Das Projekt Ein zweiwöchiges Kompaktseminar von Ende Juli bis

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Bauforschung an der romanischen Klosterkirche Jerichow
Das Projekt
Ein zweiwöchiges Kompaktseminar von Ende Juli bis Anfang August sollte dazu
dienen, einer Gruppe von Studenten Kenntnisse über Baugeschichte und
Baukonstruktion der romanischen Klosterkirche in Jerichow / Sachsen-Anhalt zu
vermitteln.
Im Mittelpunkt des Seminars stand der denkmalpflegerische Umgang mit dem ältesten
erhaltenen romanischen Backsteinbau im Norden Deutschlands.
Anlässlich der geplanten Sanierung nahmen 13 Studenten aus sechs Nationen an dem internationalen Trainingsprogramm teil.
Eine Bestandsaufnahme sowie eine Dokumentation der historischen Dachkonstruktion des Klosters sollten erfolgen.
Das Kompaktsemianar für Studierende der Architektur und des Managementstudiengangs Weltkulturerbestätten wurde durchgeführt vom Deutschen Fachwerkzentrum Quedlinburg e.V. unter der Leitung von Frau C.C. Hennrich mit ihren Mitarbeitern M. Schmidt und A. Wibbecke sowie Dr. Ulrich Weferling von der Bauhausuniversität Weimar.
Das Projekt wurde durch die ideelle und materielle Unterstützung des Fördervereins Kloster Jerichow, der Paul Getty Stiftung Los Angeles, der
Deutschen Stiftung Denkmalschutz, des Kultusministerium Sachsen-Anhalt und der Lotto-Toto GmbH des Landes ermöglicht.
Geschichte: Kloster und Stadt Jerichow
Die Stadt Jerichow befindet sich im Nordosten Sachsen Anhalts, ca. 140 km westlich von Berlin.
Die romanische Klosterkirche gilt als ältester Backsteinbau Nordostdeutschlands.
Nach der Gründung eines Prämonstratenserstifts im Jahre 1144 wurde 4 Jahre später mit der Errichtung der Kirche als dreischiffige
Basilika begonnen. Die Bauarbeiten endeten Mitte des 13. Jh.
Der heutige Zustand der Klosterkirche mit dem stilreinen romanischen Innenraum ist auf Instandsetzungs- und Wiederherstellungsarbeiten
von 1955 bis 1960 zurückzuführen.
Exkursion zum Schloss Stolberg / Harz
v.l.n.r. : Manana, Maria, Fan Li, Miki, Xie Li, Jana,
Claudia, Yuri
Türme der Jerichower Klosterirche
Innenraum der Klosterkirche Jerichow mit
Taufbecken und Blick zum Chor und zur Krypta
Sommerrefektorium, um 1220
Baubeschreibung der Kirche
Den Zugang zur Kirche erreicht man durch den Kreuzgang im Ostflügel.
Das eindrucksvolle Eingangsportal, von zwei Sandsteinsäulen und einem Tympanon (mit Relief verzierte Fläche über einem Portal) geschmückt, findet seinen Ursprung im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts.
Es wurde nachträglich hinzugefügt um nach Einbau der Krypta einen vorteilhafteren Zugang zum Chorraum zu schaffen.
Rechter Hand des Eingangsportals befindet sich das ältere, jetzt vermauerte Portal, welches
ursprünglich durch das Querschiff der Kirche zum Chorraum führte.
Die klare, stilreine romanische Form und die harmonischen Proportionen bestimmen den Kircheninnenraum.
Die erste Bauphase (1148/49-1172) beinhaltete den Bau der dreischiffigen, kreuzförmigen Basilika mit Flachdecke, im Osten mit Chor und Apsis sowie zwei Apsiden an den Querschiffarmen.
Der 1,50m hohe Fundamentsockel wurde aus Naturstein errichtet.
Drei mächtige Rundpfeilerpaare aus Backstein mit romanischem Würfelkapitell tragen die Mittelschiffarkaden.
Lediglich im Obergaden der Kirche befindet sich eine lang gestreckte Fensterreihe, durch die Licht in den Innenraum einfallen kann.
Die Anordnung der Fenster lässt darauf schließen, dass der Raum ohne Gewölbe geplant war.
Die zweischiffige gewölbte Krypta im Ostteil der Kirche wurde nachträglich gegen Ende des 12. Jahrhunderts eingefügt, die Querschiffapsiden wurden zu Nebenchören erweitert und das Langhaus nach Westen verlängert.
Die Errichtung einer mächtigen Doppelturmanlage, die ab Mitte des 13. Jahrhundert begonnen und erst im 15. Jahrhundert im gotischen Stil vollendet wurde, war wesentlicher Bestandteil des Umbaus der Kirche.
Im 19.Jahrhundert wurde die Empore mit doppeltem Rundbogen und Mittelsäule für eine Orgel ergänzt.
Der hohe Chor ist von zwei Seiten durch enge Treppen zugänglich.
Ebenso wie die Krypta ragt er nach Westen über das Vierungsquadrat ins Mittelschiff.
Sowohl die ungewöhnliche Höhe des Chors als auch die bühnenartige Lettnerwand sind ein Indiz für den nachträglichen Kryptaeinbau.
Die Brüstungsmauer aus durchbrochenem Formsteinmauerwerk wurde im 19.Jhd. nach lombardischen Vorbildern rekonstruiert.
Der romanische Innenraum blieb bis zum 13. Jahrhundert nahezu unverändert erhalten.
Der heutige Zustand des Kircheninnenraums geht auf die Restaurierung in den Jahren 1853 bis 1856 zurück und entspricht möglicherweise nicht
dem Originalzustand des 12. Jahrhunderts.
Quelle:DKV-Kunstführer Nr. 536/0
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