Exkursion am 28.08.2009 - Fachgebiet Klimatologie

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Meteorologisches Geländepraktikum Nordschweden
Technische Universität Berlin: Institut für Ökologie, Fachgebiet Klimatologie
Prof. Dr. Dieter Scherer
Tagesprotokoll vom 28. August 2009
Aufstieg von Nikkaluokta zur Tarfala-Forschungsstation
Sebastian Bader, 302291
Andreas Kroll, 302295
1. Einleitung
In der historischen Provinz Lapplands liegt die Gemeinde Kiruna, die das nördliche Ende
Schwedens bildet (vgl. hierzu Abb.1). Die flächenmäßig größte Gemeinde Schwedens (ca.
20.000 km2) erstreckt sich im Westen über 160 km entlang der norwegischen und im Norden
140 km entlang der finnischen Kiruna, sie ist der Hauptort der Kommune Grenze. Annähernd
die Hälfte der kommunalen Fläche wird im Nordwesten durch eine Hochgebirgslandschaft
bestimmt. Der restliche Gebietsabschnitt wird von ausgedehnten Nadelwaldpopulationen
dominiert.
Die Einwohnerzahl beträgt 23.122 (Stand
März 2009). In der gleichnamigen Stadt und
die nördlichste Stadt Schwedens, leben
über
18.000
Einwohner.
Somit
bleibt
festzuhalten, dass das Gebiet als dünn
besiedelt
einzustufen
ist.
Die
durchschnittliche Siedlungsdichte liegt bei ca.
einem Einwohner pro km2.
Wirtschaftliche Einnahmen erzielt die Region
aus
dem
Bergbau,
Weltraumforschung/Raketenstartplatz
der
und
dem Fremdenverkehr.
Abb1:Kiruna Kommune und Verortung in Schweden (WIKIPEDIA
2009, online )
Die touristische Wertschätzung dieses Gebiets lässt sich auf der Wanderroute (vgl. hierzu
Abb.2) von Nikkaluokta zur Forschungsstation Tarfala beobachten. Ein Großteil des
Aufstiegs führt über einen Teilabschnitt des „Kungsleden“, dem „Königspfad“. Das ist der
Hauptwanderweg, der zum Kebnekaise – dem höchsten Berg Schwedens, 2.104m – führt.
Am 28. August 2009 ist der Weg gut besucht gewesen. Unter Schweden ist es begehrt den
„Königspfad“ – oder einige Teilabschnitte – zu wandern. Nicht nur Privatpersonen nehmen
den Aufstieg auf sich, sondern auch Firmen senden ihre Mitarbeiter auf den Pfad, um
Teambuilding-Maßnahmen zu praktizieren und auszubauen.
Der Zielpunkt des Aufstiegs, die Gletscher-Forschungsstation Tarfala, wird von der
Universität Stockholm betrieben. Sie steht auf 1130m Höhe über NN mit den Koordinaten
67°55’ Nord und 18°35’ Ost. Die drei Gletscher Kebn epakteglatiären, Isfallsglaciären und
Storglacieren münden in den Talkessel zu Tarfala. Durch die Basisstation ist es möglich, sie
zu beobachten und Veränderungen zu dokumentieren. Der bekannteste und auch
2
meistuntersuchte Gletscher ist der Storglaciären an dem genaue Massenbilanzmessungen
durchgeführt werden.
In der hochalpinen Umgebung liegen die Berge Kaskasapakte, Drakryggen und der
Kebnekaise.
Abb 2: Route des Aufstiegs von Nikkaluokta nach Tarfala (eigene Darstellung nach GOOGLE EARTH 2009, online)
3
2. Etappe 1: Nikkaluokta – Infopunkt 1
Hubschrauberlandeplatz- Bootsanlegestelle Ladtjojauresee
Abb. 3 oben: Route des Aufstiegs von Nikkaluokta zum Infopunkt 1 (eigene Darstellung nach GOOGLE EARTH 2009, online)
Abb. 3 unten: Impressionen der Etappe 1 (Foto: Bader/Kroll)
Die erste Etappe führt vom Hubschrauberlandeplatz in Nikkaluokta über ca. fünf Kilometer
zum ersten „Infopunkt“ der Gruppe. Dieser Treffpunkt ist der Bootsanlegeplatz am Ostufer
vom See Ladtjojaure.
Der Beginn rückt näher und die innerliche Ruhe weicht einer gewissen körperlichen
Aufregung. Etwas Trinken und eine leichte Nahrungsaufnahme runden den Beginn ab.
Das erste Teilstück beginnt mit dichten Fjällbirkenwald (Betula pubescens ssp. tortuosa) und
zeigt sich relativ flach. Ein guter Einstieg würde man sagen und zum Warmlaufen optimal. Im
4
weiteren Verlauf werden kleine Bäche, Moore und Feuchtwiesen über Holzstege
überwunden, die definitiv trockene Füße unterstützen (vgl. Abb. 3).
Ab und an muss ein kleiner Hügel überwunden werden. Auf diesem hat man schon einen
schönen Blick auf das vor uns liegende Trog- bzw. U-Tal, aber dazu später mehr.
Während der Fahrt von Kiruna nach Nikkaluokta hat sich ein stetiger Landschaftswandel
vollzogen. Geologisch betrachtet geht es vom Baltischen Schild zum Kaledonischen Gebirge.
Der Schild besteht – im Gegensatz zum Kaledonischen Gebirge – aus flachen
Landschaftselementen. Diese Elemente entstanden hauptsächlich durch das Erodieren der
präkambrischen Gebirgsfaltung. Der Baltische Schild ist nur noch von dünnen und
geschliffenen Gesteinsschichten bedeckt. In dieser Landschaftsstruktur befindet sich eine
Vielzahl von Seen, wie etwa der Torneträsk, die durch Wasserläufe miteinander verbunden
sind.
Das
Kaledonische
Gebirge/Schild
ist
altersgeschichtlich jünger und liegt auf
dem Baltischen Schild auf. Der Baltische
Schild
ist
der
westliche
Teil
der
Kontinentalplatte „Fennoskandia“, die das
Grundgebirge
Finnland
der
und
Länder
Schweden
Norwegen,
darstellt.
In
Nordschweden ist dieses stark erodierte
Gestein ca. zwei Milliarden Jahre alt und
fällt
somit
in
das
Erdzeitalter
das
Präkambrium (vgl. hierzu Abb.4). Dieser
Schild wird auch Urberg genannt. Er
besteht
hauptsächlich
aus
hartem
Silikatgestein wie Gneis und Granit. Aus
dieser Phase stammen auch die in Kiruna
bedeutenden Eisenerzlagerstätten.
Das Kaledonische Gebirge ist im Zuge der
kaledonischen Gebirgsbildung aufgefaltet
worden.
An
kollidierenden
dieser
waren
die
drei
Lithospärenplatten
Laurentia (heute Nordamerika, Grönland),
Avalonia (heute England,
Irland) sowie
Baltika (Baltischer Schild) beteiligt (vgl.
Abb. 4: Geologische Zeittafel (UNI-GRAZ 2009, online)
hierzu Abb. 5) (KRISTALLIN 2009, online).
5
„Caledonia“ bildet noch richtige – nicht erheblich erodierte – Berge aus. Dieser Name leitet
sich von der lateinischen Bezeichnung für Nordschottland ab. Zu den gebirgsbildenen
Prozessen kam es vor 400 Millionen Jahren als kaledonische Gneise und Granite gegen das
archaische Vorland im Osten geschoben worden sind. Diese Vorgänge waren im Kambrium,
im Ordovizium und stellenweise im Silur. Erdgeschichtlich wird die Gebirgsbildung im
unteren Paläozoikum eingeordnet (vgl. hierzu Abb.4). In diesem Zeitraum lag „Caledonia“
unter dem Meeresspiegel. Durch Sedimentierung lagerte sich Kalk und Sandstein ab. Diese
sedimentierten Schichten sind im Zuge der Auf- und Überschiebungsprozesse von der
horizontalen Lage mitunter in die Senkrechte verschoben worden (UNI-GRAZ UND KRISTALLIN
2009, online)
Im weiteren Verlauf der Auffaltung kam es dann zur Bildung von metamorphen Gesteinen
wie Glimmerschiefer, Phylliten und Amphibolite. Ein überwiegender Teil des kaledonischen
Gebirges in Skandinavien besteht somit aus den „kambro-silurischen Metamorphiten“. Die
sedimentierten Bestandteile aus dem Teil des ehemaligen Ozeans sind nach den
Gebirgsbildungsprozessen nicht mehr unter dem Meeresspiegel gefallen, sodass die
Meeressedimente in die Zwischenräume der Ausgangsgesteine eingetragen worden sind.
Vor diesem Hintergrund ist es begreiflich, dass das Bodensubstrat im Bereich vom
Kaledonischen Gebirge sehr fruchtbar ist (ebd.).
Vor mehr als 10.000 Jahren lagen große
Teile
Nordeuropas
kilometerdicken
Abschmelzen
unter
Eisschicht.
der
einer
Durch
Eismassen
und
das
die
dadurch verringernde Drucklast kommt es
zu Hebungsprozessen. Die Hebungsrate
beträgt auch heute noch rund 1 cm pro Tag.
Dieser
Effekt
Landhebung
heißt
in
fennoskandische
Annlehnung
an
die
Kontinentalplatte „Fennoskandia“.
Nach einer Erholungspause, in Form einer
zünftigen
Verpflegung
von
mehreren
Rentierburgern und Kaffee, begaben wir
uns auf die nächste Etappe, der zeitlich
kürzesten an diesem Tag nach Tarfala.
Abb. 5: Kaledonische Gebirgsbildung (NATIONAL ATLAS OF
SWEDEN IN KRISTALLIN 2009, online)
6
3. Etappe 2: Infopunkt 1 – Infopunkt 2
Bootsanlegestelle Ladtjojauresee (Ost)- Bootsanlegestelle
Ladtjojauresee (West)
Abb. 6 oben: Route des Aufstiegs vom Infopunkt 1 zum Infopunkt 2 (eigene Darstellung nach GOOGLE EARTH 2009, online)
Abb. 6 unten: Impressionen der Etappe 2 (Foto: Bader/Kroll)
Die zweite Etappe führte ca. drei Kilometer um den See Ladtjojaure. Sie begann mit einem
flachen und unbewaldeten Stück hauptsächlich mit Zwergsträuchern (z.B. Betula nana, Salix
sp. usw.) und Gräsern begrünt, bevor es nach ca. 500m in den Fjällbirkenwald (Betula
pubescens ssp. tortuosa) übergeht. Dieser begleitet uns bis auf eine Höhe von ca. 600-700m.
Der Weg führt im weiteren Verlauf über Moore und kleine Bäche, die über die Holzstege zu
überqueren sind. Außerdem bietet die von Moränen geprägte Landschaft ein ständiges Auf
und Ab in Form von Hügeln mit einem hohen Anteil von Gesteinsschutt. Man bewegt sich
immer weiter in das große Trogtal hinein.
7
Die glazialen Akkumulations- und Abtragungsformen in ehemals vergletscherten Gebieten
sind bis heute landschaftsprägend. Glaziale Formen sind Zeugen der einstigen Ausdehnung
der Eismassen und erlauben die Rekonstruktion der Vereisungsausdehnung.
Der Ladtjojaure- See ist aufgrund seiner Entstehung als sogenannter Zungenbeckensee zu
sehen. Am Talausgang von Trogtälern findet die glaziale Übertiefung durch den Gletscher im
Lockersediment statt.
Zungenbecken sind charakteristische Formen der Grundmoränenlandschaft in Mitteleuropa.
In Pleistozän geschaffenen Zungenbecken ist es nur eine Frage der Zeit bis die Verlandung,
aufgrund des Sedimenttransports, vollständig abgeschlossen ist (WEBGEO 2009, online).
Der Laddjojaure – See wird in ca. 800 Jahren verlandet sein, da der Sedimenteintrag weiter
fortschreitet.
In
einem
Fließgewässer
herrschen
verschiedene
Einflussgrößen
bezüglich
des
Stofftransports. Die bestimmenden Faktoren sind Erosion, Transport und Sedimentation. Der
schwedische Forscher Hjulström hat hinsichtlich der Wechselwirkungen der drei Faktoren
untereinander das „Hjulstöm-Diagramm“ entwickelt, welches den Sedimenttransport mit der
Sedimentgröße und der Fleißgeschwindigkeit in ein Verhältnis setzt (vgl. Abb. 7).
Abb. 7: Hjulström-Diagramm: Zusammenhang zwischen Korngröße und Strömungsgeschwindigkeit (PRESS & SIEVER 2003 IN
FU-BERLIN 2009, online)
8
Zu den zentralen Aussagen zählen, dass je höher eine Fleißgeschwindigkeit ist, desto
größer kann das zu transportierende Korn sein. Je kleiner ein Korndurchmesser ist, desto
geringer kann die Fließgeschwindigkeit ausfallen, um dennoch eine Flusssohlenerosion
auszulösen. Wenn aber der Korndurchmesser unter 0,3mm ist, so nehmen die
Kohäsionskräfte (elektrostatische Kräfte) zwischen den einzelnen (Ton-) Partikeln zu. Daraus
folgt, dass eine höhere Fließgeschwindigkeit benötigt wird, um die einzelnen Partikel
voneinander zu lösen und somit zu erodieren. Sind sie hingegen erodiert, bleiben sie lange
in Bewegung. In Abb. 7 ist zu erkennen, dass das Erosionsvermögen im Flussbett in
Abhängigkeit zur Korngröße und Strömungsgeschwindigkeit steht.
Das Trogtal, indem wir uns mittlerweile befinden, wegen seiner charakteristischen Form auch
U-Tal genannt, entsteht durch glaziale Erosion in fluvial angelegten Tälern. Es zeichnet sich
durch steile, mitunter senkrechte Trogwände und einen flachen Talboden aus. Die
Trogwände gehen ander Trogkante in die flache Trogschulter über, die mit dem Schliffbord,
oft als Schliffkehle ausgebildet, die Schliffgrenze zum oberhalb liegenden, nicht glazial
geformten Teil des Talhanges bildet. Seitentäler münden als Hängetal weit über dem
Trogtalboden des Haupttales, da ihre glaziale Übertiefung nicht Schritt halten konnte. In
Wasserfällen stürzt der Zufluss über die steile Trogtalwand hinab. Rückschreitend schneidet
er eine Klamm ein. Das obere Ende des Trogtales ist als häufig halbrunder Trogschluss
ausgebildet, über dem ein oder mehrere Kare oder eine Kartreppe liegen (WEBGEO 2009,
online).
Die Wände weisen fast keine Sedimentation auf, während sich am Talboden verschiedene
Ablagerungen nachweisen lassen:
1. Hangschutt, welcher durch Verwitterung der Trogwände ins Tal geschwemmt wurde;
2. Sedimente aus den Nebentälern, welche durch Flüsse ins Haupttal geschwemmt wurden;
3. die ehemalige Grundmoräne und
4. fluviale Sedimente, aus fluvialer Aktivität im Haupttal (zu glazialen und postglazialen
Zeiten).
Weil der Grund des Haupttals wesentlich stärker erodiert wurde als der Grund der
Nebentäler, liegen heute viele Nebentäler hoch über dem Grund des Haupttals. Ein solch
hochgelegenes Nebental wird auch als Hängetal bezeichnet, da es oberhalb des Grundes
des Haupttals zu „hängen“ scheint. Vielmals stürzen heute Wasserfälle aus solchen
Hängetälern in die Tiefe (LESER 1997, 905f.).
Die folgende Abbildung soll den erdgeschichtlichen Ablauf der Entstehung eines Trogtales
darstellen.
9
Abb. 8: Entstehung Trogtal ( NICHTSCHÜLER 2009, online)
Voreiszeitlich wird die präglaziale Topographie durch fließendes Wasser geprägt. Die Täler
sind Kerbtäler mit typischem V-Querschnitt.
Die Vereisung erfolgt dann entlang der zu Beginn der Eiszeit vorhandenen Flusstäler.
Kleinere Gletscher der Nebentäler münden in den großen Gletscher des Haupttales.
Gesteinsschutt wird in den Gletschern und auf ihren Oberflächen als Moräne mitgeführt.
Nach dem Rückzug der Gletscher hat sich die Landschaft stark verändert. Glazialerosion hat
U-förmige Talquerschnitte hinterlassen. Nebentäler sind in der glazialen Eintiefung hinter
dem Haupttal zurück geblieben und münden als Hängetäler mit Wasserfällen (NICHTSCHÜLER
2009, online).
10
4. Etappe 3: Infopunkt 2 – Infopunkt 3
Bootsanlegestelle Ladtjojauresee (West)- Anfang Tal nach TARFALA
Abb. 9 oben: Route des Aufstiegs vom Infopunkt 2 zum Infopunkt 3 (eigene Darstellung nach GOOGLE EARTH 2009, online)
Abb. 9 unten: Impressionen der Etappe 3 (Foto: Bader/Kroll)
Diese Etappe
mit etwa 12 km Länge verdeutlicht
noch einmal die Zusammenhänge
zwischen Vegetation, Boden und Höhe über dem Meeresspiegel.
Die unter Etappe 1 beschriebenen bodenbildenen Prozesse sind die Gesteine des
Kaledonischen Gebirges. Aus botanischer Sicht von entscheidender Bedeutung. Der
Verwitterungsgrad und der Kalkgehalt der hier überwiegend vorkommenden Silikatgesteine
bilden das Bodensubstrat der Region.
Das Klima hat großen Einfluss auf die Vegetation. Kiefern benötigen für die Fortpflanzung
zwei warme Sommer hintereinander. Dieses ist in den Nordgebieten ab dem 68°N nicht
mehr gegeben. Daher herrschen in dem Exkursionsgebiet Birkenwälder vor, welches auch
auf dem Anstieg von Nikkaluokta nach Tarfala zu beobachten ist. Diese Wälder werden
11
jedoch
in
unregelmäßigen
Jahresabständen
von
einem
Schädling
befallen.
Der
Fjällbirkenspanner (Biston betularia) frisst die Blätter und Triebe der Laubgehölze und
verursacht so das Absterben der Flora. Die Schäden sind am Rande des „Kungsleden“ zu
beobachten.
Der Birkenspanner ist ein Nachtfalter von weißer Grundfärbung mit schwarzer Zeichnung.
Somit ist er ein Meister der Tarnung, speziell in dem Geäst der Birke. Die Ernährung des
Spanners ist als polyphag („Allesfresser“) zu bezeichnen. Seine Eier legt er an den Blättern
von Laubgehölzen ab. Diese können aber nur bei Temperaturen bis -35°C überdauern,
sodass nicht alle Nordregionen befallen werden können. Die Hanglagen sind zumeist
wärmer als die Talbereiche, sodass am Hang der Schädlingsbefall vermehrt auftritt. In den
Tallagen,
auch
begünstigt
Minustemperaturen
jenseits
durch
der
klimatische
-35°C
Talinversionen,
erreicht
und
werden
b leiben
somit
im
von
Winter
einer
Schädlingsinversion des Fjällbirkenspanners verschont.
Während dieser Etappe zeigte sich ein deutlicher Rückgang bzw. eine deutliche Ausdünnung
der Vegetation. Der hier vorkommende Birkenwald ist ein Birkenwald subpolarer Prägung
und seinen typischen Pflanzengesellschaften. Es lassen sich botanisch drei verschiedene
Schichten nach ihrer Höhe einteilen:
Baumschicht: Fjällbirke (Betula pubescens ssp. Tortuosa)
Strauchschicht: Zwergbirke (Betula nana)
Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
Schwedischer Hartriegel ( Cornus suecica)
Waldschachtelhalm (Equisetum sylvaticum)
Pilze: Birkenröhrling (Leccinum scabrum, syn. Boletus scaber)
Rotkappe (Leccinum veripelle)
Abb. 10: Betula pubescens
Abb. 11: Vaccinium myrtillus Abb. 12: Equisetum sylvaticum
Abb. 13: Cornus suecica
ssp. Tortuosa (Fjällbirke)
(Heidelbeere)
(Schwed. Hartriegel)
(Waldschachtelhalm)
12
Mit zunehmender Höhe werden diese Bestände, innerhalb dieser Etappe, immer lichter und
bleiben dann ab ca.700 m ü. NN ganz aus.
Aus bodenkundlicher Sicht lassen sich im Exkursionsgebiet zwei Regionen unterscheiden.
Zum einen der Boden der aus dem Baltischen Schild hervorgeht, zum anderen das Substrat
auf Basis des Kaledonischen Gebirges, welches hauptsächlich den Aufstieg nach Tarfala
prägt.
Überwiegend flachgründige Böden aus Gneis und Grant befinden sich im Bereich vom
Baltischen Schild. Das aus dem Schild hervorgehende pedogenetische kristalline Material ist
verwitterungsresistent und zumeist basen- und nährstoffarm. Auf dieser Grundlage bilden
sich als charakteristische Böden dieser Region wie saure, nährstoffarme Ranker oder
flächgründige Syroseme aus. Dieses geschieht in Abhängigkeit des zu Verfügung stehenden
Feinboden- und Humusanteil (UNI-GRAZ 2009, online).
Die klimatischen Voraussetzungen begünstigen eine Umwandlung der Böden hin zu einem
Podsol. Die maßgebenden Einflussfaktoren der Podsolierung sind verhältnismäßig niedrige
Jahresmittelwerte der Temperatur, hohe Niederschlagsrate und hohe relative Luftfeuchte.
Diese
Bedingungen
sind
hier
gegeben,
sodass
optimale
Verwitterungs-
und
Verlagerungsmöglichkeiten hinsichtlich der Podsolierung vorhanden sind (ebd.).
Im Bereich des Kaledonischen Gebirges herrscht eine Vielzahl von Randbedingungen vor.
Durch die unterschiedlichen Ausgangsgesteine und Expositionen kann es sowohl zu
basenreichen Braunerden, als auch zu Podsolen kommen. Die Podsole sind besonders in
den subalpinen und alpinen Lagen vorherrschend (ebd.).
Bei Standorten, die Grund- oder Stauwasserbeeinflusst sind, ist unter Redoxbedingungen
eine Vergleyung zu beobachten.
Gletscher entstehen dort, wo das Klima so kalt ist, dass der Schnee im Sommer, statt
abzuschmelzen, durch Umkristallisation zu Eis wird. Das ist zum Teil in den Gebirgen sowie
in den polaren Gebieten der Fall. Die polaren Eismassen werden häufig auch als Inlandeis
bezeichnet (z.B. Grönland, Antarktis). Die Eismassen bewegen sich durch eine Kombination
von Gleitvorgängen und plastischem Fliessen, wodurch Gesteinsmaterial erodiert,
transportiert und abgelagert werden kann. Die Erosionswirkung beruht auf dem Abschürfen
und Herauslösen des unterlagerten Gesteins sowie dem Zermahlen der aufgenommenen
Komponenten zu Korngrössen zwischen Blöcken und feingemahlenem Gesteinsmehl. Es
entstehen Abtragungs- bzw. Erosionsformen wie Kare, Felsgrate, U-förmige Trogtäler,
Hängetäler und Fjorde. Gletschereis besitzt die Fähigkeit Sedimente aufzunehmen und mit
sich zu führen, wobei riesige Mengen an sogenanntem Moränenmaterial transportiert
werden. Durch das Abschmelzen des Eises wird dann Material abgelagert. Sogenannte
Aufschüttungs- bzw. Akkumulationsformen wie Moränen oder Drumlins werden sichtbar.
Aufgrund des glazialen Formenschatzes ist es möglich, ehemals vergletscherte Gebiete zu
13
rekonstruieren. Glaziale Erosions- und Akkumulationsformen sind somit auch Beweisstücke
vergangener Eiszeiten (UNI BASEL 2009, online).
Glaziale Erosion erfolgt durch die Vorgänge der Detraktion, Detersion und Exaration. Die
schleifende Wirkung von Eis auf dem Untergrund wird als Detersion bezeichnet.
Gletscher erodieren infolge Detersion (korradierende [schleifende] Beanspruchung des
Untergrundes
(Herausbrechen
durch
von
die
mitgeführten
Gesteinspartien
an
Feststoffe
der
aller
Korngrößen),
Gletscherbasis)
und/oder
Detraktion
Exaration
(Ausschürfen, Aufschuppen und Auffalten präexistenten Locker- und Festgesteins)
(UNI
INNSBRUCK 2009, online).
Diese Etappe bescherte uns, in unserer letzten Pause bevor es ins Hängetal nach Tarfala
geht, ein paar sonnige Momente mit einem Panorama des Kebnekaise und seiner
angrenzenden Gipfel. Ein paar Kohlenhydrate und fertig ist der perfekte Aufstieg. Doch die
ersten Ermüdungserscheinungen innerhalb der untrainierten Gruppe der Normalsterblichen
sind sichtbar. Das merkt man, wenn man sein Auge durch die Reihen schweifen lässt, aber
man sich keine Blöße geben.
14
5. Etappe 4: Infopunkt 3 – Tarfala
Anfang Tal nach TARFALA- Gletscherstation TARFALA
Abb. 14 oben: Route des Aufstiegs vom Infopunkt 3 nach Tarfala (eigene Darstellung nach GOOGLE EARTH 2009, online)
Abb. 14 unten: Impressionen der Etappe 4 (Foto: Bader/Kroll)
Eigentlich schon völlig körperlich erschlagen, müssen auf der letzten Etappe des heutigen
Tages (ca. 5 km) nochmals alle körperlichen Reserven mobilisiert werden. Dies geht über
den olympischen Gedanken hinaus. Wer richtig fit ist, ist definitiv im Vorteil. Die Vegetation in
Form von Gehölzen verringert sich auf wenige Rudimente, während immer höher in das
Hängetal aufsteigen. Hängetäler entstehen, da in den Haupttälern die Gletscher mächtiger
sind und schneller fließen, während in den Seitentälern die glazialen Erosionsprozesse
langsamer ablaufen. Nach dem Abschmelzen der Eismassen, münden die Seitentäler hoch
über dem Talboden der Haupttäler. Man spricht von „Hängetälern“.
15
Hier und da ein paar Arktische Grauweiden (Salix glauca, Abb. 15) und Gräser und die
Vegetation kommt gänzlich zum Erliegen. Es bleiben nur noch Flechten und Moose, die sich
besser an den Standort angepasst haben.
Abb. 15: Salix glauca
Abb. 16: Cassiope hipnoides
Abb. 17: Salix reticulate
Abb. 18: Phyllodoce coerulea
(Arkt. Grauweide)
(Moosheide)
(Netz-Weide)
(Blauheide)
Die Verwitterung und der Klimawandel haben deutlich sichtbare Spuren in diesem Hängetal
hinterlassen. Der Weg nach Tarfala ist im unteren Teil des Tales durch Blockschutt durch
einen Felssturz versperrt bzw. verengt. Man muss sich voll konzentrieren, um nicht beim
Klettern und überqueren der Felsblöcke in den Gebirgsbach schwimmen zu gehen. Da das
Wetter sich immer mehr verschlechtert, wäre dies nicht die erste Wahl.
An den Seitenhängen des Tales und im Talboden sind deutlich die Spuren physikalischer,
chemischer und biologischer Verwitterung zu sehen.
Verwitterung ist für die Bodenentstehung ein grundlegender Prozess. Allgemein versteht
man darunter die an oder nahe der Erdoberfläche durch Wirkung exogener Kräfte, d.h.
Sonnenstrahlung,
Atmosphärilien,
Frost
und
Organismen
verursachte
Zersetzung,
Zerstörung und Umwandlung der Gesteine und Minerale. Häufig wird die Verwitterung auch
als Gesteinsaufbereitung bezeichnet (UNI MÜNSTER 2009, online).
Der Verwitterung unterliegen nicht nur die festen Ausgangsgesteine sondern auch die
Lockergesteine.
Die
Verwitterungsprozesse
schaffen
die
Voraussetzung
für
die
Massenbewegungen, für alle Abtragungsvorgänge und damit für die Entstehung der
Sedimentgesteine. Von besonderer Bedeutung für die Art der Verwitterung ist das Klima.
Grundsätzlich sind drei Verwitterungsarten zu unterscheiden, die sich jeweils in weitere
Einzelprozesse untergliedern lassen (vgl. Tab. 1) (ebd.).
16
Tab. 1: Verwitterungsarten ( UNI Münster 2009, online)
Physikalische Verwitterung
Chemische Verwitterung
Biogene Verwitterung
Temperaturverwitterung
Lösungsverwitterung
physikalische-biogene
(Insolationsverwitterung)
einschl.
Verwitterung
Kohlensäureverwitterung
Frostsprengung
(Spaltenfrost)
Salzsprengung
Druckentlastung
Hydration
chemische-biogene
Verwitterung
Hydrolyse
(Silikatverwitterung)
Oxidationsverwitterung
Mit der zunehmenden Höhe schwinden die Kräfte deutlich. Der Weg wird immer steiler und
man muss gut mit den Beinen arbeiten und an die Grenze des Möglichen gehen, um sein
Team nicht zu enttäuschen. Der Weg führt im oberen Teil des Tales nur noch über Geröll,
Gestein und einigen kleinen Gebirgsbächen.
Das Wetter wird immer schlechter, Regen setzt ein und die Temperaturen sinken mit jedem
Höhenmeter.
Der Weg scheint kein Ende zu nehmen. Wieder ist eine Höhenlinie erreicht und man denkt,
jetzt muss doch endlich mal die Station zu sehen sein, aber wieder nichts. Aber dann kommt
sie in Sicht. Die Gischt des Regens behindert ein wenig die Sicht, aber die Freude auf die
bevorstehende Sauna, die heiße Dusche und die Nahrungsaufnahme am Abend, lassen die
Strapazen vergessen. Ein Satz neue Füße wäre das Nonplusultra.
17
6. Quellen
Literatur
Holmlund P., Jansson P.: Glaciological Research at Tarfala Research Station.
Vetenskapsradet, the Swedish Research Council (Hrsg.). o.J., 48 S.
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Geographie.
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x.php%3Fid%3D171&h=268&w=1066&sz=40&tbnid=eDwq-IFqk1ZBM:&tbnh=38&tbnw=150&prev=/images%3Fq%3Dtalformen&usg=__TxsauamgN_DLdhw8j5X
g4GHU4pY=&ei=gFQSS6iOYqI_Aaa57g1&sa=X&oi=image_result&resnum=4&ct=image&ved=0CA0Q9QEwAw
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Universität Basel 2009: Botanisches Institut. Abisko 2002. Im Internet unter: http://www.unigraz.at/~grubem/schweden/_3_Geologie.pdf - Abruf am 13.12.2009.
Universität Basel 2009: Botanisches Institut. Abisko 2002. Im Internet unter: www.unigraz.at/~grubem/schweden/_15_Naturschutz.pdf - Abruf am 5.12.2009.
18
Universität Basel 2009: Geographisches Institut. Aufbau eines Wissenschaftlichen
Arbeitsberichtes.
WS
04/05.
Im
Internet
unter:
http://www.physiogeo.unibas.ch/lehre/materialien/arbeitsanleitungen/AnleitungWissBericht.
pdf - Abruf am 19.12.2009.
Universität Freiburg 2009: Internetportal WEBGEO. Institut für Physische Geographie. Im
Internet unter: http://www.webgeo.de/geomorphologie/ - Abruf am 11.12.2009.
Universität Innsbruck 2009: Institut für Geographie. Naturräume Lateinamerika. Im Internet
unter: http://www.lateinamerika-studien.at/content/natur/natur/natur-616.html
- Abruf am
19.12.2009.
Universität Münster 2009: Projekt Hypersoil. Im Internet unter: http://hypersoil.unimuenster.de/0/04/02.htm - Abruf am 19.12.2009.
Titelseite
großes Foto: Tarfala Research Station with Isfallsglaciären, 2001, Per Holmlund
kleines Foto: Bader/Kroll 2009
Tarfala Research Station in February 1997, Peter Jansson
19
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