Zeitschrift für Chinesische Medizin

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aussen
212782 Syst Medizin Qi 3-14
Qi Zeitschrift für Chinesische Medizin
Qi
03
| 2014
Vol. 23
Zeitschrift für
Chinesische Medizin
In Zusammenarbeit mit:
Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für TCM
Österreichische Ausbildungsgesellschaft für TCM
Journal of TCM 中医 杂志
Schwerpunkt:
Lebensmitte
Dominique Hertzer
Die seelische Funktion der
Mitte: Denken als Aufnehmen
und Transformieren
Birgit Baur-Müller
Drache und Phönix –
Die Chinesische Medizin als
Wegweiser zum Selbst nach
Krisen in der Lebensmitte
Barbara Kirschbaum
Wechseljahre –
Zeit für Kraft und Mut:
Menopausale Dynamik
Alexandros Tilikidis
Altgriechische Akupunktur
Vol. 23 3/2014
verlag
systemische
medizin
Postvertriebsstück B 10508 F – ISSN 2195-9048
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
die Lebensmitte ist ein Abschnitt, der neben den eher offensichtlichen Phasen
Geburt, Kindheit, Pubertät, Erwachsenwerden, Alter und Tod nicht gerade mit
besonders viel Aufmerksamkeit gesegnet ist. Dabei bildet die Lebensmitte das
Zentrum unseres Lebens. Von außen werden hohe Anforderungen an uns gestellt, denen wir nicht einfach entkommen können. Kinder wollen mit viel Liebe und Umsicht auf den Weg gebracht werden. Die eigenen Eltern werden zunehmend unselbständiger, bedürfen der Zuwendung und Pflege. Im Berufsleben
sind wir stark gefordert, und es wird voll auf uns gesetzt. Die Frage der Altersvorsoge wird wichtig, die evtl. an den Bau eines eigenen Heims geknüpft ist.
Jetzt kommt es darauf an, zu sich zu finden, die Partnerschaft zu gestalten, die
Balance zwischen Beruf und den persönlichen Freiräumen zu bestimmen. Dies
sind die Eckpunkte, die in der Lebensmitte unseren ganzen Einsatz fordern.
Dann können wir in den Anstrengungen des Alltags bestehen und für uns selber eine Zufriedenheit herausziehen, die unsere eigene Basis stärkt. Doch es ist
Vorsicht geboten. Ist unsere innere Haltung noch stark auf Jugendlichkeit gepolt? Können wir im Berufsleben immer noch die gleichen Leistungen vollbringen, wie wir sie vor 20 Jahren ohne mit der Wimper zu zucken nonchalant
erledigt haben?
Die Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit zu erkennen und jugendliche Verhaltensweisen zu hinterfragen bedarf einer inneren Einkehr und Reflexion.
Auch wenn diese Aufgaben in einer Zeit vielfältigster Herausforderungen zu
leicht vernachlässigt werden können, sind diese Prozesse unabdingbar, um mit
seinem eigenen Selbst und den zur Verfügung stehenden Potenzialen zu einer
gesunden Mitte zu finden.
Viel Freude beim Lesen wünschen Ihnen
Christian Yehoash
Chefredaktion
03/2014
Doris Schultze-Naumburg
Redaktion
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Inhaltsverzeichnis
Editorial _____________________________________________________________ 1
Inhaltsverzeichnis ____________________________________________________ 3
Ticker Neuigkeiten in der Welt der Chinesischen Medizin _________________ 4
Schwerpunkt
Die seelische Funktion der Mitte: Denken als Aufnehmen und Transformieren ___________________________________________________________ 6
Dominique Hertzer
Drache und Phönix – Die Chinesische Medizin als Wegweiser zum Selbst
nach Krisen in der Lebensmitte ___________________________________ 12
Birgit Baur-Müller
Wechseljahre – Zeit für Kraft und Mut: Menopausale Dynamik ______________ 15
Barbara Kirschbaum
Akupunktur
Altgriechische Akupunktur ________________________________________ 19
Alexandros Tilikidis
S. 6
Dominique Hertzer
Die seelische Funktion der Mitte: Denken als
Aufnehmen und Transformieren
Arzneimitteltherapie
Die Behandlung klimakterischer Beschwerden mit Zhang Zhong Jings
blutbewegenden Rezepturen ______________________________________ 26
Natascha Lobisch
Diätetik
Integrative Ernährungstherapie bei Wechseljahresbeschwerden
_____ 31
Antonie Danz
S. 12
Die Lebensmitte – Weichen stellen für die zweite Lebenshälfte ______ 39
Ruth Rieckmann
Steckbriefe
Legenden chinesischer Arzneipflanzen: Huang Jing (Polygonati Rhizoma) _ 43
Birgit Baur-Müller
Drache und Phönix, Die Chinesische Medizin
als Wegweiser zum Selbst nach Krisen in der
Lebensmitte
Andreas Kalg
Mi 1 – Verborgenes Weiß _________________________________________ 45
Bartosz Chmielnicki und Yair Maimon
Ticker
Aus Wissenschaft und Forschung __________________________________
Service
Rezensionen _____________________________________________________
Nachrichten der Kooperationspartner
DWG TCM ________________________________________________________
ÖAGTCM, Tibetische Rezepturen aus Sicht der TCM __________________
48
50
S. 19
52
55
Dr. Florian Ploberger
Alexandros Tilikidis
Altgriechische Akupunktur
Ausklang
Theorien der Chinesischen Medizin in Fabeln _______________________ 62
Irmgard Gebl
Ausblick + Impressum ____________________________________________ 64
S. 31
Antonie Danz
Integrative Ernährungstherapie bei Wechseljahresbeschwerden
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Ticker
Ticker
Neuigkeiten in der Welt der Chinesischen Medizin
Im Folgenden ein Ausblick über aktuelle Nachrichten, Geschehnisse und Ankündigungen.
(CY) Im Rahmen der Standardisierung für Traditionelle Medizin hat
die ISO die ersten Standards für sterile Einwegnadeln, die in der Akupunktur verwendet werden, gesetzt.
Die Standards beziehen sich u.a. auf
Material (soll eine gute Biokompatibilität aufweisen), Durchmesser, Länge, Härte und Elastizität für sterile
Einwegnadeln sowie Schärfe und
Stichperformance der Nadelspitze.
Die Standards bei sterilen Einwegnadeln sollen Produktsicherheit und Effektivität während des kompletten
„Lebenszyklus“ der Nadeln sicherstellen.
Akupunktur wurde von der UNESO
im Jahre 2010 in die Liste der „Immateriellen Kulturerbe der Menschheit“
aufgenommen. Für weitere Informationen:
https://www.iso.org/obp/
ui/#iso:std:iso:17218:ed-1:v1:en
Datenbank nach den Prinzipien
der systemischen Pharmakologie für Chinesische Kräuter
(CY) Die Northwest A&F University
Yangling, Shaanxi hat eine Datenbank für Chinesische Kräuter ins Leben gerufen, die „Traditional Chinese
Medicine Systems Pharmacology Database and Analysis Platform“ (TCMSP). Es basiert auf den Grundlagen
der systemischen Pharmakologie und
umfasst 499 Chinesische Kräuter mit
29384 Inhaltsstoffen, 3311 „Targets“
und 837 verschiedene Erkrankungen.
Außerdem werden 12 wichtige ADME-Eigenschaften (ADME = Absorption, Distribution, Metabolismus, Ausscheidung) in Bezug auf
Drogentestung und Analyse aufgelistet. Darunter zählen u.a. die orale
Bioverfügbarkeit beim Menschen,
Halbwertszeit, Blut-Hirn-Schranke
und Caco-2 Permeabilität.
Die systemische Pharmakologie versucht nachzuvollziehen, wie Medikamente auf verschiedene Systeme im
Körper einwirken. Dabei berücksich-
tigt die systemische Pharmakologie,
dass die Wirkung eines Medikaments
das Ergebnis eines Netzwerks an Interaktionen dieses Medikaments darstellt.
Die Datenbank steht zur freien Verfügung und kann unter http://sm.
nwsuaf.edu.cn/lsp/tcmsp.php aufgerufen werden.
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Internationale Organisation
für Normung (ISO) hat sterile
Akupunkturnadeln für den
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Schwerpunkt
Die seelische Funktion der Mitte:
Denken als Aufnehmen und
Transformieren
Dominique Hertzer
Im Zusammenhang mit unserem Schwerpunkt über die Lebensmitte gibt uns
Dominique Hertzer einen faszinierenden Einblick in die philosophische Vorstellungswelt der Klassiker zur seelischen Funktion der Mitte, die Nicht-Sinolog/inn/en
sonst verborgen bliebe.
Die seelische Funktion der Milz (Yi; ᜿), meist vereinfacht
im Sinne von „Denken“ wiedergegeben, steht ebenso wie
die Wandlungsphase Erde im Zentrum aller anderen seelischen Aspekte und ist zugleich die Mutter der Speicherorgane sowie deren seelisch-geistigen Funktionen. Denn sie
stellt im Sinne eines Ausgleichs zwischen den Polen den
Übergang und die Vermischung zwischen den anderen
Wandlungsphasen her, weswegen sie, abgesehen von ihrer
festen Position zwischen Feuer und Erde, prinzipiell auch
zwischen allen anderen Wandlungsphasen verortet werden kann.
1)
Die seelische Funktion der Milz unterliegt prinzipiell derselben Dynamik wie ihre körperliche Funktion, doch
nimmt sie auf der geistig-seelischen Ebene eine vollkommen andere Gestalt an. Um die zentrale und komplexe
Dynamik von Yi (᜿), die weit über den Begriff des „Denkens“ hinausweist, zu erhellen, soll im Folgenden zunächst
die grundlegende körperliche Dynamik dargestellt werden, um diese dann auf der seelischen Ebene zu reflektieren.
2)
Abb. 1 und 2 Erde als Mutter der Wandlungsphasen
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Die seelische Funktion der Mitte: Denken als Aufnehmen und Transformieren
Die körperliche Dynamik der Milz
Die Milz bildet mit dem Hohlorgan Magen ein Paar und
ist die Wurzel der nachgeburtlichen Lebensenergie eines
Menschen:
„Die Wurzel des Nachgeburtlichen liegt in der Milz. Die
Milz ist die Mutter der 10 000 Dinge.“1
So wie die Qualität der Erde in allen anderen Wandlungsphasen enthalten ist, verfügt auch die Milz prinzipiell über
eine ausgleichende Qualität:
„Die Milz ist ihrer Natur nach ausgleichend und neutralisierend, in ihrer Wirkkraft ist sie weich, ihre Funktion ist
die Transformation.“2
Die Funktion der Transformation bezieht sich primär auf
die Umwandlung und Assimilation von Nahrung und
Flüssigkeiten, freilich in Zusammenarbeit mit ihrem Partner, dem Magen. Nachdem Milz und Magen alle anderen
Organe sowie den gesamten Körper ernähren, wird die
Milz auch als „Diener“ (Shi; ֯) der Organe und der Magen als „Marktplatz“ (Shi; ᐲ) bezeichnet, in welchem
Flüssigkeiten und Nahrung kurzfristig gespeichert werden.
„Der Mensch erhält das Qi aus der Nahrung, die Nahrung
dringt in den Magen ein und wird dann an die Lunge
weitergeleitet. Die fünf Speicher- und sechs Hohlorgane
erhalten alle auf diesem Wege das Qi.“3
Während es die Aufgabe des Magens ist, das Absteigen
„des Trüben“, also die trüben, dichten Bestandteile der
Nahrung, zu kontrollieren, gilt es für die Milz, das „Klare
nach oben zu bringen“ (Shengqing; ॷ␵). Dabei reflektieren Milz und Magen die natürliche Bewegungsrichtung
des Qi von Himmel und Erde. Nur wenn die Milz in der
Lage ist, das Klare Yang nach oben zu bringen, können
auch die neun Körperöffnungen (Augen, Ohren, Nase,
Mund und die beiden Genitalöffnungen) und mit ihnen
die Sinnesorgane ausreichend ernährt werden.
Nachdem das Auf- und Absteigen des Qi von Himmel und
Erde gleichsam die zentrale Achse für alle Verwandlungsund Schaffensprozesse im Kosmos bildet, werden das Aufund Absteigen von Milz- und Magen-Qi in derselben Weise als Schlüssel für die Zirkulation und Transformation
von Qi im gesamten Organismus begriffen:
„Gibt es kein Auf- und Absteigen, dann gibt es nichts, womit
man hervorbringen, wachsen, transformieren, bewahren
und speichern kann. Deswegen gibt es keine Körper, welche
diese [Mechanismen] von Auf und Absteigen, Ein- und
Austreten nicht hätten.“4
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Sobald jedoch dieser Auf- und Abstiegsmechanismus von
Magen und Milz beeinträchtigt ist, ergibt sich daraus
zwangsläufig eine Erkrankung der anderen Organe, so
dass das Wasser in den Nieren erkaltet und das Feuer im
Herzen nach oben schlägt, während das Holz der Leber
stagniert und das Metall der Lunge im Absteigen behindert wird.
Nur wenn das Ab- und Aufsteigen von Milz- und Magen-Qi reguliert ist, stellt sich auch das seelische Wohlbefinden ein:
„Die fünf Geschmäcker dringen über den Mund ein und
werden im Magen gespeichert; die gespeicherten Geschmäcker ernähren die fünf Qi Speicherorgane. Ist das Qi
reguliert und transformiert, so ist es [voller] Vitalität, unter
der gegenseitigen Hervorbringung der Körperflüssigkeiten
und Säfte erblüht der Geist schließlich von selbst.“5
Erinnerung, Absicht und Denken: Yi ᜿
Die seelische Manifestation der Milz ist das Denken (Yi):
„Die Milz speichert die Nährenergie, die Nährenergie
behaust das Denken.“6
Die Nährenergie (Ying; ⠏), welche dem Yin-Aspekt entspricht, zirkuliert innerhalb der Leitbahnen und Funktionskreise und stellt so eine neutrale Verbindung zwischen
diesen her. Sie gibt ferner dem Denken (Yi) ein Zuhause.
Übertragen wir die körperliche ernährende Funktion der
Milz auf die Dynamik von Yi, so bedeutet dies zunächst,
dass das „Denken“ alle anderen seelischen Aspekte ernährt.
Die Bedeutungsebenen von Yi
Das Schriftzeichen Yi ᜿ setzt sich aus den Bestandteilen
für Xin ᗳ „Herz“ und Yin 丣 „Laut, Ton“ zusammen und
bezeichnet somit primär die „Stimme des Herzens“. Ferner
steht das Zeichen in enger Beziehung zu dem seelischen
Aspekt der Niere (Zhi; ᘇ), sowohl in der Bedeutung „Erinnerung“ als auch im „Willen“. Im ältesten chinesischen
Wörterbuch (Shuowenjiezi; 䈤᮷䀓ᆇ) wird es zunächst
im Sinne von „schlussfolgern“ verstanden, wenn es heißt:
„Untersucht man die Worte, dann erkennt man die
Bedeutung (Yi).“7
Die Verwendung von Yi als Bezeichnung für die „Bedeutung“, welche „den Sinn“ des gesprochenen Wortes meint,
hat bereits Zhuang Zi formuliert:
7
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Schwerpunkt
„[Der Sinn] von Worten liegt in der Bedeutung, hat man
die Bedeutung (Yi) verstanden, kann man die Worte
vergessen.“8
Die Bedeutung und das Schlussfolgern sind beides Aspekte des Denkens selbst, als dessen Sitz im Ritenklassiker
(Liji; ⽬䇠) das Herz angegeben wird:
„Will man sein Herz aufrecht machen, so soll man zuerst
sein Denken (Yi; ᜿) aufrichtig machen.“9
Zwar wird die Fähigkeit zu denken von der Milz zur Verfügung gestellt, doch der Ort, an dem das Denken stattfindet, ist immer das Herz. Ferner bezeichnet Yi ᜿ gerade im
medizinischen Kontext nicht nur das Denken selbst, sondern den gesamten Prozess, der mit dem Denken in Zusammenhang steht. So geht den konkreten Gedanken zunächst die Aufmerksamkeit voran:
„In dem Augenblick, wo ein Gedanke entsteht, richtet sich
das Herz auf etwas aus, solange es noch nicht festgelegt ist,
bezeichnet man es als ‚Aufmerksamkeit’ (Yi; ᜿).“10
Diese Aufmerksamkeit geht ebenfalls aus dem Herzen
hervor, indem sie eine „Regung des Herzens“ darstellt, die
jedoch „noch keine Gestalt angenommen hat.“ Sie ist Ausdruck von Konzentration und einer bestimmten Ausrichtung die sich in der Bedeutung „Absicht, Intention“ weiter
konkretisiert:
„Das, was sich noch nicht bewegt hat, aber bewegen
möchte, ist die Absicht (Yi; ᜿).“11
In der Bedeutung „Absicht, Intention“ ist Yi ᜿ dem „Willen“ (Zhi; ᘇ) freilich ähnlich, aber der Wille ist bereits auf
ein bestimmtes Ziel hin fixiert, während es die Absicht im
Herzen erst zu entwickeln gilt. Die Absicht zeigt sich hingegen nicht allein im Denken, sondern manifestiert sich,
so der Konfuzianer Xun Zi, auch im moralischen Handeln
eines Menschen:
„Wenn die Absichten (Yi; ᜿) kultiviert sind, dann ist man
über Reichtum und Stellung erhaben. Wenn das Dao (䚃)
und die Rechtschaffenheit für wichtig gehalten werden,
dann wird man Könige und Herzöge nicht für [so] wichtig
halten.“12
Die Absicht nimmt mit dem Willen konkrete Gestalt an
und ist zugleich ein dem Denken zugrunde liegender Prozess, der von der Fähigkeit sich zu erinnern nicht zu trennen ist:
„Die Milz ist der Herrscher über die Erinnerung (Yi; ᜿)
und das Denken (Si; ᙍ). Yi ᜿erinnert Vergangenes und
das Denken (Si; ᙍ) ist die umfassende Tätigkeit des
Herzens“13
8
Das Schriftzeichen Si ᙍ, dessen grundlegende Bedeutung
„denken“ bzw. „Gedanken“ ist, bezeichnet zugleich den inneren pathogenen Faktor, wenn es ins „Grübeln“ übersteigert wird. Die Fähigkeit der Erinnerung bildet dabei eine
notwendige Voraussetzung für das Denken selbst:
„Daher wird das, was die Dinge trägt, als Herz bezeichnet,
das, womit sich das Herz beschäftigt, wird als die Erinnerung (Yi; ᜿) bezeichnet, das, was das Erinnern (Yi; ᜿)
bewahrt, wird als Wille (Zhi; ᘇ) bezeichnet. Wenn der
Wille besteht und sich [dabei] verändert, so bezeichnet man
das als Gedanken, wenn die Gedanken weit streben, wird es
als abwägendes (strategisches) Denken bezeichnet. Bezieht
sich das abwägende Denken auf die äußeren Dinge,
bezeichnet man es als Wissen.“14
Dieses Zitat gehört nicht nur zu den wenigen Stellen, in
welchem der Prozess des Denkens ausgeführt wird, sondern ist vor allem in Anbetracht der verschiedenen Bedeutungsebenen von Yi ᜿außergewöhnlich aufschlussreich.
Hier offenbart sich die Eigenart des chinesischen Denkens
besonders deutlich, denn das Schriftzeichen Yi ᜿ist Ausdruck beider Bedeutungen – „Absicht“ und „Erinnerung“
– zugleich. Die Differenzierung wird erst mit dem Wechsel
der Perspektive notwendig, denn solange die Gedanken
noch nicht fixiert sind, sind sie noch flexible Absicht. Als
Gedanken manifestieren sie sich erst durch die Auswirkung des Willens, welcher sie auf ein konkretes Ziel hin
festlegt. Dabei ist auch der vom Denken nicht zu trennende Vorgang des Erkennens bereits im Schriftzeichen Yi ᜿
selbst enthalten:
„Die fünf Funktionskreise entsprechen alle jeweils einem
Ton, diesen kann man unterscheidend erkennen (Yi).“15
Die seelische Funktion der Milz reflektiert in ihrem Bedeutungsspektrum von Aufmerksamkeit, Absicht, Denken, Erkenntnis und Wissen die prinzipielle Energetik der
Milz, wie sie sich in der kosmischen Manifestation der
Wandlungsphase Erde manifestiert. Die Erde, welche als
Mutter der 10 000 Wesen primär eine ausgleichende und
neutrale Qualität besitzt, befindet sich in der Mitte der anderen Wandlungsphasen. So treffen im Denken nicht nur
die Fähigkeiten aller anderen seelischen Aspekte, wie des
Geistes, der Hauch- und Körperseele und des Willens, zusammen, sondern es gilt als wichtige Aufgabe des Denkens, diese zu regulieren und zwischen ihnen zu vermitteln. Gleichzeitig bildet das Denken gewissermaßen „die
Nahrungsgrundlage“, auf der die anderen seelischen Aspekte ihre Tätigkeiten erst zu entfalten vermögen.
So wie es ferner der Milz zukommt, die aufgenommene
Nahrung zu verdauen, ist es Aufgabe des Denkens, die
mittels der Wahrnehmung gewonnen Eindrücke im Her-
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Die seelische Funktion der Mitte: Denken als Aufnehmen und Transformieren
zen zu verarbeiten. Die Fähigkeit das Klare nach oben zu
bringen zeigt sich unmittelbar in der Klarheit des Denkens, wenn es beispielsweise damit befasst ist, die Bedeutung (Yi; ᜿) von Worten zu verstehen. Eine weitere elementare Bedeutung der Milz ist ihre Transportfunktion,
indem sie das Qi und die Nahrungsessenzen zu allen anderen Organen weiterleitet. Die Dynamik des Auf-und
Absteigens von Milz- und Magen-Qi nimmt dabei eine
Schlüsselposition ein und manifestiert sich als Dynamik
des Denkens, welches sich zwischen „Erinnerung“ und
„Absicht“ bewegt. Denn das Denken verwandelt die auf
der Basis der Erinnerung (Yi; ᜿) gewonnene und mittels
der Aufmerksamkeit (Yi; ᜿) konzentrierte Absicht
(Yi; ᜿) schließlich in Erkenntnis. Der Transformationsprozess selbst wird zwar im Wesentlichen von der Milz ermöglicht, doch er findet im Herzen statt, welches für den
Prozess von Wahrnehmen, Fühlen und Erkennen den Ort
des Geschehens darstellt. Der entscheidende Einfluss, den
das Denken kraft seiner zentralen Stellung auf die anderen
seelischen Aspekte auszuüben vermag, kann jedoch, wenn
das korrekte Auf- und Absteigen von Milz und Magen-Qi
nicht gesichert ist, unmittelbar zu pathologischen Entgleisungen von Körper- und Hauchseele, Willen und Geist
führen.
Der Phönix ist, neben dem Drachen, der Schildkröte und
dem Einhorn, das zweite der vier heiligen Tiere und gilt
als König aller gefiederten Tiere. Sein Auftreten gilt bereits
bei Konfuzius als Zeichen für einen weisen und gerechten
Herrscher. Nachdem sein Federkleid alle fünf Farben der
Wandlungsphasen enthält, wird er, gerade in daoistischen
Texten, mit der Wandlungsphase Erde und dem Zentrum
assoziiert. Ferner ist sein Körper eine Verbindung aus verschiedenen anderen Tieren und Vögeln. Als Tier des Zentrums, welche die anderen fünf Wandlungsphasen in sich
Der Phönix: Symbol für die seelische
Funktion der Milz
Im „Klassiker des gelben Hofes“ (Huangting jing; 哴ᓝ㓿),
einem der wichtigsten Werke zur Inneren Alchemie, werden die Speicherorgane primär als die fünf „Geist-Speicher“ (Shenzang; ⾎㠗) – in Gestalt eines Wohnortes für
die fünf seelisch-geistigen Aspekte – aufgefasst, wobei die
Speicherorgane als Ort der Verbindung zwischen Mensch
und Kosmos vorgestellt werden. Die Milz nimmt dort insofern eine besondere Stellung ein, als dass der „gelbe
Hof “ selbst aufgrund seiner gelben Farbe sowie des Hofes
als Ort, um den die anderen Gebäude angeordnet sind, ein
Symbol für das Zentrum ist. Im makrokosmischen Sinne
ist der gelbe Hof der zentrale Ort, an dem der Mensch mit
Himmel und Erde zu kommunizieren vermag, im Hinblick auf den menschlichen Körper stellt die Milz das Zentrum des Organismus dar. In diesem Zentrum wohnt der
Phönix, der hier als Symbol für die geistige Funktion der
Milz begriffen wird:
„Der Geist der Milz [heißt] ‚stetige Anwesenheit‘, ihr
gegebener Name ‚Halle der Hauchseele.‘ Die geistige
Erscheinung der Milz gleicht einem Phönix, in ihrer Form
gleicht sie bedeckenden Flügeln, Ihre Farbe gleicht einem
schlicht leuchtenden Gelb.“16
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Abb. 3 Shen_Nanpi Pair_of_Phoenixes in_the_Morning Glow A Hanging
scroll Color on sil a dynasty; ই㰻Bѩ匣ᵍ䲭ണB䳽↓13(1735)
9
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Schwerpunkt
vereint, stellt er ferner eine Verkörperung der fünf konfuzianischen Tugenden (Tugend, Rite, Rechtschaffenheit,
Menschlichkeit und Vertrauen) dar, die ihrerseits ebenfalls
als Manifestation der Wuxing (Fünf Wandlungsphasen; ӄ
㹼) betrachtet wurden.
Nachdem das Binomen Fenghuang 匣ࠠ ursprünglich den
männlichen und weiblichen Phönix bezeichnet, und der
Phönix als Sinnbild für die Kaiserin häufig mit dem Kaiser
in Gestalt des Drachens kombiniert wurde, dient er auch
als Sinnbild für die Vereinigung von Yin und Yang.
So ist der Phönix hier als Symbol für die ausgleichende
und harmonisierende Funktion des Denkprozesses zu verstehen, der die Qualitäten der anderen Wandlungsphasen,
nicht zuletzt im Sinne eines Ausgleichs zwischen den beiden Polen von Yin und Yang, in sich vereint. Als König aller gefiederten Tiere veranschaulichen seine außerordentlichen Flugkünste – die daoistische Gottheit Xiwang Mu
(Königin Mutter des Westens) soll auf seinem Rücken zu
den Paradiesen der Unsterblichen gereist sein – die Funktion der Milz das Klare nach oben zu bringen. Seine Fähigkeit besonders schön zu singen und zu tanzen reflektiert dabei die stimmliche Manifestation der Milz in
Gestalt des Singens wie ihre Kontrolle über die vier Gliedmaßen.
Denken eine Offenheit und tolerante Aufnahmebereitschaft zu kultivieren, will man die Welt verstehend durchdringen und ihr gerecht werden.
So lässt sich festhalten, dass sich die Schlüsselposition der
Milz auf der seelischen Ebene in einem differenzierten
Denkprozess offenbart, der die Dynamik des Auf- und
Absteigens von Qi in Gestalt von Erinnerung, Aufmerksamkeit, Erkenntnis und Absicht reflektiert. Dieser Denkprozess fordert auf der einen Seite eine hohe und tolerante
Aufnahmebereitschaft, um eine möglichst umfassende Erkenntnis der Welt zu erhalten. Auf der anderen Seite ist
die Transformationsfähigkeit von entscheidender Bedeutung, da alle gewonnenen Eindrücke zuerst verarbeitet
bzw. „verdaut“ werden müssen, wollen sie zu klaren Gedanken werden. Nachdem Yi ferner die Grundlage für die
Ernährung und Regulierung der anderen seelischen Aspekte bildet, ist sowohl die Ausbildung der Fähigkeit zum
klaren und offenen Denken als auch die Regulierung des
eigenen Denkens in Gestalt einer Psychohygiene wesentliche Voraussetzung zur Erhaltung von Gesundheit.
Das Hexagramm Kun ඔ und die seelische
Funktion der Milz
Eine weitere Ebene, welche die seelische Funktion der
Milz zum Ausdruck bringt, findet sich im Buch der Wandlungen (Yijing; ᱃㓿) in Gestalt der Zuordnung der Erde
zum zweiten Hexagramm, dem Hexagramm Kun ඔ.
Die ersten beiden Hexagramme in Gestalt der sechs
durchgezogenen bzw. sechs durchbrochenen Linien symbolisieren die Dynamik des reinen Yin und Yang. Sie bilden die Grundlage für den Wandel, wie er sich zwischen
Yin und Yang vollzieht und der in den 64 Hexagrammen
dargestellt wird. Während das erste Hexagramm – Hexagramm Qian Ү „das Schöpferische“ – den Himmel und
die schöpferische Qualität des reinen Yang symbolisiert,
ist dem zweiten Hexagramm Kun ඔ („das Empfangende“)
das reine Yin und die Erde zugeordnet. Das Hexagramm
Kun ඔ zeichnet sich – ebenso wie die Wandlungsphase
Erde und die Milz – primär durch seine Aufnahmebereitschaft und Transformationsfähigkeit aus. Im Bildkommentar zum Hexagramm „das Empfangende“ heißt es:
„Der Zustand der Erde ist die empfangende Hingebung. So
trägt der Edle weiträumigen Wesens die Außenwelt.“17
So wie die Erde in ihrer Aufnahmebereitschaft zunächst
alles unterschiedslos in sich aufnimmt, gilt es auch im
10
Abb. 4 Hexagramm Kun ඔ, Zuordnung der Erde (Hu Yin: Huangting neijing wuzang liufu tu (Illustrations on the Five Viscera and Six Receptacles
According to the Scripture of the Yellow Court), in Xiuzhen shishu (Ten
Compilations on Cultivating Perfection; CT 263), j. 54.)
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03/2014
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Dominique Hertzer,
hat 1993 im Fach Sinologie über den
Text und des Yijing aus Mawangdui
Yijing promoviert und sich in ihrer
zweiten Promotion (2005) im Fach
„Theoriebildung in der Medizin“ mit
dem unterschiedliche Leib-Seelebzw. Körper-Geist-Verhältnis in China und dem Abendland beschäftigt.
Seit 1997 ist sie als Heilpraktikerin in eigener Praxis für
TCM in Utting am Ammersee tätig. Regelmäßige Lehrtätigkeit an der LMU München, der Uni Göttingen und Oldenburg. Derzeitiger Forschungsschwerpunkt ist die Frage
nach der Philosophie in der Medizin.
Quellenangaben
1
2
3
4
5
6
7
8
Yizong, bidu, shen wei xiantian ben lun, (Ming-Zeit) in Gujin tushu jicheng Bd.4, S. 295.
Suwen 67.
Lingshu 18.
Suwen, 68.
Suwen 9.
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Nr. 31. München: Eugen Diederichs Verlag
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Suwen ㍐୿, in: Chuanshi zangshu. Zi ku. Yi bu Րц㯿Җ. ᆇᓃ. ५䜘, Bd.1
S.1-78; 1995, Herausgegeben von He Qinghu օ␵⒆, 6 Bände
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Taibei: Sanmin shuju
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Liji, Daxue.
Leijing, Zangxianglei, 9 in: Chuanshi zangshu yibu 1995, Bd. 1, S.195.
Zhuzi yulei 1986, 5.
Xunzi, 2.
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Chuanshi zangshu, Bd.5, S.7473–7633.
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Sancaitu, Pishen (Ming-Zeit) in: Gujin tushu jicheng Bd.4, S.194.
Wilhelm 1999, S. 32.
11
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Schwerpunkt
Drache und Phönix
Die Chinesische Medizin als Wegweiser
zum Selbst nach Krisen in der Lebensmitte
Birgit Baur-Müller
Jede Lebensphase hat ihre Herausforderungen auf verschiedensten Ebenen.
Welche emotionalen und geistigen Themen in der Mitte des Lebens anstehen,
verrät uns Birgit Baur-Müller.
Wenn wir anfangen uns Gedanken zu machen, was es bedeutet, in der Lebensmitte angekommen zu sein, entstehen verschiedene Gefühle. Manche sind fast nicht spürbar
und werden sofort wieder in eine Tiefe zurückgedrängt,
andere sind stärker, umkreisen schon längere Zeit unsere
Gedanken und sind nicht mehr so einfach wegzuschieben.
Oft ist der Eintritt in die Lebensmitte begleitet von einer
Krise. Speziell in der heutigen, schnelllebigen Zeit, die auf
kaum einer Ebene Kontinuität zulässt, kommt es zu einschneidenden Erlebnissen in der Berufswelt, der Familie
oder mit dem eigenen Körper in Gestalt einer Krankheit.
Kurzum, es ist nicht mehr so wie es war, das Blatt hat sich
gewendet, die Karten müssen neu gemischt werden.
Viele Patienten, die wir in unserer Praxis sehen, befinden
sich in diesem Zustand. Ob wir es Burn-out, Depression,
Krebs, unbehandelbare Schmerzsyndrome oder „komische Krankheiten“ wie chronisches Fatigue-Syndrom, Fibromyalgie, und viele andere nennen wollen, letztendlich
ist der betroffene Mensch mit einer ihn zutiefst persönlich
betreffenden Situation konfrontiert, die es ihm unmöglich
macht, sein Leben so weiterzuführen wie bisher.
Zunächst sind viele Patienten, die uns in solch einer Lage
aufsuchen, der Meinung sie machen jetzt ein bisschen
Akupunktur, nehmen vielleicht eine Zeit lang Kräuter,
dann wird alles wieder so wie vorher. Als Therapeuten haben wir hier eine große Verantwortung, den Patienten
nicht in dieser Illusion verharren zu lassen und an ihm
einfach zu verdienen. Dr. John Ray sagte, „die meisten
Menschen haben es eilig, dass es ihnen besser geht, damit
sie zurückkönnen und damit weitermachen, was sie eigentlich krank gemacht hat“. Ich persönlich glaube, dass es
sehr wichtig ist dem Patienten zu helfen, den Gedanken
ins Bewusstsein zu holen, dass es evtl. darum geht, einschneidende Veränderungen vorzunehmen, einen wirkli-
12
chen Neuanfang vorzubereiten, damit die Seele grünes
Licht gibt und Heilung zulässt.
Die Chinesische Medizin ermöglicht uns einen wunderbaren Einstieg mit dem Patienten zu erarbeiten, wo er/sie organisch/energetisch im Augenblick steht, wo die Blockaden sind, Schwächen und Stärken, um dann ein Konzept
zu erarbeiten, damit der Organismus wieder in eine stabile
Lage versetzt wird. Oft sind die Patienten nicht nur in einer total verfahrenen Situation sondern auch in einem
ernsten Schwächezustand. Wo setzt man also an?
In einem ausführlichen Diagnosegespräch werden den Patienten meist schon viele Zusammenhänge klar. Durch die
Fülle an Herangehensweisen z.B. über das System der Fünf
Wandlungsphasen kann man mit dem Patienten eine Fülle
an Möglichkeiten erarbeiten, an denen er/sie arbeiten
kann.
Natürlich muss sich der Patient/die Patientin klar darüber
sein, die Verantwortung übernehmen für den augenblicklichen Zustand und für den Heilungsprozess. Nachdem
die Patienten eine Weile auf der körperlichen Ebene gearbeitet haben, sei es mit Kräutern, Qi Gong und/oder Akupunktur, kommt meiner Erfahrung nach der Moment, indem der Heilungsprozess auch das Hinzunehmen einer
anderen Ebene erfordert. Dies bezieht sich auf die Bereitschaft auch auf der mentalen, emotionalen Ebene zu arbeiten, um den Widerstand aufzulösen, der dem Heilungsprozess des Körpers im Wege steht. Die Hilfsmittel hier
sind: Liebe, Vergebung, Dankbarkeit und Vertrauen.
In der Lebensmitte anzukommen stellt uns auch noch vor
eine andere Herausforderung. Wir sehen uns oft konfrontiert mit erfüllten Zielen, beruflich haben wir erreicht, was
wir uns vorgenommen haben, eine Familie wurde gegründet, die Kinder sind evtl. schon am Erwachsenwerden.
Wie geht es weiter, welche Richtung schlagen wir jetzt ein?
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Drache und Phönix
Abb. 1 Mandala „chinesischer Drachen“
Im Hinblick auf die Wandlungsphasen entspricht die Lebensmitte der Wandlungsphase Erde; wir können uns erlauben uns zu zentrieren, nachdem wir in der Wandlungsphase Feuer sehr auf das Außen fixiert waren, um unsere
Ziele zu erreichen. Durch diesen Prozess des Zentrierens
– des Nährens unserer selbst – können wir uns auf den
„Herbst“ vorbereiten, in dem es darum gehen wird, gründlich auszumisten, Klarheit zu schaffen, was in unserem Leben wirklich wichtig ist. Meiner Meinung nach wird dieser
Moment des Innehaltens, des Auffüllens der eigenen Speicher immer wichtiger, da die Menschen energetisch mit
zunehmendem Alter schwächer werden. Der Prozess der
„Qi-Erzeugung“, welcher der Wandlungsphase Erde zugeordnet ist, wird im modernen Leben immer mehr nach
außen verlagert. Die Menschen konsumieren Energie und
produzieren sie nicht mehr selbst. Hier geht es auch darum, seine eigene Quelle zu finden, zu pflegen, zu lernen,
selbst Energie aufzubauen, um für die kommenden zwei
Phasen, die vor uns liegen, gerüstet zu sein. Denn auch das
ist eine Schattenseite unserer modernen Gesellschaft: Das
menschliche Leben scheint in der Mitte der Herbstphase
aufzuhören. Viele Menschen verbringen ihren „Winter“ –
den Lebensabend – dahinvegetierend in Heimen, dement
oder körperlich geschwächt. Ein wichtiger, wenn nicht so-
03/2014
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gar der wichtigste Aspekt der Chinesischen Medizin ist es,
den Körper so lange wie möglich stark und gesund zu erhalten, um eine bewusste geistige Entwicklung zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang können wir auch daran
denken, dass die Altersvorsorge, die in dieser Lebensphase
der Mitte beginnt, nicht damit endet, Geld zurückzulegen
oder einzuzahlen für eine spätere Rente, sondern dass es
darum geht Energie körperlich und geistig zu generieren,
einzusparen, bzw. sich zunächst einmal bewusst zu werden, wofür wir diese verwenden und wie viel uns davon
noch zur Verfügung steht.
Wir leben in einer zutiefst materialistischen Welt, in der
Körperbewusstsein nicht viel zählt. Rüdiger Dahlke bezeichnet den Körper als „die Bühne der Seele“. Leider
führt dies dazu, dass der Körper oft ernsthaft erkrankt und
aus dem Gleichgewicht gerät, weil wir mit unserer Seele
nicht in Kontakt sind und dem Verstand zu sehr das Steuerruder überlassen. Dadurch führen wir ein Leben völlig
abgetrennt von unserem eigentlichen Selbst.
Eine Patientin sagte neulich zu mir: „Ich will mein altes
Leben zurück“. Vor kurzem wurde bei ihr die Diagnose einer Autoimmunerkrankung gestellt, nachdem sie seit
mehreren Wochen wegen therapieresistenter Schmerzen
aus ihrem Berufs-und Alltagsleben „herauskatapultiert“
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Schwerpunkt
Abb. 2 Mandala „Phoenix“
worden war. Sie kam mir vor wie jemand, der gerade aus
einem fahrenden Zug gefallen, noch ganz benommen dasitzt und nicht realisieren kann, dass dieser Zug für immer
abgefahren ist.
Es wird darum gehen, sein Leben nach der Wahrheit auszurichten, nach der Wahrheit des eigenen Weges; zu vertrauen, dass es diesen Weg gibt, dass wir ihn finden und
auch die Kraft haben, ihn zu gehen. Hierfür ist es natürlich
nötig Disziplin aufzubringen und mit dem Qi zu arbeiten.
Dies ist ein Teil der Wandlungsphase Erde, indem man die
Kraft hat durch Heilungskrisen zu gehen, das Feld wieder
neu zu bestellen, nachdem das Alte in der Wandlungsphase Feuer verbrannt wurde.
Letztendlich bietet uns eine Krise die Chance, uns auf den
Weg zu uns selbst zu machen; diesen müssen wir natürlich
mit den eigenen Füßen gehen. Es wird gute und schwere
Tage geben, wie bei einer Wanderung leichtere und schwerere Etappen zu bewältigen sind. Natürlich können wir ab
und zu zum Gipfel hinaufschauen, was wir auch tun sollten, denn das gibt uns Inspiration, zeigt uns unser Ziel.
Wir sollten uns aber immer auf den Abschnitt konzentrieren, auf dem wir uns im gegenwärtigen Augenblick befinden. Was liegt unmittelbar vor uns und kann mit der Kraft,
über die wir verfügen, bewältigt werden.
14
Birgit Baur-Müller,
nach dem Studium der Humanmedizin an der LMU München (1988 bis
1994) Ausbildung bei der DÄGfA in
Akupunktur (A-Diplom 1999). Es gelang ihr mit viel Freude, die Akupunktur in ihrer gynäkologisch-geburtshilflichen Abteilung auch den
Hebammen näherzubringen. Studium
der chinesischen Medizin und chinesischen Kräuterheilkunde mit westlichen Kräutern bei Francoise Ramakers
und Jeremy Ross. Seit 1998 ist sie als Ärztin für Akupunktur (Zusatzbezeichnung 2004) in privater Praxis niedergelassen.
Selbstheilungszentrum, Birgit Baur-Mueller & Stephen
Turner, Mohnweg 19, 86845 Großaitingen, 08203/951738,
email: [email protected]
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Wechseljahre – Zeit für Kraft und Mut: Menopausale Dynamik
Wechseljahre –
Zeit für Kraft und Mut:
Menopausale Dynamik
Barbara Kirschbaum
Mit einem praxisnahen Beitrag von Barbara Kirschbaum erfahren wir, was für
Veränderungen bei Frauen in der mittleren Lebensphase eintreten. Außerdem wird
anhand von zwei Fallbeispielen dargestellt, wie Brustkrebspatientinnen begleitend
mit Chinesischer Medizin behandelt werden können.
Mittlerweile ist viel geschrieben worden über die Bedeutung der Lebensmitte für die Menschen. In Zeitungsartikeln wurden z.B. Männer und Frauen, die 1964 geboren
wurden, hinsichtlich ihrer Träume und ihrer Erwartungen
für die zweite Hälfte ihres Lebens befragt. Die in diesem
Jahr in westlichen Ländern Geborenen sind in einer besonderen Zeit aufgewachsen, eine Zeit ohne Kriege in Europa und mit viel Wohlstand. Für viele Menschen hat sich
die Arbeitszeit verkürzt, wodurch sich eine ausgeprägte
Freizeitkultur entwickelt hat. Viele Frauen um die 50 fühlen sich wie 30-jährige. Besonders die Frauen, die man der
Mittelschicht zuordnen würde – diese Gruppe macht einen Großteil der Patientinnen aus, die mit Chinesischer
Medizin behandelt werden – investieren nun in die „Aufrechterhaltung von Jugend und Schönheit“ durch vermehrte Anstrengungen. Denn darauf wird in unserer Gesellschaft sehr viel Wert gelegt. Das führt und führte auch
dazu, dass viele Frauen relativ unbekümmert gerne die
von ihrem Frauenarzt verschriebenen Östrogene einnehmen/einnahmen. Dadurch bleibt die Haut prall und glatt,
die Knochen werden geschützt, Schlafstörungen und Hitzewallungen bleiben aus. Dass eine hormonelle Substitution möglicherweise das Risiko an einem Brust- oder Endometriumkarzinom zu erkranken erhöht, wird akzeptiert.1
Gerade Schlafstörungen sind für die berufstätige Frau um
die „50“ eine unwillkommene Begleiterscheinung der einsetzenden Wechseljahre. Sie muss im Beruf, Haushalt, bei
der Kindererziehung und in der Freizeit funktionieren.
Die diversen Aufgaben lassen sich nur meistern, wenn die
Müdigkeit nicht allzu groß wird, denn das moderne Leben
03/2014
überbeansprucht häufig Körper und Geist. Es ist also nur
zu verständlich, wenn Frau auf Medikamente zurückgreift.
Viele Studien zeigen, dass die Beschwerden während des
Klimakteriums von Frauen aus den asiatischen, arabischen
und afrikanischen Kulturen weniger stark wahrgenommen werden. Das lässt die Vermutung zu, dass nicht nur
die rein körperlichen Faktoren, wie die geringer werdende
Ausschüttung von Östrogen und Progesteron, sondern
auch gesellschaftliche oder gar ernährungsbedingte Umstände bei der Entwicklung von klimakterischen Symptomen eine wichtige Rolle spielen. Aus Sicht der Chinesischen Medizin deutet das klimakterische Syndrom auf
eine erworbene Störung hin, d.h. das nachhimmlische Qi
wird geschwächt und/oder gerät aus der Balance. Denn Qi,
Blut, Yin und Yang werden entscheidend durch die Veränderungen im sozialen Umfeld, die die Mitte des Lebens
mit sich bringt, in ihrer Dynamik verändert.
Viele Veränderungen im sozialen Umfeld treten oft parallel mit dem Eintritt der Wechseljahre (in Europa und
Nordamerika durchschnittlich um das 51. Lebensjahr)
auf. Sehen Sie mir die etwas mechanistische Darstellung
nach, was die Betrachtung des Qi hinsichtlich der folgenden Ereignisse angeht. Häufig kommt es zu lebensentscheidenden Ereignissen, die energetisch gesehen, viel Qi
ge- und verbrauchen:
❚ Beim Eintritt in die Menopause sind die Eltern einer
50 Jahre alten Frau in der Regel zwischen 75 und
80 Jahre alt. Kommt es zu einer Pflegebedürftigkeit der
Eltern, dann kümmert sich meistens die Frau darum.
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❚
❚
❚
❚
❚
Das nimmt viel Zeit am Wochenende oder nach der
Arbeit in Anspruch. Erschöpfung oft gepaart mit emotionaler Anspannung schwächt das Qi bei gleichzeitiger
Stagnation des Leber-Qi.
Der Tod eines Elternteils, die damit verbundene Trauer
und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Sterben,
können den Funktionskreis Herz und Lunge schwächen.
Die Kinder verlassen das Haus, was bei einigen Frauen
zu einer massiven Traurigkeit führt und das Lungen-Qi
schwächt.
Die veränderte häusliche Situation bringt gelegentlich
die Entfremdung vom Partner zum Vorschein bis hin
zu Trennungsgedanken. Gelingt es nicht, sich an die
neue Lage zu gewöhnen, kommt es häufig zu einer Stagnation des Leber-Qi. Bei einigen Frauen entwickelt sich
eine Störung des Funktionskreises Milz, wodurch das
Verdauen der neuen Situation und die Fähigkeit, die innere Haltung zu ändern, eingeschränkt ist. Zudem
schädigt Angst vor einer Trennung oder vor dem Verlassenwerden den Funktionskreis Niere.
Der Verlust der Fertilität kann besonders bei unerfülltem Kinderwunsch eine tiefe Traurigkeit hervorbringen, wodurch die Zirkulation des Lungen-Qi behindert
wird.
Einsamkeit ist ein Thema besonders für Frauen, die
nach Trennung, Scheidung oder als Verwitwete nun auf
sich allein gestellt sind. Das Gefühl des Abgeschnittenseins lässt wenig Lebensfreude zu und bringt oft eine
gewisse Hoffnungslosigkeit mit sich. Die Funktionskreise Herz und Niere sind hier durch die Geschehnisse
stark angriffen und sind mit verantwortlich für die depressiven Verstimmungen.
Es soll so deutlich gemacht werden, dass eine Imbalance
insbesondere der Zang (Speicherorgane/Funktionskreise)
an dem Entstehen der klimakterischen Beschwerden beteiligt sind. Mit 50 Jahren ist unsere Konstitution geformt.
Wie wir mit den Ereignissen unseres Lebens umgehen, ist
sowohl davon abhängig als auch von der Intensität des Erlebten. So sind die persönlichen klimakterischen Beschwerden ein Spiegelbild eines vorangegangenen energetischen Prozesses. Wie die regelmäßige Menstruation und
die Qualität des menstruellen Blutflusses für den/die Behandler/in eine wunderbare Indikation des Zustandes von
Qi und Blut war, so ist nun das Klimakterium ein Wegweiser zur Erkenntnis des energetischen Wesens der Frau in
der Menopause. Sowohl die chinesische Kräutermedizin,
die Akupunktur als auch das erklärende Gespräch, kann
zu einem Ausgleich von Shen und Jing verhelfen. Deren
Balance hilft den Betroffenen, mit Freude am Leben teilzunehmen, sich selbst zu finden und ein sinnvolles Leben zu
führen. Die Effektivität der Behandlung von Symptomen
16
insbesondere durch die Akupunktur ist durch zahlreiche
Studien belegt worden.2,3 Die vielen Studien ermutigen
uns, sich für eine Behandlung der menopausalen Beschwerden mittels der Chinesischen Medizin stark zu machen.4 So kann die schwierige Zeit des „Transits“ erleichtert werden und möglicherweise können viele Frauen auf
die Behandlung durch Hormone verzichten.
Viel schwieriger ist eine Akzeptanz der Beschwerden,
wenn die Menopause künstlich herbeigeführt wird. Das
betrifft besonders junge Frauen zwischen 30 und 40 Jahren, die an einem hormonabhängigen Brustkrebs erkrankt
sind. Körpereigene Hormone, insbesondere das weibliche
Sexualhormon Östrogen, können das Wachstum von
Krebszellen in der Brust anregen. Wenn die Chemotherapie abgeschlossen ist, wird in der Regel das Antiöstrogen
Tamoxifen verschrieben. Tamoxifen besetzt die Östrogenrezeptoren auf den Zellen und verhindert dadurch, dass
Östrogen „andockt“. Die Hormontherapie mit Tamoxifen
erstreckt sich über etwa fünf bis zehn Jahre.
Häufige Nebenwirkungen von Tamoxifen sind beispielsweise Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlaflosigkeit
und depressive Verstimmungen, Gewichtszunahme sowie
ein erhöhtes Thrombose-Risiko; in seltenen Fällen kann
auch Gebärmutterschleimhautkrebs (Endometriumkarzinom) entstehen.
Das Nebenwirkungsprofil dieses Medikaments deutet an,
dass insbesondere das Yin und die Körpersäfte geschädigt
sowie die Zirkulation des Blutes blockiert werden. Die
Konstitution der Patientin ist durch die vorhergehende
Behandlung – entweder Chemotherapie, Bestrahlung oder
beides, stark beeinträchtigt. Die Behandlung hinterlässt
eine hinsichtlich des Yin, Blut und Knochenmarks geschwächte Patientin. So greift das Antiöstrogen sehr
schnell und auf einer sehr tiefen Ebene das Yin im gesamten Körper an. Ganz anders ist es bei den Frauen, die auf
natürliche Art und Weise ins Klimakterium kommen, hier
herrscht häufig eine Blockade des Chong Mai (Durchdringungsgefäß) oder gegenläufiges Leber-Qi vor.5 Durch den
durch das Medikament induzierten Yin-Mangel kommt es
schnell zu Hitze im Herzen, so dass sehr viele Patientinnen
über schwere Schlafstörungen, Hitzewallungen und emotionale Veränderungen klagen. Die trocknende Wirkung
des Medikaments führt nicht nur zu einer mangelnden
Befeuchtung der Körpergewebe, sondern die Flüssigkeiten
wandeln sich durch Verköchelung in Schleim um. Subjektiv kann sich dies durch Vergesslichkeit und Konzentrationsstörungen bemerkbar machen, objektiv zeigt sich häufig eine unerwünschte Gewichtszunahme. Da Blut ein
Aspekt von Yin ist, verändert es sich durch die Schädigung
der Säfte und des Yin. Es verdickt und seine Zirkulation ist
eingeschränkt, was langfristig zu Thrombosen und Embo-
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Wechseljahre – Zeit für Kraft und Mut: Menopausale Dynamik
lien, aber auch einem übermäßigen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut führen kann. Obwohl sowohl bei der
physiologisch eintretenden als auch bei der medikamenteninduzierten Menopause einige der Symptome wie Hitzewallungen und Schlaflosigkeit in beiden Gruppen auftreten, sollten die Frauen, die Tamoxifen einnehmen,
anders behandelt werden. Dabei sollte man berücksichtigen, dass es deutlich länger dauert, die Beschwerden zu
lindern, weil natürlich die „Krankheitsursache“ nicht beseitigt werden kann. Hier sollte nachdrücklich das Yin genährt, sanft Hitze eliminiert und die Blut-Zirkulation gefördert werden. Auch für diese Problematik gibt es sehr
gute Studien, die die Wirkung der Akupunktur in der Linderung von Hitzewallungen bei Frauen, die mit Tamoxifen
behandelt werden, bestätigen.6,7,8
Zwei kurze Fallstudien sollen den Unterschied
aufzeigen
Julia, 33 Jahre alt,
war an einem beidseitigen ER (Östrogen- und Progesteronrezeptor positiv) und Brustkrebs erkrankt. Es handelte sich
um einen schnellwachsenden, sehr aggressiven Tumor. Sie
erhielt insgesamt acht chemotherapeutische Zyklen, die sich
aus Epirubicin, Cyclophosphamid und Docetaxol zusammensetzten. Sie vertrug die Chemotherapie relativ gut, hatte aber
mit ständiger Müdigkeit und Schlappheit zu kämpfen.
Zu Behandlungsbeginn hatte sie seit ca. sieben Wochen Tamoxifen eingenommen. Sie litt unter Hitzewallungen mit
starken Schweißausbrüchen. Die Hitzewallungen traten tagsüber plötzlich auf und wurden auch durch Stress ausgelöst.
Der Schlaf war schlecht, sie wachte ca. dreimal pro Nacht
durch die Hitzewallungen auf. Sie klagte über heftige Stimmungsschwankungen, war entweder reizbar oder depressiv.
Außerdem litt sie unter Gelenkschmerzen, klagte über Morgensteifigkeit und Anlaufschmerzen. Sie war sehr übergewichtig und hatte einen BMI von 31. Sie war immer hungrig
und litt gelegentlich an Magenschmerzen. Sie war durstig,
mochte aber nicht trinken.
Die Zunge war leicht rötlich mit aufgerollten Rändern, trocken und wies einen gelben Belag an der Zungenwurzel auf.
Die Pulse waren oberflächlich und gespannt.
Diagnose: Nieren-Yin- und Leber-Yin-Schwäche mit Leber-Qi-Stagnation
Behandlung: Granulat 10 g täglich
Yi Guan Jian (Verbindungsdekokt): Dang Gui (Angelicae Sinensis Radix) wurde aus dem Dekokt entfernt, Chi/Bai Shao
(Paeoniae Radix), Di Gu Pi (Lycii Cortex) und Chai Hu (Bupleuri Radix) wurden hinzugefügt.
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Innerhalb von acht Wochen, nach denen es ihr deutlich besser ging, wurden zehn Akupunkturbehandlungen durchgeführt. Häufig verwendete Punkte waren He 7 (Shenmen),
He 6 (Yinxi), Ni 6 (Zhaohai) und Ni 1.
Renate 50 Jahre alt, Rechtsanwältin
Letzte Menstruation vor sechs Monaten. Seitdem leidet sie
unter extremen Schlafstörungen mit Nachtschweißen und
wacht immer um 04:00 Uhr auf und kann dann nicht mehr
einschlafen. Schwitzt sehr viel in der Brustregion. Sie leidet
unter starken Stimmungsschwankungen mit Reizbarkeit, Weinanfällen bis hin zu kompletten Schwarzsehen. Sie leidet unter Verstopfung und hat nur alle drei bis vier Tage Stuhlgang.
Die Augen sind sehr trocken, so dass sie keine Kontaktlinsen
mehr tragen kann. Sie ist immer erschöpft und hat keine Reserven mehr.
Zunge: blassrot, leicht geschwollen, leichte eingekerbte Ränder, gerötete Zungenspitze, hellgelber, dünner Belag an der
Zungenwurzel
Pulse: tief, schwach, dünn
Diagnose: Leber-Qi-Stagnation mit Qi- und Blut-Mangel
Granulat: 10 g täglich
Abwandlung von Xiao Yao San (Umherstreifen Pulver) plus
Chuan Xiong (Chuanxiong Rhizoma), Xiang Fu (Cyperi Rhizoma), Ye Jiao Teng (Polygoni Multiflori Caulis), Tao Ren
(Pruni Semen).
Nach vier Wochen fühlte sie sich deutlich kräftiger. Sie schlief
durch und der Stuhlgang hatte sich normalisiert. Emotional
ging es ihr deutlich besser, nachdem ich den Yin Wei Mai
(Verbindungsgefäß)9 geöffnet hatte.
Schlussfolgerung
Wenn der Geist eine Verankerung hat, ist der Schlaf tief
und erholsam, die Gefühlslage stabil. Die antihormonelle
Therapie verursacht bei vielen Betroffenen starke psychische, physische und energetische Schwankungen, die die
Lebensqualität erheblich einschränken. Dass Akupunkturbehandlungen die Nebenwirkungen, die durch Tamoxifen/Aromatasehemmer hervorgerufen werden, lindern,
zeigen in jüngster Zeit veröffentliche Studien. Um eine
wirkliche Verbesserung der Lebensqualität durch eine Behandlung mit Chinesischer Medizin zu erreichen, ist nicht
nur eine gute Kenntnis der Differentialdiagnostik aus Sicht
der CM, sondern auch Kenntnisse über die Wirkung und
Wechselwirkungen der schulmedizinisch verordneten Medikamente nötig. Dies sollte in den Ausbildungsgängen
der Schulen und Colleges berücksichtigt werden.
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Schwerpunkt
Barbara Kirschbaum, B.Ac,
qualifizierte sich als B.Ac. 1981 am
ICOM; East Grinstead, England; diverse
Studiengänge mit G. Maciocia, T. Kaptchuk und Dan Bensky von 1978–1990.
Referententätigkeit seit 30 Jahren über
Akupunktur und chinesischer Phytotherapie in Europa und Amerika. Sie praktiziert seit über 30 Jahren und hat sich auf gynäkologische,
gastrointestinale Krankheiten und Krebserkrankungen
spezialisiert. Leiterin der TCM-Ambulanz im Mammazentrum am Jerusalem-Krankenhaus Hamburg.
Referenzen
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Victoria Bldg, 3500 Victoria St, Pittsburgh, PA 15261, USA. cohensu@
pitt.edu
In einer randomisierten klinischen Studie mit zwei Gruppen wurde
Akupunktur eingesetzt zur Erleichterung von Beschwerden in der Menopause wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Die untersuchte Gruppe wurde mit spezifischen Körper-Akupunkturpunkten in Bezug auf Symptome der Menopause behandelt. Die
Vergleichsgruppe erhielt eine Akupunkturbehandlung, die als allgemeine Stärkung mit besonderem Augenmerk auf den Ausgleich des Qi-Flusses ausgerichtet war. In der untersuchten Gruppe zeigte sich eine Milderung der monatlichen Durchschnittsstärke von Hitzewallungen. In der
Vergleichsgruppe zeigte sich während der Behandlungsphase keine signifikante Veränderung in dieser Hinsicht. In der untersuchten Gruppe
nahmen die Schlafstörungen ab. Bei Stimmungsschwankungen zeigte
sich sowohl in der untersuchten Gruppe als auch in der Vergleichsgruppe eine signifikante Verbesserung nach drei Monaten im Vergleich zum
Beginn der Studie. Akupunktur an spezifischen Punkten für Symptome
der Menopause scheint eine vielversprechende nicht-hormonelle Therapie für Hitzewallungen und Schlafstörungen zu sein.
Kirschbaum, B., Behandlung von Menopause und klimakterischen Beschwerden, Verlag Müller & Steinicke
dito
J Altern Complement Med. 2013 Aug;19(8):690-6. doi: 10.1089/
acm.2012.0347. Epub 2013 Feb 5. Acupuncture for the treatment of hot
flashes in patients with breast cancer receiving antiestrogen therapy: a
pilot study in Korean women Jeong YJ1, Park YS, Kwon HJ, Shin IH,
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Eine Antiöstrogen-Therapie kann vasomotorische Symptome hervorrufen, die mit denen unter der Menopause Ähnlichkeit aufweisen, z.B. Hit-
18
7
8
9
zewallungen. Aktuelle Studien weisen darauf hin, dass Akupunktur eine
Erleichterung von vasomotorischen Symptomen bei Patientinnen mit
Brustkrebs und Tamoxifen-Therapie hervorruft. Das Ziel dieser Studie
war es, die Wahrscheinlichkeit und Sicherheit einer Akupunkturbehandlung in der Therapie von Hitzewallungen an Koreanerinnen mit Brustkrebs und Tamoxifen-Therapie zu evaluieren.
Studiendesign: Prospektive, einarmige Beobachtungsstudie mit Messungen vorher und nachher.
Setting/Örtlichkeit: Die Studie wurde am East-West Medical Center am
Daegue Catholic University Medical Center in Süd-Korea durchgeführt.
Probandinnen: Zehn Patientinnen mit Brustkrebs und Hitzewallungen
unter einer Antiöstrogen-Therapie mit Tamoxifen oder Anastrozol.
Ergebnisse: Unter der Behandlung verringerte sich die Stärke der Hitzewallungen bei allen Patientinnen um 70–95%. Akupunktur erleichterte
signifikant die Stärke der Hitzewallungen anhand einer visuellen Analog-Skala (F=30,261; p<0,001) als auch den Gesamtwert an Hitzewallungen (F=21,698; p=0,006). Vier Wochen nach der Behandlung haben sich
die Symptome nicht verschlimmert.
Schlussfolgerung: Akupunktur scheint eine wirksame Erleichterung von
Hitzewallungen bei Koreanerinnen mit Antiöstrogen-Therapie nach einer Brustkrebs-Operation hervorzurufen, wobei die Wirkung für wenigstens einen Monat nach Behandlungsende anhielt. Eine randomisiert-kontrollierte, prospektive Studie mit einer höheren Anzahl an
Probandinnen ist notwendig, um die Stellung der Akupunktur in der
Behandlung von Hitzewallungen an Koreanerinnen mit Brustkrebs abzuklären. (PMID:23383974)
Breast. 2013 Jun;22(3):320-3. doi: 10.1016/j.breast.2012.07.015. Epub
2012 Aug 18. Acupuncture relieves menopausal discomfort in breast
cancer patients: a prospective, double blinded, randomized study. Bokmand S1, Flyger H.
Diese Studie evaluiert die Wirkung von Akupunktur bei Hitzewallungen
und Schlafstörungen an Patientinnen, die wegen Brustkrebs behandelt
werden. Die Wirksamkeit der Akupunktur wurde gegen eine Vergleichsgruppe mit Sham-Akupunktur und einer Kontrollgruppe ohne Therapie
getestet. Die Östradiol-Werte wurden im Blutplasma gemessen, um dies
als Wirkungsursache auszuschließen. Die Nebenwirkungen der Therapie
wurden festgehalten. Methode: 94 Frauen wurden randomisiert: 31 erhielten Akupunktur, 29 Sham-Akupunktur und 34 keine Therapie. Ergebnisse: In der Akupunktur-Gruppe verzeichneten 16 Patientinnen
(52%) eine signifikante Wirkung in Bezug auf die Hitzewallungen im
Vergleich zu sieben Patientinnen (24%) in der Sham-Gruppe (p<0,05).
Die Wirkung trat nach der zweiten Akupunkturbehandlung ein und hielt
mindestens bis zwölf Wochen nach der letzten Behandlung an. Eine statistisch signifikante positive Wirkung in Bezug auf den Schlaf trat in der
Akupunktur-Gruppe im Vergleich zu sowohl der Sham-Gruppe als auch
der Gruppe ohne Therapie ein. Diese Wirkung stand nicht im Zusammenhang mit erhöhten Östradiol-Werten im Blutplasma. Es wurden keine Nebenwirkungen der Akupunktur festgehalten. Deutung: Wir haben
herausgefunden, dass Akupunktur eine signifikante Erleichterung bei
Hitzewallungen und Schlafstörungen bei Frauen unter Brustkrebs-Therapie hervorruft und eine gute und sichere Therapie darstellt.
(PMID:22906948)
J Altern Complement Med. 2010 Oct;16(10):1047-57. doi: 10.1089/
acm.2009.0472. Using traditional acupuncture for breast cancer-related
hot flashes and night sweats.de Valois BA1, Young TE, Robinson N, McCourt C, Maher EJ.
Kirschbaum, B., Die 8 außerordentlichen Gefäße in der TCM, MLV-Verlag
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Altgriechische Akupunktur
Altgriechische Akupunktur
Alexandros Tilikidis
Auch in der Antike gab es einen starken Austausch zwischen den Kulturen, so
auch zwischen den Griechen und den Chinesen. Alexandros Tilikidis hat in der
altgriechischen Medizin einige verblüffende Übereinstimmungen mit der Chinesischen Medizin zutage gefördert und daraus ein System der „Altgriechischen
Akupunktur“ geformt.
Im Jahre 2004 wurde in Athen, Griechenland, die Akademie Altgriechischer und Traditioneller Chinesischer Medizin gegründet. Die Akademie hat folgende Ziele:
1. Die Verbreitung der TCM in der griechischen Gesellschaft.
2. Die Wiederbelebung der altgriechischen Medizin.
3. Die Hervorhebung der Gemeinsamkeiten zwischen
den beiden medizinischen Systemen.
In den darauffolgenden Jahren (2005–2008) haben wir in
griechischen sowie in englischsprachigen Zeitschriften der
TCM zwei grundlegende Artikel veröffentlicht. In dem
ersten (siehe www.akadimia.gr) weisen wir auf die allgemeinen Ähnlichkeiten der beiden Systeme hin
(Yin-Yang-Theorie, Fünf-Elemente-Theorie, Essenz, Kräutertherapie usw., siehe Abb. 1).
Im zweiten Artikel werden die Ähnlichkeiten besprochen,
die zwischen dem von Hippokrates verwendeten Meridiannetz und den chinesischen Meridianen bestehen. Der
Absatz, in dem Hippokrates seine Meridiane erklärt, befindet sich im Buch „Περί φύσιος ανθρώπου“ (Über die
Natur des Menschen, Abs. 11). Nach diesem Text verwendet Hippokrates ein Meridiannetz, welches er „Phlebes“
(Venen) nennt, wahrscheinlich weil er auf diesem Netz die
„Phlebotomie“ (Aderlass) anwendete. Wenn man dieses
Netz studiert, stellt man fest, dass es nichts mit dem vaskulären System des Körpers zu tun hat, was manche Übersetzer dieses Texts ins Neugriechische zu der Behauptung geführt hat, dass Hippokrates an diesem Punkt nur eine vage
Beschreibung der Venen darbiete.
Was Hippokrates in Wirklichkeit beschreibt, ist ein Netz
energetischer Kanäle (Meridiane), die den chinesischen
mehr ähneln, als den Gefäßen (Venen oder Adern) der
modernen westlichen Anatomie.
Es bestehen tatsächlich viele Ähnlichkeiten zwischen den
hippokratischen und den chinesischen Meridianen, insbesondere zwischen dem ersten Meridianpaar von Hippo-
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Abb. 1 Auf der linken Seite ist der altgriechische Text, auf der rechten
seine englische Übersetzung zu sehen. Im Anhang folgt dann die deutsche
Übersetzung.
krates und dem primären Meridian der Harnblase
(Taiyang des Fußes – Abb. 2)
Daraus könnte die Vermutung abgeleitet werden, dass sowohl die Griechen als auch die Chinesen durch ähnliche
Techniken (Phlebotomie bei den Griechen, Akupunktur
bei den Chinesen) die gleichen Kanäle des menschlichen
Körpers entdeckt haben.
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Akupunktur
Abb. 2 Hier sieht man links das erste Meridianpaar des Hippokrates, so
wie wir es anhand seiner Beschreibung im Werk „Über die Natur des
Menschen“, Abs. 11, in Bildform umgesetzt haben. Rechts ist der primäre
Meridian der Harnblase – Taiyang des Fußes – nach den Chinesen. Die
Ähnlichkeiten sind mehr als offensichtlich.
Man könnte an die Sache jedoch noch wagemutiger herangehen: Ausgehend von der Tatsache, dass man zu der
Zeit des Hippokrates auf seiner Heimatinsel Kos schon die
Seidenraupe kannte (sie heißt auf Griechisch „σηρ“ und
die Menschen, von denen man deren Zucht gelernt hatte,
vermutlich also die Chinesen, trugen den Namen
„Σήρες“), liegt es nahe, dass es damals schon Kontakte
zwischen Chinesen und Griechen gab. Da die Chinesen
die ersten Betreiber der Seidenzucht waren, stellt die Präsenz der Raupenzucht in Griechenland einen zwingenden
Beweis dar.
Paul Unschuld geht sogar einen Schritt weiter, indem er
behauptet, dass Qi Bo, der Gesundheitsminister, der den
Gelben Kaiser unterrichtete, sehr wahrscheinlich Hippokrates selbst oder ein gleichnamiger Nachkomme war.
Die Kultur der Griechen begegnete den Chinesen in der
Zeit von Alexander dem Großen (356–323 v. Chr.), als sie
an der Grenze des Königsreichs von Baktrian ankamen
(heutiges Turkmenistan, Nord-Afghanistan).
Der erste Enkelsohn des Hippokrates, der selbst den Namen Hippokrates trug, war der behandelnde Arzt von
Roxanne, Alexanders erster Gattin. Der Kontakt der chinesischen Ärzte zu den griechischen Ärzten, insbesondere
wohl zu einem gewissen Hippokrates, hat sehr wahrscheinlich im Grenzgebiet des modernen chinesischen
Staats stattgefunden. Bereits Paul Unschuld erwähnt in
seinem Werk „Chinese Medicine“, dass die Griechen in
der Entstehungszeit des „Huangdi Neijing Su Wen“
(160 v. Chr.) bereits an den westlichen Grenzen des Chinesischen Imperiums angekommen waren. Zu der Zeit, in
der Hippokrates lebte, kam es anscheinend zu einem Austausch von medizinischem Wissen auf beiden Seiten. Die
Ähnlichkeiten zwischen den griechischen und chinesischen Meridianen sind höchstwahrscheinlich auf diesen
Umstand zurückzuführen.
Der bestehende Kontakt zwischen den beiden Kulturen
hat sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach wiederholt.
Die Akademie der altgriechischen und Traditionellen Chinesischen Medizin wiederholt und verkörpert heutzutage
also lediglich eine historische Gesetzmäßigkeit. Die Akademie ist eine Bildungsanstalt, an der einerseits die TCM
kultiviert und verbreitet, andererseits die altgriechische
Medizin nach Hippokrates rekonstruiert und wiederbelebt
wird.
Die altgriechische, hippokratische Medizin fand in den
letzten Jahren generell nur wenig Beachtung. Die moderne
Abb. 3 Die Route von Alexander dem
Großen und die Grenzen des griechischen Hoheitsgebiets seiner Zeit.
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Altgriechische Akupunktur
westliche Medizin mit ihrer technischen Ausrüstung hat
uns zu dem Irrtum verleitet, dass wir viel besser imstande
sind die menschliche Natur zu verstehen als unsere Vorfahren. Trotzdem bleibt die westliche Medizin im Bereich
der Heilung zurück, was auch am moralischen Mangel ihrer Betreiber liegt, die den Patienten oft zum Spielball und
Ausbeutungsopfer eines komplexen medizinischen Systems machen.
Hippokrates, der im Vergleich zu unserer oberflächlichen
Annäherung ein viel tieferes Wissen über die menschliche
Natur besaß, behauptete, das Fundament der Heilung sei
die moralische Eignung des Heilenden, der diese Tugend
zum Vorteil seiner Patienten pflegen sollte. Auf geistiger
Ebene bedeutet Tugend Selbsterkenntnis sowie das Streben nach Maß und Wahrheit. Auf der Gefühlsebene kennzeichnet sich Tugend durch Liebe und Mitgefühl aus. Und
auf der Ebene der Wünsche liegt die Tugend in der Enthaltsamkeit von den Genüssen und Gelüsten. Durch Umsetzung und Pflege der Tugend auf allen Ebenen der
menschlichen Seele gerät der Heilende in einen Zustand
der Selbstverbesserung und kann damit seine positive
Energie gleichzeitig den Patienten zukommen lassen. Der
Abb. 4 Hippokrates wurde im Jahr 460 v. Chr. auf Kos geboren
03/2014
Grundgedanke, der die hippokratische Lehre durchläuft,
lautet: „Ωφελέειν, μη βλάπτειν“, d.h. „Nützen, nicht schaden!“
Im Rahmen der Akademie wird also die TCM zusammen
mit der hippokratischen Moral sowie dem hippokratischen Wissen gepflegt. Als ein Produkt der Vereinigung
der beiden medizinischen Schulen, als ein Kind dieser Liebe, ist das Buch „Griechische Akupunktur“ entstanden.
Die griechische Akupunktur ist eine Heilkunst, die zu gleichen Teilen der griechischen und der chinesischen Medizin entlehnt ist. Dazu haben wir folgende Elemente aus
den hippokratischen Werken verwendet:
1. Die hippokratischen Moralprinzipien
– Die Verbreitung der Heilkunst an alle Menschen.
Zusätzlich zu der Anwendung der Akupunktur
seitens des Heilenden wird dem Patienten die
Möglichkeit gegeben, die Akupunktur an sich selbst
auszuführen. Auf diese Weise wird die eventuelle
Arroganz des Heilenden vermieden, die sowohl für
ihn als auch für den Patienten schädlich ist.
– Die Bescheidenheit des Heilenden. Der Heilende
wird als ein Untertan und Diener des Patienten
begriffen. Bei der griechischen Akupunktur ist es
von wesentlicher Bedeutung, dass man die Behandlung an den Schmerzstellen anfängt, auf die der
Patient verweist. Dadurch wird er zum Untertanen
des Patienten und wendet gleichzeitig die sicherste
Anwendungsmethode der Akupunktur an. So
schützt er sich vor der eigenen Arroganz, aber die
Patienten auch vor unnötigen Fehlern.
– Dies sind die moralischen Fundamente der griechischen Akupunktur, die wir auch als wichtigsten
Aspekt dieser Heilkunst betrachten, da sie auf den
Schutz des Heilenden und auf den Nutzen des Patienten zielen.
2. Die griechische Akupunktur beruht auf dem hippokratischen Text „Über die Natur des Menschen“
(Abs. 11). In diesem Text werden vier Meridianpaare
beschrieben, die den vier Elementen und den vier
Säften der Chinesischen Medizin entsprechen. Interessanterweise wird dieser Text von Aristoteles in seinem
Werk „Über die Tiere“ aufgegriffen, was seine starke
Bedeutung vor Augen führt. Das haben wir als einen
zusätzlichen Grund gesehen, die altgriechische Akupunktur zu rekonstruieren. (Abb. 6a, b, c, d)
3. In das griechische Akupunktursystem haben wir
72 Akupunkturpunkte einbezogen.
Die Zahl 72 ist das Produkt der Multiplikation 8 × 9 =72.
Die 8 ist die 2 in der dritten Potenz (23=8).
Die 9 ist die 3 in der zweiten Potenz (32=9).
23 × 32=72
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Akupunktur
Abb. 5 Cover des Buchs „Griechische
Akupunktur“
Wir haben die 72 gewählt, denn sie beinhaltet alle
Zahlen von 1–9.
Sie beinhaltet die 2 in der Form von Yin-Yang und der
hippokratischen Feuer-Wasser-Theorie („Über die
Diät bei akuten Krankheiten“, Abs. 3).
Außerdem begegnet man der „3“ als Ausdruck der
dreifachen Natur der menschlichen Seele – die, nach
Plato, aus einem kognitiven, einem emotionalen und
einem begehrenden Teil besteht („logistikon, thymoeides, epithymetikon“).
Die 72 beinhaltet auch die „4“, denn jeder der 4 Meridiane besitzt eine Punktanzahl, die ein Vielfaches der
„4“ darstellt.
Paar A: 32 Punkte (4 × 8)
Paar B: 16 Punkte (4 × 4)
Paar C: 8 Punkte (4 × 2)
Paar D: 16 Punkte (4 × 4)
72 Punkte
Natürlich entspricht die „4“ auch den 4 Elementen und
den 4 Säften laut Hippokrates.
Gleichzeitig findet man die „5“ wieder, denn 72 × 5=360,
das ist die Zahl der chinesischen Akupunkturpunkte (primäre sowie sekundäre Meridiane).
Die „6“ wird ebenfalls von der 72 abgedeckt, denn
6 × 12=72 (sowohl die „6“ als auch die „12“ sind bei den
primären Meridianen der TCM zu finden).
Auf den folgenden Bildern wird die Festlegung der
72 Akupunkturpunkte sichtbar.
Dies zusammengenommen sind die aus der hippokratischen Medizin stammenden Elemente der griechischen
Akupunktur. Diese besitzt jedoch auch folgende Elemente
aus dem chinesischen Denken:
22
1. Die Verwendung der Nadel.
2. Der Verlauf der hippokratischen Meridiane wurde
anhand des schon bekannten Verlaufs der chinesischen Meridiane gezeichnet. Am Anfang sind wir nur
vom hippokratischen Text ausgegangen, dessen Informationen wir dann mit den chinesischen Meridianen
verschmolzen haben.
3. Die Festlegung der exakten Punkte ist ebenfalls ein
Erbe der Chinesischen Akupunktur. Denn in seinen
Schriften erwähnt Hippokrates keine Punkte, sondern
Bereiche auf dem Körper. Das liegt daran, dass er an
die Phlebotomie denkt, die nicht nach spezifischen
Punkten, sondern nach Stellen zum Aderlassen sucht.
Daher haben wir beschlossen, chinesische Akupunkturpunkte zu verwenden.
Aus der Kombination der oben genannten Elemente aus
der Altgriechischen und der Traditionellen Chinesischen
Medizin ist die Griechische Akupunktur entstanden. Dieses Wissen vertraue ich Ihnen mit dem Wunsch an, dass
sie zum Gemeinwohl aller verwendet wird.
Anhang
HIPPOKRATES: Über die Natur des Menschen Abs. 11:
„Die stärksten Adern liegen wie folgt: Es gibt vier Paare im
Körper. Das eine von ihnen geht vom Kopf rückwärts
durch den Hals, außen beiderseits an der Wirbelsäule entlang und gelangt zu den Hüften und den Oberschenkeln.
Hierauf dringt es durch die Waden nach den äußeren
Knöcheln und zu den Füßen.
Bei Schmerzen im Rücken und in den Hüften muß man
also den Aderlass an den Kniekehlen und an den Knöcheln außen vornehmen.
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Altgriechische Akupunktur
a)
b)
c)
d)
Abb. 6 a. b. c. d Auf diesem Bild sind alle Meridianpaare nach Hippokrates laut seinem Werk „Über die Natur des Menschen“ (Abs. 11) auf altgriechischen
Statuen dargestellt.
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Akupunktur
a)
Abb. 7a und b Die 72 Punkte der griechischen Akupunktur auf den
griechischen Körper gesetzt.
Das zweite Adernpaar geht vom Kopf an den Ohren vorbei
durch den Hals – die sogenannten σφαγίτιδες– innen beiderseits der Wirbelsäule an den Lenden entlang zu den
Hoden und den Schenkeln und durch die Kniekehlen an
der Innenseite hindurch, dann durch die Waden zu den
inneren Knöcheln und den Füßen.
Folglich hat man bei Schmerzen in den Lenden und Hoden den Aderlass an den Kniekehlen und an den Knöcheln
innen vorzunehmen.
Das dritte Adernpaar (geht) von den Schläfen durch den
Hals unter die Schulterblätter, hierauf wendet es sich nach
der Lunge und es gelangt die von rechts nach links verlaufende (Ader) unter die Brust zur Milz und Niere; und beide endigen sie im Enddarm.
Das vierte Paar geht von der Vorderseite des Kopfes und
den Augen nach unten zum Hals und zu den Schlüsselbeinen, dann über die Arme von oben nach der Ellenbeuge,
alsdann durch die Unterarme zu den Handwurzeln und
den Fingern, dann wieder zurück von den Fingern durch
die Handballen und die Vorderarme nach oben zur Ellenbeuge, durch den unteren Teil der Oberarme nach den
Achselhöhlen und aus der Brustseite gelangt die eine von
24
b)
oben zur Milz, die andere zur Leber, schließlich laufen sie
beide über den Leib herab an den Genitalien aus. So also
liegen die starken Adern.
Es gibt aber auch viele und mannigfaltige Adern aus dem
Leib über den Körper hin, durch die dem Körper die Nahrung zugeht. Es ziehen aber auch (Adern) von den starken
Adern in den Unterleib und den übrigen Körper, sowohl
von den äußeren wie von den inneren, und die von innen
gehen nach außen, die von außen gehen nach innen ineinander über.
Den Aderlass muss man also diesen Ausführungen entsprechend einrichten. Man hat dafür Sorge zu tragen, dass
die Schnitte möglichst fern von denjenigen Stellen erfolgen, wo die Schmerzen gewöhnlich entstehen und das Blut
sich ansammelt; denn so erfolgt wohl am wenigsten die
große Veränderung plötzlich und Du wirst den bisher gewohnten (Krankheits-) Zustand so abändern, dass keine
Ansammlung an der gleichen Stelle mehr entsteht.“
(Die Hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung, Teil 7, Übers. von Richard Kapferer,
Hippokrates-Verlag, Stuttgart 1934).
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Altgriechische Akupunktur
Abb. 8 Einer der 72 griechischen Akupunkturpunkte im Vergleich zum entsprechenden chinesischen Punkt.
Alexandros Tilikidis,
Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Dipl TCM. Tätig
als Arzt der TCM und Akupunkteur
seit 1994. Autor verschiedener Bücher über TCM in griechischer Sprache. Dozent an der Akademie Traditioneller Chinesischer und Altgriechischer Medizin in Athen.
Aus dem Griechischen übersetzt von Aspa Anogiati
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Arzneimitteltherapie
Die Behandlung klimakterischer
Beschwerden mit Zhang Zhong Jings
blutbewegenden Rezepturen
Natascha Lobisch
Mit einem Ausflug in die Klassische Chinesische Medizin
wird dargelegt, wie Symptome und Beschwerden in
der Menopause mit klassischen Rezepturen von Zhang
Zhong Jing behandelt werden können.
Einführung
Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind die am häufigsten vorkommenden klimakterischen Symptome. Der
Therapeut könnte schnell dazu geneigt sein, diese Symptome ‒ insbesondere Nachtschweiße ‒ vorzugsweise einem
Nieren-Yin-Mangel und/oder Nieren-Yang-Mangel zuzuordnen, da diese Muster im Zusammenhang mit dem klimakterischen Syndrom in der TCM-Literatur am häufigsten genannt werden. Diese Sichtweise berücksichtigt
jedoch nicht das individuelle Muster der Patientin, dessen
Bestimmung zunächst eine Syndromdifferenzierung (Bian
Zheng 䗘䇱) vorausgeht. Die Erfahrungen aus der Praxis
zeigen, dass eine ganze Reihe unterschiedlicher Pathomechanismen und Muster für klimakterische Beschwerden
verantwortlich sein können. Hierzu zählt z.B. eine
Blut-Stagnation. Schon der Arzt Wang Qing Ren ⦻␵ԫ
machte darauf aufmerksam, dass Spontan- und Nachtschweiße nicht nur auf einen Nieren-Yin-Mangel zurückzuführen sind, sondern dass auch eine Blut-Stagnation
hierfür verantwortlich sein kann. Wörtlich schreibt er:
„Schwitzen nach dem Erwachen nennt man spontanes
Schwitzen, Schwitzen vor dem Erwachen nennt man
diebisches Schwitzen (Nachtschweiß), da es auf Dauer Qi
und Blut des Körpers reduziert. Dies ist eine althergebrachte
Theorie. Haben nun aber die angewendeten Qi suppletiven,
Oberfläche abdichtenden, Yin nährenden und Feuer
reduzierenden Rezepturen keine Wirkung oder wirken gar
verschlimmernd, dann ist das Unwissen, dass auch BlutStase zu spontanen und diebischen Schweißen führen kann,
schuld daran.“1
26
Ursachen und Symptome von Blut-Stagnation
in den Wechseljahren
In der Chinesischen Medizin heißt es: „Qi ist der Heerführer des Bluts und Blut ist die Mutter des Qi.“ Demnach können sowohl Qi-Stagnation, Qi-Mangel als auch Blut-Mangel eine Blut-Stagnation hervorrufen. Außerdem sind
pathogene Faktoren wie Kälte, Hitze und Schleim mögliche Ursachen für eine Blut-Stagnation. Mit dem Eintreten
der Menopause sind Tian Gui (Menstruationsblut) und
Blut soweit vermindert, dass die Menstruation ausbleibt.
Die bisherige Fließrichtung von Qi und Blut im Bao Mai
(Uterusgefäß) beziehungsweise Chong Mai (Durchdringungsgefäß) zur Gebärmutter verändert sich mit der Menopause in die entgegengesetzte Richtung nach oben hin,
zum Herzen. Durch diese Veränderungen können pathogene Faktoren leichter in den Uterus und den Chong Mai
eintreten und zur irregulären Bewegung des Qi und Bluts
führen. Hinzu kommt, dass bereits bestehende Hitze oder
Feuchtigkeit mit dem Ausbleiben der Menstruation nicht
mehr über die Regelblutung ausgeschieden werden kann.
Mögliche Wechseljahresbeschwerden, die im Zusammenhang mit einer Blut-Stagnation stehen, sind: Hitzewallungen, Schwitzen am Tag und/oder in der Nacht, Kopfschmerzen, Druck- und Spannungsgefühl im Brustkorb,
steife Gelenke, übermäßig starke Menstruationsblutungen,
Palpitationen, Reizbarkeit, Depression und Schlafstörungen. Die Krankheitsvorgeschichte der Frauen mit
Blut-Stagnation weist häufig Menstruationsstörungen wie
Dysmenorrhö, übermäßige oder verlängerte Menstruation
und klumpige Blutungen auf. Ferner finden sich in der
Anamnese Erkrankungen wie Myome, Zysten und Endometriose sowie gynäkologische Eingriffe.
Zhang Zhong Jings blutbelebende
Rezepturen zur Behandlung von
Wechseljahresbeschwerden
Zhang Zhong Jing ᕐԢᲟ, ein Arzt der östlichen Han-Dynastie, lebte ungefähr zwischen 150–219 n. Chr. Zu jener
Zeit waren die Menschen aufgrund vieler Kriege, Naturka-
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Die Behandlung klimakterischer Beschwerden mit Zhang Zhong Jings blutbewegenden Rezepturen
tastrophen und Epidemien mit ganz anderen Krankheiten
konfrontiert als zur heutigen Zeit. Davon abgesehen war
man vor fast 2000 Jahren weit davon entfernt, Begriffe wie
„klimakterisches Syndrom“ oder „Wechseljahresbeschwerden“ zu benutzen. Demnach ist es durchaus berechtigt,
wenn Fei Bo Xiong 䍩՟䳴 (1799–1866), ein Arzt der
Qing-Dynastie, kritisch anmerkt:
„Das Festhalten an alten Rezepturen, um die heutigen
Erkrankungen zu behandeln, ist so widersprüchlich wie Eis
und glühende Kohle.“2
Ärzte, die hingegen Zhang Zhong Jings Rezepturen häufig
verschreiben, stimmen zwar der Auffassung zu, dass sich
heutige Krankheiten von denen der damaligen Zeit unterscheiden, verweisen aber darauf, dass auf der anderen Seite die körperlichen Reaktionen die gleichen geblieben
sind.
Im 22. Kapitel des Jin Gui Yao Lüe (Wichtige Verordnungen aus dem Goldenen Schrein, 䠁फ़㾱⮕) beschreibt
Zhang Zhong Jing ein Krankheitsbild, welches er mit der
Rezeptur Wen Jing Tang (Wärme die Menses Dekokt, ⑙㓿
⊔) behandelt. Diese Beschreibung zeigt deutliche Übereinstimmungen mit einer klimakterischen Symptomatik:
„Eine Frau in den Fünfzigern leidet seit mehr als 10 Tagen
unter ständigen Blutungen3. Am Abend hat sie
Hitzewallungen, Drang im unteren Abdomen, abdominale
Völle, störende Hitze in den Händen, trockene Lippen und
einen trockenen Mund. Dies wird einer gynäkologischen
Erkrankung zugeordnet. In der Vergangenheit gab es eine
Fehlgeburt und stagniertes Blut verblieb im unteren
Abdomen. ... Wen Jing Tang ist indiziert.“4
Eine Leere und Kälte des Chong Mai und Ren Mai (Konzeptionsgefäß) haben zur Qi- und Blut-Stagnation in diesen Gefäßen geführt, wodurch es zu einer verstärkten und
verlängerten Menstruation kommt. Die im Originaltext
erwähnte Fehlgeburt und das Eindringen von Kälte rufen
eine Blut-Stase hervor, außerdem hat die Frau viel Blut
verloren. Der daraus resultierende Yin- und Blut-Mangel
verursacht Leere-Hitze-Symptome.
Diejenigen Frauen, bei denen in den Wechseljahren der
Pathomechanismus von Wen Jing Tang zu Grunde liegt,
zeigen Symptome wie uterine Blutungsanomalien, Hitzewallungen, Nachtschweiße, Ängstlichkeit, Unruhe, Kopfschmerzen und Schwindel. Die Krankenvorgeschichte
weist eventuell gynäkologische Eingriffe auf.
Huang Huang erklärt, dass der Schlüssel der Differentialdiagnose ‒ zur Anwendung der Rezeptur ‒ darin liegt,
nach der Farbe und Qualität des Menstruationsblutes zu
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fragen. Generell zeigt das Muster von Wen Jing Tang dunkelblasses Blut, das Klumpen enthält. Ist das Blut frisch rot
oder purpurrot, viskös und klebrig, dann deutet dies auf
innere Hitze hin, bei der die Anwendung von Wen Jing
Tang nicht indiziert ist. Stattdessen ist hier Jia Wei Xiao
Yao San (Erweitertes Umherstreifen Pulver) die probatere
Wahl. Eine weitere Abgrenzung zu einer inneren Hitze besteht darin, dass die Frau bei der Wen Jing Tang-Pathologie
neben den Hitze-Symptomen auch Symptome von Kälte
wie z.B. eine blasse, dunkle Zunge und Aversion gegen
Kälte zeigt.5
Blut regulieren und Kälte vertreiben mit Wen Jing
Tang
Wen Jing Tang (Wärme die Menses Dekokt)6
Wu Zhu Yu (Evodiae Fructus)
6 g
Chuan Xiong (Chuanxiong Rhizoma)
6 g
Dang Gui (Radix Angelicae sinensis)
6 g
Shao Yao (Paeoniae Radix)
6 g
E Jiao (Asini Colla Cori)
(zum Schluss im Dekokt auflösen)
6 g
Mai Men Dong (Ophiopogonis Radix)
9 g
Mu Dan Pi (Moutan Cortex)
6 g
Ren Shen (Ginseng Radix et Rhizoma)
6 g
Gan Cao (Glycyrrhizae Radix et Rhizoma)
6 g
Sheng Jiang (Zingiberis Rhizoma Recens)
6 g
Ban Xia (Pinelliae Rhizoma)
6 g
Wirkung der Arzneien
Wen Jing Tang kann in vier Arzneigruppen unterteilt werden: Die erste Gruppe mit Dang Gui, Bai Shao und Chuan
Xiong enthält Arzneien, die Blut nähren und regulieren.
Die zweite Gruppe besteht aus den wärmenden Arzneien
Gui Zhi und Wu Zhu Yu. Sie treten in den Chong Mai ein,
wärmen das Blut, beseitigen Kälte und bewegen dadurch
indirekt das Blut. Die dritte Gruppe enthält die Arzneien
Ren Shen, Gan Cao, Ban Xia und Sheng Jiang. Sie stärken
und harmonisieren die Mitte. Die vierte Gruppe tonisiert
Yin und behandelt Leere Hitze: Mai Men Dong tonisiert
Yin, erzeugt Flüssigkeiten, klärt Hitze und beseitigt Unruhe. Mu Dan Pi beseitigt Mangel-Hitze aus der Blut-Ebene
und beseitigt Blut-Stase. E Jiao nährt Yin und Blut und
stoppt Blutungen.7
Die Funktion des Magens
Dadurch, dass der Chong Mai über den Punkt Ma 30 (Qichong) mit der Magen-Leitbahn (Yang Ming) und dem
Magen eng verbunden ist, können sich Chong Mai und
Magen gegenseitig beeinflussen. Ist der Magen hinsicht-
27
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9 g
Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus)
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Arzneimitteltherapie
lich seiner absteigenden Funktion des Qi gestört, dann begünstigt dies das sogenannte rebellierende Qi im Chong
Mai, welches z.B. Hitzewallungen, Unruhe und Palpitationen hervorruft. Besteht umgekehrt eine Stagnation und
Leere im Chong Mai, so wird der Magen nicht ausreichend
mit Yin-Substanzen genährt. Eine Schwäche des Magens
wiederum führt zur Schwäche des Chong Mai an Blut und
Yin, wodurch der Chong Mai instabiler wird und es zu uterinen Blutungsstörungen oder dem oben beschriebenen
rebellierenden Qi im Chong Mai kommen kann. Über die
Kombination der Arzneien Ren Shen, Mai Men Dong, Ban
Xia, Gan Cao und Sheng Jiang ‒ die ebenfalls in der Rezeptur Mai Men Dong Tang (Ophiopogonis Radix Dekokt)
enthalten sind ‒ wird der Magen und somit indirekt auch
der Chong Mai tonisiert und reguliert.
Depressive Symptome und Schlafstörungen werden mit
Wen Jing Tang nicht nur über die Beseitigung der
Blut-Stagnation behandelt, sondern auch über die Tonisierung und Regulierung der Mitte. Denn einige Gelehrte
sind der Ansicht, dass eine Dysfunktion der Mitte hinsichtlich ihrer Funktion des Auf- und Absteigens von Qi
eine wichtige Rolle beim Ausbruch von Depressionen
spielt.8 Bezüglich der Schlafstörungen heißt es im 34. Kapitel des Neijing Su Wen:
„Wenn der Magen in Disharmonie ist, dann fällt es schwer,
ruhig zu liegen.“9
Tao Ren (Persicae Semen)
9–12 g
Shao Yao (Paeoniae Radix)
9–12 g
Die ursprüngliche Indikation für diese Rezeptur ist die Behandlung abdominaler Massen wie Zysten und Myome.
Gui Zhi Fu Ling Wan reguliert die Zirkulation von Qi, Blut
und Körperflüssigkeiten und behandelt Symptome, die
durch eine Kombination von Qi-Stagnation, Blut-Stase
und Feuchtigkeit-/Schleimobstruktion entstanden ist.
Wirkung der Arzneien
Gui Zhi und Shao Yao regen die Zirkulation an und befreien die Blutgefäße. Tao Ren und Mu Dan Pi beleben Blut
und transformieren Blut-Stase. Fu Ling regt die Diurese an
und transformiert Schleim und Feuchtigkeit. Zusammen
mit Gui Zhi vertreibt es außerdem Feuchte-Kälte.
Gui Zhi Fu Ling Wan kann bei entsprechendem Muster
Wechseljahressymptome wie uterine Blutungsanomalien,
Hitzewallungen und Schwitzen sowie psycho-emotionale
Symptome in Form von Reizbarkeit, Unruhe und Schlafstörungen behandeln. Die Stärke dieser Rezeptur besteht
darin, dass sie klimakterische Hitzewallungen und
Schweißausbrüche über drei Mechanismen behandeln
kann: erstens durch das Auflösen von Blut-Stagnation;
zweitens durch die Beseitigung von Feuchte-Kälte, die die
Verteilung von Yang des Minister-Feuers hemmt und dadurch zu Symptomen von Hitzeeinschnürung und hochsteigendem Yang führt; und drittens über die Regulation
von Ying und Wei mit der Kombination von Gui Zhi und
Shao Yao.10
Blut beleben und Feuchtigkeit beseitigen mit
Dang Gui Shao Yao Tang
Dang Gui Shao Yao Tang (Angelicae Sinensis Radix und Paeonia
Radix Dekokt)
Dang Gui (Angelicae sinensis Radix)
Abb. 1 Mu Dan Pi (Cortex Moutan)
Gui Zhi Fu Ling Wan (Cinnamomi Ramulus und Poria Pille)
Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus)
9–12 g
Mu Dan Pi (Moutan Cortex)
9–12 g
Fu Ling (Poria)
9–12 g
28
48 g
Fu Ling (Poria)
12 g
Bai Zhu (Atractylodes macrocephalae Rhizoma)
12 g
Ze Xie (Alismatis Rhizoma)
24 g
Chuanxiong (Chuanxiong Rhizoma)
24 g
Die Rezeptur nährt das Leber-Blut, verteilt Leber-Qi, bewegt das Blut, harmonisiert Leber und Milz, stärkt die
Milz und beseitigt Feuchtigkeit.
Leber-Blut-Mangel und Feuchtigkeit führen zu Leber-Blut- und Qi-Stagnation. Die Dysfunktion der Leber
überwältigt die Mitte, so dass diese ihre Transformationsund Transportfunktion der Flüssigkeiten nicht mehr erfüllen kann und es zur Ansammlung von Feuchtigkeit wie
z.B. Ödemen kommt. Schon Zhang Zhong Jing erkannte,
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9 g
Shao Yao (Paeoniae Radix)
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Die Behandlung klimakterischer Beschwerden mit Zhang Zhong Jings blutbewegenden Rezepturen
dass eine andauernde Leberdysfunktion zur Störung der
Milz führt:
„... Wenn man eine Lebererkrankung sieht, wird man
wissen, dass die Leber-Disharmonie an die Milz übergeben
wird und dass auch die Milz gestärkt werden muss.“11
Wirkungen der Arzneien
Mit Bai Zhu und Fu Ling wird Feuchtigkeit beseitigt und
die geschädigte Milz gestärkt. Dies wiederum unterstützt
auch die Produktion des Bluts, an der die Milz mitbeteiligt
ist. Auffällig an dieser Rezeptur ist die hohe Dosierung
von Bai Shao mit 48 g. Sie beseitigt Bauchschmerzen und
unterstützt die Milz, wenn diese von der Leber bedrängt
wird. Nach dem Shen Nong Ben Cao Jing (Die Materia Medica des göttlichen Landmannes) regt Bai Shao überdies
die Diurese an. Außerdem beeinflusst es den Wassermetabolismus über die Harmonisierung des Bluts.12 Dang Gui
bewegt und nährt das Blut. Chuan Xiong belebt das Blut,
beseitigt Blut-Stase und bewegt das Leber-Qi. Ze Xie tritt
in Blase und Niere ein um den Wassermetabolismus zu
unterstützen und über die Diurese Feuchtigkeit auszuleiten.
Die Arzneikombination von Bai Zhu, Fu Ling, Bai Shao
und Dang Gui findet sich wieder in der Rezeptur Xiao Yao
San (Umherstreifen Pulver), die eine Leber-Qi -Stagnation
mit Blut-Mangel und einer Milz-Qi-Schwäche behandelt.
Im Vergleich zu Xiao Yao San ist hier die blutbewegende
und blutnährende sowie die feuchtigkeitsausleitende
Funktion stärker und kann demnach angewendet werden,
wenn die Frauen neben den Symptomen einer Leber-Disharmonie unter stärkeren Feuchtigkeitsansammlungen
wie z.B. Ödemen leiden.
Sowohl die Feuchtigkeit als auch der Blut-Mangel führen
zur Einschränkung des Qi-Mechanismus, welcher wiederum die Flüssigkeitstransformation stört. Der Qi-Mechanismus spielt in den Wechseljahren eine wichtige Rolle,
denn alle Veränderungen und Transformationen im Körper ‒ wie im Falle des Klimakteriums ‒ werden vom
Qi-Mechanismus vermittelt. Ist dieser jedoch durch Leber-Qi-Stagnation, Blut-Mangel und Feuchtigkeit gestört,
werden auch die Veränderungen in der Menopause zu
Problemen führen.13 Zudem sorgt ein intakter Qi-Mechanismus für die harmonische auf- und absteigende sowie
ein- und austretende Bewegung des Qi. Ist diese in den
Wechseljahren nicht gegeben, dann führt dies zu den typischen klimakterischen Symptomen wie z.B. aufsteigende
Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Depression und Schlafstörungen.
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Abb. 2 Tao Ren (Semen Persicae)
Tao He Cheng Qi Tang (Persicae Semen Dekokt, das Qi ordnet)
Tao Ren (Persicae Semen)
Da Huang (Rhei Rhizoma et Rhizoma)
12–15 g
12 g
Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus)
6 g
Gan Cao (Glycyrrhizae Radix et Rhizoma)
6 g
Mang Xiao (Natrii Sulfas)
(zum Schluss in die Abkochung einrühren)
6 g
Die Indikation dieser Rezeptur im Originaltext des Shang
Han Lun (Abhandlung über Kälte-induzierte Erkrankungen) ist: Gebundene Hitze in der Blase (Re Jie Pang Guang,
✝㔃㞰㜡). Den Begriff „Blase“ interpretieren einige Gelehrte als unteren Jiao bzw. Becken.
Fülle-Hitze wird bei der Diagnose von menopausalen Beschwerden häufig übersehen, weil sich viele Therapeuten
auf eine energetische Schwäche konzentrieren.14 Doch die
Entstehung des obigen Musters kann dadurch begünstigt
werden, dass mit dem Ausbleiben der Menstruation bereits bestehende Hitze nicht mehr mit der Regelblutung
ausgeschieden wird und die Yin-Substanzen im Chong
Mai vermindert sind. Bezüglich klimakterischer Beschwerden verursacht die akkumulierte Hitze und
Blut-Stase Symptome wie uterine Blutungen, Kopfschmerzen, Tinnitus, Schwindel, Hitzewallungen sowie Hitzegefühle in der Nacht mit Nachtschweiß. Wird der Shen
(Geist, ⾎) durch die Hitze im Blut gestört, dann leidet die
Patientin unter mentalen Symptomen wie Reizbarkeit,
Unruhe, Ängstlichkeit und Schlafstörungen.
Wirkungen der Arzneien
Tao Ren belebt das Blut, bricht Blut-Stase auf und beseitigt
die Blut-Stagnation. Da Huang ist bitter und kalt, purgiert
Ansammlungen und beseitigt Hitze. Da Huang belebt das
Blut und hat aufgrund seiner Hitze klärenden und purgativen Funktion die Fähigkeit, Blut-Stase zu beseitigen. Gui
Zhi macht die Leitbahnen und Netzgefäße durchgängig
und beseitigt Blockaden. Mang Xiao ist bitter, salzig und
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Arzneimitteltherapie
kalt. Es erweicht Verhärtungen, purgiert und klärt Hitze.
Gan Cao harmonisiert und moderiert die harschen Arzneien.
Anmerkungen
1
2
Schlussbemerkung
Auch wenn Zhang Zhong Jings Rezepturen fast 2000 Jahre
alt sind, so zeigen diese doch bezüglich der beschriebenen
Schlüsselsymptome (siehe Wen Jing Tang), der Pathomechanismen und des Syndroms deutliche Übereinstimmungen mit klimakterischen Beschwerden. Dies gilt nicht nur
für die blutbewegenden Rezepturen Zhang Zhong Jings.
Denn das Shang Han Lun Քሂ䇪 und Jin Gui Yao Lüe bieten eine Vielfalt an Rezepturen, die sich für die Behandlung des klimakterischen Syndroms eignen. Man denke da
z.B. an Rezepturen wie Gan Mai Da Zao Tang (Glycyrrhizae Radix, Tritici Fructus Levis und Jujubae Fructus Dekokt), Ben Tun Tang (Rennendes Ferkel Dekokt) oder
Suan Zao Ren Tang (Ziziphi Spinosae Semen Dekokt) ‒
um nur einige zu nennen. Diese Vielfalt setzt natürlich
eine sorgfältige Diagnose voraus, bei der der Therapeut
nicht gleich auf ein bestimmtes Syndrom fokussiert ist.
Natascha Lobisch,
Heilpraktikerin und praktiziert in
Köln. Zurzeit macht sie ihren Master-Abschluss an der Zhejiang Chinese Medical University in Hangzhou.
Thema ihrer Master-Arbeit: Die Behandlung des klimakterischen Syndroms mit den Rezepturen aus dem Shang Han Lun und
dem Jin Gui Yao Lüe.
E-Mail: [email protected]
30
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10
11
12
13
14
Wang Qing-Ren (1830). Yi Lin Gai Cuo. Übersetzt in: Neeb, Gunter R.
Das Blutstasesyndrom. Chinas klassisches Konzept in der modernen Medizin. Kötzting: Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr, 2001: S.
256
Fei Boxiong. The Refined in Medicine Remembered (Yi Chun Sheng Yi),
kommentiert von Wang Xinhua, Jiangsu Science and Technology Publishing House, Jiangsu, 1982: S. 13 (unveröffentlichte englische Übersetzung von Andreas Kalg)
Im Orginaltext wird der Ausdruck Xia Li (Diarrhö) benutzt. Die meisten
Kommentatoren sind jedoch der Auffassung, dass Xia Xue der richtige
Terminus ist (nach unten Bluten). Vgl. auch Scheid, Volker, Dan Bensky,
Ellis Andrew, and Randall Barolet. Chinese Herbal Medicine. Formulas
and Strategies. Seattle: Eastland Press, 2009: S. 579
Yuk-ming, Sung. Understanding the Jin Gui Yao Lue. Beijing: People´s
Medical Puplishing House, 2009: S. 60
Huang, Huang. Ten Key Formula Families in Chinese Medicine. Seattle:
Eastland Press, 2009: S. 31–32
Dosierungen aller Rezepturen nach Volker Scheid, Dan Bensky, Ellis
Andrew, and Randall Barolet. Chinese Herbal Medicine. Formulas and
Strategies. Seattle: Eastland Press, 2009
Kaffka, Andrea. The Significance of Zhang Zhong Jing’s Formulas and Strategies in Female Infertility. Dissertation for Doctoral Degree of Zhejiang
Chinese Medical University. 2009: S. 22–23
Huai-luang, Zhang. „Treatment of Depression Based on Differentiation
of the Shaoyang Channels. „ Journal of Traditional Chinese Medicine,
2010, Vol. 30, No. 2: 83–92. S. 89
Bing Wang. Übersetzung ins Englische von Liansheng Wu, N. und A. Qi
Wu. Yellow Emperor´s Canon Internal Medicine. Ort nicht angegeben1997: S. 724 (eigene Übersetzung)
Vgl. auch Volker Scheid, Dan Bensky, Ellis Andrew, and Randall Barolet.
Chinese Herbal Medicine. Formulas and Strategies. Seattle: Eastland Press,
2009: S. 584–585
Yuk-ming, Sung (2009): S. 12 (eigene Übersetzung)
Aufzeichnungen der Autorin: Vorlesung von Prof. Cao Ling Yong über Rezepturen des Shang Han Lun und Jin Gui Yao Lüe . Zhejiang University,
Hangzhou Oct. 2012.
Flaws, Bob. Menopause and Chinese Medicine. Boulder: Blue Poppy
Press, 2011: S. 39
Kirschbaum, Barbara, Stefan Englert, und Christine Gabriel. Behandlung
von Menopause und klimakterischen Beschwerden. Praxisreihe Traditionelle Chinesische Medizin. Herausgeber: Stefan Englert und Josef Hummelsberger. Bd. 2. München: Müller & Steinicke, 2013: S. 49
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Integrative Ernährungstherapie bei Wechseljahresbeschwerden
Integrative
Ernährungstherapie bei
Wechseljahresbeschwerden
Antonie Danz
Die Ernährung spielt nicht nur in der Gesunderhaltung und bei vielen Krankheitsgeschehen eine große Rolle sondern auch in den Wechseljahren, wie wir im
folgenden Beitrag ausführlich und mit praktischem Bezug dargestellt bekommen.
Definition
Schulmedizinisch
Als Wechseljahre, fachsprachlich Klimakterium, wird die
Übergangsphase der hormonellen Umstellung vor und
nach der Menopause bezeichnet. Diese kann wenige Jahre
oder auch einen längeren Zeitraum umfassen. Die Menopause ist der Zeitpunkt, zu dem die letzte von den Eierstöcken gesteuerte Menstruation im Leben einer Frau erfolgt.(1)
Auf weitere Ausführungen zur Definition und auch zur
Beschreibung der Wechseljahre und der Syndrome seitens
der chinesischen Medizin wird nachfolgend nur einleitend
zum allgemeinen Verständnis eingegangen. In dem vorliegenden Artikel geht es schwerpunktmäßig um die Diätetik
und die Ernährungsberatungspraxis.
Chinesische Medizin
Im Hung Di Nei Jing (Innerer Klassiker des Gelben Kaisers) ist beschrieben, dass es mit 35 Jahren (5 mal 7 Jahre)
zu einer Abnahme der Funktion der Mitte kommt, wodurch weniger Blut durch die Milz für die Menses bereitgestellt wird. Der Anteil an pränataler Essenz für das
menstruale Blut erhöht sich, die Nieren-Energie (Qi und
Jing) nimmt ab, bis im Alter von etwa 49 Jahren (7 mal 7
Jahren) der Ren Mai (Konzeptionsgefäß) erschöpft ist und
der Chong Mai (Durchdringungsgefäß) zunehmend abnimmt, das Menstruationsblut (Tian Gui) verringert sich,
bis der menstruale Zyklus vollständig erlöscht.(2) Es
kommt zu einer Umkehr der Qi-Dynamik im Chong Mai
nach oben. Essenz und Blut, die nun nicht mehr durch die
03/2014
Menses verloren gehen, steigen auf und führen zu einer
Stabilisierung von Essenz und Shen. Das gibt Frauen mit
dem Einsetzen der Menopause grundsätzlich ein kraftvolles und das Selbst stärkende Gefühl.(3)
Beschwerden und ihre Ursachen
Liegen jedoch Disharmonien vor, können Beschwerden in
dieser Umstellungsphase in den Vordergrund treten und
das Wohlbefinden von Frauen in den Wechseljahren mehr
oder weniger stark einschränken.
So haben nach einer der wenigen umfassenderen Untersuchungen in Deutschland dazu etwa ein Drittel der betroffenen Frauen keine Beschwerden, ein Drittel leichte und
ein Drittel starke, behandlungsbedürftige Beschwerden.(4)
Die am häufigsten auftretenden Symptome, die den Wechseljahren zugeschrieben werden, sind Hitzewallungen,
Schweißausbrüche und Schlafstörungen.(5)
Mangel-Syndrom oder Fülle-Zustände?
In Textbüchern zur Traditionellen Chinesischen Medizin
(TCM) wird bei vorliegenden Beschwerden vorwiegend
von einem Mangel-Syndrom gesprochen – ein Nieren-Yin-Mangel, teilweise einhergehend mit einem Nieren-Yang-Mangel – und/oder einer Leber-Qi-Stagnation.
Außerdem kann solch ein Mangel-Syndrom mit anderen
Fülle-Zuständen wie Blut-Stase und pathologische Feuchtigkeit auftreten. In der Praxis wird durchaus auch ein anderes Bild des Pathomechanismus mit verschiedenen Syn-
31
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Diätetik
dromen und dem Überwiegen von Fülle-Zuständen
beschrieben.(3a, 6)
Demnach gibt es nicht das menopausale Syndrom.1 Jede
Patientin mit Beschwerden ist ganz individuell zu diagnostizieren und folglich zu behandeln. Das macht es
schwierig, allgemeingültige Empfehlungen für die Diätetik
zu geben. Herausgegriffen werden im Abschnitt zur Diätetik daher die Syndrome und Aspekte, die speziell für die
Ernährungsberatungspraxis von Bedeutung sind und bei
denen die Diätetik einen guten Einsatz findet.
Die Diskrepanz zwischen Textbüchern und Praxis mag in
den Unterschieden zwischen TCM und Klassischer Chinesischer Medizin (7) und in kulturspezifischen Unterschieden (der Symptomatik) liegen.(8, 9, 10)
Multifaktorielles Geschehen
Japanerinnen haben beispielsweise zwar weniger Hitzewallungen als Europäerinnen, klagen jedoch häufiger über
Schulterverspannungen.(11) Krankheit ist eben auch ein
kulturspezifischer Ausdruck eines Ungleichgewichts und
somit von allem, was diesen Ausdruck umfasst. So zeigen
auch wissenschaftliche Studien, dass das Auftreten von Beschwerden und vor allem auch das Belastungsempfinden
durch vorhandene Beschwerden ein multifaktorielles Geschehen ist. Es gibt nicht das universale menopausale Syndrom, das nur auf die hormonelle Umstellung zurückzuführen wäre. Lebensstilfaktoren wie Ernährung, sportliche
Aktivität und Umgang mit Stress, Zufriedenheit in Beziehung, Familie und Beruf sowie das vorhandene gesellschaftliche Bild von älteren Frauen und die Bedeutung von
Jugendlichkeit spielen eine große Rolle.(12) Hinzu kommt
die Einstellung und die Erwartung, die die Frauen von den
Wechseljahren selbst haben. Sie ist von Einfluss darauf,
wie die Wechseljahre im Sinne einer „self-fulfilling-prophecy“ tatsächlich erlebt werden. So steht eine negative
Einstellung zu den Wechseljahren signifikant positiv mit
den tatsächlich erlebten Beschwerden im Zusammenhang.
(13) Für den Beratungserfolg ist es daher durchaus wichtig, welche Haltung wir selbst zu den Wechseljahren haben, ob wir ein Mangel-Syndrom im Vordergrund sehen
oder die durchaus vorhandenen Ressourcen und Potentiale der Klientin wahrnehmen und unterstützen.
Diätetik und Ernährungsberatungspraxis
Die Diätetik bietet ein ausgesprochen gutes Feld, in dem
die Selbstkompetenz von betroffenen Frauen gestärkt werden kann. Im Gegensatz zur Arzneimitteltherapie und
Akupunktur wird die Klientin nicht (nur) passiv behandelt, sie kann aktiv selbst etwas tun. Zur Stärkung der Mit-
32
te, die in allen Phasen des Übergangs, so auch der Wechseljahre, sehr beansprucht wird, ist die Diätetik ohnehin
ein wichtiges Element. Für eine gute Akzeptanz der Empfehlungen und eine hohe Compliance sollten die Zusammenhänge von Ernährungsweise und Befinden mit möglichst einfachen Erklärungsmodellen gut verständlich
vermittelt werden.(14) Das Führen von Ernährungsprotokollen für einige Tage in Verbindung mit einem Befindlichkeitsprotokoll2 kann hier sehr hilfreich sein, die Klientin für diese Zusammenhänge zu sensibilisieren.
Ernährungswissenschaftlicher Ansatz und Empfehlungen
Wissenschaftliche Studienlage
Im Westen erhielt das Thema „Wechseljahre und Ernährung“ insbesondere durch die Ergebnisse der WHI-Studie
(Women’s Health Initiative Study) mehr Aufmerksamkeit.
Diese machten deutlich, dass die Hormon-Therapie (HT),
die bislang in großem Umfang bei Wechseljahresbeschwerden und zur Prävention verschiedener Krankheiten
eingesetzt wurde, mit erheblichen Risiken verbunden ist.
So wurde eine erhöhte Anzahl von Herzinfarkten, Schlaganfällen, Brustkrebserkrankungen, Ovarialkarzinomen
und anderen Beschwerden und Erkrankungen wie Gallensteine und Thrombose unter einer HT beobachtet.(15) Als
Folge kam es zu einem deutlichen Abfall der Verordnung
der HT und es wurde nach Alternativen in der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden gesucht. Beobachtungsstudien zeigen, dass beispielsweise Japanerinnen weit
seltener Hitzewallungen in den Wechseljahren haben als
Europäerinnen.(11) Ein möglicher Einflussfaktor wurde
im Lebensstil, insbesondere der Ernährung gesehen. Der
beobachtete auffällig höhere Konsum an Sojabohnen und
deren Produkte erhielt ein besonderes Augenmerk in der
wissenschaftlichen Forschung. Vollkommen außer Acht
gelassen wurde hierbei, dass in Ländern Süd-Ost-Asiens
nicht nur mehr Soja(-produkte) gegessen werden, sondern
sich die Ernährungsweise auch in vielen anderen Punkten
von der in Europa unterscheidet. So werden unter anderem wesentlich weniger Milch und Milchprodukte konsumiert, weniger Fleisch und weniger Brot, jedoch mehr
Fisch, Reis und Gemüse sowie Algen gegessen. All diese
Unterschiede können Einfluss auf das Beschwerdebild haben. Aus Sicht der Chinesischen Medizin kann eine solche
Ernährung zu einer besseren Bereitstellung von Gu-Qi
(Nahrungs-Qi) führen und vor allem auch der Bildung pathologischer Feuchtigkeit vorbeugen. Beide Faktoren sind
von Einfluss für das Beschwerdeaufkommen, wie später
noch erläutert wird.
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03/2014
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Integrative Ernährungstherapie bei Wechseljahresbeschwerden
Phytoöstrogene und allgemeine Empfehlungen
Diese eingeschränkte wissenschaftliche Perspektive in Bezug auf den Einfluss der Ernährung wurde noch weiter
verengt, indem die Ursache für das geringere Aufkommen
von Hitzewallungen den Phytoöstrogenen zugeschrieben
wurde, die in Form von Isoflavonen in vergleichsweise hoher Konzentration in Sojabohnen vorhanden sind. Reine
Beobachtungsstudien können jedoch nur Annahmen zu
möglichen Zusammenhängen und keine Ergebnisse zu
Ursache-Wirkungsmechanismen liefern. Das kann nur
anhand von Interventionsstudien mit hohem evidenz-basiertem Standard belegt werden. Doch nicht selten bestätigen solche Studien nicht oder widerlegen gar, was jahrelang auf der Grundlage von Beobachtungsstudien
angenommen und empfohlen wurde. So ist es auch im
Hinblick auf den Einsatz von Phytoöstrogenen gegen Hitzewallungen. Auf der Basis verlässlicher, aussagekräftiger
Studien führt weder die vermehrte Aufnahme von Sojabohnen, Sojaprodukten, noch die gezielte Zufuhr von Extrakten oder Konzentraten aus Soja oder synthetische
Phytoöstrogene zu einer signifikanten Reduktion von Hitzewallungen, auch wenn dies bei einzelnen Frauen durchaus beobachtet wurde.(16) Aus Sicht der Chinesischen
Medizin können Sojaprodukte durchaus hilfreich sein,
wenn Hitzewallungen aufgrund eines Nieren-Yin-Mangels
vorliegen. Sie tonisieren Yin und kühlen Hitze. Allerdings
finden sie bei betroffenen Klientinnen, so zeigt es die Praxis, meist wenig Akzeptanz. Einerseits werden Verdauungsbeschwerden und Allergien beklagt. Andererseits
sind geschmackliche Gründe dafür verantwortlich. Alternative Lebensmittel, die ebenfalls Nieren-Yin aufbauen
(siehe Kasten) erhalten hingegen weit mehr positive Resonanz. Die häufig zu lesende Empfehlung, in den Wechseljahren mehr Sojaprodukte zu essen, scheint vor diesem
Hintergrund eher weniger praktikabel zu sein.
Das Thema „Ernährung und Wechseljahre“ erschöpft sich,
wissenschaftliche Studienansätze betreffend, weitestgehend auf die Erforschung der Wirkung der Phytoöstrogene. In Artikeln aus der Beratungspraxis wird das Thema
mehr unter dem Aspekt der Vorbeugung von Krankheiten, die mit dem Alter zunehmen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose sowie der Gewichtsreduktion behandelt. Es wird eine vollwertige Ernährung mit
hohem pflanzlichen Anteil empfohlen.(17, 18) Auf die
konkreten Beschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen wird kaum eingegangen und lässt sich weitestgehend auf die Empfehlung reduzieren, Alkohol, Kaffee
und scharfes Essen zu meiden.
Ernährungsberatung als Alternative
Die Diätetik auf der Grundlage der Chinesischen Medizin
bietet weit mehr Potential eine Alternative bei Beschwerden in den Wechseljahren zu sein – je nach Beschwerde(last) in Kombination mit einer Arzneimitteltherapie
und Akupunktur. Der Bedarf an Alternativen, auch an der
einer Ernährungsberatung ist, wie Studien zeigen, groß. In
den USA sind es 80% (19) der betroffenen Frauen, die alternative Methoden zur HT gegen Wechseljahresbeschwerden anwenden. Laut einer anderen Studie sind es in
Italien 33,5%.(20) Vermutlich liegt die Anzahl der Anwenderinnen in Deutschland irgendwo zwischen diesen beiden Angaben. Aus der italienischen Studie geht hervor,
dass die Inanspruchnahme eines Ernährungsberaters an
zweiter Stelle, hinter Kräuterheiler und vor Homöopathen
und Akupunkteuren liegt.
Ein Grund für die Inanspruchnahme einer Ernährungsberatung mag auch darin liegen, dass viele Frauen in den
Wechseljahren an Gewicht zunehmen, obwohl sie nach eigener Aussage nicht anders und auch eher weniger essen
als zuvor. Nicht selten hat der Wunsch abzunehmen den
gleichen Stellenwert oder sogar mehr Priorität wie der,
von den Hitzewallungen befreit zu sein. Die Gewichtsreduktion ist ein besonders wichtiges Thema in der Beratungspraxis. Die Empfehlungen in der westlichen Diätetik
„kalorienarm und fettarm“ und aufgrund des abnehmenden Grundumsatzes mit zunehmendem Alter „weniger“
zu essen und „auf eine hohe Nährstoffdichte“ zu achten,
greifen nicht (mehr).
Abb. 1
03/2014
Kichererbsensuppe
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Diätetik
Chinesische Diätetik und Ernährungsberatungspraxis
Die Bedeutung der „Mitte“
Mit der Chinesischen Medizin kann über die Stärkung der
Mitte (siehe Kasten) wesentlich mehr erreicht werden;
nicht nur hinsichtlich des Körpergewichts, auch was Befindlichkeit und Beschwerden anbelangt. Mit einer starken
Mitte wird ausreichend Qi und Xue bereitgestellt. Das
schont die Nieren-Essenz und beugt damit einem vorzeitigen Verbrauch von Yin und Yang vor. Eine gute Versorgung von Herz und Leber mit Blut gewährt zudem, dass
Shen (Geistseele) und Hun (Wanderseele) ausreichend
verankert sind und für eine gute Schlafqualität und emotionale Ausgeglichenheit gesorgt ist. Zudem wird eine Ansammlung von Feuchtigkeit vermieden, die Stagnationen
begünstigen und den harmonischen Qi-Fluss stört. Das
kann bei bereits vorliegenden Fülle-Zuständen, beispielsweise durch Leber-Qi-Stagnation, zu einer Verstärkung
von Symptomen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen,
Schlaflosigkeit sowie psychischen Verstimmungen führen.
Tatsächlich treten bei übergewichtigen und adipösen
Frauen 1,5–2 mal so häufig Hitzewallungen auf als bei
Normalgewichtigen.(21)3 Ein Gewichtsverlust bei übergewichtigen menopausalen Frauen bewirkte eine signifikante Abnahme vasomotorischer Symptome.(22)
Für den Zusammenenhang einer schwachen Mitte und in
Folge schlechter Versorgung mit Gu-Qi und Akkumulation
von Feuchtigkeit beim Auftreten von Beschwerden sprechen auch Untersuchungsergebnisse, nach denen postmenopausale Frauen mit Metabolischem Syndrom4 signifikant häufiger vasomotorische Symptome haben als Frauen
ohne.(23) Andererseits werden bei Frauen mit kalorischer
Minderzufuhr, unabhängig vom Alter, und einem damit
möglicherweise einhergehenden Nährstoffmangel folgende
Beschwerden beobachtet: Konzentrationsmangel, Depression und Stimmungsschwankungen, Nervosität, Müdigkeit, Schlafstörungen, Energiemangel, Hautprobleme, Haarausfall, Schwäche des Immunsystems und erhöhtes Risiko
für Erkrankungen. Dies sind alles Beschwerden, die auch
im Zusammenhang mit Symptomen in den Wechseljahren
aufgeführt werden. Das kann als ein weiterer Hinweis für
die nicht zu unterschätzende Bedeutung einer starken Mitte gedeutet werden, was die Befindlichkeit von Frauen in
den Wechseljahren und das Beschwerdeaufkommen anbelangt. In einer Gesellschaft, in der Attraktivität, Schlanksein und Jungend(lichkeit) eine große Rolle Spielen, sind
insbesondere Frauen dazu bereit, sich für diese Attribute
zu kasteien und die Nahrungszufuhr auf ein Minimum zu
beschränken. Häufig wird dazu das Frühstück ausgelassen,
eine, nach der Chinesischen Medizin besonders wichtige
Tagesmahlzeit. Oder aber es werden „nur“ die allgemein
gängigen Empfehlungen, unter anderem viel Obst und Ge-
34
müse mit entsprechendem Rohkostanteil, ausreichend fettarme Milch- und Milchprodukte, und Vollkornprodukte
für Gesundheit und Normalgewicht besonders streng befolgt. Nach der Nationalen Verzehrsstudie II (NVS II) sind
die drei Hauptenergielieferanten bei Frauen im Alter von
14–80 Jahren Brot, Milch- und Milchprodukte und Süßigkeiten, gefolgt von Obst.(24) Da ist es nicht verwunderlich,
wenn sich in der Praxis oftmals Fülle-Zustände zeigen und
unter anderem eine Stärkung der Mitte bedeutsam ist. Hinzu kommt, dass die gesellschaftlichen Bedingungen gerade
auch für älterwerdende Frauen jenseits der fünfzig nicht
unbedingt förderlich sind, sich eingebunden und versorgt
zu fühlen. Dies sind bedeutsame Aspekte, die stärkend auf
das Erd-Element wirken. Probleme beim Wiedereinstieg in
den Beruf nach der Kindererziehungsphase, höchste Scheidungsraten im Altersbereich von 40–49 Jahren (25) sind
nur zwei Beispiele dafür, wo es an Einbindung und dem
Gefühl versorgt zu sein fehlt.
So belegen auch Studien, dass Frauen, die Erfüllung im Beruf finden und/oder eine tragende Beziehung haben, bedeutend weniger Beschwerden in den Wechseljahren aufweisen und sich wohler fühlen als andere Frauen.(12, 26)
schwerer ich nicht
Ich bleib
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schlank_Das Kochbuch
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Alles wird
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Integrative Ernährungstherapie bei Wechseljahresbeschwerden
Aufbau von Nieren-Yin, Nieren-Yang, Leber-Blut,
Herz-Blut
Neben der Stärkung der Mitte über die Diätetik sind in der
Tabelle weitere Empfehlungen aufgeführt, die je nach vorliegendem Syndrom als weitere Bausteine nutzbar sind.
Bei vorliegendem Nieren-Yin-Mangel können ergänzend
gezielt Lebensmittel vermehrt in den Speiseplan aufgenommen und Rezepte verwendet werden, die Nieren-Yin
aufbauen, auch bei Milz-Qi-Schwäche gut zu transformieren sind und nicht vermehrt Feuchtigkeit gebildet wird
(siehe Tabelle). In der Praxis hat sich bei Hitzewallungen,
Nachtschweiß und Schlafstörungen aufgrund von Leere-Hitze vor allem Weizentee (siehe Tabelle) bewährt. Er
eliminiert Hitze, beruhigt den Shen, tonisiert Yin sowie
Leber- und Herz-Blut.
Vorwiegend zu meiden sind hingegen die folgenden Lebensmittel, da sie zusätzlich Hitze bringen oder austrocknend auf das Blut wirken: Kaffee, Alkohol, Zusatzstoffe,
thermisch heiß wirkende Gewürze; insgesamt sollte nur
mild gewürzt werden. Auf Parfüm und parfümhaltige Lotionen zu verzichten kann ebenfalls hilfreich sein.
Lebensmittel bei vorliegender Nieren-Yang-Schwäche, die
bei maßvoller Zufuhr auch bei Nieren-Yin-Mangel empfehlenswert sind, finden sich ebenfalls in der Tabelle. Und
die dort aufgeführten Lebensmittel und Rezepte, die Blut
aufbauen mit Bezug zu Leber und/oder Herz, können gezielt zum Blutaufbau verwendet werden. Leber-Blut-Mangel kommt oft in der Praxis vor und ist eher ein Zeichen
unserer Zeit, in der die Leber stark beansprucht wird, als
ein typisch menopausales Syndrom.
Leber-Qi-Stagnation und die Aufgabe der Diätetik
Neben den genannten Syndromen, die in der Praxis selten
in dieser Reinform, sondern in Kombination auftreten, ist
dem Syndrom der Leber-Qi-Stagnation, gerade auch im
Hinblick auf die Wechseljahre, in der Diätetik ausreichend
Aufmerksamkeit zu schenken. So liegt nicht selten eine
Leber-Qi-Stagnation bei den Frauen vor, die aufgrund von
Wechseljahresbeschwerden in die Beratungspraxis kommen. In der Anamnese zeigt sich häufig, dass dieses Muster schon vor der Menopause vorlag und die Frauen beispielsweise unter Prämenstruellem Syndrom (PMS)
aufgrund einer Leber-Qi-Stagnation litten. Dass es sich bei
Beschwerden in den Wechseljahren nicht selten um die
Fortführung bereits vor den Wechseljahren bestehender
Muster handelt, berichten auch andere aus der Praxis.(3a,
6) Außerdem wurde in Studien gezeigt, dass frühere Hitzewallungen und PMS bedeutende Prädikatoren für vasomotorische Symptome in den Wechseljahren sind.(12) Im
Sinne der Prävention sollte bei Menstruationsbeschwerden also durchaus bereits vor den Wechseljahren auch an
die Diätetik gedacht werden.
03/2014
Bei Leber-Qi-Stagnation unterstützt das Holz die Erde
nicht – mit allen Nachteilen hinsichtlich der Bereitstellung
von Gu-Qi und möglicher Ansammlung von Feuchtigkeit.
Abgesehen davon, dass somit die Empfehlungen zur Stärkung der Mitte auch hier zum Einsatz kommen, geht es
vor allem darum wie und mit welcher inneren Haltung gegessen wird: In Hektik nebenbei, unter Zeitdruck, in emotionaler Anspannung, was die Leber-Qi-Stagnation verstärkt, oder aber die Nahrung wird mit ausreichend Raum
und Zeit – in Ruhe auf das Essen konzentriert – aufgenommen.
Die Leber wird zwar stärker durch Emotionen als durch
die Ernährung beeinflusst, doch können gerade solche
Emotionen, die belastend und wenig förderlich für den
freien Fluss der Leber-Energie sind, durchaus der Klientin
in der Betrachtung ihrer Ernährungsweise sichtbar gemacht werden. Die Ernährung bietet ein gutes Übungsfeld, solche Zusammenhänge zu erkennen und entsprechende Verhaltensmuster zu ändern.(27)
Klientinnen mit Leber-Qi-Stagnation können Empfehlungen zur Ernährungsumstellung schnell als Überforderung,
Einengung und weitere Einschränkung ihrer Selbstbestimmtheit erleben. Gerade mit dem Älterwerden wird
diesen Frauen bewusst, wie sehr sie sich in ihrem Leben
selbst eingeschränkt oder in ihrer Lebensweise haben einschränken lassen. Oft wird beklagt, keinen eigenen Raum
zu haben, sich fremdbestimmt zu fühlen, sei es von der
Partnerschaft, den Kindern, den zu pflegenden (Schwieger-) Eltern oder im Beruf. Es sei schwer, den eigenen, inneren Rhythmus zu leben, äußerer und innerer Druck
scheinen alles zu bestimmen. Insofern ist es in der Beratung einerseits wichtig, diese Zusammenhänge gut verständlich zu vermitteln, damit sich die Frauen gesehen
und verstanden und mit den Empfehlungen nicht fremdbestimmt und überfordert fühlen. Andererseits ist es hilfreich, nicht zu starre Vorgaben zu machen, sondern flexibel umsetzbare Basisempfehlungen zu geben.(14) Der Rat,
zuerst mit nur einzelnen und vor allem den Empfehlungen
zu beginnen, die persönlich am leichtesten umsetzbar erscheinen, ist ebenfalls von Nutzen. Bewährt hat sich, die
Ernährungsumstellung bei Leber-Qi-Stagnation mit einer
stagnationslösenden Trinkkur, zum Beispiel mit Petersilientee einzuleiten (siehe Kasten). Während dieser Zeit wird
wie gewohnt gegessen beziehungsweise die Empfehlungen
werden parallel bereits umgesetzt. Das findet eine gute
Akzeptanz und durch die relativ schnell spürbaren Verbesserungen im Befinden fühlen sich die Frauen motiviert, auch die weiteren Empfehlungen sukzessive umzusetzen. Abgesehen von den Empfehlungen zur Stärkung
der Mitte, die weitestgehend auch für einen harmonischen
Qi-Fluss förderlich sind, sollten bei Leber-Qi-Stagnation
35
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Diätetik
Abb. 2
Getreidefrühstück
Extreme wie zu fett, zu süß, zu spät, zu scharf, zu viel sowie saure und adstringierende Lebensmittel gemieden
werden.
Mild-scharfe Lebensmittel mit Leber-Bezug können hingegen häufiger in den Speiseplan aufgenommen werden,
da sie den Qi-Fluss fördern ohne Hitze zuzufügen. Dazu
zählen Kohlrabi und Kresse.
Regelmäßig Sport treiben
Nicht zuletzt sind Frauen mit Wechseljahresbeschwerden
(und auch ohne) regelmäßiges Sporttreiben und Bewegung im Grünen zu empfehlen. Das unterstützt nicht nur
den harmonischen Qi-Fluss, es wirkt sich auch positiv auf
die Transformation der Nahrung und damit die Bereitstellung von Qi und Blut aus. Auch Studien belegen, dass
Frauen, die regelmäßig Sport treiben, seltener Wechseljahresbeschwerden haben als sportlich Inaktive.(12)
Empfehlenswert ist die Form an Sport, die individuell
Spaß macht, ob Joggen, Walken, Yoga, Qi Gong, Taiji, Tanzen oder anderes. Das gibt die Gewähr, dass er auch regelmäßig und langfristig durchgeführt wird.
Empfehlungen, Lebensmittel5 und Rezepte
in den Wechseljahren
„Mitte“ stärken
Für die Stärkung des Yang und Qi der Milz sind Nahrungsmittel mit warmem bis neutralem Temperaturverhalten und
süßer bis neutraler Geschmacksrichtung sowie emporheben-
36
der Wirkrichtung zu bevorzugen. Um nicht nur die wärmende, trocknende und aufsteigende Funktion der Milz, sondern
auch die kühlende, befeuchtende und absenkende Funktion
des Magens als Teil der „Mitte“ zu gewährleisten, sind kühle
bis neutrale Lebensmittel mit saurem bis neutralem Geschmack und absenkender Wirktendenz zu ergänzen. Nahrungsmittel zur Stärkung der „Mitte“ bewegen sich also im
süßen bis sauren Geschmacksbereich und sind von warmem
über neutralem bis hin zu kühlem Temperaturverhalten.(28)
Das ist die theoretische Grundlage zur Auswahl der empfohlenen Lebensmittel.
In welchen Empfehlungen lässt sich dies für Klientinnen in
einer allgemein verständlichen und nicht zu komplexen, umsetzbaren Form, ergänzt um Hinweise zur Zubereitung, zum
Tagesrhythmus und zur Essensweise, weitergeben? Hierfür
haben sich folgende einfache integrative Basisempfehlungen
in der Praxis bewährt, die hier in Kurzform (in vollständiger
Fassung unter 14a) dargelegt sind. Sie finden bei den betroffenen Frauen eine gute Resonanz und Akzeptanz, sind wirksam und können, je nach Diagnose, individuell variiert und
ergänzt werden.
❚ Kaiserin, Edelfrau, Bettelfrau: morgens und mittags
den größten Teil der Nahrungsaufnahme; abends nicht
zu spät, möglichst vor 19 Uhr und nicht zu viel; „snacking“ und „grazing“ möglichst meiden.
❚ Rhythmus: regelmäßige Mahlzeiten, vor allem frühstücken; Extreme meiden.
❚ Einfachheit: Mahlzeiten einfach gestalten und den natürlich guten Eigengeschmack der Lebensmittel hervorheben; zu viele Zutaten, zu fett, zu süß, zu scharf, zu
salzreich ist zu meiden.
❚ Regional und Saisonal: Gemüse und Obst entsprechend der Region und Saison wählen, Südfrüchte weitestgehend meiden.
❚ Gekochtes: mehr gekochte Mahlzeiten, wenn möglich
zwei bis drei Mal am Tag; vor allem warmes Getreidefrühstück hat sich bewährt; Rohkost und Salt je nach
Saison und Verträglichkeit nur sehr maßvoll; milde
Garverfahren wählen.
❚ Pflanzliches: überwiegend pflanzliche Kost, vor allem
Getreide, Gemüse und einige Hülsenfrüchte, ergänzt
durch mäßigen Verzehr von Fleisch, Fisch und Milchprodukten. Letzteres je nach Verträglichkeit gegebenenfalls ganz meiden; bei geschmacklicher Akzeptanz
Ziegenmilchprodukte bevorzugen.
❚ Trinken: vor oder nach dem Essen; vorwiegend heißes
Wasser oder Leitungswasser; koffeinhaltige Getränke,
wenn überhaupt, nur sehr maßvoll, ebenso Säfte und
Limonaden sowie Früchtetees und Kräutertees, es sei
denn speziell verordnete.
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Integrative Ernährungstherapie bei Wechseljahresbeschwerden
❚ Achtsamkeit: achtsam Essen, gut kauen und eine entspannte und angenehme Essensatmosphäre pflegen.
❚ Liebe und Fürsorge: bei der Auswahl der Nahrung,
beim Kochen und Essen eine fürsorgliche und liebevolle Haltung pflegen, die uns und andere nährt und
unsere „Mitte“ stärkt.
Feuchtigkeit ausleiten
❚ Reiskur: 6–12 Tage Basmatireis (geschält) mit gedünstetem Gemüse oder Obst, ohne Zusatz von Gewürzen,
Salz oder Fett.(6)
Basmatireis transformiert Feuchtigkeit, reguliert, bewegt und tonisiert Qi.
❚ Maisgriffeltee (Ren Dong): für 6–12 Tage täglich 2 EL
Maisgriffel auf 1,5 Liter Wasser aufkochen und für
20 Min. köcheln lassen, Maisgriffel abseihen und den
Tee über den Tag verteilt trinken.(6)
Maisgriffel reguliert und harmonisiert die „Mitte“,
wirkt diuretisch und hat eine sanft entstauende Wirkung auf Leber und Galle.
Nieren-Yin-Aufbau
Hühnersuppe, Linsen, Bohnen (schwarze Bohnen, Kidneybohnen, (schwarze) Sojabohnen(-produkte), Eigelb, Spinat,
Esskastanie, Leinsamen, Sesam, Sonnenblumenkerne, Walnuss, Trauben, Rosinen, Johannisbeere, Ziegenmilch(-produkte), Amaranth, Weizen, Dinkel, Hafer, Brombeere, Lachs
Rezepte:
❚ Budwigcreme: 2 EL Magerquark, 1 EL Leinöl, 1 EL
Leinsamen (ganz) miteinander verrühren und einmal
pro Tag essen.(14b)
❚ Maulbeeren-Congee
30 g frische Maulbeeren (Sang Shen) oder 20 g getrocknete, 50 g geschälter Klebreis, ca. 400 ml Wasser. Alles
in einen Topf geben, aufkochen und für 2–3 Stunden
köcheln lassen.(29)
❚ 100 g Reis (geschält), 10 Rote Datteln (Da Zao) in
Hühnerbrühe gekocht. Für mehrere Tage abends essen.(2a)
Nieren-Yang-Aufbau
Walnuss, Fenchel, Forelle, Esskastanie, Quinoa, Süßreis.
Blut-Aufbau Leber (Le) und Herz (He)
Hühnersuppe, Rote Bete, Haselnuss (Le), Sesam, Sojabohnen(-produkte), Spinat, Pflaume (Le), Aprikose (Le), Heidelbeere (Le), Auster (Le), Avocado (Le), schwarze Bohnen
(Le), Kichererbsen, Kidneybohnen (Le), Linsen (He), Brombeere (Le), Himbeere (Le), Dinkel, Kabeljau (Le), Lachs
(Le), Scholle (Le), Seelachs (Le), Eigelb, Feta, Karotten (Le),
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Brokkoli (Le), Kürbis (Le), Pastinake (Le), Pinienkerne (Le),
Ziegenmilch(-produkte), Endivie, Feldsalat, Winterportulak.
Rezepte:
❚ Schwarzer Sesam-Congee (nicht bei Yang- oder Qi-Leere)
25 g schwarzer Sesam gemahlen (Hei Zhi Ma), 50 g geschälten Reis (Rundkorn), ca. 400 ml Wasser. Alles in
einen Topf geben, aufkochen und für 2–3 Stunden köcheln lassen.(29a)
❚ Gersten-Congee
100 g Gerste (Da Mai), 500-800 ml Wasser. Alles in einen Topf geben, aufkochen und für 2–3 Stunden köcheln lassen.(29b)
Trinkkuren und Tees
❚ Weizentee: 2 EL auf 0,3 Liter Wasser aufkochen und
20 Min. köcheln lassen. Sud abends trinken, Weizenkörner weiterverwenden.(14c)
❚ Petersilientee-Trinkkur: für 6–12 Tage täglich 1 Bund
Petersilie auf 1,5 Liter Wasser, alles aufkochen und für
20 Min. köcheln lassen. Petersilie entnehmen und Tee
über den Tag verteilt trinken. Menge nach Bedarf und
möglichst als einziges Getränk.(6)
❚ Süßholzwurzeltee: 1 TL Süßholzwurzel (Gan Cao) auf
0,5 Liter Wasser, aufkochen und für 20 Min. köcheln
lassen.(14d)
❚ Wirkt harmonisierend, beruhigend, entschleimend,
entgiftend, befeuchtend, Qi-Tonikum, kühlt Hitze
(nicht bei pathologischen Feuchtigkeitszuständen einsetzen).(30)
Dr. Antonie Danz,
ist Ernährungswissenschaftlerin und
Master of Science (USA). Seit 18 Jahren praktiziert und integriert sie die
Chinesische Medizin in Lehre, Forschung und Beratungspraxis. Die
Grundlagen der Chinesischen Medizin und Diätetik studierte sie u.a. bei
Ralf Luthardt (TAO Chi, Zürich). Sie
arbeitet als Themenexpertin für die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und ist als Buchautorin,
Referentin und Beraterin mit dem Schwerpunkt Frauengesundheit in Köln tätig.
Literatur
(1) Maurer S, Gerdemann A: Wechseljahre – Beschwerden und Therapie.
Schriftenreihe der Bayerischen Landesapothekerkammer, Heft 39, Govi-Verlag, Eschborn 2009.
(2) Lee Wolfe H: Managing Menopause Naturally with Chinese Medicine.
Blue Poppy Press, Boulder, CO, 1998, S. 41–42.
(2a) Ebd. S. 118
(3) Kirschbaum B, Englert S, Gabriel C: Behandlung von Menopause und
Klimakterischen Beschwerden. Praxisreihe Traditionelle Chinsesische
Medizin Band 2. Verlag Müller & Steinicke, München 20013, S. 30.
(3a) Ebd. S. 11
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Diätetik
(4) Schultz-Zehden B: FrauenGesundheit in und nach den Wechseljahren.
Die 1000-Frauenstudie, Verlag Kempkes, Gladenbach 1998.
(5) S-3 Leitlinie AWMF-Register-Nr. 015/062: Hormontherapie in der Periund Postmenopause (HT), 12.10.2010. http://www.awmf.org/uploads/
tx_szleitlinien/015-062_S3_Hormontherapie_in_der_Peri-_und_Postmenopause__HT__lang_09-2009_12-2011.pdf, abgerufen am 14.04.2014
(6) Luthardt R, Heikpraktiker und Dozent, Freiburg: persönliche Mitteilung
(7) Scheid V, Ward T, Tuffrey V: Comparing TCM textbook description of
menopausal syndrome with the lives experience of London women at
midlife and the implications for Chinese medicine research. Maturitas
66:408–4016, 2010.
(8) Avis NE, Stellato R, Crawford S , Bromberg J, Ganz P, Cain V, Kagawa-Singer M: Is there a menopausal syndrome? Menopausal status
and symptoms across racial/ethnic groups. Soc Sci Med 52(3):345–
356, 2001.
(9) Crawford SL: The roles of biologic and nonbiologic factors in cultural
differences in vasomotor symptoms measured by surveys. Menopause
14(4):725–733, 2007.
(10) Röring R: Die Wechseljahre – ein Kulturphänomen. Z Allgemeinmedizin 70:417–420, 1994.
(11) Lock M, Kaufert,P, Gilbert P: Cultural construction of the menopausal
syndrome: the Japanese case. Maturitas 10(4):317–322,1988.
(12) Dennerstein L, Smith A, Morse C: Psychological well-being, mid-life
and the menopause. Maturitas 20:1-11, 1994.
(13) Avis N, McKinlay S: A longitudinal analysis of women’s attitudes towards menopause: results from the Massachusetts Women’s Health
Sutdy. Maturitas 13:364–379, 1991.
(14) Danz A: Alles wird schwerer – Ich nicht! Die genussvolle Ernährung
für Frauen ab 40. TRIAS, Stuttgart 2010 (siehe Cover unten).
(14a) Ebd. S. 52–67.
(14b) Ebd. S. 82.
(14c)Ebd. S. 82.
(14d) Ebd. S. 83.
(15) Writing Group for the Women’s Health Initiative Randomized Controlled Trial: Risk and Benefits of Estrogen Plus Progestin in Healthy
Postmenopausal Women. JAMA 288(3):321–322, 2002.
(16) Danz A: Phytoöstrogene - Pflanzenstoffe mit Hormonwirkung.
UGB-Forum 2:62–64, 2013.
(17) Groneveld M, Hofmann L: Die Wechseljahre der Frau – Ernährung
und andere Lebensstilfaktoren. Ernährung im Fokus 10:442–449,
2011.
(18) Becker U: Ernährung und Wechseljahre. Knackpunkt 19(3):10–13,
2011.
(19) Bair YA, Gold EB, Zhang G, Rasor N, Utts J, Upchurch DM, Chyu L,
Greenedale GA, Sternfeld B, Adler SR: Use of complementary and alternative medicine during the menopause transition: longitudinal results from the Study of Women’s Health Across the Nation. Menopause 15(1):32–43, 2008.
(20) Cardini F, Lesi G, Lombardo F, van der Sluijs C, Menopause Survey
Collaboration Group. The use of complementary and alternative medicine by woman experiencing menopausal symptoms in Bologna.
BMC Women’s Health 10(7), 2010.
(21) Thursten RC: The skinny on body fat and vasomotor symptoms. Menopausal medicine 17:S1–S5, 2009.
(22) Kroenke CH, Caan BJ, StefanickML etal.: Effects of a Diatary weight
change on vasomotor symptoms in the Women’ Healt Initiative. Menopause 19(9):980–988, 2012.
(23) Suk Woo L, Hyun Hee L, Mee Ran K, Dong Jin K, Young Oak Y, Jang
Heup K: Association between menopausal symptoms and metabolic
syndrome in postmenopausal women. Arch Gynecol Obstet 285(2):
541–548, 2012.
(24) Nationale Verzehrsstudie II (NVS II): http://www.was-esse-ich.de, abgerufen am 14.04.2014.
(25) Krack-Roberg, E: Ehescheidungen 2009, Statistisches Bundesamt,
Wirtschaft und Statistik, März 2011. https://www.destatis.de/DE/Publikationen/WirtschaftStatistik/B evoelkerung/Ehescheidungen2009_32011.pdf?__blob=publicationFile, abgerufen am 14.04.2014
38
(26) O’Connor VM, Del Mar CB: Do psycho-social factors contribute more
to symptom reporting by middle-aged women than hormonal status?
Maturitas 15:171–181, 1995.
(27) Danz A: Wie bewusste Ernährung Ihren Geist beeinflusst. ViaNova
Petersberg, 2010 (siehe Cover unten).
(28) Engelhardt U, Hempen C-H: Chinesische Diätetik. Urban und
Schwarzenberg, München 1. Aufl. 1997, S. 422–424.
(29) Flaws B: The Book of Jook. Chinese Medicinal Porridges. Blue Poppy
Press, Boulder, CO, Second Printing, 1998, S. 198.
(29a) Ebd. S. 207.
(29b) Ebd. S. 206.
(30) Traversier R, Staudinger K, Friedrich S: TCM mit westlichen Pflanzen.
Haug, Stuttgart 2. Aufl. 2012, S. 366–368.
Referenzen
1
2
3
4
5
Mögliche energetische Muster, u.a.: Nieren-Yin-Mangel, Nieren-Yang-Mangel, Leber-Qi-Stagnation, Milz-Qi-Schwäche mit Feuchtigkeitsansammlung, Nieren-Yin-Mangel mit aufsteigendem Leber-Yang,
Feuchte-Hitze im Unteren Erwärmer, Herz-Blut- und Milz-Qi-Leere.
Hierbei wird die Aufmerksamkeit nicht, wie beim Beschwerdeprotokoll
nur auf die Beschwerden gelenkt. Vielmehr geht es darum, auch die bereits vorhandenen förderlichen Ernährungsfaktoren wahrzunehmen und
zu verstärken. Das erhöht die Motivation und Compliance erheblich.
Thursten RC: The skinny on body fat and vasomotor symptoms. Menopausal medicine 17:S1-S5, 2009.
Mehrere Stoffwechselsymptome vergesellschaftet: Adipositas (abdominal), Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, Typ II Diabetes.
Gemäß der SBO-TCM Diätetik Nahrungsmittelliste
Abb. Cover:
Wie bewusste Ernährung Ihren Geist beeinflusst
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Die Lebensmitte – Weichen stellen für die zweite Lebenshälfte
Die Lebensmitte – Weichen
stellen für die zweite
Lebenshälfte
Ruth Rieckmann
Im folgenden Beitrag können Sie sowohl für sich persönlich als auch für Ihre
Patienten anhand einer Checkliste negative Gewohnheitsmuster analysieren
und in ein förderliches Verhalten ändern.
Gewohnheiten für mehr Wohlbefinden und
Gesundheit
Unser Lebensstil beeinflusst unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit. Ab der Lebensmitte ist es sinnvoll, unsere
Ernährungs-, Bewegungs-, Arbeits- und Beziehungsgewohnheiten regelmäßig zu überprüfen: Tun sie uns noch
gut? Oder sollten wir sie gezielt verändern um geistig, emotional und körperlich gesund zu altern? Gewohnheiten zu
verändern ist eine Herausforderung. Planen Sie Veränderungen wie die Profis und belohnen Sie sich für Ihren Erfolg.
Lebensmitte – Zeit zur Bestandsaufnahme
Lange Arbeitstage, weniger Zeit für Sport, mehr Kaffee
oder Tee zur Anregung, häufiger einen guten Wein zur
Entspannung: In der Lebensmitte ist der Alltag meist von
festen Gewohnheiten geprägt. Was wir in der ersten Lebenshälfte problemlos kompensieren konnten, kann in der
zweiten Lebenshälfte gesundheitliche Störungen hervorrufen: Gewichtsprobleme, Kopf- oder Rückenschmerzen,
Bluthochdruck oder Wechseljahresbeschwerden treten
auf. Gebrechlich werdende Eltern und die ersten Krebsfälle im Freundeskreis zeigen: Unser Leben ist kostbar und
endlich. Einige Gewohnheiten beeinflussen deutlich, wie
wir altern und wie lange wir leben. Bereits in der Lebensmitte zeichnen sich die individuellen Schwachpunkte ab.
Ein Verhaltenstraining, das schwächende Angewohnheiten in schützende umwandelt, kann das gesundheitliche
Gleichgewicht stabilisieren.
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Was das Leben gelingen lässt
Die „Harvard Study of Adult Development“ hat mehr als
70 Jahre über 250 Harvard-Absolventen regelmäßig befragt
und untersucht um herauszufinden, welche Lebensstilfaktoren für ein zufriedenes, gesundes und langes Leben entscheidend sind. Sieben Faktoren kristallisierten sich heraus:
❚
❚
❚
❚
❚
Gesundes Körpergewicht
Mindestmaß an körperlicher Bewegung
Nichtrauchen
Kein Alkoholmissbrauch
Reife Abwehrmechanismen/konstruktiver Umgang mit
Schwierigkeiten
❚ Stabile Paarbeziehung
❚ Bildung
Wer mit 50 Jahren fünf oder sechs dieser Faktoren erfüllte,
bezeichnete sich selbst 30 Jahre später als „glücklich und
zufrieden“. Wer mit 50 Jahren nur drei oder vier der Faktoren aufwies, hatte ein dreifach erhöhtes Sterblichkeitsrisiko. Die ersten vier Faktoren sind allseits bekannt. Die Studie zeigt jedoch, wie wichtig es ist, bereits in der
Lebensmitte in Bezug auf Körpergewicht, Bewegung und
Genussmittel die richtige Weichenstellung vorzunehmen.
Überraschend war, dass gleich mehrere Faktoren sozialer
Natur ebenfalls einen deutlichen Einfluss hatten. Dies entspricht der ganzheitlichen Sichtweise der Chinesischen
Medizin, die unausgeglichene Emotionen (innere pathogenen Faktoren) und Störungen des Shen zu den Krankheitsursachen zählt.
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Diätetik
Gewohnheiten ändern: Mehr Schutz und
weniger Risiko
Welche der sieben Faktoren erfüllen Sie? Gehen Sie die
obige Liste Punkt für Punkt durch. Gibt es Schlüsselgewohnheiten, bei denen ein Risikofaktor in einen Schutzfaktor verwandelt werden kann, z.B. ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko durch Rauchen durch Aufhören mit dem
Rauchen und eine krebsprotektive Ernährung zu senken?
Hat eine Therapeutin oder ein Therapeut Ihnen bereits zu
einer gezielten Veränderung geraten?
Attraktive Ziele und befriedigte Bedürfnisse
Ziele sind attraktiv und motivierend, wenn sie mit positiven Erinnerungen, Bildern und Formulierungen verknüpft werden. „Ich esse ab morgen weniger“ ruft Widerstand hervor und ist ungenau formuliert. „Ich verwöhne
mit täglich mit drei regelmäßigen, ausgewogenen Mahlzeiten, so wie damals im Italien-Urlaub und erreiche wieder die Power und das Gewicht von damals“ ist mit einem
positiven Gefühl und der lebhaften Erinnerung an den angestrebten Zustand verknüpft. Ein Urlaubsfoto auf dem
Kühlschrank oder auf dem Plan, der im Detail beschreibt,
wie das Ziel unter den jetzigen Umständen erreicht werden kann, mobilisiert auch Kräfte im Unterbewusstsein.
Personen im sozialen Umfeld können eingeweiht und als
Helfer mit eingebunden werden.
Fünf Schritte zur Planung von Verhaltensänderungen
Die Veränderung von Gewohnheiten sollte genau geplant
werden. Die Neugier, welche Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse eigentlich hinter der schwächenden Gewohnheit
stecken und wie sie anders befriedigt werden können, ist
eine gute Basis für realistische Pläne. Bewährt haben sich
Verstärkerpläne, die in der Psychotherapie, aber auch in
der Ernährungsberatung verwendet werden. Eine reine
Information, dass ein bestimmtes Verhalten, wie z.B. Rauchen, übermäßiger Kaffeekonsum oder Bewegungsmangel
die Gesundheit beeinträchtigt, bewirkt keine stabile Verhaltensänderung. Der „innere Schweinehund“ setzt sich
über alle guten Vorsätze und rationalen Einsichten hinweg
und klammert sich an die eingefahrenen Gewohnheiten.
Durch Verstärkerpläne kann jeder zum liebevollen, unterstützenden Hundetrainer seines „inneren Schweinehundes“ werden. Die Vorstellung, mit diesem Anteil des Selbst
wie mit einem uneinsichtigen Kind oder einem geliebten
Haustier umzugehen, ist hilfreich. Druck, Strafen, Wut,
Scham oder rigide Kontrollversuche wirken weniger stark
als eine genaue, einfühlsame Analyse der Situation, die Beschreibung und Belohnung des erwünschten Verhaltens.
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Der Schlüssel zum Erfolg: belohnen statt
bestrafen
Ein bestimmtes Verhalten tritt häufiger auf, wenn angenehme Gefühle darauf folgen, d.h. wenn es spürbar belohnt wird. Wenn dies oft geschieht, wird daraus eine Gewohnheit. Bei kleinen Kindern und Tieren ist dies einfach
zu beobachten: Gibt es beim Betteln meistens Süßigkeiten
oder Leckerli, wird immer häufiger gebettelt, weil das Betteln mit Süßigkeiten belohnt wird. Stark wirkende Belohnungen sind z. B. guter Geschmack, körperliches Wohlgefühl, Aufmerksamkeit und Anerkennung durch andere
Menschen. Angst vor Strafe wirkt auf Dauer schwächer als
Verstärkung durch Belohnung und kann außerdem zu
Verhaltensproblemen führen.
Zwei Beispiele: Ernährungs- oder Bewegungsgewohnheiten ändern
1. Schritt: Auswahl des konkreten Verhaltens, das
geändert werden soll:
Wenn ich abends nach Hause komme, …
Beispiel 1: gehe ich sofort zum Kühlschrank und esse
Joghurt oder Eis.
Beispiel 2: mache ich den Fernseher an, lege mich
aufs Sofa und schlafe ein.
2. Schritt: Beschreibung, was in der Situation genau abläuft:
a. Ausgangssituation: Ich komme um 19 Uhr
müde von der Arbeit nach Hause und bin allein.
b. Gefühle: Ich fühle mich einsam, bin überarbeitet,
müde und hungrig.
c. Gedanken: Ich fühle mich körperlich und seelisch
unwohl und möchte mich sofort gut fühlen.
d. Verhalten:
Beispiel 1: Ich ziehe meine Jacke aus, gehe zum
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Die Lebensmitte – Weichen stellen für die zweite Lebenshälfte
Kühlschrank und esse Joghurt oder Eis.
Beispiel 2: Ich ziehe meine Jacke aus, lege mich
aufs Sofa, schalte den Fernseher ein und schlafe
dort später ein.
e. Folgen: Ich ärgere mich über mich selbst und
schäme mich, dass ich schon wieder nicht das getan habe, was ich mir morgens vorgenommen hatte.
Beispiel 1: Ich habe keine Lust mehr, etwas zu kochen oder mit Menschen Kontakt aufzunehmen. Ich
werde immer dicker und unzufriedener.
Beispiel 2: Meine Rückenschmerzen werden immer schlimmer, mein Widerstand gegenüber Bewegung und mein schlechtes Gewissen werden stärker.
3. Detaillierte Beschreibung des erwünschten Verhaltens:
Beispiel 1:
Ich plane am Vortag, was ich am nächsten Abend essen
möchte und bereite etwas vor. Ich lege mir zumindest
die Zutaten schon sichtbar zurecht. Auf dem Rückweg
von der Arbeit gehe ich von der vorletzten Bushaltestelle
aus durch den Park zu Fuß nach Hause um zu entspannen. Wenn ich zuhause ankomme, mache ich mir sofort
eine Tasse meines Lieblingstees und setze mich fünf Minuten aufs Sofa und ruhe mich aus. Danach fange ich an
zu kochen und zu essen. Wenn ich Lust habe, treffe ich
mich noch mit Freunden.
Beispiel 2:
Montag melde ich mich wieder in der einstündigen Tai
Chi-Gruppe am Mittwochabend an. An fünf Abenden pro
Woche übe ich abends im Wohnzimmer von 19–
19:20 Uhr die 15 Ausdrucksformen des Tai Chi. Am Vorabend gehe ich spätestens um 22 Uhr ins Bett und verlasse meine Arbeit spätestens um 17 Uhr um ausgeruhter
zu sein. Ich lehne bis auf weiteres neue Projekte ab.
4. Integration des neuen Verhaltens in Alltagsroutinen:
Beispiel 1: Jeden Freitag vor der Tagesschau plane ich,
was ich in der folgenden Woche abends essen möchte
und schreibe mir einen Einkaufszettel. Jeden Morgen vor
dem Zähneputzen lege ich in der Küche zurecht, was ich
abends essen möchte.
Beispiel 2: Jeden Sonntagabend programmiere ich in
meinem Smartphone die Termine für den Tai Chi-Kurs,
das frühere zu Bett gehen, den Arbeitsschluss und die
Übungszeiten. Die Schuhe und die Kleidung für die
Übung lege ich gut sichtbar auf den Stuhl im Flur.
5. Festlegen der Belohnung des neuen Verhaltens:
Immer wenn ich das erwünschte Verhalten zeige, notiere
ich mir im Kalender einen Bonuspunkt. Ich schreibe eine
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Liste meiner ganz persönlichen, attraktiven Belohnungen,
die ich mir im Alltag nicht einfach so gönnen würde. Meine Bonuspunkte kann ich direkt eintauschen oder für
eine größere Belohnung sammeln.
Meine Punktwerte: pro erfolgreichem Abend 1 Punkt, für
5 Abende pro Woche 7 Punkte
Meine persönliche Belohnungsliste:
1 Punkt:
1 Becher teurer Halbschatten-Grüntee/1 alkoholfreies Weizenbier
2 Punkte: 30 Minuten Anruf/Skypen mit Freund im
Ausland
3 Punkte: 1 Krimi meines Lieblingsautors/DVD/MP3
kaufen
7 Punkte: 1 Kino- oder Restaurantbesuch mit einem
Freund/Freundin
20 Punkte: 1 Städtereise am Wochenende
Viele Gewohnheiten lassen sich einfach selbst analysieren
und in diesen fünf Schritten umstellen. Es ist erstaunlich,
was eine genaue, vorurteilsfreie Analyse der Hintergründe
des bisherigen Verhaltens zutage bringt. Das offensichtliche „Fehlverhalten“ ist meist nur die Spitze eines Eisbergs
von unbewussten Gefühlen, Gedanken und Bedürfnissen.
Wenn der Gesundheitszustand stark beeinträchtigt ist, die
Auswahl der umzustellenden Gewohnheiten schwierig ist
oder starke Widerstände auftreten, bieten entsprechend
geschulte Ernährungsberater und Therapeuten professionelle Unterstützung an.
Literatur
Vaillant, G E.: Aging Well: Surprising Guideposts to a Happier Life from the
Landmark Harvard Study of Adult Development, Little, Brown and
Comp. New York, 2002
http://news.harvard.edu/gazette/story/2012/02/decoding-keys-to-a-healthylife/ (abgerufen 24.4.2014)
Reinlassöder R, Furman B.: Jetzt geht’s! Erfolg mit lösungsorientiertem Selbstcoaching, Carl Auer Verlag, Heidelberg, 2. Aufl. 2013
Ruth Rieckmann,
Ruth Rieckmann (geb. 1966) ist Diplom-Oecotrophologin und Master of
Chinese Dietetics. Sie berät in ihrer
Bonner Praxis für Ernährungsberatung und arbeitet mit TCM-Schwerpunktpraxen zusammen. Die Grundlagen der Chinesischen Medizin und
Diätetik lernte sie u.a. an der Universität Witten-Herdecke. Sie integriert
Ernährungswissenschaft mit chinesischer Diätetik und
professionellen Beratungsmethoden und gibt entsprechende Seminare in Deutschland und der Schweiz. Sie ist zertifizierte Ernährungsberaterin des Berufsverbands Oecotrophologie „VDOE“ und initiierte den Qualitätszirkel Diätetik
im Verband „AGTCM“. Kontakt: [email protected]
41
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Diätetik
Ernährungs- oder Bewegungsgewohnheiten ändern
(zum Ausfüllen für den Leser)
Gewohnheiten erfolgreich in fünf Schritten verändern
1. Schritt: Wählen Sie ein konkretes Verhalten aus, das Sie ändern möchten:
2. Schritt: Beschreiben Sie, was in der Situation genau abläuft:
a.
Ausgangssituation:
b.
Gefühle:
c.
Gedanken:
d.
Verhalten:
e.
Folgen:
3. Beschreiben Sie genau, wie das erwünschte Verhalten aussehen soll:
4. Integrieren Sie das neue Verhalten in eine Routine in Ihrem Tagesablauf:
5. Legen Sie genau fest, wie Sie das neue Verhalten belohnen möchten:
Sobald das neue Verhalten eine Gewohnheit geworden ist, entfällt die Belohnung.
42
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Legenden chinesischer Arzneipflanzen
Legenden chinesischer
Arzneipflanzen: Huang Jing
(Polygonati Rhizoma)
Andreas Kalg
In den Legenden kommen bestimmte Charakteristika der Arzneipflanzen zum
Ausdruck. Damit wird sowohl ihre Verwendung als auch ihre Verwurzelung in der
chinesischen Kultur deutlicher.
Das Huang 哳 in Jing (Polygonati Rhizoma) bezieht sich
nicht allein auf die gelbe Farbe des Rhizoms. Gelb repräsentiert hier auch die Erde, deren Essenz diese Pflanze in
sich aufnimmt. Zur Erklärung des Namens schrieb Li
Shizhen: „Die Unsterblichkeitsadepten meinen, dass
Huang Jing eine Art Wunderkraut sei. Da es die verfeinerte
Essenz der Erde in sich aufgenommen hat, nannten sie es
die „Gelbe Essenz“ (Huang Jing).“
In diesem Sinne ist Huang Jing in alten Zeiten insbesondere von daoistischen Adepten gebraucht worden, um ihre
Mitte zu stärken und somit ihren Körper im Gleichgewicht zu halten. Durch langfristigen Verzehr von Huang
Jing meinte man sogar Unsterblichkeit erzielen zu können.
Dies spiegelt sich beispielsweise in den Namen Ye Xian Jiang 䟾ԉ㯁 („Wilder Ingwer des Unsterblichen“), Xian
Ren Yu Liang ԉӪ佈㌗ („Was die Unsterblichen von ihrer
Wegzehrung übrigließen“) und Yu Zhi Cao ⦹㣍㥹 („Jade-Wunderkraut“) wider.
Die Namen Ye Sheng Jiang 䟾⭏㯁 („Wilder Ingwer“),
Shan Sheng Jiang ኡ⭏㯁 („Berg-Ingwer“) und Ye Xian Jiang 䟾ԉ㯁 („Wilder Ingwer des Unsterblichen“) beziehen
sich auf die Form und Farbe des Polygonatumrhizoms,
welches dem frischen Ingwer ähnelt. Die Namen Huang
Du 哳⦘ („Gelb und alleinstehend“), Chong Lou 䟽⁃
(„Mehretagiges Gebäude“) und Chui Zhu ඲⨐ („Herabhängende Perlen“) beziehen sich auf die Form der oberirdischen Pflanze. Polygonatum ist eine hochwachsende
und aufrecht stehende Pflanze, daher der Name „Gelb und
alleinstehend“. In bestimmten Abständen hat sie paarig
angeordnete Blätter. Diese Wuchsform erinnert an Etagen
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eines Hauses, daher der Name „Mehretagiges Gebäude“.
Die Früchte dieser Pflanze hängen zahlreich wie Perlen
herab, daher der Name „Herabhängende Perlen“.
Der Legenden über Unsterbliche gibt es in der chinesischen Literatur zur Genüge. Die überwiegende Zahl ist in
ihrer maßlos übertriebenen Darstellung jedoch so unglaubwürdig, dass man nur darüber schmunzeln kann.
Doch eine Sage, die von einer historisch verbrieften Person aus der Ming-Zeit berichtet, dem buddhistischen
Mönch Wu Xia ❑⪅, alias Hai Yu ⎧⦹, ist anders. Hierbei soll es sich um eine „wahre Begebenheit“ handeln:
Mit 24 Jahren hat er sein Heim verlassen und die vier heiligen buddhistischen Berge besucht, den Jiuhua-Berg in
der heutigen Provinz Anhui, den Putou-Berg in der heutigen Provinz Zhejiang, den Wutai-Berg in der heutigen
Provinz Shanxi und den Emei-Berg in der heutigen Provinz Sichuan. Zuletzt zog er sich als Eremit in die Wälder
des Berges Jiuhua zurück, wo er über 100 Jahre lebte und
erst im Alter von 126 Jahren verschied. Wie er so alt wurde? Es heißt, er habe sich in den Bergen von wildwachsenden Früchten und Wurzeln wie Huang Jing und Dan Shen
(Salviae Miltiorrhizae Radix et Rhizoma) ernährt.
Er lebte ganz allein in den Bergen und nahm keine Schüler
an. Er meditierte viel und schrieb in seiner selbstgebauten,
einfachen Hütte zahlreiche Bücher mit seinem eigenen
Blut. Obwohl er so abgeschieden lebte, hatte sich das Wort
von ihm bis an den Kaiserhof getragen. Eines Jahres
schickte der Kaiser einen seiner hohen Beamten auf eine
Pilgerfahrt zum Jiuhua-Berg. Mit sich brachte der Beamte
eine Tafel, auf die der Kaiser selbst Worte der Anerken-
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Steckbrief
Abb. 1 Huang Jing (Polygonati Rhizoma)
nung und des Respekts für diesen buddhistischen Mönch
geschrieben hatte. Nachdem er jede Höhle und jede Hütte
auf dem Jiuhua-Berg aufgesucht hatte, fand der Beamte
schließlich den mumifizierten Körper von Meister Wu Xia
in Meditationshaltung sitzend. Zu diesem Zeitpunkt war
er schon seit drei Jahren tot. Naben sich hatte er sein Lebenswerk zu liegen, einen 81-bändigen buddhistischen
Kanon und eine Schriftrolle, die von seinem eigenen Leben berichtete. All dies hatte er 38 Jahre lang mit seinem
eigenen Blut geschrieben. Es heißt, dass Meister Wu Xia
nur alle 10 Tage Huang Jing aß. Zwischendurch bedurfte er
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dann keiner weiteren Nahrung. Alle 20 Tage ließ er sich
selbst zur Ader und schrieb mit dem Blut seine tiefen religiösen Erkenntnisse auf.
Man bestreute seinen Körper mit Goldstaub und verehrt
in seither als buddhistischen Heiligen. Noch heute kann
man den sogenannten Blut-Klassiker in einem Museum
am Jiuhua-Berg besichtigen.
(Auszug aus dem Buch „Chinesische Arzneipflanzen –
Wesensmerkmale und klinische Anwendung“, Elsevier
Verlag, Urban und Fischer, 2009)
Wir danken für die freundliche Abdruckgenehmigung.
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Mi 1 – Verborgenes Weiß
Mi 1 – Verborgenes Weiß
Bartosz Chmielnicki und Yair Maimon
Mit den Steckbriefen über Bilder von Akupunkturpunkten möchten wir Ihnen ein
weiteres Fenster in die Schönheit der Chinesischen Medizin öffnen.
Erklärung des Namens
隱– Yin: ein Hügel und mit zwei Händen und dem Herz
vollbrachte Arbeit; anlehnen, Verborgenheit, versteckt,
mysteriös, Geheimnis.
白– Bai: weiß, klar, offensichtlich, einfach. Etymologisch
ist das Zeichen ein Symbol von einer reinen, weißen
Baumwollkugel oder dem Vollmond, der am Horizont
aufgeht; ein Symbol des Tai Yin.
Mögliche Übersetzung
Verborgene Klarheit – Die Magen-Leitbahn, die im täglichen Zyklus des Qi der Milz-Leitbahn vorgeschaltet ist,
führt die Yang-Energie nach unten und innen zum Yin.
An ihrem letzten Punkt Ma 45 wird das Qi zu Mi 1 geleitet, welches die Transformation dieses kräftigen Yang zum
Yin beginnt. Dies wird von der Milz-Leitbahn an alle Organe geführt um diese zu nähren. An diesem Punkt ist die
klare Yang-Energie im Yin versteckt. Deswegen ist dieser
Punkt indiziert bei innerer Yang-Fülle oder -Hitze, wie
z.B. bei Uterusblutungen oder Hämorrhoiden, und ist
kontraindiziert in der Schwangerschaft oder bei Typ II-Diabetes.
Diese Yang-Energie vermittelt auch einen starken Schutz
gegen übles Qi einschließlich gegen Dämonen; dieser
Punkt heißt auch „Geist-Festung“ und ist einer von Sun
Simiaos Dämonenpunkten.
Weitere Bezeichnungen
陰白– Yin Bai: Reines Yin
鬼壘– Gui Lei: Geist-Festung, Ansammlung von Geistern.
Dieser Name bezieht sich auf die Situation, wenn Geister
sich in der tiefsten Erde des Körpers, den Uterus, ansammeln und seltsame Myome hervorrufen; insbesondere
multiple Myome bei jungen Frauen, die noch nicht
schwanger gewesen sind.
鬼眼 – Gui Yan: Geist im Auge. Dieser Name verdeutlicht
die Anwesenheit von Geistern bei plötzlicher Hysterie
oder Panikattacken mit weitgeöffneten Augen. In diesem
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Fall sind die Augen entweder so weit geöffnet, dass man
den weißen Teil der die Iris umrundende Sklera sehen
kann, welcher normalerweise verborgen ist, oder die Augen sind dermaßen geöffnet, dass das Weiße der Sklera
versteckt ist.
Lokalisation
Nach dem Jia Yi Jing (Systematischer Klassiker der Akupunktur und Moxibustion) ist Mi 1 lokalisiert an der
„Spitze des medialen Aspekts vom großen Zeh, ein Blatt
chinesischen Lauchs entfernt von der Nagelkante“. Um
Mi 1 zu lokalisieren, zieht man – ähnlich wie bei anderen
Jing-Quell-Punkten – zwei Linien: eine parallel und direkt
anschließend an die mittlere Kante des Zehennagels, die
andere parallel und direkt anschließend an die proximale
Kante des Zehennagels. Mi 1 befindet sich am Kreuzungspunkt dieser beiden Linien. Ein Tipp zum Nadeln: Um
Schmerzen zu vermeiden und die Wirksamkeit zu erhöhen, wird der Punkt schräg zur Oberfläche des Zehennagels genadelt, während man vor der Nadelung mit dem
Fingernagel direkt neben den Punkt drückt.
Hauptwirkungen und Indikationen
1. Mi 1 ist ein Jing-Quell-Punkt und der erste Punkt auf
der Leitbahn.
– Verinnerlichtes und verdautes Yang fließt von der
Yang Ming-Magen-Leitbahn zu diesem Punkt.
Das Qi zirkuliert in Zyklen durch den Körper. In
dem täglichen Zyklus, der symbolisch die metabolischen Veränderungen im Körper beschreibt,
wird das von der Lunge inhalierte Yang-Qi destilliert und von den beiden Yang Ming-Organen verdaut und verinnerlicht. Die letzten drei Punkte der
Magen-Leitbahn leiten dieses reine Yang-Qi in den
Bereich des Yin und zu Mi 1. Aus diesem Grund
wirkt dieser Punkt auf das Yang bzw. Hitze und
wird in Fällen von innerer Stagnation oder Fülle
mit Yang oder Hitze verwendet. Dies bezieht sich
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Steckbrief
Abb. 1 Milz 1 (gezeichnet von Martyna Janik http://mjhandmade.blogspot.com/)
z.B. auf Uterusblutungen, Hämorrhoiden, Blut im
Stuhlgang oder im Urin, fiebrige Erkrankungen mit
Blutungen, Nasenbluten usw. Die gleiche Funktion
erlaubt diesem Punkt die Hautporen zu öffnen und
bei Patienten mit hohem Fieber Schwitzen auszulösen.
Diese Wirkung des Managements von Yang/Hitze
führt dazu, dass Mi 1 auch Herz und Shen beruhigen kann. Wie viele andere Jing-Quell-Punkte kann
dieser Punkt auch zur Wiedererlangung des Bewusstseins verwendet werden.
Deswegen ist dieser Punkt in der Schwangerschaft
und bei Typ II-Diabetes kontraindiziert.
– Die tendinomuskuläre Leitbahn entspringt an Mi 1.
Da an Mi 1 die tendinomuskuläre Leitbahn
entspringt, behandelt dieser Punkt alle Arten von
Sehnenerkrankungen entlang der Leitbahn, wie
Schmerzen, Schwellungen und Juckreiz. Die tendinomuskuläre Leitbahn der Milz schließt an die
Rippen an und verteilt sich in der Brust. Dies
erklärt die öffnende und zerstreuende Funktion von
Mi 1 auf die Brust.
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2. Mi 1 ist ein Holz-Punkt.
Die Wandlungsphase Holz kontrolliert die Erde, was
bedeutet, dass es die Erde in seiner angemessenen
Qualität unterstützt. Die bewegende Wirkung vom
Holz verhindert Stagnationen in der Erde, hält sie aber
auch zusammen, um ihr eine bessere Struktur zu
geben.
Mi 1 als Holz-Punkt hat eine sehr dynamische Natur,
regt den Metabolismus an und verhindert
Stagnationen. Deswegen wird dieser Punkt bei
verschiedenen Problemen mit der Verdauung
verwendet, wie z.B. abdominelles Spannungsgefühl,
fehlendem Durst- oder Hungergefühl, Erbrechen,
Diarrhö usw.
Im Falle von Blutungen gibt es ein gängiges
Missverständnis in Bezug auf Tonisierung und
Sedierung. Die Hauptwirkung von Mi 1 besteht darin,
die Kraft der von der Yang Ming-Leitbahn zugeführten
reinen Yang-Energie zu internalisieren, um den YinAspekt anzuheben, wie bei einem aufgehenden
Vollmond. Aus diesem Grund gleicht eine Tonisierung
und nicht Sedierung innere Fülle von Yang und Hitze
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Mi 1 – Verborgenes Weiß
aus, die Spannungen und Druck auf der Brust oder ein
Herausdrücken von Blut aus den Gefäßen, was zu
Blutungen führt, hervorruft. Man darf nicht vergessen,
dass in den meisten Fällen von Blutungen mit
Beteiligung der Milz ein Milz-Mangel vorherrscht.
Dies kann helfen, die Tonisierung an diesem Punkt
nachzuvollziehen.
3. Mi 1 ist einer von Sun Simiaos Geisterpunkten.
Um die Bedeutung des Punkts auf allen Ebenen nachvollziehen zu können, vertiefen Sie sich in das Bild, lesen Sie die
verschiedenen Namenserklärungen und lernen dann die
Wirkungen in Bezug auf die körperliche Ebene und der Umwandlung von Emotionen. Wenn Ihnen die Steckbriefe über
die Akupunktur zusagen und Sie mehr über Punktenamen,
deren Physiologie und praktische Verwendung erfahren
möchten, haben Sie die Gelegenheit, an einem Kurs von Dr.
Bartosz Chmielnicki im ABZ-Mitte teilzunehmen. Dieser Kurs
beginnt am 26. bis 28. September 2014. Mehr Informationen finden Sie unter HYPERLINK „http://www.abz-mitte.de“
www.abz-mitte.de.
Erklärung des Bildes
Mi 1 (Yinbai) ist ein Holz-Punkt und ein Jing-Quell-Punkt;
beide Funktionen finden sich auf dem Bild wieder. Da es
auch ein Geisterpunkt von Sun Simiao ist, versteckt sich
ein Geist neben der Quelle.
Die reine Yang-Energie ermöglicht das Verdampfen von
Feuchtigkeit. Deswegen bilden sich Nebelschwaden über
dem Fluss. Sichtbare Wolken am Horizont werden Tai Bai
(Großes Weiß) genannt. Der Nebel, aus dem sich Wolken
bilden, ist kaum zu sehen und wird Yin Bai (Verborgenes
Weiß) genannt. Dies spiegelt die physiologischen Funktionen der Milz, Qi in den Oberen Erwärmer und zu den
Lungen zu transportieren.
Im etymologischen Sinne steht die Milz im Zusammenhang mit einem Sklavenmädchen, das demütig ohne einen
Wunsch nach Bewunderung ihre Arbeit verrichtet. Auf
dem Bild findet sich ein Sklavenmädchen, welches am
Fluss Kleidung wäscht. Sie trägt ein rein weißes Kleid, das
sich unter einem hässlich-braunen Umhang versteckt.
Dies ist auch ein Zeichen für eine versteckte Reinheit oder
Weißes.
Als Holz-Punkt und als ein Punkt auf dem Chong Mai
(Durchdringungsgefäß) wird Mi 1 besonders bei Uterusblutungen eingesetzt. Dies zeigt sich im Bild darin, dass sie
Blut aus der Kleidung wäscht.
Als Jing-Quell-Punkt hat Mi 1 eine starke Wirkung auf das
andere Ende der Leitbahn und öffnet die Brust, was sich
an der geschnürten Ausfertigung des Kleides auf der Brust
des Mädchens wiederfindet.
Die schwarzen Geister in den Erdhügeln verdeutlichen die
Funktion von Mi 1 als Geisterpunkt in der Behandlung
von Myomen.
Bartosz Chmielnicki, MD,
Mitbegründer der TCM-Klinik und Schule „Compleo“ in
Kattowitz; seit zwei Jahren arbeitet er an dem Projekt,
Akupunkturpunkte und TCM-Physiologie in symbolischen Bildern zu präsentieren. Kontakt: chmieln@gmail.
com
Dr. Yair Maimon PhD, O.M.D Ac,
Leiter des Israelischen Zentrums für Forschung in der
Komplementärmedizin (NPO) und des integrativen
Krebsforschungszentrums „Tal“ im Sheba-Krankenhaus,
Tel Aviv; referiert weltweit und ist der Behandlung seiner
Patienten treu ergeben. Kontakt: [email protected]; Website:
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in Baden, Bad Zurzach, Basel, Kreuzlingen, Lenzburg, Wil, Winterthur,
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Ticker
Aus Wissenschaft und Forschung
Zusammengestellt von Christian Yehoash
Mit den folgenden Reviews über wissenschaftliche Studien möchte ich Ihnen ein
kleines Fenster in die Welt der vorwiegend medizinischen Publikationen eröffnen.
Dabei bleibt festzuhalten, dass diese Reviews weder die Bandbreite in der
Forschung innerhalb der Chinesischen Medizin oder deren Denkweise noch meine
Meinung wiederspiegeln. Sie sind ein Auszug aus verschiedenen Schwerpunkten
und Methoden der aktuellen Diskussion (Arzneimitteltherapie, Akupunktur,
Qigong, Taiji und Chinesische Medizin im Allgemeinen). Ich möchte einen Einblick
bieten, wie vielseitig sich Chinesische Medizin in der Publikationslandschaft der
westlichen Medizin darstellt.
Verum- und Sham-Akupunktur
führen zur Aktivierung unterschiedlicher schmerzverarbeitender Gehirnbereiche
In dieser crossover-fMRT-Untersuchung wurden an 21 gesunden männlichen Freiwilligen die Gehirnaktivität
bei Nadelung eines Akupunkturpunkts
und eines Sham-Akupunkturpunkts
mittels funktioneller Magnetresonanztomographie gemessen. Unter der
fMRT wurden Ma 44 und ein ShamPunkt auf dem Fußrücken des linken
Fußes stimuliert. Im Vergleich zur
Sham-Akupunktur zeigte die Nadelung
an Ma 44 eine erhöhte fMRT-Aktivierung im primären somatosensorischen,
inferioren parietalen und präfrontalen
Cortex sowie der Insula anterior. Die
Sham-Akupunktur führte zu einer erhöhten Aktivität im anterioren cingulären Cortex und in der Insula anterior.
Die Verum-Akupunktur erhöhte die
Aktivität in den diskriminativ-somatosensorischen und den kognitiven
schmerzverarbeitenden Gehirnbereichen, wohingegen die Sham-Akupunktur die Bereiche zur affektiven
Schmerzverarbeitung aktivierte. Dies
kann eine Erklärung dafür bieten, dass
Verum-Akupunktur in Studien mit
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chronischen Schmerzpatienten bessere
Ergebnisse als Sham-Akupunktur liefert.
Usichenko TI, Wesolowski T, Lotze M, Brain Imaging Behav. 2014 Apr 12.PMID: 24728839.
[PubMed - as supplied by publisher]
Eine randomisierte Multicenter-Studie an Patienten mit
saisonaler allergischer Rhinitis
In dieser Studie wurden 422 Patienten mit saisonaler allergischer Rhinitis in drei Gruppen aufgeteilt. 212 Patienten wurden mit Akupunktur plus
Notfallmedizin (RM, Cetirizin),
102 Patienten mit Sham-Akupunktur
plus RM und 108 Patienten nur mit
RM behandelt. Im Vergleich zu den
Gruppen mit Sham-Akupunktur und
RM allein zeigte die Gruppe mit
Akupunktur plus RM eine Verbesserung der krankheitsspezifischen Lebensqualität und im Gebrauch von
Antihistaminika. Da in der Akupunktur-Gruppe eine höhere Anzahl
an Nadeln verwendet wurde, kann
dies ein Grund für das bessere klinische Abschneiden sein.
Ortiz et al.: A randomised multicentre trial of
acupuncture in patients with seasonal allergic rhinitis – trial intervention including
physician and treatment characteristics.
BMC; Complementary and Alternative Medicine 2014 14:128. doi:10.1186/1472-688214-128
Systematischer Review über
Akupunktur bei funktioneller
Konstipation
Eine Untersuchung der Datenbanken
Cochrane Library, PubMed, Web of
Science, Embase, CBM, CNKI und
WanFang zum Zeitpunkt September 2013 über den Vergleich von
Akupunktur mit schuldmedizinischer Medikation deckte insgesamt
1041 Probanden mit funktioneller
Konstipation ab. Im Vergleich zwischen oberflächlicher Akupunktur an
Ma 25 (Tianshu) und schulmedizinischer Medikamentation zeigte sich
kein signifikanter Unterschied bei
spontanem Stuhlgang pro Woche. Jedoch zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen tiefer Nadelung
an Ma 25 (Tianshu) und schulmedizinischer Medikamentation bei spontanem Stuhlgang pro Woche. Obwohl
dieser systematische Review eine bessere therapeutische Wirksamkeit von
tiefer Nadelung an Ma 25 (Tianshu)
gegenüber schulmedizinischer Medi-
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Aus Wissenschaft und Forschung
kamentation zeigt, sind die Verlässlichkeit und Qualität der Daten
schlecht, so dass die Ergebnisse einer
Bestätigung durch randomisierte klinische Studien hoher Qualität bedürfen.
Zhang Wei et. al.: Systematic Review of Acupuncture for Functional Constipation. J. Acupunct. Tuina Sci. 2014, 12 (2); 89-95; DOI:
10.1007/s11726-014-0756-z
Kardiale und pulmonare
Vorteile von Waldspaziergängen im Vergleich zu Stadtspaziergängen bei älteren
Frauen
In einer randomisiert-kontrollierten
Open-Label-Studie wurden 50 Frau-
en mit einem Alter von über 60 Jahren einer Gruppe zugewiesen, die für
eine Stunde im Wald spazieren ging,
während 20 Frauen einer Gruppe zugewiesen wurde, die für eine Stunde
in einer städtischen Gegend spazieren ging. Jeweils 30 Minuten vor
und nach dieser Aktivität wurden
Blutdruck, arterielle Gefäßsteifigkeit
(Cardio-Ankle
Vascular
Index,
CAVI) und Lungenfunktionen (FEV1
und FEV6) untersucht. Eine Stunde
Waldspaziergang verbesserte signifikant CAVI (p<0,01), FEV1 (p<0,01)
und FEV6 (p<0,01). Beim Stadtspaziergang wurden keine signifikanten
Veränderungen gemessen. Zwischen
diesen beiden Gruppen gab es signi-
fikante Veränderungen in Bezug auf
alle drei Parameter. Die Studie
kommt zu dem Schluss, dass Waldspaziergänge die arterielle Gefäßsteifigkeit und die Lungenfunktionen bei
älteren Frauen in Korea verbessern.
Größer angelegte Studien sind aber
notwendig, um die klinische Signifikanz dieser Ergebnisse nachzuvollziehen.
Jee-Yon Lee, Duk-Chul Lee: Cardiac and pulmonary benefits of forest walking versus city
walking in elderly women: A randomised,
controlled, open-label trial. European Journal of Integrative Medicine, Volume 6, Issue 1, Pages 5-11, February 2014. DOI:
10.1016/j.eujim.2013.10.006
LEITET
Narbenentstörung
Anwendung in der TCM-Praxis, Physiotherapie
Selbstbehandlung zur Förderung des Energieflusses
GLEITET
Massagen und energetische Therapien
Reflexzonen-/Baby-/Atem-/Gua-sha-/Schröpfmassage
PFLEGT
Narben
bei Schwangerschaft
Körper- und Gesichtshaut (ersetzt Körpercrème/lotion)
Verkauf:
www.enercetica.ch
Enercetica GmbH
CH - 5636 Benzenschwil 056 664 76 06
Verkaufstellen:
03/2014
DE: +49 (0) 7959-1442
AT: +43 (0) 662-83 00 81
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Service
Rezensionen
Gertrude Kubiena: Die Kraft
Chinesischer Hausmittel
Es gibt viele sogenannte Patientenratgeber für Chinesische Medizin auf
dem Markt, die mit mehr oder weniger aufregenden Patentrezepten von
vielen TCM-Therapeuten nur ein
Achselzucken ernten. Sicherlich ist es
zu begrüßen, dass auch Laien mit der
Materie vertraut gemacht werden.
Doch leider wird die Komplexität der
Chinesischen Medizin – und hier
insbesondere des Denkens in Zusammenhängen und nicht der logischen
Kausalität des Abendlandes hinterherhechelnd – in den meisten Büchern mit Yang=Mann und Yin=Frau
bzw. „Fünf Elemente“ relativ kurz abgespeist. In der Praxis hört man dann
zum Beispiel: „Aber ich bin doch
Wasser, da brauche ich nicht noch
mehr Yin.“ Wie wir wissen, ist die
passende Antwort dazu von Fall zu
Fall durchaus verschieden.
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Bei dem Buch von Gertrude Kubiena
„Die Kraft Chinesischer Hausmittel“
können wir nun freudig in die Hände
klatschen. Sie hat es geschafft, den
Laien so an die Hand zu nehmen,
dass er ein grundlegendes Verständnis über das Gedankengut der Chinesischen Medizin in anschaulicher
und nachvollziehbarer Weise präsentiert bekommt. Dabei macht sie stets
auf die gedanklichen Fallen aufmerksam, in die ein westlicher Leser nur
zu gerne tappt.
Das Buch fängt mit einer kleinen Reise ins Reich der Mitte an und klärt
über einige kulturelle Eigenheiten
auf. Weiter geht es dann, ausgehend
von den Grundlagen der TCM und
der Diätetik, in ein zusätzliches Kapitel mit einer Darstellung über die
krankmachenden Faktoren und eine
patientengerechte Auflistung der
Konstitutionstypen.
Nun kommt aber der eigentliche
Schatz: Weit mehr als die Hälfte des
Buchs ist mit praktischen Rezepten
und Tipps für verschiedenste Erkrankungen ausgefüllt. Dort finden sich
Ratschläge für Hauterkrankungen,
Erkältungen, Bluthochdruck und
noch viele mehr. Des Weiteren liegt
ein Schwerpunkt auf der Gesunderhaltung und Vorbeugung sowohl von
Krankheiten als auch von Altersbeschwerden.
In diesem Teil sind eine Anzahl leicht
zu fertigender Rezepturen versteckt,
die selbst vielen TCM-Therapeuten
nicht geläufig sein dürften, so z.B. das
„Anti-Schuppen-Shampoo Dr. Sun“,
die „Rettich-Suppe nach Wu Yan-
ping, erkältungsvorbeugend“ oder
der „Distelblüten-Glühwein gegen
Bauchschmerzen“.
Das Buch wird mit einer Arzneimittelliste abgerundet, in der neben den
einzelnen Fotos die pharmazeutischen, deutschen und chinesischen
Bezeichnungen sowie die Darreichungsform aufgezählt werden.
An vielen Stellen finden sich persönliche Anmerkungen oder Erlebnisse
von Gertrude Kubiena, die sie in liebevoll-humoriger Weise darstellt.
Fazit
„Die Kraft Chinesischer Hausmittel“
ist nicht nur als Empfehlung für Patienten geeignet, sondern sollte in keiner TCM-Praxis fehlen. Als Therapeut werden Sie dort praktische und
leicht umsetzbare Rezepte für sich
selbst als auch für ihre Patienten finden. Damit erweitern Sie nicht nur
Ihren Wissensschatz sondern können
bei Ihren Behandlungen an passender Stelle eine Empfehlung aus dem
Hut zaubern.
Gertrude Kubiena ist eine routinierte
Meisterin auf dem Gebiet der TCM.
Es blitzen in diesem Buch an vielen
Stellen erfrischende Anekdoten z.B.
von ihren Reisen nach China auf,
und man merkt dem Buch an, dass
sie mit frohen Herzen sowie Leib und
Seele bei der Sache ist.
(Maudrich Verlag ISBN: 978-3-85175988-4, 1. Auflage, Flexocover, vierfarbig, 192 Seiten, Preis 19,40 Euro)
Christian Yehoash, Jerusalem
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Rezensionen
B. Kirschbaum, S. Englert,
C. Gabriel: Behandlung von
Menopause und klimakterischen Beschwerden
Der zweite Band der „Praxisreihe
TCM“, die im Verlag Müller und Steinicke München erscheint, gibt einen
Einblick in die Behandlung der klimakterischen Beschwerden und richtet sich an erfahrene Therapeuten.
Die Autoren arbeiten die Zusammenhänge der Symptome während der
Menopause und der Lebensumstände
der Frauen heraus und ermöglichen
durch ein besseres Verständnis des
Krankheitsgeschehens eine erfolgreichere Behandlung.
Der Begriff des „Klimakteriums“
wird im ersten Kapitel epidemiologisch erklärt und die Einzelphasen
dieses Zeitabschnitts aufgeführt. Die
Symptome werden beschrieben und
ihrer Häufigkeit nach aufgelistet. Die
Autoren besprechen die Folgeerkran-
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kungen des Klimakteriums und diskutieren sowohl die westlichen Therapieangebote als auch alternative
Behandlungsmethoden. Es werden
Möglichkeiten zur Vorbeugung der
Beschwerden besprochen, wie z.B.
die Umstellung von Ernährung und/
oder Lebensweise.
Der Behandlungsansatz nach der
Chinesischen Medizin wird im zweiten Kapitel beschrieben. Nachdem die
Ursachen der klimakterischen Beschwerden aus chinesischer Sicht erklärt werden, gehen die Autoren auf
die Behandlung ein. Die Krankheitsmuster werden nach Leber-Pathologie, Hitze-Fülle-Muster, Blut-Stase
und Schleim bei zugrundeliegendem
Qi-Mangel und/oder Qi-Stagnation
und Nieren-Mustern eingeteilt. Bei
jeder der differenzierten Pathologie
wird der Pathomechanismus ausführlich beschrieben und die zugehörigen
Symptome aufgezählt. Dazu werden
ein bis zwei Basisrezepturen mit ausführlicher Erläuterung der Bestandteile und mögliche Modifikationen
aufgeführt. Die Akupunkturpunkte
werden ebenfalls mit einer Erläuterung zu jedem Punkt aufgelistet und
über die Wirksamkeit, bzw. die Erfahrungen bei der Behandlung berichtet.
Kasuistiken vermitteln im dritten Kapitel weitere praktische Erfahrungen.
Sieben Fallbeschreibungen verdeutlichen die Aufschlüsselung von Krankheitsbildern und deren Behandlung.
Bei jeder Fallbeschreibung. werden
Vorgeschichte, Vorbehandlung, Zeichen und Symptome zum Behandlungsbeginn, der chinesische Befund
und die dazugehörige Diagnose ausführlich beschrieben. Die Autoren
erläutern die Behandlung, die Thera-
piestrategien und den weiteren Verlauf. Die Rezeptur wird auch hier
ausführlich erklärt. Durch die Beschreibung dieser Fallgeschichten
kann der Leser „Erfahrungen sammeln“ und sich intensiv in das Thema
klimakterische Beschwerden einarbeiten.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich
mit wissenschaftlichen Studien. Es
werden interkulturelle Unterschiede
der Beschwerdebilder verglichen,
Studien über die Wirksamkeit der
Akupunktur und Arzneitherapie und
experimentelle Studien zur Wirkweise der Behandlungsansätze aufgeführt. Einige der „Abstracts“ wurden
in den Text aufgenommen (in englischer Sprache), bei anderen wird auf
Internetseiten verwiesen, auf denen
die Studien nachzulesen sind.
Im Anhang finden wir eine übersichtliche Tabelle, in der die Rezepturensammlung nach den Syndromen
geordnet und die Rezepturen somit
leicht auffindbar sind.
Fazit
Ein übersichtliches Buch, das zu
recht in einer „Praxisreihe“ erscheint,
die Anregungen zur Therapie können
sofort in die Praxis umgesetzt werden. Der Therapeut sollte sich mit
den Hintergründen des Themas Menopause und den Ursachen der klimakterischen Beschwerden schon
vor der Lektüre des Buchs beschäftig
haben.
(Verlag Müller und Steinicke ISBN:
978-3-87569-9, 1. Auflage, Hardcover,
zweifarbig,
149 Seiten,
Preis
39,00 Euro)
Doris Schultze-Naumburg, Übersee
am Chiemsee
51
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Nachrichten der Kooperationspartner DWG TCM
DWGTCM
Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin
e.V. Gut Sutthausen 1, 49082 Osnabrück, Tel.: 05 41/2 02 69 36,
Fax: 05 41/2 02 69 37, mail: [email protected], www.dwgtcm.com
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
der interkulturelle Austausch, so
spannend, notwendig und gewinnbringend er auch sein kann, schafft
häufig Probleme, die sich in ihrer
Tragweite oft erst langsam und unbemerkt entwickeln. Während im anglo-amerikanischen
Sprachraum
deutschsprachige Entlehnungen wie
„rucksack“, „to abseil“ oder „kindergarten“ keinen Bedeutungswandel
erfahren, zeigen wir Deutsche mit
„englischen“ Wörtern eine ungeahnte
Kreativität. Einen Zwitter zwischen
Rucksack und Handtasche nennen
wir, modern wie wir nun einmal sind,
bodybag (engl. für Leichensack).
Wenn`s schön macht! Ein Handy benutzen auch nur wir, die englisch
sprechende Welt spricht via mobile
miteinander.
Ernster wird es, wenn sich auch im
wissenschaftlichen Setting solche
Ungenauigkeiten etablieren. Paradebeispiel hierfür ist die evidenzbasierte Medizin oder evidence-based medicine. Der aus dem Englischen
stammende Begriff bedeutet „auf empirische Belege gestützte Heilkunde“.
Im Deutschen hat Evidenz eher die
Bedeutung einer Offensichtlichkeit,
die keines Beweises bedarf. So kann
eine evidente Therapieoption auch
einmal keine oder nur eine geringe
evidence besitzen und eine evidence-based Therapie nicht evident sein,
wie das Nicht-Therapieren von bestimmten Subentitäten von Prostatakrebserkrankungen. Die Missverständnisse bzw. der ungenaue
52
Umgang mit dem Begriff evidence-based medicine berühren jedoch
noch ganz andere Ebenen.
Die Idee einer evidence-based medicine ist sehr viel älter als allgemein
wahrgenommen. Bereits seit der Mitte des 18. Jahrhunderts ist die systematische, klinische Beobachtung unverzichtbarer Teil der medizinischen
Forschung. Wichtig ist hier anzumerken, dass evidence-based medicine per
se keine Kausalität darstellt, obschon
sie Schlüsse auf Kausalzusammenhänge erlaubt.
Zum Beispiel:
Die Nadelung des Akupunkturpunktes
Di 4 (Hegu) zeigt reproduktiv Effekte
im Bereich des Unterkiefers (evidence-based medicine). Im Humanexperiment konnten Koppelungen der zerebralen Projektionsareale der Hand
mit denen des unteren Gesichtes
nachgewiesen werden. Durch Funktionale Kernspintomograhie (FMRI)
konnte gezeigt werden, dass eine Reizung von Di 4 nicht nur das Hand-Areal sondern auch das Gesicht-Areal stimuliert. (Functional Mapping of
Human Brain During Acupuncture
with MRI Imaging Somatosensory
Cortex Activation by Hui Kathleen K.S.,
Liu Jing, Kwong Kenneth K. of MGHNMR Center, Department of Radiology Massachusetts General Hospital,
Harvard Medical School, Charlestown,
MA, USA. and East-West Immune Institutue, Winchester, MA, USA)
Unbestreitbar ist, dass die Beschäftigung mit einer evidence-based medi-
cine zu einer deutlichen Qualitätsverbesserung in der Erhebung und
Bewertung veröffentlichter, medizinischer Daten geführt hat (z.B. Cochrane Collaboration, Jadad-Skala etc.)
und auch weiter führen wird.
Zum Beispiel:
Review of controlled clinical trials on
acupuncture versus sham acupuncture in Germany.
He W, Tong Y, Zhao Y, Zhang L, Ben H,
Qin Q, Huang F, Rong P.
Die Autoren diese Reviews führen die
z.T. widersprüchlichen Ergebnisse hinsichtlich der Bewertung einer Verumund einer Sham-Akupunktur in
57 deutschen Studien (2002–2011)
auf mangelhaftes Studiendesign zurück. Insbesondere die fehlende Standardisierung der Sham-Akupunktur sowie der fehlende wissenschaftliche
Nachweis der Eignung der Sham-Akupunktur als Placebo in Akupunkturstudien würden die Aussage „Verum- und
Sham-Akupunktur zeigten keinen Unterschied im Therapieeffekt“ in Frage
stellen. Der Problematik eines geeigneten Placebomodells sollte in zukünftigen Akupunkturstudien deutlich
mehr Gewicht zugesprochen werden.
Heute wird evidence-based medicine
auf organisatorische und institutionelle Ebenen übertragen. Eine Behandlungsempfehlung wird nicht individuell für einzelne Kranke,
sondern für eine Gruppe von Kranken oder für eine ganze Bevölkerung
ermittelt. Aus einem Instrument des
case management wird zunehmend
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ein Instrument des disease management. Hier ist die Ableitung von Behandlungsempfehlungen, Leitlinien,
Richtlinien oder Regulierungen aus
Ergebnissen der evidence-based medicine, zumindest gegenwärtig, als sehr
bedenklich zu bewerten, allein durch
die Tatsache, dass von wem auch immer gesponserte Untersuchungen
bzw. Meta-Analysen einem starken
Publikationsbias unterliegen. Zudem
werden fälschlicherweise medizinische Daten geringerer evidence oft als
nicht bewiesen, bzw. beweisend
wahrgenommen. Eine Kasuistik, die
individuelle klinische Expertise, mag
eine geringere Beweiskraft haben als
eine Meta-Analyse, ist aber dennoch
Teil einer systematischen Forschung
und damit evidence-based medicine.
Aber auch Meta-Analysen haben es
03/2014
gelegentlich schwer in der Erarbeitung von Leitlinien berücksichtigt zu
werden, wenn die Zusammensetzung
der Kommissionen die klinische Realität der Therapieoptionen ungenügend widerspiegelt.
Zum Beispiel:
Efficacy of Traditional Chinese Herbal
Medicine in the management of female infertility: a systematic review.
Ried K, Stuart K; Discipline of General
Practice, School of Population Health
& Clinical Practice, The University of
Adelaide, South Australia.
Die australischen Forscher konnten in
einer Meta-Analyse mit insgesamt
1851 Frauen mit Fertilitätsstörungen
zeigen, dass im Vergleich zur westlich-medikamentösen Therapie und
zur IVF die Therapie mit Chinesischer
Medizin die Wahrscheinlichkeit einer
Schwangerschaft verdoppelt bis vervierfacht.
Der beschriebenen Entwicklung einer evidence-basierten Gesundheitsversorgung (evidence-based health
care) wird zunehmend der Begriff der
value based medicine im Sinne einer
human based medicine entgegen gestellt. Zu der Kritik an einer unbegründeten Überhöhung des Begriffes
der evidence-based medicine – nichts
sollte für einen Arzt selbstverständlicher sein als die Berücksichtigung
wissenschaftlicher Grundsätze in Diagnostik und Therapie – gesellen sich
auch methodologische Gesichtspunkte, wie die generelle Infragestellung der Meta-Analyse als geeignete
Quelle der evidence.
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ÖAGTCM
Österreichische Ausbildungsgesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin
Waidern 42, 4521 Schiedlberg/Austria Tel: +43(0)7251-22235-14,
Fax: 22235-16, mail: [email protected], www.oeagtcm.at
Die ÖAGTCM wurde im Dezember
2004 von einem Ärzt/inn/en-Team
gegründet, um Kolleg/inn/en eine
optimale TCM-Ausbildung in Oberösterreich anzubieten.
Ich wünsche Ihnen viel Freude mit
der TCM!
Mit vorzüglicher Hochachtung,
Dr. med. univ. Florian Ploberger B.
Ac., MA Präsident der ÖAGTCM
+++
Tibetische Rezepturen aus Sicht der
TCM
Florian Ploberger
Die Traditionelle Tibetische Medizin
(TTM) wird, ebenso wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM),
auch außerhalb Asiens immer beliebter. Nicht immer ist es ganz einfach,
Einzelkomponenten oder Rezepturen
in einer hohen und gleichbleibenden
Qualität zu beschaffen, die westlichen
Qualitätsstandards entsprechen. Arzneimittel, welche im westlichen Kulturraum produziert werden, müssen
gemäß der sogenannten „Good Manufacturing Practice (GMP)“ hergestellt werden und unterliegen einer
strengen Überwachung durch die Behörden. Ziel dieses Artikels ist es
nun, eine Auswahl von Rezepturen
der TTM, welche von der PADMA AG nach westlichen Qualitätsstandards/GMP in der Schweiz produziert werden, aus Sicht der TCM
zu beurteilen. Der Artikel soll zum
03/2014
Erhalt und zur Verbreitung des Einsatzes der vorgestellten hochwertigen
und ausgewogenen Rezepturen der
TTM beisteuern. Darüber hinaus soll
er einen Beitrag zum Brückenschlag
zwischen TTM und TCM leisten und
damit Therapierenden der TCM einen Zugang zur Wirkweise dieser
tibetischen Pflanzenformeln eröffnen.
In den beiden traditionellen Medizinsystemen haben sich völlig unterschiedliche Konzepte und damit auch
differierende Beschreibungen der
verwendeten Wirkstoffe und Rezepturen entwickelt. Die Erkennung und
Beschreibung dieser Unterschiede
sollen eine Grundlage für einen intensiveren Austausch zwischen TTM
und TCM liefern und als Diskussionsgrundlage dienen.
Im Unterschied zur TTM, welche
hauptsächlich den Ort, an dem eine
Pflanze wächst, den Geschmack, das
makroskopische Aussehen einer
Pflanze sowie astrologische Aspekte
bei der Beschreibung einer Pflanze
berücksichtigt, besticht die TCM
durch exakte Beschreibung der in ihrer Materia Medica vorkommenden
Pflanzen. So werden neben Geschmack, thermischer Wirkung, Organzuordnung jeweils die speziellen
Wirkungen und die empfohlenen Tagesdosierungen angegeben. Eine weitere Stärke der traditionellen chinesischen Ärzte war es, über die
Beschreibung der Einzelkräuter hinaus Rezepte zusammenzustellen, deren Aufbau durch Präzision besticht.
So kommen in den meisten TCM-Rezepturen folgende Bestandteile vor:
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Kaiserkräuter, Ministerkräuter, Polizeikräuter sowie Botenkräuter.
In Abhängigkeit davon, wo sie gewachsen sind, welchen Witterungsbedingungen sie ausgesetzt waren, zu
welchen astrologischen Konstellationen sie geerntet wurden und einer
Reihe anderer Faktoren ist bei verschiedenen Pflanzen ein Unterschied
in der Wirkung zu beobachten.
Im ersten Teil dieses Artikels werden
die folgenden Rezepturen der TTM
aus Sicht der TCM-Phytotherapie zusammenfassend beschrieben: Padma
Leber-Regulans (in Österreich: Padma Hepaten), Padma Nerven-Tonikum (in Österreich: Padma Nervotonin),
Padma
Lax,
Padma
Rheuma-Akutformel, Padma Venen-Tonikum (Padma Venaben),
Padma Leber-Galle-Tonikum, Padma
Grippe-Formel sowie Padma Magenbrennen-Formel (Padma Aciben).
Alle oben erwähnten Rezepturen
sind in der Schweiz im Kanton Appenzell Außerrhoden als Arzneimittel auf dem Markt. Die Rezepturen
Padma Nervotonin und Padma Hepaten sind außerdem in Österreich
als Nahrungsergänzungsmittel in
Drogerien und Apotheken erhältlich.
Im zweiten Teil des Artikels wird die
Rezeptur Padma Digestin in ausführlicher Art und Weise aus Sicht der
TCM-Phytotherapie
beschrieben.
Padma Digestin ist in der Schweiz als
Arzneimittel zugelassen und in Apotheken erhältlich. In Österreich ist es
als Nahrungsergänzungsmittel in
Drogerien und Apotheken erhältlich.
Verwendete Quellen
Für den vorliegenden Artikel wurden
hauptsächlich folgende Wörterbücher zu Rate gezogen:
„The New Tibetan-English Dictionary Of Modern Tibetan” (Goldstein 2004), „Glossary of Standardised
Terms“
(Department
of
Education/CTA, Terminology Pro-
56
ject 2009), „Glossary of Standardised
Terms, Serial 2“ (Department of
Education/CTA, Terminology Project 2010), „Glossary of Standardised
Terms, Serial 3“ (Department of
Education/CTA, Terminology Project 2011), das „Tibetan-English Dictionary of Tibetan Medicine and Astrology“ (Drungtso 2005), die in
tibetischer Sprache erschienenen
Werke „Das große dung dkar Tibetisch-Chinesisch Wörterbuch” mit
dem tibetischen Titel „dung dkar tshig mdzod chen mo” (dung dkar blo
bsang ‚phrin las 2002), „Das große
Wörterbuch der tibetischen Heilkunde” mit dem tibetischen Titel „bod
lugs gso rig tshig mdzod chen mo”
(bod rang skyong ljongs sman rtsi
khang 2006) sowie „Das große Tibetisch-Chinesisch Wörterbuch” mit
dem tibetischen Titel „bod rgya tshig
mdzod chen mo” (krang dbyi
sun 2003).
Darüber hinaus kam das „Rangjung
Yeshe Tibetan-English Dictionary“ in
seiner im Internet zugänglichen
Form (Nitharta international 2010),
sowie die online Wörterbücher der
THL Webseite (THL 2010) zur Anwendung.
Für die botanischen Namen der
Pflanzen dienten diverse Informationsquellen. Die Wichtigsten waren:
„Tibetan Medicinal Plants“ (Kletter
und Kriechbaum 2001), „A Clear
Mirror of Tibetan Medicinal Plants,
First
bzw.
Second
Volume“
(Dawa 1999 bzw. 2009), das „Dictionary Of Tibetan Materia Medica“
(Yonten 1998), sowie die in tibetischer Sprache erschienenen Bücher
„bod kyi gso rig dang a yur we dha
krung dbyi‘i sman gzhung bcas las bstan b‘i skye dngos sman rdzas kyi dpar
ris dang lag len btus“ von Dr. Tsultrim
Kalsang
(tshul
khrims
skal
bzang 2008) und „‚khrungs dpe dri
med shel gyi me long“ von Gawa Dorje (dga‘ ba‘i rdo rjes 1995).
Wenn nicht anders angegeben, folgt
die TCM-Klassierung der einzelnen
Kräuter den Werken von Bensky
(1993)
und
Ploberger
(2006
und 2013).
Beschreibung der diversen
Rezepturen aus Sicht der
TCM
Padma Leber-Regulans (Padma
Hepaten)
Diese Mischung besteht aus lediglich
drei „Kräutern“: Terminalia chebula
RETZ, Phyllanthus emblica L. (syn.
Emblica officinalis GAERTN.) sowie
Terminalia bellirica (GAERTN.)
ROXB. Laut Beschreibung unterstützt diese Mischung die Entgiftung
des menschlichen Organismus, stärkt
die Leber, ihre Reinigungsfunktion
sowie ihre Regenerationsfähigkeit.
Alle drei Kräuter werden in der TTM
sehr häufig und gerne zum Klären
des Blutes sowie als allgemeines Stärkungsmittel eingesetzt (Yonten 1998:
305). Diese Pflanzen sind in TTM als
vielgeschmacklich beschrieben und
können daher zur Behandlung einer
großen Anzahl von Krankheitsbildern eingesetzt werden. Laut TCM ist
Terminalia chebula (Pinyin-Bezeichnung Hezi) bitter, sauer sowie adstringierend und thermisch neutral.
Zugeordnete Organe sind Lunge,
Magen, Dickdarm sowie Leber. Laut
TCM wirkt diese Pflanze zusammenziehend im Bereich des Dickdarms
und somit Durchfall lindernd sowie
Lungen-Qi-bewahrend
(Bensky 1993: 380). Damit ist auch der
Einsatz als allgemeines Stärkungsmittel zu erklären.
Die Wirkstoffmischung ist aus Sicht
der TCM sauer, adstringierend, bitter
und thermisch neutral. Durch den
sauren sowie adstringierenden Geschmack lässt sich die Qi bewahrende
Wirkung erklären, durch den bitteren
Geschmack eine klärende Wirkung
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auf Feuchte-Hitze sowie eine leicht
klärende Wirkung auf Blut-Hitze.
Padma Nerven-Tonikum
(Padma Nervotonin)
Padma Nerven-Tonikum wirkt laut
Beschreibungstext nervenstärkend
und beruhigend. Es wird bei Nervosität, Reizbarkeit, innerer Unruhe
und Spannungszuständen sowie bei
Ein- und Durchschlafstörungen angewendet.
Darin enthalten sind Pflanzenteile
der Kräuter Ferula assa-foetida L.,
Bombax ceiba L., Syzygium aromaticum (L.) Merr. Et L. M. Perry,
Choerospondias axillaris (Roxb.) B.
L. Burtt & A.W. Hill, Saussurea costus
(Falc.) Lipschitz; (syn. Aucklandia
costus Falc; Saussurea lappa (Decne.)
C. B. Clarke), Guaiacum sanctum L.,
Myristica fragrans HOUTT., Terminalia chebula RETZ und Boswellia
frereana BIRDW.
Diese Rezeptur ist aus Sicht der TCM
adstringierend, leicht bitter bzw.
scharf und thermisch neutral. Interessanterweise enthält die Rezeptur
einige bittere, kalte Kräuter, die zum
Beruhigen des Shen (Geist) bzw. zum
Ausleiten von Herz-Feuer eingesetzt
werden können, gegensätzlich dazu
jedoch auch Pflanzen wie Saussurea
costus und Myrystica fragrans, welche aromatisch bzw. scharf und thermisch warm sind (tshul khrim skal
bzang 2008: 297). Diese Kräuter tonisieren das Milz-Qi und -Yang. Die
Rezeptur wirkt damit nicht nur beruhigend auf den Shen (Geist), sondern
auch Feuchtigkeit ausleitend bzw. der
Diagnose „Schleim verlegt die Herzkanäle“ entgegen.
durango Reichenb. fil.), Rhamnus
frangula L., Gentiana lutea L., Inula
helenium L., Terminalia chebula
RETZ, Piper longum L., Rhamnus
purshiana DC., Rheum officinale
BAILLON, Strychnos nux-vomica L.
und Zingiber officinale ROSCOE sowie den Mineralien Kaolinum ponderosum, Natrii hydrogenocarbonas
und Natrii sulfas anhydricus besteht.
Diese Mischung dient der Behandlung gelegentlicher Verstopfung (z.B.
bei Kostumstellung, Ortswechsel,
Bettruhe). Zusätzlich zur abführenden Wirkung werden durch Einnahme dieser Rezeptur die Verdauungsfunktionen angeregt und Blähungen
vermindert. Aus Sicht der TCM handelt es sich bei Padma Lax um eine
überwiegend bittere, aber auch leicht
scharfe Rezeptur. Thermisch ist sie
leicht kühl. Die bitteren, kalten Kräuter wie Rheum officinale (Dawa 1999:
286) und Gentiana lutea können als
Kaiserkräuter der Rezeptur angesehen werden, welche Feuchte-Hitze
aus dem Bereich des Dickdarms ausleiten. Scharfe, thermisch warme
oder gar heiße Polizeikräuter wie Piper longum und Zingiber officinale
(tshul khrim skal bzang 2008: 87)
stärken das Nieren- und Milz-Yang
und verhindern somit, dass die Rezeptur zu stark ausleitend wirkt. Einige weitere Kräuter, wie beispielsweise
Terminalia chebula und Aloe barbadensis Miller wirken harmonisierend
auf den Dreifachen Erwärmer. Insgesamt handelt es sich somit um eine
im Bereich des Dickdarms Feuchte-Hitze ausleitende Rezeptur, die jedoch das Milz-Qi und -Yang nicht
verletzt.
Padma Lax
Bei dieser Rezeptur handelt es sich
um ein Abführmittel, welches aus
Pflanzenteilen der Kräuter Aloe barbadensis Miller, Jateorhiza palmata
(Lam.) Miers., Marsdenia reichenbachii Triana (syn. Marsdenia con-
Padma Rheuma-Akutformel
Diese Rezeptur besteht aus Pflanzenteilen der Kräuter Gentiana lutea L.,
Terminalia chebula RETZ, Phyllantus
emblica L. (syn. Emblica officinalis
GAERTN) sowie Tinospora cordifolia (WILLD.) MIERS. Zusätzlich zu
03/2014
diesen Kräutern enthält die Rezeptur
noch wässrigen Steinölextrakt (Brag
shun). Empfohlen wird die Einnahme
der Padma Rheuma-Akutformel bei
akuten rheumatischen Beschwerden,
welche mit Rötungen, Schwellungen
und Schmerzen in Gelenken und
Muskeln einhergehen. Eine Anwendung bei akuten Gicht- und Arthritisbeschwerden ist ebenfalls möglich.
Laut TCM kann diese Rezeptur sowohl eingesetzt werden, um Feuchte-Hitze aus dem Bereich von Leber
und Gallenblase (und somit akut entzündliche Prozesse) auszuleiten, als
auch um ein Bi-Syndrom zu behandeln. Unter Bi-Syndrom wird in der
TCM ein Eindringen der „pathogenen Faktoren“ Wind, Kälte sowie
Feuchtigkeit in den Bereich der Meridiane und Gelenke bezeichnet. Dieses Bi-Syndrom kann in akuten Phasen mit Schmerzen, Rötungen sowie
Schwellungen im Bereich der Gelenke einhergehen. Gentiana lutea L. ist
bitter und thermisch kalt und leitet
Feuchte-Hitze im Bereich von Leber
und Gallenblase aus (Yonten 1998:
131). Die drei anderen Kräuter der
Rezeptur können darüber hinaus zur
Behandlung eines Bi-Syndroms eingesetzt werden. Sie besitzen neben
dem bitteren auch einen scharfen Geschmack und sind thermisch nur
leicht kühl. Aus Sicht der TCM ist der
Steinölextrakt bitter, leicht kühl und
wird zum Ausleiten von Hitze im Bereich von Leber und Nieren eingesetzt. Generell wirken ölige Essenzen
hauptsächlich als Jing-Tonic und wirken damit stärkend auf das Nieren-Qi. Insgesamt ist die Mischung
Padma Rheuma-Akutformel somit
bitter und leicht scharf, thermisch
kühl und kann damit zur Behandlung von Feuchte-Hitze im Bereich
von Leber und Gallenblase sowie eines mit Hitze-Symptomen einhergehenden Bi-Syndroms eingesetzt werden.
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Padma Venen-Tonikum (Padma
Venaben)
Diese Rezeptur besteht aus Pflanzenteilen der Kräuter Elettaria cardamomum (Roxb.) Maton var. minuscula
Burkill, Carthamus tinctorius L.,
Cinnamomum aromaticum NEES,
Rhamnus frangula L., Fumaria officinalis L., Achillea millefolium L., Piper longum L. bzw. Piper retrofractum VAHL, Punica granatum L.,
Quercus petraea (MATT.) LIEBL.
bzw. Quercus pubescens WILLD.
bzw. Quercus robur L., Taraxacum
officinale F.H. Wigg. Aggr., Urtica dioica L. und Urtica urens L. Außerdem sind in der Mischung Ammoniumchlorid (NH4Cl) und Rohzucker
(Saccharum officinarum L.) enthalten. Laut Beschreibung wird die Rezeptur angewendet bei Beschwerden
wie geschwollenen oder schmerzenden Beinen, Schweregefühl in den
Beinen, Krampfadern oder Hämorrhoiden. Die Wasserausscheidung
wird angeregt.
Laut TCM enthält diese Mischung
zahlreiche bittere, kühle oder sogar
kalte Kräuter wie beispielsweise
Rhamnus frangula L., Fumaria officinalis L., Achillea millefolium L.,
Quercus patraea, Taraxacum officinale, Urtica dioica L. All diese Kräuter leiten Feuchte-Hitze über die Diurese bzw. im Fall von Rhamnus
frangula L. über den Stuhl aus. Die
scharfen, thermisch warmen Kräuter
wie Cinnamomum aromaticum
NEES sowie Piper longum L. tonisieren das Milz- sowie Nieren-Yang und
wirken somit Feuchter-Kälte entgegen. Carthamus tinctorius wird mild
Blut-Stagnationen entgegen, Die restlichen Kräuter sowie Rohzucker, welcher thermisch leicht warm und vom
Geschmack her süß beschrieben
wird, tonisieren hauptsächlich das
Milz-Qi (Men-Tsee-Khang 2011:
181).
Die gesamte Mischung ist aus Sicht
der TCM vom Geschmack her bitter
58
sowie scharf und thermisch leicht
kühl. Sie kann eingesetzt werden, um
Feuchtigkeit bzw. Feuchtigkeits-Stagnationen über die Diurese auszuleiten, ohne das Milz-Qi zu verletzen.
Padma Leber-Galle-Tonikum
Diese Rezeptur besteht aus Pflanzenteilen der Kräuter Elettaria cardamomum (Roxb.) Maton var. minuscula
Burkill, Carthamus tinctorius L.,
Centaurium erythraea Rafn s. l., Cinnamomum aromaticum NEES, Cola
acuminata (P. Beauv.) Schott et
ENDL. bzw. Cola nitida (Vent.)
Schott et Endl., Cynara scolymus L.,
Terminalia chebula RETZ, Nasturtium officinale R. BR., Piper longum L.
bzw. Piper retrofractum VAHL, Punica granatum L., Taraxacum officinale
F. H. Wigg aggr. und Veronica officinalis L. Zusätzlich beinhaltet die Rezeptur das Mineral Natrii sulfas
anhydricus sowie Aktivkohle (Carbo
activates). Dieses Arzneimittel wird
laut Beschreibung angewendet bei einer geschwächten Leber-Galle-Funktion, die konstitutionell bedingt sein
oder von einem Leberschaden, z.B.
auf Grund einer zuvor erfolgten Leberentzündung, herrühren kann.
Eine eingeschränkte Leber-Galle-Funktion kann sich durch unterschiedliche Beschwerden wie rasche
Ermüdbarkeit, Appetitlosigkeit, Migräne, Blähungen, Übelkeit und Verstimmungszustände äußern.
Aus Sicht der TCM wirkt diese Rezeptur „harmonisierend“ auf das
Holz- sowie Erd-Element. Zahlreiche
bittere, kühle Kräuter wie Centaurium erythraea Rafn s. l., Cynara scolymus L. sowie Taraxacum officinale F.
H. Wigg aggr. leiten Feuchte-Hitze
aus dem Bereich von Leber und Gallenblase aus (Dawa 1999: 326). Die
bittere, aber auch scharfe, thermisch
warme Pflanze Nasturtium officinale
R. BR. tonisiert das Nieren- und
Milz-Yang, ohne das Yin zu verletzen.
Einige aromatische, scharfe, ther-
misch warme Bestandteile wie Elettaria cardamomum, Cinnamomum
aromaticum NEES, Cola acuminata,
Piper longum L., Punica granatum L.,
aber auch Aktivkohle (Carbo activates) sowie Veronica officinalis L. tonisieren das Milz-Qi sowie -Yang. Abgerundet wird die Rezeptur durch
das
Blut-Stagnations-ausleitende
Kraut Carthamus tinctorius L.
(Dawa 1999: 102); sowie das salzige,
thermisch kalte Mineral Natrii sulfas
anhydricus. Der salzige Geschmack
wird in der TCM eingesetzt, um Tan
(Schleim-Stagnationen) aufzulösen.
Insgesamt ist diese Rezeptur bitter,
scharf, aromatisch und thermisch
neutral. Sie kann harmonisierend
eingesetzt werden, wirkt Feuchtigkeit
und auf milde Art und Weise
Blut-Stagnationen entgegen und tonisiert gleichzeitig das Milz-Qi sowie
-Yang.
Padma Grippe-Formel
Die Rezeptur besteht aus Pflanzenteilen der Kräuter Aconitum napellus
L., Angelica archangelica L., Saussurea costus (Falc.) Lipschitz; (syn.
Aucklandia costus Falc.; Saussurea
lappa (Decne.) C. B. Clarke), Trigonella foenum-graecum L., Galeopsis
segetum Necker, Mentha piperita L.,
Terminalia chebula RETZ, Ononis
spinosa L. sowie Salvia fruticosa
MILL. (syn. Salvia triloba L. fil.). Laut
Beschreibung lindert die Padma
Grippe-Formel die Symptome einer
Grippe oder eines grippalen Infekts
wie Glieder- und Muskelschmerzen
sowie Fieber und unterstützt den
Heilungsprozess in der Rekonvaleszenzphase.
Aus Sicht der TCM besitzt die Rezeptur ein breites Wirkungsspektrum.
Einerseits enthält sie Aconitum napellus L., ein scharfes, thermisch heißes Kraut, welches eingesetzt werden
kann, um das Yang zu tonisieren bzw.
die „pathogenen Faktoren“ Wind und
Kälte zu vertreiben (Dawa 1999: 48).
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Trigonella foenum-graecum wirkt
ähnlich, nur milder (tshul khrim skal
bzang 2008: 363). Diese Pflanze ist
aus Sicht der TCM thermisch nicht
heiß, sondern lediglich warm.
Mentha piperita L. ist scharf, thermisch kühl und vertreibt äußere
Wind-Hitze. Die restlichen Kräuter
dieser Rezeptur wirken hauptsächlich
tonisierend auf das Milz-Qi und
-Yang. Dies wirkt sich positiv auf das
„Wei-Qi“ (Abwehr-Qi) aus, welches
dem „Immunsystem“ der westlichen
Biomedizin entspricht. Lautet doch
ein Sprichwort der TCM: „Das WeiQi hat seinen Ursprung im Bereich
des Nieren-Yang, wird vom Milz-Qi
produziert und durch die Lunge verteilt“. Ein kräftiges Wei-Qi wirkt grippalen Infekten vorbeugend entgegen,
aber auch genesend in deren Behandlung.
Zusammenfassend wirkt die Padma
Grippe-Formel tonisierend auf das
Milz-Qi sowie im Speziellen auf das
Wei-Qi, andererseits kann die Rezeptur zum Ausleiten von Wind-Hitze
und auch Wind-Kälte eingesetzt werden.
Padma Magenbrennen-Formel
(Padma Aciben)
Diese Rezeptur besteht aus dem Mineral Calcii carbonas sowie den
Pflanzenteilen der Kräuter Elettaria
cardamomum (Roxb.) Maton var.
Minuscula Burkill, Carthamus tinctorius L., Inula helenium L., Piper
longum L. bzw. Piper retrofractum
VAHL und Punica granatum L, Laut
Beschreibung wird die Padma Magenbrennen-Formel bei Magenbrennen und saurem Aufstoßen sowie bei
Reflux (Rückfluss von saurem Mageninhalt in die Speiseröhre) angewendet.
Aus Sicht der TCM besteht diese Rezeptur aus dem salzigen, thermisch
kalten Calcii carbonas (Yonten 1998:
58, Men-Tsee-Khang 2011: 70), welches eingesetzt werden kann, um
03/2014
Magen-Feuer zu kühlen sowie eine
Umkehrung des Magen-Qi entgegenzuwirken. Calcii carbonas kann sicherlich als das „Kaiserkraut“ der Rezeptur
bezeichnet
werden.
Unterstützt wird Calcii carbonas
durch Inula helenium L.. Diese Pflanze ist bitter und scharf und kann
ebenfalls eingesetzt werden, um das
Qi abwärts zu leiten. Im Unterschied
zu Calcii carbonas ist Inula helenium
L. jedoch thermisch warm. Alle weiteren Bestandteile der Rezeptur, mit
Ausnahme von Carthamus tinctorius
L. sind scharf, teileweise aromatisch
und thermisch zumindest warm
(Men-Tsee-Khang 2011: 76). Diese
Kräuter können eingesetzt werden,
um das Milz-Qi sowie -Yang zu tonisieren bzw. um Feuchte-Kälte aus
dem Bereich des Verdauungstraktes
auszuleiten. Carthamus tinctorius L.
wird laut TCM eingesetzt, um
Blut-Stagnationen
und
somit
Schmerzen entgegenzuwirken. Insgesamt kann die Rezeptur Padma Magenbrennen-Formel also eingesetzt
werden, um einer Umkehrung des
Magen-Qi sowie Schmerzen im Bereich des Verdauungstraktes entgegenzuwirken. Die Rezeptur ist vom
Geschmack her salzig, aromatisch
und scharf und thermisch leicht kühl.
Beschreibung der Rezeptur
Padma Digestin aus Sicht der
TCM
Im folgenden Teil dieses Artikels soll
die Rezeptur Padma Digestin in ausführlicher Art und Weise aus Sicht
der TCM beschrieben werden. Gemäß Packungsbeilage (Schweiz)
stärkt Padma Digestin die Verdauung
und wird traditionell angewendet bei
Neigung zu Verdauungsschwäche,
Verdauungsstörungen, Druck- oder
Völlegefühl in der Magengegend,
Blähungen und Appetitmangel. Es
unterstützt eine gesunde Magenentleerung und harmonisiert die Aktivi-
tät von Magen und Darm. Dadurch
wird die Passage der Nahrung erleichtert und verbessert. Die Rezeptur regt die Produktion der verschiedenen Verdauungssäfte an und sorgt
für eine gute Durchmischung des
Speisebreis. Nach der rechtzeitigen
Beförderung aus dem Magen in den
Darm verlängert die Pflanzenmischung außerdem das Verweilen im
Dünndarm, so dass genügend Zeit
für die Zersetzung und Resorption
der Nährstoffe bleibt. Bei geschwächtem Allgemeinzustand wird mangelndem Appetit sowie längerfristig
auch Müdigkeit und Abgespanntheit
entgegengewirkt.
Anbei ein Auszug aus einem Abschnitt über medizinische Pulver zur
Heilung von Kälte-Krankheiten im
vierten Kapitel des Letzten Tantra
über die der Mischung Padma Digestin zugrundeliegenden tibetischen
Rezeptur se ’bru lnga pa (fünf):
„Diese dient zur Behandlung von
Verdauungsstörungen aufgrund von
bad
kan-Krankheiten,
kalten
Schleimmassen im Bereich des Magens, Erbrechen, Anorexie und ist besonders wirksam bei rlung-Krankheiten des Herzens sowie bei
Krankheiten der Niere und der Leibesmitte. Fügt man obiger Mischung
stattdessen gur kum hinzu, so entsteht die Arznei se ’bru lnga pa zur
Regulierung der Hitze des Verdauungstraktes und des Hitze-Kälte-Konfliktes“
(Men-TseeKhang 2011: 76).
In den meisten Fällen bestehen die
Rezepturen der TTM aus einer großen Anzahl an Einzelbestandteilen
(Pflanzen, Mineralien und auch Tierprodukte, welche heute jedoch kaum
mehr eingesetzt werden). Daher ist es
nicht immer einfach zu definieren,
welcher Bestandteil Kaiser-, Minister-, Polizei- und welcher Botenkraut
ist.
Bei der vorliegenden Rezeptur, die lediglich aus fünf Kräutern besteht,
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fällt eine derartige Zuordnung leichter. Von den fünf Kräutern, deren
Pflanzenteile Bestandteil der Rezeptur sind, kann sicherlich Punica granatum L. als das Kaiserkraut bezeichnet werden. Die übrigen vier Kräuter
Elettaria cardamomum (Roxb.) Maton var. minuscula Burkill, Cinnamomum aromaticum NEES, Alpinia officinarum Hance und Piper longum
L./Piper retrofractum VAHL sind
Ministerkräuter, welche das Kaiserkraut in seiner Wirkung unterstützen.
Der Wirkstoff Punicae granati semen
(die Samen von Punica granatum L.,
Granatapfel) wird im Tibetischen mit
se ’bru bezeichnet (Dawa 2003: 50).
Die in der TTM verwendeten Granatapfelsamen sind vom Geschmack
her sauer, thermisch warm (tshul
khrim skal bzang 2008: 374) und
werden eingesetzt, um das Milz-Qi
sowie -Yang zu tonisieren, das Blut zu
nähren und Parasiten zu vertreiben.
Interessanterweise kommen in der
TCM in den meisten Fällen nicht
Granatapfelsamen, sondern lediglich
die Schalen der Früchte (Punicae granati pericarpium, chinesisch: Shiliupi) zur Anwendung. Diese werden als
sauer, adstringierend und thermisch
warm beschrieben. Hauptsächliche
Anwendungsgebiete aus Sicht der
TCM sind Durchfall- sowie Parasitenerkrankungen. Darüber hinaus werden sie zum Bewahren des Nieren-Qi
sowie des Jing (Essenz) eingesetzt
(Bensky 1993: 384).
Das erste Ministerkraut, Alpinia officinarum Hance (verwendeter Pflanzenteil: Rhizom) (echter Galgant), ist
scharf, thermisch heiß und wird den
Organen Milz sowie Magen zugeordnet. Galgant wird vorrangig eingesetzt, um im Bereich des Mittleren
Erwärmers zu wärmen bzw. Magen-Kälte entgegenzuwirken. Somit
wird die Wirkung des Kaiserkrautes
unterstützt. Des Weiteren wirkt Galgant auf milde Art und Weise
60
Blut-Stagnationen
und
somit
Schmerzen entgegen und kann zum
Tonisieren des Milz-Qi und -Yang herangezogen werden (Ploberger 2013:
153).
Das nächsten Ministerkraut, Piper
longum L. oder Piper retrofractum
VAHL (verwendeter Pflanzenteil:
Fruchtstand) (langer Pfeffer) ist
scharf, leicht süß und thermisch
warm (Yonten 2001: 222). Langer
Pfeffer wird eingesetzt, um das Nieren- und Milz-Yang zu tonisieren, sowie um Feuchtigkeit auszuleiten
(tshul khrim skal bzang 2008: 203).
Das dritte Ministerkraut, Elettaria
cardamomum (Roxb.) Maton var.
minuscula Burkill (verwendeter
Pflanzenteil: Samen) (Kardamom),
wird aus Sicht der TCM als scharf,
aromatisch sowie thermisch warm
beschrieben. Kardamom wird den
Organen Milz, Magen, Lunge sowie
Dünndarm zugeordnet. Der Begriff
„aromatisch“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Trennungsfunktion des Dünndarmes angeregt
wird. Negatives, also Feuchtigkeit,
wird von Positivem, nämlich den
Körpersäften (chinesische Bezeichnung: Jinye), getrennt. Manche
TCM-Texte gehen so weit zu behaupten, dass durch aromatische Kräuter
Feuchtigkeit in Körpersäfte umgewandelt wird. Weitere Funktionen,
die diesem Bestandteil der Rezeptur
zugesprochen werden, sind: Tonisierung das Milz-Yang, wirkt Feuchter-Kälte entgegen, leitet rebellierendes Qi abwärts und wirkt mild
Qi-Stagnationen entgegen.
Das vierte und letzte Ministerkraut,
Cinnamomum aromaticum NEES
(verwendeter Pflanzenteil: Rinde)
(Zimtkassia) ist aus Sicht der TCM
vom Geschmack her süß sowie bitter
und thermisch heiß. Organzuordnungen bestehen zu Herz, Nieren,
Milz sowie Leber. Der zuvor angeführte süße Geschmack lässt erkennen, dass Zimtkassia zur Tonisierung
eingesetzt werden kann, konkreter
zur Tonisierung des Nieren-Yang.
Dieses Nieren-Yang gilt in der TCM
als Basis des Verdauungstraktes und
ist mit dem Feuer unter einem Kochtopf vergleichbar. Ist das Feuer – also
das Nieren-Yang – kräftig, funktioniert der gesamte Verdauungstrakt
und somit auch die Umwandlung
und Aufnahme der Nahrung gut. Darüber hinaus wärmt diese Pflanze im
Bereich der Meridiane, wirkt Qi- und
Blut-Stagnationen aufgrund von Kälte entgegen, hilft beim Aufbau von Qi
und Blut und hilft bei Zuständen von
echter Kälte sowie falscher Hitze.
Bei Padma Digestin handelt es sich in
der Gesamtbetrachtung um eine
überwiegend scharfe sowie aromatische, thermisch warme Rezeptur. Sowohl das Kaiserkraut als auch alle
vier Ministerkräuter sind thermisch
heiß oder mindestens warm und keine thermisch kühlen bzw. nährenden
Polizeikräuter sind in dieser Rezeptur
enthalten. Daraus ergibt sich aus
Sicht der TCM ein sehr klarer Wirkmechanismus:
Mit
größtenteils
scharfen, thermisch warmen bis heißen Kräutern wird das Milz-Qi sowie
-Yang tonisiert und somit Feuchte-Kälte aus dem Verdauungstrakt
ausgeleitet. Hingegen sollte, wer unter Leere-Hitze-Zuständen leidet,
diese Rezeptur nur mit Vorsicht und
zu bestimmten Gelegenheiten einnehmen. Darüber hinaus wirkt diese
Rezeptur in milder Art und Weise
Nahrungsmittel-Stagnationen sowie
Qi- und Blut-Stagnationen im Bereich des Mittleren Erwärmers entgegen.
Fazit
Mit den beschriebenen, in der
Schweiz nach westlichen Qualitätskriterien hergestellten Pflanzenformeln der Tibetischen Medizin stehen
Patienten und Therapierenden auch
hier im Westen Rezepturen von ho-
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her und gleichbleibender Qualität
zur Verfügung, die bei einer ganzen
Reihe von Störungen eingesetzt werden können. Der vorliegende Artikel
leistet einen Beitrag dazu, dass diese
Quelle hochwertiger und ausgewogener Rezepturen auch von Therapierenden der TCM besser eingeschätzt
Literatur- und Quellenverzeichnis
In westlichen Sprachen
Bensky, D. (1993) Chinese Herbal Medicine: Materia Medica. Washington: Eastland Press.
Boesi, A. and Cardi, F. (2006) Tibetan Medicinal
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the International Association for Tibetan Stu-
03/2014
und damit von einem breiteren Fachpublikum genutzt werden kann.
Danksagung
Ich möchte mich an dieser Stelle bei
der Firma Padma AG für das großzügige zur Verfügung stellen der Einzeldies (IATS) Oxford 2003, ed. M Schrempf.
Leiden, Boston: Brill Academic Publishers,
S. 307–23.
Men-Tsee-Khang (2011) The Subsequent Tantra,
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Erklärungen aus „Die vier Tantras der Tibetischen Medizin“, Schiedlberg: Bacopa.
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In tibetischer Sprache
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spyor bzo’i lag len gangs sgo ‘byed pa’i lde
mig: New Delhi: Rig Drag Publication.
khro ru tshe rnam (2000) gso rig rgyud bzhi’i ‘grel
chen drang srong zhal lung, Sichuan: mi rigs
dpe skrun khang (Minority Publishing
House).
krang dbyi sun (2003) „bod rgya tshig mdzod
chen mo”, Peking: mi rigs dpe skrun khang
(Minority Publishing House).
`phrin las, skal bsang (1997) bod kyi gso rig
byung `phel gyi lo rgyus. (Historical Account on the Origin and Development of
Tibetan Medicine), Shanxi: krung go’i bod
pflanzen sowie der Mischungen für
die organoleptischen Proben bedanken, welche ich persönlich vornehmen durfte. Mit Ausnahme von
Strychni seminis pulvris und Aconiti
tuberi pulvis wurden sämtliche
pflanzlichen und mineralischen
Wirkstoffe von mir verkostet.
kyi shes rig dpe skrun khang (hran hri zhin
par khang).
rgya mtsho, sangs rgyas ([1687-88] 1982) gso ba
rig pa’i bstan bcos sman bla’i dgongs rgyan
rgyud bzhi’i gsal byed baidur sngon po’i malli ka („Blauer Beryl“), Lhasa: bod ljong mi
dmang dpe skrun khang.
tshul khrim skal bzang (2008) „bod kyi gso rig
dang a yur we dha krung dbyi’i sman gzhung
bcas las bstan b’i skye dngos sman rdzas kyi
dpar ris dang lag len btus“, Dharamsala:
Men-Tsee-Khang Publications.
Dr. med. univ. FLORIAN PLOBERGER, B.Ac., MA
Wien,
Österreich. Internationale universitäre
und interdisziplinäre Lehrtätigkeit und zahlreiche Publikationen in den Them e nb e re i ch e n
TTM und TCM. Präsident der Österreichischen Ausbildungsgesellschaft
für Traditionelle Chinesische Medizin (ÖAGTCM). Von der Direktion
des Men-Tsee-Khang (Institut für
Tibetische Medizin und Astrologie in
Dharamsala, Nordindien) mit der
Übersetzung der ersten beiden und
des letzten Teils des historisch und
gegenwärtig bedeutendsten Werkes
der Tibetischen Medizin (rGyud-bZhi) beauftragt.
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Ausklang
Die acht Außerordentlichen
Meridiane
Theorien
der Chinesischen
Medizin in Fabeln
Irmgard Gebl
Zum Ausklang präsentieren wir Ihnen eine
Abfolge von Fabeln über die Theorien der
Chinesischen Medizin. Viel Spaß beim Lesen!
Der vierte Traum: Die acht wunderbaren Heilquellen im
Himmelsgebirge (Teil 1)
Li war ein sehr guter Heiler. Er hatte fleißig gelernt und aufmerksam beobachtet. Er kannte das Spiel und die Bewegungen der Wandlungsphasen, er hatte die
Funktionen der Organbeamten studiert und gemeistert und das Verhältnis der
sechs Schichten zueinander war ihm geläufig. Durch stetiges Üben hatte er die
Sprache der Zunge und des Pulses lesen gelernt. Mitgefühl und Respekt den Patienten gegenüber leiteten seine Worte und seine Behandlung. Viele Menschen
kamen zu ihm und suchten Heilung. Vielen konnte er helfen. Doch immer wieder kam es vor, dass seine Akupunktur nur kurzfristig half und eine tiefgreifende Wirkung ausblieb. Beharrlich und bescheiden tat er weiter seine Arbeit, doch
als seine eigene Frau erkrankte und er ihr nicht wirklich helfen konnte, erfassten
ihn tiefe Zweifel. Obwohl er sein ganzes Wissen und seine ganze Kunst in der
Akupunktur einsetzte, war und blieb sie krank. Sie verwelkte und vertrocknete
langsam wie eine Blume ohne Wasser.
In seiner Verzweiflung beschloss Li seinen alten Lehrer Shi Zhen zu besuchen.
Er wohnte ganz weit weg in einer abgelegenen Berggegend, aber Li nahm gerne
alle Strapazen auf sich, denn er vertraute der tiefen Weisheit seines Meisters.
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Ausklang
Acht Tage und acht Nächte wanderte er durch Täler und unwegsame Landschaften, überquerte reißende Bäche und bezwang schwer atmend hohe Pässe.
Am Ende des achten Tages erreichte er endlich den Berg Tai Shan. Sein Meister
wohnte ziemlich weit oben in einer bescheidenen Hütte. Mit letzter Kraft erreichte Li spät abends die Behausung seines Lehrers. Eine junge Frau öffnete
ihm die Tür. Sie war nicht besonders überrascht ihn zu sehen.
„Guten Abend, Sie müssen Herr Li sein. Ihr Lehrer hat mir gesagt, dass sie heute
kommen.“
Li freute sich sehr und wollte gleich zu seinem Lehrer, da traf ihn der nächste
Satz wie ein Blitzschlag:
„Tut mir leid,“ sagte das Mädchen traurig, „Herr Shi Zhen ist vor einer Woche
gestorben, ganz friedlich eingeschlafen ist er, mit einem Lächeln auf den Lippen.
Aber er hat mir etwas für Sie gegeben!“ Sie reichte Li eine Papierrolle, doch der
hatte Mühe auf seinen Beinen zu stehen. Die körperliche Erschöpfung und der
Schock der traurigen Nachricht gaben ihm den Rest. Er wankte und musste sich
setzen. Tief enttäuscht und verzweifelt saß er da und sah all seine Hoffnung
schwinden. Eigentlich wollte er gleich wieder nach Hause gehen, doch die junge
Frau bot ihm eine Schale Reis und ein Nachtlager im Zimmer seines verstorbenen Lehrers an. Zitternd vor Erschöpfung nahm er dankend an. Trotz großer
Müdigkeit konnte er nicht einschlafen und schaute sich mit neu erwachter Hoffnung die Papierrolle näher an. Doch schlau wurde er daraus nicht. Die Rolle
enthielt eine Landkarte mit hohen Bergen, Flüssen und Seen und komplizierte
Schriftzeichen. Beim Versuch diese zu entziffern, verschwammen sie vor seinen
Augen und völlig entkräftet schlief er schließlich ein, während sein Kopf auf die
Landkarte sank.
Noch im Einschlafen spürte er eine Hand, die sachte über seinen Kopf strich
und sah die gütigen Augen seines Lehrers vor sich.
„Sei nicht traurig, Li!“ sagte Herr Shi Zhen in seinem Traum. „Auch ich gehe
den Weg des Dao! Sei heiter, denn was nützt das Festhalten an vergänglichen
Dingen! Du aber hast bewiesen, dass Dir das Wohl Deiner Patienten mehr am
Herzen liegt als Geld und Anerkennung und die Befriedigung Deines Stolzes.
Deswegen will ich Dir das Geheimnis der acht Wunderquellen erklären und die
Kunst des Behandelns der Qi Jing Ba Mai an Dich weitergeben.
Die Landkarte vor Dir zeigt das Himmelsgebirge Tian Shan. Es gibt hier einen
so außerordentlich hohen Berg, dass auf einer Seite immer die Sonne scheint
und auf der anderen immer der Mond und die Sterne. In den geheimen Höhlen
dieses Berges entspringen vier außerordentlich heilsame Quellen. Jede dieser
Quellen bildet einen See, aus dem wiederum ein Fluss entspringt. Es gibt Krankheiten, die Du behandeln kannst mit dem Wasser direkt aus dem jeweiligen See
und Krankheiten, die geheilt werden mit dem Wasser aus dem dazu gehörigen
Fluss. So ergeben sich acht Gruppen von schweren Krankheiten, die zu den
Seen und Flüssen dieses Berges gehören.
Höre gut zu, mein Sohn, denn Du kannst das Wasser nur schöpfen, wenn Du
die Zeichen der Krankheiten sehr aufmerksam entschlüsselst und die Rätsel der
Gewässer lösen kannst… (Fortsetzung in der nächsten Ausgabe)
Irmgard Gebl, Heilpraktikerin, Jahrgang 1968, Erd-Affe; langjährige Tätigkeit als
Krankenschwester und Arzthelferin (viele onkologische Patienten); 2005–2006
Ayurveda-Ausbildung (Grundlagen, Ernährungstherapie, Pancha Karma, Phytotherapie); 2007 Zulassung als Heilpraktikerin; 2010–2012 Akupunktur-Ausbildung am ABZ Mitte, Offenbach; ab März 2013 Akupunktur-Praxis in Oberursel.
Kontakt [email protected]
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Ausblick
Qi
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Vol. 23
Zeitschrift für
Chinesische Medizin
In Zusammenarbeit mit:
Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für TCM
Österreichische Ausbildungsgesellschaft für TCM
Journal of TCM 中 医 杂 志
Schwerpunkt:
Physiologie und Pathologie
der Lunge
Jürgen Mücher
Störungen der
Schweißsekretion in der CM
Gali Stoffmann
Therapie von
Lungenerkrankungen bei
Kindern
Birgit Baur-Müller
„Lungenheiler“ aus der
Familie der Boraginaceae
Dietrich Wabner
An Mo und der Einsatz
ätherischer Öle
verlag
systemische
medizin
Postvertriebsstück B 10508 F – ISSN 2195-9048
Ausblick
Die kommende Ausgabe widmet sich dem Thema „Physiologie und Pathologie der Lunge“.
Jürgen Mücher gibt uns Einblick in die Störungen der Schweißsekretion in der Chinesischen
Medizin. Dietrich Wabner macht uns mit dem Einsatz ätherischer Öle in der An Mo vertraut. Karl Quint liefert einen Beitrag über die energetische Betrachtung der Lunge. Über
akute Asthmaattacken bei Kindern und deren Therapie wird Gali Stoffmann einen praktischen Beitrag verfassen. Drei Pflanzenporträts von „Lungenheilern“ aus der TCM mit westlichen Kräutern stellt uns Birgit Baur-Müller vor. Einen ausführlichen Artikel über das Pulssystem nach Shen-Hammer können wir von Karen Bilton erwarten. Wie Laborergebnisse in
der TCM-Praxis gedeutet werden können, verrät Jake Fratkin.
Wir wünschen Ihnen einen gelassenen Sommer,
Ihr Team der „Qi – Zeitschrift für Chinesische Medizin“
Qi - Zeitschrift für Chinesische Medizin
Anschrift der Redaktion
Christian Yehoash
Amasa Street 80, Old Malcha
ISR-96904 Jerusalem
Tel. (Israel) +972 (0) 7-65463299
Postanschrift Deutschland:
Weichselstraße 16, D-10247 Berlin
Herausgeber
Dr. Erich Wühr, Bad Kötzting; Rolf Lenzen,
München
Qi-Kooperationspartner
Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für TCM
Gut Sutthausen 1, D-49082 Osnabrück/Deutschland
Tel.: +49 (0)5 41/2 02 69-36,
Fax: +49-(0)541/2 02 69-37
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Waidern 42, A-4521 Schiedlberg/Österreich
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Fax: +43(0)7251/22235-15
[email protected], www.oeagtcm.at
Journal of TCM
Editor: Niu Siyuen M.D., Editorial Office, 18
Beixincang, Dongzhimen Nei, Beijing 100 700, China
[email protected], www.jtcm.net.cn
Journal of Chinese Medicine
Editor: Peter Deadman, The Journal of Chinese
Medicine, 22 Cromwell Road,
Hove, Sussex BN3 3EB, England
[email protected], www.jcm.co.uk
The Lantern – A Journal of Traditional Chinese
Medicine
Editors: Steven Clavey, Bettina Brill, Michael Elllis
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