12.10.10 | Monks - Ärzte im Netz GmbH | GEIST & SEELE Online-Test hilft Selbstverletzungen bei Jugendlichen zu erkennen “Wenn ich blute, fühle ich“ München (humannews) - Selbstverletzendes Verhalten bei Jugendlichen ist Ausdruck einer starken seelischen Belastung und ein ernst zu nehmendes Zeichen einer zugrunde liegenden psychischen Erkrankung. „Die häufigste Form der Selbstverletzung ist das Zufügen von Schnittverletzungen mit scharfen oder spitzen Gegenständen wie Messern, Rasierklingen, Scherben oder Nadeln. Das so genannte ‚Ritzen’ oder ‚Schneiden’ findet vorwiegend an Armen und Beinen sowie im Bereich von Brust und Bauch statt. Aber auch Verbrennung oder Verätzungen kommen bei autoaggressivem Verhalten vor“, erklärt Dr. Maik Herberhold vom Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (BKJPP) in Bochum. „Betroffene Jugendliche schämen sich oft für ihr Verhalten, ziehen sich zurück und verdecken ihre Wunden mit der Kleidung, so dass ihr Umfeld ihre Probleme meist nicht wahrnimmt.“ Das Informationsportal www.kinderpsychiater-im-netz.de stellt einen Online-Test zur Verfügung, der Eltern und Angehörigen dabei helfen soll, Anzeichen zu erkennen, die möglicherweise auf selbstverletzendes Verhalten (SVV) bzw. so genanntes „Ritzen“ hinweisen. Da SVV meist Suchtcharakter besitzt und einige betroffene Jugendliche auch ein erhöhtes Selbstmordrisiko haben, ist es wichtig, die Notsignale dieser Jugendlichen frühzeitig zu erkennen. „Eltern, Lehrer und Freunde, denen Hinweise auf solche Verhaltensweisen bei Jugendlichen auffallen, sollten das Gespräch mit ihnen suchen und nicht zögern, einen Kinder- und Jugendpsychiater oder -psychotherapeuten hinzuzuziehen“, rät der BKJPPVorsitzende. Autoaggressiven Menschen kann mit einer Psychotherapie geholfen werden zur Behandlung stehen unterschiedliche Therapiekonzepte zur Verfügung. Je früher mit der Therapie begonnen wird, desto größer sind die Chancen einer Heilung. Warum fügen sich Jugendliche selbst Verletzungen zu? Selbstverletzung ist kein eigenständiges Krankheitsbild sondern Symptom einer psychischen Störung oder Erkrankung. Das Verhalten erzielt verschiedene Wirkungen, die von den Personen gewünscht werden. „Selbstverletzungen bieten den Betroffenen ein Mittel gegen den inneren Druck. Sie dienen oftmals als Fluchtmittel in einen beruhigenden Zustand. Auch nutzen Betroffene den Schmerz, um sich selbst zu spüren oder seelische Schmerzen mit körperlichem Schmerz zu überdecken. Oftmals findet eine Gewöhnung statt, die extremere Selbstverletzungen nach sich zieht, etwa tiefere Schnitte oder großflächigere Verbrennungen, um die gesuchte Befriedigung zu erreichen“, erläutert der Experte. Seelische Störungen können dabei mangelndes Selbstwertgefühl, die Unfähigkeit, Gefühle auszudrücken, Depressionen, Ess- Zwangs- oder Angststörungen sein. Oft gehen diesen seelischen Problemen traumatische Erfahrungen im Kindesalter voraus. Besonders häufig kommt es im Rahmen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zu Selbstverletzungen. Seit über 30 Jahren beobachten Kinder- und Jugendpsychiater in Deutschland, dass sich immer mehr Jugendliche, insbesondere Mädchen und junge Frauen Wunden zufügen. Mehrheitlich liegt der Beginn der Erkrankung zwischen dem 12. und dem 15. Lebensjahr. Jeder vierte bis fünfte Jugendliche, der sich selbst Schnittwunden oder andere Verletzungen zufügt, bleibt unerkannt. Weitere Informationen unter www.kinderpsychiater-im-netz.de. www.humannews.de Pressekontakt: Monks - Ärzte im Netz GmbH Neurologen und Psychiater im Netz Tegernseer Landstraße 138 81539 München Telefon: 069 / 67 86 98 90 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.aerzte-im-netz.eu