Was ist Energie? Energie ist: • eine Erhaltungsgröße • eine Rechengröße, die es ermöglicht, Veränderungen zwischen Zuständen zu berechnen • eine Größe, die es erlaubt, dass Vorgänge ablaufen, z.B. das Wasser erwärmt wird das ein Körper beschleunigt wird das elektrischer Strom fließt … Welche Energieformen gibt es? • mechanische Energie • elektrische Energie • chemische Energie • thermische oder Wärmeenergie • Strahlungsenergie • … Zunächst beschränken wir uns auf die mechanischen Energieformen: • potentielle Energie / Lageenergie / Höhenenergie • kinetische Energie / Bewegungsenergie • Spannenergie (eine Form der potentiellen Energie) Potentielle Energie Potentielle Energie ist u.a. die Fähigkeit, mechanische Arbeit zu verrichten. Arbeit ist gespeicherte Energie. Arbeit wird verrichtet, wenn eine Kraft längs eines Weges wirkt. Die Größe der Arbeit richtet sich dabei nach dem Anteil der Kraft in Wegrichtung (vgl. Kräfteparallelogramm). Arbeit wird mit dem Formelzeichen W (engl.: work) gekennzeichnet. Dabei gilt: W = F ∙ s ∙ cos Merke: Wenn die Kraft senkrecht zum Weg wirkt, wird keine Arbeit verrichtet! Beispiel: Hubarbeit Um einen Körper mit der Masse m = 1 kg senkrecht um einen Meter nach oben zu heben, muss man die Arbeit W = F ∙ cos ∙ s = m ∙ g ∙ cos ∙s W = 1 kg ∙ 9,81 m/s2 ∙ 1 ∙ 1 m W = 9,81 Nm = 9,81 J verrichten. Dabei hat man dem System eine Energie von E = W = 9,81 J hinzugefügt. Die wirkende Kraft ist die Gewichtskraft, der Weg verläuft parallel zu der Kraft, also ist cos = cos 0° = 1. Wenn der Körper nun parallel zur Oberfläche getragen wird, dann ergibt sich für die geleistete Arbeit: W = m ∙ g ∙ cos ∙ s W=0 wegen cos = cos 90° = 0! Arbeit ist gespeicherte Energie. Mit Arbeit kann man einem System Energie zuführen, man kann z.B. die potentielle Energie des Systems erhöhen, indem man eine Last nach oben hebt. Für die Arbeit heißt es: W = F ∙ s ∙ cos Für die potentielle Energie: Epot = m ∙ g ∙ h Wo bleibt das cos ? Die Größe h bezeichnet die Höhe über einer Bezugsebene und damit immer den kleinsten Abstand zwischen Körper und Ebene, also = 90° und cos = 1 Also: Epot = m ∙ g ∙ h Die potentielle Energie ist die Energie, die ein Körper auf Grund seiner Höhe über einer Bezugsebene hat. Beispiel: Hubarbeit Wenn der angehobene Körper mit der potentiellen Energie Epot = 9,81 J fallen gelassen wird, wandelt sich die potentielle Energie in kinetische Energie um. Das geschieht kontinuierlich, bis die potentielle Energie beim Auftreffen auf der Bezugsebene (bzw. sehr kurz davor) komplett in kinetische Energie umgewandelt wurde. Die Größe der kinetischen Energie ist dabei wieder Ekin = 9,81 J. Es gilt: Die Gesamtenergie im System bleibt konstant. Die Summe aus potentieller und kinetischer Energie (und der Spannenergie) ist konstant. Eges = Epot + Ekin (+ Espann) = konstant Kinetische Energie Wie kann man die kinetische Energie berechnen? Die kinetische Energie ist die Energie, die ein Körper aufgrund seiner Bewegung oder seiner Geschwindigkeit erhält. Dabei gilt: Je massereicher und je schneller der Körper ist, desto höher ist seine kinetische Energie. Mit den bekannten Formeln für die Bewegung v=a∙t und s = ½ ∙ a ∙ t2 folgt für die Beziehung zwischen s und v: wobei hier natürlich s = h und a = g wird! Also: Aus folgt quadriert durch 2 geteilt mit m multipliziert Auf der rechten Seite steht die Formel für die potentielle Energie, also steht links auch eine Formel für Energie → wegen der Geschwindigkeit muss das die kinetische Energie oder Bewegungsenergie sein Epot = m ∙ g ∙ h Ekin = ½ ∙ m ∙ v2 Beispiel: Hubarbeit Wenn ein Körper um h angehoben und anschließend fallen gelassen wird, erhält er auf Grund der Erdbeschleunigung g kurz vor dem Aufprall die maximale Geschwindigkeit v. h in m v in m/s 1 4,43 11 Die rechts stehende Tabelle wurde aus den 10 Bewegungsgleichungen berechnet: 9 v (m/s) 8 7 6 5 4 Im h-v-Diagramm sieht das folgendermaßen aus: 1 2 3 4 h (m) 5 6 2 h 3in m 6,26 v 7,67 in m/s 41 52 4,43 8,86 6,26 9,90 63 4 7,67 10,85 8,86 5 9,90 6 10,85 11 h in m v in m/s 1 4,43 v 10 h½ Berechnet man jetzt die potentielle Energie aus der h-Spalte und die kinetische Energie aus der v-Spalte, jeweils für eine Masse von 1 kg, erhält man folgende Tabelle: 9 v (m/s) 8 7 6 5 4 1 2 6,26 3 7,67 4 8,86 5 9,90 62 10,85 4 3 5 h (m) Epot = m ∙ g ∙ h Ekin = ½ ∙ m ∙ v2 6 h in m Epot in J v in m/s Ekin in J 1 9,81 4,43 9,81 2 19,62 6,26 19,59 3 29,43 7,67 29,41 4 39,24 8,86 39,25 5 49,05 9,90 49,01 6 58,86 10,85 58,86 Energien sind gleich! Anmerkung: Für die Bewegungsgleichungen haben wir keine Angabe der Massen benötigt, für die Berechnung der Energien ist die Kenntnis der Masse notwendig! Die potentielle Energie eines Körpers in einer Höhe h ist genau so groß wie die kinetische Energie desselben Körpers bei einem Fall aus der Höhe h. Wichtig: Die potentielle und die kinetische Energie sind nie zur gleichen Zeit maximal! Wenn die potentielle Energie am größten ist, ist die kinetische Energie am kleinsten und umgekehrt. Spannenergie Die dritte mechanische Energieform: Spannenergie Die Spannenergie hängt von der Federhärte D und dem Spannweg s ab. Je härter die Feder, also je größer D, und je größer der Spannweg, desto größer die Spannenergie. Aus der Formel für die Arbeit W = F ∙ s, und der Federhärte D = F / s folgt: Espann = ½ ∙ D ∙ s2 Zusatzinformation: Die Arbeit ist eigentlich die Kraft entlang eines Weges, mathematisch also das Integral ∫ F ds. Wenn dann noch F = D ∙ s eingesetzt wird, folgt: Espann = Wspann = ∫ D ∙ s ds = ½ ∙ D ∙ s2 mit der Spannarbeit Wspann. Wiederholung: Epot = m ∙ g ∙ h Ekin = ½ ∙ m ∙ v2 Espann = ½ ∙ D ∙ s2 Potentielle, kinetische und Spannenergie sind die drei mechanischen Energieformen. Die Summe aller drei Energien ist im geschlossenen System stets konstant. Jede der drei Energieformen kann in eine andere umgewandelt werden. Wichtig: Die Energiebetrachtungen erfolgen immer in bestimmten Zuständen des Systems. Wie das System von einem Zustand in einen anderen gelangt, ist egal. Wichtig sind nur die Zustände selbst. Für die Betrachtungen zwischen zwei Zuständen benötigen wir wieder die Bewegungsgleichungen, durch die wir z.B. die Geschwindigkeit eines Körpers zu jedem Zeitpunkt berechnen können. Energieerhaltung im abgeschlossenen System Gesamtenergie ist konstant ! (wo sollte sie auch hin?) Das Universum stellt das größtmögliche geschlossene System dar. Aber die meisten Energien kennen wir nicht… daher Energieerhaltung im abgeschlossenen System beziehen wir uns auf ein kleineres und übersichtlicheres System: Die Erde Aber auch hier kennen wir die allermeisten Energien nicht… Energieerhaltung im abgeschlossenen System Allerdings nutzen wir die Erde als Teil des Systems, z.B. die Auswirkungen der Gravitation für den Ortsfaktor g = 9,81 m/s2. Ansonsten genügt es uns, dass z.B. die Temperatur in der Umgebung unseres betrachteten Systems konstant bleibt und dass keine magnetischen, elektrischen oder andere Kräfte wirken. Energieerhaltung im abgeschlossenen System Merksätze: • Mechanische Energieformen sind: E pot potentielle Energie kinetische Energie Spannenergie m g h E kin E spann 1 2 m v2 2 1 2D s • Ein Bereich, der mit seiner Umgebung keine Energie austauscht, heißt energetisch abgeschlossenes System • In einem abgeschlossenen System bleibt die (Gesamt-)Energie erhalten, unabhängig von den Vorgängen im System E ges m g h 1 m v2 2 1 D s2 2 konstant E pot m g h Beispielrechnung (Federpistole): E kin 1 2 D = 100 N/m s1 = 0,15 m m = 200 g = 0,2 kg E spann H m v2 1 2 D s2 h3 s1 = 0,15 m h1 = 0 m s=0 s2 s1 h2 h=0 Z1 Z2 Z3 E pot m g h Beispielrechnung (Federpistole): E kin 1 2 D = 100 N/m s1 = 0,15 m m = 200 g = 0,2 kg E spann Z1 Z2 m v2 1 2 D s2 Z3 In diesem System können wir vier Zustände festlegen: Z1: Z2: Z2b: Z3: maximal gespannte Feder, Höhenlage gleich Null, Espann maximale Geschwindigkeit, Ekin entspannte Feder, Mündung maximale Höhe der Kugel, Epot Eges Z1: E pot Ekin E spann m g h1 Z2: Eges E pot 1 2 m v12 1 2 D s12 Ekin E spann m g h2 1 2 m v2 2 1 2 D s2 2 Z3: Eges E pot Ekin E spann m g h3 1 2 m v3 2 1 2 D s3 2 E pot m g h Beispielrechnung (Federpistole): E kin 1 2 D = 100 N/m s1 = 0,15 m m = 200 g = 0,2 kg E spann Wo hat die Kugel bei der Aufwärtsbewegung die größte Geschwindigkeit? Z1 Die Geschwindigkeit ist dann maximal, wenn die Aufwärtskräfte und die Abwärtskräfte gleich groß sind und damit keine Beschleunigung nach oben und keine Beschleunigung nach unten auftritt. Erstes Newton‘sches Axiom: „Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Translation, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.“ Z2 Z3 m v2 1 2 D s2 E pot m g h Beispielrechnung (Federpistole): E kin 1 2 D = 100 N/m s1 = 0,15 m m = 200 g = 0,2 kg E spann Wo hat die Kugel bei der Aufwärtsbewegung die größte Geschwindigkeit? Fauf s2 s2 Fab Ds2 mg D 0,2kg 9,81 sm2 100 mN Z1 Z2 m v2 1 2 D s2 Z3 mg 0,020 m Wie groß ist die größte Geschwindigkeit? E pot m g h Beispielrechnung (Federpistole): E kin 1 2 D = 100 N/m s1 = 0,15 m m = 200 g = 0,2 kg s2 = 0,02 m E spann Wie groß ist die größte Geschwindigkeit? Z1 E Z1 E Z 2 1 2 Ds12 v2 v2 v2 mgh2 1 2 1 2 Ds12 1 2 1 2 mv 22 1 2 Ds22 Ds12 mgh2 1 2m 100 mN 0,15m 2 1 2 100 mN 0,02m 1 2 2,92 m s 0,2kg 2 0,2kg 9,81 sm2 0,13m Z2 Z3 m v2 1 2 D s2 E pot m g h Beispielrechnung (Federpistole): E kin 1 2 D = 100 N/m s1 = 0,15 m m = 200 g = 0,2 kg s2 = 0,02 m v2 = 2,92 m/s E spann m v2 1 2 D s2 Wie groß ist die Geschwindigkeit beim Austritt aus dem Lauf? Z1 1 2 v v Ds12 mgh 1 2 1 2 Ds12 1 2 mv 2 Ds2 Ds2 mgh m 2 1 2 100 mN 0m 1 2 m s Z3 1 2 1 2 100 mN 0,15m v 2,88 1 2 Z2 2 0,2kg 9,81 sm2 0,15m 0,2kg Welche Höhe H über der Mündung erreicht die Kugel? E pot m g h Beispielrechnung (Federpistole): E kin 1 2 D = 100 N/m s1 = 0,15 m m = 200 g = 0,2 kg s2 = 0,02 m v2 = 2,92 m/s vMündung = 2,88 m/s E spann Welche Höhe H über der Mündung erreicht die Kugel? E Z1 E Z 3 1 2 Ds12 h3 h3 h3 mgh3 Ds12 mg 1 2 1 2 100 mN 0,15m 0,2kg 9,81 sm2 0,57m 2 Z1 Z2 h3 H s1 H h3 s1 H 0,57m 0,15m 0,42m Z3 m v2 1 2 D s2 Energieübertragung durch Arbeit Merksätze: • Die Systemgrenzen müssen eindeutig festgelegt sein. • Arbeit ist die mit Hilfe einer Kraft von einem System auf ein anderes übertragene Energiemenge W. • Wirkt die Kraft F in Richtung des Verschiebungswegs s, so ist die Arbeit das Produkt aus F und s: W = F∙ s • Wirkt die Kraft F unter einem Winkel α bezüglich des Verschiebungsweges s, so gilt: W = F ∙ s ∙ cos α • Die Energieübertragung erfolgt nicht von allein, sondern nur mittels einer Kraft. Energieübertragung durch Arbeit Ist die Kraft F mit zurückgelegtem Weg nicht konstant, so gilt: Die dem System zugeführte Energie, also die Arbeit, entspricht der Fläche unter der s-F-Kurve im s-F-Diagramm. F ist konstant F ist nicht konstant, F = F(s) Energie-„verlust“ durch Reibung Merksatz: Reibung mit der konstanten Kraft FR entzieht dem System entlang des Reibungsweges s die mechanische Energie W = FR ∙ s und wandelt diese in thermische Energie des Systems, in Wärme, um. FRH , FRG , FRR Für die Reibkräfte wichtig: • Es wirkt die Normalkraft FN, d.h. der Anteil der Gewichtskraft FG, der senkrecht auf die Unterlage wirkt • Die Reibkraft kann die Haftreibkraft FRH, die Gleitreibkraft FRG oder die Rollreibkraft FRR sein • Die Reibkraft setzt sich aus der Normalkraft und dem jeweiligen Reibkoeffizienten zusammen, z.B. FRG = fG ∙ FN Energie-„verlust“ durch Reibung FRH , FRG , FRR F > FRH: Objekt setzt sich in Bewegung F = FRG: Objekt verbleibt in seinem Bewegungszustand F > FRG: Objekt wird beschleunigt FN = FG ∙ cos Leistung – Wie schnell wird Energie abgegeben? Die Leistung ist der Quotient aus der abgegebenen Energie, bzw. der geleisteten Arbeit W und der Zeit t, in der dies geschieht: P W t Die Einheit der Leistung ist 1 Watt: 1 W = 1 J/s Eine häufig gebrauchte Energieeinheit ( = Leistung mal Zeit) ist die Kilowattstunde: 1kWh 1kW 1h 103 W 3,6 103 s 3,6 106 Ws 3,6 MJ 1 kWh = 3,6 MJ Leistung – Wie schnell wird Energie abgegeben? P W t F s t F s t F v Wird die Energie W durch eine Kraft F in Richtung der Geschwindigkeit v übertragen, so ist die Leistung P das Produkt aus der Kraft F und der Geschwindigkeit v: P F v Der Wirkungsgrad η einer Energieübertragung, z.B. bei einem Elektromotor oder einer Glühlampe, ist der Quotient aus Nutzleistung und Eingangsleistung: Nutzleistung Eingangsle istung ηE-Motor = 0,95 ηGlühlampe = 0,05