Frankreich – Info 19/12/2006 Herausgeber : Französische Botschaft - Presse- und Informationsabteilung Pariser Platz 5 - 10117 Berlin Tel. 030/590 03 91 60 Fax 030/590 03 94 36 E-Mail: [email protected] Internet: www.botschaft-frankreich.de Tierschutz und Wohlergehen der Tiere 1- Tierschutz und Wohlergehen der Tiere: politisches Ziel Frankreichs und der EU Das Wohlergehen der Tiere ist ein wichtiges Thema in Frankreich und der Europäischen Union und daher gesetzlich geregelt. Im Jahr 1999 ist in Frankreich das Bürgerliche Gesetzbuch, der Code civil, abgeändert worden, sodass Tiere nicht mehr als Gegenstände betrachtet werden. Jedes unnötige Leid der Tiere soll vermieden werden Nutztiere , ob sie nur zur Ernährung gezüchtet werden, als Arbeitskraft oder zu Zwecken der Forschung dienen, und Haustiere müssen unter Bedingungen gezüchtet und gehalten werden, die ihr Wohlergehen garantieren. Auszüge aus der französischen Gesetzgebung im Bereich des Tierschutzes - Tierquälerei (Art. 521-1 du Code Pénal (frz. Strafgesetzbuch)): zwei Jahre Gefängnis- und 30 000€ Geldstrafe + tw. vorübergehendes oder dauerhaftes Verbot, ein Tier zu halten. - Misshandlungen (Art. R 654-1 du Code Pénal): Geldstrafe von 457,34 € bis 762,25 €. - Unbeabsichtigte Schädigung des Lebens oder der Unversehrtheit von Tieren (Art. R 653-1 du Code Pénal): Geldstrafe von 152,45€ bis 457,34€. - Vorsätzliche Übergriffe auf das Leben eines Tieres (Art. R 655-1 du Code Pénal) : Geldstrafe von 762,25€ bis 1 524,50€ (ggf. 3 049€ bei Wiederholungstaten). - Versuche an lebenden Tieren (Dekret n° 87-828 vom 19. Oktober 1987): Bei Verletzung der Bestimmungen des Dekrets zwei Jahre Gefängnis- und 30 000€ Geldstrafe. Der am 1. Mai 1999 in Kraft getretene Vertrag von Amsterdam setzt in einem besonderen "Protokoll über den Tierschutz und das Wohlergehen der Tiere" neue Grundregeln für Maßnahmen der Gemeinschaft im Tierschutzbereich. Tiere werden somit als fühlende Wesen anerkannt und die Europäischen Institutionen sind verpflichtet, bei der Festlegung und Durchführung von Gemeinschaftspolitiken die Erfordernisse des Wohlergehens der Tiere in den Vordergrund zu stellen. 2- Tierschutz und Wohlergehen der Tiere: ein Thema in Landwirtschaft Zucht, Transport und Schlachtung von Tieren unterliegen strengen Auflagen, die in Frankreich von den Departement-Vertretungen des Ministeriums im Bereich der veterinärmedizinischen Dienste kontrolliert werden. Hinsichtlich der Aufzucht- und Haltungsbedingungen von Tieren müssen die Gebäude und Ställe sauber und tiergerecht gebaut sein, die Tiernahrung muss rein und artgerecht sein. Im Freien müssen die Tiere vor widrigen Witterungsbedingungen geschützt werden. Das Personal, das sich um die Tiere kümmert, muss kompetent sein und ein Register über den Tierbestand führen. Strenge Auflagen müssen ebenso auf Viehmärkten oder anderen Märkten eingehalten werden. So müssen die Märkte über eine Genehmigung verfügen und so ausgestattet sein, dass die Tiere mindestens alle acht Stunden getränkt werden. Es ist verboten, kranke oder verletzte Tiere zu zeigen. www.botschaft-frankreich.de 2 Wegen seiner weit verbreiteten Viehzucht und seiner geographischen Lage in Europa ist Frankreich der Transport der Tiere ein besonderes Anliegen. Bereits sehr früh sind rechtliche Vorkehrungen geschaffen und Kontrollsysteme eingerichtet worden, die das Transportfahrzeug, den Fahrer und die Transportfähigkeit der jeweiligen Tiere betreffen. So müssen alle Personen, die Tiere zu kommerziellen Zwecken transportieren, speziell dafür ausgebildet sein und über eine entsprechende Genehmigung verfügen. Transportfahrzeuge müssen dementsprechend ausgestattet sein, wenn Rinde, Schafe, Schweine usw. länger als acht Stunden transportiert werden. Die Schlachtung von Tieren muss unter Bedingungen erfolgen, die die Qual und den Stress der Tiere auf das Mindeste verringern (Ruhigstellung der Tiere, obligatorische Betäubung etc.). Hierfür müssen auch die Räumlichkeiten entsprechend gebaut und das Personal speziell ausgebildet sein. Darüber hinaus gelten noch strengere Auflagen bei der Qualitätsproduktion von Fleisch (Label Rouge als Qualitätslabel und das Label für biologische Landwirtschaft). So zum Beispiel ist die Anzahl der Tiere pro Quadratmeter geringer als in herkömmlichen Haltungsformen und die Ställe verfügen über eine natürliche Beleuchtung. Durch die besonderen Haltungsbedingungen wird das natürliche Verhalten der Tiere begünstigt (beispielsweise Boden- und Freilandhaltung für Hühner, damit sie auf dem Boden scharren und sich frei bewegen können). In der ökologischen Tierzucht wird nur Tierfutter aus der ökologischen Landwirtschaft verwendet. Die Tiere müssen Zugang zum Freien haben. Die Transportwege zu den Schlachthöfen sind generell kürzer. 3- Frankreich ein Lande der Haustiere Heimtiere haben in den letzten 30 Jahren einen immer wichtigeren Platz in unserer Gesellschaft eingenommen. Sie spielen eine wichtige Rolle für Familien und Kinder, aber auch für einsame, kranke oder behinderte Menschen. Heute hat jeder zweite Haushalt in Frankreich ein Haustier: In Frankreich gibt es die größte Anzahl von Katzen und Hunden in Europa (9,7 Mio. und 8,5 Mio.; Deutschland 5 und 7,3 Mio. im Jahr 2003). Nachdem eine vom französischen Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie über den Platz von Haustieren in der Gesellschaft die Notwendigkeit gezeigt hat, wurde 2004 eine Aufklärungskampagne über Haustiere gestartet. Ziel ist es, dass sich Besitzer von Heimtieren ihrer Mitverantwortlichkeit für ihre Tiere bewusst werden. Zwischen 80 000 und 100 000 Katzen und Hunde werden jedes Jahr in Frankreich von ihren Besitzern ausgesetzt. Ebenso wurde vom Ministerium und seinen Partnern ein „Livret de Responsabilisation“, eine Broschüre über die Mitverantwortung von Haustierbesitzern herausgegeben, in der die mit der Anschaffung eines Haustieres verbundenen Rechte und Pflichten sowie die spezifischen Eigenschaften und Bedürfnisse von bestimmten Haustieren und insbesondere von Katzen und Hunden aufgezeigt werden. Somit sollen Menschen, die ein Haustier haben oder die sich eines anschaffen wollen, sensibilisiert werden, damit unüberlegte Anschaffungen, Misshandlungen und Aussetzungen vermieden werden. 4- Ein paar einfache Regeln für den Umgang mit Haustieren Es ist einfach, ein Tier zu besitzen und dies vor allem, wenn einige elementare Regeln beachtet werden. Ein Haustier muss erzogen werden, damit es im Alltag kein Hindernis darstellt. Die Anschaffung eines Haustieres soll wohl überlegt sein, denn sie ist mit Kosten- (für die Nahrung, Impfungen, evtl. Unterbringung während des Urlaubs etc. kosten 1 000 bis 1 500€/Jahr exkl. Krankheiten) und Zeitaufwand (Pflege, Ausgänge, vor allem für Hunde) verbunden. Ebenso ist es wichtig, die Eigenschaften bestimmter Tiere zu berücksichtigen. Hunde sind von Natur aus unterwürfig und wollen dominiert werden (auch von den Kindern in einer Familie). Deswegen fressen Hunde auch erst nach ihrem Herrchen. Katzen hingegen gehorchen nicht wie Hunde. Ihr Herrchen ist für sie ein Gefährte. Auch sollen Tiere artgerecht gehalten und gefüttert werden. In Frankreich wie in den meisten westlichen Staaten sind über ein Drittel der Hunde und Katzen übergewichtig, was größtenteils auf eine falsche 3 Ernährung bei gleichzeitig zu wenig Bewegung zurückzuführen ist. Und: Was für den Menschen gut ist, ist es noch lange nicht für sein Heimtier: so zum Beispiel sind Zwiebeln, Avocados und Schokolade für Hunde giftig und ihr Verzehr kann bereits in kleinsten Dosen tödlich sein.