RaDiagnostiX – Prostata

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RaDiagnostiX – Prostata
Autoren: Michael Kreft, Barbara Amler und Matthias Röthke
RaDiagnostiX – Prostata
Autoren: Michael Kreft, Barbara Amler und Matthias Röthke
Management Summary
Das Versorgungsprojekt RaDiagnostiX – Prostata soll verhindern, dass mögliche Prostatakrebs-Patienten
fehlversorgt versorgt werden. Die teilnehmenden Ärzte sollen dazu innovativ diagnostizieren und fachund ortsübergreifend zusammenarbeiten. Der Patient steht im Mittelpunkt. Das Radiologienetz Deutschland initiierte das Projekt 2013.
Neben einer integrierten Datenbank setzt das Projekt auf die multiparametrische MRT (mpMRT) – die
genaueste bildgebende Untersuchungsmethode bei potenziellem Prostatakrebs, durchgeführt im Kernspintomographen. (Sensitivität für den klinisch signifikanten Tumor 98,6 %; negativer prädiktiver Wert
(NPV) 99,5 % (Franiel et al. (2014); Schirmmöller et al. (2014); Thompson et al. (2014); Renard-Penna et
al. (2015)). Diese neue Diagnostik vermindert die vier klassischen Probleme der herkömmlichen Diagnostik:
• Unterschätzung der Tumoraggressivität
• fälschlicherweise negativ eingestufte Befunde mit verspäteter Diagnosestellung
• mangelnde Unterscheidung von risikoarmen und aggressiven Tumoren
• fehlerhafte Kontrollen bei aktiver Tumorüberwachung
Derzeit nehmen bundesweit 31 Radiologiepraxen teil, die mit ca. 80 Urologen, fünf Strahlentherapien und
drei Prostatazentren kooperieren. Über 1.200 Fälle sind in der Datenbank.
Experten des Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) schulen die teilnehmenden Ärzte
und sichern die Qualität, indem sie den Ärzten ein vier Augen-Prinzip anbieten und bei schwierigen Befunden unterstützen. Patienten werden über ein Patientenbuch zur Compliance-Förderung und SharedDecision-Making eingebunden. Außerdem wird die Bild- und Befundqualität überprüft und in einem jährlichen Qualitätsbericht dargestellt, der ebenfalls die Patientenzufriedenheit abbildet, die seitens des IFAK
Instituts extern erhoben wird.
Umsetzung
An Prostatakrebs erkranken jedes Jahr rund 70.000 Männer. Er ist damit die am häufigsten auftretende
Krebsart bei Männern, gleichzeitig auch die dritthäufigste Todesursache. Patienten mit Verdacht auf Prostatakrebs werden derzeit übermäßig versorgt. Das liegt daran, dass man in der aktuellen Prostatadiagnostik nur unzureichend aggressive Tumoren und Niedrig-Risikotumoren erkennt und unterscheidet, was
zu einer operativen Überversorgung mit langwierigen Folgeerkrankungen führen kann. (Die Anzahl von
Operationshäufigkeiten ist regional sehr verschieden).
Das Projekt gliedert sich in verschiedene Bestandteile.
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RaDiagnostiX – Prostata
1.Schulung: Radiologen und Urologen nehmen an mehrtägigen Workshops teil, die von Experten des
DKFZ geleitet werden. Die Workshops sind thematisch vielfältig und beantworten Fragen wie: Wie
wendet man die mpMRT richtig an? Wie arbeitet man fachübergreifend zusammen? Wie erfolgt ein
standardisiertes Reporting? Anhand von Fallvorstellungen im Tumorboard werden Fragen zu Befunden
geklärt.
2.Qualität, Vier-Augen-Prinzip, Qualitätsbericht: Die Qualität der Befunde hängt wesentlich davon
ab, wie geschult der Arzt ist und wie gut er technisch ausgestattet ist. Deswegen sind die Sequenzen
der mpMRT individuell anzupassen, um eine gute und einheitliche Bildqualität zu erhalten. Unabhängig
von Gerätehersteller und -typ können so die Befunde zuverlässig verglichen werden – auch wenn in
unterschiedlichen Praxen der teilnehmenden Ärzte untersucht wurde. Zusätzlich werden die Ärzte bei
schwierigen Befunden durch Experten des DKFZ unterstützt. Über eine Falldatenbank, in der alle
mpMRT-Aufnahmen gespeichert werden, können die Experten auf die Bilder zugreifen. Mit einem
jährlichen Qualitätsbericht überprüft man stichprobenartig Befunde und Prozesse sowie die Meinung
von Patienten und Kooperationspartnern.
3.Aufbau eines fakultativen interdisziplinären Versorgungsangebotes: Für das Projekt wurde ein
Rahmenkonzept mit Behandlungspfaden und Arbeitsanweisungen konzipiert. Die Behandlungspfade
erklären beispielhaft, wann die Indikation für eine mpMRT gegeben ist und wie der überwiesene
Patient richtig befundet und dokumentiert wird. Außerdem regelt er, wie die Datenbank genutzt
wird.
4.Überleitungs- und Dokumentenmanagement: Aufgrund der unterschiedlichen Zugänge (nach medizinischer Fragestellung) wurde eine Überleitungsdokumentation entwickelt – ein spezieller Anforderungsbogen. Er enthält eine präzise klinische Fragestellung und relevante klinische Zusatzinformationen. Korrespondierend wurde ein Befundbogen entwickelt, der dem Urologen den aggressivsten
Tumorherd in der Prostata grafisch anzeigt. Der therapieführende Urologe kann bei der Biopsie somit
gezielt Gewebe an der richtigen Stelle entnehmen. Weitere Ärzte können den Verlauf der Diagnostik
strukturiert überblicken und somit Doppeluntersuchungen vermeiden.
5.Patientenführung und Patientenpartizipation: Der Patient wird partizipativ über ein Patientenbuch
eingebunden. Neben umfangreichem Informationsmaterial wird das Programm auf radiagnostix.de präsentiert, um Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu schaffen. Weiterhin wurde die Patientenbroschüre beim
Krebsinformationsdienst als Beratungsinformation aufgenommen.
Durch das Projekt können Patienten interdisziplinär, individuell und bedarfsgerecht versorgt werden. Die
Diagnosesicherheit steigt, sodass Therapien risikoadjustiert eingeleitet und überwacht werden können,
was Folgeerkrankungen senkt. Zweitmeinungen vor Operationen werden ermöglicht und Doppeluntersuchungen werden vermieden. Dadurch intensiviert sich ebenso die Arzt-Patienten-Beziehung, die positiv
die Therapietreue des Patienten beeinflusst. Zudem werden Organisationsprozesse in den Einrichtungen
beschleunigt und insgesamt Kosten für die Krankenkassen reduziert.
Nächste Schritte
Der Dialog mit Krankenkassen wurde begonnen und wird vertieft. Die Falldatenbank wird für die Evaluation verwendet werden. Außerdem soll das Projekt in weiteren Regionen eingeführt werden.
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RaDiagnostiX – Prostata
Ansprechpartner
Dr. Michael Kreft
Vorstandsvorsitzender
Curagita AG
Ringstraße 19 B
69115 Heidelberg
Priv.-Doz. Dr. Matthias Röthke
Leitender Oberarzt
Deutsches Krebsforschungszentrum
Im Neuenheimer Feld 280
69120 Heidelberg
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