19 Ist Glaube gefährlich?

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19
Ist Glaube gefährlich?
3. Quartal 2015
19
Bestell-Nr. 1414019
3. Quartal I 2015
Religion
THEMEN
·
UNTERRICHTSIDEEN
·
M AT E R I A L I E N
5 B I S 10
KLASSE 5 – 6
Königin Esther
und das Purimfest
kennenlernen
KLASSE 7– 8
Christin im Sudan
wegen Glauben zum
Tode verurteilt
Lebensfeindliche
Strukturen von Religion
erkennen – im Roman
„Das blaue Mädchen“
tes,
Im Namen Got igen.
des Allmächt
KLASSE 9– 10
Elisabeth Schmitz:
Frau des christlichen
Widerstands
MATE
R
Wie „ticken“ fundamentalistische Juden,
Christen und Muslime?
IA
KET
LPA
> Materialheft
> Plakat
> Chronik
zum Verhalten der
Kirchen 1933 – 1945
?
Ist Glaube
gefährlich
Titelfoto: Jag_cz / Shutterstock.com
ZUM THEMA
1
4
Einleitung zum Heftthema
Ist Glaube gefährlich?
Hartmut Lenhard, Mirjam Zimmermann
Überlegungen aus religionspädagogischer
Sicht
HARTMUT LENHARD
Zu seinem Glauben stehen, auch wenn das
eigene Leben dadurch bedroht wird, ist eine
hierzulande eher schwierige Vorstellung. Der
christliche Glaube: im „Westen“ also nur ein Accessoire? Hartmut Lenhard beleuchtet mehrere
Bedeutungsebenen der zentralen Frage, ob,
wie und für wen Glaube gefährlich sein kann.
PRAXIS
KLASSENSTUFE 5 / 6
KLASSENSTUFE 7/ 8
KLASSENSTUFE 7/ 8
10
13
16
Königin Esther
… zum Tode verurteilt.
Welche Religion tut (mir) gut?
Standhaft im Glauben
Eine Christin im Sudan bekennt ihren
Glauben
Monika Feths Roman „Das blaue
Mädchen“ im Religionsunterricht
MIRJAM ZIMMERMANN
HARTMUT LENHARD
MIRJAM ZIMMERMANN
Vom jüdischen Purimfest ausgehend wird
in dieser Unterrichtseinheit von den Schülerinnen und Schülern das wenig im Religionsunterricht behandelte Buch Esther erschlossen. Durch ein narrativ-szenisches Setting, die
Lehrererzählung und das Rollenspiel werden
die Schülerinnen und Schüler aktiv in die Geschichte Esthers eingebunden.
Die Unterrichtsreihe thematisiert exemplarisch
die Auswirkungen einer radikal buchstabengetreuen Auslegung der Scharia auf Christen, die
in streng islamisch geprägten Ländern wegen
ihres Christseins verfolgt und diskriminiert
werden. Dabei kommt zur Sprache, dass es
notwendig ist, gegen eine unmenschliche Religionspraxis für die Geltung von Menschenwürde und -recht einzutreten.
Anhand der Lektüre und der Arbeit mit dem Jugendbuch „Das blaue Mädchen“ werden lebensfeindliche Strukturen von Religion erschlossen,
indem die Schüler eine fiktive Sondergemeinschaft „Die Kinder des Mondes“ kennenlernen.
Dort werden Mitglieder bestraft, isoliert, aus
Profitinteresse unterdrückt und kontrolliert. Dem
werden lebensfreundliche, der Freiheit dienende
Elemente von Religion entgegengestellt.
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31.07.15 15:13
Religion
5 B I S 10
10 DINGE
BLICK ÜBER DEN TELLERRAND
MAGAZIN
33
Fachliteratur
37
Lösungen zur Rubrik
„10 Dinge …“
38
Filme
29
30
10 Dinge, die du noch nicht weißt
über … gefährlichen Glauben
Fundamentalismus
40
Eine Herausforderung für den
Religionsunterricht
Impressum
Autorinnen /Autoren
Vorschau
HARTMUT LENHARD
JOHANNES KUBIK
Hilfestellungen für den Umgang mit Schülern
mit fundamentalistischen Einstellungen
MATERIAL
3
Name:
Material
Eine Rechercheübung und / oder Vorlage
für ein Klassenquiz zum Thema
„Gefährlicher Glaube“.
Ein
INHALT
Datum:
Thema:
geheimer Brief
Mirjam Zimmermann: Königin Esther
von
M1
Erzählung I (Est 1 – 3) .......................................................................................... 3
Rollenkarten zu Erzählung I ............................................................................... 6
M2
M3
Ein geheimer Brief von Esther ............................................................................ 7
M4
Erzählung II (Est 4 – 9) ......................................................................................... 8
M5
Rollenkarten zu Erzählung II ............................................................................. 10
Esther
Religion
THEMEN
·
UNTERRICHTSIDEEN
·
5 B I S 10
M AT E R I A L I E N
Esther
/ fotolia.de
Oliver Arnhold: Elisabeth Schmitz
M1
Ein neuer Name für unsere Schule .................................................................. 28
M2
Warum tut die Kirche nichts? ............................................................................ 29
M3
„Unmöglich ist nichts in diesem Lande“ .......................................................... 30
M4
„Warum dürfen wir alles das nicht endlich vergessen?“ ................................ 31
M5
„Nicht einfach mit dem Strom schwimmen“ .................................................... 32
Mariia Pozhyna
Materialheft
bekommen, alle
weil mein Cousin
Juden zu töten
und das nur,
Mordechai nicht
vor ihm auf die
Mordechai
Knie gehen wollte.
hat mich auch schon
Mirjam Zimmermann: Welche Religion tut (mir) gut?
eindringlich gebeten,
Position als Königin
M1
Leseüberprüfung zum Buch „Das blaue Mädchen“ .......................................
20
mich in meiner neuen
für unser Volk einzusetzen,
M 2.1 Janas Tagebuch ................................................................................................
21
machen soll!
aber ich weiß nicht,
was ich
M 2.2 Marlons Tagebuch ............................................................................................. 22
Ich darf nicht einfach
M3
La Lune hat zwei Gesichter ..............................................................................
23
unaufgeforder
t zum König gehen.
Mir würde das
M4
Die betenden Hände .........................................................................................
24
gleiche Ende
blühen wie Vasthi.
Was würdest du
M5
Merkmale einer Sekte / Sondergemeinschaft /
an meiner Stelle
machen? Bitte schreib
nicht-lebensdienlichen Glaubensgemeinschaft ..............................................
25
Meine Dienerin
mir zurück.
wird deinen26Brief
M6
Die Freiheit eines Christen ................................................................................
in Empfang nehmen.
M7
Eine Predigt zum Thema „Kinder des Mondes“ .............................................
27
Deine
tes,
Im Namen Got igen.
des Allmächt
Seite 259. Hintergrund:
?
Hartmut Lenhard: Im Namen Gottes des Allmächtigen
M1
Bremer Pastor wehrt sich gegen Religionsvermischung ................................ 33
Stell dir vor,
Esther
M2
Salafistenprediger betont absolute Autorität
der Heiligen
.................. 35
wäre Schrift
eine gute
diese geheime
Freundin
Nachricht
M 3 Die jüdische Bewegung „Gusch
Emunim“ beharrt
auf „Eretz
Jisrael“ .......... 36von dir und hätte dir
geschrieben
– Schreib
und bittet dich
deiner Freundin
um deinen Rat.
M4
Informationen zum Fundamentalismus
37
zurück und hilf
– Zeige ihr...........................................................
ihr, Lösungen
Vor- und Nachteile
für ihre Probleme
M5
Die Heiligen Schriften – das wahre Wort Gottes?
...........................................
38
ihrer Handlungsm
zu finden.
öglichkeiten auf.
M6
Khorchide über muslimische Jugendliche in Deutschland ............................ 39
M7
© Friedrich Verlag
GmbH | RELIGION
5 – 10 | Heft 19
Aus: Moment mal!
| 2015 | Zum Beitrag
Oberstufe. Evangelische
S. 10 – 12
Religion. Ausgabe
A. Stuttgart: Klett-Verlag
2015 (im Erscheinen).
19
3. Quartal I 2015
Hartmut Lenhard: … zum Tode verurteilt.
Liebe/r ......................,
M1
Todesurteil gegen Christin im Sudan ...............................................................
du hast bestimmt 11
M2
Informationen – der Fall .................................................................................... schon
12 mitbekommen, dass
ich tatsächlich zur
ausgewählt wurde.
Königin
Auch
M3
Informationen – die Verhaftung ........................................................................
13 wenn sich
das wirklich toll
Wunsch von den
anhört und mir
M4
Informationen – die Scharia ..............................................................................
Lippen14abgelesen
so mancher
wird, habe ich einige
M5
Informationen – der Koran ................................................................................
16
hat mir geraten,
Bedenken. Mordechai
meine Herkunft
und meinen Glauben
M6
Informationen – Internationaler Pakt .................................................................
leider nicht wirklich 17
zu verbergen, da
willkommen
wir Juden
M7
Pfingstpredigt .....................................................................................................
18
sind hier in Persien.
Haman vom König
Außerdem hat Minister
M8
Originalpetition auf www.change.org ................................................................
19
die Erlaubnis
Ein Fundamentalist steigt aus .......................................................................... 40
Titelfoto: Jag_cz / Shutterstock.com
7
Ist Glaube
gefährlich
Verhalten der
Materialheft mit
33 Kopiervorlagen
t
risten im NS-Staa
und Judench
Kirchen zu Juden
Politische Vorgänge
Verhalten der Kirchen
/ Verfolgung von Juden
01. 1933
Reichskanzler 30.
beruft Adolf Hitler zum
02. 1933
Reichstagsbrand 27.
28. 02. 1933
von Volk und Staat“
Verordnung „Zum Schutz
21. 03. 1933
neuen Reichstags
– Konstituierung des
tz 23. 03. 1933
Ermächtigungsgese
1933
gegen Juden 01. 04.
Erster zentraler Boykott
07. 04. 1933
(„Arierparagraph“)
Berufsbeamtentums
des
Gesetz zur Wiederherstellung
Paul von Hindenburg
„Tag von Potsdam“
KLASSENSTUFE 9 / 10
Öffentliche Bücherverbrennung
Bonhoeffer:
15. 04. 1933 Dietrich
1933
10. 05. 1933
der
11. 07. 1933 Verabschiedung
Austritt aus dem Völkerbund
20
25
Elisabeth Schmitz
Im Namen Gottes,
des Allmächtigen.
13. 11. 1933 Sportpalastkundgeb
Wie „ticken“ fundamentalistische Juden,
Christen und Muslime?
OLIVER ARNHOLD
Re5-10_19_01-03.indd 3
„Mit brennender
14. 03. 1937 Enzyklika
NS-Kirchenpolitik
1937
Erste Deportationen
Überfall auf die Sowjetunion
– Beginn
22. 06. 1941
01. 10. 1942
dem „Reich“ in Arbeits-,
Deportationen aus
Polen
Beginn allgemeiner
Vernichtungslager in
Konzentrations- und
Januar 1942
in Auschwitz-Birkenau
aus Oberschlesien
durch Gas an Juden
20. 01. 1942
Erste Massenmorde
„Endlösung der Judenfrage“
Wannsseekonferenz
Ankunft des ersten
der 6. Armee in Stalingrad
Aufstand im Warschauer
scharfe Verurteilung
der
Jan, Oberlenningen,
und Pfarrer Julius von
Helmut Gollwitzer, Berlin-Dahlem,Pogrom an
das
16. 11. 1938 Pfarrer
prangern in ihren Bußtagspredigten
Martin Sasse gibt eine
thüringische Landesbischof Weg mit ihnen!“ heraus und
und die Juden:
23. 11. 1938 Der deutsch-christliche
Titel „Martin Luther
Broschüre mit dem
rechtfertigt die Novemberpogrome
jüdischen Einflusses
und Beseitigung des
des „Instituts zur Erforschung
06. 05. 1939 Gründung
Leben“ in Eisenach
auf das deutsche kirchliche
1939
1940
1941
1942
10. 12. 1942
rts aus Deutschland
Vernichtungstranspo
in Auschwitz-Birkenau
Endgültige Kapitulation
Sorge“ Papst Pius XI.:
Hilfsstelle für „nichtarische“
im Auftrag der BK eine
Heinrich Grüber baut
Grüber“)
August 1938 Pfarrer
in Berlin auf („Büro
evangelische Christen
1938
08. 1939
– Sowjetunion 23.
Nichtangriffspakt Deutschland
Polen 01.09.1939
Angriffskrieg gegen
02. 1940
nach Lublin 12. / 13.
von Juden aus Deutschland
10. 05. 1940
Beginn des Westfeldzuges
1940
Frankreich 22. 06.
Waffenstillstand mit
Ghettos Herbst 1940
Errichtung zahlreicher
der Endphase der Judenvernichtung
Theologische Erklärung“
02. 02. 1943
05. 1943
Ghetto 19. 04. – 16.
1943
Katharina
12. 09. 1941 Stadtvikarin
Staritz, Breslau, ruft
zur Solidarität mit Judenchristen
auf
Chronik
über 700 Jüdinnen
Edith Stein wird mit
Theologin und Nonne
am 9. August umgebracht
07. 08. 1942 Die katholische
deportiert und dort
und Juden nach Auschwitz
seiner jüdischen Frau
sich gemeinsam mit
Jochen Klepper bringt
10. 12. 1942 Der Schriftsteller
Juden
und Stieftochter um
den Tod Hunderttausender
seiner Weihnachtspredigt
Pius XII. beklagt in
24. 12. 1942 Papst
und anderen Mitgliedern
und Hans von Dohnanyi
von Dietrich Bonhoeffer
Abwehr
05. 04. 1943 Verhaftung
in der militärischen
des Widerstandskreises
Hitler gegen
Wurm protestiert bei
Landesbischof Theophil
von „Mischehen“
16. 07. 1943 Der württembergische
Zwangsscheidungen
Judenmorde und drohende
Politische Vorgänge
HARTMUT LENHARD
Die Reihe stellt exemplarisch fundamentalistisch denkende Personen und Bewegungen
vor. Dabei wird insbesondere das Verständnis
der jeweiligen Heiligen Schrift als unmittelbare, von Gott verfügte Handlungsanweisung
problematisiert. Zentrale Erkenntnis ist, dass
allen drei Religionen die Gefahr innewohnt,
den Glauben an den einen Gott und sein geoffenbartes Wort absolut zu setzen.
1944
in Frankreich 06. 06.
Invasion der Alliierten
scheitert 20. 07. 1944
Anschlag auf Hitler
Befreiung von Auschwitz
durch sowjetische Truppen
1944
Karl Sack, Wilhelm
Bonhoeffer, Hans Oster,
09. 04. 1945 Dietrich
hingerichtet
werden im KZ Flossenbürg
27. 01. 1945
25. 04. 1945
bei Torgau an der Elbe
und sowjetischer Truppen
in Berlin 30. 04. 1945
Zusammentreffen amerikanischer
im Bunker der Reichskanzlei
Selbstmord Hitlers
1945
und Berlin 08. 05.
Wehrmacht in Reims
Kapitulation der deutschen
Canaris u. a.
1945
durch den Rat der EKD
Stuttgarter Schulderklärung
18. / 19. 10. 1945
Delegation
vor einer ökumenischen
| Heft 19 | 2015
Die Religionslehrerin Dr. Elisabeth Schmitz ist
eine der wenigen Persönlichkeiten, die während der Zeit des Nationalsozialismus das
Ausgrenzungs- und Vernichtungsprogramm
gegenüber den Juden glasklar vorhergesehen
hat. Durch eine Denkschrift versuchte sie 1935
ohne Erfolg, die Bekennende Kirche zum öffentlichen Protest gegen die Judenverfolgung
zu bewegen.
1936
12. / 13. 03. 1938
29. / 30. 09. 1938
Münchener Konferenz
08. – 13. 11. 1938
ht“), Ermordung von
(„Reichspogromnac
Judenpogrome in Deutschland
Zerstörung und Schändung
von 26 000 Männern,
von 7 000 Geschäften
91 Menschen, Verhaftung
der Synagogen, Zerstörung
node in Barmen: „Barmer
Erste Reichsbekenntnissy
19. / 20. 10. 1934
1935
1936
in Berlin ab 01. 08.
Einmarsch in Österreich
Kirche
aus
das kirchliche Notrecht
node in Dahlem ruft
Zweite Reichsbekenntnissy
Nichtarier“;
„Zur Lage der deutschen
mit allen Juden
von Elisabeth Schmitz
Forderung nach Solidarität
Sept. 1935 Denkschrift
Verfolgung der Juden,
werden
Präzise Analyse der
Kirchenausschüsse
huss sowie weitere
Reichskirchenaussc
17. 10. 1935 Staatlicher
Kirche spaltet sich
eingerichtet: Die Bekennende
Kirche an Hitler kritisiert
Flügels der Bekennenden
des entschiedenen
28. 05. 1936 Denkschrift
und die Rechtswillkür
den rassischen Antisemitismus
1934
1934
und Kanzler 02. 08.
15. 09. 1935
tz“, „Gesetz zum Schutz
(„Reichsbürgergese
Ehre“)
Nürnberger Gesetze
und der deutschen
des deutschen Blutes
Olympische Spiele
die Deutsche Evangelische
Christen in Berlin
| RELIGION 5 – 10
Frau des christlichen Widerstands
und Lehrerin als Vorbild
wird Reichspräsident
Judenfrage“
neuen Verfassung für
ung der Deutschen
14. 10. 1933
29. – 31. 05. 1934
Tod Hindenburgs; Hitler
„Die Kirche vor der
mit dem Vatikan
20. 07. 1933 Reichskonkordat
70 % Deutsche Christen
ein
23. 07. 1933 Kirchenwahlen:
Synode“) führt „Arierparagraphen“
Generalsynode („Braune
06. 09. 1933 Preußische
Pfarrernotbund
Martin Niemöllers zum
21. 09. 1933 Aufruf
14. 07. 1933
Errichtung des Einparteienstaates
© Friedrich Verlag GmbH
KLASSENSTUFE 9 / 10
1935
16. März
26. Juni
16. Juli
Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht,
Gesetz zum Aufbau der Wehrmacht.
Zwangsweise Zusammenfassung
aller
jüdischen Kulturschaffenden
im „Reichsverband jüdischer Kulturschaffender“.
Reichserziehungsminister
Rust gibt
Absicht bekannt, im Schuljahr
1936 in
den Schulen „eine möglichst
vollständige
Rassentrennung durchzuführen“.
10.–
16. Sept.
NSDAP „Parteitag der Freiheit“,
Verkündigung der Nürnberger Gesetze.
Verhaftungswelle der Gestapo:
Bis Mai
1936 über 7 000 Festnahmen
aus politischen Gründen.
Bekennende Kirche (BK)
Plakat
Das Verhalten der Kirchen
zu Juden und Judenchristen
Juden werden vom Wehrdienst
ausgeschlossen.
6. Aug.
10. Sept.
Okt.
Begriffslexikon
Verfolgung und Ermordung
von Juden im NS-Staat
25. Juli
Einführung eines allgemeinen
Arbeitsdienstes.
Reichskirchenministerium
unter Hanns
Kerrl gebildet: Kerrl soll evangelische
Kirche „befrieden“ und geordnete
Zustände
wiederherstellen.
Chronik der Verfolgung und Ermordung
von Juden im NS-Staat
15. Sept.
Nürnberger Gesetze: Das
„Reichsbürgergesetz“ stempelt
die Juden zu
Bürgern zweiter Klasse.
Das „Gesetz zum Schutz
des deutschen
Blutes und der deutschen
Ehre“ verbietet Eheschließungen zwischen
Juden
und Staatsangehörigen deutschen
und
„artverwandten Blutes“.
4. – 6. Juni Dritte Reichsbekenntnissynode
in Augsburg bestätigt die Vorläufige
Kirchenleitung
der DEK. Sie beschäftigt sich
nicht mit
Marga Meusels Denkschrift
„Aufgaben der
Bekennenden Kirche an den
evangelischen
Nichtariern“.
September Denkschrift
von Elisabeth Schmitz „Zur
Lage der deutschen Nichtarier“.
Präzise
Analyse der Verfolgung
der Juden, Forderung nach Solidarität
mit allen Juden.
23.–
26. Sept.
17. Okt.
Preußische BK-Synode in
Berlin-Steglitz
verfasst „Ein Wort zur Judenfrage“,
in
dem das Recht der Kirche
verteidigt wird,
Juden zu taufen. Die Denkschrift
von
Schmitz wird nicht behandelt.
Reichskirchenausschuss
unter Zoellner,
Kirchenausschuss der altpreußischen
Innerkirchliche Oppositionsbewegung, die sich vorAb Mitte 35 Verstärkte Aktionen
Union: An der Frage der
Anerkennung
„Juden unerwünscht“.
der Kirchenausschüsse,
Schilder an Ortseingängen,
allem gegen die Einflussnahme des NS-Staates auf
die als künftige
Badeanstalten,
Kirchenleitungen gedacht
Cafés usw.
die evangelischen Kirchen (Totalitätsanspruch) wendewaren, zerbricht die Bekennende Kirche
in einen
te. In den von Deutschen Christen beherrschten Lan14. Nov.
entschlossenen (vor allem
1. Verordnung zum „Blutschutzgesetz“
die Bekendeskirchen entstanden viele „Bekenntnisgemeinden“,
führt zum VerbotBK
und „Intakte
Kirchen“ nende Kirche im Gebiet Preußens) und
von Eheschließungen
zwidie auch eigene Leitungsstrukturen (Bruderräte, freie
in einen gemäßigten
schen Juden und
„Mischlingen
Die
auf der II.ersten
Grades“.Bekenntnissynode noch ver- Flügel („intakte“
Kirchen).
Synoden) ausbildeten. Im Mai 1934 einigten sich Vereinte Bekennende Kirche trennte sich in der Fol14. Nov.
1. Verordnung zum „Reichsbürgergesetz“
treter lutherischer, reformierter und unierter Kirchen
11. Dez.
gezeit in zwei Flügel: Der
eine bestand
ausProtestantismus
den
Der deutsche
definiert den Begriff
auf der Bekenntnissynode in Wuppertal-Barmen auf
feiert den
„Jude“ und führt zur
Kirchen in Niedersachsen,
Bayern
100. Geburtstag
Aberkennung deslutherischen
des antisemitischen
Wahlrechts und der
die „Barmer theologische Erklärung“. Darin verwarf die
öffentlichen Ämter,
und
Württemberg, in denen Hofpredigers
die Deutschen
Adolf Stöcker.
zur Entlassung
aller
Bekennende Kirche die nationalsozialistische Ideologie
jüdischen Beamten,
Christen
nichtderdie
einschließlich
ehe-Mehrheit hatten und daher
der Deutschen Christen als Irrlehre und beanspruchmaligen Frontkämpfer und
zur Definition
nicht die
Kirchenleitung stellten („Intakte Kirdes „Mischlings“-Status.
te, die einzige rechtmäßige evangelische Kirche in
1936
chen“). Die von den drei Bischöfen Marahrens,
Deutschland zu sein. Sie äußerte sich aber nicht zur
Meiser und Wurm geleiteten Kirchen verfolgten
7. März
Deutsches Reich kündigt
Verfolgung
der Juden.
den Locarnoeine Kompromisslinie und arbeiteten mit staatli27. April
Berliner Polizeipräsident
Vertrag von 1925 (Aufnahme
löst Berliner
Deutsch3. Jan.
Rücktritt
chen Stellen zusammen.
Nur Wurm
äußerte
sich
der 1. Vorl.
Judenmissionsgesellschaft
Kirchenleitung der DEK.
lands in den Völkerbund,
auf. Die EntVereinbarung
scheidung wird aufgrund
ab 1943
in mehreren Schreiben an Minister und
über Grenzen des Versailler
verschiedener
Vertrags);
17.–
4. und
Proteste rückgängig
Wehrmacht besetzt vertragswidrig
gemacht.
Hitler
selbst kritisch 22.
zurFebr.
Verfolgung letzte
undReichsbekenntnissynode
Ermorin
das
Bad Oeynhausen.
durch den Versailler Vertrag
dung von Juden. Der entschiedene Flügel der
entmilitari19. Nov.
Gründung der „Forschungsabteilung
sierte Rheinland.
12. März
BK war in seinen kirchenpolitischen
StellungahReichsbruderrat
Judenfrage“ des „Reichsinstituts
wählt die 2. Vorläufige
für
Kirchenleitung
men kompromissloser
und bekam
die Verbote
17. /
Geschichte des neuen
der DEK. Superintendent
Beginn des Bürgerkriegs in
Deutschland“
Spanien unter
Martinbesonders
Albertz, Berlin-Spandau
18. Juli
(Berlin) mit Sitz in München.
und Verfolgung des NS-Staates
zu
deutscher Beteiligung.
ist verantfür christliche
spüren. Einige Angehörige derwortlich
BK wandten
sich„Nichtarier“.
ab 1. Aug. Olympische
Spiele in Berlin: Antisemigegen die Verfolgung
der Juden bzw. halfen Ju8. Mai
Reichskirchenausschuss
tische Schilder werden vorübergehend
den, so z. B. Elisabeth Schmitz,
Katharina Sta- lässt bei den
Landeskirchen
die Namen der „nichtarientfernt.
ritz und Marga Meusel. Mehrere
ihrer
Mitglieder,
schen“
Pfarrer
erheben. Einzelne Bekenntnispfarrer Bonhoeffer,
25. Okt.
u. a. Martin Niemöller und Dietrich
leisten Widerstand.
„Achse“ Berlin – Rom wird
vereinbart.
wurden inhaftiert, in Konzentrationslager ver28. Mai
Bekenntnissynoden
Denkschrift der 2. VKL an
25. Nov.
Antikominternpakt Berlin –
Hitler. Sie
bracht oder sogar ermordet.
Tokio: gemeinkritisiert den rassischen
Die Bekennende
Kirche formierte
sich auf der ersten
same antisowjetische
Antisemitismus
Politik.
sowie
die Rechtswillkür in Deutschland.
Bekenntnissynode in Wuppertal-Barmen 1934 („Barmer theologische Erklärung“). Die zweite Bekenntnis23. Juli
Denkschrift wird vorzeitig
in „Basler
synode im Oktober 1934 rief das kirchliche Notrecht
Nachrichten“ veröffentlicht:
staatliche
aus, proklamierte den Reichsbruderrat als legitime
Repressionen gegen BK.
Leitung der Kirche und bestritt die Rechtmäßigkeit der
18. Okt.
Friedrich Weißler, evangelischer
deutsch-christlichen Kirchenleitungen. Die dritte BeChrist
jüdischer Herkunft, Jurist,
Leiter der Kanzlei
kenntnissynode 1935 in Augsburg bestätigte die vorder BK, Mitverfasser der BKDenkschrift an
läufige Leitung der DEK, die die Bekennende Kirche
Hitler, wird vom Reichsbruderrat
entlassen.
eingesetzt hatte. Auf der vierten und letzten Bekenntnissynode in Bad Oeynhausen 1936 war keine Einigung
© Friedrich Verlag GmbH
| RELIGION 5 – 10 | Heft
19 | 2015
über eine Beteiligung der Bekennenden Kirche an den
staatlichen Reichskirchenausschüssen zu erzielen; der
Dissens zwischen den Leitungen der „intakten Kirchen“
und weiteren lutherischen Bruderräten auf der einen
und den Mitgliedern aus den „zerstörten“ Landeskirchen auf der anderen Seite führte zum Bruch in der Bekennenden Kirche.
Verhalten der Kirchen zu Juden und Judenchristen
© Friedrich Verlag GmbH | RELIGION 5 – 10 | Heft 19 | 2015
31.07.15 15:13
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