Differenzierte therapeutische Optionen für die häufigste

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óó Original- und Übersichtsarbeiten
Vorhofflimmern
Differenzierte therapeutische Optionen
für die häufigste Rhythmusstörung
PATRICK SCHAUERTE, OBEIDA RADA, EROL SAYGILI, KARL MISCHKE1
Abstract
óó Die multimodale Therapie der chronischen Volkserkrankung Vorhofflimmern (VHF) stellt eine Herausforderung an den Arzt dar. Wichtigstes Ziel ist die Verhinderung von Thromboembolien. Hierzu ist eine sorgfältige Analyse der thromboembolischen Risikofaktoren
notwendig, die regelmäßig wiederholt werden sollte.
Die Entscheidung zur Frequenz- vs. Rhythmuskontrolle ist abhängig von der subjektiven Symptomatik des
Patienten. Derzeit gibt es keine sicheren Hinweise für
eine prognostische Überlegenheit der Aufrechterhaltung des Sinusrhythmus.
Interventionelle Verfahren der Katheterablation ermöglichen bei hochsymptomatischen Patienten eine effiziente Verbesserung der Lebensqualität. Eine individuelle Risiko-Nutzen-Analyse sollte jedoch erfolgen. Die
Behandlung von Begleiterkrankungen wie arterieller
Hypertonie und Herzinsuffizienz sowie Diabetes mellitus ist wesentlicher Bestandteil einer differenzierten
VHF-Therapie. Unabhängig davon scheint die antifibrotische Therapie mit ACE-Hemmern oder AT1-Antagonisten bei VHF günstig den Progress der Erkrankung zu beeinflussen.
óó Schlüsselwörter Vorhofflimmern ó Ablation ó Antikoaglulation
óó 1Medizinische Klinik I, Universität Aachen
66
óóóó VHF ist die bei „eitem häufigste Rhythmusstörung. Etwa
2,3 Mio. Amerikaner sind an VHF erkrankt [1, 2], während
man in Deutschland von etwa 1 Mio. Betroffenen ausgehen
kann. Die Anzahl der Menschen mit VHF wird in den Vereinigten Staaten bis zum Jahr 2050 voraussichtlich auf über 10
Mio.ansteigen [3]. VHF tritt vor allem mit zunehmendem Lebensalter auf. Während vor dem 40. Lebensjahr weniger als
1% der Bevölkerung von dieser Rhythmusstörung betroffen
sind, sind es im Alter von 55—65 Jahren schon 3—4% und bei
den > 80 Jahre alten Menschen > 10% [2, 4]. Darüber hinaus
tritt VHF bei Patienten mit struktureller Herzerkrankung sowie
arterieller Hypertonie oder Diabetes mellitus gehäuft auf [2].
Mehr als 50% aller VHF-Episoden bleiben asymptomatisch [5,
6]. Auf der anderen Seite leiden gerade jüngere Patienten mit
paroxysmalem VHF häufig an innerer Unruhe und Leistungsschwäche. Abb. 1 verdeutlicht die aufgrund der wechselnden
Zykluslänge bei VHF z.T. stark variierenden Blutdruckamplituden, die zur Symptomatik bei VHF beitragen können.
Die Sterblichkeit von Menschen mit VHF ist im Vergleich
zur Normalbevölkerung etwa doppelt so hoch und liegt in
kontrollierten Studien zwischen 1,6—4,2% pro Jahr [7]. Die
Ursachen liegen v.a. in einem erhöhten thromboembolischen
Risiko sowie weiteren kardiovaskulären Komplikationen wie
z.B. einer Verschlechterung der linksventrikulären Pumpfunktion bis hin zu einer Tachykardiomyopathie [8—10].
Unter prognostischen Aspekten (Gesamtsterblichkeit)
konnte bisher keine größere randomisierte Studie einen
Vorteil der Rhythmuskontrolle gegenüber der Frequenzkontrolle belegen [10—14]. Dies gilt unabhängig davon, welche
Begleiterkrankungen, z.B. Herzinsuffizienz, vorliegen [15].
Einschränkend gilt aber bei allen Untersuchungen zu berücksichtigen, dass die geringe Zahl tatsächlich im Sinusrhythmus
befindlicher Patienten in der Rhythmuskontrollgruppe, die
häufig vorzeitige Beendigung der Antikoagulation bei Erhalt
des Sinusrhythmus sowie die proarhythmische Wirkung
von v.a. Klasse-I-Antiarrhythmika das Ergebnis der Rhythmuskontrollgruppe negativ beeinflusst haben. Erste Hinweise
auf einen derartigen Zusammenhang konnten auch in einer
retrospektiven Subanalyse gefunden werden, die nachwies,
dass bei den Patienten, die tatsächlich im Sinusrhythmus
blieben, das Mortalitätsrisiko signifikant gesenkt werden
konnte [16].
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Urban & Vogel
Original- und Übersichtsarbeiten óó
Tabelle 1
Wichtige Begriffsbestimmungen unter therapeutischen Aspekten
Chronisch paroxysmales VHF:
intermittierende Episoden (≤ 7 Tage)
Chronisch persistierendes VHF:
anhaltende Episoden (> 7 Tage)
Permanentes VHF*:
keine Kardioversion mehr möglich oder erwünscht
Antikoagulation:
Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten
Antithrombozytäre Therapie:
ASS 100 mg, in Einzelfällen Clopidogrel 75 mg
Rhythmuskontrolle:
Versuch, den Sinusrhythmus aufrechtzuhalten
Frequenzkontrolle:
Belassen des VHF, Kontrolle der Kammerfrequenz
durch Modulation der atrioventrikulären
Überleitung
sind kritisch, da hier eine Blutung begünstigende, aber bislang unbekannte
Erkrankungen (z.B. Kolonpolypen, Gastritiden) demaskiert werden können.
Darüber hinaus tragen aber auch die z.T.
erheblichen INR-Schwankungen in der
Einstellungsphase zum erhöhten Blutungsrisko bei. Bei alten Patienten ist
daher ein vorsichtiger Beginn der Antikoagulation unter engmaschigen INRKontrollen mit angestrebten INR-Zielwerten von 2—2,5 sinnvoll. Dabei sollte
besonderer Wert auf eine engmaschige
Blutdruckkontrolle gelegt werden.
*Aufgrund der Effizienz der Ablation auch als langjährig persistierendes VHF bezeichnet
Die Studien zur Frequenz- vs. Rhythmuskontrolle haben
v.a. gezeigt, dass aus prognostischer Sicht die Abschätzung des
thromboembolischen Risikos und der daraus abgeleiteten notwendigen antithrombozytären oder Antikoagulationstherapie
vorrangig ist. In einem zweiten Schritt ist dann die Frequenzkontrolle zunächst die Therapie der ersten Wahl. Bei ungenügender Frequenzkontrolle oder nicht akzeptabler individueller
Lebensqualität und Belastbarkeit des Patienten sollte eine
Rhythmuskontrolle durchgeführt werden (vgl. auch Abb. 3).
Im Folgenden wird kurz auf die drei zentralen therapeutischen Strategien (siehe auch Tab. 1) bei der Behandlung des
VHF eingegangen.
Verhinderung von thromboembolischen Komplikationen
Da dem therapeutischen Nutzen einer antithrombozytären oder
Antikoagulationstherapie das Risiko zum Teil schwerer Blutungskomplikationen gegenübersteht, muss für jeden Patienten
eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Ein im
klinischen Alltag einfach zu implementierender Risikoscore
bei nicht valvulärem VHF ist der CHADS2-Score [9], dessen
Kriterien und die daraus abgeleiteten Therapieempfehlungen
in Tab. 2 und Tab. 3 dargestellt sind.
Im Folgenden sind kurz einige Erläuterungen zur antithrombozytären bzw. Antikoagulationstherapie bei Patientengruppen dargelegt, die ein deutlich erhöhtes Blutungsrisiko
aufweisen. Hierzu zählen u.a. Patienten mit Blutungskomplikationen in der Vorgeschichte und Menschen höheren Lebensalters [17]. Darüber hinaus wird kurz auf die Antikoagulation
im Umfeld einer Kardioversion eingegangen.
Antikoagulation bei VHF im hohen Lebensalter
Patienten jenseits des 80. Lebensjahres weisen ein erheblich
höheres Blutungsrisiko unter Antikoagulation auf [18]. Zu den
Faktoren, die insbesondere im hohen Alter Blutungen begünstigen, zählen überhöhte INR-Werte (> 4,0), ein CHADS2-Score
von mindestens 3 und ein erst kürzlich zurückliegender Beginn
der Antikoagulanzientherapie [18]. Vor allem die ersten 90 Tage
nach Initiierung einer Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten
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Antikoagulation bei VHF und KHK
Anspruchsvoll ist die Wahl der antithrombozytären und Antikoagulationstherapie bei Patienten mit begleitender koronarer Herzerkrankung (KHK). Hier liegen derzeit keine gesicherten Daten vor,
sodass die Empfehlungen lediglich auf Expertenmeinungen
beruhen. In die Empfehlungen gehen zwei Erkenntnisse ein:
Eine Therapie mit Aspirin und Clopidogrel bei VHF und erhöhtem thromboembolischem Risiko ist einer Therapie mit
Vitamin-K-Antagonisten hinsichtlich der Verhinderung thromboembolischer Ereignisse unterlegen [19]. Eine Dreifachtherapie mit Aspirin + Clopidogrel + Vitamin-K-Antagonisten wiederum erhöht das Blutungsrisiko erheblich, sodass eine Anwendung nicht regelhaft erfolgen sollte [20]. Im Einzelnen
sehen die Empfehlungen wie folgt aus [9, 21]:
Bei einem CHADS2-Score ≤ 1, kann die jeweils zur Therapie
der KHK notwendige Hemmung der Thrombozytenaggregation
mit Asprin und/oder Clopidogrel entsprechend des jeweiligen
Behandlungsstatus (Stentimplantation, Koronarsyndrom,
[N]STEMI) erfolgen.
Liegt der CHADS2-Score > 1 wird bei stabiler KHK eine
alleinige Therapie mit einem Vitamin-K-Antagonisten empfohlen, da durch zusätzliche Aspiringabe das Blutungsrisiko erhöht
wird, ohne dass eine Senkung der kardiovaskulären Ereignisrate erzielt wird.
Wenn bei einem CHADS2-Score > 1 eine Stentimplantation
notwendig ist, sollte ein unbeschichteter Stent implantiert
werden und für vier Wochen eine Thrombozytenaggregationshemmung bevorzugt mit Clopidogrel [9], alternativ mit Aspirin [21], und eine Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten erfolgen. Nach vier Wochen empfiehlt sich dann bei stabiler KHK
die alleinige Antikoagulation.
Sollte die Implantation eines beschichteten Stents notwendig
sein, wird die Therapie mit Clopidogrel oder Aspirin und einem
Vitamin-K-Antagonisten für 6—12 Monate vorgeschlagen.
Eine dreifache Therapie mit Aspirin + Clopidogrel + Vitamin-K-Antagonisten sollte nur bei Notwendigkeit der Verhinderung koronarer Ereignisse bei speziellen Einzelbefunden
mit hohem Stent-Thromboserisiko erfolgen. Hier sind dann
engmaschige INR-Kontrollen (bevorzugt 2—2,5) sowie Blutdruckkontrollen angeraten [22].
67
óó Original- und Übersichtsarbeiten
Abb. 1 Tafel A zeigt die arterielle Blutdruckkurve eines Patienten zu Beginn einer VHFAblation. Die schnelle und irreguläre Kammeraktion führt zu stark wechselnden Blutdruckamplituden. Tafel B: gleicher Patient im Sinusrhythmus nach VHF-Ablation.
Perioperative Antikoagulation bei VHF
Perioperativ kann bei niedrigem und moderatem thromboembolischem Risikoprofil abhängig vom operativen Blutungsrisiko bis zu einer Woche die Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten ausgesetzt werden. Bei hohem thromboembolischemRisiko ist eine überlappende Gabe zum Beispiel von niedermolekularem Heparin notwendig [9].
Antikoagulation vor/nach Kardioversion
Vor einer Kardioversion sollte entweder für drei bis vier Wochen eine effektive (INR 2—3) Antikoagulation erfolgen, um
etwaige Thromben aufzulösen, oder ein Thrombenauschluss
via trans-ösophagealer Echokardiografie (TEE) erfolgen [9].
Nach medikamentöser oder elektrischer Kardioversion sollte
für drei bis vier Wochen eine Antikoagulation erfolgen. Dies
beruht darauf, dass sich selbst bei vorherigem Ausschluss
von Vorhofthromben im TEE aufgrund der verminderten
Vorhofkontraktilität in den ersten Tagen nach Kardioversion
Tabelle 2
CHADS2-Score zur Abschätzung des thromboembolischen Risikos
CHADS2-Score
0
% Insult/Jahr
2
1
3
2
3
4
5
6
4
6
9
12
18
Tab. 2 CHADS2-Score zur Abschätzung des thromboembolischen Risikos
bei nicht valvulärem VHF. Sollten Patienten mit VHF zusätzliche
thromboembolische Risikofaktoren aufweisen, wird diesen jeweils ein
Punktwert (Score) zugeordnet, wobei mehrere Punktwerte sich addieren (linke Tabelle). Die Gesamtpunktzahl zeigt das jährliche thromboembolische Risiko an (rechte Tabelle). (modifiziert nach [9]). CHADS2:
Chronische Herzinsuffizienz = 1; Hypertonie = 1; Alter > 75 J. = 1; Diabetes mellitus = 1; Schlaganfall/Embolie/TIA = 2
68
Thromben bilden können. Diese können
bei wiedergewonnener atrialer Pumpkraft im Sinusrhythmus als Embolus aus
dem Vorhof weggeschwemmt werden.
Insbesondere kurzfristig vor, während
und nach einer Kardioversion kann die
subkutane Gabe von niedermolekularen Heparinen (z.B. Enoxaparin) in gewichtsadaptierter Dosis das therapeutische
Handeln vereinfachen [23]. Hierbei sollte insbesondere bei
Nierenfunktionsstörung und Adipositas jedoch die Anti-Faktor-Xa-Aktivität überwacht werden.
Frequenzkontrolle
Nach den Europäischen Richtlinien wird eine adäquate Frequenzkontrolle dann erzielt, wenn die Herzfrequenz in Ruhe
nicht 80/min und unter moderater Belastung (z.B. Äquivalent
eines 6-Minuten-Gehtestes) nicht 110/min regelhaft überschreitet [9]. Darüber hinaus kann auch das fehlende Überschreiten
der altersentsprechenden Maximalfrequenz um über 110% als
Kriterium hinzugezogen werden [10]. Zur Überprüfung der
Güte der Frequenzkontrolle eignet sich besonders das häusliche Langzeit-EKG unter Abbildung der alltäglichen Belastungsszenarien sowie ein Belastungs-EKG.
Pharmakologische Therapieansätze
Es ist häufig schwierig, bei der Kammerfrequenzkontrolle
einen Mittelweg zwischen effektiver Frequenzbegrenzung und
Vermeidung von kritischen Bradykardien zu wahren. Hierbei
sollte berücksichtigt werden, dass gelegentliche Tachykardien
kürzerer Dauer bei asymptomatischen Patienten durchaus
akzeptabel sein können. Auf der anderen Seite müssen asymptomatische (v.a. nächtliche) Bradykardien von 2—3 s Dauer
nicht regelhaft zu einer Reduktion der negativ dromotropen
Medikation führen, wenn dadurch eine suffiziente Frequenzkontrolle aufgegeben wird.
Die Zahl und Wahl der Präparate mit negativ dromotroper
Wirkung orientiert sich an den Zielen der Frequenzkontrolle
und der Komorbidität der Patienten.
Betarezeptoren-Blocker
Insbesondere die kardioselektiven Blocker sind als Medikamente der ersten Wahl zu betrachten. Ihr Vorteil liegt v.a. in
der Begrenzung der Kammerfrequenz bei körperlicher Belastung. Nachteile sind Hypotonie und mögliche Impotenz bei
jüngeren Patienten. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz sind
Betablocker ebenfalls zu bevorzugen. Allerdings muss beach-
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Tab. 3 Thromboembolische Risikofaktoren bei VHF und daraus abgeleitete Therapieempfehlungen. Die
CHADS2-Kriterien sind in rot dargestellt und umfassen im Wesentlichen die moderaten und hohen
thromboembolischen Risiken
(modifiziert nach [9]).
Tabelle 3
Thromboembolische Risikofaktoren bei Vorhofflimmern und daraus
abgeleitete Therapieempfehlungen
Schwach/nicht valid. Risikofaktor Moderater Risikofaktor
Hochrisikofaktor
Alter 65–74
Alter ≥ 75
Hirninsult, TIA
KHK
Hypertonie
Embolie
Hyperthyreose
CHF: Herzinsuffizienz (EF < 35%) Mitralstenose
Weibl. Geschlecht
Diabetes mellitus
Klappenersatz
Kein Risiko
CHADS2 = 0
ASS 100–325 mg/die
1 moderater Risikofaktor
CHADS2 = 1
ASS 100–325 mg/die
tet werden, dass insbesondere
oder nicht valid. Risikofaktoren
oder Marcumar (INR 2–3)
in der Aufsättigungsphase die
Dosis behutsam gesteigert wird,
≥ 2 moderate Risikofaktoren
CHADS2 ≥ 2
Marcumar (INR 2–3)
da die initial negative inotrope
≥ 1 Hochrisikofaktor
Marcumar (INR 2–3)
Wirkung die Herzinsuffizienz
vorübergehend verschlechtern
bei VHF eingesetzt werden. Erhebliche Nebenwirkungen von
kann. Eine synergistische Wirkung der ß-Blocker kann auch
Amiodaron in der Langzeittherapie (u.a. Hyper-/Hypothyreose,
bei Vorliegen einer KHK und/oder einer arteriellen Hypertonie
Hornhauteinlagerungen, Photosensibilisierung und Lungenerzielt werden.
fibrose) sollten aber zu einer sorgfältigen Abwägung des Einsatzes führen.
Kalziumantagonisten
Verapamil und Diltiazem, zwei Nicht-Dihydropyridin-Kalziumantagonisten, eignen sich ebenfalls zur Kammerfrequenzkontrolle. Aufgrund der Gefahr höhergradiger Leitungsblockaden
sollten sie nicht regelhaft mit Betablockern kombiniert werden.
Ihre vasodilatatorische Komponente kann zu arterieller Hypotension führen. Die negativ inotrope Wirkung macht sie zudem
für die Therapie bei fortgeschrittenen Stadien der Herzinsuffizienz weniger geeignet.
Digitalispräparate
Digitalispäparate weisen eine schwächere negativ dromotrope
Wirkung auf als Betablocker oder Kalziumantagonisten, haben
jedoch den Vorteil, dass sie nicht den Blutdruck durch periphere Vasodilatation senken. Daher macht ihr Einsatz besonders bei Herzinsuffizienz Sinn. Die Kammerfrequenzsenkung
bei erhöhter sympathischer Aktivierung, z.B. bei körperlicher
Belastung, ist allerdings gering, sodass sie für jüngere, herzgesunde Patienten weniger geeignet sind [24]. Es gilt, die
überwiegend renale (Digoxin) bzw. hepatische Elimination
(Digitoxin) zu berücksichtigen.
Klasse-III-Antiarrhythmika
Sotalol weist Betablocker-Wirkung und eine Klasse-III-Wirkung
auf. Zu berücksichtigen ist, dass die Betablocker Wirkung bei
niedrigeren Plasmaspiegeln eintritt als die Klasse-III-Wirkung.
Darüber hinaus sind gravierende Nebenwirkungen, v.a. polymorphe ventrikuläre Tachykardien, zu befürchten, die insbesondere bei Frauen und eingeschränkter Nierenfunktion gehäuft auftreten. Regelmäßige QT-Dauer-Bestimmungen sind
notwendig. Daher sollte Sotalol nicht als reiner Betablocker
wahrgenommen und nicht zur Frequenzkontrolle eingesetzt
werden.
Bei Neigung zur arteriellen Hypotonie bzw. therapierefraktären Tachykardie kann auch Amiodaron aufgrund seiner
negativ dromotropen Wirkung zur Kammerfrequenzkontrolle
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Abb. 2 Ablation von Vorhofflimmern. 24-jähriger Patient mit dilatativer Kardiomyopathie und chronisch paroxysmalem VHF seit 2001. Im
Rahmen von tachykarden Episoden kam es rezidivierend zu inadäquaten Schockabgaben des sekundärpräventiven implantierten Cardioverter-Defibrillators (ICD). Die Abbildung zeigt die dreidimensionale
Darstellung der Anatomie des linken Vorhofs von dorsokranial mit
einem magnetischen Katheter-Navigationsverfahren. Die septalen
Pulmonalvenen sind als grüne, die lateralen Venen als rote Röhren dargestellt. Jede Ablationsläsion ist als roter Punkt abgebildet. Zunächst
wurden die Pulmonalvenenmündungen und ein Teil des angrenzenden
Vorhofs (Pulmonalvenen-Antrum) elektrisch isoliert. Zusätzlich wurde
eine Dachlinie angebracht, die beide Areale verbindet.
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Abbildung 3
Rhythmuskontrolle
Keine/minimale
Herzerkrankung
Arterielle
Hypertonie
Koronare
Herzerkrankung
Herzinsuffizienz
(Sotalol)
Amiodaron
Ausgeprägte
LV-Hypertrophie
Nein
Flecainid
Propafenon
Sotalol
Amiodaron
Ablation
Ja
Flecainid
Propafenon
Sotalol
Amiodaron
Ablation
Amiodaron
Ablation
Amiodaron
Ablation
Ablation
Abb. 3 Behandlungspfad zur Rhythmuskontrolle (modifiziert nach [9]). Abhängig von Begleiterkrankungen wird auf der ersten Stufe ein differenzierter pharmakologischer Behandlungsversuch unternommen. Bei Ineffizienz steht als zweite Therapieoption eine Amiodarontherapie oder die
Katheterablation zur Verfügung. Mit Ausnahme der Patientengruppe mit Herzinsuffizienz kann bei den anderen Patienten zukünftig eine Therapie
mit Dronedarone erwogen werden.
Mit Dronedaron als Wirkstoff wird Mitte 2009 ein Präparat
zur Verfügung stehen, das vom Wirkungsmechanismus dem
Amiodaron in vielen Belangen entspricht, jedoch nicht die
Nebenwirkungen von Amiodaron aufweist. Erste Studien zur
Frequenzkontrolle bei VHF zeigen eine gute Wirksamkeit mit
einer Reduktion der Kammerfrequenz um 10—20 Schläge/min
in Ruhe und unter Belastung [25]. Hierbei sind jedoch Einschränkungen bei der Herz- und Niereninsuffizienz zu beachten (vgl. Abschnitt Rhythmuskontrolle).
Insgesamt kann mit einer Monotherapie nur bei ca. der
Hälfte der Patienten eine adäquate Frequenzkontrolle erreicht
werden [11], sodass häufig eine Kombinationstherapie erforderlich ist. Selbst unter Kombination dreier Medikamente mit
negativ dromotroper Wirkung konnte eine adäquate Frequenzkontrolle letztlich allerdings nur bei ca. 80% der Patienten erreicht werden [10]. Die tatsächliche Erfolgsrate im klinischen
Alltag kann als deutlich geringer erwartet werden. Im Einzelfall
können daher weitere Therapieoptionen erwogen werden.
Katheterablation zur Kammerfrequenzkontrolle
Bei der AV-Knoten-Modulation kann mithilfe einer Katheterverödung die Refraktärzeit des AV-Knotens verlängert und die
Kammerfrequenz gesenkt werden. Die Methode hat zurzeit nur
einen geringen Stellenwert, da die Frequenzkontrolle unter
Belastung unzureichend ist [26, 27].
Die His-Bündel-Ablation mit vorheriger/anschließender
Implantation eines VVI-Schrittmachers ist mit geringem prozeduralem Aufwand und wenigen Komplikationen verbunden
[28]. Nachteil dieser Methode ist die permanente Schrittmacherabhängigkeit des Patienten. Die His-Bündel-Ablation kann
im Einzelfall dann sinnvoll werden, wenn der Verdacht besteht,
70
dass durch länger andauerndes tachykardes VHF eine Tachykardiomyopathie entstehen könnte oder eine vorbestehende
Herzschwäche verstärkt wird [29]. Da durch die rechtsventrikuläre Schrittmacherstimulation mit Linksschenkelblock-Morphologie die Pumpfunktion langfristig beeinträchtigt werden
kann, sollte die prophylaktische Implantation eines biventrikulären Schrittmachersystems nach His-Bündel-Ablation bei
einer vorbestehenden Ejektionsfraktion unter 35% erwogen
werden [30].
Körperliches Training
Regelmäßiges körperliches Training erhöht den Vagotonus und
übt so negativ dromotrope Wirkungen auf den AV-Knoten aus.
Ein regelmäßiges moderates Training zweimal pro Woche kann
bei älteren Patienten mit VHF zu einer mittleren Senkung der
Kammerfrequenz im Langzeit-EKG um 12% führen [31]. Auch
im Belastungs-EKG sank auf jeder Belastungsstufe die Herzfrequenz nach viermonatigem Training um ca. 10% [31]. Daher
kann körperliches Training als kostengünstige und effiziente
Option zur Kammerfrequenzkontrolle bei VHF im Einzelfall
erwogen werden.
Rhythmuskontrolle
Eine Rhythmuskontrolle dient in erster Linie der Verbesserung
der Lebensqualität und Belastbarkeit, da bislang kein prognostischer Vorteil für eine Rhythmuskontrolle nachgewiesen werden konnte. Daher sollte insbesondere bei asymptomatischen
Patienten nicht regelhaft eine Rhythmuskontrolle erfolgen.
Ausnahme bildet das erstmalig aufgetretene VHF, bei dem die
weitere Dynamik des Auftretens von Rezidiven noch nicht
vorhersehbar ist.
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Abbildung 4
Paroxysmales VHF
Persistierendes VHF
Permanentes VHF
Abb. 4 Differenziertes
Behandlungskonzept
von VHF.
Einschätzung thromboembolisches Risikoprofil (z.B. CHADS2)
Versuch der Frequenzkontrolle
wurde bei ihrem Einsatz
zur VHF Rezidivprophyla(Klasse-I-AA)
xe
bei Patienten mit koro· Antiarrh. Dauertherapie
(Betablocker/Klasse I-AA/
narer
Herzerkrankung
(β-Blocker/Klasse-I-AA/Amiodaron)
Amiodaron)
eine
erhöhte
Mortalität
· (AT-1-RB/ACEI)
· (AT-1-RB/ACEI)
beobachtet [39]. Daher
kommen Klasse-I-Antiarrhythmika
bei Vorliegen
Ablation
einer organischen Herzerkrankung zur VHF-Rezidivprophylaxe
nicht zum
Pharmakologische Therapie
Einsatz.
(die häufig zuvor ineffizient war)
Im Allgemeinen sollte
bei erstmaligem Auftreten
von VHF und Unkenntnis
Ablation
Rezidiv häufig Vorhofflattern/ektope Tachykardien/Reentry-Tachykardien
über die weitere Dynamik
der Rezidivhäufigkeit
nicht regelhaft eine antiarrhythmische Rezidivprophylaxe initiiert werden. Ist sie jeVHF einer Dauer < 48 h kardiovertiert in > 50% der Fälle
doch geplant, kann mit steigender Effizienz nach sorgfältiger
spontan [32]. Daher kann bei moderat symptomatischen PatiAnalyse der Komorbidität eine Therapie mit einem Betablocker,
enten mit neu aufgetretenem VHF < 48 h unter Kontrolle der
Klasse-I- oder Klasse-III-Antiarrhythmikum eingeleitet werden
Kammerfrequenz und Heparinisierung zunächst zugewartet
[40].
werden. Allerdings ist aufgrund häufig asymptomatischer VHF
Die breite Anwendung von Amiodaron zur RezidivprophyPhasen manchmal der exakte Beginn des VHF nicht sicher
laxe wird allerdings durch die zum Teil schweren extrakardiabestimmbar.
len Nebenwirkungen begrenzt (siehe Abschnitt FrequenzkontDigitalispräparate kardiovertieren nicht [33]. Bei fehlender
rolle). Proarrhythmien sind unter Amiodaron selten, während
Spontankardioversion ist eine elektrische Kardioversion unter
unter Sotalol in bis zu 5% der Fälle über QT-Verlängerungen
tiefer Sedierung oder Kurznarkose schnell, einfach und effiziund polymorphe ventrikuläre Tachykardien berichtet wird
ent [34]. Dabei bietet eine pharmakologische Kardioversion
[41].
den Vorteil, dass keine Kurznarkose erforderlich ist. Da jedoch
Ein neues Klasse-III-Antiarrhythmikum, Dronedaron, konnalle antiarrhythmischen Medikamente eine — wenn auch unte in placebokontrollierten Studien die Rezidivrate bei paroxysterschiedlich stark ausgeprägte — proarrhythmische Kompomalem VHF signifikant senken [42]. Dabei traten keine der
nente aufweisen, sollte bei ihrem Einsatz das Risiko einer
unter Amiodaron bekannten Nebenwirkungen auf. Vergleichende
ventrikulären Proarrhythmie bedacht werden und der KardiStudien zur Wirksamkeit liegen noch nicht vor. Zunächst wird
oversionversuch mit einem mehrstündigen Monitoring unter
der Einsatz der Substanz bei herzinsuffizienten Patienten allerEKG-Kontrolle einhergehen. Die orale oder intravenöse Gabe
dings noch kritisch zu betrachten sein, da eine erhöhte Sterbvon Klasse-Ia -, Klasse-Ic - oder Klasse-III–Antiarrhythmika
lichkeit in den ersten zwei Monaten nach der Therapieeinleitung
kann bei 60—90% der Patienten einen Sinusrhythmus wiederbeobachtet wurde. Diese war durch eine Verschlechterung der
herstellen, wenn die VHF-Dauer unter 48 h liegt. Bei längerer
Herzinsuffizienz bedingt. Hierbei spielten u.a. steigende NieVHF-Dauer ist nur noch mit einer Effizienz von 15—30% der
renretentionswerte mit nachfolgendem Absetzen oder ReduktiFälle zu rechnen [35—38].
on der Dosis von ACE-Hemmern oder AT-Rezeptorantagonisten
Die Wahrscheinlichkeit, mit einem Antiarrhythmikum VHF
eine Rolle [43].
zu kardiovertieren, ist geringer, als mit demselben Medikament
Neben der pharmakologischen antiarrhythmischen Therapie,
eine effiziente Rezidivprophylaxe durchzuführen. Daher kann
die insbesondere die elektrischen Determinanten der Rhythauch bei fehlender pharmakologischer Kardioversion das zuvor
musstörung behandeln, sollte die Behandlung der begleitenden
ineffiziente Antiarrhythmikum zur Rezidivprophylaxe appliund z.T. das VHF begünstigenden Erkrankungen wie v.a. arteziert werden. Hierbei ist jedoch immer zu berücksichtigen,
rieller Hypertonie, Herzinsuffizienz und Diabetes mellitus nicht
dass viele Antiarrhythmika potenziell proarrhythmisch sind.
vernachlässigt werden. Obschon keine Monokausalität zwischen
Dies trifft im Besonderen auf Klasse-I-Antiarrhythmika zu. So
· Antiarrh. Bedarfstherapie
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· TEE + Kardioversion
· Antiarrh. Dauertherapie
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diesen Erkrankungen und dem Auftreten von VHF besteht, kann
auf eine Kontrolle dieser Erkrankungen, die alle das atriale
Substrat von VHF beeinflussen, nicht verzichtet werden. Eine
zentrale Rolle spielt hier die atriale Fibrose. Diese tritt zum einen
bei VHF selbst auf als auch bei den genannten Erkrankungen
[44, 45]. Die inselartige Bildung von elektrisch isolierenden
Narben im Vorhof begünstigt dabei das Auftreten von elektrischen Kreiserregungen. So konnte in retrospektiven und
ersten prospektiven Untersuchungen nachgewiesen werden,
dass eine Therapie mit ACE-Hemmern oder AT1-Rezeptor-Antagonisten das Auftreten von VHF vermindert [46, 47]. Weitere
prospektive Studien werden derzeit hierzu im Kompetenznetzwerk VHF durchgeführt [48].
Grundsätzlich ist die Beurteilung der Rezidivhäufigkeit bei
VHF aufgrund der vielen asymptomatischen Episoden und
unterschiedlichen Monitoring-Verfahren schwierig. In zwei
Untersuchungen wurde daher während einer antiarrhythmischen Rezidivprophylaxe täglich telemetrisch mindestens ein
EKG abgeleitet, sodass die erfassten Rezidivraten der klinischen
Realität sehr nahe kommen. Bemerkenswert war dabei, dass ca.
50—70% aller VHF-Rezidive asymptomatisch waren [5, 6].
Katheterablation zur Rhythmuskontrolle
Der Ablation kommt als Therapieoption bei VHF zunehmende
Bedeutung zu. Inzwischen kann sie bereits nach einem gescheiterten pharmakologischen antiarrhythmischen Therapieversuch erwogen werden (Abb. 2) [9].
Die Ablationsstrategien, die im Laufe der Zeit entwickelt
wurden, orientieren sich in erster Linie an der hervorragenden
Bedeutung des linken Vorhofs für die Entstehung und Aufrechterhaltung von VHF. Hierbei sind Ablationen der VHF
auslösenden atrialen Extrasystolen v.a. aus den Pulmonalvenen
der Grundbestandteil jeder VHF-Ablation (Triggerelimination).
Insbesondere bei chronisch persistierendem und permanentem
VHF spielt zusätzlich das atriale Substrat für Kreiserregungen
(z.B. Fibrose) eine wichtige pathophysiologische Rolle, sodass
ggf. erweiterte Ablationen dieses VHF-Substrats im linken
Vorhof vorgenommen werden müssen (atriale Substratmodifikation) [49]. Hierbei kommen dreidimensionale Mappingsysteme zur Anwendung.
Unter Einbezug mehrfacher Ablationsprozeduren und verschiedener Formen des VHF (paroxysmal, persistierend, permanent) liegt Sinusrhythmus ein Jahr nach Ablation von VHF
in etwa 76% der Fälle vor, wobei bei 24% ein zuvor ineffektives
Antiarrhythmikum zur Aufrechterhaltung des Sinusrhythmus
benötigt wurde [53]. Mitunter sind jedoch wiederholte Ablationen notwendig, um einen ausreichenden klinischen Erfolg
zu erzielen. Der hohen Effizienz der Ablation stehen relevante
Komplikationsraten von bis zu 6% gegenüber, die eine sorgfältige Auswahl der Patienten sowie die Durchführung in Zentren
mit ausreichender Erfahrung notwendig machen [53].
Frühe VHF-Rezidive treten in den ersten zwei bis drei
Monaten nach einer Ablation in bis zu 45% der Fälle auf und
sollten in der Regel zunächst konservativ behandelt werden,
da in einigen Fällen bei längerer Nachbeobachtung keine
weiteren Arrhythmien auftreten [9]. Hierbei scheinen eine
Erholung der Pulmonalvenenleitung und/oder inflammato-
72
rische Prozesse nach Hochfrequenzstromablation eine Rolle
zu spielen. Insbesondere bei chronisch persistierendem VHF
kann jedoch im Einzelfall versucht werden, bei VHF-Rezidiven
nach Erstablation mit Antiarrhythmika, die vor der Ablation
nicht mehr effizient waren, erfolgreich den Sinusrhythmus
aufrechtzuerhalten (Hybridansatz).
Rezidive nach VHF-Ablationen können durch atypisches
linksatriales Vorhofflattern oder ektope atriale Tachykardien
bedingt sein, die häufig regelmäßig und schnell auf die Kammern übergeleitet werden. Diese Tachykardien sind pharmakologisch schwer zu behandeln. Da es sich um umschriebene
Pathologien im linken oder rechten Vorhof handelt und die
Entstehung einer Tachykardiomyopathie durch die anhaltend
hohen Frequenzen begünstigt wird, sollte in refraktären Fällen
eine gezielte Ablation erfolgen.
Erste Analysen zur vergleichenden Effizienz einer Ablation
oder pharmakologischen antiarrhythmischen Rhythmuskontrolle bei VHF weisen auf eine tendenzielle Überlegenheit der Ablation hin [54, 55]. Angesichts der noch begrenzten Fallzahl und
der Beschränkung auf hoch spezialisierte Zentren können diese Ergebnisse derzeit nicht verallgemeinert werden.
Abb. 5 fasst in Modifikation die derzeit empfohlene Behandlungsstrategie zur Rhythmuskontrolle bei VHF zusammen [9].
Zusammenfassung
Die multimodale Therapie der chronischen Volkserkrankung
VHF stellt eine Herausforderung an den Arzt dar. Abb. 4 fasst
grafisch ein Behandlungskonzept zusammen. Wichtigstes Ziel
ist die Verhinderung von Thromboembolien. Hierzu ist eine
sorgfältige Analyse der thromboembolischen Risikofaktoren
notwendig, die regelmäßig wiederholt werden sollte. Die Entscheidung zur Frequenz- vs. Rhythmuskontrolle ist abhängig
von der subjektiven Symptomatik des Patienten. Derzeit gibt
es keine sicheren Hinweise für eine prognostische Überlegenheit der Aufrechterhaltung des Sinusrhythmus. Interventionelle
Verfahren der Katheterablation ermöglichen bei hochsymptomatischen Patienten eine effiziente Verbesserung der Lebensqualität. Eine individuelle Risiko-Nutzen-Analyse sollte jedoch
erfolgen. Die Behandlung von Begleiterkrankungen wie arterielle Hypertonie und Herzinsuffizienz sowie Diabetes mellitus
ist wesentlicher Bestandteil einer differenzierten VHF-Therapie.
Unabhängig davon scheint die antifibrotische Therapie mit
ACE-Hemmern oder AT1-Antagonisten bei VHF den Progress
der Erkrankung günstig zu beeinflussen.
Literatur unter www.cardiovasc.de
Korrespondenzanschrift:
Prof. Dr. med. Patrick Schauerte
Medizinische Klinik I
Kardiologische Abteilung
Pauwelstrasse 30
D-52074 Aachen
E-Mail: [email protected]
CARDIO VASC
2009 | 3
©
Urban & Vogel
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