8 KLINIKUM 2011 Ausgabe 23 / 11. November 2011 Gesundheit und mehr... N MANAGEMENT Patientenaufnahme nach Plan V Versorgungsübergang zu gewährleisten. Darüber hinaus eröffnen wir dadurch auch dem Nachsorger die Möglichkeit, sich optimal auf die individuelle Versorgungssituation des Patienten einzustellen“, berichtet die Projektleiterin. or nunmehr sechs Monaten wurde am Universitätsklinikum Leipzig im Department für Operative Medizin ein Patientenmanagement für die Klinik und Poliklinik für Orthopädie, sowie die Klinik und Poliklinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, neben dem seit 2004 existierenden Patientenmanagement der Klinik und Poliklinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, eingeführt. „Der Patientenversorgungsprozess ist von einer hohen Dichte der beteiligten Akteure geprägt. Das stationäre Patientenmanagement ist von allen beteiligten Berufsgruppen, aber auch von unseren Patienten sehr positiv aufgenommen wurden. Wir können sehr stolz auf die Mitarbeiter des Patientenmanagements blicken, die sich mit sehr viel Umsicht und Professionalität in ihre Aufgaben eingearbeitet haben“, berichtet Projektleiterin Birgit Feindt. Das eingeführte System führt durch eine strukturierte Aufnahmesteuerung mit plangenauer Terminierung von Diagnostik und Intervention sowie einer verlässlichen und vollständigen präoperativen Vorbereitung des Patienten, zu einer erhöhten Patientensicherheit wie auch Zufriedenheit. „Wir merken, dass sich das System eingelebt hat und von allen Beteiligten gebraucht und genutzt wird“, ist sich Birgit Feindt sicher. Die Mitarbeiter des Patientenmanagements, zertifizierte Case Ma- Christiane Schockwitz (l.), zertifizierte Case-Managerin (DGCC), bespricht mit Stationsleiterin Heike Hirschmann die Neuaufnahmen auf ihrer Station. Foto: Stefan Straube nagerinnen (DGCC) dienen als sogenannte „Abfänger“ wesentlicher Probleme zeitlich vor der stationären Aufnahme des Patienten, damit Ärzten und Schwestern auf den einzelnen Stationen mehr Ruhe und Zeit für die stationären Versorgungsaufgaben bleibt. Bereits nach drei Monaten konnte durch das eingeführte System die präoperative Verweildauer der Patienten in einigen Bereichen deutlich gesenkt werden. Um diesen positiven Effekt auch in der Gesamtverweildauer ausweisen zu können und den Behandlungsprozess gemeinsam auf wirtschaftlich sichere Füße zu stellen, ist es unabdingbar, dass alle am Behandlungsprozess beteiligten Berufsgruppen stetig und konsequent das geplante Datum der Entlassung des Patienten im Blick haben und realisieren. Zusätzlich zum Aufnahmeprozess überprüfen die zertifizierten Case Managerinnen bereits vor der eigentlichen stationären Aufnahme das poststationäre Unterstützungsbzw. Versorgungsrisiko, um kurz nach der Operation des Patienten die konkreten Unterstützungsbedürfnisse zu erheben. Diese können beispielsweise die Hilfen des Sozialdienstes, der Wund- und Stomaversorgung, des Ernährungs- oder anderer beratender und unterstützender Dienste sein. „Das nächste umzusetzende Ziel, an dem wir arbeiten, ist die Übermittlung sämtlich relevanter Informationen 24 Stunden vor Überleitung an die entsprechenden externen Nachsorger, um letztlich einen reibungslosen „Wir haben das Quartal des Lernens hinter uns, jetzt gehen wir ins Evaluationsquartal. Danach wird der weitere Weg des Patientenmanagements definiert. Der Lenkungskreis dieses Projektes, dem auch der Vorstand des Universitätsklinikums angehört, wird an dieser Stelle entscheiden, in welche Richtung wir das System ausweiten. „Bereits zu diesem Zeitpunkt zeichnen sich in allen drei Pilotbereichen enorme Entwicklungstendenzen ab“, schildert Birgit Feindt die Zukunft des Systems. Weiter berichtet sie: „Bei der Richtungswahl sollten wir zweckmäßigerweise schauen, in welcher Klinik erhöhter und vordringlicher Handlungsbedarf vorliegt. Diesem Gedanken folgend, werden wir darüber nachdenken, das System auf das Department für Innere Medizin, Neurologie und Dermatologie ausweiten, um auch dort den Patienten mittels optimierter Aufnahme- und Entlassungsplanung durch den Versorgungsprozess unseres Klinikums zu führen.“ Telefonisch ist das Zentrale Patientenmanagement unter 0341 9723103 (Chirurgische Klinik I und Orthopädische Klinik) und unter 0341 9717255 (Chirurgische Klinik II / Hotline bis 20 Uhr)zu erreichen. Franziska Henkel N ROTAVIREN Kinder in neuen Ländern häufiger gegen Durchfall geimpft I n Deutschland werden immer mehr Kinder gegen Durchfall erregende Rotaviren geimpft. Von 2007 bis 2010 stieg die Impfrate von drei auf 26 Prozent. Dies zeigen Studien von Wissenschaftlern der Universitätskliniken Leipzig, Halle und Oxford. Demnach erfolgt die Impfung gegen die für Kinder bedrohliche Infektion in den neuen Bundesländern rund drei Mal so häufig wie in den alten: In Sachsen, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, und Sachsen-Anhalt impften Ärzte 2010 insgesamt 60 Prozent der Säuglinge. In den alten Bundesländern waren es nur 20 Prozent. „Die Unterschiede zwischen Ost und West sind vor allem auf die unterschiedlichen Impfempfehlungen der Länder zurückzuführen“, erklärt Professor Dr. Volker Schuster, Leiter der Poliklinik an der Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche am Universitätsklinikum Leipzig. Als erstes Bundesland hatte die Impfkommission in Sachsen 2008 die RotavirusImpfung empfohlen, gefolgt von Thüringen, MecklenburgVorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein. Schuster arbeitete in dem Projekt gemeinsam mit dem Leipziger Kollegen Privatdozent Dr. Dr. Holm Uhlig und Dr. Ulrike Uhlig aus Halle. Neben den Impfraten analysierten die Forscher auch die Zahl der beim Robert Koch-Institut gemeldeten Rotavirusinfektionen. Wie sich zeigte, ging die Zahl der gemeldeten Rotavirusinfektionen besonders in den Bundesländern mit hohen Impfraten zurück. Dies sei ein Hinweis auf die Effektivität der Impfung in Deutschland, berichten die Wissenschaftler in einer Online-Vorabveröffentlichung des Fachmagazins „The Pediatric Infectious Disease Journal“. Das Projekt wurde durch den Wilhelm Roux Forschungspreis der Universität Halle unterstützt, den Dr. Ulrike Uhlig im vergangenen Jahr erhalten hatte. Prof. Dr. Volker Schuster Foto: ukl Rotaviren verursachen heftige Durchfälle, die oft mit starken Bauchschmerzen, Erbrechen und Fieber einhergehen. 90 Prozent aller Kinder erkranken in den ersten drei Lebensjahren an dem Erreger. Vor allem Säuglinge und sehr kleine Kinder können durch die Infektion aufgrund von Erbrechen und Durchfall in einen bedrohlichen Flüssigkeitsmangel geraten. Sie müssen dann stationär mit einer Infusionstherapie behandelt werden. Für die Impfung stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung. Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr bekommen diese zwei beziehungsweise drei Mal per Schluckimpfung verabreicht. „Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut gibt leider bislang keine generelle Impfempfehlung auf Bundesebene“, bedauert Schuster. In einer Stellungnahme hat die STIKO 2010 festgestellt, dass „für eine erneute Abwägung vor einer generellen Impfempfehlung noch wesentliche Daten zur Impfstoffsicherheit und zur Krankheitslast fehlen“. Gegen eine generelle Empfehlung spricht laut STIKO, dass die Nutzen-KostenBilanz für den Impfstoff bislang negativ ausfällt. Gegenüber den möglichen Einsparungen bei den Behandlungskosten ist der Impfstoff derzeit noch zu teuer. Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Impfung dennoch. Anders als in Deutschland verlaufen Rotavirus-Infektionen bei Kindern in Entwicklungsländern oftmals tödlich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass in Entwicklungsländern jährlich mindestens 500 000 Kinder an den Folgen dieser Infektion sterben. Seit 2009 empfiehlt sie daher die Rotavirus-Impfung weltweit in alle nationalen Impfprogramme aufzunehmen. Irina Lorenz-Meyer