Psychische und psychosomatische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter Kooperationstreffen Jugendhilfe - Schule M. Groß und Dr. A. Köchling 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Vortragsschwerpunkte Überschneidung Schule und KJP Einführung in einige psychiatrische Störungsbilder in der anschließenden Diskussion: „Tipps“ für Kindergarten und Schule 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Überschneidung Kindergarten/ Schule und KJP Sicherstellung des Erziehungs- und Entwicklungsprozesses 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling 20 % aller Kinder haben psychische Störungen 6 % benötigen Behandlung 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling - Sorgfältige Diagnostik von: verfügbaren Ressourcen organischen + seelischen + sozialen Belastungsfaktoren immer psychosozialen Zusammenhang berücksichtigen ! 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Betonung der Individualität Betrachtung des Individuums in seinem Lebensumfeld Anlage + Umwelt prägen immer zusammen die Entwicklung des Kindes! 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Die psychische Störung kann immer nur unter Beobachtung der Wechselwirkung der - körperlichen seelischen sozialen Ebenen - verstanden und behandelt werden 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Stärkung der Kommunikation innerhalb der Familie Hilfe zur Selbsthilfe 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling - Kooperation von: Jugendhilfe Kindergärten / Schulen KJP Familie je früher, desto besser 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Oberstes Ziel aller Maßnahmen sollte sein: Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes sicheres Selbstwerterleben des Kindes 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Einführung in einige psychiatrische Störungsbilder ADHS Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen Depression und Suizidalität Psychose Essstörung „Abwesenheit von der Schule“ psychosomatische Beschwerden 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling ADHS ADS = Aufmerksamkeitsdefizitstörung HKS = Hyperaktivitätsstörung meistens fließender Übergang: ADHS = ADS + HKS 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling ADHS Unaufmerksamkeit + Überaktivität + Impulsivität 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Bedenke: - oft auch Zusammentreffen von ADHS und Störung des Sozialverhaltens oder in Folge - am Wichtigsten: oftmals sind Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit reaktiv auf seelische Belastung, fehlende Sicherheit und Strukturierung im familiären Umfeld etc. 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling - Impulsivität mit aggressiven Durchbrüchen - Unachtsamkeit führt zu Regelverletzung und gefährlichen Situationen - fehlende Zurückhaltung bei Erwachsenen - im Verlauf durch Misserfolgserleben niedriges Selbstwertgefühl und Unglücklichsein 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Symptome treten immer früh in der Entwicklung auf: - Mangel an Ausdauer bei kognitiven Beschäftigungen - Wechsel von einer Sache zur nächsten, ohne etwas zuende zu bringen - Aktivität ist desorganisiert, mangelhaft reguliert und überschießend 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Störung des Sozialverhaltens und der Emotionen - „soziale Störung“ aggressiv dissozial + aufsässig Verletzung sozialer Normen 18. September 2006 - emotionale Störung: meistens depressiv ängstlich zwanghaft Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Symptome: - ungehorsam - Streiten - Tyrannisieren - oft und heftige Wutausbrüche - Grausamkeit gegen Mensch und Tier - Zerstörwut 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling - Zündeln - Lügen - Weglaufen - Schule schwänzen - emotionale Störung: depressiv, ängstlich, zwanghaft 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Depression und Suizidalität man unterscheidet zwischen „endogener Depression“ und „Anpassungsstörung“ (reaktiv) akute „echte“ Suizidalität und „echte“ Suizidversuche bei Jugendlichen seltener als bei Erwachsenen meistens Agieren oder Hilferufe, aber: „echte“ Suizidalität oft versteckt, deshalb: 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling direkte Vorstellung in KJP bei suizidalen Äußerungen Botschaft: „wir nehmen Dich ernst!“ 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Symptome einer Depression: - gedrückte Stimmung - Antriebslosigkeit aber auch: Agitiertheit - Interessenverlust - sozialer Rückzug - Verlust von Selbstwertgefühl - unbegründete Selbstvorwürfe 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling - psychosomatische Beschwerden - Schlafstörungen - Appetitstörungen - verminderte Konzentration = Leistungsabfall !!! - Aggressionen - suizidale Gedanken und Ankündigungen 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Suizidalität: - ist ein Symptom, keine Diagnose! - Suizid = selbstinduzierte Handlung mit tödlichem Ausgang - Suizidversuch (Parasuizid) = meist aus dem Affekt heraus bei fehlenden Konfliktlösungsstrategien - parasuizidale Gedanken und Affekte = Anzeichen, die Beschäftigung mit Suizid anzeigen 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Psychose Störung von Denken und Wahrnehmung (Halluzinationen) Beeinträchtigung des Gefühls von Individualität und Entscheidungsfreiheit inadäquate Gefühlslage Beginn: plötzlich oder schleichend Verlauf: Stunden bis Monate 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Prognose: 1/3 einmalige Psychose 1/3 Rückfälle 1/3 Übergang in Schizophrenie 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Essstörungen Anorexie = Magersucht Bulimie* = Ess - Brechsucht Binge - Eating - Störung = Ess-Sucht * Von griechisch bous = Ochse und limos = Hunger 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Essen ist ... ... biologisch notwendig ... emotional besetzt ... sozial und kulturell von Bedeutung 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Magersucht biologische + psychische + soziokulturelle + familiäre Entstehungsfaktoren bei ca. 1% der Mädchen und 0,1% der Jungen Erkrankungsgipfel: Pubertät 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Symptome: - ausgeprägtes Untergewicht, selbstinduziert durch: • Fasten • Erbrechen • Abführmittel • übertriebene körperliche Aktivität 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Symptome: - krankhafte Furcht vor Gewichtszunahme - Körperschemastörung - verzögertes Wachstum / Pubertät - Leistungsminderung / Konzentrationsschwäche wird aber oft nicht wahrgenommen („ ich bin voller Energie“) - Kochen für / „Füttern“ von Angehörigen 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Verlauf der Magersucht: - 10fach erhöhtes Sterberisiko - im Durchschnitt dauert eine Heilung 6 Jahre - ¾ der Patienten gesunden oder bessern sich im Verlauf - ¼ der Patienten haben chronischen Verlauf, ggf. mit Tod 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Symptome der Bulimie: - Essanfälle mit Kontrollverlust - Gedanken und Alltag sind durch Thema „Essen“ bestimmt - krankhafte Furcht vor Gewichtszunahme - Entgegensteuern einer Gewichtszunahme v.a. durch Erbrechen 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Ess - Sucht - Essanfälle mit Kontrollverlust OHNE - kompensatorisches Verhalten (z.B: Erbrechen) - bedeutsamer Leidensdruck Übergewicht!! 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Ess – Störungen gehen häufig einher mit: - Depressionen - Persönlichkeitsstörungen - Angsterkrankungen - Suchterkrankungen 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling „Abwesenheit von der Schule“ depressive Episode oder „Schule schwänzen“ (Störung des Sozialverhaltens) oder nicht psychisch bedingt (Krankheit, Hilfe im elterlichen Betrieb etc.) oder Schulverweigerung 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Schulverweigerung „Schulphobie“ „Schulangst“ z.B. - Trennungsangst - psychisch kranke Eltern z.B. - Angststörungen - Leistungsangst - „Mobbing“ 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Psychosomatische Beschwerden ca. 30% der Besuche beim Hausarzt aufgrund psychosomatischer („somatoformer“) Beschwerden NICHT: Simulieren (wissentliche Täuschung) Somatoforme Beschwerden (reales, körperliches Leiden ohne organische Ursache) 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling Perspektivenklärung so früh wie möglich „alle Helfer an einen Tisch“ wünschenswert: frühzeitiger + vorbereiteter Übergang in KJP sowie von dort zurück 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling In jedem jungen Menschen, auch in dem schlimmsten, gibt es einen Punkt, wo er dem Guten zugänglich ist, und so ist es die erste Pflicht, diesen Punkt, diese empfängliche Stelle des Herzens, zu suchen und zu nutzen. (Don Bosco) 18. September 2006 Kooperationstreffen Jugendhilfe – Schule M. Groß und A. Köchling