NEWSLETTER 2013 | Nr. 6 19. März eine Ankündigung vorab: Leider müssen wir das Konzert von Harald Oehler am Dienstag, den 26. März wegen Erkrankung des Musikers absagen. Wir wünschen ihm gute Besserung! Wohl stattfinden wird das Konzert am kommenden Dienstag, 19. März. Klang und Schwebung wurde vom Duo Alterno als Konzertprogramm für die ausdrucksstarke Stimme von Tiziana Scandaletti konzipiert. Mit Riccardo Piacentini am Klavier präsentiert das Duo sieben Stücke zeitgenössischer Komponisten, die einen Einblick ins gegenwärtige italienische Vokalschaffen bieten und eine Spanne von 35 Jahren zeitgenössischer Musik umfassen (1978-2013), ergänzt durch zwei inside-piano-Stücke der Berlinerin Charlotte Seither und von Riccardo Piacentini. Das Konzert wird durch Video-Projektionen und der Ausstahlung der "foto-suoni" begleitet, was den theatralischen Charakter des Programmes verstärkt. Inhalt Dienstag, 19. März 2013 | DUO ALTERNO | KLANG und SCHWEBUNG Dienstag, 26. März 2013 | Muss wegen Krankheit leider entfallen Dienstag, 19. März 2013 | Duo Alterno Klang und Schwebung Tiziana Scandaletti, Sopran Riccardo Piacentini, Klavier und foto-suoni Carlo Alessandro Landini Mothers of hope (1997) auf ein Bild von Francesco Clemente (Text: Carlo Alessandro Landini) Das überarbeitete „ Mothers of hope“ des Mailänder Komponisten Carlo Alessandro Landini wurde durch ein Bild aus dem gleichnamigen Zyklus des Neapolitanischen Künstlers Francesco Clemente angeregt. Francesco Clemente, „Meaning of the Book (from Mothers of Hope)“, 1993, mixed media on canvas, 112 x 112 cm, 1993 Marcello Abbado Vocalizzo sopra "Ma se mi toccano dov'è il mio debole" dal Barbiere di Siviglia (1997) In „Vocalizzo da Il Barbiere di Siviglia" des aus Mailand stammenden Marcello Abbado, wird das sinnliche Atmen der Sängerin im Klavierinneren durch das Zupfen der Saiten durch den Pianisten ergänzt. Charlotte Seither Klang und Schwebung (1996) für Klavier Durch die experimentellen Klänge erhält das Stück seine Form und seinen Charme. „In Klang und Schwebung war ich zunächst von der Absicht geleitet, die klanglichen Nuancierungs- möglichkeiten des Klaviertons näher auszuloten. Ich entschied mich, den Klang auf zwei Ebenen zu interpolieren und diese wie zwei Folien gegeneinander zu verschieben. Beide Folien ließen sich so in eine Binnenreibung zueinander versetzen, die auch für den formalen Prozess nutzbringend wurde. Ich bemerkte, dass mich dies auf dialektische Weise zu meinem Ausgangspunkt zurückführte: zu Klang und Schwebung.“ Charlotte Seither Sylvano Bussotti Lachrimae (1978) Un balletto ideale per ogni voce (frames in Old French, English, German and Italian) „Lachrimae“ von Sylvano Bussotti, Komponist und Maler aus Florenz ist eine graphische, künstlerisch gestaltete Partitur, in der eine reiche Palette von graphischen Zeichen kombiniert ist mit Phonemen und Wörtern in vier Sprachen (altfranzösisch, englisch, italienisch und deutsch). Adriano Guarnieri aus den "Rilke-Liedern" (2012) UA für Sopran und Klavier O wie haben wir, mit welchem Wimmern... Wenn ich so an so an deinem Antlitz zehre... Die Fülle von Zeichen und Klängen der „Rilke-Lieder“ des aus Mantua stammenden Komponisten Adriano Guarnieri geben der Musik eine leidenschaftliche pulsierende Intensität, die mit der glühenden Poesie Rilkes korrespondiert. Riccardo Piacentini Berliner (2012) for prepared pianist and prepared piano UA „Berliner“ des Turiner Komponisten Riccardo Piacentini paraphrasiert auf zeitgenössische Weise das bekannte Berliner Lied „Solang noch unter'n Linden...“ Luca Lombardi Ophelia-Fragmente (1982) (Text: Heiner Müller) Die dramatischen „Ophelia-Fragmente“ von Luca Lombardi (der schon immer eine starke Verbindung zur deutschen Kultur hatte) projizieren eine starke Theatralik auf die eindrucksvollen Worte Heiner Müllers, der anlässlich der Uraufführung des Stückes schrieb: „Ich finde die Komposition sehr aufregend. Die Qualität ist unter anderem, dass sie den Text deutlich trägt, dass sie ihn nicht illustriert. Ich habe jedes Wort verstanden, was relativ selten ist bei moderner Komposition. Ich glaube, dass sie denselben Inhalt wie der Text erzählt, auf ganz andere Weise nochmals erzählt. Es ist eine einfache Musik trotz allem. Ich glaube, dass sie ohne weiteres rezipierbar ist auch für Leute, die die Kompositionstechnik nicht beurteilen können. Es war ein sehr starker emotionaler Eindruck.“ DAS EUROPA DER FRAU Ich bin Ophelia. Die der Fluss nicht behalten hat. Die Frau am Strick Die Frau mit den aufgeschnittenen Pulsadern Die Frau mit der Überdosis AUF DEN LIPPEN SCHNEE Die Frau mit dem Kopf im Gasherd. Gestern habe ich aufgehört mich zu töten. Ich bin allein mit meinen Brüsten meinen Schenkeln meinem Schoß. Ich zertrümmere die Werkzeuge meiner Gefangenschaft den Stuhl den Tisch das Bett. Ich zerstöre das Schlachtfeld das mein Heim war. Ich reiße die Türen auf, damit der Wind herein kann und der Schrei der Welt. Ich zerschlage das Fenster. Mit meinen blutenden Händen zerreiße ich die Fotografien der Männer die ich geliebt habe und die mich gebraucht haben auf dem Bett auf dem Tisch auf dem Stuhl auf dem Boden. Ich lege Feuer an mein Gefängnis. Ich werfe Kleider in das Feuer. Ich grabe die Uhr aus meiner Brust, die mein Herz war. Ich gehe auf die Straße, gekleidet in mein Blut. WILDHARREND / IN DER FURCHTBARREN RÜSTUNG / JAHRTAUSENDE Hier spricht Elektra. Im Herzen der Finsternis. Unter der Sonne der Folter. An die Metropolen der Welt. Im Namen der Opfer. Ich stoße allen Samen aus, den ich empfangen habe. Ich verwandle die Milch meiner Brüste in tödliches Gift. Ich nehme die Welt zurück, die ich geboren habe. Ich ersticke die Welt, die ich geboren habe, zwischen meinen Schenkeln. Ich begrabe sie in meiner Scham. Nieder mit dem Glück der Unterwerfung. Es lebe der Hass, die Verachtung, der Aufstand der Tod. Wenn sie mit Fleischermessern durch eure Schlafzimmer geht, werdet ihr die Wahrheit wissen. (Heiner Müller) Das Duo Alterno gilt als eines der bemerkenswertesten Ensembles für die Gesangs-/Klavierlieratur vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute. Seit dem Beginn ihrer Zusammenarbeit 1979 in Vancouver haben Tiziana Scandaletti und Riccardo Piacentini die bemerkenswerteste italienische Vokalmusik in mehr als 40 Ländern auf allen fünf Kontinenten aufgeführt. The Washington Post beschrieb das Duo als "with a big voice and a fine sense of comedic timing", "The Duo that gives voice (and piano) to the Italian twentieth century" schrieb La Repubblica, "the inventive Duo" The Globe and Mail und als "an electric experience". Das Duo Alterno hat 18 CDs veröffentlicht, darunter vier monographische CDs mit Erstaufnahmen von Giorgio Federico Ghedini, Alfredo Casella und Franco Alfano (Nuova Era, 2000/4) und die große Kollektion „La voce contemporanea in Italia – volumes 1-5“ (Stradivarius, 2005/11) mit Werken von Abbado, Andrini, Battistelli, Berberian, Berio, Bortolotti, Bosco, Bussotti, Cattaneo, Clementi, Colla, Corghi, Dallapiccola, Donatoni, Ferrero, Gentile, Lombardi, Maderna, Manzoni, Morricone, Mosso, Nono, Petrassi, Pinelli, Scelsi, Sciarrino, Solbiati, Vacchi und schließlich and „La voce crepuscolare“ (Stradivarius, 2010). Ihre experimentelle Forschung mit "foto-musica con foto-suoni" © führte zu sechs CDs mit Soundtracks für verschiedene Museen. Das Duo Alterno gab Konzerte in Argentinien (1998, 2004), Australien (2004/8/10), Österreich (2007), Belgien (2002/5), Brasilien (2012), Kanada (1997, 2003/8/9), China (2002/7/8/10), Tschechien (2009/10/12), Korea (2001), Dänemark (1999, 2008), Äthiopien (2010), Finnland (1998/9/2010), Frankreich (2001/10), Deutschland (2007/8/9/12), Holland (2005), Hongkong (2011), Ungarn (2011), Japan (2006/7), Indien (2004), Indonesien (2001/4), Kasachstan (2001), Lettland (2009), Litauen (2009), Malta (2011), der Mongolei (2007/10), Norwegen (1999, 2002), Holland (2005), Malta (2011), Peru (2012), Polen (2011/2012), Russland (2005/9), Serbien (2009/10/12), Singapur (2001/2/3/10), Spanien (2011, 2012), Schweden (1999, 2008), der Türkei (2005), der Ukraine (2009), den USA (2000/3/5/6/7/8/9/10/12), England (2001), Usbekistan (1998/9) und Venezuela (2012), weiterhin zahlreiche Konzerte in Italien, vom MiTo Festival in Turin, Società dei Concerti und I Pomeriggi Musicali in Mailand, der Accademia Santa Cecilia in Rom, Teatro La Fenice in Venedig, I Teatri di Reggio Emilia, Accademia Filarmonica, Centro La Soffitta und Teatro Comunale in Bologna, GAMO in Florenz, Festival Millemondi in Neapel, Amici della Musica in Pistoia, Musica d’oggi, Nuovi Spazi Musicali und Nuova Consonanza in Rom, u.a. Tiziana Scandaletti ist Professorin für vokale Kammermusik am Santa Cecilia Konservatorium Riccardo Piacentini Kompositionsprofessor am Konservatorium von Alessandria (Piemont). in Rom, Nomen est omen. Herzliche Grüße Ihre Rainer Rubbert und Martin Daske