DER MIKROBIOLOGE MITTEILUNGEN DES BERUFSVERBANDES DER ÄRZTE FÜR MIKROBIOLOGIE UND INFEKTIONSEPIDEMIOLOGIE E.V. 14. Jahrgang, Heft 3 Inhalt Juni 2004 Seite EDITORIAL .................................................................................................................................................... 81 ÜBERSICHT J. Rupp, W. Solbach, M. Maaß Chlamydia pneumoniae – intrazellulärer Erreger respiratorischer und vaskulärer Erkrankungen ......................................................... 82 Roswitha Füssle und A. Sziegoleit Infektionen im Alter – eine Übersicht .......................................................................................................... 89 ENTWICKLUNGSTRENDS Andreas Podbielski, Rostock Zukünftige Trends in der mikrobiologischen Diagnostik............................................................................. 105 AUS DEM BERUFSVERBAND Aktuelle Information: Nichtannahmebeschluss des Bundesverfassungsgerichtes ....................................... 118 Herrn Professor Dr. med. Friedrich Burkhardt, Erlangen, zum 80. Geburtstag........................................... 119 Komplettes Inhaltsverzeichnis auf der nächsten Seite INHALTSVERZEICHNIS EDITORIAL ........................................................................................................................................... 81 ÜBERSICHT J. Rupp, W. Solbach, M. Maaß Chlamydia pneumoniae – intrazellulärer Erreger respiratorischer und vaskulärer Erkrankungen ................................................ 82 Roswitha Füssle und A. Sziegoleit Infektionen im Alter – eine Übersicht ........................................................................................................ 89 ENTWICKLUNGSTRENDS Andreas Podbielski, Rostock Zukünftige Trends in der mikrobiologischen Diagnostik........................................................................... 105 FALLBERICHT Pietro Nenoff 1, Kathrein Wichmann 2 & Jürgen Herrmann 1 Giardia lamblia – seltene Ursache eines therapierefraktären Analekzems ................................................. 103 QUALITÄTSSICHERUNG Udo Reischl, Norbert Lehn, Hans Wolf "Bakteriengenom-Nachweis PCR / NAT": Auswertung des aktuellen Ringversuchs von INSTAND e.V. zur externen Qualitätskontrolle molekularbiologischer Nachweisverfahren in der bakterio-logischen Diagnostik ............................................. 106 BUCHBESPRECHUNGEN ................................................................................................................... 87, 93, 102 TAGUNGSBERICHT Kurs „Grundlagen antibakterieller Empfindlichkeitsprüfung“ ............................................................ 116 FORTBILDUNGSVERANSTALTUNGEN ....................................................................................................... 118 AUS DEM BERUFSVERBAND Aktuelle Information: Nichtannahmebeschluss des Bundesverfassungsgerichtes ..................................... 118 Herrn Professor Dr. med. Friedrich Burkhardt, Erlangen, zum 80. Geburtstag......................................... 119 TAGUNGSKALENDER ................................................................................................................................ 120 BEZUGSQUELLEN ...................................................................................................................................... 120 IMPRESSUM .................................................................................................................. dritte Umschlagseite EDITORIAL Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, mit der Wahl bei der letzten Mitgliederversammlung in Potsdam haben Sie mich mit der Aufgabe des Vorsitzenden unseres Berufsverbandes in Nachfolge für den Kollegen Blenk betraut. Ich bedanke mich für Ihr Vertrauen und hoffe, gemeinsam mit dem neu gewählten bzw. in ihrem Amt bestätigten Kollegen des Vorstandes Ihren Erwartungen in möglichst allen Belangen gerecht werden zu können. Gleichzeitig möchte ich nochmals, auch in Ihrer aller Namen dem scheidenden Vorsitzenden, Herrn Kollegen Prof. Dr. Blenk unseren ganz herzlichen Dank für die in den letzten 6 Jahren geleistete, hervorragende Arbeit aussprechen. Er hat mit viel Einsatz und taktischem Geschick in einer schwierigen Phase – es seien nur erwähnt Änderungen in der Gebührenordnung, Weiterbildungsordnung, oder Einführung von DRG – die berufspolitischen Interessen unseres Berufsstandes vertreten. Lassen Sie mich Ihnen nachfolgend kurz vorstellen: Aufgewachsen bin ich Karlsruhe, habe Medizin in Heidelberg, Montpellier und Freiburg studiert und begann meine akademische Laufbahn 1983 unter dem zum 1. Juli diesen Jahres in Ruhestand getretenen Prof. Dr. Sonntag am Hygiene-Institut der Universität Heidelberg. 1988 erwarb ich die Facharztbezeichnung Hygiene und Umweltmedizin, ein Jahr später die für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie. Im gleichen Jahr habilitierte ich mich in beiden Fächern mit dem Thema Klinische Infektiologie. 1989-90 war ich als Stipendiat der Walter-Marget-Stiftung am Dept. of Internal Medicine unter Prof. Wenzel in Iowa City und übernahm nach meiner Rückkehr nach Heidelberg im Hygiene-Institut eine Oberarztposition. 1999 wurde ich Leiter der neu geschaffenen Sektion Infektiologie am Hygiene-Institut in Heidelberg und gleichzeitig stellvertretender Abteilungsleiter. Im Jahr 2003 erwarb ich das Zertifikat „Infektiologe DGI“. Seit 7 Jahren bin ich in der DGHM Vorsitzender der Fachgruppe bzw. jetzt Ständige Arbeitsgruppe „Klinische Mikrobiologie und Infektiologie“ und arbeite seit vielen Jahren im DIN-Ausschuss NAMed AA E10 „Chemotherapeutische Untersuchungsmethoden“ aktiv mit. Mitglied des Berufsverbandes bin ich seit über 15 Jahren und war dabei lange Zeit Vorsitzender der Arbeitsgruppe Krankenhaushygiene. Wie Sie aus meinem Tätigkeitsprofil leicht erkennen, liegt mein Schwerpunkt auf dem Gebiet der Klinischen Mikrobiologie, Infektiologie und Krankenhaushygiene, und ich vertrete seit Beginn meiner Ausbildung die Idee der engen Anbindung der mikrobiologischen Diagnostik mit der direkten Krankenversorgung und versuche, das „missing link between bench and bedside“ zu beleben. In diesem Sinne sehe ich auch eine Hauptaufgabe meiner Tätigkeit als Vorsitzender unseres Berufsverbandes: für die Zukunft einen Weg zu finden, der die Eigenständigkeit unseres Fachgebietes der Medizinischen Mikrobiologie sicherstellt, ein Weg, der uns mit Sicherheit von der einseitigen Ausrichtung auf die reine Labortätigkeit wegführen muss, hin zum Spezialisten für Infektionskrankheiten. Ein interdisziplinär orientierter Spezialist mit einem gründlichen Wissen bei der Auswahl und Durchführung angemessener diagnostischer Verfahren sowie deren Interpretation unter Berücksichtigung des klinischen Bildes. Ein Spezialist, der letztendlich aus diesen Erkenntnissen heraus in enger Zusammenarbeit mit dem klinischen Kollegen rationale Therapiekonzepte erstellen kann. Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass dies ein Spagat ist, der bei vielen von uns eine gewisse Neuorientierung erfordert, der aber letztendlich unser Fach als ärztliche Disziplin hochinteressant macht. In diesem Sinne hoffe ich, während meiner Amtsperiode Anregungen geben und Neuentwicklungen anstoßen zu können. Selbstverständlich werden die berufs- und standespolitischen Probleme in bewährter Weise weiterhin ein Schwerpunktthema unserer gemeinsamen Vorstandstätigkeit sein. Mit besten Grüßen Ihr H. K. Geiss MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 81 ÜBERSICHT Chlamydia pneumoniae – intrazellulärer Erreger respiratorischer und vaskulärer Erkrankungen J. Rupp, W. Solbach, M. Maaß Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universität zu Lübeck Einleitung Chlamydia (Chlamydophila) pneumoniae ist neben C. psittaci und C. trachomatis die dritte erwiesen humanpathogene Chlamydienspezies. Im Gegensatz zu den lange bekannten Erregern urogenitaler und okulärer Erkrankungen (C. trachomatis) und der durch Vögel übertragenen Psittakose (C. psittaci), wurde C. pneumoniae erst 1986 als Erreger respiratorischer Infektionen des oberen Respirationstraktes identifiziert. Die zunächst synonym zu C. pneumoniae gebräuchliche Bezeichnung „TWAR“-Stamm leitet sich her aus den beiden Erstisolaten von einem Kind aus Taiwan (TW-183) und einem Studenten der University of Washington mit akuten respiratorischen Symptomen (AR-39) (1). C. pneumoniae ist ein gram-negatives, obligat intrazelluläres Bakterium, das den für alle Chlamydien charakteristischen Replikationszyklus (Abb. 1) durchläuft. Die Infektion erfolgt durch metabolisch inaktive chlamydiale Elementarkörperchen, die an den Wirtszellen adhärieren. Durch Endozytose-ähnliche Mechanismen wird der Erreger internalisiert und beginnt, durch eine Vakuole vor lysosomaler Verdauung im Cytoplasma der Wirtszelle geschützt (2), mit der Ausbildung metabolisch aktiver Retikularkörperchen (Abb. 2A). In der Anzucht macht man sich die Affinität des Erregers zu respiratorischen Epithelzellen zunutze, in denen sich der Erreger nach einer Adaptationsphase an die artifiziellen Kulturbedingungen mit hoher Effizienz repliziert (3). Die Isolation von nicht Kultur-adaptierten Wildstämmen ist allerdings weiterhin Abb. 1 Charakteristischer Replikationszyklus der humanpathogenen Chlamydienspezies nach Internalisierung in die Wirtszelle: Innerhalb von 24h bilden sich aus den inerten, metabolisch-inaktiven Elementarkörperchen (EBs) große chlamydiale Einschlüsse, die sogenannten Retikularkörperchen (RBs). Nach weiteren 24- 48h füllen die Einschlüsse die Wirtszellen nahezu komplett aus, und führen letztlich zur Lysis der Zelle und Freisetzung infektiöser EBs. 82 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 A B Abb. 2 HEp-2 Zellen 72h nach Infektion mit dem respiratorischen C. pneumoniae Stamm CWL029; Immunfluoreszenzmikroskopie. A) Ein oder mehrere große Einschlüsse als Zeichen der akuten, replikativen Infektion lassen sich darstellen. B) Unter subinhibitorischen Antibiotika-Konzentrationen entstehen dagegen kleine, persistierende Einschlüsse. problematisch. Als potentielle Wirtszellen konnte man in den letzten Jahren auch glatte vaskuläre Muskelzellen, Endothelzellen, Fibroblasten, monozytäre Zellen sowie Lymphozyten identifizieren (4,5). Der genaue Mechanismus, der die Replikation von C. pneumoniae innerhalb der Zelle initiiert, ist bislang weitgehend ungeklärt. C. pneumoniae ist ähnlich den anderen humanpathogenen Spezies auf energiereiche Substrate der Wirtszelle angewiesen. So steigt innerhalb von 24 h nach Infektion epithelialer Zellen durch C. pneumoniae sowohl der Umsatz von Adenosintriphosphat als auch von Glucosemetaboliten drastisch an (6). Darüber hinaus ist die Ausbildung der Einschlüsse eng an die Verfügbarkeit von Tryptophan gebunden. Entzieht man Tryptophan, z. B. durch IFNγ-induzierte Inhibierung des Enzyms Indol-2,3-dioxygenase (IDO), Eisendepletion oder subinhibitorische Antibiotika-Konzentrationen, wird der Replikationszyklus unterbrochen, und es bilden sich Persistenzformen mit morphologisch aberranten Einschlußkörperchen aus (Abb. 2B) (7). Diese persistierenden Erreger stellen offenbar auch die pathologische Grundlage der chronischen Infektion dar. Weiterhin unklar ist die Bedeutung von Mediatoren der Wirtszelle, die die Chlamydienreplikation durch Veränderung des intrazellulären Milieus verändern können. So findet man in monozytären Zellen grundsätzlich nicht die für hohe replikative Aktivität charakteristischen großen Einschlüsse, sondern vielmehr die kleinen, kondensierten Einschlüsse, die Anzeichen der persistierenden Chlamydien-Infektion sind (Abb. 3) (8). Epidemiologie und Diagnostik Die Erstinfektion mit C. pneumoniae erfolgt in industrialisierten Ländern meist im Jugendalter, wobei der Verlauf überwiegend asymptomatisch ist (9). 60 - 80% der Erwachsenen weisen Antikörper gegen C. pneumoniae auf. Es ist anzunehmen, dass sich nahezu jeder Mensch im Laufe seines Lebens mindestens einmal mit diesem Erreger auseinandersetzt. Seroepidemiologische Studien zeigen im Mittelmeerraum eine höhere Durchseuchung als in skandinavischen Ländern (10). Aufgrund der hohen o Abb. 3 In Blutmonozyten entstehen spontan nach Infektion mit C. pneumoniae aberrante persistente Einschlüsse (kardiovaskulärer Stamm CV-6, 72h nach Infektion, Immunfluoreszenz). Durchseuchungstiter gibt es jedoch Schwierigkeiten, serologische Testsysteme in der Diagnostik respiratorischer oder gar kardialer Infektionen beim Erwachsenen einzusetzen. Empfehlungen zur Standardisierung der C. pneumoniae- Diagnostik sehen allein für den Mikroimmunfluoreszenz-Test eine Berechtigung, insbesondere unter Berücksichtigung hoher IgG-Titer bei akuter und, bei stärker eingeschränkter Aussagekraft, persistierender IgA-Titer bei chronischer Infektion (11,12). Allein bei der Erstinfektion sind regelhaft deutlich erhöhte IgM-Titer und eine starke Reaktion in der KBR zu erwarten. C. pneumoniae ist ein etablierter Erreger von Infektionen des oberen und unteren Respirationstraktes, und wird MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 83 pathogenetisch mit der Entstehung der Atherosklerose in Zusammenhang gebracht. Aufgrund der bisher nur spärlich vorliegenden Untersuchungen zur kausalen Bedeutung einer C. pneumoniae Infektion bei neurologischen Erkrankungen, soll auf eine eingehende Betrachtung dieser Thematik hier verzichtet werden (13). C. pneumoniae und respiratorische Erkrankungen In über 80 % verläuft die Infektion mit C. pneumoniae bis zum Erwachsenenalter asymptomatisch oder mit dem klinischen Bild einer Pharyngitis mit trockenem Reizhusten. Aufgrund der epitheltoxischen Wirkung von C. pneumoniae beginnt jedoch auch die klinisch relevante Infektion der unteren Atemwege zumeist mit einer ähnlichen Symptomatik, die sich im Laufe von 1-2 Wochen zu einer vorwiegend interstitiell lokalisierten Pneumonie mit subfebrilen Temperaturen und unproduktivem Husten entwickelt. Neben einer Bedeutung als Wegbereiter eitriger Superinfektionen, kann C. pneumoniae insbesondere bei Kindern, Immunsupprimierten und älteren Patienten mit hoher Komorbidität zu schweren pulmonalen Infektionen mit deutlich erhöhter Mortaliät führen (14,15,16). Dabei gehört C. pneumoniae neben S. pneumoniae, H. influenzae und M. pneumoniae zu den häufigen Ursachen einer ambulant erworbenen Pneumonie (community-acquired pneumonia, CAP) (17). C. pneumoniae wurde in größeren Studien zu 7- 13,5 % als Ursache einer ambulant erworbenen Pneumonie beschrieben (18,19). Anhand klinischer Kriterien ist eine therapiebedürftige Pneumonie durch C. pneumoniae im Anfangsstadium häufig nicht von Pneumokokken-Pneumonien zu unterscheiden, die in der Regel einen deutlich schweren Verlauf nehmen (20). Eine Assoziation zwischen serologisch diagnostizierter C. pneumoniae-Infektion und dem Vorliegen einer reversiblen, bronchialen Obstruktion wurde erstmals 1991 von Hahn et al. aufgezeigt (21). Cook et al. fanden signifikant häufiger eine serologisch abgelaufene Infektion mit C. pneumoniae bei Patienten mit chronischem Asthma bronchiale gegenüber Kontrollpatienten (34,8 % gegenüber 12,7 %) (22). Eine direkte Verbindung zwischen respiratorischer C. pneumoniae-Infektion und akuten Exazerbationen eines nicht-atopischen Asthma bronchiale konnte in einer Studie an 108 Schulkindern aufgezeigt werden, in der eine signifikante Korrelation zwischen der Konzentration von C. pneumoniae-spezifischem IgA und der Exazerbationsrate (mit deutlicher Verschlechterung der pulmonalen Obstruktion) über einen Zeitraum von 13 Monaten nachgewiesen werden konnte (23). Dabei scheinen die sekretorischen IgA-Antikörper bei Patienten mit Asthma bronchiale insbesondere gegen chlamydiales heat shock protein 60 (cHSP60) gerichtet zu sein (24). In einer finnischen Studie fand man erhöhte IgA-Antikörperspiegel gegen cHSP60 insbesondere in der Gruppe asthmatischer Patienten mit mittleren bis schweren Atemwegsbeschwerden (25). Des weiteren konnte in seroepidemiologischen Studien ein Zusammenhang zwischen erhöhten Chlamydien-IgG Titern und akuten Exazerbationen (acute exacerbation in chronic bronchitis, AECB) bei Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) nachgewiesen werden (26). Einzelne Autoren fanden in 18-22 % eine C. pneumoniae Infektion als Ursache von AECB in Patienten mit besonders stark ausgeprägter Beeinträchtigung der Atemfunktion (27,28). Die Rolle von C. pneumoniae als 84 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 Erreger chronisch-respiratorischer Infektionen ist weiterhin unklar. So konnten Smieja et al. in einer Studie an 100 Patienten mit klinisch stabiler COPD C. pneumoniae-DNA mittels PCR besser im Blut als im Sputum, und insbesondere bei Rauchern und in den Wintermonaten nachweisen (29). Blasi et al. fanden bei COPD Patienten mit C. pneumoniae-DNA im Sputum eine vermehrte bakterielle Kolonisation des oberen Respirationstraktes sowie häufigere Verschlechterung der pulmonalen Symptomatik gegenüber COPD Patienten ohne Chlamydiennachweis (30). In eigenen Untersuchungen fanden wir in 13 % der Patienten mit stabiler COPD ohne klinischen oder laborchemischen Hinweis auf eine floride respiratorische Infektion C. pneumoniae-DNA in operativ entnommenem Lungengewebe mittels in situ Hybridisierung und Immunhistologie (31). C. pneumoniae und Atherosklerose In den vergangenen Jahren hat sich das Verständnis der Entstehung atherosklerotischer Läsionen beim Menschen grundlegend geändert. Atherosklerose wird nun als chronisch-entzündlicher Prozess angesehen, der durch vermehrte Expression inflammatorischer und angioproliferativer Faktoren gekennzeichnet ist (32). Neben etablierten Risikofaktoren wie Hypertonus, Hyperlipidämie, Diabetes mellitus und Nikotinabusus werden auch Infektionen mit persistierenden bakteriellen (C. pneumoniae, H. pylori) und viralen (HSV, CMV) Erregern als neuer Pathomechanismus diskutiert (33). Seroepidemiologische Studien haben in 10 – 65 % der Fälle einen Zusammenhang zwischen IgG-Antikörpern gegen einen oder mehrere Erreger und der Entstehung der Atherosklerose aufgezeigt (34), wobei die Stärke der Assoziation bei multiplen Infektionen zunehmen soll (pathogen burden Konzept). Bislang wurde jedoch allein das obligat intrazelluläre Bakterium Chlamydia (Chlamydophila) pneumoniae lebend aus atherosklerotisch veränderten Gefäßen isoliert und kultiviert (35). Da selbst der Nachweis lebender Chlamydien in atherosklerotischen Läsionen eine ätiologische Rolle des Erregers in der Entstehung der Atherosklerose nicht beweist, ist die Klärung der pathogenetischen Relevanz vaskulärer Infektionen mit C. pneumoniae von großer Bedeutung (36). Da die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen auf dem Konzept der Reduktion aller beteiligten Risikofaktoren beruht, wäre die Eliminierung chronischer vaskulärer Infektionen bei erwiesener ätiologischer Relevanz ein zentraler präventivmedizinischer Angriffspunkt. Im Falle der chronischen vaskulären C. pneumoniae Infektion wird dieser potentielle therapeutische Ansatz jedoch durch die offenbar Antibiotika-refraktäre Persistenzform der Erreger, wie sie im Gefäßsystem vorzuliegen scheint, zusätzlich erschwert (38). Durch Aktivierung des Transkriptionsfaktors NF-κB in C. pneumoniae infizierten Endothelzellen und glatten Muskelzellen werden inflammatorische und pro-koagulatorische Mediatoren (tissue factor, plasminogen activator inhibitor 1) in vitro sezerniert, die die Entstehung der Atherosklerose bekanntermaßen direkt fördern (37,38). Angioproliferation in atherosklerotisch veränderten Läsionen stellt neben den chronisch-entzündlichen Prozessen die zweite Säule in der Pathogenese der Atherosklerose dar. Ein zentraler Transkriptionsfaktor in der Regulation von Zellteilung und Differenzierung ist das early growth response gene-1 (Egr-1) aus der Gruppe der „immediate early genes“ (39), das auch vermehrt in atherosklerotischen Plaques exprimiert wird (40). Man nimmt an, dass durch die Induktion angioproliferativer Signaltransduktionsfaktoren die charakteristische Proliferation von Endothelzellen in der Initialphase und die Proliferation von glatten Muskelzellen in der Spätphase der Atherosklerose getriggert wird (41). Wir konnten zeigen, dass die Infektion von vaskulärem Endothel und glatten Gefäßmuskelzellen mit C. pneumoniae zu einer raschen und statistisch signifikanten Zunahme der Expression von Egr-1 mRNA führt, und dass durch die kurzfristige Aktivierung von Egr1 die Proliferation von Endothelzellen und glatten Muskelzellen stimuliert wird (42). Bei der systemischen Dissemination von C. pneumoniae in der Zirkulation und der Übertragung chlamydialer Infektion auf Gefäßwandzellen scheinen monozytäre Blutzellen eine zentrale Rolle zu spielen (8,43). Darüberhinaus fungiert chlamydiales LPS zugleich als Stimulus für die Ausbildung von lipidbeladenen Schaumzellen, einem wesentlichen zellulären Bestandteil atherosklerotischer Plaques (44,45). Die Infektion von Maus-Makrophagen mit C. pneumoniae steigert wiederum über Egr-1 Aktivierung die Sekretion von tissue factor und die koagulatorische Aktivität (46). In Experimenten mit humanen Blut-Monozyten konnten wir durch C. pneumoniae Infektion eine gesteigerte Egr-1 mRNA Expression induzieren, die mit vermehrter Sekretion des vascular endothelial growth factor (VEGF) einherging (47). Egr-1 könnte somit eine zentrale Bedeutung in der Verbindung von Infektion und der Pathogenese der Atherosklerose zukommen. Therapeutische Aspekte Klinische Isolate von C. pneumoniae zeigen sich in vitro empfindlich gegenüber Makroliden, Tetrazyklinen, Fluorchinolonen und Rifampicin (48,49,50), wobei in der klinischen Anwendung die meisten Daten zur Effektivität der Makrolidtherapie vorliegen (51,52). Auch für das Telithromycin aus der Gruppe der Ketolide konnte in vitro eine starke Aktivität gegenüber C. pneumoniae nachgewiesen werden (53). In der Therapie respiratorischer Infektionen mit C. pneumoniae stellen Azithromycin und Clarithromycin derzeit die Therapie der Wahl dar. In den Richtlinien internationaler Gesellschaften wie der American Thoraxic Society zur Therapie ambulant-erworbener Pneumonien und akuter Exazerbationen bei Patienten mit COPD wird diesem Umstand Rechnung getragen (54,s.a. 55). Bei Patienten mit Asthma bronchiale konnte darüber hinaus bei vorliegendem C. pneumoniae Nukleinsäure-Nachweis in der bronchoalveolären Lavageflüssigkeit eine Abnahme der pulmonalen Obstruktion durch eine 6-wöchige Therapie mit Clarithromycin erzielt werden (56). Durch langdauernde Makrolidbehandlung lassen sich experimentell allerdings deutlich höhere MHK-Werte für C. pneumoniae erzielen. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass therapierefraktäre Formen von C. pneumoniae im Gefäß und pulmonal persistieren können. Hohe Dosen von Azithromycin (4-fache MHK) können eine Infektion von Blut-Monozyten mit C. pneumoniae weder eradizieren noch die Generierung chlamydien-spezifischer mRNA vollständig unterdrücken (8). Sogar die Isolierung von C. pneumoniae aus Blutmonozyten bei Patienten unter experimenteller Azithromycintherapie wegen Koronarskle- rose war möglich. Damit könnte der therapierefraktäre Persistenzzustand eine mögliche Ursache dafür sein, dass in den größeren der bisher durchgeführten Therapiestudien bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung und Nachweis einer C. pneumoniae Infektion keine deutliche klinische Besserung durch eine mehrtägige Makrolidtherapie nachgewiesen werden konnte (57). Genetische Grundlage für die Persistenz ist möglicherweise ein ineffizienter Tryptophan-Metabolismus, der für vaskuläre Isolate charakteristisch ist (58). Überraschend weisen aber die lipidsenkenden Statine, Standardtherapie atherosklerotischer Erkrankungen, einen deutlichen positiven Effekt auf C. pneumoniae infizierte Zellen auf. Zwar wirken diese Substanzen nicht direkt antibiotisch aber sie reduzieren die Übertragung der Infektion von Monozyten auf Gefäßwandzellen und üben eine starke antiinflammatorische Wirkung aus. Statine reduzieren über eine Beeinflussung der Signaltransduktion über GTPase Zyklen die Aktivierung von NFκB und damit die Produktion proinflammatorischer Mediatoren (38,59). Damit greifen die Statine direkt in einen der Hauptpathomechanismen der Atherosklerose ein, bei dem eine Infektkomponente plausibel ist. Trotz der bestehenden Probleme in der Diagnostik, die in der Regel den Direktnachweis mittels PCR erforderlich machen, konnte der neu entdeckte Erreger C. pneumoniae schnell als wichtige Ursache ambulant erworbener Pneumonien etabliert werden. Die akute pulmonale Infektion wird entsprechend auch gut mit gängigen Therapiestandards erfasst. Problematischer ist die Assoziation des Erregers zur Atherosklerose. Während die pathogenetischen Konzepte für die chronische vaskuläre Infektion im atherosklerotischen Gefäß in den letzten Jahren wesentlich klarer wurden und eine Infektkomponente der Atherosklerose plausibel erscheinen lassen, steht ein absoluter Kausalitätsnachweis weiter aus. Hauptproblem ist hier nach wie vor das Fehlen eines Systems zur genetischen Rekombination von Chlamydien. Aus dem therapierefraktären Persistenzzustand der Chlamydien im Gefäß folgt, dass ein Antibiotika-Einsatz in der Therapie der Atherosklerose ohne Beleg der Wirksamkeit im Tiermodell derzeit nicht indiziert ist. Referenzen 1. Grayston JT, Kuo CC, Wang SP, Altman J. A new Chlamydia psittaci strain, TWAR, isolated in acute respiratory infections. N Engl J Med 1986;315:161-168. 2. Van Ooij C, Apodaca G, Engel J. 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Circulation: 2003; 108:261-265. Korrespondenzadresse Prof. Dr. med. M. Maaß Institut für Med. Mikrobiologie und Hygiene Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160 23538 Lübeck Tel.: 0451- 500/2822 Fax.: 0451- 500/2808 E-mail.: [email protected] BUCHBESPRECHUNG Carbohydrate-Based Drug Discovery Chi-Huey Wong (Hrsg.). 947 Seiten, multiple, teils farbige Abbildungen, harter Einbanddeckel. 2 Bände: Band 1: XXXII, Seiten 1-459; Band 2: XXIV, Seiten 461-947. Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim, 2003. ISBN 3-527-30632-3 (Gesamtwerk). EUR 349,00. Wohl kaum ein Therapiesegment lebt von derartig vielen neuen Therapieansätzen und Neuzulassungen von Arzneimitteln wie die antimikrobielle Chemotherapie. Sie ist ein echtes „Intermediat“ zwischen der Pharmakologie und der Medizinischen Mikrobiologie und kann wegen ihrer Komplexizität - der Ansicht des Rezensenten entsprechend - als begründeterweise eigenes Fachgebiet, nämlich der „Pharmazeutischen Mikrobiologie“, angesehen werden. Somit wird der Medizinische Mikrobiologe und Infektionsepidemiologe derartige, neue antiinfektive Therapieansätze immer mit Spannung verfolgen und in dem hier besprochenen Buch manchen ermutigenden und richtungsweisenden Ansatz entdecken können. Von den drei Hauptklassen an „Biomolekülen“, Proteine, Nuk- leinsäuren und Kohlenhydrate, haben wir bezüglich der detaillierten Bedeutung der Kohlenhydrate für die Vorgänge des Lebens bis jetzt noch den geringsten wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn zu verzeichnen. Wir wissen zwar, dass Kohlenhydrate beispielsweise eine zentrale Rolle bei der Ätiopathogenese von Infektionskrankheiten, metabolischen Prozessen, Zellinteraktionen und Tumorpathologie, entzündlichen Erkrankungen, und in der Infektabwehr beispielsweise als „Botenstoffe“/Mediatoren spielen. Jedoch sind diese Vorgänge bis heute bei weitem noch nicht so klar molekularbiologisch identifiziert und definiert wie dieses beispielsweise für Proteine und Nukleinsäuren der Fall ist. Dieser Sachverhalt hat nicht zuletzt auch dazu geführt, dass der Forschungsschwerpunkt „kohlenhydratassoziierte Arzneimittel“ in den letzten Jahren vergleichsweise mit einer gewissen Reserviertheit vorangetrieben wurde, da manche erforderliche grundlegende Erkenntnis im Vorfeld fehlt und/oder fehlte. Außerdem steckt die praktische Methodologie der Kohlenhydrat-Chemie, zum Beispiel synthetische und analytische Ansätze, deutlich mehr „in den Kinderschuhen“ als bezüglich der Protein- und Nukleinsäuren-Chemie/Biochemie/Molekularbiologie. Somit steht diese komplexe Substanzklasse der Kohlenhydrate auch weiter – oder gerade besonders - im Mittelpunkt des pharmazeu- MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 87 tischen Interesses im Hinblick auf neue, innovative Therapieansätze, wenngleich dieses – zumindest immer noch - ein sehr ambitioniertes Ziel ist. Außerdem werden manche KohlenhydratVerbindungen im Hinblick auf neue Pharmazeutika wegen ihrer teilweise unerwünschten Eigenschaften – zum Beispiel Stabilitätsfragen – auch heute noch von einigen Wissenschaftlern und Entwicklern mit gewisser Zurückhaltung betrachtet und behandelt. Manche dieser Probleme können überkommen werden durch beispielsweise die Entwicklung neuer synthetischer und analytischer Methoden, wo das hier besprochene Buch konkrete Wege aufzeigt. Ferner zeigt das Buch, dass komplementär zu „Genomics“ und „Proteonomics“ die „Glycobiologie“ eine durchaus „gleichwertige Wissenschaft“ darstellt, die es zu vertiefen gebührt, um neue Einsichten, Erkenntnisse und wissenschaftliche Quantensprünge im Verständnis kohlenhydratgesteuerter biologischer Prozesse zu erzielen. Das hier besprochene zweibändige Handbuch zeigt die neuesten Erkenntnisse und Tendenzen in der genuinen KohlenhydratChemie auf, wobei besonderes Augenmerk auch auf die spezifischen biologischen Funktionen der entsprechenden Substanzgruppen und ihrer Derivate gelegt wird. Somit stehen Kohlenhydrat-Derivate mit pharmazeutischem Potential eindeutig im Hauptfokus dieses Werkes. Damit wird ein breiter Bogen der Kohlenhydrat-Chemie, von der Synthese, KonformationsAnalyse und Saccharid-Sequenzierung, über Target-Enzyme, bis hin zur Synthese und Erprobung kohlenhydratbasierender Vakzinen und Arzneimittel gespannt. Unter anderem werden auch bereits beschrittene therapeutische Ansätze ausführlich „gereviewed“ und dargestellt. Das Werk ist in 35 Kapitel unterteilt. Im Folgenden findet sich zur besseren Information des potentiellen Lesers der Inhalt beider Bände aufgelistet: Band 1 (16 Kapitel): Synthetic methodologies (C. Saotome et al.); Complex carbohydrate synthesis (M. Kiso et al.); The chemistry of sialic acid (G.-J. Boons et al.); Solid-phase oligosaccharide synthesis (P.H. Seeberger); Solution and polymersupported synthesis of carbohydrates (S.-I. Nishimura); Enzymatic synthesis of oligosaccharides (J. Zhang et al.); Glycopeptides and glycoproteins: Synthetic chemistry and biology (O. Seitz); Synthesis of complex carbohydrates: Everninomicin 13,384-1 (K.C. Nicolaou et al.); Chemical synthesis of asparagine-linked oligosaccharides: Recent examples (Y. Ito et al.); Chemistry and biochemistry of asparagine-linked protein glycosylation (B. Imperiali et al.); Confirmational analysis of C-Glycosides and related compounds: Programming confirmational profiles of Cand O-Glycosides (P.G. Goekjian et al.); Synthetic Lipid A antagonists for sepsis treatment (W.J. Christ et al.); Polysialic acid vaccines (H.J. Jennings); Synthetic carbohydrate-based vaccines (S.J. Keding et al.); Chemistry, biochemistry, and pharmaceutical potentials of glycosaminglycans and related saccharides (T. Islam et al.); A new generation of antithrombotics based on synthetic oligosaccharides (m: Petitou et al.). Band 2 (18 Kapitel): Sequencing of oligosaccharides and glycoproteins (S.M. Haslam et al.); Preparation of heterocyclic 2Desoxystreptamine aminoglycoside analogues and characterization of their interaction with RNAs by use of electrospray ionisation mass spectrometry (R.H. Griffey et al.); Glycosylation analysis of a recombinant P-Selection antagonist by high-pH anion-exchange chromatography with pulsed electrochemical detection (HPAEC/PED) (M.R. Hardy et al.); Analytical techniques for the characterization and sequencing of glycosaminoglycans (R. Sasisekharan et al.); Thermodynamic models of the multivalency effect (P.I. Kitov et al.); Synthetic multivalent carbohydrate ligands as effectors or inhibitors of biological processes (L.L. Kiessling et al.); Glycosyltransferase inhibitors (K.-H. Jung et al.); RNA-aminoglycoside interactions (H. Weizman et al.); Glycosylated natural products (J.S. Thorson et al.); Novel enzymatic mechanisms in the biosynthesis of unusual sugars (A. Wong et al.); Neoglycolipids: Identification of functional carbohydrate epitopes (T. Feizi et al.); A preamble to aglycone reconstruction for membrane-presented glycolipid mimics ( M. Mylvaganam et al.); Small molecule inhibitors of the sulfotransferases (D.E. Verdugo et al.); Carbohydrate-based treatment of cancer metastasis (R. Kannagi); N-Acetylneuraminic 88 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 acid derivatives and mimetics as anti-influenza agents (R. Thomson et al.); Modified and modifying sugars as a new tool for the development of therapeutic agents – the biochemically engineered N-Acyl side chain of sialic acid: Biological implications and possible uses in medicine (R. Horstkorte et al.); Modified and modifying sugars as a new tool for the development of therapeutic agents – glycosidated phospholipids as a new type of antiproliferative agents (K. Danker et al.); Glycoside primers and inhibitors of glycosylation (J.R. Brown et al.); Carbohydrate-based drug discovery in the battle against bacterial infections: New opportunities arising from programmable one-pot oligosaccharide synthesis (T.K. Ritter et al.). Das Inhaltsverzeichnis für beide Bände findet sich jedem Band vorangestellt. Im ersten Band findet sich ferner neben dem Vorwort vorangestellt eine alphabetische Listung der beitragenden Autoren mit jeweiliger Kontaktadresse. Der zweite Band enthält am Ende das Inhaltsverzeichnis für beide Bände. Die einzelnen Kapitel dieses Buches stellen in sich abgeschlossene Einheiten dar und sind im Stil den Anforderungen der jeweiligen Thematik didaktisch geschickt angepasst. Durchgehend führt eine recht knapp gehaltene Einleitung direkt zu den Kerninhalten des jeweiligen Kapitels. Viele Kapitel enthalten zum Schluss eine kurze Zusammenfassung des dargestellten Inhaltes und weisen auf Perspektiven in der weiteren potentiellen Entwicklung auf dem jeweiligen Fachgebiet hin. Bestechend sind ferner die Literaturverweise zur Primärliteratur, die auch durchschnittlich sehr knapp gehalten sind und sich nahezu ausschließlich wirklich nur auf zentrale und neuere, beziehungsweise neueste Publikationen fokussieren. Leider werden bei den Literaturverweisen – wahrscheinlich aus Platzgründen – die Titel der Originalpublikationen nicht angegeben. Der Rezensent ist der Ansicht, dass man hier letztendlich ein bisschen am falschen Ende mit dem Platz gespart hat. Zusammenfassend stellt dieses Werk einerseits eine nahezu unerschöpfliche Quelle für den Chemiker und Forscher/Entwickler in der Pharmazeutischen Industrie dar. Andererseits zeigt es aber auch dem Mediziner, Pharmazeuten und Naturwissenschaftler neue, innovative Wege und Tendenzen beispielsweise auch im Rahmen der Arzneimittelentwicklung auf. Einen unbestrittenen Schwerpunkt bietet hierbei auch vor allem das sich rasch entwickelnde Therapiefeld der Antiinfektiva. Außerdem stößt es einen Bewusstmachungsprozess an, dass es neben den derzeit „alleinig Heiligen Kühen“ von „Genomics“ und „Proteonomics“ auch noch andere zentrale und wichtige „Tummelwiesen“ in den biomedizinischen Wissenschaften gibt. An den zwei Bänden haben über 80 international ausgewiesene und herausragende Wissenschaftler auf dem Gebiet der Kohlenhydrat-Chemie mitgewirkt. Für das exzellente und einheitliche Editieren einen besonderen Glückwunsch an den wissenschaftlich extrem ausgewiesenen und kompetenten Herausgeber (u.a. ehemals Massachusetts Institute of Technology, The Skaggs Institute for Chemical Biology), Prof. Dr. Chi-Huey Wong, derzeit: Ernest W. Hahn Chair in Chemistry, The Scripps Research Institute, La Jolla, CA, USA. Professionalität und ein gutes wissenschaftliches Netzwerk zahlen sich für die Qualität eines derartig innovativen Werkes einer noch etwas „stiefmütterlich“ behandelten Wissenschaftsrichtung nachhaltig aus. Vor den Hintergründen des doch in der Anzahl vielleicht etwas begrenzten Leserkreises, des hohen und extrem aktuellen Informationsgehaltes, wie auch der exzellenten Aufmachung ist der Preis für dieses zweibändige Werk in den Augen des Rezensenten als äußerst gerechtfertigt anzusehen. Aufgrund der doch relativ kurzen „Halbwertszeit des Wissens“ auf diesem spezialisierten Gebiet mit hohem „Forschungs-Input“ und schnell wachsenden neuen Erkenntnissen, bedarf dieses äußerst gelungene Werk jedoch sicherlich einer sorgfältigen „Pflege“ mittels revidierter und ergänzter Neuauflagen in adäquaten Zeitintervallen. Weiterführende bibliographische Informationen über dieses Werk sind unter anderem auch über „Die Deutsche Bibliothek/Deutsche Nationalbibliografie“ (http://dnb.ddb.de) zugängig. A. Schmidt, Witten/Herdecke ÜBERSICHT Infektionen im Alter – eine Übersicht Roswitha Füssle und A. Sziegoleit Institut für Medizinische Mikrobiologie, Universitätsklinikum Giessen Zusammenfassung Der Anteil älterer Menschen nimmt in unserer Gesellschaft zu. Geriatrische Erkrankungen, einschließlich Infektionen, gewinnen daher immer mehr an Bedeutung. Ursachen für die erhöhte Infektionsgefährdung im Alter sind die abnehmende Organ- und Abwehrfunktion, disponierende Grunderkrankungen oder Medikamente. Die häufigsten Infektionen betreffen die Atem- und Harnwege, sowie Haut und Weichteile. Da ältere Patienten öfter stationär behandelt werden müssen, steigt das Risiko nosokomialer Infektionen; Heimpatienten kommen häufiger mit multiresistenten Keimen in Kontakt. Bei der Diagnose und Therapie von Infektionen im Alter müssen neben dem spezifischen Erregerspektrum die pharmakokinetischen Besonderheiten, Organfunktionen wie Niereninsuffizienz und die Compliance der Patienten berücksichtigt werden. Zur Infektionsprophylaxe kommen Impfungen gegen Pneumokokken und Influenza-Viren besondere Bedeutung zu. Schlüsselwörter: Infektionen – Geriatrie – Pneumonie – Harnwegsinfektionen – Dekubitalulzera- Antibiotikatherapie Einführung Infektionen sind bei älteren Menschen (>65 Jahre) 2-5 mal häufiger als bei jungen und nehmen oft einen fataleren Verlauf (1,8,19,25). Etwa 30 % der Krankenhausaufnahmen älterer Personen erfolgt wegen einer Infektion. Ursachen für die erhöhte Infektionsanfälligkeit sind altersbedingte Funktionsveränderungen wie verminderter Hustenreflex, reduzierte mucociliare Clearance, mangelhafte Gewebedurchblutung, schlechtere Wundheilung sowie eine Abnahme der Aktivität humoraler und zellulärer Abwehrleistungen (4,7,25). Wesentlich sind disponierende Grunderkrankungen der oft multimorbiden Patienten. In Heimen lebende Personen sind einem häufigeren Kontakt mit Infektionserregern ausgesetzt. Da ältere Menschen öfter stationär behandelt werden müssen, steigt das Risiko nosokomialer Infektionen mit multiresistenten Keimen (19,22). Weil sich Infektionen bei alten Menschen häufig untypisch präsentieren, wird die Diagnose oft verschleppt. Zum Beispiel machen sich Harnwegsinfektionen mitunter lediglich durch Harninkontinenz bemerkbar, bei Fieber kann Verwirrtheit, bei Pneumonie eine Herzinsuffizienz im Vordergrund stehen. Fieber und Leukozytose verlaufen diskret, eine Erhöhung der Blutsenkung ist im Alter physiologisch (25). Etwa 80 % der Infektionen bei älteren Patienten betreffen die Harnwege, Atemwege und Weichteile (bei Bettlägerigkeit Dekubitalulzera). Seltener treten infektiöser Durch- fall, Herpes zoster, Cholezystitis, Divertikulitis, Bakteriämien, bakterielle Arthritiden, Bakterielle Endokarditis, Meningitis, Tuberkulose auf (1,8). Harnwegsinfektionen (HWI) Die Häufigkeit von Bakteriurien (>105 Keime/ml Urin) nimmt mit dem Lebensalter zu (21). Die Prävalenz beträgt für Frauen >80 Jahre 20-30 %, für Männer 10 %. Begünstigt wird eine Bakteriurie durch geringe Flüssigkeitsaufnahme oder gestörten Harnabfluss, so dass Keime schlechter ausgeschwemmt werden. Harnabflussstörungen (bei Männern oft durch Prostatahyperplasie) und Restharn spielen eine entscheidende Rolle (21,26). Wichtigster Risikofaktor bei Pflegepatienten sind transurethrale Blasenkatheter, die nach Möglichkeit vermieden werden sollten (22). Das Keimspektrum hängt davon ab, wo die Infektion erworben wurde. Bei nicht-hospitalisierten Patienten überwiegt E. coli, wie auch bei jüngeren Personen. Bei hospitalisierten Patienten nimmt jedoch die Häufigkeit von Klebsiella spp., Proteus spp. oder Pseudomonas aeruginosa zu. Auch treten häufiger Mischinfektionen mit mehreren Erregern auf. Bei nosokomialen Infektionen und wiederholter Antibiotikatherapie steigt das Risiko resistenter Keime (1,19,26). Bei asymptomatischer Bakteriurie ist keine Antibiotikatherapie notwendig. Symptomatische HWI sollten in jedem Fall mit Antibiotika behandelt werden. Bei der unkomplizierten Zystitis von Frauen ist die 1-3-tägige Gabe (Cotrimoxazol, Aminopenicillin/Betalaktamase-Inhibitor, Chinolon) ausreichend, Männer sollten wegen der meist komplizierten HWI 7-10 Tage lang behandelt werden. Bei Pyelonephritis, komplizierter oder nosokomial erworbener HWI sollte die Therapie nach Erregernachweis und Resistenztestung erfolgen (1,23,26). Bei akuter Pyelonephritis je nach Schweregrad evtl. Beginn i. v., nach Besserung orale Sequenztherapie (siehe Tab. 1). Neben der Antibiotikatherapie ist es wichtig, ggf. einen ungehinderten Urinabfluss zu gewährleisten. Atemwegsinfektionen Chronische und obstruktive Lungenerkrankungen nehmen im Alter zu. Im Anschluss an virale Bronchitiden treten bei alten Patienten öfter bakterielle Sekundärinfektionen durch Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, Moraxella spp. oder Enterobakterien auf, die im Gegensatz zu den selbstlimitierenden Infektionen bei jüngeren Patienten eine Antibiotikatherapie erfordern (Aminopenicillin/Betalaktamase-Inhibitor, orales Cephalosporin 2. Generation, Makrolid). Die akute Exazerbation der MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 89 Tab. 1 Erreger und Antibiotika bei Harnwegsinfektionen Infektionen Erreger Antibiotika Therapiedauer unkomplizierte Zystitis 70-80 % E.coli, 20-30 % Enterokokbei Frauen ken, Staph. saprophyticus, < 5 % Klebsiellen, Proteus u.a. Enterobakterien Cotrimoxazol; Aminopenicillin/BLI; Chinolon 1-3 Tage komplizierte/rezidivierende HWI 70-80 % E. coli, 20-30 % Enterokokken, < 5 % Klebsiellen, Proteus, andere Enterobakterien Chinolon; Cotrimoxazol; Aminopenicillin/BLI 7-10 Tage HWI Männer 70-80 % E. coli, 20-30 % Enterokokken, < 5 % Klebsiellen, Proteus, andere Enterobakterien Chinolon; Cotrimoxazol 7-10 Tage akute Pyelonephritis E. coli, Klebsiellen, Proteus, Enterobacter u.a. Enterobakterien Chinolon; Aminopenicillin/BLI ; Cephalosporin 2. oder 3. Generation (z.B. Cefuroxim, Cefotaxim); Piperacillin plus Sulbactam oder Tazobactam; evtl. Beginn i.v., danach orale Sequenztherapie; evtl. Aminoglykosid für 3 Tage 7-10 Tage bzw. bis 3-5 Tage nach Entfieberung nosokomiale HWI 40-50 % E.coli, 20 % Enterokokken, Rest Proteus, Klebsiellen, andere Enterobakterien, Pseudomonas aeruginosa nach Erregernachweis, z.B. Chinolon; Aminopenicillin/BLI; Cotrimoxazol; Cephalosporin 7-10 Tage Aminopenicillin/BLI = Aminopenicillin/Betalaktamase-Inhibitor (Ampicillin/Sulbactam, Amoxicillin/Clavulansäure); Chinolon (Ofloxacin, Levofloxacin, Ciprofloxacin) chronischen Bronchitis (AECB) hat je nach Schweregrad ein unterschiedliches Erregerspektrum (24). Während anfangs Pneumokokken, H. influenzae, Moraxella spp., Staphylococcus aureus dominieren (Therapie wie oben für 5-7 Tage), wächst mit zunehmendem Schweregrad der Anteil von Gramnegativen. Entsprechend erfordert die Therapie von Schweregrad III und IV breiter wirksame Antibiotika, z.B. Moxifloxacin, Ciprofloxacin, Cephalosporine 3. Generation, Piperacillin/BetalaktamaseInhibitor, jeweils für 10-14 Tage (23,24). Die Inzidenz ambulant erworbener Pneumonien steigt bei alten Menschen stark an: Patienten >65 Jahre sind doppelt so häufig, >75jährige zehnmal so häufig betroffen wie junge Menschen (9). Disponierend sind Bettlägerigkeit und Immobilität mit verminderter Ventilation, Mangelernährung, neuromuskuläre Erkrankungen, Schluckstörungen, Aspiration, chronische Lungenerkrankungen. Leitsymptom ist eine Tachypnoe, typische Symptome wie Husten und hohes Fieber können fehlen (11). Die Patienten fallen oft nur durch Schwäche, Exsikkose, Verwirrtheit, Hypotonie, Herzinsuffizienz auf. Die Erreger sind vorwiegend Pneumokokken, H. influenzae, Moraxella spp., Staphylococcus aureus, bei Aspiration Anaerobier. Gramnegative Erreger sind häufiger als bei jungen Erwachsenen aber der Anteil beträgt < 5 % (1,9). Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad und der Verfassung der Patienten (siehe Tab.2 ); Therapiedauer 7-10 Tage. Interstitielle Pneumonien durch Mycoplasma pneumoniae sind seltener als in jungen Jahren, Makrolide oder Doxycyclin sind daher von untergeordneter Bedeutung (23,24). Bei nosokomialen oder in Pflegeheimen erworbenen Pneumonien und bei Patienten mit chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen mit wiederholten Behandlungen mit 90 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 Antibiotika ist häufiger mit gramnegativen Erregern zu rechnen. Eine Krankenhausaufnahme ist nicht in jedem Fall erforderlich, außer bei Atemfrequenz >20/Minute, Herz- oder Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus, Malignomen, chronische Lungenvorerkrankung, Immundefizienz, schlechter Compliance (9). Alte, abwehrgeschwächte, mangelernährte Patienten gehören auch zu der Risikogruppe für Tuberkulose (Neuinfektion oder Reaktivierung). Bei refraktären Pneumonien muss daher eine Tuberkulose in die Diagnostik einbezogen werden (8). Haut- und Weichteilinfektionen/Dekubitalulzera Mangelhafte Hautdurchblutung, arteriosklerotische Gefäßveränderungen und Diabetes mellitus begünstigen die Entstehung von Haut- und Weichteilinfektionen. In Pflegeheimen beträgt nach 1 Jahr Aufenthalt die Prevalenz von Dekubitalulzera 10,4 % (5). Die Geschwüre und Nekrosen der Haut treten als Folge chronischer lokaler Druckwirkung und der daraus resultierenden Ischämie auf (10). Bei den Erregern handelt es sich meist um aerobe/anaerobe Mischinfektionen (Staphylokokken, Enterokokken, Enterobakterien, Pseudomonas, Peptokokken, Bacteroides, Clostridien). Druckentlastung, Wundtoilette und Entfernung der Nekrosen sind die wichtigsten therapeutischen und prophylaktischen Maßnahmen. Bei schweren Infektionen mit der Gefahr einer Bakteriämie sollte eine systemische Antibiotikatherapie nach Erregernachweis erfolgen. Zur kalkulierten Therapie, z. B. Aminopenicillin/Betalaktamase- Tab. 2 Therapie der ambulant erworbenen Pneumonie Patientenfaktoren (Alter >60 Jahre) Erreger Antibiotika (Therapiedauer 7-10 Tage) leichte bis mittelschwere Pneumonie, ohne Grunderkrankung Pneumokokken, Haemophilus influenzae, <5 % Enterobakterien Aminopenicillin/BLI; Cephalosporin 2. Generation (Cefuroxim, Loracarbef) oder 3. Generation (Cefotaxim, Ceftriaxon, Cefpodoxim); Moxifloxacin leichte bis mittelschwere Pneumonie, mit Grunderkrankung (COPD, Asthma, Diabetes u.a.) Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Moraxella, Enterobakterien, Staphylococcus aureus Aminopenicillin/BLI; Cephalosporin 2. Generation (Cefuroxim, Loracarbef) oder 3. Generation (Cefotaxim, Ceftriaxon, Cefpodoxim); Moxifloxacin Interstitielle Pneumonie Chlamydia pneumoniae, seltener Mycoplasma pneumoniae Makrolid; Doxycyclin; Moxifloxacin Schwere Pneumonie, mit Grunderkrankung Pneumokokken, Haemophilus influenzae, Enterobakterien, Staphylococcus aureus, Legionellen, selten Pseudomonas Cephalosporin 3. Generation (Cefotaxim, Ceftriaxon) evtl. plus Makrolid oder Clindamycin; Pipercillin plus Sulbactam oder Tazobactam evtl. plus Makrolid; Ciprofloxacin plus Clindamycin; Moxifloxacin; Carbapenem (Imipenem, Meropenem) evtl. plus Makrolid Aminopenicillin/BLI = Aminopenicillin/Betalaktamase-Inhibitor (Ampicillin/Sulbactam, Amoxicillin/Clavulansäure) Inhibitor, Cefuroxim, Clindamycin, bei fortgeschrittenen Stadien Chinolon oder Cephalosporin 3. Generation (Cefotaxim, Ceftriaxon) plus Clindamycin oder Metronidazol. Therapiedauer 1-2 Wochen, bei Osteomyelitis mehrere Wochen (1) Auch das rezidivierende Erysipel ist eine im Alter häufigere Hauterkrankung, da die trockene, rissige Altershaut das Eindringen der ß-hämolysierenden Streptokokken begünstigt. Therapie: Penicillin für 2 Wochen, bei Rezidiv für 6 Wochen. Herpes zoster mit heftigen Schmerzattacken ist ebenfalls besonders häufig im Alter (8). dominelle Organe (Divertikulitis, Cholezystitis) und die Lunge (8). Die Erreger entsprechen den Ausgangsorganen (siehe dort). Die Therapieschemata entsprechen denen jüngerer Sepsis-Patienten, z.B. Cephalosporin 3. Generation (Cefotaxim, Ceftriaxon, Cefepim, Ceftazidim) evtl. plus Clindamycin und Aminoglykosid; Acylureidopenicillin/Betalaktamase-Inhibitor oder Carbapenem evtl. plus Aminoglykosid (23). Bei der Anwendung von Aminoglykosiden muss die im Alter nachlassende Nierenfunktion berücksichtigt werden (16). Bakterielle Endokarditis Infektiöser Durchfall Die Hälfte aller Todesfälle durch Diarrhoe tritt bei Patienten >74 Jahren auf (14). Ältere Patienten tragen ein höheres Risiko an Salmonellen zu erkranken, bedingt durch Achlorhydrie, gastrointestinale Grunderkrankungen, medikamentenbedingte Störung der Darmmotilität. Sie sind neben Kleinkindern die Patienten mit der höchsten Letalität bei Salmonella-Infektionen. Sie gehören daher zu den Risikopatienten, bei denen bei gastrointestinalen Infektionen mit invasiven Erregern wie Salmonellen, Yersinien, Campylobacter außer einer symptomatischen Behandlung mit Flüssigkeits- und Elektrolytersatz eine Antibiotikatherapie (z.B. bei Salmonellen Ciprofloxacin) in Betracht zu ziehen ist (8). In Alten- und Pflegeheimen wurden auch Endemien mit Norwalk-ähnlichen Viren oder Rotaviren beschrieben (3). Auch Cryptosporidien wurden als Erreger bei älteren Patienten beobachtet (17). Händedesinfektion auf der Toilette vermag eine Ausbreitung der Erreger zu unterbinden. Bakteriämie Die infektiöse Endokarditis hat sich in den letzten Jahren zu einer Erkrankung älterer Menschen entwickelt (20). Seit den 80er Jahren sind über 50 % der EndokarditisPatienten älter als 60 Jahre (8). Die Ursachen dafür sind ein Rückgang rheumatischer Herzerkrankungen bei Jüngeren, längere Überlebensdauer von Patienten mit Herzklappenerkrankungen sowie eine Zunahme künstlicher Herzklappen und anderer implantierter Materialien. Die Symptome sind oft unspezifisch: Schwäche, Krankheitsgefühl, Gewichtsverlust, Verwirrtheit, Splenomegalie. Gelenkbeschwerden und Herzgeräusche werden oft als physiologische Alterserscheinungen missdeutet. Die Erreger sind neben Vergrünenden Streptokokken (Ausgangsquelle Mundhöhle) vor allem Enterokokken (von den Harnwegen ausgehend), Streptococcus bovis (vom Darmtrakt ausgehend, oft assoziiert mit Colon-Karzinom); nach Klappenersatz auch Koagulase-negative Staphylokokken. Die Therapie erfolgt am besten entsprechend in Blutkulturen nachgewiesener Erreger (20). Prophylaktisch bedeutsam für Risikopatienten ist die strikte Einhaltung einer Endokarditis-Prophylaxe mit Antibiotika bei allen medizinischen Eingriffen mit der Gefahr einer Bakteriämie. Bei morbiden Patienten sind Bakteriämien häufiger und nehmen öfter einen tödlichen Ausgang. Ausgangsquelle sind in absteigender Reihenfolge die Harnwege, intraab- MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 91 Das Erregerspektrum einer Meningitis unterscheidet sich bei älteren Personen wesentlich von dem bei jungen Menschen. Während Viren nur eine untergeordnete Rolle spielen, sind die häufigsten bakteriellen Erreger Pneumokokken, Listeria monocytogenes, Mycobacterium tuberculosis (8). Wichtig für die Diagnose und Therapie ist der Erregernachweis in Liquor und Blutkulturen. Zur kalkulierten Therapie sollte ein Drittgenerations-Cephalosporin (Cefotaxim, Ceftriaxon) kombiniert werden mit Ampicillin (wegen des Risikos von Listerien, gegen die Cephalosporine unwirksam sind), und evtl. einem Aminoglykosid (23). Infektionen durch L. monocytogenes betreffen vor allem Patienten mit T-Zell-Defekten oder Alkoholabusus. Dekubitus, Blasenkatheter oder anderen invasiven Maßnahmen. Die Patienten müssen über die MRSAKolonisation und entsprechende Verhaltensregeln aufgeklärt werden. Vor Verlassen des Zimmers ist eine Händedesinfektion notwendig. Körper- und Bettwäsche sollten täglich gewechselt werden. Das Personal sollte Einmalhandschuhe und einen besonderen Schutzkittel tragen, der im Patientenzimmer verbleibt; nach jedem Patientenkontakt und vor Verlassen des Zimmers ist eine Händedesinfektion durchzuführen. Kontrolluntersuchungen der betroffenen Körperregion und des Nasen-Rachen-Raumes werden wöchentlich empfohlen. Sind die Abstriche dreimal im Abstand von mindestens 2 Tagen negativ, können die besonderen Hygienemaßnahmen aufgehoben werden (2, 18). Septische Arthritis Antibiotikatherapie in der Geriatrie Ein Viertel der Patienten mit septischer Arthritis ist >60 Jahre alt. Septische Arthritis steht häufig in Zusammenhang mit Rheumatoider Arthritis, Gelenkprothesen, degenerativen Gelenkerkrankungen, Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, Tumoren oder einer Cortisontherapie. Die Patienten klagen über schmerzhafte, geschwollene Gelenke. Am häufigsten betroffen ist das Kniegelenk, gefolgt von Handgelenk und Schulter. Überwiegender Erreger ist S. aureus, gefolgt von gramnegativen Stäbchenbakterien (8). Die Therapie sollte nach Erregernachweis erfolgen. Physiologische Organveränderungen beeinflussen im Alter die Pharmakokinetik. Bedeutsam ist die nachlassende Nierenfunktion. Um Überdosierungen und evtl. toxische Nebenwirkungen zu vermeiden, muss die Dosierung von Antibiotika an die Nierenfunktion angepasst werden. Grundlage für die Nierenfunktion ist die KreatininClearance (nicht das Serum-Kreatinin). Antibiotika sollten nach der empfohlenen Normaldosierung, angepasst an die Nierenfunktion, dosiert werden. Niedrigdosierungen sind wegen der eingeschränkten Immunabwehr zu vermeiden (6,13). Zu beachten sind Nebenwirkungen und Interaktionen von Antibiotika mit anderen Medikamenten. Beispielsweise können Makrolide die Wirksamkeit von Theophyllin oder Digitalis beeinflussen, Aminopenicilline oder Cephalosporine erhöhen die Blutungsneigung von Antikoagulantien oder Thrombozyten-Aggregationshemmern. Chinolone können zentralnervöse Störungen hervorrufen, Metronidazol, Clindamycin und Amoxicillin/ Clavulansäure beeinflussen die Leberfunktion, Metronidazol führt zu einer Alkoholunverträglichkeit (13). Bei oraler Gabe ist die Compliance der Patienten wichtig. Gut verträgliche Stoffe, die z.B. einmal täglich und unabhängig vom Essen eingenommen werden können, erhöhen die Akzeptanz. Meningitis Besiedelungen mit MRSA in Alten- und Pflegeheimen Patienten in Altenpflegeeinrichtungen tragen ein höheres Risiko der Kolonisation oder Infektion mit multiresistenten Keimen, bedingt durch das enge Zusammenleben, wiederholte stationäre Behandlungen oder Antibiotikatherapien (2). In Pflegeheimen betreute Patienten sind häufiger mit MRSA (methicillin-resistente S. aureus) besiedelt als Personen in häuslicher Umgebung (10). In einer Studie von Heuck et al. an 31 Alten- und Pflegeheimen in Deutschland wurde eine MRSA-Besiedelungsrate von 2,4 % ermittelt (12). Eine antibiotische Therapie ist nur bei klinisch manifesten Infektionen notwendig (2). Da MRSA gegen alle Betalaktam-Antibiotika und viele andere Wirkstoffgruppen resistent sind, stehen zur Therapie oft nur Glykopeptide (Vancomycin, Teicoplanin), Oxazolidinone (Linezolid), Fosfomycin, Quinupristin/Dalfopristin, oder Kombinationen mit Rifampicin zur Verfügung. Besiedelungen können durch lokale Dekontamination vermindert werden (bei nasaler Besiedelung lokale Anwendung von Mupirocin-Nasensalbe, bei Hautbesiedelungen Waschungen mit antiseptischen Lösungen). Bei KrankenhausAufnahme von Patienten aus Alten- und Pflegeheimen sollte ein Screening zum Nachweis von MRSA (Nase, Rachen, Wunden, evtl. Perinealregion) durchgeführt werden, um Besiedelungen frühzeitig zu erkennen und eine Weiterverbreitung der Keime zu verhindern (18). Bei Verlegung von MRSA-kolonisierten Patienten in Rehabilitationszentren oder Pflegeeinrichtungen ist die Einrichtung darüber zu informieren. Die MRSA-Besiedelung ist kein Hinderungsgrund für eine Verlegung von Patienten in o.a. Einrichtungen. Jedoch sollten auch dort entsprechende Hygienemaßnahmen beachtet werden: eine Unterbringung im Einzelzimmer ist anzustreben aber nicht zwingend erforderlich, außer bei Patienten mit Wundinfektionen, 92 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 Impfungen bei geriatrischen Patienten Bei Patienten >65 Jahren ist eine Schutzimpfung gegen Influenza (jährlich im Herbst) und Pneumokokken zu empfehlen, außerdem die notwendigen Auffrischungsimpfungen für Tetanus (15). Literatur 1. Albert, S., Schäfer, V., Brade, V.: Epidemiologie und Therapie bakterieller Infektionen in der Geriatrie. Z. Gerontol. Geriat. 33 (2000) 357-366 2. Albert, S., Wichelhaus, T.A., Schäfer, V.: Bedeutung des Methicillin-resistenten S. aureus (MRSA) in der Geriatrie – Epidemiologie, Therapie und Management. Z. Gerontol. Geriat. 33 (2000) 367-373 3. Augustin A.K., Simor A.S.E., Shorrock, C, McCausland. 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Drugs Aging 10 (1997) 259-277 Prof. Dr. Roswitha Füssle Universitätsklinikum Giessen Medizinische Mikrobiologie Frankfurter Strasse 107 35392 Gießen Tel.: (0641) 99 41271 Fax: (0641) 99 41259 e-mail: [email protected] 17. Neill M.A., Rice, S.K., Ahmad, N.V. Flanigan, T.P.: Cryptosporidiosis: An unrecognized cause of diarrhea in elderly hospitalized patients. Clin. Infect. Dis. 22 (1996) 168-170 18. Richtlinie Krankenhaushygiene: Empfehlung zur Prävention und Kontrolle von Methicillin-resistenten Stapyhlococcus aureus (MRSA)-Stämmen in Krankenhäusern und andreen medizinischen Einrichtungen. Urban u. Fischer Verlag, München, Jena (2000) 1-10 BUCHBESPRECHUNG Mikrobiologisches Praktikum Versuche und Theorien herausgegeben von Alexander Steinbüchel und Fred B. Oppermann-Sanio. 449 Seiten, 207 Abbildungen, 106 Tabellen, inkl. CD-Rom, gebunden. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York, 2003. ISBN 3-540-44383-5. Euro 39,95. Das Buch wird in einer ersten Auflage vorgelegt. Herausgeber und Mitarbeiter sind an dem Institut für Mikrobiologie des Fachbereiches Biologie der Universität Münster tätig. Es wurde konzipiert im Hinblick darauf, daß über die klassischen Einsatzgebiete der naturwissenschaftlichen und medizinischen Mikrobiologie hinaus mikrobiologische Methoden auch in zahlreichen anderen Arbeitsgebieten inzwischen unentbehrlich geworden sind, z.B. in der Biochemie, Molekularbiologie, Biotechnologie. Ökologie, der Pharmazeutischen Forschung usw. So ist also ein Grundpraktikum Mikrobiologie für Studierende vieler Hauptund Nebenfächer eine wichtige Voraussetzung für ihre spätere berufliche Tätigkeit. Das Buch möchte die Vielfalt der Mikroorganismen und ihrer Eigenschaften, insbesondere ihrer Stoffwechselleistungen, veranschaulichen, wobei vorzugsweise Beispiele gewählt werden, die unmittelbaren Bezug zum alltägli- chen Leben haben. Es wendet sich u.a. an Studierende von Hochschulen, Fachhochschulen, Ausbildungsstätten für technische Berufe bis hin zu Teilnehmern an Leistungskursen an Gymnasien. Die Autoren machen Vorschläge für die Gestaltung der Inhalte und für den Ablauf von Praktika in den verschiedenen Bereichen. Jeder Einzelabschnitt wird mit einer Erfolgskontrolle abgeschlossen, der aus einem Katalog von 20 Fragen besteht. Die beiliegende CD-ROM enthält alle Abbildungen, Graphiken Tabellen und zusätzliches Anschauungsmaterial, das in dem Buch selbst nicht vorhanden ist, einschl. Videosequenzen, die manche Sachverhalte besser verdeutlichen, als der gedruckte Text. Ihr Inhalt ist sowohl für die Studierenden als auch für die Dozenten gedacht. So ist z.B. die Übernahme von Abbildungen durch Kopie in Powerpoint-Präsentationen möglich. Der Inhalt gliedert sich wie folgt: Überblick über die Mikroorganismen, Vorschriften und Gesetze im Zusammenhang mit mikrobiologischen Arbeiten, Versuche (= ein umfangreicher Hauptteil), Exkursionen und Demonstrationen von Mikroorganismen an natürlichen Standorten, in Umweltproben und in der Industrie, Methoden (Kultivierung, einfache taxonomische verfahren, molekulargenetische Methoden, Quantifizierung von Zellen und Medienbestandteilen, chromatographische und elektrophoretische Methoden), Chemikalien, Nachweisreagenzien und Medien, MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 93 Modulare Zusammenstellung von Versuchen für unterschiedliche Zielgruppen, Inhalt und Nutzung der Lehr-CD, Stichwortverzeichnis. Die einzelnen Abschnitte werden durch ein Verzeichnis weiterführender Literatur ergänzt. Die einzelnen Versuche werden nach folgendem Konzept beschrieben: theoretischer Hintergrund, Versuchsziel, Versuchsdurchführung, Kontrollfragen. Die Anleitungen sind anschaulich und verständlich, das benötigte Material wird angegeben. Selbstverständlich wären im Detail auch andere exemplarische Versuche denkbar, aber dies kann in jeder lehrenden Einrichtung nach Bedarf ergänzt bzw. modifiziert werden. Die Exkursionen und Demonstrationen bieten ein interessantes Angebot, um prägende Eindrücke von der Vielfalt der Mikroorganismen und ihres Wirkens in der Natur, in Anlagen und in der Industrie zu erhalten. Insgesamt handelt es sich um ein äußerst sorgfältig erarbeitetes Werk, aus dem große Erfahrung mit der Lehre und Ausbildung spricht. Der Text ist gut lesbar und folgerichtig strukturiert. Die Abbildungen, Tabellen, Graphiken und schematischen Darstellungen ergänzen in vorbildlicher Weise den Text. Hier sei noch einmal der Hinweis auf die CD gestattet, da eine Reihe von Abbildungen, die im Druck nur schwarzweiß erscheinen, hier farbig angelegt sind. So kann das Buch mithelfen, Studenten und anderen Interessierten den Zugang zur faszinierenden Welt der Mikroorganismen zu erleichtern und grundlegendes methodisches Rüstzeug zu vermitteln. Insofern kann es auch für ärztlich geleitete mikrobiologische Einrichtungen interessant sein, z.B. bei der praktischen Aus- und Weiterbildung medizinischtechnischer Assistenten. Für die primär angesprochene Zielgruppe kann es uneingeschränkt empfohlen werden. Druck, Papier und sonstige Ausstattung sind einwandfrei, der Preis ist angemessen. F. – B. Spencker, Leipzig Infektionsschutz und Seuchenrecht Kommentar zum Infektionsschutzgesetz und Sammlung deutscher und internationaler Vorschriften (früherer Titel „Deutsche Seuchengesetze“ - Sammlung des gesamten Bundesseuchenrechts sowie Kommentar zum BundesSeuchengesetz und Sammlung des allgemeinen Gesundheitsrechts in Bund und Ländern) Begründet von F. Etmer und P.V. Lundt(†), fortgeführt von P.V. Lundt(†) und P. Schiwy. Loseblattsammlung in 4 Ordnern. 208. Ergänzungslieferung; 213 Seiten; Stand: 01. Sept. 2003. Starnberg: R.S. Schulz, 2003. ISBN 3-7962-0312-4. Euro 85,00. 209. Ergänzungslieferung; 250 Seiten; Stand: 15. Sept. 2003. Starnberg: R.S. Schulz, 2003. ISBN 3-7962-0312-4. Euro 87,00. 210. Ergänzungslieferung; 206 Seiten; Stand: 01. Nov. 2003. Starnberg: R.S. Schulz, 2003. ISBN 3-7962-0312-4. Euro 72,00. Die 208. Lieferung enthält im Bundesrecht u.a.: - Approbationsordnung für Ärzte vom 27.06.2002 (Neufassung) - Krankenpflegegesetz vom 16.07.2003 - Hebammengesetz, Psychotherapeutengesetz und MTAGesetz (jeweils Änderungen vom 16.07.2003): Die Änderungen betreffen insbesondere die Anerkennung einer Ausbildung in der EU oder in Drittländern (§§2). - Lebensmittelkennzeichnungs-VO (Änderung vom 23.07.2003) Die 209. Lieferung enthält im Bundesrecht u.a.: - Gesetz über die Berufe in der Altenpflege (Altenpflegesetz) vom 25.08.2003 (Neuaufnahme) - Verordnung über die Verbrennung und die Mitverbrennung von Abfällen (17. Verordnung zur Durchführung des Bundesimmissionsschutzgesetz) vom 14.08.2003 (Neuaufnahme) - Fleischhygienegesetz (Berichtigung vom 30.06.2003) 94 MIKROBIOLOGE 10.Jg. 2000 Die 210. Lieferung enthält im Bundesrecht u.a.: - Krankenhausfinanzierungsgesetz (Änderungen vom 12.06.2003 und 16.07.2003) - Rückstandshöchstmengen-VO (Änderung vom 05.11.2003): insbesondere auch „Probennahme und Analysemethoden“ (§4): Korrektur der Gliederungsnummer der Amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren nach §35 LMBG für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln. - Gesetz über die friedliche Verwendung der Kernenergie und den Schutz gegen ihre Gefahren (Atomgesetz; Änderung vom 21.08.2002) Aus dem Landesrecht sind in den Lieferungen, neben Zuständigkeitsregelungen und abfallwirtschaftlichen Bestimmungen, u.a. enthalten ([] = Nr. der Lieferung): Baden-Württemberg: - Verordnung des Sozialministeriums über die ärztlichen Kosten bei sexuell übertragbaren Krankheiten und Tuberkulose vom 01.08.2003 [209]: „In den Fällen des §19 Abs. 2 Nr. 2 IfSG kann die behandelnde Ärztin … die Genehmigung einer kostenlosen Untersuchung und Behandlung beantragen. (…) Die ärztliche Untersuchung und Behandlung kann beginnen, ohne die Entscheidung des Gesundheitsamtes abzuwarten.“ Bayern: - Gesundheitsdienst- und Verbraucherschutzgesetz vom 24.07.2003 [209]: regelt „die Aufgaben und Befugnisse der Behörden für Gesundheit, Veterinärwesen, Ernährung und Verbraucherschutz“ im Freistaat Bayern - Bestattungsgesetz (Änderung vom 24.07.2003) [209] Brandenburg: - Öffentlich empfohlene Schutzimpfungen für das Land Brandenburg. Runderlaß vom 28.05.2003 [208]: Für Personen, die die nachfolgenden Impfungen wünschen, gelten folgende Sonderregelungen gegenüber STIKO-Empfehlungen: Influenzaschutzimpfung für Personen > 18 Jahre ohne Einschränkung empfohlen; Hepatitis-B-Impfung ohne Einschränkung empfohlen. Hamburg: - TSE-Verhütungsverordnung vom 03.06.2003 [208]: gilt „ für im Rahmen der Ausübung der Heilkunde selbst hergestellte und angewendete Arzneimittel aus tierischem Ausgangsmaterial oder Arzneimittel, die tierisches Ausgangsmaterial enthalten.“ Mecklenburg-Vorpommern: - Richtlinie Hygieneprogramm Schwein vom 25.06.2003 [209]: freiwilliges Verfahren für ein Gesundheitskontrollprogramm gemäß Schweinehaltungshygieneverordnung. Saarland: - Saarländisches Heilberufekammergesetz vom 02.06.2003 [208] Sachsen: - Verwaltungsvorschrift Schutzimpfungen vom 04.06.2003 [208]: enthält öffentliche Empfehlungen zu Regelschutzimpfungen, passiver Immunprophylaxe durch Gabe von Immunglobulinen und Chemoprophylaxe. Die 209. Ergänzungslieferung enthält außerdem im Internationalen Recht: Richtlinie 93/42/EWG des Rates der Europäische Gemeinschaften über Medizinprodukte. E. Kniehl, Karlsruhe ENTWICKLUNGSTRENDS Zukünftige Trends in der mikrobiologischen Diagnostik Andreas Podbielski, Rostock Wesentliche Teile des Artikels wurden im Rahmen eines Vortrags auf dem 11. klinisch-mikrobiologischinfektiologischen Symposium am 6. Dezember 2003 in Berlin präsentiert. Einleitung Die Anspannung des Tagesgeschäfts lässt den verantwortlichen Ärztinnen und Ärzten medizinisch-mikrobiologischer Labors selten Zeit, sich Gedanken zum Inhalt der eigenen Arbeit über die unmittelbare Zukunft hinaus zu machen und gestaltende Konzepte für die Zukunft des eigenen Labors oder gar der Diagnostischen Mikrobiologie in der Region zu entwickeln. Zudem werden sie wie alle anderen Leistungserbringer im Gesundheitssystem durch häufig wechselnde gesundheits- und standespolitische Vorgaben getrieben und zu in der Regel nur kurzfristigen Problemlösungen gezwungen. Entsprechend selten findet man in den Fachjournalen Veröffentlichungen, die sich mit der Zukunft der Medizinischen Mikrobiologie auseinandersetzen. Vor diesem Hintergrund stachen zwei kürzlich erschienene Artikel amerikanischer und französischer Fachkollegen (Dunne et al., 2002; Rottmann & Gaillard, 2003) zur langfristigen Zukunft unseres Faches heraus und gaben den Anstoß für die im Folgenden zusammengefassten Gedanken. In Form von Science-Fiction Kurzgeschichten entwarfen beide Autorenteams Szenarien für die tägliche Arbeit von amerikanischen Fachkollegen und französischen Fachkolleginnen (!) in der klinisch-diagnostischen Mikrobiologie im Jahr 2025. Dabei antizipieren sie nicht nur eine Reihe von technischen Neuerungen, sondern auch Änderungen im prinzipiellen Tätigkeitsfeld der Medizinischen Mikrobiologen, in der Struktur einzelner Labore sowie in der Organisation und Zuständigkeit aller Fachlabore einer Region. Die Artikel stimmen prinzipiell optimistisch, da grundsätzlich von einer Existenz und vielfältigen Tätigkeit Diagnostischer Mikrobiologen im Jahr 2025 ausgegangen wird. Wie im weiteren ausgeführt, ist dies angesichts einiger technischer und struktureller Entwicklungen in der näheren Zukunft nicht unbedingt selbstverständlich. Diese wahrscheinlichen oder zumindest möglichen Entwicklungen sowie die daraus abgeleiteten Herausforderungen an das Fachgebiet der Medizinischen Mikrobiologie werden in diesem Artikel skizziert. Dabei kommen sowohl technische als auch organisatorische Fortschritte zur Sprache. Abschließend werden einige Vorschläge zur Argumentation in eigener Sache gemacht. Technische bzw. organisatorische Neuerungen und Rahmenbedingungen Veränderungen in unserem Fach und in unseren Tätigkeiten ergeben sich aus: a) den technischen Neuerungen der ortsgebundenen, d.h. auf ein Fachlabor beschränkten Diagnostik in den „klassischen“ Methodenfeldern der Medizinischen Mikrobiologie, nämlich der Mikroskopie, Kulturverfahren, Serologie und Nukleinsäuredetektion; b) technischen Neuerungen wie der Array-Technologie, die zur partiellen Aufhebung der Grenzen zwischen den klassischen Methodenfeldern führen werden; c) technischen Neuerungen, die die Diagnostik ortsunabhängig machen werden (Stichwort Point-of-Care-Testing, = POCT); d) organisatorischen Neuerungen im Gefolge der technischen Neuerungen, die zu Umverteilung von Aufgaben und Zuständigkeiten zwischen Labors z.B. im Krankenhaus- und im niedergelassenen Bereich, aber auch zwischen der Medizinischen Mikrobiologie und anderen medizinischen Fachsparten führen werden; und schließlich e) ökonomischen Entwicklungen sowie politischen Vorgaben, die über die Möglichkeiten zur Einführung der unter a) bis c) genannten technischen Neuerungen entscheiden oder von sich aus Restrukturierungen erzwingen. Alle fünf Punkte werden im Folgenden anhand von Beispielen beleuchtet. Technische Neuerungen in der ortsgebundenen Diagnostik Die Anwendung mikroskopischer Methoden steht seit den ersten Tagen der Mikrobiologie häufig am Beginn eines Untersuchungsgangs. Dies kann auch noch lange Zeit Bestand haben, da die Methoden aussagekräftig, von Seiten der Sachkosten günstig und seitens der technischen Entwicklungsmöglichkeiten keinesfalls ausgereizt sind. So wurde in neuester Zeit mit der „Fluoreszenz-in-situHybridisierung“ (FISH) eine überaus vorteilhafte Färbemethode eingeführt (Rüssmann, 2003). Zur halbautomatisierten, qualitativen und quantitativen Auswertung des mikroskopischen Aspekts kommen gegenwärtig hochempfindliche CCD Kameras gepaart mit elektronischen Bildauswerteprogrammen zur Anwendung (Hughes & Roebuck, 2003; Utagawa et al., 2002). Lediglich die weiterhin nicht mechanisierte Materialaufarbeitung macht die mikroskopischen Methoden arbeitsaufwendig und damit für einen noch breiteren Einsatz zu wenig ökonomisch ver- MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 95 nünftig (Kim et al., 2003; Körtje, 2003). Die potentiell zukunftsträchtige Bedeutung der FISH sei an dieser Stelle herausgehoben. Die Stärken dieser Methode liegen in der sensitiven, ggf. auch quantitativen simultanen Detektion von zurzeit bis zu 8 kultivierbaren oder schlecht bzw. nicht kultivierbaren Erregern (Satokari et al., 2003). Damit wird ein für viele Fragestellungen ausreichender Multiplexansatz möglich (Strefford, 2003). Prozessierungszeiten von wenigen Stunden, die Möglichkeit,den Bezug der Erreger auch zu benachbarten Wirtsstrukturen sichtbar zu machen, die relative geringfügige Kontaminationsanfälligkeit durch die optische Kontrolle des Ergebnisses und schließlich die bereits verfügbare automatisierte quantitative Resultaterfassung mittels Bildauswertesysteme (Pernthaler et al., 2003) sind unbestreitbare Pluspunkte. Nachteilig sind die ausgedehnten „handson“ Zeiten und eine gegenwärtig nicht angebotene Automatisierung für die Prozessierung der Proben. Die Methode ist im Zusammenhang mit schweren Infektionen oder nur aufwendig nachzuweisenden Erregern zur Untersuchung invasiv gewonnener Materialien sinnvoll einsetzbar. Allerdings heißt sinnvoll nicht auch ökonomisch – der bereits kommerziell vertriebene Helicobacter-FISHNachweis wurde wieder vom deutschen Markt genommen. Abb. 1: Schematische Darstellung einer Fluoreszenz-in-situHybridisierung (FISH) Eine FISH wird am Beispiel des Nachweises von Streptococcus pyogenes (Trebesius et al., 2000) bzw. von Eubakterien aus Tonsillenmaterialien erläutert. Die in Abstrichmaterialien bzw. Spülflüssigkeiten aus Tonsillen enthaltenen Bakterien werden auf Objektträger aufgebracht und dort fixiert. Danach wird die Zellwand und Zellmembran der Bakterien mittels Detergentien und Enzymwirkung soweit permeabilisiert, dass diese Strukturen durchlässig für mit Fluoreszenzfarbstoffen markierte Oligonukleotide werden. Typischerweise gegen die 16 S rRNA gerichtete Oligonukleotidsonden werden per Diffusion in die Bakterien eingebracht und unter stringenten Bedingungen an die einzelsträngige 16 S rRNA hybridisiert. Nach Waschschritten und einer optionalen Färbung der doppelsträngigen DNA der Bakterien oder der auch vorhandenen Wirtszellen mit dem DAPI-Farbstoff wird die in-situ-Hybridisierungsreaktion unter Licht geeigneter Wellenlänge sowie mit geeigneten Filtern im Fluoreszenzmikroskop inspiziert. Durch simultane Verwendung verschieden markierter und gegen verschiedene rRNA-Abschnitte gerichteter Sonden lassen sich mehrere Bakterienarten in parallele nachweisen. 96 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 Mehr als die Hälfte des Arbeits- und WirtschaftsAufwands im mikrobiologisch-diagnostischen Labor fließt gegenwärtig in die Kultur-gestützte Diagnostik. Dies geschieht nicht nur, weil diese Diagnostik das klassische Tätigkeitsfeld unseres Fachgebietes darstellt, sondern auch weil sie genaue Antworten auf ungezielte Fragestellungen liefert. Damit kommt sie den aus verschiedenen Gründen eingeschränkten Möglichkeiten der klinisch tätigen Kollegen zur Spezifizierung ihrer Untersuchungsaufträge entgegen. Die Mechanisierungsreserve für dieses Methodenfeld ist mit den im ersten Schritt der Diagnostik einsetzbaren Blutund TB-Kulturautomaten sowie nach Vereinzelung der angezüchteten Bakterien den im dritten Schritt hilfreichen Differenzierungs- und Resistenztestungsautomaten weitgehend ausgeschöpft. Ein entscheidender Flaschenhals für die weitere Automatisierung der Kulturverfahren ist die Verschiedenartigkeit des eingehenden Materials, das entsprechend divergierende Entscheidungen und Techniken zur anfänglichen Prozessierung erfordert und sich damit einem Automatenformat weitgehend verschließt. Entwicklungshemmend ist auch das Problem der Mindestmenge an Reinkulturen der zu untersuchenden Mikroorganismen für die rationelle Nutzung der Automaten des dritten Schritts. Dies setzt zwei und mehr Passagen dieser Mikroorganismen voraus – mit ebenfalls zurzeit nicht zu automatisierenden Arbeitsschritten bei der Vereinzelung aus den initialen Gemischen und einer nicht zu verkürzenden Zeitspanne, die sich aus der spezifischen Wachstumsgeschwindigkeit der zu differenzierenden und zu testenden Mikroorganismen ergibt. Veränderungen scheinen hier eher auf qualitativer und wirtschaftlicher Ebene erreichbar. Bisher nicht oder nur langsam kultivierbare Mikroorganismen werden in Zukunft nach Analyse der vollständigen Genomsequenzen in axenischen Medien anzüchtbar werden. Die Entwicklung eines entsprechenden Mediums für die Kultur von Tropheryma whipplei anhand der aus dem Genom dieser Bakterien ableitbaren Defizite bei der Aminosäuresynthese ist dafür ein gutes Beispiel (Renesto et al., 2003). Für anspruchsvolle oder diffizile Mikroorganismen, deren Genomsequenzen (noch) nicht zur Verfügung stehen, stellen kostengünstig zu haltende Insekten- oder Froschzellkulturen neue „Universalmedien“ zur Anzucht dar. Serologische Untersuchungen als weiteres klassisches Methodenfeld scheinen bezüglich der Möglichkeiten ihrer technischen Weiterentwicklung und Mechanisierung schon seit geraumer Zeit auf dem Scheitelpunkt angelangt zu sein. Hier stehen in nächster Zeit eher wirtschaftlich ausgerichtete Restrukturierungen an, die über die Spezialisierung und Fokussierung einzelner Labors zu größeren Serienlängen führen. Ein Flaschenhals für die Weiterentwicklung der serologischen Methoden ist die Notwendigkeit einer sehr spezifischen Fragestellung des klinisch tätigen Kollegen bei seinem Auftrag zur Materialuntersuchung. Mittelfristig können einige Array-Technologien (s. u.) zu sprunghaften Vereinfachungen hinsichtlich der Zulässigkeit auch unspezifischer Fragestellungen und zum Verschmelzen serologischer Methoden mit anderen Methodenfeldern beitragen. Abb. 2: Schematische Darstellung der Array-Technologie. In diesem Beispiel wird die Anwendung eines DNA-Arrays demonstriert. Die Arrays (z.B. Glasobjektträger) werden vom Hersteller mit Nukleinsäuresonden in einem festgelegten Muster bestückt. Die Sonden können Oligonukleotide oder denaturierte PCR-Produkte sein und sich gegen eine Vielzahl von Allelen eines Gens (z.B. 16 S rDNA) oder von Genen eines Mikroorganismus richten. Für den Nachweis von Mikroorganismen werden die in einem Material enthaltenen Nukleinsäuren quantitativ freigesetzt. Je nach zu erreichender Sensitivität und gewünschtem Nachweis (Vorhandensein von Genen versus Expression von Genen) wird die Zielnukleinsäure mittels PCR oder RT-PCR amplifiziert und währenddessen auch mit Fluoreszenzfarbstoffen markiert. Die denaturierten markierten Amplifikationsprodukte werden mit den Sonden auf dem Array hybridisiert. Nicht und unspezifisch gebundene Nukleinsäuren werden durch stringente Waschschritte entfernt. Der hybridisierte Array wird in einem auf das Auftragsmuster der Sonden eingestellten Fluoreszenzphotometer quantitativ durchgemessen. Die Fluoreszenzsignale werden mittels geeigneter EDV ausgewertet. Durch simultane Hybridisierung unterschiedlich markierter Amplifikationsprodukte auf einem Chip sind direkte Vergleiche zu Referenznukleinsäuren möglich. Sofern die Chips mit verschiedenen Oberflächenstrukturen versehen oder mit definierten Peptiden bzw. Antikörpern beschichtet werden, können solche Chips auch zur quantitativen Bindung von speziellen Substanzen aus komplexen Gemischen genutzt werden. Die Analyse der gebundenen Substanzen erfolgt noch im Zustand der Bindung z.B. über Leitfähigkeitsänderungen oder nach Ablösung durch nachgeschaltete Verfahren wie z.B. die Kapillarelektrophorese, GC/MS oder MALDI-TOF (Jackson et al., 2003) Die Nukleinsäureamplifikation zur Detektion nicht kultivierbarer oder langsam wachsender Mikroorganismen bzw. jeglicher Mikroorganismen aus einem Gemisch sehr verschiedener Organismen und Wirtszellen ist inzwischen für ziemlich jeden Mikroorganismus, von dem spezifischen Gensequenzen bekannt sind, versucht worden. Für den Nachweis einiger wichtiger Viren sowie weniger Bakterien und Pilze sind auch validierte und qualitätsgesicherte Kits kommerziell verfügbar. Den unbestreitbaren Vorteilen dieser Methode, nämlich der Kultivierungs-Unabhängigkeit, Sensitivität und hohen Geschwindigkeit, stehen ebenso unbestreitbare Nachteile gegenüber. Dazu zählen zunächst einige Faktoren, die sich massiv auf die Kosten auswirken, wie der umfassende Patentschutz, der technische Weiterentwicklungen jeweils nur für die Patentinhaber attraktiv macht und die Kompatibilität zwischen den Systemen verschiedener Anbieter verhindert, die sehr beschränkte Multiplex-Fähigkeit und damit zwingend erforderliche spezifische Fragestellung bzw. der daraus resultierenden Notwendigkeit, mehrere Ansätze in parallele zu untersuchen und die relativ begrenzte Lagerfähigkeit der Reagenzien. Nachteile auf Seiten der Anwendbarkeit sind die uneinheitliche TemplatePräparationstechniken, die Kontaminations- und Inhibitoranfälligkeit sowie die Umständlichkeit und geringe Reproduzierbarkeit bei Messungen der Genexpression. Gerade im Rahmen des zuletzt genannten Problems gilt zurzeit, dass keine Therapieentscheidung auf der Basis der amplifizierenden Messung der Expression eines Antibiotika-Resistenzgens verantwortungsvoll getroffen werden kann. MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 97 Auch die inzwischen angebotenen Bestecke zur kombinierten Materialabnahme, -Transport und -Aufarbeitung, die apparativen Paketlösungen zur automatisierten Materialaufarbeitung und Messung sowie ein verbreitertes Angebot der konfektionierten Testparameter können an den genannten Nachteilen zunächst nichts ändern. Hybridisierung. Entsprechend diesem Beispiel sind auch Kombinationen zwischen einer ungezielten (Kurz-)Kultur und nachfolgender Amplifikation, Array-Hybridisierung oder FISH denkbar, offenbar aber noch nicht nahe an der Einführung auf dem Diagnostika-Markt (Buhlmann et al., 2003). Schließlich wirft die hohe Sensitivität der Nukleinsäureamplifikation auch Fragen nach dem pathogenetischen Grundverständnis von Infektionen auf. So ist nach der Detektion von Mikroorganismen in bisher als steril angesehenen Materialien gesunder Patienten (Nikkari et al., 2001) erneut zu beantworten, ob es nicht-infektiöse Mengen von „obligat pathogenen“ Bakterien gibt und wie sich die infektiösen Mindestmengen in Gemischen aus mehreren oder vielen Mikroorganismen, d.h. der physiologischen Standortflora, verändern. Die Array-Technologie ist vor ca. 6 Jahren erstmalig zur Anwendung gekommen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass auf dieser Basis bisher noch kein geprüftes und durch gute Publikationen validiertes Testverfahren zum Nachweis von Infektionen zu einem vernünftigen Preis kommerziell verfügbar ist. Entsprechend können im Moment auch noch keine kompatiblen Verfahren erwartet werden, die Bezug von Geräten oder Reagenzien von verschiedenen Herstellern ermöglichten. Neben diesen offenkundigen Nachteilen kämpft die Array-Technologie zurzeit auch noch mit einer eher mäßigen Sensitivität des Substanznachweises. Technische Neuerungen außerhalb der traditionellen Methodenfelder Zurzeit wird die Array-Technologie als vielversprechendste technische Neuerung außerhalb der traditionellen Methodenfelder angesehen (Anthony et al., 2001; Kricka, 2001). Besonders bearbeitete Oberflächen von Trägermaterialien („Chips“) ermöglichen die simultane, spezifische Bindung von mehreren Tausend Substanzen aus Mikroorganismen oder aus dem infizierten Wirt. Eine qualitative und quantitative Analyse der gebundenen Substanzen schon im Chip-gebundenen Zustand oder nach selektiver Ablösung vom Chip führt dann zur diagnostischen Aussage. Die hohe Zahl an parallel zu erfassender Analyten ist der maßgebliche Vorteil der Array-Technologie. So können (zunächst nur theoretisch) ein Vielfaches der Sepsiserreger - nämlich z.B. alle nicht kultivierbaren Bakterien - nachgewiesen werden, die auch mit einer Blutkultur erfasst werden. Damit kommen Nachweisverfahren auf der Basis der Arraytechnologie wieder der typischen Situation des Diagnostikalltags entgegen, in der vom Kliniker Material mit wenig spezifischen Fragestellungen und häufig nur minimaler Begleitinformation zur Untersuchung eingesandt wird. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass die Chipgestützte Erfassung nicht nur von Erreger-spezifischen Genen / Substanzen sondern auch Virulenz- und Antibiotikaresistenz-spezifischen Genen / Substanzen zusätzlich zu Aussagen über das prinzipielle Vorliegen einer Infektion auch Aussagen über den aktuellen Schweregrad und weiteren Verlauf zulassen wird. Die Messungen als Basis dieser Aussagen benötigen mittels der Array-Technologie nur einen Bruchteil der Zeit, die dazu mittels Kulturverfahren notwendig wäre (Call et al., 2003). Weitere besondere Stärken der Array-Technologie sind ihr Beitrag zur Miniaturisierung und damit zur Mobilisierung der Diagnostik (s. u.) sowie zur Kombination der anderen traditionellen Methodenfelder der Mikrobiologischen Diagnostik. Als praxisnahes Beispiel für das kombinierende Potential der Chip-Technologie ist das im 3. oder 4. Quartal 2004 zu erwartende Sepsiserreger-Diagnostik-Kit der Firma Roche zu sehen. Dieses fußt auf einer initialen allgemeinen Amplifikation von Bakterien- und Pilz- rDNA-Genen in der neuen Light-Cycler Generation und einer nachfolgenden Differenzierung der Amplifikationsprodukte mittels ca. 40 verschiedene Ziel-Nukleinsäuren erfassender Array- 98 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 Diese und weitere „Flaschenhälse“ erschweren im Moment eine breite Anwendung der Chips in der Diagnostik. Dem Problem des hohen Preises versuchen die Hersteller durch Massenproduktion und Reduktion der auf dem Chip gebundenen Sonden/Targets auf eine für die Fragestellung angepasste Anzahl zu begegnen („low density chips“) (Zammatteo et al., 2002). Für die Lösung des Problems einer uneinheitlichen Materialaufarbeitung werden die Methoden eingesetzt, die schon für die Nukleinsäureamplifikation genutzt werden, oder es wird auf die Detektion anderer Indikatorsubstanzen ausgewichen (s. u.). Die Ablesung der auf dem Chip gebundenen Moleküle wird z.B. durch eine elektronische Detektion der nachzuweisenden Komplexe beschleunigt und von einer teuren Nasschemie unabhängig gemacht (Brandenburg et al, 2002). Am weitesten entwickelt ist im Moment die ArrayTechnologie für Chips mit Nukleinsäuresonden auf ihrer Oberfläche. Mit diesen Sonden wird im Rahmen einer Hybridisierung die Existenz komplementärer Nukleinsäurefragmente im Untersuchungsmaterial nachgewiesen. Die Array-Technologie ermöglicht allerdings einen weitaus breiteren Spielraum für die an die Oberflächen der Chips zu koppelnden Sensormaterialien und für die Interaktion mit Zielmolekülen. So existieren bereits kommerziell verfügbare Antikörperchips für eine Antigendetektion und Peptidchips, die sich zumindest theoretisch für eine spezifische Antikörperdetektion eignen (z.B. Immun-oMat). Beide Arten von Chips können die serologischen Nachweisverfahren in kurzer Zeit revolutionieren. Genauso sind Chips mit verschiedenen anorganischen und organischen Oberflächen erhältlich, an die Proteine und Polysaccharide aus dem Untersuchungsmaterial je nach Art des Lösungsmittels binden bzw. wie bei einer Chromatographie nach einer eher unspezifischen Bindung spezifisch abgelöst werden. Eine Bestimmung der so gereinigten Analyten erfolgt dann per mit dem Chip gekoppelten Massenspektrometer (z.B. Fa. Caliper, Fa. Ciphergen, Fa. Sequenom). Schließlich können auch ganz Zellen auf den Chips gebunden werden (z.B. Fa. Cytion, Fa. LabChip; D’Orazio, 2003) und die elektrophysiologische Reaktion einzelner Zellen in Gegenwart einzelner Analyten gemessen werden. Diese Zellchips werden bereits für das Massenscreening potentieller Neuropharmaka oder für die Bestimmung des Einflusses elektromagnetischer Felder auf die Zellintegrität kommerziell genutzt. Die zukunftsweisende Bedeutung der Array-Technologie durch die Kombination traditioneller Methodenfelder der Mikrobiologischen Diagnostik sei abschließend noch an einem weiteren Beispiel verdeutlicht. So gelang es mehreren Arbeitsgruppen in parallele, durch umfassende Chipgebundene Messungen der Expression der angeborenen Wirtsabwehr nicht nur Infektionen klar von anderen inflammatorischen Reaktionen abzugrenzen, sondern auch das exprimierte Muster an Entzündungsparametern spezifisch bestimmten Patienten- und Erregergruppen zuzuordnen (Huang et al. (2001) Science 294: 870-5; Boldrick et al. (2002) PNAS 99: 972-9; Whitney et al. (2003) PNAS 100: 1896-901). Sofern sich diese Ergebnisse auf ein ausreichend großes Panel relevanter Erreger ausweiten ließen und anstelle der astronomisch teuren humanen Gesamtgenomchips günstigere low-density-Arrays verwendbar wären, hätte diese Art der Diagnostik ein realistisches Nutzungspotential, das die gesamte heute bekannte Mikrobiologische Diagnostik in Frage stellen könnte. In der Medizinisch-Mikrobiologischen Diagnostik gibt es einfache Formen des POCT als „chair-side“ Teste z.B. im Rahmen der Nachweise von Atemwegsinfektionserregern (Legionellen-, Pneumokokken-, RSV-, Streptococcus pyogenes-Antigenteste), Urogenitaltraktinfektionserregern (Chlamydia trachomatis-, Neisseria gonorrhoeae-, Streptococcus agalactiae-Antigenteste) und schließlich Parodontitis-Erregern (Tannerella forsythensis-, Porphyromonas gingivalis-, Treponema denticola –Arylaminopeptidase-Nachweis). Technische Neuerungen zur ortsungebundenen Diagnostik Der unmittelbaren und breiten Einführung der POCTTechnologie stehen im Moment die Hindernisse entgegen, die auch die breitere Verwendung der Nukleinsäureamplifikation und Array-Technologie behindern. Neben der uneinheitlichen und noch unvollkommen automatisierten Materialaufarbeitung sind dies zu teure Chips und Geräte für die Reaktionsauswertung. Die Überwindung dieser Probleme im Zuge einer infektiologischen Diagnostik ist nicht trivial und / oder (zurzeit) so wenig materiell lohnend, dass die entsprechenden POCT-Geräte trotz zeitweilig anderslautender Ankündigungen seitens der Hersteller (z.B. Motorola) in nächster Zukunft noch nicht auf dem Markt erscheinen werden (Vernon et al., 2003). Ein bereits jetzt im Bereich der klinischen chemischen Diagnostik mächtiger Trend wird sich in den nächsten Jahren auch in der Medizinischen Mikrobiologie auswirken, nämlich die Miniaturisierung der diagnostischen Apparaturen, die deren Einsatz direkt am Krankenbett und auch in den Händen von Nicht-Fachärzten und NichtMikrobiologen ermöglicht (Boldt, 2003; Fermann & Suyama, 2002). Die technologische Entwicklung zu dieser als Point-ofCare-Testing (POCT) bezeichneten Diagnostik erhält ihren Vortrieb aus verschiedenen Richtungen. Für Untersuchungen in der Klinischen Chemie gibt es schon längere Zeit kleinere Laborgeräte und die passende „Trockenchemie“, die solche Untersuchungen auch in ambulanten Praxen ermöglichen. Hier eröffnen die Chiptechnologie mit den daran gekoppelten neuen Analysegeräten die Chance zur weiteren Miniaturisierung und möglicherweise auch Beschleunigung der Diagnostik und damit auch der Marktausweitung hin zu kleineren Krankenhäusern, die selber kein Labor vorhalten. Dieser Trend trifft im asiatischen Wirtschaftsraum auf eine rasch wachsende Zahl von Menschen, die sich eine aufwendige medizinische Versorgung leisten können und dabei auf Krankenhäuser angewiesen sind, in denen nur wenig Laborinfrastruktur und nur unzureichende Transportwege zu anderen gut ausgerüsteten Institutionen vorhanden sind. In dieser Situation erscheint es ökonomisch vernünftiger, bei einer verfügbaren POCTTechnologie, vorzugsweise überschaubare Geldmengen in diese anstatt in den Aufbau sehr viel teuerer Großlabors zu investieren. Daneben gibt es auch von medizinfremden Seiten wie der des (amerikanischen) Militärs handfeste Interessen zur Weiterentwicklung dieser Technologie. Hier besteht der politische Auftrag, sich auf biologische Angriffe einzustellen. Zu deren Erkennung und Abwehr bedarf es diagnostischer Apparaturen, die unter Feldbedingungen funktionieren und von unbedarften Laien bedient werden können. Als „spin-off“ solcher mit massiven finanziellem Aufwand betriebenen Entwicklungen ist die Nutzung der resultierende Geräte („hand-held devices“) und Technologien auch auf dem zivilen Markt zu erwarten. Die gegenüber diesen konventionellen Tests technisch avancierten miniaturisierten Diagnostikgeräte werden am schnellsten die Methodenfelder der Serologie und der Nukleinsäure-Nachweise erfassen. Beide Methodenfelder stehen technologisch und prozesstechnisch der Klinischen Chemie besonders nahe. In der Mehrzahl der mit diesen Methoden bearbeiteten Fälle besteht der diagnostische Prozess in einer spezifischen Fragestellung, die auf ein Material angewendet wird, eine spezielle Methode benutzt und zu einem Ergebnis kommt. Unter der Voraussetzung einer genügend hohen Rendite steht aber zu erwarten, dass die Probleme von interessierten Firmen gelöst werden. So wird z.B. für die Probenaufbereitung die „lab-on-a-chip“ Technologie, d.h. die Verkapselung des Vorrats der für die Aufbereitung notwendigen Chemikalien im Nanomaßstab auf dem Chip, etabliert (Figeys, 2002; Heigl & Hedine, 2002; Huikko et al., 2003). Die in der angestrebten Gebrauchsversion „Handy“-große Geräte und entsprechend adaptierte Chips existieren bereits für humangenetische Fragestellungen. Bei aller Euphorie über die technischen Möglichkeiten wirft das POCT auch bisher ungelöste Probleme auf. Diese betreffen die Sensitivität (Vickerman et al., 2003), Qualitätssicherung sowie die Relation zwischen ökonomischen Nutzen und Zeitgewinn. So ist zusätzlich zu den üblichen Qualitätsbestätigungen der eigentlichen Messungen für die Prozessierung des Untersuchungsmaterials direkt am Patientenbett ein gesonderter Nachweis der Validität und Reproduzierbarkeit zu erbringen. Die Argumente eines ökonomischen Vorteils und / oder Zeitgewinns durch die Messung direkt am Patientenbett sind mit Vorsicht zu betrachten, da diese nur gelten, wenn die POCT-Geräte einen dem Labor vergleichbaren Messparameterumfang aufweisen und auch jeder Station bzw. Praxis ein solches Gerät zur Verfügung steht. Organisatorische Neuerungen im Gefolge der technischen Entwicklungen Der Einsatz der neuen Technologien ist einerseits in Form besonders leistungsfähiger aber ortsgebundener Großgerä- MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 99 te und andererseits in Form der POCT-Geräte vorstellbar. Die Anschaffung der Großgeräte erfordert hohe Investitionen bzw. auf den Untersuchungspreis umzulegende Mieten. Die Kosten für die Anschaffung einzelner POCTGeräte (Motorola-Stückpreis z. Zt. ca. 8.000,- bis 10.000,€) sind vergleichsweise günstig, summieren aber zu im Moment noch nicht ansatzweise zu bemessenden Größenordnungen auf, wenn die Geräte an allen passenden Einsatzorten vorrätig gehalten werden sollen. Im ersten Fall sind die Kosten von den Diagnostischen Labors zu tragen, im letzten Fall sind sie anderen Einrichtungen innerhalb des Medizinischen Versorgungssystems zuzurechnen. Ein sinnvolles und unter den Labors der Universitätskliniken schon länger erprobtes Prozedere zum Auffangen hoher Diagnostikkosten ist die Spezialisierung im Rahmen der seltener durchgeführten Untersuchungen. Dieses Verfahren kann sehr wohl auf alle MikrobiologischDiagnostischen Labore ausgedehnt werden. Prinzipielle Voraussetzung dafür ist die Erarbeitung und Einhaltung gleicher Qualitätsstandards in solcher Art arbeitsteilig organisierten Laboren. Hierzu sind die Grundstrukturen durch die Mikrobiologisch-Infektiologische Qualitätsstandards (MIQ) -Schriftenreihe, die Qualitätssicherungs- und Leitlinien-Arbeitskreise der DGHM und durch die Laborakkreditierung gelegt. Ferner sind Material- und Fragestellungs-adäquate Transportzeiten zu garantieren. Dies schließt zurzeit einige Materialien von einer arbeitsteiligen Untersuchung aus. Mit einem zunehmenden Anteil Kultur-unabhängiger Untersuchungsverfahren kann die Bedeutung dieses Problem in den Hintergrund treten. Schließlich sind angesichts weitreichender Spezialisierungen einzelner Labors die Weiterbildungsrichtlinien für die Facharztqualifikation zu überdenken oder organisatorische Strukturen z.B. im Rahmen von vertraglich geregelten Ausbildungsverbünden zu schaffen, die die umfassende Qualifizierung der angehenden Fachkollegen ermöglichen. Die genauso notwendige breite Kommunikation und ein entsprechender Datentransfer zwischen arbeitsteilig organisierten Labors stellt bereits heute keine besondere technische Schwierigkeit mehr dar. Hier sind eher zwischenmenschliche Qualitäten wie Offenheit und Vertrauen gefragt, die z.B. durch bindende Verteilungsregelungen und Verträge auf standespolitischer Ebene gefördert werden können. Die Aussicht, dass die POCT-Diagnostik in JahrzehntFrist mikrobiologische Untersuchungen gänzlich in die Hände von Nicht-Mikrobiologen außerhalb jeglicher Labors bringen könnte, sollte für die Labors Grund genug sein, interne Zwistigkeiten hintanzustellen und sich um eine sachlich, d.h. im Sinne einer optimalen Patientenversorgung gerechtfertigte Zukunftssicherung zu kümmern. Die Aufstellung von Blutkulturautomaten in internistischen Kliniken und das Weiterreichen nur noch der im Automaten positiv gemessenen Kulturen geben den ersten Vorgeschmack auf das zu Erwartende. Die Situation wird durch die ab sofort gegebene Möglichkeit des Erwerbs einer Zusatzbezeichnung „Infektiologie“ ausschließlich für Internisten und Pädiater nicht einfacher. Tragende Argumente für den Verbleib der Mikrobiologischen Diagnostik in den Händen der dafür ausgebildeten Spezialisten sind: a) die Erfahrung mit der Qualitätssicherung bei Messun- 100 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 gen jeglicher Art, b) eine auch bei Medizinischen Mikrobiologen vorhandene und gepflegte klinisch-differentialdiagnostische Kompetenz, c) die Präsenz vor Ort, d.h. auch außerhalb der Internistischen und Pädiatrischen Kliniken, d) das Angebot einer integrativen Beratung nicht nur zur Diagnostik und anti-infektiösen Therapie sondern auch zur umfassenden Prävention z.B. im Sinne der Krankenhausund Umwelthygiene sowie e) entsprechende Kontroll- und Task-Force-Einsätze. Ferner ist beim Einsatz der POCT-Diagnostik zu hinterfragen, inwieweit diese tatsächlich einen Zeitvorteil für die Versorgung einzelner Patienten sowie einen ökonomischen Vorteil für das gesamte Gesundheitsversorgungssystem bringt. Einfluss ökonomischer Grenzen und politischer Vorgaben auf die Mikrobiologische Diagnostik Wie bisher auch muss bei zukünftig im Labor einzuführende Diagnostikmethoden geprüft werden, inwieweit diese Methoden selbst flexibel gegenüber verschiedenen Materialien und Fragestellungen sowie unterschiedlichen Serienlängen sind, robust bezüglich Bedienungsfehlern, Kontaminationen, Lagerbedingungen und störenden Umgebungsparametern sind und ferner kosteneffizient, also z.B. einfach bedienbar, wenig zeitaufwendig, in jedem Schritt automatisierbar sowie Elektronik- statt Chemiebzw. Optik-basiert sind. Schließlich ist auch zu beurteilen inwieweit sich die zugehörigen Apparaturen und die Datenverarbeitung bequem in das bestehende System der Arbeitsverteilung zwischen dem Personal und den einzelnen Arbeitsplätzen, der vorhandenen apparativen Struktur und der EDV in dem speziellen Labor einpassen lassen. In Zukunft wird auch die Kompatibilität mit papierlosen Anforderungs- („order-entry“) Systemen und mit der direkten EDV-Datenübermittlung an den auftraggebenden Fachkollegen - beides zentrale Faktoren zur Beschleunigung der Auftragsbearbeitung - eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung spielen. Bei vielen dieser Entscheidungen bestand bisher die Möglichkeit, zwischen Angeboten kommerzieller Unternehmen und Eigenentwicklungen zu wählen. Im Bereich der Nukleinsäureamplifikation wurden einigen Labors beim Einsatz von Eigenentwicklungen von bestimmten Anbietern Lizenzgebühren abverlangt bzw. mit patentrechtlichen Konsequenzen gedroht. Das seit Dezember 2003 geltende Medizinproduktegesetz weitet die rechtliche Gratwanderung beim Einsatz von kostensparenden Eigenentwicklungen aus, weil die dadurch generierten Diagnosen im Rahmen der „Disease-related grouping“ (DRG) -Regelung (s. u.) gegenüber den Krankenkassen kostenwirksam sind. Jegliche so wirksamen Messverfahren in der Patientenversorgung bedürfen seit Dezember 2003 laut dem Medizinproduktegesetz einer von einzelnen Labors nicht leistbaren CE-Zertifizierung. Gleichzeitig werden viele inzwischen wohlerprobte Eigenentwicklungen nicht von kommerzieller Seite übernommen und weiterentwickelt, weil die Diagnostikafirmen zu Recht oder Unrecht einen unzureichenden Ertrag erwarten. Hier wirkten bisher die finanzverteilenden Institutionen im Gesundheitswesen als Bremse, indem über ungenügende Abrechnungsmöglich- keiten mögliche Investitionen für Diagnostikahersteller unattraktiv blieben, dabei aber auch keine Konkurrenzsituationen mit preismindernden Effekten aufkamen. Allerdings stellen sich angesichts der aktuellen Reduktionen der Krankenhausfinanzierung durch die Krankenkassen und weiterer zu erwartender Finanzierungseinbrüche für die Laborleistungen von bis 40 % bei vollständigem Wirksamwerden der DRG-Regelung in absehbarer Zukunft nicht die Entscheidungsprobleme, welche neue Technologie eingeführt werden könnte, sondern welche der etablierten und bewährten Methoden trotz besseren Wissens abzuschaffen sein wird. Womöglich wird diese akute ökonomische Zwangslage rascher zu einer Klärung der Aufgabenverteilung zwischen einzelnen Labors bzw. zwischen Labors und Kliniken führen, als dies durch auch an medizinischen Notwendigkeiten orientierte Verhandlungen bewirkt werden könnte. Trotzdem sollte es das konstante Bestreben der Mikrobiologischen Diagnostik sein, die Prinzipien der Evidenzbasierten Medizin jederzeit auch auf die eigene Tätigkeit anzuwenden. Noch gibt es viel zu wenige Studien, die sich mit dem Benefit der Patienten von einer fundierten, rasch erbrachten und mit kompetenten Empfehlungen arbeitenden Mikrobiologischen Diagnostik beschäftigen. Auch die Auswirkung einer solchen Diagnostik auf die Gesamtkosten kleinerer und größerer Gesundheitsversorgungseinheiten und die Prävention von Infektionskrankheiten in kleineren und größeren Arealen bedürfen einer forcierten wissenschaftlichen Auswertung. Dabei könnten solche Studien an einigen Stellen das eigene Weltbild zurechtrücken, wenn wir erkennen, dass einige der für unverzichtbar gehaltenen und lieb gewonnenen diagnostischen Leistungen den kranken Patienten nicht im notwendigen Maße profitieren lassen. Mit den tatsächlich verzichtbaren und unverzichtbaren Anteilen unserer Arbeit vor Augen lässt es sich in den primär Kosten-bestimmten Auseinandersetzungen um die Notwendigkeit der Mikrobiologischen Diagnostik erst Recht überzeugend argumentieren und für die Einführung des geschilderten technischen Fortschritts im Sinne der Patienten kämpfen. Literaturverzeichnis Anthony RM, Brown TJ, French GL (2001) DNA array technology and diagnostic microbiology. Expert Rev Mol Diagn 1 : 30-8 Boldrick JC, Alizadeh AA, Diehn M, et al. (2002) Stereotyped and specific gene expression programs in human innate immune responses to bacteria Proc Natl Acad Sci USA 99: 972-9 Boldt J (2003) Point of care (POC) monitoring in anesthesia and intensive care – an overview of available POC systems. Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 38: 158-64 Brandenburg A, Braun A, Hoffmann C (2002) Schnelle DNA-Analyse: Reader-Systeme für medizinische Forschung und Diagnostik. 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Von der Entdeckung des HIV und der Erkrankung AIDS bis heutzutage, hat das Krankheitsbild AIDS, wie auch unterschiedliche Stadien der HIV-Seropositivität, einen großen Wandel durchlaufen. Dieses liegt nicht zuletzt an der Tatsache, dass sich letztendlich an der HIV-Infektion per se eigentlich die wenigsten Krankheitssymptome festmachen lassen. Opportunistische Folgeerkrankungen prägen das klinische Bild und oft auch den letztendlich möglicherweise fatalen Ausgang. Aufgrund therapeutischer Fortschritte, sowohl bezüglich der opportunistischen Begleiterkrankungen, wie auch der Fortschritte in der antiviralen Chemotherapie der HIV-Erkrankung, nimmt diese oft epidemiologisch, über die Zeit betrachtet, eine chamäleonartige Gestalt an. So ist es nicht verwunderlich, dass auch das kardiovaskuläre System betroffen sein kann. Diesem speziellen Aspekt widmet sich das hier besprochene Buch. Neuere Erkenntnisse belegen, dass eine HIV-Infektion auch Auswirkungen auf das Herz-/Kreislaufsystem haben kann, wie beispielsweise Kardiomyopathien, Koronare Herzkrankheit, kardiale Neoplasien, sowie Endo- und/oder Perikarditiden. Außerdem haben neue, innovative und effiziente Therapieansätze der HIV-Infektion („Highly Active Antiretroviral Therapy“ / „HAART“) oft kardiale und metabolische Nebenwirkungen, die sich insbesondere als Lipodystrophien, Lipoatrophien, Dyslipidämien und zudem mit erhöhter Insulinresistenz präsentieren. Dieses hat über die oft lange Dauer der Therapie selbstverständlich Auswirkungen auf das kardiovaskuläre System mit beispielsweise einem Anstieg der Häufigkeit von apoplektischen Insulten und Koronarer Herzkrankheit. Was HAART betrifft: Was wirkt, wirkt leider oft auch neben; wie ein „alter“ Lehrer der Pharmakologie dem Rezensenten schon vor Jahrzehnten im Medizinstudium bereits „predigte“. Die Ursachen von Kardiomyopathien sind vielfältig und häufig oft noch nicht hinlänglich bekannt. Neben unterschiedlichen anderen „kardiomyotropen Viren“ (z.B. Coxsackie-, Echo-, Adeno-, Cytomegalie und Epstein-Barr-Virus) gerät das HIV-(1) Virus zunehmends in das „Rampenlicht“ potentieller „kardiomyotroper Viren“. Hinzu kommen aus kardiologischer Sicht erschwerend die kardiovaskulären Nebenwirkungen der HAART, so dass jeder HIVpositive-/AIDS-Patient als Patient mit signifikant erhöhten kardialen Risikofaktoren angesehen werden muss. Das Hauptaugenmerk legt dieses Buch auf direkt mit der HIVInfektion assoziierten kardiovaskulären Erkrankungen, wie auch auf kardiovaskuläre und metabolische Komplikationen, die mit den aggressiven, chemotherapeutischen Ansätzen der innovativen HIV-Therapie (HAART) verbunden sind. Im ersten Teil dieses Buches werden die Epidemiologie, Pathogenese und molekularbiologische Rationale HIV-assoziierter, kardiovaskulärer Erkrankungen, die pulmonale Hypertonie, Lipodystrophie und HAART-assoziierte, metabolische Krankheitsbilder besprochen. Der zweite Teil des Buches beschäftigt sich vornehmlich mit klinischen und therapeutischen Ansätzen bezüglich HIV/HAART-assoziierter Atherosklerose, Koronarer Herzkrankheit, apoplektischen Insulten, Vaskulitiden und pulmonaler Hypertension. Ein besonderes Augenmerk wird hierbei auch auf die Pädiatrie gelegt, Besonderheiten kardiochirurgischer Interventionen bei HIV-positiven Patienten, sowie auf die Vorsorge und Begleitung HAART-assoziierter Krankheitsbilder. Außerdem werden Arzneimittelwechselwirkungen zwischen HAART und häufig, im kardiovaskulären Therapiesegment eingesetzten Arzneimitteln klinisch und pharmakologisch analysiert und aufgezeigt. Das Buch besteht aus 17 Kapiteln zuzüglich Vorwort, sowie Autoren- und Inhaltsverzeichnis und ist in die zwei oben genann- 102 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 ten Hauptteile unterteilt. Zur besseren Information des Lesers findet sich im Folgenden die Auflistung der einzelnen Kapitel dieses Buches: ALLGEMEINE ÜBERSICHT: HAART and cardiology – Current controversies and consequences (C. Hoffmann, H. Jaeger). EPIDEMIOLOGY, PATHOGENESIS AND MOLECULAR BIOLOGY: Evolution of the involvement of the cardiovascular system in HIV infection (G. Barbaro); Cardiovascular pathology in AIDS (E.C. Klatt); Pathogenesis of HIV-associated cardiovascular disease (G. Barbaro); The pathogenesis of HIV-associated pulmonary hypertension (E.S. Klings, H.W. Farber); Pathogenesis of the HAART-associated metabolic syndrome (G.M.N. Behrens, M. Stoll, R.E. Schmidt); HIV-associated lipodystrophy: pathogenesis and clinical features (G. Barbaro). CLINICAL AND THERAPEUTIC INSIGHTS: Assessment of autonomic and cardiovascular function in HIV disease (K.A. Brownley, B.E. Hurwitz); Atherosclerosis and HIV infection: Diagnosis and treatment (V. Mooser); Coronary heart disease in HIV-infected individuals (D. Vittecoq, L. Escaut, M. Merad, E. Teicher, J.J. Monsuez, G. Chironi); Coronary artery disease and stroke in HIV-infected patients: Prevention and pharmacological therapy (F. Boccara, A. Cohen); Vasculitis syndromes in HIVinfected patients (G. Barbaro); HIV-associated pulmonary hypertension: Diagnosis and treatment (K.M. Burkart, H.W. Farber); HIV-associated cardiovascular complication in HIV-infected children (D. Bonnet); Cardiac surgery in the patient with Human Immunodeficiency Virus (R.W.M. Frater, M. Comacho, M. Frymus, R. Soeiro, B.S. Zingman); Guidelines for the prevention and management of cardiovascular complications in HIVinfected patients receiving HAART: The Pavia Consensus Statement. APPENDIX: Interactions between antiretroviral agents and drugs commonly used to treat cardiovascular diseases according to the Pavia Consensus Statement (G. Barbaro). Das Buch wurde von international ausgewiesenen Experten der einzelnen Fachgebiete erstellt, wobei der Herausgeber dieses Bandes, Giuseppe Barbaro (Rom), ebenfalls viele exzellente Beiträge leistete. Prima vista ästhetisch eventuell nicht jeden direkt ansprechend, möglicherweise leicht „chaotisch“ und etwas gewöhnungsbedürftig ist vielleicht das Titelbild auf dem Einband-Deckel. Eine Abbildung eines Sektionspräparates des Herzens, eine histopathologische Abbildung in saftig sattem Grün und ein biochemisch/molekularbiologisches „flow-chart“: Alle drei ineinander geschachtelt. Hier wird der große Bogen von der Sektion bis hin zur molekularen Genese gespannt, aber das ist es auch. Dieses, vom Rezensenten persönlich als etwas unglücklich ausgewählt angesehene „Titelbild-Ragout“ erscheint dem einen oder anderen Leser vielleicht etwas lustig, was dieses absolut exzellente Buch an sich jedoch in keinerlei Hinblick berührt. Zusammenfassend ist das Buch absolut „up to date”, füllt ein wissenschaftlich und klinisch hoch relevantes „Nischenthema“, und ist im Hinblick auf wissenschaftliche, wie auch direkt klinisch relevante Aspekte sehr ausgewogen. Es richtet sich als umfassendes „Übersichtswerk“ einerseits an Wissenschaftler der biomedizinischen Wissenschaften, die mit diesem interdisziplinären Themenkomplex betraut sind. Zudem ist es eine wertvolle, interdisziplinäre Informationsquelle für den Kardiologen, allgemeinen Internisten, Infektiologen und Medizinischen Mikrobiologen und Infektionsepidemiologen. Da pharmakologischen Aspekten in vielen Kapiteln ebenfalls eine zentrale Bedeutung zukommt, hat dieses Buch auch einen hohen Wert für die Pharmakologie. Ferner: Bei der exzellenten Aufmachung - das Buch enthält sogar mehr als zehn, didaktisch gut ausgewählte Farbabbildungen -, kann dieses Buch neben seiner hohen Aktualität und Relevanz auch vom PreisLeistungsverhältnis her wirklich dem oben skizzierten Leserkreis nur empfohlen werden! Aufgrund der relativ kurzen „Halbwertszeit des Wissens“ auf diesem Gebiet mit stetig neuen Erkenntnissen bezüglich der Kardiomyotropie von HIV sowie der Fortschritte im HAART-Regime, erscheint dem Rezensenten eine revidierte und ergänzte Neuauflage dieses Bandes mittelfristig gesehen als empfehlenswert und relevant. A. Schmidt, Witten/Herdecke FALLBERICHT Giardia lamblia – seltene Ursache eines therapierefraktären Analekzems Pietro Nenoff 1, Kathrein Wichmann 2 & Jürgen Herrmann 1 1 Laboratorium für Medizinische Mikrobiologie, Mölbis 2 Hautarztpraxis, Leipzig Zusammenfassung Einleitung Ein 36jähriger Mann litt an einem therapierefraktären, stark juckenden Analekzem. Eine Stuhluntersuchung auf Pilze erbrachte als zufälligen Nebenbefund massenhaft vegetative Formen des Darmparasiten Giardia lamblia sowie die hochinfektiösen Lamblienzysten. Eine Behandlung mit Metronidazol per os war - im Gegensatz zu allen vorausgehenden frustranen Lokaltherapien - erfolgreich. Das Analekzem ist eine sehr häufige proktologische Erkrankung. Es handelt sich nicht um eine Krankheit sui generis, sondern letztlich um eine Begleiterscheinung unterschiedlicher dermatologischer, allergologischer mikrobiologischer und proktologischer Zustände bzw. Faktoren (19). Dazu zählen das allergische Kontaktekzem – neuerdings gefunden auch auf Toilettenpapier -, irritativtoxische oder kumulativ-toxische Ekzeme – hier ist u. a. auch an eine Irritation durch Stuhl bei Inkontinenz zu denken -, atopisches Ekzem, das vulgäre Ekzem bei Hämorrhoiden, Psoriasis inversa, anale Kandidosen und die perianale Streptokokkendermatitis durch ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A. Lamblien (Giardia lamblia/Giardia intestinalis) verursachen in der Regel eine akute oder chronische Diarrhoe. Kutane Manifestationen sind extrem selten, wenn, dann treten sie als Folge eines infektallergischen oder allergologischen Geschehens im Sinne einer Urtikaria, von Pruritus und auch eines atopischen Ekzems auf. Bisher nicht beschrieben wurde die Verursachung eines therapierefraktären chronischen Analekzems durch Lamblienbefall des Intestinums. Auf einen kausalen Zusammenhang zwischen intestinaler Parasitose und Analekzem muss hier aufgrund des mikroskopische Nachweises von Lamblienzysten sowie von Giardia lamblia-Antigen im Stuhl mittels Elisa und ex juvantibus wegen des Therapieerfolges mit Metronidazol geschlossen werden. Summary A 36 years old man presented with a strongly pruritic anal eczema without any response to different ointment preparations. Examination of the faeces for yeast colonization surprisingly revealed the occurrence of Giardia cysts and Giardia trophozoite forms. Treatment was given in the form of metronidazole per os 250 mg three times daily for 7 days, and the cutaneous lesions of the anal eczema resolved in a few weeks. Giardia lamblia (Giardia intestinalis) are enteroparasites and produce gastrointestinal symptoms such as acute and chronic diarrhoea. Cutaneous manifestations which are associated with giardiasis occur extremely rarely. Hitherto, the following signs have been described: urticaria, angioedema, mouth ulcers, pruritus, and atopic dermatitis. Until now, there is no further report on anal eczema caused by intestinal giardiasis. We considered that the here described cutaneous manifestation of an anal eczema was secondary to the associated gastrointestinal infection due to Giardia lamblia cysts and trophozoite forms, as they cleared with specific treatment by metronidazole. Giardia (G.) lamblia oder G. intestinalis ist ein intestinaler begeißelter Parasit, ätiologisch bedeutsam für eine mit Diarrhoe einhergehende Enteritis. Bisher wurde noch nie über den Zusammenhang einer intestinalen Giardose und eines Analekzems berichtet. Patientenbeschreibung Anamnese Der 36jährige Mann litt seit mehr als einem Jahr an einem chronischen Analekzem sowie einer Proktitis. Es bestand eigenanamnestisch keine atopische Hautdiathese, darüber hinaus gab es keinen Hinweis auf eine Rhinitis allergica oder ein allergisches Asthma bronchiale. Die dermatologische Behandlung umfasste die lokale Verabreichung von glukokortikoidhaltigen Externa, u. a. Prednicarbat (Dermatop), jedoch auch Clotrimazol/Betamethason-17,21-dipropionat-(Lotricomb) sowie E. coli-Extrakt (Posterisan) und einem Kombinationspräparat aus Hamamelisrinden-Fluidextrakt, basischem Bismutgallat und Benzocain (Eulatin-Salbe). Trotz leichter Linderung persistierte die juckende Dermatose im Sinne eines chronischen Analekzems. Befund Perianal waren erythematöse, exkoriierte Papeln erkennbar, speziell in der Rima ani erschienen die Läsionen erosiv-nässend, z. T. jedoch auch schuppend. Der Juckreiz trat schubweise auf, unabhängig von der Tageszeit. Labordiagnostik Kleines sowie Differenzialblutbild: Thrombozyten 382 Gpt/l (NB 100-350 Gpt/l), sonstige Parameter inklusive MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 103 Eosinophile im Normbereich. Diskussion Eine Stuhluntersuchung ursprünglich mit dem Zielauftrag auf Pilze wurde im Labor, da das Material auffällig, sprich dünnflüssig war, erweitert in Hinblick auf Würmer, Wurmeier und Parasitenzysten mittels einfachem LugolPräparat sowie dem speziellen parasitologischen Anreicherungsverfahren, der sog. MIFC (Merthiolate-IodineFormaldehyde-Concentration)-Methode. Neben Sprosspilzen fielen massenhaft 10 bis 14 µm im Durchmesser betragende ovoide, z. T. auch runde dünnwandige Zysten auf. Diese hatten – nicht durchgehend gut erkennbar – in der Regel vier Zellkerne (Abb.1). Giardia lamblia (Lamblien) ist ein begeißeltes Protozoon mit weltweitem Vorkommen, jedoch mit Schwerpunkt in tropischen und subtropischen Ländern. Dessen ungeachtet ist auch in Deutschland mit diesem einzelligen Darmparasiten zu rechnen. So wurden dem Robert-Koch-Institut in Berlin für das Jahr 2001 insgesamt 3901 Patienten mit G. lamblia-Infektion (Enteritis) gemeldet (5). Eine beträchtliche Dunkelziffer ist unbedingt zu berücksichtigen. Die vegetative Form der Lamblien stellen die drachenoder birnenförmigen Trophozoiten dar, welche sich mit ihrer konkaven Bauchseite bzw. der sog. Haftplatte an den Mikrovilli der Darmepithelien anheften (12). Diese vegetative Form der Lamblien kann im Freien, außerhalb des Wirtes, nicht überleben. Der Trophozoit, welcher charakteristischerweise zwei große, augenähnliche Kerne sowie acht Geißeln aufweist, entzystiert im Darm. Die vier Kerne enthaltenden infektiösen Zysten werden mit dem Stuhl ausgeschieden. Demzufolge kommt es zur Verbreitung der Parasitenzysten durch fäko-orale Übertragung, u. a. auch indirekt über kontaminiertes Trinkwasser. Eindrucksvoll ist ein soeben erschienener Bericht über die hohe Lamblien-Durchseuchung von Kindern, die im südamerikanischen Kolumbien nach einem Erdbeben in provisorischen Camps unter schlechten hygienischen Verhältnissen untergebracht sind. Infektionsweg war dort kontaminiertes Wasser, wobei interessanterweise die Lamblien durch Chlorierung des Wassers nicht abgetötet werden (10). Abbildung 1: Zysten von Giardia lamblia im Stuhl bei einem Patienten mit Analekzem. Birnenförmige Lamblienzyste mit vier Zellkernen. Anreicherungsverfahren aus Stuhl zum Parasitennachweis: MIFC (Merthiolate-Iodine-FormaldehydeConcentration)-Methode. Zusätzlich war mit dem Enzymimmunoassay Ridascreen® Giardia (Firma r-biopharm GmbH Darmstadt) G. lambliaAntigen im Stuhl nachweisbar mit einer stark positiven Reaktion. Kulturell ließ sich geringes Wachstum sowohl von Candida albicans, als auch Geotrichum candidum auf Sabouraud 4%-Glukose-Nährboden feststellen. Therapie Nach Kenntnis des parasitologischen Befundes wurde per os mit Metronidazol (Vagimid 250-Tbl., 3 x täglich 250 mg über 7 Tage) behandelt. Lokal wurde wiederum wie zuvor Lotricomb-Creme verwendet. Unter dieser kombinierten antiparasitologischen und lokal antientzündlichen und antimykotischen Therapie heilte das Analekzem innerhalb von wenigen Tagen dauerhaft ab. Die begleitende leichte Diarrhoe sistierte ebenfalls. Bei Kontrolluntersuchungen nach Behandlung waren keine Lamblien mehr nachweisbar. 104 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 Eine aktuelle „Case-control study“ aus dem Südwesten Englands weist Risikofaktoren für eine sporadisch auftretende Giardiasis auf: verschlucktes Wasser beim Schwimmen, Kontakt zu frischem Wasser bei Freizeitaktivitäten, Trinken von behandeltem Leitungswasser sowie Salatessen waren signifikant assoziiert mit einer Darminfektion durch Lamblien (17). Des Weiteren sind Schmierinfektionen zwischen Kindern oder vom Kind über die Windel zur Mutter möglich. Nicht zuletzt kommt es bei genitoanalen Sexualpraktiken ebenfalls zur Übertragung. Die G. lamblia-Enteritis ist durch unspezifische Abdominalbeschwerden gekennzeichnet, u. a. kommt es nach einer Inkubationszeit von wenigen Tagen bis mehreren Wochen zu Abgeschlagenheit, Übelkeit, krampfartigen Bauchschmerzen, Auftreibungen des Abdomens, Flatulenz sowie Diarrhoen wechselnder Intensität. Die Stuhlbeschaffenheit variiert von wässrig, voluminös bis schaumig, ist jedoch nicht eitrig und selten blutig. Lora-Suarez et al. (10) fanden eine signifikante Assoziation zwischen nachgewiesenen Zysten und Schleim im Stuhl. Die Infektion kann in ein chronisches Stadium übergehen mit dauerhafter, zumindest über Wochen und Monate anhaltender Ausscheidung der hochinfektiösen Lamblienzysten. Die Enteritis wird gelegentlich von einer Proktitis begleitet. Eine perianale Dermatitis bei intestinaler GiardiaInfektion lässt sich einerseits durch die direkte Parasiteneinwirkung, andererseits jedoch auch durch Mazeration der perianalen Hornschicht mit Mazeration und Schädigung der epidermalen Barriere aufgrund der wiederholten, teils dünnflüssigen, teils schleimigen Durchfälle erklären (13). Durch die antiparasitäre Behandlung mit Metronidazol in der empfohlenen Dosierung von 250 mg dreimal täglich über sieben Tage wurde anhaltende Beschwerdefreiheit erreicht. Zum Therapieerfolg hat wahrscheinlich auch die lokale Applikation der Betamethason/ Clotrimazol-haltigen Creme beigetragen. Es soll jedoch unterstrichen werden, dass diese alleinige Behandlung bereits zuvor keinen Erfolg hatte. Intestinale Parasiten kommen auch als Auslöser von Juckreiz der Haut sowie Urtikaria in Frage. Pönnighaus et al. (14) berichteten über einen afrikanischen Patienten aus dem Senegal mit Pruritus ohne zugrundeliegende Hauterkrankung infolge einer Infestation durch Hakenwürmer (Ancylostoma duodenale bzw. Necator americanus), bestätigt durch einen Behandlungserfolg mit Mebendazol. Dem entspricht auch die Erfahrung und Praxis der Fokussuche bei chronisch-rezidivierender Urtikaria in Bezug auf intestinale Parasiten, hier vor allem Würmer, wie Madenwürmer bzw. Oxyuren (Enterobius vermicularis) oder Spulwürmer (Ascaris lumbricoides). Kutane Läsionen im Zusammenhang mit einer LamblienInfektion wurden selten beschrieben, wenn, dann als Folge eines infekt-allergischen Geschehens bzw. einer IgEvermittelten Reaktion. Bierman sah eine Assoziation von Varizellen-förmigem Ausbruch, Vaskulitis, spontanem Abort; Lamblieninfektion sowie Eosinophilie (1). Kürzlich berichteten Sánchez-Carpintero und VázquezDoval (15) über zwei Patienten mit Giardien-Infektionen und dadurch bedingten Hauterscheinungen. Einmal kam es zu generalisiertem Pruritus und papulovesikulären Läsionen mit histologisch nachweisbarer subepidermaler Spalt-, respektive Blasenbildung, vorzugsweise am Abdomen, den Leisten und dem Skrotum, jedoch auch vereinzelt an Oberschenkeln und Oberkörper. Zum anderen entwickelte sich bei einem 26jährigen eine Spätmanifestation eines atopischen Ekzems an den Prädilektionsstellen (Beugen), außerdem trat perianaler Pruritus, jedoch ohne ekzematöse Veränderungen auf. Weitere in Assoziation mit G. lamblia beschriebene kutane Manifestationen sind Urtikaria und möglicherweise ein Angioödem (2, 3, 8, 9, 18). Darüber hinaus wurden berichtet: Mundschleimhautulzerationen (7), Pruritus (6, 16) und atopisches Ekzem (11). Eine Studie aus dem Jahr 1997 von Di Prisco et al. (4) belegt den möglichen Zusammenhang zwischen G. lamblia und allergischen Symptomen. So ist es wahrscheinlich, dass eine derartige Protozoeninfektion die Sensitivität gegenüber Nahrungsallergenen verstärkt, was letztlich auf einer Steigerung der Antigenpenetration durch die Lamblien-geschädigte Darmschleimhaut beruht. Lamblien verursachen eine akute oder chronische Diarrhoe, können jedoch auch – wie bei dem vorgestellten Patienten – wenngleich selten, ein therapierefraktäres chronisches Analekzems unterhalten. Auf einen kausalen Zusammenhang zwischen intestinaler Parasitose und Analekzem kann hier aufgrund des Therapieerfolges mit Metronidazol geschlossen werden. Literatur 1. Bierman SM (1972) Varicelliform eruption, vasculitis, spontaneous abortion, giardiasis and eosinophilia. Arch Dermatol 106, 122-123. 2. Chirila M, Panaitescu D, Capraru T (1981) Frequency of Giardia lamblia in certain allergic syndromes. Med Intern 19; 367-372 3. Clyne CA, Eliopoulus GM (1989) Fever and urticaria in acute giardiasis. Arch Intern Med 149; 939-940. 4. Di Prisco MC, Hagel I, Lynch NR, Barrios RM, Alvarez N, Lopez R (1997) Possible association between giardiasis and allergy in Venezuelan children. Australas J Dermatol 38 (Suppl 2) 105. 5. Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch Institutes, Nr. 11 vom 15.3.2002, S. 96 6. Goobar JP (1977) Joint symptoms in giardiasis. Lancet i: 1010-1011. 7. Grant SC, Harrington CI, Harris SC (1989) Aphthous ulceration as a presentation of Giardia lamblia infection. Br Dent J 166; 457. 8. Hamrick HJ, Moore GW (1983) Giardiasis causing urticaria in a child. Am J Dis Child 137; 761-763. 9. 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Kathrein Wichmann Hautärztin/Allergologie Funkenburgstraße 2 D-04105 Leipzig Tel. 0341-9802632 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 105 QUALITÄTSSICHERUNG "Bakteriengenom-Nachweis PCR / NAT": Auswertung des aktuellen Ringversuchs von INSTAND e.V. zur externen Qualitätskontrolle molekularbiologischer Nachweisverfahren in der bakteriologischen Diagnostik Udo Reischl, Norbert Lehn, Hans Wolf Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Klinikum der Universität Regensburg Eberhard Straube Institut für Medizinische Mikrobiologie, Klinikum der Friedrich-Schiller Universität Jena Nachdem die erste Runde dieser neuen Ringversuchs-Serie im April 2003 sehr erfolgreich verlaufen ist, wollen wir hier auch für Kolleginnen und Kollegen, die noch nicht an diesen Ringversuchen teilgenommen haben, die Ergebnisse der aktuellen Ringversuche für den NAT-gestützten Nachweis von Chlamydia trachomatis, Bordetella pertussis, Helicobacter pylori, EHEC / STEC, sowie Borrelia burgdorferi sensu lato darstellen und kurz diskutieren. Für nähere Informationen über die Zusammensetzung der Ringversuchsproben, dem Sinn und Zweck dieser neuen Möglichkeit zur externen Qualitätskontrolle im Umfeld der Nukleinsäurediagnostik sowie zu den Eckdaten unseres dynamischen Ringversuchskonzepts sei hier auf unsere Veröffentlichung in der August-Ausgabe dieser Zeitschrift verwiesen (13. Jahrgang, Heft 4, Seiten 149-156). Gerne werden wir hier auch weiterhin in regelmäßigen Abständen und in ähnlicher Form über die Auswertung und Analyse der zukünftigen Ringversuche berichten. Wie bei allen anderen Ringversuchen erfolgt die Anmeldung zu ausgewählten Teilen der Reihe "BakteriengenomNachweis (PCR / NAT)" über das Institut für Standardisierung und Dokumentation im Medizinischen Laboratorium (INSTAND e.V.), Düsseldorf (www.instand-ev.de). Nach Abschluss des jeweiligen Ringversuchs werden die Ergebnisse der einzelnen Teilnehmer dort zentral erfasst und anhand von individuellen Bewertungskriterien werden die schriftlichen Zertifikate erstellt. Eine Analyse der Ringversuchsergebnisse in ähnlicher Form ist bereits jedem der angemeldeten Teilnehmer als Anlage zu diesem Zertifikat zugegangen. Zusätzlich stehen für diesen und für alle folgenden Ringversuche eine Reihe weiterer Informationen (wie die anonymisierten Ergebnisse der einzelnen Sollwertlaboratorien oder die entsprechenden Ergebnisse unserer quantitativen real-time PCR Testsysteme) auch im Internet unter “www.udo-reischl.de“, Unterpunkt "INSTAND-Ringversuche (PCR / NAT)", als pdf-Files zum download bereit. Wie bereits im Vorfeld dieses Ringversuchs allen registrierten Teilnehmern von INSTAND e.V. mitgeteilt wurde, werden wir ab April 2004 unser ursprüngliches PCR / NAT-Ringversuchs-Programm auf vielfachen Wunsch aus dem Kollegenkreis zusätzlich um die folgenden 3 Parameter erweitern: 106 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 RV 430: Neisseria gonorrhoeae & Chlamydia trachomatis RV 436: Legionella pneumophila RV 437: Salmonella enterica RV 438: Listeria spp. Bereits im Rahmen der aktuellen Ringversuchs-Runde haben wir RV 430, RV 436, RV 437 und RV 438 als "Studie" mitgeführt um bei der Konfektion des Probenmaterials schon etwas Erfahrung gewinnen zu können. Nach den durchwegs positiven Erfahrungen mit den Proben des ersten Ringversuchs wollten wir bei der Konzeption der weiteren Probensets auch ein paar Proben mit relativ niedriger Menge an den entsprechenden Zielorganismen einschließen. Diese zum Teil sogar als "grenzwertig positiv" zu bezeichnenden Proben sollten aber lediglich orientierenden Charakter haben und wurden bei der endgültigen Ringversuchsauswertung zur Erteilung der Zertifikate diesmal nicht als "falsch negativ" bewertet. Als Richtwert für die Bewertung von Ringversuchsergebnissen gilt nach wie vor das 50- bis 100-fache der unteren Nachweisgrenze durchschnittlich sensitiver PCR-Protokolle unter Standardbedingungen (50 µl Reaktionsansätze, 35 PCR-Zyklen, gut evaluierte Primersequenzen). Um die Leistungsfähigkeit von diagnostischen Testsystemen zum Bakteriengenomnachweis mittels PCR oder anderen Nukleinsäureamplifikationstechniken (NAT) darzustellen ist jedoch auch bei den zukünftigen Ringversuchen ein gewisses "Herantasten" an die unteren Nachweisgrenzen von einzelnen Methoden geplant. In diesem Zusammenhang stehen jetzt jedenfalls für B. pertussis (Probe #32202), H. pylori (Probe #32302), B. burgdorferi (Probe #32503), L. pneumophila (Probe #32601) und für Salmonella enteritidis (Probe #32702) standardisierte Probensets zur Verfügung, die zumindest im Rahmen der Testentwicklung bzw. Testoptimierung als wertvolle Sensitivitätsmarker dienen können. Bei Bedarf können Sie Rückstellproben dieser Probensets gerne über den Ringversuchsleiter nachbestellen (natürlich nur solange unser Vorrat reicht). In bewährter Form werden im Folgenden die Ergebnisse der jeweiligen erregerspezifischen Ringversuche dargestellt. Tabelle 1 zeigt dabei jeweils die Probenzusammensetzung und das erwartete Ergebnis. Die von den einzelnen Teilnehmern mitgeteilten Ergebnisse werden in Tabelle 2 nach der Häufigkeit der Mitteilung von positiven oder negativen Ergebnissen und in Tabelle 3 nach der absoluten Anzahl der richtig positiven und richtig negativen Ergebnisse sowie deren prozentualem Anteil (Befundhäufigkeit) je Amplifikationssystem bzw. Testkonzept aufgeschlüsselt. Eine weitergehende Aufschlüsselung nach den einzelnen Kategorien der DNA-Extraktion, Amplifikation, Detektion sowie den jeweils verwendeten Zielsequenzen erschien bei diesem Ringversuch aufgrund der relativ hohen Richtigkeitsquote unter den positiven Proben wenig sinnvoll. Die individuellen Angaben der einzelnen Teilnehmer zur Testdurchführung werden jedoch systematisch erfasst und bleiben für retrospektive Analysen verfügbar. Erwartungsgemäß waren auch im Rahmen des hier diskutierten Ringversuchs einige Auffälligkeiten hinsichtlich der Spezifität und Sensitivität von bestimmten Testkonzepten und der für den Nachweis verwendeten Zielsequenzen zu beobachten. Diese Aspekte sind bei der Auswertung des jeweiligen Ringversuchs aufgeführt und auch kurz diskutiert. RV 430: Neisseria gonorrhoeae & Chlamydia trachomatis Auf vielfachen Wunsch haben wir unser RingversuchsProgramm um ein STD-Panel, d.h. eine Kombination aus Gonokokken und Chlamydia trachomatis erweitert. Die relativ hohe Menge an Zielorganismen in den positiven Proben und die Verfügbarkeit gut evaluierter und z.T. automatisierter NAT-gestützter Analysesysteme für beide Zielorganismen führte hier zu hohen Richtigkeitsquoten sowohl für positive als auch für negative Befunde. Inhibitionsereignisse wurden nur von einem Teilnehmer bei einer der 4 Proben beobachtet. Unter den von 47 Teilnehmern mitgeteilten 188 NAT-Ergebnissen fanden sich für Chlamydia trachomatis insgesamt 13 falsch-positive Ergebnisse (die vermutlich durch laborinterne Kontaminationsereignisse hervorgerufen wurden) und nur 1 falschnegatives Ergebnis. Im Rahmen des NAT-gestützten Gonokokken-Nachweises wurden insgesamt 8 falsch-positive Ergebnisse und 11 falsch-negative Ergebnisse mitgeteilt. Aufgrund der relativ hohen Erregermenge von beiden Zielorganismen in den jeweiligen Ringversuchsproben sind falsch-negative Ergebnisse hier nicht mit "marginalen" Sensitivitätsproblemen der einzelnen Testsysteme zu begründen. Sie sind vielmehr als ernstzunehmender Hinweis auf signifikante Mängel innerhalb einzelner Komponenten des laborspezifischen diagnostischen Protokolls anzusehen. Bei den ermittelten Richtigkeitsquoten für Teilnehmer mit dem COBAS Amplicor System muss berücksichtigt werden, dass die Probleme hier vor allem auf Seiten des Gonokokken-Nachweises lagen. Für den PCR-gestützten Nachweis von C. trachomatis allein wurden mit diesem kombinierten Testsystem Richtigkeitsquoten von 100 % für die positiven Ergebnisse und 82 % für die negativen Ergebnisse beobachtet. Die in Tabelle 3 aufgeführten 11 falsch-negativen Ergebnisse (die von Teilnehmern mit dem COBAS Amplicor System mitgeteilt wurden) lagen alle auf Seite des Gonokokken-Nachweises. Auffällig war auch das durchwegs gute Abschneiden von Teilnehmern mit eigen entwickelten NAT-Protokollen. PCR-/NAT GO & Chlamydia trachomatis (RV 430) November 2003 64 32003 ++ / Ø 63 32004 Ø/+ 61 Escherichia coli K12 Neisseria gonorrhoeae 5 (~ 1x10 CFU/mL) Chlamydia trachomatis 5 (~ 5x10 IFU/mL) Positiv CT Positive CT & GO 9 2 2 45 38 6 3 1 Positive GO 0 0 35 1 Negativ Fraglich/ Questionable 0 39 7 0 0 0 0 0 n.d. nein / no Ja / yes 32004 Ø/Ø 32003 32002 Befund Result 32002 62 Inhibition 32001 + / ++ Probennummer (Sample no.) n = 47 32003 32001 Probenzusammensetzung / Sample composition Neisseria gonorrhoeae 4 (~ 5x10 IFU/mL) Chlamydia trachomatis (~ 2x106 IFU/mL) 32002 Erwartet expected 32001 Gruppe A Tabelle 2: Häufigkeit der Mitteilung verschiedener Befunde Absolute numbers of reported individual results. 32004 Tabelle 1: Probenzusammensetzung und erwartetes Ergebnis. Sample composition and expected results. 3 3 3 3 44 44 44 43 0 0 0 1 Tabelle 3: Häufigkeit richtig positiver und richtig negativer NAT-Befunde bei Anwendern verschiedener Methoden. Absolute numbers and relative frequency of reported true positive and true negative results among various NAT methods. NAT-Methode [Code] (total number *) NAT richtig positiv True positive results Absolut Absolute Relativ Relative 49 / 60 1) NAT richtig negativ True negative results % Absolut Absolute Relativ Relative % 81 48 48 / 60 2) 80 COBAS Amplicor Ct [23] (n = 20) 49 In house PCR assay [28] (n = 8) 24 24 / 24 100 21 21 / 24 87 BD ProbeTec Ct [24] (n = 4) 12 12 / 12 100 12 12 / 12 100 Roche Amplicor Ct [22] (n = 5) 9 13 / 15 86 13 13 / 15 86 Other commercial tests [27] (n = 3) 8 8/9 88 7 7/9 77 Andere / other [29] (n = 5) 15 15 / 15 100 15 15 / 15 100 * Durch Mehrfachnennung oder fehlende Angabe kann die absolute Zahl der Ergebnisse (Tab. 2) von der Anzahl der Teilnehmer abweichen. Due to reporting results of multiple assay systems or missing specifications, the effective numbers are not correlating with the numbers of participants. MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 107 RV 431: Chlamydia trachomatis Nicht zuletzt aufgrund der relativ hohe Menge an Zielorganismen in den beiden positiven Proben und der Verfügbarkeit gut evaluierter und zum Teil automatisierter NATgestützter Analysesysteme wurden hier, wie auch bereits beim vorhergegangenen Ringversuch, hohe Richtigkeitsquoten sowohl für die positiven als auch für die negativen Befunde ermittelt. Inhibitionsereignisse wurden nur von 7 der insgesamt 86 Teilnehmer und auch nur bei 2 der 4 ausgesandten Proben beobachtet. Hinsichtlich dieser vermeintlichen Inhibition bestand jedoch kein Zusammenhang mit der Verwendung eines spezifischen NATTestsystems (3 x COBAS Amplicor CT, 1 x ProbeTec Ct, 2 x Abbott LCx Ct, 1 x in house PCR assay). Unter den 344 mitgeteilten NAT-Ergebnissen fanden sich lediglich 2 als "fraglich" eingestufte und 2 falsch-negative Ergebnisse Im vorhergegangenen Ringversuch fanden sich noch 8 falsch-negative unter insgesamt 512 Ergebnissen wobei diesmal die Erregermenge in den einzelnen Proben sogar noch etwas geringer gewählt wurde. Ein Teil der insgesamt 14 falsch-positiven Ergebnisse ist vermutlich auf (vermeidbare) laborinterne Kontaminationsereignisse bei der Abarbeitung der relativ stark positiven Ringversuchsproben zurückzuführen. Acht der 14 falsch-positiven Ergebnisse wurden mit dem COBAS Amplicor Ct und 3 mit dem manuellen Amplicor Ct System beobachtet. Ansonsten waren auch im Rahmen dieses Ringversuchs keine auffälligen Unterschiede hinsichtlich Sensitivität und Spezifität zwischen den kommerziellen und den selbst entwickelten in house-Testsystemen zu beobachten. PCR-/NAT Chlamydia trachomatis (RV 431) November 2003 + 61 32103 Ø 62 Escherichia coli K12 32104 Ø 62 Escherichia coli K12 Befund Result Positiv 84 85 9 5 Negativ 1 1 69 74 Fraglich Questionable 1 0 1 0 n.d. nein no ja yes 32104 32102 32103 61 32102 ++ Inhibition 32101 32101 Probennummer (Sample no.) 32104 n = 86 32102 Probenzusammensetzung / Sample composition Chlamydia trachomatis (~ 2x106 IFU/mL) Chlamydia trachomatis (~ 5x105 IFU/mL) 32101 Erwartet Expected Gruppe A Tabelle 2: Häufigkeit der Mitteilung verschiedener Befunde Absolute numbers of reported individual results. 32103 Tabelle 1: Probenzusammensetzung und erwartetes Ergebnis. Sample composition and expected results. 4 4 4 4 82 82 75 75 0 0 7 7 Tabelle 3: Häufigkeit richtig positiver und richtig negativer NAT-Befunde bei Anwendern verschiedener Methoden. Absolute numbers and relative frequency of reported true positive and true negative results among various NAT methods. NAT-Methode [Code] (total number *) NAT richtig positiv True positive results Absolut Absolute Relativ Relative NAT richtig negativ True negative results % Absolut Absolute Relativ Relative % COBAS Amplicor Ct [23] (n = 30) 59 59 / 60 98 46 46 / 54 85 In house PCR assay [28] (n = 16) 32 32 / 32 100 28 28 / 30 93 Abbott LCx Ct [25] (n = 4) 8 8/8 100 4 4/4 100 BD ProbeTec Ct [24] (n = 9) 17 17 / 18 94 16 16 / 16 100 Roche Amplicor Ct [22] (n = 10) 20 20 / 20 100 17 17 / 20 85 Other commercial tests [27] (n = 9) 18 18 / 18 100 18 18 / 18 100 GenProbe AMPLIFIED [21] (n = 2) 4 4/4 100 4 4/4 100 Andere / other [29] (n = 4) 8 8/8 100 8 8/8 100 * Durch Mehrfachnennung oder fehlende Angabe kann die absolute Zahl der Ergebnisse (Tab. 2) von der Anzahl der Teilnehmer abweichen. Due to reporting results of multiple assay systems or missing specifications, the effective numbers are not correlating with the numbers of participants. RV 432: Bordetella pertussis Das aktuelle Set an Ringversuchsproben enthielt je eine Probe mit hoher Menge an Zielorganismen (#32201), mit geringer Menge (#32202), ohne Zielorganismen (#32203), sowie eine Probe mit hoher Menge an einer mit dem Zielorganismus eng verwandten Spezies (#32204). Die Verfügbarkeit von gut evaluierten NAT-gestützten Analysesystemen für den Nachweis von B. pertussis DNA führte auch diesmal zu hohen Richtigkeitsquoten bei der relativ stark positiven und bei der negativen Probe. Die relativ geringe Menge an B. pertussis in der Probe #32202 war jedoch zumindest mit den in den Sollwertlaboratorien etablierten PCR-Testsystemen eindeutig nachweisbar. Fünf der insgesamt 38 Teilnehmer dieses Ringversuchs 108 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 berichteten hier ein negatives Ergebnis, 3 Teilnehmer klassifizierten das Ergebnis als "fraglich". Wie in der Einführung bereits kurz erwähnt, kann ein positiver Nachweis von B. pertussis DNA in der Probe #32202 als Qualitätskriterium für hohe Sensitivität des eingesetzten PCRTestsystems betrachtet werden. Aufgrund der geringen Menge an Zielorganismen wurden hier für die Erstellung des Ringversuchs-Zertifikats negative Ergebnisse nicht als falsch-negativ bewertet – sie sollten aber dennoch Anlass zur Überprüfung bzw. Optimierung des jeweiligen PCRTestsystems geben. Aufgrund der üblicherweise in klinischen Untersuchungsmaterialien mit Ausnahme von Säuglingen recht geringen Anzahl von Zielorganismen ist speziell bei der Diagnostik der Pertussis eine hohe Empfindlichkeit wünschenswert. Auffällig war beim aktuellen Ringversuch auch eine hohe Rate an "falsch-positiven" Ergebnissen für die Probe #32204, die diesmal nennenswerte Mengen an Bordetella holmesii enthielt. Bei der Verwendung von IS481 als "B. pertussis-spezifische" Zielsequenz ist diese Kreuzreaktion jedoch ganz einfach zu erklären: auf dem Genom aller bisher untersuchten B. holmesii-Isolate befinden sich einige Kopien der bakteriellen Insertionssequenz IS481. Kopien der Insertionssequenz IS481wurden auch gelegentlich bei B. bronchiseptica gefunden. Dieser Umstand führte bei 25 der 38 Teilnehmer zwangsläufig zu "falsch-positiven" PCR-Ergebnissen für die Probe #32204. Dies schlägt sich auch in den sehr niedrigen Richtigkeitsquoten für die negativen Ergebnisse nieder (Tabelle 3). Die Inzidenz von B. holmesii und B. bronchiseptica in klinischen Materialien von Menschen dürfte jedoch (zumindest hierzulande) eher gering sein. Daher erscheint es auch vertretbar, die Sequenz IS481, für die eine Vielzahl von Validierungsdaten vorliegt, auch weiterhin zur NATgestützten Diagnostik einer Infektion mit B. pertussis einzusetzen. Bemühungen zu einer internationalen Stan- dardisierung der Bordetella-PCR im real-time Format sind auf dem Wege und sollten im kommenden Jahr abgeschlossen sein. Im Rahmen dieses Ringversuchs wollten wir lediglich auf diese potentielle Kreuzreaktion aufmerksam machen und bei Verwendung der IS481-Zielsequenz wurde ein positives Ergebnis für Probe #32204 daher nicht als Fehler bewertet. Inhibitionsereignisse wurden von keinem der Teilnehmer beobachtet und unter den insgesamt 152 NAT-Ergebnissen wurden (abgesehen von der zuvor diskutierten Kreuzreaktion mit B. holmesii) nur 5 falsch-negative und 3 fragliche Ergebnisse für Probe #32202 mitgeteilt. Wie auch beim vorhergehenden Ringversuch verwendete die überwiegende Anzahl der Teilnehmer selbst entwickelte (in house) Testsysteme mit Inhibitions- und/oder Positivkontrollen zum NAT-gestützten Nachweis von B. pertussis. Aufgrund der derzeit noch sehr geringen Verbreitung von kommerziellen bzw. konfektionierten Testkits für den Nachweis von B. pertussis DNA können im Rahmen dieses Ringversuchs keine seriösen Vergleiche zwischen den einzelnen Testsystemen geführt werden. PCR-/NAT Bordetella pertussis (RV 432) November 2003 Tabelle 2: Häufigkeit der Mitteilung verschiedener Befunde. Absolute numbers of reported individual results. 32203 Ø 62 32204 (+++) 62 Befund Result Positiv 38 30 0 25 Negativ 0 5 38 13 Fraglich Questionable 0 3 0 0 Escherichia coli K12 Bordetella holmesii 6 (~ 1x10 CFU/mL) n.d. nein no ja yes 32204 61 32203 + Inhibition 32202 32202 Probennummer (Sample no.) 32201 61 Bordetella pertussis 6 (~ 1x10 CFU/mL) Bordetella pertussis 4 (~ 1x10 CFU/mL) 32204 +++ n = 38 32203 32201 Probenzusammensetzung / Sample composition 32202 Erwartet expected Gruppe A 32201 Tabelle 1: Probenzusammensetzung und erwartetes Ergebnis. Sample composition and expected results. 5 5 5 5 33 33 33 33 0 0 0 0 Tabelle 3: Häufigkeit richtig positiver und richtig negativer NAT-Befunde bei Anwendern verschiedener Methoden. Absolute numbers and relative frequency of reported true positive and true negative results among various NAT methods. NAT richtig positiv True positive results NAT-Methode [Code] (total number *) In house PCR assay [28] (n = 35) NAT richtig negativ True negative results Absolut Absolute Relativ Relative % Absolut Absolute Relativ Relative % 65 65 / 70 92 47 47 / 70 67 1) - AmpliWell Pertussis [21] (n = 0) - - - - - Other commercial tests [27] (n = 0) - - - - - - Andere / other [29] (n = 3) 6 6/6 100 3 3/6 50 1) * Durch Mehrfachnennung oder fehlende Angabe kann die absolute Zahl der Ergebnisse (Tab.2 ) von der Anzahl der Teilnehmer abweichen. Due to reporting results of multiple assay systems or missing specifications, the effective numbers are not correlating with the number of participants. RV 433: Helicobacter pylori Die Verfügbarkeit gut evaluierter NAT-gestützter Analysesysteme und die relativ große Menge an Zielorganismen in der positiven Probe #32304 führte beim Nachweis von H. pylori zu relativ hohen Richtigkeitsquoten für die Proben #32301 und #32304. Probe #32202 enthielt diesmal eine relativ geringe Menge an H. pylori, die aber zumindest mit den PCR-Testsystemen von 6 der insgesamt 11 Teilnehmer eindeutig nachzuweisen war. Die Richtigkeitsquote der negativen Befunde wurde durch 7 falschpositive Ergebnisse für Probe #32303 sehr stark gedrückt. Diese Probe enthielt Helicobacter mustelae und 4 der 7 Teilnehmer mit falsch-positivem Ergebnis gaben hier die Verwendung eines ribosmomalen Gens (16S rDNA, 28S rDNA oder ITS) als Zielsequenz für Ihre H. pylorispezifischen PCR-Testsysteme an. Offensichtlich weisen diese Testkonzepte gewisse Mängel hinsichtlich ihrer Spezies-Spezifität auf. Interessanterweise wurden auch bei 3 der 5 Teilnehmer, die H. pylori-spezifische Teile des Urease-Gens als Zielsequenz gewählt haben, falschpositive Ergebnisse für die Probe #32303 bzw. eine Kreuzreaktion mit H. mustelae DNA beobachtet. Eine eventuelle MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 109 Kontamination des ausgesandten Probenmaterials mit H. pylori DNA kann in diesem Zusammenhang aufgrund unseres speziellen Produktionsprozesses jedoch weitgehend ausgeschlossen werden. Alle Teilnehmer verwendeten zum NAT-gestützten Nachweis von H. pylori selbst entwickelte (in house) Testsysteme mit Inhibitions- und/oder Positivkontrollen und bei keiner der untersuchten Proben wurden signifikante Inhibitionsereignisse beobachtet. Wie in der Beschreibung des Ringversuchs 433 vermerkt, konnten die Teilnehmer auf freiwilliger Basis auch die vermeintliche Clarithromycin-Resistenz der untersuchten H. pylori Isolate mitteilen. Diese Spezialuntersuchung zur molekularbiologischen Resistenztestung erfolgt in der Regel über die Amplifikation und Sequenzierung von charakteristischen Bereichen innerhalb der H. pylori 28S rDNA. Korrekte Ergebnisse wurden hier bei 3 von 3 Teilnehmern mitgeteilt. PCR-/NAT Helicobacter pylori (RV 433) November 2003 Tabelle 1: Probenzusammensetzung und erwartetes Ergebnis. Sample composition and expected results. 32304 Ø ++ 62 61 / 71 32304 32303 Helicobacter pylori (~ 1x104 CFU/mL); Clarithromycin susceptible (wildtype 28S rDNA sequence) Helicobacter mustelae 5 (~ 1x10 CFU/mL) Helicobacter pylori (~ 1x105 CFU/mL) Clarithromycin resistant (GAG mutation in 28S rDNA) 32303 61 / 72 32302 + Befund Result 32301 32302 Escherichia coli K12 32304 62 32303 Ø Inhibition 32302 32301 Probennummer (Sample no.) n = 11 Probenzusammensetzung / Sample composition 32301 Erwartet Expected Gruppe A Tabelle 2: Häufigkeit der Mitteilung verschiedener Befunde Absolute numbers of reported individual results. Positiv 0 6 7 10 n.d. 0 0 0 0 Negativ 10 4 3 0 nein no 11 11 11 11 Fraglich Questionable 1 1 1 1 ja yes 0 0 0 0 Tabelle 3: Häufigkeit richtig positiver und richtig negativer NAT-Befunde bei Anwendern verschiedener Methoden. Absolute numbers and relative frequency of reported true positive and true negative results among various NAT methods. NAT richtig positiv True positive results NAT-Methode [Code] (total number *) In house PCR assay [28] (n = 11) Andere / other [29] (n = 0) * NAT richtig negativ True negative results Absolut Absolute Relativ Relative % Absolut Absolute Relativ Relative % 18 18 / 22 82 15 15 / 22 68 1) - - - - - - Durch Mehrfachnennung oder fehlende Angabe kann die absolute Zahl der Ergebnisse (Tab. 2) von der Anzahl der Teilnehmer abweichen. Due to reporting results of multiple assay systems or missing specifications, the effective numbers are not correlating with the number of participants . RV 434: EHEC / STEC Aufgrund vielfacher Rückfragen aus dem Kreis der Ringversuchsteilnehmer hier vorab eine kurze Anmerkung zur Definition von "EHEC / STEC" von Herrn Dr. habil. Peter Gallien (Nationales Veterinärmedizinisches Referenzlabor für E. coli, Dessau): Shigatoxin-produzierende Escherichia coli (STEC) (ältere Bezeichnung: Verotoxin-bildende Escherichia coli (VTEC) gehören zur Gruppe intestinaler pathogener E. coli. Sie alle besitzen Shigatoxingene und somit die Fähigkeit, entsprechende Shigatoxine zu bilden. Die enterohämorrhagischen Escherichia coli (EHEC) sind eine Untergruppe der STEC, die beim Menschen Krankheiten, wie HUS, HC oder TTP hervorrufen können. 110 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind nicht alle Faktoren und Mechanismen bekannt, die einen STEC zum EHEC machen. Somit muss jeder STEC (z.B. isoliert aus Lebensmitteln, die vom Tier stammen oder Kot) als potentieller EHEC angesehen werden. Wie bei den zuvor diskutierten erregerspezifischen Ringversuchen, so führte auch beim NAT-gestützten EHECNachweis die relativ hohe Menge an Zielorganismen in den positiven Proben und die Verfügbarkeit gut evaluierter Analysesysteme zu hohen Richtigkeitsquoten bei allen 4 Proben. Bei diesem Ringversuch spiegelt sich in der hohen Menge an Zielorganismen jedoch gewissermaßen die Routinesituation wider, da diese NAT-Testsysteme in der Regel zur molekularbiologischen Analyse von Übernachtkulturen von Stuhl- oder Lebensmittel-Proben eingesetzt werden. Die eigentliche Herausforderung bei diesem diagnostischen Ringversuch besteht daher nicht so sehr in dem gezielten Nachweis sehr geringer Mengen an Zielorganismen sondern vielmehr in der differenzierten Analyse unterschiedlicher Shiga-Toxin Gene und anderer putativer Pathogenitätsfaktoren (wie Intimin oder Enterohämolysin) von EHEC / STEC Isolaten. Aus diesem Grund werden bei der Probenkonfektionierung von uns auch nicht die klassischen "Prototyp" EHEC-Stämme (wie z.B. O157:H7) sondern willkürlich 2 Routineisolate aus einer Sammlung von stx-positiven E. coli ausgewählt. Im Rahmen des aktuellen Ringversuchs wurde die eine der beiden positiven Proben (Probe #32401; O157:H-; stx2-positiv, eae- und hlyA-positiv) von 29 Teilnehmern und die andere positive Probe (Probe #32404; O26:H11; stx1-positiv, eae-positiv, hlyA-negativ) von 27 der insgesamt 30 Teilnehmer zuverlässig als EHEC identifiziert. Bis auf ein einzelnes falsch-positives Ergebnis für Probe #32403 (diese Probe enthielt lediglich E. coli K12) wurden erfreulicherweise von jedem Teilnehmer für die beiden negativen Proben dieses Ringversuchs auch richtig- negative Ergebnisse mitgeteilt. Alle Teilnehmer haben dabei selbst entwickelte (in house) Testsysteme mit Inhibitions- und/oder Positivkontrollen zum NAT-gestützten Nachweis von EHEC verwendet und bei keiner der ausgesandten Proben wurden signifikante Inhibitionsereignisse beobachtet. Die Vielfalt an Kombination verschiedener E. coli Serotypen, Shiga-Toxin Subtypen sowie die Unterschiede in der Intimin- und Enterohämolysin-Produktion von EHEC-Isolaten garantiert auch noch für die kommenden Ringversuche Herausforderungen an die individuellen Testsysteme und eine spannende Auswertung der Ergebnisse. Zudem wurden von 22 der 30 Teilnehmer, zumindest in gewissem Umfang, die Ergebnisse der molekulargenetischen Shiga-Toxin Subtypisierung sowie des Nachweises von Intimin- (eae) und/oder Enterohämolysin (hlyA)Genen mitgeteilt. Wenn auch die Typisierung nicht immer vollständig durchgeführt wurde, so waren doch bei 21 der 22 Teilnehmer die Angaben in dem mitgeteilten Umfang korrekt. PCR-/NAT EHEC / STEC (RV 434) November 2003 Tabelle 1: Probenzusammensetzung und erwartetes Ergebnis. Sample composition and expected results. Erwartet expected Gruppe A Tabelle 2: Häufigkeit der Mitteilung verschiedener Befunde Absolute numbers of reported individual results. Probennummer (Sample no.) n = 43 Probenzusammensetzung / Sample composition Inhibition 62 32404 ++ 61 / 71,77 32404 Ø 32403 32403 32402 62 32401 Ø Befund Result 32404 32402 EHEC (~ 1x10 CFU/mL) (O157:H-; stx-2; eae; hlyA) Escherichia coli K12 (negative for eae and hlyA) Escherichia coli K12 (negative for eae and hlyA) 5 EHEC (~ 1x10 CFU/mL) (O26:H11; stx-1; eae) 32403 61 / 73,77,78 32402 ++ 32401 5 32401 Positiv 29 0 1 27 n.d. 4 4 4 4 Negativ 1 30 29 3 nein no 26 26 26 26 0 ja yes 0 0 0 0 Fraglich Questionable 0 0 0 Tabelle 3: Häufigkeit richtig positiver und richtig negativer NAT-Befunde bei Anwendern verschiedener Methoden. Absolute numbers and relative frequency of reported true positive and true negative results among various NAT methods. NAT richtig positiv True positive results NAT-Methode [Code] (total number*) * NAT richtig negativ True negative results Absolut Absolute Relativ Relative % Absolut Absolute Relativ Relative % In house PCR assay [28] (n = 26) 48 48 / 52 92 51 51 / 52 98 Other commercial tests [27] (n = 1) 2 2/2 100 2 2/2 100 Andere / other [29] (n = 3) 6 6/6 100 6 6/6 100 Durch Mehrfachnennung oder fehlende Angabe kann die absolute Zahl der Ergebnisse (Tab. 2) von der Anzahl der Teilnehmer abweichen. Due to reporting results of multiple assay systems or missing specifications, the effective numbers are not correlating with the number of participants. RV 435: Borrelia burgdorferi Ein zentrales Problem der NAT-gestützten BorrelienDiagnostik sind nach wie vor die starken Schwankungen vieler etablierter Testsysteme hinsichtlich ihrer Sensitivität und Spezifität bei der Erfassung von unterschiedlichen Borrelia Genotypen, die, zumindest außerhalb den Vereinigten Staaten von Amerika, mit relativ hoher Inzidenz gefunden werden. Diese Situation spiegelt sich auch in gewissem Umfang bei der Auswertung dieses Ringversuchs zum Nachweis von Borrelien-DNA wider. Wie beim vorhergegangenen Ringversuch so wurden auch diesmal bei der Konzeption der einzelnen Ringversuchsproben absichtlich keine "Prototyp"-Isolate von Borrelia burgdorferi sensu stricto ausgewählt, sondern vielmehr die in Europa häufig beobachteten Stämme von Borrelia garinii und Borrelia valaisiana versandt. Diese beiden Borrelia MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 111 Spezies sind bekanntermaßen von hoher pathogener Relevanz und unterscheiden sich innerhalb einiger populärer PCR-Zielgene auf Nukleinsäureebene in gewissem Umfang von Borrelia burgdorferi sensu stricto. Probe #32501 enthielt eine relativ hohe Menge an Borrelia valaisiana, die von 38 der insgesamt 46 Teilnehmer als positiv getestet wurde. Probe #32503 enthielt diesmal eine relativ geringe Menge an Borrelia garinii (was hier in gewisser Weise die Situation bei der Untersuchung von einigen Arten klinischen Probenmaterials widerspiegelt) die zumindest mit den PCR-Testsystemen von 35 der 46 Teilnehmer noch zuverlässig und eindeutig nachzuweisen war. Von einem Teilnehmer wurde das Ergebnis mit Probe #32503 als "fraglich" klassifiziert. Bis auf 3 Teilnehmer haben alle selbst entwickelte (in house) Testsysteme mit Inhibitions- und/oder Positivkontrollen zum NAT-gestützten Nachweis von BorrelienDNA verwendet und eine signifikante Inhibition der PCRReaktion wurde von keinem der Teilnehmer beobachtet. Die insgesamt 6 falsch-positiven Ergebnisse lassen sich wohl am ehesten mit Kontaminationsereignissen während der individuellen Probenaufarbeitung oder im Fall der Probe #32502 (Treponema phagedenis; 4 falsch-positive Ergebnisse) auch mit mangelnder Spezifität der eingesetzten Testsysteme erklären. Wie bereits bei der Auswertung des vorhergegangenen Ringversuchs ist auch hier vor allem die hohe Rate an falsch-negativen Ergebnissen für die relativ stark positive Probe #32501 (Borrelia valaisiana) auffällig. Die falschnegativen Befunde sind hier wohl nur durch "Spezifitäts- lücken" bestimmter Testsysteme für einige der Genospezies innerhalb Borrelia burgdorferi sensu lato zu erklären und als echter diagnostischer Mangel zu betrachten. Bei den betroffenen Teilnehmern besteht daher gewisser Handlungsbedarf, denn eine effektive Menge an Zielorganismen von ca. 1x105 Erregeräquivalenten pro ml Probenmaterial liegt wohl noch deutlich über der Erregermenge, die in einigen klinischen Proben zu erwarten ist und dort auch sicher nachgewiesen werden sollte. Hinsichtlich der für die PCR-Reaktion verwendeten Zielgene besteht auch diesmal offensichtlich kein Zusammenhang mit einer mangelhaften analytischen Sensitivität: 4 der 8 Teilnehmer mit falsch-negativem Ergebnis für Probe #32501 verwendeten ospA und 2 Teilnehmer das Flagellin-Gen (fla) als Zielsequenz für ihr Borrelien-spezifisches in house-Testsystem. Von den 10 Teilnehmern mit falsch-negativem Ergebnis für Probe #32503 (die aufgrund der relativ geringen Menge an Zielorganismen im Probenmaterial bei der Erstellung der Ringversuchs-Zertifikate von der Bewertung ausgenommen wurde) gaben 4 Teilnehmer die Verwendung des Flagellin-Gens, einer die Verwendung des ospA Gens und 3 Teilnehmer die Verwendung von "anderen" Zielsequenzen an. Aufgrund der geringen Anzahl von "kommerziellen Testsystemen" im Teilnehmerfeld lassen sich auch im Rahmen dieses Ringversuchs keine seriösen Vergleiche zwischen kommerziellen und selbst entwickelten (in house) Testsystemen hinsichtlich Sensitivität, Spezifität oder Kontaminationsanfälligkeit führen. PCR-/NAT Borrelia burgdorferi (RV 435) November 2003 32503 + 61 32504 Ø 62 Positiv 38 4 35 2 Negativ 8 42 10 44 Escherichia coli K12 Fraglich Questionable 0 0 1 0 n.d. nein no ja yes 32504 62 32503 Ø Befund Result 32502 32502 Borrelia valaisiana (VS116) (~ 1x105 organisms /mL) Treponema phagedenis 6 (~ 1x10 organisms/mL) Borrelia garinii (OspA-Typ 4) (~ 1x104 organisms /mL) Inhibition 32501 61 32504 ++ n = 46 32503 32501 Probennummer (Sample no.) Probenzusammensetzung / Sample composition 32502 Erwartet expected Gruppe A Tabelle 2: Häufigkeit der Mitteilung verschiedener Befunde Absolute numbers of reported individual results. 32501 Tabelle 1: Probenzusammensetzung und erwartetes Ergebnis. Sample composition and expected results. 2 2 2 2 44 44 44 44 0 0 0 0 Tabelle 3: Häufigkeit richtig positiver und richtig negativer NAT-Befunde bei Anwendern verschiedener Methoden. Absolute numbers and relative frequency of reported true positive and true negative results among various NAT methods. NAT richtig positiv True positive results NAT-Methode [total number *] (Code) * NAT richtig negativ True negative results Absolut Absolute Relativ Relative % Absolut Absolute Relativ Relative % In house PCR assay [28] (n = 42) 67 67 / 84 79 79 79 / 84 94 Other / commercial tests [27] (n = 3) 5 5/6 83 5 5/6 83 Durch Mehrfachnennung oder fehlende Angabe kann die absolute Zahl der Ergebnisse (Tab. 2 ) von der Anzahl der Teilnehmer abweichen. Due to reporting results of multiple assay systems or missing specifications, the effective numbers are not correlating with the number of participants. 112 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 RV 436: Legionella pneumophila Ein möglichst sensitiver und spezifischer Nachweis von Legionella pneumophila ist sowohl im Rahmen der mikrobiologischen Patientendiagnostik als auch in der Umwelthygiene (Wasseranalytik) von besonderem Interesse. Die relativ hohe Menge an Zielorganismen und die Verfügbarkeit gut evaluierter NAT-gestützter Analysesysteme führte bei der positiven Probe #32602 und der negativen Probe #32603 zu hohen Richtigkeitsquoten innerhalb des Teilnehmerfeldes. Probe #32601 enthielt diesmal eine sehr geringe Menge an L. pneumophila, die aber zumindest mit einigen PCR-Testsystemen noch eindeutig nachzuweisen war. Vier der Teilnehmer mit richtig-positivem Ergebnis für Probe #32601 verwendeten dabei ein ribosomales Gen und ein Teilnehmer das mip Gen als L. pneumophilaspezifische Zielsequenz. Wie in der Einführung bereits kurz erwähnt, kann ein positiver Nachweis von L. pneumophila DNA in der Probe #32601 als Qualitätskriterium für hohe Sensitivität des eingesetzten PCR-Testsystems betrachtet werden. Aufgrund der geringen Menge an Zielorganismen wurde aber bei der Erstellung des Zertifikates ein negatives Ergebnis hier nicht als falsch-negativ bewertet – bei Ringversuchsteilnehmern mit hohem Anspruch an die individuelle Testsensitivität sollten falsch-negative Ergebnisse bei Probe #32601 aber gegebenenfalls Anlass zur Optimierung des jeweiligen PCR-Testsystems geben. Die Probe #32604 des aktuellen Sets enthielt eine nennenswerte Menge an Legionella gormanii, die erfreulicherweise bei der Mehrzahl der Teilnehmer nicht zu falsch-positiven Ergebnissen führte. Nur bei 8 der insgesamt 25 Teilnehmer zeigten sich offenkundige Spezifitätsprobleme bei den eingesetzten PCR-Testsystemen. Bis auf 3 Teilnehmer haben alle selbst entwickelte (in house) Testsysteme mit Inhibitions- und/oder Positivkontrollen zum NAT-gestützten Nachweis von L. pneumophila eingesetzt und bei keiner der untersuchten Proben wurden signifikante Inhibitionsereignisse beobachtet. Nach Auswertung dieser ersten Studie sind wir durchaus optimistisch, dass auch die kommenden "offiziellen" Ringversuchsrunden eine gewisse Herausforderung an die jeweiligen Testsysteme zum NAT-gestützten Nachweis von L. pneumophila darstellen werden. Um zukünftig auch einem breiteren Kreis an Teilnehmern das Erfolgserlebnis eines komplett bestandenen Ringversuchs zu ermöglichen werden wir versuchen, die schwach positiven Proben jeweils mit einer (im Vergleich zu Probe #32601) etwas höheren Menge an Zielorganismen zu versetzen. Dabei soll die Zusammensetzung der einzelnen Probenmaterialien stets praxisorientiert bleiben und es werden sicherlich keine nennenswerten Abstriche bei dem individuellen Schwierigkeitsgrad bzw. der Seriosität des Ringversuchs gemacht werden. PCR-/NAT Legionella pneumophilia (RV 436) November 2003 61 32602 +++ 61 Positiv 6 22 3 8 32603 Ø 62 Escherichia coli K12 Negativ 19 3 22 17 62 Legionella gormanii 6 (~ 1x10 CFU/mL) Fraglich Questionable 0 0 0 0 32604 Ø n.d. nein no ja yes 32604 + 32603 32601 32604 Befund Result Inhibition 32603 Legionella pneumophila SG1 (~ 1x103 CFU/mL) Legionella pneumophila SG1 (~ 1x106 CFU/mL) Probennummer (Sample no.) 32602 n = 25 32601 Probenzusammensetzung / Sample composition 32602 Erwartet Expected Gruppe A Tabelle 2: Häufigkeit der Mitteilung verschiedener Befunde Absolute numbers of reported individual results. 32601 Tabelle 1: Probenzusammensetzung und erwartetes Ergebnis. Sample composition and expected results. 0 0 0 0 25 25 25 25 0 0 0 0 Tabelle 3: Häufigkeit richtig positiver und richtig negativer NAT-Befunde bei Anwendern verschiedener Methoden. Absolute numbers and relative frequency of reported true positive and true negative results among various NAT methods. NAT richtig positiv True positive results NAT-Methode [total number *] (Code) Absolut Absolute Relativ Relative % Absolut Absolute Relativ Relative % In house PCR assay [28] (n = 22) 25 25 / 44 56 33 33 / 44 75 Other / commercial tests [27] (n = 3) 3 3/6 50 6 6/6 100 - - - - - Andere / other [29] (n = 0) * NAT richtig negativ True negative results - Durch Mehrfachnennung oder fehlende Angabe kann die absolute Zahl der Ergebnisse (Tab. 2 ) von der Anzahl der Teilnehmer abweichen. Due to reporting results of multiple assay systems or missing specifications, the effective numbers are not correlating with the number of participants. MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 113 RV 437: Salmonella enterica Die relativ hohe Menge an Zielorganismen und die Verfügbarkeit von gut evaluierten selbst entwickelten bzw. kommerziellen NAT-gestützten Analysesystemen führte bei den beiden positiven Proben #32701 (Salmonella agona, ~104 CFU/ml), #32703 (Salmonella enteritidis, ~106 CFU/ml) und bei der negativen Probe #32704 zu sehr hohen Richtigkeitsquoten. Probe #32702 enthielt eine relativ geringe Menge an S. enteritidis, die aber zumindest mit den PCR-Testsystemen von 5 der 10 Ringversuchsteilnehmer noch eindeutig nachzuweisen war. Auch hier kann der positive Nachweis von Salmonella-DNA in Probe #32702 zweifellos als Qualitätskriterium für hohe Sensitivität des eingesetzten PCR-Testsystems betrachtet werden. Aufgrund der "grenzwertig" geringen Menge an Zielorganismen in Probe #32702 wurden bei der Erstellung der Ringversuchszertifikate negative Ergebnisse nicht als falsch-negativ bewertet. Wenn im Rahmen des NATgestützten Salmonellen-Nachweises jedoch eine sehr hohe Sensitivität angestrebt wird, dann sollte ein falschnegatives Ergebnis bei Probe #32702 gegebenenfalls Anlass zu einer Optimierung des jeweiligen Testsystems sein. Zusammenfassend wurden im Rahmen dieser Ringversuchs-"Studie" zum NAT-gestützten Nachweis von Salmonellen von den insgesamt 10 Teilnehmern nur 1 falschpositiver und kein falsch-negativer Befund für die Proben #32701, #32703 und #32704 mitgeteilt. Für die schwach positive Probe #32702 wurden 3 falsch-negative sowie 2 als "fraglich" eingestufte Befunde mitgeteilt. Zwei von 2 Teilnehmern, die die Verwendung eines "kommerziellen Testsystems / Kit" angaben, berichteten dagegen richtigpositive Ergebnisse für Probe #32702. Offensichtlich be- stehen bei einigen der selbst entwickelten (in house) Testsysteme noch gewisse Defizite innerhalb einzelner Komponenten des laborspezifischen diagnostischen Protokolls. Es wird interessant sein zu verfolgen, inwieweit sich solche Unterschiede in der analytischen Sensitivität von selbst entwickelten und kommerziellen Testsystemen im Laufe der nächsten Ringversuchsrunden bestätigen werden. Acht der 10 Teilnehmer verwendeten Testsysteme mit Inhibitions- und/oder Positivkontrollen und bei keinem der ausgesandten Probenmaterialien wurden Inhibitionsereignisse beobachtet. Der falsch-positive Befund für Probe #32704 (E. coli) stammte dabei von einem Teilnehmer, der ein ribosomales Gensegment als Zielsequenz angegeben und bei allen 4 Proben ein positives Ergebnis für Salmonella enterica mitgeteilt hat. Entweder handelte es sich hier um eine "banale" Kreuzkontamination bzw. Verschleppung von Salmonellen-DNA bei der Probenaufarbeitung oder um eine Kreuzreaktion des verwendeten PCR-Testsystems. Basierend auf den Erfahrungen mit dieser ersten Ringversuchs-"Studie" werden wir uns bemühen, dass auch die kommenden "offiziellen" Ringversuchsrunden eine gewisse Herausforderung an die jeweiligen Testsysteme zum NAT-gestützten Nachweis von Salmonellen darstellen. In enger Abstimmung mit den Sollwert-Laboratorien soll dabei auch zumindest eine der 4 Proben mit einer solchen Menge an Zielorganismen versetzt werden, die im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften und/oder Richtlinien der einzelnen Fachgesellschaften als untere Nachweisgrenze für den NAT-gestützten Salmonellen-Nachweis gefordert wird. PCR-/NAT Salmonella enterica (RV 437) November 2003 61 32703 +++ 61 32704 Ø 62 Positiv 10 5 10 1 Negativ 0 3 0 9 Escherichia coli K12 Fraglich Questionable 0 2 0 0 n.d. nein no ja yes 32704 + Befund Result 32703 32702 Salmonella agona; group O:4(B) (~ 1x104 CFU/mL) Salmonella enteritidis; grp. O:9 (D1) (~ 1x103 CFU/mL) Salmonella enteritidis; grp. O:9 (D1) (~ 1x106 CFU/mL) 32702 61 Inhibition 32701 ++ n = 10 32704 32701 Probennummer (Sample no.) Probenzusammensetzung / Sample composition 32703 Erwartet expected 32702 Gruppe A Tabelle 2: Häufigkeit der Mitteilung verschiedener Befunde Absolute numbers of reported individual results. 32701 Tabelle 1: Probenzusammensetzung und erwartetes Ergebnis. Sample composition and expected results. 2 2 2 2 8 8 8 8 0 0 0 0 Tabelle 3: Häufigkeit richtig positiver und richtig negativer NAT-Befunde bei Anwendern verschiedener Methoden. Absolute numbers and relative frequency of reported true positive and true negative results among various NAT methods. NAT richtig positiv True positive results NAT-Methode [total number *] (Code) * Absolut Absolute Relativ Relative In house PCR assay [28] (n = 8) 19 Other / commercial tests [27] (n = 2) 6 Andere / other [29] (n = 0) - NAT richtig negativ True negative results % Absolut Absolute Relativ Relative 19 / 24 79 7 7/8 87 6/6 100 2 2/2 100 - - - - - Durch Mehrfachnennung oder fehlende Angabe kann die absolute Zahl der Ergebnisse (Tab. 2 ) von der Anzahl der Teilnehmer abweichen. Due to reporting results of multiple assay systems or missing specifications, the effective numbers are not correlating with the number of participants. 114 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 % RV 438: Listeria spp. Listerien kommen ubiquitär in unserer Umwelt vor und können als potentielle Kontaminanten auch in Lebensmitteln (wie z.B. Räucherlachs, Rohmilchkäse oder Schnittsalaten) präsent sein. Daher muss für viele Lebensmittel die vom Gesetzgeber geforderte Abwesenheit von L. monocytogenes geprüft und bestätigt werden. Neben L. monocytogenes sind auch eine Reihe weiterer Listerienspezies mit humanpathogenem Potential bekannt, für die inzwischen einige selbst entwickelte und kommerzielle NAT-gestützte Nachweisverfahren zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund wollen wir uns bei der Konzeption der Proben für RV 438 nicht nur auf L. monocytogenes beschränken, und bei den kommenden Ringversuchen werden auch andere Listerien-Spezies in der einen oder anderen Probe zu finden sein. Die Verfügbarkeit gut evaluierter selbst entwickelter bzw. kommerzieller NAT-gestützter Analysesysteme führte bei diesem Ringversuch zumindest bei der relativ stark positiven Probe #32801 (Listeria monocytogenes, ~105 CFU/ml) und der negativen Probe #32804 zu relativ hohen Richtigkeitsquoten. Lediglich die etwas schwächer positive Probe #32802 (Listeria monocytogenes, ~103 CFU/ml) und der Nachweis der Spezies Listeria innocua in Probe #32803 bereitete einigen der Teilnehmer offensichtlich Schwierigkeiten. Von den insgesamt 14 Teilnehmern wurden für die schwach positive Probe #32802 hier jeweils 5 falschnegative Befunde sowie ein als "fraglich" eingestuftes Ergebnis mitgeteilt. Die mit einer nennenswerten Menge an Listeria innocua versetzte Probe #32803 wurde lediglich von 3 der 14 Teilnehmer als positiv getestet. Unter den 10 falsch-negativen Ergebnissen für die Probe mit Listeria innocua befand sich einer von 2 Teilnehmern, die die Verwendung eines "kommerziellen Testsystems / Kit" angaben, und 9 von 12 Teilnehmern mit selbst entwickelten (in house) Testsystemen. Bei letzterer Gruppe war jedoch kein offensichtlicher Zusammenhang zwischen der Spezifitätslücke und der jeweils verwendeten PCRZielsequenz zu erkennen. Von allen 14 Teilnehmern wurden Testsysteme mit Inhibitions- und/oder Positivkontrollen verwendet und nur von einem Teilnehmer wurde bei einer der 4 ausgesandten Probenmaterialien ein vermeintliches Inhibitionsereignis beobachtet. Da dieser Ringversuch bewusst nicht nur auf den Nachweis von L. monocytogenes abzielt, und L. innocua zugegebenermaßen eine der selteneren aber dennoch humanpathogenen Spezies darstellt (J. Clin. Microbiol., 2003, 11:5308-5309), sollten die betroffenen Teilnehmer diese Ergebnisse zum Anlass nehmen, ihre verwendeten Testsysteme hinsichtlich offenkundiger Defizite bei der analytischen Sensitivität und der Speziesabdeckung zu analysieren. Auch im Fall des NAT-gestützten ListerienNachweises wird es interessant sein zu verfolgen, inwieweit sich die durchschnittliche analytische Sensitivität und Spezifität bei den selbst entwickelten und den kommerziellen Testsystemen im Laufe der nächsten Ringversuchsrunden verbessern wird. Es bleibt zu hoffen, dass die einzelnen Teilnehmer sich nicht aus Frustration über zu viele falsch-negative Ergebnisse von der Teilnahme an weiteren Ringversuchsrunden abhalten lassen. Zudem besteht speziell bei diesem Ringversuch explizit die Option einer differenzierten Befundmitteilung. Hält ein Teilnehmer lediglich ein L. monocytogenes-spezifisches NATVerfahren vor, so kann er dies über einen Zusatzcode im Ergebnisfeld angeben - für die Erstellung des individuellen Zertifikats werden dann auch nur die L. monocytogenesspezifischen Ergebnisse bewertet. PCR-/NAT Listeria spp. (RV 438) November 2003 32803 ++ 61 32804 Ø 62 Positiv 12 8 3 1 Negativ 2 5 10 13 Escherichia coli K12 Fraglich Questionable 0 1 0 0 n.d. nein no ja yes 32804 61 32803 + Befund Result 32802 32802 Listeria monocytogenes ATCC 7644 (~ 1x105 CFU/mL) Listeria monocytogenes ATCC 7644 (~ 1x103 CFU/mL) Listeria innocua 4 (~ 1x10 CFU/mL) Inhibition 32801 61 32804 +++ n = 14 32803 32801 Probennummer (Sample no.) Probenzusammensetzung / Sample composition 32802 Erwartet expected Gruppe A Tabelle 2: Häufigkeit der Mitteilung verschiedener Befunde Absolute numbers of reported individual results. 32801 Tabelle 1: Probenzusammensetzung und erwartetes Ergebnis. Sample composition and expected results. 0 0 0 0 14 14 13 14 0 0 1 0 Tabelle 3: Häufigkeit richtig positiver und richtig negativer NAT-Befunde bei Anwendern verschiedener Methoden. Absolute numbers and relative frequency of reported true positive and true negative results among various NAT methods. NAT richtig positiv True positive results NAT-Methode [total number *] (Code) Absolut Absolute Relativ Relative % Absolut Absolute Relativ Relative % 18 18 / 36 50 11 11 / 12 91 Other / commercial tests [27] (n = 2) 5 5/6 83 2 2/2 100 Andere / other [29] (n = 0) - - - - - - In house PCR assay [28] (n = 12) * NAT richtig negativ True negative results Durch Mehrfachnennung oder fehlende Angabe kann die absolute Zahl der Ergebnisse (Tab. 2 ) von der Anzahl der Teilnehmer abweichen. Due to reporting results of multiple assay systems or missing specifications, the effective numbers are not correlating with the number of participants. MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 115 AUSBLICK Bei der Konzeption der ersten Sets von NATRingversuchsproben wurden wir seitens INSTAND gebeten, keine extrem hohen Herausforderungen an die Teilnehmer zu stellen. Auch wenn das Gesamtbild dieses Ringversuchs durch einige falsch-positive Ergebnisse (die vermutlich zum Großteil auf Kontaminationsereignisse während der Probenaufarbeitung und Amplifikation zurückzuführen sind) etwas getrübt wurde, so fiel die Unterscheidung zwischen den stark positiven und den negativen Proben wieder sehr deutlich aus. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in den relativ hohen Richtigkeitsquoten für die zur Erstellung der Zertifikate bewerteten Proben wider. Einige der erregerspezifischen Probensets enthielten diesmal jedoch auch eine Probe mit relativ geringer Anzahl an entsprechenden Zielorganismen. Da diese Proben von einer Vielzahl an unterschiedlichen Testsystemen nicht mehr als positiv detektiert werden konnten, wurden sie gerechterweise bei der Erstellung der Ringversuchszertifikate nicht bewertet. Betrachten Sie diese Proben mit geringer Erregermenge bitte nicht als "Schikane" sondern vielmehr als wertvollen Indikator für die Leistungsfähigkeit ihres individuellen Testkonzepts im internationalen Maßstab. Um bei unseren PCR / NAT-Ringversuchen diesem Anspruch auch in Zukunft gerecht werden zu können, sind gewisse Herausforderungen an die Sensitivität und Spezifität der jeweiligen Testsysteme auch für die zukünftigen Runden (jeweils im April und September jedes Jahres) fest eingeplant. Natürlich erfolgt das Design und die Konfektionierung der einzelnen Ringversuchsproben in sehr enger Abstimmung mit unseren zahlreichen Sollwert- und Referenzlaboratorien. Darüberhinaus sind wir auch weiterhin für alle konstruktiven Kommentare aus dem Teilnehmerkreis dankbar und stets bemüht, diese Anregungen auch in Ihrem Sinne umzusetzen. An dieser Stelle möchten wir uns recht herzlich bei allen Kollegen in den zahlreichen nationalen und internationalen Sollwertlaboratorien sowie bei den Kollegen und Mitarbeitern in Jena, Berlin und Regensburg bedanken, die nach wie vor hoch motiviert an der praktischen Umsetzung unseres gemeinsamen Vorhabens zur externen Qualitätssicherung mitarbeiten. Zugleich hoffen wir auf einen reibungslosen Ablauf der zukünftigen Ringversuchsrunden. Korrespondenzadresse: Dr. Udo Reischl Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene Universitätsklinikum Regensburg Franz-Josef-Strauß-Allee 11 D-93053 Regensburg, Germany Tel: +49-(0)941-944-6450 Fax: +49-(0)941-944-6402 e-mail: [email protected] 116 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 TAGUNGSBERICHT Kurs „Grundlagen antibakterieller Empfindlichkeitsprüfung“ Im mikrobiologischen Alltag steigt der Bedarf an breitem praktischen und theoretischen Wissen ständig an. Insbesondere stellt die Interpretation von Ergebnissen der Antibiotikaempfindlichkeitstestung angesichts der sich ausbreitenden Resistenzen eine erhebliche Herausforderung an den diagnostischen Mikrobiologen. Denn immer mehr wird erkannt, wie wichtig die Beratung der klinischen Kollegen bei der Auswahl von Antibiotika bei der Behandlung nicht nur nosokomialer Infektionen ist. Das Auftreten immer neuer Resistenzmechanismen macht diese Aufgabe zunehmend schwerer. Aus diesem Grunde werden Weiterbildung und Wissensauffrischung für die im Labor Tätigen auf diesem Gebiet immer wichtiger. In folgendem Beitrag sollen die Erfahrungen des Kurses "Grundlagen antibakterieller Empfindlichkeitsprüfung", organisiert von der Firma Becton Dickinson, dargestellt werden. Kursleiter war Herr Dr. Hartmut Erichsen, der als Mikrobiologe auf eine Ausbildung und langjährige Tätigkeiten an der Universität Kiel, in der Industrie und schließlich als Mitarbeiter in einem großen niedergelassenen Diagnostiklabor zurückblicken kann. Seine Mitarbeit im DINAusschuss NaMed 10 weist ihn gleichfalls als Experten auf dem Gebiet der Empfindlichkeitstestung aus. Organisatorin und ständig hilfsbereite Ansprechpartnerin im Kurs war Frau Ulrike Kunert, Scientific Affairs Managerin der Firma Becton Dickinson. Der insgesamt 3-tägige Kurs fand in den Vorlesungsräumen bzw. Laboren von Becton Dickinson in Heidelberg statt und umfasste einen gelungenen Mix aus Theorie und Praxis. Die 16 Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet sowie Österreich setzen sich aus Technischen Assistenten und Ärzten aus Krankenhauslaboren und niedergelassenen Praxen zusammen. Wichtig war auch, vor allem für die ärztlichen Teilnehmer, dass dieser Kurs von der Landesärztekammer BadenWürttemberg mit 20 Fortbildungspunkten zertifiziert wurde. Der Kursinhalt am ersten Tag umfasste die Grundlagen der Empfindlichkeitstestung mit Darstellung der einzelnen Antibiotikaklassen, ihren zellbiologischen Wirkmechanismen, sowie Begriffen wie natürliche oder erworbene Resistenzen. Zum Verständnis der Wirkung von Antibiotika spielen heute auch zunehmend die Erkenntnisse auf den Gebieten der Pharmakokinetik und Pharmakodynamik eine bedeutende Rolle, weshalb Dr. Erichsen diesem Thema auch sehr breiten Raum einräumte. Nach Darstellung der unterschiedlichen Testmethoden von Agardiffusionstests bis zu den modernen automatisierten Verfahren, führten die Teilnehmer die verschiedenen Testverfahren selbst durch, um z. B. die Unterschiede des Agardiffusionstests nach DIN und NCCLS zu demonstrieren. Am zweiten Kurstag ging Dr. Erichsen ausgehend von der Klarstellung einzelner Resistenzmechanismen auf die Auswertung und Interpretation der Resistogramme ein. Schwerpunkt waren hier die im klinischen Alltag am häufigsten vorkommenden Resistenzmechanismen wie MRSA, VRE, MLSB-Resistenz bei Grampositiven oder ESBL-bildenden Enterobakterien. Die Theorie wurde am Nachmittag ergänzt durch die Ablesung und Bewertung der am Vortag selbst angefertigten Empfindlichkeitstests. Der letzte Tag galt den automatisierten Testverfahren, wobei insbesondere die in Deutschland am meisten verbreiteten Systeme (BD Phoenix und VITEK 2, BioMérieux ) ausgiebig besprochen wurden. Neben dem Ver- gleich der technischen Details lag der Schwerpunkt vor allem bei der Darstellung und den Prinzipien der Expertensysteme, die neben den Kriterien Automatisierung, Standardisierung und Reproduzierbarkeit den besonderen Wert dieser Systeme ausmachen. Zusammenfassend bot der Kurs eine wahrhaft erschöpfende Übersicht über die Grundlagen und Probleme der bakteriellen Empfindlichkeitsprüfung. Herrn Dr. Erichsen gelang es, vor allem aufgrund seiner langjährigen Erfahrung auf diesem Gebiet, das gesamte Thema interessant und praxisnah darzustellen. Er zeichnete sich auch in der Diskussion und bei kritischen Fragen als kompetenter und vor allem geduldiger Kursleiter aus. Besonders wertvoll war der Kurs insofern, als er nicht nur der reinen Wissensvermittlung diente, sondern auch genug Zeit ließ für Diskussionen und Fragen, die in der täglichen Arbeit immer wieder auftauchen. Die umfangreichen und übersichtlichen Kursunterlagen sind mit Sicherheit für die Teilnehmer eine gute Grundlage für die Umsetzung des Gelernten in der täglichen Arbeit. Abgerundet wurde der Lehrgang durch ein perfekt organisiertes Begleitprogramm, das zeigte, dass sich ein Besuch in Heidelberg nicht nur wegen des Kurses lohnt. Die Kursgebühr von € 870,- war aus Sicht aller Teilnehmer eine mehr als lohnenswerte Investition in die persönliche Wissenserweiterung und berufliche Weiterbildung. Uta Küsters, Heidelberg MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 117 FORTBILDUNGSVERANSTALTUNGEN HYGIENEAKADEMIE BAD KISSINGEN Hygienebeauftragte/r in der Pflege Grundkurs in vier Stufen ● Keime und Recht ● Hygieneplan in der Praxis ● Mitarbeiterschulung und Dokumentation ● Vom Hygieneplan zum Qualitätsmanagement Hygiene Termin: Start Kursreihe D am 21. Juni 2004 Ort: Bad Kissingen Gebühr: Euro 415,00 je Stufe Hygieneakademie Bad Kissingen Aufbaukurs Krankenhaushygiene Termin: 02. bis 04. Juli 2004 Gebühr: Euro 195,00 „Qualitätsmanagement und Hygiene in Einrichtungen des Gesundheitswesens“ Für Mitarbeiter oder Hygienebeauftragte in Krankenhäusern, Einrichtungen der Altenpflege, Arztpraxen und ambulanter Pflege, die die Zertifizierung beabsichtigen. Termin: 15. bis 16. September 2004 Gebühr: Euro 195,00 Aufbaukurs Hygienebeauftragte/r in Rehaklinik und Sanatorium Termin: 30. September bis 01. Oktober 2004 Gebühr: Euro 195,00 Stationsleiterlehrgang Weiterbildung für die Leitung einer Station, Pflegegruppe oder Funktionseinheit gemäß DKG-Richtlinie – berufsbegleitend (720 Stunden) in 9 mehrtägigen Blöcken in Vollzeitunterricht Termin: Start 18. Oktober 2004 Gebühr: Euro 3.000,00 Grundkurs Hygiene in der Dialyse Gem. Richtlinie RKI für Dialyseeinrichtungen und Hygienefachkräfte Termin: 21. bis 22. Oktober 2004 Gebühr: Euro 215,00 Aufbaukurs Hygienebeauftragte/r in Rehaklinik und Sanatorium Termin: 30. September bis 01. Oktober 2004 Gebühr: Euro 195,00 Auskunft: Hygieneakademie Bad Kissingen, Sparkassenpassage 4, 97688 Bad Kissingen, Tel.: 0971 – 785 07 66 und -785 29 84, Fax: 0971 – 785 07 64, e-mail: [email protected], Internet: http://www.hygieneakademie.de Bitte Termin vormerken: 14. Frühjahrstagung des Berufsverbandes der Ärzte für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie. vom 07. bis 09. April 2005 in Kloster Banz, Staffelstein Thema: Grundkurs: Der Hygienebeauftragte Termin: Montag, 27.09.2004 von 10.00 Uhr - 17.00 Uhr Dienstag, 28.09.2004 von 9.00 Uhr - 16.00 Uhr Referenten: PD Dr. med. S. W. Lemmen und Mitarbeiter Ort: Universitätsklinikum Aachen, Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen Kursleiter: PD Dr. med. S. W. Lemmen Leiter des Zentralbereichs für Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Aachen Auskunft: Sekretariat M. Riedel, Tel.: 0241 – 8089843, Fax: 0241 – 8082540, e-mail: [email protected] AUS DEM BERUFSVERBAND Aktuelle Information Das Bundesverfassungsgericht hat die vom Bundesverband der Pathologen eingelegte Verfassungsbeschwerde gegen das Urteil des BGH bezüglich der Minderung nach §6a GOÄ nicht angenommen. Die anwaltliche Stellungnahme folgt. Der Berufsverband empfiehlt daher allen Mitgliedern, Klinikrechnungen vorerst um 15% zu mindern. Anwaltliche Stellungnahme: Nichtannahmebeschluss des Bundesverfassungsgerichtes zu § 6 a GOÄ In dieser Angelegenheit haben wir vor einigen Tagen die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes – 1 BvR 1319/02 – vom 19.03.2004 erhalten, wonach die von Pathologen eingelegte Beschwerde gegen die vom BGH vorgenommene Auslegung von § 6 a GOÄ nicht zur Entscheidung angenommen wurde. Das Bundesverfassungsgericht führt auf 11 Seiten auf, dass die für die niedergelassenen Ärzte ungünstige Auslegung des § 6 a GOÄ, wonach nunmehr stets die Gebühren bei der Behandlung von stationär untergebrachten Patienten zu mindern seien, verfassungsrechtlich unbedenklich ist. Wir bedauern die Entscheidung sehr, zumal deren Begründung inhaltlich durchaus angreifbar ist. Leider jedoch bestehen keine rechtsbehelflichen Möglichkeiten mehr, gegen diesen Nichtannahmebeschluss vorzugehen, so dass die Frage um die Minderungspflicht als grundsätzlich gegen die Ärzte entschieden zu sein scheint. Dennoch hat es in jüngster Zeit gerade erst wieder eine Entscheidung des Amtsgerichtes Fürth gegeben, in dem trotz des rechtskräftigen BGH-Urteils der Amtsrichter den Mut zur eigenen Rechtsmeinung bewiesen hat, in dem er (auch aus unserer Sicht zu Recht) keinen Minderungsfall angesehen hat. Es steht jedoch nicht unbedingt zu erwarten, dass sich dieser Haltung die überwiegende Anzahl der Instanzgerichte anschließen wird. Dirk Griebau, Rechtsanwalt, Fürth 118 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 Herrn Professor Dr. med. Friedrich Burkhardt, Erlangen, zum 80. Geburtstag Macht in wissenschaftlichen oder ärztlichen Gremien, politischer Einfluss oder Medienpräsenz waren nie Ziele, an die Sie, lieber Friedrich Burkhardt, Zeit und Arbeitskraft verschwendet haben. So ist es fast folgerichtig, dass Ihnen Ehrungen und öffentliche Anerkennung Ihrer Leistungen durch die einschlägigen wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Berufsverbände versagt blieben und Sie Ihren 80. Geburtstag am 14. Januar 2004, unbemerkt und unbeachtet von der organisierten Fachwelt, im Kreise Ihrer Familie gefeiert haben. Dabei haben Sie wie kaum ein anderer Vertreter Ihrer und nachfolgender Generationen medizinischer Mikrobiologen die Fächer Medizinische Mikrobiologie und Hygiene in ihrer Entwicklung beeinflusst und den wissenschaftlichen und ärztlichen Nachwuchs in Denken, Handeln und Selbstverständnis geprägt. Ihr beeindruckender beruflicher Werdegang legt dafür ebenso beredtes Zeugnis ab wie die Projekte zur Weiterentwicklung der Medizinischen Mikrobiologie in Deutschland, die Sie auf den Weg gebracht und dann mit großem Einsatz und nachgerade unendlicher Geduld umgesetzt und vollendet haben. Ihr Medizinstudium haben Sie nach mehreren, teils schweren Verwundungen im Kriegseinsatz unmittelbar nach Kriegsende in englischer Gefangenschaft an der „Medical Academy for German Prisoners“ begonnen, in Wien und Erlangen fortgesetzt und in Erlangen 1951 mit dem Staatsexamen abgeschlossen. Zum „Dr. med.“ wurden Sie 1952 von der Universität Erlangen promoviert. Ihre Hinwendung zum Fach „Hygiene“ im klassischen, umfassenden Sinne begann bereits 1952 als wissenschaftlicher Assistent an der Staatlichen Bakteriologischen Untersuchungsanstalt in Erlangen, die nach dem 2. Weltkrieg aus dem Hygiene-Institut der Universität hervorgegangen war. 1956 wurden Sie Oberarzt an demselben Institut, und 1974 erfolgte die Ernennung zum Obermedizinaldirektor und Bestellung zum Leiter der Staatlichen Bakteriologischen Untersuchungsanstalt München. 1975 übernahmen Sie die Leitung des Fachbereichs Medizin des Landesuntersuchungsamtes für das Gesundheitswesen Nordbayern, dem seit 1980 die vorher selbständigen Schwesterinstitute in Würzburg und Regensburg angeschlossen waren. Inzwischen zum Leitenden Medizinaldirektor ernannt, wurden Sie 1981 vom Bayerischen Staatsminister für Unterricht und Kultus, Professor Hans Maier, zum Honorarprofessor an der Universität Erlangen-Nürnberg bestellt. Am 1. Januar 1986 sind Sie in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Diese Professur – und das Bundesverdienstkreuz – sind nach meinem Wissen die einzigen offiziellen Zeichen der Anerkennung Ihrer wissenschaftlichen und ärztlichen Leistungen in Deutschland. Ihre umfassenden und stets auf neuestem Stand gehaltenen ärztlichen Fachkenntnisse hatten Sie durch Teilnahme an Kursen (Abwasserbiologischer Kurs der Bayerischen Biologischen Versuchsanstalt 1954, Tropenmedizinischer Kurs der Universität München 1957) sowie durch verschiedene Praktika im In- und Ausland (am Robert-Koch-Institut Berlin 1966, am Indian Institute for Biochemistry and Experimental Medicine Calcutta 1966, am SEATO Cholera Research Institute Dacca 1966) auf eine besonders breite Basis gestellt und dabei gerade dem Erwerb eigener praktischer Kenntnisse und Erfahrungen unter Anleitung international ausgewie- sener Wissenschaftler einen hohen Stellenwert eingeräumt. Ihr Ruf als ausgezeichneter Arzt und Mikrobiologe hat Ihnen mehrfach Aufgaben im Rahmen der deutschen Entwicklungshilfe eingetragen: 1960 und 1961 haben Sie sich in Somalia, zunächst in Mogadishu, dann in Gelib und Margerita, aufgehalten, um im Auftrag der Bundesregierung „Möglichkeiten einer deutschen medizinischen Entwicklungshilfe für Somalia“ zu erkunden. Dabei haben Sie in dortigen Krankenhäusern und Leprosorien an der mikrobiologischen Diagnostik mitgewirkt und bei der Bekämpfung von Ruhrepidemien unter der Landbevölkerung und der Schistosomiasis geholfen. Nach einem Thailand-Aufenthalt zur Begutachtung eines deutschen Entwicklungshilfeprojektes 1966 waren Sie dann zwischen 1967 und 1970 als Leiter einer siebenköpfigen Arbeitsgruppe für den Aufbau des „Public Health Research Institute Bangkok“ des Ministry of Public Health von Thailand verantwortlich und haben in diesem Rahmen verschiedene seuchen- und klinisch-bakteriologische Laboratorien eingerichtet und zu optimaler Funktionsfähigkeit geführt, was vom damaligen Gesundheitsminister Thailands durch Verleihung des „Public Health Pin“ in Gold gewürdigt wurde. 1972 haben Sie das Institut erneut zur Überprüfung und Ergänzung der eingeführten Labortechnik besucht und damit die seit 1970 bestehende Partnerschaft zwischen mit dem Erlanger Landesuntersuchungsamt vertieft. Im Jahr 1979 haben Sie ein „Seminar on Laboratory Technology“ am Theodor Bilharz Institute in Kairo ausgerichtet, das neben Methoden der bakteriologisch-serologischen Diagnostik vor allem parasitologisch-diagnostische Verfahren unter besonderer Berücksichtigung der Schistosomiasis zum Inhalt hatte. So wertvoll Ihr Engagement in der medizinischen Entwicklungshilfe auch gewesen sein mag, lieber Herr Burkhardt, Ihre Verdienste um die Medizinische Mikrobiologie in Deutschland sind hinsichtlich ihrer in die Zukunft reichenden Wirkung sicherlich noch deutlich höher zu bewerten: Auf Ihre Anregung hin hatte sich der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt entschlossen, ein System zur externen Qualitätssicherung in der Medizinischen Mikrobiologie in Deutschland zu entwickeln und einzuführen. Sie wurden mit dieser Aufgabe betraut und haben seit 1972 mit großem Einsatz und überragendem Fachwissen nicht nur die wissenschaftliche und organisatorische Basis für ein solches System geschaffen, sondern zugleich mit Beharrlichkeit und unendlicher Geduld die vielfältigen Widerstände in den betroffenen wissenschaftlichen Gesellschaften und Berufsverbänden und in der Bundesärztekammer überwunden, ohne Ihre Qualitätsvorstellungen preiszugeben. Dass Sie am Ende auch die Akzeptanz dieser Qualitätssicherungsmaßnahmen durch die allermeisten Fachkollegen erreichen konnten, zeugt neben Ihrer Fachkompetenz nicht zuletzt auch von Ihrer Geradlinigkeit, Ihrer Unbestechlichkeit und Ihrem Gerechtigkeitssinn. Auf der Grundlage, die Sie gelegt haben, war es für mich leicht, Ihre Arbeit auf diesem Gebiet weiterzuführen und die Anforderungen schrittweise zu steigern. MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 119 Eine weitere Grundlage für die Hebung des Qualitätsniveaus der mikrobiologisch-diagnostischen Leistungen in Deutschland war Ihre Tätigkeit als Leiter der DGHMKommission für Verfahrensrichtlinien. Die Publikation der ersten Serie dieser Verfahrensrichtlinien haben Sie als Herausgeber betreut und als Obmann zweier Arbeitsausschüsse inhaltlich und formal geprägt. Die Notwendigkeit einer Aktualisierung und Erweiterung dieser Richtlinien, die ich vor einigen Jahren dem damals amtierenden DGHM-Vorstand nur mit Mühe verständlich machen konnte, hat, vor allem durch den unermüdlichen Einsatz des Kollegen Harald Mauch aus Berlin, zu der außerordentlich nützlichen Reihe der Qualitätsstandards in der mikrobiologisch-infektiologischen Diagnostik (MiQ) geführt. Lieber Herr Burkhardt, ich habe mit großem Bedauern von Ihrer Gattin erfahren, dass sich Ihr Gesundheitszustand seit Januar leider erheblich verschlechtert hat. Auch deshalb halte ich es für vordringlich, Ihnen den längst schuldigen Dank und die Anerkennung für Ihre großen Verdienste um die deutsche Hygiene und Medizinische Mikrobiologie öffentlich auszusprechen. Und wenn das schon nicht durch die offiziellen Repräsentanten der einschlägigen Fachgremien geschieht, nehmen Sie bitte diesen Dank von jemandem entgegen, der Sie wegen Ihrer beeindruckenden Fachkompetenz, Ihrer Kollegialität und Ihrer Prinzipientreue immer außerordentlich geschätzt hat und der sich gerne an viele Jahre vertrauensvoller Zusammenarbeit mit Ihnen und nie getrübter freundschaftlicher Kontakte zurückerinnert. Die nachhaltigste Wirkung auf die Entwicklung der Medizinischen Mikrobiologie haben Sie, lieber Herr Burkhardt, aber eindeutig durch Ihre Buchveröffentlichungen erzielt. Neben einem englischsprachigen Laborhandbuch „Bacteriological and Serological Standard Methods of the Department of Medical Sciences“ der Thamasat Universität Bangkok (1968) haben Sie zusammen mit Herrn Hallmann 1974 das Handbuch „Klinische Mikrobiologie“ (Thieme, Stuttgart) verfasst und 1980 zusammen mit Herrn Steuer „Infektionsprophylaxe im Krankenhaus“ (Thieme, Stuttgart) herausgegeben. Größte Verbreitung und einhellige Anerkennung hat aber insbesondere das 1992 im ThiemeVerlag erschienene Handbuch „Mikrobiologische Diagnostik“ gefunden, dessen Vollständigkeit, Praxisbezug, Fehlerarmut und Aktualität zum Erscheinungsdatum das Buch bis heute zum unverzichtbaren Ratgeber in jedem mikrobiologischen Laboratorium im deutschen Sprachraum gemacht haben. Ihre gar nicht hoch genug einzuschätzende Leistung, die Sie mit seiner Veröffentlichung nach Überwindung vielfältiger Schwierigkeiten, mit dem Verlag wie mit manchen Autoren, und nach Jahren mühevoller Arbeit erbracht haben, wird nicht zuletzt auch daran kenntlich, dass sich bisher niemand gefunden hat, der Fachkompetenz, Einsatzbereitschaft, Durchsetzungsvermögen und Selbstlosigkeit in einer Weise in sich vereint, dass ein analoger Erfolg der längst fälligen Neuauflage mit ausreichender Sicherheit gewährleistet wäre. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Gattin Kraft, um die Bürde der Gebrechen tragen zu können, und grüße Sie herzlich, auch in persönlicher Dankbarkeit, stets Ihr BEZUGSQUELLEN 120 MIKROBIOLOGE 14.Jg. 2004 Klaus P. Schaal TAGUNGSKALENDER Baden-Baden: 04. bis 10. Juli 2004 – 31. Seminarkongress für ärztliche Fort- und Weiterbildung (MEDcongress). Auskunft: MEDICA Deutsche Gesellschaft zur Förderung der Medizinischen Diagnostik e.V., Postfach 70 01 49, 70571 Stuttgart, Tel.: 0711 – 72 07 12-0, Fax: 0711 – 72 07 12-29, e-mail: [email protected], website: http://www.mediacongress.de Bangkok (Thailand): 11. bis 16. Juli 2004 – XV International AIDS Conference. Auskunft: IAS Conference Secretariat, e-mail: [email protected] Quebec (Canada): 12. bis 14. Juli 2004 – 23rd Annual Scientific Meeting of the American Society for Virology. Auskunft: Sidney E. Grossberg, Secretary-Treasurer, American Society for Virology, Department of Microbiology and Molecular Genetics, Medical Colledge of Wisconsin, 8701 Watertown Plank Road, Milwaukee, WI 53226-0509, USA, Fax: +1-414-456-6566, e-mail: [email protected] Lemgo: 14. bis 16. Juli 2004 – 4. Lemgoer Symposium „Schnellmethoden und Automatisierung in der Lebensmittel-Mikrobiologie“ Auskunft: Prof. Dr. Barbara Becke, Tel.: 05261 - 702296, Fax: 05261 702404, e-mail: [email protected] ference „Advances against Aspergillosis“ Auskunft: Complete Conference Management, Tel.: 001 – 619 – 2996673, Fax: 001 – 619 – 299-6675, e-mail: [email protected], website: http://www.advancesagainstaspergillos.org Wildbad Kreuth: 22. bis 24. Juli 2004 – 1. EHEC Workshop Auskunft: Dr. U. Busch, Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Tel.: 089 – 31 560 234, e-mail: [email protected] Münster: 26. bis 29. September 2004 – 56. DGHM-Tagung Auskunft: , Tel.: , Fax: , e-mail: @, website: http://www.dghm.org Würzburg: 25. bis 28. Juli 2004 – Leopoldina International Symposium „Threat of Infection“ – Microbes of high pathogenic potentialstrategies for detection, control and eradication. Auskunft: Prof. Dr. Juttas Schnitzer-Ungefug, Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, Postfach 11 05 43, 06019 Halle, Tel.: 0345 – 472 3911/12, Fax: 0345 – 472 3719, e-mail: [email protected] Bonn: 06. bis 09. September 2004 – 17. Internationales Symposium für Reinraumtechnik Auskunft: VDI KundenCenter, Postfach 10 11 39, 40002 Düsseldorf, Tel.: 0211 – 6214-650, Fax: 0211 – 6214-575, e-mail: [email protected], website: http://www.icccs2004.de San Francisco (USA): 9. bis 11. September 2004 – International Con- Friedrichshafen: 01. bis 02. Oktober 2004 – 41. Kongress der Südwestdeutschen Gesellschft für Innere Medizin. Auskunft: MedCongress GmbH, Postfach 70 01 49, 70571 Stuttgart, Tel.: 0711 – 72 07 12-0, Fax: 0711 – 72 07 12-29, e-mail: [email protected], website: http://www.mediacongress.de Charleston (South Carolina/USA): 24. bis 27. Oktober 2004 – 11th International Symposium on Staphylococci and Staphylococcal Infections. Auskunft: website: http://www.uemeded.com/event/839919370420 Washington DC (USA): 30. Oktober bis 2. November 2004 – 44th Interscience Conference on Antimicrobial Agents and Chemotherapy (ICAAC). Auskunft: ASM, 1752 N Street, NW, Washington, DC 20036-2904, USA, website: http://www.icaac.org BERUFSVERBAND DER ÄRZTE FÜR MIKROBIOLOGIE UND INFEKTIONSEPIDEMIOLOGIE E.V. Bundesvorsitzender: Prof. Dr. med. H. K. Geiss, Hygieneinstitut der Universität, MUA, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg, Tel.: 06221 - 568317, Fax: 06221 - 563688, e-mail: [email protected] Stellv. Vorsitzende: Prof. Dr. med. Gottfried Mauff, Laborärztliche Gemeinschaftspraxis, Dr. Kramer und Kollegen, Lauenburger Strasse 67, 21502 Geesthacht, Tel. 04152 – 803 147, Fax: 04152 – 803 347, e-mail: [email protected] Prof. Dr. med. Dieter Neumann-Haefelin, Institut für Med. Mikrobiologie und Hygiene, Abteilung Virologie, Hermann-Herder-Str. 11, 79008 Freiburg, Tel.: 0761/203-6600,-6601, Fax: 0761/2036626, email: [email protected] Schriftführerin: Dr. med. Waltraud Römmler, Gemeinschaftspraxis Dr. I. Kragenings, Dr. W. Römmler und Koll., Sonnenstraße 19, 80331 München, Tel.: 089 - 55 143-0, Fax: 089 - 55 143-240 e-mail: [email protected] Schatzmeister: Dr. med. Dr. rer. nat. A. Hartinger, Institut für Med. Mikrobiologie und Immunologie, Städt. Krankenhaus München-Harlaching, Sanatoriumsplatz 2, 81545 München, Tel.: 089 - 6210 2480, Fax: 089 - 6210 3024, e-mail: [email protected] Impressum: Herausgeber: DER MIKROBIOLOGE Berufsverband der Ärzte für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie e.V. Bundesvorsitzender: Prof. Dr. med. H. K. Geiss, Hygieneinstitut der Universität, MUA, Im Neuenheimer Feld 324, 69120 Heidelberg, Tel.: 06221 - 568317, Fax: 06221 - 563688, e-mail: [email protected] Schriftleiter: Prof. Dr. F.- B. Spencker, Scheffelstraße 31a, 04277 Leipzig, Tel.: 0341 - 3012523, Fax: 0341 3081640, e-mail: [email protected] Redaktionsmitglieder: Dr. med. Frank Berthold, Frankfurt/Oder; Prof. Dr. med. Holger Blenk, Fürth; Prof. Dr. med. vet. Roswitha Füssle, Gießen; Dr. med. Dr. rer. nat. Anton Hartinger, München; Prof. Dr. med. Manfred Kist, Freiburg; Dr. med. Eberhard Kniehl, Karlsruhe; Dr. med. Paul C. Lück, Dresden; Prof. Dr. med. Axel Schmidt, Witten/Herdecke Verlagsservice: Büro-, Verlags- und Tagungsservice Dagmar Strebel, Belfortstraße 10, 76133 Karlsruhe Tel.: 0721 - 920 3436, Fax: 0721 - 920 3437, e-mail: [email protected] Die namentlich gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Berufsverbandes wieder. Die Zeitschrift und alle in ihr veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion und mit Quellenangabe gestattet. 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