Programm Medizin & Gewissen Was braucht der Mensch? Nürnberg, 14.–15. Oktober 2016 chule -S Wilhelm-Löhe Uhr 16.30 - 21.30 14. Oktober | ical räge und Med rt o V , g n u n ff Erö ward Peace Work A Uhr 09.00 - 18.30 15. Oktober | Workshops Vorträge und + Medizingeschichte + Medical Peace Work & Global Health + Ethische Fragen im Medizinalltag www.medizinundgewissen.de Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung e.V. IPPNW-Regionalgruppe Nürnberg – Fürth – Erlangen Deutsche Sektion der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. Gefördert aus Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes durch Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst Stiftung „Nürnberg – Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ SchöllerStiftungen Nürnberg WILLKOMMEN Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, im Namen der IPPNW-Regionalgruppe und für Aktive im Gesundheitssystem, Fachleute, der Deutschen Sektion der IPPNW sowie des wissenschaftlichen Organisationsteams begrüßen wir Sie herzlich und Auszubildende zu bieten, um neue Er- zum fünften IPPNW-Kongress Medizin und Ge- kenntnisse vorzustellen und diese komplexen wissen. Mit dem Untertitel: „Was braucht der Herausforderungen zu diskutieren. Nachwuchs, Studenten Mensch?“ rücken wir den Menschen als Akteur im Gesundheitswesen, als Patient/Patientin, Zusammen mit dem Vorstand und der Ge- als Weltbürger, als Täter und Opfer von Gewalt schäftsstelle der Deutschen Sektion der Inter- und Krieg, als Orientierungssuchenden in einer nationalen Ärzte für die Verhütung des Atom- Liebe Kolleginnen und Kollegen, modernen Welt in Wechselwirkung mit sei- krieges/Ärzte in sozialer Verantwortung sowie nun führt unser Weg schon zum fünften Mal nen politischen Bezügen in den Vordergrund. dem Projekt Medical Peace Work haben wir nach Nürnberg, um hier über Entwicklungen ein vielseitiges und interessantes Programm in der modernen Medizin nachzudenken und zu Der Kongress „Medizin und Gewissen“ setzt zusammengestellt. Wir möchten, dass Sie diskutieren. Dabei darf nicht vergessen werden: die Tradition der erfolgreichen Kongress- am Ende des Kongresses Nürnberg mit Ge- Vergangenes bleibt gegenwärtig, und unsere Reihe 1996, 2001, 2006, 2011 fort. Drei winn, Anregungen, guten Erinnerungen und Gegenwart hat eine Vergangenheit. Ohne deren Themenstränge jeweils mit Fragen der medi- Tatendrang verlassen können. An dieser Stel- Kenntnis können wir nicht für eine humane, am zinischen Friedensarbeit, Medizingeschich- le danken wir schon jetzt unseren Sponsoren Individuum ausgerichtete Medizin eintreten. te und Ethik im Gesundheitswesen bilden und allen ReferentInnen und HelferInnen, die Wieder haben die Veranstalter ein interessantes wieder die Grundstruktur des Kongresses. ihre Beiträge unentgeltlich leisten und damit und vielschichtiges Programm zusammenge- Aktuell gültige Werte, gesellschaftliche und zur Finanzierbarkeit und zum ehrenamtlichen stellt. So freue ich mich als Schirmherr auf die soziale Verhaltensregeln und Weltanschau- Charakter des Kongresses beitragen. vor uns liegenden persönlichen Begegnungen und Meinungsaustausche, zu denen uns die ungen sowie Erziehungsströmungen prägen unser Gewissen und unsere ethisch-medizi- Für die kommenden Tage wünschen wir Ihnen nische Haltung. Da es keinen allgemeingül- einen interessanten Austausch, wertvolle Dis- tigen Maßstab für unser mit dem Gewissen kussionen und ausreichend Zeit für die kolle- verknüpftes giale Kommunikation, Kooperation und Netz- Unrechtsverständnis gibt, ist ein solches Diskussionsforum für alle Akteure im Gesundheitswesen besonders wichtig. Wir bewegen uns im Spannungsfeld zwi- werkbildung. zahlreichen renommierten Referenten einladen. Der diesjährige Kongress „Medizin und Gewissen – Was braucht der Mensch?“ scheint mir das Grundanliegen dieser Kongressreihe, unser aller Gewissen zu schulen und zu ver- Mit freundlichen Grüßen Ihr Kongressteam tiefen, nochmals intensiver verdeutlichen zu können. In der heutigen Medizin bewegt sich viel. Aktuelle und zukünftige Fragen erfordern schen historischem Unrecht, ökonomischen neue Antworten, die sich aber immer noch an Einengungen, Nothilfe bei Flucht und Krieg den fundamentalen Vorgaben des Nürnberger einerseits und wunscherfüllender Medizin Kodex von 1947 messen lassen müssen. Dabei andererseits. Wir freuen uns, eine Plattform stoßen wir in der Tiefe auf unser Gewissen. Alle Teilnehmer finden auf diesem Kongress ausgezeichnete Möglichkeiten, Fragen von „Medizin und Gewissen“ zu diskutieren in der Hoffnung, dass wir zusammen im persönlichen Alltag und auf der politischen Bühne unseren Einsichten das erforderliche Gehör schaffen können. Auch das braucht der Mensch. In diesem Sinne begrüße ich alle Anwesenden und ReferentInnen und danke abschließend der Vorbereitungsgruppe der Nürnberger und Deutschen IPPNW für die geleistete Arbeit, die durchaus zu einer Fortsetzung in fünf Jahren animieren sollte. Das Kongressteam: Dr. Horst Seithe, Hannah Lehner, Dr. Elisabeth Wentzlaff, Dr. Holger Wentzlaff, Dr. Elisabeth Heyn und Prof. Dr. Hannes Wandt 2 Ihr Prof. Dr. Klaus Dörner, Schirmherr des Kongresses MEDIZIN & GEWISSEN 2016 Programm Freitag, 14. Oktober 2016 Aula Wilhelm-Löhe-Schule, Deutschherrnstraße 10, 90429 Nürnberg 16.30 Eröffnung der Ausstellung „Fegt alle hinweg – Biographien jüdischer Ärzte im Nationalsozialismus“ Dr. Hansjörg und Ursel Ebell 18.30 – 19.15 Vortrag Die Vermessung des Menschen – Big Data und die Vertraulichkeit in der Medizin Dr. Thilo Weichert 19.15 – 20.00 Healing under Fire – Medical Peace Work in the Field Englisch Moderation: Dr. Bernd Höffken 17.00 – 17.30 Begrüßung durch Dr. Holger Wentzlaff, IPPNW-Regionalgruppe, Grußworte von Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg, Dr. Heidemarie Lux, Vizepräsidentin der Bayerischen Landesärztekammer und Prof. Dr. Klaus Dörner, Schirmherr des Kongresses Moderation: Dr. Holger Wentzlaff 17.30 – 18.15 Vortrag Leitlinien für ÄrztInnen – Wer leitet wen wohin? 18.15 – 18.30 Patientenorientiert behandeln Vortrag Dr. Gabriella Arcadu, Dr. Louisa Chan Boegli Moderation: Dr. Eva-Maria Schwienhorst-Stich 20.00 – 20.30 International Medical Peace Award Preisverleihung und Laudatio Musikalische Umrahmung: Ines und Katja Lunkenheimer, Flügel Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig Moderation: Dr. Stephan Kolb Vortrag Die kleine Korruption im ärztlichen Alltag 20.30 Prof. Dr. Thomas Kühlein Empfang Kleines Essen und Get-Together Samstag, 15. Oktober 2016 9.00 – 9.45 Vortrag Solidarität und Würde – Unterstützung für traumatisierte Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten Dr. Monika Hauser – Moderation: Dr. Elisabeth Wentzlaff FORUM 1: Medizingeschichte 10.00 – 12.00 Der Nürnberger Ärzteprozess 1946 /47 – Absicht. Rezeption. Wirkung Prof. Dr. Karl-Heinz Leven Mit der Geschichte lernen? Zur Bedeutung des Nürnberger Kodex für heute Dr. Michael Wunder Zögerliche Selbstreflexion: Die Thematisierung von Medizin im Nationalsozialismus durch die Bundesärztekammer Prof. Dr. Volker Roelcke Moderation: Dr. Stephan Kolb Verstrickt und eng verwoben: Der Nationalsozialismus und das DRK 1933–1945 Dr. Horst Seithe Ernst Robert Grawitz und die personelle Verflechtung von DRK-Führung und SS im Nationalsozialismus Dr. Judith Hahn FORUM 2: Global Health – Medical Peace Work FORUM 3: Medizinethik TTIP/CETA – Rendite vor Gesundheit: Wie Freihandels- und Investitionsabkommen die globale Gesundheit ruinieren Wo fängt Bestechung an? Korruptionsversuche im ärztlichen Alltag – Die eigene Verführbarkeit erkennen lernen Jörg Schaaber Dr. Martin Beckmann Anne Jung Moderation: Prof. Dr. Hannes Wandt Das DRK und die Wiederbewaffnung der BRD 1949–1957 Medical Peace Work: Can Health Professionals Bring about a More Peaceful Society? New Case Studies on Climate Change, Torture and Refugee Health Englisch Dr. Klaus Melf Stefi Barna Dr. Eva-Maria Schwienhorst-Stich Dr. Stephan Kolb Prof. Dr. Thomas Kühlein Flüchtlingsdrama in mehreren Akten: Was ist die Herausforderung der medizinischen Flüchtlingshilfe? 1. Nothilfe im Heimatland Decision Making – wie kommen wir im Alltag zur klugen Entscheidung? Dr. Gisela Penteker Prof. Dr. Thomas Kühlein Dr. Veit Wambach 3. Nothilfe hier vor Ort Moderation: Dr. Elisabeth Wentzlaff 2. Nothilfe auf der Flucht Dr. Gerhard Gradl Prof. Dr. Helfried Gröbe Moderation: Dr. Elisabeth Heyn Prof. Dr. Dieter Riesenberger Moderation: Dr. Horst Seithe 12.00 – 13.30 Mittagessen / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / 13.30 – 15.30 Humanexperimente im 20. und 21. Jahrhundert. Entwicklung und ethische Interessenkonflikte Prof. Dr. Andreas Frewer Nur eine Handvoll Täter? Unmoralische Menschenversuche im Nationalsozialismus Dr. Anna von Villiez Moderation: Dr. Horst Seithe Euthanasie gestern und heute – „Der Tod als Erlösung von Leiden" Dr. Florian Bruns Psychiatrie im Nationalsozialismus – Wie Ärzte zu Mördern wurden Prof. Dr. Michael von Cranach Moderation: Dr. Elisabeth Heyn Sich für das Recht auf Gesundheit starkmachen: Weltweite soziale Sicherung – eine Utopie? Global Medical Aid: How to Do no Harm, but Support Peace Thomas Gebauer Dr. Louisa Chan Boegli Katja Maurer Carlotta Conrad Dr. Harald Kischlat Die europäisch nationale Perspektive: Ist die Bürgerversicherung eine Alternative? Harald Weinberg Englisch Moderation: Hannah Lehner, Dr. EvaMaria Schwienhorst-Stich Moderation: Dr. Wolfgang Lederer-Kanavin Social Freezing – vom Wunschkind zum Wunschtermin? Fakten aus Sicht der Reproduktionsmedizin Schwierige ethische Fragestellungen im Medizinalltag – Wie würden Sie entscheiden? Interaktiver Workshop Prof. Dr. Ralf Dittrich Prof. Dr. Jan Schildmann Dr. Herbert Kappauf Anschließend Statements von und Diskussion mit Erika Feyerabend und Dr. Saskia Möckel Moderation: Dr. Alfred Estelmann Moderation: Prof. Dr. Hannes Wandt 15.30 – 16.00 Kaffeepause / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / / 16.00 – 16.45 16.45– 17.30 17.30 Vortrag Wenn Ärzte nur das Beste wollen Prof. Dr. Klaus Dörner – Moderation: Dr. Horst Seithe Vortrag Gesundheit als Menschenrecht – Menschenrechte im Gesundheitswesen NN – Moderation: Dr. Holger Wentzlaff Verabschiedung durch Dr. Holger Wentzlaff, IPPNW-Regionalgruppe, und Carlotta Conrad, Vorstand der Deutschen IPPNW V. INTERNATIONALER KONGRESS ReferentInnen Dr. Gabriella Arcadu Stefi Barna ist Politikwissenschaftlerin und Expertin ist Dozentin für Globales Gesundheitswesen für konfliktbedrohte bzw. im Übergang be- an der medizinischen Fakultät der Univer- findliche Staaten. Seit 20 Jahren ist sie in sity of East Anglia in Norwich (Großbritan- der institutionellen Unterstützung und dem nien) sowie an der Azim Premji University in Aufbau von Infrastrukturen tätig. Seit den Bangalore in Indien. Sie arbeitet für die bri- späten 1990er Jahren arbeitete sie für das tische IPPNW-Sektion Medact und das Sus- WHO-Programm „Health as a Bridge to Peace“, an dessen Umsetzung tainable Healthcare Education Network, mit dem Ziel, das Augenmerk sie in Sri Lanka, Indonesien und Ägypten beteiligt war. Sie entwickelte der Weltöffentlichkeit auf die gesundheitlichen Auswirkungen und die globale Gesundheitsstandards im Bereich „Abrüstung, Demobilisierung strukturelle Gewalt zu lenken, die mit dem globalen Klimawandel ver- und Reintegration“. 2010 entwarf sie für die WHO ein Strategiepapier bunden sind. zur zivil-militärischen Abstimmung im Gesundheitssektor, für das sie in Afghanistan recherchierte. Sie hat in verschiedenen Funktionen für die UN, Universitäten und NGOs gearbeitet. Gabriella Arcadu ist Gründerin und Direktorin von 4change, einer NGO, die Trainings- und Forschungsmaßnahmen in konfliktbedrohten Ländern durchführt. Dr. Martin Beckmann Prof. Dr. Dr. Heiner Bielefeldt ist Referent für Dienstleistungspolitik, Re- verbindet praktische Erfahrungen in Tätig- gional- und Strukturpolitik im Bereich Poli- keitsfeldern der Menschenrechte mit inter- tik und Planung der Ver.di-Bundesverwal- disziplinärer Expertise. Nach der Promotion tung in Berlin. Martin Beckmann studierte im Fach Philosophie lehrte Bielefeldt vor von 1997 bis 2002 Politikwissenschaft und allem an juristischen Fakultäten verschie- Volkswirtschaftslehre an der Philipps-Uni- dener Universitäten. Im Jahr 2000 habili- versität Marburg. Von 2002-06 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter tierte er in Bremen mit einer Arbeit zur „Philosophie der Menschen- der Nachwuchsgruppe „Europaforschung – europäische Integration im rechte“. 2007 wurde er (als Nicht-Jurist) zum Honorarprofessor der Globalisierungsprozess“ und promovierte am Institut für Politikwissen- rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld ernannt. schaft der Universität Marburg. 2007-08 war Martin Beckmann im Bielefeldt hat den interdisziplinären Lehrstuhl „Menschenrechte und Trainee-Programm der IG Metall, seit 2008 ist er in der Ver.di-Bundes- Menschenrechtspolitik“ an der FAU inne. Er ist seit 30 Jahren in zivil- verwaltung tätig. Schwerpunkte seiner Arbeit sind neben der Dienst- gesellschaftlichen Organisationen zum Schutz der Menschenrechte tä- leistungspolitik die Themen Digitalisierung und Handelspolitik. tig. Seit 1999 leitet er den Bereich Menschenrechte in der Deutschen Kommission Justitia et Pax. 2003-09 war er Direktor des Deutschen Instituts für Menschenrechte. Dr. Florian Bruns Dr. Louisa Chan Boegli lehrt und forscht seit 2012 als Arzt und ist Gründungs- und Vorstandsmitglied der Medizinhistoriker am Institut für Geschich- Rugiagli-Initiative (RI). Diese Initiative bil- te der Medizin und Ethik in der Mediziner det Ärzte aus, die in Konfliktregionen arbei- der Berliner Charité. Auf das Studium der ten und gehört inzwischen mit 4change Humanmedizin, Geschichte und Philoso- (Italien) zusammen. RI fördert die inter- phie folgte 2007 die Promotion mit einer nationale Zusammenarbeit im Bereich Arbeit über Protagonisten der Medizinethik im Nationalsozialismus. Gesundheit, die sie als Brücke zum Frieden versteht. Als Ärztin hat Nach klinischer Tätigkeit in der Inneren Medizin arbeitete er von 2010 Chan Boegli in Konfliktregionen für das IRK und die WHO gearbeitet. bis 2012 als Geschäftsführer des Klinischen Ethikkomitees am Uni- Vier Jahre war sie die zentrale Figur des WHO-Programms „Health as versitätsklinikum Erlangen. Forschungsschwerpunkte sind die Medizin a Bridge to Peace“. 1998 gründete sie das Zentrum für Humanitären im Nationalsozialismus, die Klinische Ethik (insbesondere ethische As- Dialog in Genf mit, und initiierte eine Reihe von erfolgreichen Gesprä- pekte am Lebensende) sowie die Medizin in der DDR. chen zwischen der indonesischen Regierung und der Aceh-Befreiungsbewegung. Die Medizinerin promovierte an der Universität Los Angeles und erwarb den Master of Public Health an der Londoner Fakultät für Hygiene und Tropenmedizin. 4 MEDIZIN & GEWISSEN 2016 Carlotta Conrad Prof. Dr. Michael von Cranach ist seit 2013 Vorstandsmitglied der IPPNW. studierte Medizin in Bonn und absolvierte Nach dem Studium in Dresden befindet sie die Facharztausbildung zum Psychiater in sich aktuell in der Weiterbildung zur An- München und London. Bis 2006 war er lei- ästhesistin an dem Uniklinikum Dresden. tender ärztlicher Direktor des Bezirkskran- Carlotta kam 2008 über das Dresdner Me- kenhauses Kaufbeuren, das unter seiner dinetz zur IPPNW. Von 2011 bis 2013 war Führung mit der Aufarbeitung der eigenen sie Repräsentantin der IPPNW-Studierenden. Ihren Fokus legt sie auf Rolle im Nationalsozialismus begann. 1999 erstellte er im Auftrag der Medizinische Friedensarbeit, Migration und Asyl. Sie ist Mitglied im AK Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psycho- Flucht und Asyl und vertritt die IPPNW in der Bundesarbeitsgemein- somatik und Nervenheilkunde die Ausstellung „In Memoriam“ zum schaft ProAsyl und im Projekt Medical Peace Work III, für das sie auch Gedenken an die Opfer der NS-„Euthanasie“ im, die auf dem 11. eine Fallstudie geschrieben hat. Weltkongress der Psychiatrie gezeigt wurde. Er betreibt seit 2006 eine Praxis in München und ist zudem Professor an der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München. Eine wichtige Konsequenz seiner Arbeit war die Psychiatriereform, mit der Abkehr von zentralen Anstalten wie auch der Eingliederung von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsprozess. Prof. Dr. Ralf Dittrich Prof. Dr. Klaus Dörner studierte Biologie mit Schwerpunkt Zoolo- studierte Medizin, Soziologie und Geschich- gie an der Friedrich-Alexander Universität te und habilitierte an der Psychiatrischen Erlangen-Nürnberg. Seit 1989 war er als Universitätsklinik Hamburg. Von 1980 bis wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Frau- 1996 war er ärztlicher Leiter der Westfäli- enklinik des Universitätsklinikums Erlangen schen Klinik in Gütersloh für Psychiatrie, beschäftigt und ist dort seit 1995 Leiter des Psychosomatik und Neurologie. Er hatte Reproduktionsmedizinischen Labors und des Hormonlabors. Seit 2004 den Lehrstuhl für Psychiatrie an der anthroposophischen Universität besitzt er die Fachanerkennung Reproduktionsbiologe der AgRBM und Witten/Herdecke inne und begründete die Deutschen Gesellschaft für ist seit 2008 das Zertifikat „Senior Clinical Embryologist“ der Euro- Soziale Psychiatrie mit. Klaus Dörner ist Mitinitiator der Reformbewe- pean Society of Human Reproduction and Embryology. Seit dem Jahr gung in der Psychiatrie und leistete Pionierarbeit für die Integration 2009 hat er die Professur für experimentelle Reproduktionsmedizin psychisch Kranker außerhalb von Klinikmauern. 2007 wurde er mit an der Friedrich-Alexander-Universität inne. Seine wissenschaftlichen dem Preis der Dr. Margrit Egnér-Stiftung ausgezeichnet, 2014 erhielt Schwerpunkte sind der Transport von Spermien und Eizellen in der er für sein Lebenswerk den ConSozial Wissenschaftspreis. Gebärmutter, der Fruchtbarkeitserhalt sowie die Gefrierlagerung von Zellen, Geweben und Organen. Ursula Ebell, M.A. Dr. Hansjörg Ebell Nach dem Studium der Germanistik und Ge- ist Facharzt für psychosomatische Medizin schichte an der LMU in München absolvierte und Psychotherapie. Nach Jahren in An- Ursula Ebell die Ausbildung zur Realschul- ästhesie und Intensivmedizin war er in der lehrerin und arbeitete als Deutschlehrerin in Schmerzambulanz am Klinikum Großha- der Erwachsenenbildung, während sie par- dern München tätig. Bis 2014 hatte er eine allel praktische Theaterarbeit machte. Das Psychotherapiepraxis mit Schwerpunkt auf Studium der Theaterwissenschaft schloss sich an (M.A.). Von 1986 chronischen Schmerz-, Krebs- und psychosomatischen Erkrankungen. bis 2009 war sie Mitarbeiterin der Schauspielerin und Brecht-Tochter Mehrfach wurde er als Delegierter der „Liste Demokratischer Ärztinnen Hanne Hiob. Im Auftrag des Kulturreferats München war sie 2003 Ku- und Ärzte“ in den Ärztlichen Kreis- und Bezirksverband München ge- ratorin der Ausstellung „Brecht unliterarisch verwenden“ zu Hiobs 80. wählt. Er war Mitglied der Arbeitsgruppe dieser Münchner Liste, die Geburtstag. Ab 2008 kuratierte sie die Ausstellung „Fegt alle hinweg… 1988 eine der ersten Untersuchungen zum Schicksal jüdischer und Zum Approbationsentzug jüdischer Ärztinnen und Ärzte“, die bisher an ‚staatsfeindlicher‘ ÄrztInnen in der NS-Zeit vorgelegt hat – Anlass war 40 Orten gezeigt worden ist, so u.a. auf dem Deutschen Ärztetag 2012 der 50. Jahrestag des Approbationsentzuges 1938. 2008 initiierte er in Nürnberg. In Zusammenarbeit mit der Regionalgruppe der IPPNW zum 70. Jahrestag die Ausstellung „Fegt alle hinweg“, zusammen mit Nürnberg-Fürth-Erlangen erweiterte sie die Ausstellung 2009 auch für seiner Frau Ursula Ebell. Nürnberg und Fürth. 5 V. INTERNATIONALER KONGRESS ReferentInnen Erika Feyerabend Prof. Dr. Andreas Frewer ist Sozialwissenschaftlerin und Journalistin studierte Philosophie, Medizingeschichte und u.a. Mitglied im wissenschaftlichen und Humanmedizin in München, Erlangen, Beirat der Hospizvereinigung OMEGA. Eri- Marburg und Berlin, mit Studienphasen in ka Feyerabend arbeitet bei BioSkop e.V., Wien, Oxford und Jerusalem. Er promovier- dem von ihr mitgegründeten Verein zur Be- te am Institut für Geschichte der Medizin obachtung der Biowissenschaften in Essen. der Freien Universität Berlin zur Geschichte BioSkop mischt sich seit rund 20 Jahren in die Auseinandersetzung und Ethik der Medizin. Seit 2007 ist er Leiter der Professur für Ethik um Biomedizin und Biopolitik ein – mit unabhängigen Recherchen, in der Medizin am Institut für Geschichte und Ethik in der Medizin der kritischen Analysen, Redebeiträgen, Aktionstipps und Kampagnen. Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind unter Themen sind unter anderem die Aufdeckung rechtswidriger Genfor- anderem klinische Ethik und Ethikberatung, Geschichte der Medizin, schung, die Verwertung menschlicher Körperteile, aktuelle Euthana- Medizin und Menschenrechte, Sterbebegleitung und Euthanasie, Theo- siebestrebungen und die Einflussnahme von Pharmaunternehmen auf rie und Ethik der Forschung. Frewer ist unter anderem Mitglied bei PatientInnenorganisationen. Ärzte ohne Grenzen, der IPPNW, der European Society for Philosophy of Medicine and Health Care und der Akademie für Ethik in der Medizin. Thomas Gebauer Prof. Dr. Helfried Gröbe ist Diplom-Psychologe und Geschäftsführer ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedi- der sozialmedizinischen Entwicklungshilfe- zin. Er hat in Münster/Westfalen und Wien und Menschenrechtsorganisation medico studiert und habilitierte an der Universität international mit Sitz in Frankfurt am Main. Münster, wo er eine außerplanmäßige Pro- Er begann seine Tätigkeit für medico inter- fessur innehatte. 1984-2006 leitete er die national 1979, zunächst im Bereich der Städtischen Kinderklinik in Nürnberg. Er Öffentlichkeitsarbeit, später als Leiter der Projektabteilung. Schwer- war für verschiedene Hilfsorganisationen im Ausland tätig, so unter an- punktmäßig beschäftigt sich Gebauer mit Fragen der internationaler derem in Flüchtlingslagern in Kambodscha und Somalia (Organisation Friedens- und Sicherheitspolitik, mit Menschenrechten und den so- Cap Anamur) sowie auf den Philippinen und in Vietnam (Ärzte für die zialen Bedingungen globaler Gesundheit. Grundlegend für seine Über- Dritte Welt). Seit Oktober 2014 hält er regelmäßige kurative Sprech- legungen ist ein kritischer Begriffs von Hilfe, an dessen Entwicklung er stunde in der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und maßgeblich beteiligt ist. Er ist Mitbegründer der Internationalen Kam- Asylsuchende in Zirndorf/Bayern. pagne zum Verbot von Landminen (ICBL), die 1997 in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde. Dr. Gerhard Gradl Dr. Judith Hahn begann 1978 als Sanitätsoffizier bei der ist Historikerin und arbeitet seit 2014 als Bundeswehr zu arbeiten und studierte wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut 1978-84 Humanmedizin in Erlangen, wo für Geschichte der Medizin und Ethik in der er 1989 promovierte. Er war unter anderem Medizin, Charité-Universitätsmedizin Ber- Assistenzarzt am Bundeswehrkranken- lin – zunächst im DFG-Forschungsprojekt haus Amberg sowie Truppenarzt und Leiter „Kulturen des Wahnsinns“, seit 2016 im „Behandlung und Begutachtung“ am Sanitätszentrum Nürnberg. Projekt „Wissenschaft in Verantwortung – GeDenkOrt.Charité“. Sie pro- 1993 ließ er sich in Nürnberg in hausärztlicher Praxis nieder. Seine movierte an der FU Berlin über „Ernst Robert Grawitz, Karl Genzken, Themenschwerpunkte sind die hausärztliche Versorgung, sowie die Karl Gebhardt. Drei Karrieren im Sanitätsdienst der SS“. 2005-08 war Palliativ- und Reisemedizin. Er unterrichtet als Dozent in der Palliativ- sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt „Anpassung ausbildung. Seit 2013 ist er im Rahmen der spezialisierten ambulan- und Ausschaltung. Die Berliner Kassenärztliche Vereinigung im Natio- ten Palliativversorgung tätig. Dr. Gradl hat sich in den letzten Jahren nalsozialismus“ am Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der als Arzt an Einsätzen der Hilfsorganisation Humedica beteiligt, so Universität Hamburg. 2009-13 war sie im Abgeordnetenhaus von Ber- unter anderem im griechischen Idomeni. lin und im Deutschen Bundestag tätig. Weitere Schwerpunkte sind die historisch-politische Bildung, sowie Ausstellungs- und Publikationsprojekte. 6 MEDIZIN & GEWISSEN 2016 Dr. Herbert Kappauf Dr. Monika Hauser studierte Humanmedizin an den Universi- ist Fachärztin für Gynäkologie und Grün- täten Erlangen und Rennes (Frankreich). derin der Frauenrechtsorganisation Medica Er bildete sich am Klinikum Nürnberg in mondiale, die sich weltweit für Frauen und Innerer Medizin, Hämatologie und Onko- Mädchen einsetzt, die in Konfliktgebieten logie, Palliativmedizin, Psychosomatische sexualisierte Kriegsgewalt erlebt haben. Medizin und Psychotherapie weiter. Dort ist Hauser studierte Medizin in Innsbruck und er seit 15 Jahre Oberarzt an der fünften Medizinischen Klinik mit Kno- Bologna, 1984 promovierte sie. Den Anfang ihres internationalen En- chenmarktransplantationseinheit. Seit ist er 2003 in eigener hämato- gagements machte die Einrichtung eines Frauentherapiezentrums in onkologischer Schwerpunktpraxis in Starnberg, sowie als Konsiliar- und Bosnien im Jahr 1993. Dort entwickelte sie mit Fachfrauen vor Ort ein Belegarzt am Klinikum Starnberg tätig. neues Konzept zur Betreuung schwer traumatisierter Frauen. Hauser versucht, die Öffentlichkeit durch Vorträge und Pressegespräche über das Thema der sexualisierten Kriegsgewalt zu informieren und dafür zu sensibilisieren. Ihr Engagement wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, so u.a. mit dem Alternativen Nobelpreis 2008. Dr. Harald Kischlat Prof. Dr. Thomas Kühlein ist seit 2002 für German Doctors tätig. ist Facharzt für Allgemeinmedizin und war Nach seiner Ausbildung zum Dr. phil. an der zehn Jahre lang in einer großen Gemein- FU Berlin und der Universität Bonn war er schaftspraxis in Bad-Staffelstein selbst- wissenschaftlicher Mitarbeiter des Albertus- ständig niedergelassen. Von 2006 bis 2013 Magnus-Instituts in Bonn, absolvierte ver- war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an schiedene Stationen im IT Consulting und der Abteilung Allgemeinmedizin und Ver- war von 2002-06 stellvertretender und 2006-10 leitender Geschäfts- sorgungsforschung der Universität Heidelberg tätig, wo er auch habi- führer bei German Doctors. 2011 wurde er als Vereinsvorstand tätig – litierte. Am Oktober 2013 folgte Thomas Kühlein dem Ruf auf den mit dem Anliegen, die finanzielle Grundlage der Arbeit zu sichern und ersten ordentlichen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin in Bayern an der die besten Bedingungen für alle organisatorischen Abläufe herzustel- FAU. Dort ist er auch Ärztlicher Leiter des MVZ Eckental. Einer seiner len, um wirkungsvolle Projekte für Menschen in Entwicklungsländern Arbeits- und Forschungsschwerpunkte ist die evidenzbasierte Medizin, zu gewährleisten. die empirisch nachgewiesene Wirksamkeit als Grundlage für Therapien fordert. Prof. Dr. Thomas Kühlein ist Mitglied von MEZIS e.V. (Mein Essen zahl´ ich selbst) Anne Jung Prof. Dr. Karl-Heinz Leven ist Politikwissenschaftlerin und arbeitet ist Professor für Geschichte der Medizin seit 1998 als Campaignerin bei der sozial- und Direktor des Instituts für Geschichte medizinischen Hilfs- und Menschenrechts- und Ethik der Medizin an der Universität organisation Ihre Erlangen-Nürnberg. Seine Arbeitsschwer- Arbeitsbereiche sind unter anderem globale punkte sind Seuchengeschichte, antike und Medico International. Gesundheit, internationale Handelbeziehun- byzantinische Medizin, die Geschichte der gen und Rohstoffhandel. Zu den von ihr verantworteten Themen hält Medizinethik, Medizin und Nationalsozialismus, Medizin und Krieg, so- sie Vorträge, publiziert Artikel und organisiert Veranstaltungen. Reisen wie Fakultätsgeschichte. Er studierte Medizin, Geschichte, klassische unter anderem nach Sierra Leone, Simbabwe, Kenia und Südafrika. Philologie und Romanistik an den Universitäten Düsseldorf und Bonn. Seit 2008 leitet sie regelmäßig Lehrveranstaltungen, unter anderem zu 1987 promovierte er zum Dr. med. Von 1999 bis 2009 war er Akade- Kampagnen als Instrument politischer Kommunikation. mischer Rat und apl. Professor an der Universität Freiburg. Leven ist unter anderem Mitglied bei der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik e.V., im Fachverband Medizingeschichte e.V. und beim Institut für Historische Anthropologie e.V. 2012 wurde er zum Mitglied der Leopoldina ernannt. 7 V. INTERNATIONALER KONGRESS ReferentInnen Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig Ines und Katja Lunkenheimer studierte Medizin in Louvain (Belgien), aus Nürnberg gewannen als Ju- Frankfurt/Main, Innsbruck (Österreich) und gendliche den ersten Preis beim Berlin, wo er auch promovierte und habili- Bundeswettbewerb „Jugend mu- tierte. 1994 wurde er als Professor für Inne- siziert“ und einen Sonderpreis re Medizin mit Schwerpunkt Hämatologie, der Deutschen Stiftung Musikle- Onkologie und Angewandte Molekularbio- ben. Später konnten die Schwes- logie an das Rudolf-Virchow-Universitätsklinikum Berlin berufen. Seit tern mehrfach Preise bei renommierten internationalen Wettbewerben 2001 ist er Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumor- wie dem Internationalen „Twenty Fingers Competition“ in Rom und immunologie am Helios-Klinikum Berlin-Buch. Seit 2000 ist er Vor- dem „Internationalen Piano Competition San Marino“ erringen. Beide standsmitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft sind Stipendiaten der Yehudi-Menuhin-Stiftung „Live Music Now“ und und seit 2006 deren Vorsitzender. Seit 2006 Mit-Herausgeber des un- der „Richard Wagner Stipendienstiftung“. abhängigen Arzneimittelinformationsblattes „Der Arzneimittelbrief“. 2010 erschien ihre CD bei telos music records mit Werken von Mozart, Seit 2013 ist er Mitglied des Management Board der Europäischen Schubert, Poulenc und Lutoslawski und 2013 ihre zweite CD „Oscilla- Arzneimittel-Agentur. tions“ bei dem Label TYXart mit zeitgenössischen Werken. Katja Maurer Dr. Klaus Melf arbeitet seit 1998 bei Medico international ist assistierender Amtsarzt in der Stadt Ber- und leitet dort die Öffentlichkeitsarbeit. Zu- gen in Norwegen. Er wartet auf die Fach- vor war sie jahrelang als Auslands-Journa- arzt-Anerkennung als norwegischer „Gesell- listin tätig. Im Rahmen ihrer Tätigkeit bei schaftsmediziner“, hat einen Doktortitel in medico international hat sie viele Regionen Arbeitsmedizin und einen Master in Frie- bereist, in denen die Herausforderungen für dens- und Konflikttransformation. Klaus die Weltgesundheit offenkundig sind, und ist zu diesen Themenbereich Melf koordiniert das von der Europäischen Union unterstützte Projekt vielfältig publizistisch tätig. Medical Peace Work und war zehn Jahre Vorstandsmitglied der norwegischen IPPNW-Sektion „Norske Leger Mot Atomvåpen“ (Norwegische Ärzte gegen Atomwaffen). Dr. Saskia Möckel Dr. Gisela Penteker ist Frauenärztin mit den Schwerpunkten Gy- hat Medizin in Frankfurt, Kiel und Lübeck näkologische Endokrinologie und Reproduk- studiert. Als Ärztin für Allgemeinmedi- tionsmedizin. Sie studierte Humanmedizin zin war sie seit 1982 in eigener Praxis an in Leipzig und an der Cornell University, der Niederelbe niedergelassen und ist seit New York. 1999-2005 war sie Ärztin in den 2014 im Ruhestand. Seit 1999 hat sie als Universitätsfrauenkliniken Tübingen und Türkeibeauftragte des Vorstands der deut- Gießen, wo sie promovierte und die Facharztprüfung Gynäkologie und schen IPPNW regelmäßige Reisen in die kurdischen Gebiete der Türkei Geburtshilfe ablegte. Sie arbeitete als Ärztin in der Kinderwunschpraxis unternommen. Sie leistet seit dem Jugoslawienkrieg aktive Flüchtlings- Tübingen. Seit 2008 ist sie im Kinderwunschzentrum Dortmund tätig. arbeit, ist Vorstandsmitglied des Flüchtlingsrats Niedersachsen sowie Saskia Möckel hat ein berufsbegleitendes Studium der Angewandten Gründungsmitglied des Netzwerks für Traumatisierte Flüchtlinge in Ethik in Münster abgeschlossen. Niedersachsen sowie Mitglied im AK Flüchtlinge und Asyl der IPPNW. Sie vertritt die IPPNW im Forum Menschenrechte und bei PICUM, der Plattform für internationale Zusammenarbeit in Bezug auf papierlose Migranten. 8 MEDIZIN & GEWISSEN 2016 Prof. Dr. Dieter Riesenberger Prof. Dr. Volker Roelcke studierte Geschichte und deutsche Phi- ist seit 2003 Professor für Geschichte der lologie an der Universität Freiburg. Hier Medizin und Direktor des Instituts für Ge- promovierte er 1965. Von 1981 bis 1998 schichte der Medizin an der Justus-Lie- lehrte er als Professor für Zeitgeschichte big-Universität Gießen. Er hat Medizin in und Didaktik der Geschichte an der Uni- Heidelberg und Glasgow studiert und in versität-Gesamthochschule Paderborn. Sein Heidelberg promoviert. Er studierte außer- Forschungsschwerpunkt in den letzten Jahren war die Geschichte des dem Ethnologie, Alte Geschichte und Philosophie in Heidelberg und Deutschen Roten Kreuzes. Publikationen sind unter anderem: „Die ka- Cambridge und absolvierte an der Cambridge University einen Master tholische Friedensbewegung in der Weimarer Republik „, „Das Deut- in Philosophie. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Psychiatrie im sche Rote Kreuz. Eine Geschichte 1864-1990“. 19. und 20. Jahrhundert, Medizin im Nationalsozialismus, Struktur und Genese wissenschaftlicher Innovationen im 20. und beginnenden 21. Jahrhundert, Geschichte und Ethik der Forschung am Menschen, Geschichte, Struktur und Dynamik internationaler Wissenschaftsbeziehungen, Medizinethnologie sowie Geschichte und Theorie der Medizinhistoriografie. Roelcke wurde 2011 in die Leopoldina berufen. Jörg Schaaber Dr. Eva-Maria Schwienhorst-Stich ist Diplom-Soziologe und Gesundheitswis- ist Ärztin mit Erfahrung in der Kinderheil- senschaftler (MPH). Er arbeitet seit über 30 kunde und Tropenmedizin und absolvierte Jahren für die BUKO Pharma-Kampagne, ein Masterstudium in International Health. die sich kritisch mit der internationalen Ver- Sie arbeitet für die Deutsche Lepra- und Tu- marktungspraxis der Pharmaindustrie aus- berkulosehilfe, eine NGO, die den Aufbau einandersetzt. Jörg Schaaber ist Chefredak- von Gesundheits- und Sozialstrukturen in teur des Pharma-Briefs. Er war über viele Jahre im Europa-Vorstand des 20 verschiedenen Ländern unterstützt. Das Medinetz Mainz, eine Be- globalen Netzwerks Health Action International, das er mit gegründet ratungsstelle für Flüchtlinge, Migranten und Menschen ohne Papiere, hat. Bis Juni 2016 war er Präsident der International Society of Drug hat sie mit begründet. Seit 2006 ist sie stellvertretende Internatio- Bulletins (ISDB). Jörg Schaaber ist Patientenvertreter im Gemeinsa- nal Councillor der deutschen IPPNW. Sie war als Praktikantin an der men Bundesausschuss (G-BA), der darüber entscheidet, welche Arznei- McMaster-Universität in Kanada, wo „Peace through Health“ entwi- mittel die Krankenkassen bezahlen. Viele Veröffentlichungen u.a. zu ckelt wurde, und ist Mitglied der Arbeitsgruppe Medical Peace Work Manipulationen bei Arzneimittelstudien, zu irrationaler Medikamenten- (MPW). Zudem ist sie an mehreren Universitäten in der Lehre zu Global vermarktung und zur internationalen Gesundheitspolitik. Health tätig. Sie hat Fallstudien für verschiedene Themen im Bereich MPW und Global Health mit erarbeitet. Dr. med. Jan Schildmann Dr. Horst Seithe studierte Medizin in Berlin mit Studienauf- studierte Biologie, Geschichte und Human- enthalten in London, Madrid und New York medizin an der Freien Universität Berlin und absolvierte ein Postgraduiertenstudium und der WWU Münster. Er ist Historiker in Medical Law and Ethics am King’s Col- und Facharzt für Kinder- und Jugendmedi- lege London. Er war klinisch und wissen- zin, Allergologie, Diabetologie, Asthma- und schaftlich u.a. an den Universität Erlangen Neurodermitistrainer und Autogenes Trai- und Bochum tätig und habilitierte zu ethischen Aspekten am Lebens- ning. Als Oberarzt arbeitet er in der Klinik für Neugeborene, Kinder ende. Seit 2016 ist er Professor für Medizinethik an der Wilhelm Löhe und Jugendliche am Klinikum Nürnberg. Seine klinischen Tätigkeits- Hochschule in Fürth und arbeitet weiterhin klinisch als Facharzt für schwerpunkte sind dort pneumologische, allergologische Erkrankungen Innere Medizin mit einem klinischen Schwerpunkt in der Hämatologie und Diabetes mellitus. Seit 2006 ist er ehrenamtlicher Richter am Be- und Onkologie am Klinikum Großhadern der Universität München. Zu rufsgericht für Ärzte beim Landgericht Nürnberg. Langjähriges IPPNW- seinen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten gehören die Implemen- Mitglied und Mitbegründer der Kongressreihe „Medizin und Gewissen“. tierung und Evaluation ethischer Unterstützungsangebote in der Medi- Mit seinem Buch über das Deutsche Rote Kreuz im Dritten Reich be- zin, ethische Herausforderungen der Aufklärung und Entscheidungsfin- einflusste er maßgeblich die historische Einordnung dieser Zeitspanne dung sowie interprofessionelle Lehr- und Fortbildungsveranstaltungen der DRK-Geschichte. zu Themen der Ethik und Kommunikation. 9 V. INTERNATIONALER KONGRESS ReferentInnen Dr. Anna von Villiez Dr. Veit Wambach hat an der Universität Hamburg in Neuerer ist seit 1987 als niedergelassener Facharzt Geschichte promoviert. 2007 bis 2011 lei- für Allgemeinmedizin in Nürnberg tätig. Seit tete sie das Forschungsprojekt “Victims of 1997 ist er Vorsitzender der medizinischen Human Experiments under National Socia- Qualitätsgemeinschaft „Praxisnetz Nürn- lism” an der Brookes University Oxford. Seit berg Nord e.V.“ Er ist Gründungsmitglied Mai 2015 arbeitet sie als Provenienzfor- und Vorsitzender der Qualität und Effizienz scherin an der Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzy in eG. Seit 2003 ist er Delegierter des ärztlichen Bezirksverbands und Hamburg. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte sind unter anderem: der Bayerischen Landesärztekammer. Seit 2010 hat er den stellvertre- Ärztemigration in der NS-Zeit, Medizin und Judentum, Euthanasie so- tenden Vorsitz beim Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands wie Rassenkonzepte im historischen Blickwinkel. Ihr Buch “Mit aller (NAV-Virchow-Bund) inne – sowie seit 2007 den Vorsitz der NAV-Lan- Kraft verdrängt. Entrechtung und Verfolgung ‘nicht arischer’ Ärzte in desgruppe Bayern. 2011 hat er mit KollegInnen die Agentur deutscher Hamburg 1933 bis 1945” erschien 2009 bei Dölling & Galitz. Arztnetze ins Leben gerufen. In ihr sind 27 Ärztenetze und -verbünde aus ganz Deutschland zusammengeschlossen. Dr. Thilo Weichert Harald Weinberg Der Jurist und Politologe Thilo Weichert Der Bildungsberater Harald Weinberg hat arbeitet für das Netzwerk Datenschutzex- Gesellschaftswissenschaften pertise. Er ist Vorstandsmitglied der Deut- studiert. Er ist seit langem sowohl in der schen Vereinigung für Datenschutz e. V. Markt- und Meinungsforschung als auch in (DVD). Seit 1982 hat er unter anderem als der Bildungsarbeit für Betriebsräte und Ge- in Marburg Rechtsanwalt, Politiker, Hochschuldozent, werkschaften tätig. Schon früh engagierte er Justiziar und Publizist in Freiburg/Breisgau, Stuttgart, Dresden und sich im Bonner Friedensforum. Bis 1986 war er Bundesvorsitzender Hannover gearbeitet. 1991 war er Berater der Bürgerkomitees zur Auf- des Sozialistischen Hochschulbundes. 2004 trat er aus der SPD aus lösung der Staatssicherheit, 1992 bis 1998 Referent beim Landes- und wurde 2005 zum Kreisvorsitzenden der WASG in Nürnberg ge- beauftragten für Datenschutz Niedersachsen, von 2004 bis Juli 2015 wählt, die sich später mit der PDS zur Linken vereinigte. 2009 zog er Datenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein und damit Leiter des für DIE LINKE in den Deutschen Bundestag ein, wo er als Obmann des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz (ULD) in Kiel. Zuvor Gesundheitsausschusses fungierte, und 2013-2016 als gesundheits- war er stellvertretender ULD-Leiter. politischer Sprecher. Seit 2016 ist er Sprecher für Krankenhauspolitik und Gesundheitsökonomie. Dr. Michael Wunder studierte Pädagogik, Sozialwissenschaf- ten und Psychologie in Köln und Bochum. Er promovierte an der Universität Bremen mit einer Arbeit zum Thema „Euthanasie in den letzten Kriegsjahren“. 1999 wurde er zum Psychologischen Psychotherapeuten approbiert. Er leitet seit 1998 das Beratungszentrum Alsterdorf in Hamburg. Michael Wunder engagierte sich besonders für die Gründung des Instituts „Mensch, Ethik und Wissenschaft“. 1999 bis 2007 war er Mitglied der „Enquete-Kommission Recht und Ethik der modernen Medizin“ im Deutschen Bundestag. Als Mitglied im Deutschen Ethikrat und Arbeitsgruppensprecher (2008) beschäftigte er sich vor allem mit den Themenbereichen der Reproduktionsmedizin und ihren psychologischen Aspekten, den ethischen Fragen am Lebensende, der Behandlung und Versorgung von Menschen mit Behinderung, dem Umgang mit Intersexualität und den Belangen von Demenzbetroffenen. 10 www.tagxedo.com MEDIZIN & GEWISSEN 2016 Medical Peace Work Medical o r ker W e P e a c itsberufl Interaktive Online-Kur „Medical Peace Work“ ist ein Projekt europäischer Friedens- und Ge- dhe esun se für G www.medicalpeacework.org sundheitsinitiativen. Sieben interaktive Online-Kurse informieren GesundheitsarbeiterInnen und Studierende über die Folgen von Krieg und anderen Formen von Gewalt für die Gesundheit von Individuen und Bevölkerungsgruppen. Die kostenlosen Kurse zeigen, wie Gesundheits- werden, können als Materialen für Gruppenarbeit und Unterrichtsdis- personal einen eigenen Beitrag zu Friedensstiftung, Gewaltprävention kussionen in universitären und außeruniversitären bzw. schulischen und Konfliktbearbeitung leisten kann. Sie vermitteln den Teilnehmern und außerschulischen Bildungssettings eingesetzt werden. Für Lehr- neue Einsichten in die Rolle und Verantwortung in der Friedensarbeit. kräfte und TrainerInnen gibt es jeweils begleitende Leitfäden. Die Materialien werden weltweit kostenlos über das Case Centre in Großbritannien vertrieben. Die Themen der Fallstudien reichen von Klimawandel über strukturelle Gewalt bis zum Verbot von Atomwaffen. Bekannte Ärzte wie Bernard Lown, Erfinder des Defibrillator und Gründer der Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, machen sich für medizinische Friedensarbeit stark: „Ärzte dürfen die Frage von Krieg und Frieden nicht ausblenden. Es gibt keine größere Krankheit als Krieg. Warum sollten wir Tuberkulose, Malaria, koronare Arterienkrankheit, Bluthochdruck und Diabetes behandeln und zum Krieg schweigen?“, fragte er. Zum zweiten Mal wird im Rahmen des diesjährigen „Medizin- und Gewissen-Kongresses“ der „International Medical Peace Award“ ver- In diesem Jahr hat das Bündnis begleitend zu den Online-Kursen zwölf geben. Mit dem Preis werden Personen oder Organisationen im Ge- Fallstudien zu den gesundheitlichen Dimensionen von Krieg, Gewalt sundheitssektor ausgezeichnet, die einen herausragenden Beitrag zum und bewaffneten Konflikten veröffentlicht. Sie beleuchten die Rolle Frieden geleistet haben. Er ist mit 3.000 Euro dotiert. von ÄrztInnen, Pflegekräften und anderen GesundheitsarbeiterInnen im Aufbau von Vertrauen, Verständigung und einer Friedenskultur. Die Sie finden die Onlinekurse und Fallstudien unter Fallstudien, die durch weitere sechs Audio-Video-Fallstudien ergänzt www.medicalpeacework.org 11 V. INTERNATIONALER KONGRESS IPPNW – Für eine gesunde, friedliche und menschenwürdige Welt IPPNW – diese Ab- Kontinenten der IPPNW an. Im Sinne einer Vor 30 Jahren gründeten ein russischer und kürzung steht für „politischen Medizin“, die Leben erhalten und ein amerikanischer Arzt die IPPNW inmitten „International Phy- lebenswert gestalten will, setzen sie sich für die des Kalten Krieges. Ihr Ziel war es, einen sicians for the Pre- Gesundheit ihrer PatientInnen ein: für eine ge- Atomkrieg zu verhindern. Kaum ein Jahr spä- vention of Nuclear meinsame Zukunft über alle politischen Gren- ter, 1982, wurde die bundesdeutsche Sek- War”. Die IPPNW ist zen und gesellschaftlichen Systeme hinweg. In tion gegründet. Mit verschiedenen Kampag- ein weltweiter Ärzte- Deutschland engagieren sich 6.000 ÄrztInnen nen machten die Ärzte auf die Folgen eines verein, der sich für eine und Medizinstudierende in der IPPNW für eine Atomkrieges aufmerksam und thematisierten friedliche, atomwaffenfreie Welt gesunde und menschenwürdige Welt ohne die sozialen, wirtschaftlichen und psychologi- einsetzt und sich als berufsbezogene friedens- Atomwaffen und ohne Atomenergie. Hier nennt schen Kosten des Wettrüstens. Für ihr Enga- politische Organisation versteht. Weltweit ge- sich der Verein „Deutsche Sektion der Interna- gement erhielt die Ärzteorganisation 1985 den hören Zehntausende Mediziner und Medizin- tionalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrie- Friedensnobelpreis. nerinnen in über 60 Ländern auf allen fünf ges / Ärzte in sozialer Verantwortung e.V.“ Mehr Informationen unter www.ippnw.de Die IPPNW-Regionalgruppe Nürnberg – Fürth – Erlangen e.V.: Wir engagieren uns für eine Welt ohne Krieg Seit 1986 diskutieren wir in monatlichen Treffen über aktuelle Themen aus dem gesellschaftlichen und soziale Benachteiligung und sozialen Bereich. In öffentlichen Aktionen und In unserer Regionalgruppe haben sich sozial- und frie- Veranstaltungen rufen wir zu einer Politik mit fried- denspolitisch engagierte Ärzte und Ärztinnen aus der lichen Mitteln auf. Unsere Kongresse, Publikationen Region Nürnberg, Fürth und Erlangen zusammenge- und Stellungnahmen haben zur Meinungsbildung funden. Für uns gehört zur Sorge um den Menschen über Fragen der nuklearen Bedrohung, Rüstungs- auch das Engagement gegen alle gesellschaftlichen folgen, Erhaltung sozialer und ethischer Standards Entwicklungen, die die Unverletzlichkeit des Men- und der Gesundheitssicherung über unsere Region schen bedrohen. Dazu zählen zum Beispiel die mili- hinaus beigetragen. In unserer praktischen Arbeit tärische und zivile Nutzung der Atomenergie, Aufrüs- konzentrieren wir uns auf Themen der Friedenspoli- tung und Kriege, aber auch aktuelle Probleme wie die tik und der sozialen Gerechtigkeit im lokalen Bereich. medizinische Versorgung von Asylsuchenden oder die Ausspionierung der Patienten durch intransparente Mit dem Kongress „Medizin und Gewissen – 50 Jah- Big-Data-Unternehmen. In einer Zeit des gesellschaftli- re nach dem Nürnberger Ärztekongress“ haben wir chen Umbruchs sehen wir einen zunehmenden Verlust 1996 eine erfolgreiche Kongressreihe begründet, an sozialer Gerechtigkeit, der unser Handeln erfordert. die sich intensiv mit Schwerpunkten aus Medizingeschichte, Medizinethik und medizinischer Frie- Eine Welt ohne Krieg und soziale Benachteili- densarbeit auseinandersetzt. Mit dem diesjährigen gung ist für uns keine Utopie. Daher setzen wir uns Thema „Was braucht der Mensch“ rühren wir an für eine internationale Friedenssicherung ein und grundlegende soziale Fragen menschlicher Bedürf- engagieren uns für den sozialen Frieden in unse- nisse. Wir freuen uns sehr, dass wir damit diese in- rer Gesellschaft. Die Leitlinie der IPPNW lautet: zwischen etablierte Kongressreihe fortsetzen können. „Unsere Aufgabe als Arzt und Ärztin ist es, jede Bedrohung für Leben und Gesundheit abzuwenden“. 12 Mehr Informationen unter: www.ippnw-nuernberg.de MEDIZIN & GEWISSEN 2016 Medizin und Gewissen: Die Kongressreihe 1. Kongress 1996: 50 Jahre nach dem Nürnberger Ärzteprozess von einer kritischen Auseinandersetzung mit terin warnte davor, vermeintliche Rechtsauf- den Verstrickungen der deutschen Medizin in fassungen des Karlsruher Gerichts zu den ak- das nationalsozialistische Unrechtssystem bis tuellen Fragen der Fortpflanzungsmedizin und hin zu den ethischen Herausforderungen an Embryonenforschung vorwegzunehmen. Ganz und durch die gegenwärtige Medizin. Ein sol- im Sinne des Kongresses war ihre Rede ein cher Kongress sollte dazu beitragen, das Geden- Plädoyer für den öffentlichen Diskurs. Wie mit ken an die Schuld der deutschen Ärzteschaft dem Leben aus dem Reagenzglas umzugehen produktiv und richtungsweisend in ihr gegen- sei, müsse zuallererst vom „republikanischen wärtiges und zukünftiges Handeln umzusetzen. Publikum“ diskutiert werden, so Limbach. Nürnberg ist die Stadt der Reichstage und Genau dazu hatte die IPPNW an Christi Him- der Reichsparteitage, die Stadt Albrecht Dü- Nach vierjähriger rers, aber auch Julius Streichers, die Stadt, in tungszeit der die nationalsozialistischen Rassegesetze Nürnberger Vorberei- veranstaltete melfahrt über 140 Vortragende nach Erlangen die eingeladen. Drei Tage lang diskutierten und Regionalgruppe referierten sie in rund 60 Veranstaltungen mit proklamiert wurden, in der 1942 die wissen- gemeinsam mit der Deut- knapp 1.500 TeilnehmerInnen. Dabei standen schaftliche Konferenz stattfand, in der füh- schen Sektion der Internatio- neben den aktuellen Themen der Biomedi- rende deutsche Mediziner widerspruchslos nalen Ärzte für die Verhütung zin und Technologiefolgen ebenso Fragen der die Ergebnisse von menschenverachtenden des Atomkriegs/Ärzte in so- Menschenrechte und Gesundheitspolitik auf medizinischen Experimenten hinnahmen, die zialer Verantwortung (IPPNW) vom 25. – 27. Stadt, in der im Anschluss an den Zweiten Oktober 1996 den internationalen Kongress Weltkrieg die Nürnberger Prozesse stattfanden. „Medizin und Gewissen – 50 Jahre nach dem Nürnberger Ärzteprozess“. An den 11 Plenar- dem Programm. 3. Kongress 2006: Zwischen Markt und Solidarität Vom 25. Oktober 1946 bis zum 20. August veranstaltungen und 64 Foren rund um die 1947 hatten deutsche Ärzte wegen ihrer Ver- „Straße der Menschenrechte“ nahmen über Vom 20. bis 22. Oktober brechen gegen die Menschlichkeit vor dem 1.600 Besucher, 150 Referenten und 100 2006 fand in Nürnberg der amerikanischen gestanden. Journalisten teil. Die Authentizität des Ortes, dritte Kongress „Medizin und Die Richter begnügten sich 1947 nicht mit die Vielfalt der Themen und die große Zahl Gewissen“ statt. Die rund einer juristischen Beurteilung der medizini- von Teilnehmerinnen und Teilnehmern unter- 1.000 TeilnehmerInnen erleb- schen Verbrechen. Sie formulierten in ihrer schiedlicher Generationen und Professionen ten ein abwechslungsreiches Urteilsbegründung ethische Grundsätze für ließen eine ungewöhnliche Stimmung und At- Programm, das sich unter dem Titel “Zwischen zulässige medizinische Versuche: den Nürn- mosphäre entstehen: eine Aufbruchstimmung Markt und Solidarität” vor allem den Folgen berger Kodex 1947. Indem die Richter dem gegen die restaurativen Tendenzen. der zunehmenden Ökonomisierung und Kom- Militärgericht „informed consent“, der informierten und freiwilligen Einwilligung des Patienten nach bestmöglicher Aufklärung, bei der Durch- merzialisierung für das heutige Gesundheits- 2. Kongress 2001: Medizin und Gewissen – Wenn Würde ein Wert würde… führung von Experimenten eine vorrangige wesen widmete. Aber auch medizinhistorische Themen fanden auf dem Nürnberger Kongress erneut Raum. So berichteten herausragende Bedeutung beimaßen, ermahnten sie die Der Streit um die Grenzen der Persönlichkeiten wie Alice Ricciardi von Pla- Forscher zu mehr Achtung und Verantwor- Gentechnik stand im Zentrum ten und Hedy Epstein vom Nürnberger Ärz- tung gegenüber dem unveräußerlichen Recht des zweiten IPPNW-Kongress teprozess 1946/47. Robert Jay Lifton und und Interesse ihrer Versuchspersonen. Dieses „Medizin und Gewissen“ im Horst-Eberhard Richter bereicherten den Kon- Ziel, so hat es Jay Katz (Menschenopfer und Mai 2001 in Erlangen. Ange- gress mit ihren Beiträgen und Erfahrungen. Menschenversuche. Nachdenken in Nürnberg) sichts der Zuspitzung der De- formuliert, bleibt ein bis heute uneingelöstes batte im Bundestag um die Biomedizin gewann Vermächtnis der Nürnberger Richter. Auch die Erlanger Rede der Präsidentin des Bundes- wenn dieser Kodex nicht immer und überall verfassungsgerichtes Jutta Limbach besondere in den vergangenen 50 Jahren befolgt wurde, Bedeutung: Gerade in der Forschung könnten Die vierte Ausgabe des Kongresses „Medi- so leuchtet er doch wie ein Fixstern aus jenen in Zukunft immer mehr biomedizinische Prob- zin und Gewissen“ fand am am 14. und 15. dunklen Nürnberger Tagen zu uns herüber. leme vor Gerichten landen. Als Schirmherrin Oktober 2011 mit 300 TeilnehmerInnen in der Tagung sprach sie zum Thema „Menschen- Erlangen statt. Der Historiker und internatio- So entstand 1992 die Idee zu einem internatio- würde, Menschenrechte und der Fortschritt nale Experte für medizinische Verbrechen im nalen Kongress, der den Bogen spannen sollte der Medizin“. Die ehemals oberste Rechtshü- Nationalsozialismus, Prof. Dr. Paul Weindling 13 4. Kongress 2011: 65 Jahre nach dem Nürnberger Ärzteprozesse V. INTERNATIONALER KONGRESS von der Brookes University Oxford, sprach über hassen. Ein Mediziner aus Gaza auf den We- der Hochschule Regensburg kritisierte im Zu- die Opfer nationalsozialistischer Menschenver- gen des Friedens“. Obwohl seine drei Töchter sammenhang mit der Manipulation von Medi- suche und erzwungene Forschung. Er beklagte, 2009 bei einem israelischen Militäreinsatz in kamentenstudien, dass in der Pharmaindustrie dass es bis heute keine Geschichte von Men- Gaza ums Leben kamen, setzt er sich für die der Grundsatz gelte „Umsatz vor Sicherheit“ schenversuche im Nationalsozialismus gibt, die Völkerverständigung zwischen Israelis und Pa- und forderte: „Nicht schaden muss auch für wenigstens Auskunft über die Zahlen der Opfer lästinensern ein. Abuelaish hatte als Forscher die pharmazeutische Industrie oberstes Gebot sowie die Identität der Opfer gebe. am Gertner Institut am Sheba-Krankenhaus in werden.“ Ein weiterer Schwerpunkt war die besondere Tel Aviv gearbeitet. Die mutige Gerichtsmedizinerin, Hochschul- Rolle der Menschen in Gesundheitsberufen Der dritte Themenstrang beschäftigte sich mit lehrerin und Präsidentin der Menschenrechts- als FriedensstifterInnen. Einer der Referenten der Einflussnahme der pharmazeutischen In- stiftung Türkei Prof. Dr. Sebnem Korur Financi war der palästinensische Arzt Dr. Izzeldin Ab- dustrie im deutschen Gesundheitswesen. Der erhielt den mit 3.000 Euro dotierten Preis für uelaish, Autor des Buches „Ich werde niemals Sozialmediziner Prof. Dr. David Klemperer von medizinische Friedensarbeit. „Fegt alle hinweg“: Eine Ausstellung zum Entzug der Approbation jüdischer Ärztinnen und Ärzte 1938 Mit den Namen von jüdischen Ärztinnen und Ärzten, die 1933 in München tätig waren, beginnt die Ausstellung. Mindestens 270 waren es in München, 118 in Nürnberg, ca. 25 in Fürth – in ganz Deutschland etwa 8.000. Jeder Name steht für einen Menschen, ein Leben. Sie alle waren gemeint, als Dr. Gerhard Wagner, der Vorsitzende des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes, im März 1933 in einem Aufruf an die Ärzte hetzte: „Fegt alle hinweg, die die Zeichen der Zeit nicht verstehen wollen!“ Bereitwillig folgte die Ärzteschaft und ließ sich innerhalb weniger Monate gleichschalten. Schlag auf Schlag erfolgte die Verdrängung der Die Ausstellung im Foyer der Schule ist während des gesamten Kongresses geöffnet. jüdischen Ärzte. Nachdem mit der „Vierten völkerung sehr beliebt. Manch einer hoffte, Dr. Spanier kehrte aus Theresienstadt zurück Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ zum 30. als ehemaliger Frontsoldat im Ersten Welt- und arbeitete wieder als Arzt in München. Der September 1938 der Entzug der Approbation krieg verschont zu werden. Vielen wurde erst biografische Ansatz als Versuch, sich den in- für die jüdischen Ärztinnen und Ärzte erfolgt zu spät – durch den Entzug der Approbation dividuellen Schicksalen anzunähern, stellt war, wurde zum 31. Januar 1939 das Berufs- und das Pogrom am 9. November 1938 – klar, das Exemplarische der Lebenswege heraus: verbot auch auf die jüdischen Zahnärzte, Tier- dass ihnen einzig das Exil eine Überlebensper- angefangen vom Verlust der Kassenzulassung ärzte und Apotheker ausgeweitet. spektive bieten konnte. Nur wenige waren poli- und der Entlassung aus dem öffentlichen tisch exponierte Nazigegner wie Dr. Katz aus Dienst aus „rassischen“ Gründen sowie der Historische Stadtpläne von München und Nürnberg, der als Kommunist bereits 1933 im erzwungenen Praxisaufgabe vor oder nach „Er- Nürnberg, auf denen die Praxisadressen der Konzentrationslager Dachau ermordet wurde. löschen“ der Approbation und damit dem Ver- jüdischen Ärztinnen und Ärzte eingezeichnet lust der Existenzgrundlage bis hin zum Suizid, sind, lassen deren Bedeutung für die gesund- Die erzwungene Emigration bestimmte das zur Emigration, zur Deportation und Ermor- heitliche Versorgung der Bevölkerung erken- Schicksal von zehn der Porträtierten. Nicht dung in den Vernichtungslagern. Behördliche nen. Nach einer Chronologie der Ausgrenzung, jedem gelang es, wieder als Arzt tätig zu sein. Dokumente der Diffamierung, Ausgrenzung Entrechtung und Vernichtung der Juden in Herausgerissen aus ihrem gewohnten Lebens- und Existenzvernichtung sind persönlichen Deutschland – unter besonderer Berücksich- umfeld, fern ihrer Heimat, Sprache, Kultur Zeugnissen – Fotos, Briefen, Erinnerungen – tigung der gegen jüdische Ärzte gerichteten und meist ohne ihre Familien, versuchten sie, gegenübergestellt: Ein Versuch, Einzelne aus Maßnahmen – fokussiert die Ausstellung auf unter schwierigsten Bedingungen im Ausland der Anonymität der Opferzahlen heraustreten Einzelporträts. Insgesamt 20 individuelle Le- Fuß zu fassen. Von drei der Porträtierten ist zu lassen, ihrer zu gedenken, den Betrachter bensgeschichten, die exemplarisch für Tau- gesichert, dass sie für sich keinen anderen mit dem Geschehenen zu konfrontieren und so sende in ganz Deutschland stehen. Wegen Ausweg als den Suizid sahen. Drei überlebten dem Vergessen entgegen zu wirken. ihrer Fachkompetenz und ihres sozialen En- das Konzentrationslager nicht. Eine Ärztin ent- Weitere Informationen finden Sie unter: gagements waren jüdische Ärzte bei der Be- ging der Deportation, weil sie versteckt wurde. www.jahrestag-approbationsentzug.de 14 MEDIZIN & GEWISSEN 2016 Allgemeine Hinweise Rollstuhlgerechte Räumlichkeiten/Assistenz Veranstaltungsort Die Kongressräume sind per Rollstuhl erreichbar. Wilhelm-Löhe-Schule, Deutschherrnstraße 10, 90429 Nürnberg Teilnahmebeitrag Taxirufnummern 95,00 € regulärer Preis (+49) 0911 - 19410 / 343434 / 8189766 / 5216536 35,00 € ermäßigt (SchülerInnen, Studierende, Auszubildende) Anmeldung und Tagungsunterlagen 190,00 € Förderbeitrag erhalten Sie am Freitag, 14. Oktober ab 15.30 Uhr im Schulfoyer. Am Im Kongressbeitrag inbegriffen sind ein Umtrunk und Imbiss am Frei- Samstag, 15. Oktober ist die Anmeldung ab 8.00 Uhr geöffnet. tagabend und die Kaffeepausen. Am Samstag gibt es ein preiswertes Essen. Am Samstag ist der Eintritt zu den Vorträgen ab 16.00 Uhr frei. Übersetzungen Fortbildungspunkte Einige Veranstaltungen finden in englischer Sprache statt. Für englischsprachige Teilnehmer wird bei den deutschsprachigen Die Veranstaltung ist mit 11 Fortbildungspunkten bei der Bayerischen Plenarvorträgen eine Übersetzung ins Englische angeboten. Landesärztekammer akkreditiert (Stammnummer: 656527). Nürnberger Prozesse 1945-46, Foto: US-Armee Haupttribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände der NSDAP, Foto: Horst Seithe In Nürnberg: Besichtigungstipps Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Memorium Nürnberger Prozesse Im Schwurgerichtssaal des Nürnberger Justizpalastes wurde Weltgeschichte geschrieben. Vom 20. November 1945 bis 14. April 1949 Auf dem vier Quadratkilometer großen Areal im Südosten Nürnbergs mussten sich hier führende Vertreter des nationalsozialistischen Re- fanden von 1933 bis 1938 die Reichsparteitage der NSDAP statt. Noch gimes vor einem internationalen Gericht für ihre Taten verantworten. heute zeugen gigantische Baureste vom Größenwahn des nationalsozia- Bis heute ist der Saal 600 ein Ort der Rechtsprechung. Das Memorium listischen Regimes. Dort, in der unvollendet gebliebenen, für 50.000 Nürnberger Prozesse informiert am Originalschauplatz über Vorgeschich- Menschen ausgelegten Kongresshalle befindet sich das Dokumenta- te, Verlauf und Nachwirkungen der Verfahren. tionszentrum Reichsparteitagsgelände. Ort Ort Bärenschanzstraße 72, 90429 Nürnberg (Entfernung 1,3 km: Bayernstraße 110, 90478 Nürnberg U1 Richtung Fürth bis Bärenschanze, in Fahrtrichtung aussteigen) (Entfernung 5 km, mit Bus 36 ab Obere Turnstraße oder Tram 6 ab Plärrer) Öffnungszeiten: Öffnungszeiten: Mo-Fr 9-18 (Di geschlossen), Sa-So 10-18 Uhr Mo-Fr 9-18, Sa-So 10-18 Uhr Eintritt: 5,- / 3,- Euro Eintritt: 5,- / 3,- Euro Telefon: 0911 231 5421 Telefon: 0911 231 7538 www.memorium-nuernberg.de www.museen.nuernberg.de/dokuzentrum 15 V. INTERNATIONALER KONGRESS Arbeiten 4.0 im Gesundheitswesen Gestalten Sie mit uns gesunde und sichere Arbeitsplätze im Zeitalter 4.0! Kostenlose Informationen, FactSheets, Expertenwissen, Veranstaltungen, Glossar und vieles mehr: www.bad-gmbh.de/vier Gesundheit Polarisierung Humanisierung Flexibilisierung Dualisierung Chancen Präventionskultur Mobil Digitaler Wandel Work-Life-Balance Digital Familie Sicherheit Entgrenzung Teilzeit Karrieerre Generation Y in d edizin! A rbeitsm Vielleicht wäre ein gesunder Arbeitsplatz auch etwas für Sie? www.bad-gmbh.de/karriere 16 Crowdworking Arbeitsschutz Mitbestimmung Globalisierung Big Data