Infobrief Intensivmedizin: 11.03.2009 INFOBRIEF INTENSIVMEDIZIN UMGANG MIT CANDIDA ALBICANS IM TRACHEALSEKRET aus: Heizmann et Heizmann: Nachweis und klinische Bedeutung von Candida albicans bei nicht immunsupprimierten Patienten, Intensivmed 46:7-13 Nachweis von Candida im Trachealsekret: • Etwa 60% aller Patienten einer durchschnittlichen Intensivstation zeigen in mindestens einem Körpersekret Candida. ◦ • 50% davon zeigen sich im Trachealsekret Der häufigste Stamm ist Candida albicans (75%), gefolgt von Candida glabrata (15%) und anderen Non-Albicans-Arten (10%) Nachweis einer Candida-Infektion: • In nur 5% der Fälle kann Candida in einem normalerweise sterilen Untersuchungsgut nachgewiesen werden (Blutkultur, Pleuraflüssigkeit, Aszites etc.) • Die Zahl tatsächlicher invasiver Infektionen ist hoch umstritten. Risikofaktoren einer invasiven Candida-Infektion bei Patienten ohne Immunsuppresion: • Verlust der Barrierefunktion von Haut- und/oder Schleimhaut: Verbrennungen • große abdominale chirurgische Eingriffe • länger dauernde totale parenterale Ernährung • akutes Nierenversagen mit Dialyse • mechanische Beatmung Wechselwirkung zwischen Candida und Immunsystem Candida existiert in zwei verschiedenen Wachstumsformen: • als Hefezelle verursacht Candida über die Interaktion mit dem Toll Like Receptor 1 (TLR 1) der Immunzellen eine proinflammatorische Reaktion des Immunsystems • als Hyphe interagiert Candida mit dem TLR 2 des Immunsystems und provoziert eine antiinflammatorische Antwort. Hyphen entstehen unter anderem unter eher anaeroben Bedingungen. • Beide Formen von Candida produzieren einen Stoff namens Farnesol, der die Resistenz der Zellen gegenüber Sauerstoffradikalen und zytotoxischen Prozessen erhöht. Werden Candidazellen mit Azolen therapiert (Ketokonazol, Fluconazol, Miconazol, Voriconazol etc.), so wird die Farnesolproduktion verstärkt. Zusammenfassung • Viele Patienten sind Keimträger von Candidaspezies, aber nicht infiziert. • Anaerobe Bedingungen, wie sie beispielsweise in Biofilmen und in einer Schocksituation entstehen, fördern die Umwandlung von Candida in die Hyphenform, die immunsuppressiv wirken. Infobrief Intensivmedizin: 11.03.2009 • Diese Immunsuppression wird durch die Gabe von Azolen (Diflucan ®, Vfend ®) auf dem Wege der Farnesolbildung verstärkt. Klinische Schlussfolgerung Bei Patienten ohne Immunsppression mit Nachweis von Candida Spezies sollte eine Infektion vermutet werden, wenn • ein ungenügendes Therapieansprechen auf eine antibakterielle Therapie vorliegt und • wenn Risikofaktoren für eine invasive Candidainfektion vorliegen. In diesem Falle sollten Echinokandine wie Caspofungin oder Anidulafungin eingesetzt werden, weil sie den skizzierten Nachteil der Azole nicht besitzen.