Haremsbildung bei Apistogramma-Arten Wolfgang Windisch Ofthörtund liest man davon, oft wird diese Frage bei einzelnenApistogramma-Arlen diskutiert. In der DCG-Info hat Uwe Römer in Ausgabe 3/89 diese Frage anhand von A. ni.jsseni angeschnitten und zur Diskussion aufgerufen. Ich möchte dazu meine Ansichten mitteilen. Ich halte schon den Begriff,,Harem" für falsch. Es gibt sicher keine haremsbildenden Apistogramma. Die Verwendung dieses Begriffes macht lediglich deutlich, daß man bis heute eigentlich immer noch nicht weiß, was ein Harem ist, das heißt nur die christlich-abendländische Vorstellung davon kennt und einbringt. Zum anderen habe ich nie begriffen, was die Beantwortung dieser Frage bringen solI, denn andere daraus resultierende Fragen werden eigentlich nie erörler1. Aber zurück zum Harem, der doch eigentlich immer von Männern organisiert wird und einen Luxus darstellt. Bedenkt man den Sinn, den man allgemein einer solchen Einrichtung gibt, kann man sich vorstellen, daß die Natur einen derafiigen Luxus nicht zuläßt. Außerdem wird nach meiner Erfahrung die Polygamie von den Weibchen erlaubt. So machte ichber A. pertensis folgende Beobachtung (A. pertensis gilt ja als monogam): Ich erwarb bei einem hiesigen Händler finf Apistogramma, die er als Beifänge zwischen Salmlem bekommen hatte. Darunter waren ein A.-pertensisMännchen sowie zwei halbwüchsige Weibchen. Diese Tiere setzte ich in ein 140Zentimeter-Becken, in dem genügend Platz zrtm Ausweichen war. Das Männchen balzte beide Weibchen an und hätte sicher mit beiden abgelaicht. Dem aber standen die beiden Weibchen entgegen: Unter ihnen kam es zu einem solchen heftigen Zank, daß ein Weibchen starb. So wurde also die Monogamie von den Weibchen ,,hergestellt' '. Um die Uberlebensfähigkeit der Art geht es, und manche Frage wartet noch auf eine Antwort. Leider wissen wir noch wenig über die natürlichen Gegebenheiten in der Natur zur Zeit der Jungfischaufzucht, zum Beispiel über den Feinddruck. Rückschlüsse lassen sich aus Aquarienbeobachtungen nur schwer ziehen. Aber daß sich in einem kahlen Becken eher Paare bilden, erscheint mir aus der Perspektive des Überlebenwollens logisch: Mögliche Feinde oder andere Konkurrenz kann das Paar besser beherrschen, und in einerkahlen Landschaft wird man besser gesehen. So habe ich die Erfahrung mit einer A.-agassizi l-Variante gemacht, die in einem mit anderen Apisrt,gramma besetzten Becken (140 Zentimeter Kantenlänge) mit mehreren Weibchen keinen Efolg hatte, da das Männchen sich ständig um mehrere Kleinreviere kümmern mußte. DCG-Info 21 (8) 1990: 181-182 Daß sich in einem dicht bewachsenen Aquarium die Verhältnisse umdrehen und die Polygamie sich eher durchsetzt, ist aus denselben Gründen einleuchtend. Es ist altbekannt, daß die Weibchen in der freien Wildbahn sich gern nur mit dem stzirksten Männchen verpaaren. Daher wird in einem dicht bewachsenen Becken, in dem die Uberlebenschancen der Jungbrut bedeutend besser sind, das schwächere Männchen nicht zum Zuge kommen. Das Verpaaren mit dem stärkeren Individuum gehört eben auch zur Uberlebensstrategie der Arten in der Natur! Im übrigen habe ich die Erfahrung gemacht, daß bei Arten, die eine Polygamie zulassen, das Männchen ein Weibchen immer besonders aufmerksam ,,betreut"; die Bereitschaft, ein Weibchen aufgeben zu müssen, ist meiner Ansicht nach immer vorhanden, und folgerichtig neigen dann auch solche Arten eher zur Monogamie. Hierher gehörl auch das Stehlen der Jungfische. Ich habe diese Verhaltensweise nur einige Male beobachtet, und dabei war es immer das stärkere Weibchen, das am Ende rnehr Jungfische hatte. Insgesamt haben aber immer Paare die besseren Chancen. Diese Erfahrung macht man immer wieder, wenn man in Aquarien züchtet, in denen auch Fische sind, die der Jungbrut gefährlich werden können. Man verliert dann zwar auch Jungfische, macht aber wertvolle Erfahrungen. Männchen von Apistogramma moae 182 - Foto: Gutekunst DCG-Info 21 (8) 1990: 181-182 @