moderne arthrosetherapie

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tipps und hilfen für jedes stadium
MODERNE ARTHROSETHERAPIE
gelenkverschleiss - wenn jede
bewegung zur qual wird
Liebe Leserinnen,
liebe Leser
U
nser Knochengerüst und unsere Gelenke tragen uns
unser ganzes Leben lang und sorgen dafür, dass wir
aufrecht und trotzdem beweglich durchs Leben gehen.
Aber irgendwann, bei dem einen früher, bei dem anderen später, machen sich erste Abnutzungserscheinungen
bemerkbar. Gelenkverschleiß (Arthrose) und Gelenkentzündung (Arthritis) sind die häufigsten Knochenkrankheiten. Und sie können einem das Leben ganz schön zur
Hölle machen. Einiges kann der Arzt tun, um die Schmerzen zu lindern und das Fortschreiten der Krankheit zu
stoppen. Aber einiges können Sie auch selbst tun.
Lesen Sie hier, was bei einer Arthrose und Arthritis im
Gelenk passiert und welche Hilfsmöglichkeiten es gibt. Wir haben einiges für Sie
zusammengestellt, aus dem Bereich der Physiotherapie, der Schmerzmittel, der
Naturheilverfahren und natürlich auch operative Möglichkeiten. Auch die Vorbeugung nimmt einen wichtigen Platz ein, selbst dann, wenn Sie die ersten Gelenkbeschwerden schon spüren.
In diesem Sinne
machen Sie es gut und bleiben Sie mir gesund,
Ihr Dr. Günter Gerhardt
Weitere, aktuelle Informationen
zum Thema Arthrose und zu
vielen anderen Gesundheitsthemen
erhalten Sie auf unserer Internetseite
Inhaltsverzeichnis
Das passiert im Körper
Standardtherapie
Seite 4
Seite 12
Charakteristische Symptome
Hilfe aus der Natur
Seite 6
Seite 18
Ursache und Entstehung
Das können Sie selbst tun
Seite 8
Seite 20
Häufigkeit, Verlauf und
Prognose
Vorbeugung
Seite 24
Seite 9
Diagnose
Ausblick in die Zukunft
Seite 10
Seite 26
Beim Gelenkverschleiß sind die knorpeligen Gelenkflächen aufgeraut oder geschädigt. Dies kann durch eine Gelenkverformung, dauernde Fehlbelastung oder
durch ständige Überanstrengung passieren. Dabei wird der Knorpel an einigen
Stellen überlastet und nutzt sich deshalb
schneller ab, als er wieder aufgebaut werden kann.
Das passiert
im Körper
Ist einmal so ein Abrieb in Gang gesetzt,
beginnt ein verhängnisvoller Prozess.
Die Gelenkflächen können nicht mehr
reibungslos aufeinander gleiten, der Abrieb der knorpeligen Substanz vermehrt
sich, der Knorpel verliert an Elastizität.
Eine Entzündung
folgt der Arthrose
Im Verlauf der Arthrose kann es, bedingt
durch den Knorpelabrieb, zu Entzündungen
der Gelenkkapsel mit Weichteilschwellung,
Ergussbildung und Schmerz kommen. Durch
die Knorpelzerstörung werden außerdem
Enzyme und Abbauprodukte freigesetzt,
die die Gelenkkapsel reizen und ihrerseits
die Ernährung des gesamten Gelenks stören können.
Damit all dies nicht passiert, müssen die
Knorpelzellen ununterbrochen mit Nährstoffen versorgt werden. Dies ist die Aufgabe der nährstoffreichen Gelenkflüssigkeit (Synovialis), die sich zwischen den
Knorpelschichten befindet.
Ü
berall dort, wo zwei separate Knochen aufeinander treffen und ein
Gelenk bilden – zum Beispiel im Kniegelenk, das aus dem Oberschenkel- und
Schienbeinknochen besteht – sind die
Gelenkflächen mit einer Knorpelschicht
überzogen.
Diese ist spiegelglatt und gleichzeitig
elastisch. Damit gleiten die Gelenkflächen gut aufeinander. Dies ermöglicht
eine leichte, einfache Bewegung.
Knochenenden. Manchmal lösen sich auch
schmerzhafte Knochenbruchstücke im Gelenkspalt. All diese Gelenkveränderungen
bezeichnet man als Gelenkverschleiß oder
Arthrose.
Der Knorpelabrieb setzt einen
schmerzhaften Prozess in Gang.
Der Belastungsdruck wird an den darunter liegenden Knochen weitergegeben, so
dass auch dieser bald in Mitleidenschaft
gezogen wird. Der Knochen reagiert darauf und bildet Wülste und Zacken (Osteophyten), die im Röntgenbild nachweisbar
sind. Es kommt zu Umformungen an den
Die Gelenkflüssigkeit kann aber nur dann
in den Knorpel gelangen, wenn das Gelenk
bewegt wird. Denn dabei wird die Gelenkflüssigkeit in den Knorpel hineingepresst.
Die Knorpelzellen können die Nährstoffe dann aufnehmen. Die Abfallprodukte
werden wieder an die Gelenkflüssigkeit
zurückgegeben und über das Blut abtransportiert. Die Gesunderhaltung und die Dicke einer Knorpelschicht sind also an die
häufige Bewegung des Gelenks geknüpft.
Charakteristische
Symptome
Denn Ruhe signalisiert dem Körper, dass
die Gelenke nicht gebraucht werden und er
keine Gelenkflüssigkeit bilden muss. Nach
einer längeren Ruhezeit brauchen die Gelenke eine Zeitlang, bis sie wieder genügend Gelenkschmiere gebildet haben und
man sie wieder reibungslos und schmerzfrei bewegen kann.
D
as erste Anzeichen einer Arthrose
ist der „Anlaufschmerz“, zum Beispiel nach der Nachtruhe.
Muskel- und Sehnenverspannung und schließlich eine Versteifung des Gelenks.
Hat sich eine Entzündung dazu gebildet, die
übrigens nur auf Überreizung (Knorpelabrieb s. o.) zurückzuführen ist und nicht
Drei Stufen der
Arthrosebildung
auf den Einfluss von Bakterien, erkennt man
dies an einer Weichteilschwellung und Ergussbildung.
Das Alter begünstigt Gelenkverschleiß,
aber Sport hilft jung bleiben.
In der nächsten Stufe werden Beschwerden
chronisch und plagen nicht nur, wenn sie
bewegt werden, sondern auch in Ruhe.
D
as Vollbild einer schweren Arthrose
ist gekennzeichnet durch starke Anlaufschmerzen, Belastungsschmerzen, Bewegungseinschränkung, Gelenkknirschen,
Muskel- und Sehnenverspannung
ist auch Teil des Symptomatik.
Bei einer sekundären Arthrose ist die
Erkrankung auf eine bekannte und auslösende Ursache zurückzuführen. Häufig
sind statische Faktoren beteiligt, z. B.
Einseitige Arbeit genauso
belastend wie Übergewicht
Ursache und
Entstehung
W
enn eine von außen schädigend
einwirkende Ursache nicht festgestellt werden kann, wird diese Form
der Arthrose als primäre Arthrose bezeichnet, bei der mit zunehmendem Alter vermehrt Gelenkknorpel abgerieben
wird.
bei X- oder O-Beinen. Auch angeborene
Hüftgelenkluxationen, unbehandelte Meniskusverletzungen oder nicht exakt ausgerichtete, verheilte Knochenbrüche verursachen sekundär eine Arthrose.
Ein Auslöser für einen Gelenkverschleiß ist
auch, in der Regel, immer wieder durchgeführte schwere, gelenkbelastende Arbeit,
weil diese den Knorpel einseitig zu stark
beansprucht. Auch führen mehr oder weniger hohes Übergewicht zu Gelenksarthrose, besonders an den Knie- oder Hüftgelenken.
Die größte Überbelastung fügen wir unserem Körper mit einseitiger Haltung oder
Bewegung zu, wie z. B. bei zuviel Sitzen
oder am Fließband. Denn jede Nichtbewegung stört die Ernährung des Gelenks,
es wird zuwenig Gelenkschmiere gebildet.
Außerdem werden Enzyme freigesetzt,
welche den Knorpel andauen und somit
auch schädigen.
Häufigkeit, Verlauf
und Prognose
B
ereits ab dem 35. Lebensjahr beginnt
bei mehr als der Hälfte aller Menschen
eine Abnutzung der Gelenke. Jenseits des
60. Lebensjahres hat fast jeder einen mehr
oder weniger starken Gelenkverschleiß,
vor allem an Knie und Hüfte.
Ob jung oder alt: Arthrose
kann jeden treffen.
Bereits jetzt sind etwa 10 Millionen Menschen betroffen. Und da die Lebenserwartung der Deutschen immer mehr steigt, ist
auch eine weitere Zunahme von Gelenkbeschwerden zu erwarten.
75 Prozent aller Arthrosen sind Kniegelenkarthrosen. Pro Jahr werden ca. 20.000
Knieprothesen eingesetzt und mehr als
100.000 Knorpelschäden an Gelenken gezählt.
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11
testen. Bei ausgeleierten Bändern kann er
das Gelenk in Richtungen bewegen, die
nicht vorgesehen sind. Weiterhin kann er
Gelenkschwellungen tasten und sehen.
zwischen zwei Knochen wird als Gelenkspalt bezeichnet. Ist der Gelenkspalt
schmäler als normal, deutet dies auf Arthrose hin. Auch die Wülste und Zacken,
Blutwerte nur bei
Arthritis aussagekräftig
Diagnose
Wenn er das Gangbild beurteilt, kann er
Vermeidungsbewegungen und andere Auffälligkeiten erkennen.
S
obald ein Patient von seinen typischen Beschwerden – vor allem
dem Anlaufschmerz – berichtet, ist dem
Arzt der Befund schon relativ klar.
Wenn er das Gelenk in seine Hände
nimmt und es passiv bewegt, also ohne
Ihr Zutun, kann er den Bewegungsumfang erkennen und ab wann es zu schmerzen beginnt. Er kann die Bandstabilität
Blutuntersuchungen im
Ausnahmefall
Der Abstand zwischen zwei Knochen
im Röntgenbild gibt Aufschluss über
eine Arthrose.
D
as Röntgen ist die wichtigste Untersuchung, um eine Arthrose festzustellen. Zwar ist der Knorpel nicht im
Röntgenbild zu erkennen, wohl aber der
Platz, den er einnimmt. Dieser Abstand
die sich im Knochen bilden, wenn der
Knorpel bereits abgerieben ist (Osteophyten), lassen sich im Röntgenbild erkennen.
Blutuntersuchungen oder Laborbefunde
gibt es bei einer Arthrose nicht, oder vielmehr erst dann, wenn sich zusätzlich eine
Entzündung (Arthritis) gebildet hat. In
dem Fall können Entzündungswerte, wie die
Blutsenkungsgeschwindigkeit, erhöht sein.
12
13
Entlastung
S
ie sollten die Faktoren ausschalten,
die den Prozess der Arthrosebildung
verstärkt und verschlimmert haben. Wer
zuviel Pfunde mit sich herumschleppt,
sollte nicht lange überlegen und sich von
ihnen trennen.
mindert die Reizung der Gelenkhaut, wirkt
abschwellend und im Allgemeinen schmerzmindernd.
Sind Fuß, Knie und Hüfte betroffen, wäre
ein Gehstock bzw. Nordic Walking Stöcke
beim Wandern und Spazierengehen nicht
verkehrt.
Standardtherapie
Auch Kälte lindert
den Schmerz.
Die normale, konservative Therapie
sieht so aus:
•
•
•
•
•
•
Entlastung
Wärme und Kälte
Schmerzmittel
Elektrische Therapie
Bandagierung (Tape-Verband)
Operative Eingriffe
Die Pauschalregel lautet: Wärme lindert
den Schmerz bei Gelenkverschleiß, Kälte
lindert den Schmerz bei Entzündungen.
Probieren Sie unabhängig von der Theorie
aus, was Ihnen gut tut.
Mit dem Gewicht runter zu gehen,
hilft den Gelenken.
Wärme und Kälte
W
ärme erweitert die Blutgefäße, erhöht den Blutdurchfluss, verbessert
den Nährstofftransport, entspannt die Muskulatur und entlastet dadurch die Sehnen.
Kälte wiederum reduziert den Stoffwechsel,
Möglichkeiten der Kälteanwendung sind:
Kältepackungen, Quarkwickel, Eis (im Tuch,
nie direkt auf die Haut).
Möglichkeiten der Wärmeanwendung sind:
Heizkissen, Wärmeflasche (am besten auf
ein feuchtes Tuch gelegt), Bad (evtl. mit
entspannendem Badezusatz), Teilbäder wie
Finger- oder Fußbad, Wärmewickel (z. B.
Kartoffelwickel), Wärmesalben und -pflaster.
14
15
Schmerzmittel
versorgt werden. Dies hilft, Schmerzen
dort zu reduzieren, wo sie wahrgenommen
werden.
D
ie Schmerztherapie gehört in die Hand
eines Arztes. Selbst „herumzudoktorn“ bringt hier wenig, weil nur der Arzt
eine sinnvolle Schmerztherapie durchführen kann.
Elektrische Therapien
Zur eigentlichen Schmerztherapie setzt er
zuerst einfache Schmerzmittel wie Paracetamol ein. Später dann sind entzündungshemmende Schmerzmittel die erste Wahl
in der Therapie von Gelenkschmerzen:
Moderne Antirheumatika wie Coxibe haben
Pillen können helfen.
Z
usätzlich können noch folgende Mittel
eingesetzt werden: Hyaluronsäure-Injektionen in das schmerzende Gelenk oder
schwache Opioide, beides in Kombination
mit Coxiben oder dem Schmerzmittel Diclofenac.
Cortison-Spritzen in das Gelenk sind sinnvoll, wenn der Schmerz akut ist und der Arzt
auch eine Entzündung festgestellt hat.
Vor der Schmerztherapie den
Arzt konsultieren.
eine gute Wirksamkeit und schonen den
Magen-Darm-Bereich. Sie sind deshalb für
Patienten mit Magengeschwüren, Magenblutungen oder gar Magendurchbrüchen
(Perforationen) in der Krankheitsgeschichte besonders geeignet.
Eine ganz neue Möglichkeit, den Schmerz
zu besiegen, ist das Schmerzpflaster gegen rheumatische Beschwerden. Es enthält
den uralten Wirkstoff Lidocain – ein lokales Betäubungsmittel. Das Schmerzpflaster
wird für 12 Stunden auf den schmerzenden
Bereich aufgeklebt, dann wird es für die
nächsten 12 Stunden abgenommen. Anschließend kann der schmerzende Bereich
erneut für 12 Stunden mit neuen Pflaster
Ultraschall: Er bewirkt eine mechanische
Vibration von Gewebsmolekülen. Dadurch
kommt es zu einer Art inneren Gewebsmassage. Stoffwechsel, Durchblutung und
Sauerstoffversorgung werden gesteigert.
Reizstrom: Bei der Galvanisation wird mit
Gleichstrom behandelt. Dazu umwickelt
der Therapeut das schmerzende Areal mit
einem feuchten Frotteetuch und legt dann
zwei Elektroden an. Durch den Stromfluss,
der nun von der einen zur anderen Elektrode durch den Körper läuft, wird die
Reizschwelle der Schmerzfasern angehoben. Das bedeutet, dass nun ein größerer
Schmerzreiz notwendig ist, um die Fasern
Elektrische Therapien
wirken schmerzlindernd
zu erregen und Schmerzen zu erzeugen.
Der Stromfluss verursacht ein Prickeln
oder Kribbeln, sollte aber nie schmerzhaft
sein. Die Dosierung des Stroms erfolgt daher individuell und richtet sich nach der
jeweiligen Stromempfindlichkeit des Patienten.
Weitere wirksame Verfahren sind der Ultrareizstrom nach Träbert oder die diadynamischen Ströme nach Bernard. Hierbei handelt es sich um niederfrequente
Reizströme. Neben der Schmerzlinderung
führen sie zusätzlich noch zu einer Spannungsminderung der Muskulatur.
Beim Ultraschall wird wohltuende
Tiefenwärme produziert.
Damit erzielen die Ultraschallwellen einen
thermischen Effekt, das heißt sie produzieren Wärme. Die Wärme entwickelt sich
vor allem in der Tiefe, besonders an Knorpeln, Sehnen und Muskeln, während die
Hautoberfläche ihre normale Temperatur
beibehält. Dadurch steigt zum Beispiel die
Dehnbarkeit von Gelenkkapseln, Sehnen
und Narben.
16
17
Elektro-Magnetfeldtherapie: Eine Methode, die Knorpelaufbau verspricht, ist eine
Therapie mit pulsierenden (elektrischen)
Signalen. Diese Signale sollen die Knorpelzellen zur Stoffwechselsteigerung und
zum Wachstum anregen. Hier gibt es mittlerweile viele – allerdings auch viele unseriöse – Anbieter auf dem Markt. Weil es
bei Bewegungen zu entlasten. Diese helfen auch den Schmerz zu lindern.
Denn Menschen mit Arthrose haben ein
Ungleichgewicht in der Muskulatur. Einige
Muskeln sind stark angespannt, anderen
geschwächt. Dies ist die Folge von Schonhaltung, die zu einer ungleichen Belastung von Muskeln führt.
• arthroskopische Knorpelglättung
• Abrasionsarthoplastik (Der freiliegende
Knochen wird aufgefräst, um die Blutversorgung freizulegen. Dadurch wächst
faseriger Ersatzknorpel nach.)
• Implantation verschiedener knorpelähnlicher Gewebe wie Knochenhaut
oder Knochen-Knorpeltransplantation.
Bandagierung (Tape-Verband)
Bandagen oder Tapes sind dazu da, die
Muskel- und Sehnenzüge rund um das Gelenk zu verstärken und damit das Gelenk
Letzte Möglichkeit:
künstliches Gelenk
ine neue Methode ist das Kinesio-Taping. Es handelt sich um elastische
Klebebänder, die ein Gelenk sowohl fixieren als auch seine Funktionstüchtigkeit
erhalten. Diese Tapes oder Klebebänder
Kinesio-Taping kann
Arthrose-Patienten helfen
werden entlang bestimmter Muskelstränge
auf den Körper geklebt. Der Begriff Kinesio steht für Beweglichkeit. Je nachdem
wie die Bänder aufgeklebt werden, kann
man einen Muskel aktivieren oder ihn entspannen. Und das kann auch für ArthrosePatienten von großem Nutzen sein.
und Belastbarkeit nicht voraussehbar ist.
So bleibt häufig als letzte Lösung nur der
Einsatz eines künstlichen Gelenks. Oder
neuerdings schon (vereinzelt): Neuzüchtung von Knorpel durch Stammzellen (siehe Ausblick in die Zukunft).
Bei den gelenkersetzenden Verfahren
sind zwei Methoden zu unterscheiden:
Ersatz der Gelenkoberflächen (Schalenprothesen). Hierbei werden abgenutzten Gelenkoberflächen durch eine
haltbare Legierung ersetzt. Die anatomischen Verhältnisse bleiben erhalten.
Schreitet die Abnutzung voran, kann immer noch Methode 2 angewendet werden.
1
E
hier aber keine Art von Zertifikat gibt, ist
es oft schwierig, die wirksamen von den
unwirksamen Prinzipien zu unterscheiden.
lle diese Methoden können aber eine
vollständige Regeneration des Gelenkknorpels nicht erreichen und führen
zu einem Mischgewebe, dessen Qualität
Operative Eingriffe
Bandagen entlasten
das Gelenk.
Bei Arthrose sollten Sie
sich helfen lassen.
A
2
Eine Operation ist die letzte
Therapiemöglichkeit.
Gelenkersatz (Endoprothese): Hier
können entweder nur der Kugelkopf
oder zudem auch der Pfanneneinsatz ersetzt werden. Neue Werkstoffe wie Keramik oder Metalle machen ein künstliches
Gelenk haltbarer als früher. Aber auch bei
der herkömmlichen Kombination mit Polyethylen hat sich der Abrieb schon halbiert.
18
19
Enzyme: Speziell bei Entzündungen in
Gelenken gibt es die Möglichkeit, hochdosiert die Enzyme Bromelain und Trypsin einzunehmen. Sie sind in der Lage,
über eine Immunreaktion die überflüssigen Entzündungsfaktoren (proinflammatorische Zytokine) aus dem Blut
abzuschöpfen. Damit kann innerhalb
von vier Wochen die mittlere Tagesdosis von konservativen Schmerzmitteln
um mehr als ein Drittel vom Ausgangswert gesenkt werden, zeigte eine Untersuchung. Dies bedeutet vor allem:
Hagebutte: Arthrosekranken hilft offenbar ein Pulver aus den Früchten der Hagebutte. Zu dieser Einschätzung kommt
ein ärztliches Team der Charité in Berlin.
Studien dazu wurden von den Ärzten auf
Hagebuttenpulver lindert
die Schmerzen.
dem Rheumatologenkongress in Wiesbaden vorgestellt. Das Ergebnis: Nicht nur
die Schmerzen nahmen bei den Patienten
ab, die regelmäßig das Hagebuttenpulver eingenommen hatten, sondern auch
die Beweglichkeit der Gelenke hatte sich
verbessert. Dadurch werden auch weniger
Schmerzmittel gebraucht. Und wenn dann
die betroffenen Gelenke auch wirklich bewegt werden, wird der Knorpel besser mit
Nährstoffen und Flüssigkeit versorgt und
die Arthrose verbessert sich.
Optimale Vitaminversorgung
wirkt Knorpelabbau entgegen
Algenanwendungen: Algen werden zur inneren und äußeren Anwendung verwendet.
Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie
sich mit den im Meer enthaltenen Spurenelementen und Mineralien hoch anreichern.
Für Packungen werden die Meeresalgen
pulverisiert, mit Meereswasser frisch angerührt und auf die Haut aufgebracht. Hier
sollen sie entschlacken, entgiften, den
Stoffwechsel anregen, mineralisieren und
erfrischen. Haut und Gewebe werden mit
den in Algen enthaltenen, wertvollen Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien
versorgt. Dies erklärt auch ihre schmerzlindernde und wohltuende Wirkung bei Gelenkschmerzen, Rheuma und Arthrose.
Eine gute Versorgung mit Vitamin C, E und
Selen soll ebenfalls dem Knorpelabbau
entgegen wirken. Achten Sie also prinzipiell auch auf eine ausgewogene Ernährung,
die auf viel Frischkost basiert.
TIPP
Hilfe aus
der Natur
Weniger Nebenwirkungen, z.B. weniger
Magenblutungen bei nicht-steroidalen
Antirheumatika (kortisonfreie Antientzündungsmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS),
Ibuprofen, Piroxicam und Diclofenac, die
teilweise ohne ärztliche Verschreibung erhältlich sind.)
20
21
Das können
Sie selbst tun
N
eben der Einnahme von Medikamenten und Naturheilmitteln ist
es auch wichtig, den Lebensstil umzustellen, vor allem täglich mehr Bewegung, um weniger Kilos auf den Rippen
zu erwirken.
Bewegung
R
egelmäßiger Ausdauersport schützt vor
Gelenkverschleiß (Arthrose) und hilft
sogar, wenn der Knorpelabrieb schon eingesetzt hat. Denn der Knorpel wird nicht von
Blutgefäßen versorgt, bekommt also auf
Die Gelenke brauchen also Bewegung,
um selbst möglichst lange beweglich zu
bleiben und um den Gelenkknorpel besGeeignet: Radfahren,
schwimmen, gehen
ser ernähren zu können. Die Bänder und
Muskeln sollen kräftig sein, damit sie das
Gelenk stabilisieren können. Bei Gelenkproblemen sollte zunächst eine gründliche Untersuchung und gegebenfalls eine
Sportberatung erfolgen. Generell geeignete Sportarten sind Radfahren, Schwimmen und Gehen.
Schlendern ist gut für die Gelenke.
diesem Wege keinen Sauerstoff und keine Nährstoffe. Die lebenswichtigen Stoffe nimmt er sich aus der Gelenkschmiere.
Diese wird von den Blutgefäßen versorgt,
aber nur dann, wenn das Gelenk bewegt
wird und durch den Druck Nährstoffe und
Sauerstoff in den Knorpel gelangen können.
Bewegen wir uns zu wenig, dann trocknet der
Knorpel aus, er wird rissig und die Knorpelmasse kann bei jeder Bewegung abgerieben
werden. So entsteht eine Arthrose.
Joggen Sie aber auch mit
den richtigen Schuhen.
Zwischen 1000 bis 2000 Kilokalorien sollen pro Woche durch sportliche Bewegung
zusätzlich verbraucht werden. Dies erreichen Sie beispielsweise durch vier bis fünf
Stunden strammes Spazierengehen oder
Nordic Walking pro Woche.
22
23
Nordic Walking entlastet die Knie und die
Hüfte, weil auch mit den Armen bzw. den
Stöcken Gewicht abgefedert wird. Zudem
braucht man durch den zusätzlichen Armeinsatz mehr Energie als beim normalen
Gehen oder Joggen. Damit purzeln übrigens auch die Pfunde schneller.
Gewichtsreduktion
Z
u viele Kilos beschleunigen den Verschleiß, weil bei höherem Gewicht bei
jedem Schritt mehr Knorpel abgerieben
wird. Gewichtsreduktion ist somit wichtig,
will man seine Gelenke entlasten.
bildet. Unter diesen Stoffen sind auch
Entzündungsmediatoren – insbesondere
Leptin. Bei viel Bauchfett werden viele
Entzündungsmediatoren gebildet, und die
Gelenkentzündung und Gelenkschmerzen
damit ausgelöst. Umgekehrt können Sie
mit einer Gewichtsreduktion Ihren Gelenken also auf mehreren Wegen etwas Gutes
tun.
Zum Abnehmen – nur in Kürze – geht es
nicht nur darum, Kalorien zu sparen, sondern auch darum, was und wie Sie essen.
S
innvolles Essen bedeutet, all das zu
reduzieren, bei dem Zucker schnell
ins Blut geht. Das sind Lebensmittel mit
einem hohen glykämischen Index, wie Süßigkeiten und Weißmehlprodukte. PflanzAn apple a day ...
Nordic Walking hilft gelenkschonend
Kalorien zu verbrennen.
Schwimmen ist ebenfalls gut, da gelenkschonend. Auch hier werden die gesamten
Körpermuskeln gebraucht. Setzen Sie aber
am besten eine Schwimmbrille als Schutz
vor dem Chlorwasser auf, so können Sie
bei jedem Schwimmzug mit dem Gesicht
unter Wasser gehen und müssen nicht
krampfhaft den Kopf nach oben halten.
Außerdem hat man festgestellt, dass zu
viel Körpergewicht zu einer Stoffwechselentgleisung und diese zu einer Gelenkentzündung (Arthritis) führt. Bislang
hatte man gedacht, nur das Gewicht (z.
B. auf Knie- und Hüftgelenken) würde
Gelenkverschleiß und -entzündung bewirken. Eine Metastudie zeigte, dass bei
sehr dicken Menschen aber auch die Finger- und Handgelenke betroffen sind. Der
Grund: Das Fettgewebe, und hier besonders der Bauchspeck, fungiert als eine Art
eigenes Organ, welches bestimmte Stoffe
Wichtig: Was und
wie Sie essen
liche Öle und fettarmes Fleisch sind erlaubt und sinnvoll, allerdings in Maßen.
Fünfmal Obst und Gemüse muss sein, weil
hier die Ballaststoffe sitzen. Diese fördern beim Verdauen die Darmbewegungen,
wodurch viele Kalorien verbraucht werden.
Außerdem hilft gründliches Kauen, dass
Sie jeden Bissen erschmecken und jedes
Geschmacksmolekül herauskauen. Essen
wird dadurch zum befriedigenden Erlebnis,
wodurch Sie ganz automatisch weniger essen.
... and vegetables five a day.
B
ewegung fördert die Muskelbildung,
diese steigert den Grundumsatz, da
die Muskelmasse mehr Kalorien als das
Fettgewebe verbrennt. Somit ist der Abnehmeffekt größer, wenn Sie neben einer
kalorienreduzierten Kost auch häufiger
trainieren.
24
25
Hier die wesentlichen Vorsorgemaßnahmen:
• Regelmäßige körpergerechte Bewegung – aufgrund der dadurch entstehenden Ladungsverschiebungen
im Gelenk werden die Knorpelzellen
aktiviert, den Abrieb durch zellaufbauende Aktivitäten zu reduzieren.
Vorbeugung
E
ine echte Vorbeugung ist bei Arthrose leider nicht möglich, denn
die Gelenke sind abnutzungsgefährdet.
Doch es ist möglich, den Krankheitsbeginn hinauszuzögern. Dies gelingt vor
allem durch gelenkschonende Maßnahmen.
• Vermeidung von Fehlhaltungen oder
einseitigen Bewegungsabläufen – dadurch werden auch punktuelle Belastungen und Abnutzungen im Gelenk
vermieden. So ist es beispielsweise
für Knie, Hüftgelenke und Lendenwirbelsäule schlecht, wenn Sie mit
überkreuzten Beinen dasitzen. Wenn
Sie einen Bierkasten tragen, sollten
Sie einen teilbaren nehmen und das
Gewicht gleichmäßig auf die rechte
und linke Seite verteilen.
• Reduzierung und/oder Vermeidung
von Übergewicht – bei zu hohem Gewicht nimmt die Belastung der elastischen Bandscheiben, der Wirbelgelenke und der Hüft- und Kniegelenke
erheblich zu.
• Wenn Sie joggen, sollten Sie sich
zwei Paar Joggingschuhe zulegen
und diese abwechselnd tragen.
Immer in Bewegung bleiben,
das schützt die Gelenke.
V
ermeidung von Überbelastung: Wenn
Sie bereits unter Arthrose leiden,
sollten Sie das betroffene Gelenk entlasten – aber dennoch bewegen. Geben Sie
Sportarten wie z. B. Schwimmen oder Nordic Walking den Vorzug. Dazu gehört auch,
orthopädische Hilfen wie Pufferabsätze in
die Schuhe einbauen zu lassen, dies hilft
bei Schmerzen in Knie, Hüfte oder Wirbelsäule.
26
27
S
tammzellen wurden in bislang 20 Organen des Körpers nachgewiesen, so
z. B. im Knochenmark. Sie sind dort lebenslänglich vorhanden. So kann man sie
aus dem Knochenmark jederzeit herausziehen. Dann werden sie unter Umständen mit
speziellen Wachstumsfaktoren vermischt
und in das geschädigte Gelenk gespritzt.
Hier beginnen sie sich zu teilen und zu
differenzieren. Weil Stammzellen „Alleskönner“ sind, passen sie sich dabei an ihre
Umgebung an. Mit anderen Worten: In einen Herzmuskel gespritzt, werden sie zu
Herzzellen. In ein Gelenk gespritzt, wer-
In der Praxis ist dieses Verfahren noch
nicht völlig ausgereift. Die Verwendung
führt häufig zur frühzeitigen Zerstörung
der neu gebildeten Zellen. Zusätzlich
produzieren diese Knorpelzellen starren
Faserknorpel anstelle einer flexiblen, wassergepolsterten (hyalinen) Knorpelmatrix.
Ausblick in
die Zukunft
... hoffentlich bald mit
dauerhaftem Erfolg.
T
S
Mit Stammzellen wird geforscht, ...
rotzdem sind adulte Stammzellen die
großen Hoffnungsträger in der medizinischen Forschung, können sie doch wegen
ihres enormen Regenerationspotentials für
die Behandlung von bisher unzureichend
behandelbarer Krankheiten herangezogen
werden.
den sie zu Knorpelzellen. Hier benötigen
sie allerdings differenzierte Knorpelzellen
von einer unverletzten, wenig belasteten
Stelle des Gelenks als Basismaterial.
Autologe Knorpelzell-Transplantation:
Dies ist ein biotechnisches Verfahren und
vielleicht eine Lösung, den defekten Knorpel mit dauerhaftem Erfolg zu behandeln.
chon heute ist es möglich, adulte
Stammzellen zur Züchtung von sozusagen körpereigenen Knorpelzellen zu
verwenden.
28
Schon in den 80er Jahren fanden die
Schweden Mats Brittsberg und Lars Peterson heraus, unter welchen Bedingungen
sich Knorpelzellen außerhalb des Körpers
kultivieren lassen. Bis dahin starben normale, gesunde Zellen außerhalb des Kör-
D
as Verfahren sieht vor, dass der behandelnde Arzt dem Patienten eine
Gewebeprobe aus einem wenig belasteten
Bereich des erkrankten oder eines anderen Gelenkknorpels entnimmt. Aus diesem
Adressen
Deutsche Arthrose-Hilfe e.V.
Postfach 11 05 51
D-60040 Frankfurt/Main
Telefon: 06831/9466-77
E-Mail: [email protected]
Internet: www.arthrose.de
Arthrose-Selbsthilfe
Am Mühlenberg 2
D-34587 Felsberg
Telefon: 05662/408851
Telefax: 05662/9390581
E-Mail: [email protected]
Internet: www.arthoseselbsthilfe.de
... und dann ins kaputte
Gelenk implantiert.
Hyaliner Knorpel wird außerhalb
des Körpers gezüchtet, ...
pers binnen weniger Stunden ab. Mittlerweile ist es möglich, hyaline Knorpelzellen
außerhalb des Körpers zu vermehren und
Züchtung hyaliner Knorpel
dann wieder einzusetzen. Hyaline Knorpel sind Gelenkknorpel, im Gegensatz zum
Faserknorpel, aus dem z. B. der Meniskus
besteht.
Gewebe werden dann im Labor die Knorpelzellen (Chondrozyten) isoliert und zwei
bis drei Wochen vermehrt, also gewissermaßen „gezüchtet“. Der behandelnde Arzt
transplantiert die vermehrten Knorpelzellen dem Patienten an der geschädigten Stelle. Sie regenerieren sich bei den meisten
Patienten zu normalem hyalinem Knorpel,
der innerhalb von Jahren stetig härter und
biomechanisch belastbarer wird. Wird bei
Sportlern bereits angewandt. Experten bezeichnen diese Methode als zukunftsweisend.
Deutscher Verband für PhysiotherapieZentralverband der Physiotherapeuten/
Krankengymnasten (ZVK) e.V.
Deutzer Freiheit 72-74
D-50679 Köln
Telefon: 0221/981027-0
Telefax: 0221/981027-25
E-Mail: [email protected]
Internet: www.zvk.org
Arthrose Liga e.V.
Orthopädische Klinik
für die Universität Regensburg
Kaiser Karl V.-Allee 3
D-93077 Bad Abbach
Telefon: 09405/182407
Deutsche Rheuma-Liga
Bundesverband e.V.
Maximilianstr. 14
D-53111 Bonn
Telefon: 0228/766060
Telefax: 0228/7660620
E-Mail: [email protected]
Internet: www.rheuma-liga.de
Im Internet
• www.stark-gegen-schmerz.de
• www.deutsches-arthrose-forum.de
buchserie: gesund mit dr. gerhardt
Dr. med. Werner Voss,
Dr. Stefan Siebrecht
Gesunde Haut: So bleibt Sie
für immer jung und schön
TRIAS Verlag
ISBN 3-8304-3224-0
Prof. Dr. med. Albert Augustin,
Peter Erik Felzer
Rund ums Auge: Frühwarnzeichen erkennen
TRIAS Verlag
ISBN 3-8304-3210-0
Prof. Dr. med.
Hans-Joachim Trappe
Herzkrank: Herzrhythmusstörungen, Herz-klappenfehler
und Transplantationen
TRIAS Verlag
ISBN 3-8304-3208-9
Prof. Dr. med.
Hans-Joachim Trappe
Herzkrank: Koronare Herzkrankheit, Herzinfarkt und
Herzschwäche
TRIAS Verlag
ISBN 3-8304-3107-4
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Autorin:
Dr. rer. biol. hum. Beatrice Wagner
Herausgeber:
Wissen-Gesundheit GmbH, Mainz
Gestaltung, Satz und Umsetzung:
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