Schwarze Löcher, Gravitationswellen und die schwersten Elemente im Universum Chemische Elemente und Atomkerne Die Entwicklung von Sternen Kompakte Objekte (Weisse Zwerge, Neutronensterne, Schwarze Löcher) Die Spezielle und Allgemeine Relativitätstheorie Gravitationsstrahlung Der “Binär-Pulsar” Die ersten Messungen von Gravitationswellen beim Verschmelzen zweier Schwarzer Löcher Weitere Quellen und ihre Bedeutung in der Astrophysik Friedrich-Karl Thielemann Departement Physik Universität Basel Isotope (des Wasserstoffs) Die Anzahl der Protonen im Atomkern ist identisch mit der Anzahl der Elektronen in der Hülle (positive und negative Ladungen führen zum insgesamt ungeladenen Atom). Unterschiedliche Anzahlen von Neutronen führen zu unterschiedlichen Isotopen des gleichen Elements. Typischerweise sind Isotope mit etwa gleichen Neutronen- und Protonenzahlen stabil. Nuklidkarte alpha-Zerfall (Z,N)->(Z-2,N-2)+4He U Pb beta+-Zerfall Halbwertszeiten Ni Ca O beta--Zerfall Was ist Bindungsenergie? 2 (E=mc ) 6 freie Protonen + 6 freie Neutronen + 6 freie Elektronen sind schwerer als ein Kohlenstoffatom in dem diese gebunden vorliegen Warum sind Sterne stabil? Sterne würden durch ihre Masse unter ihrer Eigengravitation kollabieren sie werden stabilisiert durch den Druck des Gases aus dem sie bestehen, d.h. der Zustandsgleichung P=P(Dichte,Temp.) Kräftegleichgewicht Die Zustandsgleichung: Was verursacht den Druck P in Sternen? In Sternen sind Atome völlig ionisiert, d.h. Atomkerne und Elektronen bilden ein freies Gas der Druck in Sternen wie der Sonne ist eine Funktion von Dichte und Temperatur und gegeben durch eine Mischung von idealen (Maxwell-Boltzmann) Gasen kalte Sterne, wie Weisse Zwerge und Neutronensterne werden durch den “Entartungsdruck” des Elektronen- bzw. Nukleonengases stabilisiert (Pauli-Prinzip für Fermionen). Neutronensterne haben grössere Zentraldichten als die von Atomkernen Es gibt Maximalmassen für Weisse Zwerge (Chandrasekhar) und Neutronensterne, die die Druckstabilisierung ermöglichen Struktur der Sonne Spaltung Fusion Bei einer Zustandsgleichung, die Funktion von Dichte und Temperatur ist, muss der Abkühlung durch Lichtabstrahlung durch neue Energiezufuhr ersetzt werden Energiezufuhr durch Kernfusionen im zentralen heissen Core B/A=[Zmp+Nmn-M(Z,N)]c2/(N+Z) 4 x 1H → 4He Es wird Wasserstoff in Helium umgewandelt (verbrannt) massereiche Sterne mit mehr als 8 Sonnenmassen durchlaufen alle Brennphasen bis zum Siliziumbrennen masseärmere Sterne durchlaufen nur das Wasserstoff- und Heliumbrennen und werden weisse Zwerge nachdem die äusseren Hüllen als Wind abgeblasen worden sind. Planetarische Nebel sind abgeblasene Sternwinde und enthalten im Innern Weisse Zwerge Core-Collapse Supernovae und Neutronensterne als Endstadium massereicher Sterne nach Durchlaufen aller Brennphasen kollabiert der Fe-Core zu einem heissen Proto-Neutronenstern, der durch Neutrinoabstrahlung kühlt, welche wiederum die umgebende Hülle aufheizt und mit einer explosiven Stosswelle abwerfen Supernova 1987A (nach und vor Explosion) Der Neutronenstern im Supernova-Ueberrest Puppis A Neutronenstern im Röntgenlicht (enstanden in einer Supernovaexplosion vor etwa 3700 Jahren) Aufnahme des ROSAT Röntgensatelliten Magnetische Neutronensterne als Pulsare ● ● Pulsare emittieren (während der Rotation) entlang der magnetischen Polkegel Crab Pulsar (33 ms, SN Explosion 1054 n.Chr.) mit ROSAT HRI Weisse Zwerge, Neutronensterne, Schwarze Löcher als Endstadien der Sternentwicklung 25 wodurch ist die Entwicklung, d.h. der Lebenszyklus eines Sterns bestimmt? wie verläuft die Entwicklung als Funktion der Masse? Grösse von Sonne, Erde, Weissem Zwerg, Neutronenenstern Sonne Radien: 695 300 km Massen: 1 Dichten: 1.4 kg/dm3 Erde 6 360 km 1/333 000 5.5 Weisser Zwerg 1 100 km 1 1 Million Neutronenstern 10 km 1.4 2 Billionen 1 Sonnenmasse = 1 990 000 000 000 000 000 000 000 000 000 kg Einzelne Aspekte der Speziellen Relativitätstheorie ● ● ● Beobachter Raumzeit, Gleichzeitigkeit,.... Gesamtenergie beinhaltet Masse und Bewegungsenergie, z.B. E=mc2 Geschwindigkeitsaddition O=Beobachter,1=Zug, 2=Modeleisenbahn im Zug, Geschwindigkeit vgesamtder Modelleisenbahn für den Beobachter O vgesamt= u+v vgesamt= (u+v)/(1+uv/c2), nie grösser als Lichtgeschwindigkeit c !! Einzelne Aspekte der Allgemeinen Relativitätstheorie (Einstein 1915) ● ● ● Auch die Gravitation (Massenanziehung) wird im Rahmen dieser verallgemeinerten Theorie beschrieben (mittels einer geometrischen Raumkrümmung) der Raum (ohne Masse) wird durch Anwesenheit einer Masse gekrümmt und erhält quasi eine Potentialmulde dadurch wird selbst Licht von der geradlinigen Ausbreitungsrichtung abgelenkt und kann Energie gewinnen bzw. verlieren! Versuch einer einfachen Analogie ● ● ● Wurfparabel im Gravitationsfeld je grösser die vertikale Geschwindigkeit, umso höher steigt das geworfene Objekt bei Wurf mit Anfangsgeschwindigkeit oberhalb der Fluchtgeschwindigkeit mit v2=2gR=2GM/R entweicht das Objekt vollständig aus dem Gravitationsfeld Fluchtgeschwindigkeiten von Himmelskörpern ● Erde: 11.2km/s=40 000 km/h ● Sonne: 618.6 km/s ● Weisser Zwerg: 3 448 km/s ● Neutronenstern: 193 255 km/s ● ● ● ● Lichtgeschwindigkeit c=299 800 km/s Ein Neutronenstern von 7 statt 10km Radius hätte schon eine Fluchtgeschwindigkeit über Lichtgeschwindigkeit, d.h. wäre ein Schwarzes Loch Schwarzschildradius Rs=2GM/c2 Information kann aus einem Schwarzen Loch nur von ausserhalb des Schwarzschildradius entweichen Raumzeit um Sonne, Weissen Zwerg und Schwarzes Loch Ereignishorizont bei gleicher Masse führt die sehr verschiedene Dichte (Kompaktheit) zu extrem unterschiedlicher Krümmung Das Gravitationspotential (nach Newton) immer anziehend, immer positives Vorzeichen hat eine Analogie im elektrischen Potential (Maxwellsche Elektrodynamik) Anziehend oder abstossend, je nach Ladungsvorzeichen (es gibt positive und negative Ladungen) Elektromagnetische Wellen werden kommerziell genutzt (Smartphone, Radiowellen…) Wellen von Monopolen : verletzen Erhaltungssatz! Wellen von Dipolen : negative Grössen benötigt Ladung: ja, Masse: nein! Gravitationswellen von Quadrupolen sind möglich! Mehr als 50% aller Sterne entstehen in Doppelsternsystemen, im Fall eines Systems von zwei massereichen Sternen kommt es zu zwei Supernovaexplosionen http://relativity.livingreviews.org/Articles/lrr-2005-7/index.html Ergebnis: zwei sich umkreisende Neutronensterne erstes entdecktes System: PSR1916+13 durch Hulse & Taylor 1974, bestehend aus einem Pulsar (rotierender Neutronenstern mit Magnetfeld) und einem weiteren Neutronenstern Die Keplerschen Gesetze besagen, dass umeinander kreisende, sich gravitativ anziehende Objekte auf Ellipsen- (im Spezialfall Kreis-)bahnen laufen. Ohne Energieverlust bleibt die Umlaufperiode und die Lage der Ellipse konstant, d.h. der Begleitstern befindet sich immer genau nach einer Umlaufperiode im Periastron! Gemessene Verschiebung der Periastronzeit seit Beginn Der Beobachtungen Nach Bruce Allen (Albert-Einstein-Insitut, Max-Planck-Gesellschaft) Anziehungskraft = Zentrifugalkraft Gesamtenergie = kin. + pot. Energie Nach Einstein (1916) wird die Abstrahlung durch Gravitationswellen durch die zeitliche Aenderung des Quadrupolments ausgedrückt Diese entspricht einer Aenderung der Gesamtenergie des Systems und damit einer Aenderung der Umlauffrequenz (hier vereinfacht hergeleitet mit zwei gleichen Massen und Kreisbahnen) LIGO Hanford Detektor Schenkellänge jeweils 4km, aber Laserlicht kann im Hochvakuum so häufig reflektiert werden, dass dies einer effektiven Länge von 1120km entspricht Ausgesandte Gravitationswellen von einem sich umkreisenden Doppelsystem führen zu auslaufenden Raum(ver)krümmungen in denen sich Gegenstände stauchen und dehnen Nachweisprinzip von Laser-Interferometer Antennen: t=0 t= τ 4 t= τ 2 t= 3τ 4 Strahlteiler und Spiegel dienen als Testmassen δl l messbare Längenänderung δl= h l 2 Es können Veränderungen von 10-22 der Schenkellänge = 1/1000 Proton Proportional zur Länge gemessen werden!!!! Schwarzschild-Radius für ein 35 Sonnenmassen-Objekt = 103km 346km Abstand GW150914 im Abstand von etwa 410 Mpc (1Mpc=3.2 Mill. Lichtjahre, 1 Lichtjahr = 9.5 1012 km) Der Binärpulsar von Hulse und Taylor (bestehend aus zwei Neutronensternen) würde nach etwa 108 Jahren zu einer Neutronensternverschmelzung führen Dabei entsteht ein zentrales Schwarzes Loch und etwas 10-3-10-2 Sonnenmassen sehr neutronenreicher Materie werden ejektiert (S. Rosswog) Neutronenstern-Verschmelzungen S. Rosswog D. Martin Vor dem Kollaps zu einem schwarzen Loch existiert ein heisser teilweise durch Zentrifugalkräfte stabilisierter Neutronenstern, der durch Emission von Neutrinos abkühlt. Nukleosyntheseprozesse in der Nuklidkarte s process in der Nuklidkarte werden alle Isotope (Neutronenzahl) eines Elements (Protonenzahl) aufgeführt r process hier ist eine Zusammenfassung der wichtigsten Nukleosyntheseprozesse in der Sternentwicklung und in Explosionen aufgeführt Korobkin, Martin, Perego .. dynamic wind Eine Kombination der dynamisch ejektierten Materie und der Materie des sogenannten Neutrinowinds kann die Häufigkeiten schwerer Elemente erklären Ausblick Bisher haben wir die Verschmelzung von schwarzen Löchern beobachten können. Die Beobachtung eines Neutronensterns mit einem schwarzen Loch scheint am Rande der Nachweisbarkeit zu sein (hängt aber vom Abstand ab). Mit der nächsten Ausbaustufe von LIGO mit höherer Empfindlichkeit wird man auch NeutronensternVerschmelzungen sehen können (die jetzt schon als Gamma-Bursts zu beobachten sind). Gravitationswellen, die mit LIGO detektierbar sind, liegen im Bereich von 10-1000Hz. Das Verschmelzen von supermassiven schwarzen Löchern (die sich im Zentrum von Galaxien befinden) führt zu Frequenzen im Bereich 10-4-1 Hz und wird in Zukunft mit eLISA, einem Interferometer bestehend aus Satelliten, beobachtbar sein mit Armlängen von 1 Million km.