Forschung fördern – Innovation leben

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Forschung fördern – Innovation leben
Asklepios Kliniken Hamburg 2012
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Asklepios Kliniken Hamburg bieten ihren Patienten
schung und moderne Technologien, sondern auch in die konti-
hochwertige und innovative medizinische Versorgung: Kompe-
nuierliche Aus-, Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter.
tente, schonende Diagnostik und die Anwendung modernster
Wir verstehen uns als Impulsgeber für unsere Fachkräfte und
Behandlungsmethoden beschleunigen Heilungsprozesse und
motivieren sie, stets ihr Bestes zu geben und sich aktiv einzu-
führen zu nachhaltiger Gesundung. Damit tragen wir zur
bringen. Besonders stolz sind wir auf die ersten Absolventen der
Lebensqualität unserer Patienten bei. Dies setzt kontinuierliche
Asklepios Medical School, die ihre Arztausbildung im Juli 2012
Entwicklung voraus. Wir fördern eigenfinanzierte Innovationen
erfolgreich abschließen werden.
in den Bereichen medizinische Qualität, medizinische Forschung,
Krankenhausinfrastruktur sowie Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Liebe Leserin, lieber Leser, auf den folgenden Seiten erhalten
Die Zielsetzung „Innovation“ ist somit sowohl ein Indikator für
Sie einen Überblick über einige unserer erfolgreichen innovativen
ethisches und wissenschaftliches als auch für wirtschaftliches
Leistungen, Angebote und Langzeitprogramme der vergange-
Handeln zum Wohle der Patientinnen und Patienten.
nen zwei Jahre. An dieser Stelle danke ich unseren Mitarbeitern
Die Realisation effektiver medizinischer Forschung, moderner
für ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohle unserer Patienten.
für ihre Kreativität und Arbeit im Dienste der Innovation sowie
Behandlungskonzepte und zukunftsweisender Projekte erfordert erhebliche finanzielle Mittel, die durch das erfolgreiche
medizinische und wirtschaftliche Konzept der Asklepios Kliniken Hamburg zur Verfügung gestellt werden können.
PETER OBERREUTER,
Innovation bedeutet, Brücken zu bauen, um langfristig hoch-
Asklepios Kliniken Hamburg GmbH
Sprecher der Geschäftsführung
wertige und zukunftsweisende medizinische Versorgung – und
das ist uns wichtig – in allen unseren Kliniken und Dienstleistungsbetrieben zu ermöglichen. Eine tragfähige Grundlage
erfordert aber nicht nur Investitionen in medizinische For-
ASKLEPIOS
Medizinischer Fortschritt auf Erfolgskurs
Neue Behandlungswege dienen dem Wohl des Patienten – Peter Oberreuter,
Professor Dr. Carolin Tonus, Cornelia Wolf und Professor Dr. Norbert Schmitz
über klinische Forschung und Innovationen in der Medizin.
Was bedeutet Innovation bei Asklepios?
dieses innovative Projekt auf die Beine zu stellen. Die Mittel für
Peter Oberreuter: „Wir wollen unseren Patienten innovative
dafür vom Unternehmen bereitgestellt. Heute gehören wir zu
Behandlungsmethoden anbieten und damit eine Führungsrolle
den fünf größten Transplantationszentren in Deutschland.“
die notwendigen Investitionen und Behandlungskosten wurden
übernehmen. Innovation ist gleichzeitig ein sehr wichtiger Faktor für die Rekrutierung von Nachwuchskräften und für die Bin-
Wie kommt die Forschungsförderung bei den Mitarbeitern an?
dung etablierter Führungskräfte. Hervorragende Mediziner sind
bereit, die Zukunft aktiv zu gestalten. Dazu gehört einerseits,
Professor Dr. Carolin Tonus: „Die Förderung wird bei den
neue Behandlungswege in den Kliniken zu etablieren, anderer-
Mitarbeitern sehr positiv aufgenommen. Ich war 18 Jahre bei
seits Forschung zu betreiben. Wenn es auf einem Gebiet eine
einem kommunalen Träger tätig – dort war so etwas nicht denk-
Innovation gibt, die wir bei uns einführen wollen, und diese
bar. Es ist sehr angenehm, für ein Unternehmen zu arbeiten, das
wird nicht von den Kostenträgern bezahlt, führen wir sie trotz-
Forschung in dieser Form fördert. Die Möglichkeiten, die man
dem in begrenztem Umfang ein.“
hier als Arzt hat, sind nicht selbstverständlich. Darum beneiden
uns viele. Ich habe eine Idee, von der ich glaube, dass sie unse-
Wie hoch sind die Investitionen in Innovationen in den Hamburger
ren Patienten Vorteile bringt. Es geht um die Bestrahlung am
Asklepios Kliniken?
offenen Bauch. Dabei handelt es sich um eine Methode, die
Chirurgen kontrovers diskutieren und wir gegebenenfalls in
Peter Oberreuter: „Zwischen 2005 und 2011 haben wir aus
einer geförderten Studie zur Anwendung bringen werden.“
eigenen Mitteln mehr als 250 Millionen Euro in Struktur, in
Geräte, neue technische Verfahren und in die Ausbildung unse-
Cornelia Wolf: „Seit der Teilprivatisierung ist das Forschungs-
rer Mitarbeiter investiert. Seit 2007 unterstützen wir unsere
volumen bei uns deutlich gestiegen – vor allem bei den Projek-
Ärzte außerdem mit unserer Forschungsförderung in Höhe von
ten unserer eigenen Mitarbeiter, also der industrieunabhängigen
zwei Prozent des operativen Unternehmensgewinns. Seitdem
Forschung. So betreiben wir patientennahe Forschung, die direkt
haben wir für Forschungsaktivitäten unserer Mitarbeiter mehr
aus der Praxis kommt. Rund 60 Projekte pro Jahr werden von
als sechs Millionen Euro bereitgestellt.“
unseren Mitarbeitern initiiert, ein Drittel davon wird durch die
Forschungsförderung ermöglicht.“
Professor Dr. Norbert Schmitz: „Ein Beispiel: Als Asklepios
den LBK 2005 übernahm, wollten wir allogen transplantieren,
Peter Oberreuter: „Wir waren in der Außenkommunikation
um Patienten mit Leukämien und Lymphomen besser behan-
über unsere Forschungsaktivitäten bisher eher zurückhaltend,
deln zu können. Herr Oberreuter und ich haben es geschafft,
denn wir wollten zunächst über einen gewissen Zeitraum
5
(v. l.): Professor Dr. Norbert Schmitz, Chefarzt, Hämatologie und Stammzelltransplantation, Asklepios Klinik St. Georg,
Cornelia Wolf, Leiterin Asklepios proresearch,
Professor Dr. Carolin Tonus, Chefärztin, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Asklepios Klinik Nord – Heidberg,
Peter Oberreuter, Sprecher der Geschäftsführung der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH
beweisen, dass sie funktioniert – auch mittelfristig. Nach den
medizinischer Fortschritt ohne klinische Forschung nicht mög-
Ergebnissen und zahlreichen publizierten Projekten kann man
lich ist.“
wirklich von einer Erfolgsstory sprechen. Der Beitrag, den wir
zur Verfügung stellen, ist auf über zwei Millionen Euro pro Jahr
Neben der rein medizinischen Forschung betreiben die Hamburger
gestiegen. Ein Gesundheitsunternehmen, das sich wirtschaftlich
Asklepios Kliniken auch Studien im Bereich Versorgungsforschung.
positiv entwickelt, kann auch mehr in Forschung investieren.
Um was geht es da konkret?
Wir tun das als eines der ganz wenigen Unternehmen dieser
Branche. Das wird viele, die es nicht wissen, sicherlich über-
Peter Oberreuter: „Was unterscheidet Asklepios Hamburg von
raschen.“
einer Universitätsklinik? Wir behandeln deutlich mehr Patienten
– in allen Indikationen. Eines der Kernprobleme in Deutschland
Wie ist die Resonanz der Patienten auf das Angebot, an Studien teil-
ist, dass meist die Qualität der Behandlung nur bis zum Zeit-
zunehmen?
punkt der Krankenhausentlassung dokumentiert wird. Der
Professor Dr. Carolin Tonus: „Je schwerer die Krankheit, desto
nicht mehr. Es sei denn, er kommt wieder. Wir haben deshalb
Patient geht nach Hause und existiert danach für die Klinik
mehr sind Patienten bereits im Vorfeld über unsere Leistungen
vor drei Jahren im Rahmen der Versorgungsforschung angefan-
und die laufenden Studien informiert und nehmen unsere
gen, ein System zu entwickeln, das es uns ermöglicht, Patienten
Angebote an. Innovation ist auch ein Qualitätskriterium. Und
mit bestimmten Krankheitsbildern über einen Zeitraum von
für uns ist dieser Weg eine weitere Möglichkeit, unsere Kompe-
zwei bis fünf Jahren – je nach Indikationsstellung – regelmäßig
tenz darzustellen.“
persönlich anzusprechen: Wie ist es Ihnen nach Ihrer Krankenhausentlassung ergangen? Haben Sie Schmerzen, welche Medi-
Professor Dr. Norbert Schmitz: „In meiner Abteilung wer-
kamente nehmen Sie jetzt? Die Resonanz der Betroffenen ist
den – teilweise federführend – eine Reihe von nationalen und
sehr gut, denn die wenigsten haben die Erfahrung machen
internationalen Studien durchgeführt. Die Resonanz der Patien-
können, dass ein Krankenhaus nachfragt.“
ten ist überwiegend positiv, weil die Patienten verstehen, dass
6
An der Asklepios Medical School können Studenten Medizin studie-
Professor Dr. Norbert Schmitz: „Meines Erachtens nach geht
ren. Wie sind die Hamburger Asklepios Kliniken zur universitären
Asklepios genau den richtigen Weg. Es wird künftig immer
Medizin gekommen?
schwieriger werden, qualifizierte Ärzte zu finden. Wenn wir im
Peter Oberreuter: „Wir haben vor fünf Jahren mit der ungari-
Den Auftrag der Universitätskliniken – nämlich Forschung und
schen Semmelweis Universität in Budapest eine Kooperation
Lehre zu betreiben – können wir in unserem klinischen Umfeld
Wettbewerb bestehen wollen, müssen wir gute Ärzte ausbilden.
gestartet, um deren Studenten in Deutschland klinisch auszubil-
gut erfüllen. Hier geht vieles einfach schneller als an öffentli-
den. Im Juli 2012 werden die ersten Studenten ihre ärztliche
chen Kliniken, weil die bürokratischen Wege kürzer sind. Und
Ausbildung erfolgreich abschließen. Auch mit diesem Thema
das ist für uns Ärzte wertvoll.“ <<<
sind wir nicht so offensiv in die Öffentlichkeit gegangen; wir
wollten zunächst beweisen, dass wir der fachlichen Anforderung
einer Universität gerecht werden. Eine gute Ausbildung der Studenten und deren Zufriedenheit hat für uns oberste Priorität.“
Professor Dr. Carolin Tonus: „Die studentische Ausbildung ist
sehr wichtig. Die Studenten haben die Möglichkeit, in kleinen
Gruppen in unseren Kliniken zu lernen. Im Vergleich mit den
zum Teil riesigen Gruppen an den öffentlichen Universitäten
ermöglicht das eine exzellente Ausbildung und ein individuelles
Lernen. Das breite Spektrum an Volkskrankheiten, die wir
behandeln, kann keine Universität bieten und ist deshalb
wertvoll für die Ausbildung zum Mediziner.“
7
Inhalt
10
Asklepios proresearch
40
Versorgungsforschung – „Wie geht es Ihnen heute?“
12
Asklepios Klinik Altona
Schlaganfallprävention – Eine Frage des Standards
44
Zero-Ischemia – From L. A. nach Altona
16
Asklepios Klinik Barmbek
Asklepios Klinik Wandsbek
Asklepios Westklinikum
Diabetesscreening – Es liegt im Blut
48
In Situ Split und 3-D-Navigation –
Asklepios Krankenhausapotheke
Therapiesicherheit – Mit Netz und doppeltem Boden
So bleibt die Leber am Leben
52
20
Asklepios Klinik Eimsbüttel
Asklepios Konzernbereich Medizin und Wissenschaft
Simulatortraining – Good teams are made
Hamburgs neuester Hybrid-OP – Skalpell meets Katheter
54
24
Asklepios Klinik Harburg
Asklepios Medilys
Hygienemanagement – Kampf den Keimen
Endoskopische Lungenvolumenreduktion – Raum für Luft
58
28
Asklepios Klinik Nord – Heidberg
Asklepios Medical School
Medizin studieren in Hamburg – Wir sind Arzt
Intra-OP MRT – Alles im Blick
61
32
Impressum
Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll
„Lütt Hus“ – Rückkehr ins Leben
36
Asklepios Klinik St. Georg
Renale Sympathikusdenervierung –
Wenn der Blutdruck nervt
9
ASKLEPIOS proresearch
VERSORGUNGSFORSCHUNG
„Wie geht es Ihnen heute?“
Die Anwendung neuer und innovativer Behandlungsmetho-
dezu an, weil in unseren Kliniken alle Volkskrankheiten behan-
den – seien es neue Medikamente, Operationsverfahren oder
delt werden“, sagt Cornelia Wolf, Leiterin von Asklepios pro-
medizinische Geräte – hat in den Asklepios Kliniken Hamburg
research.
einen hohen Stellenwert. Um diese Innovationen im klinischen
Alltag zu evaluieren, ist die Versorgungsforschung das Mittel der
Versorgungsforschung stellt bislang in Deutschland noch das
Wahl.
Stiefkind der Forscher dar. Anders sieht dies in den Nachbarlän-
Seit 2011 ist die Versorgungsforschung als Bestandteil der wis-
vien, Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Dass ein
senschaftlichen Arbeiten der Hamburger Mediziner fest etab-
Krankenhausunternehmen sich diesem Thema annimmt, ist
liert. Ausgewählte Patientengruppen werden eingeladen, sich
aber auch dort die Ausnahme.
dern aus. Die größten Langzeitstudien kommen aus Skandina-
über mehrere Jahre telefonisch oder schriftlich zu ihrem Befinden nach dem Krankenhausaufenthalt befragen zu lassen.
Bei den in der Bevölkerung weitverbreiteten Erkrankungen
Diese Ergebnisse werden mit den Angaben des originären
des Herzens oder beispielsweise bei Rückenleiden gibt es sehr
Krankenhausaufenthalts verglichen, um Veränderungen mess-
unterschiedliche Behandlungsmethoden. Welche Therapie ist
bar zu machen. Die Fragestellungen beinhalten stets auch den
jedoch für welchen Patienten am besten geeignet? Dies wollen
Aspekt der Lebensqualität der Patienten vor der Therapie und
die Ärzte mithilfe der Versorgungsforschung herausfinden.
im Verlauf von mehreren Jahren. Ziel ist es, die langfristige
Durch die Analyse der langfristigen Behandlungsergebnisse und
Qualität der Patientenversorgung und die Wirksamkeit der
die statistische Korrelation mit den Vorerkrankungen, Behand-
angewandten Methoden unter wissenschaftlichen Gesichts-
lungsmethoden und weiteren, krankheitsspezifischen Faktoren
punkten zu bewerten.
kann die Versorgung auf den einzelnen Patienten noch besser
zugeschnitten werden.
„Die Asklepios Kliniken Hamburg versorgen jährlich mehr als
200.000 stationäre Patienten in allen Fachbereichen. Da bieten
Die Patienten nehmen das Angebot, sich an den Befragungen
sich unsere Krankenhäuser für die Versorgungsforschung gera-
zu beteiligen, gern an. Die Fürsorge, die die Mitarbeiter dem
10
Cornelia Wolf, Leiterin Asklepios proresearch
Kathrin Herz, Projektmanagerin und Apothekerin,
mit Kollege Peter Wohlmuth, Leiter Biometrie Asklepios proresearch
Versorgungsforschung ist in Deutschland eine noch junge, aufstrebende Disziplin,
die sich mit den Ergebnissen der medizinischen Versorgung von Patienten befasst
und die Qualität ärztlicher und therapeutischer Leistung messbar machen will.
Die Hamburger Asklepios Kliniken fördern die Versorgungsforschung und legen
dabei einen Schwerpunkt auf die Erhebung der Lebensqualität von Patienten.
Patienten auch nach dem Krankenhausaufenthalt entgegen-
Nahezu 400 verschiedene Studien laufen im Frühjahr 2012
bringen, ist wertvoll für den Umgang mit der Erkrankung. Denn
an den Hamburger Kliniken, davon mehr als 50 Studien, die
insbesondere die Compliance – die Bereitschaft, verordnete
durch die eigenmittelfinanzierte jährliche Forschungsförderung
Medikamente regelmäßig zu nehmen – kann durch eine andau-
der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH finanziert sind. Die
ernde Nachsorge verbessert werden. Dies belegen unter ande-
Schwerpunkte liegen in den Fachbereichen Onkologie, Häma-
rem Studien aus den Vereinigten Staaten. „Bei der Forschung
tologie, Kardiologie, Neurologie und Diabetologie. Neben der
zur Herzinsuffizienz haben wir Studienergebnisse aus den USA
Studienkoordination ist Asklepios proresearch auch zuständig
übernommen, die dort in die Empfehlungen zur Nachsorge von
für die Betreuung von fünf Patenten, die bislang aus den
Patienten mit Herzinsuffizienz eingeflossen sind. Wir setzen dies
Studien der Forschungsförderung entwickelt wurden.
für unsere Patienten in Hamburg bereits um“, so Cornelia Wolf.
Die Versorgungsforschung der Hamburger Asklepios Kliniken
„Biometrie und Datenmanagement“ aufgebaut, um die Ergeb-
wird kontinuierlich auf weitere Patientengruppen ausgeweitet.
nisse der Befragungen mehrerer Tausend Patienten jährlich
In den kommenden zwei Jahren werden mindestens zehn wei-
dokumentieren zu können.
tere Krankheitsbilder erforscht. Die Ärzte schlagen vor, welche
Indikationen untersucht werden, und erarbeiten die relevanten
Natürlich sollen die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit
Fragestellungen, während Asklepios proresearch verantwortlich
zugänglich gemacht werden. Die ersten Publikationen in
ist für die Bereitstellung der Infrastruktur, die Umsetzung der
medizinischen Fachzeitschriften werden voraussichtlich in
Forschungsprojekte sowie die statistische Analyse der Lang-
zwei Jahren veröffentlicht. <<<
zeitbeobachtungen. Dazu wurde bei proresearch der Bereich
11
Die Niere ist eines der am stärksten durchbluteten Organe des menschlichen
Körpers. Die Entfernung eines Tumors ist daher ein sehr komplexer Eingriff,
insbesondere dann, wenn die Nierenfunktion erhalten werden soll.
ASKLEPIOS Klinik Altona
ZER O -ISCH EMIA
From L. A. nach Altona
Während die minimal-invasive Entfernung einer Niere
Nierentumorerkrankung auch nicht im Blutbild erkennbar ist,
heute bereits als Standard gilt, konnten organerhaltende
werden die Tumoren heute zumeist bei Routineuntersuchungen
Nierenteilresektionen bisher nur dann endoskopisch durch-
im Ultraschall oder anderen bildgebenden Untersuchungen wie
geführt werden, wenn während des Eingriffs die Blutzufuhr
der Computertomografie diagnostiziert. Meist bleibt nur die
der Niere unterbrochen wird. Seit Kurzem setzt Professor Dr.
Operation, weil Chemotherapien und Bestrahlungen bei Nie-
Christian Wülfing, Chefarzt der Urologie an der Asklepios Klinik
rentumoren in der Regel keinen Erfolg zeigen.
Altona, eine neue minimal-invasive OP-Methode ein, bei der
während der Operation komplett auf eine Durchblutungsunter-
Bis vor wenigen Jahren entfernten Chirurgen bei Tumorpatien-
brechung verzichtet werden kann, sodass die Nierenfunktion
ten die befallene Niere komplett. Die Experten nahmen an, dass
keine Beeinträchtigung erfährt.
die Restniere die Nierenfunktion für den Körper problemlos
übernehmen könne. Inzwischen konnten Wissenschaftler aber
Bösartige Nierentumore machen ein bis zwei Prozent aller
nachweisen, dass die Leistung der gesunden Niere über die
Krebserkrankungen aus und betreffen meistens Menschen im
Jahre häufig sinkt. Hiermit – so die neuesten Erkenntnisse – ist
Alter von 50 bis 60 Jahren. Da Beschwerden und Symptome
ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbeson-
häufig erst in fortgeschrittenen Tumorstadien auftreten und die
dere Schlaganfälle und Herzinfarkte, verbunden, sodass es für
13
die betroffenen Patienten von großem Vorteil ist, wenn bei der
Chefarzt im April 2010 anbietet. „Dauert dies länger als die für
Operation eines Nierentumors ein organerhaltendes Verfahren
das Organ kritische Zeit, muss mit einem Organschaden und
angewandt wird.
mit einer Nierenfunktionsverschlechterung gerechnet werden.
Daher etablierten wir ein neues Verfahren der laparoskopischen
An der urologischen Abteilung der Asklepios Klinik Altona sind
Nierenteilresektion!“ „Zero-Ischemia-Technik“ heißt die inno-
minimal-invasive Niereneingriffe ein Schwerpunkt. Rund 120
vative Methode. Unter Ischämie-Zeit verstehen Mediziner die
Patienten wurden allein im Jahre 2011 mit der „Schlüsselloch-
Zeitspanne, in der ein Organ von der Blutversorgung abge-
technik“ operiert. Während bei einer sogenannten „offenen“ OP
klemmt werden kann, ohne dass es Schäden davonträgt. Jedes
meist im Bereich der Körperflanke ein größerer Schnitt notwen-
Organ hat eine unterschiedlich lange Überlebensdauer. Bei der
dig ist, werden bei der minimal-invasiven Methode durch kleine
Niere sind es 20 Minuten. So viel Zeit bleibt den Chirurgen, um
Hautschnitte winzige Arbeitskanäle geschaffen. Diese erlauben
einen Nierentumor zu entfernen und die Wunde am Organ zu
dem Chirurgen die Arbeit mit digitalen Hochleistungsoptiken
vernähen.
und Miniaturinstrumenten. Mit dieser Methode lassen sich
heute bereits standardisiert Nieren vollständig entfernen, bei
Das neue Verfahren wurde 2010 von Professor Dr. Inderbir S.
denen ein großer Tumor besteht. Die minimal-invasive Nieren-
Gill aus Los Angeles erstmals in medizinischen Publikationen
teilresektion, also die Entfernung des Tumors unter Erhalt der
beschrieben. Im Dezember 2011 führte Professor Dr. Wülfing die
Niere, ist dabei ein besonders innovatives Verfahren, das nur von
Operationsmethode das erste Mal erfolgreich an einem Patien-
wenigen Kliniken angeboten wird.
ten an der Asklepios Klinik Altona durch. Mittels Ultraschall-
Diese Technik ist an der urologischen Klinik der Asklepios Klinik
Blutfluss in der Niere sichtbar. „Die Zero-Ischemia-Technik
sonde machen die Chirurgen während der Operation den
Altona inzwischen fest etabliert und wird stetig optimiert. „Der
ermöglicht es uns, nur die Ader abzuklemmen, die den Tumor
kritische Moment bei der laparoskopischen Nierenteilresektion
versorgt“, erklärt Professor Dr. Wülfing. „Niere und Körper
ist das Vernähen der Wunde an der Niere“, sagt Professor Dr.
werden geschont, weil die Blutversorgung des gesunden Teils
Wülfing, der die Methode seit der Übernahme der Abteilung als
der Niere während des gesamten Eingriffs unangetastet bleibt.
14
wollen herausfinden, ob das herkömmliche Verfahren oder die
neue Methode für den Patienten auf lange Sicht Vorteile bringt “,
so Professor Dr. Wülfing. „Außerdem wollen wir wissen, wo die
Grenzen liegen, um das Verfahren zu standardisieren.“
Professor Dr. Wülfing geht davon aus, dass der gesamte Organismus der Patienten von der neuen Methode profitiert. „Wir
haben zahlreiche Hinweise darauf, dass die Zero-IschemiaTechnik vorteilhafter für den Patienten ist als die herkömmliche
minimal-invasive Teilresektion. Und das wollen wir in unserer
Studie nun auch beweisen.“ Davon ist Professor Dr. Wülfing
überzeugt. Im Herbst will er deshalb nach Los Angeles reisen,
um den Erfinder der Zero-Ischemia-Methode Professor Dr. Gill
Professor Dr. Christian Wülfing,
Chefarzt der Urologie an der Asklepios Klinik Altona
zu treffen und mit ihm persönlich über dessen Erfahrungen zu
diskutieren. <<<
Insofern ist es sogar dann unkritisch, wenn die Ischämie-Zeit
von 20 Minuten überschritten wird.“
Um die Vorteile für Patienten genauer zu untersuchen, startet
Professor Dr. Wülfing im Sommer 2012 eine Studie, die von der
Asklepios Forschungsförderung unterstützt wird. 80 Patienten
mit Nierentumoren werden an der Studie teilnehmen. „Wir
15
ASKLEPIOS Klinik Barmbek
IN
SITU
SPLIT
UND
3-D -N AVIG ATIO N
So bleibt die Leber am Leben
Um eine Tumoroperation an der Leber erfolgreich planen und durchführen
zu können, benötigen Chirurgen ein genaues Bild der Leber, der versorgenden
Blutgefäße und der Lage der Geschwulste. Die virtuelle Planung der Eingriffe
mithilfe dreidimensionaler Darstellungen hilft den Chirurgen der Asklepios Klinik
Barmbek dabei, schwer erreichbare Lebertumore exakt operativ zu entfernen.
Die Möglichkeit, bösartige Tumore und Metastasen aus der
Wichtig ist, dass mindestens 20 Prozent gesundes Lebergewebe
Leber zu entfernen, hat sich in den vergangenen Jahren deutlich
nach der Operation erhalten bleiben. Ist der Körper durch eine
verbessert. Man unterscheidet zwischen den primär in der Leber
Vorerkrankung oder Chemotherapie geschwächt, müssen bis zu
entstandenen Karzinomen der Leberzellen oder der Gallenwege
60 Prozent der Leber bestehen bleiben. Die Leber hat als einzi-
und den Tochtergeschwulsten anderer Tumore. Metastasen von
ges Organ die außerordentliche Eigenschaft, nachzuwachsen.
Dick- und Mastdarmkarzinomen stellen die häufigste Indikation
Innerhalb eines Monats hat die Leber bereits wieder 80 Prozent
zur Leberoperation dar. Ist das Krebsgeschwür zu groß, muss es
ihrer früheren Größe erreicht. Nach einem Jahr ist sie wieder auf
zunächst mithilfe einer Chemotherapie „geschrumpft“ werden,
Ursprungsgröße gewachsen.
damit es erfolgreich entfernt werden kann.
Für die Lokalisation der Tumore und eine erfolgreiche OP-PlaDennoch ist der Eingriff nur bei etwa 20 Prozent der Krebs-
nung verwenden die Chirurgen der Asklepios Klinik Barmbek
patienten überhaupt möglich. „Bei Patienten mit Lebermetas-
eine Software, die mithilfe von CT-Bildern des Patienten eine
tasen eines Dickdarm- oder Mastdarmkarzinoms liegt die
virtuelle dreidimensionale Darstellung errechnet. Professor Dr.
Überlebensrate zwischen 30 und 60 Prozent in den folgenden
Oldhafer war mit dem Fraunhofer-Institut für Bildgestützte
fünf Jahren, wenn wir die Lebertumore operativ entfernen kön-
Medizin (MEVIS) in Bremen an der Entwicklung der Software
nen“, erklärt Professor Dr. Karl Jürgen Oldhafer, Chefarzt der
beteiligt. Mithilfe der 3-D-Darstellung kann der Arzt den Ein-
Allgemein- und Viszeralchirurgie an der Asklepios Klinik Barm-
griff virtuell am Computer planen.
bek. „Eine Teilresektion der Leber ist aber nur dann möglich,
wenn ausreichend Lebergewebe und die Blutversorgung des
Obwohl 3-D-Darstellungen wichtige Hinweise für den Chirur-
Organs erhalten bleiben können.“
gen liefern, entspricht die virtuelle Planung nicht der Operati-
Bei der Entfernung von Metastasen spielt nicht nur die Anzahl
verändert ihre Form, wenn wir den Bauch des Patienten öffnen.
onsrealität. „Die Leber besteht aus sehr weichem Gewebe und
eine Rolle, sondern vor allem die Lage und Größe. Der Teil der
Die Form der Leber entspricht dann nicht mehr dem dreidi-
Leber, in dem sich die Tumore befinden, wird komplett entfernt.
mensionalen Planungsschema“, so Professor Dr. Oldhafer.
17
„Mithilfe eines neuen OP-Navigationssystems, das mit Ultraschall arbeitet, können wir nun die Tumore und wichtigen Blutgefäße während des Eingriffs besser erkennen und so viel wie
möglich von der Leber erhalten.“
Noch befindet sich das innovative Navigationssystem im Erprobungsstadium. Wenn Professor Dr. Oldhafer das neue Gerät in
einer Operation einsetzt, sind kooperierende Forschungspartner
von MEVIS und dem ARTORG Center for Biomedical Engineering Research der Universität Bern dabei. Auf diese Weise wird
genau dokumentiert, wie das Navigationsgerät in einer realen
Situation funktioniert und gegebenenfalls weiter verbessert
werden kann. „Das Navigationssystem macht es uns möglich,
Tumore zu operieren, die schwer zu lokalisieren sind, weil sie
sich im Organinneren befinden und für den Chirurgen weder
sichtbar noch tastbar sind“, so Professor Dr. Oldhafer.
Professor Dr. Karl Jürgen Oldhafer,
Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie
an der Asklepios Klinik Barmbek
18
In Situ Split
entfernt. Das restliche Organ ist nun in der Lage, den Körper
ausreichend zu versorgen und gesund nachzuwachsen.
Bisher galten Patienten, bei denen mehr als 80 Prozent des
Lebergewebes entfernt werden müssen, um alle Tumore zu
Die ständige Weiterentwicklung diagnostischer bzw. operativer
beseitigen, als inoperabel. Die neue sogenannte „In Situ Split-
Verfahren in der Leberchirurgie führte in den vergangenen
Technik“ macht es Professor Dr. Oldhafer möglich, auch diese
Jahren zu einer deutlichen Steigerung der Leberoperationen
Krebspatienten erfolgreich zu operieren. Hierfür sind zwei
bei bösartigen Tumoren und verbessert somit die Überlebens-
Operationen im Abstand weniger Wochen notwendig.
chancen von Krebspatienten. <<<
Im ersten Schritt durchtrennt der Chirurg die Leber, entfernt
den Teil mit den Tumoren aber nicht komplett. Stattdessen bleibt
der vom Krebs befallene Leberteil weiter an die Blutversorgung
des Körpers angeschlossen. Nun verschließt der Mediziner den
Bauch des Patienten. „Würden wir den erkrankten Leberteil
sofort entfernen, könnte sich der gesunde Teil der Leber nicht
mehr regenerieren. Der Patient würde an den Folgen des Eingriffs sterben“, sagt Professor Dr. Oldhafer. „Da der kranke Teil
jedoch noch vorübergehend im Körper bleibt, bleibt genügend
Organleistung für die Versorgung des Körpers bestehen.“ Durch
die Durchtrennung der Leber wird der gesunde Leberteil zum
Wachstum angeregt. Hat er eine Größe mindestens von 20 bis
30 Prozent der normalen Lebergröße erreicht, wird in einer
zweiten Operation das tumordurchsetzte Leberstück endgültig
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ASKLEPIOS Klinik Eimsbüttel
HAMBURGS
NEUESTER
HYBRID-OP
Skalpell meets Katheter
Der Hybrid-OP ist eine Synthese aus einem voll ausgestatteten
kardiovaskulären Operationssaal und einem vollwertigen
kardiologischen Herzkatheterlabor. Er eröffnet den Herzchirurgen
und Kardiologen neue Therapiewege. Kardiochirurgische Notfälle
können ohne zeitliche Verzögerung sowohl diagnostiziert als auch
therapiert werden, ohne dass der Patient zusätzlichen Transporten
ausgesetzt werden muss.
21
Intensivstation der Asklepios Klinik Eimsbüttel
Die medizinischen Ergebnisse, die Ärzte in der Herzchirurgie
erreichen, werden immer besser. Technische und apparative
Innovationen sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit
Kardiologen, Angiologen und Gefäßchirurgen ermöglichen
den Experten die optimale Betreuung der Herzpatienten im
Hybrid-OP. „Komplikationen bei katheterbasierten Eingriffen
am Herzen sind zwar selten, aber wenn sie auftreten können
sie schnell lebensbedrohlich sein“, erklärt Professor Dr. Michael
Schmoeckel, Chefarzt der Herzchirurgie an der Asklepios Klinik
Eimsbüttel und der Asklepios Klinik St. Georg die ursprüngliche
Idee, die zur Entwicklung des Hybrid-OPs geführt hat. „Im
Hybrid-OP kann der Herzchirurg im Notfall sofort den Brustkorb öffnen und operieren, ohne dass der Patient in einen anderen Raum gebracht werden muss.“ Im Hybrid-OP herrscht eine
sterile Umgebung, sodass die Ärzte jederzeit von einem minimal-invasiven zu einem Eingriff am offenen Herzen wechseln
können. Eine Option, mit der die Sicherheit der Patienten deut-
Professor Dr. Michael Schmoeckel, Chefarzt der Herzchirurgie
an den Asklepios Kliniken Eimsbüttel und St. Georg
lich erhöht wird.
Patienten auch in den Asklepios Kliniken in Eimsbüttel und
Knapp zwölf Millionen Euro haben die Hamburger Asklepios
Altona zur Verfügung.
Kliniken in den Bau von vier neuen Hybrid-OPs in den vergangenen Jahren investiert. Neben den zwei Hybrid-OPs in der
Der Hybrid-OP verfügt über eine stationäre Röntgenanlage, die
Asklepios Klinik St. Georg steht nun diese moderne Technik für
eine höhere Bildauflösung bietet als die mobilen Röntgengeräte
die Behandlung der kardiologischen und kardiochirurgischen
in konventionellen Operationssälen. Auf diese Weise kann die
22
Position von Implantaten optimal überprüft werden. Ein Ultra-
Eimsbüttel durchführen, gehört auch der Ersatz der Aorten-
schallgerät ermöglicht jederzeit die Durchführung einer Echo-
klappe mittels Katheter“, sagt Professor Dr. Schmoeckel. „Aller-
kardiografie, z.B. um zu prüfen, ob eine operierte oder neu
dings ist es noch Konsens unter den Medizinern, dass das
ersetzte Herzklappe richtig arbeitet.
Verfahren nur bei den Patienten angewendet wird, die entweder
In Hybrid-OPs arbeiten Ärtze verschiedener, für sich genom-
ersatz aufweisen oder den körperlichen Belastungen eines kon-
men selbstständiger medizinischer Disziplinen zusammen:
ventionellen Eingriffs nicht gewachsen sind.“
Kontraindikationen gegen den konventionellen Aortenklappen-
Kardiologen, Herzchirurgen, Angiologen und Gefäßchirurgen.
Durch das Zusammenspiel werden neue komplexe Behand-
Ein weiterer Schwerpunkt wird in der Zukunft die Implantation
lungsmethoden möglich, die aus Kombinationen von katheter-
von Gefäßprothesen in die Hauptschlagader und in die periphe-
basierten und Eingriffen am offenen Herzen bestehen. Dazu
ren Gefäße sein. Minimal-invasive Bypass-Operationen auch in
gehören die klassischen Koronarinterventionen, endomyokar-
Kombination mit Stenteinlagen in die Koronararterien sind
diale Biopsien, Operationen an der Mitralklappe, komplexe
ebenso möglich. Von den neuen Verfahren profitieren insbeson-
Herzrhythmustherapien bis hin zu kombinierten Eingriffen aus
dere ältere Hochrisikopatienten. Diese Patienten wurden bislang
Herzklappen-Katheter und offener Bypass-Chirurgie.
wegen des hohen Risikos oftmals von einer Operation ausgeschlossen.
Im März 2011 ist die Asklepios Klinik Eimsbüttel, die früher
CardioClinic hieß, in den Neubau an der Hohen Weide ein-
Der Hybrid-OP als hochmoderner Operationssaal in Verbin-
gezogen. Hier entstand Hamburgs neuester Hybrid-OP. Das
dung mit einer Hochleistungs-Röntgenanlage bietet Medizinern
Behandlungsspektrum in Eimsbüttel reicht von kathetergestütz-
beste Voraussetzungen, um die schwerkranken Patienten scho-
ten Herztherapien bis hin zur Versorgung akuter Herzklappen-
nend zu operieren. <<<
erkrankungen, die nun chirurgisch, endovaskulär oder in einer
Kombination aus beiden Verfahren behandelt werden können.
„Zu unseren innovativen Verfahren, die wir in St. Georg und in
23
Dr. Daniel Niemeyer (links) und Priv.-Doz. Dr. Gunther H. Wiest
Offene Operationen zur Volumenreduktion an der Lunge stellen für Patienten
mit sogenannter „Raucherlunge“ oder Lungen-Emphysem einerseits die „letzte
Hoffnung“ dar und sind andererseits riskant. Gleich vier neue endoskopische
Verfahren versprechen gute Erfolge für Patienten, bei denen bislang eine
Operation nicht möglich war.
ASKLEPIOS Klinik Harburg
ENDOSKOPISCHE
LUNGENVOLUMENREDUKTION
Raum für Luft
Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
hilft meist nur noch eine Operation, bei der Lungenvolumen
bezeichnet eine Gruppe von Krankheiten der Lunge, die durch
durch den Chirurgen quasi abgeschält wird. Das Öffnen des
Husten, vermehrten Auswurf und Atemnot bei Belastung ge-
Brustkorbs ist jedoch eine schwere Belastung für den durch
kennzeichnet sind. In den westlichen Ländern liegt die COPD
Krankheit geschwächten Körper.
mittlerweile an vierter Stelle der häufigsten Todesursachen.
Hauptursache ist Zigarettenrauch. Schadstoffe in der Luft, Luft-
Die endoskopische Lungenvolumenreduktion (ELVR) über eine
verschmutzung am Arbeitsplatz und genetische Veranlagung
Bronchoskopie (Spiegelung der Atemwege) wird bereits seit
sind weitere Faktoren.
über zehn Jahren durchgeführt. Seither wird dieses Verfahren
Bei COPD mit Lungenemphysem werden die Wände der Lun-
Studien untersucht. Der Ansatz, eine Lungenvolumenreduktion
stetig weiter entwickelt und in aktuellen wissenschaftlichen
genbläschen durch eine entzündliche Reaktion nach und nach
zu erreichen, ohne die Risiken eines chirurgischen Eingriffs ein-
zerstört, sodass immer weniger Sauerstoff über die Lungenbläs-
gehen zu müssen, ist sehr vielversprechend. „Die endoskopi-
chen vom Blut aufgenommen werden kann. Die Patienten ver-
schen Verfahren haben deutliche Vorteile“, erklärt Priv.-Doz. Dr.
spüren schon bei geringen Anstrengungen starke Luftnot.
Gunther H. Wiest, Chefarzt der Lungenabteilung an der Askle-
Hinzu kommt der Elastizitätsverlust des Lungengewebes. Der
oberfläche zu setzen, die sorgfältig abgedichtet werden muss.
pios Klinik Harburg. „Sie brauchen keine Naht an der LungenPatient kann zwar gut einatmen – das Ausatmen fällt ihm aber
Einige der endoskopischen Eingriffe können rückgängig gemacht
zunehmend schwerer. In der Lunge sammelt sich Luft, das
werden, falls sie nicht den gewünschten Effekt erzielen. Die
Organ bläht sich immer mehr auf. Dadurch kann das Zwerchfell
Mortalität ist bei diesen Verfahren cirka 20 Mal geringer als bei
(der Muskel, der für die Atembewegung sorgt) nicht mehr rich-
Eingriffen an der offenen Lunge.“
tig arbeiten. Um die Pumpleistung des Zwerchfells wieder zu
erhöhen und Platz für das gesunde Lungengewebe zu schaffen,
Zwei endoskopische Verfahren gehören seit Kurzem zum medi-
muss das kranke Lungenvolumen reduziert werden. Patienten,
zinischen Standard, zwei weitere Verfahren sind zugelassen.
die in sich einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium befinden,
25
Dr. Christoph Petermann, Leitender Oberarzt der Lungenabteilung an der Asklepios Klinik Harburg
Ventile
Wissenschaftlich und klinisch am weitesten evaluiert ist das
endoskopische Einsetzen von winzigen Ventilen in den erkrankten Teil der Lunge. „Ventile eignen sich für Patienten, bei denen
ein abgegrenztes Gebiet in der Lunge erkrankt ist und keine
sogenannte Kollateralventilation (Luftstrom zwischen den Lungenlappen) besteht“, sagt Dr. Christoph Petermann, Leitender
Oberarzt in der Lungenabteilung der Asklepios Klinik Harburg.
„Der betroffene kranke Lungenteil wird mithilfe der Ventile entlüftet und schließlich komplett ausgeschaltet, sodass er zusammenschrumpft und Platz macht für den gesunden Lungenteil.“
Bei sehr selten auftretenden Komplikationen können die Ventile
problemlos aus der Lunge wieder entfernt werden.
Coils
Das endoskopische Einsetzen von Coils („Spiralen“) eignet
sich auch für die Patienten mit Kollateralventilation, bei denen
das erkrankte Gebiet in der Lunge nicht klar abgegrenzt ist.
Die kleinen Spiralen aus Titan werden in der Lunge verankert,
ziehen das erkrankte Gewebe zusammen und reduzieren so
das Lungenvolumen. Die Coils verbleiben in der Lunge.
26
Priv.-Doz. Dr. Gunther H. Wiest,
Chefarzt der Lungenabteilung an der Asklepios Klinik Harburg
Diese kleinen Ventile erleichtern die Atmung
Hydrogel-Schaum
Rund alle zwei Wochen führen Priv.-Doz. Dr. Wiest und sein
Team eine endoskopische Volumenreduktion durch. Am häu-
Bei der polymerischen Lungenvolumenreduktion spritzt der
figsten setzen sie dabei die Ventil-Methode und Coils ein.
Arzt Hydrogel-Schaum in zerstörte Subsegmente der Lunge,
„Zurzeit werden die verschiedenen Verfahren in mehreren
um diese zu versiegeln. Es entsteht eine Entzündungsreaktion,
Studien untersucht“, so Dr. Petermann. „Wir hoffen, dass wir
die zu einer Vernarbung des Lungengewebes führt. Die Narben
bald noch genauere Erkenntnisse darüber gewinnen, welche der
ziehen das Gewebe zusammen, sodass der Lungenabschnitt
Verfahren für bestimmte Patientengruppen am besten geeignet
schrumpft und das Gesamtvolumen der Lunge reduziert wird.
sind.“ Alle volumenreduzierenden Eingriffe werden an der
Dies ist die einzige Methode, mit der auch ein homogenes, also
Asklepios Klinik Harburg an den Patienten durchgeführt, bei
gleichförmiges Emphysem ohne Zielareale behandelt werden
denen die medikamentöse Behandlung, Sauerstofftherapie und
kann. Das Verfahren ist irreversibel.
weitere Behandlungsoptionen wie Bewegung oder Muskelstärkung ausgeschöpft sind. Außerdem müssen die Patienten nach-
„Heißer Dampf“
weisen, dass sie mindestens drei Monate lang nicht geraucht
haben. „Wir rechnen damit, dass die Anzahl der endoskopi-
Bei der sogenannten bronchoskopischen Thermoablation appli-
schen Lungeneingriffe in der kommenden Zeit deutlich steigen
ziert der Arzt heißen Wasserdampf über einen Katheter in den
wird“, sagt Priv.-Doz. Dr. Wiest. <<<
erkrankten Lungenabschnitt. Der heiße Dampf erzeugt dort
eine entzündliche Reaktion. In der Folge vernarbt das Gewebe
und schrumpft. Bisher wurde das Verfahren, das sich für alle
COPD-Patienten eignet, überwiegend im Rahmen von Studien
durchgeführt.
27
28
ASKLEPIOS Klinik Nord – Heidberg
INTRA-OP
MRT
Alles im Blick
Seit Sommer 2011 können Neurochirurgen an der
Asklepios Klinik Nord in Heidberg bereits während
der Operation eines Gehirntumors mithilfe der
intraoperativen Magnetresonanztomografie (MRT)
überprüfen, ob sie das gesamte sichtbare Tumorgewebe
entfernt haben. Das Gerät wurde im Rahmen eines
aufwendigen Umbaus der Klinik angeschafft und
ist Teil des neugegründeten Kopfzentrums, das durch
die Hamburger Asklepios Kliniken und ein Förderprogramm der Stadt Hamburg finanziert wurde.
29
Magnetfeldtomograf (MRT) der Asklepios Klinik Nord – Heidberg
„Wir können jetzt noch radikaler operieren und dadurch die
Die erste MRT-Aufnahme wird vor der Operation erstellt, um
Überlebenszeit der Patienten deutlich verlängern“, sagt Profes-
dem Neurochirurgen die Orientierung und Navigation im
sor Dr. Paul Kremer, Chefarzt der Neurochirurgie der Asklepios
Gehirn zu erleichtern. Die Aufnahme erscheint während des
Klinik Nord – Heidberg. Hier steht das erste intraoperative
Eingriffs auf einem Monitor. Am OP-Tisch und an verschiede-
MRT-Gerät Hamburgs. Es ist von zwei Seiten zugänglich
nen Instrumenten befinden sich Sensoren, die Impulse an einen
und kann sowohl für Operationen als auch für den normalen
Computer senden. Diese Signale werden vom Rechner auf die
Krankenhausbetrieb genutzt werden.
MRT-Bilder übertragen, sodass der Operateur anhand der Darstellung in Echtzeit sehen kann, in welchem Gehirnareal genau
Um ein möglichst genaues Bild von einem Gehirntumor zu
er sich mit seinen Instrumenten befindet. Das Herauslösen eines
bekommen, setzen Mediziner Magnetfeldtomografen (MRT)
Tumors ist Millimeterarbeit. Schon ein kleiner Schnitt zu weit
ein. Sie können die feinen Strukturen des Gehirns genauer dar-
kann große neurologische Schäden verursachen.
stellen als Ultraschall oder Computertomogramm (CT). Bevor
eine Gehirn-OP in Heidberg starten kann, bei der der intra-
Selbst wenn der Neurochirurg das gesamte sichtbare Tumor-
operative MRT zum Einsatz kommt, müssen umfangreiche Vor-
gewebe entfernt hat, bedeutet das nicht immer, dass alles auch
bereitungen getroffen werden. Der Kopf des Patienten wird in
wirklich beseitigt ist. Da Gehirntumoren diffus ins Gewebe
einer speziellen Haltevorrichtung fixiert, die kein Metall enthal-
hineinwachsen können, besteht eine Infiltrationszone rund um
ten darf, damit es keine Probleme im Magnetfeld des MRT-
den Tumor, die selbst bei einer feingeweblichen Untersuchung
Geräts gibt. 400.000 Euro kostet alleine die Kopfhalterung, die
kaum erkennbar ist. „Das Problem bei diesen Tumoren ist, dass
speziell für den Einsatz des intraoperativen MRTs entwickelt
wir sie auch mit hochmodernen Operationsmikroskopen nicht
wurde. Der Körper des Patienten wird mit sterilen Tüchern
eindeutig erkennen können, weil sie dem normalen Gehirn-
abgedeckt. Klebestreifen und kleine Plastikklammern ersetzen
gewebe so ähnlich sind“, erklärt Professor Dr. Kremer. Um ein
die sonst üblichen Metallklemmen.
möglichst genaues Bild des restlichen Tumorgewebes zu erhalten, ist der MRT am besten geeignet.
30
Professor Dr. Paul Kremer,
Chefarzt der Neurochirurgie an der Asklepios Klinik Nord – Heidberg
Der Raum für das Intra-OP MRT verfügt über ein spezielles
Lüftungssystem, das für eine keimfreie Umgebung sorgt. Hat
Professor Dr. Kremer das erste Tumorgewebe vorsichtig entfernt,
wird der Patient für den Transport vorbereitet und zum intraoperativen MRT gebracht. Auch für die Beatmung des Patienten
wird ein spezielles Beatmungsgerät verwendet, das nicht durch
das Magnetfeld gestört wird. Die intraoperativen MRT-Bilder
werden dann in den OP übertragen. Nun kann Professor Dr.
Kremer das restliche Tumorgewebe exakt entfernen.
Das neue MRT ist für Professor Dr. Kremer ein Highlight seiner
Arbeit. Bereits während seiner Tätigkeit in der Uniklinik Heidelberg hat er das Verfahren mit entwickelt und in den vergangenen sieben Jahren in Hamburg weiter verfolgt. Der Einsatz des
intraoperativen MRTs ist bei der Entfernung von vielen, aber
nicht von allen Tumorarten sinnvoll. Professor Kremer schätzt,
dass das Intra-OP MRT in der Asklepios Klinik Nord – Heidberg
künftig bei etwa der Hälfte der Gehirntumoroperationen zum
Einsatz kommen wird. <<<
31
ASKLEPIOS Klinik Nord – Ochenzoll
WO H N PR O JEKT
„ L Ü TT
H U S“
Rückkehr ins Leben
Zurück in ein geregeltes Leben –
für Menschen mit schweren psychischen
Erkrankungen und seelischen Beeinträchtigungen bleibt dies oft ein
unerreichbares Ziel. Seit knapp einem
Jahr gibt es auf dem Gelände der
Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll
Hamburgs erstes stationär betreutes
Wohnprojekt „Lütt Hus“, in dem
Patienten auf die Wiedereingliederung
in die Gesellschaft vorbereitet werden.
Das „Lütt Hus“ bietet Psychiatriepatienten ein vorübergehen-
Psychisch Kranke erleben häufig einen immer wiederkehrenden
des Zuhause mit intensiver sozialtherapeutischer und psycholo-
Teufelskreis zwischen psychischem Zusammenbruch, stationä-
gischer Betreuung. Diese Einrichtung bietet ein völlig neues,
rem Aufenthalt, Entlassung mit ambulanter Versorgung, erneu-
hoch strukturiertes Leistungsangebot der Eingliederungshilfe
tem Zusammenbruch und Einweisung. Ziel der Mediziner und
gemäß Sozialgesetzbuch XII. „Mit dem ,Lütt Hus‘ ist es uns
Therapeuten im „Lütt Hus“ ist es, die Betroffenen – darunter
endlich gelungen, eine wichtige Versorgungslücke in Hamburg
auch ehemalige Patienten des Maßregelvollzugs – schrittweise
zu schließen“, erläutert Dr. Guntram Knecht, Leiter der forensi-
wieder an eine selbstbestimmte, unabhängige Lebensform
schen Abteilung an der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll.
heranzuführen. Die Unterbringung in einem vertrauten Umfeld
„Bevor es uns gab, wurden Hamburger Patienten weit weg von
ist dabei eine große Hilfe.
ihrem vertrauten Umfeld auf geschlossene Wohneinrichtungen
in ganz Deutschland verteilt. In Hamburg gibt es seelisch kranke
30 Bewohner des „Lütt Hus“ bekommen Unterstützung im
Menschen, die dringend eine stationäre Wiedereingliederungs-
Umgang mit ihrer jeweiligen Erkrankung, der persönlichen
hilfe benötigen, um sich in der ,normalen‘ Welt wieder zurecht-
Lebensgestaltung, Tagesstrukturierung und beruflicher Rehabili-
zufinden.“
tation. Impuls- und Verhaltenskontrolle, Kritik- und Urteils-
33
fähigkeit sowie Stress- und Konfliktbewältigung gehören zu den
„Die meisten unserer Bewohner haben ihre früheren sozialen
wichtigsten Trainingszielen. Darüber hinaus gibt es verschie-
Kontakte ,verbraucht‘. Freunde und Familie sind in der Regel
dene Freizeitangebote. Die therapeutischen Hilfen sollen den
überfordert und ziehen sich zurück. Die Betroffenen erleben
Betroffenen ermöglichen, positive menschliche Beziehungen
immer wieder, dass sie alleine gelassen werden, was wiederum
und Kontakte zu erleben, die das Selbstbewusstsein stärken.
Stress auslöst und die psychischen Beschwerden verstärkt“,
erklärt Dr. Knecht. „Wir wollen diesen Stress lindern und ihnen
zeigen, wie sie verlässliche stabile Kontakte aufbauen können.
In Krisensituationen sind wir für sie da und fangen sie auf.“
Ziel der verschiedenen Therapieangebote ist es daher auch,
die Erkrankten aus ihrer seelischen Isolation zu befreien.
Die Bewohner lernen, sich selbst zu versorgen. Durch ihre
krankheitsbedingten Ängste, Wahnvorstellungen und damit einhergehende Kraftlosigkeit sind viele so sehr mit ihrer eigenen
inneren Welt beschäftigt, dass sie alltägliche Dinge wie Kochen,
Waschen oder Einkaufen nicht mehr leisten können. Mit jedem
Bewohner wird ein individueller Tages- und Wochenplan erstellt,
der eine Orientierung im neuen Lebensumfeld ermöglicht.
Alle Bewohner sind in ein Bezugsbetreuungssystem integriert.
Die durchgehende therapeutische Begleitung wird durch eine
24-stündige Betreuung gewährleistet. Medizinische Hilfen
Ergotherapeut Robert Schildmeier im Gespräch mit Bewohnerin
34
werden individuell geplant.
de dürfen sie nun jederzeit alleine verlassen. Früher oder später
kommt der Zeitpunkt, wo ein Patient ganz ausziehen muss.
„Die Zeitspanne, die ein Bewohner braucht, bevor er wieder
selbstständig leben kann, ist ganz verschieden. Das können
einige Monate sein bis hin zu fünf Jahren oder länger. Wir
richten uns ganz danach, was der einzelne Bewohner braucht
und schicken niemand raus, der noch nicht so weit ist“, so
Dr. Knecht.
Ist ein Bewohner wieder in der Lage, selbstständig zu leben,
verlässt er das „Lütt Hus“. Doch ganz ohne fremde Hilfe werden wohl die wenigsten dauerhaft leben können. Um sicherzugehen, dass die Patienten auch weiterhin gut versorgt sind,
Dr. Guntram Knecht, Leiter der forensischen Abteilung
an der Asklepios Klinik Nord – Ochsenzoll
übernehmen sozialpsychiatrische Träger die weitere Betreuung.
<<<
Das „Lütt Hus“ besteht aus zwei voneinander getrennten
Gebäuden – einer geschlossenen und einer offenen Einrichtung.
Zunächst zieht der Patient in die geschlossene Abteilung ein.
Wenn es ihm besser geht und er Zuverlässigkeit sowie bestimmte
soziale Kompetenzen entwickelt hat, kann er in das offene Haus
umziehen. Dort lernen die Bewohner, nach und nach immer
mehr Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Das Gebäu-
35
ASKLEPIOS Klinik St. Georg
Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit, die bei den
Betroffenen zahlreiche gesundheitliche Folgeschäden auslösen
kann. Obwohl es wirksame Medikamente gibt, schlagen
diese nur bei einem Teil der Patienten so gut an, dass die
gewünschten Blutdruckwerte auch erreicht werden. Eine
neue Behandlungsmethode erzielt vielversprechende Erfolge.
R EN ALE
SYMPATH IKU SD EN ERVIER U N G
Wenn der Blutdruck nervt
37
Professor Dr. Karl-Heinz Kuck,
Chefarzt der Kardiologie an der Asklepios Klinik St. Georg
Bluthochdruck, der sich auch durch die Gabe verschiedener
„Bisher hat die Medizin die Bedeutung der sympathischen und
Medikamenten-Kombinationen nicht senken lässt, bezeichnen
parasympathischen Systeme bei der Entstehung von chroni-
Experten als „refraktäre Hypertonie“. Die Patienten, die darun-
schen Erkrankungen wie dem Bluthochdruck unterschätzt“,
ter leiden, sind einem extrem hohen Herzinfarktrisiko ausge-
sagt Professor Dr. Karl-Heinz Kuck, Chefarzt der Kardiologie an
setzt. Bisher gab es jedoch keine weitere Therapieoption. Was
der Asklepios Klinik St. Georg. „Hier werden künftig noch viele
Medikamente nicht erreichen konnten, gelingt Ärzten nun mit
Mechanismen erforscht werden müssen, die wir heute noch gar
einer neuen OP-Methode: der katheterbasierten renalen Sym-
nicht genau kennen.“ Durch erste Studien belegt ist die blut-
pathikusdenervierung. Dahinter verbirgt sich ein Eingriff an den
drucksenkende Wirkung der Durchtrennung der sympathischen
Nervensträngen, die auf der Außenwand der Nierenarterien
Nerven der Nierenarterien, denn Bluthochdruck entsteht unter
verlaufen.
anderem bei einer Überreaktion des sympathischen Systems.
Das vegetative Nervensystem des Körpers regelt lebenswichtige
Knapp eine Stunde braucht Professor Dr. Kuck für den inno-
Vitalfunktionen wie Atmung, Herzschlag, Stoffwechsel sowie
vativen Eingriff, bei dem Patienten noch nicht einmal eine Voll-
die Weit- bzw. Engstellung der Blutgefäße. Man untergliedert
narkose benötigen. Bei der Operation dringt der Kardiologe
das vegetative Nervensystem in sympathische und parasympa-
mithilfe eines Katheters von der Leiste aus in die Nierenarterie
thische Nerven. Beide Systeme arbeiten antagonistisch (als
ein. Dort schaltet er gezielt und dauerhaft die Nervenbahnen
Gegenspieler) und ermöglichen so eine genaue Regulation der
aus, die blutdruckaktivierende Impulse des Gehirns an die Blut-
Organ- und Gefäßtätigkeiten. Der Sympathikus wirkt anregend
gefäße übermitteln. Sind die Nervenbahnen durchtrennt, ist die
und versetzt den Körper in hohe Leistungsbereitschaft. Der
Impulsübertragung blockiert und der Blutdruck sinkt.
Parasympathikus wirkt beruhigend und unterstützt die Regeneration des Körpers. Die Niere ist das einzige Organ, das nur
Erste Erfolge stellen sich rund einen Monat nach dem Eingriff
sympathische Nervenstränge besitzt. Eine verstärkte Aktivität
ein. Nach einem Jahr hat der Blutdruck einen stabilen, deutlich
des sympathischen Nervensystems der Niere gilt als wichtiger
niedrigeren Wert erreicht. „Die Methode ist sehr neu, daher lie-
Mechanismus bei der Entstehung von Bluthochdruck.
gen uns noch keine Ergebnisse über einen längeren Zeitraum
38
vor. Wir beobachten eine Blutdrucksenkung von bis zu 30 mmHg
„Das bisherige Verfahren verursacht kleine unerwünschte
beim systolischen Wert. Mithilfe der medikamentösen Therapie
Schäden an der Nierenarterienwand“, erklärt Professor Dr.
erreicht man lediglich maximal 3 bis 7 mmHg pro Medikament“,
Kuck. „Mithilfe eines Ultraschallkristalls können wir künftig
sagt Professor Dr. Kuck. „Berücksichtigt man die gesundheit-
die sympathischen Nervenbahnen durchtrennen, ohne das
lichen Probleme durch Nebenwirkungen von Medikamenten
Gefäß zu verletzen.“
sowie die gesundheitlichen Folgen, die entstehen, wenn Patienten ihre Medikamente unregelmäßig einnehmen, scheint die
Professor Dr. Kuck ist überzeugt, dass der Eingriff auch positive
Durchtrennung der sympathischen Nerven in der Nierenarterie
Effekte bei Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und
deutliche Vorteile zu haben.“
Schlafapnoe bewirken kann. In weiterführenden Studien will
er die Wirkung der renalen Sympathikusdenervierung auf das
Bisher wird die Methode nur bei Patienten angewandt, die trotz
Herz genauer untersuchen. <<<
blutdrucksenkender Medikation einen Bluthochdruck von mindestens 160 mmHg zu 100 mmHg haben. Professor Dr. Kuck
geht davon aus, dass der Eingriff in Zukunft blutdrucksenkende
Medikamente sogar ersetzen und sich zur Therapieform der
ersten Wahl entwickeln könnte. Aber noch fehlen Studienergebnisse, welche die Langzeitwirkungen auf Bluthochdruck und die
weiteren Folgen des Eingriffs für den Körper genauer belegen.
Zurzeit testet Professor Dr. Kuck zwei verbesserte Katheter-OPVerfahren, welche den Eingriff noch einfacher und schonender
machen sollen.
39
Jahrelang erschwerten uneinheitliche Messverfahren Medizinern die richtige
Behandlung von Stenosen der Halsschlagader. Professor Dr. Christian Arning
entwickelte gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe einen diagnostischen Standard,
der das Definitionschaos nun beseitigt hat.
ASKLEPIOS Klinik Wandsbek
SCHLAGANFALLPRÄVENTION
Eine Frage des Standards
Als Karotisstenose wird die Einengung der Halsschlagader
Professor Dr. Christian Arning, Chefarzt der Neurologie an der
(Arteria carotis) bezeichnet. Ursache ist meist eine Verkalkung
Asklepios Klinik Wandsbek, eines der bundesweit führenden
des Gefäßes, die den Blutfluss zum Gehirn behindert. Karotis-
Zentren für Gefäß-Ultraschalldiagnostik, erzählt von einem
stenosen können für Patienten zur lebensbedrohlichen Gefahr
Patienten: „Bei dem Patienten wurde eine Karotisstenose diag-
werden, denn sie gelten als eine der Hauptursachen für Schlag-
nostiziert, die nach Einschätzung des behandelnden Arztes die
anfälle. Jährlich werden etwa 150.000 Patienten wegen eines
Halsschlagader zu 80 Prozent verengte. Der Arzt riet zur Opera-
Schlaganfalls in deutschen Krankenhäusern behandelt. Zehn
tion. Sicherheitshalber holte der Patient eine zweite Meinung
Prozent der Betroffenen sterben. Bei mehr als einem Drittel der
ein. Diesmal ergab sich ein Wert von 70 Prozent. Der Patient zog
Schlaganfälle sind Veränderungen der hirnversorgenden Gefäße
einen dritten Experten zurate, mit dem Ergebnis, dass die Hals-
die Ursache.
schlagader zu 60 Prozent verengt sei. Wer hat nun Recht? Nach
den unterschiedlichen Kriterien waren alle drei Diagnosen rich-
Stellt ein Arzt eine Verengung der Halsschlagader fest, ist das
tig. Operieren würde man aber erst ab einem Verengungsgrad
Ausmaß der Stenose ausschlaggebend für die weitere Behand-
von mehr als 70 Prozent.“ Unklare und falsche Indikationen bei
lung. Der Befund wird entweder mithilfe von Ultraschall oder
Halsarterienoperationen waren deshalb nicht selten die Folge.
mittels Magnetresonanz-Angiografie erhoben. Doch genau hier
Es wurden Patienten operiert, bei denen der Eingriff nicht indi-
lag bisher das Problem, denn es gab gleich mehrere medizini-
ziert war. Andere Patienten erhielten keine Operation, obwohl
sche Definitionen, wie eine Stenose gemessen werden sollte.
sie davon profitiert hätten.
Zwei angiografische und zahlreiche sonografische Stenosegraduierungen existierten nebeneinander. Die Folge: Von ver-
Um den unterschiedlichen Diagnosekriterien zu begegnen,
schiedenen Ärzten erhobene Befunde ergaben unterschiedliche
setzte die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin
Werte und waren kaum vergleichbar.
e.V. (DEGUM) eine Arbeitsgruppe von fünf Experten unter der
41
Verschiedene Stenosegraddefinitionen:
Nach ECST wird der Stenosegrad berechnet, indem
der Arzt R und L ins Verhältnis setzt.
Nach NASCET wird R zu D ins Verhältnis gesetzt.
D = distaler Gefäßdurchmesser,
L = ursprünglicher Gefäßdurchmesser,
R = verbleibender Gefäßdurchmesser
Quelle: Arning C et al., Ultraschall in Med 2010; 31:251.
Leitung von Professor Dr. Arning ein. Ziel war es, einheitliche
Kriterien für die Graduierung von Karotisstenosen zu entwickeln und in den medizinischen Fachgesellschaften zu etablieren. „Dies war eine sehr große Herausforderung für uns, denn
frühere Versuche Mitte der 90er-Jahre waren bereits an den
unterschiedlichen Expertenmeinungen gescheitert“, erinnert
sich Professor Dr. Arning. „Wenn Sie jahrelang eine bestimmte
Messmethode angewandt haben und von dieser überzeugt sind,
sinkt die Bereitschaft, von der eigenen Meinung abzuweichen.“
Zunächst mussten Professor Dr. Arning und seine Arbeitsgruppe eine Lösung finden, um die Schwierigkeiten, die sich
durch die unterschiedlichen Stenosegraddefinitionen des Euro-
Professor Dr. Christian Arning,
Chefarzt, Neurologie Asklepios Klinik Wandsbek
pean Carotid Surgery Trial (ECST) und des North American
Symptomatik Carotid Endarterectomy Trial (NASCET) ergeben
hatten, zu überwinden. Verengungen bilden sich meist an der
den normalen Durchmesser der Arterie oberhalb des Anfangs-
Aufzweigung der Halsschlagader in ihre zwei Äste: im Anfangs-
abschnitts. So ergibt sich für dieselbe Verengung je nach ange-
abschnitt des inneren Astes (Arteria carotis interna). Die Arterie
wendetem Standard ein Stenosegrad von 70 Prozent oder ein
ist an dieser Stelle üblicherweise von Natur aus etwas erweitert.
Wert von 50 Prozent.
Der europäische Diagnosestandard für die Stenosemessung
bezieht sich auf den ursprünglichen Durchmesser der (an dieser
Die unterschiedliche Messmethodik hatte ursprünglich keine
Stelle erweiterten) Arterie. Bei dem amerikanischen Standard
praktische Relevanz, da Stenosen in Amerika nach NASCET und
bleibt die Erweiterung des Gefäßes im Anfangsabschnitt aber
in Europa nach ECST graduiert wurden. Inzwischen hat sich die
unberücksichtigt. Die Stenosegraduierung bezieht sich hier auf
NASCET-Methode aber bei Radiologen weltweit durchgesetzt
42
Dr. Jürgen Schönwälder im Gespräch mit Professor Dr. Arning
und wird für angiografische Untersuchungen einschließlich MR-
von Professor Dr. Arning ein Konsensuspapier aller beteiligten
Angiografie auch hierzulande angewandt. Viele Ultraschaller
Fachgesellschaften formuliert und im Deutschen Ärzteblatt
verwendeten jedoch, den DEGUM-Kriterien von 1986 folgend,
publiziert. Für betroffene Patienten bedeutet der neue diagnosti-
weiterhin ECST. Notwendig war deshalb eine einheitliche
sche Standard einen erheblichen medizinischen Fortschritt,
Stenosegraddefinition für alle Methoden. Die Arbeitsgruppe
denn nun kann die Sonografie unabhängig von Labor und
schlug vor, den amerikanischen Standard künftig als Bezugs-
Untersuchern reproduzierbare und vergleichbare Befunde
größe für die Ultraschallkriterien zu verwenden.
liefern.
Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass in verschiedenen
Die Ultraschalluntersuchung unter Verwendung der neuen
Ultraschall-Labors sehr unterschiedliche Ultraschallkriterien für
Kriterien wird inzwischen auch in der kurz vor dem Abschluss
die Stenosegraduierung eingesetzt wurden. Einige Ultraschaller
stehenden fachübergreifenden S3-Leitlinie „Karotisstenose“
verwendeten die DEGUM-Kriterien von 1986, andere stützten
empfohlen, bei der die Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie
sich auf verschiedene neuere Kriterien, die im In- und Ausland
und -medizin die Federführung trägt. Ultraschall ist nun die
zwischenzeitlich publiziert worden waren. Die Arbeitsgruppe
Methode der ersten Wahl für die Diagnostik einer Halsarterien-
um Professor Dr. Arning formulierte nun Kriterien, die künftig
verengung, wenn die Untersuchung von einem erfahrenen
bundesweit als einheitlicher Standard in allen Ultraschall-
Anwender durchgeführt wird. Besonders vorteilhaft ist Ultra-
Labors verwendet werden sollten. Die Kriterien wurden von
schall auch für die Verlaufsbeobachtung von Stenosen. „Eine
den Gremien der DEGUM angenommen und 2010 publiziert.
Zunahme des Stenosegrades lässt sich mit keiner anderen
Um schließlich einen nationalen Standard zu etablieren, war es
Methode besonders geeignet für die Abschätzung des Schlag-
Methode besser erkennen als mit Ultraschall. Deshalb ist die
außerdem notwendig, eine Empfehlung für die Verwendung der
anfallrisikos“, empfielt Professor Dr. Arning. „Bedingung ist
neu entwickelten Kriterien von allen medizinischen Fachgesell-
aber ausreichende Erfahrung des Untersuchers.“ <<<
schaften zu erhalten, die mit der Diagnostik und Therapie von
Karotisstenosen befasst sind. 2011 wurde unter Federführung
43
ASKLEPIOS Westklinikum
D IAB ETESSCREEN IN G
Es liegt im Blut
Krankenhausaufenthalte sind für Patienten mit Diabetes mellitus mit einem
erhöhten Risiko verbunden. Doch in vielen Fällen weiß weder der Betroffene noch
der Arzt von der Erkrankung. Entgleist der Blutzuckerwert, kann es schnell zu
einer lebensbedrohlichen Situation kommen. Gezieltes Diabetesmanagement und
systematische Blutzuckertests sorgen für mehr Sicherheit.
45
Professor Dr. Manfred Dreyer, Chefarzt für Innere Medizin am Asklepios Westklinikum, und Dr. Katharina Glettler
Eine Diabeteserkrankung rechtzeitig zu erkennen und
terhin erhöht, wird die zuständige Diabetesberaterin informiert.
gezielt zu therapieren, ist nicht in jeder Klinik selbstverständlich.
„Patienten, die wissen, dass sie an Diabetes leiden, haben im
Obwohl Diabetes eine Volkskrankheit ist, verfügen von bundes-
Krankenhaus oft andere Blutzuckerwerte als zu Hause. Der
weit 2.000 Krankenhäusern nur rund 140 über eine eigene
Tagesablauf und das Essen sind anders. Da müssen wir auf-
Diabetologie. „Ein unbehandelter Diabetes ist für den Patienten
passen, dass der Blutzucker richtig eingestellt wird“, berichtet
ein echtes Sicherheitsrisiko“, warnt Professor Dr. Manfred
Renate Jäckle, Diabetesberaterin am Asklepios Westklinikum.
Dreyer, Chefarzt für Innere Medizin und Diabetesexperte am
Wusste der Patient bislang nicht, dass er an Diabetes leidet,
Asklepios Westklinikum. „Bei Patienten mit Diabetes haben
erhält er eine Schulung, um den richtigen Umgang mit seiner
bestimmte Medikamente und Kontrastmittel gefährliche
Erkrankung zu lernen.
Nebenwirkungen. Dazu kommen Stress, Nahrungsmittelentzug
vor der Operation oder künstliche Ernährung. Dies alles kann
Diabetes steht für eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen,
schnell die Blutzuckerwerte aus dem Gleichgewicht bringen.“
bei denen der Zuckerspiegel im Blut zu hoch ist. Mit etwa sie-
Auch Komplikationen wie Entzündungen nach operativen Ein-
ben Millionen bekannten Erkrankungen in Deutschland und
griffen treten bei Diabetespatienten gehäuft auf. Die Dauer des
einer Dunkelziffer von weiteren geschätzten drei Millionen
Krankenhausaufenthalts ist daher oftmals länger als bei anderen
gehört Diabetes mellitus zu den größten Volkskrankheiten.
Patienten.
Diabetes Typ 1 tritt häufig bereits im Kindes- und Jugendalter
Da die Diagnose nicht immer frühzeitig gestellt wird und viele
der Körper bestimmte Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört.
auf. Meist ist die Ursache eine Autoimmunerkrankung, bei der
Patienten nicht wissen, dass sie gefährdet oder bereits erkrankt
Die Betroffenen müssen regelmäßig Insulin spritzen, da die
sind, wurde 2010 ein systematisches Diabetesmanagement ein-
Bauchspeicheldrüse selbst kaum Insulin produziert.
geführt. Bei der Aufnahme jedes Patienten wird seither grundsätzlich der Blutzuckerwert gemessen. Ist der Wert höher als
140 mg/dl (7,8 mmol/l) folgen drei weitere Messungen im
Abstand von wenigen Stunden. Sind die Blutzuckerwerte wei-
46
Diabetesberaterin Renate Jäckle (links) berät eine Patientin
Diabetes Typ 2 hat seine Ursache in einer langsam zunehmen-
gen und Infektanfälligkeit sind eher unspezifisch und werden
den Insulinunempfindlichkeit. Zu den wichtigsten Risikofakto-
nicht immer mit einem möglichen Diabetes in Zusammenhang
ren zählen Bewegungsmangel, Übergewicht und Vererbung. Es
gebracht.
gibt aber auch Medikamente (z.B. Kortison), deren Nebenwirkungen zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels führen. Ein
Dr. Katharina Glettler, Diabetologin am Asklepios Westklini-
Diabetes, der über lange Zeit unerkannt bleibt, kann dauerhaft
kum, betreut auch die Asklepios Kliniken Altona und Barmbek.
Blutgefäße, Nerven und Organe schädigen.
„In der Regel sind die Patienten, die ich versorge, älter. Da
Barmbek und Altona über Geburtsstationen verfügen, habe ich
Das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, steigt mit zuneh-
aber auch viele Patientinnen mit Schwangerschaftsdiabetes.“
mendem Alter. Aktuellen Studien zufolge sind zwischen 20 und
Diese Form des Diabetes ist eine der häufigsten Erkrankungen
30 Prozent der über 70-Jährigen betroffen. Da überwiegend
während der Schwangerschaft und verschwindet meist nach der
ältere Menschen im Krankenhaus behandelt werden, ist der
Entbindung.
Anteil der Diabetiker entsprechend hoch. „Wir schätzen, dass
ein Viertel aller Klinikpatienten an Diabetes leiden“, sagt Profes-
Die frühzeitige Erkennung und gezielte Therapie der Diabetes-
sor Dr. Dreyer. „Zu 95 Prozent haben wir es mit Diabetes Typ 2
erkrankung hilft nicht nur dabei, Komplikationen und Folge-
zu tun, also dem sogenannten ,Altersdiabetes‘. Da diese Dia-
erkrankungen zu vermeiden. Sie sorgt auch dafür, dass der
betesform schleichend auftritt und lange Zeit kaum spürbar ist,
Patient nach einer Krankenhausbehandlung schneller wieder
wissen die Patienten oft nicht, dass sie zuckerkrank sind.“
nach Hause entlassen werden kann. <<<
Bei Diabetes Typ 2 treten häufig jahrelang keine fassbaren
Symptome auf. Nur bei massiv erhöhten Zuckerwerten zeigen
sich typische Symptome wie starker Durst und vermehrtes Wasserlassen. Auswirkungen wie Müdigkeit, Schwäche, Sehstörun-
47
ASKLEPIOS Krankenhausapotheke
THERAPIESICHERHEIT
Mit Netz und doppeltem Boden
Die Krankenhausapotheke der Hamburger Asklepios Kliniken ist eine der größten
und innovativsten in Europa. Sie versorgt zwölf Krankenhäuser mit Arzneimitteln
und Infusionen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Apothekern,
Ärzten und Pflegekräften setzt Standards in der Arzneimitteltherapie für mehr
als 200.000 stationäre Patienten pro Jahr.
„Patientenorientierte Arzneimittelversorgung“ – hinter
Höchstmaß an Therapiesicherheit, Qualität und Transparenz für
diesem Begriff verbirgt sich die umfassende Prüfung aller Arz-
die Versorgung mit Arzneimitteln.“
neimittelverordnungen. Anna Hinnerkort und Merja Sinz sind
Apothekerinnen, die in der Asklepios Klinik Barmbek täglich
Während der täglichen pharmazeutischen Visite auf den Statio-
Ärzte, Patienten und Pflegekräfte beraten. „Die Zusammen-
nen beantworten die Apothekerinnen die Fragen von Ärzten,
arbeit mit uns Apothekern wird besonders geschätzt, weil viele
Pflegekräften und Patienten. Jedes verordnete Arzneimittel wird
Fragen zur Arzneimitteltherapie, sei es zur Dosierung, zu Wech-
zunächst von einem Apotheker vor Ort geprüft und über die
selwirkungen zwischen verschiedenen Präparaten, aber auch
Arzneimittelsoftware freigegeben. Erst nach der Freigabe durch
zur Verfügbarkeit der Arzneimittel schnell und problemlos
den örtlichen Apotheker werden die verordneten Arzneimittel
geklärt werden können“, sagt Merja Sinz. „Die patientenorien-
in der Zentralapotheke auf dem Gelände der Asklepios Klinik
tierte Arzneimittelversorgung bedeutet für die Patienten ein
Nord – Heidberg für jeden Patienten individuell zusammen-
49
gestellt. Anders als in den meisten Krankenhäusern in Deutsch-
den Pflegekräften Hinweise, wie mit den einzelnen Arzneimit-
land werden die Arzneimittel für die Patienten im Anschluss an
teln verfahren werden muss, und schlagen gegebenenfalls Alter-
die pharmazeutische Visite in Einzeldosis-Verpackungen – die
nativen vor“, sagt Anna Hinnerkort.
„Unit-Dose“– in der Krankenhausapotheke zusammengestellt.
Jedes Arzneimittel ist dadurch bis zur Einnahme zweifelsfrei
Kommt ein Patient vor einer geplanten Operation zum Aufnah-
erkennbar, sodass Verwechslungen praktisch ausgeschlossen
megespräch mit dem Facharzt und dem Anästhesisten, nimmt
sind.
sich auch der Apotheker Zeit für das pharmazeutische Aufnahmegespräch. Hier wird ausführlich über die Arzneimittelversor-
Über das Intranet haben die beiden Apothekerinnen Zugang zu
gung während des Klinikaufenthaltes und über eventuelle
sämtlichen Laborwerten. „Bei älteren Patienten beispielsweise
Umstellungen oder veränderten Bezeichnungen der eigenen
ist oft die Nierenfunktion eingeschränkt“, erklärt Anna Hinner-
Arzneimittel informiert. Auch die Unit-Dose-Versorgung wird
kort. „Wir erhalten aus dem Labor täglich eine Liste von allen
erklärt. Der Apotheker überprüft, welche Medikamente der
Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, sodass wir deren
Patient zu sich nimmt, ob ein Arzneimittel vor der Operation
Medikation systematisch prüfen können.“ Noch wichtiger wird
abgesetzt werden muss oder mögliche Allergien bestehen. Feh-
diese systematische Prüfung, wenn ein Patient sehr viele ver-
len Angaben zu Stärke, Dosierung oder Arzneiform, klärt der
schiedene Medikamente einnimmt und Wechselwirkungen
Apotheker dies mit dem zuständigen Hausarzt, den Angehöri-
berücksichtigt werden müssen. Merja Sinz: „Der Bereich
gen oder aber dem Patienten selbst. „Oft kennen die Patienten
Wechselwirkungen ist sehr komplex. Deshalb ist eine schnelle,
nur den Namen des Medikaments, wissen aber beispielsweise
umfassende Bewertung erforderlich. Dafür sind wir als Apothe-
nicht, wie hoch die Dosierung in einer Tablette ist. Dann klären
ker da.“ Besonderes Augenmerk ist auch bei Patienten mit
wir das“, sagt Merja Sinz. „Wir nehmen den Patienten die Unsi-
Schluckstörungen oder einer Magensonde geboten, da die
cherheit, indem wir sie z.B. darauf vorbereiten, dass ein Medi-
Medikamente zerkleinert und mit viel Flüssigkeit verabreicht
kament, das sie im Krankenhaus bekommen, vielleicht einen
werden müssen. Doch ist nicht jedes Medikament hierfür geeig-
anderen Namen hat, aber trotzdem denselben Wirkstoff ent-
net. Deshalb prüfen wir jeweils die gesamte Medikation, geben
hält.“
50
Dass Krankenhausapotheker so eng mit Patienten, Ärzten und
Pflegekräften zusammenarbeiten, ist in Deutschland noch die
Ausnahme. In Großbritannien, Portugal, Irland und der Schweiz
haben Klinikbetreiber die Vorteile längst erkannt, die eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Apothekern bringt. „Für die
Patienten sind wir quasi eine weitere Instanz, die die Sicherheit
der Arzneimitteltherapie deutlich erhöht“, darin sind sich Anna
Hinnerkort und Merja Sinz einig. Die patientenorientierte Arzneimittelversorgung hat sich in den Asklepios Kliniken Hamburg als fester Baustein der medizinischen Versorgung etabliert
und wird stetig ausgeweitet. <<<
Merja Sinz und Anna Hinnerkort,
Apothekerinnen in der Asklepios Klinik Barmbek
Am geplanten OP-Tag werden die Arzneimittel über die UnitDose-Versorgung rechtzeitig abgepackt, meist während der
Patient noch im OP ist. Bei Verlegung des Patienten auf die
Station ist somit sichergestellt, dass seine ambulante Medikation vollständig und lückenlos fortgeführt werden kann.
51
ASKLEPIOS
Konzernbereich Medizin und Wissenschaft
SIMU L ATO RTR AIN IN G
Good teams are made
Ist ein Patient in Not, kämpft meist nicht der einzelne Arzt,
sondern ein ganzes Behandlungsteam um Leben und Tod. Je
besser die Zusammenarbeit funktioniert, desto größer ist die
Chance, den Akutpatienten schnell zu stabilisieren. Wie man
sich auf Notfälle effektiv vorbereiten kann, hat sich die Medizin
aus der Luftfahrt abgeschaut: durch das Simulatortraining. Doch
reichen Computerprogramme, die am Bildschirm Notfallsituationen imitieren, nicht aus. Um die Zusammenarbeit eines
medizinischen Notfallteams unter realistischen Bedingungen
erfolgreich zu trainieren, gibt es spezielle computergesteuerte
physiologische Simulationspuppen. Trotz der wissenschaftlich nachgewiesenen Effizienz ist das Simulatortraining in der
medizinischen Aus- und Fortbildung bisher wenig verbreitet.
Professor Dr. Heinzpeter Moecke, Konzernbereichsleiter Medizin und
Wissenschaft der Asklepios Kliniken
Die Hamburger Asklepios Kliniken bieten seit dem Frühjahr
2012 ihren Mitarbeitern diese innovative Form der Fortbildung
an. „Die Mitarbeiter vergessen sehr schnell, dass sie an einer
Neben der fachlichen Kompetenz kommt es im Simulationstrai-
Simulation teilnehmen“, sagt Professor Dr. Heinzpeter Moecke,
ning vor allem auf das richtige Verhalten an: Wie kommuniziert
erfahrener Notfallmediziner und Konzernbereichsleiter Medizin
das Team untereinander? Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
und Wissenschaft der Asklepios Kliniken. „Wir führen die Teil-
Hören die Teilnehmer einander richtig zu? „Wenn Personen aus
nehmer bewusst an ihre Grenzen. Sie lernen, dass sie mit der
verschiedenen Hierarchieebenen unter Stress zusammenarbei-
richtigen Vorgehensweise jede erdenkliche Situation meistern
ten, gehen oftmals Informationen verloren. Deshalb müssen wir
können. Wichtig ist die Nachbesprechung, damit sich niemand
vor allem Assistenzärzte, Krankenschwestern und -pfleger stark
alleingelassen fühlt.“
machen, damit sie sich im Ernstfall trauen, ihre Beobachtungen
52
Simulatortraining an der Puppe
Neue Aus- und Fortbildungen für Asklepios-Mitarbeiter
erhöhen die Ausbildungsqualität
und Hinweise so zu äußern, dass sie ernst genommen werden“,
Was physiologische Simulationspuppen alles können:
so Professor Dr. Heinzpeter Moecke.
>
sie haben veränderbaren Puls und Atmung
Teamorientierung, situative Aufmerksamkeit, Führungsverhal-
>
der Blutdruck und Herzschlag sind messbar
ten, Kommunikation und Kooperation gilt es zu trainieren –
>
die Puppe spricht (bzw. der Trainer über ein Mikrofon),
>
ein Computerprogramm simuliert Reaktionen auf
denn die Technik funktioniert in der Medizin meist reibungslos.
Nur die Schnittstelle „Maschine – Mensch“ hat Tücken. Um den
öffnet und schließt die Augen
Teilnehmern ihr Notfallverhalten zu veranschaulichen, werden
Medikamentengaben und medizinische Interventionen
die Simulationen aufgezeichnet und in einer anschließenden
und vieles mehr
Videoanalyse gemeinsam mit dem Trainer aufgearbeitet.
„Unter Stress bricht die Kommunikation schnell zusammen.
Folgeschäden für Patienten menschliches Versagen die Haupt-
Entscheidungen werden emotional statt rational gefällt. Die
ursache ist. Gezieltes und regelmäßiges Simulationstraining hilft
Folge: es werden Symptome behandelt, anstatt eine Diagnose
dabei, Klinikmitarbeiter besser auf Akutsituationen vorzuberei-
zu stellen“, weiß Trainingsleiter Professor Dr. Wolfgang Heinrichs
ten und die Sicherheit für Patienten deutlich zu verbessern. Denn
aus jahrelanger Erfahrung. „Die Teilnehmer müssen nicht nur
gute Teams werden nicht „geboren“ – sie werden gemacht. <<<
lernen, Fehler zu erkennen. Sie müssen mit den anderen auch
darüber sprechen. Und das erfordert Mut.“ Mut, der Leben retten und die Gesundheit erhalten kann. Experten schätzen, dass
in 80 Prozent aller medizinisch bedrohlichen Situationen mit
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ASKLEPIOS Medilys
H YG IEN EMAN AG EMEN T
Kampf den Keimen
Die Widerstandsfähigkeit von Bakterien gegenüber Antibiotika ist in den
vergangenen Jahren deutlich angestiegen. Schwer behandelbare Infektionen
können die Folge sein. Die Hamburger Asklepios Kliniken schützen Patienten vor
Problemkeimen: Hohe Hygienestandards, interdisziplinäre Zusammenarbeit und
eine umfassende Datenerhebung sichern die Gesundheit.
Bei resistenten Bakterien versagt die Behandlung mit gängigen
Hygienemanagement bildet dabei die Basis für einen hygienisch
Antibiotika. Sie können sich trotz Medikamentengabe weiter im
korrekten Umgang des Personals mit den Patienten. Medilys
Körper ausbreiten und Infektionen verursachen. MRSA (Methi-
steht den Krankenhäusern als Hygieneberater zur Seite und hält
cillin-resistente Staphylokokken) gehören zu den bekanntesten
die Klinikmitarbeiter auf dem aktuellen Stand der Hygienericht-
multiresistenten Bakterien. Aber nicht nur Staphylokokken,
linien.
auch andere Keime entwickeln Resistenzen. Für gesunde Menschen mit einer starken Immunabwehr sind sie in der Regel
Resistente Erreger werden sowohl durch den direkten Kontakt
harmlos. Ist die Abwehrkraft geschwächt, kann es jedoch zur
von Mensch zu Mensch als auch über Gegenstände übertragen.
Ansteckung kommen. Viele Menschen tragen den resistenten
Zu wissen, wie man sich und andere schützt, ist die Basis für
Bakterienstamm unwissend in sich, ohne zu erkranken. Wenn
einen korrekten Umgang mit Patienten, bei denen ein multire-
diese Personen im Krankenhaus behandelt werden oder dort
sistenter Erreger nachgewiesen wurde. Ärzte und Pflegekräfte
arbeiten, besteht die Gefahr, dass ungewollt resistente Erreger
nehmen daher in regelmäßigen Abständen an Schulungsmaß-
auf immungeschwächte Patienten übertragen werden. Ein häu-
nahmen über alle aktuellen Themen des Hygienemanagements
fig unterschätztes und unnötiges Risiko, denn schon einfache
teil.
Hygienemaßnahmen wie die regelmäßige Desinfektion der
Hände und die richtige Therapie können die Ausbreitungsgefahr
Die grundsätzlich notwendigen Hygienemaßnahmen unter-
deutlich senken.
scheiden sich je nach Erreger und Krankheitsbild eines Patienten.
Daher arbeitet in jeder Hamburger Asklepios Klinik qualifizier-
Die Medilys Laborgesellschaft, ein Tochterunternehmen der
tes Hygienefachpersonal, das den Pflegekräften beratend zur
Hamburger Asklepios Kliniken, erbringt etwa die Hälfte der
Seite steht.
Laboranalysen in den hanseatischen Krankenhäusern. Sie berät
und betreut mit ihrem Fachbereich „Hygiene“ die Kliniken. Mittelpunkt der Betreuung ist die Sicherheit für jährlich mehr als
200.000 Patienten in den Hamburger Asklepios Kliniken. Das
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Epidemiologisches „Netzwerk MRSA“
Die richtigen Antibiotika zur richtigen Zeit
Schon 2004 hat Medilys begonnen, das bundesweit erste klinik-
Neben dem richtigen Umgang mit infizierten Patienten sind
übergreifende „Netzwerk MRSA“ aufzubauen, mit dessen Hilfe
medizinische Kenntnisse über die Erreger und die Wirksamkeit
Experten inzwischen die Entwicklung von MRSA in Hamburg
der verschiedenen Antibiotika gegen die unterschiedlichen Bak-
über mehr als sieben Jahre verfolgen können. Jeder einzelne
terienstämme entscheidend, um der Entstehung von Resisten-
MRSA-Fall wird erfasst.
zen soweit möglich vorzubeugen. „Wir haben nachgewiesen,
dass immer mehr Bakterienstämme multiresistent werden.
Im Halbjahrestakt erfolgt in jeder Klinik eine detaillierte Analyse
Daher ist es umso wichtiger, Abstriche und andere Patienten-
und Bewertung der Ergebnisse. Hier zeigt sich seit einigen Jah-
proben im Labor untersuchen zu lassen. Nur so erfährt man, mit
ren eine deutliche Zunahme von multiresistenten Staphylokok-
welchem Erreger ein Patient infiziert ist, bevor ein Antibiotikum
ken. Der Anteil der bereits bei Klinikaufnahme nachweisbaren
verordnet wird“, erläutert Dr. Huggett.
MRSA-Fälle ist um mehr als das Vierfache gestiegen. „Die meisten MRSA-Patienten in unseren Kliniken bringen die Keime bei
Die Ergebnisse des Monitorings über die Empfindlichkeiten der
der Einlieferung mit“, erklärt Dr. Susanne Huggett, Ärztliche
Bakterien gegenüber Antibiotika werden von Medilys in Klinik-
Leiterin von Medilys. „Die MRSA-Infektionen, die während des
konferenzen und Fortbildungen dargestellt. Im Intranet kann
Klinikaufenthalts entstehen, nehmen deutlich ab. Ein Hinweis
jeder Mitarbeiter der Asklepios Kliniken weitere Informationen
für ein gut funktionierendes Hygienemanagement. Wir können
einsehen. Neben Hinweisen zu den Veränderungen der Resis-
anhand des Rückgangs der Infektionen zeigen, wie wirksam
tenzen gibt Medilys Empfehlungen, welche Antibiotika gegen
Interventionen sind.“
bestimmte Bakterien wirksam sind und welche nicht. Die
Mikrobiologen und Hygieniker der Laborgesellschaft stehen im
ständigen Dialog mit Ärzten, Apothekern und Infektiologen in
den Krankenhäusern, um wichtige Therapiehinweise an die Klinikmitarbeiter weiterzugeben. Der Erfahrungsaustausch mit den
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Dr. med. Susanne Huggett (rechts), Ärztliche Leiterin Medilys
Klinikern ist ein weiteres Instrument im wichtigen Kampf gegen
die gefährlichen Keime.
Besonders stolz ist Dr. Huggett auf die Antibiotika Fibel, in der
alle aktuellen Informationen und Empfehlungen zur Antibiotikatherapie der wichtigsten Infektionen zusammengefasst sind.
Im vergangenen Jahr erschien das von einem interdisziplinären
Team erarbeitete Nachschlagewerk, das alle Ärzte der Asklepios
Kliniken erhalten, in der zweiten, aktualisierten Auflage.
Resistente Erreger – nicht nur ein Thema für Kliniken
Die Therapie von Patienten, bei denen Problemerreger nachgewiesen wurden, ist nicht nur ein Thema für Kliniken. Auch
weiterbehandelnde Ärzte, Angehörige sowie ambulante und
stationäre Pflegeeinrichtungen benötigen aktuelle und ausführliche Informationen zu wirksamen Antibiotikatherapien und
Hygienemaßnahmen. Regelmäßige Informationsveranstaltungen
wie Hygienetage und Fortbildungen sind hier nur der Anfang.
„Wir bauen die Kooperationen mit wichtigen Ansprechpartnern
weiter aus“, sagt Dr. Huggett. „Nur so können wir Antibiotikatherapien für Patienten sicherer machen und der Resistenzentwicklung langfristig entgegenwirken.“ <<<
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Mit der Gründung der Medical School startete Asklepios 2008 die Kooperation mit
der renommierten Semmelweis Universität Budapest. Durch eine praxisbezogene
Ausbildung in kleinen Gruppen werden die Studierenden mit einem einzigartigen
Studienkonzept hier in Hamburg zu Ärzten ausgebildet. Im Juli 2012 schließen
die ersten Medizinstudenten ihr Studium erfolgreich ab.
ASKLEPIOS Medical School
MEDIZIN
STUDIEREN
IN
HAMBURG
Wir sind Arzt
Mit der Asklepios Medical School verfügt Hamburg über
An der Medical School werden die Studenten nach dem
die erste grenzübergreifende Ärzteausbildung europaweit.
ungarischen Curriculum von Professoren und Dozenten der
„Die vergangenen vier Jahre haben uns gezeigt, dass wir enga-
Hamburger Asklepios Kliniken unterrichtet und geprüft.
gierten Studenten eine sehr gute Studienalternative in Deutsch-
„Es gibt insgesamt viel mehr Prüfungen als an den deutschen
land anbieten können“, sagt Dr. Martin Merkel, Dozent an der
Universitäten. In der Regel wird mündlich geprüft. So haben wir
Asklepios Medical School. „Von Beginn an war es unser Ziel,
Lehrenden immer die Möglichkeit, den aktuellen Wissensstand
den Unterricht optimal und praxisnah zu gestalten. Die Dozen-
unserer Studierenden zu kontrollieren“, erklärt Dr. Merkel.
ten haben hier viele Möglichkeiten, Lehrinhalte zu gestalten.“
Den praktischen Teil der medizinischen Ausbildung übernehKnapp 200 angehende Mediziner studieren zurzeit an der Ham-
men die verschiedenen Hamburger Asklepios Kliniken sowie
burger Medical School der Asklepios Kliniken. Die ersten zwei
Spezialisten aus kooperierenden Arztpraxen im Hamburger
Jahre der Ausbildung zum Mediziner, die vorklinische Ausbil-
Raum. Das ermöglicht den Studenten schon während ihres Stu-
dung, verbringen die Studenten an der Semmelweis Universität
diums, die Arbeitsabläufe in einer Vielzahl von medizinischen
in Ungarn. Alle Vorlesungen und Seminare finden in deutscher
Einrichtungen kennenzulernen und sich ein umfassendes Bild
Sprache statt. Dort absolvieren sie auch das Physikum, die ärzt-
ihres späteren Arbeitsalltags zu machen. „Ich habe den Ein-
liche Vorprüfung. Danach setzen die Studenten den klinischen
druck, dass man hier optimal auf uns eingeht und wir auf einem
Teil ihres Medizinstudiums am Asklepios Campus Hamburg der
sehr hohen Niveau unterrichtet werden“, sagt Janine Hanschke,
Semmelweis Universität fort. „Die Zeit in Ungarn hat uns Medi-
Medical School Studentin im vierten Jahr und angehende
zinstudenten zusammengeschweißt“, sagt Julia Brandts, Medical
Absolventin des ersten Studienjahrgangs in Hamburg.
School Studentin im ersten klinischen Jahr. „Dadurch, dass man
oft in kleinen Gruppen unterrichtet wird, ist die Mitarbeit jedes
Ein Ausbildungsplatz für einen Mediziner kostet rund 15.000
Kommilitonen gefordert.“
Euro pro Semester. 7.200 Euro davon zahlen die Studenten.
„Asklepios trägt mehr als die Hälfte der Ausbildungskosten “,
sagt Dr. Weidenhammer, Geschäftsführer der Medical School.
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Dr. Martin Merkel, Dozent an der Asklepios Medical School
sor Müller-Wieland, Gründungsdekan der angehenden Fakultät.
Janine Hanschke will in den Hamburger Asklepios Kliniken
arbeiten und ihre Dissertation schreiben, sodass sie dann
„Dr. med.“ als Bezeichnung führen darf. So will sie sich in
Innerer Medizin spezialisieren und auch wissenschaftlich tätig
sein. Ganz besonders freut sie sich auf den 13. Juli 2012. Dann
findet in der ungarischen Botschaft in Berlin in festlichem Rahmen die Diplomverleihung statt.
Der Dekan der Semmelweis Universität in Budapest ist begeistert
über den Erfolg der Medical School und erkennt die Leistungen
der Hamburger Asklepios Kliniken hoch an. Die ungarische
Universität hat beschlossen, in Hamburg eine eigenständig
geführte medizinische Fakultät zu gründen. Diese eröffnet der
Medical School künftig unter anderem die Möglichkeit, verstärkt
wissenschaftlich tätig zu sein und akademische Grade wie „Dr.“
„Wir investieren sehr viel, da wir anders als öffentliche Universi-
oder „Professor“ zu verleihen. <<<
täten keine Mittel von staatlicher Seite erhalten.“
Im Juli 2012 schließen die 19 Studenten des ersten Jahrgangs
ihr Medizinstudium erfolgreich ab. Der Abschluss ist europaweit
anerkannt. „Wir sind wirklich sehr stolz auf unsere Studenten
und dankbar, dass die Dozenten mit uns gemeinsam neue Wege
in der Ausbildung von Medizinern gegangen sind“, sagt Profes-
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Impressum
Herausgeber:
Asklepios Kliniken Hamburg GmbH
Rübenkamp 226
22307 Hamburg
V. i. S. d. P.:
Peter Oberreuter,
Sprecher der Geschäftsführung
der Asklepios Kliniken Hamburg GmbH
Redaktion:
Cornelia Wolf, Asklepios proresearch
Beate Munding, MUNDINGMEDIA
Fotos:
Jeanette Schaun
Foto Seite 16: Asklepios Klinik Barmbek
Foto Seite 30: Asklepios Klinik Nord – Heidberg
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