von Jürgen Blind - HvO Kraichgau West

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Deutsches Rotes Kreuz e.V.
Grundlagen
Psychosoziale Notfallversorgung
Begriff PSNV
Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV)
= Oberbegriff aller Maßnahmen
Grundlagen PSNV
Folie 2
DRK e.V.
Struktur der PSNV
PSNV
Oberbegriff aller Maßnahmen
Zielgruppe
Titel
Ziel / Aufgabe
Namen
Grundlagen PSNV
Folie 3
Betroffene
Krisenintervention
Einsatzkräfte
(Psychosoziale Akuthilfen /
Notfallbegleitung)
Einsatzkräftenachsorge
Hilfe in Akutlagen
Prävention / Nachsorge
KIT, NND, NFB, NFS
EKNT, SBE, CISM, PSAP
DRK e.V.
Einsatzindikationen der
Psychosozialen Notfallversorgung
Not-, Unglücksfälle und Gewalttaten
Massenanfall von Verletzten
Großschadensereignisse
Katastrophen
Sonstige außergewöhnliche Ereignisse
und Krisenfälle
Grundlagen PSNV
Folie 4
DRK e.V.
Psychosoziale Maßnahmen für Betroffene
Menschen werden durch plötzlich
eintretende Not- und Unglücksfälle aus der
Normalität ihres Lebens herausgerissen.
Die Maßnahmen der PSNV zielen auf:
Bewältigung der kritischen
Lebensereignisse
Bewältigung der psychosozialen
Belastungen
Grundlagen PSNV
Folie 5
DRK e.V.
Definition „Psychische Krise“
Psychische Krise
Überforderung eines Menschen
Betroffener kann Ereignisse nicht mehr adäquat bewältigen
Schwierige
Situation,
Problem,
Herausforderung
Grundlagen PSNV
Folie 6
Stress,
+
Angst
=
Persönliches
Problem
+
Subjektiv
empfundene
Ausweglosigkeit
Krise,
=
Zusammenbruch des
Steuerungssystems,
Panik
DRK e.V.
Mögliche Reaktionen in akuten Krisensituationen
Gedanken
an Verunglückte(n), Alleinsein, Zukunft
Gefühle
Angst, Hilflosigkeit, Misstrauen, Schuldgefühle
Körperliche Empfindungen
Übelkeit, Herzrasen, Zittern, Starre, Blässe, Schwächeanfall
Verhalten
Weinen, Lachen, Schreien, Aggressionen, Überaktivität, Lähmung,
„Nicht-wahr-haben-wollen“, Frage nach dem „Warum?“
Grundlagen PSNV
Folie 7
DRK e.V.
Mögliche Reaktionen in akuten Krisensituationen
Die möglichen Reaktionen bewegen sich zwischen zwei Polen:
übererregt-hyperaktiv
extrovertiert: Gefühle werden herausgelassen
tiefe Hilflosigkeit und Angst als Ursache
apathisch / versteinert / geschockt
introvertiert: scheinbar gefühlskalt und teilnahmslos
unfähig etwas zu fühlen; innere Lähmung
Grundlagen PSNV
Folie 8
DRK e.V.
Mögliche Reaktionen in akuten Krisensituationen
Reaktionen der Betroffenen auf eine Krise sind individuell
verschieden.
In den Reaktionen der Betroffenen spiegeln sich verschiedene
religiöse, kulturelle und individuelle Bedürfnisse, mit denen der
Helfer sehr sorgsam umgehen sollte.
Alle Reaktionen der Betroffenen sind normal und natürlich.
Grundlagen PSNV
Folie 9
DRK e.V.
Aufgaben der psychosozialen Akuthilfe für Betroffene
Begleitung und Betreuung
Information im Sachzusammenhang
Aktivierung des sozialen Netzes
Organisation weiterführender Hilfen
Unterstützung und Hilfe bei
organisatorischen Aufgaben
Keine Therapie!
Grundlagen PSNV
Folie 10
DRK e.V.
Maßnahmen der psychosozialen Akuthilfe für
Betroffene
„Da sein!“
Gesprächsangebot
Schaffung eines geschützten Rahmens
(Setting)
Situatives Ermöglichen der
Abschiednahme und Begleitung
Rituale unter Berücksichtigung der
religiösen, kulturellen und individuellen
Bedürfnisse ermöglichen
Organisation weiterführender Hilfen
Grundlagen PSNV
Folie 11
DRK e.V.
Kommunikation in Krisensituationen
Grundhaltung
Wertschätzung:
bedingungslose positive Wertschätzung des Betroffenen
Empathie:
Einfühlsames Verstehen der Welt und der Probleme aus der
Sicht der / des Betroffenen
Echtheit:
Echtheit, Wahrhaftigkeit gegenüber dem Betroffenen
Grundlagen PSNV
Folie 12
DRK e.V.
Für die Betroffenen „da sein“
Geschützten Rahmen für Betroffene
herstellen
Betroffenen Gesprächsangebot machen
Betroffenen Orientierung vermitteln
Betroffene emotional stabilisieren
Aktivierung sozialer Ressourcen bzw.
psychosozialer Betreuungsangebote für
Betroffene
Grundlagen PSNV
Folie 13
DRK e.V.
Grenzen der psychosozialen Akuthilfe für Betroffene
Akute Suizidalität
Medizinische, pflegerische oder psychiatrische Hilfebedürftigkeit
Betroffene lehnen eine Begleitung durch PSNV-Kräfte ab
Alarmierungswege außerhalb von BOS
Einbezug spezifischer weiterführender Unterstützung
Grundlagen PSNV
Folie 14
DRK e.V.
Definition „Psychiatrischer Notfall“
Akut auftretende psychische Störung,
die sofortiger Maßnahmen bedarf,
um schwerwiegende Folgen für den
Patienten oder seine Umgebung
abzuwenden.
Grundlagen PSNV
Folie 15
DRK e.V.
Häufige psychiatrische Notfallsituationen
Suizidalität
Akute paranoid-halluzinatorische Psychosen
Stupor (gewissermaßen „starr vor Schreck“)
Delir (Entzug, Intoxikation)
Verwirrtheit und Desorientiertheit
Erregungszustand
Sofort weiterführende Hilfe hinzuziehen!
Grundlagen PSNV
Folie 16
DRK e.V.
Suizidalität
Die Tatsache, dass ein Mensch
Selbsttötungsabsichten anspricht, macht
das Risiko hierfür nicht geringer.
80% der Suizide werden angekündigt.
Auslöser ist fast immer eine akute Krise.
Bei 30% der Suizidversuche
gibt es später erneut suizidale Krisen.
Grundlagen PSNV
Folie 17
DRK e.V.
Definition „Trauma“
Trauma
Erlebtes oder beobachtetes Ereignis konfrontiert eine Person mit
tatsächlichem oder drohenden Tod,
ernsthafter Verletzung,
Gefahr der eigenen körperlichen Unversehrtheit,
Gefahr der körperlichen Unversehrtheit anderer
Reaktion der Person: Furcht, Hilflosigkeit, Entsetzen
Grundlagen PSNV
Folie 18
DRK e.V.
Akute Belastungsreaktion
Vorübergehende Störung als Reaktion auf eine
außergewöhnliche physische oder psychische Belastung
Symptome
zum Beispiel:
• Wiedererleben des traumatischen Ereignisses
• Übererregtheit
• Schlafstörungen
• Verändertes Essverhalten
• Verhaltensänderungen
Grundlagen PSNV
Folie 19
DRK e.V.
Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Verzögerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis oder eine
Situation mit außergewöhnlicher Bedrohung oder
katastrophenartigem Ausmaß
Löst Verzweiflung aus
Beginn der PTBS folgt dem Trauma mit Latenz, die wenige
Wochen bis mehrere Monate dauern kann
Heilung kann meist erwartet werden
Grundlagen PSNV
Folie 20
DRK e.V.
Stress bei Einsatzkräften
Menschen reagieren individuell auf Stress.
Jeder Mensch hat eine unterschiedliche Stressresistenz.
Die Beurteilung des Einsatzes ist für das Ausmaß der
Stressbelastung entscheidend.
Stress kann schädlich und belastend sein, wenn er
• im Übermaß vorhanden ist,
• nicht mehr abgebaut werden kann oder
• Einsätze unverarbeitet bleiben.
Grundlagen PSNV
Folie 21
DRK e.V.
Stressverlauf
Grundlagen PSNV
Folie 22
DRK e.V.
Physiologische Belastungen / Stressoren im Einsatz
Alarmierung
Art des Einsatzes
Anfahrt
(Unfallrisiko, Anfahrtsweg, Eile)
Situation vor Ort
(optische, akustische, hygienische
Bedingungen, Witterung und räumliche
Umstände)
Besondere Gefahren
(Feuer, Absturz, Einsturz, Atemgifte)
Grundlagen PSNV
Folie 23
DRK e.V.
Individualpsychologische Belastungen / Stressoren
im Einsatz
Verantwortung für menschliches Leben
Kontrollverlust, Hilflosigkeit, Ausweglosigkeit
Wissen um mangelnde Kompetenz
Informationsmangel
Anspruchsdenken
Fehler
Grundlagen PSNV
Folie 24
DRK e.V.
Sozialpsychologische Belastungen / Stressoren
im Einsatz
Klientel (Kinder, Ältere, Drogenabhängige usw.)
Angehörige, Freunde
Zuschauer, „Gaffer“
Augenzeugen
Verursacher
Vorgesetzte
Kollegen
Grundlagen PSNV
Folie 25
DRK e.V.
Kurzfristige Stressreaktionen nach dem Einsatz
Aktivitätsüberschuss
starke emotionale Anspannung
auffallender Rededrang
übertriebenes Lustigsein
Erschöpfungszustand
Einschlafprobleme
Dauer: wenige Minuten oder Stunden
Grundlagen PSNV
Folie 26
DRK e.V.
Öffnende Bewältigungsstrategien
Einsatznachgespräche
Erzählen und sich etwas von der Seele
reden
Eindrücke ausdrücken und das Erlebte
aufschreiben
Sich erinnern und konfrontieren
Öffnende Bewältigungsstrategien helfen das
Erlebte zu integrieren.
Grundlagen PSNV
Folie 27
DRK e.V.
Schützende Bewältigungsstrategien
Mentale Vorbereitung
Verständlichkeit
Kontrolle
Leistungsgrenzen
Fragmentierung, Rationalisierung
Schwarzer Humor, Zynismus, Sprüche klopfen, Berufsjargon
Schützende Bewältigungsstrategien helfen zur Distanzierung vom
Erlebten.
Grundlagen PSNV
Folie 28
DRK e.V.
Stabilisierende Bewältigungsstrategien
Ordnung schaffen
Kontrolle gewinnen
Sinnhaftigkeit für sich selbst gewinnen
Körperliche Betätigung
Sich etwas Gutes tun
Sich ablenken
Sich ausruhen als Gegenpol zum Erleben innerer Unruhe
Stabilisierende Bewältigungsstrategien helfen den Alltag zu
bewältigen und in die Normalität zurückzufinden.
Grundlagen PSNV
Folie 29
DRK e.V.
Vorbereitet sein: Persönliche Ressourcen
Was hält mich gesund inmitten der hohen Belastung?
Emotionale
Ressourcen
Verhaltensbezogene
Ressourcen
Gedankliche
Ressourcen
Körperliche
Ressourcen
Grundlagen PSNV
Folie 30
DRK e.V.
Schutzfaktoren
Psychische Stabilität
Intaktes soziales Umfeld
Körperliche Fitness und Kondition
Gute Ausbildung, Berufserfahrung
Realistische Einschätzung der eigenen
Kompetenz
Gute Führung, Teamwork, Kollegialität
Grundlagen PSNV
Folie 31
DRK e.V.
Angebot der PSNV im Stadt und Landkreis Heilbronn
Der Rettungsdienst ist bei einem Notfall mit seinen Aufgaben
gebunden. Für die Angehörigen hat er in diesem Moment wenig Zeit.
Für sie da zu sein, das ist die Aufgabe der Notfallnachsorge.
PSNV im
Stadt und Landkreis Heilbronn:
Notfallnachsorgedienst NND und
Einsatznachsorgedienst END
Heilbronn.
DRK e.V.
Folie 32
Notfallnachsorgedienst / Einsatznachsorgedienst
Worin besteht der Unterschied zwischen Notfallnachsorgedienst NND
und Einsatznachsorgedienst END ?
Der NND kümmert sich um Unverletzte, Betroffene, Angehörige und
Augenzeugen eines plötzlich eingetretenen Notfalls.
Beim END geht es um die Hilfe für die Helfer.
Wenn Einsatzkräfte einen schweren Einsatz hatten, der emotional
sehr anstrengend war oder in dessen Verlauf es zu Problemen kam.
DRK e.V.
Folie 33
Herzlichen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
DRK e.V.
Folie 34
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