Sefar Architecture Erfahrungen, Ideen und neue Wege mit Architekturgewebe EDITORIAL Impressum Sefar Architecture – Erfahrungen, Ideen und neue Wege mit Architekturgewebe Herausgeber: Sefar AG Architecture Hinterbissaustraße 12 9410 Heiden Schweiz Telefon +41 (0)71 898 56 17 www.sefar.com Gesamtverantwortung: Ingo Thalhammer Head of Business Segment Sefar Architecture Mitarbeit: Sarah Dupont (www.sefar.com) Redaktion: Hannes M. Sauler Renate Gratwohl (www.markkom.com) Autoren dieser Ausgabe: Ingo Thalhammer Renate Gratwohl Jutta Metzler Hannes M. Sauler Annette Gigon Herwig Bretis Thomas Krieger Gestaltung: Antonia Bannwart (www.buobundschiess.ch) Übersetzung ins Englische: John Christian Druck: A. Walpen AG (www.walpen.ch) Dem Himmel zum Greifen nahe Der Himmel hing hoch Ende Juli im Jahre 2005. Jedenfalls für uns, während des Besuches bei Gerber Architekten in Dortmund. «Ihr Gewebe gefällt uns wirklich sehr – aber wie installiere ich dieses ohne Lichtverlust, also ohne störende breite Profile? Wir wollen keine Kleinteiligkeit durch viele Paneele und Fugen. Wir brauchen einen Himmel, keinesfalls eine Decke, die lastet und schwer wirkt.» Schwer wirkte auf uns, eine klassische Weberei, die anspruchsvolle Aufgabenstellung der verantwortlichen Projektleiter der King Fahad National Library, der Nationalbibliothek in Riad. Und die zahlreichen technischen Fragen – wir geben es zu – überforderten uns zunächst. Der Projektentwurf strahlte aber einen derartigen Glanz auf uns aus, dass wir uns ihm nur schwer entziehen konnten. So nahmen wir die technische Problemstellung als Herausforderung an, beauftragten ArtEngineering in Stuttgart mit der Entwicklung eines speziell auf unser Gewebe abgestimmten Spann- und Montagesystems und wollten sehen, ob der Himmel nicht doch zum Greifen nahe gewoben und installiert werden könnte. Beurteilen Sie in diesem Heft selbst, ob es uns gelungen ist. Wir von Sefar Architecture freuen uns jedenfalls sehr, dass der Projektleiter Thomas Lücking von Gerber Architekten uns ein Interview gewährt und seine Eindrücke vom Resultat selbst schildert. Nicht nur der Himmel, auch der Bodensee und das bunte Treiben auf dem öffentlich zugänglichen Gelände spiegeln sich in der Glasfassade des neuen Verwaltungsgebäudes der Würth AG in Rorschach. Je nach Wetterlage entwickelt sich ein dynamisches Lichtspiel – die Fassade wirkt lebendig und sorgt dafür, dass das Gebäude nicht als Kontrast zur reizvollen Umgebung, sondern als integraler Bestandteil von dieser wahrgenommen wird. Das in die Verbundgläser einlaminierte, einseitig metallisierte Sefar Architecture VISION Gewebe bietet einen verblüffenden Sichtschutz nach innen und gewährt gleichzeitig eine freie Durchsicht nach außen. Wir fassen dieses dynamisch lebendige Wechselspiel zwischen Gebäude und Umwelt hier für Sie in Bilder und Worten zusammen. Noch lebendiger wird der persönliche Eindruck mit Sicherheit bei einem Besuch vor Ort – in der frei zugänglichen Kunstausstellung im Gebäude. Dass sich Automobile der Oberklasse unter einem hinterleuchteten Gewebehimmel wesentlich attraktiver präsentieren lassen, beweist die neue Audi-Niederlassung in Manhattan. Der hohe Streulichtanteil des lichttechnischen Gewebes und das grazile Lightframe-System sorgen für schattenarme Lichtverhältnisse, in denen himmlische Autos teuflisch gut zur Geltung kommen. In diesem Sinne hoffe ich, dass Ihnen das Lesen dieser Ausgabe von Sefar Architecture ein himmlisches Vergnügen bereitet. Mit freundlichen Grüßen Ingo Thalhammer Head of Sefar Architecture 3 Architecture Editorial ...................................................................3 Impressum...............................................................3 Höchstes Gut: Gesundheit Sicht- und Wetterschutz für Patienten am Heliport Inselspital Bern ........................................6 Neues licht auf moderne Meister Neue Galerie Kassel jetzt nach oben offen ................10 14 PVDF – das unterschätzte Fluorpolymer............14 Renaissance in saudi-Arabien Besinnung auf Bewährtes .........................................18 Das lightceiling-system.......................................24 sefar im Gespräch mit Thomas lücking, Gerber Architekten, Dortmund ...........................26 kunst am strand Neue Muschelart in Kalifornien entdeckt...................28 Glasklar mehr spielraum Eine Stadt wächst über sich hinaus ...........................30 18 Audi inszeniert Fahrzeugpräsentation Neue Niederlassung für New York.............................36 38 Architecture 4 INHAlT Mondäne Freiluftoase am Mittelmeer Sefar stellt sich Sonne und Wind...............................38 TENNEcT Neue Intelligenz in der Verankerung von Stahlseilen im Membranbau ...............................44 46 Würth in der schweiz Transparenz und Offenheit an bester Lage ................46 Privatsphäre im indischen Großraumbüro Eine gesunde Mischung............................................52 Frankfurter skyline bleibt Neuer Anfang im Westend Gate ...............................54 udine hüllt Bürogebäude in Gold Fassadengestaltung mit Vision ..................................58 open sky in traditionsreicher Bank Die Kantonalbank im neuen Licht..............................60 luft nach oben Sefar jetzt auch im Straßenverkehr............................66 sefar ist state of the Art Exponate sind Teil der SCIN Gallery London...............72 54 Vorschau................................................................74 Titelblatt Villa in Südfrankreich. Detail aus einem Sonnensegel, gefertigt aus SEFAR® Architecture TENARA® 4T40HF. Foto © Sail Sculpture designed by architect Amandus VanQuaille for The Nomad Concept 66 5 Architecture Vertikal verspanntes, UV- und witterungsbeständiges SEFAR® Architecture EL-30-T1-UV Gewebe sorgt in der neuen Passerelle für den geforderten Sicht- und Wetterschutz der Patienten. Höchstes Gut: Gesundheit Sicht- und Wetterschutz für Patienten am Heliport Inselspital Bern Architecture 6 HElIPoRT INsElsPITAl BERN H Es muss schnell gehen, wenn der Hubschrauber auf dem Dach des Intensivbehandlungs-, Notfall- und Operationszentrums mitten in der Innenstadt von Bern landet. Gleichzeitig muss die Privatsphäre gewahrt sein. Am «Inselspital», wie das Universitätskrankenhaus von Bern im Volksmund genannt wird, wurde bei den Umbaumaßnahmen zum Helikopterlandeplatz neben höchsten Sicherheitsaspekten vor allem auch dem Sicht- und Wetterschutz Rechnung getragen. Patienten gelangen vom Helikopter über den neuen Transporttunnel gut geschützt vor Blicken und der Witterung zum Kran7 Architecture HElIPoRT INsElsPITAl BERN sEFAR® Architecture El-30-T1-uV Lichttechnisches Gewebe Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe PTFE (Polytetrafluorethylen) Material Beschichtung 100% Fluorpolymer Gewebebreite (cm) 160 Bindung Panama 2/2 Flächengewicht (g/m2) 320 Höchstzugkraft kette/schuss (N/5 cm) 2000/1800 nach EN ISO 13934-1 Höchstzugkraftdehnung kette/schuss (%) 13/12 nach EN ISO 13934-1 Wassersäule (mm) > 2000 Brandverhalten B1 nach DIN 4102; B-s1, d0 nach DIN EN 13501-1 uPF (sonnenschutzfaktor) 40+ nach DIN EN 13758-1 lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad (%) > 30 nach ASTM D1003 Reflexionsgrad (%) 69 Absorption (%) < 1 lichttechnisches Gewebe Material PTFE Breite 160 cm lichttransmission > 30% streulichtanteil Sehr hoch und minimalste Farbverschiebung Inselspital, Bern, schweiz www.insel.ch Bauherr Inselspital, Universitätsspital Bern, Direktion Betrieb Areal + Gebäude Architekt w2 Architekten AG, Bern, Schweiz www.w2-architekten.ch Engineering Tschopp Ingenieure GmbH, Bern, Schweiz, www.tking.ch konfektionär/Ausführung A. Arnegger GmbH, Leutkirch, Deutschland www.arneggergmbh.de Gewebe SEFAR® Architecture EL-30-T1-UV Architecture 8 kenhausaufzug. Bei der Materialwahl für die Wandbespannung der neuen Passerelle entschied sich der Bauherr für Sefar Gewebe. Wenn es rund geht: Hohe Windlasten Rund 104 Tonnen Stahl und 46 Tonnen Aluminium wurden vom Heliport-Spezialisten, der Bitschnau GmbH aus dem österreichischen Nenzing, per Fahrzeugkran auf das Dach gehoben und im Herbst 2011 verbaut. Heute gilt der Heliport des Inselspitals als einer der innovativsten und kann mittels Satellitennavigation auch bei Nebel und tief liegenden Wolken angeflogen werden. An die Stelle des Gitterrostes trat im Zuge der Umbauarbeiten unter anderem eine geschlosse- 9 Architecture ne Lande- und Transportplattform. Helikopter können seither beim Abheben mit weniger Kraft den erforderlichen Schub entwickeln, was sich positiv auf die Lärmentwicklung auswirkt. Was dennoch bleibt, sind die hohen Windlasten bei jedem Lande- und Startvorgang. So war eine Grundvoraussetzung in der Ausschreibung der Zugänge zwischen Heliport und Klinikgebäude, dass sich die Seitenwände vertikal verspannen lassen und dass die Konstruktion auch nachgespannt werden kann. Geruchsneutralität, Farbechtheit ohne Vergilben, Knick- und Faltbeständigkeit sowie hohe chemische Beständigkeit gegen Säuren und Laugen und Verzicht auf Weichmacher waren weitere Anforderungen des Bauherrn. Der neue Dachtunnel bewährt sich seither als lichter und hochstabiler Patiententransportweg. Die Wände sind über eine Gesamtlänge von rund 55,50 lfm bei einer Breite von ca. 3,20 m mit SEFAR® Architecture EL-30-T1-UV Gewebe verspannt. Damit entschieden sich die Architekten vom Berner Büro w2 Architekten AG für ein UV- und witterungsbeständiges, schmutz- und wasserabweisendes und daher pflegeleichtes Gewebe mit hoher Höchstzugkraft bei gleichzeitig geringem Flächengewicht. Als bauseitige Basis diente eine Stahlkonstruktion mit horizontal verlaufenden L-Profilen. Architecture 10 NEuE GAlERIE KASSEL Neues Licht auf moderne Meister Neue Galerie Kassel jetzt nach oben offen In welchem Licht sich ein Künstler zeigt, ist in hohem Maß seinem Einfluss und Können zuzurechnen. Wenn Museen und Galerien ihrerseits eine intelligente Art der Umsetzung und Platzierung beweisen, kann ein stimmiger Gesamteindruck entstehen. So in der Neuen Galerie Kassel, die sich nach der Schließung im Jahr 2005 mit ihrer Wiedereröffnung 2011 selbst im neuen Licht präsentiert: saniert, modernisiert und hinsichtlich der Deckenlösungen höchsten Brandschutzrichtlinien entsprechend. Heute sind die Künstlerräume von Joseph Beuys und Ulrike Grossarth, Zentrum des Hauses, der Öffentlichkeit wieder zugänglich. Ziel der Sanierung und Instandsetzung war, abgesehen von der Anpassung an heutige Maßgaben, die Herausarbeitung der räumlichen Qualitäten und Eigenarten des Solitärgebäudes an der Kasseler Schönen Aussicht. Die Idee dahinter: die Möglichkeit, zeitgemäße räumliche Sequenzen für die vorgesehenen Ausstellungsthemen zu entwickeln. So werden Teile der Galerie zukünftig auch für die Documenta genutzt. Zwischen 1871 und 1877 nach dem Vorbild der Münchner Pinakothek errichtet, besteht die Galerie aus zwei quadratischen Kopfbauten und einem rechtecki11 Architecture gen Mittelteil. Staab Architekten aus Berlin unterstützten die räumliche Neuordnung über eine Neuorganisation der inneren Erschließung. Der Eingang ist nun als mehrgeschossiges Foyer gestaltet und verbindet alle drei Ebenen unmittelbar und erfahrbar über zwei diagonal verschränkte Lufträume, über zwei großzügige Treppen und einen behindertengerechten Aufzug. Mehr Qualität durch Tageslicht Das Obergeschoss präsentiert sich mit dem Einbau einer modernen Tageslichtdecke deutlich attraktiver. Projektpartner Schmid GmbH aus Simmerberg im Allgäu entschied sich dabei für eine eigens entwickelte und justierbare Tragkonstruktion, die Einpassung selbst gefertigter, verwindungssteifer Spannrahmen aus Aluminium und die Verwendung von Sefar Geweben. Auffällig große Einzelelemente öffnen den Raum nach oben und schenken den Exponaten in Form von Deckenlichtsegeln ein verdient natürliches Licht. Zum Einsatz kamen maßgefertigte Spannrahmen mit zwei Lagen Bespannung aus Folie und lichttechnischem Gewebe: SEFAR® Architecture IA-80-CL. NEuE GAlERIE KASSEL Große, maßgefertigte Elemente mit SEFAR® Architecture IA-80-CL-Bespannung öffnen den Raum nach oben. Neue Galerie Museumslandschaft Hessen kassel Kassel Deutschland www.museum-kassel.de Architekten Staab Architekten GmbH, Berlin, Deutschland www.staab-architekten.com Projektpartner Schmid GmbH, Weiler-Simmerberg, Deutschland, www.schmidgmbh.de Gewebe SEFAR® Architecture IA-80-CL sEFAR® Architecture IA-80-cl Lichttechnisches und akustisches Gewebe Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe PVDF (Polyvinylidenfluorid) Gewebebreite (cm) 270, 340 Bindung Köper 1/3 Flächengewicht (g/m2) 440 Höchstzugkraft kette/schuss (N/5 cm) 1800/1000 nach EN ISO 13934-1 Höchstzugkraftdehnung kette/schuss (%) 35/27 nach EN ISO 13934-1 Weiterreißkraft kette/schuss (N) 40/80 nach DIN 53859-5 Brandverhalten B1 nach DIN 4102; B-s1, d0 nach DIN EN 13501-1 lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad (%) > 80 nach ASTM D1003 Reflexionsgrad (%) 19 Absorption (%) 1 Zur gleichmäßigen Streuung von Tagesbzw. Kunstlicht in Ausstellungsbereich und Foyer sind die Segel auf Ebene der Unterdecken bündig eingebaut. Meister mit magnetischer Anziehungskraft Die Lichtdeckensegel im Obergeschoss sind mit Haftmagneten versehen, die im Brandfall automatisch auslösen, sodass sich die Segel allein durch die Schwerkraft öffnen. Die Konstruktion der Drehpunkte und des Bremszylinders ist so angelegt, dass dabei weder Spannungen noch Bewegungen auf die angrenzenden Bauteile übertragen werden. Im Falle einer Revision der über den Deckenlichtsegeln liegenden Beleuchtung bzw. der Rauch- Wärmeabzugsanlagen (RWA) und sind die Spannrahmen mühelos von unten drehbar und lassen sich von Hand öffnen. Architecture 12 13 Architecture Architecture 14 PVDF – das unterschätzte Fluorpolymer 15 Architecture lichtdurchlass PTFE-Molekül (C2 F4) Licht ruft Stimmungen und Emotionen hervor und beeinflusst den Biorhythmus des Menschen, der 80% der Umweltinformationen über das Auge aufnimmt. Licht ist dabei im Allgemeinen der für den Menschen sichtbare Bereich der elektromagnetischen Strahlung. PVDF-Molekül (C2 H2 F2 ) – – Die Kohlenstoffverbindungen – C – C – sind relativ gut geschützt von Fluoratomen. Dies verleiht PVDF Eigenschaften, die denjenigen von PTFE ähnlich sind. – Die Kohlenstoffverbindungen – C – C – sind vollumfänglich von Fluoratomen geschützt. Dies verleiht PTFE einzigartige Eigenschaften. – schwarz = Kohlenstoffatome grün = Fluoratome, blau = Wasserstoffatome schwarz = Kohlenstoffatome grün = Fluoratome – Über die einzigartigen Eigenschaften von Fluorpolymeren im Allgemeinen wurde bereits ausführlich in der ersten Ausgabe von Sefar Architecture berichtet. Das aus dem mineralischen Flussspat gewonnene Fluor verleiht als Bestandteil einer Reihe von Polymeren wie PTFE oder PVDF einzigartige Eigenschaften. Aus Fluorpolymeren können Garne gesponnen werden, die dann zu hochwertigen Geweben gewoben werden. Spinnen und Weben erfordern spezielles Know-how der Hersteller, um eine homogene Qualität reproduzierbar zu erzeugen. Diese Fluorpolymergewebe entsprechen der wachsenden Nachfrage nach hochwertigen Baustoffen. Sie zeichnen sich durch eine Vielzahl von Vorteilen aus: Die chemische Inertheit und damit ihre zähe Langlebigkeit verdanken Fluorpolymere dem Umstand, dass sie zu den im Vergleich vor allem sehr kleinen Wasserstoff- oder Chloratomen (bei PVC), wegen ihres relativ großen räumlichen Umfanges eine hohe Schutzwirkung auf die atomaren Verbindungen zwischen den Kohlenstoffatomen ausüben. Die Atome – Fluorpolymere schirmen praktisch die Kohlenstoffverbindungen ab. Beim PTFE ist diese Schutzwirkung am ausgeprägtesten, da hier die maximale Anzahl von Fluoratomen erreicht ist. Beim PVDF ist diese Schutzwirkung, bedingt durch eine geringere Anzahl von Fluoratomen im Vergleich zu PTFE zwar leicht reduziert, sie ist aber immer noch so stark ausgeprägt, dass auch PVDF den herkömmlichen Polymeren ohne Fluor, wie zum Beispiel Polyvinylchlorid (PVC) oder Polyestergeweben, deutlich überlegen ist. – Zugegeben, der Name ist nicht ganz einfach: Polyvinylidenfluorid. PVDF als Abkürzung erleichtert sowohl das Schreiben als auch die Aussprache und soll im Folgenden daher genügen. Als Fluorpolymer steht dieses Material etwas im Schatten seines «großen Bruders» Polytetrafluorethylen, besser bekannt unter der Abkürzung PTFE oder unter dem Handelsnamen Teflon®. Zu Unrecht, weist PVDF doch Eigenschaften auf, die denen von PTFE sehr nahe kommen. In einigen Spezifikationen (z.B. Lichtdurchlass) übertrifft PVDF sogar PTFE. – Hohe UV-Beständigkeit – Maximale Flexibilität – Hervorragende lichttechnische Werte – Hohe Festigkeitswerte – Geruchsneutral – Keine Vergilbung – Geringe Schmutzhaftung – Resistent gegen chemische Einflüsse – Langlebigkeit dank stabiler Polymerkette – Keine toxischen Weichmacher – Keine Faserbrüche – Keine Versprödung – Gute Brandschutzwerte – Für die Innenarchitektur erfüllt das monofile Gewebegarn aus PVDF die hohen Erwartungen an Ästhetik und Funktion und leistet damit einen Beitrag an die Renaissance von langfristigen Werten. Licht, das eine Membran durchdringt, wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Die Parameter Reflexion und Absorption einer Membran beeinflussen den Grad des Lichtdurchtritts (Transmission ASTM D1003) durch ein Medium. Die optische Spektroskopie befasst sich auch mit der wellenlängenabhängigen Transmission bzw. Reflexion (EN 410 250–2500 nm). Lichttechnische Gewebe aus PVDF weisen sich speziell dadurch aus, dass sie über die unterschiedlichen Wellenlängen hinweg (besonders im sichtbaren Bereich) keine maßgeblichen Schwankungen aufweisen. Die menschliche Wahrnehmung kann außerdem zwei weitere visuelle Phänomene unterscheiden, nämlich die Trübung (Haze / Opacity) und die Bildschärfe (Clarity). Bei der Trübung (Haze / Opacity) wird das Licht, das durch ein Medium tritt, gleichmäßig in alle Richtungen gestreut. Dies bewirkt eine Verminderung des Kontrastes und ein milchig trübes Erscheinungsbild. neue Möglichkeiten für den Einsatz als Lichtdecken. Ob Kunst- oder Tageslicht als Lichtquelle dient: Eine PVDF-Gewebemembran streut die einkommenden Lichtstrahlen, blockt sie aber nicht ab. Das transmittierte Licht weist einen hohen Anteil diffusen Lichtes, auch Streulicht genannt, auf. Dieses erzeugt eine gleichmäßige Ausleuchtung und schwächt Kontraste, vor allem in Schattenzonen, deutlich ab. Die Gewebe erwecken den Anschein einer Lichtquelle, wirken jedoch als Lichtdiffusoren, sei es mit Tageslicht oder künstlicher Beleuchtung. Es entsteht eine angenehme, schattenarme Lichtatmosphäre. PVDF-Garne können als reine, sogenannte Monofilamente (also ein Strang ähnlich einem Haar) direkt aus dem Extruder gewonnen werden. Ein Umweg über extrudierte Folien, die dann in Bändchen Beim Effekt der Bildschärfe (Clarity) wird das Licht, das durch ein Medium tritt, nur innerhalb eines kleinen Winkels gestreut. Dadurch werden Konturen verzerrt und erscheinen weniger scharf. Alle Fluorpolymer-Fasern weisen eine erstaunlich hohe Lichtdurchlässigkeit auf, deutlich höher als PVC, Polyester oder auch beschichtete Glasfasern. Hierbei übertrifft PVDF sogar PTFE: Mit entsprechenden Beschichtungstechnologien können heute PVDF-Gewebe mit Lichttransmissionsraten von bis zu 90% hergestellt werden. Diese Werte erschaffen Glas Glas hat eine schwache, lichtstreuende Oberfläche. Das Streulicht beträgt < 2%. Gewebe Das Gewebe hat die Eigenschaft, das Licht einer Lichtquelle flächenhaft zu streuen. Eine hinterleuchtete Gewebedecke erscheint dadurch als scheinbar leuchtende Fläche. Das, was der Mensch als Helligkeit wahrnimmt, nennt man Leuchtdichte. Die Strahlen einer Lichtquelle, welche auf das Gewebe treffen, werden reflektiert, gestreut und gebeugt oder gebrochen. geschnitten und zu einem webbaren Garn gedreht werden müssen, wie dies bei PTFE der Fall ist (siehe Sefar Architecture Nr. 2), ist nicht nötig. Diese feinen, direkt extrudierten Monofilamente ermöglichen ein präziseres Weben, was eine homogenere Gewebestruktur zur Folge hat. Verstärkt wird diese Homogenität durch eine geeignete Beschichtungstechnologie, die ebenfalls auf Fluorpolymeren basiert. Dies sorgt bei hinterleuchteten Flächen für ein eindrucksvolles Erscheinungsbild: Galerien, Museen, Arbeitsräume, öffentliche Begegnungsstätten und Bibliotheken profitieren zunehmend von diesen lichttechnischen Eigenschaften. Die im September 2013 eröffnete Bibliothek in Riad (siehe Seiten 18–27) ist ein beeindruckendes Beispiel, Architecture 16 wie eine Lichtdecke aus PVDF-Gewebe mit einem geeigneten Montagesystem (siehe Seiten 24–25) auch großflächig realisiert werden kann. keine Weichmacher Architekturgewebe aus reinen Fluorpolymeren sind frei von Weichmachern, wie sie in anderen Materialien (z.B. Gewebe oder Folien aus PVC) vorkommen. Fluorpolymere benötigen keine Zusatzstoffe, da diese Materialien von Natur aus flexibel sind. Weichmacher, die Kunststoffen zugesetzt werden, basieren auf Phthalsäureestern und können die Gesundheit gefährden. Noch ist die Forschung nicht abgeschlossen, doch stehen einige Weichmacher unter Verdacht, eine kanzerogene Wirkung auf den menschlichen Organismus zu haben. Durch ihre hohe Flüchtigkeit können sie sich in Innenräumen ansammeln und eingeatmet werden. Auch kurzzeitiger Hautkontakt kann gefährlich sein, da sie die Hautbarriere durchdringen können. Viele Weichmachertypen sind schon verboten, doch eine allgemeine Unbedenklichkeit ist auch für erlaubte Typen nicht gegeben. Neben gesundheitlichen Aspekten sorgt die Flüchtigkeit von Weichmachern mit der Zeit für eine Versprödung der Materialien, was zu einer Minderung der Höchstzugkraft oder der Spannkraft führt. Man kann auch von einem beschleunigten Alterungsprozess der Materialien reden. Konfektions- und Montagearbeiten, Faltprozesse oder andere von außen zugeführte mechanische oder chemische Belastungen können zu Verletzungen der Beschichtung führen. Enthält 17 Architecture das darunterliegende Stützmaterial bzw. die Gewebestruktur Weichmacher, entweichen diese an den Beschichtungsverletzungen sehr schnell in die Umwelt. Lokale Versprödungen, die zu einer Reduzierung der Festigkeitswerte und somit zu einer Beeinträchtigung der Betriebssicherheit führen können, sind die Folge. Zusammenfassung Immer mehr Anwendungen wie in Galerien, Museen, Arbeitsräumen, öffentlichen Begegnungsstätten und Bibliotheken zeugen von den einzigartigen Eigenschaften des Fluorpolymers PVDF. Die im September 2013 eröffnete Bibliothek in Riad ist ein beeindruckendes Beispiel, wie eine Lichtdecke aus PVDF-Gewebe mit einem geeigneten Montagesystem auch großflächig realisiert werden kann. Hoher Lichtdurchlass bei gleichzeitig hoher Lichtstreuung sorgt für optimale Lichtver- hältnisse in Innenräumen. Der Verzicht auf jegliche Weichmacher sorgt für eine gesunde und geruchsneutrale Atmosphäre. Der ausgeschriebene Name mag schwierig klingen, die Eigenschaften des Materials PVDF überzeugen jedoch einfach in der textilen Architektur. kFNl RIAD SAUDI-ARABIEN RENAISSANCE IN SAUDI-ARABIEN Besinnung auf Bewährtes Wie bewährte Bausubstanz und neue Elemente sich scheinbar symbiotisch ergänzen, zeigt sich an der King Fahad National Library in Riad im Königreich SaudiArabien. Hier, in der Hauptstadt des Landes, die reich an moderner Architektur ist, entstand aus einem Gebäude aus den 70er-Jahren unter Einsatz moderner Architekturmaterialien ein städtebauliches Wahrzeichen, das sich gekonnt in das arabisch geprägte Stadtbild einfügt. Tradition und Fortschritt gleichermaßen kennzeichnen das moderne Leben in Saudi-Arabien. So erkannten die Architekten von Gerber International Berlin den vorhandenen Gebäudekomplex als schützenswert, wollten ihm jedoch die monumentale Strenge nehmen und den Exponaten deutlich mehr Raum und Licht geben. Außen umhüllt nun ein quadratischer Neubau in einer scheinbar schwebenden und zugleich geometrischen Ordnung die Bibliothek. Wie in den groß- zügigen Stadtpark Olaya hineingestickt scheint das grazile Gebäude, wie es sich nach knapp dreijähriger Bauzeit heute offen und transparent präsentiert. Bei der Suche nach dem bestgeeigneten Gewebe für die Deckenlösung fiel die Wahl auf Sefar. Unter Einsatz von SEFAR® Architecture IL-80-OP Gewebe, verbaut mit dem eigens für dieses Projekt entwickelten Sefar-System Lightceiling, werden sämtliche Räume von einer rund 16 000 m2 großen, transluzenten, scheinbar schwebenden Lichtdecke beleuchtet. In den spuren der Vergangenheit lesen Die neue Lösung ergänzt den Altbau, der nach Kriterien des Denkmalschutzes erhalten wurde, um einen kubischen Ring. Entstanden ist damit eine gelungene optische Einheit, bei der das vorhandene flache Dach des ursprünglichen GebäuArchitecture 18 19 Architecture kFNl RIAD SAUDI-ARABIEN SCHNELLE MONTAGE IN GROSSER HÖHE Foto: Sefar Außergewöhnliche Montagebedingungen: Bevor das Gebäude «dicht» war, wurden mit dem eigens dafür entwickelten Sefar-System Lightceiling 16 000 m2 lichttechnisches Gewebe SEFAR® Architecture IL-80-OP montiert. Architecture 20 21 Architecture EINE OASE DER RUHE des zum Lesesaal wurde und sich in dessen Innerem – wie in einer «Schatztruhe» – die Büchermagazine befinden. Haupteingangshalle, Ausstellungsflächen, ein Restaurant und eine Buchhandlung sind im Erdgeschoss rund um den Altbau angeordnet. Über Brücken erreichen die Besucher vom Lesesaal den Freihandbereich im dritten Obergeschoss des Neubaus. Die Bibliothek der Frauen ist, von den übrigen Nutzungen getrennt und separat zugänglich, im ersten Obergeschoss des neuen Südwestflügels untergebracht. Eine vorhandene Kuppel wurde zur StahlGlas-Konstruktion umgestaltet und überragt mit einem integrierten Dach sämtliche Innenhöfe und den Lesesaal. oase der Ruhe Die Empfehlung des Projektdirektors und leitenden Architekten vor Ort, Thomas Lücking, war ein Raumeindruck, der das typische städtische Leben im Inneren widerspiegelt. Das Sefar Gewebe, als unterhalb des Daches gespannte weiße Membran mit insgesamt rund 16 000 m2 Fläche, filtert das durch lang gezogene Oberlichter dringende Tageslicht und versorgt alle Räume gleichmäßig mit blendfreiem Licht. Der am Projekt beteiligte Akustiker erkannte den aus optischen Gründen gewählten Gewebetyp zudem als idealen Schallschutz: Vergleichbar einem Trommelfell, stellt das Gewebe eine geschlossene Haut dar; dadurch gelangt nur wenig Schall nach unten – und der Schall über der Membran wird von der mit Mineralwolle und gelochten Trapezblechen gedämmten Decke abgefangen. Eine besondere Herausforderung lag in der Installation der Membranen. StaubArchitecture 22 kFNl RIAD SAUDI-ARABIEN frei zu arbeiten, wie üblich, ist in einer von Wüste umgebenen Stadt wie Riad schlichtweg unmöglich. So wurde die Membrankonstruktion installiert, bevor das Gebäude «dicht» war, und erst anschließend gereinigt. Morgenland bei Nacht Heute wird der Bau von der Bevölkerung für das architektonisch gelungene Prinzip des Verhüllens gelobt – Letzteres ist im kulturellen Verständnis der Araber fest verankert. Bei Dunkelheit übernehmen Leuchten oberhalb der als Lichtdecke dienenden Membran die Funktion der Oberlichter und lassen die Fassade in wechselnden Farben erstrahlen. So hat Riad, mitten in der Wüste gelegen, einen Leuchtturm gewonnen, der den Weg zur Literatur weist. 23 Architecture king Fahad National library, Riad, saudi-Arabien system Lightceiling sEFAR® Architecture Il-80-oP Architekt Gerber Architekten International GmbH, Berlin, Deutschland, www.gerberarchitekten.de konfektionär ALI TAMIMI SONS CO., Riad Bauherr Saudi Bin Ladin Group, Jeddah, Saudi Arabien Engineering und systementwicklung ArtEngineering GmbH, Leinfelden, Deutschland; Pollux GmbH, Ottenhöfen, Deutschland lichttechnisches Gewebe Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe PVDF (Polyvinylidenfluorid) Material Beschichtung 100% Fluorpolymer Gewebebreite (cm) 160 Bindung Leinwand 1/1 Flächengewicht (g/m2) 250 Höchstzugkraft kette/schuss (N/5 cm) 1050/1050 nach EN ISO 13934-1 Höchstzugkraftdehnung kette/schuss (%) 40/25 nach EN ISO 13934-1 Weiterreißkraft kette/schuss (N) 35/50 nach DIN 53859-5 Wassersäule (mm) > 500 Brandverhalten B1 nach DIN 4102; B-s1, d0 nach DIN EN 13501-1 lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad (%) > 80 nach ASTM D1003 Reflexionsgrad (%) 19 Absorption (%) 1 1 2 SEFAR® Architecture Lightceiling 3 Das System SEFAR® Architecture Lightceiling wurde im Zuge des Projektes King Fahad National Library (KFNL) in Riad, SaudiArabien, entwickelt. Klares Entwicklungsziel von Sefar und ArtEngineering war es, ein System zu erfinden, mit dem die ca. 16 000 m² große Decke im Inneren der Bibliothek bespannt werden kann. leistungsfähigkeit / Einsatzgebiet Das SEFAR® Lightceiling eignet sich zur Verkleidung von Flächen bei der die Einheit eines Membranfeldes bis zu 10 × 25 m betragen kann. Die Geometrie der Berandung eines Membranfeldes hat bevorzugt eine polygonale Form. Das System zeichnet sich vor allem durch die sehr kurze Montagezeit für die einzelnen Membranfelder aus. Wie sich im Verlauf des Projektes KFNL gezeigt hat, ist die Systemtechnik auch an Unternehmen vermittelbar, die nicht unmittelbar in der Gewebe- oder Deckenmontagebranche agieren. systembeschreibung und systemkomponenten Zum System gehörten im Wesentlichen das lichttechnische Gewebe, Fixierungsbauteile und Montagewerkzeuge sowie Planungs- und Wartungsunterlagen. Das lichttechnische Gewebe bildet die Ansichtsfläche. Mithilfe der einzelnen Fixierungsbauteile wird es an der Hauptkonstruktion (Stahl-, Betontragwerk etc.) sowohl befestigt als auch faltenfrei ausgespannt. Das Fixierungsbauteil besteht Architecture 24 kFNl RIAD SAUDI-ARABIEN 4 aus einem dreiteiligen Extrusionsprofil, der sogenannten Halteschiene, den Spannschienen und der Abdeckschiene. Grundprinzip der Funktionsweise Die Einführung einer schwenkbaren, durchgängigen Spannschiene, in die das Gewebe eingefädelt wird, führt zu einer raschen und sicheren Montage. Ein spezielles Werkzeug erlaubt es, die aufgerollten Membranfelder direkt vom Boden in die Spannschienen einzufahren. Planung, Produktion und Montage Planung Der Konfektionär erhält Zuschnittspläne und Detailpläne für die Ausbildung der Naht und für die Herstellung des Transporthilfsmittels. Die Montagefirma erhält das Layout der Fixierungsbauteile inklusive aller Detaillösungen für Ecken, offene Ränder, Deckendurchbrüche etc. Membranfelder Die Herstellung der Membranfelder erfolgt bei einem Konfektionär. Die Membranfelder werden aus einzelnen Gewebebahnen zusammengenäht. Das Gewebe wird hierfür im Werk auf genaue Breite und exakt parallel geschnitten. Diese vorgegebene Breite ermöglicht es zusammen mit den speziell entwickelten Nahtdetails und einer vordefinierten Nähreihenfolge, dass die Bahnennähte zweier benachbarter Membranfelder später im eingebauten Zustand genau fluchten. Zwar sind die Nähte insgesamt mit einer Breite von nur 10 mm sehr dezent gehalten, dennoch ergibt sich durch die Nähte 25 Architecture 5 eine sichtbare Gliederung innerhalb eines Membranfeldes. Nachdem die einzelnen Gewebebahnen zu einem Membranfeld vernäht worden sind, werden die Ränder mit Kedern eingesäumt. Im Anschluss an eine abschließende Qualitätskontrolle wird das Membranfeld mithilfe einer Kartonrolle aufgerollt und für den Versand auf die Baustelle bereitgestellt. Fixierungselemente Wie bei den Membranfeldern werden auch die Fixierungselemente im Zuge der Werkplanung genau definiert und entsprechend abgelängt und, falls für Verbindungen erforderlich, vorgebohrt bzw. gestanzt. Die Halteschiene wurde beim KFNL-Projekt über Schweißbolzen M10 mit der Haupttragstruktur verbunden. Dabei wurde mithilfe einer Schablone im Vorfeld die Position der Bolzen am Hauptträger markiert und im Anschluss wurden die Bolzen gesetzt. Obwohl die Arbeiten über Kopf stattgefunden haben, hat sich die Technik als durchgängig robust erwiesen mit gleichbleibender und visuell kontrollierbarer Qualität. Sobald die Bolzen geschweißt waren, konnte die Halteschiene eingesetzt und über Langlöcher und Distanzhalter positioniert und fixiert werden. Führungsbolzen an den Stoßstellen zweier Halteschienen sorgen für eine exakte Ausrichtung. Im nächsten Arbeitsschritt werden die Spannschienen längs der Membranfelder eingehängt. Auch hier sorgen Führungsbleche für eine genaue und kraftschlüssige Verbindung an den Stoßstellen. Spezielle Sicherungsklammern sorgen dafür, dass die Spannschiene während des Ein- 6 1 Fixierung der Halteschiene am Haupttragwerk 2 Einhängen der Spannschienen 3 Einfahren (einkedern) des Gewebes 4 Spannen 5 Arretierung der Spannschienen 6 Finish durch Abdeckschiene fädelns des Gewebes nicht versehentlich aus der Nut des Halteprofiles fallen kann. Nun sind die Vorbereitungen abgeschlossen und das Gewebe kann in die Nut der Spannschiene eingezogen werden. Danach wird es mit Werkzeugen feinjustiert. Sobald die endgültige Position erreicht ist, werden die beiden offenen Ränder mit Spannschienen belegt. Gespannt wird grundsätzlich in beiden Richtungen (Kette und Schuss). In einem letzten Arbeitsschritt wird eine filigrane Abdeckschiene ähnlich einem Reißverschluss «aufgerollt». Die Schiene sorgt nicht nur dafür, dass der Spalt zwischen zwei benachbarten Membranfeldern abgedeckt wird, sondern auch dafür, dass die Vorspannkräfte der beiden nebeneinander liegenden Felder kurzgeschlossen werden und somit die Biegebelastung der Spannschienenschenkel minimiert wird. kFNl RIAD SAUDI-ARABIEN Sefar im Gespräch mit Thomas Lücking, Gerber Architekten, in Dortmund Projektdirektor Thomas Lücking vom Büro Gerber Architekten in Dortmund zeichnet als leitender Architekt für die King Fahad National Library in Riad verantwortlich. Seine langjährige Erfahrung, insbesondere mit Bauvorhaben in den Wüstenstaaten, macht ihn für Sefar zum idealen Materialexperten und geschätzten Gesprächspartner. Herr lücking, welche Philosophie verbinden sie mit Ihrem Entwurf für die king Fahad National library? Vielleicht darf ich hier eines ergänzen, denn im Nachhinein stellt sich das Projekt für uns als ein zweiphasiger Wettbewerb dar: Gerber Architekten war an der ersten Phase noch nicht beteiligt. Erst in der zweiten Phase wurden wir aufgefordert, das ursprüngliche Gewinnerprojekt aus Phase 1 zu überarbeiten. Dabei ging es im Wesentlichen um die Fassade. Ursprünglich geplant war ein «Hochhaus», bei dem die Bibliothek über dem «alten» Bestand an einer Trägerplatte hängen sollte. Mit hohen Stahlpreisen und Budgetkürzungen war letztendlich der Wunsch des Bauherrn nach Konzeptänderungen verbunden. Kostengünstiger, wie für Phase 2 gewünscht, ist deshalb der neue Entwurf: ein flacher, horizontaler Bau – eine Neuplanung um den Altbau und nicht mehr «darüber». Ausführungsplanung und Ausschreibungen erfolgten von Dortmund aus. Außerdem wurden wir mit der künstlerischen Oberleitung beauftragt. Was waren die großen Herausforderungen im Projekt? Diese waren vielfältig. Ganz wesentlich für uns war, dass der Entwurf, wie er von uns abgegeben wurde, auch umgesetzt wird. Nutzer, Bauherrenvertreter, Zulieferer und ausführende Firmen traten immer wieder mit Änderungswünschen und neuen Lösungsvorschlägen an uns heran. Es war also sehr wichtig, vor Ort zu sein – andernfalls wären unter Umständen einige Änderungswünsche vollzogen und wäre dadurch unser Konzept verfälscht worden. Und das Projekt sähe heute ganz anders aus. sie haben sefar-Gewebe gewählt. Warum haben sie sich für dieses Gewebe entschieden? Was war die Idee und welche Ziele wollten sie damit realisieren? Die Membran spannt sich unter dem gesamten Dach mit rund 16 000 m2, überspannt also den Neubau und den Altbau und die dazwischen liegenden Höfe. Uns war sehr wichtig, dass der städtische Charakter – also der eines städtischen Außenraums – auch innerhalb der Bibliothek erlebbar ist. Wir brauchten hierzu einen Himmel über diesen Bereichen. Kei- nesfalls eine Decke, die lastet und schwer wirkt. Und da ist eine von Tageslicht durchleuchtete bzw. nachts mit Kunstlicht hinterleuchtete Decke eine schöne Möglichkeit, Leichtigkeit zu schaffen – sodass man in den Raum hineinkommt, dieser sich nach oben öffnet und damit nichts Lastendes hat. So waren wir auf der Suche nach einem Material, das eine hohe Lichtdurchlässigkeit bietet. Wenn wir von Material sprechen: Welche lichtdurchlässigkeit, welche Materialeigenschaften waren aus Ihrer sicht wichtig? Wir haben in diesem Projekt sehr viele Lösungsmöglichkeiten studiert und getestet. Gesucht war ein Material, das sich zur Realisierung einer homogenen, hellen, lichtdurchlässigen Fläche eignet – ohne Kleinteiligkeit durch viele Paneele und Fugen. Wir wollten, dass alles, was sich über der Membran befindet, nicht sichtbar ist. Also war eine sehr hohe Transluzenz bei gleichzeitig sehr geringer Transparenz und großen Feldgrößen gefragt. Das war zu schaffen, indem die 1,60 m breiten Gewebebahnen mit sehr feinen, wenig auffälligen Nähten verbunden und damit Panelgrößen von 10 × 25 m realisierbar wurden. Wie kann man sich das Handling vor ort vorstellen? Wie wurden diese Großmembranen montiert? Architecture 26 Es war sehr außergewöhnlich, dass wir für dieses Projekt gemeinsam mit Dr. Greiner von ArtEngineering und Sefar ein spezielles Halterungssystem entwickeln konnten: speziell zugeschnitten auf unsere Anforderungen mit möglichst unsichtbaren Halterungen und sehr großen Feldgrößen. Welche Anforderungen gab es im Hinblick auf die Akustik? Natürlich war im Projekt ein Akustiker involviert. Es gab mehrere Lösungsansätze während der Planung. Die letztendlich realisierte Lösung ist sehr zufriedenstellend: Die aus optischen Gründen gewählte Membran stellt – ähnlich wie ein Trommelfell – eine geschlossene Haut dar. Dadurch lässt die Membran wenig Schall nach unten durch, der Schall über der Membran stößt auf die mit Mineralwolle und gelochten Trapezblechen gedämmte Decke. Gab es noch andere «Riad-spezifische» Herausforderungen? Die Installationsverhältnisse für Sefar waren sicher ganz andere, als sie üblicherweise in Europa vorausgesetzt werden können. So war beispielsweise eine Installation in einem staubfreien Raum einfach unmöglich. Das war vom Bauablauf nicht machbar und ist in Saudi-Arabien durch den Sand generell unmöglich. So wurde die Membran installiert, bevor das 27 Architecture Gebäude «dicht» war. Das und die nachfolgende Reinigung waren sicher eine besondere Herausforderung. Wichtig war auch, das von der Baufirma vor Ort gestellte Team ganz intensiv anzuleiten. Da hat Sefar zusammen mit den Firmen Pollux und ArtEngineering einen sehr großen Beitrag geleistet. So gab es vor Ort tatsächlich ein konstantes Team lokaler Bauarbeiter, die entsprechend gut für die Montage der Membranen geschult waren. Abgesehen vom aktuellen Projekt: Welches sind die Entscheidungskriterien bei der Gewebewahl? Neben Transparenz und Transluzenz ist sicherlich die Zugfestigkeit ganz wichtig, Gleiches gilt für Temperaturbeständigkeit und Reinigungsverhalten – ganz besonders bei hinterleuchteten Anwendungen. Unter Einsatz moderner Architekturmaterialien entstand ein städtebauliches Wahrzeichen, dessen Fassade bei Nacht in wechselnden Farben erstrahlt. WIR HABEN EINEN HIMMEL GESCHAFFEN Herr Lücking, vielen Dank für das Gespräch! VERWAlTuNGssITZ NEWPORT BEACH Kunst am Strand Neue Muschelart in Kalifornien entdeckt Leicht und unbeschwert, so präsentiert sich Kalifornien gern. Direkt an der Küste, in Newport Beach, ist jetzt ein Verwaltungszentrum entstanden, das die besondere Leichtigkeit des Lifestyle architektonisch aufgreift. Prickelndes Leben am Wasser, am größten Vergnügungshafen der Westküste, das ist ebenso attraktiv für Reisende wie für die rund 86 000 Einwohner. Und doch hat die als grün und geschäftig bekannte Stadt mit beeindruckendem Kulturangebot ihre Amtsgeschäfte viele Jahre in einer technisch unzureichenden City Hall geführt. für eine Wettbewerbsausschreibung, aus der Bohlin Cywinski Jackson, San Francisco, als Sieger hervorgingen. Die Schönheit der Umgebung aufzugreifen, nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit – das war Maßgabe der Stadtverwaltung von Newport Beach bei der Planung eines neuen Verwaltungssitzes und Anlass Einer Welle gleich scheint die beeindruckende Dachkonstruktion heute über dem Hauptgebäude auszulaufen. Ein geschwungenes Segel aus zugfähigem SEFAR® Architecture TENARA® Gewebe Verkörperung der stadt am Meer Architecture 28 Newport Beach, kalifornien Architekt Bohlin Cywinski Jackson (BCJ), San Francisco, USA www.bcj.com Engineering Scott Sanders, S.E., Claremont, USA Generalunternehmer CW Driver, San Diego, USA www.cwdriver.com Verarbeitung EIDE Industries, Inc., Cerritos, USA www.tensionstructures.com sEFAR® Architecture TENARA® Gewebe 4T40HF Lichttechnisches Gewebe 4T40HF birgt den doppelstöckigen Ratssaal wie eine Muschelschale und bringt das milde Licht des nahen Ozeans ins Spiel. Mit 40% Lichtdurchlässigkeit – doppelt so viel wie herkömmliche Industriegewebe – bietet das technische Gewebe von Sefar genau das richtige Maß an Licht-Schatten-Intensität und Schutz vor Sonne und Niederschlag. Dazu ist das Material feuerbeständig, schmutz- und wasserabweisend, extrem langlebig und frei von möglicherweise schädlichen Weichmachern. Überzeugen konnte das flexible und robuste SEFAR® Architecture TENARA® Gewebe 4T40HF auch mit den besonderen Möglichkeiten der unkomplizierten Montage in einem ausgesprochen anspruchsvollen Projekt, wie Erik Jarvie, der zuständige Designingenieur von EIDE Industries, Inc., Kalifornien, hervorhebt. 29 Architecture Anlaufstelle am ozean Heute verkörpert der gerade fertiggestellte Komplex ein gelungenes Zusammenspiel aus luftigem Gewebe und der durchschimmernden, mit Zink verkleideten Fassade: Wie der schimmernde Ozean präsentiert sich jetzt die erste Anlaufstelle ihren Bürgern und Besuchern. Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe Fluorpolymer-beschichtetes Gewebe aus ePTFE-Faser Gewebebreite 1,575 m Gewebestärke 0,55 mm Flächengewicht 1080 g/m2 Höchstzugkraft (AsTM D4851): kette 4000 N/5 cm schuss 4000 N/5 cm Trapezreißkraft: kette 798 N schuss 752 N Brandverhalten EN 13501 B-s1, d0 ASTM E84 – Class A NFPA 701 – Small Scale – Pass lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad 38% (ASTM D1003) Reflexionsgrad 59% Absorption 3% SEFAR® Architecture VISION Gewebe als elementarer Bestandteil in der gläsernen Fassade des von Gigon / Guyer Architekten realisierten Bauteils an der Europaallee. Architecture 30 sIHlPosT ZÜRICH Glasklar mehr Spielraum Eine Stadt wächst über sich hinaus Das Bild der Städte ändert sich – zum Guten. Entfremdung, Ghettoisierung, Isolation, das war einmal. Mitverantwortlich für den positiven Wandel sind Städteplaner und verantwortungsvolle Architekten wie Max Dudler, David Chipperfield und Gigon / Guyer Architekten, die der Stadt ihre ausgewogene Mischung zurückgeben. Am Züricher Hauptbahnhof zeichnen die Schweizerischen Bundesbahnen SBB für ein Großprojekt verantwortlich. Unten Stadt, oben Aussicht. Und Sie mittendrin: So fassten die SBB ihre Pläne für Investoren und Mieter zusammen, die die zentrale Lage und ideale Bahnanbindung schätzen. Urbanes Wohnen, Studieren und Arbeiten, Einkaufen und Genießen für Menschen jeden Alters, verbunden mit einer nachhaltigen Aufwertung des Gebietes entlang der Gleise, und eine Interaktion mit den angrenzenden Stadtquartieren waren erklärte Ziele. So ist schon heute die Pädagogische Hochschule integraler Bestandteil des ersten Bauabschnittes. In der Folge entstehen Geschäfte und Büros, Restaurants und Bars ebenso wie Einrichtungen für Freizeit und Bildung, außerdem Wohnungen, explizit auch ausgelegt auf das Wohnen im Alter. Eine hohe soziale, ökonomische und ökologische Qualität soll sich in der besonderen architektonischen Relevanz, klaren Identität und Funktionalität widerspiegeln, so der Anspruch der Gesamtverantwortlichen. 31 Architecture Gesellschaftliche Verantwortung hinter Glas Mit dem Baubeginn Anfang des Jahres 2009 wird Zürichs neuester Stadtteil nun in acht Etappen realisiert. Dabei soll sich die Europaallee durch verschiedene Architekturen auszeichnen, welche eine bewusst zeitlose, europäische Identität des Ortes prägen. Baufeld C, als Teil des sukzessiven Ausbaus, ist Aufgabe des Teams Max Dudler, Zürich, Gigon / Guyer Architekten, Zürich, sowie David Chipperfield, Berlin, die als Sieger aus dem Architektenwettbewerb hervorgegangen sind. Europäische stadtbaukultur neu definieren Sie entschieden sich für ein Ensemble von vier Gebäudeteilen, die wie Mühlenflügel ineinander verschränkt sind und ein gemeinsames Organisationssystem bilden. Dabei sind die Gebäude jeweils durch ein Tor zum Innenhof voneinander getrennt, aber gleichzeitig verbunden durch oben liegende, durchgehende Bauteile: Eine Galerie im ersten Obergeschoss stellt den Erschließungsring für das Bürogebäude dar. Dachterrassen und Einsprünge bei den Hoftoren gliedern den Komplex optisch in differenzierte Baukörper. Mehrstöckige Fensterfronten mit einer Gesamtfläche von 6500 m2 werden in Zukunft das Baufeld C prägen, wo Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Architecture 32 Foto: Stefan Müller, Berlin sIHlPosT ZÜRICH 33 Architecture sIHlPosT ZÜRICH Schweizer Großbank UBS AG noch im Jahr 2013 ihre Arbeit aufnehmen. Geldstadt in Gold Elementarer Bestandteil in gläsernen Fassaden: In der Fassade des von Gigon / Guyer Architekten realisierten und an der Europaallee liegenden Bauteils kommt in den vorgelagerten Glasfassadenelementen SEFAR® Architecture VISION Gewebe, mit offenen Flächen zwischen 31- und 70%, zum Einsatz. Auch im den Gleisanlagen zugewendeten, von David Chipperfield konzipierten Bauteil wurden in Fensterflügeln und Säulen sowie im Innenausbau SEFAR® Architecture VISION Gewebe verarbeitet. Beide Architekten-Teams, aus vorangegangenen Bauvorhaben bereits mit den Sefar-Qualitäten und den besonderen energietechnischen Resultaten vertraut, entschieden sich für unterschiedlichste Gewebetypen aus der Reihe SEFAR® Architecture VISION, darunter ein Sondergewebe mit eigens dafür entwickeltem Farbton – eine Herausforderung, die Sefar glänzend meisterte: Alle Flächen sind in einladenden warmen Goldtönen bedruckt. Der Effekt: faszinierende Lichtspiele ohne Einblick – und optimale Sicht nach draußen, selbstverständlich mit allen Vorteilen reduzierter Sonnen- und Wärmeeinwirkung für die Menschen im Gebäude. Und die Züricher Bahnhofstraße, beliebte und belebte Flanier- und sihlpost, Zürich Shoppingmeile, das Bankenviertel und die romantische Altstadt sind vom neuen Stadtquartier, das bis zum Jahr 2020 weiter wachsen soll, nur wenige Gehminuten entfernt. Projekt/ort Europaallee 21, Baufeld C, Zürich, Schweiz, www.europaallee.ch Architekten Haus lagerstraße Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich, Schweiz www.gigon-guyer.ch Haus Freischützgasse David Chipperfield Architects, Berlin, Deutschland www.davidchipperfield.com Haus Europaallee, Haus Eisgasse Max Dudler, Zürich, Schweiz www.maxdudler.com Generalunternehmen Implenia Generalunternehmung AG, Dietlikon, Schweiz www.implenia.com Fassadenplanung bis Ausführung gkp fassadentechnik ag, Aadorf, Schweiz, www.gkpf.ch Ausführung mit Planung Gig Fassaden GmbH, Attnang-Puchheim, Österreich www.gig.at Glashersteller BGT Bischoff Glastechnik AG, Bretten, Deutschland www.bgt-bretten.de Folienhersteller DuPont de Nemours (Deutschland) GmbH, Neu-Isenburg, Deutschland www.dupont.com Haus lagerstraße SEFAR® Architecture VISION Gewebe AL 140/70 bedruckt Haus Freischützgasse SEFAR® Architecture VISION Gewebe AL 260/55 bedruckt, SEFAR® Architecture VISION Gewebe AL 260/31 bedruckt Architecture 34 Auch im den Bahnanlagen zugewendeten, von David Chipperfield realisierten Bauteil dominieren in den Fassaden die warmen Goldtöne der SEFAR® Architecture VISION Gewebe. 35 Architecture AuDI NEW YORK AUDI inszeniert Fahrzeugpräsentation Neue Niederlassung für New York Es ist etwas ganz Besonderes, ein neues Fahrzeug in Empfang zu nehmen. Audi kennt die damit verbundenen Emotionen. Wertschätzung, Vertrauensbildung und Vorfreude stehen im Raum. Entsprechend wurden die New Yorker Räume gestaltet. Vorsprung durch Technik: Dafür wird Audi als Automobilhersteller in aller Welt geschätzt. Verständlich, dass Audi auch bei der Wahl der Materialien für den Bereich der Neuwagenübergabe keine Kompromisse eingehen wollte. Entsprechend anspruchsvoll waren Auftraggeber, Architekten und Designer bei der Planung der neuen New Yorker Niederlassung. Eine schlichte und elegante Ästhetik sowie pflegeleichte und hochmoderne Materialien waren für den Bauherrn selbstverständlich. Mit dem Umzug von Audi New York direkt nach Manhattan konnten die Architekten von CR Studio New York eine schnelle und optisch überzeugende Lösung realisieren: Zum Einsatz kamen SEFAR LIGHTFRAME® Module und das Gewebe SEFAR® Architecture IA-80-CL. The show rolls on Auf den Wunschtypen heißt es warten. Das ist in Europa so – und in den USA nicht anders. Wenn das langersehnte Fahrzeug dann endlich hereinrollt, spielt die Beleuchtung eine ganz wichtige Rolle. In der Reduktion auf das Wesentliche liegt das Konzept für den großzügigen Raum, in dem der Kunde seinen Audi in Empfang nimmt. Dezent und bewusst minimalistisch setzen die transluzenten Lightframe Wand- und Deckenpaneelen das Fahrzeug in Szene. Unsichtbar hinter den Paneelen installierte Lichtquellen sorgen für ein schmeichelndes Licht, vermitteln eine private Atmosphäre und verbessern die Raumakustik. Dafür wurde das knitterfreie und besonders lichtdurchlässige Gewebe in zwei getrennten Lagen und in zweifacher Richtung über ein hauchdünnes modulares Rahmensystem gespannt. Vor Ort konnten die so entstandenen Doppelmembranen zeitsparend eingebaut werden. Die Sichtseite ist Architecture 36 Die AudiNiederlassung New York befindet sich im Herzen von Manhattan. mit dem akustisch wirksamen SEFAR® Architecture IA-80-CL Gewebe ausgeführt. Nachhaltige Vorteile Überzeugen ließ sich der Auftraggeber insbesondere von den Vorteilen, die Lightframe-Module auch auf lange Sicht bieten. So verhindert das zweischichtige System die Verschmutzung durch Insekten und Staub. Zum Austausch und zur Reinigung der Lichtquellen wird das jeweilige Deckenmodul ganz einfach senkrecht abgeklappt. 37 Architecture Audi Manhattan, New York, USA www.audimanhattan.com sEFAR® Architecture IA-80-cl Lichttechnisches und akustisches Gewebe Architekt CR Studio, New York, USA www.crstudio.com Montage/Implementierung Decoustics Limited, Woodbridge, Ontario, Canda www.decoustics.ca Engineering National Acoustics, New York, USA www.nationalacoustics.com Generalunternehmer JT Magan, New York, USA www.jtmagan.com lichtplaner Tillotson Design Associates, New York, NY USA www.tillotsondesign.com Gewebe SEFAR® Architecture IA-80-CL lIGHTFRAME® Modul Abmessungen 1400 × 3190 mm Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe PVDF (Polyvinylidenfluorid) Gewebebreite (cm) 270, 340 Bindung Köper 1/3 Flächengewicht (g/m2) 440 Höchstzugkraft kette/schuss (N/5 cm) 1800/1000 nach EN ISO 13934-1 Höchstzugkraftdehnung kette/schuss (%) 35/27 nach EN ISO 13934-1 Weiterreißkraft kette/schuss (N) 40/80 nach DIN 53859-5 Brandverhalten B1 nach DIN 4102; B-s1, d0 nach DIN EN 13501-1 lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad (%) > 80 nach ASTM D1003 Reflexionsgrad (%) 19 Absorption (%) 1 Mondäne Freiluftoase am Mittelmeer Architecture 38 PRIVATVIllA SÜDFRANKREICH Sefar stellt sich Sonne und Wind Näher am Meer zu leben, ist wohl kaum möglich. Beinahe scheint die exklusive Villa an der südfranzösischen Küste einzutauchen in das unendliche Blau des Mittelmeers. Draußen sein, das ganz besondere mediterrane Leuchten genießen, geschützt vor Wind und Sonne, das war der Wunsch des Bauherrn. 39 Architecture PRIVATVIllA SÜDFRANKREICH Nur rund 30 m über dem Meer, auf einer kargen Klippe, trotzen zwei Segel dem Meeresklima und scheinen über die tiefblaue See zu wachen, zuverlässig gehalten von Karabinern aus dem Schiffsbedarf und zwei speerförmigen Masten – keine Illusion, sondern die kühne Konstruktion des belgischen Architekten Amandus VanQuaille. Vordringliche Aufgabe jedoch war der Schutz der großzügigen Außenanlagen und des Gebäudes vor der intensiven Sonne, der Wärme und dem direkten Licht. Deshalb besteht das obere der beiden Segel aus SEFAR® Architecture TENARA® 4T40HF, einem erwiesen robusten Material, das den für die Region typischen Fallwinden und der unerbittlichen Meeresluft und Gischt an der Küste standhält, keinerlei Feuchtigkeit aufnimmt und als dauerhaft UV-beständig, farbecht und wetterbeständig gilt. Das untere Segel, aus SEFAR® Architecture EL30-T1-UV, ist mit seiner besonderen Beschichtung in der Lage, das UV-Licht zu filtern und die Wärmeeinstrahlung von den Bewohnern fernzuhalten. Ein Teil des Pools wird von einem großflächigen Segel – gefertigt aus besonders reißfestem SEFAR® Architecture TENARA® 4T40HF Gewebe – überspannt, das einerseits für die Beschattung und den Windschutz sorgt und gleichzeitig mit den hervorragenden Lichttransmissionswerten die angrenzende Ruhezone in mildes Licht taucht. Villa südfrankreich Design / Projektleitung / Realisierung The Nomad Concept statik The Nomad Concept, Prof. Dr.-Ing. Marijke Mollaert als Gutachter konfektion Flontex Europe, Polen seilsysteme Bluewave, Dänemark; Carl Stahl, Benelux Architecture 40 41 Architecture Die obere Lage des zweilagig gefertigten Segels ist aus SEFAR® Architecture TENARA® 4T40HF gefertigt und übernimmt mit hohen Reißfestigkeitswerten und pflegeleichter Ausrüstung in erster Linie den Wind- und Wetterschutz. Das darunterliegende Segel aus SEFAR® Architecture EL-30-T1-UV filtert das UV-Licht und sorgt damit für den besonders anspruchsvollen Sonnenschutz. Architecture 42 PRIVATVIllA SÜDFRANKREICH stoff der Träume Als würden sich zwei Balletttänzer immer wieder ganz sacht berühren – so beschreibt der Architekt das Zusammenspiel der beiden ausgewählten Sefar-Gewebe. Die raffinierte Konstruktion und die Kombination der unterschiedlichen Lagen halten die Hitze zwischen den beiden Segeln und nutzt den Kamineffekt, der in ausgesprochen wirkungsvoller Weise für Kühlung sorgt: Die Wärme steigt ganz einfach nach oben. Tatsächlich berührt das untere Segel das obere lediglich an den Enden, wo die Karabiner greifen und die Segel im schroffen Fels verankern. Gekonnt wurden die alten Bäume auf dem Grundstück integriert – indem sie heute ein natürlich gewachsener Teil des luftigen Sonnendaches sind. Die SefarGewebe wurden entsprechend bogenförmig ausgeschnitten und um die knorrigen Stämme arrangiert. Und auch die lanzengleichen Masten, die scheinbar die Gewebe durchstoßen, finden sich als beinahe organisches Element innerhalb der geschwungenen Segellinien wieder. 43 Architecture sEFAR® Architecture TENARA® Gewebe 4T40HF Lichttechnisches Gewebe sEFAR® Architecture El-30-T1-uV Lichttechnisches Gewebe Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe Fluorpolymerbeschichtetes Gewebe aus ePTFE-Faser Material Beschichtung 100% Fluorpolymer Gewebebreite 157,5 cm / 62,0 inch Bindung Leinwand 1/1 Flächengewicht 1080 g/m2, 31,9 oz/square yard Dicke 0,55 mm / 0,022 inch Höchstzugkraft: kette 4000 N/5 cm / 456 pounds/inch (ASTM D4851) schuss 4000 N/5 cm / 456 pounds/inch Trapezweiterreißkraft: kette 798 N/179 pounds (ASTM D4851) schuss 752 N/169 pounds Wassersäule (mm) > 10000 Brandverhalten EN 13501 B-s1, d0, ASTM E84 – Class A, NFPA 701 – Small Scale – Pass lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad 38% nach ASTM D1003 Reflexionsgrad (%) 59 Absorption (%) 3 Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe PTFE (Polytetrafluorethylen) Material Beschichtung 100% Fluorpolymer Gewebebreite (cm) 160 Bindung Panama 2/2 Flächengewicht (g/m2) 320 Höchstzugkraft kette/schuss (N/5 cm) 2000/1800 nach EN ISO 13934-1 Höchstzugkraftdehnung kette/schuss (%) 13/12 nach EN ISO 13934-1 Wassersäule (mm) > 2000 Brandverhalten B1 nach DIN 4102; B-s1, d0 nach DIN EN 13501-1 uPF (sonnenschutzfaktor) 40+ nach DIN EN 13758-1 lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad (%) > 30 nach ASTM D1003 Reflexionsgrad (%) 69 Absorption (%) < 1 TENNECT Neue Intelligenz in der Verankerung von Stahlseilen im Membranbau Die Produktion von Seilen hat im Unternehmen Carl Stahl eine über 130-jährige Tradition. Zum Einsatz kommen diese Seilsysteme in einer breiten Palette in der Industrie, im Baugewerbe und in der Architektur. Für die textile Architektur wurden in der Vergangenheit Seile und Endfittings, wie zum Beispiel Außengewindeoder Gabelterminals hergestellt. Auch kundenspezifische Seillösungen, wie sie beispielsweise im Projekt der Fir- ma Liebherr in den Schirmen für die Moschee von Medina al-Munawwarah zum Einsatz kamen, wurden neu entwickelt. (weitere Details hierzu finden Sie im Sefar Architecture-Magazin, Ausgabe 1). lysiert. Ziel war es, einen standardisierten 3-D-Anschluss zu entwickeln, der 80% aller Befestigungssituationen abdecken kann. Hierbei wurde hoher Wert auf Effizienz und Flexibilität gelegt. Vor rund vier Jahren wurde verstärkt von Fachplanern nach standardisierten Lösungen gefragt, die die spezifischen Anforderungen der Membranbauten erfüllen sollten. Dazu wurden in einer Studie hunderte von Membrankonstruktionen ana- Bei dieser Entwicklung wurde Carl Stahl von Spezialisten wie Michael Kiefer vom Planungsbüro K.TA, Horst Dürr von IF Group und Robert Wehdorn-Roithmayr von Formfinder unterstützt. In mehreren Entwicklungsstufen und Praxistests wurArchitecture 44 PRIVATVIllA SÜDFRANKREICH de das System konzipiert, angepasst und optimiert. Die neue TENNECT-Kugelkopfverankerung für Stahlseile wird aus Edelstahl 1.4405 hergestellt. Durch das Gussverfahren entsteht nahezu kein Materialverlust, wie dies bei Dreh- und Frästeilen der Fall ist. Um die Bauteilgröße möglichst filigran zu halten, werden die Teile nachträglich vakuumvergütet und erhalten da- 45 Architecture durch eine Streckgrenze von 850 N/mm². Der Kugelkopf kann 360° in Zugrichtung eingestellt werden und erleichtert dadurch die Planung enorm. Auch vor Ort können dadurch Bautoleranzen ausgeglichen werden. Die Oberfläche der Bauteile des neuen Kugelkopfes wird zusätzlich mit Teflon beschichtet, was zur Verbesserung der Schmierung im Gelenk und als Korrosionsschutz dient. Zudem sind durch die Standardisierung des Systems auch die Schnittstellen zwischen Planer, Konfektionär, Stahlbauer und Zulieferer der Membranseile klar definiert. Zur Planungserleichterung sind die Bauteile bereits in der Software «Formfinder» integriert und zukünftig auch in «Easy» von technet. Würth in der Schweiz Transparenz und Offenheit an bester Lage Architecture 46 WÜRTH RORSCHACH Lichtspiele – mit diesem Konzept überzeugten die Züricher Architekten Gigon / Guyer den Unternehmer und Kunstmäzen Reinhold Würth und die Jury. Die faszinierend schimmernde gläserne Hülle steht für den einladenden Charakter des neuen Verwaltungsgebäudes mit Ausbildungs- und Trainingszentrum sowie Kongressbereich und Kunstforum am Schweizer Standort Rorschach. Wesentlicher Bestandteil: technisch höchst anspruchsvolle Glaselemente mit einlaminiertem Sefar-Architekturgewebe. Seit der Vergabe im Jahr 2009 ist direkt am Ufer des Bodensees ein architektonisch faszinierendes Objekt entstanden. Hier haben im Jahr 2013 rund 250 Beschäftigte ihre Arbeit aufgenommen, weitere 500 Arbeitsplätze sollen in naher Zukunft folgen. In die Höhe geschraubt Präsent in über 80 Ländern der Welt, «ankert» die Zentrale des vor 60 Jahren mit zwei Mitarbeitern als Schraubenhandlung gegründeten Konzerns heute am Kleinboothafen von Rorschach. Lichtdurchflutet, offen und transparent präsentiert sich der grünlich-kristalline Baukörper Besuchern und Beschäftigten seit April 2013. In seinem Inneren bietet das Gebäude großzügige Raumzusammenhänge: Arbeits-, Kommunikationsund Erholungszonen sowie Raum für Ausstellungen von Kunstwerken der Sammlung Würth. Auf zu neuen ufern Die faszinierenden Farb- und Lichteffekte des Sees spiegeln sich in der vorgehängten Glasfassade wider und so «fügt sich die Architektur bestens in die bestehende Umgebung und Landschaft ein», so CEO Michel Kern von Auftraggeber Würth International AG über das Siegerprojekt von Gigon / Guyer, das aus einem Wettbewerb unter zwölf national und international bekannten Architekturbüros hervorging. 47 Architecture Architecture 48 WÜRTH RORSCHACH Eine gläserne Hülle, deren Material zwischen Transparenz und Reflexion changiert und die Besonderheit und Schönheit des Ortes vielfach wiedergibt, repräsentiert das Bauwerk in der Außendarstellung. So wie der See permanent sein Gesicht verändert, greift die Glashaut die Reflexe von Himmel und Wasseroberfläche im Verlauf der Tages- und Jahreszeiten auf. klasse hinter Glas Wohl kaum ein Baustoff bringt so viel Offenheit in die Architektur. Mit Glas entsteht lichter Raum – und eine Integration der äußeren Umgebung gleichermaßen. Glas schafft wie kein anderer Werkstoff die «barrierefreie» Verbindung zwischen innen und außen. Rund 1750 Verbundgläser «VSG Swisslamex Tissue» – gefertigt von Glas Trösch AG, St. Gallen – bilden die insgesamt etwa 7800 m2 umfassende, vorgehängte Fassadenfläche. So entstand ein feingliedrig rhythmisierter gläserner Vorhang, der das Gebäude nicht nur vor Seewind und Straßenlärm, sondern auch vor Wärmeeinstrahlung und Auskühlung schützt. Höchster Anspruch an die Glasverarbeitung Die kleinsten Elemente haben einen doppelten Aufbau mit 2 × 12 mm teilvorgespanntem Glas (TVG), die größten einen dreifachen mit 3 × 12 mm TVG. Im Verbund zwischen den einzelnen Gläsern ist das einseitig aluminiumbeschichtete SEFAR® Architecture VISION Gewebe AL 140 / 70 einlaminiert, das klimatische und vor allem optische Funktionen am Gebäude übernimmt. Weil alle Glaselemente in unterschiedlichen Winkeln zueinander stehen, sind alle Glaskanten sichtbar. Deshalb wurden alle Glaskanten vor dem Verbund mit einem speziellen Vlies eingefasst und danach wurde – um Lufteinschlüsse zu vermeiden – jedes Glas einzeln in einen Vakuumbeutel eingeschweißt. 49 Architecture WÜRTH RORSCHACH Würth Haus Rorschach Verwaltungsgebäude mit Konferenzbereich und Ausstellungsflächen, Schweiz www.wuerth.com Architekt Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich, Schweiz, www.gigon-guyer.ch Glashersteller Glas Trösch AG, St. Gallen, Schweiz www.glastroesch.ch Folienhersteller DuPont de Nemours (Deutschland) GmbH, Neu-Isenburg, Deutschland www.dupont.com Bauleitung Walter Dietsche Baumanagement AG, Chur, Schweiz Gewebe SEFAR® Architecture VISION Gewebe AL 140/70 sEFAR® Architecture VIsIoN Gewebe Al 140/70 Garnstärke 0,14 mm Maschenöffnung 70% Materialstärke (mμ) 140 struktur Leinwandbindung g-Wert 61,6% lichttransmission Tv 61,8% Architecture 50 Annette Gigon und Mike Guyer Würth Haus Rorschach – «Curtain Wall» Transparenz und Offenheit an bester Lage Schon seit den frühen Neunzigerjahren versuchten wir, Gewebe in Gläsern einzusetzen. Damals untersuchten wir Messinggewebe, später Chromstahlgewebe. Erst vor wenigen Jahren wurden wir auf neue, nicht metallische Gewebe aufmerksam – Polyestergewebe, die sich metallisch bedrucken und einfacher verarbeiten lassen. Unseren ersten Vorstellungen entsprechend reflektiert das Gewebe die Sonne, sodass sich das Gebäude weniger aufheizt. Gleichzeitig bildet es einen Sichtschutz und ermöglicht trotzdem eine nahezu uneingeschränkte Sicht ins Freie. Für zwei Bauten, ein Bürogebäude an der Züricher Lagerstraße / Europaallee und das Würth Haus Rorschach, ein Administrations- und Ausbildungsgebäude, konnten wir nun gewebehaltige Gläser in Form von vorgesetzten und hinterlüfteten «Vorfenstern» umsetzen, die an den exponierten Lagen auch den Schall- und Windschutz übernehmen. In einem Fall wirkt das Glas mit dem Gewebe bronzefarben und urban, im anderen Fall wirkt es silbern, grünlich und «wässrig», als Antwort auf die Lage des Gebäudes am Bodensee. In beiden Fällen ist die Fassade eine Interpretation der «Curtain Wall» – im eigentlichen Sinn des Wortes. Annette Gigon Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich, Schweiz, www.gigon-guyer.ch 51 Architecture Privatsphäre im indischen Großraumbüro Eine gesunde Mischung Architecture 52 MEDlINE PUNE Medline, einer der weltgrößten Hersteller von medizinischem Bedarf, beliefert Krankenhäuser, Einrichtungen im Gesundheitsbereich und Großhändler. Eines der Kompetenz- und Servicecenter hat seinen Sitz im indischen Pune. Als «Oxford des Ostens» bezeichnet sich die pulsierende Stadt mit rund 3,1 Mio. Einwohnern, etwa 150 km von Mumbai und der Küste entfernt. Hier für die Medline-Mitarbeiter eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu schaffen, war Aufgabe der Architekten. So entschied sich die Niederlassung des US-Konzerns für technisches Gewebe von Sefar – und damit für eine raffinierte Innenraumlösung, die beinahe vergessen lässt, dass hier bis zu 75 Menschen in einem Raum arbeiten. Medline, Pune, Indien Architekt/Generalunternehmer, Montage/Implementierung Jigsaw Ergo Architects Pvt Ltd., Aundh, Pune, India www.jigsawergo.com Ruhe für Auge und ohr Der Anspruch der amerikanischen Bauherren an Decken- und Interiorgestaltung des Bürogebäudes: Klarheit, reduzierte Linien, eine sichtbare Modernität, die sich auch in der Wahl der Materialien widerspiegelt. Jigsaw Ergo Architects aus Pune mit dem Architekten Kedar Deo wählten ein Gewebe von hoher funktionaler und ästhetischer Wertigkeit. Das INTERIORGewebe SEFAR® Architecture IA-85-OP zeichnet sich durch eine hervorragende Lichtstreuung und Schallabsorption aus und erwies sich deshalb als ideale Lösung. Die für den Einbau vorgefertigten SEFAR LIGHTFRAME® Module sind einfach zu montieren und werden für Revisionsarbeiten der darüberliegenden Installationen abgeklappt. Abgehängt von der eigentlichen Decke, vermitteln heute 24 scheinbar schwebende Lightframe Module von je 1200 × 1200 mm Weite und Privatsphäre gleichermaßen. Die einzelnen Arbeitsbereiche sind gleichmäßig ausgeleuchtet; das angenehm milde Licht und die optimierte Raumakustik lassen lange Arbeitstage ebenso vergessen wie die benachbarten Kollegen. 53 Architecture sEFAR® Architecture IA-85-oP Lichttechnisches und akustisches Gewebe Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe PVDF (Polyvinylidenfluorid), perforiert Material Beschichtung 100% Fluorpolymer Gewebebreite (cm) 160 Bindung Leinwand 1/1 Flächengewicht (g/m2) 250 Höchstzugkraft kette/schuss (N/5 cm) 800/800 nach EN ISO 13934-1 Höchstzugkraftdehnung kette/schuss (%) 35/20 nach EN ISO 13934-1 Weiterreißkraft kette/schuss (N) 30/45 nach DIN 53859-5 Brandverhalten B1 nach DIN 4102; B-s1, d0 nach DIN EN 13501-1 lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad (%) ≥ 85 nach ASTM D1003 Reflexionsgrad (%) 14 Absorption (%) 1 Architecture 54 WEsTEND GATE FRANKFURT Frankfurter Skyline bleibt Neuer Anfang im Westend Gate Einst höchstes Gebäude Deutschlands, ist das Westend Gate bis heute wesentlicher Teil der Frankfurter Skyline. Nach einer umfassenden Sanierung erweist sich das 1976 errichtete Bürohochhaus heute wieder als hochattraktiv für Anleger und Mieter. Schließlich liegt der 159 m hohe Bau in einer mittlerweile gewachsenen Umgebung mit idealer Verkehrsanbindung. 55 Architecture Wie ein Leuchtturm prägte der aus drei Hochhäusern mit jeweils 47 Etagen bestehende Komplex, damals noch unter dem Namen «Plaza Büro Center» bekannt, die städtische Silhouette. Und nach und nach entstanden immer mehr Gebäude in unmittelbarer Umgebung. Finanzdienstleister, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, Anwaltskanzleien, Unternehmensberater, IT- und Softwareunternehmen, Unternehmen der Energie- wirtschaft und viele weitere Dienstleister fanden hier ihr Domizil. Als wegweisend gilt das Westend Gate bis heute: Nach aktuellen Standards modernisiert, sind in dem rundum erneuerten Bau Büroflächen in Neubauqualität entstanden. Aussicht auf Erfolg Als vorbildhaft für viele in die Jahre gekommene Büroobjekte kann wohl die Repräsentative Lichtdecken-Elemente sorgen für eine harmonische Lichtstimmung im Foyer. Architecture 56 WEsTEND GATE FRANKFURT Westend Gate Frankfurt Bauherr Aberdeen Immobilien Kapitalanlagegesellschaft mbH Architekt Just Burgeff Architekten GmbH, Frankfurt, Deutschland www.just.burgeff.de Projektpartner Schmid GmbH, Weiler-Simmerberg, Deutschland www.schmidgmbh.de sEFAR® Architecture Il-80-oP Lichttechnisches Gewebe Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe PVDF (Polyvinylidenfluorid) Material Beschichtung 100% Fluorpolymer Gewebebreite (cm) 160 Bindung Leinwand 1/1 Flächengewicht (g/m2) 250 Höchstzugkraft kette/schuss (N/5 cm) 1050/1050 nach EN ISO 13934-1 Höchstzugkraftdehnung kette/schuss (%) 40/25 nach EN ISO 13934-1 Weiterreißkraft kette/schuss (N) 35/50 nach DIN 53859-5 Wassersäule (mm) > 500 Brandverhalten B1 nach DIN 4102; B-s1, d0 nach DIN EN 13501-1 lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad (%) > 80 nach ASTM D1003 Reflexionsgrad (%) 19 Absorption (%) 1 57 Architecture Verbindung von solider Tradition und zukunftsweisender Sanierung unter der Prämisse der Nachhaltigkeit gelten. Unverbaubar ist der Blick auf das Frankfurter Bankenviertel auf der einen Seite – und auf den grünen Taunus am Horizont auf der anderen Seite. Hier können unterschiedlichste Unternehmen tätig werden und das ausgesprochen flexible Raumkonzept in nächster Nähe zu City West und Europaviertel für sich nutzen. ten, als Lightframe in die abgehängte Gipskartondecke integriert, sorgt durch die optimierte Rahmenkonstruktion für eine gleichmäßige Ausleuchtung der Lichtfelder in den einzelnen Stockwerken. Besonderheit dabei: Die Rahmenelemente sind zum Teil mit gebogenen Profilen ausgeführt. Die repräsentativen Deckenelemente in der Eingangshalle wurden unterseitig mit SEFAR® Architecture IL-80OP und oberseitig mit einer Lage lichtstreuender, weisser ETFE-Folie ausgeführt. Die hohe kunst der leichtigkeit Markant und dabei elegant präsentiert sich das Westend Gate Mietern und Besuchern heute. So wurden die Fassaden mit 10 500 smaragdgrün schillernden Solarzellen verkleidet. Im Inneren des Wolkenkratzers sind Deckenlösungen entstanden, die den Anspruch an Nachhaltigkeit und Brandschutz erfüllen und eine leichte De- und Remontage ermöglichen. Dabei berücksichtigten die Frankfurter Architekten Just Burgeff den Wunsch nach lichter Atmosphäre und setzten mit ihrem Konfektionär und Projektpartner, der Schmid GmbH aus Simmerberg (D), auf die Verwendung von Membranen, hier SEFAR® Architecture IL-80-OP. Die Lichtdecke mit trapezförmigen Elemen- Zusätzlich wurden die Wandelemente der Raucherzone im Aussenbereich – an sich ein Novum im Rahmen der Sanierung – aus zwölf einzeln bedruckten SEFAR LIGHTFRAME® Deckenelementen gestaltet, die schließlich ein zusammenhängendes Naturmotiv ergeben. BÜRoGEBÄuDE UDINE Udine hüllt Bürogebäude in Fassadengestaltung mit Vision Wenn Architektur urbane Veränderungen aufgreift, dann häufig mit dem Wunsch der Erneuerung. So auch im italienischen Udine, wo in einem Mischgebiet abseits des Zentrums seit Mitte der 1990er-Jahre eine Reihe anonymer und inhomogener Geschäftshäuser, Shops und Privathäuser entstanden waren. Hier steht heute ein hochmodernes, elegantes Bürogebäude, das Cquadro Executive Building, das dem Viertel neuen Glanz verleiht – und ein Gesicht gibt. Wie schwebend präsentiert sich das neu errichtete Verwaltungshaus mit einer Gesamtfläche von rund 4500 m2, das auf einer Abrissbrache entstand und sich heute scheinbar mühelos zwischen Villen und weniger repräsentative Gebäude einreiht. Subtil greift die Fassade die Versatzstücke der gewohnten Silhouette auf, mit zurückgesetzten Partien und an die Straße reichenden Fronten, und spiegelt so bewusst das charakteristisch uneinheitliche Stadtbild wider. Dabei orientiert sich der Komplex geschickt an der Höhe der umgebenden Gebäude – und setzt erst ab Höhe des zweiten Obergeschosses eine gläserne Hülle quasi on top. Diese vorgesetzte Fassade besteht aus zwei hintereinander angeordneten Fronten – der klassischen Fensterwand und der vorgesetzten Glashülle. Verbindendes Element sind Metallstege, die gleichzeitig der Wartung und Pflege von Fensterflächen und Außenhaut dienen. Gläserne Haut gibt stadtbild neues Gesicht Für die Gestaltung der Fassadenelemente wählten die Architekten von Studio Guerini, Udine, eine reizvolle Möglichkeit, die Interaktion zwischen Gebäude und Umwelt in den Vordergrund zu rücken: SEFAR® Architecture VISION. In Teilen der Fassade wurde das zwischen Folien eingelegte, einseitig aluminiumbeschichte, offenmaschige schwarze Sefar-Präzisionsgewebe zusätzlich mit goldfarbenem Druck veredelt. Einlaminiert in den Glaselementen, vermittelt die Gewebestruktur einen nahezu spürbar sanften Gesamteindruck. Überzeugt unmittelbar das optische Erscheinungsbild, sind doch für die im Gebäude beschäftigten Menschen weitere Aspekte zusätzlich entscheidend: der Klimaeffekt, der sich zum einen aus der dosierten Son- neneinstrahlung und zum anderen durch die natürliche Luftzirkulation zwischen den beiden Fassadenelementen ergibt. Weichzeichner Vision Überraschend zeigt sich heute die goldene Hülle bei Tag und zum Sonnenuntergang, fängt sie doch die lebendige Szenerie der Straße, den Stand der Sonne, das Spiel von Wolken und Wetter ein – immer aufs Neue und abhängig vom Einfallswinkel des Lichts. Gleichzeitig wird Sonneneinstrahlung reflektiert und damit der Wärmeeinfall beträchtlich reduziert. Die Klimaanlagen sind entlastet. Dies spart Energie und schont die Umwelt. Nahezu uneingeschränkt jedoch sind Ausblicke und natürliche Lichtqualität. cquadro Executive building udine, Italien Architekt Studio Guerini, Udine, Italien Glashersteller BGT Bischoff Glastechnik AG, Bretten, Deutschland www.bgt-bretten.de Fassade Baesso srl sEFAR® Architecture VIsIoN Al 260/55, bedruckt (Goldton) sEFAR® Architecture VIsIoN Al 260/55 Materialstärke (mµ) 260 Maschenöffnung (%) 55 g-Wert (%) 53,9 lichttransmission Tv (%) 49,9 Architecture 58 59 Architecture kANToNAlBANk SCHAFFHAUSEN Open Architecture 60 Sky in traditionsreicher Bank Die Kantonalbank im neuen Licht 61 Architecture Architecture 62 kANToNAlBANk SCHAFFHAUSEN kantonalbank schaffhausen Bauherrschaft Schaffhauser Kantonalbank, Schaffhausen, Schweiz www.shkb.ch Architekten Meyer Stegemann Architekten, Schaffhausen, Schweiz www.meyerstegemann.ch Material- und Farbkonzept / architektonische spezialaufgaben Weissfeld, Stein am Rhein, Schweiz www.weissfeld.ch Fotograf Roger Frei, Architekturfotografie, Zürich, Schweiz www.rogerfrei.com Projektpartner Schmid GmbH, Simmerberg, Allgäu, Deutschland www.schmidgmbh.de Jung, frisch und dynamisch, so empfängt die helle, großzügige Halle ihre Kunden am Hauptsitz der Schaffhauser Kantonalbank – heute wieder. Mit einer im wahrsten Sinne spannenden Lösung vermittelt das Architekturbüro Meyer Stegemann den Eindruck eines Open Sky: Das Tageslicht scheint nun regelrecht ins Becken des in das Gebäude integrierten Brunnens zu fließen. In die Jahre gekommen war der viel beachtete Bau des 2006 verstorbenen Schweizer Architekten Walter Maria Förderer, der auch für den Bau der Hochschule in St. Gallen und für weitere bekannte Schweizer und deutsche Sakralbauten verantwortlich zeichnete. Geometrie wieder zeitgemäß Sichtbeton, polygonaler Grundriss, raffiniert ineinander gefügte Volumina, das 63 Architecture Spiel offener und geschlossener Flächen, die eine überraschende Lichtführung erzeugen – damit machte sich Förderer einen Namen. Prämisse des Auftraggebers, der Schaffhauser Kantonalbank, für die Umgestaltung des Eingangsbereichs: den ausgesprochen skulpturalen Stil zu unterstreichen, dabei insbesondere das Herzstück des Hauses, die Schalterhalle, optisch zeitgemäß und einladend zu gestalten und die Lichtverhältnisse und die Raumakustik zu verbessern. Mithilfe eines Modells, mit Fotomontagen und einem umfassenden Konzept konnte das Schaffhauser Büro Meyer Stegemann unterschiedlichste räumliche Aspekte abdecken und Auftraggeber, Denkmalpflege und den Präsidenten der Stadtbildkommission überzeugen. Wesentliche Bestandteile: ein Material- und Farbkonzept, kANToNAlBANk SCHAFFHAUSEN Die transluzente Deckenlösung wirkt leicht und hell. Unterschiedliche Membranebenen erzeugen eine zusätzliche Räumlichkeit. sEFAR® Architecture IA-80-cl lichttechnisches und akustisches Gewebe Material Gewebe PVDF (Polyvinylidenfluorid) Gewebebreite (cm) 270, 340 Bindung Köper 1/3 Flächengewicht (g/m2) 440 Höchstzugkraft kette/schuss (N/5 cm) 1800/1000 nach EN ISO 13934-1 Höchstzugkraftdehnung kette/schuss (%) 35/27 nach EN ISO 13934-1 Weiterreißkraft kette/schuss (N) 40/80 nach DIN 53859-5 Brandverhalten B1 nach DIN 4102; B-s1, d0 nach DIN EN 13501-1 lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad (%) > 80 nach ASTM D1003 Reflexionsgrad (%) 19 Absorption (%) 1 entwickelt unter Beteiligung von Weissfeld, Stein am Rhein, eine neue Inszenierung der Lichtführung – und die Berücksichtigung moderner energetischer Erfordernisse. konzentration auf das Wesentliche Bestanden die Böden und Brüstungen der Galerie zu Beginn aus Kalkstein, die Deckenuntersichten aus bronzefarbenen Elementen, die Wände aus Verkleidungen in Ulmenholz, liegt der besondere Reiz nun in der Reduktion und dem weitgehenden Verzicht auf Holz und Bronze. Verschiedene Quader aus strukturiertem Plexiglas bilden die Deckenkomposition. Wenige ausgewählte Materialien sorgen für Homogenität, optimieren die Optik und überzeugen mit ihren energetischen Vorzügen. Tageslicht besser nutzen Heute bringt die Lichtführung eine neue Dynamik in die zweigeschossige Schalterhalle. Dazu wurde auf Vorschlag der Planer das bisherige Oberlicht ersetzt und die Hallendecke mit transluzentem Material überspannt. Die Wahl fiel auf eine SEFAR LIGHTFRAME® Deckenlösung mit SEFAR® Architecture IA-80-CL, das für ein gleichmäßiges, ruhiges Licht sorgt, Weitläufigkeit vermittelt und mit einer freien und großzügigen Primärteilung der Lichtfläche die Dimensionen der Halle unterstreicht. Verschiedene Ebenen der Membranen erzeugen eine zusätzliche Räumlichkeit. Die Decke wirkt durchlässig und leicht. So verbessert SEFAR® Architecture IA-80-CL die Raumakustik, ermöglicht die Integration von Kunstlicht und eine farbliche Feinabstimmung des Lichts. Bei aller Weite bleibt doch Diskretion gewahrt. Architecture 64 65 Architecture Luft Architecture 66 VENTIlATIoN ToWER OSLO Sefar jetzt auch im Straßenverkehr Norwegen ist bekannt für unberührte Natur und tiefe Fjorde. Und jetzt auch für einen besonderen Tunnel. Selbstredend unterirdisch angelegt, verändert er doch mit einem markanten Turm, dem Ventilation Tower, das Stadtbild von Oslo. Wie viele Großstädte in Europa und der Welt leidet auch die norwegische Kapitale unter einem hohen Verkehrsaufkommen und der damit verbundenen Luftverschmutzung. Besonders betroffen sind öffentliche Knotenpunkte. Mit dem Verkehr verändert sich das Stadtbild – am Beispiel Oslo im positiven Sinn. So war dem Land sehr daran gelegen, eine Lösung von skandinavischer Leichtigkeit zu finden, die sich quasi natürlich in die Landschaft integriert und der Innenstadt von Oslo ein Stück Ruhe zurückgibt. Das öffentliche Straßenbauamt Norwegen zog die Konsequenz – und verlegte eine viel befahrene Innenstadt-Tangentiale unter die Erde. Für den erforderlichen Ventilationsschacht, der als Luftabzugsvorrichtung dient, entschied sich die Textil Bau GmbH, Hamburg, die als Generalunternehmer auch für das Engineering verantwortlich zeichnet, für eine Lösung mit technischem Gewebe. Auftraggeber und Generalunternehmer waren sich des besonderen Einflusses der hohen Luftbelastung bewusst, wollten aber entsprechendem Wartungs- und Reinigungsaufwand entgegenwirken. Für den sogenannten Ventilation Tower wurde deshalb SEFAR® Architecture TENARA® Gewebe 4T40HF, bekannt für die ausgesprochen schmutzabweisende und selbstreinigende Oberfläche, ausgewählt. Neue Größe im stadtbild Mit einer Membranfläche von ca. 340 m2, ca. 19 m Höhe und bis zu 6,40 m im Durchmesser ist der Turm, eine Mem67 Architecture brankonstruktion, heute ein überragender Blickfang. Eine verzinkte Primärstahlkonstruktion bildet das Gerüst für die Verkleidung mit einer vorgespannten Membran, die im Kopfpunkt am oberen Stahlring der primären Konstruktion und im Fußpunkt auf einem Betonring befestigt ist. Im Turm muss, bedingt durch die Ventilatoren, mit einer maximalen Windgeschwindigkeit von 20 m/s gerechnet werden. Deshalb stützen horizontal sogenannte Floating Rings, Stahlringe aus Quadrathohlprofilen, die beiden mittleren Drittelspunkte der in drei annähernd gleich große Segmente unterteilten Membran. Damit der erwünschte Kamineffekt aber tatsächlich eintreten kann, braucht es mehr: Zusätzlich wurde der äußere Membranlappen im Fußpunkt an das Winkelprofil geklemmt, das die Verbindung an den Betonring gewährleistet. Damit ist die Verbindung luftdicht. Zum Schutz vor Vandalismus ist heute das untere Drittel der Membran mit einem Zaun umrandet, der in Zukunft begrünt werden soll. So kann sich der Turm mittelfristig als nahezu «gewachsenes» Element in die urbane Umgebung einfügen. Architecture 68 VENTIlATIoN ToWER OSLO 69 Architecture Architecture 70 VENTIlATIoNs ToWER OSLO Ventilation Tower oslo, Norwegen Auftraggeber Öffentliches Straßenbauamt Norwegen Planung ib zapf, Strausberg, Deutschland www.ib-zapf.com Engineering Textil Bau GmbH, Hamburg, Deutschland, www.textilbau.de Zugstäbe Pfeifer Seil- und Hebetechnik GmbH, Memmingen, Deutschland, www.pfeifer.de konfektion K. Daedler e.K., Trittau, Deutschland, www.daedler.de Montage IRA GmbH, Neudietendorf, Deutschland www.ira-gmbh.com sEFAR® Architecture TENARA® Gewebe 4T40HF Lichttechnisches Gewebe Gewebetechnische spezifikationen Material Gewebe Fluorpolymerbeschichtetes Gewebe aus ePTFE-Faser Gewebebreite 1,575 m Gewebestärke 0,55 mm Flächengewicht 1080 g/m2 Höchstzugkraft (AsTM D4851) kette 4000 N/5 cm schuss 4000 N/5 cm Trapezreißkraft: kette 798 N schuss 752 N Brandverhalten EN 13501 B-s1, d0 ASTM E84 – Class A NFPA 701 – Small Scale – Pass lichttechnische spezifikationen Transmissionsgrad 38% (ASTM D1003, Durchschnitt 450–650 nm) Reflexionsgrad 59% Absorption 3% 71 Architecture Architecture 72 scIN GAllERY LONDON Sefar ist State of the Art Exponate sind Teil der SCIN Gallery London Welches Material eignet sich für mein Vorhaben? Welche Hersteller sind innovativ? Gibt es vielleicht ganz neue Möglichkeiten? Architekten und Planer in Großbritannien werden bei der Suche nach geeigneten Oberflächen für innen und außen in einer ganz besonderen Ideensammlung fündig: in der SCIN Gallery, einer Ausstellung hochmoderner Architekturmaterialien führender Hersteller. Auch Sefar ist mit mehreren Exponaten vertreten. Wir sprachen mit Geschäftsführerin Annabelle Filer, Architektin, Dozentin und Jurorin bei mehreren Wettbewerben für herausragende Oberflächenmaterialien, die gemeinsam mit dem Architekten Graham Cox unter dem Dach der SCIN Gallery ausgewählte Materialien präsentiert. Frau Filer, wenn es um Design und Architektur geht, fällt schnell Ihr Name. Wie kamen sie als Architektin auf die Idee, sich so intensiv mit oberflächen zu befassen und Beratung dazu anzubieten? Annabelle Filer: Das Berufsbild des Architekten umfasst das weite Feld des Designs und viele Architekten entwickeln ihr Wissen aus Studium und ersten Berufserfahrungen in ganz neue Betätigungsfelder weiter. Das Interesse an Illustration und Materialien und der Wunsch, mehr über die unterschiedlichen Materialien zu erfahren, führten mich ursprünglich zur Architektur. Was ich heute mache, ist mindestens so kreativ und anspruchsvoll: Vergleichbar einem Ingenieur sehe ich mich in der Rolle, Architekten und Designer darin zu unterstützen, ihr Wissen ak73 Architecture tiv zu erweitern. Als Architektin bringe ich mein Fachwissen ein und kenne die Schwierigkeiten, mit denen Kollegen kämpfen, wenn sie an Grenzen geraten, die der Ausführung ihrer Pläne im Wege stehen. Materialien zur Filtrierung bekannt. Auf meine Anfrage nach Mustern erhielt ich eine fantastische Box mit einer enormen Vielfalt technischer Gewebe. Stoffe schienen mir damals wenig interessant – Sefar zeigte mir «eine neue Welt»! Technische Gewebe bieten innovativen Planern und Architekten aus unserer sicht große chancen. Was erwarten sie hier für die Zukunft? Tatsächlich sprechen wir nicht von einer neuen Erfindung, vielmehr von der Summe technologischer Entwicklung. Die Oberfläche jedoch ist wichtiger geworden, weil sie mehr als nur Struktur oder Dekoration darstellt. Technische Gewebe werden zu Multitaskern. So übernehmen Gewebe heute Funktionen der Gebäudetechnik, können Energie sammeln und Wärme gewinnen. Ab diesem Zeitpunkt zeigte ich Architekten die Innovation aus der Filtrationsindustrie, die mich selbst so überrascht hatte. Außerdem präsentierte ich Sefar auf der Surface Design Show in London 2008 und auch im renommierten Design-Magazin FX Design berichtete ich über meine Entdeckung. Ich rechne damit, dass wir früher oder später Hybridenergiekollektoren, mikrofeine Einfachmembranen für die Fassaden und CO2-neutrale Lösungen haben werden, die uns irgendwann so vertraut sind wie Ziegelstein und Glas. Wie haben sie sefar für sich entdeckt? Ein Unternehmen für Produktdesign hatte mich im Jahr 2007 mit der Recherche zu technischen Textilien beauftragt. Damals suchte die größte Einzelhandelskette in den USA nach einer Möglichkeit, Lasagne in Thermo-Taschen von Haus zu Haus zu transportieren. Für die Außenhaut war ein starkes und luftdurchlässiges Material gefragt. Fündig wurde ich bei Sefar, mir damals als Hersteller von sie zeigen von sefar die Gewebe sEFAR® Architecture VIsIoN cR140/50 crashed, VIsIoN cu 260/25 und VIsIoN cu 140/70. Was macht aus Ihrer sicht den unterschied zwischen sefar und Ihren übrigen Ausstellungsstücken? SEFAR® Architecture VISION scheint uns von hoher Relevanz für den Architekturmarkt. Die gelungene Symbiose aus technischen, anwenderbezogenen und gestalterischen Vorteilen, die beispielsweise durch die unterschiedlichen Beschichtungen und deren Farbspiele möglich sind, spricht Architekten an. Die Einsatzbereiche – sei es in der Glasfassade oder im Innenausbau – sind enorm vielfältig. Im Interview: Annabelle Filer, scIN Gallery The SCIN Gallery, Morelands, 27 Old Street, London, EC1V 9HL Vorschau Im nächsten «Sefar Architecture» berichten wir über … Erste Ausgaben verpasst? Ihre Bestellung senden Sie bitte unter dem Betreff «Nachbestellung Ausgabe 1» oder «Nachbestellung Ausgabe 2» an: [email protected] Sie erhalten Ihr persönliches Exemplar in Kürze. Sefar Architecture and new Experiences, ideas ture fabrics ways with architec (1) Modellfoto SBB Bern-Wankdorf sBB Bern Wankdorf Zentrale Die SBB führt mit zwei neuen Bürogebäuden bisher verstreut situierte Bürostandorte am neuen Bürohauptsitz auf dem Areal Bern WankdorfCity zusammen. Die Fassaden bestehen aus 6200 farbigen, beweglichen Glaslamellen. Die in die Sonnen- und Sichtschutzelemente eingearbeiteten, teilweise farbig bedruckten SEFAR® Architecture VISION Gewebe verleihen dem Gebäude einen sich mit dem wechselnden Lichteinfall ständig wandelnden Ausdruck. Gleichzeitig lässt das offenmaschige Gewebe eine nahezu uneingeschränkte Durchsicht nach außen zu. Nahverkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof Graz Das Projekt «Graz Hauptbahnhof 2020» umfasst neben der Nahverkehrsdrehscheibe unter anderem auch den Ausbau sämtlicher Infrastrukturen wie des Südund Nordkopfs des Bahnhofs, die Adaptierung der Bahnsteig- und Gleisanlagen und die Verlängerung von Bahnsteigen. Wellenförmige, futuristisch anmutende Dächer über den Bahnsteigen überneh- men künftig den Wind- und Wetterschutz. Dazu werden die aus SEFAR® Architecture TENARA® 4T40HF Gewebe gefertigten Membranen oberhalb der Stahlträger von einer Windsogbefestigung gehalten und umlaufend entlang der Traufe mit nachjustierbaren Aluprofilen befestigt. suurstoffi Rotkreuz, schweiz Im neuen Quartier Suurstoffi – wo bis Mitte der 80er-Jahre reiner Sauerstoff hergestellt wurde, beherbergen nun drei unabhängige, sich durch Kubatur, Materialität und Farbgebung unterscheidende Baukörper einen Mix aus Gewerbeflächen und Wohnungseinheiten. Im östlichen Gebäude befindet sich der Hauptsitz von Novartis Schweiz. In der vorgehängten Glasfassade wurden 3400 m2 SEFAR® Architecture VISION Gewebe verarbeitet. Sefar Architecture Erfahrungen, Ideen und neue Wege mit Architekturgewebe (2) Die erste Ausgabe (oben) erschien im November 2011, die zweite Ausgabe im Oktober 2012. Architecture 74 sefar AG Architecture Hinterbissaustraße 12 9410 Heiden Schweiz Telefon +41 71 898 56 17 [email protected] office North America Sefar AG, North America Office Mr. Peter J. Katcha 446 2nd Street North Saint Petersburg, FL 33701 USA Telefon +1 727 388 49 19 [email protected] office Asia Mr. Chetan Doshi Sefar AG, Rep. Office 104/105 Gayatri Complex Mittal Ind. Estate Compound Andheri Kurla Road, Andheri (E) Mumbai 400 059 India Telefon +91 22 408 080 80 [email protected] office Middle East HTF – Hightech Fabrics JLT Mr. Clemens Pongratz HDS Tower 2809 P.O. Box 333598 Dubai United Arab Emirates Telefon +971 50 9419744 [email protected] office Australia architectural textile systems Mr. Luke Seaborn P.O. Box 885 Samford Qld 4520 Australia Telefon +61 (0) 420 699 953 [email protected] www.sefar.com www.tenarafabrics.com