ESSLINGER GESUNDHEITSMAGAZIN 1 > 2014 Forum des Klinikums Esslingen und der Kreisärzteschaft Esslingen Die Vielfalt der Handchirurgie Hand-Arbeit Bauchgefühl Blickpunkt Magen-Darm-Trakt Pausenzeit Gymnastik für die Autobahnrast Hausbesuch Hausarztversorgung im Pflegeheim Bauchgefühl Inhalt Bauchschmerzen – jeder hat sie, jeder kennt sie. Falsche Ernährung, Stress, Alkohol und Nikotin schlagen auf das Verdauungssystem – und können so den ganzen Menschen aus dem Gleichgewicht bringen. Halten Schmerzen, Durchfälle, Übelkeit oder Appetitlosigkeit länger als zwei Wochen an, kann eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken. 8 08Gestörtes Bauchgefühl: Wenns im Magen-DarmTrakt nicht mehr stimmt 25Mach mal Pause: 36Rückenschmerz: Nicht Gymnastik-Übungen für die immer ist wirklich der Autobahnrast Rücken schuld 07 Eröffnung 20 Titel: Hand-Arbeit Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Seit Mitte März ist die neue chirurgische Intensivstation des Klinikums Esslingen in Betrieb 15 K ommentar: Das Qualitätskrankenhaus Klinikums-Geschäftsführer Bernd Sieber über das Qualitätsversprechen gegenüber den Patienten 16 Förderverein Herzklopfen Aufklärung über Herz-Kreislauferkrankungen 16 Impressum 17 Schlüsselloch-OP Schonende Operationen bei gynäkologischen Krebs­ erkrankungen 18 Lungenerkrankungen Das Thoraxzentrum Esslingen Stuttgart (TESS) Verletzungen und Erkrankungen der Hand sind Aufgabengebiet der Handchirurgie 24 Gesundheitstipp Gegen Pollenallergien gibt es zahlreiche Mittel, auch aus der Naturheilkunde 29 Die Seite für junge Leser Frisch operiert – und gleich wieder nach Hause? 30 Chefarztwechsel Dr. Gunter Joas leitet seit April die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie 32 Interview: Standortvorteil Esslingens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger und KlinikumsGeschäftsführer Bernd Sieber im Gespräch 40 Vollversorgung fürs Rückgrat Dank Wirbelsäulenchirurgie wieder aufrecht durchs Leben gehen 43 Förderverein proklinikum Erster Spatenstich für den Patientengarten 44 Hausbesuch Hausärztliche Versorgung im Pflegeheim 48 Elternschule Rundumpaket für werdende Eltern 49 Ausgezeichnet Die Klinik für Kinder und Jugendliche erhält das Zertifikat „Ausgezeichnet. Für Kinder“ 50 Adressen Selbsthilfegruppen, Ambulante Dienste, … 34 Hand in Hand Die Verknüpfung von stationärer Pflege und ambulanten Pflegediensten www.gesundheitsmagazin-esslingen.de 2 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Editorial Dr. Jürgen Zieger Oberbürgermeister der Stadt Esslingen a. N. Soziale Netzwerke sichern Lebensqualität Wie entsteht Lebensqualität, was macht ein Gemeinwesen für die Bürgerinnen und Bürger lebenswert? Sicher könnte man viele Aspekte anführen, wie das Kultur-, Sport- und Freizeitangebot. Da hat Esslingen viel zu bieten. Existenziell aber für die persönliche Lebensqualität sind in erster Linie die Gesundheit und die soziale Sicherheit. Und auch da sind wir in Esslingen gut aufgestellt. Das Zusammenspiel aus ambulanten und stationären Angeboten stellt sicher, dass jeder Mensch, der krank wird oder einen Unfall erleidet, so schnell wie nötig und hochkompetent versorgt wird. Mit dem Klinikum Esslingen steht uns zudem direkt vor Ort ein Krankenhaus zur Verfügung, das in allen wichtigen Fachdisziplinen höchste medizinische Qualität bietet. Für gesundheitliches Wohlbefinden, Sicherheit und Lebensqualität aber braucht es mehr. Deshalb sorgt ein engmaschiges Netz aus Beratungsstellen und individuellen Hilfsangeboten in unserer Stadt dafür, dass unsere Bürgerinnen und Bürger Unterstützung in allen Lebenslagen finden können. Verantwortlich für die Koordination aller Beteiligten in diesem Netzwerk ist das Amt für Sozialwesen mit seiner Abteilung Soziale Sicherung, Gesundheit, Wohnen. Der Bürgerservice Soziales hilft beispielsweise bei der Wohnungssuche, berät in Rentenfragen und bei Anspruch auf Sozialhilfe. Der allgemeine Sozialdienst hilft bei allen sozialen Problemen, kümmert sich um das Wohlergehen von Familien und Kindern. Men- schen mit psychischen Problemen finden bei den Gemeindepsychiatrischen Diensten Unterstützung. Die Suchtberatungsstelle bietet Beratungen und Behandlungen bei Suchterkrankungen. Andere Beratungsangebote werden von freien Trägern, wie der Diakonie oder der Caritas, übernommen. Die Schwangerenkonfliktberatung unterstützt Schwangere mit Rat und Begleitung, Menschen mit geringem Einkommen können bei CARIsatt Lebensmittel für wenig Geld einkaufen, die Schuldnerberatung hilft überschuldeten Haushalten. Hinzu kommen von der Sozialverwaltung unterstützte Initiativen und Aktionen wie das Projekt „gesund.ES“, in dem Akteure aus den Bereichen Gesundheit, Medien, Bildung, Sport, Wissenschaft und der Stadtverwaltung gemeinsam daran arbeiten, die Gesundheit der Menschen zu fördern. Ein engmaschiges Netzwerk aus individueller Beratung, konkreter Hilfe und einer breiten Palette von Gesundheitsangeboten unterstützt die Menschen in unserer Stadt in ihren existenziellen Bedürfnissen. Sicher muss der Einzelne auch selbst einiges tun. Die Voraussetzungen aber für ein hohes Maß an Lebensqualität, für Sicherheit und Wohlbefinden sind in Esslingen geschaffen. Ihr Dr. Jürgen Zieger 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 3 im Dialog die Informationsreihe des Klinikums Esslingen für alle Interessierten. Jeden zweiten Dienstag von 17.30 bis 18.30 Uhr Wir freuen uns, Sie zu interessanten Vorträgen in unser Forum (Haus 15) einladen zu dürfen. Unsere Experten sind auch nach den Vorträgen für Sie da und beantworten gerne Ihre Fragen zum Thema. Patienteninformation Endoprothetik d er Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Jeden ersten Donnerstag im Monat von 16.30 bis 17.30 Uhr im Forum (Haus 15) des Klinikums Esslingen 08. April 08. Mai Knieprothese Sportverletzungen im Kniegelenk 05. Juni Hüftprothese 03. Juli Knieprothese 07. August Hüftprothese Ltd. Arzt Sportorthopädie Dr. Michael Ulmer, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Esslingen 13. Mai Demenz – Krankheit oder Lebensalter? OA A. Schönhaar FOÄ C. Gondeck OA Dr. v. Bodman OA A. Schönhaar 04. September Knieprothese Chefarzt Dr. Wolfgang Sperber, Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie, Esslingen Prof. Degreif 27. Mai OA Dr. v. Bodman Schlüsselloch-Chirurgie im Bauchraum – Möglichkeiten und Grenzen Chefarzt Prof. Dr. Ludger Staib, Klinik für Allgemeinund Viszeralchirurgie, Esslingen 24. Juni Reizdarmsyndrom Ltd. OA Zentrale Endoskopie Dr. Wolfgang Vogt, Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie, Esslingen 02. Oktober Hüftprothese 06. November Knieprothese FOÄ C. Gondeck 04. Dezember Hüftprothese OA A. Schönhaar 2014 linikum Esslingen GmbH K Hirschlandstraße 97 73730 Esslingen Telefon 0711 3103-0 4 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Vorwort Dr. med. Rainer Graneis, Vorsitzender der Kreisärzteschaft Esslingen Vorsorge nützt, auch gegen Rückenbeschwerden Die Hitliste der Krankheiten, die am häufigsten und längsten zur Krankschreibung von Arbeitnehmern führen, wird schon seit vielen Jahren von den Er­kran­ kungen des Bewegungsapparates angeführt, mit zunehmender Tendenz. Vor allem Wirbelsäulen­be­ schwerden sind hier besonders zahlreich vertreten, und eine Umkehrung dieses Trends ist nicht abzu­ sehen. Gleichzeitig lässt sich feststellen, dass die körperlichen Belastungen am Arbeitsplatz kontinu­ ierlich abnehmen, und die Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass körperlich schwer arbeitende Menschen eher selten an solchen Störungen erkranken. Das legt den Schluss nahe, dass sinnvolles körperliches Training und rückengerechte Arbeitsplätze eine gute Vorsorge vor dieser Volkskrankheit darstellen könnten. Welche therapeutischen Möglichkeiten in Praxis und Klinik zur Verfügung stehen, wenn der Rücken zum Problem wird, erfahren Sie in den Beiträgen von Dr. Glaser und Dr. Dörr. Sehr große Erfolge mit präventiven Maßnahmen konnten bereits im Bereich der Magen-Darm-Krankheiten erzielt werden: Die Häufigkeit fortgeschrittener Darmkrebserkrankungen hat durch die Einführung der Vorsorge-Koloskopie stark abgenommen, bei gleich­zeitiger drastischer Verbesserung der Heilungs­­­ chancen. Mehr über die neuesten Entwick­lungen und chirurgischen sowie internistischen Behand­­lungs­­ mög­lichkeiten von Störungen im Bereich des Ver­ dauungsapparates lesen Sie in dieser Ausgabe des Gesundheitsmagazins. Ein paar Tipps, wie Sie die schönen Frühlingstage und die Blütenpracht genießen können ohne zu niesen, erhalten Sie im Beitrag von Frau Dr. Berndt zum Thema Pollenflug und Heuschnupfen. Viel Spaß bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihr Dr. med. Rainer Graneis, Kreisärzteschaft Esslingen 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 5 Mutter-Kind-Zentrum präsentiert sich im world wide web Real ist schon länger alles neu: Kreißsaal, Wochenstation und Kinderintensivstation des Mutter-Kind-Zentrums am Klini­ kum Esslingen wurden im vergangenen Jahr grundlegend neugestaltet und moder­nisiert. Jetzt zeigt sich auch die virtuelle Präsenz des Zentrums mit neuem Anstrich. Unter www.mkz.klinikum-esslingen.de erfahren Interessierte alles Wissenswerte über das Zentrum und über die Geburt. Das Infoangebot im Netz benennt unter anderem Sprechstunden und Beratungsmöglichkeiten vor der Geburt, gibt Auskunft über Kreißsaal und Wochenstation, stellt Ärzte, Hebammen und Pflegekräfte vor und lädt ein zu den Veranstaltungen der Elternschule. Und natürlich ist auch eine Babygalerie mit den aktuell im Klinikum Esslingen Geborenen zu finden. „Der neue Auftritt fasst alles zusammen, was vor, während und nach der Geburt eines Kindes wichtig ist“, erläutert Bernd Sieber, Geschäftsführer des Klinikums Esslingen, „denn die werdenden Eltern sollen mit dem neuen Auftritt schnell Antworten auf ihre Fragen finden und optimal auf eine Geburt bei uns am Klinikum vorbereitet werden.“ www.mkz.klinikum-esslingen.de Baubeschluss für Altenpflegeheim Hohenkreuz Der Esslinger Stadtteil Hohenkreuz be­ kommt ein Altenpflegeheim. Ende des vergangenen Jahres hatte der Esslinger Gemeinderat den entsprechenden Baubeschluss gefasst, im Januar war das Bauge­ such eingereicht worden. Noch in diesem Jahr soll mit dem Bau begonnen werden. hungsweise elf Plätzen. Dazu kommt eine Tagespflegeeinrichtung für 16 Gäste sowie im Erdgeschoss ein Café. Im Untergeschoss findet eine Tiefgarage mit 13 Stell­plätzen Platz. Die Gesamtinvestition für das Gebäude beträgt knapp acht Millionen Euro. Das Pflegeheim zwischen Seracher Straße und Schlosswiesenweg wird nach der Fertigstellung über 59 stationäre Pflegeplätze verfügen, aufgeteilt in fünf Hausgemeinschaften mit jeweils zwölf bezie- Die Zimmer im Pflegeheim werden eine Grundfläche von 22 bis annähernd 30 Quadratmetern haben, so dass viel Raum für eine individuelle Möblierung bleibt. „Mit Zimmergrößen, die deutlich über den Vorgaben der neuen Landesheimbauverordnung liegen, soll das Leben im Heim möglichst an das Wohnen in Privathaushalten angeglichen werden“, sagt Thilo Naujoks, Geschäftsführer der Städtischen Pflegeheime Esslingen. Ein attraktives Café im Zentrum des Pflegeheims, das auch einen Mittagstisch anbieten wird, soll für die Vernetzung mit dem Stadtteil sorgen und den bürgerschaftlich Engagierten und Angehörigen einen Raum zur Mitgestaltung des Heimlebens bieten. Botulinumtoxin-Ambulanz eröffnet Ob Spastik, fokale Dystonie, Schreibkrampf, übermäßige Schweißproduktion der Achselhöhle (axilläre Hyperhidrose) oder chronische Migräne – im Bereich der Neurologie gibt es zahlreiche Indikationen für eine Behandlung mit Botulinumtoxin. Das umgangssprachlich meist kurz nach einem Handelsnamen Botox genannte Mittel ist zwar ein starkes Nervengift, „doch die lokale Injektion an ausgesuchten Stellen ist eine schonende, nebenwirkungsarme und effektive Therapieform“, sagt Funktionsoberärztin Dr. Annette Niessen, unter deren Leitung die neue Botulinumtoxin-Ambulanz der Klinik für Neurologie und Klinische Neurophysiologie des Klinikums Ess- 6 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 lingen steht. Da das Medikament nach der Injektion vom Körper innerhalb von drei Monaten abgebaut wird, sind zudem alle möglichen Nebenwirkungen reversibel. Sprechzeiten der neuen Botulinumtoxin-Ambulanz am Klinikum Esslingen, die Mitte Januar eröffnet wurde, sind Dienstag- und Mittwochnachmittag nach telefonischer Voranmeldung unter 0711 310382557. Patienten benötigen für die Behandlung die Versichertenkarte sowie eine Überweisung vom Hausarzt oder Neurologen. Meldungen Ein Schirmchen verschließt das Vorhofohr Das Vorhofflimmern ist die am häufigsten auftretende Herzrhythmusstörung und es erhöht – vor allem bei älteren Patienten mit weiteren Herz- und Gefäßkrankheiten – das Risiko für einen Schlaganfall. Denn bei diesem Patientenkreis steigt die Gefahr der Blutgerinnselbildung im linken Vorhofohr. Diese Gerinnsel können in den Blutkreislauf gelangen und die Blutversorgung des Gehirns blockieren. Patienten mit Vorhofflimmern müssen daher über Jahre hinweg blutverdünnende Mittel ein­nehmen, wodurch allerdiengs ihr Blutungsrisiko, etwa nach einem schweren Sturz, deutlich ansteigt. Als Alternative bieten die Kardiologen des Klinikums Esslingen seit Ende 2013 in der Routine einen interventionellen Eingriff an: Den Vorhofverschluss mittels eines Schirmchens. Im Herzkatheterlabor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie wird dabei über die Leistenvene ein Katheter bis in den linken Vorhof geschoben und dort ein kleines Schirmchen freigesetzt und verankert. Es verschließt das Vorhofohr, sodass die Freisetzung von Blutgerinnseln unterbunden ist. Die Emboliegefahr beziehungsweise das Risiko eines Schlaganfalls wird damit erheblich reduziert. Sinnvoll ist dieser minimalinvasive Eingriff, der unter Lokalanästhesie durchgeführt wird, vor allem bei Patienten mit hohem Schlaganfallrisiko, die gleichzeitig keine blutverdünnenden Medikamente einnehmen sollten. Neues Jahr, neuer Name Die Psychosomatische Klinik am Klinikum Esslingen hat sich zum Jahresbeginn 2014 in Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie umbenannt. Hintergrund der Namensänderung ist die freie Verwendbarkeit des Begriffs Psychosomatik. „Psychosomatik an sich ist nicht geschützt, es können also grundsätzlich andere medizinische Fachdisziplinen diese Bezeichnung verwenden, auch ohne die entsprechende fachärztliche Ausbildung“, erklärt Dr. Björn Nolting, Chefarzt der Klinik. Die Bezeichnung Psychosomatische Medizin dagegen sei ein geschützter Begriff, der eine fachliche Expertise vor- aussetze. Entsprechend lautet auch die Facharztbezeichnung „Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie“. Die Klinik ist eng vernetzt mit den anderen medizinischen Abteilungen des Klinikums. „Wir arbeiten ganz eng mit allen Disziplinen am Klinikum Esslingen zusammen“, betont der Chefarzt. Deutlich werde dies etwa durch den umfangreichen Konsiliardienst sowie den psychoonkologischen Dienst, die die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie mit den somatischen Kliniken verknüpfen. Hochmoderne Intensivstation eröffnet Seit dem 11. März ist die neue chirurgische Intensivstation des Klinikums Esslingen in Betrieb. 13 Intensivtherapie­ betten, ausgestattet mit Medizintechnik auf höchstem Niveau, stehen hier zur Verfügung. Alle Zimmer sind mit Patientenliftern ausgestattet. Drei Einzelzimmer mit Schleusen erlauben die sichere Betreuung von Patienten, die entweder vor Krankheitserregern besonders geschützt werden müssen oder selbst unter einer hochansteckenden Krankheit lei- den. Im nächsten Schritt wird eine neue Intermediate Care Station mit acht Betten für Patienten gebaut, die noch intensive Überwachung benötigen. „Mit der Modernisierung und Erweiterung unserer Intensivkapazitäten können wir den gestiegenen Bedarf decken, der sich durch die Ausweitung komplexer und aufwändiger operativer Eingriffe ergibt“, berichtet Privatdozent Dr. Ulrich Bissinger, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin. 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 7 Das gestörte Bauchgefühl Bauchschmerzen – jeder hat sie, jeder kennt sie. Falsche Ernährung, Stress, Alkohol und Nikotin schlagen auf das Verdauungssystem – und können so den ganzen Menschen aus dem Gleichgewicht bringen. Halten Schmerzen, Durchfälle, Übelkeit oder Appetitlosigkeit länger als zwei Wochen an, kann eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken. 8 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 „ Jeder Patient mit unklaren Beschwerden sollte zunächst auf Unverträglichkeiten getestet werden.“ Wenn es um unsere Gefühlswelt geht, wird kein anderes Organsystem so sehr bemüht wie der Magen-Darm-Trakt: Von „Schmetterlingen im Bauch“ über „Vertrauen auf das Bauchgefühl“ bis hin zu „Bauchschmerzen bei einer Entscheidung“ – wir verlassen uns sehr auf unsere Magengegend. Doch dieses Bauchgefühl kann gestört werden – ob Sodbrennen, Magengeschwüre oder Darmentzündungen, das Verdauungssystem kann von Krankheiten befallen werden. Falsche Ernährung und ungesunde Lebensgewohnheiten können Magen-Darm-Erkrankungen hervorrufen, aber auch genetische Belastungen, Allergien und Unverträglichkeiten oder Bakterien. „Die klassischen Alarmzeichen bei Magen-Darm-Erkrankungen sind Schmerzen, Durchfälle, Übelkeit, Appetitlosigkeit und Schluckstörungen, die länger als zwei Wochen anhalten“, sagt Dr. Bernhard Neef, niedergelassener Gastroenterologe aus Esslingen. Dann sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. In den meisten Fällen wird dann, je nachdem, wo die Beschwerden liegen, eine Magen- oder Darmspiegelung (Endoskopie) durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein optisches Gerät in Form eines flexiblen Kunststoffschlauchs, den der Arzt dem schlafenden Patienten (Kurznarkose) entweder über den Rachen oder über den After einführt und von dort aus den Weg über die Speiseröhre, den Magen bis zum Zwölffingerdarm beziehungsweise den gesamten Dickdarm und Teile des Dünndarms ein­ sehen kann. Bei sehr starken Bauchschmerzen ist es dringend angeraten, sofort ins Krankenhaus zu gehen. „Vor allem wenn man eine Blutung beobachtet, ob nun beim Erbrechen oder wenn der Stuhlgang schwarz oder rot verfärbt ist, dann sollte man nicht zögern, sofort eine Klinik aufzusuchen“, sagt Professor Dr. Michael Geißler, Chefarzt der Klinik für All­ gemeine Innere Medizin, Onkologie/Hämato­lo­ Ab dem gie, Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Esslingen. Auch bei einer starken Schluckstörung, empfehlen Mediziner hohem Fieber und regelmäßige Vorsorge­ einem ausgeprägten Krankheitsgefühl geuntersuchungen hört der Patient zur Ab­ klärung ins Krankenhaus. 50. Lebensjahr Unverträglichkeiten – wenn Essen Schmerzen verursacht Blähungen, Bauchkrämpfe, Durchfälle müssen jedoch nicht immer Symptome einer Erkrankung sein. „Zunächst sollte jeder Patient mit unklaren Beschwerden auf NahrungsmittelUnverträglichkeiten getestet werden“, sagt Dr. Neef. Einige Menschen vertragen Fruchtzucker (Fruktose) schlecht, andere Milchzucker (Laktose). Ob das der Fall ist, kann der Arzt relativ einfach mit einem Atemtest feststellen. „Gerade die Laktoseintoleranz kommt sehr häufig vor“, erklärt der Gastroenterologe, „bei Menschen aus dem Mittelmeerraum beträgt die Häufigkeit bis zu 70 Prozent.“ Wer weiß, dass er Milchzucker nicht ver­trägt, sollte den Konsum von Milchprodukten reduzieren oder lak­ tosefreie Produkte zu sich nehmen. Etwas anders verhält es sich bei der Zöliakie. Wer an einer Zöliakie oder einheimischen Sprue leidet, dessen Darmschleimhaut ist durch das Vorhandensein des Klebereiweißes Gluten entzündet. Denn das körpereigene Abwehrsystem sieht Gluten als Feind an und löst eine Immunreaktion in der Darmschleimhaut aus, welche schließlich zu einem Schwund der Darmzotten führt. Die Zöliakie führt häufig zu einem Mangel an bestimmten Nährstoffen (zum Beispiel von Eisen, Zink und Vitaminen), da diese nur noch eingeschränkt aufgenommen werden. Die Krankheit kann Durchfall, Blähungen und Gewichtsverlust auslösen, teilweise aber auch kaum Beschwerden bereiten. Steht die Diagnose fest, muss der Patient konsequent auf glutenhaltige Nahrung verzichten. Gluten kommt unter anderem in Getreide wie Weizen und Roggen vor und damit in sehr vielen Lebensmitteln. Zusammenarbeit der Disziplinen „Das wichtigste für einen Patienten mit Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich, die häufig sehr komplex sind, ist das optimale Zusammenspiel von niedergelassenen Ärzten sowie Internisten, Gastroenterologen und Chirurgen im klinischen Bereich“, betont Professor Geißler. Das funktioniere in Esslingen sehr gut. „Wir haben einen sehr engen Kontakt, der über die Fachgrenzen hinausgeht.“ Gerade bei komplizierten Erkran­kungen sind Gastroenterologen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen und Chirurgen involviert, „um dem Patienten eine optimale Therapie zu bieten.“ Auf den folgenden Seiten werden die wichtigsten Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts vorgestellt. kw 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 9 Der Gute: Darmbakterium E. coli ist wichtig für eine gesunde Darmflora Der Böse: Magenbakterium Helicobacter pylori kann Magengeschwüre verursachen Feuer in der Speiseröhre und ein Eindringling namens Helicobacter Refluxkrankheiten und Magengeschwüre gehören längst zu den Volkskrankheiten. Typische Zeichen sind Sodbrennen und Schmerzen im Oberbauch. Es brennt, als hätte man Feuer verschluckt – vor allem nachts, im Liegen, aber auch beim Bücken oder nach einem Weißwein oder Schokolade. Das Sodbrennen oder medizinisch Refluxerkrankung tritt immer dann auf, wenn Magensäure in die Speiseröhre fließt. „Die Folge einer ständigen Reizung der Speiseröhre können Entzündung und Schädigung der Schleimhaut bis hin zu Speiseröhrenkrebs sein“, erklärt Professor Dr. Michael Geißler, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Esslingen. Normalerweise verhindert ein Schließmuskel das Aufsteigen der Magensäure. Funktioniert dieses Ventil nicht richtig, kann die Magensäure ungehindert in die Speiseröhre fließen. Häufige Ursache ist der Bruch an der Öffnung im Zwerchfell, wo die Speiseröhre in den Magen übergeht. Wenn 10 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 das Muskelgewebe an dieser Stelle geschwächt ist, kann sich der obere Magenteil durchs Zwerchfell hindurch in den Brustraum hineinstülpen. Dieser Defekt ist oft angeboren. Allerdings begünstigt Übergewicht bei bestehendem Zwerchfellbruch den übermäßigen Rückfluss der Magensäure, deshalb sind übergewichtige Menschen häufig betroffen. Untersucht wird die Refluxerkrankung mittels einer Endoskopie. Außerdem kann mit Hilfe der sogenannten ph-Metrie das Ausmaß des Säurerückflusses in die Speiseröhre gemessen werden, die Manometrie liefert Informationen darüber, ob eine muskuläre Störung der Speiseröhre vorliegt. „Es existieren vier unterschiedliche Schweregrade einer Speiseröhrenentzündung, von einer begrenzten leichten Rötung bis hin zu Geschwürbildungen Dr. Bernhard Neef Prof. Dr. Michael Geißler Prof. Dr. Ludger Staib Facharzt für Innere Medizin und Gastroenterologie Berliner Straße 4 73728 Esslingen Tel. 0711 3105759-0 [email protected] Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie / Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie Klinikum Esslingen Telefon 0711 3103-2451 [email protected] Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Klinikum Esslingen Telefon 0711 3103-2601 [email protected] über eine große Fläche der Speiseröhre. Die Erkrankung kann außerdem zu einer Schleimhautumwandlung führen, die Barrett genannt wird und wegen eines Entartungsrisikos endoskopisch überwacht werden muss“, erklärt Professor Geißler. Zunächst wird der Arzt eine Umstellung der Ess- und Lebensgewohnheiten verordnen. Das bedeutet: Vermeidung von Sü­­ ßigkeiten (insbesondere Schokolade), Weißwein und fettiger Speisen, letzte Nahrungsaufnahme zwei Stunden vor der Bettruhe, Gewichtsreduktion bei Übergewicht, Schlafen mit erhöhtem Oberkörper, kein Nikotin und kein Alkohol. „Wenn diese Allgemeinmaßnahmen keine Linderung bringen, setzen wir Säureblocker, sogenannte Protonenpumpenhemmer ein“, sagt der niedergelassene Gastroenterologe Dr. Bernhard Neef. Diese Medikamente unterdrücken die Bildung von Magensäure im Magen, die Beschwerden lassen sich deutlich reduzieren und meist kommt es zur Abheilung der Entzündung. „Diese Arzneimittel sind sehr wirksam und gut verträglich und können, falls erforderlich, über viele Jahre eingenommen werden“, sagt Dr. Neef. Allerdings treten die Symptome nach Absetzen der Medikamente nicht selten wieder auf und es kann wieder zu Entzündungen kommen. Es gibt Patienten, bei denen die medikamentöse Behandlung nicht anschlägt. Für sie sowie auch für junge Patienten, die sich gegen eine lebenslange Medikamenteneinnahme entscheiden, besteht die Möglichkeit einer Operation. „Diese sogenannte Fundoplicatio wird minimalinvasiv durchgeführt und stellt die Ventilfunktion wieder her“, erklärt Professor Dr. Ludger Staib, Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Ärztlicher Direktor am Klinikum Esslingen. Dabei wird der Zwerchfellbruch verschlossen und eine Magenmanschette um die untere Speiseröhre angelegt. Für die Operation werden lediglich fünf kleine Schnitte benötigt, der Patient kann nach der Operation sofort aufstehen. „Der Eingriff heilt über 80 Prozent der Reflux-Patienten“, sagt der Chirurg. „Je stärker die Symptome waren, desto besser ist das Ergebnis. Allerdings birgt die Operation auch Risiken wie eine Engstellung der Manschette, die zu Schluckbeschwerden führen kann.“ Vor einer Operation sollten deshalb Nutzen und Risiko gründlich abgeschätzt werden. Magengeschwür – ein Eindringling namens Helicobacter Bei Schmerzen im oberen Bauchbereich, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit ist häufig der Magen der Auslöser allen Übels. Harmlose Erkrankungen sind Magenschleimhautentzündungen, die durch Viren oder Bakterien, aber auch durch Stress, zu viel Kaffee oder Alkohol verursacht werden, und nach wenigen Tagen abklingen. Bleiben die Beschwerden, dann könnte ein Erreger namens Helicobacter pylori der Missetäter sein. „Dieses Magenbakterium ist in den meisten Fällen für eine chronische Magenschleimhautentzündung verantwortlich“, erklärt Dr. Neef. Wird es nicht rechtzeitig entdeckt und behandelt, kann es offene Wunden (Geschwüre) im Magen und/oder im Zwölffingerdarm hervorrufen. Reichen diese Geschwüre tief in die Schleimhaut und erreichen die Blutgefäße, kann es zu Blutungen und sogar zu einem Magendurchbruch kommen. „Auch wenn der Helicobacter prinzipiell mit Hilfe eines Atemoder Stuhltests nachgewiesen werden kann, ist die sicherste Methode die Magenspiegelung mit Gewebeentnahme“, sagt der Gastroenterologe – auch um ein Magenkarzinom auszuschließen. Ist die Diagnose klar, lässt sich der Eindringling durch eine mehrtägige Antibiotika-Einnahme vertreiben. „Das Problem vieler Antibiotika-Behandlungen sind die Resisten­zen“, sagt Dr. Neef. Tatsächlich entwickelt Helicobacter immer mehr resistente Stämme, die auf die Standardtherapie nicht mehr ansprechen. „Trotzdem gibt es immer noch genügend Reserve-Schemata, die aus einer Kombination von Antibiotika und Protonenpumpenhemmer bestehen.“ Professor Geißler ergänzt: „Bei einem ersten Therapieversagen der Antibiotika sollte auf keinen Fall blind erneut behandelt, sondern eine weitere Gewebeprobe aus dem Magen entnommen und eine Resistenzbestimmung durchgeführt werden.“ kw 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 11 … hier sieht man Darmdivertikel (l.) und einen schwer entzündeten Darm (r.) Blick in den gesunden Darm … Der gereizte Darm Viele Ursachen für Krankheiten liegen im Darm. Chronische Entzündungen, krankhafte Ausstülpungen oder Polypen können sehr belastend sein. Manchmal liegt die Ursache für Beschwerden in einer zerstörten Darmflora. „Gerade bei langanhaltenden Durchfällen, die über zwei bis drei Wochen bestehen bleiben, sollte dringend eine Darmspiegelung durchgeführt werden“, rät der niedergelassene Gastroenterologe Dr. Bernhard Neef aus Esslingen. Denn es könnte sich um eine entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa handeln. Der Morbus Crohn tritt meist im letzten Dünndarmabschnitt oder im obersten Bereich des Dickdarms auf und erfasst meist die ganze Darmwand. Die Colitis ulcerosa dagegen betrifft den Dick- und Enddarm, entzündet ist dabei allerdings nur die Darmschleimhaut. „Betroffen sind häufig jüngere Menschen“, sagt Dr. Neef. Die Therapie zielt in erster Linie darauf ab, den Entzündungsprozess zu unterbinden. Während eines akuten Krankheitsschubs kommen Medikamente wie Kortison oder spezielle Entzündungshemmer zum Einsatz. Treten wiederholt Schübe auf, muss der Patient meist spezielle Arzneimittel dauerhaft einnehmen, um einen erneuten Schub zu verhindern. Auch Immunsuppressiva kommen zum Einsatz, gerade beim Morbus Crohn erzielt man damit gute Ergebnisse. 12 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Moderne Spezialtherapien bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bietet die Innere Abteilung des Esslinger Klinikums. „An unserer Klinik laufen große Studien, etwa zu den sogenannten TNF-Antikörpern“, sagt Oberarzt Dr. Wolfgang Vogt, Leiter der Endoskopieabteilung. Die moderne Antikörper-Therapie wird bei Patienten mit sehr schwerem Krankheitsverlauf angewandt. Die neuen entzündungshemmenden Medikamente binden Botenstoffe zwischen den Entzündungszellen und verhindern ein Ausbreiten der Entzündungsreaktion. „Die Patienten können in den Ambulanzen behandelt werden“, sagt Dr. Vogt „Die Ursache für entzündliche Darmerkrankungen ist nicht geklärt“, sagt Dr. Neef. Genetische Veranlagung spielt bei einem Teil der Patienten eine Rolle. Nach heutiger Kenntnis führen einzelne Krankheitsgene dazu, dass Morbus Crohn häufiger auftritt. Daneben begünstigen Umweltfaktoren die Krankheit: Raucher haben zum Beispiel ein höheres Risiko. Kommen verschiedene Faktoren zusammen, scheint sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper zu richten und im Darm eine dauerhafte Entzündung hervorzurufen. Dr. Neef: „Es gibt ganz unterschiedliche Verläufe. Ein Teil der Patienten bleibt nach Absetzen der Medikamente beschwerdefrei. Andere bedürfen einer langfristigen medikamentösen Behandlung.“ Dünndarm unter der Lupe Bei Darmuntersuchungen ist die Darmspiegelung das Mittel der Wahl. Doch vielfach stoßen die Gastroenterologen mit der Endoskopie an ihre Grenzen. Wenn zum Beispiel bei der Magen- und Darmspiegelung keine Ursache für eine Darmblutung gefunden wurde, kann der Einsatz einer Videokapsel helfen. Dabei muss der Patient eine Kapsel schlucken, die ihren Weg durch den Darm aufzeichnet. Das Video kann dann von den Ärzten ausgewertet werden. Die Kapsel-Endoskopie wird immer im Krankenhaus durchgeführt und ist ein diagnostisches Mittel zur Visualisierung der Dünndarm-Schleimhaut. Zunehmend wird diese Kapseluntersuchung auch zur Diagnostik von chronisch-entzündlichen Veränderungen im Dünndarm, wie sie beim Morbus Crohn vorkommen, eingesetzt. „Mit dieser Technologie können wir den Dünndarm über die gesamte Länge von rund sechs Metern einsehen“, erklärt Oberarzt Dr. Vogt. Ein weiteres hochmodernes Verfahren ist die Single-BallonEnteroskopie. Mit diesem interventionell-endoskopischen Eingriff am Dünndarm können unter anderem Dünndarmpolypen endoskopisch entfernt werden, Dünndarmstenosen, wie sie beim Morbus Crohn manchmal entstehen, aufgedehnt und Blutungen gestillt werden. „Mit beiden Methoden, wie auch allgemein mit der gesamten Endoskopie, hat das Klinikum Esslingen große Erfahrung“, ergänzt Oberarzt Dr. Michael Klausner. „Wir bieten ein breites Spektrum bei zunehmend komplizierten Erkrankungen und ergänzen so das diagnostische und therapeutische Spektrum in Absprache mit den niedergelassenen Kollegen – die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.“ Jeder Dritte über 60 hat Darmdivertikel Divertikulitis – entzündete Ausstülpungen Je älter die Menschen, desto häufiger finden sich in ihrem Dickdarm sogenannte Divertikel. Dabei handelt es sich um Ausstülpungen der Darmschleimhaut; meist durch Lücken in der Darmwand, die eigentlich für durchtretende Darmgefäße gedacht sind. Diese Ausstülpungen bezeichnet man als Darmdivertikel. Sind zahlreiche solcher Darmdivertikel vorhanden, sprechen Mediziner von einer Divertikulose. „Divertikulose an sich ist harmlos und bedarf keiner Behandlung, jeder dritte über 60-Jährige hat Divertikel“, erklärt der Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Esslingen, Professor Ludger Staib. „In der immer älter werdenden Gesellschaft wird die Divertikulose immer mehr zu einer Volkskrankheit.“ Divertikel entstehen durch erhöhten Druck im Darm und gesteigerte Dickdarmbeweglichkeit. „Balaststoffarme Nahrung zum Beispiel kann dies begünstigen“, so der Chirurg. „Falsche Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel führen dazu, dass wir auch immer häufiger Patienten haben, die erst Mitte zwanzig sind.“ Gefährlich werden die Divertikel immer dann, wenn sie sich entzünden. Denn in den Divertikeln können sich Koststeine sammeln und eine Entzündung der Darmwand verursachen (Divertikulitis), bis hin zur lebensgefährlichen Perforation und Bauchfellentzündung. Divertikel treten zu über 90 Prozent im vorletzten DickdarmAbschnitt (Sigma, Colon sigmoideum) linksseitig auf. Entzündungen dieser Divertikel äußern sich dementsprechend mit starken Schmerzen im linken Unterbauch, die sich aber auch über den gesamten Bauchraum erstrecken können. Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl kommen hinzu. Auch Verstopfung, starke Blähungen und selten Durchfall sowie Blut- und Schleimbeimengungen im Stuhl werden bei einer akuten Divertikulitis beobachtet. Treten solche Symptome auf, muss unverzüglich der Arzt aufgesucht werden, um die Divertikulitis zu behandeln und schweren Komplikationen vorzubeugen. Mit Hilfe einiger Untersuchungen, beispielsweise einer Blut­ untersuchung, Ultraschall oder einer Computertomografie (CT) des Bauches, kann der Arzt die Divertikulitis diagnostizieren. Je nach Schwere kommen diätetische Maß­nahmen, Antibiotika sowie in schweren Fällen operative Eingriffe in Betracht. „Während früher ab dem zweiten Schub einer Divertikulitis operiert >>> Gesunde Ernährung Vollwertig essen hält gesund, fördert Leistung und Wohlbefinden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernäh­ rung hat auf der Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zehn Regeln formuliert, die helfen, genussvoll und gesunderhaltend zu essen. › Essen Sie abwechslungsreich! › Reichlich Getreideprodukte (Brot, Getreide­ flocken, Nudeln, Reis, am besten aus Vollkorn) sowie Kartoffeln › Fünf Portionen Gemüse und Obst am Tag, möglichst frisch › Milch- und Milchprodukte täglich, Fisch ein- bis zweimal in der Woche, Fleisch, Wurstwaren sowie Eier in Maßen › Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel › Zucker und Salz in Maßen › Reichlich Flüssigkeit, am besten Wasser mit oder ohne Kohlensäure › Schonend zubereiten, das heißt Gemüse dünsten, Lebensmittel mit wenig Fett anbraten › Sich Zeit nehmen und genießen › Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 13 Durch moderne Anästhesie und Schmerztherapie sowie das Fast-Track-Konzept seien die Unterschiede in der Erholungs­ zeit gar nicht mehr so gravierend. „Wir haben in Esslingen eine große Tradition der Schlüssellochchirurgie und deshalb viel Erfahrung“, so der Chefarzt, „dennoch muss ein Operateur einen hohen Grad an Kompetenz für minimalinvasive Eingriffe mitbringen.“ Im Zweifelsfall sei es immer besser, offen zu operieren. Dem Darmkrebs vorsorgen Dickdarmpolypen sind Vorstufen von Darmkrebs Der Darmkrebs ist der häufigste bösartige Tumor des Verdauungstraktes, steht an Platz zwei bei Krebserkrankungen von Männern und Frauen und hat in den Industrieländern in den vergangenen 30 Jahren deutlich zugenommen. Da die Heilungschancen im Anfangsstadium besonders hoch sind, empfehlen Mediziner regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ab dem 50. Lebensjahr. Dabei ist die genauste Methode zur Erkennung von Darmkrebs und dessen Vorstufen (Darmpolypen) die Darmspiegelung. „Die Patientenzahlen haben zumindest bei uns in den vergangenen Jahren zugenommen“, sagt Gastroenterologe Dr. Neef. Zwar sei die Abführprozedur, die jeder Patient vor der Untersuchung machen müsse, unangenehm, dennoch seien die meisten überrascht, wie wenig schlimm die Spiegelung sei. „Die Patienten bekommen eine Sedierung, das heißt ein Beruhigungsmittel“, so Neef. Dann wird der Darm endoskopisch ausgeleuchtet, eventuelle Polypen könnten direkt bei der Untersuchung ab­getragen werden. „In Einzelfällen, wenn der Darm viele Schlingen und/oder Verwachsungen aufweist, kann eine radiologische Abklärung durchgeführt werden.“ Die Vorsorge kann in jedem Fall einen Darmkrebs verhindern. „Wir haben in Esslingen eine große Tradition der Schlüssellochchirurgie und deshalb viel Erfahrung.“ >>> wurde, wird heutzutage empfohlen, wiederkehrende unkomplizierte Divertikulitisepisoden prinzipiell konservativ, also mit Antibiotika zu behandeln“, erläutert Professor Geißler, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie, Gastroenterologie und Infektologie. „Bei wiederholten schweren Schüben oder wenn Abszesse, Fisteln oder gar Perforationen auftreten, sollte dagegen operiert werden“, sagt Professor Staib. Dabei wird der Teil des betroffenen Dickdarms samt der Divertikel restlos entfernt. „Der Patient kann ohne Sigma ein uneingeschränktes Leben führen“, sagt der Chirurg. Operiert wird in der Regel mit der Schlüssellochchirurgie. Dabei benötigen die Chirurgen nur fünf kleine Schnitte, um sich Zugang zum Bauchraum zu verschaffen. „Unser Esslinger FastTrack-Konzept führt dazu, dass der Patient nur fünf bis zehn Tage im Krankenhaus bleiben muss“, sagt der Chefarzt der Chirurgie. Fast Track bedeutet eine Reihe von Maßnahmen, zum Beispiel den Verzicht auf eine Magensonde, gutes Schmerzmanagement und eine frühzeitige Mobilisierung des Patienten. Bis zur sechsten Woche sollte dann ein Ernährungsplan eingehalten werden. „Nach drei Monaten kann der Betroffene im Prinzip alles wieder essen.“ Grenzen der Schlüssellochchirurgie Auch wenn viele Operationen heutzutage mit der sogenannten Laparoskopie durchgeführt werden können, deren Vorteile in einer schnelleren Erholung und einer guten Kosmetik liegen, so hat die minimalinvasive OP-Technik durchaus ihre Grenzen. „Immer wenn die Situation im Bauchraum unübersichtlich wird, sollte offen-chirugisch operiert werden“, sagt Professor Staib. „Bei starken Blutungen zum Beispiel oder auch bei starken Verwachsungen sollte der Chirurg Abstand von der minimalinvasiven Technik nehmen.“ Das Allerwichtigste sei immer, dass der Patient nicht gefährdet wird. 14 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Reizdarm – Beschwerden ohne Ursache Wenn der Arzt trotz umfassender Diagnostik keine organische Ursache für chronische Darmbeschwerden finden kann, wird häufig die Diagnose Reizdarm gestellt. Sie gehört zu den häufigsten Diagnosen in gastroenterologischen Praxen. „Wir versuchen dann symptomorientiert zu behandeln“, sagt Dr. Bernhard Neef. Was aber führt zu einem Reizdarm? Zunächst sollten Unverträglichkeiten und Allergien ausgeschlossen werden, die zu ähnlichen Beschwerden führen können. Hilfreich dabei ist das Führen eines Ernährungstagebuchs. Somit kann man Lebensmitteln auf die Spur kommen, die Beschwerden verursachen. Diese sollte der Patient tunlichst meiden. „In jüngster Zeit wird beim Reizdarm-Syndrom die Störung der Darmflora sehr stark diskutiert“, sagt Dr. Neef. Probiotika erleben eine Renaissance in der Medizin. Bei Probiotika handelt es sich vorwiegend um lebende apathogene Bakterien. Die Bakterien kommen in milchsauren Produkten wie Joghurt, Buttermilch und Kefir vor. Sie können eine gestörte Darmflora wieder aufbauen. Die natürliche Darmflora kann zum Beispiel durch die Behandlung mit Antibiotika gestört werden. Dr. Neef: „Auf dem Gebiet wird gerade viel geforscht, ich erwarte in den nächsten Jahren neue Behandlungsansätze.“ kw Klinikum Esslingen – Investitionen in Qualität Um für Patientinnen und Patienten bestmögliche Ergebnisse zu erreichen, investiert das Klinikum Esslingen vor allem in die Qualität der Medizin und der Pflege. Bernd Sieber In den vergangenen Jahren haben wir kräftig in die Sicherung und die Verbesserung der hochkomplexen medizinischen Leistungen unserer Kliniken investiert. Die Wirkung vieler dieser Maßnahmen ist für jeden Besucher und jeden Patienten direkt sicht- und spürbar. Vor einiger Zeit haben wir beispielsweise alle Betten im Klinikum gegen moderne, elektrisch verstellbare Betten ausgetauscht. Darunter sind auch Betten neuester Generation, sogenannte „vis à visBetten“, in denen die Patienten besonders angenehm mobilisiert werden können. Anderes geschieht eher im Hintergrund, dennoch profitieren unsere Patienten ganz unmittelbar davon. Der Um- und Ausbau der Geburtshilfe mit den schönen neuen Räumen, dem warmen, freundlichen Farbklima und der Wohlfühlatmosphäre weckt bei den jungen Familien und ihren Besuchern sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch einige Zeit nach Fertigstellung immer noch Begeisterung. Ausgesprochen modern und attraktiv geworden ist auch die neue Neonatologie und Kinderintensiv­station. Hier sind es aber vor allem die hochwertige medizinische Technik und organisatorische Verbesserungen der Abläufe, die den Wert dieser Investition für die kleinen Patienten und ihre Eltern ausmachen. Modernste Hightech-Medizin repräsentiert auch der elektrophysiologische Messplatz in der Kardiologie, mit dem vor allem Herzrhythmusstörungen sehr differenziert untersucht und therapiert werden können. Oder – jüngstes Beispiel – die neue chirurgische Intensivstation des Klinikums Esslingen. Patienten nach großen Operationen und schwer verletzte Unfallopfer werden hier mit modernsten pflegerischen und intensivmedizinischen Verfahren optimal überwacht und gesundheitlich stabilisiert. Sicher gibt es auch im Klinikum Esslingen noch Bereiche, in denen zum Beispiel der Hotelkomfort verbesserungsbedürftig ist. Hier warten noch Aufgaben auf uns, für die weitere Investitionen nötig Bernd Sieber Geschäftsführer des Klinikums Esslingen sind. Ganz bewusst haben wir im Klinikum Esslingen in den vergangenen Jahren aber den Schwerpunkt unserer Investitionen auf die Verbesserung der pflegerischen und medizinischen Qualität und auf die Weiterentwicklung der medizinischen Angebote gelegt. Denn jede Patientin und jeder Patient, die ins Klinikum Esslingen kommen, erwartet die bestmögliche Medizin. Damit Ärzte und Pflegekräfte ihre ganze Erfahrung und ihre fachliche Kompetenz zum Wohle der Patienten einsetzen können, müssen wir gute Ar­beits­bedingungen und modernste Medi­ zintechnik zur Verfügung stellen. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren viel Geld ausgegeben und damit in die Zukunft des Klinikums Esslingen investiert. Denn nur wenn es gelingt, die hohe Qualität der Medizin aufrechtzuerhalten und immer wieder an den medizinischen Fortschritt anzupassen, oder anders ausgedrückt: wenn es erfolgreich gelingt, die Menschen in unserem Haus gesund zu machen oder zumindest ihre gesundheitlichen Probleme zu lindern, werden zuweisende Ärzte und Patienten dem Klinikum Esslingen weiterhin Vertrauen schenken. Deshalb werden wir auch weiterhin in die medizinische Qualität investieren und damit unseren hohen Anspruch „Klinikum Esslingen – Das Qualitätskrankenhaus“ einlösen. 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 15 Gesundheitsinformationen rund ums Herz Kardiologie. Hilfe zur Selbsthilfe ist der Grundgedanke und Leitsatz des Freundeskreises. Veränderungen des Blutdrucks und des Gefäßwiderstandes, der für einen reibungslosen Blutfluss wichtig ist. Die beiden Referenten informieren über moderne Behandlungsmöglichkeiten. Plakataufsteller, im ganzen Stadtgebiet verteilt, weisen jeweils rechtzeitig auf die nächste Veranstaltung des Fördervereins „Herzklopfen“ hin. derzeit in Planung und werden wieder rechtzeitig mit Plakaten in der Stadt angekündigt. so Der Verein Herzklopfen e.V. veranstaltet regelmäßig kostenlose Vorträge zu Herz- Auf breite Resonanz stoßen die regelmäßigen Informations- und VortragsveranKreislauf-Erkrankungen. staltungen im Alten Rathaus Esslingen. Weitere Vorträge in diesem Jahr sind Der Freundeskreis „Herzklopfen“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Esslinger Bevölkerung über Herz-Kreislauf-Erkrankungen und gesunde Lebensweise zu informieren sowie Prävention zu fördern. Außerdem unterstützt der Förderverein die Esslinger Kardiologie am Klinikum Esslingen aus privater Initiative. Modernste Medizintechnik hilft den Ärzten, Diagnosen schneller und zielgerichteter zu stellen und die Therapie wir­ kungs­voller durchzuführen. Durch Spen­ ­­den finanziert „Herzklopfen“ beispielsweis­e Geräte. Dadurch kann die Klinik die Behandlung der Patienten weiter verbessern. Die Patienten pro­fitieren damit von einer noch leistungsfähigeren, modernen Der nächste Vortrag findet am 28. April 2014 um 19.00 Uhr statt. Dabei informieren Dr. Petra Zimmer und Professor Dr. Matthias Leschke in der Schickhardthalle des Altes Rathauses über „Schilddrüse und Herz“. Dr. Petra Zimmer ist am Klinikum Esslingen leitende Oberärztin der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin. Professor Dr. Matthias Leschke ist Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie. Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch zu Störungen des Herz-Kreislauf-Systems führen. Am häufigsten sind Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, Förderverein Herzklopfen e.V. Plochinger Straße 42 73730 Esslingen Telefon 0711 22667277 [email protected] Spendenkonto Kreissparkasse Esslingen BLZ 611 500 20 KTO 100 933 015 Impressum Das Forum des Klinikums Esslingen und der Kreisärzteschaft Esslingen Schirmherr: Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger Herausgeber: Klinikum Esslingen Hirschlandstraße 97, 73730 Esslingen a.N. Geschäftsführung: Bernd Sieber Redaktion und Verlag: Amedick & Sommer GmbH Eierstraße 48, 70199 Stuttgart Telefon 0711 621039-0 Telefax 0711 621039-33 [email protected] Redaktion: Medizinisch-wissenschaftliche Leitung: Prof. Dr. med. Ludger Staib, Dr. med. Rainer Graneis Chefredaktion: Michael Sommer M.A. (so) Telefon 0711 621039-10 [email protected] Redaktion: Dipl. Biol. Katha­rina Weber (kw), Dipl. Ing. Frank Westbomke (wb) Layout und Gestaltung: Heinz Peter Fothen, Lutz Härer, Evelina Pezer, Prof. Bettina Tabel Druck: Bechtle Druck & Service, Esslingen Das Esslinger Gesundheitsmagazin liegt der Esslinger Zeitung bei und wird kostenlos in Arztpraxen und im Klinikum Esslingen verteilt. Texte und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Für unverlangt eingesandte Beiträge, Fotos und Abbildungen wird keine Haftung übernommen. 16 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 ISSN 1865-2336 Bildnachweise: Boston Scientific: S. 7 (o.) Eric Erbe: S. 10 (l.) Fotolia.com: S. 8 (o.)Raven / (u.) Artenot, 10 (r.) Dtkutoo, 12(r.) Juan Gärtner, 13 Subbotina Anna, 18 Arsdigital, 20 Monopictures / Gajus / 3mal DragonImages / zlikovec / Ermolaev Alexandr / Robert Kneschke / Schankz , 22 Crevis, 24 (l.) Photocrew / (r.) Alois / Mates (u.) , 36 Rido, 37 (u.) PictureFactory, 38 Kzenon (o.) /WavebreakMediaMicro (u.), 39 Robert Kneschke, 40 K.-U. Häßler Getty Images: Titel kls martin: S. 21 iStock: S. 29 Norbert Künnemeyer: S.2 (r.), 25-28 Klinikum Esslingen: S. 10 (m. und r.), 12 (l. und m.), 14, 15, 19, 21, 22 (r.), 23, 32, 41, 43 Evelina Pezer: S. 5, 7 (re.), 30, 34, 44-47 Privat: S. 37 (o.), 42 Proklinikum: S. 43 Michael Sommer: S. 7 (u.), 11 (li.), 33, 48 Stadt Esslingen: S. 3 www.gesundheitsmagazin-esslingen.de Operationen WZ_2014/02_026 „Schlüssel­loch“- Kompetenz. Empathie. Verlässlichkeit. Schonende Operationsverfahren bei gynäkologischen Krebserkrankungen Krebserkrankungen werden heute in aller Regel in medizinischen Zentren behandelt, in denen Spezialisten verschiedener Fachrichtungen eng zusammenarbeiten. Die Brustzentren waren vor zehn Jahren die ersten, in denen die Patientinnen gezielt und im Team behandelt wurden. „Durch die strukturierte Zusammenarbeit konnten wir die Behandlungserfolge deutlich verbessern“, erläutert Professor Dr. Thorsten Kühn, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Klinikum Esslingen. „Die Heilungsrate bei Brustkrebs liegt heute bei über 80 Prozent.“ Als eines der ersten Zentren in Deutschland wurde am Klinikum Esslingen 2009 auch ein Zentrum für die Behandlung gynäkologischer Krebserkrankungen gegründet und von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. „In kaum einem anderen Bereich der Onkologie konnten in den vergangenen Jahren vergleichbare Fortschritte erzielt werden wie bei den gynäkologischen Tumor­erkrankungen“, berichtet Professor Kühn, der im Onkologischen Schwerpunkt (OSP) Esslingen, dem Zusammenschluss aller krebsbehandelnden Kliniken im Landkreis, Leiter der Arbeitsgemeinschaft gynäkologische Tumore ist. Vor etwa drei Jahren beispielsweise etablierte die Esslinger Klinik mit Unterstützung von Medizinern der Berliner Charité minimalinvasive Operationsverfahren auch für die Behandlung von Gebärmutterund Gebärmutterhalskrebs. Im Gegensatz zu offenchirurgischen Methoden sind diese sogenannten Schlüsselloch-Operationen für die oft älteren Patientinnen sehr viel schonender und die Wundheilung verläuft aufgrund der nur kleinen Schnitte sehr viel schneller. „Schlüsselloch-Operationen werden seit Jahren in der Gynäkologie bei vielen Krankheitsbildern auch bei uns durchgeführt“, sagt Professor Kühn. „Für große tumorchirurgische Eingriffe, die bei Gebärmutterkrebs bis zu sechs Stunden dauern, setzt ihr Einsatz aber große Erfahrung und das entsprechende technische Equipment voraus.“ Neben dem Tumor werden dabei auch die Lymphknoten entfernt, um eine weitere Krebsausbreitung im Körper zu verhindern. Inzwischen stehen neben dem Chefarzt zwei weitere Operateure zur Verfügung, die das komplexe minimalinvasive Operationsverfahren beherrschen. so „Jetzt kann ich die Zeit mit meiner Enkelin wieder unbeschwert genießen. Das war nicht immer so. Zum Glück war ich während meiner Krankheit in den Waldburg-Zeil Kliniken gut aufgehoben.“ Ernst M. Waldburg-Zeil Kliniken. Ein Stück Leben. Parksanatorium Aulendorf Rehabilitationsklinik Saulgau Argentalklinik, Isny-Neutrauchburg Klinik Schwabenland, Isny-Neutrauchburg Telefon +49 (0) 7562 71-1135 www.wz-kliniken.de 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 17 Von TESS bestens betreut Bei der Behandlung von Lungenerkran­ kungen arbeiten Spezialisten des Klinikums Esslingen eng mit den Pneumologen im Krankenhaus vom Roten Kreuz in Bad Cannstatt zusammen. Sie haben sich dazu im Thoraxzentrum Esslingen Stuttgart, kurz TESS, zusammengeschlossen. Oft sind es die ganz persönlichen Verbindungen, die eine Zusammenarbeit erfolgreich machen. In der Medizin ist das nicht anders wie das Beispiel TESS zeigt. Schon als Oberärzte an der Universitätsklinik Ulm hatten sich der Thoraxchirurg Professor Dr. Florian Liewald und der Pneumologe Professor Dr. Martin Hetzel kennen und schätzen gelernt. Vor zehn Jahren wurde der eine Chefarzt der Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie im Klinikum Esslingen, etwas später der andere Chefarzt der Klinik für Pneumologie im Bad Cannstatter Krankenhaus vom Roten Kreuz. Da auch bei der Behandlung von schweren Lungen­erkrankungen eine enge Abstimmung zwischen Lungenchirurgen und internistischem Lungenfacharzt für den Thera­pie­erfolg wichtig ist, lag es für die beiden Mediziner nahe, auch über Krankenhaus- und Stadtgrenzen hinweg zu­sammenzuarbeiten. Mit weiteren Partnern gründeten sie deshalb Ende Januar 2007 TESS, das Thoraxzentrum Esslingen Stuttgart. Mit im Boot sind auch die Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie sowie die Onkologie des Klinikums Esslingen. „Wir behandeln im TESS alle Lun­ ­generkrankungen in enger Ko­ operation“, erläutert Professor Liewald. „Oft ist im individuellen Fall zu entscheiden, ob eine Operation, eine Behandlung durch den Pneumologen oder eine Kombination aus beidem sinnvoll ist.“ Bei einem Lungenabszess, der sich zum Beispiel nach einer schweren Lungenentzündung gebildet hat, ergänzt oft eine Operation, bei der der Chirurg einen Eiterherd aus der Lunge entfernt, die Behandlung durch den Pneumologen. Professor Hetzel in Bad Cannstatt gilt zudem als Spezialist für eine besondere Therapieform des schweren Lungenemphysems. Ein Lungenemphysem entsteht, wenn durch eine chronische Entzündung Der Tumor in der Lunge ist im Computertomogramm als weißer Fleck gut zu erkennen Lungengewebe zerstört wird. Dadurch wird zum einen die Lungenoberfläche kleiner. Die Lunge kann weniger Sauerstoff aufnehmen und an das Blut abgeben. Zum anderen verlieren die Lungenflügel an Gewebespannung, wodurch die kleinen Atemwege in der Lunge kollabieren und die eingeatmete Luft in der Lunge gefangen bleibt. Die Patienten haben das Gefühl, an der eigenen Atemluft zu ersticken. Mit Spiralen, sogenannten Coils, faltet Professor Hetzel kleine Bereiche der Lunge zusammen, wodurch das umliegende Lungengewebe wieder elastische Gewebspannung erhält und die kleinen Atemwege offen gehalten werden. Etwa zehn dieser Coils werden bronchoskopisch über einen Katheter in den betroffenen Lungenlappen eingesetzt. Nach der Behandlung können die Patienten wieder deutlich besser ausatmen. Über 700 Behandlungen hat Professor Hetzel bislang mit den Coils durchgeführt, darunter allein 330 im vergangenen Jahr. „In aller Regel verläuft die Therapie ohne Komplikationen. Sollte doch etwas passieren, weiß ich Professor Liewald mit seinem Chirurgenteam im Hintergrund“, sagt Professor Hetzel. Zudem macht es bei einigen Patienten auch Sinn, vom Emphysem betroffene Bereiche der Lunge chirurgisch zu entfernen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet im TESS die Diagnostik und Behandlung von Patienten mit Lungenkrebs. Das Klinikum Esslingen und das Krankenhaus Bad Cannstatt haben dazu ein Lungenkrebszentrum gegründet, in dem neben Chirurgen und Pneumologen auch Onkologen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Palliativmediziner und Pathologen zusammenarbeiten. Einmal in der Woche treffen sich die Experten zur Tumorkonferenz, in der Untersuchungsergebnisse und Krankheitsverlauf jedes einzelnen Patienten besprochen werden und eine Therapieempfehlung gegeben wird. Professor Hetzel ist dann aus Bad Cannstatt über ein Videokonferenzsystem zugeschaltet. 2010 wurde das Lungenkrebszentrum von der deutschen Krebsgesellschaft zertifiziert. „38 Zentren in ganz Deutschland haben die Zertifizierung bislang erhalten“, berichtet Professor Liewald. Im Rahmen einer Rezertifizierung Ende Februar 2014 wurde dem Zentrum das jüngst bestätigt. Thoraxchirurgen mit viel Erfahrung Bei der Lungenkrebsbehandlung sind oft zunächst die Thoraxchirurgen gefragt. Allein 2013 wurden in der Klinik rund 100 Lungentumore operiert. „In frühen Tumorstadien operieren wir minimal­ invasiv mit der sogenannten Schlüssellochtechnik“, berichtet Professor Liewald. Oft können die Chirurgen den Eingriff so planen, dass möglichst viel Lungengewebe übrig bleibt. Hat sich der Tumor aber schon weit ausgebreitet, sind umfangreichere Operationen nötig. An die Operation des Lungentumors schließen sich dann meist Chemo- und Strahlentherapie an, um die Krebserkrankung möglichst weit zurückzudrängen. Aber auch beim Lungenkrebs gilt, je früher die Erkrankung entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Professor Liewald plädiert deshalb dafür, dass sich vor allem Menschen aus Hochrisikogruppen alle fünf Jahre einer Untersuchung im sogenannten „Low Dose Computertomographen“ unterziehen sollten. Auch kleine versteckte Tumoren können damit frühzeitig entdeckt werden. Zu den Hochrisikogruppen werden Menschen gezählt, in deren Familie es bereits Lungenkrebsfälle gab. Ein berufliches Risiko hat auch, wer beispielsweise mit Asbest umgegangen ist. Genauso sind starke Raucher gefährdet, an Lungenkrebs zu erkranken. Mit dem Präventionsprogramm „Ohne Kippe“ versuchen die Ärzte des Lungenkrebszentrums deshalb, schon 12- bis 15-jährige für die Gefahren des Rauchens zu sensibilisieren. Über 10.000 Schülerinnen und Bei 80 90 % bis der Lungenkrebsfälle bei Männern ist Rauchen die Hauptursache Schüler haben inzwischen an den Vorträgen mit erschreckenden Bildern von Lungenuntersuchungen und Berichten von Patienten teilgenommen. „Unsere chirurgischen Möglichkeiten in der Behandlung von Lungenerkrankungen haben sich in den letzten Jahren deutlich erweitert“, berichtet Professor Liewald. Möglich war das unter anderem auch deshalb, weil die Cannstatter Pneumologen im TESS mit ihrem zertifizierten Weaningzentrum zur Verfügung stehen. Der englische Begriff Weaning kann mit Entwöhnung übersetzt werden. Beim Weaning geht es darum, Patienten, die lange künstlich beatmet wurden, von der Beatmungsmaschine zu entwöhnen. Vor allem nach sehr großen Lungenopera­ tionen kann das notwendig werden. „Die Schwierigkeit ist der Übergang zur Spontan­atmung“, erläutert Professor Hetzel. Unter Beobachtung eines Atemtherapeuten wird bei den Patienten die Beatmungsmaschine in immer längeren Intervallen abgeschaltet, zunächst minutenweise, dann einige Stunden, bis zum ganzen Tag. Bis zu drei Monaten kann es dauern, bis sich die Atemmuskulatur soweit erholt hat, dass die Patienten wieder ohne Maschine atmen können. Nach inzwischen mehr als sieben Jahren hat sich die Zusammenarbeit im Thoraxzentrum Esslingen Stuttgart bewährt, urteilen die beiden Chefärzte. Die Ärzte der beteiligten Kliniken tauschen sich regelmäßig aus. Professor Liewald fährt zudem ein- bis zweimal in der Woche im Krankenhaus vom Roten Kreuz vorbei – zur Visite bei den Patienten, die im Klinikum Esslingen operiert werden sollen. Die Patienten erhalten so eine umfassende Behandlung, die alle Möglichkeiten der modernen Lungenmedizin nutzt. so 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 19 Hand-Arbeit So vielfältig wie ihre Funktionen, so vielfältig sind auch die Verletzungen und Erkrankungen der menschlichen Hand. Um Brüche, Nervenschädigungen oder Arthrosen kümmern sich speziell ausgebildete Handchirurgen. 20 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 „Während der Fuß für die Statik des Menschen zuständig ist, sorgt die Hand für die Dynamik.“ Professor Dr. Jürgen Degreif „Der Mensch ist das klügste aller Wesen, weil er Hände hat.“ Dem griechischen Philosophen Anaxagoras (499-428 v.Chr.) wird dieser Satz zugeschrieben und egal, ob die Herkunft nun stimmt, in dem Satz selbst steckt reichlich Wahrheit. Denn die Hand ist in ihren vielfältigen Funktionen unschlagbar. Mit ihr bedienen wir schwerste Geräte und feinste Mechanismen, können einen Vorschlaghammer genauso heben wie eine dünne Nadel, können Dinge fest umfassen oder fast berührungslos in Händen halten. Wir nutzen die Hand aber auch zum Tasten und Fühlen und gebrauchen sie in der Kommunikation, zum Zeigen, zum Zählen, für Zärtlichkeiten und – als geballte Faust – um zu drohen. „Während der Fuß für die Statik des Menschen zuständig ist, sorgt die Hand für die Dynamik“, sagt Professor Dr. Jürgen Degreif, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Esslingen, angesichts der Fülle an funktionellen Aufgaben, die die Hand zu erledigen hat. Möglich wird diese Vielfalt durch einen ausgeklügelten anatomischen Aufbau. 27 Knochen hat jede Hand, dazwischen liegen Gelenke verschiedenster Form, sodass Bewegungen in nahezu alle Richtungen möglich werden. Eines dieser Gelenke, das Daumensattelgelenk zwischen der Handwurzel und dem Mittelhandknochen des Daumens, erlaubt es, den Daumen den anderen Fingern gegenüberzustellen („Opposition des Daumens“) – und ermöglicht somit das Greifen. Zahlreiche Sehnen, Bänder und Muskeln halten dieses System zusammen, ungezählte Nervenendungen vor allem an den Fingerendgliedern sorgen für das (bei manchen Menschen scheinbar weniger stark ausgeprägte) Fingerspitzengefühl. Eine stabile Sehnenplatte macht die Handinnenfläche robust und erlaubt den kräftigen Griff. Ihre exponierte Stellung und der tägliche vielfältige Gebrauch macht die Hand aber auch anfällig für Verletzungen und Erkrankungen. Ist eine „Reparatur“ nötig, ist das die Aufgabe der Handchirurgie. Diese medizinische Disziplin entwickelte sich Mitte des vergangenen Jahrhunderts, als Spezialgebiet von Unfallchirurgie und Orthopädie. „Das Aufkommen der Mikrochirurgie Ende der 70er Jahre war dann für die Handchirurgie ein wichtiger Impuls, der das Fachgebiet entscheidend voranbrachte“, erklärt Professor Degreif. Denn Operationen an den kleinen und feinen Strukturen der Hand erfordern neben einem speziellen Instrumentarium wie Lupenbrillen und Operationsmikrosko­ pen auch viel mikrochirurgisches Know-how. Heutzutage sind es vor allem Unfallchirurgen, Plastische Chirurgen und Neurochirurgen, die die Zusatzbezeichnung „Handchirurgie“ erwerben. So wie Unfallchirurg Professor Degreif, der seit 20 Jahren auch als Handchirurg tätig ist. Fragen und Schauen In der Handchirurgie, die übrigens nicht auf die Hand begrenzt ist, sondern auch Unterarm, Ellenbogen und Oberarm umfasst, wird zwischen verletzungsbedingten und nicht-verletzungsbedingten Problemen unterschieden. Zu welcher der beiden Kategorien die Probleme seiner Patienten gehören, erfährt Professor Degreif durch Fragen und Schauen: „In der Diagnostik sind die subtile Befragung des Patienten und die subtile klinische Untersuchung der Hand das Wichtigste. Erst danach folgt, quasi zur Bestätigung des Befundes, eine Röntgenaufnahme und in seltenen Fällen ein Kernspintomographie.“ Zu den verletzungsbedingten Problemen zählen etwa Verrenkungen, Sehnenverletzungen, Nervenrisse und natürlich Frakturen. Wobei sich die meisten Brüche nicht direkt an der Hand ereignen, sondern knapp daneben. „Bei den Frakturen dominiert der Bruch der Speiche nahe der Handwurzel“, sagt Professor Degreif, „an zweiter Stelle folgt dann der Kahnbeinbruch, der oft die Folge eines Sturzes auf die nach hinten überstreckte Hand ist.“ Brüche der Speiche, wie auch Frakturen der Handwurzelund der Mittelhandknochen, werden in der Regel operativ behandelt. Dabei kommen meist auch Drähte, Schrauben oder kleine Platten aus Stahl oder Titan zum Einsatz, um die Knochen zu stabilisieren. Da damit die Bruchstellen besser zusammengehalten werden, sind solche Verschraubungen effektiver als ein Gipsverband. Nach dem Ausheilen können die Metalle wieder entfernt werden, manche allerdings, wie etwa Kahnbeinschrauben, verbleiben dauerhaft im Knochen. Zwillingsverband Abgekommen ist man dagegen von der operativen Behandlung gebrochener Fingerknochen. „Fingerfrakturen werden in der Regel konservativ behandelt, das heißt mittels Schienung“, erklärt Handchirurg Degreif, „wobei wir vor allem die dynamische Schienung verwenden.“ Bei dieser Methode wird der gebrochene Finger mit einem Zwillingsverband an den benach­ barten Finger festgebunden. „Wir nutzen den Nachbarfinger als Schiene, was den Vorteil hat, dass der gebrochene Finger alle Bewegungen des gesunden Fingers mitmachen muss und dadurch gelenkig bleibt.“ Früher, als Finger noch wesentlich häufiger operiert wurden, waren schlecht bewegliche Finger eine häufige Operationsfolge. Ist ein Handknochen gebrochen, ist das Schienen oder Verschrauben unter Umständen nicht die einzige notwendige Maßnahme. Denn nicht selten sind auch Bänder und Sehnen in Mitleidenschaft gezogen. „Gerade bei Brüchen der Handwurzel ist regelmäßig auch die Bandstabilität gestört“, weiß Professor >>> 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 21 .____ .____ .____ >>> Degreif. Die Korrektur des Defekts wird dann schnell zur aufwändigen Angelegenheit. Und auch die Heilung braucht entsprechend seine Zeit: „Während Finger schnell heilen und nach drei Wochen wieder fest sind, kann das bei einem verschraubten Kahnbein zwei bis drei Monate dauern.“ .____ .____ .____ .____ .____ .______ .______ ._____ Finger____ knochen . ____. Fingerknochen ____. ._____ ._____ .____ .____ .____ Mittelhandknochen Kleines Vieleckbein ____. Großes Vieleckbein ___. Kahnbein _______. .________ Hakenbein ._________________ Kopfbein .___ Erbsenbein ____ Dreiecksbein . ._________ Mondbein 27 Knochen hat die Hand. Acht Knochen bilden die Handwurzel, fünf Mittelhandknochen kommen dazu, 14 Fingerknochen, je drei bei den Langfingern und zwei beim Daumen. Die acht Handwurzelknochen sind in zwei Vierer-Reihen angeordnet. Um sich Namen und Reihenfolge zu behalten, gibt es zwei Merksätze: »Ein Kahn, der fuhr im Mondenschein im Dreieck um das Erbsenbein« bezeichnet die speichennahe Reihe aus Kahnbein, Mondbein, Dreiecksbein und Erbsenbein. »Vieleck groß, Vieleck klein, der Kopf, der muss am Haken sein« bezeichnet die handflächennahe Reihe aus Großem Vieleckbein, Kleinem Vieleckbein, Kopfbein und Hakenbein (jeweils von der Daumenseite zur Kleinfingerseite) 22 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Eingeklemmte Nerven Zu den nicht-verletzungsbedingten Problemen der Hand zählen vor allem Nervenschädigungen, Sehnenscheidenentzündungen, der Morbus Dupuytren (eine Bindegewebserkrankung der Handfläche) und Arthrosen. Auch Knochenzysten oder Fehlbildungen der Finger können auftreten, sind aber selten. Das häufigste neurologische Problem ist das Karpaltunnelsyndrom. Der Karpal­ tunnel ist eine Röhre auf Höhe der Handwurzelknochen, durch die zahlreiche Sehnen sowie der Nervus medianus, der Mit­tel­armnerv, laufen. Aus verschiede­nen Gründen kann nun der Platz in dem Tunnel eng werden, sodass der Mittelarmnerv zusammengedrückt wird. Die Fol­g en sind zunächst ein Kribbeln in den Fingern, dann Schmerzen und bei längerer Dauer schließlich eine Schwäche beim Greifen und der Verlust des Tastsinns. In der Regel muss ein Karpaltunnelsyndrom deshalb operativ behandelt werden. „Das ist ein schneller Eingriff, bei dem das Band, das den Karpaltunnel nach oben zur Handfläche hin abschließt, durchtrennt wird“, erklärt Professor Degreif. Er macht diesen Eingriff stets endoskopisch, was eine nur sehr kleine Narbe hinterlässt und auch den Wundschmerz reduziert. „Eine offenchirurgische Karpaltunnel-Operation ist eigentlich nur bei einem voroperierten Karpaltunnel oder bei Rheumapatienten notwendig.“ Die Schädigung von Nerven und Sehnen kann auch in anderen Bereichen der Hand zu Problemen führen (siehe Kasten). Sie gehen, wie das Karpaltunnelsyndrom, in der Regel auf eine Dekompression zurück. Gelenkversteifung Vielfältige Ursachen kann dagegen die Arthrose haben, gegen die, wie alle menschlichen Gelenke, auch die Gelenke der Hand nicht geschützt sind. Diese umgangssprachlich kurz Gelenkverschleiß genannte Erkrankung ist eigentlich eine Entzündung und tritt meist im höheren Alter auf. Typisch sind dabei Verdickungen an den Gelenken der Finger. Behandelt wird die Arthrose zunächst meist medi- Fraktur des Daumens: oben Röntgenaufnahme des Befundes, unten mit Verschraubung nach der Operation Die Arthrose des Daumensattel­ gelenks (Rhizarthrose) im Röntgen­ bild vor und nach der Operation. Markiert ist das Große Vieleckbein (Os trapezium), das im Rahmen der Arthroplastik entfernt wird kamentös. „Wenn die Schmerzen stärker werden und es zu Bewegungseinschränkungen kommt, dann ist ein operativer Eingriff meist unumgänglich“, betont Professor Degreif. Bei einer solchen Operation werden, je nach Gelenk, verschiedene Methoden angewandt: Finger-Endgelenk sowie Finger-Mittelgelenk werden in der Regel versteift (Arthrodese), beim Finger-Grundgelenk, also dem Gelenk zwischen Finger und Handfläche, gibt es die Möglichkeit der Denervation. Dabei wird die entsprechende Nervenbahn und somit die Schmerzweiterleitung unterbrochen. Beim Handgelenk wiederum ist ebenfalls die Versteifung die beste Wahl. Eine solche Versteifung erfolgt mit Versteifungsplatten, die beim Handgelenk meist wieder entfernt werden, sobald die Entzündung abgeklungen ist. Eine Versorgung mit künstlichen Gelenken ist zwar auch bei den Finger- und Handgelenken möglich, eine wirkliche Alternative ist das aber nicht: „Das wird aufgrund der hohen Lockerungsraten nur ganz selten gemacht“, sagt Professor Degreif, der deshalb in seiner Klinik einen Gelenkersatz bei der Hand nicht anbietet. Beweglichkeit erhalten Eine Besonderheit ist die Arthrose des Daumensattelgelenks, die sogenannte Rhizarthrose. „Da dieses Gelenk die Greiffunktion der Hand ermöglicht, versuchen wir natürlich eine Versteifung des Gelenks zu vermeiden“, so Handchirurg Degreif. Stattdessen führen er und sein Team in solchen Fällen eine beweglichkeitserhaltende Operation durch, die Arthroplastik. Dabei wird ein Teil des entzündeten Gelenks entfernt und die Fehlstelle durch einen „Umbau“ der Sehnen ausgeglichen. Ebenso aufwändig ist die Behandlung der Kahnbeinpseudarthrose. Sie ist die Folge einer nicht verheilten Kahnbeinfraktur und führt meist zu einer Arthrose. „In einem solchen Fall entfernen wir die Pseudarthrose operativ und füllen die dabei entstehende Fehlstelle mit einem Knochenspan auf“, erklärt Professor Degreif. Für solche Kahnbeinpseudarthrosen benötigt das OP-Team rund 90 Minuten, eine Daumensattelgelenkarthrose schlägt mit rund 45 Minuten zu Buche. „Ein Karpaltunnelsyndrom ist dafür in sechs bis acht Minuten erledigt“, so der Chefarzt. 250 hand­ chirurgische Eingriffe führt er jährlich durch, einen Tag pro Woche hat er für diese Eingriffe reserviert. Seine Patienten bleiben allerdings selten über Nacht: „Mehr als 90 Prozent der handchirurgischen Eingriffe werden heutzutage ambulant durchgeführt.“ wb Kein Platz für Nerven und Sehnen Karpaltunnelsyndrom Einklemmung des Mittelarmnervs (Nervus medianus) im Karpaltunnel am Hand­­gelenk Folgen: Kribbeln in Daumen, Zeigefinger, Mittelfinger und mittelfingerseitiger Hälfte des Ringfingers, Schmer­zen, Schwäche beim Greifen, eingeschränkter Tastsinn Loge-de-Guyon-Syndrom Schädigung des Ellennervs (Nervus ulnaris) an einer Engstelle im Bereich des Handgelenks (Loge de Guyon) Folgen: Empfindungsstörungen, Lähmung von Handund Fingermuskeln (kleiner Finger und klein­ fingerseitige Hälfte des Ringfingers) Schnellende Finger/Schnappfinger Verdickung der Beugesehnen eines Fingers, sodass diese nicht mehr durch das Ringband passen (Ringband-Stenose) Folgen: Schnappen der Finger beim Beugen, zum Strecken ist Unterstützung nötig; typisch für manche Berufe mit sich ständig wiederholenden Handbewegungen Ulnarisrinnen-Syndrom Druckschädigung des Nervus ulnaris am Ellenbogen durch wiederholte Belastung Folgen: Taubheitsgefühl im kleinen Finger und der klein­f ingerseitigen Hälfte des Ringfingers, Muskelschwäche, Lähmung der beiden Finger (Krallen- oder Klauenhand) „Der Mensch ist das klügste aller Wesen, weil er Hände hat.“ 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 23 Jeder vierte Deutsche leidet an einer Pollenallergie. Eine Viel­zahl von Augentropfen, Nasensprays und Tabletten können die Symptome lindern. „Es gibt aber auch viele Mittel aus der Euphrasia officinalis »Augentrost « behandeln Natur­­heilkunde, die sehr wirksam sind“, sagt Dr. Franziska Berndt von der Schwan Apotheke am Esslinger Marktplatz. Wenn die Natur im Frühling erwacht, ist das des einen Freud und des anderen Leid. Allergiker verbringen die schönsten Sonnentage am liebsten hinter verschlossenen Türen. Die Pollenflugsaison dauert von Januar bis in den September. Solange plagen eine verstopfte oder triefende Nase, Niesanfälle, juckende oder brennen­ de Augen die Betroffenen. Einige käm­pfen zudem gegen Atemnot und Husten. Schuld daran sind kleine Eindringlinge: Bei einer Allergie lösen die Pollen eine überschießende Abwehrreaktion des Körpers aus. Gelangen sie bei Allergikern in die Augen oder auf die Nasenschleimhaut, werden viele Antikörper im Blut gebildet, um die vermeintlichen Feinde zu bekämpfen. Der Körper schüttet dadurch vermehrt den Botenstoff Histamin aus, der für die typischen Allergiesymptome wie Juckreiz sorgt. „Bei mäßigen Beschwerden helfen zunächst lokale Anwendungen wie antialler­ gische Augentropfen und Nasensprays“, sagt Apothekerin Dr. Franziska Berndt von der Schwan Apotheke am Esslinger Markt­ platz. Wer stärker belastet ist, kann Tablet­ ten einnehmen, die antiallergische Wirk­ stoffe enthalten. Die antiallergischen Wirk­stoffe besetzen die Bindestellen für Histamin, die körpereigenen Histamine können dort nicht mehr andocken und die allergische Reaktion wird gebremst. „Bei leichteren Beschwerden oder als Ergänzung zu den allopathischen Mitteln 24 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 gibt es eine Reihe von pflanzlichen und homöopathischen Mitteln, die Allergiker einnehmen können“, sagt Dr. Berndt, die auch Apothekerin für Homöopathie und Naturheilkunde ist. Dazu zählt zum Beispiel Euphrasia. Diese Wiesenpflanze ist im Volksmund unter dem Namen Augentrost bekannt. Es gibt sie als Augentropfen oder -salbe oder auch als homöopathisches Mittel in Form von Globuli. Gut wirksam können auch Augen- und Nasentropfen sein, die aus Zitronensaft und Quittenextrakt hergestellt werden. „Hört sich nach etwas an, das man nicht im Auge haben möchte, aber keine Sorge, dieses natürliche Antiallergikum brennt nicht, da es sehr stark verdünnt zur Anwendung kommt“, sagt Dr. Berndt. Die beiden pflanzlichen Wirkstoffe regen die Selbstheilungskräfte des Organismus an. Grundsätzlich eignen sich auch Öle als Nasentropfen, da sie die Nasenschleimhaut schützen und verhindern, dass sich die Pollen festsetzen können. „Außerdem empfehlen wir Nasenduschen, mit deren Hilfe die Pollen mehrmals täglich aus der Nase gespült werden können.“ Gespült wird dabei mit physiologischer Kochsalzlösung. Neben lokalen Anwendungen gibt es auch pflanzliche und homöopathische Mittel in Tablettenform zum Einnehmen. „Dafür sollten wir allerdings genau wissen, wie sich die Allergie äußert. Pauschale Empfehlungen gibt es hier nicht“, sagt die Apothekerin und betont: „Wer an einer schweren Allergie leidet, wird auf keinen Fall auf schulmedizinisch wirksame Mittel verzichten können.“ Antiallergische Mittel können übrigens auch vorbeugend genommen werden. Wer genau weiß, gegen was er allergisch ist, kann etwa sieben bis zehn Tage vor Beginn des zu er­wartenden Pollenflugs vorbeugende Mittel mit dem Wirkstoff Cromoglyzinsäure einnehmen. Dies verhindert die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsstoffen aus Immunzellen, die bei Allergien eine wichtige Rolle spielen. Ein Pollenflugkalender, den es in den meisten Apotheken gibt, informiert genau, wann mit welchen Pollen zu rechnen ist. Wetterdienste und Pollen-Apps fürs Handy zeigen zudem die aktuellen Pollenkonzentrationen. Wer langfristig gegen seine Pollenallergie vorgehen möchte, kann über eine Hypersensibilisierung nachdenken. Diese beginnt zum Beispiel in den beschwerde­ freien Monaten beim Arzt. Eine homö­opa­ thische Alternative dazu wären so­ge­nannte Eigenblutnosoden, bei denen die Krankheitserreger aus dem eigenen Blut aufpotenziert werden. Informationen dazu gibt es beim Arzt oder in der Apotheke. kw Übrigens: Sie können die Doppelseite einfach aus dem Gesundheitsmagazin herauslösen und griffbereit ins Auto legen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Betulaceae , Allergieauslöser Birke >>> Allergien natürlich Gymnastik to go fit beim Autofahren Das Gesundheitsmagazin zeigt wie man auf langen Autofahrten mit einfachen Übungen Verspannungen lockern kann. 01 02 Ausgangsstellung: Stand. Übung: Knie durchgestreckt, Oberkörper nach vorne beugen, versuchen, den Boden vor den Füßen mit den Fingern oder Händen zu berühren, Kinn auf die Brust legen. Dehnung: hintere Muskelkette Ausgangsstellung: Stand. Übung: Knie leicht gebeugt, Becken nach vorne oben schieben, Ober­ körper langsam nach hinten lehnen, Arme ge­streckt neben dem Kopf zum Himmel führen, Daumen zur Mitte gedreht. Position ca. 10 Sekunden halten. Dehnung: vordere Muskelkette Variante: zur Dehnung der schrägen Bauchmuskulatur wird der Oberkörper in der Ausgangsstellung nach links und rechts gedreht. Der Sommer kommt und damit auch die schönste Zeit im Jahr: der Sommerurlaub. Viele Menschen zieht es hunderte von Kilometern in die Ferne, zwischen Heimat und Urlaubsziel liegt eine mehrstündige Autofahrt. Wie man trotzdem einigermaßen entspannt am Urlaubsort ankommt, zeigen die Physiotherapeuten des Klinikums Esslingen. Zunächst sollte man Folgendes beachten: › Eine Pause sollte man etwa alle zwei Stunden einlegen, nach vier Stunden sollte die Pause mindestens 20 Minuten dauern. › Bevor man mit den Gymnastikübungen beginnt, mehrmals auf- und abgehen und dabei tief durch die Nase in den Bauch ein- und durch den Mund wieder ausatmen. kw >>> 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 25 03 Ausgangsstellung: Stand oder Sitz. Übung: Brustwirbelsäule aufrichten, Gesicht nach vorne, Kopf mit dem Ohr in Richtung Schulter bewegen bis ein starkes Spannungsgefühl in der gedehnten Muskulatur auftritt. Den gegenüberliegenden Arm Richtung Boden schieben. Dehnung: seitliche Halsmuskulatur Variante: mit der anderen Hand die Dehnung verstärken. Florian Jacoby (links), Leiter der Physiotherapie im Klinikum Esslingen, hat gemeinsam mit seinem Team Lockerungsübungen zusammengestellt, die sich gut für eine lange Autofahrt eignen – und die jeder ganz einfach nachmachen kann. 05 Ausgangsstellung: Stand. Übung: mehrmals auf die Zehenspitzen hoch drücken und langsam wieder in die Ausgangsstellung zurückkehren. Dehnung: Waden- und Gesäßmuskulatur 26 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 04 Ausgangsstellung: Stand oder Sitz. Übung: Brustwirbelsäule aufrichten, Gesicht nach vorne, Kopf maximal nach links und rechts drehen. Dehnung: drehende Halsmuskulatur Variante: mit der anderen Hand die Dehnung am Kinn verstärken. 06 Ausgangsstellung: Stand. Übung: Arme nach vorne strecken, Handinnenfläche zur Decke drehen, zurückziehen der Fingerspitzen mit der anderen Hand, Ellenbogen gestreckt lassen. Dehnung: Finger- und Unterarmbeuger Variante: Ausgangsstellung: Stand. Übung: Arme nach vorne strecken, Handinnenfläche zum Boden drehen, zurückziehen der Fingerspitzen mit der anderen Hand, Ellenbogen gestreckt lassen. Dehnung: Finger- und Unterarmstrecker 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 27 Ausgangsstellung: Schrittstellung, hinteres Bein gestreckt, Ferse bleibt auf dem Boden. Übung: Becken nach vorne schieben, Oberkörper aufrecht, mit den Armen am Fahrzeug abstützen. Position ca. 10 Sekunden halten, dann Bein wechseln. Dehnung: Wadenmuskulatur Vorsicht: Beim Anfassen des Autos darauf achten, ob es heiß ist. Ausgangsstellung: Stand. Übung: Füße abwechselnd auf das Rad stellen, Gewicht nach vorne verlagern. Position ca. 10 Sekunden halten, dann Bein wechseln. Dehnung: Waden- und Gesäßmuskulatur 09 Ausgangsstellung: Stand, mit gestreckten Armen am Auto abstützen. Übung: Arme langsam beugen und wieder strecken, Rücken gerade halten. 28 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Aktivierung: Arme und Oberkörper Vorsicht: Beim Anfassen des Autos darauf achten, ob es heiß ist. Übrigens: Sie können die Doppelseite einfach aus dem Gesundheitsmagazin herauslösen und griffbereit ins Auto legen! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 08 >>> 07 für junge Leser Fr isch oper iert – und gleich wieder nach Hause? Wer, wegen was auch immer, operiert werden muss, braucht dazu nicht in jedem Fall im Krankenhaus übernachten. Vieles wird inzwischen ambulant gemacht. Das heißt: Gleich nach der OP geht’s ab nach Hause. Ich muss unters Messer – aber wo und wie Gebrochener Arm, entzündeter Blinddarm, geschwollene Mandeln, juckende Warzen – es gibt viele Gründe für eine Operation. Früher musste man dafür zwangsweise für ein paar Tage oder sogar Wochen ins Krankenhaus. Heute ist das anders: „Etwa 25 Prozent aller Operationen in unserer Abteilung werden ambulant durchgeführt“, sagt Dr. Jürgen Holzer, Kinderchirurg am Klinikum Esslingen. Auch einige niedergelassene Ärzte operieren ambulant, sodass der Anteil ambulanter Operationen insgesamt sogar noch höher sein dürfte. Stationär – ein paar Tage außer Haus Eine stationäre Aufnahme in einem Krankenhaus bedeutet, dass man einige Tage bleiben muss. So ein Klinikaufenthalt beginnt also schon zu Hause mit dem Kofferpacken. Klamotten zum Wechseln, Handtuch, Zahnbürste – was man halt so braucht, wenn man ein paar Tage außer Haus ist. Stationär heißt aber nicht automatisch, dass die Krankheit, die man hat, besonders schlimm ist. „Nach manchen Operationen ist einfach eine engmaschige Kontrolle und intensive Behandlung durch Fachpersonal nötig, das geht nur im Krankenhaus“, sagt Kinderchirurg Holzer. Ambulant – daheim gesund werden Bei der ambulanten OP läuft das anders. Nach dem Eingriff muss man noch einige Stunden in der Klinik bleiben, bis die Narkose „ausgeschlafen“ ist, dann geht´s zum Gesundwerden nach Hause. Alleine allerdings darf niemand gehen. „Eine ambulante OP setzt voraus, dass man abgeholt wird und dass jemand zu Hause ist, der rund um die Uhr auf einen aufpasst“, betont Dr. Holzer. Jeder ambulant operierende Arzt lässt sich das vorher schriftlich bestätigen. Der Kinderchirurg findet ambulante OPs trotzdem gut: „Das gewohnte Umfeld unterstützt den Heilungsverlauf ganz erheblich.“ OP-Katalog – ohne Bestellfunktion Im „Operationskatalog“ steht, was normalerweise ambulant und was stationär operiert wird. Es ist aber ein Katalog ohne Bestellfunktion. Aber Ausnahmen sind natürlich möglich. Wer einen guten Grund hat, kann statt ambulant auch stationär behandelt werden. Nüchtern in den OP – bitte dran halten Egal ob ambulant oder stationär operiert wird – man darf sechs Stunden vor der OP nichts mehr essen und zwei Stunden davor nichts mehr trinken. Damit wollen die Ärzte aber nicht ihre Patienten ärgern, sondern sie wollen das OP-Risiko verringern. Denn es kann passieren, dass infolge der Narkose der Mageninhalt in die Luftröhre rutscht. Mögliche Folgen wären dann Erbrechen und Entzündungen. Wenn aber nichts im Magen ist, kann auch nichts verrutschen. 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 29 Viele Kinder dürfen sich keine Schwäche erlauben Seit dem 1. April 2014 leitet Dr. Gunter Joas die Klinik für Kinder- und Jugend­ psychiatrie am Klinikum Esslingen. „Ich wünsche mir eine offene zuge­ wandte Kinder- und Jugendpsychiatrie, die Berüh­rungsängste abbaut“, sagt der neue Chefarzt. 30 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Es ist rund 15 Jahre her, als Dr. Gunter Joas als junger Arzt in einen nahezu leeren Neubau gegenüber dem Stuttgarter Olgahospital zog, um dort gemeinsam mit seinem damaligen Chefarzt praktisch von Grund auf eine neue Kinder- und Jugendpsychiatrie aufzubauen. „Wir haben die damalige Klinik von 20 auf 60 Plätze erweitert, haben ganz neue, innovative Strukturen geschaffen und es geschafft, ein Team aus ganz unterschiedlichen Professionen zu bilden, das gemeinsam an einem Strang zog“, sagt der heute 49-Jährige. Seit 2006 lenkte er als leitender Oberarzt auch die ökonomischen Geschicke der Klinik. All seine Erfahrung will Dr. Joas nun in den Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) am Klinikum Esslingen einbringen, die er seit dem 1. April 2014 als Chefarzt leitet. Momentan stehen in Esslingen 15 tagesklinische Behandlungsplätze zur Verfügung. Das tagesklinische Angebot wird e­rgänzt durch eine Ambulanz. Nach der Erweiterung wird es im Frühjahr 2015 zunächst 24 stationäre und sechs tagesklinische Betten für die Kinder- und Jugendpsychiatrie geben. „Damit stehen wir erst am Anfang“, sagt Dr. Joas, „ich hoffe, dass wir unser Angebot in den nächsten Jahren sowohl im stationären als auch im ambulanten und tagesklinischen Bereich deutlich ausbauen können.“ Der erste und wichtigste Schritt dafür ist für den neuen Chefarzt die Bildung eines über alle Berufsgruppen hinweg gut funktionierenden Teams. „Ich wünsche mir eine methodenpluralistische Klinik mit Mitarbeitern ganz unterschiedlicher Professionen.“ Ärzte, Psychologen, Therapeuten, Erzieher, Sozialpädagogen und Pflegende sollen die Kinder und Jugendlichen betreuen, um möglichst ein breites Spektrum an Behandlungsangeboten bieten zu können. „Eine reine Aufteilung nach Störungen wird es bei uns nicht geben“, so der Psychiater, „Kinder und Jugendliche zeigen oft eine breite Symptomatik.“ Vernetzung innerhalb der Klinik Die Gründe für psychische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter seien vielfältig, so Dr. Joas. „Viele Kinder müssen heute relativ früh funktionieren, dürfen sich keine Schwäche erlauben, diesem Druck hält nicht jeder stand.“ Er wünscht sich ein Team, das erkennt, welche Ressourcen das Kind mitbringt, und versucht gemeinsam an einer Lösung für den Patienten zu arbeiten. Dabei sei die Vernetzung innerhalb der Klinik entscheidend, „Die Kinder sind oft Indikatoren für Probleme in der Familie, deshalb müssen die Familien­ mitglieder in die Behandlung mit einbezogen werden.“ dass alle Berufsgruppen an einem Strang ziehen und sich gegenseitig Erfolge und Misserfolge zum Patienten rückmelden, denn nur so könne eine gute Kinderpsychiatrie funktionieren. Außerdem dürfe man Kinder und Jugendliche mit psychischen Problemen nie isoliert betrachten. „Die Kinder sind oft Indikatoren für Probleme in der Familie, deshalb müssen die Familienmitglieder in die Behandlung mit einbezogen werden.“ Drei Stationen nach Alter eingeteilt Derzeit wird die Kinderklinik um zwei Etagen aufgestockt, in die im Frühjahr 2015 die KJP einziehen wird. „Wir werden drei Stationen haben, die nicht nach Störung, sondern nach Alter eingeteilt sind“, erklärt Dr. Joas. Es wird eine Kinderstation für die 6- bis 11-Jährigen, eine Station für die 11- bis 15-Jährigen und eine Jugendstation für die 15- bis 18-Jährigen geben. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist ein Fach mit vielen Berührungspunkten zu anderen Fächern wie der Pädiatrie, der Psychosomatik, der Erwachsenenpsychiatrie und des Sozialpädiatrischen Zentrums. „Ich hoffe, dass die Klinik einen guten Platz im Klinikum Esslingen findet, und somit Synergieeffekte erzielen kann“, sagt Dr. Joas. Hierbei sei das Klinikum bereits sehr gut aufgestellt. Gute Vernetzung müsse man auch mit der Jugendhilfe, dem Jugendamt und den Schulen aufbauen. „Eine lückenlose Versorgung ist dann gegeben, wenn die Angebote von Prävention über ambulante Angebote und Tagesklinik bis hin zu Akutversorgung im stationären Bereich reichen.“ Niederschwellige Angebote in der Ambulanz, die verunsicherten Eltern die Mög- Zur Person Dr. Gunter Joas hat in Tübingen Medizin studiert. Seinen Facharzt in der Erwachsenenpsychiatrie absolvierte er von 1994 bis 1999 in der Psychiatrischen Klinik am Universitätsklinikum Tübingen. Dort entstand auch das Interesse, wie die Störungen ihren Anfang nehmen. 1999 wechselte er an das Klinikum Stuttgart in die Kinder- und Jugendpsychiatrie, wo er noch den Facharzt zum Kinder- und Jugendpsychiater absolvierte. 2003 wurde Dr. Joas zum Oberarzt ernannt, 2006 dann zum leitenden Oberarzt. Einer seiner Schwerpunkte ist die Psychotraumatologie. So betreute er zum Beispiel auch zwölf Schüler, die den Amoklauf von Winnenden 2009 miterlebten. Außerdem ist er Gutachter bei gerichtlichen Straf­ verfahren. Dr. Joas ist 49 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder im Alter von sieben und neun Jahren. lichkeit bieten, ihr Kind untersuchen zu lassen, sind ein wichtiger Schritt, um Berührungsängste abzubauen. „Ich wünsche mir eine offene zugewandte Kinderund Jugendpsychiatrie, die Brücken schafft “, sagt der neue Chefarzt. kw 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 31 Standortvorteil Klinikum In den vergangenen Wochen hatten Sie einige sehr erfreuliche gemein­ same Termine im Klinikum Esslingen zu absolvieren. Mitte März konnten Sie die neue chirurgische Intensiv­ station einweihen und einige Tage später mit dem ersten Spatenstich die Errichtung des neuen Patientengar­ tens starten. Sind Sie mit der Ent­ wicklung zufrieden, die das städti­ sche Klinikum gerade nimmt? Esslingens Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger kontrolliert als Aufsichtsratsvorsitzender die Geschicke des Klinikums. Bernd Sieber leitet als Geschäftsführer den Klinikbetrieb. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass das Klinikum Esslingen gut auf die Zukunft des deutschen Gesundheitswesens vorbereitet ist. 32 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Dr. Jürgen Zieger: Wir sind auf sehr gutem Weg, unser Klinikum fit für die Zukunft zu machen. Die erarbeitete solide wirtschaftliche Situation erlaubt es uns, in wichtige Bereiche wie die genannte Intensivstation zu investieren. Ich denke man darf dabei ruhig auch einmal erwähnen, dass wir im Klinikum Esslingen jetzt eine der modernsten Intensivstationen in der Region haben, die auf dem höchsten technischen und medizinischen Stand arbeitet. Natürlich hat das Land Neubau und Einrichtung der Station mit 2,1 Millionen Euro gefördert, aber mit 3 Millionen Euro hat das Klinikum auch selbst einen erheblichen Eigenanteil beigesteuert. Und dass der Patientengarten – zweites Beispiel – allein durch bürgerschaftliches Engagement realisiert werden kann, macht deutlich, dass sich auch die Esslinger Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Klinikum identifizieren. Bernd Sieber: Durch die neue Intensivstation mit dem Intermediate Care Bereich, der in den kommenden Monaten zusätzlich entsteht, erweitern wir die Kapazitäten in einem sehr wichtigen und sensiblen Bereich. Die Chirurgen unseres Klinikums sind durch den medizinischen Fortschritt heute in der Lage, immer komplexere und aufwändigere Operationen durchzuführen. Damit steigt die Zahl der Patienten, die nach einem Eingriff noch einige Tage Dr. Jürgen Zieger (li.), Oberbürgermeister der Stadt Esslingen a. N., im Gespräch mit Bernd Sieber, Geschäftsführer des Klinikums Esslingen intensivmedizinisch überwacht werden müssen. Was den derzeit entstehenden Patientengarten betrifft, so sind wir sehr dankbar für das große Engagement des Fördervereins, der hier ein Projekt realisiert, das wir uns so nicht einfach hätten leisten können. Für unsere Patienten und ihre Angehörigen wird der Patientengarten sicher dazu beitragen, den Aufenthalt in unserem Haus angenehmer zu machen. Mit ihrer aktuellen Kampagne unter dem Motto „Wann immer das Leben uns braucht“ will die Deutsche Kran­ kenhausgesellschaft die Bedeutung und die Leistungsfähigkeit der Kran­ kenhäuser stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken und schreibt dazu: „Die allgemeine Lage der Kran­ kenhäuser ist katastrophal.“ Malt die Krankenhausgesellschaft übertrie­ ben schwarz? Bernd Sieber: Auf die Gesamtsituation der Krankenhäuser gesehen ist die Aussage keineswegs übertrieben. Tatsächlich schrei­ben sehr viele Krankenhäuser rote Zahlen. Die Kosten steigen, die Vergütungen für unsere Leistungen aber nicht oder nur unzureichend. Zudem macht sich vielerorts im ärztlichen wie im pflegerischen Bereich der zunehmende Fachkräftemangel bemerkbar. Im Klinikum Esslingen ist es uns bislang gelungen, die Auswirkungen dieser Entwicklung abzufedern. Frei werdende Stellen können wir in der Regel in vertretbarer Zeit neu besetzen. Finanziell ist es auch bei uns eng, aber unsere wirtschaftliche Gesamtsituation ist noch solide. Ob das aber auch in Zukunft noch so bleiben wird, ist nicht unkritisch. Deshalb können wir die Forderung an die Gesundheitspolitik nach ausreichender finanzieller Ausstattung der Krankenhäuser nur unterstützen. Dr. Jürgen Zieger: Auch der Hinweis der Deutschen Krankenhausgesellschaft auf die wichtige Rolle, die unsere Krankenhäuser im Gesundheitswesen übernehmen, ist sicher richtig. Ein leistungsfähiges Krankenhaus wie unser Klinikum ist für eine Stadt wie Esslingen zudem ein wichtiger Standortvorteil. Im Zusammenspiel mit den niedergelassenen Haus- und Fachärzten sowie den vielen anderen Anbietern von Gesundheitsleistungen bildet das Klinikum den zentralen Baustein der städtischen Gesundheitsversorgung. Fühlen sich unsere Bürgerinnen und Bürger in der Stadt wohl und gut versorgt, dann profitieren davon auch unsere Gemein­ wesen und die Wirtschaft. Wir haben mit dem Klinikum Esslingen also ein Pfund, mit dem wir wuchern können. Denn das medizinische Niveau des Klinikums Esslingen ist ausgezeichnet. Das zeigen die vielen Qualitätszertifikate der medizinischen Fachgesellschaften oder unabhängige Rankings, in denen unser Klinikum gut abschneidet, und nicht zuletzt auch die wachsende Zahl der Patienten, die sich mit ihren gesundheitlichen Problemen unseren Ärzten und Pflegekräften anvertrauen. In Esslingen sind wir da, „wann immer das Leben uns braucht“. Patienten heute sind oft sehr gut informiert und vielfach auch an­ spruchs­voll. Neben der ausgezeich­ neten medizinischen Versorgung erwarten sie auch ein ansprechen­des Ambiente. Ist das Klinikum auch in dieser Hinsicht schon top? Bernd Sieber: Wir haben in den vergangenen Jahren ja sukzessive große Teile des Klinikums auf den Kopf gestellt und viele Bereiche erneuert, saniert und teilweise neu gebaut. Dabei hatten auch Komfortaspekte einen wichtigen Stellenwert. Natürlich sind die Unterbringung der Patienten im Krankenhaus oder das Essen wichtige Aspekte im Wettbewerb mit anderen Kliniken. Genauso übrigens wie die Kommunikation im Klinikum mit den Patienten, aber auch der Mitarbeiter untereinander. Ich habe den Eindruck, dass unser Klinikum auch bei diesen „weichen Faktoren“ im Wettbewerb mit anderen gut abschneidet. Und wenn es wirklich einmal klemmt oder auch mal nicht ganz rund läuft, dann können unsere engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das in aller Regel mit freundlicher Zuwendung wieder ausgleichen. Dr. Jürgen Zieger: Dass neben der guten Medizin auch der Wohlfühlfaktor im Klinikum Esslingen nicht zu kurz kommt, zeigen schließlich auch die eingangs genannten Beispiele. Der neue Patientengarten dient ja ausschließlich dazu, dass Patienten und ihre Besucher sich ablenken und in schöner Umgebung mit Blick weit über Esslingen Ruhe finden können. Selbst auf der neuen Intensivstation ist es gelungen, die Dominanz der Medizintechnik zurückzudrängen. Und – auch wenn das nur eine Kleinigkeit am Rande zu sein scheint – es gibt jetzt auch wieder ein Gesprächszimmer, in das sich der Arzt zum Beispiel mit Angehörigen zurückziehen kann, um in Ruhe über den Gesundheitszustand eines Patienten zu informieren und Fragen zu beantworten. Ein Krankenhaus wird dabei immer ein Krankenhaus bleiben und kein Hotel. Aber es ist wichtig, dass sich die Patienten in unserem Klinikum gut aufgehoben und versorgt fühlen, dass sie Zuwendung und Menschlichkeit erfahren. Dafür schaffen wir auch mit unseren Investitionen die Voraussetzungen. Das Gespräch führte Michael Sommer 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 33 Ambulante Dienste und stationäre Pflege arbeiten in Esslingen eng zusammen Pflege Hand in Hand Um die nahtlose pflegerische Versorgung der Patienten zu gewährleisten, müssen die stationäre Pflege im Klinikum und ambulante Pflegedienste eng zusammenarbeiten. Dafür haben sie gemeinsam einen Überleitungsbogen erarbeitet. 34 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Die moderne Medizin macht es möglich, dass Patienten innerhalb weniger Tage nach einer Operation bereits wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden können. Die Kliniken sind für die Akutversorgung zuständig, von einem Eingriff erholen kann man sich im Krankenhaus jedoch nicht. Umso wichtiger ist es, dass die Versorgung zu Hause gewährleistet ist. „Das aber ist leider nicht bei allen Patienten der Fall“, sagt Doris Rohrhirsch, Pflegedirektorin des Klinikums Esslingen. Gerade auch bei Patienten, die nach einer Erkrankung oder Verletzung längerfristig hilfs- oder pflegebedürftig bleiben, muss schnell Unterstützung organisiert werden. Neben gemeinsamen Treffen verzahnt sich die stationäre und ambulante Pflege auch zunehmend durch den Austausch der Mitarbeiter. „So schulen wir beispielsweise Pflegekräfte der ambulanten Dienste etwa bei Neuerungen der Wundversorgung und in anderen Handgriffen“, so Doris Rohrhirsch. Es gäbe viele interessierte Dienste, die dieses Angebot regelmäßig in Anspruch nehmen und sich etwas Neues zeigen lassen. „Auf der anderen Seite müssen unsere Auszubildenden eine Zeitlang im ambulanten Dienst arbeiten, um den Alltag dort kennenzulernen und ein Gespür dafür zu bekommen, auf was man im ambulanten Bereich seitens des Krankenhauses angewiesen ist.“ Für manche Patienten kommt der Einschnitt mit der Erkrankung ganz plötzlich. Um die Organisation der Anschlussbehandlung, einer häuslichen Versorgung oder einer Unterbringungen in einem Pflegeheim kümmert sich im Krankenhaus der Sozial­dienst. „Vor allem bei Alleinstehenden schauen wir uns das Umfeld genau an, klären, ob es Personen gibt, die sich im häuslichen Bereich um den Patienten kümmern können“, sagt Sozialdienstleiterin Marlene Hoffmann, „oftmals muss ein ambulanter Dienst eingeschaltet werden, der dann die pflegerischen und behandlungsrelevanten Aufgaben übernimmt.“ Patienten sollten sich Gedanken machen Überleitungsbogen dokumentiert den Status des Patienten Damit das optimal klappt, hat die Pflegedirektion des Esslinger Klinikums gemeinsam mit den nachsorgenden Einrichtungen einen Überleitungsbogen erarbeitet. „Darin sind alle relevanten Fakten enthalten, die die Pflegebedürftigkeit des Patienten dokumentieren“, erklärt Doris Rohrhirsch. Im Wesentlichen geht es darum, den Status des Patienten möglichst genau zu beschreiben: seine Kommunikationsfähigkeit, Mobilität und den körperlichen Zustand. „Außerdem ist es wichtig, weiterzugeben, in wieweit der Patient sich selbst versorgen kann“, so die Pflegedirektorin, „kann er selbstständig essen, sich waschen, wie orientiert ist er.“ Dazu kommen Informationen über Kontinenz, Wundversorgung, ob der Betroffene Gefäß­zugänge oder Katheter braucht, beatmet wird oder ein Stoma hat. Einmal jährlich lädt das Klinikum sämtliche nachsorgenden Einrichtungen aus Esslingen zu einem Treffen ein, 20 Vertreter waren Anfang 2014 gekommen. „Dieser Austausch ist überaus wichtig und wird immer mehr wertgeschätzt“, erklärt Doris Rohrhirsch. Denn hier haben die ambulanten Einrichtungen die Möglichkeit, dem Klinikum eine Rückmeldung zu geben, wie die Überleitung klappt, und eigene Verbesserungen anzuregen. „Ein Beispiel ist, dass wir Patienten, die am Freitag entlassen werden, genügend Medikamente fürs Wochenende mitgeben, damit die Einlösung der Rezepte erst am Montag erfolgen kann“, erzählt Doris Rohrhirsch. Auch, dass die Dienste und Heime frühzeitiger informiert werden, ob Hilfsmittel wie etwa ein Rollator, ein Rollstuhl oder ein Pflegebett angeschafft werden müssen, gehört zu den Ergebnissen des regelmäßigen Austausches. „Von dieser Vernetzung profitiert in erster Linie der Patient“, sagt die Pflegedirektorin. So könne der berühmte Drehtüreffekt, bei dem der Patient aufgrund von fehlender oder falscher Weiterversorgung in kurzer Zeit wieder ins Krankenhaus muss, weitgehend verhindert werden. Eine optimale Patientenüberleitung von stationär nach ambulant erreicht das Klinikum auch durch standardisierte Prozesse. So sind Aufnahmephase, Versorgung und Entlassphase streng geregelt. „Dazu gehört zum Beispiel auch, dass bereits in den ersten 24 Stunden nach Aufnahme das Entlassmanagement eingeleitet wird“, sagt Doris Rohrhirsch. Gerade das stößt bei den Patienten aber häufig auf Unverständnis. „Kaum hier angekommen, werden sie schon mit ihrer Entlassung und Weiterversorgung zu Hause konfrontiert.“ Aufgrund von immer kürzen Liegezeiten von durchschnittlich sechs Tagen bleibt der Pflege aber nichts anderes übrig. „Für uns ist es immer eine große Erleichterung, wenn die Patienten oder ihre Angehörigen sich bereits Gedanken über den Fall einer Hilfs- oder Pflegebedürftigkeit gemacht haben“, sagt die Pflegedirektorin. Doch manchen trifft die Situation aus heiterem Himmel. „Ich kann gut verstehen, dass das für viele Menschen ein Tabuthema ist, aber es ist außerordentlich wichtig, sich im Klaren darüber zu sein, wie und von wem man in solch einem Fall versorgt werden möchte“, so Doris Rohrhirsch. „Ich rate deshalb jedem, mit seinen Angehörigen darüber zu reden oder sich schon mal zu informieren, welche Formen von pflegerischer Betreuung es gibt und was man sich für sich selbst vorstellen kann.“ kw „Von dieser Vernetzung profitiert in erster Linie der Patient.“ 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 35 Wenn´s „da hinten“ weh tut Bei 40 % der Rückenschmerzpatienten reicht eine einmalige Behandlung 36 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Rückenschmerz kann auf vieles hinweisen und gelegentlich ist nicht einmal der Rücken selbst daran schuld, sondern das Herz oder die Psyche. Der Esslinger Allgemeinmediziner Dr. Andreas Glaser hält daher eine genaue Diagnose für das A und O der Behandlung. Rückenschmerzen lassen sich kaum verbergen. „Dass im Rücken etwas nicht stimmt, ist häufig schon am auffälligen Gangbild sichtbar“, sagt Dr. Andreas Glaser. Bei etwa einem Viertel der Menschen, die in die Praxis des Allgemeinmediziners in Esslingen-Hegensberg kommen, sind Rückenschmerzen der Grund für den Hausarztbesuch. „Und die Fallzahlen steigen“, so Dr. Glaser. Er bestätigt damit den Trend. Das Robert Koch Institut berichtet in der Publikationsreihe „Gesundheitsberichterstattung des Bundes“, dass etwa 80 Prozent aller Menschen in Deutschland schon einmal in ihrem Leben mit Rückenschmerzen zu tun hatten und aktuell 39 Prozent aller Frauen und 31 Prozent aller Männer darunter leiden. Nahezu 20 Prozent bewerten ihre Rückenprobleme sogar als „erheblich“ oder „stark belastend“. Bei einem Vergleich der Jahre 2003 und 2009 wurde zudem bei allen diesen Zahlen eine Zunahme ermittelt. Inzwischen gehen hierzulande 15 Prozent aller Arbeitsunfähigkeitstage auf Rückenschmerzen zurück, die somit nicht nur den Betroffenen Pein bereiten, sondern auch volkswirtschaftlich von Bedeutung sind. Rückenschmerzen sind somit eine echte Volkskrankheit, hinter den Atemwegserkrankungen stehen sie auf Platz zwei der Ursachen für einen Arztbesuch. schmerz entsteht in der Regel durch die Irritation eben dieser Nerven oder deren Wurzeln. Schon eine kleine Instabilität der Wirbelsäule oder eine muskuläre Schwäche kann zu einem Verrutschen des gesamten Rückengefüges und damit zu einem Nervendruck führen. Häufig davon betroffen ist etwa der Ischiasnerv, der bei Druck mit einem typischen Schmerzbild reagiert: ein schlagartig auftretender Rückenschmerz, der schnell auf eines der beiden Beine übergeht. „Der Ischiasnerv ist ein dicker Nerv, der einen Großteil der unteren Extremität sensibel und motorisch versorgt. Er hat viele Nervenenden und ist von zahlreichen Muskeln umgeben. Es bestehen also viele räumliche Möglichkeiten, sich diesen Nerv einzuklemmen“, sagt Dr. Glaser. Wo genau der Ort der Einklemmung sitzt, lässt sich nur durch sorgfältige Diagnostik herausfinden, „da der Schmerz vom Reizort unabhängig im gesamten Versorgungsgebiet spürbar werden kann“. Das Häufigste, das Dr. Glaser in seiner Praxis von seinen Rückenschmerzpatienten zu hören bekommt, ist deshalb auch nur ein vages „hinten tut´s weh“. Auf Rückfrage werden dann eventuell noch Nackenschmer z und K reuzschmerz, also Schmerzen im oberen oder unteren Rückenteil, unterschieden, oft genug aber bleibt es ungenau. Für eine exakte Diagnose ist das natürlich zu wenig. Dr. Glaser schaut sich die Rückenpatienten deshalb genau an, befragt sie ausführlich zu Schmerzcharakteristik, -dauer, -häufigkeit und -stärke und führt einen Basischeck durch. Dazu zählen etwa das Auf-den-Zehen- bezie- Dr. med. Andreas Glaser Facharzt für Allgemeinmedizin Schwerpunkte: Allgemeinmedizin, Diabetologie, Flugmedizin, Suchtmedizin, Tauchmedizin Christian-Fink-Straße 5 73732 Esslingen Telefon 0711 370-1444 www.allgemeinmedizin-es.de Schmerz, dann kommen Probleme mit der Beweglichkeit, in gravierenden Fällen kann auch das Gefühl des Harnund/oder Stuhldranges verloren gehen.“ Oft gibt auch die berufliche Tätigkeit des Patienten schon einen Hinweis: „Sitzende Bürotätigkeit führt eher zu Problemen im Schultergürtelbereich, handwerklich tätige Menschen leiden tendenziell häufiger an Beschwerden im unteren Rückenbereich“, so Dr. Glaser. Genaue Differentialdiagnose Wenn der Rücken schmerzt, hat dies meist klassische organische Ursachen: Muskuläre Verkrampfungen und Verspannungen, der berühmte Hexenschuss, Blockaden der Lendenwirbel­ „Viele Leute haben buch­stäb­ lich zu viel zu schultern, was sich vornehmlich in Rücken­ schmerzen äußert.“ Irritierte Nerven Zum Rücken zählen ein kräftiger Muskel­ apparat, die hinteren Teile der Rippen und natürlich die Wirbelsäule, bestehend aus den Wirbelkörpern und den dazwischenliegenden Bandscheiben. Sie enthält im Spinalkanal das Rückenmark und die davon ausgehenden, respektive zuführenden peripheren Nerven. Rücken- hungsweise das Auf-der-Ferse-Stehen, einseitige Knie­beugen und das Überprüfen der Reflexe. „Mit solchen einfachen Maßnahmen lässt sich vieles erkennen“, sagt Allgemeinarzt Glaser. Fragen nach neurologischen Ausfällen wie beispielsweise nach dem Verspüren des Harndranges gehören genauso dazu, denn „Rückenprobleme beginnen mit dem säule oder der Gelenke zwischen Wir­ belsäule und Becken (Iliosakralgelenke), verrutschte Bandscheiben oder, vor allem im höheren Alter, degenerative Wirbelsäulenerkrankungen und Arthrose. Doch es kann auch etwas ganz anderes dahinterstecken. „Rückenschmerzen können auch durch verschiedene internistische Erkrankungen ausgelöst werden“, >>> 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 37 >>> erklärt Dr. Glaser, „Schmerzen im Brustbereich etwa können auf ein Herzproblem hinweisen, so wie Schmerzen im Bereich der Herzgegend von der Mus­ kulatur zwischen den Rippen verursacht sein können und daher ihren Ursprung im Rücken haben.“ Bauchspeicheldrüsenkrebs oder Prostatakrebs können schmerzhaft in den Rücken ausstrahlen oder dort Metastasen bilden, eine Nierenbeckenentzündung kann auch Schmer­ zen im Bereich der Lendenwirbelsäule vortäuschen. Einen sehr großen Anteil am Rückenschmerz haben nicht zuletzt psychosomatische Ursachen: „Viele Leute haben buchstäblich `zu viel zu schultern´, was sich vornehmlich in Rückenschmerzen äußert.“ Stress und Ärger am Arbeitsplatz oder in der Familie, finanzielle Sorgen, emotionale Ausnahmezustände – oft muss der Rücken dafür ge­radestehen. Und auch hier gibt es eine Wechselwirkung: Wird Rückenschmerz chronisch, kann er im schlimmsten Fall zu Depressionen führen. Das alles macht eine genaue Differentialdiagnose wichtig. „Als Arzt muss ich immer hinterfragen, ob ein Rückenschmerz wirklich vom Rücken kommt“, betont Dr. Glaser. Tabletten und Gymnastik Gegen psychosomatische Rückenschmer­ zen helfen oft Entspannungsübungen, 38 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 men, vor allem Krankengymnastik und Massage oder auch Wärmetherapie. auch Verhaltens- und Psychotherapien sind wirksam – die Einsicht des Patienten in die Ursache voraus­gesetzt. Ist der Rückenschmerz internistisch bedingt, steht natürlich die Behandlung der Grunderkrankung im Vor­dergrund. Die Therapie der übrigen, wirklich vom Rücken ausgehenden Schmerzen erfolgt zum größten Teil konservativ. Das beginnt mit üblichen Schmerzmitteln und Anti-Rheumatika, geht über Infusionstherapien, bei denen eine Infusionslösung als Träger der Medikamente dient, und reicht bei schwereren Fällen bis zur Gabe klassischer Opiate. Für die richtige Dosierung dieser Schmerzmedikation fragt Dr. Glaser zu Beginn und regel­ mäßig im Verlauf der Behandlung die Schmerzintensität anhand standardisierter Schmerzskalen ab. Unterstützt wird diese medikamentöse Behandlung durch physiotherapeutische Maßnah- Von der früher oft üblichen Spritze in das Gesäß ist man dagegen aufgrund schwerer Nebenwirkungen abgekommen. Nur noch gelegentlich wird in der Praxis von Dr. Glaser eine Spritze mit niedrig dosiertem Kortison aufgezogen. Wie viele der in die Muskulatur gespritzten Medikamente hat diese Darreichungsform den Nachteil, dass es lange im Muskel bleibt und bei eventuell auftretenden Nebenwirkungen nicht rasch beseitigt werden kann. Medikamente in Tablettenform werden wesentlich schneller verstoffwechselt und abgebaut. Bei etwa 40 Prozent seiner Rückenschmerzpatienten reicht eine einmalige Behandlung, weitere 40 Prozent kommen mehrmals, bis die Schmerzen im Griff oder verschwunden sind. Der Rest hat ein ernsteres Problem und wird an den Orthopäden oder den interventionellen Radiologen überwiesen. Doch auch das bedeutet nicht gleich Operation. Selbst Bandscheibenvorfälle, Wirbelbrüche und Arthrosen können häufig noch konservativ oder mit alternativen Verfahren behoben werden. Ein Beispiel ist die Facetteninfiltration. Dabei werden arthrotisch veränderte kleine Wirbelgelenke punktiert und ein Schmerzmittel injiziert. Außerdem können dabei auch gleich die Nervenfasern der Ge­ lenke ausgeschaltet werden (Denervierung). In einigen Fällen ist aber doch der operative Eingriff die letzte Option. Schwere Bandscheibenvorfälle, degenerative Wirbelsäulenerkrankungen, Wirbelsäulentumore oder auch Wirbelsäulenverformungen sind dann ein Fall für die Wirbelsäulenchirurgie (siehe Beitrag auf Seite 40). „Treten Lähmungserscheinungen auf, führt kein Weg an den Kollegen im Krankenhaus vorbei“, so Dr. Glaser. „Wichtig ist auf jeden Fall Bewegung, mindestens dreimal die Woche je 30 Minuten.“ Bewegung hilft Dass es erst gar nicht so weit kommt, hat jeder selbst in der Hand. „Eine ungesunde Körperhaltung und zu wenig Sport“, das sind für Dr. Glaser die Hintergründe der meisten Rückenbeschwerden. „Regelmäßig fordere ich meine Patienten auf, selbst wieder körperlich aktiv zu werden. Ohne ein Mindestmaß an Eigeninitiative läuft der Patient Gefahr, dass sich gut behandelbare Rückenbeschwerden zu chronischen Schmerzen entwickeln. Die entsprechenden Therapien sind dann langwierig und teilweise nicht von Erfolg gekrönt.“ Um die Muskeln zu kräftigen, gibt es gut ausgestattete Fitnessstudios, wer lieber solo aktiv wird, kann schwimmen gehen oder zu den Nordic Walking-Stöcken greifen. Bei sitzender Bürotätigkeit ist auch ein vernünftig eingerichteter Ar­ beits­p latz von Bedeutung: Der Bildschirm etwa sollte nicht seitlich versetzt auf dem Schreibtisch stehen, sondern direkt dem Stuhl gegenüber. Und der Stuhl sollte so eingestellt sein, dass er ein aufrechtes Sitzen ermöglicht. „Wichtig ist auf jeden Fall Bewegung, mindestens dreimal die Woche je 30 Minuten“, sagt Dr. Glaser, „wobei man Bewegung auch gut in den Alltag integrieren kann, etwa indem man die Rolltreppe meidet und Treppen wieder aus eigener Kraft hochsteigt.“ Er selbst fährt nur noch mit dem E-Bike zu Hausbesuchen – was trotz der Elektro-Unterstützung eine gute körperliche Aktivität darstellt, zählt Hegensberg doch zu den steilsten Stadtteilen von Esslingen. wb Vom Nacken bis zu Lende? Wo fängt der Rücken an und wo hört er auf? Die Bereiche von Brustwirbelsäule und Lenden­wirbelsäule gehören dazu, da sind sich die Quellen im Internet einig. Bei der Abgrenzung nach oben und nach unten bringt die WebRecherche allerdings unterschiedliche Ergebnisse: > Nach oben folgt auf die Brustwirbelsäule die Halswirbelsäule mit ihren sieben Wirbeln. Die Grenzziehung zum Rücken erfolgt unterschiedlich nach Halswirbel 5, 6 oder 7. > Nach unten schließen sich das Kreuzbein und das Steißbein an die Lendenwirbelsäule an. Der Rücken endet mal vor dem Kreuzbein, mal nach dem Kreuzbein und mal nach dem Steißbein. Vielleicht verzichten deshalb viele ganz auf das Wirbelzählen und nennen die Sache lieber beim Namen: Laut Duden ist der menschliche Rücken die hintere Seite des Rumpfes zwischen Nacken und Lenden. Andere Quellen nennen die Region vom Hals bis zum Gesäß oder vom unteren Teil des Nackens bis zur Spitze des Steißbeins oder von der Nackenkante bis zur Gegend der Lende. Ganz eindeutig ist das alles aber auch nicht. Und es wirft neue Fragen auf: Wo fängt eigentlich der Nacken an und wo hört er auf? 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 39 Vollversorgung für die Wirbelsäule Ob instabile Wirbelsäule, Bandscheibenvorfall, Wirbel­ säulenstenose, Skoliose oder Wirbelbruch – Wirbel­ säulenchirurgen sorgen nach Erkrankungen und Verletzungen am Rückgrat dafür, dass die Betroffenen wieder aufrecht durchs Leben gehen können. 40 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Geraderücken einer degenerativen Skoliose (Wirbelsäulen­ verkrümmung) mittels umfangreicher Implantate Operative Eingriffe an der Wirbelsäule sind etwas für standfeste und ausdauernde Operateure. Denn eine zehnstündige OP-Dauer ist keine Seltenheit, wenn es darum geht, das Rückgrat des Menschen wieder ins Lot zu bringen. Manchmal ist sogar ein Arbeitstag nicht lang genug. „Operationen an der Wirbelsäule sind gelegentlich so aufwändig, dass wir sie auf zwei Termine aufteilen müssen“, sagt Dr. Oliver Dörr, Leitender Oberarzt des Fachbereichs Wirbelsäulenortho­pädie der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Esslingen. Das ist dann aber nicht allein dem Stand­vermögen der Operateure geschuldet, sondern natürlich auch der Belastbarkeit der Patienten, denn eine zu lange Operations- und damit Narkosedauer ist mit Risiken verbunden. Seit drei Jahren ist Dr. Dörr in Esslingen und er hat in dieser Zeit die Wirbelsäulenchirurgie kontinuierlich ausgebaut. „Wir können hier inzwischen alle Eingriffe durchführen, bieten also eine Vollversorgung im Bereich der Wirbelsäule“, so der Oberarzt. Und das auf sehr hohem Niveau, wie Professor Dr. Jürgen Harms bestätigt: „Esslingen hat alles, was man für eine erstklassige Wirbelsäulenchirurgie benötigt – bestens ausgebildete Ärzte, eine hervorragende technische Ausstattung und eine funktionierende interdisziplinäre Zusammenarbeit mit allen anderen Fachbereichen“, lobt der ehemalige Chefarzt des Klinikums Karlsbad-Langensteinbach und einer der weltweit erfahrensten Experten für Wirbelsäulenchirurgie. Wirbelsäulenchirurgie geht nicht nebenbei Seit rund einem Jahr kommt Professor Harms einmal in der Woche nach Esslingen. Als Consultant unterstützt er das OP-Team um Dr. Dörr, vor allem bei sehr komplexen Eingriffen. Auch seine eige­ Stabilisierung einer Wirbelfraktur mit Schrauben, gestützt durch ein Wirbelkörperersatzimplantat nen Patienten – seit seinem altersbedingten Ausscheiden in Karlsbad-Langensteinbach ist der 69-Jährige privatärztlich aktiv – operiert er im Klinikum der ehemaligen Reichsstadt am Neckar. Vor 30 Jahren hat er mit der Wirbelsäulenchirurgie begonnen, seit 25 Jahren ist es sein ausschließliches Betätigungsgebiet. „Eine solche Spezialisierung ist unbedingt notwendig, um der Vielfältigkeit des Fachbereichs gerecht zu werden“, so der Wirbel­ säulenexperte, der in seiner Laufbahn weit über 10.000 Wirbelsäuleneingriffe durchgeführt hat. Auch Dr. Dörr, ausgebildeter Unfallchirurg und Orthopäde, ist inzwischen nur noch an der Wirbelsäule tätig: „Die Anforderungen, die die Wirbelsäule an uns Chirurgen stellt, sind so hoch, dass man dieses Fachgebiet nicht nebenbei bearbeiten kann.“ Beide würden es deshalb begrüßen, wenn es einen eigenständigen Facharzt für Wirbelsäulenchirurgie geben würde. „Andere Länder sind da weiter“, so Dr. Dörr. In Deutschland hat 2013 immerhin die Zertifizierung der an der Wirbelsäule tätigen Mediziner durch die entsprechenden Fachgesellschaften begonnen. Dr. Dörr war gleich beim ersten Zertifizierungslehrgang dabei – und hat ihn mit Erfolg abgeschlossen. Revisionseingriffe brauchen Zeit und Können In Esslingen werden jährlich etwa 300 Wirbelsäuleneingriffe durchgeführt. „Das hört sich nicht nach viel an, ist aber angesichts der zum Teil sehr langen Operationsdauer beachtlich“, sagt Professor Harms. Die eingangs erwähnten zehnstündigen Operationen sind sicher nicht die Regel, kommen aber immer wieder vor. Es sind vor allem starke Verkrümmungen der Wirbelsäule (Skoliosen), altersbe­ dingte Deformitäten sowie Wirbelsäu­ lentumoren, die problematisch werden können und dann sehr aufwändige Operationen nach sich ziehen. „Auch Revisionseingriffe zur Korrektur oder Verbesserung einer vorhergegangenen Operation sind meist äußerst komplex und langwierig und erfordern das ganze Können des Operateurs“, betont Dr. Dörr. Dass Wirbelsäuleneingriffe so aufwändig sind, hat verschiedene Gründe. Da ist vorrangig die Enge am Eingriffsort. In der Wirbelsäule liegt das Rückenmark, das unbeschädigt bleiben muss. „Wenn etwas in den Wirbelkanal hineinreicht, etwa Knochenteile nach einer Fraktur, Bandscheibenanteile nach einem Bandscheibenvorfall oder Tumore, wird es richtig eng. Dann bleiben nur wenige Millimeter Platz“, erklärt Professor Harms. Lupenbrillen und Operationsmikroskope gehören daher zur Standardausrüstung. Ein weiterer Grund ist oft der Zustand des Knochens: Vor allem degenerative Wirbel­ säulenerkrankungen bei älteren Menschen sind regelmäßig mit schlechter Knochenqualität verbunden. Die Fixierung von Schrauben oder Implantaten wird so zum mühsamen Unterfangen. Etwa 150 der jährlich 300 Wirbelsäulenoperationen am Klinikum Esslingen betreffen solche degenerativen Prozesse. Bei 50 bis 100 Eingriffen werden Brüche behandelt, wobei sich Altersbrüche aufgrund von Osteoporose und unfall­be­ dingte Brüche, die nicht selten einen aufwändigen Wirbelkörperersatz nach sich ziehen, die Waage halten. Der Rest der Eingriffe sind Bandscheibenoperationen, die Beseitigung von Engstellen der Wirbelsäule und des Spinalkanals, Tumor­ entfernungen und das Gerade­rücken verkrümmter Wirbelsäulen. >>> 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 41 Wirbelsäulenspezialisten Professor Dr. Jürgen Harms (links) ist Spezialist für Wirbelsäulenerkrankungen mit internationalem Renommee. Er gehört zu den Mitbegründern der modernen Wirbelsäulenchirurgie, verschiedene Operationstechniken und Implantatsysteme gehen auf ihn zurück. Professor Harms hat an den Universitäten Frankfurt und Saarbrücken studiert, 1974 legte er die Facharztprüfung für Orthopädie ab. Zwei Jahre danach erhielt er die Professur für Orthopädie an der Universität Homburg. 1980 wechselte er dann an das Klinikum Karlsbad-Langensteinbach, wo er bis 2011 als Leitender Arzt der Orthopädie und Wirbelsäulenchirurgie tätig war. Seither ist der 69-Jährige privatärztlich und auch als Gastchirurg aktiv. Dr. Oliver Dörr (rechts) ist seit Januar 2011 an der Klinik für Unfall­chi­ rurgie und Orthopädie am Klinikum Esslingen beschäftigt. Er verantwortet hier den Bereich Wirbelsäulenorthopädie als Leitender Oberarzt. Studiert hatte der 41-Jährige an der LMU München. Seine Zeit als Arzt im Praktikum verbrachte er am Kreiskrankenhaus Perlach in der Chirurgie, anschließend war er bis zur Facharztprüfung Chirurgie am Klinikum Landau-Südliche Weinstraße tätig. Im Zuge der weiteren Spezialisierung wechselte Dr. Dörr 2007 nach Langensteinbach in die Abteilung von Professor Harms, erst als Assistenz-, später als Oberarzt. In dieser Zeit absolvierte er die Facharztprüfung für Orthopädie und Unfallchirurgie und erwarb die Zusatzbezeichnung für Manuelle Medizin/Chirotherapie. >>> Operation als letzte Option Wirbelsäulenchirurgie bedeutet aber nicht zwangsläufig Operation. Nicht bei jedem Patient, der zu ihm in die Wirbelsäulensprechstunde kommt, greift Dr. Dörr gleich zum Skalpell: „Wenn möglich, versuchen wir es zunächst konservativ.“ Dabei kommen klassische Methoden wie Krankengymnastik, Massagen oder Chirotherapie zum Einsatz. Zweite Option sind dann interventionelle Verfahren wie beispielsweise CT-gesteuerte Nervenumflutungen und Nerven­verödungen. „Vor allem bei Bandscheibenerkrankungen ist man von der sofortigen Operation abgekommen“, so Dr. Dörr. Erst wenn ein Bandscheibenvorfall zu Lähmungen und Störungen bei der Blasen- und Darmentleerung führt, ist eine Operation ange- 42 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 sagt. Eine schnelle Entscheidung pro Operation fällt dagegen meist bei Stenosen (Enge des Spinalkanals mit Druck auf den Nerv) wie auch bei den degenerativen Erkrankungen, um einen weiteren Zerfall der Wirbelsäule zu stoppen. Allerdings braucht es nicht mehr für alle Operationen an der Wirbelsäule einen großen Schnitt. Bandscheibenvorfälle und die Stabilisierung osteoporotischer Wirbelbrüche durch das Einbringen eines speziellen Zements (Kyphoplastie) etwa werden hauptsächlich mit minimalinvasiven Verfahren operiert. Der Anteil dieser Schlüsselloch-Verfahren ist in der Wirbelsäulenchirurgie inzwischen schon auf 40 Prozent gestiegen. „Und auch bei den Indikationen, bei denen wir auf die offene Operation nicht verzichten können, wie etwa die degenerativen Altersveränderungen, werden die Zugänge immer kleiner“, sagt Dr. Dörr. Das bestätigt auch Professor Harms: „Es ist schon immer unser Ziel, das Trauma des Zugangswegs zu reduzieren.“ Für jeden Fall ein Implantat Mit ursächlich für die Zunahme der minimalinvasiven Verfahren sind die heute verwendeten Materialien und Implantate. „Vor 30 Jahren hatten wir zwei Implantatsysteme zur Verfügung, eines für Eingriffe von vorne, eines für Eingriffe von hinten“, erinnert sich Professor Harms. „Heute sind es mehrere hundert Systeme mit vielfältigen Eigenschaften und Feinheiten.“ Für jeden Fall gibt es somit das passende Implantat. Da die Materialien außerdem immer kleiner und flexibler werden, benötigen sie immer kleinere Zugänge und belasten dadurch den Patienten immer weniger. Minimalinvasive Verfahren und moderne Materialien reduzieren das Operations­ trauma, verringern den Blutverlust und dadurch den postoperativen Schmerzmittelbedarf. Auch nach einer Wirbelsäulenoperation werden die Patienten deshalb möglichst früh mobilisiert – und auch schon bald entlassen. Im Klinikum Esslingen beträgt die durchschnittliche Liegedauer in der Wirbelsäulenchirurgie gerade mal eine Woche. Nach Bandscheibenoder Halswirbeleingriffen dürfen die Patienten in der Regel sogar schon am dritten Tag nach der Operation nach Hause. Als geheilt entlassen, das allerdings hat in der Wirbelsäulenchirurgie eine eigene Bedeutung. „Eine hundertprozentige Heilung im Sinne von ´alles ist so wie vor der Erkrankung´, das gibt es in der Wirbelsäulenchirurgie nicht“, sagt Dr. Dörr. „Wir nutzen bei den meisten operativen Eingriffen Implantate und die sind leider starr, wodurch die Wirbelsäule unbeweglicher wird.“ Aber sie hat neue Stabilität, sodass die Betroffenen wieder aufrecht und schmerzfrei durchs Leben gehen können. Dafür stehen Dr. Dörr und Professor Harms gerne auch mal zehn Stunden am Operationstisch. wb Ruhe und Bewegung Gemeinsamer Spatenstich für den neuen Patientengarten: Professor Dr. Ludger Staib, Ärztlicher Direktor des Klinikums Esslingen, Herbert Metzger, Vorstandsmitglied proklinikum, Oberbürgermeister Dr. Jürgen Zieger, Helga Entenmann, Vorsitzende proklinikum, Otto Blumenstock, Vorstandsmitglied proklinikum und KlinikumsGeschäftsführer Bernd Sieber (v.l.n.r) proklinikum beginnt mit den Arbeiten am Patientengarten FÖRDERVEREIN KLINIKUM ESSLINGEN Mit dem symbolischen ersten Spatenstich hat der Vorstand des Fördervereins proklinikum zusammen mit Oberbürger­meister Dr. Jürgen Zieger, Klinikums-Geschäftsführer Bernd Sieber und dem Ärztlichen Direktor Professor Dr. Ludger Staib Mitte März den Startschuss für den Patientengarten gegeben, der an der Südseite des Klinikums entstehen soll. Der Garten ist ein Geschenk von proklinikum an das Klinikum zu dessen 150-jährigem Bestehen im Jahr 2012. Seitdem hat der Förderverein mit viel Engagement um Spenden geworben. Inzwischen sind von den geplanten Kosten in Höhe von 200.000 Euro rund zwei Drittel zusammen, sodass jetzt Aufträge über 140.000 Euro vergeben werden konnten. „Hier entsteht in den nächsten Wochen ein Wohlfühlgarten für Patienten, deren Angehörige und Mitarbeiter“, erläuterte die Vorsitzende von proklinikum, Helga Entenmann. Sitzgelegenheiten, bepflanzte Beete und ein Wasserspiel sollen eine angenehme Atmosphäre schaffen. Für Kinder wird es Spielgeräte geben und für die Älteren einen Fitnessparcour mit den „5 Esslingern“, die speziell für ältere Menschen zur Verbesserung der Koordination und Be­weg­lichkeit entwickelt wurden. „Wenn es unsere Mitglieder und Spender gut mit uns meinen, können wir den Patientengarten schon vor den Sommerferien nutzen“, so Helga Entenmann. Kurz vor Weihnachten hatte proklinikum bereits fünf Rollstühle in kräftigem Orange finanziert. Die Rollstühle stehen seitdem am Haupteingang bereit und können von gehbehinderten Patienten innerhalb des Klinikums genutzt werden. Die auffällige Farbe mit dem deutlichen Schriftzug „Pforte“ sorgen dafür, dass die Rollstühle nach Gebrauch den Weg zum Haupteingang „zurückfinden“ und nicht auf den Stationen stehen bleiben. so Weitere Informationen zum Förderverein erhalten Sie unter www.proklinikum.de oder bei der Geschäftsstelle proklinikum Förderverein Klinikum Esslingen e.V. Andrea Mixich Hirschlandstr. 97, 73730 Esslingen Telefon 0711 3103-86600 Telefax 0711 3103-3769 [email protected] Spendenkonten: Kreissparkasse Esslingen BLZ 611 500 20, KTO 10 032 202 Volksbank Esslingen BLZ 611 901 10, KTO 820 201 006 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 43 44 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Zum Hausbesuch ins Pflegeheim Altenpflegeheime klagen, dass Hausärzte zu selten zur Visite ins Heim kommen. Ein Versorgungsnetzwerk aus Ärzten und den drei Städtischen Pflegeheimen in Esslingen hat die haus­ ärztliche Versorgung verbessert – zumindest für AOK-Versicherte. Beim Berkheimer Allgemeinmediziner Dr. Hans-Christian Anthoni steht an diesem Dienstag die 14-tägige Visite im nahen städtischen Altenpflegeheim auf dem Programm. Krankenschwester Margot Senz erwartet ihn schon. Im Pflegedienstzimmer im zweiten Stock hat sie die Pflegedokumentation all der Bewohnerinnen und Bewohner vorbereitet, die der Hausarzt betreut. Bevor der mit jedem ein­ zelnen persönlich spricht, informiert ihn Margot Senz über gesundheitliche Ver­ änderungen und Beschwerden, über Medi­ kamentenwirkungen und über alles, was die Pflegedienstmitarbeiter seit der letzten Arztvisite bei seinen Patienten beobachtet und dokumentiert haben. Danach geht es zur Visite. Im großen, hellen Gemeinschaftsraum wartet Karin Strecker schon auf Dr. Anthoni. Sie ist heute die erste Bewohnerin, die der Arzt im Altenpflegeheim Berk­heim besucht. Für die Untersuchung zieht sich Dr. Anthoni mit seiner Patientin in deren Zimmer zurück. Blutdruck und Puls sind in Ordnung, aber Frau Strecker klagt wieder über Schmerzen im Arm. Dr. An­thoni gibt ihr eine Spritze mit einem Schmerzmedikament. Im Pflegeheim Berkheim ist das inzwischen der routinierte Ablauf eines ganz normalen Hausarztbesuches. Möglich macht das ein sogenannter Vertrag zur integrierten Versorgung im Pflegeheim, den die AOK Baden-Württemberg mit dem Hausärzteverband, der Ärzteorganisation Medi, den Städtischen Pflegeheimen Esslingen und einigen Altenpflegeheimen in Stuttgart geschlossen hat. „Davor war die hausärztliche Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner bei uns unzureichend. Teils hatten wir Schwierigkeiten, beim Heimeinzug überhaupt einen Arzt zu finden, der bereit war, die Betreuung im Heim zu übernehmen“, berichtet Thilo Naujoks, Geschäftsführer der Städtischen Pflegeheime Esslingen. „Die Vergütung der Hausbesuche war für die Ärzte viel zu gering und so waren die Ärzte kaum zu bewegen, ins Pflegeheim zu kommen.“ Rund 35 Euro brutto erhielt ein Hausarzt pro Patient und Quartal, egal wie viele Hausbesuche nötig waren oder wie oft er ins Pflegeheim kam. Gemeinsam mit Bernhard Schneider, damals Geschäftsführer beim Stuttgarter Eigenbetrieb leben&wohnen und heute bei der Evangelischen Heimstiftung, schlug Naujoks 2010 Alarm – in der Öffentlichkeit und vor allem auch bei den Krankenkassen. Zunächst jedoch mit wenig Erfolg: „Bei der Suche nach einer Lösung für die Verbesserung der ärztlichen Versorgung im Pflegeheim blieb die Diskussion zunächst oft in gegenseitigen Schuldzuweisungen stecken.“ Offene Ohren fanden sie schließlich bei Dieter Kress, dem damaligen Geschäftsführer der AOK Neckar Fils. Mit seiner Unterstützung gelang es doch, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. Heraus kam der integrierte Versorgungsvertrag mit den Ärzteverbänden und der AOK. Ab 1. Januar 2011 sollte er im Rahmen eines Modellprojektes beweisen, ob er die Erwartungen erfüllt. Neben einzelnen Heimen in Stuttgart beteiligten sich die Städtischen Pflegeheime Esslingen mit ihren drei Häusern an dem Modellversuch. „Der Vertrag ist ein erster ermutigender Schritt in die richtige Richtung“, kommentierte Thilo Naujoks noch sehr vorsichtig den Abschluss. „Ärzteverbände, Pflegeheimträger und Krankenkassen haben sich erstmals zur gemeinsamen Verantwortung für Bewohner und Patienten bekannt und die ärztliche Versorgung pflegebedürftiger Menschen im Heim auf ein neues Fundament gestellt.“ >>> 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 45 Vor der Visite: Kranken­schwester Margot Senz informiert Hausarzt Dr. Hans-Christian Anthoni über seine Patienten „Die Situation der hausärztlichen Versorgung hat sich in unseren Häusern merklich entspannt und auch die Pflegedienstmitarbeiter sind zufrieden.“ >>> Der umfangreiche Vertrag mit mehreren Anhängen regelt die Aufgaben, Rechte und Pflichten der Beteiligten bis ins Detail. Ziel ist es, eine gute Qualität der hausärztlichen Versorgung sicherzustellen. Nicht alles hat sich dabei in der Praxis als gut und sinnvoll erwiesen. Zweimal im Jahr finden daher Treffen der Kooperationspartner vor Ort statt, bei denen praktische Fragen geklärt werden. Die Modellphase ist inzwischen abgeschlossen, der Vertrag wurde aber weitergeführt und Anfang 2013 landesweit geöffnet. Die Resonanz war allerdings zurückhaltend. In Esslingen ist das Pflegeheim Kennenburg beigetreten. Landesweit hatten sich im ersten Quartal 2014 lediglich 284 Heimbewohnerinnen und Bewohner eingeschrieben und 36 Ärzte nahmen an dem Versorgungsmodell teil. „Die Zurückhaltung vor allem der Pfle­ geheime ist unverständlich“, urteilt Thilo Naujoks. „Eigentlich besteht dringender Handlungsbedarf, denn seit 2014 müssen die Pflegeheime gegenüber dem medizinischen Dienst der Krankenkassen nachweisen, wie sie die hausärztliche Versorgung sicherstellen.“ Allerdings sei die Situation in den Pflegeheimen auf dem Land noch nicht so dramatisch wie in der Stadt. 46 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Am Netzwerk mit den drei Städtischen Pflegeheimen in Esslingen beteiligen sich inzwischen sieben Hausärzte. Etwa die Hälfte der 260 Bewohnerinnen und Be­ wohner sind bei der AOK versichert und davon haben sich 66 in den Versorgungsvertrag eingeschrieben. Gleich bei der Aufnahme ins Pflegeheim werden die neuen Bewohner und ihre Angehörigen über das Hausarztmodell informiert. Mancher möchte dann aber lieber bei seinem bisherigen Hausarzt bleiben. Wer nicht bei der AOK versichert ist, kann gar nicht in das Modell aufgenommen werden. Denn die Ersatzkassen konnten sich bislang noch nicht entschließen, dem Vertragsmodell beizutreten. Immerhin hat die AOK Bereitschaft signalisiert, das Projekt auch für andere Kassen zu öffnen, wenn die auf die AOK zukommen. „Selbstverständlich dürfen die Bewohner, die dem Modell nicht beitreten können oder wollen, kein Defizit erleben“, sagt Thilo Naujoks. Der Aufwand, Hausbesuche zu orga­ nisieren, sei dann aber oft ungleich höher. Das Netzwerk funktioniert So ganz zufrieden ist der Geschäftsführer der Städtischen Pflegeheime deshalb noch nicht. Das bestehende Netzwerk aber funktioniere inzwischen gut, weil sowohl die beteiligten Hausärzte als auch die Mitarbeiter in den Pflegeheimen engagiert mitziehen. „Die Situation der hausärztlichen Versorgung hat sich in unseren Häusern merklich entspannt und auch die Pflegedienstmitarbeiter sind zufrieden.“ Auch Netzwerkarzt Dr. Anthoni kann in dem Hausarztmodell nur Vorteile erkennen. „Die Vorbereitung der Visiten durch den Pflegedienst ist eine sehr große Hilfe“, berichtet er. Außerdem stehe immer eine kompetente Pflegekraft zur Verfügung, die die Bewohnerinnen und Bewohner gut kennt und die Arztvisite begleitet. „Bei vie­len gesundheitlichen Problemen können wir so rechtzeitig gegensteuern.“ Und wenn sich der Gesundheitszustand eines Bewoh­ners verschlechtert, dann genügt ein Anruf in der Praxis und der Arzt steht mit seinem Rat oder auch einem Hausbesuch zur Verfügung. All das sorge sicher auch dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner seltener ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen, ist Dr. Anthoni überzeugt. Das war im Übrigen auch eine wichtige Erwartung der AOK. Die will mit dem Versorgungsvertrag und der dichteren hausärztlichen Versorgung „dazu beitragen, dass vermeidbare Krankentransporte und Krankenhausaufenthalte, die die Patienten belasten und zum Teil auch unnötige Kosten verursachen, reduziert werden.“ Für die Ärzte, die sich an dem Modell „Integrierte Versorgung im Pflegeheim“ beteiligen, rentiert sich der Einsatz jetzt finanziell schon eher. „Hausbesuche waren in der Vergangenheit unwirtschaftlich und reiner Service“, berichtet auch Dr. Anthoni. „Denn gerade bei älteren Patienten mit einer Vielzahl unterschiedlicher Probleme sind Hausbesuche oft sehr zeitaufwändig.“ Mit dem jetzt geltenden Hausarztmodell und dem Pflegeheimvertrag sind die Hausbesuche auch für den Arzt wieder „wirtschaftlich darstellbar“. Pro Patient und Quartal wurde die Vergütung durch die Kasse auf 80 Euro mehr als verdoppelt. Aus seiner Sicht hat sich die Patientenversorgung im Pflegeheim Berkheim durch die regelmäßigen Arztvisiten verbessert und auch deshalb sei das „ein Modell, das bundesweit Zukunft hat“. Sicherheit für den Pflegedienst Pflegedienstleitung Manuela Stürz und Krankenschwester Margot Senz sehen das genauso. Insgesamt beteiligen sich drei Hausärzte in Berkheim an dem Modell und kommen an unterschiedlichen Wochentagen zur regelmäßigen Visite. Von den 70 Bewohnerinnen und Bewohnern des Pflegeheims ist auch hier etwa die Hälfte bei der AOK versichert. Davon haben sich 28 als Patienten in die integrierte Versorgung eingeschrieben. Jeder Bewohner ist dabei einem selbst gewählten Arzt zugeordnet, denn selbstverständlich muss die freie Arztwahl gewahrt bleiben. „Die gesicherte ärztliche Versorgung gibt uns auch im Pflegedienst mehr Sicherheit“, sagt Manuela Stürz. Das funktioniert im Übrigen auch wenn der Arzt zum Beispiel im Urlaub ist. Denn auch die Vertretung ist klar geregelt. Dr. Anthoni und Margot Senz sind inzwischen bei Anna Durchdenwald angekommen, die seit ein paar Tagen von einer leichten Erkältung geplagt ist. Mit dem Untersuchung: Mit viel Einfühlungsvermögen kümmern sich Krankenschwester und Hausarzt um ihre Patienten „Damit sich das Modell weiter­ entwickelt, muss es noch mehr Strahlkraft nach außen gewinnen und dafür ist die Begeisterung aller Beteiligten erforderlich.“ Stethoskop hört der Arzt die Atemgeräusche ab und bestätigt, dass der Hustensaft, den die Tochter gebracht hat, für die Behandlung ausreiche. übernehmen, damit auch alle anderen Kolleginnen und Kollegen informiert sind. Im Pflegeheim Bergheim ist all das inzwischen Routine. Gegen die Schmerzen der Kniegelenks­ arthrose schreibt er noch eine Salbe auf und dann kann es weitergehen zum nächsten Patienten. Nach etwa einer Stunde ist der Hausarzt mit seiner Visite fertig, hat jeden seiner Patienten gesehen, Medikamente verordnet und weitere Behandlungen angeregt. Margot Senz wird nun noch die ärztlichen Verordnungen abarbeiten und in die Pflegeplanung Thilo Naujoks wünscht sich allerdings, dass sich weitere engagierte Mediziner an dem Modell beteiligen. Im Pflegeheim Obertor etwa wären zwei weitere Ärzte, die regelmäßig zur Visite kommen, gut und sinnvoll. „Damit sich das Modell weiterentwickelt, muss es noch mehr Strahlkraft nach außen gewinnen und dafür ist die Begeisterung aller Beteiligten erforderlich.“ so 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 47 Ein Rundumpaket für junge Eltern Schwangerschaft, Geburt und die ersten Wochen mit Baby sind eine aufregende Zeit für junge Eltern. Um diese neue Lebenssituation gut zu meistern, bietet die Elternschule Esslingen Müttern und Vätern ein Rundumpaket aus Kursen und Infor­ mationsveranstaltungen. Babymassage in der Esslinger Elternschule Wer schwanger wird, den erwartet ein neues Leben. „Wir möchten die werdenden Eltern auf dem Weg von einem Paar zu Mutter und Vater begleiten und ihnen soviel Kompetenz wie möglich im Umgang mit ihrem Neugeborenen vermitteln“, sagt Sigrun Stiegemeyer, Hebamme und Geschäftsführerin der ES-Elternschule am Klinikum Esslingen. Von Schwangerschaftsvorbereitung und Babypflegekurs über Rückbildung, Ba­ bymassage, Erste-Hilfe-Kurs und einer Vielzahl weiterer Kurse und Infor­ma­ tionsveranstaltungen bietet der Verein eine Rundumbetreuung unter einem Dach. „Es ist uns wichtig, dass die Frauen sich bei uns wohlfühlen und dass sie – bevor sie zur Entbindung kommen – bereits unsere Räumlichkeiten kennen und vielleicht das eine oder andere vertraute Gesicht.“ Frühanmeldung empfohlen Die Elternschule befindet sich direkt neben der Wochenstation im Klinikum Esslingen und wurde 2006 als Verein 48 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 gegründet. Seitdem ist die Anzahl an Angeboten stetig gestiegen. Die Kurse werden von Hebammen, Ärzten, Kinderkrankenschwestern, Sozialpädagogen und Psychologen geleitet, die meisten arbeiten im Klinikum. Einer der Schwerpunkte liegt naturgemäß in der Geburtsvorbereitung. „Ich empfehle den Frauen, sich bereits Anfang des vierten Schwangerschaftsmonats, also um die 16. Woche anzumelden“, sagt Sigrun Stiegemeyer. Allerdings versuchen die Hebammen auch Schwangeren einen Kurs zu vermitteln, die später anrufen. „Bei uns gibt es absichtlich keine OnlineAnmeldung, da wir das Gespräch mit jeder Frau suchen und sie gerne persönlich bezüglich des passenden Kurses beraten möchten“, so die Hebamme, „das wird sehr geschätzt.“ Zu einer frühzeitigen Anmeldung rät sie auch bei den Babypflegekursen. „Neben dem richtigen Umgang mit dem Neugeborenen liegt uns dabei auch das Thema Erstausstattung am Herzen, denn die meisten Eltern neigen dazu, viel zu viel und davon viel Unnützes anzuschaffen.“ Eine gute Vorbereitung für die erste Zeit mit Baby bietet auch das Programm „Elternstart“. Hier geht es darum, Eltern zu helfen, ihr Neugeborenes zu verstehen und richtig darauf zu reagieren. „Es geht weit über Babypflege hinaus, die Eltern lernen, die Körpersprache eines Säuglings richtig zu deuten, lernen es zu beruhigen und auf das Kind einzugehen.“ Elternstart-Kurse werden im Rahmen des STÄRKE-Landesprogramms angeboten, bei dem Eltern einen 40-Euro-Bildungsgutschein von der Stadt erhalten, der für verschiedene Familienbildungsangebote, die den Qualitätsanforderungen von STÄRKE entsprechen, eingelöst werden kann. Im Rahmen des Programms können auch Babymassage oder Pekip (Prager Eltern-Kind-Programm) in Anspruch genommen werden, die es auch an der Elternschule Esslingen gibt. „Sehr beliebt ist auch unser Erste-Hilfe-Kurs für Säuglinge“, erklärt Sigrun Stiegemeyer, „der Kurs kann auch von Großeltern oder Babysittern besucht werden.“ Und auch der Beikost-Kurs wird gut angenommen, bei dem Mütter und Väter lernen, einen Babybrei selbst zu kochen. Rückbildung ist wichtig Ein weiterer Schwerpunkt ist die Rückbildungsgymnastik. „Viele Frauen neigen dazu, die Rückbildung zu vernachlässigen, da sie gerade in den ersten Wochen nach der Geburt keinen Kopf dafür haben“, sagt die Hebamme, „dabei ist die Rückbildung der Gebärmutter und das Training des Beckenbodens sehr wichtig, um eine mögliche Inkontinenz zu vermeiden.“ Auch nach einem Kaiserschnitt rät sie unbedingt zur Rückbildungsgymnastik. „Wir bieten Kurse mit Baby am Vormittag an und auch Kurse abends ohne Kind. Gerade die Abendkurse bieten die Möglichkeit, mal für zwei Stunden rauszukommen und etwas für sich zu tun. Das sollte sich jede Frau einfach mal gönnen.“ Wer im Klinikum Esslingen entbindet, der kann sich gleich auf der Wochenstation für die Rückbildungsgymnastik anmelden. Immer wieder nimmt die Elternschule neue Angebote ins Programm. Seit Februar zum Beispiel gibt es einmal im Monat eine Informationsveranstaltung mit dem Titel „Elterngeld, Kindergeld und Co.“ „Mit der Vielzahl an Anträgen und Formularen kommen viele Menschen nicht zurecht, viele wissen gar nicht, was ihnen alles an finanzieller Unterstützung zusteht, unser Referent gibt einen umfassenden Überblick und berät die Eltern ausführlich.“ Für die Zukunft der Elternschule hat Sigrun Stiegemeyer noch reichlich Ideen. Einen Beckenboden-Gymnastikkurs für Frauen mit Beschwerden zum Beispiel oder eventuell auch Schwangerenyoga. „Zurzeit bieten wird rund 100 Kurse pro Jahr an, und es werden jährlich mehr.“ kw Kontakt und Sprechzeiten: Das Büro der ES-Elternschule ist dienstags 15.30-17.30 Uhr und mittwochs 9-12 Uhr besetzt. Es befindet sich in Haus 3, Station 52, 2.OG im Klinikum Esslingen. ES-Elternschule Klinikum Esslingen Hirschlandstraße 97 73730 Esslingen Tel. 0711 3103-3541 Fax: 0711 3103-3544 E-Mail: [email protected] www.es-elternschule.de Meldungen Ausgezeichnet. Für Kinder Die Klinik für Kinder und Jugendliche am Klinikum Esslingen hat das Zertifikat „Ausgezeichnet. Für Kinder“ erhalten. Um dieses Gütesiegel zu erreichen, müssen sich die Kliniken einer strengen Überprüfung ihrer Strukturqualität unterziehen und dabei umfangreiche Qualitätsanfor- derungen erfüllen. Dazu gehören beispielsweise der Nachweis einer kinderund familienorientierten Ausrichtung, der Aufbau von Netzwerken zur Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit seltenen Krankheitsbildern oder das Vorhalten speziell qualifizierter Teams im medizinisch-therapeutischen wie im pädagogischen Bereich. „Das Gütesiegel gilt als Prädikat für die Gewährleistung eines stets gleichbleibend hohen Qualitätsstandards und spornt uns an, weiterhin das Beste zu leisten“, sagt Chefarzt Professor Dr. Christian von Schnakenburg. Entwickelt wurde das Gütesiegel von der Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland e.V. (GKinD), der Bundesarbeitsgemeinschaft Kind und Krankenhaus (BaKuK) und der Deutschen Akademie für Kinderund Jugendmedizin e.V. (DAKJ) zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH). Das Zertifikat ist zwei Jahre gültig. Stillberatung sowie Besichtigungen, etwa des Herzkatheterlabors. Auch Gesundheits-Check-ups sind vorgesehen, so kann man beispielsweise seinen Blutzuckerspiegel, den Cholesterinwert oder den Pulsschlag messen lassen. Auch verschiedene Attraktionen für Kinder stehen auf dem Programm. Anlass für den Tag der offenen Tür ist der Internationale Tag der Pflegenden, der jährlich am Geburtstag von Florence Nightingale stattfindet. Weitere Informationen: www.ausgezeichnet-fuer-kinder.de Tag der offenen Tür Am 10. Mai 2014 präsentiert sich der Pflegedienst des Klinikums Esslingen im Rahmen eines Tags der offenen Tür. Von 11 bis 16 Uhr sind alle Interessierten eingeladen, sich über die vielfältige Arbeit der Pflege zu informieren. Geboten werden zahlreiche Infostände, unter anderem zu den Themen Hygiene, neurologische Beratung, Homöopathie für Kinder und Tag der offenen Tür 10. Mai 2014, 11 -16 Uhr Eingangshalle des Klinikums Esslingen 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 49 Adressen von Selbsthilfe- und Sportgruppen Neurofibromatose Regionalgruppe Ulm/Biberach Tanja Diehlen Telefon 0711 5407457 [email protected] Selbsthilfegruppe Niere Baden-Württemberg e.V. Regionalgruppe Esslingen Silvia Zeilinger Treffen am 3. Do eines Monats, 19 Uhr, im HendlHouse, Marktplatz 5 in Esslingen Parkinson Selbsthilfegruppe Esslingen Angelika Schmieder Telefon 07158 5243 www.parkinson-esslingen.de Behinderungen Arbeitsgemeinschaft Spina bifida und Hydrocephalus e.V. Selbsthilfegruppe Stuttgart/Esslingen Heiko Schrader Telefon 0711 76 08 05 oder Telefon 0711 2208265 Blinden- und Seh­ behindertenverband Württemberg Bezirksgruppenleiter Jürgen Krieger Telefon 0711 341152 esslingen@ bsv-wuerttemberg.de Allgemeiner Blinden- und Sehbehindertenverein Region Esslingen e.V. Hans Mildenberger Telefon 0711 378895 www.blindenverein -esslingen.de Lebenshilfe Esslingen e.V. Telefon 0711 937888-0 www.lebenshilfe-esslingen.de NOAH Albinismus Selbsthilfegruppe e.V. Regionalgruppe BadenWürttemberg Katharina Lieser Telefon 0711 7545699 [email protected] www.albinismus.de Rollisport für Kinder BRSV Ostfildern e.V. Anna Beyer Telefon 0711 311417 Selbsthilfegruppe Aphasie und Schlaganfall Gruppe Esslingen Wilhelm-Röntgen-Straße 37 73760 Ostfildern Wolfgang Braig Telefon 0711 4416477 [email protected] www.selbsthilfegruppe -schlaganfall-esslingen.de Selbsthilfegruppe Aphasie und Schlaganfall Gruppe Ostfildern/Ruit Dr. Franz Bihr Telefon 0711 4488-7206 Soma e.V. Selbsthilfeorganisation für Missbildungen im Anal­ bereich Carola Heimle Telefon 0711 9371980 Verein für Körperbehinderte Stadt und Landkreis Esslingen e.V. Geschäftsstelle Rudolf-Diesel-Str. 32 73760 Ostfildern Telefon 0711 352538 www.koerperbehinderte-es.de Chronische Erkrankungen AMSEL Kontaktgruppe Esslingen Postverantwortlich: Birgit Vaihinger-Grözinger Rosenstraße 36 73733 Esslingen Telefon 0711 9455077 [email protected] Deutsche Vereinigung Morbus Bechterew Landesverband B.-W. e.V. Therapiegruppe Esslingen Telefon 0711 311884 Deutscher Diabetiker Bund Landesverband BadenWürttemberg Bezirksverband Esslingen Christa Klapka Telefon 0711 7543407 Diabetiker-Selbsthilfe Esslingen Dr. Wolfgang Strölin Telefon 0711 356068 Diabetiker-Selbsthilfegruppe für Kinder und Jugendliche Typ 1 Marion Weinberger Telefon 0711 3704024 [email protected] 50 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014 Dystonie-Selbsthilfegruppe Plochingen Gertrude Track Telefon 07153 26541 Hämochromatosevereinigung Deutschland SHG Eisenspeicherkrankheit Kontaktstelle BadenWürttemberg Helga Steinmann Telefon 0711 381516 Kirchheimer Initiative Schmerz SHG für Chronische Schmerzen Ralf Reimann Telefon 07026 6000915 Mobil 017947766749 kirchheimer.initiative. [email protected] Landesnetzwerk Endometriose/B.-W. Rosi Batzler [email protected] www.basieg.de/lna Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Selbsthilfegruppe „Kak-Tus“ Esslingen Erica Rieth Telefon 0711 3587742 CROHCO SHG Morbus Crohn/ Colitis ulcerosa Kirchheim-EsslingenNürtingen Gerlinde Strobel-Schweizer Telefon 07023 5028 [email protected] www.crohco.de Sarkoidose Netzwerk e.V. Regionalgruppe Stuttgart/ Esslingen Regina Laese Telefon 07153 9298884 stuttgart@ sarkoidose-netzwerk.de www.sarkoidose-netzwerk.de Selbsthilfegruppe ReizdarmSyndrom Stuttgart Silke Telefon 0152 08216111 www.reizdarmsyndrom-hilfe.de Rheuma-Liga BadenWürttemberg ArGe Esslingen Telefon f. Funktionstraining: 07153 27590 [email protected] und g.leonberger@rheuma-liga -bw.de www.rheuma-liga-bw.de Selbsthilfegruppe Erektionsstörungen Stuttgart Günther Steinmetz Telefon 08142 590424 [email protected] www.isg-info.de Kontinenz-Selbsthilfegruppe Monika Bräuer Telefon 0711 318395 Mobil 0174 7858045 [email protected] Selbsthilfegruppe für lnkontinenz Plochingen Telefon 07153 26465 Selbsthilfegruppe für Menschen mit Migräne im Raum Esslingen/Plochingen Birgit Mangold Telefon 0711 3007233 [email protected] Selbsthilfegruppe Herz Esslingen Telefon 0711 371086 [email protected] SOHM e.V. Selbsthilfeorganisation herzkranker Menschen e.V. Gruppe Filder Herbert Häußermann Telefon 0711 772468 Selbsthilfegruppe Osteoporose Brigitte Matzek Telefon/Fax 0711 314270 Selbsthilfegruppe Schlafapnoe/Atemstillstand Großraum Stuttgart e.V. Walter Möller Telefon 0711 3452337 [email protected] SHG Schnarchen Schlafapnoe Esslingen Werner Waldmann Telefon 0711 4791608 SHG Fibromyalgie Esslingen Silke Klein Telefon 0711 3416344 [email protected] SHG für RLS-Kranke (Restless-Legs-Syndrom) Christine Nägele (Beirat) Telefon 0711 44009994 Tinnitus SHG „Filder“ Carmen Haaf Telefon 0711 7070390 Krebserkrankungen Frauenselbsthilfe nach Krebs Landesverband BadenWürttemberg e.V. Gruppe Esslingen Isolde Stadtelberger Telefon 0711 371373 [email protected] Deutsche ILCO Selbsthilfevereinigung für Menschen mit Darmkrebs oder Stoma > Gruppe Bernhausen/Fildern Gertrud Schober Telefon 07022 51126 > Gruppe Esslingen Rolf Hersacher Telefon 0711 361488 [email protected] SHG Leben ohne Magen Berthold Voßler Telefon 07033 45436 shg.lebenohnemagen@ online.de www.lebenohnemagen.de SLLM Selbsthilfegruppe von Erwachsenen mit Leukämie, Lymphom und Plasmozytom/ Multiplem Myelom in Stuttgart und Umgebung Astrid Ernst-Wolff Telefon 07142 778474 astrid.ernst.wolff @googlemail.com Edeltraud Bultmann Telefon 07195 67887 [email protected] Sport nach Krebs RSG Esslingen Peter Langenheim Telefon 0711 356385 Schwangerschaft, Kinder, Familie Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen e.V. Stillgruppe Esslingen Susanne Beck-Krusche Telefon 0711 356531 Elterninitiative Regenbogen – Glücklose Schwangerschaft e.V. Regina Isiklar Telefon 07021 75158 Elterninitiative zur Förderung von Kindern mit Aufmerksam­ keits-Defizit-Syndrom mit/ ohne Hyperaktivität, ADS e.V. Telefon 07161 920-225 [email protected] www.ads-ev-de Seelische Belastungen Diakonie- und Sozialstation Esslingen e.V. Kompetenzzentrum für Beratung, Pflege und Soziales Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige Susanne Schwarz Telefon 0711 396988-22 Treffen am 2. Do eines Monats, 19.30–21 Uhr schwarz@diakoniestation -esslingen.de Freizeittreff für Menschen mit einer beginnenden Demenz Stadt Esslingen Beratungsstelle für Ältere Rathausplatz 2/3 73728 Esslingen Beate Barzen-Meiser und Rita Latz Telefon 0711 3512-3219 oder 0711 3512-3220 beate.barzen-meiser@ esslingen.de oder [email protected] Zweimal im Monat Treff im Mehrgenerationen- und Bürgerhaus Pliensauvorstadt Gesprächsgruppe für pflegende Angehörige die einen Menschen mit Demenz betreuen Stadt Esslingen Beratungsstelle für Ältere Rathausplatz 2/3 73728 Esslingen Beate Barzen-Meiser und Rita Latz Telefon 0711 3512-3219 oder 0711 3512-3220 beate.barzen-meiser@ esslingen.de oder [email protected] Jeden 1. Donnerstag im Monat von 10-12 Uhr im Städtischen Pflegeheim Pliensauvorstadt Initiative PsychiatrieErfahrener im Landkreis Esslingen (IPELE) Johann Gehr Telefon 07158 61887 [email protected] Kontaktgruppe für psychisch kranke Menschen Sozialpsychiatrischer Dienst „die Brücke“ e.V. Eisenbahnstr. 54 73207 Plochingen Telefon 07153 92200 Suchterkrankungen AL-Anon Familiengruppen Brigitte Telefon 0711 50443972 Anonyme Alkoholiker Stefan Telefon 0711 50443972 Kontaktstelle Stuttgart Telefon 0711 19295 Blaues Kreuz Deutschland e.V. Ortsverein FilderstadtBernhausen Andreas Auch Telefon 07158 61930 Freundeskreis Denkendorf e.V. Hilde Guillard Telefon 0711 3464567 Frank Windau Telefon 0711 344671 Freundeskreis für Suchtkranken­hilfe Esslingen am Neckar e.V. Telefon 0711 6568377 Info@freundeskreis -esslingen.de Freundeskreis Ostfildern e.V. Helmut Frank Ev. Gemeindehaus Ruit Telefon 0711 453858 Freundeskreis für Sucht­ krankenhilfe Plochingen Heidi Klembt Telefon 07153 36652 Freundeskreis für Sucht­ krankenhilfe Neuhausen/ Filder e.V. Artur Schneider Telefon 07191 907468 Mobil 0173 3234234 [email protected] Treffpunkt: Jeden Montag im Evange­ lischen Gemeindezentrum Neuhausen Dietrich Bonhoeffer Str. 7 73765 Neuhausen/Filder Reha-Sportgruppen ASV Aichwald für Diabetiker und nach Schlaganfall und PAVK (Raucherbein) Armin Kroll von Balduin Telefon 0711 364470 KSV Esslingen Rehasport - Orthopädie Leitung Dieter Pohl und Christine Zauner Telefon 0711 3658-770 geschaeftsstelle@ ksv-esslingen.de TB Ruit (nach Schlaganfall) Telefon 0711 415425 MTV Stuttgart Reha Sport Schlaganfall Di+Do 9.30-11.30 Uhr Telefon 0711 21729521 [email protected] Rollstuhlfechten - SV 1845 Esslingen Udo Ziegler Telefon 0711 3703896 Verein für Rehasport Plochingen e.V. für Diabetiker, Schlaganfall und Lungensport Angelika Edenhuizen Telefon 07153 25297 TB Ruit (für Diabetiker) Dieter Noack und Marion Eimert Telefon 0711 415425 TG Nürtingen (für Diabetiker und nach Schlaganfall) Christine Wurster Telefon 07022 33610 TSV Bernhausen (für Diabetiker) Silvia Müller Telefon 0711 985353 TSV Beuren (für Diabetiker und nach Schlaganfall) Turnhalle neben der Therme Ute Haußmann Telefon 0160 7980385 [email protected] TSV Bernhausen (für die Schlaganfallgruppe) Madeleine Lützel Telefon 0711 704428 TSV Musberg - Diabetiker-Sportgruppe - Osteoporose-Sportgruppe - Herzsportgruppe Sabine Häußler Telefon 0711 7540040 Herzsportgruppen TSV Neuhausen REHA-Sport, -Diabetiker, -Herzsport, -Lungensport, -Gefäßsport, -Osteoporose, - nach Schlaganfall Abteilungsleitung: Norbert Loos Telefon 07158 62014 TSV Deizisau Herzsportgruppe Telefon 07153 27621 TSV Wäldenbronn (Sport nach Schlaganfall) Hannelore Gonzalez Telefon 0711 9375973 TSV Neuhausen REHA-Sport, -Herzsport-Trainingsgruppe, -Herzsport-Übungsgruppe Abteilungsleitung: Norbert Loos Telefon 07158 62014 TSV Wendlingen (nach Schlaganfall und Atemwegserkrankungen) Turnhalle in der Gartenstraße 72622 Nürtingen Telefon 0160 7980385 [email protected] TSV Wernau Sport bei Diabetes Anette Dräger Telefon 07153 32767 TV Echterdingen (für Diabetiker) Telefon 0711 793518 ASV Aichwald/ Abt. Reha-Sport Brigitte Briem Telefon 0711 364195 TSV Denkendorf Herzsportgruppe Christine Schäfer Telefon 0711 9348820 TSV RSK Esslingen Telefon 0711 3700240 TSV Wernau Herzsport Anette Dräger Telefon 07153 32767 Turnerschaft Esslingen Ulrich Fehrlen Telefon 0711 350243 TV Reichenbach e.V. Telefon 07153 54512 VfL Kirchheim/Teck (für Diabetiker) Doris Imrich Telefon 07021 59946 Turnverein Zell Herzsportgruppe Anneliese Mangold Telefon 0711 366236 RSG Esslingen (für Diabetiker und nach Schlaganfall) Walter Bengel Telefon 0711 324754 [email protected] TV Nellingen Herzsportgruppen Telefon 0711 34015310 Württ. Behindertenund Reha-Sportverband – WBRS – e.V. (nach Schlaganfall) Telefon 0711 28077620 Verein für Rehasport Plochingen e.V. Angelika Edenhuizen Telefon 07153 25297 RSG Esslingen Peter Langenheim Telefon 0711 356385 TSV Leinfelden (für Diabetiker) Adelheid Straßberger Telefon 0711 717423 BRSV Ostfildern e.V. für Diabetiker, nach Schlaganfall, Lungenerkrankungen Orthopädie-Gymnastik, Wassergymnastik/ Schwimmen, Basketball für Rollstuhlfahrer Anna Beyer Telefon 0711 311417 Weitere Angaben zu den einzelnen Selbsthilfe- und Sportgruppen finden Sie unter www.gesundheitsmagazin-esslingen.de/adressen. 1 2014 Esslinger Gesundheitsmagazin 51 ANZEIGE 52 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2014