19 Ist Glaube gefährlich? 3. Quartal 2015 19 Bestell-Nr. 1414019 3. Quartal I 2015 Religion THEMEN · UNTERRICHTSIDEEN · M AT E R I A L I E N 5 B I S 10 KLASSE 5 – 6 Königin Esther und das Purimfest kennenlernen KLASSE 7– 8 Christin im Sudan wegen Glauben zum Tode verurteilt Lebensfeindliche Strukturen von Religion erkennen – im Roman „Das blaue Mädchen“ tes, Im Namen Got igen. des Allmächt KLASSE 9– 10 Elisabeth Schmitz: Frau des christlichen Widerstands MATE R Wie „ticken“ fundamentalistische Juden, Christen und Muslime? IA KET LPA > Materialheft > Plakat > Chronik zum Verhalten der Kirchen 1933 – 1945 ? Ist Glaube gefährlich Titelfoto: Jag_cz / Shutterstock.com ZUM THEMA 1 4 Einleitung zum Heftthema Ist Glaube gefährlich? Hartmut Lenhard, Mirjam Zimmermann Überlegungen aus religionspädagogischer Sicht HARTMUT LENHARD Zu seinem Glauben stehen, auch wenn das eigene Leben dadurch bedroht wird, ist eine hierzulande eher schwierige Vorstellung. Der christliche Glaube: im „Westen“ also nur ein Accessoire? Hartmut Lenhard beleuchtet mehrere Bedeutungsebenen der zentralen Frage, ob, wie und für wen Glaube gefährlich sein kann. PRAXIS KLASSENSTUFE 5 / 6 KLASSENSTUFE 7/ 8 KLASSENSTUFE 7/ 8 10 13 16 Königin Esther … zum Tode verurteilt. Welche Religion tut (mir) gut? Standhaft im Glauben Eine Christin im Sudan bekennt ihren Glauben Monika Feths Roman „Das blaue Mädchen“ im Religionsunterricht MIRJAM ZIMMERMANN HARTMUT LENHARD MIRJAM ZIMMERMANN Vom jüdischen Purimfest ausgehend wird in dieser Unterrichtseinheit von den Schülerinnen und Schülern das wenig im Religionsunterricht behandelte Buch Esther erschlossen. Durch ein narrativ-szenisches Setting, die Lehrererzählung und das Rollenspiel werden die Schülerinnen und Schüler aktiv in die Geschichte Esthers eingebunden. Die Unterrichtsreihe thematisiert exemplarisch die Auswirkungen einer radikal buchstabengetreuen Auslegung der Scharia auf Christen, die in streng islamisch geprägten Ländern wegen ihres Christseins verfolgt und diskriminiert werden. Dabei kommt zur Sprache, dass es notwendig ist, gegen eine unmenschliche Religionspraxis für die Geltung von Menschenwürde und -recht einzutreten. Anhand der Lektüre und der Arbeit mit dem Jugendbuch „Das blaue Mädchen“ werden lebensfeindliche Strukturen von Religion erschlossen, indem die Schüler eine fiktive Sondergemeinschaft „Die Kinder des Mondes“ kennenlernen. Dort werden Mitglieder bestraft, isoliert, aus Profitinteresse unterdrückt und kontrolliert. Dem werden lebensfreundliche, der Freiheit dienende Elemente von Religion entgegengestellt. Re5-10_19_01-03.indd 2 31.07.15 15:13 Religion 5 B I S 10 10 DINGE BLICK ÜBER DEN TELLERRAND MAGAZIN 33 Fachliteratur 37 Lösungen zur Rubrik „10 Dinge …“ 38 Filme 29 30 10 Dinge, die du noch nicht weißt über … gefährlichen Glauben Fundamentalismus 40 Eine Herausforderung für den Religionsunterricht Impressum Autorinnen /Autoren Vorschau HARTMUT LENHARD JOHANNES KUBIK Hilfestellungen für den Umgang mit Schülern mit fundamentalistischen Einstellungen MATERIAL 3 Name: Material Eine Rechercheübung und / oder Vorlage für ein Klassenquiz zum Thema „Gefährlicher Glaube“. Ein INHALT Datum: Thema: geheimer Brief Mirjam Zimmermann: Königin Esther von M1 Erzählung I (Est 1 – 3) .......................................................................................... 3 Rollenkarten zu Erzählung I ............................................................................... 6 M2 M3 Ein geheimer Brief von Esther ............................................................................ 7 M4 Erzählung II (Est 4 – 9) ......................................................................................... 8 M5 Rollenkarten zu Erzählung II ............................................................................. 10 Esther Religion THEMEN · UNTERRICHTSIDEEN · 5 B I S 10 M AT E R I A L I E N Esther / fotolia.de Oliver Arnhold: Elisabeth Schmitz M1 Ein neuer Name für unsere Schule .................................................................. 28 M2 Warum tut die Kirche nichts? ............................................................................ 29 M3 „Unmöglich ist nichts in diesem Lande“ .......................................................... 30 M4 „Warum dürfen wir alles das nicht endlich vergessen?“ ................................ 31 M5 „Nicht einfach mit dem Strom schwimmen“ .................................................... 32 Mariia Pozhyna Materialheft bekommen, alle weil mein Cousin Juden zu töten und das nur, Mordechai nicht vor ihm auf die Mordechai Knie gehen wollte. hat mich auch schon Mirjam Zimmermann: Welche Religion tut (mir) gut? eindringlich gebeten, Position als Königin M1 Leseüberprüfung zum Buch „Das blaue Mädchen“ ....................................... 20 mich in meiner neuen für unser Volk einzusetzen, M 2.1 Janas Tagebuch ................................................................................................ 21 machen soll! aber ich weiß nicht, was ich M 2.2 Marlons Tagebuch ............................................................................................. 22 Ich darf nicht einfach M3 La Lune hat zwei Gesichter .............................................................................. 23 unaufgeforder t zum König gehen. Mir würde das M4 Die betenden Hände ......................................................................................... 24 gleiche Ende blühen wie Vasthi. Was würdest du M5 Merkmale einer Sekte / Sondergemeinschaft / an meiner Stelle machen? Bitte schreib nicht-lebensdienlichen Glaubensgemeinschaft .............................................. 25 Meine Dienerin mir zurück. wird deinen26Brief M6 Die Freiheit eines Christen ................................................................................ in Empfang nehmen. M7 Eine Predigt zum Thema „Kinder des Mondes“ ............................................. 27 Deine tes, Im Namen Got igen. des Allmächt Seite 259. Hintergrund: ? Hartmut Lenhard: Im Namen Gottes des Allmächtigen M1 Bremer Pastor wehrt sich gegen Religionsvermischung ................................ 33 Stell dir vor, Esther M2 Salafistenprediger betont absolute Autorität der Heiligen .................. 35 wäre Schrift eine gute diese geheime Freundin Nachricht M 3 Die jüdische Bewegung „Gusch Emunim“ beharrt auf „Eretz Jisrael“ .......... 36von dir und hätte dir geschrieben – Schreib und bittet dich deiner Freundin um deinen Rat. M4 Informationen zum Fundamentalismus 37 zurück und hilf – Zeige ihr........................................................... ihr, Lösungen Vor- und Nachteile für ihre Probleme M5 Die Heiligen Schriften – das wahre Wort Gottes? ........................................... 38 ihrer Handlungsm zu finden. öglichkeiten auf. M6 Khorchide über muslimische Jugendliche in Deutschland ............................ 39 M7 © Friedrich Verlag GmbH | RELIGION 5 – 10 | Heft 19 Aus: Moment mal! | 2015 | Zum Beitrag Oberstufe. Evangelische S. 10 – 12 Religion. Ausgabe A. Stuttgart: Klett-Verlag 2015 (im Erscheinen). 19 3. Quartal I 2015 Hartmut Lenhard: … zum Tode verurteilt. Liebe/r ......................, M1 Todesurteil gegen Christin im Sudan ............................................................... du hast bestimmt 11 M2 Informationen – der Fall .................................................................................... schon 12 mitbekommen, dass ich tatsächlich zur ausgewählt wurde. Königin Auch M3 Informationen – die Verhaftung ........................................................................ 13 wenn sich das wirklich toll Wunsch von den anhört und mir M4 Informationen – die Scharia .............................................................................. Lippen14abgelesen so mancher wird, habe ich einige M5 Informationen – der Koran ................................................................................ 16 hat mir geraten, Bedenken. Mordechai meine Herkunft und meinen Glauben M6 Informationen – Internationaler Pakt ................................................................. leider nicht wirklich 17 zu verbergen, da willkommen wir Juden M7 Pfingstpredigt ..................................................................................................... 18 sind hier in Persien. Haman vom König Außerdem hat Minister M8 Originalpetition auf www.change.org ................................................................ 19 die Erlaubnis Ein Fundamentalist steigt aus .......................................................................... 40 Titelfoto: Jag_cz / Shutterstock.com 7 Ist Glaube gefährlich Verhalten der Materialheft mit 33 Kopiervorlagen t risten im NS-Staa und Judench Kirchen zu Juden Politische Vorgänge Verhalten der Kirchen / Verfolgung von Juden 01. 1933 Reichskanzler 30. beruft Adolf Hitler zum 02. 1933 Reichstagsbrand 27. 28. 02. 1933 von Volk und Staat“ Verordnung „Zum Schutz 21. 03. 1933 neuen Reichstags – Konstituierung des tz 23. 03. 1933 Ermächtigungsgese 1933 gegen Juden 01. 04. Erster zentraler Boykott 07. 04. 1933 („Arierparagraph“) Berufsbeamtentums des Gesetz zur Wiederherstellung Paul von Hindenburg „Tag von Potsdam“ KLASSENSTUFE 9 / 10 Öffentliche Bücherverbrennung Bonhoeffer: 15. 04. 1933 Dietrich 1933 10. 05. 1933 der 11. 07. 1933 Verabschiedung Austritt aus dem Völkerbund 20 25 Elisabeth Schmitz Im Namen Gottes, des Allmächtigen. 13. 11. 1933 Sportpalastkundgeb Wie „ticken“ fundamentalistische Juden, Christen und Muslime? OLIVER ARNHOLD Re5-10_19_01-03.indd 3 „Mit brennender 14. 03. 1937 Enzyklika NS-Kirchenpolitik 1937 Erste Deportationen Überfall auf die Sowjetunion – Beginn 22. 06. 1941 01. 10. 1942 dem „Reich“ in Arbeits-, Deportationen aus Polen Beginn allgemeiner Vernichtungslager in Konzentrations- und Januar 1942 in Auschwitz-Birkenau aus Oberschlesien durch Gas an Juden 20. 01. 1942 Erste Massenmorde „Endlösung der Judenfrage“ Wannsseekonferenz Ankunft des ersten der 6. Armee in Stalingrad Aufstand im Warschauer scharfe Verurteilung der Jan, Oberlenningen, und Pfarrer Julius von Helmut Gollwitzer, Berlin-Dahlem,Pogrom an das 16. 11. 1938 Pfarrer prangern in ihren Bußtagspredigten Martin Sasse gibt eine thüringische Landesbischof Weg mit ihnen!“ heraus und und die Juden: 23. 11. 1938 Der deutsch-christliche Titel „Martin Luther Broschüre mit dem rechtfertigt die Novemberpogrome jüdischen Einflusses und Beseitigung des des „Instituts zur Erforschung 06. 05. 1939 Gründung Leben“ in Eisenach auf das deutsche kirchliche 1939 1940 1941 1942 10. 12. 1942 rts aus Deutschland Vernichtungstranspo in Auschwitz-Birkenau Endgültige Kapitulation Sorge“ Papst Pius XI.: Hilfsstelle für „nichtarische“ im Auftrag der BK eine Heinrich Grüber baut Grüber“) August 1938 Pfarrer in Berlin auf („Büro evangelische Christen 1938 08. 1939 – Sowjetunion 23. Nichtangriffspakt Deutschland Polen 01.09.1939 Angriffskrieg gegen 02. 1940 nach Lublin 12. / 13. von Juden aus Deutschland 10. 05. 1940 Beginn des Westfeldzuges 1940 Frankreich 22. 06. Waffenstillstand mit Ghettos Herbst 1940 Errichtung zahlreicher der Endphase der Judenvernichtung Theologische Erklärung“ 02. 02. 1943 05. 1943 Ghetto 19. 04. – 16. 1943 Katharina 12. 09. 1941 Stadtvikarin Staritz, Breslau, ruft zur Solidarität mit Judenchristen auf Chronik über 700 Jüdinnen Edith Stein wird mit Theologin und Nonne am 9. August umgebracht 07. 08. 1942 Die katholische deportiert und dort und Juden nach Auschwitz seiner jüdischen Frau sich gemeinsam mit Jochen Klepper bringt 10. 12. 1942 Der Schriftsteller Juden und Stieftochter um den Tod Hunderttausender seiner Weihnachtspredigt Pius XII. beklagt in 24. 12. 1942 Papst und anderen Mitgliedern und Hans von Dohnanyi von Dietrich Bonhoeffer Abwehr 05. 04. 1943 Verhaftung in der militärischen des Widerstandskreises Hitler gegen Wurm protestiert bei Landesbischof Theophil von „Mischehen“ 16. 07. 1943 Der württembergische Zwangsscheidungen Judenmorde und drohende Politische Vorgänge HARTMUT LENHARD Die Reihe stellt exemplarisch fundamentalistisch denkende Personen und Bewegungen vor. Dabei wird insbesondere das Verständnis der jeweiligen Heiligen Schrift als unmittelbare, von Gott verfügte Handlungsanweisung problematisiert. Zentrale Erkenntnis ist, dass allen drei Religionen die Gefahr innewohnt, den Glauben an den einen Gott und sein geoffenbartes Wort absolut zu setzen. 1944 in Frankreich 06. 06. Invasion der Alliierten scheitert 20. 07. 1944 Anschlag auf Hitler Befreiung von Auschwitz durch sowjetische Truppen 1944 Karl Sack, Wilhelm Bonhoeffer, Hans Oster, 09. 04. 1945 Dietrich hingerichtet werden im KZ Flossenbürg 27. 01. 1945 25. 04. 1945 bei Torgau an der Elbe und sowjetischer Truppen in Berlin 30. 04. 1945 Zusammentreffen amerikanischer im Bunker der Reichskanzlei Selbstmord Hitlers 1945 und Berlin 08. 05. Wehrmacht in Reims Kapitulation der deutschen Canaris u. a. 1945 durch den Rat der EKD Stuttgarter Schulderklärung 18. / 19. 10. 1945 Delegation vor einer ökumenischen | Heft 19 | 2015 Die Religionslehrerin Dr. Elisabeth Schmitz ist eine der wenigen Persönlichkeiten, die während der Zeit des Nationalsozialismus das Ausgrenzungs- und Vernichtungsprogramm gegenüber den Juden glasklar vorhergesehen hat. Durch eine Denkschrift versuchte sie 1935 ohne Erfolg, die Bekennende Kirche zum öffentlichen Protest gegen die Judenverfolgung zu bewegen. 1936 12. / 13. 03. 1938 29. / 30. 09. 1938 Münchener Konferenz 08. – 13. 11. 1938 ht“), Ermordung von („Reichspogromnac Judenpogrome in Deutschland Zerstörung und Schändung von 26 000 Männern, von 7 000 Geschäften 91 Menschen, Verhaftung der Synagogen, Zerstörung node in Barmen: „Barmer Erste Reichsbekenntnissy 19. / 20. 10. 1934 1935 1936 in Berlin ab 01. 08. Einmarsch in Österreich Kirche aus das kirchliche Notrecht node in Dahlem ruft Zweite Reichsbekenntnissy Nichtarier“; „Zur Lage der deutschen mit allen Juden von Elisabeth Schmitz Forderung nach Solidarität Sept. 1935 Denkschrift Verfolgung der Juden, werden Präzise Analyse der Kirchenausschüsse huss sowie weitere Reichskirchenaussc 17. 10. 1935 Staatlicher Kirche spaltet sich eingerichtet: Die Bekennende Kirche an Hitler kritisiert Flügels der Bekennenden des entschiedenen 28. 05. 1936 Denkschrift und die Rechtswillkür den rassischen Antisemitismus 1934 1934 und Kanzler 02. 08. 15. 09. 1935 tz“, „Gesetz zum Schutz („Reichsbürgergese Ehre“) Nürnberger Gesetze und der deutschen des deutschen Blutes Olympische Spiele die Deutsche Evangelische Christen in Berlin | RELIGION 5 – 10 Frau des christlichen Widerstands und Lehrerin als Vorbild wird Reichspräsident Judenfrage“ neuen Verfassung für ung der Deutschen 14. 10. 1933 29. – 31. 05. 1934 Tod Hindenburgs; Hitler „Die Kirche vor der mit dem Vatikan 20. 07. 1933 Reichskonkordat 70 % Deutsche Christen ein 23. 07. 1933 Kirchenwahlen: Synode“) führt „Arierparagraphen“ Generalsynode („Braune 06. 09. 1933 Preußische Pfarrernotbund Martin Niemöllers zum 21. 09. 1933 Aufruf 14. 07. 1933 Errichtung des Einparteienstaates © Friedrich Verlag GmbH KLASSENSTUFE 9 / 10 1935 16. März 26. Juni 16. Juli Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, Gesetz zum Aufbau der Wehrmacht. Zwangsweise Zusammenfassung aller jüdischen Kulturschaffenden im „Reichsverband jüdischer Kulturschaffender“. Reichserziehungsminister Rust gibt Absicht bekannt, im Schuljahr 1936 in den Schulen „eine möglichst vollständige Rassentrennung durchzuführen“. 10.– 16. Sept. NSDAP „Parteitag der Freiheit“, Verkündigung der Nürnberger Gesetze. Verhaftungswelle der Gestapo: Bis Mai 1936 über 7 000 Festnahmen aus politischen Gründen. Bekennende Kirche (BK) Plakat Das Verhalten der Kirchen zu Juden und Judenchristen Juden werden vom Wehrdienst ausgeschlossen. 6. Aug. 10. Sept. Okt. Begriffslexikon Verfolgung und Ermordung von Juden im NS-Staat 25. Juli Einführung eines allgemeinen Arbeitsdienstes. Reichskirchenministerium unter Hanns Kerrl gebildet: Kerrl soll evangelische Kirche „befrieden“ und geordnete Zustände wiederherstellen. Chronik der Verfolgung und Ermordung von Juden im NS-Staat 15. Sept. Nürnberger Gesetze: Das „Reichsbürgergesetz“ stempelt die Juden zu Bürgern zweiter Klasse. Das „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ verbietet Eheschließungen zwischen Juden und Staatsangehörigen deutschen und „artverwandten Blutes“. 4. – 6. Juni Dritte Reichsbekenntnissynode in Augsburg bestätigt die Vorläufige Kirchenleitung der DEK. Sie beschäftigt sich nicht mit Marga Meusels Denkschrift „Aufgaben der Bekennenden Kirche an den evangelischen Nichtariern“. September Denkschrift von Elisabeth Schmitz „Zur Lage der deutschen Nichtarier“. Präzise Analyse der Verfolgung der Juden, Forderung nach Solidarität mit allen Juden. 23.– 26. Sept. 17. Okt. Preußische BK-Synode in Berlin-Steglitz verfasst „Ein Wort zur Judenfrage“, in dem das Recht der Kirche verteidigt wird, Juden zu taufen. Die Denkschrift von Schmitz wird nicht behandelt. Reichskirchenausschuss unter Zoellner, Kirchenausschuss der altpreußischen Innerkirchliche Oppositionsbewegung, die sich vorAb Mitte 35 Verstärkte Aktionen Union: An der Frage der Anerkennung „Juden unerwünscht“. der Kirchenausschüsse, Schilder an Ortseingängen, allem gegen die Einflussnahme des NS-Staates auf die als künftige Badeanstalten, Kirchenleitungen gedacht Cafés usw. die evangelischen Kirchen (Totalitätsanspruch) wendewaren, zerbricht die Bekennende Kirche in einen te. In den von Deutschen Christen beherrschten Lan14. Nov. entschlossenen (vor allem 1. Verordnung zum „Blutschutzgesetz“ die Bekendeskirchen entstanden viele „Bekenntnisgemeinden“, führt zum VerbotBK und „Intakte Kirchen“ nende Kirche im Gebiet Preußens) und von Eheschließungen zwidie auch eigene Leitungsstrukturen (Bruderräte, freie in einen gemäßigten schen Juden und „Mischlingen Die auf der II.ersten Grades“.Bekenntnissynode noch ver- Flügel („intakte“ Kirchen). Synoden) ausbildeten. Im Mai 1934 einigten sich Vereinte Bekennende Kirche trennte sich in der Fol14. Nov. 1. Verordnung zum „Reichsbürgergesetz“ treter lutherischer, reformierter und unierter Kirchen 11. Dez. gezeit in zwei Flügel: Der eine bestand ausProtestantismus den Der deutsche definiert den Begriff auf der Bekenntnissynode in Wuppertal-Barmen auf feiert den „Jude“ und führt zur Kirchen in Niedersachsen, Bayern 100. Geburtstag Aberkennung deslutherischen des antisemitischen Wahlrechts und der die „Barmer theologische Erklärung“. Darin verwarf die öffentlichen Ämter, und Württemberg, in denen Hofpredigers die Deutschen Adolf Stöcker. zur Entlassung aller Bekennende Kirche die nationalsozialistische Ideologie jüdischen Beamten, Christen nichtderdie einschließlich ehe-Mehrheit hatten und daher der Deutschen Christen als Irrlehre und beanspruchmaligen Frontkämpfer und zur Definition nicht die Kirchenleitung stellten („Intakte Kirdes „Mischlings“-Status. te, die einzige rechtmäßige evangelische Kirche in 1936 chen“). Die von den drei Bischöfen Marahrens, Deutschland zu sein. Sie äußerte sich aber nicht zur Meiser und Wurm geleiteten Kirchen verfolgten 7. März Deutsches Reich kündigt Verfolgung der Juden. den Locarnoeine Kompromisslinie und arbeiteten mit staatli27. April Berliner Polizeipräsident Vertrag von 1925 (Aufnahme löst Berliner Deutsch3. Jan. Rücktritt chen Stellen zusammen. Nur Wurm äußerte sich der 1. Vorl. Judenmissionsgesellschaft Kirchenleitung der DEK. lands in den Völkerbund, auf. Die EntVereinbarung scheidung wird aufgrund ab 1943 in mehreren Schreiben an Minister und über Grenzen des Versailler verschiedener Vertrags); 17.– 4. und Proteste rückgängig Wehrmacht besetzt vertragswidrig gemacht. Hitler selbst kritisch 22. zurFebr. Verfolgung letzte undReichsbekenntnissynode Ermorin das Bad Oeynhausen. durch den Versailler Vertrag dung von Juden. Der entschiedene Flügel der entmilitari19. Nov. Gründung der „Forschungsabteilung sierte Rheinland. 12. März BK war in seinen kirchenpolitischen StellungahReichsbruderrat Judenfrage“ des „Reichsinstituts wählt die 2. Vorläufige für Kirchenleitung men kompromissloser und bekam die Verbote 17. / Geschichte des neuen der DEK. Superintendent Beginn des Bürgerkriegs in Deutschland“ Spanien unter Martinbesonders Albertz, Berlin-Spandau 18. Juli (Berlin) mit Sitz in München. und Verfolgung des NS-Staates zu deutscher Beteiligung. ist verantfür christliche spüren. Einige Angehörige derwortlich BK wandten sich„Nichtarier“. ab 1. Aug. Olympische Spiele in Berlin: Antisemigegen die Verfolgung der Juden bzw. halfen Ju8. Mai Reichskirchenausschuss tische Schilder werden vorübergehend den, so z. B. Elisabeth Schmitz, Katharina Sta- lässt bei den Landeskirchen die Namen der „nichtarientfernt. ritz und Marga Meusel. Mehrere ihrer Mitglieder, schen“ Pfarrer erheben. Einzelne Bekenntnispfarrer Bonhoeffer, 25. Okt. u. a. Martin Niemöller und Dietrich leisten Widerstand. „Achse“ Berlin – Rom wird vereinbart. wurden inhaftiert, in Konzentrationslager ver28. Mai Bekenntnissynoden Denkschrift der 2. VKL an 25. Nov. Antikominternpakt Berlin – Hitler. Sie bracht oder sogar ermordet. Tokio: gemeinkritisiert den rassischen Die Bekennende Kirche formierte sich auf der ersten same antisowjetische Antisemitismus Politik. sowie die Rechtswillkür in Deutschland. Bekenntnissynode in Wuppertal-Barmen 1934 („Barmer theologische Erklärung“). Die zweite Bekenntnis23. Juli Denkschrift wird vorzeitig in „Basler synode im Oktober 1934 rief das kirchliche Notrecht Nachrichten“ veröffentlicht: staatliche aus, proklamierte den Reichsbruderrat als legitime Repressionen gegen BK. Leitung der Kirche und bestritt die Rechtmäßigkeit der 18. Okt. Friedrich Weißler, evangelischer deutsch-christlichen Kirchenleitungen. Die dritte BeChrist jüdischer Herkunft, Jurist, Leiter der Kanzlei kenntnissynode 1935 in Augsburg bestätigte die vorder BK, Mitverfasser der BKDenkschrift an läufige Leitung der DEK, die die Bekennende Kirche Hitler, wird vom Reichsbruderrat entlassen. eingesetzt hatte. Auf der vierten und letzten Bekenntnissynode in Bad Oeynhausen 1936 war keine Einigung © Friedrich Verlag GmbH | RELIGION 5 – 10 | Heft 19 | 2015 über eine Beteiligung der Bekennenden Kirche an den staatlichen Reichskirchenausschüssen zu erzielen; der Dissens zwischen den Leitungen der „intakten Kirchen“ und weiteren lutherischen Bruderräten auf der einen und den Mitgliedern aus den „zerstörten“ Landeskirchen auf der anderen Seite führte zum Bruch in der Bekennenden Kirche. Verhalten der Kirchen zu Juden und Judenchristen © Friedrich Verlag GmbH | RELIGION 5 – 10 | Heft 19 | 2015 31.07.15 15:13