CAST - Skysurvey: Modellierung von stellaren Axionenflüssen CAST - Skysurvey: Stellar Axion Models Bachelor-Thesis von Daniel Nowakowski Oktober 2009 Institut für Kernphysik AG Astroteilchenphysik CAST - Skysurvey: Modellierung von stellaren Axionenflüssen CAST - Skysurvey: Stellar Axion Models vorgelegte Bachelor-Thesis von Daniel Nowakowski 1. Gutachten: Prof. Dr. Dr. h.c./RUS Dieter H. H. Hoffmann 2. Gutachten: Dr. Markus Kuster Tag der Einreichung: Erklärung zur Bachelor-Thesis Hiermit versichere ich die vorliegende Bachelor-Thesis ohne Hilfe Dritter nur mit den angegebenen Quellen und Hilfsmitteln angefertigt zu haben. Alle Stellen, die aus Quellen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Diese Arbeit hat in gleicher oder ähnlicher Form noch keiner Prüfungsbehörde vorgelegen. Darmstadt, den 30. Oktober 2009 (D. Nowakowski) 1 Zusammenfassung Bisher wurde die Sonne als primr̈e Quelle mit dem CAST-Experiment beobachtet, um von dort eintreffende Axionen nachzuweisen. Um gleichzeitig Hintergrund-Signale und potentielle Axionen-Signale detektieren zu können und damit die Wahrscheinlichkeit für den Nachweis dieser hypothetischen Elementarteilchen zu erhöhen, werden in dieser Arbeit weitere stellare Axionen-Quellen bei der Auswertung berücksichtigt. Dazu werden Hintergrund-Daten, also Daten, bei denen das Experiment nicht auf die Sonne ausgerichtet war, genutzt. Für die Hintergrund-Messung herrschen bis auf Ausnahmen die gleichen Bedingungen, wie bei der Beobachtung der Sonne. Es sollte damit während dieser Zeit möglich sein, Axionen nachzuweisen, die nicht von der Sonne, sondern von stellaren Quellen, stammen. Für die direkte Detektion von solchen extrasolaren Axionen ist es nötig die beobachteten galaktischen Objekte zu identifizieren bzw. die Abdeckung der galaktischen Ebene durch das CERN Axion Solar Telescope zu bestimmen und den von ihnen stammenden Axionenfluss zu ermitteln. Der von den astronomischen Objekten stammende Fluss muss dabei bekannt sein, um durch experimentellen Beobachtungen eines Objekts auf Axionen bzw. ein oberes Limit für deren Kopplungsstärke an Photonen schließen zu können. In dieser Arbeit werden dazu theoretische Überlegungen und Rechnungen angestellt, um jedem beobachteten Stern einen Axionenfluss zuordnen zu können. Dazu wurden stellare Axionenspektren von verschiedenen Sterntypen berechnet und als Resultat erhält man einen maximalen stellaren Axionenfluss von etwa Φa ≈ 330 Axionen cm−2 s−1 , die auf der Erde prinzipiell detektierbar sind. 2 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 1.1 Das Axion . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Der Primakoff-Effekt . . . . . . . . . . . . 1.3 Koordinatensysteme und Projektionen 1.3.1 Julianisches Datum . . . . . . . . 1.3.2 Horizontale Koordinaten . . . . 1.3.3 Äquatoriale Koordinaten . . . . 1.3.4 Galaktische Koordinaten . . . . . 1.3.5 Aitoff-Projektion . . . . . . . . . . 1.4 World Coordinate-System . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 4 6 7 8 8 8 9 9 10 2 Das CAST-Experiment 2.1 Der CCD-Detektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 12 3 Analyse und Auswertung der Daten von 2004 3.1 Abdeckung der galaktischen Ebene durch das CERN Axion Solar Telescope 3.2 Berechnung des theoretischen Axionenflusses . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.1 Numerische Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2.2 Axionenfluss von anderen Sternen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 15 17 18 21 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Zusammenfassung und Ausblick A Vergleich der verschiedenen Sternenmodelle A.1 Vergleich der verschiedenen Sonnenmodelle . . . . . . . . . . . . A.2 Übersicht über verschiedene ausgewählte ZAMS-Sternmodelle A.2.1 ZAMS-Stern mit MZAMS = 0.8 M . . . . . . . . . . . . . . A.2.2 ZAMS-Stern mit MZAMS = 1.0 M . . . . . . . . . . . . . . A.2.3 ZAMS-Stern mit MZAMS = 5.0 M . . . . . . . . . . . . . . A.2.4 ZAMS-Stern mit MZAMS = 10.0 M . . . . . . . . . . . . . . 28 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 31 32 33 34 35 36 3 1 Einführung Das CERN Axion Solar Telescope (CAST) ist ein Experiment (Zioutas et al., 1999) zum Nachweis von so genannten Axionen, hypothetischen Teilchen, die als Lösung des CP-Problems der starken Wechselwirkung postuliert wurden. Zur Detektion wird dabei der Primakoff-Effekt in inverser Kinematik, der inverse Primakoff-Effekt genutzt, durch den ein ankommendes Axion in einem transversalen Magnetfeld in ein Photon konvertiert werden kann. Das Magnetfeld wird durch einen supraleitenden Large Hadron-Collider(LHC)-Magneten erzeugt (Zioutas et al., 1999), der sich auf einem Drehgestell befindet, um der Sonne folgen zu können. Die Detektion der einfallenden Photonen bzw. indirekt der Axionen findet dabei in insgesamt drei Röntgendetektoren an den jeweiligen Enden des Magneten statt. An einer Seite des Magneten befindet sich zusammen mit dem MICROMEsh GAseous Structure (MICROMEGAS)-Detektor (Abbon et al., 2007) ein Röntgenteleskop mit pn-CCD Fokaldetektor (Kuster et al., 2007), auf das noch genauer in den folgenden Kapiteln eingegangen wird. Auf der anderen Seite des Magneten befinden sich zwei weitere MICROMEGAS-Detektoren zur Detektion von solaren Axionen während des Sonnenuntergangs. Bisher wurde die Sonne als primäre Quelle mit dem CAST-Experiment beobachtet, um von dort eintreffende Axionen nachzuweisen. Um gleichzeitig Hintergrund-Signale und potentielle Axionen-Signale detektieren zu können und damit die Wahrscheinlichkeit für den Nachweis dieser hypothetischen Elementarteilchen zu erhöhen, werden in dieser Arbeit weitere stellare Axionen-Quellen bei der Auswertung berücksichtigt. Dazu werden Hintergrund-Daten, also Daten, bei denen das Experiment nicht auf die Sonne ausgerichtet war, genutzt. Für die Hintergrund-Messung herrschen bis auf Ausnahmen die gleichen Bedingungen, wie bei der Beobachtung der Sonne. Es sollte damit während dieser Zeit möglich sein, Axionen nachzuweisen, die nicht von der Sonne, sondern von stellaren Quellen, stammen. Für die direkte Detektion von solchen extrasolaren Axionen ist es nötig die beobachteten galaktischen Objekte zu identifizieren bzw. die Abdeckung der galaktischen Ebene durch das CERN Axion Solar Telescope zu bestimmen und den von ihnen stammenden Axionenfluss zu ermitteln. Der von den astronomischen Objekten stammende Fluss muss dabei bekannt sein, um durch experimentellen Beobachtungen eines Objekts auf Axionen bzw. ein oberes Limit für deren Kopplungsstärke an Photonen schließen zu können. In dieser Arbeit werden dazu theoretische Überlegungen und Rechnungen angestellt, um jedem beobachteten Stern einen Axionenfluss zuordnen zu können. Dabei wird für alle Rechnungen in der vorliegenden Arbeit als Konvention das natürliche Einheitensystem (~ = c = kB = 1) genutzt. Der Fluss einzelner Sterne unterschiedlicher Struktur, Zusammensetzung und Alter wird in dem Modell ausgehend von der Sonne auf so genannte Alter-0-Hauptreihen(ZAMS)-Sterne für ideale und entartete Plasmen verallgemeinert. Zur Bestimmung der chemischen Zusammensetzung und Struktur eines Sterns wird deren Spektralklassifikation und Sternstrukturmodell herangezogen. Im Rahmen dessen wird der Fluss für die gesamte galaktische Ebene berechnet, indem jeden in einem Sternkatalog tabellierten Hauptreihen-Stern ein Fluss zugeordnet wird. Insgesamt wird dies für etwa 300000 Sterne mit bekannter Entfernung und Spektralklasse für einen Stern-Katalog gemacht. Dadurch erhält man den Axionenfluss für (bekannte) Sterne in der galaktischen Ebene, was es erlaubt für eine bekannte Abdeckung und bekanntem Zeitinterval, den theoretisch vorhergesagten Axionenfluss zu bestimmen. Im ersten Kapitel dieser Arbeit wird die Theorie des Axions und dessen Eigenschaften kurz vorgestellt, sowie die verwendeten Konventionen festgelegt. Im sich anschließenden Kapitel wird der experimentelle Aufbau des CERN Axion Solar Telescope im Detail vorgestellt, wobei überwiegend auf das Röntgenteleskop eingegangen wird, da mit diesem auch die auszuwertenden Daten aufgenommen wurden. Im Rahmen dieses Kapitels wird kurz auf die bisherigen Resultate des CAST-Experiments und deren Bedeutung eingegangen. Die Modellrechnungen zum stellaren Axionenfluss werden in Kapitel 3 genauer vorgestellt, sowie auch die Abdeckung der galaktischen Ebene durch die projizierten Messdaten und die Bestimmung der durch CAST beobachteten Bereiche am Himmel. Um Ereignisse von galaktischen bzw. äquatorialen Koordinaten auf Pixelkoordinaten des aufnehmenden Instruments zurückrechnen zu können wird in diesem Kapitel eine Methode präsentiert, um möglichst einfach zwischen diesen Systemen transformieren zu können. Abschließend werden die hier präsentierten Ergebnisse zusammengefasst und ein Ausblick gegeben. 1.1 Das Axion Bereits 1956 wurde postuliert, dass die schwache Wechselwirkung Prozesse erlaubt, die die C P -Symmetrie brechen (Lee & Yang, 1956). Unter einer C P -Symmetrie sollte es jedoch nicht möglich sein, physikalische Zustände nach Umkehrung aller raumartigen Koordinaten ( P ) und der Ladungskonjugation (C ), vom Ursprungszustand zu unterscheiden. Insbesondere bei Kaon-Systemen kommt es aber zu einer Asymmetrie zwischen Teilchen und Antiteilchen (Christenson et al., 1964), die auf eine explizite Brechung der C P -Symmetrie hinweist. Analog zur Theorie der schwachen Wechselirkung werden in einer Theorie der starken Wechselwirkung auch Prozesse erwartet, die nicht C P -erhaltend sind. Sie wurden 4 bisher jedoch nicht beobachtet. Im Rahmen einer Erklärung für die bisher nicht beobachteten C P -Symmetriebrechungen wurde von t’Hooft erkannt, dass das QCD-Vakuum eine komplexere Struktur besitzt als bisher angenommen, das so genannte θ -Vakuum oder Yang-MillsVakuum (’t Hooft, 1976). Generell beruht diese Struktur des QCD-Vakuums auf Lösungen mit endlicher Wirkung der euklidischen SU(2)- Yang-Mills-Eichtheorie, den so genannten Instantonen. Hierbei muss für das Vakuum ein (periodischer) Phasenparameter 0 < θ ≤ 2π eingeführt werden, der C P -verletzend ist. Bisher wurde experimentell aber keine C P -Verletzung der QCD festgestellt, weshalb die Einschränkung θ O (1) gelten muss. Durch den Zusammenhang des Dipolmoments des Neutrons mit dn ÷ e θ mq m2N (1.1) , wobei e Ladung des Elektrons und m N die Masse des Nukleons ist, konnte experimentell eine obere Grenze für den Winkel θ durch den gemessenen Wert dn < 2.9 × 10−26 e cm (Baker et al., 2006) zu |θ | < 10−10 direkt ermittelt werden. Im Vergleich mit theoretischen Berechnungen ist der Winkel θ um 10 Größenordnungen kleiner als erwartet. Dieser Unterschied zwischen experimentellem und theoretischem Wert und die Frage, warum θ so klein ist, wird als starkes CP-Problem bezeichnet. Auch bei Betrachtung der Lagrangedichten L [φ, ∂ φ] und Wirkungsfunktionale S[φ, ∂ φ] der Quanten-Chromodynamik (QCD) des Standardmodells (SM) stellt man fest, dass diese Größen explizit bestimmte Symmetrien, die C P -Transformationen, brechen. Für die Lagrangedichte des SMs bedeutet diese θ -Vakuum-Struktur die Addition eines zusätzlichen Terms L = LSM + Lθ (1.2) (Peccei & Quinn (1977b)) mit Lθ = θ gs2 32π2 Gaµν G̃µν a , (1.3) a und den Feldtensoren G̃µν a = 12 εµνρσ Gaρσ , Gaλγ und Gµν = ∂µ Aaν − ∂ν Aaµ + gεabc Aµb Acν wobei dann der Term Lθ explizit P 1 und T -verletzend ist, aber die Ladung C invariant lässt . Da diese Lagrange-Dichte explizit C P -verletzend ist, könnte es einen Prozess in der QCD geben, der dieser C P -Brechung entgegenwirkt und damit diese unbeobachtbar macht. Als eine Lösung des starken C P -Problems wurde von Peccei und Quinn eine neue globale Symmetrie U(1)PQ vorgeschlagen (Peccei & Quinn, 1977a), die die auftretenden C P -verletzenden Terme korrigiert. Durch die spontane Brechung dieser Symmetrie wird nach Nambu (1960) und Goldstone et al. (1962) ein nach den Autoren benanntes Nambu-GoldstoneBoson erzeugt. Da diese Symmetrie durch Quanteneffekte nicht exakt gebrochen wird, entsteht ein massenbehaftetes Nambu-Goldstone-Boson (Weinberg (1978), Wilczek (1978)), welches als Axion bezeichnet wird. Die feldtheoretische Behandlung des Axionenfeldes a(x) ≡ a ermöglicht nun die Erhaltung der C P -Invarianz durch das Hinzufügen weiterer Terme in Gl. (1.2) a gs2 G µν G̃µν a , f a 32π2 a 1 Lkin := − (∂µ a)(∂ µ a) 2 Lges = LSM + Lθ + Lkin + Lint,a + ξ (1.4) (Peccei, 2008) der die statische Phase θ “dynamisch korrigiert”. Durch das Axionenfeld a treten hierdurch keine beobachtbaren C P -Verletzungen mehr in der QCD auf. Der letze Term in Gl. (1.4) ξ a gs2 f a 32π2 Gaµν G̃µν a (1.5) kann dabei als effektives Potenzial Veff mit Minimum bei 〈a〉 = −θ f a /ξ aufgefasst werden (Peccei, 2008). Da das effektive Axionen-Potenzial Veff durch eine nicht exakt-gebrochene U(1)PQ -Symmetrie eine echtes Minimum besitzt, ist die Axionenmasse zu s® ¸ z 1/2 fπ mπ ∂ 2 Veff ma = = (1.6) 2 1 + z fa ∂a 1 Der Epsilon-Tensor ε - als total antisymmetrischer (Pseudo-)Tensor 4. Stufe - ist nicht invariant unter einer Transformation P und damit ist Lθ ungerade unter einer C P -Transformation. 5 gegeben. mπ bezeichnet darin die Masse der Pionen und fπ die Zerfallskonstante der Pionen, z := mu /md das Verhältnis der Up- und Down-Quark-Massen. Durch Einsetzen der Werte erhält man die Masse des Axions (Raffelt, 2008) ma = 6.01185 × 106 fa G eV ∝ f a−1 welche umgekehrt proportional zum Parameter f a ist, der angibt, bei welcher Skala die Symmetrie gebrochen wird. Allgemein ist das Axion also ein Teilchen, das durch die Brechung der Peccei-Quinn-Symmetrie entsteht und dadurch die experimentell geforderte C P -Invarianz der Quantenchromodynamik wiederherstellt. Das Ausbleiben von CP-verletzenden Termen in der Quantenfeldtheorie der Quarks und Gluonen wird durch die Existenz von diesen Teilchen bzw. durch das damit assozierte Feld erklärt, indem C P -verletzende Terme durch das Axionenfeld absorbiert werden. Die für diese Arbeit interessante Wechselwirkung der hypothetischen Axionen mit ihrer Umgebung ist der Primakoff-Effekt, auf den im nächsten Kapitel genauer eingegangen wird. Obwohl bereits in den 80er Jahren postuliert, wurde das Axion experimentell bisher nicht entdeckt. Viele Experimente sind zur Zeit auf der Suche nach dem Axion und dessen Eigenschaften (z.B. ADMX, CAST,...), andere Überlegungen befassen sich mit neuen modifizierten Axionen-Modellen, wie etwa in der String-Theorie oder so genannten KaluzaKlein-Axionen (z.B. Battesti et al. (2008)). 1.2 Der Primakoff-Effekt Als schwach wechselwirkende Teilchen sind die Axionen sehr schwer zu detektieren, allerdings gibt es eine Reihe von Prozessen, die das Wechselwirken von Axionen mit Materie aus deren Umgebung und der Entstehung der Teilchen ermöglicht: Axionen können hauptsächlich durch Nukleon-Bremsstrahlung, Wechselwirkung mit Elektronen (ComptonEffekt, Paarerzeugung, Bremsstrahlung) und durch Wechselwirkungen mit Photonen entstehen. Bei letzterem spielt der so genannte Primakoff-Effekt als Axionen-Erzeugungs-Mechanismus eine besondere Rolle, da er als Grundlage für nahe zu alle aktuell existierenden direkten experimentellen Nachweismethoden dient. Der Primakoff-Effekt, der ursprünglich für pionische Systeme π0 → 2γ eingeführt wurde (Primakoff, 1951), ist nach γ + Z e, e− → Z e, e− + a, bzw. (1.7) a → 2γ (1.8) definiert, wobei der erste Prozess nur in Anwesenheit eines virtuellen Photons aus dem elektromagnetischem Feld stattfindet. Der differentielle Wirkungsquerschnitt für den Primakoff-Effekt ist durch dσPrimakoff dΩ 2 2 g aγγ Z 2 α ~pa × ~pγ = 8π ~p − ~p 4 a γ (1.9) (Raffelt, 1996) gegeben. Dabei ist α die Feinstrukturkonstante, ~pa der Impuls(-Vektor) des entstandenen Axions bzw. ~pγ der Impuls(-Vektor) des Photons. Vereinfachend wird hier angenommen, dass der Prozess an einem Teilchen mit Masse m ma und “reduzierter Ladung” q/e = Z stattfindet. Die photonische Wechselwirkung der Axionen a → γγ wird durch die Wechselwirkungs-Lagrangedichte Laγγ [a] = g aγγ 4 ~·B ~a Fµν F̃ µν a = −g aγγ E λ · Bλ a ≡ −g aγγ E (1.10) (Raffelt, 1996) beschrieben, hierbei ist Fµν der elektromagnetische Feldtensor Fµν = ∂µ Aν −∂ν Aµ , F̃ µν der dual-transformierten elektromagnetische Feldtensor F̃ µν = 12 εµνρσ Fρσ und g aγγ = α 2π f a E N − 2 4+z 3 1+z die Kopplungskonstante der photonischen Wechselwirkung der Axionen (Raffelt, 2008). Das Verhältnis E/N ist dabei charakteristisch für verschiedene Axionen-“Typen”2 und hängt von dem zugrunde liegenden Modell ab. Die Kopplungskonstante g aγγ hat die Dimension (Energie)−1 und konnte noch nicht genau bestimmt werden, da bisher noch keine Axionen nachgewiesen wurden. Durch verschiedene Experimente konnten bisher nur obere Grenzen für die Kopplungskonstante angegeben werden. Deshalb ist ein Ziel der CAST-Kollaboration die Bestimmung des Wertes von g aγγ im Rahmen des 2 z.B. für so genannte KSVZ- oder DFSZ-Axionen 6 Nachweises von Axionen. Die Wahrscheinlichkeit für die Konversion eines Axions zu einem Photon im Vakuum im homogenen Magnetfeld ist durch 2 Pa→γ = γ|a = g aγγ B q 2 sin2 qL (1.11) 2 gegeben, wobei q := m2a /2Ea als der (vollständige) Impulsübertrag des Axions auf das Photon definiert ist, L die Länge, die das Axion in einem zur Ausbreitungsrichtung transversalen Magnetfeld zurücklegt und B die Magnetfeldstärke angibt. Damit Gl. (1.11) gültig ist, muss die Bedingung für konstruktive Interferenz erfüllt sein, welche besagt, dass die Axionen mit den Photonen in Phase schwingen und q L ≤ π. Durch den Primakoff-Effekt können in Sternen Axionen produziert werden, insbesondere von der nächsten AxionenQuelle - unserer Sonne - wird versucht mithilfe des CERN Axion Solar Telescopes von dort kommende Axionen zu detektieren. Allgemein ist der Primakoff-Prozess in Sternen, deren Plasmen nicht vollständig entartet oder relativistisch sind, einer der dominanten Prozesse. Der inverse Primakoff-Effekt, auch als zeit-invertierter Primakoff-Effekt bezeichnet, ist im Gegensatz zum Primakoff-Effekt ein Prozess, bei dem Axionen in Photonen umgewandelt werden und kann als “zeitliche Umkehrung”3 des PrimakoffEffekts verstanden werden. Dieser Prozess ermöglicht es durch den Nachweis von Photonen bei Betrachtung von potentiellen Axionen-Quellen direkt ein ankommendes Teilchen zu detektieren. Experimentell muss dafür aber ein Detektor mit hoher Quanteneffizienz (Anzahl der registrierten Teilchen aus dem einfallenden Gesamt-Teilchenstrom) und niedrigem Hintergrund realisiert sein, um aus der Umgebungsstrahlung zuverlässig ein Axionen-Signal extrahieren zu können. γ a e, Ze (a) Ein Photon γ konvertiert mit einem virtuellen Photon γ0 zu einem Axion a. γ a B (b) Ein Axion konvertiert mit einem virtuellen Photon zu einem (reellen) Photon. Abbildung 1.1: Primakoff-Effekt und Inverser Primakoff-Effekt. Vereinfachend wird dabei der Photon-Photon-AxionVertex nur durch einen effektiven Photon-Axion-Vertex angedeutet. 1.3 Koordinatensysteme und Projektionen Da in den Beobachtungen mit dem CAST-Teleskop während der “Hintergrund”-Messung verschiedene stellare Objekte abgedeckt werden, ist es notwendig für die Objekte in diesem Abschnitt Koordinatensysteme einzuführen und zu definieren. Mit diesen können Objekte am Himmel identifiziert und deren Position standardisiert festgehalten werden. Als Standard in der Astronomie und Astrophysik werden hauptsächlich drei sphärische Koordinatensysteme genutzt, die hier kurz vorgestellt und auch für die weitere Auswertung verwendet werden. Die Daten des CERN Axion Solar Telescopes werden z.B. in horizontalen Koordinaten gemessen, um dann in ein äquatoriales Koordinatensystem umgewandelt und darin gespeichert zu werden. Neben der räumlichen Position muss für die Auswertung der stellaren Axionen-Flüsse auch noch eine Zeit definiert sein, da sonst durch verschiedene Zeitsysteme die scheinbare Position gegenüber der realen, beobachteten Position abweicht und die Auswertung verfälschen kann. Als Konvention wird dazu in dieser Arbeit das Julianische Datum verwendet, das häufig in der Astronomie gebraucht wird. Für den Übergang zwischen den Pixeln des Detektors zugeordneten Ereignissen in astronomische Koordinatensysteme wird das so genannte World-Coordinate-System verwendet, welches Transformationen zwischen verschiedenen Koordinatensystemen erlaubt. Für die Visualisierung der detektierten Ereignisse und der Abdeckung der galaktischen Ebene durch das CAST-Experiment wird in galaktischen Koordinaten eine Aitoff-Projektion eingesetzt, um flächentreu die sichtbare galaktische Ebene mit den darin enthaltenen Ereignissen auf eine Ellipse abzubilden. 3 im Sinne einer Umkehrung der Zeitrichtung kinematischer Prozesse 7 1.3.1 Julianisches Datum Das julianische Datumssystem, oft als “JD” abgekürzt, stellt eine kontinuierliche Tageszählung dar und bezieht sich auf den Nullpunkt t JD ≡ t = 0 JD beim 1. Januar 12:00:00 Uhr Weltzeit des Jahres 4713 v. Chr.. Die Komma-Stellen des Julianischen Datums geben Tagesbruchteile an, z.B. wird 2455019.51 JD durch den 6. Juli 2009 00:00:00 MEZ plus 1 d ) repräsentiert. Das Äquinoktium J2000 ist dem julianischem Datum t = 24541545.0 JD einen Hunderstel Tag ( 100 zuzurechnen und wird als Referenz (z.B. für Koordinatensysteme und deren relative Orientierung) genutzt. Anzumerken ist, dass das Julianische Datum am Mittag eines Tages (12:00:00) wechselt. Im Gegensatz dazu wechselt das so genannte modifizierte julianische Datum (MJD) jeweils um Mitternacht und ist nach (1.12) t MJD := t JD − 2400000.5 mit t MJD := MJD und t JD := JD definiert. Als Nullpunkt wurde hier der 17. November 1958 00:00:00 Uhr Weltzeit gewählt und berücksichtigt in natürlicher Weise die Umstellung des julianischen Kalenders auf den Gregorianischen. 1.3.2 Horizontale Koordinaten In diesem sphärischen Koordinatensystem ist der jeweilige Horizont das Bezugssystem. Ein Objekt ist dort nach Angabe von Winkelkoordinaten (a|z) spezifiziert. Dabei befindet sich der Beobachter im Mittelpunkt einer (gedachten) Halbkugel, wobei die waagrechte Ebene die Horizontebene des Beobachters ist, der Punkt über ihm der Zenit und der Punkt unter ihm der Nadir. Die zu beobachteten Objekte, also Sterne, Galaxien oder andere astronomische Objekte, werden dabei auf die Kugeloberfläche projiziert (R3 → S2 ), wodurch sie ihre Tiefeninformation verlieren. Unter den hier vorgestellten Koordinatensystemen ist das Horizont-System das Natürlichste - unsere menschliche Wahrnehmung des Sternenhimmels beruht auf diesem System. Sterne sind in diesem ausgezeichneten Koordinatensystem durch die Angabe der Höhe über dem Horizont h bzw. der Zenitdistanz z := 90◦ − h und das Azimut a gegeben. Das Azimut ist dabei die Winkeldistanz zwischen Meridian und Stern. Erdachse Zenit Höhe W Horizon t S N Azimut O Nadir Abbildung 1.2: Horizontsystem mit Azimut und Höhe eines Sterns eingezeichnet. Als Konvention wird hier a = 0◦ als Norden (N) angenommen. 1.3.3 Äquatoriale Koordinaten Für äquatoriale Koordinaten dient nun nicht mehr die Horizontalebene als Bezugspunkt, sondern die Äquator-Ebene der Erde. Diese ist relativ zur Horizontalebene geneigt. Sie schneidet die Himmelskugel im Himmelsäquator. Als Schnittpunkt der (verlängerten) Erdachse mit der Himmelskugel erhält man den Himmelsnordpol, respektive den Himmelssüdpol; weiterhin werden Großkreise, die durch die Himmelspole verlaufen als Stundenkreise und Kreise die parallel zum Äquator verlaufen als Parallelkreise bezeichnet. Der Meridian beschreibt den Stundenkreis der durch die beiden Himmelspole, Nord- und Südpol und Zenit und Nadir verläuft. Die Koordinaten eines Sterns werden nun durch diese beiden Kreise definiert; der Winkel zwischen der Äquatorebene und dem Parallelkreis des Sterns heißt Deklination δ mit −90◦ ≤ δ ≤ 90◦ . Der so genannte Stundenwinkel gibt den Winkelabstand zwischen der Meridian-Ebene und dem Stundenkreis des astronomischen Objektes an. Für diesen wird beim 8 Äquatorialsystem der Nullpunkt als Schnittpunkt des Himmelsäquators, bei der sich die Sonne zu Frühlingsanfang befindet, mit der Ekliptik gesetzt. Als Ekliptik bezeichnet man dabei den Großkreis auf der Himmelsphäre, der den von der Erde beobachteten Verlauf der Sonne beschreibt. Von diesem Schnittpunkt, der auch Frühlingspunkt genannt wird, kann nun auf dem Äquator der Winkel des Stundenkreises des astronomischen Objektes gemessen werden. Ihn bezeichnet man als Rektazension α (engl. “R.A.” für right ascension) mit 0 h ≤ α ≤ 24 h und wird in Richtung der Erdrotation gemessen. Da die Lage der Rotationsachse der Erde aber zeitlich nicht raumfest ist und damit sich auch der Frühlingspunkt verschiebt, gibt man bei äquatorialen Koordinaten einen Referenzzeitpunkt zu dem gemessen wird, an (z.B. J.2000 für den Zeitpunkt t = 24541545.0 JD). Dieser wird als Epoche bezeichnet. Zur Konversion von horizontalen Koordinaten in das Zenit Erdachse ian rid Me Deklination W N S Rektazension O Frühlingspunkt Nadir Abbildung 1.3: Äquatorialsystem mit Rektazension α und Deklination δ eines Sterns. Der Frühlingspunkt wurde hier nur zur Veranschaulichung schematisch eingezeichnet. Äquatorialsystem wird auf sphärische Trigonometrie zurückgegriffen, woraus man die Gleichungen sin (δ) = sin (h) sin (φ) + cos (h) cos (φ) cos (a) (1.13) sin (H) = (1.14) cos (H) = − sin (a) cos (φ)/ cos (δ) sin (h) − sin (δ) sin (φ) α = (1.15) cos (δ) cos (φ) t−H (1.16) in Abhängigkeit von der geografischen Breiteφ , dem lokalen Stundenwinkel H , dem Azimut a, der Höhe h, dem Stundenwinkel (R.A.) α und der Deklination δ erhält. 1.3.4 Galaktische Koordinaten Im Gegensatz zu den bisherigen Koordinatensystemen wird nun nicht mehr eine Ebene relativ zur Erde als Referenz angegegeben, sondern es wird die galaktische Äquatorebene als Bezugsebene genutzt (Abb. (1.4)). Wie bereits bei äquatorialen Koordinaten werden Längenkreise und Breitenkreise verwendet, um ein Koordinatensystem aufzuspannen. Als Koordinaten werden die galaktische Breite b und galaktische Länge l mit −90◦ ≤ b ≤ 90◦ und 0◦ ≤ l ≤ 180◦ genutzt. Die galaktische Breite gibt dabei den Winkelabstand zwischen dem Breitenkreis, der die Sternenposition schneidet, und dem galaktischen Äquator an. Die galaktische Länge ist als Winkel zwischen der Verbindungslinie zwischen dem galaktischen Zentrum und der Sonne und dem Schnittpunkt des Längenkreises des Sterns mit dem Äquator definiert. Die Umwandlung von äquatorialen Koordinaten zu galaktischen Koordinaten geschieht dabei durch cos (b) cos (l − 33◦ ) sin (b) ◦ cos (b) sin (l − 33 ) = = = cos (δ) cos (α − 282.25◦ ) (1.17) ◦ ◦ ◦ (1.18) ◦ ◦ ◦ (1.19) sin (δ) cos (62.6 ) − cos (δ) sin (62.6 ) sin (α − 282.25 ) sin (δ) sin (62.6 ) + cos (δ) cos (62.6 ) sin (α − 282.25 ) 1.3.5 Aitoff-Projektion p p Die Aitoff-Projektion ist eine Abb. τ : [0, 180]×[−90, 90] → τ : [0, 2 2]×[0, 2], die gerne von Kartographen und Astronomen genutzt wird, um z.B. Längen- und Breitenkreise darzustellen. Die Aitoff-Projektion τ ist dabei flächenerhaltend, 9 Galaktische Länge Sonne Galaktisches Zentrum Galaktische Breite Abbildung 1.4: Galaktisches Koordinatensystem. Eingezeichnet sind schematisch die Koordinaten (l|b) eines Sterns. d.h. der Flächeninhalt wird relativ zu anderen Teilen unter τ abgebildet, also d(τ−1 (U)) = d(U), wobei d ein mathematisches Maß ist, und am Nord- und Südpol Singularitäten aufweist. Zudem ist die Projektion wegen der Flächenerhaltung nicht konform4 . Es gilt τ : (l, b) 7→ (x, y) wobei x := y := p − 1 2 2 cos (δ) sin (α2 ) 1 + cos (δ) cos (α2 ) 2 p − 1 2 sin (δ) 1 + cos (δ) cos (α2 ) 2 (1.20) (1.21) mit α2 := l und δ := b mit [l] = [b] = rad und l und b zweidimensionale astronomische Koordinaten sind (hier: galaktische Länge und Breite in galaktischen Koordinaten). 1.4 World Coordinate-System Das World Coordinate-System (WCS) wurde von Greisen & Calabretta (2002) eingeführt und dient vornehmlich dazu in dem von der IAU 1983 festgelegten Standard für Datenformate für astronomische Observatorien (FITS)5 gespeicherte Pixel-Koordinaten in multidimensionale Parameter-Räume, wie Wellenlänge oder astronomische Koordinaten, abzubilden. Insbesondere wird ein zulässiger Satz an Schlüsselwörtern (“keywords”) definiert, die notwendig sind um einem Pixel-Koordinatensystem ein zugehöriges World-Coordinate-System eindeutig zuzuordnen. Für die Zuordnung von Pixel- zu astronomischen Koordinaten werden Schlüsselworte (im so genannten CDi _ j -System) verwendet, die dazu dienen, nach N X xi = si mi j (p j − r j ) (1.22) j=1 eine Pixel-Koordinate pi mit der N -dimensionalen quadratischen Matrix (mi j )i j linear in astrometrische Koordinaten x i zu transformieren. Die Referenz-Pixel-Koordinate r j wird dabei durch das Schlüsselwort CRPIX j im WCS-Standard definiert und durch CRVALi dem Koordinaten-Wert des Referenzpixels zugeordnet. si ist durch CDELTi definiert und stellt das Inkrement der Koordinaten bzw. die Änderung pro Einheitslänge am Referenzpunkt i dar. Neben oben beschriebener Anwendung ist es z.B. mit dem WCS-Schema auch möglich, nichtlineare Beziehungen zu speichern und diesen lineare Daten zuzuordnen. 4 5 Bew.: Siehe z.B. Vorlesungsskript Karsten Große-Brauckmann: Funktionentheorie II, SS09, TU Darmstadt Flexible Image Transport System 10 2 Das CAST-Experiment Experimente zum Nachweis von Axionen basieren, wie für andere Teilchen auch, auf dem Prinzip der Detektion durch Wechselwirkungen. Der Großteil der Axionen-Experimente setzt dabei auf den Nachweis durch den Primakoff- bzw. inversen Primakoff-Effekt, wie z.B. das PVLAS-Experiment (Bakalov et al., 1994), das auf der Detektion von Axionen durch eine Änderung der Polarisationsrichtung von Laserlicht in einem transversalen Magnetfeld beruht. Im Gegensatz zu solchen Laborexperimenten gibt es auch Experimente, die für den inversen Primakoff-Effekt bereits vorhandene (potentielle) Axionen-Quellen im Weltraum benutzen wollen. Eines dieser Experimente ist das CERN Axion Solar Telescope (CAST) für die Suche nach solaren Axionen am europäischen Kernforschungszentrum CERN1 und bedient sich dabei dem Prinzip eines so genannten Helioskops (Sikivie, 1983) zum Nachweis von solaren Axionen, also einer Art “beweglichem Teleskop-Detektor für Axionen von der Sonne”. Dabei wird der inverse Primakoff-Effekt (Kap. (1.2)) zur Detektion der Axionen (oder andere über den Primakoff-Effekt wechselwirkende Teilchen) in einem transversalen Magnetfeld B durch den Nachweis von Photonen verwendet. Die Konversionswahrscheinlichkeit des CAST-Experiments von Axionen zu Photonen in den evakuierten Magnetröhren ist nach 2 Pa→γ ∝ g aγγ · B2 · L2 (2.1) für den erwarteten Energiebereich der Axionen von der Sonne und vernachlässigbarem Impulsübertrag q → 0, sowie der Bedingung q L ≤ π gegeben. Für q L ≥ π nimmt die Wahrscheinlichkeit Pa→γ in Abhängigkeit von q ab, was zur Folge hat, dass die Sensitivität sinkt. Am CAST-Experiment wird das Magnetfeld von einem NbTi-Prototyp-Magneten des Large Hadron Colliders (LHC) mit einer Magnetfeldstärke von etwa B = 9 T bei einer Länge von l = 9.26 m erzeugt, wobei der Magnet gekühlt ( T = 1.8 K) und daher in supraleitender Phase ist. Nach Gl. (2.1) ergibt sich damit eine um etwa den Faktor 100 bessere Nachweiswahrscheinlichkeit von Axionen durch den inversen Primakoff-Effekt als für bisherige Experimente (Zioutas et al., 1999, 2005). Allerdings liegt die erwartete Anzahl konvertierter Photonen im Bereich einiger Ereignisse pro Stunde (z.B. Collar et al., 2003), weshalb zum Nachweis dieser Ereignisse hintergrundoptimierte Detektoren Verwendung finden müssen. Das Experiment ist um den Magneten herum aufgebaut, der für die optimale Ausrichtung auf die Sonne auf einer beweglichen Halterung angebracht ist. Die Detektoren sind direkt am Magneten befestigt, wobei dieser durch eine separate Einheit gekühlt wird. Aufgrund der mechanischen Beschränkung durch die Magnet-Halterung (insbesondere der Aufhängung des Magneten an der Sonnenuntergangsseite) sind bei der Beobachtung von potentiellen Axionen-Quellen nur Bewegungen des Magneten von −8◦ ≤ h ≤ 8◦ um den Horizont (h := 0◦ ) und von 40◦ bis 140◦ azimutal möglich. Durch eine automatische Positionssteuerung kann die Sonne - als stärkste Axionen-Quelle - daher nur zum Sonnenauf- und -untergang für je etwa t obs,t ≈ 1.5 h beobachtet werden, da zu diesen Zeitpunkten die Sonne in etwa zwischen 8◦ unter und über dem Horizont steht. Bei der jährlichen Überprüfung wurde festgestellt, dass mit einer Genauigkeit von 1 arcmin das Zentrum der Sonne durch diese Automatik beobachtet werden kann (Vogel, 2005). Als Detektoren sind an den jeweiligen Enden des Magneten ein Röntgenteleskop mit pn-CCD-Detektor und eine MicroMEGASKammer bzw. auf der anderen Seite zwei weitere MicroMEGAS-Detektoren installiert. Im Folgenden soll nur auf die in der Fokalebene installierte CCD-Kamera des Experiments eingegangen werden, da die Analyse mit den daraus gewonnenen Daten durchgeführt wird. Seit dem Beginn der Datenaufnahme des CAST in der Phase I von September 2002 bis November 2005 war die Magnetröhre, in der die Konversion von Axionen zu Photonen stattfindet, evakuiert. In diesem Zeitraum wurden keine Signaturen für Axionen in den Messdaten entdeckt, jedoch konnte daraus auf eine neue “kleinere” obere Grenze für die Kopplungskonstante g aγγ geschlossen werden (Zioutas et al., 2005). Für Phase I war die Sensitivität für AxionenMassen nur bist etwa ma = 10−2 eV gegeben, oberhalb dieser Masse nimmt die Nachweiswahrscheinlichkeit drastisch ab. Seit November 2005 wird in der Phase II des Experiments ein Puffer-Gas in die Magnetröhre eingefüllt, da so die konvertierten Photonen eine effektive Masse über den Brechungskoeffizienten erhalten. Damit können verwertbare Ergebnisse für die Bedingung q L ≥ π erzielt werden und in den theoretisch favorisierten Bereich für g aγγ (ma ) mit hoher Sensitivität vorgestoßen werden. Die Nachweiswahrscheinlichkeit ist bei Anwesenheit des Gases in den Magnetröhren mit Magnetfeldstärke B nach −1 g aγγ B 2 2 q + Γ2 /4 1 + exp (−ΓL) − 2 exp (−ΓL/2) cos (qL) (2.2) Pa→γ = 2 gegeben, wobei nun der Impulsübertrag q nach q := |m2γ − m2a |/2Ea gegeben ist und Γ den Absorptionskoeffizienten für Röntgenstrahlen in dem entsprechenden Medium darstellt. Damit ist es möglich, Vorhersagen der Modelle zu überprüfen 1 Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire, European Organization for Nuclear Research 11 und in den theoretisch favorisierten Bereich zur Bestimmung der Kopplungskonstante g aγγ zu gelangen. In Phase II wurde bis 2008 als Puffer-Gas 4 He verwendet, seit 2008 wird 3 He eingesetzt. Da die Nachweiswahrscheinlichkeit Gl. (2.2) ein (sehr schmales) Maximum in Abhängigkeit von verschiedenen Drücken annimmt, muss der Druck der Helium-Gase variiert werden, um den interessanten Massenbereich abdecken zu können. Aus diesem Grund werden beim CAST-Experiment verschiedene Gase eingesetzt, da durch die verschiedenen Dichten der Gase eine unterschiedliche effektive Photonenmasse erreicht wird; für 3 He ist es möglich, auf einen Massenbereich von bis zu ma = 0.8 eV sensitiv zu sein (für Details siehe Nordt (2009)). Abbildung 2.1: Das CERN Axion Solar Telescope-Experiment [Abb. nach: M. Kuster, Priv. Kommunikation]. 2.1 Der CCD-Detektor Der empfindlichste Detektor des CAST-Experiments ist das Röntgenteleskop, das aus einem pn-CCD2 -Halbleiterdetektor in Kombination mit einer so genannten Wolter-Fokussierung, einer abbildenden Spiegeloptik, besteht. Die Wolter Typ I-Anordnung (Wolter, 1952) besteht aus 27 konfokal angeordneten hyper- und parabolischen mit Gold beschichteten Nickel-Metallspiegeln. Durch diese Spiegel werden Röntgenstrahlen (streifend) zweimalig reflektiert. Unter dem Einfall von Röntgenstrahlen lässt sich somit eine Fokussierung dieser Strahlen in der Fokalebene erwirken (Abbildung der Magnetöffnung 14.5 cm2 zu einer Punktgröße von 6 mm2 ) und damit das Signal-zu-Rausch-Verhältnis des Detektors stark verbessern. Das Wolter-Spiegelteleskop des CERN Axion Solar Telescope ist dabei ein Prototyp der ABRIXAS-Mission, während der pn-CCD-Detektor ein Prototyp zum Detektor der XMM-Newton-Mission ist. Beide gemeinsam sind an der Ostseite des Magneten des CAST-Experimentes angebracht. Das Wolter-Teleskop erwirkt insgesamt eine Erhöhung der effektiven Sammelfläche des Teleskops, also der Fläche an der Reflektion auftritt. Der pn-CCD-Chip besitzt eine Fläche von (1 × 3) c m2 und (64 × 200) Pixel, was eine Pixelgröße von (150 × 150) µm2 bei einer Auflösung von (19.3 × 19.3) arcsec2 bedingt. Aufgrund eines Größenunterschieds zwischen Magnetöffnung und Spiegeloptik wird nur eine Teilfläche der ABBRIXAS-Wolter-Anordnung zur Fokussierung “off-axis” benutzt, der Magnet im Querschnitt deckt nur etwa 1/6 der frontalen Eintrittsplatte des Spiegelsystems ab. Als Halbleiterdetektor beruht das Funktionsprinzip von CCD-Kameras auf der Detektion von Photonen in einer pn-Diode 2 Charged-coupled device 12 10−7 Bragg Reflection 10−8 gaγγ [GeV−1] SOLAX, COSME 10−9 Lazarus et al. 10−10 HB Stars CAST Phase I 10−11 10−12 10−5 10−4 10−3 10−2 10−1 100 101 ma [eV] Abbildung 2.2: Übersicht über verschiedene experimentelle und theoretische Limites in der g aγγ − ma -Ebene für die Wechselwirkung von Axionen mit Photonen. Gelb hinterlegt sind durch theoretische Rechnungen vorhergesagte favorisierte Bereiche für g aγγ (ma ). Die blaue Linie stellt die Ergebnisse für das CERN Axion Solar Telescope in Phase I dar. bei voll depletierter Raumzone. Kombiniert man p- und n-Halbleiter zu einer so genannten pn-Übergangszone, dann tritt Diffusion der Elektronen der n- in die p-Schicht auf, wodurch ein so genannter Diffusionsstrom entsteht. Die n-Schicht wird bei diesem Prozess positiv geladen, wobei man auch von einer positiven Raumladungszone spricht, während es in der p-Schicht aufgrund des Elektronenzustroms zu einer negativen Ladung kommt. Unter Einfall eines Photons in einen Bereich, in dem sich keine Ladungen mehr befinden, kann es zur Entstehung von Elektronen-Loch-Paaren kommen. Durch die herrschende Potentialdifferenz und dem daraus resultierenden elektrischen Stromfluss zwischen beiden Bereichen wandern die dabei entstandenen Löcher zur p-Schicht und die Elektronen werden von extern angelegten elektrischen Feldern auf konstanten Potentialen φi , i ∈ {1, 2, 3} mit φi 6= φ j ∀i 6= j gehalten. Dadurch kommt es bei geeigneter Wahl der Potentiale zu einem Wandern der Ladungen entlang der Pixelebene3 . Ein Pixel des CCD-Detektors wird durch die drei Potentiale in Taktregister unterteilt. Die im Depletionsgebiet entstandenen Elektronen werden in den CCD-Pixelsegmenten mit dem größten angelegten Potential bis zur endgütligen Auslesung angesammelt. Durch eine zeitliche Veränderung der angelegten Spannungen können die angesammelten Ladungen zur Auslese-Anode transportiert bzw. “geschoben” werden, indem sich immer vor den Ladungen die tiefste Potentialmulde befindet. Die Ladungen streben dadurch dem Minimum des Potentials zu, was dementsprechend eine Bewegung der Ladungen im so genannten Potentialkanal erzeugt. Dies geschieht für jeden Pixel des Detektors einzeln und ein Auslesezyklus beansprucht insgesamt eine Integrationszeit von t aus,t = t integ + t auslese = 71.8 ms. Dabei kann es jedoch zu Effekten bei der Ladungsansammlung kommen4 , die die Messung verfälschen. Als Besonderheit dieses CCD-Detektors exisitiert eine zweite p-dotierte Schicht auf der Rückseite, die zugleich als Eintrittsfenster für ankommende Photonen dient. Dabei besitzt der Detektor für den favorisierten Energiebereich von 1 keV − 7 keV eine Quanteneffizienz von über 95% (Hartmann et al., 1999), wobei die Quanteneffizienz das Verhältnis zwischen nachgewiesenen und einfallenden Photonen bezeichnet. Um ungewollte Ereignisse aus der direkten Umgebung in der Detektion zu vermeiden, befindet sich der CCD-Chip in einem evakuierten Gehäuse aus Kupfer und Blei. Zur Verbesserung der Detektionseffizienz und zur Vermeidung von großen, ungewollten so genannten Dunkelströmen wird der CCDDetektor auf eine Temperatur von TCCD = 143.15 K gekühlt. Dies geschieht über einen Stirling-Kühler; die Verbindung für den Wärmetransport mit der CCD geschieht dabei über eine Kupfer-Schicht um den Detektor herum. 3 4 Häufig wird hier auch für den Transport der Ladungen das für CCD-typische “Regeneimer-Bild” verwendet. z. B. können weitere Ladungen beim Auslesezyklus erzeugt werden, die fälscherweise der ursprünglichen Ladungsansammlung zugeordnet werden, oder es kann zum Eintreffen von mehreren Photonen während der Integrationszeit auf das gleiche Pixel kommen. 13 Abbildung 2.3: Frontalansicht des Wolter-Teleskops. Dabei sind gut die ineinander geschachtelten Spiegel zu erkennen. Der Kreis deutet den Durchmesser des Magneten relativ zum Durchmesser der Wolter-Spiegeloptik an; aufgrund des Größenunterschieds wird nur eine Teilfläche des Teleskops zur Fokussierung genutzt.[Abb. nach: M. Kuster, Priv. Kommunikation]. Abbildung 2.4: Seitenansicht des Röntgenteleskop mit CCD-Detektor [Abb. nach: M. Kuster, Priv. Kommunikation]. 14 3 Analyse und Auswertung der Daten von 2004 Während der eigentlichen Datenaufnahme ist das CAST-Experiment auf die Sonne ausgerichtet, die restliche Zeit wird zur “Hintergrund”-Datenaufnahme, also zur Datenaufnahme ohne Beobachtung der Sonne genutzt. Im Gegensatz dazu sollen in dieser Arbeit Daten, die entstanden, als das Experiment nicht auf die Sonne ausgerichtet war, auf darin enthaltene stellare Axionen-Quellen untersucht werden. Da für diese Daten sowohl Hintergrund-Signale sowie auch mögliche Axionen-Signale detektiert werden können, bringt dies einen großen Vorteil für den Nachweis mit dem CERN Axion Solar Telescope. Dabei kann ausgehend von verschiedenen Sternmodellen und -typen ein Nachweis von Axionen vorgenommen werden, der nicht mehr im starken Maße von bestehenden Sonnenmodellen und Sonnen-Beobachtungen abhängt. Zudem werden die Hintergrund-Daten nun direkt wissenschaftlich genutzt; sie können jetzt auch (gewollte) Axionen-Signaturen von (bekannten) entfernten Quellen enthalten. Allgemein wird zum Nachweis von Axionen aus den Hintergrund-Daten die Abdeckung des CAST-Teleskops benötigt. Deshalb wird hier exemplarisch die Abdeckung des Himmels für das Jahr 2004 aus den CAST-Hintergrund-Daten berechnet. Für die beobachteten Objekte muss für jedes Pixel auf dem Chip die Integrationszeit bekannt sein und zugleich der theoretisch erwartete Fluss für das Objekt berechnet werden, um Axionen nachzuweisen bzw. ein obere Grenze für die Kopplungskonstante g aγγ zu erhalten. Im Rahmen der Integrationszeit-Bestimmung wird von astronomischen Koordinaten auf die Pixel-Koordinaten des Detektors zurückgerechnet. Als weiterer Schritt der Auswertung muss der theoretisch erwartete Axionenfluss mit den gemessenen Daten verglichen werden, damit eine Aussage über ein Limit der Kopplungskonstanten g aγγ für eine bestimmte Quelle möglich wird. Allgemein wird dafür der theoretische Fluss von bekannten Sternen am Himmel berechnet und in die galaktische Ebene projiziert. Der Axionen-Fluss wird aus bereits vorhandenen Modellen für den solaren Axionenfluss für jeden HauptreihenStern mithilfe von numerischen Sternstrukturmodellen berechnet. Als Parameter der Axionen-Fluss-Modelle werden die Berechnungen mithilfe der plasmaphysikalischen Abschirmlänge durchgeführt. Hierfür wird der Cooper-De WittFormalismus benutzt, der auch in entarteten Plasmen seine Gültigkeit behält. Am Ende dieser Auswertung wird es möglich sein, durch Verwendung der hier vorgestellten Rechnungen und der (bekannten) Integrationszeit des CAST-Teleskops aus den Hintergrund-Daten des Jahres 2004 auf den Nachweis von Axionen schließen zu können bzw. den Bereich in der ma - g aγγ -Ebene, in der sich Axionen befinden sollten, weiter einzuschränken. Im Gegensatz zu vorherigen Auswertungen werden dazu auch Flüsse von stellaren Objekten verwendet. 3.1 Abdeckung der galaktischen Ebene durch das CERN Axion Solar Telescope Im Rahmen dieser Datenanalyse ist die Position des Magneten relativ zur galaktischen Ebene für alle Beobachtungszeitpunkte für das Jahr 2004 zu bestimmen. Dazu wird auf die Messdaten der CAST-Datenaufnahme zurückgegriffen, die die Ausrichtung des Magneten in horizontalen Koordinaten für jeden Zeitpunkt (in ∆t track ≈ 70 ms-Schritten) dokumentiert. Zuerst werden diese Positionsangaben in äquatoriale Koordinaten umgewandelt, anschließend werden zudem das Gesichtsfeld des Teleskops in die Rechnung einbezogen und als “Field-of-view”-Kreis in der weiteren Auswertung berücksichtigt. Abschließend werden diese Daten in galaktische Koordinaten umgewandelt und einer so genannten Goodtime-interval (GTI)-Filterung unterzogen, bei der Daten verworfen werden, die nicht den definierten Kritierien für die “gute” Datenaufnahme entsprechen (z.B. Ereignisse, die bei aussgeschaltetem Magnetfeld aufgenommen worden und damit nicht als Axionen-Nachweis zu werten sind). Desweiteren werden Ereignisse, die ausserhalb des Gesichtsfelds des Teleskops für den spezifischen Beobachtungszeitpunkt liegen, als “Out-of-FOV-Ereignisse” nicht für weitere Rechnungen berücksichtigt. Das Gesichtsfelds wird in dieser Auswertung nach r tan θFOV = (3.1) d definiert. Da der Abstand d zwischen Teleskop-Öffnung und Test-Röntgenquelle nicht bekannt ist, wird die scheinbare Größe des Röntgen-Punktes auf der CCD zur Bestimmung des Gesichtsfeldes benutzt. Für die hier durchgeführten Rechnungen wird der Durchmesser des Gesichtsfeldes zu d = 44 Pixel = 14.18 arcmin festgesetzt (Kuster et al., 2007). Nach erfolgter Konversion in galaktische Koordinaten sind Beobachtungsdaten, die kontinuierlich aufgenommen wurden, identifiziert und zusammenhängende Intervalle als so genannte FITS (Flexible Image Transport System)-Datei geschrieben worden, um für die einzelnen zusammenhängenden Beobachtungsintervalle die Integrationszeit separat zu ermitteln. Zu beachten ist bei dieser Auswertung, dass die Pixelkoordinaten durch das Teleskop gedreht werden. Aus diesem Grund wird aus Sicht der Datenaufnahme das Koordinatensystem auch so gewählt, dass man in der Fokalebene gegen die einfallenden Photonen schaut. 15 Abbildung 3.1: Aitoff-projizierte Abdeckung des CERN Axion Solar Telescopes der Galaxis für das Jahr 2004 nach erfolgter Good-time-interval–Filterung inklusive Field-of-View–Abdeckung des CCD-Detektors und registrierten Ereignissen im Gesichtsfeld des Teleskops (grün), sowie Ereignisse ausserhalb des Gesichtsfelds des Teleskops (rot). Mithilfe des World Coordinate System (WCS, Greisen & Calabretta, 2002) und den darin definierten “Koordinaten”Transformationen werden die einzelnen Ereignisse von galaktischen Koordinaten bzw. äquatorialen Koordinaten auf Pixel-Koordinaten des CAST-CCD-Chips zurückgerechnet, um für jeden Pixel Aussagen über die Beobachtungszeit für ein Objekt zu erhalten. Dabei wird die Empfindlichkeit des Pixels als konstant über alle Energien und über die gesamte Pixel-Fläche angenommen. Die Referenzpixel für die 2-dimensionalen Koordinatensysteme (NAXIS= 2) wurden durch Messungen mit einem Laser zu x = 40 y = 108 für das Jahr 2004 ermittelt (Kuster et al., 2007) und fließen als CRPIX1 (x-Koordinate) und CRPIX2 (y-Koordinate) in das World-Coordinate-System ein. Als WCS-Referenz für das astronomische Koordinatensystem (WCS-FITS-Keyword CRVALn) wird hierbei für jedes Einzelintervall die Position der Sonne unter Zuhilfenahme der NOVAS-Bibliothek (J. A. Ban(0) gert, 2009) in die FITS-Datei am Zeitpunkt des Beobachtungsbeginns t obs,I plus einer halben “Frame-Zeit”1 des CCDDatenaufnahmezykluses (0) t obs,I = t obs,I + 35 ms (3.2) geschrieben. Ein typischer FITS-Header für das WCS-System sieht dann wie folgt aus: Schlüsselwort RADECSYS CRVAL1 CRVAL2 CTYPE1 CTYPE2 CRPIX1 CRPIX2 CDELT1 CDELT2 CUNIT1 CUNIT2 Wert “FK5” Stundenwinkel zum Zeitpunkt t obs,I = t F Deklination zum Zeitpunkt t obs,I = t F “RA–TAN” “DEC–TAN” “108” “40” 180/π · arctan p/lFL 180/π · arctan p/lFL “Degrees” “Degrees” für ein aus den Messdaten gewähltes Zeitinterval t obs,I = t F , wobei p die Pixel-Größe und lFL die Fokallänge bezeichnet und der Stundenwinkel und die Deklination mithilfe der NOVAS-Bibliothek berechnet worden sind. 1 Als Framezeit wird hier die Zeit zwischen zwei Auslesezyklen der Datenaufnahme bezeichnet. 16 Abbildung 3.2: Abdeckung des CERN Axion Solar Telescopes für einen Ausschnitt aus der Galaxis (l = 6 − 8◦ und b = 0 − 1.2◦ ) für das Jahr 2004 nach erfolgter Good-time-interval–Filterung inklusive Field-of-View–Abdeckung des CCD-Detektors (jeweils schwarz) und registrierten Ereignissen im Gesichtsfeld des Teleskops (grün), sowie Ereignisse ausserhalb des Gesichtsfelds des Teleskops (rot) . Messdaten Umwandlung in galaktische Koordinaten Identifizieren des FOV event2WCS Hinzufügen des WCS-Headers sky2xy Umwandeln in Pixelkoordinaten Ausgabe in Datei Abbildung 3.3: Schema der Auswerteschritte zur Bestimmung der galaktischen Abdeckung des CAST-Experiments. Farbig sind externe Programme dargestellt. Das Programm event2WCS wurde dabei entwickelt, um FITS-Dateien im Nachhinein einen zusätzlichen WCS-Header hinzufügen zu können. Die auftretende Abweichung der berechneten Position der Sonne im Vergleich mit den JPL HORIZONS-Daten (Giorgini et al., 1996) sind im Bereich von durchschnittlich ∆r ≈ 2 arcsec bei exemplarischen Vergleichen in Äquatorialkoordinaten bestimmt worden. Im Gegensatz zu der eigentlichen Intention des WCS-Formalismus tritt bei der Rückrechnung auf Pixelkoordinaten ein dazu inverses Problem auf: es muss ausgehend von gegebenen astronomischen Koordinaten auf die Pixel des beobachtetenden Instruments zurückgerechnet werden, was jedoch nach Gleichung (1.22) mit si 6= 0 durch Invertierung der Matrix si · mi j möglich ist. Nachdem jedes zusammenhängende Zeitintervall identifiziert und in einem FITS-File mit WCS-Schlüsselwörtern zusammengefasst ist, werden mit dem FTOOLS-Programm sky2xy die astronomischen Koordinaten in Pixelkoordinaten umgewandelt. Ausgehend von diesen FITS-Daten ist es nun ohne Weiteres möglich, die einzelne Integrationszeit multipliziert mit der effektiven Fläche für jedes Pixel und galaktische Objekt zu bestimmen. Dafür muss jedoch die Response-Funktion bzw. die Point-Spread-Function (PSF) für den Detektor und das Teleskop bekannt sein. Im Falle des CAST-Experiment ist die PSF vermessen worden (Kuster et al., 2004). Die PSF, oder auch Punktbildfunktion, beeinhaltet Effekte der Linsenfehler und Beugung, sowie andere Abbildungsfehler des optischen Systems auf das Ausgangsbild und stellt ein Maß für die Änderung der Intensitätsverteilung dar. 3.2 Berechnung des theoretischen Axionenflusses Ein weiteres Ziel dieser Arbeit ist die Bestimmung des erwarteten (theoretischen) Axionenflusses von astronomischen Objekten bzw. Sternen. Dies kann unter anderem zur Bestimmung einer oberen Grenze für die Axion-Photon-Kopplungskonstante g aγγ im Rahmen der Beobachtungen mit dem CAST-Experiment benutzt werden. Im Folgenden werden vorhandene Rech- 17 nungen für den solaren Axionenfluss für andere Sterne modifiziert und angewendet. Dazu ist es notwendig die Physik in den Sternen im Hinblick auf Nambu-Goldstone-Bosonen zu identifizieren und in die Rechnungen einzubeziehen und zu beachten. Gleichzeitig wird gefordert, dass frühere Ergebnisse anderer Autoren (im Grenzfall) mit den hier vorgestellten Rechnungen identisch sind, was ein umfangreiches Evaluieren und Vergleichen mit bisherigen Modellen nach sich zieht. 3.2.1 Numerische Modellierung Ausgangspunkt war dabei die numerische Behandlung des Axionenflusses der Sonne im Rahmen der eigentlichen Datenaufnahme des CAST-Experiments. Dabei werden die Kalkulation nach Serpico & Raffelt (2005) und die Daten aus dem Sonnenmodell BS05(AGS,OP) von Bahcall und Pinsonneault (z.B. Bahcall et al., 2005) genutzt. Für die Übergangsrate eines Photons der Energie E in ein Axion derselben Energie über den Primakoff-Effekt gilt nach Raffelt (1986) 2 g aγγ T κ2s κ2s 4E 2 1+ (3.3) log 1 + 2 − 1 Γγ→a = 32π 4E 2 κs wobei T die Temperatur (aus dem Sonnenmodell bestimmbar), κs die inverse Abschirmlänge und g aγγ die Axionenkopplungskonstante für Photonen ist. Vereinfachend wird dabei angenommen, dass der Übergang Axion-Photon in einem nicht-entarteten Medium stattfindet und das Axion direkt in ein Photon derselben Energie übergeht, also unter Vernachlässigung von Stößen oder anderen kinetischen Prozessen konvertiert. Andere Wechselwirkungsterme für Axionen z.B. mit Elektronen Laee werden für die weiteren Rechnungen als nicht relevant angenommen. Die Abschirmlänge κ−1 s stellt in Gl. (3.3) eine charakteristische Länge für die Abschirmung der Ladungen gegeneinander in einem Plasma dar. Ionen und Elektronen werden durch umgebende Ladungen relativ zu ihrer Position polarisiert und dadurch entsteht eine effektive Ladung. Diese effektive Ladung schirmt die eigentlichen Ladungen der Ionen und Elektronen gegen andere Quellen im Plasma ab. Für die Sonne und andere Sterne wird die inverse quadratische Cooper-De Witt-Abschirmlänge (Meister, 1981) λ1 e 2 2 κs,CW = (ne Θe + ni Θi ) , mit (3.4) ε0 Θj = f− 1 (λ1 µ j )/ f 1 (λ1 µ j ), 2 2 (3.5) λ1 = T −1 Lagrange’scher Multiplikator und f k (x) der Fermi-Funktion2 mit Parameter k und unter der Annahme der Quasi-Neutralität des Plasmas (ne Θe ≈ ni Θi ), benutzt. Das chemische Potenzial µ j wird dabei nach der Approximation von Zimmermann (1988) zu µ j (n j , T ) T µ j (n j , T ) T = ln y j + 0.3536 y j − .0495 y 2j + 0.000125 y 3j für y j < 5.5 = 1.209 y j3 − 0.6803 y j 2 − 32 − 0.85 y −2 j für y j ≥ 5.5 , (3.6) (3.7) abgeschätzt, wobei die Variable y j nach y j := n j Λ3j /(2s j + 1) mit der thermischen Wellenlänge Λ j und der Teilchendichte n j der Teilchensorte j definiert ist. Im Gegensatz zur so genannten Debye-Hückel-Näherung kommt in Gl. (3.4) die quantenmechanische Entartung bei tiefen Temperaturen und/oder hohen Dichten zum Ausdruck, so wird z.B. bei steigender Dichte die Abschirmung im Plasma teilweise aufgehoben. Im klassischen Grenzfall geht die Abschirmlänge in der Form von Cooper und De Witt rCW = κ−1 s,CW in die Debye-Hückel-Abschirmlänge rDH = κ−1 s,DH und für T → 0 in die so genannte Thomas-Fermi-Abschirmlänge rTF über. Desweiteren wird ein exemplarischer Vergleich mit der inversen quadratischen Abschirmlänge in Deybe-Hückel-Approximation, die bisher in Rechnungen zum solaren Axionen-Fluss benutzt wurde, X 4πα 8πne e2 2 2 κs,DH = ne + Zj nj ÷ (3.8) T T j worin ne die Elektronendichte bezeichnet, mit der inversen Cooper-De Witt-Abschirmlänge gemacht. Beim Vergleich der beiden Abschirmlängen ergeben sich keinerlei signifikante Abweichungen von bisherigen Berechnungen für den Axionenfluss von der Sonne für das Standard-Sonnenmodell. Die Entartung der einzelnen Konstituenten, Elektronen und Ionen, wird nach Gl. (3.4) durch die hohen Temperaturen und Dichten im Kern der Sonne aufgehoben, da unter der Annahme3 2 3 Die Fermi-Funktion f k (x) ist nach f k (x) := 1 Γ(k+1) R∞ 0 dt t exp (t−x)+1 mit x ∈ R in allgemeinster Form definiert. Bei tiefen Temperaturen entspricht das chemische Potenzial per definitionem ungefähr der Fermi-Energie. Aus der Konstanz der Fermi-Energie kann dann auf die ungefähre Konstanz des chemischen Potenzials bei nicht zu großen Temperaturen geschlossen werden. 18 0.0 0.0 −0.5 −0.5 ∆κ / κCW × 10−12 ∆κ / κCW × 10−12 ¦ © λ1 →0 T →∞ µ j ÷ const. das Argument λ1 µ j ÷ λ1 · const. −−−→ 0 strebt und damit das Fermi-Integral f k (λ1 ) −−→ 0 ∀k ∈ − 12 , 12 geht und die Entartung der Elektronen Θe → 0 teilweise aufgehoben wird; erst bei niedrigen Temperaturen und Dichten, also im Außenbereich der Sonne, sind Abweichungen zwischen quantenmechanischer Behandlung und Debye-HückelApproximation erkennbar. Für den Vergleich des Axionen-Flusses von der Sonne zwischen beiden Abschirmlängen ergibt dies aber keinen Unterschied im Axionen-Fluss, da nur im Bereich bis zu etwa R ≈ 0.2 R Axionen in der Sonne effektiv produziert werden und der Fluss durch den kleinen Unterschied in den Abschirmlängen im Außenbereich der Sonne nicht merklich beeinflusst wird. Allerdings wird für die hier durchgeführten Berechnungen eine Photon-zu-Axion-Rate nach Gl. (3.3) angenommen; Rechnungen von T. Altherr deuten aber auf eine reduzierte Rate bei degenerierten Plasmen im Zusammenhang mit Quantenfeldtheorien bei endlichen Temperaturen hin (Altherr (1990), Raffelt (1996) und darin enthaltene Referenzen), die Entartung ist zwar explizit durch Gl. (3.4) plasmaphysikalisch berücksichtigt, aber in der Faltung des Sonnenspektrums mit der idealisierten Axionen-Photonen-Übergangsrate Γγ→a geht die Entartung des Mediums teilchenphysikalisch nicht ein. −1.0 −1.5 0.0 −1.0 −1.5 0.2 0.4 0.6 0.8 106 1.0 107 r (a) Radiusabhängigkeit der Abweichungen 108 109 ne [eV3] 1010 1011 1012 (b) Elektronendichteabhängigkeit der Abweichungen Abbildung 3.4: Vergleich der inversen Debye-Hückel-Abschirmlänge κDH und der inversen Cooper-De Witt-Abschirmlänge κCW im Sonnenmodell BS05(AGS,OP). Aufgetragen sind die relativen Abweichungen ∆κ · κ−1 s,CW mit ∆κ := κs,CW − κs,DH gegen die dimensionslose Radialkoordinate r bzw. gegen die Elektrondichte ne . Der gesamte axionische Fluss Φa von einem Stern im mittleren Abstand D⊕ von der Erde ist nach Serpico & Raffelt (2005) zu Z1 Z∞ Φa = 2π d E ϕa (r, E) dr r (3.9) ωp 0 gegeben mit r := R/R und ϕa (r, E) := R3 1 Z 2 2π3 D⊕ r ds p s s2 − r2 Ek f B Γγ→a , (3.10) −1 wobei f B = exp (E/T ) − 1 die Bose-Einstein-Verteilungsfunktion der thermischen Photonen im Sternen-Plasma, k der Wellenvektor, E die Energie, und R der Radius des Sterns ist. Dies entspricht einer Faltung der Photonen-zu-AxionKonversionsrate mit dem Schwarzkörperspektrum des Sterns. Die Plasmafrequenz der Photonen ω P ist dabei durch ω2p = 4παne me (3.11) definiert und spielt eine entscheidende Rolle bei der Integration über die Energie, da unterhalb einer charakteristischen Plasmafrequenz in Abhängigkeit vom Radius kein Axionen-Fluss vom Stern resultiert bzw. die gemachten Approximationen z.B. in Gl. (3.3) an Gültigkeit verlieren (z.B. stimmt dann bei der Photonen-Axionen-Konversion die Energie der 19 beiden Partner nicht mehr überein oder bei hohen Energien sind Rückstoßeffekte zu berücksichtigen). Der differentielle Axionen-Fluss auf der Erde ist zu Z1 R3 dΦa = d r r 2 E k f B Γγ→a (3.12) 2 dE 2π2 D⊕ 0 gegeben, woraus sich durch Integration über die Energie der gesamte axionische Fluss von dem Stern berechnen lässt. Insgesamt wird der axionische Fluss durch Hintereinanderausführung des Trapez-Verfahrens zur Berechnung der Integrale bestimmt. Die Stützstellen zur Integration sind dabei durch die Anzahl der Gitterpunkte des Sternmodells und deren Abstände untereinander bestimmt; auf eine lineare Interpolation zwischen den Punkten wird aufgrund von möglichen numerischen Fehlern bewusst verzichtet. Als Kontrolle und zur Abschätzung der numerischen Integrations-Fehler aufgrund des verwendeten Trapez-Algorithmus wurde exemplarisch das Integral in Mathematica, sowie mit einem (diskreten) Monte-Carlo-Integrationsverfahren berechnet. Als Resultat erhalten wir den Axionenfluss Φa der Sonne zu 2 Φa = 4.7842 × 1011 g10 c m−2 s−1 (3.13) wobei die “reduzierte” Kopplungskonstante g10 nach g10 := g aγγ /(1010 G eV) mit g aγγ = 1 × 1010 G eV eingeführt wird. Im Gegensatz zu Serpico & Raffelt (2005) erhalten wir damit eine um 20% höhere maximale solare Axionen-Oberflächenluminosität ϕa (r, E). Der gesamte solare Axionenfluss liegt deswegen um etwa 22% höher als bei Serpico und Raffelt (deren Ergebnis: 11 2 −2 −1 max ΦSR s ), was allerdings immer noch durch unterschiedliche Modell-Ansätze und Approxia = 3.7528 × 10 g 10 cm mationen, sowie numerische Fehler4 konsistent erklärbar ist. 190.2 12 158.5 10 126.8 8 95.1 6 63.4 4 31.7 2 20 1 Flux 0.0 150 100 50 Flux 0 200 ϕa [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] Energy [keV] 14 10 0 0.00 0.05 0.10 0.15 r 0.20 0 0.25 0 (a) Numerisch berechneter Oberflächen-Axionen-Fluss für die Sonne 2 −1 ϕa (r, E) in 1010 g10 s c m−2 keV−1 pro solarer Einheitssphäre. 5 10 E [keV] 15 20 (b) Numerisches Axionen-Energiespektrum von der Sonne über die Energie E und für verschiedene Werte der dimensionslosen radialen Koordinate r (von oben nach unten: r = 0.015, r = 0.0515, r = 0.1015, r = 0.1515, r = 0.2015, r = 0.2515, r = 0.3015, r = 0.3515 und r = 0.4015). Abbildung 3.5: Berechneter Axionenfluss von der Sonne. Zugrundegelegt wurde dabei die (in sehr guter Näherung) alleinige Kopplung der Axionen an Photonen über den Primakoff-Effekt in der Sonne. Zur Abschätzung der Parameter-Abhängigkeit des Axionenflusses von den numerischen Sternmodellen werden jeweils Eingangsparameter des Modells A(~r) in der Axionenfluss-Rechnung durch effektive Eingangsparameter Aeff (~r) = c · A(~r) (3.14) mit c ∈ {80%, 90%, 110%, 120%} ersetzt und die Axionen-Oberflächen-Luminosität ϕa (r, E) berechnet und mit den unveränderten Eingangsparametern verglichen. Für z.B. die Temperatur (A ≡ T ) erhält man damit eine etwa doppelt so 4 Der numerische Fehler wird für den durch den so genannten zentralen Differenzenquotienten auf dem durch das Sternmodell Gesamt-Fluss bestimmten Gitter nach D0j := 21 D+j + D−j abgeschätzt, indem dieser auf den integralen Axionenfluss angewandt wird und man anschließend die so erhaltene Funktion mit dem differentiellen Axionenfluss vergleicht. Dabei etwaig auftretende Abweichungen sind als numerischer Fehler angesehen worden. 20 dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 12 10 8 6 4 2 0 0 5 10 E [keV] 15 20 Abbildung 3.6: Differentieller Axionen-Fluss von der Sonne auf der Erde für das SSM BS05(AGS,OP) (durchgezogene Linie) und zum Vergleich der eines ZAMS-Stern mit einer Sonnenmasse MZAMS = 1.0 M (gestrichelt) (siehe für Definition weiter unten). hohe maximale Axionen-Oberflächenluminosität für Teff (~r) = 1.2 · T (~r) oder für eine um 20% höhere Elektronendichte eff neff e (r) = 1.2 · ne (r) liegt das Maximum von ϕa (r, E) um etwa 6% im Vergleich zu ne (r) = ne (r) höher. Dies deckt sich mit den Erwartungen aus den Gln. (3.9), (3.4) und (3.3); der Axionenfluss ist - als Faltung aus Übergangsrate und Spektrum der Photonen - von der Temperatur- und damit auch Energie-Verteilung der Photonen abhängig. Bei höherer Elektronendichte wird die inverse Abschirmlänge κ2s größer und damit auch die Photon-zu-Axion-Konversionsrate Γγ→a ≡ Γγ→a (κ2s ), wodurch bei gleicher Verteilung der Photonen-Energien mehr Axionen produziert werden können. Um die systematische Unsicherheit der zugrunde-liegenden numerischen Stern-Modelle und deren Berechnung zu vergleichen, wurde das Standard-Sonnenmodell (SSM) von Bahcall, Serenelli und Pinsonneault für verschiedene Versionen (BP04 (Bahcall & Pinsonneault (2004)), BS05 (Bahcall et al. (2005)), BPS08 (Pena-Garay & Serenelli, 2008)) verwendet. Dabei wurde, soweit verfügbar, auch Modelle mit verschiedenen Opazitäten5 und chemischen Zusammensetzungen untereinander verglichen, um auch diese Einflüsse auf die solare Oberflächenluminosität bzw. den Axionen-Fluss quantifizieren zu können. In guter Näherung kann dabei nach unseren Resultaten der Einfluss des verwendeten Sonnenmodells auf den erwarteten Axionen-Fluss als gering angesehen und vernachlässigt werden, wie dies auch bereits von Serpico und Raffelt (Serpico & Raffelt, 2005) im Vergleich des SSMs von 1982 mit BP04 festgestellt wurde. Mangels präziser Daten ist eine vergleichende Betrachtung bei anderen Sternentypen nur bedingt möglich. Allerdings kann das semi-empirische Sonnenmodell BS05 (AGS,OP) mit dem theoretisch berechneten Sonnenmodell verglichen werden, um Abweichungen durch verschiedene Implementierungen und Systematik zu quantifizieren. 3.2.2 Axionenfluss von anderen Sternen Für andere Sternentypen wird jeweils ein typischer Vertreter der Stern-Spektralklassen entlang der Hauptreihe (HR) untersucht. Ausgangspunkt sind hierfür die Zero-Age Main Sequence (ZAMS)-Sterne6 , also Sterne mit einsetzender Kernfusion auf der Hauptreihe und homogener Zusammensetzung. Durch die Position auf der Hauptreihe und die nichtvorhandene Zeitevolution der Sterne sind die Elementhäufigkeiten überwiegend von Wasserstoff (1 H) und Helium-4 (4 He) bestimmt, wobei bereits in den Modellen in kleinen Teilen CN-Brennen eingesetzt hat und dadurch auch andere Elemente in diesen Modellrechnungen in geringen (für weitere Rechnungen als vernachlässigbar angenommenen) Mengen vorkommen. Als Datengrundlage für die ZAMS-Sterne wird auf Modell-Rechnungen von A. Weiss (A. Weiss, priv. Kom5 6 mittlerer Massenabsorptionskoeffizient; hier: BS05(AGS), BS05(AGS,OP), BP98(GS),BS05(AGS,OPAL) dt. Alter-Null-Hauptreihensterne 21 munikation) zurückgegriffen. Für jeweils 0.8 − 50.0 M Sonnenmassen wurde ein ZAMS-Stern untersucht und insbesondere die Resultate für MZAMS = 1.00 M mit dem (von der Alter 0-Hauptreihe zeitentwickelten) Standard-Sonnenmodell verglichen. Für Vergleichs- und Evaluationszwecke wird der jeweilige ZAMS-Stern anstelle der Sonne gesetzt und der Axionenfluss bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tab. (3.1) zusammengefasst. Tabelle 3.1: Axionischer Fluss Φa für verschiedene ZAMS-Modelle und Standard-Sonnenmodelle. Zu Vergleichszwecken beziehen sich alle Angaben auf eine Entfernung von D⊕ = 1 AU. Der maximale differentielle Axionenfluss max E (dΦa /d E) 2 sowie die maximale Axionen-Oberflächenluminosität max (ϕa ) sind in Einheiten von 1010 g10 cm−2 s−1 keV−1 aufgetragen. 33 Die solare Luminosität wird zu L := 3.8418 × 10 erg angenommen. ZAMS-Modelle M /M 0.8 1.0 1.3 1.5 2.5 3.0 4.0 5.0 7.0 10.0 15.0 20.0 30.0 40.0 50.0 max(ϕa (r, E)) 31.44 100.42 386.22 751.47 3121.24 4702.63 8577.6 13328.78 24727.06 56038.97 108439.74 164854.69 312115.25 486292.97 684622.62 2 φa 1011 g10 cm−2 s−1 1.47 3.88 10.94 18.15 89.75 150.88 329.91 591.90 1364.69 4729.53 11275.9 19123.0 41161.3 67833.7 97758.5 max E ( d Ea ) 3.88 9.01 22.70 36.06 158.74 257.35 531.39 910.27 1960.61 5515.97 12237.6 20118.8 40641.3 64476.8 90535.1 Ref. Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) GARSTEC Sonnen-Modelle GARSTEC(AGS05) GARSTEC(GN93) 171.82 188.52 4.55 5.09 9.85 10.84 Weiss & Schlattl (2008) Weiss & Schlattl (2008) Standard Sonnen-Modelle Bezeichnung BS05(AGS,OP) BS05(AGS) BPS08(GS) BP04 max(ϕa (r, E)) 179.51 186.58 178.53 185.47 2 φa 1011 g10 cm−2 s−1 4.79 5.04 4.79 5.04 max ( d Ea ) 10.25 10.71 10.25 10.73 dΦ dΦ Ref. Bahcall et al. (2005) Bahcall et al. (2005) Pena-Garay & Serenelli (2008) Bahcall & Pinsonneault (2004) Um eine Validation der zugrunde-liegenden plasma-physikalischen Rechnungen zu erreichen, werden die ZAMS-Sterne hinsichtlich ihrer Entartung (ideal/entartet) und “Geschwindigkeit” der Teilchen (klassisch/relativistisch) analysiert und zu diesem Zweck in ein ne − T -Diagramm (Abb. (3.2.2)) eingetragen. Die ZAMS-Sterne können demnach als klassischideales Plasma aufgefasst werden; die oben entwickelten Rechnungen behalten also auch für ZAMS-Sterne ihre Gültigkeit und die Photon-zu-Axion-Konversionsrate kann im bestehenden Grenzfall wie in Gl. (3.3) formuliert werden. Beim Vergleich des ZAMS- MZAMS = 1.0 M -Modells mit dem SSM BS05(AGS,OP) ergeben sich Unterschiede in AxionenFluss und -Spektrum, die auf die nicht-entwickelten Sternmodelle der Alter-0-Hauptreihen-Sterne und deren homogene Zusammensetzung zurückzuführen sind. Um nochmals diese Unsicherheiten und Variationen auf unser Ergebnis zu minimieren und abschätzen zu können, wurden von A. Weiss (priv. Kommunikation) zeitentwickelte Sonnenmodelle ausgehend von den ZAMS-Modellen unter Verwendung des GARSTEC-Codes berechnet und zur Verfügung gestellt. Vergleicht man die durch diese Modelle mit einer Sonnenmasse M = 1.00 und mit den Opazitäten AGS05 und GN93 mit dem Standard-Sonennmodell SSM BS05(AGS,OP) errechneten Flüsse, so ergibt sich keinerlei signifikante Abweichung im Axionenfluss bzw -spektrum. Lediglich kleine Abweichungen sind durch die unterschiedlichen Modellrechnungen oder die numerische Behandlung der Modellierung der einzelnen Autoren bedingt und werden an dieser Stelle nicht weiter diskutiert. Insbesondere für verschiedene Elementhäufigkeiten ergeben sich bereits Variationen im Sonnenmodell von etwa 10% ( siehe z.B. Serenelli et al., 2009, für Häufigkeiten nach Asplund et. al. (2009) und Grevess & Sauval (1998)), die den Axionenfluss im 5 − 10 %-Bereich ändern und deshalb als systematischer Fehler in unserem Modell angesehen 22 1012 1010 106 Relativistical plasma Classical ideal plasma T [K] εF=kB Te 106 102 100 104 Degenerated Ideal Plasma ne ⋅ r3S,DH=1 102 0 T [eV] 104 108 Non−Ideal Plasma Weakly Ionized Plasma 10 100 105 10−2 εF=εC 10−4 1010 1015 1020 ne [cm−3] 1025 1030 1035 Abbildung 3.7: Übersicht über verschiedene Plasma-Bereiche und die in der ne − T -Ebene befindlichen modellierten ZAMS-Sterne (durchgezogene Linien) und dem SSM BS05(AGS,OP) (gestrichelt).Aufgetragen sind von rechts nach links ZAMS-Sternmassen von 0.8 M (gelb), 1.0 M (hellgrün) über M = 3.0 M , M = 10.0 M , M = 30.0 M bis zu M = 50.0 M (violett). Wie zu erkennen ist, können die ZAMS-Sterne klassisch-ideal plasmaphysikalisch behandelt werden. Tabelle 3.2: Vergleich zwischen den GARSTEC-Sonnenmodellen und den Standard Sonnemodellen. Bezeichnung GARSTEC Sonnenmodell(AGS05) BS05(AGS,OP) Axionenfluss Φa [1011 cm−2 s−1 ] 4.55327 5.03604 Verhältnis der Flüsse ΦGa /ΦBS a = 90.414% werden können. Nach getätigten Abschätzungen von A. Weiss (private Kommunikation), G. Raffelt und T. Altherr (beide: Raffelt, 1996) beträgt der Unterschied zwischen entlang der Hauptreihe zeitentwickelten und ZAMS-Stern-Modellen etwa bis 20%, ist also im Rahmen der hier gefordeten Genauigkeit7 mit den nicht-zeitentwickelten ZAMS-Modellen in grober Näherung identisch. Für massereiche Sterne M ≥ 3 M erfolgt die Entartung erst sehr spät gegen Ende der Hauptreihe und die Ergebnisse für nichtentartete Sterne sollten (fast) identisch mit diesen Sternen sein; die Beobachtungswahrscheinlichkeit nimmt aber für diese Sterne ab, da die Lebensdauer T ∝ 1/M ist. Um den gesamten Axionenfluss von galaktischen Objekten berechnen zu können, werden als Grundlage die bekannten Sterne aus dem All Sky-Katalog (Kharchenko, 2001) bezüglich ihrer Position, Spektralklasse und Entfernung ermittelt und für jeden dieser Sterne entsprechend ihrer tabellierten Spektralklasse der axionische Fluss eingesetzt. Diese so gewonnenen “Einzel”-Axionenflüsse werden für die galaktische Ebene aufintegriert, um den gesamten Fluss für einen Bereich in galaktischen Koordinaten angeben zu können. In Tab. (3.3) sind zur Übersicht Charakteristika des Sternkataloges aufgelistet, eine Verteilung der Sternentfernung und der Spektralklassen in der galaktischen Ebene ist in Abb. (3.9) zu finden. Für die Bestimmung von stellaren Axionenflüssen werden die Sterne aufgrund der tabellierten Spektralklasse, Entferung und absoluten Magnitude hinsichtlich ihrer Position in einem so genannten Hertzsprung-Russel-Diagramm (HRD) iden- 7 Die Genauigkeit ist allein durch die Photon-Axion-Übergangsrate auf etwa 15% eingeschränkt, wobei für die Gesamt-Abschätzung noch andere Effekte mitbeachtet werden müssen. 23 1.0 M=3.0 MSun dΦ / dE × 105 dΦ / dE [ 1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 250 200 M=2.5 MSun 150 M=50.0 MSun 0.8 M=40.0 MSun 0.6 0.4 M=30.0 MSun 0.2 M=20.0 MSun M=10.0 MSun 0.0 0 5 100 50 10 15 20 E [keV] 25 30 M=1.5 MSun M=1.0 MSun 0 0 5 10 E [keV] 15 20 Abbildung 3.8: Übersicht über die verschiedenen differentiellen Axion-Fluss-Spektren für verschiedene ZAMS-Modelle (durchgezogen) und zum Vergleich der differentielle Axionenfluss nach dem SSM BS05(AGS,OP) (gestrichelt). Auf der 2 y-Achse des kleineren Graphs sind die Werte in Einheiten von 1015 g10 c m−2 s−1 keV−1 aufgetragen. tifziert, um eine (grobe) Zuordnung der bereits berechneten ZAMS-Modelle mit reellen Sternen zu erhalten. Bei einem Hertzsprung-Russel-Diagramm ist dabei der Farbindex B − V gegen die absolute Magnitude MV im V -Band nach r m x − M x = 5 − 5 log , (3.15) pc aufgetragen, wobei hierin m x die scheinbare Magnitude des Sterns im jeweiligen Band x bei Beobachtung von der Erde angibt. Da nur Modelle für Hauptreihensterne bzw. ZAMS-Sternen zur theoretischen Berechnung des Axionenflusses zur Verfügung standen, werden auch nur Sterne von der Hauptreihe aus dem Katalog ausgewählt. Dies geschieht durch die Identifikation der Position der Sterne im HRD. Als auf der Hauptreihe befindlich werden dabei vereinfachend alle Sterne angenommen, die zwischen zwei Geraden hi , i = 1, 2 h1 (u) := 7 · (u − 1.9) + 16 h2 (u) := 9 · (u − 1.9) + 12 , wobei u ≡ B − V , im Hertzsprung-Russel-Diagramm eingeschlossen liegen. Als weitere Bedingung werden Sterne mit bekannten relativen Mess-Fehlern kleiner/gleich 15% in den Daten ausgewählt, um dadurch die Folgefehler in der Berechnung der Spektralklasse und Position im Hertzsprung-Russel-Diagramm zu minimieren. Es wird dazu nach Parallaxenfehler ∆p/p ≤ 0.15, Fehlern in der Magnitude im B -Filter ∆B/B ≤ 0.15 und relativen Abweichungen in der Magnitude im V -Filter ∆V /V ≤ 0.15 aus dem Sternen-Katalog gefiltert. Um nicht für jeden Stern den Fluss ausrechnen zu müssen, wird approximativ der Axionenfluss den einzelnen Spektralklassen nach der Zuordnungsvorschrift 24 Spektralklasse O B A F G K M 7→ 7 → 7 → 7 → 7 → 7 → 7 → Zugeordnetes Axionenfluss-Modell MZAMS,O = 15.0 M MZAMS,B = 7.0 M MZAMS,A = 3.0 M MZAMS,F = 1.5 M BS05(AGS,OP) MZAMS,K = 0.8 M MZAMS,M = 0.5 M 1 := 1 eV−1 zugeordnet. Der Axionenfluss für das entsprechende Sternmodell wird dabei auf eine Entfernung von D⊕ normiert. Als nächster Schritt werden alle zugeordneten Axionenflüsse nach Gl. (3.9) mit der inversen Entfernung des Sterns multipliziert −2 d d 1 , Φ a D⊕ = D⊕ · Φa D⊕ = D⊕ (3.16) um den resultierenden Axionenfluss auf der Erde zu erhalten, wobei der Abstand Erde - Stern aus der gemessenen Parallaxe p des Sternkatalogs nach d = 1 AU · cot p bestimmt wird. Damit der gesamte Axionenfluss in der galaktische Ebene aufgetragen werden kann, wird für jeden Stern aus der gefilterten Stern-Datenbank ein Datenpunkt (α, δ, Φa ) ermittelt und farbkodiert visualisiert (Abb. (3.12)). Als Resultat erhält man den Axionenfluss über die galaktische Ebene für die Erde von bekannten Sternen. In dieser “Karte” sind allerdings exotische Objekte, wie weiße Zwerge oder vollständig relativistische oder entartete Sterne nicht berücksichtigt, was ausgehend vom resultierenden Axionenfluss das Aussehen der Axionenfluss-Verteilung entscheidend ändern kann, aber mit den hier gemachten Annahmen und Approximationen nicht vorhersagbar ist. Das Maximum im Axionenfluss von den verwendeten Sternen auf der Erde ist mit 2 max Φstellar,catalogue = 303.43 g10 cm−2 s−1 a und einem gemittelten Axionenfluss 2 Φ̄stellar,catalogue = 0.0937 g10 cm−2 s−1 a (3.17) aus den Stern-Entfernungen berechnet worden. Im Vergleich zur Sonne ist dabei die Quellstärke zwar gering, könnte aber durch Berücksichtigung weiterer, stärkerer Axionenquellen signifikant erhöht werden. Zum Beispiel könnte durch die Konversion von Photonen in galaktischen Magnetfeldern durch den Primakoff-Effekt eine weitere Komponente im Fluss von Axionen zur Erde entstehen (Raffelt, 1986) und die ankommende Axionzahl auf der Erde weiter steigern, wobei eine diffuse Axionen-Komponente auf der Erde entstehen kann. Bei Auswertungen, in denen das oben entwickelte Schemata zum Einsatz kommt, muss beachtet werden, dass die hier präsentierten Resultate unabhängig von der Beobachtungsmethode sind. Die Messdaten enthalten jedoch charakteristische Muster des aufnehmenden Instruments, deshalb muss für Auswertungen für ein spezifisches Experiment dessen Charakteristika bei der Auswertung beachtet werden bzw. für theoretische Kalkualtionen herausgerechnet werden. Für die “Beobachtungen” der Axionen aus stellaren Quellen müssen daher das Gesichtsfeld sowie instrumentenspezifische Abbildungs-, Abberations- und andere Fehler in weitergehenden Auswertungen berücksichtigt werden. Dies kann zum Einen durch das Binen der astronomischen Orts-Koordinaten der Sterne in ein Histogramm mit der Abmessung des Gesichtsfelds als Binbreite und zum Anderen durch eine Faltung des gewonnen Spektrums mit der so genannten PointSpread-Function (PSF) des Instruments bzw. mit der Detektor-Response bewerkstelligt werden. Tabelle 3.3: Einige Eigenschaften des verwendeten All Sky-Sternkatalogs. Einträge insgesamt Spektralklasse bekannt: Spektralklasse “O” Spektralklasse “B” Spektralklasse “A” Spektralklasse “F” Spektralklasse “G” Spektralklasse “K” Spektralklasse “M” Entfernung bekannt: 2501313 363727 4621 20476 64569 81371 71907 109404 11379 348708 Betrachtet man die insgesamt resultierenden Axionenflüsse im Hinblick auf ihre Position und Entfernung zur Erde, so 25 stellt man fest, dass besonders in dem Bereich des galaktischen Zentrums besonders viele Axionen entstehen. Dies ist plausibel, da zum Einen in diesem Gebiet die Sterndichte und damit die Anzahl starker Axionenquellen, also Sterne mit Spektralklasse “O” oder “B”, sehr hoch ist, da diese dort permanent gebildet werden und zum Anderen überwiegend astronomische Beobachtungen in Katalogen für diese Richtung und in der näheren Umgebung gemacht werden; es ist schwerer einen weit entfernten dunklen Stern zu entdecken als das helle galaktische Zentrum mit seinen vielen Sterne zu betrachten, da wir in die Ebene hineinschauen. Zudem können auf dieser Karte astronomische Objekte und Strukturen im “Axionen-Licht” erkannt werden, was es vielleicht in absehbarer Zeit möglich macht, Axionen von dort durch Ausrichtung von Axionen-Teleskopen auf diese Punkte nachzuweisen. Abbildung 3.9: Übersicht über die Verteilung der Entferung der Sterne von der Erde in der galaktischen Ebene für den verwendeten Sternkatalog. Abbildung 3.10: Übersicht über die Verteilung der Spektralklassen in der galaktische Ebene für den verwendeten Sternkatalog. 26 Abbildung 3.11: Übersicht über Sterne aus dem verwendeten Sternkatalog im Hertzsprung-Russel-Diagramm bei bekannter Parallaxe, scheinbarer Helligkeit und Spektralklasse. Farbkodiert sind die Spektralklassen der Sterne dargestellt. Sterne zwischen den zwei eingezeichneten Geraden werden als auf der Hauptreihe-liegend angenommen. Abbildung 3.12: Theoretischer Axionenfluss von den bekannten Sternen in der galaktischen Ebene. Farbkodiert ist dabei 2 die Anzahl der Axionen in Einheiten von g10 cm−2 s−1 aufgetragen. 27 4 Zusammenfassung und Ausblick In dieser Arbeit wurde ein Konzept zur Auswertung von Hintergrunddaten des CERN Axion Solar Telescopes für das Jahr 2004 präsentiert. Allgemein konnte ein Schema erarbeitet werden, dass es grundsätzlich erlaubt, stellare Axionenquellen mithilfe erdgebundener Instrumente zu beobachten und in bestehende Auswertungsmethoden zu integrieren. Am Beispiel des CERN Axion Solar Telescope und dessen pn-CCD-Detektor wurde dazu ein Auswerteprogramm entwickelt, welches es erlaubt die Blickrichtung des Detektors in galaktischen Koordinaten festzustellen. Dazu wurde, soweit verfügbar, auf bestehende Standards zurückgegriffen. Identifiziert man alle beobachteten Position für ein Jahr, hier das Jahr 2004, so erhält man die Abdeckung der galaktischen Ebene, woraus es anschließend gilt die Beobachtungszeit für jeweils ein Objekt und Pixel auf der CCD-Kamera zu bestimmen. Da nur Daten in horizontalen bzw. durch Umrechnung in äquatorialen und galaktischen Koordinatensystemen zur Verfügung standen, wird das so genannte World-Coordinate-System genutzt, um von diesen Positionsangaben für jeden Zeitpunkt auf Pixel-Koordinaten des CCD-Chips zurückrechnen zu können. Für das World-Coordinate-System müssen dazu so genannte “Keywords” (Schlüsselwörter) definiert werden, die als Parameter bei der Umtransformation zwischen den beiden Koordinatensystemen dienen. Als Referenzwert der astronomischen Koordinaten wurde für ein zusammenhängendes Messzeit-Interval mithilfe der NOVAS-Bibliothek die Position der Sonne berechnet und dem World-Coordinate-System als Parameter übergeben. Die bei der Positionsberechnung auftretenden Abweichungen sind gemittelt zu etwa ∆rNOVAS = 2 arcmin in Äquatorialkoordinaten bestimmt worden. Für weitere Auswertungen muss hier nur die individuelle Beobachtungs- und Integrationszeit der abgedeckten Objekte pro Pixel bestimmt werden. Für die Berechnung der Integrationszeit muss für den CCD-Detektor neben der Abdeckung von galaktischen Objekten und deren Beobachtungszeit auch der theoretische Fluss von den beobachteten Quellen bekannt sein. Dazu wurden theoretische Rechnungen für den Axionenfluss von stellaren Objekten angestellt. Ausgehend von Rechnungen von Serpico & Raffelt (2005) wird deren Rechnung für den solaren Axionenfluss auf andere Sterne verallgemeinert. Neben den Standardsonnenmodellen werden Sternstrukturrechnungen von A. Weiss für so genannte ZAMS-Sterne genutzt, um den stellaren Axionen-Fluss und dessen Energiespektrum berechnen zu können. Plasmaphysikalisch wurden die bisherigen Rechnungen modifiziert; in den Rechnungen werden nun explizit entartete Plasmen durch die Cooper-De Witt-Abschirmlänge berücksichtigt. Im Vergleich mit den Sonnenmodellen und den ZAMS-Sternen treten allerdings (fast) keine Abweichungen im Bezug zu Rechnungen unter der Annahme idealer Plasmen auf. Vergleicht man hingegen ein ZAMS-Modell der Sonne mit aktuellen Sonnenmodellen so gibt es Abweichungen, die durch die unterschiedliche chemische Zusammensetzung des ZAMS-Stern entstehen. Nach Abschätzungen sollte dies aber bis zu sehr späten Entwicklungszeiten nur einen Unterschied bis zu 20% im Axionenfluss machen; allerdings konnte dies nicht überprüft werden, da keine zeitentwickelten Modelle zur Verfügung standen. Hier könnte mit zeitentwickelten Modellen der Axionenfluss für verschiedene Sternentypen berechnet werden. Nach Resultaten von T. Altherr und Anderen muss auch überprüft werden, ob die teilchenphysikalischen Annahmen in der Rechnung für entartete und/oder relativistische Bereiche gelten. Für relativistische Plasmen muss dazu auch noch die Abschirmlänge in den Rechnungen kovariant formuliert werden. Insgesamt erhalten wir für die verschiedenen ZAMS-Modelle von M = 0.8 M bis M = 50.0 M Axionenflüsse, die für Vergleiche mit der Sonne auf deren Abstand normiert wurden. Die berechneten Ergebnisse werden in dieser Arbeit präsentiert. Da aber immer noch nicht direkt von diesen den Modellen zugeordneten Flüssen auf den theoretischen Fluss geschlossen werden kann, werden Sterne auf der Hauptreihe aus einem Sternkatalog als Datenbasis genommen, um die Verteilung des Axionenflusses in der galaktischen Ebene bestimmen zu können. Jedem Stern aus dem Katalog wird an seiner Position nach einer festen Zuordnungsvorschrift ein Axionenfluss zugeordnet. Der resultierende Axionenfluss auf der Erde von diesem Stern ist dabei um den quadrierten Abstand des Sterns erniedrigt (1/r 2 -Abhängigkeit). Als zentrales Resultat kann damit für etwa 300000 Sterne der Axionen-Fluss in der galaktischen Ebene angegeben werden. Für die Auswertung der beobachteten Daten muss der theoretisch erwartete Fluss von den beobachteten Objekten bekannt sein; davon ausgehend, könnte auf eine verbesserte obere Grenze für die Axion-Photon-Kopplungskonstanten g aγγ geschlossen werden. Im Vergleich zur Sonne, der nächsten und stärksten Axionen-Quelle in unserer Umgebung, ist der Axionenfluss aus der galaktischen Ebene sehr gering, doch könnten eventuell verbesserte Auswertemethoden und sensitivere Experimente den Fluss von entfernten stellaren Objekten nachweisen. Im Gegensatz zu reinen Helioskopen können mithilfe der hier vorgestellten Methode eine Vielzahl potentieller unterschiedlicher Axionenquellen beobachtet werden. In bisherigen Rechnungen wurden nur nicht-entartete und nicht-relativistische Objekte betrachtet, eventuell könnten bei exotischeren astronomischen Objekten viel höhere Axionenflüsse (z.B. über Axion-Elektron-Wechselwirkungen) entstehen (Chelouche et al., 2008), weshalb die Rechnungen zum Einen auf andere Wechselwirkungen der Axionen mit Materie verallgemeinert werden sollte und zum Anderen könnten Photonen in galaktischen Magnetfeldern in Axionen durch den 28 Primakoff-Effekt konvertiert werden, weshalb hierzu Modelle im Hinblick auf den stellaren Axionenfluss betrachtet werden sollten. Die hier vorgestellte Auswertung erlaubt es zusätzlichen wissenschaftlichen Nutzen aus den Hintergrunddaten zu ziehen und das Axion weitesgehend unabhängig von Heliophysik und Sonnenmodellen nachzuweisen versuchen. Denkbar wäre auch die Ausrichtung des CAST-Experimentes auf extrasolare Axionen-Quellen, statt einem “Solar-Tracking” würde dann ein “Stellar-Tracking” durchgeführt. Künftige Experimente könnten durch eine gesteigerte Sensitivität und geeigneter Geometrie ein Bild des Axionenflusses experimentell bestimmen, und so z.B. auch den kosmischen Axionen-Hintergrund (Sikivie, 2007) detektieren, der in Kombination mit stellaren Quellen genutzt werden könnte aus Beobachtungen eine verbesserte Sensitivität für Axionen zu ermöglichen. 29 Konventionen und Konstanten In der vorliegenden Arbeit werden alle Konstanten und Variablen kursiv gedruckt, desweiteren werden alle verwendeten Einheiten, soweit nicht explizit angegeben, im natürlichen Einheiten-System (~ = kB = c := 1) dargestellt und in normaler Schrift geschrieben. Tabelle .1: Übersicht über verwendete physikalische und astrophysikalische Konstanten und deren Definition (nach C. Amsler et al., Particle Data Group, 2008). Konstante c me e h R D⊕ Name Lichtgeschwindigkeit Masse Elektron Elementarladung Planck’sches Wirkungsquantum Sonnenradius Gemittelter Abstand Erde-Sonne (AU) Wert (SI-Einheiten) 299792458 ms−1 9.10938188 × 10−31 kg 1.602176462 × 10−19 C 6.62606876 × 10−34 Js Fehler exakt 79 ppb 39 ppb 78 ppb 6.9551 × 108 m 149597870700 m 732566 ppb 0.00200538 ppb 30 A Vergleich der verschiedenen Sternenmodelle A.1 Vergleich der verschiedenen Sonnenmodelle 100 50 0 150 100 50 0 0 2 4 6 8 E [keV] 10 12 14 200 ϕa [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 150 200 ϕa [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] ϕa [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 200 150 100 50 0 0 2 (a) BS05 (AGS) 4 6 8 E [keV] 10 12 14 150 100 50 0 0 2 (b) BS05 (AGS,OP) 4 6 8 E [keV] 10 12 14 0 2 4 (c) BPS08 (GS) 6 8 E [keV] 10 12 14 (d) BP04 Abbildung A.1: Vergleich der Axionen-Oberflächenluminosität für verschiedene Sonnenmodelle und Opazitäten. 8 6 4 2 0 12 10 8 6 4 2 0 5 10 15 E [keV] 20 25 30 10 8 6 4 2 0 0 (a) BS05 (AGS) 5 10 15 E [keV] 20 25 30 10 8 6 4 2 0 0 5 (b) BS05 (AGS,OP) 10 15 E [keV] 20 25 30 0 5 (c) BPS08 (GS) 10 15 E [keV] 20 25 30 (d) BP04 Abbildung A.2: Vergleich des Axionen-Flusses für verschiedene Sonnenmodelle und Opazitäten. 12 dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 10 dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 0 12 dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 10 dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 12 dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 12 dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] ϕa [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 200 8 6 4 2 0 10 8 6 4 2 0 0 5 10 15 E [keV] 20 (a) GARSTEC (AGS) 25 30 0 5 10 15 E [keV] 20 25 30 (b) GARSTEC (GN) Abbildung A.3: Vergleich des Axionen-Flusses für verschiedene GARSTEC-Sonnenmodelle und Opazitäten. 31 Tabelle A.1: Radien der ZAMS-Sterne und berechneter Fluss im Abstand D⊕ = 1 eV−1 im Überblick. M /M 0.8 1.0 1.3 1.5 2.5 3.0 4.0 5.0 R [1010 cm] 4.95 6.20 8.70 10.54 14.85 16.47 19.37 21.92 2 Φa [1047 × g10 cm−2 s−1 ] 0.84 2.23 6.29 10.44 51.59 86.25 189.26 340.22 M /M 7.0 10.0 15.0 20.0 30.0 40.0 50.0 R [1010 cm] 26.39 27.25 34.2 40.67 50.71 59.56 67.74 2 Φa [1047 × g10 cm−2 s−1 ] 784.41 27184.8 6481.26 10991.7 23659.1 38990.1 56190.5 A.2 Übersicht über verschiedene ausgewählte ZAMS-Sternmodelle Alle berechneten Axionen-Flüsse und -spektren werden für die ZAMS-Sterne in diesem Kapitel auf eine Entfernung von D⊕ = 1 AU normiert. Für Vergleiche mit anderen Entfernungen muss der Fluss mit (1 AU)2 ·(dZAMS )−2 multipliziert werden, wobei dZAMS der Abstand des Sterns vom Beobachtungspunkt ist. 3.0 15 M=1.0 MSun ne [× 1025 cm−3] κ2s [× 10−7 m−2] 2.5 10 M=0.8 MSun 5 M=2.5 MSun 2.0 M=0.8 MSun 1.5 1.0 0.5 M=10.0 MSun 0.0 M=2.5 MSun M=10.0 MSun M=50.0 MSun 0.2 0.4 0.6 r (a) Inverse Abschirmlänge κ2s 0.8 1.0 0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 r (b) Elektronendichte ne Abbildung A.4: Verschiedene Parameter für ausgewählte ZAMS-Sterne gegen den Radius r := R/RZAMS . Gestrichelt ist als Referenz der jeweilige Verlauf für das SSM BS05(AGS,OP) gezeigt. 32 A.2.1 ZAMS-Stern mit MZAMS = 0.8 M 2.5•1017 200 100 50 8.0•106 1.5•1017 T [K] p [dyn cm−3] ρ [g cm−3] 1.0•107 2.0•1017 150 0 0.0 1.2•107 1.0•1017 4.0•106 5.0•1016 0.2 0.4 0.6 0.8 2.0•106 0 0.0 1.0 6.0•106 0.2 r 0.4 0.6 0.8 1.0 0 0.0 r (a) Dichte gegen Radius 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 r (b) Druck gegen Radius (c) Temperatur gegen Radius Abbildung A.5: Übersicht über verschiedene Größen des ZAMS-Sterns mit MZAMS = 0.8 M . Gestrichelt sind die jeweiligen Werte des SSM BS05(AGS,OP) zum Vergleich eingetragen. dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 12 10 8 6 4 2 0 0 5 10 E [keV] 15 20 Abbildung A.6: Differentieller Axionenfluss für einen ZAMS- M = 0.8 M -Stern in der Entfernung von D⊕ = 1 AU zur Erde (gestrichelt). Die durchgezogene Linie stellt den Fluss des Referenzmodells BS05(AGS,OP) dar. 33 A.2.2 ZAMS-Stern mit MZAMS = 1.0 M 2.5•1017 200 2.0•1017 100 50 1.0•107 1.5•1017 T [K] p [dyn cm−3] ρ [g cm−3] 150 0 0.0 1.5•107 1.0•1017 5.0•106 5.0•1016 0.2 0.4 0.6 0.8 0 0.0 1.0 0.2 r 0.4 0.6 0.8 1.0 0 0.0 r (a) Dichte gegen Radius 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 r (b) Druck gegen Radius (c) Temperatur gegen Radius Abbildung A.7: Übersicht über verschiedene Größen des ZAMS-Sterns mit MZAMS = 1.0 M . Gestrichelt sind die jeweiligen Werte des SSM BS05(AGS,OP) zum Vergleich eingetragen. dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 12 10 8 6 4 2 0 0 5 10 E [keV] 15 20 Abbildung A.8: Differentieller Axionenfluss für einen ZAMS- M = 1.0 M -Stern in der Entfernung von D⊕ = 1 AU zur Erde (gestrichelt). Die durchgezogene Linie stellt den Fluss des Referenzmodells BS05(AGS,OP) dar. 34 A.2.3 ZAMS-Stern mit MZAMS = 5.0 M p [dyn cm−3] ρ [g cm−3] 150 100 50 0 0.0 2.5•1017 2.5•107 2.0•1017 2.0•107 1.5•1017 1.5•107 T [K] 200 1.0•1017 5.0•1016 0.2 0.4 0.6 0.8 5.0•106 0 0.0 1.0 1.0•107 0.2 r 0.4 0.6 0.8 1.0 0 0.0 r (a) Dichte gegen Radius (b) Druck gegen Radius 0.2 0.4 0.6 r 0.8 1.0 1.2 (c) Temperatur gegen Radius Abbildung A.9: Übersicht über verschiedene Größen des ZAMS-Sterns mit MZAMS = 5.0 M . Gestrichelt sind die jeweiligen Werte des SSM BS05(AGS,OP) zum Vergleich eingetragen. dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 1000 800 600 400 200 0 0 5 10 E [keV] 15 20 Abbildung A.10: Differentieller Axionenfluss für einen ZAMS- M = 5.0 M -Stern in der Entfernung von D⊕ = 1 AU zur Erde (gestrichelt). Die durchgezogene Linie stellt den Fluss des Referenzmodells BS05(AGS,OP) dar. 35 A.2.4 ZAMS-Stern mit MZAMS = 10.0 M 2.5•1017 200 2.0•1017 100 50 3•107 17 1.5•10 T [K] p [dyn cm−3] ρ [g cm−3] 150 0 0.0 4•107 1.0•1017 1•107 5.0•1016 0.2 0.4 0.6 0.8 0 0.0 1.0 2•107 0.2 r 0.4 0.6 0.8 1.0 0 0.0 r (a) Dichte gegen Radius 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0 r (b) Druck gegen Radius (c) Temperatur gegen Radius Abbildung A.11: Übersicht über verschiedene Größen des ZAMS-Sterns mit MZAMS = 10.0 M . Gestrichelt sind die jeweiligen Werte des SSM BS05(AGS,OP) zum Vergleich eingetragen. dΦ/dE [1010 g210 cm−2 s−1 keV−1] 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 0 10 20 E [keV] 30 40 Abbildung A.12: Differentieller Axionenfluss für einen ZAMS- M = 10.0 M -Stern in der Entfernung von D⊕ = 1 AU zur Erde (gestrichelt). Die durchgezogene Linie stellt den Fluss des Referenzmodells BS05(AGS,OP) dar. 36 Literaturverzeichnis P. Abbon, et al. (2007). ‘The Micromegas detector of the CAST experiment’. New J. Phys. 9:170–+. T. 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Meinen Eltern will ich an dieser Stelle für ihre Unterstützung danken, ohne die es mir nicht möglich gewesen wäre, diese Arbeit zu verfassen. Diese Arbeit widme ich, in stillem Gedenken, Franziska Bender. 39