Einblicke in die Peptidchemie der Bachem

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WELCOME
TO THE
WORLD OF
PEPTIDES
Einblicke in die Peptidchemie der Bachem
Einblicke in die Peptidchemie
EINE EINFÜHRUNG IN DIE WELT
DER AMINOSÄUREN UND PEPTIDE
präsentiert von Monika Mergler, Ph.D., Bachem AG
Inhaltsverzeichnis
1.
Die Geschäftsfelder der Bachem
03
2.
Was sind Peptide?
06
3.
Was sind Aminosäuren?
07
4.
Herstellung von Peptiden
14
5.
Analyse von Aminosäuren und Peptiden
24
6.
Modifizierung von Peptiden
26
Abkürzungsverzeichnis
ADS
Analytical Datasheet, auch als Certificate of Analysis (CofA) bezeichnet
API
Active Pharmaceutical Ingredient (Wirkstoff in Medikamenten)
CCD
Counter Current Distribution (Gegenstromverteilung, Reinigungsmethode)
DC, TLC
Dünnschichtchromatographie (thin layer chromatography, Analysenmethode)
DMF
Dimethylformamid (bei der SPPS verwendetes Lösungsmittel)
GMP
Good Manufacturing Practice („Gute Herstellungspraxis“, Richtlinien zur Qualitätssicherung bei der Herstellung z.B. von pharmazeutischen Wirkstoffen)
HPLC
High Performance Liquid Chromatography (Analysen- und Reinigungsmethode)
MS.
Massenspektrometrie (Analysenmethode)
NCE
New Chemical Entity (noch nicht zugelassener Wirkstoff)
NMP
N-Methylpyrrolidon (bei der SPPS verwendetes Lösungsmittel)
QCRF
Quality Control Release Form
RSLC
Rapid Separation Liquid Chromatography (Analysenmethode)
SPPS
Solid-phase Peptide Synthesis (Festphasen-Peptidsynthese)
Symbole für chemische Elemente
*
C
Kohlenstoff
H
Wasserstoff
N
Stickstoff
O
Sauerstoff
S
Schwefel
Um nicht ständig aktualisieren zu müssen, soll hier auf konkrete Zahlen verzichtet werden. Die aktuellen Angaben (Anzahl Produkte,
Umsatz etc.) kann man z.B. im Geschäftsbericht oder auf der Bachem Homepage www.bachem.com finden.
**
GMP = Good Manufacturing Practice, Produktionsrichtlinien, die der Qualitätssicherung dienen. An diese Richtlinien muss man sich
bei der Herstellung von Substanzen, die am Menschen eingesetzt werden, halten. Ihre Einhaltung wird regelmässig von spezialisierten
Behörden (wie Swissmedic in der Schweiz, FDA in den USA) kontrolliert. Unter diese Produktionsrichtlinien fallen u.a. Wirkstoffe in
Medikamenten, Bestandteile von Kosmetika und Zusatzstoffe in Lebensmitteln.
2
Die Geschäftsfelder der Bachem
Die Kerngeschäfte der Bachem sind die
Vertragsherstellung von pharmazeutischen
Wirkstoffen, insbesondere Generika, und
die Synthese und der Verkauf von Aminosäurederivaten, Peptiden und Feinchemikalien*. Bachem produziert sowohl Peptide
als auch “kleine Moleküle” (small molecule
APIs) als Wirkstoffe für die Pharmaindustrie
unter GMP-Bedingungen**.
Die Geschäftsfelder der Bachem sind:
Forschungchemikalien
Katalogprodukte, ab Lager
Diese Aminosäurederivate, Peptide und
weitere Chemikalien werden NICHT unter
GMP-Bedingungen hergestellt und dürfen nur für Labor- und Forschungszwecke
eingesetzt werden. Sie dürfen nicht am
Menschen verwendet werden.
Custom Synthesis
Auftragssynthesen, exklusiv für einen
Kunden
Meistens Peptide, die in Mengen von
wenigen Milligramm bis zu einigen Gramm
hergestellt werden. Auf Wunsch können die
Produkte unter GMP-Bedingungen synthetisiert werden.
Generic Active Pharmaceutical Ingredients (Generic APIs)
Pharmazeutisch aktive Verbindungen
Substanzen, die als Wirkstoffe in Medikamenten eingesetzt werden, MÜSSEN unter
GMP-Bedingungen hergestellt werden. Sie
werden in Grossmengen verkauft.
•
•
•
•
•
more than 7500 products available online
peptides, amino acids, inhibitors, substrates
fast & easy ordering @ shop.bachem.com
bulk quantities according to your needs
excellent customer and technical support
De
ve
l
op
m
en
t
ch
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ra ri
nt ctu
Co ufa
n
Ma
process development, optimization and validation
comprehensive analytical services
supply of cGMP material for all clinical phases
sterile fill & finish for clinical trials (Clinalfa®)
cGMP-manufacturing of APIs for commercial supply
se
peptide and small molecule generics
supply of commercial quantities
reputation for sustained quality & supply
high-demand APIs available from stock
close and long term partnerships
Co
m
Su me
pp rci
ly al
CATALOG PRODUCTS
•
•
•
•
•
Re
GENERIC APIs
NCEs
•
•
•
•
•
New Chemical Entities (NCEs)
Auftragssynthesen
NCEs sind patentierte Peptide oder organische Verbindungen, die die Bachem
exklusiv für den Patentinhaber oder einen
Lizenznehmer herstellt. Bei NCEs ist schon
während der ersten Synthese in kleinem
Massstab zu bedenken, dass sich das
Produkt als pharmazeutisch wirksam
erweisen kann und daher in grösseren
Mengen und evtl. unter GMP-Bedingungen
hergestellt werden muss.
Die Bachem strebt eine langfristige Partnerschaft mit solchen Kunden an. Diese
geht von anfänglichen Synthesen von NCEs
im Labormassstab über die Herstellung
von grösseren Mengen unter GMP-Bedingungen für die klinischen Phasen bis zur
Herstellung des Wirkstoffs für das zugelassene Medikament im Grossmassstab.
CUSTOM SYNTHESIS
•
•
•
•
•
from discovery stages to early clinical candidates
strong focus on quality and timely execution
development of synthetic routes for scale up
best industry practice
highly motivated and experienced team
Abb. 1: Das Bachem 360º Geschäftsmodell.
3
Einblicke in die Peptidchemie
Generic Active Pharmaceutical Ingredients
(Generic APIs)
Generika sind Wirkstoffe bzw. Medikamente, deren Patentschutz abgelaufen ist.
Medikament = „formulierter“ Wirkstoff:
Je nach Art der Verabreichung (als Tablette,
als Injektion etc.) werden diverse nicht-aktive Hilfsstoffe zum eigentlichen Wirkstoff
gemischt. Dieser Prozess wird als Formulierung bezeichnet, er kann unabhängig vom
Wirkstoffpatent geschützt werden. Durch
geeignete Formulierung kann z.B. erreicht
werden, dass der Wirkstoff nur langsam
freigesetzt wird (Depotformulierungen), als
Nasenspray angewendet oder über die Haut
aufgenommen wird. Die Entwicklung und
Patentierung neuer Formulierungen von
generischen Wirkstoffen bietet den Wirkstoffherstellern gute, langfristige Absatzmöglichkeiten.
Die Entdeckung weiterer pharmakologischer Aktivitäten kann zu zusätzlichen
Indikationen für ein Generikum führen und
damit den Bedarf an Wirkstoff erhöhen.
Auch in einem solchen Fall können Patente
(Anwendungspatente) erteilt werden.
Generika werden auch zur Diagnose von
Krankheiten (d.h. als Diagnostika) eingesetzt. Ein weiterer Markt mit grossem
Potential ist die Verwendung von Generika
in der Veterinärmedizin.
Tabelle 1: Beispiele einiger peptidischer APIs
der Bachem und deren Indikationen
4
Peptid
Indikation
Calcitonin
Osteoporose
Deslorelin
Fruchtbarkeitskontrolle
(Veterinärmedizin)
Desmopressin
Diabetes insipidus
Glucagon
Unterzuckerung bei Diabetes
Goserelin
Krebs
Gonadorelin
Reproduktionsmedizin
Leuprolid
Krebs
Octreotid
Akromegalie
Secretin
Diagnostik
(Bauchspeicheldrüse)
Triptorelin
Krebs
Wegen der immensen Bedeutung der APIs
für den Umsatz der Bachem wird das Angebot ständig angepasst.
Der Patentschutz eines Wirkstoffs läuft
meistens nach 18 Jahren aus. Ist ein peptidischer Wirkstoff für die Bachem von Interesse, muss die Firma schon Jahre vorher
mit der Syntheseentwicklung beginnen. Ein
Verkauf des Peptids in kleinen Mengen für
Forschungs- und Entwicklungszwecke ist
schon vor Ablauf des Patents möglich (Bolar
Exemption). Einige peptidische APIs der
Bachem und ihre Indikation sind in
Tabelle 1 gelistet.
Die Strukturen von Calcitonin, Glucagon,
Gonadorelin (GnRH oder LHRH), und Secretin entsprechen denen der natürlichen,
körpereigenen Peptidhormone, die anderen
in der Tabelle aufgeführten Produkte sind
modifizierte natürliche Peptide. Durch
Veränderungen in der Struktur werden sie
im Organismus langsamer abgebaut als
körpereigene Peptide.
Triptorelin wird in zwei Salzformen angeboten, Acetat und Pamoat. Das Pamoat wird
langsamer freigesetzt und daher in Depotformulierungen verwendet.
Die von der Bachem angebotenen small molecule APIs werden von unserer Zweigniederlassung in Vionnaz hergestellt (ausser
Antazolin). Beispiele dafür sind Propofol,
das zur Einleitung einer Allgemeinanästhesie oder Sedierung von beatmeten
Erwachsenen während der Intensivbehandlung verwendet wird, oder Zonisamid als
Zusatztherapeutikum bei partiellen Epilepsien. Interessenten können sich über die
angebotenen peptidischen und nicht-peptidischen Generic APIs auf der Homepage der
Bachem (www.bachem.com) informieren,
unseren Generikakatalog herunterladen
und eine Offerte anfordern.
Unter der Marke Clinalfa® bietet die
Bachem Peptide für klinische Studien
und Fertigformulierungen von Peptiden
als zusätzlichen Service an. Es sind zwei
Produktlinien erhältlich. Clinalfa® basic
Produkte sind sterile gefriergetrocknete
oder flüssige Fertigformulierungen für den
ausschliesslichen Einsatz in genehmigten
klinischen Studien. Sie werden gemäss den
Anforderungen und relevanten Richtlinien
der Aufsichtsbehörden hergestellt und frei-
gegeben und sind ab Lager erhältlich. Unter
Clinalfa® plus bieten wir die Formulierung
nach Kundenwünschen als zusätzlichen
Service zur Auftragsherstellung von peptidischen Wirkstoffen an.
Abb. 2: Clinalfa®-Logo.
Forschungschemikalien
„Katalogprodukte“
Diese Produkte werden in verschiedenen
Packgrössen oder in grösserer Menge
(Minibulk und Bulk) ab Lager verkauft. Die
meisten werden bei der BUK in Grossbritannien oder in Bubendorf hergestellt.
Die Katalogprodukte decken einen breiten
Kundenkreis ab. Die Produkte im Hauptkatalog sind in drei durch unterschiedliche
Farben markierte Kategorien (gelb-blaurot) aufgeteilt:
Der gelbe Teil des Hauptkatalogs enthält
Aminosäurederivate und Produkte zur Synthese von Peptiden, wendet sich also primär
an Chemiker.
Der blaue Teil ist der bei weitem umfangreichste des Katalogs. In ihm sind die
angebotenen Peptide aufgelistet, er wendet
sich vor allem an die biologische und medizinische Forschung.
Der rote Teil enthält Biochemikalien, die keine Aminosäurederivate oder Peptide sind.
Auch dieser Teil wendet sich an die biologische und medizinische Forschung.
Diese Aufteilung in 3 Produktkategorien
(Aminosäurederivate und Produkte für die
Peptidsynthese / Peptide / nicht-peptidische Biochemikalien) findet sich auch im
Onlineshop (ohne Farbcodierung).
Das Kataloggeschäft ist auch wichtig für die
Akquirierung von Kunden für unsere weiteren Angebote, z.B. Auftragssynthesen. Es
erlaubt auf einfache Weise, den potentiellen
Kunden die hohe Produktqualität und den
guten Service der Bachem zu zeigen.
Abb. 3:
Einstiegsseite
des BachemOnlineshops.
5
Einblicke in die Peptidchemie
Was sind Peptide ?
Peptide sind kleine Proteine.
Peptide und Proteine sind Makromoleküle,
d.h. lange Moleküle aus kleinen Untereinheiten. Man könnte sie sich als Perlenketten aus verschieden geformten Perlen
vorstellen. Die “Perlen” sind die 20 proteinogenen Aminosäuren (Aminosäuren, die
in der Zelle zum Aufbau von Peptiden und
Proteinen verwendet werden). Sie werden in
beliebiger Kombination verknüpft, d.h. die
Anzahl der Kombinationsmöglichkeiten ist
praktisch unendlich. Dabei können die Aminosäuren in beliebiger Häufigkeit verwendet werden, so findet sich beispielsweise im
Protein Kollagen Glycin (Gly) an jeder dritten
Position der Kette:
...-Xaa (meistens Pro (L-Prolin))-Yaa-Gly-...
Peptide und Proteine unterscheiden sich
nur durch ihre Länge:
Proteine > 100 Aminosäuren
Peptide 2-100 Aminosäuren
Unser Körper besteht, abgesehen vom
Wasser, zum grössten Teil aus Proteinen.
Trotz des gleichen Aufbauprinzips haben sie
die unterschiedlichsten Funktionen (siehe
Tabelle 2). Proteine sind auch ein lebenswichtiger Bestandteil unserer Ernährung!
Wie ist diese Vielfalt möglich?
Durch Variation der Aminosäurebausteine
können Makromoleküle mit den unterschiedlichsten Eigenschaften „gebaut“
werden!
Biologisch aktive Peptide sind z.B. Hormone
oder Toxine (s.S. 23).
Ein grosser Teil unserer Hormone sind Peptide von recht unterschiedlicher Länge:
TRH (Thyreotropin-releasing hormone), ein
Tripeptid (es besteht aus 3 Aminosäuren).
LHRH (oder GnRH, Gonadotropin-releasing
hormone), ein Peptid aus 10 Aminosäuren
(Decapeptid).
Calcitonin besteht aus 32 Aminosäuren.
pTH (Parathormon), mit seinen 84 Aminosäuren fast schon ein Protein.
Insulin besteht aus 2 Peptidketten, einer
aus 30 Aminosäuren und einer aus 21, die
miteinander durch Disulfidbrücken (s. S. 23)
verknüpft sind.
Generell werden Peptidhormone von spezialisierten Zellen produziert, ins Blut abgegeben und zum Zielorgan transportiert.
Die Zellen, die stimuliert werden sollen, haben Rezeptoren, die die Hormone erkennen
und spezifisch binden. Diese Rezeptoren
sind spezialisierte Proteine, die in der Zellmembran eingelagert sind. Die Bindung des
Hormons wirkt als Signal für die Zelle und
der gewünschte Effekt wird ausgelöst.
Kurze Peptide
• 2 Aminosäuren = Dipeptid
• 3 Aminosäuren = Tripeptid
• 4 Aminosäuren = Tetrapeptid
• 5 Aminosäuren = Pentapeptid etc.
• wenige Aminosäuren = Oligopeptid
Tabelle 2: Körpereigene Proteine und deren Funktionen
6
Beispiele
Vorkommen der Proteine
Anforderungen/Funktion
Myosin, Actin
Muskelgewebe
flexible Moleküle, kontrahierbar
Kollagen
(das häufigste Protein im Körper)
Bindegewebe, Sehnen, Haut
formstabile Moleküle, zugfest
Hämoglobin, Albumin
Blut
Transportermoleküle, löslich
Verdauungsenzym Trypsin im
Dünndarm
(Trypsin ist eine sog. Protease,
spaltet Peptide und Proteine)
Gesamter Organismus
Enzyme = Katalysatoren
Hormon Thyreotropin (TSH)
(stimuliert die Schilddrüse)
Gesamter Organismus
Hormone = Botenstoffe
Antikörper (Immunoglobuline)
Blut
Immunabwehr
Mit den 20 Aminosäuren, die im Peptid
mehrfach vorkommen können, sind auch
schon bei kurzen Peptiden viele Kombinationen möglich, z.B. ca. 3.2 Millionen verschiedene Pentapeptide!
Selbst Dipeptide können schon biologisch
aktiv sein:
Leu-Trp und weitere Dipeptide wirken blutdrucksenkend
Ac-Asp-Glu (NAAG) ist ein wichtiger Neurotransmitter, eine Substanz, die die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen
vermittelt.
Die im Körper vorkommenden Peptide
werden gewöhnlich durch enzymatische
Spaltung von Proteinen erhalten.
Proteine der Zelle aufgebaut werden. Sie
unterscheiden sich nur in der Seitenkette
R. Daneben findet man in der Natur - frei,
als Stoffwechselprodukte oder in Peptiden/
Proteinen eingebaut - noch viele andere α-Aminosäuren, z.B. L-Hydroxyprolin
(Hyp) im Kollagen oder L-Ornithin (Orn)
frei imHarn. Weitere α-Aminosäuren, z.B.
L-Norleucin (Nle), sind bisher nur durch
chemische Synthese erhalten worden.
Bei der Bachem bezeichnet man nichtproteinogene Aminosäuren wie Hyp und
Nle als „unusual amino acids“, da man sie
nicht pauschal „unnatürliche Aminosäuren“ nennen kann (wie es manche anderen
Firmen tun).
Was sind Aminosäuren ?
Aminosäuren (ob proteinogen oder nicht)
können biologisch aktiv sein, z.B. L-Tryptophan, L-Glutaminsäure.
Aufbau einer α-Aminosäure
An ein zentrales Kohlenstoffatom (dem α-CAtom) sind vier verschiedene Substituenten* gebunden:
• die Säuregruppe
(Carbonsäuregruppe = Carboxylgruppe,
COOH, bei der Bachem kurz als -OH geschrieben)
• eine basische Gruppe
(Aminogruppe, NH2, kurz H-)
• die Seitenkette
(R, kann stark variieren, bestimmt so die
Eigenschaften des Peptids!)
• ein Wasserstoffatom
(H)
Das α-C-Atom trägt demnach 4 Gruppen
mit unterschiedlichen chemischen Eigenschaften, was im Folgenden eine sehr
grosse Rolle spielt (Abb. 4).
H
NH2
C
R
COOH
Abb. 4: α-Aminosäure, das α-C-Atoms mit
den vier verschiedenen Substituenten.
Wie schon erwähnt, gibt es 20 verschiedene
“proteinogene” Aminosäuren, aus denen die
Die Seitenkette R
• kann ein Wasserstoff-Atom sein:
Glycin, die einfachste α-Aminosäure
• kann eine zusätzliche Säuregruppe
(COOH) tragen:
Asparaginsäure, Glutaminsäure, oder eine
veränderte Säuregruppe sein (ein Amid,
CONH2): Asparagin, Glutamin
• kann eine zusätzliche basische Gruppe
tragen:
Arginin (stark basisch), Lysin, Histidin
(schwach basisch)
• kann eine polare Gruppe tragen:
Serin, Threonin
• kann ein Kohlenwasserstoff (unpolar) sein:
Alanin (R = Methyl), Phenylalanin (R = Benzyl), Valin (R = Isopropyl)
• kann Schwefel enthalten:
Cystein, Methionin
Neben den α-Aminosäuren, aus denen
Peptide und Proteine aufgebaut sind, hat
die Bachem noch viele andere Aminosäuren
im Angebot, auch solche, bei denen die Aminogruppe an ein anderes Kohlenstoffatom
gebunden ist.
L- und D-Aminosäuren
Die vier verschiedene Substituenten des
α-Kohlenstoffatom sind nicht in einer
Ebene angeordnet, sondern sitzen an den
*
Substituenten sind Atome oder Atomgruppen, die an Stelle von einem Wasserstoffatom an ein zentrales Kohlenstoffatom (bei α-Aminosäuren das α-C) gebunden sind.
7
Einblicke in die Peptidchemie
Tabelle 3: Die für Aminosäuren wichtigen funktionellen Gruppen
Bezeichnung
Struktur
Bezeichnung
Struktur
Aminogruppe
NH2
Carboxygruppe
COOH
Hydroxylgruppe
OH
Amidgruppe
(Carboxamidgruppe)
CONH2
Thiol- oder Mercaptogruppe
(im Cystein)
SH
Guanidinogruppe
(im Arginin)
NH-C(=NH)-NH2
vier Ecken eines Tetraeders, in dessen Mitte
das α-C-Atom sitzt (Abb. 5):
Abb. 5: Anordnung der Substituenten um
das α-Kohlenstoffatom (grau).
Daher sind 2 Formen der Aminosäuremoleküle möglich, die sich wie Bild und Spiegelbild verhalten und als Stereoisomere oder
Enantiomere bezeichnet werden:
In ihren physikalischen Eigenschaften unterscheiden sich die beiden Enantiomeren
nicht, ausser dass sie in Lösung die Ebene
des polarisierten Lichts drehen. Verbindun-
Gly) sind L-Enantiomere (L steht für laevus,
lat. links), z.B. L-Alanin. Ihre „Spiegelbilder“,
die D-Aminosäuren, treten in der Natur viel
seltener auf. D steht für dexter (lat. rechts).
Um es noch einmal zu betonen, L oder D
bezeichnet die Anordnung der vier verschiedenen Substituenten am α-C-Atom, d.h. das
jeweilige Enantiomer (vgl. Abb. 6). Man kann
nicht von der Bezeichnung L- oder D- auf
den Drehsinn schliessen. Bei L-Aminosäuren kann er positiv oder negativ sein (s.u.),
bei den entsprechenden D-Aminosäuren ist
er immer entgegengesetzt gerichtet.
Die Drehwerte findet man häufig als [α] auf
den ADS/QCRF (s. S. 24) von Aminosäuren
und ihren Derivaten angegeben, da sie charakteristisch für die jeweilige Verbindung
sind. Auch bei Peptiden werden oft Drehwerte gemessen.
Abb. 6: Absolute Konfiguration der L- und D-Isomere von Aminosäuren.
gen, die das tun, bezeichnet man als “optisch aktiv”. Die optische Aktivität ist in der
Natur sehr weit verbreitet. Ausser Glycin (R
= H, Bild und Spiegelbild identisch) zeigen
alle proteinogenen Aminosäuren dieses
Phänomen. Auch Zucker drehen das Licht,
was man benutzt, um die Konzentration von
Zuckerlösungen zu bestimmen, ebenso die
DNA und ihre Bausteine.
Alle proteinogenen Aminosäuren (ausser
8
Einige Beispiele:
L-Alanin: + 14.3°
D-Alanin: -13.9°
L-Tryptophan: - 31.8°
D-Tryptophan: + 30.7°
(die Abweichungen liegen im Genauigkeitsbereich der Methode)
Eine 1:1 Mischung der beiden Enantiomeren
bezeichnet man als Racemat. Die Drehungen von L- und D-Form kompensieren sich.
Tabelle 4: Kürzel der proteinogenen Aminosäuren (L-Form, ausser Gly)
Name
im Peptid*
Alanin
3-letter
1-letter
Name
im Peptid
3-letter
1-letter
alanyl
Ala
A
Leucin
leucyl
Leu
L
Arginin
arginyl
Arg
R
Lysin
lysyl
Lys
K
Asparagin
asparaginyl
Asn
Asparaginsäure
aspartyl
Asp
N
Methionin
methionyl
Met
M
D
Phenylalanin
phenylalanyl
Phe
F
Cystein
cysteyl
Cys
C
Prolin
prolyl
Pro
P
Glutamin
glutaminyl
Gln
Q
Serin
seryl
Ser
S
Glutaminsäure
glutamyl
Glu
E
Threonin
threonyl
Thr
T
Glycin
glycyl
Gly
G
Tryptophan
tryptophyl
Trp
W
Histidin
histidyl
His
H
Tyrosin
tyrosinyl
Tyr
Y
Isoleucin
isoleucyl
Ile
I
Valin
valyl
Val
V
*
s.Tab. 5 auf S. 15
In der Bachem-Schreibweise wird die LForm wegen ihrer grossen Bedeutung nicht
explizit bezeichnet (z.B. L-Alanin = H-AlaOH). Bezeichnet werden nur das D-Enantiomer (D-Alanin = H-D-Ala-OH) und das
Racemat, das mit DL gekennzeichnet wird.
Schreibweisen für Aminosäuren
Schreibt man bei einer Aminosäure den Namen aus, bezeichnet man auch die enantiomere Form: L-Alanin und D-Alanin.
Beim Racemat wird, wie in der organischen
Chemie üblich, das DL gewöhnlich weggelassen.
Um Aminosäurederivate und Peptide darzustellen, benutzt man den DreibuchstabenCode (3-letter code, meistens die ersten 3
Buchstaben des Namens).
Daneben gibt es den Einbuchstaben-Code
(1-letter code), den man vor allem für längere Peptide und Proteine bevorzugt.
Beispiele:
L-Alanin → Ala, L-Ala, H-Ala-OH (3-letter);
A (1-letter)
L-Arginin → Arg, L-Arg, H-Arg-OH (3-letter);
R (1-letter)
Bachem-Schreibweise:
H-Ala-OH, H-Arg-OH
Die Schreibweise bedeutet, dass es die
L-Form ist und dass die Amino- und die Carboxylgruppe frei sind!.
Die Kürzel der 20 proteinogenen Aminosäuren sind in Tabelle 4 zusammengefasst.
Englische Aminosäure-Bezeichnungen:
Ausser beim Tryptophan wird ein -e angehängt, z.B. alanine, valine.
Asparaginsäure = aspartic acid
Glutaminsäure = glutamic acid
Der Einbuchstaben-Code wird nur für die
20 proteinogenen Aminosäuren verwendet,
für D-Aminosäuren schreibt man oft den
Kleinbuchstaben, z.B. f = D-Phe.
Dagegen gibt es für viele der nicht-proteinogenen Aminosäuren auch einen verbindlichen Dreibuchstaben-Code, z.B. Hyp
(L-trans-Hydroxyprolin), Nle (L-Norleucin),
Orn (L-Ornithin). Nicht alle literaturüblichen Kürzel werden auch bei der Bachem
benutzt. Bei manchen Aminosäuren wird
bei der Bachem der ausgeschriebene Name
gebraucht, z.B. L-Thiazolidine-4-carboxylic
acid (sonst Thz).
Kurze Porträts der 20 proteinogenen Aminosäuren
Ein Organismus, z.B. der menschliche, muss
alle 20 proteinogenen Aminosäuren zur
Verfügung haben, um Proteine synthetisieren zu können. Sie müssen alle in L-Form
vorliegen (ausser Gly).
Man unterscheidet zwischen essentiellen
und nicht-essentiellen Aminosäuren.
Nicht-essentielle Aminosäuren kann der
Körper selbst herstellen, essentielle nicht,
sie müssen also mit der Nahrung zugeführt
werden.
Man kann die Aminosäuren auch nach der
Seitenkette (s.S.7), die ihre Eigenschaften bestimmt, unterteilen. Es gibt saure,
basische, polare und unpolare Aminosäuren, in der “Periodic Chart of Amino Acids”
9
Einblicke in die Peptidchemie
(s.S.13) werden sie durch verschiedene
Farben unterschieden. Die Eigenschaften
von Peptiden und Proteinen werden von den
Seitenketten der Aminosäuren, aus denen
sie aufgebaut sind, bestimmt.
in Spargeln entdeckt. Asn ist eine polare
Aminosäure. In Peptiden und Proteinen ist
Asn relativ labil.
Asparaginsäure (Asp, D)
Glycin (Gly, G)
ist die einfachste Aminosäure und eine
der in Peptiden/Proteinen am häufigsten
vorkommenden. Gly ist nicht-essentiell.
Seinem süssen Geschmack verdankt Glycin
seinen Namen.
Alanin (Ala, A)
ist eine saure Aminosäure, weil sie in der
Seitenkette eine weitere Säuregruppe
enthält. Diese bleibt erhalten, wenn Asp in
ein Peptid eingebaut wird. Asparaginsäure wurde in Spargeln entdeckt, was ihr zu
ihrem Namen verholfen hat. Für Säugetiere
ist Asp nicht-essentiell.
Cystein (Cys, C)
ist die einfachste optisch aktive Aminosäure und die zweithäufigste in Proteinen. Die
abgebildete L-Form dieser nicht-essentiellen Aminosäure wird vom Körper in Proteine
eingebaut, doch findet sich in der Natur
auch D-Alanin recht häufig in Peptiden.
Alanin wird zu den unpolaren Aminosäuren
gezählt.
Arginin (Arg, R)
ist eine stark basische Aminosäure. Die
stickstoffhaltige Guanidinogruppe in der
Seitenkette ist eine derartig starke Base,
dass sie praktisch mit jeder Säure ein Salz
bildet. Seinen Namen hat Arginin bekommen, weil es als Silbersalz isoliert worden
ist. Arg ist halb-essentiell (der Körper kann
es zwar produzieren, aber oft in zu geringer
Menge). Arg-haltige Peptide sind sehr polar
und leicht wasserlöslich
Asparagin (Asn, N)
ist eigentlich ein Derivat der Asparaginsäure (das Amid) und wie diese wurde Asn
10
ist zwar eine seltene Aminosäure, aber äusserst wichtig für die Struktur von Peptiden
und Proteinen. Das nicht-essentielle Cys
enthält Schwefel in der Seitenkette, als
leicht saure Thiolgruppe. Thiolgruppen lassen sich leicht unter Ausbildung einer Disulfidbindung oxidieren. Aus zwei Cysteinmolekülen erhält man ein Cystin (Cyt)-Molekül.
Bei Peptiden, die ein Cys erhalten, werden
zwei Ketten miteinander verknüpft. Sind 2
Cys im Peptid, kann ein Ring entstehen, wie
wir später noch sehen werden.
Glutamin (Gln, Q)
ist eigentlich ein Derivat (das Amid) der
Glutaminsäure. Glutamin ist eine polare
Aminosäure, die in freier Form in grossen
Mengen im menschlichen Körper vorkommt.
Glutamin am Beginn einer Peptidkette
bildet spontan oder mit Hilfe eines Enzyms
Pyroglutaminsäure.
Glutaminsäure (Glu, E)
leukos) Blättchen, in denen es kristallisiert.
Beim Isoleucin sind weitere Stereoisomere
möglich (allo-Ile).
Lysin (Lys, K)
ist eine saure Aminosäure. Glu ist nichtessentiell. Die Salze der Glutaminsäure
heissen Glutamate, das Natriumsalz
(Monosodiumglutamate, MSG) ist bekannt
und berüchtigt als Geschmacksverstärker.
Glu hat grosse physiologische Bedeutung in
unserem Nervensystem als Neurotransmitter. Glutaminsäure bildet viel weniger leicht
Pyroglutaminsäure als Glutamin.
Histidin (His, H)
ist eine schwach basische, polare, für Menschen essentielle Aminosäure. Der Name
leitet sich von „histos“ (griech. Gewebe) ab.
Der Imidazolring, den sie in der Seitenkette
trägt, enthält 2 Stickstoffatome. Imidazole
katalysieren viele Reaktionen, daher ist His
(in Kombination mit Cys, Ser oder Thr) oft im
aktiven Zentrum von Enzymen zu finden.
Leucin (Leu, L) und Isoleucin (Ile, I)
ist eine basische Aminosäure, die in ihrer
Seitenkette eine zweite Aminogruppe trägt,
eine α,ε-Diaminosäure. Lysin ist essentiell.
Methionin (Met, M)
ist, wie Cystein, eine schwefelhaltige
Aminosäure. Der Schwefel liegt als Methylthioether vor, worauf der Name anspielt ,
„Me-thio“. Thioether sind oxidationsempfindlich, was beim Umgang mit Met-haltigen
Peptiden zu beachten ist. Diese essentielle
Aminosäure zählt zu den unpolaren Aminosäuren.
Phenylalanin (Phe, F)
ist eine essentielle, unpolare Aminosäure.
Sie zählt, neben His, Tyr (das als Phenylalaninderivat betrachtet werden kann) und
Trp zu den aromatischen Aminosäuren.
Prolin (Pro, P)
sind isomere α-Aminosäuren. Isomere
Verbindungen haben die gleiche Summenformel und das gleiche Molekulargewicht,
aber sie unterscheiden sich in der Struktur.
Beides sind unpolare Moleküle. Leu und
Ile sind für den Menschen essentiell. Der
Name Leucin rührt von den weissen (griech:
ist die einzige cyclische proteinogen
Aminosäure, ein Ring aus 5 Atomen, der
α-Aminogruppe und α-C enthält. Pro ist
unpolar und nicht essentiell. Wegen seiner
speziellen Struktur hat Pro einen immensen
11
Einblicke in die Peptidchemie
Einfluss auf die räumliche Struktur von
Peptiden und Proteinen.
Serin (Ser, S)
ist dank der Hydroxylgruppe in der Seitenkette eine polare Aminosäure. Der Name
dieser nicht-essentiellen Aminosäure leitet
sich von der Seide (lat. sericum) ab
Threonin (Thr, T)
enthält wie Serin eine Hydroxylgruppe in
der Seitenkette, ist jedoch eine essentielle
Aminosäure. Threonin enthält wie Isoleucin
ein zweites asymmetrisches KohlenstoffAtom mit vier verschiedenen Substituenten,
womit weitere Stereoisomere möglich sind
(allo-Thr).
Tryptophan (Trp, W)
ist eine unpolare, essentielle Aminosäure,
ein Indolderivat. Die freie Aminosäure wirkt
antidepressiv, sie ist eine Vorstufe vom
Serotonin. Tryptophan fluoresziert im UVBereich (308-350 nm).
Tyrosin (Tyr, T)
ist, da es im Organismus aus Phenylalanin
gebildet werden kann, eine nicht-essentielle Aminosäure. Die relativ unpolare Aminosäure wurde zuerst aus Käse (griech. tyros)
isoliert.
Valin (Val, V)
ist eine unpolare essentielle Aminosäure.
12
Aminosäurederivate
Generell versteht man in der organischen
Chemie unter Derivaten Abkömmlinge einer
Verbindung.
Ein Derivat einer Aminosäure wird erhalten
durch Modifikation (chemische Veränderung) der Aminogruppe und/oder der
Carboxylgruppe und/oder der Seitenkette.
Wenn diese Modifikation unter Bedingungen wieder rückgängig gemacht werden
kann, die die Aminosäure nicht verändern,
kann sie als Schutzgruppe dienen. Solche
Derivate sind als Bausteine für die Peptidsynthese geeignet.
Stammverbindung
Derivat
H-Ala-OH →
Ac-Ala-OH
(Aminogruppe blockiert)
→
H-Ala-NH2
(Carboxygruppe blockiert)
→
Fmoc-Ala-OH
(Aminogruppe blockiert)
→
Jedoch kann Fmoc selektiv unter milden Bedingungen abgespalten
werden, ist also eine für
die Peptidsynthese geeignete Schutzgruppe.
13
131.18
113.16
C6H13NO2
I
146.19
128.17
C6H14N2O2
K
174.20
156.19
C6H14N4O2
R
155.16
137.14
C6H9N3O2
H
Isoleucine
Ile
Lysine
Lys
Arginine
Arg
Histidine
His
204.23
186.21
C11H12N2O2
W
131.18
113.16
C6H13NO2
L
Phe
Tryptophan
Trp
Leucine
Leu
Phenylalanine
165.19
147.18
C9H11NO2
F
115.13
97.12
C5H9NO2
P
Met
Alanine
Ala
Proline
Pro
Methionine
149.21
131.20
C5H11NO2S
M
89.09
71.08
C3H7NO2
A
117.15
99.13
C5H11NO2
V
132.12
114.10
C4H8N2O3
N
121.16
103.14
C3H7NO2S
C
Valine
Val
Asparagine
Asn
Cysteine
Cys
Serine
Ser
Glycine
Gly
105.09
87.08
C3H7NO3
E
Serine
Chemical
Name
Chemical
Structure
3-Letter Amino
Acid Code
Threonine
Thr
Ser
119.12
101.10
C4H9NO3
T
Glu
Glutamic Acid
147.13
129.11
C5H9NO4
© Copyright by Global Marketing Bachem Group. Reproduction forbidden without permission
Molecular
Formula
M r – H20
Relative
Molecular Mass
S
Tyrosine
Tyr
Glutamine
Gln
1-Letter Amino
Acid Code
181.19
163.17
C9H11NO3
Y
146.15
128.13
C5H10N2O3
Q
Periodic Chart
of Amino Acids
Acidic
Polar, uncharged
Non-polar
(hydrophobic)
Basic
105.09
87.08
C3H7NO3
S
75.07
57.05
C2H5NO2
G
Asp
Aspartic Acid
133.10
115.09
C4H7NO4
D
Einblicke in die Peptidchemie
Herstellung von Peptiden
Wie synthetisiert man ein Peptid?
Warum eigentlich Peptide synthetisieren?
Kann es die Natur nicht besser?
Die chemische Synthese
hat Vorteile:
• Beliebiger Massstab möglich
• Bei kürzeren Peptiden einfacher als
biologische Methoden
• BSE/TSE-frei
und zusätzliche Möglichkeiten:
• Veränderung der Aminosäuresequenz
bekannter Peptide
• Modifikation von Peptiden (s.S.26)
Dipeptide, daneben könnenTri- und längere
Peptide entstehen:
H-Ala-Ala-OH
H-Ala-OH
+
H-Phe-OH
H-Ala-Phe-OH
H-Phe-Ala-OH
H-Phe-Phe-OH
Um wirklich nur das gewünschte Dipeptid
H-Ala-Phe-OH und keine Mischung zu erhalten,
braucht es 2 Schutzgruppen. Sie dürfen unter
den Bedingungen der Kupplungsreaktion nicht
abgespalten werden, aber leicht in einem separaten Schritt nach der Kupplung.
Die Aminogruppe von Alanin muss blockiert
werden:
H-Ala-OH → X-Ala-OH
ZIEL: Die Natur verbessern, d.h. die biologische Aktivität des Peptids zu modifizieren:
• Erhöhung der erwünschten Aktivität
(biologisch aktive Peptide zeigen gewöhnlich mehrere Aktivitäten)
• Optimierung der Stabilität
„nicht besser, aber länger“
(Peptide können nicht oral eingenommen
werden und werden im Körper schnell
abgebaut, was nicht günstig für ein Medikament ist)
• Minimierung von Nebenwirkungen
• Aufklärung von Struktur-Wirkungsbeziehungen
• Synthese von Peptiden, die es in der Natur
nicht gibt u.v.m.
Synthese eines Dipeptids aus zwei verschiedenen Aminosäuren
Beispiel:
L-Alanyl-L-phenylalanin (H-Ala-Phe-OH)
H-Ala-OH + H-Phe-OH  H-Ala-Phe-OH + H2O
Zwei Aminosäuren reagieren miteinander zum
Dipeptid unter Abspaltung von Wasser. Das tun
sie nicht spontan, man muss sie aktivieren, damit die Reaktion stattfindet. Für diesen Zweck
hat man die sogenannten Kupplungsreagenzien entwickelt. Sie erzeugen reaktivere Derivate
der Aminosäure, und entfernen das Wasser aus
dem System.
Doch wenn man einfach ein Kupplungsreagenz
zu einer Lösung von Alanin und Phenylalanin
gibt, resultiert eine Mischung der 4 möglichen
14
und die Säuregruppe vom Phenylalanin:
H-Phe-OH → H-Phe-OY
Jetzt kann nur noch die Säuregruppe des
Alanins mit der Aminogruppe des Phenylalanins
reagieren:
X-Ala-OH + H-Phe-OY → nur X-Ala-Phe-OY
Zum Schluss werden die Schutzgruppen
entfernt:
X-Ala-Phe-OY → H-Ala-Phe-OH
d.h. X und Y werden unter den gleichen Bedingungen abgespalten.
Jetzt wählen wir X und Y so, dass X unter Bedingungen abgespalten wird, unter denen OY
erhalten bleibt:
X-Ala-Phe-OY
Abspaltung X
H-Ala-Phe-OY
Kupplung X-Leu-OH
X-Leu-Ala-Phe-OY
Abspaltung X, Kupplung X-Gly-OH
X-Gly-Leu-Ala-Phe-OY
Abspaltung X, Abspaltung Y
H-Gly-Leu-Ala-Phe-OH,
das gewünschte Peptid
So kann man ein Peptid beliebig verlängern.
X nennt man temporäre Schutzgruppe, denn sie
wird nur für den Kupplungsschritt gebraucht.
Y ist eine permanente Schutzgruppe. Sie muss
so stabil sein, dass sie sämtliche Kupplungsund X-Abspaltungsschritte aushält. Trotzdem
muss man sie im letzten Schritt abspalten
können, ohne dass das Peptid beschädigt wird.
Ein Peptid hat immer zwei sich unterscheidende Endgruppen, und damit eine “Richtung”.
Die endständige Aminogruppe eines Peptids
bezeichnet man als N-Terminus, die endständige Carboxylgruppe als C-Terminus. Bei der
chemischen Synthese wird das Peptid vom
C-Terminus ausgehend in Richtung N-Terminus
aufgebaut, daher muss die endständige
Carboxylgruppe während der ganzen Synthese
geschützt sein. Unabhängig von der verwendeten Schreibweise beginnt man bei der Darstellung einer Peptidsequenz am N-Terminus, s.
Tabelle 5.
Tabelle 5: Schreibweisen für Peptide
Schreibweise
Erklärung
H-Gly-Leu-AlaPhe-OH
Bachem-Schreibweise,
hier sind N- und CTerminus leicht zu erkennen, beide sind „frei“, nicht
modifiziert
Gly-Leu-AlaPhe
Endgruppen werden
nur explizit angegeben,
wenn sie nicht frei sind
GLAF
1-letter code, Endgruppen werden nur explizit
angegeben, wenn sie
nicht frei sind
Glycyl-Lleucyl-L-alanyl-L-phenylalanine
“ausgeschrieben”, vor
allem bei kürzeren
Peptiden üblich
Aminoschutzgruppen
In Tabelle 6 sind die bei der Bachem gebräuchlichsten Schutzgruppen für die α-Aminogruppe
zusammengestellt. Sie werden mit unterschiedlichen Methoden abgespalten. Beispiele
für Nα-geschützte Aminosäurederivate:
Z-Leu-OH
Boc-Ala-OH
Fmoc-Phe-OH
Viele Boc- oder Z-Aminosäurederivate werden
als DCHA- oder CHA-Salze ((Di)cyclohexylammonium-Salze) angeboten. Salzbildung verbessert die Lagerstabilität bei säureempfindlichen
Derivaten, denn auch eine Aminosäure ist eine
Säure, stärker als Essigsäure!. Manche Bocoder Z-Derivate sind Öle, sie lassen sich nur als
Salz in fester, kristalliner Form erhalten. Feste
Produkte lassen sich viel leichter handhaben
als Öle, z.B. beim Abwägen.
Benzyloxycarbonyl (Z oder Cbz) ist übrigens
die älteste brauchbare Nα-Schutzgruppe für
Aminosäuren (Bergmann & Zervas 1932). Die
Entwicklung von Z brachte den Beginn der
modernen Peptidsynthese, daher auch die
Abkürzung Z zu Ehren von Leonidas Zervas. Die
Z-Gruppe wird heute noch häufig zum Schutz
der Aminogruppe, auch in der organischen
Synthese, benutzt.
Schutzgruppen für Carboxylgruppen
Im Gegensatz zur α-Aminogruppe muss die
endständige Säuregruppe während der ganzen
Peptidsynthese geschützt sein. Die gebräuchlichsten Schutzgruppen sind in Tabelle 7
zusammengestellt.
Beispiele für Ester von Aminosäuren:
H-Ala-OtBu · HCl
H-Val-OMe · HCl
H-Glu(OBzl)-OBzl · p-tosylate
Ester von Aminosäuren sind nur in Form ihrer
Salze mit starken Säuren wie Salzsäure (Hydrochloride) oder p-Toluolsulfonsäure (p-Tosylate)
lagerstabil. Diese Salze sind auch leichter in
kristalliner Form zu erhalten als die freien
Aminosäureester.
Die Wahl der Amino- und Carboxylschutzgruppe hängt auch von der Synthesemethode ab.
Die beiden wichtigsten Methoden werden im
nächsten Kapitel vorgestellt. Bei der Festphasensynthese (SPPS) ist die C-terminale Schutzgruppe ein unlösliches Polymer.
Seitenkettenschutzgruppen
Die Vielfältigkeit der Seitenketten der Aminosäuren und ihre grosse Bedeutung für die Eigenschaften der Peptide wurde schon erwähnt.
Während der Peptidsynthese müssen manche
Seitenkettengruppen permanent geschützt
werden.
Schauen wir uns die 20 proteinogenen Aminosäuren genauer an:
15
Einblicke in die Peptidchemie
Tabelle 6: Gebräuchliche temporäre Aminoschutzgruppen
Abk.
Chemische Bezeichnung
Spaltreagenz
Fmoc
9-Fluorenylmethoxycarbonyl
Piperidin
Boc
t-Butoxycarbonyl
Trifluoressigsäure
Z
Benzyloxycarbonyl
katalytische Hydrierung
Wasserstoff / Palladium
Tabelle 7: Gebräuchliche permanente Säureschutzgruppen für den C-Terminus
und die Seitenketten von Asp und Glu
Abk.
Chemische Bezeichnung
Spaltreagenz
OtBu
t-Butylester
Trifluoressigsäure
OBzl
Benzylester
katalytische Hydrierung
Wasserstoff / Palladium
OMe
Methylester
Basen
Tabelle 8: Beispiele für Aminosäurederivate aus dem Katalog
Derivat
Verwendung
Fmoc-Arg(Pbf)-OH
Standardderivat von Arginin für die Fmoc SPPS, muss aktiviert werden
Fmoc-Asn(Trt)-OPfp
Standardderivat für die Fmoc-SPPS, schon aktiviert ("Aktivester"), kann direkt eingesetzt werden
Z-Glu(OtBu)-OSu
Derivat für die Lösungssynthese, schon aktiviert
Boc-Ser(tBu)-OH
NUR für N-terminales Serin! Nα- und Seitenkettenschutz
werden unter den gleichen Bedingungen abgespalten
Tabelle 9: Gebräuchliche Seitenkettenschutzgruppen
16
Aminosäure
Schutzgruppe
Hauptsächliche Verwendung
Arg
Pbf, Pmc
Fmoc-SPPS
Arg
(Salzbildung)
Lösungssynthese
Asp, Glu
OtBu
Fmoc-SPPS, Lösungssynthese
Asp, Glu
OBzl
Lösungssynthese
Asn, Gln
Trt, Mtt
Fmoc-SPPS
Cys
Trt
Fmoc-SPPS, Lösungssynthese
Cys
Acm
SPPS, Lösungssynthese
His
Trt
Fmoc-SPPS
Lys
Boc
Fmoc-SPPS, Lösungssynthese
Lys
Z
Lösungssynthese
Ser
tBu
Fmoc-SPPS, Lösungssynthese
Ser
Bzl
Lösungssynthese
Thr, Tyr
tBu
Fmoc-SPPS
Trp
Boc
Fmoc-SPPS
Tabelle 10: Bedeutung der Abkürzungen für die Seitenkettenschutzgruppen
Abkürzung
Bedeutung
Hauptsächliche Verwendung
Acm
Acetamidomethyl
Cys, Fmoc-SPPS, Lösungssynthese
Boc
t-Butyloxycarbonyl
Lys & Trp, Fmoc-SPPS
tBu
t-Butyl
Ser, Thr & Tyr, Fmoc-SPPS
Bzl
Benzyl
Ser (Thr, Tyr) Lösungssynthese
OtBu
t-Butyl ester
Asp & Glu, Fmoc-SPPS
OBzl
Benzyl ester
Asp & Glu, Lösungssynthese
Pbf
2,2,4,6,7-Pentamethyldihydrobenzofuran-5-sulfonyl
Arg, Fmoc-SPPS
Pmc
2,2,5,7,8-Pentamethylchroman-6-sulfonyl
Arg, Fmoc-SPPS
Trt
Trityl (Triphenylmethyl)
Cys, His, Asn & Gln, Fmoc-SPPS
Z
Benzyloxycarbonyl
Lys, Lösungssynthese
Tabelle 11: Methodenvergleich Lösungssynthese versus SPPS
Lösungssynthese
Festphasensynthese (SPPS)
Reaktionen in Lösung
Gel
(gequollenes unlösliches Polymer)
Batchgrösse
beliebig (vor allem gross)
beliebig (auch sehr klein)
Schnelligkeit der Synthese
langsam
schnell
Automatisierung
schwierig zu realisieren
halbautomatisch oder kommerziell
erhältliche Vollautomaten
Synthesestrategie
meistens konvergent*
meistens stufenweise
temporäre Schutzgrupppe
meistens Boc oder Z
Fmoc (Fmoc-SPPS), Boc (Boc-SPPS)
Reaktionsmedium
Seitenkettenschutz
Minimum
Maximum
Materialverbrauch
(Aminosäurederivate)
mässig
hoch
Optimierung
möglich
möglich
Reinigung + Analyse von
Zwischenstufen
üblich
nicht möglich
Endreinigung
relativ einfach
aufwendig
*
konvergente Synthese von längeren Peptiden: Zuerst werden mehrere Teilstücke synthetisiert, die am Schluss zum
Endprodukt zusammengesetzt werden. Konvergent geht es etwas schneller als stufenweise, denn man kann gleichzeitg mehrere Fragmente aufbauen. Auch die Kombination „SPPS der geschützten Fragmente, danach Kupplung in
Lösung“ ist möglich (z.B. Synthese von Enfuvirtid).
Ala, Leu und Phe haben Seitenketten, die unter
den Bedingungen der Peptidsynthese nicht
reagieren. Ebenso Ile, Pro und Val.
Andere Seitenkettenfunktionen können während der Peptidsynthese modifiziert werden,
wenn man sie nicht blockiert.
Die Carboxylgruppen von Asp und Glu und die
Aminogruppe von Lys können an der Kupplung
teilnehmen. Es ensteht ein Peptid mit einer fal-
schen Verknüpfung oder ein verzweigtes Peptid.
Andere Nebenreaktionen gibt es mit den Seitenkettenfunktionen von
Cys
Ser, Thr, Tyr
Arg
His
Asn, Gln
Trp
Met (Schutz nur in Sonderfällen)
17
Einblicke in die Peptidchemie
Die Seitenkettenfunktionen von Lysin und Cystein müssen während des Peptidaufbaus permanent blockiert sein, bei den anderen hängt
es von der Peptidsequenz und der Synthesemethode ab, ob man dauerhaft schützt oder auf
eine Schutzgruppe verzichten kann.
Die gebräuchlichsten Seitenkettenschutzgruppen sind in Tabelle 9 zusammengestellt, in
Tabelle 10 sind die Abkürzungen erklärt.
Bei Lösungssynthesen müssen die Seitenketten von Asn, Gln, His, Thr, Trp, und Tyr nicht
unbedingt geschützt werden. Beim Arg kann
die Salzbildung mit einer starken Säure wie HCl
genügen. Die Lösungssynthese stellt auch nicht
ganz so hohe Ansprüche an die Stabilität von
Schutzgruppen wie die SPPS.
Generell gilt:
Aminosäurederivate für die Peptidsynthese
sollten möglichst feinkristallin (keine amorphe
Masse oder Öl) und gut löslich sein. Die FmocDerivate sollten sich gut und schnell in DMF
(oder NMP) lösen, besonders wichtig ist dieser
Punkt bei der vollautomatisierten Fmoc-SPPS.
Methoden der Peptidsynthese
Wie schon erwähnt, gibt es 2 Standardmethoden der Peptidsynthese:
• Festphasensynthese
(Solid-Phase Peptide Synthesis, SPPS)
• Lösungssynthese
(„Klassische Peptidsynthese“)
Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden
Methoden sind in Tabelle 9 zusammengefasst.
Die meisten Peptide, die die Bachem anbietet
oder als Auftragssynthese herstellt, werden per
SPPS synthetisiert. Die Lösungssynthese wird
noch gewählt für die Synthese von einem Teil
unserer peptidischen Generika, von sehr kurzen
Peptiden (z.B. Dipeptide) und von am C-Terminus modifizierten Peptiden.
Die wesentliche Vorteile der Festphasensynthese gegenüber der Lösungssynthese sind ihre
Schnelligkeit und Automatisierbarkeit.
Allerdings gilt: Je grösser der Ansatz, umso
langsamer läuft die SPPS, da die „Handarbeit“
zunimmt.
Kleine und mittlere Peptidmengen können in
vollautomatischen “Synthesizern” hergestellt
werden (Abb. 7). Sehr grosse Mengen (mehrere
kg Rohpeptid) werden in Halbautomaten (nur
noch die Waschprogramme laufen automatisch) oder manuell produziert.
Die Automatisierung ist möglich, weil das
Peptid stufenweise vom C-Terminus bis zum
N-Terminus aufgebaut wird. Man kuppelt eine
Aminosäure nach der anderen.
Vier Schritte wiederholen sich dabei immer
wieder:
Abb. 7: Synthesizer, Vollautomaten für die Festphasen-Peptidsynthese.
Das linke Bild zeigt Reaktoren, in denen gerade eine Synthese läuft.
18
Tabelle 12: Schutzgruppen für die Fmoc-SPPS
Gruppe
Schutzgruppe
Spaltreagenz
N
Fmoc
Piperidin
Seitenketten
Boc, tBu, OtBu, Trifluoressigsäure
Trt, Pbf
(spaltet auch vom Harz)
α
Stabil gegen
Trifluoressigsäure
Piperidin
1. Abspalten der temporären Schutzgruppe
2. Auswaschen
3. Kuppeln der nächsten geschützten
Aminosäure
4. Auswaschen
Ein Nachteil der SPPS ist, dass erst am Ende
der Synthese, nachAbspaltung des Peptids
vom Harz, gereinigt werden kann. Das bedeutet
auch, dass während der Synthese am Harz kein
Fehler (z.B. Kuppeln der falschen Aminosäure)
passieren darf! Die Konsequenzen sind viel
schlimmer als bei Fehlern bei Lösungssynthesen, bei denen man zuerst Teilsequenzen
aufbaut und diese am Ende zusammensetzt
(s.S. 17 und 21).
Als Trägermaterial (Harz) wird bei der SPPS
meistens vernetztes Polystyrol verwendet. Dieses erhält man in Form von feinen Kügelchen.
Bei der Bachem wird als Trägermaterial nur
mit 1% Divinylbenzol vernetztes Polystyrol
(polystyrene-co-1% divinylbenzene) verwendet
bzw. angeboten. Es stehen zwei Korngrössen
zur Auswahl:
200 - 400 mesh = 38 - 75 mm
100 - 200 mesh = 75 - 150 mm
(mesh: die bei der Polymerisation erzeugten Kügelchen werden durch Aussieben in Fraktionen
einer gewissen Korngrösse aufgetrennt)
Die Polystyrol-Kügelchen sind dank der Vernetzung zwar in keinem Lösungsmittel löslich, aber
in manchen quellen sie auf zu einem Gel (s. Abb.
8). Erwünscht ist eine gute Quellung in Dimethylformamid (DMF) oder N-Methylpyrrolidon
(NMP), den Standardlösungsmitteln der SPPS.
Je besser die Quellung, desto gelartiger die
Kugeln, umso schneller laufen die Reaktionen
am Harz.
Man unterscheidet nach der Art der temporären Nα-Schutzgruppe zwischen Fmocund Boc-SPPS, ein Wechsel Fmoc <-> Boc
während der Synthese ist nicht möglich.
Boc- und Fmoc-SPPS unterscheiden sich
auch in der Auswahl der Seitenkettenschutzgruppen.
Wegen ihrer immensen Bedeutung für die
Bachem soll hier nur die Fmoc-SPPS näher
besprochen werden. Sie hat sich gegenüber
der billigeren Boc-SPPS wegen der milderen Reaktionsbedingungen und der daher
besseren Qualität des Rohpeptides nicht
nur bei der Bachem durchgesetzt.
Wang-Harz (4-Alkoxybenzyl alcohol resin)
und 2-Chlortrityl-Harz (2-chlorotrityl chloride resin) sind die gebräuchlichsten Harze
Abb. 8: Gequollene Harzkügelchen unter
dem Mikroskop.
Abb. 9: Unvollständige Kupplung.
Die Farbe zeigt nicht umgesetzte Aminogruppen an.
19
Einblicke in die Peptidchemie
Fmoc-Ser(tBu)-Wang-Resin
1. Piperidin/DMF
2. Waschritte
Abspaltung Fmoc
Piperidin muss komplett entfernt werden
H-Ser(tBu)-Wang-Resin
3. Fmoc-Asp(OtBu)-OH
TBTU/DIPEA/DMF
4. Waschschritte
werden im Überschuss eingesetzt
koplettes Auswaschen der Kupplungsreagentien
Fmoc-Asp(OtBu)-Ser(tBu)-Wang-Resin
1. und 2.
wie oben
H-Asp(OtBu)-Ser(tBu)-Wang-Resin
3. Fmoc-Gly-OH
TBTU/DIPEA/DMF
4. Waschschritte
Fmoc-Gly-Asp(OtBu)-Ser(tBu)-Wang-Resin
1. und 2. wie oben
3. Fmoc-Arg(Pbf)-OH
TBTU/DIPEA/DMF
4. Waschschritte
Fmoc-Arg(Pbf)-Gly-Asp(OtBu)-Ser(tBu)-Wang-Resin
1. und 2. wie oben
3. Fmoc-Asp(OtBu)-OH
TBTU/DIPEA/DMF
4. Waschschritte
Fmoc-Asp(OtBu)-Arg(Pbf)-Gly-Asp(OtBu)-Ser(tBu)-Wang-Resin
1. und 2. wie oben
3. Acetanhydrid/Pyridin/DMF
4. Waschschritte
Ac-Asp(OtBu)-Arg(Pbf)-Gly-Asp(OtBu)-Ser(tBu)-Wang-Resin
Endspaltung
95% TFA
H-Asp-Arg-Gly-Asp-Ser-OH
Rohpeptid
Abb. 10: Synthese von H-3528 Ac-Asp-Arg-Gly-Asp-Ser-OH (Ac-DRGDS).
TBTU (Q-1665) ist ein gebräuchliches Kupplungsreagenz. Um die Fmoc-Aminosäure mit TBTU
zu aktivieren, muss man noch eine äquivalente Menge Base (DIPEA, Diisopropylethylamin)
dazugeben.
20
für die Fmoc-SPPS von Peptiden mit freiem
C-Terminus. Das Beladen des Harzes mit
der carboxyterminalen Fmoc-Aminosäure
ist nicht so einfach, daher bietet die Bachem eine grosse Auswahl von beladenen
Harzen an. Man spaltet die Fmoc-Gruppe
ab (nur bei Wang-Harz) und kuppelt die
nächste Fmoc-Aminosäure. Die Vollständigkeit der Kupplung wird mit Farbtests bestimmt (positiv: freie Aminogruppen werden
“angefärbt”; negativ: farblos, da es keine
freien Aminogruppen mehr gibt). Abb. 9
zeigt, wie der Test bei einer unvollständigen
Kupplung unter dem Mikroskop aussieht.
Da das Peptid am Schluss der Synthese
mit Trifluoressigsäure vom Harz gespalten
wird, müssen auch die Seitenkettenschutzgruppen gegen diese Säure labil sein. Die
verwendeten Schutzgruppen sind in Tabelle
12 zusammengefasst.
Abb. 10 gibt ein Beispiel für eine SPPS eines
sogenannten RGD-Peptides .
Möchte man ein C-terminales Peptidamid
synthetisieren, braucht man ein anderes
Harz als im Beispiel, z.B. Ramage-Harz
D-2200 oder Rink amide AM-resin D-1675.
Nach Abspaltung von Fmoc vom Harz kup-
pelt man die C-terminale Fmoc-Aminosäure
drauf und verfährt weiter wie oben beschrieben.
Harze wie 2-Chlorotrityl-Harz oder SASRIN
erlauben es, auch vollgeschützte Peptidfragmente zu synthetisieren.
Lösungssynthese
Eine Lösungssynthese muss sorgfältig
geplant werden. Für die Fmoc-SPPS gibt
es Standardprotokolle, nach denen die
Synthese der meisten Peptide gelingt (wenn
auch die Qualität des Rohpeptids schlecht
sein kann), für die Lösungssynthese nicht.
Nicht nur bei den möglichen Schutzgruppenkombinationen, sondern auch bei
den Kupplungsmethoden, verwendeten
Lösungsmitteln und Aufarbeitungsmethoden herrscht bei der Lösungssynthese die
grössere Vielfalt.
Nicht jede denkbare Schutzgruppenkombination funktioniert. Hat man sich auf
eine α-Aminoschutzgruppe (Z, Boc, Fmoc...)
festgelegt, hat man damit auch die Auswahl an Seitenkettenschutzgruppen stark
eingeschränkt, vor allem, wenn man sie
alle in einem Schritt am Ende der Synthese
abspalten möchte.
Die Schutzgruppenkombination Fmoc/tBu
Boc-Ala-OH + H-Ala-Pro-OBzl
1. Kupplung mit DCC
(ein Kupplungsreagenz)
2. Entfernung von Bzl (Hydrierung)
Boc-Ala-Ala-Pro-OH
1. Kupplung mit DCC/Base
2. Abspaltung von Boc
(mit Salzsäure)
+ H-Arg-pNA . 2 HCl
(die Salzbildung wirkt auch
als Seitenkettenschutz)
H-Ala-Ala-Pro-Arg-pNA · HCl
Reaktion mit
Bernsteinsäureanhydrid
Suc-Ala-Ala-Pro-Arg-pNA
(wird als Acetat verkauft)
Abb. 11: Synthese von L-1720 Suc-Ala-Ala-Pro-Arg-pNA in Lösung.
21
Einblicke in die Peptidchemie
Tabelle 13: Schutzgruppen für die Lösungssynthese
Gruppe
Schutzgruppe
Spaltreagenz
Stabil gegen
N
Boc
Trifluoressigsäure
katalytische Hydrierung
Seitenketten
evtl. C-terminal
Bzl, OBzl, Z
katalytische Hydrierung
Trifluoressigsäure*
Nα
Z
katalytische Hydrierung
Trifluoressigsäure*
Seitenketten
evtl. C-terminal
tBu, OtBu, Boc
Trifluoressigsäure
katalytische Hydrierung
C-terminal
OMe**
Basen
TFA, katal. Hydrierung
α
*
nicht absolut stabil gegen Trifluoressigsäure, aber genügend stabil für die Lösungssynthese.
der C-terminale Methylester wird häufig bei mittleren Fragmenten eingesetzt. Bei Behandlung mit der Base Hydrazinhydrat erhält man aus dem Methylester das Hydrazid ( …-XaaOMe → …Xaa-NHNH2). Dieses Derivat kann man „aktivieren“ (als Azid) und auf ein anderes
Fragment mit freiem N-Terminus kuppeln (“Azidkupplung”).
**
ist besonders effizient und beliebt in der
SPPS, weil man die Gruppen selektiv und in
beliebiger Reihenfolge abspalten kann. Eine
vergleichbare Kombination in der Lösungssynthese ist Boc/Bzl bzw. Z/tBu, wie in
Tabelle 13 zusammengefasst.
Ein Beispiel für eine Lösungssynthese von
einem am C-Terminus modifizierten Peptid,
ein sogenanntes Peptidsubstrat, findet sich
in Abb. 11.
Das Beispiel zeigt auch den Nutzen des
Baukastenprinzips:
Das Fragment Boc-Ala-Ala-Pro-OH wird
auch in der Synthese von anderen Substraten wie L-1180 (Boc-Ala-Ala-Pro-Ala-pNA)
und Inhibitoren wie N-1280 (MeOSuc-AlaAla-Pro-Ala-chloromethylketone) verwendet.
Alle Zwischenstufen werden isoliert, charakterisiert und falls nötig gereinigt. Dies
kostet natürlich viel Zeit.
Man kann aber häufig benötigte Fragmente
in grösseren Mengen auf Vorrat synthetisie-
ren und somit wieder Zeit sparen.
Peptide, die in Lösung synthetisiert worden
sind, werden oft per Gegenstromverteilung
(Counter-Current Distribution, CCD) gereinigt. Mit dieser Methode kann man sehr
grosse Mengen aufs Mal reinigen, sie dient
aber meistens nur der Vorreinigung.
Im Beispiel wurde Boc als temporäre NαSchutzgruppe verwendet. Generell werden
in der Lösungssynthese für den temporären
Schutz Boc oder Z eingesetzt.
Anstelle von einem Kupplungsreagenz
werden oft auch reaktive “Aktivester” von
geschützten Aminosäuren verwendet. In der
Lösungssynthese werden gerne Hydroxysuccinimid-ester eingesetzt (Bachem: OSu,
Abb. 12).
Reinigung des Rohprodukts
Die Reiningung des Rohpeptids durch präparative HPLC kann bei schlechter Qualität
sehr aufwendig werden. Speziell bei grossen Peptidmengen kann sich die Reinigung
Boc-Ala-OSu + H-Glu(OBzl)-OBzl
Boc-Ala-Glu(OBzl)-OBzl
nicht wasserlöslich, löslich in
organischen Lösungsmitteln
EXTRAKTION
+
HOSu
gut wasserlöslich
Abspaltung von Boc...
Abb. 12: Lösungssynthese, Kupplung mit Aktivester.
22
als Engpass erweisen.
Sowohl bei der CCD als auch bei der präp.
HPLC erhält man das gereinigte Peptid
als Lösung. Das Lösungsmittel wird auf
schonende Weise durch Gefriertrocknung
(Lyophilisation) entfernt und man erhält gewöhnlich ein feines, weisses Pulver. Wasser
lässt sich praktisch nie komplett entfernen,
ist aber weder nötig noch sinnvoll.
Enthält ein Peptid basische Gruppen (NTerminus, Arg, Lys, His), bindet es Trifluoressigsäure (per Fmoc-SPPS erhaltene
Peptide) oder Essigsäure als Salz. Diese
lässt sich nicht entfernen. Mit wenigen
Ausnahmen liegen unsere Katalogpeptide
als Trifluoroacetate oder Acetate vor.
Disulfidbrücken
Viele Peptide im Katalog haben den Zusatz
„Disulfide bond“ im Namen. Eine solche
Bindung wird durch die Oxidation der
Thiolgruppen von zwei Cysteinen in der Peptidkette gebildet. Bei der SPPS wird diese
Oxidation nach der Spaltung vom Harz, bei
der auch das Trt vom Cys abgespalten wird,
durchgeführt. Acm-Gruppen werden bei
gleichzeitiger Oxidation zur Disulfidbrücke
mit Iod abgespalten.
Ein Peptid kann mehrere Disulfidbrücken
enthalten. Disulfidbrücken und die korrekte Verknüpfung der Cysteinpaare (falls
es mehrere Brücken sind) sind äusserst
wichtig für die biologische Aktivität eines
Peptids. Peptide liegen nicht als langgestreckte Ketten vor, sie bilden dreidimensionale Strukturen, die durch Disulfidbindungen stabilisiert werden. Abb. 13 und 14
zeigen Beispiele.
• Eine Disulfidbrücke enthalten:
z.B. Calcitonin, Somatostatin, Vasopressin, Oxytocin (natürliche Peptidhormone);
Octreotide, Desmopressin (Hormonanaloge,
APIs)
• Mehrere Disulfidbrücken finden sich in
z.B. in Endothelin (2), Conotoxin (3) GaTx1,
Hepcidin-25 (4) (Peptidhormone und Toxine)
• Zwei Peptidketten, durch Disulfidbrücken
verbunden:
Insulin, Relaxine (Peptidhormone)
Abb. 13: omega-Conotoxin MVIIA.
Quelle: PDB 1OMG
Kohno, T., Kim, J. I., Kobayashi, K., Kodera, Y.,
Maeda, T. and Sato, K.
Three-dimensional structure in solution of
the calcium channel blocker omega-conotoxin MVIIA.
Biochemistry 34, 10256-10265 (1995)
Abb. 14: Humanes Relaxin (ein Hormon, hat
eine ähnliche Struktur wie Insulin).
Quelle: PDB 6RLX
Eigenbrot, C., Randal, M., Quan, C., Burnier, J.,
O‘Connell, L., Rinderknecht, E. and Kossiakoff, A. A.
X-ray structure of human relaxin at 1.5 A.
Comparison to insulin and implications for
receptor binding determinants.
J. Mol. Biol. 221, 15-21 (1991)
23
Einblicke in die Peptidchemie
Abb. 15:
QCRF und ADS von
Fmoc-Phe-OSu.
einem Aminosäurederivat.
Abb. 16:
QCRF und ADS von
Octreotid, einem
Peptid, das von der
Bachem auch als
pharmazeutischer
Wirkstoff hergestellt
wird.
Analyse von Aminosäuren und Peptiden
Nach SPPS, Reinigung und Lyophilisation
hat man ein weisses Pulver erhalten. Dieses
muss jetzt in der Analytik (Quality Control,
QC) genauer untersucht werden, um Antworten auf folgende Fragen zu finden:
• Ist es überhaupt das gewünschte Produkt?
• Wie sauber ist das Produkt?
• Welche Nebenprodukte enthält es?
• Wie hoch ist der Produktgehalt?
Unseren QC-Abteilungen steht ein grosses
Arsenal an Geräten und Methoden zur Ana-
24
lyse unserer Produkte zur Verfügung. Die
Wahl der analytischen Methoden hängt
auch davon ab, um was für ein Produkt es
sich handelt: Eine Aminosäure, ein sehr
kurzes Peptid oder ein Peptid. Manche
Analysen werden auch extern durchgeführt.
Identität
Ist es das gewünschte Produkt?
Dann entspricht ein gemessener Wert
der Literaturangabe oder dem Wert der
mit einer Referenz erhalten wurde.
Abb. 17: Spezifikationen für das
von der Bachem
angebotene Triptorelin Pamoat.
GENERIC APIs
TRIPTORELIN ACETATE DMF
H-4075-GMP, 4008442
Water content by Karl Fischer titration
≤ 7.0%
Acetic acid content by HPLC
3.0 - 8.0%
Assay by HPLC
95.0 - 105.0%
(water- and acetic acid-free substance)
Related substances by HPLC
≤ 0.5% D-Ser4-Triptorelin
≤ 0.5% D-Tyr5-Triptorelin and
Triptorelin free acid (combined peak)
≤ 0.5% D-Leu7-Triptorelin
≤ 0.5% each individual unknown
report each individual unknown ≥ 0.10%
≤ 1.5% total
Heavy metals by ICP-MS
≤ 1 mg/kg palladium
Residual organic solvents by GC
≤ 880 mg/kg DMF
≤ 5000 mg/kg n-butanol
Bacterial endotoxins (Ph. Eur. 2.6.14, USP <85>)
≤ 10 IU/mg
Microbial limit test (Ph. Eur. 2.6.12, USP <61>)
Total aerobic microbial count (TAMC)
Total yeasts and moulds count (TYMC)
≤ 103 CFU/g (0.5 g tested)
≤ 102 CFU/g (0.5 g tested)
Further Information
Triptorelin Acetate is a synthetic decapeptide LHRH agonist. Continuous administration results in a sustained decrease
of luteinizing hormone (LH) and follicle-stimulating hormone (FSH) secretion followed by a marked reduction of testicular
and ovarian steroidogenesis. The suppressive effect on gonadal steroid concentrations is indicated for the treatment of
hormone-dependent prostate cancer, endometriosis, central precocious puberty, and assisted conception.
Amino acid sequence
Pyr-His-Trp-Ser-Tyr-D-Trp-Leu-Arg-Pro-Gly-NH2, acetate salt
International non-proprietary names
Triptorelin Acetate (USAN)
Triptorelin (INN; BAN)
(D-Trp6)-LHRH, acetate salt
Molecular formula, relative molecular mass
C64H82N18O13 · C2H4O2
1311.5 (net) + 60.1 (acetate) = 1371.6 (1)
CAS-Number
[140194-24-7]
Bachem regulatory documentation
Drug Master File (CTD)
Additional solubility information
1% in water: clear, colorless solution
5% in water: clear, colorless solution
1% in 1% acetic acid: clear, colorless solution
5% in 1% acetic acid: clear, colorless solution
1% in PBS-buffer pH 7.2: not soluble
5% in PBS-buffer pH 7.2: not soluble
Handling and storage
The product remains stable for at least 36 months when stored at
≤ -15°C or 2-8°C. Prolonged exposure to elevated temperatures
(> 25°C) and light should be avoided.
Active substance
Triptorelin Acetate is a synthetic decapeptide analog of luteinizing hormone-releasing hormone (LHRH or GnRH) with a higher
potency than the naturally occurring LHRH.
Continuous administration of Triptorelin Acetate results, after a
short initial stimulation, in a sustained decrease in luteinizing hormone (LH) and follicle-stimulating hormone (FSH) secretion with
a consequent reduction of ovarian and testicular steroidogenesis.
These effects are usually reversible after cessation of therapy.
Fields of application
Tests
Specifications
Appearance
white to off-white powder
Appearance of solution
clear, colorless to slightly colored solution in water
(10 mg/ml)
Identification by TLC
complies
Identification by HPLC
complies
Identification by amino acid analysis
Arg 0.9 - 1.1
Glx 0.9 - 1.1
Gly 0.9 - 1.1
Specific optical rotation
[α]D20 (1% in 1% acetic acid) = - 69.0 ± 3.0°
(corrected for net assay)
His 0.9 - 1.1
Leu 0.9 - 1.1
Pro 0.9 - 1.1
Ser 0.7 - 1.0
Trp detected
Tyr 0.9 - 1.1
(1)
Triptorelin Acetate exists essentially as the monoacetate equivalent to 4.4% acetic acid. The acetic acid is mainly bound to the arginine
residue and, to a lesser degree, bound to the histidine residue. Its level depends on the final freeze-drying process.
Zur Feststellung der Identität dienen:
• Schmelzpunkt
• Optischer Drehwert [a] (vgl. S.8)
• Der Rf-Wert wird mit Dünnschichtchromatographie (DC oder TLC) bestimmt:
Rf-Wert = Quotient Laufstrecke des
Substanzflecks/Laufmittelfront. Er hängt
vom Laufmittel ab
(Rf immer <1)
• Koelution mit Referenz (DC):
Mischung Produkt mit Referenz gibt einen
Fleck (und nicht zwei)
• Das Molekulargewicht wird per Massenspektrometrie bestimmt.
• Die chemische Zusammensetzung der
Verbindung wird per Elementaranalyse
bestimmt:
Man bestimmt den Gehalt an Kohlenstoff,
Wasserstoff und Stickstoff und vergleicht
diesen mit den Werten, die sich aus der
Summenformel CxHyNzOwSv.. berechnen
lassen. Sauerstoff wird nur ausnahmsweise
bestimmt. Im Haus kann auch Schwefel
bestimmt werden.
• Spektroskopische Methoden:
IR-, NMR-, UV-Spektroskopie, bei Aminosäurederivaten (keine Standardmethoden!)
• Koelution mit Referenz (analytische
HPLC):
Hauptsächlich bei Peptiden.
• Aminosäurezusammensetzung:
Aminosäureanalyse (AAA), das Peptid
wird mit starker Säure in die einzelnen
Treatment of prostate carcinoma
Administration of Triptorelin Acetate leads to suppression of gonadotropins and a subsequent fall in peripheral circulating levels
of testosterone and dihydrotestosterone in male. In hormonedependent prostate carcinoma, a tumor remission or retardation
of tumor progression is frequently observed after treatment with
Triptorelin Acetate. This is accompanied by an improvement of
function and objective symptoms.
Management of endometriosis
Continued administration of Triptorelin Acetate suppresses
estrogen secretion which results in a shrinking of the uterine and
ectopic endometrial tissue and in the relief from the symptoms of
abdominal pain, dysmenorrhoea, and menorrhagia.
Treatment of central precocious puberty
Triptorelin Acetate reduces the premature stimulation of gonadotropin secretion in children with central precocious puberty and
allows normal physiological growth and development. Normal pubertal development is resumed after discontinuation of Triptorelin
Acetate therapy.
Aminosäuren gespalten, die resultierende
Mischung wird chromatographisch aufgetrennt und die Aminosäuren quantifiziert.
Die Korrektheit der Aminosäuresequenz
lässt sich mit dieser Methode nicht überprüfen.
Reinheit
Die Reinheit wird bestimmt per:
• Dünnschichtchromatographie (DC), bei
Aminosäurederivaten,
sehr kurzen Peptiden, Biochemikalien:
Die DC ist eine oft unterschätzte Methode!
Man kann auch Referenzmaterial von potentiellen Verunreinigungen, z.B. die Edukte,
mitlaufen lassen und hat eine grosse Auswahl an Detektionsmethoden.
• Analytische Hochdruckflüssigkeitschromatographie (analytische HPLC oder die
schnellere Variante RSLC): Standardmethode bei Peptiden
• “Optische Reinheit”: Gehalt am falschen
Enantiomer, (s.S. 7).
Ein wichtiger Wert bei Aminosäurederivaten
und beladenen Harzen.
Produktgehalt
Neben während der Synthese entstandenen Verunreinigungen enthalten unsere
Produkte oft auch geringe Mengen Restlösungsmittel und/oder Wasser. Peptide
enthalten meistens auch Trifluoressigsäure
oder Essigsäure, die fest als Salz gebunden
25
Einblicke in die Peptidchemie
ist. Diese Verbindungen werden mit den
Methoden, mit denen man die Reinheit des
gewünschten Produkts bestimmt, nicht
erfasst. Um z.B. einen Reaktionsansatz
zu berechnen, müssen Parameter wie der
Wassergehalt bekannt sein.
• Wassergehalt: Bestimmung mit KarlFischer-Titration (KF-Titration).
• Restlösungsmittel: Bestimmung per Gaschromatographie.
• Essigsäuregehalt: Mit HPLC oder Ionenchromatographie.
• Rest-TFA, bei unseren API-Peptiden, die
als Acetat verkauft werden: per Ionenchromatographie
• Titration mit Säure- oder Basenlösungen:
Bei Produkten, die Basen oder Säuren sind.
• Halogenidbestimmung: Der Chlorid- oder
Bromidgehalt kann bei Produkten, die als
die entsprechenden Salze verkauft werden,
per Titration mit Silbernitratlösung bestimmt werden.
• Stickstoffgehalt (aus Elementaranayse):
Dieser ist bei Peptiden ein Mass für den
Peptidgehalt.
Die Ergebnisse der Analysen werden auf
dem QCRF (Quality Control Release Form),
welches nur für den internen Gebrauch
bestimmt ist, hinterlegt. Eine Auswahl der
erhaltenen Ergebnisse findet sich auf dem
ADS (Analytical Data Sheet) das den Kunden, die das Produkt kaufen, zur Verfügung
steht (s. Abb. 15 und 16).
Bei GMP-Produkten kommen auch noch
mikrobiologische Analysen dazu, die bei
der Bachem in einem spezialisierten Labor
durchgeführt werden (s.Abb. 17)
Bei vielen unserer Generika sind die durchzuführenden Analysen durch die Europäische Pharmakopöe* vorgeschrieben. Das
Pharm. Eur. im Namen bedeutet, dass die
Wirkstoffe den Spezifikationen der Pharmakopöe entsprechen. z.B. Deslorelin High
Acetate Pharm. Eur.
*
Modifizierung von Peptiden
Die Modifikation eines Peptides bedeutet
eine bleibende chemische Veränderung des
Moleküls, im Gegensatz zu den Schutzgruppen, die nach der Synthese wieder abgespalten werden.
Peptide können auf verschiedenste Weise
modifiziert werden.
Auch in der Natur findet man eine grosse
Anzahl von Peptid/Proteinmodifikationen.
Einige sind wichtig für die Bioaktivität oder
die Funktion des Moleküls (z.B. Pro im
Kollagen wird enzymatisch zu Hydroxyprolin
oxidiert; Seitenketten-Phosphorylierung
von Ser, Thr oder Tyr), andere sind “unerwünscht”, sogar Indikatoren für pathologische Prozesse.
Modifikationen wie N-terminale Acetylierung oder Pyroglutaminbildung und
C-terminale Amidierung dienen auch in
der Natur zur Stabilisierung von Peptiden.
“Blockierte” Peptide werden weniger schnell
enzymatisch abgebaut.
Natürliche Peptidhormone sind häufig an
den Endgruppen modifiziert, z.B. Gonadorelin, TRH. Die C-terminale Amidgruppe
wird durch enzymatischen Abbau von einem
Glycinrest erhalten, ein anderes Enzym
katalysiert die Zyklisierung von Gln zu Pyr:
H-Gln-Xaa-Yaa-…-Zaa-Gly-OH
→ Pyr-Xaa-Yaa-…-Zaa-NH2
Da die Oxidation von Methionin (s.S.11) in
Peptiden häufig zur Deaktivierung führt,
werden biologisch aktive Peptide durch den
Ersatz von Met durch das analog gebaute, aber nicht oxidierbare Norleucin (Nle)
stabilisiert.
Chemische Modifikationen erlauben auch,
die räumliche Struktur eines Peptids zu
fixieren oder zu verändern.
Bei der chemischen Synthese von Peptiden
hat man viele Möglichkeiten zur Modifizierung. Der N-Terminus lässt sich am einfachsten verändern. Es braucht nur einen
zusätzlichen Schritt bei der SPPS.
Wichtige N-terminale Modifikationen:
• Acetylierung
Eine Pharmakopöe (Arzneimittelbuch) ist eine Zusammenstellung anerkannter pharmazeutischer Regeln über
die Qualität, Prüfung, Lagerung und Bezeichnung von Arzneimitteln und die bei ihrer Herstellung und Prüfung
verwendeten Stoffe, Materialien und Methoden. In der Schweiz gilt die Europäische Pharmakopöe.
26
• Biotinylierung - Biotin (= Vitamin B7)
(Im Katalog lassen sich viele Beispiele für
acetylierte und biotinylierte Peptide finden.)
Biotinylierte Peptide binden spezifisch an
das Protein Avidin.
• “Fluorophore” - Mca, Abz, FITC
(Die modifizierten Peptide fluoreszieren und
sind in geringsten Mengen detektierbar.)
Auch die Seitenketten von Cys und Lys lassen sich leicht modifizieren, hierfür finden
sich einige Beispiele im Katalog.
H-Lys(biotinyl)-Lys-Glu-Asp-Val-Val-AbuCys-Ser-Abu-Ser-Tyr-Lys-Lys-NH2 (M-2130)
Das “Rückgrat” des Peptids lässt sich durch
Einbau von speziellen Aminosäuren verändern:
• D-Aminosäuren
• N-Methyl-Aminosäuren
• Nicht-proteinogene Aminosäuren
(“unusual amino acids”)
• Ersatz der Peptidbindung durch andere
Bindungen (z.B. “reduzierte Peptide“)
• Ringschluss, z.B. Disulfidbrücke (s.S.23)
Peptidamide, die wichtigste Modifikation
der endständigen Carboxylgruppe, sind
leicht zugänglich per SPPS. Man synthetisiert sie auf einem der speziell dafür entwickelten Harze wie “Ramage-Harz” (D-2200).
Für andere C-terminale Modifikationen
braucht es viel Aufwand.
Ein Beispiel für Modifikationen:
natürliches Peptid
Leu-Enkephalin (H-2740)
H-Tyr-Gly-Gly-Phe-Leu-OH
leicht modifiziert
(3,5-Dibromo-Tyr1)-Leu-Enkephalin
(H-2575)
H-3,5-Dibromo-Tyr-Gly-Gly-Phe-Leu-OH
Leu-Enkephalin amide (H-2745)
H-Tyr-Gly-Gly-Phe-Leu-NH2
stark modifiziert
DAMGO (H-2535)
H-Tyr-D-Ala-Gly-N-Me-Phe-glycinol
(D-Pen2,p-chloro-Phe4,D-Pen5)-Enkephalin
(H-8875)
H-Tyr-D-Pen-Gly-p-chloro-Phe-D-Pen-OH
2011158
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Published by Global Marketing, Bachem Group, July 2014
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