Presse-Information DGKJP-Kongress 04.03.2009 Ab heute bis Samstag DGKJP-Kongress in Hamburg Körper und Seele - Prävention im Mittelpunkt Bundesministerin Ursula von der Leyen eröffnet große Jahrestagung der Kinder- und Jugendpsychiater Die Prävention und Früherkennung psychischer und psychosomatischer Störungen im Kindes- und Jugendalter stehen im Mittelpunkt der 31. Jahrestagung, die die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) von heute, Mittwoch, den 4. März 2009, an der Universität Hamburg veranstaltet. Die Organisatoren um Kongresspräsident Professor Dr. med. Michael Schulte-Markwort, Ärztlicher Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik am Universitätsklinikum HamburgEppendorf, erwarten wieder bis zum Ende der Tagung am Samstag, den 7. März, mehr als 1.500 Teilnehmer. Mit insgesamt 143 Einzelveranstaltungen sowie 220 Quadratmetern Ausstellungsfläche ist diese Veranstaltung die größte Jahrestagung auf dem Gebiet der Kinderund Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im deutschen Sprachraum. Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Ursula von der Leyen, stattet der DGKJP-Jahrestagung ebenfalls ihren Besuch ab und wird am heutigen Mittwoch, den 4. März 2009, um 17.45 Uhr im Hauptgebäude der Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, die Posterausstellung des „Nationalen Zentrums Frühe Hilfen“ eröffnen und anschließend auch im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung ein Grußwort sprechen. Zu den Hauptthemen dieser Jahrestagung der DGKJP gehören folgende Themenbereiche: Psychosomatik Die Psychosomatik ist ein integraler Bestandteil der Kinder- und Jugendpsychiatrie, dennoch wird ihr vielfach noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Gerade an der Schnittstelle zwischen Psyche und Körper (Soma) entstehen in der kindlichen Entwicklung häufig Symptome, die bezüglich ihrer Behandlungsbedürftigkeit abgeklärt werden müssen. Im interdisziplinären Austausch mit den Kinder- und Jugendärzten, den Psychiatern und den psychosomatischen Fachärzten für das Erwachsenenalter geht es immer wieder darum, für jede Familie individuell Diagnosen und spezifische Behandlungsschemata zu erarbeiten. Säuglingspsychiatrie Ein weiteres Thema des Kongresses ist die Säuglingspsychiatrie. Vielfach ist in der Öffentlichkeit die Meinung vorherrschend, Säuglinge könnten noch keine psychischen Erkrankungen entwickeln. Die steigende Anzahl an Säuglingen mit Fütterstörungen oder Regulationsstörungen, z.B. so genannte Schreibabys, zeigt, dass auch Kinder in diesem frühen Alter hochsensibel auf gestörte Umgebungsbedingungen reagieren können. Ziel muss es daher sein, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie sich flächendeckend auch diesem Thema annimmt, denn inzwischen liegen effektive Behandlungsstrategien vor. -2- Präsident Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Virchowstraße 174 45147 Essen 0201/722 74 66, 0201/722 73 02 E-mail: [email protected] Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Stellvertretender Präsident u. Schatzmeister Prof. Dr. med. Frank Häßler Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Schriftführer Prof. Dr. med. Alexander von Gontard Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg/Saar Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. Katja Becker Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Marburg Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 28 09 65 19, 030 / 28 09 65 79 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin Genetik/Molekularbiologie Es gehört zum heutigen Stand der Forschung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, dass der Bedeutung von Umweltfaktoren bei der Entwicklung psychischer Störungen genau so viel Beachtung geschenkt werden muss wie den genetischen Bedingungen. Hier sind in den letzten Jahren große Fortschritte der Erkenntnis erreicht worden. Auch wenn die Wissenschaftler noch weit davon entfernt sind, bestimmten psychischen Störungen isolierte genetische Mechanismen zuordnen zu können, so gibt es doch einzelne Symptome, die sich damit hinreichend erklären lassen. Mit den genannten Schwerpunkten dokumentiert der Kongress der DGKJP in Hamburg die neuesten Entwicklungen im Fachgebiet Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie und spannt darüber hinaus einen Bogen von den Grundlagenwissenschaften bis hin zur Behandlung und der Versorgungsforschung. Wie wichtig innovative Ansätze in Diagnostik und Therapie sind, zeigen Erhebungen des Robert Koch-Instituts in Berlin zur Kinder- und Jugendgesundheit: 20 Prozent der Kinder in der Bundesrepublik Deutschland weisen psychische Auffälligkeiten auf und zehn Prozent sogar deutlich erkennbar zutage tretende Störungen. Experten rechnen damit, dass bis zum Jahre 2020 international die psychischen und psychosomatischen Erkrankungen im Kindesalter um mehr als 50 Prozent zunehmen und zu den fünf häufigsten Ursachen für Morbidität, Mortalität und Beeinträchtigung der Lebensqualität zählen werden. Für das Fachgebiet der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind daher die Themen Prävention und Früherkennung wichtiger denn je. Deshalb werden die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer u.a. neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu Entwicklungsstörungen wie Autismus oder ADHS, zu Essstörungen wie Anorexia nervosa oder Bulimie, oder zur Entstehung von Schizophrenie und Depression diskutieren. Den beiden Schwerpunkten Säuglingspsychiatrie und der Psychosomatik kommt eine wichtige Brückenfunktion zwischen der organmedizinisch orientierten Kinderheilkunde sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu. Kontakt: Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderund Jugendpsychosomatik Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Martinistraße 52 D-20246 Hamburg Tel.: 040/4280-32992 Fax: 040/4280-35105 Email: [email protected] Anmeldung für Kongressbesucher vor Ort am Counter: Universität Hamburg, Hauptgebäude ESA 1, Edmund-Siemers-Allee 1 Presse-Anmeldungen ebenfalls am Presse-Counter bei Nicole Schardien Presse-Kontakt während des Kongresses: Dr. Thomas Nesseler, Tel.: 0170 / 911 97 50 Presse-Information DGKJP-Kongress 2009 04.03.2009 Eröffnungs-Pressekonferenz Mittwoch, 4. März 2009, 11.00-12.00 Uhr, Zwischen Pädiatrie und Erwachsenenpsychiatrie: Neue Herausforderungen an die Kinder- und Jugendpsychiatrie Statement: Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand, Essen, Präsident der DGKJP Was sind die Forschungsschwerpunkte der deutschen Kinder- und Jugendpsychiatrie? Warum überhaupt Forschung? Psychische Störungen beginnen im Gegensatz zu fast allen anderen komplexen Erkrankungen bereits früh im Leben, implizieren hohes individuelles Leid ebenso wie erhebliche sozioökonomische Folgekosten. Etwa die Hälfte aller Erwachsenen mit einer psychiatrischen Störung datiert den Beginn der ersten Symptome vor das 14. Lebensjahr. Psychische Störungen stellen den häufigsten Grund für Arbeitsunfähigkeit vor dem 45. Lebensjahr dar; diese Störungen bedingen auch, dass Kinder oft nicht den Schulabschluss erreichen, den sie gemäß ihrer kognitiven Fähigkeiten erreichen könnten. Psychische Erkrankungen bedingen bekanntermaßen sowohl im Schulalter als auch bei jungen Erwachsenen hohe Fehlzeiten. Psychisches Kranksein behindert nicht nur die soziale Integration des betroffenen Kindes, sondern auch bei Chronifizierung schwerwiegend die Tragfähigkeit der Familie mit wiederum sehr nachteiligen sozioökonomischen Folgen. Aufgrund verschiedener Untersuchungen wissen wir, dass die Bedeutung der psychischen Störungen in Zukunft noch weiter zunehmen wird. Vor diesem Hintergrund benötigen wir Forschungsaktivitäten primär um die Ursachen psychischer Störungen ergründen zu können. Zudem möchten wir den Verlauf dieser Erkrankungen besser verstehen; wie entwickeln sich beispielsweise Kinder mit einer Angststörung als Jugendliche bzw. Erwachsene? Wir verfolgen mittels Bildgebung, in welchen Hirnarealen bestimmte Funktionen lokalisiert sind. Sehr wichtig ist die Therapie- und Versorgungsforschung; mit welchen psychotherapeutischen Verfahren helfen wir Kindern bzw. Jugendlichen mit einer spezifischen Störung am besten? Wie müssen Jugendhilfe, Schule und Kinder- und Jugendpsychiatrie zusammenarbeiten, um optimale Ergebnisse zu erzielen? Der erste deutschlandweite Forschungsbericht Zum ersten Mal wurde nun eine umfangreiche Zusammenfassung der deutschen Forschungsleistung innerhalb des Fachs Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie erstellt. Es wurden alle Originalarbeiten berücksichtigt, zudem auch englischsprachige Präsident Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Virchowstraße 174 45147 Essen 0201/722 74 66, 0201/722 73 02 E-mail: [email protected] Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Stellvertretender Präsident u. Schatzmeister Prof. Dr. med. Frank Häßler Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Schriftführer Prof. Dr. med. Alexander von Gontard Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg/Saar Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. Katja Becker Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Marburg Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 28 09 65 19, 030 / 28 09 65 79 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin Übersichtsartikel. Uns ist kein weiteres medizinisches Fachgebiet in Deutschland bekannt, für das es eine ähnliche Zusammenstellung gibt. Wir haben anhand des Berichts erstmalig eine fundierte Übersicht zur Frage, wer in Deutschland welche kinder- und jugendpsychiatrische Forschung betreibt. So lassen sich unter anderem Medienanfragen nach Experten in Zukunft fundiert unter Heranziehung des Forschungsberichts beantworten. Es ist außerordentlich erfreulich, wie sich unser Fachgebiet im Zeitraum 2003-2008 entwickelt hat. Die Publikationsleistung stieg deutlich an: Gesamtzahl der Publikationen in Abhängigkeit vom Jahr 2003 2004 2005 2006 2007 123 174 183 223 276 2008 (bis Mitte) 184 Forschungsschwerpunkte Im Hinblick auf einzelne Störungen wurde am meisten zur Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsforschung gearbeitet (222 Publikationen), gefolgt von Essstörungen (n=85), Übergewicht/Adipositas (72) und Schizophrenie (66). Die Psychosomatik erwies sich als übergeordneter Schwerpunkt; insgesamt 85 Arbeiten wurden im Berichtszeitraum publiziert, die sich mit körperlichen Erkrankungen (z.B. Kopfschmerzen, Asthma) auseinandersetzen. Als weiteres wichtiges Gebiet erwiesen sich Arbeiten zur forensischen Kinder- und Jugendpsychiatrie; hier wird beispielsweise untersucht, wie Schuldfähigkeit bei straffällig gewordenen Jugendlichen zu beurteilen ist. Eine vorläufige Version des Forschungsberichts findet man unter: http://www.uni-due.de/rke-kj/index.shtml Kontakt: Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinischen Kliniken Essen Virchowstraße 174 45147 Essen Tel.: 0201/7227-465 Fax: 0201/7227-302 Email: [email protected] 2 MEMORANDUM DER DREI FACHVERBÄNDE DER DEUTSCHEN FACHÄRZTINNEN UND FACHÄRZTE FÜR KINDER- UND J UGENDPSYCHIATRIE UND -PSYCHOTHERAPIE ZUR SICHERUNG DER VERSORGUNG AUS ANLASS DES XXXI. KONGRESSES DER DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE, PSYCHOSOMATIK UND PSYCHOTHERAPIE IN HAMBURG VOM 4. BIS 7. MÄRZ 2009 Mit großer Sorge betrachten die drei Fachverbände der Fachärztinnen und Fachärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie (Deutsche Gesellschaft für Kinderund Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie DGKJP, Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie BAG und Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie BKJPP) derzeit die Versorgungssituation psychisch kranker Kinder- und Jugendlicher. Zum einen fehlt in vielen Bundesländern immer noch eine finanziell angemessene und alle Kassen umfassende (Anschluss-)Vereinbarung zur kinder- und jugendpsychiatrischen Sozialpsychiatrie-Vereinbarung (SPV) über die gültige Übergangsregelung zum 31.3.2009 hinaus. Die Gespräche zu einer bundesweiten und kassenübergreifenden Fortführung der SPV sind am 11.02.2009 ergebnislos vertagt worden, obwohl die Bundesregierung in einem Gesetzesentwurf die Verpflichtung zu einer solchen Vereinbarung klargestellt hat. Dem Spitzenverband der Krankenkassen ist es bislang offensichtlich nicht gelungen, Einigkeit unter den Krankenkassen herzustellen. Zum anderen sind durch die eingeführten Regelleistungsvolumina die für Patienten möglichen Behandlungsintensitäten in der niedergelassenen Praxis zurückgegangen, in einigen Bundesländern in einem dramatischen Umfang. Die Bundesgesundheitsministerin hat wiederholt auf die Notwendigkeit einer Verbesserung der Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher (u. a. im „Strategiepapier Kindergesundheit“) hingewiesen. Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiater stellen sich seit Jahren dieser Herausforderung. Sie kümmern sich um psychisch kranke, vernachlässigte, haltlose und traumatisierte Kinder und Jugendlichen mit fachlicher Kompetenz, persönlichem Einsatz und dem Angebot heilender Beziehung in Praxen, Ambulanzen, Kliniken. Selbstverständlich ist für sie die Einbeziehung der Eltern in die notwendigen Therapien. Gelebter Alltag ist die Zusammenarbeit mit Kindergärten, Schulen, Jugendhilfe. Umgesetzt ist bereits seit vielen Jahren eine Interdisziplinarität der Arbeit in Kliniken und Praxen. Im ambulanten Bereich führte dies zum sozialpsychiatrischen Seite 1/2 Praxismodell mit hochqualifizierten diagnostischen und therapeutischen Fachkräften. Dies sorgt bislang dafür, dass etwa dreimal so viele Patienten als ohne diese Struktur wohnortnah versorgt werden können. Dieses zukunftsweisende Modell erfüllt die an viele medizinische Fächer gerichteten Forderungen nach Flexibilität, Wirtschaftlichkeit und Vernetzung bereits seit über 10 Jahren und ist unverzichtbar für die Versorgung des größten Teils der Patienten. Die Angebote der Kliniken (stationäre, teilstationäre Behandlung und Behandlung in Institutsambulanzen) für die eher komplexeren Probleme können einen Mangel in dem erforderlichen Umfang keinesfalls ausgleichen. Die Fachärztinnen und -ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Deutschlands benötigen die Unterstützung der Gesellschaft und der Krankenkassen für den Erhalt dieser Versorgung psychisch kranker Kinder und Jugendlicher! Diese muss, unabhängig vom Wohnort oder der Krankenkasse der Eltern, in notwendigem Umfang und Intensität gewährleistet sein! Die Praxen müssen in ihrer Vielfalt und Wohnortnähe erhalten bleiben! Die Fachärztinnen und -ärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie Deutschlands fordern insbesondere alle an den derzeitigen Verhandlungen Beteiligten nachdrücklich auf, nun zügig zu einer bundesweiten Sozialpsychiatrievereinbarung zu kommen, die die wirtschaftliche Existenz der Praxen und die bestehende Versorgungsstruktur bewahrt. Prof. Dr. Renate Schepker 1. Vorsitzende der BAG Dr. Maik Herberhold Vorsitzender des BKJPP Prof. Dr. Johannes Hebebrand Präsident der DGKJP Seite 2/2 Presse-Information DGKJP-Kongress 2009 04.03.2009 Eröffnungs-Pressekonferenz Mittwoch, 4. März 2009, 11.00-12.00 Uhr, Trialog: Kinder- und Jugendpsychiatrie braucht das Gespräch mit Angehörigen und Betroffenen Statement: Dr. Myriam Menter, Berlin, Vorsitzende ADHS Deutschland e.V., Berlin Kaum ein Bereich der Medizin ist so stark sozialen Einflüssen unterworfen wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie. Obschon die Wissenschaft für die meisten psychischen Störungen biologische Faktoren ausfindig machen konnte, bleibt doch ein zentraler Aspekt kindlicher Verhaltensauffälligkeiten die soziale Entwicklung des Betroffenen. Ihre Bedeutung liegt nicht allein in der Veränderung der individuellen Voraussetzungen von Störung, den Fähigkeiten und Erfahrungen des Kindes, sondern auch im Verständnis der Fachleute für das Kind. Eine verlässliche Diagnostik und Therapie psychischer Störungen im Kindesund Jugendalter sind daher ohne den Einbezug von Eltern, Lehrern und Erziehern nicht möglich. Schließlich bestimmen diese Personen den Alltag des Kindes: Sie müssen die Auffälligkeit als solche erkennen, das Kind dem Fachmann vorstellen, Symptome berichten, über Behandlungsschritte entscheiden und die Umsetzung der Therapien gewährleisten. Darüber hinaus hat die wissenschaftliche Forschung mittlerweile die Bedeutsamkeit des sozialen Umfeldes nachgerade auch für die Ermöglichung zuverlässiger Datenerhebung erkannt. Denn gültige Wissenschaft bedarf verlässlicher Berichterstatter zur Gewinnung nachvollziehbarer Erkenntnisse. In all den genannten Bereichen setzt Selbsthilfe wie die des ADHS Deutschland e.V. an. Sie vereint mit den betroffenen Kindern und Jugendlichen auch die Erfahrungen ihrer Angehörigen, sie sammelt vielfältige Perspektiven auf ein stets individuelles Leiden. Selbsthilfeorganisationen bzw. ihre Mitglieder haben einen freieren Zugang zu den Geschichten des „Gestört-Seins“ als Fachleute, ihre Gemeinschaft ist unverbindlicher als ein Arztbesuch und wird von manchem als weniger stigmatisierend empfunden. Auf diese Weise bietet Selbsthilfe in realen Gruppen, aber auch Telefonberatung oder Internetforen einen niederschwelligen Zugang zu spezifischen Informationen und fachkundigen Ansprechpartnern. Zugleich ist sie ein guter Ausgangspunkt für weiterführende Maßnahmen, indem sie die Wahrnehmung der Betroffenen für das Auffällige schärft, Handlungsspielräume aufzeigt und die Sinnhaftigkeit von Therapie begründet. Nicht zuletzt fördert die Anbindung von Familien an Selbsthilfegruppen sowohl das gesellschaftliche Wissen um Störungsbilder im Allgemeinen als auch Kompetenz und Kontinuität ihrer Behandlung im Präsident Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Virchowstraße 174 45147 Essen 0201/722 74 66, 0201/722 73 02 E-mail: [email protected] Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Stellvertretender Präsident u. Schatzmeister Prof. Dr. med. Frank Häßler Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Schriftführer Prof. Dr. med. Alexander von Gontard Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg/Saar Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. Katja Becker Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Marburg Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 28 09 65 19, 030 / 28 09 65 79 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin besonderen Fall der jeweiligen Familie. Auf diese Weise sind Selbsthilfeverbände wie ADHS Deutschland e.V. zu einem wirksamen Fundament der Medizin, Psychologie und Pädagogik geworden. Leider hatten Selbsthilfeorganisationen, hatte die Selbsthilfe als Idee in der Vergangenheit nicht immer einen guten Stand in Forschung, Lehre und Praxis. Für viele Verbände war nicht nur das Werben um Mitglieder eine Kernarbeit, sondern auch das Bemühen um Berücksichtigung und Anerkennung durch die Vertreter eines professionalisierten Gesundheitssystems. Heute freuen wir uns zum einen über die Würdigung unserer Arbeit in den Medien. Zum anderen macht uns die Einladung zur Mitwirkung im Rahmen wissenschaftlicher Projekte und politischer Entscheidungsfindung stolz. Diese Bereiche haben einen elementaren Einfluss auf die Gesellschaft von morgen, ihren Begriff von Krankheit und die Ausgestaltung des Sozialstaats. In diese Prozesse wollen wir unser Wissen einbringen: ein am Lebensalltag der Betroffenen orientiertes Verständnis von Leid und Abhilfe; eine am Wohl der Gemeinschaft ausgerichtete Wissenschaft und Politik; und eine beidem gemeinsame Ethik, welche die Gesellschaft auf die Erkenntnis verpflichtet, dass es ihr als Gesamtheit nur so gut gehen kann wie dem Einzelnen in ihr. Selbsthilfe ist ohne Fremdhilfe ein stumpfes Messer. Fremdhilfe ohne Selbsthilfe ist hingegen ein Messer, das allzu oft an der falschen Stelle schneidet. So braucht die Selbsthilfe die Kinder- und Jugendpsychiatrie – und diese nicht minder die Selbsthilfe. Kontakt: ADHS Deutschland e.V. Bundesgeschäftsstelle Poschingerstr.16 12157 Berlin Tel. 030-85 60 59 02 Email: [email protected] Internet: www.adhs-deutschland.de 2 Presse-Information DGKJP-Kongress 2009 04.03.2009 Eröffnungs-Pressekonferenz Mittwoch, 4. März 2009, 11.00-12.00 Uhr, Trialog: Kinder- und Jugendpsychiatrie braucht das Gespräch mit Angehörigen und Betroffenen Zum Statement von: Michaela Flecken, Monschau, Vorsitzende der Tourette-Gesellschaft Deutschland, Göttingen Information der Tourette-Gesellschaft- Deutschland e.V. Was ist das Tourette-Syndrom? Das Tourette-Syndrom ist eine komplexe neurologisch-psychiatrische Erkrankung. Kernsymptome sind motorische und vokale Tics, die sich ständig wandeln und deren Intensität stark schwankt. Der Beginn ist stets in der Kindheit oder Jugend. Der Verlauf ist chronisch. Was sind Tics? Unter motorischen Tics versteht man unwillkürlich eintretende Zuckungen, die prinzipiell am ganzen Körper auftreten können, am häufigsten aber im Gesicht und am Kopf lokalisiert sind (z.B. Augenblinzeln, grimassierende Gesichtsbewegungen, Kopfrucken). Vokale Tics sind unwillkürlich hervorgebrachte Geräusche, Laute oder Wörter (z.B. räuspern, husten oder “hm”). Können neben Tics noch andere Symptome mit dem TouretteSyndrom einhergehen? Ja. Bei vielen Betroffenen bestehen begleitend Verhaltensauffälligkeiten. Als häufige Symptome sind in der Kindheit Hyperaktivität sowie eine Störung der Aufmerksamkeit und der Impulskontrolle zu nennen. Weiterhin können Zwangshandlungen und -gedanken, Angst, Depression oder Autoaggression vorkommen. Das Tourette-Syndrom geht nicht mit einer Beeinträchtigung der intellektuellen Leistungsfähigkeit einher. Haben alle Tourette-Betroffenen die gleichen Symptome? Nein. Vermutlich gibt es auf der Welt keine zwei Menschen mit TouretteSyndrom mit völlig identischen Symptomen. Können Tourette-Betroffene ihre Symptome unterdrücken? Einige, aber nicht alle Betroffenen, können ihre Tics vorübergehend für einen mehr oder weniger kurzen Zeitraum willentlich unterdrücken. Dies wird mehrheitlich jedoch als anstrengend und unangenehm empfunden. Zudem folgt im Anschluss oft eine Phase verstärkter Tics. Was bedeutet Koprolalie? Einige Tourette-Betroffene müssen unwillkürlich Schimpfwörter oder auch obszöne Wörter aussprechen. Dieses Symptom bezeichnet man als Koprolalie. Es führt nicht selten zu Vorurteilen und sozialer Benachteiligung, besonders wenn fälschlicherweise eine persönliche Beleidigung oder Beschimpfung unterstellt wird. Präsident Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Virchowstraße 174 45147 Essen 0201/722 74 66, 0201/722 73 02 E-mail: [email protected] Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Stellvertretender Präsident u. Schatzmeister Prof. Dr. med. Frank Häßler Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Schriftführer Prof. Dr. med. Alexander von Gontard Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg/Saar Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. Katja Becker Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Marburg Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 28 09 65 19, 030 / 28 09 65 79 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin Wie ist der Verlauf des Tourette-Syndroms? Der Verlauf ist chronisch. Jedoch nimmt die Häufigkeit und Intensität der Tics im Erwachsenenalter häufig spontan ab. Ein weiteres Charakteristikum sind erhebliche Symptomschwankungen mit wechselnd starken Tics. Was ist die Ursache des Tourette-Syndroms? Das Tourette-Syndrom ist eine organische Erkrankung des Gehirns. Ist das Tourette-Syndrom erblich? Ja. Allerdings konnten bis heute weder eine zugrunde liegende Erbveränderung noch der genaue Erbgang gefunden werden. Ist das Tourette-Syndrom heilbar? Nein. Bis heute ist keine Therapie bekannt, die zu einer Heilung führt. Gibt es Therapiemöglichkeiten? Ja. Zur Behandlung von Tics und anderen möglichen Symptomen des Tourette-Syndroms stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Da diese jedoch auch Nebenwirkungen erzeugen können, muss eine Therapie stets individuell und in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen. Wieviele Menschen in Deutschland haben ein Tourette-Syndrom? Hierzu gibt es nur vage Schätzungen. Vermutlich gibt es - anders als bisher angenommen - deutlich mehr als 80.000 Betroffene. Ist das Tourette-Syndrom eine “neue” Krankheit? Nein. Das Tourette-Syndrom wurde erstmals bereits 1825 beschrieben und erhielt seinen Namen von dem französischen Neurologen Georges Gilles de la Tourette im Jahre 1885. Haben oder hatten auch berühmte Menschen ein Tourette-Syndrom? Es ist sicher, dass der Schriftsteller Samuel Johnson ebenso wie der amerikanische Basketballspieler Mahmoud Abdul-Rauf tourette-betroffen sind. Aufgrund historischer Dokumente wird diskutiert, ob beispielsweise auch Claudius, Napoleon, Molière, Peter der Große und Mozart ein Tourette-Syndrom hatten. Wie wird das Tourette-Syndrom diagnostiziert? Die Diagnose wird klinisch, das heißt, anhand von Anamnese und Untersuchung durch einen mit dem Tourette-Syndrom vertrauten Arzt gestellt. Kontakt: Tourette-Gesellschaft Deutschland e.V. (TGD) Universitätsklinikum Abt. Kinder- und Jugendpsychiatrie Von-Siebold-Straße 5 37075 Göttingen Tel: 0551/39-6727 Fax: 0551/39-8120 Email: Email: [email protected] www.tourette-gesellschaft.de 2 Presse-Information DGKJP-Kongress 2009 04.03.2009 Eröffnungs-Pressekonferenz Mittwoch, 4. März 2009, 11.00-12.00 Uhr, Trialog: Kinder- und Jugendpsychiatrie braucht das Gespräch mit Angehörigen und Betroffenen Statement: Stellvertretender Präsident u. Kongresssekretär Prof. Dr. med. Michael Schulte-Markwort Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychosomatik Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Maria Kaminski, Hamburg, Vorsitzende des Autismus Verbandes Deutschland, Hamburg Die autistische Störung – oder: frühkindlicher Autismus - ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die in den ersten drei Lebensjahren beginnt. In den folgenden drei Bereichen werden die Symptome deutlich: im sozialen Umgang mit Mitmenschen, in der Kommunikation und in sich stets wiederholenden Handlungen. Das Asperger-Syndrom unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus in erster Linie dadurch, dass oft keine Verzögerung bzw. kein Entwicklungsrückstand in der Sprache oder der kognitiven Entwicklung vorhanden ist. Hingegen sind in der psychomotorischen Entwicklung und der sozialen Interaktion Auffälligkeiten festzustellen. Die intellektuelle Begabung von Menschen mit Autismus ist sehr unterschiedlich. Sie reicht von geistiger Behinderung bis hin zu normaler Intelligenz, wobei häufig erstaunliche Teilleistungen in der Musik und auf anderen Gebieten gezeigt werden. Während man noch vor wenigen Jahren davon ausging, dass der Autismus eine sehr seltene Störung ist, weisen neuere Untersuchungen höhere Häufigkeiten auf. Für Deutschland liegen keine gesonderten Angaben vor. Die folgende Tabelle geht auf Untersuchungen in Europa, Kanada und den USA zurück: Alle autistischen Spektrumstörungen Einwohner Frühkindlicher Autismus Einwohner Asperger-Autismus Einwohner Andere tiefgreifende Entwicklungsstörungen Einwohner Präsident Prof. Dr. med. Johannes Hebebrand Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Rheinische Kliniken Essen an der Universität Duisburg-Essen Virchowstraße 174 45147 Essen 0201/722 74 66, 0201/722 73 02 E-mail: [email protected] 6-7 pro 1000 1,3-2,2 pro 1000 1-3 pro 1000 3,3 pro 1000 Aufgrund ihrer Beeinträchtigung in verschiedenen Bereichen benötigen die meisten Menschen mit Autismus lebenslang Hilfe und Unterstützung. Autismus findet man in Familien aller Nationalitäten und sozialen Schichten. 1970 schlossen sich die Eltern autistischer Kinder zusammen und gründeten einen Selbsthilfeverband, weil sie für ihre Kinder sonst keine Hilfe fanden. Die Behinderung war vollkommen unbekannt, und dementsprechend gab es keine speziellen Konzepte für die therapeutische und pädagogische Förderung. Im Laufe der Jahre hat es sich dann gezeigt, dass es ebenso wichtig ist, besondere Konzeptionen für Wohnen, Stellvertretender Präsident u. Schatzmeister Prof. Dr. med. Frank Häßler Klinik für Psychiatrie, Neurologie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter der Universität Rostock Schriftführer Prof. Dr. med. Alexander von Gontard Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Universitätsklinikum des Saarlandes Homburg/Saar Beisitzer Prof. Dr. med. Jörg M. Fegert Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Kinderund Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Prof. Dr. med. Gerd Schulte-Körne Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der Universität München Ehrenpräsidenten Prof. em. Dr. med. Dr. phil. Helmut Remschmidt, Marburg Prof. em. Dr. med. Dr. rer. nat. Martin H. Schmidt, Mannheim Kooptierte Mitglieder Prof. Dr. Katja Becker Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Marburg Prof. Dr. med. Renate Schepker Vorsitzende der BAG Chefärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie Zentrum für Psychiatrie Die Weißenau (ZfP) Ravensburg-Weißenau Dr. med. Maik Herberhold Vorsitzender der BKJPP, Bochum Geschäftsführer Dr. phil. Thomas Nesseler Geschäftstelle Nicole Schardien Reinhardtstraße 14 10117 Berlin 030 / 28 09 65 19, 030 / 28 09 65 79 E-mail: [email protected] Internet: http://www.dgkjp.de Deutsche Apotheker- und Ärztebank BLZ 300 606 01 Kto-Nr.: 0006788564 IBAN Nr.: DE67 3006 0601 0006 7885 64 BIC (Swift Code): DAAEDEDD VR 27791 B Amtsgericht Berlin Leben und Arbeiten für heranwachsende bzw. erwachsen gewordene Menschen zu entwickeln. In seiner Satzung hat sich der Bundesverband folgende Ziele gesetzt: • • • • Förderung aller Maßnahmen, die eine wirksame Hilfe für autistische Kinder, Jugendliche und Erwachsene bedeuten Öffentlichkeitsarbeit, insbesondere die Veranstaltung von Fachtagungen Herausgabe von Büchern, Broschüren und anderem Informationsmaterial Anregung und Förderung des Zusammenschlusses von Eltern und Förderern autistischer Kinder auf örtlicher Ebene sowie Unterstützung dieser entstehenden Regionalverbände Durch die Initiative der Mitglieder sind so seit der Gründung des Vereins 52 Regionalverbände entstanden, die vor Ort Therapiezentren, Schulen, Werkstätten und Wohneinrichtungen unterhalten. Kontakt: autismus Deutschland e.V. Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus Bebelallee 141 22297 Hamburg Telefon 040/5 11 56 04 Fax 040/5 11 08 13 E-Mail: [email protected] www.autismus.de 2