Lippstadt am Sonntag, Seite 10 Sonntag, 6. März 2016 Bestrahlung während der OP EVK bietet als achtes Krankenhaus in Deutschland ein neues Präzisionsverfahren in der Behandlung von Brustkrebs an lippstadt. (-tt) Im Brustzentrum des Evangelischen Krankenhau­ ses wird ein neu es innovatives Behandlungsverfahren zum Kampf gegen Brustkrebs einge­ setzt. Bei diesem neuen Präzi­ sionsverfahren, genannt Intra­ operative Elektronen Radionthe­ rapie (IOERT) handelt es sich um eine zielgenaue Bestrahlung des Tumorbettes während der Ope­ ration, nachdem vorher der Tu­ mor entfernt wurde. Als achte Klinik in Deutschland bietet das Brustzentrum am Evangelischen Krankenhaus lippstadt seit April 2015 diese Form der Krebsthera­ piean. "Das Tumorbett wird bestrahlt, ohne umliegende Gewebe und Organe mit einzubeziehen. Der therapeutische Vorteil liegt in ei­ ner kurzzeitigen ,Boostbestrah­ lung'. Denn so wird das Gewebe mehr geschont als bei den sonst üblichen Röntgenbestrahlungen. Mögliche Spätfolgen an strahlen­ belasteten Organen treten we­ sentl ich seltener auf. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass zukünftig bei Patientinnen die nachträgli­ che Strahlentherapie teilweise oder ganz ersetzt werden kann . Es handelt sich bei der Behandlung im Brustzentrum um die derzeit schnellste, innovativste und 'prä­ ziseste Art und Weise der Thera­ pie", betonte der Chefarzt der nearbeschleunigers. Der Opera­ tionssaal' wurde im Zentrum für ambulantes Operieren unterge­ bracht. "Der OP dort eignet sich sehr gut, denn hier können die Strahlenschutzaspekte besonders gut eingehalten werden", unter­ strich Krankenhaus-Geschäfts­ führer Jochen Brink. Mit der Inve­ stition in das neue Behandlungs­ verfahren werde eine innovative Therapiemethode etabliert, die dem Brustzentrum am Evangeli­ schen Krankenhaus auch weiter­ hin einen Platz im medizinischen Spitzen feld sichere. Diese fokussierte Form der Be­ strahlung von etwa 30 Sekunden erfolgt in Narkose während der Strahlentherapeut Ur. Jörg Haferanke, der Chefarzt der Frauenklinik Operation und setzt direkt am Tu­ am EVK, Prof. Dr. Joachim Volz, und der Medizinphysikexperte des morgewebe an. In einigen Fällen Krankenhauses, Horst Fees (v.I.), freuen sich, dass sie an Brustkrebs und bei kleineren Tumoren könne erkrankte Frauen mit einem neuen Therapieverfahren jetzt noch ef­ die~OERT-Behandlungsogarweifektiver und schonender behandeln können. Foto: Schmitt tere strahlentherapeutische Be­ handlungen ganz ersetzen. Volz Frauenklinik am Evangelischen April 37 Frauen mit der Intraope­ betonte, dass die Patientin das Krankenhaus, Prof. Dr. Joachim rativen Elektronen Radionthera­ Krankenhaus nach drei bis fünf Tagen wieder verlassen kann. Er Volz, am Montag im Pressege­ pie behandelt hat. machte aber auch deutlich, dass spräch. die Krankenkasse diese neue Bei der IOERT-Behandlung erfolgt Form der Behandlung noch nicht • die Bestrahlung noch direkt am übernehmen. "Das heißt, dass wir OP-Tisch. Davon profitieren Frau­ derzeit nicht kostendeckend ope­ en mit Brustkrebs, die über 50 Jahre alt sind und bei denen der Rund eine Million Euro investier­ rieren. Das ist eine finanzielle Be­ Tumor noch klein ist (bis zu 2 cm te das Evangelische Krankenhaus lastung für unser Haus, denn es im Durchmesser). "Mit der neuen in die Einrichtung des Opera­ rechnet sich noch gar nicht. Aber Methode können wir rund 80 Pro­ tionssaales, davon 959.000 Euro wir können die Frauen erstklassig zent der Patientinnen brusterhal­ für die Neuanschaffung des und innovativ behandeln." Und tend operieren", so Volz, der seit elektronischen Hochleistungsli­ Geschäftsführer Franz Fliß er­ 1 M,o. Euro... gänzte: "Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Patientenzahl." Das Senora Brustzentrum ist eine Kooperation der Kliniken Lipp­ stadt und Soest. Fachärzte ver­ schiedener Disziplinen wie Gy­ näkologen, Radiologen, Patholo­ gen, Onkologen und Plastische Chirurgen bieten die gesamte Bandbreite in Diagnostik und Therapie bei Erkrankungen der Brust und deren Folgen an. Wie Volz erklärte, wurden in 2015 ,'n"estierl ••• r' 150 Brustkrebs-Operationen durchgeführt - für Brustzentren sind mindestens 100 OPs im Jahr vorgeschrieben. Die weiteren Standorte in Deutschland, an denen IOERT schon zum Einsatz kommt sind Berlin, Marburg, Köln, Düsseldorf (zwei Krankenhäuser), Freiburg und Heidelberg. Wer mehr über die Brustkrebs­ Behandlung mit dem IOERT-Line­ arbeschleuniger erfahren möch­ te, kann sich das Youtube-Video des Evangelischen Krankenhau­ ses anschauen (http://www.ev­ krankenhaus.de/ioertl. Im Video sehen interessierte Patientinnen eine schematisch-vereinfachte Darstellung der Behandlung und ergänzende Erklärungen von Prof. Dr. Volz.