Joseph Haydn und die russische Großfürstin

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Ein Weihnachtskonzert
der besonderen Art:
Joseph Haydn und die
russische Großfürstin
Zu Weihnachten 1781 war die Wiener Hofburg
Schauplatz eines besonderen Konzertes, das in die
Musikgeschichte eingehen sollte. Auf Einladung der
damals in Wien weilenden russischen Großfürstin Maria
Feodorowna gab Joseph Haydn seine eben erst
komponierten "Russischen Quartette".
Auf seiner Europa-Reise besuchte das russische
Großfürstenpaar Ende 1781 auch Wien. Der russische
Thronfolger Paul – ein Sohn Katharinas der Großen, der später
als Paul I. den Zarenthron besteigen sollte – und seine
Gemahlin Maria Feodorowna erhielten von ihrem Gastgeber
Kaiser Joseph II. für ihren Aufenthalt ein Appartement in der
Wiener Hofburg zur Verfügung gestellt.
Kaiser Joseph organisierte für seine Gäste auch ein
reichhaltiges Besuchsprogramm, das von der Wiener
Porzellanmanufaktur über Schönbrunn bis hin zum
Stephansdom reichte. Die Großfürstin war bekannt dafür, sich
für Musik zu begeistern, worauf Joseph II. im Besonderen
einging. Am 24. Dezember veranstaltete er in seinen Räumen
im Leopoldinischen Trakt der Hofburg einen fulminanten
Wettstreit zwischen Wolfgang Amadeus Mozart und Muzio
Clementi, der übrigens unentschieden endete.
Nur einen Tag später wurde erneut ein Konzert in der Hofburg
gegeben. Doch diesmal ging die Initiative nicht vom Kaiser,
sondern von der russischen Großfürstin aus. Unter
Anwesenheit Joseph Haydns wurden dabei zumindest Teile
seiner erst kurz zuvor fertig gestellten „Russischen Quartette“
(op. 33) aufgeführt. Vieles spricht dafür, dass es sich sogar um
die Uraufführung des Quartett-Zyklus’ handelte. Die Wiener
Zeitung berichtete über das Konzert, dass sich dabei „die
vornehmsten hier aufhaltende Tonkünstler beederley
Geschlechts hören ließen“. Neben Haydn und vier namentlich
genannten aktiv mitwirkenden Musikern (Luigi Tomasini, Franz
Aspelmayr, Thaddäus Huber u. Joseph Franz Weigl) waren also
auch noch andere Musiker beim Konzert der
Großfürstin anwesend.
Möglicherweise war auch Mozart zugegen, da er nur einen Tag
vorher bereits für Joseph II. und die Großfürstin in der Hofburg
musiziert hatte. Dies ist jedoch reine Spekulation, gewiss haben
jedoch Haydns „Russische Quartette“ den jungen Komponisten
stark inspiriert. Von diesem Werk höchst beeindruckt
komponierte Mozart in der Folge selbst einen Quartett-Zyklus,
den er seinem väterlichen Freund widmete und der unter der
Bezeichnung „Haydn-Quartette“ bekannt ist.
Das Konzert dürfte jedenfalls ein großer Erfolg für Haydn
gewesen sein. Der Komponist und die vier Musiker wurden mit
großzügigen Geschenken bedacht. Noch Jahre später
schwärmte die nunmehrige Zarin von diesem Ereignis in Wien,
und auch Haydns „Russische Quartette“ sollten einen wichtigen
Stellenwert in der Musikgeschichte einnehmen.
Die Räumlichkeiten, in denen sie am 25. Dezember des Jahres
1781 aufgeführt wurden, existieren noch: Später von Kaiserin
Elisabeth bewohnt, sind sie heute im Rahmen einer
Besichtigung der Kaiserappartements der Hofburg
zu besichtigen.
Autor
Bernhard A. Macek
Literatur
Bernhard A. Macek, Haydn, Mozart und die Großfürstin. Eine Studie
zur Uraufführung der Russischen Quartette op. 33 in den
Kaiserappartements der Wiener Hofburg, Wien 2012.
Wiener Zeitung, Num. 103, Mittwochs, den 26. Christmonat 1781,
Anhang, s. p.
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