T29 am 20.03.2009 Ritzen Immanuel Grauer T29- Was geht bei dir, wenn du dich ritzt? Einstieg: Film Lebensberichte: Formen der Selbstzerstörung: Während der Phase der Selbstverletzung kommt es zur physischen und psychischen Reizung des Körpers, wobei dies oft in Betracht eines bewussten Handlungsaktes oder auch als nicht direkt gewolltes Ergebnis geschieht, wie z.B. bei der nachfolgend erwähnten Hypochondrie. Die betroffenen Körperstellen sind vordergründig Arme (speziell Unterarme) und Oberschenkel. Jedoch sind auch alle anderen Körperstellen, wie zum Beispiel Bauch, Brust und der Genitalbereich betroffen. Dazu werden als häufigste Form Gegenstände, wie Rasierklingen, Nägel, Scheren, Messer oder Zigarettenstummel verwendet Äußere Selbstverletzung: • Hautverletzungen: Abreißen der Mundschleimhaut, Ritzen, Schneiden, Cutten, Schnippeln • Ausreißen der Haare (Trichotillomanie) • Störung des Wundheilungsprozesses • Beißen und Abbeißen der Nägelumgebenden Haut (Perionychophagie) • Schläge, Beißen, Geißelung • Gegenstände in Körper bohren • Verätzungen, Verbrennungen Innere Selbstverletzung: • Essen von Haaren (Trichophagie) • Flüssigkeiten in den Körper einspritzen • Jegliche Arten von Suchterscheinungen • Knochenbrüche, Quetschungen, Abbinden von Gliedmaßen • Eindrücken des Augapfels • Selbstverstümmelung: • Verstümmelung, Amputation, Kastration • Mimikry Phänomen: Vorgetäuschte Krankheit und medizinische Präsentation einer selbstinduzierten körperlichen Krankheit • Hypochondrie: Fanatisch übertriebene Angst vor lebensgefährlichen Körperzuständen aufgrund von Minimalsymptomen führt zu vermeintlich schützenden Handlungen, die den Körper letztlich beeinträchtigen • Durch die getätigten Interviews ist uns aufgefallen, dass die häufigste Art der Selbstverletzung in Form von Ritzen vorgenommen wird 1 T29 am 20.03.2009 Ritzen Immanuel Grauer Zahlen, Daten, Fakten Umfrage mit 670 Teilnehmern auf der Internetseite „Rote Tränen“ Alter: Betroffene: - bis 13 Jahre - 3% - 14-15 Jahre - 26% - 16-17 Jahre - 28% - 18-19 Jahre - 18% - 20-21 Jahre - 8% - 22-30 Jahre - 13% - über 30 Jahre - 4% Häufigkeit • • • 1 mal: 2 % 25 bis 50 mal: 23 % öfter als 50 mal: 75 % Gründe: Selbstverletzendes Verhalten scheint ein Phänomen der Neuzeit zu sein. Tatsächlich jedoch trat es schon vor Jahrhunderten auf. Zu dieser Zeit allerdings hatten Selbstbeschädigungen andere Intentionen. Im 21. Jahrhundert ist es Mittel sich selbst wieder zu erleben, zu spüren, dass man nicht tot ist, denn dieses Gefühl haben viele Betroffene. Selbstverletzendes Verhalten als „Modeerscheinung“ Selbstverletzendes Verhalten kann auch unabhängig von Missbrauch oder anderen Traumata entstehen. So zum Beispiel, wenn ein Mensch in einer krankmachenden Umgebung aufwächst. Worte, wie „Kopf hoch. Stell Dich nicht so an. Du kommst da schon drüber weg.“ oder „Schau mal endlich das Positive an und hör auf, so pessimistisch zu sein [...]“ zeigen dem Adressaten, dass ihn niemand versteht. Er wird immer pessimistischer und depressiver, isoliert sich vom Umfeld. Da die Verletzungen, die er oder sie erfährt, immer intensiver empfunden werden, ist irgendwann ein Punkt erreicht, der deprimierend ist und wo aufgestaute Wut und Trauer heraus müssen. 2 T29 am 20.03.2009 Ritzen Immanuel Grauer Im Zustand der Extase wird das Schmerzempfinden ausgeschaltet. Es findet eine Entlastung von Schuldgefühlen und seelische Befreiung statt . Die Betroffene ist erleichtert, frei, befriedigt und gestärkt, dies kann im Sinne einer Bekräftigung dazu führen, dass sie es immer wieder tun will und es zu einer Sucht wird. Eine andere Art der Selbstverletzung ist das Streben nach Annähern an Schönheitsideale. Menschen verletzen ihren Körper letztendlich, damit sie schöner aussehen, doch oft geschieht das Gegenteil und endet mit starken Körperbeschädigungen.. Oftmals entsteht eine Selbstverletzung durch die „Modeerscheinung“. Dies ist ein Phänomen, welches häufig sehr junge Frauen betrifft. Gruppenzwang oder einfach nur „cool“ sein bringt Menschen auch dazu sich selbst zu verletzen. Sexueller Missbrauch Es verursacht eine Störung der Entwicklung, die einem seelischen Chaos gleich kommen kann. Im Besonderen wird der eigene Körper als reines Objekt erlebt, das im negativsten Sinn benutzt wird. Das kann nur ertragen werden durch Herstellung einer kühlen Distanz zu sich selbst. Zwar gilt: nicht jedes Opfer eines sexuellen Missbrauchs verletzt sich selbst, ebenso sind nicht alle Selbstverletzende Missbrauchsopfer. Aber: „Je früher der Missbrauch anfing, desto eher griffen die Betroffenen zum Messer und desto tiefer waren die Schnitte.“ Missbrauch macht also krank und die Opfer benötigen Hilfe in Form von seelischer Unterstützung. Andernfalls wird die Entwicklung eines stabilen Identitätsgefühls zunehmend schwerer. Scheinbar Vergessenes kommt plötzlich Jahre später wieder zum Vorschein. Dies nennt man Flashback. Die Betroffenen sind mit emotionsreichen und erdrückenden Erinnerungen konfrontiert und haben den Drang, ihre Spannungen zu lösen. Dabei wählen einige den Weg der Selbstverletzung. Selbstverletzung kann auch Selbstbestrafung sein, weil man sich selbst die Schuld für den Missbrauch gibt. Emotionales Mangelmilieu Emotionales Mangelmilieu bedeutet Vernachlässigung, speziell von Kindern seitens der Eltern. Diese kann sich außer im emotionalen Bereich auch in der körperlichen Versorgung des Kindes auswirken. Die Kinder, die unter Deprivation leiden, erhalten zu wenig oder gar keine Zuwendung, Liebe, Akzeptanz oder Anerkennung durch wichtige Bezugspersonen. Die vernachlässigten Kinder und Jugendlichen wachsen -zusammengefasst- in einem Umfeld naher Bezugspersonen auf, welches ihnen zu wenig Wertschätzung und Zuwendung entgegenbringt. Sie fühlen sich nicht ernst genommen und empfinden sich im weiteren Verlauf häufig als anormal, ausgeschlossen, zurückgewiesen und unwert. Schon Kinder entwickeln Mechanismen, um emotionales Mangelmilieu zu überwinden. In teilweise grotesk erscheinender Form - sie provozieren Aggressionen: „Denn verschiedenste Untersuchungen haben gezeigt, dass diese [Kinder - d. Verf.] lieber geschlagen werden (und eben dann auch lernen dies bei ihren Eltern zu provozieren) als gar keine Aufmerksamkeit zu bekommen (also vernachlässigt zu werden)“ . Im Extremfall wird sogar Aggression gegen sich selbst ausgelebt. Der emotionale Mangel wird durch Schmerz kompensiert und der eigene Körper als Teil des Unwerten selbst zu einem Objekt, welches verhasst, böse und schlecht ist. Er wird durch die eigene Person verletzt. Posttraumatische Belastungsstörung Ein Trauma ist eine Verletzung (körperlich oder seelisch), welche durch verschiedene Einflüsse hervorgerufen werden kann. Der Verlust eines Menschen, Krieg, Vergewaltigung, Scheidung der Eltern und vieles mehr kann eine „akute Belastungsreaktion“ von vorübergehendem Charakter auslösen. Ein gewisser Prozentsatz dieser Menschen entwickelt eine posttraumatische Belastungsstörung, die frühestens nach einem halben Jahr zum Tragen kommt. Die betroffenen Personen sind häufig mit mehreren Traumata konfrontiert. Sie fühlen sich hilflos, entsetzt oder fürchten sich. Immer wieder erleben sie die Ereignisse im Traum oder in Gedanken. Sie bekommen Halluzinationen, Flashbacks oder Illusionen vom Trauma. Die Betroffenen verdrängen das Trauma. Sie fühlen sich entfremdet und sind unfähig zärtliche Gefühle zu empfinden. Karriere, Kinder, Ehe oder ein „normal langes Leben“ sind in Frage gestellt. Ein- bzw. Durchschlafen bereitet den Betroffenen erhebliche Schwierigkeiten. Ereignisse richten eine Art der Autoaggression aus bzw. münden in einer Fremdaggression (speziell bei Männern). 3 T29 am 20.03.2009 Ritzen Immanuel Grauer Was passiert im Körper beim Ritzen? 3. Verlauf der Selbstverletzung Auslöser: Faktoren wie Streit, Kritik, Stress, das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben, aber auch überwältigende Gefühle wie Wut, Trauer, Aggressionen usw. steigern die innere Spannung enorm. In nahezu allen Fällen stellt das Ritzen den Ausdruck von Gefühlen und seelischem Schmerz dar. Lerngeschichtlich bedingt können Betroffene mit starken Effekten und Emotionen nicht adäquat umgehen. Ebenso ist die Selbstverletzung ein Ventil für inneren Druck, welcher nicht in Worte gefasst und anderweitig abgebaut werden kann. Typisch ist weiterhin die innere Leere, welche die Patientinnen spüren. Manche sind nicht in der Lage ist zu weinen und Emotionen wirklich zuzulassen. Aus diesem Grund fühlt man sich wie tot. Die betroffenen Frauen versuchen die unerträglichen Gefühle zu kompensieren, indem sie sich körperliche Schmerzen zufügen, welche in diesem Moment nicht bzw. weniger wehtun als die seelischen Wunden. „Die bei Selbstverletzungen ausgeschütteten körpereigenen Opiate hemmen einerseits das Schmerzempfinden und rufen andererseits eine angenehme, zum Teil sogar euphorische Stimmung hervor.“ Das Schmerzempfinden ist durch die starke innere Anspannung mitunter zwei bis drei Stunden vermindert. Mitunter befinden sich die Betroffenen in einem regelrechten Trancezustand, erleben ihre Umwelt als diffus, schalten ab. Das eigene Ich und die Umgebung werden als fremd und verändert erlebt, es scheint der Betroffenen, als stünde sie neben sich. Sie hat keinerlei Kontrolle mehr über ihr Handeln. Ihre Reaktionen geschehen automatisch, ohne sich der Konsequenzen überhaupt bewusst zu sein. Der Körper wird als taub oder gar tot, wie abgespalten erlebt. Um diesem Identitätsverlust zu entweichen und die Spannungszustände zu reduzieren, bedienen sich von der Störung betroffene Mädchen und Frauen der Selbstverletzung. Das fließende Blut hat eine entspannende Wirkung und das erste, was von den Betroffenen unmittelbar nach einer Selbstverletzung gefühlt wird, ist Erleichterung und innere Ruhe. Sie sind wieder unter Kontrolle, der Druck konnte abgebaut werden und dies löst Zufriedenheit aus. Je mehr Zeit vergeht, umso negativer fällt die Bewertung der vollzogenen Tat aus. Empfand die Betroffene zunächst Beruhigung, Befreiung und vielleicht auch ein Stück weit Stolz, die Kontrolle wieder erlangt zu haben , so rückt die Selbstverletzung nach einiger Zeit in ein negativeres Licht, Scham- und Schuldgefühle treten auf. Die junge Frau fühlt sich schlecht und macht sich Vorwürfe. Dadurch wird der Kreislauf der Selbstverletzung fortgeführt. Dient der Schmerz der Selbstbestrafung, wird er meiner Meinung nach eher genossen und ausgekostet. Die Schnitte werden sehr langsam ausgeführt. Mitunter wird Salz in die offene, frische Wunde gestreut, oder aber 4 T29 am 20.03.2009 Ritzen Immanuel Grauer auch Haarspray, Parfüm etc. auf die Verletzung gesprüht, um den Schmerz und die Narbenbildung zu intensivieren. Es kommt vor, dass die Mädchen und Frauen den Akt der Selbstverletzung wie ein Ritual durchführen, im Zimmer für eine düstere und melancholische Stimmung sorgen, Musik auflegen, Kerzen anzünden und Gegenstände bereitlegen. Folgen: oft schwierig, wieder in ein „normales“ Leben zurückzufinden und über Probleme zu sprechen, Vertrauen zu anderen aufzubauen. Durch das Selbstverletzende Verhalten haben sie gelernt, Fassaden zu errichten, niemanden zu nahe an sich heranzulassen, aber auch Masken aufzusetzen und Fröhlichkeit nur vorzutäuschen, um so „normal“ wie möglich zu erscheinen. Rückfälle sind nicht auszuschließen. Das mangelnde Selbstwertgefühl ist oft ebenso bleibend wie die Narben Jeremia 17,14: Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen Auswirkungen auf das Umfeld Für die Familie: löst oft Hilflosigkeit, Angst und Schuldgefühle aus, führt aber auch zur Empfindung von Wut, Ekel und Enttäuschung. Die Eltern wollen oft nicht wahrhaben, dass ihr Kind sich selbst vorsätzlich schädigt und sind enttäuscht, dass es diesen Weg der Problembewältigung sucht. Häufig kommen Fragen wie: „Warum hast du nicht mit uns geredet?“ oder „Wieso tust du uns das an?“ auf. Das die Ursachen für Autoaggressionen oft in der Familie liegen, will diese nicht wahrhaben. Eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der Problematik bedeutet für die Angehörigen in manchen Fällen auch die Konfrontation mit Problemen in der Kommunikation oder gar mit Vernachlässigung oder sexuellem Missbrauch. Mitunter sehen die Eltern die Selbstschädigung als Auflehnung und Akt gegen die Familie. Oder aber sie deklarieren die Selbstverletzung als Handlung um Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erlangen. Tatsächlich ist dies ein unbewusstes Ziel der Betroffenen, doch ist die Thematik Selbstverletzung viel komplexer und keineswegs bloßer Wunsch nach Aufmerksamkeit. Gegenmittel: 1. Beten: Das inständige Gebet eines Menschen, der von Gott gerecht gemacht ist, kann viel bewirken. Jak 5,16 Jeremia 17,14: Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen 2. Beziehung zu Jesus pflegen (Hast du eine Liebesbeziehung zu ihm?): • Erkenntnis: Satan will dich letztlich zerstören Joh 8,44: Der Teufel ist ein Mörder von Anfang an Jesus besser kennen lernen- mich ganz auf ihn einlassen denken oft müssen gewinnen gegen Teufel schon besiegt! • Bist schon frei! (Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei. Joh 8,36) 1.Kor 6,11 Ihr seid reingewaschen und Gott hat euch zu seinem heiligen Volk gemacht, zu Menschen, die vor seinem Urteil als gerecht bestehen können. Das ist geschehen, als ihr Jesus Christus, dem Herrn, übereignet worden seid und den Geist unseres Gottes empfangen habt • Bist keine Versager Phil 4,13: 13 Allem bin ich gewachsen durch den, der mich stark macht. • Will Freiheit behaupten: Gal 5,1: Christus hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben. Steht also fest und lasst euch nicht wieder ins Sklavenjoch einspannen! Nicht aufgeben: aufstehen, weitermachen kein Krampf aufkommen lassen bin gereinigt, bin geheiligt, bin Sieger, muss nicht den Sieg erringen- Jesus hats getan! kämpfe ohne Krampf! 5 T29 am 20.03.2009 Ritzen Immanuel Grauer 3. Vertrauensperson suchen: (Freund/in, Eltern, Teeniekreismitarbeiter, Lehrer, Arzt, RG) Pred 4, 9 Zwei sind allemal besser dran als einer allein. Wenn zwei zusammenarbeiten, bringen sie es eher zu etwas. 10 Wenn zwei unterwegs sind und hinfallen, dann helfen sie einander wieder auf die Beine. Aber wer allein geht und hinfällt, ist übel dran, weil niemand ihm helfen kann. 4. Notfallplan erstellen, was man tun kann, wenns akut wird sich körperlich auspowern intensives Weinen zulassen wenn es möglich ist, raus aus der zur Zeit bedrückenden Umgebung und spazieren gehen, joggen oder rennen; dabei schreien, wenn einem danach ist gegen Punchingball, Matratze oder Kissen boxen Sport jeglicher Art betreiben versuchen ein Telefonbuch zu zerreißen sich aktiv ablenken mit Beschäftigungen, die Aufmerksamkeit und Konzentration erfordern Schularbeiten machen Hausarbeiten verrichten: aufräumen, putzen, sortieren… versuchen etwas Neues zu erlernen: Musikinstrument, Handarbeiten (Stricken, Patchwork) etc. Beschäftigung mit dem Haustier, sofern vorhanden laut Musik hören - direkt oder per Discman – und auf den Songtext achten- Lobpreislieder: Warum bin ich so mutlos? Muss ich denn verzweifeln? Auf Gott will ich hoffen! Ich weiß, ich werde ihn noch einmal preisen, ihn, meinen Gott, der mir hilft. Ps 43, 5 seine Gefühle kreativ ausdrücken malen oder zeichnen Gedichte, Kurzgeschichten schreiben Tagebuch schreiben direkten Kontakt zu vertrauten Leuten suchen sich mit Freunden treffen zum Reden, Spazieren gehen, Einkaufen, Kochen, Film gucken mit Freunden telefonieren im Internet über Messengersysteme (ICQ ua.) mit vertrauten Menschen kommunizieren Briefe schreiben T29-MA oder die Telefonseelsorge anrufen möglichst das allein-sein vermeiden; der direkte Kontakt zu einem vertrauten Menschen ist in dieser Situation wesentlich günstiger als beispielsweise ein anonymes Forum oder ein Chat im Internet! sich etwas Gutes tun sich pflegen - baden, duschen, eincremen sich etwas Leckeres zu Essen gönnen sich ein Video/DVD ausleihen und angucken eine Zeitung oder ein Buch lesen empfohlene Ersatzhandlungen von Experten für SVV Gummiband um Handgelenk legen und schnalzen lassen Eiswürfel auf die Haut drücken bis die Kälte schmerzt kalt duschen in eine Chillischote beißen oder etwas Tabascosoße in den Mund nehmen LM-Farbe in heißem Wasser auflösen und damit oder mit Henna oder einem wasserlöslichen Filzschreiber Verletzungen auf die Haut malen ist keine Dauerlösung, nur für den Moment gedacht. Besser ist, die obigen Sachen zu tun SVV vermeiden und aufschieben bewusst die Gedankengänge und Situationen vermeiden, die runterziehen Orte meiden, die mit SVV zu tun haben (Aufbewahrung von Klingen z.B.) versuchen SVV zu verschieben, weil man es später immer noch tun kann „the fifteen-minute game“ kein Ersatz für Selbstverletzungen sind Alkohol, Drogen, Tabletten Surfen auf SVV- oder Suizidseiten! 6 T29 am 20.03.2009 Ritzen Immanuel Grauer Wie helfe ich meiner Freundin? Bete für sie, bete mit ihr Es ist wicht ... SVV keinesfalls zu ignorieren. Wenn Betroffene mit uns nicht über SVV sprechen, heißt das nicht, dass sie grundsätzlich nicht darüber reden wollen. Vielleicht können sie es nur gerade nicht und brauchen noch Zeit. Wir sollten immer wieder Gesprächsbereitschaft signalisieren, aber ohne sie zu bedrängen. Das ist zugegebenermaßen eine Gratwanderung. .... den Betroffenen Rückhalt zu geben, egal was kommt. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass wir immer zu ihnen halten; dass wir SVV als Krankheit ernst nehmen und es nicht als Spinnerei oder Marotte abtun. ... SVVler nicht unter Druck zu setzen "Wenn du nicht aufhörst, dann..." und bei ihnen keine Schuldgefühle zu erzeugen "Wie konntest du mir/uns das nur antun?" Wir dürfen ihnen wegen ihres autoaggressiven Verhaltens kein schlechtes Gewissen einreden oder ihnen Vorwürfe machen. ... die Intimsphäre des Betroffenen zu respektieren, auch wenn wir das Verhalten, zum Beispiel den Wunsch alleine zu sein, nicht verstehen. Natürlich dürfen wir nicht in Briefen, Mails oder Tagebüchern herumschnüffeln!, das ist ein kaum wieder gut zu machender Vertrauensbruch. ... uns gemeinsam über Schule, Ausbildung oder Arbeit hinaus Gedanken zum Tagesablauf zu machen. Leerlauf und ungenutzte Freizeit lässt die Gedanken immer wieder um SVV kreisen. Konkrete Alternativen wie Sport treiben, malen, mit einem Freund telefonieren etc. helfen ... weder ein großes Drama mit Mitleidsbekundungen aus SVV zu machen, noch es als Kleinigkeit abzutun. Das Leben sollte möglichst normal weitergehen. Der Betroffene ist kein anderer Mensch geworden, nur weil wir von den Selbstverletzungen erfahren haben. ... unsere Lieben manchmal einfach nur in den Arm zu nehmen und sie zu streicheln. Körperliche Nähe kann viel mehr ausdrücken als Worte. Es ist auch gleichzeitig ein Zeichen, dass wir mit ihrem Körper kein Problem haben. Oft wird diese Nähe allerdings abgelehnt. ... die Betroffenen fühlen zu lassen, dass wir uns wirklich für sie und ihr Leben interessieren. Das können Fragen sein wie "Was ist denn passiert?" oder "In welchen Situationen machst du das?", aber auch "Wollen wir was zusammen unternehmen?". Sie wollen aber nicht danach gefragt werden, warum oder wie sie sich selbst verletzen. ... keine Standardsprüche zu verteilen "Das geht wieder vorbei", "Kopf hoch, es geht jedem mal schlecht". Diese Verharmlosungen verletzen die Betroffenen, und sie fühlen sich nicht ernst genommen. SVV ist mehr als ein vorübergehendes Stimmungstief. ... nicht herumzuschreien, auch wenn wir sehr erregt sind. SVVler fühlen sich schon alleine durch die Lautstärke angegriffen und verunsichert. Wenn wir doch mal laut geworden sind, sollten wir später darüber reden und die Situation nicht ungeklärt lassen. ... keine dummen Bemerkungen zu machen oder Witze zu reißen, wenn Betroffene etwas sagen, auch wenn es nicht böse gemeint ist. SVVler sind leicht verletzlich und sie sind prädestiniert Situationen für sich negativ auszulegen. ... auch von unseren eigenen Problemen und Ängsten im Zusammenhang mit SVV zu sprechen. Wir müssen bereit sein dasselbe zu tun, was wir von den Betroffenen erwarten. Wir sollten ihnen bei der Gelegenheit aber auch deutlich sagen, dass sie keine persönliche Schuld daran tragen, wenn es uns aufgrund ihres SVVs mal schlecht geht. ... eigene Fehler zuzugeben und sich zu entschuldigen, wenn man etwas falsch gemacht hat. Wir sollten versuchen offen und ehrlich miteinander umzugehen. ... Stimmungsschwankungen von Betroffenen zu akzeptieren. Auch sie können einen schlechten Tag haben. Und es ist günstiger, mit den wahren Gefühlen konfrontiert zu werden, als immer das Gefühl "Mir geht es super" vermittelt zu bekommen, obwohl wir wissen, dass es nicht so ist. ... Verständnis für SVV zu signalisieren. Die Bereitstellung von Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel zur Wundversorgung und Salben zur Narbenpflege ist sinnvoller als Rasierklingen und Messer einzusammeln und wegzuwerfen. Verhindern können wir Selbstverletzungen durch solche Maßnahmen sowieso nicht. ... keinen Druck auszuüben um Wunden oder Narben gezeigt zu bekommen. Diese Art der Kontrolle ist wenig hilfreich. ... keine Verbote und Bestrafungen im Zusammenhang mit SVV auszusprechen. Liebesentzug oder gar körperliche Züchtigungen sind mit Sicherheit fehl am Platz. Viele weitere Infos auf www.rotelinien.de 7