Geleitwort des Herausgebers Unsere heutige Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft ist einem stetigen Wandel unterworfen. Das äußert sich im verstärkten internationalen Wettbewerb, einer einhergehenden stärkeren Kundenorientierung, aber auch in dem Bestreben der Gesellschaft, das Erreichte zu sichern. Adäquate Problemlösungen sind daher in zunehmender Weise nur fachübergreifend realisierbar. Im Heinz Nixdorf Institut leisten wir mit der interdisziplinären Zusammenarbeit vor allem zwischen der Informatik und den Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften unseren Beitrag zur Bewältigung dieser Aufgabe. Die von mir geleitete Fachgruppe “Wirtschaftsinformatik, insb. CIM“ befaßt sich dabei mit allen technisch-betriebswirtschaftlichen Fragen, die bei der Gestaltung und Durchführung von inner- und überbetrieblichen Prozessen auftreten und mittels innovativer Informationstechnik einer Lösung zugeführt werden können. Dabei gewinnt unter Berücksichtigung des dargestellten Wandels zunehmend die Verzahnung der Produktions- und Logistikprozesse mit den Kundenbearbeitungsprozessen an Bedeutung. Als Forschungsfeld ergibt sich, wie methodische Ansätze der Wirtschaftsinformatik auf die Gebiete des Kunden- und Vertriebsmanagements angewendet werden können. An dieser Schnittstelle bestehen noch erhebliche Optimierungspotentiale, wenn quantitativ geprägte Methoden der Wirtschaftsinformatik mit qualitativ geprägten Ansätzen des Kundenund Vertriebsmanagements in einer Lösung synergetisch kombiniert werden. Die vorliegende Arbeit liefert einen wesentlichen Beitrag zu diesem Schnittstellenbereich. Sie befaßt sich dabei mit der Gestaltung eines quantitativen Modells, um die Steuerung der Kundenbearbeitung im Rahmen des Vertriebsmanagements systematisch zu verbessern. Paderborn, Oktober 2003 Wilhelm Dangelmaier Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Zeit als Stipendiat am Graduiertenkolleg „Parallele Rechnernetzwerke in der Produktionstechnik“ des Heinz-Nixdorf-Instituts der Universität Paderborn. Für die Unterstützung und die Möglichkeit zur Durchführung der Arbeit möchte ich ganz besonders dem Leiter der Fachgruppe „Wirtschaftsinformatik, insbesondere CIM“, Herrn Prof. Dr.-Ing. habil. Wilhelm Dangelmaier, herzlich danken. Die Zusammenarbeit mit ihm war für mich in fachlicher und menschlicher Hinsicht eine große Bereicherung. Herrn Prof. Dr. Otto Rosenberg danke ich für die eingehende Durchsicht der Dissertation und die Übernahme des Korreferates. Weiterhin gilt mein Dank meinen Kollegen, sowohl im Graduiertenkolleg als auch in der Fachgruppe, für die kollegiale Atmosphäre sowie für die ständige Bereitschaft zum Erfahrungsaustausch. Dieser Dank gilt insbesondere meinem Freund und Kollegen Herrn Dr. Stefan Helmke, dessen konstruktive Kritik und dessen wertvolle Hinweise mich bei der Bearbeitung des Themas sehr inspiriert haben. Zu großem Dank bin ich zudem meiner Familie verpflichtet. Der Rückhalt und die Unterstützung durch meine Eltern und Großmütter während meiner gesamten Ausbildung bis hin zur Promotion leisteten einen wesentlichen Beitrag für das Zustandekommen dieser Arbeit. Ebenso gilt mein herzlicher Dank meiner Partnerin Frau Annett Sachse. Nur durch ihre Geduld, ihr Verständnis sowie ihre moralische Unterstützung war es mir möglich, meine Kräfte auf die vorliegende Arbeit zu konzentrieren. Insbesondere möchte ich mich an dieser Stelle nochmals bei meinen Eltern und Annett für die mühevolle und zeitintensive Arbeit des Korrekturlesens bedanken. Paderborn, Oktober 2003 Matthias F. Uebel Annett, meinen Eltern und Großmüttern Ein Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung im Rahmen des Vertriebsmanagements Dissertation zur Erlangung der Würde eines DOKTORS DER WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTEN (Dr. rer. pol.) der Universität-GH Paderborn vorgelegt von Dipl.-Kfm. Matthias F. Uebel 40476 Düsseldorf Paderborn, im September 2003 Dekan: Prof. Dr. Peter Sloane Referent: Prof. Dr.-Ing. habil. Wilhelm Dangelmaier Korreferent: Prof. Dr. Otto Rosenberg I Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis.......................................................................................................... ..............I Abbildungsverzeichnis.................................................................................................. .............V Tabellenverzeichnis...................................................................................................... ..........VII Definitionsverzeichnis................................................................................................... ...........IX Abkürzungsverzeichnis................................................................................................. ...........XI Symbolverzeichnis......................................................................................................... ........XIII 1. Motivation der Arbeit ....................................................................................................... 1 2. Das Problem der Konzeption eines Modells zur Steuerung der Kundenbearbeitung im Rahmen des Vertriebsmanagements.................................................................... 4 2.1 Klärung der zentralen Begriffe................................................................................ 4 2.1.1 Kunden ...................................................................................................... 4 2.1.2 Management .............................................................................................. 5 2.1.3 Vertriebsmanagement ............................................................................... 9 2.1.4 Kundenbearbeitung ................................................................................. 11 2.1.5 Steuerung................................................................................................. 13 2.1.6 Steuerung der Kundenbearbeitung.......................................................... 18 2.1.7 Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung ....................................... 21 2.2 Anforderungen an das Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung................. 23 2.2.1 Anforderungen an das Basismodell ........................................................ 23 2.2.2 Anforderungen an das Planungsmodell .................................................. 25 2.2.3 Anforderungen an das Kontrollmodell.................................................... 27 3. Stand der Technik ........................................................................................................... 29 3.1 Ansätze im Rahmen des Basismodells.................................................................. 29 3.1.1 Ansätze zur Abbildung des Kundenstatus............................................... 29 3.1.2 Ansätze zur Abbildung des Verkaufsprozesses ...................................... 31 3.1.3 Zusammenfassende Bewertung............................................................... 33 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells............................................................ 34 3.2.1 Ansätze zur Beurteilung der Bedarfs- und Absatzsituation .................... 34 3.2.1.1 Größen zur quantitativen Beurteilung....................................... 34 3.2.1.2 Ansätze zur Bestimmung von Bedarfs- und Absatzgrößen ............................................................................ 36 3.2.1.2.1 Subjektive Schätzverfahren.................................... 36 3.2.1.2.2 Mathematisch-statistische Verfahren..................... 40 3.2.1.2.3 Zusammenfassende Bewertung.............................. 47 3.2.2 Ansätze zur Erstellung von Vertriebsbudgets ......................................... 48 3.2.3 Ansätze zur Kundenbewertung ............................................................... 52 3.2.3.1 Statische Ansätze ...................................................................... 53 3.2.3.1.1 ABC-Umsatzanalyse .............................................. 53 II 3.3 3.2.3.1.2 Kundenerfolgsrechnung ......................................... 55 3.2.3.1.3 Scoring-Modelle..................................................... 58 3.2.3.1.4 Portfolio-Ansätze ................................................... 61 3.2.3.1.5 Zusammenfassende Bewertung.............................. 66 3.2.3.2 Dynamische Ansätze................................................................. 66 3.2.3.2.1 Kundenlebenszyklusansätze................................... 67 3.2.3.2.2 Kundenlebenszyklusrechnungen............................ 69 3.2.3.2.3 Zusammenfassende Bewertung.............................. 75 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells ............................................................. 75 3.3.1 Qualitative Ansätze zur Analyse von Soll-Ist-Abweichungen ............... 76 3.3.1.1 Ishikawa-Diagramme ................................................................ 76 3.3.1.2 Kepner-Tregoe-Ansatz.............................................................. 77 3.3.1.3 Schwachstellen-/Prüffragenkataloge......................................... 79 3.3.1.4 Ansatz des vernetzten Denkens ................................................ 82 3.3.1.5 Zusammenfassende Bewertung................................................. 83 3.3.2 Quantitative Ansätze zur Analyse von Soll-Ist-Abweichungen ............. 84 3.3.2.1 Absatzsegmentrechnung ........................................................... 84 3.3.2.2 Kostenabweichungsanalyse ...................................................... 86 3.3.2.3 Erfolgsabweichungsanalyse ...................................................... 88 3.3.2.4 Zusammenfassende Bewertung................................................. 91 4. Zu leistende Arbeiten...................................................................................................... 92 4.1 Arbeiten zum Basismodell .................................................................................... 92 4.2 Arbeiten zum Planungsmodell .............................................................................. 92 4.3 Arbeiten zum Kontrollmodell ............................................................................... 93 5. Konzeption eines Modells zur Steuerung der Kundenbearbeitung im Rahmen des Vertriebsmanagements ............................................................................................. 94 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung......................................... 94 5.1.1 Strukturierung der Transaktionsebene .................................................... 96 5.1.2 Strukturierung der Prozeßebene............................................................ 100 5.1.3 Strukturierung der Zyklusebene............................................................ 109 5.1.4 Strukturierung der Leistungsebene ....................................................... 113 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung................................. 116 5.2.1 Bestimmung der relevanten Bedarfsträger............................................ 116 5.2.1.1 Bestimmung relevanter Bedarfsträger für neuen Zyklus 1. Ordnung .............................................................................. 116 5.2.1.1.1 Untergang der Leistung (Kauftyp III, IV)............ 116 5.2.1.1.2 Bestand der Leistung (Kauftyp I, II).................... 119 5.2.1.2 Bestimmung relevanter Bedarfsträger für gleichen Zyklus 1. Ordnung und Zyklus 2.Ordnung ............................. 125 5.2.2 Bewertung der Kundenelemente ........................................................... 127 5.2.2.1 Bestimmung von Umsatztypen ............................................... 127 5.2.2.2 Systematik der Plan-Bearbeitungskostensätze........................ 129 5.2.2.3 Bestimmung der Kaufwahrscheinlichkeiten ........................... 134 III 5.3 6. 5.2.2.4 Konstruktion der Zielfunktion ................................................ 143 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung .................................. 150 5.3.1 Abweichungsanalyse in der Kundenbearbeitung .................................. 150 5.3.1.1 Basisinformationen der Primäranalysetypen .......................... 151 5.3.1.2 Deckungsbeitrags-/Kosten-Analyse........................................ 153 5.3.1.3 Prozeßanalyse der Kundenbearbeitung................................... 162 5.3.1.3.1 Prozeßanalyse für Kundenelemente des Pools PAT_I_PO.................................................. 162 5.3.1.3.2 Prozeßanalyse für Kundenelemente des Pools PAT_III_PO ............................................... 167 5.3.1.3.3 Allgemeine Analyseaspekte der Pools PAT II_PO und PAT_IV_PO ....................................... 176 5.3.1.3.4 Spezielle Analyseaspekte der Pools PAT_II_PO und PAT_IV_PO.............................. 177 5.3.1.4 Bewertung der Kundenloyalität .............................................. 179 5.3.1.4.1 Bestimmung von Vergleichswerten ..................... 179 5.3.1.4.2 Loyalitätsbetrachtung für Pool PAT I_PO........... 185 5.3.1.4.3 Loyalitätsbetrachtung für Pool PAT III_PO und Zusammenführung der Loyalitätseffekte................................................... 187 5.3.2 Adaptionsanalyse der Prozeßebene....................................................... 188 5.3.2.1 Adaption hinsichtlich der Optimierung der Abschlußquote ........................................................................ 189 5.3.2.2 Adaption hinsichtlich der Optimierung der Abschlußhöhe ......................................................................... 191 5.3.2.3 Adaption hinsichtlich der Zuordnung von Prozeßbearbeitungskostensätzen............................................. 196 5.3.3 Adaptionsimplikationen aus der Kundenloyalitätsanalyse ................... 198 Zusammenfassung und Ausblick .................................................................................. 200 Literaturverzeichnis................................................................................................................ 203 Anhang............................................................................................................................ ........227 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell............... .................................227 Anhang B: Datenübersicht für das Steuerungsmodell...................................... ...................250 V Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Dimensionen des Management-Würfels .......................................................... 6 Abbildung 2: Phasenstruktur des Managementprozesses ...................................................... 8 Abbildung 3: Kundenbearbeitung als Transformationsaufgabe........................................... 12 Abbildung 4: Strukturen von Handlungssystemen............................................................... 14 Abbildung 5: Schematische Darstellung des Planungs- und Kontrollregelkreises .............. 17 Abbildung 6: Szenariotrichter .............................................................................................. 39 Abbildung 7: Berechnungsvorschrift für die Methode des gleitenden Mittelwerts ............. 41 Abbildung 8: Berechnungsvorschrift für die Methode des exponentiellen Glättens (1. Ordnung)..................................................................................... 42 Abbildung 9: Beispiele für Trendfunktionen ohne Sättigungsniveau .................................. 44 Abbildung 10: Beispiele für Trendfunktionen mit Sättigungsniveau .................................... 45 Abbildung 11: Beispiel einer ABC-Umsatzanalyse ............................................................... 55 Abbildung 12: Grundaufbau einer Kundendeckungsbeitragsrechnung ................................. 56 Abbildung 13: Berechnungsschema der RFMR-Methode ..................................................... 61 Abbildung 14: Kundenattraktivität-Relative Lieferantenposition-Portfolio .......................... 64 Abbildung 15: Beispiel eines Cube-Ansatzes ........................................................................ 65 Abbildung 16: Berechnung des Lebenszykluswertes bei der Lebenszyklus-KostenRechnung........................................................................................................ 70 Abbildung 17: Berechnung des Customer Lifetime Value (Kapitalwertansatz).................... 71 Abbildung 18: Berechnung des Customer Lifetime Value unter Berücksichtigung kommunikativer und akquisitorischer Aspekten............................................ 73 Abbildung 19: Beispiel eines Ishikawa-Diagrammes ............................................................ 77 Abbildung 20: Aktivitäten der Abweichungsanalyse nach dem Kepner-TregoeAnsatz............................................................................................................. 79 Abbildung 21: Kernelemente der Methodik des vernetzten Denkens.................................... 83 Abbildung 22: Bezugsobjekthierarchie in der Absatzsegmentrechnung ............................... 86 Abbildung 23: Dekomposition einer Erlösabweichung in intern und extern beeinflußbare Abweichungsursachen............................................................. 90 Abbildung 24: Komponenten des Basismodells..................................................................... 94 Abbildung 25: Klassifikation von Bedarfsträgern.................................................................. 97 Abbildung 26: Grundstruktur des Kundenbearbeitungsprozesses ....................................... 102 Abbildung 27: Pool-Modell für den Kundenbearbeitungsprozeß ........................................ 105 Abbildung 28: Pool-Typen-Matrix des Aktivpools.............................................................. 106 Abbildung 29: Erst-/Folgekauftypen-Portfolio .................................................................... 111 VI Abbildung 30: Klassifikationsschema für die Arten des Folgebedarfs bei Kauftyp III.................................................................................................... 112 Abbildung 31: Arten des Leistungsverbundes ..................................................................... 114 Abbildung 32: Systematik möglicher Anpassungstypen der Prozeßbearbeitungskostensätze ................................................................................................... 144 Abbildung 33: Typen der Primäranalyse.............................................................................. 151 Abbildung 34: Initiierungsbezogene Eintrittsszenarien für Kundenelemente der PAT-Pools .............................................................................................. 152 Abbildung 35: Portfolio der Deckungsbeitrags-/Kosten-Abweichungstypen...................... 154 Abbildung 36: Profitabilitätsnivellierung bei Deckungsbeitrags-/KostenAbweichungstypen ....................................................................................... 155 Abbildung 37: Abbildung von Kundenelementen im AbweichungstypenPortfolio........................................................................................................ 159 Abbildung 38: Rationales Tendenzschema für den zeitlichen Bedeutungsverlauf der Ursachen von Kundenverlusten im Bearbeitungsprozeß ....................... 169 Abbildung 39: Loyalitätstypen bei verschiedenen Bedarfsszenarien................................... 180 Abbildung 40: Überleitungsrechnung zur Loyalitätsbetrachtung für PAT_I_PO................ 186 Abbildung 41: Prinzipdarstellung der Anwendung des Elbow-Kriteriums ......................... 193 VII Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ansätze zur Klassifizierung des Kundenstatus ................................................... 30 Tabelle 2: Ansätze zur Beschreibung von Verkaufsprozessen ............................................ 33 Tabelle 3: Zielgrößen einer quantitativen Bedarfsbeurteilung ............................................ 35 Tabelle 4: Kunden-Portfolio-Ansätze .................................................................................. 63 Tabelle 5: Phasenmodelle für Geschäftsbeziehungen.......................................................... 68 Tabelle 6: Transaktionsorientierte Zustands-Möglichkeiten-Matrix ................................. 100 Tabelle 7: Anfangs- und Endereignisse von Prozessen in der Kundenbearbeitung .......... 103 Tabelle 8: Abbruchereignisse im Pool_Modell des Kundenbearbeitungsprozesses.......... 108 Tabelle 9: Beziehungsmatrix für den Leistungsabgang..................................................... 110 Tabelle 10: Bedingungen für die Aktivierung des Folgebedarfs bei Kauftyp III und IV ............................................................................................................... 117 Tabelle 11: Zielpoolrelation für die transaktionsbezogene Prozeßebene ............................ 126 Tabelle 12: Beispielhafte (4x4)-Bearbeitungsmatrix für einen Teilprozeß v ...................... 132 Tabelle 13: Planprozeßkosten-Matrix der Kundenbearbeitung für Teilprozeß v ................ 133 Tabelle 14: Strukturierungsdimensionen der Abschlußwahrscheinlichkeit und resultierende Basisgrößen ................................................................................. 135 Tabelle 15: Bewertungsraster der transaktionsorientierten Zustands-Möglichkeiten-Matrix zur Klassenbildung nach individueller Transaktionshistorie............................................................................................................... 139 Tabelle 16: Basisattribute der Primäranalysetypen.............................................................. 152 Tabelle 17: Basismatrix der Prozeßkostenanalyse............................................................... 163 Tabelle 18: Aufbau der Abweichungsmatrix (AXj/v) ......................................................... 165 Tabelle 19: Ursachenmatrix für Kundenverluste im Bearbeitungsprozeß........................... 168 Tabelle 20: Klassifikation von transaktionsorientierten Übergangsrelationen.................... 175 IX Definitionsverzeichnis Definition 1: Kunden ............................................................................................................. 4 Definition 2: Management (prozessuale Sichtweise) ............................................................ 7 Definition 3: Vertriebsmanagement..................................................................................... 10 Definition 4: Sachziele......................................................................................................... 12 Definition 5: Formalziele..................................................................................................... 12 Definition 6: Kundenbearbeitung ........................................................................................ 13 Definition 7: Steuerung (betriebliche) ................................................................................. 15 Definition 8: Steuerung der Kundenbearbeitung ................................................................. 20 Definition 9: Modell ............................................................................................................ 21 Definition 10: Konstrukte ...................................................................................................... 95 Definition 11: Pool................................................................................................................. 95 Definition 12: Relation .......................................................................................................... 95 Definition 13: Potentieller Erstkundenpool eines Marktes.................................................... 97 Definition 14: Kundenpool eines Marktes............................................................................. 97 Definition 15: Kundenabgangspool eines Marktes................................................................ 97 Definition 16: Potentieller Erstkundenpool eines Unternehmens (PER_KU_PO)................ 98 Definition 17: Kundenpool eines Unternehmens (KU_PO) .................................................. 98 Definition 18: Kundenabgangspool eines Unternehmens (AB_KU_PO) ............................. 98 Definition 19: Erstkundenpool eines Unternehmens (ER_KU_PO) ..................................... 99 Definition 20: Bestandskundenpool eines Unternehmens (BES_KU_PO) ........................... 99 Definition 21: Pool verlorener Kunden eines Unternehmens (VER_KU_PO) ..................... 99 Definition 22: Pool zurückgewonnener Kunden eines Unternehmens (ZUR_KU_PO) ............................................................................................ 100 Definition 23: Aktivpool eines Teilprozesses (Akt_Pov) .................................................... 104 Definition 24: Verlustpool eines Teilprozesses (Verl_Pov)................................................. 107 Definition 25: Passivpool (Pas_Pov, v+1) .............................................................................. 107 Definition 26: Kosten der Kundenbearbeitung.................................................................... 129 XI Abkürzungsverzeichnis a. M. am Main akt. aktualisiert Aufl. Auflage B2B Business to Business Bd. Band bearb. bearbeitet bericht. berichtigt bzw. beziehungsweise ca. circa CO-OM-ABC SAP R3-Modul: Controlling - Overhead Management - Activitybased Costing CO-PA SAP R3-Modul: Controlling - Profit Analysis CRM Customer Relationship Management d. h. das heißt DBW Die Betriebswirtschaft Diss. Dissertation durchges. durchgesehen e. V. eingetragener Verein erg. ergänzt ERP Enterprise Ressource Planning erw. erweitert et al. et alia (und andere) f. folgende ff. fort folgende FI-AR SAP R3-Modul: Finance - Accounts Receivable FI-CA SAP R3-Modul: Finance - Contract Accounting geänd. geändert gestalt. gestaltet Hrsg. Herausgeber HWB Handwörterbuch der Betriebswirtschaft HWO Handwörterbuch der Organisation HWPlan Handwörterbuch der Planung HWProd Handwörterbuch der Produktionswirtschaft HWR Handwörterbuch des Rechnungswesens XII i. e. S. im engeren Sinn i. w. S. im weiteren Sinn inkl. inklusive IO Industrielle Organisation Jg. Jahrgang KER Kundenerfolgsrechnung KLR Kosten- /Leistungsrechnung korr. korrigiert KRP Kostenrechnungspraxis o. Jg. ohne Jahrgang o. V. ohne Verfasser PDM Produktdatenmanagement PP-BD-BOM SAP R3-Modul: Production Planning - Basic Data - Bills of Material ROI Return on Investment S. Seite(n) SEM-BPS SAP R3-Modul: Strategic Enterprise Management - Business Planning & Simulation Sp. Spalte(n) TU Technische Universität u. a. unter anderem überarb. überarbeitet Uni. Universität unveränd. unverändert VEB Volkseigener Betrieb verb. verbessert vgl. vergleiche VIS Vertriebsinformationssystem vollst. vollständig VPR Vertriebsplanungsrechnung WiSt Wirtschaftswissenschaftliches Studium XIII Symbolverzeichnis >, <, = Größer, kleiner, gleich ∪, ∩ Vereinigung, Durchschnitt ∨, ∧, ⊗ Oder, Und, Exklusiv-Oder ∀, ∃ Für alle, es existiert ∈, ∉ Element von, nicht Element von ∏, Σ, +, -, . , / Produkt, Summe, Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division → Abbildung ° Symbol für in Bearbeitung stehende Kunden αDB Zulässiger Abweichungsschwellwert für den Deckungsbeitrag αK Zulässiger Abweichungsschwellwert für die Kosten ßp Remanenzfaktor der Periode p ð1 Entwicklungsfaktor für Abschlußwahrscheinlichkeit w1 ð2 Entwicklungsfaktor für Abschlußwahrscheinlichkeit w2 µ Mittelwert σ Standardabweichung τ Korrelationskoeffizient ∆abw Plan-Ist-Abweichung der Abgangswahrscheinlichkeit ∆BGES Veränderungspotential des Gesamtbedarfs ∆DB1 Plan-Ist-Abweichung des Deckungsbeitrags I ∆DB2 Plan-Ist-Abweichung des Deckungsbeitrags II + ∆DB1 Positive Plan-Ist-Abweichung des Deckungsbeitrags I - ∆DB1 Negative Plan-Ist-Abweichung des Deckungsbeitrags I + ∆K Positive Plan-Ist-Kostenabweichung - ∆K Negative Plan-Ist-Kostenabweichung ∆K Plan-Ist-Kostenabweichung ∆K′ Bereinigte Plan-Ist-Kostenabweichung ∆Kj/v Plan-Ist-Kostenabweichung eines Transaktionspools j in Teilprozeß v ∆PKS Abweichung vom Prozeßkostensatz ∆VG Abweichung gegenüber der loyalitätsbezogenen Vergleichsgröße XIV + ∆VG Positive Abweichung gegenüber der loyalitätsbezogenen Vergleichsgröße - ∆VG Negative Abweichung gegenüber der loyalitätsbezogenen Vergleichsgröße ∆SPmax_U Veränderung des maximalen Steigerungspotentials des Absatzes AB Hauptprozeß Abwicklung AB_B Teilprozeß Beauftragung AB_BS Teilprozeß Bereitstellung AB_KU_PO Kundenabgangspool eines Unternehmens ABKUp Prognosewert für den Kundenabgang aus dem Markt in Periode p abw Abgangswahrscheinlichkeit Ø AF Durchschnittlicher Abnutzungsfaktor Akt_Pov Aktivpool des Teilprozesses v akt_var Aktivierungsvariable AN Hauptprozeß Anbahnung AN_A Teilprozeß Angebotserstellung AN_B Teilprozeß Beratung AN_I Teilprozeß Information AQj Abschlußquote je Transaktionspool j AS Hauptprozeß After Sales AS_IS Teilprozeß Instandhaltung/-setzung AS_RA Teilprozeß Reklamations-/Anfragenbearbeitung ATVQ Anpassungsterm der Verlustquote AVKv* Anzahl verlorener Kunden im Teilprozeß v* AXj/v Abweichungsmatrix eines Transaktionspools j für Teilprozeß v B_PO∅ Leerer Bedarfspool B_POpositiv Positiver Bedarfspool BAEL Bedarf aufgrund des Abgangs der eigenen Leistung Banonym Anonymer Bedarfsträger BAWL Bedarf aufgrund des Abgangs wettbewerbsbezogener Leistung BCOS Bedarf an Komplementärprodukten BERS Ersatzbedarf XV BERW Erweiterungsbedarf BES_KU_PO Bestandskundenpool eines Unternehmens BGES Leistungsbezogener Gesamtbedarf Bi Identifizierter Bedürfnisträger i BLM Basisleistungsmenge BN Bearbeitungsniveau BRM Bearbeitungsmatrix BU Budget BU Bedarf der durch das eigene Unternehmen gedeckt wurde BWET Bedarf der durch den Wettbewerb gedeckt wurde BSp Leistungsbestand am Anfang der Periode p A c Clusterzentrum Cmax Hilfsvariable zur Abbildung oberer Schranken Cmin Hilfsvariable zur Abbildung unterer Schranken DB1 Deckungsbeitrag I DB2 Deckungsbeitrag II DBIST Ist-Deckungsbeitrag DBPLAN Plan-Deckungsbeitrag DBR Deckungsbeitragsrentabilität dom Domäne E Erwartungswertoperator ENGK Entwicklungsfaktor neu zu gewinnender Kunden ER_KU_PO Erstkundenpool eines Unternehmens F Funktion FE F-Wert fr Freiheitsgrad GKU_PO Gesamtkundenpool GW Grenzwert h Häufigkeitsoperator h L / L COS Produktionskoeffizient H0 Nullhypothese H1 Gegenhypothese HBi Bewertung des Kunden i in der Kontakthistorie IM_BE Implizit ereignisbezogener Bedarfstyp XVI int Intensitätsniveau der Kundenbearbeitung K(./.) Produktkosten in Abhängigkeit des Umsatzes K∅ÜB/j’ Durchschnittliche Übergangskosten für Übergangspool j’ KF∆DB1 Kompensationsfaktor der Deckungsbeitragsabweichung KF∆K Kompensationsfaktor der Kostenabweichung KFIX Fixkosten KFPROP Proportionalisierter Kompensationsfaktor KGES Gesamtkosten ki Kunde i KIST Ist-Kosten KK Kundenkontakt KPLAN Plan-Kosten K’PLAN Bereinigte Plan-Kosten KS Sunk Cost KSQ Sunk Cost-Quote KSr Kostensatz der Ressource r KT Kostentyp KU_PO Kundenpool eines Unternehmens Kund_Akt_Akt_Po Kunden-Aktiv-Aktiv-Pool Kund_Akt_Pas_Po Kunden-Aktiv-Passiv-Pool L/M/H Tupel zur Abbildung alternativer Prozeßkostensätze LZi Lebenszeit des Kunden i MAE Mächtigkeit einer Menge max Maximum ME Mengeneinheit min Minimum MQA Mittlere quadratische Abweichung Mw2ist Mittlere Ist-Abschlußhöhe N Menge der natürlichen Zahlen n* Rückgriffshorizont der Kundenbearbeitung n*max Maximaler Rückgriffshorizont der Kundenbearbeitung NDL Nutzungsdauer einer Leistung L NDLCOS Nutzungsdauer einer Komplementärleistung LCOS Neg Negative Basisbewertung XVII NU_BE Nutzungsbezogener Bedarfstyp p r p Periode Preisvektor PAT_I_PO Pool des primären Analysetyps I PAT_II_PO Pool des primären Analysetyps II PAT_III_PO Pool des primären Analysetyps IIII PAT_IV_PO Pool des primären Analysetyps IV Pas_Po Passiv-Pool pB Bearbeitungsperiode PER_KU_PO Potentieller Erstkundenpool eines Unternehmens PER_KU_PO_MA Potentieller Erstkundenpool des Marktes PF Proportionalisierungsfaktor PFKF Proportionalisierungsfaktor des Kompensationsfaktors pgr Prüfgröße PKS Prozeßkostensatz PKS* Prozeßkostensatz der Stichprobe PKSv Prozeßkostensatz für Teilprozeß v PM Potenzmenge Pos Positive Basisbewertung pp Planungsperiode PPKMv Planprozeßkosten-Matrix für Teilprozeß v ppN Nächste Planungsperiode PRFINT Kostenbezogener Proportionalisierungsfaktor für Intensitätsniveau int PSS Prozeßstatusset QA Quadrierte Abweichung QAN Quantil RBi Relevanter Bedürfnisträger r ( ND L , ND L COS ) Häufigkeit des Folgebedarfs einer Komplementärleistung SC Score-Maß scübi*,p Score-Maß der Übergangsrelationen SIj Stornoindex des Kundenpools j SPmax_U Intraperiodisches maximales Steigerungspotential stbi Stauchungsfaktor für Kunde i XVIII SU Stichprobenumfang SVG* Summe der loyalitätsbezogenen Vergleichswerte SW Spannweite t Zeitpunkt tAv Startzeitpunkt des Teilprozesses v tAw Startzeitpunkt des Hauptprozesses w tANG_MOD_L Angebotszeitpunkt für eine modifizierte Leistung TAQ Transaktionsquote tEv Endzeitpunkt des Teilprozesses v tEw Endzeitpunkt des Hauptprozesses w TGP Testgruppe tgr Testgröße TGR Testgrößenintervall th Anzahl Klassen nach Transaktionshistorie Thj‘‘ Kundenklasse nach Transaktionshistorie to Obergrenze des Testgrößenintervalls TSF Transaktionsbezogener Streckungsfaktor tu Untergrenze des Testgrößenintervalls ÜB_POj’ Transaktionsbezogener Übergangspool j’ UIST Ist-Umsatz Unt_Akt_Akt_Po Unternehmens-Aktiv-Aktiv-Pool Unt_Akt_Pas_Po Unternehmens-Aktiv-Passiv-Pool Unt_Akt_Verl_Po Unternehmens-Aktiv-Verlust-Pool Unt_Pas_Verl_Po Unternehmens-Passiv-Verlust-Pool UPLAN Planumsatz URBist Ist-Umsatz relevanter Bedürfnisträger URBplan Plan-Umsatz relevanter Bedürfnisträger Urestplan Plan-Umsatzrestgröße UT Umsatztyp VAv* Verlustanteil in Teilprozeß v* VVAv* Vermeidbarer Verlustanteil in Teilprozeß v* VER_KU_PO Pool verlorener Kunden eines Unternehmens VER_KU_PO_W Pool verlorener Kunden der Wettbewerber Verl_Pas_Po Verlustpool des Passivpools Verl_Pov Verlustpool eines Teilprozesses v XIX VF1/∆DB1 Deckungsbeitragsbezogener Verteilungsfaktor für alle Abweichungstypen VF1/∆K Kostenbezogener Verteilungsfaktor für alle Abweichungstypen VF2/∆DB1 Deckungsbeitragsbezogener Verteilungsfaktor für positiv gerichtete Abweichungstypen VF2/∆K Kostenbezogener Verteilungsfaktor für positiv gerichtete Abweichungstypen VFØ Durchschnittlicher Verbrauchsfaktor VG Loyalitätsbezogene Vergleichsgröße VQ Verlustquote VQAT Verlustquote mit angepaßter Grundgesamtheit VRF Variabilisierungsfaktor VRFint Kostenbezogener Variabilisierungsfaktor für Intensitätsniveau int VVA Vermeidbarer Verlustanteil w1 Abschlußwahrscheinlichkeit w2 Wahrscheinlichkeit hinsichtlich der Abschlußhöhe z Anzahl der im Rahmen der Varianzanalyse betrachteten Variablen Z Zyklus der Kundenbearbeitung ZAKk Kundenindividuelle Zu- oder Abschlagskomponente ZE Zeiteinheit ZE_BE Zeitbezogener Bedarfstyp ZF Zielfunktion ZUR_KU_PO Pool zurückgewonnener Kunden eines Unternehmens ZYK Zyklusanzahl ZYKmax Maximale Zyklusanzahl 1. Motivation der Arbeit 1. 1 Motivation der Arbeit Obwohl sich der Vertrieb mittlerweile in vielen Wirtschaftsbranchen zum maßgebenden Engpaßfaktor entwickelt hat1, steht er im Vergleich zu anderen betrieblichen Funktionen erst seit relativ kurzer Zeit im Fokus von Effektivitäts- und Effizienzüberlegungen des Managements.2 Bedingt durch die stetige Verschärfung der Wettbewerbsbedingungen3, stellt ein exzellenter Vertrieb heutzutage einen zentralen Wettbewerbsfaktor für Unternehmen dar.4 Dieser Anspruch birgt neue Herausforderungen für die Gestaltung und Steuerung der vertrieblichen Unternehmensaktivitäten. Sie ergeben sich dabei nicht nur vor dem Hintergrund des eigentlichen Absatzes von Unternehmensleistungen, sondern auch durch das bestehende Intensitätsniveau der Vertriebskosten.5 Obgleich mittlerweile in vielen Unternehmen die Notwendigkeit des Übergangs von der Produkt- zur Kundenorientierung erkannt wurde, und somit der Kunde in den Mittelpunkt einer differenzierten Marktbearbeitung zu stellen ist, bedarf es anwendbarer Konzepte, diese Orientierung in ganzheitlichen Ansätzen zur Steuerung der Kundenbearbeitung umzusetzen.6 Unterstützt durch die Entwicklungen der Informationstechnologien, besteht für Unternehmen aktuell die Möglichkeit, wirtschaftlich vertretbar vielfältige Informationen über Kunden und Kundenkontakte in den einzelnen Prozeßphasen der Kundenbearbeitung festzuhalten und für die Koordination und Steuerung der zukünftigen Vertriebsaktivitäten zu nutzen.7 Zur wirkungsvollen Verwendung dieser Informationen ist die Datenverfügbarkeit zwar eine notwendige, jedoch keine hinreichende Bedingung.8 Zur Verbesserung der zu treffenden Allokationsentscheidungen in der Kundenbearbeitung muß ein konzeptioneller Rahmen zugrunde liegen, der es ermöglicht, Kunden entscheidungsrelevant zu klassifizieren sowie die Planung und Kontrolle von kundenorientierten Vertriebsaktivitäten systematisch und nachvollziehbar zu unterstützen. Durch eine fehlende inhaltliche Strukturierung und die vernachlässigte Ver- 1 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 294. 2 Vgl. Krafft, M. (2001), S. 500. Zu konzeptionellen Managementansätzen der Vergangenheit vgl. Weber, J. (1998a), S. 184. 3 Zu den einzelnen Aspekten der Wettbewerbsintensität in bezug auf die Umsysteme von Unternehmen vgl. Gerth, N. (1999), S. 174 f. 4 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 294 5 Der Kostenanteil des Vertriebsbereiches an den Gesamtkosten ist heutzutage in vielen Fällen bereits höher als der Produktionskostenanteil. Vgl. Ahlert, D. (1996), S. 14 f. 6 Vgl. Dangelmaier, W./Uebel, M./Helmke, S. (2002), S. 6 ff.; Winkelmann, P. (2000), S. 434. Der optimierten Ausrichtung der Vertriebsaktivitäten kommt in diesem Zusammenhang nicht zuletzt deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil die Allokation knapper Vertriebsressourcen auf Kunden- bzw. Kundengruppenebene höhere Potentiale für Profitabilitätssteigerungen verspricht als die Bestimmung einer optimalen Gesamthöhe. Vgl. Krafft, M./Albers, S. (2000), S. 515. 7 Vgl. Sengpiehl, J./Schmahl, J. (2002), S. 12. 8 Vgl. Hippner, H./Wilde, K.D. (2002), S. 6. 2 1. Motivation der Arbeit netzung dieses Aufgabenfeldes können bestehende Effektivitäts- und Effizienzpotentiale9 in der Vertriebsarbeit nur bedingt genutzt werden.10 Ein dieses Aufgabenfeld behandelnder Ansatz muß gewährleisten, daß er einerseits die bestehenden Teilaufgaben integrativ verbindet und andererseits die Kunden innerhalb der einzelnen Aufgabenfelder differenziert berücksichtigt.11 Nur so läßt sich die angestrebte Intention einer Kundenorientierung auch tatsächlich im Rahmen einer differenzierten Kundenbearbeitung unter Profitabilitätsgesichtspunkten praktisch verwirklichen. Dazu bedarf es einer ausgeprägten Priorisierung in der Kundenbearbeitung, die sich jeweils an Bedarfsgrößen des Kunden orientiert und durch die Wahl intelligenter Bezugs- und Vergleichsbasen anforderungsgerechte Bewertungsmaßstäbe bereitstellt.12 Es entspricht nicht diesem Anspruch, wie es vielfach bei reaktiven Steuerungsansätzen verbreitet ist, Werte aus der Vergangenheit, die noch dazu stark aggregiert sind, pauschalisiert fortzuschreiben.13 Gleichzeitig vernachlässigen proaktive, eher operativ ausgerichtete Steuerungsansätze auf Basis stetiger funktionaler Abhängigkeiten oftmals kundenindividuelle, peridodenbezogene Bedarfssituationen.14 Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, ein operables Modell15 mit Referenzcharakter zu entwickeln, welches das Treffen von kundenbezogenen Entscheidungen im Bereich der Kundenbearbeitung systematisch unterstützt und durch einen ganzheitlichen Steuerungsansatz die Profitabilität der Kundenbearbeitung im Unternehmen periodenübergreifend verbessert. Der Fokus liegt dabei auf einer stringenten und durchgängigen Spezifikation und Operationalisierung von Konstrukten, deren Ausprägungen im Unternehmen jeweils explizit meßbar und formal erfaßbar sind. Dies erscheint insbesondere vor dem Anspruch notwendig, ein möglichst eindeutiges Anwendungsmodell für die unternehmensspezifische Ausgestaltung im jeweiligen Anwendungskontext bereitzustellen und einer interpretativen Beliebigkeit enge Grenzen zu setzen. Das zu konzipierende Modell stellt als taktisches Element das Bindeglied zwischen einer langfristig orientierten strategischen Steuerung und der operativ ausgerichteten unterjährigen Steuerung der Vertriebsaktivitäten dar.16 Es erlaubt Unternehmen, auf der Basis einer einheitlichen, bearbeitungsprozeßorientierten Abbildung der Kunden unter Berücksichtigung entsprechender Transaktionshistorien einen wesentlich bedarfsorientierteren Einsatz der zur Verfügung stehenden Vertriebsressourcen zu planen sowie sich durch die Berücksichtigung 9 Zu Bedeutung und Abgrenzung der Begriffe Effektivität und Effizienz im Kontext des Vertriebs vgl. Dihlmann, C. (1991), S. 158. 10 Vgl. Brendel, M. (2002), S. 127 - 139. 11 Vgl. Witt, J. (2002), S. 68 f. 12 Vgl. Krafft, M. (2001), S. 505 f. 13 Vgl. zu diesem Vorgehen beispielhaft Reinecke, S./Tomczak, T. (2001), S. 80. 14 Vgl. zu diesem Vorgehen beispielhaft Helmke, S. (2002), S. 145 f. 15 Ein operables Modell gestattet es, eine Aufgabe unter seiner Benutzung zu lösen. Es enthält alle zur Lösung einer Aufgabe erforderlichen Ausgangsdaten, ermöglicht die Darstellung von Zwischenergebnissen sowie die Abbildung des Endergebnisses einer Aufgabe. Vgl. Dangelmaier, W. (2000), S. 183. 16 Vgl. zu dieser Einordnung Kapitel 2.1.6. 1. Motivation der Arbeit 3 von Analyseimplikationen und Adaptionsregeln kontinuierlich im Bereich der Kundenbearbeitung zu verbessern. Das Modell basiert auf der Klassifikation von Kundengruppen unter Einsatz verschiedener Merkmalsdimensionen. Diese Klassifikation ist erforderlich, um die mit den Kundenklassen verbundenen unterschiedlichen Implikationsstränge für die Gestaltung einer kundengruppenindividuellen Kundenbearbeitung überhaupt erst zugänglich zu machen. Zur eindeutigen Abgrenzung von wesentlichen Kundenmerkmalen und der Zugehörigkeit von Kunden zu unterschiedlichen Kundenklassen wird auf Konstrukte und Operatoren der Mengenlehre zurückgegriffen. Weiterhin werden die Kunden durch quantitative Merkmalsdimensionen und -ausprägungen beschrieben, deren Beziehungen untereinander sowie deren Bewertung durch algebraische und logische Operatoren deutliche Analyse- und Synthesevorteile bietet und einer darauf aufbauenden zu konstruierenden Zielfunktion überhaupt erst zugänglich macht. Die damit verbundene Formalisierung erscheint notwendig und angemessen, da eine reine natürlich-sprachliche Modelldarstellung zwar dem grundsätzlichen Verständnis und der gedanklichen Nachvollziehbarkeit der Modellentwicklung dient, jedoch bei der Übertragung des Modells in einen Anwendungskontext zu Interpretationsfreiräumen und komplexitätsbedingten Schwierigkeiten führt, da sich die natürlich-sprachliche Syntax für eine eindeutige und klare Modellbeschreibung mit einem hohen Anteil quantitativer Elemente nur eingeschränkt eignet. Im Ergebnis entsteht durch die Formalisierung eine eindeutige formale Modellvorschrift mit Referenzcharakter, die es dem Anwender ermöglicht, das Modell möglichst ohne Interpretationsfehler bzw. Mehrdeutigkeiten mit eigenen Unternehmensdaten zu instanzieren und somit das bestehende Optimierungspotential auf den eigenen Vertriebsbereich zu übertragen. Das Modell stellt inhaltlich ein Fachkonzept für die Umsetzung im Vertrieb dar, bei dem der Informationsbedarf exakt spezifiziert wird und die mit diesen Informationen durchzuführenden Operationen eindeutig und operationalisiert definiert sind. Der Aufbau der Arbeit gliedert sich wie folgt. Kapitel 2 behandelt zunächst die Klärung der Problemstellung. Dazu wird aufbauend auf den zentralen Begriffen dieser Thematik der Problemkontext aufgezeigt sowie der relevante Problembereich abgegrenzt und analysiert. Es erfolgt eine Einteilung der zu lösenden Teilprobleme sowie eine Ableitung von Anforderungen an die entsprechenden Lösungsansätze. Die definierten Teilprobleme bestimmen die inhaltliche Struktur der nachfolgenden Kapitel. Anschließend wird in Kapitel 3 der Stand der Technik zu diesen Teilproblemen vorgestellt und jeweils zusammenfassend bewertet. In Kapitel 4 werden im Rahmen einer Synthese aus den identifizierten Defiziten bisheriger Ansätze und den formulierten Anforderungen an die zu lösenden Teilprobleme, die zu leistenden Arbeiten formuliert. Die Konzeption eines Modells zur Steuerung der Kundenbearbeitung erfolgt in Kapitel 5. Die inhaltliche Kernstruktur ergibt sich aus den zu lösenden Teilproblemen. Die Teilmodule des zu konzipierenden Modells setzen sich aus Basismodell, Planungsmodell und Kontrollmodell zusammen. Im Anhang wird ein Fallbeispiel vorgestellt, das die unternehmenspraktische Anwendung des Modells und den damit verbundenen Anwendungsnutzen verdeutlicht. 4 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 2. Das Problem der Konzeption eines Modells zur Steuerung der Kundenbearbeitung im Rahmen des Vertriebsmanagements Über die nachfolgende Klärung der dieser Arbeit zugrunde liegenden zentralen Begriffe erfolgt zum einen die Aufspannung des kontextbezogenen Verständnisbereiches und zum anderen die inhaltliche Abgrenzung des zu lösenden Problembereiches mit seinen Teilaspekten. Im Anschluß werden die Anforderungen an die zu lösenden Teilprobleme spezifiziert. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 2.1.1 Kunden Das Geschehen auf Märkten wird durch die Austauschbeziehungen zwischen Anbietern und Abnehmern als Marktteilnehmer charakterisiert.17 Ausgangspunkt dieser Austauschbeziehungen sind dabei aktuelle oder erwartete Defizite der Marktteilnehmer. Bei ihnen besteht zwischen Ist- und angestrebtem Sollzustand innerhalb eines Gegenstandsbereiches eine negative Abweichung. Der intendierte Zweck des Austauschprozesses ist es, für beide Seiten dieses Ungleichgewicht zu beseitigen.18 Dabei wird der „...als Mangel erlebte Wunsch nach dem Erwerb eines Gutes, dessen Besitz oder Verbrauch die Befriedigung eines Bedürfnisses19 verspricht...“20 als Bedarf eines Abnehmers bezeichnet. Der Bedarf konstituiert eine objektorientierte Handlungsabsicht.21 Definition 1: Kunden Kunden bezeichnen alle natürlichen und juristischen Personen22, die tatsächliche oder potentielle Abnehmer von Gütern23 zum Zweck der Bedarfsbefriedigung24 17 Vgl. Olfert, K./Rahn, H.-J. (1997), S. 602. Angestrebtes Ergebnis dieser Austauschbeziehung ist es, einen Tauschvertrag über mindestens zwei verschiedene Güter abzuschließen. Dazu muß ein Gut von einem Marktteilnehmer angeboten werden, das von dem anderen Marktteilnehmer nachgefragt wird. Im Gegenzug muß der andere Marktteilnehmer als Gegenleistung ein Gut offerieren, das von dem erstgenannten Marktteilnehmer als erstrebenswert angesehen wird. Ist Geld das Tauschobjekt eines Marktteilnehmers, wird dieser im allgemeinen als Abnehmer und der andere Marktteilnehmer als Anbieter bezeichnet. Vgl. dazu Hilke, W. (1993), Sp. 2769. 18 Vgl. Plinke, W. (1995), S. 15 f. 19 Bedürfnisse charakterisieren die inneren Antriebskräfte eines Menschen. Sie sind durch aktivierende und kognitive Komponenten gekennzeichnet. Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 208. 20 Scherhorn, G. (1959), S. 100. 21 Vgl. Scherhorn, G. (1959), S. 89. Für weitere im wirtschaftswissenschaftlichen Bereich diskutierten Bedarfsbegriffe vgl. Stiegenroth, H. (2000), S. 9 - 11. 22 An dieser Stelle wird im juristischen Sinne auf den Begriff der Person als Rechtssubjekt abgestellt. Personen können dabei ihre Rechtsbeziehungen durch Rechtsgeschäfte aufgrund ihrer Rechtspersönlichkeit gestalten. Rechtsfähigkeit kommt dabei jedem Menschen als natürlicher Person zu. Rechtfähigkeit können aber auch Personenvereinigungen zum Zwecke des Geschäftsbetriebes erlangen. Sie werden als juristische Personen bezeichnet. Vgl. dazu BGB (1991), § 1 - 89, S. 6 - 17. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 5 darstellen. Sie sind Partner, deren Existenz notwendige Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg des Anbieters25 ist.26 2.1.2 Management Um die von Unternehmen verfolgten Ziele27 zu verwirklichen, sind geeignete Aktivitäten erforderlich, die im Einklang mit den Forderungen der einzelnen Anspruchsgruppen28 stehen.29 Zur Lenkung dieses Wirtschaftsprozesses bedarf es des Einsatzes schöpferischer und dynamischer Gestaltungskräfte, die dafür Sorge tragen, daß die einzelnen Unternehmensprozesse zielgerichtet in Gang gesetzt werden und koordiniert ablaufen.30 Der Begriff Management faßt die Aufgaben zusammen, die sich mit der Gestaltung und Lenkung des Unternehmens beschäftigen.31 Je nach Fokus der Betrachtung kann auf die Aufgabenträger, auf die Aufgabenobjekte sowie auf die Verrichtungen abgestellt werden.32 Entsprechend kann Management als Institution oder als Funktion betrachtet werden.33 Bei institutioneller Betrachtung umfaßt das Management die leitenden Instanzen im Sinne von Aufgabenträgern, die Entscheidungs- und Anordnungskompetenz im Unternehmen besitzen. Je nach ihrer Stellung innerhalb der hierar23 Der Begriff des Gutes wird in diesem Zusammenhang im Sinne von Wirtschaftsgut verstanden. Zum Begriff des Wirtschaftsgutes vgl. Kosiol, E. (1972), S. 108 ff. sowie Chmielewicz, K. (1969), S. 85 ff. Für eine mögliche Systematisierung von Wirtschaftsgütern vgl. Corsten, H. (1985), S. 169. 24 Bedarfsbefriedigung kennzeichnet hier die Beseitigung eines subjektiven Mangelzustands, dessen Eliminierung vom Kunden als erstrebenswert angesehen wird. Die Erreichung dieses Zieles kann auch als „Problemlösung“ aufgefaßt werden. Vgl. dazu Plinke, W. (1997), S. 121. 25 Anbieter stellen in diesem Zusammenhang primär fremdbedarfsdeckende Wirtschaftseinheiten eines Wirtschaftssystems dar. Bei diesen, auch als Betriebe charakterisierten Wirtschaftseinheiten, stellen nach GUTENBERG (Vgl. Gutenberg, E. (1983).) Unternehmungen (moderner: Unternehmen) einen speziellen Betriebstyp marktwirtschaftlicher Ordnungssysteme dar. Die konstituierenden Merkmale für Unternehmen liegen danach im Autonomieprinzip, im erwerbswirtschaftlichen Prinzip und im Prinzip des Privateigentums. Als Organe der Gesamtwirtschaft grenzen sich die öffentlichen Betriebe und Verwaltungen von den Unternehmen ab. Wirtschaftseinheiten, die sich auf die Deckung von Eigenbedarf spezialisiert haben, werden in diesem Zusammenhang als private Haushalte bezeichnet. Dazu sowie zu weiteren Differenzierungen vgl. Schierenbeck, H. (1993), S. 22 - 25. 26 Wirtschaftlicher Erfolg stellt ein wesentliches Zielkriterium von Unternehmen dar, von dessen Erreichung die dauerhafte Existenz des Unternehmens abhängig ist. Zur Definition von Erfolgsbegriffen vgl. Hildebrandt, L. (1992), S. 1069 - 1084. 27 Zu den möglichen Unternehmenszielen vgl. Becker, J. (1998), S. 16; Ulrich, P./Fluri, E. (1995), S. 97 - 99 sowie allgemein zum Zielsystem als Ordnungsansatz bei der Existenz mehrerer Ziele vgl. Hauschildt, J. (1980), Sp. 2420. 28 In ihrer Gesamtheit auch als „Stakeholder“ bezeichnet, umfassen diese Gruppen alle Personen bzw. Institutionen ohne die der Fortbestand des Unternehmens gefährdet wäre. Je nach Stellung zum Unternehmen kann zwischen internen Stakeholdern, z. B. Eignern bzw. Aktionären, Mitarbeitern etc. und externen Stakeholdern, z. B. Gläubigern, Kunden, Zulieferern, Gesellschaft etc. differenziert werden. Vgl. dazu auch Steinmann, H. (1969), S. 175; Dyllik, T. (1984), S. 74 f. 29 Vgl. Hinterhuber, H.H. (1992), S. 1; Ansoff, L. (1965), S. 33 ff. 30 Vgl. Schierenbeck, H. (1993), S. 56. 31 Vgl. Bleicher, K. (1992), S. 35; Ulrich, H. (1984), S. 99 ff. 32 Zu den Merkmalen von Aufgaben vgl. Fußnote 44. 33 Zu dieser Abgrenzung vgl. Schierenbeck, H. (1993), S. 81 f. 6 2.1 Klärung der zentralen Begriffe chisch aufgebauten personellen Struktur in Unternehmen lassen sich Top-, Middle- und Lower-Management unterscheiden.34 Bei funktionaler Betrachtung umfaßt Management alle zur Lenkung und Gestaltung des Unternehmens notwendigen Aufgabenobjekte und Verrichtungen, die nicht rein ausführender Natur sind.35 Bei der Strukturierung der Aufgaben, die nicht rein ausführender Natur sind, wird an dieser Stelle SCHIERENBECK gefolgt, der die Managementfunktion dreidimensional in eine personelle, strukturelle und prozessuale Dimension, wie in Abbildung 1 dargestellt, unterteilt.36 Strukturelle Dimension Disposition Organisation (fallweise (generelle Regelungen) Regelungen) Planung Entscheidung/Durchsetzung ter etz es g r Vo ng hru Fü Personelle Dimension r ite be tar i M Kontrolle Prozessuale Dimension Abbildung 1: Dimensionen des Management-Würfels Quelle: Schierenbeck, H. (1993), S. 82. Die personelle Dimension umfaßt bei dieser Sichtweise die mitarbeiterbezogenen Führungsaufgaben des Managements. In diesem Bereich ist durch die Leistungsinstanzen sicherzustellen, daß die getroffenen Entscheidungen auch durch die zuständigen Mitarbeiter des Unternehmens zielgerecht ausgeführt bzw. umgesetzt werden.37 Die strukturelle Dimension beinhaltet die Gestaltung organisatorischer und dispositiver Abläufe im Unternehmen. Hier 34 Obwohl in der Praxis insbesondere bei Großunternehmen mehr hierarchische Ebenen anzutreffen sind, werden in der Literatur oftmals nur diese drei Typen hervorgehoben. Vgl. in diesem Zusammenhang zum Problem der Management- bzw. Führungsspanne auch Koontz, H./O`Donnel, C.J. (1959), S. 63 - 84. Die drei Typen der Hierarchie unterscheiden sich dabei u. a. durch die Art der durchzuführenden Aufgaben, das anteilige Verhältnis von Entscheidungs- und Ausführungsaufgaben sowie die Reichweite und die Bezugsobjekte der zu treffenden Entscheidungen. Vgl. Illetschko, L.L. (1969), Sp. 951; Hörschgen, H. (1992), S. 297 f. 35 GUTENBERG unterscheidet, allerdings vor dem Hintergrund einer produktionstheoretischen Intention, bei den zum Einsatz gelangenden Produktionsfaktoren im Bereich der menschlichen Arbeitsleistung zwischen der objektbezogenen menschlichen Arbeit, wahrgenommen durch Elementarfaktoren, Leitungsaufgaben i. e. S., wahrgenommen durch originär dispositive Faktoren, sowie Leitungsaufgaben i. w. S. wie Planung, Organisation und Kontrolle, wahrgenommen durch die derivativ dispositiven Faktoren. Unter Leitungsaufgaben i. e. S. versteht GUTENBERG in diesem Zusammenhang das Treffen von „echten Führungsentscheidungen“ auf Top-Management-Ebene. Vgl. Gutenberg, E. (1983), S. 140 sowie Gutenberg, E. (1962), S. 102. 36 Vgl. Schierenbeck, H. (1993), S. 82 - 97. Für eine andere Abgrenzung vgl. Wild, J. (1982), S. 32 f., der die Begriffe Führung und Management kongruent verwendet. 37 Zu den Aspekten der Führungsaufgabe vgl. Mikl-Horke, G. (1991), S. 80 f. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 7 kommt der strukturgebende und somit ordnende Aspekt der Managementaufgabe zum Tragen.38 Bei der prozessualen Dimension wird dem Faktum entsprochen, daß die Entscheidungsfindung meist kein punktueller Wahlakt, sondern Ergebnis eines mehrstufigen Entscheidungsprozesses ist.39 Die einzelnen Teilaufgaben, die durch einen logisch-genetischen Zusammenhang innerhalb dieses Prozesses verbunden sind, bilden einen sich ständig wiederholenden komplexen Managementzyklus (siehe dazu Abbildung 2).40 Der Prozeß ist durch Vorund Rückkopplungsbeziehungen gekennzeichnet und kann von seiner Grundstruktur als kybernetischer Regelkreis interpretiert werden.41 Dieser komplexe Informationsverarbeitungsprozeß verursacht dabei einen hohen Informations- und Koordinationsbedarf.42 Der prozessual-systemische Aspekt des Managements wird für den weiteren Gang der Arbeit zugrunde gelegt.43 Die nachfolgende Definition dient dabei als Ausgangspunkt für die Eingrenzung und Explikation der Problemstellung im weiteren Verlauf. Definition 2: Management (prozessuale Sichtweise) Management umfaßt die Aufgaben44 der zielbezogenen Gestaltung und Steuerung von Entscheidungsprozessen im betrieblichen System mit dem Zweck, die langfristige Existenz des Unternehmens zu sichern.45 38 Zum klassischen Analyse-Synthese-Konzept der organisatorischen Gestaltung vgl. Kosiol, E. (1976), S. 27 ff. 39 Vgl. Schierenbeck, H. (1993), S. 83. 40 Vgl. Wild, J. (1982), S. 13 f. Die Kernstruktur dieses Prozesses ist auf die formalen Phasen jeder rationalen Handlung: Planung, Realisation und Kontrolle, zurückzuführen. Dabei wird jede Realisations- bzw. Ausführungsaufgabe durch informationsverarbeitende Aufgaben umhüllt. Vgl. dazu auch Grochla, E. (1975), S. 11 f. 41 Der dem Bereich der Systemtheorie zuzuordnende kybernetische Denkansatz geht auf WIENER (Vgl. Wiener, N. (1948).) zurück und erklärt die Struktur und das Verhalten von dynamischen Systemen auf der Basis von Steuerungs- und Regelungsmechanismen. Dieser ursprünglich für technische Systeme angedachte Ansatz, der diese Systeme in die Lage versetzen soll, sich unter wechselnden Umweltbedingungen zur Erreichung der gesetzten Ziele entsprechend anzupassen, liefert aufgrund von bestehenden Gemeinsamkeiten sehr fruchtbare Denkvorstellungen für Beschreibungs-, Analyse- und Gestaltungsaspekte anderer realer Bereiche. Vgl. dazu Schiemenz, B. (1993), Sp. 4128. Unternehmen können in diesem Zusammenhang als kybernetische Systeme mit der speziellen Ausprägung eines offenen sozio-technischen Systems interpretiert werden. Vgl. Grochla, E. (1978), S. 12 - 16; Ropohl, G. (1979), S. 179 ff.; Ferstl, O.K./Sinz, E.J. (1998), S. 65 f. 42 Zur Deckung dieses Bedarfes bedient sich das Management im allgemeinen der Controlling-Funktion im Unternehmen. Vgl. Horváth, P. (1998), S. 10; Serfling, K. (1992), S. 11 - 13. Controlling stellt in diesem Sinn eine informatorische Unterstützungsfunktion des Managements dar, indem es die für das Treffen von Entscheidungen nach den Grundsätzen rentabilitätsorientierter Unternehmenssteuerung relevanten Informationen koordiniert, beschafft, aufbereitet und dem Management bereitstellt. Vgl. Schweitzer, M./Friedl, B. (1992), S. 153. 43 Zur Vorteilhaftigkeit eines systemorientierten Ansatzes im Management bei der Bewältigung komplexer Problemstellungen vgl. Ulrich, H./Krieg, W. (1974), S. 11 - 15. 44 Eine Aufgabe ist eine Zielsetzung für zweckbezogenes Handeln. Sie besteht nach KOSIOL aus Aufgabenobjekt, -verrichtung, -träger, Arbeitsmittel und Dauer. Aufgaben werden durch das Aufgabenobjekt an dem sich die Verrichtung vollzieht und die Verrichtung als eigentliche Aktivität bzw. zielgerichtete Handlung im engeren Sinn definiert. Die Verrichtung dient somit der möglichst zweckorientierten Überführung des Zustands des Aufgabenobjekts vor Vollzug der Verrichtung in einen definierten Zustand des Aufgabenobjekts 8 2.1 Klärung der zentralen Begriffe (zusätzliche) Zielbildung Problemerkenntnis Planung Bewertung Informationsspeicherung Prognose Informationsgewinnung Alternativensuche Entscheidung Durchsetzung REALISATION Messung Soll Ist Kontrolle Abweichungsanalyse Abbildung 2: Phasenstruktur des Managementprozesses Quelle: Wild, J. (1982), S. 37. Hinsichtlich der zeitlichen Dimensionierung der Handlungsebenen46 des Managements lassen sich die drei Bereiche des strategischen, des taktischen und des operativen Managements unterscheiden.47 Entsprechend ihres zeitlichen Horizontes besitzen sie lang-, mittel- oder kurzfristigen Charakter. Dabei sind die einzelnen Handlungsebenen über Zweck-Mittelnach Vollzug der Verrichtung. Vgl. Kosiol, E. (1976), S. 43 ff. Je nach begrifflicher Ausrichtung fokussiert die begriffliche Formulierung einer Aufgabe den gewünschten Endzustand des Aufgabenobjekts (Outputorientierung), z. B. Erstellung der Umsatzplanung oder die Handlung, die das Aufgabeneingangsobjekt in ein Aufgabenausgangsobjekt im Sinne des angestrebten Endzustands umwandelt (Troughputorientierung), z. B. Analyse des Wettbewerbs. Eine Aufgabe i. e. S. ist somit als Handlungsanweisung eindeutig beschrieben, wenn der Aufgabenträger den gewünschten Endzustand des Aufgabenobjekts sowie alle Zwischenschritte die zur Erzielung dieses Endzustandes notwendig sind, kennt. Diese sogenannte Innensicht einer Aufgabe wird durch das spezifische Problemverständnis geprägt und dargestellt. Der Weg der Überführung des Aufgabenobjektes von seinem Ausgangszustand in seinen Endzustand wird durch die modellbezogene Sichtweise, das sachlogische Verständnis sowie die Kenntnis von konkreten Parameterausprägungen des verwendeten Denkmodells des Akteurs geprägt. Dies umfaßt beispielsweise den Einbezug von übergeordneten Restriktionen und Konventionen sowie den Ausschluß unlogischer Inkonsistenzen. Die Überführung des Aufgabenobjekts in seinen Zielzustand ist als gerichteter Ablauf von Teilaufgaben zu betrachten. Dabei stehen die Teilaufgaben miteinander über oft mehrdimensionale Input-Output-Beziehungen in Verbindung. Die Vernachlässigung bzw. Übergewichtung einzelner Teilaufgaben führt somit einerseits zu Fehlallokation von Ressourcen, auf der anderen Seite können in einer Abhängigkeitsbeziehung stehende Teilaufgaben nur unzureichend erfüllt werden. Zu den verschiedenen systemorientierten Aufgabensichten vgl. Ferstl, O.K. /Sinz, E.J. (1998), S. 87 - 99. 45 Zu diesen zentralen Aufgaben des Managements vgl. auch Ulrich, P./Fluri, E. (1995), S. 22 - 26; Bea, F./Dichtl, E./Schweitzer, M. (1991), S. 1 ff.; Steinmann, H./Schreyögg, G. (1991), S. 1 - 8. 46 Bestimmungsgründe für die zeitliche Dimensionierung liegen insbesondere in der zeitlichen Reichweite der gesetzten Ziele, der Wirkungsreichweite der geplanten Maßnahmen, der Vorhersagbarkeit künftiger Ergebnisse und der erforderlichen Zeitdauer zur Realisierung gewünschter Soll-Zustände bzw. zur Anpassung an veränderte Bedingungen. Vgl. dazu Wild, J. (1982), S. 168. 47 Vgl. dazu Botta, V. (1997), S. 2; Corsten, H. (1996), S. 28 - 32; Wild, J. (1982), S. 168 - 171; Pfohl, H.-C. (1981), S. 123. Anders hingegen vgl. Ulrich, P./Fluri, E. (1995), S. 18 - 22, die in diesem Zusammenhang nur zwischen strategischem und operativem Management unterscheiden. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 9 Relationen miteinander verbunden. Im Bereich der Planung als einer wesentlichen Phase des Managementprozesses werden unternehmerische Visionen zunächst in strategische Planungen überführt, indem langfristige Ziele als auch Wege zu ihrer Erreichung erarbeitet werden. Diese Pläne werden anschließend im Bereich der taktischen Planung konkretisiert und in Pläne mit kürzerer zeitlicher Reichweite heruntergebrochen. Im Rahmen der operativen Planung werden sie mit konkreten notwendigen Maßnahmen belegt.48 Im Verlauf dieses Prozesses wird der Detaillierungsgrad der Planungsergebnisse sukzessive erhöht. 2.1.3 Vertriebsmanagement Neben der zeitlichen Differenzierung können die Managementprozesse hinsichtlich ihrer inhaltlichen Intention entsprechend der drei güterwirtschaftlichen Grundfunktionen Absatz, Produktion und Beschaffung unterschieden werden.49 Dabei wird die zielgerichtete Wahrnehmung und Gestaltung der absatzpolitischen Aufgaben im Unternehmen traditionell der Marketing-Funktion zugeordnet.50 Unter Marketing als Managementansatz ist in diesem Zusammenhang die Organisation, Planung, Kontrolle und Koordination aller Aktivitäten eines Unternehmens zu verstehen, die darauf ausgerichtet sind, marktorientierte Ziele zu erreichen.51 Demgegenüber beinhaltet der Begriff des Vertriebs eingeschränkt nur das Aufgabenumfeld zur unmittelbaren Herbeiführung und dem Vollzug der Tauschakte.52 Vertrieb ist der Teilbereich des Marketings, der sich mit konkreten Kundeninteraktionen53 zum Zwecke der 48 Als relevanter Zeithorizont für die operative Planung gilt im allgemeinen ein Zeitraum von bis zu einem Jahr. Für den Bereich der taktischen Planung werden meist mehrjährige Zeithorizonte bis zu fünf Jahren veranschlagt. Alles über diesen Zeithorizont hinausgehende, ist bei diesem Verständnis dem Bereich der strategischen Planung zuzuordnen. Vgl. dazu auch Weber, J. (1998b), S. 120 f.; Wild, J. (1982), S. 173. 49 Vgl. Weber, J. (1995), S. 79. 50 In der deutschsprachigen betriebswirtschaftlichen Literatur wurde in den siebziger Jahren der Begriff der Absatzwirtschaft durch den Marketing-Begriff verdrängt. Dabei unterscheidet sich das Konzept des Marketings vor allem durch eine ganzheitliche kundenorientierte Ausrichtung im Sinne einer unternehmerischen Denkhaltung, die im Ergebnis als Konzept zur marktorientierten Unternehmensführung verstanden werden kann. Vgl. Kotler, P./Bliemel, F. (1995), S. 7; Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 23 f. Zu Erweiterungen dieses Marketingansatzes vgl. auch Engelhardt, W.H. (1993), Sp. 21 - 22. 51 Vgl. dazu auch Bruhn, M. (1995), S. 13; Meffert, H. (1998), S. 10. 52 Der Entscheidungsbereich des Vertriebs, auch als Vertriebspolitik bezeichnet, stellt einen der klassischen vier Instrumentalbereiche des Marketings dar. Neben ihm existieren die Bereiche der Produkt-, Preis- und Kommunikationspolitik, aus denen sich durch koordinierte situationsbezogene Abstimmung und Ausgestaltung der sogenannte Marketing-Mix ergibt. Vgl. Steffenhagen, H. (1993), Sp. 23 - 28. 53 Der Prozeß der Kundeninteraktion umfaßt die aneinander orientierten verbalen und non-verbalen Aktionen zwischen Unternehmen und Kunden, wobei Aktion und Reaktion interdependent sind. Vgl. Kern, E. (1987), S 7. 10 2.1 Klärung der zentralen Begriffe Leistungsverwertung im Sinne einer Güterübertragung befaßt.54 Der Aufgabenbereich der Kundeninteraktion beinhaltet dabei nicht nur den eigentlichen Verkaufsakt im juristischen Sinn der Übertragung von Verfügungsrechten, sondern auch die vorbereitenden und nachbereitenden Aktivitäten, die die Verkaufsakte unterstützen bzw. bedingen.55 Der Vertrieb stellt daher eine wesentliche unternehmensseitige Schnittstelle zum Kunden dar.56 Um die Vertriebsarbeit einer systematischen Koordination und gezielten Verbesserungen zugänglich zu machen, müssen die Vertriebsprozesse in geordneten Strukturen und nachvollziehbaren Abläufen erfolgen.57 Dieses methodische Erfordernis verlangt nach einem Gestaltungsrahmen, dessen allgemeine Entsprechung sich im bereits dargestellten prozessualen Managementverständnis findet. Übertragen auf den Funktionsbereich des Vertriebs, ergibt sich für diese Arbeit die folgende Definition: Definition 3: Vertriebsmanagement Vertriebsmanagement umfaßt die Aufgaben der zielbezogenen Gestaltung und Steuerung von Entscheidungsprozessen in der Vertriebsarbeit zum Zweck der Schaffung und Sicherung von finanziellen Erfolgsbeiträgen für das Unternehmen.58 Entsprechend der Ausrichtung der Entscheidungsprozesse auf ihre Bezugsobjekte können verschiedene inhaltliche Gestaltungsbereiche im Vertriebsmanagement differenziert werden. Sie reichen von der Gestaltung der Vertriebsorganisation im Hinblick auf die Auswahl von Verkaufsorganen, der Einteilung in räumliche Verkaufsbezirke und der räumlichen Aufteilung von Vertriebsniederlassungen über die Gestaltung von vertrieblichen Logistiksystemen mit den Teilbereichen Auftragsabwicklung, Lagerhaltung und Transport bis zu der Gestaltung der Personalentwicklung und -motivation im Hinblick auf die Ausgestaltung der Weiterbildung 54 Vgl. Pepels, W. (2002), S. 5; Winkelmann, P. (2000), S. 14; Specht, G. (1998), S. 4. An dieser Stelle sei angemerkt, daß der Begriff und der Aufgabenbereich des Vertriebs insbesondere in Abgrenzung zum Marketing in der Literatur nicht einheitlich Verwendung findet. Vgl. dazu auch Belz, Ch./Reinhold, M. (1999), S. 10. So kommt es beispielsweise zu Abgrenzungsproblemen im Rahmen der Kommunikationspolitik zwischen den Bereichen Marketing und Vertrieb. Vgl. Czech-Winkelmann, S. (2002), S. 53. Zu den Grundformen der organisatorischen Beziehung zwischen Marketing und Vertrieb vgl. auch Bruhn, M. (1990), S. 260 264. 55 Diese auch als After- und Pre-Sales-Service bezeichneten Aufgaben vergrößern das vertriebliche Organisations- und Gestaltungsfeld. Neben dem eigentlichen Verkaufen „... geht es um die Betreuung von Kunden, die Gewährleistung von Service, die Versorgung der Geschäftsleitung mit Informationen sowie ... um die Warenauslieferung und das Inkasso.“ Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 484. 56 Um ein einheitliches und abgestimmtes Vorgehen an der Kundenschnittstelle zu ermöglichen, sind die Aktivitäten der Bereiche mit direktem Kontakt zum Kunden wie Marketing und Service aufeinander abzustimmen und koordiniert zu gestalten. Dieser Integrationsaufgabe im Verantwortungsbereich des Vertriebs zur Gestaltung einer einheitlichen Schnittstelle des Unternehmens zum Kunden wird zunehmend Bedeutung beigemessen. Vgl. dazu Reichwald, R./Bastian, C./Lohse, C. (2000), S. 6; Bauer, R.A. (2000), S. 42 - 48. 57 Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 142. 58 Vgl. dazu auch Hoppen, D. (1999), S. 6; Kuhlmann, E. (2001), S. 15. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 11 und die Schaffung von vertrieblichen Anreizsystemen.59 Die verschiedenen Gestaltungsbereiche bilden einerseits die organisatorischen Voraussetzungen für die Durchführung des eigentlichen Vertriebsprozesses im Sinne einer Kundeninteraktion, werden jedoch andererseits gleichzeitig durch die Anforderungen an einen situationsspezifischen Vertriebsprozeß sowie seine Erfolgswirksamkeit im Zeitablauf bedingt.60 Das impliziert, daß ausgehend von einer bestehenden Ausgangssituation in bezug auf eine gegenwärtige Ausprägung der Gestaltungsbereiche ein kontinuierlicher Adaptionsbedarf, determiniert durch die Ergebnisse der Kundeninteraktionen, besteht. Somit bildet die Gestaltung der Kundeninteraktion als eigentliches wertschöpfendes Element der Vertriebsarbeit einen zentralen Bestandteil des Vertriebsmanagements.61 Nachdem die Gestaltung der Kundeninteraktion als ein wesentlicher Bestandteil des Vertriebsmanagements identifiziert worden ist, soll dieser Bereich nun näher charakterisiert werden. Er ist Gegenstand der folgenden Betrachtungen für die weitere Eingrenzung des zu lösenden Problembereiches. 2.1.4 Kundenbearbeitung Die Kundenbearbeitung umschreibt in der Vertriebsarbeit den Prozeß der Kundeninteraktion.62 Er umfaßt die anbahnende Pre-Sales-Phase, die eigentliche Verkaufsphase und die nachbereitende bzw. die die nächste Pre-Sales-Phase vorbereitende After-Sales-Phase.63 Diese Aufgaben können als Transformationsaufgaben interpretiert werden.64 Wird diese Sicht auf 59 Zu den einzelnen Gestaltungsbereichen im Vertriebsmanagement vgl. auch Goehrmann, K.E. (1984); Ahlert, D. (1996); Witt, J. (1996); Specht, G. (1998); Belz, Ch./Reinhold, M. (1999); Dehr, G./Donath, P. (1999); Hoppen, D. (1999); Kleinaltenkamp, M./Plinke, W. (1999); Reichwald, R./Bullinger, H.-J. (2000); Kuhlmann, E. (2001). 60 Vgl. Goehrmann, K.E. (1984), S. 67 f. 61 Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 142; Hoppen, D. (1999), S. 6. Die Bedeutung und Aktualität dieses Betrachtungsbereiches wird durch die gegenwärtigen Ergebnisse der theoretischen Marketingforschung sowie durch die Entwicklung der technologischen Möglichkeiten im Bereich der computerunterstützten Vertriebsarbeit zusätzlich betont. Einer verstärkten Kundenorientierung und Kundennähe wird hohe Bedeutung beigemessen. Konstrukte wie Kundenloyalität, Kundenbindung, Kundenwert etc. rücken den Kunden in den Mittelpunkt der Betrachtungen und versuchen, neue Denkansätze und Erklärungsmuster wissenschaftlich fundiert zu generieren. Vgl. dazu Bruhn, M./Homburg, C. (1999); Homburg, C./Werner, H. (1998); Kleinaltenkamp, M./Plinke, W. (1997). Gleichzeitig bieten technologisch basierte Ansätze wie Customer Relationship Management die Möglichkeit, die Vertriebsarbeit auf eine neue Qualitätsstufe zu stellen. Vgl. dazu Schwetz, W. (2001); Rapp, R. (2000). Dafür erscheint es jedoch notwendig, entsprechend operationalisierbare und praktisch realisierbare Gestaltungskonzepte für die Vertriebsarbeit abzuleiten. Vgl. Dangelmaier, W./Uebel, M./Helmke, S. (2002), S. 6 ff. 62 Zur Kundeninteraktion vgl. auch Fußnote 53. 63 Vgl. dazu auch Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 484. Die Hauptaufgabe der Vertriebsmitarbeiter in diesem Zusammenhang ist es, die Beziehung zum Kunden herzustellen und aufrechtzuerhalten. Vgl. Bauer, R.A. (2000), S. 39. Vgl. zum Verkaufsprozeß auch Kapitel 3.1.2. 64 Die Struktur von Transformationsaufgaben läßt sich mit Hilfe von Input-Output-Modellen beschreiben, bei denen Inputs zu Outputs transformiert werden. Vgl. Ferstl, O.K./Sinz, E.J. (1998), S. 30 f. Diese Transformation bildet einen zentralen Gegenstand einer Aufgabe. Die Überführung der Inputs zu Outputs erfolgt dabei über Verrichtungen, die sich in einer innensichtorientierten Aufgabenbetrachtung je nach Detaillierungsgrad verfeinern oder vergröbern lassen. Vgl. dazu auch Fußnote 44. Diese Sichtweise findet neben Bereichen 12 2.1 Klärung der zentralen Begriffe den Prozeß der Kundeninteraktion angewendet, stellen die Kunden gleichzeitig die Input- und Outputobjekte des Transformationsprozesses dar. Der Transformationsprozeß selbst wird durch die Verrichtungen innerhalb der Kundeninteraktion abgebildet, zu deren Realisierung vertriebliche Ressourcen benötigt werden (siehe dazu Abbildung 3). Transformation Input (Kunde) Output (Kunde) Ressource (Vertrieb) Abbildung 3: Kundenbearbeitung als Transformationsaufgabe Ziel des Transformationsprozesses ist es, die Zustände der Inputobjekte in die definierten Soll-Zustände der Outputobjekte zu transformieren.65 Im hier vorliegenden Fall besteht der anzustrebende Soll-Zustand in bezug auf die Kunden darin, Transaktionen mit möglichst hohem finanziellen Erfolgsbeitrag für das Unternehmen abzuschließen.66 Der Soll-Zustand ist dabei über entsprechende Sach- und Formalziele zu konkretisieren. Definition 4: Sachziele Sachziele spezifizieren die anzustrebenden mengenmäßig-zeitlichen Ergebnisse der Ausführungshandlungen im betrachteten Unternehmenssystem. Dabei ist der Endzustand durch konkrete Merkmale charakterisiert.67 Definition 5: Formalziele Formalziele spezifizieren die im Rahmen der Ausführungshandlungen anzustrebenden wirtschaftlich-finanziellen Ergebnisse im betrachteten Unternehmenssystem.68 in der Wirtschaftsinformatik insbesondere bei der Beschreibung von Produktions- bzw. Fertigungsprozessen ihre Anwendung. Vgl. Langemann, T. (1999), S. 10. 65 In bezug auf einen Kunden entspräche diese Transformationsaufgabe in Analogie zur Fertigungssicht der Struktur eines einstufigen, einteiligen Erzeugnisses im Rahmen einer durchlaufenden Transformation. Zu den entsprechenden Produktionsbeschreibungen vgl. Kuhn, A. (1999), S. 79, 88 f. 66 Da der Einsatz der zur Kundenbearbeitung notwendigen vertrieblichen Ressourcen mit einem Werteverzehr verbunden ist, muß dieser entsprechend bei der Beurteilung des geschaffenen Erfolgsbeitrages berücksichtigt werden. 67 Vgl. Laux, H./Liermann, F. (1993), S. 4; Weber, J. (1995), S. 74. 68 Vgl. Ferstl, O.K./Sinz, E.J. (1998), S. 66; Weber, J. (1995), S. 74. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 13 Das Ergebnis zahlreicher Ausführungshandlungen im Rahmen des Kundenbearbeitungsprozesses sind nicht die primären Absatzmengenobjekte69, sondern vielmehr sekundär erbrachte Leistungsobjekte im Rahmen Kundeninteraktionen. Sie sollen den Absatz der Primärleistungen ermöglichen und unterstützen.70 Die Sachzielinhalte in der Kundenbearbeitung sind daher um diese Dimension, im folgenden als sekundäre Leistungsobjekte bezeichnet, zu ergänzen, ohne jedoch die Relation zur primären Leistungsebene zu verlieren. Die Sachzielinhalte der primären Leistungsobjekte sind dabei mit denen der sekundären Leistungsobjekte über eine Instrumentalrelation im Sinne einer Zielkette miteinander verbunden.71 Ein möglicher Verlust des primären Leistungsbezugs liegt insbesondere darin begründet, daß in der Kundenbearbeitung im Unterschied zu den Sachzielobjekten in den Bereichen des primären Absatzes, der Produktion und der Beschaffung weder eine totale noch eine partielle Objektidentität in bezug auf die Sachzielinhalte der primären Leistungsebene vorliegt.72 In Hinblick auf den realisierenden Aspekt der Kundenbearbeitung ergibt sich für die vorliegende Arbeit die folgende Begriffsbestimmung. Definition 6: Kundenbearbeitung Kundenbearbeitung umfaßt alle ausführenden und unterstützende Aktivitäten im Rahmen der Kundeninteraktion mit dem Ziel, die angestrebten Soll-Zustände bei involvierten Kunden zu erreichen. 2.1.5 Steuerung Unternehmen stellen sozio-technische Systeme dar, die in ihrer Wirkungsweise als Handlungssysteme73 interpretiert werden können. Der betriebliche Funktionsbereich des Vertriebs und mit ihm die Kundenbearbeitung ist daher, im Sinne eines betrieblichen Subsystems, über 69 Im Unternehmen werden traditionell die interdependenten Sachzielinhalte Absatzmengenobjekte, Produktionsmengenobjekte und Beschaffungsmengenobjekte unterschieden. Vgl. Weber, J. (1995), S. 81. 70 Diese Unterstützungsfunktion liegt darin begründet, daß durch die bei der Kundeninteraktion erbrachten sekundären Leistungen offene Bedürfnisbereiche wie Informations-, Vertrauens-, Absicherungsbedürfnisse etc. abgedeckt werden sollen, bevor die eigentliche Transaktion stattfindet bzw. überhaupt stattfinden kann. Vgl. Meffert, H. (1998), S. 144 ff. Diese sekundären Leistungen dienen dazu, den Kundenzustand im Ergebnis über ein oder mehrere Zwischenzustände in den gewünschten Soll-Zustand zu transformieren. 71 Im Gegensatz zur Zielhierarchie, die durch die Bildung unterschiedlicher Abstraktionsklassen charakterisiert und durch logische Ableitung a priori bestimmbar ist, müssen die Aussagen zu echten Instrumentalrelationen empirisch begründet sein. Vgl. dazu allgemein Ropohl, G. (1979), S. 117 - 119. 72 Eine totale Objektidentität liegt zwischen den Sachzielinhalten Absatzmengenobjekte und Produktionsmengenobjekte vor (Ausnahme: Es erfolgt keine Eigenerstellung. In diesem Fall wäre bei Vernachlässigung von Lageraspekten totale Objektidentität zwischen den Absatzmengenobjekten und den Beschaffungsmengenobjekten gegeben). Eine zumindest partielle Objektidentität ist zwischen Produktionsmengenobjekten und den Beschaffungsmengenobjekten gegeben. Beschaffte Teile, Komponenten etc. werden quasi als Outputobjekte des Beschaffungssystems zu Inputobjekten des Produktionssystems. 73 Für die Erklärung abstrakter Handlungssysteme wird das Grundmodell der allgemeinen Systemtheorie realtheoretisch interpretiert, indem seine Elemente mit theoretischen Konstrukten der allgemeinen Handlungstheorie belegt werden. Zur Theorie abstrakter Handlungssysteme vgl. Ropohl, G. (1979), S. 104 - 139. 14 2.1 Klärung der zentralen Begriffe eine Vererbungsrelation als Handlungssystem zu verstehen. Die Strukturen von Handlungssystemen sind aus Abbildung 4 ersichtlich. Aufbaustruktur Ablaufstruktur Start ZS - Setzen eines Zieles Zielsetzungssystem (ZS) IS - Planen und Auslösen der Umgebungsveränderung Informationssytem (IS) AS - Veränderung der Umgebung über Aktionselemente Ausführungssystem (AS) IS - Aufnehmen von Informationen über Resultat der Veränderung Nei IS - Ziel erreicht? Ja Stop Abbildung 4: Strukturen von Handlungssystemen Quelle: In Anlehnung an Grochla, E. (1975), S. 13; Ropohl, G. (1979), S. 131, 137. Bestehende Ziele im Unternehmen lassen sich danach nur über die Veränderung des relevanten Umfelds im Rahmen der ausführenden Handlungen des Ausführungssystems erreichen. Dazu ist es notwendig, das Ausführungssystem im Sinne einer zielorientierten Beeinflussung zu lenken. Als grundlegende Lenkungsprinzipien stehen dafür der Regelungs- und der Steuerungsansatz zur Verfügung.74 Während bei der Steuerung das Informationssystem, das seinerseits über bestimmte Zielvorgaben verfügt, über geeignete Lenkungsanweisungen das Ausführungssystem zur Erreichung eines gewünschten Zustandes lenkt, umfaßt die Regelung zusätzlich eine Rückkopplungskomponente, welche bestehende Soll-Ist-Abweichungen zwischen Zielen und realisierten Ergebnissen erfaßt und an das Informationssystem weiterleitet. Das Informationssystem ist nun in der Lage, durch geeignete Steuerungsimpulse auf diese Abweichungen im Sinne einer Anpassung zu reagieren.75 Bei integrativer Betrachtung kommt der Steuerung im Modell der Un- 74 Vgl. Schiemenz, B. (1993), Sp. 4132. 75 Vgl. dazu allgemein Schiemenz, B. (1982), S. 27 - 37 sowie zur modellhaften Betrachtung von Unternehmen als kybernetischer Regelkreis vgl. Grochla, E. (1975), S. 30 f.; Wild, J. (1982), S. 34; Ferstl, O.K./Sinz, E.J. (1998), S. 28 - 30. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 15 ternehmung als kybernetischer Regelkreis lediglich eine Übermittlungsfunktion vom Informations- zum Ausführungssystem zu, die die Durchführung der Planungsergebnisse veranlaßt.76 Für die vorliegende Arbeit wird dieser engen regelungstechnisch-kybernetischen Interpretation nicht uneingeschränkt gefolgt, sondern eine controllingorientierte Sicht eingenommen. Sie interpretiert die Steuerung nicht als reine Übertragungsfunktion innerhalb eines kybernetischen Regelkreises, sondern kehrt die Sichtweise um, indem unter Steuerung das Erreichen eines gewünschten Systemzustands verstanden wird und sie sich zu diesem Zweck eines Regelungsansatzes bedient.77 Diese Sichtweise ist dadurch charakterisiert, daß das Planungs- und das Kontrollsystem integrative und zu koordinierende Bestandteile von Konzepten zur Unternehmenssteuerung sind.78 Eine so verstandene Steuerung bezeichnet somit die Lenkung von Unternehmenssystemen oder Unternehmensteilsystemen durch die koordinierte Abstimmung von Planung und Kontrolle bei Ausrichtung auf übergeordnete Zielvorgaben. Bei dieser Sicht werden eine Planungskomponente mit ihren im Ergebnis konkretisierten Lenkungsgrößen, eine Kontrollkomponente sowie deren integrative Verknüpfung zu zentralen Bestandteilen eines Steuerungsansatzes.79 Definition 7: Steuerung (betriebliche) Steuerung bezeichnet die Beeinflussung eines betrieblichen Systems durch Vorgabe von Lenkungsgrößen zur Erreichung betrieblicher Ziele. Diese Lenkungsgrößen beeinflussen als Inputgrößen die Outputgrößen des betrieblichen Systems 76 Vgl. dazu Stroebel, M. (1997), S. 16. HAHN hingegen interpretiert die Steuerungsfunktion erweitert, indem er die detaillierte Festlegung der Ausführung auf Basis der Planergebnisse mit einbezieht. Vgl. Hahn, D. (1993), Sp. 3186. Dies impliziert jedoch, daß die Planergebnisse einen entscheidungsbezogenen Freiraum beinhalten, der durch die Steuerung ausgefüllt werden muß. Wird dieser Freiraum wiederum als handlungsorientierte Entscheidungssituation verstanden, gelten somit dieselben handlungssystematischen Implikationen wie zuvor. 77 Diese beiden Auffassungen sind nicht als konträr zu einander zu sehen, sondern widerspiegeln lediglich zwei Seiten der selben Medaille im Sinne einer Makro- und Mikrosicht. Die Makrosicht sieht in der Steuerung die Auslösung von Anpassungsmaßnahmen in bezug auf das ausführende System, um die Planziele zu erreichen. Vgl. Popp, W. (1993), Sp. 3217. Diese Maßnahmen, die eindeutig beschriebene Anweisungen für die durchzuführenden Handlungen darstellen, sind als Lenkungsgrößen zu verstehen, deren Spezifikation und Wirkungen auf die Veränderung des Zustands des ausführenden Systems im Sinne von Gesetzmäßigkeiten genau bekannt sind. Die Mikrosicht der Steuerung setzt die Spezifikation und Anpassung der Lenkungsgrößen in den Mittelpunkt der Betrachtungen. Die Lenkungsgrößen dienen dazu, Zielvorgaben als Ergebnisse einer übergeordneten Planung in konkretere, detailliertere Vorgaben des ausführenden Systems zum Zwecke der Zielerreichung zu überführen. Die Vorgabe dieser Lenkungsgrößen impliziert jedoch selbst einen planenden Aspekt sowie bei bestehenden Unsicherheiten in bezug auf die unterstellte Wirkung einen kontrollierenden Aspekt, dessen Ergebnisse wiederum bei der zukünftigen Planung der Lenkungsgrößen berücksichtigt werden müssen. Vgl. dazu Wild, J. (1982), S. 13; Ferstl, O.K./Sinz, E.J. (1998), S. 34 sowie die Ausführungen in Fußnote 76. 78 Vgl. allgemein dazu Küpper, H.-U. (1987), S. 99; Schierenbeck, H. (1993), S. 114; Delfmann, W. (1993), Sp. 3233; Weber, J. (1995), S. 164 ff. Für diese Sichtweise der Steuerung im Bereich des Vertriebs vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 361 ff. 79 Je nach Art und Ausgestaltung der Lenkungsgrößen können unterschiedliche betriebswirtschaftliche Steuerungsinstrumente wie z. B. Budgetierungs- und Lenkungspreisansätze unterschieden werden. Vgl. dazu Küpper, H.-U. (1993), Sp. 658 f. 16 2.1 Klärung der zentralen Begriffe aufgrund der diesem System innewohnenden unterstellten Wirkungszusammenhänge.80 Die Bestimmung der Vorgabegrößen mit Lenkungscharakter ist dabei Aufgabe einer Planungskomponente. Planung soll in diesem Zusammenhang als systematisches, zukunftsbezogenes Durchdenken und Bestimmen von Wegen zur künftigen Zielerreichung verstanden werden.81 Sie ist als ein prospektives Denkhandeln zu interpretieren, bei dem eine geistige Vorwegnahme und Festlegung eines zukünftigen Tathandelns erfolgt.82 Planung ist somit als komplexer Denk- und Informationsverarbeitungsprozeß zu charakterisieren. Die dafür verwendeten Informationen bilden reale oder gedachte Sachverhalte ab. Diese zukunftsgerichtete Betrachtung ist mit Unsicherheit belegt, wenn infolge der Verwendung von unvollkommenen Informationen83 der Eintritt von zukünftigen Ereignissen nicht zweifelsfrei vorhergesagt werden kann. Eine bestehende Unsicherheitssituation läßt sich in Erwartungsstrukturen überführen, indem gegenwärtige Vorstellungen über das Aussehen zukünftiger Datenkonstellationen berücksichtigt werden.84 Die Ergebnisse eines Planungsprozesses bestehen aus Vorgaben mit Zielcharakter. Je nach Ausrichtung dieser Vorgabewerte lassen sich Pläne hinsichtlich Umfang, Dimension, Tiefe und zeitlicher Reichweite differenzieren.85 Die Kontrolle stellt das Bindeglied zu nachfolgenden Planungsprozessen dar. Ihr obliegt es, die realisierten Ergebnisse im Rahmen des betrieblichen Geschehens (Ist-Werte) mit den Vorgabewerten (Soll-Werte) zu vergleichen86 und bestehende Abweichungen zu untersuchen.87 Planung und Kontrolle bedingen sich gegenseitig, da die Ergebnisse von Kontrollprozessen in 80 Vgl. dazu allgemein Fuchs, H. (1974), S. 84; Schiemenz, B. (1982), S. 28. 81 Vgl. Wild, J. (1982), S. 13. 82 Vgl. Kosiol, E. (1967), S. 79. 83 Die Unvollkommenheit von Informationen bezieht sich auf das zu lösende Entscheidungsfeld in der Planung. Es bezeichnet den Zusammenhang zwischen Handlungen und den damit verbundenen Konsequenzen. Diese sind abhängig vom eintretenden Zustand der Umwelt. Die unvollkommenen Informationen bezeichnen dabei die fehlende Kenntnis von einzelnen Entscheidungsparametern als auch die Möglichkeit des alternativen Eintretens von mehreren Umweltzuständen. Vgl. Zwehl, W.v. (1993), Sp. 921; Laux, H. (1998), S. 335 ff. 84 Vgl. Mag, W. (1993), Sp. 3202. 85 Der Umfang eines Planes bezeichnet den betrieblichen Bereich den er umfaßt. Je nach Größe und Anzahl der betrieblichen Bereiche können Pläne in Teilpläne aufgespalten werden, deren Umfang sich dann entsprechend verringert. Die Dimension eines Planes kennzeichnet die Art des Vorgabeparameters. Er bestimmt, ob es sich um eine Arten-, Mengen-, Zeit- oder Werteplanung handelt. Die Tiefe eines Planes beschreibt den Detaillierungsgrad der durch die Planung festgelegten Vorgabewerte. Je weniger detailliert die Vorgabewerte sind, um so mehr Freiheitsgrade bestehen bei der Realisation des Planes bzw. desto mehr Raum ist für nachgelagerte Detailpläne gegeben. Die zeitliche Reichweite gibt den Zeitraum an, den die Vorgabewerte umfassen. Es werden dabei, wie schon erwähnt, kurz-, mittel und langfristige Pläne unterschieden. Vgl. Schierenbeck, H. (1993), S. 112 f. 86 Ziel solcher Vergleiche ist die Überprüfung der Soll-Wert-Einhaltung. 87 Vgl. Olfert, L./Rahn, H.-J. (1997), S. 508; Böcker, F. (1988), S. 24. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 17 Plananpassungen münden und auch Grundlage für neue Planungen sind.88 Bei der Verarbeitung von Kontrollinformationen nimmt die Abweichungsanalyse89 eine besondere Stellung ein. Sie untersucht die Ursachen für mögliche Abweichungen. Abweichungsursachen können sowohl im Bereich der Planung als auch im Bereich der Realisationsträger und -bedingungen liegen.90 Die Identifikation von Abweichungsursachen ist dabei notwendige Voraussetzung für die Bestimmung und Einleitung korrigierender Handlungen. Nach dem Bezugsobjekt der Korrekturentscheidungen sind zwei Anpassungsebenen zu unterscheiden.91 (Neu-)Entwurf eines für die Steuerung relevanten Zukunftsbildes des Unternehmens (Planung) Feed-back Erfassung des eingetretenen Ist-Bildes des Unternehmens in seiner Umwelt in den geplanten Realitätsausschnitten (IstErfassung) Vergleich der geplanten und der eingetretenen Situation (Kontrolle) Ergreifen von Handlungen zur Anpassung der Planung an die verändert eingeschätzte Umwelt Ergreifen von Handlungen zur Anpassung der Durchführung des geplanten Verhaltens an die Planung (Versuchte) Realisation des geplanten Verhaltens Feed-forward Abbildung 5: Schematische Darstellung des Planungs- und Kontrollregelkreises Quelle: In Anlehnung an Weber, J. (1995), S. 165. Ist bei den Vorgabewerten der Planung von einer hohen Validität auszugehen, besteht der Anpassungsbedarf darin, die Ausführungshandlungen dem Gewollten anzupassen. Kontrollinformationen, die eine Veränderung der Realisation bedingen, sind der Feed-back-Kontrolle zuzurechnen. Unterliegen hingegen die in der Planung einbezogenen Einflußgrößen und Prämissen selbst gewissen Unsicherheiten und Veränderungen, kommt den Kontrollinformationen der Zweck zu, die Planung selbst zu aktualisieren bzw. Teile des Planungsansatzes anzu- 88 Vgl. Küpper, H.-U. (1993), Sp. 653. WILD charakterisiert diese Beziehung treffend mit: „Planung ohne Kontrolle ist ... sinnlos, Kontrolle ohne Planung unmöglich.“ Wild, J. (1982), S. 44. So sind die Soll-IstVergleiche der Kontrolle ohne die Vorgabewerte der Planung nicht durchführbar. Gleichzeitig kann jedoch auch die Planung ihre Steuerungsfunktion nur über die Kontrolle erfüllen. 89 Eine Analyse bezeichnet die zielgerichtete Aufspaltung eines Analyseobjektes in Teilobjekte zum Zwecke des Erkenntnisfortschritts in Richtung des Analysezieles. Das Vorgehen bei der Analyse wird dabei durch das zugrunde liegende theoretisch oder empirisch begründete Denkmodell determiniert. Die Auswahl des Grundmodells richtet sich rationaler Weise nach dem intendierten Analysezweck. Zur Analyse von Systemen vgl. Lindtner, P. (1993), S. 623 f. 90 Vgl. Delfmann, W. (1993), Sp. 3233. 91 Zu dieser Unterscheidung vgl. Weber, J. (1995), S. 164 - 166. 18 2.1 Klärung der zentralen Begriffe passen. Diese Kontrollinformationen sind der Feed-forward-Kontrolle zuzuordnen.92 Der Zusammenhang zwischen beiden „Kontrollschleifen“ ist schematisch aus Abbildung 5 ersichtlich. 2.1.6 Steuerung der Kundenbearbeitung Durch Art und Dimension von vertrieblichen Vorgabegrößen mit Steuerungscharakter werden die Rahmenbedingungen, aber auch die Freiräume bei der Ausrichtung und Durchführung von Ausführungshandlungen im Bereich der Kundenbearbeitung festgelegt. Dabei können unterschiedliche Ebenen von vertrieblichen Entscheidungs- und Aktionsbereichen unterschieden werden. Diese Differenzierung dient dazu, den Steuerungsbereich des in dieser Arbeit zu entwickelnden Modells in den diesbezüglichen Gesamtkontext einzuordnen und gleichzeitig hinsichtlich seiner inhaltlichen Ausrichtung abzugrenzen. Im strategischen Bereich sind insbesondere Entscheidungen über die Wahl von Absatzkanälen bzw. Verkaufsorganen zu treffen. Des weiteren sind die Gestaltung der funktionalen Vertriebsorganisation festzulegen, strukturelle Entscheidungen hinsichtlich der Verteilung von Vertriebsniederlassungen sowie der räumlichen Definition des Absatzgebietes zu fällen.93 Diese Entscheidungsbereiche definieren die konzeptionellen, längerfristig ausgerichteten Rahmenbedingungen. Sie bilden als Voraussetzung einen ersten steuernden Entscheidungskomplex, unter dessen „Mantel“ sich die Kundenbearbeitung im Rahmen der Vertriebsaktivitäten vollzieht, um die strategisch avisierten, marktseitigen Unternehmensziele zu erreichen. Im operativ ausgerichteten Bereich der Kundenbearbeitung gilt es, eine Vielzahl von Einzelentscheidungen zu treffen, die die Erfolgswirksamkeit der Vertriebsarbeit beeinflussen und lenken. Insbesondere die Aufgabe der Steuerung von Verkaufsanstrengungen im Rahmen des persönlichen Verkaufs in Hinblick auf Kunden und Produkte, nimmt eine bedeutende Stellung in der Fachliteratur ein. Dies betrifft vor allem die Festlegung von Kundenzuständigkeiten sowie die unterjährige Steuerung der Besuchstätigkeit.94 Die in ihrem Umfang als komplex zu charakterisierende Problematik95 wird zu ihrer Lösung in der Regel auf dekompositionierte, möglichst voneinander unabhängige Partialprobleme mit unterschiedlicher Zielausrichtung 92 Eine andere in der Literatur vorzufindende Interpretation von Feed-forward-Kontrollen besteht in der intraperiodischen Vormeldung von bestehenden bzw. prognostizierten Abweichungen im Sinne eines Frühwarnsystems. Bei diesem Verständnis kommt es der Planung zu, den aufkommenden Abweichungen frühzeitig zu begegnen, um die Zielvorgaben bis zum Ende der Planungsperiode noch zu erreichen. Vgl. zu dieser Auffassung Delfmann, W. (1993), Sp. 3233. 93 Vgl. Ahlert, D. (1996), S. 22 ff.; Goehrmann, K.E. (1984), S. 152 ff. 94 Vgl. Albers, S. (1989), S. 51 f. 95 Diese Problematik besteht aus kombinierten Allokations-, Reihenfolge-, Zuordnungs- und Kapazitätsproblemen. Vgl. Albers, S. (1989), S. 54 f. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 19 zurückgeführt.96 Hier existieren eine Vielzahl von quantitativen Entscheidungsmodellen, die auf Basis von marginalanalytischen Ansätzen und mit Hilfe von Sales-Response-Funktionen versuchen, optimierte Lösungen für den abgegrenzten Teilbereich zu generieren.97 Die zur Bildung dieser Ansätze notwendige Problemdekomposition vernachlässigt dabei jedoch die zwischen den Teilbereichen bestehenden umsatz- und kostenseitigen Interdependenzen. Diese stehen einerseits einer Optimierung des Gesamtproblems entgegen, andererseits verhindern sie bei ganzheitlicher Betrachtung selbst die Optimierung eines Partialproblems.98 Zusätzlich macht die aktuelle Entwicklung und Nutzung alternativer Kontakt- und Anspracheformen eine Erweiterung des operativen Betrachtungsbereiches in der Kundenbearbeitung erforderlich.99 Dabei wird die Interaktion im Rahmen der Kundenbearbeitung neben der persönlichen Face-to-Face-Ansprache im Rahmen von Außendienstaktivitäten um weiter semipersönliche und unpersönliche Kommunikationskanäle erweitert.100 Die damit verbundenen Steuerungsaufgaben erhöhen zusätzlich die oben aufgeführte bereits bestehende operative Problemkomplexität. Der bestehende Entscheidungsfreiraum zwischen den strategisch steuernden Rahmenbedingungen sowie den strategisch ausgerichteten Vertriebszielen und den isolierten, meist unterjährig ausgerichteten Steuerungsvorgaben im Bereich der operativen Entscheidungsprobleme, wird durch eine koordinierende Steuerungsebene in der Kundenbearbeitung geschlossen. Sie bildet den zentralen Problembereich des in dieser Arbeit zu entwickelnden Modells. Diese Ebene bildet bei dem hier vorliegenden Verständnis das Bindeglied zwischen einer strategischen und einer stark operativ ausgerichteten Steuerungsintention in der Kundenbearbeitung. Wesentliche Charakteristika dieser Steuerungsebene in bezug auf den übergeordneten strategischen Bereich sind dabei die Einbeziehung strategischer Vorgaben sowie die zentrale Orientierung an ökonomischen Erfolgsgrößen zur Erreichung der finanziellen Unternehmensziele. Im Hinblick auf den dargestellten untergeordneten operativen Bereich hat die koordinierende Steuerungsebene eine Vorgabefunktion unter Bezugnahme auf eine ganzheitliche Betrachtung der Kundenbearbeitung als Handlungssystem. Sie stellt zentral Vorgabegrößen mit Lenkungscharakter für die Kundenbearbeitung in der nächsten Planungsperiode bereit, auf deren Basis im Anschluß weitere Entscheidungsfreiräume im unterjährigen opera96 Als zu lösende Teilprobleme im Rahmen einer Einsatzsteuerung des Außendienstes werden insbesondere die folgenden Bereiche angesehen: Bildung von Verkaufsgebieten, Bestimmung der Anzahl der Reisenden, Zuordnung von Reisenden auf Verkaufsgebiete, Tourenplanung, Besuchszeiten-Allokation. Vgl. Albers, S. (1989), S. 56 - 62; Gohrmann, K.E. (1984), S. 56 - 67. 97 Für eine ausführliche Darstellung dieser mathematisch-analytischen Ansätze vgl. Albers, S. (1989), S. 88 ff.; Hruschka, H. (1996), S. 270 ff. 98 Vgl. Goehrmann, K.E. (1984), S. 67 f. 99 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 302. 100 Als weitere Kommunikationskanäle sind hier hauptsächlich Telefon, Internet (z. B. Webseiten, Webformulare etc.), E-Mail, Fax, Briefpost, SMS sowie das mobile Internet (z. B. WAP etc.) zu nennen. Vgl. Hippner, H. /Wilde, K.D. (2002), S. 29 f. Zu den Funktionen und Eignungen unterschiedlicher Kontakt- bzw. Anspracheformen vgl. Weis, H.C. (1995), S. 32. 20 2.1 Klärung der zentralen Begriffe tiven Steuerungsbereich kontinuierlich zu schließen sind. Die lenkenden Vorgabegrößen dienen dabei dazu, den strategisch vorgegebenen „Kurs“ einzuhalten und bei absehbaren Abweichungen „gegenzulenken“.101 Aufgrund der inhaltlichen Einbettung der koordinierenden Steuerungsebene in eine strategische und operative Komponente, ist sie im hier dargstellten Problemkontext als taktisch ausgerichtete Steuerungsebene zu charakterisieren.102 Definition 8: Steuerung der Kundenbearbeitung Die Steuerung der Kundenbearbeitung basiert auf Modellen der Kundenbearbeitung und Informationen über vergangene, aktuelle sowie zukünftige Zustände im Rahmen der Kundenbearbeitung. Dabei umfaßt die Steuerung der Kundenbearbeitung die Durchführung der folgenden Teilaufgaben: 103 1. Die vorausschauende Festlegung von Solldaten über die quantitative und periodenbezogene Zuordnung von Kundenelementen für einen zielgerichteten Ablauf des Kundenbearbeitungsprozesses unter Berücksichtigung von bestehenden Sach- und Formalzielen. 2. Die Überprüfung, ob und in wieweit Abweichungen von den angestrebten Zuständen vorliegen. 3. Die Vornahme bzw. Initiierung von Anpassungen zur Reduzierung von bestehenden Abweichungen zwischen gewünschten und realisierten Zuständen unter Beachtung der durch die Modelle der Kundenbearbeitung gegebenen Konventionen und unter Berücksichtigung bestehender Vorgaben. Die dargestellte Steuerung der Kundenbearbeitung orientiert sich an explizit beobachtbaren und meßbaren ökonomischen Größen, die letztlich in die Fragestellung münden, wie der Einsatz von Vertriebsressourcen unter Berücksichtigung ökonomischer Aspekte der Kundenbearbeitung für die nächste Planungsperiode auszugestalten ist.104 Dazu bedarf es verschiedener Modellkomponenten, um die Fragestellung mit ihren unterschiedlichen Facetten zum einen abbildbar und zum anderen lösbar zu machen. Insbesondere spielt die dynamische Komponente eine wesentliche Rolle, um mit Hilfe einer Adaptionskomponente eine über den Zeitverlauf verbesserte und auf unterschiedliche Rahmenbedingungen der Unternehmensumwelt 101 Vgl. dazu auch Hoppen, D. (1999), S. 105. 102 Diese Charakterisierung bezieht sich dabei nicht auf den allgemeinen taktischen Aspekt eines zeitlich mittelfristig ausgerichteten Betrachtungshorizontes. Vgl. dazu auch Fußnote 48. Vielmehr ergibt sich die hier vorliegende inhaltliche Einordnung aus der übergeordneten Stellung dieser Ebene gegenüber den operativen unterjährigen Steuerungsaufgaben und der Berücksichtigung übergeordneter strategischer Zielsetzungen. 103 Vgl. dazu Dihlmann C. (1991), S. 157. Ein inhaltlich angelehntes Verständnis zur Steuerung findet sich auch im Fertigungsbereich. Vgl. dazu Holthöfer, N. (2000), S. 8 sowie Schneider, U. (1996), S. 6; Felser, W. (1996), S. 6. 104 In Hinsicht auf den zeitlichen Vorgriffshorizont wird hier auf die Dauer eines Geschäftsjahres abgestellt. 2.1 Klärung der zentralen Begriffe 21 reagierende Lösung zu erhalten. Dies spiegelt die integrative Gesamtsicht der zu gestaltenden Lösung auf die Thematik der Steuerung der Kundenbearbeitung wider. 2.1.7 Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung Die Erfassung der betrieblichen Realität kann aufgrund ihrer Komplexität nur selektiv erfolgen.105 Dieser Anforderung, die mit der Notwendigkeit einer Abstraktion verbunden ist, wird durch die Bildung und Verwendung von Modellen entsprochen.106 Modelle dienen bei diesem Verständnis der zweckdienlichen Darstellung von als problematisch empfundenen existierenden Sachverhalten der betrieblichen Realität.107 Der Vorteil von Modellen liegt darin begründet, daß sie diese Sachverhalte über abstrahierende, auf einen festen Umfang beschränkte Modellelemente sowie Beziehungen zwischen ihnen beschreiben.108 Sie ermöglichen ein besseres Systemverständnis mit dem Ziel des Erkenntnisgewinns. Nach STACHOWIAK sind Modelle durch drei Hauptmerkmale, dem Abbildungs-, dem Verkürzungs- und dem Pragmatismusmerkmal charakterisiert.109 Um der Abbildungsbeziehung zwischen Original und Modell gerecht zu werden, ist es danach notwendig, den zu analysierenden Problembezug zu konkretisieren und einen geeigneten Abstraktionsgrad der Abbildung festzulegen. Definition 9: Modell „Ein Modell ist ein bewußt konstruiertes Abbild der Wirklichkeit110, das auf der Grundlage einer (Gegenstands-) Struktur-, Funktions- oder Verhaltensanalogie zu einem entsprechenden Original von einem Subjekt eingesetzt bzw. genutzt wird, um eine bestimmte Aufgabe lösen zu können, deren Durchführung mittels direkter 105 Vgl. Grochla, E. (1974), S. 15. Da Unternehmen offene sozio-technische Systeme darstellen, wird über den zu betrachtenden betrieblichen Realitätsausschnitt auch das zu betrachtende (Teil-)System definiert. 106 Vgl. Ferst, O.K./Sinz, E.J. (1995), S. 18. 107 Der reale Sachverhalt bezieht sich dabei auf eine Diskrepanz zwischen wahrgenommener Ist-Situation und beabsichtigter Soll-Situation. Der Darstellungszweck bezeichnet das Bedürfnis, diese identifizierte Diskrepanz zu beseitigen. Vgl. Zelewski, S. (1999), S. 44. Die Konkretisierung des Diskrepanzverständnisses beschreibt zum einen das Untersuchungsziel der Modellbildung und legt zum anderen fest, welcher Ausschnitt der Realität (Diskurswelt) problemrelevant ist. Vgl. Stickel, E. et al. (1997), S. 449. 108 Vgl. Kuhn, A. (1999), S. 7. 109 Das Abbildungsmerkmal kennzeichnet Modelle stets als Abbildungen bzw. Repräsentationen von Originalen, die selbst wiederum Modelle sein können. Das Verkürzungsmerkmal besagt, daß Modelle im allgemeinen nicht alle Attribute des Originals erfassen, sondern nur solche, die dem Modellerzeuger als relevant erscheinen. Über das Pragmatismusmerkmal wird ausgedrückt, daß die Zuordnungsbeziehung zwischen Original und Modell keinen Allgemeingültigkeitsanspruch erheben kann, sondern nur durch die konkret zu lösende Problem- bzw. Aufgabenstellung mit ihren zeitlichen und inhaltlichen Bezügen bedingt wird. Vgl. Stachowiak, H. (1973), S. 131 ff. 110 Bei der Forderung nach wirklichkeitsgetreuer Abbildung ist zu berücksichtigen, daß eine zu hohe Komplexität von Modellen ähnliche Probleme wie die abzubildende Realität selbst aufwerfen kann und deshalb die gedankliche Abstraktion das Original so weit vereinfachen muß, daß sich das Modell mit den kognitiven Kapazitäten des Menschen (auch unter Verwendung technologischer Hilfsmittel) noch handhaben läßt. Vgl. dazu Grochla, E. (1974), S. 15; Zelewski, S. (1999), S. 45. 22 2.1 Klärung der zentralen Begriffe Operation am Original zunächst oder überhaupt nicht möglich bzw. unter gegebenen Bedingungen zu aufwendig oder nicht zweckmäßig ist.“111 Bezogen auf den vorliegenden Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit ist die zu lösende Aufgabe die Steuerung der Kundenbearbeitung.112 In Anlehnung an die zuvor festgelegte Herangehensweise bezüglich der Zerlegung der Gesamtaufgabe in Teilaufgaben, gliedert sich das Lösungsmodell in eine Planungs- und eine adaptive Kontrollkomponente. Die Modellkomponenten sind dabei über einen Rückkopplungsmechanismus miteinander verbunden. Von seiner inhaltlichen Ausrichtung konzentriert sich das zu konzipierende Modell marktseitig auf betriebliche bzw. private Endverbraucher sowie leistungsseitig auf den Bereich der Investitions- bzw. langlebigen Konsumgüter.113 Um den abzubildenden Realitätsbereich der Kundenbearbeitung systematisch zu erschließen und einer Steuerung überhaupt erst zugänglich zu machen, bedarf es eines Vorentwurfes seines inhärenten Gegenstandes, der zu einem abgegrenzten und präziseren Verständnis führt.114 Dieses zu konzipierende Basismodell der Kundenbearbeitung bildet in seiner Gesamtheit ein möglichst eindeutiges Beschreibungs- und Denkmodell als Grundlage für die sich anschließende Steuerung der Kundenbearbeitung. Dazu sind entsprechende Konstrukte bereitzustellen, die es erlauben, die als relevant erachteten Merkmale der Kundenbearbeitung als auch die Beziehungen zwischen ihnen abzubilden.115 Diese Größen liefern die ökonomischen Basisdimensionen des betrachteten Steuerungsproblems. Auf dieser Basis ist ein Planungsmodell zu entwickeln, das auf den Erkenntnissen des Basismodells aufsetzt und darauf aufbauend die strukturierte Planung des Einsatzes der Vertriebsressourcen erlaubt. Dazu sind als Modellierungsaufgabe die hergeleiteten ökonomischen Basisdimensionen und die resultierenden intra- sowie interdependenten Zusammenhänge detailliert zu spezifizieren. Hieran schließt sich die Modellierung der ökonomischen Variablen des Planungsmodells an, welche die erarbeiteten Zusammenhänge in eine operationalisierte Form homomorph übersetzen. Die Konzeption und Umsetzung des Kontrollmodells der Kundenbearbeitung liefert durch den rückkoppelnden Charakter eine kontinuierliche Verbesserung der Initialisierungslösung des Planungsmodells. Dabei ist zwischen Feed-back- und Feed-forward-Rückkoppelungskomponenten zu unterscheiden. Durch die Feed-back-Rückkoppelung werden Hinweise für 111 Klaus, G./Buhr, M. (1975), S. 805. 112 Hier und im folgenden bezieht sich die Steuerung der Kundenbearbeitung immer auf den in Kapitel 2.1.6 spezifizierten Teilbereich der Steuerungsaufgabe in der Kundenbearbeitung. 113 Im Bereich der Investitionsgüter wird hier auf den Untertyp des Produktgeschäfts abgestellt. Zu der vorliegenden Typisierung vgl. Nieschlag, R./Dicht, E./Hörschgen, H. (1997), S. 34. 114 Zu der realtheoretischen Interpretation von Systemmodellen vgl. Ropohl, G. (1979), S. 105 ff. 115 Neben der Schaffung eines operationalisierten Verständnisses ist es Intention dieser Konzeption, einer interpretativen Beliebigkeit Grenzen zu setzen. 2.2 Anforderungen an das Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung 23 Anpassungsbedarf hinsichtlich der Umsetzungsqualität des aus dem Modell resultierenden Plans geliefert. Die Feed-forward-Komponente setzt an der systematischen Weiterentwicklung des Planungsmodells im unternehmensspezifischen Anwendungskontext an. Das zu konzipierende Modell mit seinen drei Teilmodellen Basismodell, Planungsmodell, Kontrollmodell, zielt auf eine ganzheitliche Lösung des Problems der Steuerung der Kundenbearbeitung in der identifizierten und in den vorherigen Kapiteln spezifizierten Lücke zwischen der strategischen und der operativen Kundenbearbeitung ab. Dabei wird im Rahmen des Modells auf explizit meßbare und beobachtbare Größen fokussiert, die kunden- bzw. kundengruppenindividuell betrachtet werden. 2.2 Anforderungen an das Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung Unter Berücksichtigung der Begriffsdefinitionen in den vorherigen Kapiteln sind die Anforderungen an das zu gestaltende Modell entsprechend der dargestellten Struktur der zu lösenden Aufgabe aufzuteilen. Demgemäß sind die Anforderungen an das Modell nach Anforderungen an das Basismodell, das Planungsmodell und das Kontrollmodell zu unterscheiden. Für alle drei Teilmodelle gilt als Anforderung, daß sie allgemeingültig modelliert werden, um sie im jeweiligen Unternehmenskontext anwenden zu können. Gleichsam ist das Abstraktionsniveau der Teilmodelle insoweit zu konkretisieren, als das Modell im praktischen Anwendungsfall umgesetzt werden kann. 2.2.1 Anforderungen an das Basismodell Die zentrale Anforderung an das Basismodell ist die Beschreibung der Interaktion zwischen Kunden und Unternehmen in einer konzeptionellen Informationsstruktur. Diese Anforderung ist im folgenden weiter zu konkretisieren, und im Anschluß jeweils detailliert zu spezifizieren. Um den skizzierten Problemkontext einer Steuerung zugänglich zu machen, sind als Basis eine statische und eine dynamische Modellkomponente abzubilden. Aus dem Zusammenhang zwischen statischer und dynamischer Modellkomponente entsteht das grundlegende Strukturierungsfundament, um später im Planungsmodell Wirkungshypothesen über Zusammenhänge und deren konkrete Instanzierung abbilden zu können. Mit der statischen Modellkomponente sind die Kundenelemente bzw. allgemeiner die Bedarfsträger zu einem festen Zeitpunkt in den für die dargestellte Steuerung der Kundenbearbeitung relevanten ökonomischen Dimensionen zu beschreiben. Durch die dynamische Modellkomponente sind die Veränderungen relevanter Attributausprägungen der Bedarfsträger während des Kundenbearbeitungsprozesses abzubilden. Die statische Modellkomponente stellt die für die Steuerung notwendige Bestandskomponente dar. Die dynamische Modellkomponente ist als Ablaufkomponente zu interpretieren, die zielgerichtet die konzeptionelle Informationsbasis semantisch erweitert. 24 2.2 Anforderungen an das Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung Für die Bestands- und Ablaufkomponente sind die unterschiedlichen Betrachtungszusammenhänge in Klassifikationsebenen des Basismodells zu strukturieren. Innerhalb der Klassifikationsebenen sind Abbildungskonstrukte für die beiden Modellkomponenten zu entwickeln. Als Klassifikationsebenen des Basismodells sind generisch die Transaktions-, Prozeß-, Zyklusund Leistungsebene zu unterscheiden. Im folgenden werden für die einzelnen Klassifikationsebenen, entsprechend der oben hergeleiteten Anforderungshierarchie, die Anforderungen an die zu konzipierenden Modellkonstrukte erläutert. In der Transaktionsebene sind die unterschiedlichen Bedarfsträger nach ihren ökonomischen Perzeptionen in Klassen einzuteilen (Poolbildung), damit eine zielgerichtete Ressourcenplanung darauf aufsetzen kann. Dazu ist als Konstrukt ein Mengenkonzept zu erstellen, das disjunkte Mengen abbildet und sämtliche Bedarfsträger eines Marktes einordnen läßt. Dies ist notwendig, um eine vollständige Marktabbildung zu erhalten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß nicht nur die Kundenelemente in Mengen abzubilden sind, die aktuell Transaktionen mit dem Unternehmen getätigt haben, sondern auch diejenigen, deren Transaktionsstatus davon abweicht. In der Prozeßebene ist der Kundenbearbeitungsprozeß abzubilden. Wesentlich ist hier die Darstellung einer durchgängigen Beschreibungslogik, die es erlaubt, neben den in der Arbeit verwendeten Referenzprozeßstufen weitere Prozeßstufen des Kundenbearbeitungsprozesses zu berücksichtigen. Zudem hat eine Hierarchisierung der Prozeßstufen zu erfolgen, so daß Teilprozesse einem Hauptprozeß zugeordnet werden können. Das im Rahmen der Transaktionsebene zu entwickelnde Klassifikationsmodell zur Erfüllung der Bestandskomponente des Modells ist um dynamische Konstrukte zu erweitern, um diese Bestandsystematik auch durchgängig für die Ablaufkomponente zu gestalten. Um den explizit beobachtbaren Zustand eines Kunden während des Kundenbearbeitungsprozesses durchgängig festzuhalten, ist auf technischer Modellierungsebene das Mengenkonzept zu erweitern, ohne die Anforderung der Disjunktivität zu verletzten. Zudem sind die möglichen Bearbeitungszustände der Kundenelemente während des Durchlaufens des Kundenbearbeitungsprozesses in einer geeigneten Aggregationsebene abzubilden. Diese Aggregationsebene ist so zu wählen, daß sie es ermöglicht, die Initiierungsrichtung, die tatsächliche Inanspruchnahme der Teilprozeßaktivitäten innerhalb eines Hauptprozesses sowie die Anzahl der durchlaufenen Aktivitätsphasen abzubilden. Gleichsam sind die bestehenden Handlungsalternativen der Kundenelemente so zu berücksichtigen, daß jedes Kundenelement stets einer definierten Menge zugeordnet ist. Die Zyklusebene hat der dynamischen Modellkomponente insofern Rechnung zu tragen, daß ein Kunde nicht nur einmalig eine Transaktion tätigt, sondern entsprechend des Grundgedankens der kontinuierlichen Kundenbearbeitung mehrfache sich wiederholende Transaktionen anzustreben sind. Dies unterstreicht die Bedeutung der Anforderungen an die Abbildung der Zyklusebene. Im Detail ist zu analysieren und sind darauf aufbauende Konstrukte zu entwickeln, welche bedarfs-logischen Ursachen verantwortlich sind, daß Folgekäufe durch Bedarfsträger getätigt werden. Dazu ist analog zum Mengenkonzept eine Beschreibungslogik zu 2.2 Anforderungen an das Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung 25 entwerfen, welche insbesondere zeitliche Übergangsrelationen und Überlappungen zwischen Erst- und anschließenden Folgebedarfen klassifiziert. Im Anschluß ist als weitere Bestandskomponente im Rahmen der Leistungsebene zu analysieren, welche grundlegenden Bedarfstypen, die eine weitere Steuerungsdimension darstellen, bei einem Kunden grundsätzlich existieren können. Diese sind wiederum überschneidungsfrei voneinander abzubilden. Um die Abhängigkeiten unter den einzelnen Bedarfen zu spezifizieren, müssen Beziehungsmuster zwischen den einzelnen grundlegenden Leistungstypen identifiziert werden. 2.2.2 Anforderungen an das Planungsmodell Grundlegend hat im Rahmen des Planungsmodells eine kundenindividuelle Bedarfsaufnahme zu erfolgen, um eine darauf aufsetzende zielorientierte, kundenindividuelle Umsatz-/Gewinnplanung zu ermöglichen. Das unterscheidet das zu konzipierende Modell von anderen Planungsansätzen, die vielfach nur eine Umsatzsituation fortschreiben oder den Umsatz als stetige Funktion in Abhängigkeit von Marketing- und Vertriebsmaßnahmen sehen, ohne den aktuellen Bedarf des Kunden in der Planungsperiode zu eruieren.116 Während diese Ansätze lediglich an der Größe Zeit als Bezugsgröße für die Umsatzentwicklung ansetzen bzw. in aggregierter Form über Marktreaktionsfunktionen Umsätze prognostizieren, ist auf Basis der kundenindividuellen Bedarfsprognose eine ursächliche Umsatzplanung zu konzipieren. Dazu ist der Kunde mit seinem Gesamtbedarf zu betrachten, also auch derjenige Bedarf zu berücksichtigten, den der Kunde bisher nicht bei dem betrachteten Unternehmen deckt. Um diese kundenindividuelle Bedarfsprognose zu ermöglichen, sind in zeitlicher Dimension die Bedarfe der Kunden für die jeweilige Planungsperiode zu bestimmen. Durch die Bedarfsperiodisierung sind die für die Planungsperiode relevanten Bedarfsträger zu identifizieren. Für die resultierenden Bedarfe ist ein Gliederungskonzept zu gestalten, das generische, grundlegende Bedarfstypen in Beziehung zur Zyklusebene weiter systematisiert und den Einfluß von Wettbewerbern auf die Bedarfsdeckung dokumentiert. Der Gesamtbedarf des Kunden ist auf das eigene Unternehmen zu projizieren. Dazu ist ein entsprechender Stauchungsfaktor als objektivierender Projektionsmaßstab zu entwickeln, der zu anspruchsvollen, aber erreichbaren Zielvorgaben führt. Die Bedarfsgrößen sind in Planumsatzgrößen zu transformieren, um sie vor dem Hintergrund des Optimierungsanspruchs des Planungsmodells ökonomisch vor dem dargestellten Steuerungshintergrund vergleichbar zu machen. Weiterhin müssen die Kosten der Kundenbearbeitung abgebildet werden. Hieran ist die Anforderung zu stellen, daß dies prozeßorientiert erfolgt und auf die im Rahmen der Gestaltung des Basismodells vorgenommene Abbildung des Kundenbearbeitungsprozesses aufsetzt. So muß der gesamte Prozeßbearbeitungskostensatz für einen Kunden vollständig disjunkt auf die einzelnen Teilprozesse aufteilbar sein. Ebenso muß die Gesamtsumme resultierender Prozeß116 Vgl. zur vertiefenden Diskussion dieses Aspektes die entsprechenden Ausführungen im Kapitel 3.2.1.2. 26 2.2 Anforderungen an das Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung kosten vollständig einzelnen Kundenelementen zugeordnet werden können. Hieran ist die Anforderung zu stellen, daß die Darstellung unterschiedlicher Bearbeitungsintensitäten offen abbildbar ist. Im Planungsmodell ist auf die entscheidungsrelevanten Kosten zu fokussieren. Residual verbleibende Kosten, wie z. B. die Produktkosten, die ursächlich nicht durch die Kundenbearbeitung beeinflußbar sind, sind lediglich unter Anwendung von ceteris-paribusAnnahmen zu berücksichtigen, um Aussagen zum Gesamterfolg ableiten zu können. Ebenso ist mit Störeffekten aus einer möglichen veränderten Preisgestaltung zu verfahren, so daß auch die Einflußvariable “Preis“ zu exogenisieren ist. Um die der Planung innewohnende Unsicherheit zu berücksichtigen, sind Plankaufwahrscheinlichkeiten abzubilden. Diese sind dahingehend zu unterscheiden, wie wahrscheinlich es ist, daß erstens ein als relevanter Bedarfsträger identifiziertes Kundenelement in der betrachteten Planungsperiode beim Unternehmen überhaupt einen Kauf tätigt und zweitens, von welchem ökonomischen Anteil bezüglich seines Gesamtbedarfs in der Periode auszugehen ist. Dem Anspruch Folge leistend, explizit meßbare und beobachtbare Größen zu verwenden, ist ein Wahrscheinlichkeitskonzept zu entwickeln, das die Kaufwahrscheinlichkeiten als operationalisierbare, prognostizierende objektive Wahrscheinlichkeitsgrößen abbildet.117 An die im Planungsmodell verwendete Zielfunktion, welche die Größen Plankosten, Planumsatz und Kaufwahrscheinlichkeiten verknüpft und darauf aufbauend die Konkretisierung des Einsatzes der Vertriebsressourcen kundenindividuell ermöglicht, sind folgende inhaltliche Anforderungen zu stellen: 1. Die Zielfunktion ist auf die dargestellten Ziele der Steuerung der Kundenbearbeitung auszurichten. 2. Die erarbeiteten kundenpoolbezogenen ökonomischen Größen müssen differenziert abzubilden sein. 3. Die erarbeiteten Wirkungsketten zwischen den modellexogenen und den modellendogenen Größen müssen entsprechend abgebildet werden. 4. Die im Rahmen der Zielfunktion zu betrachtenden Stellgrößen sind die unterschiedlichen Alternativen des Einsatzes der zur Verfügung stehenden Vertriebsressourcen. 5. Die Zielfunktion muß derart gestaltet sein, daß sie unabhängig vom Unternehmenskontext grundsätzlich anwendbar ist. Dabei ist zu beachten, daß die Einzelinstanzierungen der betrachteten Größen jedoch wiederum von den unternehmensindividuellen Instanzierungen abhängen. 6. Die aus der Anwendung des Kontrollmodells als notwendig erachteten Anpassungen hinsichtlich der Feed-forward-Adaption dürfen die Anwendbarkeit und Lösbarkeit der 117 Zur Unterscheidung objektiver und subjektiver Wahrscheinlichkeitsgrößen vgl. Berekoven, L./Eckert, W./Ellenrieder, P. (1996), S. 62 ff. 2.2 Anforderungen an das Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung 27 Zielfunktion nicht einschränken. Entsprechend ist die Zielfunktion hinsichtlich ihrer Robustheit auszugestalten. 7. Die Zielfunktion ist in einem operationalisierbaren Detaillierungsgrad abzubilden, der die Wirtschaftlichkeit der Anwendung des Modells in der Unternehmenspraxis nicht gefährdet. Als regulative Größen sind in bezug auf die ökonomische Optimierung Nebenbedingungen zu formulieren. Diese Nebenbedingungen betreffen operativ die Abbildung des maximal einsetzbaren Budgets an Vertriebsressourcen und strategische, aus den Unternehmenszielen abgeleitete Nebenbedingungen, wie z. B. hinsichtlich einer anzustrebenden Neukundengewinnungsquote. Insbesondere im Hinblick auf unterschiedliche Ausgestaltungsmöglichkeiten strategischer Nebenbedingungen ist ein generelles Vorgehen zur technisch umsetzbaren Abbildung der Nebenbedingungen als Ergänzung der Zielfunktion zu entwickeln. 2.2.3 Anforderungen an das Kontrollmodell Im Rahmen der Konzeption des Kontrollmodells sind die bereits erläuterten Feed-back- und Feed-forward-Komponenten zu unterscheiden. Demgemäß ist das aus der Planung resultierende Kontrollfeld systematisch aufzuteilen. Dazu sind Analysetypen zu konzipieren, die inhaltlich voneinander abgrenzbar sind und das Kontrollfeld vollständig abdecken. Des weiteren ist ein Bewertungsmaßstab zu entwickeln, der es ermöglicht, den Umfang von Transaktionen bedarfsorientiert und kundenindividuell zu beurteilen. Im Rahmen einer Abweichungsanalyse ist ein Analysemodell zu entwickeln, das unter Berücksichtigung der Transaktionsstatusdimension und der Initiierungsdimension der Kundenbearbeitung, die Menge der bearbeiteten Kunden vollständig abdeckt. Darauf aufbauend muß das Analysemodell gewährleisten, bestehende Abweichungen in den erfolgsrelevanten finanziellen Dimensionen abzubilden und mögliche Kompensationseffekte zwischen den Kundenelementen aufzuzeigen. Dazu sind entsprechende Abweichungstypen zu definieren, die den Alternativenraum möglicher Abweichungen vollständig aufspannen. Im Rahmen einer Prozeßanalyse ist ein Analysemodell zu entwickeln, das die Identifikation von prozessualen Abweichungsquellen im Bereich der Kundenbearbeitung unterstützt. Als Abweichungsdimensionen sind neben den erfolgsrelevanten finanziellen Größen auch Abweichungen hinsichtlich des Transaktionsstatus mit einzubeziehen. Diese Prozeßanalyse muß Schwachstellen der Kundenbearbeitung offen legen und Handlungsbedarf aufzeigen. Das zu konzipierende Modell muß gewährleisten, daß es einerseits den Konventionen des Basis- und Planungsmodells entspricht und andererseits eine kontextbezogene Anpassung an konkrete Unternehmenssituationen modellkonform ermöglicht. Neben dem periodenbezogenen Abweichungsmodell ist ein Vergleichsmaßstab zu entwickeln, der auf Basis von vorliegenden Bedarfsmustern und unter Berücksichtigung kundenindividueller Transaktionshistorien eine Beurteilung der Bedarfsdeckung von Kunden mit dem 28 2.2 Anforderungen an das Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung betrachteten Unternehmen ermöglicht. Dazu ist ein Bewertungskalkül zu entwerfen, das es erlaubt, Veränderungen im unternehmensbezogenen Bedarfsdeckungsverhalten von Kunden aufzuzeigen und zu bewerten. Weiterhin sind mit Hilfe von Adaptionsanalysen Aussagen hinsichtlich des Planungsmodells zu generieren, um die jeweils zu instanzierende Planung als Resultat des Modells kontinuierlich zu verbessern. Sie validieren die aufgestellten Wirkungszusammenhänge bzw. zeigen notwendigen Anpassungsbedarf im Rahmen des Planungsmodells auf. Um die Praxisrelevanz des Modells bezüglich einer Frühwarnfunktion bei unvorhergesehenen Ereignissen und Einflußgrößen zu verbessern, sind neben konfirmatorischen und einzelgrößenbezogenen Kontrollinstrumenten auch explorative Modellansätze zu entwickeln. Die Gestaltung der Instrumente orientiert sich an den im Planungsmodell verwendeten und den als Kontrollmaßstab abgeleiteten Größen. Aus dynamischer Perspektive sind Instrumente zu gestalten, die Anpassungsbedarf hinsichtlich der ökonomisch optimalen Höhe der Prozeßbearbeitungskostensätze liefern, insbesondere vor dem Hintergrund, daß die notwendige Initialisierungslösung einer Feinspezifikation im Zeitverlauf bedarf. Dazu sind im ersten Schritt mögliche Anpassungsformen der Prozeßbearbeitungskostensätze zu systematisieren. Darauf aufbauend, ist der ökonomische Zusammenhang zwischen einer Veränderung von Bearbeitungsintensitäten in Form der Höhe der Prozeßbearbeitungskostensätze und den resultierenden Größen in Form der Abschlußwahrscheinlichkeiten und des Umsatzes zu untersuchen. Hierfür sind konfirmatorische Testverfahren zu entwickeln, welche entsprechende Hypothesentests durchführen. Um die ökonomische Sinnhaftigkeit einer Anpassung eines Prozeßbearbeitungskostensatzes zu prüfen, ist ein Vorgehen für eine Alternativenvergleichsrechung zu konzipieren, ob die Anpassung des Prozeßbearbeitungskostensatzes zu einer auch im ökonomischen Endergebnis verbesserten Unternehmenssituation führt. Um die Beziehung zwischen Kundenprofitabilität und Dauer der Geschäftstätigkeit mit einem Kunden unternehmensindividuell zu analysieren, ist ein allgemein anwendbares Kontrollkonstrukt zu gestalten. Das betrifft zwei Arten der Prüfung: 1. „Kann überhaupt ein entsprechender Zusammenhang diagnostiziert werden?“ und 2. „Wie stark stellt sich die Beziehung zwischen Profitabilität und Dauer der Geschäftstätigkeit dar?“ (in bezug auf die Instanzierung dieses Zusammenhangs). Dieser Zusammenhang muß wiederum in einer operationalisierbaren Form abbildbar sein, um ihn in die Nebenbedingungen des Planungsmodells einfließen lassen zu können. 3.1 Ansätze im Rahmen des Basismodells 3. 29 Stand der Technik Aufbauend auf die im vorangegangenen Kapitel vorgenommene Klärung und Strukturierung des zu lösenden Problembereiches, erfolgt in diesem Kapitel die Analyse und Evaluierung existierender Ansätze. Dazu werden die bisherigen Instrumente und Modelle zu den drei Teilproblemen vorgestellt und hinsichtlich ihres Erfüllungsgrades der spezifizierten Anforderungen beurteilt. Die Auswahl und Einordnung der nachfolgend dargestellten Instrumente und Modelle richtet sich nach dem aktuellen Kenntnisstand in der wissenschaftlichen Fachdiskussion sowie nach dem Fokus und der Intensität des intendierten Problembezugs bestehender Lösungsansätze. Die gewählte vertiefende Darstellung der Instrumente und Modelle dient der Verdeutlichung ihrer wesentlichen Kerninhalte, um darauf aufbauend ihren Lösungsbeitrag für die hier vorliegende Problemstellung kritisch würdigen zu können. In Verbindung mit den an das zu konzipierende Modell gerichteten Anforderungen können so existierende Schwachstellen und inhaltliche Leerräume klarer und nachvollziehbarer aufgezeigt werden. 3.1 Ansätze im Rahmen des Basismodells Einzubeziehende Lösungsansätze für die Konzeption des Basismodells beschreiben Strukturen und Abläufe von vergangenen, gegenwärtigen und geplanten Kundeninteraktionen. Sie müssen differenzierte Beschreibungsdimensionen liefern, um unterschiedliche inhaltliche Aspekte der Kundeninteraktion abbilden und systematisieren zu können. Als wesentliche Kernbereiche des zu konzipierenden Basismodells der Kundenbearbeitung werden im folgenden existierende Ansätze zur Abbildung des Kundenstatus und Ansätze zur Abbildung von Verkaufsprozessen betrachtet. 3.1.1 Ansätze zur Abbildung des Kundenstatus Der Kundenstatus gibt Auskunft über die Stellung eines Kunden zum Unternehmen. Über ihn lassen sich die differenzierten Stadien des Entwicklungspfades der vergangenen geschäftlichen Interaktionen abbilden.118 Dazu werden einzelne Kundengruppen entsprechend ihrer Stellung auf diesem Entwicklungspfad unterteilt. Besitzen einzelne Kunden diejenigen Merkmalsausprägungen, die für die Definition einer Kundengruppe konstituierend sind, können sie im Ergebnis dieser Kundengruppe zugeordnet werden. Jede Kundengruppe stellt dabei unterschiedliche Anforderungen an die Interaktion mit dem Unternehmen. Diesen Anforderungen muß unter anderem durch eine differenzierte Kundenansprache entsprochen werden.119 Ziel der Vertriebsarbeit ist es hier, durch statusgerechte Betreuungsaktivitäten attraktive Kunden 118 Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 220. 119 Vgl. Link, J./Hildebrand, V. (1993), S. 47. Zu entsprechenden Implikationen vgl. Kreutzer, R.T. (1993), S. 632. Zu den möglichen Kontaktaktivitäten gemäß Kundenstatus vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 330. 30 3.1 Ansätze im Rahmen des Basismodells zu langfristig wiederkaufenden (Stamm-)Kunden zu entwickeln.120 Hinsichtlich der Klassifizierungsansätze für den Kundenstatus herrscht in der Literatur kein einheitliches Bild (siehe dazu Tabelle 1). Winkelmann, P. (1999) Belz, C. et al. (1998) Link, J./ Hildebrand, V. (1997) Lübcke, D. (1996) Nash, E. (1993) Kreutzer, R.T. (1990); Holland, H. (1993) 1. Potentieller Interessent 1. Erste Bekanntschaft 1. Verwendungspotential 1. Potentieller Interessent 1. Verdächtiger 1. Keine Kenntnisse über Unternehmen/ Produkt 2. Interessent 2. Vorgespräch 2. Verwendungskenntnis 2. Interessent 2. Interessent 2. Kenntnisse über Unternehmen/ Produkt 3. Angebotskunde 3. Evaluation 3. Schwachverwender 3. Erstkunde 3. Kunde 3. Produktinteresse 4. Testkunde 4. Erstauftrag 4. Intensivverwender 4. Gelegenheitskunde 4. Vorzugskunde 4. Kaufinteresse 5. Erstkunde 5. Folgeauftrag 5. Werbekontaktierter 5. Mehrfachkunde 5. Advokat 5. Erstkauf 6. Wiederholungskunde 6. Wiederholungskäufer 6. Produktinteressent 6. Stammkunde 6. Ex-Kunde 6. Folgekauf 7. Unregelmäßiger Stammkunde 7. Kaufinteressent 7. Mehrfachkauf 8. Regelmäßiger Stammkunde 8. Erstkäufer/Neukunde 8. Stammkunde 9. Folgekäufer 10. Mehrfachkäufer 11. Stammkunde Tabelle 1: Ansätze zur Klassifizierung des Kundenstatus Quelle: Zum Teil in Anlehnung an Winkelmann, P. (2000), S. 220. Das Basismuster dieser Ansätze beruht dabei auf der Kaufhistorie der Kunden. Beginnend mit den möglichen Zuständen vor einem ersten Kauf bei einem Unternehmen, verläuft das Statuskontinuum von einer einmaligen Kauftransaktion in Richtung einer sich mehr oder weniger wiederholenden Durchführung von Kauftransaktionen.121 Freiheitsgrade in der Bestimmung 120 Die Attraktivität der Kunden ist bei der Entscheidung über die Weiterentwicklung zur nächsten Ebene zu berücksichtigen. Kundenbezogene Attraktivitätskriterien sind hier beispielsweise die Bonität und die Größe des Einkaufsvolumens. Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 220. Der aus Unternehmenssicht anzustrebende Entwicklungspfad von Kunden wird bei KREUZER über den Ansatz der „Loyalitätsleiter“ versinnbildlicht. Vgl. Kreutzer, R.T. (1990), S. 106. 121 Eine Ausnahme bildet der Vorschlag von NASH, da hier neben der Transaktion auch Profitabilitätsgesichtspunkte mit einfließen. Gleichzeitig werden im Sinne einer Negativauslese auch „Ex-Kunden“ berücksichtigt. Vgl. Nash, E. (1993), S. 47 f. 3.1 Ansätze im Rahmen des Basismodells 31 der Kundenzustände zeichnen sich dabei insbesondere in der Vorkaufphase sowie in der Phase von sich wiederholenden Transaktionen ab.122 Die einzelnen Ansätze zur Klassifizierung des Kundenstatus geben begriffliche Vorschläge für die Klassifizierung in den einzelnen Ebenen. Eine konkrete Definition der zugrunde liegenden Merkmalsausprägungen, die sowohl die operationalisierte Zuordnung von Kunden zu den einzelnen Gruppen ermöglicht als auch die Gruppen untereinander stringent voneinander abgrenzt, erfolgt dabei nicht durchgängig.123 Gleichzeitig kann der Interpretation des Entwicklungspfades eines Kunden über die Häufigkeit bzw. den Anfall von Kauftransaktionen als Gradmesser für die Intensität einer Geschäftsbeziehung oder Bindung eines Kunden124 bzw. als Loyalitätsmaßstab125 hier nicht uneingeschränkt gefolgt werden.126 3.1.2 Ansätze zur Abbildung des Verkaufsprozesses Wird die Hauptaufgabe des Vertriebs, nämlich die Herbeiführung von Transaktionen,127 im Wege einer vertrieblichen Aufgabenspezialisierung in prozessuale Aktivitätsbereiche untergliedert, lassen sich geordnete Phasenfolgen bilden.128 Diese Phasenfolgen dienen zur inhaltlichen und organisatorischen Gestaltung der zugehörigen kaufrelevanten Vertriebsaktivitäten bzw. -teilaufgaben.129 Sie schaffen Transparenz bezüglich des Ablaufs eines idealtypischen Verkaufsprozesses und ermöglichen gleichzeitig die identifizierende Zuordnung von Kunden innerhalb dieses Prozesses. Durch den konkreten Kundenbezug sind sie darauf ausgerichtet, die spezifischen Probleme des Kunden im Erwerbs- bzw. Beschaffungsprozeß und späteren 122 Aufgrund der einbezogenen Vorkaufphase müssen unterschiedliche Merkmalsdimensionen zur Bestimmung des Status herangezogen werden. Vor dem ersten Kauf sind hier die Verhaltenszustände vor der Transaktion das Klassifizierungskriterium. Nach dem Erstkauf erfolgt nur noch eine Betrachtung der Häufigkeit bzw. des Anfalls der Transaktionen. 123 Teilweise werden die einzelnen Stufen mit Auftrags- und Kaufwahrscheinlichkeiten in Verbindung gebracht. Dabei unterstellt man ansteigende Kaufwahrscheinlichkeiten im Statuskontinuum in Richtung der Mehrfachkäufer bzw. Stammkunden. Vgl. Link, J./Hildebrand, V. (1997), S. 161. 124 Zu dieser Interpretation vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 220; Link, J./Hildebrand, V. (1997), S. 161. 125 Zu dieser Interpretation vgl. Link, J./Hildebrand, V. (1993), S. 47. 126 Ohne an dieser Stelle in die wissenschaftliche Diskussion zu den theoretischen Konstrukten Kundenloyalität, -bindung bzw. Geschäftsbeziehung vertiefend einsteigen zu wollen, erscheint die alleinige Betrachtung der Transaktionshäufigkeit als Intensitätsmaß in diesem Zusammenhang als sachlogisch nicht ausreichend, da sie die kundenbezogene Bedarfssituation vernachlässigt. Erst unter Berücksichtigung der Bedarfshäufigkeit als auch der Bedarfshöhe eines Kunden können folgerichtige Rückschlüsse aus den mit dem betrachteten Unternehmen getätigten Transaktionen gezogen werden. So ist es beispielsweise möglich, daß ein Kunde, der zwar regelmäßig bei einem Unternehmen einkauft, einen Großteil seines Bedarfes trotzdem bei anderen Anbietern deckt. 127 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 39. 128 Ausgangspunkt der Strukturierung bildet hier der Verkauf als „Kulminationspunkt“ der markt- bzw. kundenorientierten Unternehmensaktivitäten. Vgl. dazu Meffert, H. (1998), S. 818. 129 Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 144. Aufgrund der Vielzahl der möglichen Aufgabenschwerpunkte in unterschiedlichen Branchen und den damit verbundenen differenzierenden Marktanforderungen hängen die Intensität und der Umfang der zu durchschreitenden Phasen vom konkreten Unternehmenskontext ab. Zur Aufgabenspezialisierung im persönlichen Verkauf bei unterschiedlichen Geschäftstypen vgl. Churchill, G.A./Ford, H.M./Walker, O.C. (1997), S. 30 ff. 32 3.1 Ansätze im Rahmen des Basismodells Nutzungsprozeß im Sinne einer Zweck-Mittel-Relation zu lösen.130 Existierende Ansätze zur Abbildung des Verkaufsprozesses sind durch unterschiedliche Detaillierungsgrade und Phasengrenzen sowie voneinander abweichende Umfänge der einbezogenen Phasen gekennzeichnet (siehe dazu Tabelle 2).131 Bei Betrachtung der aufgeführten Ansätze wird deutlich, daß bei einigen Ansätzen der Verkaufszyklus enger gefaßt wird und sich nur bis zum eigentlichen Kaufabschluß bzw. der Auftragsgewinnung erstreckt. Andere umfassen zusätzlich die dem Kaufabschluß nachgelagerten Betreuungsphasen. Inhaltlich differenzieren die Ansätze sehr stark hinsichtlich der Anfangsaktivitäten als auch hinsichtlich des Detaillierungs- bzw. Abstraktionsgrades der folgenden Prozeßphasen. Dabei variieren die dimensionalen Beschreibungsebenen auch innerhalb eines Ansatzes (beispielsweise bei dem von KUHLMANN) von einer neutralen Ereignisdarstellung (z. B. Abschluß des Auftrages) über die aggregierte Zusammenfassung von Aktivitäten (z. B. Nachkaufservice) bis zur zielgerichteten Aufgabenspezifikation (z. B. Bewertung des Kunden). Obwohl diese Ansätze Abbildungsempfehlungen darstellen, die vor dem Hintergrund konkreter Branchen- bzw. Produkterfordernisse zu spezifizieren sind,132 mangelt es an einer einheitlichen Beschreibungsdimension zur Phasenabbildung sowie zusätzlichen Informationen zur Abgrenzung und inhaltlichen Ausgestaltung dieser Phasen.133 Weiterhin erfolgt bei diesen Ansätzen eine Zyklusbetrachtung im Sinne sich wiederholender Verkaufsprozesse lediglich in der Form, daß nach Abschluß der letzten Phase sich wiederum die erste Phase anschließt.134 Eine derartige Zyklusbetrachtung stellt eine starke Vereinfachung zyklischer Zusammenhänge im Verkaufsprozeß dar, die eine dynamische Betrachtung sich überschneidender Verkaufsaktivitäten hinsichtlich der Stellung eines Kunden im Kundenbearbeitungsprozeß nur unzureichend zu unterstützen vermag. 130 Das Spiegelbild von Verkaufsprozessen sind aus Kundensicht die Kauf- bzw. Beschaffungsprozesse. Sie bilden die auf Kundenseite zu bearbeitenden Problemstellungen und das prozessuale Vorgehen zur Lösung dieser Problemstellungen ab. Ansätze zur phasenbezogenen Abbildung des Ablaufs bei organisationalen Beschaffungsentscheidungen finden sich in der Literatur beispielsweise bei Webster, F.E. (1965); Tafel, J. (1967); Geyer, T. (1970); Webster, F.E./Wind, Y. (1972); Meinig, W. (1985); Schlesinger, A. (1991); Ackerschott, H. (2001). Diese Ansätze konzentrieren sich primär auf die prozessuale Bedarfsspezifizierung sowie die Auswahl eines Anbieters zur Bedarfsdeckung und bieten somit Anknüpfungspunkte zur Fixierung von zu erfüllenden Anforderungen in den einzelnen Beschaffungsphasen. Aus Anbietersicht ist die konkrete Zugehörigkeit eines Kunden zu einer speziellen Teilphase oftmals schwer abgrenzbar und nicht vordergründig erkennbar, so daß eine Phasendefinition aus der eigenen Unternehmenssicht für die Aufgabenorganisation Vorteile bietet. Vgl. Backhaus, K. (1999), S. 64. 131 Vgl. dazu auch Backhaus, K. (1999), S. 65. 132 Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 145. 133 Eine Ausnahme bildet hierbei der Kaufprozeß von SIEBEL, für den speziell für die Phase der Chancenidentifizierung ein inhaltlicher Qualifizierungsansatz, der sogenannte „Verkaufstrichter“ (Sales Funnel), vorgesehen ist. Bei diesem Ansatz dienen die einzelnen Prozeßstufen dieser Phase im Sinne einer fortschreitenden Kundenverifizierung dazu, Kunden zu selektieren und nur erfolgversprechende Kunden weiterzuverfolgen. Vgl. Siebel, T.M./Malone, M.S. (1998), S. 36 f., 151 f. Inhaltlich werden dabei jedoch prozessuale und statusbezogene Aspekte miteinander verwoben. Zum Kundenstatus vgl. auch Kapitel 3.1.1. 134 Vgl. stellvertretend dafür Ackerschott, H. (2001), S. 20 f. 3.1 Ansätze im Rahmen des Basismodells Ackerschott, H. (2001) 33 Kuhlmann, E. (2001) Marzian, S./ Smidt, W. (1999) Siebel Inc. (zit. nach Ackerschott, H. (2001)) Schmid, R.E./Bach, V./Österle, H. (2000) Backhaus, K./ Günter, B. (1976) 1. Identifizierungsphase 1. Kundensuche 1. Dialog mit dem Kunden 1. Chancen identifizieren 1. Beratung 1. Voranfragephase/Problemerkennung 2. Qualifizierungsphase 2. Ermittlung von Ansprechpartnern 2. Anfrage 2. Geschäfte abschließen 2. Produktkonfiguration 2. Angebotserstellungsphase 3. Verteidigungsphase 3. Bewertung des Kunden 3. Angebot 3. Ergebnisse bestimmen 3. Konditionenvereinbarung 3. Kundenverhandlungsphase 4. Angebotsphase 4. Angebotspräsentation 4. Auftrag 4. Verkaufsstrategie 4. Angebotserstellung 4. Abwicklungsphase 5. Entscheidungsphase 5. Abschluß des Auftrages 5. Service/ Betreuung 5. Abschluß/ Fakturierung 5. Gewährleistungsphase 6. Realisierungsphase 6. Nachkaufservice 7. Service (1. Produktlieferung, 2. Serviceauftrag bearbeiten, 3. Probleme lösen, 4. Wartung durchführen, 5. Beschwerden managen, 6. Bindungsprogramm abwickeln) Tabelle 2: Ansätze zur Beschreibung von Verkaufsprozessen 3.1.3 Zusammenfassende Bewertung Die vorgestellten Ansätze liefern erste Vorschläge für die Ausgestaltung der Klassifizierungsdimensionen, lassen jedoch eine klare und eindeutige Abgrenzung relevanter Attributausprägungen vermissen. Aufgrund der teilweise fehlenden inhaltlichen Konkretisierung und des Wechsels der Bezugsdimension entsprechen sie nicht der Anforderung einer disjunkten Abbildung bzw. Zuordnung von Bedarfsträgern. Die bestehenden Freiheitsgrade lassen eine darauf aufsetzende Operationalisierung in Richtung eines durchgängigen statischen und dynamischen Modellansatzes nicht zu. Die Ansätze zum Kundenstatus vernachlässigen darüber 34 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells hinaus die geforderte vollständige Abbildung der für ein Unternehmen in betracht kommenden Kundenmenge. Den Ansätzen zur Abbildung des Verkaufsprozesses fehlt weiterhin eine durchgängiger Beschreibungslogik, die es ermöglicht Phasenübergänge zu identifizieren sowie beobachtbare Kundenzustände während der Kundenbearbeitung festzuhalten und zuzuordnen. Es erfolgt keine dynamisierende Zyklusbetrachtung zur Beschreibung und Abbildung sich wiederholender Kundenbearbeitungsprozesse im Zeitablauf. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells Zu betrachtende Lösungsansätze für das zu konzipierende Planungsmodell müssen Ansatzpunkte für die Ausrichtung des zukünftigen Handelns im Rahmen der Kundenbearbeitung bereitstellen. Hierzu existieren eine Vielzahl von Modellen und Instrumenten, die unterschiedliche kunden- bzw. marktbezogene Planungsaspekte aufgreifen. Als wesentliche für das Planungsmodell lösungsrelevant zu erachtende Bereiche werden neben den Arbeiten zur Beurteilung der Bedarfs- und Absatzsituation Ansätze zur Budgetierung im Vertrieb sowie Ansätze zur periodischen und periodenübergreifenden Bestimmung des Wertbeitrags von Kunden betrachtet. Diese Gruppen von Lösungsansätzen bieten zum einen Ansatzpunkte für die Klassifikation von Bedarfs- und Absatzgrößen und stellen Modelle zur Vorgabe von marktseitigen Zielwerten auf Basis prognostizierter zukünftiger Absatzpotentiale bereit. Zum anderen konzentrieren sich die Budgetierungsansätze auf den zu planenden vertrieblichen Ressourcenverbrauch und liefern Vorgabewerte für kostenseitige Planungsaspekte der Vertriebsaktivitäten. Für die allokationseffiziente Berücksichtigung unterschiedlicher Wertbeiträge von Kunden bei Planungsaufgaben stellen die statischen Ansätze zur Kundenbewertung periodenbezogene Modelle und die dynamischen Ansätze periodenübergreifende Modelle zur Gestaltung einer priorisierten Kundenbearbeitung bereit. 3.2.1 Ansätze zur Beurteilung der Bedarfs- und Absatzsituation 3.2.1.1 Größen zur quantitativen Beurteilung Für die quantitative Beurteilung eines Bedarfes stehen unterschiedliche Beurteilungs- bzw. Bezugsgrößen zur Verfügung. Dabei können mit Hinsicht auf den Gesamtmarkt das Marktvolumen sowie das Marktpotential und in bezug auf ein einzelnes anbietendes Unternehmen das Absatzvolumen und das Absatzpotential unterschieden werden.135 Volumengrößen betrachten die realisierten Absatzmengen bzw. bei monetärer Betrachtung die realisierten Umsätze136 135 Vgl. Backhaus, K. (1999), S. 152; Dihlmann, C. (1991), S. 159; Böcker, F. (1988), S. 116. 136 Eine Mengenbetrachtung hat gegenüber einer wertmäßigen Umsatzbetrachtung den Vorteil, daß keine preispolitischen Effekte, die zu Verzerrungen der Beurteilung der zugrunde liegenden bedarflichen Mengengerüste führen können, einbezogen werden. Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 370 f. Grundsätzlich besteht jedoch die Möglichkeit, Mengengerüste über Durchschnittspreise zu Umsatzgrößen zu transformieren und umgekehrt. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 35 der Bezugsobjekte. Potentialgrößen geben die zukünftig maximal möglichen Absatzmengen bzw. Umsätze von Bezugsobjekten an. Hier wird auf die Aufnahmefähigkeit der entsprechenden Bezugsobjekte abgestellt. Übertragen auf die Bezugsobjekte Gesamtmarkt und Unternehmen ergibt sich die in Tabelle 3 dargestellte Differenzierung. Unternehmensbezogen Marktbezogen Effektiv Potentiell Absatzvolumen (AV) Absatzpotential (AP) (Gesamtheit der eigenen realisierten Absatzmengen/Umsätze) (Maximal mögliche Absatzmengen/Umsätze) Marktvolumen (MV) Marktpotential (MP) (Realisierte effektive Absatzmengen einer Branche) (Gesamtheit möglicher Absatzmengen in einem Markt (maximale Aufnahmefähigkeit) Tabelle 3: Zielgrößen einer quantitativen Bedarfsbeurteilung Quelle: In Anlehnung an Backhaus, K. (1999), S. 152. Mit Hilfe von Beziehungen zwischen den einzelnen Größen können unterschiedliche Beziehungszahlen gebildet werden, bei denen ein Bedarfswert mit einem als geeignet erscheinenden Basiswert verglichen wird. So ergibt sich beispielsweise der Gesamtmarktanteil eines Unternehmens aus dem Verhältnis aus unternehmensbezogenem Absatzvolumen und Marktvolumen (AV/MV). Er gibt die bedarfsbezogene Stellung des Unternehmens im betrachteten Markt an. Im direkten Vergleich zu anderen Wettbewerbern können weiterhin relative Marktanteile ermittelt werden.137 Sie zeigen die eigene Absatzstärke im Vergleich zu den betrachteten Wettbewerbern.138 Über sogenannte Ausschöpfungsgrade können realisierte Absatzgrößen in Beziehung zu den potentiell möglichen Absätzen gestellt werden. Beispielsweise gibt die Marktausschöpfung (MV/MP) den Anteil am insgesamt möglichen Umsatzvolumen im Betrachtungszeitraum an, der tatsächlich realisiert wurde.139 137 Zur möglichen Bestimmung und Implikationen von Marktanteilen vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 372; Dihlmann, C. (1991), S. 160 f. 138 Aus der Beziehung zwischen Volumen- und Potentialgrößen ergibt sich, daß sich eine Steigerung des eigenen Absatzvolumens nur über die Verdrängung von Wettbewerbern oder bei zukünftigem Marktwachstum über die Abschöpfung bisher freier Potentiale verwirklichen läßt. Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 371. 139 Die Verwendung von Potentialgrößen im hier verstandenen Sinn verursacht definitorische Abgrenzungsprobleme, weil unklar ist, welche Annahmen der Bestimmung der maximalen Aufnahmefähigkeit von Märkten zugrundeliegen bzw. welche Faktoren aus Unternehmenssicht die maximal möglichen Abnahmemengen spezifizieren. Vgl. Böcker, F. (1988), S. 117. Da die aufgezeigten Volumengrößen vergangenheitsorientierten Realisationscharakter besitzen, können mögliche Differenzen zu den Potentialgrößen zum einen anbieterbedingt aus z. B. fehlenden Vertriebsanstrengungen bzw. fehlenden Kapazitäten resultieren. Hier besteht zwar ein Bedarf im Sinne einer Nachfrage, dem jedoch kein Angebot gegenüber steht. Zum anderen können sie auf Abnehmerseite z. B. durch Barrieren gegenüber Produktinnovationen bedingt sein. Hier besteht aber streng genommen kein Bedarf aus Abnehmersicht, da die Abnehmer die entsprechende Leistung zur Befrie- 36 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells Auf einer stärker disaggregierten Ebene besteht die Möglichkeit, diesen Systematisierungsansatz auf das marktliche Bezugsobjekt Kunde bzw. Kundengruppe zu übertragen. Hierbei rückt die individuelle Bedarfssituation des Kunden bzw. der Kundengruppe in den Vordergrund der Betrachtungen. Die Dimensionen Volumen und Potential können in bezug auf einen Kunden bzw. eine Kundengruppe sowie auf ein anbietendes Unternehmen entsprechend ihre Anwendung finden.140 3.2.1.2 Ansätze zur Bestimmung von Bedarfs- und Absatzgrößen Jedes zielorientierte Handeln, das auf Basis von Unsicherheitsaspekten über kommende Ereignisse stattfindet, erfordert Vorausschätzungen.141 Für die Bestimmung von zukünftigen Bedarfs- bzw. Absatzgrößen finden Prognoseansätze ihre Anwendung. Sie generieren vorhersagende Informationen für eine zukünftige Entscheidungsperspektive.142 Die existierenden Ansätze lassen sich hinsichtlich ihrer methodischen Ausrichtung in subjektive Schätzverfahren und mathematisch-statistische Verfahren unterteilen. 3.2.1.2.1 Subjektive Schätzverfahren Subjektive Schätzverfahren basieren auf einer Methodik, bei der kein zugrunde liegendes mathematisches oder statistisches Modell seine Anwendung findet. Bei diesen Ansätzen fließen die subjektiven Kenntnisse und Erfahrungen von Informationsträgern in den Prognoseprozeß ein, auf deren Basis die Prognosen erarbeitet bzw. erstellt werden.143 Dabei sind insbesondere explorative Befragungen, die normativ ausgerichtete Delphi-Prognose sowie die projizierende Szenario-Technik voneinander abzugrenzen.144 Prognostische Befragung Prognostische Befragungen stellen eine simple Form der Gewinnung von primären Prognoseinformationen dar.145 Bei prognostischen Befragungen wird versucht, relevante Informationen durch den Informationsaustausch mit geeignet erscheinenden Personen zu gewinnen. Dafür kommen insbesondere Personen aus den marktnahen Bereichen wie Vertriebs- und Außen- digung ihrer Bedürfnisse als nicht relevant erachten. Vgl. dazu auch Böcker, F. (1988), S. 117. Häufig stellen deshalb Potentialbetrachtungen Bewertungen des geschätzten Bedarfsaufkommens in zukünftigen Perioden dar. Vgl. Hutt, M.D./Speh, T.W. (1995), S. 187. Zur Abschätzung von ausschöpfbaren Marktpotentialen können insbesondere Proportions-Verknüpfungs-Methoden, branchenbezogene Aufbau-Methoden sowie Index-Ansätze angewendet werden. Vgl. Kottler, P./Bliemel, F. (1995) S. 401 - 406. 140 Vgl. Ackerschott, H. (2001), S. 56 f. 141 Vgl. Kehl, R.E. (2000), S. 206. 142 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 835. 143 Vgl. Backhaus, K. (1999), S. 162 f. 144 Vgl. auch Pepels, W. (1996), S. 296. 145 Zur Befragung im Rahmen der primären Datenerhebung vgl. allgemein Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 737 f. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 37 dienstmitarbeiter, Marketing-/Vertriebsleiter sowie die Kunden selbst in Frage.146 Diese Personen verfügen in der Regel über umfassende (Fach-)Kenntnisse und ein Grundverständnis über Nachfrageentwicklungen, das durch die Befragung im Rahmen einer Bedarfs- bzw. Absatzschätzung relativ einfach genutzt werden kann.147 Prognostische Befragungen stellen eine Möglichkeit dar, um kurzfristig relevante Absatz- und Bedarfsinformationen zu gewinnen. Dabei können vorhandenes Wissen und bestehende Erfahrungen genutzt werden. Gleichzeitig stellt dieser Anspruch auch hohe Anforderungen an das Know-how und Urteilsvermögen der Befragten. Subjektive Verzerrungen sowie mangelndes Abstraktionsvermögen können zu Fehlinformationen führen.148 Aufgrund einer bei dieser allgemeinen Ausrichtung fehlenden inhaltlich zugrunde liegenden Methodik bei der Ergebniserarbeitung stellen die Resultate quasi Ad-hoc-Ergebnisse dar, deren Richtigkeit nur schwer nachzuvollziehen ist. Delphi-Prognose Die Delphi-Prognose ist eine Methode bei der prognostische Informationen durch strukturierte Gruppenbefragungen gewonnen werden.149 Der Kernansatz besteht in der Einholung von individuellen Expertenurteilen in bezug auf Zukunftsereignisse und -trends in mehreren Durchläufen auf Basis von schriftlichen Befragungen.150 Der Ansatz ist durch drei wesentliche methodische Kernelemente gekennzeichnet. Einerseits besteht während der Befragung zwischen den Teilnehmern sowie in der Behandlung der Einzelantworten Anonymität. Andererseits wird die Gruppenantwort durch statistische Kennziffern dargestellt, indem nicht nur Mehrheits- oder Mindermeinungen aufgezeigt werden, sondern auch die Streuung der Schätzungen über Median und Quartilsabstände abgebildet wird. Des weiteren erfolgt über eine kontrollierte Rückkopplung eine Iteration der Befragung bei der die Teilnehmer die Möglichkeit erhalten, ihre Überlegungen zu überdenken.151 Der grundsätzliche Ablauf einer Delphi-Prognose gestaltet sich dabei wie folgt. Im ersten Schritt werden die zu befragenden Experten auf Basis ihres Wissens und ihrer Erfahrungen ausgewählt. Anschließend erfolgt eine erste Befragung bei der den Experten das Prognoseproblem vorgestellt und eine erste Stellungnahme zu mehreren prognostischen Einzelfragen 146 Zu möglichen Vor- und Nachteilen der einzelnen marktnahen Personengruppen vgl. Kottler, P./Bliemel, F. (1995), S. 412 f.; Pepels, W. (1996), S. 296. 147 Vgl. Backhaus, K. (1999), S. 162. 148 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 298. 149 Vgl. Albach, H. (1970), S. 17. 150 Vgl. Preißner, A. (1999), S. 50; Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3551. Neben diesem schriftlichen Befragungsansatz besteht die Möglichkeit des Einbezugs von Informationstechnologie, bei der auf Basis von Telefon- oder Computerkonferenzen die kommunikativen Prozesse unterstützt werden. Zu den entsprechenden Ausgestaltungsmöglichkeiten sowie zum kritischen Vergleich zwischen schriftlichen und technologieuntersützten Delphi-Ansätzen vgl. Brockhoff, K. (1979), S. 27 ff. 151 Vgl. Martino, J.P. (1972), S. 20 f. ähnlich auch Albach, H. (1970), S. 17; Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3551. 38 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells eingeholt wird. Daran schließt sich eine Ergebnisanalyse an, bei der die prognostizierten Ereignisse und die diesbezüglichen Zeithorizonte verglichen, statistisch ausgewertet und zusammengefaßt werden. Diese Ergebnisse werden den Befragungsteilnehmern in einer zweiten Runde vorgelegt. Sie erhalten hier die Möglichkeit, ihre Urteile begründet zu korrigieren und gegebenenfalls neue und detailliertere Ergebnisse abzufassen. Dieses Vorgehen kann mit dem Ziel einer möglichst realistischen Prognose für weitere Durchgänge seine Anwendung finden. In einem abschließenden Prozeß sind die endgültigen Auswertungsergebnisse zu formulieren und bekanntzugeben.152 Der Delphi-Ansatz eignet sich insbesondere für Prognosen im langfristigen Bereich.153 Die Vorteile liegen hier in der mehrstufigen, iterativen Ergebniserarbeitung für Problembereiche, bei denen noch keine fundierten Theorien bestehen.154 Die Begründung der Ergebnisse erhöht die Nachvollziehbarkeit und gibt Aufschluß über abweichende Sichten.155 Aufgrund der rationalen Bestimmung eignen sie sich nicht für die Vorhersage zufälliger Ereignisse bzw. Situationen. Die Durchführung des Verfahrens bedarf eines nicht unerheblichen Zeit- und Koordinationsaufwandes.156 Gleichzeitig besteht aufgrund der Iterationen die Gefahr einer leichteren Anpassung an Mehrheitsmeinungen.157 Szenario-Technik Die Szenario-Technik stellt einen Ansatz dar, bei dem die zukünftige Entwicklung eines Prognoseobjektes unter Berücksichtigung des Einflußfeldes bei alternativen Bedingungen abgeleitet wird.158 Dabei beschreiben die Szenarien künftige, komplexe Situationen, deren Eintreten nicht mit voller Sicherheit prognostiziert werden kann.159 Diese unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten spannen den sogenannten Szenariotrichter auf, der über die einzelnen Entwicklungspfade die Spannweite der möglichen künftigen Zustände abbildet (siehe dazu Abbildung 6).160 Für die Erstellung von Szenarien werden auf Basis von bestehenden IstSituationen wichtige Annahmen über Haupteinflußfaktoren ermittelt und alternative Störergebnisse verarbeitet.161 152 Zum Vorgehen vgl. beispielhaft Preißner, A. (1999), S. 51 f.; Corsten, H. (1996), S. 137 f.; Pepels, W. (1996), S. 298 f. Zu möglichen Modifikationen des konventionellen Delphi-Ansatzes vgl. Corsten, H. (1996), S. 138. 153 Vgl. Preißner, A. (1999), S. 50. 154 Vgl. Gisholt, O. (1976), S. 115. 155 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 299. 156 Vgl. Preißner, A. (1996), S. 51. 157 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 299. 158 Vgl. Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3552. 159 Zur Typisierung von Szenarien auf Basis unterschiedlicher Bezugsobjekte und zukunftsbezogener Erwartungen vgl. Gausemeier, J./Fink, A../Schlake, O. (1995), S. 23 ff. 160 Vgl. Dörrer, T. (2000), S. 61 f. 161 Vgl. Geschka, H./Reibnitz, U.v. (1987), S. 128. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 39 Gegenwart Zukunft Best Case Ist-Zustand Entscheidung Realistic Case Worst Case Abbildung 6: Szenariotrichter Quelle: In Anlehnung an Dörrer, T. (2000), S. 62. Das grundsätzliche Vorgehen bei Anwendung der Szenario-Technik gestaltet sich wie folgt. Ausgehend von einer fundierten Analyse der Ist-Situation unter Verwendung qualitativer und quantitativer Informationen, werden mögliche Einflußbereiche festgelegt und die zugehörigen wichtigen Haupteinflußfaktoren bestimmt. Die zwischen den Einflußfaktoren bestehende Vernetzung ist dahingehend zu analysieren, welche Arten von Wirkungsprinzipien zwischen den Faktoren vorliegen.162 Aufbauend auf dieser Analyse werden die kritischen Einflußgrößen (Schlüsselfaktoren) ermittelt. Für jeden der Faktoren werden alternative Entwicklungsmöglichkeiten bestimmt. Die Prognosebilder setzen sich aus der Zusammenführung der einzelnen Ausprägungen der Schlüsselfaktoren zusammen. Dabei müssen die Faktorkonstellationen auf ihre Konsistenz untereinander überprüft werden, so daß nur widerspruchsfreie, sich nicht ausschließende Kombinationen bei der Erstellung der Szenarien berücksichtigt werden. In der sich anschließenden Interpretationsphase werden die Zukunftsbilder dahingehend überprüft, wie stabil sie sich unter dem Einfluß möglicher Störgrößen verhalten bzw. inwieweit Aussagen über Wahrscheinlichkeitsgrade der einzelnen Szenarien abgeleitet werden können.163 Die Szenario-Technik stellt einen methodischen Ansatz für die Aufstellung mittel- und langfristiger Zukunftsprognosen dar.164 Durch die Berücksichtigung gegensätzlicher, aber in sich konsistenter Entwicklungsmöglichkeiten, besteht die Möglichkeit einen prognostischen Zukunftsraum aufzuspannen, der durch potentielle Extrementwicklungen sowohl im positiven wie auch im negativen Bereich begrenzt ist und innerhalb dieser Extrempfade die wohl realistischste Entwicklung umfaßt.165 Entscheidend für die Güte der Prognoseergebnisse ist die Qualität der unterstellten subjektiven Einschätzungen. Der Einsatz der Szenario-Technik eig162 Zur wirkungsspezifischen Klassifizierung in aktive, passive, kritische und träge Faktoren vgl. Dörrer, T. (2000), 63 f. 163 Zum Vorgehen vgl. beispielhaft Dörrer, T. (2000), S. 63 f.; Preißner, A. (1999), S. 54 f.; Pepels, W. (1996), S. 299 f.; Hentze, J./Brose, P./Kammel, A. (1993), S. 268 ff.; Reibnitz, U.v. (1981), S. 38. 164 Vgl. Schulz, B. (1995), S. 125. 165 Vgl. Preißner, A. (1999), S. 55, 57. 40 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells net sich hauptsächlich für komplexe Prognosesituationen, bei denen eine rein mathematische Abbildung der Funktionszusammenhänge nicht realisierbar bzw. ein Zustandsraum möglicher Entwicklungsperspektiven abzubilden ist.166 3.2.1.2.2 Mathematisch-statistische Verfahren Mathematisch-statistische Prognoseverfahren erstellen Prognosen auf Basis eines zugrunde liegenden mathematisch-statistischen Grundansatzes. Dabei sind Entwicklungs- und Wirkungsmodelle zu unterscheiden. Entwicklungsmodelle versuchen, die künftigen Werte einer Zeitreihe aus Vergangenheitswerten derselben Zeitreihe zu ermitteln. Wirkungsmodelle hingegen stellen auf eine oder mehrere Einflußgrößen ab, die zum Verhalten der zu prognostizierenden Zeitreihe einen kausalen Zusammenhang aufweisen.167 Entwicklungsmodelle Bei Entwicklungsmodellen können Ansätze mit kurz- und langfristiger Prognosesicht unterschieden werden. Bei den kurzfristigen Prognoseansätzen wird unterstellt, daß die sich in der Vergangenheit festgestellte Bedarfssituation in der Zukunft fortschreibt. Es wird ein gleichbleibender Strukturverlauf angenommen. Abweichungen sind nur auf zufällige Schwankungen zurückzuführen. Ziel dieser Ansätze ist es, diese zufälligen Unregelmäßigkeiten zu reduzieren bzw. zu beseitigen. Langfristige Prognoseverfahren vernachlässigen kurzfristige Schwankungen. Es erfolgt eine Konzentration auf die allgemeine Entwicklungsrichtung der Zeitreihe im Sinne eines langfristig ausgerichteten Trends.168 Bei den kurzfristigen Prognoseansätzen können gleitende Mittelwertansätze, die exponentielle Glättung sowie Saisonverfahren unterschieden werden.169 Die Methode des gleitenden Durchschnitts beinhaltet die Berechnung eines arithmetischen Mittelwertes aus den Absatzwerten der Vergangenheit. Dieser wird als Prognosewert für den zukünftigen Bedarf bzw. Absatz angesehen.170 Dabei werden nicht alle vergangenen Ist-Daten einbezogen, sondern nur Daten eines definierten Zeitfensters. Über die Länge des einzubeziehenden Zeitfensters wird das Ausmaß des Rückgriffshorizontes bestimmt.171 Jeweils nach Vorliegen eines neuen Ist-Wertes wird dieser in den Betrachtungshorizont aufgenommen und der älteste Wert sukzessiv eliminiert. Der für die Ermittlung des Mittelwertes vorliegende Betrachtungshorizont gleitet somit von einer Periode zur nächsten.172 Die Länge des Zeitfensters 166 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 300. 167 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 835 f. 168 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 301 - 303; Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3550 - 3552. 169 Vgl. Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3550. 170 Vgl. Corsten, H. (1996), S. 355. 171 Vgl. Preißner, A. (1999), S. 69; Pepels, W. (1996), S. 355. Nach WINKELMANN haben sich in der Vertriebspraxis Rückgriffshorizonte von drei bis sechs Perioden bewährt. Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 391. 172 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 302. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 41 bestimmt dabei den Charakter der Glättung.173 Die Berechnungsvorschrift für das Verfahren der gleitenden Mittelwertbildung ist Abbildung 7 zu entnehmen. ŷ t +1 ŷ t +1 t 1 = yt = ⋅ ∑ yk n k = t − n +1 - Prognostizierter Absatzwert für Periode t+1 yt - Gleitender Mittelwert für Periode t yk - Ist-Absatz-Wert einer Periode des Rückgriffshorizontes n - Anzahl der in den Rückgriffshorizont einzubeziehenden Perioden Abbildung 7: Berechnungsvorschrift für die Methode des gleitenden Mittelwerts Quelle: In beispielhafter Anlehnung an Corsten, H. (1996), S. 355. Das Verfahren der exponentiellen Glättung baut auf dem gleitenden Mittelwertansatz auf, wird jedoch um zwei zusätzliche Überlegungen ergänzt. Einerseits werden die einzelnen Vergangenheitswerte entsprechend ihres Anfalls gewichtet.174 Diese Gewichtung geschieht über einen exponentiellen Gewichtungsfaktor α (0 < α ≤ 1) der die Vergangenheitsdaten auf die Gegenwart quasi diskontiert.175 Andererseits erfolgt eine Berücksichtigung des aufgetretenen aktuellen Prognosefehlers für die nachfolgende Ermittlung des Prognosewertes. So setzt sich der Prognosewert aus dem alten Prognosewert und einem Anteil des aufgetretenen Prognosefehlers zusammen.176 Zentrale Bedeutung für das Verhalten dieses Ansatzes besitzt der Glättungsfaktor α, da über ihn das Ausmaß der berücksichtigten Fehlerkorrektur gegenüber der 173 Je kürzer der betrachtete Rückgriffshorizont ist, desto höher ist die Anpassungsfähigkeit und Reagibilität der Prognosewerte auf Absatzschwankungen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, daß zufällige Schwankungen in der Zeitreihe nicht ausreichend berücksichtigt werden. Hier erfolgt im Sinne eines Kurzzeitgedächtnisses kein Lernen aus der „Absatzhistorie“. Im Gegenzug reagiert der Prognosewert um so träger, je größer der einbezogene Rückgriffshorizont gewählt wird. Die Prognose ist hier durch eine relativ große Trägheit und hohe Stabilität gekennzeichnet. Ihrem Charakter nach ist sie im Sinne eines Langzeitgedächtnisses zu interpretieren. Vgl. dazu auch Winkelmann, P. (2000), S. 391; Corsten, H. (1996), S. 355. 174 Diese Überlegung beruht darauf, daß die Vergangenheitswerte entsprechend ihres Alters eine abnehmende Bedeutung für die Berechnung des Prognosewertes besitzen. So fließen jüngere Vergangenheitswerte mit einem höheren Gewicht in die Berechnung ein, während ältere Werte mit einem geringeren Gewicht berücksichtigt werden. Vgl. Corsten, H. (1996), S. 355; Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3552. 175 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 846 f. 176 Vgl. Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3552. 42 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells letzten Prognose festgelegt wird.177 Die Berechnungsvorschrift für das Verfahren der exponentiellen Glättung zeigt Abbildung 8.178 ŷ t +1 = ŷ t + α ⋅ ( y t − ŷ t ) bzw. ŷ t +1 = α ⋅ y t + (1 − α ) ⋅ ŷ t mit (0 < α ≤ 1) Abbildung 8: ŷ t +1 - Absatz-Prognosewert für Periode t+1 ŷ t - Ehemaliger Absatz-Prognoswert für Periode t yt - Ist-Absatzwert für Periode t α - Glättungsfaktor Berechnungsvorschrift für die Methode des exponentiellen Glättens (1. Ordnung) Quelle: In beispielhafter Anlehnung an Corsten, H. (1996), S. 357. Die Saisonverfahren eignen sich für die prognostische Berücksichtigung von regelmäßigen zyklischen Schwankungen einer Zeitreihe im Sinne von sich wiederholenden Abweichungen der Absatzwerte von einem absatzbezogenen Basisverlauf.179 Bei der Methode der Zeitreihendekomposition erfolgt eine multiplikative Verknüpfung von einzelnen Zeitreihenkomponenten. Die Komponenten setzen sich aus einem langfristigen Trend, mittelfristig zyklischen Schwankungen, saisonalen Schwankungen und einer irregulären Komponente zusammen. Diese zu bestimmenden Komponenten stellen die Bestandteile der Zeitreihe dar. Ziel ist es, mit Hilfe von Saisonindizes die Zeitreihe im ersten Schritt von saisonalen Einflüssen zu bereinigen und im zweiten Schritt sich ergebende, saisonbereinigte Prognosewerte mit Saisonfaktoren, die die saisonale Abweichung einer Zeitreihe von ihrem Durchschnittswert ausdrücken, zu multiplizieren, um saisonal angepaßte Prognosewerte zu ermitteln.180 Eine anspruchvollere und aufwendigere Methodik stellen Verfahren unter Verwendung von Sinus177 Niedrige Werte des Glättungsfaktors implizieren eine stärkere Berücksichtigung aktueller Ist-Werte, während Vergangenheitswerte niedriger gewichtet werden. Entsprechend üben bei höheren Werten des Glättungsfaktors weiter zurückliegende Vergangenheitsdaten einen stärkeren Einfluß auf das Prognoseergebnis aus, während die aktuelleren Ist-Werte dabei mehr vernachlässigt werden. Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 391; Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 847 f.; Pepels, W. (1996), S. 303; Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3552 f. 178 Die dargestellte Berechnungsvorschrift entspricht in ihrer Grundform der exponentiellen Glättung 1. Ordnung. Für Zeitreihen mit einem trendartigen Verlauf sind Glättungen höherer Ordnung erforderlich. Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 850; Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3553. So ist beispielsweise bei vorliegenden linearen Trends eine Glättung zweiter Ordnung durchzuführen, bei der neben der Vorgehensweise im Rahmen der Glättung 1. Ordnung eine zusätzliche Glättung von Schätzwerten vorzunehmen ist. Über Differenzermittlung zwischen beiden Glättungsreihen kann dann eine Trendkorrektur vorgenommen werden. Vgl. Corsten H. (1996), S. 358 - 361. 179 Vgl. Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3553; Corsten, H. (1996), S. 363. 180 Dazu sowie zu den Verfahrensschritten bei der Zeitreihendekomposition vgl. Corsten, H. (1996), S. 363 f. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 43 Funktionen zur Abbildung der Saisonkomponente dar. Bei diesen Verfahren werden die Zeitreihen aus dem Zeitbereich in einen Frequenzbereich überführt. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, verschiedene überlappende Saisonzyklen zu identifizieren und ihre Zykluslängen zu bestimmen.181 Bei den langfristigen Prognoseansätzen werden insbesondere Trend- und Wachstumsfunktionen angewendet. Diese Funktionen unterscheiden sich bezüglich der Art und des Verlaufs des abzubildenden Trends. Mit Hinsicht auf stetig wachsende bzw. auch fallende Trendfunktionen können lineare und nicht-lineare Trendverläufe, beispielsweise die exponentiellen sowie die parabolischen Trends, unterschieden werden. Für Trendverläufe mit unterstelltem Sättigungsniveau finden logistische sowie sogenannte Gompertz-Funktionen ihre Anwendung.182 Bei der linearen Trendextrapolation wird eine lineare Entwicklung der zugrunde liegenden Zeitreihe unterstellt. Die Veränderung der Absatzwerte ist hier konstant.183 Bei diesem Ansatz sind die Funktionsparameter der Anpassungsgleichung so festzulegen, daß die Summe der quadrierten Abweichungen zwischen den realisierten Ist-Absatzwerten und den durch die Trendfunktion bestimmten Prognosewerten möglichst klein ist.184 Mit einer derart ermittelten Funktionsgleichung (siehe Abbildung 9) können die künftigen Zeitreihenwerte prognostiziert werden. Dazu sind die gewünschten Zeitpunkte als Definitionswerte in die Trendfunktion einzusetzen, und die entsprechenden Elemente des Wertebereichs zu bestimmen. Existiert zwischen den Dimensionen Zeit und den Absatzwerten kein linearer Zusammenhang, muß auf nicht-lineare Trendfunktionstypen zurückgegriffen werden. Dabei besteht das Erfordernis, daß der gewählte Funktionstyp die Art des Zusammenhangs zwischen den Variablen Zeit und Bedarf bzw. Absatz richtig wiedergibt, da sich sonst systematisch fehlerhafte Prognosen einstellen.185 Für stetig steigende bzw. fallende Trendverläufe existieren eine Vielzahl möglicher Funktionstypen, von denen hier nur beispielhaft die exponentiellen und parabolischen Trendfunktionen kurz betrachtet werden. Charakteristisches Merkmal für exponentielle Trendfunktionen ist die konstante relative Zuwachsrate pro Zeiteinheit.186 Die Funktionsparameter der Anpassungsgleichung (siehe Abbildung 9) lassen sich über Logarithmierung und anschließende partielle Differenzierung sowie durch weitere Auflösung der Differenzierungsgleichungen ermitteln.187 Parabolische Trendverläufe werden durch Polynome zweiten oder auch höheren Grades beschrieben, wobei die mathematische Komplexität und 181 Zu diesen Ansätzen vgl. Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3554. 182 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 304. 183 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 843. 184 Dieses auch als “Kleinste-Quadrate-Methode“ bezeichnete Vorgehen findet bei der einfachen Regressionsanalyse seine Anwendung. Die lineare Trendrechnung stellt in diesem Zusammenhang eine Verwendungsform dieses Analyseansatzes dar, bei der nur die Zeit als unabhängige Variable eingeht. Vgl. Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3554. 185 Vgl. Preißner, A. (1999), S. 65. 186 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 850; Pepels, W. (1996), S. 304. 187 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 843, 850. 44 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells die Auswirkungen zufälliger Störeinflüsse mit zunehmender Gradzahl steigen.188 Die allgemeine Funktionsgleichung für eine Parabelfunktion 2. Grades ist aus Abbildung 9 ersichtlich. Lineare Trendfunktion: ŷ t = a + b ⋅ t Exponentielle Trendfunktion: ŷ t - Über Trendfunktion bestimmter Prognosewert für t a , b, c - Zu bestimmende Funktionsparameter ŷ t = a ⋅ b t - Beobachtungszeitpunkt/-periode (t = 1, ..., T) t Parabolische Trendfunktion (2. Grades): ŷ t = a + b ⋅ t + c ⋅ t 2 Abbildung 9: Beispiele für Trendfunktionen ohne Sättigungsniveau Quelle: In beispielhafter Anlehnung an Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 843, 850, 851. Trendfunktionen mit Sättigungsniveau, die auch als Wachstums- bzw. Sättigungsmodelle bezeichnet werden, liegt die Annahme zugrunde, daß wirtschaftliche Wachstumsprozesse in der Regel nicht unbegrenzt sind und demzufolge mit einer reduzierten Aufnahmefähigkeit eines Absatzmarktes im Zeitablauf zu rechnen ist.189 Derartige Trendfunktionen zeichnen sich durch einen s-förmigen Verlauf aus.190 Der Verlauf einer Zeitreihe wird bei diesen Trendfunktionen durch zwei entgegengesetzt gerichtete Komponenten bestimmt. Sie ergeben sich einerseits aus dem proportionalen Verlauf des zu einem Zeitpunkt erreichten Niveaus und andererseits aus dem Abstand zwischen erreichtem Niveau und dem absoluten Sättigungswert.191 Wird bei der Abstands- bzw. Differenzbetrachtung ein linearer Ansatz verwendet, bezeichnet man diese Sättigungsmodelle als logistische Funktionen. Wird hingegen eine logarithmische Differenzbetrachtung vorgenommen liegen Gompertz-Funktionen zugrunde.192 Die Funktionsverläufe unterscheiden sich dahingehend, daß logistische Funktionen bis zum Wendepunkt progressiv steigen und anschließend bis zum absoluten Sättigungspunkt degressiv wachsend verlaufen. Diese Symmetrie ist bei der Gompertz-Funktion nicht gegeben. Sie verläuft im Vergleich zur logistischen Funktion zunächst steiler, durchläuft früher ihren Wendepunkt, erfährt anschließend ein relativ langes, fast lineares Wachstum und paßt sich nur langsam dem Sätti- 188 Vgl. Preißner, A. (1999), S. 66. 189 Vgl. Backhaus, K. (1999), S. 154. 190 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 852. 191 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 304; Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3557. 192 Vgl. Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3557. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 45 gungsniveau an.193 Die allgemeinen Funktionsgleichungen beider Wachstumsmodelle sind in Abbildung 10 dargestellt. Logistische Funktion: ŷ t = s (1 + e − a ⋅s⋅ t − c ) Gompertz-Funktion: ŷ t - Über Trendfunktion bestimmter Prognosewert für t s, a , c - Zu bestimmende Funktionsparameter t - Beobachtungszeitpunkt/-periode (t = 1, ..., T) ŷ t = s ⋅ e − e − a ⋅t −c Abbildung 10: Beispiele für Trendfunktionen mit Sättigungsniveau Quelle: In beispielhafter Anlehnung an Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3557. Die Güte der mit Hilfe von Entwicklungsmodellen erstellten Bedarfs- bzw. Absatzprognosen hängt folglich neben der Qualität des zugrunde liegenden Datenmaterials194 wesentlich von der unterstellten Gültigkeit der Zeitstabilitätshypothese, d. h. der Unterstellung, daß das gleichförmige Verhalten des Ursachensystems in der Vergangenheit auch für die Zukunft zutrifft, ab.195 Die zeitliche Extrapolation von vergangenen und gegenwärtigen Daten erscheint ohne eine Berücksichtigung ursächlicher Einflußgrößen als problematisch.196 Insbesondere bei den Trendverfahren wird die Prognosegüte zusätzlich durch die Wahl des auf das vorliegende Datenmaterial anzuwendenden Funktionstyps und ihrer tatsächlichen Realitätsentsprechung bestimmt.197 Wirkungsmodelle Wirkungsmodelle umfassen Verfahren, bei denen die Entwicklung des zu prognostizierenden Parameters auf den Einfluß anderer Variablen zurückzuführen ist. Diese kausalen Beziehungen lassen sich für Prognosen nutzen.198 Dabei kann die grundsätzliche kausale Beziehung zwischen den Variablen nur auf Basis logischer Entscheidungen erfolgen bzw. mit Hilfe von fachwissenschaftlichen Theorien festgestellt werden. Mit mathematisch-statistischen Verfah- 193 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 852; Pepels, W. (1996), S. 304. 194 Vgl. Rafée, H. (1989), S. 146. 195 Vgl. Wild, J. (1982), S. 93 f. 196 Vgl. Gisholt, O. (1976), S. 97. 197 Vgl. Preißner, A. (1999), S. 65; Barzen, D. (1990), S. 229. 198 Vgl. Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3558. 46 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells ren können auf der Grundlage dieser unterstellten Kausalität, die formalen Zusammenhänge und das Ausmaß von Abhängigkeiten analysiert werden.199 Je nach Beeinflußbarkeit der zugrunde liegenden erklärenden Variablen durch das Unternehmen können Indikatormodelle und Wirkungsmodelle i. e. S mit ökonometrischer Ausrichtung unterschieden werden. Indikatormodelle sind kausale Prognoseverfahren, bei denen die Entwicklung der prognostizierten Bedarfs- bzw. Absatzhöhe auf eine oder mehrere vom Unternehmen nicht beeinflußbare Variablen, den sogenannten Indikatoren, zurückgeführt werden kann.200 Für Indikatormodelle werden als erklärende Variablen hauptsächlich makroökonomische Größen wie z. B. Bruttosozialprodukt, Volkseinkommen, Auftragseingänge etc. sowie soziodemographische bzw. -ökonomische Variablen, beispielsweise Bevölkerungsentwicklung, Haushaltsstruktur, Haushaltseinkommen etc., verwendet.201 Die Auswahl eines Indikators basiert auf der Suche nach einer Variablen, deren Zeitreihe eine möglichst gleichförmige und zeitlich vorlaufende Entwicklung im Vergleich zur Zeitreihe der zu prognostizierenden Bedarfs- bzw. Absatzhöhe besitzt, so daß im Ergebnis über den Indikator auf die Bedarfs- bzw. Absatzmenge geschlossen werden kann.202 Bei ökonometrisch ausgerichteten Wirkungsprognosen werden die zu prognostizierenden Bedarfs- bzw. Absatzgrößen primär in Abhängigkeit von unternehmensbeeinflußbaren Aktionsparametern hinsichtlich ihrer Auswahl und Intensität bestimmt.203 Ziel ist es, existierende Ursache-Wirkungs-Beziehungen aufzudecken, in funktionaler Form zu spezifizieren und für eine prognostische Vorhersage zu nutzen.204 Dazu sind Hypothesen über Wirkungszusammenhänge zu formulieren, bei deren Aufstellung theoretisches Wissen und Erfahrungen über die Beziehungsstruktur der Variablen mit einfließen.205 Als erklärende Variable können neben unternehmensbezogenen Aktions- und Handlungsparametern auch externe Kontextfaktoren ein199 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 305; Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3558. Zu Inhalt und Anwendung multivariater statistischer Verfahren vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 774 ff.; Backhaus, K. et al. (1996). 200 Vgl. Pepels, W. (1996), S. 305. 201 Vgl. Meffert, H./Steffenhagen, H. (1977), S. 78 ff. 202 Vgl. Backhaus, K. (1999), S. 160. Ein Beispiel hierfür ist der Geschäftsklimaindex des IFO-Instituts für die verarbeitende Industrie in Deutschland, der als Leitindikator für den zu erwartenden Umsatz in diesem Industriesektor fungiert und die Geschäftserwartungen für die jeweils nächsten sechs Monate widerspiegelt. Vgl. Hansmann, K.-W. (1993), Sp. 3558. Speziell bei branchenbezogenen Prognoseaspekten kommt Indikatoransätzen praktische Bedeutung zu, da sie die konjunkturellen Komponenten von Zeitreihen, insbesondere ihre Auf- und Abschwünge, berücksichtigen. Vgl. Backhaus, K. (1999), S. 160. 203 Vgl. Pepels, W. (1999), S. 306. 204 Vgl. Barzen, D. (1990), S. 230 f. Bei der Betrachtung wirkungsspezifischer Problemstellungen kann zwischen verhaltenswissenschaftlichen und ökonomisch interpretierten Forschungsansätzen differenziert werden. Sie unterscheiden sich insbesondere durch das vom Konsumenten geprägte Bild. Während die verhaltenswissenschaftliche Wirkungsforschung nach Gesetzmäßigkeiten und Mustern sucht, die die Reaktion von Kunden auf Stimuli, beispielsweise Marketing- und Vertriebsaktivitäten, bestimmen, wird in der ökonomischen Interpretation der Wirkungsforschung eine globalere Außensicht eingenommen, bei der die Handlungsweisen der Kunden durch die Vielfalt und Intensität von Aktionsparametern unter Berücksichtigung von marktlichen Kontextfaktoren bestimmt sind. Vgl. Kaas, K.P. (1990), S. 493. 205 Vgl. Barzen, D. (1990), S. 230. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 47 bezogen werden.206 Die Beziehung zwischen einer oder mehreren erklärenden und einer unabhängigen Variablen wird dabei über Marktreaktionsfunktionen abgebildet.207 Für die Modellierung stehen verschiedene Varianten zur Verfügung, die saisonale Komponenten, Sättigungseffekte, Verbundwirkungen, Verzögerungseffekte und Konkurrenzeinflüsse berücksichtigen können.208 Auf Basis dieser Wirkungsfunktionen kann durch Simulationen der Einflußgrößen analysiert werden, inwiefern die Absatzprognosen bei unterschiedlichen Parameterkonstellationen variieren.209 Wirkungsmodelle besitzen gegenüber den Entwicklungsmodellen für die Bedarfs- und Absatzprognose Vorteile, da sie für die Entwicklung von Absatz- und Bedarfsgrößen nicht auf die Zeit als erklärende Variable zurückgreifen, sondern kausale Beziehungen berücksichtigen. Dabei können nicht nur unternehmensinterne, sondern auch externe Beeinflussungsmöglichkeiten einbezogen werden. Die Güte von Wirkungsmodellen wird dabei von der Wahl des zugrunde liegenden Funktionstyps mit seinen einzubeziehenden Modellvarianten sowie vom historischen Datenmaterial wesentlich beeinflußt.210 Problembehaftet ist bei diesen Ansätzen hauptsächlich die zeitliche Zuordnung von Absatzwirkungen. Diese Schwierigkeiten werden bei Verwendung mehrerer instrumenteller Erklärungsvariablen um die instrumentelle Zurechenbarkeit von Wirkungen noch verschärft.211 3.2.1.2.3 Zusammenfassende Bewertung Die subjektiven Schätzverfahren liefern ein methodisches Vorgehen zur Abschätzung von zukünftigen Bedarfs- und Absatzsituationen. Dieses Vorgehen erstreckt sich dabei jedoch entweder auf die organisatorische Form der Erarbeitung oder auf die Beschreibung eines abstrakten Vorgehens unter Berücksichtigung eines allgemeinen Denkansatzes. Die tatsächlich erarbeiteten Ergebnisse unterliegen daher einer starken Subjektivität, die von den Kenntnissen und Erfahrungen der beteiligten Personen abhängig ist. Im Bereich der mathematisch206 Als erster Versuch einer entsprechenden Modellentwicklung kann die klassische Preistheorie gesehen werden, bei der der gewinnmaximale Preis und die korrespondierende Absatzmenge von der Preis-AbsatzFunktion bei entsprechender Berücksichtigung der Marktform und gegebener Kostenfunktion abhängt. Im Rahmen von marginalanalytischen Betrachtungen würden diese Ausgangspunkte unter Beachtung von Budget- bzw. Kostengrößen als marketing- und vertriebsrelevante Entscheidungstatbestände im Sinne von PreisAbsatz-Budget-Funktionen erweitert. Vgl. Klenger, F./Krautter, J. (1972), S. 12 f. 207 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 637; Hruschka, H. (1996), S. 16 f. Zur Modellierung der Marktreaktionsfunktionen wird sich in der Regel je nach Anzahl der einbezogenen erklärenden Variablen der einfachen oder multiplen Regressionsanalyse bedient. Diese Ansätze dienen der Parametrisierung der Wirkungsfunktion. Über die anschließende Verwendung von Testverfahren wird der Erklärungsgehalt des aufgestellten Funktionsmodells überprüft. Vgl. dazu Barzen, D. (1990), S. 234 f. 208 Zu den einzelnen Ansätzen und Ausgestaltungsformen von Marktreaktionsfunktionen vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 637 - 642; Hruschka, H. (1996), S. 16 - 35; Barzen, D. (1990), S. 235 - 239. Zu Ansätzen zur Operationalisierung von Interaktionen zwischen Unternehmensinstrumenten auf Basis von Marktreaktionsfunktionen vgl. Hruschka, H. (1996), S. 64 - 73. 209 Vgl. Backhaus, K. (1999), S. 157. 210 Vgl. Barzen, D. (1990), S. 239. 211 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 643, 892. 48 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells statistischen Verfahren setzen die Entwicklungsmodelle lediglich die Zeit als Bezugsgröße zur Absatzentwicklung. Dieser stark vereinfachende Ansatz bietet für eine kundenindividuelle Bedarfsprognose ein nur sehr begrenztes Unterstützungspotential, da hier Ausgleichseffekte wie bei einer aggregierter Absatzabschätzung nicht auftreten. Die Betrachtung ursächlicher Bedarfsfaktoren erfolgt bei diesen Ansätzen nicht. Einen diesbezüglichen Vorteil bieten die Modelle der Wirkungsprognose, da hier Kausalzusammenhänge explizit berücksichtigt werden. Es bestehen bei diesen Ansätzen jedoch dahingehend Freiheitsgrade, welche Faktoren in einer konkreten Anwendungssituation zu berücksichtigen sind. Die Modellierung eines Wirkungszusammenhangs als stetige Funktion vernachlässigt zusätzlich mögliche individuelle Bedarfsunterschiede im Zeitablauf. Von der konkreten Bedarfssituation von Kunden wird abstrahiert. Diese vereinfachende Modellierungssicht wird den aufgestellten Anforderungen einer individualisierten Bedarfsbestimmung und Absatzschätzung unter Wahrscheinlichkeitsaspekten nicht gerecht. 3.2.2 Ansätze zur Erstellung von Vertriebsbudgets Budgetierung bezeichnet die Aufstellung eines in wertmäßigen Größen formulierten Planes mit Vorgabecharakter, der für bestimmte Unternehmensbereiche innerhalb eines definierten Zeithorizonts verbindlich ist.212 In bezug auf die Vertriebsbudgetierung bedeutet dies, daß ein zur Zielerreichung notwendig erachtetes Kostenbudget213 für alle Vertriebsaktivitäten festzulegen ist.214 Über die zielgerichtete Zuordnung von Plan-Kosten-Größen mit Vorgabecharakter zu einzelnen Vertriebs- bzw. vertrieblichen Aufgabenbereichen wird eine Steuerung der Vertriebsaktivitäten im Sinne einer Allokation von Vertriebsressourcen unterstützt.215 Dabei besteht zwischen dem Vertriebsbudget und den zu erzielenden Umsätzen das Spannungsverhältnis, daß über den Einsatz der Vertriebsressourcen ein adäquater Umsatz im Sinne einer Kausalbeziehung generiert werden soll und gleichzeitig der damit verbundene kostenmäßig abgebildete Ressourcenverzehr den aus den Umsätzen generierten Erfolgsbeitrag (Umsätze abzüglich Vertriebskosten) schmälert. Die damit verbundene Problemstellung zielt auf die optimale Zusammensetzung und Intensität der Vertriebsaktivitäten ab, um die zugrunde liegende 212 Vgl. Weber, J. (1995), S. 132. 213 Neben Kostenvorgaben können sich Budgets auch auf absatzbezogene Leistungsgrößen wie Umsatz, Gewinn, Deckungsbeitrag etc. beziehen. Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 886. Im folgenden wird jeweils nur auf Kostenbudgets abgestellt. Die prognostische Betrachtung von Absatzgrößen erfolgt in Kapitel 3.2.1. Die grundsätzlich bestehende Problematik der Vertriebsbudgetierung, vgl. dazu auch die folgenden Ausführungen, bleibt davon unberührt. 214 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 176. Dabei ergeben die Teil- bzw. Unterbudgets von Bezugsbereichen mit niedrigerem Aggregationsniveau ein Gesamtbudget höheren Aggregationsniveaus. Je nach Budgetierungsrichtung kann entweder eine Verdichtung von Teilbudgets zu einem Gesamtbudget (Bottom-Up-Ansatz) oder eine Ableitung von Teilbudgets aus einem vorgegebenen Gesamtbudget (Top-Down-Ansatz) erfolgen. Eine Mischung beider Ansätze führt zum sogenannten Gegenstromverfahren, das versucht, die Vorteile beider Ansätze zu verbinden und die Nachtteile abzuschwächen. Zum Vorgehen sowie zu Vor- und Nachteilen der Ansätze vgl. Weber, J. (1995), S. 134 - 137. 215 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 177. Zu weiteren Budgetfunktionen vgl. Barzen, D. (1996), S. 12 - 15. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 49 Erfolgsgröße, als Differenz zwischen erzielten Umsätzen und eingesetzten Vertriebskosten, möglichst zu maximieren.216 Für die Bestimmung von Budgetgrößen im Vertrieb stehen mehrere Budgetierungsansätze zur Verfügung. Dabei sind insbesondere Prozentsatz-Methoden, die Wettbewerbs-ParitätsMethode, die „All you can afford“-Methode, die Ziel-Aufgaben-Kosten-Methode, die „Return on Investment“-Methode sowie marginalanalytische Ansätze zu unterscheiden.217 Bei den Prozentsatzmethoden wird die Höhe des Budgets als fester prozentualer Anteil einer Bezugsgröße ermittelt.218 Um das anteilige Verhältnis zwischen Budgethöhe und Bezugsgröße zu bestimmen, wird auf Vergangenheitswerte der Bezugsgröße zurückgegriffen. Dabei können ein- oder mehrperiodische Betrachtungen im Sinne einer Durchschnittsbildung erfolgen. Die Festlegung des zukünftigen Budgets für eine Planungsperiode geschieht bei diesem Ansatz über eine Proportionalisierung der Budgethöhe entsprechend der prognostizierten Höhe der Bezugsgröße unter Berücksichtigung der festen vergangenheitsorientierten Relation zwischen Budgethöhe und Höhe der Bezugsgröße.219 Die Prozentsatzmethoden zeichnen sich durch eine einfache Handhabbarkeit aus und unterstellen in ihrer Grundidee einen Kausalzusammenhang zwischen Bezugsgröße und Budget, wobei die Budgethöhe in Abhängigkeit von der Bezugsgröße festgelegt wird. Bei diesem unterstellten Kausalzusammenhang bleiben wichtige Einflußgrößen wie Bedarfssituation am Markt sowie die Intensität der Aktivitäten von Wettbewerbern im Sinne eines antizyklischen Verhaltens unberücksichtigt. Gleichzeitig wird durch die Fixierung des Budget-Bezugsgrößen-Verhältnisses vernachlässigt, in welchem Umfang Ineffizienzen im Bereich der Vertriebsaktivitäten existieren.220 Die Wettbewerbs-Paritäts-Methode stellt auf die explizite Berücksichtigung der Vertriebsaktivitäten der Wettbewerber ab. Diese Methode beruht auf der Festsetzung des eigenen Vertriebsbudgets in Abhängigkeit von der Budgethöhe der Wettbewerber. Dem Ansatz liegt das Denkmodell zugrunde, daß sich das Umsatzvolumen des Gesamtmarktes entsprechend der Budgethöhen der einzelnen im Markt agierenden Unternehmen auf diese verteilt. Dies impliziert im Sinne eines ausgeglichenen „Kräfteverhältnisses“, daß sich die Veränderung des eigenen Vertriebsbudgets direkt proportional zu der Entwicklung der Vertriebsbudgets der 216 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 177. 217 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 889; Barzen, D. (1990), S. 173 ff.; Goehrmann, K.E. (1984), S. 53 ff. 218 Als Bezugsgrößen lassen sich beispielsweise Umsatz, Deckungsbeitrag, Gewinn, Marktanteile verwenden. Vgl. Barzen, D. (1990), S. 175. Insbesondere die Orientierung am Umsatz besitzt in der Praxis eine weite Verbreitung. Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 179. 219 Vgl. Goehrmann, K.E. (1984), S. 53. 220 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 179; Goehrmann, K.E. (1994), S. 53 f. 50 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells Wettbewerber221 verhalten muß, um zumindest den bestehenden Marktanteil zu halten. Bei der Steigerung des Marktanteils ist eine entsprechende überproportionale Anhebung des eigenen Budgets erforderlich.222 Anwendungsprobleme ergeben sich insbesondere in der Bestimmung des zukünftigen Vertriebsbudgets der Wettbewerber. Gleichzeitig wird bei diesem Ansatz unterstellt, daß den einzelnen Budgets der Marktteilnehmer die gleiche inhaltliche Qualität und Quantität der Vertriebsaktivitäten zugrunde liegt. Das dürfte wohl in den wenigsten Fällen gegeben sein.223 Bei der Anwendung der „All you can afford“-Methode ergibt sich das Budget als Residualgröße aus dem zu erwartenden Umsatz abzüglich eines Plangewinns und aller weiteren Unternehmenskosten.224 Das so ermittelte Budget stellt die Kostenhöhe dar, von der ein Unternehmen ausgeht, es sich leisten zu können.225 Dieser in seiner Form einfache Ermittlungsansatz ist durch mehrere inhaltlich-methodische Schwächen gekennzeichnet. Zum einen wird die kausale Beziehung zwischen Vertriebsbudget und Umsatz vernachlässigt, da der PlanUmsatz ex ante existiert und aufgrund der Ermittlungsvorschrift für das Vertriebsbudget als unabhängige Größe angesehen wird.226 Gleichzeitig wird die Höhe des Vertriebsbudgets durch die anderen Unternehmenskosten beeinflußt, so daß es im Extremfall möglich ist, aufgrund der bestehenden anderen Unternehmenskosten keine Budgetvergabe für den Vertriebsbereich vorzunehmen, um den Plangewinn zu erreichen.227 Weiterhin bietet diese Methode keine Möglichkeit, die Effektivität und Effizienz der Vertriebsaktivitäten zu bewerten. Ausgangspunkt der Ziel-Aufgaben-Kosten-Methode ist die Betrachtung der spezifischen Zielsetzung des Vertriebsmanagements. Darauf aufbauend, sind die Vertriebsaktivitäten zu ermitteln und zu bewerten, die auf Basis von Wirkungsbeziehungen geeignet erscheinen, die spezifischen Zielsetzungen zu erreichen. Anschließend wird für die ausgewählten Aktivitäten der dazu notwendige Ressourcenverzehr bestimmt und im Sinne eines Bottom-Up-Vorgehens zu einem Gesamtvertriebsbudget verdichtet. Übersteigen die ermittelten Kosten die Finanzierbarkeit, sind entsprechende Anpassungen im Zielsystem vorzunehmen, und der dargestellte Prozeß vollzieht sich erneut.228 Die Ziel-Aufgaben-Kosten-Methode stellt einen methodisch ausgereifteren Ansatz dar, da hier die sachlogische Kausalbeziehung zwischen Vertriebsbudget und zu erzielendem Umsatz berücksichtigt wird. Gleichzeitig werden die spezifischen 221 BARZEN schlägt in diesem Zusammenhang eine Orientierung am stärksten Wettbewerber vor. Vgl. Barzen, D. (1990), S. 176. 222 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 180 f. 223 Vgl. Goehrmann, K.E. (1984), S. 54. 224 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 180. 225 Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 889. 226 Dabei besteht insbesondere die Gefahr von prozyklischem Verhalten. Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 180; Barzen, D. (1990), S. 176. 227 Somit wird der Dominanz eines absatzseitigen Minimumsektors keine Rechnung getragen. Zum Ausgleichsgesetz der Planung vgl. Gutenberg, E. (1983), S. 163 - 165. 228 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 180; Bruhn, M. (1997), S. 276 f. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 51 Zielsetzungen des Vertriebsmanagements systematisch in diesen Evaluationsprozeß einbezogen. Problematisch erscheint hingegen die konkrete praktische Anwendung, da bei der kontextabhängigen Ausgestaltung dieses Ansatzes erhebliche inhaltliche Freiräume existieren, die sich nur bei Zugrundelegung eines umfassenden theoretischen Ansatzes und unter analytischer Berücksichtigung instanzierter Wirkungsfunktionen ausgestalten lassen.229 Die „Return on Investment“-Methode versucht, investitionstheoretische Aspekte bei der Bestimmung des Vertriebsbudgets einfließen zu lassen. Dabei wird der Teil der Vertriebskosten als Investition betrachtet, dessen Wirkung sich erst in späteren Perioden niederschlägt.230 Bewertungsmaßstab dieser Investitionen ist der angestrebte Return on Investment (ROI) als Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Die Vertriebskosten werden zusammen mit anderen Unternehmensinvestitionen im Rahmen einer Investitionsrechnung bestimmt und in Abhängigkeit von angestrebten ROI festgelegt.231 Problematisch erscheint bei der Trennung der Kosten hinsichtlich ihres zeitlichen Wirkungsbezugs insbesondere die zeitliche und wertmäßige Prognose der Umsatzwirkung. Unklar bleibt bei diesem Ansatz weiterhin, inwieweit durch das Vorgehen Kausalbeziehungen berücksichtigt werden. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob bei investitionstheoretischer Betrachtung die Verwendung des ROI als Zielgröße für dynamische Überlegungen geeigneter erscheint als Kapitalwert- bzw. interne Zinsfußansätze. Marginalanalytische Ansätze führen Budgetentscheidungen auf Basis von modellierten Marktreaktionskurven durch.232 Sie stellen ein methodisches Bindeglied zwischen Budgetbestimmung und Absatzprognose dar.233 Dabei wird über Grenzkosten und Grenzerlösbetrachtungen versucht, den Gewinn zu maximieren.234 Entsprechend der zugrunde liegenden Modellintention existieren eine Vielzahl von Ansätzen, die durch Berücksichtigung unterschiedlicher Aspekte und Einbezug verschiedener Marketing- und Vertriebsinstrumente versuchen, die beobachtbaren und als relevant erachteten Facetten einer komplexen Realität abzubil- 229 Vgl. Barzen, D. (1990), S. 177 f. 230 Als Beispiele werden insbesondere Weiterbildungs- und Schulungskosten für Vertriebsmitarbeiter sowie Aktivitäten im Bereich Neukundengewinnung aufgeführt. Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 182. 231 Vgl. Goehrmann, K.E. (1984), S. 55. Obwohl die Relevanz von Budgetanalysen von Führungskräften in Unternehmen als sehr hoch eingeschätzt wird, finden sich durch Vertriebs- bzw. Marketingziele beeinflußte Ansätze in der deutschen Praxis relativ selten. Vgl. Reinecke, S./Tomczak, T. (2001), S. 80 f. 232 Vgl. Barzen, D. (1990), S. 179. 233 Die explizite Berücksichtigung von funktionalen Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen zwischen Budgetgröße und Absatzwirkung kann zum einen für die Bestimmung von Budgetgrößen verwendet werden und gleichzeitig durch die funktionale Verknüpfung für die Prognose von Absatzgrößen ihre Anwendung finden. Zur Verwendung von Marktreaktionsfunktionen für Prognosezwecke vgl. auch die Ausführungen in Kapitel 3.2.1.2.2. 234 Vgl. Goehrmann, K.E. (1984), S. 55. 52 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells den.235 Kennzeichnend für Partialansätze ist, daß sie sich jeweils nur auf einige als wesentlich erachtete Einflußgrößen konzentrieren und zum Teil auf realitätsentfernten Annahmen beruhen. Komplexere Modelle sind hingegen durch eine geringe Anwenderfreundlichkeit und durch Datenbereitstellungsprobleme gekennzeichnet.236 Zusammenfassende Bewertung Die dargestellten Konzepte stellen bis auf die marginalanalytischen Ansätze und die ROIMethode lediglich grobe Heuristiken zur Budgetbestimmung dar. Die Ziel-Aufgaben-KostenMethode bietet einen methodischen Orientierungsrahmen zur Budgetbestimmung, läßt jedoch für eine konkrete Umsetzung wesentliche inhaltliche Punkte offen. Die übrigen Ansätze verwenden Vergleichsmaßstäbe, die zwar intuitiv verständlich sind, aber für die Effizienzbeurteilung der eigenen Kundenbearbeitung wenig oder keine Ansatzpunkte bieten. Ein spezifiziertes Vorgehen liefert der ROI-Ansatz indem investitionstheoretische Kalküle einbezogen werden. Die Bestimmung der erwarteten Absätze bleibt jedoch unbeantwortet. Die marginalanalytischen Ansätze bieten zwar ein sehr formales Unterstützungsinstrument, die damit verbundene Abstraktion in Verbindung mit der Verwendung stetiger Wirkungsfunktionen entsprechen jedoch nicht den Anforderungen an das Planungsmodell hinsichtlich der Berücksichtigung kundenindividueller Bedarfs- und Transaktionsmerkmale. Die Bestimmung des Vertriebsbudgets erfolgt hier nur in aggregierter Form auf Basis der unterstellten Wirkungen der einbezogenen Instrumente bzw. Maßnahmen. 3.2.3 Ansätze zur Kundenbewertung Im Rahmen der vertrieblichen Kundenbewertung erfolgt eine Beurteilung von Kunden nach Wichtigkeitsmaßstäben.237 Dieses Vorgehen begründet sich daraus, daß nicht alle Kunden die gleiche Attraktivität aus Unternehmenssicht besitzen müssen. Um eine möglichst hohe Profitabilität aus der Geschäftstätigkeit zu erzielen ist es notwendig, daß jeder Kunde nur die seiner Bedeutung entsprechende Aufmerksamkeit von dem Unternehmen erhält.238 Unter Beachtung dieser unterschiedlichen Wertbeiträge läßt sich der kundenbezogene zukünftige Ressourceneinsatz unter Effizienzgesichtspunkten steuern. Gleichzeitig bieten sich Anknüpfungs235 Für eine inhaltliche Übersicht zu analytischen Ansätzen vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 637 - 642; Barzen, D. (1990), S. 178 - 185. Beispielhaft sei hier nur auf das grundlegende Modell von DORFMAN/STEINER zur optimalen Budgetbestimmung (Vgl. Dorfman, R./Steiner, P.O. (1954).), auf den Ansatz von KOYCK bzw. VIDALE/WOLFE zur Modellierung von zeitlichen Wirkungsverzögerungen (Vgl. Koyck, L.M. (1954); Vidale, M.L./Wolfe, H.B. (1957).), auf das Modell von WEINBERG zur Abbildung von Konkurrenzeinflüssen (Vgl. Weinberg, R.S. (1960).) sowie auf den Ansatz von SEBASTIAN zum Diffusionsverhalten neuer Gebrauchsgüter (Vgl. Sebastian, H.K. (1985).) verwiesen. Weitere Ansätze für Reaktionsfunktionen des Umsatzes in Abhängigkeit von der Besuchstätigkeit des Vertriebs finden sich bei ALBERS. Vgl. Albers, S. (1989), S. 104 - 111. 236 Vgl. Barzen, D. (1990), S. 180. 237 Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 193. 238 Vgl. Helm, S./Günter, B. (2001), S. 14. Zum Begriff der Kundenfokussierung in diesem Zusammenhang vgl. Homburg, C./Werner, H. (1998), S. 20. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 53 punkte für die „Optimierung“ der eigenen Kundenstruktur.239 Gegenstand der Ansätze zur Kundenbewertung ist die Analyse der von einem Anbieter wahrgenommenen Wertbeiträge seiner Kunden zur Erreichung seiner Ziele.240 Die existierenden Ansätze lassen sich hinsichtlich ihres Zeitbezugs unterscheiden. Zeitpunktbezogene Modelle werden dabei unter den statischen Ansätzen, mehrperiodische zeitraumbezogene Modelle unter den dynamischen Ansätzen zusammengefaßt. 3.2.3.1 Statische Ansätze 3.2.3.1.1 ABC-Umsatzanalyse Die ABC-Analyse stellt ein in der Praxis beliebtes Instrument zur Klassifizierung von Kunden nach ihrer Umsatzbedeutung dar.241 Sie ist ein einfaches Hilfsmittel, um beliebige zugrunde liegende Verteilungsstrukturen zu analysieren.242 Grundintention dieses Ansatzes ist es, die Intensität der Aufmerksamkeit von Entscheidungsträgern auf Analyseobjekte nach dem Grad ihrer Beeinflussung der Zielerreichung zu lenken, indem sie die Analyseobjekte nach ihrer Bedeutung für eine übergeordnete Zielsetzung gruppiert.243 Dabei werden traditionell drei Klassen (A - wichtig, B - weniger wichtig, C - unwichtig) gebildet.244 Im Bereich der ABC-Umsatzanalyse erfolgt eine Reihung der Kunden nach ihren IstUmsatzerlösen.245 Das Vorgehen weißt allgemein die folgenden Schritte auf:246 239 Kritisch merkt KUHLMANN an dieser Stelle an: „Da der Wert eines Kunden unter den Bedingungen dynamischer Märkte keine eindeutig zu ermittelnde bzw. zu prognostizierende Größe ist, läßt sich auch keine “optimale Struktur“ des gesamten Kundenstamms berechnen. Wichtig ist das permanente Bemühen, mit Hilfe verschiedener Verfahren Unterschiede im Wert der Kunden aufzudecken, um Verbesserungen der Kundenstruktur zu fördern, Verschlechterungen verhindern zu können.“ Kuhlmann, E. (2001), S. 120. 240 Neben der Bestimmung des Kundenwerts aus Sicht eines Anbieters besteht auch die Möglichkeit, den Wert aus Sicht des Kunden zu konzeptionalisieren. Vgl. dazu Eggert, A. (1999); Anderson, J.C./Narus; J.A. (1998); Woodruff, R.B./Gardial, S.F. (1996). 241 Einer VDI-Studie zufolge klassifizierten ca. 76 % der betrachteten 219 Unternehmen ihre Kunden nach den Umsatzhöhen unter Verwendung einer ABC-Analyse. Vgl. Krafft, M./Marzian, S. (1997). Neben dem Absatzbereich findet die ABC-Analyse in weiteren Unternehmensbereichen, beispielsweise in der Materialwirtschaft, ihre praktische Anwendung. Zu den entsprechenden Einsatzmöglichkeiten vgl. Haupt, R. (1996), Sp. 3 f. 242 Vgl. Homburg, C./Daum, D. (1997a), S. 58. 243 Vgl. Weber, J. (1995), S. 200. 244 Dieser Dreiteilung verdankt dieser Ansatz zwar seinen Namen, sie stellt jedoch keine diesbezügliche Einschränkung dar. Wenn die Heterogenität der Kundenstruktur es erfordert, können durchaus mehr als drei Klassen sinnvoll sein. So schlägt PLINKE beispielsweise einen vierstufigen Ansatz vor. Vgl. Plinke, W. (1997), S. 129. 245 Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 193. Sie bezieht sich somit auf ein monetäres, vergangenheitsbezogenes Merkmal des Kundenwerts. 246 Zu diesem Vorgehen vgl. stellvertretend Weber, J. (1995), S. 201; Kuhlmann, E. (2001), S. 130; Fließ, S. (2001), S. 480. 54 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells - Ermittlung des mit jedem Kunden getätigten Umsatzes, so daß mit hundert Prozent der betrachteten Kunden hundert Prozent des Umsatzes erzielt werden. - Erstellung einer vollständigen Rangreihung der Kunden nach ihrem Umsatzwert in absteigender Reihenfolge. - Bestimmung des Umsatzanteils eines Kunden am Gesamtumsatz. Dies ist für jeden Kunden durchzuführen. - Bestimmung des Anteils eines Kunden in bezug auf die Gesamtkundenzahl. Dies ist für jeden Kunden durchzuführen. - Konstruktion eines Diagramms, dessen Abszisse die Dimension „Kumulierter Kundenanteil“ und dessen Ordinate die Dimension „Kumulierter Umsatzanteil“ enthält. - Einordnung der Wertepaare der Kundendaten in Abfolge der Umsatzreihung. Dabei werden jeweils die neu hinzugefügten Werte zu den bereits vorhandenen Werten addiert und kumuliert abgebildet. - Konstruktion eines Graphen durch die Verbindung der als Punkte abgebildeten Wertepaare des Diagramms. - Bestimmung der Bedeutungsklassen und Festlegung der Klassengrenzen nach der Konzentration der Verteilungskurve.247 Das Ergebnis dieses Vorgehens ist beispielhaft in Abbildung 11 dargestellt. Der Graph stellt eine Lorenzkurve dar, die je nach Abweichung von der gedachten Hauptdiagonalen ((0,0); (100,100)) die Entfernung von einer Umsatzgleichverteilung angibt.248 ABC-Umsatzanalysen liefern keine unangreifbaren Informationen. Schwächen liegen insbesondere in der willkürlichen Aufteilung des Problemfeldes in eine bestimmte Anzahl von Klassen sowie in der Wahl und Festlegung der Klassengrenzen. Sie liefern in diesem Zusammenhang keine weiteren Handlungsimplikationen, sondern richten den Blick durch wenige einzuhaltende Verfahrensregeln auf das Wesentliche des zugrunde liegenden Analysebereiches.249 Zugleich kann es durch Umsatzschwankungen dazu kommen, daß Kunden von einer zur anderen Betrachtungsperiode unterschiedlichen Klassen mit den entsprechenden Auswirkungen auf Bearbeitungsintensität etc. zugeordnet werden.250 Gleichzeitig widerspiegelt der Umsatz nur eine Seite der Gewinn-Medaille. Aussagen zur Profitabilität können damit nicht 247 Teilweise stellt sich hier das Phänomen der sogenannten „80/20“-Regel ein, wonach zwanzig Prozent der Kunden achtzig Prozent des Umsatzes generieren. Vgl. Homburg, C./Daum, D. (1997b), S. 395; Plinke, W. (1997), S. 117. 248 Vgl. Plinke, W. (1997), S. 130 f. 249 Vgl. dazu auch Weber, J. (1995), S. 200, 202 f. 250 Vgl. Fließ, S. (2001), S. 481. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 55 getroffen werden. Durch die Orientierung auf Vergangenheitswerte werden zukünftige Entwicklungstendenzen vernachlässigt.251 Kumulierter Umsatzanteil in % 10 100 9 90 C-KunC-Kunden 8 80 B-KunB-Kunden A-Kunden -Kun- 20 50 100 Kumulierter Anteil am Kundenbestand in % Abbildung 11: Beispiel einer ABC-Umsatzanalyse 3.2.3.1.2 Kundenerfolgsrechnung Kundenerfolgsrechnungen werden über Kundendeckungsbeitragsrechnungen realisiert, die in ihrem Ergebnis kundenbezogene Deckungsbeiträge ausweisen.252 Kerngedanke dieses Ansatzes ist es, dem Kunden oder der Kundengruppe als Bezugsobjekt seine zuzurechnenden Umsätze und sämtliche zuzurechnenden Kosten der Betrachtungsperiode zuzuordnen.253 Im Ergebnis kann daraus der tatsächliche periodisierte Erfolgsbeitrag des Kunden ermittelt werden.254 Diesem Vorgehen liegt die Ansicht zugrunde, daß der monetäre Wert eines Kunden nur zu bestimmen ist, wenn auch die einem Kunden zuzurechnenden Produktions- und Trans251 Vgl. Winkelmann, P. (1999), S. 117. 252 Vgl. Reichmann, T./Palloks, M. (1997), S. 455. Erfolgsrechnungen für Kunden stellen eine mögliche Ausprägungsform einer Absatzsegmentrechnung dar. Zum Ansatz der Absatzsegmentrechnung vgl. die Ausführungen in Kapitel 3.3.2.1. 253 Bei Berücksichtigung des strengen Verursachungsprinzips bezeichnen die zuzurechnenden Kosten alle Kosten die der Kunde (analog auch für Kundengruppe) durch seine Existenz und Interaktion mit dem Unternehmen hervorgerufen hat, und die entfallen würden, wenn der Kunde nicht existierte. Diese Kosten sind als Einzelkosten zu betrachten. Vgl. Haag, J. (1992), S. 29. Bei einem weniger strengen Verständnis kann auch eine prozeßorientierte Kostenzurechnung erfolgen bzw. auch fixe Kosten auf unterschiedlichen Stufen zugerechnet werden. Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 224. 254 Die Deckungsbeitragsrechnung stellt zwar in bezug auf einzelne unverbundene Transaktionen ein gutes Instrument für die Bestimmung der Attraktivität dieses Geschäftes dar, hinsichtlich der Bewertung miteinander verbundener Transaktionen eignet sie sich jedoch nur bedingt. Vgl. dazu ausführlich Rese, M. (2001), S. 277, 283 ff. 56 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells aktionskosten einbezogen werden.255 Diese Betrachtungsweise ist vor dem Hintergrund heterogener Kunden, die die einzelnen Unternehmensressourcen in unterschiedlich starkem Maße in Anspruch nehmen von besonderer Bedeutung. Kundendeckungsbeitragsrechnungen unterstützen so Entscheidungen über die Verteilung knapper Vertriebs- und Marketingressourcen und können als Steuerungsinstrument zur Steigerung der Erfolgsbeiträge von Kunden eingesetzt werden.256 Die Bestimmung der Deckungsbeiträge eines Kunden erfolgt durch die schrittweise Reduzierung des kundenbezogenen Periodenumsatzes um die zuzurechnenden Kosten.257 Ausgehend vom Kunden-Nettoerlös, der sich aus dem Periodenbruttoumsatz abzüglich der Erlösschmälerungen ergibt, werden stufenweise die kundenbezogenen, direkt zurechenbaren Kosten abgezogen. Ein mögliches Vorgehen ist aus Abbildung 12 ersichtlich.258 Kunden-Bruttoumsatz der Periode - Erlösschmälerungen (Rabatte, Boni, Skonti) = Kunden-Nettoerlös der Periode - variable Herstellkosten nach Produktkalkulation = Kunden-Deckungsbeitrag I - kundenbedingte, eindeutig zurechenbare Auftragskosten (z.B. Kosten für Versand und Auftragsabwicklung) = Kunden-Deckungsbeitrag II (Summe der Auftragsdeckungsbeiträge) - eindeutig kundenbedingte Verkaufs-/Besuchskosten (z.B. für den Außendienst) - sonstige relative Einzelkosten des Kunden in der Periode (z.B. Werbekostenzuschüsse, Leistungsgebühren, Mailing Kosten, Gehalt spez. Außendienstmitarbeiter usw. = Kunden-Deckungsbeitrag III Abbildung 12: Grundaufbau einer Kundendeckungsbeitragsrechnung Quelle: In Anlehnung an Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 224. Hier stellt der Deckungsbeitrag III die Erfolgsgröße dar, mit der alle weiteren im Unternehmen angefallenen Kosten, die den einzelnen Kunden nicht zugerechnet werden können, ge- 255 Vgl. Link, J./Hildebrand, V.G. (1997), S. 162. 256 Vgl. Haag, J. (1992), S. 27, 32, 34. 257 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 133. 258 Die konkrete Ausgestaltung einer Deckungsbeitragsrechnung sollte unternehmensindividuell mit Ausrichtung auf die konkreten Informationsbedürfnisse erfolgen. Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 224. Eine Abstufung kann hinsichtlich ihrer Tiefe und Reihenfolge differenziert vorgenommen werden. Vgl. Haag, J. (1992), S. 28. Für eine sechsstufige Deckungsbeitragsabspaltung vgl. Piontek, J. (1998), S. 299. Für eine beispielhafte Kombination von periodisierten und überperiodisierten Kundendeckungsbeiträgen vgl. Plinke, W./Rese, M. (2000), S. 751. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 57 deckt werden müssen.259 Die differenzierte Betrachtung der Kundendeckungsbeiträge ermöglicht, Unterschiede zwischen den einzelnen Kunden aufzudecken, und verdeutlicht welche Aktivitäten bzw. Kostenbereiche den Bruttoumsatz auf den einzelnen Stufen dominierend reduzieren.260 In dem vorgestellten Ansatz wird ausschließlich auf (relative) Einzelkosten261 zurückgegriffen. Wie oben bereits angedeutet, können auch kundenbezogene Prozeßkosten einbezogen werden, die je nach zugrunde liegendem Prozeßkostenansatz über den strengen Einzelkostenbegriff hinausgehen. Dazu ist zu bestimmen, welche Prozesse die einzelnen Kunden in Anspruch genommen haben und welche Ressourcen bei dieser Inanspruchnahme wertmäßig verbraucht wurden.262 Werden die einzelnen Kunden zu Kundengruppen zusammengefaßt, können zusätzlich kundengruppenbezogene Einzelkosten verrechnet werden. Diese Gruppenzuordnung kann in ihrer extremsten Ausbildung bis auf die Gruppengröße, die alle Kunden einschließt, ausgebaut werden. Neben dem Einbezug von Einzelkosten können auch Erweiterungen durch die Zuordnung von gruppenbezogenen Gemein- bzw. Fixkosten, beispielsweise im Sinne von Bereitschaftskosten, vorgenommen werden.263 Dieses Vorgehen stellt dann einen direkten Bezug zur Vertriebs- bzw. Marketingerfolgsrechnung her.264 Der Ansatz des Kundendeckungsbeitrages läßt sich mit dem Konzept der ABC-Analyse kombinieren.265 Dabei können mehrere Kombinationsmöglichkeiten unterschieden werden. Einerseits läßt sich die Dimension Umsatz durch die Betrachtungsdimension Deckungsbeitrag ersetzen.266 Andererseits kann durch integrierten Einbezug von Umsatzvolumen und Deckungs- 259 Dies impliziert, daß ein Kunde mit positivem Kundendeckungsbeitrag einen Beitrag zur Deckung der fixen Kosten bzw. Gemeinkosten im Unternehmen leistet. Jeder positive Deckungsbeitrag eines Kunden ist in diesem Zusammenhang als vorteilhaft zu bewerten, solange nicht eine bessere Alternative bestanden hat. Vgl. Rese, M. (2001), S. 277. 260 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 132. 261 Das von RIEBEL entwickelte Konzept der relativen Einzelkostenrechnung möchte die Schlüsselung jeglicher Gemeinkosten vermeiden. Grundgedanke ist es, in der Grundrechnung der Kosten sämtliche Kosten als Einzelkosten bestimmter Bezugsobjekte auszuweisen. Diese Bezugsgrößen stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang mit den Entscheidungen im Unternehmen. Vgl. Riebel, P. (1972). 262 Vgl. Jaeger, A. (1995), S. 108. 263 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 225. Dieses Vorgehen unterliegt in seiner Grundform dem allgemeinen Ansatz der mehrstufigen Fixkostendeckungsrechnung. Zu diesem Ansatz im Rahmen einer Kosten- und Erlösrechnung vgl. Weber, J. (1995), S. 184 f. 264 Zur Vertriebs- bzw. Marketingerfolgsrechnung vgl. Ehrmann, H. (2002), S. 882 f.; Möbus, M. (2000), S. 301 - 304. 265 Vgl. Plinke, W. (1997), S. 132 f. 266 Der Vorteil dieses Austauschs besteht in der stärkeren Nähe des Deckungsbeitrags zu einer erfolgsorientierten Betrachtung der kundenbezogenen Geschäftsaktivitäten. Zur diesbezüglichen Kritik an der umsatzbezogenen ABC-Analyse vgl. Kapitel 3.2.3.1.1. 58 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells beitrag analysiert werden, inwieweit Umsatzbedeutung und Höhe der Profitabilität bei den einzelnen Kunden korrelieren.267 Der Zeit- und Kostenaufwand des Verfahrens der Kundendeckungsbeitragrechnung ist höher als bei der ABC-Umsatzanalyse einzustufen.268 Gleichwohl besitzt die Kundendeckungsbeitragsrechnung wesentliche Vorteile hinsichtlich einer profitabilitätsbezogenen Entscheidungsunterstützung. Das Unterstützungspotential der mittels dieses Verfahrens bereitgestellten Daten wird dabei wesentlich durch das Niveau und die Differenziertheit des internen Rechnungswesens determiniert.269 So kann die Steuerung des Ressourceneinsatzes nur dann realitätsentsprechend erfolgen, wenn es die differenzierte Abbildung und Zuordnung der umsatz- und kostenbezogenen Wertgrößen zu den Kunden erlaubt.270 Besondere Probleme treten dabei insbesondere bei der Erfassung von Erlös- und Kostenverbunden auf.271 3.2.3.1.3 Scoring-Modelle Allgemein dienen Scoring-Modelle272 als Instrumente zur mehrdimensionalen Bewertung von Handlungsalternativen.273 Sie finden ihre Anwendung hauptsächlich bei Entscheidungsproblemen, wenn deren Lösung nicht nur alleine von monetären Umsatz- und Kostenaspekten geprägt wird oder wenn sich die monetären Konsequenzen von möglichen Handlungsalternativen nicht vollständig bzw. exakt ermitteln lassen.274 Scoring-Modelle ermöglichen die Berücksichtigung vielfältiger quantitativer und qualitativer, entscheidungsrelevanter Beurteilungskriterien und darauf aufbauend den Vergleich der Alternativen auf der Basis ihrer Merkmalsausprägungen. Sie erlauben, die verschiedenen Alternativen entsprechend der Präferenzvorstellungen des Entscheidungsträgers in eine Rangordnung zu bringen, anhand derer Auswahlprozesse vollzogen werden können.275 267 So ist es durchaus möglich, daß umsatzstarke Kunden nicht die profitabelsten sind und umgekehrt. Vgl. Fließ, S. (2001), S. 482; Krafft, M./Rutsatz, U. (2001a), S. 247. Zu einer kombinierten ABC-Analyse vgl. Plinke, W. (1997), S. 136 - 138. 268 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 134. 269 Einer VDI-Studie zufolge liegen die größten Probleme in der Praxis in der Erfassung der von Kunden direkt verursachten Kosten, in ihren Kostenrechnungssystemen. Vgl. Marzian, S./Deppermann, K.-P. (1998), S. 142. 270 Vgl. Fließ, S. (2000), S. 483. 271 Vgl. Plinke, W./Rese, M. (2000), S. 700 ff. 272 Der Begriff des Scoring-Modells wird auch als Synonym für den Begriff des Punktbewertungsmodells verwendet. Vgl. dazu beispielhaft Plinke, E. (1997), S. 140. 273 Vgl. Weber, J. (1995), S. 117. 274 Vgl. Schierenbeck, H. (1993), S. 151; Weber, J. (1995), S. 117. 275 Vgl. Diller, H. (1980), S. 48; Brauchlin, E. (1978), S. 1. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 59 Das in bezug auf eine Kundenbeurteilung zu lösende Bewertungsproblem wird durch die zu durchlaufende Abfolge folgender Schritte bearbeitet:276 1. Aufstellung der als relevant erachteten Beurteilungskriterien, von denen angenommen wird, daß sie die Bedeutung bzw. die relevanten Ressourcenbeiträge der Kunden ausdrücken.277 2. Gewichtung der einzelnen Beurteilungskriterien hinsichtlich ihrer Bedeutung untereinander entsprechend der Präferenzvorstellungen der Entscheidungsträger.278 3. Bewertung der Kunden im Hinblick auf jedes Beurteilungskriterium mit Hilfe von Punktwerten. Die Punktwerte geben dabei die Höhe der Ausprägung des Kriteriums bei dem entsprechenden Kunden an.279 4. Multiplikation der vergebenen Punktwerte mit den jeweiligen Gewichtungsfaktoren. 5. Summation der gewichteten Punktwerte für die einzelnen Kunden zu Gesamtpunktwerten. 6. Vergleich der Gesamtpunktwerte der Kunden und Bildung einer Rangfolge, die den Grad der Eignung der Kunden zur Erfüllung der übergeordneten Zielsetzung ausdrückt. 276 Vgl. dazu stellvertretend Fließ, S. (2001), S. 491; Kuhlmann, E. (2001), S. 136 f; Preißner, A. (1999), S. 287; Rieker, S.A. (1995), S. 68; Engelhardt, W.H./Günter, B. (1981), S. 62. 277 Die Beurteilungskriterien entsprechen entscheidungsrelevanten Zielgrößen. Dabei sollten nur Kriterien eingehen, von denen anzunehmen ist oder besser auf analytischem Weg empirisch ermittelt würde, daß sie einen Erklärungsbeitrag für das übergeordnete Ziel, dem zukünftigen finanziellen Erfolgsbeitrag durch den Kunden, leisten. Vgl. Link, J./Hildebrand, V. (1993), S. 48. Um Überschneidungen zwischen den Beurteilungskriterien weitestgehend zu berücksichtigen, sind diese entsprechend zu ordnen, und die Über- bzw. Unterordnungsverhältnisse im Sinne einer Zielhierarchie zu verdichten. Vgl. Fließ, S. (2001), S. 493; Krüger, W. (1983), S. 50. 278 Vor der eigentlichen Bewertung ist es zweckmäßig, die Kriterien nach Muß- und Kann-Kriterien einzuteilen. Dabei sind Mußkriterien solche Bedingungen, die in jedem Fall erfüllt sein müssen, so daß sich eine Gewichtung bei diesen Kriterien erübrigt. Vgl. Krüger, W. (1983), S. 55 f. Eine reine freihändige Vergabe von Bedeutungsgewichten ist mit einer erheblichen Subjektivität des bzw. der Bewertenden verbunden. Vgl. Weber, J. (1995), S. 119. Deshalb wird in diesem Zusammenhang die Verwendung einer Präferenzmatrix empfohlen. Vgl. Schierenbeck, H. (1993), S. 152. Sie zwingt zu einer systematischen und nachvollziehbaren Auseinandersetzung mit den einzelnen Zielgewichten. Das bei der Präferenzmatrix angewendete Verfahren entspricht einem Paarvergleich, bei dem das relative Gewicht der einzelnen Kriterien untereinander durch den Vergleich eines Kriteriums mit jedem anderen Kriterium festgelegt wird. Zur Präferenzmatrix vgl. Krüger, W. (1983), S. 58 - 60. Bei komplexen Scoring-Modellen kann auch an dieser Stelle auf multivariate, analytische Verfahren zurückgegriffen werden. So bietet die Diskriminanzanalyse nicht nur die Möglichkeit, die Kriterien, die einen Erklärungsbeitrag besitzen zu identifizieren, sondern auch die Kriteriengewichtungen zu ermitteln. Vgl. Link, J./Hildebrand, V. (1993), S. 50; Shaw, R. (1991), S. 89 f. Zur Bestimmung optimaler Kriteriengewichte mittels Elastizitätsbetrachtungen vgl. Krafft, M./Albers, S. (2000), S. 530 f. 279 Um implizite Gewichtungen an dieser Stelle zu vermeiden, sind nach Möglichkeit alle Kriterien mit der gleichen Punkteskala zu bewerten und eindeutige Regeln für die Punktvergabe aufzustellen. Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 126. Probleme entstehen hier insbesondere, wenn unterschiedliche Skalentypen bei den einzelnen Kriterien aufeinander treffen. Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 127. 60 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells Bei wiederholter Durchführung dieses Bewertungsverfahren können die im Zeitablauf gewonnenen Erkenntnisse zu einer Verbesserung und Verfeinerung eines Scoring-Ansatzes verwendet werden.280 Für die Auswahl von erfolgsbestimmenden Beurteilungsgrößen für die Kundenqualifizierung existieren Vorschläge mit sowohl kaufmännischen als auch technischen Qualifizierungsparametern.281 Einer der bekanntesten Scoring-Ansätze, der auf die Bewertung der Kaufwahrscheinlichkeit als eine mögliche Dimension der Kundenbedeutung abzielt, ist die RFMR-Methode.282 Sie basiert auf der Grundidee, daß Kunden unterschiedliche Kaufwahrscheinlichkeiten aufweisen und diese kundenspezifisch bewertete Bedeutungsdimension für eine differenzierte Kundenbearbeitung, z. B. im Bereich der Katalogzusendung, genutzt werden kann. Die bei diesem Ansatz verwendeten Beurteilungskriterien sind Recency (Zeitpunkt des letzten Kaufs), Frequency (Kaufhäufigkeit) und Monatary Ratio (Wert des Kaufs).283 Diesem Modell liegt die Hypothese zugrunde, daß je kürzer der letzte Kauf zurückliegt, je öfter der Kunde kauft und je mehr Geld er bei seinen Einkäufen ausgegeben hat, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, daß er auf die nächste Ansprache reagiert.284 Ein möglicher Bewertungsvorschlag entsprechend der Merkmalsausprägungen der Kunden ist in Abbildung 13 dargestellt.285 Bei der Anwendung von Scoring-Ansätzen wird implizites Erfahrungswissen systematisch für eine Entscheidungsunterstützung aufbereitet. Der Gütegrad dieser Erfahrungen hinsichtlich der einbezogenen Kriterien und der Präferenzstruktur unterliegt dabei stark subjektiven Aspekten. Gleichzeitig ermöglicht jedoch diese Explikation im Ergebnis eine intersubjektive Nachprüfbarkeit.286 Scoring-Ansätze sind in diesem Zusammenhang mehr als ein technisches Instrument zu verstehen, das nur über die richtige „Informationsbefüllung“ auf Basis eines zugrunde liegenden theoretischen Grundmodells seine intendierte Wirkung voll erreichen 280 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 131. 281 Zu allgemeinen Vorschlägen vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 198; Plinke, W. (1997), S. 142; Holland, H. (1992), S. 75. Bei DIETZ findet sich ein konkreter Scoring-Ansatz aus der Automobilindustrie bei dem, aufbauend auf Kundendaten von Kaltakquisitionen über Gewichtungs- und Bewertungsfaktoren aus soziodemographischen und automobilbezogenen Merkmalen, die Kunden hinsichtlich ihrer Attraktivität in bezug auf einen Neuwagenkauf bewertet werden. Vgl. Dietz, W. (1997), S. 203 - 205. 282 Der RFMR-Ansatz wurde in den zwanziger und dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts von amerikanischen Versandhandelsunternehmen für die Bewertung ihrer Kunden entwickelt. Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 134; Link, J./Hildebrand, V. (1993), S. 48. 283 Der Name des Verfahrens ergibt sich aus den Kürzeln dieser Kriterien. Zum Teil findet sich auch die Abkürzung RFM wobei „M“ für Monetary Value steht. Vgl. Krafft, M./Rutsatz, U. (2001a), S. 248. Je nach Aufnahme zusätzlicher Bewertungskriterien können weitere Typen unterscheiden werden. So bezieht beispielsweise das RFAT-Modell (Recency, Frequency, Amount of Purchase, Type of Merchandise) den Kauftyp bzw. den Produktbereich zusätzlich mit ein. Vgl. Stone, B. (1988), S. 31; Münster, V.D. (2001), S. 72. Zu weiteren Ausgestaltungsformen von Kunden-Scoring-Modellen vgl. Schulz, B. (1995), S. 154. 284 Vgl. Blattberg, R.C. (1987), S. 8. 285 Nach diesem Raster gibt die Höhe der Punktzahl eines Kunden seine Bedeutung für das Unternehmen an. Je höher sie ist, um so besser sind die Erfolgsaussichten eines Angebots. Entsprechend der Punktwerte werden Ausmaß und Intensität der Kundenansprache festgelegt. Für eine mögliche Ausgestaltungsvariante vgl. Link, J./Hildebrand, V. (1993), S. 47 - 49. 286 Vgl. Engelhardt, W.H./Günter, B. (1981), S. 64. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 61 kann.287 Multivariate Analysemethoden können hier einen wertvollen Beitrag zur Überprüfung der getroffenen Annahmen leisten. Der Scoring-Ansatz stellt ein brauchbares Instrument dar, um die Entscheidungsfindung transparent und nachvollziehbar zu gestalten und unterstützt damit letztendlich auch die Akzeptanz und Durchsetzbarkeit von getroffenen Entscheidungen.288 Kriterien Punktbewertung Startwert 25 Punkte Letztes Kaufdatum bis 6 Monate +40 Punkte Häufigkeit der Käufe in den letzten 18 Monaten bis 9 Monate +25 Punkte bis 12 Monate +15 Punkte bis 18 Monate +5 Punkte bis 24 Monate -5 Punkte früher -15 Punkte Zahl der Aufträge multipliziert mit dem Faktor 6 Durchschnittl. Umsatz der letzten 3 Käufe bis 50 DM +5 Punkte bis 100 DM +15 Punkte bis 200 DM +25 Punkte bis 300 DM +35 Punkte bis 400 DM +40 Punkte über 400 DM +45 Punkte Anzahl Retouren (kumuliert) 0-1 0 Punkte 2-3 -5 Punkte 4-6 -10 Punkte 7 - 10 -20 Punkte 11 - 15 -30 Punkte über 15 -40 Punkte Zahl der Werbesendungen seit letztem Kauf Hauptkatalog je -12 Punkte Sonderkatalog je -6 Punkte Mailing je -2 Punkte Abbildung 13: Berechnungsschema der RFMR-Methode Quelle: Link, J./Hildebrand, V. (1993), S. 49. 3.2.3.1.4 Portfolio-Ansätze Die Grundidee des allgemeinen Portfolioansatzes stammt aus dem Bereich der Finanzierungstheorie und wurde dort für die optimale Mischung von Wertpapieren aus Anlegersicht entwickelt.289 Der dabei verfolgte Ansatz einer Chancen- und Risiko-Betrachtung wurde später auch auf Gebiete der Unternehmensführung, anfänglich auf den Bereich der strategischen Unter- 287 Vgl. Fließ, S. (2001), S. 493. 288 Vgl. Weber, J. (1995), S. 123. 289 Die von MARKOWITZ entwickelte Portfoliotheorie (auch: Portfolio Selection Theory) versucht, die optimale Zusammensetzung eines Wertpapier-Portfolios auf Basis von Rendite- und Risikobetrachtungen zu erklären. Vgl. Markowitz, H.M. (1952), S. 77 - 92. Dabei wird versucht, die Mischung der eingesetzten Wertpapiere so zu gestalten, „daß sie entweder mit einem bestimmten Betrag die geringsten Risiken oder mit bestimmten Risiken ein[en] maximaler Ertrag erreicht ...“. Antoni, M./Rieckhof, H.-C. (1989), S. 172. 62 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells nehmensplanung, übertragen.290 Inzwischen haben sich Portfolio-Ansätze in vielen Bereichen des Gesamtunternehmens etabliert und somit die finanziellen Allokationsentscheidungen auf andere Investitionsobjekte überführt.291 Auf den Vertriebsbereich übertragen, sind Kundenportfolios in diesem Zusammenhang als ein methodisches Unterstützungsinstrument zu verstehen, um die vielfältigen Vertriebsaktivitäten gegenüber den Kunden zu steuern. Sie sind Hilfsmittel zur Bewertung und Entscheidungsfindung hinsichtlich Fokussierung und Selektion von Kunden oder Kundengruppen.292 Bei der Verwendung von Kundenportfolios werden die Kunden einerseits mittels der Dimensionen Kundenattraktivität bzw. -bedeutung und andererseits anhand der eigenen Wettbewerbsposition in bezug auf den Kunden bewertet.293 Je nach Anzahl der in diese Dimensionen einfließenden Kriterien kann zwischen ein- und mehrfaktoriellen Dimensionierungen unterschieden werden.294 Die gewählten Dimensionen beziehen sich sowohl auf den Nutzen, der durch die eingebrachten Ressourcen entsteht, als auch auf die Beherrschbarkeit dieser Ressourcen.295 Die konkrete Wahl von Bezugsgrößen für die Ausgestaltung dieser Dimensionen weißt in der Literatur ein heterogenes Bild auf. Eine Auswahl von entsprechend diskutierten Ansätzen ist aus Tabelle 4 ersichtlich. 290 Ausgangspunkt dieser Betrachtungen war es, Geschäftsaktivitäten nach strategischen Gesichtspunkten zu segmentieren, die resultierenden Geschäftsfelder hinsichtlich ihrer strategischen Position zu bewerten und darauf aufbauend, die finanzielle Ressourcenzuweisung zu steuern. Vgl. Henzler, H. (1988), S. 1290. Zur allgemeinen Kritik von Diversifikationsstrategien als Mittel zur Risikoreduktion vgl. Kunz, R.M. (1993), S. 294 f. Als strategische Beurteilungskriterien für Geschäftsfelder wurden die Dimensionen Attraktivität des jeweiligen Marktes sowie die Wettbewerbsstärke der Geschäftseinheit im jeweiligen Markt verwendet. Die bekanntesten Ansätze stellen das Marktanteil-Marktwachstum-Portfolio der Beratungsgesellschaft Boston Consulting Group und das Marktattraktivitäts-Wettbewerbsstärken-Portfolio der Beratungsgesellschaft McKinsey & Co. dar. Hintergrund des BCG-Ansatzes war, die Forschungsergebnisse im Bereich des Erfahrungskurven-Effektes bei der Allokation von finanziellen Ressourcen auf Geschäftseinheiten zu nutzen. Vgl. Hirschman, W.B. (1964), S. 125 - 139; Boston Consulting Group (1972). Die bei dem BCG-Ansatz nur einfaktorielle Dimensionierung der externen und internen Situation wurde durch den McKinsey-Ansatz in eine mehrfaktorielle Dimensionierung, die im Ergebnis zu einem Punktwert verdichtet wird, überführt. Zu beiden Ansätzen vgl. ausführlich Antoni, M./Rieckhof, H.-C. (1989), S. 173 - 178. 291 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 107. Anwendungsgebiete bestehen hier insbesondere in den Bereichen Produktion, Technologie und Vertrieb. Vgl. dazu Antoni, M./Rieckhof, H.-C. (1989), S. 182 187. 292 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 139; Engelhardt, W.H./Kleinaltenkamp, M. (1995), S. 206. GÖTZ und DILLER gehen an dieser Stelle noch weiter, indem sie der Kundenportfolio-Analyse den Status eines Instruments zur ganzheitlichen Steuerung von Investitionen zubilligen. Vgl. Götz, P./Diller, H. (1991), S. 3. 293 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 131. 294 Bei mehrfaktorieller Dimensionierung kann die Positionsbestimmung von Kunden über Scoring-Ansätze ermittelt werden. Vgl. Fließ, S. (2001), S. 493. Vor- und Nachteile von Scoring-Ansätzen lassen sich in diesem Fall auf die Portfolio-Ansätze übertragen. Zum Scoring-Ansatz vgl. auch Kapitel 3.2.3.1.3. 295 Vgl. Fließ, S. (2001), S. 493; Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 131. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells Kunden-Portfolio-Ansatz 63 Vertreter 1. Kunden-Gewinn-Portfolio Dubinsky, A.J./Ingram, T.N. (1984) 2. Kundenwachstum-Relativer-LieferanteilPortfolio Fiocca, R. (1982); Dickson, P.R. (1983); Campbell, N.C.G./Cunningham, M. (1990); Götz, P./Diller, H. (1991); Freter, H. (1992) 3. Kundenattraktivitäts-Relative Lieferantenposition-Portfolio Fiocca, R. (1982); Velte, M. (1987); Schleppengrell, J. (1987); Götz, P./Diller, H. (1991); Freter, H. (1992); Fink, D.H./Meyer, N. (1995) 4. Kundenattraktivität-KundenzugänglichkeitsPortfolio Sidow, H.D. (1991); Kreuzer, R.T. (1992) 5. Kundenpotential-Kundenloyalitäts-Portfolio Kreuzer, R.T. (1992) 6. AbschlußwahrscheinlichkeitsAnbieterpositionsstärke-Portfolio LaForge, R.W./Young, C.E. (1985) 7. Kundenattraktivität-BindungspotentialPortfolio Plinke, W. (1989); Hentschel, B. (1991) 8. Kundenwachstum-Relativer LieferanteilPortfolio Böing, E./Barzen, D. (1992) 9. Kundenrentabilität-GeschäftsvolumenPortfolio Oggenfuss, C.W. (1993) 10. Kundenwert-BestandswahrscheinlichkeitsPortfolio Lube, M.-M. (1997) Tabelle 4: Kunden-Portfolio-Ansätze Quelle: In Anlehnung an Kuhlmann, E. (2001), S. 140; Fließ, S. (2001), S. 494; Cornelsen, J. (2000), S. L LIII; Link, J./Hildebrand, V. (1993), S. 48. Für die Positionsbestimmung der Kunden im Portfolio werden sie in Abhängigkeit von ihren instanzierten Merkmalsausprägungen eingeordnet. Eine Klassifikation erfolgt dabei über eine Zuordnung zu Portfoliosegmenten, die sich aufgrund bestimmter Definitions- und Wertebereiche ergeben. Für die Segmente lassen sich generische Handlungsempfehlungen, die auch als Normstrategien bezeichnet werden, bestimmen. Je nach Zuordnung der Kunden zu diesen Segmenten, ist die einem Segment innewohnende Normstrategie auf die zugeordneten Kunden zu übertragen.296 Dieses Vorgehen zur Darstellung der Ist-Situation ist notwendigerweise durch ein Soll-Portfolio zu ergänzen, indem angestrebte Positionierungen von Kunden bzw. Kundengruppen abgebildet werden, die es ermöglichen, die zu schließenden Soll-Ist-Zustände zu betrachten und mögliche Veränderungen zu beurteilen.297 296 Vgl. Link, J./Hildebrand, V. (1993), S. 132. 297 Vgl. Palloks, M. (1991), S. 301 f. 64 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells In Abbildung 14 ist beispielhaft ein Kundenattraktivitäts-Relative LieferantenpositionPortfolio dargestellt. Das Portfolio ist durch eine mehrfaktorielle Dimensionierung gekennzeichnet, bei dem sowohl die externe Dimension der Kundenattraktivität als auch die interne Dimension der relativen Lieferantenposition auf Basis von Scoring-Ansätzen ermittelt werden kann. Als mögliche konkrete Beurteilungskriterien stehen dabei für beide Dimensionen eine Vielzahl von Elementen aus dem Grund-, Potential-, Aktions- und Reaktionsdatenpool von Unternehmensdatenbanken zur Verfügung.298 Die in den neun Portfoliofeldern aufgeführten Normstrategien geben dabei Handlungsempfehlungen für die zukünftige Investitionstätigkeit gegenüber den einzuordnenden Kunden. Ein Kunde wird um so höher bewertet, je stärker seine Attraktivität und je besser die eigene relative Lieferantenposition bei dem betreffenden Kunden ist. Kundenattraktivität hoch Investieren und Lieferantenanteil erweitern Investieren/erweitern oder halten der Lieferantenposition Halten der Position als Hauptlieferant mittel Desinvestieren Strategien nach allen Richtungen denkbar Halten der Lieferposition niedrig Desinvestition Kundenkontakte abbrechen Desinvestition vorhandene Geschäfte mitnehmen Abschöpfen niedrig mittel hoch Relative Lieferantenposition Abbildung 14: Kundenattraktivität-Relative Lieferantenposition-Portfolio Quelle: Böing, E./Barzen, D (1992), S. 92. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die klassischen zweidimensionalen Portfolioansätze zu multidimensionalen Konzepten auszubauen. Der Cube-Ansatz ergänzt die Idee des zweidimensionalen Kundenportfolios um eine weitere dritte Dimension. Bei dem beispielhaften Ansatz von HULDI erfolgt die Bewertung des Kunden wie in Abbildung 15 dargestellt, anhand 298 Zu möglichen anwendbaren Faktoren aus diesen Pools vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 142 f. Durch den Einbezug mehrerer Faktoren in die beiden Dimensionen können zwar strategische Fragestellungen umfassender strukturiert werden. Gleichzeitig bedingt die damit verbundene zunehmende Komplexität eine Verringerung der operativen Praktikabilität dieses Vorgehens. Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 144; Götz, P./Diller, H. (1991), S. 10. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 65 der drei Dimensionen Kundendeckungsbeitrag, Kundenpotential und Involvement.299 Die Dimension Deckungsbeitrag bildet die vergangenheitsorientierte, quantitative Größe. Die Zukunftsperspektive wird durch das Potential eines Kunden berücksichtigt, welches durch Hochrechnungen prognostiziert wird und als weitere quantitative Größe nutzbar ist. Mit der qualitativen Dimension Involvement wird versucht, die Güte der bestehen Zusammenarbeit bei der Bewertung eines Kunden zu berücksichtigen. Ein Kunde bzw. eine Kundengruppe wird innerhalb dieses dreidimensionalen Schemas positioniert. Dabei werden auch hier wieder für jeden Kunden bzw. jede Kundengruppe Punktzahlen in den drei Dimensionen ermittelt. Hohe Punktzahlen in allen drei Dimensionen charakterisieren auch hier die attraktivsten Kunden. Jede dieser drei Würfelkanten läßt sich wiederum in zwei oder mehr Teile untergliedern, so daß weitere Unterteilungen, sogenannte „Subcubes“, entstehen. Die entsprechenden Würfelkanten können dann mit einer weiteren Dimension belegt werden. Je feiner dieser Würfel aufgeteilt wird, desto tiefer und spezifischer wird die Bewertung der jeweils einbezogenen Kunden. Abbildung 15: Beispiel eines Cube-Ansatzes Quelle: Huldi, C. (1997), S. 609. Zusammenfassend ermöglichen Kundenportfolios, bestehende Kunden hinsichtlich vielfältiger als relevant erscheinender Beurteilungskriterien zu bewerten. Die Abbildung in zweibzw. dreidimensionalen Räumen unterstützt sowohl die Handhabbarkeit, als auch die Möglichkeit einer Visualisierung der Ergebnisse. Der integrative Einsatz von Plan- und Ist299 Vgl. dazu sowie zu den folgenden Ausführungen Huldi, C. (1997), S. 609 ff. Ein weiterer Cube-Ansatz findet sich bei ACKERSCHOTT, der neben der wachstumsbezogenen Marktpotenz des Kunden und der Lieferantenakzeptanz die Potentialgröße des Kunden als dritte Dimension einbezieht. Zu diesem Ansatz vgl. ausführlich Ackerschott, H. (2001), S. 50 - 58. 66 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells Portfolios orientiert sich an der Forderung nach einem systematischen Vorgehen im Sinne eines Regelungskreises. Die Portfoliotechnik besitzt jedoch grundsätzliche methodische Schwächen.300 In Bezug auf Kundenportfolios sind die Handlungsimplikationen dieser Ansätze lediglich als Tendenzaussagen zu charakterisieren, da sie die für eine konkrete Umsetzung notwendige Operationalisierbarkeit nicht gewährleisten. Gleichzeitig werden bei diesen Ansätzen nur bestehende Kunden bzw. Kundengruppen betrachtet.301 Die Frage der Kundenfokussierung oder Kundenselektion bezieht sich nur auf den existierenden Kundenstamm.302 Akquisitionserfordernisse im Bereich von potentiellen neuen Kunden werden nicht explizit aufgegriffen. 3.2.3.1.5 Zusammenfassende Bewertung Die Technik der Kundenerfolgsrechnung auf Basis von Deckungsbeiträgen stellt wesentliche monetäre Beschreibungsdimensionen für die Erfolgsermittlung bereit. Im Bereich des zu konzipierenden Planungsmodells und darauf aufbauend im Bereich des Kontrollmodells bieten Deckungsbeiträge geeignete Abbildungsgrößen zur entscheidungsorientierten, periodisierten Erfolgsermittlung. Bestehende Scoring- und Portfolio-Ansätze stellen nur schwer operationalisierbare und darauf aufsetzend möglichst optimierbare Beschreibungsdimensionen bereit. Die durch Anwendung von Scoring-Ansätzen abbildbare kardinale Reihung von Kunden hinsichtlich ihrer Attraktivität, ist für den geforderten auf finanziellen Erfolgsgrößen beruhenden Planungsansatz zu allgemein. Gleichzeitig verbietet die Vielfältigkeit möglicher Bewertungsdimensionen eine konkrete Auswahl mit allgemeingültigem Referenzcharakter. Die nur generisch ableitbaren Handlungsempfehlungen im Rahmen der Portfolioansätze reichen für die geforderte Spezifikation der Kundenbearbeitungskosten nicht aus. Der Portfolio-Ansatz stellt jedoch als neutrale Technik zur Abbildung und Abgrenzung von Alternativenräumen sowohl im Planungs- als auch im Kontrollmodell ein verwendbares Analyseinstrument dar. 3.2.3.2 Dynamische Ansätze Bei den dynamischen Ansätzen erfolgt eine Erweiterung des zeitlichen Betrachtungshorizontes, indem neben vergangenen auch potentielle zukünftige Erfolgsbeiträge von Kunden in die Kundenbewertung einfließen können. 300 Beispielhaft sei hier die Problematik der Subjektivität der Bewertung insbesondere bei qualitativen Größen, die retrospektive Betrachtung sowie die Vornahme einer stringenten Abgrenzung der einzelnen Portfoliofelder genannt. Dazu sowie zu weiteren methodischen Schwächen vgl. Baum, H.-G./Coenenberg, A.G./Günther, T. (1999), S. 201 ff.; Kreikebaum, H. (1997), S. 82 f. 301 Vgl. Krafft, M./Rutsatz, U. (2001a), S. 249. 302 Bei dem hypothetischen Fall, daß bei allen bestehenden Kunden aufgrund ihrer Bewertung ein weiteres Engagement nicht lohnt und die Kunden nicht weiter bearbeitet werden sollten, würde die alleinige Fokussierung auf diese Handlungsimplikation zur Einstellung der absatzbezogenen Geschäftsaktivitäten führen. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 3.2.3.2.1 67 Kundenlebenszyklusansätze Bedingt die Ausdehnung des zeitlichen Betrachtungshorizontes aus Unternehmenssicht eine mehrperiodische Sichtweise, die den Zeitraum eines Geschäftsjahres übersteigt, so ist dies im Hinblick auf den Kunden mit einer lebenszyklusorientierten Betrachtung verbunden.303 Allgemein beschreiben Lebenszyklen die Kreisläufe von regelmäßig wiederkehrenden Ereignissen, die in bezug auf natürliche und künstliche Systeme als Entwicklungsphasen eines Systems bzw. eines Objektes während seiner Lebenszeit interpretiert werden.304 Diese Entwicklungsphasen lehnen sich an den natürlichen Prozeß der Geburt bzw. der Entstehung, des Reifens, des Alterns und schließlich des Todes oder des Untergangs der Existenz an. Derartige Entwicklungsmuster weisen in idealtypischer Form alle Lebenszyklen auf.305 Übertragen auf die Beziehungen zwischen Kunden und Unternehmen306 bedeutet dies, daß auch sie im Zeitablauf Veränderungen unterliegen, die sich durch idealtypische Verläufe im Sinne von „Gesetzmäßigkeiten“ auszeichnen. Charakteristisch für diese dynamische Betrachtung ist es, daß sich nicht auf einzelne Transaktionen im Sinne eines Kaufaktes konzentriert wird, sondern eine übergeordnete Betrachtungsperspektive eingenommen wird, bei der alle Aktivitäten bzw. Interaktionen zwischen Kunden und Unternehmen im Zeitablauf einbezogen werden.307 Es existiert eine Vielzahl von Modellen, die versuchen, diesen dynamischen Entwicklungsprozeß zu beschreiben. Beispiele für derartige Ansätze sind aus Tabelle 5 ersichtlich.308 Trotz unterschiedlicher Phasenbenennung und -anzahl sowie der damit notwendigen differenziert anzugebenden Bestimmungskriterien lassen sich Gemeinsamkeiten und Möglichkeiten einer gegenseitigen Überführung bzw. Entsprechung erkennen.309 303 Voraussetzung dafür ist natürlich, daß der „normale“ Lebenszyklus des Kunden den Zeitraum eines Geschäftsjahres übersteigt. Dieser zeitliche Horizont des Lebenszyklus ist in diesem Zusammenhang als konstituierendes Element für eine mehrperiodische Betrachtung zu sehen. 304 Vgl. Cornelsen, J. (2000), S. 133. Zu unterschiedlichen Lebenskonzepten sowie deren Diskussion vgl. Zehbold, C. (1996), S. 16 - 77. 305 Vgl. Diller, H./Lücking, J./Prechtel, P. (1992), S. 2. 306 Unternehmen werden hier im Sinne von Lieferanten verstanden. 307 Vgl. Cornelsen, J. (2000), S. 134. 308 Für weitere Ansätze vgl. Schulz, B. (1995), S. 73 - 77; Schütze, R. (1992), S. 47 - 52; Wackmann, D.B./Salomon, T.S./Salomon, C.C. (1987), S. 21 - 28; Ford, D. (1980), S. 339 - 353. 309 Ohne an dieser Stelle vertiefend auf die Wesensmerkmale der einzelnen in Tabelle 5 dargestellten Ansätze sowie darauf aufbauenden Ähnlichkeitsanalysen eingehen zu wollen, besteht beispielsweise bei dem fünfstufigen Ansatz von DWYER/SCHURR/OH die Möglichkeit, ihn auf einen vierstufigen Ansatz im Sinne von HENTSCHEL zu überführen, indem die zweite Phase (Erkundungsphase) inhaltlich der ersten und/oder zweiten Phase bei HENTSCHEL (Kennenlern- und Vertiefungsphase) zugeordnet wird. Der dargestellte Ansatz von CAMPELL/CUNINGHAM unterscheidet sich gegenüber den beiden anderen Phasenkonzepten dahingehend, daß hier weitere Klassifizierungsmerkmale der Kunden wie Umsatzhöhe und Profitabilität einbezogen werden. Vgl. Campell, N.C.G./Cunningham, M. (1990), S. 126 ff. Dies führt zu einer Überschneidung zwischen allgemeingültigen Entwicklungsphasen für alle Kunden und einer aus Unternehmenssicht zu bewertenden Günstigkeit von Kundenbeziehungen durch kundenindividuelle Merkmalsausprägungen. 68 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells Inhaltliches Charakteristikum von Kundenlebenszyklus-Ansätzen ist, daß von einer anfänglichen Fremdheit der Partner ausgegangen wird, die durch vertrauensbildende und informationsverschaffende Aktivitäten reduziert wird, so daß im Ergebnis die Nähe der Partner zueinander wächst bis ein Abschnitt erreicht wird, der die weitere Interaktion in Frage stellt.310 Diese Entwicklung wird durch unterschiedliche Arten und Intensitäten von Interaktionen und Aktivitäten begleitet, die hinsichtlich ihres finanziellen Beitrages differenziert zu betrachtende Auswirkungen mit sich bringen.311 Als charakteristische Merkmale der Beschreibung der einzelnen Phasen, die gleichzeitig die Zuordnung von Kunden zu den entsprechenden Phasen erst ermöglichen, werden neben monetären auch nicht monetäre Größen verwendet.312 Hentschel, B. (1991) Campell, N.C.G./ Cunningham, M. (1990) Dwyer, F.R./Schurr, P.H./ Oh, S. (1987) 1. Kennenlernphase 1. Tomorrow`s Customer 1. Wahrnehmungsphase 2. Vertiefungsphase 2. Today`s Special Customers 2. Erkundungsphase 3. Routinephase 3. Today`s Regular Customers 3. Entwicklungsphase 4. Infragestellungsphase 4. Yesterday`s Customers 4. Phase der höchsten Einbindung 5. Auflösungsphase Tabelle 5: Phasenmodelle für Geschäftsbeziehungen Der Ansatz des Kundenlebenszyklus beschreibt folglich die vergangene oder zukünftige Entwicklung eines Kunden gemäß seiner Stellung zum leistungsanbietenden Unternehmen. Trotz des argumentativ nachvollziehbaren und intuitiv einsichtigen Entwicklungsablaufs, ggf. modifiziert entsprechend des unterstellten Lebenszyklusansatzes, birgt der unterstellte idealtypische Phasenverlauf kein uneingeschränktes Unterstützungspotential, um die Kunden hinsicht- 310 Vgl. Kuhlmann, E. (2000), S. 147 f. 311 In der Anfangsphase einer Geschäftsbeziehung fallen erste Kosten mit investivem Charakter für die Kontaktanbahnung an. Umsätze werden in dieser frühen Phase noch nicht generiert. Erst im weiteren Verlauf der Geschäftsbeziehung werden erste Umsätze getätigt. Gleichzeitig sind aus Unternehmenssicht weitere Investitionen für den Ausbau der kundenbezogenen Geschäftsaktivitäten notwendig. Mit der Steigerung der Vertrauensbasis sind umsatzsteigernde Transaktionen verbunden. Gleichzeitig kommt es im weiteren Verlauf zur Verringerung der abwicklungsbedingten Kosten aufgrund des reduzierten Koordinations-, Informations- und Kontrollbedarfes. In diesem Zeitabschnitt ist die Kundenprofitabilität am höchsten. Danach schließt sich die Beendigungsphase an. Vgl. dazu auch Homburg, C./Daum, D. (1997), S. 99 f. Zur Intensität von Aktivitäten aus Kundensicht innerhalb eines Kundenlebenszyklus vgl. außerdem Hentschel, B. (1991), S. 27. 312 Neben den bereits aufgezeigten monetären Größen Umsatz und Kosten werden auch nicht monetäre Größen wie das dem Umsatz zugrunde liegende Mengengerüst oder die Zeitdauer nach dem letzten Kauf, aber auch Objekte, die nicht unmittelbar mit dem Tauschakt in Beziehung stehen wie das Volumen des Informationsaustausches, Anzahl der Informationskontakte für diesem Zweck herangezogen. Vgl. Homburg, C./Daum, D. (1997), S. 97 f.; Schulz, B. (1995), S 75; Diller, H. (1995), S. 57. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 69 lich ihrer Stellung im Lebenszyklus marketing- bzw. vertriebstechnisch zu bearbeiten.313 So besteht die Gefahr, daß der idealtypische Phasenverlauf nur begrenzt auf den tatsächlichen Entwicklungsprozeß von Kunden übertragbar ist.314 Daraus ergibt sich, daß sowohl die Zuordnung von Kunden zu ihrer aktuellen Phase erschwert wird, und gleichzeitig die Prognosefunktion auf Basis des zukünftig unterstellten, idealtypischen Phasenverlaufs nur mäßig verläßliche Informationen liefert.315 Darüber hinaus gibt eine unterstellte Entwicklungstendenz von Umsätzen und Kosten keine Hinweise auf die Attraktivität und Bedeutung der Kunden im Vergleich untereinander. Hierzu sind zusätzliche, konkrete kunden- bzw. kundengruppenindividuelle Betrachtungen notwendig. 3.2.3.2.2 Kundenlebenszyklusrechnungen Kundenlebenszyklusrechnungen bauen auf dem Ansatz des Kundenlebenszyklus auf, ohne daß es dabei erforderlich ist, daß die Entwicklung der Unternehmen-Kunden-Beziehung auf dem bereits aufgezeigten idealtypischen Muster basiert.316 Bei diesen Rechnungen kann die methodische Bewertung dieser periodenübergreifenden Beziehungen auf der Basis von Erlösbzw. Umsatz- und Kosteninformationen oder durch Verwendung investitionsrechnerischer, zahlungsbezogener Ansätze ggf. unter Berücksichtigung nicht direkt monetärer Faktoren erfolgen.317 In Anlehnung an CORNELSEN lassen sich bei den kostenrechnerischen Ansätzen die Verfahren der kumulativen Perioden-Erfolgs-Rechnung, Lebenszyklus-Kosten-Rechnung und entgehenden Kunden-Deckungsbeitrags-Rechnung unterscheiden.318 Bei der kumulativen Perioden-Erfolgs-Rechnung erfolgt in ihrer Grundform die bloße Kumulation von realisierten Auftragsdeckungsbeiträgen.319 Die dabei entstehende Vernachlässigung von Kosten mit investivem Charakter, beispielsweise in Form von kundenspezifischen Akquisitionskosten, kann durch den Ausbau dieses Ansatzes in Richtung einer kundenbezogenen Amortisations- 313 Zu dieser Anforderung an Lebenszyklus-Ansätze vgl. Kuhlmann, E. (2000), S. 149. 314 DILLER/LÜCKING/PRECHTEL konnten am Beispiel eines Zulieferunternehmens in der Metallindustrie nur bei knapp dreißig Prozent der Kunden sämtliche idealtypischen Phasen eines Lebenszyklus auf Basis von Umsatz- und Kostenverläufen feststellen. Vgl. Diller, H./Lücking, J./Prechtel, P. (1992), S. 10. 315 Vgl. dazu auch Cornelsen. J. (2000), S. 135. 316 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 147. 317 Vgl. Fließ, S. (2001), S. 485. Der Unterscheid zwischen beiden Ansätzen besteht neben den einzubeziehenden Wertgrößen insbesondere darin, daß bei den investitionsrechnerischen Ansätzen der zeitliche Anfall von Zahlungsströmen über einen Diskontierungsfaktor finanzmathematisch berücksichtigt wird. Zu dynamischen Investitionsrechnungen vgl. ausführlich Perridon, L./Steiner, M. (1993), S. 56 ff. 318 Vgl. Cornelsen, J. (2000), S. 133. 319 Vgl. Zehbold, (1996), S. 199 f. 70 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells rechnung kompensiert werden.320 Die bei diesem Ansatz vorherrschende retrospektive Ausrichtung der Kundenbewertung wird bei der Lebenszyklus-Kosten-Rechnung um eine prospektive Dimension ergänzt, indem neben den bisher angefallenen kundenspezifischen Kosten und Umsätzen bzw. Erlösen auch die voraussichtlichen zukünftigen kundenspezifischen Erlöse und Kosten in den einzelnen Entwicklungsphasen der Unternehmen-KundenBeziehung einbezogen und zu einem prognostischen Lebenszykluswert verdichtet werden.321 Die Berechnung des Lebenszykluswertes eines Kunden ist in Abbildung 16 dargestellt. Va0 im T Va 0 = ∑ x t ⋅ (p t − k t ) − Ft t =0 xt - Gesamtwert des Nettoerfolges des Kunden a Zeitpunkt t = 0 Abnahmemenge des Produktes in Periode t pt - Absatzpreis des Produktes in Periode t kt - Stückkosten des Produktes in Periode t Ft - Kundenspezifische (nicht mengenabhängige) Kosten t = 0, ..., T - Betrachtungszeitraum Abbildung 16: Berechnung des Lebenszykluswertes bei der Lebenszyklus-Kosten-Rechnung Quelle: In Anlehnung an Kuhlmann, E. (2001), S. 153. Bei dem Ansatz der entgehenden Kundendeckungsbeitrags-Rechnung werden zusätzlich zu den retrospektiven und prospektiven Wertgrößen der Lebenszyklus-Kosten-Rechnung Folgekosten durch leistungsbezogene Qualitätsmängel berücksichtigt. Diese als Opportunitätskosten zu charakterisierenden Kosten ergeben sich aus den entgangenen, zukünftig geplanten kundenspezifischen Deckungsbeiträgen, wenn der Kunde infolge von Leistungsmängeln die Unternehmen-Kunden-Beziehung beendet.322 Bei den investitionsrechnerischen Ansätzen erfolgt die Bestimmung der Wertbeiträge von Kunden innerhalb ihres Kunden-Lebenszyklus323 anhand von Kapitalwertbetrachtungen324 auf 320 Bei diesem Vorgehen wird zwischen Auftragsdeckungsbeiträgen und investiven Vor- und Nachleistungskosten einer Unternehmen-Kunden-Beziehung unterschieden. Dabei müssen sich die angefallenen investiven Kosten über die laufenden Auftragsdeckungsbeiträge bei den einzelnen Kunden amortisieren. In den sogenannten „Pool“ fließen alle kundenbezogenen Deckungsbeiträge und Investivkosten ein. Der Saldo gibt dabei den Unterschied zwischen den kumulierten Auftragsdeckungsbeiträgen und den angefallenen Investivkosten an. Zukünftige Investitionsentscheidungen werden hier über die unterstellte Dauer der Amortisation im Sinne einer „Pay-off-Periode“ quasi im Rahmen einer mitlaufenden Kalkulation getroffen. Vgl. Plinke, W. (1989), S. 320 f.; Plinke, W. (1985), S. 167 f. 321 Vgl. Klingebiel, N. (1997), S. 138; Zehbold, C. (1996), S. 182. Hierbei werden die zukünftig zu erwartenden Umsätze bzw. Erlöse und Kosten geschätzt. Zu empirischen Kundenlebenszyklus-Umsatzwerten in verschiedenen Branchen vgl. Meyer, A. (1999), S. 17. 322 Vgl. Fröhling, O. (1993), S. 105 - 110. 323 Hier wird wiederum die gesamte zeitliche Unternehmen-Kunden-Beziehung von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende betrachtet. Vgl. Köhler, R. (1999), S. 351. 324 Zur investitionstheoretischen Kapitalwertmethode als dynamischen Barwertverfahren vgl. Perridon, L./Steiner, M. (1993), S. 58 - 62. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 71 Basis von kundenspezifisch zurechenbaren Ein- und Auszahlungsreihen.325 Dieser auch als Customer Lifetime Value (CLV)326 bezeichnete Ansatz berücksichtigt den zeitlichen Anfall von Zahlungsströmen über einen Diskontierungsfaktor, dem ein entsprechender Kalkulationszinssatz zugrunde liegt.327 Der Basisansatz für die Berechnung des Customer Lifetime Value ist aus Abbildung 17 ersichtlich. T CLVa 0 = ∑ t =0 x t ⋅ (p t − k t ) − Ft (1 + i) t CLVa0 - Customer Lifetime Value (Kapitalwert) des Kunden im Zeitpunkt t = 0 xt - Abnahmemenge des Produktes in Periode t pt - Absatzpreis des Produktes in Periode t kt - Stückkosten des Produktes in Periode t Ft - Kundenspezifische (nicht mengenabhängige) Kosten i - Kalkulationszinsfuß t = 0, ..., T - Betrachtungszeitraum Abbildung 17: Berechnung des Customer Lifetime Value (Kapitalwertansatz) Quelle: In Anlehnung an Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 147. Je nach Betrachtungsrichtung zum Zeitpunkt der Bewertung kann einerseits der vergangenheitsorientierte Wertbeitrag eines Kunden und andererseits der zukünftig zu erwartende Wertbeitrag bis zum Ende der Unternehmen-Kunden Beziehung bestimmt werden.328 Der Customer Lifetime Value wird durch die Höhe und Verteilung der Ein- und Auszahlungen, die Höhe des verwendeten Kalkulationszinssatzes sowie die unterstellte Dauer der UnternehmenKunden-Beziehung selbst determiniert.329 Dabei stehen prospektiv betrachtet die Höhe und 325 Teilweise wird in der Literatur bei diesen Ansätzen auf Umsatz- bzw. Erlös- und Kostengrößen zurückgegriffen. Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 147. Dies erfolgt unter der stark vereinfachenden Annahme, daß keine zeitlichen Verschiebungen zwischen Kosten und Auszahlungen sowie Umsätzen bzw. Erlösen und Einzahlungen vorliegen. Zeitliche Verschiebungen entstehen beispielsweise zwischen Ausgaben bzw. Auszahlungen und Kosten dadurch, daß nicht alle Kosten zahlungswirksam sind und nicht alle zahlungswirksamen Ausgaben Kosten sind. So sind Abschreibungen auf bilanzierte Aktiva nicht zahlungswirksame Kosten. Gleichzeitig stellen die Anschaffungswerte dieser Aktiva zahlungswirksame Ausgaben dar (Dies gilt unter der Annahme, daß das Zahlungsziel für den gesamten Anschaffungswert in der Anschaffungsperiode liegt). Diese Auszahlungen stellen jedoch, bis auf Ausnahme der in der Anschaffungsperiode anfallenden Abschreibungen, keine Kosten dar. Vgl. dazu auch Plinke, W. (2000), S. 11 - 14. 326 Vgl. Blattberg, R.C./Deighton, J. (1993); Dwyer, F.R. (1989); Shaw, R./Stone, M. (1988). 327 Der Diskontierungsfaktor beeinflußt den Wertbeitrag eines Kunden dahingehend, daß durch die Berücksichtigung der zeitlichen Verteilung der Ein- und Auszahlungsströme den von einem zeitlichen Referenzpunkt weiter entfernt liegenden Zahlungsströmen weniger Bedeutung als den zeitlich näherliegenden beigemessen wird. Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 154; Helm, S./Günter, B. (2001), S. 21. 328 Aus beiden Teilwerten ergibt sich kumuliert betrachtet, der Wert der gesamten Unternehmen-KundenBeziehung. Vgl. Krüger-Stromayer, S. (2000), S. 112. 329 Zur Ausgestaltung von CLV-Berechnungen in verschiedenen Branchen vgl. Andon, P./Baxter, J./Bradley, G. (2001), S. 264 - 267. 72 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells Verteilung der Ein- und Auszahlungen sowie die Dauer des Anfalls dieser Zahlungen unter dem Einfluß des zukünftigen Verhaltens des Kunden.330 Aus Unternehmenssicht stellen diese Informationen Prognose- bzw. Schätzgrößen dar, die mit Unsicherheitsaspekten behaftet sind. Zur Abbildung dieser Unsicherheit bestehen mehrere Alternativen. So kann über den Kalkulationszinssatz das kundenspezifische Risiko des Abbruchs der Unternehmen-Kunden-Beziehung dargestellt werden.331 Ein hohes Risiko, verbunden mit einem erhöhten Kalkulationszinssatz, führt zu einer Verringerung des ausgewiesenen finanziellen Wertbeitrages eines Kunden.332 Weiterhin besteht die Möglichkeit, die Unsicherheit der Zahlungsströme über zugeordnete subjektive Wahrscheinlichkeiten aus Sicht des anbietenden Unternehmens im Sinne einer Bestimmung von Erwartungswerten abzubilden.333 Für die Abschätzung der voraussichtlichen Dauer einer Unternehmen-Kunden-Beziehung können Kundenabwanderungsmodelle ihre Anwendung finden. Unter Einbezug derartiger Modelle erfolgt die Bestimmung des Customer Lifetime Value unter Berücksichtigung von Wiederkaufwahrscheinlichkeiten auf Basis vorliegender, vergangenheitsorientierter Kundeninformationen.334 Neben den direkten monetären Faktoren können weitere nicht direkt monetäre Beeinflussungsgrößen zur Beurteilung des Wertes eines Kunden während seiner Kundenlebenszeit herangezogen werden. Diese Größen können auf weitergehenden qualitativen und quantitativen 330 Vgl. Rese, M. (2001), S. 284. 331 Vgl. Lube, M.-M. (1996), S. 77 ff. 332 Zur kritischen Haltung gegenüber der Praktikabilität von risikoadäquaten Kalkulationszinsätzen durch Verwendung kundenspezifischer Beta-Faktoren vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 147. Zum allgemeinen Risikoansatz des Beta-Faktors im Rahmen des Capital Asset Pricing Modells (CAPM) vgl. Perridon, L./Steiner, M. (1993), S. 252 - 256. 333 Dazu sowie zum entsprechenden Problem des „Bauchgefühls“ vgl. Rese, M. (2001), S. 284. 334 Der zentrale Ansatz von DWYER bezieht Abwanderungsquoten der Kunden bei der Bestimmung des Kundenwerts mit ein. Bei dem „Customer Retention“-Modell, das auf grundsätzlich längerfristig angelegte Unternehmen-Kunden-Beziehungen ausgerichtet ist, werden Abwanderungsraten von Kunden im Zeitablauf bei der Berechnung von Kundenwerten mit einbezogen. Es wird davon ausgegangen, daß eine Kunde, wenn er abwandert, für immer verloren ist bzw. nur mit erheblichem Aufwand zurückgeholt werden kann. (Durch Simulation einer veränderten Bestandswahrscheinlichkeit kann die Bedeutung für die Wertbasis eines Kundenstamms abgeschätzt werden. Zu entsprechenden Ergebnissen vgl. Reichheld, F.F./Sasser, E.A. (1991), S. 108 - 115.) Das „Customer Migration-Modell“, bei dem die Kunden ihren Bedarf gleichzeitig bei mehreren Anbietern decken können, unterteilt die Kunden in Abhängigkeit vom Zeitraum ihres letzten Kaufs in Gruppen mit unterschiedlichen Wiederkaufwahrscheinlichkeiten. Je nach vorliegenden Wiederkaufmustern, finden zwischen diesen Gruppierungen unterschiedliche Kundenzu- und -abflüsse im Zeitablauf statt. Auf Basis eines mehrperiodigen Betrachtungshorizontes und unterstellter Umsatz- und Kostengrößen wird der Kundenwert, bezogen auf eintretende Neukunden, ermittelt. Beide Modelle zielen dabei auf die Berechnung kundengruppenbezogener Kundenwerte ab. Vgl. Dwyer, F.R. (1989), S. 8 - 15. Zur Bestimmung und Erklärung von Kundenlebenszeiten in vertraglichen Unternehmen-Kunden-Beziehungen können insbesondere Survival-Analysen und im Fall von nichtvertraglichen Beziehungen Negative Binominal Distribution (NBD)Pareto-Modelle genutzt werden. Vgl. dazu ausführlich Krafft, M./Rutsatz, U. (2001b), S. 620 - 630. Zur allgemeinen Vorteilhaftigkeit von Beziehungen im Rahmen definierter zeitlicher Verträge für Lebenszeitprognosen vgl. Diller, H./Cornelsen, J./Ambrosius, T. (1997), S. 25. 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells 73 zum Teil nicht direkt monetären Faktoren beruhen.335 Dabei besteht die Möglichkeit, die nicht monetären Beeinflussungsfaktoren als zusätzliche Bewertungsdimension neben den bestehenden direkten monetären Bewertungsgrößen zu verwenden oder die nicht direkt monetären Faktoren über ein- oder mehrstufige Ursache-Wirkungsketten in eine finanzielle, indirekt monetäre Dimension zu überführen.336 T CLVa 0 = ∑ t =0 CLVa0 - T x at ⋅ d at − Fat N ant ⋅ ( x ant ⋅ d ant − Fant ) T B abt ⋅ ( x abt ⋅ d abt − Fabt ) +∑ + ∑ (1 + i) t (1 + i) t (1 + i) t t =0 t =0 Customer Lifetime Value (Kapitalwert) des Kunden zum Zeitpunkt t = 0 xat - Produktabnahmemenge des betrachteten Kunden a in Periode t pat - Produktabsatzpreis des Kunden a in Periode t kat - Produktstückkosten des Kunden a in Periode t dat - Stückdeckungsbeitrag bei Verkauf an Kunden a in Periode t (dat = pat - dat) Ft - Kundenspezifische (nicht mengenabhängige) Kosten für Kunden a Nant - Anzahl der Neukunden, die aufgrund der Hinweise des Kunden a in Periode t zu Erstkäufern werden xant- Produktabnahmemenge (durchschnittlich) eines Kunden in der Periode t dant - Stückdeckungsbeitrag bei Verkauf an Neukunden in Periode t Fant - Kundenspezifische (nicht mengenabhängige) Kosten für Neukunden Babt - Anzahl der bisherigen Kunden, die aufgrund der Hinweise des Kunden a in Periode t nicht abwanderten xabt- Produktabnahmemenge eines „behaltenen“ Kunden in Periode t dabt - Stückdeckungsbeitrag bei Verkauf an „behaltenen“ Kunden a in Periode t Fabt - Kundenspezifische (nicht mengenabhängige) Kosten für „behaltenen“ Kunden i - Kalkulationszinsfuß t = 0, ..., T - Abbildung 18: Betrachtungszeitraum Berechnung des Customer Lifetime Value unter Berücksichtigung kommunikativer und akquisitorischer Aspekten Quelle: In Anlehnung an Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 149. 335 RIEKER betrachtet in diesem Zusammenhang Entwicklungs-, Innovations-, Ausstrahlungs-, Einfluß- und Kooperationsfaktoren, wobei er sich dabei auf Potentialgrößen bezieht. Vgl. Rieker, S.A. (1995), S. 59. SCHEMUTH stützt sich neben monetären Größen auf die Betrachtung von informatorischen und kommunikativ/akquisitorischen Aspekten. Vgl. Schemuth, J. (1996), S. 48. CORNELSEN betrachtet hingegen neben den direkten monetären Größen kundenbezogene Cross-Selling-, Referenz- und Informationswerte. Vgl. Cornelsen, J. (2000), S. 170 f. 336 Ein Ansatz zur indirekten Monetarisierung von Referenzwerten stellt der „REVAL“-Ansatz von CORNELSEN dar. Vgl. Cornelsen, J. (2001), S. 166 - 181; Cornelsen, J. (2000), S. 186 ff. Für den dualen Ansatz von monetären und nichtmonetären Größen im Sinne eines integrierten Scoring-Modells vgl. Schemuth, J. (1996), S. 84 - 86. 74 3.2 Ansätze im Rahmen des Planungsmodells Die nicht direkt monetären Faktoren beziehen sich auf wertsteigernde oder wertvernichtende Potentialbereiche, die sich aus der Interaktion mit dem Kunden und dem Verhalten des Kunden ergeben. Hierbei werden insbesondere Verbundeffekte zwischen den Transaktionen in bezug auf einen Kunden, aber auch zu anderen bestehenden oder potentiellen Kunden betrachtet.337 Ein Ansatz zur Berechnung des Customer Lifetime Value unter Berücksichtigung akquisitorischer und kommunikativer Aspekte ist in Abbildung 18 dargestellt. Kundenlebenszyklusrechnungen ermöglichen die Dynamisierung von kundenbezogenen Erfolgsrechnungen. Die retrospektive Betrachtung der Wertbeiträge führt zu einer erweiterten, periodenübergreifenden und kundenbezogenen Profitabilitätsorientierung. Da für Investitionen in einen Kunden insbesondere die zukünftigen Wertbeiträge eine wesentliche Rolle spielen, sind die prospektiven Ansätze durch eine stärkere Ganzheitlichkeit in der Betrachtung von Unternehmen-Kunden-Beziehungen gekennzeichnet. Durch den Einbezug von Diskontierungsgrößen kann der zeitliche Aspekt von Zahlungsströmen berücksichtigt werden. Gleichzeitig ist mit dem Zukunftsaspekt eine Unsicherheit in der Vorhersagbarkeit der anfallenden direkten Zahlungs- bzw. Umsatz- und Kostengrößen bei den Transaktionen mit dem Kunden verbunden. Diese Unsicherheit reduziert die Aussagekraft der Ansätze und läßt im Einzelfall nur Angaben zu den einzelnen Größen erwarten, die erheblichen Schätzungenauigkeiten unterliegen.338 Hierbei ist insbesondere bei der Ausdehnung des Betrachtungshorizontes von einer Verringerung der Prognosequalität auszugehen.339 Bei fehlender Berücksichtigung dieser Unsicherheit können Entscheidungen nur auf Basis einer quantifizierten finanziellen Scheingenauigkeit getroffen werden. Der Einbezug weiterer nicht direkt monetärer Einflußgrößen führt zwar zu einer qualitativen Erweiterung des Bewertungsansatzes, erlaubt jedoch keine direkte Integration in das Modell.340 Erfolgt hingegen eine Überführung von nicht direkt monetären Faktoren zu indirekt monetär bewertbaren Faktoren, werden an die Prognose insbesondere im Hinblick auf Verbundeffekte zusätzliche Anforderungen gestellt, die wiederum durch 337 Bei Verbundeffekten zwischen Kunden wird speziell betrachtet, welche Rolle ein Kunde in bezug auf die Akquisition neuer Kunden und der Abwanderung bestehender Kunden einnimmt. Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 148. 338 Vgl. Krafft, M./Albers, S. (2000), S. 518; Köhler, R. (1999), S. 353; Huldi, C. (1997), S. 608. Neben den kundenbezogenen Unsicherheiten hinsichtlich des zeitlichen Anfalls und Umfangs von Transaktionen bestehen weitere allgemeine Unsicherheiten, beispielsweise durch die Preisentwicklung von Produkten und Einsatzfaktoren. Diese allgemeinen Unsicherheiten ermöglichen zwar aufgrund ihrer systematischen Berücksichtigung bei allen Kunden eine trotzdem richtige ordinale Bewertung der Kunden untereinander, können jedoch bei der Bewertung der zukünftigen Kundenprofitabilität zu Falschaussagen führen. 339 Zum Spannungsverhältnis zwischen Sicherheitsgrad und Informationsgehalt von Prognosen vgl. Wild, J. (1982), S. 134 - 140. Den Auswirkungen der zukunftsbezogenen Prognosequalität steht jedoch dabei entgegen, daß weit in die Zukunft reichende Zahlungsströme je nach Höhe des Kalkulationszinses rein verfahrenstechnisch nur eine bedingte Bedeutung für die Höhe des aktuellen Kundenkapitalwertes besitzen. So beträgt beispielsweise der Kapitalwert bei einer jährlichen Einzahlung von einhundert Geldeinheiten, einem Kalkulationszins (i) von zehn Prozent und einem unendlichem Zeithorizont lediglich eintausend Geldeinheiten. Die entsprechende Berechnungsvorschrift ergibt sich aus der Rentenbarwert(RBW)-Formel einer unendlichen jährlichen Rente (Rue): RBW=Rue/i. Vgl. dazu entsprechend Perridon, L./Steiner, M. (1993), S. 335. 340 Vgl. Kuhlmann, E. (2001), S. 155. 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells 75 Unsicherheitsaspekte gekennzeichnet sind.341 Da bereits finanzielle Zurechnungsprobleme zwischen verbundenen Transaktionen einer betrachteten Unternehmen-Kunden-Beziehung im Zeitablauf bestehen,342 erscheint es fragwürdig, inwieweit diese Probleme bei kundenübergreifenden monetären Aspekten entscheidungsorientiert gelöst werden können. Gleichzeitig ergeben sich bei dem Einbezug von akquisitorischen und kommunikativen Aspekten zusätzliche Fragen hinsichtlich der Aggregation und Konsolidierung von Kundenwerten.343 Die mit diesen Aspekten verbundenen Anwendungsprobleme führen bisher nur zu einem sehr geringen Einsatz von CLV-Rechnungen in der Praxis.344 3.2.3.2.3 Zusammenfassende Bewertung Die allgemeinen Kundenlebenszyklusansätze bieten einen Denkansatz für die periodenübergreifende Betrachtung des Kundenwerts. Aufgrund ihres generischen Charakters liefern sie aber lediglich Tendenzaussagen, deren Verwendung bei der Planung der Kundenbearbeitung, aufgrund der fehlenden Operationalisierung und Instanzierung von Wertgrößen, nicht angemessen erscheint. Die entsprechende Konkretisierung im Rahmen der bestehenden Ansätze der Kundenlebenszyklusrechnungen gleicht diese Schwäche zwar aus, bietet aufgrund des oftmals weit ausgerichteten Betrachtungshorizontes und möglichen Erlös- und Kosteninterdependenzen wenig Aussagefähigkeit für Entscheidungen in bezug auf eine reale Planungsperiode. Einen für das Planungsmodell verwendbaren Ansatz zur Berücksichtigung von Unsicherheiten im Hinblick auf den Abschluß von Transaktionen bieten Kundenabwanderungsmodelle. Dieser Ansatz ist für den hier vorliegenden Steuerungskontext im Bereich des Planungsmodells zu nutzen und entsprechend der getroffenen Konventionen und definierten Kundenklassifikation zu spezifizieren, um den Anforderungen an die Gestaltung der Zielfunktion zu entsprechen. 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells Einzubeziehende Lösungsansätze für das zu konzipierende Kontrollmodell müssen Ansatzpunkte für das Vorgehen, die Strukturierung sowie die Analyse von zu betrachtenden Abweichungsaspekten im Rahmen der Kundenbearbeitung bereitstellen. Neben den spezialisierten Ansätzen zur quantitativen Analyse von Soll-Ist-Abweichungen mit ihrem direkten Bezug zu finanziellen erlös- und kostenorientierten Abweichungsgrößen existieren qualitative Ansätze, die generische Vorgehensmodelle und Denkansätze zur Strukturierung von zu betrachtenden 341 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 148 f. 342 Vgl. Rese, M. (2001), S. 283 ff.; Plinke, W./Rese, M. (2000), S. 735 ff.; Schneider, D. (1985), S. 2159. Zu Entscheidungstypen bei Betrachtung der Verbundenheit von Transaktionen vgl. Rese, M. (2000), S. 285 289. 343 Durch Zurechnung von mehreren Kundenwerten auf Basis von Bindungs- und Akquisitionswirkungen zu einem Kunden besteht die Gefahr von Multiplikationseffekten durch Doppelzahlungen bei kumulierter Betrachtung über Kundengruppen. 344 Vgl. Krafft, M./Marzian, S. (1997), S. 106. 76 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells Abweichungssituationen in Unternehmen liefern. Die am vordergründigsten im qualitativen Bereich der Abweichungsanalyse thematisierten Ansätze werden an dieser Stelle mit einbezogen und entsprechend inhaltlich dargestellt. Sie sind als universelle organisatorische Ansätze zur Betrachtung von Soll-Ist-Abweichungen in Unternehmen zu charakterisieren. Sie sollen dahingehend überprüft werden, inwieweit sie Lösungspotentiale für das zu konzipierende Kontrollmodell beinhalten bzw. im Gegenschluß verdeutlichen, welche nicht zielführenden Aspekte dieser Instrumente für die Konzeption des Kontrollmodells keine Berücksichtigung finden sollten. 3.3.1 Qualitative Ansätze zur Analyse von Soll-Ist-Abweichungen Qualitative Ansätze zur Analyse von Soll-Ist-Abweichungen zielen im hier verstandenen Sinne auf die Analyse, Strukturierung und Überwindung von Ungleichgewichtssituationen aufgrund von Defiziten zwischen Ist- und angestrebten Sollzuständen ab. Diese vorhergesehene oder realisierte Zielabweichung bildet die Basis für eine problematische Situation in Unternehmen.345 3.3.1.1 Ishikawa-Diagramme Ishikawa-Diagramme bieten einen Ansatz zur Ursachenidentifikation und -abbildung bei bereits erkannten Soll-Ist-Abweichungen. Dieser Ansatz dient einer Systematisierung von Ursachen. Dabei wird sich nicht nur auf die reine parallele Abbildung der Ursachenfaktoren beschränkt, sondern auch auf die Darstellung von Abhängigkeiten zwischen diesen Faktoren eingegangen.346 Bei Ishikawa-Diagrammen, die auch hinsichtlich ihrer inhaltlichen Ausrichtung als Ursachen-Wirkungs-Diagramme bzw. ihrer optischen Form als FischgrätenDiagramme bezeichnet werden347, wird die zu beeinflussende Zielgröße durch einen Hauptpfeil repräsentiert. Identifizierte Ursachen, die die Zielerreichung beeinflussen, werden gemäß ihrer Wirkungsrichtung und ihres -bezugs klassifiziert. Dabei werden hierarchisch verbundene Haupt- und Unterursachen differenziert, die grafisch durch entsprechend angeordnete Ursachenpfeile, wie in Abbildung 19 dargestellt, abgebildet werden.348 345 Vgl. Damm, A.W. (1994), S. 19. Diese Sicht eines unerwünschten Zustandes, dessen Transformation in einen erwünschten Zustand jedoch durch Barrieren verhindert wird, wird auch als Problem bzw. Problemstellung bezeichnet. Vgl. Dörner, D. (1987), S. 10. Die allgemeine Analyse derartiger Zustandsabweichungen im breit gefächerten Unternehmenskontext beschreibt den Bereich der organisatorischen Problemanalyse. Vgl. Türk, K. (1980), Sp. 1855 f. Darauf aufbauend, ist im folgenden der Terminus „Soll-Ist-Abweichung“ als Synonym für den Terminus „Problem“ bzw. „Schwachstelle“ zu verstehen. 346 Vgl. Ishikawa, K. (1985), S. 63 ff.; Wadsworth, H.M./Stephens, K.S./Godfrey, A.B. (1986), S. 310 ff. 347 Vgl. Damm, A.W. (1994), S. 95. 348 Vgl. Ishikawa, K. (1985), S. 63. 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells Material 77 Maschinen Prozesse Wirkung Mitarbeiter Methoden Ursachen/ Faktoren Abbildung 19: Beispiel eines Ishikawa-Diagrammes Quelle: In Anlehnung an Ishikawa, K. (1985), S. 63. Die für die Generierung eines Ishikawa-Diagramms mit konkretem Anwendungsbezug notwendigen Informationen werden in Brainstorming-Sitzungen349 und Gesprächsrunden mit betroffenen Mitarbeitern erarbeitet.350 Aufgrund ihres allgemeinen Charakters können Ishikawa-Diagramme für viele als problematisch empfundene Situationen in Unternehmen angewendet werden. Die grafische Darstellungstechnik fördert das Verständnis über unterstellte Ursache- und Wirkungszusammenhänge. Die Qualität der Ursachenanalyse wird durch diesen Ansatz nicht unterstützt. Es existiert kein allgemeiner oder spezieller Ursachenklassifikations- bzw. inhaltlicher Analyseansatz, der die Ausführungsschritte unterlegt.351 Die Qualität der Ergebnisse hängt ausschließlich von den Kenntnissen der involvierten Mitarbeiter ab und ergibt sich nicht aus dem Ansatz selbst, was eine Bewertung und inhaltliche Nachvollziehbarkeit der Resultate erschwert. 3.3.1.2 Kepner-Tregoe-Ansatz Der auf die Autoren KEPNER/TREGOE352 zurückgehende Ansatz zielt darauf ab, für eine identifizierte Abweichung die verantwortlichen Ursachen im Rahmen eines systematischen und methodisch unterstützten Vorgehens zu finden. Hierfür ist in einem ersten Schritt, die konkrete als problematisch empfundene Situation zu identifizieren und abzubilden. Darauf 349 Zur Kreativitätstechnik des Brainstormings vgl. Preißner, A. (1999), S. 179 f. 350 Im Rahmen des Brainstormings werden mögliche Ursachen der Zielabweichung identifiziert. Darauf aufbauend werden in Gesprächsrunden die Ursachen hierarchisch geordnet und hinsichtlich ihrer Bedeutung bewertet. Vgl. Wadsworth, H.M./Stephens, K.S./Godfrey, A.B. (1986), S. 312 f. 351 Vgl. Damm, A.W. (1994), S. 188. 352 Vgl. Kepner, C.H./Tregoe, B.B. (1967). Interpretationen bzw. Modifikationen dieses Ansatzes finden sich u. a. bei Brauchlin, E. (1990), S. 166 ff.; Wildemann, H. (1989), Sp. 820 ff.; Holtgrewe, K.G. (1972), S. 30 ff. 78 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells aufbauend, erfolgt eine Bestimmung und Prüfung von auslösenden Ursachen. Die Ergebnisse werden im Anschluß für die Erarbeitung von Handlungsimplikationen genutzt.353 Ausgangsbasis bildete die Betrachtung von Entscheidungsprozessen, die sich bei diesem Ansatz in die Prozeßteilbereiche Problemanalyse354 (Auffindung von Abweichungsursachen), Entscheidungsanalyse (Auswahl von alternativen Möglichkeiten bzw. Maßnahmen) und Analyse potentieller Probleme (Sicherung der Maßnahmenausführung) aufspalten.355 Den Teilprozessen vorgelagert ist eine Situationsanalyse, die es bei der Betrachtung einer konkreten Situation ermöglichen soll, zu entscheiden, welcher dieser Teilprozesse zu initiieren ist. Sie dient dazu, existierende und mögliche Probleme in ihrem Kontext zu betrachten und bei dem Vorliegen von ganzen Problemkomplexen, diese in Teilprobleme mit den entsprechenden Zusammenhangsstrukturen zu unterteilen.356 Sind die Teilprobleme grob umrissen, besteht die Aufgabe darin, vorhandene Abweichungsbereiche zu lokalisieren und hinsichtlich ihrer Bedeutung, Dringlichkeit sowie ihres Ausweitungspotentials in eine Rangfolge zu bringen.357 Ein vorrangig zu bearbeitendes Problem kann in der Problemanalyse weiter spezifiziert werden. Ziel ist es an dieser Stelle, die Abweichung möglichst exakt zu definieren. Dazu sind in einem ersten Schritt folgende Fragen zu beantworten:358 - Was ist der Inhalt der Abweichung bzw. bei welchem Dimensionsbereich ist die Abweichung aufgetreten? - Wo bzw. an welchen Objekten ist die Abweichung aufgetreten? - Wann ist die Abweichung aufgetreten (Zeitpunkt-/Zeitraumbetrachtung)? - Welches Ausmaß besitzt die Abweichung? Im zweiten Schritt ist durch Analogiebildung insbesondere zur ersten und zweiten Fragenkategorie zu beschreiben, wo das Problem potentiell noch auftreten könnte jedoch nicht aufgetreten ist. Dieses Vorgehen dient dazu, Besonderheiten, die mit dem Auftreten der Abweichung verbunden sind, zu identifizieren. Aus ihnen und der generierten Abweichungsbeschreibung sollen mögliche, für die Abweichung verantwortliche Ursachen erkannt werden. Dafür werden Hypothesen als Erklärungsansätze für mögliche Ursachen gebildet und auf ihre Tauglichkeit hin überprüft. Zur Verifizierung oder Falsifikation können dabei insbesondere 353 Vgl. Damm, A.W. (1994), S. 101. 354 Als Problem wird in diesem Zusammenhang eine Abweichung beim Ablauf von Ereignissen verstanden, die sich zwischen dem tatsächlichen Ist-Ablauf und dem erwartenden Soll-Ablauf ergibt. Vgl. Holtgrewe, K.G. (1972), S. 34. 355 Vgl. Holtgrewe, K.G. (1972), S. 32. Im folgenden wird ausschließlich auf den Teilbereich der Problemanalyse vertiefend eingegangen, da nur er im engeren Bezug zu der in diesem Kapitel behandelten Thematik der Abweichungsanalyse steht. 356 Vgl. Wildemann, H. (1989), Sp. 821 f. 357 Vgl. Kepner, C.H./Tregoe, B.B. (1967), S. 82. Diese Darstellung zeigt, daß es sich auch bei dem identifizierten Teilproblem um einen mehrdimensionalen Abweichungskomplex handelt. 358 Vgl. Kepner, C.H./Tregoe, B.B. (1967), S. 89 ff. 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells 79 die im Bereich der Analogiebildung bestimmten Besonderheiten ihre Anwendung finden. Bei diesem Prozeß sind untaugliche Hypothesen sukzessive auszusondern, und im Ergebnis die wahrscheinlichsten Hypothesen zu ermitteln.359 Eine schematische Zusammenfassung der einzelnen Schritte der Abweichungsanalyse findet sich in Abbildung 20. Der Kepner-Tregoe-Ansatz bietet eine methodische Unterstützung bei dem Auffinden und Analysieren von Abweichungen ohne Einschränkung des Anwendungsbereiches. Dafür stellt der Ansatz eine definierte Folge von Verfahrensschritten bereit, die bei sequentieller Durchschreitung die Erarbeitung der angestrebten Analyseergebnisse unterstützen. In bezug auf die inhaltliche Tiefe des methodischen Durchdringens des Problemkontextes bestehen speziell im Bereich der Situationsanalyse und Problembeschreibung als kritisch einzustufende Freiheitsgrade. So bietet dieser Ansatz bei der Eingrenzung und Priorisierung des zu betrachtenden Problems logische Inkonsistenzen, da für diese Aufgabenbereiche der zu diesem Zeitpunkt vorhandene Kenntnisstand eine konkrete Auswahl und Bewertung von möglichen Problemen sachlogisch noch nicht zur Verfügung steht.360 Gleichzeitig erscheint es fragwürdig, ob durch die offenen W-Fragen das Problem in ausreichender und umfassender Detailliertheit abgegrenzt werden kann. Ein Denkansatz im Sinne eines zugrunde liegenden Modellverständnisses wird hier nicht explizit vorgegeben. Abweichungsanalyse Definition der Abweichung Situationsanalyse Ursachenfindung für Abweichung Beschreibung der Abweichung Ursachenentwicklung Ursachenprüfung Abbildung 20: Aktivitäten der Abweichungsanalyse nach dem Kepner-TregoeAnsatz Quelle: In Anlehnung an Wildemann, H. (1989), Sp. 823 f. 3.3.1.3 Schwachstellen-/Prüffragenkataloge Schwachstellenkataloge dienen dazu, im Unternehmen typischerweise vorhandene bzw. möglicherweise auftretende Problemsituationen im Sinne von strukturierten Checklisten zu dokumentieren, und durch einen Vergleich mit einer konkreten Ist-Situation tatsächlich bestehende Schwachstellen zu identifizieren. Hierfür können unternehmensindividuell entwickelte oder in 359 Vgl. Damm, A.W. (1994), S. 107. 360 Vgl. Damm, A.W. (1994), S. 190. 80 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells der Literatur angebotene Schwachstellenkataloge ihre Anwendung finden.361 Das in Schwachstellenkatalogen dokumentierte Erfahrungswissen soll die Benutzer in die Lage versetzen, innerhalb ihres Aufgabenbereiches existierende oder potentiell auftretende Schwachstellen auf der Basis von gewonnenen Erhebungsdaten einzugrenzen und zu untersuchen.362 Dabei kann die Systematisierung und Fokussierung von zu betrachtenden Schwachstellen nach verschiedenen Kriterien erfolgen. Zum einen können sich die Schwachstellenkataloge an den betrieblichen funktionalen Aufgabenbereichen orientieren.363 Zum anderen können auch weitere Bezugsobjekte ihre Anwendung finden. So können beispielsweise allgemeine Zielkriterien zur Strukturierung von bestehenden Schachstellen im Sinne von Soll-/Ist-Abweichungen genutzt werden.364 Dies geschieht im ersten Schritt ohne konkreten Bezug auf einen spezifischen funktionalen Aufgabenbereich. Bei einer mehr ressourcenorientierten Sichtweise finden produktive Faktoren für ein konstituierendes Ordnungssystem von Schwachstellen ihre Anwendung.365 Schwachstellenkataloge sind in einer vor- und nachgelagerten Dimension dahingehend erweiterungsfähig, daß einerseits ihre Erstellung methodisch unterstützt wird und andererseits Handlungsimplikationen zum Reduzieren und Beseitigen möglicher Schwachstellen integrativ berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang dienen Prüffragenkataloge der Erkennung typischer Schwachstellen in Unternehmen bzw. Unternehmensbereichen. Hierfür können Fragen mit logischer Betrachtung des Untersuchungsgegenstandes verwendet werden. Sie zielen darauf ab, die Zweckmäßigkeit bestehender Verfahren bzw. Vorgehensweisen zu erforschen. Dazu ist es notwendig, daß sie in Hinsicht auf den zu betrachteten Untersuchungsgegenstand konkretisiert sind. Weiterhin können aus dem bisher gewonnenen Erfahrungsschatz stammende Fragen überprüfen, inwieweit bestimmte Vorgehensweisen, die sich in der Vergangenheit bereits bewährt oder als überlegen gezeigt haben, ihren Einsatz finden.366 Hinsichtlich der inhaltlichen Breite können sich Prüffragenkataloge sowohl auf einzelne spezielle Funktionsbereiche 361 Vgl. Blohm, H. (1977), S. 144 ff. 362 Vgl. Damm, A.W. (1994), S. 87. 363 Zu Beispielen für Schwachstellenkataloge im Marketing- und Vertriebsbereich vgl. Höfner, K./Kaltenbach, H. (1977), im Investitions- und Finanzierungsbereich vgl. Blohm, H./Lüder, K. (1988), im Berichtswesen vgl. Blohm, H. (1974). 364 So strukturiert KRÜGER Schwachstellenkataloge hinsichtlich bestehender Soll-Ist-Abweichungen im Bereich technischer Ziele (Aufgabenerfüllung), ökonomischer Ziele (Wirtschaftlichkeit) und sozialer Ziele (Mitarbeiterebene). Vgl. Krüger, W. (1983), S. 71 f. 365 Bei dem vom Ausschuß für wirtschaftliche Fertigung e. V. (AWF) vorgeschlagenen Ansatz werden die Faktorbereiche Material, Maschine, Mensch und Methode differenziert. Trotz einer starken Fokussierung des Fertigungsbereiches, wird der verwendete Faktorbereich „Methode“ als Überbegriff für die verschiedenen dispositiven Faktoren der Planung, Gestaltung und Verwaltung aller betrieblichen Abläufe mit Orientierung an unternehmensbezogenen Funktionsbereichen verwendet. Jedem dieser Faktorbereiche sind Merkmalsgruppen mit entsprechend aufgegliederten Einzelmerkmalen, die charakteristische Problembereiche darstellen, zugeordnet. Vgl. zu diesem Ansatz ausführlich AWF (Hrsg.) (o.J.). 366 Vgl. Acker, H.B. (1977), S. 40 f. 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells 81 als auch auf bereichsübergreifende Betrachtungsobjekte bis zur Ausrichtung auf das Gesamtunternehmen beziehen.367 Bei lösungsorientiert ausgerichteten Schwachstellenkatalogen werden Handlungsimplikationen bzw. Maßnahmenvorschläge in bezug auf die einzelnen Schwachstellen integrativ einbezogen. Sie geben Hinweise und Vorschläge auf einzuschlagende Handlungsschritte für die Beseitigung von erkannten Schwachstellen.368 Die Ansätze unterstellen implizit bestehende Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge, ohne jedoch explizit auf sie einzugehen. Der damit verbundenen Gefahr einer unzulässigen Verallgemeinerung von Maßnahmenwirkungen begegnen ursachenorientierte Ansätze, indem nicht direkt Handlungsimplikationen vorgegeben, sondern nur potentiell für die Verursachung von Problemsituationen in Frage kommende Faktoren angegeben werden.369 Die Spezifikation von vorliegenden Ursachen ermöglicht hier eine bessere kontextbezogene Auswahl einzuschlagender Handlungsschritte ohne pauschalisierenden Charakter. Schlußfolgernd sind Schwachstellen- und Prüffragenkataloge als Unterstützungsinstrumente bei dem Aufspüren und Analysieren von Soll-Ist-Abweichungen zu betrachten. Aufgrund des Vorliegens zahlreicher Katalogbeispiele werden vielfältige Untersuchungsbereiche abgedeckt. Dem Anwender werden schnell und fokussiert potentielle Schwachstellen und mögliche Handlungsimplikationen aufgezeigt. Um die Schwachstellenerkennung und -analyse effektiv unterstützen zu können, sind hohe Anforderungen an die Qualität der verwendeten Kataloge zu stellen. Dabei besteht insbesondere das Problem, daß das zugrunde liegende Realitätsverständnis und das darauf aufbauende Denkmodell des Katalogerstellers für eine grundlegende Überprüfung in den meisten Fällen für eine Bewertung nicht zur Verfügung stehen. Ein einheitliches Modell zur Abbildung der gesamten Komplexität von Organisationen als Bewertungsmaßstab existiert bislang nicht.370 Außerdem ist es fraglich, inwieweit standardisierte Kataloge dem konkreten unternehmensspezifischen Anwendungskontext gerecht werden.371 Es ist anzunehmen, daß das Nutzenpotential mit zunehmender Entfernung vom Unternehmens- und Situationskontext abnimmt. 367 Zu beispielhaften Prüffragenkatalogen mit bereichsübergreifender Ausrichtung vgl. Göbel, H.J. (1989); Metzger, F. (1980); Acker, H.B. (1977). Zu beispielhaften Prüffragenkatalogen mit bereichsspezifischer Ausrichtung vgl. Budde, R. (1985); Deyle, A. (1980). 368 Für einen beispielsweise auf den Marketing- und Vertriebsbereich ausgerichteten Schwachstellenkatalog mit integrierten Maßnahmenvorschlägen vgl. John, E. (1974). Für einen bereichsübergreifenden Ansatz vgl. wiederum AWF (Hrsg.) (o.J.). 369 KRÜGER liefert einen Schwachstellen-Ursachenkatalog der sich auf die allgemeinen bereichsübergreifenden Ursachenobjekte Aufgaben, Aufgabenträger, Sachmittel und Informationen bezieht. Vgl. Krüger, W. (1983), S. 87 f. Ein sehr umfassender Strukturierungsansatz zu möglichen organisatorischen Ursachenobjekten findet sich weiterhin bei dem von DAMM entwickelten TOM-Verfahren. Vgl. Damm, A.W. (1994), S. 407 - 431. 370 Zum Komplexitätsproblem in der Organisationsforschung vgl. Schulte-Zurhausen, M. (1999), S. 26. 371 Vgl. Damm, A.W. (1994), S. 193. 82 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells Gleichzeitig besteht aufgrund der hohen Komplexität und Individualität von Unternehmensstrukturen und den auftretenden Problembereichen die Gefahr, nicht für jeden Untersuchungsgegenstand und jede Detaillierungstiefe einen einsetzbaren Schwachstellen- bzw. Prüffragenkatalog vorzufinden.372 Ein Zielkonflikt zwischen entweder allgemeinen, stark abstrahierenden Ansätzen mit breiteren Anwendungsspektrum und wenig konkretem Unterstützungspotential bzw. hohem Interpretationsspielraum oder der spezialisierten Ausrichtung von Ansätzen auf sehr konkrete Teilbereiche mit einem sehr geringen Anwendungsspektrum, erscheint in diesem Zusammenhang als unausweichlich. 3.3.1.4 Ansatz des vernetzten Denkens Der Ansatz des vernetzten Denkens ist eine Lösungsmethodik für komplexe Problemstellungen.373 Grundlage für diesen ganzheitlichen Denkansatz bilden die charakteristischen Eigenschaften von Systemen aus dem Bereich der Systemtheorie.374 Der Ausgangspunkt dieses Ansatzes besteht in der Modellierung der Problemsituation. Dazu sind die Ziele der Problemstellung, die als problemrelevant erscheinenden Einflußfaktoren und die Prämissen des Problemlösungsprozesses zu bestimmen. Die Komplexität im Bereich der Einflußgrößen wird durch die Anzahl der Faktoren sowie den Umfang ihrer Wirkungsbeziehungen untereinander determiniert. Instrumentelle Unterstützung bietet hier die grafische Netzwerkdarstellung, bei der die Wirkungsrichtungen, Wirkungsintensität sowie Zeitaspekte der gegenseitigen Beeinflussung der Einflußfaktoren untereinander abgebildet werden können. Im nachfolgenden Prozeß sind die Veränderungsmöglichkeiten zu erfassen und zu interpretieren. Dabei werden auf der Basis eines zeitlich festgelegten Grundszenarios, welches mit Hilfe vergangenheitsorientierter Trend- und Abweichungsbetrachtungen bestimmt wird, Alternativszenarien unter Berücksichtigung möglicher divergenter Entwicklungspfade festgelegt. Dies schafft eine erhöhte Transparenz bezüglich des in Zukunft zu erwartenden Problemausmaßes. Im letzten Verfahrensschritt sind Lenkungsmöglichkeiten zu bestimmen, mit denen eine nachhaltige Verbesserung der als problematisch empfundenen Situation erzielt werden kann. Lenkungsebenen und jeweilige Lenkungsmaßnahmen sind festzulegen und zu bewerten. Um die Wirkung der Lenkungsmaßnahmen überwachen zu können, sind geeignete Indikatoren zu bestimmen, die den Erfolg der Lenkung identifizierbar machen.375 Die Kernelemente dieses Ansatzes sind in Abbildung 21 zusammengefaßt. Der Ansatz des vernetzten Denkens stellt im Ergebnis eine Problemlösungsmethodik dar, bei der durch Berücksichtigung der einzelnen Verfahrensschritte Lösungsansätze in systemati372 Vgl. Schmidt, G. (1991), S. 214. 373 Vgl. Probst, G.J.B./Gomez, P. (1989), S. 3. 374 Die als wesentlich für die Begründung eines ganzheitlichen Denkansatzes erachteten Systemeigenschaften sind Ganzheit, Vernetzung, Teil, Offenheit, Komplexität, Dynamik, Zweckbezug, Lenkung und Entwicklung. Vgl. Probst, G.J.B./Gomez, P. (1989), S. 5 375 Zum dargestellten Vorgehen vgl. Dörrer, T. (2000), S. 64 f.; Probst, G.J.B./Gomez, P. (1989), S. 6 - 16. 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells 83 scher und nachvollziehbarer Weise erarbeitet werden können. Insbesondere für komplexe Problemstellungen in stark dynamisierten Umgebungen bietet er Unterstützung bei der Strukturierung relevanter Aspekte.376 Dabei geht das Unterstützungspotential dieser Methodik über die reine Problemanalyse hinaus. Aufgrund seines allgemeingültigen Charakters bietet der Ansatz vielfältige Einsatzmöglichkeiten in Unternehmen. Gleichzeitig muß der Anwender jedoch in der Lage sein, die Komplexität der Realität so zu durchdringen, daß eine inhaltliche Verknüpfung zwischen wahrgenommener Realität und den zu befüllenden methodischen Größen und Beziehungen möglich wird. Der Ansatz des vernetzten Denkens unterstützt zwar in systematischer und logischer Weise die ganzheitliche Durchdringung von Zusammenhängen, der Wert der Ergebnisse wird jedoch durch die Kenntnisse und Erfahrungen des Anwenders bestimmt und ergibt sich nicht aus dem Ansatz selbst. Netzwerk • Aufzeichnung der Grundzusammenhänge • Bestimmung der Wirkungsrichtung • Erfassung des Zeitverhaltens • Identifikation der Wirkungsintensität A B D C E F Veränderungsmöglichkeiten • Festlegung des Zeithorizonts • Identifikation der Schlüsselfaktoren • Entwicklung eines Grund- und mehrerer Alternativszenarien Lenkungsmöglichkeiten • Lenkbare und nicht lenkbare Größen • Indikatoren • Wirkung der Lenkungsmaßnahmen Abbildung 21: Kernelemente der Methodik des vernetzten Denkens Quelle: In Anlehnung an Dörrer, T. (2000), S. 65. 3.3.1.5 Zusammenfassende Bewertung Mit Ausnahme der Schwachstellen- und Prüffragenkataloge stellen die aufgezeigten qualitativen Ansätze generische Instrumente für die Beschreibung und Analyse von als problematisch empfundenen Soll-Ist-Abweichungen sowie für das Auffinden von Lösungsansätzen zu ihrer Beseitigung dar. Aufgrund ihres generischen Charakters eignen sie sich für die Anwendung bei vielfältigen Problemsituationen. Gleichzeitig ergibt sich daraus, daß sie für den in dieser Arbeit zugrunde liegenden Problembereich keine konkreten Lösungsansätze im Rahmen des Kontrollmodells bieten. Aufgrund der Spezifität des zu lösenden Problembereiches ist das Abstraktionsniveau dieser Ansätze zu hoch und die Analyseunterstützung zu unkonkret. Die Ansätze im Bereich der Schwachstellen- und Prüffragenkataloge bieten hier zwar konkretere 376 Vgl. auch Damm, A.W. (1994), S. 196. 84 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells Ansatzpunkte, unterstellen dabei jedoch die Übertragbarkeit von Expertenwissen in Form instanzierter Schwachstellen und zugehöriger Instrumente zu ihrer Behebung. Aufgrund der fehlenden Darstellung der zugrunde liegenden Denkmodelle und Theorien bieten diese Ansätze keine Möglichkeit einer wissenschaftlichen Nachvollziehbarkeit. Allen Ansätzen fehlt es weiterhin an spezifizierten Schnittstellen zu unternehmensbezogenen Planungsprozessen, wie in den Anforderungen an das Kontrollmodell in bezug auf die Kundenbearbeitung gefordert. 3.3.2 Quantitative Ansätze zur Analyse von Soll-Ist-Abweichungen Die quantitative Abweichungsanalyse stellt ein wesentliches Instrument zur Bestimmung und verursachungsgerechten Zuordnung von wertorientierten Abweichungen im Rahmen von Kontrollprozessen dar.377 Als Abweichung wird dabei die Differenz zwischen einer wertorientierten Soll- und einer Ist-Größe bezeichnet.378 Aus ihrer Entstehungsgeschichte heraus, ist die wertorientierte Abweichungsanalyse im Rechnungswesen verankert und dort in enger Verbindung zur Plankostenrechnung zu sehen.379 Für Abweichungsursachen kommen grundsätzlich Planungs-, Realisations- und Auswertungsfehler in Frage.380 Der Kern der Betrachtungen einer quantitativen Abweichungsanalyse im hier verstandenen Sinn stellt auf die ersten beiden Fehlergruppen ab. 3.3.2.1 Absatzsegmentrechnung Die Kontrolle des realisierten Vertriebserfolges kann auf verschiedenen Teilbereichen der marktbezogenen Unternehmenstätigkeit beruhen. Für eine detaillierte Analyse reichen Ergebnisanalysen, die sich ausschließlich nur auf ein Bezugsobjekt beziehen, in der Regel nicht aus. Erst durch die ganzheitliche Betrachtung unterschiedlicher Bezugsobjekte können systematische Ansatzpunkte für die Ursachen des vertrieblichen Erfolges bzw. Mißerfolges bestimmt werden, die eine Voraussetzung für die Verbesserung der Planung darstellen.381 Absatzsegmentrechnungen stellen in diesem Zusammenhang ein vielfältig einsetzbares Instrumentarium dar, um diesen Anforderungen zu genügen. Sie sind auf die Bewertung sowie die darauf aufbauende Analyse von Produkt-Markt-Kombinationen ausgerichtet.382 Die Absatzsegmente stehen bei diesem Ansatz im Mittelpunkt der Betrachtungen. Sie bezeichnen „... gedanklich unterscheidbare Teilbereiche der betrieblichen Marktbeziehungen 377 Vgl. Horvath, P. (1998), S. 272. 378 Vgl. Heuer, K. (2001), S. 163. 379 Vgl. Weber, J. (1998b), S. 144. 380 Vgl. Ewert, R./Wagenhofer (1995), S. 339 f. 381 Vgl. Hüttner, M./Ahsen, A.v./Schwarting, U. (1999), S. 345. BÖCKER unterscheidet in diesem Zusammenhang zwischen ein- und mehrstufigen Ergebnisrechnungen. Vgl. Böcker, F. (1988), S. 103. 382 Vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 215. 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells 85 und Absatztätigkeit ..., denen sich Kosten und Erlöse gesondert zurechnen lassen.“383 Die Absatzsegmentrechnung grenzt diese Teilbereiche zum Zweck der Aufspaltung und Zurechnung von Umsatz- und Kostengrößen ab, um eine differenzierte Erfolgsbetrachtung der Absatztätigkeiten zu ermöglichen.384 Vor dem Hintergrund einer selektiven Absatzpolitik385 ist es das Ziel einer Absatzsegmentrechnung, Ansatzpunkte für Selektions- und Eliminationsentscheidungen bereitzustellen.386 Dazu umfaßt eine Absatzsegmentrechnung neben der vergangenheitsorientierten Erfolgsrechnung zur Darstellung der Ist-Situation sowohl eine Planungsrechnung im Rahmen der selektiven Absatzpolitik als auch eine Kontrollrechnung über IstSoll-Abweichungen.387 Bei der Gestaltung der Absatzsegmentrechnung werden zuerst die als relevant erachteten Bezugsobjekte bestimmt. Hierfür sind die einzelnen Absatzsegmente unter Berücksichtigung ihrer möglichen Teilkassen zu definieren. Im allgemeinen werden folgende Dimensionen zugrunde gelegt:388 - Produkte, - Kunden, - Aufträge, - Absatzgebiete, - Absatzkanäle. Innerhalb dieser Dimensionen kann eine weitere Verfeinerung, beispielsweise nach Kundenund Produktgruppen sowie Auftragsarten und -größenklassen, vorgenommen werden. Durch die logische Verkettung der einzelnen Bezugsobjekte lassen sich, wie in Abbildung 22 dargestellt, Bezugsobjekthierarchien bilden. Die direkt zurechenbaren Kosten einer Hierarchieebene lassen sich eindeutig auch als Einzelkosten der nächsthöheren Ebene zuordnen. Zusätzlich werden auf jeder Ebene Kostenbeiträge aufgenommen, die erst hier ohne Aufschlüsselung zurechenbar sind.389 Aufbauend auf diese Hierarchie, sind sowohl ein- als auch mehrdimensionale Datenauswertungen möglich.390 383 Köhler, R. (1993a), Sp. 7. 384 Vgl. Preißner, A. (1999), S. 237; Franke, R./Zerres, M. (1998), S. 37. 385 Eine selektive Absatzpolitik beschreibt das Bestreben eines Unternehmens, seine absatzbezogenen Geschäftsaktivitäten auf solche Bezugsobjekte zu konzentrieren, die den größten Erfolg für das Unternehmen versprechen. Vgl. Geist, M. (1974), S. 74. 386 Selektionsentscheidungen sind darauf ausgerichtet, die Erfolgsträchtigkeit der Bezugsobjekte bei der Entscheidung über den Einsatz von Unternehmensressourcen zu berücksichtigen. Es findet eine Konzentration auf die erfolgversprechendsten Bezugsobjekte statt. Eliminationsentscheidungen stellen auf den Ausschluß bzw. die Aufgabe von Bezugsobjekten ab, die den notwendigen Beitrag zu Erreichung der wirtschaftlichen Zielsetzungen nicht erbringen. Vgl. Köhler, R. (1993a), Sp. 7 f. 387 Vgl. Albers, S. (1995), Sp. 20. 388 Vgl. Böcker, F. (1988), S. 103; Köhler, R. (1993a), Sp. 7; Preißner, A. (1999), S. 237. 389 Dies ist nur möglich, wenn im Rechnungswesen eine Grundrechnung im Riebel´schen Sinne besteht, die die sachlich begründeten Zuordnungsbeziehungen für die Größen des Rechnungswesens angibt. Vgl. dazu Link, 86 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells Zentraler Kostenstellenbereich ( z. B. Gesamtverk.) Verwender (Direktabsatz) Zwischenhändler (Indir. Absatz) Kundengruppe z.B. Kosten für spez. InfoMaterial Auftragsgröße Auftragsart Verkaufsgebiet z.B. Mietkosten für Verkaufsbüro Kunde z.B. Kunden(aber nicht auftragsbez.) spezifische Besuchskosten Gesamtauftrag Produktgruppe z.B. Verkaufsförderungskosten für eine Produktart Produkt (Artikel) z.B. ProduktManager-Gehalt (in der ProduktPeriodenrechnung) z.B. Versandkosten Auftragsposition Von der Auftragsposition her stufenweise weiterverrechnete Kosten- bzw. Erlösdaten Direkte Zurechnung von Kosten (oder besonderen Erlösbestandteilen) erstmals auf dieser Ebene möglich Abbildung 22: Bezugsobjekthierarchie in der Absatzsegmentrechnung Quelle: Köhler, R. (1993a), Sp. 9 f. Grundlage für eine vielseitige Absatzsegmentrechnung ist die Deckungsbeitragsrechnung auf Basis von (relativen) Einzelkosten. Sie ermöglicht, auf den verschiedenen Zurechnungsebenen Fixkosten schlüsselungsfrei zuzuordnen.391 Da dies jedoch nicht für alle Vertriebskosten realisierbar ist, muß eine entsprechende Erweiterung um Funktionskostenstellen vorgenommen werden. Für die Verrechnung der in diesen Kostenstellen angefallenen oder geplanten Kosten bietet die Prozeßkostenrechnung ein gutes Unterstützungspotential.392 3.3.2.2 Kostenabweichungsanalyse Im Bereich der Kostenkontrolle ist eine Wirksamkeit nur gegeben, wenn die Kostenbestimmungsfaktoren als Verursachungsquellen der Kosten sowie die funktionalen Zusammenhänge hierbei bekannt sind. Als wesentliche Kostenbestimmungsfaktoren werden neben den FaktorJ./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 212, 217. Zum Ansatz der Grundrechnung vgl. Riebel, P. (1994), S. 764. Um dieses Vorgehen auch technisch zu ermöglichen, ist es notwendig, die Daten des Rechnungswesens mit Hilfe von Deskriptoren so zu kennzeichnen, daß jeweils die niedrigste mögliche Eintrittsstufe der Bezugsobjekthierarchie definiert wird, bei der die einzelnen Wertgrößen direkt verrechnet werden können. Vgl. Köhler, R. (1993a), Sp. 9. Zur möglichen Verknüpfung von Auftrags- und Bestandsdaten im Rahmen der Bezugsobjekthierarchie vgl. Preißner, A. (1999), S. 236 - 241. 390 Die technologische Unterstützung zur Analyse von umfangreichen, mehrdimensionalen Datenbeständen bietet hier das OLAP-Konzept. Vgl. Hippner, H./Wilde, K.D. (2002), S. 16 - 18. 391 Das Verfahren des Direct Costing erscheint zwar für die stückbezogene Produkterfolgsrechnung angemessen, jedoch in bezug auf andere Absatzsegmente weniger geeignet. Vgl. Köhler, R. (1993b), S. 4. 392 Zum vorteilhaften Einsatz der Prozeßkostenrechnung für die Absatzsegmentrechnung vgl. Link, J./Gerth, N./Voßbeck, E. (2000), S. 217 f. 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells 87 preisen und -mengen auch die Ausbringung sowie die Kapazitäten aufgefaßt.393 Neben der Bestimmung der Gesamtabweichung durch Vergleich der Ist- mit den Sollwerten der Planung obliegt es der Abweichungsanalyse, diese durch Dekomposition hinsichtlich ihrer Ursachen aufzuspalten und möglichst auf einen Bestimmungsfaktor zurückzuführen.394 Aufgrund der multiplikativen Beziehung zwischen den beiden Kostenbestimmungsfaktoren Faktormenge und Faktorpreis kommt es zu Abweichungsüberschneidungen. Dieser als Abweichungsinterdependenz bezeichnete Sachverhalt führt zu Zurechnungsproblemen bei der Aufspaltung der Gesamtabweichung.395 Je nach Art der Zuordnung der Sekundärabweichung zu den Primärabweichungen lassen sich mehrere mögliche Ansätze unterscheiden.396 Das Vorgehen bei der kostenbezogenen Abweichungsanalyse zur Klärung der Differenz zwischen Soll- und Istkosten stellt sich allgemein wie folgt dar:397 Istkosten (Ki) = Istfaktormenge (mi) . Istpreis (pi) Sollkosten (Ks) = Sollfaktormenge (ms) . Sollpreis (ps) Die Istwerte lassen sich zusammengesetzt aus Sollwerten und entsprechender Abweichungsdifferenz (dm = Mengenabweichung; dp = Preisabweichung) wie folgt darstellen: Ki = (ms + dm) . (ps + dp) Im Ergebnis ergibt sich für die Ist-/Sollkosten-Abweichung (A) die nachstehende Gleichung: A = (ms + dm) . (ps + dp) - ms . ps A = ms . ps + ms . dp + dm . ps + dm . dp - ms . ps A = ms . dp + dm . ps + dm . dp Die Preisabweichung geht eindeutig aus der multiplikativen Verknüpfung von Sollmenge und Preisdifferenz, die Verbrauchsabweichung hingegen aus Sollpreis und Mengendifferenz her- 393 Vgl. Heuer, K. (2001), S. 177. 394 Vgl. Coenenberg, A.G. (1999), S. 373 ff. 395 Vgl. Kilger, W. (1993), S. 172 f. Das Abweichungsprodukt aus zwei Kostenbestimmungsfaktoren wird in diesem Zusammenhang auch als Sekundärabweichung in Abgrenzung zur Primärabweichung bei einem Kostenbestimmungsfaktor bezeichnet. Vgl. Streitferdt, L. (1983), S. 43. 396 Bei der proportionalen Abweichungsanalyse erfolgt die Verteilung der Sekundärabweichung im proportionalen Verhältnis der Summen der Primärabweichungen. Die alternative Abweichungsanalyse ist dadurch gekennzeichnet, daß die Sekundärabweichung sowohl der Preis- als auch der Mengenabweichung hinzugerechnet wird. Bei der kumulativen Abweichungsanalyse wird die Sekundärabweichung entweder der primären Mengen- oder Preisabweichung zugeschlagen. Die symmetrische Abweichungsanalyse ist durch eine Verteilung der Sekundärabweichung zu gleichen Teilen auf die Primärabweichungen charakterisiert. Vgl. dazu sowie zum Vorgehen und Bewertung der einzelnen Ansätze ausführlich Heuer, K. (2001), S. 190 - 223. 397 Zu diesem Vorgehen vgl. Weber, J. (1998b), S. 146 f. Differenzierte Darstellungen, insbesondere im Hinblick auf die Unterscheidung von Einzel- und Gemeinkosten-Abweichungen, finden sich bei Horngren, C.T./Foster, G./Datar, S.M. (1997), S. 217 - 251, 865 - 897; Coenenberg, A.G. (1999), S. 410 - 429; Heuer, K. (2001), S. 253 - 286. 88 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells vor. Die verbleibende Sekundärabweichung besteht aus dem Produkt von Preis- und Mengendifferenz.398 3.3.2.3 Erfolgsabweichungsanalyse Eine rein kostenorientierte Abweichungsanalyse reicht für die Steuerung des Unternehmenserfolges nicht aus.399 Ein umfassenderes Vorgehen stellt in diesem Zusammenhang die Erfolgsabweichungsanalyse dar. Bei diesem Analysesystem werden sowohl die Erlös- als auch die Kostenseite des Unternehmens betrachtet.400 Ausgangspunkt der Erfolgsabweichung sind wiederum eine Wert- und eine Mengenkomponente. Preis- und Mengendifferenzen zwischen geplanten und realisierten Erlösen und Kosten bilden dabei abermals die erste Stufe der Erfolgsabweichungsanalyse. Im Rahmen der Erlösabweichung lassen sich die Erlöspreis-, Absatzvolumen- und Interaktionsabweichung unterscheiden. Dabei setzt sich die Absatzvolumenabweichung aus einer Absatzmengen-, Absatzmix- und Absatzrestabweichung zusammen.401 Die Absatzmengenabweichung gibt die gesamte Zu- oder Abnahme der Absatzmenge in der betrachteten Periode an. Um diese Abweichung in Verbindung mit potentiellen Marktentwicklungen beurteilen zu können, wird sie in eine Marktgrößen-, Marktanteils- und eine sekundäre MarktgrößenMarktanteilsabweichung aufgespaltet.402 Die Absatzmixabweichung gibt den Teil der Erlösabweichung an, der auf eine veränderte Mengenstruktur der abgesetzten Produkte zurückzuführen ist.403 Weitergehende Ansätze zur Analyse von Erlösabweichungen finden sich bei POWELZ und ALBERS.404 Beide Autoren zielen auf eine weitere Durchdringung der Preis- und Mengenab- 398 Innerhalb der Plankostenrechnung wird dieser Abweichungsaspekt allgemein der nicht vom Kostenstellenleiter zu verantwortenden Preisabweichung im Sinne der kumulativen Abweichungsanalyse zugerechnet. Vgl. Weber, J. (1998b), S. 147. 399 Vgl. Dellmann, K. (1987), S. 367 f. 400 Im Vergleich zur Kostenabweichungsanalyse, die seit langem im Mittelpunkt von theoretischen und praktischen Betrachtungen liegt, besteht bei der Erlösabweichungsanalyse aufgrund ihres Entwicklungsstandes ein stärkerer Forschungsbedarf. Vgl. Kloock, J. (1988), S. 423; Albers, S. (1989a), S. 637; Heuer, K. (2002), S. 229. 401 Vgl. Heuer, K. (2001), S. 234. Die Interaktionsabweichung bezeichnet hier die sekundäre Abweichung. 402 Diese Aufsplittung ermöglicht es zu bestimmen, ob die Mengenabweichung auf die Marktentwicklung oder die Veränderung des eigenen Marktanteils zurückzuführen ist. Die Marktgrößenabweichung kennzeichnet die Veränderung des zu erwartenden Erlöses aufgrund der Veränderung der Marktgröße bei Erreichen des geplanten Marktanteils. Hingegen bezeichnet die Marktanteilsabweichung die Differenz zwischen geplanten und realisierten Marktanteil in bezug zur geplanten Marktgröße. Die Marktgrößen-Marktanteilsabweichung beschreibt den interdependenten Effekt beider zuvor aufgeführter Abweichungsarten. Sie gibt unter Berücksichtigung der Marktgrößenveränderung, den durch die Marktanteilsveränderung bedingten Erlösentgang bzw. -zuwachs an. Vgl. Horngren, C.T./Foster, G./Datar, S.M. (1997), S. 584 ff. 403 Vgl. Heuer, K. (2001), S. 248. 404 Vgl. Powelz, H. (1983); Powelz, H. (1984); Powelz, H. (1989); Albers, S. (1989a); Albers, S. (1989b); Albers, S. (1992). 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells 89 weichungen ab, um eine höhere ursächliche Aussagekraft für Handlungsimplikationen zu erhalten. Dazu bedienen sie sich unterschiedlicher Differenzierungsansätze. POWELZ spaltet die Erlösabweichungen neben der Absatzmixabweichung auf Kundenebene weiter auf.405 Für diese Betrachtungen wird der Ansatz eines einheitlichen Planpreises verlassen und auf eine kundengruppenindividuelle Preisdifferenzierung übergegangen.406 Dadurch eröffnet sich die Möglichkeit, die unternehmensinterne Preisveränderung um einen unternehmensexternen Aspekt zu erweitern. Diese Notwendigkeit ergibt sich daraus, daß es bei einzelnen Kundengruppen bzw. Kunden zu Preisveränderungen kommen kann, ohne daß sich diese unternehmensintern beim Durchschnittspreis als Preisveränderung niederschlagen. Hingegen kann sich der unternehmensinterne Durchschnittspreis verändern, ohne daß sich die individuellen Kundengruppenpreise geändert haben. Die Ursache dieses Phänomens liegt in der Änderung der kundenindividuellen Absatzgewichte begründet.407 Dieser auch als Kundenmixeffekt bezeichnete Abweichungsaspekt beschreibt, wie sich die Veränderung der Kundenabsatzstruktur auf die erzielten Durchschnittspreise auswirkt.408 Durch Kombination von Absatzmengen- und Kundenmixabweichung ergibt sich die Möglichkeit, die Auswirkungen von realisierten Mengenabweichungen und Strukturveränderungen bei unterschiedlich preissensitiven Kundengruppen zu analysieren. ALBERS mißt der isolierten Ableitung von Preis- und Mengeneffekten bei der Ursachenanalyse von Erlösabweichungen einen nur sehr geringen Informationswert bei.409 Infolge möglicher exogener Einflußfaktoren wird deshalb vorgeschlagen, die Erlöse in endogen beeinflußbare und exogen nicht beeinflußbare Komponenten zu separieren und dann jeweils die direkten Abweichungsbestandteile zu bestimmen. Aus diesem Grund werden die exogenen Größen Marktvolumen und Branchenpreis in die Betrachtungen aufgenommen und mit Hilfe dieser Werte versucht, die entstandenen Preis-Mengen-Abweichungen um den Teil der nicht beeinflußbaren, von außen vorgegebenen Abweichungen zu bereinigen und getrennt abzubilden. Das resultierende Schema der einzelnen Abweichungsbestandteile der Erlösabweichung ist aus Abbildung 23 ersichtlich. 405 Vgl. dazu auch Heuer, K. (2001), S. 298. 406 Ursprünglich basiert der von POWELZ durchgeführte Vergleich jeweils auf den Ist-Werten zweier aufeinander folgender Perioden. Vgl. dazu Powelz, H. (1984), S. 1095. Für eine Überführung dieses Ansatzes in einen periodischen Soll-Ist-Vergleich hingegen vgl. Heuer, K. (2001), S. 291 ff. 407 POWELZ begründet dieses Vorgehen mit der Vermeidung von Preisverzerrungen, die sich durch hierarchische Informationsverdichtung beispielsweise bei Durchschnittspreisen ergibt. Vgl. Powelz, H. (1984), S. 1093, 1097. 408 Ist z. B. der Kundenmixeffekt positiv, so hat sich das Absatzmengengewicht zu denjenigen Kunden verlagert, deren Preise über dem produktspezifischen Durchschnittspreis liegen. Vgl. Powelz, H. (1984), S. 1106. 409 Diese Sicht beruht auf der Berücksichtigung der Existenz einer Reaktionsfunktion der Absatzmenge in bezug auf Preisveränderungen im Sinne einer Preis-Absatz-Funktion. Vgl. Albers, S. (1989a), S. 639, 641. 90 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells Erlösabweichung Wertmäßiger Marktanteilseffekt + Interaktionseffekt + Wertmäßiger Marktvolumeneffekt Branchenpreisabweichung Marketing - Effektivitätsabweichung Marktvolumenabweichung Marketing -Instrumente-Abweichung Interaktionsabweichung Abbildung 23: Dekomposition einer Erlösabweichung in intern und extern beeinflußbare Abweichungsursachen Quelle: In Anlehnung an Albers, S. (1992), S. 204. Der Marktvolumeneffekt wird über die Differenz zwischen Ist- und Soll-Marktvolumen, bewertet mit dem Soll-Marktanteil, ausgedrückt.410 Der exogen bedingte Marktvolumeneffekt wird wiederum in eine Preiskomponente (Branchenpreisabweichung), eine Mengenkomponente (Marktvolumenabweichung) und eine gemischte Komponente, die die gemischte Abweichung im Sinne der oben bereits aufgeführten Sekundärabweichung darstellt (Interaktionsabweichung), unterteilt.411 Bei dem wertmäßigen Marktanteilseffekt wird aufgrund der unterstellten funktionalen Abhängigkeit zwischen Menge und Preis von einer Aufspaltung in eine Preis- und Mengenkomponente abgesehen. Statt dessen erfolgt eine Trennung in durch Marktanteil-Reaktionsfunktionen erklärbare Abweichungsursachen (Marketing-InstrumenteAbweichung) und in eine Restabweichung (Marketing-Effektivitätsabweichung), die über die Effektivität des übrigen Marketing-Mix Aufschluß gibt und nicht durch die verwendeten Reaktionsfunktionen erklärt werden kann.412 Bei der Marketing-Instrumente-Abweichung werden drei Abweichungsursachen unterschieden. Sie geben darüber Auskunft, in welcher Höhe die Abweichung auf die eigentliche Realisation, die Wirkung der realisierten Aktivitäten und 410 Vgl. Albers, S. (1989a), S. 644. 411 Für eine Bestimmung zukünftiger Handlungsimplikationen ist diese Dekomposition nicht notwendig, da sie auf per Definition nicht beeinflußbaren Ursachen beruht. Gleichzeitig ist diese Aufspaltung nur dann sinnvoll, wenn von einer Unabhängigkeit zwischen der Preis- und Mengenkomponente auszugehen ist. Vgl. dazu Heuer, K. (2001), S. 318 f. 412 Als Bestimmungsfaktoren der Marktanteil-Reaktionsfunktion werden dabei Preis, Werbung und Distribution verwendet. Im Bereich der Distribution dient das angesetzte Budget dazu, den Distributionsgrad zu erhöhen. Vgl. Albers, S. (1992), S. 201 - 203. Er bezeichnet den Anteil der Absatzmittler, die das betrachtete Produkt vertreiben, bezogen auf die Gesamtzahl der Absatzmittler mit der entsprechenden Warengruppe. Vgl. dazu auch Schneider, W./Hennig, A. (2001), S. 57. f 3.3 Ansätze im Rahmen des Kontrollmodells 91 auf Konkurrenzaktivitäten zurückzuführen ist.413 Um die Vorteilhaftigkeit der Planabweichung bewerten zu können, reicht die alleinige Betrachtung der Erlösgrößen nicht aus. An dieser Stelle sind entsprechende Kostenabweichungen mit einzubeziehen, um die Profitabilität des Einsatzes des Marketinginstrumentariums bewerten zu können. Diese Betrachtungen erfolgen im Rahmen einer Deckungsbeitragsanalyse.414 Im hier vorliegenden Fall setzt sich eine Deckungsbeitragsabweichung aus der Erlösabweichung, der Marketing-Budget-Abweichung und der Stückkostendegressionsabweichung zusammen. Die Marketing-Budget-Abweichung besteht hierbei aus der Realisationsabweichung der einzelnen eingesetzten Marketing-Instrumente.415 3.3.2.4 Zusammenfassende Bewertung Die quantitativen Ansätze leisten einen ausgereiften Beitrag für das technische Vorgehen zur Schlüsselung von Kosten sowie bei der Aufspaltung von Erlösen und Kosten. Insbesondere im Rahmen der Ansätze zur Kosten- und Erfolgsabweichungsanalyse erfolgt eine tiefgreifende Operationalisierung der einzelnen quantitativen Abweichungseffekte. Diese bestehende Differenzierung genügt jedoch den Anforderungen einer Abweichungsanalyse im Bereich der Kundenbearbeitung nicht. Die bei den dargestellten Ansätzen erfolgende allgemeine Marktbetrachtung unterscheidet nur rudimentär nach Kundengruppen. Es wird keine Phasendifferenzierung der Kundenbearbeitung sowie Unterscheidung nach Transaktionszuständen von Kunden vorgenommen. Somit bleiben mögliche Kompensationseffekte zwischen Kunden bzw. Kundengruppen nicht nur unberücksichtigt, sondern es werden wesentliche Bezugsgrößen der Kundenbearbeitung für die Bildung adäquater Vergleichsbasen vernachlässigt. Eine Differenzierung des zu nutzenden Analyseansatzes erfolgt nicht. Aufgrund der rein technischen Beschreibung der Abweichungseffekte ergeben sich des weiteren keine Hinweise auf Feed-backund Feed-forward-Implikationen. Schnittstellen zur Integration in einen geschlossenen Steuerungsansatz existieren bei den dargestellten Ansätzen nicht. 413 Die Realisationsabweichung beschreibt die Abweichung aufgrund eines gegenüber der geplanten Situation veränderten Instrumenteneinsatzes. Eine gegenüber den Prognosedaten der verwendeten Reaktionsfunktionen abweichende Wirkung der Marketinginstrumente wird durch die Effektivitätsabweichung abgebildet. Die Reaktionsabweichung kennzeichnet den Teil der Abweichung, der auf eine von der Soll-Planung abweichende Konkurrenzaktivität zurückzuführen ist. Vgl. Albers, S. (1992), S. 204 - 208. 414 Vgl. dazu Witt, J. (1991), S. 400 ff. 415 Vgl. Albers, S. (1992), S. 211. 92 4. 4.2 Arbeiten zum Planungsmodell Zu leistende Arbeiten Ausgehend von den in Kapitel 2 aufgestellten Anforderungen, sind in Verbindung mit den Untersuchungen im Rahmen von Kapitel 3, die für die Konzeption des Modells zu leistenden Arbeiten abzuleiten. Sie sind in Arbeiten bezüglich des Basismodells, des Planungsmodells und des Kontrollmodells zu unterschieden. Diese werden im folgenden dargestellt. 4.1 Arbeiten zum Basismodell Im Rahmen des Basismodells ist die Grundlage für den Aufbau des Planungsmodells und des sich anschließenden Kontrollmodells zu schaffen. Es ist ein Basismodell zu gestalten, welches die konzeptionelle Informationsstruktur liefert, um die Aktivitäten des Unternehmens im Rahmen des Kundenbearbeitungsprozesses zu strukturieren und abzubilden. Dazu sind die verschiedenen beschreibungsrelevanten Ebenen der Kundenbearbeitung zu unterscheiden. Dies sind die Transaktions-, die Prozeß-, die Zyklus- und die Leistungsebene. Die Kunden sind in der Transaktionsebene nach ihren ökonomischen Perzeptionen zu differenzieren und zu klassifizieren. Dazu ist ein entsprechendes Kundenklassifizierungskonzept zu entwickeln, das die Kunden in disjunkten Mengen voneinander abgrenzt. Dieses zunächst kundenstatusorientierte Mengenkonzept ist um eine dynamische Ablaufkomponente zu erweitern, so daß die erarbeiteten grundlegenden Mengenrelationen über den Verlauf des Kundenbearbeitungsprozesses abgebildet werden können. Für den Kundenbearbeitungsprozeß ist in der Prozeßebene eine grundlegende Beschreibungslogik zu entwickeln, die die einzelnen Prozeßphasen der Kundenbearbeitung abgrenzt und die Instanzierung für konkrete Anwendungsfälle der Unternehmenspraxis unterstützt. Dabei sind die möglichen Phasenübergänge unter Berücksichtigung des zu erarbeitenden Mengenkonzeptes zu spezifizieren. Um die grundsätzlichen Bedarfe eines Kunden zu strukturieren, ist ein entsprechendes Bedarfskonzept zu entwickeln. Dieses Bedarfskonzept ist mit der dynamischen Zyklusbetrachtung eines Kunden im Zeitverlauf zu verknüpfen und abzubilden. 4.2 Arbeiten zum Planungsmodell Im Rahmen der Arbeiten zum Planungsmodell ist die konzeptionelle Informationsstruktur des Basismodells um ökonomische Bewertungsgrößen zu erweitern, um die Gestaltung einer ökonomischen Planung für die Kundenbearbeitung zu erlauben. Dazu ist ein bedarfsspezifisches Nutzungsdauerkonzept zu entwickeln, um eine bedarfsorientierte Absatzplanung für einen Kunden zu ermöglichen, die - wie in Kapitel 3 dargestellt bisherige Prognoseansätze nicht erlauben. Zur ökonomischen Bewertung sind diese Mengengrößen in Umsatzgrößen zu überführen. Gleichsam ist ein Konzept zu entwickeln, das entsprechend der Beschreibungslogik für die Prozeßphasen des Kundenbearbeitungsprozesses, 4.3 Arbeiten zum Kontrollmodell 93 die kundenspezifischen Kosten für den Durchlauf der jeweiligen Prozeßphase spezifiziert. Um die transaktionsbezogene Unsicherheit abzubilden, ist ein entsprechendes Wahrscheinlichkeitskonzept zu erarbeiten. Kosten, Umsatz und Wahrscheinlichkeitsgrößen sind entsprechend der herauszuarbeitenden Wirkungsbeziehungen im Rahmen einer zu gestaltenden Zielfunktion abzubilden. Im Rahmen der Entwicklung der Zielfunktion ist auf eine offene Gestaltung hinsichtlich des Einbaus von Nebenbedingungen abzuzielen, um sowohl Nebenbedingungen aus strategischen Vorgaben als auch aus der Adaptionsanalyse des Kontrollmodells in die Betrachtung einzubeziehen. 4.3 Arbeiten zum Kontrollmodell Im Rahmen des Kontrollmodells sind Feed-back- und Feed-forward-Instrumente zur kontinuierlichen Verbesserung der Kundenbearbeitung und des Planungsmodells zu unterscheiden. Dabei sind explorative Modellelemente der Abweichungsanalyse und konfirmatorische Modellelemente der Adaptionsanalyse zu entwickeln, um neue Erkenntnisse herauszuarbeiten bzw. aufgestellte, unternehmensspezifische Hypothesen bezüglich ökonomischer Wirkungszusammenhänge nachhaltig zu untersuchen. Im Rahmen der Abweichungsanalyse sind die Analysetypen zu strukturieren und in Beziehungen zueinander zu setzen, um darauf aufbauende aussagekräftige ökonomische Größen für die Prüfung der Performance der Kundenbearbeitung der betrachteten Periode abzuleiten. Dabei sind insbesondere prozeßorientierte Analyseinstrumente zu konzipieren, um eine Korrespondenz zum Basis- und Planungsmodell zu erzielen. Für die Adaptionsanalyse sind Instrumente mit zwei unterschiedlichen Fokussierungen zu entwickeln. Für den Fokus der Kundenloyalität ist ein Instrument zu entwickeln mit dem es gelingt, den Zusammenhang zwischen Dauer der Kundenbeziehung bzw. Kundenloyalität und Kundenprofitabilität unternehmensindividuell herauszuarbeiten. Darüber hinaus sind unter Verwendung von statistischen Testverfahren Instrumente zu erarbeiten, welche signifikante Wirkungsunterschiede bei veränderten Instanzierungen der Steuerungsstellhebel des Unternehmens identifizieren. Die resultierenden Ausgestaltungsvarianten der Steuerungsstellhebel sind durch die Entwicklung eines grundlegenden Modells hinsichtlich ihrer ökonomischen Auswirkung vergleichbar zu machen, um die geeignetste Ausgestaltungsvariante auswählen zu können. Die Ergebnisse des Kontrollmodells sind in das Planungsmodell zu integrieren, um den Anspruch der kontinuierlichen Verbesserung im Zeitablauf gerecht zu werden. 94 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 5. Konzeption eines Modells zur Steuerung der Kundenbearbeitung im Rahmen des Vertriebsmanagements 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung Zweck des Basismodells ist es, eine konzeptionelle Informationsstruktur zu schaffen, die es ermöglicht, Bedarfsträger hinsichtlich ihrer Stellung zum Markt- und Unternehmensgeschehen durch geeignete Konstrukte abzubilden. Diese Konstrukte sollen konkrete Zustände als auch Veränderungsdimensionen darstellen. Das Basismodell hat dabei die Aufgabe, die Abbildung einer leistungsbezogenen Geschäftslogik eines Unternehmens zu unterstützen. Es bildet die informatorische Voraussetzung für die weitere Modellierung und die Analyse einer bestehenden Kundenbearbeitungssituation in bezug auf konkrete Kundeninstanzen im Bereich der Planungs- und Kontrollkonzeption. Den Ausgangspunkt für die Konstruktion des Basismodells bildet ein komparativer Betrachtungsansatz für die Abbildung des Kunden im Kundenbearbeitungsprozeß. Das Basismodell setzt sich aus einer Bestands- und einer Ablaufkomponente, wie in Abbildung 24 dargestellt, zusammen. Die Bestandskomponente fixiert die Beschreibung von Bedarfsträgern für ein Unternehmen in verschiedenen Klassifikationsebenen zu einem definierten Erhebungszeitpunkt und beinhaltet die Beschreibungshistorie. Sie stellt die statische Modellkomponente dar. Die Ablaufkomponente spezifiziert die Änderungen der Attributausprägungen in verschiedenen Klassifikationsebenen zwischen zwei Erhebungszeitpunkten. Sie stellt die dynamische Modellkomponente dar. Erhebungszeitpunkt 2 Erhebungszeitpunkt 1 Bestandskomponente Ablaufkomponente Bestandskomponente Veränderung des Beschreibungszustandes Beschreibungszustand Kundenbearbeitungsprozeß Beschreibungshistorie Abbildung 24: Komponenten des Basismodells Beschreibungszustand Beschreibungshistorie 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 95 Als Konstrukte zur Beschreibung der Stellung von Bedarfsträgern zum Unternehmen dienen der Pool- und der Relationen-Ansatz. Definition 10: Konstrukte Konstrukte sind Elemente mit denen ein zu modellierendes System abgebildet wird.416 Definition 11: Pool Ein Pool bezeichnet eine Menge von natürlichen oder juristischen Personen, die innerhalb einer Klassifikationsebene die gleichen Merkmalsausprägungen aufweisen. Definition 12: Relation Eine Relation bezeichnet eine Beziehung zwischen zwei konkreten Pools. Sie kann zwischen zwei Pools derselben Klassifikationsebene oder zwischen zwei Pools verschiedener Klassifikationsebenen bestehen. Die zu strukturierenden Klassifikationsebenen des Basismodells sind: - die Transaktionsebene, - die Prozeßebene, - die Zyklusebene und - die Leistungsebene. In der Transaktionsebene werden die Bedarfsträger hinsichtlich ihrer Stellung zu einer konkreten Kauftransaktion klassifiziert. Dabei wird sowohl zwischen dem erstmaligen und letztmaligen Stattfinden einer Kauftransaktion innerhalb des relevanten Gesamtmarktes unterschieden als auch nach der konkreten Zuordnung einer Kauftransaktion bzw. Transaktionsfolge zum eigenen Unternehmen oder zu den Wettbewerbern differenziert. Das Unternehmen wird in dieser Ebene nur als potentieller oder tatsächlicher Transaktionspunkt betrachtet. Je nach Anfall und Zuordnung von Kauftransaktionen zu den Bedarfsträgern sind unterschiedliche Entwicklungspfade möglich. Während die Transaktionsebene quasi die Makroebene zur Kundenklassifikation repräsentiert, bei der das Unternehmen im Marktgeschehen als ein möglicher Transaktionspunkt dargestellt wird, versteht sich die Prozeßebene als Mikroebenenansatz. Die Prozeßebene schafft den gedanklichen Übergang zwischen Transaktion und dem eigentlichen Kundenbearbei416 Vgl. Dangelmaier, W. (2000), S. 190. Konstrukte stellen Vorstellungsinhalte dar, die mit dem für das Konstrukt verwendeten Begriff verbunden sind. Ein Konstrukt kann in diesem Sinn nicht richtig oder falsch sein, sondern nur in bezug auf seine Zweckmäßigkeit bewertet werden. Vgl. Rück, H.R. (1995), S. 4. 96 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung tungsprozeß, indem in dieser Klassifikationsebene der Kundenkontakt nicht nur als punktuelle Transaktion, sondern als Ablauf durch die verschiedenen Phasen der Kundenbearbeitung betrachtet wird. Innerhalb dieses Phasenansatzes bestehen hinsichtlich der Durchlaufalternativen sowohl innerhalb des Kundenbearbeitungsprozesses als auch innerhalb des Zu- und Abgangs in und aus diesem Prozeß Freiheitsgrade. Die Zyklus- und Leistungsebene dient der zeitlichen und leistungsbezogenen Verknüpfung zwischen der Makro- und Mikroebene. In der Zyklusebene erfolgt die Abbildung von sich wiederholenden Kundendurchläufen in der Kundenbearbeitung während der gesamten Kundenlebenszeit. Sie ermöglicht eine dynamische Betrachtung von aufeinander folgenden Kundenbearbeitungsdurchläufen in der Mikroebene und spezifiziert die zeitlichen Relationen sowie die Mächtigkeit von Transaktionsfolgeketten in der Makroebene. In der Leistungsebene wird das mögliche Gesamtleistungsspektrum eines Unternehmens hinsichtlich seiner Stellung zur Bedarfsbefriedigung der Nachfrager in verschiedene Leistungskategorien unterteilt. In Verbindung mit der Zyklusebene unterstützt sie die inhaltliche Ausrichtung und zeitliche Gestaltung von Kundenbearbeitungsprozessen. 5.1.1 Strukturierung der Transaktionsebene Bedarfsträger sind alle existierenden natürlichen und juristischen Personen. Während natürliche Personen Leistungen zur Befriedigung ihrer privaten Bedürfnisse nachfragen, dienen bei juristischen Personen die nachgefragten Leistungen zur Befriedigung der mit dem Geschäftszweck verbundenen Bedürfnisse.417 Als Bedarfsträger im relevanten Markt werden diejenigen Bedarfsträger bezeichnet, die aufgrund ihrer Merkmale als Abnehmer für die betrachtete Unternehmensleistung in Frage kommen. Bei ihnen besteht eine Übereinstimmung zwischen Bedarfsstruktur und ihrer Entsprechung durch die angebotene Leistung. Als relevantes wirtschaftliches Umfeld definieren sie einen Markt auf der Seite der Nachfrager.418 Die Bedarfsträger im relevanten Markt lassen sich hinsichtlich ihrer Stellung zum Marktgeschehen in die Gruppen des potentiellen Erstkundenpools eines Marktes, des Kundenpools eines Marktes und des Kundenabgangspools eines Marktes unterteilen. Diese Differenzierung ist aus Abbildung 25 ersichtlich. 417 Vgl. dazu auch Kapitel 2.1.1. 418 Vgl. dazu auch Kapitel 2.1.1. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 97 Menge aller Bedarfsträger Menge der Bedarfsträger im nicht relevanten Markt Menge der Bedarfsträger im relevanten Markt Potentieller Erstkundenpool eines Marktes Kundenpool eines Marktes Kundenabgangspool eines Marktes Abbildung 25: Klassifikation von Bedarfsträgern Die einzelnen Gruppen sind wie folgt definiert: Neu in den Markt eintretende Bedarfsträger sind Elemente des potentiellen Erstkundenpools. Definition 13: Potentieller Erstkundenpool eines Marktes Der potentielle Erstkundenpool eines Marktes umfaßt alle Bedarfsträger, die bisher noch keine Kauftransaktion im relevanten Markt getätigt haben, aber aufgrund einer entstandenen Kongruenz von Kundenmerkmalen und den Zielgruppenmerkmalen419 als potentielle Transaktionspartner im relevanten Markt betrachtet werden. Bedarfsträger, die bereits eine Kauftransaktion getätigt haben und auch als Kunden zukünftig zur Verfügung stehen, sind Elemente des Kundenpools. Definition 14: Kundenpool eines Marktes Der Kundenpool eines Marktes umfaßt alle Bedarfsträger, die mindestens eine Kauftransaktion im relevanten Markt getätigt haben und noch nicht Elemente des Kundenabgangspools sind. Bedarfsträger, die für weitere Kauftransaktionen nicht mehr zur Verfügung stehen, sind Elemente des Kundenabgangspools. Definition 15: Kundenabgangspool eines Marktes Der Kundenabgangspool eines Marktes umfaßt alle Bedarfsträger, die mindestens eine Kauftransaktion getätigt haben, aber als zukünftige Transaktionspartner im relevanten Markt nicht mehr zur Verfügung stehen. 419 Gruppe von natürlichen oder juristischen Personen, die aufgrund ihrer Bedarfsstruktur als Abnehmer für die betrachtete Unternehmensleistung in Frage kommen. Die Bestimmung der Zielgruppen ist Aufgabenbereich des Marketings ggf. in verbundener Anwendung von Methoden der Marktforschung. Vgl. Meffert, H. (1998), S. 457 ff. 98 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung Der Kundenpool stellt somit die Bestandsmenge der Bedarfsträger eines relevanten Marktes dar. Der potentielle Erstkundenpool bildet bei dieser Betrachtung das Wachstumselement, welches die Anzahl der Elemente des Kundenpools erhöht (Zufluß von Kundenelementen). Entsprechend ist der Kundenabgangspool das Reduktionselement des Kundenpools, welches die Anzahl der Elemente des Kundenpools reduziert (Abfluß von Kundenelementen).420 Die Abfolge der Zugehörigkeit zu den einzelnen Marktpools widerspiegelt den Lebenszyklus der relevanten Bedarfsträger in einem Markt. Die kundenbezogene Ausgangssituation ist aus Unternehmenssicht weiter zu differenzieren, da sich alle Kauftransaktionen der Kunden auf das eigene Unternehmen und die Wettbewerber im relevanten Markt verteilen.421 Somit haben alle Kunden vor bzw. nach jeder Kauftransaktion die Möglichkeit, zwischen dem betrachteten Unternehmen und den Wettbewerbern als Transaktionspartner zu entscheiden. Werden die Ausgangsdefinitionen der Kundenpools auf die Unternehmenssicht übertragen, ergibt sich eine Differenzierung folgender transaktionsorientierter Pooldefinitionen: Definition 16: Potentieller Erstkundenpool eines Unternehmens (PER_KU_PO) Der potentielle Erstkundenpool eines Unternehmens umfaßt alle Bedarfsträger, die bisher noch keine Kauftransaktion mit dem betrachteten Unternehmen getätigt haben, aber aufgrund einer entstandenen oder bestehenden Kongruenz von Kundenmerkmalen und den Zielgruppenmerkmalen als potentielle Transaktionspartner im relevanten Markt betrachtet werden.422 Definition 17: Kundenpool eines Unternehmens (KU_PO) Der Kundenpool eines Unternehmens umfaßt alle Bedarfsträger im relevanten Markt, die mindestens eine Kauftransaktion mit dem betrachteten Unternehmen getätigt haben und noch nicht Elemente des Kundenabgangspools sind. Definition 18: Kundenabgangspool eines Unternehmens (AB_KU_PO) Der Kundenabgangspool eines Unternehmens umfaßt alle Bedarfsträger, die mindestens eine Kauftransaktion mit dem betrachteten Unternehmen getätigt haben, 420 Die Konstellation bei der ein Kunde nur für eine Kauftransaktion am relevanten Markt zur Verfügung steht, stellt einen Sonderfall dar, bei der das Kundenelement direkt vom potentiellen Erstkundenpool in den Kundenabgangspool wandert. 421 Eine Ausnahme stellt der Fall der Monopolstellung eines Unternehmens im betrachteten Markt dar. Vgl. zu den anbieterseitigen Marktformen Olfert, K./Rahn, H.-J. (1997), Nr. 603 sowie die dort angegebene Literatur. 422 Der potentielle Erstkundenpool eines Unternehmen beinhaltet somit nach der Herkunft seiner Elemente die Elemente des potentiellen Erstkundenpools des Marktes (PER_KU_PO_MA) sowie die Elemente des verlorenen Kundenpools der Wettbewerber (VER_KU_PO_W), die bisher noch keine Kauftransaktion mit dem betrachteten Unternehmen getätigt haben. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 99 aber als zukünftige Transaktionspartner im relevanten Markt nicht mehr zur Verfügung stehen. Als Ursachen für einen Kundenabgang aus dem relevanten Markt kommen grundsätzlich eine Bedarfsverschiebung oder ein Bedarfsentfall in Frage. Während bei der Bedarfsverschiebung eine Veränderung der Bedarfsstruktur stattfindet, bei der der Nachfrager die bisher angebotene Leistung mit ihren spezifischen Eigenschaften nicht mehr als akzeptabel zur Befriedigung seiner Bedürfnisse anerkennt423, entsteht bei einem Bedarfsentfall der völlige Untergang des Bedarfes beim Nachfrager. Dieser Untergang kann dabei beispielsweise auf einen absoluten Bedarfsentfall424 zurückgeführt werden. Die möglichen Transaktionsrelationen zwischen den Kundenelementen und Anbieterunternehmen in einem Markt machen eine weitere Unterteilung der Kunden im Bereich des Kundenpools eines Unternehmens wie folgt erforderlich: Definition 19: Erstkundenpool eines Unternehmens (ER_KU_PO) Der Erstkundenpool eines Unternehmens umfaßt die Elemente des Kundenpools eines Unternehmens, die erstmalig eine Kauftransaktion bei dem betrachteten Unternehmen getätigt haben.425 Definition 20: Bestandskundenpool eines Unternehmens (BES_KU_PO) Der Bestandskundenpool eines Unternehmens umfaßt die Elemente des Kundenpools eines Unternehmens, die zwischen zwei aufeinander folgenden Kauftransaktionen bei dem betrachteten Unternehmen keine alleinige Kauftransaktion mit dem Wettbewerb getätigt haben. Definition 21: Pool verlorener Kunden eines Unternehmens (VER_KU_PO) Der Pool der verlorenen Kunden eines Unternehmens umfaßt die Elemente des Kundenpools eines Unternehmens, die nach einer Kauftransaktion bei dem betrachteten Unternehmen ihre Kauftransaktionen vollständig bei Wettbewerbern tätigen. 423 Je nach Anpassungsintention ergeben sich in diesem Zusammenhang aus Unternehmenssicht Anknüpfungspunkte zum Bereich der Produktentwicklung (Anpassung des Leistungsspektrums in Richtung der veränderten Bedarfstruktur) oder des klassischen Marketings (Überführung der veränderten Bedarfsstruktur in Richtung des bestehenden Leistungsspektrums, z. B. durch manipulative Veränderung des wahrgenommenen Images mittels Werbung). In beiden Fällen wird versucht, wieder eine Kongruenz zwischen Bedarfsstruktur und Bedürfnisbefriedigung durch die angebotene Leistung herzustellen. 424 Ein absoluter Bedarfsentfall eines Nachfragers ist im Fall einer natürlichen Person mit dem Tod derselben oder im Fall einer juristischen Person mit einem Konkurs bzw. einer Liquidation verbunden. Die fehlende Existenz des Bedarfsträgers impliziert hier die fehlende Existenz von Bedarfen. 425 Mögliche Herkunftsquellen der Erstkunden eines Unternehmens sind der potentielle Erstkundenpool des Marktes (PER_KU_PO_MA) sowie eine Teilmenge des Kundenpools (Menge der verlorenen Kunden) der Wettbewerber (VER_KU_PO_W). 100 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung Definition 22: Pool zurückgewonnener Kunden eines Unternehmens (ZUR_KU_PO) Der Pool der zurückgewonnenen Kunden eines Unternehmens umfaßt die Elemente des Pools verlorener Kunden eines Unternehmens, die nach Tätigung mindestens einer alleinigen Kauftransaktion bei Wettbewerbern wieder eine Kauftransaktion bei dem betrachteten Unternehmen tätigen.426 Zwischen den transaktionsbezogenen Zuständen existieren bei Transaktionsfortschritt aufgrund bestehender Handlungsalternativen Zustands-Möglichkeiten-Relationen. Sie bilden den möglichen Entwicklungspfad eines relevanten Bedarfsträgers im Transaktionsablauf nach dem Quellen-/Senkenkonzept427 ab. Da der AB_KU_PO in diesem Ansatz als Abgangsobjekt fungiert, steht er als Quellenelement sachlogisch nicht zur Verfügung. Die zugelassenen modellkonsistenten Zustands-Möglichkeiten-Relationen werden nachfolgend in der ZustandsMöglichkeiten-Matrix aufgeführt (Tabelle 6). Senke PER_KU_PO ER_KU_PO Quelle PER_KU_PO KU_PO KU_PO PER_KU_PO_MA X X VER_KU_PO_W X X BES_KU_PO AB_KU_PO ZUR_KU_PO VER_KU_PO ER_KU_PO X X X BES_KU_PO X X X ZUR_KU_PO X X X X X VER_KU_PO X x - zugelassene Zustands-Möglichkeiten-Relation x - von Unternehmen anzustrebende zugelassene Relation Tabelle 6: Transaktionsorientierte Zustands-Möglichkeiten-Matrix 5.1.2 Strukturierung der Prozeßebene Die Konstruktion der Prozeßebene dient dazu, den Gesamtprozeß der Kundenbearbeitung in voneinander abgrenzbare Phasen unterschiedlichen Aggregationsniveaus zu unterteilen. Die Hauptprozeßphasen kapseln jeweils die Menge phasenspezifischer Teilprozesse bzw. Pro426 Werden die Definitionen auf die Wettbewerber gespiegelt übertragen, stellt jedes Kundenelement des ZUR_KU_PO ein Element des Pools verlorener Kunden der Wettbewerber dar bzw. jedes Kundenelement des VER_KU_PO ein Element des Pools zurückgewonnener Kunden oder des Erstkundenpools der Wettbewerber. 427 Vgl. dazu Schierenbeck, H. (1993), S. 200 f. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 101 zeßaktivitäten.428 Die Abfolgerelationen der Prozeßphasen dienen der späteren Zuordnung konkreter Kundeninstanzen sowie der Analyse von möglichen Handlungsimplikationen im Bereich des adaptiven Kontrollmodells. Als Hauptprozeßphasen werden die Anbahnungs-, Abwicklungs- und After-Sales-Phase unterschieden.429 Die Anbahnungsphase umfaßt alle Aktivitäten, die der Vorbereitung des eigentlichen Kaufaktes dienen. Sie beinhaltet neben der Kontaktaufnahme Informations- und Beratungsaktivitäten. Des weiteren werden in ihr zum einen die genauen Parameter des zu erwerbenden Leistungsbündels, der Leistungserstellung, -bereitstellung, des Leistungsentgelts sowie die Folgen von Fehl- oder Nichtleistungen spezifiziert. In der Abwicklungsphase wird die eigentliche Geschäftstransaktion durchgeführt. Hier erfolgt die tatsächliche Beauftragung zur Leistungserstellung.430 Weiterhin findet in dieser Phase die Bereitstellung der Leistung statt, die den Kunden befähigt, die Leistung zu nutzen. In die After-Sales-Phase fallen alle Aktivitäten, die dem Kunden die Nutzung der vereinbarten Leistung dauerhaft ermöglichen bzw. bei Beeinträchtigungen die vereinbarte Leistungsqualität wiederherstellen. Betrachtet man diese Phasenstruktur nicht statisch, sondern als dynamischen Durchlauf eines sich wiederholenden Zyklus, schließt sich der After-Sales-Phase wieder die Anbahnungsphase mit ihren dargestellten Folgephasen an. Eine Zyklusbetrachtung als Notwendigkeit einer sich wiederholenden kundenbezogenen Bedarfsentstehung und -befriedigung erfolgt im anschließenden Kapitel. Die Systematisierung der Aktivitäten einer idealtypischen Kundenbearbeitung geschieht anhand eines vierstufigen Gliederungsschemas mit den Ebenen Hauptprozeß, Teilprozeß, Teilprozeßaktivität und Aktivitätsphase. Durch Verknüpfung der einzelnen Aktivitäten auf den verschiedenen Ebenen ergibt sich eine baumartige Struktur wie in Abbildung 26 dargestellt. Dabei stellt die vertikale Reihenfolge der Aktivitäten innerhalb einer Ebene die idealtypische Abfolge dar, die ein Kundenelement im Rahmen der Kundenbearbeitung durchschreitet. Ausgangsaktivität in jeder Ebene bildet jeweils die oberste Aktivität. Der Möglichkeit eines mehrmaligen Durchlaufes von Aktivitäten im Bereich der Teilprozeßaktivitäten wird auf Ebene IV “Aktivitätsphase“ Rechnung getragen. Dadurch wird ermöglicht, entsprechende Folge- oder Anpassungszyklen zu erfassen und abzubilden. 428 Innerhalb der einzelnen Prozeßphasen existieren für Unternehmen Freiheitsgrade hinsichtlich der Art, des Umfangs und der Explizität der einzelnen Phasenaktivitäten. Sie ergeben sich grundsätzlich aufgrund von Branchencharakteristika und/oder der Komplexität des Leistungsumfangs. Vgl. dazu auch Kapitel 3.1.2. 429 Vgl. zu den verschiedenen Phasenansätzen Kapitel 3.1.2. 430 Die Beauftragung stellt die eigentliche Transaktion i. e. S. dar. Sie ist die rechtlich gültige Vereinbarung über den Austausch einer Leistung gegen Entgeltzahlung. Vgl. dazu auch Brand, D. (1990), S. 80 ff., der unter Transaktion allgemeiner die Übertragung von Verfügungsrechten zwischen Wirtschaftssubjekten versteht. Je nach vertraglicher Vereinbarung kann die Entgeltzahlung vor, während und/oder nach der Leistungsbereitstellung erfolgen. 102 Kundenbearbeitung 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung I. Hauptprozeß II. Teilprozeß III. Teilprozeßaktivität IV. Aktivitätsphase Anbahnung (AN) Information (AN_I) Informationsanfrage/ Kontaktaufnahme Erstanfrage/-kontakt Informationsbereitstellung Erstinformation Beratungsanfrage Erstanfrage/-kontakt Beratung (AN_B) Ergänzungsanfrage Folgeinformation Ergänzungsanfrage Beratungsdurchführung Erstberatung Folgeberatung Angebotserstellung (AN_A) Angebotsbeauftragung Angebotserstellung Erstangebotserstellung Anpassungsanfrage Angebotsanpassung Abwicklung (AB) Beauftragung (AB_B) Auftragserteilung Auftragsbearbeitung Anpassungsanfrage Auftragsanpassung Auftragsannahme Bereitstellung (AB_BS) Leistungsbereitstellung Erstbereitstellung der Leistung Anpassungsforderung Bereitstellungsanpassung Endabnahme/ Endübergabe After Sales (AS) Reklamations/Anfragenbearbeitung (AS_RA) Instandhaltung/-setzung (AS_IS) Abbildung 26: Grundstruktur des Kundenbearbeitungsprozesses Zur eindeutigen Zuordnung von Kundenelementen zu den Haupt- und Teilprozessen der Kundenbearbeitung sind entsprechende Anfangs- und Endereignisse zu definieren. Sie bestimmen, wann ein Kundenelement in einen Haupt- oder Teilprozeß eintritt und wann es ihn wieder verläßt. Als Orientierungsrahmen dienen die Teilprozeßaktivitäten mit ihren Aktivitätsphasen. Die erste Teilprozeßaktivität bildet mit dem Beginn ihrer ersten Aktivitätsphase das Startereignis für den teilprozeßspezifischen Anfangszeitpunkt tAv mit v = (AN_I, AN_B, AN_A, AB_B, AB_BS, AS_RA, AS_IS). Die letzte Teilprozeßaktivität bildet mit dem Abschluß ihrer letzen Aktivitätsphase das Endereignis für den teilprozeßspezifischen Endzeitpunkt tEv mit v = (AN_I, AN_B, AN_A, AB_B, AB_BS, AS_RA, AS_IS). Die Ergebnisse dieses Vorgehens mit Bezug auf Abbildung 26 sind aus Tabelle 7 ersichtlich. Der hauptprozeßspezifische Anfangszeitpunkt (tAw) mit w = (AN, AB, AS) ergibt sich aus dem Anfangszeitpunkt des ersten Teilprozesses der jeweiligen Hauptphase sowie der hauptprozeßspezifische Endzeitpunkt (tEw) aus dem Endzeitpunkt des letzten Teilprozesses der jeweiligen Hauptphase. Es gilt somit tAAN = tAAN_I, tEAN = tEAN_A, tAAB = tAAB_B, tEAB = tEAB_BS. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 103 Symbolik Bedeutung Funktion tAAN_I Erstkontaktzeitpunkt Beginn des Hauptprozesses AN und des Teilprozesses AN_I tEAN_I Zeitpunkt des Abschlusses der Endinformation Ende des Teilprozesses AN_I tAAN_B Zeitpunkt der Beratungsanfrage Beginn des Teilprozesses AN_B tEAN_B Zeitpunkt des Abschlusses der Endberatung Ende des Teilprozesses AN_B tAAN_A Zeitpunkt der Angebotsbeauftragung Beginn des Teilprozesses AN_A Zeitpunkt der Endangebotsabgabe Ende des Teilprozesses AN_A und des Hauptprozesses AN tAAB_B Zeitpunkt der Auftragserteilung Beginn des Hauptprozesses AB und des Teilprozesses AB_B tEAB_B Zeitpunkt der Auftragsannahme Ende des Teilprozesses AB_B tAAB_BS Zeitpunkt des Beginns der Leistungsbereitstellung Beginn des Teilprozesses AB_BS tEAB_BS Endabnahme-/Endübergabezeitpunkt Ende des Teilprozesses AB_BS und Ende des Hauptprozesses AB tAAS Zeitpunkt des Zugangs der Leistung in den Nutzungsbereich des Kunden Beginn des Hauptprozesses AS tEAS Abgang der Leistung aus dem Nutzungsbereich des Kunden Ende des Hauptprozesses AS tE AN_A Tabelle 7: Anfangs- und Endereignisse von Prozessen in der Kundenbearbeitung Da die Aktivitäten in jedem Teilprozeß der Kundenbearbeitung zeitverbrauchende Verrichtungen darstellen, ergibt sich tAv < tEv für alle v bzw. für jeden Hauptprozeß tAw < tEw für alle w. Für die zeitlichen Übergangsrelationen zwischen den Teilprozessen ist eine Fallunterscheidung vorzunehmen. Einerseits besteht die Möglichkeit, daß der Endzeitpunkt eines Teilprozesses gleichzeitig den Anfangszeitpunkt des nachfolgenden Teilprozesses darstellt. In diesem Fall gilt: tEv = tAv+1. Andererseits ist es jedoch bei der Kundenbearbeitung nicht auszuschließen, daß zwischen dem Endereignis eines Teilprozesses und dem Anfangsereignis des nachfolgenden Teilprozesses eine Zeitdifferenz entsteht, so daß gilt: tEv < tAv+1. Diese zeitliche Verzögerung kann bei fast allen Teilprozeßübergängen auftreten. Ausnahme bildet der Übergang von der Abwicklungs- in die After-Sales-Phase. Hier liegt eine zeitliche Ereigniskongruenz vor. Der Zeitpunkt der Endabnahme bzw. -übergabe ist sachlogisch immer gleich- 104 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung zeitig der Zeitpunkt des Zugangs der Leistung in den Nutzungsbereich des Kunden.431 Somit ergeben sich für die zeitlichen Übergänge zwischen den Teilprozeßphasen beim Durchlauf innerhalb des Kundenbearbeitungsprozesses folgende zugelassene Relationen: tEAN_I ≤ tAAN_B, tEAN_B ≤ tAAN_A, tEAN_I ≤ tAAB_B, tEAB_B ≤ tAAB_BS, tEAB_BS = tAAS. Um das dargestellte Prozeßmodell für Steuerungsaktivitäten in eine handhabbare Dimension zu überführen, ist es notwendig, die in den einzelnen Aktivitäten der Kundenbearbeitung befindlichen Kundenelemente sowie ihre Durchläufe in vertikaler432 als auch horizontaler433 Richtung abzubilden. Zu diesem Zweck wird wieder auf das Konstrukt des Pools zurückgegriffen.434 Das Pool-Modell in der Prozeßebene ist in der Weise zu konzeptionieren, daß es die Darstellung der möglichen Bearbeitungszustände der Kundenelemente in einer geeigneten Aggregationsebene wiedergibt. Diese Aggregationsebene muß es ermöglichen, die Initiierungsrichtung, die tatsächliche Inanspruchnahme der Teilprozeßaktivitäten innerhalb eines Hauptprozesses sowie die Anzahl der durchlaufenen Aktivitätsphasen abzubilden. Gleichzeitig muß das Pool-Modell in der Lage sein, die bestehenden Handlungsalternativen der Kundenelemente so zu berücksichtigen, daß jedes Kundenelement stets einem definierten Prozeßpool zugeordnet ist. In Abbildung 27 wird ein Modell präsentiert, das diesen Anforderungen entspricht. Dazu wird jedem Teilprozeß in der Kundenbearbeitung im ersten Schritt ein Aktivpool zugeordnet. Definition 23: Aktivpool eines Teilprozesses (Akt_Pov) Ein Aktivpool besteht aus Kundenelementen, bei denen eine Initiierung der nachfolgenden Teilprozeßaktivitäten in Teilprozeß v stattgefunden hat und noch kein Ausschlußereignis erfolgt ist. 431 Während die Teilprozeßaktivität “Endabnahme bzw. -übergabe“ mit Bezug auf Sach- und Nominalgüter sowie Rechten eindeutig zu identifizieren ist, können im Bereich von Dienstleistungen leicht Abgrenzungsprobleme entstehen. Vgl. allgemein zur Gütersystematik Corsten, H. (1985), S. 169. Hier könnten Vereinbarungen über die fortwährende Leistungsbereitstellung, z. B. innerhalb der Laufzeit eines Mobilfunkvertrages, dahingehend interpretiert werden, daß sich der Bereitstellungsprozeß und der After-Sales-Prozeß zeitlich überlagern bzw. gar kein After-Sales-Prozeß existiert, da er sich definitionsgemäß an die Bereitstellungsphase anschließt. Dieses Abgrenzungsproblem läßt sich an dieser Stelle dadurch lösen, daß die Endabnahme bzw. übergabe als erfolgt anzusehen ist, wenn erstmalig die vertraglich zugesicherte Leistung zur Nutzung bereitsteht. Die Nutzung der Leistung über diesen Zeitpunkt hinaus fällt dann wieder in den After-Sales-Prozeß. 432 Die vertikale Richtung bezeichnet den Durchlauf durch die einzelnen Teilprozesse, in Anlehnung an Abbildung 26. 433 Die horizontale Richtung bezeichnet den Durchlauf innerhalb eines Teilprozesses zwischen den Teilprozeßaktivitäten und den Aktivitätsphasen, in Anlehnung an Abbildung 26. 434 Vgl. dazu Definition 11. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 105 Aktivpool des Teilprozesses v Initiierungsrichtung: Unternehmen Unt_Akt_Pas_ Po Zyklus 1 Zyklus 2 Zyklus ... Zyklus max Unt_Akt_Akt_ Po Zyklus 1 Zyklus 2 Zyklus ... Zyklus max Kundenelement Kund_Akt_Pas_ Po Zyklus 1 Zyklus 2 Zyklus ... Zyklus max Aktivpool des Teilprozesses v+1 tEv tAv+1 Verweildauer im Pas_Po Kund_Akt_Akt_ Po Zyklus 1 Zyklus 2 Zyklus ... Zyklus max Unt_Pas_ Verl_Po Kundenelement Unt_Akt_Pas_ Po Kund_Akt_Pas_ Po Zyklus 1 Zyklus 2 Zyklus ... Zyklus max Unt_Akt_Akt_ Po Pas_Po Verlustpool des Teilprozesses v Unt_Akt_ Verl_Po Unternehmen Zyklus 1 Zyklus 2 Zyklus ... Zyklus max Zyklus 1 Zyklus 2 Zyklus ... Zyklus max Kund_Akt_Akt_ Po Zyklus 1 Zyklus 2 Zyklus ... Zyklus max Verlustpool des Teilprozesses v+1 Verl_Pas_Po Unt_Akt_ Verl_Po Unt_Pas_ Verl_Po Intrapoolpfad Interpoolpfad 1. Grades Interpoolpfad 2. Grades Abbildung 27: Pool-Modell für den Kundenbearbeitungsprozeß Je nach Initiierungsrichtung und der tatsächlichen Inanspruchnahme bzw. Durchführung der Teilprozeßaktivitäten, lassen sich bei einem Aktivpool vier Pool-Typen, wie aus Abbildung 28 ersichtlich, unterscheiden. Bei dem Unt_Akt_Pas_Po findet die Initiierung durch das Unternehmen statt. Das Kundenelement hat die jeweilige Teilprozeßaktivität aber nicht in Anspruch genommen. Entsprechend geht die Initiierung bei dem Kund_Akt_Pas_Po vom Kundenelement aus. Das Unternehmen hat die Teilprozeßaktivität jedoch nicht durchgeführt. Bei dem Unt_Akt_Akt_Po hat das Kundenelement die Teilprozeßaktivität nach der Initiierung durch das Unternehmen in Anspruch genommen. Entsprechend hat bei dem Kund_Akt_Akt_Po das Unternehmen die Teilprozeßaktivitäten nach der Initiierung durch den Kunden durchgeführt. Für ein Kundenelement besteht bei der Kundenbearbeitung in einem Teilprozeß die Möglichkeit, die Poolzugehörigkeit zu ändern. Dabei sind, wie in Abbildung 27 dargestellt, Intra- und Interpoolpfade zu unterscheiden. Bei den Intrapoolpfaden wird dem Fall eines mehrmaligen Durchlaufs innerhalb der einzelnen Teilprozeßaktivitäten in jedem der vier Teilpools durch Berücksichtigung der Zyklusanzahl (ZYK) Rechnung getragen. Jedem Kundenelement wird 106 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung die Zyklusanzahl der entsprechenden Zyklusgruppe seines Teilpools zugeordnet.435 Die maximale Zyklusanzahl (ZYKmax) für die Kundenelemente je Teilpool wird durch Abbruchkriterien begrenzt. Der Intrapoolpfad für ein Kundenelement in einem Teilpool ergibt sich somit aus der Anzahl der durchlaufenen Zyklen. Bei den Interpoolpfaden ist zwischen einem Poolwechsel innerhalb des Aktivpools (Interpoolpfad 1. Grades) und einem Wechsel außerhalb des Aktivpools (Interpoolpfad 2. Grades) zu unterscheiden. Kundenelement Aktiv initiierend reaktiv Passiv Unternehmen Aktiv initiierend Passiv reaktiv * Unternehm. Aktiv-Aktiv Pool Kunden Aktiv-Aktiv Pool Kunden Aktiv-Passiv Pool Unternehmen Aktiv-Passiv Pool * ** * Kombination schließt sich sachlogisch aus ** Kombination ist für Aktivpool nicht zugelassen Abbildung 28: Pool-Typen-Matrix des Aktivpools Für jedes Kundenelement in einem Teilpool mit einer Passivkomponente besteht die Möglichkeit, in den entsprechenden Teilpool mit der Aktivkomponente vor Erreichen des Ausschlußereignisses zu wechseln.436 Der Aktivpool wird dabei nicht verlassen. Wurde ein Kundenelement im Bereich der Akt_Pas-Pools beider Initiierungsrichtungen vor Erreichen des Abbruchereignisses nicht in den entsprechenden Akt_Akt-Pool überführt, findet eine Zu- 435 Im Fall des Unt_Akt_Pas_Po stellt z. B. die Zykluszahl im Teilprozeß AN_I die Häufigkeit der vergeblichen Versuche dar, den Kunden für eine Inanspruchnahme der Teilprozeßaktivität “Informationsbereitstellung“ zu gewinnen. Entsprechend gibt die Zykluszahl für den Unt_Akt_Akt_Po bzw. den Kund_Akt_Akt_Po die Häufigkeit der tatsächlichen Inanspruchnahme der Teilprozeßaktivität “Informationsbereitstellung“ durch das Kundenelement an. 436 Es ergeben sich die Interpoolpfade 1. Grades: Unt_Akt_Pas_Po → Unt_Akt_Akt_Po; Kund_ Akt_Pas_Po → Kund_Akt_Akt_Po. Es sind somit nur Wechsel in Teilpools mit gleicher Initiierungsrichtung vorgesehen. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 107 ordnung des Kundenelements in den Verlustpool statt. Dabei ist je nach Initiierungsrichtung zwischen dem Unt_Akt_Verl_Po und dem Unt_Pas_Verl_Po zu differenzieren.437 Definition 24: Verlustpool eines Teilprozesses (Verl_Pov) Ein Verlustpool besteht aus Kundenelementen, bei denen eine Inanspruchnahme bzw. Durchführung der nach der Initiierung folgenden Teilprozeßaktivitäten in Teilprozeß v nicht stattgefunden hat und das Abbruchereignis erfolgt ist. Im Bereich der Akt_Akt-Pools vollzieht sich die Inanspruchnahme bzw. die Durchführung der nach der Initiierung stattfindenden Teilprozeßaktivitäten. Je nach Anzahl der Durchführung, können die Kundenelemente wiederum den einzelnen Zyklen bzw. den Aktivitätsphasen zugeordnet werden. Bei dem Vorliegen der Abbruchkriterien werden die Kundenelemente in den Passivpool überführt.438 Definition 25: Passivpool (Pas_Pov, v+1) Ein Passivpool beinhaltet die Kundenelemente, bei denen die Inanspruchnahme bzw. die Durchführung der Teilprozeßaktivitäten des Teilprozesses v stattgefunden und das Abbruchereignis erfolgt ist. Ein Passivpool stellt das Übergangskonstrukt zwischen den einzelnen Teilprozessen der Kundenbearbeitung dar. Er umfaßt alle Kundenelemente, die aktiv im vorangegangenen Teilprozeß v bearbeitet wurden und jetzt quasi auf die Bearbeitung im nächsten Teilprozeß v+1 “warten“. Aus diesem Passivpool werden die Teilpools des Aktivpools v+1 befüllt. Somit ist ein Poolpfad zu jedem der vier Teilpools des Aktivpools gegeben. Elemente, die im Teilprozeß v+1 keinem Teilpool zugeordnet werden können, weil keine Initiierungsaktivität stattfindet, werden in den Verlustpool des Passivpools (Verl_Pas_Po) überführt. Die Verweildauer eines Kundenelements im Passivpool ergibt sich aus der Differenz von tAv+1 und tEv mit tEv ≤ tEvmax (siehe dazu Abbildung 27).439 Die Möglichkeit des Poolwechsels wird in der Kundenbearbeitung, wie bereits angesprochen, durch Abbruchkriterien determiniert. Hierfür sind diejenigen Ereignisse zu spezifizieren, bei deren Eintritt ein Kundenelement die Poolzugehörigkeit verändert (siehe Tabelle 8). Die mögliche Bewegungsrichtung wird dabei durch die Poolpfade vorgegeben. 437 Es ergeben sich die Interpoolpfade 2. Grades: Unt_Akt_Pas_Po → Unt_Akt_Verl_Po; Kund_Akt_Pas_Po → Unt_Pas_Verl_Po. 438 Es ergeben sich die Interpoolpfade 2. Grades: Unt_Akt_Akt_Po → Pas_Po; Kund_Akt_Akt_Po → Pas_Po. 439 Eine Ausnahme bildet der Hauptprozeß AS, da hier gilt: tEAB_BS = tAAS. 108 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung Poolquelle Poolsenke Ereignisverantwortung Unt_Akt_Pas_Po Unt_Akt_Akt_Po Kundenelement Erstmalige Inanspruchnahme der Teilprozeßaktivitäten im Teilprozeß durch das Kundenelement440 Unt_Akt_Verl_Po Unternehmen Anzahl der maximalen erfolglosen Initiierungsversuche durch das Unternehmen, nach denen keine neue Initiierung im Teilprozeß vorgenommen wird Kund_Akt_Akt_Po Unternehmen Erstmalige Durchführung der Teilprozeßaktivitäten im Teilprozeß durch das Unternehmen441 Unt_Pas_Verl_Po Kundenelement Anzahl der maximalen erfolglosen Initiierungsversuche durch das Kundenelement, nach denen keine neue Initiierung im Teilprozeß vorgenommen wird Pas_Po Kundenelement Anzahl der Inanspruchnahmezyklen, nach der der Kunde keine weitere Inanspruchnahme der Teilprozeßaktivitäten wünscht Unternehmen Anzahl der Inanspruchnahmezyklen, nach der das Unternehmen keine weitere Inanspruchnahme der Teilprozeßaktivitäten gewährt Kundenelement Anzahl der Inanspruchnahmezyklen, nach der der Kunde keine weitere Inanspruchnahme der Teilprozeßaktivitäten wünscht Unternehmen Anzahl der Inanspruchnahmezyklen, nach der das Unternehmen keine weitere Inanspruchnahme der Teilprozeßaktivitäten gewährt Unt_Akt_Pas_Po Unternehmen/ Kundenelement Erstmalige Initiierung eines Teilprozesses durch das Unternehmen, bei der das Kundenelement die Teilprozeßaktivitäten nicht in Anspruch nimmt Unt_Akt_Akt_Po Unternehmen/ Kundenelement Erstmalige Initiierung eines Teilprozesses durch das Unternehmen, bei der das Kundenelement die Teilprozeßaktivitäten in Anspruch nimmt Kund_Akt_Pas_Po Kundenelement/ Unternehmen Erstmalige Initiierung eines Teilprozesses durch das Kundenelement, bei der das Unternehmen die Teilprozeßaktivitäten nicht durchführt Kund_Akt_Akt_Po Kundenelement/ Unternehmen Erstmalige Initiierung eines Teilprozesses durch das Kundenelement, bei der das Unternehmen die Teilprozeßaktivitäten durchführt Verl_Pas_Po Unternehmen/ Kundenelement Es findet keine Initiierung eines Teilprozesses statt. Kund_Akt_Pas_Po Unt_Akt_Akt_Po Kund_Akt_Akt_Po Pas_Po Pas_Po Auslösendes Ereignis Tabelle 8: Abbruchereignisse im Pool_Modell des Kundenbearbeitungsprozesses Im Bereich des Unt_Akt_Pas_Po ist es das Ziel, das Kundenelement in den Unt_Akt_Akt_Po zu überführen. Der Poolwechsel findet statt, wenn das Kundenelement die Teilprozeßaktivitäten des jeweiligen Teilprozesses in Anspruch nimmt und somit seinen Passiv-Status in einen Aktiv-Status verändert. Erfolgt der Statuswechsel nicht, so besteht aus Unternehmenssicht die 440 Aufgrund der Zughörigkeit des Kundenelements zum Unt_Akt_Pas_Po muß mindestens ein vergeblicher Initiierungsversuch durch das Unternehmen stattgefunden haben. 441 Aufgrund der Zughörigkeit des Kundenelements zum Kund_Akt_Pas_Po muß mindestens ein vergeblicher Initiierungsversuch durch das Kundenelement stattgefunden haben. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 109 Möglichkeit, die maximal zulässigen Versuche zur Initiierung der Aktivitäten aufgrund wirtschaftlicher Gesichtspunkte zu begrenzen und bei Erreichen der maximalen Zyklusanzahl das Kundenelement dem Unt_Akt_Verl_Po zuzuordnen. Die Kundenelemente in den einzelnen Verlustpools stehen einer weiteren Bearbeitung im Rahmen des betrachteten Durchlaufs der Kundenbearbeitung nicht mehr zur Verfügung. Bei dem Kund_Akt_Pas_Po geht die Initiierung der Teilprozeßaktivitäten vom Kundenelement selbst aus. Die passive Unternehmensrolle ergibt sich hier aus der Kenntnis von Gründen, die einer gewünschten Durchführung der Teilprozeßaktivitäten aus Unternehmenssicht entgegenstehen.442 Bei Wegfall dieser Gründe und der damit verbundenen aktivierten Kundenbearbeitung erfolgt der Wechsel des Kundenelements in den Kund_Akt_Akt_Po. Geschieht jedoch keine Veränderung der passiven Haltung des Unternehmens, liegt theoretisch die maximale zulässige Zyklusanzahl im Ermessensbereich des Kundenelements, das die Initiierung auslöst. Da dieser Wert dem Unternehmen jedoch nicht ex ante bekannt ist, und somit der Wechsel in den Unt_Pas_Po kaum zu identifizieren ist, findet an dieser Stelle eine Spezifikationsübertragung des Abbruchereignisses auf das Unternehmen statt. Es muß festlegen, ab welchem Zyklus, bei bestehender passiver Haltung des Unternehmens, das Kundenelement in den Unt_Pas_Verl_Po zu übertragen ist. 5.1.3 Strukturierung der Zyklusebene Die bisherige Betrachtung der Kundenbearbeitung stellt auf den einmaligen Durchlauf durch die einzelnen Prozeßphasen ab. Diese statische Darstellung spiegelt jedoch nur einen Aspekt der Kundenbearbeitung wider. Weiterhin ist die sich wiederholende kundenbezogene Bedarfsentstehung und -befriedigung in das Modell der Kundenbearbeitung zu integrieren.443 Um diesem Anspruch zu genügen, muß der Prozeß der Kundenbearbeitung als ein sich wiederholender Zyklus verstanden und entsprechend abgebildet werden. Dazu ist es insbesondere notwendig, die Übergangsrelation zwischen der letzten Hauptprozeßphase eines Zyklus (Z) der Kundenbearbeitung, der After-Sales-Phase, mit der ersten Hauptprozeßphase des nachfolgenden Zyklus (Z+1), der Anbahnungsphase, zu spezifizieren. Da die Aktivitäten der After-Sales-Phase auf die Aufrechterhaltung der Bedarfsbefriedigung durch die erworbene Leistung abzielen, ergibt sich der Endzeitpunkt der After-Sales-Phase (tEAS) für ein Kundenelement aus dem Zeitpunkt des Abgangs der erworbenen Leistung aus dem Nutzungsbereich des Kundenelements.444 Ursachen für den Abgang einer Leistung aus 442 Derartige Gründe liegen z. B. im Bereich der schlechten Bonität bzw. Zahlungsmoral des Kunden. 443 Eine sich wiederholende Bedarfsentstehung auf Seiten der Bedarfsträger ist in diesem Zusammenhang als konstituierendes Element für die Rechtfertigung des Zyklus-Ansatzes zu verstehen. 444 Vgl. dazu auch Tabelle 7. Unter Abgang aus dem Nutzungsbereich ist der Verlust der bedarfsbefriedigenden Eigenschaften der Leistung zu verstehen. Der Verlust dieser Eigenschaften verhindert die Bedarfsbefriedigung des Kunden durch Nutzung der Leistung. Eine Nutzung der Leistung ist dann nicht mehr möglich bzw. erfüllt dann nicht mehr die bedarfsbefriedigenden Anforderungen. Der zufällige Verlust der Leistung, z. B. durch Diebstahl oder Zerstörung, wird als Sonderfall an dieser Stelle nicht weiter betrachtet. 110 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung dem Nutzungsbereich resultieren aus Verbrauch, Abnutzung bzw. Verschleiß, informatorische Veraltung und Leistungsinnovation.445 Diese Ursachen werden durch nutzungs-, qualitäts- und entwicklungsabhängige Faktoren beeinflußt. Die Beziehungen zwischen Ursachen, beeinflussenden Faktoren und den Initiatoren der Beeinflussung sind aus Tabelle 9 ersichtlich. Ursachen für Leistungsabgang: Beeinflussungsträger: Kunde Beeinflussungsfaktor: Nutzung Verbrauch Abnutzung/ Verschleiß Wettbewerb/ Technologisches und informatorisches Umfeld Hersteller Qualität Entwicklung X X X Informatorische Veralterung X Technologische Veralterung infolge von Innovation X x – Beziehungsrelation zwischen Ursache für den Leistungsabgang und Beeinflussungsfaktor Tabelle 9: Beziehungsmatrix für den Leistungsabgang Die Dauer der Nutzung einer erworbenen Leistung (NDL), die gleichzeitig die Länge der zugehörigen After-Sales-Phase bedingt (NDL = tEAS – tAAS), unterliegt somit alternativ der kundenindividuellen Verbrauchsfunktion, der intensitätsgebundenen Gebrauchsdauer oder der Entwicklungsgeschwindigkeit der leistungsbezogenen informatorisch bzw. technologisch relevanten Umwelt. Je nach Zustand der Erstkaufleistung bei Folgekauf einer identischen oder inhaltlich modifizierten Leistung ergeben sich die aus Abbildung 29 ersichtlichen Kauftypen I - IV. 445 Während Verbrauch und Abnutzung/Verschleiß auf materielle Güter zu beziehen sind, ist die informatorische Veraltung quasi eine Spezialform der Abnutzung bei immateriellen Gütern mit Informationscharakter, z. B. der Erwerb einer Marktstudie. Während sich Verbrauch und Abnutzung/Verschleiß von materiellen Gütern aus der physischen Nutzung ergeben, entsteht die informatorische Veraltung durch Veränderung des Informationsumfeldes. Vgl. allgemein zu den Arten des Verschleißes Corsten, H. (1996), S. 313. Im Fall der Innovation ergibt sich der Abgang aus dem Nutzungsbereich durch die veränderten Anforderungen, die das Kundenelement an die Bedürfnisbefriedigung stellt und nicht aus der mangelnden Erfüllung der bisherigen Anforderungen wie beim Verbrauch oder der Abnutzung/Verschleiß. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 111 Folgekauf Modifizierter Wiederkauf Ergänzungskauf (Kauftyp II) Bestand Nichtmod. Lst. t Ersatzkauf (Kauftyp III) t Bestand Nichtmod. Lst. Bestand Mod. Lst.. Bestand Bestand t Anpassungskauf (Kauftyp IV) Mod. Lst.. Nichtmod. Lst. Bestand Mod. Lst.. Bestand Mod. Lst.. Nichtmod. Lst. Bestand Bestand Erweiterungskauf (Kauftyp I) Abgang Zustand der Erstkaufleistung bei Durchführung des Folgekaufs Identischer Wiederkauf t Abbildung 29: Erst-/Folgekauftypen-Portfolio Bei Kauftyp III ergibt sich NDL und somit auch tEAS aus der kundenindividuellen Verbrauchsfunktion oder aus der leistungsbezogenen Abnutzungsfunktion je nachdem, ob die zugrunde liegende Leistung ein Ver- oder Gebrauchsgut ist. In diesem Fall liegt ein klassischer Ersatzkauf vor. Bei Kauftyp IV richtet sich der Zeitpunkt des Untergangs nach der Entwicklungsgeschwindigkeit der relevanten Umwelt. NDL wird somit durch den Zeitpunkt des Angebots einer entsprechend modifizierten Leistung bzw. eines Leistungspotentials begrenzt, da sie den Zeitpunkt des Abgangs der Leistung aus dem Nutzungsbereich des Kundenelements determiniert. Diese Situation wird durch den Fall des entwicklungsbedingten Anpassungskaufs repräsentiert.446 Bei Kauftyp I und II befindet sich die erworbene Leistung zum Zeitpunkt des Folgekaufs noch im Nutzungsbereich des Kunden. Beide Folgekauftypen stellen für den Anbieter einen zu befriedigenden Bedarfserweiterungseffekt dar, der auf die NDL der zugrunde liegenden Leistung keinen zeitlichen Einfluß hat. Die Kauftypen I und II beeinflussen die Übergangsrelation Z → Z+1 dahingehend, daß die Anbahnungsphase bereits während der bestehenden After-Sales-Phase beginnen kann und somit die Möglichkeit einer Phasenüberlagerung besteht. Es gilt: tEASZ ≥ tAAN_IZ+1. 446 Der zwischen Typ III und IV bestehende Mischtyp, der den Fall beschreibt, daß nach Verbrauch bzw. nach Abnutzung der Leistung ein modifizierter Anpassungskauf erfolgt, kann in Bezug auf die Bestimmung von NDL auf Typ III zurückgeführt werden, da hier die Modifikation der Leistung kein auslösendes Ereignis im Sinne des Typs IV darstellt. 112 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung Bei Kauftyp III und IV wird der Startzeitpunkt des ersten Teilprozesses der Anbahnungsphase in Z+1 durch die notwendige Bedingung des Untergangs der Leistung bestimmt. Im Fall des Typs IV entsteht der Folgebedarf als hinreichende Bedingung des Angebotes einer modifizierten Leistung, das gleichzeitig den Untergang der ursprünglichen Leistung bewirkt. Es gilt: tAAN_IZ+1 = tEASZ.447 Bei Typ III ist die Latenz des Folgebedarfes als hinreichende Bedingung für die Initiierung des ersten Teilprozesses der Anbahnungsphase in Z+1 zu betrachten. Allgemein ergibt sich: tAAN_IZ+1 ≥ tEASZ. Abbildung 30 sind die zu differenzierenden Arten des Folgebedarfs für Kauftyp III zu entnehmen. Arten des Folgebedarfs Explizit ereignisbezogener Bedarf Nutzungsbezogener Bedarf (NU_BE) Bestand der Leistung t Verbrauchsbezogener Bedarf Abnutzungsbezogener Bedarf t Zeitbezogener Bedarf (ZE_BE) Bestand der Leistung t t Implizit ereignisbezogener Bedarf (IM_BE) Endogener Impuls-Bedarf Bestand der Leistung t Exogener Impuls-Bedarf Abbildung 30: Klassifikationsschema für die Arten des Folgebedarfs bei Kauftyp III Bei dem expliziten ereignisbezogenen Bedarf ist zwischen dem nutzungsbezogenen und zeitbezogenen Bedarf zu unterscheiden. Bei dem nutzungsbezogenen Bedarf ergibt sich der Fol- 447 Bei dieser zeitlichen Übergangsrelation wird ein koordinierter Push-Pull-Ansatz im Bereich der Leistungsmodifikation unterstellt. Er gewährleistet, daß ein entsprechend hoher Modifikationsnutzen für das Kundenelement als auslösendes Untergangsereignis für die Leistung besteht und gleichzeitig eine entsprechend modifizierte Leistung als Angebot existiert. Vgl. allgemein zum Push-Pull-Ansatz in der Produktentwicklung Brockhoff, K. (1989), S. 61; Sabisch, H. (1991), S. 16 sowie Cooper, R.G. (1984), S. 155 f. der in diesem Zusammenhang von einer “Balanced Strategy“ spricht. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 113 gebedarfszeitpunkt direkt nach dem Untergang der Leistung infolge Verbrauch oder Abnutzung448. Es gilt: tAAN_IZ+1 = tEASZ. Bei dem zeitbezogenen Bedarf ergibt sich ein Folgebedarf nur zu explizit bekannten Zeitpunkten. Diese Zeitpunkte definieren somit den Beginn und das Ende der Bedarfssituation.449 Für die Übergangsrelation gilt: tAAN_IZ+1 > tEASZ. Bei dem implizit ereignisbezogenen Bedarf ist der Zeitpunkt des Auftritts des bedarfsauslösenden Ereignisses nicht direkt bestimmbar. Die die Bedarfssituationen auslösenden Impulsfolgen entstehen bei dem endogenen Impuls aus einer beim Kundenelement selbst liegenden Aktivierung, beim exogenen Impuls aus einer Reaktion der auf das Kundenelement einwirkenden Ereignisse. Bei implizit ereignisbezogenen Bedarfen gilt: tAAN_IZ+1 ≥ tEASZ.450 5.1.4 Strukturierung der Leistungsebene Die angebotenen Leistungen eines Unternehmens lassen sich hinsichtlich ihrer grundsätzlichen Stellung zur Bedarfsbefriedigung als auch ihrer Beziehungen untereinander unterscheiden. Diese Beziehungen implizieren zum Teil Abhängigkeitsverhältnisse, die bei der Gestaltung der Kundenbearbeitung zu berücksichtigen sind. Ausgangspunkt der Betrachtungen ist dabei der jeweilige Vergleich in bezug auf eine ausgewählte Leistung, die nachfolgend als Kernleistung bezeichnet wird. Je nach Existenzzustand einer Verbundbeziehung zwischen der Kernleistung und der zu vergleichenden Leistung, lassen sich verbundene und unverbundene Leistungen unterscheiden. Ein existierender Leistungsverbund drückt eine bestehende Nutzungs- bzw. Verwendungsbeziehung aus. Dabei ist im ersten Schritt zwischen einer parallelen oder alternativen Verbundbeziehung zu differenzieren. Bei einem parallelen Nutzungsverbund ist zu unterscheiden, ob die betrachtete Leistung die eigentliche Nutzung der Kernleistung erst ermöglicht bzw. die dauerhafte Nutzung unterstützt451 - in diesem Fall soll von einer Komplementärleistung gesprochen werden - oder ob sie diese in ein höheres Nutzungs- bzw. Verwendungsniveau überführt - dieser Fall bezeich- 448 Der Verbrauch bzw. die Abnutzung der Leistung stellen in diesem Fall das explizite Ereignis zur Folgebedarfsauslösung dar. 449 Beispielsweise besteht der Bedarf an Feuerwerkskörpern bzw. Weihnachtsbäumen bei Endkunden rationalerweise nicht über das ganze Jahr, sondern vorwiegend zu Silvester bzw. zu Weihnachten. 450 Der Spezialfall tAAN_IZ+1 = tEASZ stellt die Situation dar, bei der der Auftritt des impliziten Ereignisses mit dem Zeitpunkt des Abgangs der Leistung übereinstimmt. 451 Diese Fallunterscheidung bestimmt die grundsätzliche Wirkungsrichtung der Komplementärleistungen. 114 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung net eine Verbundene-Cross-Selling-Leistung.452 Die Existenz von derartigen Beziehungen ist stets aus Sicht der Kernleistung zu beurteilen. Während der Erwerb und die Nutzung einer Kernleistung zwangsläufig die Nachfrage nach Komplementärleistungen determinieren, ist die Nachfrage nach Verbundenen-Cross-Selling-Leistungen zwar vom Erwerb der Kernleistung als Voraussetzung abhängig453, wird jedoch im wesentlichen von dem tatsächlich angestrebten Nutzungs- bzw. Verwendungsniveau der Bedarfsträger bestimmt. Bei einem alternativen Nutzungsverbund stellt die betrachtete Leistung gegenüber der Kernleistung eine Kaufalternative dar, die entsprechend ihrer Stellung zur Kernleistung qualitativ und preislich höher- oder niedrigwertiger ist. Ein Bedarfsträger steht somit im Fall eines Folgekaufs vor der Alternative eines identischen Wiederkaufs oder des Kaufs einer niedrig- bzw. höherwertigen Leistungsalternative. Der Bezug zur Wertigkeit beim Folgekauf wird dabei durch die ursprüngliche Leistungswahl beim vorherigen Kauf bestimmt.454 Die einzelnen Arten des Leistungsverbundes sind in Abbildung 31 zusammengefaßt dargestellt. Arten des Leistungsverbundes Unverbundene Leistungen (Unverbundenes Cross-Selling) Verbundene Leistungen Parallel verbundene Leistungen Komplementärleistung (Complementary Selling) Verbundene Cross-SellingLeistung Alternativ verbundene Leistungen Gleichwertige Leistung (Same-Level-Selling) Höherwertige Leistung (Up-Selling) Niedrigwertigere Leistung (Down-Selling) Abbildung 31: Arten des Leistungsverbundes 452 Während z. B. bei einem Kraftfahrzeug als Kernleistung Inspektion, Haftpflichtversicherung und Kraftstoff die (dauerhafte) Nutzung der Kernleistung erst ermöglichen, überführen beispielsweise Dachgepäckträger und Kindersitze das Fahrzeug in ein höheres Nutzungs- bzw. Verwendungsniveau. Parallel mit der Kernleistung verbundene Leistungen werden im folgenden als Leistungen 2. Ordnung bezeichnet, da sie eine hierarchisch untergeordnete Stellung in bezug zur Kernleistung einnehmen. 453 Ausnahmen bilden hier Leistungen, die neben ihrer Verbundbeziehung zu einer Kernleistung auch einen eigenständigen Nutzungs- bzw. Verwendungscharakter zur Bedürfnisbefriedigung besitzen. 454 Alternativ verbundene Leistungen stellen ebenso wie die betrachtete Kernleistung selbst, Leistungen 1. Ordnung dar, da sie in einem Gleichordnungsverhältnis zueinander stehen. 5.1 Konzeption des Basismodells zur Kundenbearbeitung 115 Die bestehende Gleichordnungsbeziehung bei Leistungen 1. Ordnung erweitert die Typen des Erst- bzw. Folgekaufs (siehe Abbildung 29) dahingehend, daß bei Typ I und III der identische Wiederkauf einer Leistung entsprechend seiner Wertigkeit weiter typisiert werden kann.455 Je nach Wirkungsrichtung der Komplementärleistungen ergeben sich unterschiedliche Zeitpunkte für den Erstbedarf. Ermöglicht die Komplementärleistung als notwendige Voraussetzung erst die Nutzung der Kernleistung, ist der Erstkauf bei fehlender Erstausstattung mit dem Kauf der Kernleistung verbunden. Unterstützt die Komplementärleistung die dauerhafte Nutzung der Kernleistung, so ergibt sich der Erstbedarf der Komplementärleistung zum Zeitpunkt des Eintritts eines nutzungseinschränkenden Zustandes. Bei beiden Wirkungsrichtungen stellt sich der Folgebedarf als nutzungsbezogener oder zeitbezogener Bedarf dar.456 Bei dem nutzungsbezogenen Bedarf ergibt sich der Folgebedarf an Komplementärleistungen durch die kundenindividuelle Verbrauchs- bzw. leistungsbezogene Abnutzungsfunktion. Der zeitbezogene Folgebedarf entsteht durch die explizite Vorgabe von Bedarfszeitpunkten.457 Der Bedarf an Komplementärleistungen ist dabei immer an den Bestand der zugrunde liegenden Kernleistung als notwendiger Bedingung gebunden. Bei verbundenen Cross-Selling-Leistungen werden der Erstbedarf vom tatsächlichen Auftritt und der Folgebedarf von der Kontinuität des angestrebten Nutzungs- bzw. Verwendungsniveaus der Kernleistung bestimmt. Bei einem kontinuierlichen Bestand des Niveaus ergibt sich ein explizit ereignisbezogener Bedarf. Ein implizit ereignisbezogener Bedarf liegt hingegen bei einem diskontinuierlichen Bestand des Niveaus vor. Wird die Zyklusbetrachtung aus Kapitel 5.1.3 auf die Arten des Leistungsverbundes übertragen, so ergeben sich bei den parallel verbundenen Leistungen innerhalb der kernleistungsbezogenen AS_Phase Bearbeitungszyklen, auf welche die bereits dargestellte Phasenstruktur der Kundenbearbeitung übertragbar ist.458 455 Die alternativ verbundenen Leistungen dürfen in diesem Zusammenhang nicht mit den Kauftypen des modifizierten Wiederkaufs (Typ II und Typ IV) gleichgesetzt werden. Bei dem modifizierten Wiederkauf fungiert das Angebot einer entsprechend modifizierten Leistung bzw. eines Leistungspotentials als auslösendes Ereignis für den Abgang der Leistung aus dem Nutzungsbereich des Kundenelements. Eine Modifikation stellt somit eine entwicklungsbedingte Veränderung der Leistung dar, die sowohl bei der Kernleistung als auch bei höherwertigen bzw. niedrigwertigeren Leistungen stattfinden kann. 456 Vgl. zu den möglichen Arten des Folgebedarfs auch Abbildung 30. 457 Diese explizite Vorgabe kann insbesondere auf gesetzlicher oder vertraglicher Regulierung basieren. So ist beispielsweise unabhängig vom tatsächlichen Gebrauch eines Kraftfahrzeuges der (Wiederholungs-)Zeitpunkt einer technischen Kontrollprüfung oder der Abgassonderuntersuchung gesetzlich vorgeschrieben. 458 Sie stellen in Anlehnung an die Ebenen der Leistungsordnung Zyklen 2. Ordnung dar. 116 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 5.2.1 Bestimmung der relevanten Bedarfsträger Aus der Gesamtmenge der Bedarfsträger des PER_KU_PO und des KU_PO sind diejenigen zu bestimmen, die für eine Bearbeitung im Rahmen der nächsten Planungsperiode (ppN) aufgrund ihrer Transaktionshistorie und ihrer Stellung im Kundenbearbeitungsprozeß sachlogisch überhaupt zur Verfügung stehen. Diese Bedarfsträger werden im folgenden als relevante Bedarfsträger (RBi) bezeichnet. Dabei ist zu unterscheiden, ob es sich um eine Neubearbeitung im Sinne eines neuen Zyklus 1. Ordnung oder um eine Weiterbearbeitung im Rahmen des gleichen Zyklus 1. Ordnung handelt. Bei einem gleichen Zyklus 1. Ordnung besteht die Möglichkeit der Weiterbearbeitung in den entsprechenden Hauptprozessen. Die Bearbeitung im Hauptprozeß AS erfordert die Bestimmung zusätzlich relevanter Kundenelemente für neue Zyklen 2. Ordnung. 5.2.1.1 Bestimmung relevanter Bedarfsträger für neuen Zyklus 1. Ordnung Bezugspunkt der folgenden Betrachtungen bildet der letzte Bearbeitungszyklus 1. Ordnung. Alle Kundenelemente, die innerhalb dieses Zyklus eine Transaktion mit dem betrachteten Unternehmen getätigt haben und noch für mindestens eine Transaktion im relevanten Markt zur Verfügung stehen, sind Elemente des Kundenpools. Entsprechend ihrer vorangegangenen Transaktionshistorien sind sie alternativ dem ER_KU_PO, BES_KU_PO oder ZUR_KU_PO zuzuordnen.459 Für eine Bearbeitung im sich anschließenden Zyklus 1. Ordnung sind die Kundenelemente von Interesse, die sich innerhalb der AS-Phase befinden. Ein Folgebedarf läßt sich gemäß des Zustands der Leistung bei der Transaktion im letzten Bearbeitungszyklus differenzieren. Entsprechend der möglichen Ausprägungen „Untergang“ oder „Bestand“ der Leistung, wird nachfolgend eine Fallunterscheidung vorgenommen. 5.2.1.1.1 Untergang der Leistung (Kauftyp III, IV) Bei einem Folgekauf aufgrund des Abgangs der erworbenen Leistung ist das Ende der Hauptprozeßphase tEAS relevant. Es ergibt sich aus dem Abgang der bei der Transaktion erworbenen Leistung aus dem Nutzungsbereich des Kunden.460 Dabei ist je nach Kauftyp und Folgekauftyp zu beurteilen, welches die notwendigen und hinreichenden Bedingungen für die Aktivierung des zukünftigen Bedarfes aus Abgang der bei dem betrachteten Unternehmen erworbenen Leistung (BAEL) sind.461 In Tabelle 10 ist eine entsprechende Zuordnung dargestellt. Bei Kauftyp IV wird die Hauptprozeßphase AS durch das Angebot einer modifizierten 459 Auf die Elemente des VER_KU_PO und PER_KU_PO, die im betrachteten Zyklus keine Transaktion mit dem Unternehmen getätigt haben, weil sie entweder im Bearbeitungszyklus ausgeschieden sind bzw. noch keine Bearbeitung stattgefunden hat, wird gesondert am Ende des Kapitels eingegangen. 460 Siehe dazu auch Tabelle 7. 461 Die Höhe des Bedarfes bei Ersatz- bzw. Anpassungskauf richtet sich nach der erworbenen Leistungsmenge beim Erstkauf. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 117 Leistung beendet. Der Zeitpunkt dieses Angebots bestimmt damit den Beendigungszeitpunkt von AS und gleichzeitig den Beginn von AN_I im nächsten Bearbeitungszyklus. Es gilt: tAAN_IZ+1 = tEASZ = tANG_MOD_L für alle Kundenelemente des Kauftyps IV der Pools ER_KU_PO, BES_KU_PO, ZUR_KU_PO in Z.462 Bei diesem Kauftyp besteht ein kontinuierlicher Zyklusübergang. Notwendige Bedingung Hinreichende Bedingung Kauftyp Untergang der Leistung ist eingetreten Typ IV Typ III Folgebedarfstyp Bedingung Auslösendes zeitbezogenes Ereignis Untergangszeitpunkt ist eingetreten Zeitpunkt des Angebotes/ Nachfrage einer entwicklungsbedingten modifizierten Leistung NU_BE Untergangszeitpunkt ist eingetreten Zeitpunkt des Endverbrauchs oder der Endabnutzung ist eingetreten ZE_BE Expliziter Zeitpunkt ist eingetreten Zeitpunkt des expliziten Folgebedarfs ist eingetreten IM_BE Endogener oder exogener Impuls ist aufgetreten Zeitpunkt des Auftritts des endogenen oder exogenen Impulses - Tabelle 10: Bedingungen für die Aktivierung des Folgebedarfs bei Kauftyp III und IV Bei Kauftyp III ist gemäß des Folgebedarfstyps eine differenziertes Vorgehen zur Bestimmung von tAAN_IZ+1 notwendig. Ausgehend von dem bestehenden Leistungsspektrum 1. Ordnung eines Unternehmens ist festzulegen, welche Leistung L welchem Folgebedarfstyp ange- 462 Die Bestimmung dieses Zeitpunktes liegt dabei nicht primär im Aufgabenbereich des Vertriebsmanagements, sondern im Bereich der Produkt- bzw. Leistungsgestaltung. Die Notwendigkeit einer Leistungsmodifikation ergibt sich dabei aus dem Erkenntnisfortschritt des Leistungsentwicklungsbereichs (Push-Element) sowie der Anforderungsänderung der Bedarfsträger aufgrund von Umweltveränderungen (Pull-Element). Im Vertriebsmanagement besteht vielmehr ein Informationsbedarf bezüglich des möglichen Angebotszeitpunktes aufgrund der Verfügbarkeit der modifizierten Leistung. 118 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung hört.463 Im Ergebnis ergibt sich ein leistungsbezogenes Folgebedarfstypenprofil. Es beinhaltet für die Leistungen 1. Ordnung des Unternehmens den jeweils zugehörigen Folgebedarfstyp. Der einer Leistung zugehörige Folgebedarfstyp wird dabei durch den Wert 1 symbolisiert: NU_BEL, ZE_BEL, IM_BEL ∈ {0,1} und NU_BEL + ZE_BEL + IM_BEL = 1 Bei Folgebedarfstyp NU_BE ergibt sich der Abgang der Leistung und somit tEASZ durch Verbrauch der Leistung (Verbrauchsgut) oder durch Erreichen eines Abnutzungsgrades der Leistung (Gebrauchsgut), der einer intendierten Bedürfnisbefriedigung entgegensteht. Die entsprechende Verwendungs- und Nutzungsdauer wird dabei von der Verbrauchsfunktion bei Verbrauchsgütern und der Abnutzungsfunktion bei Gebrauchsgütern bestimmt. Sie setzt sich aus der Basisleistungsmenge (BLML), einem durchschnittlichen Verbrauchs- bzw. Abnutzungsfaktor (VF∅ bzw. AF∅) sowie einer kundenklassenindividuellen Zu- oder Abschlagskomponente (ZAKk) zusammen. Verbrauchsgüter: NDL,k = f(L, k) = (BLML . VFL∅) ± ZAKk [ME . 1/ME/ZE ± ZE] Gebrauchsgüter: NDL,k = f(L, k) = (BLML . AFL∅) ± ZAKk [ME . 1/ME/ZE ± ZE] Während bei Gebrauchsgütern davon auszugehen ist, daß die Basisleistungsmenge im Sinne einer Abgabemenge stets eine Mengeneinheit des Gebrauchsgutes umfaßt, richtet sich bei Verbrauchsgütern die tatsächliche Anzahl der Mengen- bzw. Volumeneinheiten pro Basisleistungsmenge nach der angebotenen Abpackungsgröße. Da sich Folgebedarfstyp NU_BE auf einen Ersatz der ursprünglich erworbenen Leistung bezieht, ist an dieser Stelle die erworbene Anfangsausstattung der in Zyklus Z durchgeführten Transaktion mit einzubeziehen. Bei Gebrauchsgütern hat die bei der Folgetransaktion erworbene Anzahl der Basisleistungsmenge keinen Einfluß auf NDL,k, weil die vorhandene Ersatzrestriktion eine parallele Nutzung der Leistungen impliziert.464 Hingegen bewirkt bei Verbrauchsgütern die Anzahl der erworbenen Basisleistungsmengen eine Veränderung von NDL,k. Diese wird durch einen transaktionsbezogenen Streckungsfaktor (TSF) abgebildet. Für die erweiterte Bestimmung von NDL,k gilt im Ergebnis:465 NDL,k = f(L, k) = (TSF . BLML . VFL∅) ± ZAKk [ME . 1/ME/ZE ± ZE] Die Größen VFL∅ und AFL∅ sind leistungs- und kundenbezogene Durchschnittsgrößen. Für ihre Bestimmung stehen dem Unternehmen verschiedene interne und externe Möglichkeiten 463 Bei diesem Vorgehen wird unterstellt, daß eine spezifisch entwickelte Leistung infolge ihres beabsichtigten Problemlösungsbeitrags einer wesentlichen Nutzungs- bzw. Verwendungssituation zuzuordnen ist. Diese Nutzungs- bzw. Verwendungssituation determiniert den in Beziehung zu setzenden Folgebedarfstyp für die entsprechende Leistung. 464 Der bei Gebrauchsgütern i. d. R. anzutreffende zeitliche Verschleiß unterstützt die Unabhängigkeit von der tatsächlichen Leistungsnutzung. 465 Bei unterstellter konstanter Verbrauchsfunktion richtet sich bei kostenoptimaler Betrachtung die Anzahl der erworbenen BLML aus Kundensicht nach den fixen Beschaffungskosten sowie den Lagerhaltungs- und Kapitalbindungskosten des Kunden. Vgl. allgemein zum Modell der kostenoptimalen Bestellmenge Corsten, H. (1996), S. 381 - 384 sowie die dort angegebene Literatur. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 119 zur Verfügung.466 Da diese Größen auf Durchschnittswerten beruhen, bietet die Zu- oder Abschlagskomponente ZAKk die Möglichkeit, NDL,k kundenklassenindividuell anzupassen. Für den Beginn des nächsten Bearbeitungszyklus Z+1 gilt somit: tAAN_IZ+1 = tEASZ für alle Kundenelemente des Typs III, NU_BE der Pools ER_KU_PO, BES_KU_PO, ZUR_KU_PO in Z mit tEASZ = tEAB_BSZ + NDL,k. Bei Folgebedarfstyp ZE_BE ergibt sich der Bedarf nach Untergang der Leistung zu explizit bekannten Zeitpunkten tZE_BE, L.467 Der Zeitpunkt des Eintritts von tZE_BE, L bestimmt den Beginn von AN_I des nächsten Bearbeitungszyklus. Es gilt: tAAN_IZ+1 = tZE_BE, L für alle Kundenelemente des Typs III, ZE_BE der Pools ER_KU_PO, BES_KU_PO, ZUR_KU_PO in Z mit tZE_BE, L ≥ tEASZ.468 Bei diesem Kauftyp besteht ein diskontinuierlicher Zyklusübergang. Die Dauer der Zyklustrennung ergibt sich dabei aus tZE_BE, L - tEASZ. Bei Folgebedarfstyp IM_BE sind die den Ersatzbedarf auslösenden Ereignisse nicht explizit bestimmbar, sondern nur ex post auf einem Zeitstrahl abbildbar. Die bestehende allgemeine Beziehung der Form tAAN_IZ+1 ≥ tEASZ kann nur im Rahmen einer möglichen Mustererkennung im Einzelfall näher konkretisiert werden. An dieser Stelle besteht die Möglichkeit, über Kausalanalysen, insbesondere beim exogenen Impuls, die Ereignisse zu bestimmen, die als Reaktion den impulsartigen Bedarf auslösen. Mit Hilfe von Regressionsanalysen können dann die Impulsbedarfe über entsprechende Prognoseansätze bestimmt werden.469 5.2.1.1.2 Bestand der Leistung (Kauftyp I, II) Während sich der Anfall eines Folgebedarfs bei Abgang der Leistung aus den dargestellten Kauftypen und Folgebedarfstypen ableiten läßt, ist zeitlicher Anfall und Höhe eines möglichen Folgebedarfs bei Bestand einer erworbenen Leistung nicht direkt bestimmbar. Es gilt all466 Im Bereich der Gebrauchsgüter geben Experimente in Form von Dauertests die Möglichkeit der Bestimmung von AFL∅. Diese Ergebnisse können dabei auf durchgeführte Tests im eigenen Unternehmen oder auf externen Informationsquellen beruhen. Des weiteren bieten statistische Erhebungen, z. B. des Statistischen Bundesamtes, Ergebnisse über die durchschnittliche Nutzungsdauer von Gebrauchsgütern. Bei Verbrauchsgütern besteht die Möglichkeit, Informationen über Verbrauchsgewohnheiten von Kunden im Rahmen von Tests bei Verbraucherpaneln von Marktforschungsinstituten zu erhalten. Gleichzeitig kann aus der Analyse der eigenen internen Absatzdaten VFL∅ abgeschätzt werden. 467 Fällt tZE_BE, L in ein Zeitintervall bei dem die Leistung noch existieren würde, läge kein Ersatzbedarf im Sinne des Kauftyps III vor. 468 Der Fall tZE_BE, L = tEASZ stellt dabei einen abzugrenzenden Sonderfall dar, da dieser der zeitlichen Übergangsrelation des Folgebedarfstyps NU_BE entspricht. 469 Da die Bestimmung dieser unabhängigen Variablen sowie die Beziehungen zu den abhängigen Variablen stets von der vorhandenen Kontextsituation abhängen, kann an dieser Stelle nur auf mögliche sinnvoll anwendbare Verfahren hingewiesen werden. Die Bestimmung von Wirkungsmustern und die damit verbundenen zeitlichen Abstände zwischen den Folgetransaktionen können nur im Einzelfall bei Anwendung dieser Verfahren identifiziert werden. Zur Anwendung und Methodik multivariater Analysemethoden vgl. Backhaus, K. et al. (1996). 120 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung gemein: tEASZ ≥ tAAN_IZ+1.470 Dabei besteht erstens das Problem, daß bei einem Folgekauf der intendierte Verwendungszweck nicht explizit erkennbar ist. Zweitens läßt sich ein Bedarf bei Bestand der Leistung, der aus Sicht des betrachteten Unternehmens im Sinne einer Bedarfserweiterung zu verstehen ist, nicht durch eine zeitliche oder mengenmäßige Relation zur bestehenden abgesetzten Leistung ableiten. An dieser Stelle wird auf die Größe des bedarfsbezogenen Kundenpotentials zurückgegriffen. Es ergibt sich aus dem leistungsbezogenen Gesamtbedarf des Kunden (BGES). Dabei sind zwei Potentialbereiche zu unterscheiden. Auf der einen Seite ist für ein Unternehmen das intraperiodische maximale Steigerungspotential innerhalb einer Periode von Interesse, da es die Höhe des Bedarfes angibt, welcher zur Zeit durch Wettbewerber abgegolten wird (SPmax_U = BWET). Das maximale Steigerungspotential innerhalb einer Betrachtungsperiode ergibt sich für ein Unternehmen somit aus dem Gesamtbedarf abzüglich des mit dem Unternehmen bereits getätigten Bedarfs (BGES – BU = SPmax_U). Auf der anderen Seite ist es für ein Unternehmen von Bedeutung, wie stark sich der Gesamtbedarf eines Kunden im Zeitablauf verändert. Dies wird durch das interperiodische Veränderungspotential (∆BGES, p→p+1) abgebildet. Es stellt gleichzeitig die Veränderung des maximalen Steigerungspotentials für das betrachtete Unternehmen dar (∆BGES, p→p+1 = ∆SPmax_U, p→p+1). Für die Lösung der oben angesprochenen Problembereiche ist es notwendig, die Bedarfstypen bei Abgang und Bestand der Leistung weiter abzugrenzen, da die Zuordnungen der Begriffe des Ersatzbedarfes sowie des Erweiterungsbedarfes aus Unternehmens- und Kundensicht nicht vollständig deckungsgleich sind.471 Aus Unternehmenssicht stellt jeder zusätzliche Bedarf des Kunden bei noch nicht erfolgtem Abgang der eigenen abgesetzten Leistung einen (subjektiven) Erweiterungsbedarf in Bezug auf den Kunden dar. Aus Kundensicht kann dieser (subjektive) Erweiterungsbedarf jedoch sowohl auf einen (objektiven) Ersatz- als auch einen (objektiven) Erweiterungsbedarf (BERS, BERW) zurückzuführen sein. Dies ist dadurch möglich, daß der Kunde seinen Bedarf auch bei Wettbewerbern deckt und somit aus Kundensicht ein Ersatzbedarf für eine bei Wettbewerbern erworbene Leistung (BAWL) besteht, die aus Unternehmenssicht einen (subjektiven) Erweiterungsbedarf darstellt. Zwischen dem (objektiven) Ersatz- und Erweiterungsbedarf besteht dabei folgende zeitliche Beziehung: BERS, ti + BERW, ti = BERS, ty mit: y = i + NDL (Typ I → III)472 y = i + tANG_MOD_L - tEAB_BSZ (Typ II → IV) 470 Vgl. dazu auch Kapitel 5.1.2. 471 Im folgenden wird der Begriff des Ersatzbedarfs als Bedarf im Sinne des Kauftyps III und IV sowie der Begriff des Erweiterungsbedarfs im Sinne des Kauftyps I und II verwendet. Sind Unterscheidungen innerhalb der jeweiligen Kauftypen-Paare erforderlich, wird darauf ausdrücklich hingewiesen. 472 Dies gilt für Folgekauftyp NU_BE. Aufgrund der fehlenden nutzungsbezogenen Verbundeffekte bei ZE_BE und IM_BE wird auf diese Folgekauftypen nicht gesondert eingegangen. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 121 Somit ergibt sich für den Gesamtbedarf des Kunden in ty: BGES, ty = BERS, ty + BERW, ty = BERS, ti + BERW, ti + BERW, ty bzw. bei Berücksichtigung der ursprünglichen Erwerbsquelle: BGES, ty = BAEL, ty + BAWL, ty + BERW, ty. Bei Betrachtung eines möglichen Folgebedarfs bei Bestand einer erworbenen Leistung kommt es im Ergebnis dann zu einer Überschneidung des bestehenden Zyklus innerhalb der ASPhase mit einem neuen Kundenbearbeitungszyklus, wenn bei dem Kunden entweder ein objektiver Erweiterungsbedarf oder aufgrund von Transaktionen in den Vorperioden ein objektiver Ersatzbedarf besteht. Der zeitliche Anfall kann dabei nicht aus dem bestehenden Bearbeitungszyklus Z abgeleitet werden, sondern ergibt sich aus der entsprechenden Zuordnung der relevanten Bedarfe in eine periodisierte Betrachtungsweise. Die Abbildung dieser Perioden in den bestehenden Kundenbearbeitungszyklus ergeben die Zeitpunkte für den Beginn der weiteren Bearbeitungszyklen. Innerhalb der aktuellen AS-Phase ergeben sich die Auslösezeitpunkte für die Initiierung neuer Anbahnungsphasen aufgrund eines objektiven Ersatzbedarfes aus der kundenindividuellen Instanzierung von: BGES, ti = BERS, ti + BERW, ti = BERS, ty | tEASZ ≥ ty ≥ tAASZ ∧ BGES, ti > 0. Es sind diejenigen Kundenelemente für die nächste Planungsperiode (ppN) relevant, für die gilt: ty ∈ ppN. Der dargestellte zyklische Verbund des Kundenbedarfes macht eine entsprechende Berücksichtigung bei der Bestimmung der Bedarfswerte erforderlich. Eindeutig bestimmbar sind die Transaktionen, die das Kundenelement mit dem betrachteten Unternehmen durchgeführt hat. Liegen keine Transaktionen zu den relevanten Zeitpunkten vor, ist zu analysieren, ob das Kundenelement entsprechende Transaktionen mit Wettbewerbern durchgeführt hat. Die Existenz und die Höhe von BAEL in einer Periode werden durch den zeitversetzten Bedarf des Kunden, den er mit dem betrachteten Unternehmen getätigt hat, determiniert. Die relevante in der Vergangenheit liegende Transaktion kann hierbei über die Nutzungsdauer der Leistung in Verbindung mit dem Kaufdatum, das sich aus der Fakturierung ergibt, eindeutig identifiziert werden. Dabei gilt die folgende Beziehung: BAEL, (p) = BU, (p-ND). BAEL stellt somit den minimalen Ersatzbedarf des Kundenelements in der betrachteten Periode dar. Für die Existenz dieses Bedarfes muß BU, (p-ND) größer als Null sein. Analog gilt für den Bedarf aufgrund des Abgangs von wettbewerbsbezogenen Leistungen: BAWL, (p) = BWET, (p-ND). 122 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Um BAWL eindeutig bestimmen zu können, muß entweder der relevante zeitversetzte BWET selbst oder BGES bekannt sein.473 Ist dies nicht der Fall, kann BAWL nur über Schätzungen ermittelt werden.474 Um die Schätzung einer intersubjektiven Nachvollziehbarkeit in einem möglichst hohen Maße zugänglich zu machen, sollten vorhandene Bestands- als auch zusätzliche Bedarfsinformationen in die Betrachtungen aufgenommen werden. Dazu kann die nachfolgende Beziehung als Strukturierungsraster für das Vorgehen bei der Schätzung genutzt werden: BS p A = ND L ∑B i =1 GES,( p −i ) = ND L ∑B i =1 U ,( p −i ) + ND L ∑B i =1 WET ,( p −i ) Die Größe BSPA gibt dabei die Höhe des existierenden Leistungsbestandes beim Kundenelement zu Beginn der betrachtenden Periode p an.475 Liegen valide Informationen über die Bestandshöhe vor, kann über den sukzessiven Einbezug von verfügbaren Bedarfsinformationen für den relevanten Zeitraum eine Abschätzung von BAWL erfolgen. Da für alle relevanten BU sowohl Höhe als auch zeitliche Verteilung bekannt sind, ist im ersten Schritt festzustellen, ob Informationen über die BWET der relevanten Betrachtungsperioden (mit Ausnahme von BWET, (p-ND)) und damit als Residualgröße auch BGES bzw. umgekehrt verfügbar sind. Ist dies hinsichtlich Höhe und Verteilung für alle BWET der Fall, läßt sich BWET, (p-ND) eindeutig bestimmen. Andernfalls ergibt sich nach Abzug der bekannten Bedarfe von der Bestandshöhe ein nicht periodisierter Residualbedarfswert für BWET, der auf die entsprechenden Perioden mit nicht verfügbaren Bedarfswerten durchschnittlich im Sinne einer Gleichverteilung aufzuteilen ist.476 Im Ergebnis ergibt sich BWET, (p-ND) bei diesem Vorgehen aus der zugeschlüsselten Bedarfshöhe. Während bei der Bestimmung des objektiven Ersatzbedarfs die Möglichkeit besteht, Kenntnisse über die Transaktionshistorie des Kunden mit einzubeziehen, liegen im Gegensatz dazu bei der Bestimmung des Erweiterungsbedarfs (BERW) ex ante nur Informationen vor, deren Güte hinsichtlich einer intersubjektiven Nachvollziehbarkeit und somit auch Quantifizierbarkeit als geringer einzustufen ist. Als Quellen zur Abschätzung des bestehenden Erweiterungsbedarfs eines Kundenelements stehen insbesondere folgende Alternativen zur Verfügung: 473 Dies ergibt sich aus der Beziehung: BGES = BWET + BU. 474 Prinzipiell könnte für die Ableitung von BAWL das gleiche Vorgehen wie für BAEL gewählt werden. Da aber in der Regel Informationen über den von einem Kunden bei Wettbewerbern gedeckten Bedarf nicht in der wie für BAEL vorliegenden Detaillierungstiefe vorhanden sind, ist eine Abschätzung erforderlich. 475 Als mögliche Informationsquellen bieten sich insbesondere im B2B-Bereich Jahresabschlüsse und Geschäftsberichte der Vorperiode mit den entsprechend aufgeführten Wert-/Mengengrößen sowie Erläuterungen von Vermögenspositionen an. 476 Liegen ordinal-skalierte Informationen über die zeitliche Verteilung BWET vor, kann dies im Verteilungsschlüssel über entsprechende Periodengewichte zusätzlich berücksichtigt werden. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 123 - Subjektive Abschätzungen des jeweiligen Vertriebsmitarbeiters über die Kundenentwicklung, - Konkrete in der Kundendatenbank hinterlegte Informationen, welche in Verkaufsgesprächen der Vergangenheit gesammelt wurden, - Informationen aus Branchen-, Wirtschaftsverbandsreports und Konjunkturprognosen, - Informationen aus dem Jahresabschluß des jeweiligen Kunden hinsichtlich der Bewertung der Geschäftsentwicklung. Deutlich wird, daß die Bestimmung von BERW letztendlich auf Expertenschätzungen der zugeordneten Vertriebsmitarbeiter beruhen, welche die verfügbaren Informationen zu einem periodisierten Bedarfswert verdichten. Als Hilfsinstrumente zur Erhöhung einer intersubjektiven Nachvollziehbarkeit können hier Werkzeuge wie Punktbewertungsverfahren, lexikographische Regeln etc. ihre Anwendung finden.477 Ein Bedarfsträger ist im Ergebnis hinsichtlich seines Erweiterungsbedarfes als relevant für die Bearbeitung in der nächsten Planungsperiode einzustufen, wenn für ihn gilt: ∃BERW, ty > 0 | tEASZ ≥ ty ≥ tAASZ ∧ ty ∈ ppN. Für den Beginn des nächsten Bearbeitungszyklus Z+1 gilt somit zusammenfassend: tAAN_IZ+1 = ty | BGES, ty > 0 ∧ ty ∈ ppN für alle Kundenelemente des Typs I und II der Pools ER_KU_PO, BES_KU_PO, ZUR_KU_PO in Z. Als Differenzmenge der Elemente des Kundenpools und den Elementen, die innerhalb dieses Zyklus eine Transaktion getätigt haben, ergibt sich die Menge des VER_KU_PO. Zwischen diesen Kundenelementen und den betrachteten Unternehmen fand während des Durchlaufs durch den Bearbeitungszyklus 1. Ordnung keine Transaktion statt.478 Die Bestimmung der Verfügbarkeit im Rahmen einer Neubearbeitung dieser Kundenelemente kann dabei grundsätzlich nach der bereits beschriebenen Methodik zur zeitlichen und mengenmäßigen Bestimmung von BERW und BERS erfolgen. Dies ergibt sich an dieser Stelle unter der Schlußfolgerung, daß die Elemente des VER_KU_PO ihre beabsichtigte Transaktion abschließend mit einem Wettbewerber getätigt haben.479 Die Implikationen hinsichtlich des Bedarfes bei Untergang oder Bestand der erworbenen Leistung bleiben davon jedoch unberührt, weil nur ein 477 Die grundsätzlich mögliche Nutzung eines regelbasierten Systems auf Basis von Vergangenheitswerten würde dem Anspruch einer adäquaten Realitätsentsprechung nur wenig gerecht, da die damit unterstellte Zeitstabilitätshypothese bezüglich der Fortschreibung von Erweiterungsbedarfen stark eingeschränkt ist. Dies liegt darin begründet, daß gerade Erweiterungsbedarfe neben Konjunktur und Branchenentwicklungen unternehmensspezifischen Einflußgrößen unterliegen, die eine hohe zeitliche Volatilität aufweisen können. 478 Vgl. dazu auch Kapitel 5.2.1.1.2. 479 Dieser Schluß unterstellt ein rationales Kundenverhalten, bei dem der Kunde nur dann in den Hauptprozeß AN eintritt, wenn auch eine Transaktionsabsicht besteht. 124 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Austausch der Transaktionspartner besteht. Da für die betrachtete Periode BU = 0 ist, hat dies lediglich Auswirkungen auf die bezogenen zukünftigen Bedarfe BAEL und BAWL.480 Für den Beginn des nächsten Bearbeitungszyklus Z+1 gilt analog: tAAN_IZ+1 = ty | BGES, ty > 0 ∧ ty ∈ ppN für alle Kundenelemente des Typs I und II des Pools VER_KU_PO in Z. Die letzte mögliche Pool-Quelle zur Bestimmung relevanter Bedarfsträger für einen neuen Zyklus 1. Ordnung bildet der PER_KU_PO. Dabei ist je nach Herkunftsquelle zwischen dem PER_KU_PO_MA und dem VER_KU_PO_W zu unterscheiden. Kundenelemente des PER_KU_PO_MA besitzen definitionsgemäß keine Transaktionshistorie. Dementsprechend erwirbt jedes dieser Poolelemente bei Durchführung einer Transaktion seine leistungsbezogene Erstausstattung im Sinne eines Erweiterungsbedarfs (BERW).481 Die Erstausstattung bildet den Bezugspunkt zu den weiteren Folgetransaktionen (Ersatz- oder Erweiterungsbedarf). Im Gegensatz dazu besitzen die Elemente des VER_KU_PO_W bereits eine wettbewerbsbezogene Transaktionshistorie482, deren genaue Kenntnis sich dem betrachteten Unternehmen in den meisten Fällen entziehen wird.483 Da infolge einer fehlenden Transaktionshistorie mit dem betrachteten Unternehmen unter Umständen nur anonyme Marktinformationen über die Zugehörigkeit von Bedarfsträgern zum PER_KU_PO vorliegen, sind in einem ersten Schritt diejenigen Elemente des PER_KU_PO als potentielle Inputelemente für den ER_KU_PO zu bestimmen, die aufgrund der Kenntnis ihrer instanzierten Identifikationssets überhaupt erst eindeutig identifizierbar sind. In einem zweiten Schritt ist für die Elemente abzuschätzen, ob ein Bedarf für die entsprechende Planungsperiode existiert.484 Elemente des PER_KU_PO mit einem abgeschätzten positiven Bedarf stehen im Ergebnis als grundsätzlich relevante Bedarfsträger in ppN zur Verfügung. Während bei den Elementen des KU_PO auf Basis der vorliegenden fundierten, systematisch abgeleiteten Informationen eine Weiterentwicklung der Transaktionsbeziehung unter Nutzung einer Bottom-Up-Planung anzustreben ist, erfolgt die Bearbeitung potentieller Erstkunden vielmehr im Rahmen einer Planung nach dem TopDown-Ansatz infolge der hier nur vage vorliegenden Informationen.485 Für den Beginn eines Bearbeitungszyklus Z gilt: tAAN_IZ = ty | BGES, ty > 0 ∧ ty ∈ ppN für alle Kundenelemente des Pools PER_KU_PO. 480 Alle mit Wettbewerbern getätigten Bedarfe schlagen sich im zukünftigen Bedarfswert für BAWL nieder. Während für den entsprechenden zugehörigen Bedarfswert BAEL gilt: BAEL = 0. 481 Elemente des PER_KU_PO_MA können demzufolge keinen BAEL, BAWL und BCOS besitzen. 482 Da diese Elemente über keine unternehmensbezogene Transaktionshistorie verfügen, existiert für sie kein BAEL. 483 Die bereits beschriebene Möglichkeit einer approximativen Bestimmung von Bedarfsverteilungen infolge unterstellter Bestandshöhen kann hier wiederum ihre Anwendung finden. 484 Hinsichtlich der Problematik der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit sowie der möglichen Informationsquellen, wird an dieser Stelle auf die Ausführungen zur Bestimmung des Erweiterungsbedarfes verwiesen. 485 Vgl. dazu auch Kapitel 5.2.2.4. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 125 5.2.1.2 Bestimmung relevanter Bedarfsträger für gleichen Zyklus 1. Ordnung und Zyklus 2.Ordnung Aufgrund von unterschiedlichen Eintrittszeitpunkten und Prozeßverweildauern im Rahmen eines Bearbeitungszyklus, können sich die in Bearbeitung befindlichen relevanten Bedarfsträger auf unterschiedliche Haupt- bzw. Teilprozesse sowie Bearbeitungszustände verteilen. Für jeden in Bearbeitung stehenden Bedarfsträger ist entsprechend des letzten Bearbeitungstandes sein Prozeßstatusset (PSS) zu instanzieren. Das Prozeßstatusset setzt sich aus folgenden Attributen zusammen: PSS-Tupel: {Haupt-/Teilprozeßattribut, Teilprozeßpool, Poolzyklus} mit: dom(Haupt-/Teilprozeßattribut) = {AN_I, AN_B, AN_A, AB_B, AB_BS, AS_RA, AS_IS}; dom(Teilprozeßpool) = {Unt_Akt_Pas_Po, Kund_Akt_Pas_Po, Kund_Akt_Akt_Po, Unt_Akt_Verl_Po, Pas_Po, Verl_Pas_Po} und Unt_Akt_Akt_Po, Unt_Pas_Verl_Po, dom(Poolzyklus) = {1,2,3,…, ∞}. Die definierten Wertebereiche ergeben sich aus der Grundstruktur des Kundenbearbeitungsprozesses sowie dem entwickelten Poolansatz.486 Jeder identifizierte Bedarfsträger gehört dabei genau einem Teilprozeßpool an. Für alle in Bearbeitung stehenden Bedarfsträger gilt, daß sie Element von Akt_Pov ⊗ Verl_Pov ⊗ Pas_Pov, v+1 ⊗ Verl_Pas_Pov, v+1 mit v = (AN_I, AN_B, AN_A, AB_B, AB_BS, AS_RA, AS_IS) sind. Für jedes Element eines Akt_Pov gilt wiederum, daß es Element von Unt_Akt_Pas_Pov ⊗ Kund_Akt_Pas_Pov ⊗ Unt_Akt_Akt_Pov ⊗ Kund_Akt_Akt_Pov mit v = (AN_I, AN_B, AN_A, AB_B, AB_BS, AS_RA, AS_IS) ist. Für jedes Elemente des Verl_Pov gilt, daß es Element von Unt_Akt_Verl_Pov ⊗ Unt_Pas_Verl_Pov mit v = (AN_I, AN_B, AN_A, AB_B, AB_BS, AS_RA, AS_IS) ist. Für eine transaktionsorientierte Weiterbearbeitung im gleichen Zyklus 1. Ordnung sind nur diejenigen Bedarfsträger relevant, bei denen zum einen AB_B noch nicht abgeschlossen und somit die angebahnte Transaktion noch nicht erfolgt ist sowie zum anderen keine Zuordnung zu einem Verlustpool im Rahmen der Bearbeitung stattgefunden hat. Im Ergebnis gelten diejenigen Bedarfsträger als relevant, für die gilt: Bi ∈ Unt_Akt_Pas_Pov ⊗ Kund_Akt_Pas_Pov ⊗ Unt_Akt_Akt_Pov ⊗ Kund_Akt_Akt_Pov ⊗ Pas_Pov, v+1 mit v = (AN_I, AN_B, AN_A, AB_B). 486 Vgl. dazu Kapitel 5.1.2. 126 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Die in der Weiterbearbeitung in ppN als nächstes anzustrebenden Ziel-Pools sind aus Tabelle 11 ersichtlich. Pool-Quelle Ziel-Pool-Senke Unt_Akt_Pas_Pov => Unt_Akt_Akt_Pov Kund_Akt_Pas_Pov => Kund_Akt_Akt_Pov Unt_Akt_Akt_Pov => Pas_Pov, v+1 Kund_Akt_Akt_Pov => Pas_Pov, v+1 Pas_Pov, v+1 => Unt_Akt_Akt_Pov; Kund_Akt_Akt_Pov für v = (AN_I, AN_B, AN_A, AB_B) Tabelle 11: Zielpoolrelation für die transaktionsbezogene Prozeßebene Für eine Bearbeitung in einem Zyklus 2. Ordnung sind die Bedarfsträger als relevant einzustufen, bei denen ein Bedarf hinsichtlich Leistungen 2. Ordnung in der Planungsperiode besteht. Entsprechend der Ausführungen in Kapitel 5.1.4 ist ein Bedarf in dieser Leistungsart immer an den Bestand der zugrunde liegenden Kernleistung gebunden.487 Der Bedarf an Komplementärleistungen, als notwendige Leistungen zur dauerhaften Nutzung der Kernleistung, hängt mengenmäßig von der Bestandshöhe der jeweiligen Kernleistung eines Bedarfsträgers wie auch von der Anzahl der notwendig eingehenden Komplementärleistungen in bezug auf eine Einheit der Kernleistung ab.488 Zeitmäßig wird er durch den entsprechenden Folgebedarfstyp determiniert. Bei einem nutzungsbezogenen Folgebedarf läßt sich der Bedarfszeitpunkt über die Verbrauchs- bzw. Abnutzungsfunktion als anteilige Zeitdauer an der durchschnittlichen Nutzungsdauer der Kernleistung bestimmen.489 Über die so ermittelte durchschnittliche Nutzungsdauer bzw. Eintritt eines Folgebedarfs in bezug auf eine Komplementärleistung (NDLCOS), läßt sich in Verbindung mit NDL die Häufigkeit der durchschnittlichen Folgebedarfe während des Bestehens einer Kernleistung (r(NDL, NDLCOS)) ermitteln. Wie bei der Initiierung der Bearbeitung für Leistungen 1. Ordnung ist für die Bestimmung relevanter Bedarfsträger aber nicht nur die aktuelle Transaktion, sondern auch die Transaktionshistorie mit ihren 487 Im weiteren wird dabei speziell auf die Komplementärleistungen als Leistungen 2. Ordnung eingegangen, da diese im Gegensatz zu verbundenen Cross-Selling-Leistungen über eine Muß-Relation mit der Kernleistung verbunden ist. 488 Als mögliche Darstellung kann auf einen gerichteten, bewerteten Graphen in Form eines Gozintographen (GG = (Q, H, h)) zurückgegriffen werden, mit Q = Knotenmenge (Menge aller Kernleistungen, Komplementärleistungen), H = Pfeilmenge: Menge der technologischen Mengenbeziehungen (H ⊂ Q x Q), h = Produktionskoeffizienten. Vgl. dazu allgemein auch Corsten, H. (1996), S. 367 - 369. 489 Vgl. zur Bestimmung der Nutzungsdauern von Gütern auch Kapitel 5.2.1.1.1. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 127 kernleistungsbezogenen Bedarfswerten der Kundenelemente für die Bestimmung des Auslösezeitpunktes der Kundenbearbeitung von Interesse. Die Unsicherheitsaspekte bei geschätzten periodisierten Bedarfs- und Bestandsgrößen im Bereich der wettbewerbsbezogenen Kernleistung werden somit auf den abgeleiteten Komplementärleistungsbedarf übertragen. Bei einem zeitbezogenen Folgebedarf werden die Bedarfszeitpunkte entweder direkt fix auf einem Zeitstrahl abgebildet oder lassen sich durch starre Zeitfenster ab einem Startzeitpunkt auf den Zeitstrahl übertragen. Bei fest vorgegebenen Zeitpunkten ergeben sich die relevanten Zeitpunkte der Bearbeitung durch die Kenntnis dieser zeitlichen Fixpunkte. Bei vorgegebenen Zeitfenstern, die im Ergebnis wie exakt determinierte Nutzungsdauern der Komplementärleistung zu betrachten sind, lassen sich die relevanten Zeitpunkte bei Kenntnis der Startzeitpunkte über die additive Verknüpfung mit den Zeitfenstern ermitteln. Startzeitpunkt für den Beginn der Nutzungsdauer ist dabei allgemein der Zeitpunkt des Zugangs der Leistung in den Nutzungsbereich des Kunden (tEAB_BS = tAAS). Die Höhe des Bedarfs an Komplementärleistungen für eine bestimmte Periode läßt sich unter Berücksichtigung der Nutzungsdauern wie folgt ermitteln: B COS,P = r ( ND L , ND L COS ) ∑h i =1 L / L COS ⋅ B GES,L ,P −i*ND L COS ND ND L L ∉ Ν, ND LCOS ND LCOS mit: r ( ND L , ND LCOS ) = ND L −1 sonst , ND L COS Die Auslösung eines Bearbeitungszyklus 2. Ordnung ergibt sich aus der kundenindividuellen Instanzierung von: BGES, ti . hL/LCOS = BCOS, ty | tEASZ ≥ ty ≥ tAASZ ∧ BCOS, ty > 0 ∧ y = i + NDLcos. 5.2.2 Bewertung der Kundenelemente Wie in den Anforderungen an das Modell in Kapitel 2 dargestellt worden ist, sind die als für die Planungsperiode relevant identifizierten Bedarfsträger in den Basisgrößen Planumsatz, Plankosten und Plankaufwahrscheinlichkeiten zu bewerten. Dabei sind die planungsrelevanten, für die Kundenbearbeitung charakteristischen Implikationen in diese Größen einzubauen, um eine vollständige Planungsbasis abzubilden. 5.2.2.1 Bestimmung von Umsatztypen Jeder identifizierte Bedarfsträger (Bi) gehört in der Transaktionsebene exakt einem Transaktionspool an. Für alle Bi gilt: Bi ∈ PER_KU_POPER_KU_PO_MA ⊗ PER_KU_POVER_KU_PO_W ⊗ ER_KU_PO ⊗ BES_KU_PO ⊗ ZUR_KU_PO ⊗ VER_KU_PO. 128 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Ein Bedarfsträger wird für die nächste Planungsperiode als relevant bezeichnet, wenn er in mindestens einer Bedarfsart (BERW, BAEL, BAWL, BCOS) einen positiven Bedarf, entsprechend des zuvor dargestellten Vorgehens, zu verzeichnen hat. Dabei wird gemäß der vorliegenden Bedarfsarten der relevante Bedarfsträger (RBi) den jeweiligen Bedarfspools (B_POpositiv = {B_POERW, B_POAEL, B_POAWL, B_POCOS}) alternativ oder parallel zugeordnet.490 Ein Bedarfsträger gilt als nicht relevant, wenn in keiner Bedarfsart ein positiver Bedarf vorliegt. Er ist dann Element des leeren Bedarfspools und kann keinem Umsatztyp zugeordnet werden. Für alle Bi ∉ B_POERW ∨ B_POAEL∨ B_POAWL∨ B_POCOS gilt: Bi ∈ B_PO∅. Der Umsatztyp (UT) eines relevanten Bedarfsträgers ergibt sich aus dessen Zugehörigkeit zu einem Transaktions- und Bedarfspooltyp. Er setzt sich aus folgenden Attributen zusammen: U-Tupel: {Transaktionspooltyp, Bedarfspooltyp, Umsatzwert} Aufgrund der disjunkten Poolabgrenzung auf der Ebene der Transaktions- und Bedarfspooltypen gehört jeder RBi für die betrachtete Planungsperiode genau einem Umsatztyp an. Der hinter jedem Umsatztyp stehende Gesamtumsatzwert ergibt sich dabei aus der Addition der Umsatzwerte der zugehörigen RBi und anschließender Anwendung des Stauchungsfaktors stb. Damit Saldierungseffekte vermieden werden, sind die Bedarfe mit einem exogen vorgegebenen Preisvektor zu multiplizieren, um die Umsatzwerte zu berechnen.491 Um die Wettbewerbssituation des Unternehmens beim Kunden zu berücksichtigen, ist der Gesamtbedarf Bges/i des Kunden, der sich jeweils aus der Summation der Einzelbedarfe zusammensetzt, auf BU/PLAN/i zu reduzieren, damit sich eine anspruchsvolle, aber lösbare Zielvorgabe ergibt. BU/PLAN/i steht für den realistisch maximal erreichbaren Absatz des Unternehmens beim jeweiligen Kunden. Formal wird die Überführung von Bges/i in BU/PLAN/i über den Stauchungsfaktor stbi abgebildet. Das bedeutet: BU/PLAN/i = stbi . Bges/i , wobei stbi ∈ [0; 1] und damit Bges/i ≥ BU/PLAN/i Um stbi jeweils zu bestimmen, wird sich am Einkaufsumsatz der Vorperioden, also am Anteil des Unternehmens am Gesamtbedarf des Kunden, orientiert. Diese Größe ist für jeden einzelnen Kunden bestimmbar mit Ausnahme der Kunden RBi ∈ PER_KU_PO. Für diese Kunden ist eine Betrachtung auf aggregierter Poolebene durchzuführen.492 490 Es ergeben sich bei diesem Vorgehen entsprechende Bedarfspooltypen. Die Anzahl der möglichen Bedarfspooltypen ergibt sich aus der Vorschrift zur Berechnung der Mächtigkeit von Potenzmengen MAE(PM) = 2m; hier mit m = 4 abzüglich der leeren Menge. 491 Der Preisvektor ist als exogen vorgegebener Normierungsvektor zu interpretieren. Um den Anforderungen in Kapitel 2.2.2 zu entsprechen, ist der Preis unter Anwendung der ceteris paribus-Klausel konstant gesetzt. Zur ceteris paribus-Klausel vgl. Woll, A. (1996), S. 16. 492 Zur Symbolisierung der Umsätze eines relevanten Bedarfsträgers i wird das Symbol URBi eingeführt. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 129 Zur Bestimmung von stbi für RBi ∉ PER_KU_PO sind die Perioden der Vergangenheit einzubeziehen, für die gilt: Bges/i/p > 0. Für jede dieser Perioden ist der Quotient BU/p/Bges/i/p, als Ausdruck des jeweiligen Share of Wallets in der Vergangenheit zu bilden. Um ein realistisches Prognosebild zu geben, sind für die Bestimmung von stbi die vergangenen Perioden mit abnehmender Gewichtung im Sinne eines Remanenzeffektes zu modellieren.493 Dies bringt der Remanenzfaktor ßp der Periode zum Ausdruck, dessen Höhe negativ zur Anzahl der betrachteten Perioden |p-n*max| korreliert ist.494 Für ß gilt somit: ßp ∈ [0;1] ß p = F(p) = − 1 ⋅ p − n * +1 p − n *max r Daraus ergibt sich für stbi unter Anwendung des normierenden Preisvektors p : ∀ RBi ∉PER _ KU _ PO stb i = p − n*max ∑ ßp p − n*max p =0|Bges / i / p >0 ßp p =0 ∑ ⋅ U IST / i / p r B ges / i / p ⋅ p 5.2.2.2 Systematik der Plan-Bearbeitungskostensätze Die im Rahmen der Kundenbearbeitung stattfindenden Aktivitäten stellen ressourcenverbrauchende Verrichtungen dar, deren wertmäßige Höhe über entsprechende Kostengrößen zu erfassen ist. Dabei sind neben den Aktivitäten, die direkt aus dem Kundenbearbeitungsprozeß ersichtlich sind, alle administrativen, dispositiven sowie vor- und nachbereitende Unterstützungsaufgaben zu berücksichtigen.495 Definition 26: Kosten der Kundenbearbeitung Die Kosten der Kundenbearbeitung bezeichnen den in Geldeinheiten ausgedrückten vertrieblichen Werteverzehr im Rahmen der Leistungsverwertung und Auf- 493 Es ist anzumerken, daß für sehr ambitionierte Unternehmen auch das Maximum des Share of Wallets max(Uist/p/Bges/PLAN/p) der vergangenen Perioden für den Stauchungsfaktor stbi gesetzt werden könnte. Dies führt jedoch zu Einschränkungen in der Anforderung an Realitätsentsprechung, da Marktverschiebungen, z. B. durch einen neuen Wettbebwerber, nicht adäquat abgebildet wären. 494 Für n*max sind sämtliche Perioden der bisherigen Kundenbearbeitung anzunehmen, sofern kein signifikanter Strukturbruch im grundsätzlichen Kundenverhalten vorliegt. Dies ist jeweils von Experten einzuschätzen, und danach n*max entsprechend festzulegen. 495 Vgl. zu den administrativen und dispositiven Aktivitätsbereichen in der Kundenbearbeitung Fischer, J. (1999), S. 135 sowie Mertens, P. (2000), S. 102. 130 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung rechterhaltung der eigenen sowie der leistungsbezogenen Funktionsbereitschaft innerhalb einer Abrechnungsperiode.496 Für eine entscheidungsorientierte Kostenbetrachtung im Rahmen der Kundenbearbeitung kann der klassische Ansatz der Kostenrechnung zwar als Orientierungsansatz genutzt werden, jedoch muß insbesondere im Bereich der Kostenträgerrechnung eine kundenorientierte Modifikation erfolgen.497 Zur Ermittlung der relevanten organisatorischen Verantwortungsbereiche sind die entsprechenden Kostenstellen im Unternehmen zu identifizieren.498 Die in diesen Kostenstellen anfallenden Kosten würden bei der klassischen Kostenrechnung verursachungsgerecht den Leistungen als Kostenträger zugeordnet. Da es sich bei diesen Kosten mit Bezug auf die Leistung im traditionellen Sinn in der Regel um Gemeinkosten handelt499, ergeben sich für die Steuerung der Kundenbearbeitung zwei Problembereiche. Einerseits steht die traditionelle Gemeinkostenschlüsselung in Form von prozentualen Zuschlagssätzen einer verursachungsgerechten Kostenzuordnung entgegen,500 andererseits eignen sich die Leistungen als Kostenträger für eine Steuerung der Kundenbearbeitung nur sehr bedingt. Als Lösungsansatz bietet sich hier die Verwendung einer prozeßorientierten Kostenrechnung an.501 Dabei muß ein Wechsel des Kostenträgerobjektes von der Leistung auf das Kundenelement bzw. den relevanten Bedarfsträger erfolgen. Alle bei der Kundenbearbeitung direkt oder indirekt entstehenden Kosten sind bei diesem Vorgehen auf die Kundenelemente bzw. relevanten Bedarfsträger als Kostenträger zu verteilen. Die im Rahmen der Kundenbearbeitung anfallenden Aktivitäten der einzelnen Kostenstellen sind entsprechend der Grundstruktur des Kundenbearbeitungsprozesses502 den einzelnen Teilprozeßaktivitäten sowie den Teilprozessen AN_I, AN_B, AN_A, AB_B, AB_BS, AS_RA und AS_IS zuzuordnen. Diese Teilprozesse werden in den Hauptprozessen AN, AB und AS zusammengefaßt. Aus diesen ergibt sich der vollständige Gesamtprozeß der Kundenbearbeitung (KB). Die Bestimmung von Bearbeitungskostensätzen hat zum Ziel, die Gesamtkosten der Kundenbearbeitung (KGES), die sich aus den anfallenden Personal-, Sach- und Kapitalkosten der einbezogenen Kostenstellen ergeben, auf die Haupt- und Teilprozesse der Kundenbearbeitung 496 Vgl. allgemein zum Kostenbegriff Christmann, J./Witthoff, H.-W. (1994), S. 21. 497 Zur klassischen Gliederung der Kostenrechnung in Kostenarten-, Kostenstellen- und Kostenträgerrechnung vgl. beispielhaft Christmann, J./Witthoff, H.-W. (1994), S. 58 ff. 498 Aufgrund des gut abgrenzbaren Aufgabenbereichs der Kundenbearbeitung besitzen dabei je nach Organisationsstruktur insbesondere die Kostenstellen der Bereiche Vertrieb, Versand bzw. Logistik und Kundenservice Relevanz. 499 Ausnahmen bilden hier die Sondereinzelkosten des Vertriebs, z. B. für Spezialverpackungen. 500 Vgl. zu den Problemen einer undifferenzierten Gemeinkostenzuordnung Renner, A. (1994), S. 16 - 19 sowie Männel, W. (1993), S. 76 - 77. 501 Vgl. zur konzeptionellen Methodik der Prozeßkostenrechnung Weber, J. (1998b), S. 175 - 180; Meyer, R. (1991), S. 213 - 220; Coenenberg, A.G./Fischer, T.M. (1991), S. 21 - 38; Horváth, P./Renner, A (1990), S. 100 - 107. Zum Einsatz der Prozeßkostenrechnung im Vertriebs- und Marketingbereich vgl. Reckenfelderbäumer, M. (2001), S. 663 - 673. 502 Vgl. dazu auch Kapitel 5.1.2. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 131 umzulegen. Dabei ist je nach dem Charakter der Kostenarten zu berücksichtigen, ob es sich um variable oder fixe Bearbeitungskosten503 bzw. hinsichtlich ihrer Zurechenbarkeit504 um Einzel- oder Gemeinkosten handelt. Kostentreiber, der die Teilprozeßinanspruchnahme bestimmt, ist die Anzahl der relevanten Bedarfsträger, die in den jeweiligen Teilprozeßstufen bearbeitet werden.505 Die Bearbeitungskosten eines relevanten Bedarfsträgers in einem Teilprozeß ergeben sich als Mischkostensatz aus der Intensität der stattfindenden Kundenbearbeitung sowie der möglichen Zusatzkosten506. Der Prozeßkostensatz je Bearbeitungsstufe läßt sich allgemein über die Zyklusanzahl der Teilprozeßaktivitäten und den zugehörigen ressourcenspezifischen Zykluskostensatz abbilden. PKSv = KSr, v . ZYKv mit: ZYKv ∈ N ∧ 1 ≤ ZYKi ≤ ZYKmax Die Anzahl der denkbaren Prozeßkostensätze ergibt sich aus Menge der möglichen, für eine Aktivität geeignet einsetzbaren Ressourcen bzw. Faktoren mit ihren Kostenintensitäten sowie der angestrebten Zyklusanzahl.507 Für jeden Teilprozeß der Kundenbearbeitung sind transaktionspoolabhängig unterschiedliche Bearbeitungsintensitäten festzulegen. Die Bearbeitungsintensität determiniert dabei die verursachten Prozeßkosten. Bei den folgenden Betrachtungen wird von drei verschiedenen Bearbeitungsniveaus (BNHigh, BNMiddle, BNLow) je Teilprozeß ausgegangen.508 Die Bearbeitungsstrategie für jeden Transaktionspooltyp kann anhand der teilprozeßbezogenen Bearbeitungsmatrix (BRM) spezifiziert werden.509 Der in der Bearbeitungsmatrix aufgespannte Alternativenraum ergibt sich aus der kombinatorischen Verknüp503 Fixe Kosten kennzeichnen Kosten, die während eines Zeitraumes und innerhalb von bestimmten Beschäftigungsgrenzen keine Veränderung aufweisen. Steigen sie bei Überschreiten der Beschäftigungsgrenzen sprunghaft an, werden sie als sprungfixe Kosten bezeichnet. Variable Kosten können in diesem Zusammenhang als Grenzfall der sprungfixen Kosten mit einer festgelegten Beschäftigungsgrenze von einer Beschäftigungseinheit betrachtet werden. Zur Differenzierung fixer Kosten vgl. auch Kunz, B.R. (1983), S. 449 - 454. 504 Zurechnungsobjekt ist das Kundenelement als Kostenträger. 505 Alle Aktivitäten bzw. Prozesse insbesondere im dispositiven Bereich, die keinen derartigen Kostentreiber besitzen, sind als bearbeitungsmengenneutral anzusehen und somit einem Kundenelement nicht direkt zuordenbar. Hingegen sind alle direkten Teilprozesse der Kundenbearbeitung bearbeitungsmengeninduziert. Entsprechend der verfolgten Kostenrechnungsphilosophie ist zu entscheiden, ob die Kosten für bearbeitungsmengenneutrale Aktivitäten auf die Prozeßkosten für bearbeitungsmengeninduzierte Prozesse umzulegen sind (Vollkostenansatz) oder nicht (Teilkostenansatz). 506 Zusatzkosten entstehen bei der Gewährung von Anreizen, z. B. im Rahmen einer Wiedergutmachung bei Leistungsmängeln bzw. einer Kundenrückgewinnung. Vgl. Stauss, B./Friege, C. (2001), S. 461 f. 507 Im Rahmen der Kundenbearbeitung besteht die Möglichkeit über verschiedene unterschiedlich kostenintensive Kanäle, z. B. Mailing, Fax, Telefon, persönliches Gespräch etc. mit dem Kunden in Interaktion zu treten. Dabei sind insbesondere bei dem Einsatz von Mitarbeiterressourcen auch innerhalb dieser Ressourcenart entsprechend der Entlohnungsstruktur verschiedene Kostenintensitäten möglich. 508 Die Anzahl der Bearbeitungsniveaus kann im kontextspezifischen Anwendungsfall erweitert werden, wenn diesbezügliche Informationen vorliegen, die die Erweiterung sachlich begründen und als wirtschaftlich sinnvoll erscheinen lassen. 509 Die Bearbeitungsmatrix stellt an dieser Stelle ein Instrument zur Systematisierung und Abbildung der möglichen Bearbeitungsaktivitäten je Teilprozeß dar, um die entsprechenden Kostenintensitäten ableiten zu können. Die Formulierung einer konkreten Bearbeitungsstrategie hinsichtlich der einzusetzenden Ressourcentypen bzw. die Häufigkeit der Aktivitäten kann nur einzelfallspezifisch unter Berücksichtigung der Branchenzugehörigkeit sowie der Unternehmens- und Wettbewerbssituation erfolgen. 132 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung fung der instanzierten Matrixdimensionen Bearbeitungsressource und eingeplante Zyklusanzahl. Die festzulegende intensitätsabhängige Bearbeitungsstrategie kann dabei alternativ auf einzelnen Ressourcen-Zyklus-Kombinationen als auch auf mehrstufigen Ressourcen-ZyklusKombinationen beruhen. In Tabelle 12 ist eine derartige Bearbeitungsmatrix mit vier Bearbeitungsressourcen und ZYKmax = 4 beispielhaft aufgeführt. BRM für Teilprozeß v ZYK1 r1 x r2 x ZYK2 x ZYK4 BNLow => PKSLow x r3 r4 ZYK3 x BNMiddle => PKSMiddle x x BNHigh => PKSHigh - instanzierte Ressourcen-Zyklus-Relation - intensitätsbezogene Bearbeitungsstrategie Tabelle 12: Beispielhafte (4x4)-Bearbeitungsmatrix für einen Teilprozeß v Die intensitätsbezogenen Prozeßkostensätze lassen sich für eine Bearbeitungsstrategie aus den Kostensätzen der beanspruchten Bearbeitungsressourcen und der jeweiligen Zyklusanzahl ermitteln. Der Intensitätsbezug basiert dabei nicht primär auf der Menge der beanspruchten Ressourcen sowie der Höhe der Zyklusanzahl, sondern auf deren kostenmäßigen Bewertung.510 Es gilt: PKSLow < PKSMiddle < PKSHigh. Diese Prozeßkostensätze stellen kostenseitige Planungsgrößen für die Kundenbearbeitung dar.511 Die für jeden Teilprozeß zu ermittelnden Plankostensätze lassen sich in einer Planprozeßkosten-Matrix (PPKMv) zusammenfassen (siehe dazu Tabelle 13). 510 Identische Prozeßkostensätze bei unterschiedlichen Bearbeitungsstrategien resultieren aus Substitutionseffekten zwischen der Höhe des ressourcenbezogenen Kostensatzes und der Anzahl der Zyklen. KSr ↑↓ . ZYK ↓↑ = const. Sie stellen aus kostenorientierter Betrachtung keine unterschiedlichen Bearbeitungsintensitäten dar. 511 Der einem Prozeß zugeordnete Kostenwert (Prozeßkostensatz) beziffert das theoretische Einsparpotential, welches bei Reduzierung der Prozeßmenge um eine Einheit freigesetzt werden kann. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die periodenfixen Kostenanteile bei Verringerung der Prozeßmenge nicht reduziert werden können. Es findet hier lediglich eine geringere Ressourcenauslastung bei gleichen Kosten statt. Diese unausgelasteten Ressourcen können kurzfristig einer anderen Verwendung zugeführt oder längerfristig abgebaut und damit eingespart werden. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Transaktionspooltyp PER_KU_PO Bearbeitungsintensität BNHigh BNMiddle BNLow PER_KU_PO_ MA PKS(1-1/H), v PKS(1-1/M), v PKS(1-1/L), v VER_KU_PO _W PKS(1-2/H), v PKS(1-2/M), v PKS(1-2/L), v PKS(2/H), v PKS(2/M), v PKS(2/L), v PKS(3/H), v PKS(3/M), v PKS(3/L), v PKS(4/H), v PKS(4/M), v PKS(4/L), v PKS(5/H), v PKS(5/M), v PKS(5/L), v ER_KU_PO KU_PO 133 BES_KU_PO ZUR_KU_PO VER_KU_PO für v = {AN_I, AN_B, AN_A, AB_B, AB_BS, AS_RA, AS_IS} Tabelle 13: Planprozeßkosten-Matrix der Kundenbearbeitung für Teilprozeß v Der intensitätsbezogene Planprozeßkostensatz für den Gesamtprozeß der Kundenbearbeitung ergibt sich aus der additiven Verknüpfung der Planprozeßkostensätze der einzelnen Teilprozesse.512 Für jeden Transaktionspooltyp existieren drei Planprozeßkostensätze der Kundenbearbeitung, differenziert nach unterschiedlichen Intensitätsniveaus. Diese Planprozeßkostensätze der Kundenbearbeitung ergeben sich dabei wie folgt: Planprozeßkostensatz der Kundenbearbeitung je Transaktionspooltyp bei hoher Bearbeitungsintensität: PKS(j/H), KB = PKS(j/H), AN_I + PKS(j/H), AN_B + PKS(j/H), AN_A + PKS(j/H), AB_B + PKS(j/H), AB_BS + PKS(j/H), AS_RA + PKS(j/H), AS_IS mit j = {1-1,1-2, 3, 4, 5} Planprozeßkostensatz der Kundenbearbeitung je Transaktionspooltyp bei mittlerer Bearbeitungsintensität: PKS(j/M), KB = PKS(j/M), AN_I + PKS(j/M), AN_B + PKS(j/M), AN_A + PKS(j/M), AB_B + PKS(j/M), AB_BS + PKS(j/M), AS_RA + PKS(j/M), AS_IS mit j = {1-1,1-2, 3, 4, 5} 512 Die Summation der Prozeßkostensätze erfolgt unter Berücksichtigung der Stetigkeit der Bearbeitungsintensität über alle Teilprozesse. Ein intensitätsbezogener Wechsel innerhalb eines Bearbeitungsdurchlaufes ist an dieser Stelle nicht vorgesehen. 134 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Planprozeßkostensatz der Kundenbearbeitung je Transaktionspooltyp bei niedriger Bearbeitungsintensität: PKS(j/L), KB = PKS(j/L), AN_I + PKS(j/L), AN_B + PKS(j/L), AN_A + PKS(j/L), AB_B + PKS(j/L), AB_BS + PKS(j/L), AS_RA + PKS(j/L), AS_IS mit j = {1-1,1-2, 3, 4, 5} 5.2.2.3 Bestimmung der Kaufwahrscheinlichkeiten Wie im Rahmen der Diskussion der Anforderungen an das zu gestaltende Modell in Kapitel 2 dargestellt worden ist, sind die Kaufwahrscheinlichkeiten der Kunden für die betrachtete Planungsperiode zu operationalisieren und zu prognostizieren. Im Gegensatz zum Stauchungsfaktor stbi, der kundenindividuell die Größe Bges/i auf BU/PLAN/i reduziert, sind die Wahrscheinlichkeitsgrößen w auf Transaktionspoolebene zu betrachten, damit Aussagen mit einem adäquaten Signifikanzniveau getroffen werden können. Um die grundlegende Qualität der Vertriebsarbeit einschätzen und intersubjektiv nachvollziehen zu können, ist w als objektive Wahrscheinlichkeit513 auf einer hinsichtlich der resultierenden Sicherheitswahrscheinlichkeit ausreichend großen Datenbasis quantitativ auszugestalten.514 Für das ökonomische Ausmaß der Abschlußwahrscheinlichkeit sind zwei Strukturierungsdimensionen zu unterscheiden, welche die beiden folgenden Fragestellungen veranschaulichen. Zum einen ist die Wahrscheinlichkeit zu berücksichtigen, ob ein Kunde überhaupt in der Planungsperiode vom betrachteten Unternehmen eine Leistung erwirbt. Zum anderen ist es für das Planungsmodell von Bedeutung, in welchem Umfang der Kunde den prognostizierten Bedarf BU/PLAN/i auch tatsächlich beim betrachteten Unternehmen deckt. Die Umsetzung in Wahrscheinlichkeitsgrößen erfordert die Kenntnis der Höhe der Wahrscheinlichkeit, daß der Kunde den Bedarf BU/PLAN/i vollständig beim betrachteten Unternehmen tätigt. Dazu sind die Größen w1 für die Abbildung der erstgenannten Fragestellung und w2 für die Abbildung der zweitgenannten Fragestellung einzuführen. Um die Wahrscheinlichkeit w der Zielfunktion zu bestimmen, welche, multipliziert mit der Summe der Werte für Bu, nach Multiplikation mit dem Preisvektor den Erwartungswert für den Umsatz Uplan der Planungsperiode ergibt, sind in 513 In CRM-Software werden im Bereich des Forecasting häufig sogenannte Vertrauensfaktoren hinsichtlich der Abschlußwahrscheinlichkeit eingesetzt. Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 384. Dies ist eine reine subjektive Wahrscheinlichkeitsbetrachtung, welche insbesondere zu operativen Steuerungsproblemen führt. Das Entscheidungsdilemma liegt darin begründet, ob ein Kunde bei einer niedrigen subjektiven Wahrscheinlichkeit zu forcieren ist und ein Kunde mit hoher subjektiver Wahrscheinlichkeit brach liegengelassen wird oder genau umgekehrt vorzugehen ist. 514 Für 300 Fälle ergibt sich bei Unterstellung einer Normalverteilungshypothese bereits eine Sicherheitswahrscheinlichkeit von 90 % bei einer zugelassenen Streuung von 5 %. Vgl. ausführlich zur Berechnung von Sicherheitswahrscheinlichkeiten Berekoven, L./Eckert, W./Ellenrieder, P. (1996), S. 62 f. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 135 einem ersten Schritt, unter Vernachlässigung weiterer zu betrachtenden Implikationen, w1 und w2 multiplikativ zu verknüpfen.515 Das bedeutet: w = w1 ⋅ w 2 Der Zusammenhang ist so zu interpretieren, daß die Wahrscheinlichkeit w1 für die Auswahl des betrachteten Unternehmens seitens des Kunden um die prozentuale Bedarfsausschöpfung von BU/PLAN/i zu nivellieren ist. Diese wird durch die Größe w2 repräsentiert. Während der zuletzt diskutierte Aspekt endogene Auswirkungen auf die Höhe der Wahrscheinlichkeitsgröße w besitzt, führt die Unterscheidung nach dem Auslöser der Kundenbearbeitung lediglich zu einer differenzierten Betrachtung der Wahrscheinlichkeitswerte. Insbesondere hinsichtlich der sich in Kapitel 5.3 anschließenden Spezifikation der Abweichungsanalyse sind die Abschlußwahrscheinlichkeiten zu unterscheiden, wenn der Kunde aktiv vom Unternehmen angegangen wird oder eine aktive Bearbeitung des Kunden nicht vorgesehen ist, das Unternehmen sich also passiv gegenüber der Eigeninitiierung verhält, aber die Initiative vom Kunden selbst ausgeht. In dieser Strukturierungsdimension der Wahrscheinlichkeitsgröße w spiegelt sich die Aktivierungsvariable akt_var516 wider, die festlegt, ob ein Kunde aktiv von den zur Verfügung stehenden Vertriebsressourcen anzugehen ist. Insgesamt ergeben sich zwei grundlegende Wahrscheinlichkeitsgrößen. Diese verdeutlicht die nachfolgende Tabelle 14. Wahrscheinlichkeitsdimension Abschluß (ja/nein) Höhe des Abschlusses Tabelle 14: Symbol w1 w2 Strukturierungsdimensionen der Abschlußwahrscheinlichkeit und resultierende Basisgrößen Obwohl w1 und w2 als prognostische Größen zu betrachten sind, liefern die Ist-Werte der Vorperioden w1istp-1,..., w1istp-n und w2istp-1, ..., w2istp-n517 Basisimplikationen zur Bestimmung der Prognosewahrscheinlichkeiten. In der einfachsten Ausgestaltung ergibt sich: w(w1, w2) = f(w1istp-1,..., w1istp-n, w2istp-1, ..., w2istp-n) 515 Theoretisch denkbar könnte zwischen w1 und w2 ein stetig-funktionaler Zusammenhang der Form w2(w1) angenommen werden. Allerdings steht hierfür in der Praxis in der Regel keine ausreichende Datenmenge zur Verfügung, um einen validen stetigen Funktionszusammenhang herleiten zu können. Da keine kausale Notwenigkeit vorliegt und somit von statistischer Unabhängigkeit zwischen w1 und w2 ausgegangen werden kann, ist der Einbau der obigen Funktionsgleichung in die Zielfunktion der Planungsalgorithmik als methodisch zulässig anzusehen. 516 Die Aktivierungsvariable akt_var wird im Detail im Rahmen der Konstruktion der Zielfunktion diskutiert. 517 Da bei der Herleitung der Wahrscheinlichkeitsgrößen überwiegend mit Planwerten gearbeitet wird, erhalten diese keinen gesonderten Zusatz. 136 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Wird für die Abschlußwahrscheinlichkeit die Periodenlänge bezüglich der Gültigkeit der Zeitstabilitätshypothese auf eine Periode gesetzt, so kann vereinfacht geschrieben werden: w(w1, w2) = wist(w1istp-1, w2istp-1) und damit w1 = w1istp-1 w2 = w2istp-1 Dies ist sinnvoll, da aufgrund von Anpassungen in der Bearbeitung hinsichtlich einer nicht vergleichbaren Situation der Kundenbearbeitung ausgegangen werden muß und somit eine Folgerung von Zeitprognose auf die Wirkungsprognose nicht zulässig ist.518 Zur Bestimmung von w1 und w2 in obiger Form sind die Umsatzwerte der Vorperiode heranzuziehen. Für die weitere Analyse ist der Mächtigkeitsoperator MAE(...) einzuführen, der die Anzahl der Elemente einer Menge bzw. im hier vorliegenden Anwendungsfall eines Kundenpools GKU_POj festlegt.519 Für die Bestimmung von w1 ergibt sich: MAE{RB i p −1 | URBist i p −1 > 0} w1 = w1ist t −1 = MAE{RB i p −1 | URBplan i p −1 > 0} Dies ist die poolunabhängige Abschlußwahrscheinlichkeit über alle Kunden. Die Gleichung ist zu erweitern, um zum Ausdruck zu bringen, daß w1 differenziert nach den Kundenpooltypen zu betrachten ist. Es ergibt sich: j' ∀ GKU _ PO j=1 j : w1 j = w1ist j p −1 = MAE (GKU _ PO jp −1 ∩ {RB i p −1 | URBist i p −1 > 0}) MAE (GKU _ PO jp −1 ∩ {RB i p −1 | ( URBplan i p −1 > 0 ∧ RB i p −1 ∈ GKU _ PO jp −1 )}) Dabei gilt: j′ w1 = ∑ (w1 j=1 j ⋅ MAE(KU _ PO j )) j′ ∑ MAE(KU _ PO ) j=1 j 518 Für den Fall, daß dennoch die Wahrscheinlichkeitswerte der vergangenen Perioden wp-2, ..., wp-n in die Betrachtung einbezogen werden sollen, kann dies über entsprechende zeitprognostische Modelle wie Gewichtungen, exponentielle Glättung, Konstruktion einer Verteilungsfunktion oder lineare Trendmodelle etc. erfolgen. 519 Um die Symbolik überschaubar zu gestalten, wird die Variable GKU_POj eingeführt, welche stellvertretend für die anderen, die Kundenpools spezifizierenden Variablen steht. GKU_PO teilt sich auf in KU_PO und PER_KU_PO, die über den Index j durchgängig numeriert sind. Damit gilt: GKU _ PO = KU _ PO ∪ PER _ KU _ PO . Es ist anzumerken, daß die Anzahl der im Index j abgebildeten Kundenpools entsprechend der im folgenden durchgeführten Sub-Klassifizierungen fortlaufend erweitert wird. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 137 Für die Bestimmung von w2 ergibt sich: n w2 = w2ist p −1 = ∑ URBist i =1 n i p −1 ∑ URBplan i =1 i p −1 Wiederum ist eine poolspezifische Differenzierung vorzunehmen. Somit ergibt sich:520 n j' ∀ GKU _ PO j : w 2 j = w 2ist jp−1 = j=1 ∑ (URBist i =1 n i p −1 ∑ (URBplan i =1 | RBi p −1 ∈ GKU _ PO jp −1 ) i p −1 | RBi p −1 ∈ GKU _ PO jp −1 ) Damit gilt für wj: j' ∀GKU _ PO j =1 j : w j = w1j ⋅ w 2 j = w1ist jp −1 ⋅ w 2ist jp −1 = n MAE(GKU _ PO jp −1 ∩ {RBi p −1 | URBist i p −1 > 0}) MAE(GKU _ PO jp −1 ∩ {RBi p −1 | ( URBplani p −1 > 0 ∧ RBi p −1 ∈ GKU _ PO jp −1 )}) ⋅ ∑ (URBist i =1 n i p −1 ∑ (URBplan i =1 | RBi p −1 ∈ GKU _ PO jp −1 ) i p −1 | RBi p −1 ∈ GKU _ PO jp −1 ) Zur Darstellung der vom Unternehmen beabsichtigten Verbesserungen, sind die Entwicklungsfaktoren ð1 und ð2 in Beziehung zu w1 und w2 einzuführen. Sie stellen die vom Unternehmen festzulegenden, anzustrebenden Steigerungen in der Abschlußhäufigkeit und -höhe je Kundenklasse dar. Diese Entwicklungsfaktoren überführen jeweils durch eine additive Verknüpfung die Wahrscheinlichkeiten w1 und w2 in die im Rahmen des Planungsmodells zu verwendenden Planabschlußwahrscheinlichkeiten.521 Für ð1 und ð2 gilt: ð1, ð2 ∈ [-1,1] unter den Nebenbedingungen 0 < w1j + ð1 < 1 0 < w2j + ð2 < 1 Neben der Kundenpoolzugehörigkeit ist als ein weiteres Differenzierungsmerkmal der Wahrscheinlichkeiten w1 und w2 die individuelle Transaktionshistorie eines Kunden zu berücksichtigen. Dazu sind als zusätzliche Dimension Klassen über die Kunden zu bilden, welche eine ähnliche Transaktionshistorie aufweisen. Zu prüfen ist jeweils, ob eine SubKlassifizierung der Pooltypen vorzunehmen ist, die sich aus signifikant unterschiedlichen 520 Der Vergleich von w1 und w1j respektive w2 und w2j ist insbesondere für die Ableitung von adaptiven Steuerungsimplikationen in Kapitel 5.3 relevant. Um den Bezug herzustellen, werden deshalb die Basiszusammenhänge zwischen w1 und w1j respektive w2 und w2j bereits an dieser Stelle diskutiert. 521 Dabei ist zu berücksichtigen, daß ð1 und ð2 auch einen negativen Wert annehmen können, wenn beispielsweise von einer Marktschrumpfung auszugehen und es bereits einen Erfolg bedeutet, ð1 und ð2 in diesem Fall im Beispiel-Intervall I = [-0,05;1] zu halten. 138 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Abschlußwahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit unterschiedlicher Muster in der Transaktionshistorie ergibt. Zur Klassenbildung ist als Ähnlichkeitskoeffizient das Score-Maß SCi* für einen Kunden i* zu entwickeln. Dabei ist zu beachten, daß dieser Ähnlichkeitskoeffizient sowohl für die in der Planungsperiode relevanten Bedarfsträger RBi als auch für die als nicht-relevant identifizierten zu bestimmen ist. Die Basis hierfür liefert die in Kapitel 5.1 entwickelte transaktionsorientierte Zustands-Möglichkeiten-Matrix. Diese ist in einem ersten Schritt um den potentiellen Erstkundenpool als Quelle zu reduzieren, da für diese Kunden per Definition keine unternehmensbezogene Transaktionshistorie vorliegt, welche in SCi eingehen könnte. Kern des Score-Maßes sind die zu bewertenden Übergangsrelationen scübi*,p der Perioden pn*max der transaktionsorientierten Zustands-Möglichkeiten-Matrix, welche jeweils mit Istwerten für die betrachteten Perioden p aufzustellen ist. Es ergeben sich somit n*max Matrizen, auf die jeweils ein Bewertungspunkteraster zu legen ist. Die Aufstellung des hier verwendeten Bewertungsrasters erfolgt unter Verwendung des folgenden Regel-Sets: 1. Sämtliche Übergangsrelationen, die in BES_KU_PO münden, sind positiv zu bewerten. 2. Das Ausmaß der positiven Bewertung für Übergangsrelationen, die in BES_KU_PO münden, hängt von der jeweiligen loyalitätsbezogenen Kundenbewertung ab. Diese kommt durch das Verhältnis ∆VGi zum Ausdruck. ∆VGi stellt eine Bewertungsgröße für die Loyalität des Kunden zu einem Unternehmen dar.522 3. Sämtliche möglichen Übergangsrelationen in den VER_KU_PO sind negativ zu bewerten. Damit wird berücksichtigt, daß es unter Plausibilitätsgesichtspunkten schwieriger ist, einen verlorenen Kunden wiederzugewinnen als einen Bestandskunden zu halten.523 Zudem wird dadurch letztendlich abgebildet, daß die Wahrscheinlichkeit der Kundenrückgewinnung weiter sinkt, je länger ein Kunde als verlorener Kunde gilt.524 4. Für die Kunden, welche sich als Variety Seeker525 verhalten, sind die Übergangsrelationen in ZUR_KU_PO in Abhängigkeit der Häufigkeit hZUR_KU_PO negativ zu bewerten. 522 Aus inhaltlichen Darstellungsgründen wird die Größe ∆VGi detailliert im Rahmen der Abweichungsanalyse in Kapitel 5.3.1.4 erläutert. 523 Vgl. Wilde, K. D./Hippner, H./Martin, S. (2002), S.14 ff. 524 An dieser Stelle ist zu berücksichtigen, daß sich mit zunehmender Zeitdauer ab einem kundenindividuellen Zeitpunkt dieser Effekt umkehrt, so daß irgendwann nach mehreren Perioden ein verlorener Kunde leichter wiederzugewinnen ist, da Vergessenseffekte auftreten. Dies hängt von der Dauer ab, wie lange ein verlorener Kunde überhaupt als Kunde zu betrachten ist. Denn nach einem gewissen Zeitraum kann davon ausgegangen werden, daß sich ein derartiger Kunde tendenziell eher wie ein potentieller Erstkunde verhält. In Versandhandelsunternehmen wird beispielsweise davon ausgegangen, daß ein Kunde, der länger als drei Jahre inaktiv war, als potentieller Neukunde gilt. Vgl. dazu Dallmer, H. (2002), S. 15. Für eine entsprechende Abbildung wären für die negativen Bewertungen jeweils unternehmensindividuelle Nebenbedingungen bezüglich ihrer Wirksamkeit zu berücksichtigen. In dieser Arbeit ist dies allerdings bereits bei der Poolzuordnung im Rahmen der Poolbildung implizit erfolgt. 525 Zum Begriff des Variety Seekers vgl. Pepels, W. (1998), S. 279. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 139 Auf Basis dieser Implikationen ist das Bewertungsraster zu bestimmen. Dazu ist eine positive Basisbewertung Pos und eine negative Basisbewertung Neg einzufügen (siehe Tabelle 15). BES_KU_PO Pos±∆VGi Pos±∆VGi Pos ER_KU_PO BES_KU_PO ZUR_KU_PO VER_KU_PO ZUR_KU_PO -hZUR_KU_PO VER_KU_PO Neg Neg Neg Neg - - Relation ist nicht definiert Tabelle 15: Bewertungsraster der transaktionsorientierten Zustands-Möglichkeiten-Matrix zur Klassenbildung nach individueller Transaktionshistorie Des weiteren wird berücksichtigt, daß eine Pool-Übergangsrelation, die weiter in der Vergangenheit liegt, weniger Relevanz für die geplante Kundenbearbeitung besitzt als eine aktuelle. Dies wird durch den Remanenzfaktor ßp der Periode zum Ausdruck gebracht, dessen Höhe negativ zur Anzahl der betrachteten Perioden |p-n*max| korreliert ist.526 Hier ist als Initialisierung ein linearer Zusammenhang anzunehmen.527 Für ß gilt somit: ßp ∈ [0;1] ß p = F(p) = − 1 ⋅ p − n * +1 p − n *max Für die Kunden ki ergibt sich jeweils als Score-Maß: i* p − n *max p − n *max i *=1 p =0 p =0 ∀ SC i* = ∑ (ß p ⋅ scüb i*,p ) = ∑ ((− 1 ⋅ p − n * + 1) ⋅ scüb i*,p ) p − n *max Auf Basis der Werte SCi* erfolgt die Clusterbildung nach der Transaktionshistorie. Dazu sind Bedingungen zu formulieren, um th Klassen Thj‘‘ zu erhalten. Dabei muß stets der Mittelwert der Werte SCi* der Kunden, die zu einem Cluster gehören, kleiner als die obere Schranke Cmax sein. Dies entspricht: i*' ∑ SC th ∀ SC j '' i* = i* i*|ki *∈Th j ' ' MAE (Th j '' ) < C max 526 Für n*max sind sämtliche Perioden der bisherigen Kundenbearbeitung einzubeziehen, sofern kein signifikanter Strukturbruch im grundsätzlichen Kundenverhalten vorliegt. Das ist jeweils von Experten einzuschätzen, und n*max ist entsprechend festzulegen. 527 Über die Anwendung von Testverfahren in Verbindung mit multivariaten Analyseverfahren kann dieser Funktionsverlauf weiter validiert werden. Dies verläßt jedoch den Fokus der Arbeit und würde lediglich zu marginalen Verbesserungen der Ergebnisqualität führen. 140 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Das ist gleichbedeutend mit der Bedingung, daß der Abstand der Werte SCi* zum Clusterzentrum cThj‘‘ zu minimieren ist. Für die partitionierende Clusterung zur Erzeugung von th Klassen Thi’’ für j’’ = 1, ..., th ergibt sich daraus als Zielfunktion: i *' ZF = ∑∑ j'' | SC i* − cTH j'' |2 → min! i *=1 Als Nebenbedingung muß weiterhin gelten, daß jeweils das arithmetische Mittel der Werte SCi* für Kunden, die nicht zur gleichen Klasse Thj‘‘ gehören, größer als die untere Schranke Cmin zu sein hat. Dies entspricht: i*' ∑ SC th i*|k ∈Th i j'' ∀ j '' i* i*' + ∑ SC i*|k i ∈Th j'' +1 i* MAE(Th j'' ∪ Th j''+1 ) > C min Auf Basis der nach der Transaktionshistorie gebildeten Klassen sind w1 und w2 weiter zu differenzieren. Es ergeben sich entsprechende Sub-Klassifizierungen. Des weiteren determinieren in besonderem Maße die Geschäfts- bzw. Servicevorfälle der After-Sales-Service-Phase nach der vom einzelnen Kunden zuletzt getätigten Transaktion die Abschlußwahrscheinlichkeiten w1 und w2. Normativ bedeutet dies, daß die Abschlußwahrscheinlichkeiten sinken, je häufiger sich ein Kunde beschwert bzw. die durchgeführten Serviceinteraktionen negativ beurteilt. Das ermöglicht die Bewertung des Verhaltens eines Kunden in der After-Sales-Service-Phase als letzte Interaktionsphase vor der neu anzubahnenden Transaktion. Dazu ist jeder der k‘‘ Kundenkontakte KKk‘ für die Kunden ki ∈ KU_POj in der After-SalesService-Phase durch den jeweiligen Bearbeiter zu bewerten. Um das Problem unterschiedlicher Skalierungseinschätzungen zu vermeiden, empfiehlt sich eine jeweils dreigliedrige, ganzzahlige Bewertung der positiven und negativen Kundenkontakte, so daß für alle KKk‘ gilt: KKk‘ ∈ {-3, -2, -1, 0, 1, 2, 3}. Die Bewertung HB(KK)i für den Kunden ki eines KU_POj der resultierenden Kontakthistorie im After-Sales-Service seit der letzten durch den Kunden getätigten Transaktion ergibt sich wie folgt:528 k '' HB( KK ) i = ∑ KK k' k '=1 528 Die Größe HB(KK)i ist synergetisch als Stornoindikator zur Stornoprävention einsetzbar. Wird deutlich, daß ab einem bestimmten negativen Wert die Kundenabwanderungsquote deutlich steigt, so sind zusätzliche fördernde Aktivitäten bei denjenigen Kunden einzuleiten, die in der Attributbewertung HB(KK)i knapp unter dem identifizierten Schwellwert liegen, damit sie diesen nicht überschreiten und die Wahrscheinlichkeit der Abwanderung deutlich steigt. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 141 Um einen Gesamtüberblick zur beschriebenen Stornosituation zu erhalten, bietet es sich in diesem Zusammenhang an, als entsprechenden Indikator einen Stornoindex SI zu bilden, der zusätzlich auf die einzelnen KU_POj heruntergebrochen werden kann. Daraus ergibt sich: n SI = ∑ HB(KK) i i =1 j' ∑ MAE(KU _ PO j ) j=1 j' SI = ∑ SI j ⋅ j =1 j =1 k' j' ∑ MAE(KU _ PO ) j j=1 ∑ MAE( KU _ PO ) , wobei j ∑ ( HB( KK ) i =1 i =1 k '=1 MAE ( KU _ PO j ) n ∀ SI j = = k '' ∑∑ KK j' j =1 j' n i | k i ∈ KU _ PO j ) MAE ( KU _ PO j ) n = k '' ∑∑ ( KK i =1 k '=1 k' | k i ∈ KU _ PO j ) MAE ( KU _ PO j ) Zur Klassenbildung ist das entstehende Kontinuum gleichmäßig aufzuteilen. Entsprechend der resultierenden Sub-Klassen sind w1 und w2 differenziert zu betrachten. Eine weitere wesentliche Implikation für die Bestimmung der Planabschlußwahrscheinlichkeiten ergibt sich aus den definierten Bearbeitungskostensätzen. Relevant ist hier, ob durch eine Veränderung des Bearbeitungskostensatzes eine signifikant andere Abschlußwahrscheinlichkeit erzielt werden kann. In diesem Fall besteht ein funktionaler Zusammenhang zwischen den Bearbeitungskostensätzen und den Planabschlußwahrscheinlichkeiten, ausgedrückt durch w(PKS). Da sich diese Zusammenhänge aus den zu erarbeitenden Adaptionsimplikationen des Vergleichs der entsprechenden Plan- und Istwerte ergeben, erfolgt die Darstellung der Prüfung der Signifikanz und der Art des jeweiligen Funktionszusammenhangs im Rahmen des Kapitels 5.3. Die bereits dargestellten Ausführungen bezogen sich auf Kunden, die für eine neue Kundenbearbeitung für die Folgeperiode in Frage kommen. Eine weitere notwendige Spezifikation hinsichtlich der Abschlußwahrscheinlichkeit stellen diejenigen Kunden dar, die zum Planungszeitpunkt bereits in Bearbeitung sind. Diese Kunden werden durch das Symbol ° gekennzeichnet. Die Kunden k°i befinden sich also in einer der definierten Prozeßphasen, deren Bearbeitung n der vorherigen Planungsperiode p-1 initiiert worden ist. Für die Kunden ki° ∈ KU_PO°j ergibt sich kanonisch, daß die Aktivierungsvariable in der Planungsperiode durchgängig den Wert “1“ annimmt und somit vernachlässigt werden kann.529 Die Abschlußwahrscheinlichkeit, ob der Kunden überhaupt etwas kauft, ist entspre529 Es bedeutet nicht zwangsläufig, daß für diese Kunden auch in der Planungsperiode p-1 die Aktivierungsvariable den Wert 1 angenommen hat. Für diese Kunden sollte die Bearbeitung fortgeführt werden, solange für die Aussichtslosigkeit eines Geschäftsabschlusses keine speziellen Gründe sprechen, die vom jeweiligen 142 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung chend nach oben anzupassen, da bereits Prozeßphasen vom Kunden durchlaufen worden sind, in denen er hätte abspringen können. Die Abschlußwahrscheinlichkeit der Höhe nach ist hiervon nicht betroffen, da von der Prozeßstufe keine unmittelbaren objektivierbaren Rückschlüsse auf das Kaufvolumen gezogen werden können. Zur Berücksichtigung dieses Aspektes, ist zunächst die bisher diskutierte prozeßübergreifende Wahrscheinlichkeit w1 ins Verhältnis zu den Abgangsrelationen in den VER_KU_PO während der einzelnen Prozeßstufen der Kundenbearbeitung zu setzen. Diese soll als Verfallfunktion modelliert werden, die sich vom Startwert 1 über die einzelnen Phasen auf w1 reduziert. Als ergänzendes Symbol ist die Abgangswahrscheinlichkeit in der Prozeßstufe abw(...) einzuführen.530 Für die elementaren Prozeßstufen ergeben sich somit die vier Größen abw(AN_I), abw(AN_B), abw(AN_A) und abw (AB_B), welche entsprechend der unternehmensindividuellen Granularität des Kundenbearbeitungsprozesses weiter angepaßt werden können. Dafür gilt die folgende Bedingung:531 w1 + abw(AN_I) + abw(AN_B) + abw(AN_A)+abw(AB_B) = 1 Wird die Übergangsrelation eines Kunden k°i von KU_PO in VER_KU_PO durch einen Pfeiloperator symbolisiert und das Eintreten dieses Ereignisses als Zeitpunkt aufgefaßt, so kann für abw(...) jeweils geschrieben werden: abw (AN _ I) = abw (AN _ B) = abw (AN _ A) = abw (AB _ B) = { MAE k °i ∈ GKU _ PO p −1 ∧ k °i ∈ VER _ KU _ PO ∧ k °i | (KU _ PO → VER _ KU _ PO) i ∈ [ t A AN _ I ; tE } AN _ I ] MAE(GKU _ PO p −1 ) { } AN _ B ; tE AN _ B ] AN _ A ; tE AN _ A ] AB _ B ; tE AB _ B ] MAE k °i ∈ GKU _ PO p −1 ∧ k °i ∈ VER _ KU _ PO ∧ k °i | ( KU _ PO → VER _ KU _ PO ) i ∈ [ t A MAE (GKU _ PO p −1 ) { MAE k°i ∈ GKU _ PO p −1 ∧ k°i ∈ VER _ KU _ PO ∧ k°i | (KU _ PO → VER _ KU _ PO)i ∈ [ t A } MAE(GKU _ PO p −1 ) { MAE k °i ∈ GKU _ PO p −1 ∧ k °i ∈ VER _ KU _ PO ∧ k °i | (KU _ PO → VER _ KU _ PO)i ∈ [ t A } MAE(GKU _ PO p −1 ) Vertriebsmitarbeiter individuell einzuschätzen wären. Für diese Kunden sind somit in der Planungsperiode für diesen Anwendungsfall keine Entscheidungen bezüglich der grundsätzlichen Bearbeitung mehr zu treffen. Sie sind jedoch aufzunehmen, da sie den Umsatzforecast für die Planungsperiode beeinflussen und wie in den Anforderungen an die Methode in Kapitel 2 spezifiziert worden ist, ein Entscheidungs- und Prognosemodell zu konzipieren ist. Für Kunden in aktueller Bearbeitung zum Planungszeitpunkt reduziert sich die Methode demgemäß von einer Entscheidungs- auf eine Prognosemethode. 530 Im Vorgriff sei angemerkt, daß die Abgangswahrscheinlichkeiten wesentliche Implikationen für die Abweichungsanalyse bezüglich notwendiger Verbesserungsmaßnahmen im Kundenbearbeitungsprozeß liefern. 531 Die Bestimmung der konkreten Werte erfolgt auf Basis der Istwerte der Vorperioden als naheliegendste Schätzwerte. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 143 Entsprechend der Prozeßphasen ist KU_PO°j in KU_PO°j(AN_I), KU_PO°j(AN_B), KU_PO°j(AN_A) und KU_PO°j(AB_B) aufzuspalten. Dann ergibt sich entsprechend der bisher angewendeten Notation für w1°j jeweils: w1° j (AN _ I) = w1j w1° j (AN _ B) = w1j + abw (AN _ I) w1° j (AN _ A) = w1j + abw (AN _ I) + abw (AN _ B) w1° j (AB _ B) = w1j + abw (AN _ I) + abw (AN _ B) + abw (AN _ A) Des weiteren ist ebenso wie bei der Gesamtwahrscheinlichkeit w1j der Entwicklungsfaktor ð1 zu berücksichtigen, um Planwerte für abw(...) und damit für w1° zu erhalten. Die Entwicklungsfaktoren sind dazu für die einzelnen Prozeßphasen zu planen und auf die jeweiligen Abgangswahrscheinlichkeiten zu projizieren. Dies erfolgt, indem die Entwicklungsfaktoren komplementär-additiv mit den Abgangswahrscheinlichkeiten verknüpft werden. Dabei ergibt sich kanonisch als Nebenbedingung für die Entwicklungsfaktoren: ð1(AN_I) + ð1(AN_B) + ð1(AN_A) + ð1(AB_B) = ð1 5.2.2.4 Konstruktion der Zielfunktion Ausgehend von der aufgestellten Informationsbasis, ist für die Planung des Einsatzes der Vertriebsressourcen eine Zielfunktion aufzustellen. Sie ist für den kontextspezifischen Betrachtungsfall jeweils auf die Unternehmensziele auszurichten. Neben dem allgemeinen Fall der Gewinnmaximierung als alleiniges Unternehmensziel für die Planungsperiode, müssen auch langfristig orientierte Nebenbedingungen, wie z. B. die anzustrebende Neukundengewinnungsquote, optional berücksichtigt werden können.532 Im folgenden wird die Zielfunktion schrittweise konstruiert. Dabei wird von der allgemeinen Gewinngleichung ausgegangen und die Implikationen aus der Bewertung der Kundenelemente bzw. der relevanten Bedarfsträger in die Zielfunktion eingebaut. Wie in den Anforderungen in Kapitel 2 dargestellt, sind die im Rahmen der Zielfunktion zu betrachtenden Stellgrößen die unterschiedlichen Alternativen des Einsatzes der zur Verfügung stehenden Vertriebsressourcen. Die Vertriebsressourcen werden durch das verfügbare Bearbeitungsbudget abgebildet. Dieses ist unter Berücksichtigung der analysierten Kundenbedarfe, Kaufwahrscheinlichkeiten sowie der geplanten Bearbeitungskostensätze und daraus resultierender Kundenprofitabilität zu verteilen. Die Zielfunktion dient der diesbezüglichen Entscheidungsfindung und liefert darauf aufbauend, eine differenzierte Erfolgsprognose. In der Basisform ergibt sich die Zielfunktion aus: ZF = U − K → max! 532 Das Ziel der Gewinnmaximierung (Extremumprinzip) impliziert, daß die Zielfunktion ebenso anwendbar ist, wenn ein Zielgewinn durch ein möglichst geringes Budget (Minimumprinzip) oder bei einem fest vorgegebenen Budget, ein möglichst hoher Gewinn erzielt werden soll (Maximumprinzip). Zum Extremum-, Minimum- und Maximumprinzip vgl. Schierenbeck, H. (1997), S. 3 - 5. 144 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Um dieses Maximierungsziel abzubilden, ist in der Zielfunktion die grundlegende, angenommene Wirkungskette zwischen den einzelnen betrachteten ökonomischen Größen einzubauen. Ein höheres Bearbeitungsbudget und damit höhere dem Kunden zugewiesene Prozeßbearbeitungskostensätze führt zu einer höheren Bearbeitungsintensität, welche dazu führen kann, daß die Werte für die betrachteten Abschlußwahrscheinlichkeiten steigen. Durch die multiplikative Verknüpfung der Abschlußwahrscheinlichkeiten mit den Größen URBi erhöht sich der prognostizierte Umsatz. Zur Initialisierung der Zielfunktion sind Startlösungen für die Wirkung der Prozeßbearbeitungskostensätze auf die Wahrscheinlichkeitswerte zu bilden, die durch Adaption kontinuierlich verbessert werden.533 Die Wirkung ist durch die im Rahmen der Adaptionsanalyse zu gestaltenden Instrumente - insbesondere der konzipierten Testverfahren - auf Signifikanz zu überprüfen und ggf. anzupassen.534 Zudem ist für alternative Höhen der gewählten Bearbeitungskostensätze zu untersuchen, inwieweit diese zu einer Verbesserung des ökonomischen Resultates führen. Eine Senkung oder Erhöhung von Prozeßbearbeitungskostensätzen kann sich auf Niveauanpassungen oder auf eine kunden- oder kundenpoolindividuelle Anpassung beziehen, so daß sich folgende mögliche Anpassungstypen ergeben (siehe Abbildung 32). Anpassungs typ PKS Niveauanpassung Abbildung 32: PKS Individual anpassung Niveau anpassung Individual anpassung Systematik möglicher Anpassungstypen der Prozeßbearbeitungskostensätze Die Umsetzung der dargestellten Wirkungskette erfolgt schrittweise über den Einbau der in den vorherigen Kapiteln aufgestellten Implikationen zunächst für die Umsatzgrößen sowie im Anschluß für die Kosten- und Wahrscheinlichkeitsgrößen. Die Umsatzwerte sind auf der Ebene der relevanten Bedarfsträger betrachtet worden, so daß diese Spezifikation auch in der Zielfunktion zum Ausdruck kommen muß. Sie sind auf der Kundenpoolebene zu aggregieren. 533 Die Entwicklung der Instrumente erfolgt in Kapitel 5.3. Zur Bestimmung der Startlösungen bietet es sich an auf Experteneinschätzungen zurückzugreifen und dabei ggf. bereits vorliegendes Datenmaterial einzubinden. 534 Das in Kapitel 5.3.2.1 entwickelte Testverfahren liefert Adaptionsbedarf für den Prozeßkostensatz hinsichtlich der Optimierung der Abschlußquote, während das in Kapitel 5.3.2.2 entwickelte Testverfahren Adaptionsbedarf für den Prozeßkostensatz bezüglich der Optimierung der Abschlußhöhe aufzeigt. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 145 Weiterhin sind die Kunden dahingehend zu unterscheiden, ob sie zum Planungszeitpunkt bereits in Bearbeitung sind, also sich im Intervall [tAAN_I;tEAB_B] befinden oder ihre Bearbeitung erst in der Planungsperiode initiiert wird. Entsprechend der bisherigen Symbolik ist somit U in URB + U° zu differenzieren. Dabei ist zu berücksichtigen, daß auch für diese in Bearbeitung befindlichen Bedarfsträger für die Planungsperiode ein Bedarf identifiziert worden sein kann, der zusätzlich zum bereits in der Vorperiode identifizierten Bedarf zu berücksichtigen ist. Dies bedeutet: j' n ZF = ∑∑ URBplan ij + U° − K → max! j=1 i =1 Da es sich um Plangrößen handelt, sind des weiteren jeweils die erwarteten Werte für die einzelnen Größen zu verwenden, entsprechend für die Umsatzwerte der erwartete Umsatz, der sich jeweils aus der multiplikativen Verknüpfung des im für den Kunden zu spezifizierenden U-Tupel festgehaltenen Umsatzwertes mit der zusammengesetzten Abschlußwahrscheinlichkeit ergibt. Dies bedeutet für die Zielfunktion: j' j' n n ZF = ∑∑ ( URBplan ij ⋅ w j ) + U° − K = ∑∑ ( URB ij ⋅ w1 j ⋅ w 2 j ) + U° − K → max! j=1 i =1 j' ZF = ∑ j=1 i =1 n ∑ j=1 i =1| k i ∈KU _ PO ° j j' ( URBplan ijp −1 ⋅ w1° j ⋅ w 2 j + URBplan ij ⋅ w j ) + ∑ n ∑ (URBplan j=1 i =1| k i ∉KU _ PO ° j ij ⋅w j)−K → max! 535 Um die aufzustellende Zielfunktion durch ein zu konzipierendes Verfahren optimierbar zu machen, ist als Aktionsvariable die Aktivierungsvariable akt_var einzuführen. Diese Aktivierungsvariable dient als Hilfsvariable, um abbilden zu können, für welche Kunden in der Planung eine vom Unternehmen initiierte Bearbeitung vorgesehen ist. In diesem ersten Schritt legt somit akt_vari fest, ob für einen Kunden ki in der Planungsperiode p dessen Bearbeitung aktiv eingeplant wird. Für akt_vari gilt somit: akt_vari ∈ {0;1}. Das bedeutet: akt _ vari = 0 → Bearbeitung des Kunden i ist aktiv vom Unternehmen nicht geplant akt _ vari = → Bearbeitung des Kunden i ist aktiv vom Unternehmen geplant akt _ vari = 1 535 Im folgenden wird für die multiplikative Verknüpfung zwischen w1°j und w2j vereinfachend w°j geschrieben. 146 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Wie bereits erläutert, gilt die Bedingung: n ∀ k i ∈ KU _ PO° j → akt _ vari = 1 536 i =1 Daraus ergibt sich als weitere Implikation für die Zielfunktion, wenn für den ersten Summenterm unter Verwendung des Erwartungswertoperators E zur übersichtlichen Vereinfachung das Symbol E°U als erwarteter Umsatz eingeführt wird, folgende Anpassung: j' j' n ZF = ∑ n ∑ E° U + ∑ j=1 i =1|k i ∈KU _ PO ° j ∑ (URBplan j=1 i =1|k i ∉KU _ PO ° j ij ⋅ w j ⋅ akt _ vari ) − K → max! Weiterhin muß eine Berücksichtigung des durch die Aktivierungsvariable hervorgerufenen Passivausschlusses erfolgen. Dies bedeutet, daß dennoch Kunden, für die keine Bearbeitung eingeplant worden ist, selbst initiiert an das Unternehmen herantreten und somit in den Kundenbearbeitungsprozeß eintreten können.537 Eine kundenbezogene Planung ist hier nicht möglich, vielmehr ist ein Ressourcenbudget vorzuhalten, damit die Umsatzpotentiale Urestplan dieser unerwarteten Kundenbearbeitung in seiner Gesamtheit genutzt werden können.538 Das bedeutet für die Zielfunktion: j' ZF = ∑ j' n ∑ E°U + ∑ j=1 i =1|k i ∈KU _ PO ° j j' ∑ j=1 i =1|k i ∉KU _ PO ° j n ∑ Urestplan j=1 i =1|k i ∉KU _ PO ° j ∧ akt _ vari = 0 n ∑ (URBplan ij ij ⋅ w j ⋅ akt _ vari ) + −K → max! Darüber hinaus ist die Größe K differenziert zu betrachten. Kanonisch ergibt sich, daß die im folgenden dargestellte differenzierte Betrachtungsweise für alle drei Umsatzsummenterme der Zielfunktion zu berücksichtigen ist. Zu unterscheiden sind die exogenen Fixkosten Kfix wie fixe Gemeinkosten sowie die aus den in Abhängigkeit der geplanten Umsätze in den Kostentypen abgebildeten, resultierenden Produktkosten K(./.) von den unmittelbar beeinflußbaren Kosten PKS der Kundenbearbeitung. K = K fix + K (. / .) + ∑ PKS Da im Rahmen des Modells auf die Kundenbearbeitung zu fokussieren ist und damit neben den Preisen die Kosten aus der Produktion der Leistung im Sinne der Anwendung der ceteris 536 Somit kann für diese Kunden akt_vari aufgrund seiner lediglichen Wirkung als neutrales Element vernachlässigt werden. 537 Daß diese Kunden nicht für eine aktive Bearbeitung vorgesehen sind, liegt z. B. darin begründet, daß der Erwartungswert des Umsatzes des Kunden, z. B. aufgrund einer relativ geringen Abschlußwahrscheinlichkeit, zu klein war, als daß ein Anteil der zur Verfügung stehenden Vertriebsressourcen für diesen Kunden eingeplant worden wäre. 538 Für die Unternehmenspraxis kann diese Restgröße mit Hilfe von Prognosemethoden, wie z. B. der exponentiellen Glättung, fortgeschrieben werden. Vgl. dazu auch Kapitel 3.2.1.2.2. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 147 paribus-Klausel539 konstant zu halten sind, ist Kfix als fixer, nicht-entscheidungsrelevanter Kostenbestandteil mit Plancharakter zu betrachten. Um vom geplanten Umsatz auf den Plangewinn zu schließen, sind diese en bloc zu subtrahieren. K(./.) sind als direkt zurechenbare Produktionskosten in Abhängigkeit des Umsatzes, in unmittelbare Beziehung zum geplanten Umsatz zu setzen, so daß U zum Deckungsbeitrag 1 (DB1) auf Produktbasis erweitert wird. Die Größen für PKS sind für zu aktivierende Kunden jeweils als in der Algorithmik des Planungsmodells variierbare Größen zu betrachten. Sie sind im Gegensatz zu K(./.) nicht durch die Wahrscheinlichkeit w zu nivellieren. Vielmehr beeinflußt - wie bereits herausgearbeitet ihre jeweilige Ausgestaltungsvariante, symbolisiert durch (L/M/H), die Abschlußwahrscheinlichkeit. Für die verbleibenden, nicht zu aktivierenden Kunden ist auf Aggregatebene der niedrigste Bearbeitungssatz anzusetzen, wenn nicht zusätzliche Informationen bezüglich einer differenzierten Betrachtung analog zu den zu aktivierenden Kunden vorliegen. Dies bedeutet für die Zielfunktion: PKS(i / H ) ZF = ∑ ( E°U − E°K (. / .)) + ∑ (( URBplan ij − K (. / .)) ⋅ w j (PKSi ( L / M / H ) )) − PKS(i / M ) ⋅ akt _ vari + ∑ ∑ j=1 i =1| k i ∈KU _ PO ° j j=1 i =1| k i ∉KU _ PO ° j PKS(i / L ) j' j' ∑ n n ∑ j=1 i =1| k i ∉KU _ PO ° j ∧ akt _ vari = 0 j' ( URBrestplan ij − K (. / .)) − n n ∑ PKS i =1|akt _ vari = 0 (i / L ) − K fix → max! Für die Zielfunktion sind Nebenbedingungen zu formulieren, um die Ausrichtung der Algorithmik und damit des Planungsmodells auf die ökonomischen Ziele des Unternehmens zu gewährleisten.540 Dabei sind folgende Typen an Nebenbedingungen zu unterscheiden, die im folgenden sukzessive entwickelt werden: 1. Budgetnebenbedingung 2. Kundenprofitabilitätsnebenbedingung 3. Strategische Nebenbedingungen Als Budgetnebenbedingung ist zu berücksichtigen, daß das zur Verfügung stehende Budget an Vertriebsressourcen nicht überschritten wird. Diese für die Unternehmenspraxis relevante Nebenbedingung kann durch die strategische Planung des Umsystems bezüglich der Gesamtvertriebskapazität aufgeweicht werden, indem Anpassungen in der Kapazität zugelassen werden. 539 Zur ceteris paribus-Klausel vgl. Woll, A. (1996), S. 16. 540 Die Nebenbedingungen sind optional ausgestaltbar, so daß aufgrund dieser Modularisierung die Lösbarkeit der Zielfunktion und damit die Anwendbarkeit des Planungsmodells nicht eingeschränkt ist, falls eine der Nebenbedingungen im Unternehmenskontext z. B. aus Datenbereitstellbarkeitsgründen in der Anfangszeit der Modellanwendung nicht sinnvoll ausgefüllt werden kann. 148 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung Die Nebenbedingung hierfür lautet: n ∑ PKS i /( L / M / H ) ≤ BU i =1 Die Kundenprofitabilitätsnebenbedingung ist einzubeziehen, wenn von der Annahme auszugehen ist, daß mit zunehmender Dauer der Kundenbeziehung die Kundenprofitabilität steigt. Diese Nebenbedingung ist über die in Kapitel 5.3.3. im Detail erläuterten Adaptionsimplikationen der Kundenloyalitätsanalyse entwickelte Termanpassung der PKS-Sätze zu berücksichtigen. Sie ergibt sich aus: ∀ ( U / K ) p* = (U / K)p (U / K) p p − n *max ∑ (U / K) p p ∀ PKS *i , p* = PKS i ⋅ (( U / K ) p* | p* = p) PKSi , Zudem muß, wie in den Anforderungen an das Modell in Kapitel 2 dargestellt, die Möglichkeit bestehen, weitere aus den Unternehmenszielen abgeleitete, optional ausgestaltbare strategische Nebenbedingungen zu berücksichtigen, die nicht aus der periodisierten Betrachtung der Kundenprofitabilität begründet werden können. Das betrifft insbesondere die Nebenbedingung bezüglich der angestrebten Neukundengewinnungsquote, welche nachfolgend entwickelt wird. Bei der Zielbestimmung im Bereich der Neukundengewinnung ist zu berücksichtigen, in welcher Menge Kunden des eigenen Unternehmens voraussichtlich in der kommenden Periode, z. B. aufgrund einer Insolvenz, den Markt verlassen werden. Diese Anzahl ABKU stellt einen Prognosewert dar und ist nicht auf Ebene der Kundenelemente voraussagbar. Würden sichere Informationen über einen Kunden vorliegen, daß dieser in der Folgeperiode den Markt verläßt, wäre dies jeweils bereits in der Bedarfsschätzung in Form von BU = 0 einbezogen worden. ABKU ist somit ein Prognosewert, der das über die Gesamtmenge der Kunden betrachtete Risiko bezüglich des Marktaustritts von Kunden abbildet. Dazu ist die Relation zwischen der Abgangsquote und der Lebenszeit541 LZ des Kundenelements einzubeziehen (1. Faktor der folgenden Produktgleichung) und auf die aktuellen Lebenszeiten der Kunden der Planungsperiode (2. Faktor der folgenden Produktgleichung) anzuwenden. Dies bringt die folgende Gleichung zum Ausdruck: ABKUp = LZmax ∑ LZ=1 MAE{k i ∈ AB _ KU _ PO ∧ LZi = LZ} ⋅ MAE{k i | LZi = LZ ∧ B U > 0} GES _ KU _ PO Um der Forderung zu entsprechen, die Marktposition zumindest zu halten, ist die Anzahl ABKUp zumindest an Neukunden aus dem PER_KU_PO zu gewinnen, so daß als Anspruch 541 Die Lebenszeit ist in diesem Zusammenhang als Dauer der Existenz des Kundenelements zu verstehen. 5.2 Konzeption des Planungsmodells zur Kundenbearbeitung 149 aus dieser ersten Implikation für die Neukundengewinnung folgende Gleichung formuliert werden kann:542 MAE{PER _ KU _ PO → ER _ KU _ PO}p ≥ LZ max ∑ LZ =1 MAE{k i ∈ AB _ KU _ PO ∧ LZi = LZ} ⋅ MAE{k i | LZi = LZ ∧ B U > 0} GES _ KU _ PO Zusätzlich ist der Entwicklungsfaktor ENKG für die Neukundengewinnung als Ausdruck der angestrebten Verbesserung im Rahmen der Neukundengewinnung zu bestimmen. Dieser ist in Abhängigkeit der Zielvorstellungen des Unternehmens zu definieren. ENGK ist als Anzahl neu zu gewinnender Kunden zu operationalisieren und als Entwicklungsfaktor in die Gleichung einzubauen. MAE{PER _ KU _ PO → ER _ KU _ PO}p ≥ LZmax ∑ LZ =1 MAE{k i ∈ AB _ KU _ PO ∧ LZi = LZ} ⋅ MAE{k i | LZi = LZ ∧ B U > 0} + ENGK GES _ KU _ PO Liegt Marktschrumpfung hinsichtlich der Anzahl an Kunden vor, also eine konzentrierende Marktsituation543, so kann ENGK auch einen negativen Wert annehmen, und es ist als Erfolg anzusehen, wenn nur das um die negative ENGK-Größe reduzierte Anspruchsniveau hinsichtlich der Neukundengewinnung erzielt wird.544 Zudem sind ggf. weitere strategische Nebenbedingungen, die nicht aus der einperiodischen Betrachtung der Kundenprofitabilität begründet werden können, in die Algorithmik über optionale Nebenbedingungen einzubauen, beispielsweise zu Zielen eines Kundenrückgewinnungsprogrammes oder bezüglich eines Kundenpools. Um die optimale Konstellation zu aktivierender Kunden zu bestimmen, kann die Technik der vollständigen Enumeration genutzt werden. Aus den unterschiedlich parametrisierten Durchläufen wird diejenige Konstellation als optimal ausgewählt, die unter Einbeziehung der Nebenbedingungen die Zielfunktion maximiert.545 Die Zielfunktion kann grundsätzlich durch eine vollständige Enumeration optimiert und damit gelöst werden. 542 Dieses Vorgehen entspricht wiederum der Anforderung einer markt- und bedarfsorientierten Planung. 543 Es kann durchaus sein, daß in einem solchen Fall sogar der Markt insgesamt wächst, wenn der Bedarfsschrumpfungseffekt aus der Anzahl vom Markt ausgetretener Kunden durch Bedarfssteigerungen bei den verbleibenden Kunden überkompensiert wird. 544 Das Phänomen der Marktschrumpfung betrifft auch die aus ABKUp resultierende Implikation bezüglich der Neukundengewinnung. Die jeweilige Konstellation ist dann kritisch zu hinterfragen und das aus ABKUp resultierende Anspruchsniveau bezüglich der Neukundengewinnung zu nivellieren. 545 Um den Aufwand der vollständigen Enumeration im Rahmen zu halten, können als Heuristik zusätzliche Regeln formuliert werden, welche den Lösungsraum hinsichtlich der Auswahl der Prozeßkostensätze und der Entscheidung über die Ausprägung der Aktivierungsvariable systematisch eingrenzen. Ebenso wäre zur Erhöhung der technischen Lösungsgeschwindigkeit die Anwendung eines Branch-and-Bound-Algorithmus denkbar. 150 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Wesentlich ist an dieser Stelle die Diskussion, wenn für die betrachtete Planungsperiode das zur Verfügung stehende Vertriebsressourcenbudget nicht ausreicht, um sämtliche profitable Kundenbeziehungen zu betreiben oder nicht genügend profitable Kundenbeziehungen identifiziert worden sind. Dabei muß die Zielfunktion lösbar bleiben. Ansonsten sind die Anforderungen an den Nebenbedingungen zu nivellieren. Alternativ können für die skizzierten Problemsachverhalte unterschiedliche Zielerreichungsgrade der einzelnen Lösungen miteinander verglichen werden, wobei die Lösung, die auf Basis einer Bewertungssystematik für die resultierenden Parameter zu höchsten Zielerreichungsgrad führt, als die für das Unternehmen umzusetzende anzusehen ist. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 5.3.1 Abweichungsanalyse in der Kundenbearbeitung Im Rahmen der Abweichungsanalyse in der Kundenbearbeitung wird das Ausmaß der von den festgelegten Zielvorgaben divergierenden Attributausprägungen in bezug auf die verschiedenen Beschreibungsdimensionen zur Charakterisierung von Kundenelementen bestimmt. Die Identifikation und Zuordnung von Planabweichungen bildet die Voraussetzung für eine darauf aufbauende Konzeption für adaptive Kontrollaktivitäten in der Kundenbearbeitung. Unter Verwendung eines Top-Down-Ansatzes dienen die Transaktionsstatus- und die Initiierungsdimension der geplanten Kundenbearbeitung als Systematisierungsraster, um primäre Analysetypen zu bestimmen. Diese Typen bilden den Ausgangspunkt der weiteren Analyseschritte. So ist darauf aufbauend, für jeden Primärtyp der Analyseinhalt zu spezifizieren und im Detail die jeweiligen Analysedimensionen und die anzuwendende Analysesystematik festzulegen. Der Transaktionsstatus definiert, ob ein Kundenelement in der betrachteten Periode unabhängig von seiner Höhe eine Transaktion mit dem Unternehmen getätigt hat oder nicht. Dabei ist entsprechend des zugrunde liegenden Initiierungsstatus zu unterscheiden, ob die bearbeiteten Kundenelemente für eine aktive Bearbeitung vorgesehen waren oder ob sich das Unternehmen passiv in bezug auf die Initiierung der Kundenbearbeitung verhielt. Bei dieser Aufspannung des Analyseraumes können vier primäre Analysetypen (PAT I - IV), wie in Abbildung 33 aufgeführt, unterschieden werden. Jeder der in der betrachteten Periode in Bearbeitung befindlichen Bedarfsträger kann dabei entsprechend seiner Merkmalsausprägungen genau einem Primäranalysetyp zugeordnet werden. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 151 Transaktionsdurchführung in Betrachtungsperiode Ja Nein Primärer Analysetyp I Primärer Analysetyp III Primärer Analysetyp II Primärer Analysetyp IV Initiierungsrichtung der Bearbeitung Aktiv Passiv Abbildung 33: Typen der Primäranalyse Den Typen PAT I und II werden die Kundenelemente zugeordnet, die mit dem Unternehmen in der betrachteten Periode eine Transaktion durchgeführt haben. Somit gilt für diese Elemente jeweils Bu > 0 bzw. UIST > 0. Da für die Kundenelemente des PAT I eine aktive Bearbeitung vorgesehen war und somit entsprechende finanzielle Planwert existieren, ergibt sich die inhaltliche Analyse aus der Betrachtung von Plan-Ist-Abweichungen in bezug auf Umsatzbzw. Deckungsbeitrags-, Bedarfs- und Kostengrößen. Eine ähnlich gestaltete inhaltliche Ausrichtung der Analyse ist auch bei der Betrachtung von PAT II vorzunehmen. Dabei ist jedoch einzubeziehen, inwieweit diese Kundenelemente in der Bearbeitungsplanung überhaupt berücksichtigt worden sind. Da bei PAT III und IV nur Kundenelemente betrachtet werden, die keine Transaktion mit dem Unternehmen getätigt haben (Bu = 0 bzw. UIST = 0), liegt der Analysefokus entsprechend auf der Ursachenanalyse sowie der kostenseitigen Betrachtung der in Anspruch genommenen Bearbeitungsprozesse. 5.3.1.1 Basisinformationen der Primäranalysetypen Die Pools PAT_I_PO546 und PAT_III_PO beinhalten diejenigen relevanten Bedarfsträger, die für eine aktive Kundenbearbeitung im Rahmen der Planung bestimmt sind. Die Pools PAT_II_PO und PAT_IV_PO enthalten Bedarfsträger, für die zwar keine geplante Bearbeitung vorgesehen wurde, die jedoch auf eigene Initiative in den Bearbeitungsprozeß eingetreten sind. Entsprechend lassen sich für diese beiden letztgenannten Pools drei initiierungsbezogene Eintrittsszenarien, wie in Abbildung 34 dargestellt, charakterisieren. Szenario 2 umfaßt die Kundenelemente, für die kein Bedarf in der betrachteten Periode ermittelt worden ist. 546 Die Kundenelemente, die einem Primäranalysetyp zugeordnet werden, sollen im folgenden als Elemente des Mengensystems PAT_PO gelten. Das einem Kundenelement zugeordnete Attribut Primäranalysetyp bestimmt somit entsprechend seiner Ausprägung die Zugehörigkeit des Kundenelements zu dem entsprechenden Element des Pools PAT_PO (PAT_PO = {PAT_I_PO, PAT_II_PO, PAT_III_PO, PAT_IV_PO}). 152 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung In Szenario 3 sind die Kundenelemente enthalten, die im Rahmen der Planungsalgorithmik nicht für eine Bearbeitung aktiviert wurden. Bedarfsträger, die dem Unternehmen bisher noch nicht bekannt waren, werden Szenario 4 zugeordnet. Die Kundenelemente des Szenarios 1 stellen dabei die Inputelemente für den geplanten Kundenbearbeitungsprozeß dar, die der Szenarien 2 bis 4 bilden die Restgröße, für die keine unternehmensaktive Initiierung im Bearbeitungsprozeß eingeplant worden ist. Initiierungsrichtung Charakterisierung der zugehörigen Kundenelemente: der Bearbeitung: Aktiv Passiv Eintrittsszenario: Initiierungsaktive Bearbeitung geplant: Bi | Bi ∈ B_POpositiv ∩ (Einstiegspool = Unt_Akt_Pas_Po1 ∪ Unt_Akt_Akt_Po1) ∧ akt_vari = 1 1 Keine Bearbeitung geplant, Initiierung erfolgte durch Kunden: Bi | Bi ∈ B_PO∅ ∩ (Einstiegspool = Kund_Akt_Pas_Po1 ∪ Kund_Akt_Akt_Po1) 2 Bi | Bi ∈ B_Popositiv ∩ (Einstiegspool = Kund_Akt_Pas_Po1 ∪ Kund_Akt_Akt_Po1) ∧ akt_vari = 0 3 Banonym Inputelemente für: Pas_PO0→1 Plan Inputelemente für: Pas_PO0→1 Rest 4 Abbildung 34: Initiierungsbezogene Eintrittsszenarien für Kundenelemente der PAT-Pools Die Menge der Kundenelemente, die einem Primäranalysetyp zugeordnet wurden, läßt sich in einem ersten Schritt durch die drei Beschreibungsattribute Anzahl der Kundenelemente, verursachte Kostenhöhe und erzielte Umsatzhöhe näher charakterisieren (Siehe Tabelle 16). Basisattribut Umsatz Kosten Anzahl der Kundenelemente PAT_I_PO UPAT_I_PO KPAT_I_PO MAE(PAT_I_PO) PAT_II_PO UPAT_II_PO KPAT_II_PO MAE(PAT_II_PO) PAT_III_PO __ KPAT_III_PO MAE(PAT_III_PO) PAT_IV_PO __ KPAT_IV_PO MAE(PAT_IV_PO) PAT-Pool Tabelle 16: Basisattribute der Primäranalysetypen Durch die Spezifikation von Relationen zwischen den Attributausprägungen der einzelnen Pools lassen sich aggregierte Steuerungsinformationen ableiten. Mit Hilfe der Transaktionsquote (TAQ) läßt sich ermitteln, wie hoch der Anteil der Kundenelemente in den einzelnen Eintrittszenarien ist, die tatsächlich eine Transaktion getätigt haben. Dabei kann zwischen ei- 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 153 ner geplanten Bearbeitung (Szenario 1) und einer Restgröße (Szenario 2, 3, 4) unterschieden werden. Die Ermittlungsvorschriften ergeben sich dazu wie folgt: TAQ aktiv Plan = MAE(PAT _ I _ PO) MAE(PAT _ I _ PO) + MAE(PAT _ III _ PO) TAQ passiv Re st = MAE(PAT _ II _ PO) MAE(PAT _ II _ PO) + MAE(PAT _ IV _ PO) Diese aggregierte Informationsbasis liefert zwar einen Beitrag für die deskriptive Bestimmung der finanziellen Erfolgsposition des Unternehmens und gibt einen Überblick über die absatz-, kosten- und anzahlmäßige Verteilung gemäß der primären Analysetypen, bietet jedoch nicht die Möglichkeit, zukünftig relevante Handlungsimplikationen mit konkreten Kunden- bzw. Kundengruppenbezug abzuleiten.547 Deshalb ist es in einem zweiten Schritt notwendig, die Analysemodelle für die einzelnen Primäranalysetypen entsprechend zu gestalten. 5.3.1.2 Deckungsbeitrags-/Kosten-Analyse Für die Kundenelemente des PAT_I_PO ist in einer Abweichungsbilanz festzuhalten, inwieweit Differenzen zwischen den aktuellen Plandeckungsbeitrags- bzw. Plankostenwerten und den aktuellen Istdeckungsbeitrags- bzw. Istkostenwerten bestehen.548 Dabei sind die möglichen existierenden Abweichungsmuster einem von neun möglichen Abweichungstypen entsprechend Abbildung 35 zuzuordnen.549 Für die bei den Abweichungstypen (2, ...) und (..., 2) bestehenden Gleichheitsrelationen sind Schwellenwerte zu definieren, bei deren Überschreitung die Gleichheitsrelationen nicht mehr erfüllt sind und somit analyserelevante Abweichungen zwischen Plan- und Istwert existieren.550 Die Gleichheitsrelation zwischen Plan- und Istwert gilt dabei als erfüllt, wenn der aktu- 547 Die finanziellen Informationen dieser Aggregationsebene ermöglichen lediglich Vergleiche zwischen vorgegebenem und realisiertem Gesamtumsatz sowie den Gesamtkosten in der Kundenbearbeitung. 548 Aufgrund der in Kapitel 5.2.2.4 dargestellten Beziehung zwischen Umsatz und den in direkter Abhängigkeit stehenden Produktkosten, wird im folgenden auf den Produktdeckungsbeitrag (DB1 = U - K(./.)) als analyserelevante Größe abgestellt. Da sowohl Preis der Leistung als auch Herstellungskosten der Leistung als exogen vorgegebene Größen betrachtet werden, kann über den Deckungsbeitrag auf Produktbasis direkt auf die Menge der abgesetzten Leistung geschlossen werden und umgekehrt. 549 Die Abweichungstypen lassen sich durch kombinatorische Verknüpfung der betrachteten Ist-Analysegrößen Produktdeckungsbeitrag und Bearbeitungskosten im Vergleich mit ihren jeweiligen möglichen planbezogenen Attributausprägungen (größer, kleiner, gleich) ermitteln: (DB↑, K↑), (DB↑, K↓), (DB↑, K=), (DB↓, K↑), (DB↓, K↓), (DB↓, K=), (DB=, K↑), (DB=, K↓), (DB=, K=). Die Größe K wird dabei als vereinfachter Ausdruck für die Prozeßkosten der Kundenbearbeitung (PKS) verwendet. 550 Die explizite Festlegung dieser Schwellenwerte richtet sich dabei nach dem unternehmensindividuellen Anspruchsniveau an das Steuerungssystem sowie der wirtschaftlichen Relevanz. Sie können sowohl absolut als auch relativ in bezug zur Basisgröße definiert werden. 154 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung elle Wert für DBIST im Intervall [DBPLAN - αDB; DBPLAN + αDB] sowie der aktuelle Wert für KIST im Intervall [KPLAN - αK; KPLAN + αK] liegt.551 KPLAN/KIST-Relation KPLAN < KIST KPLAN = KIST 3 2 KPLAN > KIST 1 DBPLAN/DBIST-Relation DBPLAN < DBIST 1 Abweichungstyp (1, 3) Abweichungstyp (1, 2) Abweichungstyp (1, 1) DBPLAN = DBIST 2 Abweichungstyp (2, 3) Abweichungstyp (2, 2) Abweichungstyp (2, 1) DBPLAN > DBIST 3 Abweichungstyp (3, 3) Abweichungstyp (3, 2) Abweichungstyp (3, 1) - Einseitig-neutraler Korridor - Zweiseitig-neutraler Bereich Kundenelement-Ebene Transaktionspool-Ebene Abbildung 35: Portfolio der Deckungsbeitrags-/Kosten-Abweichungstypen Die Profitabilität der periodisierten Kundenbeziehung wird bei diesem Ansatz durch die Dimensionen Deckungsbeitrag und Bearbeitungskosten bestimmt.552 Als Erfolgsgröße zur Bestimmung der Profitabilität dient hier der Deckungsbeitrag, der sich nach Abzug der Bearbeitungskosten von DB1 ergibt. Diese Größe stellt im Rahmen der bereits in Kapitel 3.2.3.1.2 skizzierten Deckungsbeitragsbetrachtung den Deckungsbeitrag auf zweiter Ebene (DB2) dar.553 Es gilt: DB2 = DB1 - K. In der Dimension Deckungsbeitrag wirken Abweichungen über den Planwert positiv, Abweichungen unterhalb des Planwertes negativ auf die Profitabilität. Bei Betrachtung der Bearbeitungskosten tragen umgekehrt Abweichungen über den Planwert negativ und Abweichungen unterhalb des Planwertes positiv zur Profitabilität bei. Aus den Abweichungstypen, die auf Basis der Deckungsbeitrags-/Kostenabweichung jeweils die gleiche Veränderungsrichtung der Profitabilität aufweisen, ergibt sich wie aus Abbildung 36 ersichtlich, der Profitabilitätspfad mit steigendem Niveau ((3, 3) → (2, 2) → (1, 1)). Neben dieser Konstellation sind die Typen zu unterscheiden, bei denen die Abweichung nur innerhalb 551 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird im folgenden bei der Betrachtung der Plan-Ist-Abweichungen unterstellt, daß die für die Abweichungsanalyse verwendeten Planwerte diese Abweichungsbereinigung bereits beinhalten. 552 Die Profitabilität beschreibt den Wertezuwachs aus der Kundenbearbeitung für das Unternehmen. 553 DB2 stellt die Wertgröße dar, aus der sich nach Abzug weiterer Kostenpositionen des Unternehmens der resultierende Unternehmensgewinn ergibt. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 155 einer Profitabilitätsdimension entweder bei Deckungsbeitrag oder Bearbeitungskosten besteht.554 Je nach Wirkungsrichtung dieser Abweichung können direkte Aussagen über die Veränderung gegenüber der Planprofitabilität getroffen werden. Bei den Abweichungstypen, deren Abweichungen im Bereich Deckungsbeitrag und Bearbeitungskosten entgegengesetzt auf die Profitabilitätswirkung gerichtet sind (Typ: (1, 3), (3, 1)), ergeben sich Kompensationseffekte, die verhindern, daß die Wirkung in bezug auf die Planprofitabilität nicht direkt aus der Abweichungsrichtung zu ermitteln ist, sondern nur aus dem Gesamteffekt beider Größenabweichungen bestimmt werden kann.555 KPLAN/KIST-Relation KPLAN < KIST KPLAN = KIST KPLAN > KIST 3 2 (+, -) (+, o) DBPLAN/DBIST-Relation DBPLAN < DBIST 1 DBPLAN = DBIST 2 1 hoch (+, +) (o, -) (o, o) DBPLAN > DBIST 3 niedrig (-, -) (-, o) (o, +) (-, +) Kundenelement-Ebene Transaktionspool-Ebene o + - - Steigendes Niveau der Profitabilität - Profitabilitätsniveau mit möglichen Substitutionseffekten - Keine Abweichung zum Zielwert der Plangröße - Positive Abweichung zum Zielwert der Plangröße - Negative Abweichung zum Zielwert der Plangröße Abbildung 36: Profitabilitätsnivellierung bei Deckungsbeitrags-/Kosten-Abweichungstypen Die absolute Abweichung zum Zieldeckungsbeitrag DB2 ergibt sich dabei aus ∆DB2 = DB2/IST - DB2/PLAN = DB1/IST - KIST - DB1/Plan - KPLAN. Eine positive Abweichung + ∆DB2 kann nur bei den Abweichungstypen (1, 1-3) sowie (1-3, 1) existieren. Die Möglich- keit einer negativen Abweichung -∆DB2 besteht hingegen exklusiv bei den Typen (1-3, 3) und (3, 1-3). Die Typen (1, 3) und (3, 1) gehören beiden Gruppen von gerichteten Abweichungstypen an und nehmen somit eine Zwitterstellung ein.556 Die eindeutige Zuordnung kann 554 Die vier möglichen Typen bilden die Elemente des einseitig neutralen Korridors in Abbildung 35. 555 Gleiches gilt für die Typen des neutralen Korridors in bezug zur Vorteilhaftigkeit einzelner Typen, die sich auf dem grundsätzlich gleichen Profitabilitätsniveau befinden. 556 Im Falle eines vollständigen Ausgleichs zwischen Deckungsbeitrags- und Kostenabweichung ergibt sich für diese Typen zusätzlich die Möglichkeit, eine neutrale Stellung einzunehmen. 156 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung infolge der möglichen Kompensationseffekte nur im Einzelfall unter Zugrundelegung konkreter Instanzierungen erfolgen. Die Bestimmung der Gesamtabweichung über alle Kundenelemente des PAT_I_PO geschieht über: ∆DB 2 / PAT _ I _ PO = n ∑ (DB 1 / IST / i K i |K i ∈PAT _ I _ PO − K IST / i − DB1 / PLAN / i − K PLAN / i ) . Diese Kenngröße gibt Aufschluß über den periodischen Vertriebserfolg im Bereich der aktiven Kundenbearbeitung bei Kundenelementen, die eine Transaktion getätigt haben. Aufgrund des aggregierten Charakters dieser Größe, besteht selbst bei Erreichen des Zielwertes für den Gesamtdeckungsbeitrag 2 des PAT_I_PO die Notwendigkeit, mögliche Kompensationseffekte zwischen den Transaktionspooltypen oder auch auf der Ebene von Kundenelementen zu betrachten. Dieses Vorgehen erlaubt es, bestehende Abweichungstendenzen bereits zu identifizieren, bevor sich beispielsweise Ergebnisverschlechterungen auf der aggregierten Gesamtebene nachhaltig auswirken. Die Zusammensetzung der Gesamtabweichung aus den Abweichungen der einzelnen Transaktionspooltypen ergibt sich dabei aus:557 5 ∆DB 2 / PAT _ I _ PO = ∑ ∆DB 2 / j j=1 mit: ∆DB 2 / j = n ∑ (DB 1 / IST / i K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩GE _ KU _ PO j − K IST / i − DB1 / PLAN / i − K PLAN / i ) Die Aufspaltung von ∆DB2/j in seine Teilabweichungen in bezug zum Deckungsbeitrag 1 und zu den Bearbeitungskosten stellt sich wie folgt dar: ∆ DB 2/ j = ∆ DB 1 / j − ∆ K j = n ∑ ( DB 1 / IST / i k i | k i ∈ PAT _ I _ KU _ PO ∩ GE _ KU _ PO − DB 1 / PLAN j /i )− n ∑ (K −K IST / i PLAN / i k i | k i ∈ PAT _ I _ KU _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ) Für die Bestimmung der Kompensationseffekte innerhalb der abgeleiteten Teilabweichungen ergeben sich die nachstehenden Differenzierungen:558 − ∆DB1 / j = +∆DB1 / j + ∆DB1 / j ∆K j = + ∆K j + − ∆K j 557 Da Kundenelemente des VER_KU_PO infolge ihrer nicht durchgeführten Transaktion keine Elemente des PAT_I_PO sind, wird dieser Transaktionspool bei den nachfolgenden Betrachtungen nicht berücksichtigt. Er bildet Gegenstand der Analyse bei PAT III. 558 Die Symbolik +∆ und -∆ bezieht sich auf die profitabilitätsbezogene Vorteilhaftigkeit der Abweichung und nicht primär auf die Abweichungsrichtung, so daß im Fall einer Kostenabweichung bei (KIST - KPLAN) < 0 die Abweichung in bezug zum Kostenziel zwar negativ ist, jedoch eine positive Profitabilitätswirkung besitzt und somit mit +∆ gekennzeichnet wird. Nur bei der Abweichung für DB1 sind beide Argumentationslinien gleichgerichtet. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung mit: + − ∆DB1 / j = ∆DB1 / j = 157 mit: n ∑ (DB1 / IST / i − DB1 / PLAN / i ) + K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ∧ ( DB1 / IST / i − DB1 / PLAN / i ) > 0 n ∑ (DB1 / IST / i − DB1 / PLAN / i ) K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ∧ ( DB1 / IST / i − DB1 / PLAN / i ) < 0 − ∆K j = ∆K j = n ∑ (K − K PLAN / i ) IST / i K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩GE _ KU _ PO j ∧ ( K IST / i − K PLAN / i ) < 0 n ∑ (K − K PLAN / i ) IST / i K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ∧ ( K IST / i − K PLAN / i ) > 0 Das Ausmaß der oben dargestellten Kompensationseffekte läßt sich über den Kompensationsfaktor KF∆DB1 bzw. KF∆K ausdrücken. Er gibt an, zu wieviel Prozent der im Ergebnis dominierende Abweichungseffekt durch einen entgegengesetzt gerichteten Abweichungseffekt kompensiert wurde.559 Besitzen diese Abweichungseffekte die gleiche Höhe gilt: KF = 1. In diesem Fall findet eine vollständige Kompensation statt. Der Kompensationsfaktor stellt auf der Wertebene den Bewertungsmaßstab dar, mit dem sich das Ausmaß der Konzentration der Kundenelemente eines Transaktionspools bezüglich der Zugehörigkeit zu den gerichteten Abweichungstypen getrennt nach Deckungsbeitrag 1 und Bearbeitungskosten bestimmen läßt.560 Entsprechend der zuvor eingeführten Schwellenwerte wird sichergestellt, daß nur analyserelevante Abweichungen in die Betrachtungen einbezogen werden. Die formalen Ermittlungsvorschriften zur Berechnung des Kompensationsfaktors in bezug zu den Teilabweichungen bei Deckungsbeitrag 1 und den Bearbeitungskosten lauten: + | − ∆DB1 / j | − | ∆DB1 / j |>| ∆DB1 / j |, + | ∆DB1 / j | KF∆DB1 / j ( +∆DB1 / j , −∆DB 2 / j ) = | + ∆DB1 / j | sonst , | − ∆DB | 1/ j + | − ∆K j | − | ∆K j |>| ∆K j |, + | ∆K j | + − KF∆K j ( ∆K j , ∆K j ) = | + ∆K j | sonst , | − ∆K | j 559 Im Rahmen eines Managementreportings stellt KF eine aufbereitete Zusatzinformation über die Abweichungssituation dar, ohne das sich das Management mit den einzelnen Kompensationseffekten der Teilabweichungen im Detail auseinandersetzten muß. 560 Die Stärke der Konzentration kann dabei zwischen einer exakten Gleichverteilung bei zwei entgegengesetzt gerichteten Gruppen von Abweichungstypen (KF = 100%) und einer vollständigen Konzentration auf eine Gruppe von gerichteten Abweichungstypen (KF = 0%) schwanken. 158 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Zwischen den Teilabweichungen aus ∆DB2/j und dem Kompensationsfaktor bestehen dabei die folgenden Beziehungen: | + ∆DB1 / j |>| − ∆DB1 / j |, (1 − KF∆DB1 / j ) ⋅ +∆DB1 / j ∆DB1 / j (KF∆DB1 / j ) = − sonst , (1 − KF∆DB1 / j ) ⋅ ∆DB1 / j | + ∆K j |>| − ∆K j |, (1 − KF∆K j ) ⋅ +∆K j ∆K j (KF∆K j ) = − sonst , (1 − KF∆K j ) ⋅ ∆K j Werden die im Portfolio der Abweichungstypen abgebildeten Kundenelemente nach ihrer Transaktionspoolzugehörigkeit gruppiert, wie dies beispielhaft in Abbildung 37 dargestellt ist, lassen sich bereits durch die mengenmäßige Verteilung der Kundenelemente auf die einzelnen Abweichungstypen gruppenspezifische Abweichungsmuster identifizieren. Die sich daraus ergebenden Analyseschwerpunkte sind um so eindeutiger zu bestimmen, je stärker sich die Verteilung der Kundenelemente im ersten Schritt auf die Gruppe der positiv oder negativ gerichteten Abweichungstypen und im zweiten Schritt auf einzelne Abweichungstypen innerhalb dieses gerichteten Abweichungsmusters konzentriert. Bei einer reinen wertmäßigen Abbildung der Kundenelemente auf Transaktionspoolebene gehen jedoch Informationen aufgrund möglicher Kompensationseffekte verloren. Es besteht die Gefahr, mögliche systematische Fehlerquellen in bezug auf einen oder mehrere Transaktionspooltypen nicht zu identifizieren.561 Demzufolge sind die Konzentrationsmaße auf Wertebene um Bewertungsmaßstäbe auf Ebene der Kundenelemente zu ergänzen. Bei Nutzung des Abweichungsportfolios zur Darstellung der Abweichungssituation lassen sich sowohl die Verteilungsaspekte auf der Ebene der einzelnen Kundenelemente als auch die wertmäßigen Abweichungseffekte auf Transaktionspoolebene sowie auf Ebene der einzelnen Kundenelemente durch ihre Positionierung innerhalb eines Quadranten, wie in Abbildung 37 abgebildet, verdeutlichen.562 561 So können in Abhängigkeit von der absoluten Hohe der Abweichung eine positiv zu wertende Kostenabweichung, verursacht durch ein Kundenelement mit hohem Plankostensatz, durch negativ zu bewertende Kostenüberschreitungen bei vielen Kundenelementen mit relativ geringen Plankostensätzen insgesamt noch zu einem positiven +∆Kj führen. Der somit möglicherweise vorliegende systematische Fehler im Bereich der Kundenbearbeitung bei bestimmten Kundenelementen, wird durch die rein wertmäßige Darstellung verschleiert. Das Erkennen von Fehlentwicklungen hängt bei diesem Vorgehen von der „zufälligen“ Zusammensetzung der Kundenstruktur ab. 562 Das Portfolio ist somit nicht nur zur eigentlichen Modellbildung für die Bestimmung der möglichen Abweichungstypen sowie ihrer Analyse, sondern auch als managementorientiertes Visualisierungsinstrument geeignet. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 159 KPLAN/KIST-Relation KPLAN < KIST KPLAN = KIST KPLAN > KIST 3 Abweichungsbereich +∆DB2 2 +∆DB1 1 +∆DB1 +∆DB1 Abweichungsbereich -∆DB2 DBPLAN < DBIST 1 -∆K +∆K DBPLAN = DBIST 2 +∆K -∆K DBPLAN > DBIST 3 DBPLAN/DBIST-Relation -∆DB1 -∆DB1 Abweichungsbereich +∆DB2 Abweichungsbereich -∆DB2 - Kundenelement des PAT_I_PO - Kundenelemente eines Transaktionspools - Skalierte Abweichung zum Zielwert der Plangröße - Transaktionspool (bei Zuordnung über Wertgrößen) - Linie der vollständigen Kompensation (∆DB2 = 0) Abbildung 37: Abbildung von Kundenelementen im Abweichungstypen-Portfolio Als Mächtigkeitsmaß zur Bewertung der Abweichungen in bezug auf die Anzahl der innerhalb eines Transaktionspools betroffenen Kundenelemente wird an dieser Stelle der Verteilungsfaktor (VF) eingeführt. Im ersten Schritt wird über VF1 die Menge der Kundenelemente, bei denen überhaupt Abweichungen bestehen, ermittelt. Dazu werden diese Kundenelemente in Beziehung zur Gesamtmenge, also den Kundenelementen mit und ohne Abweichung, gesetzt. Die Bestimmung von VF1, getrennt nach Abweichungen im Bereich Deckungsbeitrag 1 und Kosten für jeden Transaktionspool, erfolgt dabei formal über: 5 ∀ VF j=1∀ 1 / ∆DB1/ j 5 ∀ VF j=1∀ 1 / ∆K j = = MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ∧ k i | (DB1 / IST / i − DB1 / Plan / i ) ≠ 0} MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j } MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ∧ k i | (K IST / i − K Plan / i ) ≠ 0} MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j } In einem zweiten Schritt werden diejenigen Kundenelemente, bei denen Abweichungen bestehen, nach ihrer Zugehörigkeit zu den positiv oder negativ gerichteten Abweichungstypen differenziert. Der Grad der Zugehörigkeit zu einem gerichteten Abweichungstyp wird dabei über den Verteilungsfaktor VF2 bestimmt. VF2 gibt den Anteil der Kundenelemente, die einem positiv gerichteten Abweichungstyp angehören, in bezug auf alle Kundenelemente mit 160 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Abweichungen an.563 Er stellt den eigentlichen Bewertungsmaßstab für die Konzentration der Kundenelemente auf einen gerichteten Abweichungstyp dar. Die Ermittlungsvorschrift für VF1, getrennt nach Abweichungen im Bereich Deckungsbeitrag 1 und Kosten für jeden Transaktionspool, ergibt sich dabei aus: 5 ∀ VF j=1∀ 2 / ∆DB1 / j 5 ∀ VF j=1∀ 2 / ∆K j = = MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ∧ k i | (DB1 / IST / i − DB1 / Plan / i ) > 0} MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ∧ k i | (DB1 / IST / i − DB1 / Plan / i ) ≠ 0} MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ∧ k i | (K IST / i − K Plan / i ) < 0} MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j ∧ k i | (K IST / i − K Plan / i ) ≠ 0} Die Konzentration auf einen gerichteten Abweichungstyp ist um so stärker, je mehr VF2 von einer Gleichverteilung (VF2 = 0,5 = 50%) abweicht. Für VF2 > 0,5 ergibt sich eine Konzentration in Richtung der positiv gerichteten Abweichungstypen, für VF2 < 0,5 entsprechend eine Konzentration auf die negativ gerichteten Abweichungstypen. Aufgrund der unterschiedlichen Ermittlungsansätze für KF und VF muß für eine sinnvolle Bewertung der Beziehung zwischen dem wertmäßigen Kompensationseffekt und der Anzahl der ihn verursachenden Kundenelemente, der Kompensationsfaktor (KF) in eine proportionalisierte Vergleichgröße (KFPROP) überführt werden. Dazu wird der Proportionalisierungsfaktor PFKF eingeführt. Die Bestimmung von KFPROP getrennt nach Abweichungen im Bereich Deckungsbeitrag 1 und Kosten je Transaktionspool ergibt sich aus: 1 + − * PFKF/j | ∆DB1 / j |>| ∆DB1 / j |, KF KFPROP/j ( ∆DB1 / j , ∆DB 2 / j ) = ∆DB1 / j sonst , KF ∆DB1 / j * PFKF/j + mit: PFKF/j = − | − ∆DB1 / j | | + ∆DB1 / j | +| − ∆DB1 / j | 1 + − * PFKF/j | ∆K j |>| ∆K j |, KF KFPROP/j ( ∆K j , ∆K j ) = ∆K / j sonst , KF ∆K / j * PFKF/j + mit: PFKF/j = 563 − | − ∆K j | | + ∆K j | +| − ∆K j | Der Anteil der Kunden, die einem negativ gerichteten Abweichungstyp angehören ergibt sich kanonisch aus 1 - VF2. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 161 Entsprechend der möglichen Zustände der Beziehung (VFj, KFPROP/j)∈R sind drei Fallgruppen zu unterscheiden: 1. VFj = KFPROP/j: Die Verteilung der wertmäßigen Abweichungseffekte entspricht der Verteilung der Kundenelemente, die diese Abweichungseffekte verursachen. 2. VFj < KFPROP/j: Der positiv gerichtete Abweichungseffekt wird durch weniger Kundenelemente als bei einer Verteilung entsprechend der wertmäßigen gerichteten Abweichungseffekte verursacht. Diese Kundenelemente tragen überproportional zum Abweichungseffekt bei. 3. VFj > KFPROP/j: Der positiv gerichtete Abweichungseffekt wird durch mehr Kundenelemente als bei einer Verteilung entsprechend der wertmäßigen gerichteten Abweichungseffekte verursacht. Diese Kundenelemente tragen unterproportional zum Abweichungseffekt bei.564 Aus der Differenz VFj - KFPROP/j ergibt sich der Anteil der Kunden in bezug auf die Gesamtkundenzahl, bei denen Abweichungen bestehen, der notwendig wäre, um eine Gleichverteilung zwischen den Werten der Abweichungseffekte und den sie verursachenden Kundenelementen zu erzielen. Im Ergebnis dieser Analyse lassen sich sowohl einzelne Kundenelemente, die besonders stark zu den gerichteten Abweichungseffekten beitragen als auch Transaktionspools identifizieren, bei denen eine hohe Konzentration der Kundenelemente auf einen Abweichungseffekt unabhängig vom Ausmaß einer bestehenden Abweichungskompensation vorliegt. Bei der Analyse von Kundenelementen bei denen eine positive Abweichung (+∆DB2) zu verzeichnen ist, und somit den Abweichungstypen (1,1-3) sowie (1-3,1) angehören, führt die ausschließliche Betrachtung der absoluten und relativen Höhe der Abweichung des Plandeckungsbeitrages zur Vernachlässigung einer rentabilitätsorientierten Bewertung. Bezogen auf die Erfolgsgrößen Deckungsbeitrag 1 und 2 stellt das Verhältnis DB2/DB1 die Deckungsbeitragsrentabilität (DBR) dar. Wird dabei das Verhältnis von DB2 und DB1 auf Basis der Plangrößen gebildet, stellt dieses den Bewertungsmaßstab für die Beurteilung des Ist-Wertes dar. Aufgrund der Definition der einzelnen positiv gerichteten Abweichungstypen ist bei den Abweichungstypen (1,2-3) sowie (2-3,1) nur eine Überschreitung dieses Planwertes möglich. Somit findet bei Kundenelementen dieser Abweichungstypen immer eine Verbesserung der Deckungsbeitragsrentabilität im Hinblick auf die Planvorgabe statt. Nur bei den Abweichungstypen (1,3) und (3,1) besteht die Möglichkeit einer niedrigeren Ist-Deckungsbeitrags- 564 Die Interpretation der Fallgruppen zwei und drei läßt sich durch Umkehrung auf den negativ gerichteten Abweichungseffekt entsprechend übertragen. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der negativ gerichtete Abweichungseffekt dominiert. 162 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung rentabilität.565 Wird diese Analyse auf die Typen (1,3) und (3,1) angewendet, lassen sich diejenigen Kundenelemente identifizieren, bei denen trotz einer positiven Abweichung (+∆DB2) eine Verschlechterung der Rentabilitätssituation zu verzeichnen ist. 5.3.1.3 Prozeßanalyse der Kundenbearbeitung Die Prozeßanalyse im Bereich der Kundenbearbeitung dient der Identifikation der Herkunftsquellen, durch die die bereits bestimmten Kostenabweichungen verursacht worden sind. Diese Betrachtung ist somit ein weiterer auf den zuvor ermittelten Ergebnissen der Kostenabweichung aufbauender Analysebaustein des primären Analysetyps I. Darüber hinaus hat die Prozeßanalyse zum Ziel, den Austrittspunkt von Kundenelementen zu bestimmen, die trotz einer aktiv geplanten Bearbeitung keine Transaktion mit dem betrachteten Unternehmen getätigt haben. Diese Untersuchung, verbunden mit der Betrachtung der während der Bearbeitung angefallenen Kosten, bildet den Rahmen der analytischen Aufgabe für den primären Analysetyp III. 5.3.1.3.1 Prozeßanalyse für Kundenelemente des Pools PAT_I_PO Die bereits ermittelten Kostenabweichungen je Transaktionspool sind bei der Prozeßanalyse entsprechend ihrer Verursachung den einzelnen Haupt- bzw. Teilprozessen zuzuordnen. Dieses Vorgehen ermöglicht es, nicht nur allgemeine Kostenaussagen treffen zu können, sondern auch direkte handlungsorientierte Ansatzpunkte für eine Kostenbeeinflussung zu bestimmen. Aufgrund der Definition der Planprozeßkostensätze (PKSKB) liegen Planwerte für die Kosten der einzelnen Teilprozesse je Transaktionspool bereits vor.566 Die Gesamtabweichung setzt sich demzufolge additiv aus den Teilabweichungen der Hauptprozesse und diese aus den Teilabweichungen der zugehörigen Teilprozesse zusammen. Somit gilt: ∆KKB = ∆KAN + ∆KAB + ∆KAS mit: ∆KAN = ∆KAN_I + ∆KAN_B + ∆KAN_A ∆KAB = ∆KAB_B + ∆KAB_BS ∆KAS = ∆KAS_RA + ∆KAS_IS 565 Dies resultiert daraus, daß nur bei diesen Abweichungstypen Deckungsbeitrags- und Kostenabweichungen mit entgegengesetzt gerichteten Wirkungsrichtungen auftreten. Bei nicht proportionaler Veränderung des Deckungsbeitrags- und Kostenverhältnisses findet somit eine Über- oder Unterschreitung der PlanDeckungsbeitragsrentabilität statt. 566 Vgl. zur konzeptionellen Gestaltung der Plankostensätze für die Kundenbearbeitung Kapitel 5.2.2.2. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 163 Differenziert nach den Transaktionspooltypen der Kundenelemente ermittelt sich die Gesamtabweichung aus:567 5 ∆K PAT _ I _ PO = ∑ ∆K j ∆K j = mit: j=1 7 n ∑ ∑ (K K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩GE _ KU _ PO j v =1 IST / i / v − K PLAN / i / v ) Bei Darstellung der Kostenabweichungen nach Transaktionspool und Teilprozeß ergibt sich die Abweichungsmatrix der Tabelle 17. Diese Matrix stellt die Ausgangsbasis für die Kostenanalyse auf Prozeßebene dar.568 Um aussagefähige Steuerungsinformationen ableiten zu können, sind aufbauend auf diesem Tableau weitere Differenzierungen vorzunehmen. AN_I PER_KU_P OPER_KU_PO_ AN_B AN_A AB_B AB_BS AS_RA AS_IS 7 ∆K1/1 ∆K1/2 ∆K1/3 ∆K1/4 ∆K1/5 ∆K1/6 ∆K1/7 ∑ ∆K v =1 MA PER_KU_P OVER_KU_PO_ 1/ v 7 ∆K2/1 ∆K2/2 ∆K2/3 ∆K2/4 ∆K2/5 ∆K2/6 ∆K2/7 W ER_KU_P O ∑ ∆K v =1 2/v 7 ∆K3/1 BES_KU_P O ∆K3/2 ∆K3/3 ∆K3/4 ∆K3/5 ∆K3/6 ∆K3/7 ∑ ∆K v =1 3/ v 7 ∆K4/1 ZUR_KU_ PO ∆K4/2 ∆K4/3 ∆K4/4 ∆K4/5 ∆K4/6 ∆K4/7 ∑ ∆K v =1 4/v 7 ∆K5/1 5 ∑ ∆K j=1 ∆K5/2 5 j /1 ∑ ∆K j=1 ∆K5/3 5 j/ 2 ∑ ∆K j=1 ∆K5/4 ∆K5/5 5 j/ 3 5 ∆K5/6 5 ∆K5/7 5 ∑ ∆K v =1 5 5/ v 7 ∑ ∆K ∑ ∆K ∑ ∆K ∑ ∆K ∑∑ ∆K j=1 j/ 4 j=1 j/ 5 j=1 j/ 6 j=1 j/ 7 j=1 v =1 j/ v Tabelle 17: Basismatrix der Prozeßkostenanalyse 567 Die Numerierung der Transaktionspools unter Berücksichtigung der Prozeßreihung erfolgt unter Verwendung des folgenden Typschlüssels: AN_I → 1, AN_B → 2, AN_A → 3, AB_B → 4, AB_BS → 5, AS_RA → 6, AS_IS → 7. 568 An dieser Stelle ist anzumerken, daß es infolge der periodisierten Betrachtung zu Überschneidungen innerhalb einzelner Teilprozesse kommen kann, wenn gilt: Pt ∈ ]t A v , t E v [ . Da die gesamte Höhe der Ist-Kosten E erst bei Beendigung eines Teilprozesses feststeht, sind die Kosten eines Teilprozesses vollständig der Periode zuzurechnen in der der Abschluß des Teilprozesses stattfindet. Eine Ausnahme bildet die After SalesPhase für Kernleistungen mit mehrperiodischen Nutzungsdauern, da es hier innerhalb einer Periode zur Überlagerung des Hauptprozesses AS aus mehreren Transaktionsperioden kommt. In diesem Bereich ist immer der intraperiodische Anfall der Kosten direkt einzubeziehen. Der interzyklische Überlagerungseffekt ist bei der Bestimmung der Plankostensätze entsprechend zu berücksichtigen. 164 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Diese Differenzierungen beziehen sich insbesondere auf die: - Betrachtung von Kompensationseffekten, - Berücksichtigung von Intensitätsniveaus der Bearbeitung, - Beachtung von zugrunde liegenden Verteilungssituationen, - Bereinigung um gerechtfertigte Kostenabweichungen. Zur Aufdeckung von Überlagerungseffekten bei den Kostenabweichungen müssen auch an dieser Stelle die bestehenden Kostenkompensationen beachtet werden. Zu diesem Zweck muß für jede Kostenabweichung der Basismatrix eine entsprechende Aufspaltung nach positiv und negativ gerichteten Abweichungen, wie nachfolgend dargestellt, erfolgen: ∆K j / v = +∆K j / v + −∆K j / v mit: + − ∆K j / v = ∆K j / v = n ∑ (K −K ) −K ) IST / i PLAN / i K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩GE _ KU _ PO j ∩KBv ∧ ( K IST / i − K PLAN / i )<0 n ∑ (K IST / i PLAN / i K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩GE _ KU _ PO j ∩ KBv ∧ ( K IST / i − K PLAN / i ) >0 Zur weiteren Systematisierung der Abweichungen ist im nächsten Schritt die Verteilung der Abweichungseffekte auf die Intensitätsniveaus (int = {H, M, L}) der Plankostensätze zu berücksichtigen. Diese Abweichungsaufspaltung gibt an, wie sich der positive und negative Abweichungseffekt auf die einzelnen Bearbeitungsniveaus verteilt. Dazu sind die Kostenabweichungen wie folgt zu differenzieren: ∆K j / v = +∆K j / v / H + +∆K j / v / M + +∆K j / v / L + −∆K j / v / H + −∆K j / v / M + −∆K j / v / L Zur Bestimmung von möglichen Konzentrationsschwerpunkten von Kundenelementen auf einzelne Abweichungseffekte, sind diese um entsprechende Verteilungsinformationen zu ergänzen. Hierzu wird das bereits entwickelte Konstrukt des Verteilungsfaktors wieder aufgegriffen.569 Die Verteilungsfaktoren sind dabei sowohl für die Teilabweichungen von ∆Kj/v als auch für die intensitätsbezogenen Abweichungseffekte zu bestimmen. Im Ergebnis wird jede Kostenabweichung (∆Kj/v) der Basismatrix um eine zusätzliche Abweichungsmatrix (AXj/v), wie nachfolgend dargestellt, ergänzt.570 569 Über VF1 läßt sich der Anteil der Kunden bestimmen, bei denen überhaupt Abweichungen existieren. VF2 gibt Aufschluß über die Verteilung dieser Kundenelemente im Hinblick auf die Abweichungsrichtungen. Vgl. zur Konzeption, Interpretation sowie zur Bestimmung der formalen Ermittlungsvorschriften der Verteilungsfaktoren die Ausführungen in Kapitel 5.3.1.2. 570 Werden die einzelnen Abweichungsmatrizen in die Basismatrix übertragen, sind die Zeilen- und Spaltensummen nach dem Schema der Abweichungsmatrizen entsprechend zu erweitern. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung - + ∆Kj/v 165 ∆Kj/v VF1 / ∆K j / v VF2 / ∆K j / v + ∆Kj/v/H - ∆Kj/v/H VF1 / ∆K j / v / H VF2 / ∆K j / v / H + ∆Kj/v/M - ∆Kj/v/M VF1 / ∆K j / v / M VF2 / ∆K j / v / M - VF1 / ∆K j / v / L VF2 / ∆K j / v / L + ∆Kj/v/L ∆Kj/v/L Tabelle 18: Aufbau der Abweichungsmatrix (AXj/v) Bei der Analyse dieser erweiterten Basis-Matrix sind zwei mögliche Analyserichtungen zu unterscheiden. Bei der vertikalen Analyse bilden die Teilprozesse der Kundenbearbeitung, bei der horizontalen Analyse die Transaktionspools das Bezugsobjekt der Betrachtungen. Beide Analyseansätze zeichnen sich durch ein simultanes Analysevorgehen aus. Lediglich durch die Wahl des Bezugsobjektes wird die Richtung der zu analysierenden Abweichungsmuster bestimmt. Im Rahmen der vertikalen Analyse ist zu identifizieren, welche Teilprozesse am stärksten zu den positiven und negativen Kostenabweichungen beitragen und welche Verursachungsquellen dafür verantwortlich sind. Durch den Vergleich der absoluten Kostenabweichungen je Teilprozeß über alle einbezogenen Transaktionspools lassen sich die Teilprozesse mit den höchsten Abweichungsvolumina bestimmen. Sind zwischen den einzelnen Teilprozessen deutliche Niveauunterschiede bezüglich der einbezogenen Plan-Bearbeitungskosten zu verzeichnen, sind die Abweichungswerte über die Höhe der Plan-Kosten zu nivellieren. Unter Verwendung von ∆Kv/KPLAN/v lassen sich die relativen Kostenabweichungen bei den einzelnen Teilprozessen ermitteln. Gleichzeitig ist zu beurteilen, ob sich die vorhandenen Abweichungen systematisch über alle oder mehrere Teilprozesse erstrecken oder sich auf einzelne Bereiche konzentrieren. In einem weiteren Analyseschritt sind die Hauptverursacher der Kostenabweichungen der einzelnen Teilprozesse zu identifizieren. Bei der Betrachtung der einzelnen Transaktionspools ist für jeden Teilprozeß zu bestimmen, ob einzelne Pools bei den Abweichungen unter Beachtung möglicher Kompensationseffekte dominieren oder sich die Abweichungen über alle Transaktionspools gleichmäßig aufteilen. Hierbei ist zu berücksichtigen, inwieweit diese Abweichungen innerhalb eines Teilprozesses den einzelnen Intensitätsniveaus der Bearbeitungskosten zuzuordnen sind. Bei der horizontalen Analyse ist zu bestimmen, bei welchen Transaktionspools die stärksten positiven und negativen Kostenabweichungen vorzufinden sind. Durch den Vergleich der absoluten Kostenabweichungen je Transaktionspool über alle einbezogenen Teilprozesse lassen sich die Pools mit den höchsten Abweichungsvolumina bestimmen. Sind zwischen den einzelnen Transaktionspools deutliche Niveauunterschiede bezüglich der einbezogenen PlanBearbeitungskosten zu verzeichnen, sind die Abweichungswerte ebenfalls über die Höhe der 166 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Plan-Kosten zu nivellieren.571 Gleichzeitig ist das Abweichungsniveau über alle Transaktionspools miteinander zu vergleichen. In einem weiteren Analyseschritt sind die Teilprozesse mit den stärksten Kostenabweichungen bei den einzelnen Transaktionspools zu identifizieren. Bei der Betrachtung der einzelnen Teilprozesse ist des weiteren die Verteilung der Abweichung innerhalb eines Transaktionspools auf die einzelnen Prozesse zu bestimmen. Dabei ist wiederum zu berücksichtigen, inwieweit sich diese Abweichungen innerhalb eines Transaktionspools auf die einzelnen Intensitätsniveaus der Bearbeitungskosten verteilen. Die bisherigen Ausführungen zur Kostenanalyse erfolgten unabhängig von einer Betrachtung der zugehörigen Deckungsbeitragsabweichungen. Da im Bereich der Ist-Kosten Kostenanteile enthalten sein können, die durch die gleichzeitige Unter- bzw. Überschreitung der Planwerte für DB1 gerechtfertigt oder nicht gerechtfertigt sind, müssen die Plan-Kosten um diese Kosten bereinigt werden.572 Geschieht dies nicht, wird die Effizienzsituation der Kundenbearbeitung verfälscht dargestellt. Für eine Bereinigung um gerechtfertigte Kostenabweichungen ist festzulegen, inwieweit die Reduktion bzw. Erhöhung des Absatzes das Anspruchsniveau der Bearbeitungskosten in den einzelnen Teilprozessen determiniert. Dabei ist zu unterscheiden, ob die Kostenbestandteile der einzelnen Prozeßkostensätze als proportional oder fix in bezug auf die Absatzmenge anzusehen sind.573 Zu diesem Zweck sind die Plan-Bearbeitungskostensätze je Teilprozeß für jeden Transaktionspooltyp getrennt nach Bearbeitungsintensität in volumenneutrale und volumenabhängige Kostenblöcke aufzuspalten (KPLAN/i/v/int = KPLAN/i/v/int/fix + KPLAN/i/v/int/prop). Über den Variabilisierungsfaktor (VRFi/v/int = KPLAN/i/v/int/prop/KPLAN/i/v/int) läßt sich der Anteil der volumenabhängigen Kosten an den Gesamtkosten ausdrücken.574 Für die volumenabhängigen Kosten ist der Grad der Proportionalität in bezug zum Absatzvolumen 571 Die Höhe der gesamten Planbearbeitungskosten je Transaktionspool wird einerseits durch die Höhe der Planbearbeitungskostensätze, differenziert nach Bearbeitungsintensität je Kundenelement und andererseits durch die Anzahl der in einem Transaktionspool vorzufindenden Kundenelemente determiniert. 572 Als gerechtfertigt werden in diesem Zusammenhang die Kostenanteile bezeichnet, deren wertmäßiger Anfall exogen durch die Höhe des tatsächlich zu befriedigenden Bedarfs bestimmt wird, ohne daß darauf der Vertriebsbereich ex ante wesentlichen Einfluß ausüben kann. Dieser Kostenanfall liegt somit nicht im Ermessensspielraum des Vertriebsbereiches, sondern ergibt sich aus einem nicht beeinflußbaren Erfordernis. 573 Die Bestimmung einer gerechtfertigten Kostenerhöhung in dieser Form ist nur dann möglich, wenn die zugrunde liegende Konzeption der Prozeßkostenrechnung diesen Anforderungen genügt. 574 Der Variabilisierungsfaktor dient insbesondere bei nicht exakt vorhandenen Kosteninformationen dazu, die anteilige Höhe der volumenabhängigen Kosten durch Expertenabschätzungen einbeziehen zu können. Die Proportionalität dieser Kosten wird dabei durch eine Veränderung der Anzahl der durchzuführenden Teilaktivitäten, eine veränderte zeitliche Bindung von Ressourcen innerhalb dieser Teilaktivitäten und eine Veränderung der einzusetzenden Ressourcen determiniert. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 167 durch den Proportionalisierungsfaktor (PRFi/v/int) abzubilden.575 Die bereinigten Plankosten der Bearbeitung (K’PLAN) je Kundenelement und Teilprozeß ergeben sich aus: K’PLAN/i/v/int = KPLAN/i/v/int . VRFi/v/int . PRFi/v/int + KPLAN/i/v/int/fix.576 Bei diesem Vorgehen wird für jeden Teilprozeß eine proportionalisierte Reduktion bzw. Steigerung der Kosten in Abhängigkeit der Höhe der Deckungsbeitragsabweichung als gerechtfertigt angesehen. Im Ergebnis werden nur noch Kostenabweichungen als positiv bzw. negativ gewertet, wenn die angefallenen Ist-Kosten den bereinigten Plankostensatz unter- bzw. überschreiten.577 Die Effizienzsituation hinsichtlich der einzelnen Teilprozesse differenziert nach Transaktionspools läßt sich anhand der folgenden bereinigten Kostenabweichung bewerten: ∆K ' j / v = +∆K ' j / v + −∆K ' j / v mit: + ∆K ' j / v = n ∑ (K IST / i − K'PLAN / i ) K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩GE _ KU _ PO j ∩KB v ∧ ( K IST / i − K 'PLAN / i )<0 − ∆K ' j / v = n ∑ (K − K ' PLAN / i ) IST / i K i |K i ∈PAT _ I _ PO ∩GE _ KU _ PO j ∩ KB v ∧ ( K IST / i − K 'PLAN / i ) >0 5.3.1.3.2 Prozeßanalyse für Kundenelemente des Pools PAT_III_PO Für das Ausscheiden von Kundenelementen aus dem Bearbeitungsprozeß vor Durchführung der eigentlichen Transaktion können verschiedene Elemente eines Ursachenbündels in Betracht kommen.578 Bei Differenzierung dieser Ursachen nach der Bedarfsexistenz sowie der Existenz einer Kaufabsicht vor Eintritt in den Bearbeitungsprozeß (Ex ante-Sichtweise) ergibt sich das aus Tabelle 19 ersichtliche Szenario. Die Zuordnung dieser Ursachen hinsichtlich ihrer zeitlichen Bedeutung im Verlauf der Kundenbearbeitung579 erfolgt unter Berücksichtigung der nachstehenden rationalen Bedeutungskalküle. Kundenelemente bei denen kein Bedarf existiert bzw. der existierende Bedarf bereits vollständig durch Wettbewerber abgedeckt wurde sowie Kundenelemente deren Unzufrieden- 575 Liegen derartige Informationen im Unternehmen nicht im Detail vor, kann als Heuristik zur Ermittlung dieses Bewertungsmaßstabes für die Anpassung der proportionalen Plankosten das Verhältnis DB1/IST und DB1/PLAN herangezogen werden. Für den Proportionalisierungsfaktor gilt dann: PRF = DB1/IST/DB1/PLAN. Bei dieser Heuristik wird eine lineare Proportionalität der Kosten in bezug zur Absatzmenge unterstellt. Bei Kenntnis der Kostenproportionalität für einzelne Teilprozeßaktivitäten kann eine Mischform aus direkter Kostenanpassung und unterstellter linearer Proportionalisierung ihre Anwendung finden. 576 Die Differenz K’KB/PLAN - KKB/PLAN gibt das Gesamtvolumen der gerechtfertigten Kostenabweichungen ohne Berücksichtigung von Kompensationseffekten an. 577 Bei Betrachtung der Residualabweichung mit bereinigten Plankosten ist somit eine Umgruppierung der Kundenelemente zu dem der ursprünglichen Abweichungsrichtung entgegengesetzten Abweichungstyp oder zum Typ ohne Kostenabweichung möglich. 578 Vgl. Winkelmann, P. (2000), S. 281, 376 f., 385 f. 579 Der Verlauf der Kundenbearbeitung bezieht sich auf das sukzessive Durchschreiten der einzelnen Teilprozeßphasen bis vor den Zeitpunkt der Transaktion i. e. S. (tEAB_B). 168 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung heit aus schlechter Performance im Vorzyklus resultiert580, werden aufgrund ihrer fehlenden Kaufabsicht tendenziell in einer frühen Phase den Kundenbearbeitungsprozeß verlassen, da aus Kundensicht einer fortwährenden Interaktion der zu erreichende Zielbezug fehlt und damit kundenseitig kein Interesse besteht, sich selbst bei zeitlich bindenden Aktivitäten einzubringen. Ex ante Bedarf besteht Ex ante Kaufabsicht mit Unternehmen besteht Ex ante Kaufabsicht mit Unternehmen besteht nicht Unzureichende Performance der Kernleistung oder in ASPhase des Vorzyklus (I) Interaktion dient aus Kundensicht nur dem „Absaugen“ von Informationen (II) Bedarf hat nicht existiert (I) Bedarf hat zwar existiert, wurde aber bereits vollständig durch Wettbewerber abgedeckt (I) Unzureichende Performance und Rahmenbedingungen in der Kundenbearbeitung (III) Ex ante Bedarf besteht nicht _____* *Kombination ist sachlogisch ausgeschlossen Tabelle 19: Ursachenmatrix für Kundenverluste im Bearbeitungsprozeß Kundenelemente deren primäre Absicht nur darin besteht, für sich informatorische Vorteile aus der Interaktion während der Kundenbearbeitung zu ziehen und von vornherein kein primäres Kaufinteresse gegenüber dem betrachteten Unternehmen existiert581, werden tendenziell verstärkt im mittleren Phasenbereich vor Transaktionsabschluß den Bearbeitungsprozeß verlassen. Dieses Kalkül liegt darin begründet, daß die Kundenelemente in frühen Bearbeitungsprozessen aufgrund der „losen“ Interaktion ihr Ziel der quasi kostenlosen Informations- und Know-how-Aufnahme je nach Zielmaßstab in den meisten Fällen noch nicht vollständig erfüllt haben. Dieses Ziel erreichen die Kundenelemente bei zunehmender Intensität und Spezifität der Interaktion im fortschreitenden Verlauf des Bearbeitungsprozesses. Gleichzeitig werden die Kundenelemente versuchen, ihr eigenes Engagement in späteren Prozeßphasen aufgrund des für sie zu zeitaufwendigen und möglicherweise bindenden Charakters, zu reduzieren, was im Ergebnis zu einem Zurückziehen aus dem Interaktionsprozeß führt. Dieser Zeitpunkt ist dann gegeben, wenn sich der Trade off aus der Aussicht auf einen weiteren für ein Kundenelement nützlichen Informations- und Know-how-Transfers und der Intensität des 580 Diese Ursachen werden, wie in Tabelle 19 dargestellt, der Ursachenkategorie I zugeordnet. 581 Diese Ursache bildet den alleinigen Faktor für Ursachenkategorie II. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 169 künftigen Einbringens in den Bearbeitungsprozeß aus Kosten- und Bindungsgesichtspunkten negativ gestaltet. Die Möglichkeit des Austritts eines Kundenelements wegen unzureichender Performance und geschaffener Rahmenbedingungen im Verlauf der Kundenbearbeitung besteht grundsätzlich während der gesamten Kundenbearbeitungsprozesses bis zum tatsächlichen Abschluß einer Transaktion.582 Aufgrund einer unterstellten stetigen Zunahme der Interaktionsintensität und -komplexität, der zunehmenden Konkretisierung von Kundenanforderungen und den damit verbundenen Erfordernissen besteht tendenziell die Gefahr, daß im Verlauf der Kundenbearbeitung die Häufigkeit von nicht erfüllten Kundenforderungen zunimmt, die im Ergebnis in den Rückzug des Kunden aus dem Bearbeitungsprozeß münden. Das in Abbildung 38 dargestellte Tendenzschema verdeutlicht die mögliche zeitliche Bedeutung der einzelnen Ursachenkategorien und zeigt deren Überlagerung im Bearbeitungsprozeß.583 Relatives Bedeutungsniveau der Ursachen II. I. III. Zeitlicher Verlauf der Kundenbearbeitung Abbildung 38: Rationales Tendenzschema für den zeitlichen Bedeutungsverlauf der Ursachen von Kundenverlusten im Bearbeitungsprozeß Bei Betrachtung der Einstiegsphase zu Beginn des Kundenbearbeitungsprozesses wird deutlich, daß in diesem Bereich eine Überlagerung von Ursachenkategorie I und III stattfinden kann. Da in dieser Phase Fehleinschätzungen der Bedarfsexistenz die Verlustquote (VQ) stark determinieren können, bietet es sich an, die Bedeutung dieses Ursachenfaktors zu bestimmen. Dazu ist eine Differenzbetrachtung der Verlustquoten unter Berücksichtigung des Einstiegs582 Dieser der Ursachenkategorie III zugeordnete Abwanderungsgrund beinhaltet das komplexe Zusammenspiel von Anforderungen des Kunden und ihrer Erfüllung durch das Unternehmen in Bereichen wie Vertrauensbildung, Zuverlässigkeit, Flexibilität, Kompetenz, Leistungsqualität und -preis, „Chemie“ zwischen den Interaktionspartnern etc. Vgl. Nieschlag, R./Dichtl, E./Hörschgen, H. (1997), S. 327 ff.; Winkelmann, P. (2001), S. 108 f. 583 Das relative Bedeutungsniveau gibt in diesem Zusammenhang nicht die Wahrscheinlichkeit der zugehörigen Ursache an, wenn ein Kunde in einer Bearbeitungsphase austritt, sondern gibt Hinweise auf mögliche Ursachengründe bzw. zeigt den wahrscheinlichen Bearbeitungsabschnitt an dem Kundenelemente einer Ursachenkategorie den Bearbeitungsprozeß entsprechend der dargestellten Kalküle verlassen, ohne dabei eine Bewertung der Bedeutung zwischen den verschiedenen Ursachenkategorien während einer Bearbeitungsphase vorzunehmen. 170 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung pools durchzuführen. Dabei wird unterstellt, daß bei Kundenelementen, die aufgrund von Eigeninitiative in den Bearbeitungsprozeß eintreten584, auch tatsächlich ein Bedarf ex ante vorliegt. Somit kann bei diesen Kundenelementen die Ursachenkategorie I kein auslösendes Element für den Kundenverlust sein, sondern vielmehr auf den Ursachenkategorien II oder III beruhen.585 Unter Berücksichtigung dieses Kalküls stellt die Differenz aus Verlustquote bei unternehmensaktiver Initiierung und Verlustquote bei kundenaktiver Initiierung den quotalen Verlustanteil im Bereich der unternehmensaktiven Initiierung dar, der durch die Ursachenkategorie I begründet ist (VQUNT_AKT - VQKUND_AKT = VQUK_I). Anhand der Unterscheidung von Kundenelementen, die entsprechend ihrer Transaktionshistorie die After Sales-Phase aktiv oder nicht aktiv durchlaufen, kann die Verlustursache infolge unzureichender Performance in dieser Phase anteilig abgeschätzt werden. Nach Abzug dieses Anteils von VQUK_I ergibt sich die Verlustquote, die durch eine fehlende Bedarfsexistenz bei den einzelnen Transaktionspooltypen entstanden ist.586 Der PAT_III_PO umfaßt wie oben dargestellt, Kundenelemente, die für eine aktive Bearbeitung vorgesehen waren und keine Transaktion in der Betrachtungsperiode getätigt haben. Dabei ist zu unterscheiden, ob die Kundenelemente aus dem Bearbeitungsprozeß ausgeschieden sind oder sich zum Zeitpunkt der Analyse noch im Bearbeitungsprozeß befanden.587 Für letztgenannte Kundenelemente gilt: ki ∈ (Unt_Akt_Pas_Pov* ∪ Kund_Akt_Pas_Pov*) für: v* = 1, ..., 4. Diese Kundenelemente befinden sich am Ende der betrachteten Planungsperiode (tE(pp)) noch innerhalb eines Aktiv-Pools eines Teilprozesses der vor der eigentlichen Transaktion liegt, und sind somit nicht dem VER_KU_PO zuzuordnen. Die Anzahl der Kundenelemente, die aus dem Bearbeitungsprozeß ausgeschieden sind, ergibt sich aus der Mächtigkeit der Verlustpools der Teilprozesse. Je nach Bewegungspfad eines ausgeschiedenen Kundenelements durch das Prozeßpool-Modell588 können drei disjunkte Verlustpool-Zuordnungen innerhalb 584 Bei Kundenelementen der PAT_II_PO und PAT_IV_PO ist Eigeninitiative der Kundenelemente für die Initiierung der Kundenbearbeitung obligatorisch, während die Kundenelemente der PAT_I_PO und PAT_III_PO einer durch das Unternehmen initiierten Kundenbearbeitung quasi „vorgreifen“. 585 Ursachenkategorie II wird in diesem frühen Stadium der Kundenbearbeitung unter Berücksichtigung des dargestellten Bedeutungskalküls nur eingeschränkt Relevanz besitzen. 586 Im Bereich des PER_KU_PO muß diese Berücksichtigung von After Sales-Ursachen nicht erfolgen, da für diese Kundenelemente kein Vorzyklus existiert. 587 Diese Differenzierung ergibt sich aus der Tatsache, daß sich für letztgenannte Kunden der Status der nicht durchgeführten Transaktion nur durch die zeitliche Überschneidung zwischen Bearbeitungsprozeß und dem Ende der Planungsperiode einstellt. Dieser Zeitpunkt tE(pp) stellt den „Freeze-Point“ für die Analyse dar. 588 Vgl. dazu die Ausführungen in Kapitel 5.1.2. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 171 eines Teilprozesses unterschieden werden.589 Die Bestimmung der Anzahl der verlorenen Kundenelemente (AVKv*) für die Teilprozesse ermittelt sich somit aus: 4 ∀ AVKv* = MAE{ki ∈ Unt_Akt_Verl_Pov*} + MAE{ki ∈ Unt_Pas_Verl_Pov*} + v *=1 MAE{ki ∈ Verl_Pas_Pov*-1 → v*}. Wird AVKv* um die Differenzierung der Kundenelemente nach Transaktionstyp erweitert, ergibt sich entsprechend: 5 4 ∀ ∀ AVKj/v* = MAE{ki ∈ Unt_Akt_Verl_Pov* ∩ GE_KU_POj} + j=1 v *=1 MAE{ki ∈ Unt_Pas_Verl_Pov* ∩ GE_KU_POj } + MAE{ki ∈ Verl_Pas_Pov*-1 → v* ∩ GE_KU_POj }.590 Durch Summation dieser Werte ergibt sich die Gesamtanzahl der in der Periode im Bearbeitungsprozeß ausgeschiedenen Kundenelemente. Diese Kundenelemente bilden im Ergebnis, nach Bereinigung um Elemente des PER_KU_PO, die Elemente des Pools der verlorenen Kunden am Ende der Periode.591 Die Mächtigkeit dieses Transaktionspools wird wie folgt bestimmt: 5 4 4 MAE( VER _ KU _ PO) = ∑∑ AVK j / v* − ∑ MAE{k i | k i ∈ (Verl _ Po v* ) ∩ PER _ KU _ PO} j=1 v*=1 v*=1 Mit Hilfe einer zu gestaltenden Lost-Level-Analyse sind aufbauend auf diesen Ergebnissen die Kundenverluste weiter zu differenzieren. Dazu ist in einem ersten Schritt über den Verlustanteil (VAv*) das relative Ausmaß für die in einem relevanten Teilprozeß verlorenen Kunden zu bestimmen. Durch Vergleich dieser Verlustanteile lassen sich die Phasen mit den stärksten Kundenabgängen identifizieren.592 Bei weiterer Differenzierung des Verlustanteils pro Teilprozeß, kann dies getrennt nach Transaktionstypen erfolgen. Über den Vergleich beider Verlustanteile läßt sich die Höhe der Abweichung eines Transaktionspooltyps gegenüber dem typneutralen Durchschnittswert bestimmen. 589 Die möglichen Verlustpoolzuordnungen für einen Teilprozeß v* ergeben sich aufgrund der folgenden Interpoolpfade 2. Grades: Pas_Pov*-1 → v* → Verl_Pas_Pov*-1 → v*, Unt_Akt_Pas_Pov* → Unt_Akt_Verl_Pov*, Kund_Akt_Pas_Pov* → Unt_Pas_Verl_Pov*. 590 Nachfolgend wird für die vereinfachende und zusammenfassende Betrachtung der einzelnen Verlustpools das Mengensystem Verl_POv* = {Unt_Akt_Verl_Pov*, Unt_Pas_Verl_Pov*, Verl_Pas_Pov*} verwendet. Für die Aktivpools gilt respektive: Akt_Pov* ={Unt_Akt_Pas_Pov*, Unt_Akt_Akt_Pov*, Kund_Akt_Pas_Pov*, Kund_Akt_Akt_Pov*}. 591 Da Elemente des PER_KU_PO noch keine Transaktion mit dem betrachteten Unternehmen getätigt haben, steht für sie der VER_KU_PO als Senkenobjekt des KU_PO nicht zur Verfügung. Vgl. dazu auch Tabelle 6 auf Seite 100. Ihr Senkenobjekt ist der PER_KU_PO selbst. 592 Durch den interperiodischen Vergleich der Verlustanteile lassen sich gleichzeitig Veränderungen gegenüber der/den Vorperiode(n) erkennen und die Auswirkungen möglicher initiierter Verbesserungsmaßnahmen bewerten. 172 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Die Ermittlung der Verlustanteile der Teilprozesse sowie bei weiterer Differenzierung nach Transaktionspools ergibt sich aus: AVK v* 4 ∀ VA v* = v *=1 5 ∀ VA j / v* = 4 ∑ AVK v *=1 v* j=1 AVK j / v* 4 ∑ AVK i *=1 j / v* Aufgrund der bedingt durch die Bewegungspfade unterschiedlich zu wertenden Eigenschaften der Verlustpools, läßt sich von der Gesamtanzahl der in einer Prozeßphase verlorenen Kunden der Anteil der direkt durch das Unternehmen vermeidbaren Verluste abgrenzen.593 Die Residualgröße gibt den Anteil der restlichen verlorenen Kunden in der entsprechenden Prozeßphase an. Der direkt vermeidbare Verlustanteil (VVAv*) der einzelnen Teilprozesse ist wie folgt definiert: 4 ∀ VVA v *=1 v* = MAE(Verl _ Pas _ Po v*−1−> v* ) + MAE( Unt _ Pas _ Verl _ Po v* ) MAE(Verl _ PO v* ) In einem weiteren Schritt ist im Rahmen einer Effektivitätsbetrachtung die relative Höhe des Kundenabgangs innerhalb eines Teilprozesses zu bewerten. Während bei der horizontal gerichteten Analyse der Verlustanteile die ausschließliche Beschränkung auf Kundenelemente, die keine Transaktion getätigt haben, gerechtfertigt ist, würde dieses Vorgehen bei der vertikalen Betrachtung der Verlustanteile je Transaktionspool für einen Teilprozeß zu unzulässigen Implikationen führen, da hierbei die insgesamt zur Verfügung stehende Grundgesamtheit je Transaktionspool vernachlässigt würde. Unter Berücksichtigung dieses Sachverhalts sind für die Bestimmung der Verlustquoten nach Transaktionspooltyp für jeden Teilprozeß auch diejenigen Kunden einzubeziehen, die eine Transaktion getätigt haben und somit Elemente des PAT_I_PO sind. Die Verlustquoten (VQ) sind dementsprechend wie folgt definiert:594 5 4 ∀ ∀ VQ j=1 v*=1 j / v* = MAE{k i | k i ∈ Verl _ Po v* ∩ GE _ KU _ PO j } MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j } + MAE{k i | k i ∈ ∩Verl _ Po v* ∩ GE _ KU _ PO j } Durch den Vergleich der einzelnen Verlustquoten innerhalb eines Teilprozesses lassen sichsowohl bestehende Abweichungen zwischen den einzelnen Transaktionstypen als auch die Transaktionstypen mit den stärksten Verlustanteilen identifizieren. Diese Informationen dienen einerseits als Vergleichsbasis für die im Planungsmodell prognostizierten Abschluß- und 593 Die direkt vermeidbaren Kundenverluste beziehen sich auf die Verlustpools Verl_Pas_Po und Unt_Pas_Verl_Po. Die Vermeidbarkeit ergibt sich aus den möglichen inhärenten Ursachen dieser Prozeßpool-Zuordnung. Sie liegen insbesondere in der fehlenden Unternehmensaktivität infolge eines Überlastungs- und/oder Vergessenseffektes der verantwortlichen Vertriebsmitarbeiter. 594 Die Verlustquote ergibt sich bei ausschließlicher Verwendung der Konstrukte des Prozeßpool-Modells wie folgt: VG j / v* = MAE{k i | k i ∈ Verl _ Po v* ∩ GE _ KU _ PO j } MAE{k i | k i ∈ Pas _ Po v*−1 − > v* ∧ t ∈ [ t A ( pp) , t E ( pp ) ]} + MAE{k i | k i ∈ Akt _ Po v* ∧ t = t A ( pp) } − MAE{k i | k i ∈ Akt _ Po v* ∧ t = t E ( pp) } 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 173 Abgangswahrscheinlichkeiten und bilden andererseits einzubeziehende Basisinformationen für den nächsten Planungsprozeß der Kundenbearbeitung. Für die Nutzung der Verlustquoten zur Bestimmung der Abgangswahrscheinlichkeiten ist aufgrund der dort getroffenen Konventionen die Bezugsgröße der Grundgesamtheit entsprechend zu überführen. Diese Verlustquote mit angepaßter Grundgesamtheit (VQAT) läßt sich aus der Größe VQ mit einem eingefügten Anpassungsterm (ATVQ) wie folgt ermitteln: 5 4 ∀ ∀ VQ j=1 v *=1 AT j / v* = MAE{k i | k i ∈ Verl _ Po v* ∩ GE _ KU _ PO j } MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ GE _ KU _ PO j } + MAE{k i | k i ∈ PAT _ III _ PO ∩ Verl _ Po v* ∩ GE _ KU _ PO j } + ATVQ j / v* v*−1 v* > 1, ∑ MAE{k i | k i ∈ Verl _ Po ( v*− v**) ∩ GE _ KU _ PO j} ATVQ j / v* ( j, v*) = v**=1 sonst, 0 mit: Für die Bestimmung der Abschlußwahrscheinlichkeiten im Rahmen des Planungsmodells sind die Ansätze zur Ermittlung der Verlustquoten in Abschlußquoten je Transaktionspool (AQj) zu überführen. Dabei besteht zwischen den Quotenarten folgende Beziehung: 4 AQ j + ∑ VQ ATj / v* = 1 v* =1 v mit: AQ j = ∏ (1 − VQ j / v* ) i*= v Da die Aktivitäten in den einzelnen Prozeßphasen ressourcenverbrauchende Verrichtungen darstellen, sind im Rahmen einer Effektivitätsbetrachtung zusätzlich die angefallenen Kosten der Kundenbearbeitung in das Bewertungskalkül mit einzubeziehen. Ihrem Charakter nach, sind die Bearbeitungskosten für ausgeschiedene Kundenelemente des PAT_III_PO als irreversibel angefallene und losgelöst von späteren Transaktionsbemühungen zu betrachtende Investitionen zu interpretieren. Diese quasi als versunken anzusehenden Bearbeitungskosten (Sunk Cost), geben Auskunft über das finanzielle Ausmaß des Werteverzehrs infolge der fehlgeschlagenen Transaktionsbestrebungen.595 Das Ausmaß der Sunk Cost richtet sich neben der Intensität der Kundenbearbeitung nach der Anzahl der von den Kundenelementen durchlaufenen Teilprozesse.596 Die Sunk Cost (Ks) der ausgeschiedenen Kundenelemente des PAT_II_PO sind wie folgt definiert: 5 K S / PAT _ III _ PO = ∑ K S PAT _ III _ PO / j j =1 K SPAT _ III _ PO / j = n ∑ 4 ∑ (K K i |K i∈VERL _ POi* ∩GE _ KU _ PO j v*=1 IST / i / v* ) 595 Zum Grundgedanken des allgemeinen Sunk Cost-Ansatzes bei Geschäften mit Ex post-Unsicherheit vgl. auch Schuhmann, J. (1992), S. 440. 596 Ein Kostenanfall ist dabei ausschließlich den Aktiv-Pools der einzelnen Prozeßphasen zuzuordnen. In Passiv- und Verlust-Pools erfolgt kein Kostenanfall. 174 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Zur Bewertung der Transaktionseffektivität im Bereich der aktiven Kundenbearbeitung sind die Sunk Cost in Beziehung zu den Gesamtkosten zu setzen.597 Somit sind an dieser Stelle Ergebnisse des primären Analysetyps III einzubeziehen. Die Ermittlungsvorschriften für die resultierende übergreifende Sunk Cost-Quote (KSQI/III) sowie die Differenzierung nach Transaktionspools (KSQI/III/j) ergeben sich dabei aus: 5 K S Q I / III = ∑K j=1 5 4 ∑∑K j=1 v*=1 5 ∀K j=1 S S / PAT _ III _ PO / j Q I / III / j = 5 IST / PAT _ I _ PO / j / v* + ∑ K S / PAT _ III _ PO / j j=1 K S / PAT _ III _ PO / j 4 ∑K v *=1 IST / PAT _ I _ PO / j / v* mit: KSQI/III ∈ [0,..., 1] + K S / PAT _ III _ PO / j mit: KSQI/III/j ∈ [0,..., 1] KSQI/III definiert den Anteil der Bearbeitungskosten der verlorenen Kundenelemente an den Gesamtkosten im Bereich der aktiven Kundenbearbeitung.598 Über die Betrachtung der Sunk Cost-Quote nach Transaktionsstatus der Kundenelemente lassen sich diejenigen Transaktionspools identifizieren, die über- bzw. unterdurchschnittlich zu dieser Kostensituation beitragen. Als durchschnittliche Vergleichsgröße dient dabei die Gesamtgröße KSQI/III. Für die Bestimmung der bis zu einem Transaktionsereignis durchschnittlich angefallenen Bearbeitungskosten sind die Sunk Cost auf die Menge der Kundenelemente, die eine Transaktion getätigt haben, umzulegen. Die durchschnittlich notwendigen Bearbeitungskosten für den Abschluß einer Transaktion ergeben sich somit aus der Darstellung der aggregierten Bearbeitungskosten für Kundenelemente des primären Analysetyps I und III in bezug auf die nicht verlorenen Kunden.599 Die durchschnittlichen Übergangskosten (K∅ÜBG) im Bereich der aktiv geplanten Kundenbearbeitung sind wie folgt definiert: 4 K ∅ÜBG = ∑K v *=1 IST / PAT _ I _ PO / v* + K S / PAT _ III _ PO MAE{PAT _ I _ PO} Bei Differenzierung dieser Größe nach Transaktionsstatus der Kundenelemente sind die existierenden Übergangsrelationen der transaktionsorientierten Zustands-Möglichkeiten-Matrix600 597 Die einzubeziehenden Gesamtkosten im Bereich der aktiven Kundenbearbeitung umfassen dabei nur den Kostenanfall in den relevanten Teilprozessen v* = 1, ..., 4. Der explizite Bezug auf diese Prozeßphasen ist bei den Sunk Cost des PAT_III_PO aufgrund ihrer Definition entbehrlich. 598 Je höher die Sunk Cost-Quote ist, desto schlechter ist die Effektivitätssituation des Unternehmens zu bewerten. Je nach Auswahl des Vergleichswertes sind Zustandsbewertungen oder Entwicklungsbewertungen möglich. 599 Da diese Kosten ihrem Charakter nach auch als Kosten eines Transaktionsstatusübergangs interpretiert werden können, wird im folgenden in diesem Zusammenhang von Übergangskosten gesprochen. 600 Vgl. dazu Tabelle 6 auf Seite 100. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 175 entsprechend zu berücksichtigen.601 Eine Übergangsrelation spezifiziert dabei ausgehend vom Quellen-Status eines Kundenelements in der letzten Bearbeitungsperiode (pB-1) die zugelassenen Senken-Zustände für die nächste Bearbeitungsperiode (pB).602 Der Quellen-Status stellt den Transaktionsstatus eines Kundenelements dar, mit dem er in der Planung berücksichtigt worden ist. Die Zuweisung des Senken-Status kann erst bei Auslösung des entsprechenden Übergangsereignisses und somit bei Instanzierung der Übergangsrelation erfolgen. Wird der letzte vor dem in der Planung berücksichtigte Transaktionsstatus für eine Klassifizierung einbezogen, ergeben sich die aus Tabelle 20 ersichtlichen Übergangsrelationen. Quellenstatus j’ pB-1 Möglicher Senkenstatus pB pB-2 Zielstatus Sonst 1 PER_KU_POPER_KU_PO_MA PER_KU_PO ER_KU_PO PER_KU_PO 2 PER_KU_POVER_KU_PO_W PER_KU_PO ER_KU_PO PER_KU_PO 3 ER_KU_PO PER_KU_POPER_KU_PO_MA BES_KU_PO VER_KU_PO PER_KU_POVER_KU_PO_W BES_KU_PO VER_KU_PO ER_KU_PO BES_KU_PO VER_KU_PO 6 BES_KU_PO BES_KU_PO VER_KU_PO 7 ZUR_KU_PO BES_KU_PO VER_KU_PO 4 5 BES_KU_PO 8 ZUR_KU_PO VER_KU_PO BES_KU_PO VER_KU_PO 9 VER_KU_PO ER_KU_PO ZUR_KU_PO VER_KU_PO 10 BES_KU_PO ZUR_KU_PO VER_KU_PO 11 ZUR_KU_PO ZUR_KU_PO VER_KU_PO 12 VER_KU_PO ZUR_KU_PO VER_KU_PO Tabelle 20: Klassifikation von transaktionsorientierten Übergangsrelationen Im Ergebnis können Kundenelemente entsprechend ihrer instanzierten Übergangsrelation einem Übergangspool ÜB_POj’ des folgenden disjunkten Mengensystems zugeordnet werden: ÜBG_PO = {ÜB_POj’ für j’=1, ..., 12} 601 Bei Betrachtung einer Übergangsrelation sind Quelle und Senke des Übergangs zu berücksichtigen. 602 Der instanzierte Senken-Status eines Kundenelements in einer Bearbeitungsperiode bildet den QuellenStatus für die nächste Bearbeitungsperiode. 176 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Die durchschnittlichen Übergangskosten je Übergangspool (K∅ÜB/j’) ergeben sich dabei aus folgender Ermittlungsvorschrift: n ∑ 12 ∀K j'=1 ∅ÜB / j' = 4 ∑K k i |k i ∈PAT _ I _ PO ∩ ÜB _ PO j' v *=1 IST / v*/ i + ∑K S/i k i |k i ∈PAT _ III _ PO ∩ ÜB _ PO j' MAE{k i | k i ∈ PAT _ I _ PO ∩ ÜB _ PO j' } 5.3.1.3.3 Allgemeine Analyseaspekte der Pools PAT II_PO und PAT_IV_PO In der Planung werden die Kundenelemente der Pools PAT_II_PO und PAT_IV_PO, die auf der Prozeßebene die Inputelemente des Pools Pas_Po0→1/Rest darstellen, nur als restliche pauschalierte Zusatzgröße aggregiert berücksichtigt. Dieser Pauschalcharakter resultiert aus dem durch die Eintrittszenarien begründeten, nicht möglichen (Szenario 4) oder nicht als sinnvoll erachteten Einbezug (Szenario 2, 3) in die aktive Kundenbearbeitung. Die Kunden können nur aufgrund von Eigeninitiative in den Kundenbearbeitungsprozeß eintreten. Aufgrund der beschränkten Planungsvorgaben ist die Analyse der finanziellen Abweichungen auf einer nur sehr allgemeinen Ebene möglich.603 Auf Basis der geplanten Sollwerte für Umsatz- bzw. Deckungsbeitrag und die pauschalierten Bearbeitungskosten können für jedes Szenario die realisierten Soll-Ist-Abweichungen bestimmt werden. Infolge der im nachfolgenden Kapitel diskutierten, unterschiedlich zu interpretierenden Zielausrichtungen bei den einzelnen Szenarien liegt der wesentliche finanzielle Betrachtungsfokus weniger auf der Höhe des finanziellen Volumens, sondern mehr auf der finanziellen Profitabilität in diesem Bereich. Dabei kann die Deckungsbeitragsrentabilität (DBR1, 2) der für eine aktive Kundenbearbeitung vorgesehenen Kundenelemente als Bewertungsmaßstab zur Beurteilung der realisierten IstWerte herangezogen werden. Wegen der bekannten Transaktionspoolzugehörigkeit der Kundenelemente des PAT_II_PO und PAT_IV_PO, kann diese Darstellung entsprechend differenziert nach dem Transaktionsstatus erfolgen. Neben dieser finanziellen Analyse können diese Kundenelemente gleichzeitig für die Betrachtung der angefallenen Kundenverluste im Bearbeitungsprozeß wiederum differenziert nach dem Transaktionsstatus miteinbezogen werden. In diesem Fall dienen die Kundenelemente dazu, die im PAT_III_PO enthaltene Grundgesamtheit zu ergänzen. Aus rein prozeßbezogener Analysesicht betrachtet, sind sie den Kundenelementen des PAT_III_PO mit dem Einstiegspool Kund_Akt_Pas_Po1 bzw. Kund_Akt_Akt_Po1 gleichzusetzen. Somit kann an 603 Der hier nicht vorhandene kunden- bzw. kundengruppenindividuelle Umfang von Planungsinformationen darf an dieser Stelle nicht als fehlende Spezifität interpretiert werden. Vielmehr bedeutet die Aufnahme dieser Kundenelemente in den Planungsansatz eine proaktive Berücksichtigung von realen Effekten aufgrund bestehender Unvollkommenheit der verfügbaren Informations- bzw. Datenbasis in Unternehmen. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 177 dieser Stelle das in Kapitel 5.3.1.3.2 entwickelte Analysemodell simultan seine Anwendung finden.604 5.3.1.3.4 Spezielle Analyseaspekte der Pools PAT_II_PO und PAT_IV_PO Der durch die Eintrittsszenarien bedingte Charakter von Kundenelementen der Pools PAT_II_PO und PAT_IV_PO erfordert neben den bereits dargestellten Aspekten eine weitergehende Betrachtung spezifischer Implikationen. Diese Analyse orientiert sich dabei an den Eintrittszenarien dieser Kundenelemente. Kennzeichnend für alle diese Kundenelemente sind zum einen die Eigeninitiative durch die sie in den Bearbeitungsprozeß eingetreten sind und zum anderen der bereits angesprochene fehlende individuelle Einbezug in der Planung der Kundenbearbeitung. Für Kundenelemente des Eintrittsszenarios 2 gilt: Bi | Bi ∈ B_PO∅ ∧ (Einstiegspool = (Kund_Akt_Pas_Po1 ∪ Kund_Akt_Akt_Po1)). Diese Kundenelemente wurden für die betrachtete Periode aufgrund einer im Ergebnis nicht positiven Bedarfsschätzung als nicht relevante Bedarfsträger identifiziert. Für sie liegt somit eine Fehleinschätzung der aktuellen Bedarfssituation vor. Aus der Anzahl dieser Kundenelemente unter Berücksichtigung des jeweilig zugrunde liegenden Transaktionspooltyps sowie der Höhe des getätigten Absatzes ergeben sich Rückschlüsse auf die möglichen Fehlerarten und das Fehlerausmaß bei der Bedarfsbestimmung.605 Diese Rückschlüsse dienen als Feedforward-Implikationen zur Anpassung bei dem Vorgehen zur Bestimmung der Kundenbedarfe. Gleichzeitig stellen diese Kennzahlen Bewertungsmaßstäbe für den Gütegrad der Abschätzung einer Bedarfsexistenz dar.606 Als Zielüberlegung ist dabei einerseits anzustreben, die Anzahl der Kundenelemente, bei denen die Existenz von Bedarfen falsch eingestuft wurde im 604 Aus diesem Grund wird hier auf die nochmalige Darstellung des Analyseinstrumentariums verzichtet und auf das entsprechende Kapitel verwiesen. 605 Die Konzentration dieser Kundenelemente innerhalb bestimmter Transaktionspools impliziert in diesem Zusammenhang die Existenz systematischer Fehler in der Bedarfsschätzung unter Berücksichtigung der poolspezifischen Abschätzungsmethode. 606 An dieser Stelle sei angemerkt, daß die Anzahl der Kundenelemente aus Eintrittsszenario 2 nicht die vollständige Menge der Kundenelemente mit fehlerhafter Bedarfsexistenzschätzung abbildet, da die Kundenelemente, bei denen zwar ein Bedarf besteht, aber nicht eigenständig den Bearbeitungsprozeß initiieren, nicht einbezogen werden. Für konsistente Periodenvergleiche ist somit immer ein konstantes Initiierungsniveau zugrundezulegen bzw. sind entsprechende Anpassungen mit Hinsicht auf ein verändertes Initiierungsniveau durchzuführen. 178 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Sinne eines Fehlerumfangs zu reduzieren, und andererseits ist das Fehlerausmaß im Sinne einer Fehleinschätzung bei Kundenelementen mit besonders hohen Bedarfen herabzusetzen.607 Für Kundenelemente des Eintrittsszenarios 3 gilt: Bi | Bi ∈ B_Popositiv ∧ (Einstiegspool = (Kund_Akt_Pas_Po1 ∪ Kund_Akt_Akt_Po1)) ∧ akt_vari = 0 Die Kundenelemente dieses Eintrittsszenarios wurden zwar als relevante Bedarfsträger infolge des Vorliegens eines positiven Bedarfs identifiziert, sind jedoch im Rahmen der Planungsalgorithmik aufgrund fehlender Profitabilitätsaussichten nicht aktiviert worden. Eine dennoch durchgeführte Bearbeitung durch den Vertrieb generiert in ihrem Ergebnis zwei unterschiedliche Implikationsstränge im Rahmen einer Verifizierung oder Falsifikation des Planungsansatzes. Im ersten Fall führt die Bearbeitung dieser Kunden zu der prognostizierten, nicht profitablen Geschäftssituation. In dieser Konstellation wird zum einen der Planungsansatz verifiziert, zum anderen müssen geeignete Verfahrensanweisungen gegenüber den Vertriebsmitarbeitern geschaffen werden, die die Ergebnisse der Planungsvorgaben in Zukunft als bindend postulieren. Bei der zweiten Möglichkeit wird entgegen der Planung eine Ex postProfitabilität erzielt, die so zumindest zu einer partiellen Falsifikation der Planungsannahmen führt. Ist dies der Fall, sollte die Bearbeitung dieser Kunden durch den Vertrieb solange fortgeführt werden, bis das anzupassende Planungsmodell ein realistisches Bild der tatsächlichen Profitabilitätssituation wiedergibt und so wiederum der erstgenannte Fall eintritt.608 Insbesondere im Rahmen der Initiierungs- und Umsetzungsphase des Steuerungsmodells zur Kundenbearbeitung sowie bei einem geringen Umfang von vorliegenden Transaktions- und Prozeßdaten kann dieser Pendeleffekt zur Ausrichtung und Justierung des Steuerungsansatzes adaptiv genutzt werden. Kundenelemente des Eintrittsszenarios 4 sind ausschließlich Bedarfsträger des PER_KU_PO, die bisher überhaupt nicht oder lediglich als Elemente innerhalb anonymer Marktinformationen identifiziert wurden (Banonym). Die Kenntnis ihres instanzierten Identifikationssets entzog sich somit bislang dem vorhandenen Planungswissen. Mit Hinsicht auf das Ausmaß dieser auf 607 Zur Bewertung des Fehlerumfangs bietet es sich an, die Anzahl der fehlerhaft eingestuften Kundenelemente über den Einbezug der insgesamt im Prozeß der Abschätzung der Bedarfsexistenz betrachteten Kundenelemente zu relativieren. Als Größen zur Bewertung des Fehlerausmaßes dienen Kennzahlen wie der tatsächliche Bedarf pro Kundenelement oder auch der getätigte Absatz pro Kundenelement. Dabei ist zu berücksichtigen, daß bei der Verwendung von Absatzgrößen auch nur ein Teil des tatsächlichen Bedarfes, nämlich der mit dem Unternehmen getätigt wurde, bestimmt werden kann und somit das wahrgenommene Fehlerausmaß kleiner als das tatsächliche ist. Um diese Abweichung zu reduzieren, sind bei dieser Betrachtung nur Kundenelemente des PAT_II_PO einzubeziehen, da diese Kunden zumindest eine Transaktion mit dem Unternehmen durchgeführt haben. 608 Die geschilderten Handlungsimplikationen entbinden den Vertriebsmitarbeiter nicht, bei jedem der als nicht profitabel eingestuften Kunden im Rahmen einer Follow Up-Bewertung möglicherweise neue Erkenntnisse hinsichtlich der Bedarfssituation und Transaktionswahrscheinlichkeit einzubeziehen sowie die kostenseitigen Schwellenwerte zu berücksichtigen. Die Planungsergebnisse sollten somit einen stark sensibilisierenden Charakter besitzen und sind nur im Einzelfall bei Veränderung der Ex post-Planungsannahmen infolge der Nutzung von zusätzlichem dezentralem Expertenwissen der Vertriebsmitarbeiter neu zu bewerten. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 179 eigene Initiative in den Bearbeitungsprozeß eintretenden anonymen Bedarfsträger, sind zwei miteinander konkurrierende Zielkalküle zu unterscheiden. Einerseits spiegelt die Anzahl dieser Kundenelemente das Ausmaß für den Bekanntheitsgrad und die am Markt herrschende Unternehmens- bzw. Leistungsreputation wider, da hier Bedarfsträger, die mit dem Unternehmen bisher noch nicht in einer Geschäftsbeziehung standen, auf eigene Initiative in Kontakt zum Unternehmen getreten sind. Andererseits birgt eine hohe Anonymitätsquote bei einer Markterschließungs- bzw. Marktdurchdringungsstrategie die Gefahr, insbesondere attraktive Bedarfsträger dem Wettbewerb frühzeitig zu überlassen.609 Aus der Synthese beider Kalküle ergibt sich die Forderung nach steigender Anzahl der eintretenden anonymen Bedarfsträger610 bei gleichzeitiger Reduktion der Anzahl sehr attraktiver anonymer Bedarfsträger611. Des weiteren kann bei Betrachtung der jetzt bestimmbaren Identifikationsmerkmale der bis zum Erstkontakt anonymen Bedarfsträger die Übereinstimmung zwischen unterstellten und tatsächlichen Kriterien zur Zielgruppenzugehörigkeit analysiert und bei Bedarf entsprechende Kriterienanpassungen vorgenommen werden. 5.3.1.4 Bewertung der Kundenloyalität 5.3.1.4.1 Bestimmung von Vergleichswerten Die Höhe des mit einem Kundenelement in einer Periode getätigten Umsatzes stellt neben seiner finanziellen Bedeutung gleichzeitig einen Bewertungsmaßstab für die Loyalität des Kundenelements gegenüber dem betrachteten Unternehmen dar.612 Dabei greift die allgemeine Betrachtung der Umsatzveränderung in bezug auf die Vorperiode regelmäßig zu kurz, da sie die kundenindividuelle Bedarfssituation vernachlässigt und somit auf nicht direkt vergleichbaren Bezugsgrößen beruht. Bei der Begutachtung des mit einem Kundenelement getätigten 609 Dabei ist je nach Marktgröße, Spezifität von Definitionskriterien potentieller Zielgruppen sowie Informationsbeschaffungskosten das Verhältnis zwischen anonymen und identifizierten Bedarfsträgern unterschiedlich zu bewerten. 610 Hier fungiert die Anzahl der anonymen Bedarfsträger als Indikator für die Attraktivität des Unternehmens aus Kundensicht. Die Steigerung dieser Zahl ist dabei über das Intensitätsniveau der Aktivitäten zur Identifizierung von bisher anonymen Bedarfsträgern als auch über Marktwachstumsgrößen zu nivellieren. Gleichzeitig muß hier angemerkt werden, daß die Ursachen, die diese Attraktivität beeinflussen können, nur zum Teil im Verantwortungsbereich des Vertriebs liegen. Hier spielen weitere Aspekte, die in der Verantwortung anderer Unternehmensbereiche liegen, wie beispielsweise Qualität der angebotenen Leistung, Öffentlichkeitsarbeit etc., eine wesentliche Rolle. 611 Eine Reduktion der aus Unternehmenssicht attraktiven anonymen Bedarfsträger ist dabei auf die Fähigkeit des Marketing- und Vertriebsbereichs zurückzuführen, aus der Menge anonymer Bedarfsträger im Sinne eines „Cherry Pickings“ möglichst zuerst die zu identifizieren, deren Bedarfsdeckung bei Wettbewerbern am stärksten zu bedauern wäre. Dies kommt dadurch zum Ausdruck, daß der Absatz bzw. Umsatz pro anonymen Bedarfsträger unter der Prämisse einer konstanten Bearbeitungsqualität sinkt. 612 Als Loyalität wird an dieser Stelle die Bereitschaft eines Kundenelements betrachtet, einen Teil seiner Bedarfe mit einem bestimmten Transaktionspartner zu tätigen. Die Veränderung dieses Volumens ist dann als Erhöhung bzw. Verringerung der Loyalität gegenüber dem jeweiligen Transaktionspartner zu werten. Verhaltens- bzw. Einstellungsaspekte zur Erforschung der Ursachen des Kaufverhaltens werden an dieser Stelle in das loyalitätsbezogene Begriffsverständnis nicht einbezogen. Zu den möglichen Aspekten der Loyalitätsinterpretation vgl. Giering, A. (2000), S. 14 - 20. 180 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Umsatzes im Sinne einer Loyalitätsbewertung ist deshalb das zugrunde liegende Bedarfsszenario in die Betrachtungen mit einzubeziehen. Als Gestaltungsparameter der Bedarfsszenarien dienen dabei die Bedarfstypen BAEL und BERW.613 Entsprechend der Existenz dieser Bedarfswerte können vier Bedarfsszenarien, wie in Abbildung 39 dargestellt, unterschieden werden. Je nach Art der Bedarfszenarien sind die entsprechenden Ermittlungsvorschriften zur Bestimmung des Vergleichsmaßstabs anzuwenden. BAEL =0 >0 =0 Loyalitätstyp I Loyalitätstyp III >0 Loyalitätstyp II Loyalitätstyp IV BERW Abbildung 39: Loyalitätstypen bei verschiedenen Bedarfsszenarien Diese Ermittlungsvorschriften zur Bestimmung des Loyalitätsniveaus unterscheiden sich hinsichtlich der zum Ist-Umsatz bzw. -Absatz der betrachteten Periode in Beziehung zu setzenden Vergleichsgröße (VG).614 VG ist in diesem Zusammenhang als Bewertungsschwelle zu interpretieren, die den Loyalitätsmaßstab nivelliert. Hierbei ergibt sich je nach Ausprägung der Relation eine starke (BU/IST/p > VG), eine mittlere (BU/IST/p = VG) sowie eine geringe (BU/IST/p < VG) Loyalität. Die Bestimmung der Bewertungsschwellen für die einzelnen Loyalitätstypen erfolgt unter Beachtung des folgenden Regel-Sets: 1. Als Basisvergleichsgröße für den Absatz in einer Periode gilt der Ersatzbedarf aufgrund des Abgangs der eigenen Leistung. 613 Aus Kundensicht gilt es, den Gesamtbedarf durch Zukauf der entsprechenden Leistungen bei den einzelnen Lieferanten zu decken. Somit verteilt der Kunde seinen Ersatz- und Erweiterungsbedarf auf die potentiellen Lieferanten entsprechend seiner Loyalitätsvorstellungen. 614 Im folgenden wird aus Gründen der Übersichtlichkeit einheitlich auf Mengengrößen (Absatz bzw. Bedarf) abgestellt. Die Transformation zum Umsatzwert ergibt sich kanonisch aus: Mengengröße . Stückpreis = Wertgröße. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 181 2. Die anteilige Erhöhung des loyalitätsbezogenen Anspruchsniveaus bei Existenz eines Erweiterungsbedarfes erfolgt paritätisch entsprechend des Verhältnisses von BAWL und BAEL. 3. Ein geringerer Absatz als unter 1. und 2. nivelliert, beeinflußt nicht das Anspruchsniveau des Loyalitätsgrades in der Folgeperiode. 4. Eine Erhöhung des Absatzes über die paritätische Berücksichtigung des Erweiterungsbedarfes in einer Periode determiniert das Anspruchsniveau des anteiligen Absatzes in bezug auf den Erweiterungs- und Ersatzbedarf aufgrund des Abgangs der Leistung von Wettbewerbern in der Folgeperiode. 5. Absatzzugewinne durch anteilige Übernahme von Ersatzbedarf infolge des Abgangs der Leistung von Wettbewerbern bestimmen das Anspruchsniveau des Zugewinns dieser Größe sowie des Erweiterungsbedarfs in der Folgeperiode. 6. Anteilig aus der Vorperiode zu übertragende Abschläge bei BAWL aufgrund von Loyalitätszugewinnen des betrachteten Unternehmens führen zu einer Veränderung der Basisparität in der Folgeperiode. Die formale Loyalitätsnivellierung für die einzelnen Bedarfsszenarien ergibt sich unter Berücksichtigung des Regel-Sets wie folgt: Typ I: (BU/IST/p, VG1) ∈ R, wenn BAEL/p = 0 ∧ BERW/p = 0 Bestimmung von VG1 bei BERW/p-1 = 0: wenn BU/p-1 - BAEL/p-1 > 0, dann VG1 = BAWL/p . (BU/p-1 -BAEL/p-1)/BAWL/p-1, sonst VG1 = 0 Bestimmung von VG1 bei BERW/p-1 > 0: wenn BU/p-1 - BAEL/p-1 - (BERW/p-1 . BAEL/p-1/( BAEL/p-1 + BAWL/p-1)) > 0, dann VG1 = BAWL/p . (BU/p-1 - BAEL/p-1 - (BERW/p-1 . BAEL/p-1/( BAEL/p-1 + BAWL/p-1)))/ BERW/p-1, sonst VG1 = 0 Typ II: (BU/IST/p, VG2) ∈ R, wenn BAEL/p = 0 ∧ BERW/p > 0 Bestimmung von VG2 bei BERW/p-1 = 0: wenn BU/p-1 - BAEL/p-1 > 0, dann VG2 = (BAWL/p + BERW/P) . (BU/p-1 - BAEL/p-1)/BAWL/p-1 , sonst VG2 = 0 Bestimmung von VG2 bei BERW/p-1 > 0: wenn BU/p-1 - BAEL/p-1 - (BERW/p-1 . BAEL/p-1/( BAEL/p-1 + BAWL/p-1)) > 0, 182 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung dann VG1 = ((BAWL/p) . (BU/p-1 - BAEL/p-1 - (BERW/p-1 . BAEL/p-1/( BAEL/p-1 + BAWL/p-1)))/BERW/p-1) + (BERW/p . (BU/p-1 - BAEL/p-1)/BERW/p-1), sonst VG1 = 0 Typ III: (BU/IST/p, VG3) ∈ R, wenn BAEL/p > 0 ∧ BERW/p = 0 Bestimmung von VG3 bei BERW/p-1 = 0: wenn BU/p-1 - BAEL/p-1 > 0, dann VG3 = BAEL/p + BAWL/p . (BU/p-1 - BAEL/p-1)/BAWL/p-1, sonst VG1 = BAEL/p Bestimmung von VG3 bei BERW/p-1 > 0: wenn BU/p-1 - BAEL/p-1 - (BERW/p-1 . BAEL/p-1/( BAEL/p-1 + BAWL/p-1)) > 0, dann VG3 = BAEL/p + (BAWL/p . (BU/p-1 - BAEL/p-1 - (BERW/p-1 . BAEL/p-1/( BAEL/p-1 + BAWL/p-1)))/ BERW/p-1), sonst VG1 = BAEL/p Typ IV: (BU/IST/p, VG4) ∈ R, wenn BAEL/p > 0 ∧ BERW/p > 0 Bestimmung von VG4 bei BERW/p-1 = 0: wenn BU/p-1 - BAEL/p-1 > 0, dann VG 4 = B AEL/p + (B AWL/p ⋅ (B U/IST/p-1 - B AEL/p-1 )/B AWL/p-1 ) + B U / IST / P −1 − B AEL / p−1 B B ⋅ + AWL / p AEL / p B AWL / p −1 ⋅B ERW / p B AEL / p + B AWL / p sonst VG4 = BAEL/p + (BERW/p . BAEL/p /(BAEL/p + BAWL/p)) Bestimmung von VG4 bei BERW/p-1 > 0: wenn BU/p-1 - BAEL/p-1 - (BERW/p-1 . BAEL/p-1/( BAEL/p-1 + BAWL/p-1)) > 0, dann VG 4 = B AEL/p + (B AWL/p ⋅ (B U/p-1 - B AEL/p-1 - (B ERW/p-1 ⋅ B AEL/p-1 /( B AEL/p-1 + B AWL/p-1 )))/ B ERW/p-1 ) + B U / IST / P −1 − B AEL / p −1 B ⋅ B AWL / p AEL / p + B AWL / p −1 ⋅B ERW / p , B AEL / p + B AWL / p sonst VG4 = BAEL/p + (BERW/p . BAEL/p /(BAEL/p + BAWL/p)) 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 183 Bei Loyalitätstyp I können BAEL und BERW aufgrund ihrer fehlenden Existenz nicht berücksichtigt werden. Demzufolge liegt nur ein Ersatzbedarf vor, der sich vollständig aus BAWL ergibt. Eine Absatzsteigerung läßt sich somit nur durch die Reduktion von BWET realisieren. Wenn nicht bereits in der Vorperiode ein Absatzzugewinn durch Übernahme von Anteilen von BAWL erfolgte oder eine Zugewinn stattfand, der über der paritätischen Verteilung von BERW lag, und auf diese Weise das Anspruchsniveau der Folgeperiode bestimmt, liegt bereits eine erhöhte Loyalität vor, wenn in der betreffenden Periode überhaupt ein Absatz durch Übernahme von BAWL-Anteilen stattfinden kann. Eine ähnliche Konstellation ergibt sich bei Loyalitätstyp II. Da bei diesem Typ ebenfalls kein BAEL existiert und aus diesem Grunde bei paritätischer Verteilung von BERW keine Anteile auf das betrachtete Unternehmen entfallen, kann ein über Null liegendes Anspruchsniveau in der betrachteten Periode nur infolge eines über BAEL liegenden Absatzzugewinns in der Vorperiode realisiert werden. Dieser Zugewinn müßte sich entweder direkt auf BAEL oder auf die über der Parität liegende Verteilung des Erweiterungsbedarfes beziehen. Bei Loyalitätstyp III ergibt sich infolge des fehlenden Erweiterungsbedarfes das Anspruchsniveau der Loyalität direkt aus dem Deckungsgrad von BAEL. Nur bei einer Verbesserung des Loyalitätsgrades in der Vorperiode über die Abdeckung des Ersatzbedarfes aus Abgang der eigenen Leistung infolge eines überparitätischen Zugewinns bei BERW oder einem Gewinn von BAWL-Anteilen, läßt sich ein Anspruchsniveau über BAEL hinaus ableiten. Ein Absatz über BAEL hinaus führt zu direkten Verlusten der Wettbewerber bei BAWL. Dieser auf Wettbewerberseite zu verzeichnende Loyalitätsverlust spiegelt auf der anderen Seite den Loyalitätsgewinn für das betrachtete Unternehmen wider. Fand ein solcher Loyalitätszuwachs in der Vorperiode statt, so determiniert er das Anspruchsniveau in bezug auf die Übernahme von BAWLAnteilen in der Folgeperiode. Die Existenz von BAEL und BERW bei Loyalitätstyp IV erfordert bei einer intraperiodischen Betrachtung zur Ermittlung des Loyalitätsmaßstabes neben der Berücksichtigung von BAEL die zusätzliche Anspruchshöhe infolge der paritätischen Verteilung von BERW. Diese Gesamtgröße bestimmt somit das zu betrachtete Ausgangsmaß für die Bewertung der Loyalität. Es wird bei interperiodischer Betrachtung durch ein höheres Anspruchsniveau ersetzt, wenn in der Vorperiode Anteile von BAWL oder Anteile von BERW die über der paritätischen Verteilung liegen, hinzugewonnen werden konnten. Dieser Zugewinn muß somit anteilig auf die Höhe von BAWL und BERW in der Folgeperiode übernommen werden. Die entsprechende Veränderung der Parität durch Verschiebung der Bezugsgrößen BAEL und BAWL wird dabei durch einen Ausgleichsterm berücksichtigt. Die Aufstellung des Regelsets impliziert, daß ein kontinuierlicher Anstieg des Zielniveaus bei Überschreiten der Bewertungsschwelle erfolgt. Somit führt ein konstantes Niveau im Bereich einer starken Loyalität (BU/IST/p > VG) im Zeitablauf in Richtung einer Gesamtbedarfsdeckung beim Kundenelement. Aufgrund der Berücksichtigung von Loyalitätssteigerungen in der Vor- 184 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung periode wird das Loyalitätsmaß entsprechend anspruchsvoller. Dieser Vorgabeeffekt hat zur Folge, daß auch Verluste bei bereits erreichten hohen Loyalitätsniveaus als Warnsignale identifiziert werden können und nicht nur Kundenelemente mit allgemein geringer Loyalität bei der Steuerung der Kundenbearbeitung berücksichtigt werden. Ein mögliches Abstiegsmoment wird durch das Basisniveau bestimmt und durch BAEL sowie dem paritätischen Einbezug von BERW als definierte Minimalschwelle begrenzt.615 Der Einstiegstyp für Kundenelemente des PER_KU_POPER_KU_PO_MA ist Typ II, da bei diesen Elementen noch kein Bedarf aufgrund des Abgangs der eigenen und der wettbewerbsbezogenen Leistung existieren kann und somit die Existenz eines Erweiterungsbedarfes vom Basisniveau Null für eine sinnvolle Bearbeitung zwingende Voraussetzung ist. Kundenelemente des PER_KU_POVER_KU_PO_W können bei ihrer ersten Transaktion mit dem betrachteten Unternehmen nur Typ I oder II zugeordnet werden, da hier wiederum kein BAEL vorliegen kann.616 Die Erweiterung um Typ I ergibt sich hier aus der Möglichkeit, auch bei Fehlen eines Erweiterungsbedarfes einen Anteil an BAWL zu gewinnen.617 Die erste Transaktion bestimmt so das Ausgangsniveau des Bewertungsmaßstabes zur Kundenloyalität.618 Für die Kundenelemente des KU_PO kann nur aufgrund der kundenindividuellen Bedarfs- und Transaktionshistorie sowie der aktuellen Bedarfssituation eine Zuordnung zu den entsprechenden Loyalitätstypen I bis IV vorgenommen werden.619 Tendenziell korrespondieren die unternehmensbezogene Transaktionshäufigkeit und damit die Intensität der absatzbezogenen Kundenbeziehung im Zeitablauf mit der Verlagerung der Zugehörigkeit der Kundenelemente von Typ I und II zu Typ III und IV. Die bisherige Betrachtung des Loyalitätsstatus mit den ordinalen Ausprägungen starke, mittlere oder geringe Loyalität gibt einen ersten Überblick über die Loyalitätssituation bei den einzelnen Kundenelementen, ermöglicht jedoch nur die Bildung einer groben Rangordnung zwischen diesen. Um sich einen genaueren Überblick über die so modellierte Loyalitätssituation verschaffen zu können, sind weitere Spezifikationen notwendig, insbesondere bei der Bestimmung von absoluten Wertbeiträgen in bezug auf den Loyalitätsstatus. 615 Auch BAEL ist dabei nicht als statisch fixierte Größe aufzufassen. Aufgrund der Beziehung BU/p = BAEL/p + ND werden Transaktionen in der Vergangenheit bei der Nivellierung von BAEL dynamisch berücksichtigt. 616 Die fehlende Existenz von BAEL bedingt zwingend den Ausschluß von Loyalitätstyp III und IV. 617 Dafür ist die Existenz von BAWL zwingende Voraussetzung, da sonst das Kundenelement wiederum dem Loyalitätstyp II zuzuordnen ist. 618 Vor der ersten Transaktion mit einem Kundenelement kann in diesem Zusammenhang nicht von Loyalität im hier vorliegenden Verständnis gesprochen werden, da es noch keine explizite Bereitschaft seitens des Kundenelementes gab, einen Teil seines Bedarfes über das betrachtete Unternehmen zu decken. 619 Für die Bestimmung von BAEL muß die der Kernleistung zugrunde liegende Nutzungsdauer berücksichtigt werden. Vgl. dazu auch Kapitel 5.2.1.1.1. Nur im Fall von ND = 1 ist der Absatz der Vorperiode mit dem Ersatzbedarf aus Abgang der Leistung in der Folgeperiode identisch (BU/IST/p-1 = BAEL/p bzw. BWET/IST/p-1 = BAWL/p). 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 185 Die Abweichungen des Loyalitätsstatus eines Kundenelements gegenüber der Bewertungsschwelle VG lassen sich über den Differenzdiskriptor ∆VG sowohl relativ als auch absolut abbilden. Über (BU/IST/p - VG)/VG läßt sich die relative Abweichung zum Vergleichswert VG ermitteln. Der Absolutwert für ∆VG ergibt sich entsprechend aus BU/IST/p - VG.620 Bei Betrachtung der Gesamtloyalitätssituation eines Unternehmens ist zunächst eine Trennung der einbezogenen Kundenelemente gemäß ihres primären Analysetyps vorzunehmen. Dazu sind in einem ersten Schritt diejenigen Kunden auszuwählen, die kundenindividuell für eine aktive Bearbeitung eingeplant wurden und somit Elemente des PAT_I_PO oder PAT_II_PO sind. Um die bestehenden Loyalitätseffekte hinsichtlich des Transaktionsstatus der einbezogenen Kundenelemente differenziert betrachten zu können, müssen beide Pools zunächst getrennt analysiert werden, bevor eine Zusammenführung der Teileffekte zu einer aggregierten Loyalitätsgröße erfolgen kann. 5.3.1.4.2 Loyalitätsbetrachtung für Pool PAT I_PO Der Pool PAT_I_PO enthält alle für eine aktive Bearbeitung vorgesehenen Kundenelemente, die eine Transaktion in der betrachteten Periode mit dem Unternehmen getätigt haben. Zur Beurteilung der Loyalitätssituation dieser Kunden sind die Abweichungen gegenüber dem kundenindividuellen Bewertungsmaßstab VG zu ermitteln und miteinander in Beziehung zu setzen. Gleichzeitig ermöglichen diese Werte eine Überleitungsrechnung von den aggregierten Werten für VG zu dem erzielten Gesamtumsatz im Bereich der aktiven Kundenbearbeitung. Die Abweichungseffekte im Rahmen der Überleitungsrechnung ergeben sich aus:621 SVG* + +∆VG* + -∆VG* = UIST n mit: SVG* = ∑ VG *k i i =1 SVG* = SVG *1 +SVG *2 +SVG *3 = + − ∆VG* = ∆VG* = n ∑ (U IST / i i k i |( U IST / i − VG *i ) > 0 n ∑ (U IST / i k i |( U IST / i − VG*i ) < 0 x ∑ VG * k i |( U IST / i − VG *i ) > 0 i + y ∑ VG * k i |( U IST / i − VG *i ) = 0 i + z ∑ VG * k i |( U IST / i − VG *i ) < 0 i − VG *i ) − VG *i ) 620 Der Vergleich des relativen Differenzdiskriptors zwischen Kundenelementen gibt zwar Aufschluß über den Loyalitätsgrad der einzelnen Kundenelemente, berücksichtigt jedoch nicht den umsatzbezogenen Wertbeitrag, der beispielsweise durch eine Loyalitätsverbesserung erzielt wurde. Hier ist auf den Absolutwert des Differenzdiskriptors abzustellen. 621 Die Notation “*“ symbolisiert die Überführung der Mengengröße VG in eine Wertgröße. Es gilt: VG* = VG . p. 186 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Die Loyalitätssituation im Bereich des PAT_I_PO läßt sich über den absoluten Differenzdiskriptor ∆SVG* = UIST - SVG* bzw. relativ über (UIST - SVG*)/SVG* analysieren. Er beschreibt die Umsatzhöhe, welche durch Loyalitätszuwachs bzw. -verringerung insgesamt gewonnen bzw. verloren wurde.622 Dieser Gesamteffekt setzt sich aus dem Gesamtzuwachs + ∆VG* sowie der Gesamtverringerung -∆VG* zusammen. Der Kompensationseffekt zwischen beiden Größen ergibt, wie in Abbildung 40 grafisch dargestellt, die resultierende Gesamtabweichung gegenüber dem Anspruchsniveau SVG*. +∆VG* -∆VG* UIST SVG* ∆SVG* SVG*1 SVG*2 SVG*3 Abbildung 40: Überleitungsrechnung zur Loyalitätsbetrachtung für PAT_I_PO Über eine Drill Down-Betrachtung können die Abweichungseffekte den Kundengruppen verursachungsgerecht zugeordnet werden. Die Kenngröße +∆VG*/SVG*1 gibt dabei die prozentuale Umsatzsteigerung über das geforderte Loyalitätsniveau hinaus an und liefert damit einen Bewertungsmaßstab für die Höhe des erzielten Loyalitätszuwachses für die betreffende Kundengruppe. Gleichzeitig wird über -∆VG*/SVG*3 das prozentuale Ausmaß der Loyalitätsreduktion bzw. der Unterschreitung des Anspruchsniveaus für die entsprechende Kundengruppe bestimmt. In einer weiteren Differenzierung liefert die Unterscheidung der Kundenelemente nach ihrem Transaktionspooltyp Aussagen darüber, welche Transaktionspooltypen am stärksten sowohl zur positiven Abweichungsgröße +∆VG* als auch zu der als negativ zu bewertenden Größe -∆VG* beigetragen haben. Dazu sind die Vergleichgröße SVG* und die existierenden Abweichungseffekte wie folgt zu differenzieren: 4 4 4 j=1 j=1 j=1 SVG* = ∑ SVG *1, j + ∑ SVG *2, j + ∑ SVG *3, j 622 Die Sunk Sales-Quote (UIST - SVG*)/SVG* mit UIST < SVG* gibt die prozentuale Höhe des Umsatzverlustes infolge eines nicht erreichten Anspruchsniveaus der Kundenloyalität an. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung mit: SVG *1, j = SVG *3, j = + x ∑ VG *i k i |( U IST / i − VG *i ) > 0 ∧ k i ∈KU _ PO j 4 ∆VG* = ∑ + ∆VG * j j=1 y ∑ VG * i k i |( U IST / i − VG *i ) = 0 ∧ k i ∈KU _ PO j , ∑ VG * i k i |( U IST / i − VG *i ) < 0 ∧ k i ∈KU _ PO j ∆VG* = ∑ + ∆VG * j 4 , SVG *2, j = z mit: + mit: − j=1 − 187 ∆VG * j = ∆VG * j = n ∑ (U − VG *i ) IST / i i k i |( U IST / i − VG*i ) > 0 ∧ k i ∈KU _ PO j n ∑ (U − VG *i ) IST / i i k i |( U IST / i − VG*i ) < 0 ∧ k i ∈KU _ PO j Über die Höhe von +∆VG*j/+∆VG* und -∆VG*j/-∆VG* für j =1, 2, 3, 4 läßt sich die Bedeutung der Kundenelemente des jeweiligen Transaktionspools für das Ausmaß der Loyalitätsabweichung bestimmen.623 5.3.1.4.3 Loyalitätsbetrachtung für Pool PAT III_PO und Zusammenführung der Loyalitätseffekte PAT_III_PO enthält alle für eine aktive Bearbeitung vorgesehenen Kundenelemente, die keine Transaktion in der betrachteten Periode mit dem Unternehmen getätigt haben und somit als Elemente am Ende der Periode dem Pool VER_KU_PO zuzuordnen sind. Für diese Kundenelemente gilt jeweils: UIST = 0. Die Betrachtung der Loyalitätssituation bei PAT_III_PO reduziert sich somit auf die Bestimmung von -∆VG*. Es gilt: SVG* + -∆VG* = 0. Die negative Gesamtabweichung entspricht damit der Vergleichsgröße SVG*. Die Sunk Sales-Quote für den PAT_III_PO beträgt folglich immer minus einhundert Prozent. Über - ∆VG*j/-∆VG* für j =1, 2, 3, 4 läßt sich ebenfalls für den PAT_III_PO eine Wertung hinsichtlich des Negativbeitrags der einzelnen Transaktionspooltypen durchführen. 623 Für j = 1,..., 4 gilt: 1 → ER_KU_PO, 2 → BES_KU_PO, 3 → ZUR_KU_PO, 4 → VER_KU_PO. Je stärker die Verteilung der Kundenelemente innerhalb eines Transaktionspools auf einen der möglichen Vergleichstypen SVG*1, SVG*2, SVG*3 konzentriert ist, desto besser können Rückschlüsse in bezug auf die Güte und Angemessenheit des angewendeten Bearbeitungsniveaus vorgenommen werden. 188 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Die Ermittlungsvorschrift zur Bestimmung des Loyalitätseffektes reduziert sich an dieser Stelle auf: − 4 ∆VG* = ∑ + ∆VG * j j=1 mit: − ∆VG * j = n ∑ (U − VG *i ) IST / i i k i |( U IST / i − VG*i ) < 0 ∧ k i ∈KU _ PO j Die Gesamtloyalitätssituation eines Unternehmens für den Bereich der aktiv geplanten Kundenbearbeitung ergibt sich durch Zusammenführung der Loyalitätseffekte des PAT_I_PO und PAT_II_PO. Eine insgesamt positive Loyalitätssituation ist nur dann zu erreichen, wenn der negative Abweichungseffekt des PAT_II_PO durch einen positiven Gesamteffekt im Bereich des PAT_I_PO überkompensiert wird. Die Ermittlungsvorschrift zur Bestimmung des relativen Gesamtloyalitätseffektes über beide Pools lautet:624 ∆VG*PAT_I,III_PO = (UIST/PAT_I_PO - SVG*PAT_I_PO - SVG*PAT_III_PO)/(SVG*PAT_I_PO + SVG*PAT_III_PO) 5.3.2 Adaptionsanalyse der Prozeßebene Im Rahmen der Gestaltung der Kundenbearbeitung ist ein wesentlicher Steuerungsstellhebel des Unternehmens für die Planungsperiode die jeweilige Bearbeitungsintensität in den einzelnen Prozeßphasen, ausgedrückt durch die Höhe des jeweiligen Prozeßkostensatzes PKS. Normativ ergeben sich kanonisch zwei grundsätzliche Steuerungsrichtungen, den Prozeßkostensatz zu senken bzw. diesen anzuheben, um über ihre mittelbare Wirkung auf die Abschlußwahrscheinlichkeiten w1 und w2 die Profitabilität der Kundenbearbeitung und damit den Erfolgsbeitrag für das Unternehmen zu steigern. Eine Senkung des Prozeßkostensatzes ist sinnvoll, wenn ein gleicher ökonomischer Erfolg auch mit einer niedrigeren Bearbeitungsintensität und damit niedrigeren Prozeßkosten erzielt werden kann. Beides führt zu parametrischen Anpassungen der Werte für PKS im Planungsmodell. Dabei sind wiederum zwei Anpassungstypen zu unterscheiden. Einerseits kann sich als Implikation ergeben, daß das Niveau eines Prozeßkostensatzes grundsätzlich zu verändern ist, um den ökonomischen Erfolg des Unternehmens zu erhöhen. Andererseits kann es auf atomarer Ebene eines Kundenpools oder eines einzelnen Kundenelements ökonomisch sinnvoll sein, geplante Prozeßbearbeitungskostensätze anzupassen. Die aus der Abweichungsanalyse gewonnenen Erkenntnisse führen somit dazu, daß die Zieladäquanz der im Rahmen des Planungsmodells zu verwendenden Initialisierungswerte kontinuierlich verbessert wird. 624 Die Größe ∆VG*PAT_I,III_PO stellt aus Sicht eines Managementreportings eine Kerninformation in bezug auf die Loyalitätssituation des Unternehmens dar. Aufgrund der möglichen Überlagerungs- und Kompensationseffekte bietet sich insbesondere für die Bestimmung von Handlungsimplikationen die oben aufgeführte Drill Down-Betrachtung an. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 189 Dies intendiert auf Formalzielebene die Erhöhung des ökonomischen Erfolges. Auf Sachzielebene betrifft der Erkenntniszugewinn auf Basis des Adaptionsanalysebereiches “Prozesse“, die Identifikation etwaiger Prozeßschwachstellen und die Behebung dieser. Im folgenden sind somit Instrumente zu entwickeln, die in Verbindung mit den Ergebnissen der elementaren Abweichungsanalyse Erkenntnisse bezüglich der Anpassung der Prozeßkostensätze gewinnen, um den dargestellten normativen Erkenntniszugewinn in einem im Rahmen des Planungsmodells umsetzbaren Maße zu operationalisieren. Aus der Wirkungskette des Prozeßkostensatzes über die beiden Abschlußwahrscheinlichkeiten w1 und w2 auf den Gewinn ergeben sich abermals zwei entsprechende Analyse- und somit Instrumentenbereiche. Dies bedeutet, daß sowohl das Verhältnis zwischen Prozeßbearbeitungskostensatz und Abschlußquote als auch das Verhältnis zwischen Prozeßbearbeitungskostensatz und Abschlußhöhe zu optimieren ist. 5.3.2.1 Adaption hinsichtlich der Optimierung der Abschlußquote Prozeßschwachstellen werden u. a. dadurch deutlich, wenn der mit der Planabgangswahrscheinlichkeit abw korrespondierende Ist-Abgang abwist in einer Prozeßphase deutlich über der jeweiligen Planabgangswahrscheinlichkeit liegt. Daraus resultiert entsprechender Adaptionsbedarf für die Größen PKS. Da im Gegensatz zur Analyse der Prozeßbearbeitungskostensätze im Hinblick auf den Ist-Abgang keine kundenindividuellen Meßgrößen vorliegen, führt das im Rahmen dieses Teilbereichs zu entwickelnde Instrumentarium zu Niveauverschiebungen der Prozeßbearbeitungskostensätze. Weil notwendige Niveauverschiebungen sich nur aus den gemessenen Daten für den jeweils betrachteten Plan-Prozeßbearbeitungskostensatz PKS ergeben können, ist entsprechend das folgende Vorgehen auf alle PlanProzeßbearbeitungskostensätze anzuwenden.625 Grundlegende Informationen hierfür liefern die Ist-Abgänge abwist je Prozeßstufe im Vergleich zu den Planabgangswahrscheinlichkeiten in Beziehung zu den jeweils eingesetzten Prozeßbearbeitungskostensätzen.626 Dazu sind die jeweiligen Ist-Ausprägungen eines Planprozeßbearbeitungskostensatzes, deren Anzahl sich aus der Zahl der die jeweilige Phase durchlaufenen Kunden ergibt, in Quantile einzuteilen. Die Spannweite SW(QAN) der Summe aller Quantile als Grundlage für die Quantileinteilung ergibt sich dabei aus der Differenz der maximalen positiven und maximalen negativen Abweichung. SW (QAN ) = max(∆PKS (...)) − min(∆PKS (...)) 625 Um die Symbolik übersichtlich zu vereinfachen, werden die Prozeßbearbeitungskostensätze der einzelnen Stufen durch das Symbol PKS(...) subsummiert. 626 Die folgenden Analysen erfolgen wiederum je Kundenpool. 190 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Stellvertretend für die alternativen Prozeßbearbeitungskostensätze steht der Mittelwert des Quantils µ(QAN), wobei daraus kanonisch als Anforderungen an die Quantileinteilung resultiert, daß σ(QAN) möglichst gering ausfällt und MAE(QAN) möglichst groß ist.627 Die Planabgangswahrscheinlichkeit ist konstant für den Prozeßbearbeitungskostensatz vorgegeben, während der Ist-Abgang abwist je Quantil, symbolisiert durch abwist(QAN), zu betrachten ist. Es ergeben sich somit in Abhängigkeit der Anzahl gebildeter Quantile entsprechende Werte für die Differenz aus abwist(QAN) und abw: ∆(abw ist (QAN) / abw )) = abw ist (QAN) − abw Dabei zeigt sich, in welchen Quantilen die Planabgangswahrscheinlichkeit überschritten bzw. wo sie unterschritten wird. Um festzustellen, ob eine Anpassung des Prozeßbearbeitungskostensatzes sinnvoll ist, muß die statistische Signifikanz der Differenzen für die einzelnen Quantile überprüft werden. Dazu ist für jedes Quantil ein Einstichprobentest für den Anteilswert - ausgedrückt in der Verlustquote bzw. der Abgangswahrscheinlichkeit - durchzuführen, der in der Nullhypothese annimmt, daß der Ist-Abgang abwist gleich der prognostizierten Abgangswahrscheinlichkeit abw ist, während für die entsprechende Gegenhypothese zu formulieren ist, daß abw größer oder kleiner ausfällt. Dies hängt analog davon ab, ob abwist größer oder kleiner als abw ist. Für die Grundstruktur der Nullhypothese H0 und Gegenhypothese H1 der für die einzelnen Quantile durchzuführenden Tests628 unter Berücksichtigung des festzusetzenden Signifikanzniveaus α629, bedeutet das: H o : abw ist = abw abw ist > abw für ∆(abw ist (QAN) / abw ) > 0 H1 : abw ist < abw für ∆(abw ist (QAN) / abw ) < 0 627 Die Aufteilung in Quantile kann durch lineare Einteilung des Kontinuums oder durch Anwendung der Clusteranalyse erfolgen. 628 Vgl. Rasch, D. (1978), S. 282 f. Die Annahme für die Anwendung dieses Schätzverfahrens, daß der arithmetische Mittelwert einer Stichprobe aus einer normalverteilten Grundgesamtheit unabhängig ist von einer beliebigen Funktion der Stichprobenelemente, die translationsvariant ist, d. h. deren Wert sich nicht ändert, wenn jedes Stichprobenelement um den gleichen Betrag vergrößert oder verkleinert wird, kann in diesem Anwendungsfall als erfüllt angesehen werden. 629 Anzunehmen ist das allgemein übliche Signifikanzniveau von 95 %, ausgedrückt in α = 0,05. Dieses bedeutet jedoch nicht, daß das Testergebnis zu 95 % richtig ist, sondern lediglich, daß zu 95 % kein Fehler erster Art begangen wurde. Ein Fehler erster Art liegt vor, wenn die Nullhypothese abgelehnt wird, obwohl sie in der Realität zutrifft. Umgekehrt besagt ein Fehler zweiter Art, daß die Nullhypothese angenommen wird, obwohl sie in der Realität gar nicht zutrifft. Das Dilemma besteht darin, daß eine Verringerung des Risikos, einen Fehler erster Art zu begehen, mit einer Erhöhung des Risikos, einen Fehler zweiter Art zu begehen, einhergeht. Ziel ist es, das Signifikanzniveau so zu wählen, daß die Fehlerwahrscheinlichkeiten vertretbar sind. Für die Anwendung bedeutet dies, daß bei glaubhaft erscheinenden Aussagen für das Signifikanzniveau ein kleiner Wert gewählt wird, normalerweise α = 0,05. Ansonsten ist α entsprechend zu erhöhen. Vgl. Berekoven, L./Eckert, W./Ellenrieder, P. (1996), S. 63 ff. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 191 Für die Überprüfung der Hypothesen sind jeweils die Testgröße tgr und die Prüfgröße pgr zu bestimmen. Aus der Tabelle der Standardnormalverteilung ergibt sich tgr mit 1 – α. Die Prüfgröße pgr ermittelt sich dann wie folgt: pgr = abw ist − abw abw ⋅ (1 − abw ) MAE(QAN) Für die erste Alternative von H1 wird Ho abgelehnt, wenn gilt: pgr > tgr. Entsprechend symmetrisch wird für die zweite Alternative von H1 die Nullhypothese Ho abgelehnt, wenn gilt: pgr < tgr. Wird die Nullhypothese abgelehnt, so liefert der jeweils durchgeführte Test statistischsignifikante Hinweise darauf, daß eine Niveauveränderung des Prozeßbearbeitungskostensatzes auf µ(QAN) - als am wahrscheinlichsten anzunehmenden Wert - zu anderen Verlustanteilen führt und auch die Planabgangswahrscheinlichkeiten entsprechend anzupassen wären. Ob diese Niveauveränderung des Prozeßbearbeitungskostensatzes hinsichtlich der Unternehmensziele ökonomisch sinnvoll ist und damit eine Anpassung von PKS und entsprechend resultierend abw sinnvoll wäre, ist durch eine Vergleichsrechnung zu prüfen. Es gilt zu untersuchen, ob ein Wertepaar (abw/PKS) der getesteten Varianten bei Zugrundelegung der Umsatzschätzungen für die kommende Planungsperiode zu einem besseren Ergebnis als das bisherige Wertepaar führt. Daraus ergibt sich folgendes Regelset: ∆PKS(...) < ∆abw ⋅ U plan → PKS anpassen ∆PKS(...) ≥ ∆abw ⋅ U plan → PKS beibehalten Die Entscheidungsregel lautet somit, daß eine Anpassung von PKS(...) vorzunehmen ist, wenn für ein Quantil Bedingung 1 zutrifft. Gilt diese Bedingung für mehrere Quantile, so ist derjenige PKS auszuwählen, bei dem sich die größte Differenz zwischen ∆PKS und dem Produkt aus ∆abw und Uplan ergibt. Dies bedeutet jeweils: Wähle PKS | max(∆PKS − (∆abw ⋅ U plan )) 5.3.2.2 Adaption hinsichtlich der Optimierung der Abschlußhöhe Für die im Rahmen der Abweichungsanalyse festgestellten Prozeßkostenabweichungen, welche systematisch in Tabelle 17 in Form der Basismatrix der Prozeßkostenanalyse zusammengefaßt worden sind, ist für die Analyse der Einflüsse auf die Abschlußhöhe jeweils zu entscheiden, ob: a) die Abweichung zu einer Anpassung des Plan-Prozeßbearbeitungskostensatzes führen sollte oder 192 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung b) die Abweichung sozusagen ungerechtfertigt ist und lediglich eine Budgetüberschreitung darstellt, die zu keinen signifikanten Ergebnisverbesserungen führt. Dabei ist zu differenzieren, in welchen Prozeßphasen eine Anpassung der Plan-Bearbeitungskostensätze sinnvoll ist, um pauschale, nicht kosteneffiziente Anpassungen zu vermeiden. Um differenzierte Adaptionsaussagen zu generieren, gilt als notwendige Bedingung, daß wiederum poolspezifisch vorzugehen ist. Einen Gradmesser für die Güte der Abschlußhöhe liefert die Abschlußdifferenz aus Uiplan und Uiist, die möglichst gering ausfallen sollte. Zur Bestimmung, ob sich Niveau- oder Einzelanpassungen der Prozeßkostensätze als notwendig erweisen, sind in einem ersten Schritt entsprechende Korrelationskoeffizienten zwischen Prozeßkostenabweichung und der Abschlußdifferenz zu bilden. Um Ergebnisverschiebungen zu vermeiden, die aus den Nullwerten der Durchdringungsquoten für Kunden erfolgen, die keinen Abschluß getätigt haben, sind in der Bestimmung der Korrelationskoeffizienten nur die Werte der Kunden zu berücksichtigen, bei denen eine Transaktion in der Planungsperiode vorliegt. Um die Ebene der Bearbeitungsintensität zu berücksichtigen, sind die Korrelationskoeffizienten differenziert danach zu bilden, ob eine niedrige, mittlere oder hohe Bearbeitungsintensität vorgesehen wurde. Die Grundform dieses Korrelationskoeffizienten ergibt sich aus: 5 4 ∀∀ ∀ j=1 v*=1 int ={l , m , h } τ ((∆K (. / .) /( U plan − U ist )) | U i ist > 0 ∧ U i plan > 0) = n ∑ (∆K(. / .) i =1 n i − ∆K ) ⋅ (( U i plan − U i ist ) − ( U plan − U ist )) n ∑ (∆K(. / .)i − ∆K) 2 ⋅∑ (U i plan − U i ist ) − (U plan − U i =1 i =1 ist )2 Aus den Werten der Korrelationskoeffizienten läßt sich notwendiger Adaptionsbedarf aufdecken, der im Anschluß zu instanzieren ist. Dies bedeutet für den konkreten Anwendungsfall, daß mit Hilfe der Korrelationskoeffizienten zwar aufgedeckt werden kann, welche der PlanBearbeitungskostensätze für die kommende Planungsperiode angepaßt werden sollten, das Ausmaß der Anpassung jedoch durch eine anschließende ergänzende Betrachtung bestimmt werden muß. Anpassungsbedarf liegt vor, wenn eine statistisch relevante Korrelation ermittelt wird.630 Ansonsten stellen die Kostenabweichungen in der Regel nur ungerechtfertigte Budgetüberschreitungen dar. Hiervon sind diejenigen Kunden auszunehmen, bei denen aufgrund einer vorzunehmenden Experteneinschätzung diese Kosten tatsächlich notwendig sind, um die erzielten Umsätze zu erreichen. Analog zu der im Anschluß an die Interpretation der Korrelationskoeffizienten durchgeführten Wirtschaftlichkeitsrechnung ist zu prüfen, ob diese in630 In der Regel ist bei einem Wert von mindestens 0,65 von einer deutlich positiven Korrelation auszugehen. Vgl. Berekoven, L./Eckert, W./Ellenrieder, P. (1996), S. 211 ff. Ein entsprechender negativer Wert ist aufgrund des Kontextes in der Regel auszuschließen, da dies ökonomisch hieße, daß eine weniger intensive Bearbeitung zu höheren Ist-Umsätzen führt oder die Bearbeitung des Kunden zu erheblichen Reaktanzen bei diesen führt. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 193 dividuelle, intensivere Kundenbearbeitung sinnvoll ist. In diesem Fall ist im Planungsmodell für die kommende Periode im Sinne einer Feed-forward-Schleife eine entsprechende Differenzierung auf Basis dieser identifizierten Kundenelemente im Rahmen der Zielfunktion vorzunehmen. Es ist davon auszugehen, daß in der Regel eine intensivere Bearbeitung, ausgedrückt in höheren Bearbeitungskostensätzen, zu höheren Umsätzen führt.631 Somit besteht weiterer Analysebedarf, sofern gilt: τ ((∆K (. / .) /( U plan − U ist )) | U i ist > 0 ∧ U i plan > 0) ≥ 0,65 In diesen Fällen ist zu überprüfen, in welchem Ausmaß der Plan-Bearbeitungskostensatz angehoben werden muß. Dazu sollten verschiedene alternative Szenarien für Werte von PKS gerechnet werden, um jeweils den ökonomisch optimalen Bearbeitungskostensatz zu bestimmen. Je stärker dieser Anstieg ausfällt, desto notwendiger ergibt sich hieraus Anpassungsbedarf, der bei Umsetzung zu einer Verbesserung der ökonomischen Erfolgsposition des Unternehmens führt. Graphisch visualisiert bedeutet dies, daß notwendige Anpassungsbedarfe um so dringlicher sind, je stärker die Elbow-Kriterien aus interpolierten Geradenabschnitten zur Darstellung der Korrelation ausgebildet sind (siehe dazu auch Abbildung 41). Plan-UmsatzIst-Umsatz Ellbow-Kriterium Kunde Abbildung 41: Bearbeitungskosten Prinzipdarstellung der Anwendung des Elbow-Kriteriums632 Ob sich eine Anpassung des Bearbeitungskostensatzes tatsächlich lohnt, hängt von dessen Steigerungshöhe ab und von den möglichen Umsätzen mit diesen Kunden. Für die einzelnen Szenarien sind jeweils die zusätzlichen Kosten mit den zusätzlich zu erwartenden Umsätzen zu vergleichen. Dabei ist auf Basis der Planwerte der Folgeperiode zu rechnen, um absolute 631 Wiederum ist anzumerken, daß Sonderfälle auszunehmen sind. 632 Zum Elbow-Kriterium vgl. Berekoven, L./Eckert, W./Ellenrieder, P. (1996), S. 102 ff. 194 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Niveauunterschiede hinsichtlich der Kundenbedarfe in den einzelnen Perioden auszugleichen. Weiterhin ist zu berücksichtigen, daß bei mehreren signifikanten Korrelationskoeffizienten für einzelne Prozeßphasen eines Kundenpools und gleiche Bearbeitungsintensität, die einzelnen Szenarien der Korrelationskoeffizienten zu verknüpfen sind. Die resultierenden Szenario-Ergebnisse sind anschließend mit dem Ergebnis des bisherigen Bearbeitungskostensatzes zu vergleichen. Für die Folgeperiode sollte der Plan-Prozeßbearbeitungskostensatz dem Niveau angepaßt werden, welches das größte Ergebnis verspricht. Um die Signifikanz der neu ermittelten Plan-Prozeßbearbeitungskostensätze zu bestimmen, welche die hinreichende Bedingung zu den zuvor erläuterten notwendigen Bedingungen für die Umsetzung der Anpassung der Planprozeßbearbeitungskostensätze darstellt, sind statistische Testverfahren einzusetzen. Im hier vorliegenden Fall sind jeweils Mittelwerttests auf Basis des t-Tests durchzuführen, die in der Nullhypothese annehmen, daß der Mittelwert der Ist-Abschlußhöhe µ(w2ist) für eine Größe PKS(...) gleich dem prognostizierten w2 ist. Für die entsprechende Gegenhypothese H1 ist zu formulieren, daß w2 größer oder kleiner ausfällt.633 Dies bedeutet für die Grundstruktur der Nullhypothese H0 und der Gegenhypothese H1 der für die einzelnen Quantile durchzuführenden t-Tests: H o : µ = w2 H 1 : µ ≠ w2 Darüberhinaus ist die mittlere Ist-Abschlußhöhe Mw2ist für den veränderten Prozeßkostensatz PKS(...)* der Stichprobe, die Standardabweichung σ(w2ist) der entsprechenden Werte sowie der Stichprobenumfang SU wie folgt zu bestimmen: n U iist k i ∈KU _ PO j|PKS= PKS (...) * U i plan ∑ Mw 2 ist = n U iist k i ∈KU _ PO j|PKS= PKS (...) * U i plan ∑ MAE{k i ∈ KU _ PO j | PKS = PKS(...)*} = SU n σ ( w 2 ist ) = = ∑ U iist k i ∈KU _ PO j | PKS = PKS(...)* U i plan Ui 1 )² ⋅ ( ist − ∑ MAE{k i ∈ KU _ PO j | PKS = PKS(...)*} − 1 k i ∈KU _ PO j |PKS= PKS(...)* U i plan MAE{k i ∈ KU _ PO j | PKS = PKS(...)*} n n Ui 1 ⋅ ( ist − Mw 2 ist ) 2 ∑ SU − 1 k i ∈KU _ PO j |PKS= PKS(...)* U i plan SU = MAE{k i ∈ KU _ PO j | PKS = PKS(...)*} 633 Entsprechend sind die im Kapitel 5.2.2.4 bereits erwähnten Anpassungsmöglichkeiten aus dem funktionalen Zusammenhang zwischen w2 und PKS auszufüllen. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 195 Auf Basis des Signifikanzniveaus α ist das Testgrößenintervall TGR=[tu;to] des t-Tests zu bestimmen. Unter Berücksichtigung der Freiheitsgrade fr für die Anwendung der Tabelle der t-Verteilung ergeben sich die untere Grenze tu und die obere Grenze to des Testgrößenintervalls TGR. Die Freiheitsgrade fr ergeben sich jeweils aus: fr = SU − 1 = MAE{k i ∈ KU _ PO j | PKS = PKS (...)*} − 1 Im Anschluß ist die Prüfgröße des Tests zu bestimmen. Diese ergibt sich aus: tpr = Mw 2 ist − µ σ ( w 2 ist ) SU − 1 n U iist k i ∈KU _ PO j | PKS= PKS(...)* U i plan ∑ = MAE{k i ∈ KU _ PO j | PKS = PKS(...)*} − w2 n ∑ U iist n Ui k i ∈KU _ PO j |PKS= PKS(...)* U i plan 1 ⋅ ( ist − )² ∑ MAE{k i ∈ KU _ PO j | PKS = PKS(...)*} − 1 k i ∈KU _ PO j |PKS= PKS(...)* U i plan MAE{k i ∈ KU _ PO j | PKS = PKS(...)*} MAE{k i ∈ KU _ PO j | PKS = PKS(...)*} − 1 Liegt tpr innerhalb des Intervalls TGR, so ist die Nullhypothese anzunehmen, ansonsten ist sie abzulehnen. Das bedeutet: tpr ∈ [tu; to] → Nullhypothese annehmen tpr ∉ [tu; to] → Nullhypothese ablehnen Wird die Nullhypothese angenommen, so bedeutet dies, daß der betrachtete Prozeßkostensatz nicht anzupassen ist, da sich daraus keine signifikante Veränderung für w2 ergibt. Umgekehrt ist die Niveauhöhe von PKS(...) für die folgende Planung entsprechend zu verändern, wenn die Nullhypothese H0 abzulehnen und die Gegenhypothese H1 anzunehmen ist. Aus den beiden dargestellten Analysen zur Ableitung von Adaptionsbedarf hinsichtlich der Anpassung des Niveaus der Prozeßbearbeitungskostensätze können sich auf den ersten Blick widersprechende Implikationen für die Höhe des anzusetzenden Plan-Prozeßbearbeitungskostensatzes ergeben. Das ist der Fall, wenn für einen bestimmten Plan-Prozeßbearbeitungskostensatz aus beiden Analysen jeweils Anpassungsbedarf erarbeitet wird und somit zwei alternative Niveauhöhen existieren.634 Als Entscheidungsregel kann festgehalten werden, daß dasjenige Kostenniveau jeweils auszuwählen ist, welches gemäß obiger Vergleichsrechnung zu dem besseren ökonomischen Ergebnis führt. 634 Es ergibt sich kanonisch, daß eine additive Verknüpfung der Anpassungsdifferenzen nicht zulässig ist. 196 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 5.3.2.3 Adaption hinsichtlich der Zuordnung von Prozeßbearbeitungskostensätzen Neben den bisher skizzierten Testverfahren, deren Einsatz Fragen zur Anpassung des jeweiligen Niveaus der Bearbeitungskostensätze beantwortetet, ist zu klären, welcher Prozeßbearbeitungskostensatz welcher Kundengruppe zugeordnet werden sollte, um ökonomisch optimal zu agieren. Dazu sind Kundengruppentests durchzuführen. Die Kundentestgruppe wird jeweils in Abhängigkeit der Anzahl alternativ relevanter Prozeßbearbeitungskostensätze in Kundentestteilgruppen aufgeteilt. Jede Teilgruppe TGP wird mit einem der alternativ möglichen Prozeßbearbeitungskostensätze bearbeitet. Auf Basis der resultierenden Umsatzergebnisse ist jeweils mit Hilfe einer paarweisen einfaktoriellen Varianzanalyse635 zwischen einem alternativen und dem derzeitigen Prozeßbearbeitungskostensatz zu überprüfen, aus welchen Prozeßkostensätzen sich statistisch-signifikant unterschiedliche Umsatzwerte ergeben. Resultieren aus mehreren Prozeßbearbeitungskostensätzen unterschiedliche Umsatzwerte, so sind diese auch untereinander mit Hilfe der Varianzanalyse auf Signifikanz zu untersuchen. Wiederum erfolgt anschließend eine Auswahl des optimalen Bearbeitungskostensatzes auf Basis einer ökonomischen Vergleichsrechung für die statistisch-signifikanten, alternativen Wertepaare aus Prozeßbearbeitungskostensatz und prognostiziertem Umsatzwert. Als Grundlage für die Durchführung der Varianzanalyse sind folgende Symbole einzuführen. Die Variable z steht für die Anzahl betrachteter Variablen im Rahmen der Varianzanalyse. Hier weist z jeweils den Wert “2“ auf, da jeweils zwei Kostensätze untersucht werden. Zudem sind die Umsatzwerte U zum einen mit z zu indizieren, zum anderen mit i, um die Anzahl der Fälle, ausgedrückt in der Anzahl der mit dem jeweiligen Prozeßkostensatz PKSz bearbeiteten relevanten Bedarfsträger RBi, abzubilden.636 Dies ist gleichbedeutend mit der Mächtigkeit tgpz der Testgruppe TGPz: tgp Z = MAE(TGPZ ) = MAE{RBi ∈ TGPZ } Die Varianzanalyse setzt an der Betrachtung der verschiedenen quadrierten Abweichungen für die einzelnen Beobachtungswerte an.637 Grundsätzlich ergibt sich die Summe der quadrierten Gesamtabweichungen aus der Addition der Summe der quadrierten Abweichungen der Umsatzwerte zwischen den beiden alternativen Prozeßbearbeitungskostensätzen und der Summe der quadrierten Abweichungen der Umsatzwerte innerhalb der Prozeßbearbei- 635 Vgl. Green, P.E./Tull, D.S. (1982), S. 324 ff. Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, daß die Varianzanalyse dazu dient, die Varianzen von Stichprobengesamtheiten auf signifikante Unterschiede zu testen. Jedoch wird durch die Varianzanalyse geprüft, inwieweit Unterschiede zwischen den Wirkungen verschiedener Variablenausprägungen statistisch signifikant sind. Des weiteren ergibt sich kanonisch, daß eine multiple oder eine mehrfache Varianzanalyse wenig Aussagekraft besitzt, da die Signifikanz hinsichtlich unterschiedlicher Ergebnisse für alle Alternativen gleichzeitig betrachtet werden würde. 636 Kanonisch ergibt sich, daß bei der Betrachtung der Kunden in diesem Zusammenhang wiederum auf die relevanten Bedarfsträger zu referenzieren ist. 637 Eine Betrachtung der Quadrate ist notwendig, da sich die absoluten Abweichungen lediglich gegenseitig aufheben würden. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 197 tungskostensätze.638 Die Summe der quadrierten Abweichungen der Umsatzwerte zwischen den beiden alternativen Prozeßbearbeitungskostensätzen ergibt sich aus: 2 QAzwischen = ∑ (U Z − U ) 2 ⋅ n z Z =1 Die Summe der quadrierten Abweichungen der Umsatzwerte innerhalb der Prozeßbearbeitungskostensätze wird wie folgt ermittelt: 2 tgp z QAinnerhalb = ∑∑ (U iz − U z ) 2 z =1 i =1 Die Summe der quadrierten Gesamtabweichungen bestimmt sich aus: 2 tgp z QAgesamt = ∑∑ (U iz − U ) 2 z =1 i =1 Insgesamt resultiert daraus: 2 tgp z ∑ ∑ (U z =1 i =1 2 tgp z 2 iz − U) 2 = ∑ ( U Z − U) 2 ⋅ n z + ∑ ∑ ( U iz − U z ) 2 Z =1 z =1 i =1 Im nächsten Schritt sind die Summen der quadrierten Abweichungen durch die zugehörige Anzahl an Freiheitsgraden fr zu dividieren, so daß sich mittlere quadratische Abweichungen ergeben. Die Freiheitsgrade bestimmen sich aus: fr (QAzwischen ) = z − 1 = 2 − 1 = 1 fr (QAinnerhalb ) = tgp z − z = tgp z − 2 Daraus ergibt sich für die mittleren quadratischen Abweichungen MQAzwischen und MQAinnerhalb: 2 MQA zwischen = ∑ (U Z Z =1 − U )2 ⋅ nz z −1 2 tgp z MQAinnerhalb = 638 ∑∑ (U z =1 i =1 iz −U z )2 tgp z − z Erstgenannter Summenterm wird auch als Näherungswert für die erklärte Abweichung bezeichnet, während der zweitgenannte einen Näherungswert für die unerklärte Abweichung darstellt. Je größer die erklärte Abweichung gegenüber der unerklärten ausfällt, desto eher kann ein signifikanter Unterschied in den Ergebniswerten unterstellt werden. Vgl. Berekoven, L./Eckert, W./Ellenrieder, P. (1996), S. 216. 198 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung Die dargestellte Division ist erforderlich, um unter Anwendung der F-Verteilung zu prüfen, ob die aus den beiden alternativen Prozeßkostensätzen resultierenden Unterschiede in den Umsatzwerten signifikant oder nur zufällig sind. Der Quotient aus MQAzwischen und MQAinnerhalb unterliegt einer F-Verteilung639, so daß sich der folgende empirische F-Wert FE ergibt: 2 ∑ (U MQA zwischen FE = = MQA innerhalb Z Z =1 2 tgp z − U) 2 ⋅ n z z −1 ∑ ∑ (U z =1 i =1 iz − Uz )2 2 = ∑ (U Z =1 Z − U) 2 ⋅ n z z −1 ⋅ tgp z − z 2 tgp z ∑ ∑ (U z =1 i =1 iz − Uz )2 tgp z − z Zur Prüfung, ob die Unterschiede in den aus den unterschiedlichen Prozeßkostensätzen resultierenden Umsatzwerte signifikant sind, sind wiederum die Nullhypothese H0 und die Gegenhypothese H1 zu formulieren. Kanonisch ergibt sich: H0: Es besteht keine Signifikanz. H1: Es besteht Signifikanz. Die Nullhypothese ist abzulehnen, wenn unter Berücksichtigung des Signifikanzniveaus α der ermittelte Wert für FE größer ist als der der Tabelle der F-Verteilung zu entnehmende theoretische F-Wert. Wird die Nullhypothese abgelehnt, ist nach bereits oben dargestelltem Vorgehen zu untersuchen, ob der Prozeßbearbeitungskostensatz jeweils anzupassen ist. 5.3.3 Adaptionsimplikationen aus der Kundenloyalitätsanalyse Korrelationsanalysen zwischen der Ergebnisentwicklung und der Loyalitätsentwicklung helfen, die allgemeine These, daß die Neukundengewinnung teurer ist als die Kundenbindung zu validieren bzw. die unternehmensspezifische Verhältnisausprägung aufzuzeigen. Unabhängig davon ist die These weiter zu spezifizieren, indem sie für Bestandskunden je nach Dauer der bereits anhaltenden Kundenbeziehung differenziert zu betrachten ist. Dies liefert einen Mehrwert hinsichtlich der Verteilung der Vertriebsressourcen auf die Kundenelemente. Umzusetzen sind die Adaptionsimplikationen in der Kundenloyalitätsnebenbedingung, die wie bereits aufgezeigt, eine optionale Nebenbedingung der Algorithmik des Planungsmodells darstellt. In einem ersten Schritt ist unternehmensindividuell zu prüfen, ob eine höhere Loyalität tatsächlich zu einem besseren Ergebnis führt. Dazu ist die Korrelation zwischen der Veränderung der Loyalität und dem Umsatz-Kosten-Verhältnis zu bilden. 639 Die F-Verteilung entspricht dem Quotienten zweier unabhängiger, unverzerrter Schätzgrößen für die Varianz einer normalverteilten Grundgesamtheit. 5.3 Konzeption des Kontrollmodells zur Kundenbearbeitung 199 n τ ((∆VG /( U ist / K ist ) | U i ist Ui U − ( )) Ki K > 0 ∧ k i ∈ BES _ KU _ PO ) = n i =1 n U U (∆VG i − ∆VG ) 2 ⋅∑ ( i − ( )) 2 ∑ K i =1 K i i =1 ∑ (∆VG i − ∆VG ) ⋅ ( Wiederum ist von einem relevanten, signifikanten Zusammenhang auszugehen, wenn der Wert des errechneten Korrelationskoeffizienten ein als signifikant erachtetes Niveau überschreitet. Dies ist die notwendige Bedingung, damit Kundenloyalität ein für das Unternehmen uneingeschränkt anzustrebendes Ziel darstellt. Im nächsten Schritt ist zu prüfen, ob diese Loyalität mit zunehmender Dauer der Kundenbeziehung zunimmt. Dazu ist die Korrelation zwischen Loyalität und Dauer der Kundenbeziehung zu bilden. Für jeden Kunden ergibt sich die Dauer der Kundenbeziehung aus |p-n*max|, wobei n*max die Periode der Kundenhistorie darstellt, in der zum ersten Mal Uiist > 0 ist. Als Korrelationskoeffizient ergibt sich: n τ ((∆VG / | p − n *max |) | U i ist > 0 ∧ k i ∈ BES _ KU _ PO ) = ∑ (∆VG i =1 i − ∆VG) ⋅ (| p − n *i max | −| p − n *max |) n n i =1 i =1 ∑ (∆VG i − ∆VG) 2 ⋅∑ (| p − n *imax | −| p − n *max |)2 Um den Grad der Ergebnisverbesserung in Form des günstigeren Verhältnisses zwischen Umsatz und Kosten darzustellen, ist für jede Periode das Verhältnis zu dem entsprechenden Verhältnis der Erstkunden der Periode p zu bilden.640 Diese jeweilige Veränderung des positiven ökonomischen Effektes einer längeren Kundenbeziehung wird durch die Vergleichsquote auf Basis von U/K gebildet. Die resultierenden Instanzierungen der Beziehung zwischen Dauer der Kundenbeziehung und relativer Kundenprofitabilität sind in den optionalen Nebenbedingungen der Algorithmik des Planungsmodells als entsprechende Operationalisierung jeweils einzubauen. Diese Nebenbedingung, welche zur zusätzlichen Validierung ihr Spiegelbild in den diskutierten Übergangskosten findet, ist nicht als explizite Einzelnebenbedingung, sondern vielmehr als Anpassung der Zielfunktion hinsichtlich der Bearbeitungskosten zu formulieren. Der Einbau des ökonomischen Vorteils der weiteren Bearbeitung besonders loyaler Kunden ergibt sich somit aus einer Relativierung der PKS-Größen. Dazu sind die UmsatzKosten-Verhältnisse zu normalisieren und mit den PKS-Größen zu verknüpfen, die als angepaßte Terme in die Zielfunktion eingebaut werden.641 Diese Terme sind wie folgt definiert: ∀ ( U / K ) p* = ( U / K )p (U / K) p ∀ PKS *i ,p* = PKSi ⋅ (( U / K ) p* | p* = p)) p − n*max ∑ (U / K) PKSi p p 640 Ebenso wäre wiederum die zwischenperiodische Darstellung dieser Verhältniskennzahlen denkbar. 641 Vgl. dazu die entsprechenden Ausführungen in Kapitel 5.2.2.4. 200 6. 6. Zusammenfassung und Ausblick Zusammenfassung und Ausblick Das im Rahmen dieser Arbeit entwickelte Modell löst das Problem der Konzeption eines Modells zur Steuerung der Kundenbearbeitung im Rahmen des Vertriebsmanagements. Dazu wurden drei Teilmodelle entwickelt, die ineinander verzahnt, eine kontinuierliche Verbesserung der Kundenbearbeitung im Zeitverlauf ermöglichen. Dies sind das Basismodell, das Planungsmodell und das Kontrollmodell. Die Teilmodelle wurden derart modelliert, daß sie für eine unternehmensspezifische Ausgestaltung im jeweiligen Anwendungskontext geeignet sind. Das Basismodell verschafft Unternehmen eine konzeptionelle Informationsstruktur, die es erlaubt, die eigene Kundenbearbeitung zu strukturieren und damit grundlegende Zusammenhänge und Abläufe besser nachvollziehen zu können. Durch das entwickelte Mengenkonzept, das einen durchgängig disjunkten Charakter aufweist, wird in der Transaktions- und Prozeßebene eine eindeutige Abgrenzung und Klassifizierung der Kunden nach ökonomischen Kriterien ermöglicht. Dieses Konzept gewährleistet eine wesentlich zielgerichtetere Bearbeitung der Kundenelemente im Zeitverlauf. Die Konzeption des Planungsmodells ermöglicht eine ökonomische Bewertung der unternehmensspezifischen Kundenbearbeitung. Besonderer Wert wurde darauf gelegt, diese Bewertung anhand explizit meßbarer Größen vorzunehmen, um letztendlich auch den Ergebnisinterpretationsspielraum so gering wie möglich zu halten. Insbesondere hervorzuheben ist der bedarfsorientierte Planungsansatz, der sich im Nutzungsdauerkonzept widerspiegelt und eine kundenindividuelle zukunftsgerichtete Bedarfsplanung ermöglicht. Dadurch werden die dargestellten Schwächen rein fortschreibender vergangenheitsorientierter Prognoseansätze behoben. Die den Umsätzen entgegenzustellenden Kosten der Kundenbearbeitung sind durch einen Prozeßkostenansatz differenziert abgebildet worden, dessen universelle Einsetzbarkeit herauszustellen ist. Durch das entwickelte Wahrscheinlichkeitskonzept wird mit Hilfe eines objektivierten Maßstabs der Unsicherheit Rechnung getragen, ob und in welcher Höhe von einem Abschluß mit einem Kunden ausgegangen werden kann. Die erarbeiteten ökonomischen Zusammenhänge und resultierenden Wirkungsketten sind in einer Zielfunktion formal abgebildet und kanalisiert worden, deren Lösung Handlungspläne für die Kundenbearbeitung liefert. Dabei ist berücksichtigt worden, daß strategische Vorgaben und Neuerkenntnisse aus dem Einsatz der Analyseinstrumente des Kontrollmodells als Nebenbedingungen in die Lösung der Zielfunktion einfließen können. Im Rahmen der Gestaltung des Kontrollmodells sind neue Instrumente entwickelt worden, welche sowohl im Sinne eines Feed-backs als auch eines Feed-forwards die Initialisierungslösung des Planungsmodells im Zeitverlauf kontinuierlich verbessern helfen. Dies ist notwendig, um die Robustheit der Startlösung zu validieren und ggf. anzupassen bzw. für den unternehmensspezifischen Anwendungskontext den Einbau neuer Erkenntnisse aus dem Einsatz 6. Zusammenfassung und Ausblick 201 von Analyseinstrumenten zu erlauben. Dabei ist zwischen Instrumenten zur Abweichungsanalyse, welche im wesentlichen auf konkrete Schwachstellen der Kundenbearbeitung hinweisen, und Instrumenten zur Adaptionsanalyse unterschieden worden, die vornehmlich Adaptionsbedarf des unternehmensindividuell instanzierten Planungsmodells aufzeigen. Durch die im Rahmen des Kontrollmodells entwickelten Instrumente sind zudem die angenommenen Wirkungsketten insbesondere auch hinsichtlich der Auswirkungen der Kundenloyalität auf das ökonomische Ergebnis untersucht worden. Dazu wurde ein Modell auf Basis statistischer Testverfahren entwickelt, welches das Vorliegen und Ausmaß des zu konstatierenden Zusammenhangs für den unternehmenspraktischen Anwendungsfall bestimmt. Des weiteren sind Instrumente konzeptioniert worden, welche den Anpassungsbedarf hinsichtlich der Steuerungsstellhebel des Planungsmodells liefern. Dazu sind auf Basis von Hypothesentests Instrumente konzipiert worden, welche für die originäre Wirkungskette der betrachteten ökonomischen Größen die Signifikanz der Ergebnisveränderung bei der Anpassung eines Prozeßbearbeitungskostensatzes liefern. Über das Konzept einer Alternativenvergleichsrechung sind die möglichen Prozeßbearbeitungskostensätze hinsichtlich ihrer ökonomischen Vorteilhaftigkeit für das Unternehmen bewertet worden. Während durch die Zielfunktion das periodisierte im Planungsmodell ausgedrückte Planungsproblem gelöst wird, stellt das Kontrollmodell sicher, daß über den Zeitverlauf notwendige Strukturanpassungen des Planungsmodells erkannt und umgesetzt werden. Das Modell liefert eine konzeptionelle Steuerung zur Schließung der dargestellten Lücke zwischen strategischer, schwer zu operationalisierender marktorientierter Planung und zu operativen Methoden und Modellen, die lediglich Teilprobleme aus dem Gesamtsteuerungskontext aufgreifen. Für weiterführende Arbeiten besteht Bedarf in der vertikalen Verzahnung des im Rahmen dieser Arbeit konzipierten Modells zu strategischen und operativen Methoden, um die identifizierte Lücke auch aus unternehmensorganisatorischer Perspektive zu füllen. Ebenso existiert der Bedarf einer horizontalen Verzahnung des entwickelten Modells mit Ansätzen aus anderen Facettenbereichen der Marktbearbeitung, wie z. B. der Werbung, um ein umfassendes, ganzheitliches Modell einer marktorientierten Unternehmenssteuerung zu erhalten. Literaturverzeichnis 203 Literaturverzeichnis Acker, H.B. (1977): Organisationsanalyse: Verfahren und Techniken praktischer Organisationsarbeit, 9. Aufl., Gehlen-Verlag, Baden-Baden, Bad Homburg 1977. Ackerschott, H. (2001): Strategische Vertriebssteuerung: Instrumente zur Absatzförderung und Kundenbindung, 3. überarb. und erw. Aufl., Gabler-Verlag, Wiesbaden 2001. Ahlert, D. (1996): Distributionspolitik, 3. Aufl., Fischer-Verlag, Stuttgart, Jena 1996. Albach, H. (1970): Informationsgewinnung durch strukturierte Gruppenbefragung, in: ZfB, 40. Jg. (1970), Ergänzungsheft, S. 11 - 26. Albers, S. (1989a): Ein System zur Ist-Soll-Abweichungs-Ursachenanalyse von Erlösen, in: ZfB, 59. Jg. (1989), H. 6, S. 637 - 654. 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Der Anwendungsnutzen wird jeweils in ökonomischen Erfolgsgrößen dokumentiert. 2. Basisdaten 2.1. Allgemeine Unternehmensinformationen Das betrachtete Beispielunternehmen stellt ein Spezialwerkzeug zu einem Preis von 12.730 EUR her, das über den Business-to-Business-Kanal vertrieben wird. Die durchschnittliche Nutzungsdauer des Spezialwerkzeuges beträgt drei Jahre. Die Herstellungskosten für das Spezialwerkzeug belaufen sich auf 9.420 EUR, so daß sich ein Deckungsbeitrag I in Höhe von 3.310 EUR je abgesetzter Einheit ergibt. Die Vertriebskosten, die sich aus der Bearbeitung von Kunden während des Vertriebsprozesses ergeben, sind zusätzlich hiervon abzuziehen, um den Deckungsbeitrag II zu erhalten. Sonstige Gemeinkosten, z. B. für die Abwicklung der Aufträge, sowie potentiell auftretende Erlösschmälerungen sind zu vernachlässigen, da der gewählte Modellansatz keinen Einfluß hierauf besitzt. Um die Komplexität des Fallbeispiels im Rahmen zu halten, wird bei allen weiteren Einflußgrößen nach diesem Prinzip der Entscheidungsrelevanz vorgegangen. Das bedeutet, daß Einflußgrößen, die zu identischen Implikationen in den dargestellten Varianten führen, nicht in die Betrachtung einzubeziehen sind. Zu planen ist der Einsatz der Vertriebsressourcen für das Jahr 2003 mit dem Ziel der Gewinnmaximierung. Der Rückgriffshorizont auf Transaktionsdaten der Vergangenheit, die für einen Teil der Komponenten und damit für den vollständigen Einsatz und Anwendungsnutzen des entwickelten Modells benötigt werden, beläuft sich auf fünf Jahre - also zurückgehend bis ins Jahr 1998. Das Unternehmen verfügt über einen Kundenstamm von 3.000 Unternehmen. Die Kunden sind durch die Vergabe von Kundennummern eindeutig gekennzeichnet. In der Anwendung des Basismodells sind in einer 1:N-Beziehung den Kundenelementen sechs verschiedene 228 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Transaktionsstati zugeordnet worden, die in den Darstellungen durch die folgenden Schlüsselnummern gekennzeichnet sind: 1 - Kundenelement des potentiellen Erstkundenpools des Marktes, 2 - Kundenelement des potentiellen Erstkundenpools des Wettbewerbs, 3 - Kundenelement des Erstkundenpools, 4 - Kundenelement des Bestandskundenpools, 5 - Kundenelement des Pools zurückgewonnener Kunden, 6 - Kundenelement des Pools verlorener Kunden. 2.2. Spezielle Daten zu den Kundenbeziehungen Im folgenden werden die zu den einzelnen Kundenbeziehungen vorliegenden Daten dargestellt, welche als Basisdaten in das entwickelte Modell zur Steuerung der Kundenbearbeitung eingehen. Aus Darstellungsgründen wird jeweils nur ein Ausschnitt der für die 3.000 Kunden des Unternehmens anfallenden Daten abgebildet. 2.2.1. Ist-Bedarfstableau der Vergangenheit Das Ist-Bedarfstableau beschreibt den Umfang und die Verteilung der Kundenbedarfe in der Vergangenheit. Die Bedarfserhebung erfolgt dabei wie in Kapitel 5.2.1. beschrieben. Für den vorliegenden Fall ergibt sich ein Bedarfstableau wie folgt. Kundennummer 1998 Bges Bu 1999 Bwet Bges Bu 2000 Bwet Bges Bu 2001 Bwet Bges Bu 2002 Bwet Bges Bu Bwet KD - 0001 5 0 5 7 3 4 0 0 0 5 0 5 13 5 8 KD - 0002 23 9 14 25 5 20 22 6 16 25 9 16 25 5 20 KD - 0003 8 1 7 17 2 15 0 0 0 13 6 7 23 2 21 KD - 0004 16 6 10 26 6 20 23 4 19 18 6 12 30 10 20 KD - 0005 9 6 3 14 11 3 0 0 0 18 9 9 24 14 10 KD - 0006 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 5 0 9 5 4 KD - 0007 1 1 0 2 0 2 1 1 0 4 4 0 9 4 5 KD - 0008 8 5 3 7 5 2 2 0 2 11 5 6 18 11 7 KD - 0009 0 0 0 0 0 0 0 0 0 11 2 9 15 3 12 KD - 0010 8 5 3 1 1 0 4 0 4 9 6 3 6 4 2 KD - 0011 13 12 1 17 12 5 0 0 0 23 16 7 30 16 14 KD - 0012 0 0 0 32 14 18 30 14 16 1 0 1 34 14 20 KD - 0013 0 0 0 25 23 2 16 12 4 11 7 4 26 23 3 KD - 0014 4 1 3 30 11 19 0 0 0 17 10 7 36 13 23 KD - 0015 0 0 0 8 7 1 4 4 0 8 1 7 20 17 3 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Kundennummer 1998 Bges Bu 229 1999 Bwet Bges Bu 2000 Bwet Bges Bu 2001 Bwet Bges Bu 2002 Bwet Bges Bu Bwet KD - 0016 0 0 0 25 21 4 22 11 11 11 10 1 27 23 4 KD - 0017 0 0 0 28 0 28 20 5 15 5 5 0 33 2 31 KD - 0018 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7 7 0 1 0 1 KD - 0019 12 11 1 22 13 9 13 8 5 17 11 6 32 22 10 KD - 0020 0 0 0 0 0 0 0 0 0 7 2 5 6 3 3 KD - 0021 12 6 6 9 4 5 4 0 4 17 7 10 17 8 9 KD - 0022 0 0 0 31 12 19 21 9 12 0 0 0 44 16 28 KD - 0023 3 1 2 4 1 3 3 1 2 7 1 6 11 4 7 KD - 0024 29 29 0 14 5 9 21 16 5 35 34 1 16 5 11 KD - 0025 11 6 5 15 0 15 0 0 0 17 7 10 19 3 16 KD - 0026 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 1 2 4 3 1 KD - 0027 11 5 6 15 4 11 4 4 0 14 6 8 23 8 15 KD - 0028 9 8 1 26 11 15 0 0 0 12 8 4 38 15 23 KD - 0029 20 4 16 22 3 19 15 3 12 22 6 16 26 7 19 KD - 0030 25 0 25 9 1 8 20 1 19 37 10 27 10 2 8 … … … … … … … … … … … … … … … … Tabelle A1: Bedarfstableau 2.2.2. Ist-Umsatztableau der Vergangenheit Die entsprechenden Ist-Umsätze in der Vergangenheit mit einzelnen Kunden können aus dem Rechnungswesen/Forderungsmanagement entnommen werden.642 Kundennummer 642 Umsatz in EUR 1998 Umsatz in EUR 1999 Umsatz in EUR 2000 Umsatz in EUR 2001 Umsatz in EUR 2002 KD - 0001 0 25.460 0 0 12.730 KD - 0002 76.380 38.190 63.650 63.650 63.650 KD - 0003 0 12.730 0 50.920 0 KD - 0004 25.460 50.920 50.920 76.380 152.760 KD - 0005 25.460 152.760 0 101.840 178.220 KD - 0006 0 0 0 50.920 38.190 KD - 0007 0 0 0 50.920 0 KD - 0008 0 50.920 0 50.920 0 Die Umsatzwerte für 1998 bis 2001 sind von DM in EUR umgerechnet worden. 230 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Kundennummer Umsatz in EUR 1998 Umsatz in EUR 1999 Umsatz in EUR 2000 Umsatz in EUR 2001 Umsatz in EUR 2002 KD - 0009 0 0 0 0 0 KD - 0010 0 0 0 89.110 0 KD - 0011 0 0 0 0 0 KD - 0012 0 190.950 216.410 0 216.410 KD - 0013 0 0 0 101.840 0 KD - 0014 0 127.300 0 0 0 KD - 0015 0 89.110 50.920 0 0 KD - 0016 0 0 140.030 152.760 190.950 KD - 0017 0 0 0 0 25.460 KD - 0018 0 0 0 89.110 0 KD - 0019 114.570 178.220 101.840 101.840 152.760 KD - 0020 0 0 0 25.460 0 KD - 0021 0 50.920 0 0 0 KD - 0022 0 0 101.840 0 203.680 KD - 0023 0 0 0 12.730 0 KD - 0024 305.520 0 25.460 0 25.460 KD - 0025 0 0 0 76.380 0 KD - 0026 0 0 0 0 38.190 KD - 0027 12.730 38.190 38.190 0 0 KD - 0028 0 127.300 0 0 0 KD - 0029 0 38.190 50.920 0 63.650 KD - 0030 0 0 0 152.760 38.190 … … … … … … Tabelle A2: Umsatztableau 2.2.3. Transaktionshistorie Entsprechend der oben dargestellten Transaktionsstati ergibt sich unter Berücksichtigung des Basismodells folgende Übersicht zur Transaktionshistorie. Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell 231 Transaktionsstatus 1998 Transaktionsstatus 1999 Transaktionsstatus 2000 Transaktionsstatus 2001 Transaktionsstatus 2002 KD - 0001 4 6 5 4 4 KD - 0002 2 3 4 4 4 KD - 0003 4 4 4 4 4 KD - 0004 3 4 4 4 4 KD - 0005 1 3 4 4 4 KD - 0006 0 0 0 1 3 KD - 0007 4 4 4 4 4 KD - 0008 4 4 4 4 4 KD - 0009 0 0 0 2 3 KD - 0010 4 4 4 4 4 KD - 0011 4 4 4 4 4 KD - 0012 0 1 3 4 4 KD - 0013 0 2 3 4 4 KD - 0014 4 4 4 4 4 KD - 0015 0 1 3 4 4 KD - 0016 0 2 3 4 4 KD - 0017 0 1 3 4 4 KD - 0018 0 0 0 1 3 KD - 0019 4 4 4 6 5 KD - 0020 0 0 0 1 3 KD - 0021 4 4 4 4 4 KD - 0022 0 1 3 4 4 KD - 0023 4 4 4 4 4 KD - 0024 1 3 4 4 4 KD - 0025 4 4 4 4 4 KD - 0026 0 0 0 2 3 KD - 0027 1 3 4 4 4 KD - 0028 4 4 4 4 4 KD - 0029 1 3 4 4 4 KD - 0030 4 4 4 4 4 … … … … … Kundennummer … Tabelle A3: Tableau zur Transaktionshistorie 232 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell 3. Anwendung des Steuerungsmodells Im folgenden wird dargestellt, wie die drei Hauptkomponenten des Steuerungsmodells schrittweise angewendet werden. Dies sind im einzelnen das Nutzungsdauerkonzept, die Berücksichtigung von Abschlußwahrscheinlichkeiten auf Basis des Planungsmodells sowie die Differenzierung der Intensität der Kundenbearbeitung auf Basis des adaptiven Kontrollmodells, ausgedrückt durch alternative Prozeßkostensätze. Dabei wird nach jedem Teilschritt ein Vergleich zum entsprechenden Ergebnis beim Einsatz eines herkömmlichen Steuerungsansatzes auf Basis einer Priorisierung nach Kundenumsätzen der letzten Periode gezogen. 3.1. Anwendung des Planungsmodells unter Berücksichtigung des Nutzungsdauerkonzeptes 3.1.1. Berechnung der resultierenden Werte 3.1.1.1. Bestimmung der Planbedarfe Auf Basis des in Kapitel 5.2.1. dargestellten Nutzungsdauerkonzeptes werden die Planbedarfe 2003 für die einzelnen Kunden abgeschätzt. Daraus ergibt sich, welche Kunden in der Planungsperiode als grundsätzlich relevante Bedarfsträger (URB) anzusehen sind (Kriterium: Bedarf > 0). Die Bedarfe der Kunden sowie die relevanten Bedarfsträger der Planungsperiode verdeutlicht die folgende Tabelle. Kundennummer BGES = BERS + BERW BERS = BAEL +BAWL BAEL BAWL Identifikation von URB BERW KD - 0001 0 0 0 0 - KD - 0002 22 6 16 7 URB KD - 0003 0 0 0 0 - KD - 0004 23 4 19 9 URB KD - 0005 0 0 0 0 - KD - 0006 0 0 0 4 URB KD - 0007 1 1 0 0 URB KD - 0008 2 0 2 1 URB KD - 0009 6 0 6 1 URB KD - 0010 4 0 4 2 URB KD - 0011 0 0 0 0 - KD - 0012 30 14 16 7 URB KD - 0013 16 12 4 2 URB KD - 0014 0 0 0 0 - KD - 0015 4 4 0 0 URB KD - 0016 22 11 11 4 URB Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell 233 BGES = BERS+BERW Kundennummer BERS = BAEL+BAWL BAEL BAWL Identifikation von URB BERW KD - 0017 20 5 15 6 URB KD - 0018 0 0 0 3 URB KD - 0019 13 8 5 2 URB KD - 0020 0 0 0 2 URB KD - 0021 4 0 4 1 URB KD - 0022 21 9 12 5 URB KD - 0023 3 1 2 1 URB KD - 0024 21 16 5 2 URB KD - 0025 0 0 0 0 - KD - 0026 0 0 0 0 - KD - 0027 4 4 0 0 URB KD - 0028 0 0 0 0 - KD - 0029 15 3 12 5 URB KD - 0030 20 1 19 10 URB … … … … … … Tabelle A4: Bedarfstableau für die Bestimmung relevanter Bedarfsträger Auf Basis der dargestellten Planbedarfe und der Identifikation der relevanten Bedarfsträger ist der Bedarf zu ermitteln, den der Kunde realistischerweise beim Beispielunternehmen decken wird. Die erfolgt unter Anwendung der entsprechend der folgenden Darstellung zu berechnenden kundenindividuellen Stauchungsfaktoren. Kundennummer KD - 0001 KD - 0002 KD - 0003 KD - 0004 KD - 0005 KD - 0006 KD - 0007 KD - 0008 KD - 0009 KD - 0010 Berechnung des Stauchungsfaktors stb Berechnete ß-Werte für RückIdentiRückgriffsperiode griffsfikation horizont von URB 5 4 3 2 1 n*max URB URB URB URB URB URB URB 5 5 2 5 5 2 5 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,20 1,20 1,20 1,20 1,20 1,40 1,40 1,40 1,40 1,40 1,60 1,60 1,00 1,60 1,60 1,00 1,60 1,80 1,80 1,50 1,80 1,80 1,50 1,80 Summe der ß- stbi Werte 7,00 7,00 2,50 7,00 7,00 2,50 7,00 0,28 0,29 0,73 0,69 0,47 0,19 0,58 BUPLAN BWET Plan 0 8 0 9 0 3 1 1 1 4 0 21 0 23 0 1 0 2 6 0 234 Kundennummer KD - 0011 KD - 0012 KD - 0013 KD - 0014 KD - 0015 KD - 0016 KD - 0017 KD - 0018 KD - 0019 KD - 0020 KD - 0021 KD - 0022 KD - 0023 KD - 0024 KD - 0025 KD - 0026 KD - 0027 KD - 0028 KD - 0029 KD - 0030 ... Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Berechnung des Stauchungsfaktors stb Berechnete ß-Werte für RückIdentiRückgriffsperiode griffsfikation horizont von URB 5 4 3 2 1 n*max URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB ... 4 4 4 4 4 2 5 2 5 4 5 5 5 5 5 ... 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 ... 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,20 1,20 1,00 1,20 1,20 1,20 1,20 1,20 ... 1,25 1,25 1,25 1,25 1,25 1,40 1,40 1,25 1,40 1,40 1,40 1,40 1,40 ... 1,50 1,50 1,50 1,50 1,50 1,00 1,60 1,00 1,60 1,50 1,60 1,60 1,60 1,60 1,60 ... 1,75 1,75 1,75 1,75 1,75 1,50 1,80 1,50 1,80 1,75 1,80 1,80 1,80 1,80 1,80 ... Summe der ßWerte stb 5,50 5,50 5,50 5,50 5,50 2,50 7,00 2,50 7,00 5,50 7,00 7,00 7,00 7,00 7,00 ... 0,32 0,79 0,69 0,79 0,35 0,40 0,68 0,41 0,36 0,28 0,28 0,66 0,50 0,22 0,14 ... BUPLAN BWET Plan 0 12 14 0 3 20 9 1 10 1 2 7 1 15 0 0 2 0 4 4 0 25 4 0 0 6 17 2 5 0 3 19 3 8 0 0 2 0 16 0 ... ... Tabelle A5: Planbedarf Beispielunternehmen 3.1.1.2. Bestimmung der Planumsätze Aus den Planbedarfen resultieren durch Multiplikation mit dem Produktpreis die Planumsätze für 2003. Dies verdeutlicht die folgende Tabelle. Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 KD - 0001 0 KD - 0012 152.760 KD - 0023 12.730 KD - 0002 101.840 KD - 0013 178.220 KD - 0024 190.950 KD - 0003 0 KD - 0014 0 KD - 0025 0 KD - 0004 114.570 KD - 0015 38.190 KD - 0026 0 KD - 0005 0 KD - 0016 254.600 KD - 0027 25.460 KD - 0006 38.190 KD - 0017 114.570 KD - 0028 0 KD - 0007 12.730 KD - 0018 12.730 KD - 0029 50.920 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 Kundennummer 235 Planumsatz in EUR 2003 KD - 0008 12.730 KD - 0019 127.300 KD - 0009 12.730 KD - 0020 12.730 KD - 0010 50.920 KD - 0021 25.460 KD - 0011 0 KD - 0022 89.110 Kundennummer KD - 0030 … Planumsatz in EUR 2003 50.920 … Tabelle A6: Planumsätze 3.1.2. Ergebnisvergleich Um den ökonomischen Anwendungsnutzen der Modellkomponenten zu dokumentieren, wird deren Verbesserung gegenüber dem herkömmlichen Ansatz der Planung des Einsatzes der Vertriebsressourcen auf Basis einer Priorisierung auf Kundenumsatzbasis der letzten Periode dargestellt. In diesem Vergleichsansatz werden die Kunden auf Basis des erzielten Umsatzes der Vorperiode priorisiert und entsprechend Vertriebsressourcen zugeordnet, bis das Budget aufgebraucht ist. Folgende Tabelle - die auch die Basis für alle weiteren Vergleiche darstellt verdeutlicht die resultierende Priorität der einzelnen Kunden. Kundennummer Ist-Umsätze der Vorperiode Kundennummer in EUR Ist-Umsätze der Vorperiode Kundennummer in EUR Ist-Umsätze der Vorperiode in EUR KD - 0128 547.390 KD - 0119 190.950 KD - 0190 165.490 KD - 0031 407.360 KD - 0216 190.950 KD - 0004 152.760 KD - 0239 369.170 KD - 0050 178.220 KD - 0019 152.760 KD - 0098 343.710 KD - 0410 178.220 KD - 0840 152.760 KD - 1670 280.060 KD - 0046 178.220 KD - 1110 152.760 KD - 1070 229.140 KD - 0560 178.220 KD - 0175 152.760 KD - 0012 216.410 KD - 0730 178.220 KD - 0185 152.760 KD - 0022 203.680 KD - 0165 178.220 KD - 0126 140.030 KD - 0016 190.950 KD - 0051 165.490 KD - 0218 140.030 KD - 0970 190.950 KD - 1540 165.490 KD - 0102 190.950 KD - 0190 165.490 ... ... Tabelle A7: Umsatzbezogene Kundenpriorisierung Diese Prioritäten sind denjenigen Prioritäten gegenüberzustellen, die sich ergeben, wenn das Nutzungsdauerkonzept zur Anwendung kommt und die resultierenden Planbedarfe und Plan- 236 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell umsätze detailliert spezifiziert werden. Die resultierenden Prioritäten bezüglich des Einsatzes von Vertriebsressourcen verdeutlicht die folgende Tabelle. Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 KD - 0128 420.090 KD - 0239 229.140 KD - 1650 203.680 KD - 0279 381.900 KD - 0135 229.140 KD - 0244 203.680 KD - 1410 305.520 KD - 0820 229.140 KD - 1150 190.950 KD - 0980 267.330 KD - 1490 229.140 KD - 0278 190.950 KD - 0167 267.330 KD - 0226 229.140 KD - 1260 178.220 KD - 0185 254.600 KD - 1540 229.140 KD - 0206 165.490 KD - 0016 254.600 KD - 0220 229.140 KD - 0221 165.490 KD - 0199 254.600 KD - 0250 216.410 KD - 0283 165.490 KD - 0031 254.600 KD - 2280 203.680 KD - 0275 241.870 KD - 1110 203.680 KD - 0216 241.870 KD - 0038 203.680 ... ... Tabelle A8: Priorität nach ND-Konzept Zum Vergleich der beiden Ansätze sind die spezifizierten Plan-Umsätze den nach der Umsatzpriorisierung beurteilten Kunden zuzuordnen. Im Ergebnis entsteht die folgende Kundenpriorisierung. Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 Kundennummer Planumsatz in EUR 2003 KD - 0128 420.090 KD - 0119 0 KD - 0004 89.110 KD - 0031 12.730 KD - 0216 12.730 KD - 0019 25.460 KD - 0239 127.300 KD - 0050 305.520 KD - 0840 101.840 KD - 0098 0 KD - 0410 0 KD - 1110 101.840 KD - 1670 12.730 KD - 0046 0 KD - 0175 229.140 KD - 1070 12.730 KD - 0560 12.730 KD - 0185 50.920 KD - 0012 0 KD - 0730 0 KD - 0126 76.380 KD - 0022 241.870 KD - 0165 101.840 KD - 0218 152.760 KD - 0016 190.950 KD - 0051 114.570 KD - 0970 63.650 KD - 1540 0 KD - 0102 140.030 KD - 0190 241.870 ... Tabelle A9: Umsatzbezogene Kundenpriorisierung mit ND-Werten ... Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell 237 In einem Variantenvergleich werden die beiden Ansätze über die Dimensionen „Prozentualer Anteil bearbeiteter Kunden“ und „Prozentual erreichtes Umsatzpotential“ miteinander verglichen. Dies stellt die folgende Abbildung dar, die zusätzlich den resultierenden Funktionsverlauf abbildet, wenn die Kunden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. In diesem Fall wird eine Gleichverteilung unterstellt, bei der bei x % der bearbeiteten Kunden auch x % des möglichen Umsatzes zu erwarten ist. Prozentual erreichtes Umsatzpotential 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Prozentualer Anteil bearbeiteter Kunden Variante Zufallsauswahl Variante Umsatzpriorisierung Variante ND Abbildung A1: Vergleich der Planungsvarianten Der Vergleich zeigt, daß die Planungsvariante nach dem Nutzungsdauerkonzept die effektivere Alternative darstellt, da bei gleichem Einsatz an Vertriebsressourcen, ausgedrückt in dem Anteil bearbeiteter Kunden (z. B. 30 %), jeweils ein größeres Umsatzpotential erreicht wird. Die prozentuale Differenz im Wertebereich zwischen den Varianten gibt dabei den relativen Unterschiedsbetrag des Umsatzpotentials an, der bei gleichem Budgetniveau erzielt wird. Je näher sich der Anteil bearbeiteter Kunden der 100 %-Marke nähert, desto stärker nähert sich das Ergebnis der Varianten an. Wenn schließlich 100 % der Kunden bearbeitet werden, wird folglich durch die Bearbeitung der Kunden bei beiden Varianten 100 % der Umsatzpotentiale erreicht. 238 3.2. Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Anwendung des Planungsmodells unter Berücksichtigung des Wahrscheinlichkeitskonzeptes 3.2.1 Berechnung der resultierenden Werte Im Rahmen der Anwendung des Wahrscheinlichkeitskonzeptes sind in einem ersten Schritt die Kunden zweistufig zu klassifizieren. Die erste Klassifizierung ergibt sich aus dem aktuellen Transaktionsstatus. Die zweite Klassifizierung erfolgt nach der Transaktionshistorie auf Einzelkundenbasis. Die Berechnung der Klassifizierungswerte sowie die Klassenzuordnung sind aus nachfolgender Tabelle ersichtlich. Die Klassifizierung auf Basis des berechneten Scoremaßes erfolgte dabei mit Hilfe der Funktion Clusteranalyse aus SPSS. Kundennummer KD - 0001 KD - 0002 KD - 0003 KD - 0004 KD - 0005 KD - 0006 KD - 0007 KD - 0008 KD - 0009 KD - 0010 KD - 0011 KD - 0012 KD - 0013 KD - 0014 KD - 0015 KD - 0016 KD - 0017 KD - 0018 KD - 0019 KD - 0020 KD - 0021 KD - 0022 KD - 0023 KD - 0024 KD - 0025 KD - 0026 KD - 0027 KD - 0028 KD - 0029 KD - 0030 ... Transaktionshistorie Identifikation von URB 1998 1999 2000 2001 2002 URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB URB ... 2 3 0 4 4 0 4 0 0 0 0 0 0 4 0 4 0 4 1 1 1 4 ... 3 4 0 4 4 0 4 1 2 1 2 1 0 4 0 4 1 4 3 3 3 4 ... 4 4 0 4 4 0 4 3 3 3 3 3 0 4 0 4 3 4 4 4 4 4 ... Tabelle A10: Übergangsbewertungen 4 4 1 4 4 2 4 4 4 4 4 4 1 6 1 4 4 4 4 4 4 4 ... 4 4 3 4 4 3 4 4 4 4 4 4 3 5 3 4 4 4 4 4 4 4 ... Übergangsbewertungen Übergang 1998 zu 1999 0 0 0 1,67 0 0 0 1,80 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2,08 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 ... Übergang 1999 zu 2000 0 1,83 0 2 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2 0 0 0 0 1,13 0 0 1,75 0 2,33 0 ... Übergang 2000 zu 2001 0 1,56 0 2 0 0 2 1,80 0 2,17 0 0 2,14 0 0 2,20 0 0 -1 0 0 0 2 0 0 0 0 0 0 2,20 ... Übergang 2001 zu 2002 0 2 0 2,2 0 0 0 0 0 0 0 2,21 0 0 0 1,65 2 0 -1 0 0 2 0 1,4 0 0 0 0 1,71 2,50 ... Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell 239 Resultierende ß-Werte Kundennummer KD - 0001 KD - 0002 KD - 0003 KD - 0004 KD - 0005 KD - 0006 KD - 0007 KD - 0008 KD - 0009 KD - 0010 KD - 0011 KD - 0012 KD - 0013 KD - 0014 KD - 0015 KD - 0016 KD - 0017 KD - 0018 KD - 0019 KD - 0020 KD - 0021 KD - 0022 KD - 0023 KD - 0024 KD - 0025 KD - 0026 KD - 0027 KD - 0028 KD - 0029 KD - 0030 ... Übergang 1998 zu 1999 Übergang 1999 zu 2000 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 ... Übergang 2000 zu 2001 1,20 1,20 1,20 1,20 1,20 1,00 1,00 1,00 1,00 1,00 1,20 1,20 1,00 1,20 1,20 1,20 1,20 1,20 ... Übergang 2001 zu 2002 1,40 1,40 1,40 1,40 1,40 1,25 1,25 1,25 1,25 1,25 1,40 1,40 1,25 1,40 1,40 1,40 1,40 1,40 ... Soremaß aus scüb und ß 1,60 1,60 1,00 1,60 1,60 1,00 1,60 1,50 1,50 1,50 1,50 1,50 1,00 1,60 1,00 1,60 1,50 1,60 1,60 1,60 1,60 1,60 ... Klassifizierung nach Transaktionshistorie 7,58 10,39 0,00 2,80 4,32 0,00 3,03 3,32 2,68 0,00 5,23 3,00 0,00 1,48 0,00 2,00 3,00 2,80 3,59 2,10 5,54 7,08 ... 1 1 5 3 3 5 3 3 3 5 2 3 5 4 5 4 3 3 3 4 2 2 ... Tabelle A11: Klassifizierung nach Transaktionshistorie Auf Basis dieser Klassifizierungen wird das Wahrscheinlichkeitstableau entsprechend der in Kapitel 5.2.2.3. dargestellten Ermittlungsvorschriften erstellt. Die resultierenden Klassenwahrscheinlichkeiten werden demgemäß differenziert nach der Klassifikation nach Transaktionsstatus und Transaktionshistorie dargestellt. Das sich ergebende Wahrscheinlichkeitstableau stellt sich folgendermaßen dar. 240 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Klassifikation nach Transaktionsstatus 1 2 3 4 5 6 Klassifikation nach Transaktionshistorie 1 2 3 4 5 6 0,78 0,62 0,58 0,63 0,51 0,48 0,48 0,32 0,26 0,27 0,24 0,18 0,09 0,12 0,08 0,03 0,02 0,02 Neukunde 0,53 0,32 - Erstkunde 0,64 - Tabelle A12: Wahrscheinlichkeitstableau Diese Wahrscheinlichkeiten sind den einzelnen Kunden entsprechend ihrer jeweiligen Klassenzugehörigkeit zuzuordnen. Auf dieser Basis wird der Planumsatz durch multiplikative Verknüpfung mit der jeweiligen Wahrscheinlichkeit zum erwarteten Umsatz in der Planungsperiode 2003. Diese Umsatzwerte sind wiederum nach ihrer Höhe zu sortieren. Dies liefert die Priorisierung der Kundenbearbeitung unter Berücksichtigung der Wahrscheinlichkeitswerte. Die Ergebnisse verdeutlicht die folgende Tabelle. Kundennummer KD - 0128 KD - 0098 KD - 0185 KD - 0016 KD - 0560 KD - 0970 KD - 1073 KD - 0250 KD - 0220 KD - 0460 KD - 0126 KD - 0051 KD - 0225 KD - 2304 KD - 0279 KD - 0103 KD - 0246 KD - 0149 KD - 0043 KD - 0874 KD - 0204 KD - 1110 KD - 1546 KD - 0165 KD - 2263 Planumsatz in EUR Wahrscheinlichkeit 420.090 305.520 267.330 254.600 190.950 190.950 190.950 229.140 229.140 178.220 216.410 165.490 165.490 203.680 381.900 190.950 152.760 241.870 178.220 178.220 178.220 229.140 229.140 229.140 229.140 0,63 0,78 0,63 0,63 0,78 0,78 0,78 0,64 0,63 0,78 0,63 0,78 0,78 0,63 0,32 0,63 0,78 0,48 0,63 0,63 0,63 0,48 0,48 0,48 0,48 Erwarteter Umsatz in EUR 264.657 238.306 168.418 160.398 148.941 148.941 148.941 146.650 144.358 139.012 136.338 129.082 129.082 128.318 122.208 120.299 119.153 116.098 112.279 112.279 112.279 109.987 109.987 109.987 109.987 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Kundennummer 241 Planumsatz in EUR Wahrscheinlichkeit 140.030 140.030 203.680 165.490 165.490 ... 0,78 0,78 0,53 0,63 0,63 KD - 0091 KD - 1382 KD - 0283 KD - 0186 KD - 0189 ... ... Erwarteter Umsatz in EUR 109.223 109.223 107.950 104.259 104.259 ... Tabelle A13: Erwarteter Umsatz 3.2.2. Ergebnisvergleich Auf Basis des in Kapitels 3.1.2. dieses Anhangs vorgestellten Prinzips erfolgt wiederum ein Ergebnisvergleich der Varianten des Beispielfalls. Die Ergebnisse visualisiert die nachfolgende Abbildung. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Variante Zufallsauswahl Variante Umsatzpriorisierung Variante ND Variante Wahrscheinlichkeit Prozentualer Anteil bearbeiteter Kunden Prozentual erreichtes Umsatzpotential Abbildung A2: Vergleich der Planungsvarianten Der Vergleich zeigt, daß die „Variante Wahrscheinlichkeit“ die effektivste der abgebildeten Alternativen darstellt, da bei gleichem Einsatz an Vertriebsressourcen, ausgedrückt in dem Anteil bearbeiteter Kunden (z. B. 40 %), jeweils ein größeres Umsatzpotential erreicht wird. Sowohl bei einem relativ kleinen Anteil bearbeiteter Kunden (z. B. 10 %) als auch bei einem entsprechend hohen Anteil (z. B. 65 %) führt die Variante „Variante Wahrscheinlichkeit“ je- 242 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell weils zu den besten Ergebnissen. Es zeigt sich, daß im vorliegenden Fall die Anwendung der beiden aufeinander aufbauenden Planungskomponenten „Variante ND“ und „Variante Wahrscheinlichkeit“ sukzessive Verbesserungen der Planung liefern. 3.3. Anwendung des Kontrollmodells zur Berücksichtigung alternativer Prozeßkostensätze In der weiteren Ausbaustufe des Steuerungsmodells sind als zusätzliche Komponente die Wahl alternativer Prozeßkostensätze für die Kundenbearbeitung sowie die Produktkosten einzubauen. Dies erfolgt durch Anwendung des adaptiven Kontrollmodells, dessen Modellkomponenten in Kapitel 5.3. dargestellt worden sind. In den bisherigen Ausführungen sind die entstehenden Prozeßkosten der Kundenbearbeitung sowie die Produktkosten implizit berücksichtigt worden. Auf eine explizite Berücksichtigung ist verzichtet worden, um die Komplexität der Darstellung in Grenzen zu halten. Dies ist zulässig, da die einfache Berücksichtigung der entstehenden Prozeßkosten und Produktkosten lediglich zu Niveauverschiebungen führen würde. Die grundsätzlichen Aussagen zum Anwendungsnutzen des Steuerungsmodells würden dadurch nicht berührt. 3.3.1. Berechnung der resultierenden Werte Die Prozeßkostensätze stehen in funktionaler Beziehung zu den Wahrscheinlichkeitswerten. Die Adaptionsanalyse im Rahmen des Kontrollmodells liefert Erkenntnisse, welche Auswirkungen eine Veränderung des Prozeßkostensatzes auf die Werte der Wahrscheinlichkeiten aufweist. Ausgegangen wird dabei von drei alternativen Intensitäten der Bearbeitung, die zu Prozeßkostensatzhöhen von 6.120 EUR, 4.240 EUR und 2.350 EUR führen. Für diese Werte wird unter Einsatz von statischen Testverfahren untersucht, zu welchen Abschlußwahrscheinlichkeiten die jeweilige Modifikation des Prozeßkostensatzes führt. Wiederum ist hier differenziert nach den in Kapitel 3.2. dieses Anhangs gebildeten Klassifizierungen vorzugehen. Die entsprechenden Ergebnisse verdeutlicht die folgende Tabelle. Klassifikation nach Transaktionsstatus PKSSatz in EUR PKSSatz in EUR PKSSatz in EUR 1 6.120 4.240 2.350 2 6.120 4.240 2.350 3 6.120 4.240 Klassifikation nach Kundenhistorie 1 2 3 4 5 Potentieller Neukunde 6 Erstkunde - - - - - - 0,66 0,53 0,34 - - - - - - - 0,38 0,32 0,26 - - - - - - - - 0,78 0,64 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Klassifikation nach Kundenhistorie Klassifikation nach Transaktionsstatus 1 2.350 4 6.120 4.240 2.350 5 6.120 4.240 2.350 6 6.120 4.240 2.350 PKSSatz in EUR PKSSatz in EUR PKSSatz in EUR 243 2 3 4 5 Potentieller Neukunde 6 Erstkunde - - - - - - - 0,32 0,88 0,78 0,32 0,77 0,63 0,44 0,52 0,48 0,47 0,37 0,27 0,11 0,12 0,09 0,03 0,06 0,03 0,02 - - 0,78 0,62 0,46 0,73 0,51 0,38 0,38 0,32 0,28 0,27 0,24 0,22 0,18 0,12 0,03 0,08 0,02 0,01 - - 0,62 0,58 0,42 0,58 0,48 0,28 0,39 0,26 0,16 0,28 0,18 0,06 0,18 0,08 0,02 0,12 0,02 0,01 - - Tabelle A14: Adaptionstableau Summe der PKS (niedrig) in EUR Summe der PKS (mittel) in EUR Summe der PKS (hoch) in EUR Wahrscheinlicher Umsatz bei PKS (hoch) in EUR Wahrscheinlicher Umsatz bei PKS (mittel) in EUR Wahrscheinlicher Umsatz bei PKS (niedrig) in EUR Niedriger Wahrscheinlichkeitswert Planumsatz in EUR Hoher Wahscheinlichkeitswert Kundennummer Mittlerer Wahrscheinlichkeitswert Des weiteren sind neben den alternativen Prozeßkosten die Produktkosten zu berücksichtigen. Sie betragen im vorliegenden Fall 9.420 EUR je abgesetzter Einheit. Mit Hilfe der Simulationstechnik wird herausgearbeitet, welche Kunden mit welchem Prozeßkostensatz bearbeitet werden, um jeweils einen gewinnmaximalen Einsatz der Vertriebsressourcen zu erzielen. In der folgenden Tabelle sind der zugeordnete Prozeßkostensatz sowie der resultierende Plangewinn dargestellt. KD - 0001 - - - - - - - - - - KD - 0002 101.840 0,88 0,78 0,32 89.619 79.435 32.589 6.120 4.240 2.350 KD - 0003 - - - - - - - - - - KD - 0004 114.570 0,88 0,78 0,32 100.822 89.365 36.662 6.120 4.240 2.350 KD - 0005 - - - - - - - - - - KD - 0006 38.190 0,12 0,09 0,06 4.583 3.437 2.291 6.120 4.240 2.350 KD - 0007 12.730 0,52 0,48 0,47 6.620 6.110 5.983 6.120 4.240 2.350 KD - 0008 12.730 0,52 0,48 0,47 6.620 6.110 5.983 6.120 4.240 2.350 KD - 0009 12.730 0,12 0,09 0,01 1.528 1.146 127 6.120 4.240 2.350 KD - 0010 50.920 0,52 0,48 0,47 26.478 24.442 23.932 6.120 4.240 2.350 KD - 0011 - - - - - - - - - - Summe der PKS (niedrig) in EUR Summe der PKS (mittel) in EUR Summe der PKS (hoch) in EUR Niedriger Wahrscheinlichkeitswert Planumsatz in EUR Mittlerer Wahrscheinlichkeitswert Kundennummer Wahrscheinlicher Umsatz bei PKS (hoch) in EUR Wahrscheinlicher Umsatz bei PKS (mittel) in EUR Wahrscheinlicher Umsatz bei PKS (niedrig) in EUR Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Hoher Wahscheinlichkeitswert 244 KD - 0012 152.760 0,52 0,48 0,47 79.435 73.325 71.797 6.120 4.240 2.350 KD - 0013 178.220 0,52 0,48 0,47 92.674 85.546 83.763 6.120 4.240 2.350 KD - 0014 - - - - - - - - - - KD - 0015 38.190 0,12 0,09 0,06 4.583 3.437 2.291 6.120 4.240 2.350 KD - 0016 254.600 0,77 0,63 0,44 196.042 160.398 112.024 6.120 4.240 2.350 KD - 0017 114.570 0,52 0,48 0,47 59.576 54.994 53.848 6.120 4.240 2.350 KD - 0018 12.730 0,12 0,09 0,01 1.528 1.146 127 6.120 4.240 2.350 KD - 0019 127.300 0,37 0,27 0,11 47.101 34.371 14.003 6.120 4.240 2.350 KD - 0020 12.730 0,12 0,09 0,01 1.528 1.146 127 6.120 4.240 2.350 KD - 0021 25.460 0,37 0,27 0,11 9.420 6.874 2.801 6.120 4.240 2.350 KD - 0022 89.110 0,52 0,48 0,47 46.337 42.773 41.882 6.120 4.240 2.350 KD - 0023 12.730 0,52 0,48 0,47 6.620 6.110 5.983 6.120 4.240 2.350 KD - 0024 190.950 0,52 0,48 0,47 99.294 91.656 89.747 6.120 4.240 2.350 KD - 0025 - - - - - - - - - - KD - 0026 - - - - - - - - - - KD - 0027 25.460 0,77 0,63 0,44 19.604 16.040 11.202 6.120 4.240 2.350 KD - 0028 - - - - - - - - - - KD - 0029 50.920 0,77 0,63 0,44 39.208 32.080 22.405 6.120 4.240 2.350 KD - 0030 50.920 0,77 0,63 0,44 39.208 32.080 22.405 6.120 4.240 2.350 ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... ... KD - 0001 - - - - - - KD - 0002 66.317 58.781 24.115 17.182 16.414 6.124 KD - 0003 - - - - - - KD - 0004 74.606 66.129 27.130 20.095 18.996 7.183 KD - 0005 - - - - - - hoch hoch - Resultierendes "bestes" Planergebnis in EUR Wahl des PKSSatzes Ergebnis (niedrig) in EUR Ergebnis (mittel) in EUR Ergebnis (hoch) in EUR Erwartete Produktkosten (niedin EUR rig) Erwartete Produktkosten (mittel) in EUR Kundennummer Erwartete Produktkosten (hoch) in EUR Tabelle A15: Gewinn nach Adaption (I) 17.182 20.095 - 2.543 1.696 -4.928 -3.346 -1.754 niedrig -1.754 KD - 0007 4.898 4.521 4.427 -4.399 -2.651 -794 niedrig -794 KD - 0008 4.898 4.521 4.427 -4.399 -2.651 -794 niedrig -794 KD - 0009 1.130 848 94 -5.723 -3.942 -2.317 niedrig -2.317 KD - 0010 19.594 18.087 17.710 765 2.115 3.873 niedrig 3.873 KD - 0011 - - - - - - KD - 0012 58.781 54.259 53.129 14.534 14.826 16.318 niedrig 16.318 KD - 0013 68.578 63.303 61.984 17.977 18.003 19.430 niedrig 19.430 KD - 0014 - - - - - - KD - 0015 3.391 2.543 1.696 -4.928 -3.346 -1.754 niedrig -1.754 KD - 0016 145.068 118.692 82.896 44.854 37.466 26.778 hoch 44.854 KD - 0017 44.086 40.695 39.847 9.371 10.059 11.651 niedrig 11.651 KD - 0018 1.130 848 94 -5.723 -3.942 -2.317 niedrig -2.317 KD - 0019 34.854 25.434 10.362 6.127 4.697 1.291 hoch 6.127 KD - 0020 1.130 848 94 -5.723 -3.942 -2.317 niedrig -2.317 KD - 0021 6.971 5.087 2.072 -3.671 -2.453 -1.622 niedrig -1.622 KD - 0022 34.289 31.651 30.992 5.928 6.882 8.540 niedrig 8.540 KD - 0023 4.898 4.521 4.427 -4.399 -2.651 -794 niedrig -794 KD - 0024 73.476 67.824 66.411 19.698 19.592 20.986 KD - 0025 - - - - - - - - KD - 0026 - - - - - - - - KD - 0027 14.507 11.869 8.290 -1.023 -69 563 KD - 0028 - - - - - - KD - 0029 29.014 23.739 16.579 4.075 4.101 3.476 mittel 4.101 KD - 0030 29.014 23.739 16.579 4.075 4.101 3.476 mittel 4.101 ... ... ... ... ... Ergebnis (mittel) in EUR Erwartete Produktkosten (niedin EUR rig) Erwartete Produktkosten (mittel) in EUR Ergebnis (niedrig) in EUR 3.391 Ergebnis (hoch) in EUR KD - 0006 Kundennummer Erwartete Produktkosten (hoch) in EUR Resultierendes "bestes" Planergebnis in EUR 245 Wahl des PKSSatzes Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell ... ... - - - hoch - 20.986 niedrig 563 - ... - ... Tabelle A16: Gewinn nach Adaption (II) Bei Kunden, bei denen selbst das beste resultierende Planergebnis einen negativen Wert aufweist, sollte aus ökonomischen Gesichtspunkten auf eine aktive Kundenbearbeitung verzichtet werden. Die Priorisierung der Kunden gemäß dem Planergebnis verdeutlicht die folgende Tabelle. Planumsatz in EUR Mittlerer Wahrscheinlichkeitswert Niedriger Wahrscheinlichkeitswert Summe der PKS (hoch) in EUR Summe der PKS (mittel) in EUR Summe der PKS (niedrig) in EUR Wahrscheinlicher Umsatz bei PKS (hoch) in EUR Wahrscheinlicher Umsatz bei PKS (mittel) in EUR Wahrscheinlicher Umsatz bei PKS (niedrig) in EUR Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell Hoher Wahscheinlichkeitswert 246 KD - 0128 420.090 0,77 0,63 0,44 323.469 264.657 184.840 6.120 4.240 2.350 KD - 0980 305.520 0,88 0,78 0,32 268.858 238.306 97.766 6.120 4.240 2.350 KD - 0185 267.330 0,77 0,63 0,44 205.844 168.418 117.625 6.120 4.240 2.350 KD - 0016 254.600 0,77 0,63 0,44 196.042 160.398 112.024 6.120 4.240 2.350 KD - 0250 229.140 0,78 0,64 0,32 178.729 146.650 73.325 6.120 4.240 2.350 KD - 2203 229.140 0,77 0,63 0,44 176.438 144.358 100.822 6.120 4.240 2.350 KD - 0560 190.950 0,88 0,78 0,32 168.036 148.941 61.104 6.120 4.240 2.350 KD - 0970 190.950 0,88 0,78 0,32 168.036 148.941 61.104 6.120 4.240 2.350 KD - 1070 190.950 0,88 0,78 0,32 168.036 148.941 61.104 6.120 4.240 2.350 KD - 0126 216.410 0,77 0,63 0,44 166.636 136.338 95.220 6.120 4.240 2.350 KD - 0046 178.220 0,88 0,78 0,32 156.834 139.012 57.030 6.120 4.240 2.350 KD - 2328 203.680 0,77 0,63 0,44 156.834 128.318 89.619 6.120 4.240 2.350 KD - 1032 190.950 0,77 0,63 0,44 147.032 120.299 84.018 6.120 4.240 2.350 KD - 0051 165.490 0,88 0,78 0,32 145.631 129.082 52.957 6.120 4.240 2.350 KD - 0225 165.490 0,88 0,78 0,32 145.631 129.082 52.957 6.120 4.240 2.350 KD - 0279 381.900 0,38 0,32 0,26 145.122 122.208 99.294 6.120 4.240 2.350 KD - 0043 178.220 0,77 0,63 0,44 137.229 112.279 78.417 6.120 4.240 2.350 KD - 0872 178.220 0,77 0,63 0,44 137.229 112.279 78.417 6.120 4.240 2.350 KD - 2042 178.220 0,77 0,63 0,44 137.229 112.279 78.417 6.120 4.240 2.350 KD - 0246 152.760 0,88 0,78 0,32 134.429 119.153 48.883 6.120 4.240 2.350 KD - 0283 203.680 0,66 0,53 0,34 134.429 107.950 69.251 6.120 4.240 2.350 KD - 0149 241.870 0,52 0,48 0,47 125.772 116.098 113.679 6.120 4.240 2.350 KD - 0186 165.490 0,77 0,63 0,44 127.427 104.259 72.816 6.120 4.240 2.350 KD - 0189 165.490 0,77 0,63 0,44 127.427 104.259 72.816 6.120 4.240 2.350 KD - 0091 140.030 0,88 0,78 0,32 123.226 109.223 44.810 6.120 4.240 2.350 KD - 1382 140.030 0,88 0,78 0,32 123.226 109.223 44.810 6.120 4.240 2.350 KD - 0111 229.140 0,52 0,48 0,47 119.153 109.987 107.696 6.120 4.240 2.350 KD - 1544 229.140 0,52 0,48 0,47 119.153 109.987 107.696 6.120 4.240 2.350 KD - 0165 229.140 0,52 0,48 0,47 119.153 109.987 107.696 6.120 4.240 2.350 KD - 0226 229.140 0,52 0,48 0,47 119.153 109.987 107.696 6.120 4.240 2.350 ... ... ... ... ... ... Kundennummer ... ... ... ... ... Tabelle A17: Gewinn nach Adaption, priorisiert (I) Resultierendes "bestes" Planergebnis in EUR Wahl des PKS-Satzes Ergebnis (niedrig) in EUR Ergebnis (mittel) in EUR 247 Ergebnis (hoch) in EUR Erwartete Produktkosten (niedrig) in EUR Erwartete Produktkosten (mittel) in EUR Kundennummer Erwartete Produktkosten (hoch) in EUR Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell KD - 0128 239.362 195.842 136.778 77.987 64.575 45.711 hoch 77.987 KD - 0980 198.950 176.343 72.346 63.787 57.723 23.071 hoch 63.787 KD - 0185 152.321 124.627 87.041 47.403 39.551 28.234 hoch 47.403 KD - 0016 145.068 118.692 82.896 44.854 37.466 26.778 hoch 44.854 KD - 0250 132.257 108.519 54.259 40.352 33.891 16.716 hoch 40.352 KD - 2203 130.561 106.823 74.606 39.757 33.295 23.865 hoch 39.757 KD - 0560 124.344 110.214 45.216 37.572 34.487 13.538 hoch 37.572 KD - 0970 124.344 110.214 45.216 37.572 34.487 13.538 hoch 37.572 KD - 1070 124.344 110.214 45.216 37.572 34.487 13.538 hoch 37.572 KD - 0126 123.308 100.888 70.462 37.208 31.210 22.409 hoch 37.208 KD - 0046 116.054 102.867 42.202 34.659 31.905 12.479 hoch 34.659 KD - 2328 116.054 94.953 66.317 34.659 29.125 20.952 hoch 34.659 KD - 1032 108.801 89.019 62.172 32.111 27.040 19.496 hoch 32.111 KD - 0051 107.765 95.519 39.187 31.746 29.323 11.420 hoch 31.746 KD - 0225 107.765 95.519 39.187 31.746 29.323 11.420 hoch 31.746 KD - 0279 107.388 90.432 73.476 31.614 27.536 23.468 hoch 31.614 KD - 0043 101.548 83.085 58.027 29.562 24.954 18.040 hoch 29.562 KD - 0872 101.548 83.085 58.027 29.562 24.954 18.040 hoch 29.562 KD - 2042 101.548 83.085 58.027 29.562 24.954 18.040 hoch 29.562 KD - 0246 99.475 88.171 36.173 28.834 26.742 10.360 hoch 28.834 KD - 0283 99.475 79.881 51.245 28.834 23.829 15.656 hoch 28.834 KD - 0149 93.070 85.911 84.121 26.583 25.947 27.208 hoch 27.208 KD - 0186 94.294 77.150 53.882 27.013 22.869 16.583 hoch 27.013 KD - 0189 94.294 77.150 53.882 27.013 22.869 16.583 hoch 27.013 KD - 0091 91.186 80.823 33.158 25.921 24.160 9.301 hoch 25.921 KD - 1382 91.186 80.823 33.158 25.921 24.160 9.301 hoch 25.921 KD - 0111 88.171 81.389 79.693 24.862 24.358 25.653 hoch 25.653 KD - 1544 88.171 81.389 79.693 24.862 24.358 25.653 hoch 25.653 KD - 0165 88.171 81.389 79.693 24.862 24.358 25.653 hoch 25.653 KD - 0226 88.171 81.389 79.693 24.862 24.358 25.653 hoch 25.653 ... ... ... ... ... ... ... Tabelle A18: Gewinn nach Adaption, priorisiert (II) ... ... 248 Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell 3.3.2. Ergebnisvergleich Auf Basis des Prinzips der vorherigen Kapitel wird erneut ein Ergebnisvergleich durchgeführt. Dieser bezieht sich aufgrund der berücksichtigten Prozeßkosten auf das erreichte Gewinnpotential und nicht mehr auf das erreichte Umsatzpotential. In der Abbildung wird der maximal erreichbare Gewinn auf 100 % gesetzt. Dieser wird bei der Alternative „Variante Adaption“ bei einem Anteil von ca. 50 % der bearbeiteten Kunden erreicht. Sämtliche anderen Prozentwerte orientieren sich in der graphischen Aufbereitung an dieser Größe. 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% Variante Umsatzpriorisierung Variante ND Variante Wahrscheinlichkeit Variante Adaption 80% 90% 100% Prozentualer Anteil bearbeiteter Kunden Prozentual erreichtes Ergebnispotential Abbildung A3: Ergebnisprofil Aus obiger Abbildung kann abgeleitet werden, wieviel Prozent der Kunden bearbeitet werden sollten, um eine gewinnmaximale Planung von Vertriebsressourcen zu erzielen. In der Konstellation des Beispielunternehmens wird das Gewinnmaximum erreicht, wenn ca. 50 % der Kunden bearbeitet werden. Dies führt ggf. dazu, daß die zur Verfügung stehenden Kapazitäten anzupassen sind. Deutlich wird zudem, daß die Alternative „Variante Adaption“ gegenüber den anderen Alternativen über das gesamte Kontinuum überlegen ist und damit die effektivste Alternative darstellt. Die resultierenden Verbesserungen aus der Alternative „Variante Adaption“, ausgedrückt in dem jeweiligen relativen Unterschiedsbetrag des Gewinnpotentials, dokumentieren den ökonomischen Anwendungsnutzen der im Rahmen des Kontrollmodells durchgeführten Adaption. Anhang A: Anwendungsbeispiel für das Steuerungsmodell 249 4. Zusammenfassung der Ergebnisse Durch das vorliegende Anwendungsbeispiel wurde verdeutlicht, inwieweit die einzelnen Komponenten des Steuerungsmodells zu Ergebnisveränderungen im Rahmen der Kundenbearbeitung führen. Die Verbesserungsniveaus der einzelnen Resultate zeigen, daß jede der aufeinander aufbauenden Komponenten des entwickelten Modells seine ökonomische Berechtigung besitzt. Dies wurde für das betrachtete Beispielunternehmen auf Basis einer durchgängigen Darstellung der einzelnen Berechungsvarianten zunächst anhand der Zielgröße „Erreichte Umsatzpotentiale“ dargestellt und unter Einbeziehung der Prozeßkosten der Kundenbearbeitung auf Basis des Kontrollmodells in die Zielgröße „Ergebnispotential“ transformiert. Dabei führt die auf der integrativen Verknüpfung von Planungs- und Kontrollmodell basierende Planungsvariante zu den besten Ergebnissen. Trotz dieser „Best in Class“-Variante der Modellanwendung hat sich gezeigt, daß bereits die Varianten ohne Adaptionskomponente einen meßbaren wirtschaftlichen Mehrwert für die transaktionsbezogene Identifikation und Bewertung von relevanten Bedarfsträgern in einer Planungsperiode bieten. Dieser Aspekt des Anwendungsnutzens ist für Unternehmen insbesondere bei der Einführung und erstmaligen Initiierung des Modells von Interesse, da sich der Wirkungsbeitrag der adaptiven Kontrollkomponente erst durch den iterativen Einbezug der durch das Planungsmodell bestimmten Vorgabewerte einstellt, und die Adaptionskomponente somit einen zeitlichen Vorlauf benötigt. Zusammenfassend zeigt das Anwendungsbeispiel, daß das entwickelte Modell nicht nur einen theoretisch-fachlichen Beitrag für die integrative Systematisierung steuerungsrelevanter Aspekte der Kundenbearbeitung leistet, sondern auch für den unternehmenspraktischen Einsatz explizite und entscheidungsrelevante Vorgabewerte für eine aktive und nachvollziehbare Ausrichtung einer profitabilitätsorientierten Kundenbearbeitung im Rahmen des Vertriebsmanagements liefert. 250 Anhang B: Datenübersicht für das Steuerungsmodell Anhang B: Datenübersicht für das Steuerungsmodell Modellbezug Beschreibung primär Komplexere Berechnung Faktisch (Ist) Prognostisch (Wird) Normativ (Soll) Bewertung relevanter Bedarfsträger Zielfunktion Feed-back Feed-foreward Datenquelle (IT) Rechnungskreis Geeignetes SAP-R3-Modul für die Umsetzung/ Datenbereitstellung Datenart Einfache Aggregation Datentyp Direkte Ableitung Datum αDB Zulässiger Abweichungsschwellwert für den Deckungsbeitrag x - - - - - x - - x - VIS KER CO-PA αK Zulässiger Abweichungsschwellwert für die Kosten x - - - - - x - - x - VIS KER CO-PA ßp Remanenzfaktor der Periode p - - - x x - - x - - - CRM VPR SEM-BPS ð1 Entwicklungsfaktor für Abschlußwahrscheinlichkeit w1 x - - - - - x - x - - CRM VPR SEM-BPS ð2 Entwicklungsfaktor für Abschlußwahrscheinlichkeit w2 x - - - - - x - x - - CRM VPR SEM-BPS ∆abw Plan-Ist-Abweichung der Abgangswahrscheinlichkeit - - x - x - - - - - x ∆DB1 Plan-Ist-Abweichung des Deckungsbeitrags I - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA ∆DB2 Plan-Ist-Abweichung des Deckungsbeitrags II - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA + ∆DB1 Positive Plan-Ist-Abweichung des Deckungsbeitrags I - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA - ∆DB1 Negative Plan-IstAbweichung des Deckungsbeitrags I - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA + ∆K Positive Plan-IstKostenabweichung - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA ∆K Negative Plan-IstKostenabweichung - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA ∆K Plan-Ist-Kostenabweichung - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA ∆K′ Bereinigte Plan-IstKostenabweichung - - - x x - - - - x - VIS KER CO-PA ∆Kj/v Plan-Ist-Kostenabweichung eines Transaktionspools j in Teilprozeß v - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA ∆PKS Abweichung vom Prozeßkostensatz - - x - x - - - - - x VIS KER CO-PA ∆VG Abweichung gegenüber der loyalitätsbezogenen Vergleichsgröße - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA + Positive Abweichung gegenüber der loyalitätsbezogenen Vergleichsgröße - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA Negative Abweichung gegenüber der loyalitätsbezogenen Vergleichsgröße - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA ABKUp Prognosewert für den Kundenabgang aus dem Markt in Periode p - - - x - x - - x - - CRM VPR SEM-BPS abw Abgangswahrscheinlichkeit - - - x - x - x - - x CRM VPR SEM-BPS sekundär Symbol - ∆VG - ∆VG Planungsmodell Kontrollmodell CRM, VIS VPR, KER SEM-BPS Anhang B: Datenübersicht für das Steuerungsmodell Datenart Komplexere Berechnung Faktisch (Ist) Prognostisch (Wird) Normativ (Soll) Bewertung relevanter Bedarfsträger Zielfunktion Feed-back Feed-foreward Datenquelle (IT) Rechnungskreis Geeignetes SAP-R3-Modul für die Um-setzung/ Datenbereitstellung Modellbezug Einfache Aggregation Datentyp Direkte Ableitung Datum 251 akt_var Aktivierungsvariable x - - - - - x - x - - CRM VPR SEM-BPS AQj Abschlußquote je Transaktionspool j - - - x x - - - - x - VIS KER SEM-BPS ATVQ Anpassungsterm der Verlustquote - - - x x - - - - x - VIS KER SEM-BPS AVKv* Anzahl verlorener Kunden im Teilprozeß v* x - - - x - - - - x - VIS KER SEM-BPS AXj/v Abweichungsmatrix eines Transaktionspools j für Teilprozeß v - x - - x - - - - x - VIS KER CO-PA BAEL Bedarf aufgrund des Abgangs der eigenen Leistung - x - - - x - x - (x) - CRM, ERP VPR SEM-BPS BAWL Bedarf aufgrund des Abgangs wettbewerbsbezogener Leistung - x - - - x - x - (x) - CRM, ERP VPR SEM-BPS BCOS Bedarf an Komplementärprodukten - - - x - x - x - - - CRM, ERP VPR SEM-BPS BERS Ersatzbedarf - x - - - x - x - (x) - CRM, ERP VPR SEM-BPS BERW Erweiterungsbedarf x - - - - x - x - (x) - CRM VPR SEM-BPS BGES Leistungsbezogener Gesamtbedarf - - x - - x - x - - - CRM, ERP VPR SEM-BPS BU Bedarf der durch das eigene Unternehmen gedeckt wurde x - - - x - - x - - - ERP VPR FI-AR, FI-CA BWET Bedarf der durch den Wettbewerb gedeckt wurde - - x - x - - x - - - CRM VPR SEM-BPS BSDA Leistungsbestand am Anfang der Periode p x - - (x) x (x) - x - - - CRM, ERP VPR SEM-BPS DB1 Deckungsbeitrag I - - x - - - (x) - - x - VIS KER CO-PA DB2 Deckungsbeitrag II - - x - - - (x) - - x - VIS KER CO-PA DBIST Ist-Deckungsbeitrag - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA DBPLAN Plan-Deckungsbeitrag - - x - - - x - - x - VIS KER CO-PA DBR Deckungsbeitragsrentabilität - - - x x - - - - x - VIS KER CO-PA ENGK Entwicklungsfaktor neu zu gewinnender Kunden x - - - - - x - x - - CRM VPR SEM-BPS hl/lcos Produktionskoeffizient - x - - x - - x - - - PDM - PP-BDBOM K(./.) Produktkosten in Abhängigkeit des Umsatzes x - - - x - - - x - - ERP KLR CO-OMABC K∅ÜB/j’ Durchschnittliche Übergangskosten für Übergangspool j’ - - - x x - - - - x - VIS KER SEM-BPS KF∆DB1 Kompensationsfaktor der Deckungsbeitragsabweichung - - - x x - - - - x - VIS KER CO-OMABC KF∆K Kompensationsfaktor der Kostenabweichung - - - x x - - - - x - VIS KER CO-OMABC KFIX Fixkosten x - - - x - - - x - - ERP KLR CO-OMABC sekundär Symbol Beschreibung primär Planungsmodell Kontrollmodell 252 Anhang B: Datenübersicht für das Steuerungsmodell primär Komplexere Berechnung Faktisch (Ist) Prognostisch (Wird) Normativ (Soll) Bewertung relevanter Bedarfsträger Zielfunktion Feed-back Feed-foreward Datenquelle (IT) Rechnungskreis Geeignetes SAP-R3-Modul für die Um-setzung/ Datenbereitstellung - - - x x - - - - x - VIS KER CO-OMABC - - x - x - - - - x - VIS KER CO-OMABC - - x - - - x - - x - VIS KER CO-OMABC - - - x - - x - - x - VIS KER CO-OMABC - - - x x - - - - x - VIS KER CO-PA - - - x x - - - - x - VIS KER CO-PA x - - - x - - - x - - ERP KLR SEM-BPS - - x - x - - - - - x CRM VPR SEM-BPS sekundär Symbol Beschreibung Modellbezug Datenart Einfache Aggregation Datentyp Direkte Ableitung Datum Planungsmodell Kontrollmodell KFPROP Proportionalisierter Kompensationsfaktor KIST Ist-Kosten KPLAN Plan-Kosten K’PLAN Bereinigte Plan-Kosten KS Sunk Cost KSQ Sunk Cost-Quote KSr Kostensatz der Ressource r Mw2ist Mittlere Ist-Abschlußhöhe NDL Nutzungsdauer einer Leistung L x (x) - - x (x) - x - - - CRM VPR SEM-BPS NDLCOS Nutzungsdauer einer Komplementärleistung LCOS x (x) - - x (x) - x - - - CRM VPR SEM-BPS r p Preisvektor x - - - x - - x - - - ERP KLR CO-PA PF Proportionalisierungsfaktor - - - x x - - - - x - VIS KER CO-PA PFKF Proportionalisierungsfaktor des Kompensationsfaktors - - - x x - - - - x - VIS KER CO-PA PKSv Prozeßkostensatz für Teilprozeß v - - x - x - (x) x - (x) - ERP, VIS KLR, KER CO-OMABC PPKMv Planprozeßkosten-Matrix für Teilprozeß v - x - - - x - x - - - ERP, VIS KLR, KER CO-OMABC r(NDL,NDLcos) Häufigkeit des Folgebedarfs einer Komplementärleistung - - - x - x - x - - - CRM, ERP VPR SEM-BPS stbi Stauchungsfaktor für Kunde i - - - x - - x x - - - CRM VPR SEM-BPS SVG* Summe der loyalitätsbezogenen Vergleichswerte - - x - x - - - - x - VIS KER CO-PA TAQ Transaktionsquote - - - x x - - - - x - CRM, ERP UIST Ist-Umsatz x - (x) - x - - x x x x ERP Uplan Planumsatz - - - x - x - x x x x URBist Ist-Umsatz relevanter Bedürfnisträger x - - - x - - x x x x URBplan Plan-Umsatz relevanter Bedürfnisträger - - - x - x - x x x x CRM, VIS KER, VPR CO-PA, SEM-BPS Urestplan Plan-Umsatzrestgröße - - - x - x - - x x - CRM, VIS KER, VPR CO-PA, SEM-BPS VAv* Verlustanteil in Teilprozeß v* - - - x x - - - - x - VF1/∆DB1 Deckungsbeitragsbezogener Verteilungsfaktor für alle Abweichungstypen - - - x x - - - - x - VPR, KER SEM-BPS KER CRM, VIS KER, VPR ERP CRM, ERP KER VPR, KER CRM, VIS KER, VPR FI-AR, FI-CA CO-PA, SEM-BPS FI-AR, FI-CA CO-PA, SEM-BPS CO-PA Datenart Modellbezug Komplexere Berechnung Faktisch (Ist) Prognostisch (Wird) Normativ (Soll) Bewertung relevanter Bedarfsträger Zielfunktion Feed-back Feed-foreward Kontrollmodell Einfache Aggregation Planungsmodell Direkte Ableitung sekundär Geeignetes SAP-R3-Modul für die Um-setzung/ Datenbereitstellung Datentyp Rechnungskreis Datum 253 Datenquelle (IT) Anhang B: Datenübersicht für das Steuerungsmodell VF1/∆K Kostenbezogener Verteilungsfaktor für alle Abweichungstypen - - - x x - - - - x - CRM, VIS KER, VPR CO-PA VF2/∆DB1 Deckungsbeitragsbezogener Verteilungsfaktor für positiv gerichtete Abweichungstypen - - - x x - - - - x - CRM, VIS KER, VPR CO-PA VF2/∆K Kostenbezogener Verteilungsfaktor für positiv gerichtete Abweichungstypen - - - x x - - - - x - CRM, VIS KER, VPR CO-PA VG Loyalitätsbezogene Vergleichsgröße - - - x - - x - - x - VIS KER CO-PA VQ Verlustquote - - - x x - - - - x - VIS KER SEM-BPS VQAT Verlustquote mit angepaßter Grundgesamtheit - - - x x - - - - x - VIS KER SEM-BPS VRF Variabilisierungsfaktor - - - x x - - - - x - VIS KER CO-OMABC VRFint Kostenbezogener Variabilisierungsfaktor für Intensitätsniveau int - - - x x - - - - x - VIS KER CO-OMABC VVA Vermeidbarer Verlustanteil - - - x x - - - - x - VIS KER CO-PA w1 Abschlußwahrscheinlichkeit - - - x - x - x x - - CRM VPR SEM-BPS w2 Wahrscheinlichkeit hinsichtlich der Abschlußhöhe - - - x - x - x x - - CRM VPR SEM-BPS Symbol Beschreibung primär