erfassung von ausgewählten neophyten im vogtlandkreis im jahr 2012

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ERFASSUNG VON
AUSGEWÄHLTEN NEOPHYTEN
IM VOGTLANDKREIS
IM JAHR 2012
Auftraggeber:
VOGTLANDKREIS
Landratsamt: Umweltamt
Bahnhofstr. 46-48
09523 PLAUEN
Auftragnehmer:
Dipl.-Ing. (FH) Uwe Fischer
Anton-Günther-Str. 12
08340 S C H W A R Z E N B E R G
Tel.: 03774/28631
Fax: 03774/179552
e-mail: [email protected]
Schwarzenberg
Februar 2013
-2Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
0.
EINLEITUNG .................................................................................................................... 3
1.
UNTERSUCHUNGSRAUM ..............................:……………………................................. 3
2.
METHODIK ....................................................................................................................... 4
3.
3.1.
3.2.
3.3.
3.4.
3.5.
PORTRÄTS DER KARTIERTEN ARTEN ...........................::.....:................................. 6
Definition Neobiota ........................................................................................................ 6
Drüsiges (Indisches) Springkraut (Impatiens glandulifera) ................................ 6
Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) .................................................. 7
Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) ............................................... 9
Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis) ............................................ 10
4.
ERGEBNISSE DER KARTIERUNG ............................................................................. 12
5.
BEKÄMPFUNG ................................................................................................................ 23
6.
VERWENDETE MATERIALIEN UND LITERATUR ....................:.::........................... 24
Büro f. Landschaftsökologie u. -planung U. FISCHER (Schwarzenberg)
-3Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
0.
EINLEITUNG
Eine Voraussetzung zum erfolgreichen Neophytenmanagement ist die Kenntnis der Vorkommen und
der Ausbreitungswege.
Im Rahmen des Projektes „Clara@eu2“ mit Tschechien und Bayern soll in Ergänzung zur Erfassung
im Nachbarbezirk Karlovy Vary im Vogtlandkreis eine Erfassung der invasiven Neophyten RiesenBärenklau (Heracleum mantegazzianum), Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica) und Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera) erfolgen. Damit ist ein Hauptaugenmerk auf Arten gelegt,
die im Verdacht stehen, wirtschaftliche, naturschutzfachliche oder gesundheitliche Probleme zu verursachen bzw. bei denen bereits negative Auswirkungen nachgewiesen sind.
Mit der Erfassung wurde das Büro für Landschaftsökologie Dipl.-Ing. Uwe Fischer (Schwarzenberg)
per Werkvertrag vom 28.6.12 beauftragt.
1.
UNTERSUCHUNGSRAUM
Der Untersuchungsraum umfasst den gesamten Vogtlandkreis, der die Naturräume Vogtland (Plauener Binnenzone, Vogtländisches Kuppenland, Oberes Vogtland) und Westerzgebirge beinhaltet.
Größere Städte (ehemalige Kreisstädte) sind Reichenbach, Plauen, Oelsnitz und Klingenthal.
Abb. 1: Übersicht Vogtlandkreis
Büro f. Landschaftsökologie u. -planung U. FISCHER (Schwarzenberg)
-4Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Der Vogtlandkreis umfasst eine Fläche von ca. 1.410 km² und überdeckt 63 Kartenblätter TK10, davon 40 Blätter vollständig bzw. überwiegend und 23 Blätter teilweise.
Im Westen und Nordwesten grenzt Thüringen an (Lkr. Greiz, Lkr. Saale-Orla-Kreis), im Nordosten der
sächsische Landkreis Zwickauer Land, im Osten der Erzgebirgskreis und im Südosten die Tschechische Republik.
2.
METHODIK
Gemäß Leistungsbeschreibung war folgende Vorgehensweise vorgesehen:
Erfassung als Grob- bzw. Übersichtskartierung, ausgehend von der tschechischen Grenze, entlang
von Fluss- und Bachläufen und an Straßen und größeren Wegen mit einer Pufferzone von ca. 50 m.
Besonderes Augenmerk sollte auf ausgewiesene Schutzgebiete gelegt werden. Schwerpunkte sollten
die Altkreise Oelsnitz, Klingenthal und Plauen-Land sein.
Die erfassten Neophytenstandorte sollen zum einen als Geodaten abgelegt werden, da vorgesehen
ist, diese auf einer GIS-basierten Standortkarte mit Datenbankanbindung in Form eines Kleinkatasters
aufzunehmen. Dabei sollen die Standorte in vier Kategorien klassifiziert werden:
Einzelpflanzen bis 5 Exemplare pro Standort
Standorte mit 6 bis 15 Pflanzen oder 10 m²
Standorte mit 15 bis 50 Pflanzen oder 100 m²
Flächenstandorte > 50 Pflanzen oder 1000 m²
Des Weiteren wurde eine formatierte Exceltabelle übergeben, in der die Ergebnisse eingetragen werden sollten. Diese enthält folgende Angaben:
1.
2.
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5.
6.
7.
8.
9.
10.
Fundortkoordinaten
Art
Priorität
Gemarkung
örtliche Lage
Flurstücke
Schutzgebiete (betroffene)
bisherige (aktuelle) Flächennutzung
Bestandsgröße
Ausbreitungstendenz
Durchführung:
Die Kartierung erfolgte im Zeitraum vom 26.6.-26.9.2012. An der Kartierung beteiligt war G er d B ogu ns k i (Reinsdorf-Vielau), der den nordöstlichen, an den Lkr. Zwickau angrenzenden Teil übernommen hat. Ziel war es, die Kartierung noch in der Vegetationsperiode 2012 abzuschließen, was schließlich auch gelang. Wenige Daten wurden vom LRA zur Verfügung gestellt und übernommen.
Zum Zwecke der Kartierung wurde der Landkreis Raster für Raster abgefahren, dabei jedoch vor allem die Gewässer und Schutzgebiete überprüft, aber auch die Agrarlandschaft, Forstbereiche und
Streusiedlungen mit eingeschlossen. Fließgewässer wurden, soweit dies möglich war, weitgehend
komplett abgefahren oder begangen (Ausnahme kleinere Quellbäche im Forst). Allerdings war die
Zugänglichkeit nicht überall gewährleistet.
Zusätzlich zum J ap a n is c he n St au d enk n öt er ic h wurde auch der Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis) mit erfasst. Vermutlich gibt es im Gebiet auch Hybriden beider Arten, die jedoch
der Praktikabilität halber je nach Blattgröße der einen oder anderen Art zugeordnet wurden.
Außerdem sollten nennenswerte Lupinen-Vorkommen mit dokumentiert werden (dies erfolgte nur in
Form von Geodaten).
Erste Ergebnisse wurden im Rahmen eines Workshops am 10.9.12 im Natur- und Umweltzentrum
Oberlauterbach vorgestellt und diskutiert.
Dokumentation:
In die übergebene Exceltabelle wurden die Daten eingetragen, allerdings fehlen die Daten zu den
Flurstücken, weil diese nicht vorliegen. Da diese Tabelle hinsichtlich der Formatierung schreibgeschützt war, wurden keine Ergänzungen oder Änderungen zugelassen. Aus diesem Grunde wurde
eine weitere Exceltabelle erstellt, ergänzt um folgende Angaben:
1.
2.
Kartiernummer (zur Nachvollziehbarkeit der Lage bei den Geodaten)
.Messtischblattquadrant (TK10-Nr.)
Büro f. Landschaftsökologie u. -planung U. FISCHER (Schwarzenberg)
-5Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
3.
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8.
Anfangs- und Endkoordinaten bei linearen Vorkommen länger als 150 m (hier zusätzlich Koordinaten
etwa im Zentrum der linearen Ausdehnung).
Länge der linearen Ausdehnung
Datum der Aufnahme
Kartierer
Bemerkungen (Zustand, Standort)
bemerkenswerte Arten (im Falle des Nachweises)
Darstellung:
Die Lage der Vorkommen wurde während der Kartierung in eine vorbereitete Arbeitskarte TK10 mit
Maßstabsvergrößerung eingetragen und später in das GIS (ArcView) übertragen. Zu diesem Zweck
wurde der Vogtlandkreis mit Karten TK10 hinterlegt.
Bei den Geodaten wurden Punktshapes für punktuelle bzw. flächige Vorkommen und lineare Vorkommen bis ca. 150 m Länge erstellt. Für lineare Vorkommen, z.B. an Gewässern über 150 m Länge
wurde ein Linienshape erstellt und zur Ermittlung der Anfangs-, End- und Mittelkoordinaten jeweils
noch einen Punkt gesetzt. Die Vorkommen erstrecken sich in diesem Falle mehr oder weniger durchgehend (oder mit Lücken) über den gesamten, als Linie dargestellten Bereich. Die Koordinaten wurden über GIS ermittelt.
Die Angaben zur Häufigkeit wurden je nach Praktikabilität und Überblick als Anzahl oder in Quadratmetern angegeben. Oft war nur eine grobe Schätzung möglich.
In Absprache mit dem Auftraggeber wurden Karten im Format A3 nur für die Schutzgebiete (NSG,
FND) mit Neophytenvorkommen erstellt. Die kartenmäßige Darstellung aller Vorkommen würde ca.
200 Karten im Format A3 ergeben, weshalb darauf verzichtet wurde.
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-6Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
3.
PORTRÄTS DER KARTIERTEN ARTEN
3.1.
Definition Neobiota
Als Neobiota bezeichnet man Arten, die sich ohne oder mit menschlicher Einflussnahme in einem
Gebiet etabliert haben, in dem sie zuvor nicht heimisch waren. Als Unterbegriff für neobiotische Pflanzen ist der Begriff Neophyten gebräuchlich, analog dazu existiert für Tiere der Begriff Neozoen.
Neobiota zeichnen sich meist durch typische Eigenschaften wie Anpassungsfähigkeit, hohe Fortpflanzungsrate und oft auch eine Assoziation mit Menschen aus. Diese Eigenschaften bestimmen im Zusammenspiel mit der Anfälligkeit des neuen Gebietes für biologische Invasoren und der Anzahl verschleppter Individuen die Erfolgswahrscheinlichkeit, mit der sich nach einem Ausbreitungsereignis
eine stabile Population etabliert.
Während zahlreiche Neobiota keine merklichen negativen Auswirkungen verursachen, geht von einigen etablierten Neobiota ein stark negativer Einfluss auf die Biodiversität ihres neuen Lebensraumes
aus. Oft verändert sich die Zusammensetzung der Biozönose beträchtlich, z.B. durch Prädation oder
als Folge von Konkurrenzdruck. Ebenso können Neobiota wirtschaftlichen Schaden anrichten, zum
Beispiel als Forst- und Landwirtschaftsschädlinge. Gleichzeitig treten sie als Vektoren von
Pathogenen in Erscheinung, welche teilweise auch Nutzpflanzen, Nutztiere und den Menschen befallen können. (Quelle: Wikipedia)
In den neu besiedelten Gebieten fehlen meist natürliche Feinde/Prädatoren weshalb sich die Neobiota
bei Vorhandensein günstiger Standortbedingungen ungehemmt ausbreiten können.
3.2.
Drüsiges (Indisches) Springkraut (Impatiens glandulifera)
Ursprung
Sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet
liegt im Himalaja (Indien, Kaschmir, Pakistan). Die Art kam 1839 zunächst als
Zierpflanze nach England und wurde
danach in vielen europäischen Gärten
kultiviert. Gelegentlich auch wegen des
reichlich produzierten Nektars als Bienenweide angebaut.
Drüsiges Springkraut, im Hintergrund ein weiterer
Neophyt, die Kanadische Goldrute
Foto: U. Fischer, 31.7.12
Beschreibung
Das Drüsige Springkraut ist eine einjährige Pflanzenart in der Familie der Balsaminengewächse (Balsaminaceae). Es kann in kürzester Zeit Wuchshöhen von über 2 m erreichen und andere Pflanzen
schnell überdecken. Für sein schnelles Wachstum wird eine ausreichende Wasserversorgung benötigt. Der Blütenstand ist aufrecht und traubig. Die purpurroten, rosa oder weißen, stark süßlich duftenden Blüten sind etwa 3-4 cm lang und hängen von einem stieldrüsigen Blattstiel herab. Die Blütezeit
reicht von Juni bis zum ersten Frost. An einer Pflanze sind oft gleichzeitig Knospen, Blüten und Samen vorhanden. Die reifen Kapselfrüchte schleudern bei kleinstem Druck ihre Samen bis zu sieben
Meter weit weg. Die kugeligen Samen weisen einen Durchmesser von etwa 3 mm auf. Eine Pflanze
produziert etwa 1.600 bis 4.300 Samen. Deren Keimfähigkeit (etwa 80%) bleibt mehrere Jahre erhalten. In Reinbeständen können bis zu 32.000 Samen/m² Boden auftreten.
Die Pflanze wurzelt recht flach (bis maximal 10 cm) mit kleinem Wurzelwerk. Sie wächst vor allem in
feuchten Wäldern, Auen- und Uferlandschaften mit hohem Nährstoffgehalt.
Die Ausbreitung erfolgt über das Wasser und wanderndes Sohlsubstrat. Durch Hochwasser abgerissene Pflanzenteile können nach Anlandung im Boden wurzeln und neue Pflanzen bilden.
Ökologie
Die Blüten werden durch Honigbienen und Wildbienen, vor allem Hummeln, bestäubt. Der Nektar ist
mit einem Zuckergehalt von 48% durchschnittlich süß, wird aber reichlich produziert. Mit 0,47mg NekBüro f. Landschaftsökologie u. -planung U. FISCHER (Schwarzenberg)
-7Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
tar/Pflanze/Stunde produziert das Springkraut etwa 40mal so viel Nektar wie eine vergleichbare heimische Pflanze. Außerdem ist Pollen sehr hochwertig und ebenfalls zuckerhaltig. Aus diesem Grunde
ist die Pflanze ein hervorragendes Nahrungsreservoir für Bienen und schließt eine Lücke in einer Jahreszeit, in der es kaum noch geeignete Nektarpflanzen gibt. Unter diesem Aspekt spielt das Drüsige
Springkraut eine wichtige Rolle im Naturhaushalt und kann Bienenpopulationen das Überleben sichern. Andererseits droht die Art die einheimische Vegetation von ihren natürlichen Standorten zu
verdrängen.
Bekämpfung
Das Drüsige Springkraut lässt sich verhältnismäßig einfach bekämpfen, da es einjährig ist, und die
Verbreitung über die Samen erfolgt. Bis zur Bildung der ersten Blüten verhindert ein tiefer Schnitt
(Mahd) eine weitere Verbreitung. Das Springkraut lässt sich auch gut ausreißen. Diese Maßnahme
muss vor der Samenreife durchgeführt werden. Da es an den Sprossknoten leicht zur Wiederbewurzlung kommt, sollten ausgerissene oder gemähte Pflanzen abgeräumt und kompostiert werden. Die
bearbeiteten Flächen müssen weitere vier Jahre kontrolliert werden, denn der Samenvorrat im Boden
kann bis fünf Jahre keimfähig bleiben.
Quelle: Wikipedia
3.3.
Riesen-Bärenklau, Herkulesstaude (Heracleum mantegazzianum)
Samenstände und Blatt der Herkulesstaude Fotos: U. Fischer, 10.8.12
Ursprung
Ursprünglich stammt der Riesen-Bärenklau aus dem Kaukasus. Die Ausbreitung in Mitteleuropa geht
auf den russischen Zaren Alexander I. zurück. Er schenkte dem Fürsten Metternich nach dem Wiener
Kongress (1815) eine riesige Malachitvase voll Samen. Der Fürst wiederum pflanzte diese in den
Treibhäusern seiner Sommerresidenz in Böhmen im Schloss Königswart als Zierpflanze an.
Im restlichen Europa wurde der Riesen-Bärenklau etwa 1890 als Zierpflanze eingeführt und zuerst in
den Parks des englischen Königshofs angepflanzt. Als Zierpflanze wird er noch heute gelegentlich in
Gärten und Parks verwendet.
Zur mitteleuropäischen Ausbreitung des Riesen-Bärenklaus hat wesentlich beigetragen, dass der
Pflanze ein wirtschaftlicher Nutzen unterstellt wurde. Imkern wurde er in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts wiederholt als Bienenweide empfohlen. In der Forstwirtschaft verwendete man sie als
zusätzliche Deckung für Wild. Auch Böschungen sollten damit befestigt werden. Aufgrund dieses unterstellten wirtschaftlichen Nutzens wurde sie wiederholt in freier Natur angesiedelt.
Beschreibung
Der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), ist eine zwei- bis mehrjährige Pflanzenart aus
der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Verwechslungen mit großen Exemplaren des heimischen
Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) und der Wald-Engelwurz (Angelica sylvestris) sind möglich.
Der Riesen-Bärenklau erreicht innerhalb weniger Wochen Wuchshöhen von bis zu 3 m, selten mehr.
Der mäßig dicht behaarte und meist purpurn gefleckte Stängel besitzt an seiner Basis einen Durchmesser 2-10 cm. Die Laubblätter erreichen normalerweise eine Länge von 1 m, gelegentlich mehr. Die
Blattspreite kann drei- oder fünf- bis neunteilig fiederschnittig sein.
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-8Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Die sehr großen Blüten-Doppeldolden erreichen häufig einen Durchmesser von 30-50 cm. Sie sind
30- bis 150-strahlig. Die Dolden einer einzigen Pflanze können bis zu 80.000 Einzelblüten enthalten
und bis zu 15.000 Früchte ausbilden. Die Blütenfarbe ist weiß; die Blütezeit erstreckt sich von Juni bis
Juli. Kommt sie nicht zur Blüte, kann die Pflanze mehrere Jahre leben. Aufgrund der hohen Zahl von
Samen ist der Riesen-Bärenklau eine Pflanze mit ausgeprägter Ausbreitungsfähigkeit. Ihre Samen
bleiben über mehrere Jahre hinweg keimfähig. Die maximale Dauer der Keimfähigkeit liegt bei 7-8
Jahren. Bei zumindest einem Fall entstanden nach einer siebenjährigen Beweidung durch Schafe
keine neuen Keimlinge mehr und der Bestand am Standort erlosch vollständig. Die Samen keimen
sehr früh im Jahr aus. Zusammen mit dem starken Wachstum der Pflanzen hat der Riesen-Bärenklau
damit gegenüber konkurrierenden Pflanzenarten einen wesentlichen Vorteil. Einjährige Pflanzen erreichen bereits im Mai, wenn die meisten in Mitteleuropa heimischen Pflanzen noch kein stärkeres Längenwachstum aufweisen, eine Höhe von bis zu 1 m. Die großen Blätter verschatten die übrige Vegetation und behindern damit deren Entwicklung. Ende Juni können ausgewachsene Pflanzen bereits
eine Höhe von 3 m erreicht haben. Die Pflanze speichert Stärke in einer rübenartigen Verdickung an
der Basis des Sprosses und den oberen Teilen der Wurzel. Dies ermöglicht ihr sowohl im zweiten Jahr
sehr früh auszutreiben als auch nach Rückschnitt erneut nachzutreiben. Der Riesen-Bärenklau kann
daher trotz mehrfachen Mähens zur Blüte gelangen. Blüht und fruchtet die Pflanze, wird dieses Speicherreservoir aufgebraucht und die Pflanze stirbt danach ab.
Ökologie
Der Riesen-Bärenklau zählt zu den stickstoffliebenden Pflanzen, stellt ansonsten aber kaum Ansprüche an den Boden. Lediglich mit sehr sauren Böden kommt er nicht zurecht. Selbst wenn der Samen
keimt, sterben Keimlinge in stark saurem Milieu (pH 3,3 und weniger) innerhalb weniger Wochen wieder ab. Zur Bildung von Dolden kommt es nur an sonnigen Standorten. Pflanzen an schattigen Standorten können allerdings mehrere Jahre überleben, ohne zur Blüte zu gelangen. Die Befruchtung erfolgt über Insekten.
Die Art ist in Gärten, Parks, an Straßenrändern, in Bach- und Flusstälern sowie auf Brachen anzutreffen und kann dort die heimische Vegetation verdrängen. Sie besitzt dekorative Fruchtstände, die oft
als Zierde verwendet werden. Die reifen Dolden werden zu diesem Zweck transportiert, wodurch der
Mensch zur Ausbreitung beiträgt.
Er breitet sich in Mitteleuropa auch auf trockeneren und wärmeren Standorten aus und ist deshalb
nicht nur in der Saumvegetation von Hecken, Waldrändern, Bächen und Flüssen zu finden, sondern
auch auf Halden und Ruderalstandorten. Die Samen werden entlang von Fließgewässern auch vom
Wasser transportiert, ansonsten auch über Wind. Die Ausbreitungsdistanzen, die dabei von der Mutterpflanze ausgehend überwunden werden, betragen bis zu 180 Meter.
Der Riesen-Bärenklau enthält photosensibilisierende Substanzen (Furanocumarine). Berührungen in
Verbindung mit Tageslicht können bei Menschen zu schmerzhaften Quaddeln und schwer heilenden
Verbrennungserscheinungen (Photodermatitis) führen. Toxische Komponenten sind in allen Pflanzenbestandteilen enthalten. Giftfrei sind die Stängel erst dann, wenn sie vollständig abgestorben sind und
nur noch das weiße Zellskelett steht.
Bekämpfung
Großflächiger Riesenbärenklaubestände können mit Herbiziden, auf geeigneten Flächen auch durch
mehrfaches Mähen und Mulchen, Fräsen oder durch die Beweidung mit Kühen bekämpft werden. Die
Bekämpfung erfolgt im niedrigen Bestand spätestens im April. In den Folgejahren genügt eine Nachkontrolle und ggf. eine mechanische Bodenbearbeitung.
Zu Bekämpfung von Einzelpflanzen und kleinen Beständen genügt einfaches Abschneiden im Vorfrühling und Frühling nicht. Da die Pflanze durch Schnittmaßnahmen ruhende Knospen im oberen Teil
der Wurzel austreibt, hilft nur das Ausgraben bzw. Abstechen der Wurzel 15 cm unter der Oberfläche.
Auch später im Jahr können dann weitere Jungpflanzen keimen, so dass eine regelmäßige Nachkontrolle und gegebenenfalls Bekämpfung bis September notwendig wird. Die zahlreichen neuen Keimpflanzen – mit rundlichen, ganzrandigen Blättern – müssen auch in den folgenden Jahren beseitigt
werden.
Wenig sinnvoll erscheint die Entfernung von Blütendolden, da die Pflanze genügend Reserven besitzt,
um erneut Blüten zu bilden. Sie treibt auch im Folgejahr wieder aus.
Guten Erfolg zeigt hingegen das Abschneiden der Samenstände im Sommer. Dies sollte erfolgen,
wenn die Mitteldolde bereits grüne (schwere) Früchte ausgebildet hat (etwa ab Mitte Juli), aber bevor
die Früchte erste braune Streifen zeigen und auszufallen beginnen. Die nicht samentragenden Nebendolden befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in voller Blüte und können belassen oder abgeschlagen werden und vor Ort vertrocknen. Die samentragenden Dolden werden so hoch wie möglich
abgeschlagen. Diese Fruchtkörper müssen unbedingt vollständig entfernt werden und dürfen nicht in
Büro f. Landschaftsökologie u. -planung U. FISCHER (Schwarzenberg)
-9Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
den Kompost gelangen. Sie werden zum Beispiel in reißfesten Kunststoffsäcken abtransportiert, über
den Restmüll entsorgt oder verbrannt. Die Mutterpflanze kann stehen bleiben und stirbt im folgenden
Winter ab. Der Standort muss in den Folgejahren (5-6 Jahre) kontrolliert und bei Bedarf die Maßnahme wiederholt werden. Wenn auf zwei aufeinanderfolgende Jahre keine Pflanzen mehr zu finden sind,
kann man davon ausgehen, dass der bestand erfolgreich vernichtet wurde, vorausgesetzt aus dem
Umfeld ist eine Neueinwanderung auszuschließen.
Zur Beseitigung – selbst in kleinem Rahmen – sind Schutzkleidung, Schutzbrille und ggf. Atemschutz
erforderlich. Als Vorsichtsmaßnahme sollte in hohen Beständen eine Astsäge mit langem Stiel verwendet werden, um Verletzungen durch Nesselhaare der stürzenden Pflanze zu vermeiden. Das Arbeiten bei bedecktem Himmel ist empfehlenswert.
Quelle: Wikipedia
3.4.
Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)
Ursprung
Der
Japanische
Staudenknöterich
stammt ursprünglich aus Ostasien
(China, Korea, Japan). Um 1825 von
Philipp Franz von Siebold als Zier- und
Viehfutterpflanze nach Europa gebracht.
In der Forstwirtschaft erfolgte gezielter
Anbau als Äsungspflanze für Rotwild und
als Deckung für Fasane. Allerdings wird
die Pflanze als Äsung nicht angenommen und ist als Deckungspflanze wegen
des Blattfalls im Winter nicht geeignet.
An der Ausbreitung beteiligt waren die
Imker, da der Staudenknöterich im Frühherbst eine gute Bienenweide bietet.
Japanischer Staudenknöterich, Foto: U. Fischer, 31.7.12
Beschreibung
Der Japanische Staudenknöterich (Fallopia japonica, Syn.: Reynoutria japonica, Polygonum cuspidatum), ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) gehört.
Es handelt sich um eine sehr schnellwüchsige (wuchernde), sommergrüne, ausdauernde krautige
Pflanze. Als Überdauerungsorgane bildet sie Rhizome, durch die oft dichte, ausgedehnte Bestände
entstehen. Im Frühling treibt sie aus ihren Rhizomen neue Stängel, die unter günstigen Bedingungen
innerhalb weniger Wochen eine Wuchshöhe von 3 bis 4 Metern erreichen können, wobei ein Zuwachs
von 10-30 cm pro Tag möglich ist. Die meist aufrechten Stängel sind hohl.
Im Winter zieht die Pflanze ein, beim ersten Frost sterben alle überirdischen Teile ab. Die sich weit
verzweigenden, verholzten Rhizome überleben den Winter problemlos. Sie reichen, weitgehend horizontal kriechend, oft bis zu 2 m tief in den Boden.
Die wechselständig am Stängel angeordneten, gestielten Laubblätter sind zwischen 5 und 20 Zentimeter lang.
Der Japanische Staudenknöterich ist zweihäusig getrenntgeschlechtig. Im August erfolgt die Ausbildung der Blütenstände. Die funktionell eingeschlechtigen Blüten enthalten fünf weißliche
Blütenhüllblätter und entweder drei gefransten Narben oder acht Staubblätter.
In den Regionen, in denen der Japanische Staudenknöterich ein Neophyt ist, spielt die generative
Vermehrung über Samen keine Rolle. Eine Mahd vor der Samenreife ist deshalb nicht zielführend, um
Ausbreitung zu verhindern. Die Bestände bestehen meist entweder aus rein weiblichen oder rein
männlichen Exemplaren und können so keine Früchte bilden. Eine Bestäubung über größere Entfernung ist kaum möglich. In der Regel sterben die Pflanzen in unserer Region vor der Samenreife ab,
sollte es doch einmal zur Fruchtbildung kommen.
In Europa erfolgt die Ausbreitung hauptsächlich vegetativ. Unter der Bodenoberfläche bildet die Pflanze horizontale Rhizome („Kriechsprosse“) in mehreren Schichten übereinander aus. Dadurch können
sich sehr schnell ausgedehnte und sehr dichte Bestände bilden.
Rhizom-Teile können für eine Ausbreitung über größere Entfernungen sorgen. So besiedeln sie beispielsweise, mit Gartenabfällen oder Baustellenaushub verbracht, rasch einen neuen Lebensraum.
Büro f. Landschaftsökologie u. -planung U. FISCHER (Schwarzenberg)
-10Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Teile von Wurzelstöcken werden auch vom Hochwasser mitgerissen. Entlang sonniger Bachufer gedeiht diese Staude prächtig. Auch die unteren Stängelabschnitte können sich bewurzeln, wenn sie
überflutet oder von Erde bedeckt sind.
Der Japanische Staudenknöterich deswegen problematisch, weil er sich aufgrund seiner außergewöhnlichen Wuchskraft und Robustheit erfolgreich gegen die heimische Flora durchsetzt.
Ökologie
Der Japanische Staudenknöterich kaum Ansprüche an den Boden. Er kommt auf sowohl auf feuchten,
als auch trockenen Standorten zurecht. Auf nährstoffreichen und tiefgründigen Böden werden üppige
Pflanzen ausgebildet, trockene und arme Böden bilden kleinere Pflanzen aus.
Die Art ist in Gärten, Parks, an Straßenrändern, in Bach- und Flusstälern sowie auf Brachen, Halden,
Ruderalstandorten und überall dort anzutreffen, wo Bodenaufschüttungen erfolgten, die mit Rhizomen
kontaminiert waren. An den Wuchsstandorten kann die Pflanze die heimische Vegetation verdrängen.
Die Blüten sind im Herbst durchaus dekorativ, weshalb der Staudenknöterich oft auch in Gärten und
Vorgärten zu finden ist.
Bekämpfung
Die Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs ist aufgrund seiner Physiognomie und Rhizombildung problematisch. Das Ausreißen der „Wurzelstränge“ aus dem Boden ist aufgrund deren großer
Brüchigkeit kaum praktikabel.
Werden Knöterich-Arten mindestens einmal monatlich gemäht, wird so den unterirdischen Sprossteilen ihre Energiereserve genommen und die Pflanzen "verhungern". Allerdings dauert dies auch mehrere Jahre, je nach Standort und ursprünglicher Größe der Pflanzen.
Neben den arbeitsaufwendigen mechanischen Verfahren kann der Staudenknöterich über den Einsatz
von Breitbandherbiziden, wie Roundup kontrolliert werden. Dabei hat sich die selektive Injektion von
Roundup in die unteren Segmente der Pflanze als äußerst wirkungsvoll erwiesen. Die gezielte Injektion ist in jedem Fall einer großflächigen Applikation vorzuziehen. Bei einer gezielten Injektion muss der
Einsatz in der Regel im Abstand von 4 bis 6 Wochen, vorzugsweise in der Jahresmitte (Juni/Juli) erfolgen. Dabei werden im ersten Jahr bereits ca. 90 % des Bestandes vernichtet. Eine nachfolgende
Beobachtung und Bekämpfung in den folgenden zwei Jahren ist allerdings zwingend, um einen dauerhaften Erfolg zu gewährleisten.
Eine wesentliche unterstützende Bekämpfungsmethode bzw. Stopp der Ausbreitung ist die Verhinderung des Transportes und Ablagerung von kontaminierten Erdstoffen. In den meisten Fällen werden
die Pflanzen (wenn nicht gezielt als Zierde angepflanzt) mit Erdreich ausgebracht.
Quelle: teilweise Wikipedia
3.5.
Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis)
Ursprung
Der Sachalin-Staudenknöterich stammt
ursprünglich aus Japan (mittlerer Teil
von Honshu), Korea, dem Südteil der zu
Russland gehörenden Insel Sachalin und
den Kurilen. Die Art ist 1863 erstmals
nach Europa gebracht worden, ist seit
1869 verwildert und hat sich ausbreitet..
Sachalin-Staudenknöterich (li.) und Japanischer
Staudenknöterich (re.) in Wuchsgesellschaft,
Foto: U. Fischer, 31.7.12
Beschreibung
Der Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der
Flügelknöteriche (Fallopia) in der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae).
Büro f. Landschaftsökologie u. -planung U. FISCHER (Schwarzenberg)
-11Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Der Sachalin-Staudenknöterich wächst als sommergrüne, aufrechte, ausdauernde, krautige Pflanze,
die Wuchshöhen von bis zu 4 Meter erreichen kann und unterirdische, kräftige Rhizome als Überdauerungsorgane bildet, mit denen er dichte und oft ausgedehnte Bestände entwickelt. Aus Rhizom- und
Sprossfragmenten können neue Kolonien entstehen.
Die wechselständig angeordneten und gestielten Laubblätter der Hauptstängel sind bis 40 cm lang
und 17 cm breit, die Blätter der Seitenzweige sind viel kleiner. Bei ausgewachsenen Laubblättern ist
der Blattgrund tief herzförmig eingeschnitten, bei jungen Laubblättern teilweise auch gestutzt (wichtiges Unterscheidungsmerkmal zu anderen Staudenknöterichen).
Die Art ist zweihäusig getrenntgeschlechtig. Die dichten Blütenstände sind bei den weiblichen Exemplaren kurzrispig, bogig überhängend und bei den männlichen aufrecht. Die weiblichen Blüten sind
weiß und die männlichen grünlich-weiß. Die Früchte erscheinen dreiflügelig, aber bei den drei Flügeln
handelt es sich um die haltbare Blütenhülle.
Ökologie
Der Sachalin-Staudenknöterich ist an ähnlichen Standorten, wie der Japanische Staudenknöterich
anzutreffen, beide Arten kommen mitunter gemeinsam vor. Die Art bildet sehr dichte Bestände, die die
Verjüngung der Gehölze und krautiger einheimischer Pflanzen unterbinden. Die Art stellt wenige Ansprüche an den Boden, nährstoffreiche und ausreichend mit Wasser versorgte Standorte sind optimal.
Oft wird die Art auch als Zierpflanze angepflanzt und kultiviert, mitunter sogar mittels Formschnitt.
Die Verbreitung erfolgt häufig unabsichtlich mit Erde, Baumaterial, Gartenabfällen usw. oder gezielte
Anpflanzung.
Bekämpfung
analog Japanischer Staudenknöterich
Nutzpflanze im Gartenbau
Aus dem Sachalin-Staudenknöterich wird ein biologisches Pflanzenstärkungsmittel gewonnen, das die
Resistenz in Gewächshäusern gezogener Zierpflanzen gegen Pilzkrankheiten wie Echten Mehltau
und Grauschimmel erhöht. Dieses Produkt wird unter dem Namen „Milsana“ vertrieben. Verwendet
wird ein alkoholischer Auszug der Blätter.
Quelle: teilweise Wikipedia
Büro f. Landschaftsökologie u. -planung U. FISCHER (Schwarzenberg)
-12Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
4.
ERGEBNIS DER KARTIERUNG
Insgesamt wurden 511 mehr oder weniger große Vorkommen der 3 (4) zu kartierenden Arten erfasst
und dokumentiert, davon
Drüsiges Springkraut
256 Standorte (Einzel- und Flächenstandorte, lineare Vorkommen)
Riesen-Bärenklau
64 Standorte (Einzel- und Flächenstandorte, lineare Vorkommen)
Japanischer Staudenknöterich 210 Standorte (Einzel- und Flächenstandorte, lineare Vorkommen)
Sachalin-Staudenknöterich
33 Standorte (Einzel- und Flächenstandorte, lineare Vorkommen)
Rein rechnerisch ergibt die Summe 563 Standorte, auf einigen Standorten kommen aber mehrere
(teilweise alle) Arten vor, weshalb die Fundortzahl mit 529 angegeben ist.
Die Kartierung erhebt nicht den Anspruch der absoluten Vollständigkeit. Obwohl versucht wurde, den
Landkreis soweit wie möglich flächendeckend zu bearbeiten, sind nicht alle Flächen einsehbar oder
begehbar. Außerdem wurden sicher auch Vorkommen übersehen.
Beim Drüsigen Springkraut muss man berücksichtigen, dass Verbreitungsmuster im Detail und Häufigkeitsverteilung aufgrund der Einjährigkeit der Pflanze jährlich variieren können.
Die Gesamtgröße bzw. Umfang der Vorkommen ist in nachfolgender Tabelle wiedergegeben. Anzahl
bzw. Flächengröße wurden getrennt erfasst, nur in sehr wenigen Fällen Anzahl und Fläche für ein
Vorkommen gleichermaßen.
Die Länge, soweit lineare Ausdehnungen entsprechend erfasst wurden, wird als Zusatzinformation mit
angegeben, jedoch immer einfach, also bei Vorkommen an beiden Fließgewässerufern wurde nicht
verdoppelt. Bei den Knöterich-Arten und beim Riesenbärenklau repräsentiert die Länge keine durchgehenden Säume, sondern die Ausdehnung, an denen die Pflanzen zu finden sind (meist sind aber
die Vorkommen punktartig dargestellt). Beim Drüsigen Springkraut gibt es auch Lücken, diese sind
aber erstens nicht so groß und zweitens kann die Verteilung Jahr für Jahr variieren, weil die Art nur
einjährig ist und jährlich neu anwachsen muss.
Tab. 1: Umfang der Vorkommen der einzelnen Arten
Art
Drüsiges Springkraut
Riesen-Bärenklau
Japanischer Staudenknöterich
Sachalin-Staudenknöterich
ca. Fläche m² / ha
193.932 / 19,40
2.520 / 0,25
15.468 / 1,55
725 / 0,07
ca. Anzahl
208.000
1.747
nicht erfasst
nicht erfasst
ca. Länge m / km
197.054 / 197
2.640 / 0,25
32.765 / 3,3
160 / 0,02
Tab. 2: Umfang der Vorkommen der einzelnen Arten nach Häufigkeitsklassen gemäß Kap. 2
Art
Drüsiges Springkraut
Riesen-Bärenklau
Japanischer Staudenknöterich
Sachalin-Staudenknöterich
1
31
20
51
12
Häufigkeitsklasse (Anzahl Standorte)
2
3
48
60
10
26
131
28
21
0
4
117
8
0
0
Häufigkeitsklassen
1: 1-5 Pflanzen oder <10 m² pro Standort
2: 6-15 Pflanzen oder 10-100 m² pro Standort
3: 15-50 Pflanzen oder 101-1.000 m² pro Standort
4: > 50 Pflanzen oder >1000 m² pro Standort
Die Häufigkeitsklassen können nur eine Groborientierung sein, da das Verhältnis Anzahl bzw. Fläche
bei der Klassenzuordnung nicht optimal ausgewählt ist, was aber bei den verschiedenen Wuchsformen ohnehin problematisch ist.
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-13Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Abb. 2: lineares Verbreitungsmuster
Bei Abbildung 2 ist das lineare Verbreitungsmuster dargestellt. Den Hauptanteil macht das Drüsige
Springkraut aus, aber auch der Japanische Staudenknöterich und sehr selten der Riesen-Bärenklau
sind hierin vertreten.
Deutlich erkennbar ist die Verbreitung entlang von Fließgewässern, wobei Weiße Elster und Göltzsch
nahezu durchgehend besiedelt sind (Lücken sind im Wesentlichen Talsperren und dichte Bebauung,
teilweise Verrohrung.
Es ist bereits eine sehr gute Vernetzung erkennbar.
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-14Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Abb. 3: Verbreitungsmuster / kartierte Vorkommen der bearbeiteten Arten
Auch bei Abb. 3 wird deutlich, dass die Schwerpunkte die Fließgewässer sind. Hier sind aber auch
Vorkommen abseits der Fließgewässer erkennbar, vor alle repräsentiert durch die StaudenknöterichArten, teilweise auch Riesen-Bärenklau. In wenigen Fällen wurde auch Drüsiges Springkraut abseits
von Gewässern kartiert.
Die Abbildung lässt aber auch erkennen, dass es im Vogtlandkreis noch Regionen gibt, die nicht oder
kaum mit Neophyten besiedelt sind, vor allem im Nordwesten und im Südwesten. Über die Ursachen
lässt sich nur spekulieren, ob diese anthropogener Natur oder natürlich bedingt sind, kann derzeit
nicht beantwortet werden.
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-15Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Die Affinität zu den Fließgewässern wird
auch bei dieser Darstellung deutlich, ebenso
der hohe Kohärenzgrad.
Die Vorkommen sind oft sehr Individuenreich
(hoher Anteil Häufigkeitsklassen 3 und 4), an
Weißer Elster und Göltzsch mitunter mehrere
10.000 Exemplare oder mehrere tausend
Quadratmeter je kartierten Abschnitt. Stellenweise sind 3-5 m breite, teils dichte Säume ausgebildet, auch beidseitig.
Eine Bekämpfung ist kaum noch sinnvoll,
weil man der Art nicht mehr beikommen
kann. Aus diesem Grunde wurde die Priorität
meist weiter hinten angesiedelt. Am ehesten
noch erfolgversprechend sind Bekämpfungsmaßnahmen an Standorten, wo sehr
lückige Bestände und höchstens wenige
hundert Exemplare siedeln oder dort, wo
wertvolle einheimische Pflanzen oder Pflanzengesellschaften verdrängt werden.
Abgesehen davon bieten die Säume gute
Deckung für Niederwild, auch für die mausernden Wasseramseln oder Amphibien und
in Wassernähe lebende Reptilien und Kleinsäuger.
Die Blüten sind hervorragende Nektarquelle
für Wild- und Honigbienen, weil es eine Lücke in einer sonst nektararmen Zeit schließt.
Auch Schmetterlings-Arten, wie der Mittlere
Weinschwärmer haben die Art bereits für
sich als Nahrungspflanze entdeckt. Darüber
hinaus besitzt das Drüsige Springkraut
durchaus auch einen landschaftsästhetischen Wert während der Blütezeit.
Abb. 4: Kartierte Vorkommen vom Drüsigen
Springkraut
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-16Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Diese Abbildung verdeutlicht, dass nahezu
der gesamte Landkreis (Grundlage TK1ßRaster) besiedelt ist.
Das fehlen auf einem kompletten Raster
(Talsperre Pirk) liegt möglicherweise an
der Landschaftsstruktur. Auch im Umfeld
der Talsperre wurde die Art nicht gefunden.
Abb. 5: vom Drüsigen Springkraut besiedelte
TK10-Raster
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-17Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Der Riesen-Bärenklau ist (noch) sehr lückig
verbreitet, teilweise an Fließgwässern,
teilweise an Straßenrändern oder auch
Deponien.
Die Abbildung zeigt sehr deutlich, dass der
Schwerpunkt der Vorkommen im Südteil
des Landkreises liegt, eine Referenz an
den Einwanderungsweg aus Richtung der
Tschechischen Republik. Eine Konzentration zeigt sich im Zentrum der südlichen
Landkreishälfte (Görnitz- und Würschnitzbach sind stark besiedelt). Vorkommen
wurden aber auch im unmittelbaren Grenzbereich zu Tschechien gefunden. Es gibt
aber auch bereits versprengte Vorkommen
im Norden, sogar auf dem nördlichsten
Messtischblattquadranten des Landkreises.
Auch bei dieser Art sind alle Häufigkeitsklassen vertreten, die höchste Häufigkeitsklasse aber selten. Es gibt jedochj Bestände mit mehreren hundert Pflanzen oder
auch mehreren hundert Quadratmetern.
Hinsichtlich der Bekämpfung wurde die Art
in den meisten Fällen der höchsten Prioritätsstufe zugeordnet. In geringere Prioritätsstufen sind Standorte eingestuft, bei
denen ohnehin gemäht wird. Allerdings ist
es wichtig, die Mahd dort fortzuführen. Die
insgesamt hohe Bekämpfungspriorität resultiert vor allem aus den gesundheitsgefährdenden Eigenschaften, weshalb es
geboten ist, die Art so weit wie möglich
zurückzudrängen, auch wenn dies erhebliche Anstrengungen erfordert.
Bei der Kartierung wurde festgestellt, dass
bereits Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt werden, teils mit Hilfe von Herbiziden,
teils durch das Abschlagen der Blütenstängel oder auch Komplettmahd. Keine der
Maßnahmen scheint bisher eine nennenswerte Wirksamkeit zu zeigen. Auch nach
der Herbizidapplikation erholten sich die
Pflanzen größtenteils wieder und es waren
kaum nennenswerte Schädigungen erkennbar. Bei zu früher Mahd wurde festgestellt, dass Blütenstände etwas verspätet
geschoben wurden.
Es wurden aber auch Bestände registriert,
die sich ungestört entwickeln und aussamen.
Abb. 6: Kartierte Vorkommen vom Riesen-Bärenklau
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-18Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Auf dieser Abbildung wird nochmals der
Schwerpunkt der Vorkommen deutlich. Es
ist aber auch erkennbar, dass fast die Hälfte der TK10-Raster besiedelt ist.
Im Westen und Nordwesten gibt es noch
keine Vorkommen. Im Norden und im Osten gibt es große Lücken. Hier sollte Neuansiedlungsversuchen der Art, wenn sie
bekannt werden, sofort mit entsprechenden
Maßnahmen begegnet werden.
Abb. 7: vom Riesen-Bärenklau besiedelte TK10-Raster
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-19Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Der Japanische Staudenknöterich zeigt ein
zerstreutes Verbreitungsbild. Dies liegt
daran, dass er keine so starke Bindung an
Fließgewässer hat und überall vorkommen
kann. Viele Vorkommen wurden auch im
Siedlungsbereich dokumentiert, dabei blieben aber die in Gärten gehegten und gepflegten Pflanzen weitgehend unberücksichtigt. Nur in Ausnahmefällen wurden
solche Bestände aufgenommen.
Stärkere Vorkommen an Fließgewässern
gibt es an der Göltzsch und an Bächen in
der Stadt Klingenthal. Ansonsten wurde die
Art vor allem an Straßenrändern, Deponien
oder sonstigen Aufschüttungen festgestellt.
Die Ausbreitung erfolgt weitgehend bzw.
nahezu ausschließlich durch das Zutun des
Menschen über Erdstoffumlagerungen. Es
genügt der Eintag von sehr kleinen
Bruchstücken der Rhizome für die Neuansiedlung.
Es sind alle Häufigkeitsklassen vertreten,
wobei der Hauptanteil in Häufigkeitsklasse
1 und 2 zu finden ist. Vielerorts sind die
Bestände nur wenige Quadratmeter groß.
Hinsichtlich der Bekämpfungspriorität wurde die Art in den unteren Stufen angesiedelt. Wichtig ist, Ausbreitungsmöglichkeiten
zu unterbinden.
Bei ausreichend personeller und finanzieller Kapazität kann an ausgewählten Standorten (Schutzgebiete, dort wo wertvolle
Pflanzen und Pflanzengesellschaften verdrängt werden und an Standorten, die Ausgangspunkt von Erdumlagerungen sind).
Abb. 8: Kartierte Vorkommen vom Japanischen
Staudenknöterich
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-20Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Im Gegensatz zur Punktkarte ist bei der
Rasterkarte eine kompakte Verbreitung
nahezu im gesamten Landkreis erkennbar.
Kaum besiedelt ist der Grenzbereich zu
Thüringen und lückig besiedelt ist der
Grenzbereich zu Tschechien, zumindest im
Süden. Hier spielt sicher die Dominanz von
Wäldern eine Rolle, wenngleich die Art
auch innerhalb größerer Walsbereiche an
Straßenrändern (Anschüttungen) registriert
wurde.
Abb. 9: vom Japanischen Staudenknöterich
besiedelte TK10-Raster
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-21Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Der Sachalin-Staudenknöterich ist die seltenste der kartierten Neophyten. Es sind
immer nur Einzelvorkommen registriert
worden, sehr zerstreut, mit Schwerpunkt im
Nordostteil des Landkreises. Es wurden nur
Häufigkeitsklassen 1 und 2 registriert.
Auch bei dieser Art ist die Bindung an
Fließgewässer weniger stark ausgeprägt.
Ursprünglich und teilweise wohl auch aktuell noch als Zierpflanze angepflanzt und
teilweise sogar in Formschnitt gebracht.
Unbeabsichtigte Verbreitung erfolgte dann
über Rhizom- und Stängelteile an andere
Stellen.
Hinsichtlich der Bekämpfungspriorität wurde die Art weit hinten angesiedelt. Auch
hier sollten zunächst vordergründig die
Ausbreitungswege unterbrochen werden.
Im Weiteren dann Vorgehensweise wie
beim Japanischen Staudenknöterich.
Abb. 10: Kartierte Vorkommen vom SachalinStaudenknöterich
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-22Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
Diese Abbildung suggeriert eine größere
Verbreitung, als dies tatsächlich der fall ist.
Einzelne Raster sind lediglich mit einem
Vorkommen präsent. Allerdings ist nicht
generell auszuschließen, dass sich die Art
von diesen Einzelvorkommen ausbreitet,
wenn auch die Wahrscheinlichkeit gering
ist.
Es wäre zu prüfen, ob die Einzelvorkommen, welche dieses Rasterbild hervorrufen, ausgemerzt werden sollten/Können.
Abb. 11: vom Japanischen Staudenknöterich
besiedelte TK10-Raster
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-23Neophytenkartierung Vogtlandkreis 2012
5.
BEKÄMPFUNG
Zu Art und Weise und Möglichkeiten der Bekämpfung wurden bereits im Kapitel 3 (Porträts der Arten)
Ausführungen gemacht. Diese sollen hier nicht wiederholt werden.
Zur Vorgehensweise im Landkreis (Vorschlag):
1. Sachliche Informationen der Bevölkerung und Gemeinden über Presse und sonstiges zur Problematik Neophyten ohne zu viel Polemik. Möglichkeiten, Notwendigkeiten und Grenzen sollten aufgezeigt werden.
2. Unterbindung von Ausbreitungswegen, besonders im Hinblick auf die weitere Ausbreitung der
Knöterich-Arten. Bei geplanten Erdreichumlagerungen, Aufschüttungen oder auch beim Planieren
von Flächen immer vorher prüfen, ob am „Quellstandort“ oder im Bereich von zu planierenden Flächen Knöterich-Pflanzen standen/stehen. Kontaminiertes Erdreich nicht an anderen Standorten
ausbringen.
3. Gezielte Anpflanzungen verhindern.
4. Bekämpfung von Beständen nach Prioritäten. Vorgegeben waren 6 Prioritätskategorien (hoch;
hoch-mittel; mittel; mittel-nachgeordnet; nachgeordnet; keine). Die Bekämpfung des RiesenBärenklaus wurde in den meisten Fällen mit hoher, in wenigen Fällen mit mittlerer bzw. hohermittlerer Priorität belegt (geringere Prioritäten bei Standorten mit Mahd, Voraussetzung ist Fortsetzung der Mahd).
Bei den anderen Arten wurden mehrere Faktoren berücksichtigt, wie Bestandsgröße, möglicher
Bekämpfungserfolg und -sinn, Beeinträchtigung sensibler heimischer Pflanzenbestände, Vorkommen in Schutzgebieten inklusive FFH-Gebiete. Dort, wo der „Kampf“ als verloren gelten kann,
weil ein Bekämpfungserfolg mit vertretbarem Aufwand auszuschließen ist, wurden die Bestände in
mittel-nachgeordnet oder nachgeordnet eingestuft, auch in FFH-Gebieten.
5. Grundlage für die Bekämpfung sollte ein gezieltes und sachlich/fachlich fundiertes Management
sein. Entscheidungsträger sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Bekämpfung mehrere Jahre dauern kann und Rückschläge möglich sind.
6. Derzeit praktizierte Maßnahmen an Fließgewässern durch die LTV sind halbherzig und reine
Geldverschwendung.
7. Bekämpfungsmaßnahmen, besonders Bekämpfung von Riesen-Bärenklau sollten professionell
erfolgen. Entsprechende Arbeitsschutzmaßnahmen sind nötig. Auch der Einsatz von Herbiziden
sollte stets auf professionellem Wege erfolgen.
8. Die Springkrautbestände an der Göltzsch in Auerbach wurden gemäht, aber viel zu spät und außerdem das Mähgut liegen gelassen. Wenn die Mahd im Hinblick auf Bekämpfung erfolgt ist, war
diese völlig wirkungslos. Im Gegenteil dürfte diese Herangehensweise eher zur Verbreitung beitragen.
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6.
VERWENDETE MATERIALIEN UND LITERATUR
INTERNETPLATTFORM „W IKIPEDIA“: Ausführungen zu den jeweiligen Arten. Übernahme erfolgte gekürzt
und bearbeitet.
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