Primäre Effloreszenzen

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KP0602_15_Effloresz
05.04.2006
15:47 Uhr
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Dermatologie
Sehen und erkennen, Teil 1
Primäre Effloreszenzen
Für die Arbeit der Kosmetikerinnen ist
es enorm wichtig, die verschiedenen
Hauterscheinungen zu kennen und
beurteilen zu können. Damit Sie sich
ein Bild machen können, stellen wir
Ihnen in unserer Serie „Sehen und
erkennen“ nicht nur die charakteristischen Merkmale der vielgestaltigen
Effloreszenzen vor, sondern veranschaulichen diese auch anhand zahlreicher Abbildungen.
U
nter primären Effloreszenzen
fasst man jene Hautveränderungen zusammen, die unmittelbar (primär) durch eine Erkrankung verursacht werden. Man
unterscheidet folgende Hauterscheinungen: Fleck, Knötchen, Knoten, Geschwulst, Quaddel, Bläschen, Blase,
Eiterbläschen und Zyste.
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Fleck: Naevus anaemicus
Fleck: Vitiligo
Fotos: Autor
Fleck (Macula)
Kennzeichnend für diese primäre Effloreszenz ist eine umschriebene, nicht
erhabene Farbveränderung gegenüber
der Umgebung. Am häufigsten findet
sich eine verminderte Pigmentierung
(Hypopigmentierung) wie beispielsweise bei der Weißfleckenerkrankung (Vitiligo; Abb.1). Auch eine Minderung der
Vaskularisation wie beim Naevus anaemicus (Abb. 2) fällt hierunter. Es besteht zudem die Möglichkeit, dass die
Melanozyten vermehrt Pigment produzieren (Hyperpigmentierung), was sich
zum Beispiel in Form von Sommersprossen (Ephelides; Abb. 3) zeigen
kann. Eine verstärkte Vaskularisation
z.B. beim „Storchenbiss“ in der Nackenregion (Naevus flammeus; Abb. 4) imponiert als roter Fleck. Auch Einlagerungen körperfremder Pigmente (z.B.
Tätowierung; Abb. 5) oder Blutaustritte können sich als Fleck darstellen. Für
Kosmetikerinnen von größter Wichtigkeit ist, auch jene Flecken zu entdecken
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Fleck: Sommersprossen
und der fachdermatologischen Behandlung zuzuleiten, die die Gefahr der Bösartigkeit (Malignität) in sich bergen. Im
Detail gehen wir im 3. Teil unserer
Serie „Sehen und erkennen“ darauf ein.
Hier sei die Lentigo maligna (Abb. 6)
vorgestellt, wleche nach langjähriger
Bestandsdauer in ein Lentigo malignaMelanom (Abb. 7) übergehen kann.
Diese Veränderung kommt gehäuft im
höheren Lebensalter in lichtexponierten Arealen vor. Der Fleck kann einige
Millimeter bis mehrere Zentimeter groß
und unregelmäßig begrenzt sein. Er
weist bräunliche und schwärzliche Pigmentierungen auf.
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Fleck: Naevus flammeus
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Fleck: Schmucktätowierung
Kosmetische Praxis April 2006
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Dermatologie
Knötchen (Papula)
Diese sind erhaben und besitzen
einen Durchmesser von bis zu 1 cm. Es
gibt verschiedene Ursachen für das Verlassen des Hautniveaus. Bei der gewöhnlichen Warze (Verruca vulgaris;
Abb. 8) ist zum Beispiel lediglich die
Epidermis betroffen. Weiterhin können
entzündliche Infiltrate (wie beim Lichen ruber planus; Abb. 9), Absiedelungen von bösartigen Tumoren (z.B.
beim Nierenzellkarzinom; Abb. 10)
oder aber Einlagerungen diverser Substanzen wie Eiweißstoffe (z.B. Lichen
amyloidosus; Abb. 11) Knötchen auf
der Haut hervorrufen.
Oberflächlicher Knoten (Tuber)
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Fleck: Lentigo maligna
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Lentigo maligna-Melanom
Hier kommt es zu einer Erhebung
ähnlich wie bei einem Knötchen, die jedoch ausgesprochen häufig geschwürig
aufbricht und unter Bildung einer Narbe abheilt. Bei der Syphilis-Erkrankung
trifft man beispielsweise auf ein sog.
tuberöses Syphilid (Abb. 12).
Tiefer Knoten (Nodus)
Umschriebene, solide, gut von der
Umgebung abgesetzte Substanzvermehrung kennzeichnen diese Primäreffloreszenz. Ein charakteristisches Beispiel für einen tiefen Knoten ist das
Erythema nodosum (Abb. 13).
Geschwulst (Tumor)
Der Begriff ist nicht eindeutig definiert, denn jede große Knotenbildung
kann als Tumor bezeichnet werden.
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Knötchen: gewöhnliche Warze
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Knötchen: Lichen ruber planus
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05.04.2006
15:48 Uhr
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Dermatologie
Darunter versteht man gutartige und
nicht gutartige Veränderungen. Das
Hämangiom (Abb. 14) fällt als gutartige Veränderung hierunter.
Quaddel (Urtica)
Sie zeigt sich als flüchtige, juckendbrennende („brennesselartig“), beetartig erhabene Rötung und gilt als weitgehend krankheitsspezifisch für die
Urtikaria (Abb. 15).
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Bläschen (Vesicula) / Blase (Bulla)
Knötchen: Karzinommetastase auf der Haut
Knötchen: Lichen amyloidosus
Bis erbsengroße, über das Hautniveau erhabene Hohlräume, die mit
Flüssigkeit gefüllt sind, kennzeichnen
das Bläschen. Wird die Erbsengröße
überschritten, spricht man von einer
Blase. Die Flüssigkeit im Bläschen
kann anfangs farblos oder blutig sein,
später aber eintrüben. Beispiel für ein
Bläschen ist die Herpes-simplex-VirusInfektion (Abb. 16).
Eiterbläschen (Pustula)
Hier finden sich auf dem Hautorgan
mit Eiter gefüllte Hohlräume. Klassisches Beispiel für das Auftreten von
Eiterbläschen ist die Akne (Abb. 17).
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Oberflächlicher Knoten bei SyphilisErkrankung
=
Tiefer Knoten: Erythema nodosum
Zyste (Cystis)
Diese ist durch einen von einer Kapsel abgeschlossenen, sackartigen Tumor (siehe oben) gekennzeichnet, der
einen dick- oder dünnflüssigen Inhalt
aufweist. Ein wichtiger Vertreter dieser
Gruppe ist der sog. Grützbeutel (Atherom; Abb. 18).
Dr. med. Matthias Möhrenschlager, Klinik und
Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am
Biederstein, Technische Universität München
Literatur beim Verfasser
Geschwulst: Hämangiom
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Bläschen: Herpes-simplex-Virus-Infektion
mit bereits eingetrübtem Bläscheninhalt
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Quaddel
A
Pustel: Acne vulgaris
B
Zyste: Atherom
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