Moderne Diagnostik und Behandlung des Pankreaskarzinoms

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Moderne Diagnostik und Behandlung
des Pankreaskarzinoms
Felix C. Popp, Patrick Stübs, Benjamin Garlipp, Christiane J. Bruns, Klinik für Allgemein-,Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg,
Das Management des Pankreaskarzinoms gehört zu den großen Herausforderungen der klinischen
Onkologie. Die Prognose der Erkrankung ist schlecht, wird aber durch moderne multimodale Therapiekonzepte verbessert. Der Beitrag fasst den Wissenstand zur Diagnostik und Therapie zusammen.
Jährlich erkranken in Deutschland
rund 15.000 Menschen am duktalen
Adenokarzinom des Pankreas. Die Inzidenzrate entspricht fast der Mortalitätsrate, was die schlechte Prognose
der Erkrankung verdeutlicht. Meist
tritt das Pankreaskarzinom im höheren Lebensalter auf, wobei Männer
im Durchschnitt mit 70, Frauen mit ca.
76 Jahren erkranken. Risikofaktoren,
die mit der Entstehung des Pankreaskarzinoms in Zusammenhang gebracht werden, sind Rauchen, Diabetes mellitus Typ 2, Adipositas, chronische Pankreatitis und eine positive
Familienanamnese. Auch mit zunehmendem Alter steigt das Risiko.
(MRCP). Kein Verfahren ist dem anderen überlegen; in den meisten Einrichtungen wird jedoch aufgrund der vorliegenden Erfahrungen die Multidetektor-CT als diagnostisches Mittel
der Wahl verwendet. Zudem stellt die
Multidetektor-CT die anatomischen
Beziehungen des Tumors zu den umliegenden Gefäßen am genausten
dar, was essenziell für die Klärung der
lokalen Resektabilität ist.
Die Endosonografie stellt in der Hand
erfahrener Untersucher ebenfalls eine sensitive Untersuchungsmethode
dar und ermöglicht gleichzeitig die
Gewinnung einer Biopsie mittels
Feinnadelpunktion. Falls Resektabilität vorliegt, ist eine Sicherung der Histologie zur Stellung der Operationsindikation allerdings nicht notwendig. Das Pankreaskarzinom kann somit allein mittels einer adäquaten
Bildgebung diagnostiziert werden.
Die PET-CT spielt bei der Primärdiagnostik eine untergeordnete Rolle und
kann bei Verdacht auf Peritonealkarzinose und bei der Rezidivdiagnostik
eingesetzt werden. Die endoskopisch
Patienten mit einem Pankreaskarzinom stellen sich meist mit unspezifischen Beschwerden vor. Neu aufgetretene Oberbauchbeschwerden,
Inappetenz, Gewichtsverlust und
Leistungsknick lassen an ein Tumorleiden denken und erfordern eine
weitere Diagnostik zur allgemeinen
Tumorsuche. Rückenschmerzen können als Spätsymptom bei Infiltration
des Retroperitoneums auftreten,
werden aber als solches oft erst retrospektiv erkannt. Ein schmerzloser
Ikterus als Zeichen einer Kompression
des Gallengangs durch einen Tumor
erfordert die gezielte Diagnostik zum
Ausschluss eines Pankreaskarzinoms.
Die sensitivsten Verfahren zum Erkennen eines Pankreaskarzinoms sind
die Multidetektor-CT und das MRT
in Kombination mit einer Magnetresonanz-Cholangiopankreatikografie
Quelle: PHANIE/Barrau-CNN – Your Photo Today
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retrograde Cholangiopankreatikografie (ERCP) ist weniger sensitiv als
die Schnittbildgebung und wird fast
ausschließlich zur interventionellen
Behandlung bei Cholestase und Cholangitis eingesetzt. Tumormarker des
Pankreaskarzinoms sind das CEA und
CA 19-9, welche als Verlaufsparameter dienen. In der Regel fallen die Tumormarker nach Resektion ab, so dass
ein Wiederanstieg bei initial positiven
Tumormarkern auf ein Rezidiv bzw.
eine Fernmetastasierung hinweist.
Als Screeningparameter für etwaige
Vorsorgeuntersuchungen eignen sich
diese Tumormarker jedoch nicht.
Festlegung der Therapiestrategie
Das Pankreaskarzinom wird stadiengerecht behandelt. Es unterscheiden
sich potenziell kurativ operable von
lokal fortgeschrittenen und metastasierten Tumoren. Um die optimale Behandlungsstrategie individuell festzulegen, wird empfohlen, alle Fälle in
einer interdisziplinären Tumorkonferenz vorzustellen und zu diskutieren.
Wichtig dabei ist die Demonstration
der Schnittbildgebung durch einen
erfahrenen Radiologen. Ein solches
Vorgehen dient nicht nur der Qualitätssicherung, sondern senkt auch die
Morbidität und Mortalität.
Behandlung von potenziell kurativ
operablen Pankreaskarzinomen: Da
die chirurgische Therapie die einzige
kurative Behandlungsoption des
Pankreaskarzinoms darstellt, sollte
stets die grundsätzliche Operabilität
geklärt werden. Diese liegt vor, wenn
keine Fernmetastasierung besteht
und der Tumor lokal resektabel ist.
Das Alter des Patienten spielt bei der
Feststellung der Operabilität keine
Rolle, Komorbiditäten müssen jedoch
individuell abgewogen werden [1].
Die Klärung der lokalen Resektabilität erfolgt durch die MultidetektorCT. Das Pankreaskarzinom metastasiert bevorzugt in die Leber und entwickelt früh eine Peritonealkarzinose, wobei ersteres gut durch die Multi-
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detektor-CT ausgeschlossen werden
kann. Die Peritonealkarzinose hingegen kann in der Schnittbildgebung
nur schlecht gesehen werden, so dass
bei klinischem Verdacht eine diagnostische Laparoskopie durchgeführt
werden kann. Sinnvoll ist dies bei signifikanten Mengen an Aszites oder
bei sehr hohen CA 19-9-Werten. Tumoren ohne Infiltration der großen
Viszeralarterien (Truncus coeliacus, A.
mesenterica superior und A. hepatica
communis) und Venen (V. mesenterica superior und V. portae) gelten als
kurativ resektabel. Freie Gefäße zeigen sich in der Schnittbildgebung
durch klar abgrenzbare Fettlamellen
um die Gefäßwand. Falls der Tumor
Nachbarorgane infiltriert und die en
bloc mitreseziert werden können, besteht immer noch Resektabilität. Eine
kurzstreckige Infiltration der Pfortader, der V. mesenterica superior
oder der V. lienalis kann exidiert und
übernäht werden und ist keine Kontraindikation gegen eine Resektion.
Lokal grenzwertig resektable („borderline resectable“) Tumoren können
prinzipiell ebenfalls operativ behandelt werden. Sie sind durch folgende
Kriterien definiert:
* Infiltration der V. portae oder der
V. mesenterica sup. bis hin zur vollständigen Okklusion aber mit freien Gefäßen proximal/distal, so dass
die Vene teilweise reseziert und sicher ersetzt werden kann (durch
direkte Naht oder Interponat)
* Encasement der V. portae oder der
V. mesenterica sup. ohne Encasement der Arterien
* Encasement der A. gastroduodenalis bis hin zur A. hepatica communis. Es können ein kurzstreckiges
Encasement oder der direkte Kontakt zur A. hepatica communis vorliegen.
* Encasement der A. mesenterica
sup. bis maximal 180° der gesamten Gefäßzirkumferenz
Hier muss zwischen den Begriffen
„Encasement“ und „Infiltration“ unterschieden werden. Ersteres bezeich-
net die Ummauerung von Gefäßen
durch den Tumor, was oft erst intraoperativ von echter Gefäßinfiltration
unterscheidbar ist. Lässt sich jedoch
eine direkte Infiltration der A. mesenterica superior oder des Truncus coeliacus bereits in der Schnittbildgebung
nachweisen, ist dies immer noch eine
Kontraindikation gegen eine Operation. Es liegt dann ein lokal fortgeschrittener, inoperabler Tumor vor.
Bei lokal grenzwertig resektablem
Tumor sollte der Patient in einem
„high
volume“-Pankreaszentrum
vorgestellt werden. Hier sollte die explorative Laparotomie erfolgen, um
die Resektabilität definitiv zu klären.
Grundsätzlich kann in dieser Situation eine präoperative Chemotherapie
zur Verkleinerung des Tumors (downsizing-Chemotherapie) und so zur
Verbesserung der R0-Resektionsrate
vorgeschaltet werden [2].
Behandlung von lokal fortgeschrittenen (inoperablen) Pankreaskarzinomen: Kann der lokal begrenzte Tumor tatsächlich nicht primär reseziert
werden, muss eine histologische Sicherung erfolgen. Hier werden die sichersten Ergebnisse mit Hilfe der endosonografisch durchgeführten Feinnadelpunktion erreicht. Bei Durchführung einer CT-gestützten Punktion erscheint das Risiko der Verschleppung von Tumorzellen etwas höher
zu sein. Ein möglicherweise vorliegender Ikterus sollte interventionell
durch einen Stent behandelt werden.
Im Anschluss erfolgt die Chemotherapie, immer noch mit dem Ziel, die Resektabilität zu erreichen.
Alternativ kann auch im Rahmen einer sequentiellen Behandlungsstrategie eine Radiochemotherapie an
die Chemotherapie angeschlossen
werden. Da die Datenlage nicht eindeutig ist und mit erhöhter Toxizität
der Radiochemotherapie gerechnet
werden muss, sollte ein solches Vorgehen gut interdisziplinär abgesprochen werden. Andererseits erscheint
eine lokale Strahlentherapie für ei-
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Pankreastumor
in der
Bildgebung
10-20%
30-40%
Potenziell
kurativ
operabel
Lokal
fortgeschritten,
inoperabel
Resektion
Adjuvante
Chemotherapie
50-60%
Chemotherapie
Metastasiert
Chemotherapie
Palliative
ErstlinienChemotherapie
Sequentielle
Radiochemo­
therapie
Palliative
ZweitlinienChemotherapie
resektabel
Best
supportive
care
Prüfung der
Resektabilität ggf.
durch explorative
Laparotomie
nicht resektabel, lokalisiert
oder Progress
Chemotherapie
Abb. 1: Festlegung der Behandlungsstrategie des Pankreaskarzinoms in Abhängigkeit vom Stadium
nen lokal fortgeschrittenen Befund
attraktiv und geeignet, das Rezidivrisiko zu senken. Jüngste Bemühungen konzentrieren sich in klinischen
Studien auch auf die Etablierung einer alleinigen Radiochemotherapie
um die Resektabilität zu erreichen [3].
Die radiologische Bildgebung ist zur
Bestimmung des weiteren Vorgehens
kritisch zu bewerten, da Ansprechen
auf eine Chemotherapie nicht immer
nach RECIST-Kriterien zu bewerten
ist. Bei lokaler Tumorkontrolle sollte
nach Vorstellung in der interdisziplinären Tumorkonferenz eine explorative Laparotomie, wieder mit dem Ziel
einer potenziellen R0-Resektion, erwogen werden. In einigen Fällen liegt
Resektabilität vor, obwohl die Bildgebung kein Ansprechen im Sinne einer
Tumorverkleinerung zeigt [4].
Im Rahmen individueller Therapiestrategien kann auch bei infiltrierten
Arterien eine Operation überlegt
werden, wenn ein biologisch günstiges Tumorverhalten vorliegt. Bei exzellentem Ansprechen auf Chemotherapie oder längerem stabilen Verlauf kann im Einzelfall eine ausgedehnte Resektion mit arteriellem Gefäßersatz erfolgen, wenn eine R0-Situation erreichbar ist. Bleibt der Tumor lokal fortgeschritten und irresektabel oder liegt gar ein Tumorprogress vor, wird eine weitere Chemotherapie angeschlossen (Abb. 1).
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Behandlung von metastasierten
Pankreaskarzinomen: Findet sich ein
metastasierter Pankreastumor in der
initialen Bildgebung, sollte eine histologische Sicherung einer Metastase
erfolgen. Bestätigt sich hier die Diagnose, erhalten die Patienten eine
palliative Therapie. Eine tumorbedingte Cholestase sollte interventionell durch einen Stent oder eine perkutane transhepatische Cholangiodrainage (PTCD) behandelt werden.
Patienten in gutem Allgemeinzustand können moderne Chemotherapiekombinationen erhalten. Ansonsten stehen eine Gemcitabin-Monotherapie sowie supportive Maßnahmen zur Verfügung. Im weiteren Verlauf kann eine Zweitlinienchemotherapie angeschlossen werden. Möglicherweise können zukünftig auch
Antikörper zur Verbesserung der
Wirksamkeit einer palliativen Chemotherapie eingesetzt werden [5].
Operative Therapie
Das Ziel der Operation ist das Erreichen des R0-Status, da tumorpositive
Absetzungsränder des Operationspräparates mit einem geringen Langzeitüberleben assoziiert sind.
Um die Ausgangssituation für den
Eingriff zu optimieren, wird bei Vorliegen einer Cholangitis die präoperative Galleableitung mittels Stent oder
PTCD empfohlen, da biliäre Infektionen zum Zeitpunkt der Operation mit
einer erhöhten perioperativen Morbidität assoziiert sind. Liegt ein Ikterus ohne begleitende Cholangitis vor,
ist die Datenlage weniger klar.
Eine Verzögerung des operativen Eingriffs durch eine Galleableitung
erhöht die Komplikationsrate, hohe
Bilirubinwerte sind aber auch mit einer erhöhten frühpostoperativen
Morbidität assoziiert. Im eigenen
Krankengut führen wir deswegen bei
Bilirubinwerten über 15 mg/ml eine
präoperative Galleableitung durch.
Zur Vermeidung von Komplikationen
kann eine Ernährungstherapie zur
Unterstützung des Immunsystems mit
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Arginin-haltigen Präparaten durchgeführt werden.
Zum sicheren Ausschluss einer nicht
diagnostizierten
Lebermetastasierung sowie einer Peritonealkarzinose
wird zunächst eine Probelaparotomie
durchgeführt. Ist die Resektion nicht
möglich, sollte eine Histologiegewinnung angestrebt werden. Bei bestehendem Ikterus ist eine palliative
biliodigestive Anastomose (Hepatikojejunostomie) zu erwägen. Außerdem profitieren die Patienten von
einer prophylaktischen Gastroenterostomie bei zu erwartendem Passagehindernis durch den Tumor.
Bei Ausschluss einer Lebermetastasierung und einer Peritonealkarzinose
sowie lokal resektablen Pankreaskopfkarzinomen wird die pyloruserhaltende partielle Pankreatoduodenektomie (PPPD nach Longmire-Traverso) oder die partielle Pankreatoduodenektomie (nach Kausch-Whipple) durchgeführt. Bei gleichen Komplikationsraten und Langzeitergebnissen aber besserer Lebensqualität
favorisieren wir im eigenen Krankengut die pyloruserhaltende partielle
Pankreatoduodenektomie. Für die
Pankreatojejunostomie bevorzugen
wir die Rekonstruktion nach Blumgart [6]. Eine Indikation für eine komplette Pankreatektomie, Resektion
von Nachbarorganen oder eine Gefäßresektion ergibt sich nur, wenn dadurch eine R0-Situation erreicht werden kann.
Bestandteil der Operation ist die systematische Lymphadenektomie (D2)
um das Pankreas und das Duodenum,
wobei mindestens 10 Lymphknoten
für eine adäquate pathologische Beurteilung entfernt werden sollten.
Ansonsten ergibt sich keine Indikation für eine erweiterte Lymphadenektomie (D3), da hier vermehrte Komplikationen dem onkologischen Nutzen
entgegenstehen. Bei Pankreaskorpuskarzinomen wird je nach Lage des
Tumors eine erweiterte Pankreaslinksresektion oder eine erweiterte
partielle Pankreatoduodenektomie
durchgeführt. Pankreasschwanzkarzinome erfordern eine Pankreaslinksresektion mit Splenektomie.
Die intraoperative Schnellschnittuntersuchung zur Beurteilung der
Tumorfreiheit der Pankreasresektionsfläche führt bei entsprechender
Nachresektion zu einer höheren Rate
an R0-resezierten Pankreaskarzinomen.
Um den Tumorstatus adäquat zu befunden, ist eine standardisierte histopathologische Beurteilung des Operationspräparates notwendig. Hierfür sollten das pT-Stadium, das pNStadium sowie die Lymphgefäßinvasion, Perineuralscheideninfiltration und Blutgefäßinvasion angegeben werden. Außerdem ist für die
Abschätzung der Prognose die Angabe des Verhältnisses zwischen den
resezierten zu den befallenen Lymphknoten wichtig.
Entscheidend für die Beurteilung des
Tumorstadiums ist die Bestimmung
des zirkumferenziellen Resektionsrandes (circumferential resection
margin, CRM) des Präparates. Neben
der Angabe des Abstandes des Tumors zum Rand in mm ist zu beachten,
dass beispielsweise der posteriore
Rand keiner Resektionsfläche entspricht, sondern der Pankreasoberfläche. Da das Pankreaskarzinom früh
entlang der Perineuralscheiden metastasiert, werden einige Tumoren
mit einer standardisierten Beurteilung unter Berücksichtigung des
CRM nicht als R0, sondern als R1
klassifiziert.
Unter den postoperativen Komplikationen finden sich vor allem Anastomoseninsuffizienzen, die entweder
eine Revisionsoperation oder eine Behandlung mittels einer interventionell eingebrachten Drainage erfordern. Passagestörungen sind häufig
funktionell und können konservativ
therapiert werden. Cholangitiden
und Restpankreatitiden erfordern eine antibiotische Behandlung und
engmaschige Überwachung. Eine
Restpankreatitis kann zur Arrosion
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der naheliegenden Gefäße, etwa
des Stumpfes der durchtrennten A.
gastroduodenalis, führen und eine lebensbedrohliche Blutung auslösen.
Eine Arrosionsblutung erfordert fast
immer eine Revisionsoperation, obwohl bei nicht lebensbedrohlichen
Ereignissen auch der Gefäßverschluss
durch eine radiologisch interventionelle Embolisation versucht werden
kann. Bei zumindest partieller exokriner Pankreasinsuffizienz sollten frühzeitig Pankreasenzyme oral zugeführt werden. Eine endokrine Pankreasinsuffizienz muss in den meisten
Fällen mit einer intensivierten Insulintherapie behandelt werden.
Chemotherapie
Adjuvante Chemotherapie: Nach einer Pankreasresektion soll eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt
werden, da dadurch das mediane
Überleben signifikant verbessert
wird. Bei R1-resezierten Pankreaskarzinomen hat diese Therapie einen additiven Charakter, sollte aber ebenfalls durchgeführt werden. Weder
das Alter noch das Tumorstadium
spielen eine Rolle für die Indikationsstellung, allein allgemeine Kontraindikationen verhindern die Durchführung der Chemotherapie (Tab. 1).
Obwohl keine spezifischen Untersuchungen vorliegen sollte die adjuvante Chemotherapie innerhalb von
6 Wochen postoperativ durchgeführt
werden. Als Protokolle haben Gemcitabin und 5-FU/Folinsäure die beste
Wirksamkeit und die höchste Evidenz. Gemcitabin hat die gleiche
Wirksamkeit wie 5-FU/Folinsäure, appliziert nach dem Mayo Clinic BolusProtokoll (20 mg/m2 Folinsäure gefolgt von 425 mg/m2 jeweils als Bolus
an Tag 1 bis 5 alle 28 Tage über 6 Zyklen), und verlängert das mittlere
Überleben auf 43,1 Monate verglichen mit 35,2 Monaten in der Beobachtungsgruppe [7]. Das 5-FU/Folinsäure-Protokoll ist mit einer etwas höheren Toxizität assoziiert, so dass die
standardmäßige Gabe von Gemcita-
bin empfohlen werden kann. Bei Auftreten von Unverträglichkeiten kann
dann auf das jeweils andere Chemotherapieprotokoll gewechselt werden. Es existieren keine gesicherten
Daten, auch nicht für die R1-Situation, die Chemotherapie länger
als 6 Monate durchzuführen.
Aufgrund der vorliegenden Datenlage kann eine definitive Aussage über
die Wirksamkeit einer adjuvanten Radiochemotherapie nicht getroffen
werden. Hier sind noch weitere Untersuchungen notwendig, so dass die
Durchführung außerhalb von klinischen Studien derzeit nicht empfohlen wird. Vorteilhaft erscheint eine
Radiochemotherapie möglicherweise
für Patienten die voraussichtlich ein
Lokalrezidiv erleiden. Um diese Subgruppe prospektiv zu identifizieren,
sind aber noch weitere Studien notwendig. Auch für die R1-Resektion ist
eine definitive Bewertung einer additiven Radiochemotherapie derzeit
nicht möglich, so dass hier ebenfalls
die Durchführung einer Chemotherapie empfohlen wird.
Neoadjuvante Chemotherapie: Eine
neoadjuvante Chemotherapie oder
Radiochemotherapie bei resektablen
Pankreaskarzinomen ist nicht hinreichend untersucht. Bei dem aggressiven Metastasierungsverhalten des
Pankreaskarzinoms erscheint in Analogie zum Magenkarzinom eine adjuvante Therapie zur Rezidivvermeidung logisch, doch zeigte sich in bisschlechter Allgemeinzustand (ECOG > 2)
floride Infektionen
Leberzirrhose Child B oder C
schwere koronare Herzkrankheit
Herzinsuffizienz (NYHA III und IV)
Eingeschränkte Knochenmarksfunktion
Unvermögen, an regelmäßigen
Kontrolluntersuchungen teilzunehmen
Klinisch relevante Einschränkung der
Diffusionskapazität (nur Gemcitabin)
Tab. 1: Kontraindikationen gegen die
Durchführung einer Chemotherapie
her untersuchten Therapieprotokollen in bis zu einem Drittel der Fälle eine Tumorprogression unter Chemotherapie. Untersuchungen von modernen Therapiekonzepten in größeren Studien stehen aber noch aus [8].
Bei Vorliegen eines nicht resektablen,
lokal fortgeschrittenen Pankreaskarzinoms wird eine möglichst aggressive neoadjuvante Chemotherapie
durchgeführt, wenn keine allgemeinen Kontraindikationen dagegen
sprechen. Hier bieten sich moderne
Kombinationstherapien wie FOLFIRINOX an. Diese sollten in einer interdisziplinären Tumorkonferenz empfohlen werden.
Palliative Chemotherapie: Nach der
deutschen Leitlinie [9] wird die Applikation von Gemcitabin in konventioneller Dosierung (1000 mg/m2 über 30
Minuten, einmal wöchentlich über
3 Wochen, eine Woche Pause, insgesamt 6 Zyklen) als Erstlinientherapie
empfohlen. Eine 5-FU/FolinsäureTherapie soll hier nicht als alleinige
Erstlinientherapie eingesetzt werden
[10]. Die amerikanischen Leitlinien
[11] empfehlen moderne Kombinationstherapien für Patienten in
gutem Allgemeinzustand (ECOG 0-1).
Einige der Therapieformen wurden
als Alternativen zur GemcitabinMonotherapie auch in die deutsche
Leitlinie aufgenommen. Gerade Patienten mit metastasierter Erkrankung
profitieren von der Kombination
Gemcitabin/Erlotinib. Ein Hautausschlag tritt als typische Nebenwirkung auf; er ist mit einer gewissen
Wirksamkeit der Erlotinib-Therapie
assoziiert. Bei Patienten, die binnen
8 Wochen nach Therapiebeginn keinen Ausschlag entwickeln, sollte die
Behandlung wegen fehlender Wirksamkeit beendet werden.
Die Applikation nach dem FOLFIRINOX-Protokoll (5-FU/Folinsäure + Irinotecan + Oxaliplatin) wird für nicht
zu alte Patienten (<75 Jahre) mit metastasiertem Pankreaskarzinom, gutem Allgemeinzustand (ECOG 0-1)
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und niedrigem Bilirubinwert (weniger als das 1,5-fache des oberen
Normwertes) empfohlen [12]. Zu beachten ist, dass das bessere Überleben
(11,1 vs. 6,8 Monate mit Gemcitabin)
mit einer deutlich höheren Toxizität
erkauft wird. Erstaunlicherweise war
die Lebensqualität bei den Patienten,
die nach dem FOLFIRINOX-Protokoll
behandelt wurden, besser [13]. Auch
die Kombination von Gemcitabin mit
nab-Paclitaxel zeigt innerhalb von
Studien ein besseres Überleben als eine Gemcitabin-Monotherapie (medianes Überleben 8,5 vs. 6,7 Monate),
bei wiederum erhöhter Toxizität [14].
Sollte es zu einem Tumorprogress unter Chemotherapie kommen, so kann
eine Gemcitabin-basierte Therapie
bei gutem Allgemeinzustand (ECOG
0-1) auf 5-FU/Folinsäure + Oxaliplatin
umgestellt werden [15].
Nachsorge und Rezidivtherapie
Eine erweiterte programmierte Nachsorge nach kurativer Resektion wird
in der deutschen Leitlinie nicht empfohlen. Die amerikanische Leitlinie
sieht in den ersten 2 Jahren alle 3-6
Monate, danach jährliche Nachsorgeuntersuchungen vor. Hier sollte der
klinische Status inklusive dem Auftreten einer exo- oder endokrinen Pankreasinsuffizienz erhoben und gegebenenfalls behandelt werden. Neben
der Bestimmung des Tumormarkers
CA 19-9 können CT-Untersuchungen
durchgeführt werden. Tritt ein Rezidiv auf, ist eine Diagnosesicherung
durch Biopsie sinnvoll. Ein lokalisierter Befund kann innerhalb von Studien oder individueller Behandlungsstrategien reseziert werden. Eine Radiochemotherapie kann bei einem
Lokalrezidiv versucht werden. Tritt
das Rezidiv binnen 6 Monaten nach
der Ersttherapie auf und wurde eine
Chemotherapie durchgeführt, sollte
auf ein anderes Chemotherapieregime gewechselt werden. Bei einem späteren Auftreten kann die
gleiche oder eine andere Chemotherapie appliziert werden.
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Supportive Therapie
Kann keine Chemotherapie durchgeführt werden, bleiben supportive
Therapiemaßnahmen. Neben der adäquaten medikamentösen Schmerztherapie nach dem WHO-Stufenschema kann dies auch die Coeliacusblockade beinhalten. Wichtig sind
auch eine psychoonkologische Betreuung und die rechtzeitige Anbindung an eine palliative Einrichtung.
Bei tumorbedingter Cholestase sollte
die Galleableitung vorzugsweise
durch einen Metallstent gesichert
werden, wenn die geschätzte Lebenserwartung >3 Monate ist. Sollte dies
beispielsweise aufgrund einer Duodenalstenose nicht möglich sein,
kann auch eine PTCD eingebracht
werden. Von einer präemptiven biliodigestiven Anastomose profitieren
Patienten mit längerer Lebenserwartung, die in kurativer Absicht exploriert werden, bei denen sich aber
intraoperativ Irresektabilität zeigt.
Bei Passagestörungen sind funktionelle von mechanischen zu unterscheiden. Funktionelle Magenausgangsstenosen werden medikamentös durch Metoclopramid und Erythromycin behandelt. Bei mechanischer Duodenalstenose durch den Tumor kann operativ eine Gastroenterostomie angelegt werden. Alternativ kann interventionell ein Stenting
erfolgen. Zeigt sich während einer explorativen Laparotomie Irresektabilität, profitieren die Patienten von
einer prophylaktischen Gastroenterostomie. Bei symptomatischen Metastasen kann eine palliative Strahlentherapie beispielsweise zur Symptomkontrolle bei Skelett- oder zerebralen
Metastasen durchgeführt werden.
5-9 Monate. In 30-40 % der Fälle werden lokal fortgeschrittene Tumoren
diagnostiziert. Das mediane Überleben liegt bei 6-11 Monaten bei palliativer Therapie. Moderne multimodale
Therapiekonzepte können das Überleben auf 9-21 Monate verlängern. In
10-20 % der Fälle ist der Tumor kurativ operabel mit einem medianen
Überleben von 20-23 Monaten. Die
5-Jahresüberlebensrate liegt insgesamt unter 5 % und nach R0-Resektion immer noch unter 10 % [16].
Fazit: Das Pankreaskarzinom kann allein durch eine adäquate Bildgebung
diagnostiziert werden. Die einzige
kurative Therapieoption ist chirurgisch operativ und hat die R0-Resektion zum Ziel. Hierfür müssen Fernmetastasen ausgeschlossen und die lokale Resektabilität geklärt werden. Adjuvant und palliativ wird eine Chemotherapie durchgeführt. Die Prognose
ist schlecht, wird aber durch moderne
multimodale Therapiekonzepte signifikant verbessert.
Das Ziel bei lokal fortgeschrittenen,
initial nicht operablen Pankreaskarzinomen ist das Erreichen von
Resektabilität mittels einer Chemotherapie oder einer sequenziellen
Behandlung bestehend aus einer
Chemotherapie, gefolgt von einer
Radiochemotherapie.
Korrespondenzadresse:
PD Dr. med. Felix Popp
Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeralund Gefäßchirurgie
Universitätsklinikum Magdeburg
Leipziger Str. 44, 39120 Magdeburg
[email protected]
Literatur: www.onkologie-heute.info
Prognose
PD Dr. med.
Felix Popp
Die Prognose des Pankreaskarzinoms
ist schlecht. Die meisten Diagnosen
werden im metastasierten Tumorstadien gestellt (50-60% der Fälle), so
dass eine palliative Situation vorliegt.
Hier beträgt das mediane Überleben
Universitätsklinik
für Allgemein-,
Viszeral- und
Gefäßchirurgie
Universitätsklinikum Magdeburg
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