MDK-Vortrag-n [Kompatibilitätsmodus]

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Hans Gunia
Darmstadt
Das
Darmstädter
DBT - Netzwerk
Borderline-Persönlichkeitsstörung
- Eckdaten Prävalenz: 1.5% (70% der klinischen Pop. weibl.)
Häufigkeit in Praxen: ca. 20%
Häufigkeit in Kliniken: ca. 15%
etwa 70% verletzen sich selbst
Suizidrisiko: ca. 7%
Suizidrate derjenigen, die sich selbst verletzen 10% bis
29%
Borderline-Persönlichkeitsstörung
- Eckdaten -
direkte Kosten: ca. 3 Milliarden Euro
jährlich (15% der Kosten für Psychische
Störungen)
Ätiologie
Genetische Komponenten (Torgersen, 2001)
Frühe neurologische Erkrankungen und
Schädigungen
Psychosoziale Belastungsfaktoren
sexuelle Gewalterfahrung (ca. 70%)
körperliche Gewalterfahrung (ca. 60%)
Vernachlässigung (ca. 40%)
Instabile Bindung zu primären Bezugspersonen
Borderline -Persönlichkeitsstörung
- Diagnostische Kriterien nach
DSM-IV (1) Verzweifeltes Bemühen, ein reales oder
imaginäres Alleinsein zu verhindern.
(2) Ein Muster von instabilen und intensiven
zwischenmenschlichen Beziehungen, das
sich durch einen Wechsel zwischen extremer
Idealisierung und Abwertung auszeichnet.
Borderline -Persönlichkeitsstörung
- Diagnostische Kriterien nach
DSM-IV (3) Identitätsstörung: eine ausgeprägte und
andauernde Instabilität des Selbstbildes oder
des Gefühles für sich selbst.
(4) Impulsivität in mindestens zwei potentiell
selbstschädigenden Bereichen (z.B. Geld
ausgeben, Sex, Substanzmißbrauch, rücksichtsloses Fahren, Freßanfälle).
(Anmerkung: suizidales oder selbstschädigendes Verhalten
wird in Kriterium 5 erfaßt.)
Borderline -Persönlichkeitsstörung
- Diagnostische Kriterien nach
DSM-IV (5) Wiederkehrende Suiziddrohungen, Suizidandeutungen
oder -versuche oder selbstschädigendes Verhalten.
(6) Affektive Instabilität, die durch eine ausgeprägte
Orientierung an der aktuellen Stimmung gekennzeichnet ist: z.B. starke episodische Niedergeschlagenheit, Reizbarkeit oder Angst.
(Üblicherweise wenige Stunden und nur selten länger als
einige Tage andauernd).
Borderline -Persönlichkeitsstörung
- Diagnostische Kriterien nach
DSM-IV (7) Chronisches Gefühl der Leere.
(8) Unangemessene, starke Wut oder Schwierigkeiten, Wut oder Ärger zu kontrollieren (z.B.
häufige Wutausbrüche, andauernder Ärger,
wiederholte Prügeleien)
(9) Vorübergehende, stressabhängige paranoide
Vorstellungen oder schwere dissoziative Symptome.
Borderline Persönlichkeitsstörung
- Psychophysiologisches Defizit der Emotionsregulation 1. Hohe Sensitivität
- prompte Reaktionen
- niedrige Reizschwelle für emotionale Reaktionen
2. Hohe Reaktivität
- extreme Reaktionen
- starke Erregungszustände beeinflussen kognitive Prozesse
3. Langsame Rückkehr zum Ausgangsniveau
- langanhaltende Reaktionen
- hohe Sensitivität für den nachfolgenden emotionalen Stimulus
Dialektisch Behaviorale Therapie
- Standardbausteine • Ambulante Einzel-Psychotherapie
• Ambulantes Skills-Training
• Therapeuten-Supervisionsgruppe
Telefonkontakte
• Ergänzende Behandlungen
( z.B. Pharmakotherapie)
Dialektisch Behaviorale Therapie
- Wahl des Behandlungsfokus Akute Suizidalität ?
Ja
Nein
Therapiegefährdung ?
Ja
Verhaltensanalyse
Nein
Schwere Störungen
der Verhaltenskontrolle ?
Ja
Einbau von Fertigkeiten
Nein
Schwere Störung
des emotionalen Erlebens?
Ja
Erfolgskontrolle
Nein
Probleme in der
Lebensbewältigung
Dialektisch-Behaviorale Therapie der Borderline-Störung
nach Marsha M. Linehan
Fertigkeitentraining
Fertigkeitentraining
„Das Fertigkeitentraining ist der Ton, aus dem die
Einzeltherapeutin und die Patientin eine Figur
modellieren können“
1.
2.
3.
4.
5.
Innere Achtsamkeit
Umgang mit Gefühlen
Stresstoleranz
Zwischenmenschliche Fertigkeiten
Selbstwert
Das Darmstädter DBT-Netzwerk
Erster Workshop von Hans Gunia in Freiburg 1996
Erster Workshop von Martin Bohus in Darmstadt 1997
Netz gegründet 1997
Zusammenarbeit auf kollegialer Basis /kein Chef
Beteiligt sind mehrere psychologische und ärztliche
Praxen
Das Darmstädter DBT-Netzwerk
Insgesamt 16 Therapeuten
12 Verhaltenstherapeuten
4 tiefenpsychologisch ausgebildete Kollegen
5 Männer
11 Frauen
3 Ärzte
13 Psychologen
Das Darmstädter DBT-Netzwerk
4 Therapeutinnen-Dropouts
8 Neuaufnahmen ins Therapeuten-Netzwerk
Alter
M= 49
Therapieausbildungen M= 2,8
Berufserfahrung
M= 19,5 Jahre
Davon in eigener Praxis M= 12,2 Jahre
Das Darmstädter DBT-Netzwerk
Telefonische Erreichbarkeit M= 9,9 St.
Subjektiv erlebter Stress
anstrengend)
M= 25 (0 bis 43 sehr
Setting im November 2011
1 Skillsgruppe mit 8 Patienten
1 gemischte Skillsgruppe
1 Skillsgruppe für Jugendliche
1 mal im Monat Intervision a 90 Minuten
1 mal im Monat Consulting Team
1-2 mal im Jahr eintägige Supervisionsworkshops mit
einer Supervisorin aus Freiburg
2 mal pro Jahr verlängerte Intervisionstreffen
Bei Bedarf Video-SV
Durchlauf an Patienten bisher etwa 300
Einstieg in unser Projekt
Erstgespräch und Diagnoseerstellung bei einem
Kollegen.
Warteliste (Zur Stunde etwa ein halbes Jahr).
Ein Kollege nimmt die Patientin auf.
Anfangsphase Therapie
Commitmentarbeit
Zielplanung
Commitment zur Forschung
Therapievertrag
Anamneseerhebung
Antrag an MDK
Verteilen an eine Skillsgruppe
Mittlere Therapiephase
Patientin hat gleichzeitig Einzel- und
Gruppentherapie bei verschiedenen Therapeuten.
Die Therapeuten tauschen sich in der monatlichen
Supervision aus.
Einzel- und Gruppentherapie werden aufeinander
bezogen.
Bei Bedarf Telefonanrufe der Patientin.
Therapieende
Die Therapie endet regulär mindestens nach zwei
Jahren ( wenn Skillstraining zweimal durchlaufen
ist)
Wenn Therapieziel erreicht sind.
Die Therapie endet irregulär wenn die Patientin
viermal hintereinander gefehlt hat.
Bei Bedarf Traumatherapie
Abschlussdokumentation für den MDK
Vernetzung in der Region
1999 bis 2001 Organisation von Fortbildungen für
Kollegen von 2 in der Nachbarschaft liegenden
PKH‘s und einer psychiatrischen Abteilung an
einem Allgemeinkrankenhaus
Gute Zusammenarbeit mit den umliegenden
Krankenhäusern
Vernetzung im Rhein-Main Gebiet
2007 erstes Rhein-Main-Netzwerktreffen in Darmstadt
Wie kommen Patienten in unser
Projekt?
Durch Überweisung von Kollegen, Kliniken,
sozialpsychiatrischen Dienste.
Über das Internet (Webseiten von Betroffenen, eigene
Webseite).
Durch Selbsthilfebücher.
Eigene Patienten
Finanzierung
Keine Regelfinanzierung
Finanzierung (Kostenerstattung) im Einzelfall
Spezieller Antrag, den die Kassen der Region an
den MDK weiter leiten.
Ausblick Finanzierung
Versuch der Finanzierung im Rahmen der Integrierten
Versorgung war nicht erfolgreich.
Kooperation mit Institutsambulanzen rechtlich nicht
möglich
Alternative: Outsourcement der Skillsgruppen an
Ausbildungsambulanzen oder sozialpsychiatrische
Vereine
Evaluation
Das Projekt wurde wissenschaftlich zusammen mit
der TU Darmstadt evaluiert.
Die Daten sind veröffentlicht.
Friedrich, Gunia, Huppertz (2003) Evaluation eines ambulanten Netzwerkes für dialektisch behaviorale Therapie, VT&VM
Patienten
Durchschnittliche Verweildauer: M= 25,2 Wochen
Ambulante psychotherapeutische Behandlungen:
60% (davon mehr als die Hälfte mit 2-3
Therapieversuchen).
80
70
60
50
40
30
20
10
0
A ffe k tiv e
S tö ru n g
E s s s tö r
ung
S u b s ta n
zA n g s ts tö ru n g
Psychos
en
P e rs ö n li
c h -k e its -
Patienten
Komorbidität
67
47
43
37
18
11
Reihe1
36
33
Tod naher
Angehöriger
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Mißbrauch
in der
Kindheit
Vergewaltigung nach
Eintritt der
Vernachlässigung oder
Gewalt
Frühe
Trennungen
oder
%
Patienten
Kritische Lebensereignisse
37
15
24
Reihe1
Patienten
Selbstverletzungen Patienten ohne
Selbstverletzungen
früher
7
22
ab und zu
31
6
häufig
34
phasenweise
Patienten
Anzahl der Patienten mit
Suizidversuchen
keine
Suizidversuche
22
10
1 Suizidversuch
58
10
2 Suizidversuche
3 und mehr
Suizidversuche
Evaluation
Bisher etwa 300 Patienten im Programm.
Einjahresabbruchquote 12%.
Abnahme der Patientinnen mit Suizidversuchen
von 36% der Patienten auf 6 % der Patienten.
Rückgang der Patienten, die sich selbst verletzten
von 79% auf 48%.
Rückgang der Patienten, sie sich mindestens
einmal wöchentlich verletzten von 17% auf 4%.
Rückgang der Dauer der stationären Aufenthalte
von 2,57 auf 0,35 Wochen im Jahresmittel.
Reduktion der Selbstverletzungen
pro Woche
Selbstverletzungen
3
3
2
2
1
1
0
0
Vorjahr
DBT-Jahr
Links die
Selbstverletzungsquote von 33
Patienten im
Jahresmittel vor und
während des ca.
einjährigen
Moduldurchlaufs.
Reduktion der stationären
Aufenthalte
Wochen
Stationäre Aufenthalte
8
8
6
6
4
4
2
2
0
Mittel Vorjahre
0
DBT-Jahr
Links die jährliche
Dauer ihrer
stationären
Aufenthalte im Mittel
der Vorjahre im
Vergleich zu ihrem
ersten Jahr DBT.
Einsparungen Krankenhaus
Einsparungen 15,5 Tage stationäre Behandlung
Das ergibt überschlagen auf die 33 Patienten der
Stichprobe eine Summe von:
33 X 15,5 Tage X Tagesatz 351 € =
179536,5 €
Kosten DBT im ersten Jahr
33 X 56,24€ X 42 Wochen = 77948,64€
33 X 36,00€ X 42 Wochen = 49896,00€
127844,64€
Einsparungen
Ersparnis
179536,5€ - 127844,64€ = 51691,86€
pro Patient und Jahr 1566,42€
Nicht enthalten sind Kosten, die durch
Selbstverletzungen und Therapieabbrüche
verursacht wurden.
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