58 Werkstoffe und Sensorik ________________________________________________________________________________________________________________________ 9. Magnetosensoren Prinzipien Die physikalischen Effekte lassen sich in 4 Kategorien unterteilen: i) Elektromagnetische Effekte ii) Wirkung magnetischer Felder auf Materialeigenschaften, (Hall-Effekt, Strom-, Widerstandsänderung) iii) Wechselwirkung zwischen mechanischer Beanspruchung und magnetischen Eigenschaften, z.B. Magnetostriktion und Magneto-Elastizität iv) Supraleitung, z.B. Josephson Effekt Galvano-magnetische Effekte sind der Thomson- und der Hall-Effekt. Erforderlich ist eine hohe LadungsträgerBeweglichkeit und eine niedrige LadungsträgerKonzentration (Halbleiter). Magneto-resistiver (Thomson) Effekt: Erhöhung des Widerstands eines Materials durch den Einfluß eines magnetischen Feldes (III/V Halbleiter). Hall-Spannung: U H ª BzI x DE Es - E d l m = = Ed Ed le (9.4) Die magneto-elastische Verzerrung, lm, hängt von dem angelegten Druck und der Größe der vorhandenen Anisotropie ab. Weitere magneto-elektrische Effekte: Villari beobachtete eine Permeabilitätsänderung durch eine elastische Ausdehnung eines ferromagnetischen Materials in der Richtung der angelegten Spannung. Matteucci beobachtete, daß die Torsion eines ferromagnetischen Stabes in einem longitudinalen Feld die Magnetisierung des Stabes ändert. Wiedemann präzisierte diesen Effekt durch die Beobachtung, daß sich ein ferromagnetischer Stab verbiegt, wenn er einem longitudinalen magnetischen Feld ausgesetzt wird, und ein Strom durch den Stab fließt, der ein zirkulares Feld erzeugt. (9.1) Magnetostriktion und Magneto-elastische Effekte: Ein magnetischer Stab, der einem longitudinalen Magnetfeld unterworfen wird, zeigt eine Längenänderung (JouleEffekt). In der Richtung senkrecht dazu findet eine Abnahme des Durchmessers statt und im allgemeinen eine Abnahme des Volumens. Ebenfalls wird der Youngsche Modul E des Materials durch das Magnetfeld geändert. Wird auf einen entmagnetisierten ferrromagnetischen Stoff ein mechanischer Druck angewandt, so werden zwei Arten der Verzerrung produziert: i) Mechanisch-elastische Verzerrung, le, die in jedem Abb. 9.1. Material auftritt, und ii) Magneto-elastische Verzerrung, l m, durch die Elektromagnetische Sensoren: . Der einfachste magnetische Sensor beruht auf elektromagnetischen Prinzipien. Nach dem Faradayschen Gesetz wird in einem geschlossenen elektrischen Stromkreis eine Spannung indiziert, wenn der Induktionsfluß NFsich mit der Zeit ändert Reorientierung von Domänen durch den angewandten Druck, s. Der Youngsche Modul für diesen entmagnetisierten Zustand ist -d( NF) dt (F = Induktionsfluß, N = Windungen) Ed = s le + lm (9.2) Für eine gesättigte Probe ist die magneto-elastische Verzerrung 0, da keine Domänenreorientierung auftritt. Es gilt daher Es = s le und demzufolge (9.3) U= (9.5) Die Änderung des Flusses in einer stationären Spule kann prinzipiell auf zwei Weisen erfolgen: i) Erzeugung eines Induktionsflusses, der sich periodisch mit der Zeit ändert, und ii) Änderung des magnetischen Flusses durch Änderung eines Luftspalts oder Änderung der Orientierungsrichtung der Magnetisierung. Meist wird ein sinusförmiger Fluß in einer Primärspule erzeugt, und eine sekundäre Detektorspule mißt die Flußdichte in einem spezifischen Gebiet. Es ist notwendig, Werkstoffe und Sensorik 59 ________________________________________________________________________________________________________________________ daß die Impedanz der Detektorspule nicht das Meßsystem lädt. Eine alternative Methode der Änderung des Flusses in der Spule ist die Änderung der magnetischen Domänenstruktur in dem Gebiet des magnetischen Materials nahe der Detektorspule. Die zweite Familie elektro-magnetischer Sensoren basiert auf der Bewegung einer Spule in kontrollierter Weise oder durch vollständige Herausnahme der Spule aus einem Gleichstromfeld, der Änderung der elektromagnetischen Kopplung zwischen den Spulen sowie der Änderung der Induktion der Spulen durch die relative Bewegung der Spulen oder durch Bewegung eines weichmagnetischen Kerns innerhalb der Spulen. Bewegung von Domänenwänden: Sixtus und Tonks zeigten, daß ein Nickel-Eisen-Draht mit 10-20 % Nickel eine positive Magnetostriktion und relativ niedrige Anisotropie aufweist, wenn er magnetisiert wird. Unter Spannung bildet er eine einzige Domäne mit der Sättigungsmagnetisierung entlang der Achse des Drahtes. Die Umkehrung des Magnetfeldes hat keine Wirkung auf die einzelne Domäne bis ein kritischer Wert Hcr überschritten wird. Für größere Felder war es Die wandernde Wand weist die Form einer Trompete auf (Teil c der Abb.). möglich, eine Umkehr der Domänenmagnetisierung an einem Ende des Drahts durch eine lokale Magnetspule auszulösen (Abb.). D ist die auslösende Spule, während Spulen C und F verwendet wurden, um die Geschwindigkeit zu bestimmen, mit der sich die Domänengrenze entlang des Drahtes ausdehnt. Die letzten Spulen geben auch Information über die Form der sich ausbreitenden Domänengrenze. Teil b der Abbildung zeigt die Hysterese-Schleifen für den Draht mit und ohne Verformung. Die hohe Rate der Änderung der Flußdichte mit dem Feld (dB/dH) entspricht der Umkehr der Magnetisierung, die durch die Bewegung der Domänenwand von einem Ende des Drahts zum anderen erzeugt wird. Die diskontinuierliche Umkehr der Magnetisierung eines kleinen Magneten, der im Idealfall aus einer einzigen magnetischen Domäne besteht, kann für die Sensorik verwendet werden, wenn der resultierende induzierte Spannungspuls in einer Spule, der mit der Umkehr verbunden ist, ausgewertet wird. Die am meisten verbreitete Anwendung des Sixtus-Tonks Phänomens wurde von Wiegand vorgeschlagen, der zwei Drähte aus Vicalloy (Co52, V10, Fe38) miteinander verdreht hat. Diese Wiegand-Drähte, die einen weichen inneren magnetischen Kern und eine härtere magnetische Außenzone aufweisen , erzeugen hohe reproduzierbare Span- Abb. 9.2. Abb. 9.3. 60 Werkstoffe und Sensorik ________________________________________________________________________________________________________________________ nungspulse. Im Ausgangszustand wird sichergestellt, daß der innere Kern und die äußere Zone bis zur Sättigung in entgegengesetzter Richtung magnetisiert sind (Abb. 1.3.). Die härtere magnetische äußere Zone bewahrt die Magnetisierung des inneren Kerns unter dem Einfluß eines Magneten. Wenn z.B. unter Verwendung eines permanenten Magneten ein zusätzliches Feld in der Richtung der Magnetisierung der äußeren Zone erzeugt wird, dann wird oberhalb eines bestimmten Grenzwerts in dem inneren Kern die Ausbreitung einer Domänenwand ausgelöst, die eine Spannung von mehreren Volt erzeugt, wenn eine Spule mit 1000 Windungen verwendet wird. Am Ende sind sowohl der innere Kern als auch die äußere Zone in der gleichen Richtung magnetisiert. Danach wird der Draht in den ursprünglichen Zustand durch ein magnetisches Feld der korrekten Größe versetzt. Im idealen Fall sind die Amplitude und die Gestalt des Spannungspulses nur von der Geschwindigkeit der b e w e g t e n D o m ä n e n w a n d ( S i xtus-Tonks-Welle) abhängig, aber nicht von der Geschwindigkeit der Änderung des treibenden Feldes dH/dt. Für eine induzierte Spannung U gilt allgemein die Beziehung UªD Bvn (9.6) wobei D B die Änderung der Flußdichte eines großes Barkhausen-Sprungs, v die Geschwindigkeit der Ausbreitung der Domänenwand und n die Zahl der Domänenwände sind. Teil c der Abb. stellt den Umkehrmachanismus der Magnetisierung unter Anwendung der Hysterese-Schleife dar. Ein typischer Spannungspuls ist dargestellt. Diese physikalischen Prinzipien der Ausbreitung von Domänenwänden werden in Wiegand- und PulsdrahtSensoren verwendet. Während der letzten 25 Jahre wurden magnetische SQUID-Sensoren entwickelt (Superconducting Quantum Interference Devices), die auf dem Supraleitungsphänomen des Josephson-Effekts beruhen. SQUIDS sind die empfindlichsten magnetischen Sensoren und haben eine magnetische Feldauflösung in der Größenordnung mehrerer femto-Tesla (fT) erreicht. Der supraleitende Zustand ist durch die perfekte Leitung des Stromes ohne Verluste, die Abstoßung magnetischer Flüsse (MeissnerEffekt) und die Quantisierung des Flusses charakterisiert. Josephson sagte theoretisch voraus, daß es für ein Elektronenpaar möglich sein sollte, zwischen nah benachbarten Supraleitern sogar ohne Potentialdifferenz zu tunneln. Praktische Ausführungen Hall-Element: Für ein homogenes rechteckiges, unendlich langes Halbleiterplättchen gilt: U H• = RH IB d (9.7) wobei d die Schichtdicke und i der Strom sind. Für eineAbmessung der Länge L und der Breite W gilt U H = GU H• (9.8) G ist ein Korrekturfaktor, der ab L/W > 3 etwa 1 ist. Durch geringe Dicke der Halbleiterschichten (DünnAbb. 9.4. In Dünnschichtechnik ist das Hallelement aus breiten schichttechnik) läßt sich die Hall-Spannung UH groß Zuleitungsbahnen und einem kleinen Hallkreuz aufgebracht auf machen. Das Hall-Element kann direkt integriert werden; isolierender Unterlage aufgebaut. Da die Hallspannung dem geeignete Materialien sind Silizium und Galiumarsenid. Reziprokwert der Dicke des Hallkreuzes proportional ist, ist die Dünnschichttechnik für hohe Hallspannungen die geeignete Abb. 9.4. - 9.9.: Konstruktive Ausführungen von HalleleTechnik. menten: Josephson-Effekt: Abb. 9.5. Gebildet wird eine dünne n-Schicht, die zur Umgebung mit einer p-Schicht isoliert ist. Diese Schicht erhält 2 Stromkkontakte und 2 Kontakte zur Messung der Hallspannung Werkstoffe und Sensorik 61 ________________________________________________________________________________________________________________________ Abb. 9.6. Die Integration des Hallelementes ist mit der gleichen Schichtenfolge wie bei den anderen Bauelementen (Bipolartransistor) möglich. Abb. 9.9. Druckmessung mit einer Membran, an der ein Magnet befestigt ist. Bei Auslenkung der Membran durch Druckeinwirkung wird der Magnet an einem Hallelement vorbeigeführt, das die Wegänderung mißt. Feldplatte. Der Widerstand RB eines Halbleiterplättchens Abb. 9.7. Die Isolation des Hallelementes zum Trägermaterial ist bei GaAs dadurch einfach möglich, daß undotiertes GaAs gewählt wird, das semiisolierend ist. Das Hallelement wird durch Ionenimplantation mit entsprechender Leitfähigkeit bzw. Beweglichkeit versehen. Die Stromversorgung erfolgt mit einer Konstantstromquelle. Da auch bei fehlendem Magnetfluß eine Offsetspannung an den Spannungselektroden vorhanden ist, muß diese durch äußere Beschaltung kompensiert werden. wird durch ein transversal zum Stromfluß I angelegtes Magnetfeld B vergrößert. Für eine große Widerstandsänderung bei Anlegen eines Magnetfeldes B muß das Halbleiterplättchen möglichst kurz und breit sein (W/L >> 1). Möglichst viele solcher schmalen Streifen werden hintereinander geschaltet. Technologisch wird dies durch eingelagerte nadelförmige Kristallite (hochleitende NiSb-Kristallite in InSb-Material) erreicht. Die größte Widerstandsänderung ergibt ein scheibenförmiges Halbleiterplättchen mit konzentrischen Elektroden. In Dünnschichttechnik werden magneto-resistive Legierungen, z.B. NiFeCo-Legierungen oder binäre Legierungen 81Ni19Fe benutzt. Schichtdicken von 20100 m m werden durch Aufdampfen oder Sputtern erreicht. Wirkt während der Beschichtung ein Magnetfeld ein, so kann eine einheitliche Orientierung der magnetischen Vorzugsachse in der Schicht erreicht werden. Substrat: SiO2 auf Si. Abb. 9.10. - 9.20. Feldplatte als magnetoresistiver Sensor: Abb. 9.10. Das Magnetfeld steht senkrecht zu den Strombahnen und erreicht dann eine maximale Änderung des elektrischen Widerstandes. Wegen der erforderlichen hohen Beweglichkeit Abb. 9.8. Drehzahlmessung mit Hallelementen. Wird die sinusförmige Hallspannung durch einen SchmittTrigger in Rechtecksignale umgeformt, so kann ein digitaler Zähler die Impulse zählen. Feststellung der Rechts- oder Linksdrehung durch 2 Hallelemente. sind InAs und InSb bevorzugte Halbleitermaterialien. 62 Werkstoffe und Sensorik ________________________________________________________________________________________________________________________ Abb. 9.11. Die Widerstandsänderung ist unabhängig von der Richtung des Magnetfeldes B. Abb. 9.16. Prinzipieller Verlauf der Widerstandsänderung in Abhängigkeit von einem Verdrehungswinkel j oder y zum Magnetfeld B: RB R0 2 ª cos j, y. Abb. 9.12. Die Widerstandsänderung erreicht ein Maximum bei bestimmten Leitfähigkeiten des Halbleiters. Abb. 9.17. Integrationsfähige Struktur mit Nachbildung der kreisförmigen Feldplatte für hohe Widerstandsänderung im Magnetfeld B. Abb. 9.13. Während beim Hallsensor die Struktur möglichst lang und schmal sein muß, ist dies bei der Feldplatte genau umgekehrt. RB R0 = rB r0 ⋅F; F = Korrekturfaktor Abb. 9.18. Konstruktion in Dünnschichttechnik mit Barberpolen (45 ° versetzte Kurzschlußstreifen). Es sind Flußdichten bis 1 nT nachzuweisen. Abb. 9.14. Kurzschlußstreifen verkleinern das Verhältnis L/W der Einzelstruktur und führen damit zu einer großen Widerstandsänderung. Werden diese Kurzschlußstreifen in einem Winkel von 45 ° zur Längsachse angeordnet, so tritt eine Linearisierung der Kennlinie RB / R0 = f(|B|) auf (Barberpole). Abb. 9.19. Einbau leitender Kristallite mit ähnlicher Wirkung wie die Kurzschlußstreifen zur Erhöhung der Widerstandsänderung. Abb. 9.15. Die größte Widerstandsänderung tritt bei kreisförmiger Platte und konzentrischen Elektroden auf. Werkstoffe und Sensorik 63 ________________________________________________________________________________________________________________________ Abb. 9.20. Brückenschaltung von 2 Feldplatten und 2 Festwiderständen. Magnetfeldabhängigkeit der relativen Steigung 1 / R (dR / dB) eines Volumenbauelementes für 2 Dotierungen mit der Temperatur als Parameter. Abb. 9.21. - 9.25 Anwendungsfälle der Feldplatte: Abb. 9.24. 2 in einem bestimmten Abstand isoliert sich gegenüberstehende Träger mit magnetoresistiven Widerstandsbahnen auf dem einen und Stromleitungen auf dem anderen können als steuerbares Bauelement eingesetzt werden. Durch den Strom Is wird ein Magnetfeld Hs erzeugt, das von dem magnetoresistiven Sensor gemessen wird. Abb. 9.21. Messen von Drehzahlen und Positionen durch Veränderung des Magnetfelds am Sensor. Abb. 9.22. Kompensationsschaltung, in der das Magnetfeld H gemessen wird und wobei der magnetoresistive Sensor die Kompensationsspannung U dieser Regelschaltung ermittelt. Abb. 9.25. Strommessung durch Messung des durch einen Strom Is hervorgerufenen Magnetfeldes. Abb. 9.23. Magnetoresistive Schicht in Dünnschichttechnik auf isolierendem Substrat. An der abgeschliffenen Kante wird ein Magnettonträger vorbeigeführt, dessen Aufzeichnung gemessen wird. Die Feldplatte mißt dabei unabhängig von der Geschwindigkeit des Magnettonträgers dessen Magnetfeld. Magneto-Diode. Die Magneto-Diode nutzt die Ablenkung von Ladungsträgern eines i-leitenden Bereiches einer Halbleiterdiode im Gebiet niedriger und hoher Rekombination durch ein Magnetfeld aus. Dadurch verändert sich der Sättigungsstrom Is ~1/t (t Lebensdauer der Minoritätsladungsträger), und es ändert sich die Gesamtkennlinie in Abhängigkeit von der durch das Magnetfeld verursachten Ablenkung. Eine niedrige Rekombination ist im eigenleitenden i-Gebiet einer 64 Werkstoffe und Sensorik ________________________________________________________________________________________________________________________ Halbleiterdiode vorhanden; eine hohe Rekombination wird z.B. durch eine gestörte Oberfläche erreicht. Geeignete Halbleitermaterialien weisen einen hohen spezifischen Widerstand (i-Zone) und eine hohe Ladungsträgerbeweglichkeit auf. Abb. 9.26. - 9.29. Funktionsweise und Kennlinien der Magnetodiode: Abb. 9.29. Brückenschaltung von Magnetodioden und Brückenkennlinie für unterschiedlich gerichtete Magnetfelder. Die größte Empfindlichkeit wird bei Brückengleichgewicht und B = 0 erreicht. Abb. 9.26. Bei positivem Magnetfeld +H werden die Ladungsträger nach Injektion durch den p- , i-Kontakt in das i-Gebiet zur Oberfläche abgelenkt und haben dort eine geringere Lebensdauer (höhere Rekombination), was zu einer Stromerhöhung führt. Durch Umdrehen des Magnetfeldes auf -H wird der Vorgang umgekehrt. Magneto-Transistor. Ladungsträger erfahren im Magnetfeld eine Ablenkung, wenn Magnetfeld und elektrisches Feld nicht in eine Richtung wirken. Das wird für den Magneto-Resistor ausgenutzt, indem der Emitterstrom in Richtung Kollektor bzw. der Drainstrom in Richtung Source durch das Magnetfeld B abgelenkt wird. Liegt das elektrische Feld in x-Richtung, das magnetische Feld in z-Richtung, so werden die Ladungsträger in y-Richtung abgelenkt. Der Ablenkwinkel q hängt von den Strömen Iy und Ix sowie der Flußdichte Bz des Magnetfeldes ab. tan q = Iy Ix ª Bz (9.9) Abb. 9.30. - 9.31. Bipolarer Multikollektortransistor als Magnetfeldsensor / Abb. 9.32. Unipolare CMOSTransistoranordnung als Magnetfeldsensor: Abb. 9.27. Kennlinienfeld für eine industriell hergestellte Magnetodiode. Sie spricht auf die Richtung des Magnetfeldes an, indem die Durchlaßkennlinie nach größeren oder kleineren Strömen verschoben wird. Abb. 9.30. Der Strom wird in einem Magnetfeld B um den Hallwinkel Q abgelenkt (tan Q = mn B). Vorgesehen sind in der Anordnung 2 gleich aufgebaute Kollektorgebiete. Je nach Magnetfeldrichtung wird der Strom IC1 zum Kollektor C1 im Verhältnis zum Strom IC2 des Kollektors C2 verändert sein. Die Abb. 9.28. Die Empfindlichkeit der Magnetodiode erhöht sich bei hohen Strömen und ist für unterschiedliche Richtung des Magnetfeldes auch unterschiedlich. Stromdifferenz ist DI C = I C1 - IC2 ª L I E ⋅B. W Werkstoffe und Sensorik 65 ________________________________________________________________________________________________________________________ Abb. 9.31. Mehrere Kollektoren ermöglichen größere Variabilität des Bauelementes im Einsatz als Sensor. Durch den Basisstrom kann auch die Empfindlichkeit als Sensor gesteuert werden. Abb. 9.32. 2 komplementäre MOS-Transistoren werden überkreuz als Differenzverstärker geschaltet. Durch ein Magnetfeld B werden die Ladungsträger abgelenkt, so daß beim n-Kanal-Schalttransistor die Ladungsträger im n-Kanal zum einen Drainanschluß abgelenkt werden. Dadurch entsteht dort ein größerer Stromfluß bzw. die Strom-Spannungs-Kennlinie verschiebt sich zu höheren Strömen. Im p-Kanal-Lasttransistor wird wegen der Überkreuzschaltung die Strom-Spannungs-Kennlinie nach niedrigen Strömen verschoben, so daß sich der Arbeitspunkt von B = 0 nach +B verschiebt. Im anderen Zweig ist es genau umgekehrt, so daß eine große Spannungsdifferenz zwischen den Ausgängen entsteht. 66 Werkstoffe und Sensorik ________________________________________________________________________________________________________________________ SQUID. Werden 2 Supraleiter durch eine dünne Wechselwirkungszone miteinander verbunden, so koppeln die koharenten Wellenfelder Cooperpaare jedes der beiden Supraleiter über einen Tunneleffekt, und es entstehen Interferenzen. Sie sind durch ein Magnetfeld zu beeinflussen, wobei gleichgültig ist, ob das Magnetfeld ein äußeres ist oder durch den Stromfluß erzeugt wird. Konstruktiv wird die Kopplung durch eine dünne Oxidschicht (> 1 nm) erreicht. Schaltet man zwei dieser Verkopplungstellen (Josephson-Elemente) parallel, so erhält man ein SQUID. Hall-Sensoren können bis 10-7 10-8 T nachweisen, SQUID bis 10-14-10-15T. Abb. 9.33. - 9.36. Supraleitendes SQUID als Sensor für Magnetfelder: Abb. 9.35. Wirkt ein Magnetfeld auf das Josephsonelement, so wird der Strom nah einer Spaltfunktion verändert pF F0 È pF ˘ = I max Sp ; pF ÍÎ F ˙˚ sin I = Imax 0 F0 Abb. 9.33. Josephsonelemente können unterschiedlich herge- h = 2, 07 ⋅10- 15 V⋅ s (Flußquant ). 2c F Magnetfluß / Die Nullstellen liegen bei nF0. F0 = stellt werden. Entscheidend ist eine schwache Verkopplung der Das Magnetfeld kann durch einen Stromfluß in einem Leiter Supraleiter (geringe Konzentration der Cooperpaare). erzeugt werden. a) 2 Supraleiter verkoppelt durch ein dünnes Oxid. b) Der Punktkontakt zwischen 2 Supraleitern ergibt an der Übergangsstelle eine schwache Verkopplung c) Über den Supraleiter wird ein Normalleiter gelegt. Im darunter liegenden Supraleiter wird durch einen Proximityeffekt eine schwache Verkopplungsstelle erzeugt (Merceraubrücke). d) Dayembrücke, bestehend aus 2 Supraleitern, die durch eine dünne Verbindungsstelle schwach verkoppelt sind. Abb. 9.34. Ohne angelegtes Magnetfeld fließt über das Josephsonelement ein Strom ohne Spannungsabfall. Wird der kritische Strom IC erreicht, so springt der Arbeitspunkt auf die Kennlinie der Normalelektronentunnelung. Werkstoffe und Sensorik 67 ________________________________________________________________________________________________________________________ Abb. 9.36. Werden 2 Josephsonelemente parallel geschaltet, so ändert sich der Strom in Abhängigkeit vom magnetischen Fluß F zu pF F0 pF A ⋅ cos pF F0 F0 sin I = 2 I max wie bei Interferenzen einer ebenen Welle am Doppelspalt.