rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer LiveDiagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin 12.02.2014, 20.15 – 21.00 Uhr Die Themen: • Besser Hören mit Implantat! • Was tun bei familiärem Brustkrebs? • Aktuell: Kinderzähne pflegen – Wie macht man’s richtig? • Brennen im Mund – was steckt dahinter? • Fetter Hautschutz im Winter Besser Hören mit Implantat! Menschen, die mit normalen Hörgeräten nicht versorgt werden können, erhalten durch ein Mittelohr-Implantat eine neue Chance zu besserem Hören. Diese Mini-Geräte sind besonders für Patienten geeignet, die eine schwere Schädigung im Mittelohr haben oder deren Gehörgänge verschlungen oder zugewachsen sind. Wenn die Stimmen im Raum ineinanderfließen, wenn statt der Melodie nur noch das Zwitschern der Vögel zu hören ist, wenn Menschen den Schall unterschiedlicher Frequenzen nicht mehr wahrnehmen können – dann könnte dahinter eine gestörte Hörleitung im Mittelohr stecken. Beim Gesunden werden die von außen kommenden Schallwellen im Mittelohr in mechanische Impulse umgewandelt und an das Innenohr weitergeleitet. Schwerhörigkeit ist anstrengend und weit verbreitet. Schätzungsweise 17 Millionen Menschen leiden darunter. Experten unterscheiden zwischen Mittel- und Innenohrschwerhörigkeit. Ist das Mittelohr geschädigt, ist diese natürliche Schallpassage über Gehörgang, Trommelfell, Mittelohr und Gehörknöchelchen eingeschränkt oder 1 gestört. Bei einer altersbedingten Innenohrschwerhörigkeit sterben vor allem Sinneshärchen in der Gehörschnecke ab. Durch Hörgeräte kann das Hörvermögen jedoch wieder verbessert werden. In der Regel werden Schwerhörige mit einem klassischen Hörgerät ausgestattet, das sie hinter dem Ohr tragen. Hierbei wird das Schallsignal über ein Mikrofon, einen Verstärker und schließlich durch einen Lautsprecher an das Ohr übermittelt. Vor allem bei einer hochgradigen Schwerhörigkeit stoßen diese Geräte aber an ihre Grenzen. Eine Alternative bieten Hörgeräte, die direkt in das Mittelohr implantiert werden. Teilimplantierbare Hörsysteme bestehen aus einem außen am Kopf magnetisch gehaltenen Sprachprozessor mit Mikrofon. Dieser Audioprozessor leitet die Schallwellen weiter an ein Implantat im Mittelohr. Über einen Empfänger und magnetischen Schwinger, der an die Gehörknöchelchen angeclippt wird, werden die Schwingungen von dort weiter ins gesunde Innenohr übertragen. Anders als externe Hörgeräte – die ins Mittelohr eintreffende Signale einfach verstärken – wandeln Mittelohrimplantate mithilfe des winzigen Implantats die Schallsignale aus der Umgebung in mechanische Schwingungen um. Mit dieser Energie werden die Mittelohrstrukturen stimuliert. Auch im Hochtonbereich kann das Mittelohrimplantat so eine hervorragende Schallwahrnehmung bieten. Alternativ gibt es so genannte „passive“ Mittelohrimplantate: Das sind nachgebildete Gehörknöchelchen aus Titan oder Keramik. Der Eingriff des Mittelohrimplantats dauert Stunden Wer sich für ein Mittelohrimplantat entscheidet, muss bisher noch eine mehrstündige Operation über sich ergehen lassen. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose. Dabei bohrt der HNO-Spezialist einen Kanal vom Knochen hinter dem Ohr bis zum Mittelohr vor. So entsteht das „Bett“ für die inneren Teile des Hörsystems. Nun legt er ein kleines Kabel durch den Kanal und befestigt das Implantat mithilfe eines Magneten an einem der Gehörknöchelchen Hammer, Ambos und Steigbügel. Besonders geeignet sind die Teilimplantate für Patienten, die zum Beispiel Ekzeme und juckende Schuppungen in den Gehörgängen haben. Außerdem profitieren Sportlehrer, Kommunikationstrainer und Menschen, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit nicht mit normalen Hörgeräten auskommen oder die an einer „kombinierten Schwerhörigkeit“ von Mittel- und Innenohr leiden. Dabei wird der Schall weder ausreichend übertragen noch richtig verarbeitet. Die Krankenkassen prüfen jeden Einzelfall Experten empfehlen Schwerhörigen Mittelohrimplantate für beide Ohren. Noch ist das System mit rund 10.000 Euro jedoch sehr teuer. In jedem einzelnen Fall entscheiden die Krankenkassen, ob sie die Kosten übernehmen. Ein wichtiges Kriterium dabei ist, ob ein Patient noch ausreichend mit normalen Hörgeräten versorgt werden kann, und wie schwer sein Hörverlust ist. Unfall- und Privatkassen sind eher zu Verhandlungen bereit. Wer noch ein wenig warten will, könnte unter Umständen von innovativen neuen Modellen profitieren: Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entwickeln Wissenschaftler derzeit ein neuartiges Implantat, das im Vergleich zu den bisherigen einfacher und kostengünstiger einsetzbar sein soll. 2 Das sogenannte Rundfenster-Implantat besteht aus drei Teilen: einem externen Gehäuse mit Mikrofon, einer drahtlosen Verbindung zwischen Außen- und Mittelohr und aus einem einfachen Schallwandler, der direkt am runden Fenster im Mittelohr platziert wird. Derzeit wird das Muster-Implantat im Labor getestet. Bis die Rundfenster-Implantate tatsächlich Schwerhörigen eingepflanzt werden, kann es allerdings noch einige Jahre dauern. Experte im Studio: Prof. Dr. med. Oliver Kaschke Sankt Gertrauden Krankenhaus Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Plastische Gesichts-und Halschirurgie Paretzer Straße 12 10713 Berlin Telefon: 030 - 8272-0 Experte im Beitrag: Oberarzt Dr. Ingo Todt Hals-Nasen-Ohren-Klinik im Unfallkrankenhaus Berlin Warener Str. 7 12683 Berlin www.hno-berlin.com Hörimplantatesprechstunde Tel.: 030 - 5681-4304 Hörgeräteakustikerin Angie Diez Hörpunkt im Oberlinhaus GmbH Tuchmacherstraße 49 14482 Potsdam Tel.: 0331-- 730 400-64 www.hoerpunkt-oberlinhaus.de Alles zum Thema Hören beim Deutschen Grünen Kreuz http://dgk.de/gesundheit/hoeren.html Zahngesundheit bei den Kleinsten – Pflege vom ersten Tag an Kleinkindzähne sind Karieskeimen oft schutzlos ausgesetzt. Zahnärzte fordern jetzt regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen ab dem ersten halben Jahr. Die gesetzlichen Krankenkassen sehen dafür keinen Anlass – zu klein und speziell sei die Gruppe bisher Betroffener. Am Tag der Geburt haben Säuglinge keinen einzigen Keim im Mund. Mit jedem Lebenstag besiedeln zunehmend Mikroorganismen die Mundhöhle – es entsteht eine Mundflora, die das Immunsystem stärkt. Mit dem 4. Lebensjahr ist der Prozess abgeschlossen, nun ist die Mundhöhle ausgereift und gegen krankmachende Keime gewappnet. Schaffen Eltern es, die Zähne ihrer Kleinen bis dahin von Karieskeimen fernzuhalten, ist die Chance groß, dass die Zähne auch weiterhin davon verschont bleiben. 3 Generell ist Karies nach Angaben der Zahnärzte bei Kindern und Jugendlichen stark zurückgegangen. Das liege auch an der Prophylaxe in Kitas und Schulen. Im Jahr 2020 sollen nach Wünschen der Zahnärzte 80 Prozent der 6-Jährigen kariesfrei sein. Leider scheint es jedoch im Kleinkindalter viele Kariesfälle zu geben. Zahnärzten zufolge landen bereits viele unter Dreijährige auf dem OP-Tisch. Ihnen müssen kariöse Milchzähne gezogen oder Wurzeln gefüllt werden. Manchmal haben die Kleinen den Zahnexperten zufolge schon schwarze Stummel, Fisteln und Abszesse im Mund. Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde fordern daher Vorsorgeuntersuchungen vom sechsten Lebensmonat an. Karies ist eine häufige Erkrankung der Zähne, bei der das sogenannte Zahnhartgewebe zerstört wird. Verursacht wird die Karies durch das Bakterium Streptococcus mutans. Bei einer Kariesbehandlung entfernt der Arzt das erkrankte Zahngewebe und füllt anschließend den Zahn. Bei Kindern im Vorschulalter gilt Karies als häufigste chronische Erkrankung. Erkennbar ist sie an milchig-weißen bis hin zu braunen Verfärbungen. Die Zahnärzteschaft will nun die Vorsorge und Therapie bei Kleinkindern bis zum dritten Lebensjahr verbessern. Mehrere Verbände haben ein Versorgungskonzept entwickelt, das in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Unter dem Titel „Frühkindliche Karies vermeiden“ fordern die Autoren, für Kleinkinder zwischen dem 6. und 30. Lebensmonat drei systematische zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen einzuführen und im 'gelben Heft' für ärztliche Kinder-Untersuchungen zu dokumentieren. In Großbritannien und Skandinavien hätten sich frühere Zahnarzttermine für Kleinkinder bereits bewährt, argumentieren die Fachverbände. Das spare auch Kosten für spätere Behandlungen. Die gesetzlichen Krankenkassen lehnten den aktuellen Vorstoß ab. Der Grund: Karies sei kein durchgängiges Problem, sondern betreffe einzelne Elterngruppen. Idealerweise kenne der Kinderarzt zufolge seine jungen Patienten aber von Geburt an, so dass er Eltern früh aufklären und beraten können. Einige Krankenkassen bieten dennoch ein Spezialprogramm an: So zum Beispiel die AOK Nordost mit ihrem Vorsorgeprogramm „junge Zähne“. Das Programm beinhaltet vier kostenfreie zusätzliche zahnmedizinische Vorsorgeuntersuchungen für Kinder im Alter zwischen ein und sechs Jahren. Momentan gibt es nur drei gesetzliche Früherkennungsuntersuchungen vom 30. bis zum 72. Lebensmonat – im Abstand von jeweils zwölf Monaten. Besonders von der Kleinkindkaries betroffen sind Kinder aus sozial schwachen Elternhäusern. In sozialen Brennpunkten komme Karies den Zahnärzten zufolge bei bis zu 40 Prozent der Kleinkinder vor. Normal seien Raten bis 15 Prozent. Manche Eltern wissen nicht, wie sie die Zähne ihrer Kinder richtig pflegen. So sollten sie zum Beispiel nicht den Nuckel ablecken oder beim Breifüttern selber kosten – das überträgt die Karieskeime vom erwachsenen Mund in die kindliche Mundhöhle. Wichtig ist zudem, für jedes Kind eine eigene Zahnbürste zu besorgen. Auch muss bereits das erste Milchzähnchen von Anfang an ganz vorsichtig geputzt werden. Andererseits füllten die Eltern Nuckelflaschen zum Beispiel mit süßen und säurehaltigen Getränken. Da Milchzähne aber noch nicht so stark mineralisiert sind, kann so die Nuckelflaschen-Karies schnell voranschreiten. Schon innerhalb einiger Monate können Zähne tiefgreifend zerstört werden. Die Folgen der mangelnden Mundhygiene in diesem 4 Alter: Probleme bei Gebiss- und Sprachentwicklung sowie beim Kauen. Zudem ist die Karies für die betroffenen Kleinstkinder oft sehr schmerzhaft. Die Lebensqualität von Kindern und Eltern wird erheblich eingeschränkt. Experte im Beitrag: Dr. Michael Dreyer Vizepräsident der Zahnärztekammer Berlin Zahnärztekammer Berlin Stallstraße 1, 10585 Berlin Praxis: torhaus - Ihre Zahnärzte Robert-Koch-Platz 11 10115 Berlin Tel.: 030 - 27 90 74 90 Fax: 030 - 27 90 74 949 [email protected] www.zahnarzt-torhaus.de Dr. Franziska Hausding Kinderzahnärztin Schloßstr. 112 12163 Berlin Tel.: 030 - 7914891 Was tun bei familiärem Brustkrebs? Die US-Schauspielerin Angelina Jolie gehört zu den Frauen, in deren Familie das Risiko von Brust- und Eierstockkrebs vererbt wird. Sie hat sich deshalb vorsorglich die Brüste amputieren lassen. Für welche Frauen Gentest und vorsorgliche Amputation tatsächlich sinnvoll sind – darüber berichtet die rbb Praxis. Ihre Geschichte ging vor fast einem Jahr durch alle Zeitungen: Angelina Jolie hatte sich im Frühjahr beide Brüste amputieren lassen – aus Angst vor Brustkrebs. Tatsächlich trägt die amerikanische Schauspielerin ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs in sich. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ohne Eingriff daran erkrankt wäre, war im Vergleich zu sonst gesunden Frauen um 87 Prozent erhöht. Wie Jolie erleben viele Familien über Generationen ein schweres Schicksal: Von der Urgroßmutter, Oma bis hin zu Mutter und Tochter erkranken alle Frauen an Brustkrebs. Die Ursache: wie bei Jolie eine genetisch bedingte Veranlagung zu Brustkrebs. Frauen mit erblicher Veranlagung erkranken deutlich früher als andere Frauen an Brustkrebs, durchschnittlich vor dem 50. Lebensjahr. Zudem sind familiäre Tumoren besonders aggressiv und wachsen schnell. Brustkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen: Jede achte erkrankt im Laufe des Lebens daran. Haben Frauen Angst, eine familiäre Vorbelastung in sich zu tragen, können sie sich in einem Brustzentrum beraten lassen. Anlass zu einem solch ausführlichen Beratungsgespräch gibt es, wenn: • zwei Frauen in der Familie Brustkrebs haben, mindestens eine ist vor dem 51. Lebensjahr erkrankt. • drei Frauen pro Familie an Brustkrebs erkrankt sind, unabhängig vom Erkrankungsalter 5 • • • eine Frau pro Familie ist vor dem 36. Lebensjahr erkrankt eine Frau pro Familie beidseitig an Brustkrebs erkrankt, wobei die erste Erkrankung im Alter von 51 Jahren oder früher aufgetreten ist eine Frau pro Familie an Brust- und/oder Eierstockkrebs erkrankt ist sowie einige weitere Fälle Wenn mindestens einer der Fälle eingetreten ist, beraten Gynäkologen in der Spezialsprechstunde. Danach können sie einschätzen, ob ein erhöhtes Risiko besteht, an Brustkrebs zu erkranken. In einigen Fällen raten sie dann zu einer genetischen Testung, um Mutationen an relevanten Genen feststellen zu können. Bundesweit gibt es diese Beratung in 15 Zentren für familiären Brust- oder Eierstockkrebs. Die Gentests können allerdings keine Aussage darüber treffen, ob eine Frau tatsächlich an Krebs erkranken wird oder nicht; sie erkennen nur das Risiko für die Erkrankung. Da das Ergebnis eines genetischen Testes weitreichende Folgen für die Betroffene haben kann, sollte sie sich schon vor einem Gespräch mit den möglichen Konsequenzen auseinandergesetzt haben. Weiß eine Frau nämlich beispielsweise vorher schon, dass sie einen vorbeugenden Eingriff ablehnt, kann ein positiver Test sie womöglich in große Konflikte bringen. Bei bis zu 10 Prozent aller an Brustkrebs erkrankten Frauen beruht die Erkrankung jedoch auf angeborenen Veränderungen (Mutationen) bestimmter Gene. Dies betrifft vor allem die Gene BRCA1 und BRCA2, wobei BRCA für „BReast CAncer“ steht. Bei Gesunden erkennen sie Tumorzellen im Körper und eliminieren sie. Sind die Gene allerdings mutiert, fällt diese Funktion aus. Für Trägerinnen eines mutierten BRCA1Gens erhöht sich das Brustkrebs-Risiko auf 70 bis 90 Prozent; zusätzlich erkranken zwischen 40 und 55 von 100 Frauen an Eierstockkrebs. Ein verändertes BRCA2-Gen steigert das Risiko für Brustkrebs auf etwa 80 Prozent; rund 10 bis 20 von 100 Frauen erkranken an Eierstockkrebs. Ein weiteres, seltenes Gen, das ebenfalls mit Brust- und Eierstockkrebs in Verbindung steht, ist beispielsweise RAD51. Stattdessen bildet der Körper vermehrt Tumorzellen, sowohl in der Brust, den Eierstöcken sowie im MagenDarm-Trakt, in der Blase und der Prostata. Wer sich zu einer vorbeugenden Operation entschließt, minimiert das Brustkrebsrisiko um nahezu 100 Prozent. Doch der Eingriff will wohlüberlegt sein. Zum einen ist er viel aufwändiger als die endoskopische Entfernung von Eierstock und Eileitern. Diesen Eingriff empfehlen die Experten bei genetisch veranlagten Frauen als ersten Schritt. Zum anderen lässt sich bei einer vorschnellen Entscheidung die Auswirkung auf die Psyche der Frau keinesfalls absehen. Denn nach wie vor gilt der Busen als das Organ für die Weiblichkeit. Um die Zeit der Entscheidung zu überbrücken, bieten die Zentren eine intensive Vorsorge an: Jedes halbe Jahr können sich die Frauen manuell und per Bildgebung auf ein potenzielles Tumorwachstum untersuchen lassen. Das garantiert die frühe Diagnose und erhöht die Chancen auf Heilung. Ob beide, Vorsorge und Amputation, auch auf Dauer ähnlich sicher vor Brustkrebs schützen, das müssen zukünftige Untersuchungen zeigen. Bei vielen betroffenen Frauen ist eine Amputation der Brust unvermeidbar. Da hierzulande die Krankenkasse – übrigens anders als in den USA – auch die Kosten der Brustrekonstruktion trägt, lassen sich nahezu alle Frauen die Brüste nach dem Eingriff wieder aufbauen. Vor der Operation besprechen die Ärzte verschiedener 6 Fachrichtungen mit der Patientin, wie das entfernte Brustdrüsengewebe ersetzt werden kann. Die prophylaktische Amputation, wie die vorbeugende Brustentfernung medizinisch genannt wird, bedeutet übrigens nicht, dass die Brüste „abgenommen“ werden. Die Chirurgen und Gynäkologen schälen lediglich das Brustdrüsengewebe aus, die umgebende Haut und die Brutwarzen bleiben erhalten. Manchmal tätowieren die Ärzte letztere jedoch, damit die Farbe so natürlich wie vorher aussieht. Es gibt vier verschieden Möglichkeiten der Brustrekonstruktion. Die einfachste Methode zum Brustaufbau sind Silikonimplantate. Diese müssen allerdings nach einigen Jahren wieder ausgetauscht werden. Die zweite Methode gilt derzeit als Goldstandard: die „freie Lappenplastik“. Der Eingriff ist aufwändig, die Chirurgen entnehmen der Patientin dabei Eigengewebe, beispielsweise am Bauch, und formen das Gewebe zur Brust um. Bei der „gestielten Muskelplastik“ klappen sie eine Muskelpartie vom Rücken nach vorn um und rekonstruieren eine Brust daraus. Als letzte Variante bleibt die Eigenfett-Transplantation. Hier saugen die Ärzte Fett am Oberschenkel ab und spritzen es anschließend in die Brust. Da das Fettgewebe nicht durchblutet ist, müssen die Zellen in kleinsten Mengen fächerförmig in verschiedene Schichten injiziert werden – rundherum bilden sich dann kleinste Blutgefäße aus. Da die Experten bei der Transplantation so nur in sehr kleinen Schritten vorgehen können, erfolgt die Behandlung auch schrittweise über ein halbes Jahr. Wird gleichzeitig zu viel Fett eingespritzt, besteht die Gefahr, dass das Gewebe wegen der fehlenden Durchblutung abstirbt. Zur Eigenfett-Transplantation gibt es bisher noch keine Langzeitdaten. Erst wenn die Methode über mindestens fünf Jahre wissenschaftlich beobachtet ist, können Fachleute sich ein Urteil darüber bilden, ob die Methode taugt oder eher schadet. Expertin im Beitrag: Dr. Dorothee Speiser Interdisziplinäres Brustzentrum der Charité Campus Mitte Charitéplatz 1 10117 Berlin Anmeldung Brustzentrum Tel.: 030 - 450 66 42 72 Experte im Beitrag: Dr. Mojtaba Ghods Chefarzt Ästhetische und Plastische Chirurgie Ernst-von-Bergmann-Klinikum Akademisches Lehrkrankenhaus der Humboldt-Universität Berlin (Charité) Charlottenstraße 72 14467 Potsdam Tel.: 0331 - 241 -0 BRCA-Netzwerk Freie Bitze 1 7 53639 Königswinter Tel.: 0151 – 20 11 96 51 Email: [email protected] Internet: www.brca-netzwerk.de Link zur Liste mit den Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs http://www.krebshilfe.de/brustkrebszentren.html Risikoeinschätzung Charité Berlin: www.frauenklinik.charite.de/behandlung/brustkrebs/familiaerer_brustkrebs/risiko_einsc haetzung/ Linktipps: www.krebsinformationsdienst.de www.krebshilfe.de www.inkanet.de Einige Zertifizierte Brustkrebszentren Berlin: 10117 Berlin Interdisziplinäres Brustzentrum der Charité Campus Mitte Charitéplatz 1 Tel.: 030 - 450 56 42 72 DKG zertifiziert seit 06.11.2003 10365 Berlin Brustzentrum im Sana Klinikum Lichtenberg Sana Klinikum Lichtenberg Fanningerstraße 32 Tel.: 030 - 55 18 44 11 DKG zertifiziert seit 03.03.2004 10713 Berlin Brustzentrum - City Sankt Gertrauden-Krankenhaus Paretzer Str. 12 Tel.: 030 - 82 72 29 888 DKG zertifiziert seit 09.03.2005 10967 Berlin Vivantes Zentrum für Brusterkrankungen Vivantes Klinikum am Urban Dieffenbachstraße 1 Tel.: 030 - 13 02 22 001 DKG zertifiziert seit 18.09.2008 12559 Berlin Brustzentrum an den DRK Kliniken Berlin Köpenick Salvador-Allende-Str. 2-8 Tel.: 030 - 30 35 33 26 DKG zertifiziert seit 17.07.2004 13086 Berlin Park-Klinik Weißensee Berlin Brustkrebszentrum der Park-Klinik Weißensee 8 Berlin Schönstraße Tel.: 030 - 96 28 36 54 DKG zertifiziert seit 20.09.201 Einige Zertifizierte Brustzentren in Brandenburg: Brandenburgisches Brustzentrum Brandenburg-Ludwigsfelde Städtisches Klinikum Brandenburg GmbH Hochstraße 29 14770 Brandenburg an der Havel Tel: 03381 - 41 1400 Brustzentrum Klinikum Ernst von Bergmann Havelland Kliniken GmbH Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe • Ketziner Straße 21 • 14641 Nauen Tel.: 03321 - 42-1240 Brustkrebszentrum Oberhavel Oberhavel Kliniken GmbH Klinik Oranienburg Robert-Koch-Str. 2 16515 Oranienburg Tel.: 03301 – 53 05 33 Brustkrebszentrum Neuruppin Ruppiner Kliniken GmbH Fehrbelliner Str. 38 16816 Neuruppin Hotline: 03391 – 39 39 10 Brustkrebszentrum Frankfurt (Oder) Klinikum Frankfurt (Oder) Müllroser Chaussee 7 15236 Frankfurt (Oder) Tel.: 0335 – 5480 Brustzentrum im Helios Klinikum Bad Saarow Pieskower Str. 33 15526 Bad Saarow Tel.: 033 631 – 72 355 Fetter Hautschutz im Winter Nasser Wind, Heizungsluft, Kälte. Es gibt viele Gründe, warum unsere Haut im Winter besonders strapaziert wird. Doch wer jetzt einfach nur zu einer Feuchtigkeitscreme greift, könnte seiner Haut mehr schaden als helfen. Worauf es bei der Hautpflege im Winter ankommt, zeigen wir Ihnen live im Studio. 9 In der winterlichen Jahreszeit braucht unsere Haut besondere Pflege. Denn unsere äußere Schutzhülle muss einiges aushalten: der stetige Wechsel zwischen Kälte draußen und Trockenheit durch die aufgedrehte Heizung drinnen. Das Ergebnis: Die Haut trocknet aus, spannt, juckt und ist sehr empfindlich. Der natürliche Säureschutzmantel leidet, äußere Erreger kann er nur noch unzureichend abwehren. Zusätzlich wird er durch den übermäßigen Gebrauch von Produkten mit Duft- und Konservierungsstoffen sowie durch Alkohol geschädigt. Die Haut verliert so zunehmend die Fähigkeit, sich selbst zu schützen. Wenn es draußen sehr kalt ist, produzieren die Talgdrüsen weniger Fett; unter acht Grad Celsius versiegt die hauseigene Fettmaschinerie. In geheizten Räumen öffnen sich hingegen die Poren, die Haut verliert also immer mehr Wasser und trocknet immer weiter aus. Bakterien können eindringen und führen zu einer Entzündung. Wir müssen der Haut also wieder die Feuchtigkeit zukommen lassen, die sie braucht. Daher sind Produkte notwendig, welche die Feuchtigkeit binden und das fehlende Hautfett ersetzen. Cremes mit Harnstoff (Urea) oder Hyaluronsäure sorgen dafür, dass die Zellen ausreichend Feuchte speichern. Wirkstoffe wie Nachtkerzensamenöl enthalten Fettsäuren, die die Haut gut verarbeiten kann. Normale Tagescremes hingegen haben zu wenige Fettsäuren – sie können die Trockenheit im Winter sogar verschlimmern. Besser sind Cremes mit einem hohen Fett-, Öl- oder Lipidanteil. Hier kommen vor allem Präparate in Frage, in denen mehr Öl als Wasser enthalten ist. Experten sprechen von sogenannten Wasser-in-Öl-Emulsionen. In der rbb Praxis stellt eine Expertin für Naturkosmetik so eine Creme her. Je trockener die Haut ist, desto fettreicher sollten die Cremes sein. Bei Vierzig bis fünfzig Prozent sollte der Fettanteil liegen, bei reifer Haut kann er sogar bei siebzig Prozent liegen. Erkennbar sind die fetthaltigen Cremes an Bezeichnungen wie „rich“, „reichhaltig“ oder „nährreich“. Diese Produkte lassen sich allerdings schwerer auf der Haut verteilen. Gut und günstig ist Vaseline. Sie legt sich wie ein Schutzfilm über die Haut, kann allerdings nicht die fehlende Feuchtigkeit ersetzen. Deshalb reicht Vaseline zur Pflege der Gesichtshaut im Winter häufig nicht aus. Für trockene Hände und rissige Lippen bietet sie jedoch einen idealen Schutz. Weil zu lange warme Bäder und heiße Duschen die Haut zusätzlich austrocknen, sollte man im Winter nur kurz und warm duschen. Auch freut sich die Haut über eine Pflege mit einem Duschöl. Peelings schaden im Winter der ohnehin dünnen Talgschutzschicht. Nach dem Waschen sollte die Haut nur sanft abgetupft und mit einer fettreichen Creme oder Lotion eingecremt werden. So erhält sie die Fettstoffe zurück, die sie während des Waschens verloren hat. Expertin im Studio: Anke Pilz Naturseifen-Manufaktur Uckermark Buchenhain 34 17268 Boitzenburger Land Internet: www.naturseifen-manufaktur.de 10 Brennen im Mund – was steckt dahinter? Die so genannte Knötchenflechte kann äußerst unangenehm werden: Stark juckende Hautknötchen im Mund, eine weiße Verfärbung der Mundschleimhaut und ein tiefrotes Zahnfleisch sind nur einige mögliche Folgen. Dazu ist eine ständige Kontrolle der Mundschleimhaut nötig, denn bei zwei Prozent der Betroffenen, kann sich als Folge auch Krebs entwickeln. Stark juckende und brennende Hautknötchen, eine weißlich verfärbte Mundschleimhaut und ein tiefrot verfärbtes Zahnfleisch können auf eine Erkrankung namens Lichen ruber mucosae hindeuten. Betroffene klagen über ein pelzig, trockenes Gefühl im Mund sowie Schmerzen beim Genuss von sauren, scharf gewürzten oder harten Lebensmitteln. Selten sind auch die Schleimhäute im Genitalbereich, Haarfollikel und die Fingernägel betroffen. Wenn die Haut generell betroffen ist, sprechen Ärzte von Lichen ruber planus. Der Lichen ruber planus geht mit entzündlichen, scharf begrenzten, flachen Papeln an der Haut einher. Oft bilden sie ganze Felder. Typisch sind feine weißliche Streifen auf den Papeln, Experten bezeichnen sie als Wickham-Streifung. Der Lichen ruber planus verläuft in Schüben, oft bleiben die Flecken über Monate oder Jahre und führen zu starkem Juckreiz. Meist findet man sie an den Beugeseiten am Handgelenk, unteren Rücken, Kniekehlen, Innenseiten am Vorderam sowie die Unterschenkel. Wer entsprechende Beschwerden hat, sollte sie je nach Lokalisation beim Haut- oder Zahnarzt abklären lassen. Betroffen von der Knötchenflechte sind vor allem Frauen mittleren Alters. Hautärzte diagnostizieren den Lichen ruber planus meist mithilfe ihres geschulten Blicks. Manchmal benutzen sie ein Auflichtungsmikroskop. Zahnexperten haben nicht selten größere Probleme mit der Zuordnung des Lichen ruber mucosae. Oft verwechseln sie diese mit Schleimhautveränderungen oder einer Pilzinfektion. Um die richtige Diagnose zu stellen, sollten Zahnärzte immer eine Gewebeprobe entnehmen. In der histologischen Untersuchung unter dem Mikroskop können sie dann eine massive Ansammlung von Entzündungszellen nachweisen. Wie die Flechte in der Mundhöhle und auf der Haut ursächlich entsteht, ist bisher unbekannt. Experten wissen lediglich, dass sich Entzündungszellen direkt unter der Schleimhaut sammeln und die gesunde Haut quasi abstoßen. Sie vermuten also eine Autoimmunreaktion. Dabei bekämpft das Abwehrsystem körpereigene Strukturen, die es für „fremd“ hält. Zudem wird eine genetische Veranlagung diskutiert. Auf keinen Fall ist sie also anstecken oder kann „an jemanden“ weitergegeben werden. Außerdem kann die Flechte durch unspezifische äußere Reize getriggert werden. Auf der Haut ist das beispielsweise ein Sonnenbrand, im Mund eine schlecht sitzende Zahnprothese. Selten entsteht aus der chronischen Entzündung Krebs Besteht die chronische Entzündung unbehandelt über Jahre oder Jahrzehnte, entwickelt sich bei zwei von hundert Patienten daraus Krebs. Betroffene sollten sich daher regelmäßig auf entartete Zellen, die so genannten Zelldysplasien, untersuchen lassen. Experten empfehlen ein Intervall von zwei Jahren. An der Haut und Schleimhaut versuchen Experten therapeutisch, die Entzündung mithilfe von kortisonhaltigen Salben, Cremes oder Pasten zu unterdrücken – vor allem 11 wenn die Knötchen brennen. Die Kortison-Behandlung dauert meist Jahre. Im Bereich der Mundschleimhaut helfen zudem Haftpasten, Mundwasser zum Spülen oder Lutschpastillen. Im Mund lindern manchmal auch Substanzen mit leicht betäubendem Effekt die Schmerzen. Auf Nikotin, Alkohol sollten Betroffene vollständig verzichten. Ebenso sollten Zitrusfrüchte tabu sein. Denn die in den Früchten enthaltene Säure reizt die entzündete Schleimhaut. Experten im Beitrag: Prof. Dr. Andrea-Maria Schmidt-Westhausen Leiterin des Bereichs Oralmedizin, zahnärztliche Röntgenologie und Chirurgie Charité - Universitätsmedizin Berlin Aßmannshauser Str. 4-6 14197 Berlin Tel: 030 - 450 562 692 E-Mail: [email protected] Dr. med. Harald Ebhardt Zentrum für Oralpathologie Postfach 60 16 53 14416 Potsdam Tel: 0331 - 8170 34-0 [email protected] http://www.oralpath.de/ Für Zahnärzte wurde in Zusammenarbeit mit der KZV Land Brandenburg eine internetbasierte Mundschleimhaut-Sprechstunde eingerichtet. Informationen und Zugang unter www.msh-hilfe.de RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Benjamin Kaiser Ingelore Eirich Raiko Thal Beate Wagner 12.02.2014 12