Magnetit

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Magnetit
Magnetit, veraltet auch als Magneteisen, Magneteisenstein oder Eisenoxiduloxid sowie unter seiner chemischen
Bezeichnung Eisen(II,III)-oxid bekannt, ist ein Mineral
aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und
die stabilste Verbindung zwischen Eisen und Sauerstoff.
Er kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der allgemeinen chemischen Zusammensetzung Fe3 O4 , die präziser als Fe2+ (Fe3+ )2 O4 [1] formuliert werden kann.
Magnetit entwickelt bei natürlicher Entstehung meist
zentimetergroße, oktaederförmige Kristalle, aber auch
körnige bis massige Aggregate von graubrauner bis
schwarzer, metallisch glänzender Farbe. Aufgrund seines hohen Eisenanteils von bis zu 72,4 % und seines
starken Magnetismus gehört Magnetit zu den wichtigsten
Eisenerzen und Rohstoffen für die Elektroindustrie. Das
Mineral kommt weltweit gesehen zwar eher selten vor,
bildet aber bei lokaler Anhäufung große Erzlagerstätten.
Magnetit bildet mit Ulvöspinell (Fe2 TiO4 ) eine
Mischreihe, deren Zwischenglieder als Titanomagnetit Antiferromagnetische Kopplung der Momente des A-BUntergitters
bezeichnet werden.[2]
1
man gut im Rahmen des Modells von zwei Untergittern
nach Néel verstehen. In dem Modell wird angenommen,
dass die Austauschwechselwirkung zwischen den oktaedrisch und tetraedrisch mit Sauerstoff koordinierten Eisenionenplätzen stark negativ, und die Austauschwechselwirkung zwischen den Ionen auf den gleichen Untergittern ebenfalls negativ ist, jedoch geringer im Betrag. Daraus folgt, dass die Ionen desselben Untergitters
zueinander eine antiferromagnetische Spinstellung einnehmen würden, wenn dieser Neigung nicht durch eine stärkere Austauschwechselwirkung zwischen den Ionen der unterschiedlichen Untergitter entgegengewirkt
würde. Die relative Stärke der Austauschwechselwirkung
zwischen den Ionen unterschiedlicher Untergitter kommt
durch die Unterschiede in den Distanzen zwischen den
Ionen desselben Untergitters und Ionen unterschiedlicher Untergitter zustande. Diese Konstellation bevorzugt eine antiparallele Anordnung der magnetischen Momente der Untergitter, deren Untergitterionen zueinander eine parallele Spin-Anordnung aufweisen. In Magnetit koppeln die effektiven Momente der A-/B-Untergitter
antiferromagnetisch über Superaustausch. Das Fe2+ -Ion
besitzt den Spin S=2 (4µB) und das Fe3+ -Ion den Spin S
= 5/2 (5µB), so dass sich bei der oben erklärten antiparallelen Anordnung der Fe3+ -Ionen auf dem A-Untergitter
bzw. der Fe2+/3+ -Ionen auf dem B-Untergitter ein effektives Sättigungsmoment von (5-5+4)µB =4µB ergibt. Die
Neel-, bzw. Curie-Temperatur von Magnetit ist unge-
Besondere Eigenschaften
Magnetit ist von hoher Beständigkeit gegen Säuren und
Laugen. Seine Mohshärte schwankt je nach Reinheit zwischen 5,5 und 6,5 und seine Dichte zwischen 5,1 und 5,2
g/cm³. Seine Strichfarbe ist schwarz.
1.1
Magnetismus
Magnetit ist eines der am stärksten (ferri)magnetischen
Minerale. Beim Unterschreiten der Curie-Temperatur
von 578 °C richtet sich die Magnetisierung größtenteils
in Erdmagnetfeldrichtung aus, so dass eine remanente
magnetische Polarisation in der Größenordnung von bis
zu 500 nT resultiert. Magnetitkristalle können auf diese
Art die Richtung des Erdmagnetfeldes zur Zeit ihrer Entstehung konservieren. Die Untersuchung der Magnetisierungsrichtung von Lavagestein (Basalt) führte Geologen
zu der Beobachtung, dass sich in ferner Vergangenheit
tatsächlich die magnetische Polarität der Erde von Zeit
zu Zeit umgekehrt haben musste.
Die lange Zeit bekannten und verwendeten magnetischen
Eigenschaften von Magnetit lassen sich sehr gut durch
eine Betrachtung der lokalen Kristallstruktur erklären.
Fe3 O4 ist ein Ferrimagnet, archetypisch für die Ferrite
der Spinelle. Die magnetische Ordnung in Magnetit kann
1
2
4
MODIFIKATIONEN UND VARIETÄTEN
wöhnlich hoch und beträgt TN = 850 K.[3]
von denen jedoch nur der männliche die Kraft besaß,
Eisen anzuziehen, und damit dem eigentlichen Magnetit
entsprach. Bei „weiblichen“ magnes handelte es sich ver1.2 Verwey-Übergang
mutlich um Manganerz, dem „männlichen“ im Aussehen
ähnlich, oder auch um ein Mineral von weißer Farbe, das
In der Leitfähigkeitskurve von Magnetit, in der die Leit- später als Magnesit MgCO3 bezeichnet wurde.
fähigkeit über der Temperatur aufgetragen wird, ist das
Wahrscheinlicher ist allerdings die Deutung, dass das
auffallendste Merkmal eine abrupte Änderung der LeitfäMineral nach Magnesia, einer Landschaft in Thessalien
higkeit bei T=120K um zwei Größenordnungen. Magneoder der Stadt Magnesia am Mäander, benannt wurtit ändert dabei seine Eigenschaften von einem schlechde. Möglich ist auch die Benennung von Magnetit nach
ten Leiter in der Hochtemperaturphase (ca. 0.2 mΩm
anderen griechischen bzw. kleinasiatischen Orten gleibei T > 120 K) zu einem Isolator in der Tieftempechen Namens, in denen schon vor über 2500 Jahren
raturphase (40 mΩm bei T < 120 K). Dieses VerEisenerzbrocken mit magnetischen Eigenschaften gefunhalten wurde 1939 von E. J. W. Verwey systematisch
den wurden.
untersucht und eine erste theoretische Erklärung für
den Effekt veröffentlicht.[4] Ihm zu Ehren wird dieser
Übergang und alle physikalisch ähnlichen Übergänge als
Verwey-Übergänge bezeichnet. Erste Hinweise auf einen 3 Klassifikation
Phasenübergang in einem Temperaturbereich um 120
K lieferten frühe Wärmekapazitätsmessungen an synthe- Die Mineral-Systematiken von Strunz und Dana ordnen
tisch hergestellten Proben.[5] Der Phasenübergang ist als den Magnetit aufgrund seines kristallchemischen AufIsolator-Isolatorübergang zu charakterisieren.[6]
baus in die Mineralklasse der Oxide und die Abteilung
Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 3 : 4 ein. In der
neuen Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage)
werden die Minerale dieser Abteilung zusätzlich nach der
2 Etymologie und Geschichte
Größe der beteiligten Kationen sortiert, wobei das positiv
geladene Eisenion zu den mittelgroßen Kationen zählt.
Die Systematik der Minerale nach Dana sortiert dagegen
nach dem beteiligten Metallion (Fe) und der Kristallsymmetrie, sodass der Magnetit hier in der eisenhaltigen Untergruppe mit der gemeinsamen Punktgruppe 4/m 3 2/m
innerhalb der Abteilung der „Mehrfachen Oxide mit der
allgemeinen Formel (A+ B2+ )2 X4 , Spinellgruppe“ zu finden ist.[9]
4 Modifikationen und Varietäten
Magnetit mit anhängenden Büroklammern
Aus dem lateinischen Wortstamm magnet- (mit dem
Nominativ magnes – Magnet) entstanden die Bezeichnungen Magnet, als mittelalterlicher Mineralname Magneteisenstein und der 1845 von Wilhelm Haidinger eingeführte Name Magnetit.
Bereits seit dem 11. Jahrhundert v. Chr. nutzten die
Chinesen die magnetischen Eigenschaften des Minerals.
Ein Stein magnetis war Berichten des Theophrast zufolge
den Griechen bekannt.[7] Bei dem römischen Schriftsteller Plinius dem Älteren lässt sich der Hinweis auf einen
Stein Namens magnes, der nach einem Hirten gleichen
Namens bezeichnet sein soll, finden.[8] Dieser Hirte habe
den Stein auf dem Berg Ida gefunden, als die Schuhnägel
und die Spitze seines Stocks am Erdboden haften blieben. Plinius unterschied mehrere Arten des magnes, vor
allem aber einen „männlichen“ und einen „weiblichen“,
Als Titanomagnetit (englisch auch Titaniferous Magnetite[10] werden die Mischkristalle der Reihe
Magnetit (Fe3 O4 ) und Ulvöspinell (Fe2 TiO4 ) bezeichnet. Die Mischkristallformel wird allgemein mit
Fe2+ (Fe3+ ,Ti)2 O4 [11][10] (genauer auch mit xFe2 TiO4 ·(1x)Fe3 O4 [2] ). Diese Mischreihe ist nur oberhalb von etwa
600 °C vollständig. Bei sinkender Temperaturen zerfallen
die Mischkristalle und es bilden sich Entmischungslamellen von Ulvöspinell und Magnetit. Die am häufigsten
auftretende Variante von Titanomagnetiten ist der
sogenannte TM60 mit einem Ulvöspinellgehalt von rund
60 %.[2]
Titanomagnetit ist von großer Bedeutung bei der Erforschung des Paläomagnetismus, da diese bei der Abkühlung unterhalb der jeweiligen Curie-Temperatur ferrimagnetisch werden und sich dann im umgebenden Gestein
dauerhaft (remanent) nach dem Erdmagnetfeld ausrichten. So ließ sich beispielsweise an den Basalten beiderseits
des Juan-de-Fuca-Rückens nicht nur allgemein das zu-
5.3
Vorkommen
nehmende Alter des Gesteins in Abhängigkeit von dessen
Entfernung des Rückens feststellen, sondern auch anhand
des enthaltenen Titanomagnetits die mehrfach wechselnde Polung des Erdmagnetfeldes.[12]
5
5.1
Bildung und Fundorte
Natürliche Entstehung
3
von einkristallinem Magnetit angewandt wurde, als die
geeignetste herausgestellt. Dabei werden mit Hilfe des
Zonenschmelzverfahrens in einem Spiegelofen Kristalle
gezogen. Durch das Heizen eines Stabes aus α-Fe2 O3
mit 99,9 % Reinheit im Spiegelofen, wird eine vertikale Schmelzzone zwischen Vorrat und Kristall erzielt, die
allein durch die Oberflächenspannung gehalten wird, was
eine Verunreinigung z. B. durch das Tiegelmaterial verhindert. Die so erhaltenen Kristalle, die zwischen 2 und 5
cm lang sind und einen Durchmesser von etwa 5 mm haben, wurden im Anschluss an die Kristallisation im Spiegelofen 70 h bei 1130 °C in einer Atmosphäre aus CO2
und H2 getempert, um Gitterbaufehler auszuheilen und
die richtige Stöchiometrie für Magnetit einzustellen. Die
Orientierung der Kristalle längs der Stabachse entspricht
grob der [100]-, [111]- und [110]-Richtung. Die Kristalle
zeichnen sich durch ihre hervorragende Qualität, gemessen an dem Merkmal der Übergangstemperatur und der
Schärfe des Übergangs wie er sich im Linienverlauf der
Leitfähigkeitskurve (siehe Verwey-Übergang) ausdrückt,
aus.
5.3 Vorkommen
Magnetit und Calcit aus Daşkəsən, Aserbaidschan (Größe: 11,9
x 8,2 x 7,4 cm)
Magnetit wird auf natürliche Art durch Vulkanismus gebildet. Bei großer Hitze (um 600 °C) durchdringt flüssige Lava die benachbarten Gesteine. Findet eine Druckentlastung im Gestein statt, die ja zum Vulkanausbruch
führt bzw. ihn begleitet, so bilden sich große Mengen
an Gasen. Hier ist vor allem Wasserdampf zu nennen,
der die Gesteine chemisch angreift. Sind dies (wie auf
Fuerteventura) kreidezeitliche Kalke oder Dolomit, so
wird deren Kohlenstoffdioxid ausgetrieben und es bilden sich basische Hydroxide. Wenn in der Lava zusätzlich noch Eisenverbindungen enthalten sind (wie es
häufig der Fall ist, was man an der oftmals braunroten Farbe erkennen kann), so reagieren diese zu verschiedenen Eisenhydroxiden. Aus diesen wiederum kristallisiert beim Erkalten Magnetit Fe3 O4 oder der verwandte (aber nicht magnetische) Hämatit Fe2 O3 aus.[13]
Man spricht hier von pneumatolytischer Mineralbildung
(pneuma, griech. Gas; lyein, griech. lösen).
Je nach Bildungsbedingungen tritt Magnetit in
Paragenese mit anderen Mineralen auf, so unter anderem
mit Chromit, Ilmenit, Ulvöspinell, Rutil und Apatiten
in Eruptivgesteinen; mit Pyrrhotin, Pyrit, Chalkopyrit,
Pentlandit, Sphalerit, Hämatit in hydrothermalen oder
metamorphen Gesteinen und mit Hämatit und Quarz in
Sedimentgesteinen.[14]
Mikroskop-Aufnahme (Bildbreite ca. 0,2 cm) eines DioritDünnschliffs unter polarisiertem Licht, bestehend aus Plagioklas
(weiß), Hornblende (grün) und Magnetit (schwarz)
Magnetit kommt in massiver oder gekörnter Form und
daneben auch als Kristalle vor, welche oft oktaedrisch geformt sind, besitzen also je acht dreieckige Begrenzungsflächen. Er ist ein durchaus häufiges Mineral, das allerdings selten den Hauptbestandteil eines Gesteins stellt.
Man findet Magnetit in zahlreichen magmatischen Gesteinen wie Basalt, Diabas und Gabbro, in metamorphen
Gesteinen und durch Verwitterungsprozesse aufgrund
seiner Härte weitgehend intakt verbracht als Magnetitsand in Flusssedimenten. Aus diesen wird er zum Teil
noch heute von Hand ausgewaschen.
Magnetit kann in größeren Mengen an Sandstränden gefunden werden, wo er zu der typischen schwarzen Färbung des Sandes führt. Solche schwarzen Strände finFür die Herstellung von Fe3 O4 hat sich eine Metho- det man z. B. in Kalifornien, an der Westküste von
de, die von V.A.M. Brabers[15] erstmals zur Herstellung Neuseeland und an den Küsten von Fuerteventura und
5.2
Synthetische Herstellung
4
7
VERWENDUNG
Island.
ben sich acht Formeleinheiten pro Elementarzelle mit insWeltweit konnte Magnetit bisher (Stand: 2010) an gesamt 56 Atomen.
über 9600 Fundorten nachgewiesen werden. Sehr Die Struktur der kubischen Hochtemperaturphase (T >
große Lagerstätten von Magnetit findet man in Kiruna 120 K) ist im Bild links schematisiert. Hier sind die
(Schweden), in der Pilbara Region in (Westaustralien) kubisch dichteste Kugelpackung von Oxidionen (grau),
und in der Adirondack Region des Staates New die Oktaeder- (türkis) und Tetraederlücken (grau) dargeYork (USA). Größere Vorkommen von Magnetit stellt. Die Fe3+ -Ionen in den Tetraederlücken sind grün
sind in Norwegen, Deutschland, Italien, der Schweiz, und die Fe2+ -/Fe3+ -Ionen in den Oktaederlücken dunkelSüdafrika, Indien, Mexiko und in Oregon, New Jersey, blau hervorgehoben. Das A-Untergitter, das von den tePennsylvania, North Carolina, Virginia, New Mexico, traedrisch koordinierten Fe3+ -Ionen aufgebaut wird bilUtah und Colorado in den USA gefunden worden.
det ein Diamantgitter, während das B-Untergitter der
2+
Fe
-, bzw. Fe3+ -Ionen der oktaedrischen SauerstoffumAuch in Gesteinsproben des Mittelatlantischen Rückens
und des ostpazifischen Rückens konnte Magnetit nachge- gebung ein Pyrochlorgitter bildet, das bekanntermaßen
geometrisch frustriert ist. Geometrische Frustration bewiesen werden.[16]
deutet dabei, dass eine lokale Ordnung, die durch lokale
Wechselwirkungen stabilisiert wird, nicht frei durch den
Kristall propagieren kann. Diese besonderen geometrischen Eigenschaften ermöglichen eine große Anzahl un6 Kristallstruktur
terschiedlicher Wechselwirkungen mit großer oder geringer Reichweite und sehr ähnlicher Energie, oft mit einem
vielfach entarteten Grundzustand. Eine der Möglichkeiten die Entartung aufzuheben, ist eine langreichweitige
Ladungs- oder Spinordnung, was zu extrem komplexen
Kristallstrukturen führen kann, von denen bis heute nur
wenige aufgeklärt sind.
Die genaue Raumgruppe der Tieftemperaturphase (T <
120 K) war bis ins Jahr 1982 nicht eindeutig bestimmt
und wird sogar bis heute kontrovers diskutiert. Erst durch
eine sorgfältig durchgeführte Neutronenbeugungsanalyse
an synthetischen Einkristallen, die bei gleichzeitigem Anlegen von Druck entlang der [111]-Richtung und Kühlen im Magnetfeld gemessen wurden, konnte die kristalline Ordnung unterhalb von T = 120 K aufgeklärt werden. Es handelt sich um eine Verzerrung der monoklinen
Raumgruppe Cc mit pseudo-orthorhombischer SymmeMagnetitzwilling
trie (Raumgruppe Pmca; a /√2 ⊗ a /√ 2 ⊗ 2a ), wobei
a der Länge einer Achse der ungestörten kubischen EleKristallographisch gehört Magnetit zur Spinell- mentarzelle entspricht.
Gruppe und zeigt als natürlich gewachsener
Kristall Oktaederflächen {111} und seltener
Rhombendodekaederflächen {110}. Häufig kommt 7 Verwendung
es zu Zwillingen nach dem Spinellgesetz (Durchkreuzungszwillinge nach (111)), jedoch nur selten bei
7.1 als Rohstoff
eingewachsenen Kristallen.
Die Struktur von Magnetit (chemische Summenformel
Fe3 O4 ) kann nach der allgemeinen Formel für Spinelle
AB2 O4 als Fe3+ [Fe3+ Fe2+ ]O4 geschrieben werden. Die
Bezeichnung inverse Spinell-Struktur für Magnetit trägt
der Tatsache Rechnung, dass 1/3 der Eisenionen (Fe3+ Ionen) tetraedrisch und 2/3 der Eisenionen (Fe2+ - und
Fe3+ -Ionen im Verhältnis 1:1) oktaedrisch vom Sauerstoff koordiniert sind, was gerade invers zum normalen
Spinell ist. Die Symmetrie der Hochtemperaturphase (T
> 120 K) von Magnetit wurde schon sehr früh (1915)
hinreichend gut aufgeklärt[18] , sie ist kubisch. Genauer
gesagt handelt es sich um die Raumgruppe Fd-3m bzw.
O7 hmit einer Gitterkonstanten a = 8,394 Å. Somit erge-
Magnetit ist mit 72 % Eisengehalt neben dem Hämatit
(70 %) eines der wichtigsten Eisenerze.[19]
Magnetit dient als wichtiger Grundstoff zur Herstellung
von Ferrofluid. Dabei werden im ersten Schritt MagnetitNanopartikel (Größenordnung ca. 10 nm) hergestellt, die
dann in einer Trägerflüssigkeit kolloidal suspendiert werden. Um das Agglomerieren der Kristalle zu verhindern,
werden den Nanopartikeln langkettige Tenside, wie z. B.
Ölsäure zugefügt, die sich um die Magnetit-Partikel gruppieren und das erneute Sedimentieren verhindern. Die so
erhaltene Flüssigkeit behält auf diese Art die Eigenschaft
von Magnetit, auf Magnetfelder zu reagieren.
7.5
in der Halbleiterelektronik
5
Kalksandsteine und Schwerbeton und für bautechnischen
Strahlenschutz verwendet.
7.5 in der Halbleiterelektronik
Aufgrund der von der Theorie vorhergesagten 100%igen
Spinpolarisation[25] der Ladungsträger wird Magnetit
auch als heißer Kandidat für Spinventile[26] in der
Spinelektronik[27] gehandelt.
Ferrofluid über einem Magneten
7.2
als Pigment
Aufgrund der hervorragenden magnetischen Eigenschaften wird Magnetit als Magnetpigment zur DatenSpeicherung eingesetzt und bis heute beim Bau von
Kompassen verwendet. Feinteiliger synthetischer Magnetit wird unter der Bezeichnung Eisenoxidschwarz (Pigment Black 11)[20] (siehe auch Eisenoxidpigment) als
Pigment, z. B. für Lacke eingesetzt.
7.3
8 Leben auf dem Mars?
→ Hauptartikel: Leben auf dem Mars
Im Jahr 1996 veröffentlichten Wissenschaftler in der anerkannten Fachzeitschrift Science einen Artikel[28] über
den möglichen Nachweis von Leben in Form von Bakterien auf dem Mars anhand eines Meteoriten (ALH
84001), der von dort stammt. Der Meteorit enthält kleine eindomänige Magnetitpartikel, wie sie typischerweise
auch in magnetotaktischen Bakterien auf der Erde vorkommen. Die Debatte über die Interpretation der Messergebnisse hält allerdings bis heute an.
in Lebewesen
Verschiedene Tierarten sind zur Orientierung im
Erdmagnetfeld auf Magnetit angewiesen. Hierzu gehören Bienen und Weichtiere (Mollusca). Besonders
erwähnenswert sind Tauben, die durch Einlagerung
kleiner eindomäniger Magnetitkörner in den Schnabel
die Inklination des Erdmagnetfeldes bestimmen und sich
so orientieren können (siehe auch Magnetsinn).[21]
Einige Bakterien, sogenannte magnetotaktische
Bakterien, wie z. B. Magnetobacterium bavaricum,
Magnetospirillum gryphiswaldense oder Magnetospirillum
magnetotacticum, bilden 40 bis 100 nm große MagnetitEinkristalle im Inneren ihrer Zellen, die von einer
Membran umgeben sind. Diese Partikel werden
als Magnetosomen bezeichnet und sind in Form
von linearen Ketten angeordnet. Die Ketten stellen
gewissermaßen Kompassnadeln dar und erlauben
den Bakterien geradliniges Schwimmen entlang der
Erdmagnetfeldlinien.[22][23]
Auch die meisten Regionen des menschlichen Gehirns
enthalten etwa fünf Millionen Magnetit-Kristalle pro
Gramm und die Hirnhaut, genauer die äußere und innere
Hirnhaut (Dura und Pia), enthält mehr als 100 Millionen
Magnetit-Kristalle mit einer Größe von rund 50 nm.[24]
9 Esoterik
Die Eigenschaften, die dem Stein Magnetit zugeschrieben werden, beschrieb im 12. Jahrhundert Hildegard von
Bingen. Nach der esoterischen Lehrmeinung sind sie: Aktivierung (geistig und körperlich), Erhöhung der Reaktionsfähigkeit sowie Anregung des Energieflusses und der
Drüsentätigkeit. Magnetit ist demnach ein Stein, welcher
in der Meditation insgesamt entstrahlt und eine besonders
entspannende Aura bewirkt. Er soll z.B. gegen Hungergefühle, Körpergeruch und starkes Schwitzen, Verspannungen und Verkrampfungen helfen. Des Weiteren ist er
angeblich entzündungshemmend, hilft bei Vergiftungen
und Zellerneuerungen. Er bringt Harmonie, Wärme, löst
Blockaden und macht glücklicher und unbeschwerter.
10 Siehe auch
• Liste der Minerale
11 Literatur
7.4
als Baustoff
Magnetit wird in der Bauindustrie als natürlich gekörnter
Zuschlag mit hoher Rohdichte (4,65 bis 4,80 kg/dm3 ) für
• Hans Berckhemer: Grundlagen der Geophysik. 2.
Auflage. Institut für Meteorologie und Geophysik,
Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-534-13696-9.
6
13
• Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie:
Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 8. Auflage. Springer
Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2009, ISBN
978-3-540-78200-1, S. 83–84.
EINZELNACHWEISE
[12] Victor Vacquier: Geomagnetism in Marine Geology, Elsevier Science Ltd (September 1972), S. 40; in: Helmut
Schröcke, Karl-Ludwig Weiner: Mineralogie. Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage. de Gruyter, Berlin;
New York 1981, ISBN 3-11-006823-0, S. 363.
[13] A. J. Clark: Seeing beneath the soil. B. T. Batsford Ltd,
• Albert Radl: Der Magnetit in der Antike. Quellen und
London 1990, Routledge 2000. ISBN 0-415-21440-8
Zusammenhänge. Franz Steiner Verlag Wiesbaden,
Stuttgart 1988, ISBN 3-515-05232-1.
[14] Magnetite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux,
12
Weblinks
Commons: Magnetite – Sammlung von Bildern,
Videos und Audiodateien
Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook
of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001
(PDF 143 kB)
[15] V. A. M. Brabers: The preparation of tetragonal single
crystals in the MnxFe3-xO4 system. In: Journal of crystal growth. 8,1. Amsterdam 1971, S. 26–28. ISSN 00220248
[16] MinDat – Localities for Magnetite (englisch)
• Mineralienatlas:Magnetit und Mineralienatlas:
Mineralienportrait/Magnetit (Wiki)
• Mindat - Magnetite
• Rätsel um Magnetsinn von Bakterien gelöst: Forscher entschlüsseln Entstehung der Magnetosomenketten
[17] J. Fleet: The structure of magnetite: Symmetry of cubic spinels. In: Journal of Solid State Chemistry. Bd. 62, 1986, S.
75–82.
[18] W. H. Bragg, F. R. S. Cavendish: The Structure of the Spinel Group of Crystals. In: The philosophical magazine. 30,
176. London 1915, S. 305–315. ISSN 1478-6435
[19] Webmineral - Mineral Species sorted by the element Fe
(Iron)
13
Einzelnachweise
[1] List of Mineral Names 2012 (PDF 8,5 MB, S. 102)
[2] wissenschaft-online.de: Lexikon der Geowissenschaften Titanomagnetit
[3] G. A. Samara, A. A. Giardini: Effect of Pressure on the
Neel Temperature of Magnetite. In: The physical review.
186,2. Lancaster 1969, S. 577–580. ISSN 0031-899x
[4] E. J. W. Verwey: Electronic Conduction of Magnetite
(Fe3 O4 ) and its Transition Point at Low Temperatures. In:
Nature. 144. London 1939, S. 327–328. ISSN 0028-0836
[5] R. W. Millar: The heat capacities at low temperatures of
„Ferrous Oxide“ magnetite and cuprous and cupric oxides.
In: Journal of the American Chemical Society. 51. Washington 1929, S. 215–224. ISSN 0002-7863
[6] D. Schrupp, M. Sing, M. Tsunekawa, H. Fujiwara, S. Kasai, A. Sekiyama, S. Suga, T. Muro, V. A. M. Brabers,
R. Claessen: High-energy photoemission on Fe3 O4 : Small
polaron physics and the Verwey transition. In: epl, a letters
journal exploring the frontiers of physics. 70,6. Les-Ulis
2005, S. 789–795. ISSN 0302-072x
[7] Theophrast von Eresos: Über die Steine.
[8] Gaius Plinius Secundus: Historia Naturalis.
[9] Webmineral – New Dana Classification of Multiple Oxides (englisch)
[10] Mindat - Titaniferous Magnetite
[11] Mineralienatlas:Titanomagnetit
[20] Eisenoxid-Pigmente. In: Römpp Online. Georg Thieme
Verlag, abgerufen am 12. Juni 2014.
[21] M. Winklhofer: Vom magnetischen Bakterium zur Brieftaube. In: Physik Unserer Zeit. 35, 3. Wiley-VCH 2004 S.
120–127. ISSN 0031-9252
[22] M. Hanzlik: Elektronenmikroskopische und magnetomineralogische Untersuchungen an magnetotaktischen Bakterien des Chiemsees und an bakteriellem Magnetit eisenreduzierender Bakterien. Dissertation. Ludwig-MaximiliansUniversität, München 1999.
[23] A. Scheffel, M. Gruska, D. Faivre, A. Linaroudis, J. M.
Plitzko und D. Schueler: An acidic protein aligns magnetosomes along a filamentous structure in magnetotactic bacteria.Nature, Advance Online Publication (AOP), 20. November 2005; doi:10.1038/nature04382
[24] Joseph L. Kirschvink, Barbara J. Woodford: Superparamagnetism in the human brain. In: Thirteenth Annual Meeting of the Bioelectromagnetics Society., Band 80 (1991)
Joseph L. Kirschvink, Atsuko Kobayashi-Kirschvink,
Barbara J. Woodford: Magnetite biomineralization in the
human brain. In: Proc. Natl. Acad. Sci. USA, Band 89
(1992), S. 7683–7687 (PDF 1,55 MB)
[25] A. Yanase, K. Siratori: Band Structure in the High Temperature Phase of Fe3 O4 . In: Journal of the Physical Society of Japan. 53,1. Tokyo 1984, S. 312–317. ISSN 00319015
[26] W. Eerenstein, T. T. M. Palstra, S. S. Saxena, T. Hibma: Spin-Polarized Transport across Sharp Antiferromagnetic Boundaries. in: Physical review letters (PRL). Rige
NY 88.2002,24, 247204. ISSN 0031-9007
7
[27] A. M. Haghiri-Gosnet, T. Arnal, R. Soulimane, M. Koubaa, J. P. Renard: Spintronics, perspectives for the halfmetallic oxides. In: Physica status solidi. A: Applications
and materials science. 201, 7. Berlin 2004, S. 1392–1397.
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[28] D. S. McKay, E. K. Gibson, K. L. Thomas-Keprta, H. Vali, C. S. Romanek, S. J. Clemett, X. D. F. Chillier, C. R.
Maechling, R. N. Zare: Search for past life on Mars. Possible relic biogenic activity in martian meteorite ALH 84001.
In: Science. 273. 1996, S. 924–930. ISSN 0036-8075
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4114488-0
8
14 TEXT- UND BILDQUELLEN, AUTOREN UND LIZENZEN
14
14.1
Text- und Bildquellen, Autoren und Lizenzen
Text
• Magnetit Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Magnetit?oldid=134989557 Autoren: Chd, Jed, Wing, Aka, Stefan Kühn, Mikue, Head, Katharina, PyBot, Sebastian Wallroth, Gaucho, Hokanomono, Aglarech, Fkuehne, Zwobot, Kai11, Frau Holle, Neitram, Peter200, Darkone,
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LZ6387, Ph9694, Lynxxde, Brusel, Krdbot, EberBot, KLBot2, Don Bosco, Pukdiefliege, FzBot, Makecat-bot, Astrofreund, Thyriel und
Anonyme: 65
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