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Foto: Lilli Crina Rosca
Wir bedanken uns herzlich:
bei Günter Brus für die Illustration
bei Ali Holy für die technische Beratung
bei Bernhard Lang für den Beitrag zum Programmheft
bei Birgit Neger für die tatkräftige Unterstützung
und beim OFF THEATER für die freundliche Aufnahme
Illustration: Günter Brus
KOPF IM RACHEN DER NATUR
Uraufführung von Joachim J. Vötter
Eine Produktion des Theater Showinisten
Eine Hochseilakt der Sprache,
der das Sprechtheater wieder spannend macht.
„Kung-Fu-Writing – Die Fliegen schreiben
meine Stücke, nicht ich!“
Joachim J. Vötter
Bruder: Andreas Patton
Frau: Lilly Prohaska
Schriftsteller: Erwin Leder
Verleger: Hubsi Kramar
Bauarbeiter 1: Sascha Tscheik
Bauarbeiter 2: Bernd Charabara
Regie: Hubsi Kramar
Buch und Bühnenbild: Joachim J. Vötter
Kostüme: Caterina Czepek
Sounds: Klaus Kofler
Technische Leitung: Markus Liszt
Produktionsleitung: Alexandra Reisinger
Mitarbeit und Grafik: Eva Schuster
Premiere: 18. November 2013 um 19:30 Uhr
Vorstellungen:
20.–23. und 27.–30. November 2013 um 19:30 Uhr
OFF THEATER
1070 Wien, Kirchengasse 41
Karten (18 €/12 € ermäßigt): 0650/32 33 377
oder www.3raum.or.at
Die Rache des Motor-Kopfes
„I can tell, seen before,
I know the way, I know the law,
Can‘t believe, can‘t obey,
Can‘t agree with all the things I hear you say,
Oh no, don‘t ask me why,
I can‘t go on with all these filthy white lies, stay clean“
Lemmy 1979
Ich wartete auf dieses Stück wie auf die neue CD von Monster Magnet: „Last
Patrol“: angekommen! Es gibt viele Gemeinsamkeiten mit einer R&R-Nummer in diesem Stück, das, ebenso wie eine solche, geboren wurde aus unzähligen Weißen Spritzern und Roten Malboro-Schachteln (rot-weiß-rot), eine
echt österreichische Rock-Nummer, geschrieben von einem, der zwischen
gelegentlichen Auftritten als Hard-Rock-Tenor und extensiven Salzburger
Schreibklausuren oszilliert.
Die Theatertruppe als Band, die Bühne als Bühne selbst, und in den Stücken
jede Menge musikalischer Referenzen. Ich sehe dieses und die vorhergehenden Stücke als musiktheatralische Entwürfe, mit einem sprachlichen Vordergrund. Wie die „In Rock“ gemeißelten Köpfe der Deep-Purple Musiker tauchen
hier die Philosophenköpfe reihenweise auf, herbeizitiert und beschworen in
endlosen mitternächtlichen Propädeutiken.
„Ab da wird’s dann wirklich mühsam: Kant, Hegel…Chirurgie, Anästhesie,
Feuerbach, seine Schrift von 1841, „Über das Christentum“, dann noch viele
Skizzen zu Wittgenstein …“
Und diese Köpfe beginnen zu denken, zu zer-denken, die Sprache auflösend
in endlose etymologische Labyrinthe, zwischen heideggerscher Sprachmystik und nihilistischen Wuchteleien.
„Ich bin doch kein Drehbuchautor – Durchdrehbuchautor!“
Und die Sprache transformiert sich selbst immer wieder in Sound, beginnt
zu singen. In mancherlei Hinsicht scheint diese Theaterarbeit persönlicher
notiert zu sein als die vorhergehenden, da gibt es einen Schriftsteller, dessen
Bruder, und die Bauarbeiter kennt Joe Vötter aus der eigenen Arbeitserfahrung. Das Stück klagt diesmal deutlicher und expliziter an, die verblödete
Marktgesellschaft in ihrer Stumpfheit, man findet sehr viel Österreich.
„Das Übliche, Castingshows, Rekrutierung, Selektion: Deutschland sucht den
Superstar, sucht das Topmodel, jetzt kommt bald Deutschland sucht das Superkind und den Superkünstler …“
Diese Perspektiven stehen vielleicht zwischen der existentiell-verzweifelnden eines Innerhofer und der liebevoll-zynischen eines Bernhard, wobei der
Humor des letzteren als sichere Inspiration zu orten ist. Ein zentrales Thema
bleibt das Scheitern, das Scheitern am Leben, am Theater, an den Menschen,
aber kontrapunktiert mit einem nimmer ermüdenden Aufbegehren, Dagegenhalten, Theaterarbeit. Lasst es krachen!
„Now the boys upstairs with all their best and worst intentions
know that chaos always wins out in the end
They don’t got your back
so use your imagination
and be pretty goddamned careful how you choose your friends
So hold each other tight now and look into each other’s eyes
Don’t be too impressed with the ones above
‘Cause the world’s getting shaved by another drunken barber
and you gotta build your trust with the ones you love
Well the lies keep coming tough
We need wings to stay above
Stay tuned till next time and we’ll see what’s what „
David Wyndorf 2013
BL, Wien 051113
(Bernhard Lang)
Brief von Joachim Joe Vötter an die „Band“ von KOPF IM RACHEN DER NATUR
Ihr Lieben,06. 11. 2013
es hat wohl ein wenig geknarzt in unserem gemeinsam aufgebauten Gebälk
die letzten Tage in der Truppe, was wohl keinem entgangen ist. Jeder von uns
ist jetzt ein wenig angekratzt (geknarzt?), es gibt mannigfaltige Gründe, da
und dort, diesen und jenen, die sich im Einzelnen nur zu gern wieder teilen
und teilen und teilen, zu noch kleineren Fragen führen, als jene größeren, die
wir eigentlich miteinander verfolgen.
Es ist dieses „Dazwischen“.
Was ist „zwischen“ uns, was ist „zwischen“ den Menschen?
Was „zwischen“ uns ist, wird „zwischen“ Menschen sein, es wird das Resultat
unserer gemeinsamen Arbeit sein, und das finde ich schön!
Und ich bin voll Zuversicht!
Und ich habe schon die „Vorstellung“, dass wir gemeinschaftlich, als Band,
etwas sagen wollen, Menschen wirklich etwas nahebringen, etwas sagen,
das sie als andere den „Theater- und Denkraum“ verlassen lässt, als jene, die
sie waren, als sie diesen Raum betreten haben.
Das ist für mich die wunderbare Möglichkeit, die wir miteinander haben.
Um mich so kurz wie möglich zu halten, wie Bernhard Lang schreibt:
„Die Theatertruppe als Band (…) Das Stück klagt diesmal deutlicher und expliziter an, die verblödete Marktgesellschaft in ihrer Stumpfheit, man findet sehr
viel Österreich.“
Deshalb möchte ich hiermit den offiziellen Song dieses Stückes, unseres
Tuns, wie folgt vorschlagen:
Von Green Day – „Know your Enemy“ (einer meiner Lieblingssongs)
http://www.youtube.com/watch?v=GrCDdm2yjXY (Mit Lyrics)
Also, wie Günter Brus schrieb – in seinem neuen Buch „Essigsaure Tonerde“:
„Bin so müde, geh zur Ruh, klappe meinen Deckel zu.“
Euer Joe Vötter
Lieber Joe, 07. 11. 2013
ja, so ist das in der Kunst, wie im Leben, da ist immer etwas dazwischen,
sonst wäre ja alles gelöst, erlöst – das Leben zu Ende. Zum Glück ist dem
nicht so. Soviel Gebären aus diesem Dazwischen: Liebe, Hass, Friede, Krieg
und immer Auflösung in den Tod, Verwandlung, Auferstehung und Aufstand
… Kain und Abel … Hiob …
Der Wissenschaftler und der Künstler – Realität und Traum.
Was in KOPF IM RACHEN DER NATUR abgehandelt wird, erinnert mich auch
an die grundsätzliche Frage, die Albert Camus stellt: Dieses Dazwischen,
zwischen der Natur und der menschlichen Vernunft … so auch der von Menschen erdachte und durchgeführte Holocaust, oder jetzt Fukushima und der
Atomwahnsinn, apokalyptische Zustände, von Menschen hervorgebracht.
Die potenzierte Absurdität. Intelligenz und Dummheit sind nicht weit voneinander entfernt. Das goldene Kalb ist doch stärker als Gott für uns Menschen-Wichtel, die Erbauer des Turms zu Babel, an dem wir uns gegenwärtig
wieder versuchen, um wieder erbärmlich zu scheitern. Theater, der kleine
Versuch eines Schreis in der Wüste.
Vielleicht, vielleicht hören wir einander einmal zu, überwinden das Ich zum
Wir. Vielleicht hört uns dann jemand … vielleicht wird damit das Dazwischen,
zwischen Bühne und Zuschauer, in einem tieferen gemeinsamen Verständnis aufgehoben … deshalb machen wir das doch … oder?
Hubsi Kramar
08. 11. 2013
Wir erzählen von einem Gelehrten, der von seiner Arbeit aufs Innerste besessen war, einem heutigen Faust. Und wo steckt sein Mephisto? Der steckt da:
„Du kannst tun, was du willst, am Ende wirst du doch erschossen.“
(Janis Joplin)
Lilly Prohaska
KOPF IM RACHEN DER NATUR
Joachim J. Vötter – Buch und Bühnenbild
Geboren 1968, lebt in Graz und Wien. Absolvent der HTBL- Saalfelden 1988, Architekturstudium in Graz bis 2000, dann Exmatrikulation wie auch Beendigung des seit
1983 intensiv verfolgten Weges als Komponist und Musiker (9 CD-Produktionen).
Roman „Genius Morbi“ (2001- unveröffentlicht, ca. 800 S.), zahlreiche interdisziplinäre
Kunstarbeiten (u. a. für „Intro-Graz-Spection“), erste Veröffentlichungen von Erzählungen und Texten zur Bildenden Kunst (über Günter Schimunek, Jörg Schlick, ILA,
Sigi Faschingbauer, Josef Wurm), Herausgeber des Kunstbandes „Der Kunstvermalungsverführer“ (Bibliothek der Provinz, Weitra 2004), über den Grazer Maler Günter
Schimunek.
Literaturpreis der „1. Franz Innerhofer Lesetage“ (2005), Literaturpreis der Akademie
Graz (2006). Hinwendung zum Theater: „Die Walzermembrane“ (2006), „Schreber“
(2008), „Der Weltintendant“ (2010), „Kopf im Rachen der Natur“ (2013), alle unter der
Regie von Hubsi Kramar und mit dem Hauptdarsteller Andreas Patton, „Yorick stirbt“
(Uraufführung 2014), Regie: Ernst Binder, mit Andreas Patton, Daniel Doujenis,
Hubsi Kramar.
Prosasammlung „Wörter die der Nacht gehören“ (edition keiper, Graz 2011).
Die Theaterstücke „Die Walzermembrane“ und „Schreber“ wurden mit einer Prämie des
BMUKK ausgezeichnet, Österreichisches Dramatikerstipendium für „Der Weltintendant“.
Caterina Czepek – Kostümbild
Geboren 1961, seit 1988 freischaffende Kostümbildnerin für Film, TV, Theater, Tanz und
Oper.
Studium Kostümbild, Schnittentwurf und -technik, Theaterwissenschaft, Italienisch.
Gewinnerin der Kategorie „Bestes Kostümbild“ für „Mahler auf der Couch“ beim
Österreichischen Filmpreis 2011.
Hubsi Kramar – Regie und „Verleger“
Geboren 1948 in Scheibbs (NÖ), zählt er seit Jahrzehnten als Aktionist, Schauspieler
(Bühne und Film) und Regisseur zu den wichtigsten Protagonisten der freien Theaterszene, dessen Werk politischem Engagement zutiefst verbunden ist.
Kramar besuchte in den 70er-Jahren das Reinhardt Seminar, die Filmhochschule Wien
und studierte Kulturelles Management in Harvard (USA). Neben seiner intensiven
Auseinandersetzung mit experimentellem Theater: zahlreiche Regiearbeiten, eigene Theaterstücke und Schauspiel-Engagements an großen Häusern (Burgtheater,
Staatsoper, Theater in der Josefstadt, Schauspiel Bochum, Nationaltheater Mannheim,
Heidelberg u. a.).
Ab 1979 eigenständige Theaterarbeiten und Gründung des Theater der SHOWinisten,
1995 Gründung des Weard Theater, 1997 des TAT t.atr und Kabelwerk in Wien
Seit 2006–2012 Aufbau und Leitung des 3raum-anatomietheaters Wien
Regisseur und Produzent vieler Stücke, 30 Stücke davon selbst geschrieben.
In vielen Film- und TV Produktionen als Schauspieler zu sehen.
Preise und Ehrungen:
1985 Kainz Medaille – Regie, Förderpreis der Stadt Wien für die KONRAD BAYER GALA
1989 Deutscher Kleinkunstpreis – Sparte Theater für „Maria Stuart“ Wilde Mischung
2000 Gustav Gründgenspreis
2003 NESTROY Preis für beste OFF-Produktion – „Mein Kampf“ (Tabori)
2011 Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
Andreas Patton – „Bruder“
1962 im hessischen Hünfeld geboren. Ausbildung am Mozarteum Salzburg
Engagements u. a. Schauspielhaus Stuttgart, Freie Volksbühne Berlin, Thalia Theater
Hamburg, Burgtheater, Wiener Volkstheater, Rabenhof Wien, Schauspiel Köln, Theater Basel, Schauspielhaus Hamburg, z. Z. Düsseldorfer Schauspielhaus. Diverse Freie
Produktionen, Off-Theater im deutschsprachigen Raum. Kino und TV, unter anderem
Hauptrollen in Angela Schaneleks „Mein langsames Leben“, in Götz Spielmanns
„Antares“, im TV div. Sokos, Polizeirufe, KDDs, Tatorts, TV-Spielfilme
2010 Nestroypreis für „Frost“ (T. Bernhard) in der Kategorie Beste Off-Produktion
und 2011 Publikums- und Jurypreis des Deutschen Hörfilmpreises für den Kinofilm
„Ganz nah bei dir“. 2013 Max Ophüls Preis für Kinofilm „Talea“.
Andreas Patton lebt in Wien.
Lilly Prohaska – „Frau“
Geboren 1962 in Wien. Schauspielstudium am Max-Reinhardt-Seminar in Wien
Elevinnenvertrag am Burgtheater. Engagements am Grazer Schauspielhaus und an
den Vereinigten Bühnen Krefeld-Mönchengladbach, Schauspielhaus Bochum, Wiener
Volkstheater, Theater der Jugend, Toxic Dreams, Theater in der Drachengasse, TAG,
Garage X, Kosmos, Tanz*Hotel, 3raum-anatomietheater u. a.
Lehrtätigkeit, TV-Auftritte, Alien in „Zero Crash“
Lebt als freischaffende Schauspielerin in Wien.
Erwin Leder – „Schriftsteller“
Geboren 1951, lebt in Wien und Berlin; Schauspielschule Krauss, Wien, Gesang bei
Prof. Emmie Sittner, Universität für Musik und darst. Kunst, Wien, Tanz bei Helmuth
Braunstein, Schlagzeug bei Angela Berann.
Theaterdebüt 1976 in SCAPINS STREICHE, Volkstheater Wien, Filmdebüt 1977 in
Reinhard Schwabenitzkys DER EINSTAND, ORF; internationaler Durchbruch 1981 als
„Johann, das Gespenst“ in DAS BOOT, seitdem über 150 TV- und int. Filmproduktionen,
u. a. SCHINDLERS LISTE, UNDERWORLD, sowie über 100 Theaterproduktionen. Int.
Filmpreise für DIE TOTEN FISCHE (1989, M. Synek) und EIS (1989, B. Mittermayr). Der
charismatische Schauspieler ist als Nestroy- und Karl Valentin-Interpret bekannt,
Schlagzeuger, Arrangeur; übernimmt derzeit in Aribert Reimanns „Lear“ die Rolle des
Narren an der Hamburgischen Staatsoper. „Der Schriftsteller“ ist seine dritte Rolle in
einem Stück von J. J. Vötter unter der Regie von Hubsi Kramar.
Sascha Tscheik – „Bauarbeiter“
1963 in Wien geboren. 1972–1976 Gesangsausbildung bei den Mozart Sänger Knaben.
Ausgebildeter KFZ-Mechaniker, Lastwagenfahrer, Kranfahrer, Kellner.
Spielt seit 2004 regelmäßig Theater:
2004–2006 Theatergruppe Orth an der Donau und Theatergruppe Diagonal
2006 bis heute: div. Produktionen im 3raum-anatomietheater (Regie: Hubsi Kramar)
Sascha Tscheik lebt in Wien und arbeitet, wenn er nicht Theater spielt, als Reifenmonteur und Motorradmechaniker.
Bernd Charabara – „Bauarbeiter“
Geboren 1980 in Knittelfeld/Steiermark. 2007 Abschluss der FH Kufstein
Seit 2006 freier Schauspieler in Wien
Stückauswahl: Gugging goes Ballhausplatz, Die 20 Hüte des G. W. Bush, Die Tiger von
Eschnapur, Dark City I+II, Putsch und Schtup, Schwindlig, Lady Windermeres Fächer,
Ein idealer Gatte, Schreber, Der Weltindendant
2 Kinder (Timo und Marie)
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