Senckenbergs verborgene Schätze Der Senckenberg-Verbund vereinigt in seinen Sammlungen nahezu 38,5 Millionen naturhistorische und natur-wissenschaftliche Objekte. Gesammelte Pflanzen, Tiere, Gesteine, Mineralien und Fossilien bilden die Vielfalt der belebten und unbelebten Natur, der so genannten „GeoBiodiversität“, auf unserem Planeten ab. Ergänzt werden die Sammlungen durch Bibliotheken mit Originaldokumenten. Damit ist die Sammlung eine der größten in Deutschland und Europa. An zehn Standorten in Deutschland arbeiten über 300 Senckenberg-WissenschaftlerInnen mit diesen Sammlungen. Ihre Aufgaben sind: bestimmen, sortieren, katalogisieren, pflegen, erhalten, erweitern, verleihen und natürlich erforschen. Etwa 500 Gastforscher aus aller Welt nutzen die Sammlungen im Jahr. Tausende von Objekten werden zudem jährlich und in alle Welt verliehen. Darüber hinaus erfolgen die digitale Erfassung der Objekte und deren Bereitstellung im Internet über das Senckenbergische Sammlungsmangement „SeSam“. Senckenberg betreibt mit Hilfe der Sammlungen Grundlagenforschung in vier großen Gebieten der Naturwissenschaft: • • • • Biodiversität Biodiversität Biodiversität Biodiversität und und und und Systematik Ökosysteme Klima Erdsystem-Dynamik Sammeln und Forschen finden allerdings hinter den Kulissen statt. Die Ausstellung „Senckenbergs verborgene Schätze“ soll einen Blick in unsere umfangreichen Sammlungen gewähren. Hamburg Wilhelmshaven Müncheberg Weimar Frankfurt am Main Görlitz Dresden Gelnhausen Messel Museum / museum Tübingen Institut / institute Forschungsstandort / research location Das ist Senckenberg: 750 MitarbeiterInnen an 10 Standorten in 7 Bundesländern This is Senckenberg: 750 colleagues at 10 locations in 7 federal states Sammeln W arum bei Senckenberg sammeln wir ? Das Sammeln von Gegenständen oder Dingen gilt als eine der ältesten Leidenschaften des Menschen. Im Laufe der Jahre werden bestehende Sammlungen an Museen unter bestimmten Gesichtspunkten erweitert, zusammengeführt oder ergänzt. Hauptzweck des Sammelns ist vor allem, das Sammel- oder Kulturgut für unsere Nachkommen zu erhalten, vor Verfall oder Zerstörung zu schützen, aber auch, um es zu erforschen und seinen Wert bzw. seine Inhalte an die Öffentlichkeit zu vermitteln. Dies geschieht bei Senckenberg beispielsweise in Form von Dauer- und Sonderausstellungen sowie durch öffentliche Vorträge. W ie sammeln wir ? Auf Expeditionen, Grabungen und gezielten Sammelreisen werden geologische und biologische Objekte gesammelt. Dabei müssen folgende Daten festgehalten werden: Fundort, Funddatum, Sammler, Zeitpunkt (Datum) sowie die vorläufige Bestimmung (Zuordnung zu einer Tier- oder Pflanzenart, zu einem Gestein oder Mineral). Darüber hinaus wachsen unsere Sammlungen durch Schenkungen, Ankäufe (privat, Händler, Auktion) oder werden durch Tausch ergänzt. W as sammeln wir ? Gesammelt werden nicht nur Objekte der belebten und unbelebten Natur – heute lebende Pflanzen, Tiere sowie Gesteine, Mineralien und Fossilien – sondern auch die dazu gehörigen Schriftstücke, Karten, Zeichnungen, Tagebücher und andere Dokumente. Inzwischen werden zunehmend auch Daten zu Erbinformation und Gewebe in Datenbanken gespeichert. Das Senckenbergische Sammlungsmangement System – SeSam – hält all diese Informationen elektronisch fest und stellt sie der Öffentlichkeit im Internet frei zur Verfügung. W er ist für die S ammlungen zuständig ? Ein übergeordnetes Sammlungsmangement ist verantwortlich für die digitale Erfassung und Veröffentlichung der Beschreibungen aller Sammlungsstücke sowie die Vereinheitlichung von Sammlungstechniken. Für die jeweiligen Sammlungen sind speziell ausgebildete WissenschaftlerInnen zuständig. Sie werden als KuratorInnen bezeichnet. Die Pflege der Sammlungen wird von Technischen AssistentInnen durchgeführt, die unter anderem auch in der Senckenberg-Schule ausgebildet werden. W as machen W issenschaf tler S ammlungen ? mit Mit den Sammlungen wird geforscht. Zunächst müssen die neuen Objekte katalogisiert und mit einer Angabe zu ihrer Herkunft (Provenienz) versehen werden. Denn ohne die Angabe eines Fundortes verliert ein Museumsobjekt – im Gegensatz zu privat Gesammeltem – jeden Wert! Wenn alle Daten zu einem Objekt erfasst sind, kann es in seinen ursprünglichen Zusammenhang (Kontext) gestellt werden. Nun kann die eigentliche Arbeit des Wissenschaftlers beginnen. Er vergleicht zum Beispiel verschiedene Daten und zieht je nach Fachbereich unterschiedliche Rückschlüsse. Es sollen hier nur einige aufgezählt werden: Ermitteln des Verlustes der genetischen Vielfalt (Artensterben), rekonstruieren der Erdgeschichte, Ein- und Abwandern bestimmter Tier- und Pflanzenarten, Veränderung von Ökosystemen, unterscheiden und umgrenzen der Arten, molekularbiologische Analysen. Dabei müssen die Belege für wissenschaftliche Publikationen immer gesichert und aufbewahrt werden. Geologische Sammlung Frankfurt Geological collection Frankfurt Frankfurt S enckenberg N aturmuseum und F orschungsinstitut Die „Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft“ wurde in Frankfurt am Main im Jahr 1817 von Bürgern der Stadt gegründet. Das heutige Gebäude an der Senckenberganlage – ehemalige Viktoria-Allee – wurde am 13. Oktober 1907 eröffnet. Seitdem sind deutschlandweit mehrere Standorte dazu gekommen. In den Jahren 1904 bis 1907 nahm Senckenberg Frankfurt als eines der ersten Institute eine Trennung zwischen Schau- und Forschungssammlung vor. Der Hauptgrund war das enorme Wachstum der Anzahl von Objekten. Die „Belehrung des Publikums“ im Museum wurde somit von der „Gewährung der Arbeitsmöglichkeit für den Gelehrten“ getrennt. Bis heute sorgt der Generaldirektor dafür, dass diese beiden Einheiten nicht auseinander driften. Der Gründungsstandort Frankfurt ist auch aktuell der größte und beherbergt das 6.500 m2 große Schaumuseum sowie Räumlichkeiten für eigene Sonderausstellungen. Außerdem befindet sich hier der überwiegende Teil der Forschungsabteilungen. Mehr als 22 Millionen heutiger sowie fossiler Tiere und Pflanzen, geologische Fundstücke und sogar Meteoriten lagern in den für das Museumspublikum nicht zugänglichen Sammlungen. Das Stammhaus von Senckenberg in Frankfurt am Main mit etwa 22 Millionen Sammlungsobjekten The parent house of Senckenberg in Frankfurt am Main housing about 22 million collection objects Dresden S enckenberg N aturhistorische S ammlungen Die Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen Dresden (SNSD) gehören zu den ältesten naturkundlichen Museen der Welt. Ihre Wurzeln liegen in der Kunst- und Naturalienkammer des sächsischen Kurfürsten August (1526–1586). Heute sind die SNSD Teil der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Sie bestehen aus dem Museum für Tierkunde (MTK) und dem Museum für Mineralogie und Geologie (MMG). Die wissenschaftlichen Sammlungen beider Museen umfassen etwa 6,5 Millionen Objekte, welche die meisten Bereiche der belebten und unbelebten Natur abdecken. Sie dienen der Dokumentation, Darstellung und Erforschung sowohl der geologischen als auch biologischen Entwicklungsgeschichte und der Vielfalt der Erde. Für die senckenbergische GeoBiodiversitätsforschung sind sie unabdingbar. Das MTK forscht vor allem zur Klassifikation, Stammesgeschichte, geografischen Herkunft und Populationsgenetik von Weichtieren, Insekten und Wirbeltieren. Unterstützt wird es dabei durch ein modernes molekulargenetisches Labor und ein Großtier-Präparatorium. A.-B.-Meyer-Bau in Dresden-Klotzsche A.-B.-Meyer-building in Dresden-Klotzsche Im MMG werden zentrale Fragestellungen der GeoBiodiversität erforscht. Die Paläozoologie und Paläobotanik spielen dabei eine wesentliche Rolle. Hinzu kommen Geochemie, Petrographie (Gesteinskunde), spezielle Mineralogie sowie moderne Methoden der isotopengestützten Altersbestimmung von Gesteinen. Görlitz S enckenberg M useum für N aturkunde Die umfangreichen Sammlungen mit etwa 6,5 Millionen Objekten bilden die Grundlage aller Forschungsaktivitäten im Senckenberg Museum für Naturkunde Görlitz (SMNG). Mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt forschen am SMNG zur Vielfalt des Lebens (Biodiversität), deren Erhalt und entwickeln Strategien zur nachhaltigen Nutzung unseres Planeten. Im Dreiländereck Deutschland – Tschechien – Polen übernimmt Senckenberg Görlitz als führendes Forschungsmuseum der Euroregion eine zentrale Funktion als Motor der Naturforschung und Wissenschaftsvermittlung auch über die nationalen Grenzen hinaus. Schon seit 1811 erkunden die Görlitzer die Vielfalt der Erde. Im Jahre 1860 eröffneten sie eines der ältesten öffentlich zugänglichen Naturkundemuseen Deutschlands. Seit 2009 gehört das ehemalige Landesmuseum des Freistaates Sachsen zur Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Das Gebäude des Senckenberg Museums für Naturkunde im Zentr um von Görlitz The buidling of the Senckenberg Museum of Natural History in the centre of Görlitz Die Kernkompetenz der Einrichtung liegt im Bereich Bodenzoologie. Darüber hinaus ist die Analyse der Nahrung der einheimischen Wölfe von besonderer Bedeutung für Sachsen und Deutschland. Als Schaufenster in die Forschung fungieren zum einen die modernen Ausstellungen des Museums im Zentrum von Görlitz. Zum anderen erreichen Görlitzer Wanderausstellungen Hunderttausende von Menschen in Museen in ganz Europa. Müncheberg S enckenberg D eutsches E ntomologisches I nstitut Der Vorläufer des Senckenberg Deutschen Entomologischen Instituts (SDEI) wurde 1886 von Dr. Gustav Kraatz als „Deutsches Entomologisches Nationalmuseum“ in Berlin gegründet. Ziel war die Schaffung einer zentralen Forschungseinrichtung für die systematisch-taxonomische Forschung an Insekten. Nach 1922 entwickelte sich das DEI als Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in einer Arbeitsgemeinschaft mit der Biologischen Reichsanstalt zum Mediator zwischen systematischer und angewandter Entomologie. Nach mehrmaligen Umzügen und Namenswechseln in der Kriegsund Nachkriegszeit wurde das Institut 2009 Teil der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. In den bemerkenswerten Insektensammlungen des SDEI werden über drei Millionen Trockenpräparate und etwa 22.000 Typenexemplare aufbewahrt. Damit gehören sie zu den großen und bedeutenden naturwissenschaftlichen Kollektionen dieser Art in Deutschland. Die exzellente Entomologische Bibliothek ist untrennbar mit der Forschungstätigkeit des Instituts verbunden. Sie ist dessen Kernstück in seiner Rolle als Entomologisches Informationszentrum. Darüber hinaus stellt die Herausgabe von drei wissenschaftlichen Zeitschriften eine wesentliche Basis für den weltweiten Schriftentausch dar. Seit 2004 in Müncheberg ansässig – das Institutsgebäude des SDEI Since 2004 located in Müncheberg – the SDEI institute building Weimar S enckenberg F orschungsstation für Q uartärpaläontologie Bereits während des 19. Jahrhunderts entstanden in Weimar erste bedeutende Sammlungen von Quartärfossilien, vor allem zu den in unmittelbarer Stadtnähe gelegenen Fundstellen von Süßenborn, der Belvederer Allee, Taubach und Ehringsdorf. Neben den Thüringer Funden werden in der Weimarer Forschungsstation 15 weitere Sammlungen eiszeitlicher Fossilien, vornehmlich aus Eurasien, sowie heute vorkommendes Vergleichsmaterial aufbewahrt. Aktuell umfassen die quartärpaläontologischen Sammlungen Senckenbergs mehr als 79.600 Präparate bzw. Serien. In ihrer standort-übergreifenden Vernetzung zählen sie zu den weltweit bedeutendsten Beständen ihrer Art und bilden so ein zentrales Element der Forschungsinfrastruktur bei Senckenberg. Das Gebäude der Quartärpaläontologie in Weimar Buidling of the Quarternary Palaeontology in Weimar Gegenstand der Forschung in Weimar ist die Entwicklungsgeschichte von auf der Erdoberfläche lebenden (terrestrischen) Tier- und Pflanzengemeinschaften sowie von Paläoökosystemen der vergangenen 2,6 Millionen Jahre. Wissenschaftliche Betreuung und Nutzungskoordinierung der Sammlungsbestände obliegen vier wissenschaftlichen Sektionen mit unterschiedlicher fachlicher Spezialisierung. Konservierung und Dokumentation werden von zwei sektionsübergreifenden Arbeitsgruppen geleistet.