert werden zu können. Aber wenn die Kindheit dem reifen Bewusstsein verloren geht, geschieht das gleiche mit der offenen und ganzherzigen Liebe des Kleinkindes und der Unschuld des Kindes. Tatsächlich aber sind weder die Entwicklungs-Stufen noch die Erinnerungen daran verlorengegangen. Sie wurden zurückgezogen und verkapselt. Trauma-Entstehung (TE) Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 1 Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 2 Hauptquellen für Traumata Trauma-Auswirkungen Frühe Schock- und Trauma-Erlebnisse Traumatisierungs-Prozess Störung der Selbst-Regulation Traumatisierungs-Symptome 1 Traumatisierungs-Symptome 2 Symptom-Liste 1 Symptom-Liste 2 4 Haupt-Symptome für Traumata Schutz- und Verteidigungs-Strategien 1 Schutz- und Verteidigungs-Strategien 2 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 1 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 2 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 3 Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 4 F43 Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 1 TE Intimität mit uns selbst und damit mit dem großen Ganzen zu finden, verlangt ernsthafte Hingabe und Wissen, was uns durch Prozesse hindurchhelfen kann, uns mit dem zu verbinden, was wir wirklich sind: verkörperte Prozesse. Wir sind als Menschen keine Persönlichkeiten, sondern dynamische, sich selbst erhaltende und organisierende Prozesse, die sich jede Minute unseres Lebens entfalten. Wir müssen uns als laufenden, sich entwickelnden Prozess verstehen und nicht als festgelegten Charakter. Der Preis, den wir für die Vermeidung der persönlichen Themen um Leben und Tod, Selbst-Erforschung und Selbst-Verwirklichung bezahlen, wir immer höher. Es ist dringend notwendig, in einem Meer von Eventualitäten und Unsicherheit mit der richtunggebenden Erfahrung des Selbst verbunden zu bleiben. Veränderung ist im Grund Verwandlung unserer inneren WahrnehmungsStruktur. Wenn wir anders wahrnehmen, verändert sich die Welt um uns. Unsere innere Struktur hat zuallererst damit zu tun, wie wir unseren Körper erleben, wie wir „eingekörpert“ (embodied) sind. Die Art, wie wir unseren Körper erleben und empfinden, und zwar besonders die vier großen Körper-Höhlen – Kopf, Brust-Korb, Bauch-Höhle und Becken – bestimmte die Art und Weise, wie wir Welt erleben und empfinden. Menschen-, Selbst- und Welt-Bild 2 TE Es gilt, zu verstehen, dass wir uns als grundsätzlich spirituelle Wesen mit dem vordringlichen Wunsch nach leibender Verbundenheit erleben werden, wenn wir lernen, tiefe Wertschätzung für die zu fühlen, die wir sind, und wenn wir zu den Wurzeln unseres Seins zurückkehren. Wir müssen verstehen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Art besteht, wie wir unseren Körper erleben, und der Art, wie wir die Welt erleben. Unsere Erfahrung und Wahrnehmung von Eigenprozessen und der Welt ist tief in unserer Physiologie verwurzelt. Die Art unseres Verhältnisses zum Körper, diesem somatischen Sammel-Behälter unserer frühesten Erfahrungen, bestimmt darüber, in welche Beziehung wir zur Welt und zu unserer Umgebung treten können, wie wir uns mit anderen in intimen Beziehungen verbinden können und welchen Zugang wir zu einer geerdeten Spiritualität haben. Ich habe es aufgegeben, den Menschen als Zusammensetzung bestimmter Charakter-Strukturen oder anderer klassifizierter Typologien zu betrachten. Ich sehe jeden Menschen als in der Tiefe gesundes Wesen, das um des eigenen Überlebens willen in einen bestimmten Prozess hat eintreten müssen. Diese eigen-artige Weise des Prozessierens erhält in jedem Augenblick die Stabilität und Funktions-Fähigkeit des Lebens einer bestimmten Person aufrecht, denn sie ist ihre spezielle Form der Verbindung zur Quelle. Hauptquellen für Traumata Person wird in ihren Grenzen verletzt, also in ihrer Integrität nicht anerkannt, muss sich folglich, um sozial und emotionale zu überleben, tief und wiederholt verleugnen Trauma TE Haupt-Quellen für Traumata sind Schock und Überwältigung im Verbund mit der Verletzung persönlicher Grenzen oder tiefer und wiederholter Verleugnung der Person. Ein wesentlicher Teil von Trauma ist, dass die betroffene Person in ihrer Integrität nicht anerkannt und der Körper auf physiologischer Ebene überwältigt wird. Die Auswirkung eines traumatischen Ereignisses oder einer Folge traumatisierender Ereignisse ist nicht abhängig von den Ereignissen als solchen, sondern von der Empfindsamkeit des empfangenden Organismus. Tatsächlich kann also das traumatisierende Ereignis eine scheinbare „Kleinigkeit“ gewesen sein, beispielsweise eine Spritze bekommen zu haben, gefallen zu sein, sich verlassen gefühlt zu haben, vernachlässigt oder schlecht behandelt worden zu sein. Andere Beispiele dramatischerer Dimension sind Der Körper wird auf physiologischer Ebene geschockt und überwältigt Stürze, Unfälle, Erkrankungen, Operationen intrauterin und in der Kindheit mit Anästhesie, Vergiftungen im Uterus und in der Kindheit, Erfahrungen des Ertrinkens und Erstickens, Impfungen, unangenehme vorgeburtliche Erfahrungen und Geburts-Trauma mit Sauerstoff-Mangel, Angriffe und Bisse durch Tiere Trauma-Auswirkungen TE Wenn wir überwältigende Erfahrungen in unserem frühen Lebens-Zeitraum, d. h. von der Konzeption bis hin zum 3. Lebens-Jahr, mache, so wird unsere gesamte Sicht der Welt, unsere Art, die Umwelt wahrzunehmen, und unsere Weise, in Kontakt zu gehen (oder auch nicht), von unserem Körper-Gedächtnis oder – einfacher gesagt – von unserem physiologischen Zustand beherrscht. Die Trauma-Spuren sind im Körper grundgelegt und beginnen, ein Eigenleben zu führen. Viele von uns hatten früh im Leben Operationen, fühlten sich verzweifelt und hilflos angesichts elterlicher Belastungen oder wurden durch andere Ereignisse geschockt, die in Kinder-Augen extrem dramatisch erschienen. Ertrinken, Fallen oder andere stresshafte Erlebnisse und unbemerkte Reiz-Überflutung geschehen häufiger, als man denken möchte. Tatsächlich ist der nachgeburtliche Schock in unserer „medizinisierten“ Gesellschaft so alltäglich, dass wir kaum noch oder immer noch nicht einen gesunden Bezugs-Rahmen für die normale Entwicklung von Kindern haben. Durch schützende Dissoziation früh abgespaltene Körper-Teile sind unfähig, Beiträge zum erwachsenen Leben zu leisten. Vielmehr führen sie ein betäubtes, gelähmtes und isoliertes Eigenleben in unserem Körper. Ihre Aktivitäten stören unser reifes alltägliches Funktionieren und beeinträchtigen die Kontinuität unserer Wahrnehmungs-Kohärenz. Was hier auf der Körper-Bühne gespielt wird, hat seine äußerliche Entsprechung in Beziehungs-Problemen, Gefühlen der Entfremdung und der Abkehr von gewöhnlichen und zugleich freudvollen Erfahrungen wie Menschen zu begegnen, Intimität zu genießen oder sich eines Kontaktes zu erfreuen. Frühe Schock- und Trauma-Erlebnisse TE Frühe Schock- und Trauma-Erlebnisse treffen auf einen in Formung begriffenen Organismus. Seine Abwehr-Reaktionen sind sehr begrenzt. Am Anfang des Lebens verfügen wir nur über rudimentäre Verteidigungs-Reaktionen. Embryonale Abwehr-Mechanismen bestehen aus Bewegungen im Rumpf als PendelBewegungen entlang unserer Längsachse, deren Zentrum in der Wirbel-Säule liegt. Sobald der Embryo einen unangenehmen Reiz erlebt, der ihn zu sehr stört, setzen die Pendel-Bewegungen ein, mit denen er zu entkommen versucht. Die hochgradige Hilflosigkeit des sich entwickelnden kleinen Menschen lässt die Bedrohung zur gefühlten potenziellen Vernichtung seiner Existenz werden – mit strukturellen Folgen für das spätere Erleben der Welt. Da wir die TraumaErfahrungen in präverbaler Zeit gemacht haben, können wir aktuell ablaufende somatische Fehl-Regulationen nicht in Verbindung mit frühen Traumata bringen. Da die Pendel-Bewegungen den angestrebten Schutz nicht schaffen können, muss der Embryo eine Methode finden, sich gegen Gefährdung abzuschirmen. Häufig besteht die einzige Art, mit einer solchen Verletzung umzugehen, in GewebeKontraktion, um die gefährdete Oberfläche zu verkleinern. Er kann seinen Körper in einer Art energetischer und emotionaler Abwehr hart machen, um sich gegen weitere unangenehme Gefühle zu schützen. Diese Kontraktion kann sehr intensiv geschehen und sich anfühlen wie eine komplette Erstarrung des Körpers. Später kann sich dieser Vorgang auf die Verdauung auswirken und möglicherweise sogar zur Verschiebung emotionaler Themen in andere Organe führen. Traumatisierungs-Prozess TE SauerstoffGehalt steigt an unangenehmer Reiz Wenn all diese Verteidigungs-Versuche gegen den überwältigenden Vorgang scheitern, kann der Embryo schließlich die Verbindung zur Umwelt durch die NabelSchnur über den hypogastrischen Plexus unterbrechen. NabelSchnurÖffnung Pendeln Durch die Verbindungs-Unterbrechung erhält der Körper des Embryos zu wenig Sauerstoff. Der CO²-Gehalt des Blutes steigt an und löst eine heftige Not-Reaktion aus. GewebeKontraktionen KontrollVerlust Zu wenig Sauerstoff und zu viel CO² PanikSteigerung GefahrWahrnehmung Der Embryo gerät in Panik und versucht, die NabelSchnur noch dichter zu verschließen. NabelEine positive Rückkoppelungs-Schleife wird in Gang Schnurgesetzt. Je höher der CO²-Gehalt des Blutes, desto Verschluss stärker schließt sich die Nabel-Schnur, desto mehr steigert sich die Panik, desto mehr Gefahr nimmt der Embryo im Körper wahr, desto stärker gerät er in einen Dissoziation dissoziativen Prozess. vom Körper als Träger Am Ende steht ein körperlicher Kollaps, der für den der SinnesEmbryo Kontroll-Verlust bedeutet und letztendlich die Erfahrung Nabel-Schnur wieder öffnet. und erlebter Gefahren- Später im Leben kann diese früh geprägte VerteidigungsReaktion zu einem Gewohnheits-Muster werden, mit dem Quelle die Person Herausforderungen begegnet. Störung der Selbst-Regulation TE Die Übertretung persönlicher Grenzen ist immer ein Angriff auf unsere IdentitätsWahrnehmung, unser Kohärenz-Gefühl und unsere Würde. Die Tatsache, dass viele Menschen die Heftigkeit der traumatischen Auswirkungen leugnen, kann als Versuch gewertet werden, den eigenen Sinn für Integrität, Würde und Ganzheit aufrecht zu erhalten. Es gibt viele Arten von Schock-Erleben, auf die der Körper mit plötzlicher physiologischer Erregung und einer Anzahl automatischer Verteidigungs-Reaktionen antwortet. Der Körper wird in einen nervlichen und hormonellen Alarm-Zustand versetzt, der erhöhte Energie für reflexartiges Körper-Verhalten wie Kampf- und Flucht-Reaktionen und andere Formen des Selbst-Schutzes bereitstellt. Wenn diese Energie nicht im sofortigen Handeln verbraucht werden kann, ergibt sich ein Energie-Überschuss, der nicht weiß, wohin und was er tun soll. Findet Energie-Entladung im Körper nicht statt, wird die reibungslose Selbst-Regulation gestört. Wir werden den Körper so wahrnehmen, als führe er ein selbstständiges Leben. Tatsächlich führt der Körper die ganze Zeit ein physiologisch eigenständiges Leben. Nun aber erfahren wir Abweichungen von den normalen Funktionen in Form von Symptomen des autonomen Nerven-Systems, wie z. B. Zittern, Herz-Rasen, SchweißAusbrüche. Die Folge sind übertriebene physiologische Reaktionen auf unwichtige Reize, die nach alltäglicher Einschätzung weder überwältigend noch lebensbedrohlich sind. Diese Reaktionen stören den Lauf unserer Alltags-Erfahrung und Alltags-Anpassung. Traumatisierungs-Symptome 1 TE Ein eher unscheinbarer Auslöser, der in irgendeiner Weise mit der Trauma-Erfahrung verkoppelt ist, setzt die energetisch überladenen Nerven-Zyklen in Gang, die dann Reaktionen hervorbringen, die eigentlich eine physiologische Erinnerung an die Vergangenheit darstellen. Wir beziehen uns nicht mehr frei auf die äußere Wirklichkeit, sondern wir werden von diesem aktivierten Energie-Zyklus und der Übererregung in unserem Körper beherrscht. Solche Reaktionen sind beispielsweise Erröten, erhöhte Herz-Frequenz, Ängstlich prüfendes Umherblicken, Konzentrations-Schwierigkeiten, Probleme beim Zuhören und bei der Informations-Aufnahme sowie mangelndes Einfühlungs-Vermögen. Symptome für Traumatisierungen können erst Jahre später auftauchen und als bleibende Variante der Körper-Funktion wahrgenommen werden, die scheinbar in keinem Zusammenhang mit dem gegenwärtigen Lebens-Verlauf steht. Manchmal werden diese Symptome erst nach Jahrzehnten erlebt, wenn unsere KörperKraft altersgemäß abnimmt und wir nicht mehr so intensiv an den Körper gebunden sind. Da wir meist keinerlei Verbindungen zu relevanten Erlebnissen in der Vergangenheit herstellen können, führt das zu Verwirrung, Ratlosigkeit und Unverständnis manchmal zu Angst und in Einzelfällen sogar zur Angst vor dem Verrückt-Werden. Traumatisierungs-Symptome 2 TE Es ist nicht leicht, ein kohärentes Gefühl* innerhalb dieser Form der Regulation, der autonomen Fehl-Regulation herzustellen. Wenn wir eine frühkindliche Traumatisierung erlebt haben, haben wir manchmal keine bessere Lösung, als Rückmeldung von außen als Hinweis dafür zu nutzen, wie wir in der Welt sind. Wir finden unsere Nervosität normal. Wir verkennen unsere Ruhelosigkeit als Charakter-Eigenschaft. Wir verstehen plötzliche Starre und Rückzug aus Kontakt als Schüchternheit. Da es gewöhnlich der betroffenen Person gar nicht einfällt, dass sie sich in einem physiologischen Trauma-Zustand befindet, verbringt sie viel Zeit damit ihre Symptome zu behandeln und/oder über ihre Lage zu sprechen, anstatt zum physiologischen Kern des Trauma-Zustandes vorzudringen. * Kohärenz ist ein Ausdruck von Gesundheit und beschreibt die Wiedererlangung der KörperRhythmen als eine Art synergistischer Koordination in den Rhythmen. Kohärenz ist die Synchronisierung der Funktionen verschiedener Körper-Systeme. Kohärenz beschreibt nicht nur die Koppelung der verschiedenen physiologischen Körper-Rhythmen wie Atmung, Herz-Schlag oder Flüssigkeits-Resonanzen, sondern sie zeigt sich auch in der Geschmeidigkeit von Körper-Bewegungen und in der Weichheit eines natürlichen und leichten KörperAusdrucks. Kohärenz ist insofern wichtig, als sie die Grundlage für jegliche Resonanz mit der Welt und den Menschen um uns herum bildet. Sie ist daher die notwendige Vorbedingung für unsere Beziehungs-Fähigkeit. Symptom-Liste 1 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. TE Bedürfnis, sich ständig zu überarbeiten und ständiges Überanstrengungs-Gefühl Drastisch verminderte Stress-Toleranz Schlaf-Schwierigkeiten, Schlaf-Störungen und Schlaflosigkeit Verlust der situativen Anpassungs-Fähigkeit und mangelnde Stress-Resistenz Starre-Phänomene und Versteifungs-Muster in der physischen Organisation des Körpers wie Zustände körperlicher Starre, die mit Gefühlen der äußersten Hilflosigkeit, Verletzlichkeit und Ausgesetztsein einhergehen, Taubheits-Gefühl, Mangel an Beweglichkeit, chronische Erschöpfung und andere Arten, mit denen wir die lauernde Energie in unserem Körper unten halten können Dissoziation von gegenwärtigen Situationen und Körper-Empfindungen, z. B. fehlendes Gespür für bestimmte Körper-Regionen oder Auflösung des Ich-Gefühls Leugnung jeglicher körperlicher oder geistiger Funktions-Beeinträchtigung Isolations- und Ausgeschlossenheits-Gefühle, ständige Scham, verwirrt und orientierungslos sein und sich nicht gesehen fühlen Verhaltens- und Bindungs-Störungen als Unfähigkeit, sich festzulegen und nahe Beziehungen oder sogar nur gemäßigte Interaktionen aufrechtzuerhalten Unfähigkeit, Hilfe anzunehmen und andere soziale Störungen Stimmungs-Schwankungen und ständige Ruhelosigkeit Anspannung und Verkrampfung im Zwerchfell und anderen Körper-Geweben Spannung an der Schädel-Basis und am Kreuzbein Ein geschädigtes (soziales) Nerven-System (ventraler Vagus) Symptom-Liste 2 TE 15. Plötzliche Übererregungs-Zustände und generelle Unfähigkeit, mit ErregungsZuständen umzugehen 16. Emotionale Auffälligkeiten wie übertriebene Todes-Angst, häufiges Weinen, WutAusbrüche, Alpträume, heftige Flashbacks 17. Angst-Störungen unter anderem als Angst, wahnsinnig zu werden oder zu sterben, als Phobien, Panik-Attacken oder Zwangs-Störungen, als Möglichkeiten, die innere Gefährdung des überspannten Körpers quasi dissoziiert im Außen zu erleben, und hypochondrische Ängste 18. Betäubung der inneren Regulation durch Alkohol-Konsum und andere Arten der Sinnes-Dämpfung 19. Eingeschränkte Atmung 20. Chronische Erschöpfung und sehr niedrige physische Energie 21. Immunsystems- und endokrinologische Probleme 22. Psychosomatische Erkrankungen, insbesondere Kopf-Schmerzen, Nacken und Rücken-Probleme, Asthma, Reizdarm, schweres prämenstruelles Syndrom 23. eine Amygdala, die immer noch auf äußersten Not-Alarm eingestellt ist 24. Depression und Katastrophen-Fantasien in Verbindung mit einer gestörten inneren Regulation des Körpers Gemeinsamer Nenner all dieser Symptome ist der Mangel an innerer Regulation, die dem Individuum erlauben würde, physiologisch und damit psychologisch auf die gegenwärtige Situation zu reagieren. Vier Haupt-Symptome für Traumata (4HS) Übererregung Dissoziation 1 Dissoziation 2 Anspannung und Verkrampfung Immobilisierung TE Übererregung Übererregung bezeichnet den Tatbestand, dass wir bereits durch kleine Ereignisse aktiviert, erregt und angetrieben werden können. Übererregung stimuliert uns so stark, dass wir uns in unserem eigenen Körper nicht mehr sicher fühlen und dazu neigen, die angenommene Gefahr nach außen zu projizieren, statt sie mit unserem inneren Zustand in Verbindung zu bringen. Möglicherweise fangen wir auf eine Weise an zu schwitzen und zu zittern, die für andere nicht unbedingt erkennbar ist. Diese Situation nimmt jedoch unsere Aufmerksamkeit so gefangen, dass die Aufnehme von Außeninformation schwierig oder gar unmöglich wird. Erinnerungs-Verlust, Konzentrations-Mangel und das Fehlen von gefühltem Kontakt begleiten die Übererregung. Die oft ängstlichen und feindseligen Emotionen werden durch den Grad der inneren Erregung übermäßig verstärkt, so dass wir emotional unangemessen reagieren. Wir können keinen gefühlten Kontakt mehr zum Körper halten, da es in vielen Fällen beängstigend ist, mit diesem eigensinnig gewordenen Körper in Beziehung zu treten. Unser Geist beschleunigt sich und unsere kreisenden und rasenden Gedanken dienen verzweifelt dem Zweck, unsere unangenehmen Körper-Empfindungen zu kontrollieren. Dieses Denken bringt jedoch nichts Vernünftiges und Funktionales hervor. 4HS Dissoziation 1 4HS Der Begriff der Dissoziation ist als eine mehr oder weniger ausgeprägte Partialisierung und Fragmentierung der Wahrnehmungs-Kohärenz zu verstehen. Es gibt nicht nur eine bestimmte Dissoziation, sondern eine ganze Palette dissoziativer Erfahrungen, die von Tag-Träumen über Freud‘sche Versprecher, Orientierungs- und Koordinations-Mangel bis hin zu Symptomen wie geringer Aufmerksamkeits-Spanne, in die Leere starren, Gedächtnis-Verlust, Halluzinationen, Depersonifizierung, Derealisierung, Zwangs- oder dissoziativer Identitäts-Störung reichen. Wenn die Situation zu heftig wird und das Energie-Niveau vom Körper nicht länger gehalten werden kann, muss unser Wahrnehmung schließlich in Stücke und Fragmente zerbersten. Wir verlieren den Sinn für Zusammenhang, Integrität und Ganzheit. Eine Lösung aus der unerträglichen Situation der Übererregung besteht darin zu dissoziieren und dadurch unsere Aufmerksamkeit von der Körper-Wahrnehmung zu trennen. Unsere Aufmerksamkeit lässt sich leicht von der Quelle der Aufregung fortbewegen. Wir driften weg. Der Sprung in den dissoziativen Selbst-Schutz ist in der Regel an einen Verlust von Verteidigungs-Reaktionen wie Kampf-oder-Flucht und anderem aggressivem oder selbstsicherem Verhalten gekoppelt. Er geht einher mit einer Bewegung in Richtung Erstarrung und Immobilisierung. Dissoziation 2 4HS Diese Abkopplung bringt vorübergehende Erleichterung und tut darum gut. Wir machen „die Luken dicht“, was zur Illusion eines neuerlichen Gleichgewichts führt. Wir scheinen „hier“ zu sein, sind aber nicht wirklich anwesend, denn ein wichtiger Teil unserer Aufmerksamkeit hat sich der unmittelbaren Situation entzogen. Nicht bei sich zu Hause zu sein, macht das Leben vorübergehend leichter, aber auf Dauer unerfüllt und leer. Die Allgegenwärtigkeit von Teil-Dissoziationen zeigt, wie ungewöhnlich es für uns ist, mit all unseren Sinnen in der Gegenwart zu weilen. Da Dissoziation ein gewohnheitsmäßiger Bezugs-Rahmen werden kann, fühlen wir sie nicht mehr und betrachten wir sie als die normale Art, die Welt zu erleben. Wir wissen oft nicht, wie abgetrennt wir tatsächlich sind. Weil Dissoziation vorübergehend als Ressource dienen kann, um eine unerträgliche Situation zu überstehen, und sie sich grundsätzlich gut anfühlt, besteht nicht immer eine direkt spürbare Notwendigkeit, voll in den Körper zurückzukehren. Doch auf Dauer fühlen sich Menschen einsam und empfinden ihr ständiges Getrenntsein vom bereichernden, sinnlichen Genuss des Lebens als unangenehm. Die Rückkehr aus dieser dissoziativen Einsamkeit verlangt jedoch eine durch die begleitende Person vermittelte Behutsamkeit, Sicherheit und vorsichtige Freisetzung der Energie, die wir im Alltag in aller Regel nicht bereitstellen können, solange wir von unserem Erleben getrennt sind. Anspannung und Verkrampfung Dissoziation, dieses „Sich-Abtrennen“ tritt wahrscheinlicher auf, wenn unser Körper – gleich aus welchem Grund – im Zustand der Konstriktion, der Anspannung und Verkrampfung ist. Dann ist es beinahe unmöglich, mit unserem Körper und damit der Sinnes-Grundlage all unseres Erlebens in Beziehung zu sein. Wir gehen in den Kopf uns kontrollieren unser Leben von dort aus, völlig abgetrennt von mitschwingender emotionaler Resonanz. Aus der relativen Sicherheit unseres Kopfes heraus überlassen wir uns intellektuellem Räsonieren als Mittel der Aufrechterhaltung anästhetischer Sicherheit. Wir erleben die Welt aus der Position der Abgehobenheit und Getrenntheit. 4HS Immobilisierung Immobilisierung ist der grundlegendste Schutz-Modus des Körpers, um sein Überleben in lebensbedrohlichen Situationen zu sichern. Das Erleben von Immobilisierung ist eine der schwierigsten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann. Es wird begleitet von Gefühlen höchster Verletzbarkeit, schrecklicher Hilflosigkeit und Exponiertheit. All diese Reiz-Antworten sind jedoch natürliche, angeborene Reaktionen des Körpers, die ursprünglich in überwältigenden und bedrohlichen Situationen für Schutz sorgten. 4HS Schutz- und Verteidigungs-Strategien 1 TE Die Funktion unseres Körpers hängt nicht davon ab, ob wir sie verstehen. Sie braucht nicht einmal unser Bewusstsein oder unsere Aufmerksamkeit. Das Leben hält sich selbst ohne unser bewusstes Eingreifen aufrecht. Unsere Lebendigkeit hat es schon gegeben, bevor wir bewusst genug wurden, um sie wahrzunehmen. Es ist die Aufgabe des autonomen Nerven-Systems, die körperlichen ÜberlebensParameter ständig im Gleichgewicht zu halten. Das autonome Nerven-System stellt in seiner komplexen Vernetzung die regulierende Überlebens-Funktion dar. Die kardiovaskulären, respiratorischen, digestiven, urologischen und reproduktiven Funktionen werden in ihrer Tätigkeit vom autonomen Nerven-System harmonisch aufeinander abgestimmt. Der Sympathikus aktiviert den Körper, macht ihn zu aktivem Verteidigungs-Verhalten wie der Kampf-oder-Flucht-Reaktion fähig und erhöht Stoffwechsel sowie mentale Wachheit. Der Parasympathikus innerviert die inneren Organe und reguliert die Erholungs- und RuheReaktionen. Der Vagus-Nerv mit seinem dorsalen und ventralen Komplex leitet rund 75 % der parasympathischen Erregung und stellt daher einen zentralen Funktions-Teil des parasympathischen Zweigs des autonomen Nerven-Systems dar. Ohne intakte und wirksame Ausstattung mit lebenserhaltenden Schutz- und VerteidigungsStrategien fühlt sich ein Mensch in seinem Körper nicht sicher. Eine gestaffelte Abfolge von Schutz-Mechanismen ermöglichst es uns, auf unterschiedliche Gefährdung von außen differenziert zu reagieren. Schutz- und Verteidigungs-Strategien 2 Soll der festgefahrene Funktions-Modus im Körper befreit werden, muss der Übergang von Immobilisierung über Kampf-oderFlucht zu Sozialkontakt ermöglicht werden. Dies ist der Weg der TraumaHeilung. Umwelt Das Anspringen des ventralen Vagus blockiert automatisch die Aktivierung des sympathischen Systems und der Funktionen des dorsalen Vagus. Spontaner Sozialkontakt zu anderen Augen-Kontakt, Mimik und Prosodie (Stimm-Klang) unterstützen die viszerale Homöostase [ventraler, myelinisierter VagusKomplex des Parasympathikus mit Struktur: Kopf und Funktion: soziale Kommunikation, Selbst-Beruhigung] * Neurozeption außerhalb des Körper innerhalb des Körpers Nerven-System Neurozeption* LebensGefahr Sicherheit TE bezeichnet die Tatsache, dass das autonome NervenSystem den Reiz unabhängig von und zeitlich gesehen vor dem Willkür-Bewusstsein wahrnimmt und auf diesen Input autonom reagiert. Gefahr Verteidigungs-Strategien Verteidigungs-Strategien Kampf- und Flucht-Verhalten, Mobilisierung [Sympathikus mit Struktur: Glieder und Funktion: Bewegung als aktive Vermeidung] extreme Furcht und Panik, Totstellen, Immobilisierung [dorsaler, unmyelinisierter Vagus-Komplex des Parasympathikus mit Struktur: Eingeweide und Funktion: Erstarrung als passive Vermeidung] Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 1 TE Wenn die innere Regulation ständig auf die vergangene Gefährdungs-Situation eingestellt ist, dann sprechen wir von Trauma. Krankheit entsteht häufig aus unserer Unfähigkeit, angemessen auf Neues reagieren zu können. Das bekannte oder unbekannte Vorliegen eines Traumas zieht die Fähigkeit einer Person aufs Äußerste in Mitleidenschaft, offen zu sein, frei zu kommunizieren und die subtilen Nuancen auszusenden und wahrzunehmen, die unser Gegenüber zu einem verlässlichen Partner für uns werden lassen. Der Bezugs-Rahmen unserer Gesellschaft hat sich stark verschoben, weil wir uns so sehr an die einschränkende Wirkung traumatischer Überladung gewöhnt haben, geschädigtes Interaktions-Verhalten als normal zu betrachten. Es ist aber nicht normal. Die Fähigkeit, in einer aufkommenden Aktivierungs-Situation Aufmerksamkeit frei zu lenken, ist ein Zeichen von Gesundheit. Gesundheit und Wahl-Freiheit in Beziehungen können nur Platz finden, wenn unser Körper-Gefäß durchlässig wird und wenig Widerstand gegen das leistet, was energetisch auf uns zukommt, so dass wir uns der Schönheit der Welt aussetzen können. Wenn wir in einer nicht überfordernden Situation sind, arbeitet unser Gehirn mit seinen drei wesentlichen Teilen, dem Hirnstamm, dem limbischen Gehirn und dem Großhirn, selbstregulativ mit dem Autonomen Nervensystem (ANS) und unserem Körper zusammen. Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 2 TE Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 3 Nur mit einem feinfühlig regulierenden Nerven-System, das mit Leichtigkeit zwischen den Zuständen von Immobilisierung, Kampf-oder-Flucht und sozialem Kontakt hin und her wechselt, fühlen wir uns gesund und lebendig. Nur mit einer regulationsfähigen „vagalen Bremse*“ können wir AlltagsSituationen angemessen begegnen und mit ihnen umgehen. Das angemessene Funktionieren unserer inneren Regulation entscheidet darüber, ob wir uns auf der Welt sicher oder unsicher fühlen, ob wir flexibel sind im Umgang mit äußeren Herausforderungen, mit Neuem, mit Konflikten und ob wir eine lebenswerte Zukunft erleben. Sobald unsere Aufmerksamkeit erstarrt, überfokussiert, gebannt oder gefesselt wird von einer einzigen Erfahrung, sinkt unsere Lebens-Qualität, schwindet unser Unabhängigkeits-Gefühl und schränkt sich die Reaktions-Fähigkeit ein. * Wenn das soziale Nerven-System (ventraler Vagus) voll anspringt, erleben wir eine natürliche Leichtigkeit in der Kommunikation und eine angenehme Beruhigung in unserem Inneren. Dieses sanfte Regulieren innerer Aufregung nennt Porges die vagale Bremse. TE Zustände von Gesundheit oder Traumatisierung 4 TE Da die innere Anpassungs-Fähigkeit und Regulation bei vielen von uns eingeschränkt ist, müssen wir ständig äußere Regulations-Hilfen in Anspruch nehmen, um uns in angenehme Zustände zu versetzen. Alkohol, Nikotin, Fernsehen, Computer-Spiele und andere Ablenkungen und Stimulantien sind nur einige der Möglichkeiten. Abgesehen von Körper-Verspannungen ist unsere unregulierte Gefühls-Lage ein weiterer Aspekt der Dysregulation. Neben unberechenbaren Körper-Symptomen sehen wir uns Schlaflosigkeit, Flashbacks, Alpträumen, dissoziativen Erfahrungen, Panik-Attacken, Phobien und anderen Angst-Störungen gegenüber. All diese Phänomene sind dabei nicht einmal an einen spezifischen Reiz, an ein erkennbares Ereignis gebunden, was sie zu einer beängstigenden Erfahrung werden lassen. In extremen Fällen zeigt unser Verhalten zwanghafte Züge als äußerliches Mittel, innere Instabilität auszugleichen. Mit dieser Blockade der neurozeptiven Reaktions-Fähigkeit können wir unser volles Potenzial weder erleben noch entwickeln und in der Folge auch das nicht genießen, was uns im Leben wahrhaft nährt. Wir organisieren das, was wir für unser Selbst halten, um einen Schutz-Prozess herum, den wir intuitiv nicht als unser wirkliches Selbst wahrnehmen. Diese Schutz-Funktion stellt eine wichtige Einschränkung auf unserem Weg dahin dar, ein resonanzfähiges Gefäß zu werden, das frei und ungehindert mit seiner Umwelt in Kontakt treten kann. Begleitung bei Disstress und Psychotraumata (BDP) Trauma-Therapie-Pyramide Somatic Experiencing Psychodynamisch Imaginative Trauma-Therapie Ego-State-Therapie EMDR Drei Phasen der Trauma-Therapie Trauma-Heilung F43 Trauma-Therapie-Pyramide Integration Trauma-Konfrontation innere Sicherheit tragfähige therapeutische Beziehung äußere Sicherheit BDP Somatic Experiencing BDP Bei Somatic Experiencing und anderen körperorientierten Ansätzen wird mit den Folgen des überwältigenden Ereignisses im Körper gearbeitet. Überlebens-Reaktionen wie Kampf, Flucht und Erstarrung, die vom Körper instinktiv vorbereitet wurden, konnten durch das überwältigende Geschehen nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Im Pendeln zwischen den traumatischen Erfahrungen und den vorhandenen Ressourcen wird die immense als Symptom im Körper zurückgebliebene, teilweise in Erstarrungs-Prozessen dissoziierte „Überlebens-Energie“ abreagiert und verarbeitet. Sich in der Therapie dem Körper wieder zuzuwenden, der die traumatischen Erinnerungen trägt, kann zu Beginn der Entwicklungs-Begleitung beunruhigend oder noch nicht möglich sein. Es erfordert Zeit, Geduld, Herz, Kreativität, Achtsamkeit und auch den Einsatz anderer, nicht körperorientierter Methoden, um die Basis für wirksames, aber möglicherweise auch ängstigendes körperorientiertes Vorgehen zu schaffen. Je abhängiger der Mensch von seinen traumatisierenden Bindungs-Personen ist, je früher und häufiger die verletzenden Erfahrungen gemacht werden, desto katastrophaler sind die Auswirkungen auf die Gehirn-Reifung, Entwicklung eines (Körper-) Selbst, Emotions-Entwicklung sowie Bindungs- und Beziehungs-Fähigkeit. Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie Die Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie (PITT), von Luise Reddemann entwickelt, ist ein tiefenpsychologisch fundierter Ansatz mit Resilienz-und Ressourcen-Orientierung und nutzt Imagination als heilsame Kraft. Durch kreativen Umgang mit Imaginations-Übungen und Arbeit mit Ego-States wird versucht, Möglichkeiten von besserer Selbst-Regulation einzuüben und ein Gegengewicht zum Schrecken zu entwickeln. Heilsame Bilder sowie Distanzierungs- und Beruhigungs-Techniken („Tresor“, „sicherer Ort“) werden als Gegengewicht zu den Bildern des Traumas entwickelt. BDP Ego-State-Therapie Als Schutz-Reaktion in einer überwältigenden Situation werden die mit der traumatischen Verletzung verbundenen intensiven Gefühle wie Angst, Wut, Scham usw. dissoziiert. Diese dissoziierten und oft fragmentierten Gefühle und Ich-Anteile (Ego States) können wie „eigene Persönlichkeiten“ ein Eigenleben entfalten, mit „eigenem“ Willen, „eigenen“ Gedanken und Gefühlen. Die Ego-State-Therapie hilft den Betroffenen, diese Ich-Anteile wieder besser in Richtung einer ganzheitlichen Persönlichkeit zu integrieren und miteinander zu verbinden. BDP EMDR BDP Entweder durch Augen-Bewegung, Fokus auf eine Licht-Quelle, Berührung oder durch Geräusche und gleichzeitiger Vorstellung der Trauma-Situation wird eine rechts-links Stimulierung der Gehirn-Hälften und damit eine beschleunigte Verarbeitung des Traumas im Gehirn angeregt. Im EMDR-Prozess können Gefühle, Gedanken, Erinnerungen oder Erinnerungs-Fragmente, Empfindungen und Körper-Reaktionen auftauchen, die mit den traumatischen Erfahrungen verknüpft sind. Der Fokus auf Finger-Bewegungen, Tapping etc. hält den Gegenwarts-Bezug aufrecht. So können die auftauchenden furchterregenden Gefühle und Körper-Reaktionen kleinschrittig zugelassen und der Vergangenheit zugordnet werden, ohne dass es erneut zur Dissoziation kommt. Drei Phasen der Trauma-Therapie (3P) Spiraliges Vorgehen Grundsätzliches zum Vorgehen Phase 1: Stabilisierung Phase 2: Trauma-Konfrontation Phase 3: Trauma-Verarbeitung Zyklus der Trauma-Verarbeitung BDP Spiraliges Vorgehen 3P 1. Stabilisierung 1a. Stabilisierung 3a. Verarbeitung 2a. Konfrontation 2. TraumaKonfrontation 3. Verarbeitung Traumatische Erfahrungen im Erwachsenen-Alter werden oft nur implizit gespeichert, vor allem dann, wenn ein Trauma-Opfer aufgrund der Überwältigung in der traumatischen Situation die explizite von der impliziten Verarbeitung des Geschehens dissoziiert. Erinnerungen wirken dann wie zeitlos im Erleben und Verhalten nach, ohne Teil der Narration des Lebens zu werden. Das Geschehene bricht in Form von Bildern, Empfindungen und Gefühlen in die Gegenwart des Erlebens und Verhaltens ein. Intrusion tritt an die Stelle von expliziter Erinnerung. Die kinästhetischen oder sensorischen Gedächtnis-Speicher öffnen sich bei traumatischen Flashbacks von selbst. Grundsätzliches zum Vorgehen Das Erlebte darf, muss aber nicht erzählt werden Grenzen respektieren (Traumatisierung hieß zumeist Grenz-Überschreitung) Vorsicht mit Körper-Kontakt (Auch hier können verletzte Grenzen berührt werden) Die eigene Möglichkeiten als Entwicklung begleitende Person und die Grenzen der Einflussnahme deutlich aufzeigen Sicherheit und Ruhe vermitteln (Setting, Raum etc.) Unterstützungs-Angebote unterbreiten, aber nicht aufzwingen Termine und Absprachen zuverlässig einhalten Die betroffenen Personen in Überlegungen/Schritte einbeziehen (Transparenz) Verwicklungen vermeiden Misstrauen des Gegenübers aushalten Wenn belastende Gefühle beim Betroffenen aufkommen: Orientierung & Wahrnehmung auf die Gegenwart fokussieren (Zeit, Ort etc.) P1 Phase 1: Stabilisierung (P1) Umgang mit Menschen in dieser Phase 1 Umgang mit Menschen in dieser Phase 2 Umgang mit Menschen in dieser Phase 3 Ressourcen-Aktivierung 1 Ressourcen-Aktivierung 2 Ressourcen-Aktivierung 3 Ein Dutzend Resilienz-Faktoren Stärkung der Aspekte von Resilienz Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 1 Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 2 3P Umgang mit Menschen in dieser Phase 1 In der ersten, der Stabilisierung gewidmeten Phase geht es darum, in einer Situation relativer Sicherheit Stabilisierung auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene zu erkunden. Umgang mit traumatisierten Menschen in dieser Phase: 1. Widerstands-Kräfte und körperlicher Gesundheit (Resilienz) stärken Die Wirkung eines Ereignisses hängt von der Resilienz einer Person ab. 2. (Körper-) Ressourcen finden Alle Fähigkeiten, Stärken, Beziehungen, Lebensumstände, die trotz oder auch wegen schlimmer Erlebnisse das Leben bereichern und erleichtern, werden als Ressourcen wertgeschätzt und anerkannt. Je mehr Ressourcen ein Mensch in seinem Leben hatte und hat, desto resilienter ist er oder sie. Wenn dissoziative Prozesse es erlauben, wenn die Annäherung an den Körper schon möglich ist, kann die Ressourcen-Aktivierung auch körperlich erfahren und verankert werden. Das wiederholte und übende Erspüren und Erleben von Körper-Ressourcen wie Kraft, Erdung, Grenzen und Zentrierung, die Verbesserung der KörperWahrnehmung zu allem, was sich schon im und mit dem Körper gut anfühlt, kann eine wesentliche Grundlage für die Entwicklung von mehr Stabilität und Sicherheit sein. Durch die Hinwendung zu der Ebene der Körper-Empfindung und der KörperWahrnehmung kann sich hier bereits eine Achtsamkeit für die durch die Notfallreaktion des Körpers bedingten Über- oder Untererregung entwickeln. P1 Umgang mit Menschen in dieser Phase 2 Übererregung (Flucht und Kampf) gestaltbare Erregungs-Zone mit optimaler Interaktion und Selbst-Reflexion P1 Über den körperlichen Zugang können EntwicklungsBegleitende in dieser Phase beginnen, mit der Regulation dieser Erregungs-Muster zu arbeiten. Das Nerven-System lernt dabei, sich wieder flexibler zwischen Übererregung und Untererregung zu bewegen und sich innerhalb einer Zone mittlerer Erregung, dem „Toleranz-Fenster“, einzupendeln. Das subjektive Toleranz-Fenster vergrößert sich dadurch. 3. Stabile & tragfähige Beziehung zur Begleit-Person aufbauen Ganz besonders wichtig ist die Entwicklung der sicheren therapeutischen Beziehung als wesentliche Ressource. Untererregung (Erstarrung und Totstellen) 4. soziale Unterstützung organisieren 5. berufliche Perspektiven entwickeln 6. Gegenwarts-Bezug stärken 7. Täter-Kontakt vermeiden 8. Psycho-Edukation zur Traumatisierung und zur Trauma-Therapie einbringen Hilfreich ist hier auch Psycho-Edukation, um das eigene bedrohliche innere Erleben verstehen zu können. Umgang mit Menschen in dieser Phase 3 Kraft-Quellen (Ressourcen) emotionale und mentale Stabilität sichere therapeutische Beziehung positivere KörperWahrnehmung (Empfindungen, Bewegungen, felt sense) P1 9. traumbedingte Erregungs-Muster (Über- oder Untererregung = window of tolerance) regulieren Der Prozess findet innerhalb des tolerablen ErregungsNiveaus statt 10. Methoden zur Distanzierung von bedrohlichen inneren Prozessen erwerben Entwicklung eines beobachtenden Bewusstseins (z. B. sicherer Ort, Tresor, inneres Team, Bildschirm-Technik, Verletztes in Sicherheit bringen) Insgesamt in einer Situation größtmöglicher Sicherheit (Bedrohung muss real vorüber sein) trotz oder wegen der schlimmen Erlebnisse im Leben Ressourcen der Stabilisierung erkunden, anerkennen und wertschätzen auf Ebenen Körpers, wenn dissoziative Prozesse es erlauben, also Annäherung an den Körper schon möglich ist (Wo ist der sichere Ort in deinem Körper? Wo könnte er sein? Wo fühlt es sich in deinem Körper gut und sicher an?) auf Basis der Erfahrung von Empfindungen (Spür-Bewusstsein), Kraft, Erdung, Grenzen und Zentrierung, der Ressourcen (Fähigkeiten, Stärken) der Gefühle (Regulierung der Kern-Affekte und der kategorialen Emotionen), der Mentalität (Psychoedukation, um das eigene bedrohliche Erleben verstehen zu können) und des Sozialen (Beziehungen, die das Leben bereichern und erleichtern, u. a. sichere therapeutische Beziehung). Ressourcen-Aktivierung 1 P1 Stabilisierung im Rahmen von Entwicklungs-Begleitung bei Disstress und Psychotraumata bedeutet eine Vermehrung der Ressourcen, über die die Entwicklung suchende Person verfügen kann. innen • • • • • • • • • hypnoimaginative Übungen sicherer Ort im Körper Reframing der Symptome Coping-Strategien Was soll bleiben, wie es ist? Information über Symptome Erwerb der Fähigkeit zur Kontrolle der eigenen Emotionen und Impulse Ich- und Selbst-Wert-Stärkung Erleben von Kompetenz und Selbst-Wirksamkeit Vergangenheit • • Kompetenzen, die vor dem Trauma zur Verfügung standen Ausnahmen vom Problem-Erleben Gegenwart • • • • • • • • äußere Sicherheit gewährleisten 5-4-3-2-1-Technik (sehen, hören, spüren) Achtsamkeits-Übungen Grounding-Übungen andere positive Körper-Erfahrungen soziale Ressourcen aktivieren Erfolgs-Erleben ermöglichen wohltuende Aktivitäten (Genuss-Fähigkeit) außen Zukunft • • • Entwicklung positiver Zukunfts-Visionen Wunder-Frage Gegenwart von der Zukunft her betrachten Ressourcen-Aktivierung 2 P1 Ressourcen-Sammlung: Besondere körperliche, handwerkliche, emotionale, soziale, geistige und künstlerische Fähigkeiten und Begabungen Glückliche Momente, heilsame Ereignisse und Momente, in denen man sich besonders wertgeschätzt gefühlt und Herausforderungen gemeistert hat Hilfreiche Personen, positive Vorbilder als Menschen, die man kannte oder noch kennt (Auch fiktive Charaktere), deren Fähigkeiten und Eigenschaften man gern erlangen möchte und hilfreiche Haustiere Wissen darum, für jemanden besonders wichtig (gewesen) zu sein Positive, heilsame Erfahrungen mit und in der Natur, aus Träumen und WeisheitsGeschichten und mit Imaginationen, mit Kunst (Bilder, Musik) und mit Spiritualität Spirituelle Symbole und Erfahrungen Günstige äußere Voraussetzungen Fragen: Was läuft gut bei dir? Wo liegen deine Stärken? Was kann bei dir vorerst so bleiben, wie es ist? Wofür wirst du von anderen Menschen wertgeschätzt? Welche Fähigkeiten, über die du bereits verfügst könnten dir helfen, die aktuelle Problematik zu klären und zu lösen? Was könntest du Gutes für dich tun? (Selbstfürsorge, Selbstberuhigung) Wie hast du ähnliche Probleme in anderen Situationen schon zufriedenstellend und erfolgreich gelöst/bewältigt? Wie könnte ich dich bei der Lösung deiner Probleme unterstützen? Ressourcen-Aktivierung 3 Wege zu Ressourcen: Freude-Lebens-Lauf und Freude- und Erfolgs-Tagebuch (Was hält mich im Leben? Was ist mit bisher gut gelungen? Woran erfreue ich mich? Worauf freue ich mich?) Übungen der Dankbarkeit (Bin ich dankbar für all die kleinen Gegebenheiten des Alltags, in denen ich mich wohl fühle und in denen mir etwas gelingt?) Gute Körper-Erfahrungen (Inwiefern kann ich mich auf meinen Körper verlassen? Gibt es Momente, in denen ich mich in und mit meinem Körper wohl gefühlt habe oder wohl fühle?) Notfall-Koffer (Worauf kann ich zurückgreifen, was kann ich zur Hilfe nehmen, wenn es mir schlecht geht? Was packe ich in diesen virtuellen oder realen Koffer?) Fähigkeiten und Tugenden, Rituale (Worin bestehen meine Fähigkeiten und Stärken?) Lesen von Bilder- und Kinder-Büchern (Es geht um Einfachheit und Gefühle.) Achtsamkeits-Übungen (Ich lassen mich atmen und folge meinem verlässlichen Atem.) Kontemplation (Ich versenke mich in ein Thema, dass für mich Bedeutung hat.) Flow-Zustände ermöglichen (Flow ist der Geistes- und Gemütszustand, in den wir eintreten, wenn wir selbstvergessen ganz in unserem Tun aufgehen wie einst im Kinder-Spiel.) P1 Ein Dutzend Resilienz-Faktoren P1 1. In der Kindheit mindestens auf eine feinfühlige, beantwortende und fürsorgliche BezugsPerson zurückgreifen können 2. Hohe Selbst-Wirksamkeits-Erwartung durch häufige Selbst-Wirksamkeits-Erfahrung (Ich kann und will auf viele Situationen im Leben Einfluss nehmen.) 3. Hohe Emotional- und Sozialkompetenz zusammen mit intra- und interpsychischer Intelligenz (Ich ahne, was in mir und in anderen vorgeht.) 4. Bei anderen Unterstützung mobilisieren, sich Hilfe organisieren können (Ich kann um Hilfe bitten und Hilfe ohne Selbst-Wert-Einbuße akzeptieren.) 5. Denken, lachen, hoffen, sich freuen, sich begeistern und dankbar sein 6. Dem Leben einen eigenen Sinn verleihen (Ich weiß, was mich erfüllt und befriedigt.) 7. Experimentell, kreativ und flexibel handeln 8. Das eigene Verhalten unterbrechen und reflektieren (evtl. mutige Metakommunikation), wenn es nicht mehr zu passen scheint 9. Auf Gelegenheiten flexibel reagieren und sich Optionen (Plänen B und C) schaffen 10. Erfahrungen und Beziehungen suchen, die für die Entwicklung gesund sind (Was tut mir im Leben gut?) 11. Überzeugung, dass Veränderungen eine willkommene Herausforderung und Entwicklungs-Chance bedeuten 12. Charakter-Stärken und Tugenden aufrechterhalten und entwickeln Stärkung der Aspekte von Resilienz P1 1. 1Du bist an Neuem interessiert, stellst Fragen, willst wissen, wie Menschen ticken und Dinge funktionieren und experimentierst mit sozialen, technischen und natürlichen Prozessen, passt dich schnell an möglicherweise nutzbringende Veränderungen an, bleibst lernbereit und hoch flexibel. 2. Du lernst fortwährend aus deinen Erfahrungen einschließlich der Fehler, Unfälle, misslungenen Experimente und problematischen Erlebens-Situationen und aus denen anderer Menschen. 3. Du brauchst es und erwartest, dass Dinge für dich und andere gut laufen, gehst liebevoll mit dir um, passt gut auf dich auf, spielst mit neuen Entwicklungen, findest Freude und Leichtigkeit, kannst über dich selbst lachen (Humor) und verwandelst, wo irgend möglich, Unglück in Glück. 4. Du ahnst Probleme, Konflikte, Krisen und Entwicklungs-Fallen im Voraus und meidest präventiv, auch durch beratende Unterstützung durch erfahrene andere, unnötige Schwierigkeiten. 5. Du beachtest dein Selbst-Bewusstsein, Integrität, innere Stimmigkeit, Selbst-Wirksamkeit, SelbstVerantwortung und Selbst-Wert-Gefühl und entwickelst dich darin achtsam weiter. 6. Du interessiert dich für andere, auch dir vorerst fremd und schwierig erscheinende Menschen, suchst mit Empathie einen verständnisvollen Zugang zu ihnen und hörst ihnen aufmerksam zu. 7. Du denkst dir kreative Lösungen für Herausforderungen aus, erfindest neue Wege der ProblemLösung und vertraust dabei deiner Intuition und deinem Herzen. 8. Du beachtest bei Bewältigung von Abschieden und Verlusten auch die emotionalen Aspekte, erlaubst dir zu trauern, würdigst das Gewesene und lässt die Vergangenheit los. 9. Du erwartest, dass schwierige Situationen sich schließlich gut entwickeln und machst mit dem weiter, was gut tut und dir hilfreich und entwicklungsförderlich erscheint. 1 0. Du unterstützt andere in ihrer psychischen und sozialen Entwicklung und bringst Stabilität, Zuversicht und Handlungs-Ideen in Zeiten von Unsicherheit und Aufruhr ein. Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 1 P1 Offene, einladende Fragen, Anregungen und Erlaubnisse: Was spürst du in deinem Körper? Wo spürst du das? Was erlebst du gerade? Was bemerkst du noch? Würdest du bei dem Gefühl/der Empfindung bleiben wollen und spüren, was geschieht? Welche Eigenschaften hat diese Empfindung? Hat sie eine Größe, Form, Material, Farbe, ein Gewicht, eine Bewegung und Richtung? (Geht der Druck/Schmerz/die Wärme oder Kälte von innen nach außen oder umgekehrt? Kannst du einen Mittelpunkt und/oder eine Grenze feststellen?) Wenn du in dies Gefühl/diese Empfindung hineinspürst, was geschieht dabei in deinem übrigen Körper? Wenn du dieses… in deinem… spürst, welche Auswirkungen hat das im Moment auf deinen…? Was passiert als Nächstes? Wo geht die Empfindung hin, wenn du ihr folgst? Wie verändert sie sich? Worauf bewegt sie sich zu oder wovon bewegt sie sich weg (wenn sie könnte)? Wie sieht die Bewegung aus? Wie kannst du sie körperlich ausdrücken? Was geschieht, wenn du die Bewegung verlangsamst oder beschleunigst, sie größer oder kleiner werden lässt? Wenn du es magst, kannst du die Empfindung auskosten und vertiefen. Erlaube dir, diese angenehme Empfindung sich in deinem Körper ausdehnen zu lassen und zu genießen? Zugang zum Körper und seinen Empfindungen 2 P1 Worte: klamm, kalt, eiskalt, kühl, frostig, eisig, Gänsehaut, trocken, vertrocknet, verwelkt warm, heiß, schwitzig, feurig, brennend, feucht wacklig, zitternd, bebend, erregt, zuckend, vibrierend, pulsierend, flatterig schneidend, beißend, ziehend, stechend, juckend, pochend, hämmernd, klopfend, würgend schief, krumm, einseitig, unbalanciert, unausgewogen, aus dem Lot entspannt, ruhig, friedlich, sanft, seidig, angenehm, harmonisch, ausgewogen schwindlig, undeutlich, verschwommen, verwischt, vernebelt, trübe, diffus, leicht, federleicht, mühelos, schmetterlingsgleich, offen, frei, schwebend weich, elastisch, beweglich, strömend, weit, sich weitend, Raum gebend, sich öffnend, wellenförmig, wohlig, munter, rund, fließend schwer, kantig, träge, zäh, beengend, müde, todmüde, teigig, klebrig, geleeartig, klumpig plump, stockend, stecken geblieben, verhärtet, sich zusammenziehend, angespannt, verspannt, verhakt, verschroben, verschoben stark, fest, gespannt, wach, wie aufgeweckt, kräftig, schwach, gefühllos, starr, dumpf, wie betäubt, mürbe, leblos, prickelnd, kribbelnd, wund, lahm, einschlafend wie abgetrennt, losgelöst, wie fortgespült, wie nicht zu mir gehörig, fern, fremd, mich hinfort treibend aufsteigend, absteigend, nach innen, nach außen, nach vorn, nach hinten, vordringend, zurückweichend weh, aua, schmerzhaft, weinerlich, belämmert Phase 2: Trauma-Konfrontation (P2) Ziel-Setzungen in dieser Phase 1 Ziel-Setzungen in dieser Phase 2 Erregungs-Modulation Interventionen zur kognitiven Neuorientierung Interventionen zur emotionalen Neuorientierung Interventionen zur Selbst-Wert-Erhöhung 3P Zielsetzungen in dieser Phase 1 In der Phase 2, der Trauma-Konfrontation, entwickelt die Unterstützung suchende Person in der sicheren Begleitbeziehung auf Grundlage größerer Stabilität, wiederentdeckter oder neu gefundener Ressourcen und einer verbesserten Körper-Wahrnehmung die Fähigkeit zur Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen oder den Symptomen, die darauf hinweisen. Körperliches Erleben von lustvoller Kraft und Energie, Lebendigkeit einschließlich Aggression, Stand-Vermögen und Beweglichkeit, Lachen und Freude, Spiel und Tanzen angstfreier Kontakt, Entspannen, Wohlgefühl und befreites Atmen Das Nerven-System soll aus traumabedingter Starre herausfinden, ständige Kampf- und Flucht-Bereitschaft ablegen, Über- und Untererregung regulieren können und wieder zu größerer Flexibilität finden. P2 Zielsetzungen in dieser Phase 2 anscheinend normale Person dissoziierte Anteile emotionaler PersönlichkeitsAnteil = verletzte Person, meist kindliche Anteile TäterIntrojekte = verletzende Anteile, meist enge BezugsPersonen Konfrontation mit traumatischen Erinnerungen oder Symptomen, die darauf hinweisen, u. a. TäterIntrojekte und verletzte kindliche Anteile Traumatischen Stress (sich zeigend in MuskelSpannungen) über Empfindungen und Bewegungen (bottom up von der Körper-Ebene her) verlangsamt und Überforderung vermeidend selbstgesteuert spüren, beruhigen und entladen: „Seien Sie sich Ihrer Körper-Teile bewusst, die bereits entspannt sind. Nun spüren sie in die verspannten Stellen und nehmen sie die kleinsten Veränderungen wahr. Achten Sie darauf, welche Bewegung in dieser Spannung steckt, welche Bewegung ihr Körper machen will.“ Unterbrochene Abwehr-Bewegungen (Herausfinden aus der Immobilisation, unvollendete Kampf- und Flucht-Impulse) entdecken und Mobilisierung für neue, effektive Abwehr-Bewegungen (im Sinne des Überlebens bei Gefahr reagieren können durch schützen, kämpfen, fliehen) P2 Erregungs-Modulation P2 Sich in der Therapie dem Körper zuzuwenden, der die traumatischen Erinnerungen trägt, kann zu Beginn beunruhigend oder gar unmöglich sein. Das Braucht Zeit, Geduld, Herz, Kreativität, Achtsamkeit und den Einsatz andere, nicht körperorientierte Methoden. 1. Bei parasympathischer Immobilisierung durch Schock-Erleben, chronische Vernachlässigung und chronischen Missbrauch (entleertes, erstarrtes, implodiertes Selbst im Zustand einer parasympathischen - dorsaler Vagus - Übererregung): a. b. c. d. Sicherheit einer Bindung herstellen (ventralen Vagus als Bindungs- oder Sozial-EngagementSystem aktivieren) Bindungs-Erfahrungen sind entscheidende psychobiologische Schutz-Mechanismen. Menschen beruhigen (Atmung und Kontakt – sicherer Ort – regulieren und modulieren) Lähmung auflösen (Zentrierung, Erdung und sanfte Massage) Ressourcen einer sympathisch innervierten Fähigkeit zu Flucht und Kampf zurückgewinnen 2. Bei sympathikotoner chronischer Übererregung infolge andauernder oder blockierter Angst oder von Wut a. b. c. Sicherheit einer Bindung herstellen Spannung befreien (in sehr dosierter Form, um Retraumatisierung zu verhindern) stressphysiologischen Ausgleich durch Förderung parasympathischer Zustände herbeiführen 3. Bei Einschränkung der ventralen vagalen parasympathische Aktivität: a. b. Gefühl sicherer Bindung aufbauen Herausforderungen aus dem sozialen Getragensein (z. B. andere um Unterstützung bitten) heraus bewältigen Interventionen zur kognitiven Neuorientierung Sicherheit „Kann die Person dich heute noch verletzen?“ „Bist du hier in Sicherheit?“ Verantwortung und Schuld „Wie alt warst du damals?“ „Wenn es dein Kind wäre, würdest du es dafür verantwortlich machen?“ Entscheidungs-Freiheit „Welche Wahl hast du heute?“ „Was kannst du heute tun, um dich sicherer zu fühlen?“ Selbst-Wert Nicht deine Reaktionen sind unnormal, sondern das Erlebte ist unnormal. „Wie kann du heute besser, freundlicher mit dir umgehen?“ „Was denkst du über dich? Wie kannst du selbstabwertendes Denken verändern?“ P2 Interventionen zur emotionalen Neuorientierung Wut Wenn angemessen, dann ausdrücken Wenn unangemessen, dann blockieren und primäre Gefühle herausarbeiten Ekel „Was ist heute noch an dir ekelig?“ Ohnmacht, Wut, Schuld „Was möchtest du heute dem Täter gern sagen oder tun?“ „Was geschieht, wenn du als Erwachsener die Szene betrittst?“ „Was möchtest du gern für dich tun und dir selbst sagen?“ Scham „Wer müsste sich eigentlich schämen?“ Schuld „Warum hast du damals so gehandelt, wie du gehandelt hast?“ „Wer war vor dem Gesetzt schuldig?“ „Wie würdest du bei jemandem anderen darüber denken?“ Angst, Ohnmacht „Was weißt du heute?“ „Was könntest du heute tun?“ P2 Interventionen zur Selbst-Wert-Erhöhung Zu hohe, zu strenge Wert-Maßstäbe sind oft die Grundlage für ein negatives Urteil über sich selbst. Welche Vergleich stellen sie bei sich an? Wie wirkt sich das aus? Ziele: Immer seltener selbstabwertend mit sich umgehen. Immer häufiger das Positive bei sich wertschätzen. Fair zu sich selbst sein. „Waffen-Stillstand“ mit sich schließen. Es sich manchmal leichter machen. Sich Fehler erlauben. Qualitäts- und Quantitäts-Ansprüche reduzieren. Nicht immer alles allein machen. Sich selbst loben und ermutigen. Ein Symbol finden für den liebevollen Begleiter. Es soll daran erinnern, fürsorglicher mit sich selbst umzugehen. Der Begleiter erlaubt einem, Dinge zu tun, die angenehm sind oder gut tun. Lernen, dem inneren Kritiker Widerworte zu entgegnen, ihm pfiffig, frech, unverschämt und selbstbewusst das Wort abzuschneiden. P2 Phase 3: Trauma-Verarbeitung Traumatische Erfahrung gilt es zu verarbeiten (Hippocampus und Neocortex), also die fragmentierten, abgespaltenen Erinnerungs-Stücke zusammenzufügen (körperlich, sprachlich, zeitlich – es ist vorbei) In dieser dritten Phase der Trauma-Verarbeitung geht es um Betrauern der VerlustErfahrungen und der Schmerzen, Neugestaltung und Sinn-Suche. Wie kann ich meine negativen Überzeugungen verändern/aufgeben? Wie kann ich meine Scham- und Schuld-Gefühle verarbeiten? Wie gehe ich künftig mit Wut und Verzweiflung um? Wie will ich künftig leben und arbeiten? Wie will ich fürsorglicher mit meinem Körper umgehen? Was habe ich aus dem belastenden Erfahrungen für mein Leben gelernt? Wie gehe ich konstruktiv mit meiner eigenen Lebens-Geschichte um? Was sonst ist mir wichtig? Es kann sehr schmerzhaft sein sich an traumatische Erfahrungen zu erinnern, anzuerkennen, was passiert ist, Scham- und Schuld-Gefühle zu verarbeiten, die traumatisch bedingten Verluste zu betrauern und mit Sinnfragen, Wut und Verzweiflung umzugehen. Die therapeutische Beziehung kann Übungs-Feld sein für Erfahren eines positiven Körper-Gefühls, Experimente mit Gefühls-Ausdruck und Aggression, Einüben von Nähe-Herstellung und Distanzierung/Grenz-Ziehung, Austragen von Konflikten Einüben neuer Handlungs-Möglichkeiten 3P Zyklus der Trauma-Verarbeitung 3P Abwehr traumatische Situation Schreck, Entsetzen, Aufschrei, emotionale Überflutung I Relativer Abschluss des Zyklusses Vermeidung, Verleugnung, Abstumpfung II IV III Intrusion als Durcharbeiten sich aufdrängende Bilder, Gefühle, Gedanken kontrolliertes Wiedererleben Lockerung, Schwächung der Abwehr Trauma-Heilung (TH) BDP Exzerpt aus: Johannes B. Schmidt: „Der Körper kennt den Weg – Trauma-Heilung und persönliche Transformation“, 2008 Entwicklung, Körper-Arbeit und Trauma-Heilung Ziel-Setzungen und Haltungen für EntwicklungsBegleitung Fähigkeiten der Entwicklung-Suchenden Gesundung und spirituelle Integration 1 Gesundung und spirituelle Integration 2 Ressourcen Pendeln Distanzierung Grenzen schaffen Kontrolle aufgeben Auf das Herz hören Selbst-Erforschung Von Immobilisierung zu Kampf-und-Flucht Von Kampf-und-Flucht zu Sozialkontakt Aufstellungs-Prozess-Arbeit Entwicklung, Körper-Arbeit und Trauma-Heilung TH Der Schlüssel, um eine Veränderung unserer dynamischen Körper-Struktur einzuleiten, ist die Art, wie wir mit dem kostbaren Gut Aufmerksamkeit umgehen. Die Tatsache, dass uns alles, was wir von der Empfängnis bis etwa zum Alter von drei Jahren, also in der präverbalen Phase unseres Lebens, erfahren, weder sprachlich noch bewusst zugänglich ist, verschleiert und verdunkelt diesen extrem wichtigen Teil unseres Lebens und macht ihn für unsere gewohnten rationalen Problemlöse-Strategien unzugänglich. Menschliches Verhalten ist in weiten Teilen besser aus der physiologischen neurozeptiven Regulation als aus dem beobachtbaren Willkür-Verhalten zu verstehen. Trauma-Heilung wird zur Herausforderung, unsere heiß geliebte kognitive Kontrolle, unser Verstehen und Erklären zu Gunsten von direktem Erleben zurückzustellen. Wir müssen uns an eine Haltung des Lauschens, der Beobachtung und Teilhabe sowie des Vertrauens in die bevorstehenden autonomen, physiologisch angetriebenen SelbstHeilungs-Prozesse gewöhnen. Die meisten Menschen, die Überwältigung und Grenz-Verletzung erlebt haben, entfernen sich mit ihrer Aufmerksamkeit von sich selbst und versetzen sich ins gegenüber, um Bedrohung, Gefahr oder anderen Reaktionen vorwegnehmend zu begegnen. Es ist schwierig für sie, die überwachende Kontrolle aufzugeben. Aus diesem Zustand übersteigerter Wachsamkeit und erhöhter Empfindsamkeit überprüfen sie ihre Umwelt und durchschauen sie die Entwicklungs-Begleitenden. Sie brauchen die Authentizität, Stimmigkeit, Wahrhaftigkeit und Verletzlichkeit der Begleitenden, um sich auf das Risiko einzulassen, ihre eigene Verletzlichkeit zu zeigen. Ziel-Setzungen und Haltungen (ZuH) für Entwicklungs-Begleitung Ziele und Haltungen 1 Ziele und Haltungen 2 Ziele und Haltungen 3 Ziele und Haltungen 4 Ziele und Haltungen 5 Ziele und Haltungen 6 Ziele und Haltungen 7 Ziele und Haltungen 8 Ziele und Haltungen 9 Ziele und Haltungen 10 TH Ziele und Haltungen 1 ZuH Wir müssen sehr offen und aufmerksam bleiben, ohne absichtsvoll zu agieren. Die Dissoziation der Entwicklung suchenden Person ist dann oft nicht mehr notwendig, wenn der Raum von Aufmerksamkeit und Absicht befreit und für deren forschenden Achtsamkeit verfügbar ist. Mit der Zeit und einiger Erfahrung wird die Begleit-Person lernen, wohin sie ihre Aufmerksamkeit bringen muss, um die Fähigkeit der Entwicklung suchenden Person zu entwickeln, anwesend zu bleiben. Unsere Fähigkeit, die Aufmerksamkeit zu lenken und abzuziehen, ist ein wesentlicher Faktor bei der Bereitstellung eines heilenden Raumes für die EntwicklungSuchenden. Es geht darum, dass die Entwicklung suchende Person erfährt, von einer milden, sanften Präsenz eingehüllt zu sein, die tröstend auf unsere Seele, beruhigend auf unseren Geist und wärmend auf unser Herz wirkt. einladen, anerkennen, Zeuge sein, beobachten, beruhigen und die Wirklichkeit der sich entfaltenden Erfahrung bestätigen. Begegnet die Begleit-Person der Entwicklung suchenden Person aus einer Position des Inneren Raumes, aus der Haltung des Zeugen und der Akzeptanz heraus, so teilt sich das nonverbal per Resonanz den Entwicklung-Suchenden mit. eine Beobachter-Position erlangen, die Fähigkeit, uns von der unmittelbaren Erfahrung zu distanzieren, um vom „erlebenden Selbst“ zum „beobachtenden Selbst“ zu gehen, das über mehr Sicherheit verfügt. Ziele und Haltungen 2 ZuH Wir müssen Kontakt halten zu unserem eigenen Prozess und zu dem umgebenden größeren Feld. der Entwicklung suchenden Person mit der Qualität unserer Präsenz helfen, in ihren eigenen Zustand innerer Teilhabe zu gelangen und dadurch ihr eigenes Heilwerden einladen. Es ist eine Kunst, mit der eigenen inneren Präsenz zu arbeiten und durch die eigene Aufmerksamkeit gesunde Zustände in der Entwicklung suchenden Person zu unterstützen, indem wir eine sichere und liebevolle Umgebung zur Verfügung stellen und sie halten, ganz gleich, was geschieht. Es ist eine Kunst, von Wesen zu Wesen, von Herz zu Herz zu arbeiten. Es ist eine Kunst, mit dem in Kontakt zu sein, was letztendlich über den Trauma-Kontext hinausgeht und was beide, die Entwicklung suchende wie die begleitende Person, mit den größeren nährenden Kräften eines weiteren Feldes in Verbindung bringt. lernen, wie wir Zeuge dieses ewig ablaufenden Prozesses des Lebens sein können als ersten Schritt beim Ausbruch aus den sich ständig wiederholenden Zyklen eng begrenzter Selbst-Regulation. unsere Aufmerksamkeit auf die körperlichen Empfindungen und Reaktionen richten, die unseren wiederkehrenden Erfahrungs-Mustern zugrunde liegen. die von Natur aus gesunden Körper-Prozesse einladen, indem wir günstige soziale und räumliche Bedingungen für achtsame Wahrnehmung dieser Prozesse schaffen. So erreichen wir mehr Stimmigkeit und Flexibilität im Umgang mit inneren Eigenzuständen. Ziele und Haltungen 3 ZuH Wir müssen unsere körperliche Regulations-Fähigkeit wieder herstellen, um in jedem Moment unseres Lebens die Frische der Sinnes-Wahrnehmung wiederzuerlangen. Das erhöht unsere Lebens-Qualität enorm. Trauma oder geschwächte Präsenz ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass wir zu eng mit einer bestimmten Erfahrung und gleichzeitig auch mit der begleitenden Menge an Emotionen verbunden sind. In der Lage zu sein, unseren Körper vom Zustand der Alarm-Bereitschaft und Übererregung zu befreien, der nicht mehr aktuell ist, da die Quelle der Bedrohung nicht mehr existiert, klärt unsere Physiologie zugunsten der Fähigkeit, ganz und gar präsent zu sein. gut für den eigenen Körper sorgen uns informieren, uns aktuelles Fach-Wissen aneignen eigene Grenzen wahrnehmen und setzen zu einer guten Balance von Nähe und Distanz zu anderen Menschen finden die eigenen Ressourcen kennen und nutzen, uns körperlichen und seelischen Ausgleich schaffen Kollegiale Fall-Beratung (Intervision) und Supervision wahrnehmen und uns rechtzeitig Unterstützung bei schwierigen Fällen organisieren eigene Verletzungen heilen Ziele und Haltungen 4 ZuH Interventions-Erfolg hängen ab vom inneren Zustand der Person, die interveniert. Insgesamt ist eine einladende, respektvolle und achtsame Haltung ohne übergriffige oder gar heilend wollende Absichten anzustreben. Beobachter-Haltung, Zuhören sowie das Anbieten von Raum und Zeit sind ausschlaggebend für die Entwicklung eines nach innen gerichteten LösungsProzesses, der auf scheinbar spektakuläres Ausagieren verzichten kann. Es geht um den Aufbau eines sicheren Beziehungs-Feldes zwischen Entwicklung begleitenden und Entwicklung suchenden Person. Die Person muss gehört werden. Es ist die höchste Verantwortung der Entwicklungs-Begleitenden, ihren eigenen sich entfaltenden Prozess gut genug kennenzulernen, um flexible Zuhörer für die persönlichen Prozesse anderer zu werden. Zeit und Raum, Ruhe und respektvolle Aufmerksamkeit für die Ausdrucks-Fülle der Entwicklung-Suchenden werden bereit gestellt, ohne ihnen zu erlauben, nochmals in die vegetative und emotionale Überwältigung der Schock- und Trauma-Situation einzutreten. Ein traumatisierendes Überwältigungs-Erlebnis ist als Verletzung des persönlichen Raumes und der als gegeben angenommenen persönlichen Grenzen zu sehen. Die Wiedereinführung von Raum stellt die erste Vorbedingung dafür dar, dass die Entwicklung suchende Person im Hier und Jetzt verweilen kann, ohne übermäßig auf der Hut zu sein. Ziele und Haltungen 5 ZuH Als Begleitende dürfen wir den sich entfaltenden autonomen Prozessen nicht im Weg stehen, sondern müssen Hüter der inneren Räume und eines sicheren ProzessRahmens sein. Es geht um den Erwerb einer zuhörenden Haltung, die zurückhaltend ist, gewaltlos, respektvoll, wertschätzend und einladend. Dies erlaubt den autonomen Prozessen, aufzutauchen und sich in ihrer eigenen weisen Form zu entfalten. Unterbrechen, Bedrängen, Antreiben oder Besserwissen führen zu Störungen. Ziel ist eine unparteiische, mitfühlende Beobachter-Haltung der Entwicklung begleitenden Person, die auf absichtsvollen Zugriff, Änderungs- und Heilungs-Intention verzichtet. Als Entwicklungs-Begleitende ist es in diesem Zusammenhang wichtig, unsere invasive Aufmerksamkeit als Neugier, Hilfs-Bereitschaft und mitfühlendes Nachfragen im Zaum zu halten. Diese Zurückhaltung ist die grundsätzliche Vorbedingung, wenn wir mit traumatisierten Menschen arbeiten. Es geht um des Erwerb eines tiefen Wissens darum, dass keine die Entwicklung begleitende Person – kein Berater, kein Arzt, kein Psychotherapeut – heilen kann. Die Klarheit darüber, dass Heilung anderswo herkommt und dass sie sich in einem heilenden und manchmal heiligen Raum durch den innere Behandlungs-Plan des Körpers manifestiert. Dies verlangt eine demütige Präsenz, die auf die Anzeichen von Gesundheit lauscht, wo immer die anzutreffen sind. Ziele und Haltungen 6 ZuH Entwicklungs-Begleitende entwickeln in sich eine intakte innere Navigation, d. h. sie erwerben Fähigkeit zur aufmerksamen Verfolgung der wirkenden Kräfte im eigenen und im Körper der Entwicklung suchenden Person während des Prozesses. Diesen Kräften folgen und vertrauen sie, auch wenn der Verstand es in diesem Augenblick nicht versteht. „Nach-Denken“ kommt später. Es geht um den Erwerb der Fähigkeit, die Geschwindigkeit des inneren Prozesses bei der Entwicklung suchenden Person durch „Niederlassen im eigenen Körper“ zu verlangsamen. Wirksame Begleit-Prozesse hängen im Wesentlichen davon ab, dass ein sicherer, nicht beurteilender Rahmen geschaffen wird, in dem ein Mensch einfach sein und so sich selbst begegnen kann. Aufgabe der Entwicklungs-Begleitenden ist die respektvolle und behutsame Führung der Personen zu dem Punkt, an dem sie die Kontrolle über den Körper aufgeben können, und zwar auf regulierte, sichere und gehaltene Art und Weise. Es ist unsere Aufgabe als Entwicklungs-Helfer, fließendes Prozess-Vermögen und ein gefühltes Verständnis für innere Wirklichkeiten zu entwickeln und dabei zu helfen, die Entstehung des Prozesses einer Person einzuladen, ohne im Weg zu stehen. Es bedarf der echten Wertschätzung seitens der Begleitenden für die uneingestandenen Gefühle der Entwicklung suchenden Person als wesentliche Bestätigung der Wirklichkeit der traumatisierenden Ereignisse bzw. der Ereignis-Abfolgen und ihrer Wirkung auf diese Person. Ziele und Haltungen 7 ZuH Ich nehme keine überlegene Haltung denen gegenüber ein, die Selbst-Erforschung suchen. Bedingungslose Akzeptanz und tiefe Liebe zum Menschsein bilden die unverzichtbare Grundlage für die Möglichkeit von Heilung. Erforderlich ist eine gute Verwurzelung im Hier und Jetzt verbunden mit der Bereitschaft, das Wahrnehmungs-Feld im Sinne der Bedürfnisse der inneren Situation der Entwicklung suchenden Person zu erweitern und anzupassen. Ich muss als die Entwicklung anderer begleitende Person mehr ich selbst sein, um anderen dabei helfen zu können, herauszufinden, wer sie sind, welche Resonanz meine Gegenwart in ihnen auslöst und ihre Präsenz in mir. Ich muss authentischer sein, kongruenter und in Verbindung mit meiner SeinsNatur, um die Menschen zu ermutigen, ebenfalls auf stimmigere Weise sie selbst zu werden. Ich muss als Entwicklung begleitende Person lernen, auf einer ständig tiefer werdenden Ebene mich meiner eigenen Scheu, Verletzlichkeit und Zurückhaltung zu stellen und sie als Teil von mir anzuerkennen und in Besitz zu nehmen. Ich zeige mich und mache mich als Person, die ich bin, verletzlicher. Es bedarf der Fähigkeit, sich der eigenen Hilflosigkeit zuzuwenden und zu erkennen, dass die Entwicklung begleitende Person auf Achtsamkeit, Verbindung zu einer spirituellen Quelle und manchmal dem demütigen Gefühl von Ohnmacht, Hilflosigkeit und Gnade angewiesen ist, um tiefste Verwundung anderer halten zu können. Ziele und Haltungen 8 ZuH Wir müssen als Begleitende verstehen und darüber staunen, dass autonome Veränderungs-Prozesse von innen heraus angestoßen werden, ohne dass wir aktiv eingreifen. Diese Prozesse wollen nicht von außen durch ständige Aktion und Manipulation angeordnet, sondern angehört und eingeladen werden. Als Entwicklung begleitende Person diene ich als Katalysator und Werkzeug, das innere Tor zu finden, um Kongruenz, Stimmigkeit und eine Beziehung zur umgebenden Umwelt zu finden, die in Resonanz ist mit Ganzheit, Gesundheit, Lebens-Sinn. Entwicklungs-Begleitende sind bereit, professionell „nackt“ zu sein, d. h. jegliche professionelle Überlegenheit loszulassen und der Entwicklung suchenden Person von Wesen zu Wesen zu begegnen. Es ist eine Kunst, von Wesen zu Wesen und von Herz zu Herz zu arbeiten. Diese Kunst bedarf eines intimen Vertrautseins mit den Bedingungen des Mensch-Seins und einer Weisheit, die Kommunikation auf Denk-Ebene zugunsten einer Kommunikation von Herz zu Verstand oder von Herz zu Herz aufgeben kann. Es ist eine Kunst, mit der eigenen inneren Präsenz zu arbeiten und durch die eigenen Aufmerksamkeit gesunde Zustände in der Entwicklung suchenden Person zu unterstützen, indem wir eine sichere und liebevolle Umgebung zur Verfügung stellen und sie halten, ganz gleich, was geschieht. Es ist eine Kunst, mit dem in Kontakt zu sein, was letztendlich über den Trauma-Kontext hinausgeht und was beide, die Entwicklung begleitende und die Entwicklung suchende Person, mit den größeren nährenden Kräften eines weiteren Feldes in Verbindung bringt. Ziele und Haltungen 9 ZuH Ziel der Entwicklungs-Begleitung ist es, Menschen zu helfen, neue Quellen der Einsicht, Gesundheit und körperlichen Neuordnung nutzbar zu machen: ihren FeltSense, ihre Intuition und unmittelbare Sinnes-Erfahrung und darüber hinaus die Realität eines fühlenden Herzens und eines Gehaltenseins in einem größeren Ganzen Begleit-Personen in Trauma-Heilungs-Prozessen müssen so in sich selbst zentriert sein, dass ihre Haltung durch Resonanz das Auftauchen eines verteidigungslosen Zustandes bei der Entwicklung suchenden Person begünstigt. Ein solches respektvolles und achtsames Mit-sich-selbst-Sein bildet einen energetischen Raum, der die aufmerksame, beobachtende Selbst-Erforschung ermöglicht. Begleit-Personen brauchen einen breiten Hintergrund eigener Heilung. Entwicklungs-Begleitende sollten den Schrecken von Trauma und die Heiligkeit ihres eigenen Heilungs-Prozesses erlebt haben. Auflösung freigesetzter Trauma-Energien in eine kohärente, mitschwingende Welle aus Fluss und Flexibilität sollte nicht Lehrbuch-Wissen, sondern direkte Erfahrung sein. Das Angebot physischen, energetischen, emotionalen und sprachlichen Raums durch Entwicklungs-Begleitende ist insofern wichtig, als es die Entwicklung suchenden Personen sich auf vielen Ebenen ihrer Persönlichkeit und ihres Sein ausdehnen lässt. Nur sehr wenige Menschen schienen mit dieser Art des Angebots vertraut zu sein. Die Entwicklung begleitende Person nimmt eine Haltung ein, die „mit dem ganzen Körper zuhört“, und ist ihrem eigenen innere Zustand gegenüber aufmerksam. Durch Resonanz übermittelt sich der innere Zustand der Entwicklung suchenden Person häufig an die Begleitenden und wird dort lesbar, ohne den Personen eine aufdringliche Aufmerksamkeit zu zollen. Ziele und Haltungen 10 ZuH Es ist nicht unsere Aufgabe, der Entwicklung suchenden Person eine Lösung ihrer Probleme zu servieren. Unsere therapeutische Ausrichtung mit Blick auf Lösung, Entwicklung und Evolution kann sich als Falle erweisen. Nichts von dem, was wir anzubieten haben, ist wirklich wichtig. Das, was wirklich wichtig ist, ist, der Entwicklung suchenden Person auf der Ebene seines grundlegenden Seins zu begegnen. Es ist unsere Aufgabe, der Person dort zu begegnen, wo sie ist. Es ist unsere Aufgabe, Wahl-Möglichkeiten, Optionen und Einladungen anzubieten, um das verengte, begrenzte Wahrnehmungs-Feld der Entwicklung suchenden Personen erweitern zu helfen. In der Qualität unserer Präsenz sind wir Einladende. Das gilt es von Tag zu Tag tiefer zu verstehen. Es ist unsere ansprechendste Aufgabe, die Entwicklung suchende Person an ihre Möglichkeit zur Entscheidung zu erinnern, anders zu sein, zu handeln und sich zu verhalten. Und es ist auch unsere Aufgabe, einer Entscheidung der Person, nicht zu handeln, mit größtem Respekt zu begegnen. Die Fähigkeit, die innere Realität der Entwicklung suchenden Person über unseren eigenen Körper zu lesen, ist der zentrale Schlüssel zu lohnenden und dienlichen Ergebnissen. Unsere Beziehungs-Fertigkeiten sind für die erfolgreiche Vollendung der Prozesse unserer Entwicklung suchenden Personen entscheidende. Unser Heilsein wird gebraucht. Fähigkeiten der Entwicklung-Suchenden TH Die Entwicklung begleitende Person muss einschätzen können, wie bereit und fähig eine Entwicklung suchende Person ist, Kontakt mit ihrem Schock- und Trauma-Erlebnis aufzunehmen. Wichtige Fähigkeits-Kriterien sind unter anderem: Die Fähigkeit zu Körper-Bewusstsein. „Richtet sich die Aufmerksamkeit der Person in den Körper oder nach außen?“ Die Fähigkeit, starke Emotionen auszuhalten. Die Fähigkeit, Grenzen zu wahren, indem die Person nicht vorzeitig tiefere Themen angeht. Das emotionale Alter, aus der die Entwicklung suchende Person heraus agiert. Die bewusste Verfügbarkeit des beobachtenden Selbst der Person: „Hat sie eine Beziehung zwischen der Situation und einem innere neutralen Beobachter oder Zeugen aufgebaut?“ Mit sich selbst in Verbindung zu sein, das wahre Selbst als sinnliche, physische Realität des eigenen Körpers zu fühlen, ist Vorbedingung für die Fähigkeit, sich mit der Realität einer Aufstellungs-Arbeit oder des Lebens selbst zu verbinden. Wir müssen eine gesunde Balance dafür finden, unsere Verletzlichkeit zu zeigen und gleichzeitig Zugriff auf unsere natürlichen Abwehr-Reaktionen zu haben. Ohne verlässliche und intakte persönliche Verteidigungs-Reaktionen können wir unmöglich unser Leben leben. In Kontakt zur eigenen Aggression zu kommen und sie als angemessene VerteidigungsReaktion zu integrieren, trägt eine Menge zur Lebens-Qualität bei. Gerade die Balance zwischen der Fähigkeit, verletzlich zu sein einerseits und der Fähigkeit zur Selbst-Sicherheit andererseits führt zur gesunden Integrität des Selbst und zu einem voll gelebten Leben. Gesundung und spirituelle Integration 1 TH Um heil zu werden, müssen wir unser Verständnis von Realität und Selbst verändern. Wahrnehmung ist – phänomenologisch betrachtet – von Natur aus teilnehmend. Wahrnehmung beinhaltet immer auf der intimsten Ebene die Erfahrung des aktiven wechselseitigen Zusammenspiels oder Kontakt zwischen dem wahrnehmenden Körper und dem Wahrgenommenen. Wir Menschen bilden und sind ein Organismus-Mitwelt-Feld. Unser individuelles Sein ist nicht unabhängig von dem uns stets umgebenden sozialen, kulturellen und natürlichen Feldern zu verstehen. Unsere eigene angenommene Identität ist von dem BeziehungsFeld geformt, von dem wir ein Teil sind. Gesundheit kommt von außen und wird über den Köper innerlich erfahrbar. Wir können uns nur durch die Risiko-Bereitschaft zum Empfinden, Erspüren und Erfühlen der Realität wandeln. Veränderung ist Veränderung und nicht Diskussion über Veränderung. Gesundheit ist wissendes Bewusstsein außerhalb unseres Nervensystems. Gesundheit ist Kontakt und Erhaltung der Verbindung zu den Quellen der Gesundheit, die nicht nur in unseren Körpern, sondern auch außerhalb der Begrenztheit des KörperGefäßes zu finden sind. Wir sollten uns gewahr sein, dass es eine Intelligenz gibt, die den Körper und seine Verbindung zu größeren gefühlten Realitäten mit einbezieht. Wir handeln aus einer Position von Verbundenheit, Wechselseitigkeit und Teilnehme heraus und erhalten gleichzeitig unsere Einzigartigkeit und Integrität. Wir wehren uns weniger gegen die auf uns zukommende und uns verändernde heilende Liebe. Wir lassen uns verändern ohne Angst, Gegenwehr oder Scheu. Gesundung und spirituelle Integration 2 TH Gesund zu werden bedeutet, uns wieder mit den embryonalen Form-Kräften zu verbinden, die einst die Entfaltung unserer menschlichen Form und beseelten Natur hervorgebracht haben. Persönliche Erneuerung, tiefe Veränderung und profunde Transformation sind mit einem Zurückgehen zu diesen frühen Kräften verbunden, die uns von innen heraus neu erschaffen. Diese Beziehung zu unserer embryonalen Umwelt ist eine archetypische, die wesentlich unser späteres Erleben formt. Heilung ist Wiederverbindung mit den spirituellen Kräften, die uns im Mutter-Leib geformt haben. Die tiefste Traurigkeit ist die Trauer um das Getrenntsein von der grundlegenden Spiritualität, die unser Leben durchdringt. Gesundheit und die Synchronisierung mit dem, was wir sind, sind abhängig von der Erkenntnis, dass die Grundquelle der Gesundheit nicht in erster Linie im Körper zu finden ist, obwohl unser Körper das einzige Medium ist, über das wir die Wirkung des MitweltFeldes erfahren können. Es ist unsere Beziehung zur umgebenden Matrix, zum spirituellen Zytoplasma, für das wir rezeptiv und sensibel werden müssen, um wieder zu den tiefen spirituellen Erfahrungen kommen zu können, ohne die es keine Gesundheit gibt. Körperliche Ertüchtigung ohne spirituellen Verbundenheit ist buchstäblich „arm-selig“ bzw. wir landen dann beim Orthopäden und einem anderen Sportarzt. Wir erfahren den Grund unseres Seins durch das Prisma unseres Selbst-Prozesses als Emanzipation in ein verbundenes, ganzheitliches Selbst-Sein. Selbst-Werdung heißt, die Verbindung zur inspirierende Quelle wiederzufinden. Wir entdecken unsere Teilnahme am Seins-Grund und bleiben dennoch einzigartig in unserer Erlebens-, Verhaltens- und Seins-Ausprägung. Ressourcen TH Es ist eine Tatsache, dass wir in jedem Moment unseres Lebens mehr oder minder bewusst eine Vielzahl von Ressourcen anzapfen. Oft ist es eine verblüffende Frage für einen Menschen, wenn er gefragt wird: „Was hat dich überleben lassen?“ Genauer gefasst: „Was hat dein Überleben im äußeren Umfeld und in deiner inneren Realität unterstützt?“ Er braucht eine Weile, bis der Mensch herausfindet, was ihm geholfen hat, mit schwierigen oder sogar lebensbedrohlichen Situationen bis heute fertigzuwerden. Oft tragen uns die scheinbar einfache Dinge im Leben und bringen uns mit der nährenden Grundlage unseres Seins in Kontakt. Allein die Beschreibung der unterschiedlichen Ressourcen und das Vergegenwärtigen in unserer Aufmerksamkeit verändern das Körper-Gefühl. Diese gefühlte Veränderung, diese innerlich gespürte Qualität bildet den Beginn von Sicherheit, wie es für spätere Trauma-Bearbeitung und -Heilung unabdingbare Voraussetzung ist. Das waren ganz sicher nicht nur äußere Ressourcen wie Sozial-Kontakte, Zugehörigkeit, Freundschaften, Partner, Bildungs-Erfahrungen, intime und mitfühlende Begegnungen und wesentliche Gespräche, Nahrung, frische Luft, Wasser, Wärme, Obdach, Arbeit, Geld, Hobbys, Singen und Tanzen oder Urlaub. Auch Hoffnungen, Träume, Wünsche, Momente von Glück und andere Gefühle, vielleicht von außen durch Dinge wie Musik, gute Bücher, Filme, schöne Dinge, Blumen, Tiere, Farben, Natur-Eindrücke oder Ähnliches angeregt, wirken als starke Überlebens-Kräfte. Auch unsere Fähigkeit, in einer Situation aktiv zu werden, und das Wissen darum, wann es gut ist, sich aus einer Situation zu lösen, spielen eine Rolle. Pendeln TH Das Entscheidende für Trauma-Heilung ist nicht so sehr die Schwere der Erfahrung, sondern die Möglichkeit, sich Zugang zu innerlich gefühlten Ressourcen zu verschaffen. Die die Entwicklung begleitende Person muss einen Heilungs-Container oder einen sicheren Rahmen aufbauen, in dem die Trauma-Erregung umgebaut werden kann. Es ist wichtig, dass die Entwicklung suchende Person nicht in erinnerte oder gefühlte Schrecknisse der Vergangenheit hineingerissen wird, sondern dass sie eine „RettungsLeine“ zur Gegenwart und die Verbindung zu Ressourcen-Erfahrungen halten kann. Der Aufbau gefühlter Ressourcen als sinnlicher Stabilisierung während der Traumaverarbeitung ist eine unerlässliche Voraussetzung für alle weiteren Trauma-HeilungsSchritte. Jegliche eilige Bewegung in die Trauma-Situation hinein, jegliche Ungeduld aufseiten eines „Teils“ der Entwicklung suchenden Person ist bereits ein Nachgebe an den ständigen physiologischen Trauma-Sog in Richtung autonomer Übererregung. Der gefühlte ressourcenreiche Zustand ist die reorganisierende Gegenkraft, die wir brauchen, um uns von einem Wirbel aktivierender Trauma-Energie hin zu einer autonomen Reaktion des Körpers zu bewegen, die der des sich abschüttelnden Tieres gleicht. Im Kontext von Trauma-Heilung bringen wir Ressourcen-Gefühl und physiologische Erregung behutsam in Kontakt. Die Fähigkeit, diese Verbindung herzustellen oder manchmal einzuladen, ist der Schlüssel zur Heilung vom Trauma. Zwischen einer Region traumatischer Energie-Dichte und einer körperlich ressourcenreichen Region der Helligkeit und Leichtigkeit hin und her zu wandern, kann helfen, die verdichtete Energie in der Trauma-Region freizusetzen. Distanzierung TH Die Fähigkeit, Aufmerksamkeit von einer bestimmten Erfahrung abzuziehen und diese aus einiger Entfernung zu betrachten, ist eine Schlüssel-Ressource für den Prozess der Trauma-Verarbeitung. In einer Situation schonungsloser Gefühls-Überwältigung ist es notwendig, sich innerlich von der Sturz-Flut an Eindrücken zu distanzieren. Ohne innerliche Distanzierung von Innenwelt- und Umwelt-Reizen könnten wir uns auf keine Aufgabe konzentrieren, könnten wir keinen Umlernprozess einleiten. Es geht darum zu vermitteln, dass wir nicht Inhalt unserer Wahrnehmung sind: Wir arbeiten mit der menschlichen reflexiven Fähigkeit eines inneren Beobachters oder des „beobachtenden Selbst“ im Gegensatz zum „erlebenden Selbst“. Gelegentlich hilft die Vorstellung des „verletzten Kindes“ neben dem „kompetenten Erwachsenen“ sehr gut dabei, Kontakt zum verletzten, sensiblen Teil in uns aufzunehmen. beobachtendes Selbst erlebendes Selbst kompetenter Erwachsener verletztes Kind Dirigent emotionales Orchester innerer Zeuge Handelnder Akteur wahres Selbst zu schützendes oder Schutz suchendes (protektives) Selbst Grenzen schaffen TH Der Trauma-Heilungs-Prozess bewegt sich um verschiedene Verhandlungs-Prozesse herum, die dazu dienen, einen Felt-Sense der persönlichen Grenzen zu entwickeln. Grenzen sind Orte und Linien, die nicht nur trennen sondern an denen Kontakt, Verbindung und Begegnung möglich ist und wir uns koordinieren, harmonisieren und synchronisieren, um unsere Felder in Resonanz zu bringen. Die Befriedigung und verständliche Äußerung von Bedürfnissen bedarf der gefühlten Integrität. Diese Integrität intakter Grenzen erlaubt uns, unsere Bedürfnisse zu spüren und sie als real zu betrachten. So können wir unser inneres Erleben fühlen und halten und auf klare und verlässliche Weise bei uns bleiben. Ziel ist, funktionierende Grenzen zu schaffen, die sich flexibel an die reale LebensSituation anpassen können und dadurch ihren Zweck erfüllen, Kontakt, zwischenmenschliche Verbindung, aufmerksame Verbindlichkeit und Anerkennung der gegenseitigen Existenz zu ermöglichen. Es ist eine eindrückliche Lern-Aufgabe, die somatische Reaktions-Fähigkeit und feine Empfindsamkeit unseres Körpers an seinen Grenzen zu erfahren. Das Kommunizieren klarer Grenzen, der respektvolle Umgang damit und die sensible Entscheidung darüber, wie die Kontakt-Aufnahme zum Gegenüber sich gestalten soll, sind höchst bedeutende und wesentliche Lern-Inhalte sowohl in der Trauma-Arbeit als auch in Intimbeziehungen. Wir können nur dann Respekt für andere empfinden, wenn wir mit der Welt in Verbindung sind, die sich in uns entfaltet. Wirkliches Mitgefühl hat immer damit zu tun, den anderen in seinem Potenzial und seinen Möglichkeiten wahrzunehmen – auch und gerade in Anbetracht seiner Grenzen und Begrenzungen. Kontrolle aufgeben TH Die Entwicklung begleitende Person muss ihre Aufmerksamkeit eher von der Entwicklung suchenden Person abziehen als zu ihr hinlenken. Zugleich muss die begleitende Person innerlich sehr offen und aufmerksam bleiben, den Kontakt zum eigenen Prozess und zu dem umgebenden größeren Feld halten, ohne absichtsvoll zu agieren. Stattdessen muss sie einladen, anerkennen, Zeuge sein, beobachten, beruhigen und die Wirklichkeit der sich entfaltenden Erfahrung bestätigen. Die Dissoziation der Entwicklung suchenden Personen ist dann oft nicht mehr notwendig, wenn der Raum von fremder Aufmerksamkeit und Absicht befreit ist und der Person für die eigene forschende Achtsamkeit zur Verfügung steht. Wir helfen den Personen mit der Qualität unserer Präsenz, in seinen eigenen Zustand innerer Teilhabe zu gelangen und dadurch sein eigenes Heilwerden einzuladen. Sobald wir die kognitive Kontrolle über die Mitwelt-Einflüsse und den eigenen Körper in einem gesicherten Raum in einer behutsam regulierten Art und Weise aufgeben und allmählich die volle Entwicklung der Wiederverbindung mit dem Selbst zulassen, verschmilzt der Beobachter des Selbst-Prozesses mit dem, was er beobachtet. Wir sind eins mit dem, was da ist. Unser tiefstes Selbst ist kein Selbst mehr, da ein beobachtendes Selbst nicht mehr existiert, es lässt sich nicht benennen, sondern allenfalls in so unklaren Begriffen wie „mystische Partizipation“ oder „Leere“ oder „reine Präsenz“ oder „universelles Bewusstsein“ beschreiben. Mir ist keine mächtigere Heil-Kraft bekannt als das Gefühl, von einer milden, sanften Präsenz eingehüllt zu sein, die tröstend auf unsere Seele, beruhigend auf unseren Geist und wärmend auf unser Herz wirkt. Auf das Herz hören TH Wir können der Realität des Moments lauschen, ohne uns hineinziehen zu lassen. Wir bleiben auch dann neutral, wenn wir Gefühls-Hinweise über die Realität des Moments erhalten. Wir können unsere Aufmerksamkeit lenken, ohne beurteilend zu sein oder vorschnelle Schlüsse zu ziehen. Wir können eine Situation aufnahmebereit offen halten. Wir verengen nicht unsere Wahrnehmung durch Fixierung mit unseren Augen. Wir bleiben dadurch offen, dass wir nach innen und nach außen lauschen. Wir nehmen uns Zeit, um die Botschaften des Körpers zu spüren, zu lesen und aufzunehmen. Wir belieben uns auf defokussierte, aufmerksame und absichtslose Weise verschiedener Aspekte einer sozialen Situation bewusst. Dies ist genau das Gegenteil von dem, was in der traumatischen Überflutung passiert, in der sich unsere Sinne auf einen bestimmte Wahrnehmung verengen und daraus die einzig stattfindende Realität machen. Wir warten darauf, dass das Außen, die Realität einer Situation zu uns spricht. Wir lassen die Information auf uns zukommen und sich in unserer Präsenz entfalten. Wir erweitern unser Wahrnehmungs-Feld, um zu einer ganzheitlichen Einschätzung eines Moments zu gelangen Wir hören auf unser Herz, das integrative somatische Gehirn, das seine Information so freigiebig mitteilt, wenn wir uns ihm freundlich zuwenden. Selbst-Erforschung TH Vieleicht müssen wir akzeptieren, dass unsere tiefste Sehnsucht nicht durch Menschen gestillt werden kann. Das ist vermutlich eine ernüchternde Einsicht in die Natur persönlicher Beziehungen. Wir müssen einen noch tieferen Weg finden, um uns selbst zu begegnen. Dieser Weg erfordert, dass wir in die Selbst-Erforschung eintreten, d. h. dass wir die Aufmerksamkeit auf unseren inneren Selbst-Prozess lenken und uns mit der Frage beschäftigen: „Wie erschaffen wir uns selbst?“ oder mit anderen Worten: „Wie müssen wir sein, um die verlorene Verbindung zur größeren Realität, zur Quelle oder zum allumfassenden Eingebettet-Sein zu fühlen?“ Veränderung hin zum wahren Selbst zeigt sich in der Veränderung von GefühlsQualitäten in Richtung auf mehr Wärme, mehr Gegenseitigkeit und mehr Mitgefühl in Bezug auf sich selbst und auf andere. Weisheit besteht darin, sich andauernd mit Loslassen zu beschäftigen und die Virtualität oder Zerbrechlichkeit des Selbst sich manifestieren zu lassen. Wir beginnen, uns mehr um die Bedürfnisse der wahren Person zu kümmern als um emotional geladene Reaktionen, die häufig nicht aus gegenwärtigen, sondern aus früheren Erfahrungen heraus entstehen. In einen Selbst-Prozess einzutreten, der uns verlässliches inneres Navigieren einbringt, verlangt von uns, die Identifikation mit dem, was wir zu sein glauben, aufzugeben. Der Verlust unserer Identifikation mit den Wahrnehmungs-Inhalten erfordert, aufmerksamer zu verfolgen, wie wir wahrnehmen und wie sich uns Information übermittelt. Auf Basis einer erweiterten integrativen Wahrnehmung in einem größeren Realitäts-Feld entwickeln wir Felt-Sense und eine verlässliche innere Orientierung. Von Immobilisierung zu Kampf-und-Flucht TH 1. Die Entwicklung suchende Person darin unterstützen, von der Erstarrung zu defokussieren und ihre Aufmerksamkeit auf eine (oder alle) der identifizierbare „Rest-Bewegungen“ im Körper zu lenken wie unter einem Vergrößerungs-Glas. Diese Aufmerksamkeits-Verschiebung energetisiert den Prozess in Richtung Mobilität, lässt die Bewegung(en) sich entwickeln, verstärkt und vergrößert sie oder bringt weitere Bewegungs-Möglichkeiten in anderen Körper-Teilen hervor. Oft möchte der Körper das abgebrochene – aber noch energetisierte – Bewegungs-Muster ausführen, das durch das Trauma-Ereignis unterbrochen wurde. Es geht darum, dem Körper zu erlauben, einen aktuellen Weg zur eigenen Deblockierung der Energie zu finden. 2. Alternativ kann es nützlich sein, durch Aufmerksamkeits-Steuerung ein Gefühl der Kohärenz zwischen den verschiedentlich auftauchenden Bewegungs-Teilen zu entwickeln und diese Bewegungen sich in einem kohärenten Fluss einer Gesamtbewegung koordinieren zu lassen. Das kann zu einer kleinschrittigen, autonomen Freisetzung der blockierten Trauma-Energie führen. 3. Ein anderer Weg ist der, der Immobilisierung zu erlauben zu sein und den BeobachtungsProzess der Entwicklung suchenden Person bis zu ruhiger Aufmerksamkeit und gleichsam zum Stillstand der Bewegung zu verlangsamen. Die Person macht die Felt-SenseErfahrung dieses äußerst stillen Zustandes ohne einzugreifen und sich abzulenken. Wenn die Person dort mit ihrer Aufmerksamkeit verweilen kann, ohne getrieben, herausgefordert oder anderweitig gestört zu werden – mit Ausnahme der Aufrechterhaltung eines sicheren Kontaktes zur Begleit-Person – wird der Organismus seinen ihm innewohnenden Behandlungs-Plan in Gang setzen. Von Kampf-und-Flucht zu Sozialkontakt TH Aus einer Beobachter-Position heraus betrachtet die Entwicklung suchende Person die physiologischen Begleiterscheinungen ihrer aggressiven Reaktionen oder Gedanken. Aus dieser Position doppelter Aufmerksamkeit, d. h. als gleichzeitig beobachtende und erlebende Person, lädt die Entwicklung suchende Personen ihren Körper ein, selbstheilende Körper-Reaktionen durchzuführen. Dies können autonome Reaktionen sein wie z. B. Schwitzen, Zittern, Schütteln oder die Vervollständigung von Bewegungs-Mustern neben weiteren autonomen EntladungsReaktionen. Es reicht, den autonomen Reaktionen nicht im Wege zu stehen, sondern sie kontrolliert, begrenzt und achtsam ablaufen zu lassen. Auch darf die begleitende Person den Prozess nicht durch aufgesetzte Interventionen oder kopfige Fragen unterbrechen. Nach der Entladung bzw. inneren Restrukturierung erfolgt eine Reorientierung im aktuellen Prozess. Dazu wird die Sinnes-Wahrnehmung vom inneren Prozess abgezogen und auf die äußere Wirklichkeit gelenkt. Die Begleit-Person nutzt den Sozialkontakt zur Aktivierung des sozialen Nerven-Systems, um die neue innere Körper-Organisation zu integrieren. Regulations-Hilfe besteht in respektvollen, nicht-intrusivem, nicht-forderndem Augen- und Gesichts-Kontakt (anschauen beim Sprechen), Körper-Kontakt (Streicheln, Berühren, Halten), Aufforderung zu experimentell-sanfter Bewegung, dem Erklingen einer menschlichen Stimme (summen oder leise, weich und zart sprechen) und ruhiger Präsenz. Viele Bewegungen wie Kopf-Drehen, Orientieren, Lachen, Lächeln, Sprechen, Hören etc. werden unter Umständen als neu erlebt. Aufstellungs-Prozess-Arbeit (APA) Nutzen der Aufstellungs-Prozess-Arbeit Sicherheit durch Wahl-Möglichkeit Aufstellung als inneres Geschehen TH Nutzen der Aufstellungs-Prozess-Arbeit Es könnte vielen Menschen helfen, schneller und effektiver zu verstehen, was sie brauchen, um sich von ihrem Leiden am Leben zu befreien und ihrer Erfüllung näher zu komme wenn die innere Entfaltung nicht nur kognitivbewusst, sondern sichtbar, greifbar und anschaulicher gemacht werden könnte. Das ist der beispiellose Nutzen systemischer Aufstellungs-Prozess-Arbeit. Das Plus, das systemische Aufstellungs-Prozess-Arbeit dem Gebiet der Trauma-Heilung und der persönlichen Entwicklung bringt, ist die Möglichkeit, die treibenden Kräfte unseres inneren Prozesses in einer deutlichen, systemischen, dreidimensionalen Orchestrierung aus miteinander verbundenen Teilen zu differenzieren. Aufstellung dient dazu, den nächsten Schritt in Richtung einer Lösung einzuleiten oder manchmal auch nur zu zeigen, worum es in der vorliegenden Situation geht. APA Sicherheit durch Wahl-Möglichkeit APA Traumatisierte Menschen ängstigen sich leicht, geraten grundlos in Panik, sind routinemäßig gestresst, auch wenn kein erkennbarer Grund besteht. brauchen eine gefühlte, sichere Grundlage sinnlicher Verlässlichkeit, die einen soliden Ausgangs-Punkt dafür bildet, sich aufs Gebiet der Heilung und der TraumaLösung zu wagen. brauchen nicht noch mehr Dynamisierung ihrer inneren Vorgänge, sondern eine wirksame Unterstützung darin, innerlich zu verlangsamen und ihre gefühlte Realität zu rekonstruieren und zugänglich zu machen. Der Entwicklung suchenden Person zu helfen, sich von seiner Verstrickung mit dem traumatischen Prozess und seiner zudringlichen Bilder-Sprache, seinen beunruhigend vorherrschenden Emotionen und scheinbar unkontrollierbaren Übererregungs-Zuständen zu trennen, ist ein wesentlicher Schritt dahin, sicheren Boden zu fühlen, von dem aus der innere Prozess moderiert werden kann. Es ist einer der Kern-Prozesse des Selbst, dass wir die Freiheit haben, unseren Aufmerksamkeits-Fokus bewusst zu lenken, und so die Möglichkeit besitzen, Wahrnehmung zu selektieren. Sobald diese Wahl-Freiheit von einer Überkopplung mit einem bestimmten traumatischen Inhalt überlagert ist, erleben wir keine Freiheit mehr. Die Externalisierung einer Wahrnehmungs-Komponente im Aufstellungs-Prozess ist eine Hilfe-Stellung, um innerliche Ablösung durch äußerliche Aktion zu ermöglichen. Aufstellung als inneres Geschehen APA Ein Aufstellungs-Prozess ist die Darstellung eines inneren Bildes, das seine Wurzeln im Felt-Sense der Entwicklung suchenden Person hat. Die Realität des Felt-Sens ist Grundlage unserer Entscheidungs-Findung. Jedoch lässt sich aus einer Aufstellung innerer Prozesse kein konkretes Handeln ableiten, weil wir durch sie nicht ermitteln können, ob Schritte im wirklichen Leben richtig oder falsch, möglich oder unmöglich sind. Aufstellung als inneres Geschehen, als innere Struktur der Selbst-Organisation wurde häufig zu wenig verstanden. Die Einsicht, dass wir unser gesamtes Familien-System als Erlebens-Qualitäten in uns tragen, hat uns bewogen, statt familiärer Verstrickungen lieber intrapsychische System aufzustellen. Die Unmittelbarkeit der innerpsychische Aufstellung geht über die Familien-Situation hinaus und bietet mehr Gelegenheit, die Entwicklung suchenden Personen bei der Kontakt-Aufnahme mit ihrer tatsächlichen inneren Prozess-Struktur zu unterstützen. Man betrachtet den inneren Prozess bei seiner Entfaltung in dem betreffenden Menschen in diesem Moment des Aufstellungs-Vorgangs. Die Kontakt-Aufnahme mit inneren Prozessen bietet reichhaltiges introspektives Material zur Reorganisation von innen heraus. Sie fördert Verantwortlichkeit und Selbst-Aktualisierung, statt auf die anderen zu schauen und Erwartungen nach außen zu richten. Den inneren Teil zu sehen und zu erleben macht uns deutlich, mit welcher Art der Aufmerksamkeit wir uns selbst begegnen müssen, um die Hinbewegung zu Gesundheit und persönlicher Integration zu unterstützen. Menschen mit somatoformen Störungen (F45) Allgemein Somatisierungs-Störung (F45.0) Undifferenzierte Somatisierungs-Störung (F45.1) Hypochondrische Störung (F45.2) Somatoforme autonome Funktions-Störung (F45.3) Herz und Kreislauf-System (F45.30) Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 1 Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 2 Atmungs-System (F45.33) Somatoforme anhaltende Schmerz-Störungen (F45.4) Anhaltende somatoforme Schmerz-Störung (F45.40) Chronische Schmerz-Störung mit somatischen und psychischen Faktoren (F45.41) Sonstige somatoforme Störungen (F45.8) Erschöpfungs-Syndrom (F48) Allgemein F45 Das Charakteristikum ist die wiederholte Darbietung körperlicher Symptome in Verbindung mit hartnäckigen Forderungen nach medizinischen Untersuchungen trotz wiederholter negativer Ergebnisse und Versicherung der Ärzte, dass die Symptome nicht körperlich begründbar sind. Auch konversionsneurotisches Syndrom genannt. Emotionale Erkrankungen mit körperlichem Ausdruck (Konversion = körperlicher Ausdruck einer psychischen Störung), häufig zusammengefasst als vegetative Dystonie. Wenn somatische Störungen vorhanden sind, erklären sie nicht die Art und das Ausmaß der Symptome, das Leiden und die innerliche Beteiligung des Patienten. Exkl.: Ausreißen der Haare (F98.4) Daumenlutschen (F98.8) Dissoziative Störungen (F44.-) Lallen (F80.0) Lispeln (F80.8). Nägel-Kauen (F98.8) Psychologische oder Verhaltens-Faktoren bei anderenorts klassifizierten Störungen und Krankheiten (F54) , sexuelle Funktions-Störungen, nicht verursacht durch eine organische Störung oder Krankheit (F52.-), Tic-Störungen (im Kindes- und Jugendalter) (F95.-), Tourette-Syndrom (F95.2), Trichotillomanie (F63.3) Generell gilt: organische Befunde müssen ausgeschlossen sein, erst, wenn alle internistischen diagnostischen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kann man als Ausschlussdiagnose von einer psychosomatischen Krankheit sprechen. Zum Beispiel können Schwindel (Kleinhirn-Störung, Hirn-Tumoren, Kreislauf-RegulationsStörungen), Übelkeit und Erbrechen (Hirnhaut-Reizung z. B. bei eitriger Meningitis, Intoxikationen, pernizitöse Katatonie als Unterform der Schizophrenie – Vermutung einer Gehirn-Entzündung) auf eine allgemeine Unsicherheit (Störung, Neurose) verweisen oder aber auf eine Fehlfunktion im Hirn hinweisen. Primärer Krankheits-Gewinn: Durch die körperlichen Krankheits-Symptome kommt es zu einer psychischen Entlastung. Sekundärer Krankheits-Gewinn: Aus Krankheit resultieren positive soziale Folgen. Somatisierungs-Störung (F45.0) F45 Charakteristisch sind multiple Symptom-Bereiche: wiederholt auftretende und häufig wechselnde körperliche Symptome, die wenigstens 2 Jahre bestehen. Es findet sich keine ausreichende somatische Erklärung für die Symptome Reizbarkeit Hautbrennen Jucken Magen- und DarmBeschwerden Übelkeit und Erbrechen Schwindel Diarrhoe Brust- und OberbauchBeschwerden Kreuz- und RückenSchmerzen Innere Unruhe Müdigkeit Herz-Schmerzen KonzentrationsMangel Depressive Verstimmungen Leistungs-Abfall KreislaufBeschwerden Schweiß-Ausbrüche Die meisten Patienten haben eine lange und komplizierte Patienten-Karriere hinter sich, sowohl in der Primärversorgung als auch in spezialisierten medizinischen Einrichtungen, wo viele negative Untersuchungen und ergebnislose explorative Operationen durchgeführt sein können. Die Symptome können sich auf jeden Körper-Teil oder jedes System des Körpers beziehen, dies im Unterschied zu dissoziativen Störungen (F44), die sich aufs ZNSBereiche des Bewusstseins beziehen. Der Verlauf der Störung ist chronisch und fluktuierend und häufig mit langdauernder Störung des sozialen, interpersonalen und familiären Verhaltens verbunden. Inkl.: Briquet-Syndrom (polysymptomatische Hysterie – alter Begriff), multiple psychosomatische Störung Exkl.: Simulation [bewusste Simulation] (Z76.8) Undifferenzierte Somatisierungs-Störung (F45.1.) F45 Eine kurzdauernde (weniger als zwei Jahre) und weniger auffallende Symptomatik als bei F45.0 wird besser unter F45.1 klassifiziert (undifferenzierte Somatisierungsstörung). Wenn die körperlichen Beschwerden zahlreich, unterschiedlich und hartnäckig sind, aber das vollständige und typische klinische Bild einer Somatisierungs-Störung nicht erfüllt ist, ist die Diagnose undifferenzierte Somatisierungs-Störung zu erwägen. Inkl.: Undifferenzierte psychosomatische Störung Hypochondrische Störung (F45.2) F45 Vorherrschendes Kennzeichen ist eine beharrliche Beschäftigung mit der Möglichkeit, an einer oder mehreren schweren und fortschreitenden körperlichen Krankheiten zu leiden. Die Patienten manifestieren anhaltende körperliche Beschwerden oder anhaltende Beschäftigung mit ihren körperlichen Phänomenen. Normale oder allgemeine Körper-Wahrnehmungen und Symptome werden von dem betreffenden Patienten oft als abnorm und belastend interpretiert und die Aufmerksamkeit meist auf nur ein oder zwei Organe oder Organ-Systeme des Körpers fokussiert. Depression und Angst finden sich häufig und können dann zusätzliche Diagnosen rechtfertigen. Inkl.: Dysmorphophobie (Körper-Schema-Störung - nicht wahnhaft), Hypochondrie, hypochondrische Neurose, körperdysmorphophobe Störung, Nosophobie (Angst vor Krankheiten) Exkl.: Auf körperliche Funktionen oder Körperform fixierte Wahn-Phänomene (F22.-) Wahnhafte Dysmorphophobie (F22.8) Somatoforme autonome Funktions-Störung (F45.3.) F45 Die Symptome werden vom Patienten so geschildert, als beruhten sie auf der körperlichen Krankheit eines Systems oder eines Organs, das weitgehend oder vollständig vegetativ innerviert und kontrolliert wird, so etwa des kardiovaskulären, des gastrointestinalen, des respiratorischen oder des urogenitalen Systems. Es finden sich meist zwei Symptom-Gruppen, die beide nicht auf eine körperliche Krankheit des betreffenden Organs oder Systems hinweisen. 1. Beschwerden, die auf objektivierbaren Symptomen der vegetativen Stimulation beruhen wie etwa Herzklopfen, Schwitzen, Erröten, Zittern. Sie sind Ausdruck der Furcht vor und Beeinträchtigung durch eine(r) somatische(n) Störung. 2. Subjektive Beschwerden unspezifischer und wechselnder Natur, die vom Patienten einem spezifischen Organ oder System zugeordnet werden, wie flüchtige Schmerzen, Brennen, Schwere, Enge und Gefühle, aufgebläht oder auseinander gezogen zu werden, Inkl.: Da-Costa-Syndrom (Herz-Beschwerden ohne organische Ursache), Herz-Neurose, Magen-Neurose, neurozirkulatorische Asthenie, Psychogene Formen: Aerophagie, Colon irritabile , Diarrhoe, Dyspepsie, Dysurie, erhöhte Miktionshäufigkeit, Flatulenz, Husten, Hyperventilation, Pylorospasmen, Singultus Exkl.: Psychische und Verhaltens-Einflüsse bei anderenorts klassifizierten Störungen oder Krankheiten (F54) Herz- und Kreislauf-System (F45.30) F45 Herz-Neurose/Herz-Phobie anfallsweise Angst-Zustände Todes-Angst, rufen um Hilfe, Furcht vor Herz-Stillstand, meist jüngere Männer, Angst meist mit Übelkeit, Schwindel, Dyspnoe, Schweiß-Ausbruch, OhnmachtsErwartung, Verlassenheits-Angst aufgrund ambivalenter Mutter-Bindung Anfall bis zu zwei Stunden Herz-Rhythmus-Störungen Herz-Infarkt-Patient Harte und fleißige Arbeiter, die hohe Anforderungen an sich selbst stellen. Strebt nach Anerkennung seiner Leistungen. Wettbewerbsorientiert, ständig am kämpfen, erfolgreich zu sein. Rastloser Tätigkeitsdrang, andauernd unter Zeit-Druck, ständig Listen abarbeiten. Neigung, körperliche Beschwerden zu bagatellisieren. Der Herz-Infarkt meistens dann, wenn es soziale Konflikte gibt und das Dominanz-Streben nicht mehr ausgelebt werden kann (Depression oder vitale Erschöpfung). Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 1 F45 Magen-Neurosen/Magen-Ulkus (Magen-Geschwür) Vermehrte Magen-Säure-Sekretion und verminderte Produktion des schützenden Schleims Heliobakter Pylori (Bakterie) Allgemein bei Ulcus-Patienten: Ambivalenz gegenüber den mütterlichen Instanzen, pseudounabhängig - auf der einen Seite Verbundenheits-Sehnsüchte (Schutz, Zuwendung, Belohnung, einfach Kind sein), auf der anderen Seite besonders Ehrgeizig und selbständig erscheinen wollen (gibt sich selbstgenügsam, bescheiden, stark, ist es aber nicht wirklich) unterdrückte Aggressionen (höflich, unaufdringlich, sehr fleißig, anspruchslos) neigen zur Verharmlosung der Beschwerden Bei wirklicher Verantwortlichkeits-Anforderung (Reife, Erwachsensein) brechen KompensationsMechanismen zusammen Ulcus duodeni (Zwölffingerdarm-Geschwür) Wenn soziale Einbettung nicht mehr funktioniert (Herausfallen aus dem sozialen Netz) Krisen-Punkte sind Trennungs-Erlebnisse (Scheidung, Berufs-Wechsel) spastische Obstipation/Verstopfung oder Durchfall Obstipierte sind besonders sauber, ordentlich, gewissenhaft, können kaum schenken oder Geschenke annehmen (anale Trias mit Eigensinn, Ordnungs-Liebe, Sparsamkeit) Obstipation (Stuhlgewicht unter 50 g pro Tag, Entleerungs-Frequenz unter 3 mal die Woche) findet sich bei Darmkrebs Gutartigen Tumoren Entzündungen Infolge von Morphin-Einnahme Entleerungs-Schmerzen Habituelle Obstipation: Funktionelle Störung der Darm-Entleerung Viele psychosomatische oder psychischen Erkrankungen (z. B. larvierte Depression) – Rückzug – also auch Hinweis auf Depression Oberes (F45.31) und unteres (F45.32) Verdauungs-System 2 F45 Colitis ulcerosa Ulcerationen = Geschwür-Bildungen, hier speziell im Dickdarm mit Blutungen (blutigschleimige Durchfälle) und Bauch-Schmerzen. Genetische Disposition Auslöser können Überreaktionen des Immun-Systems sein, also allergische Reaktionen auf Milch-Protein, Bakterielle Infektionen, Nahrungs-Bestandteile oder autoimmune Reaktions-Weisen Betrifft meist jüngere Frauen, die zu lieb und nett sind (Unterwürfigkeit). Aggressionen werden auf den Dickdarm projiziert. Mutter-Fixierung – Abhängigkeit von dominierenden und Liebe versagenden BezugsPersonen – Erziehung beherrschend, überfürsorglich, wenig emotional, mehr Dressur (vermeidende Bindungs-Störung) Reizdarm, Morbus Crohn Schwindel, Übelkeit und Erbrechen Können als konversionsneurotisches Symptom auftreten oder ernsten somatischen Krankheits-Wert besitzen bei Hirn-Tumoren (auch Lähmungen, Sensibilitäts-Störungen, Sprach-Störungen) und gesteigertem Hirndruck Kreislauf-Regulations-Störungen (insb. niedriger Blut-Druck mit Schwindel) Intoxikationen mit psychotropen Substanzen Schizophrenie (perniziöse (schädliche) Katatonie mit lebensgefährlichen vegetativen Entgleisungen) eitrige Meningitis Atmungs-System (F45.33) F45 Asthma bronchiale Akute Atem-Störung als Leit-Symptom, die z. T. lebensbedrohliche Ausmaße annehmen kann. Dazu Nervöse Ängstlichkeit Obstruktive Atem-Beschwerden (Erstickungs-Gefühl) Ärgerliche Gereiztheit Hyperventilation Müdigkeit Ätiologie: Grundkonflikt in der ambivalent-unsicheren Mutter-Beziehung (zwischen Liebe und Hass, Halten und Wegstoßen). Überzogene Anforderungen an das Kind und Überfürsorglichkeit. Ambivalenzen im Kind zwischen Anklammerungs-Tendenz und Unabhängigkeits-Streben (Trennungs-Ambivalenz) Gestörtes Urvertrauen Anfall als Schrei oder Weinen nach der Mutter bei gleichzeitigem Sich-Wehren gegen diese Entstehung im ersten Lebens-Jahr (Freud) Hyperventilations-Tetanie Angst-Neurose, von der hauptsächlich jüngere Frauen betroffen. Zur Angst-Abwehr Polypnoe und Hyperventilation, die aber nicht bewusst wird. Wird mit Angst vor Dyspnoe und Angst, zu ersticken in Verbindung gebracht. In Plastik-Tüte atmen lassen, um CO²-Gehalt zu erhöhen, bzw. Abbau der Hypocalciämie. Tetanie als Absterben der Finger (Krampf der Finger-Beuger), Kraftlosigkeit, Fisch-Maul (tonische Kontraktion der mimischen Muskulatur) taube Lippen, trockener Mund, HerzKlopfen, Patienten stehen neben sich mit Gefühl der Unwirklichkeit Heuschnupfen und Allergien Somatoforme anhaltende SchmerzStörungen inkl. Kopf-Schmerzen (F 45.4) F45 Schmerz-Zustände mit vermutlich psychogenem Ursprung, die im Verlauf depressiver Störungen oder einer Schizophrenie auftreten, sollten hier nicht berücksichtigt werden. Exkl.: Rückenschmerzen o. n. A. (M54.9-) Schmerz: akut (R52.0) chronisch (R52.2) therapieresistent (R52.1) Anhaltende somatoforme Schmerz-Störung (F45.40) F45 Die vorherrschende Beschwerde ist ein andauernder, schwerer und quälender Schmerz, der durch einen physiologischen Prozess oder eine körperliche Störung nicht hinreichend erklärt werden kann. Der Schmerz tritt in Verbindung mit emotionalen Konflikten oder psychosozialen Belastungen auf, denen die Hauptrolle für Beginn, Schwere-Grad, Exazerbation (Verschlechterung) oder Aufrechterhaltung der Schmerzen zukommt. Die Folge ist meist eine beträchtlich gesteigerte persönliche oder medizinische Hilfe und Unterstützung. Mindestens 6 Monate. Inkl.: Psychalgie, Psychogen: Kopfschmerz, Rücken-Schmerz, somatoforme SchmerzStörung Exkl.: Spannungs-Kopf-Schmerz (G44.2) Kopf-Schmerzen sind das häufigste Gesundheits-Problem (Kosten in Deutschland ca. 7 Milliarden € pro Jahr). Prävalenz: Episodische Kopf-Schmerzen vom Spannungs-Typ 70 %, bei Migräne 15% (Erstmanifestation meist nach 40. LJ) Unterteilung in idiopathische (Migräne, Spannungs-Typ, Cluster). Mehr als 90% aller Kopf-Schmerzen sind idiopathischen Ursprungs, also ohne erkennbare somatische Ursache. symptomatische Kopf-Schmerzen (Kopf- oder HWS-Trauma, Gefäß-Störungen in Kopf und Hals, Substanz und deren Entzug, Infektion, Stoffwechsel-Erkrankung, Schädel-Erkrankung, kraniale Neuralgien). KopfSchmerzen können also auch Leit-Symptom einer potenziell gefährlichen Krankheit sein. Symptom Kopfschmerz bedarf besonderer Abklärung. Bei Verdacht auf symptomatischen Kopfschmerz sind fachärztliche Untersuchungen zu veranlassen. Plötzliches Auftreten stärkster Hinter-Kopf-Schmerzen mit Erbrechen kann auf eine Hirn-Blutung (Schädel-Trauma – 4%) hinweisen. Massive Kopfschmerzen mit Übelkeit und Rötung des Auges können für einen Glaukom-Anfall (Grüner Star) sprechen. Knochen-Metastasen im Bereich des Schädel-Daches. Hypertonie. Bei Infektionen oder Fieber (häufig – 63%). Stoffwechsel-Störungen (22%). Vorsicht vor Hirn-Tumor bei Kopfschmerz und Migräne. psychiatrische Störungen als Somatisierungs-Störungen (F45.4) und psychotische Störungen (F20 und F30) Chronische Schmerz-Störung mit somatischen und psychischen Faktoren (F45.41) F45 Im Vordergrund des klinischen Bildes stehen seit mindestens 6 Monaten bestehende Schmerzen in einer oder mehreren anatomischen Regionen, die ihren AusgangsPunkt in einem physiologischen Prozess oder einer körperlichen Störung haben. Psychischen Faktoren wird eine wichtige Rolle für Schwere-Grad, Exazerbation (deutliche Verschlechterung) oder Aufrechterhaltung der Schmerzen beigemessen, jedoch nicht die ursächliche Rolle für deren Beginn. Der Schmerz verursacht in klinisch bedeutsamer Weise Leiden und Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen FunktionsBereichen. Der Schmerz wird nicht absichtlich erzeugt oder vorgetäuscht (wie bei der vorgetäuschten Störung oder Simulation). Schmerz-Störungen insbesondere im Zusammenhang mit einer affektiven, Angst-, Somatisierungs- oder psychotischen Störung sollen hier nicht berücksichtigt werden. Exkl.: Andauernde Persönlichkeits-Änderung bei chronischem Schmerz-Syndrom (F62.80) Psychologische Faktoren oder Verhaltens-Faktoren bei anderenorts klassifizierten Krankheiten (F54) Sonstige Somatoforme Störungen (F45.8) Hier sollten alle anderen Störungen der Wahrnehmung, der Körper-Funktion und des Krankheits-Verhaltens klassifiziert werden, die nicht durch das vegetative Nerven-System vermittelt werden, die auf spezifische Teile oder Systeme des Körpers begrenzt sind und mit belastenden Ereignissen oder Problemen eng in Verbindung stehen. Inkl.: Psychogen: Dysmenorrhoe (Regel-Schmerzen), Dysphagie (SchluckStörungen), "Globus hystericus„ (Kloß im Hals), Pruritus (Juckreiz), Tortikollis (Schiefhals), Zähne-Knirschen F45 Erschöpfungs-Syndrom (F48) F45 Im Erscheinungs-Bild zeigen sich beträchtliche kulturelle Unterschiede. Zwei Hauptformen überschneiden sich beträchtlich. Bei einer Form ist das Haupt-Charakteristikum die Klage über vermehrte Müdigkeit nach geistigen Anstrengungen, häufig verbunden mit abnehmender Arbeits-Leistung oder Effektivität bei der Bewältigung täglicher Aufgaben. Die geistige Ermüdbarkeit wird typischerweise als unangenehmes Eindringen ablenkender Assoziationen oder Erinnerungen beschrieben, als KonzentrationsSchwäche und allgemein ineffektives Denken. Bei der anderen Form liegt das Schwergewicht auf Gefühlen körperlicher Schwäche und Erschöpfung nach nur geringer Anstrengung, begleitet von muskulären und anderen Schmerzen und der Unfähigkeit, sich zu entspannen. Bei beiden Formen finden sich eine ganze Reihe von anderen unangenehmen körperlichen Empfindungen wie Schwindel-Gefühl, Spannungs-Kopf-Schmerz und allgemeine Unsicherheit. Sorge über abnehmendes geistiges und körperliches Wohlbefinden, Reizbarkeit, Freudlosigkeit, Depression und Angst sind häufig. Der Schlaf ist oft in der ersten und mittleren Phase gestört, es kann aber auch Hypersomnie im Vordergrund stehen. Inkl.: Ermüdungs-Syndrom Exkl.: Asthenie o. n. A. (R53) Benigne myalgische Enzephalomyelitis [postvirales Müdigkeits-Syndrom] (G93.3) Burn-out-Syndrom (Z73) Psychasthenie (F48.8) Unwohlsein und Ermüdung (R53) Haltung, Ernährung, verspannte Regionen (VR) und Psychosomatik Die Texte in diesem Abschnitt basieren • zum einen auf dem Buch von Helga Pohl: „Unerklärliche Beschwerden? Chronische Schmerzen und andere Leiden körpertherapeutische verstehen und behandeln“ aus dem Jahr 2010 • zum anderen aus Mitteilungen und schriftlichen Informationen von Ebba Boyesen (Biodynamik) Verspannungen als Dauer-Kontraktionen Körper-Haltungen Körper-Segmente und EntwicklungsHypothesen (Biodynamik) Bereiche des Körpers Wege aus der Verspannung Verspannungen (V) als Dauer-Kontraktionen Allgemein Somatosensorik – der Spürsinn Psychosomatische Missempfindungen Sensomotorik und Gefühle 1 Sensomotorik und Gefühle 2 Sensomotorik und Gefühle 3 Sensomotorik und Gefühle 4 Verspannungs-Ursachen im Zusammenhang Verletzungen und anderen Traumata Dumme Angewohnheiten Äußere Faktoren Emotionale Dauer-Belastungen Imitation verspannter Vorbilder Antreiber, Dauer-Stress und Leistungs-Druck Bewegungs-Mangel Ungesunde Sport-Arten Biochemische Faktoren Folgen der Verspannung 1 Folgen der Verspannung 2 Folgen der Verspannung 3 VR Allgemein V Alle funktionellen Bewegungs-Einschränkungen funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Kann sich jemand nicht nach vorn beugen, werden seine verspannten, verkürzten Rücken-Muskeln nicht lang genug. Kann jemand seinen Arm seitlich nicht vom Körper wegheben, sind Muskeln verspannt, die den Arm zum Körper hingezogen halten. Kann jemand das Knie nicht voll beugen, sind die Muskeln verkürzt und verspannt, die das Knie strecken. Kann jemand sein Bein nicht voll strecken, müssen die Beuger oder das Bindegewebe auf ihnen dauerhaft verkürzt sein. Bei allem Schädlichen und Bedrohlichen verschließt sich der Organismus und zieht sich zusammen und zurück (Schreck-Reflex). Er zieht sich zusammen, wenn er via SinnesOrgan etwas negativ erlebt oder auch nur zu erleben erwartet. Zu den negativen Reizen zählen Verletzung, Lärm, Kälte, starke Hitze, ein Knall, grelles Licht, Gleichgewichts-Verlust, ein abscheulicher Anblick, ekelhafte Gerüche und Geschmacks-Empfindungen, plötzliche Bewegungen gegen die verspannte Muskulatur, ein Schlag, etwas, das auf uns zu rast, atmosphärische Störungen, schlimme Nachrichten, bedrohliche und belastende Ereignisse – plötzlich und langfristig. Wir empfinden Entsetzen, Erstarren, Schmerz, Angst, Ärger, Ekel, inneren Widerwillen, Kälte, Übelkeit, Bedrückung, Spannungs-Gefühle und trennen nicht zwischen Körper und Seele. Alle positiven Sinnes-Eindrücke wie Wärme, Licht, melodiöse Laute, Düfte, Wohlgeschmack, sanfte Berührung sind mit Entspannung, Wohlgefühl und lockerer harmonischer Bewegung verbunden. Somatosensorik – der Spürsinn V Unsere vielfältigste, aber am wenigsten bewusste Sinnes-Empfindung ist die Somatosensorik, der Spürsinn. Jedoch ist der Spürsinn bei den meisten Menschen längst nicht so geschult und differenziert wie die anderen Sinnes-Wahrnehmungen. Wir überspüren viel mehr als wir überhören oder übersehen. So setzen wir z. B. Essen, Nikotin oder Alkohol zur Spannungs-Reduktion ein, nehmen aber die vorangegangene körperliche Anspannung, gegen die wir diese Stoffe einsetzen, gar nicht klar wahr. Spürrezeptoren sitzen im Bindegewebe, in den Muskeln und in der Haut. Sie sind Mess-Fühler für Druck-, Zug- und Temperatur-Unterschiede. Vor allem informieren sie uns als Propriozeption, als Eigenwahrnehmung. Man kann die eigene Bewegung in allen Variationen und an allen Körper-Teilen ebenso spüren wie die Position des Körpers und seiner Teile im Raum, das Zugehörigkeits-Gefühl der einzelnen Körper-Teile zum eigenen Körper sowie das Gewicht der eigenen Körperteile und der Dinge, die man hebt oder schiebt. Wir empfinden Oberflächen-Strukturen wie rauh, glatt, weich. Hart, Anspannung und Entspannung, Kälte und Wärme, Konturen und Richtungen. Wir spüren Hunger und Schmerz, sexuelle Empfindungen, Berührtwerden und Berühren, Zärtlichkeit und Geborgenheit, Vertrauen und Alarmiertsein, Müdigkeit und Wachheit, Schwere und Leichtigkeit, Jucken und Kratzen, Anstrengung, Mühsal. Leichtigkeit und eigene Kompetenz, Angst, Bedrückung, Freude, Glück und viele andere Emotionen. Psychosomatische Missempfindungen V Viele psychosomatische Missempfindungen haben ihren Ursprung in Verspannungen des Bindegewebes. Bindegewebe kann, wenn es fest ist, Bewegung verhindern. Es ist, als stecke der betroffene Körper-Teil in einer zu engen Folie. Dazu gehören unter anderem diffuse Spannungs-Gefühle chronische Übelkeits-, Völle-, Leere- und Angst-Gefühle Entfremdungs- und Unwirklichkeits-Gefühle (gegenüber der Welt, der eigenen Person, einzelnen Körper-Teilen) Kitzel- und Juck-Gefühle (im Hals, im Knie usw.) inadäquate Gefühle von Dicksein (wie bei Magersucht) Fremdkörper-Gefühle (im Hals, im Ohr, unter der Fuß-Sohle, im Anus usw.) Temperatur-Überempfindlichkeit (Kälte, seltener Hitze, wird als quälend oder schmerzhaft empfunden) inadäquate Kälte- und Hitze-Gefühle an Körper-Teilen Berührungs-Empfindlichkeit (fast schmerzhaftes Spüren leichtester Berührungs-Reize) Brennen (z. B. des Rückens, der Fuß-Sohlen, der Harn-Röhre) Den Schmerz aus dem Bindegewebe erkennt man daran, das er flächig und oft quer zum Muskel-Verlauf gezeigt wird. Er ist diffuser, oft „hell“, brennend und „nervend“. Man findet verspannte Partien durch Anschauen (Haut oft unregelmäßig, eingezogen, spannt und bildet Dellen) und Ertasten sowie durch Nachahmung von Bewegung und Haltung. Sensomotorik und Gefühle 1 V Sensorik und Motorik sind zwei Seiten des gleichen Lebens-Vorgangs. Bewegung und Sinnes-Empfindung steuern sich wechselseitig. Zusammen bilden sie ein System, das alle unsere willkürlichen und unwillkürlichen Aktionen und Reaktionen beinhaltet. Systemische Beziehungen sind keine Ursache-Wirkungs-Beziehungen, sondern bestehen als Rückkoppelungs-Systeme, Kries- und Spiral-Prozesse: Die Bewegung dient der Sinnes-Wahrnehmung. Die Sinnes-Wahrnehmung dient der Bewegung. Je differenzierter ein Lebewesen, desto differenzierter ist seine Sensomotorik. An uns selbst können wir unterschiedliche Spannungs- und Lockerungs-Muster als Gefühle und Handlungs-Motivationen registrieren. Gefühle sind gespürte Bewegungen bzw. Bewegungs-Einschränkungen, mit denen wir auf unsere äußere Welt reagieren. Was wir spüren, beeinflusst wiederum unsere Bewegungs-Richtung – zur Welt hin oder von der Welt weg. In Erwartung negativer Erfahrungen wappnen wir uns muskulär. Bleibende Anspannung ist als Starr- und Eng-Werden mit einem unangenehmen Gefühl und Rückzugs-Verhalten verbunden. Entspannung hingegen lässt Menschen weit werden. Der Körper lockert sich. Beatmung und Durchblutung werden besser. Man öffnet sich und ist zugewandt. Aus positiv wie aus negativ empfundenen Sinnes-Eindrücken lernt der Organismus, indem er auf neuromuskulärer Grundlage Erwartungen und Handlungs-Bereitschaften für die Zukunft ausbildet. Sensomotorik verbindet Körper und Seele miteinander. Sensomotorik und Gefühle 2 Sensomotorik verbindet Körper und Seele miteinander. Kein Mensch kann sich nur mit seiner Seele verhalten. Er braucht den Körper, er braucht die Bewegung dazu – immer und unter allen Umständen. Umgekehrt wäre natürlich unser Körper ohne unsere psychischen OrganisationsFormen wie Intentionen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, ohne Planung, Koordination und Kognition, ohne strukturierende Gefühls-Bewegungen, ohne gelernten Umgang mit der Schwerkraft nur ein hilflos zuckendes Bündel Fleisch, das nicht die simpelste Handlung zuwege brächte. Alles, was wir mit unserer Muskulatur tun, hat eine Rückkopplung auf unser Befinden. Nichts ist schlimmer, als mit starren, unbeweglichen Muskeln verharren zu müssen (Immobilisierungs-Reaktion des dorsalen Vagus). Sobald wir mit bewegter Muskulatur aktiv Einfluss nehmen können (Flucht oder Kampf auf Basis des Sympathikus), fühlen wir uns besser. Wir bewegen uns nicht nur so, wie wir uns fühlen, sondern wir fühlen uns auch so, wie wir uns bewegen. Anspannung Entspannung hohes Erregungs-Niveau Angst, Aufgeregtheit, Nervosität, Gefühl, platzen zu müssen Freude, angenehmes Aufgekratztsein, Energie, Taten-Drang geringes Erregungs-Niveau Bleierne Müdigkeit, Erschöpfung, Depression Innerer Frieden. Heiterkeit, in sich ruhen, wohlige Müdigkeit V Sensomotorik und Gefühle 3 V Unsere Gefühle basieren auf Körper-Sinnes-Empfindungen. Wenn wir auf sie achten, können wir daher ohne Weiteres sagen, wo im Körper wir Angst, Bedrückung, Schmerz oder Freude empfinden. Gehirn Sensorik Motorik Körper Schmerz ist nie nur körperlich. Er trifft uns als Person. Die Inselrinde im Hirn macht keinerlei Unterschied zwischen Körper und Seele. „Seelischer Schmerz“ nach Zurückweisung wird in dieser Hirn-Region genauso registriert wie körperlicher Schmerz. Die Unterscheidung in Körper und Seele ist damit auch neurobiologisch hinfällig. Angst ist nie nur seelisch. Sie trifft den ganzen Organismus. Angst ist genauso körperlich wie Schmerz. Schmerz ist genauso emotionale wie Angst. Wir halten Schmerz nur deshalb eher für körperlich, weil seine Lokalisation in der Regel präziser ist. „Achtung, genau an dieser Stelle ist die Gefahr“, sagt der Schmerz. Angst warnt allgemeiner, dass Gefahr im Verzug ist. Bei Schmerz-Angst trifft beides zu. Sieht man Gefühle als kreisförmigen Informations-Fluss zwischen Körper und Gehirn, zwischen Sensorik und Motorik, gehen die beiden konträr gedachten Sicht-Weisen („Der Körper fühlt.“ versus „Das Gehirn fühlt“) darin auf. Bei der Verbindung Körper-Gehirn-Gefühl spielen auch chemische Prozesse ein Rolle. Darauf beruht die Wirkung von Schmerz-Mitteln und Psychopharmaka. Sensomotorik und Gefühle 4 V Positive Gefühle sind flüchtig, denn sie sind an Bewegung gebunden. Eine chronische Freude gibt es nicht. Auch negative Gefühle können flüchtig sein, wenn die Spannung in der Muskulatur und im Bindegewebe einschließlich der chemischen Prozesse mit der momentanen Gefahr vorübergeht. Negative Gefühle können sich aber auch festsetzen. Wenn Schädigung, Bedrohung oder Belastung zu stark sind, zu lange dauern, sich zu oft wiederholen, sich nicht abstellen lassen, wenn wir dauernd gegen die Schwerkraft ankämpfen müssen, können wir nicht anders, als unsere Muskulatur in dauernder Anspannung zu halten. Die Chronizität von Schmerz, ängstlicher Grundstimmung und Niedergeschlagenheit liegt an der Dauerhaftigkeit der Anspannung. Der Prozess der Erstarrung geschieht allerdings meist schleichend, so dass er sich dem Bewusstsein entzieht. Die Anspannung wird allmählich zur unwillkürlichen Gewohnheit, die in tieferen unbewussten Gehirn-Teilen gespeichert wird. Schließlich kommt es zu strukturellen Verfestigungen, Verhärtungen in der Muskulatur und im Bindegewebe, die dadurch schlechter durchblutet, durchlympht, schlechter ernährt und weniger von Abbau-Produkten des Stoff-Wechsels gereinigt werden So entstehen im eigentlichen Wort-Sinne eingefleischte Gewohnheiten, die wir mit unserem Bewusstsein nicht mehr erreichen können. Die unwillkürliche Verspannung ist – im Unterschied zur momentanen Anspannung – willkürlich nicht mehr zu lösen. Da hilft kein bewusstes Lockerlassen mehr. Verspannungs-Ursachen im Zusammenhang Verletzungen und andere Traumata dumme Angewohnheiten äußere Faktoren emotionale Dauerbelastungen Imitation verspannter Vorbilder Antreiber, Dauerstress und Leistungs-Druck Bewegungs-Mangel ungesunde Sport-Arten biochemische Faktoren V Für Dauerkontraktionen und daraus resultierenden Beschwerden gibt es in aller Regel nicht eine einzige Ursache, sondern ein ganzes Bündel. Je länger wir leben, desto mehr Gelegenheit haben wir zu Unfällen, Operationen, psychischen Belastungs-Situationen, Fehlhaltungen, zur Entwicklung dummer Angewohnheiten, Bewegungs-Mangel usw. Aus diesem Grund sind alte Menschen im Allgemeinen verspannter als junge und haben folglich auch mehr Beschwerden. Nicht das Alter als solches führt dazu, sondern das, was das Leben an genutzten Verspannungs-Möglichkeiten so mit sich bringt. Die gleichen Beschwerden – z. B. Nacken-Schmerzen – können unterschiedlich entstanden sein: durch falsche SitzPosition, eine ständige ängstliche Erwartung, ein SchleuderTrauma oder eine schreckliche Kindheits-Erfahrung. Das Resultat ist eine Verspannung, d. h. eine eingefleischte Gewohnheit, die sich willkürlich nicht mehr einfach ändern lässt. Klärung der Einzelheiten der Entstehungs-Geschichte ist dann nicht notwendig, wenn die Auflösung der psychophysischen Dauerkontraktion in der Gegenwart reicht. Verletzungen und andere Traumata V Sehr häufig entstehen Verspannungen im Anschluss an psychophysische Traumata, in erster Linie als Folge von Verletzungen. Manche machen sich erst Monate oder Jahre später bemerkbar, da das Gewebe der verletzten Stelle mit der Zeit immer verhärteter, immer undurchlässiger wird. Zu solchen Verletzungen zählen auch offene Wunden, die zu Narben führen. Oft gibt es im Gebiet der Narben Schmerzen und andere Missempfindungen, die vor allem vom Bindegewebe ausgehen. Häufig entstehen Dauerkontraktionen auch aus Prellungen. Zerrungen führen nicht zum „Ausleiern“ der Muskeln, sondern zu deren Verspannung, denn der Organismus verhindert, dass er auseinandergezerrt wird, indem er alarmiert, wie bei jeder Bedrohung, die Muskeln sofort gewaltig anzieht. Auch Operationen registriert der Organismus als Verletzungen und die dafür erforderlichen Lagerungen als Zerrungen. Zu den Verletzungen, die häufig bleibende Verspannungen hinterlassen, zählen die Schleudertraumata, auch Knalltraumata z. B. durch Explosionen und Kältetraumata durch lange intensive Unterkühlungen. Da wir auf andere Menschen besonders stark reagieren, reagieren wir auch auf von anderen zugefügte Verletzungen besonders nachhaltig, z. B. auf Überfälle, Vergewaltigungen, Folter, schwer und häufige Schläge und sonstige Misshandlungen. Auch bei rein psychisch geltenden Traumata (z. B. wenn man mit ansehen muss, wie eine geliebte Person verunglückt, misshandelt oder getötet wird) ziehen sich die Muskeln bleibend zusammen. Es entsteht eine Schreck-Starre. Betroffen vor allem die Atem-Muskulatur und die Augen. Dumme Angewohnheiten Häufig entstehen Dauer-Kontraktionen durch dumme Angewohnheiten wie einseitiges Tragen oder Hochziehen der Schulter, wenn man mit der Hand etwas zu tun hat, durch Stehen mit Standbein und Spielbein oder das Tragen von Kleinkindern auf einer Hüfte. Diese Gewohnheiten werden so unbewusst, dass sie sich willentlich nicht mehr abstellen lassen. Sie schleifen sich ein, weil Muskeln und Bindegewebe immer mehr in einem bestimmten Spannungs-Muster bleiben. V Äußere Faktoren Da wir uns mit unserem Körper in einer physikalischen Welt bewegen, spielen äußere Faktoren für die Entstehung von Dauerkontraktionen und Fehlhaltungen eine wichtige Rolle. Hierzu zählen z. B. zu hohe oder zu niedrige Arbeits-Platten und Sitzgelegenheiten zu enge Kleidung die Körper-Größe in Relation zur Umgebung, wobei für große Menschen vieles zu niedrig ist. Sie sind besonders gefährdet in Bezug auf Muskel-Spannungen durch vorgebeugte Haltung. wobei für kleine Menschen vieles zu hoch ist. Sie sind eher in Richtung Überaufrichtung und Hohlkreuz gefährdet. Wenn wir unseren Körper stundenlang in eine bestimmte Haltung zwingen, in der wir uns mit abgespannten Muskeln gegen die Schwerkraft behaupten müssen, z. B. am Schreibtisch, programmieren wir Hirn und Körper diesen SpannungsZustand ein. Schließlich müssen wir auch in der Freizeit in diesem Spannungs-Muster verharren und fühlen uns entsprechend unwohl. Diese Ursachen offenbaren sich nicht im Röntgen-Bild und nicht in der KindheitsAnamnese. Sie lassen sich nur durch Eigenbeobachtung feststellen. V Emotionale Dauerbelastungen zunehmend geduckte Haltung Befreiung von DauerKontraktionen V Auch unter dauerhaft belastenden Lebens-Umständen ohne Möglichkeit der aktiven Veränderung kommen wir nicht mehr aus der Spannung heraus. Dazu zählen z. B. LangzeitArbeitslosigkeit, drohender Job-Verlust oder drohende Abschiebung. Unter diesen Umständen bleiben die meisten in ständiger ängstlicher Erwartung vor allem auf der Vorderseite zusammengezogen und entwickeln Magen- und BauchBeschwerden, Kraftlosigkeit und depressive Gefühle. Und wieder beginnt der Teufels-Kreis: Je länger wir in der geduckten Haltung verharren, desto negativer sehen wir die Lebens-Umstände und desto weniger ergreifen wir aktive Maßnahmen zur Veränderung. Doch andersherum gilt auch: Je mehr wir uns aus den DauerKontraktionen befreien können, desto gelassener werden wir und desto eher finden wir Lösungs-Wege. Alle negativen Faktoren wie Vernachlässigung, Aggressionen, bedrohliche Kriegs-Atmosphäre wirken in der frühen Kindheit besonders intensiv. Die resultierenden Verspannungen können sich im Laufe des Lebens immer mehr einspuren. Man braucht nicht immer die Entstehungs-Geschichte aufzurollen. Oft reicht es, die damals entstandene Dauer-Kontraktion heute zu lösen. Imitation verspannter Vorbilder V Da der Mensch bevorzugt auf andere Menschen reagiert und ganz besonders auf Haltung und Bewegung, haben oft ganze Familien die gleich krummbucklige Haltung. Da die Nachahmung unbewusst geschieht, denken viele, die Haltung sei in ihrer Familie genetisch bedingt, und ergeben sich in ihr Schicksal. Bei Menschen, die sich nahestehen oder auch nur nahe sind, synchronisieren sich unbemerkt Atmung und Stimmung. Besonders Depressionen wirken ansteckend, nicht nur, weil man mit einem depressiven Partner selbst nicht viel zu lachen hat, sondern auch, weil man geradezu ein schlechtes Gewissen entwickelt, es sich selbst gutgehen zu lassen, wenn es dem anderen offensichtlich schlecht geht. Also ahmt man ich körperlich nach und fühlt sich bald ähnlich. Die Erfahrung zeigt, dass das Wissen um diese imitativen Vorgänge bei sich selbst allein nicht ausreicht, um sich von den schädlichen Verspannungen zu befreien. Man muss sie körperlich lösen. Antreiber, Dauerstress und Leistungs-Druck Antreiber-Sätze: Streng dich an! Reiß dich zusammen! Sei Tapfer! Halte durch! Beiß die Zähne zusammen! Lass dir nichts anmerken! Sei stark! Halte dich gerade! Durch die Koppelung von Vorstellung und Muskulatur führen diese inneren Formeln zu unbemerkten Dauerkontraktionen. Besonders bei unlösbar erscheinenden Aufgaben löst sich die Anspannung nicht mehr. Häufig drosseln wir dabei unwillkürlich muskulär die Atem-Zufuhr. Durch reduzierte Atmung werden wir weniger leistungsfähig, empfinden alles als anstrengen und sind schließlich völlig erschöpft. Der klassische Weg zum Burnout. Bemerken die Betroffenen das damit einhergehende Anstrengungs-Gefühl noch, halten sie es meist für positiv, den eigenen Werten entsprechend für eine Charakter-Stärke, um die man sich bemühen muss. Das Gefühl von dauerndem Leistungs-Druck geht häufig mit diesen AnstrengungsFormeln einher. Wir erzeugen einen inneren Druck, indem wir die Muskeln mehr als nötig anspannen, weil wir alles auf einmal tun wollen, uns hetzen, nie Pausen machen, überhöhte Ziele haben usw. Nach einer Weile spüren sie die Anstrengung nicht mehr. Dann reicht das Bewusstmachen der inneren Formeln zur Spannungs-Lösung nicht mehr aus. Es bedarf der ergänzenden Körper-Arbeit. V Bewegungs-Mangel Nicht nur, dass unser Muskel-Masse schwindet, wenn wir uns wenig bewegen, nein, sie versteift auch, was gesundheitlich gravierender ist. Jede Art von Ruhigstellung ist gesundheitsschädlich, auch die verordnete. Daher sind orthopädische Korsetts, Geradehalter und Schanz‘sche Kragen bei der Behandlung von Spannungs-Krankheiten besser zu vermeiden. Deutlich sichtbar ist die Auswirkung von Ruhigstellung an Gliedmaßen, die längere Zeit eingegipst waren. Die unbewegten, verkümmerten Muskeln sind starr und verhärtet. Und genauso fühlt sich das Bindegewebe an. Durch die verletzungsbedingte Fehlhaltung setzt sich die Dauerkontraktion in den übrigen Körper fort. Daher sollte man selbst nach Knochen-Brüchen den betroffenen Körper-Teil nur so lange wie unbedingt nötig an der Bewegung hindern. Ruhigstellen und Schonen ist auch für ältere Menschen Gift. Einem alten Menschen alles abzunehmen, was er noch irgendwie selbst tun könnte („Ach lass man, ich mach das schon.“), ist von der Wirkung her Einspuren von Behinderung. Der alte Mensch wird dadurch steifer, unbeweglicher, weniger selbstbewusst und schließlich krank. V Ungesunde Sport-Arten V In unserer Kultur haben viele eine ziemlich gewalttätige Vorstellung von Bewegung. Die normale Alltags-Bewegung zählt nicht dazu. Als Sport gilt nur das, was möglichst schnell, möglichst heftig, möglichst anstrengend, möglichst schweißtreibend und möglichst lang andauernd durchgeführt wird. Der Körper muss beherrscht werden, hat zu gehorchen, wird abgerichtet – Verspannung inklusive. falsches Training Tragischerweise leiden diejenigen, die sich so sehr in FitnessCentern um Gesundheit, Fitness und Aussehen bemüht haben, jetzt unter chronischen Schmerzen, Atmen-Störungen, Magen- und Bauch-Beschwerden, Depressionen und Angst-Zuständen. Häufig sind diese Menschen in einen Teufels-Kreis geraten: je unfitter sie durch falsches Training wurden, desto mehr versuchten sie dagegen anzutrainieren. Zuweilen wird auch bei den meist harmloseren Sport-Varianten der Frauen eine Dauerspannung propagiert. Im Namen der Schönheit soll Bauch- und Gesäß-Muskulatur ständig angespannt gehalten werden (Pilatis). Durch dieses unsinnige Starrhalten von Bauch, Rücken und Gesäß trainiert man sich Bewegungs- und Atem-Einschränkungen an. Das ist das Gegenteil von Fitness, Gesundheit und guter Laune. Biochemische Faktoren Biochemische Faktoren wie Bakterien-Toxine, Hormone und Nahrungs-Stoffe (bekanntestes Beispiel: Magnesium) beeinflussen ebenfalls den Spannungs-Zustand von Muskulatur und Bindegewebe. Daher können auch Infektionen oder bakterielle Blasen- und Prostata-Entzündungen zum Auslöser späterer Verspannungen werden. Sind bereits Dauerkontraktionen vorhanden, können Fehlernährung und Infektionen zum Überschreiten der Schmerz-Schwelle führen. Das macht sich dann z. B. als Glieder-Schmerzen bei Grippe bemerkbar. Weil unter Erhöhung oder Erniedrigung bestimmter Stoffe individuelle Dauerkontraktionen schmerzhaft hervortreten, gibt es auch so unterschiedliche Menstruations-Beschwerden. Sie alle können verschwinden, wenn man die betroffenen Stellen körpertherapeutisch entspannt – trotz veränderter hormoneller Lage. V Folgen der Verspannung 1 Dauerkontraktion Depression Schmerz Missempfindung Angst Zusammenziehen und SpannungsErhöhung Betroffener Muskel Antagonisten Synergisten Schonhaltung V Dauerkontraktionen breiten sich mit der Zeit aus und verschlimmern sich. Jeder stärke Schmerz, jede stärkere Missempfindung lässt uns insgesamt zusammenziehen und führt damit automatisch zur Spannungs-Erhöhung und Minderung der Beweglichkeit des ganzen Körpers. Wir legen nicht nur den betroffenen Muskel still, sondern auch all seine Antagonisten und Synergisten und verbiegen unseren Körper so, wie wir es noch am ehesten aushalten. Es entsteht eine Schonhaltung, in der wir gegen die Schwerkraft bestehen müssen. Daraus können neue Beschwerden resultieren. Da bei reaktivem Zusammenziehen immer auch die AtemMuskulatur betroffen ist, wird man bei starken anhaltenden Schmerzen – gleich welcher Herkunft – unweigerlich depressiv. Weil nicht nur Schmerz, sondern auch Missempfindungen auf Verspannungen beruhen, treten chronische Angst, Depression und Schmerz häufig zusammen auf, das eine im Gefolge des anderen. Folgen der Verspannung 2 Verspannungen Angstund SchmerzVermeidung Verstärkung der Überempfindlichkeit SchmerzAngst V Verspannte Muskeln und verspanntes Bindegewebe reagieren überempfindlich auf alle negativ empfundenen Sinnes-Wahrnehmungen: Kälte, Lärm, bestimmte Gerüche, aggressive Laute usw. Schon geringe negative Reize lösen an Stellen, wo bereits Übernegative Erfahrungen stattgefunden haben, starke SchmerzempfindSensationen aus. lichkeit Ein verspannter Nacken reagiert jetzt empfindlich auf einen Wind-Zug, einen Wetter-Wechsel, Ärger usw.. Er zieht sich stärker zusammen und schmerzt dann umso heftiger. Verstär- Durch Schmerz-Erfahrungen entwickeln sich Schmerzkung der Ängste. VerspanDann können schon die Erwartung und Vorstellung von nungen Bewegungen oder Berührungen an bestimmten Stellen mit Angst verbunden sein. Wir werden hypersensibel und schalten blitzartig auf SchmerzVermeidung. Erfah Es entsteht ein negativer Kreis-Prozess, eine Art rungen dynamisches Körper-Gedächtnis für Negatives. SchmerzErwartung Aus den Verspannungen gehen in Rücken-Mark und Gehirn laufend Informationen über etwas Unangenehmes, Negatives ein, gegen das wir uns wappnen müssen. Folgen der Verspannung 3 Vermeiden V Genauso wie Menschen bei Phobien ihren Angst-Auslösern ausweichen, versucht jede schmerzgeplagte Person, alle Druckund Zug-Verlagerungen zu umgehen, die durch die Überempfindlichkeit die Schmerzen hervorrufen und verstärken könnten, Durch das Vermeiden von Bewegungen geraten sie in einen Teufels-Kreis von immer größerer Versteifung, was wiederum Empfindlichkeit verstärkt und den Bewegungs-Radius verringert. VerspannungsLösung Kälte verstärkt bei vielen die Beschwerden. Sie werden insgesamt verfrorener, vor allem am bestimmten Stellen. Sie haben gelernt, Verschlimmerungen durch geringfügige Unterkühlung zu vermeiden. Die Überempfindlichkeit und Überreaktion verspannten Gewebes dürfte der Geruchs- und Lärm-Empfindlichkeit bei Migräne ebenso zugrunde liegen wie der Überreaktion bei Allergien, z. B. Heuschnupfen. Insgesamt ist der Organismus ständig auf der Hut, um weitere Traumata dieser Art zu verhindern. Die Betroffenen werden übersensibel und zucken schon bei Reizen zusammen, die nur entfernt an das ursprüngliche Trauma erinnern. Körper-Haltungen (KH) Stopp-Haltung Start-Haltung Start- und/oder Stopp-Haltung Schiefhaltung Hüft-Beugung Hohlkreuz von unten VR Stopp-Haltung (Sto) Schreck und Defensive Akut oder chronisch Ursachen für Stopp-Muster Erscheinung des Stopp-Musters Experiment: Stopp-Muster Erleben und Wirkung im Stopp-Muster Beschwerden auf der Vorderseite KH Schreck und Defensive Sto Die Ausdrücke Stopp-Haltung, "red light reflex", Stopp-Muster oder Rückzugs-Reaktion bezeichnen ein Spannungs-Muster, das uns nach vorn zusammenzieht und beugt. Wie eine rote Ampel unterbricht es alle Handlungs-Intentionen. Diese Stopp-Haltung ist Ausdruck der Körper-Scham, der Angst und des passiven Rückzuges. Mit eingezogener Vorderseite geht der ganze Mensch in die Defensive. Er verschließt sich und zieht sich in sich zurück. Zentrum der Reaktion ist der gerade Bauch-Muskel. Aber auch die Brust-Muskeln, die Iliopsoas-Muskeln im Bauch, die Adduktoren auf der Innenseite der Beine, die Nacken- und Schulter-Muskeln geraten in Spannung. Als unwillkürliche Schutz-Reaktion ist das Muster offensichtlich biologisch vorgegeben, früh in der Evolution entstanden und tief in alten Schichten des Gehirns verankert. Als Schreck-Reflex ist diese Reaktion schon bei Säuglingen auslösbar, wenn man ihnen den tragenden Untergrund entzieht. Tritt das Stopp-Muster akut auf, das uns z. B. ein Schreck durchfährt, halten wir die Luft an, es zieht uns blitzartig den Rumpf vorn zusammen, Arme und Beide bewegen sich zum Körper hin, der Kopf wird in den Nacken genommen. Für den Moment sind wir wie gelähmt und rühren uns nicht mehr. Akut oder chronisch Später tritt das Stopp-Muster akut bei allen negativen Sinnes-Reizen oder als negativ bewerteten Informationen auf, wie z. B. bei plötzlichen lauten Geräuschen bei einem grässlichen Anblick, bei einem plötzlichen starken Schmerz, bei Kälte und Nässe, manchmal auch bei starker Hitze, bei Anpassung an bestimmte physikalische Umgebungs-Bedingungen, z. B. zu niedrige Sitz-Möbel oder Arbeit-Platten, bei schlechten Erlebnissen und Nachrichten, die zum Beispiel führen zu Trauer und Enttäuschung, Schuld- und Scham-Reaktionen, Gefühlen der Demütigung und Unterlegenheit und seelisch empfundenem Schmerz (sich missachtet, verlassen oder betrogen fühlen). Normalerweise ist das Muster so vorübergehend wie die Ereignisse, die es auslösen. Erkenne wir nach dem Schreck, dass die Gefahr gebannt ist, richten wir uns auf uns atmen wieder normal. Bei schwerwiegende traumatischen Erlebnissen und anhaltenden negativen Umständen aber kann sich das Muster festsetzen und zur unwillkürlichen, gewohnheitsmäßigen Anspannung und Haltung werden. Die betreffenden Muskeln sind dann in Dauer-Kontraktion, die sich willentlich nicht mehr lösen lässt. Hält dieser Zustand an, empfinden wir die Enge vorn als Druck, als Platte auf dem Magen oder Stein auf der Brust, als Reifen um den Brust-Korb, als seelischen Schmerz, als Trauer, Bedrückung, Beklemmung. Sto Ursachen für Stopp-Muster Sto Faktoren, die ein Stopp-Muster hervorrufen können, sind: Traumata auf der Vorderseite des Körpers oder des Becken-Bodens wie Verletzungen Bauch-Operationen Vergewaltigungen starke oder lang andauernde Kälte-Einwirkungen anhaltende, als bedrohlich erlebte Situationen, Vorstellungen und Erwartungen (z. B. Gefährdung des Arbeits-Platzes oder ständige Angriffe, denen man sich ausgeliefert fühlt) dauernde Reiz-Überflutung (z. B. im Straßen-Verehr oder am Arbeits-Platz) traumatische Belastung mit negativen Sinnes-Eindrücken (z. B. mit ansehen müssen, wie nahestehende Menschen verunglücken, misshandelt oder getötet werden) chronische Schmerzen dumme Angewohnheiten wie Bauch-Einziehen lang anhaltende physikalische Bedingungen, die eine vorgebeugte Haltung erzwingen unwillkürliches Imitieren von nach vorn gebeugten Mitmenschen (manchmal sind ganze Familien über Generationen krumm und bucklig) Erscheinung des Stopp-Musters Je belastender die Lebens-Umstände, desto mehr ziehen wir uns auf der Vorderseite zusammen. Je mehr wir auf der Vorderseite zusammengezogen sind, als desto belastender Erleben wir die Lebens-Umstände. Extremes Stopp-Muster im Alter: Durch Vorbeugung des Oberkörpers abstützen auf einem Stock. Durch gebeugte Hüft-Gelenke kleinschrittiger Gang mit dünnen Waden, weil Fußgelenke nicht mehr abrollen. Stopp-Muster von der Seite: Der Oberkörper befindet sich vor der senkrechten Linie. Der Oberbauch ist eingezogen und verkürzt. Das drückt den Unterbauch heraus und ergibt einen Rundrücken (Buckel). Die Schultern sind nach vorn und oben gezogen, der Kopf nach vorn und in den Nacken. Hüft-Gelenke und Knie sind leicht gebeugt. Das Gewicht ruht auf Ballen und Zehen. Stopp-Muster von vorn: Der Oberkörper ist verkürzt. Der Kopf scheint aus dem Körper herauszuwachsen. Die Schultern sind hoch und nach vorn gezogen. Die Hände zeigen mit dem Handrücken nach vorn. Die Beine stehen eng zusammen. Sto Experiment: Stopp-Muster Sto Anleitung zur Selbst-Herstellung des Stopp-Musters: Ziehen sie den Bauch ein, vor allem den Oberbauch, und beugen Sie sich damit nach vorn (gerader Bauchmuskel). Legen die den nach vorn gezogenen Kopf in den Nacken (Nacken-Muskeln). Ziehen Sie die Schultern nach vorn (kleine Brust-Muskeln) und in Richtung Ohren nach oben (oberer Trapez-Muskel und Schulter-Blatt-Heber). Drehen Sie die Arme nach innen und bringen Sie sie nah an den Körper, so dass sie vor statt neben dem Körper hängen (große Brust-Muskeln). Die Beine stellen Sie eng nebeneinander (Adduktoren) und beugen sie leicht in den HüftGelenken und damit auch in den Knien (Iliopsoas-Muskeln). Gehen Sie in dieser Haltung eine Weile umher. Sie werden merken, dass Ihr Gesichts-Feld eingeengt ist und Sie nur noch eingeschränkt atmen, Ihr Rumpf steif ist und Ihre Schultern unbeweglich sind, eine expressive Gestik der Arme nicht mehr möglich ist und man sich nicht mehr ausgelassen freuen kann, alles, was ein Heben der Arme über den Kopf erfordert, zum mühsamen Unterfangen wird, durch den angespannten Bauch Ihre Stimme verhalten, weniger kräftig und überzeugend wirkt, Sie sich durch den gesenkten Kopf und Blick dem Kontakt entziehen, sich Ihre ganze Bewegung verlangsamt, Ihre Schritte klein werden und sich Ihre Füße beim Gehen kaum mehr bewegen, Ihr Gang auch deswegen unsicher wird, weil sie zu wenig breitbeinig gehen, im Schneider-Sitz Ihre Beine kaum noch nach außen gehen (Adduktoren), sich alles schwer und mühsam anfühlt und das Ihnen wahrscheinlich auf die Stimmung schlägt Gehen Sie aktiv aus diesem Muster heraus. Erleben und Wirkung im Stopp-Muster Sto Der vorgebeugte Mensch ist nicht hinten zu schwach, sondern vorne zu kurz. Eine vorgebeugte Haltung beeinflusst unsere körperliche und seelische Gesundheit. Sie färbt auf unser ganzes Wesen ab. Auch wenn das Stopp-Muster als Schutz-Reaktion entsteht, fühlt man sich auf Dauer in ihm nicht sicher, sondern unsicher, unwohl, deprimiert, unterlegen und schutzbedürftig, Wähnt man sich angegriffen, gestresst und bedroht, dann reagiert die ohnehin empfindliche Körper-Region noch stärker: es zieht sich einem der Magen zusammen, das Herz klopft aufgeregt und man spürt einen Kloß im Bauch. Man bleibt auf der Hut, kann missmutig, ängstlich und misstrauisch werden, alles negativ sehen und sich nichts mehr zutrauen. Der einzige Schutz, den diese Haltung auf Dauer gewährt, besteht darin, dass man nichts mehr riskiert, denn die Überempfindlichkeit der angespannten Muskeln der Vorderseite wirkt wie ein Frühwarn-System, und die Beschränkung der Atem-Muskulatur führt zur Lethargie. Insgesamt wirken Menschen im Stopp-Muster eher zurückgezogen, unterwürfig, interesselos, introvertiert, abgeschaltet, leidend, gebrochen, wenig selbstbewusst, hilflos, wehrlos und werden eher übersehen und übergangen. Das Stopp-Muster ist die Opfer-Haltung par excellence. Beschwerden auf der Vorderseite Sto Fast alle Menschen mit Beschwerden an der Vorderseite sind im Stopp-Muster. Für bleibende Erfolge muss das ganze Muster behandelt werden. Vorn gibt es seltener Schmerzen als im Rücken, dafür aber häufiger Missempfindungen wie Übelkeit, Völle-Gefühl, Angst und Bedrückung. Wie immer gehen die Missempfindungen mit Bewegungs-Störungen einher, hier in erster Linie mit Atem-Einschränkungen. Das bedeutet: Nicht nur die eigentlichen Atem-Störungen, sondern auch alle Herz- und Magen-Beschwerden, alle Bauch-Schmerzen, alle Druck-Gefühle vorn, jede chronische Übelkeit, Ängste und Depressionen sind stets mit Verspannungen in oder auf der AtemMuskulatur verbunden. Brust-Korb und Bauch bewegen sich da am wenigsten, wo die Angst, die Übelkeit usw. innen empfunden werden. Einteilung der Ängste in Phobien, Panik-Attacken, generalisierte Angststörung usw. interessiert weniger. Wir fragen die Entspannung suchenden Personen, wo sie ihre Angst spüren und was genau sie da spüren. Dahinter steckt die Überzeugung, dass die Personen eigentlich nicht vor Hunden, Spinnen, der Höhe, anderen Menschen, dem Leben usw. Angst haben, sondern vor ihren unerträglichen körperlichen Reaktionen darauf. Wegen der engen Wechsel-Wirkung von Atmung und Gefühl ist immer auch die Stimmung beeinträchtigt. Das Wichtigste bei der körpertherapeutischen Behandlung depressiver Personen ist die Befreiung der Atem-Muskulatur und der gesamten Vorderseite. Zur Befreiung von schwarzen Gedanken müssen außerdem oft der Nacken und die Ansätze der NackenMuskeln am Kopf entspannt werden. Start-Haltung (Sta) Start-Muster-Fehlhaltung Experiment: Start-Muster Erleben und Wirkung im Start-Muster Ursachen für Start-Muster 1 Ursachen für Start-Muster 2 Ursachen für Start-Muster 3 Schmerzen und Bewegungs-Einschränkungen KH Start-Muster-Fehlhaltung Sta Die Start-Muster-Fehlhaltung ist sehr verbreitet, besonders unter Männern. Sie ist eine überaufgerichtete Hohlkreuz-Haltung, bei der durch Dauerspannung der meisten Rücken-Muskeln der Oberkörper nach hinten gezogen ist. Sie ist Hauptursache für Schmerzen im unteren Rücken. Folgende Haltungs-Charakteristika: Man steht zurückgelehnt (lange und kurze Rücken-Strecker, breite Rücken-Muskeln, große Gesäß-Muskeln) Dadurch ist die Lenden-Wirbel-Säule stärker als normal konkav nach vorn gebogen, ist ein Hohlkreuz sichtbar, befindet sich die Mitte der Schulter weiter hinten als die Hopsen-Naht, steht der Bauch heraus, liegt das Gewicht auf den Fersen, ist der ganze Rücken starr. Die Schultern sind nach hinten gezogen (Trapez-Muskeln) Bauch und Brust-Korb sind nach vorn herausgestreckt Die Hüft-Gelenke sind gestreckt und die Po-Backen angespannt (große Gesäß-Muskeln) Der Stand ist breitbeinig, die Beine sind außenrotiert, zeigen mit den Fußspitzen nach außen (Außenrotatoren der Beine im Gesäß) Die Knie sind durchgedrückt (Quadrizeps am Oberschenkel vorn) Experiment: Start-Muster Sta Anleitung zur Selbst-Herstellung des Start-Musters: Lehnen Sie den Oberkörper mitsamt Kopf zurück. Ziehen sie die Schulter-Blätter nach hinten Richtung Wirbel-Säule Spannen Sie die Gesäß-Muskeln an Drehen Sie die Beide so, dass die Füße im Winkel von 45 Grad oder mehr nach außen stehen Drücken Sie die Knie durch Gehen Sie so ein bisschen herum. Dabei kommen Sie sich möglicherweise steif vor. Das merken Sie aber nicht, wenn das Ihre übliche Haltung ist. Überprüfen Sie: Wenn sie im Hohlkreuz stehen, sind Sie von anderen sehr viel leichter wegzudrücken und aus der Balance zu bringen, als wenn Sie entspannt aufrecht stehen. Erleben und Wirkung im Start-Muster Sta Die zurückgebeugte Haltung fällt in unserer Gesellschaft viel weniger auf als die vorgebeugte. Sie ist eher kulturkonform. Wie das Stopp-Muster hat auch das Start-Muster einen AusdrucksCharakter. Je nach Situation wirkt man in der überaufgerichteten Haltung auf andere präsent, leistungsorientiert, in Habacht-Stellung, erfolgreich, angestrengt, diszipliniert, nicht locker, dominant, Vertrauen einflößend, arrogant, beherrscht, imposant, selbstbewusst, unbeugsam, unnachgiebig, unflexibel, starr, stur wie ein Panzer. Man präsentiert sich mutig, gebieterisch und kämpferisch. Man beweist Rückgrat und kann anderen beeindrucken. Betroffene empfinden das Start-Muster als Position der Stärke. Ein Irrglaube, denn entspannt, zentriert und aufrecht ist man viel stärker. Dem Start-Muster wohnt oft ein Element des Erzwingens inne. Zwang ist die Übernehme von Fremd-Motivation mit gleichzeitigem inneren Widerstand. Dadurch entsteht das Gefühl der Anstrengung, das unbemerkt zum Bestandteil der Haltung selbst wird. Je stärker der Wille, desto schlechter der Rücken (hartnäckig, unbeugsam). Ursachen für Start-Muster 1 Sta Eine chronisch zurückgebeugte Haltung, die wie das Stopp-Muster eine Form der Zurückhaltung ist, kann entstehen als Verfestigung emotionaler Reaktionen Als emotionale Reaktion kann man ein kurzfristiges Innehalten beim Rückwärtsbeugen des Oberkörpers beobachten bei Perplexsein, äußerstem Erstaunen und Schreck, bei Ekel, Abscheu und schlechtem Geruch, bei Skepsis und Widerwillen, bei Empörung, Verachtung und Wut bei Hochmut und Arroganz (wenn gleichzeitig der Kopf in den Nacken gelegt, die Nase also hoch getragen wird) als Droh- und Einschüchterungs-Gebärde, um sich Autorität zu verschaffen, als Bereitstellungs-Aktion für eine Kampf-Handlung durch dumme Angewohnheiten, wenn man, dabei ins Hohlkreuz gehend, sich immer bewusst „gerade“ hinsetzt, militärisch strammsteht, zivil „Haltung bewahrt“ männliches Imponier-Gehabe und weibliches Posieren entwickelt. durch falsche Aufrichtungs-Versuche, wenn man sich z. B. gerade Halten will bei angespannten Bauch-und Brustmuskeln, was nicht aufrecht ist, sondern nur so ähnlich aussieht. nach Traumata, z. B. als Folge von Unfällen, bei denen es einen nach hinten reißt oder wenn man sich den Kopf vorn hart stößt. Ursachen für Start-Muster 2 Sta Eine chronische Anspannung der Rücken-Muskeln entsteht häufig als permanente Leistungs-Reaktion auf ständige Anforderungen und unter unangenehmen Umständen, denen man mit Durchhalten, passivem Widerstand oder einer Verweigerungs-Haltung begegnet. Auch bei forcierter Selbst-Behauptung stemmt man sich gegen etwas nach hinten, während gesundes Selbst-Bewusstsein sich gegen niemanden richtet und sich in der Vertikalen abspielt. In unserer zivilisierten Welt werden Kämpfe kaum mehr körperlich ausgetragen, so dass die Bereitstellungs-Reaktion zwar noch stattfindet, die Bewegung zum Lösen der Spannung aber ausbleibt. Das Muster wird auch chronisch, wenn ein Mensch, z. B. viele Lehrende, ständig die „Löwenbändiger-Positur“ einnimmt, um einer Bedrohung durch das Publikum etwas entgegenzusetzen. Unter all diesen Umständen hält man die Bewegung nach vorn zurück. Wird die Reaktion längere Zeit beibehalten oder häufig weiderholt, kann man allmählich in einer gewohnheitsmäßigen Hohlkreuz-Haltung erstarren. Vor allem, wenn die negativen Einflüsse, auf die man reagiert, nicht verschwinden, kann sich das Start-Muster als geronnene Stress-Situation festsetzen. Ursachen für Start-Muster 3 Sta Als äußere Faktoren, die zum Star-Muster führen können, kommen in Betracht: Stehen oder sitzen am Arbeits-Platz mit einer Arbeit zu dicht vor sich Viele Musiker, die ein Instrument vor sich halten, lehnen sich beim Spielen zurück. Auch bei Dirigenten ist die Haltung häufig. Unkorrigierte Weitsichtigkeit führt ebenfalls dazu, dass man mit Kopf und Oberkörper auf Abstand geht, d. h. sich im unteren Rücken zurückbeugt. Auch größere Bäuche mit Übergewicht nach vorn infolge von Überernährung oder Schwangerschaft veranlassen viele, den Oberkörper nach hinten zu schieben. Allerding steht der Bauch dadurch noch weiter hervor. Kreuz-Schmerzen sind die Folge. Kleine Menschen sind besonders gefährdet, da sie sich mit ihren Versuchen, größer und damit wichtiger zu wirken, aufplustern müssen. Schon der ständige Umgang mit großen Menschen genügt, um die Kleinen ins Start-Muster zu bringen, denn sie müssen sich beim Blick-Kontakt ständig zurücklegen. Schmerzen und Bewegungs-Einschränkungen Sta Am häufigsten sind Schmerzen im unteren Rücken. Wird der Schmerz im unteren Rücken quer gezeigt, kommen die Schmerzen vor allem aus dem Bindegewebe. Die Kreuz-Schmerzen verstärken sich oft bei längeren Stehen, aber auch nach langsamen, häufig unterbrochenem Gehen wie beim Einkaufs-Bummel oder im Museum. Außerdem gibt es Gesäß-Schmerzen, Kreuz-Bein-Schmerzen, Schmerzen an den Iliosakralgelenken, Schmerzen an der Lenden-Wirbel-Säule und Schmerzen zwischen den Schulter-Blättern. An Bewegungs-Einschränkungen gibt es vor allem eine allgemeine Steifigkeit. Außerdem sind Vorwärts-Beugung, Rumpf-Drehung und Knie-Beugung nur begrenzt möglich. Besonders schmerzhaft ist meist das Vorbeugen im Oberkörper, wenn der untere Rücken unter Dehnspannung gerät. Schaukelt sich der Schmerz im unteren Rücken allmählich in die Höhe, tut schließlich jede Rumpf-Bewegung weh, selbst die kleinste Vibration im Auto. Durch die außenrotierten Beine und die durchgedrückten Knie führt ein Start-Muster häufig zu Knie-Schmerzen, OberschenkelSchmerzen vorn, Waden-Schmerzen, Achilles-Sehnen-Schmerzen, Fersen-Schmerzen und Schmerzen an den Großzehen-Ballen. Start- und/oder Stopp-Haltung Stopp-Haltung Start-Haltung Sich wegducken Rückgrat beweisen Flucht Kampf Rückzug Standhalten Sehr oft ist eine vorgebeugte Stopp-Haltung Auslöser für frühe Erziehungs- und spätere Selbst-Erziehungs-Maßnahmen („Lass dich nicht so gehen.“ „Halte dich gerade.“), die zu einer Dauerkontraktion der Rücken-Muskeln führen. In falschen Aufrichtungs-Versuchen zieht man Oberkörper und Schultern nach hinten. Weil die vorgebeugte Haltung aber kein Sich-gehen-Lassen ist, sondern eine Verspannung der Vorderseite, löst sich der Rundrücken durch Anspannen der Rückseite nicht. Man schiebt ihn nur nach hinten und bekommt zusätzlich ein Hohlkreuz. Der Kopf ist weiterhin vorn. Der Bauch bleibt angespannt. Die Schultern sind schmal. Der untere Rücken ist stärker als normale gebogen. Man hat eine doppelte Fehlhaltung: Stopp- und Start-Muster in einem. Das ist die häufigste Fehlhaltung überhaupt. KH Schiefhaltung KH Wenn durch eine Verletzung das Auftreten auf einer Seite schmerzhaft wird oder eine Seite unsicherer und wackliger ist, kann der ganze Mensch schief werden. Schiefhaltung von oben als Folge von Arm- und SchulterProblemen. Automatisch tun wir alles, um die Gewichts-Belastung auf der betroffenen Seite so gering wie möglich zu halten. Humpeln wird zur Schutz–Maßnahme, die wir mit Hilfe der Rumpf-Muskulatur ausführen. Diese Schon-Haltung behalten wird auch dann noch bei, wenn die Bein-Verletzung längst abgeheilt ist. Durch Verkürzung der seitlichen Taillen-Muskulatur entstehen automatisch: ein Becken-Schiefstand, eine Pseudo-Bein-Verkürzung (zu kurze Beine werden hochgezogen gehalten) und eine Skoliose (Wirbel-Säulen-Verkrümmung), also eine seitliche Verbiegung der Wirbel-Säule. Eine solche Schiefhaltung kann durch die simple Angewohnheit entstehen, immer auf dieselbe Weise mit Stand- und Spiel-Bein zu stehen (Einbein-Steher). Schiefhaltung von unten als Folge einbeinigen Stehens. Frauen bekommen solche Schiefhaltung durch einseitiges Tragen der Kleinkinder auf der Hüfte meist auf der linken Seite, damit die Rechte Hand zum Arbeiten frei bleibt. Schmerzen am unteren Rücken treten oft bei Schiefhaltungen durch einseitige Verkürzung des quadratischen Lenden-Muskels, der seitlichen schrägen BauchMuskeln und der kleinen schrägen Muskeln an der Wirbelsäule auf. Hüft-Beugung Bei der Haltung mit gebeugten Hüft-Gelenken sind die Hüft-Beuger in Dauer-Kontraktion, vor allem die Iliopsoas-Muskel. Die Fehlhaltung entsteht, wenn man ständig in den Hüft-Gelenken nach vorn gebeugt steht oder sitzt, was meist beruflich bedingt ist. Im Stehen und Gehen lastet bei dieser unten nach vorn gebeugten Haltung das Gewicht auf dem vorderen Fuß und den Zehen. Mit gebeugten Hüft-Gelenken kann man nur kleine Schritte machen. Vor allem kann man die Beine nicht nach hinten bewegen, denn dafür müsste man die Hüft-Gelenke strecken. KH Hohlkreuz von unten KH Von der Seite sieht man einen EntenHintern, d. h. das Gesäß wird wie ein Enten-Bürzel herausgestreckt. Vorn gibt es eine Hüft-Beugung. Der Bauch ist herausgedrückt. Das Becken ist mit dem oberen Teil nach vorn gekippt. Mit den Rücken-Muskeln wird dagegen gehalten. Beides verursacht Schmerz im unteren Rücken. Häufig sitzen die Betroffenen in dieser Position. Sie machen sozusagen ein Hohlkreuz von unten her. Diese Haltung ist typisch für eine Verspannung der Iliopsoas-Muskeln, die innen an der Lenden-Wirbel-Säule ansetzen. Entsprechend muss man diesen KreuzSchmerz von den Iliopsoas-Muskeln, also vom Bauch her behandeln. Körper-Segmente (KS) und Entwicklungs-Hypothesen (Biodynamik) Mögliche affektmotorische Bedeutungen zu zwölf Segmenten nach dem Konzept der Biodynamik (Ebba Boyesen): 1. Augen- und Gehirn-Segment I = drittes Auge 2. Geruchs- und Gehör-Segment 3. Mund-Segment 4. Hals-Segment mit den innere Flexoren der Arme und Hände 5. Brust-Segment in Verbindung mit zugreifenden HandBewegungen 6. Zwerchfell-Segment III = Solar Plexus 7. Bauch-Segment 8. Becken-Segment 9. Oberschenkel-Segment 10. Knie-Segment 11. Waden-Segment 12. Knöchel-Segment und Fuß-Segment VR Augen- und Gehirn-Segment KS auch bei W. Reich schließt Schädel, Stirn und Brauen ein Steht in Verbindung mit dem Ausdruck von Schreck und Trauer In diesem Segment manifestiert sich u. a. die Erstarrung früherer Traumatisierungen Ein glasiger oder toter Blick kann da Abschalten des Organismus angesichts transmarginalen Stresses anzeigen, ein starrer Blick eine Unnahbarkeit Wut kann an weit geöffneten Augen und zusammengezogenen Brauen erkannt werden Kontroll-Zentrum von Ich und Über-Ich Affektive Verwirrung in Verbindung mit dem ödipalen Konflikt: Du sagst, du liebst mich. Aber du handelst anders. Die Person versucht zu verstehen. Eine angespannte Stirn weist u. a. hin auf Sorgen, Bestürzung, Zweifel und Verzweiflung, jede Form des Nachdenkens und Erstickungs-Gefühle. Gefühle, die hauptsächlich in den Augen offen oder unterdrückt zum Ausdruck kommen, sind Leibe, Freude, Scham, Wut, Angst und Traurigkeit. Da die Augen das Hauptaffekt-Organ sind, kommt es hier am ehesten wieder zu ein er Blockierung. Darum ist es unerlässlich, sich immer wieder mit ihnen zu befassen. Geruchs- und Gehör-Segment Der Geruch ist mit dem Instinkt verbunden Eine neurotische Person tendiert dazu, mit dem Geruch zu kompensieren, was sie nicht zu fühlen wagt. In den Ohren ist Selbst-Kritik enthalten. Die Ohren möchten gern etwas Nettes hören. Hinter den Ohren sitzt Scham. KS KS Mund-Segment und Kehle auch bei W. Reich Mit Mund, Kiefer, Kinn, Schlund, Kehle (Biodynamik) und oberen Nacken Ort für Ausdrucks-Bewegungen des Weinens, Saugens, Würgens, Beißens oder Brüllens Aufsteigende Affekte werden bisweilen im Hals heruntergewürgt Der Mund ist am Ausdruck aller Emotionen, aber auch von Wünschen und Gelüsten beteiligt. Zu den mit dem Mund verbundenen Ausdrucks-Funktionen gehören Sprechen, Lachen, Weinen, Lächeln. Außerdem wird er zum Beißen, Spucken, Würgen, Schlucken und Saugen benutzt. Einige der damit verbundenen Einstellungen sind Aggressivität, Hilflosigkeit, Abhängigkeit, Festhalten und sexuelle Gefühle. Mund und Kiefer enthalten vielfach verdrängte Wut Kiefer-Spannungen können auch Unsicherheit, Schüchternheit oder Trauer binden Hier werden Verlust, Frust und Ärger gehalten. Die Kehle ist oft geschwollen vor Bitterkeit. Bitterkeit wird kompensiert durch zu viel Essen. Die Zähne aufeinander zu beißen, ist ein häufiger Mechanismus der Gefühls-Unterdrückung. Er kann zu chronischer Verspannung der Kiefer-Muskulatur führen (Knirschen als nächtliche Abfuhr von Spannungen wie bei Beißkindern). KS Hals-Segment mit Innenarmen auch bei W. Reich Das bei Reich Kehle und Nacken einschließt Durch den Hals laufen lebenswichtige Gefäße und Nerven, die das Gehirn und die anderen Körper-Teile miteinander verbinden Daher ist die Hals-Nacken-Region einerseits eine sehr verletzliche Region, andererseits eine bevorzugte Stelle für Verspannungen Angst wird im Nacken festgehalten Hier liegt auch der Trapezius-Muskel, der oft zu viel Last tragen muss. Viele Konflikte liegen hier: sowohl Stärke als auch Verletzbarkeit Die zwei schwarzen Dreiecke sind Angst-Punkte Arme und Hände stehen für den emotionalen Bezug zwischen dem Ich und dem anderen In den Armen und Händen liegt zugreifen, bekommen und nehmen, was die Person braucht oder was sie haben möchte. Hier liegt auch die Fähigkeit, das zurück zu stoßen, was man nicht braucht oder nicht will. Brust-Segment mit Außenarmen KS auch bei W. Reich Mit den großen Brust-Muskeln (Pectoralis), den Schultern-Muskeln, den Muskeln zwischen den Schulter-Blättern, den Interkostal-Muskeln Dient als Resonanz- und Klang-Raum für Stimme und Gefühle Ist Sitz zwischenmenschlicher, leidenschaftlicher, weicher, hingebender, vertrauensvoller, freudiger, mitfühlender, herzlicher und liebevoller Gefühle Kann auch Traurigkeit, Sehnsucht, Bedauern, Schmerz und Leid beherbergen Hier liegt im Pectoralis-Muskel die Angst, zuzugreifen. Hier liegt auch beschützen und beschützt werden. Hier liegt die Angst, zu berühren, ohne vorsichtig sein zu müssen. Angst vor Freiheit. Spannungen können eine generelle Selbst-Beherrschung, ein An-sichHalten, Angst, Härte oder Unnahbarkeit anzeigen Brust wie ein Fass als Ausdruck von Macht oder gebremster Macht Da die Brust das Herz enthält, ist sie – psychologisch gesehen – der Sitz zwischenmenschlicher, leidenschaftlicher, weicher, hingebender, vertrauensvoller, freudiger, mitfühlender, herzlicher und liebevoller Gefühle. Ein gekränktes oder „gebrochenes“ Herz kann auch Traurigkeit, Sehnsucht, Bedauern, Schmerz und Leid beherbergen. Brust, Arme und Hände drücken diese Gefühle aus. Zwerchfell-Segment KS auch bei W. Reich umfasst neben dem Zwerchfell als dem wichtigsten Muskel für die Einund Ruhe-Atmung auch die oberen Bauch-Organe und die unteren Rücken-Muskeln Da das Zwerchfell an der Lenden-Wirbelsäule verankert ist, wirkt seine Verspannung auf die Wirbelsäule und beeinträchtigt die Einheit von Atem und Bewegung. Beteiligt an der Körper-Abwehr „Atem-Reduktion“ Das Zwerchfell kann spastisch sein. Zwerchfell-Spannungen begrenzen den Austausch zwischen aggressiven und sexuellen Gefühlen (Unterbauch und Rücken) und den Gefühlen im Brust- und Herz-Bereich Die Person hat ein „Loch“ im Körper, kann nicht für sich einstehen. Sie versteckt ein regressives orales Bedürfnis danach, klein und abhängig zu sein oder kämpft dagegen an. Auch das emotionale Zentrum. Der Raum zum Atmen … muss geschlossen werden, um die eigene Stärke halten zu können. Das gesunde Funktionieren von Brust-Korb- und Bauch-Segment hängt von der uneingeschränkten Beweglichkeit des Zwerchfells ab. Bauch-Segment KS auch bei W. Reich Umfasst die Muskeln, die durch den unteren Bauch und entlang der Wirbelsäule verlaufen (auch Iliopsoas, den Lendenmuskel) Der Iliopsoas wird auch als Trauma-Muskel angesehen, denn er kontrahiert bei Schreck und zieht den Oberschenkel bei SchreckReflex Richtung Rumpf. Aber er aktiviert auch die Lauf-Bewegung. Um den Psoas zu bewegen, muss man als Hebel-Kraft seine Füße einsetzen. Hara oder das untere Dantian (TCM) ist das Energie-Zentrum des Körpers. Chronische Kontraktion hier kann starke Emotionen betäuben. Entspannte Bauch-Atmung hat oft eine befreiende Wirkung. Das Bauch-Gefühle wird befreit. Zentrum für Bedürfnis und Gier Kann die Stelle der Balance im Körper sein mit guter Kraft. Kann aber auch das kompensierte orale Baby verstecken: Ich will es und ich will es jetzt gleich. Könnte eine viszerale Panzerung beinhalten oder ein Ungleichgewicht, verursacht von der Angst loszulassen. Der wichtigste Effekt bei der Entspannung des Bauchs ist, dass die Person von zurückgehaltenen Gefühlen überflutet wird, die normalerweise in Form von Schluchzen und einem tiefen kleinkindlichen Weinen zum Ausdruck kommen. Der Bauch zuckt dabei krampartig. KS Becken-Segment auch bei W. Reich Becken-Boden, Genitalien, Uterus und Eierstöcke, After, BeckenMuskulatur Spannungen können sich in Störungen der Sexualität oder der Ausscheidung äußern. Ist das Becken nicht durchlässig für Lust, kann „Becken-Angst oder – Wut“ entstehen. Verwurzelung des Menschen in sich selbst: Ruhen den Körpers im Becken als Schwerpunkt Verwurzelung des Menschen in der Welt: Fester stand mit den Füßen auf der Erde (Grounding, Erdung) Spannungen entfremden Menschen von dem Gefühl, gegründet zu sein. Becken-Gürtel mit dem Zentrum des orgastischen Reflexes Angst, spontane Bewegungen zuzulassen Ort der Lust-Angst, aber auch der geerdeten Sexualität Wichtig, darauf zu schauen, ob das Becken eher in einer „hysterischen“ Position nach hinten gezogen wird oder eher „phallisch“ nach innen vorn gedrückt wird in einer anal-repressiven Position. Die Entspannung der Kehle durch Saugen erlaubt es dem Becken, sich zu öffnen. Oberschenkel-Segment KS Muskeln der Oberschenkel werden gebraucht, um aufrecht zu stehen und geerdet zu sein. Bei Frauen gibt es die Tendenz, die sog. postödipalen Reiterhosen zu entwickeln. Dort wird sexuelle Ladung gehalten, die nicht fließen kann. Männer sind dort oft überdehnt. Bei Frauen sitzen dort die sog. „Jungfrauen-Muskeln“, um die Beine zusammen zu halten und den Verlust von Kontrolle zu verhindern. Knie-Segment KS Das Knie-Segment verbindet die Waden mit dem Oberschenkel.. Man muss sehen, in welchem Alter die Person begonnen hat zu laufen. Der Punkt VI sagt, wenn er sehr gepolstert ist, etwas über eine mögliche Identifikation einer Frau mit der negativen Haltung der Mutter gegenüber Sexualität und Männern Waden-Segment Die Waden halten das Gefühl für und das Bedürfnis nach Unabhängigkeit, auf etwas zuzugehen oder wegzugehen Knöchel- und Fuß-Segment Wenn die Knöchel (und oft auch die Waden) geschwollen sind, deutet das auf eine Repression in der Sexualität und der Freiheit hin Bereiche des Körpers (BK) Gesichts-Bereich Hals-Bereich Brust-Bereich Bauch-Bereich Becken-Bereich Rücken- und Gesäß-Bereich Bereich der Schultern, Arme und Hände Bereich der Hüften, Beine und Füße VR Gesichts-Bereich h BK Hals-Bereich h BK Brust-Bereich h BK Bauch-Bereich h BK Becken-Bereich h BK Rücken- und Gesäß-Bereich h BK Bereich der Schultern, Arme und Hände h BK Bereich der Becken, Beine und Füße h BK Wege aus der Verspannung (WV) Allgemein Weg über Worte und Denken Weg über Bewegung Weg über Sinnes-Organe und Vorstellung Direkter Weg über den Körper Der Weg über alle Kanäle VR Allgemein WV Anspannung wird als unbewusste Gewohnheit längst nicht mehr von den Teilen des Gehirns gesteuert, die für bewusste Bewegung zuständig sind, sondern von unteren Schichten, die dem Bewusstsein nicht zugänglich sind. Anspannung hat sich strukturell in Muskulatur und Bindegewebe verfestigt. Man kann nicht mehr bewusst locker lassen. Oft begreift eine verspannte Person nicht einmal, was Entwicklungs-Begleitende meinen, wenn sie über deren Verspannungen sprechen. Durch sensomotorische Amnesie spürt die Person ihre Verspannungen nicht mehr. Sie „kennt“ die betroffenen Muskel-Gruppen nicht mehr. Aus ihrer Fehlhaltung herauszugehen, ist anstrengend, schmerzhaft oder einfach nicht möglich. Der direkte Zugang ist der betroffenen Person wie den Entwicklungs-Begleitenden versperrt. Da aber Spüren und Bewegen, Vorstellen, Denken und Fühlen verschiedenen Aspekte des gleichen Vorgangs sind und einen Zugang zu den unbewussten HirnSchichten haben, kann man verschiedene Wege nutzen, um die Teufels-Kreise der Verspannung in der Gegenwart zu unterbrechen. Weg über Worte und Denken WV Eine Aufklärung und schlüssige Erklärung der Beschwerden einer somatoform gestörten und Entspannung brauchenden Person kann diese aus ihrer AngstGedanken-Spirale herausholen, an einer unbekannten, schweren Krankheit zu leiden. Dies lässt auch die aktuellen Anspannung sinken. Gespräch und Reflexion helfen, wenn erhöhte muskuläre Spannungs-Zustände durch bestimmte Wert-Haltungen, z. B. einem Leistungs-Perfektionismus, aufrechterhalten werden. Versuche, die Einstellung und inneren Formeln (Einschärfungen, Antreiber, Gebote, Verbote usw.) von Entspannung suchenden Personen durch rationale Argumente zu ändern, scheitern dagegen fast immer. Aufforderungen zum positiven Denken, zum Lockerlassen, zur Stress-Reduktion helfen nicht, solange die Dauerkontraktionen in der Muskulatur aufrechterhalten bleiben. Erst mit einer veränderten muskulären Situation kann man wieder bewusst lockerlassen, wenn man im Alltag unwillkürlich anspannt. Deswegen beziehen heute viele Psychotherapeuten die körperliche Ebene mit ein. Dabei spielt auch das Auftreten der Begleit-Person, das sich körperlich auf die Entspannung suchenden Personen übertragen kann, eine wichtige Rolle im Entspannungs-Prozess: eine ruhige Stimme eigene Beweglichkeit und Beschwerde-Freiheit Sicherheit im Beziehungs-Aufbau Weg über Bewegung Bewegung wirkt sich bei den meisten Krankheiten positiv aus, vor allem bei Verspannungs-Krankheiten. Durch Schmerz und eingeschränkte Atmung kann sich alles im Körper lahm anfühlen, so dass es eine Riesenüberwindung kostet, sich zu einer Bewegung aufzuraffen. Oft scheitern gute Bewegungs-Vorsätze an solchem Anfangs-Widerstand. Überwinden wir diesen Widerstand, sind Ganzkörper-Bewegungen wie Gehen, Joggen, Schwimmen, Berg-Wandern, Tanzen, Ski-Langlaufen am besten. Alles Schnell, was Spaß macht und leicht geht, wirkt zumeist entspannend. Alle langsamen, sanften Bewegungs-Formen wie Yoga, Tai-Chi, Qigong, die Feldenkrais-Methode „Bewusstheit durch Bewegung“ sind Möglichkeiten, um aus Verspannung und Hektik in einen ruhigen Bewegungs-Fluss zu kommen. Im Alltag kommt es darauf an, den ganzen Körper bei den Tätigkeiten ruhig und rhythmisch mitzubewegen: kein Staubsaugen mit steifem Rücken, kein Kochen mit starr nach vorn gebeugtem Kopf, kein Putzen ohne Schulter-Bewegung usw. Lachen, Weinen und Singen könne die Atmen- und Gefühls-Muskulatur aus der Erstarrung lösen. Durch sensomotorische Amnesie kann man die verspannten Bereiche auch bei den besten Übungen angespannt lasen, ohne es zu merken. WV Weg über Sinnes-Organe und Vorstellung Den gleichen Entspannungs- und Beruhigungs-Effekt wie langsame, achtsam ausgeführte Bewegungen kann in leichteren Fällen auch das Aufgehen in der Tätigkeit haben. Wir konzentrieren uns auf unsere Sinnes-Eindrücke und passen die Bewegungen ganz der Aufgabe an, anstatt mit Ehrgeiz, Selbst-Zwang und einem Zuviel an Muskel-Anspannung an die Tätigkeit heranzugehen. Das Fehlen von überflüssiger Anspannung erkennt man an der Leichtigkeit und Anmut der Bewegung. Bei der Hingabe an eine Tätigkeit fließt der Atem. Es entsteht „Flow“. Auf diese Weise kann sinnerfüllte Arbeit entspannend wirken. Konzentrieren wir uns dagegen kämpferisch oder ängstlich auf negative SinnesEindrücke, verstärken diese sich noch, denn wir verspannen immer mehr. Nichts ist schlimmer, als einen Schmerz zu belauern. Positive Achtsamkeit, Akzeptanz oder die Konzentration auf positive SinnesEindrücke im Hier und Jetzt holen aus der Defensive und entspannen. Über die Sinnes-Organe wirken Licht-Therapie, Musik- und Klag-Therapie, Düfte und Wärme-Anwendungen. Weil das sensomotorische System schon in der Vorstellung anspringt, kann man auch mit autogenem Training, Visualisierungs-Übungen, Phantasie-Reisen u. Ä. Entspannungs-Reaktionen hervorrufen. WV Direkter Weg über den Körper Vielleicht noch wirksamer sind manuelle Verfahren, mit denen die Entspannungs-Begleitenden auf verschiedene Arten direkt an Muskeln und Binde-Gewebe arbeiten, um sie in ihrem funktionellen Zusammenhang zu lockern und wieder in Bewegung zu bringen. Dazu gehören: Feldenkrais' Funktionale Integration Osteopathie Rolfing Trager-Arbeit Bodymind-Balancing Bowen-Technik Atmen-Therapien bestimmte Massage-Techniken u.v.a.m. Statt Entspannung suchende Personen mechanisch durchzuwalken, lenkt man dabei ihre Aufmerksamkeit auf die Körper-Wahrnehmung. Diese passiven Verfahren sollten durch aktive ergänzt oder sogar ersetzt werden, um die Entspannungs-Erfolge noch dauerhafter zu machen. Vor allem geht es darum, dass die Person verstehen lernt, was ihre Beschwerden mit ihrem Alltags-Verhalten zu tun haben und wie sie selbst vorbeugen kann. WV Der Weg über alle Kanäle (AK) Allgemein Körper-Bewusstseins-Training Pandiculations Trigger-Punkt-Behandlung mit Bewegung Manuelle Bindegewebs-Behandlung der Haut und Unterhaut Sensomotorische Übungen WV Allgemein KörperBewusstseinsTraining Pandiculations Trigger-PunktBehandlung mit Bewegung BindegewebsBehandlung sensomotorische Übungen AK Als psychologisch ausgerichtet Behandler ist man geneigt, sich auf das Körper-Bewusstseins-Training zu beschränken. Aber infolge der sensomotorischen Amnesie, die in verspannten Personen herrscht, greift das mentale Verfahren erst nach Anwendung der anderen Methoden. Erst wenn das Eingefleischte der Verspannungs-Gewohnheit durch die anderen Verfahren schon überwunden ist, können Menschen wieder bewusst spüren, was sie tun, und bewusst etwas anderes tun als zuvor. Das Verstehen mit dem Körper kann erst gelingen, wenn man die betreffende Region wieder zu bewegen und zu spüren beginnt. Erst dann können die Entspannung suchenden Personen ihr individuelles Spannungs-Muster auch bei komplexen AlltagsBewegungen und schließlich auch in Belastungs-Situationen erkennen und ablegen. Dabei hilft oft, das Spannungs-Muster absichtlich herzustellen und es dann wieder bleiben zu lassen. Durch vergleichendes Spüren wird der Unterschied klar. Allmählich können sie bereits die ersten Anzeichen unnötiger MuskelKontraktionen wahrnehmen, wenn sie in alte Gewohnheiten zurückfallen. Körper-Bewusstseins-Training AK Körper-Bewusstseins-Training stellt das Kernstück der sensomotorischen KörperTherapie dar. Es beginnt bei Erstkontakt und zieht sich als roter Faden durch den gesamten Entspannungs-Prozess. Mit Körper-Bewusstseins-Training kann man erkennen, auf welche Probleme man eventuell noch mit verstärkten Spannungen reagiert, mit welchen Wert-Haltungen diese in Verbindung stehen und welche lebensgeschichtlichen Bezüge die Spannungen haben. Ohne Körper-Bewusstseins-Training bliebe die Entspannung suchende Person von der Entwicklungs-Begleitenden abhängig, würde leicht wieder in die alten Gewohnheiten rutschen und litte bald wieder unter den gleichen Beschwerden. Die Entspannungs-Suchenden werden zu aufmerksamen, aktiven und mündigen Menschen, die selbst für sich sorgen können. Am Anfang könne die Heilung suchenden Personen noch nicht spüren, dass sie ihre Muskeln ständig kontrahieren. Sie können aber das Ergebnis ihrer Fehlhaltungen sehen, wenn wir sie detailliert mit Fotos, vor dem Spiegel oder durch vormachen der Haltung darauf hinweisen. Wir machen sie auf ihre mit Verspannung verbundenen Bewegungs- und HaltungsGewohnheiten aufmerksam. Zum Vergleich machen wir Bewegungen ohne Anspannung und erklären genau, was wir dabei anders machen. Wir zeigen die Muskeln auch auf Abbildungen, erklären ihre Funktion, lassen sie am eigenen Körper finden und ihre Verspannung mit den Händen spüren. Bei und nach manuellen Behandlungen lenken wir die Aufmerksamkeit der EntspannungSuchenden auf ihre Körper-Wahrnehmung: „Wie fühlt sich … jetzt an?“ „Merken sie eine Veränderung in der …?“ Pandiculations AK Beispiel: chronisch hochgezogene Schultern, die nicht mehr schräg nach außen abfallen, sondern zu Hals und Arm hin rechte Winkel bilden und eng gezogen sind. Von außen fühlen sie sich an der Oberseite hart an. Das sind die verspannten, verkürzten oberen Trapez-Muskeln und Schulter-Blatt-Heber, die die Schultern hochgezogen halten. Den Betroffenen gelingt nicht, die Schultern locker fallen zu lassen. Ihr Gehirn hat vergessen, wie das geht. Um Menschen wieder einen bewussten Zugang auf die chronisch verspannten und mit sensomotorischer Amnesie belegten Muskeln zu ermöglichen, streichen wir als erstes mit der Hand darüber: „Sieh mal, Hirn. Da ist etwas, was dich interessieren könnte.“ Dann bewegen wir die Schulter mehrfach zuerst weiter nach oben, also in die Fehlhaltung hinein. Die Aufwärts-Bewegung geht mit der unwillkürlichen Anspannung, nicht dagegen. Der Körper hat keinen Grund – anders als beim abrupten Dehnen – sich gegen die Bewegung zu sperren. Anschließend bewegen wir die Schulter wieder nach unten, aber nur bis zur AusgangsStellung. Das sensorische Feedback ist für das Gehirn etwas Neues, Interessantes, was es schon lange nicht mehr gespürt hat. Nun zieht die Entspannung suchende Person absichtlich noch stärker nach oben, und zwar gegen unsere Hände, die auf der Schulter einen Gegendruck nach unten in FaserRichtung des gemeinten Muskels ausüben. Dann reduziert die Person den Druck allmählich und wir nehmen selbst den Druck entsprechend zurück. Dies wird mehrmals wiederholt, bis die Schultern unten angekommen ist. Dann erst lassen wir den Ellbogen dieser Seite kurz nach unten in unsere Hand drücken, die einen orientierungsfördernden Gegendruck gibt. Trigger-Punkt-Behandlung mit Bewegung Trigger-Punkte oder Myogelosen sind punktuelle Verspannungen der Muskeln, die sich als feste Knötchen unterschiedlicher Form und Größe (1 mm bis 1 cm) von außen tasten lassen. Wir behandeln sie mit gezieltem Finger-Druck und lasen die Person gleichzeitig den zugehörigen Muskel leicht bewegen. Durch die erhöhte Druck-Empfindlichkeit ist das am Anfang schmerzhaft, was sich durch aktives Bewegen aber rasch mildert. Sobald der Trigger-Punkt unter dem Finger weicher wird, wird der Muskel für die Person spürbarer, präsenter und in seiner Funktion verstehbarer. Körper-Bewusstsein und Beweglichkeit stiegen innerhalb von Minuten beträchtlich. Dieses Verfahren zeigen wir den Personen auch zur Selbst-Behandlung. AK Manuelle Bindegewebs-Behandlung der Haut und Unterhaut Verfestigtes Bindegewebe auf den Muskeln bearbeiten wir extrem langsam, um Schmerzen zu deduzieren, mit kleinen drückenden und rollenden Bewegungen zwischen den Fingern. Durch das Langsame wir bei beiden Beteiligten die Atmung ruhiger und die Stimmen gelassener. Vor allen Körper-Gefühls-Störungen verschwinden. AK Sensomotorische Übungen Nach den manuellen Behandlungen zeigen wir den Personen speziell auf sie zugeschnittene Übungen, die sie sehr langsam mit genauem Hinspüren auf die einzelnen Muskeln durchführen sollen - in einer Art Andacht. Bei den meisten Übungen spannt man die verspannten Muskeln zunächst noch stärker an und nimmt dann die Spannung allmählich zurück. Immer bewegt man zuerst in die Richtung, in der es leicht geht, anstatt mit Anstrengung etwas zu erzwingen. Mit diesen Übungen wird man lockerer und beweglicher und lernt außerdem eine achtsame Art des Umgang mit sich selbst. Das färbt auf den Alltag ab. Leichtere Störungen lassen sich manchmal allein durch diese Übungen beheben. AK Schutz- und Abwehr-Mechanismen (AM) Abwehr- und Widerstands-Mechanismen Definitionen für Abwehr-Mechanismen Abwehr-Entstehung Angst, Abwehr und Widerstand Abwehr und Entwicklungs-Begleitung Schutz und Abwehr durch psychosoziale Mechanismen Mechanismen der Körper-Abwehr Abwehr- und Widerstands-Mechanismen AM Abwehr und Widerstand nähren sich von der Angst, der Sorge, der Befürchtung, dass im Gefolge einer Öffnung für das Neue, Fremde, Risikobehaftete, Ungewohnte, Unbekannte, Unberechenbare oder auch nur Unbequeme eine Katastrophe geschehen könnte. Deutlich werdende Formen der Abwehr und des Widerstandes deuten so zugleich auf die Sehnsucht nach Veränderung hin. Wir klemmen häufig buchstäblich fest zwischen der Sehnsucht nach und der Furcht vor Veränderung. Die Unberechenbarkeit des Neuen lässt uns am Alten festhalten, obwohl es schon lange dysfunktional geworden ist. Mit Abwehr und Widerstand verfügt jeder Mensch über ein raffiniertes SchutzInstrumentarium, sich den Zumutungen der Gegenwart, der Realität zu entziehen. Tragischerweise geschieht diese Realitäts-Flucht in den meisten Fällen auch gegen den eigenen Willen, weil beide Sabotage-Strategien zum Teil unbewusst, unbemerkt wirken. Abwehr und Widerstand können jedoch auch Strategien zur Selbst-Behauptung sein. Diese Tatsache muss besonders in hierarchisch strukturierten Beziehungen beachtet werden. Häufig dienen Abwehr und Widerstände jedoch nur scheinbar der Selbst-Behauptung, wenn sie zur Sabotage innerer Entwicklung eingesetzt werden. Diese Selbst-Behauptung mag früher einmal aus der Not geboren worden sein, die eigene Haut zu retten, um einen Hauch von Autonomie gegenüber den Manipulations-Versuchen der primären Bezugs-Personen zu bewahren. Inzwischen haben sich jedoch die Verhältnisse geändert, ohne dass Abwehr und Widerstand gelockert wurden. Grob gesehen dienen die Abwehr-Mechanismen der Vermeidung von Angst und die Formen des Widerstands zur Vermeidung von Veränderung. Definitionen für Abwehr-Mechanismen AM Abwehr-Mechanismen sind Maßnahmen tätiger Anpassung an widrige Bedingungen. helfen Menschen, ihr Leben so zu leben, wie sie es leben. hindern Menschen daran, ihr Leben so zu leben, wie sie es möchten. dienen dazu, konflikthafte Vorstellungen, Wünsche, Gefühle oder Impulse nicht zu erleben und die damit verbundenen Spannungen zu bewältigen. sind Verteidigungs-Muster gegen Überforderung. können im Rahmen einer Theorie des Erlebens und der Erfahrung verstanden werden als Mittel und Strategien zu Vermeidung von Vorstellungen, Gefühlen oder HandlungsImpulsen. schützen vor Erfahrungen im Angesicht eines Inkongruenz-Erlebens. sind kognitive Operationen gegen Vorstellungen und Affekte, z. B. Verdrängung, Verleugnung, Identifikation, Rationalisierung, Spaltung (Dissoziation) oder Projektion. sind Operation gegen Vorstellungen und Affekte auf der Ebene des Handelns, wie z. B. die Reaktions-Bildung (sch…freundlich statt wütend). Die Abwehr von Erfahrungen und Affekten ist ein ganzheitlicher Vorgang, an dem der Körper beteiligt bist. In muskulären und vegetativen Veränderungen wird die Abwehr auch körperlich aufrechterhalten Abwehr-Entstehung AM Menschen, die in einem Persönlichkeits-Muster festgefahren, erstarrt sind, ringen mit den Folgen einer Vergangenheit, in der sie gelernt haben, Mängel oder Konflikte während der Befriedigung oder Nicht-Befriedigung ihrer Bedürfnisse mithilfe von Abwehr-Strategien oder Kompromiss-Bildungen auszugleichen. Psycho-somatische Störungen oder „Entwicklung-Themen“ ergeben sich entsprechend aus dem Wechselspiel zwischen den fundamentalen Bedürfnissen des (kleinen) Kindes und den Fähigkeiten seiner Mitwelt, diese angemessen zu erfüllen. 1. Das Kind äußert Bedürfnisse 2. Die Mitwelt (Bezugs-Personen) reagiert zurückweisend oder mangelhaft 3. Das Kind empfindet Frustration mit Wut, Schrecken oder Schmerz 4. Um seine Beziehung zu den Bezugs-Personen nicht zu gefährden, verneint das Kind sich selbst und nimmt seine Impulse mittels Kontraktion der Muskulatur zurück 5. Der kindliche Organismus ist jetzt im Konflikt mit sich selbst. Es bauen sich defensive Muster auf, die die Wiederkehr der Zurückweisung oder des Traumas verhindern sollen. 6. Es werden nur noch Bedürfnisse und damit zusammenhängende Gefühle geäußert, die in der Außenwelt (bei den Bezugs-Personen) eine positive Resonanz auslösen. 7. Durch diese Anpassung findet das Kind einen Kompromiss zwischen Wunsch/Bedürfnis und Abwehr, der jedoch mit zunehmenden Alter zu Lebens-Einschränkungen führt. Angst, Abwehr und Widerstand Das Trauma ist die Folge eines ungelösten Konfliktes. ungelöster bedeutsamer Konflikt als Einzel- oder Dauer-Konflikt Es verdeckt durch seine emotionale Aufladung die Konflikt-Hintergründe. Trauma auch als kumulatives Trauma Die Abwehr-Mechanismen dienen der Vermeidung der aus traumatischen Konflikt-Situationen gespeisten Angst. Angst Abwehr Widerstand Die Rat suchende Person begegnet der Entwicklung begleitenden Person mit dem Wunsch, die Störungs-Symptome beseitigt zu bekommen. Symptom/Störung Die Entwicklung begleitende Personen (Psychotherapeut/innen, Berater/-innen, Coaches) AM Bedeutsam sind alle Konflikte, die die Entwicklung von SelbstWert-Gefühl in Verbindung mit Mitgefühl unterminieren. Angst ist eine Reaktion der Rat-Suchenden, die die Zusammenhänge zwischen Konflikt und Trauma verwirrt. Da die Symptome Ausdruck verdrängter Angst sind, wird unbewusst gegen die Versuche der Begleitenden, symptomerzeugende angstbesetzte Situationen aufzudecken, Widerstand geleistet. Möglichkeiten der Realitäts-Flucht AM Man kann unangenehme, unbequeme, ängstigende Teile der Wirklichkeit ausblenden, verleugnen, für nicht existent erklären („Das gibt es doch gar nicht, das kann doch nicht wahr sein, so geht das aber nicht, das glaube ich einfach nicht.“). Man kann sich Illusionen über die Wirklichkeit machen, kann sich eine rosarote Brille aufsetzen, sich einreden, dass eine halbvolle Flasche voll sei („Wer wirklich will, der kriegt einen passenden Arbeitsplatz!“). Man kann sich angesichts der Wirklichkeit in eine ebenso unrealistische Position der Resignation, der Ohnmacht zurückziehen („Da kann man gar nichts machen, wir kleinen Leute haben nichts zu melden.“). Man kann ebenso gut überwertige Ideen entwickeln, kann sich in weltfremden AllmachtsFantasien suhlen („Ich habe alles im Griff. Alles läuft, wie ich es will.“). Schließlich kann man aus der Realität fliehen durch vorübergehende Halluzinationen („Mit oder ohne Drogen ausgelöst.“) oder durch dauerhafte Wahn-Vorstellungen (z. B. Schizophrenie). Verleugnung Halluzinationen Realitäts-Flucht durch: überwertige Ideen Illusionen Resignation Abwehr und Entwicklungs-Begleitung Das Entwicklungs-Ziel ist nicht, Abwehr-Mechanismen gänzlich auszuschalten. Sie hatten einst und haben vielleicht noch in bestimmten Lebens-Situationen eine psychosozial schützende Funktion. Sie werden hochkommen, wenn sie in bedrohlichen Situationen gebraucht werden. Aber wenn die Gefahr vorbei ist, kann sich der gesunde Körper wieder entspannen. Darin liegt der Unterschied zu chronischer psychosozialer Abwehr und chronischer Leib-Panzerung, die starr sind und sich nicht auflösen lassen und den Menschen in einen Zustand chronischer Anspannung, chronischen Stresses versetzten.. Das Ziel der Therapie ist also, Flexibilität zu erzeugen und Wahl-Möglichkeiten zu schaffen. Defensive und starre charakterliche und muskuläre Begrenzungen sollen durch flexible Selbst-Grenzen ersetzt werden, die das Identitäts- und StimmigkeitsGefühl des einzelnen zum Ausdruck bringen. AM Schutz und Abwehr durch psychosoziale Mechanismen (AP) Introjektion oder Inkorporation 1 Introjektion oder Inkorporation 2 Introjektion oder Inkorporation 3 Verdrängung Dauerregression oder OhnmachtsErklärung Reaktions-Bildung oder Verkehrung ins Gegenteil Vermeidung und Ungeschehenmachen Rationalisierung und Egotismus Betäubung und Abschirmung Isolierung und Konfluenz Rollen-Spiel 1 Projektion 1 Rollen-Spiel 2 Projektion 2 Gefühls-Panzerung Retroflexion Verschiebung Sublimierung AM Introjektion oder Inkorporation 1 Introjektion und Inkorporation (Einverleibung), SelbstEinschärfung und Identifikation (Wunsch, gleich oder das Gegenteil der Bezugs-Personen zu sein): „Ich habe dich zum Fressen gern.“ „Du bist mein, ich bin dein. Wir beide sind ein Herz und eine Seele.“ „Auf ewig ungeteilt.“ „So wie du will ich auch einmal sein.“ „So wie du bin ich schon lange.“ „So wie du will ich nie und nimmer sein.“ Es geht bei dieser Form der Abwehr von Wirklichkeit um den Versuch, jemand anders zu sein, als man ist: Ich identifiziere mich unhinterfragt mit dem, was mir von wichtigen Personen gesagt oder vorgelebt wurde oder wird. Ich übernehme ohne Kritik die vorgegebenen Normen der Eltern, der Lehrer, des Kulturkreises: Man tut eben dies, jenes jedoch nicht. Ich gebe meine eigene Identität auf, um so wie du zu sein. Du bist so groß, schön, mächtig, bedeutend, dass ich dagegen unbedeutend erscheine und mich entsprechend fühle. Mein gesamtes Streben zielt darauf hin, dich zu vereinnahmen, dir gleich zu werden. Wir beide bilden eine untrennbare Einheit. AP Introjektion oder Inkorporation 2 Der Vorteil dieser Haltung der Übernahme fremder Anschauungen und Haltungen ist, dass man mit einem System scheinbarer Sicherheiten der realen Ungesichertheit des Lebens zu entkommen hofft. Der Nachteil ist, dass man nicht weiß, wer man wirklich ist, was man eigenständig denkt, fühlt und will. Was andere denken, fühlen, wollen könnten, stellt man sich umso lebhafter vor. Man investiert alle seine Energie, den anderen zu gleichen (angepasstes Kind), oder man rebelliert gegen die anderen, um ja nicht so zu werden, wie die sind, und hängt dabei durch den Zwang des Gegenteils mit den anderen verkettet weiter an deren Rockzipfel (rebellisches Kind). AP Introjektion oder Inkorporation 3 AP Transformation: Ich werde mir meiner inneren und äußeren Abhängigkeiten und Entscheidungsfreiheiten, meiner Grenzen und Möglichkeiten jeden Tag ein wenig bewusster. Es ist gesünder für mich, wenn ich nicht alles fraglos hinnehme, was mir von Eltern, Lehrern, Vorgesetzten, aus Büchern oder von anderen „Autoritäten“ vorgesetzt wird, sondern wenn ich die Dinge gründlich auf ihre Bedeutung für mich, für meine Selbstverwirklichung untersuche. Ich untersuche alle Qualitäts- oder Gütekriterien - gerade die von anderen übernommenen – daraufhin, ob sie für die Gestaltung meines Lebens als Lern/Entwicklungsprozess nützlich oder hinderlich sind. Gegen Menschen oder Umstände, die mich in meiner Entwicklung einschränken, ist es besser zu protestieren als vor ihnen zu kuschen. Wenn ich phantasievoll und unverkrampft Widerstand gegen unterdrückende Autoritäten und Normen leisten kann, brauche ich Ungutes nicht mehr nur hinzunehmen und zu schlucken. Mein Leben ist mein Leben. Meine Gefühle sind meine Gefühle. Meine Gedanken sind meine Gedanken. Ich akzeptiere, dass ich einzigartig und zugleich einsam bin. Individualität, Persönlichkeit entsteht in einem - meist schmerzhaften - Trennungsprozess von den „geschluckten“ (introjizierten, inkorporierten, vereinnahmten) Eltern und anderen Autoritätspersonen. Ich akzeptiere, dass die ersten Schritte in die Selbständigkeit unsicher und wacklig sind, dass ich Umwege machen muss, um meinen Weg zu finden. Verdrängung AP Anscheinend nicht erfüllbare Wünsche, unangenehme Erfahrungen und Vorstellungen werden aus dem Bewusstsein abgeschoben, wenig bewusst, aber aktiv vergessen verdrängt. Indem ich meinen Kopf in den Sand stecke, habe ich scheinbar - also nicht wirklich - Ruhe vor diesen unangenehmen Situationen, die mit der Erinnerung verbunden wären. Was ich nicht - mehr - weiß, macht mich nicht heiß. Mein schlechtes Gedächtnis liefert mir ein Alibi und ist zugleich eine Illusion. Denn Verdrängtes arbeitet im Untergrund weiter, erzeugt Schuld-Gefühle oder psychosomatische Symptome wie Verspannungen, Magen-Schmerzen, Kreuz-Leiden u. v. a. m. Transformation Ich werde mir darüber klar, dass jeder Mensch mehr oder weniger Erfahrungen von Ohnmacht und Verletzt-Werden in sich trägt und dass es in jedem Menschen Wünsche gibt, die in unserem Kultur-Kreis als nicht schicklich angesehen werden, - auch in mir. Ich brauche ein großes Stück Mut und Wachheit, um meine „Macken“, meine AlltagsNeurosen einzugestehen, sie bewusst mit freundlicher Aufmerksamkeit anzunehmen. Dauerregression oder Ohnmachts-Erklärung 1 AP Wenn ich im Leben nicht mehr klarkomme, fliehe ich ins Paradies einer Kindheit, Krankheit oder Demenz ohne Verantwortung und Schuld. Die Welt ist so bedrohlich, das Leben ist so schwer. Da ist es besser, klein und abhängig zu bleiben. Dann muss man sich den Schwierigkeiten und Verantwortungen des Daseins nicht stellen, kann anderen die Verantwortung für mein Wohlergehen und die Schuld für mein Elend zuschieben: „Sorg du gefälligst für mich, denn ich bin klein und machtlos.“ „Da kann man nichts machen, das ist eben so.“ „Die da oben machen sowieso, was sie wollen.“, das sind zwei der Standardausreden, mit der die meisten Menschen Probleme und die Verantwortung für ihre Lösung von sich wegschieben. Durch die Einnahme der Ohnmachtsposition wird das Gewissen beruhigt. Die psychischen Probleme und die sie mitverursachenden gesellschaftlichen Bedingungen werden jedoch so nicht aus der Welt geschafft, sondern können sich unbehelligt weiter ausbreiten, denn ohne Aktivität ändert sich nichts. Manipulierbarkeit und Fremdbestimmung der Menschen nehmen dann eher noch zu. Dauerregression oder Ohnmachts-Erklärung 2 AP Transformation Ich übernehme die volle Verantwortung für meine Gedanken, Gefühle und Handlungen. Weder die Gesellschaft noch die Eltern sind schuld daran, was ich heute tue oder unterlasse. Mag sein, dass gesellschaftliche Umstände und ein persönliches Schicksal dazu geführt haben, dass mir gewisse Handlungen schwerer fallen als andere, dass bestimmte Gefühle leichter erfahrbar sind als andere, jedoch trage ich für all mein Denken, Fühlen und Handeln heute die volle Verantwortung, weil ich mich frei entscheiden kann. Ich setze Vertrauen auf meine eigene Kraft und weigere mich, mich einzulullen oder einlullen zu lassen, z. B. durch Werbung und andere Manipulationsversuche, um mich von meinen entwicklungsfördernden Echtgefühlen und Willensentscheidungen abzubringen. Ich beschließe ich, ab heute auf das mehr zu achten, was ich (schon) kann, wo ich mich sicher und kompetent fühle. Je genauer ich in diese Richtung sehe, desto mehr werde ich auch finden. Bevor ich andere um Hilfe bitte, achte ich darauf, wie ich mir selbst helfen kann. Isolierung und Konfluenz AP Das Herz weiß nicht, was die Hand tut. Nicht einmal die rechte Hand weiß, was die linke tut. Ich merke es nicht, ob es mein Herz oder dein Herz ist, was da so laut klopft. Es gibt keine Zusammenhänge und Verbindungen (Isolierung) oder keine Unterschiede und Trennungen (Konfluenz). Die Welt ist voller Widersprüche, mein Erleben und Handeln ist voller Widersprüche und Ungereimtheiten. Das ist für mich unerträglich. Deshalb teile ich die Welt in verdaubare, weil getrennte Happen auf oder ich mache keine Unterschiede mehr zwischen der Welt und mir. Wenn ich keine Zusammenhänge mehr erkenne oder alles untrennbar miteinander zusammenhängt, vermeide ich leidvolle, bedrückende Erkenntnisse über mein und anderer Menschen Leben. Transformation: Ich achte auch auf meine inneren Widersprüche und meine Unterschiede zu anderen. Ich gehe davon aus, dass es ein mühsamer Weg ist, sich in den Gegensätzen, Polaritäten, Unvereinbarkeiten des Lebens zurechtzufinden und in einer Wirtschaftsordnung, deren Grundlage unter anderem der (Be-) Trug - der Warenscheins, das uneingelöste Tauschwert-Versprechen, der innere KonsumZwang - ist, „anständig“ und autonom zu bleiben. Ich weiß um die Spannungen und Grundkonflikte, um die grundsätzliche Einsamkeit, die Bestandteil meines Lebens, jedes menschlichen Lebens sind. Ich bin gewährend gegenüber meinem „Versagen“, meinen Fehlern, Mängeln und Schwächen angesichts der Schwierigkeiten, die anscheinenden oder scheinbaren Widersprüche auszuhalten oder zu überwinden. Das Leben ist schön und schwer zugleich. Projektion 1 AP Projektion allgemein ist alles, was man in andere hineinsieht, hinein denkt, hinein fühlt, was nicht unmittelbar und direkt wahrnehmbar ist. Positiv an Projektion ist, dass sie die Grundlage für eben diese indirekte, intuitive, die Gesamterfahrung des Lebens einbeziehende Menschen-Kenntnis und intensive Erfassung der - häufig verborgenen - Gesamtpersönlichkeit eines Menschen ist, wenn man gelernt hat, sich selbst anzu-„erkennen“, mit allen Stärken und Schwächen. Negativ an Projektion ist, dass sie zugleich Grundlage für Fehlurteile über Menschen und für Umgehung der Auseinandersetzung mit sich selbst, mit den eigenen Wünschen und Schatten-Seiten, ist. Zwei Arten der Projektion: Eine von mir ersehnte Fähigkeit bewundere ich bei dir (Wunsch-Projektion). Ich gestehe mir meine Wünsche und Sehnsüchte nicht ein und reagiere auf Menschen in zweierlei Weise: Entweder bin ich neidisch, dass sie das tun, was ich mir noch nicht einmal eingestehe, tun zu wollen, und bekämpfe sie dafür, z. B. mit Moral. Oder ich wähle mir andere Menschen aus, z. B. meine Kinder, die meine ungelebten Sehnsüchte statt meiner leben sollen: „Du sollst es einmal besser haben als ich.“ Kurz: Ich sehe den Entwurf von mir in dir und lasse andere mein - gedachtes - Leben leben. Transformation: Wenn ich mir merkwürdige, verrückte, absonderliche, unerfüllbare, utopische, übertriebene und sonstige geheime Wünsche eingestehe, wenn ich ehrlich zu mir bin und mir zugleich erlaube, zu spinnen und zu träumen, ohne jeden Traum gleich Wirklichkeit werden zu lassen, bin ich nahezu gegen WunschProjektionen gefeit. Projektion 2 AP Meine eigenen verpönten Seiten greife ich bei dir an (Schatten-Projektion). Ich gestehe mir meine eigenen Fehler und Schwächen, meine Schattenseiten, nicht ein, sondern benutze andere Menschen als Leinwand, auf die ich meine mir unangenehmen Züge projiziere. Ich sehe also in dich hinein oder höre bei dir heraus, was ich bei mir oder von mir nicht sehen und nicht hören will. Ich muss den Splitter im eigenen Auge nicht sehen und kritisiere stattdessen den Balken im Auge der Mitmenschen. In der Außenwelt werden also die eigenen Unzulänglichkeiten heftig bekämpft, ohne sich selbst direkt dabei weh zu tun. Kurz: Ich sehe mich in dir und lehne dich dafür ab. Transformation: Wenn ich mir selbstkritisch zubillige, nicht perfekt, sondern mit Fehlern behaftet zu sein, brauche ich die anderen nicht mehr als Prügelknaben. Wenn ich meine Fehler und Schwächen akzeptiere, habe ich es leichter mit mir und bin für andere liebenswürdiger und erreichbarer. Ein Spezialfall der Projektion ist die sogenannte Übertragung. Dabei sieht, denkt, fühlt man Persönlichkeits-Merkmale, Eigenschaften und Verhaltens-Muster in andere hinein, schreibt sie anderen zu, die diese so nicht z. B. nicht in der vermuteten Ausprägung - haben. Dies geschieht mir. Ich tue es deshalb, weil irgendetwas an den anderen - und sei es nur eine Kleinigkeit - mich an jemanden erinnert, der/die für mich in der Vergangenheit im positiven oder negativen Sinne sehr bedeutsam und wichtig war. Retroflexion AP (Rückwendung gegen sich) und Symptom-Bildung (psychosomatische Reaktionen): Weil ich mich nicht traue, dich anzugreifen, greife ich mich selbst an. Was gegen dich gerichtet ist, wende ich gegen meine eigene Person. Auf die Enttäuschungen, Frustrationen, die ein Mensch erlebt, kann er nicht mit Ärger und Wut reagieren, weil er von den Personen, die ihn enttäuscht haben, abhängig ist oder Schuld-Gefühle empfindet, wenn er seine Wut an anderen Unschuldigen auslässt. Deshalb wendet die Person ihre aus Frustration entstandenen Aggressionen gegen sich selbst und bildet dabei Verhaltens-Auffälligkeiten (Nägel-Kauen, Kratzen zum Beispiel), körperliche Krankheits-Symptome (alle sogenannten psychosomatischen Krankheiten) oder seelische Krankheiten (sog. Neurosen = Angst-Krankheiten). Die wohl deutlichste Form, Aggressionen gegen sich zu wenden, finden wir bei der Selbst-Tötung, beim Suizid. Transformation: Es gehört eine gehörige Portion Mut dazu, seine Enttäuschungen und Verletzungen den Personen zurückzugeben, die diese mit verursacht haben. Dazu ist es nützlich, ein neues Verständnis von Aggression zu entwickeln, denn aggressiv zu sein bedeutet nichts anderes, als an eine Sache heranzugehen. So gibt es konstruktive und destruktive Aggressionen: Wenn ich meinen Frust nach innen fresse, dann ist das für mich eine destruktive Aggression. Wenn ich mich in meiner Not wehre, nach außen gegen die Mitverantwortlichen für mein Leiden aktiv werde, dann ist das konstruktive Aggressivität. Verschiebung Die Verschiebung dient der Vereinfachung der Aggressions-Abfuhr. Was mir angetan wurde, gebe ich an dich weiter, denn du bist schwächer als ich und zudem noch von mir abhängig. Die Verschiebung ist eine vergleichsweise „gesündere“ AbwehrTechnik, da die aus Enttäuschung entstandene Wut nicht mehr nach innen gewendet wird, sondern sich unsozialerweise auf unschuldige, unbeteiligte Dritte richtet. Die Aggressionen werden also nicht gegen die Personen oder Bedingungen gewendet, die mitverantwortlich für die vorangegangenen Enttäuschungen sind, sondern zumeist gegen abhängige und schwächere Personen oder Tiere. AP Sublimierung AP Ich zivilisiere kriminelle Energie, werde Polizist(in), Krimi-Autor(in), Richter(in) oder… Ich kultiviere meine Macht-Gelüste, meinen Sadismus und werde professionelle(r) Helfer(in): Lehrer(in), Sozialarbeiter(in) oder... Die Sublimierung funktioniert ähnlich wie die Verschiebung, nur dass hier am Ende gesellschaftlich anerkannte Umgangsformen stehen. Aggressivität wird in sportliche Leistung umgesetzt und Sehnsucht nach Liebe und Körperlichkeit wird ersatzweise im Beruf der Kranken-Schwester oder des Lehrers ausgelebt. Im Lehrer-Beruf kann zudem noch das Macht-Streben einen Ersatz-Raum bekommen. Schädlich ist das ganze anscheinend nicht mehr für andere oder die Gesellschaft. Jedoch bei genauerem Hinsehen merkt man, dass die Aggression abgezogen und verlagert wird, also nicht mehr als Kraft zur Veränderung bereitsteht, und dass die fehlende Sinnlichkeit sich für die einzelne Person irgendwann negativ auswirken muss, denn ewig lässt sich keiner überlisten, schon gar nicht der eigene Körper. Transformation: Ich überprüfe meine Einstellung zur Aggression, zur Sexualität, zur Macht usw. Wenn ich diesen Bereichen nichts Wichtiges und Positives abgewinnen kann, sollte ich sehr skeptisch werden. Aggression beispielsweise hat einen konstruktiven Pol als Mut, Wehrhaftigkeit oder Zivilcourage. Auch Sexualität ist im Zusammenhang mit Verständnis und Zärtlichkeit als lebensnotwendig anzusehen. Erotik ist ein zentrales Agens im Lehr-Lern-Prozess. Ebenso hat Macht einerseits einen negativen Pol als Herrschaft, autoritäres Verhalten und Unterdrückung, andererseits einen positiven Pol als aktiv-gestaltende Anteil- und Einflussnahme für eine menschlichere Gesellschaft und Umwelt. Reaktions-Bildung oder Verkehrung ins Gegenteil AP Man verkehrt seine ursprünglichen Gefühle ins Gegenteil. Man reagiert kühl sachlich, wo man eigentlich emotional betroffen sein müsste. Obwohl ich innerlich vor Ärger und Enttäuschung fast platze, bin ich oberflächlich freundlich. Weil ich klammheimlich gerne Pornofilme sehe, zensiere ich jugendgefährdende Filme und entsetze mich offiziell darüber. Man belügt sich, indem man sich und anderen etwas vorspielt, vortäuscht. Die Reaktions-Bildung dient der Verleugnung eines vorhandenen Gefühls, vor dem oder vor dessen Äußerung man Angst hat. verhindert so eine ehrliche, offene und klärende Auseinandersetzung mit den Mitmenschen. verhindert durch Entpolarisierung der Gefühle und Gedanken eine personale Integration. Transformation: Es gibt einen einfachen Test, zu überprüfen, ob man zur Reaktions-Bildung neigt. Ich untersuche, ob mir die gesamte Gefühls-Palette zur Verfügung steht: Habe ich gegebenenfalls alle Grundgefühle zur Verfügung: von Liebe, Lust, Freude bis hin zu Wut, Trauer, Hass und Angst? Was sind meine wahren Gefühle und Meinungen in dieser Situation? Was fühlen und denken andere, die mutiger und gefühlsbetonter als ich sind? Vermeidung und Ungeschehenmachen AP Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen. Nach einem gemeinen Gedanken, nach einer bösen Tat spende ich fünfzig Mark für den Klingelbeutel. Wer Initiative und Konflikte vermeidet, zieht sich zurück, umgeht jede Anstrengung und jedes Risiko, auch auf die Gefahr hin, dass man ihn als faul und träge bezeichnet und dass er faul und träge wird. Diese Gefahren werden lieber hingenommen, als sich den eigenen Ängsten, beispielsweise vor einer schlechten Leistung in einer Aufgabe, bei der man sich angestrengt hat, zu stellen. Der Schutz-Schirm „Wenn ich wollte, könnte ich...“ ist aber nicht sehr haltbar, denn viele Lern-Inhalte kann man sich nur mit experimentieren, anstrengen und üben aneignen. Lernen erfordert fast immer Aktivität. Nur durch passives Zuschauen und Zuhören stellt sich ein sehr begrenzter Erfolg ein. Wer etwas ungeschehen machen will, vermeidet die tiefere Auseinandersetzung, die Verarbeitung der Gedanken, Gefühle und Handlungen, kann letztendlich nichts daraus lernen. Er lässt sich Absolution erteilen und kann getrost auf die nächste Gemeinheit zusteuern. Die Verantwortung für die Tat wird an Gott, den Priester und andere delegiert. Transformation: Wieder überprüfe ich, ob mein Handeln eher in einem Tun oder Unterlassen besteht. Ich nehme mir vor, pro Tag eine experimentelle - eine riskante, eine neue, eine ungewohnte - Situation herzustellen. Ich achte in jeder Woche auf einen Kompetenz-Bereich. Rationalisierung und Egotismus AP Ich muss alles jederzeit im Griff haben. Vernünftigerweise ... . Gefühlsgesteuertes Handeln mit gelockerter Selbst-Kontrolle wird als irrational abgetan. Es werden „vernünftige“ Gründe vorgeschoben, um das wahre eigene Handlungs-Motiv zu verschleiern. Auf diese Art hofft man, sich vor Außenkritik zu schützen. In Wirklichkeit wird jedoch durch diesen Selbst-Rechtfertigungs-Zwang, der aus Angst vor Kritik erwachsen ist, eine sachlich-konstruktive Auseinandersetzung mit Problemen, die die sowieso vorhandenen Gefühle notwendigerweise einbezieht, verhindert. Transformation: Erforderlich wird ein Einhalt, eine Besinnung: Was will ich eigentlich? Was bewegt mich im Innersten? Der kritisch-wertende, die Gefühle abwertende Verstand, die Rationalität gehört für eine Weile auf die Reservebank. Eine seine Stelle tritt das Eingeständnis wahrer, gefühlsgetönter Meinungen, Wünsche und Bedürfnisse. Betäubung und Abschirmung AP Ich setze mir eine rosarote Brille auf. Durch Betäubung mit Alkohol und Drogen verlieren die von Enttäuschungen, Ängsten und Schuld-Gefühlen begleiteten biopsychosozialen Konflikte vorübergehend an Macht. Die Betäubung der ängstigenden Wirklichkeit schafft eine vorübergehende Entlastung. Alkohol- und Drogen-Missbrauch führt jedoch in eine psychophysische Abhängigkeits-Spirale hinein. Chemische Prozesse im Körper verändern die gesunde organische Struktur und führen in die Krankheit. Sucht führt zudem psycho-sozial gesehen in die Einsamkeit, aus der man zumeist mit Hilfe der Drogen entkommen wollte. Lieber viele wirkungslose Pillen mit vielen Nebenwirkungen als eine wirkungsvolle Therapie der Seele. Die medikamentöse Abschirmung mit Hilfe von Psychopharmaka gegenüber Realitäten, die ängstigen, beunruhigen oder nervös machen, hat den Vorteil, dass Personen weiter arbeitsfähig, ehefähig und fügsam bleibt. Psychopharmaka stellen die Patienten ruhig, verhelfen den Ärzten und der Pharmaindustrie zu leichtem Geld und erhalten die gesellschaftliche Ruhe. Der Protest des Körpers und der Seele wird zudeckt, schlummert weiter im Verborgenen. Die ihm zugrundeliegenden Konflikte werden jedoch nicht durch Ausdruck, Verarbeitung und Psychotherapie gelöst. Die Zeitbombe tickt weiter. Transformation: Ich fange gleich morgen mit einem Experiment gegen Selbst-Zerstörung an: Ich nehme vorerst zwei Wochen lang keinen Alkohol und keine sonstigen Drogen zu mir. Ich reduziere meinen Kaffee- und Zigaretten-Konsum für diesen Zeit-Raum oder stelle ihn auch ganz ein. Ich registriere während der Zeit meine Stimmungen, meine (Sehn-)Süchte, meine Ausrichtung auf SuchtGewohnheiten. Ich beachte auch den Druck, den ich mir mache oder der von anderen ausgeht: „Trink doch einen mit, rauch doch eine mit.“ Ich bin besonders wach in den Situationen, in denen mein Bedürfnis nach Sucht-Mitteln sich besonders stark meldet. Was wollte ich bisher durch den Griff nach der Flasche, den Griff nach dem Glimmstengel vermeiden? So analysiere ich, was konkret mich in meiner Umwelt ängstigt, kränkt und frustriert. Ich beschließe, auf die Minimaldosis der mir verordneten Medikamente herunterzugehen oder ein milderes Ersatzpräparat zu nehmen, wenn es gar nicht ohne geht. Zugleich suche ich professionelle Berater/-innen auf und nehme vorerst fünf Beratungs-Stunden, nach denen gemeinsam über die Weiterarbeit entschieden werden soll. Rollen-Spiel 1 AP Ich mache dir und mir was vor. Ich stelle mir vor, wie man in dieser Position zu sein hat, und versuche, mich entsprechend zu verhalten, ob es mir nun gefällt oder nicht. Menschen wachsen von früh auf an in ganz bestimmte gesellschaftliche Erwartungs-Muster, Rollen genannt, hinein. Da steht am Anfang die Kind-Rolle im Unterschied zur Erwachsenen-Rolle, für die man lernt, was sich „gehört“ und was nicht. Wenn ich mich rollenkonform verhalte, erfährt das Kind, dann geschieht mir am wenigsten, aber leider geschieht dann auch am wenigsten. Darauf folgen die Geschlechts-Rollen, dann die Berufs- und die Status-Rollen. Wie starr die Rollen-Hülsen in unserer Gesellschaft zugeschnitten sind, erfährt man immer dann, wenn man sich über die Rollen-Klischees hinwegsetzt. Sofort erfährt man die Schwierigkeiten, ein(e) Spiel-Verderber(in) zu sein mit entsprechenden Status-Konsequenzen. Rollen-Spiel 2 Das Zurückziehen auf die eigenen Rollen-Muster und auf das damit verbundene Rollen-Spiel im Kontakt mit den Mitmenschen gibt Sicherheit. So kann die Rolle leicht zur Zwangs-Jacke werden, aus der es kein Entrinnen gibt. Wenn diese Zwangs-Jacke schließlich in Fleisch und Blut übergeht, ist der Mensch seiner freien Handlungs-Weise beraubt und wird zum RollenAutomaten. Das Problem bei allen diesen Rollen-Übernahmen und Rollen-Zuschreibungen ist, dass einseitige „Stärken“ oder „Schwächen“ fortgeschrieben werden. Mit jeder Übernahme starrer Rollen wird ein Lern-Prozess blockiert, eine LernChance in Richtung auf ganzheitlicheres Erleben vertan. Transformation: Ich nehme mir heraus, nicht so zu funktionieren, wie es von mir erwartet wird. Dabei achte ich darauf, nicht im Trotz, in der Rebellion, also im genauen Gegenteil steckenzubleiben, sondern mit Kopf, Herz und Hand meinen besonderen Weg zu finden. Ich habe den Mut, ein(e) Spielverderber(in) zu sein. AP Gefühls-Panzerung AP Wer seine Gefühle nicht mehr merkt, kann auch nicht unter ihnen leiden. Nach außen wird eine emotionslose, sachliche, „vernünftige“ Maske zur Schau gestellt. Man gibt sich den Anschein der Gefühllosigkeit und seelischen Unverletzlichkeit. Dieser Gefühls-Panzer will keine Gefühle heraus- und keine hineinlassen. Mit der Ausklammerung der Gefühle wird auch die Lebendigkeit ausgeklammert. Der zwischenmenschliche Kontakt verarmt, und die unterdrückten Gefühls-Regungen legen sich auf die Organe und Muskeln. Wer nicht emotional sein darf, der verhärtet, wird körperlich und psychisch krank. Transformation: Ich mache mich täglich durchlässiger für Gefühle, die aus mir herauswollen und die in mich hineinwollen. Ich benutze meinen Verstand dazu, mehr fühlen zu können. Ich verbiete meinem Verstand, Gefühle als Gefühlsduselei und Unsachlichkeit abzuwerten. Ich führe täglich Wahrnehmungs-Übungen durch, insbesondere spüre ich dem Zusammenhang von besonderen Situationen und körperlichen Empfindungen nach. Mechanismen der Körper-Abwehr (MKA) Überblick-Grafik Körper-Abwehr allgemein Atem-Reduktion Gegenmobilisierung Muskel-Versteifung (chronische Hypertonie) Deaktivierung (chronische Hypotonie) Unentwickelte affekt-motorische Schemata Überentwickelte oder defensiv verzerrte affekt-motorische Schemata Kinästhetische Vermeidung Kinästhetische Hyperkonzentration Visuelle Körper-Bild-Konstruktion Körper-Spaltung Müdigkeit und Einschlafen AM Überblick-Grafik Atem-Reduktion Gegenmobilisierung Muskel-Versteifung (chronische Hypertonie) Deaktivierung Deaktivierung / Muskel-Erschlaffung (chronische Hypotonie) unentwickelte affektmotorische Schemata MKA Müdigkeit und Einschlafen Abspaltung von Körper-Regionen KörperAbwehr allgemein visuelle KörperBild-Konstruktion kinästhetische Hyperkonzentration kinästhetische Vermeidung überentwickelte oder defensiv verzerrte affektmotorische Schemata Körperbezogene Arbeit an einer Abwehr-Struktur richtet sich darauf, die zu ihr gehörenden körperlichen, affektmotorischen Hemmungen zu lösen, damit die Abwehr-Haltung aufgegeben werden kann. Dadurch werden, wie gewünscht, zurückgedrängte Affekte hervorgerufen. Dies wiederum kann Ängste freisetzen, ohne deren Überwindung keine Veränderung möglich ist. Körper-Abwehr allgemein MKA Allgemein sind Abwehr-Vorgänge Schutz- und Regulations-Vorgänge, die auf der psychosozialen, motorischen und vegetativen Ebene zu beobachten und mit physischen Prozessen auf diesen Ebenen verbunden sind. Körper-Abwehr ist der Begriff für Abwehr-Prozesse, bei denen der physische Körper selbst oder die Wahrnehmung des Körpers eingesetzt wird, um sich vor etwas zu schützen, das man nicht wahrhaben, fühlen oder tun will. Körper-Abwehr wird vor allem dann benutzt, wenn nicht nur Vorstellungen, sondern insbesondere ungewollte Affekte (auch unbewusst) verhindert werden sollen, also z. B. schmerzhafte Erinnerungen, verbotene Wünsche/Bedürfnisse und die dazugehörigen Gefühle, bedrohliche Formen des Kontaktes mit anderen Menschen sowie ungewollte Formen körperlicher Erregung und Aktivierung, die vielleicht zugleich gewünscht und gewollt sind, was dann Konflikte erzeugt. Die Körper-Abwehr ist zwar mit Abwehr-Mechanismen wie Verdrängung, Hemmung, Reaktionsbildung, Ungeschehenmachen, Affekt-Isolierung oder Wendung gegen die eigene Person (Retroflexion) verbunden, aber bei ihr sorgt in erster Linie der Körper für die Kontrolle des Unerwünschten und dadurch für mögliche Anpassung an die Realität. Möglicherweise beschreibt der Begriff der Erlebens-Vermeidung (experiential avoidance) diese Prozesse der körperlichen Verarbeitung, Bewältigung und Regulation von Erfahrung besser als der Begriff der Abwehr. Atem-Reduktion MKA Als körperliches Mittel der Gefühls-Regulation ist der Atem vor allem deswegen so geeignet, weil er sowohl autonom als auch willkürlich innerviert wird. Die Atem-Reduktion stellt den häufigsten Mechanismus der Körper-Abwehr und Gefühls-Unterdrückung dar. Bei der Körper-Abwehr wird der Atem meist unbewusst mithilfe der Willkür-Muskulatur verändert, um Emotionen und Vorstellungen zu regulieren. Atem-Reduktion ist häufig mit anderen Abwehr-Formen kombiniert. Über Einschränkung der Atmung lässt sich affektive Erregung begrenzen. Da wir bei stärkeren Emotionen stärker atmen, kann man durch Flachhalten der Atmung und Volumen-Begrenzung Gefühle unterdrücken. Wege der Atem-Reduktion: Atem-Fluss (auch nur kurzzeitig) unterbrechen. Wenig Energie für das Einatmen aufbringen (bei schizoider Störung) Einatmung festhalten (Im Schreck erstarrt der Atem im Einatmen, was das Ausatmen erschwert. Es gibt auch eine parasympathische Erstarrung nach dem Ausatmen, bei der das Einatmen gehemmt wird. Störung der Flexibilität und des Flusses der Atmung. Störung der Verteilung zwischen Brust- und Bauch-Atmung Störung des Übergangs von der Aus- zur Einatmung Bei paradoxer Atmung wird im Einatmen unter starkem Muskel-Einsatz das Zwerchfell nach oben gehoben. Die Beachtung dieser Aspekte des Atems ist für die körperpsychotherapeutische Behandlungs-Technik zentral. Behandlungs-Ziel ist „Befreiung des Atems“ mit Hilfe unterschiedlicher Atem-Techniken in Kombination mit beziehungs-biografischen Analysen und Neuorientierungen hin zu einer autonom durch den Körper fließenden Welle tiefer Atmung in Bauch und Brust (von W. Reich als „Orgasmus-Reflex“ benannt). Gegenmobilisierung Gegenmobilisierung, auch Impuls-Unterdrückung genannt, ist eine Form der Körper-Abwehr, bei der eine Bewegung gegen einen ihr vorausgegangenen Bewegungs-Impuls eingesetzt und dieser ursprüngliche, spontane Impuls damit unterdrückt wird. Es wird ein Gefühls- oder Handlungs-Impuls zurückgehalten. Beispiele: Ein Kind streckt zum Beispiel die Arme nach der Mutter aus und zieht sie sogleich zurück, weil es weiß, dass es die Zuwendung der Mutter nicht bekommt. Hat eine Vorstellung (Mutters Nähe erreichen) die Handlung gebahnt (Arme ausstrecken) und wird dies dann unterbrochen (Arme zurückziehen), wird die auslösende Vorstellung mit verdrängt. Die Gegenmobilisierung auf der körperlichen Ebene entspricht so dem AbwehrMechanismus der Reaktions-Bildung (Verkehrung ins Gegenteil) auf der psycho-sozialen Ebene. Die mit dem Handlungs-Impuls verbundene Erregung einer Emotion wird so verhindert. Statt dass ein Mensch seiner Wut oder seiner Traurigkeit durch Schreien oder Weinen Ausdruck verleiht, spürt er einen Kloß im Hals. Wut, Traurigkeit oder andere als negativ bewertete Gefühle werden in ihrem Ausdruck behindert, heruntergewürgt. Einige Wege aus der Gegenmobilisierung: Verbundene (Rebirthing-) Atmung, Tönen bei der Ausatmung (bei Kloß im Hals) oder (ins Kissen) Schreien Provoziertes Erbrechen (Introjekte auskotzen) Die zurückhaltenden Körper-Teile sprechen lassen („Was sagt dir dein Kloß?“) MKA Muskel-Versteifung (chronische Hypertonie) MKA Die chronische Hypertonie der versteiften Muskulatur (von Reich Muskel-Panzer, eine Art eingefrorener Zurückhaltung, genannt) ist neben der Atem-Reduktion die am häufigsten beschriebene Form der Körper-Abwehr. Auf der psychosozialen Ebene entspricht dem der Abwehr-Mechanismus der Retroflexion. Indem die gefühlsbeteiligten Muskeln kontrahiert werden, können unangenehme oder verbotene Gedanken und Gefühle abgewehrt werden. Generell verweist entsprechend die psychomotorische Funktion der jeweils verspannten Muskeln auf die mögliche Bedeutung einer Spannung, z. B. wird die Brust wird hart gemacht, um eine emotionale Berührung abzuwehren, werden Schultern und Nacken versteift, um eine Wut im Zaum zu halten. können in der Spannung der Becken-Muskulatur aggressive oder sexuelle Impulse gebunden sein. Wird so eine Form der Muskel-Abwehr chronisch, kann es zur chronischen MuskelVersteifung kommen. Bei der chronischen Hypertonie bildet sich eine überbegrenzte Struktur heraus. Man kann bei einer zu starken Abwehr auch von einer überkontrollierten Persönlichkeit und einer Überregulation von Affekten sprechen. Dauerkontraktion verweisen nicht nur auf Abwehr-Vorgänge, sondern können selbst zur wesentlichen Symptomatik werden, wenn aus ihnen chronische Schmerzen entstehen. Die Störung schlägt sich dann in den Muskeln oder im Bindegewebe (Faszien) selbst nieder und muss auch von dort ausgehend behandelt werden. Bei einer hypertonen Überregulation geht es therapeutisch um Aktivieren und Ausdrücken von Affekten (z. B. durch biodramatische Inszenierungen). Verstärkung der Ausatmung (des Loslassens) Bewusstmachung einer körperlichen „Gegen-Haltung“, eines alternativen Bewegungs-Impulses Deaktivierung (chronische Hypotonie) 1 Während in der Gegenmobilisierung Muskulatur aktiviert wird, wird bei der Deaktivierung die Muskulatur in einen Hypotonus versetzt. Deaktivierung kann zu einer chronischen Hypotonie führen. Chronische Hypotonie stellt eine resignative Reaktion auf der Ebene der Muskulatur dar. Eine körperliche Deaktivierung ist ein Mechanismus der Vermeidung sowohl der kernaffektiven Erregung als auch von Emotionen. Menschen mindern auf diesem Weg den Ausschlag ihrer Gefühle. Sie verfallen in einen neutralen Fluss der Bewegung, in dem es kaum Variationen der Spannung gibt. Depressive Menschen sind oft hypoton, manchmal jedoch auch hyperton. Die parasympathische Deaktivierung kann sich auch auf andere Körper-Systeme als die Muskulatur beziehen. Zum Beispiel verkleinert sich bei Angst und Trauer der messbare Körper-Umfang aufgrund von Veränderungen im Bindegewebe. Bei der Auflösung der Deaktivierung geht es um Über biodramatische (Fokussierung bei dialogischer Inszenierung auf den Körper) Inszenierungen die ehemaligen Deaktivierer konfrontieren und alternative Beziehungs-Konzepte erfahren Aufladungs-Übungen (Stress-Position aus dem Grounding heraus, z. B. kleiner Bogen, Elefant und Hocke an der Wand) MKA Deaktivierung (chronische Hypotonie) 2 Gibt eine Person chronisch Verletzungen nach, hört sie auf, sich zu wehren, bildet sich eine unterbegrenzte Struktur heraus. In diesem Fall zeigt die betreffende Person wahrscheinlich ein affektmotorisches Muster, sich bei eigener Besorgnis andere Menschen als Halt näherbringen zu wollen. Chronische Hypotonie kann ein Zeichen zu schwacher Abwehr sein, die einen Menschen der Gefahr preisgibt, Affekten ausgeliefert zu sein oder intensive negative Affekte nicht regulieren zu können. Unterregulation der Affekte kann zu einer Affekt-Überflutung führen. Ist eine Hypotonie so stark wie nach dem aus der TraumaPhysiologie bekannten Punkt des Abschaltens (parasympathische Starre), zeigt sie eine Abstumpfung gegenüber allen potenziell erregenden Vorstellungen, Gefühlen, Wünschen und Impulsen an. In diesem Falle kommt es zu einer Immobilisierung ohne Bereitschafts-Spannung. Chronische Hypotonie findet man auch bei einer frühkindlichen Abwehr jeder Bewegungs-Aktivität, mit der Kinder auf eine umfassende Frustration ihrer Bedürfnisse reagieren. MKA Unentwickelte affekt-motorische Schemata MKA Durch frühe Erfahrungen entwickeln sich Formen der affekt-motorischen Beziehung zu den Dingen wie zu den Menschen. Im Umgang mit der dinglichen Welt bilden sich in einer Verknüpfung von motorischen und kognitiven Prozessen motorische Überzeugungen aus. In der zwischenmenschlichen Interaktion treten zu den motorischen und kognitiven Mustern affektive Färbungen hinzu. In Bezug auf die Theorie der affektmotorischen Schemata werden unentwickelte Schemata als Zeichen eines Defizits oder Entwicklungs-Stillstandes gewertet. Dieser Stillstand, dieser blinde Fleck im Affekt-Bereich dient insofern zur Abwehr, als er hilft, sich den Spannungen nicht auszusetzen, die mit der Entfaltung oder Erprobung eines anderen Schemas, eines anderen Gefühls oder Gefühls-Bereiches verbunden wären. Die Abwehr-Aktivität besteht darin, dass jemand unbewusst im alten Schema verweilt, obwohl er inzwischen über neue Bewältigung-Möglichkeiten von Spannungen verfügt bzw. verfügen könnte. Beispiele: körperlich schüchterne Zurückhaltung, um sich Zurückweisung und Verletzung zu ersparen; aggressiv-gehemmte Unterwürfigkeit, um der Auseinandersetzung mit eigenen Wünschen auszuweichen; kein Schreien, Greifen, Zupacken, Festhalten, Strampeln, Schlagen, Zubeißen, Wegstoßen, Stoppen, Kämpfen, Weglaufen Unentwickelt sind meist aggressive Affekt-Bereiche wie Ärger, Wut, Zorn Abhilfe schaffen sorgsame Wahrnehmung der Körper-Empfindungen bei intensiver Atmung, bioenergetische Übungen, Visualisierungen und Inszenierungen Abhängigkeit aufzeigende Affekt-Bereiche wie Traurigkeit, Schmerz, Bedürftigkeit, Hilflosigkeit Abhilfe schaffen Augenkontakt, sanfte (Kussmund-) Atmung, biodynamische Massage, HerzBerührung, Becken-Schaukel, Musik, Filme, die traurig machen Überentwickelte oder defensiv verzerrte affekt-motorische Schemata MKA Überentwickelte affekt-motorische Schemata werden auch defensiv verzerrte Schemata genannt. Reizen wird grundsätzlich mit einer überzogenen Reaktion begegnet. 4. AusdrucksBlockade AusdrucksSchwelle 5. Übererregung und chronifizierter Ausdruck Intensität der Erregung RuheZustand 3. Begrenzung der Erregung 6. Begrenzung der Entspannung Nach dem Modell des affektiven Zyklus wären dies Menschen, die in der fünften Blockade eines persistierenden Affekt-Ausdrucks festhängen, z. B. gegenüber jedem neuen herausfordernden Reiz mit einer beharrlichen kämpferischen Aggressivität (chronischer Trotz, engl: spite) reagieren, mit dem sie ein Gefühl der Demütigung oder des Versagens oder auch Nähe und Intimität abwehren. Anstelle der Echt-Gefühle treten so ErsatzGefühle, z. B. Traurigkeit statt Wut oder Ärger und Kampf statt Traurigkeit, Unverschämtheit statt Scham, Waghalsigkeit statt Angst Entzerrung der Gefühle kann gefördert werden durch 2. Verhinderung von Erregung 1. WahrnehmungsBlockade 7. Blockade von Einsicht und Erholung Atem-Übungen, um zu dem Gefühl unter dem Deck-Gefühl zu kommen Rückmeldungen zum situativen GefühlsErleben („Passt der Gefühls-Ausdruck zur Situation/zum Ereignis?“) Kinästhetische Vermeidung MKA Aufmerksamkeit wird aus einem kinästhetischen Bereich abgezogen. Auf Bewegungen bezogene Wahrnehmungen werden auszublenden versucht. Ein Mensch „vergisst“, wie sich Muskeln anfühlen und bewegen lassen. Im Rahmen dieser Abwehr-Strategie kann der BewegungsRaum (die Kinesphäre) eingeschränkt sein bei Menschen, die wie bei Missbrauch die Verletzung des eigenen Raumes erleben mussten oder die aus Angst versuchen, sich unsichtbar zu machen oder unangemessen weit sein bei Menschen mit einer narzisstischen Problematik, wenn sie viel Raum einnehmen, um Nähe zu vermeiden. Heilsam können sein Achtsamkeits-Übungen Spüren der Körper-Grenzen (Abklopfen) Alle Formen der Erdung Massagen, die das Körper-Schema und die Propriozeption bewusst machen Kinästhetische Hyperkonzentration Ein besonderer Aspekt oder Bereich des Körpers, z. B. der schmerzvolle Bereich, erhält extrem viel kinästhetische Aufmerksamkeit, während der übrige Körper vermieden wird. Beispielweise können sich Tänzerinnen ganz auf die Funktion ihrer Körper-Bewegungen konzentrieren, dabei aber KörperEmpfindungen vermeiden. Abhilfe könnte erfolgen über Arbeit mit dem sicheren Ort Arbeit mit Bereichen des Wohl-Gefühls als Kontrast-Programm zu den Schmerz-Regionen Massagen MKA Visuelle Körper-Bild-Konstruktion Visuelle Körper-Bild-Konstruktionen werden an die Stelle eines empfindenden Bezuges zum eigenen Körper gesetzt. Damit wird das Erleben des gelebten Körpers abgewehrt. Beispiel: Fetischisten MKA Körper-Spaltung MKA Eine Abspaltung (Dissoziation) einzelner Teile des Körpers vom Rest wird als Abwehr-Mechanismus eingesetzt. Beispiele: Es können expansive Handlungs-Impulse abgespalten werden, indem das Gefühl für die handelnde Arme verhindert wird. Angst vor einer Anerkennung der Realität kann durch eine fehlende körperliche Besetzung der Beine bewältigt werden mit der Folge gering entwickelter Beine. Häufig finden sich Spaltungen zwischen Kopf und Rumpf, etwa um Körper-Empfindungen von der bewussten Wahrnehmung fernzuhalten. Oder es kommt zu Spaltungen zwischen oben und unten im Bereich der Taille, um Kraft und Durchsetzungs-Vermögen zu vermeiden. Abhilfe könnte geschaffen werden durch (biodynamische) Massagen Body-Scannen Wahrnehmung somatischer Marker Exploration der Trennungs-Bereiche Nutzung der Atemrolle Müdigkeit und Einschlafen MKA Diesem Abwehr-Phänomen begegnet man vor allem in Selbsterfahrungs-Gruppen oder bei körperpsychotherapeutischer Atem-Arbeit oder MassageArbeit im Sitzen oder Liegen – mit oder ohne suggestive Elemente. Menschen in diesen Gruppen erfasst bei bestimmten Themen, die von anderen bearbeitet werden und die auf eigene unbewältigte Konflikte in der Kindheit hinweisen könnten, eine bleierne Müdigkeit. Sie schlafen ein, bis die entsprechende therapeutische Situation sich aufhellt oder beendet ist. Personen, die mit dem Atem oder bei der Massage in bestimmten Körper-Regionen an abgespaltene, ängstigende, unbekannte oder traumatisierende KörperEmpfindungen oder Gefühls-Zustände herankommen, schlafen einfach ein, um die entsprechenden – meist durch frühe Bezugs-Personen oder im Zusammenhang mit traumatischen Erfahrungen – als „negativ“ bewerteten Empfindungen und Gefühle zu vermeiden. Persönlichkeits- oder Charakter-Typologien (PT) Allgemeines zur Typen-Lehre Typologie Allgemeines zur Typen-Lehre Weg von der Pathologisierung Zweck der Typologisierung Persönlichkeits-Strukturen als Bewältigungs-Muster Persönlichkeits-Struktur und Entwicklungs-Begleitung Persönlichkeits-Typ als… Affektmotorische Strukturen oder Charakter Persönlichkeits-Bausteine PT Weg von der Pathologisierung PT Die Ausgestaltung des individuellen Gefühls-, Symbolisierungs- und Verhaltens-Repertoires wird – vor allem in der körpertherapeutischen Literatur – „Charakter“ genannt. Charakter ist das wiedererkennbare Persönlichkeits-Gebäude mit seiner inneren Dynamik und seinen Verarbeitungs-Mechanismen einschließlich des Körpers in seiner Entwicklung, Selbst-Organisation und Struktur. Auseinandersetzungen mit ähnlichen Bedingungen in der Umgebung eines Kindes können immer wieder vergleichbare Verarbeitungs-Mechanismen hervorrufen, die das Erleben und Verhalten von Personen bis zu einem gewissen Grade vorhersagbar, verstehbar und behandelbar machen. Es besteht in der Diagnostik die Möglichkeit, pathologische und normale Entwicklung über weite Strecken als lediglich graduell unterschiedlich zu betrachten und anzunehmen, dass die gleichen Mechanismen und verarbeiteten Themen nach ähnlichen Prinzipien bei „gesunder“ wie „gestörter“ Entwicklung im Menschen spuren hinterlassen. Anders als in der gebräuchlichen Diagnostik, die sich traditionell als „Heilungs-Zwecken“ auf die pathologischen Ausformungen von Charakter-Entwicklungen bezieht, ließe sich betonen, was uns Menschen „gemeinsam“ ist und wie dieses Gemeinsame extreme Formen annehmen und besondere Zustände auslösen kann. Man könnte feststellen, dass jeder Mensch im Laufe seiner Entwicklung in eine Reihe verschiedener themenbezogener Lösungs-Versuche, z. B. Sicherheit, Abhängigkeit, Freiheit, Authentizität und Wert, verwickelt ist und all möglichen damit verbundenen Strategien gleichzeitig oder nacheinander anwendet, wobei sich besondere Stil-Elemente der Problem-Bewältigung herausschälen. Zweck der Typologisierung PT Jedes Individuum ist eine Ausnahme von der Typen-Charakterisierung. C. - G. Jung schrieb dazu (GW VI, §895): „Die Konformität des Menschen ist nur seine eine Seite, die Einzigartigkeit aber seine andere. Durch Klassifikation ist die individuelle Seite nicht erklärt. Immerhin ist durch das Verständnis der psychologischen Typen ein Weg eröffnet zu einem besseren Verständnis der menschlichen Psychologie überhaupt.“ Den eigenen Typus zu kennen, kann nützlich sein und dabei helfen, die persönliche Sicht-Weise, mit der man an eine Situation oder an andere Menschen herangeht, in einem gewissen Maße zu korrigieren. Typus bedeutet das relative und durchgängige Überwiegen eines PersönlichkeitsAspektes oder mehrerer bestimmter Persönlichkeits-Anteile. Typologisierung hat vor allem den Zweck, noch nicht entwickelte Anteile der Persönlichkeit zu entdecken und damit seiner Weiterentwicklung Richtung und Ziel zu geben. Ziel ist allgemein Integrität als ausgewogene und Wahl-Freiheit ermöglichende Ganzheitlichkeit. Theoretisch stehen unserem Selbst alle typologischen Möglichkeiten zur Verfügung. Deshalb kann es hilfreich sein festzustellen, welche Aspekte man in den eigenen Lebens-Entwurf zur Bestimmung des eigenen Lebens-Weges einbezieht und welche man aus welchem Grunde bisher außen vor gelassen hat. So gesehen wirkt die Kenntnis des derzeitigen Typus nicht einengend, sondern befreiend, da sie neue Möglichkeiten eröffnet, durchs Leben zu steuern, deren Existenz man sonst vielleicht nie entdeckt hätte. Persönlichkeits-Strukturen als Bewältigungs-Muster PT Persönlichkeits- oder Charakter-Strukturen kann man als Prototypen von Bewältigungs-Mustern, als Beschreibungs- und Entwicklungs-Konstrukte verstehen, die einen Mangel und eine Möglichkeit zugleich offenbaren. Im Kind sind nicht nur Spannungen, sondern auch Fähigkeiten verkörpert, die es in der Phase entwickelt hat, in der die Persönlichkeits-Struktur vor allem entsteht. Da Charakter-Strukturen aus Beziehungs-Erfahrungen stammen, sind sie immer auch als Muster der Beziehungs-Gestaltung wirksam und erkennbar. Persönlichkeits-Strukturen sind also Antwort-Muster, sind Stile des Umgangs mit Erfahrungen, die nicht per se pathologisch sind, sondern eine schützende Reaktions-Tendenz darstellen, die dann zu Einschränkungen des Erlebens und Verhaltens führt, wenn sie sich verfestigt. Chronifizierte Muster schützen um den Preis, auf expansive Lebens-Bewegungen oder das Anmelden von Bedürfnissen überhaupt zu verzichten. In den Spannungs-Mustern des Körpers offenbart sich die Persönlichkeit als erstarrte Geschichte des Menschen mit sichtbaren Hypertrophien (Größenzunahmen) und Haltungs-Anomalien. In dieser Dynamik ähneln Persönlichkeits- oder Charakter-Strukturen den Bindungs-Typen, die ebenfalls als Reaktion auf Beziehungs-Erfahrungen entstehen. Wie Ausprägungen von Bindungs-Typen zu Bindungs-Pathologien werden können, so kann eine seelische Problematik darin bestehen, einem charakterlichen Muster zu stark anzuhaften. Persönlichkeits-Struktur und Entwicklungs-Begleitung Ein Mensch ist gesund, wenn er nicht mehr zwanghaft an eine ihn begrenzende innere psychische, geistige oder leibliche Struktur gebunden ist. Eine seelische wie körperliche Durchlässigkeit und Beweglichkeit ist die Voraussetzung für Selbst-Regulation und kann das gegenwärtige Funktionieren vom Einfluss der beschränkenden Vergangenheit befreien. Die Ziele der Entwicklungs-Begleitung sind eine relative Freiheit als Auflösung von Begrenzungen durch vorgegebene Strukturen und größtmögliche Lebendigkeit zu entfalten eine Mitte zwischen den Polaritäten der Psyche, z. B. eine Selbst-Sicherheit zwischen vollkommen unsicher und übertrieben selbstsicher, zu finden einem Menschen die bewusste Wahl darüber (zurück) zu geben, wann, wo und wie er sich selbst beschützt, so dass er durch seine Abwehr nicht in Situationen behindert wird, die ihn nicht bedrohen. nicht, Charakter-Strukturen aufzulösen, da sie immer auch die Fähigkeit eines Menschen beinhalten, sich zu schützen. Das Ziel größtmöglicher Lebendigkeit kann nur erreicht werden, wenn sowohl die psychosozialen oder affektmotorischen Abwehr-Muster verstanden werden als auch die emotionalen, sozialen und körperlichen Spannungen gelockert werden, die das Persönlichkeits-Muster aufrechterhalten. PT Persönlichkeits-Typ als… PT verfestigte Abwehr (Tableau der genutzten AbwehrMechanismen) Antwort- und Bewältigungs-Muster Ergebnis von BeziehungsErfahrungen mit denen sich ein Mensch schützt heilsam, nützlich und schädigend Gewohnheits-Muster funktional und dysfunktional Bedürfnis Versagen des Bedürfnisses durch die Mitwelt (BeziehungsErfahrungen) Abwehr des Bedürfnisses durch bestimmte affektmotorische Schemata Ausformung einer affektmotorischen Struktur (Charakter) Affektmotorische Strukturen oder Charakter Als Ergebnis basaler Versuche, Vorstellungen, Gefühle oder Impulse abzuwehren und Emotionen zu regulieren, die mit der Versagung von Wünschen/Bedürfnissen zusammenhängen, kommt es häufig zu spezifischen Mustern der Abwehr und der Bewältigung konflikthafter, defizitärer oder traumatischer Erfahrungen. In der Entwicklungs-Begleitung werden sie als ich-syntone Kompromiss-Bildungen verstanden und als affektmotorische Strukturen entwicklungsgenetisch erklärt. Diese Strukturen resultieren aus einer verfestigten Abwehr oder infolge eines Mangels an Abwehr-Fähigkeiten, beides als Versuche, sich an die Mitwelt anzupassen, die die Erfüllung der Bedürfnisse versagt. Charakter meint (nach Reich und Lowen) eine Struktur, die Pathologien erzeugen kann und dadurch entsteht, dass bestimmte Entwicklungs-Konflikte, die ein Kind nicht im Einklang mit seinen Bedürfnissen bewältigen kann, bestimmte Formen von Lösungen erzeugen. Charakter ist eine Reaktions-Weise des Ich auf Grundlage einer Abwehr-Theorie. PT Persönlichkeits-Bausteine PT Das Modell der Persönlichkeits-, Charakter- oder affektmotorischen Strukturen kann den Blick für manche typische psychische Probleme öffnen und auch in einer erlebens- und leibbezogenen Entwicklungs-Begleitung seinen Platz haben, wenn • man es von seinem triebtheoretischen Hintergrund, seiner energietheoretischen Metaphorik und seiner Pathologisierung löst und • es an eine Theorie von Entwicklungs-Bedürfnissen anbindet und • Charakter-Strukturen als sich aus Beziehungs-Erfahrungen ergebende Kern-Themen versteht. affektmotorische Struktur / affektmotorisches Muster (Persönlichkeits-Struktur, Charakter, Habitus) affektmotorisches Schema 1 Mikropraktik A (Element der individuellen Körper-Sprache) sensorisch kognitiv motorisch affektiv Mikropraktik B Mikropraktik C affektmotorisches Schema 2 affektmotorisches Schema 3 affektmotorisches Schema 4 affektmotorisches Schema 5 Typologie (T) Charakter-Struktur-Modelle im Vergleich Kommunikations-Typen nach V. Satir Charakter-Theorie nach Reich Typen nach Sinnes-Bevorzugungen Struktur-Prototypen nach Geuter Typen nach Kontakt-Funktionen (Gestalt-Therapie) Charakter-Strukturen und HakomiMethode nach R. Kurtz PT Kontakt-Funktionen Energie-Fluss und Charakter-Strukturen nach A. Lowen Sozialtypen 1 (Psychoanalyse) Charakter-Theorie nach Keleman Sozialtypen 2 (Psychoanalyse und TA) Entwicklungs-Themen der Biodynamik Neurose-Typen nach K. Horney Typen nach eher männlichen und weiblichen Kommunikations-Orientierungen Psychologische Typen nach C. - G. Jung Typen nach Sicherheit und Bejahung Acht Grundüberzeugungen 1 Typen nach Zuwendung und Angst-Umgang Acht Grundüberzeugungen 2 Typen nach Handlungs-Richtung Polarität und Integration der Sozialtypen 1 Typen nach Gemeinschafts-Funktionen Orientierung im Selbst- und Sozial-Feld 1 Orientierung im Selbst- und Sozial-Feld 2 Charakter-Struktur-Modelle im Vergleich T Schultz-Hencke Riemann Schultz von Thun König Reich – Vegetotherapie Lowen Bioenergetik Kurtz – Hakomi schizoid (Distanz-Typ) schizoid schizoid schizoid schizoid depressiv (Nähe-Typ) depressiv - oral - oral kompensiert - oral - oral kompensiert zwanghaft (Dauer-Typ) zwanghaft masochistisch masochistisch masochistisch hysterisch rigide: - hysterisch - phallischnarzisstisch - passiv-feminin - hysterisch phallisch narzisstisch phallischnarzisstisch psychopathisch/ narzisstisch - psychopathisch 1 psychopathisch 2 borderline triebhaft hysterisch (Wechsel-Typ) hysterisch zwanghaft phobisch Charakter-Theorie nach Reich (CT) Zwangscharakter Masochistischer Charakter Phallischnarzisstischer Charakter Hysterischer Charakter T Zwangscharakter Alle Muskeln des Körpers sind angespannt, besonders aber die des Becken-Bodens, des Beckens, der Schultern und des Gesichts. Maskenartige, harte Physiognomie Ungelenkigkeit Pedantischer Ordnungs-Sinn Hang zum umständlichen, grüblerischen Denken CT Masochistischer Charakter Neigung zum Klagen Subjektiv immer das Gefühl zu leiden Ungeschicktes Verhalten im Umgang mit Menschen „Seht, wie unglücklich, verlassen und allein ich bin.“ Chronische Neigung zur Selbst-Schädigung und Selbst -Erniedrigung CT Phallisch-narzisstischer Charakter Athletischer Körper-Bau Gesichts-Züge sind geprägt von harten, scharfen, männlichen Linien Auftreten ist selbstsicher, arrogant, elastisch, kräftig, oft imponierend. CT Hysterischer Charakter Verhüllte und unverhüllte Koketterie in Gang, Blick und Sprache, vor allem bei der Frau Weichheit und Überhöflichkeit, femininer Gesichts-Ausdruck bei Männern Bewegung ist weich, wiegend, sexuell provozierend Unbeständigkeit in den Reaktionen Starke Neigung zur Suggestibilität, gepaart mit starken Enttäuschungs-Reaktionen Neigung zum Phantasieren CT Struktur-Prototypen nach Geuter (SP) Die Struktur-Prototypen beziehen sich auf das Buch von U. Geuter: „Körperpsychotherapie“ von 2015, S. 216 ff schizoid oral-dependent kompensiert oral narzisstisch hysterisch zwanghaft masochistisch T schizoid Grund-Erfahrung: Ablehnung, unerwünscht sein, frühes Alleinsein, früher kalter Kontakt Konflikt oder Defizit: Vertrauen vs. Misstrauen Grundgefühl, Angst: Vernichtet werden, nicht hergehören und Angst vor Nähe, nicht im Körper sein Entscheidung: Für Existenz und gegen Gefühle und Bedürfnisse, Isolation statt Nähe Strategie, Art der Bindung: Impulse unterdrücken und Erstarren, Rückzug nach innen, übermäßiges Kontrollieren Körperlichkeit: zusammengehalten, versteift und eingefroren, körperliche Spaltungen, starrer Blick SP oral-dependent Grund-Erfahrung: Mangel, ungestillte Bedürfnisse Konflikt oder Defizit: Versorgen vs. Versorgt-Werden, Abhängigkeit vs. Autonomie Grundgefühl, Angst: Nicht genug bekommen, niemanden haben, Angst vor Trennung und Eigenständigkeit Entscheidung: Für Bedürfnisse und Abhängigkeit und gegen Unabhängigkeit Strategie, Art der Bindung: Hilfe suchen, flehen, sich abhängig machen Körperlichkeit: sich festhaltend und anklammernd, kollabiert und eingeknickt, kraftlos, suchend SP kompensiert-oral Grund-Erfahrung: Mangel, ungestillte Bedürfnisse Konflikt oder Defizit: Versorgen vs. Versorgt-Werden, Abhängigkeit vs. Autonomie Grundgefühl, Angst: Brauche niemanden, mache alles allein Entscheidung: Scheinbare Unabhängigkeit bei ungestillten Bedürfnissen Strategie, Art der Bindung: Hilfe ablehnen, aber Hilfe wollen Körperlichkeit: Höherer Tonus als beim Oralen-Dependenten SP narzisstisch Grund-Erfahrung: Unterdrückung der Identität, unterlegen und unwichtig sein, nicht ernst genommen oder manipuliert werden Konflikt oder Defizit: Sein-sollen vs. Sein-wollen, mangelnde Achtung als eigenständiges Wesen Grundgefühl, Angst: Niemanden heranlassen, niemandem Verletzlichkeit zeigen, Angst vor Nähe und Manipulation Entscheidung: Für Unabhängigkeit statt Geborgenheit, selbst in die Position des Stärkeren gehen Strategie, Art der Bindung: Durchsetzung und Behauptung oder Verführung, dem anderen nahe sein, indem man ihn lenkt und es ihm zeigt Körperlichkeit: sich oben haltend und Kopf nach oben aufgeblasen und stark, unproportional mit stärkerem Oberkörper SP masochistisch Grund-Erfahrung: Unterdrückung der Kraft und Wut, Liebe gepaart mit Druck und Unterwerfung Konflikt oder Defizit: Selbstständigkeit vs. Unterwerfung Grundgefühl, Angst: Durch Selbstständigkeit schuldig und schlecht sein, erstickte Wut mit Explosions-Gefahr, Erniedrigung Entscheidung: Für Geborgenheit statt Freiheit Unterwerfung statt Selbstständigkeit Strategie, Art der Bindung: negative Gefühle ersticken, warten, zögern, gehorchen, sich unterwerfen, um Nähe zu bekommen Körperlichkeit: sich in sich selbst festhaltend, gedrungen und gepresst, muskulös kompakt, Gesäß eingezogen SP zwanghaft Grund-Erfahrung: Disziplin und Unterdrückung der Lust Konflikt oder Defizit: Kontrolle vs. Kontroll-Aufgabe Grundgefühl, Angst: Sicherheit brauchen, Nicht können, wie man möchte Angst vor Veränderung und Risiko Aggressivität Entscheidung: Für Selbstständigkeit durch äußere Regeln statt Fluss Strategie, Art der Bindung: Starre, Perfektion Realität vor Gefühl, Gefühle kontrollieren Körperlichkeit: sich fest machend starr, angespannt, festes Kinn SP hysterisch Grund-Erfahrung: Mangel an Aufmerksamkeit, Unterdrückung der Liebe, sich als sexuelles Wesen empfinden Konflikt oder Defizit: Unabhängigkeit vs. Bindung Grundgefühl, Angst: Angewiesen sein auf Bestätigung, Angst vor Einschränkung, Festlegen, Liebe Entscheidung: Für Freiheit statt Hingabe, Realitäten nicht wahrnehmen Strategie, Art der Bindung: Aufmerksamkeit erregen, Gefühle inszenieren, aber sich nicht von Herzen einlassen Körperlichkeit: wohlproportioniert, muskuläre Hypertonie, beckenbetont SP Charakter-Strukturen und Hakomi-Methode nach R. Kurtz (CSK) Ron Kurtz: Körperzentrierte Psychotherapie – Die Hakomi-Methode, 1985 und Halko Weiss: Die existenzielle Dimension der großen Charakterthemen, in: Marlock/Weiss: Handbuch der Körperpsychotherapie, 2006 Vorgehen in der Entwicklungs-Begleitung Charakter 1. Schizoid: feinnervig/analysierend 2. Oral: abhängig/gewinnend 3. Kompensiert-oral: unabhängig/selbstversorgend 4. Psychopath Typ I: hart/großzügig 5. Psychopath Typ II: gefällig/einschmeichelnd 6. Masochist: belastet/duldend 7. Hysteriker: ausdrucksvoll/klammernd 8. Phalliker: unermüdlich/übergründlich T Vorgehen (V) in der Entwicklungs-Begleitung Sinn von Entwicklungs-Begleitung Vorgehens-Prinzipien Vorgehens-Ziele Annahmen über Menschen und Informations-Prozesse 1 Annahmen über Menschen und Informations-Prozesse 2 Körper und mentales Leben Phasen des Begleit-Prozesses Sonden Übernehmen Sensibilitäts-Kreis Transformation Integration Abschluss CSK Sinn von Entwicklungs-Begleitung Der ganze Sinn von Entwicklungs-Begleitung ist Veränderung, und zwar Veränderung der Bedeutung von Erleben und Erfahrung. Wir verwenden Erleben und Erfahrung, um die Selbst-Gestaltung zu erforschen und Zugang zu dem den Charakter formenden Kern-Material zu finden, indem wir von Gefühlen, Empfindungen und MuskelSpannungen zur Bedeutung dieser Erlebens- und Ausdrucks-Formen und Spannungen gelangen. Der Sinn von Entwicklungs-Begleitung besteht darin, Zugang zu finden und die symbolische Welt zu verändern, die alle Erfahrung formt. Das langfristige Ziel dieser Suche nach Bedeutung ist das (Wieder-) Erlangen der Fähigkeit, Gefühle und Erfahrungen ohne Unterbrechung vollständig zu erleben und sogar gleichzeitig nach ihrer Bedeutung zu suchen. Langfristig sind Bedeutung und Erleben eins und werden als solche Einheit gespürt. Nur weil einige Erfahrungen verstümmelt, schmerzhaft, verwirrend oder sonstwie ohne klare Bedeutung sind, müssen wir überhaupt auf die Suche gehen. Diese Anstrengungen unternehmen wir, weil wir die Freiheit, einfach zu sein, die Wahl-Freiheit, uns entscheiden zu können, und das LebensGefühl von Freude und Liebe, von Stimmigkeit, Einssein und Einverstanden-Sein so hoch schätzen. V Vorgehens-Prinzipien V Das Einheits-Prinzip umfasst alles – nur kein fragmentiertes Universum. Es ist ein holistisches und systemisches Modell. Das Prinzip der inneren Achtsamkeit weist von der Energie- und vom Gesprächs-Ansatz weg auf den Informations-Fluss und die Gestaltung von Erfahrung. Es geht nicht nur darum, in der Erfahrung zu sein, sondern vor allem darum zu beobachten, wie wir unsere Erfahrungen gestalten. Wir versuchen, die Art kennenzulernen und schließlich zu verändern, in der wir unsere Erfahrungen zusammensetzen. Wir tun es planvoll, bewusst und mit innerer Achtsamkeit. Das ist das Ziel des Vorgehens. Die Veränderung liegt auf der Ebene des Stils, in der man Dinge tut. Sie liegt auf der Ebene des Charakters. Darum arbeiten wir mit dem symbolischen KernMaterial. Im Prinzip des Nichtzwingens oder der Gewaltlosigkeit liegt die nicht-autoritäre Beziehung zwischen Entwicklungs-Begleitenden und Entwicklung suchenden Personen begründet. Dies spiegelt ein tiefes Vertrauen in die Heil-Kraft der Entwicklung-Suchenden, die wiederum Teil der großen Kraft und Harmonie der Natur ist. Hakomi-Therapie arbeitet körperzentriert. Wir schaffen Zugang zum Kern-Material, indem wir mit dem Körper arbeiten. Wir treten für einen Holismus von Körper und Geist und die Existenz einer Interaktion dieser beiden Teile ein und versuchen daher, die Spaltung von Körper und Geist zu heilen. Wir arbeiten präventologisch, konzentrieren uns also auf das Gesundbleiben und stellen den ganzen Menschen in den Mittelpunkt unserer Arbeit. Aus-dem-System-Springen 1 V Entwicklungs-Begleitung ist eine Interaktion zwischen Entwicklung suchenden Personen und den die Entwicklung begleitenden Personen. Diese Interaktion ist darauf angelegt, mit dem Charakter der Entwicklung-Suchenden zu arbeiten, also mit den körperlichen, emotionalen und mentalen Mustern, die ihren Selbst-Begrenzungen zugrunde liegen. Charakter-Prozesse sind als Gewohnheits-Prozesse mechanisch, zwanghaft und unbewusst, werden also vom impliziten Gedächtnis gesteuert, das immer zugleich auch Körper-Gedächtnis ist. Charakter ist Gewohnheit und Muster und unbewusste Struktur, ist eine geistlose Wiederholung der Art, Dinge zu tun, auf Bildern und Überzeugungen gegründet, die selten die Oberfläche erreichen. Die Entwicklung suchende Person bemerkt oder verwendet die gesündere Option nicht. Gewöhnlich versteht sie die Grundlage dieses schmerzhaften, frustrierenden, vergeblichen, wenig lohnenden Musters nicht. Sie neigt dazu, die EntwicklungsBegleitenden und alle anderen in Interaktionen hereinzuziehen, die auf ihrem Charakter begründet sind. Ein zentraler Teil der Arbeit Entwicklungs-Begleitender besteht darin, die mit dem Charakter-System der Entwicklungs-Suchenden verbundenen Einschränkungen zu spüren, die Natur des Systems zu erkennen und Wege zum Herausspringen zu finden. Achtsamkeit, zum Teil auch Humor liefern die Sprung-Kraft. In dem Maße, in dem wir achtsam sind, können wir das Mechanische unseres Denkens und Verhaltens sehen und es daher auch ändern. Aus-dem-System-Springen 2 Aus dem System zu springen meint, auf ein höheres Niveau mit weniger Beschränkungen zu gehen, z. B. von der Kommunikation zur Metakommunikation, vom Einfachen zum Komplexen, von auslassungsbedingten Ergänzungen zur bewussten Wahl, vom Mechanischen zum Organischen, vom Ich zum Gewahrsein, vom Inhalt (Was wir tun) zur Form (Wie wir es tun), von der Aussage zur Annahme, von der Oberflächen-Struktur zur Erfahrungs-Basis, von der Erfahrung zur Bedeutung, vom Gedanken zum Denkenden, vom Teil zum Muster, vom Charakter zum Kern-Material. V Erfahrung und deren Bedeutung V Charakter wird nicht nur um Erfahrung organisiert. Er wird auch um die Bedeutung von Erfahrung gestaltet. Sehr wenig von dem, was wir tun, geschieht aufgrund körperlicher Bedürfnisse und Impulse. Viel mehr wird getan, weil wir es „sollten“, „mussten“, weil es „richtig“ und „gut“ ist. Wir handeln aus Plänen und Ziele heraus, die alle von Gedanken und Vorstellungen geformt sind, nicht aus dem gegenwärtigen Erleben. Der größte Teil unseres Verhaltens wird nach der Transformation der frühen Kindheit, die zur Sprache führte, von Symbolen kontrolliert. Die Macht der Symbole ist so groß, dass wir, ihre Verwender, das Lebens-Gleichgewicht auf der Erde in einem Bruchteil einer evolutionären Sekunde verändert haben. Aus diesem Grunde beschäftigen wir uns in der Entwicklungs-Begleitung mit Bedeutung und nicht bloß mit Erleben. Der Mystiker versucht, über die symbolischen Konstruktionen, mit deren Schaffung wir unser Leben verbringen, hinauszugehen. Der Gelehrte versucht ihr Herr, nicht ihr Sklave zu sein. Wenn solche Menschen Erfolg haben, sind sie frei, das zu sein, was sie wirklich sind. Sie können die Welt sowohl in ihrer Bedeutung als auch in ihrem Geheimnis erfahren. Es bedeutet harte Arbeit, Menschen, die wir kennen, ohne Etiketten zu sehen, sie in unserem Herzen und in unserem geist frisch zu erhalten, immer wieder aus der AlltagsTrance heraus und in etwas Lebendes und Wirkliches und den gegenwärtigen Moment hineinzuspringen. Verhalten Wahrnehmungen Arbeit mit dem Kern-Material 1 Benutzung des Körpers Werte und Urteile KernMaterial V Das symbolische Kern-Material eines Menschen besteht hauptsächlich aus früh erworbenen Überzeugungen – ganz besonders über das Selbst und über andere. Es besteht aus Erinnerungen und den dazugehörenden zentralen Bildern sowie vielen ebenfalls früh erworbenen unüberprüften Annahmen, Einstellungen und Gewohnheiten. Hakomi-Therapie wirkt am effektivsten bei jenen symbolischen Strukturen, die auf schmerzhaften Kindheits-Situationen beruhen, die unsere Freiheit begrenzen, die Wirksamkeit und Freude beschränken, die wir am Leben und aneinander haben, die Vertrauen, Gefühl und Klarheit verhindern, mit der wir uns erkennen, und die unsere Beziehungen und unsere Welt einengen. Die Menschen gestalten ihr Verhalten, ihre Wahrnehmungen, Werte, Urteile und die Art und Weise, wie sie ihren Körper benutzen, unter dem Einfluss des Kern-Materials. In der Hakomi-Therapie sind wir besonders an dem Kern-Material interessiert, das Schlüssel-Fragen des Lebens und des Aufwachsens reflektiert: Zugehörigkeit Unterstützung, Liebe und Zuwendung erhalten ungefährdet, frei und verantwortlich sein wissen, verstehen und die sozialen und kulturellen Regeln befolgen Wir versuchen, dieses Material hervorzulocken und den Entwicklung suchenden Personen Gelegenheit zu geben, den Einfluss dieses Materials auf ihr Leben zu ändern. Arbeit mit dem Kern-Material 2 V Informationen, die wir in der Psychotherapie suchen, sind solche Überzeugungen, Gewohnheiten und Erinnerungen, die die Reaktionen der Entwicklung suchenden Personen motivieren und gestalten – das Kern-Material. Der Kern trägt zur Gestaltung der Bewusstseins-Inhalte bei, während er selbst außerhalb des Bewusstseins bleibt. Gerade schmerzhaftes Material kann mit Hilfe starker Gewohnheiten unbewusst gehalten und systematisch vermieden werden. Dennoch formen diese Informationen unser emotionales Leben und verleihen ihm einen bestimmten Sinn-Gehalt. Der Hakomi-Prozess ist ein Weg, den Entwicklung suchenden Personen zu helfen, mit den Quellen ihres Charakters in Berührung zu kommen. Die Ziele der Hakomi-Therapie sind, 1. die Entwicklung-Suchenden in gefühlsmäßigen Kontakt mit Kern-Material, insbesondere mit Überzeugungen zu bringen; 2. Klarheit über diese Material und die Gegebenheiten, die es geformt haben, zu schaffen; 3. neue Handlungs-Möglichkeiten auf der Basis von veränderten Überzeugungen zu präsentieren; 4. die Optionen in einer sicheren und unterstützenden Therapie-Atmosphäre auszuprobieren. Zu den tiefsten intuitiven Überzeugungen, den mächtigsten Motivationen des Verhaltens, den persönlichen „Lebens-Mythen“, die wir meist nicht bewusst kennen, wollen wir Zugang finden. Diese Mythen sind meist nicht klar verbalisiert worden und können deshalb nicht hinterfragt oder bezweifelt werden. Und was nicht bezweifelt werden kann, steht auch nicht zur Veränderung zur Verfügung. Nur Worte können bezweifelt werden. Deshalb müssen diese Überzeugungen ins Bewusstsein gebracht und verbalisiert werden. Anders ändern sie sich nicht. Vorgehens-Ziele V Wir erhoffen als Ergebnis unserer Interventions-Angebote, die Entwicklung suchenden Personen darin zu unterstützen, 1. organischen Prozessen als Gesundung, emotionalem Ausdruck und dem Bedürfnis nach Selbst-Regulation zu folgen. 2. sich auf der Ebene von Charakter, von Haltungen und Überzeugungen zu verändern, indem sie emotional geladenes, schmerzhaftes Kern-Material zu verstehen und freizusetzen lernen und die von diesem Material beeinflussten zentralen Lebens-Funktionen zu aktivieren und zu integrieren lernen. 3. einen konstruktiveren Umgang mit den Konflikten des Geistes, mit Spaltungen von „Schatten und Persona“ zu finden. 4. Ihre Erlebens-Fähigkeit und Lebens-Freude (wieder-) zu entdecken. 5. sich dem hinzuwenden, Intuitionen, Gefühle und körperliche Interaktionen als Teile des täglichen Lebens zu benutzen. 6. das Vermögen zu entwickeln, zu fühlen und ihre Gefühle auszudrücken. 7. ein besseres Verständnis für sich selbst und für andere zu bekommen. 8. mehr von ihren natürlichen Gaben nutzen zu können, die ihr Körper hervorzubringen in der Lage ist, 9. zu einer kräftigeren, aufrechten Haltung zu finden. 10. eine bessere Haut und Haut-Farbe zu bekommen. 11. Entspannung zu erreichen und Spannung abzulegen. 12. mehr Energie und Freiheit in den Bewegungen zu erreichen. 13. allgemein ein besseres Gleichgewicht und mehr Harmonie zu erlangen. 14. ihr Körper-Gewicht in Richtung auf eine Normalisierung zu verändern. Annahmen über Menschen und Informations-Prozesse 1 V 1. Menschen als besondere lebende Systeme: Wir sehen den Menschen nicht nur als informationsverarbeitendes, sondern auch als lebendes System. Menschen sind einzigartig in ihren symbolischen und kulturellen Eigenschaften. Folglich ist die Begleit-Methode nicht nur körper- und geistzentriert, sondern vor allem mensch- und lebenszentriert. 2. Zugang zu Unterstützungs-Strukturen: Jedes Erleben, jede Erfahrung enthält ZugangsWege zu den sie unterstützenden biologischen und symbolischen Strukturen. Diese Wege nehmen ihren Anfang in Aspekten der Erfahrung selbst. Wesentliche Unterstützungs-Strukturen sind: Gedanken, Überzeugungen einschließlich falscher Annahmen usw. Gefühle, Verstärker, Absichten, Motivationen usw. Sensomotorische Mechanismen, Empfindungen, Körper-Haltung, Sinne usw. Kern-Material, Gewohnheiten, Routinen usw. Diese Unterstützungs-Strukturen gestalten Erleben und Erfahrung, während zu zumeist außerhalb des Bewusstseins bleiben. 3. Akkumulation erlebensbezogener Informationen: Wenn man bei einem bestimmten Erleben bleibt und immer mehr Erfahrungen sammelt, indem, man das Erleben lebendig hält und ihre gegenwärtigen größtenteils körperlichen Aspekte erforscht, berührt man schließlich automatisch die Unterstützungs-Strukturen und macht sie zugänglich. Der Informations-Gehalt kann auf zwei Weisen erhöht werden: a. b. indem mehr Zeit im Erlebens-Zustand von innerer Achtsamkeit verbracht wird. indem unsere Sensibilität auf ein hohes Niveau gebracht und dort gehalten durch Senkung des „Hintergrund-Rauschens“ Annahmen über Menschen und Informations-Prozesse 2 V 4. Radar-Netz unterlaufen: Um Kern-Material zugänglich zu machen und mit ihm zu arbeiten, umgehen wir die Gewohnheiten, die die Unterstützungs-Strukturen aus den willentlich-bewussten Operationen heraushalten. Strukturstützende Information ist normalerweise unbewusst (implizit), um der bewussten (expliziten) Wahrnehmung die Teilnahme an dem Erleben selbst zu ermöglichen. So beeinflussen Herz-Schlag, Atmung und die Regeln der Satz-Struktur die Sprache. Aber das geschieht unbewusst. Diese Hintergrund-Prozesse bleiben zum größten Teil unbemerkt. Die Mechanismen, die Kern-Material aus dem Bewusstsein fernhalten, funktionieren ähnlich mit dem Unterschied, dass sie „vorsätzlich“ Material vom Bewusstwerden fernhalten können. Sie werden Abwehr-Mechanismen genannt. Anstatt diese Abwehr-Mechanismen direkt anzugehen und zu versuchen, Kern-Material ins Bewusstsein zu zwingen, vereinigt die Hakomi-Methode in sich Prinzipien und Techniken, die die Entwicklungs-Begleitenden darin unterstützen, Kern-Material ohne Auslösung der Abwehr-Mechanismen bewusst zu machen. Dies geschieht, indem wir in erster Linie die ganze Person einschließlich der AbwehrSysteme unterstützen und dadurch das Hintergrund-Rauschen senken. 5. Wirkung von bewusster Wahrnehmung: Die achtsame Bewusstmachung des KernMaterials erlaubt dessen Wandlung. Wenn derartiges Material im Bewusstsein ist, wenn sein schmerzhafter emotionaler Inhalt freigesetzt werden kann, kann es geklärt und sein Einfluss auf alle Aspekte des Verhaltens durch Hinterfragen, Umbauen und PerspektivWechsel geändert werden. Körper und mentales Leben V Wir arbeiten häufig auf langsame und gezielte Weise mit dem Körper, um die Bedeutung einer bestimmten Haltung, Geste oder Struktur zu entdecken. Das Vorgehen soll die Begleitung suchenden Personen in gefühlsmäßigen Kontakt mit den Überzeugungs-Systemen und Erinnerungen bringen, die seinen Körper formen. Der Prozess, der den Weg für solche Entdeckungen eröffnet und das Kern-Material verfügbar macht, wird „Zugang-Finden“ (Accessing) genannt. Der Begriff „Kern-Material“ bezieht sich auf diejenigen Anschauungen, Gefühle, Erinnerungen und Bilder, die einen starken gestaltenden Einfluss auf Körper und Verhalten haben. Wir verfolgen fortwährend die „Spuren des Körpers“, achten auf Wechsel im GesichtsAusdruck und Gesten, Abweichungen in der Haltung, Veränderungen im Klang der Stimme und folgen ihnen. Der Gebrauch von Berührung ist ein Ausdruck der Akzeptanz nicht nur der Person, sondern auch des Körpers an sich als einen wichtigen und bedeutungsvollen Teil dieser Person. Durch Berührungen zeigen wir unsere Sorge für den Körper und wie wir ihn in der Entwicklungs-Begleitung gebrauchen. Durch Berührung, durch die direkte Einbeziehung des Körpers in unsere Interaktion, helfen wir, die Spaltung von Körper und geist zu heilen. Aber der wichtigste Nutzen von Berührung liegt in der Suche nach Bedeutung. Wir fordern die Entwicklung suchenden Personen dazu auf, als Teil der Suche nach Bedeutung und nach den lebensgestaltenden Überzeugungs-Systemen die Aufmerksamkeit, die innere Achtsamkeit auf die Auswirkungen der Berührungen zu richten. Phasen des Begleit-Prozesses (BP) Übersichts-Grafik: Begleit-Prozess Kontakt herstellen Interaktions-Aspekte Bewusstsein-Zustände Transformation Integration 1 Integration 2 Abschluss V Übersichts-Grafik: Begleit-Prozesses Kontakt herstellen AlltagsBewusstsein Spontanes Verhalten und autonome Körper-Reaktionen unterstützen Zugang zur inneren Achtsamkeit finden Durcharbeiten im Zustand innerer Achtsamkeit Stromschnellen Innere Achtsamkeit Zugang finden und Arbeit mit dem inneren Kind BP Das innere Kind AlltagsBewusstsein Transformation unter sicheren Bedingungen und im Zustand innerer Achtsamkeit Integration und Abschluss Kontakt herstellen BP Kontakt bedeutet, mit dem in Berührung zu sein, was bei der anderen Person genau jetzt, genau hier passiert. Kontakt geht über den schlichten Austausch von Informationen hinaus. Es geht darum, Gefühle, Stimmungen, Erregungs-Niveaus und anderen Dinge aufzugreifen. Kontakt bedeutet, mit jemandem zu sein, zuzuhören und sich selbst berühren zu lassen. All dies dient dem Rapport, dem Zustand verbaler und nonverbaler Bezogenheit von Menschen aufeinander. Wenn die Begleit-Person eine einfache direkte Aussage über das gegenwärtige Erleben der Entwicklung suchenden Person anbietet, ohne zu interpretieren, dann ist dies eine Kontakt-Aussage: „Traurig, hm?“ Die Aussage muss in der Weise getroffen werden, dass der Entwicklung suchenden Person genügend Raum zum Nein-Sagen bleibt. Die Begleit-Person muss – dies als wichtige Bedingung für eine Kontakt-Aussage – bereit sein, sich zu irren. Kontakt-Aussagen machen einen Zwei-Personen-Prozess aus zwei Menschen, sie erlauben der Begleit-Person, in die Welt der Entwicklung suchenden Personen einzutreten und daran teilzuhaben. Kontakt-Aussagen werden auch verwendet, um die Entwicklungs-Suchenden mit dem in Berührung zu bringen, was außerhalb ihres Gewahrseins vor sich geht. Die Traurigkeit, die die Begleit-Person bemerkt und erwähnt, könnte bisher nur an der Peripherie des Bewusstsein gelegen haben. Interaktions-Aspekte BP Beim Kontakt werden folgende acht wichtigen Aspekte der therapeutischen Interaktion eingeführt: 1. Validierung und Unterstützung: Indem man anzeigt, dass man zuhört, validiert man den anderen. Man sagt mit seiner Aufmerksamkeit, dass man bereit ist, ihm Raum zu geben, alles über sich herauszufinden, indem er der Begleit-Person Teile von sich zeigt. 2. Selbst-Regulation: Indem man mit allem mitgeht, was beim Gegenüber passiert, indem man ihn so sein lässt, wie er ist, indem man ihn unterstützt, dass er die Führung übernimmt, wenn er will, vermittelt man, dass es in Ordnung ist, dass er sein eigenes Leben lebt und beginnt, Vertrauen in sich selbst aufzubauen. 3. Sicherheit und Schutz: Da die Entwicklung suchende Person in der EntwicklungsBegleitung die Aufgabe hat, tief in sich hineinzugehen und den Kern ihres Selbst zu finden, besteht ein großer Teil der Aufgabe der Entwicklungs-Begleitenden darin, der Person die dafür nötige Sicherheit zu bieten. Die höchste Verantwortung Begleitender heißt: „Schütze die Seele!“ Die Regel ist: Sicherheit zuerst und keine Gewalt gegen Körper und Geist. 4. Der Körper als Teil des Begleit-Prozesses: Idem wir über den Körper sprechen und ihn anschauen, beginnen wir, ihm einen Platz im Begleit-Prozess einzuräumen. 5. Die Rolle der Begleit-Person: Unterschiede in den Rollen-Erwartungen können aufgegriffen und besprochen werden. 6. Berührung: Es ist wichtig, frühzeitig klarzumachen, dass Berührung in Ordnung ist, und von vornherein soviel wie möglich durch Berührung auszudrücken. 7. Verwendung der inneren Achtsamkeit: Oft lautet die erste Aufgabe an die Entwicklung – Suchenden: „Was erlebst du, wenn…?“ 8. Ausdruck von Gefühlen: Es wird vermittelt, dass es in Ordnung ist, starke Gefühle zu haben und auszudrücken, insbesondere die als schlecht betrachteten wie Ärger, Hass usw. Bewusstseins-Zustände (BZ) Übersichts-Grafik: Bewusstseins-Zustände Alltags-Bewusstsein Innere Achtsamkeit Das innere Kind Die Stromschnellen BP Übersichts-Grafik: Bewusstseins-Zustände Die Stromschnellen Verlust innerer Achtsamkeit, unkontrollierbare emotionale Freisetzung, spontane Bewegungen und Spannungen, Gefühls- und Erinnerungs-Wellen, Verwendung von Spannung und Haltung zur Kontrolle des GefühlsFlusses Alltags-Bewusstsein Gewohnheiten, schnelles Tempo, zielorientiert., Orientierung nach außen, enger Aufmerksamkeits-Fokus, Gewahrsein von Raum und Zeit Innere Achtsamkeit Lernen, langsam, erforschend, nach innen gerichtete Orientierung, offener AufmerksamkeitsFokus, kein Gewahrsein von Raum, Zeit und Kontext Das innere Kind Doppelbewusstsein, klare frühe Erinnerunge n, kindhaftes Gefühl, kindhafte Sprache, schmerzliche Gefühle oder Verwirrung BZ Alltags-Bewusstsein BZ Alltags-Bewusstsein zeichnet sich durch Ziel-Orientiertheit aus. Die Aufmerksamkeit ist darauf ausgerichtet, etwas zu tun. Sie beschäftigt uns. Alltagsbewusstsein wandert schnell von einer Sache zur anderen. Es hängt eng mit Gewohnheit und einem Gefühl für Raum und Zeit zusammen. Alltags-Bewusstsein ist eher eng fokussiert auf äußere Gegebenheiten gerichtet. Ziel-Orientierungen und Gebundenheit in Raum und Zeit und der Praktischen Welt bewirken im Alltags-Bewusstsein einen Handlungs-Stil und ein Tempo, die mit einer sorgfältigen Selbst-Erforschung und signifikanter Veränderung nicht vereinbar sind. Lernen und Verändern geschehen besser in anderen Zuständen. In der Hakomi-Therapie verwenden wir das Alltags-Bewusstsein nur als Ausgangs-Punkt, zu dem wir immer wieder zurückkehren können. Äußere Anzeichen: Entwicklung suchende und Entwicklung begleitende Person unterhalten sich. Die Entwicklung suchende Person schaut auf die begleitende Person, wenn diese spricht, und wartet darauf zu antworten. Ihre Augen sind offen. Der Klang der Stimme ist wie im normalen Gespräch, geschäftsmäßig oder mit wenig Emotionen. Die Interaktion verläuft im normalen, für Erwachsene typischen Tempo. Innere Achtsamkeit (IA) Ausdruck bei innerer Achtsamkeit Zugang zur inneren Achtsamkeit finden Vier Prinzipien des Zugang-Findens Durcharbeiten im Zustand innerer Achtsamkeit Sonden und innere Achtsamkeit Reaktion oder Antwort Übernehmen und innere Achtsamkeit Suche nach Bedeutung Sensibilitäts-Kreis BZ Ausdruck bei innerer Achtsamkeit IA Innere Achtsamkeit ist durch „gewollte Passivität“ charakterisiert. Dies bedeutet, sorgfältig zu beobachten, ohne einzugreifen. Innerer Aufmerksamkeit fehlt die Orientierung in einem Kontext von Raum und Zeit. Sie bewegt sich langsam und ist in der Lage, die Gestaltung der Gewohnheiten selbst zu beobachten. Innere Achtsamkeit konzentriert sich unbeengt auf die innere Erfahrung. Statt tätig und zielgerichtet zu sein, nimmt sich innere Achtsamkeit die Zeit zu studieren, was sie beobachtet. Innere Achtsamkeit ist ein Zustand, in dem die Person beobachtet und gleichzeitig die Entstehung neuer Orientierung zulässt. Es ist ein Zustand der Reorientierung. Er ist ruhiger als das Alltags-Bewusstsein, langsamer und nach innen gerichtet. Äußere Anzeichen: Die Entwicklung suchende Person schließt gern die Augen. Die Sprache wird weich und langsam. Wenn die Begleit-Person Fragen stellt, bleibt die andere Person ruhig, hält die Augen geschlossen und antwortet langsam. Die Augen können unter den Augen-Lidern auf- und abwärts flattern. Achtsamkeit ist ruhig und beobachtend. Die Atmung ist leicht. Zugang zur inneren Achtsamkeit finden Keine Information, die eine bestimmte Operation kontrolliert, kann geändert werden, während diese Operation im Gang ist. Du kannst keinen Zugang zu Menschen finden, wenn wie beschäftigt sind. Der beschäftigte Geist erlaubt keinen Zugang zu seinen Annahmen und Überzeugungen. Um zu Charakter-Informationen Zugang zu finden, müssen wir wenigsten für den Augenblick aufhören, uns charakteristisch zu verhalten. Bewusstseins-Zustände wie Staunen oder Achtsamkeit sind nicht intellektuell geprägt. Es sind Zustände, in denen unser Kontakt mit der reinen Erfahrung, mit dem unmittelbaren Erleben sehr stark ist. Unsere lebensgestaltenden Überzeugungen sind dann für uns sehr real. Genau das ist der Punkt, an dem sie zur Verfügung stehen: wenn sie als real gefühlt werden, wenn sie gefühlte Realität (felt sense) sind. Die Zugangs-Techniken, die im Hakomi verwendet werden, enthalten als wesentliche Eigenschaften die Aufrechterhaltung des bewussten Gewahrseins und der Erinnerung. Sie bewegen sich immer innerhalb eines Rahmen, den die Entwicklung suchende Person selbst festlegt und der ihr Wahl-Möglichkeiten lässt. Diese Eigenschaften stimmen mit dem Prinzip der inneren Achtsamkeit und der Gewaltlosigkeit überein, die den Prozess übergreifend vor und nach der Zugangs-Phase leiten. Wenn die innere Achtsamkeit sich einstellt, so geschieht das als Antwort auf die Instruktionen der Begleit-Person, einfach dessen gewahr zu sein, was geschieht, wenn sie eine Sonde gibt, etwas übernimmt oder die Person auffordert, etwas zu tun. IA Vier Prinzipien des Zugang-Findens IA 1. Sicherheit schaffen: Die Entwicklung suchende Person muss sich sicher genug fühlen, um Ziel-Gerichtetheit, den Ablauf der Zeit und die bewusste Wahrnehmung der Umgebung loszulassen und nach innen zu gehen. Die Person bekommt Raum, daran zu arbeiten , sich wohler zu fühlen. Frage: „Gibt es irgend etwas, womit du dich besser fühlen würdest?“ 2. Gegenwärtiges Erleben erfragen: Hilf den Entwicklung-Suchenden, die Aufmerksamkeit auf das gegenwärtige Erleben zu lenken und dabei zu bleiben. Gefühlte Realitäten sind Gefühle, Stimmungen, Gedanken und Muskel-Anspannungen, die eben jetzt passieren. Stelle Fragen nach konkretem Erleben, die nur beantwortet werden können, wenn die Person im gegenwärtigen Erleben bleibt, z. B.: „Was für eine Traurigkeit ist das?“. Dann geht die Person tiefer in die Traurigkeit hinein. Nur so wird die Trauer informativ. Es geht darum, alles, was die Person sagt und tut, auf gegenwärtiges Erleben hinwenden zu können. 3. Langsam vorgehen: Geh langsam vor. Wenn du zu schnell machst, können die Personen nur reagieren, während sie versuchen, mit dir Schritt zu halten. Die Neuronen, die innere Achtsamkeit vermitteln, sind komplexer geschaltet und viel langsamer als jene, die Alltags-Bewusstsein vermitteln. 4. Sanft sein: Du darfst nicht gewaltsam vorgehen. Gewaltlosigkeit und Achtsamkeit sind der Weg zur Erkenntnis des höheren Selbst. Sei bei der Arbeit immer dem anderen zugewandt, immer mitfühlend. Arbeite niemals gegen jemandes Willen und Wünsche oder mit Plänen, Wertungen, Ratschlägen, Vorbehalten, Arroganz. Du musst vermeiden, die Abwehr-Systeme auszulösen. Durcharbeiten im Zustand innerer Achtsamkeit IA Zugänglichmachen bringt die Entwicklung suchende Person in den Zustand innerer Achtsamkeit. Die Entwicklung suchende Person sollte alle Anzeichen der inneren Achtsamkeit zeigen: 1. 2. 3. 4. die Langsamkeit und Weichheit der Sprache die geduldige Konzentration meist Schließen der Augen die Bericht-Erstattung über gegenwärtiges Erleben in der Gegenwart-Form ohne die Augen zu öffnen und ohne aus dem Zustand innerer Achtsamkeit herauszukommen Sobald dies geschehen ist, besteht das Ziel darin, diesen Zustand zu stabilisieren und zunächst zu vertiefen und dann mit seiner Hilfe Kern-Material zu erschließen. Die Vertiefung verläuft allgemein von gegenwärtigem Erleben als Gedanken, Vorstellungen, Körper-Empfindungen als Spannungen, Gefühlen zu Überzeugungen, Erinnerungs-Bruchstücken und Bilder bis hin zu ganzen Erinnerungen, Erfahrungen und Einsichten, die Teil der verborgenen und schmerzhaften Vergangenheit sind. In Kontakt mit diesen alten Vorgängen zu kommen, erscheint wie eine Heimkehr zum Selbst, zu dem Erleben, sich endlich wirklich und wesentlich zu kennen, um neu zu entscheiden, wer man sein will. Es findet ebenfalls ein Wechsel von örtlichen Empfindungen, Spannungen und Gefühlen zu globaleren, auf den ganzen Körper bezogenen Vorgängen statt. Wir versuchen oft, ans Kern-Material heranzukommen, indem wir nach der Bedeutung irgendeinen körperlichen Vorgangs, z. B. als Antwort auf eine Sonde, fragen: „Was scheint dir dein Körper mit diesem Spannungs-Muster zu sagen?“ Sonden und innere Achtsamkeit IA Eine Sonde ist ein Experiment im Rahmen der Entwicklungs-Begleitung, das innere Achtsamkeit ausnutzt, das darauf angelegt ist, etwas Automatisches und Unbewusstes ins Bewusstsein zu bringen, etwas auf das gegenwärtige Erleben konzentriert aus dem Inneren zu entdecken, um neue, alternative Informationen zu sammeln und in das Denk-, Fühl- und Leib-Empfindungs-System der Menschen zu implantieren. Es gibt zwei Arten von Sonden: Verbale Sonden mit einer definierten Form: Wenn die Rat suchende Person bereit ist, stellt man die Frage: „Was passiert/geschieht/erlebst du/wie ist es für dich, wenn du hörst…?“ (Nicht: „Was denkst/fühlst/empfindest du?“) Danach wird mit der beobachteten Antwort und dem Bericht darüber weitergearbeitet. Diese verbalen Sonden erzeugen oft Körper-Empfindungen, Spannungen, Bewegungen usw. Nonverbale Sonden verwenden statt des Satzes eine Handlung, meist eine sanfte Berührung, oder man lässt die Person etwas tun, z. B. eine leichte Veränderung der Haltung herbeiführen. Diese nonverbalen Sonden produzieren oft Gedanken, Erinnerungen, Bilder oder Ähnliches. Sonden werden nicht im Zustand hoher emotionaler Erregung und bei der Arbeit mit dem inneren Kind verwendet, um die Personen nicht aus dem Erleben herauszubringen. Wenn man Sonden verwendet, wird die Schnitt-Stelle zwischen Geist und Körper angesprochen. Auf diese Weise wird das Erleben der Rat-Suchenden gestärkt, ein integriertes, ganzheitliches Wesen zu sein. Reaktion oder Antwort IA Entwicklungs-Begleitung ist keine Konversation. Die Begleit-Person muss schnell aus einem Interventions-Reaktions-Muster herausspringen, um zur Achtsamkeit zu gelangen. Reaktionen sind automatisch, unbewusst, schnell und systemimmanent. Ein wichtiger Zeit-Punkt, um Reaktionen von Antworten zu unterscheiden, ist nach einer Sonde. Eine Sonde weckt Achtsamkeit: „Nimm einfach wahr, was geschieht, wenn…“ Nur wahrnehmen, beobachten. Eine Sonde ist eine Frage. Sie will eine Antwort in Form eines Berichtes: „Als du das sagtest, hörte ich eine Stimme in meinem Kopf, die sagte…“. Oder: „Meine Brust entspannte sich, meine Hände fühlten sich warm an…“ Eine Entwicklung suchende Person, die beobachtet und berichtet, ist im Zustand innerer Achtsamkeit. Sie hat genug Distanz zu dem, was vor sich geht, um einen ReaktionsImpuls zu bemerken, ihn aufzuschieben und über in zu berichten. So entsteht eine Antwort: beobachten, aufschieben und des Erleben in Worte fassen. Wenn die Entwicklung suchende Person auf die Sonde reagiert, ist das kein Bericht. Die Person reagiert, als ob die Sonde nur Teil der normalen Unterhaltung wäre, als ob die Sonde keine Sonde gewesen wäre, sondern irgendetwas, was die Begleit-Person fragt. Zum Beispiel fragt sie: „Was passiert, wenn du die Worte hörst: Ich werde immer für dich da sein?“ Die Entwicklung-Suchende reagiert mit: „Das bist du niemals für mich gewesen. Niemand ist das jemals gewesen.“ Sehr oft tritt die Reaktion einfach auf, schnell und ohne die Überlegung, die in eine Antwort einfließen würde. Diese Reaktion ist kein Bericht. Es mangelt ihr an innerer Achtsamkeit. Sie bleibt Teil des Alltags-Bewusstseins. Übernehmen und innere Achtsamkeit IA Übernehmen meint, für die Rat suchende Person etwas zu tun, was diese gewöhnlich selbst macht, vor allem im Bereich der Selbst-Unterstützung und Selbst-Kontrolle. Zum Beispiel kann man körperlich übernehmen (Muskel-Spannungen, blockierten Ausdruck, Bewegungen, Impulse, Selbst-Unterstützung), etwa das Gewicht des Kopfes der Rat-Suchenden abnehmen, nachdem dieser sich langsam nach vorn und unten gesenkt hat, etwa im Verlaufe einer immer größer werdenden Traurigkeit. Die durch das Absenken entstandene Anspannung blockiert nämlich die Erfahrung. verbal übernehmen (Gedanken und Überzeugungen), etwa falls die Rat suchende Person auf eine Sonde mit einer innere Stimme reagiert, können wir diese Stimme übernehmen, und das, was sie sagt, für die Person aussprechen. Übernehmen ist ein Unterstützungs-Angebot, Dinge leichter zu machen, einen Teil der Anstrengung abzunehmen, dies insbesondere an den Barrieren im Sensibilitäts-Kreis. Gleichzeitig ist es Einladung, unterstützende, nicht einengende Beziehungen einzugehen. Übernehmen vermindert die innere Ablenkung von den bedeutsamen Kern-Prozessen. erhöht die Sensibilität für innere Vorgänge. erleichtert die Arbeit der Selbst-Entdeckung, macht diese sicherer und klarer. erlaubt dem Gewahrsein, von defensiven Aufgaben (Abwehr) zu den abgewehrten Gefühlen und Erinnerungen - auch des Kindes - vorzudringen. Die Kombination von Sensibilität und Sicherheit erlaubt den Rat-Suchenden, ihre Identifikation mit dem Abwehr-Bewusstsein auf den Kontakt mit Erinnerungen und Gefühlen zu verlegen, gegen die die Abwehr errichtet worden ist. Suche nach Bedeutung IA Entwicklungs-Begleitung endet nicht, wenn die Entwicklung suchende Person mit ihrer Erfahrung in Kontakt ist. An dieser Stelle beginnt sie erst. Entwicklungs-Begleitende müssen sowohl wissen, wie sie den Entwicklung-Suchenden helfen können, in die Erfahrung zu gelangen und bei ihr zu bleiben, als auch, was man mit der Erfahrung anfängt, wenn sie da ist. Am wichtigsten ist, den Personen zu helfen, diese Erfahrung auf eigene Weise zu verstehen. Allgemeine Bedeutung entspringt den theoretischen Hintergründen der Entwicklung begleitenden Person, der Begegnung und Erfahrung mit Dutzenden EntwicklungsSuchenden. Die spezifische Bedeutung in Bezug auf die jeweilige Person entstammt einer Reihe von Ereignissen, die die persönliche Erfahrung der Entwicklung-Suchenden von EntwicklungsBegleitung repräsentieren. Es ist schwieriger, besondere Bedeutung zu erhalten als allgemeine. Ersteres erfordert mehr Zeit, Intelligenz und Mitgefühl von Seiten der Entwicklungs-Begleitenden. Aber für das Wohlbefinden der Entwicklung-Suchenden ist die Erarbeitung spezifischer Bedeutungen entscheidend. Es ist viel wirksamer, einfach nur die Bühne aufzubauen, die Situation sicher zu machen, beim Zugang-Finden zu helfen und die Achtsamkeit zu unterstützen. Dieser Prozess wird zur Entdeckung führen, ohne der Entwicklung suchenden Person die eigene Leistung der Selbst-Entdeckung und Veränderung durch harte und oft schmerzhafte Anstrengung wegzunehmen. Sensibilitäts-Kreis (SK) Grafik zum Sensibilitäts-Kreis Tabelle zu zentralen Lebens-Funktionen Einsichts-Barriere Handlungs-Barriere Stärkungs-Barriere Abschluss-Barriere Intervention an den Barrieren: allgemein Intervention an den Barrieren: Gefühle Intervention an den Barrieren: Worte 1 Intervention an den Barrieren: Worte 2 Intervention an den Barrieren: Erinnerung Intervention an den Barrieren: Körper Intervention an den Barrieren: Impulse IA Grafik zum Sensibilitäts-Kreis InformationsSammlung zwischen Kontakt (fehlende Distanz) + EinsichtsBarriere SK Ausdruck zwischen Handlung Rückzug Orientierung und Klarheit (fehlende Nähe) (fehlende Kontrolle) + Verzögerung (fehlender Impuls) HandlungsBarriere Entspannung, Loslassen und Neuorientierung Wirksames Handeln AbschlussBarriere Abschließen zwischen klammern + abbrechen Unfähigkeit zur Bewertung als Bewertung und Befriedigung Barriere gegen Stärkung StärkungsBarriere + fehlender Widerstand gegen Toxisches Tabelle zu zentralen Lebens-Funktionen SK Abschnitt Funktionen Ziel Polaritäten Gute Integration Fehlintegration mit Disposition Orientierung InformationsSammlung, Distanzierung Klarheit und Einsicht Kontakt Rückzug, absorbiert objektiv gute Ausnutzung von Informations-Quellen (innen und außen) zu Rückzug oder Klammern, zu objektiv oder zu absorbiert Handeln Timing, Kontrolle, Ausdruck wirksam handeln und reagieren impulsiv gehemmt, übereilt verzögernd Gutes Timing, hohe Wirksamkeit und Präzision, ausgeglichener Sinn für Verantwortung zum Reagieren oder Verzögern, zu Impulsivität und Unverantwortlichkeit, zu Festsitzen und Schuld Bewertung Feedback, Einschätzung Befriedigung und Stärkung toxisch stärkend, Akzeptanz Zurückweisung, Erfolg Fehlschlag Befriedigung, Wachstum, Integration, Stimmigkeit, Gewinne, Gesundheit, Stärke zu kurzfristiger Stärke und plötzlichem oder langfristiger Schwäche und langsamen Zusammenbruch, Verlust von Stärkung, Unterstützung, Reserven Neuorientierung Abschluss, Abbruch, Organisation der WunschHierarchie Entspannung, Abschluss und Neuorientierung Ausdauer Wechsel, Perseveration Abbruch Ausgeglichener Überblick und Fähigkeit, sich um mehrere Bedürfnisse, Aktivitäten oder Projekte gleichzeitig kümmern zu können zu Durchhalten oder Abbruch, das eine zu viel zu tun, während das andere vernachlässigt wird, Unfähigkeit zu Abschluss oder zum Durchhalten Barrieren Wenn man versucht, Kern-Material zugänglich zu machen, schlüpfen unterbrechende Gewohnheiten in den Prozess, mit denen wir Ängste und Schmerz vermeiden. Barrieren bilden Punkte im Prozess, an denen Rat-Suchende hängenbleiben, ausweichen, abwehren und versuchen, sich an den Druck und Stress, der auf ihnen lastet, anzupassen. Barrieren bestehen aus Gewohnheiten, mit deren Hilfe wir uns daran hindern 1. 2. 3. 4. sensitiver zu werden und uns dem Kern zu nähern (Einsichts-Barriere), uns angemessen handelnd auszudrücken (Handlungs-Barriere), die Stärkungs-Möglichkeiten zu erkennen, die uns zur Verfügung stehen, und zurückzuweisen, was uns schadet und vermeiden werden muss (Stärkungs-Barriere), Die Vergangenheit loszulassen, das Geschehene würdevoll hinter sich zu lassen und weiterzugehen (Abschluss-Barriere). Hinweise, dass sich die Rat suchende Person einer Barriere nähert und es ihr schwer fällt weiterzugehen, sind: a. b. c. d. e. Eine starke negative Antwort auf eine Sonde. Die Begleit-Person sagt: „Du bist okay so wie du bist.“ Die Rat suchende Person hört eine laute innere Stimme: „Nein, das bin ich nicht.“ Die Begleit-Person bietet Unterstützung an und die Rat suchende Person schient sie nicht annehmen zu können. Die Rat suchende Person verliert sich im Geschehen, wird verwirrt, fährt sich fest oder springt von einem Problem zum anderen. Der ganze Prozess schein in irgendeiner Weise festzusitzen. Die Begleit-Person hört viel „Ich kann nicht“ und „Ich verstehe nicht“ SK Einsichts-Barriere SK Mit genügend Informationen werden die Optionen klar. An der Einsichts-Barriere blockieren Gewohnheiten die Sammlung von Informationen auf 1. sensorischen Niveau (Rückzug vom Kontakt mir der eigenen Körper-Erfahrung) und 2. Einsichts- und Verständnis-Niveau, dies in Bezug auf sich selbst und im Bezug auf die Mitwelt (Rückzug aus Sozialkontakten). Manche Leute wollen bestimmte Dinge nicht sehen und verstehen. Sie ziehen es vor, nicht im Kontakt zu sein. Die Einsichts-Barriere findet sich besonders bei Menschen mit schizoidem CharakterProzess. Deren Leben ist hart und voller Gefahr. Einige Erfahrungen waren zu überwältigend. Die wollen sie nicht noch einmal haben. Sie wollen nicht daran erinnert werden und anerkennen, wie ungeliebt und ungewollt sie waren, wie hart ihre Mutter oder ihr Vater sie behandelt hat. Schmerzhafte Erinnerungen sollten so lange weggeschlossen bleiben, bis die Personen bereit sind, sie zu sehen und zu verstehen. Es gilt, diesen Personen zu erleichtern, den Kampf gegen diese Einsichten aufzugeben, die Einsichten zu absorbieren und zu integrieren. Wenn dieser lange Kampf vorbei ist, haben die Menschen endlich die Freiheit, sich zu kennen, ganz zu leben und hier in dieser Welt zu sein – im Kontakt mit sich und mit anderen. Auch der hysterische Charakter-Prozess zeigt Aspekte der Einsichts-Barriere in der Weigerung, Veränderung, Abschluss und Trennung zu akzeptieren. Die Person produziert „emotionales Rauschen“ als Starke Gefühle, um Kontakt-Abbruch zu vermeiden und die Gründe dafür zu überdecken. Handlungs-Barriere SK Man kann offen für Informationen und Einsicht sein, aber an der nächsten Barriere blockieren, die das Handeln verhindert, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen. Es gibt Menschen, denen in Bezug auf Handeln Angst (Nimm dich in Acht), Vorwürfe und Schuld-Gefühle gemacht wurde. Sie fühlen, dass sie festsitzen, dass sie andere verletzt haben und ass allas, was sie tun, alles nur noch schlimmer machen wird. Ihre beste Reaktion bestand dann darin, nicht zu reagieren. Sie lernten, dass es klüger ist, zu warten, wurden Experten im Verzögern und Dulden. Solche Gewohnheiten gehören zum masochistischen Charakter-Prozess. Sie fühlen, dass sie zwar handeln wollen, aber nicht können. Tatsächlich wollen sie die Verantwortung nicht. Sie ziehen Gewinn aus der Opfer-Rolle. Ihrer eigenen Ziele scheinen sie sich nicht bewusst zu sein. Diese Menschen brauchen Unterstützung darin zu realisieren, dass es okay ist, direkt und aggressiv zu sein, besonders wenn sie ärgerlich sind oder andere kritisieren. Sie brauchen Unterstützung dabei, einen Geschmack der Freiheit zu bekommen und zu spüren, dass die Verantwortung die Mühe wert ist. Es geht nicht darum, sie dazu zu bringen, irgendetwas zu tun. Hier wäre es sogar sinnvoll, sie tatkräftig zurückzuhalten. Sondern es geht darum, dass sie jenen Teil des Selbst zu aktivieren lernen, der eigene Motive hat und kennt. Stärkungs-Barriere SK Es gibt Menschen, die sich dem einsamen Weg verschreiben haben, die glauben, alles selbst machen zu müssen. Sie sind der Ansicht, dass dies eine leere Welt ist, in der man auf niemanden zählen kann. Sehnsucht nach Unterstützung In der Befriedigung-Phase stoßen einige Menschen die vorhandene Unterstützung und Stärkung zurück, obwohl sie diese eigentlich wollen. Sie fürchten sich davor, dass ihnen die Stärkung entzogen wird und sie fürchten sich vor ihrer eigenen Sehnsucht. Unterstützung suchen Dieser Teufels-Kreis ist Haupt-Bestandteil des oralen CharakterProzesses und führt auf lange Sicht zu Depressionen. Unterstützung zurückweisen Die Gewohnheit, nicht an Stärkung zu glauben und diese zurückzuweisen, führt zu Schwäche und Zusammenbruch auf der emotionalen Ebene. Angst vor Alleingelassenwerden Diese Menschen müssen lernen, anzunehmen und zu verwenden, was ihnen zur Verfügung steht. Für sie gilt es, den Teufels-Kreis zu erkennen, in dem sie gefangen sind. Sie bekommen nur so viel Stärkung, wie sie verarbeiten können. Abschluss-Barriere An der Abschluss-Barriere behindern gewohnheitsmäßige Verhaltens-Weisen die Beendigung des einen und das flüssige Beginnen eines anderen Prozesses. Die Abschluss-Barriere offenbart die Schwierigkeit, Ideen und Pläne, Situationen, Gedanken, Gefühle, Beziehungen, Aufgaben, Loyalität oder anderes loszulassen, diese Dinge sich vollständig abschließen zu lassen. Menschen mit einem rigiden Charakter-Prozess (Hysteriker, Phalliker) haben es schwer, sich zu entspannen. Wenn Emotionen für sie zu stark werden, nehmen sie im Handeln Zuflucht. Solange sie beschäftigt sind, vermeiden sie ihre Bedürfnisse, Wünsche und Schmerzen stärker zu fühlen. Diese Menschen werden für Ausdauer belohnt, sowohl durch die äußere Belohnung in Gestalt des Eltern-Lobes (Eltern liebten nicht auf die voraussetzungslose Art, was das eigentliche Grundrecht der Kinder ist) als auch durch die innerliche Form der Erhöhung des Selbst-Wertes (leistungsabhängiger Selbst-Wert). Menschen mit einer Abschluss-Barriere brauchen Unterstützung dabei zu lernen, sich zu entspannen und ihr Herz im Vertrauen zu öffnen, dass es liebevoll angenommen wird. Sie brauchen Hilfe dabei, einen Selbst-Wert zu finden, der nicht von Leistung abhängig ist. Sie brauchen Unterstützung dabei, die lange frustrierte Suche nach Liebe des einen Eltern-Teils abzuschließen, die allzu menschliche Grenzen hatte. SK Interventionen an den Barrieren: allgemein An den Barrieren sind prinzipiell drei Arten von Interventionen möglich: 1. Eine Intervention besteht darin, das Weitermachen ungefährlicher zu machen. Das beinhaltet zu entdecken, was die Widerstände gegen das Weitermachen sind, und Möglichkeiten zu finden, mit diesen Widerständen umzugehen. 2. Das zweite, was Begleitende an der Barriere tun können, ist, die Situation zu klären. Dazu verwendet man Sonden oder andere Techniken, um den EntwicklungsSuchenden dabei zu helfen, an diesem Punkt des Prozesses mehr über sein Erleben zu entdecken. Hier verlässt man sich auf die innere Achtsamkeit der Entwicklung-Suchenden. Dazu werden Fragen gestellt und andere Interventionen benutzt, um die Person in der Gegenwart und am Thema zu halten. In der Erfahrung bleiben und die Informationen zu sammeln, die sich nur das das Dabeibleiben ergeben – das bringt Klarheit. 3. Die dritte Art von Interventionen an der Barriere besteht darin – und das ist das Ziel des ganzen Prozesses -, Kern-Material direkt ohne den Weg über UngefährlichMachen und Klärung zugänglich zu machen. Kern-Material ins Bewusstsein zu bringen, hängt von der Mithilfe und Kooperation des Bewusstseins und der Unterbewusstseins der Entwicklung suchenden Person ab. Man kann subtil und gekonnt mit Sonden und Ähnlichem Gefühle und Erinnerungen hervorrufen, die sonst nicht aufgestiegen wären. Doch zugleich darf man nicht drängen. Keine Gewalt. Keine Provokation. Damit erzeugt man nur Widerstand. SK Interventionen an den Barrieren: Gefühle Mach Kontakt: „Du fühlst dich traurig?“ Verzögern der Erklärung: Halte die Entwicklung suchende Person in dem Erleben: „Erzähl mir nicht jetzt sofort davon. Bleibe einfach dabei und beobachte, was du über dieses Gefühl erfahren kannst.“ Vertiefen: „Was für eine Traurigkeit ist das? Was kann und will dir diese Traurigkeit über dich selbst sagen?“ Mach das innere Kind zugänglich: „Wer ist es, der sich da traurig fühlt? Wie sieht dieser Teil von dir aus?“ Finde Zugang zum Körper: „Wo sitzt dieses Gefühl in deinem Körper? Wie nimmt dein Körper an dieser Traurigkeit teil?“ Stärkung: „Was braucht diese Traurigkeit?“ Distanzierung: „Schau dir das Gefühl aus einer Distanz an. Setz diese Traurigkeit dort drüben hin. Was sagt sie dir?“ SK Interventionen an den Barrieren: Worte 1 SK Klärung: Finde heraus, wie diese Worte auftauchen: „Ist das eine Gedanke? Hast du eine Stimme gehört, die das sagte?“ Informations-Sammlung: „Wer sagt das? Was für eine Stimme ist das? Wie ist die Qualität dieser Stimme – ängstlich, traurig usw.?“ Übernehmen: Die Begleit-Person übernimmt die Stimme und imitiert präzise die genauen Worte, das Sprechtempo und die Betonung. Positions-Wechsel: Die Entwicklung suchende Person gibt der Begleit-Person die Sonde vor und die Begleit-Person ahmt die Antwort nach. Übersetzung: „Was hast du gehört in dem, was ich gesagt habe?“ Diese erscheint nützlich, wenn die Begleit-Person eine ungewöhnliche Antwort auf ihre Sonde hin erhält, die darauf hinweist, dass die Sonde eine besondere Bedeutung für die Entwicklungs-Suchende hat. Differenzierung: „Ich bin nicht deine Mutter. Ich bin… und ich akzeptiere dich, wie du bist.“ Dies ist nützlich, wenn die Entwicklung suchende Person nicht zwischen der Begleit-Person und jemand anderem zu unterscheiden scheint. Häppchen schneiden: Verringere die angebotene Stärkung auf eine Dosis, die die Entwicklung suchende Person annehmen kann: „Du könntest jetzt während der nächsten 60 Sekunden entspannen.“ Achtsamer Widerspruch: Gib die Sonde und lass die Entwicklung suchende Person mit dir streiten. Dann vertausche die Positionen. Das hilft dabei, zunächst die Kontrolle über die unbewusste Antwort zu übernehmen, und lässt den Teil hervorkommen, der die Stärkung annehmen möchte. Interventionen an den Barrieren: Worte 2 SK Muster durchbrechen: Trenne Stimme, Körper und Gefühl und lass diese Teile von der Entwicklung suchenden Person auf eine neue Weise zusammensetzen. Die Person sagt zum Beispiel in einer stolzen, selbstsicheren Stimme und KörperHaltung: „Ich bin ein schrecklicher Mensch.“ Dämonen vertreiben: Die Person hört eine Stimme, die sagt: „Das kannst du nicht tun.“ Oder die Person bietet eine sehr negative Wertung oder Selbst-Bewertung an. Dann forderst du die Person auf, dir das zu sagen, und streckst die Zunge heraus oder schneidest eine Grimasse. Dadurch wird das internalisierte Verbot entschärft. Präzisere Sonde: Manchmal wird weitere Information gebraucht, wenn zum Beispiel die Sonde. „Du bist okay.“ die Antwort hervorbringt: „Ich bin zu fett.“ Dann könnte die nächste Sonde lauten: „Dein Körper ist okay, so wie er ist.“ Klärung der Abwehr: „Was macht dir das so unmöglich?“ Achte sorgfältig darauf, keine Theorie als Antwort zu bekommen – halte die Entwicklung suchende Person in innerer Achtsamkeit. Finde Zugang zum Körper: „wie nimmt dein Körper an dieser Aussage teil?“ Andere-Person-Technik: Lass die Entwicklung suchende Person jemanden beobachten, der die stärkende Sonde annimmt, die die Person selbst zurückgewiesen hat. Interventionen an den Barrieren: Erinnerung Halte die Entwicklung suchende Person in der Erinnerung: Stelle Informationen sammelnde Fragen: „Welche Farbe haben die Wände um dich herum? Wer ist mit dabei?“ Mach das innere Kind zugänglich: „Wie alt bist du?“ Mach Gefühle zugänglich: „Was fühlt diese Person im Inneren?“ Stärkung: „Was braucht oder will diese Person?“ Gestalt: Unterhalte dich mit dem Bild. SK Interventionen an den Barrieren: Körper Vertiefen: Verschaffe spezifische Informationen: „Welche Muskeln haben daran teilgenommen? Wie haben sie sich angespannt?“ Bedeutung: Finde heraus, ob die Entwicklung suchende Person die körperliche Antwort auf die Sonde willkürlich nachvollziehen kann. Wenn ja, lass sie die Antwort leicht übertreiben und Worte dafür finden, was der Körper sagt. Übernehmen: Aktives oder passives Übernehmen. Positions-Wechsel: Lass die Person beobachten, wie du als BegleitPerson dich auf dieselbe Weise anspannst. Hemmung: Wiederhole die Sonde und lass die Person die Antwort willkürlich unterdrücken. Dies ist besonders effektiv an der AbschlussBarriere. Wiederholung: Die Entwicklung suchende Person wiederholt die eingetretene Veränderung mehrmals. Handlungs-Impuls: Lass die Person herausfinden, was die Spannung oder Empfindung tun will. SK Interventionen an den Barrieren: Impulse Blockierung: Lass die Entwicklung suchende Person die Bewegung anfangen und unterbricht sie körperlich, bevor sie vollendet ist. Dann wird sie oft klar. Zeit-Lupe: Die Person wiederholt die Geste in Zeit-Lupe, um mehr Informationen zu erhalten und Feinheiten zu bemerken. Aufschaukeln: Erst versucht die Person zum Beispiel zu schlagen und die Begleit-Person hält sie zurück (aktives Übernehmen). Dann hält die Person zurück, während die Begleit-Person versucht, ihn zum Schlagen zu bringen (passives Übernehmen). Umgekehrtes Kämpfen: Die Entwicklung suchende Person hält die Begleit-Person zurück. Suche nach Bedeutung: Die Person wiederholt und übertreibt die Bewegung, um zu entdecken, was sie aussagen will. Stärkung: „Was würde es diesem Impuls erleichtern, herauszukommen?“ SK Das innere Kind (IK) Ausdruck des inneren Kindes Kontakt mit dem inneren Kind aufnehmen Doppelbewusstsein im InnerenKind-Zustand Zugang zum inneren Kind Was das innere Kind will Interventionen zum inneren Kind BZ Ausdruck des inneren Kindes IK Der Kind-Zustand wird durch das überraschend lebhafte Gefühl charakterisiert, das Kind zu sein, was man einst war, und die Erfahrung dieses Kindes gerade jetzt wieder zu erleben, während man zur selben Zeit weiß, wo man ist, und im Zusammenhang des Hier und Jetzt steht. Diese Dualität kennzeichnet am deutlichsten den Bewusstseins-Zustand des Kindes. Zuerst muss man sie vielleicht auf diese Aspekte ihres Verhaltens aufmerksam machen, aber danach ist das Gefühl, das Kind zu sein, völlig präsent. Wenn der Kind-Zustand auftritt, findet man eine Reduzierung der Komplexität symbolischer Strukturen. Während der Kind-Zustand spontan und ohne offensichtlichen Zusammenhang auftauchen kann, ist die Person häufiger auch im lebhaften Kontakt mit einer bestimmten Erinnerung. Diese klare frühe Erinnerung ist mit Verwirrung, Schmerz oder mit beidem verbunden. Sehr wahrscheinlich besitzt sie eine zentrale Bedeutung für die Entwicklung einer wichtigen lebensgestaltenden Überzeugung, entweder hinsichtlich deren Entstehung oder hinsichtlich deren Aufrechterhaltung. Dieser intime Kontakt mit den Schlüssel-Ereignissen, die den Charakter formten, macht diesen Bewusstseins-Zustand zum produktivsten für therapeutische Veränderung. Äußere Anzeichen: Die Stimme wird kindlich und die ganze Sprachweise einfacher. Gesicht und Körper nehmen Ausdruck und Gesten einer viel jüngeren Person an. Schüchternheit und Erstaunen treten auf. Kontakt mit dem inneren Kind aufnehmen IK Während des Durcharbeitens im Zustand innerer Achtsamkeit ergibt sich häufig die Gelegenheit, das innere Kind zugänglich zu machen und mit ihm zu arbeiten. Kinder werden von Ereignissen berührt und geformt, die auf Erwachsene keine Wirkung haben, weil Kinder noch zum größten Teil ungeformt sind. Das Kind ist offen und noch im Lernen begriffen. Es baut seine Abwehr-Systeme erst auf. Es lernt, seine Erfahrungen zu gestalten, und entwickelt grundlegende Seins- und Verhaltens-Weisen. Das Kind lebt im Kern. Es hat den Charakter geschaffen. Wenn wir als Entwicklungs-Begleitende also auf Erleben, Erfahrungen, Abwehr-Systeme, Stil und Kern-Material fokussieren, sind wir dem Bereich des Kindes sehr nah. Da unser implizites Gedächtnis zustandsspezifisch ist, hilft es sowohl beim Lernen als auch beim Erinnern im selben Zustand zu sein. Das Kind, das jene frühen Erfahrungen machte, war in einem ganz anderen Bewusstseins-Zustand als der Erwachsene, zu dem er wurde. Manche Erinnerungen sind für einen bestimmten Bewusstseins-Zustand spezifisch und können nur schwer von einem andern Bewusstseins-Zustand aus zugänglich gemacht werden. Das Kind und seine Erfahrungen bauen die Welt-Sicht und das selbst-Bild auf. Das Kind hat die Land-Karte gezeichnet. Indem du mit dem inneren Kind Kontakt aufnimmst, schaffst du die Möglichkeit, die Person zu ändern. Du brauchst nur mit dem Kind zusammen zu sein, mit ihm zu sprechen, es zu halten, sorgfältig, besorgt und geduldig zu sein. Das genügt, um die Art zu verändern, in der das Kind sich selbst und die Welt erfährt. Doppelbewusstsein im Inneren-Kind-Zustand IK Eine Entwicklung suchende Person im Kind-Zustand weiß dabei, wer sie ist. Sie weiß genau, dass sie in der Praxis sitzt und du der Entwicklungs-Begleiter bist. Ihr reales Erwachsenen-Leben geht weiter. Zur selben Zeit ist aber auch das Kind da, ein sehr lebendiges, reales Kind, das sich selbst und seine Welt in diesem Moment erfährt. Das Kind kehrt lebhaft zurück. Es bringt dieselben Bilder und Vorstellungen mit, die es damals hatte, und es erfährt die Dinge in derselben Art wie damals auch. Es handelt sich hier nicht um eingebildete Ereignisse, sondern um wichtige Teile unerledigter Geschäfte, die noch in der Erinnerung verweilen, eben weil sie unerledigt, als Gestalt nicht abgeschlossen sind. Das gleichzeitige Vorhandensein von Kind und Erwachsenen macht Integrations-Arbeit sehr gut möglich. Das klare Doppelbewusstsein erlaubt den Entwicklung suchenden Personen, schmerzhafte Erfahrungen noch einmal zu erleben und sie gleichzeitig gleichsam als Zeuge zu beobachten. Es ist eine große Chance für das Verständnis der eigenen Geschichte, die emotionale Intensität der Kindheit mit den symbolischen Fähigkeiten eines Erwachsenen zu kombinieren. Es ist das Beste aus beiden Welten. Zugang zum inneren Kind IK Bei der Arbeit mit dem inneren Kind muss man in erster Linie Kontakt machen. Im Wesentlichen geschieht das dadurch, dass die Begleit-Person ihr Verhalten und den Klang ihrer Stimme (Prosodie) verändert. Man beginnt zu reden, als wenn man mit einem Kind spricht. Damit das Kind angesprochen wird, werden Sonden auch in einer sehr einfachen Sprache gegeben. Manchmal stellt sich ein Bild ein, in dem die Entwicklung suchende Person sich selbst als Kind sieht. fühlt sich die Person wie ein Kind in einer bestimmten Situation. kommt der Kind-Zustand komplett mit Szenen und Ereignissen von Anfang an. beginnt der Kind-Zustand langsam mit irgendeiner gefühlsmäßigen Wahrnehmung. erscheint der Kind-Zustand nur als ein kindlicher Interaktions-Stil mit der Begleit-Person. kann man das Kind mit Bedacht hervorrufen, indem man als Begleit-Person kindgerechte Sprach- und Verhaltens-Muster verwendet. taucht das Kind in einiger Distanz auf. Es kommt als Bild des Kindes. Die Entwicklung suchende Person sieht, was das Kind im Abstand tut. Manchmal kann man dann die Person als Erwachsenen ansprechen: „Willst du mit dem Kind für mich sprechen?“ So benutzt man den Erwachsenen als Vermittler. Man kann sich jedoch auch um eine Widervereinigung von Erwachsenen und Kind bemühen, z. B. indem man den Erwachsenen-Anteil bittet, die Hand nach dem Kind auszustrecken. erscheint nur ein kindlicher Gesichts-Ausdruck, von der betroffenen Person unbemerkt. Dann kann man fragen: „Was passiert gerade?“ „Wie alt fühlst du dich jetzt?“ „Wie nennen dich die Leute?“ Was das innere Kind will IK Was müssen Entwicklungs-Begleitende tun, wenn das innere Kind erscheint? Wie möchte es behandelt werden? Das Kind will meist einfache Dinge. Es braucht deine Anwesenheit und Zeit als Person, die es begleitet. Es braucht einen mitfühlenden Erwachsenen. Es braucht Freundlichkeit und Geduld. Es möchte, dass ihm jemand wirklich zuhört und für es sorgt, dem es sagen kann, was es bekümmert, z. B.: „Das hat dich wirklich erschreckt, ja?“ „Es hat dir sehr weh getan.“ Es braucht Trost. Es möchte in den Armen gehalten werden. Es möchte die Tränen getrocknet und ein Taschentuch gereicht bekommen, um sich die Nase zu putzen. Es möchte geliebt werden. Es möchte hören, sehen und spüren, dass eine erwachsene Person mit ihm in Kontakt ist. Es möchte jemanden, mit dem es spielen kann. Es möchte eine Geschichte erzählt bekommen. Es will nicht all diese dummen erwachsenen Dinge tun müssen, bevor es alt genug dafür ist. Es kennt zwar die Worte nicht, aber es will seine Recht geschützt und seinen SelbstRespekt unangetastet wissen. Es braucht Unterstützung und einfache Erklärungen, damit es verstehen kann und jemandem verzeihen kann. Es braucht alles, was ihm helfen kann, ein negatives Selbst-Bild zu verändern. Interventionen zum inneren Kind IK Das Kind taucht auf: Vertiefung und Stabilisierung: Lass die Entwicklung suchende Person über das Kind sprechen, besonders über die Gefühle des Kindes. Kontakt: Wenn das Kind auftaucht, kann es präverbal sein und daher viel Kontakt brauchen. Verändere deine Stimme und dein Verhalten auf eine einem Kind angemessene Weise. Wiedervereinigung: Lass die Person mit dem inneren Kind sprechen, es berühren und trösten. Magischer Fremder: Sprich zu den Kind wie ein mitfühlender Erwachsener, nicht wie ein Therapeut. Körperliche Unterstützung: Unterstütze die Person körperlich, wie du ein Kind unterstützen würdest: Wisch die Tränen ab, putz die Nase, verwende viel Berührung Sonde für das Kind: „Was passiert mit dem Kind, wenn ich sage…?“ Suche nach Stärkung: „Was braucht oder will das Kind?“ Das Kind erscheint in der Distanz: Führe die Person durch eine Phantasie über ein anderes Kind mit ähnlichen Eigenschaften oder in einer ähnlichen Situation und lass sie ihre Reaktionen auf dieses Kind beobachten. Dieses indirekte Vorgehen ist dann nützlich, wenn die Person ihr Kind nicht akzeptiert oder Angst hat, es anzuschauen. Die Stromschnellen (SS) Ausdruck während der Stromschnellen Bedeutung des emotionalen Ausdrucks Begleitung durch die Stromschnellen BZ Ausdruck während der Stromschnellen SS In jeder Entwicklungs-Begleitung, die sich mit tiefsitzenden Überzeugungen und schmerzhaften Erinnerungen befasst, sind starke Gefühle und das Bedürfnis, diese Gefühle auszudrücken, unvermeidlich. Unter den richtigen Bedingungen wie Sicherheit und Unterstützung erlebt die Entwicklung suchende Person – oft zum ersten Mal seit seiner Kindheit – eine vollständige, spontane emotionale Freisetzung. Eine solche emotionale Freisetzung trägt sich einmal begonnen als starkes organisches Bedürfnis selbst weiter. Emotion strömt heraus, nur eingefasst durch die kundige und fürsorgliche Unterstützung der Begleit-Person. Das Erregungs-Niveau steigt stark an. Es fühlt sich an, als ob man über Stromschnellen reitet. Stromschnellen sind ein Bewusstseins-Zustand, der charakterisiert wird von 1. 2. 3. intensiven Gefühlen und ihrem Ausdruck, dem Auftreten von muskulären Spannungen und Haltungen, um Gefühle und deren Ausdruck zu lenken, und fast immer von Wellen von Erinnerungen im Zusammenhang mit diesen Gefühlen. Als Bewusstseins-Zustand sind die Stromschnellen gänzlich unvereinbar mit innerer Achtsamkeit, obwohl Momente von Klarheit und relativer Ruhe in schneller Abwechslung alle 10 oder 15 Sekunden auftauchen können. Äußere Anzeichen: Die Entwicklung suchende Person zeigt Erregung und Gefühl, wellenartige Bewegungen des Körpers und angestrengte Atmung. Bedeutung des emotionalen Ausdrucks Wir versuchen nicht , Gefühle zu provozieren, erniedrigen oder programmieren die Entwicklung-Suchenden nicht und versuchen auch nicht auf irgendeine Weise, zum Beispiel durch Isolation oder Stress, sein Abwehrsystem zu erschöpfen. Wir helfen der Person, die Flut der Gefühle im Griff zu behalten, wenn sie auftreten, indem wir es so ungefährlich wie möglich machen, sie ihren eigenen Verlauf nehmen zu lassen. Emotionale Freisetzung oder Katharsis ist aus verschiedenen Gründen im allgemeinen Prozess nötig: 1. Es müssen hochgeladene Gefühle geklärt werden, damit die Entwicklung suchende Person erleichtert wird. Blockierte Gefühle verbrauchen Energie und erzeugen Spannung. Wer Gefühle zurückhält, muss sich stärker kontrollieren und ist weniger frei für Spontaneität, Flexibilität und Offenheit. 2. Unser allgemeines Ziel besteht darin, die Achtsamkeit auf die Gestaltung unserer Erfahrung und der symbolischen Welt zu lenken, die wir geschaffen haben und in der wir leben. Das bedingt eine ruhige und reine Aufmerksamkeit und einige emotionale Distanz und bedarf eines Bewusstseins, das unbelastet von starken Gefühlen ist. Also arbeiten wir die Gefühle durch, um den Weg für die innere Achtsamkeit freizumachen. SS Begleitung durch die Stromschnellen SS Als Bewusstseins-Zustand sind die Stromschnellen durch intensive Emotionen und deren Ausdruck gekennzeichnet. Explosive Wut, tiefes Schluchzen, die furchtbaren Schmerzen der Zurückweisung und Einsamkeit, diese und andere Gefühle erfüllen das Bewusstsein. Meistens werden die Gefühle als schmerzhaft erlebt. Die Anstrengung, sie zu kontrollieren und die Angst vor ihren Konsequenzen bilden eine wesentliche Komponente dieses Schmerzes. Wenn eine Person in emotionales Durcharbeiten einsteigt, fragen wir nicht nach Achtsamkeit, vergessen wir Sonden usw. und begnügen uns mit so einfachen Dingen wie die Person zu halten, etwas Kontakt zu machen oder stärkende Aussagen anzubieten. Es gibt keine Unterhaltung und fast keine Fragen mehr. Der Dialog verläuft auf der Ebenen von Bewegung und Körper-Kontakt, während die Begleit-Person Spannungen und Ausdruck der Entwicklung suchenden Person unterstützt. Hauptaufgabe der Begleit-Person ist es, die Situation sicher zu machen. Die Begleit-Person sollte ein ruhiges, mitfühlendes und selbstverständliches Verhalten ausdrücken: „Du bist okay. Was hier passiert, ist völlig natürlich. Es ist zwar sehr intensiv, aber verständlich. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin ganz für dich da und schütze dich.“ Die Begleit-Person hilft der Person, sich sicherer zu fühlen, indem sie Begrenzen und Schützen unterstützt. Die Körperliche Kontakt-Aussage heißt: „Ich unterstütze und akzeptiere dich. Ich bin bereits, dir zu helfen und das zu tun, was du tun willst oder tun zu müssen glaubst. Ich habe Geduld. Ich folge dem, was geschieht. Ich bin bei dir und es ist deine Prozess.“ Der Prozess wird unterstützt, indem so viel Spannungen wie möglich übernommen werden. Transformation BP In dieser Phase des Prozesses probiert die Entwicklung suchende Person zum ersten Mal ein neues Verhalten aus. 1. Sie nimmt entweder eine neue Überzeugung an, z. B.: „Du bist so, wie du bist, okay.“ 2. Oder sie drückt ein Gefühl wie Ärger oder Liebe aus, dass sie immer heruntergeschluckt hatte. Man experimentiert mit den neuen Optionen und Untersucht sie in einer sicheren und angenehmen Umgebung. Sie werden mit Achtsamkeit und ihre Wirkungen hin studiert. Sie sind nur in dem Sinne neu, als dass die Person sie nicht als eigen anerkannte oder akzeptierte. Sie waren schon immer in der Nähe eingebettet in ihr Gegenteil verborgen. Das Ziel der Entwicklungs-Begleitung ist es, neue Optionen anzubieten und mit ihnen zu experimentieren. Durch Auskosten, Anpassung und Erweiterung lernt die Entwicklung suchende Person sie kennen und ihnen den Vorzug vor seinen alten Verhaltens-Weisen zu geben. So werden sich neue Seins-Weisen angeeignet und integriert. Nach der Transformation müssen Begleitenden den Entwicklung-Suchenden helfen, die neuen Verhaltens-Möglichkeiten zu stabilisieren und zu integrieren. Man sollte ihnen, wenn sie es möchten, Zeit und Raum dafür im Gespräch geben, die Folgen ihrer Entdeckungen zu erforschen. Integration 1 BP Nach der Transformation müssen wir den Entwicklung suchenden Personen helfen, die neue Verhaltens-Möglichkeit zu stabilisieren und zu integrieren. Es geschieht natürlich auch dadurch etwas unbewusste Integrations-Arbeit, dass das Thema angesprochen und zu einem positiven Abschluss gebracht worden ist. Bestands-Aufnahme: Während jeder Sitzung gibt es Momente, in denen die BegleitPerson ein Feedback darüber braucht, wie die Sitzung bis zu diesem Zeitpunkt verlaufen ist. Diese Abstimmung auf der Metaebene der allgemeinen Sitzung und die abstrakte Zusammenfassung des Geschehens aus Sicht der Begleit-Person kann integrativ wirken. Da der Haupt-Prozess im Wesentlichen in nichtalltäglichen Bewusstseins-Zuständen stattfindet, wirkt eine Rekapitulation der Vorgänge im Normal-Bewusstsein integrierend. Die besten Zeit-Punkte für eine solche Unterbrechung des fortlaufenden Prozesses sind die, wenn die Person von selbst an einen Ruhe-Punkt angekommen zu sein scheint, wenn sich die Begleit-Person unklar darüber ist, was tatsächlich geschieht, oder wenn die Begleit-Person eine Spannung oder Belastung zwischen sich und der Entwicklung suchenden Person vermutet. Die Optionen auskosten: Man kann als Begleit-Person die Entwicklung suchende Person, nachdem sie eine stärkende Überzeugung akzeptiert und zum ersten Mal ausprobiert hat, dazu veranlassen, diese Erfahrung, insbesondere die Gefühle, die dabei entstehen, zu genießen. Das bedeutet, beim neuen Zustand zu bleiben und ihm Zeit zu geben. Insbesondere die körperlichen Aspekte der Erfahrung sollten einbezogen werden: „Lass deinen Körper sich erinnern…“ Wie kann die Stärkung noch besser und befriedigender gemacht werden? Wenn Arbeit mit dem inneren Kind: „Stelle dir vor, dein Kind zu halten und zu stärken.“ Integration 2 BP Förderung der inneren Achtsamkeit: Auch die Gewohnheiten, die sich um die Annahme und Ablehnung von Stärkung gebildet haben, können mit Achtsamkeit untersucht werden. Die Entwicklung suchende Person kann sich z. B. experimentell bewusst gegen die Annahme einer stärkenden Berührung verschließen und sie dann annehmen und genießen. Wertschätzung des inneren Kindes: Leute sind oft wütend auf sich, dass sie mit negativen Überzeugungen leben. Sie müssen verstehen lernen, dass in der Welt des Kindes jene alten Überzeugungen überlebensnotwendige Strategien darstellten. Sie müssen die Kreativität und Ressourcen des Kindes wertschätzen und verstehen. Zu diesem Zweck können wir darüber sprechen, unsere eigene Wertschätzung für das Kind zeigen oder eine Gesichte erzählen, die indirekt demonstriert, wie kompetent Kinder trotz ihrer Not sind. Übergang in den Alltag: Gib nach der Sitzung Zeit, die Erfahrungen allein zu absorbieren, sich auszuruhen und darüber nachzudenken. Die Entwicklung suchende Person experimentiert mit der Veränderung der KörperHaltung, die sich beim Übergang von alten Überzeugungen auf neue Ergeben. Man bespricht den Übergang in den Alltag, die erforderlichen Informationen an wichtige Personen und deren mögliche Reaktionen und stellt diese szenisch-dialogisch dar Haus-Aufgaben: Wir bitten die Entwicklung suchende Person, die alten Überzeugungen, die Art und wie der Körper teilnimmt, und die sie auslösenden Umstände einfach nur mit freundlicher Achtsamkeit zu beobachten. Abschluss BP Manchmal fällt es besonders Menschen mit Hysterischen, phallischen oder oralen Prozessen schwer, eine Situation zu beenden. Beendigung einer Sitzung fühlt sich für sie zuweilen wie eine Trennung oder ein Verlust an. Weise auf das Abschluss-Problem hin und fordere sie auf, wenn sie sich gut gefühlt haben, herauszufinden, ob sie dieses gute Gefühl auch über den Abschied hinaus behalten können. Formuliere einige Zeit vor Abschluss eine Aussage, aus der indirekt hervorgeht, dass die Sitzung bald zu Ende sein wird. Zeige dein eigenes Bedürfnis an: „Ich möchte jetzt Schluss machen.“ Manchmal hilft nach einer intensiven Sitzung reines Reden bei einer Tasse Tee. Manchmal muss man Menschen am Ende der Sitzung von der überzeichneten Einsicht in eine neue Überzeugung wegholen, damit sie nicht ins Gegenteil zurückschlägt. Wenn man mit dem inneren Kind gearbeitet hat, möchte das Kind oft die Situation verlängern. Man kann das Kind fragen, ob das für jetzt genug ist oder was es braucht, um jetzt Schluss zu machen, oder was wir tun können, um jetzt aufzuhören: „Was können wir jetzt noch tun, bevor wir aufhören?“ Diese Art von Fragen helfen dem Kind zu verstehen, dass ein Abschluss bevorsteht. Charakter (C) Charakter-Prozesse 1 Charakter-Prozesse 2 Charakter-Prozesse 3 Charakter-Prozesse 4 Charakter-Prozesse 5 Charakter-Dimensionen Charakter aus verstümmelten Funktionen Charakter aus Informations-Überlastung Kortikale Kontrolle Stoffwechsel-Typen Charakter-Herleitung Charakter-Dimensionen im Zusammenhang CSK Charakter-Prozesse 1 Charakter-Lehre darf nicht als Versuch verstanden werden, Menschen zu kategorisieren. Man kann sich Charakter vorstellen als das Ergebnis einer Interaktion des WachstumsProzesses des Kindes mit seiner Mitwelt. Der sich daraus ergebend Charakter lässt sich als zu Strategien verdichtete Eigenschaften mit Überlebens-Wert betrachten, aufgrund derer das Kind in seiner Kindheits-Situation zurechtkommt. In diesem Licht erscheint Charakter der Kindheits-Situation angemessen. Charakter lässt sich so eher als Funktion als als Fehlfunktion sehen. Charakter als Funktion lässt sich am besten als Strategie und Handlungs-Präferenz verstehen. Aber eine Stärke, die so weit übertrieben ist, dass sie ein Ungleichgewicht herstellt, bildet in einem anderen Kontext eine Schwäche. Jede Funktion, die nur in eine Richtung entwickelt ist, hält die andere Polarität unterdrückt. Fehlfunktionen als unterbrochenes Wachstum und Informations-Überlastung sind in diesem Sinne die Kehrseiten der Charakter-Stärken. Charakter ist demnach eine Beschränkung, eine Inflexibilität. Beispiel: Die Fähigkeit des Masochisten, unter schwierigen Bedingungen auszuhalten, belastet dieselbe Person mit einer Langsamkeit und Ernsthaftigkeit, die seine Entscheidungen lähmt und normale Gefühle von Freude und Leichtigkeit sogar in solchen Fällen unterdrückt, in denen sie angemessen wären. C Charakter-Prozesse 2 Charakter ist nicht nur eine Überzeugung, die Verhalten und Ansichten formt, sondern auch die Form, die der Körper annimmt, um diesen Standpunkt zu porträtieren. Interne Information gestaltet die äußere Erscheinung. Man bildet seinen Körper in der Form aus, die es am ehesten erlaubt, die eigene Daseins-Strategie auszuagieren. Wer immer man im Inneren ist: der Körper beschreibt es und hält es aufrecht. Dies ist die Grundlage aller körperzentrierten Psychotherapien. Charakter ist eine Verhaltens-Möglichkeit, die eine Person auf der Grundlage aller Informationen, die ihr zur Zeit zur Verfügung stehen, gewählt hat. Deshalb gibt es keine schlechten Charaktere, nur schlecht informierte. Charakter ist nicht die Person, sondern nur eine Strategie, die angenommen wurde, um mit bestimmten Situationen fertig zu werden. Man kann nicht über Charakter sprechen, ohne über die Situation zu sprechen, in der dieser Charakter funktioniert. Wenn man Charakter-Typen aus 15 verschiedenen Perspektiven kennt, dann braucht man nicht lange, bevor man eine klare Vorstellung davon hat, was vor sich geht. Diese Art Reichtum und diese Art Flexibilität machen einen Therapeuten aus. Man erzeugt schon dadurch eine Welt-Sicht, dass man da ist. Man ist Haltung, man ist Stimme, alles an uns sagt etwas über die Art aus, wie unsere Welt ist. Und die Rat suchende Person nimmt des auf. Und das steht oft in Konflikt mit ihrer Welt-Sicht. So treten zwei Menschen in eine Diskussion gegenseitiger Beeinflussung. Was immer dabei ist, ist schon in Ordnung. C Leib-Empfinden Charakter-Prozesse 3 mentales Leben Haltung und KörperStruktur C Der Körper ist ein Ausdruck von Charakter. Langfristige Spannungs- und Gebrauchs-Muster der Muskulatur und des Bindegewebes formen den Körper am nachhaltigsten. Die oft übersehenen Schöpfer dieser Muster sind Einstellungen, Gefühle und Überzeugungen. Da die Muskeln fast ausschließlich das ausführen, was das Nerven-System ihnen aufträgt, bildet dieses System die Hauptquelle gewohnheitsmäßiger Muster des Muskel-Gebrauchs. Die höchste Instanz, alle anderen Instanzen beeinflussend, wird Geist genannt. Haltung und Körper-Struktur reflektieren das mentale Leben. Mentales Leben bedeutet nicht nur das Bewusstsein und seine Inhalte – Körper-Empfindungen, Gedanken und Gefühle usw. – sondern wichtiger noch die Einstellungen, Überzeugungen und Gewohnheiten, die die Persönlichkeit und den Charakter ausmachen. Insbesondere die lebensgestaltenden Überzeugungs-Systeme, die sich aus frühen schmerzhaften Ereignissen herleiten lassen, formen die KörperStruktur als Teil einer ganzheitlichen Antwort auf diese Ereignisse. Strukturelle Eigenschaften spiegeln die am tiefsten sitzenden Gefühle und Überzeugungs-Systeme. Eine charakteristische Haltung kann ebenso enthüllend sein wie die KörperStruktur. Die Haltung – gemeint als Körper-Haltung und Einstellung reflektiert jedoch häufiger vorübergehende Zustände wie Müdigkeit und Ungeduld. Dennoch ist sie ein guter Indikator für mentale Vorgänge. Charakter-Prozesse 4 Die Entwicklung von Charakter, der eine Begrenzung des Selbst-Bildes und des SelbstAusdrucks darstellt, bezieht den Körper mit ein, um unsere Erfahrungen zu reduzieren, zu blockieren, abzumildern oder abzuschneiden. Wir unterdrücken Gefühle und wenden uns gewohnheitsmäßig von schmerzhaften und angsterregenden Situationen ab. Wir haben Gewohnheiten und eine Denk-Weise entwickelt, die uns von der sofortigen Erkenntnis trennt, die durch bewusstes körperliches Erleben vermittelt wird. Unser Charakter ist das Ergebnis von bestimmten Schlüssel-Erlebnissen und der um sie herum gestalteten Überzeugungs-Systeme. Wenn wir uns auf dieser Ebene ändern wollen, müssen wir uns um weniger schmerzvolle und einengende Sicht-Weisen des Selbst, der anderen und der Welt neu organisieren. An der Entwicklung von Charakter-Mustern sind zwei Gruppen von InformationsProzessen beteiligt, 1. von denen eine Gruppe die biologische Organisation aufrechterhält und unterstützt, 2. Während die andere dasselbe für die symbolische Gestaltung leistet einschließlich Sprache, Selbst-Bild und kulturellen Einflüssen. Die Interaktion dieser beiden Systeme – Körper und Geist – wird von einer Gruppe von Prozessen geschaffen, die wir Charakter nennen. Daher fokussieren wir auf Informationen, die wir an der Schnitt-Stelle von Körper und geist gewinnen können, wo symbolische und biologische Prozesse integriert werden. C Charakter-Prozesse 5 C Unser Charakter ist das Ergebnis von bestimmten Schlüssel-Erlebnissen und der um sie herum gestalteten Überzeugungs-Systeme. Wenn wir uns auf dieser Ebene ändern wollen, müssen wir uns um weniger schmerzvolle und einengende Sichtweisen des Selbst, der anderen und der Welt neu organisieren. Charakter-Prozesse werden durch Gewohnheiten beschützt, die auch das Kern-Material außerhalb des Bewusstseins halten, indem sie die Art kontrollieren, in der die KernInformationen verarbeitet werden. Alle Charakter-Prozesse beinhalten also Gewohnheiten, die die Entwicklung suchenden Personen davon abhalten, für ihren inneren Prozess zu sensibel zu werden. Solche Gewohnheiten schaffen ein „Hintergrund-Rauschen“ in Form von Fixierungen und Ablenkungen, indem sie Spannungen aufrechterhalten, die Erleben und Erfahrungen maskieren und die allgemeine Sensitivität vermindern und so die Erinnerung an Ereignisse mit überwältigendem emotionalem Inhalt wie Grauen, Schrecken, Wut, Angst oder starkem körperlichen oder emotionalen Schmerz blockieren. Die Hakomi-Methode versucht, diese gewohnheitsmäßigen Mechanismen zu umgehen, die die Charakter-Prozesse schützen und stabilisieren, um das Kern-Material zugänglich zu machen. Ein Großteil des Charakter-Verhaltens formt sich um auslassungsbedingte Ergänzungen eines Ereignisses, also um falsche Annahmen (default assumptions) im Zusammenhang mit einer Situation, die ein Mensch aus seiner Erfahrung schöpft. So handeln Menschen oft so, als ob sie im Leben nicht wirklich willkommen wären. Und diese Vorstellung gelangt niemals ins Bewusstsein. Charakter-Dimensionen AufmerksamkeitsFokus / Stil Pol 1 C Pol 2 intern / extern Interne Vorgänge – introvertierter Typ, z. B. Hysteriker und Oraler Äußere Vorgänge – extravertierter Typ, z. B. Phalliker eng / weit Global, offen für neue Informationen, weitschweifend und flexibel in der Informations-Auswahl, z. B. Hysteriker Detailliert, verengt und pointiert, bei der Sache bleibend, keine neuen Informationen zulassend, z. B. paranoider Denkstil distanziert / absorbiert Ideal der Objektivität, Betrachtung der Mitwelt mit kühlen Augen z. B. sympathikotone Menschen wie Schizoide, Phalliker, Hysteriker Konfluenz (Verschmelzung) und Absorption durch die Situation, z. B. parasympathikotone Menschen wie Oraler, Psychopath, Masochist analytischer / impressionistischer Denk-Stil Beim analytischen Denkstil geht die praktische, umfassende Bedeutung der Dinge leicht verloren Beim impressionistischen, intuitiven Denkstil werden Einzelheiten unwichtig und gehen verloren kontrollierter / spontaner Handlungs-Stil Handeln ist überkontrolliert, geplant, vorbedacht und genau umschrieben, steht unter dem Einfluss kortikaler Hemmung, z. B. Masochist Handeln ist hochimpulsiv, völlig spontan, ungeplant, im Augenblick geboren, unerwartet, mit geringer kortikaler Kontrolle, z. B. Schizophrene geichberechtigter / hierarchischer Beziehungs-Stil Geteilte Verantwortlichkeit einer gleichberechtigten Position, z. B. Schizoide, Hysteriker, Phalliker Unterlegenheit, z. B. Orale und Masochisten Überlegenheit, z. B. Psychopathen 1 Charakter aus verstümmelten Funktionen C Verstümmelte Funktion Charakter Normale Entwicklung der Funktionen Zugehörigkeit Schizoide Zugehörigkeit entwickelt sich aus EinpassungsLernen, wenn sich das Kind an die sozialen und sonstigen Inputs aus der Mitwelt anpasst, während zugleich die Mitwelt auf die Bedürfnisse des Kindes reagiert. Selbst-Unterstützung Orale Wechselseitige Unterstützung, Abhängigkeit KompensiertOrale Unterstützungs-Funktionen entwickeln sich, wenn sich das Kind darauf verlassen kann, das andere für Nahrung, Wärme und körperliches Wohlbefinden sorgen (Stärkungs-Quellen). So werden Experimente zur Selbst-Versorgung und gegenseitige Unterstützung gefördert. Ehrlich in Bedürfnissen und Schwächen Psychopathen 1 Ehrlich in Intentionen und Gefühlen Psychopathen 2 Verantwortlichkeit, Freiheit Masochisten Verantwortlichkeit und Freiheit lernt ein Kind, wenn es sich aus den Zentren der Kontrolle und Überwachung in Bereiche der Selbst-Entscheidung begeben kann. Sich geliebt und beachtet fühlen Hysteriker Entspannung, Loslassen Phalliker Sein ohne tun und leisten zu müssen kann das Kind, wenn sich eine schlichte und enge Beziehung zu den Eltern entwickelt hat und diese das Kind schon um seiner bloßen Anwesenheit willen schätzen. Sozial-Funktionen entwickeln sich, wenn das Kind die Regeln eines konstruktiven sozialen Lebens als Ehrlichkeit, Freundlichkeit und Offenheit kennenlernt und sich auf sie verlassen kann, weil es nicht getäuscht und irritiert wird. Charakter aus Informations-Überlastung Strategien gegen InformationsÜberlastung Charakter-Typen Fehler machen Informationen nicht richtig zuordnen und nutzen weglassen Einen Teil der Informationen ausblenden Warteliste Informationen in eine Art Wartestellung schieben Masochisten Filtern Eine Sorte von Botschaften annehmen und eine andere nicht Phalliker Abstrahieren Details auslassen, Regeln folgen, anstatt sich mit jedem Moment zu befassen Schizoide Ersatz-Kanäle Jemanden dazu bringen, einen Teil der Last zu übernehmen Orale Psychopathen Flucht Sich der Informations-Situation entziehen Schizoide Hysteriker Block-Bildung Die Informationen in kompakter Form zusammenfassen und kodieren C Kortikale Kontrolle Zerebraler Kortex Zwischenhirn Unser Gehirn besteht grundsätzlich aus drei Schichten 1. Sowohl körperlich als auch evolutionsmäßig zuunterst liegt das Zwischenhirn. Dieses niedere Hirn-Zentrum kontrolliert unsere automatischen biologischen Bedürfnisse wie Atmung, Verdauung, Ausscheidung, Drüsen-Sekretion usw. 2. Über diesem Reiz-reaktions-Zentrum liegt das limbische System, das für höhere tierische Funktionen wie Instinkt, Impuls und Gefühl verantwortlich ist. 3. Schließlich finden wir bei manchen Lebewesen an der Spitze der Evolutions-Parade den zerebralen Kortex, der den Rest des Gehirns wie eine Rinde (daher der Name) umschließt. Eine der erstaunlichsten Eigenschaften des Kortex ist seine Fähigkeit, den Einfluss der niederen Gehirn-Zellen zu hemmen. Hemmung Limbisches System C Diese Fähigkeit des Kortex, die Impulse limbischen Systems und des Mittelhirns zu hemmen, wird kortikale Kontrolle genannt. Menschen mit großer kortikaler Kontrolle werden als übergebunden (overbounded) oder gehemmt bezeichent. Menschen mit geringer kortiklaler Kontrolle werden als untergebunden (underbounded) oder impulsiv bezeichnet. Die Stärke der Gebundenheit disponiert Menschen für bestimmte Charakter-Strategien. Stoffwechsel-Typen Die Aktivierung einer SystemGruppe schaltet die andere ab. C Parasympathisches Nerven-System (dorsaler und ventraler Vagus) Sympathisches NervenSystem Erstarrung oder Sozialverhalten samt Ruhe- und Erholungs-Mechanismus Kampf- oder FluchtMechanismus eher passiv eher aktiv Verdauung, Ausscheidung, Immunsystem Skelett und Muskulatur, HerzKreislauf-, Zentralnerven- und Hormon-Systeme Eine Erhöhung des Basen-gehalts stimuliert den parasympathikotonen Zweig. Eine Erhöhung des SäureGehalts im Körper stimuliert den sympathikotonen Zweig. Parasympathikotone sind auf längerfristige Handlungen disponiert, auf eine Politik der kleinen Schritte und haben typischerweise Eigenschaften wie Charme, Intuition, Gefälligkeit, schlechte Konzentration und viel Durchhalte-Vermögen. Sympathikotone neigen zu Leistung, Aggression, Motivation, Sorgen, Nervosität, Übungen, Entschiedenheit usw. Charakter-Herleitung Reaktion auf die Schwerkraft sympathikoton parasympathikoton aufwärts aufwärts Reaktions-Weise des autonomen Nervensystems C Kortikale Kontrolle Charakter-Typ niedrig schizophren hoch paranoid/schizoid EntwicklungsPhase taktil abwärts abwärts niedrig oral hoch Psychopath 1 niedrig Psychopath 2 hoch Masochist niedrig Hysteriker hoch Phalliker oral anal genital Kortikale Kontrolle + Charakter-Dimensionen im Zusammenhang Parasympathikoton (passiv) Gleichgewicht sympathikoton (aktiv) C Kortikale Kontrolle - Charakter und existenzielle Entwicklungs-Themen (ET) Charakter und Lebens-Themen Entwicklungs-Themen und ihre Polaritäten Lebens-Thema: Sicherheit Lebens-Thema: Abhängigkeit Lebens-Thema: Freiheit Lebens-Thema: Authentizität Lebens-Thema: Wert C Charakter und Lebens-Themen ET In der Die Charakter-Kunde der körperpsychotherapeutischen Traditionen kann Charakterauf fünf existenzielle Grundthemen reduziert werden, mit denen sich Kunde sind jeder Mensch in seinem Entwicklungs-Prozess auseinandersetzen muss. existenzielle Als Hauptbegriffe für diese Themen wurden in der Hakomi-Methode Lebens-Themen Sicherheit, Abhängigkeit, Freiheit, Authentizität und Wert enthalten, ausgewählt. die jedem Da es sich um komplexe Thematiken handelt, sind diese Begriffe als Menschen Orientierungs-Marken zu verstehen. begegnen und mehr oder Bedeutsam ist dabei die Annahme, dass im Laufe einer Entwicklungsweniger Spuren Begleitung ja nach Stand der Verarbeitung neue und andere Themen im in Leib und Leben und während der Sitzungen auftauchen werden, die das im Seele Nachhinein entstehende Bild der Charakterlichkeit der Entwicklung hinterlassen suchenden Person überraschend und differenzierter aussehen lässt als können: anfangs sichtbar war. In der Regel werden mehrere große Themen berührt: Es wird also beispielsweise nicht mit einem psychopathischen Typ gearbeitet, Sicherheit Abhängigkeit Freiheit Authentizität Wert sondern mit einem Menschen, der zu Beginn der Entwicklungs-Begleitung viele psychopathische Stil-Elemente mitbrachte einschließlich der Themen, die damit zusammenhängen. Später werden aber höchstwahrscheinlich eine Reihe anderer Themen und Stil-Elemente berührt und durchgearbeitet. Daraus ergibt sich ein Loslassen klarer Zuordnungen von EntwicklungSuchenden und Entwicklungs-Störung hin zu einer Offenheit, jeden Menschen im Prinzip mit allen Lebens-Themen in Verbindung zu sehen. Entwicklungs-Themen und ihre Polaritäten 0 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9 ET 1 Sicherheit (schizoid) verbunden isoliert (eingebunden, vertraut, sicher) (fremd, bedroht, unsicher, abgekapselt) Abhängigkeit (oral, kompensiert oral) Im Austausch Im Mangel (unterstützt, versorgt, in Körper-Kontakt) (vernachlässigt, allein, unterernährt oder unabhängig) Freiheit (masochistisch) frei fremdbestimmt (spontan, kreativ, im Kern gut) (gefangen, unspontan, festgefahren, falsch) Authentizität (psychopathisch 1 und 2) wirklich unwirklich (wahr, verletzlich, echt, (fehlerlos, unecht, unverwundbar) authentisch, mit Fehlern o.k.) Wert (phallisch-rigide, hysterisch) Im Sein Im Tun (gut genug, zentriert, im inneren Frieden) (immer mobilisiert, angestrengt) Wohin auf der Strecke zwischen den Polaritäten gehöre ich? Wie ist es im Moment? Wie ist es generell? Wie ist es in verschiedenen Situationen mit unterschiedlichen Menschen? Lebens-Thema: Sicherheit ET Auf dieser Dimension stellt sich die Form und Intensität dar, mit der sich ein Mensch mit der Welt in Kontakt fühlen kann. Hier spiegelt sich die Fragen des Lebens wider: Inwieweit können wir es uns leisten, uns der Mitwelt ganz anzuvertrauen? Mussten wir deutliche und durchschlagende Erfahrungen verarbeiten, die uns nahe legten, uns zurückzuziehen und Distanz zur Welt und zu den durch sie verursachten Erfahrungen zu wahren? Die Dimension „Sicherheit“ spiegelt die Verarbeitung all jener Erfahrungen wider, die Sicherheit und Zugehörigkeit betreffen. Wenn es überwiegend positive Erfahrungen sind, mag ein Mensch sich tief in Kontakt zur Welt hineintrauen und wird nur dann mit Angst und Rückzug (Kontakt-Unterbrechung) reagieren, wenn tatsächliche akute Bedrohungen entsprechende Schutz-Mechanismen auslösen. Gezeichnet von diesem Thema ist ein Mensch dann, wenn überwiegend traumatisierende, besonders eindringliche oder sich ständig wiederholende Erfahrungen den Schutz durch Kontakt-Unterbrechung als überdauernde, unbewusste Lösung nahelegen. Harte Umstände in der Schwangerschaft und bei der Geburt, Ablehnung durch die Mutter, frühe Erfahrungen von Krieg, Hunger, Vertreibung, Krankenhaus-Aufenthalten etc. lösen der Charakter-Theorie entsprechend unbewusste und unwillkürliche Bewegungen von der Welt weg aus. Kontakt zur Welt durch die Sinne beispielsweise, aber auch der Kontakt zu den eigenen Empfindungen wird unterbrochen, vermindert oder abgespalten. Korrespondierender Charakter-Prozess: schizoid (ausdrucksarm, sozial unsicher, fester, kontrahierter Körper, flache Atmung, Blockierung im Augen-Segment) Lebens-Thema: Abhängigkeit ET Diese Dimension erfasst die Stärke und Verarbeitung all jener Themen, die mit der existenziellen Tatsache unserer Abhängigkeit von anderen Menschen zusammenhängen. Sind diese Erfahrungen, die schon sehr früh gemacht werden, überwiegend von Mangel in der Bedürfnis-Befriedigung geprägt, weil das Baby z. B. wenig gehalten, schlecht versorgt und wenig im Entfaltungs-Zusammenspiel gefördert wird, wird das Kind entsprechende Abwehr-Mechanismen entwickeln. Die sich dann entwickelnde Selbst-Organisation ist dadurch gekennzeichnet, dass das Kind lernt, sich mit den tiefsten Ebenen seines Bedürfnisses nicht mehr auszuliefern „Ausgeliefert sein - nie wieder!“). Durch diesen Grundschutz wird es zwar weniger verletzbar, aber auch zugleich unernährbar. Korrespondierender Charakter-Prozess: oral Es wird immer weiter nach Unterstützung gesucht, aber das Ersehnte kann nicht angenommen werden, so dass ein großes Mangel-Erleben bleibt. (eine eher energielose Form des Seins, suchend, bittend, eher zusammengesunkener Körper, durchgedrückte Knie, gekipptes Becken) Korrespondierender Charakter-Prozess: oral-kompensiert Die Person versucht, falls sie genug Kraft hat, sich unabhängig und stark zu machen. Sie bemerkt in diesem Zustand kaum, wenn sie auch mal etwas brauchen oder annehmen könnte. (aufgerichtete, energetisierte Körper-Organisation) Lebens-Thema: Freiheit Erst in einer Zeit, in der das Kind anfängt, autonome Erfahrungen machen zu können, wenn also die Motorik so weit entwickelt ist, dass den eigene Impulsen gefolgt werden und damit sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen per Versuch und Irrtum gemacht werden können, werden auch Grunderfahrungen zum Thema „Freiheit“ möglich. Das Kind lernt, ob es in Ordnung ist, seinen eigenen Weg zu suchen, auszuprobieren, seiner Spontaneität zu folgen, akzeptiert zu sein, wenn etwas schief geht, und seinen eigenen Willen darüber zu entwickeln, was es als wünschenswert erachtet und was nicht. Wenn die Eltern viel Freiraum bieten, wird ein Kind dieses Erfahrungen mit experimenteller Welt-Erkundung in seine intuitiven Sicht-Weisen auf die Welt einbauen. Wenn die Eltern sehr dominierend oder autoritär sind, entsteht nicht viel Freiheits-Raum und eine Revolte endet möglicherweise in einer völligen Niederlage mit Schuld-Gefühlen und Liebes-Entzug. Es entwickeln sich eher Gefühle des Widerstandes, der Wut und der eigenen Schlechtheit. Korrespondierender Charakter-Prozess: masochistisch (der Körper formt sich kompakt, ist nach unten kontrahiert, eingezogenes Gesäß, muskulöser oberer Rücken, oft hängende Schultern, gebremst gehalten) ET Lebens-Thema: Authentizität ET Es herrscht durch die Mitwelt immer ein leichter oder stärkerer sozialer Druck, in bestimmten Weisen zu sein oder nicht zu sein. Im weiteren Verlauf des Lebens ungefähr mit drei Jahren und in dem Maße, wie ein Kind seine Individualität entwickelt und spüren kann, wird die Frage unvermeidlich, ob seine Eigenheiten, auch seine „Schwächen“ verschiedenster Art, tragbar und willkommen sind. In einer offenen, toleranten, interessierten Umgebung kann es sich das Kind leisten, sich zu offenbaren und sich selbst anzunehmen. Empfängt ein Kind jedoch viele und starke Botschaften, dass es nicht annehmbar ist und anders sein müsste, entwickelt es Maßnahmen, sich selbst zu verstecken und zu verleugnen sowie eine idealere Person zu spielen. In diesem „narzisstischen“ Spannungs-Feld zwischen dem Erwünschten und dem Wirklichen steht jeder Menschen zu unterschiedlichen Zeiten mehr oder weniger. Niemand ist immer authentisch, wahr und sichtbar. Im Extremfall kann das zu einer totalen Beschämung des authentischen Ichs führen. Eine Maske entsteht, mit der sich der Mensch später identifiziert. Korrespondierender Charakter-Prozess: psychopathisch 1 Sehr dominante, kontrollierende Formen (Körper oben aufgebläht, Augen intensiv, Kinn hoch etc.) Korrespondierender Charakter-Prozess: psychopathisch 2 Eher weiche, sich anpassende, „chamäleonhafte“ Formen (Köper hyperflexibel) Lebens-Thema: Wert ET Schließlich stellt sich jedem Menschen - bewusst oder unbewusst – die Frage, welchen Wert er in der Gemeinschaft besitzt, zu der er gehört oder gehören möchte. Biologisch und psychisch sind wir sehr eng mit unserer sozialen Mitwelt vernetzt. So ist es auch eine existenzielle Frage, ob ein Mensch einen angemessenen Platz in einer Gemeinschaft einnehmen kann. Oder fällt er heraus, wird nicht anerkannt, ist nichts wert? Korrespondierender Charakter-Prozess: phallisch-rigide Das Thema, einen Wert für die Gemeinschaft durch „Leistung“ erwerben zu müssen, treibt diese Menschen an. Korrespondierender Charakter-Prozess: hysterisch Diese Menschen stehen unter Spannung, ihren Wert konstruieren zu müssen, indem sie für andere interessant erscheinen. Beide Typen fühlen sich angetrieben, sind oft hochenergetisch, unaufhörlich unter Druck. Sie verlieren die intuitive Gewissheit, allein durch ihre Existenz Wert zu haben, können deshalb sehr gestresst und überlastet sein. Ihre Körper zeigen daher unter anderem einen hohen Tonus und viel Bewegung. Sie sind oft athletisch mit durchgedrücktem Rücken und Schultern. In schwierigen Phasen droht Zusammenbruch. schizoid (s): feinnervig/analysierend Entstehungs-Zeit und Ätiologie Strategie: feinnervig/analysierend Überzeugungen und Eigenschaften Strategie-Komponenten Körper-Struktur Ausrichtung Therapeutisches Vorgehen 1 Therapeutisches Vorgehen 2 CSK Entstehungs-Zeit und Ätiologie Entwicklungs-Phase: taktil (sensorisch) Entstehung vor, während oder direkt nach der Geburt. Das Kind differenziert noch nicht zwischen selbst und Mutter. Kind fühlt sich abgelehnt. ist nicht willkommen. kann viel allein gelassen oder missbraucht worden sein. ist äußerst sensibel, während seine Umwelt rau ist. Mutter: behandelt Kind nicht sanft und liebevoll, sondern hart und kalt. bestrafte die Lebens-Energie des Kindes. ist abweisend und hasserfüllt. Entweder hasst die Mutter das Kind vor der Geburt oder die Geburt ist traumatisch und wird nicht von Mutter-Liebe gefolgt. ist unsensibel für die Bedürfnisse des Kindes. s Strategie: feinnervig/analysierend Vermeide soweit wie möglich Selbst-Ausdruck und emotionalen Kontakt mit anderen. Diese Strategie wird von Menschen verwendet, die als feinnervig und analysierend beschrieben werden können. Sie sind sich grundsätzlich darüber unsicher, ob sie ein Recht haben, hier zu sein, und ob sie willkommen sind und hierher gehören. Sie fühlen sich wie Fremde in einem fremden Land. Sie schränken daher den Selbst-Ausdruck und den Kontakt mit anderen sehr stark ein. Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen: Sie sind zurückgezogen, scheu und bevorzugen die Isolation. Sie lieben es, zu denken, zu theoretisieren, zu phantasieren und in ihren Vorstellungen zu leben. Sie können kalt, emotionslos und unfreundlich aussehen. Ihre Bewegungen können steif und unbeholfen sein. Hinter einem ruhigen Äußeren verbirgt sich oft eine starke Spannung. s Überzeugungen und Eigenschaften Neigt zur Trennung von Denken und Fühlen. Das Verhalten passt nicht zum Gefühl. „Als-Ob“-Verhalten Fühlt sich fremd und isoliert. Unechtes Verhalten mit gelegentlichen Ausbrüchen kurzlebiger Aggression. Keine überzeugende Handlungen. Schwierigkeiten, sich dem Leben zu stellen. Überfokussiert und überkontrolliert Eigenschaften: Kann nicht unter Druck funktionieren. Energie erreicht nicht die Körper Spaltet Körper und Geist, Selbst und Oberfläche. Welt. Das Kind unterdrückt die Lebens-Energie Nicht im Kontakt mit sich selbst und und zieht sich nach innen. der Welt. Es bestraft die eigene Lebens-Energie, Fixiert sich auf eine abstrakte Welt. um der Vernichtung zu entgehen. Kann keinen Kontakt zu seinen Hält sich gegen das drohende Gefühlen aufnehmen. Auseinanderfallen zusammen. Entwickelt nie ein Gefühls-Leben. Das Gefühl für das Selbst ist verwundet. Angst, dass die Lebens-Energie Behandelt das Selbst mechanisch. explodiert. Das Kind kann autistische Tendenzen Hass der Mutter führt zur Angst, haben. vernichtet zu werden. Kern-Überzeugungen: Ich kann existieren, wenn ich keine Bedürfnisse habe. Mit mir ist etwas verkehrt. Wenn ich meine Lebens-Kraft zeige, werde ich vernichtet. Ich lebe auf dem falschen Planeten. Ich kann meinem Körper nicht vertrauen. Ich gehöre nicht hierher. Ich bin hier nicht willkommen. s Strategie-Komponenten Fundamentale Unsicherheit Zugehörigkeit Grund-Strategie Unterdrückung von Impulsen Disposition Denken, Phantasieren Teufels-Kreis Rückzug Verwirrung Panik Rückzug Selbstkontrolle überkontrolliert Position in Beziehungen gleich Problematische zentrale Lebens-Funktionen Distanzierung, Orientierung Barrieren Einsichts-Barriere Fundamentale Stärken Theoretisches und analytisches Denken, Vorstellungs-Kraft Reagiert empfindlich auf Informations-Überladung, Unterbrechungen, soziale Situationen, emotionale Nähe, Berührung Andere reagieren mit Verwirrung/Sanftheit In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit dem Gefühl, dass andere sie um sich haben wollen In Beziehung brauchen sie das Gefühl, dass sie dazugehören Vorstellung von der Außenwelt unausweichliche Gefahr Vorstellung von der Innenwelt Bedürfnis nach Unterdrückung von Ausdruck, Furcht und Panik Vorstellung vom eigenen Handeln Eindämmung des Selbst-Ausdruck, Gefrieren, Kontrolle s Körper-Struktur Sinn der Körper-Struktur Hals Allgemeine Spannung hindert innere Impulse am Herauskommen und äußere Reize am Hereinkommen. Körper geladen schmal, zusammengezogen unkoordiniert, unintegriert Rumpf, Kopf und beine stehen im Winkel zueinander kühle Haut gerötete, gespannte Gelenke Rückgrat dreht sich nicht frei linke und rechte Hand passen nicht zusammen Sehr starke Spannung an der Schädel-Basis Kopf versucht, sich abzuwenden bleibt unverbunden mit dem Körper steht vom Körper abgewinkelt Spannung an der Schädel-Basis Gesicht manchmal maskenhaft, „teuflisch“ Mund kann asymmetrisch sein Augen starke Spannung um die Augen macht nicht wirklich Kontakt, vermeidet AugenKontakt blank, leer lang, eng, oft schlank Schultern nach innen „festgenagelt“ klein, ineffektiv Arme lang hängen und schwingen nicht Brust zusammengehalten von „Ringen“ fest zusammengeschnürt Bauchdecke schwere Spannung, die vertikale Spannung erzeugt Becken zusammengezogen Hüften sind „festgenagelt“ Beine lang, oft spillerig hohe Fuß-Bögen oft nach außen gedreht zusammengezogen kalt Rücken Rückgrat kann verdreht sein s Ausrichtung Kräfte Nach außen gerichteter innerer Druck Reaktion Körper zieht sich von der Peripherie zurück und nach innen zusammen. Atmen Paradoxes Atem-Muster (Bauch einziehen beim Einatmen) Energie-Fluss Energie ist im Kern gefroren Explosive Ladung Bewegung mechanisch abgerissen unharmonisch Kann einseitig gehen Schwerkraft-Mechanismus Aufwärts Stoffwechsel-Typ Hoch sympathikoton Stimme mechanisch unbeteiligt verwirrend Wort-Salat Manchmal „teuflisches“ Lachen s Therapeutisches Vorgehen 1 Gib viel Raum zur Orientierung. Bemühe dich um Verständnis. Diskutiere Vorstellungen. Bleib zunächst distanziert. Reaktiviere den Lebens-Impuls. Konzentriere dich auf Kontakt. Integriere Kontakt und Rückzug. Hol die Person da ab, wo sie ist. Arbeite in ihrem Tempo. Gehe langsam und feinfühlig vor, da sie zum Rückzug neigt. Zu schnelles Arbeiten kann ein Zerbrechen auslösen. Konzentriere dich auf die Akzeptanz der Person, so wie sie ist. Hilf der Person, sich zu definieren. Gib ihr Grenzen. Decke keine tiefen Probleme auf, bevor die Person alles hat, um mit ihnen zurechtzukommen. Vermindere Stress und Erregung. Verstärke langsam die Identifikation mit den Gefühlen. s Hilf der Person zu lernen, Berichte zu geben, während sie innen ist. Stell nicht zu viele Fragen. Sage: Ich würde gern wissen, ob… Berühre sie um ihretwillen, nicht um deinetwillen. Verstärke die Einheit des Systems, indem du die Kommunikation der Teile verbesserst. Sei aufrichtig und echt. Körperbezogen Erdungs-Übungen Körper ausrichten Körper-Teile miteinander kommunizieren lassen Kontakt-Improvisationen Ganzkörper-Massage Arbeit an den Füßen und Gelenken Bringe die Energie in die Extremitäten Schwimmen Feldenkrais-Arbeit Therapeutisches Vorgehen 2 Sonden Alles an dir ist menschlich. Du bist hier sehr willkommen. Alles, was du fühlst, ist natürlich. Du brauchst vor nichts in dir Angst zu haben. Du gehörst hierher. Es gibt nichts in dir, was mich erschreckt. Es ist okay zu fühlen. Ich möchte, dass du gut zu dir bist. Ich möchte, dass du dich selbst wie jedes menschliche Wesen behandelst. Mit dir ist nichts verkehrt. Es ist völlig natürlich, wenn du… willst. s Übernehmen Übernimm das Engsein Mund zuhalten und schreien lassen Ausstrecken und Sichzusammenziehen Lass sie die Regie übernehmen Übernimm den Rückzug Kreatives Kämpfen Widerstand gegen spontane Bewegungen Zusammenhalten und herauskommen lassen Bei tiefem Atem Brust zusammendrücken Kopf ausgestreckt festhalten und einziehen lassen Suche nach Bedeutung Gehen Spaltung zwischen links und rechts Ihnen zeigen, wie sie mit sich kämpfen Abwenden des Kopfes, Wegschauen Bedecke die Augen oral (o): abhängig/gewinnend Entstehungs-Zeit und Ätiologie Strategie: abhängig/gewinnend Überzeugungen und Eigenschaften Strategie-Komponenten Körper-Struktur Ausrichtung Therapeutisches Vorgehen 1 Therapeutisches Vorgehen 2 CSK Entstehungs-Zeit und Ätiologie Entwicklungs-Phase: oral Während der ersten beiden Jahre Sehnsucht nach der Mutter wird unterdrückt, bevor die Bedürfnisse befriedigt sind Kind erhält nicht genug Körper-Kontakt, Aufmerksamkeit, Nahrung und Unterstützung. fühlt die Entbehrung. entwickelt kein Vertrauen. gibt auf, wenn die Mutter seine Bedürfnisse nicht erfüllt. Mutter: lehnt die Bedürfnisse des Kindes ab. ist unsensibel für die Bedürfnisse des Kindes. ist nicht unterstützend und nicht nährend. will nicht für das Kind sorgen. ärgert sich darüber, wenn das Kind weint. steht aus irgendeinem Grund für die Versorgung des Kindes nicht zur Verfügung. o Strategie: abhängig/gewinnend Suche Unterstützung durch kindliches und bedürftiges Aussehen und Handeln. Diese Strategie wird von Menschen verwendet, die man als abhängig und gewinnend beschreiben kann. Die Grundunsicherheit besteht darin, ob sie es allein schaffen können oder nicht. Sie fühlen sich in einem tragischen Mangel, der sie unfähig macht, für sich selbst zu sorgen. Sie können sich auch sehr wertlos und schwach fühlen. Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen: Sie müssen mit Menschen zusammen sein. Sie können jung und hilflos tun Sie sehen liebenswert oder traurig aus. Sie neigen leicht zum Aufgeben und suchen oft Hilfe. Sie wollen umsorgt werden und mögen es, dass andere ihnen zuhören, das sie gern reden, wenn sie sich gut fühlen. Unter Stress suchen sie Unterstützung von außen. Dies sind die Vorboten von Depression. Dieser Typ gerät besonders leicht in einen solchen schmerzhaften Zustand. o Überzeugungen und Eigenschaften Kern-Überzeugungen: Ich kann Bedürfnisse haben, wenn ich nicht unabhängig bin. Es ist niemand für mich da. Alle werden mich verlassen. Ich bin ganz allein. Ich kann keine Unterstützung bekommen. Ich fühle mich gewogen und für zu leicht befunden. Ich kann nie genug bekommen. Eigenschaften: Innere Leere und Unsicherheit Unfähigkeit, allein zu sein Sucht Stärkung, kann sie aber nicht annehmen Neigt zur Abhängigkeit Düstere Zukunfts-Sicht Sucht nach anderen, die ihn/sie versorgen Hat Probleme, in der Erwachsenen-Welt zurechtzukommen Leicht entmutigt Bricht ab, wenn es schwer wird Oft ermüdet Neigt zu Depression Will Aufmerksamkeit Kann Stärkung nicht entdecken Entbehrung führt zu Schwäche-Gefühl Furcht, verlassen und allein gelassen zu werden Unterkontrolliert und hilflos Abwehr gegen drohendes Verlassenwerden und den Schmerz der Isolation o Strategie-Komponenten Fundamentale Unsicherheit Unterstützung aus dem Selbst Grund-Strategie Hilfe holen Disposition Aufgeben, Trauer Teufels-Kreis Zusammenbruch keine Stärkung Schwäche Zusammenbruch Selbstkontrolle niedrig Position in Beziehungen unterlegen Problematische zentrale Lebens-Funktionen Bewertung, Ausdauer Barrieren Stärkungs-Barriere Fundamentale Stärken Ausnutzung aller Energie-Quellen Reagiert empfindlich auf Alleinsein, Ausgeschlossensein, eigene Kompetenz Andere reagieren mit Fürsorge und Unterstützung oder Ablehnung In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit vollwertiger Partnerschaftlichkeit In Beziehung brauchen sie Fürsorge Vorstellung von der Außenwelt Leere, Abwesenheit von Menschen und Fürsorge Vorstellung von der Innenwelt Hunger, Einsamkeit, Schwäche, Leere Vorstellung vom eigenen Handeln Zusammenbruch, Energie sparen, Aufgeben o Körper-Struktur Sinn der Körper-Struktur Hals Der Körper erscheint kindlich und bedürftig, damit andere die Person nicht verlassen, sondern für sie sorgen. Körper sinkt nach unten sieht abhängig aus dünn Muskulatur schwach, schlaff und unterentwickelt blass ohne Energie verringerte genitale Erregungs-Fähigkeit wenig Körperbehaarung kleine Hände und Füße kindlicher Körper Kopf vorgeschoben ausgestreckt großer Mund große, volle Lippen kindliches Aussehen Augen fragend bittend schwach Tendenz zur Kurzsichtigkeit vorgestreckt Schultern nach vorn gerundet Arme schwach schlapp machtlos Brust hat eine Senke insgesamt eingesunken Bauchdecke vorgewölbt Becken klein vom Rückgrat abgewinkelt nach vorn gekippt Druck auf Kreuz und Rückgrat Beine lang durchgedrückte Knie flache, zusammengefallene Füße Rücken alle Biegungen sind übertrieben o Ausrichtung Kräfte „Werde erwachsen und stehe auf eigenen Beinen.“ Reaktion bricht zusammen Energie-Fluss untergeladen rasch verströmende, niedrige Energie schwacher Fluss zur Peripherie Schwerkraft-Mechanismus Aufwärts Stimme schwach traurig kindlich Atmen flach kann nicht genug Luft kriegen kann nicht hereinnehmen Bewegung zusammengebrochen energielos besiegt müde Stoffwechsel-Typ mäßig parasympathikoton uneffizient o Therapeutisches Vorgehen 1 Biete Nähe an und gib viel Zeit. Erreiche und kläre die StärkungsBarrieren. Hilf ihr, Stärkung zu entdecken. Sei unterstützend, ähre und hilf der Person, die Stärkung anzunehmen Biete Wärme, Trost und Nähe an Unterstütze Bemühungen, Selbstverantwortung zu übernehmen Die Person muss üben, vertrauenswürdig, selbstunterstützend und verlässlich zu sein Hilf ihr sehen, dass Menschen für sie da sind, damit sie ihre eigene Stärke kennenlernen kann. Arbeite an den Themen, sicher zu sein, und an dem Gefühl von Verlust. Hilf ihr zu lernen, die Hände auszustrecken und Befriedigung zu erhalten. Hilf ihr, mit dem Ärger in Kontakt zu kommen. Beschäftige die Person mit dem Alleinsein. Zeige Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Mach Kontakt mit ihren Sorgen. Körperbezogen Ermutige zur Körper-Ertüchtigung Laufen ist gut Arbeit an Beinen, Fuß-Gelenken und Füßen Gewicht-Heben Karate, Tanzen Ermutige tiefes, energetisierendes Atmen (Luft hereinnehmen) Gewahrsein der Haltung Brust erweitern o Therapeutisches Vorgehen 2 Sonden Ich bin jetzt für dich da. Ich werde dich unterstützen. Du kannst haben, was du brauchst. Ich helfe dir, einen Weg zu finden. Übernehmen Übernimm das Gewicht des Körpers. Übernimm das Ausstrecken der Arme. Halte die Knie durchgedrückt. Drücke die Brust ein. Halte den Kopf vorgestreckt. o Kreatives Kämpfen Arme festhalten und ausstrecken lassen Halte die Person am Boden – sie versucht, wegzukommen und du sagst: „Es lohnt sich nicht. Es kümmert sowieso niemanden usw.“ Drücke die Brust bei tiefem Ausatmen ein und halte sie in eingesunkener Position fest. Suche nach Bedeutung Kopf senkrecht über die Schultern bringen Knie loslassen und gebeugt halten Körper ausrichten Lippen ausstrecken Lenden-Wirbel strecken Hand auf dem Herzen Bedeutung dessen erfahren lassen, wenn man die Kopf auf die Brust sinken lässt. kompensiert-oral (k): unabhängig/selbstversorgend Strategie: unabhängig/selbstversorgend Überzeugungen und Eigenschaften Strategie-Komponenten Körper-Struktur Sonden und anderes CSK Strategie: unabhängig/selbstversorgend Mobilisiere Selbst-Unterstützung und beweise die Fähigkeit zur SelbstVersorgung. Die Grundunsicherheit bei dieser Strategie hat mit äußerer Unterstützung zu tun: „Kann ich auf andere zählen?“ Üblicherweise wird diese Frage verneint. Sie erleben das Leben als eine Aneinanderreihung von Herausforderungen, für deren Bewältigung sie vorbereitet sein müssen. Sie fühlen sich wie einsame Wölfe in schwierigen Situationen. Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen: Unter Stress suchen sie oft Isolation. Sie lieben es, allein zu arbeiten, Herausforderungen anzunehmen, selbst-Versorgung und Selbst-Genügsamkeit unter schwierigen Bedingungen zu beweisen. Der Held ist hier der Cowboy, insbesondere der einsame Revolver-Held. k Überzeugungen und Eigenschaften Kern-Überzeugungen: Ich brauche niemanden. Ich kann es allein schaffen. Ich brauche keine Unterstützung. Eigenschaften: Angst, andere für sich sorgen zu lassen. Versucht, körperlich stark zu sein und für sich selbst zu sorgen. Übertriebene Unabhängigkeit, die unter Stress zusammenbricht. Muss Schwierigkeiten sehen und sie bewältigen. Abwehr gegen Schmerz der Verweigerung von Unterstützung und Hilfe Vor dem Hintergrund dieser Überzeugungen und Eigenschaften sind die psychosozialen Funktionen, sich in Abhängigkeit zu begeben und sich gegenseitig Unterstützung angedeihen zu lassen, unterentwickelt. k Strategie-Komponenten Fundamentale Unsicherheit Unterstützung von anderen Grund-Strategie Selbermachen Disposition Sich für eine Aufgabe zusammennehmen Teufels-Kreis Selbermachen keine Unterstützung Alleinfühlen Selbermachen Selbstkontrolle hoch Position in Beziehungen gleich, getrennt Problematische zentrale Lebens-Funktionen Bewertung, Neuorientierung Barrieren Stärkungs- und Abschluss-Barriere Fundamentale Stärken Findigkeit Reagiert empfindlich auf abhängig von anderen sein Andere reagieren mit Bewunderung, Vertrauen In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit sich auf andere verlassen können In Beziehung brauchen sie Bedürfnis nach Isolation Vorstellung von der Außenwelt Herausforderung, Verantwortung Vorstellung von der Innenwelt Alleinsein, Bedürfnis, für sich selbst zu sorgen Vorstellung vom eigenen Handeln Vorbereitung auf Herausforderungen, Bereitsein k Körper-Struktur „Revolver-Helden“-Körper Nicht zusammengesunken Kann eher phallisch aussehen drahtig k Sonden und anderes Es ist okay, Bedürfnisse zu haben. Du brauchst nicht alles allein zu machen. Ich helfe dir, stark zu sein. Es ist okay, Unterstützung anzunehmen. Gib Raum, damit die Person Dinge auf ihre Weise tun kann. Vermeide zu helfen. Respektiere ihr Bedürfnis nach Distanz und Eigenständigkeit. Für den kompensierten oralen Charakter geht es darum, seine Schwäche anzuerkennen und so seine Kompensierung zu überwinden. Dann gilt für ihn das gleiche Vorgehen in der Entwicklungs-Begleitung wie für den oralen Charakter. k psychopathisch I (p1): hart/großzügig Entstehungs-Zeit und Ätiologie Strategie: hart/großzügig Überzeugungen und Eigenschaften Strategie-Komponenten Körper-Struktur Ausrichtung Therapeutisches Vorgehen 1 Therapeutisches Vorgehen 2 CSK Entstehungs-Zeit und Ätiologie p1 Entwicklungs-Phase: oral Entstehung vor dem Alter von 4 Jahren. Kind entwickelt Autonomie, will aber noch Hilfe. hat keine Macht und fühlt sich machtlos. wird von externen Kräfte herumgestoßen. fühlt sich überwältigt, klein und schwach. wird schwach gehalten und darf keinen Beitrag leisten. Mutter: ist übermächtig. setzt das Kind herab, manchmal überwältigend. kann gegenüber dem Kind verführerisch manipulativ agieren, um es an sich zu binden. befriedigt im Kontakt mit dem Kind ihre Bedürfnisse, nicht die des Kindes. behandelt das Kind, also ob es unwichtig sein. nimmt das Kind nicht ernst. Strategie: hart/großzügig Erscheine unangreifbar, demonstriere Wichtigsein und übernimm die Kontrolle. Menschen mit dieser Strategie sind oft auch großzügig. Aber diese Großzügigkeit ist patronisierend und wird eingesetzt, um in einer autoritären Position sein zu können. Die Grundunsicherheit besteht darin, on sie anderen vertrauen können, wenn sie ihr wirkliches und verletzliches Selbst zeigen. Sie haben Angst, ausgenutzt und als schwach un d unwichtig behandelt zu werden. Ihre Kultur-Helden sind der berühmte General, der „starke Mann“ oder das (zuweilen kriminelle) Genie. Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen: Diese Menschen verwenden Täuschung oder manchmal Charme, um sich in Macht-Stellung und Autoritäts-Position zu platzieren. Sie lieben es, an der Spitze zu stehen, der Führer zu sein. Sie sind bereit, andere zu unterstützen, und die sind großzügig. Sie wollen ernst genommen und mit Respekt und Bewunderung behandelt werden und zögern, sich offen und gleichberechtigt anderen mitzuteilen. p1 Überzeugungen und Eigenschaften Kern-Überzeugungen: Ich kann unabhängig sein, wenn ich die Kontrolle nicht aufgebe, jemandem zu nahe zu kommen. Dräng mir nichts auf. Komm mir nicht zu nahe. Du kannst mich nicht verletzen. Ich werde es ihnen zeigen. Du kannst mir nahe sein, solange du zu mir aufschaust. Ich brauche niemanden. Ich werde niemals jemandem zeigen, wie verletzt ich bin. Eigenschaften: Die Person reagiert mit DruckAusübung und missbräuchlicher Verwendung von Macht. Sie verleugnet Gefühle. Sie neigt zur Ignorierung eigener wie fremder Gefühle. Sie verringert weitgehend die Gefahr, überwältigt zu werden. Sie versucht, Menschen fernzuhalten. Sie passt ihren Stil der Situation an. p1 Sie verhält sich indirekt, opportunistisch und täuschend. Sie ist impulsiv und kaum zukunftsorientiert. Sie verkauft ein Bild von sich als Wirklichkeit. Sie hat Probleme mit ihrem Status und will Respekt. Sie kann asozial und unzuverlässig sein. Sie fühlt sich in andere nicht ein und kann keine engen Beziehungen eingehen. Sie muss alle Beziehungen kontrollieren und dominieren. Sie verleugnet Gefühle, insbesondere ihre Verletzlichkeit. Sie fühlt sich unwichtig. Sie befürchtet, überwältigt zu werden. Sie fühlt sich von anderen entfremdet und sehnt sich nach Nähe. Sie ist überkontrolliert. Sie versucht, gefährlich und wichtig auszusehen. Sie täuscht sich und andere. Strategie-Komponenten p1 Fundamentale Unsicherheit Selbst-Behauptung, Kontrolle Grund-Strategie Irreführung über eigene Kraft Disposition Unangreifbar aussehen, Problem-Verleugnung Teufels-Kreis Täuschung Verleugnung von Gefühlen Zwang zur Aufrechterhaltung des Bildes Täuschung Selbstkontrolle niedrig Position in Beziehungen überlegen Problematische zentrale Lebens-Funktionen Bewertung, rechtzeitiges Handeln Barrieren Stärkungs- und Abschluss-Barriere Fundamentale Stärken Kreativität, Abenteuer-Lust Reagiert empfindlich auf Benutzt werden, als klein oder dumm behandelt werden, erniedrigt werden, Routine, Langeweile Andere reagieren mit Aufgabe von Führung und Kontrolle In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit die realen Folgen ihrer Handlungen einzusehen, gleichberechtigt und offen zu sein In Beziehung brauchen sie Distanz Vorstellung von der Außenwelt Möglichkeiten des Gewinns, Gefahren für Status und oder Besitz Vorstellung von der Innenwelt Schwäche, geringe Ressourcen Vorstellung vom eigenen Handeln Ein Bild von Größe und Stärke aufrechterhalten Körper-Struktur Sinn der Körper-Struktur Hals Die Mobilisierung nach oben täuscht andere, lässt sie stärker und mächtiger aussehen, als sie sind. Körper aufwärts mobilisiert sieht vor Stolz oder Wut aufgeblasen aus kann steif sein Untere Körper-Hälfte ist dünn Kopf Kann im Verhältnis zum Körper groß sein übergeladen festgehalten Schädel-Basis gespannt Augen wachsam misstrauisch manchmal stechend blockiert unterbricht den Energie-Fluss Schultern breit stark Arme vorn weg getragen können groß sein Brust aufgeblasen Bauchdecke Eingeengt Bauch drängt nach oben Kann sich oben vorwölben Becken Kann dünn und schmal sein kalt untergeladen fest Beine dünn kalt Füße sehen aus, als ob sie schweben Rücken mächtig p1 Ausrichtung Kräfte klein machen zerdrücken Reaktion Körper schwillt an. Energie-Fluss Energie nach oben verschoben Wenig Energie in der unteren KörperHälfte Schwerkraft-Mechanismus aufwärts Stimme weich angenehm verführerisch manchmal nuschelnd Atmen Atmet in die Brust Kann die Brust aufblasen und so halten Bewegung Kann gehen, als ob er jemanden umbringen wollte ärgerlich Stoffwechsel-Typ parasympathisch p1 Therapeutisches Vorgehen 1 Gestehe den Personen Macht zu. Respektiere ihren Raum und ihre eigenes Tempo. Respektiere kreative Beiträge, Pläne und Ideen und mach Kontakt damit. Vermeide, Autorität zu sein. Mach es sicher, die Wahrheit zu sagen. Hilf, mit der Schwäche in Kontakt zu kommen. Arbeit mit dem Macht-Problem. Hilf der Person, eine ausgeglichene Sicht-Weise vom Macht zu lernen. Unterstütze Prozesse, die Gefühle vertiefen. Bringe sie in Berührung mit ihrem inneren Mörder. Ermuntere die Entwicklung eines wirklichen ängstlichen Selbst. Hilf ihr, Nähe zu zulassen ohne die Angst, ausgenutzt zu werden. Konfrontiere Übertreibungen, Drohungen, Verzerrungen. Gib keine Versprechen. Sei klar. p1 Körperbezogen: TaiChi Rolfing Feldenkrais-Beckenarbeit Erdungs-Übungen Bei Körper-Arbeit liegt der Schwerpunkt auf Entspannung der Beine, dann des ganzen Körpers, ebenso Gesicht, Kopf und Hals Vermeide bewusstseinserweiternde Drogen Drücke den Körper nach unten Drücke die Füße auf den Boden Halte Arme und Schultern zurück Sich erheben Was bedeutet es, die Arme zu heben und sich aufzublasen Welche Bedeutung hat das verführerische Verhalten Therapeutisches Vorgehen 2 Sonden Du bist wichtig. Du kannst die Distanz zwischen uns bestimmen. Es ist okay, verletzt zu sein. Du brauchst mich nicht zu beeindrucken. Du bist ein guter Mensch. Ich schätze dich. Es ist okay, für dich selbst zu sorgen. Ich will keine Macht über dich. Deine Bedürfnisse sind wichtig. Ich werde dich nicht benutzen oder ausnutzen. p1 Übernehmen Halte Körper und Schultern hoch. Halte Leute fern und sage: „Lasst ihn in Ruhe.“ Halte die Arme nach vorne. Übernimm die Spannung am Zwerchfell. Dämme den Körper ein, damit mörderische Gefühle herauskommen können. Kreatives Kämpfen Nach unten Drücken Arme oder Schultern zurückhalten Füße auf den Boden drücken Suche nach Bedeutung Sich erheben Arme heben Sich aufblasen Stimme Berührung Gang Verführerisches Verhalten Atem-Muster psychopathisch II (p2): gefällig/einschmeichelnd Strategie: gefällig/einschmeichelnd Eigenschaften Strategie-Komponenten Körper-Struktur Ausrichtung Therapeutisches Vorgehen CSK Strategie: gefällig/einschmeichelnd Sei liebenswürdig un d verführe die anderen dazu, dir zu geben, was du brauchst. Menschen, die diese Strategie verwenden, gleichen dem harten und großzügigen Typ darin, dass sie etwas vortäuschen, in diesem Fall allerdings Bewunderung und Zuwendung und nicht Stärke und Macht. Beide Typen versuchen, andere zu kontrollieren und zu manipulieren, aber der eine verwendet Macht und Großzügigkeit, während der Verführer-Typ sexuelle Untertöne und Liebenswürdigkeit einsetzt. Die Grundunsicherheit besteht darin, ob man die Befriedigung sein er Bedürfnisse erlangen kann, wenn man sie direkt ausdrückt. Sie erwarten, dass die anderen die Bedürfnisse und Verletzlichkeiten ausnutzen. Und natürlich entsteht Stress aus der Furcht vor Entlarvung. Wie der „starke Mann“ fühlt sich auch dieser Typ unecht und falsch. Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen: Diese Menschen sind attraktiv, ein bisschen „ölig“, haben verführerische Bewegungen und eine Menge wirklichen Charme und Liebenswürdigkeit. Oft hat ihr Verhalten starke sexuelle Untertöne und ihre sexuellen Aktivitäten umfassen einen weiteren Bereich als bei Durchschnitts-Menschen. Es kann einige Verwirrung hinsichtlich ihrer Geschlechts-Identität oder ihrer Umkehrung vorkommen. Sie haben eine Vorliebe für Bequemlichkeit und Sinnlichkeit. Sie sind nicht sonderlich ehrgeizig. p2 Eigenschaften Die Person blockiert die Macht-Frage, indem sie sich nett und freundlich verhält und den „inneren Mörder“ versteckt. sanfte Art zuvorkommend überhöflich kooperativ umgänglich raffiniert verführerisch manipulativ untergräbt andere oberflächliche Unterwerfung indirekt p2 Strategie-Komponenten p2 Fundamentale Unsicherheit Kollision von Bedürfnissen Grund-Strategie Irreführung über Absichten Disposition Verführen, charmant sein, Manipulation, Misstrauen Teufels-Kreis Täuschung Verleugnung von Gefühlen Zwang zur Aufrechterhaltung der Bilder Täuschung Selbstkontrolle unsicher Position in Beziehungen unsicher Problematische zentrale Lebens-Funktionen Rechtzeitiges Handeln Barrieren Handlungs-Barriere Fundamentale Stärken Für andere etwas tun, Unterhaltsamkeit Reagiert empfindlich auf Unbefriedigt bleiben, nicht die eigenen Bedürfnisse erfüllt bekommen, Bedürfnis nach Ehrlichkeit Andere reagieren mit Nachgeben, Aufhören In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit Frustration mit anderen sowie Unbehagen über Manipulation und Verführung auszudrücken, In Beziehung brauchen sie Vorstellung von der Außenwelt Befriedigungs-Möglichkeiten und deren Verhinderung Vorstellung von der Innenwelt Hunger nach sinnlicher Befriedigung Vorstellung vom eigenen Handeln Orientierung auf Lust aufrechterhalten Körper-Struktur Sinn der Körper-Struktur Hals Der recht symmetrische Körper zieht Aufmerksamkeit auf sich und reflektiert die Neigung zum Verführen. Körper regelmäßig Verführerisch rund oder V-Form Oberflächen-Muskulatur weich tiefe Muskulatur gespannt Kopf ohne Linien im Gesicht weicher „Plastik“-Ausdruck Augen weich verführerisch blockiert unterbricht den Energie-Fluss Schultern breit stark Arme weiche, schwache Hände Brust weniger aufgeblasen, aber fest Bauchdecke eingeengt Bauch drängt nach oben kann sich oben vorwölben Becken übergeladen nicht verbunden Beine dünn kalt Füße sehen aus, als ob sie schweben Rücken hyperflexibel p2 Ausrichtung Kräfte Klein machen. zerdrücken Reaktion Körper schwillt auf. Energie-Fluss Energie nach oben verschoben Bei Ärger rötet sich das Gesicht, der Körper bleibt jedoch ruhig Schwerkraft-Mechanismus Aufwärts Stimme weich angenehm verführerisch manchmal nuschelnd Atmen Atmet in die Brust Kann die Brust aufblasen und so halten Bewegung verführerischer Gang Stoffwechsel-Typ parasympathisch p2 Therapeutisches Vorgehen Bring sie dazu sich einzulassen (sie können überkooperativ sein, aber nicht wirklich in die Therapie engagiert) Dann verfahre wie bei Typ 1 Erkenne Bedürfnisse an. Sei klar mit Abmachungen. Nimm dir Zeit, dich unterhalten zu lassen. Mache Kontakt mit Gefühlen, Vorlieben und Abneigungen. p2 masochistisch (m): belastet/duldend Entstehungs-Zeit und Ätiologie Strategie: belastet/duldend Überzeugungen und Eigenschaften Strategie-Komponenten Körper-Struktur Ausrichtung Therapeutisches Vorgehen 1 Therapeutisches Vorgehen 2 CSK Entstehungs-Zeit und Ätiologie Entwicklungs-Phase: anal Entstehung in dem Alter, in dem das Kind lernt zulaufen, sich frei zu bewegen, sich selbst zu behaupten Kind fühlt sich unter Druck. darf nicht frei und spontan sein. hat Trotz-Anfälle und Jähzorn. Mutter: ist über fürsorglich. ist liebevoll, aber dominierend. kann das Kind erniedrigen. schubst das Kind herum und nörgelt. macht Liebe von Gehorsam abhängig. betont Essen und Ausscheidung stark. ist ehrgeizig. will, dass das Kind erfolgreich ist. setzt Schuld-Gefühle ein: „Sieh, wie du mir wehtust.“ erstickt alle Widerstands-Versuche des Kindes im Keim. betont die materiellen Bedürfnisse des Kindes. verneint die spirituellen Bedürfnisses des Kindes. Vater ist unterwürfig m Strategie: belastet/duldend Halte aus und warte, bis sich der Sturm gelegt hat. Menschen mit dieser Strategie übernehmen Lasten, ohne eine ernsthafte Anstrengung zu machen, die Dinge zu ändern. Ihre Hauptstrategie besteht darin auszuhalten, die Situationen einfach zu überdauern. Die Grundunsicherheit ist, wie effektiv sie sein könnten, wie gut sie Dinge bewältigen könnten, ohne etwas kaputt zu machen oder andere Menschen dabei zu verletzen. Sie fürchten sich davor zu handeln und wollen Verantwortung nicht. Sie fühlen sich eingeklemmt, impotent, inkompetent und nicht so attraktiv und effektiv wie andere Menschen. Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen: Unter Stress werden diese Menschen trotzig und langsam und bereiten sich auf das Schlimmste vor. Mit ihren Verzögerungs-Taktiken können sie andere aus der Haut fahren lassen. Sie können unglaublich geduldig sein und jahrelang an derselben langweiligen Arbeits-Stelle arbeiten. Sie handeln, als seien sie anderen unterlegen und nicht so wichtig, und erwarten, dass sie so behandelt werden. Sie sehen sich in der unterlegenen Position. Sie können trotzig und sehr hartnäckig sein und dabei höchst effektiv und kreativ Dinge verschieben, die getan werden müssten. Sie meiden Verantwortung und melden sich nie freiwillig. Sie sind ruhig, Felsen in der Brandung und können in dieser Rolle ganz heldenmütig sein. m Überzeugungen und Eigenschaften Kern-Überzeugungen: Ich kann nah sein, wenn ich nicht frei bin. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich mache alles falsch. Es ist hoffnungslos. Sieh nur, wie schlecht es mir geht – darum bitte liebe mich. Ich muss anderen gehorchen, um geliebt zu werden. Es ist nicht okay, Spaß zu haben. Eigenschaften: Bleibt unterwürfig als Preis für Intimität. Äußerlich verdächtig unterwürfig. Unterdrückte Verachtung und Wut. Festgefahren in seinen GewohnheitsMustern. Schwierigkeiten, Energien in Fluss zu bringen. Schwierigkeiten, Emotionen auszudrücken und sich selbst zu behaupten. Probleme, sich zu entladen und loszulassen. Furcht vor Risiko m Indirekter Ausdruck von Ärger Bestraft mit Schweigen Ewiges „Nein“ Die Person kann nicht sehen, dass sie die Last abwerfen und Spaß haben kann. Sie wendet ihre Impulse nach innen statt nach außen. Sie beschwert sich ständig. Sie versucht, aggressiv zu sein, aber ohne Erfolg. Die Würde ist beschädigt. Die Person ist hartnäckig. Sie versucht, Zustimmung durch ihr Bemühen zu erreichen. Sie übernimmt die Rolle des unschuldigen Opfers. Sie zeigt ihre Freude nicht offen. Gefühle von Hoffnungslosigkeit, Festgefahrenheit, Niederlagen und Verlust. Trotz, Verachtung und viel aufgestaute Wut. Starke Schuld-Gefühle. Strategie-Komponenten m Fundamentale Unsicherheit Wirkung seiner Handlungen auf andere Grund-Strategie abwarten, verzögern Disposition Übernahme von Belastung, Vermeidung von Verantwortlichkeit Teufels-Kreis Widerstand Widerspenstigkeit Gefühle von Gedrängtwerden Widerstand Selbstkontrolle überkontrolliert Position in Beziehungen unterlegen Problematische zentrale Lebens-Funktionen rechtzeitiges Handeln Barrieren Handlungs-Barriere Fundamentale Stärken Loyalität, Ausdauer, Resistenz gegen Beeinflussung Reagiert empfindlich auf angetrieben, geschubst, gedrängt werden; Verantwortung übernehmen sollen; gemocht werden Andere reagieren mit Frustration über Langsamkeit und Verzögerungen In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit Andere werden durch Fehler, Verzögerungen und Abschieben von Verantwortung frustriert Vorstellung von der Außenwelt Schwierigkeiten, mögliche Fehler und negative Ergebnisse Vorstellung von der Innenwelt Bedürfnis nach Stärke und Verwendung von Ressourcen zum Überdauern Vorstellung vom eigenen Handeln Vorbereitung auf eine Belastung oder Anstrengung mit Verausgabung Körper-Struktur Sinn der Körper-Struktur Hals Der Körper quetscht nach unten, um den SelbstAusdruck zu unterdrücken. Die Person sagt mit dem Körper „Nein“. Körper ist zusammengepresst, vorn kurz und dick. muskulös. strebt abwärts und nach hinten. widersteht einem Schubs nach hinten. sieht aus wie von einer Zange gehalten. gespannt neigt zu Übergewicht. Haut ist dunkel, bräunlich, großporig Viel Körper-Behaarung Haut-Spannung ist in den Flexoren. Kopf duckt sich, als ob er einen Schlag von hinten erwartet. scheint in den Schulter-Gürtel eingezogen zu sein. Unterkiefer ist dick und gespannt. Gesicht hat einen unschuldigen Ausdruck: „Wer – ich?“ Augen weich traurig leidend tiefsitzend kurz, dick Schultern vornüber gerollt schwer gebaut Anschein von Niederlage Arme stark Brust zusammengestaucht zusammengepresst Bauchdecke fest Taille kurz und dick Becken flaches Gesäß Becken eingezogen (Schwanz einziehen) Beine Schenkel sind vorn schwer und hinten gespannt Rücken sieht belastet, besiegt aus m Ausrichtung Kräfte Von hinten geschubst Atmen Kann viel seufzen Reaktion Klammert sich zusammen Klebt am Boden. Energie-Fluss Voll geladen, aber festgehalten und festgefahren Energie hat sich in Masse verwandelt Bewegung mühsam entmutigt langsam bedächtig schwer oft unterbrochen Schwerkraft-Mechanismus abwärts Stoffwechsel-Typ Hoch parasympathisch Stimme jammernd irritierend m Therapeutisches Vorgehen 1 Treibe sie niemals an oder mahne zur Eile Biete „Zurückhalten“ an Sei geduldig, freundlich und nicht vorwurfsvoll Mache Kontakt mit den Gefühlen von Belastung und Unbeweglichkeit Mache die Person auf Versuche Aufmerksam, die Therapie zu sabotieren. Bring sie in Berührung mit automatischen Negationen. Lass dich nicht auf Spiele ein, bei der die Person sich deinetwegen besser fühlt. Bring sie in Berührung mit ihrem Ärger. Lass sie wissen , dass du ihren Ärger akzeptierst. Bring sie dazu, mit dir zu kämpfen. Unterstütze Ausdruck und SelbstBehauptung. Lass die Gefühle frei fließen. Vermeide, heruntergezogen zu werden. Necke, scherze und hilf ihr, über sich selbst zu lachen. Mach langsam. Erarbeite den Ärger Stück für Stück. Warte immer, bis sich die Person bereit fühlt, das nächste zu tun. Verstärke das Gefühle, reagieren zu können. Körperbezogen Jede Bewegungs-Arbeit ist gut. Tanzen Spielen Rolfing und Ähnliches zur Erhöhung der Flexibilität Stretching Aerobic Arbeit an den Beinen m Therapeutisches Vorgehen 2 Sonden Du bist ein guter Mensch. Nimm dir Zeit. Es gibt Hoffnung. Du bist liebenswert. Ich werde dich nicht verletzen. Es ist okay, ärgerlich zu sein. Du brauchst nicht unglücklich zu sein, damit ich dich liebe. Du kannst dich verändern Dein Leben gehört dir. Es ist okay, deine Gefühle auszudrücken. Du kannst tun, was du willst, und ich werde dich trotzdem lieben. m Übernehmen Schultern niederdrücken Schultern zusammendrücken Mund zuhalten und schreien lassen. Halte den Kopf direkt nach unten. Übernimm negative Stimmen. Kreatives Kämpfen: Im Allgemeinen viel kämpfen Schubs von hinten Arme und Beine festhalten Stoßen lassen mit den Beinen Niederhalten und kämpfen lassen Öffnen lassen gegen Druck von außen (erfolgreich) ausbrechen lassen Schenkel zusammenpressen Lass die Person deine Vorwärts-Bewegung mit ihrem Körper blockieren Schneller Schlag auf „Nein“ Suche nach Bedeutung Sich verkürzen Sich selbst zerdrücken Die Arme um Hilfe ausstrecken hysterisch (h): ausdrucksvoll/klammernd Entstehungs-Zeit und Ätiologie Strategie: ausdrucksvoll/klammernd Überzeugungen und Eigenschaften Strategie-Komponenten Körper-Struktur Ausrichtung Therapeutisches Vorgehen 1 Therapeutisches Vorgehen 2 CSK Entstehungs-Zeit und Ätiologie Entwicklungs-Phase: genital Entstehung wenn das Kind alt genug ist, sexueller Unterschiede gewahr zu werden In unserer Kultur ist dieser Typ meist weiblich. Kind muss seine Laut-Stärke erhöhen, damit es gehört wird Eltern: behandeln das Kind nicht als eigenständige Person achten nicht auf das Kind nehmen seine Gefühle nicht ernst Hören nicht zu Vater kann vor seinen eigenen sexuellen Gefühlen gegenüber dem Kind Angst haben war zu zunächst liebevoll, erstarrt dann aber vor der Sexualität des Kindes stößt das Kind weg in frühen Jahren zugewandt, dann zurückgezogen nicht interessiert am Kind reagiert möglicherweise nur, wenn das Kind aufgeregt ist h Strategie: ausdrucksvoll/klammernd Erringe Aufmerksamkeit und vermeide Trennung. Menschen mit dieser Strategie sind erregbar und überschwänglich. Sie neigen zum Selbst-Ausdruck und können gut andere in ihren Bann ziehen und halten. Die Grundunsicherheit besteht darin, geliebt und geschätzt zu werden und die Zeit und Aufmerksamkeit von den geliebten Personen zu bekommen, die man braucht und will. Sie fürchten sich davor, weggestoßen zu werden, auch zugunsten eines anderen. Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen: Sie schlagen unter Stress oft Krach, können laut und emotional sein und sich leicht aufregen. Sie können sehr fürsorgend, mütterlich oder auf eine auffallende, Aufmerksamkeit erregende Weise verführerisch sein oder auch mädchenhaft und unschuldig, wenn das die Dinge am Laufen hält. Menschen dieses Typs vermeiden Trennungen aller Art und haben Schwierigkeiten damit, eine Unterhaltung oder eine Beziehung abzuschließen.‘ Sie fühlen sich ängstlich oder empfindsam. h Überzeugungen und Eigenschaften Kern-Überzeugungen Ich kann frei sein, wenn ich keine Wünsche habe. Niemand hört mir zu und versteht mich. Meine Gefühle sind nicht akzeptierbar. Ich werde meinen Herz-Gefühlen nicht nachgeben. Ich kann das Herz nicht öffnen. Du kannst mich nicht verletzen. Ich kann nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die ich brauche. Eigenschaften klammert sich an das Kindsein und an elterlichen Schutz. sehnt sich nach Schutz und Liebe überreaktiv, leicht erregt und nervös dramatisch und theatralisch übertreibt Gefühle bemüht sich nicht um intellektuelles Verständnis von Details sensibel und weint leicht tiefes Gefühl von Enttäuschung, Verletzung und Verrat fühlt sich nicht beachtet und verloren Unterkontrolliert, neigt zur Zerstreutheit hat Probleme zu fokussieren noch suggestibel inkonsistent neigt zu unerwartetem oder ungewolltem Verhalten oder GefühlsWechselbädern Tendenz zu Enttäuschung-Reaktionen Furcht, für seine Rechte einzutreten Angst, direkte Forderungen zu stellen fühlt sich unfähig, auf gleicher Basis mitzuhalten kann sexuelle Aktivitäten als Abwehr gegen tiefes Einlassen einsetzen, vor dem die Person sich fürchtet kann promiskuitiv sein kann Sexualität mit dem einen, Herzens-Gefühle mit dem anderen haben weigert sich, Veränderungen zu akzeptieren will Nähe produziert Emotionen, um KontaktAbbruch zu vermeiden h Strategie-Komponenten Fundamentale Unsicherheit Interesse der anderen Grund-Strategie Aufmerksamkeit erregen Disposition Übertreibung aller Gefühle, Kontakt aufrechterhalten Teufels-Kreis Reagieren keine Befriedigung Frustration Reagieren Selbstkontrolle niedrig Position in Beziehungen gleich Problematische zentrale Lebens-Funktionen Orientierung, Distanz-Setzung, Neuorientierung Barrieren Einsichts- und Abschluss-Barriere Fundamentale Stärken Lebendigkeit, Attraktivität, künstlerische Fähigkeiten, Loyalität Reagiert empfindlich auf zurückgewiesen, nicht gehört oder nicht verstanden werden Andere reagieren mit Ablehnung der Gefühls-Intensität und des Drängens nach Nähe In Beziehung brauchen sie Aufmerksamkeit, müssen sich gemocht und verstanden fühlen Vorstellung von der Außenwelt Möglichkeiten für Verlust und Kontakt Vorstellung von der Innenwelt Erregung, Sehnsucht, Bedürfnis nach Berührung Vorstellung vom eigenen Handeln zeige Erregung, bekomme Aufmerksamkeit, ziehe andere an h Körper-Struktur Sinn der Körper-Struktur Kind-Frau sehr geeignet für Lockung und Verführung schützt das Herz durch den engen Brust-Korb Körper Verführerischer Körper Spaltung zwischen oben und unten Kinder-Rumpf auf einem fraulichen Becken Oberteil starr und festhaltend Unterteil weich und nachgebend Kopf hochgehalten fester, energischer Unterkiefer Gesicht kann rot wirken stolze Kopf-Haltung Augen erschreckt aufgerissen Hals schmal steif Schultern eng knochig schmal manchmal abfallend Arme uneffektiv schwach dünn Brust schmal eng oft kleine Brüste Bauchdecke weich rund Becken breit oft schlaff ausladend Beine starr schwer Rücken unbeugsam steif Hohlkreuz h Ausrichtung Kräfte wegstoßen Atmen atmet nicht vollständig aus Reaktion verengt die Brust und kompensiert mit dem Becken Bewegung rollend weich verführerisch Energie-Fluss gute Energie, aber explosiv, ungleichmäßig neigt zu plötzlichen Energie-Erhöhungen Schwerkraft-Mechanismus abwärts Stimme übermäßig ausdrucksvoll kann schrill sein kann schnell sprechen Stoffwechsel-Typ mäßig sympathikoton h Therapeutisches Vorgehen 1 Suche nach den bestimmenden Faktoren einer Situation und der Bedeutung. Unterstütze die Achtsamkeit Fordere Bericht aus dem Zustand innerer Achtsamkeit Bemühe dich um Klarheit Lass die Person nicht mit ihren Gefühlen wegrennnen Sie braucht das Gefühl, gehört zu werden, also dass jemand ihr zuhört. Unterstütze das angenehme Gefühl, bei der Sache zu bleiben. Hilf ihr, ein Gefühl für die eigene Stärke und Wirkung aufzubauen. Unterstütze den Ausdruck von Aggression. Selbst-Behauptungs-Training kann gut sein. Vermeide, ihre Mutter-Qualitäten auszunutzen. Lass dich nicht von kindlichem oder verführerischen Verhalten manipulieren. Unterstütze den Abschluss. Erlaube ihr nicht, herumzuspringen oder sich dauernd aufzuregen. Nimm Kontakt mit ihren Gefühlen auf. Vermeide eigene Gefühle. Vermeide, mit ihr zu lachen. Arbeite mit dem Kind. Verwende eindrucksorientierte Sprache. Körperbezogen: Wettkampf-Sport-Arten Judo Aikido Karate Rolfing Alles, was Energie und Handeln fordert Stärkung der Arme (Holzhacken) Fördere entspanntes Atmen Übertriebene Ausatmung h Therapeutisches Vorgehen 2 Sonden Alles, was du fühlst, ist okay. Ich werde dich nicht wegstoßen Es ist okay zu fordern, was du wirklich willst. Du bist so liebenswert, wie du bist. Ich höre dir zu. Ich sorge mich um dich. Du bist ein wertvoller Mensch. Ich weiß, dass du etwas anzubieten hast. Ich werde dich schützen. Ich werde dich nicht verletzen. Du kannst soviel Aufmerksamkeit haben, wie du willst. Ich habe Zeit für dich. Übernehmen die Enge in der Brust Das Gewicht des Kopfes Hände, die das Herz umschließen alle unfreiwilligen und hysterischen Bewegungen Armen ausstrecken Kreatives Kämpfen Arme beim Schlagen oder Ausstrecken festhalten Zurückstoßen beim Sichnähern Zurückhalten beim Sichnähern Beine offenhalten Suche nach Bedeutung erhobener Kopf Unterkiefer Kokettes Gehen und Verhalten Hysterisches Verhalten Hand auf dem herzen h phallisch-rigide (p): unermüdlich/übergründlich Entstehungs-Zeit und Ätiologie Strategie: unermüdlich/übergründlich Überzeugungen und Eigenschaften Strategie-Komponenten Körper-Struktur Ausrichtung Therapeutisches Vorgehen 1 Therapeutisches Vorgehen 2 CSK Entstehungs-Zeit und Ätiologie Entwicklungs-Phase: genital Entstehung, wenn das Kind alt genug ist, sexueller Unterschiede gewahr zu werden. Das Kind fühlt sich abgelehnt. Haupt-Problem ist der Vater Kind kämpft um den Erwachsenen-Status. Darf kein Kind sein. ist nicht gut genug fühlt, dass es verraten wird, wenn es Liebe frei ausdrückt. ist frustriert beim Versuch, Lust zu gewinnen. wächst zu schnell auf. übernimmt zu früh Verantwortung. wird dazu angetrieben, ein „kleiner Mann“ oder eine „kleine Dame“ zu sein, bevor es dazu bereit ist. Vater weist das Kind zurück und zieht sich von ihm zurück. akzeptiert das Kind nicht, wie es ist. macht seine Liebe zum Kind von dessen Leistung abhängig. ist fordernd und will mehr von dem Kind, als dies ihm bieten kann. ist immer enttäuscht. p Strategie: unermüdlich/übergründlich Arbeite hart, gib nicht auf und lass dich nicht ablenken. Menschen mit dieser Strategie sind zum Beispiel die arbeitssüchtigen, überernsthaften Personen, die nur daran interessiert sind, ihre Arbeit richtig hinzukriegen und dann den nächsten Job noch besser zu machen. Die Grundunsicherheit besteht über ihren Wert in den Augen anderer Personen. Sie fühlen sich ungeschätzt und unter Leistungs-Druck. Wie der ausdrucksvoll/klammernde Typ haben sie Schwierigkeiten, Arbeiten und Beziehungen abzuschließen, sind aber andererseits gefasst und ausdruckslos. Einige der folgenden Charakter-Eigenschaften kennzeichnen solche Menschen: Sie sind hartnäckig und unemotional. Sie halten Frustration und Ärger zurück, werden wunderbare FamilienVersorger und sind perfektionistisch. Sie können anderen als kalt und zu geschäftsmäßig erscheinen. Unter Stress treiben sie sich noch mehr an und arbeiten noch härter. Sie lieben die Aktivität. Ihre Helden sind Leute, die große Leistungen vollbringen. p Überzeugungen und Eigenschaften Kern-Überzeugungen: Ich kann frei sein, wenn ich keine Wünsche habe. Ich muss hart arbeiten, um okay zu sein. Es gibt immer noch etwas zu tun. Ich muss aufpassen, sonst werde ich verletzt oder benutzt. Ich kann mich nicht entspannen oder nachgeben. Ich muss immer etwas leisten. Eigenschaften: stärkere Erregung strebt nach Perfektion Leistungs-Bedürfnis Bedürfnis nach Bewunderung für Leistungen ausdauernd wettbewerbsorientiert unflexibel nachdrücklich nimmt Zuflucht zum Handeln kann arbeitssüchtig sein versucht sehnsuchtsvoll, Zustimmung und Liebe des Vaters zu gewinnen hat Probleme, sich zu entspannen beschäftigt sich mit Details logisch, ernst und rational ärgert sich leicht hat Probleme mit sanften, weichen Gefühlen Angst vor Nachgeben hält Gefühle zurück dauernd wachsam häufig Sex, aber keine Befriedigung akzeptiert keine Fehlschläge liebt Herausforderungen produktiv betrachtet Passivität als Verletzlichkeit fürchtet sich vor Spontaneität betrachtet das Leben als Problem, das gelöst werden muss kann das Herz nicht öffnen Furcht vor Kontroll-Verlust, Frustration, Nicht-Akzeptiert-Werden, einer Verletzung des Herzens und sich nicht beweisen zu können fühlt sich gefordert und behindert ist überkontrolliert p Strategie-Komponenten Fundamentale Unsicherheit Selbst-Wert, Wert-Schätzung der anderen Grund-Strategie Anstrengungen verstärken Disposition Handeln, Kräfte aufbieten, Gefühl von Unter-Druck-Stehen Teufels-Kreis Aktivität keine Befriedigung Frustration Aktivität Selbstkontrolle hoch Position in Beziehungen gleich Problematische zentrale Lebens-Funktionen Neuorientierung Barrieren Abschluss-Barriere Fundamentale Stärken Produktivität, Ausdauer, Loyalität Reagiert empfindlich auf Frustration aufgrund von Verzögerungen, LeistungsMängel, Erwachsenen-Status, Gleichheit Andere reagieren mit Energie und Fleiß oder mit Langeweile In Beziehung haben sie Schwierigkeiten mit sie sind zu beschäftigt, kühl, unpersönlich In Beziehung brauchen sie Wertschätzung Vorstellung von der Außenwelt Dinge, die man tun kann; Arbeit, die erledigt werden muss; Leistungs-Möglichkeiten Vorstellung von der Innenwelt Bedürfnis nach Handeln, Verwendung von Energie und Muskulatur Vorstellung vom eigenen Handeln Sei bereit, bleibe beschäftigt und konzentriert p Körper-Struktur Sinn der Körper-Struktur Allgemeine Spannung kontrolliert Gefühle, schützt vor äußerer Gefahr. Körper ist für gute Leistung aktiviert. Körper proportioniert integriert gut koordiniert lebendige Qualität Bogen gespannt bereit steif Hab-acht-Stellung In schweren Fällen reduzierte Beweglichkeit und Anmut Für Herausforderungen vorbereitet kurz im Rücken Besonders die Strecker sind dauernd leicht gespannt „Ketten-Hemd“-Panzerung Kopf Hochgehalten Spannung auf der Stirn Unterkiefer ist vorspringend, stark Feine Linien Augen hell In Problem-Fällen kurzsichtig Hals steif Schultern manchmal breit zurückgezogen und hoch „Soldaten-Schultern“ Sieht verantwortlich aus Arme ansehnlich wohlgeformt Brust Wohlgeformt, aber fest Bauchdecke Im Allgemeinen flach Guter Tonus Becken Geladen, aber „spastisch“ Schmal Manchmal nach hinten und oben gezogen Revolver-Hahn-Spannung Hintern oft wohlgerundet Beine Stark Manchmal gebogen Rückseiten der Beine sind gespannt Gut proportioniert Rücken Hohlkreuz Fest Strecker Zusammengezogene Schulter-Blätter p Ausrichtung Kräfte Von vorne blockiert Atmen Neigt zur Bauchatmung Reaktion Spannt den Rücken und lehnt sich vorwärts Bewegung bestimmt energisch schnell Energie-Fluss Gute hohe Energie Aber kein spontaner Fluss Schwerkraft-Mechanismus abwärts Stimme stark fest manchmal tief spricht schnell Stoffwechsel-Typ mäßig sympathikoton p Therapeutisches Vorgehen 1 Gestehe den Leistungs-Druck zu und unterstütze das Bedürfnis nach Anerkennung. Sein ernsthaft, erwachsen, arbeitsorientiert. Arbeite langsam auf Entspannung und Kontakt mit den Gefühlen hin. Zeige Wertschätzung für Leistungen. Unterstütze Berichte aus dem Gefühl heraus. Vermeide Diskussionen. Hilf der Person, ihre Gefühle und Bedürfnisse direkt auszudrücken. Unterstütze den Ausdruck von Sehnsucht und Weinen. Gehe sanft vor. Schmelze das Herz. Unterstütze, sich mit weichen Gefühlen gut zu fühlen. Unterstütze Sanftheit und Fürsorge. Unterstütze Entspannung. Unterstütze ein langsames Vorgehen, da ein hohes Tempo zu Frustration führt. Hilf der Person, bei der Freude zu bleiben. Sie akzeptiert Erklärungen. Gleiche Aktivsein und Passivsein aus. Vermeide Problem-Lösen, Pläne, Programme. Geh weg von Worten und verwende Berührung. Körperbezogen: Tiefe Entspannung Meditation Yoga reichianische Massage Feldenkrais Brust-Atmung keine anstrengenden Aktivitäten p Therapeutisches Vorgehen 2 Sonden Ich bin auf deiner Seite. Du brauchst mir nichts zu beweisen. Du bist okay, wie du bist. Du brauchst nichts zu tun. Ich kann dich so lieben, wie du bist. Es ist okay, zu berühren und berührt zu werden. Ich unterstütze dich, wenn du etwas willst. Du brauchst mich nicht zufriedenzustellen. Es ist okay, Fehler zu machen. Du brauchst nichts zu tun, um geliebt zu werden. Es ist okay auszuruhen. Übernehmen Die Person liegt am Boden. Du versuchst, sie durch Zerren und Aufforderungen zum Handeln zu bringen. Übernimm das Zusammenziehen der Brust. p Unterstütze das Hohlkreuz. Hände von vorn und hinten über das Herz. Sag ihr, dass sie gute Arbeit leistet und übernimm den Widerspruch. Kreatives Kämpfen Allgemein ist Kämpfen nicht gut Offenhalten, während die Person versucht, sich zu schließen Aktivität zurückhalten Stoß von vorn oder hinten Kopf hochhalten Suche nach Bedeutung Ausrichtung nach oben und vorwärts Der „Soldat“ Straffe Schultern Vorgeschobener Unterkiefer Steif halten Hand auf dem Herzen oder der Schulter Kampf-Stellung Energie-Fluss und Charakter-Strukturen (CSL) nach A. Lowen Hauptmedien für Kontakt mit der Außenwelt schizoide Charakter-Struktur orale Charakter-Struktur psychopathische Charakter-Struktur masochistische Charakter-Struktur rigide Charakter-Struktur Schrecken, Panik und Charakter-Struktur T Hauptmedien für Kontakt zur Außenwelt 1 Kopf-Ich intellektuelle Aktivitäten 2 Hand soziale Aktivitäten 3 Hand Kern 6 Genitalien körperlich-sexuelle Aktivitäten Der menschliche Körper hat sechs Hauptmedien, die den Kontakt zur Außenwelt herstellen: schöpferischproduktive Aktivitäten 5 Fuß 4 Fuß CSL 1. Der Kopf als Sitz der Ich-Funktionen und das Gesicht mit seinen Sinnes-Organen für Hören, Sehen, Schmecken und Riechen 2. + 3. Die beiden Hände, die die Umwelt berühren und handhaben 4. + 5. die beiden Füße, die den lebenswichtigen Kontakt mit dem Boden liefern 6. das Geschlechts-Organ als Werkzeug für den intimen Kontakt Bei einer expansiven oder lustverschaffenden Reaktion fließt Ladung vom Kern zu allen sechs Punkten. Bei einem starken Kontakt mit der Mitwelt ist die energetische Wechselwirkung an diesen Punkten sehr intensiv. schizoide Charakter-Struktur CSL Personen dieses Typs tendieren dazu, zu dissoziieren, beispielsweise Denken vom Fühlen und Verhalten zu trennen. Der Rückzug nach innen führt zur Unterbrechung des Kontaktes zur Außenwelt oder Realität. Kern Die doppelten Linien markieren die zusammengezogene – also nach innen verlegte – Energie-Grenze des schizoiden Charakters. Die unterbrochenen Linien bezeichnen den Ladungs-Mangel in den äußeren Organen und Körper-Teilen und deren mangelhafte Verbindung zum Kern. Die unterbrochene Linie in der Mitte der schizoiden Körper-Struktur bezeichnet die Spaltung der beiden Körper-Hälften in der Taillen-Gegend. Ein begrenztes Selbst-Gefühl, ein schwaches Ich und ein stark reduzierter Kontakt zum Körper und essen Gefühlen. Entstehung und Folgen: Frühzeitig von der Mutter feindselig (offen oder verdeckt) zurückgewiesen oder vernachlässigt, was als Bedrohung der Existenz erlebt wurde. Dadurch Mangel an jedem positiven Gefühl der Sicherheit oder Freude. Häufig nächtliche Alpträume und Angst-Zustände. Lösen von der Realität (ausgeprägte Fantasie) und Abkapselung vom Körper (abstrakte Intelligenz). Der schizoide Charakter meidet intime Nähe. Existenz versus Bedürfnis: Ich kann existieren, sofern ich keine Intimität brauche. orale Charakter-Struktur Ke rn CSL Die Persönlichkeit weit viel Züge auf, die für die orale Lebens-Phase, das Baby-Alter, typisch sind: mangelnde Selbstständigkeit Neigung, sich an andere zu klammern verminderte Aggressivität Gefühl, man müsse gehalten und behütet werden inneres Gefühl der Leere Dem oralen Charakter fällt es wörtlich und im übertragenen Sinne schwer, auf eigenen Beinen zu stehen. Entstehung und Folgen: Fehlende Befriedigung im Baby-Alter. frühzeitiger Entzug (Mutter-Mangel) Enttäuschungs- und Frustrations-Erlebnisse Dadurch Fixierung auf jene Entwicklungs-Stufe Bei manchen Menschen werden diese Züge durch bewusst eingenommene kompensatorische Haltungen kaschiert (übertrieben selbstständig). Die Energie fließt zur Peripherie des Körpers, aber nur schwach (gestrichelte Pfeile). Das Längen-Wachstum ist betont. Der orale Charakter kann nur in infantiler Form Nähe auf Basis seines Bedürfnisses nach Wärme und Halt herstellen. Bedürfnis versus Unabhängigkeit: Wenn ich unabhängig und selbstständig bin, muss ich auf Halt und Wärme verzichten. psychopathische Charakter-Struktur CSL Kennzeichnend für die psychopathische Haltung ist das Leugnen von Gefühlen. Das Ich wendet sich gegen den Körper und seine Gefühle. Das Streben nach Lust wird untergraben. Drang nach Macht und das Bedürfnis, andere Menschen zu steuern oder zu beherrschen. 1. 2. Bild vom tyrannischen Typ 1. Es strömt viel Energie zum Kopf-Ende des Körpers, wodurch die untere Körper-Hälfte nur mangelhaft geladen wird. Der Kopf ist energetisch zu stark geladen, was zur Hypererregung des geistigen Systems führt. Beide Körper-Hälften stehen im auffallenden Missverhältnis zueinander: die obere ist besser entwickelt und beherrscht das Erscheinungs-Bild. Gewöhnlich Verkrampfungen in der Zwerchfellund Taillen-Gegend. Einerseits durch Einschüchtern und Tyrannisieren. Andererseits durch Einschleichen ins Vertrauen und Verführung. Entstehung und Folgen: Ein sexuelle verführender Elternteil, wobei Verführung oft unterschwellig erfolgt und die narzisstischen Bedürfnisse des Eltern-Teils befriedigen soll. Verführung heißt Zurückweisung, was die kindlichen Bedürfnisse nach Halt und körperlichen Kontakt betrifft. Der psychopathische Charakter kann nur zu den Menschen eine Beziehung aufbauen, die ihn brauchen. Unabhängigkeit versus Nähe (Geborgenheit): Du darfst mir nahe sein, solange du zu mir aufblickst. masochistische Charakter-Struktur K e r n Die masochistische Struktur ist stark aufgeladen. Diese Ladung ist zwar nicht eingefroren, wird aber mit allen Mitteln zurückgehalten oder eingedämmt. Wegen der starken Eindämmung sind die äußeren Organe und Körperteile ungenügend geladen, was eine wirksame Entladung und Entspannung unmöglich macht. Die körperliche Entwicklung oder Ausdehnung ist ängstlich beeinträchtigt. CSL Mit dem Terminus masochistische Charakter-Struktur bezeichnet man Menschen, die leiden und klagen, aber unterwürfig bleiben. Unterwürfigkeit ist die beherrschende masochistische Tendenz. Auf der tieferen emotionalen Ebene hat er ausgeprägte Hass-, Negativismus-, Feindseligkeitsund Überlegenheits-Gefühle. Diese Gefühle werden jedoch von der Furcht blockiert, er könnte in gewalttätiges Verhalten ausbrechen. Diese Explosions-Gefahr bekämpft er mit einer starken eindämmenden Muskel-Struktur, die die direkte Selbst-Behauptung blockiert. Entstehung und Folgen: Diese Struktur entwickelt sich in einer Familie, in der Liebe und Anerkennung mit starken Druck einhergehen. Die dominierende, sich aufopfernde Mutter erstickt das Kind förmlich. Selbstständigkeit des Kindes geht mit SchuldGefühlen einher. Der masochistische Charakter ist zwar fähig, eine enge Beziehung herzustellen, aber nur auf der Grundlage einer unterwürfigen Haltung. Nähe (Geborgenheit) versus Freiheit: Ich will dir gehorchen, und du wirst mich dafür lieben. rigide Charakter-Struktur CSL Der Begriff Rigidität oder Starrheit geht auf die Tendenz der betreffenden Menschen zurück, sich steif zu halten – aus Stolz oder Unnahbarkeit. K e r n Die äußeren Kontakt-Gebiete mit der Umwelt sind ziemlich stark geladen, was die Fähigkeit verbessert, die Realität zu prüfen, bevor man handelt. Das Eindämmen geschieht an der Peripherie des Körpers. Das Gefühl kann also fließen, wird aber nur beschränkt ausgedrückt. Hauptspannungs-Gebiete sind die langen Muskeln im Körper. Rigidität wird zum Abwehr-Mechanismus, der eine unterschwellige masochistische Tendenz bekämpfen soll. Entstehung und Folgen: Das bezeichnende Trauma ist das Frustrations- oder Versagungs-Erlebnis beim Streben nach erotischer Befriedigung, besonders auf der genitalen Ebene. Das Kind betrachtet die Zurückweisung seines Strebens nach erotischer und sexueller Lust als Schlag gegen sein Liebes-Bedürfnis. Wegen seiner starken Ich-Entwicklung hat der rigide Charakter dieses Bewusstsein nicht unterdrückt oder verdrängt. Der rigide Charakter knüpft ziemlich enge Beziehungen, bleibt dabei jedoch ständig auf der Hut. Freiheit versus Kapitulation vor der Liebe: Ich kann frei sein, wenn die Liebe nicht zu stark wir und ich nicht den Kopf verliere und nicht vor der Liebe kapituliere, mich ihr unterwerfe. Schrecken, Panik und Charakter-Struktur starke Aufladung an der Oberfläche und starke Aggression Schrecken ist eine andere Art der Angst als Panik. feste Grenze HerzAspekt Ich-Aspekt Ich-Aspekt HerzAspekt schwache Aufladung an der Oberfläche CSL unterschwellige Panik Panik spricht den Sympathikus kann. Es kommt zu Kampf oder Flucht. Die Wirkung von häufiger Panik auf den Körper ist Rigidität, Hypertonie und ein aufgeblähter Brustkorb. Man begegnet einer Persönlichkeit mit einem großen Anteil an Aggressivität. Es entsteht die rigide oder narzisstische Persönlichkeit. Schrecken spricht den dorsalen Vagus an. Es kommt zu einer Erstarrung. schwache Grenze Kinder, deren Eltern ihnen Schrecken einflößen, verlieren die Fähigkeit, sich zu verteidigen, und sie können sich der Situation nur hilflos unterwerfen. Sie fühlen nichts mehr, weil alle spontanen Bewegungen auf die Eltern zu oder von ihnen weg aufhören. Tendenz zum Die Wirkung häufigen Schreckens auf den Körper ist Rückzug Neigung zu Schlaffheit, Hypotonie und ein zusammengedrückter Brustkorb. Man begegnet einer Persönlichkeit mit einem großen unterAnteil an Passivität. schwelliges Erschrecken Es entsteht die orale oder schizoide Persönlichkeit. Charakter-Theorie nach Keleman (CTK) Die verdichtete Struktur Die kollabierte Struktur Die aufgeschwollene Struktur Die rigide Struktur T Die verdichtete Struktur Haltung gegen die Schwerkraft dicht nach unten gezogen kompakt niedergedrückt überfest unter Druck stehend verhält sich skeptisch, abgesondert, apathisch lebt in Phantasien CTK Die kollabierte Struktur kollabiert zurückgezogen eingesunken resigniert schrumpfend kaum geformt unfähig, sich zu versteifen Leere Verzweiflung Nachgiebigkeit und Unterwerfung CTK Die aufgeschwollene Struktur geschwollen aufgebläht überschwemmend ballonartig aufgeblasen manipulierend einverleibend Besitz ergreifend gebraucht andere, um sich selbst wirklicher zu machen CTK Die rigide Struktur hoch- und zurückgezogen eingefroren angespannt-spröde ausdauernd durchdringend gehemmt hart eingeengt unfähig, weicher zu werden macht sich selbst größer, andere kleiner hält Gefühle unter Verschluss CTK Entwicklungs-Themen der Biodynamik (ETB) Existenz Bedürftigkeit Autonomie Willen Liebe-Sexualität Meinungs-Bildung Solidarität – Leistungs-Geltung T Existenz Zeit-Raum: Embryo bis 1. Lebens-Monat Verbleiben in der Frühprägung: Augen-Ausdruck in die Ferne Gelenke verdreht Körper-Energie zieht sich in die Knochen zurück Verbleiben in der Spätprägung: Augen-Ausdruck gleichzeitig auf Vorder- und Hintergrund fokussiert Horizontal-segmentäre Energie-Spaltung ETB Bedürftigkeit Zeit-Raum: bis 1,5 Jahre Verbleiben in der Frühprägung: Augen-Ausdruck verzweifelt, sehnsüchtig Kollabierte Brust Hängender Bauch Die Knie überstreckt Verbleiben in der Spätprägung: Augen-Ausdruck misstrauisch Ähnliche Körper-Position wie bei der Frühprägung ETB Autonomie Zeit-Raum: 8. Lebens-Monat bis 2,5 Jahre Verbleiben in der Frühprägung: Augen-Ausdruck leer, naiv, verführend Torso-Energie wie ein Dreieck mit der Spitze nach oben Die Füße nach außen gedreht Verbleiben in der Spätprägung: Augen-Ausdruck charismatisch, kontrollierend Torso-Energie wie ein Dreieck mit der Spitze nach unten ETB Willen Zeit-Raum: 2 – 4 Jahre Verbleiben in der Frühprägung: Augen-Ausdruck aufopfernd, entschuldigend Die Schultern wie eine schwere Last tragend Gesäß eingezogen Verbleiben in der Spätprägung: Augen-Ausdruck verurteilend Stier-Nacken Körper-Haltung wie oben, nur mehr aufrecht gehalten ETB Liebe - Sexualität Zeit-Raum: 3 – 6 Jahre Verbleiben in der Frühprägung: Augen-Ausdruck flirtend Wespen-Taille Die Genitalien versteckt Den Kopf hoch tragend (erhobenen Hauptes stehen/gehen, verletzter Stolz) Verbleiben in der Spätprägung: Augen-Ausdruck sexuell, aggressiv, verführerisch Die Genitalien nach vorne geschoben Nacken gerade (festgehalten) Stolz ETB Meinungs-Bildung Zeit-Raum: 5 – 9 Jahre Verbleiben in der Frühprägung: Augen-Ausdruck unterstellend, passiv (träge) Alleswisser Rotiert den Torso nicht vom Rückgrat aus Verbleiben in der Spätprägung: Augen-Ausdruck: „Ich besteht darauf.“, bereit zum Kampf Bewegt den Körper vor- und rückwärts bei MeinungsÄußerungen ETB Solidarität – Leistungs-Geltung Zeit-Raum: 7 – 12 Jahre Verbleiben in der Frühprägung: Augen-Ausdruck suchend und weich Ständig wechselnder Muskel-Tonus (feine Koordination bis zappelnd) ausgleichend Verbleiben in der Spätprägung: Augen-Ausdruck hart und zielgerichtet, leistungsorientiert Rigider, steifer, festgehaltener Körper ETB Neurose-Typen nach K. Horney (TKH) Die folgenden Texte beziehen sich auf das Buch von Karen Horney: „Neurose und menschliches Wachstum“ von 1950 Typologisierungen: Vorbehalte und Einschränkungen Expansive Lösungen 1 Expansive Lösungen 2 Expansive Lösungen 3 Formen expansiver Lösungen Expansiv narzisstischer Typ Expansiv perfektionistischer Typ Expansiv arrogant-rachsüchtiger Typ Selbstverleugnende Lösungen 1 Selbstverleugnende Lösungen 2 Selbstverleugnende Lösungen 3 Resignative Lösungen 1 Resignative Lösungen 2 T Typologisierungen*: Vorbehalte und Einschränkungen TKH * Es wäre korrekter, von Entwicklungs-Richtungen statt von Typen zu sprechen. Neurotische Hauptlösungen für intrapsychische Konflikte scheinen die angemessene Basis zu sein, Neurose-Typen festzulegen. Wenngleich dieses Kriterium umfassender ist als viele andere, die in Typologien verwandt werden, ist seine Nützlichkeit dennoch wegen der vielen Vorbehalte und Einschränkungen, die wir machen müssen, begrenzt. 1. Zunächst einmal können Neurotiker, die der gleichen Hauptlösung zuneigen und charakteristische Ähnlichkeiten zeigen, hinsichtlich ihrer menschlichen Qualitäten trotzdem grundverschieden sein. 2. Was wir als „Typen“ ansehen, sind in Wirklichkeit Querschnitte von Persönlichkeiten, bei denen der neurotische Prozess zu recht extremen Entwicklungen mit deutlich ausgeprägten Charakteristika geführt hat. 3. Es gibt immer einen unbestimmten Bereich von Zwischenstrukturen, die sich jeder präzisen Klassifizierung entziehen. 4. Selbst in extremen Fällen ist wegen des Prozesses der psychischen Fragmentierung oft mehr als eine Hauptlösung vorhanden. Die meisten Fälle sind gemischte Fälle. Expansive Lösungen 1 TKH Bei den expansiven Lösungen identifiziert sich der Neurotiker hauptsächlich mit seinem glorifizierten Selbst. Das Gefühl der Erhabenheit, das zu dieser Lösung gehört, ist nicht zwangsläufig bewusst, bestimmt aber größtenteils – bewusst oder unbewusst – das Verhalten, das Streben und die Einstellung gegenüber dem Leben im Allgemeinen. Alle expansiven Lösungen dienen dem Zweck, das Leben zu meistern. Sie stehen für die Art, in der diese Neurotiker Angst und Furcht überwinden. Hierdurch bekommt ihr Leben einen Sinn und hierdurch erlangen sie eine gewisse Lebens-Freude. Diese Menschen wollen ihr Leben meistern, darin besteht dessen Reiz, indem sie sich selbst bewundern und ihren Charme spielen lassen (narzisstischer Typ), das Schicksal durch Erhabenheit ihrer Maßstäbe bezwingen (perfektionistischer Typ) oder unbesiegbar sind und das Leben im Geist eines rachsüchtigen Trumpfes besiegen (arrogant-rachsüchtiger Typ). Die Starrheit, mit denen diese Menschen an ihren expansiven Neigungen festhalten, ist nicht allein auf den zwanghaften Charakter dieser Tendenzen zurückzuführen, sondern ergibt sich aus der Notwendigkeit, jegliche Spur von Selbst-Anklagen, Selbst-Zweifeln und Selbst-Verachtung aus dem Bewusstsein zu verbannen. Nur auf diese Weise können sie die subjektive Überzeugung von ihrer Erhabenheit und Meisterschaft aufrechterhalten. Expansive Lösungen 2 TKH Was glorifiziert ein Neurotiker dieses Typs in sich? Was kultiviert er in sich? Er glorifiziert alles, was Meisterschaft bedeutet. Meisterschaft im Hinblick auf andere bedingt das Bedürfnis, sich auszuzeichnen und in irgendeiner Form überlegen zu sein. Er neigt dazu, andere Menschen zu manipulieren oder zu beherrschen und die von sich abhängig zu machen. Als Verhalten ihm gegenüber erwartet er Bewunderung, Respekt und/oder Anerkennung. Ihm liegt daran, dass andere sich ihm unterordnen und zu ihm aufschauen. Meisterschaft in Bezug auf sich selbst heißt, dass er ein idealisiertes stolzes Selbst ist. Mit Hilfe von Willenskraft und Vernunft ist er Herr seiner Seele. Was hasst und verachtet er? Was unterdrückt er? Die Vorstellung, er könnte nachgiebig, friedliebend oder abhängig sein, ist für ihn unerträglich. Nur widerstrebend anerkennt er Kräfte in sich, die unbewusst sind, d. h. seiner bewussten Kontrolle nicht unterliegen. Es stört ihn außerordentlich, in sich einen Konflikt oder irgendein Problem zu entdecken, dass er nicht sofort lösen (meistern) kann. Leiden wird als Schande empfunden, die verheimlicht werden muss. Dieser Mensch hat keine Schwierigkeiten, seinen Stolz zu erkennen, ist aber nicht gewillt, jenen Aspekt seiner Solls zu sehen, der ihm zeigt, wie er von ihnen herumgeschoben wird. Gegenüber irgendetwas in seinem Inneren hilflos zu sein, ist für ihn genauso schrecklich oder noch schrecklicher, als irgendeinem äußeren Faktor gegenüber hilflos zu sein. Expansive Lösungen 3 TKH Der Gefahren-Punkt bei der Neigung zu expansiven Konflikt-Lösungen ist das Bewusstwerden unerfüllter Solls. Dies würde ein Gefühl von Schuld und Wertlosigkeit hervorrufen. Da aber niemand in Wirklichkeit seinen Solls entsprechen kann, ist es für einen solchen Menschen unerlässlich, alle Verfügbaren Mittel einzusetzen, um sein „Versagen“ vor sich selbst zu leugnen. Diese Leugnung und damit die Aufrechterhaltung eines Selbst-Bildes, auf das er stolz sein kann, erfolgt durch Phantasie, Herausstreichen „guter“ Eigenschaften und Auslöschen anderer nicht so guter, Perfektion des Verhaltens und Projektion. In seinen Beziehungen zu anderen Menschen kann jeweils das eine von zwei Gefühlen vorherrschen: 1. Er kann – bewusst oder unbewusst – überaus stolz auf seine Fähigkeiten sein, andere zu täuschen. In seiner Arroganz und Verachtung für andere glaubt er sogar, dass ihm dies wirklich gelingt. 2. Andererseits fürchtet er sich maßlos davor, selbst getäuscht zu werden. Er kann es als tiefe Demütigung empfinden, wenn es wirklich geschieht. Oder er kann von einer ständig lauernden Furcht besessen sein, er sei nur ein Bluffer, und zwar in weit höherem Maß, als es bei anderen neurotischen Typen der Fall ist. Formen expansiver Lösungen TKH Es können drei Arten der expansiven Lösungen und entsprechende Charakter-Typen unterschieden werden: expansiv narzisstischer Typ: expansiv perfektionistischer Typ: expansiv arrogantrachsüchtiger Typ: Dieser Typ ist in sein idealisiertes VorstellungsBild verliebt, betet sein idealisiertes Selbst an. Dieser Typ ist, der dem Perfektionismus zustrebt, identifiziert sich mit seinen Maßstäben. Dieser Typ, dessen Weg zu arroganter Rachsucht führt, identifiziert sich mit seinem Stolz. Er kann aus dem Gefühl des Überflusses heraus freundlich und großzügig sein, obwohl dies Gefühl einer unechten Quelle entspringt. Feindseligkeit kann durch Großzügigkeit überspielt werden. Bedürfnis nach Ergebenheit und Bewunderung Er kann deshalb Freundlichkeit zeigen, weil er freundlich sein sollte. Feindseligkeit wird dadurch niedergehalten, das man nicht feindselig sein sollte. Bedürfnis nach Respekt Er neigt dazu, freundliche Gefühle zu verschmähen und zu zerstören. Feindseligkeit tritt offener zutage und ist potenziell zerstörerischer als bei den beiden andern Typen. Bedürfnis nach Gehorsam Expansiv narzisstischer Typ TKH Die Solls des narzisstischen Typen sind nicht weniger unerbittlich als bei den anderen Formen der Neurose. Für ihn ist es jedoch charakteristisch, dass er ihnen mit Hilfe eines „Zauber-Stabes“ begegnet. Seine Fähigkeit, Mängel zu übersehen oder sie in Tugenden zu verwandeln, scheint grenzenlos zu sein. Die Schwierigkeiten des narzisstischen Typs treten sowohl in seinen Beziehungen als auch in seiner Arbeit zutage. Dass er im Grunde keinen Kontakt zu anderen Menschen hat, zeigt sich zwangsläufig in engen Beziehungen. Die Situation, dass andere ihre eigenen Wünsche und Meinungen haben, dass sie ihn kritisch anschauen und gegen seine Unzulänglichkeiten etwas einwenden könnten, dass sie etwas von ihm erwarten wird als gemeine Demütigung empfunden und erregt einen schwelenden Groll. Am Maßstab der Unendlichkeit oder des Erlangens phantastischer Glückseligkeit gemessen kann er nicht umhin, eine schmerzhafte Diskrepanz in seinem Leben zu spüren. Diese Diskrepanz liegt aber nicht in ihm, sondern im Leben als solchem. Folglich kann er eine Tragik im Leben sehen, aber nicht die Tragik, die wirklich existiert, sondern jene, die er dem Leben gibt. Expansiv perfektionistischer Typ TKH Dieser Typ fühlt sich wegen seiner hohen Maßstäbe, der moralischen und intellektuellen, überlegen und schaut von dieser Basis auf andere herab. Seine arrogante Verachtung anderer ist allerdings – auch vor ihm selbst – hinter höflicher Freundlichkeit verborgen, weil gerade seine Maßstäbe solche – irregulären – Gefühle verbieten. Im Gegensatz zum narzisstischen Typ macht er wirklich große Anstrengungen, seinen Solls gerecht zu werden, indem er seine Pflichten und Verpflichtungen erfüllt, sich höflich und ordentlich benimmt, keine offensichtlichen Lügen erzählt usw. Worauf es ihm wirklich ankommt, ist die makellose Vortrefflichkeit der gesamten Lebens-Führung. Da der Betreffende aber höchstens eine Perfektion des Verhaltens erreichen kann, ist noch eine andere Maßnahme notwendig: die Gleichsetzung von Maßstäben und Wirklichkeiten in seiner Vorstellung. Von moralischen Werten wissen und ein guter Mensch sein ist somit ein und dasselbe. Seine Ansprüche an andere basieren auf einem „Handel“, den er insgeheim mit dem Leben geschlossen hat: Weil er fair, gerecht und pflichtbewusst ist, hat er einen Anspruch darauf, von den anderen und dem Leben fair behandelt zu werden. Diese Überzeugung, dass im Leben eine unfehlbare Gerechtigkeit waltet, gibt ihm ein Gefühl von Meisterschaft. Seine Perfektion ist daher nicht nur Mittel, Erhabenheit zu erlangen, sondern auch ein Mittel zur Beherrschung des Lebens. Expansiv arrogant-rachsüchtiger Typ TKH Wenn auch bei anderen Menschen die Macht des Bedürfnisses nach Rache und Triumpf quälend sein kann, wird dieses Bedürfnis doch meistens durch drei Faktoren in Schach gehalten: durch Liebe, Furcht und Selbst-Erhaltungs-Trieb. Nur wenn diese Kontroll-Funktionen zeitweise oder dauernd fehlgesteuert werden, kann die Rachsucht die Gesamtpersönlichkeit durchdringen. Sie wird damit eine Art integrierende Kraft, die den Menschen ausschließlich auf die den Menschen ausschließlich auf die Bahn von Rache und Trumpf lenkt. Das zwingende Bedürfnis nach Triumpf lässt diesen Typ Neurotiker dauernd auf Konkurrenz-Kampf eingestellt sein. Er kann tatsächlich niemanden tolerieren, der mehr weiß oder erreicht als er selbst, der mehr Macht besitzt oder in irgendeiner Form seine Überlegenheit in Fragen stellt. Zwanghaft muss er seine Rivalen herabsetzen oder besiegen. Werden seine Ansprüche an andere nicht erfüllt, die umgekehrt nicht für ihn gelten, erwächst daraus strafende Rachsucht von Reizbarkeit über Beleidigtsein mit Aufzwingen von Schuld-Gefühlen bis hin zur offenen Wut. Wichtiger als die immerhin seltenen Ausbrüche wilder Wut als Zeichen rachsüchtiger Leidenschaft ist die permanente Rachsucht, die die gesamte Haltung eines solchen Neurotikers gegenüber seinen Mitmenschen durchzieht. Er ist im Grunde davon überzeugt, dass alle anderen Menschen im Grunde böswillig und unehrlich sind, dass freundliche Gesten Heuchelei darstellen und dass es nur klug ist, jedem mit Misstrauen zu begegnen, solange er sich nicht als ehrlich erweisen hat. Quellen der Rachsucht TKH Wie jede neurotische Entwicklung hat auch diese mit der Kindheit begonnen – mit besonders schlechten mitmenschlichen Erfahrungen und wenigen oder gar keinen versöhnenden Faktoren: Brutalität, Demütigungen, Spott und Hohn, Vernachlässigung und offenen Heuchelei regneten auf ein Kind von besonders großer Empfindsamkeit herab. Solch ein Kind geht durch einen seelischen Härtungs-Prozess. Um überleben zu können. Es macht vielleicht einige kümmerliche erfolglose Versuche, Sympathie, Interesse oder Zuneigung zu gewinnen, unterdrückt aber schließlich alle zarten Bedürfnisse. Nach und nach „kommt es zu dem Schluss“, dass echte Zuneigung nicht nur nicht erreichbar ist, sondern überhaupt nicht existiert. Am Ende will es gar keine Zuneigung mehr und verschämt sie sogar. Dieser Schritt hat jedoch ernsthafte Folgen, weil das Bedürfnis nach Zuneigung, nach menschlicher Wärme und Nähe ein starker Anreiz dafür ist, jene Qualitäten zu entwickeln, die uns liebenswert machen. Das Gefühl, geliebt zu werden und – mehr noch – liebenswert zu sein, ist vielleicht einer der größten Werte im Leben. Dementsprechend kann das Gefühl, nicht liebenswert zu sein, eine Quelle tiefer Verzweiflung sein. Der Wunsch des Menschen nach menschlicher Wärme und Zuneigung (im Geben wie im Nehmen), der zunächst durch die Mitwelt unterdrückt und dann dem Bedürfnis nach Triumpf geopfert wurde, wird schließlich durch das Urteil des Selbst-Hasses, der ihn als nicht liebenswert abstempelt, eingefroren. Selbstverleugnende Lösungen 1 TKH Die zweite Hauptlösung innerer Konflikte ist Selbst-Verleugnung. Sie stellt eine Entwicklung in eine Richtung dar, die in wesentlichen Punkten der expansiven Lösung entgegengesetzt ist: 1. Ein solcher Neurotiker darf sich nicht bewusst anderen überlegen fühlen oder solche Gefühle in seinem Verhalten zeigen. 2. Er neigt dazu, sich anderen unterzuordnen, von ihnen abhängig zu sein, sie zu beschwichtigen. Zustände von Hilflosigkeit und Leiden schrecken ihn keineswegs ab, sondern er kultiviert und übertreibt sie unwissentlich. 3. Wonach er sich sehnt, ist Schutz, Hilfe und hingebende Liebe. 4. Er lebt in einem diffusen Gefühl des Versagens (seinen Solls zu entsprechen) und neigt deshalb dazu, sich schuldig, minderwertig und verachtenswert zu fühlen. Selbst-Hass und Selbst-Verachtung werden passiv projiziert: Andere klagen ihn an oder verachten ihn. 5. Er neigt dazu, eigene expansive Gefühle zu leugnen und auszulöschen, so z. B. SelbstGlorifizierung, Stolz, Arroganz. Alles ist Tabu, was er für vermessen, egoistisch oder aggressiv hält. 6. Angst, sich lächerlich zu machen, weist besonders stark auf selbstverleugnende Tendenzen hin. 7. Er fühlt sich nicht nur klein und hilflos, sondern auch schulbewusst, unerwünscht, nicht liebenswert, dumm und unfähig. 8. Er ist der Unterlegene und identifiziert sich leicht mit anderen, die unterdrückt werden. Daher gehört der Ausschluss von Stolz aus dem Bewusstsein zu seiner Methode, den inneren Konflikt zu lösen. Selbstverleugnende Lösungen 2 TKH Während dem selbstverleugnenden Neurotiker bei der Verfolgung eigener Ziele enge Grenzen gesetzt sind, muss er gegenüber anderen ein Höchstmaß an Hilfs-Bereitschaft, Großzügigkeit, Rücksichtnahme, Verständnis, Sympathie, Liebe und Opfer-Bereitschaft aufbringen. Alles sollte für die Liebe geopfert werden - Liebe ist Opfer. Liebe ist nicht nur ein Mittel, Angst abzuwehren. Ohne Liebe sind er und sein Leben wertlos und sinnlos. Liebe ist deshalb ein wesentlicher Bestandteil der selbstverleugnenden Lösung. Je mehr der Betreffende von seinen Mitmenschen erwartet, desto mehr neigt er dazu, sie zu idealisieren. Er hat daher keinen wahren Glauben an die Menschheit, sondern einen kindlich-sonnigen, übertriebenen und indifferenten Optimismus, der unvermeidlich viele Enttäuschungen mit sich bringt und ihn anderen Menschen gegenüber unsicher macht. Da dieser Mensch unter seiner erzwungenen Bescheidenheit leidet, ist es durchaus verständlich, dass er bei anderen die aggressiven Eigenschaften bewundert, die ihm fehlen oder die für ihn unerreichbar sind. Er versucht, wohlwollende Bestätigung dadurch zu erlangen, dass er sich entschuldigend verhält, Reue zeigt und Selbst-Vorwürfe äußert. „Du hast ganz recht.“ „Ich tauge sowieso nichts.“ „Es ist alles meine Schuld.“ Dieses Ableugnen des eigenen Stolzes und der eigenen Aggressivität bei gleichzeitiger Bewunderung solcher Züge in anderen spielt eine große Rolle in seiner krankhaften Abhängigkeit. Selbstverleugnende Lösungen 3 TKH Entstehung Menschen , die später zur selbstverleugnenden Lösung neigen, haben meistens ihre frühen Konflikte mit der mitmenschlichen Umwelt dadurch gelöst, dass sie sich „auf sie zu bewegt“ haben. Der selbstverleugnende Typ wuchs im Schatten irgendeines Menschen auf: eines bevorzugten Bruders oder einer bevorzugten Schwester, die im familiären Mittelpunkt standen und deren Zuneigung und Schutz nur durch Gefälligkeiten und Beschwichtigungen erlangt werden konnten. eines Elternteils, der allgemein (von Außenstehenden) bewundert wurde, einer schönen Mutter oder eines wohlwollend-despotischen Vaters, die nur dann großzügig sein konnten, wenn sie blind bewundert wurden. Es könnte z. B. eine leidende Mutter gegeben haben, die in ihrem Kind SchuldGefühle weckte, sooft dieses versäumte, ihr absolute Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken. Diese prekären Situationen musste zwangsläufig Angst auslösen. Zuneigung war zwar erreichbar, aber gegen Entgelt. Und dieses Entgelt war unterordnenden Hingabe. Nach einigen Jahren, in denen sich der Wunsch nach Rebellion im Herzen des Kindes mit seinem Bedürfnis nach Zuneigung stritt, unterdrückte das Kind seine Feinseligkeit, gab sein kämpferischer Geist auf, und das Bedürfnis nach Zuneigung hatte gesiegt. Trotz-Ausbrüche hörten auf. Das Kind wurde nachgiebig. Es lernte, alle Menschen gern zu haben und sich mit hilfloser Bewunderung gerade an jene anzulehnen, die es am meisten fürchtete. Resignative Lösungen 1 TKH Die dritte Hauptlösung intrapsychischer Konflikte besteht im Wesentlichen darin, dass sich der Neurotiker von seinem inneren Schlacht-Feld zurückzieht und sich für unbeteiligt erklärt. Wenn er eine gleichgültige Haltung aufbringen und diese aufrechterhalten kann, fühlt er sich von seinen inneren Konflikten weniger gequält und kann eine Art inneren Frieden erreichen. Da dies aber nur möglich ist, wenn er sich resigniert vom aktiven Leben zurückzieht, scheint „Resignation“ die adäquate Bezeichnung für diese Lösung zu sein. Resignation kann durchaus eine konstruktive Bedeutung haben. Wir brauchen nur an die vielen älteren Menschen zu denken, die die eigentliche Sinnlosigkeit von Erfolg und Ehrgeiz erkannt haben, die milder geworden sind, weil sie weniger erwarten und verlangen, und die weiser geworden sind, weil sie dem Unwesentlichen entsagt haben. Bei der neurotischen Lösung, um die es hier geht, heißt Resignation jedoch: Man findet sich mit einem Frieden ab, der lediglich das Nichtvorhandensein von Konflikten bedeutet. Man riskiert ein Schrumpfen, eine Einengung und Beeinträchtigung des Lebens und seiner Entfaltung. Man umgibt seinen Alltag mit einer Aura von Restriktionen, von etwas, das vermieden wird, das nicht gewünscht und nicht getan wird. Es zeigt sich das Bild eines Lebens bei dauerndem Tiefstand, ohne Schmerz oder Reibung, aber auch ohne Lust. Der Kern der Resignation ist die Einschränkung der Wünsche. Resignative Lösungen 2 TKH Aus diesem Grund-Prozess der Resignation resultieren drei verschiedene Lebens-Formen: 1. Verfestigte Resignation: In der ersten Gruppe wird die Resignation und alles, was damit zusammenhängt, fast dauernd aufrechterhalten. Viele Eigenschaften des resignierten Typs finden sich hier zusammen: sein inneres Verbot gegen Streben und Erwartungen an das Leben, seine Aversion gegen Wandel und inneren Kampf und seine Fähigkeit, sich mit allem abzufinden. Gegen all dies spricht jedoch ein beunruhigendes Element: der Reiz der Freiheit. 2. Rebellion: In der zweiten Gruppe verwandelt der Reiz der Freiheit die passive Resistenz in aktivere Rebellion. In Wirklichkeit ist der resignierte Mensch ein unterdrückter Rebell. 3. Oberflächlichkeit: In der dritten Gruppe herrschen Entartungs-Prozess vor, dass sich Menschen an die Peripherie des Lebens begeben und ein oberflächliches Leben führen. Wenn Menschen den Blick für die Tiefe und die Autonomie des eigenen Lebens verlieren, bleiben die negativen Eigenschaften der Resignation, während die positiven verlöschen. Erst dann wird ihr Leben hoffnungslos. Unbeteiligtsein entartet in Beziehungslosigkeit. Gleichermaßen werden Vergnügungen oberflächlich: Sexuelle Erlebnisse, Essen, Trinken, Klatsch, Plaudern über Theater oder Politik machen den Haupt-Inhalt des Lebens aus. Dieser Mensch verliert den Sinn für das Wesentliche. Drei Formen können unterschieden werden: a. b. c. Bei der ersten Form liegt der Hauptakzent auf Vergnügen, auf Spaß. In der zweiten Gruppe geht es um Prestige oder opportunistisch errungenen Erfolg. Die dritte Erscheinungsform ist der gut angepasste Automat. Psychologische Typen nach Jung (CGJ) T 8 Typen aus zwei Einstellungen und vier Funktionen introvertierter DenkTyp introvertierter FühlTyp extravertierter FühlTyp extravertierter DenkTyp introvertierte Einstellung (ausgerichtet auf das innere Erleben) rationale Funktionen nichtrationale Funktionen denken empfinden fühlend bewerten intuieren extravertierte Einstellung (orientiert an den Ereignissen der äußeren Welt) introvertierter EmpfindungsTyp introvertierter IntuitionsTyp extravertierter IntuitionsTyp extravertierter EmpfindungsTyp In der Regel entwickeln Menschen zwei Funktionen, eine rationale und eine nichtrationale, wobei die ausgeprägtere die Haupt-Funktion und die weniger ausgeprägte die Hilfs-Funktion bildet. Die beiden anderen Funktionen bleiben relativ unbewusst und mit dem Schatten verbunden, wobei die unbewusstere davon die minderwertige Funktion genannt wird. Extravertierter Empfindungs-Typ CGJ Menschen dieses Typs beschäftigen sich überwogend mit der objektiven Wirklichkeit Sie stehen mit beiden Beinen im Leben, sind praktisch veranlagt, sind eher an Fakten interessiert, haben ein Auge fürs Detail und wenig Geduld für Abstraktes, für Werte oder Sinn-Fragen. Sie suchen den Nerven-Kitzel gefährlicher Sport-Arten und tendieren dazu, Lebemenschen zu sein, die den Augenblick genießen und wenig an die Zukunft denken. Aber die können auch oberflächlich und seelenlos wirken. Schatten: Ihre minderwertige Funktion ist die introvertierte Intuition, ausgelöst von innere Ereignissen und nicht auf äußere Gegebenheiten bezogen. Introvertierter Empfindungs-Typ CGJ Der introvertierte Mensch orientiert sich an der Intensität des durch einen äußeren Reiz ausgelösten subjektiven Empfindungs-Anteil. Es zählt nicht so sehr der Ausdruck, sondern der Eindruck, den ein Geschehen auslöst. Solche Menschen haben ein ausgezeichnetes Gedächtnis für visuelle Eindrücke, Farben, ganze Abschnitte aus Büchern, Töne, Gespräche, Gerüche, Geschmäcker, taktile Empfindungen usw. Schatten: Ihre minderwertige Funktion ist die extravertierte Intuition. Wenn sie aktiviert wird, dann mit einem Hang zum Negativen, weil sie dann überall Unheil wittern und das Haar in der Suppe finden. So werden diese Menschen, wenn sie einen Zusammenbruch erleiden, häufig paranoid. Extravertierter Denk-Typ Menschen dieses Typs stützen ihr Handeln auf intellektuelle Überlegungen und orientieren sich an äußeren Kriterien. Ihre stärke liegt in der Analyse und Lösung von Problemen, in der Reorganisation von Geschäften und allgemein darin, die Spreu vom Weizen zu trennen. Sie beschäftigen sich fast ausschließlich mit äußeren Gegebenheiten und kaum mit Theorien und Ideen. Sie lieben Faustregeln, die sie in jeder Lebens-Lage anzuwenden suchen. Da sie das Gefühl dem Denken unterordnen, können sie kühl und verschlossen erscheinen. Schatten: introvertiertes Fühlen Das führt zu undifferenzierten, unangemessenen und unklar ausgedrückten Gefühlen und Wert-Urteilen. Sie sind sich oft der Gefühle der Menschen in ihrer Umgebung nicht bewusst. CGJ Introvertierter Denk-Typ CGJ Dieser Typus stützt seine Handlungen ebenfalls auf intellektuelle Überlegungen, die sich aber an inneren Kriterien orientieren. Introvertierte Denk-Typen bekunden wenig Interesse an den Vorgängen der äußeren Welt und sind fast ausschließlich mit Theorien und Ideen beschäftigt. Da sie lieber mit ihren Gedanken allein gelassen werden, ziehen Menschen solchen Typs oft die Einsamkeit der Gesellschaft anderer Menschen vor. Schatten: extravertiertes Fühlen Für den introvertierten Denker ist es sehr schwierig, ihre Gefühle wahrzunehmen und mit anderen zu teilen. Da das Fühlen unentwickelt und größtenteils unbewusst ist, kann es in grotesker und unberechenbarer Weise zum Ausdruck kommen. Extravertierter Fühl-Typ Das Fühlen, Bewerten und Urteilen dieses Typs ist meist konventionell und in Übereinstimmung mit dem jener Menschen, mit denen er häufig verkehrt. Das macht solche Menschen umgänglich. Man kommt gut mit ihnen aus. Sie sind nicht gern allein und finden Introspektion morbide und deprimierend. Man kann sich darauf verlassen, dass sie, wenn nötig, zur Stelle sind. Schatten: introvertiertes Denken Solche Denken ist engstirnig, archaisch, infantil, negativ, grob und zynisch. Es kann in Schein-Argumenten zur Rechtfertigung des momentanen GefühlsZustandes zu Tage treten, eine Verhaltensweise, die extravierte Denker auf die Palme bringt. Extravierte Fühl-Typen neigen zu Fanatismus, wenn sie sich mit einem intellektuellen System auseinandersetzen, weil sie unfähig sind, es zu durchdenken. Bei einem Zusammenbruch entwickelt solch Typ meist Hysterie oder Manie. CGJ Introvertierter Fühl-Typ CGJ Menschen dieses Typs verfügen über ein äußerst differenziertes Werte-System, das sie in der Regel für sich behalten. Dank der Maßstäbe, die sie mit ihrer Lebens-Führung verkörpern, sind sie jedoch in der Lage, auf die Menschen in ihrer Umgebung einen unmerklichen Einfluss auszuüben. Sie können einer Gruppe durch ihre Anwesenheit moralischen Rückhalt bieten. Schatten: extraviertes Denken Wie bei den extravertierten Fühl-Typen ist dieses Denken gegenständlich und primitiv. Aber da es extravertiert ist, hat es einen Hangt, sich sklavisch an Fakten zu klammern. Wenn diese Menschen versuchen, ihre Denk-Funktion zu benutzen, verlieren sie sich eher in Details und sind unfähig den Wald vor lauter Bäumen zu sehen. Ein Zusammenbruch führt meist zu Depression. Extravertierter Intuitions-Typ CGJ Menschen dieses Typs benutzen meist ihre Intuition für den Umgang mit der äußeren Wirklichkeit. Im Gegensatz zu den Empfindungs-Typen interessiert Intuitive an den Dingen nicht, wie sie wirklich sind, sondern was man mit ihnen tun könnte. Intuition ist nicht bloß eine Wahrnehmung, ein bloßes Anschauen, sondern ein aktiver, schöpferischer Vorgang, der ebenso viel in das Objekt hineinbildet wie er davon herausnimmt Extravertiert Intuitive erfassen rasch das einer beliebigen Situation innewohnende Potenzial und sind gut im Vorhersagen künftiger Entwicklungen. Schatten: Introvertierte Empfindung Häufig ist die Empfindung vollkommen unbewusst. Wenn er empfindet, richtet er sich eher nicht danach. Empfindungen sind oft nur Anhalts-Punkte für Anschauungen. Es kann passieren, dass dieser Typ nicht merkt, wann er müde, unterkühlt oder hungrig ist. Falls seine introvertierte Empfindung aktiviert ist, kann das dazu führen, dass er Signale seiner Sinnes-Organe falsch interpretiert mit dem Ergebnis, dass er zum Hypochonder wird oder auf jeder Diät- und Gymnastik-Welle mitreitet. Introvertierter Intuitions-Typ CGJ Die introvertierte Intuition hält sich nicht bei den äußeren Möglichkeiten auf, sondern verweilt bei dem, was durch das Äußere innerlich ausgelöst wurde. Menschen dieses Typs bedienen sich häufig des MUS DER Reifikation, d.h. sie behandeln Bilder, Ideen oder Einsichten so, als ob sie reale Dinge wären. Diese Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Ideen einfach und in strukturierter Form zu vermitteln, da sie sich von Bild zu Bild, von Idee zu Idee bewegen, während die gewöhnlich die persönlichen Auswirkungen dieser Ideen übersehen. Schatten: extravertierte Empfindung Da diese zum überwiegenden Teil unbewusst ist, sind Menschen dieses Typus ständig in der Gefahr, den Kontakt zur äußeren Wirklichkeit zu verlieren. Sie haben ein vages Verhältnis zu praktischen Details und eine schlechte Orientierung in Raum und Zeit. Im Falle des Zusammenbruchs werden sie schizophren. Ihre sexuelle Einstellung kann roh und unangemessen sein. Sie sind häufig schlechte Liebhaber, da sie keine Ahnung haben, was in ihrem Körper oder in dem des Partners oder der Partnerin vorgeht. Acht Grundüberzeugungen 1 Überzeugungen, wer wir sind, wie wir gemeint sind, wozu wir hier sind, was unsere Möglichkeiten und Grenzen sind, steuern – zum größten Teil unbewusst, aber durchaus bewusst zu machen – unsere Reaktionen in bestimmten Situationen (Szenen) mit bestimmten Menschen (Dialogen). Immer, wenn wir glauben, nur in einer bestimmten Weise reagieren zu können, wenn wir überhaupt das Gefühl haben, nur zu reagieren und nicht zu agieren, sind wir durch irgendeine Überzeugung, durch ein bestimmtes Selbst-Bild gebunden. Wer reagiert, ist unfrei. Freie Menschen erleben ausschließlich Aktionen, die entkoppelt sind von der vorgängigen Situation. Bewusstes Handeln ist immer entschiedenes Handeln. Zwischen einer Fremdaktion, hier insbesondere abgestimmt auf soziale Interaktionen, und der eigenen Aktion kann fast immer eine Phase der Entscheidung geschoben werden. Entschiedenes Handeln jedoch ist niemals reaktiv, sondern immer nur aktiv. Acht Grundüberzeugungen 2 1. Mangelnde ExistenzBerechtigung Interventionen: Geborgenheit ermöglichen Du gehörst zu uns Wir verstehen deine Angst Deine Kritik ist willkommen Überforderung akzeptieren 2. Maßlosigkeit Interventionen Liebevoll klare Grenzen setzen Abgrenzung und Ärger erlauben Selbstverantwortung 3. Rückzug und Genügsamkeit Interventionen Trotz ansprechen Für Genuss Erlaubnis geben Erlaubnis geben Hilfe anzunehmen Darin bestärken, dass die eigenen Bedürfnisse berücksichtigt werden 4. Verführung Interventionen: Die Sachebene ist okay Es muss niemand beeindruckt werden Liebevoll spiegeln Nein-Sagen einladen 5. Macht und Kontrolle Interventionen: Macht ist ein alter Schutz Verletzlichkeit einladen und wahrnehmen Kontakt ist auch ohne Kontrolle möglich Schwache Seite einladen und erlauben 6. Schuld Interventionen: Schuldgefühl ist nicht Schuld Zeigen von Ärger ist erlaubt Spaß haben ist erlaubt Kleinmachen ist nicht nötig 7. Verwirrung Interventionen: Grenzen sind okay Unterstützung beim Ringen um Klarheit Nein ist erlaubt Stopp den Ausnutzern 8. Leistung und Perfektion Interventionen: Ausruhen ist okay Fehler sind menschlich Erlaubnis nicht immer der/die Beste sein zu müssen Kommunikations-Typen nach Satir (KTS) Übersicht-Grafik Beschwichtigende Anklagende Computer Ablenkende Kommunikations-Typen im Zusammenhang 1 Kommunikations-Typen im Zusammenhang 2 Kommunikations-Typen im Zusammenhang 3 Kommunikations-Typen im Zusammenhang 4 Kommunikations-Typen im Zusammenhang 5 T Übersicht-Grafik Beschwichtigende Computer Anklagende Ablenkende KTS Beschwichtigende Fühltyp (kinästhetisch) Entsteht bis Trotz-Alter (2. LJ) Personen fühlen sich als Kind, das geführt werden muss. Ein anderer soll beraten und befehlen. Nicht direktiv Stellt viele Fragen-Serien und viele Fragen machen klein. Ich Botschaften: Ich möchte, ich tue, ich wünsche. Ja-Sage-Typ Beschwichtiger-Sätze „Keine Ahnung, kannst du mir nicht sagen, wie…?“ „Ich möchte auch mal ein bisschen…“ Auswege Sich durch Ausdrucks- und KörperArbeit ins außen bringen: Gewicht und Kopf nach vorn verlagern, Nacken kurz und mit dem Zeige-Finger energisch auf einen Mangel oder Fehler hinweisen Ziel: gutes Pacing, zu sich stehen (So will ich das. Ich bleibe dabei.) Gelassenheit und Biss KTS Anklagende KTS visueller Typ (Beobachter) Entsteht ab ca. 3. LJ Fehler-Finden im außen bei anderen getrieben Schaut hin und verurteilt Teilt aus, verliert nicht gern, macht Schuld-Gefühle Handelt für eine gute Sache Du-Botschaften: Du sollst, du musst, du darfst nicht. Negativ-Sprache: Nein-Sage-Typ Ankläger-Sätze „Du bist so…“ „Wieso verstehst du das nicht?“ „Warum bist du so faul?“ „Tu das!“ Auswege Sich durch Atem-Arbeit in den GefühlsAusdruck bringen. Den Herz-Raum für sich und andere öffnen. Ziel: Es gibt keine Lösung ohne Herz, denn Macht ist ein schlechtes BindeMittel. Perspektiv-Wechsel und Mitgefühl. Genuss, spielen, Pausen, sich erlauben, Fehler zu machen Computer KTS Wort-Typ (hören-sprechen, auditiv) Entsteht im Schul-Alter ab ca. 6 LJ Spricht in Haupt-Wörtern Ich und Du werden durch man ersetzt Menschen und Tätigkeiten werden ausgeblendet Verhält sich neutral kein wirklicher Kontakt Tut sich wichtig, redet, ohne was zu sagen Computer-Sätze „Ich wünsche mir einen Partner, der mich wirklich versteht.“ „Ich hatte mit einer Katze ein Erlebnis.“ Auswege Sich vom Abstrakten zum Konkreten anleiten durch Antwort: Wer, was, warum und wozu, wie, wann, wo und womit genau? Ziel: Vom Reden zur Poesie und Musik. Vom Geräusch ohne Sinn zur Stille. Ablenkende KTS Wechsel-Typen (kinästhetisch, visuell und auditiv) Entsteht in der Schul-Zeit Benutzt jedes Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen und im KurzKontakt zu bleiben (kein echter Kontakt) Häufiger Themen-Wechsel, Wort-Witz, Auslassungen, unvollendete Sätze Erlebt wird innere Verwirrung Vielseitig und erfolgreich Ablenker-Sätze Unvollendete Sätze sichern das Mitdenken und die Mitarbeit der anderen „Wie bekomme ich…?“ Auswege Entschleunigen Bei der Sache bleiben In die Tiefe gehen Ziel: Klarheit und Kontinuität Kommunikations-Typen im Zusammenhang 1 Bevorzugtes Repräsentations-System Kinästhetisch Nahsinn: Fühltyp GefühlsAufmerksamkeit Defizit-Name Entstehung Beschwichtiger Ca. vom 2. Jahr an bis zum 3. Jahr PersonenForm, SichtWeise, Zentrum und unterrepräsentierter Sinn Energie nach innen. ICH-Sätze Der emotionale Mittelpunkt ist in mir. Ich möchte, dass es mir gut geht. Aufmerksamkeit ist wenig draußen. Das Gegenüber wird nicht reflektiert. Aufmerksamkeit ist wenig draußen. Hat seine Bilderwelt weitgehend verdrängt. Visuell Fernsinn: Sehtyp Aufmerksamkeit auf äußere Erscheinungen Auditiv Fernsinn: Hör- und Sprechtyp Lebt im Reich der Worte und Gedanken Ankläger Computer Ca. ab 3 Jahren Erfahrung von Anerkennung im Vor- und Grundschulalter Energie nach außen. ES-Sätze DU-Sätze ICH- und DU-Sätze Der emotionale sind getilgt. Mittelpunkt ist von Der emotionale ihm weg bei anderen Mittelpunkt sind oder in der Zukunft. Worte, ist das Gefühle werden Verständnis, nicht wenig wahrgenomdas Berühren oder men. In-die-Welt-hinausHat weitgehend Gehen. abgewählt, was der Gefühle und Bilder Beschwichtiger kann, fehlen weitgehend. nämlich Fehler machen spielen genießen KTS Wechsel der Sinnesmodalitäten sowohl visuell als auch auditiv als auch kinästhetisch Ablenker Erfahrung von Langeweile im Vorund Grundschulalter Rascher, unvorhersehbarer, unstetiger Wechsel zwischen ICH, DU und ES-Erleben. Häufiger Wechsel zwischen Sinnen und Themen. Hat keinen emotionalen Mittelpunkt, weil er sich und andere verwirrt. Kommunikations-Typen im Zusammenhang 2 Defizit-Name Beschwichtiger Ankläger Computer Macht unterlegen Diener Glaubt, dass er Führung braucht. Wartet auf Anweisungen, Befehle, Ratschläge. Ist leicht zu fordern. Es ist leicht, ihm nein zu sagen. Stecken viele Verletzungen und Neins ein. Fühlt sich geführt bis in die Religionen: Dein Wille geschehe. Nehmen passiv Einfluss und handeln wenig. überlegen König Weiß bescheid Fühlt sich von einer guten Sache getrieben. Handelt im Sinne der guten Sache. Fordert, beauftragt, befiehlt Solange nicht alles in Ordnung ist, muss er sagen, was getan werden muss. Hält sich aus dem Macht-Kampf raus. Beschwichtiger sind ihm zu kindisch. Ankläger sind ihm zu autoritär. Ist vernünftiger. Spürt nicht und attackiert nicht. Ablenker KTS Kommunikations-Typen im Zusammenhang 3 KTS Defizit-Name Beschwichtiger Ankläger Computer Ablenker Tendenz Ja-Sager Alles ist zunächst einmal in Ordnung. Dennoch: Ich kann nicht. Nein-Sager Ist Fehlersucher, entdeckt alles, was nicht in Ordnung ist. Ich sage dir, was du sollst. Nichts-Sager Ich bin klug. Ich gebe nur intelligente Worte von mir. Alles-Sager Was interessiert mich mein Geschwätz von vorhin. Chakra, KörperHaltung und Atem Hat einen Spazierstock im Kreuz. Blick vor sich und nach oben ins Land der Worte. Spürt seine Impulse nicht. Lebt im KehlkopfChakra und im Kopf. Lebt im Hara Spürt meist mit weichem Bauch nach innen. Ausatmer atmet bei Erschrecken kaum hält bei Gefahr den Körper still oder spannt sich an Lebt im PowerChakra (Solarplexus) Ihm täte ein Wechsel zum Herz-Chakra gut Blickt mit engem Hals, Gewicht nach vorn, damit er nicht bei sich ist. Einatmer Kommunikations-Typen im Zusammenhang 4 KTS Name Beschwichtiger Ankläger Computer Ablenker KommunikationsStil und -Inhalte samt Schwächen Ist langsam. Stellt sich in Frage und Fragenserien: „Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt.“ Formuliert nicht direkt, nicht befehlend. Wirbt für sich. Holt sich Aufmerksamkeit. Breitet Schwierigkeiten aus. Benutzt Worte des inneren Tuns. Ich möchte. Ich fühle mich. Ich wünsche mir. Ich muss. Schwächen Forderungen ab: Ich bräuchte auch mal ein wenig Urlaub, wenn es denn passen sollte. Schaut anderen ins Gehirn und weiß, was sie von ihm denken. generell Probleme mit dem Außen, mit Akzeptiert-Werden und Fordern Es ist nicht intim, jemand ständig mit seinem Innenleben zu belatschern. Ist schnell. Weist auf Versäumnisse und Defizite hin, Klagt an: Wieso bist du so faul? Tritt in den IntimitätsRaum der anderen hinein, Verursacht so SchuldGefühle, Zwingt andere in eine VerteidigungsHaltung Denkt, bedenkt. Wirkt ausdruckslos, ruhig, kühl und versammelt. Hält still. Hat Mimik und Gestik unter Kontrolle (wird kein Italiener) Viele abstrakte Hauptworte. Reichtum, Zufriedenheit, Erleuchtung, Glück Produziert sprachlich viel heiße Luft. Redet und redet ohne Beispiele. Man, es, wir, alle Formuliert Alternativen, ohne zu Entscheidung und Handlung zu kommen. Unspezifische, nicht sinnliche Verben, also nicht sehen, sondern wahrnehmen Verliert sich in Abstraktionen (unbestimmte Haupt-Wörter, Verben, Nebensätze) Seele ist nicht genährt. Unbewusstes wird nicht genutzt. Spezialist für Kurzkontakte Bewegt sich viel beim Sprechen und weicht seitlich in parallel Themen aus Denkt assoziativ und sprunghaft Macht kaum etwas fertig Lässt Sätze unvollendet oder hat Auslassungen in Sätzen Präsentiert seine Kommunikations-Inhalte lebendig, aber mit wenig Kontakt Kann haarscharf an der Situation vorbeireden. Wirkt immer eher fröhlich bis aufgedreht Jedes Erlebnis wird über den Klee gelobt oder mit Metaphern überkleistert Logik und Folgerichtigkeit sind nicht so wichtig Kommunikations-Typen im Zusammenhang 5 Name Beschwichtiger Kommuni kation: Stärken und erlöste Form Kennt sich gut mit Wünschen aus Der einzige Typ, der sich Zeit nimmt, seine Gefühle zu bemerken Kann die Erfahrung des Gefühls-Blizz machen Verteidigt sich nicht, sondern bleibt bei Wunsch und Gefühl Erkennt die Impulse auf andere zu Öffnet sich für das Du Ankläger Computer Guter Beobachter Ist initiativ. Geht voran, erteilt aber keine Befehle, sondern macht Vorschläge. Aktiviert das innere Auge. Spürt mehr nach innen. ErleuchtungsErlebnisse Horcht nach innen. Aktiviert das innere Ohr. Findet zu einer sinnlichen Sprache und zur Poesie. Findet in die Stille jenseits der Worte. KTS Ablenker Typen nach Sinnes-Bevorzugungen (TSB) auditives RepräsentationsSystem visuelles RepräsentationsSystem kinästhetisches RepräsentationsSystem T auditiv erklären sprechen fragen klagen schweigen murmeln plappern quasseln erwähnen laut lärmend Nachahmung stottern stammeln weinen schreien brummen mündlich auf den Mund gefallen redselig bitten äußern hervorbringen schweigend still stumm kreischen melodisch Aufschrei erwidern Geschrei rufen gesungen plaudern gurgeln schrill übersetzen vorlesen jubeln Erzählung diskutieren argumentieren jammern Seufzer nörgeln murren Gehorsam leise verhören beschimpfen Beleidigung meckern ankündigen ertönen TSB visuell beobachten aufpassen hell wachen gaffen anstarren prüfen ansehen schauen erblicken entblößen enthüllen aufdecken bloßstellen Hoffnungsschimmer strahlen blinken funkeln oberflächlich attraktiv leuchten erröten vorhersehen vorausschauen glotzen große Augen machen das Nachsehen haben staunen dunkel düster finster unklar undeutlich trübe verschwommen obskur schwarz sehen alt aussehen versteckt verborgen sorgfältig erspähen unter die Lupe nehmen ein wachsames Auge haben erscheinen auftauchen sich zeigen beurteilen scheinen wolkig glänzend klar freudestrahlend widerspiegeln leer sehen dunkel TSB kinästhetisch schwitzen raufen frieren laufen festgefahren spüren fühlen erleben empfinden unterstützen üppig teilnehmen wehtun verletzen abrutschen zittern schlüpfrig pressen schleimig besorgen eilig untergehen gebrochen überleben zurückweisen abspringen berühren rührselig sentimental unterdrücken aufgeben betrügen an sich reißen Beleidigung einengen absichern Nase rümpfen aufräumen sanft gemütlich zärtlich umarmen toben schmeicheln schwach grob Verbeugen das passt mir ducken stark leidend dick Mut weich solide TSB Typen nach Kontakt-Funktionen (Gestalt-Therapie) Viel Mitwelt im Inneren Introjektions-Typ Identifiziert mit Geboten und Verboten Grenzen zur Mitwelt eher undurchlässig Retroflexions-Typ Grenzen zur Mitwelt eher durchlässig Konfluenz-Typ Viel Inneres in der Mitwelt Projektions-Typ Eigenes ging an die anderen verloren T Kontakt-Funktionen T Kontakt geschieht immer an Grenzen, dort, wo wir aneinander angrenzen. Konfluenz: Die eigenen Grenzen sind zu durchlässig, zu diffus. Man kann seine Grenzen nicht hinreichend wahrnehmen, weiß dann nicht, wo das Eigene aufhört und das Fremde beginnt. Eigenes und Fremdes können ineinander verschwimmen. Unklarheit ist die Folge. Positiv ist Konfluenz die Grundlage für Einfühlungs-Vermögen. Retroflexion: Die eigenen Grenzen sind zu dick und starr, zu undurchlässig. Dadurch bleibt man in sich gefangen, macht den Kontakt, der nach außen gehört, in sich ab. Fremdes wird zum Eigenen gemacht. Man brät im eigenen Saft. Positiv ist Retroflexion die Grundlage für Denk-, Fühl- und Verhaltens-Souveränität. Introjektion: Die Grenzen sind zu weit nach innen verlagert. Fremdes kann dort festsetzen, wo eigentlich das Eigene hingehören sollte. Man entfremdet sich von sich, lebt nach fremden Regeln und Normen, weiß nicht, was man für sich braucht. Positiv ist Introjektion die Grundlage für identifikatorisches Modell-Lernen. Projektion: Die Grenzen sind zu weit nach außen verlagert. Das Eigene spiegelt sich im Fremden und wird nicht mehr als das Eigene erkannt. Man sieht im anderen, was man bei sich selbst nicht erkennen kann. Positiv dient auch Projektion wie Konfluenz der Einfühlung und damit dem Verständnis anderer Menschen. Ziel der Arbeit mit diesen Kontakt-Funktionen ist einen Zustand zu erreichen, in dem die eigenen Grenzen sowohl deutlich und zugleich durchlässig als auch weder zu weit innen noch zu weit außen sind, so dass Einfühlung und Mitgefühl in Verbindung mit SelbstBewusstheit als Grundlage für Kontakt und Resonanz möglich werden. Sozialtypen 1 (ST1) (Psychoanalyse) Eigenständig bis selbstherrlich schizoid Distanz-Typ Rückzugs-Tendenz/Bindungs-Angst ordentlich bis pedantisch zwanghaft Dauer-Typ Zuverlässigkeit/ Angst vor Chaos freiheitlich bis unzuverlässig Hysterisch Wechsel-Typ Spontaneität/ Angst vor Vereinnahmung zugewandt bis unselbstständig depressiv Nähe-Typ Kontakt-Bereitschaft/Trennungs-Angst T ST1 eigenständig a. Stärken b. leicht übertrieben c. übersteigert 1 selbstsicher auf andere kaum angewiesen gleichgültig gegen andere, überheblich 2 konsequent lässt nicht mit sich handeln, will nichts ändern unnachgiebig, kompromisslos 3 distanzierungsfähig weniger kontaktaufgeschlossen kontaktschwach 4 entscheidungsfreudig entscheidet sich lieber unabhängig von anderen einsame Beschlüsse 5 unbeirrbar nicht leicht zu überzeugen störrisch 6 kritisch weniger vertrauensvoll misstrauisch, argwöhnisch 7 eigenständig eigenbrötlerisch, selbstherrlich 8 skeptisch geht gern seine eigenen Wege, von sich überzeugt sieht in anderen leicht Gegner 9 zielstrebig weniger sensibel für andere rücksichtslos 10 unabhängig isoliert sich leicht einsam menschenfeindlich, Verfolgungswahn ST1 zugewandt a. Stärken b. leicht übertrieben c. übersteigert 1 einfühlsam etwas nachgiebig nachgiebig, konturenlos 2 kameradschaftlich zuvorkommend kumpelhaft, anbiedernd 3 hilfs- und verantwortungsbereit bietet sich immer wieder mit Hilfe an, fühlt sich oft stark von den anderen gefordert drängt Hilfe auf - auch bei Überforderung dabei, opfert sich für andere auf 4 anhänglich, zugewandt anspruchsvoll, sehr anhänglich lästig, klettenhaft 5 beratend, sich zurücknehmend hat es schwer, einen eigenen Standpunkt zu beziehen, eher reaktiv entscheidungsschwach 6 verstehend etwas zu verständnisvoll kann sich nicht abgrenzen 7 empfindsam beeindruckbar und etwas zu dünnhäutig empfindlich 8 kooperativ weniger eigenständig unselbständig 9 Kompromissbereit lässt einen festen Standpunkt nicht erkennen resignierend, gibt manchmal zu schnell nach und auf 10 offen vertrauensvoll vertrauensselig ST1 ordentlich a. Stärken b. leicht übertrieben c. übersteigert 1 genau etwas pingelig formalistisch 2 pünktlich, korrekt hält Richtlinien und Regeln buchstabengetreu ein, hält an Grundsätzen fest pedantisch, doktrinär 3 systematisch überwiegend an Strukturen orientiert starr 4 ausdauernd, beharrlich lässt nicht locker, hält eisern am Vorhaben fest verbissen 5 fleißig sehr viel persönlicher Ehrgeiz streberhaft 6 zuverlässig, verlässlich wenig spontan, etwas uninteressant langweilig, bieder 7 sauber etwas übertrieben ordnungsliebend putzwütig 8 planend wenig improvisierend, keine Abweichungen unflexibel 9 vorsichtig auf Sicherheit bedacht kleinlich, ängstlich ST1 freiheitlich a. Stärken b. leicht übertrieben c. übersteigert 1 wendig rasch anders interessiert unstet 2 spontan etwas zu unruhig, zu bewegt chaotisch 3 gewandt weniger Tiefgang und Intensität oberflächlich 4 flexibel etwas wechselhaft sprunghaft 5 innovativ weniger beständig unrealistisch, Traumtänzer 6 beweglich, mitreißend etwas schnell, impulsiv flatterhaft, launisch 7 großzügig an der großen Linie interessiert und im Detail weniger genau unzuverlässig, mangelnde Sorgfalt 8 agil, aktiv rasch hektisch, flüchtig 9 risiko- und abenteuerfreudig manchmal etwas zu unbedacht und unvorsichtig, weniger bodenständig und bindungsfähig leichtsinnig, tollkühn 10 reaktionsschnell reagierend ohne Auswahl-Gesichtspunkte und Schwerpunkte ablenkbar Polarität und Integration der Sozial-Typen 1 Freiheit in Geborgenheit (fähig zu bedürfnisgerechtem Rückzug oder Kontakt, Bindungs- und Trennungs-Fähigkeit) Pol: Freiheitlichkeit NegativAusprägung: Isolationismus Pol: Bindungs-Fähigkeit PositivAusprägung: Selbständigkeit PositivAusprägung: Geselligkeit NegativAusprägung: Abhängigkeit Distanz-Typ (schizoid) Nähe-Typ (depressiv) Dauer-Typ (zwanghaft) Wechsel-Typ (hysterisch) NegativAusprägung: Starrheit PositivAusprägung: Strukturiertheit PositivAusprägung: Kreativität Pol: Festhalten NegativAusprägung: Beliebigkeit Pol: Loslassen Flexibilität (fähig zu situationsgerechtem Erleben, Entscheiden und Handeln, Gestaltung- und Erhaltungs-Fähigkeit) T Sozialtypen 2 (Psychoanalyse und Transaktions-Analyse) Übersicherheit/Überordnung/AllmachtsPhantasien aktive Konfluenz (passe dich an) männlicher Narzissmus herrschen Aktivität/Initiative Täter-Status Herrschen durch Stärke Passivität/Reaktivität Opfer-Status Herrschen durch Schwäche Untersicherheit/Unterordnung/OhnmachtsPhantasien Passive Konfluenz (ich passe mich an) weiblicher Narzissmus dienen T Typen nach Wahrnehmungs-Arten (WA) In Anlehnung an Tabi Kahler: „Process Therapie Model“, Verlag Kahler Communication – KCG, Weilheim, der seine Typologie abgelehnt an die Transaktions-Analyse (E. Berne) entwickelte Einführung 1 Einführung 2 Einführung 3 Tabelle 1 Tabelle 2 Tabelle 3 Tabelle 4 Tabelle 5 Tabelle 6 Tabelle 7 Tabelle 8 Tabelle 9 Tabelle 10 Tabelle 11 Persönlichkeits-Anteile 1 Persönlichkeits-Anteile 2 T Einführung 1 WA Jeder Mensch hat eine bevorzugte Wahrnehmungs-Art. Diese Wahrnehmungs-Art funktioniert wie ein Filter und zeigt sich in der Wortwahl. Um guten Kontakt aufzunehmen, sollte die bevorzugte Wahrnehmungs-Art des Gegenübers benutzt werden. Kahlers Persönlichkeits-Architektur/-Struktur, die jedem Menschen innewohnt, setzt sich aus 6 Persönlichkeits-Typen zusammen, die in einer Person zusammenwirken. Logiker Bewerter (Beharrer) Einfühler (Emphatiker) Umsetzender (Macher) Wählender (Rebell) Nachdenklicher (Träumer) Der Persönlichkeits-Typ, aus dem am meisten die Welt wahrgenommen und mit der Welt in Interaktion getreten wird, ist der Basis-Persönlichkeits-Typ. Der Basis-Persönlichkeits-Typ der Persönlichkeits-Architektur ist angeboren oder entwickelt sich in den frühen Jahren der Kindheit. Die anderen Persönlichkeits-Typen werden auch häufig, etwas oder weniger benutzt (hierarchisch auf dem Basis-Persönlichkeits-Typ aufgebaut.) Die Stärke eines jeden Persönlichkeit-Typs innerhalb der Persönlichkeits-Architektur/-Struktur bestimmt, wie viel Energie (oder Ausdrucks- bzw. Handlungs-Bandbreite) dieser Mensch zur Verfügung hat, um die Welt aus dieser Etage seiner Persönlichkeits-Architektur zu erfahren. Wird jemand eingeladen oder aufgefordert, aus einer Etage über der des Basis-Typs zu kommunizieren oder zu agieren, steht ihm dort nur eine begrenzte Energie-Menge zur Verfügung. Jeder Basis-Typ hat eine Tür, die aus der Persönlichkeits-Architektur und damit aus der OKHaltung heraus und zum Distress führt. Einführung 2 WA Kommunikations-Kanäle: Kanäle sind Transaktionen zwischen zwei Menschen, die beide in der OK – OK Position in einer Etage ihrer Persönlichkeitsarchitektur sind Wenn Menschen effektiv kommunizieren, dann „bewegen“ sie sich in einem von 5 Kanälen Der Kanal besteht aus einem Kommunikations-A ngebot einer Person und der Reaktion einer anderen Person Kommunikation findet statt, wenn Angebot und Annahme im gleichen Kanal sind (= gleiche Frequenz) Der Persönlichkeitsanteil, der die Interaktion beginnt, bestimmt das Angebot Die Annahme erfolgt, indem aus dem entsprechenden Persönlichkeits-Anteil geantwortet wird Jede andere Reaktion bedeutet einen bestimmten Grad an Misskommunikation und leitet meistens Distress ein Der intervenierende Kanal gilt für alle Typen, während der direktive Kanal, der informative Kanal, der fürsorgliche Kanal und der spielerische Kanal typspezifisch sind. Auf einer Skala von 0 -100 ist jeder Kanal ca. ab 40 offen und mit Energie versorgt. 6 5 Persönlichkeits-Typen Typ, noch seltener Typ, seltener 4 Typ, selten 3 Typ, noch häufig benutzt 2 Typ, auch häufig benutzt 1 Basis-Typ bis 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Im Kanal des Basis-Persönlichkeit-Typs mit einem Richtwert von 100 hat ein Mensch die meiste Energie zur Verfügung. Einführung 3 WA Ab dem zugeordneten Wert 40 bis 100 ist der Kommunikations- bzw. InteraktionsKanal des Persönlichkeit-Typs offen. Unter 40 ist der Kanal verschlossen. Das bedeutet die Person, die auf diesem Typ angesprochen wird kann die Energie nicht halten und geht aus dem Kontakt. Um den Kontakt zu halten sollte eine Person in dem Basis-Persönlichkeits-Typ angesprochen werden. Beispiel einer Persönlichkeits-Architektur einer Person Persönlichkeits-Typen 6 Typ, noch seltener: Umsetzer 5 Typ, seltener: Logiker 4 Typ, selten: Nachdenklicher 3 Typ, noch häufig benutzt: Bewerter 2 Typ, auch häufig benutzt: Wählender 1 Basis-Typ: Einfühlender bis 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Tabelle 1 Logiker Persönlichkeits-Anteil KommunikationsKanal WahrnehmungsArt DatenVerarbeiter: Infos, um zu organisieren u. weiter zu geben Informativ Denken (identifi zieren und kategorisieren) Stärken und Logik Qualitäten verantwortungsbewusst gut organisiert Bewertender (Beharrer) DatenVerarbeiter: Infos, um Werte zu begründen und sie weiterzugeben Informativ Meinungen (beurteilen mit WerteSystemen) Werte engagiert guter Beobachter gewissenhaft Einfühlender Nachdenklicher Wählender (Empathiker) (Träumer) (Rebellen) Unterstützer DatenEmotioVerarbeiter: nalität Infos, um Visionen zu entwickeln und zur Introspektion fürsorglich direktiv als spielerisch Empfänger, sendet aus einem anderen Typ Gefühle/ Filtern durch Reaktionen Emotionen Inaktionen (Vorlieben (Situationen (Reflektionen, und Abneierfühlen) denkt nach) gungen) Mitgefühl Fantasie Humor sensibel ruhig spontan warmherzig fantasievoll kreativ nachdenklich verspielt WA Umsetzender (Macher) Direktivität direktiv Aktionen (in Gang bringen und erleben) Charme Anpassungsfähig überzeugend charmant Tabelle 2 Logiker Erfolg und Zufriedenheit harte Arbeit klares, logisches Denken ZeitEinteilung Wichtig Fakten Daten Infos PersoSpok nenDecartes Beispiele WA Bewertender (Beharrer) Regeln befolgen gewissenhaft sein richtige Wertmaßstäbe haben Einfühlender (Empathiker) lieben geben mitfühlend sein Menschen bedingungslos akzeptieren Nachdenklicher (Träumer) Nachdenken und sich nicht aufregen Jeden Tag Zeit für sich nehmen Über alles und sich nachdenken Wählender (Rebellen) Spaß haben kreativ sein Man selbst sein Den eigenen Weg gehen. Loyalität Engagement Beziehungen Freunde Familie Privatsphäre Raum für sich Will geführt werden Spaß Spontaneität Kreativität Martin Luther King Superman Dr. McCoy Hoss Cartwright Albert Einstein Forrest Gump Charlie Brown James Dean Robin Williams in Mrs. Doubtfire Umsetzender (Macher) Aufregende Dinge tun Charmant sein andere mitreißen Vor allem aufpassen, dass man selbst nicht zu kurz kommt Autonomie Anpassungsfähigkeit Initiative James Bond Richard Gere: in Offizier & Gentleman Tabelle 3 Logiker Sprache Bedürfnisse und Phasen Antreiber (Distress) 1. Grad WA Bewertender (Beharrer) Ich denke.. Ich bin der Welche Meinung. Optionen… Man sollte… Bedeutet Ich bin davon das… überzeugt… Wer? Was? Respekt… Wann? Wo? Werte… Fakten, Bewunderung Daten, Engagement… InformaErwartet tionen Vertrauen Anerkennung Anerkennung der Leistung der Überund zeugungen und Zeit-Struktur der Leistung Einfühlender (Empathiker) Ich fühle mich…wohl Ich bin…. Das liegt mir am Herzen Ich habe…lieb …nahe …glücklich Nachdenklicher (Träumer) Da möchte ich noch darüber nachdenken Anweisungen abwarten… Erst mal abwarten… …ganz ruhig Raum für mich… Wählender (Rebellen) Wow… Das mag ich… Das mag ich nicht… Hab keine Lust… Umsetzender (Macher) Brings in Gang Haupttreffer Packs an Genug Gerede …ans Eingemachte Anerkennung als Person und sinnliche Anregung Alleinsein Kontakt Aufregung Ich muss perfekt sein (für dich). Erwartet von sich selbst Perfektion, kann schlecht delegieren: Ich muss es recht machen. Erwartet von sich selbst, es anderen recht zu machen. Ich muss stark sein. Erwartet von sich selbst, stark zu sein. Ist distanziert. Ich muss mich anstrengen. Erwartet von sich, dass er sich Mühe gibt. Du musst stark sein. Erwartet von anderen, dass sie keine Unterstützung brauchen. Du musst perfekt sein. Erwartet von anderen Perfektion. Konzentriert sich auf das, was falsch ist., Tabelle 4 Logiker Bewertender (Beharrer) Schwierige Wörter, wenn einfache das gleiche sagen würden. Überqualifizieren Überdetaillieren Hinterfragen präzise Worte Überflüssige Qualifikation: für mich persönlich Tonfall kontrolliert Gesten Betont absichtsvoll Aussagen mit Fingern oder Handzeichen KörperHaltung Gemessen roboterhaft Rigide Steif Von oben herab WA Einfühlender Nachdenklicher Wählender (Empathiker) (Träumer) (Rebellen) Vielleicht Der Gedanke ist Kann ich Irgendwie mir gekommen nicht Du weißt Es fiel mir ein Äh schon Das macht Fragt nicht mich… direkt Weiß nicht Umsetzender (Macher) Was hat dich auf die Idee gebracht Du oder man anstatt ich Welche Gefühle hat er dir gemacht? Weinerlich monoton Am Satz-Ende höherer Tonfall Nicken bei keine gesenktem Kopf Angestrengt gepresst Entschlossen, um Eindruck zu machen übertrieben Schultern eingezogen Kopf nach vorn Nach vorn gelehnt, gebückt Kopf nach oben Steif erstarrt hilflos imposant Tabelle 5 Logiker Bewertender (Beharrer) GesichtsAusdruck angespannt Hochgereckter Kopf Bohrender Blick Abwehr Rationalisieren Misserfolg durch WarnSignale Einfühlender Nachdenklicher (Empathiker) (Träumer) WA Wählender (Rebellen) Umsetzender (Macher) maskenhaft kalt ausdruckslos Geplagt Verzieht das Gesicht Falten Zuversicht vermittelnd wenige LidSchläge Projektion Hochgezogene AugenBrauen MäuschenBlick aufschauend Introjektion Dissoziation Substitution Verführung Übermäßige Kontrolle Predigt seine Überzeugungen Macht „dumme“ Fehler Unangemessener Rückzug SchuldManipulation Zuweisungen Frustration, weil Leute nicht denken und sich nicht an Regeln halten oder Fehler machen. Kritisch Frustration, weil Leute nicht die gleichen Überzeugungen haben. Vergibt keine Fehler. Ist extrem misstrauisch. Stempelt andere ab. Lädt zur Kritik ein. Zeigt SelbstZweifel und wertet sich selbst ab. Übertreibt Gefühle. Dramatisiert sich selbst. Wartet passiv ab. Beginnt Projekte und führt sie nicht zu Ende. Vermeidet körperliche und emotionale Nähe. Hat kaum Freunde. Ist negativ und beklagt sich. Hat selbst nie Schuld. Gibt anderen die Schuld. Stur, trotzig, feindselig. Verschiebt auf später und vergisst. Stachelt andere zum Streit an. Inszeniert negatives Drama. Übertritt Gesetze. Tabelle 6 Logiker Bewertender (Beharrer) Einfühlender Nachdenklicher (Empathiker) (Träumer) WA Wählender (Rebellen) Umsetzende r (Macher) Weil du mich Ich kann dir (traurig etc.) ein schlechgemacht hast, tes Gefühl mache ich dich machen. jetzt auch (traurig etc.) Mythos Ich kann dir ein schlechtes Gefühl machen. Ich kann dir ein schlechtes Gefühl machen. Du kannst mir ein schlechtes Gefühl machen. Du kannst mir ein schlechtes Gefühl machen. Maske Angreifer (Ich ok – du nicht ok) Du bist dermaßen dumm. Angreifer: Du solltest dich schämen. Sowas tut man einfach nicht. Jammerer (Ich nicht ok – du ok) Ach, wie dumm von mir Jammerer Zieht sich zurück Position Ich bin OK. Du bist nicht OK. Verfolger auf der Suche nach dem Opfer Ich bin OK. Du bist nicht OK. Verfolger auf der Suche nach dem Opfer Ich bin nicht OK. Du bist OK. Opfer auf der Suche nach dem Verfolger Ich bin nicht OK. Ich bin OK. Du bist OK. Du bist nicht OK. Opfer auf der Verfolger auf Suche nach der Suche dem Verfolger nach dem Opfer. Jetzt hab ich dich, du Schweinehund Aufruhr Schweinehund. Warum versuchst du nicht… Schlag mich. Ich Dummchen. Rolle Spiele Schuldzuweise r (Ich ok – du nicht ok) Ja… aber… Wegen dir Ja, aber. Schau, was du getan hast. Zwickmühle, Schlemihl SchuldZuweiser Das wirst du dir doch nicht etwa gefallen lassen? Ich bin OK. Du bist nicht OK. Verfolger auf der Suche nach dem Opfer. Jetzt streitet mal miteinander. Hilfe, Vergewaltigung Tabelle 7 Logiker Interventionen beim 2. Grad Distress Bewertender (Beharrer) Sagen Sie: Sagen Sie: Gute Arbeit. Gute Arbeit. Nennen Sie Fragen Sie klare ihn/sie nach Termine. seiner/ihrer Gehen Sie Meinung. systematisch Hören Sie vor. aufmerksam Teilen Sie zu, wenn er/sie Daten und Meinungen Fakten mit – äußert. argumenHören Sie tieren Sie immer logisch. aufmerksam Verhalten Sie zu. sich Zeigen Sie verantwortun Respekt. gsvoll. Sagen Sie, Anerkennen dass sie Sie ihre/seine sein/ihr Leistungen. Engagement/ Geben Sie GewissenBelohnungen haftigkeit und begrün schätzen. den Sie diese. Einfühlender (Empathiker) Sagen Sie ihm/ihr, dass er/sie Ihnen am Herzen liegt. Erkundigen Sie sich nach Familie und Freunden. Seien Sie sensibel. Geben Sie ihm/ihr ehrlich gemeinte Komplimente. Schenken Sie kleine Überraschung en. Hören Sie ihm/ihr aufmerksam zu, wenn er/sie über das spricht, worüber er/sie sprechen will. Nachdenklicher (Träumer) Geben Sie Richtlinien. Erlauben Sie persönlichen Raum für Sie/ihn. Beschränken Sie die Aufgaben auf ein überschaubares , klar definiertes Maß. Setzen Sie klare Prioritäten. Lassen Sie ihn/sie selbst aussuchen, wo sie arbeiten wollen. Geben Sie ihm/ihr Zeit zum Nachdenken, bevor Sie eine Antwort verlangen. WA Wählender (Rebellen) Seien Sie spontan. Geben Sie kreative Aufgaben. Räumen Sie Zeit ein für Spaß und Humor. Geben Sie die Möglichkeit für individuelle Gestaltung seiner/ihrer Umgebung. Musik Verspielte Sachen, Spielzeug Umsetzender (Macher) Handeln Sie etwas mit ihm/ihr aus. Übergeben Sie ihm/ihr die Führung eines Projektes. Unterstützen Sie ihn/sie dabei, das nötige Maß an Aktion zu bekommen. Übertragen Sie Aufgaben, die mit Menschen zu tun haben. Stellen Sie ihn/sie vor Herausforder ungen. Tabelle 8 Logiker WA Bewertender (Beharrer) Vertraue nicht. Einfühlender Nachdenklicher Wählender (Empathiker) (Träumer) (Rebellen) Fühle keinen Schaff‘s nicht. Werde nicht Ärger. erwachsen Primäre Einschär fung Sekundäre Einschär fung Fühle keine Trauer Habe keinen Spaß. Sei nicht nahe. Genieße nicht. Sei nicht nahe. Genieße nicht. Gehör nicht dazu. Sei nicht wichtig. Werde nicht erwachsen. Script Erst wenn (Hinausschieben) Erst wenn (Hinausschieben) Anpassu ngsform Psychische Bedürfnisse zwanghaft paranoid Anerkennung der Leistung und Zeitstruktur Unerledigtes Verlust als Thema. Anerkennung der Leistung und der Überzeugungen Angst als Thema. Danach (Schlimmes wird passieren, self fulfilling prophecy) hysterisch, hystrionisch Anerkennung als Person und sinnliche Anregung Ärger als Thema. Umsetzender (Macher) Sei nicht nahe. Gehör nicht dazu. Habe keinen Spaß. Sei nicht nahe. Sei nicht wichtig. Niemals (Entscheidungsund AbschlussProbleme) Schaff`s nicht Vertraue Sei nicht nicht. nahe. Schaff`s nicht. Gehör nicht dazu. schizoid passivaggressiv Spielerischer Kontakt antisozial Verantwortung als Thema. Bindung als Thema. Alleinsein Autonomie Thema. Immer (In die Enge getrieben, warten auf den Retter) Aufregung Tabelle 9 Logiker Distress 3. Grad Erlebt negative Anerkennung seiner Leistung und seiner Ideen. Endaus- Depressiv zahlung und wertlos Wehren Ich werde für gegen … dich perfekt im sein und das Antreiber Denken übernehmen, damit nichts Schlimmes passiert. Wehren im Untergeschoss Ich werde dir sagen, wie dumm du bist, damit du klar denkst. Bewertender (Beharrer) Erlebt negative Anerkennung seiner Überzeugungen Einfühlender (Empathiker) Erlebt bedingungslose Ablehnung als Person. Depressiv und Depressiv und hoffnungslos ungeliebt. Ich erwarte von Ich werde es dir, dass du dir recht perfekt bist. machen und Deshalb weise mich ich dich auf übermäßig deine Fehler anpassen, hin, damit du damit du mich nicht nicht scheiterst. zurückweist. Ich halte dir ewige Predigten, um dich sogar mit Drohungen davon zu überzeugen, wie wichtig ist, was ich sage. Ich werde mich herabsetzen, Fehler machen, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen. WA Nachdenklicher Wählender (Träumer) (Rebellen) Erlebt negative Erlebt Einsamkeit. negativen Kontakt. Umsetzender (Macher) Erlebt negative Abenteuer und Dramen. Depressiv und apathisch. Ich werde stark sein und für mich selbst weder denken noch fühlen, damit du nicht von mir erwartest, dass ich Entscheidungen treffe. Ich werde mich abkapseln oder zurückziehen, damit du mir sagen musst, was ich zu tun habe. Depressiv u. verlassen. Ich erwarte von dir, dass du stark bist und dich selber um dich kümmerst, damit du nicht von mir abhängig bist. Ich werde BeziehungsRegeln ändern und dich damit wegstoßen, bevor du mich verlässt. Depressiv und hilflos. Ich werde mich anstrengen, damit du für mich das Denken übernimmst und mich nicht zu Verantwortung ziehst. Ich weise jede Schuld von mir, damit ich nie für Fehler verantwortlich bin. Tabelle 10 Logiker Wahrscheinliche frühe Entscheidung: Bewertender (Beharrer) Wenn ich Wenn ich nicht nicht für dich dafür sorge, das Denken dass du die übernehme, richtigen dann wird Überzeugunetwas gen hast und Schlimmes das Richtige passieren. tust, dann wird Deshalb etwas Schlimwerde ich mes passieren. perfekt sein Deshalb erwarund keine te ich von dir, Fehler dass du keine machen. Fehler machst. Solange ich Solange ich dir dich kritisiere, Predigten weil du nicht halte, kann ich klar denkst, es vermeiden, kann ich meine Angst zu meine Trauer fühlen. vermeiden. Einfühlender Nachdenklicher Wählender (Empathiker) (Träumer) (Rebellen) Wenn ich dir Sachen und Ich fühle zeige, dass Menschen mich ich ärgerlich können dich … schlecht. bin, dann (wütend, traurig Solange ich verletze ich etc, schlechte dir dafür dich und dann Gefühle) Schuld wirst du mich machen. geben kann, ablehnen. Deshalb muss kann ich es Deshalb ich stark sein vermeiden, werde ich es und mich für mich dir Recht zurück-ziehen selbst Vermachen und und in der antwortung meinen Ärger Passi-vität für zu überin mir mich nehmen, verschließen. vermeiden, mich selbst Entscheidungen zu lieben und zu treffen. dafür zu sorgen, dass es mir gut geht. WA Umsetzender (Macher) Sachen und Menschen können mich … (wütend, traurig etc, schlechte Gefühle) machen. Deshalb muss ich jeden verlassen, der mir zu nahe kommen könnte. Solange ich dich verlasse, kann ich es vermeiden, dir nahe zu sein und mit dir eine Bindung einzugehen. Tabelle 11 Logiker Echtgefühl Trauer Bewertender (Beharrer) Angst Deckgefühle Frustration, Schuld-Gefühle, frustrierter Ärger Loslösung Selbstgerechter Ärger, misstrauisch, eifersüchtig Vertrauen Trauer, Verwirrung, verletzt, ungeliebt Beziehung Bedeutungslosigkeit, Unangemessenheit Abhängigkeit Frühes Kleinkindalter (18 – 24 Monate) Bin ich es wert? Vorschulalter (48 – 60 Monate) Säuglingsalter (Geburt bis 9 Monate) Bin ich liebenswert? Bin ich erwünscht? Stufe Alter Spätes Kleinkindalter (24 – 36 Monate) Existenzi Bin ich elle vorbereitet? Frage WA Einfühlender Nachdenklicher Wählender (Empathiker) (Träumer) (Rebellen) Ärger Eigene Potenz Echtes Bedauern Umsetzender (Macher) Nähe Rachsüchtig (impulsiv), gelangweilt Rache, reuelos Unabhängigkeit Kindergartenalter (36 – 48 Monate) Bin ich akzeptiert? Verbindung Spätes Säuglingsalter (9 - 18 Monate) Lebe ich? Persönlichkeits-Anteile 1 WA (bezogen auf die Ich-Zustände von E. Berne) Die Verhaltens-Muster zeigen sich auf 5 Weisen: Wortwahl, Tonfall, Gesten, Körper-Haltung, Gesichts-Ausdruck. Um authentisch zu sein, müssen 3 von 5 Weisen gezeigt werden. Persön- Wortwahl: lichkeitsanteil: BeJede Art von schützer Anweisung, die sich an die 5 Sinne richtet Datenverarbeiter Tonfall: Gesten: KörperHaltung: GesichtsAusdruck: Aktivierungs-Möglichkeiten: bestimmt beschützend wertschätzend ruhig Hände und Arme ausgestreckt, als ab ein kleines Kind gehalten werden würde Entspannt, aber stabil Appelle an die Sinne ohne Aggression, Bedrohung und Ärger: Atme tief ein… Beruhige dich… Hör mir zu… Schau mich an… Wenige, wenn überhaupt aufrecht Stabil nicht kritisierend, of- fen Vertrauen schaffender Blick leichtes Nicken, dass alles in Ordnung ist ausdruckslos Was…? monoton Wird das…? Ist das…? Wie…? emotionslos, nicht kritisierend Infos abfragen oder mitteilen Es werden Fragen gestellt z. B. Welche Optionen stehen dir zur Verfügung? Was ist danach passiert? Was möchtest du erreichen? keine Emotionen keine Direktiven, keine Befehle keine Anweisungen Persönlichkeits-Anteile 2 WA Persönlichkeitsanteil: Direktiver Wortwahl: Tonfall: Gesten: KörperHaltung: GesichtsAusdruck: Erzähle…! Sage… bestimmt, nicht kritisierend nicht drohend weinige, wenn überhaupt aufrecht Unterstützer Ich mag dich. Du bist mir wichtig. Ich freue mich, dass du da bist. weich sanft tröstend fürsorglich warm Handentflächen spannt nach oben offen zugewandt Emotionaler Spitze machst du das. Boah, fantastisch. Jetzt hast du es gepackt. Wow! energiegeladen verspielt abwechslungsreich klingend enthusiastisch lebhaft ausdrucksstark ausdrucklos Anweisungen, Befehle, die sich an den denkenden Teil des Menschen richten. kein Ärger, keine Aggression, keine Bedrohung annehmend An den kindlichen Teil des warm Gegenübers gerichtet. sanft Vermittelt, dass der andere lächelnd umsorgt wird. weich Keine Infos für Menschen, deren Gefühle wahrgenommen werden sollten. augenNatürlicher OK-Gefühlsteil: zwinkernd Nicht veräppelnd lebhaft Nicht trotzig natürlich Nicht rachsüchtig kindliches Spielt keine Streiche Lächeln Nicht herabsetzend Ist verspielt u. teilt seine positiven u. negativen Gefühle mit locker offen fließend flexibel entspannt elastisch Aktivierungs-Möglichkeiten: Typen nach eher männlichen und weiblichen Kommunikations-Orientierungen Inhalts-Orientierung Was? ProzessOrientierung ErgebnisOrientierung Beziehungs-Orientierung Wie? T Typen nach Sicherheit und Bejahung T Bejahung/Optimismus/Plus-Typ Ressourcen-Orientierung Stärken im Vordergrund Schwächen werden eher übersehen Antworten/ Ausrufe-ZeichenMenschen übersicher Aktionismus im Vordergrund Vorsichts-Mangel Fragen/ Frage-ZeichenMenschen untersicher Bedenken/Zweifel im Vordergrund Risiko-Mangel Verneinung/Pessimismus/Minus-Typ Defizit-Orientierung Schwächen im Vordergrund Stärken werden eher übersehen ! Typen nach Zuwendung und Angst-Umgang Innenwendung/Introversion Rückzug aus Kontakt Intrapsychische-Intelligenz Weiß viel über sich Fähigkeit zum Umgang mit Erregung/ Angst-Integration Umsicht/Vorsicht differenzierte Gefühls-Welt Unfähigkeit im Umgang mit Erregung/ Angst-Abspaltung Gefahren-Sucher oder Angst-Hase Arme, lückenhafte und undifferenzierte Gefühls-Welt Außenwendung/Extraversion Viel Außen-Kontakt/ wenig Selbst-Kontakt Interpsychische Intelligenz Weiß viel über andere T Typen nach Handlungs-Richtung MessieGefahr! Nehmen/Empfangen Zuhören Eindruck Loslassen/ Aussortieren/ sich von Dingen trennen sein wollen Festhalten/ Sammeln/ Aufbewahren/ Haben-Wollen Geben/Austeilen Sprechen Ausdruck T Typen nach Gemeinschafts-Funktionen T Gemeinsamkeit-Beachtung/ Kollektivität Was verbindet uns? Mehrheits-Entscheidungen VerantwortungsÜbernahme bis Macht-An-sich-Reißen/ Angst vor Statuslosigkeit und Funktions-Verlust VerantwortungsZurückhaltung bis – Verweigerung/ Angst vor Übernahme von FührungsFunktionen Unterschieds-Beachtung/ Individualität/Diversität Was trennt uns? Minderheiten-Voten Orientierung im Selbst- und Sozial-Feld 1 Wie orientiere ich mich und wie orientieren m e e sich andere im sozialen Mitwelt-Feld e h h tendenziell bis überwiegend? i e e s r r t Nähe: Ich brauche und suche gern und häufig die Annäherung an andere Menschen? Dauer: Für mich sind Durchhalten, Kontinuität und Verlässlichkeit hohe Werte. Überordnung: Mir liegt es und fällt es leicht, die Regie in Situationen zu übernehmen und zu bestimmen. Aktivität: Mir gefällt es, initiativ zu sein, zu entscheiden und anzupacken. Bejahung: Ich sehe gern auf das, was da ist und versuche das Beste daraus zu machen. Übersicherheit: Ich gehe davon aus, dass ich mit Herausforderungen des Lebens besser klar komme als viele andere. Innenwendung: Mir ist meine Innenwelt mit Gedanken, Gefühle und Körper-Empfindungen ein vertrauter Rückzugs-Ort. Angst-Integration: Ich nehme viele meiner Ängste wahr und kann mit ihnen zumeist konstruktiv umgehen. m Die Aussagen sind nur beispielhaft gemeint e und eher sinngemäß als wörtlich zu i interpretieren. s t Distanz: Ich brauche regelmäßig hinreichend Zeit und Raum für mich allein und Abstand von anderen. Wechsel: Ich brauche Veränderung und Neues, um mich wohl zu fühlen. Unterordnung: Es fällt mir leicht, mich nach dem zu richten, was mir andere vorgeben. Passivität: Ich warte gern ab und lasse die Dinge auf mich zukommen. Verneinung: Mir fallen eher Fehler und Mängel auf und ich finde schnell ein Haar in der Suppe. Untersicherheit: Ich habe des Öfteren das Gefühl, den Herausforderungen des Lebens nicht gewachsen zu sein. Außenwendung: Mir fällt es leicht, SozialKontakte aufzunehmen und ich fühle mich wohl, wenn ich mich zeigen kann. Angst-Abspaltung: Mir machen meine Ängste angst. Darum möchte ich mit ihnen möglichst nichts zu tun haben. T Orientierung im Selbst- und Sozial-Feld 2 ++ + + T ++ Inhalts-Orientierung: Mich interessiert in erster Linie, was Menschen zu sagen haben, wenn ich mit ihnen zusammen bin. Beziehungs-Orientierung: Mich interessiert mehr, wie Menschen sich im Zusammensein zu mir in Beziehung setzen. Prozess-Orientierung: Spannend ist für mich, wie sich eine Situation entwickelt hat und wie sie sich wohl weiter entwickelt. Ergebnis-Orientierung: Ich achte im Wesentlichen darauf, was bei einer Aktion am Ende herauskommt. viel Mitwelt im Inneren: Mir ist es wichtig, was andere von mir halten und dass ich mich an vorgegebene Regeln halte. viel Inneres in der Mitwelt: Ich kann bei anderen Ablehnungs- oder BewunderungsWürdiges leichter sehen als bei mir. Grenzen durchlässig: Ich kann mich in andere so gut einfühlen, dass ich mich selbst kaum noch erleben kann. Nehmen: Mir fällt es leicht, von anderen Geschenke, Unterstützung, Gefälligkeiten und Zuwendung anzunehmen. Grenzen undurchlässig: Ich mache viele Dinge in mir selbst aus, die eigentlich mit anderen geklärt werden sollten. Geben: Mir fällt es leicht, anderen Geschenke, Unterstützung, Gefälligkeiten und Zuwendung zukommen zu lassen. Festhalten: Ich sammle und behalte gern alte Sachen und Erinnerungen, denn man kann nie wissen, wann man sie braucht. Loslassen: Ich habe es gern, wenn ich Ballast an Dingen und Gedanken abwerfen kann, um frei und leicht zu sein. Gemeinsamkeits-Beachtung: Ich achte eher darauf, was wir miteinander an Übereinstimmendem haben. Unterschieds-Beachtung: Mir ist es wichtig, dass unsere Unterschiedlich-keit im Miteinander genügend Platz bekommt. Verantwortungs-Übernahme: Mir fällt es leicht, für mich und für andere verantwortlich zu sein. Verantwortungs-Zurückweisung: Ich neige dazu, Verantwortlichkeiten von mir abzuwälzen. Menschen mit PersönlichkeitsStörungen (F60) Allgemein Paranoide Persönlichkeits-Störung (F60.0) Schizotypische Persönlichkeits-Störung (F21) Schizoide Persönlichkeits-Störung (F60.1) Dissoziale Persönlichkeits-Störung (F60.2) Borderline Persönlichkeits-Störung (F60.31) 1 Borderline Persönlichkeits-Störung (F60.31) 2 Histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4) 1 Histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4) 2 Anankastische Persönlichkeits-Störung (F60.5) Sensitive Persönlichkeits-Störung (F60.6) Asthenische Persönlichkeits-Störung (F60.7) Narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8) 1 Narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8) 2 Passiv-aggressive Persönlichkeits-Störung (F60.8) Allgemein (A) Kategorisierung Entstehung (Ätiologie): Psychodynamik 1 Entstehung (Ätiologie): Psychodynamik 2 Unterscheidung Störungs-Grundmuster(dreidimensional) Definition der Persönlichkeits-Störung 1 Definition der Persönlichkeits-Störung 2 Auslöser und Ursachen Phasen der Libido-Orientierung (PD) Therapie Kritik am Begriff der Persönlichkeits-Störung F60 Kategorisierung Negative Auswirkungen von Persönlichkeits-Störungen, Charakter-Strukturen oder Charakter-Neurosen werden auf der Basis störungsspezifischer Zusatz-Qualifikationen abgeschwächt vor dem Hintergrund der Bearbeitung von Bindungs-Störungen und anderen leibseelischer Entwicklungs-Defiziten. Kategorisierung Cluster A sonderbar, exzentrisch paranoide PS schizoide PS schizotypische PS (F21) Cluster B dramatisch, emotional antisoziale PS (F60.2) Borderline-PS (F60.31) histrionische PS (F60.4) narzisstische PS (F60.8) Cluster C ängstlich, vermeidend depressive PS (Dysthymia) (F34.1) selbstunsichere PS (F60.6) dependente PS (F60.7) zwanghafte PS (F60.5) passiv-aggressive PS (F60.8) A Entstehung (Ätiologie): Psychodynamik 1 Aus psychodynamischer Sicht können Persönlichkeits-Störungen in ihrer Entstehung (Ätiologie) insbesondere den ersten drei Phasen der psychosexuellen Entwicklung zugeordnet werden: Orale Phase im ersten Lebens-Jahr: Die absoluten Grundbedürfnisse, Nahrung und Liebe, wollen befriedigt werden. Es entwickelt sich hier Urvertrauen oder Urmisstrauen. Krankheits-Bilder im Zusammenhang mit dieser Phase: paranoide Persönlichkeits-Störung (F60.0) schizoide Persönlichkeits-Störung (F60.1) depressive Persönlichkeits-Störung/Dysthymia (F34.1) passiv-aggressive Persönlichkeits-Störung (F60.8) abhängige (asthenische) Persönlichkeits-Störung (F60.7) Borderline-Persönlichkeits-Störung (F60.31) Sucht/Abhängigkeit (psychotrope Substanzen F10.2 – F18.2, Ess-Störungen F50, schädlicher Gebrauch nichtabhängigkeitserzeugender Substanzen F55 und pathologisches Spielen F63.0, weiterhin Arbeits-Sucht, Sammel-Sucht (Messie), Kleptomanie/pathologische Stehlen F63.2, Poriomanie (Wandertrieb) auch als dissoziative Fugue F44.1, Pyromanie/pathologische Brandstiftung F63.1 narzisstische Persönlichkeits-Störungen (F60.8) Angst-Neurosen (phobische Störungen F40, Panik-Störungen F41.0, generalisierte AngstStörung F41.1) Sexual-Störungen (sexuelle Funktions-Störungen F52, Störungen der Geschlechts-Identität F64, Störungen der Sexual-Präferenz F65, psychische und Verhaltens-Störungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung F66) psychosomatische Erkrankungen (F54) A Entstehung (Ätiologie): Psychodynamik 2 Anale Phase im zweiten bis dritten Lebens-Jahr: In dieser sozialen Übungs-Phase werden unsere Grenzen erkundet. Reinlichkeits-Erziehung steht auf dem Programm. Es geht um Kontrolle und Autonomie, Ordnung und Unordnung, Behalten und Hergeben, Macht und Ohnmacht, Aggressions- und Abhängigkeits-Konflikte. Krankheits-Bilder im Zusammenhang mit dieser Phase: zwanghafte (anankastische) Persönlichkeits-Störung (F60.5) Phallisch-ödipale Phase im vierten bis fünften Lebens-Jahr: Die geschlechtsspezifische Identität bildet sich heraus. Neben der Rivalität zum gleichgeschlechtlichen Eltern-Teil geht es zugleich um dessen Akzeptanz und um die Identifikation mit ihm. Hierher gehören soziale Konkurrenz und Rivalität. Krankheitsbilder im Zusammenhang mit dieser Phase: Histrionische (hysterische) Persönlichkeits-Störung F60.4 phobische Störungen (F40) Dissoziative Störungen (Konversions-Symptome) F44 (Symptom-Sprache ist eine Art von Körper-Sprache) Sexualstörungen (sexuelle Funktions-Störungen F52, Störungen der Geschlechts-Identität F64, Störungen der Sexual-Präferenz F65, psychische und Verhaltens-Störungen in Verbindung mit der sexuellen Entwicklung und Orientierung F66) A Unterscheidung Reaktion auf Spättrauma: Die abnorme Erlebnis-Reaktion als unangemessenes Verhalten auf BelastungsSituationen hin Beispiele: abnorm lange Trauer-Phase (F43.23), Posttraumatische Belastungs-Störung (PTBS) (F43.1) Reaktion auf Frühtrauma: Die abnorme seelische Entwicklung (Neurose im engeren Sinne), bei der ein frühkindliches Trauma vorliegt mit einem Trieb- oder Abwehr-Konflikt Beispiele: Sucht (F10.2 bis F18.2) Phobien (F40) Angst-Neurosen oder generalisierte Angst-Störungen (F41), Zwangs-Neurosen (F42) alle psychosomatischen Erkrankungen wie Somatisierungs-Störung (F45.0), hypochondrische Störung (F45.2), somatoforme autonome Funktionsstörung (F45.3) oder Schmerzstörung (F45.4) Persönlichkeits-Störung oder Charakter-Neurose: Beispiele: depressive Persönlichkeits-Störung als Dysthymia (F34.1), schizoide Persönlichkeits-Störung (F60.1) dissoziale Persönlichkeits-Störung (F60.2) hysterische oder neuerdings histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4), zwanghafte oder anankastische Persönlichkeits-Störung (F60.5) sensitive oder ängstlich (vermeidende) Persönlichkeits-Störung (F60.6) abhängige (asthenische) Persönlichkeits-Störung (F60.7), narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8) A Störungs-Grundmuster (dreidimensional) F60.8 und F60.2 F34.1 Nähe A Überordnung F60.4 Dauer Wechsel F60.5 Unterordnung Distanz F60.1 F60.6 und F60.7 Definition der Persönlichkeits-Störung 1 1. Es handelt sich um schwere Störungen der Persönlichkeit und des Verhaltens der betroffenen Person, die nicht direkt auf eine Hirn-Schädigung oder -Krankheit oder auf eine andere psychiatrische Störung zurückzuführen sind. 2. Sie entstehen aus Trieb-Abwehr-Konflikten und Ambivalenzen (dysfunktionale Lern-Vorgänge, genetisch mitbestimmt bei Depression, Phobien und AngstNeurosen) 3. Einige dieser Zustands-Bilder und Verhaltens-Muster entstehen als Folge konstitutioneller Faktoren und sozialer Erfahrungen schon früh im Verlauf der individuellen Entwicklung, während andere erst später im Leben erworben werden. 4. Organische Ursachen (Erkrankungen oder Verletzungen) müssen ausgeschlossen sein. 5. Sie erfassen verschiedene Persönlichkeits-Bereiche und gehen beinahe immer mit persönlichen und sozialen Beeinträchtigungen einher (Kriterium ist hier jedoch das subjektive Leiden). 6. Die Personen weichen von der Mehrzahl der Bevölkerung ab in der Selbst-Wahrnehmung, in ihrer Kontakt-Aufnahme und in ihren Beziehungen zu anderen. 7. Die Störungen sind häufig mit deutlichen Einschränkungen der beruflichen und sozialen Leistungs-Fähigkeit verbunden. A Definition der Persönlichkeits-Störung 2 8. Häufig gehen sie mit einem unterschiedlichen Ausmaß persönlichen Leidens und gestörter sozialer Funktions-Fähigkeit einher. 9. Persönlichkeits-Störungen treten meist (in der Regel) in der Kindheit oder in der Adoleszenz in Erscheinung und bestehen während des Erwachsenen-Alters weiter. 10. Meist länger anhaltende Zustands-Bildern und Verhaltens-Muster. Sie sind Ausdruck des charakteristischen, individuellen Lebens-Stils, des Verhältnisses zur eigenen Person und zu anderen Menschen. 11. Das abnorme Verhaltens-Muster ist andauernd und nicht auf Episoden psychischer Krankheiten begrenzt. 12. Verhaltens-Auffälligkeiten bestehen in den Bereichen wie Kognition, Affektivität, Antrieb, Wahrnehmung, Denken, Impuls-Kontrolle und soziale Beziehungen. 13. Die Persönlichkeits-Züge sind unflexibel und wenig angepasst. 14. Persönlichkeits-Störungen können mit anderen psychischen Störungen einhergehen. A Auslöser und Ursachen Auslöser: Inadäquate Belastungen Inadäquate Entlastungen Bestimmte Konstitutionen (Angst-Neurosen, soziale Phobien, depressive Reaktion) Hormonelle Veränderungen (Pubertät, Wochenbett, Klimakterium) Hirn-Traumata Ätiologie (Ursachen): Es existiert keine einheitliche Vorstellung über die Ursachen oder die Entstehung von Persönlichkeits-Störungen. Die Entwicklung der gesunden und gestörten Persönlichkeit wird als Ergebnis komplexer Wechsel-Wirkungen aus Umwelt-Faktoren (Eltern, soziales Umfeld) und Anlage-Faktoren (genetisch) gesehen. Die verschiedenen Erklärungs-Ansätze der Psychologie bewerten einzelne Aspekte stärker als andere, ergänzen sich jedoch im Großen und Ganzen. Aus Sicht der Tiefen-Psychologie werden Störungen in der kindlichen Entwicklung als ursächlich oder begünstigend für die Ausbildung von Persönlichkeits-Störungen angenommen. Beispielsweise werden ein dysfunktionales soziales Umfeld und eventuelle traumatische Erlebnisse als belastende Faktoren angesehen. Die klassische Psychoanalyse wertet die Prozesse der Identitäts-Entwicklung stärker. A Phasen der Libido-Orientierung (PD) A Oral: (1. Lebens-Jahr) Befriedigung der Grundbedürfnisse, Nahrung und Liebe. Dazu Nutzung des Mundes zum Saugen, Anklammern und Körper-Haut-Kontakt – Entwicklung von Urvertrauen oder Urmisstrauen (von Pessimismus über Depression bis Hospitalismus) Pathologische Entwicklungen (Krankheits-Bilder) im Zusammenhang mit dieser Phase: paranoide (F60.0), schizoide (F60.1), depressive (F34.1), passiv-aggressive (F60.8), abhängige (F60.7), narzisstische (F60.8), Borderline (F60.31) Persönlichkeits-Störungen Sucht/Abhängigkeits-Syndrom (F10.2 bis F18.2), Angst-Neurosen (F40 und F41), Sexual-Störungen (F52, F64 bis F66), psychosomatische Erkrankungen (F44 und F45) Anal: (2. bis 3. LJ) Ausscheidung – Reinlichkeit und Toiletten-Training – Entwicklung von Ordnung und Sauberkeit, Geben und Nehmen, Behalten und Hergeben, Kontrolle und Autonomie, Ordnung und Unordnung, Selbst-Bestimmung und Fremd-Beherrschung, Macht und Ohnmacht – Aggressions- und Abhängigkeits-Konflikte mit erster Trotz-Phase Pathologische Entwicklungen: zwanghafte (anankastische) Persönlichkeits-Störung (F60.5) Phallisch-ödipal: (4. bis 5. LJ) Erlernen der Geschlechter-Rolle. Geschlechtsspezifische Identität bildet sich heraus.– bei Störungen Mädchen eher Hysterie und Jungen eher waghalsiger Ehrgeiz und legen sich mit Autoritäts-Personen an - Ödipus- und später (z. B. in der Pubertät) Kastrations-Komplex bei Jungen, Konkurrenz und Rivalität Pathologische Entwicklungen: histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4) phobische Störungen (F40), dissoziative Störungen (Konversions-Störungen) (F44), Sexual-Störungen (F52, F64 bis F66) Latenz: (6. LJ bis Pubertät (ca. 11 LJ)) Weiterentwicklung der Ich-Fähigkeiten einschließlich der Ausbildung von Sozialkompetenz (zweite Sozialisation) Genital: (12. bis 16./18. LJ) In der Pubertäts-Phase (Zeit der Geschlechts-Reife) und Adoleszenz-Phase (Heranwachsen, Jugend-Alter) entwickelt sich die ErwachsenenSexualität. Identitäts-Suche steht im Mittelpunkt. Therapie A Bei Persönlichkeits-Störungen sollte zu Beginn mehr stützend und ich-stärkend als aufdeckend gearbeitet werden. Oftmals fehlt Therapie-Motivation. Die Behandlung von Persönlichkeits-Störungen erfolgt in erster Linie mit psychotherapeutischen Verfahren, wie psychoanalytischer oder tiefenpsychologischer (nach Peter Fonagy oder Otto F. Kernberg) Therapie sowie mit kognitiver Verhaltens-Therapie (nach Aaron T. Beck oder Marsha M. Linehan). Auch kommen in einigen Fällen Medikamente, meist Psychopharmaka, zum Einsatz. Diese bewirken jedoch nur eine Abmilderung von Symptomen; so können beispielsweise einige Antidepressiva, Antipsychotika bzw. Neuroleptika impulsive Handlungen oder selbstverletzende Handlungen reduzieren. Bei gleichzeitig bestehenden anderen psychiatrischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Depressionen, sollten diese mit behandelt werden. Hier sind antidepressiv wirksame Medikamente durchaus indiziert. Je nach Ausgangs-Lage können sich Therapien über Jahre hinziehen und stellen somit große Ansprüche an die Therapeuten wie auch die Patienten. In einigen Fällen treten Suizidalität und/oder selbstverletzendes Verhalten auf, bei anderen die Tendenz zu Drogen-Missbrauch, oder Delinquenz und Gewalt-Tätigkeit. Sehr häufig kommt es im Rahmen einer Persönlichkeits-Störung zu Depressionen, seltener sind psychotische Symptome. All diese Faktoren erschweren die therapeutische Arbeit. Kritik am Begriff der Persönlichkeits-Störung A Die Festschreibung einer gesamten Persönlichkeit als „gestört“ ist ethisch zweifelhaft. Erst auf der Ebene des zwischenmenschlichen Verhaltens tritt die Störung meist zu Tage. Die Betroffenen selbst empfinden sich als Person oft nicht als gestört (Ich-Syntonie). Somit erfolgt durch die „Diagnose“ einer Persönlichkeits-Störung eine Umdeutung des Geschehens durch den „gesunden“ Interaktions-Partner, und zwar derart, dass der abweichende Interaktions-Partner per „Charakter-Diagnose“ allein verantwortlich für die Störung gemacht wird. Diese Umdeutung des Geschehens stellt letztlich eine Pseudoerklärung dar: Die Person in ihrer Gesamtheit ist gestört und die Person ist das Störende, die Ursache der Störung. Mögliche Störungen des sozialen Systems, der Interaktion, der Gesellschaft geraten so aus dem Blickfeld. Verhaltenstherapeutisch orientierte Klinische Psychologen betrachten PersönlichkeitsStörungen primär als „Interaktions-Störungen“. Im englischen Sprachraum verstehen z. B. Beck, Freeman et al PersönlichkeitsStörungen als eine Kombination von grundlegenden Gedanken über sich selbst (z. B.: „Ich bin hilflos.“) und entsprechenden interaktionellen Verhaltens-Strategien (z. B. Anhänglichkeit), die in charakteristischer und unflexibler Weise die soziale Interaktion bestimmen und somit zu Folge-Problemen führen können. Paranoide Persönlichkeits-Störung (F60.0) F60 Diese Persönlichkeits-Störung ist gekennzeichnet durch übertriebene Empfindlichkeit gegenüber Zurückweisung, Nachtragen von Kränkungen, Misstrauen, sowie eine Neigung, Erlebtes zu verdrehen, indem neutrale oder freundliche Handlungen anderer als feindlich oder verächtlich missdeutet werden, Motive der anderen werden als bösartig ausgelegt wiederkehrende unberechtigte Verdächtigungen hinsichtlich der sexuellen Treue des Ehegatten oder Sexualpartners, streitsüchtiges und beharrliches Bestehen auf eigenen Rechten. (Querulatorische Persönlichkeiten: Rechthaberisch, unbelehrbar, halsstarrig, meist überwertige Ideen, kaum zu therapieren) Misstrauen und empfindlich (bis hin zur häufigen Annahme von Verschwörungen, um Ereignisse zu erklären), Streitsucht, dauernder Groll, Häufige, starke, übertriebene Selbstbezogenheit. überhöhtes Selbstwertgefühl Inkl.: Persönlichkeit(s-Störung): expansiv-paranoid, fanatisch, paranoid, querulatorisch, sensitiv paranoid Exkl.: Paranoia (F22.0) Paranoia querulans (F22.8) Paranoid:Psychose (F22.0) Schizophrenie (F20.0) Zustand (F22.0) Prävalenz: 0,5 – 2,5 % der Erwachsenen, mehr Männer als Frauen Komorbidität: Mehr als drei Viertel der Menschen mit einer paranoiden Persönlichkeit haben weitere Störungen. Die höchsten Kodiagnosen lassen sich mit der schizotypischen Persönlichkeits-Störung (F21) finden. Weitere häufige Komorbiditäten sind die narzisstische (F60.8), die selbstunsichere, ängstlich vermeidende (F60.6), die Borderline- (F60.31) und die passiv-aggressive Persönlichkeits-Störung (F60.8). Schizotypische Persönlichkeits-Störung (F21) F60 Die schizotypische Persönlichkeitsstörung oder schizotype Störung (nicht zu verwechseln mit der schizoiden Persönlichkeitsstörung) zeichnet sich aus durch ein tiefgreifendes Verhaltens-Defizit im zwischenmenschlichen oder psychosozialen Bereich. Dies äußert sich in Verhaltenseigentümlichkeiten, mangelnder Fähigkeit zu engen persönlichen Beziehungen und Verzerrungen in Denken und Wahrnehmung (Beziehungsideen). Das Auftreten ist oft schrullig und exzentrisch mit magischem Denken und sozialer Isolierung. Im ICD-10 wird diese Störung den „schizophrenen und wahnhaften Störungen“ (F21) zugeordnet, im DSM-IV den Persönlichkeits-Störungen, wo sie zusammen mit der paranoiden Persönlichkeits-Störung (F60.0) und der schizoiden PersönlichkeitsStörung (F60.1) dem „schizophrenen Spektrum“ zugeordnet wird. Schizoide Persönlichkeits-Störung (F60.1) F60 Die schizotypische Persönlichkeitsstörung oder schizotype Störung (nicht zu verwechseln mit der schizoiden Persönlichkeitsstörung) zeichnet sich aus durch ein tiefgreifendes Verhaltens-Defizit im zwischenmenschlichen oder psychosozialen Bereich. Dies äußert sich in Verhaltenseigentümlichkeiten, mangelnder Fähigkeit zu engen persönlichen Beziehungen und Verzerrungen in Denken und Wahrnehmung (Beziehungsideen). Das Auftreten ist oft schrullig und exzentrisch mit magischem Denken und sozialer Isolierung. Im ICD-10 wird diese Störung den „schizophrenen und wahnhaften Störungen“ (F21) zugeordnet, im DSM-IV den Persönlichkeits-Störungen, wo sie zusammen mit der paranoiden Persönlichkeits-Störung (F60.0) und der schizoiden PersönlichkeitsStörung (F60.1) dem „schizophrenen Spektrum“ zugeordnet wird. Dissoziale Persönlichkeits-Störung (F60.2) F60 Eine Persönlichkeits-Störung, die gekennzeichnet ist durch Missachtung sozialer Verpflichtungen (verantwortungsloses antisoziales Verhalten) der Rechte anderer (kommen häufiger als im Bevölkerungs-Durchschnitt mit dem Gesetz in Konflikt) und herzloses Unbeteiligtsein an Gefühlen für andere (kaum Empathie) Zwischen dem Verhalten und den herrschenden sozialen Normen besteht eine erhebliche Diskrepanz. Das Verhalten erscheint durch nachteilige Erlebnisse, einschließlich Bestrafung, nicht änderungsfähig (kaum zu therapieren) Es besteht eine geringe Frustrations-Toleranz und eine niedrige Schwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten, eine Reiz- und Risiko-Suche eine Neigung, andere zu beschuldigen ein gutes Durchsetzungs-Vermögen bis über Leichen gehen, die Tendenz, vordergründige Rationalisierungen für das Verhalten anzubieten, durch das die betreffende Person in einen Konflikt mit der Gesellschaft geraten ist. Beziehungen zu anderen Menschen werden eingegangen, sind jedoch nicht stabil. Inkl.: Persönlichkeit(s-Störung): amoralisch, antisozial, asozial, gemütsarm, psychopathisch, soziopathisch (Der ältere Begriff Psychopathie für diese Störung wird in der aktuellen deutschsprachigen Literatur nicht mehr verwendet.) Exkl.: Emotional instabile Persönlichkeit(s-Störung) (F60.3-), Störungen des Sozialverhaltens (F91.-) Prävalenz: ca. 3% der Erwachsenen, Männer 4x so oft wie Frauen, Suizid-Rate Männer zu Frauen wie 3 zu 1 Emotional instabile Persönlichkeits-Störung (F60.3) F60 Eine Persönlichkeits-Störung mit deutlicher Tendenz, Impulse ohne Berücksichtigung von Konsequenzen auszuagieren, verbunden mit unvorhersehbarer und launenhafter Stimmung. Es besteht eine Neigung zu emotionalen Ausbrüchen und eine Unfähigkeit, impulshaftes Verhalten zu kontrollieren. Ferner besteht eine Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und zu Konflikten mit anderen, insbesondere wenn impulsive Handlungen durchkreuzt oder behindert werden. Zwei Erscheinungsformen können unterschieden werden: Ein impulsiver Typus (F60.30), vorwiegend gekennzeichnet durch emotionale Instabilität und mangelnde Impuls-Kontrolle; und ein Borderline-Typus (F60.31), zusätzlich gekennzeichnet durch Störungen des Selbst-Bildes, der Ziele und der inneren Präferenzen, durch ein chronisches Gefühl von Leere, durch intensive, aber unbeständige Beziehungen und eine Neigung zu selbstdestruktivem Verhalten mit parasuizidalen Handlungen und Suizid-Versuchen. Exkl.: Dissoziale Persönlichkeits-Störung (F60.2) Borderline Persönlichkeits-Störung (F60.31) 1 F60 Psychische Störung, die sowohl Elemente der Neurose als auch der schizophrenen Psychose aufweist (Begriffs-Prägung durch O. Kernberg und Rhode-Dachser) Psychodynamisch: Unvermögen, Dinge adäquat zu verdrängen. Überladung mit Infos von außen, reaktiv. Chronische Ängste als Ausdruck der inadäquaten Grenze zwischen Ich und Mitwelt. Favorisierte wenig entwickelte Abwehr-Mechanismen: Isolierung, Identifikation, Verleugnung, Abwertung und Idealisierung Prävalenz: 2%, Frauen sind 3x so häufig von der Störung betroffen wie Männer, Männer flüchten häufig in Alkohol, was dann die Störung überdeckt 5 von 8 Merkmalen nach ICD 10 1. Partner idealisieren und abwerten Neigung zu intensiven und instabilen Beziehungen mit polymorph perverser Sexualität, oft mit der Folge emotionaler Krisen 2. Identitäts-Störung Stabile Instabilität und diffuses Selbst-Bild, Störungen und Unsicherheit bezüglich des Selbst-Bildes, Zielen, der ZukunftsPlanung, der Wert-Vorstellungen und inneren Präferenzen; Widersprüchlich in Gefühls-Beziehungen und bzgl. ihrer Identität, Dissoziative Reaktionen mit multiplen Persönlichkeiten. Die sexuelle Identität ist oft gestört. Borderline Persönlichkeits-Störung (F60.31) 2 F60 3. Stimmungs-Schwankungen launenhaft, häufig und unvorhersehbar; impulsive Gefühls-Ausbrüche mit SuchtEntwicklungen, kippt von einem Extrem ins andere, die bei Stress und Überforderung in Verstimmungen münden und sogar Wahn- und Zwangs-Aspekte beinhalten können 4. Leere und Langeweile – anhaltend mit Depressivität 5. Alleinsein verhindern Ein wichtiges Kennzeichen dieser Störung ist die große Angst vor dem Alleinsein. Menschen mit dieser Erkrankung haben gelegentlich ausgeprägte Trennungs- und Verlust-Ängste oder Angst vor Isolation, obwohl kein konkreter Grund dazu gegeben ist. 6. Wut – übermäßig und schwer zu kontrollieren (unmotivierte Wut- und Hass-Anfälle gegen sich und andere, heftige Zornes-Ausbrüche mit teilweise gewalttätigem Verhalten gegen andere oder gegen sich selbst: Tendenz zu streitsüchtigem Verhalten und Konflikten mit anderen, insbesondere, wenn impulsive Handlungen unterbunden oder getadelt werden.) 7. Impulsiv und selbstschädigend Impuls-Kontroll-Störungen, die ein überdauerndes Erlebens- und VerhaltensMuster darstellen, impulsive Handlungen ohne Berücksichtigung der Konsequenzen, z. B. bei Substanz-Gebrauch oder als Diebstahl, und autoaggressives, selbstverletzendes Verhalten wie Schnitt-Verletzungen. 8. Suizid-Drohungen und Versuche (Trennungen wie Nähe können bedrohlich erlebt werden und zu suizidalen Krisen führen). Histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4) 1 F60 Eine Persönlichkeits-Störung, die durch oberflächliche und labile Affektivität, Dramatisierung, einen theatralischen, übertriebenen Ausdruck von Gefühlen, durch Suggestibilität, Egozentrik, Genuss-Sucht, Mangel an Rücksichtnahme, erhöhte Kränkbarkeit und ein dauerndes Verlangen nach Anerkennung, äußeren Reizen und Aufmerksamkeit gekennzeichnet ist. Kennzeichnend für die histrionische Persönlichkeits-Störung sind Erlebnis-Unfähigkeit bei gleichzeitigem Erlebnis-Hunger (erlebnissüchtig) Übertreibung (übermäßige Emotionalität), theatralisches Verhalten (Tendenz zur Dramatisierung) Personen mit dieser Struktur verfügen oftmals über hohes schauspielerisches Talent, sie schreiben sich für viele Lebens-Lagen eigene Rollen zu, die sie perfekt inszenieren. dauerndes Verlangen nach Lob und Anerkennung (geltungssüchtig) Wunsch, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen Falls sie in Situationen, denen sie Bedeutung beimessen, nicht die gewünschte Aufmerksamkeit bekommen, kann dies eine bedrohliche Situation darstellen, in der sie sich hilflos und ausgeschlossen fühlen. Besonders in größerer Gesellschaft kann dies verheerende Reaktionen hervorrufen, denn oftmals greifen diese Persönlichkeiten zu drastischen, schockierenden Mitteln, die in ihrer Abartigkeit gefährlich werden können. Oberflächlichkeit, labile Stimmungs-Lage, erhöhte Kränkbarkeit und gesteigerte Beeinflussbarkeit, starkes Kontakt-Bedürfnis und übermäßiges Interesse an körperlicher Attraktivität. Tendenz zu lügen Wunsch-Bild der Person aufbauen, erfinden besonders extreme Geschichten oder selbst erlebte Abenteuer, um die Aufmerksamkeit anderer zu erzwingen. Von ihrem Umfeld werden diese Persönlichkeiten häufig als unglaubwürdig eingeschätzt. Histrionische Persönlichkeits-Störung (F60.4) 2 F60 Symptome körperlicher (bei körperlichen Symptomen kein pathologischer organischer Befund, somatische Beschwerden haben Ausdruckscharakter) und psychischer (meist Verdrängung sexueller Impulse) Natur Psychosomatische (Mode-) Krankheiten wie [siehe auch dissoziative oder Konversions-Störungen (F44)] Gang-Störungen Psychogene Blindheit Lähmung Schmerz-Symptomatiken Pseudodemenz Inkl.: Persönlichkeit(s-Störung): hysterisch, infantil, hyperthyme Persönlichkeiten: witzig, redselig, aufgekratzt oder geltungsbedürftig, mittelpunktsüchtig, streitsüchtig, unverträglich Prävalenz: 2 - 3 %, Männer = Frauen Anankastische Persönlichkeits-Störung (F60.5) F60 Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die Schwere einer Zwangs-Störung erreichen. Inkl.: Zwanghafte Persönlichkeit(s-Störung), Zwangs-Persönlichkeit(s-Störung) Exkl.: Zwangs-Störung (F42.-) Keine Komorbidität: Aus einer zwanghaften Persönlichkeits-Störung (F60.5) entwickelt sich selten eine Zwangsstörung (F42). Die anankastische (zwanghafte) Persönlichkeits-Störung ist gekennzeichnet durch übertriebene Gewissenhaftigkeit, Leistungs-Orientierung und Halsstarrigkeit. Eigene Prinzipien- und Normen-Treue wird von anderen erwartet. Es findet eine übermäßige Beschäftigung mit Details und Regeln statt, so dass die eigentliche Aktivität oftmals in den Hintergrund tritt. Im Arbeits-Leben sind diese Menschen fleißig und übergenau, wobei überstrenger Perfektionismus die Aufgaben-Erfüllung mitunter verhindert.) allgemein große Vorsicht mit Gefühlen von Zweifel, verbunden mit ständigen Kontrollen (Ihre Angst vor Fehlern behindert die Entscheidungs-Fähigkeit der Betroffenen.) Starrheit in Denken und Handeln, die sich als Unflexibilität, Pedanterie und Steifheit zeigt. Fähigkeit zum Ausdruck von Gefühlen ist häufig vermindert. (Die Anpassungs-Fähigkeit an die Gewohnheiten und Eigenheiten der Mitmenschen ist eingeschränkt. In zwischenmenschlichen Beziehungen wirken Betroffene dementsprechend kühl und rational.) Es können beharrliche und unerwünschte Gedanken oder Impulse auftreten, die nicht die Schwere einer Zwangs-Störung erreichen. Vorstellungen (Zwangs-Gedanken) und HandlungsImpulse (Zwangs-Impulse) drängen sich auf und werden als unsinnig empfunden. ZwangsHandlungen zeigen sich z. B. als: Übergenauigkeit/Pedanterie, Sparsamkeit bis Geiz, starre Regeln, hohe Normen Prävalenz: Etwa 1 %, Männer 2x mehr als Frauen Sensitive Persönlichkeits-Störung (F60.6) F60 Kennzeichen der sensitiven oder ängstlich-vermeidenden oder selbstunischeren Persönlichkeiten´: Gefühle von Anspannung und Besorgtheit, Unsicherheit und Minderwertigkeit Andauernde Sehnsucht nach Zuneigung und Akzeptiertwerden, Überempfindlichkeit gegenüber Zurückweisung, Ablehnung und Kritik mit eingeschränkter Beziehungs-Fähigkeit. Angst vor negativer Beurteilung übermäßige Sorge bis hin zur Überzeugung, abgelehnt zu werden, unattraktiv oder minderwertig zu sein (Unzulänglichkeits-Gefühle). Überbetonung potentieller Gefahren oder Risiken alltäglicher Situationen bis zur Vermeidung bestimmter Aktivitäten. Der Lebens-Stil ist wegen des starken Bedürfnisses nach Sicherheit starken Einschränkungen unterworfen Es fehlt Durchsetzungs-Vermögen, es fehlt Selbst-Bewusstsein, schüchtern Aggressionen werden runtergeschluckt (Aggressions-Hemmung und unmotivierte Wut-Ausbrüche) Schwierigkeiten, sich abzugrenzen, leicht beeindruckbar und manipulierbar Prävalenz: 0,5 – 1 %, Männer häufiger als Frauen Asthenische Persönlichkeits-Störung (F60.7) F60 Personen mit dieser Persönlichkeits-Störung verlassen sich bei kleineren oder größeren Lebens-Entscheidungen passiv auf andere Menschen. Die Störung ist ferner gekennzeichnet durch große Trennungs-Angst mit anklammerndem Verhalten und Angst, von einer nahestehenden Person verlassen zu werden. Gefühle von Hilflosigkeit und Inkompetenz (Angst, nicht für sich selbst sorgen zu können. Mangelnde Fähigkeit zu eigenen Entscheidungen. Ständiges Appellieren an die Hilfe anderer. Übermäßiges Bedürfnis nach Umsorgtwerden.) Unterordnungs-Neigung Unterwürfigkeit, Abhängigkeit von und unverhältnismäßige Nachgiebigkeit gegenüber anderen. Sich den Wünschen älterer und anderer unterordnen. Bei Schwierigkeiten besteht die Tendenz, die Verantwortung anderen zuzuschieben. Versagen gegenüber den Anforderungen des täglichen Lebens Leicht ermüdbar, immer erschöpft und überfordert, vegetative Dysregulationen. Die Kraftlosigkeit kann sich im intellektuellen und emotionalen Bereich zeigen. Inkl.: Persönlichkeit(s-Störung): asthenisch, inadäquat, passiv, dependent, abhängig, selbstschädigend, weiblicher Narzissmus Prävalenz: ca. 2%, Männer = Frauen Narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8) 1 F60 Die narzisstische Persönlichkeits-Störung zeichnet sich aus 1. durch ein gesteigertes Verlangen nach Anerkennung und Überschätzung der eigenen Fähigkeiten. 2. Da Betroffene oftmals extrem unsicher sind, bauen sie ein Größen-Selbst auf und suchen ständig neue Bestätigung, um ihr Selbst-Wert-Gefühl weiter zu stärken. 3. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeits-Störung werden oftmals als arrogant, überheblich, snobistisch oder herablassend beschrieben. 4. Sie besitzen einen Blick für das Besondere, können leistungsstark (in Schule, Beruf, Hobby) sein und haben oft gepflegte und statusbewusste UmgangsFormen. 5. Daher sind Betroffene immer auf der Suche nach Bewunderung und Anerkennung, wobei sie anderen Menschen wenig echte Aufmerksamkeit schenken. 6. Es fällt ihnen schwer, auf die Bedürfnisse anderer Menschen einzugehen und sie verfügen über ein unrealistisches Selbst-Bild, wodurch sie unfähig sind, sich anzunehmen. 7. Sie haben ein übertriebenes Gefühl von Wichtigkeit, hoffen eine Sonderstellung einzunehmen und zu verdienen. Betroffene sind häufig sehr stolz und besitzen eine hohe Anspruchs-Haltung an sich selbst. 8. Betroffene zeigen ein meist ausbeutendes Verhalten und einen Mangel an Empathie. 9. Es können wahnhafte Störungen mit Größen-Ideen auftreten. 10. Die Betroffenen überschätzen ihre eigenen Fähigkeiten und zerstören aus Missgunst, was andere aufgebaut haben. Narzisstische Persönlichkeits-Störung (F60.8) 2 F60 11. Zudem zeigen Betroffene eine auffällige Empfindlichkeit gegenüber negativer Kritik, die sie oft global verstehen, was in ihnen Gefühle der Wut, Scham oder Demütigung hervorruft. 12. Die Wahrnehmung für tatsächliche Begebenheiten ist zudem oft stark verschwommen und wird zugunsten der narzisstischen Persönlichkeit entweder geschönt oder es werden Teile der Realität bewusst verfälscht oder weggelassen, um das Ziel der Anerkennung wiederherzustellen, die deren Meinung nach ins Wanken geraten ist oder sein könnte. Häufig wird hier auch mit großem Selbst-Mitleid gearbeitet und ein Jammern und Flehen eingeflochten, um die Fürsorge der Mitmenschen zu wecken und die „Unschuld“ zu bekräftigen. 13. Ein Hang zur Mythomanie (Lügensucht) ist fließend. Für Außenstehende ist es sehr schwer, die Wahrheit innerhalb der Intrigen zu erkennen, da bei der narzisstischen Persönlichkeit meist eine ausgefeilte und sehr subtile Lebens-Taktik dahinter steht, die hart erarbeitet wurde. 14. Erhalten Betroffene genug Selbst-Vertrauen durch ihre Umwelt, sind sie in der Lage, große Erfolge zu erzielen. 15. Üben Narzissten eine leitende Funktion aus, leiden die Betroffenen sehr. Wenn möglich, entziehen sie sich ihrem Einfluss. 16. Die ideale Vorstellung von sich selbst ist mit dem realen Selbst in gewisser Weise verschmolzen. Weiter ist das Selbst gespalten in Ideal-Selbst und entwertetes Selbst. Diese Selbst-Repräsentanzen werden auf äußere Objekte projiziert. Prävalenz: etwa 1,0 %, wobei beachtet werden muss, dass verschiedene Klassifizierungs-Verfahren und unterschiedliche Diagnosen diesen Wert zwischen 0,5 und 2,5 Prozent schwanken lassen. Männer zu Frauen = 3 zu 1 Passiv-aggressive Persönlichkeits-Störung (F60.8) F60 Die passiv-aggressive Persönlichkeits-Störung ist gekennzeichnet durch ein tiefgreifendes Muster negativistischer Einstellungen und passiven Widerstandes gegenüber Anregungen und Leistungs-Anforderungen, die von anderen Menschen kommen. Sie fällt insbesondere durch passive Widerstände gegenüber Anforderungen im sozialen und beruflichen Bereich auf und durch die häufig ungerechtfertigte Annahme, missverstanden, ungerecht behandelt oder übermäßig in die Pflicht genommen zu werden. Das war‘s Vielen Dank. Viel Erfolg. Viel Glück. Viel Liebe.